Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel Zieht Seine Bilan
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Offizielles Magazin für die Schiedsrichter im Deutschen Fußball-Bund 4/2014 Juli/August Eine deutschlandweit angelegte Untersuchung der Universität Saarbrücken hat die Erfahrungen und Erwartungen der Schiedsrichter aller Spielklassen ausgewertet. Im Bild (von links): Leif Jischkowski, Alexander Teuscher und Jörg Blume vor einem Spiel der Oberliga Hamburg. Titelthema Interview Lehrwesen Porträt Große Studie: Saison 2013/2014: Was soll man tun, Torsten Günther So sehen sich Schiedsrichter-Chef wenn sich der ist Deutschlands Deutschlands Herbert Fandel Charakter des FIFA-Referee beim Schiedsrichter zieht seine Bilanz Spiels ändert? Beachsoccer Wenn aus 80 Millionen ein Team wird. Deutschland feiert mit Bitburger. Offizieller Partner der deutschen Nationalmannschaft und ihrer Fans. Editorial Inhalt Liebe Leserinnen und Leser, Wissen und Gewissen und in Abstimmung mit möglichst vielen Kolleginnen und Kollegen die diesjährige Sommerpause bietet, bedingt treffen und möglichst transparent und nach- durch die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasi- vollziehbar kommunizieren. lien, ausreichend Zeit, die abgelaufene Spiel- zeit zu analysieren und zu verarbeiten. Dass diese Entscheidungen dennoch nicht in jedem Einzelfall auf Beifall stoßen, bedarf Zeit, welch ein kostbares Gut: Zeit, um fern- keiner näheren Erklärung. Persönliche Emp- ab vom Fußball einmal abzuschalten. Zeit, findungen und Empfindlichkeiten werden auch anderen Bereichen des Lebens jetzt unausweichlich berührt. Leistungs- und einmal den Vorrang einzuräumen. Zeit zur Altersgrenzen werden, je nach persönlicher Regeneration, Zeit zur Vorbereitung auf die Betroffenheit, unterschiedlich gesehen und kommende Spielzeit. bewertet. Zeit für Entscheidungen Titelthema Schiedsrichter unter der Lupe Herbert Fandel, Welche Ergebnisse eine bundesweite Während unsere Nationalspieler am Zucker- Vorsitzender Befragung gebracht hat 4 hut um den Weltmeistertitel kämpfen, haben des DFB- wir Zeit, um neue Kraft zu tanken. Diese Mög- Schiedsrichter- Panorama 9 lichkeit sollten wir nutzen, um den immer Ausschusses. wiederkehrenden Anforderungen in allen Gespräch Spielklassen als Unparteiische gerecht wer- Ich wünsche daher allen Obleuten und Lehr- „Erstklassige Rückrunde stellt den zu können. warten, zusammen mit ihren Ausschüssen und Kommissionen, eine ruhige und vor uns sehr zufrieden“ Allerdings ist jetzt auch die Zeit der Obleute allem glückliche Hand. Wie Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel und Lehrwarte, die zusammen mit ihren die Saison bewertet 12 Schiedsrichter-Ausschüssen und -Kommissio- *** nen die vergangene Saison aufarbeiten und Lehrwesen die Sommerlehrgänge zur Vorbereitung auf Die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien Ein Spiel und sein Charakter die neue Spielzeit organisieren. begleitet uns nun für einige Wochen. Lassen Was im DFB-Lehrbrief Nr. 55 steht 15 Sie uns dieses großartige Turnier genießen Die Sommerpause ist für sie auch eine und unserem Schiedsrichter Dr. Felix Brych Regelwerk schwierige Zeit, denn die Schiedsrichter- und seinem Team die Daumen drücken, dass Gremien müssen Personal-Entscheidungen sie mit guten und überzeugenden Spiellei- Änderungen der Regel 4 treffen, die Jahr für Jahr die Schiedsrichter tungen den weltweit hervorragenden Ruf der Welche Vorgaben es für die kommende Saison gibt 18 in unserem Land bewegen. deutschen Schiedsrichter untermauern. Regel-Test Leistungen und Perspektiven werden Ihnen allen wünsche ich eine schöne Som- Bestimmungen beim Strafstoß 19 „gemessen“ und bewertet, abgewogen und merpause. diskutiert. Die jeweilige Saisonleistung eines Analyse Unparteiischen wird unter die Lupe genom- men und in ein Gesamtkonzept eingebettet. Eine ganz besondere Tätlichkeit Am Ende gibt es Sieger und Verlierer – Auf- Ihr Was man aus den letzten Spieltagen steiger, aber auch Absteiger. der Saison lernen kann 23 Es ist daher ein Gebot der Fairness, dass die Porträt Schiedsrichter-Führungen – von der Kreis- Eine Karriere auf Sand gebaut klasse bis hin zum professionellen Fußball – Wer der erste deutsche FIFA-Schiedsrichter ihre Personal-Entscheidungen nach bestem Herbert Fandel beim Beachsoccer ist 28 Blick in die Presse 31 Aus den Verbänden 32 Vorschau 5/2014 34 Dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Allzweck-Sportartikel beigeheftet. Wir empfehlen, zur Durchsicht diesen Teil herauszunehmen. SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2014 3 Titelthema Schiedsrichter unter der Die Zahl der Schiedsrichter wird immer kleiner, Ursachenforschung ist angesagt. Deshalb möchte derD F besser kennenlernen. Und holt sich Hilfe aus der Forschung. Wer sind sie, die Schiedsrichter in Deutsch Woche für Woche, ihr Hobby auf den Plätzen der Republik? Eine aktuelle Studie ist