Offizielles Magazin für die Schiedsrichter im Deutschen Fußball-Bund 5/2015 September/Oktober

Drei -Schiedsrichter pfeifen ihre letzte Saison: , und (von links).

Titelthema Frauen-WM Lehrwesen Vergleich Wie sich die Top- Wie die Einsätze Wie man die Wie die Arbeit Schiedsrichter für das Team Pfeife zur eines Tennis- auf die Saison Steinhaus Kommunikation Schiedsrichters vorbereitet haben gelaufen sind benutzen kann beschaffen ist Wenn aus Durstlöschen perfekte Erfrischung wird.

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Liebe Leserinnen und Leser, obwohl zwischen dem letzten Spieltag der Veränderungen im Oberhaus des deutschen vergangenen Saison und dem ersten Spieltag Fußballs geben, und einige weitere bekannte der neuen Bundesliga-Saison ganze elf Gesichter werden die Bundesliga-Bühne ver- Wochen lagen, erschien uns Schiedsrichtern lassen. Der Schiedsrichter-Bereich ist darauf die Sommerpause einmal wieder recht kurz. vorbereitet.

Das liegt daran, dass nicht nur die Mann- schaften, sondern auch die Unparteiischen nach einer professionellen Regeneration Titelthema bereits frühzeitig Fahrt aufnehmen mussten für die neue Spielzeit. „Abschalten geht nicht!“ Das Trainingslager der Spitzen-Schiedsrichter am Chiemsee 4 Jung und erfolgreich Offene Lücken , Die Karriere des Bundesliga-Aufsteigers Vorsitzender 7 des DFB- wieder schließen Schiedsrichter- Panorama 10 Ausschusses. Frauen-WM Zwei Spiele an der Westküste Die zentrale Rolle für unsere Spitzen- Die Kommission Elite hat in den vergangenen Die WM-Bilanz von Bibiana Steinhaus Schiedsrichter spielte dabei der Sommer- Jahren wichtige personelle Weichenstellun- und ihrem Team 13 Lehrgang in Grassau am Chiemsee, wo sich gen veranlasst, insbesondere in der 2. Bun- die Unparteiischen sehr gewissenhaft aufs desliga. Dort warten viele junge, aufstrebende Lehrwesen neue Spieljahr vorbereitet haben. Schiedsrichter auf ihre Chance, die entste- henden Lücken zu schließen. Die Sprache der Pfeife Neben der Leistungsprüfung galt es vor Der „Pfiff des Schiedsrichters“ im allem, die vergangene, sehr schwierige Diese jungen Schiedsrichter werden intensiv aktuellen DFB-Lehrbrief Nr. 62 16 Saison aufzuarbeiten und die wichtigsten von uns begleitet und an die Aufgabe, Spiele Regel-Test Situationen und Entscheidungen genau im Oberhaus des deutschen Fußballs zu lei- unter die Lupe zu nehmen und zu analy- ten, verantwortungsvoll herangeführt. Das Spiel wird fortgesetzt 19 sieren. Porträt Ebenso erleben wir auch im internationalen Alle Unparteiischen haben dabei sehr kon- Bereich derzeit einen Umbruch. Mit Felix „ICH PFEIFE!“ – zentriert und engagiert mitgearbeitet, Brych und gehören aktuell Ein Schiedsrichter erzählt sodass wir überzeugt sind, dass unsere zwei Schiedsrichter der „Elite Group“ an. Der Amateur-Schiedsrichter Christoph Schröder Spitzen-Schiedsrichter und ihre Assistenten Das ist ein Unparteiischer weniger als noch und sein Buch 22 bestens gerüstet sind. vor einigen Jahren. Tagung Während des viertägigen Lehrgangs durfte In der zweiten Kategorie, der „First Class“, Digitale Medien halten Einzug auch die Kameradschaft nicht zu kurz kom- sind wir aber durch , Manuel Der Gedanken-Austausch der Lehrwarte men. Und da ist erfreulich, dass sich unsere Gräfe, und sehr gut bei der „Jahrestagung Bildung“ 24 Top-Schiedsrichter als eine starke Einheit vertreten. Diese Schiedsrichter besitzen aus- und als echtes Team präsentierten. gezeichnete Perspektiven, sodass ich sicher Vergleich bin, dass wir auch die Lücke in der internatio- Zum Beispiel: Tennis Ein Team, das auch in dieser Sommerpause nalen Spitze bald wieder schließen werden. Der Alltag eines „Stuhl-Schiedsrichters“ 26 wieder einige Zu- und Abgänge zu verzeich- nen hatte: Mit Thorsten Kinhöfer und Peter Allen Kolleginnen und Kollegen wünsche ich Spielbericht Gagelmann sind zwei sehr erfahrene Unpar- einen guten Start in die neue Saison. Das Feld „Vorkommnisse“ teiische aus dem Schiedsrichter-Kader wird präzisiert ausgeschieden, weil sie die Altersgrenze Ihr Die exakten Definitionen von „Gewalthandlung“ von 47 Jahren erreicht haben. und „Diskriminierung“ 30

Aus genau diesem Grund wird es auch in den Aus den Verbänden 32 kommenden beiden Jahren weitere personelle Herbert Fandel Vorschau 6/2015 34

Dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Allzweck-Sportartikel beigeheftet. Wir empfehlen, zur Durchsicht diesen Teil herauszunehmen. SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 3 Titelthema „Abschalten geht nicht!“

Im bayerischen Grassau haben sich Deutschlands Spitzen-Schiedsrichter auf die neue Saison vorbereitet. Im Blickpunkt der zahlreichen Video-Analysen stand in diesem Jahr vor allem die Zusammenarbeit innerhalb des Schiedsrichter-Teams. SRZ-Reporter David Bittner berichtet über die Ergebnisse des Lehrgangs.

Die Schiedsrichter und Assistenten starten sportlich in den Tag.

s ist 7 Uhr am frühen Morgen, Und die Bewegung tut gut. Schließ- lösen? Worauf gilt es in bestimm- wenige Spieltage vor Saison- Eals Fitness-Coach Heinz-Dieter lich werden die Unparteiischen ten Szenen besonders zu achten? schluss: Als der Münchner Domi- Antretter mit dem Fahrrad um die die meiste Zeit des Tages im nik Stahl an der Mittellinie den Ecke biegt. Hinter ihm: die Schieds- abgedunkelten und klimatisierten Während im malerischen Garten Ball annimmt, schirmt er diesen richter der Bundesliga, der 2. Bun- Raum sitzen müssen. des Sporthotels einige Urlauber mit dem Körper ab, fährt dabei desliga sowie die Assistenten der am Pool liegen, flimmert im Semi- aber zugleich seinen linken Arm Bundesliga. Aufgereiht in einer Denn wie immer dreht sich auch narraum „Geigelstein“ eine Spiel- nach hinten aus und trifft seinen langen Kette folgen sie Antretters bei diesem Lehrgang das Pro- szene nach der anderen auf der Gegenspieler mit der Hand im Fahrrad, das das Tempo vorgibt. gramm vor allem um die Ana- Leinwand. Gerade läuft ein we- Gesicht. lyse von Videos: Spielszenen nige Sekunden langer Ausschnitt Trotz der frühen Uhrzeit ist die aus der vergangenen Saison aus einem Spiel der vergangenen Das Ganze passiert innerhalb Stimmung gut. Schließlich sind werden beschrieben, analysiert, Zweitliga-Saison. von Sekundenbruchteilen. Und die Temperaturen jetzt noch an- bewertet. Schlussfolgerungen auch erst in der Zeitlupe ist genehm zum Laufen, die Sonne gezogen. Wie kann das Schieds- Abstiegskampf zwischen 1860 ganz genau zu erkennen, was ist gerade erst aufgegangen. richter-Team die Situation besser München und Erzgebirge Aue, da eigentlich passiert ist.

4 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 gegeben, die vom Schiedsrich- Auch der Vierte Offizielle müsse ter-Team nicht erkannt wurden. die Spielvorgänge genau beob- Zum Beispiel, weil dem Schieds- achten, sich gegebenenfalls richter die Sicht versperrt war. auch in Position bringen, um „Wir haben unsere Spitzen- Schiedsrichter eindringlich dar- auf hingewiesen, dass ein Verge- hen, das im Fernsehen und von der Stadiontribüne aus zu erken- nen ist, auch vom Schiedsrichter- Team erfasst werden muss“, sagt Fröhlich.

Dazu sei es notwendig, dass sich die Assistenten und der Vierte Offizielle nicht nur auf ihre urei- Aufgeteilt in drei Gruppen beschreiben und bewerten die genen Aufgabengebiete – also Unparteiischen Spielszenen aus der vergangenen Saison. die Abseits-Bewertung und die Kontrolle des Trainerverhaltens – Der Schiedsrichter hatte diese ischen arbeiten möchten: die beschränkten. „Sie dürfen dem „Acht Augen müssen in der Zeitlupe nicht. Er war mental in Teamarbeit – insbesondere die Schiedsrichter nicht die alleinige Lage sein, ein klares Ver- diesem Moment wohl auch nicht Abstimmung innerhalb des Verantwortung für das Gesche- gehen zu erfassen“, fordert darauf eingestellt, dass es in die- Schiedsrichter-Teams. hen auf dem Platz überlassen“, Lutz Michael Fröhlich. ser an sich eher unbedeutenden fordert Fröhlich. Situation zu einem solchen „In der vergangenen Saison gab Situationen zu bewerten – und Schlag kommen würde. Und er es weniger Probleme mit der In die gleiche Kerbe schlägt auch dann den Tipp für eine richtige erkannte das Vergehen nicht. Regelauslegung, sondern teil- Herbert Fandel, der Vorsitzende Entscheidung geben, wenn Das Spiel lief weiter. weise mit der Erfassung und des DFB-Schiedsrichter-Ausschus- Schiedsrichter und Assistent in Wahrnehmung von Vorgängen“, ses: „Die Kernbotschaft ist: Ab- dem Moment überfordert sind. Diese Szene steht beispielhaft erklärt Lutz Michael Fröhlich, DFB- schalten geht nicht! Wenn man für eines der Themen, an denen Abteilungsleiter Schiedsrichter. zu viert ein Fußballspiel leitet, Wie die Verantwortlichen sich die Verantwortlichen in der müssen alle 90 Minuten lang das vorstellen, machen sie an- Schiedsrichter-Kommission Elite Es habe zwar wenige, aber durch- hoch konzentriert sein und die hand des nächsten Einspielers in Grassau mit ihren Unpartei- aus klare Hand- und Foulspiele Antennen auf Empfang haben.“ deutlich.

+++ SPLITTER +++

VERABSCHIEDET: Im Rahmen VERSPANNT: Um ein professio- des Lehrgangs wurden Peter nelles Umfeld rund um den Gagelmann und Thorsten Kinhö- Lehrgang zu bieten, war auch fer aus dem Kreis der Spitzen- das Team der Physiotherapeu- Schiedsrichter verabschiedet. ten im Einsatz: Christel Arbini, Als kleines Abschiedsgeschenk Michael Menn und Sabine Roh- hatten sie eine Musikkapelle für leder standen bis in die Abend- ihre ehemaligen Kollegen enga- stunden bereit, um die müden giert, die am Abschlussabend und verspannten Muskeln der ein paar Lieder zum Besten gab. Unparteiischen wieder aufzu- Ebenfalls in Grassau verabschie- lockern. det wurden Wolfgang Walz und Kai Voss, die viele Jahre lang VERGNÜGT: Gleich drei unter- als Assistenten in der Bundes- schiedliche Möglichkeiten zur liga im Einsatz waren. Freizeitgestaltung hatten die Unparteiischen im Rahmen VERLETZT: Während sich der ein des Programmpunkts „Team- oder andere Unparteiische beim building“. Während eine Gruppe Fitness-Test nur leichte Blessu- zum Golfspielen im Ressort ren zuzog, wird der Stuttgarter blieb, vergnügten sich die wei- Bundesliga-Schiedsrichter Mar- Nach gründlicher Einweisung und mit Schwimmweste ausgerüs- teren Schiedsrichter bei den kus Schmidt verletzungsbedingt tet geht’s im Kajak auf den Chiemsee (im Vordergrund: Robert Sportarten Kajak und Moun- länger ausfallen. Hartmann, hinten: Eduard Beitinger). tainbike.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 5 Titelthema

Zufrieden ist die Schiedsrichter- Kommission mit der Bewertung der Arm-Einsätze bei Luft-Zwei- kämpfen in der vergangenen Saison: „Da gab es eine klare Linie, die ‚brutalen’ Vergehen sind deutlich weniger geworden“, sagt Fröhlich. Auch bei der Ab- seits-Bewertung habe es weniger Probleme mit der neuen Aus- legung gegeben, als manch einer vielleicht befürchtet hatte.