diesen Fragen nachg ger stellt die Ergebnisse vor. ommer-Märchen 2006. Acht SJahre ist es inzwischen her, dass die Weltmeisterschaft im eigenen Land Fußball-Deutschland in ihren Bann zog. Es waren nicht nur die vielen Fans, die Fähnchen an den Autos und der Erfolg der Nationalmann- schaft, die dieses Jahr im DFB so erfolgreich machten – auch für das Schiedsrichter-Wesen war 2006 ein gutes Jahr. Damals gab es im Deut- schen Fußball-Bund noch mehr als 80.000 Schiedsrichter. Der Anlass In den vergangenen Jahren ist diese Zahl kontinuierlich gesun- ken, 2013 waren es nicht einmal mehr 75.000 Unparteiische. Stellte man sich die Frage, warum so viele Schiedsrichter in der jüngeren Ver- gangenheit die Pfeife an den Nagel gehängt haben, stieß man zwangs- Wer sind Deutschlands Schiedsrichter? Die Forscher der Universität des Saarlandes haben bei läufig auf das Thema Gewalt. ihrer Untersuchung genau hingeschaut. Doch trotz der Übergriffe auf Wo haben sie Probleme, wo liegen richtern ihr schwieriges Amt etwas er sich eingehend mit Schiedsrich- Spielleiter, trotz der Schlagzeilen die Schwierigkeiten, was kann der zu erleichtern? Warum haben einige tern beschäftigt hat. „In meiner über Spielabbrüche und körperli- Verband tun, um seinen Schieds- von ihnen nach vielen Jahren die Jugend habe ich selbst aktiv Fuß- che Attacken: Klare Belege für Nase voll, hängen ihre Pfeife an ball gespielt, heute nur noch hin zunehmende Gewalt als Auslöser den Nagel und werden – auch auf und wieder mit Freunden. Für die massenhafter Rücktritte gab es der anderen Seite, als Beobachter Welt der Schiedsrichter hat mich nicht. oder Lehrwart – nie mehr gesehen? aber erst die Forschung sensibili- siert – und wenn ich jetzt ins Sta- Für den DFB war bald klar: Will man Zwei Wissenschaftler sind diesen dion gehe oder die Berichterstat- den Rückgang stoppen, wird es Fragen nachgegangen: Eike Emrich, tung in den Medien verfolge, achte höchste Zeit, die eigenen Schieds- Professor für Sportsoziologie und ich schon eher mal auf den Unpar- richter wieder besser kennenzuler- Sportökonomie an der Universität teiischen: wie er agiert oder wie er nen. des Saarlandes, und sein Mitarbei- nachher in der Presse gesehen ter Christian Rullang. Im Auftrag wird.“ Wer sind die Zehntausende von des DFB forschen sie zu den The- Unparteiischen, die seit Jahren, men Gewinnung und Erhalt von „ Das öffentliche Bild teilweise Jahrzehnten an jedem Schiedsrichtern. Anfang des Jah- des Schiedsrichters Wochenende bei jedem Wetter ihre res ist ihr Abschlussbericht für das Tasche packen? Was hat sie einst Jahr 2013 erschienen. ist verzerrt. auf die Idee gebracht, ein Amt zu “ übernehmen, das wohl die wenigs- Christian Rullang hat die Für Christian Rullang, der das Pro- Auch für Eike Emrich bedeutete ten auf Anhieb als Traumjob Unparteiischen zum Promo- jekt als Promotions-Thema bear- die wissenschaftliche Beschäfti- bezeichnen würden? tions-Thema gemacht. beitet, war es das erste Mal, dass gung ein Umdenken: „Man nimmt 4 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 4/2014 Hintergrund Die zentralen und sie somit eigentlich eine Die Studie Fragen unglaublich wichtige Rolle einneh- Ob dieses verzerrte Bild auch die men, wird nur dann über sie Schiedsrichter selbst stört, oder In der Schiedsrichter-Befra- gesprochen, wenn es Probleme mit ob sie sich mit ihrem unpopulären gung 2013 haben sich die Saar- r Lupe der Akzeptanz ihrer Entscheidun- Job abfinden – Professor Emrich brücker Wissenschaftler auf gen gibt – oder wenn plötzlich und sein Mitarbeiter begaben sich folgende zentrale Fragen fokus- FB seine Unparteiischen Schiedsrichter fehlen.“ auf Spurensuche. siert: land? Wie erleben sie, Und Christian Rullang ergänzt: In der ersten Phase der Studie galt I Wer wird Schiedsrichter? egangen. Tobias Altehen- „Pfeift ein Schiedsrichter gut und es dabei zunächst, einen möglichst I Warum wird man Schieds- unauffällig, bleibt das allenfalls aufschlussreichen Fragebogen zu richter? eine Randnotiz. Insofern ist das erarbeiten. Zu diesem Zweck wur- I Warum will man aufsteigen? Schiedsrichter auf einmal ganz Bild des Schiedsrichters in der den ausführliche Interviews durch- I Welche Probleme treten anders wahr. Obwohl es ohne sie Öffentlichkeit doch stets etwas geführt, in denen erst einmal 13 während der Tätigkeit auf? keinen Ligabetrieb geben würde verzerrt.“ Schiedsrichter aus dem Südwest- I Warum steigt man aus? I Welche Unterschiede gibt es zwischen den Leistungsklas- sen sowie zwischen männ- lichen und weiblichen Schiedsrichtern? deutschen- und Saarländischen Fußballverband befragt wurden. Die Forscher wollten dabei zum Beispiel wissen, aus welchem sozi- alen Umfeld die Probanden kamen, warum sie Schiedsrichter wurden und welchen Problemen und Schwierigkeiten sie sich bereits stellen mussten. Dabei gab es neben vielen zu erwartenden Antworten auch man- ches Kuriosum. Ein Befragter nannte etwa eine „Wette“ als Grund