Einen neuen Trend gebe es bei Situationen im Strafraum zu beob- achten: „Die Bewertung von Fuß- vergehen ist da weniger das Pro- blem, sondern der verbotene Kör- per-Einsatz und das Halten im Strafraum“, erklärt Lutz Michael Fröhlich. Die Schiedsrichter hät- Zwischen den einzelnen Programmpunkten nutzen die Schiedsrichter die freie Zeit zum ten hier bisher noch ein wenig Durchschnaufen. „Scheu“, wenn der Strafstoß-Pfiff von der Regel eigentlich vorge- Das Zweitliga-Spiel zwischen reklamiere, sei das zwar ein Indi- muss natürlich auch die Aufga- schrieben ist. „Wird ein Angreifer Darmstadt und Heidenheim: Als kator dafür, dass ein Vergehen benverteilung vor dem Spiel in Ringer-Manier zu Boden geris- ein Darmstädter den Ball aus dem vorgelegen haben könnte – aber geklärt sein: Bewegt sich das sen oder eindeutig am Trikot Mittelfeld nach vorne gespielt kein verlässlicher Beweis. „Nur Spielgeschehen zum Beispiel gezogen, erwarten wir künftig hat, wird er kurze Zeit später vom was man mit den Augen wahr- unmittelbar auf den Assistenten noch mehr Konsequenz.“ Gegenspieler gefoult. Der nimmt, darf Grundlage der Ent- zu, kann es sinnvoll sein, dass Schiedsrichter sieht das nicht, scheidung sein“, bemerkt Krug. der Assistent den Fokus auf Die fordert auch Herbert Fandel, weil seine Augen schon beim Fußvergehen hat, während der wenn Torleute übermotiviert in nächsten Zweikampf sind. • Bewusstsein der Konsequenz! Schiedsrichter den Oberkörper- den Zweikampf gehen: „Mittler- Auch wenn es im zeitlichen Bereich im Blick hält. weile nehmen die Torhüter beim Diesmal ist allerdings der Vierte Ablauf vielleicht etwas länger Offizielle auf der ersten Szene dauert, sollte der Assistent draufgeblieben und gibt über das keine vorschnellen Fahnenzei- Headset eine entsprechende chen geben. Würde er dies tun, Information an den Schiedsrich- würde er die Situation damit ter. Der pfeift nun etwas verzö- „zumachen“ und entscheiden – gert und zeigt anschließend auch der Schiedsrichter hätte kaum noch die notwendige Gelbe Karte. noch die Möglichkeit zur weite- ren Rücksprache, um möglicher- In Gruppen arbeiten die Elite- weise seine eigene Sichtweise Schiedsrichter die Grundsätze bei der Bewertung einzubringen. für eine gute Teamarbeit heraus. Andersherum gilt aber auch für Die Kernpunkte dabei sind: den Schiedsrichter, dass er eine Szene nicht zu schnell mit einer • Nur klare Vergehen anzeigen! Gestik abschließt, sondern sie So sollte weder der Schiedsrich- einen Moment lang offen lässt, ter nach Gefühl pfeifen, noch der um dem Assistenten die Chance Assistent nach Gefühl winken. zum Eingreifen zu geben. Vergehen müssen eindeutig sein. „Was wir auf keinen Fall • Feste Kommunikations-Regeln! wollen sind Situationen, bei Die Absprachen im Team, ins- denen wir selbst nach der Zeit- besondere solche, die über das lupe rätseln, was der Schieds- Headset laufen, müssen im Vor- richter da gesehen hat“, sagt feld klar geregelt sein. Wichtig , der der Schieds- ist, dass der Schiedsrichter richter-Kommission Elite als DFL- über seinen Knopf im Ohr vor Vertreter angehört. Selbst wenn allem schnelle und präzise Schiedsrichter Florian Meyer präsentiert im Plenum die ein Trainer oder Spieler lautstark Informationen erhält. Dabei „Grundsätze für eine gute Teamarbeit“.

6 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 Beispielhaft dafür ist das Ein- und „zielorientiert“ sind die steigen von Dortmunds Keeper Vokabeln, die Herbert Fandel Mitchell Langerak (jetzt VfB Stutt- für sein Fazit des Trainings- gart) im Pokal-Halbfinale beim camps benutzt. Alle Unpartei- FC Bayern München. In der Ana- ischen hätten „großartig mit- lyse der Schiedsrichter-Zeitung gezogen“. Nr. 4/2015 sind wir auf diese Szene bereits ausführlich eingegangen. Jetzt müssen die Schiedsrichter die besprochenen Inhalte in der Insgesamt verlaufen die vier Praxis umsetzen. „Ich erwarte Tage des diesjährigen Trainings- von unseren Schiedsrichtern, dass lagers am Chiemsee sehr har- sie konzentriert und sachlich an Das Sporthotel Achental in Grassau war zum dritten Mal monisch. Dazu trägt unter ande- ihre Aufgaben herangehen – und Tagungsort für die Elite-Schiedsrichter. rem das entspannte Umfeld dass sie, wenn es notwendig ist, des Sporthotels bei, vor allem auch entschieden auf den Punkt Herauslaufen sehr viel Risiko in den Ball. Aber wenn in erster aber die gute Atmosphäre unter gehen“, verlangt der Schieds- Kauf und gehen teils rücksichts- Linie der gegnerische Stürmer den Unparteiischen. Bei der richter-Chef also vor allem Klar- los zu Werke. Sie erwischen im attackiert wird, dann ist das Auslegung der Szenen herrscht heit und Stringenz in der neuen Zweikampf zwar irgendwo auch regelwidrig.“ am Ende Einigkeit. „Intensiv“ Saison. Jung und erfolgreich Während die Schwüle sogar noch zur späten Abendstunde greifbar ist, haben die meisten Schiedsrichter sich schon auf ihr Zimmer ver- zogen, die Leistungsprüfung stand an diesem heißen Tag auf dem Programm. Trotzdem nimmt sich Bundesliga-Aufsteiger Benjamin Brand die Zeit und schildert SRZ-Mitarbeiterin Bianca Riedl seinen Werdegang als Schiedsrichter.

n seine ersten Fußballspiele Schwester Tanja und sein Bruder Akann sich Benjamin Brand auch Bernd die Prüfung. Wurde zu Hause heute noch gut erinnern. Es waren gemeinsam Fußball geschaut, lag nicht die eigenen, sondern die der Fokus stets auf den Entschei- Schiedsrichter-Einsätze seines dungen der Unparteiischen. So Vaters. Der nahm seinen Sohn an entbrannten beim sonntäglichen den Wochenenden mit auf den Mittagessen nicht selten lebhafte Sportplatz. „Er ließ mich auf der Diskussionen über Regelauslegun- Der 26-jährige Benjamin Brand aus Bamberg ist das neue Hinfahrt stets 200 bis 300 Meter gen und Ermessens-Spielräume. Schiedsrichter-Gesicht in der Bundesliga. vor dem Sportplatz aus dem Auto, damit keiner mitkriegte, dass ich Die Tatsache, dass er nicht „bei und Förderung bei seinen ersten spiel meines Vaters bereits ge- mit ihm gekommen war. So wollte null“ anfangen musste, sondern Einsätzen: „Erfahrene Kollegen sehen, wie schwer es ist, als er sichergehen, dass mir – falls im Vorfeld schon Kenntnisse sam- waren anfangs bei meinen Spielen Schiedsrichter aus der einen es Ärger geben sollte – nichts meln konnte, bewertet Benjamin dabei und haben mir teilweise Liga in die nächsthöhere aufzu- passiert.“ Brand rückblickend als große schon in der Halbzeitpause Tipps steigen.“ Chance. Bei Ausflügen oder Ver- gegeben, was ich besser machen Benjamins Vater Helmut war ein sammlungen hatte er die meisten könne.“ Weil er aber das junge Alter und alter Hase im Schiedsrichter- Schiedsrichter-Kollegen bereits auch ein gewisses Talent mit- Geschäft. Er war selbst jahrzehnte- kennengelernt, lange bevor er Ob er damals schon von der Bun- brachte, rückte er schnell in den lang Obmann in der Schiedsrich- selbst im Alter von 14 Jahren den desliga geträumt habe? Benja- Fokus. Und weil er auch bei den ter-Gruppe Gerolzhofen und gab Anwärter-Lehrgang besuchte. min verneint: „Das haben damals Regeltests und beim Cooper-Test die Leidenschaft fürs Pfeifen zwar einige andere Teilnehmer überzeugte, waren die Grund- an seine Kinder weiter. Neben Entsprechend gut war im An- im Anwärter-Lehrgang schon ge- steine für eine erfolgreiche Benjamin machten auch seine schluss auch die Unterstützung meint, aber ich hatte ja am Bei- Schiedsrichter-Karriere gelegt.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 7 Titelthema

Vielleicht sei ihm ja wirklich, wie Stichwörter im Voraus ganz genau man so schön sagt, das Talent in abgesprochen seien. die Wiege gelegt worden, meint Benjamin, aber er sei eben auch Mit dem Aufstieg in die Bundesliga von Haus aus schon sehr ehrgeizig wird sich Benjamin Brand zugleich gewesen: „Von klein auf habe ich von der eigenen Assistenten-Tätig- versucht, möglichst viele Spiele keit verabschieden: „Pfeifen und im Stadion anzuschauen, um zu Winken sind zwei völlig unter- sehen, wie die Schiedsrichter das schiedliche Paar Schuhe. Mir hat machen.“ es großen Spaß gemacht, den Schiedsrichter zu unterstützen, Was ihm unter anderem auf dem aber man musste eben immer zwi- Weg in die DFB-Klassen geholfen schen den beiden völlig unter- habe, seien auch die DFB-Sich- schiedlichen Rollen des Assisten- tungs-Lehrgänge in Duisburg ge- ten und des Schiedsrichters hin- wesen, erzählt Benjamin Brand. und herwechseln.“ Als er an die Sportschule nach Wedau kam, war er von allen Un- Zudem gebe es für die Assistenten parteiischen der Jüngste – schnitt bei ihren Entscheidungen keine am Ende aber als Lehrgangs- Grauzone: Entweder der Fuß ist Bester ab. So übersprang er die vor der Linie oder dahinter. Das B-Junioren-Bundesliga und wurde Risiko, genau diesen kleinen direkt bei den A-Junioren einge- Unterschied in der hohen Spiel- setzt. geschwindigkeit nicht wahrneh- men zu können, bestehe immer. Ein paar Jahre später nun, bei Er sei nicht traurig, dass diese diesem Lehrgang in Grassau, ist schwarz-weiß Entscheidungen Benjamin Brand mit seinen 26 Jah- und das damit verbundene Risiko ren unter den Bundesliga-Schieds- Nach dem Ablegen der Schiedsrichter-Prüfung vor zwölf Jah- wegfallen: „Ich schätze den richtern ebenfalls wieder der ren legte der bayerische Unparteiische eine steile Karriere hin. Ermessens-Spielraum, den man Jüngste. „Aber das ist ja für mich in manchen Situationen als nichts Neues mehr“, grinst er. und seiner ruhigen Stimme lauscht, brisante Spiele mitgemacht. „Mit Schiedsrichter hat.“ muss man ihm insgeheim Recht Deniz ging es gleich von null auf Mit zwei älteren Geschwistern und geben. Er wirkt tatsächlich reifer 100.“ Zum Beispiel das Relega- Dass die Entscheidungen am Ende im Juli geboren, sei er zu Hause als seine 26 Jahre. tionsspiel zwischen Hamburg und aber dennoch stimmen müssen, und in seiner Schulklasse schon Karlsruhe. Oder das Bundesliga- weiß auch Benjamin Brand, wenn immer der Jüngste gewesen. Das Und eigentlich ist es auch gar spiel Schalke gegen Hannover, er als Schiedsrichter zur Pfeife galt auch für die Anwärter-Prüfung nicht so viele Jahre her, dass er Endstand 5:4, mit Live-Übertra- greift. Davon hat er übrigens und erst recht für die Schulung noch selbst auf der Stadiontribüne gung, gleich in seinem ersten immer zwei in der Hand. „Die, die der Schiedsrichter-Lehrwarte – ein saß und sich die Spiele von genau Jahr. „Da konnte ich mitnehmen, ich benutze, habe ich in den ver- Amt, das Benjamin Brand im Alter denjenigen Schiedsrichtern ange- auf was es bei der Leitung eines gangenen Jahren mehrfach von 17 Jahren im Kreis übernahm. schaut hat, deren Platz er nun solchen Spiels ankommt.“ gewechselt. Aber die andere habe Seine Kollegen seien damals um selbst in der Bundesliga einnimmt. ich schon, seit ich ein kleiner die 50, 60 Jahre alt gewesen und „Das hätte ich vor zehn Jahren im Aber wie sieht nun konkret die Junge war.“ hätten ihn als Jungspund natürlich Leben nicht gedacht, dass ich ein- persönliche Vorbereitung aus, erst einmal argwöhnisch beäugt. mal in die Fußstapfen eines Peter wenn die erste eigene Spielleitung Benjamin erzählt, dass er die Gagelmann oder eines Thorsten in der Bundesliga bevorsteht? neuen Pfeifen immer in den Ring Er stellt fest: „In diesen vier Jah- Kinhöfer treten würde“, gesteht „Ich bereite mich auch sonst der alten Pfeife geschoben habe, ren, in denen ich bereits andere Benjamin Brand ehrlich. immer akribisch vor“, erklärt der bis ihm irgendwann aufgefallen Schiedsrichter ausbildete, habe junge Aufsteiger. „Bereits in mei- sei, dass „die eine irgendwie ich sehr viel über das richtige Davor habe er großen Respekt, nem Zweitliga-Team haben wir uns schon ziemlich mitgenommen“ Auftreten gelernt.“ Wenn einen aber es schüchtere ihn nicht ein, vor dem Spiel häufig Video-Szenen war. In diesem Zusammenhang jeder anschaue, sei es wichtig zu betont er. Nach den drei Jahren, angeschaut und analysiert. Das realisiert er, dass sie tatsächlich wissen, wie man auf andere Men- die er in der 2. Bundesliga gepfif- hat sehr gut funktioniert, sodass schon uralt ist, da sein Vater in schen wirkt. Diese Fähigkeit habe fen habe, wisse er, was auf ihn ich diese Praxis in meinem neuen den 1990ern mit ihr gepfiffen ihm später bei Vorträgen an der zukomme und dass er das meis- Team übernehmen werde.“ hatte. Universität oder bei Praktika in tern könne. Firmen geholfen. Viele Absprachen ließen sich durch So ist es also nicht nur die Leiden- Und auch als Assistent von Deniz die Video-Szenen anschaulicher schaft für die Schiedsrichterei, die Wenn man ihn beobachtet, wie er Aytekin hat er in die Bundesliga vermitteln, erklärt er. Besonders ihm sein Vater in all‘ den Jahren da so sitzt, braun gebrannt, im bisher nicht nur reinschnuppern bei der Nutzung des Headsets mitgegeben hat – sondern auch schwarzen Adidas-Trainingsanzug, dürfen, sondern hat schon einige sei es entscheidend, dass die seine Pfeife.

8 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 Die 22 Bundesliga-Schiedsrichter der Saison 2015/2016 Deniz Benjamin Dr. Felix Bastian Aytekin** (37) Brand (26) Brych** (39) Dankert** (35)

BL seit: 2008 BL seit: 2015 BL seit: 2004 BL seit: 2012 Spiele: 99 Spiele: – Spiele: 195 Spiele: 35 Landesverband: Landesverband: Landesverband: Landesverband: Bayern Bayern Bayern Meck.-Vorp.

Christian Dr. Jochen Marco Manuel Dingert** (35) Drees (45) Fritz** (37) Gräfe** (41)

BL seit: 2010 BL seit: 2005 BL seit: 2009 BL seit: 2004 Spiele: 62 Spiele: 125 Spiele: 78 Spiele: 185 Landesverband: Landesverband: Landesverband: Landesverband: Südwest Südwest Württemberg Berlin

Robert Knut Florian Günter Hartmann (35) Kircher (46) Meyer (46) Perl (45)

BL seit: 2011 BL seit: 2002*** BL seit: 1999*** BL seit: 2005 Spiele: 45 Spiele: 228 Spiele: 272 Spiele: 154 Landesverband: Landesverband: Landesverband: Landesverband: Bayern Württemberg Niedersachsen Bayern

Markus Daniel Peter Wolfgang Schmidt (41) Siebert** (31) Sippel (45) Stark (45)

BL seit: 2003 BL seit: 2012 BL seit: 2000*** BL seit: 1997*** Spiele: 129 Spiele: 26 Spiele: 205 Spiele: 309 Landesverband: Landesverband: Landesverband: Landesverband: Württemberg Berlin Bayern Bayern

Sascha Tobias 20 Unparteiische für die 2. Bundesliga Stegemann (30) Stieler** (34) Name (Alter*) 2. Liga seit Spiele Landesverband Arne Aarnink (30) 2014 8 Niedersachsen BL seit: 2014 BL seit: 2012 Patrick Alt (30) 2015 - Saarland Spiele: 8 Spiele: 41 (33) 2011 34 Bayern Landesverband: Landesverband: Christian Dietz (31) 2012 24 Bayern Mittelrhein Hessen Timo Gerach (28) 2014 3 Südwest Florian Heft (25) 2015 - Niedersachsen Michael Tobias (36) 2009 41 Hamburg Weiner (46) Welz** (38) (25) 2014 8 Bremen Dr. Robert Kampka (33) 2010 41 Württemberg BL seit: 2000*** BL seit: 2010 Robert Kempter (27) 2008 56 Südbaden Spiele: 231 Spiele: 64 Landesverband: Landesverband: (30) 2011 30 Niedersachsen Niedersachsen Hessen (30) 2011 32 Württemberg René Rohde (34) 2013 17 Mecklenburg-Vorpommern Guido Felix Thorsten Schriever (39) 2003 101 Niedersachsen Winkmann (41) Zwayer** (34) Robert Schröder (29) 2015 - Niedersachsen Thorben Siewer (28) 2015 - Westfalen BL seit: 2008 BL seit: 2009 Bibiana Steinhaus (36) 2007 64 Niedersachsen Spiele: 86 Spiele: 89 Sören Storks (28) 2015 - Westfalen Landesverband: Landesverband: Dr. Martin Thomsen (29) 2013 16 Niederrhein Niederrhein Berlin (36) 2007 64 Niedersachsen * Stand: 1.8.2015 ** FIFA-Schiedsrichter *** wurde bereits vorher in der Bundesliga getestet

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 9 Lohmeyer und Telahr beim „Nordic Cup“

Beim „Nordic Cup“, einem interna- tionalen U 16-Juniorinnen-Turnier in Dänemark, konnten Schiedsrich- terin Imke Lohmeyer und Assisten- tin Caroline Telahr Auslandserfah- rung sammeln. „Der Schwerpunkt der Turnierwoche lag für die Unparteiischen auf einer guten Teamarbeit und ein an die UEFA- Norm angepasstes Stellungsspiel“, berichten die beiden.

Zudem hätten sie ihren persön- Schiedsrichterin Imke Lohmeyer (26) aus dem nieder- lichen Erfahrungsschatz erweitern, sächsischen Holtland. Meinungen und Sichtweisen aus- tauschen sowie internationale Niederlande gegen Finnland sowie Turniersieger beim „Nordic Cup“ Kontakte knüpfen können. Finnland gegen Schweden. Darüber wurde die Juniorinnen-Auswahl hinaus war sie zwei Mal als Vierte der Niederlande mit einem 2:0- Imke Lohmeyer leitete drei Spiele: Offizielle dabei. Caroline Telahr kam Finalsieg über Deutschland. Niederlande gegen Dänemark, fünf Mal als Assistentin zum Einsatz.

Spieler zerreißt Vorausgegangen war ein Foul des Doch damit nicht genug: Der Mitspielers Michael Ariza, für das US-Spieler applaudierte beim Spielnotiz-Karte Referee Daniel Radford in der Ver- Abgang vom Platz spöttisch vor längerung den Spieler mit der der Nase des Schiedsrichter- Dass die Schreibunterlagen des Roten Karte vom Feld schickte. Assistenten.

Panorama Unparteiischen Opfer eines Eine Szene, mit der Dempsey nicht Ausrasters werden, das ist einverstanden war. Der Kapitän Für diese kuriosen Aktionen erhält durchaus neu: US-Nationalspie- der US-Nationalmannschaft Dempsey nun eine lange Sperre. Ein DFB-Trikot ler Clint Dempsey zerriss kurzer- beschwerte sich heftig beim Neben einer Geldstrafe wird der hand bei der 1:3-Pokal-Nieder- Unparteiischen und sah „Gelb“. 32-Jährige mindestens zwei Jahre als Belohnung lage seiner Seattle Sounders Daraufhin griff er sich die Notiz- im amerikanischen Vereinspokal- gegen die Portland Timbers karte des Referees und zerriss Wettbewerb zuschauen müssen, Um angehende Unparteiische zum die Spielnotiz-Karte des Schieds- diese. „Rot“ für Dempsey war teilte der Amerikanische Fußball- Lernen zu motivieren, lassen sich richters. die logische Folge. Verband mit. einige Schiedsrichter-Gruppen für ihre Lehrgänge einiges einfallen. Hellmut Krug: Keine So auch die Schiedsrichter-Gruppe weiteren Hilfsmittel in Bayreuth: Den besten Teilneh- mer des Neulings-Lehrgangs Zur Saison 2015/2016 feiert die Tor- erwartet in diesem Jahr eine ganz linien-Technik ihre Premiere in der besondere Belohnung: das Origi- Bundesliga. DFL-Schiedsrichter- naltrikot des diesjährigen DFB- Experte Hellmut Krug hat sich Pokalfinal-Schiedsrichters Dr. Felix jedoch vor der neuen Spielzeit Brych. gegen weitere technische Hilfsmit- tel, wie den Videobeweis, ausge- Den außergewöhnlichen Ansporn sprochen. stellte der FIFA-Schiedsrichter für diesen Zweck zur Verfügung. Er „Bei klaren Fehlentscheidungen ist Hellmut Krug, Mitglied in der DFB-Schiedsrichter-Kommis- schenkte das Trikot Volker Beck, der Ruf nach dem Videobeweis sion Elite. dem Vorsitzenden des FSV Bay- immer schnell sehr laut“, sagte reuth, der es nach dem Lehrgang der Berater der Deutschen Fußball „Videobeweis“ beziehungsweise zeit klar definieren?“, fragt Krug an einen engagierten Schiedsrich- Liga (DFL). „Video-Schiedsrichter“ sehr viele und fügt einen weiteren, ganz ent- ter-Neuling weitergeben wird. offene Fragen: „Wann liegt tatsäch- scheidenden Punkt an: „Außerdem Schließlich gäbe es bei der Ausein- lich ein klarer Fehler des Schieds- gestattet die FIFA den Einsatz des Wenn das kein Ansporn ist... andersetzung mit dem Thema richters vor? Wer kann das jeder- Video-Schiedsrichters noch nicht.“

10 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 Zehn Jahre ten sich bereits in den vergange- nen Jahren spannende Rennen „Referees Run“ um den Titel „Schnellster Schieds- richter Westfalens” und konnten Deutschlands einziger Schiedsrich- bereits jeweils drei Mal den ter-Lauf ist nach zehn Jahren eine Pokal mit nach Hause nehmen. etablierte Veranstaltung, bei der nicht nur das Sportliche im Mittel- Auch in diesem Jahr kamen die punkt steht: Bei dem gemeinsamen beiden „Seriensieger“ vor allen Saisonabschluss kommen mehr als anderen Unparteiischen ins Ziel. 200 Unparteiische aus unter- Krämer belegte mit einer Zeit schiedlichen Kreisen zusammen von 36:25 Minuten den 1. Platz, und haben auf der „After-Run- Derbort den 2. Platz. Als dritter Party“ im großen Festzelt die Gele- Referee kam Stephan Ohlmeier genheit, gemeinsam zu feiern und ins Ziel. sich auszutauschen. Mit den weißen Laufshirts gut sichtbar: die Schiedsrichter beim diesjährigen „Referees Run“. Insgesamt 600 Teilnehmer zählte Im Jahr 2005 gingen die westfäli- der Hauptlauf. Davon stellten schen Schiedsrichter erstmals an in Ostwestfalen, um die Spielzeit ten Günther-Baumgärtel-Pokal ge- die Schiedsrichter genau ein den Start und laufen bis heute: ausklingen zu lassen. ben würde, das verriet die Starter- Drittel der Läufer, die einheitlich Jahr für Jahr fahren Unparteiische liste. Denn dort fanden sich zwei in weißen Laufshirts gekleidet aus dem gesamten Verbandsgebiet Dass es in diesem Jahr wieder bekannte Mehrfachsieger: Max aus dem Teilnehmerfeld hervor- in die kleine Stadt Borgholzhausen einen Zweikampf um den begehr- Krämer und Holger Derbort liefer- stachen.

Grüne Karte für dungen, Verzicht auf Kritik und Meckereien, Dankbarkeit für den mehr Respekt Einsatz des Unparteiischen.

Schiedsrichter, Trainer und Und so kommt die Karte zum Fußballer im Kreis Northeim- Einsatz: Vor den Spielen können Einbeck des Niedersächsischen Schiedsrichter entscheiden, ob Fußballverbandes (NFV) werden sie die Grüne Karte an die Mann- sich künftig mit einer neuen schaften ausgeben. Anders geht Kartenfarbe vertraut machen davon aus, dass dies gerade bei müssen: Die bisherige „Farb- Mannschaften der Fall sein werde, palette“ mit Gelber und Roter mit denen Schiedsrichter in der Karte wird mit Beginn der Saison Vergangenheit bereits Probleme 2015/2016 erweitert. Dann wird hatten. auch der grüne Karton eine Rolle spielen – die Schiedsrichter- Übergibt der Unparteiische die (rechts) und Thorsten Kinhöfer gehen ab Respekt-Karte. Karte, sind Trainer oder Betreuer Sommer unter die Journalisten. verpflichtet, ihren Spielern vor Initiator der Maßnahme ist der der Begegnung die vier Grund- Neue Karriere als „Mein Ziel ist es, Verständnis Kreisvorsitzende Bernd Anders. sätze vorzulesen und zu erklären. zu schaffen für die Schiedsrich- „Fairness und Respekt im Um- Sollte dies nicht geschehen, Regel-Experten ter“, sagt Peter Gagelmann. gang miteinander müssen mehr erfolgt ein Vermerk im Spielbe- Auch wenn es natürlich weiter- in den Fokus gerückt werden“, richt. „Wer sich nicht daran hält, Auch nach ihrer aktiven Lauf- hin Fehlentscheidungen gäbe, sagt der Kreisvorsitzende in der kann bestraft werden“, sagt bahn, die diesen Sommer endete, so wolle er „zumindest erklären, „Hessisch Niedersächsischen Anders. bleiben die ehemaligen Schieds- warum eine falsche Entschei- Allgemeinen“. richter Peter Gagelmann und dung zustande kam und damit Die Idee wurde überwiegend Thorsten Kinhöfer der Bundesliga ‚Aufklärungsarbeit’ leisten“. Trainer, Betreuer und Spieler positiv aufgenommen. „Einige treu. sollen durch die neue Karte unserer Schiedsrichter sind aber Und auch Thorsten Kinhöfer nach Schweizer Vorbild zu mehr auch skeptisch – das kann ich Gagelmann wird in dieser Saison wird ein „Experte“: Er wird Achtung gegenüber den Schieds- verstehen. Ich weiß aber, dass es für den Fernsehsender „Sky“ künftig in einer eigenen Kolumne richtern angespornt werden. im Umgang zwischen Schiedsrich- strittige Entscheidungen analy- in der „Bild am Sonntag“ die Dabei stehen auf der Karte vier tern und Spielern nicht so weiter- sieren und bewerten und dazu in Schiedsrichter-Entscheidungen Grundsätze: Fehler des Schieds- gehen kann wie bisher“, betont der Bundesliga sowie bei ausge- des Bundesliga-Samstags analy- richters akzeptieren, Besonnen- Anders. Doch wenn man nichts wählten internationalen Spielen sieren und erklären. heit bei umstrittenen Entschei- versuche, ändere sich auch nichts. zum Einsatz kommen.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 11 Panorama

Fahnenzeichen statt gerne zurück, hilft der Verband mit seinem finanziellen Engage- Schiedsrichter-Pfiff ment für Gebärden-Dolmetscher doch intensiv am Weiterkommen. Im Juni fand in Hannover die Europameisterschaft der Gehör- Daher kommt das Lob von losen statt. Nach 1995 in Berlin Wolfgang Mierswa zu Ricardos war es die zweite EM auf deut- Leistung bei der EM mit einer schem Boden. Neben den 20 „ausdrucksstarken Körper- Nationalteams der Frauen und sprache und hervorragender Männer waren auch 21 Schieds- Zweikampf-Beurteilung“ nicht richter und fünf internationale Die Schiedsrichter bei der Gehörlosen-EM in Hannover. überraschend. Assistenten mit von der Partie. Mit dabei: Ricardo Scheuerer (zweite Reihe, rechts). Einer von ihnen: Ricardo Scheue- 2017 steht die Weltmeisterschaft rer, 20-jähriger gehörloser Nach- und es war ein tolles Beispiel sehr schnell. „Heute ist er Mitglied der Gehörlosen in der Türkei wuchs-Schiedsrichter der Kreis- für Inklusion auch bei den Schieds- der Fördergruppe und gerade erst als nächstes Großereignis an, liga A aus Berlin. richtern“, urteilte Ricardo Scheue- in die Bezirksliga aufgestiegen“, vielleicht auch wieder mit dem rer rückblickend. sagt Bodo Brandt-Chollé. Ricardo deutschen Schiedsrichter Ricardo Zum zweiten Mal wurde er für Scheuerer gibt das Kompliment Scheuerer. ein internationales Turnier im Dabei war es auch für ihn eine Gehörlosen-Verband nominiert. große Umstellung: Die Wirkung Die EM war „eine große Heraus- der Pfeife hat bei den gehörlosen forderung und ein toller Dank Spielern fast keine Wirkung, für meine bisherigen Schiedsrich- sodass alle Schiedsrichter mit ter-Leistungen“, war Ricardos einer Fahne die Entscheidungen Reaktion auf die Einladung. anzeigen.

Und es war ein harter Job für Die Kommunikation mit den die 13 hörenden Spitzen-Schieds- Spielern ist der zweite wichtige richter aus Niedersachsen und Unterschied. Hier arbeiten die Hamburg sowie für die gehör- Spieler – so Scheuerer – mehr mit losen Schiedsrichter aus zahl- ihrer Mimik, „die manchmal hart reichen Ländern Europas. Jeder sein kann und einer guten Gegen- Tag war vollgespickt mit Anset- reaktion bedarf“. zungen, die unter der Regie des ehemaligen Bundesliga-Schieds- In der Berliner Kreisliga A amtiert richters Wolfgang Mierswa organi- Ricardo Scheuerer mit einer Pfeife, siert wurden. die er selbst nicht hört. „Da war zu Länderspiel-Premiere für : Nachdem er zu Beginn die Skepsis natürlich groß, Beginn des Jahres 2015 für die FIFA-Liste gemeldet worden Schwierigkeiten gab es in der ob ein gehörloser Schiedsrichter war, leitete Schiedsrichter Daniel Siebert bereits im Juni Kommunikation zwischen hören- seinen Weg gehen kann“, sagt der sein erstes Länderspiel: das Freundschaftsspiel zwischen den und gehörlosen Unparteii- Berliner Schiedsrichter-Chef Bodo Luxemburg und Moldawien (Endstand 0:0). Als Assistenten schen bei den 58 Spielen keine. Brandt-Chollé zum Start von fungierten Guido Kleve (rechts) und Markus Häcker. Vierter „Schnell sprang der Funke über Ricardo. Die Bedenken wichen aber Offizieller war Laurent Kopriwa aus Luxemburg.

Die internationalen Spiele der Deutschen im Mai und Juni 2015 FIFA-Schiedsrichter unterwegs

Name Wettbewerb Heim Gast Assistenten/Vierte Offizielle/Torrichter Europa League FC Sevilla AC Florenz Borsch, Lupp, Achmüller, Dankert, Fritz Felix Brych EM-Qualifikation Wales Belgien Borsch, Lupp, Häcker, Aytekin, Fritz Pokalfinale Georgien Dinamo Tiflis FC Samtredia Dietz, Schaal Daniel Siebert U 19-EM-Qualifikation Portugal Türkei Seidel Daniel Siebert U 19-EM-Qualifikation Portugal Spanien Seidel Daniel Siebert Länderspiel Luxemburg Moldawien Kleve, Häcker Bibiana Steinhaus Frauen-WM Kanada Neuseeland Rafalski, Wozniak Bibiana Steinhaus Frauen-WM China Kamerun Rafalski, Wozniak Tobias Welz EM-Qualifikation Andorra Zypern Bornhorst, Henschel, Kleve, Siebert, Hartmann

12 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 Frauen-WM Zwei Spiele an der Westküste

ie Fakten sind zunächst Die Frauen-Weltmeisterschaft in diesem Sommer in Kanada ist in- Dschnell zusammengefasst: Zwei gemeinsame Einsätze haben zwischen Geschichte. Im Gespräch mit SRZ-Mitarbeiterin Bianca Bibiana Steinhaus und ihre Assis- Riedl berichtet unsere WM-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus über tentinnen Katrin Rafalski und Marina Wozniak in Kanada absol- das Turnier aus ihrer Perspektive. viert. Zunächst das Duell der Gastgeberinnen aus Kanada gegen Neuseeland, ein paar Tage später das Achtelfinale China gegen Kamerun.

Nachdem das Trio auch schon bei der WM 2011 und bei Olympia 2012 gemeinsam Spiele leitete, war auch diese Weltmeisterschaft wieder eine tolle Erfahrung mit vielen interessanten Aspekten.

Eine exzellente Vorbereitung

Die Organisation rund um die WM sei sehr professionell gewe- sen, berichtet Bibiana Steinhaus. Vergangenes Jahr hat Massimo Busacca, der FIFA-Schiedsrich- ter-Chef, auch die Betreuung der weiblichen Unparteiischen übernommen: „Das hat viel frischen Wind und viele neue Ideen mitgebracht.“

Busacca habe das Vorbereitungs- Programm der Frauen dem der Männer angepasst und die glei- chen Module wie vor der Welt- meisterschaft 2014 in Brasilien eingeführt. „Das hieß, dass wir sehr akribisch arbeiten mussten“, sagt Steinhaus.

Einen großen Anteil bei der Vorbereitung habe die intensive Nutzung der Intranet-Plattform der FIFA gehabt: „Dort haben wir einzelne Spielszenen beur- teilt und diverse Tests gemacht. Es öffnete sich ein entsprechen- der Link – eine Spielszene wurde einmal gezeigt – und dann ha- ben wir unsere Entscheidungen eingegeben, zum Beispiel eine Gelbe oder Rote Karte, einen Strafstoß und so weiter. Wenn wir anschließend auf ‚Senden’ Bei ihrem ersten WM-Einsatz in Kanada bekam es Bibiana Steinhaus direkt mit den Gast- gedrückt haben, verschwand geberinnen zu tun (im Bild: Stürmerin Melissa Tancredi).

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 13 Frauen-WM die Seite sofort. Langes Überle- gen oder Rücksprachen mit den Kolleginnen waren so nicht mög- lich.“

Insbesondere im technischen und taktischen Bereich sei die Vorbe- reitung sehr intensiv gewesen. Aber auch im physischen Bereich hätten sie detaillierte Trainings- pläne zur Verfügung gestellt bekommen, berichtet die FIFA- Schiedsrichterin: „Wir mussten uns sehr genau an den Vorgaben orientieren. Das Einreichen unse- rer Trainingsdaten, Herzfrequen- zen und medizinischer Checks war eine Grundvoraussetzung.“

Zum Abschluss der Vorbereitungs- phase fuhren die Schiedsrichte- rinnen, Assistentinnen und Vier- ten Offiziellen dann Ende April gemeinsam zu einem Abschluss- Lehrgang nach Zürich und wurden dort erneut mit einem Medical Check überprüft. „Insgesamt“, zieht Steinhaus Bilanz, „wurden wir auf technischer, taktischer, physischer, psychischer und medi- zinischer Ebene so engmaschig Nichts ging mehr: Wegen eines Gewitters mussten die Unparteiischen beide Teams in die betreut wie noch nie zuvor.“ Kabinen schicken.

Natürlich sei das ein ungeheurer Schiedsrichterin. „Die erste Woche Voller Einsatz gleich beim Steinhaus seit jenem Tag: „Des- Aufwand. „Aber wir wollten ja verbrachten wir gemeinsam in ersten Spiel halb gibt es dort im Stadion ein bei der WM die bestmöglichen Vancouver. Dort bekamen wir Unwetter-Frühwarn-System. Im Schiedsrichterinnen haben und letzte Informationen fürs Turnier. Bibiana Steinhaus‘ erster Einsatz Vorfeld fand ein intensives Brie- bestmögliche Leistungen bringen – Anschließend wurden wir gesplit- mit dem Gruppenspiel Kanada fing statt, wie wir uns bei einem und dann ist ein solcher Aufwand tet: Die eine Hälfte von uns blieb gegen Neuseeland war nicht nur Unwetter zu verhalten haben.“ definitiv gerechtfertigt.“ an der Westküste in Vancouver, wegen des Auftritts des Gastge- die andere zog an die Ostküste bers ein besonderer. „Der Austra- Dass dies begründet war, zeigte Ein Austragungsort voller nach Montreal.“ Auf jeder Seite gungsort Edmonton ist zu dieser sich, als das Radar auf Blitz und Herausforderungen gab es drei Spielorte, die grund- Jahreszeit für heftige Regenfälle Donner anschlug. Bereits beim sätzlich von den jeweiligen und Gewitter bekannt“, weiß Warmmachen habe es stark Am Ende waren es 73 Unpartei- Schiedsrichter-Teams bedient ische, die für das Turnier in Kanada wurden. Die deutsche National- nominiert wurden. Diese hohe mannschaft spielte in Montreal, Zahl liegt darin begründet, dass Bibiana Steinhaus blieb mit ihrem bei der diesjährigen WM in Kanada Team in Vancouver. erstmals 24 Mannschaften antra- ten – statt wie sonst 16 Teams. Um alle Schiedsrichterinnen während des Turniers mit Infor- Als Folge der enormen geografi- mationen zu versorgen, wurden schen Ausmaße Kanadas und den die Meetings immer per Skype damit zusammenhängenden Zeit- durchgeführt, berichtet Stein- zonen hat sich die FIFA für zwei haus: „Weil wir in verschiedenen „Hauptquartiere“ entschieden, Zeitzonen waren, kamen die von denen die insgesamt sechs einen gerade vom Training, die Spielorte bedient wurden. anderen vom Frühstück. Dies war die Situation, mit der wir „Wir waren in Kanada in zwei Städ- arbeiten mussten – und es hat Ein starkes Team mit reichlich Turnier-Erfahrung: Marina ten untergebracht“, berichtet die erstaunlich gut funktioniert.“ Wozniak, Bibiana Steinhaus und Katrin Rafalski (von links).

14 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 geregnet, berichtet die deutsche kontrolliert – nicht dass plötzlich mögliche abzuliefern, dann ist das Hoffen auf weitere Turniere Unparteiische. Dennoch konnte eine ganz neue Spielerin auf dem das Einzige, was zählt.“ Daher sei das Spiel wie gewohnt beginnen, Platz steht.“ sie sehr zufrieden und verbuche Auf ihre Pläne für die Zukunft die Nationalhymnen wurden die WM als durchweg positive angesprochen, lehnt sich Stein- gespielt, danach der Anpfiff, „und Weitere Einsätze für die Erfahrung. haus entspannt zurück: „Ich durfte dann, plötzlich, nach 3:45 Minuten Deutschen in der Vergangenheit gemeinsam sagte meine Vierte Offizielle über Während die deutsche National- mit Katrin Rafalski und Marina Funk: ‚Das Frühwarn-System hat Nach diesem ersten erfolgreichen mannschaft den Einzug in das Wozniak viele internationale High- angeschlagen. Du musst das Spiel Einsatz verfolgte Bibiana Stein- Halbfinale feierte, bedeutete es lights erleben. Dafür bin ich sehr abbrechen und zwar sofort!’.“ haus mit ihren Kolleginnen trotz für das Team Steinhaus die früh- dankbar. Aber ich bin auch noch aller Widrigkeiten das Turnier in zeitige Heimreise. War diese Situa- immer hungrig. Im kommenden Später wurde ihr berichtet, dass Vancouver weiter. Am dritten tion trotz erfolgreich gepfiffener Jahr stehen die Olympischen es einen großen Blitz am Himmel Spieltag der Gruppenphase kamen Spiele nicht enttäuschend? Spiele in Rio an. Der Kader dort gegeben habe, aber von dessen ihre Assistentinnen Katrin Rafalski Bibiana Steinhaus verneint diese wird deutlich kleiner sein als bei Auftauchen bekam die FIFA- und Marina Wozniak ein weiteres Frage: „Das haben wir sehr sport- der WM, aber nichtsdestotrotz Schiedsrichterin zunächst gar Mal zum Einsatz. lich genommen.“ hoffen wir natürlich, dass wir nichts mit: „Ich war fokussiert auf das Geschehen auf dem Platz, habe die ‚Außenwelt‘ völlig ausge- blendet.“

Nach dem Abbruch verließen Unparteiische und Spielerinnen den Platz in Richtung der Umklei- dekabinen, die Zuschauer auf den Tribünen waren durch Blitzableiter geschützt. „Eine neue Situation, denn ich habe auch noch kein Spiel wegen eines Gewitters unter- brochen.“

Insgesamt dauerte die Unterbre- chung 30 Minuten, anschließend gab es zehn Minuten für das „Warm-up“ der Teams. Bibiana Steinhaus berichtet, dass in dieser Ausnahmesituation die Zusam- menarbeit unter den einzelnen Parteien sehr professionell verlief: Alle Verantwortlichen der Mann- schaften, die Offiziellen von der FIFA, sowie das Schiedsrichter- Team arbeiteten zusammen. Geholfen habe zudem, dass die Beim Achtelfinale China gegen Kamerun kam Bibiana Steinhaus ein zweites Mal zum Einsatz. Verantwortlichkeiten im Vorfeld genau festgelegt waren und so Sie waren mit der ungarischen Im Übrigen sei Kanada ein wun- überzeugen und uns qualifizieren die Abläufe klar abgearbeitet Schiedsrichterin Katalin Kulcsár derschönes Land, die Landschaft können“, blickt sie in die Zukunft. werden konnten. unterwegs und leiteten das Spiel atemberaubend und die Men- China gegen Neuseeland. Anschlie- schen sehr gastfreundlich. Van- Und auch sonst gibt es eigentlich „In solch einer Ausnahmesituation ßend pfiff Steinhaus das Achtelfi- couver sei eine tolle Stadt. noch keinen Grund zum Aufhören: ist an jede Kleinigkeit zu denken“, nale zwischen China und Kamerun, 2016 gibt es die U 20-WM in Papua- erzählt Bibiana Steinhaus, „um „das nicht einfach war, aber rei- Dazu kam, dass sie sich unter Neuguinea und die U 17-WM in regeltechnische Fehler und andere bungslos verlief“, resümiert sie. den 73 Aktiven, die im Einsatz Jordanien, ein Jahr später folgt Irritationen zu vermeiden, haben waren, auch schon lange kannten: die Europameisterschaft in den wir vor Wiederanpfiff die Trainer „Es sind die 90 Minuten, die wir „Im Frauenfußball gibt es bei uns Niederlanden und 2019 die nächste vorsichtshalber informiert, dass selbst in der Hand haben“, erzählt Schiedsrichterinnen wenig Fluktu- WM in Frankreich. das Spiel entsprechend mit Ein- sie, alles andere entziehe sich ation. Das ist fast wie eine Art wurf fortgesetzt wird und nicht – ihrem Einfluss. „Wenn ich mich Familientreffen. Es ist wunder- „Ich meine es ernst, wenn ich wie von ihnen zwischenzeitlich in den 90 Minuten hundertprozen- schön, wenn du eine so besondere sage, dass ich mich auf jedes Spiel vermutet – mit Anstoß. Außerdem tig engagiere und mit dem Wissen Zeit in deinem Leben mit Men- freue, das kommt.“ Und betont: haben wir noch einmal die genaue aus dem Spiel herausgehen kann, schen teilst, die dir auch wirklich „Auf wirklich jedes Spiel, eines Aufstellung der Mannschaften alles getan zu haben, um das Best- am Herzen liegen.“ nach dem anderen.“

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 15 Lehrwesen Die Sprache der Pfeife

Weil die Pfeife das wohl wichtigste Handwerkszeug des Schiedsrichters ist, widmet sich der aktuelle DFB-Lehrbrief Nr. 62 dem Thema „Der Pfiff als erstes Kommunikationsmittel“. SRZ-Mitarbeiter Günther Thielking erklärt, wie die Unparteiischen ihre Pfeife richtig einsetzen.

rascht kaum, dass beim Auftreten eines Schiedsrichters vor und nach dem Spiel, vor allem aber bei der Spielleitung selbst, die verbale Kommunikation und das Auftreten als Persönlichkeit bewertet wird. Wie spricht der Schiedsrichter mit den Spielern, wie kommunikativ ist er?

Ein ganz besonderes Element dieser Kommunikation ist die Sprache der Pfeife. Mit seinem „ständigen Begleiter“ richtig umzugehen, ist dabei für den Unparteiischen obligatorisch. Wenn Christian Dingert davon spricht, dass der Schiedsrichter durch die Art seiner Pfiffe bere- chenbar wird (siehe Interview), dann hat er damit völlig Recht. Nicht umsonst ist das erste Kommunikations-Signal auf dem Platz (nach dem Begrü- ßungs-Zeremoniell) der Anpfiff des Referees.

Zwar nicht der Erfinder des Anpfiffs, aber der Erfinder der Trillerpfeife soll der Historie nach der englische Instrumen- ten-Hersteller Joseph Hudson gewesen sein. Erstmals zum Einsatz im Ballsport kam die Pfeife im Jahr 1884. Die Begrün- dung zu der Zeit lautete: Der Schiedsrichter könne sich mit diesem Hilfsmittel besser gegen die Spieler durchsetzen.

Neben der Sprache ist der Pfiff für den Schiedsrichter die beste Möglichkeit zur Kommunikation. In der offiziellen Fassung der Spielregeln wurde diesem grund- ber den Fußball hinaus wird Viele junge Menschen kommu- sozialen Kompetenzen der Men- sätzlichsten aller Werkzeuge Üdas Leben in unserer Gesell- nizieren nur noch wenig im schen. eines Fußball-Schiedsrichters schaft zunehmend von den elek- direkten Gespräch; Chats und indes lange Jahre kaum eine tronischen Medien bestimmt. Kurznachrichten bestimmen Auch für den Schiedsrichter gibt besondere Beachtung geschenkt. Smartphones und Tablets, Whats- den Alltag. Und doch gehört es nicht nur die Körpersprache – Bis 2007 sprach der Regeltext App oder Facebook – das sind das gesprochene Wort im Beruf, die Ansprache durch den Unpar- lediglich vom „Zeichen des die Medien und Kommunikations- in der Familie und auch in der teiischen gehört ebenso zum Schiedsrichters“. Hierzu hieß es Plattformen unserer Zeit. Freizeit zu den wichtigsten Handwerkszeug dazu. Es über- in Regel 8 zur Ausführung des

16 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 Wie komme ich damit klar, dass Jetzt weiß Marko: Sie verstehen mich die Spieler in meiner neuen die Sprache der Pfeife. Ihre Kör- Rolle permanent beobachten persprache signalisiert ihm: werden? Wir haben den Pfiff gehört. Schon jetzt haben wir Respekt vor Die Referate zum Thema „Auf- diesem Schiedsrichter! treten auf dem Spielfeld“ hatten Marko beim Anwärter-Lehrgang Bereits bei den ersten Entschei- zwar gut gefallen, und auch bei dungen fällt ihm dann die zweite den Video-Analysen hatte er wichtige „Schiedsrichter-Weis- zahlreiche Informationen zur heit“ ein. Marko erinnert sich, sicheren Spielleitung sammeln dass er in den ersten 15 Minuten können. Aber warum war der jeder Halbzeit mehr als sonst mit Lehrwart mit ihnen nicht einmal klarem Pfiff und eindeutigen auf ein Spielfeld gegangen? Zeichen sein Spiel leiten sollte. Marko hätte sich mit einer praktischen Übung im Rücken Das bedeutet für ihn: Nah ans Ge- bestimmt sicherer gefühlt. schehen, zeigen: „Hier bin ich! – Und das Geschehen kontrolliere Jetzt aber ist Spielbeginn, alles heute nur ich.“ Der Auftakt glückt. Hadern ist umsonst. Marko blickt Im weiteren Verlauf des Spiels hat auf die Uhr. Er führt die Pfeife Marko kaum Probleme, gelegent- zum Mund. Dann kommt sein Pfiff: licher Kritik begegnet er mit laut und energisch. Er sieht die sicherem Auftreten und seiner Der Einsatz der Pfeife ist zwingend zu Beginn und zum Abpfiff überraschten Blicke der Spieler. eigenen Erfahrung als Spieler. eines Spiels,…

Anstoßes, wie auch in Regel 14 den ersten Spielen: Für den beim Strafstoß: „Der Schiedsrich- ersten Eindruck gibt es keine ter gibt das Zeichen“ – an keiner zweite Chance. Und der erste Stelle wurde gesagt, dass dieses Eindruck auf dem Platz ist meist: der Pfiff mit der Schiedsrichter- der Pfiff. Pfeife wäre. Auch der 36-jährige Marko hatte Konkrete Hinweise zum Einsatz nach einigen Jahren als Fußball- der Pfeife bei Spielunterbrechun- spieler die Schiedsrichter- gen und bei Spielfortsetzungen Prüfung bestanden. Er wusste legte der International Football genauso wie alle anderen Akti- Association Board (IFAB) dann ven, dass ein unsicheres Auftre- mit Beginn der Serie 2007/2008 ten bei der Begrüßung und ein zum ersten Mal fest. zögerlicher Pfiff beim Anstoß auf einen eher schwachen Bei den Anwärter-Lehrgängen Schiedsrichter hinweisen würden. gehören diese formalen Grund- Solch ein Unparteiischer, so wür- lagen zur Anwendung der Pfeife den sich die Mannschaften den- zum Pflichtprogramm. Versäumt ken, würde sicher einiges durch- es ein Schiedsrichter, den Ball gehen lassen. Kam bei Spielbe- beim Strafstoß mit dem Pfiff ginn dagegen ein starker, deut- freizugeben oder unterlässt er lich hörbarer Pfiff vom Referee, den Pfiff zur „Wiederaufnahme dann konnte jeder davon aus- des Spiels“ nach einer Gelben gehen: Der Schiedsrichter kann oder Roten Karte wegen Foul- sich heute durchsetzen. Soweit spiels, so begeht er einen Regel- die Theorie. Doch dann: das verstoß. Heißt es hierzu doch in erste Spiel. Regel 5 in den entsprechenden Bestimmungen: „Der Schiedsrich- Wenige Sekunden vor dem An- ter-Pfiff ist zwingend [...] vorge- stoß. Marko steht auf dem Feld. schrieben.“ Die Mannschaften sind bereit. Vieles geht ihm durch den Kopf. Haben die Schiedsrichter-Neu- Wie komme ich ins Spiel rein? …zur Freigabe von Freistößen, falls es vorher eine Auswechs- linge ihre Prüfung erfolgreich Wie fühle ich mich jetzt, hier, lung, Behandlung oder Persönliche Strafe gegeben hat, oder abgelegt, so gilt für sie bereits in auf der anderen Seite? wenn der Schiedsrichter die „Mauer“ stellen will...

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 17 Lehrwesen

Nach dem Schlusspfiff kommen Gab es harte, aggressive Fouls, Marko ist zufrieden. Das Lob die Spieler zu ihm und bedanken dann habe sogar der letzte freut ihn sehr. Die Kommuni- sich für die souveräne Spiel- Zuschauer gehört, dass der Refe- kation mit seinem Arbeitsgerät leitung. Sogar sein Schiedsrich- ree das nicht akzeptieren würde. hat auf Anhieb funktioniert. ter-Obmann besucht ihn nach Allein mit solch einem energi- dem Spiel in der Kabine. Die schen Pfiff in der richtigen Als sein Obmann ihm beim Leistung des neuen Schiedsrich- Situation könne man manche Rausgehen zuruft, dass auf ters hat ihm gut gefallen. Er gra- Gelbe Karte verhindern. Und beim der nächsten Belehrung „Die tuliert zur guten Leitung, vor Zupfen am Trikot im Mittelfeld, Sprache der Pfeife“ im Mittel- allem der Umgang mit der Pfeife bei klaren Abseits-Entscheidun- punkt steht, muss er schmun- hat ihm imponiert. gen oder bei offensichtlichem zeln. Eigentlich kann er das Handspiel an der Seitenlinie, da ja jetzt schon. Aber Marko weiß: „Du hast gepfiffen wie ein erfah- war ein kurzer, klar hörbarer Pfiff Man lernt nie aus. …sowie zur Freigabe von rener Unparteiischer“, meint er. völlig ausreichend. Strafstößen.

Sechs Fragen an Christian Dingert „Wichtige Entscheidungen untermauern“

Die praktischen Fragen zum Warum gilt schon der erste Pfiff im gerade keine Beruhigung, oder aktuellen Lehrbrief-Thema Spiel als ausgesprochen wichtig? entscheiden Sie das an jeder beantwortet dieses Mal FIFA- Situation spontan? Schiedsrichter Christian Din- Dingert: Im ersten Pfiff hören die gert. Spieler und vor allem die Zuschauer Dingert: Das erfolgt mittler- direkt die Entschlossenheit des weile eigentlich eher unterbe- Herr Dingert, erinnern Sie sich Schiedsrichters. Entsprechend wusst in der jeweiligen Situa- eigentlich noch an Ihre aller- sollte der Pfiff auch tendenziell tion. Mit der Zeit wird das auch erste Pfeife? länger und kraftvoller sein als einfach zum Automatismus. normal. Von besonderer Bedeu- Wichtig ist: Bei entscheidenden Christian Dingert: Wenn ich mich tung ist aber ebenfalls der Pfiff Pfiffen – zum Beispiel beim richtig entsinne, müsste das vor dem Spiel im Kabinengang Strafstoß ober bei Abseits nach eine Fox40 gewesen sein. Eine zum „Herausrufen“ der Mann- Torerfolg – muss die Entschei- Pfeife mit Kugel hatte ich am schaften – auch hier wird ein dung immer mit einem lauten Anfang auch ausprobiert, mich erstes Zeichen gesetzt. und langen Pfiff untermauert dann aber ziemlich schnell auf Christian Dingert (35) pfeift werden. Nicht zu vergessen den Klassiker festgelegt. seine sechste Saison in der sind die Pflicht-Pfiffe! Hier Bundesliga. pfeife ich wie beim Anstoß zu Der Umgang mit seiner Pfeife ist Beginn ebenfalls eher lauter für den Schiedsrichter ja schon Auch durch die Art des Pfiffs und länger. fast eine Glaubensfrage. Manche wird ein Schiedsrichter nämlich haben für jedes Trikot eine berechenbar. Bei einem schweren Letzte Frage: Was sagen Sie Pfeife in der passenden Farbe, Vergehen: langer und lauter Pfiff. zu Spielern in der Bundesliga, manche tragen sie an der Schnur, Bei einem kleineren Foul reicht die bei einem besonders lauten andere einzeln in der Hand. Wie auch schon mal ein kurzer Pfiff Pfiff zu nah dranstehen und halten Sie das in Ihren Spielen? In welchen Situationen sollte man aus. Natürlich muss jeder seinen sich anschließend, meistens lauter und länger, in welchen kür- eigenen Stil finden. Abraten augenzwinkernd, beschweren? Dingert: Zu jedem Trikot eine zer und leiser pfeifen? würde ich aber von einer Spiel- farblich passende Pfeife habe leitung mit ausschließlich kurzen Dingert: Das läuft ja meistens ich nicht. Was das Tragen Dingert: Generell finde ich, dass Pfiffen. Je länger das Spiel dauert, erstmal nonverbal ab; dass angeht: Ich habe seit Jahren man als Schiedsrichter mit den desto mehr geht Spielern und sich also der betroffene eine blaue und eine schwarze Pfiffen stets variieren soll. Der Zuschauern diese monotone Art Spieler nach dem Pfiff ans Pfeife miteinander verbunden. Pfiff ist zwar nur eines der Kom- auf die Nerven. Ohr fasst und mit erstauntem Normalerweise pfeife ich mit der munikationsmittel zwischen Blick feststellt, wie laut so Blauen, die Schwarze benutze Schiedsrichter und Spieler, aber Haben Sie sich eigentlich eine Art ein Pfiff eigentlich sein kann. ich dann eher als „Griff“. Aber: die alleinige „Kommunikations- Routine zurechtgelegt, die Ihnen Dann gibt’s Blickkontakt, einen Sollte die blaue Pfeife aus Möglichkeit“ mit den Zuschauern. sagt: In Situation X brauche ich kurzen lockeren Dialog – und irgendwelchen Gründen mal Entsprechend der Vergehen, zum Beispiel einen Doppelpfiff, in dann ist das Ganze meistens nicht funktionieren, habe ich die man ahndet und pfeift, sollte Situation Y bringen viele kürzere mit einem Schmunzeln abge- direkt die zweite Pfeife zur Hand. auch der Pfiff dosiert werden. Pfiffe nacheinander vielleicht hakt.

18 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 Regel-Test Fragen Das Spiel wird fortgesetzt

Im aktuellen Regel-Test von Lutz Wagner geht gegeben. Während der Schütze auch nach Aufforderung durch den anläuft, sieht er, wie ein Angreifer Schiedsrichter nicht bereit, seine es schwerpunktmäßig um die korrekte Wieder- außerhalb des Strafraums einen Position einzunehmen. Wie verhält aufnahme des Spiels. Gegner tritt. Der Schütze erzielt sich der Schiedsrichter? ein Tor. Wie muss der Schiedsrich- ter entscheiden? Situation 11: Zur Ermittlung des Siegers bei Situation 6: einem Pokalspiel wird eine Verlän- Zwei Spieler derselben Mannschaft gerung benötigt. Haben die Spieler werden gegeneinander tätlich, weil ein Anrecht auf eine Pause zwi- der eine sich über den anderen schen den beiden Halbzeiten der geärgert hat. Entscheidung? Verlängerung?

Situation 7: Situation 12: Nachdem es in einem Kreispokal- Nach Ende der Verlängerung eines spiel nach Ende der Verlängerung Pokalspiels steht es 2:2. Das Spiel 2:2 steht, muss die Entscheidung muss durch Elfmeterschießen ent- im Elfmeterschießen fallen. Der schieden werden. Auf welches Tor erste Schütze der Heimmannschaft werden die Schüsse ausgeführt, schießt den Ball an den linken sofern keine sicherheitsrelevanten Pfosten. Von dort prallt er zurück, Bedenken bestehen? zum etwa acht Meter entfernt ste- Freistöße, Strafstöße und Einwürfe erfordern beim Schiedsrich- henden Schiedsrichter, trifft die- Situation 13: ter besondere Aufmerksamkeit. sen, springt unglücklich zurück Bei der Ausführung eines Einwurfs und rollt ins Tor. Darf der Schieds- steht der einwerfende Spieler mit Situation 1: Situation 3: richter diesen Treffer anerkennen? einem Fuß deutlich im Spielfeld. Bei der Strafstoß-Ausführung Beim Bestreben, den Ball aus dem Der Ball gelangt aber nach dem täuscht der Schütze unmittelbar eigenen Strafraum zu köpfen, pral- Situation 8: Einwurf sofort zu einem Gegen- beim Schuss durch eine nicht len zwei Spieler der verteidigen- In der 60. Minute wird der Gäste- spieler. Entscheidung? erlaubte Finte den Torwart. den Mannschaft mit ihren Köpfen Spieler mit der Nr. 10 mit der Dennoch kann der Torwart den Ball zusammen. Sie bleiben offensicht- Gelb/Roten Karte des Feldes ver- Situation 14: mit der Hand an die Unterkante lich verletzt liegen. Der Schieds- wiesen. Eine Minute später wirft Bei der Strafstoß-Ausführung der Latte lenken. Von dort prallt richter unterbricht sofort die diese Nr. 10 von außerhalb des täuscht der Schütze den Torwart, der Ball gegen den Rücken des Tor- Begegnung und ruft die Betreuer Spielfelds hinter der Barriere beim indem er den Anlauf etwa drei warts und dann ins Tor. Entschei- auf das Spielfeld. Nach einer kur- Angriff seines Teams eine Plastik- Meter vor dem Ball unterbricht. dung? zen Behandlung können beide flasche einem Gegner gegen den Dann schießt er den Ball auf das Akteure weiterspielen. Der Rücken. Der Schiedsrichter-Assis- Tor, dieser prallt vom Pfosten Situation 2 : Schiedsrichter schickt die Spieler tent hebt sofort die Fahne. zurück und wird von einem Mit- Unmittelbar vor der Ausführung zusammen mit den Betreuern vom Entscheidung? spieler, der erst nach der Straf- eines direkten Freistoßes für die Feld. Handelt er richtig? stoß-Ausführung in den Strafraum Mannschaft A im Mittelkreis gibt Situation 9: gelaufen war, zum Torerfolg ver- der Schiedsrichter seine Zustim- Situation 4: Der Torwart pariert einen scharf wandelt. Wie muss sich der mung für eine Auswechslung Kurz vor Spielende kommt es zu geschossenen Ball, kann diesen Schiedsrichter verhalten? durch seinen neutralen Assisten- einer Tätlichkeit eines Verteidi- aber nicht festhalten, sodass er ten an der Mittellinie. Ohne im wei- gers im eigenen Strafraum gegen einige Meter von ihm wegspringt. Situation 15: teren Verlauf auf die Auswechs- einen Angreifer. Der Schiedsrich- Er springt auf, läuft dem Ball Nach einem Zweikampf in der Nähe lung zu achten, lässt er das Spiel ter-Assistent zeigt dieses Vergehen hinterher, nimmt ihn dann mit den der Torlinie geraten ein Abwehr- fortsetzen, obwohl der Assistent an. Bevor der Schiedsrichter Händen auf und schlägt ihn ab. Wie spieler und ein Angreifer über die noch mit dem Auswechselvorgang jedoch das Fahnenzeichen wahr- entscheidet der Schiedsrichter? Torlinie außerhalb des Spielfelds. beschäftigt ist. Als sich der Ball nehmen kann, hat er das Spiel Während der Ball im Spiel bleibt, mittlerweile schon im Strafraum bereits mit dem Schlusspfiff been- Situation 10: stößt der Abwehrspieler den der Gast-Mannschaft befindet, det. Entscheidung? Vor der Ausführung eines Strafsto- Angreifer – immer noch außerhalb bemerkt er das Zeichen seines ßes weigert sich der Torwart hart- des Spielfelds – heftig zu Boden. noch an der Mittellinie befind- Situation 5: näckig, in das Tor zu gehen. Er Wie ist zu entscheiden, wenn der lichen Assistenten und unterbricht Der Schiedsrichter hat mit seinem stellt sich demonstrativ neben das Schiedsrichter deshalb das Spiel daraufhin das Spiel. Pfiff die Strafstoß-Ausführung frei- Tor an die Werbebande und ist unterbricht?

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 19 Regel-Test Antworten Das Spiel wird fortgesetzt

So werden die auf Seite 19 beschriebenen Situa- tionen richtig gelöst.

Situation 1: Situation 7: Wiederholung des Strafstoßes, Nein. Die Prämisse beim Strafstoß Verwarnung des täuschenden heißt: Wirkung abwarten. Dies gilt Spielers wegen Unsportlichkeit. zum Beispiel für den Fall, wenn Die Wirkung des Strafstoßes ist der Ball gegen den Pfosten geht, immer abzuwarten. dann gegen den auf der Torlinie befindlichen Torwart prallt und Situation 2: dann erst ins Tor. In diesem Fall Schiedsrichter-Ball am Ort des wäre das Tor gültig. Was hier pas- Balls zum Zeitpunkt der Unter- siert, ist aber etwas anderes: Die brechung. Da das Spiel mit seiner Wirkung ist vorbei, denn der Ball Zustimmung fortgesetzt wurde, bewegt sich einige Meter vom Tor ist eine Wiederholung der Spiel- weg in Richtung des Schiedsrich- fortsetzung nicht möglich. Viel ters, der weit wegsteht. Allein der besser wäre es natürlich gewe- Unparteiische ist die Ursache, sen, der Schiedsrichter hätte sich dass der Ball ins Tor geht. Dies vor seiner Genehmigung zur hat nichts mehr mit der eigent- Spielwiederaufnahme davon über- lichen Strafstoß-Ausführung zu zeugt, dass alle Voraussetzungen tun. auch wirklich erfüllt sind. Situation 8 Situation 3: Schiedsrichter-Ball an der Stelle, Nein. Im Regelwerk ist dieser an der sich der Ball beim Pfiff Fall explizit beschrieben: Wenn befindet, und Meldung im Spielbe- zwei Spieler desselben Teams richt. Ein des Feldes verwiesener im Fall eines Zusammenpralls Spieler wird wie ein Zuschauer sofortige Betreuung benötigen, behandelt. müssen diese vor der Spielwie- deraufnahme den Platz nicht Situation 9: verlassen. Weiterspielen. Der erste Ball- kontakt durch den Torwart stellt Ein falsch ausgeführter Einwurf (Situation 13) muss in jedem Fall Situation 4: noch keine Ballkontrolle dar. durch den Gegner wiederholt werden – „Vorteil“ ist nicht möglich. Feldverweis. Da das Spiel vor der Diese beginnt erst, als er den Ball Information des Schiedsrichter- im Nachfassen festhalten kann nötig, da ein Spiel ohne Torwart lich und das Recht einzuwerfen, Assistenten durch den Schieds- beziehungsweise kontrolliert. nicht möglich ist. geht auf den Gegner über. richter beendet wurde, ist keine Spielstrafe mehr möglich. Situation 10: Situation 11: Situation 14: Der Schiedsrichter verwarnt den Nein, eine Pause zwischen den Tor, Anstoß. Täuschen, das nicht Situation 5: Torwart. Weigert er sich dann beiden Hälften der Verlängerung unmittelbar bei der eigentlichen Der Schiedsrichter pfeift sofort immer noch, schaltet er den ist nicht vorgesehen. Ausführung (dem Schuss) pas- und spricht den Feldverweis aus. Spielführer ein. Eine Gelb/Rote siert, ist erlaubt. Da der Tritt erfolgte, bevor der Karte beziehungsweise ein Feld- Situation 12: Ball im Spiel war, muss der Straf- verweis kann nicht ausgespro- Dies wird durch Losentscheid Situation 15: stoß wiederholt werden. chen werden, da es sich um eine durch den Schiedsrichter im Bei- Schiedsrichter-Ball, Feldverweis. einmalige Weigerung des Tor- sein der Spielführer entschieden. Da beide Spieler in Folge einer Situation 6: warts handelt. Der Schiedsrichter Spielhandlung unverschuldet und Indirekter Freistoß und Feldver- setzt dem Spielführer eine Frist, Situation 13: somit nicht in unsportlicher weis. Tätlichkeiten gegen Mit- in der ein neuer Torwart benannt Wiederholung des Einwurfs durch Absicht das Spielfeld verlassen spieler sind kein verbotenes werden muss. Für den eher den Gegner. Bei diesem nicht haben, ist nur ein Schiedsrichter- Spiel, sondern grob unsportli- unwahrscheinlichen Fall, dass dies regelgerechten Einwurf ist die Ball als neutrale Spielfortsetzung ches Betragen. nicht gelingt, ist der Spielabbruch „Vorteil“-Anwendung nicht mög- möglich.

20 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 Eine Marke der Daimler AG

Mit diamantenem Brustring. Bereit für eine neue Generation. Die A-Klasse im sportlich-dynamischen Design mit unverwechselbarem Diamantgrill.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 21 Porträt „ICH PFEIFE!“ -Ein Sc

Seit 27 Jahren ist der Hesse Christoph Schröder Amateur-Schiedsrichter, jetzt hat er seine Erinne- rungen aufgeschrieben. „ICH PFEIFE!“ heißt das Buch, bei dessen Lesung ihn SRZ-Mitarbeiter Tobias Altehenger in Köln besucht hat.

Das Schiedsrichter-Buch als Exot in der umfangreichen Fußball- Literatur hat sich in den zurück- liegenden Jahren nicht gerade als Geheimtipp für verregnete Nachmittage erwiesen. Merk, Collina – viele Schiedsrichter haben sich deren Bücher gekauft, in der Hoffnung darauf, etwas über diese großartigen Referees zu erfahren, vielleicht sogar ein paar Tipps für die eigene Lauf- bahn zu bekommen.

Christoph Schröder schreibt anders, denn er ist ein anderer Typ. Er hat von keinen Cham- pions-League-Spielen zu berich- ten, von keinen Weltmeister- schaften, von keinen Stars – aber vom VfL Birkenau. Von einer legendären Tankstelle in Nord- hessen und von den zahlreichen Bratwürsten seiner Laufbahn. An diesem Donnerstagabend in Köln erzählt Christoph Schröder von absurden Anfahrtswegen. Von steilen Straßen, von staubi- gen Plätzen, von Äckern, von Christoph Schröder aus Frankfurt am Main ist seit 27 Jahren Amateur-Schiedsrichter. Wiesen. „Die Topografie der Fußballplätze“ heißt das Kapitel. ie Buchhandlung in der Kölner men Stühle und den Weißwein Hessen, Öffentlichkeits-Beauf- DGoltsteinstraße platzt aus trinkenden Literatur-Damen tum- tragter im Verbands-Schiedsrich- Christoph Schröder schildert allen Nähten. Es ist ein Donners- melt sich ein lesungsuntypisch ter-Ausschuss, Leistungsklasse: Begegnungen mit pepitahütigen tagabend im Sommer, es ist durchmischtes Publikum auf Verbandsliga. Schiedsrichter-Betreuern. immer noch warm draußen, an Bierbänken, isst Currywurst und Er berichtet von einem Lothar, die 30 Grad, und trotzdem trinkt Kölsch. Christoph Schröder ist beides. der das Schiedsrichter-Team drängen sich die Leute in dem Ein routinierter Spielleiter, der einst nach dem Spiel auf den kleinen Laden an der Straßen- Buchhändler Jens Bartsch ist seit Jahren dabei ist, der auf Parkplatz verfolgte und als Lohn ecke. Sie haben sich gegen die perplex: „Wo kommen die ganzen den Plätzen Hessens viel gese- für die erbrachte Leistung mit gleich um die Ecke lockenden Kerle her?“, ruft er von der hen hat. Einer, den man „überall 50-Mark-Scheinen bewarf. Alternativen (Kölner Rheinpano- Ladentür in den Raum, um hinschicken“ kann. Und eben rama und eine der besten Eis- anschließend seinen Gast zu einer, der sein Geld mit Literatur Die Gäste in der Kölner Buch- dielen der Domstadt) entschieden begrüßen. Christoph Schröder, verdient, einer, der schreiben handlung hören aufmerksam zu. und warten auf den Beginn der 41, Literatur-Kritiker aus Frank- kann. Jetzt hat Christoph Sie lachen viel, und hin und wie- Lesung. furt am Main. So könnte man Schröder beide Welten mitein- der sieht man auch Einzelne sagen. Genauso zutreffend ist ander verbunden und ein Buch versonnen nicken. Das sind die Ein klassischer Abend in der Köl- aber: Christoph Schröder, 41, geschrieben: „ICH PFEIFE! – Aus Schiedsrichter im Plenum. Ein ner Literaturszene? Nicht ganz. Schiedsrichter. Seit 1988. Verein: dem Leben eines Amateur- früherer Drittliga-Schiedsrichter Denn statt der üblichen unbeque- SV Nauheim 07. Landesverband Schiedsrichters“. ist heute Abend vor Ort, Regional-

22 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 hiedsrichter erzählt

liga, Oberliga, bis runter in die schweig gelesen. Bundesliga- „ICH PFEIFE!“ ist nicht nur die der Zuschauer, das Gemecker Kreisligen. Sie alle finden sich in Schiedsrichter Florian Meyer Geschichte von Christoph Schröder, der Spieler, den Druck eigentlich Christoph Schröders Erinnerun- war zu Gast und begeistert von sondern die Geschichte von allen Woche für Woche antut. gen wieder. dem Vortrag. Am Ende sollte Schiedsrichtern, exakt die der Autor noch Bücher für Geschichte, die man erzählen Auf 224 Seiten hat Christoph Schrö- Ein paar Wochen zuvor hat Michael Weiner und müsste, wenn man gefragt wird, der diese Geschichte erzählt. Und Christoph Schröder in Braun- signieren. warum man sich das Geschimpfe das ziemlich brillant.

Christoph Schröder im Interview Der Blickwinkel des Schiedsrichters

bis dahin noch nicht, und so nicht nur für den Fußball, kamen wir dann auf die Idee. aber gerade in den Bereichen, in denen man Entscheidungen Wie hat man sich dann den treffen muss und zu bestim- Schreibprozess vorzustellen? men hat, sollte man sich Hast Du Dich nach Deinen nicht hinter der Autorität ver- Spielen oder bei der Leistungs- stecken. prüfung aufs Zimmer zurück- gezogen und dann da direkt Ein Schiedsrichter, der zum notiert? Beispiel damit kokettiert, dass er selbst nicht richtig kicken Christoph Schröder: Das nicht, kann, oder auch damit, dass er aber ich habe mich immer mal natürlich nicht unfehlbar ist, wieder aus dem Alltag rausge- wird bei den am Spiel Beteilig- zogen. Das sah dann so aus, ten deutlich besser ankommen dass ich mich in einer Pension als jemand, der sich selbst zu im Odenwald eingemietet habe – ernst oder zu wichtig nimmt. ohne Handy-Empfang, nur mit meinem Laptop und meinen Lauf- schuhen. Da habe ich dann den ganzen Tag gesessen und geschrieben, und abends bin ich laufen gegangen. Und das Feder statt Pfeife: Für sein Buchprojekt tauschte war’s. Ohne Ablenkung. Nach Christoph Schröder das Arbeitsgerät. einem Jahr war das Buch dann fertig. Wie ist die Idee für das Buch habe – auch in Situationen, entstanden? die sich vergleichsweise un- Dein Buch heißt „ICH PFEIFE!“, bedeutend im Mittelfeld abge- ein ziemlich doppeldeutiger, Christoph Schröder: Beim spielt haben. selbstironischer Titel. Meinst Fußballgucken! Ich habe mit Du, man braucht als Schiedsrich- einem guten Freund aus der Wir sind dann darüber ins ter eine gewisse Selbstironie? Verlagsbranche zusammen Gespräch gekommen, dass ein Spiel geschaut, und dieser wir Schiedsrichter den Fußball Christoph Schröder: Ja. Ein kla- Freund war dann doch etwas doch oft mit anderen Augen res Ja. Ich glaube, ohne Selbst- „ICH PFEIFE!“ von verwundert, als ich nicht sehen, bis er irgendwann ironie und das Hinterfragen Christoph Schröder ist im die Fehler der Spieler, sondern meinte: „Hast du schon darüber der eigenen Person läuft man April 2015 im Tropen Ver- die Entscheidungen des nachgedacht, das Ganze mal schnell Gefahr, sich lächerlich lag erschienen und kostet Schiedsrichters kommentiert aufzuschreiben?“ Das hatte ich zu machen. Das gilt natürlich 16,95 Euro.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 23 Tagung Digitale Medien halten Einzug

In der Sommerpause veranstaltete der Deutsche Fußball-Bund im SportCentrum Kamen-Kaiserau des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen zum zweiten Mal die „Jahrestagung Bildung“. Dort tauschten sich die Schiedsrichter-Lehrwarte der Verbände untereinander aus und kamen mit anderen Ausbildern und Trainern ins Gespräch. SRZ-Mitarbeiter David Hennig war mit dabei.

Gedankenaustausch bei der Podiumsdiskussion mit Westfalens Verbandstrainer Mike Halemeier, Gladbachs U 23-Trainer André Schubert, Moderator Wolfgang Möbius (DFB-Abteilungsleiter Qualifizierung), Ex-Profi Knut Reinhardt sowie DFB-Lehrwart Lutz Wagner (von links).

rainer von Fußball-Mannschaf- schen zwölf und 84 Jahre alt, Und fügt aber auch hinzu, dass Lutz Wagner. Was nun noch für Tten haben in der Regel eine haben vielleicht gerade erst die es zwar Trainer- und Schiedsrich- das in Zukunft angedachte „Aus- klare Aufgabe: Sie betreuen Prüfung abgelegt oder pfeifen ter-Lizenzen gäbe, aber „als bilder-Zertifikat“ fehle, sei das Spieler der gleichen Altersklasse bereits in der Oberliga. Lehrwart sich theoretisch jeder gebrauchsfertige Modul für und mit ähnlichem Leistungs- hinstellen kann“. Medien-Kompetenz. stand – entweder ein Bambini- So ist verständlich, dass DFB- Team oder eine Erste Mann- Lehrwart Lutz Wagner die Arbeit Aus diesem Grund hat die „Qua- Das geplante Zertifikat für Lehr- schaft, entweder in der Kreisliga eines jeden Kreis-Lehrwarts als lifizierung“ der Lehrwarte in den warte werde damit dann alles an- oder in der Oberliga. „höchst anspruchsvoll“ bezeich- vergangenen Jahren immer mehr dere als ein einfaches Stück net: „Was hier für eine Spann- an Bedeutung gewonnen. „Mit Papier. Es sei vielmehr eine Bei den Schiedsrichter-Lehrwar- breite abgedeckt wird, finde ich zwei ersten Bausteinen haben Bestätigung dafür, dass ein Lehr- ten in den Kreisen ist das anders: sensationell. Das verdient ein wir bereits mehr als 600 Lehr- wart über einen gewissen Qua- Ihre Unparteiischen sind zwi- großes Kompliment“, sagt er. warte qualifiziert“, berichtet litäts-Standard verfügt und sich

24 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 leichter, Informationen können Ein interessanter Aspekt, den Information ohne große Hürden zugänglich der Austausch mit den Trainern gemacht werden.“ Teilnehmer ergab: Diese nutzen für ihre Online-Lehrgänge könnten sich zudem genau dann Spielsichtungen ein neues mit den Lehrmaterialien beschäf- System, bei dem Szenen bereits Seit der Saison 2013/2014 bie- schließlich über das Internet tigen, wenn sie die Zeit dafür während des Spiels über das tet der DFB die Möglichkeit an, statt. Meistens werden die haben. Smartphone markiert und mit Anwärter-Lehrgänge online zu Online-Materialien begleitend Stichworten versehen werden organisieren. Waren es im zur Verfügung gestellt, sodass Trotz dieser vielen Vorteile: können. ersten Jahr noch 65 Lehrgän- dadurch die Zahl der Präsenz- „Das ‚Face-to-face’-Lernen bleibt ge, die durchgeführt wurden, Veranstaltungen zumindest bestehen“, betont Wagner. Einige Dieses System soll nun auch im so stieg diese Zahl in der ver- reduziert werden kann. wichtige Themen müssten auch Herbst bei einem Schiedsrichter- gangenen Saison bereits auf in Zukunft weiterhin persönlich Sichtungsturnier in Duisburg 125 an. Die Teilnehmerzahlen Ein weiterer interessanter durch den Lehrwart transportiert getestet werden. Damit hätten schwanken enorm: Sind es im Aspekt des Projekts: Durch werden. Erfahrungswerte, Moti- die Coaches die entsprechenden ländlichen Raum manchmal die Bereitstellung des Lehr- vation und soziale Kompetenz Szenen schon sofort im nur sehr wenige Schiedsrich- materials im Internet ist es könnten, so der DFB-Lehrwart, Anschluss an das jeweilige Spiel ter-Anwärter, gibt es in auch für Sportlehrer an durch E-Learning schließlich für ihre Analyse parat. Bisher Ballungsräumen sogar bis Schulen möglich, Schiedsrich- schwer vermittelt werden. musste das Material erst erneut rund 100 von ihnen. ter-Lehrgänge für ihre Schüler gesichtet und geschnitten wer- anzubieten – selbst wenn sie Ein weiterer Konsens der den, sodass es erst zwei Tage Die organisatorische Durchfüh- selbst bisher keinen Schieds- Tagung: Die Ausbilder sprachen später zur Verfügung stand. rung der einzelnen Lehrgänge richter-Schein besitzen. Die sich dafür aus, noch stärker ist ebenfalls sehr unterschied- Abschluss-Prüfung muss am auf Video-Material in der Ausbil- „Wichtig ist jedoch in allen Fäl- lich: Nur die allerwenigsten Ende aber natürlich dennoch dung zu setzen. „Bilder sagen len, dass wir bedarfsgerecht Ausbildungen finden aus- bestanden werden. mehr als tausend Worte – schulen“, so der Lehrwart. Ein diesem Spruch ist eigentlich Beispiel: Der Schiedsrichter ver- durch turnusmäßige Überprüfun- Jahren im Netz abzubilden. nichts hinzuzufügen“, meint kürzt die Distanz zum Spieler gen stetig weiterentwickelt. „Wer es nutzt, merkt sehr Wagner. Für die Gleichheit der und denkt, er übt Dominanz aus. schnell, welche Vorteile das Entscheidungen und für die Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Neben der Qualifizierung der hat“, sagt Wagner. Regelschulung diene weiterhin Der Unparteiische dringt in den Lehrwarte spielte bei der Tagung der riesige Fundus an Bundes- persönlichen Bereich des Spie- insbesondere der Einzug digita- In einem ersten Schritt sollen liga-Szenen. lers ein und setzt diesen unter ler Medien in die Lehrarbeit eine sich die Lehrwarte zunächst Druck. „Das kann ein Lehrwart wichtige Rolle. Konkret: der Ein- überhaupt einmal auf das neue Gehe es in den individuellen noch besser an den Bildern des satz von E-Learning-Tools und Angebot einlassen. Anschließend Bereich, müsste jedoch anderes jeweiligen Unparteiischen deut- von Video-Material. „Auch hier erfolge die fachliche Vertiefung. Material her. „Wir wollen ja nicht lich machen als an einer Szene hat sich gezeigt, dass wir in „Online sind die Lehrinhalte nur mit der Gießkanne schulen, aus der Bundesliga mit Knut bestimmten Bereichen schon wesentlich einfacher zu kommu- sondern wir wollen gerade un- Kircher oder Florian Meyer“, sehr gut aufgestellt sind“, meint nizieren, Lernkontrollen fallen sere Talente individuell fördern.“ erklärt Lutz Wagner. der DFB-Lehrwart, der bei der Zusammenkunft die Nutzung von Plattformen, E-Learning und Leistungsprofilen herausstellte. „Grundlage ist unser Regelwerk, das wir durch Spielszenen-Ana- lysen, Regelfragen, Lehrbriefe und weitere Dinge ergänzen.“

Diese Materialien unterliegen einer ständigen Aktualisierung und Überprüfung durch die DFB- Schiedsrichter-Kommissionen und werden den zuständigen Per- sonengruppen über eine Online- Plattform zur Verfügung gestellt.

Und auch in der Ausbildung neuer Schiedsrichter soll in Zukunft verstärkt auf E-Learning gesetzt werden. Ziel sei es, alle In den Arbeitsgruppen diskutierten die Lehrwarte der Landesverbände die Möglichkeiten – Lehrgänge in den kommenden aber auch die Grenzen – online-basierter Schiedsrichter-Ausbildung.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 25 Vergleich Zum Beispiel: Tennis

Nach Wimbledon ist vor den US Open – der Som- mer ist Tennis-Hochzeit. Und gerade wieder im Gespräch. Denn Boris Beckers erster Triumph in seinem „Londoner Wohnzimmer“ ist 30 Jahre her. Auch für Roland Herfel (48) aus Marl sind die Grand-Slam-Turniere eine Art Zuhause ge- worden. Der „Profi-Stuhl-Schiedsrichter“ der ATP erklärt SRZ-Reporter Bernd Peters die Unterschiede seines Jobs zum Fußball.

in sonniger Donnerstagnach- entscheidet sich um – und schiebt Emittag im Gerry-Weber-Stadion ein freundliches „My fault!“ in Halle/Westfalen, dem deut- hinterher. „Meine Schuld!“ schen Rasentennis-Mekka. Es steht 2:2 und 40:30, als der Filz- Im Tennis ist längst Alltag, was ball die Linie streift. Im Dritt- der (deutsche) Fußball in dieser runden-Match zwischen den Welt- Saison erst erleben wird: den Ein- klasse-Spielern Gaël Monfils (28) satz von „Hawk-Eye“. „Im Tennis aus Frankreich und Michail funktioniert dieses System prima. Alexandrowitsch Kukuschkin (27) Es minimiert Fehlentscheidungen aus Kasachstan geht es in die und nimmt Aufregung aus dem entscheidende Phase des ersten Spiel“, erzählt Herfel im Interview. Satzes. „Wir haben natürlich mit den Entwicklern aus England gespro- Roland Herfel und sein Linienrich- chen, die das System bei uns ter entscheiden beide auf Aus, verantworten. Die haben uns oft Punkt und Spiel für Monfils. Aber von ihren Gesprächen mit der DFL das Video-Beweis-System „Hawk- und dem DFB erzählt und sind Eye“ zeigt, dass der Ball drin war. natürlich glücklich, dass sie es Roland Herfel reagiert sofort, jetzt auch dort anwenden.“

Das elektronische „Adlerauge“ ist nicht der einzige Unterschied zum Job von Roland Herfel und Als „Stuhl-Schiedsrichter“ gibt Roland Herfel den Spielverlauf dem eines Fußball-Referees. „Ich stets aktuell am Computer ein. arbeite zwischen einem und drei Spielen am Tag. Gerade bei einem Die eigentliche Spielvorbereitung dem Laptop des Turnier-Supervi- Grand-Slam-Turnier, wenn es über beginnt eine halbe Stunde vor sors, einer Art Ober-Schiedsrich- fünf Sätze gehen kann, wird das Spielbeginn. Da schaue ich nach, ter.“ manchmal ganz schön lang. Wenn ob die Technik funktioniert, die ich also nur ein Spiel schieds- wir inzwischen mit auf den Platz Warum geht alles direkt online? richte, ist das ein relativ ruhiger nehmen müssen.“ „In der heutigen Zeit sind aktuelle Tag für mich.“ Statistiken immer wichtiger, für Das ist ein Tablet-Computer, der Medien, aber auch für die Fans, Wie bereitet er sich vor? „Da gibt ein windows-basiertes Programm die aktuelle Spielstände wissen es nichts Besonderes. Ich schlafe namens „ProScorer“ geladen hat. wollen.“ Und wann ein Spiel ausreichend, ernähre mich ver- „Da gebe ich alles ein, jeden beginnt. Denn im Gegensatz Die Ausrüstung eines Tennis- nünftig und versuche, fit zu sein. Punkt, jeden Fußfehler, jeden zum Fußball gibt es keine festen Schiedsrichters: Münze, Son- Aber fit bedeutet hier etwas Doppelfehler – alles, was statis- Starttermine. Oft hängen diese nenbrille, Maßband und wei- anderes als beim Fußball, weil tisch relevant ist. Das ist online davon ab, wie lange die vorher teres Werkzeug. wir nicht laufen müssen. verlinkt und synchronisiert mit angesetzten Spiele dauern.

26 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 So wurde Roland Herfel „ Stuhl-Schiedsrichter“

„Man muss in diesem Job warten In Münster fing alles an können“, sagt der verheiratete Familienvater schmunzelnd. Und „Ich bin zufällig Schiedsrichter man bei den nationalen Verbänden Rudi Berger förderte ihn – und sich untersuchen lassen: Einmal geworden“, erzählt Roland Her- erfragen. Trotzdem schnuppern heute ist er ATP-Profi. Mittler- im Jahr geht’s zum Augentest. fel. „Als ich Ende der 80er- Interessierte auch heute noch oft weile hat der 48-Jährige vier „Da sind die Regeln streng. Grund- Jahre studiert habe, war die ohne Ausbildung bei kleineren olympische Turniere und alle sätzlich muss man den Ball fokus- große Zeit von Becker, Graf und Spielen oder Turnieren rein. Das vier Grand Slams mehrfach mit- sieren können. Und auch einen Stich. Bei uns im Tennis-Club in hat aber natürlich Folgen – wie gemacht. guten peripheren Blick haben.“ Münster fand damals ein kleines auch bei Herfel. „Ich war beim Weltranglisten-Turnier statt – Spiel Kühnen gegen Steeb dabei, Für denjenigen Leser, der Immer mit dabei: Herfels Schieds- und dafür brauchte der Veran- einen dicken Fehler zu machen. vielleicht darüber nachdenkt, richter-Tasche. Eine solche haben stalter Schiedsrichter, die es Beim Stand von 6:6 wollte ich vor selbst Tennis-Schiedsrichter Fußball-Referees zwar auch – aber nicht gab. Heute würden wir die dem Tiebreak im dritten Satz die zu werden, sei aber gesagt: mit anderem Inhalt. „Ich habe schicken. Aber damals wurden Bälle wechseln, weil mathematisch Wie beim Fußball schaffen es darin ein bisschen Tape, eine Son- die Spieler des Vereins gefragt. der Moment gekommen war. Aber allerdings nur die wenigsten nenbrille, Sonnencreme und mein Da habe ich es gemacht. Ich heute weiß jeder Schiedsrichter, bis ganz nach oben, bis Werkzeug für alle möglichen Vor- wusste damals nur das, was man dass man vor dem Tiebreak die hin zu den großen interna- und Unfälle.“ als Spieler halt weiß. Und das ist Bälle nicht wechselt.“ Der Ober- tionalen Turnieren. Dagegen wenig, wie ich im Nachhinein Schiedsrichter griff damals aber steht ein Einsatz in der Denn während der Zuschauer oft festgestellt habe. Es war trotz- noch rechtzeitig ein. Tennis-Bundesliga – ob als den Eindruck hat, der „Stuhl- dem sehr interessant.“ Schieds- oder Linienrichter – Schiedsrichter“ sage beim Tennis Roland Herfel lernte daraus – und bereits relativ am Anfang der nur den Spielstand an, erledigt Heute gibt es Ausbildungen wie legte im Schnell-Durchlauf die ein- Schiedsrichter-Laufbahn im Herfel während der Ballwechsel beim Fußball – die Termine kann zelnen Prüfungen ab. Sein Kollege Tennis. noch weitere Aufgaben: „Es gibt viele Dinge zu beobachten. Alles, was in der Nähe des Platzes pas- ein Spieler alleine ist und nicht lichkeit. Wenn ich jemanden vom weiteren Verstoß erneut ein Straf- siert, wissen wir. Also auch, wer in einem Pulk von Mitspielern, Platz schicke, ist das Spiel vorbei. Spiel oder die Disqualifikation.“ da sitzt und wann gegangen ist. zweifelt er auch viel eher an der Das will natürlich niemand – und Das passiert bei mir inzwischen eigenen Wahrnehmung – und das ist ein gravierender Unter- Neben all´ diesen Unterschieden automatisch.“ akzeptiert eher die Entscheidung schied zum Fußball. Das versuchen finden sich aber auch Gemeinsam- von mehreren anderen.“ die Spieler zu vermeiden. keiten: Wie beim Fußball ist das Der Grund: Er muss für Ruhe sor- Schiedsrichten beim Tennis Team- gen. „Die Spieler sind da teilweise arbeit. „Nach jeder knappen Ent- sehr empfindlich, da darf kein scheidung kommuniziere ich mit Lärm den Ablauf stören. In Wim- meinen Linienrichtern“, sagt bledon wäre es zum Beispiel Herfel. „Ohne sie kann ich kaum unvorstellbar, dass im Zuschauer- was machen. Ich sehe einiges, bereich gegessen würde. Wir aber nicht alles. Also brauche ich möchten aber natürlich auch, sie, genauso wie die Ballkinder, dass die Zuschauer am Sport teil- die ordentliche Arbeit machen. nehmen. Deshalb schaffen wir Alles würde viel länger dauern bei anderen Turnieren einen ohne sie.“ Mittelweg, indem wir einen Rang bestimmen, bis zu dem die Das sei eine Maschinerie, bei der Zuschauer sitzen müssen. Und ein Rad ins andere greife. „Wir in den höheren Rängen erlaubt halten ständig Augenkontakt, man den Leuten auch, zwischen- Daumen hoch, Daumen runter, durch zu gehen. Es ist aber unsere ein Lächeln. Wir versuchen, eine Aufgabe, dass das eingehalten positive Atmosphäre zu vermit- wird.“ An diesem Nachmittag im teln. Das nimmt viel vom Stress. Gerry-Weber-Stadion ist das der Denn wie beim Fußball ist die Fall. Die meisten Fans kennen nächste Entscheidung nach einem diese Regel inzwischen. Roland Herfel bei der Seitenwahl mit dem Kasachen Alexandro- Fehler die Wichtigste.“ witsch Kukuschkin (rechts) und dem Franzosen Gaël Monfils. Bei den Spielern muss er aller- Nach dem Spiel wird ein „Post dings – und das ist wohl der größte Deshalb müssen „Stuhl-Schieds- Es gibt mehrere Abstufungen: Ver- Match Review“ geschrieben, eine Unterschied zum Fußball – selte- richter“ beim Tennis auch selten stößt ein Spieler gegen den Ver- Art Spielbericht. „Der ist aber ner für Ruhe sorgen. Warum geht bis nie Spieler ermahnen oder haltenskodex, wird er zunächst nur für die Fälle, in denen einer es dort gefühlt gesitteter zu? vom Platz schicken – was aber verwarnt, beim zweiten Mal erhält im Nachhinein Zweifel an der „Wir haben eine Einzelsportart theoretisch möglich wäre. „Das ist er einen Straf-Punkt, beim dritten Rechtmäßigkeit des Spielverlaufs und keine Mannschaften. Wenn bei uns natürlich die letzte Mög- Mal ein Straf-Spiel und bei jedem hat“, erklärt Herfel, der heute in

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 27 Vergleich

konkret sprechen. Aber er fasst Das zeigt auch ein Blick auf die zusammen: „Wir können unsere bekannten Sätze, die bei Turnie- Familien davon ernähren – und ren des Deutschen Tennis Bundes insofern ist alles gut.“ (DTB) für Nicht-Profi-Schieds- richter gezahlt werden. Dort gibt Den Vergleich zum Fußball zieht es Tagessätze zwischen 60 und er aber auch: „Wir vergleichen 200 Euro. Und das, obwohl sie uns da natürlich auch mit den im Gegensatz zu Profi Herfel Besten der Fußball-Zunft. Und ohne „Hawk-Eye“ auskommen da sind die Unterschiede sehr müssen. groß, beim Fußball wird einfach mehr verdient.“ Die Erklärung Das „Adlerauge“ entscheidet im dafür gibt er selbst: „Die Rela- Spiel von Halle übrigens zuguns- tion ist klar: Bei uns ist zwar oft ten von Kukuschkin. Das Spiel der Aufwand höher durch Aus- gewinnt aber sein Kontrahent Linienrichter an den Seiten und hinter den Spielern unterstützen lands-Aufenthalte – aber im Fuß- Monfils, mit 7:6 und 6:4. Seinen den Schiedsrichter bei der Bewertung, ob der Ball im Aus ist. ball wird eben auch generell Spielbericht hat Herfel auch dies- mehr Geld verdient, etwa durch mal schnell erledigt – denn wäh- Wolfsburg lebt. „Der wird tatsäch- Übrigens: Im Gegensatz zu DFB, Fernsehgelder. Außerdem ver- rend der kompletten Spielzeit lich noch per Hand geschrieben. UEFA und FIFA macht die ATP die markten die Verbände bei uns kam keine einzige Meckerei. Meistens steht aber nur ,Keine Honorare ihrer „Stuhl-Schieds- nicht die Fernsehgelder – und Trotz – oder vielleicht gerade Vorkommnisse‘ drin. Das ist keine richter“ nicht öffentlich. Deshalb verteilen insofern nicht die wegen seines mutigen Aus- große Geschichte.“ darf Herfel darüber auch nicht großen Summen.“ spruchs: „Meine Schuld!“

Die wichtigsten Tennis-Regeln „Spiel“, „Satz“ und „Sieg“

Das Spielfeld: Das rechteckige kante und landet dennoch im gülti- „Einstand“. Nach „Einstand“ ist der „Satz“. Vorausgesetzt, er führt mit Feld ist 23,77 Meter lang und gen Aufschlagfeld, wird der Auf- nächste Punktestand „Vorteil“ für einem Vorsprung von zwei Punk- beim Einzelspiel 8,23 Meter schlag wiederholt. Landet der Auf- den Spieler, der den nächsten ten. Falls nötig, wird das „Tiebreak- breit, beim Doppelspiel 10,97 schlag im gültigen Feld, wird beim Punkt gewinnt. Gewinnt der Spieler Spiel“ so lange fortgesetzt, bis ein Meter breit. Das Netz, das beide nun folgenden Ballwechsel auf das auch den nächsten Punkt, gewinnt Spieler einen Zwei-Punkte-Vor- Spielhälften voneinander trennt, ganze Spielfeld der Punkt ausge- er damit das „Spiel“. Gewinnt aller- sprung erreicht. hat in der Mitte eine Höhe von spielt. Welcher Spieler mit dem dings der Gegner den nächsten 91,4 Zentimetern. Die Linien an Aufschlag beginnt, entscheidet der Punkt, ist der Punktestand wieder Der „Sieg“: Beim Tennis gewinnt, den Enden des Spielfelds heißen Schiedsrichter vor der Partie per „Einstand“. Es gewinnt also der wer mehr Sätze gewinnt als der Grundlinien, an den Seiten ent- Los. Wer übrigens zu lange für die Spieler das „Spiel“, der nach Gegner. Bei der Spielweise „Best sprechend Seitenlinien. Die bei- Ausführung eines Aufschlags „Einstand“ zwei Punkte hinterein- of 3“ reichen dazu grundsätzlich den mittigen Linien zwischen braucht (laut Regelwerk 25 Sekun- ander erzielt. Beim Doppel wird zwei Sätze aus. Beim Doppel wird den Seitenlinien, parallel zum den), erhält eine Verwarnung. Beim nach der „No-Advantage“-Regel ein notwendiger dritter Satz als Netz, werden Aufschlaglinien wiederholten Verstoß verliert er gespielt - dabei entscheidet nach „Match Tiebreak“ gespielt. Es genannt. Sie begrenzen die Auf- das Recht, den Aufschlag ein zwei- „Einstand“ sofort der nächste gewinnt das Team, das als erstes schlagfelder. tes Mal ausführen zu dürfen. Punkt. 10 Punkte erreicht.

Der Aufschlag: Er wird hinter Das „Spiel“: Die Phase, während Der „Satz“: Der Spieler, der zuerst der Grundlinie ausgeführt und in der ein Spieler das Recht zum Auf- sechs „Spiele“ gewonnen hat, ge- das diagonal gelegene Auf- schlag hat, bezeichnet man als winnt den „Satz“ – vorausgesetzt, schlagfeld der gegnerischen „Spiel“. Währenddessen wird der er hat einen Vorsprung von zwei Hälfte geschlagen, zunächst von Punktestand wie folgt gezählt und „Spielen“ über seinen Gegner. rechts nach links. Kann der Auf- die Punktzahl des Aufschlägers Wird aber der Spielstand von schlagende den Ball nicht im zuerst genannt: Kein Punkt „6 beide“ erreicht, ist ein soge- Aufschlagfeld platzieren, hat er („Null“), erster Punkt („15“), zwei- nannter Tiebreak zu spielen. noch einen zweiten Versuch. ter Punkt („30“), dritter Punkt Dabei werden die Punkte „Null“, Schafft er es abermals nicht, ist („40“), vierter Punkt („Spiel“). „1“, „2“, „3“, etc. gezählt. Der Spie- dies ein Doppelfehler und der Dabei gilt folgende Ausnahme: ler, der zuerst sieben Punkte Gegner erhält einen Punkt. Haben beide Spieler drei Punkte erzielt, gewinnt den Tiebreak, Berührt der Aufschlag die Netz- gewonnen, lautet der Punktestand damit auch das „Spiel“ und den

28 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 1/2012 EROBERT BÄLLE IM MITTELFELD. UND HERZEN IM STURM.

Anna-Maria, Spielerin beim FC Viktoria 1889 Berlin. Eine von 1,1 Millionen Spielerinnen, die täglich beweisen, wie ernst es ihnen mit diesem Spiel ist. Mehr über Anna-Maria und den Amateurfußball in Deutschland auf kampagne.dfb.de

UNSERE AMATEURE. ECHTE PROFIS.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 3/2015

14:06 Spielbericht Das Feld „Vorkommnisse“ wird präzisiert Seit vergangener Saison erfasst der Deutsche Fußball-Bund bei Amateurspielen Vorfälle von Gewalthandlungen und Diskriminierungen. Eine gleichermaßen umfangreiche wie wichtige Aufgabe, denn um zukünftig noch effektiver Sicherheit und Fair Play im Amateurfußball zu fördern, gilt es erstmal herauszufinden, wie häufig sich Vorfälle auf Deutschlands Fußball- plätzen ereignen. Auf den Schiedsrichter kommt es an, denn der Unparteiische ist die ent- scheidende Instanz. Worauf beim Eintrag im DFBnet Spielbericht zu achten ist, steht auf einem neuen Merkblatt.

prüfen, ob die Erfassung tatsäch- denen keine Diskriminierung vor- lich valide Daten generierte, hat- lag. „Wenn ein Schiedsrichter zum ten wir die Universität Tübingen Beispiel als ‚Du Blinder!’ tituliert beauftragt, die Einträge im DFBnet wird, ist das unter Umständen als Spielbericht aus einem ausgewähl- Beleidigung aufzufassen, eine Dis- ten Landesverband mit den dazu kriminierung im Sinne der Defini- korrespondierenden Urteilen des tion liegt jedoch nicht vor“, sagt Sportgerichts abzugleichen“, Zimmermann. erklärt der Konflikt- und Gewaltfor- scher Prof. Dr. Gunter A. Pilz, der Um die Bedeutung des Worts Dis- beim DFB die AG „Fair Play und kriminierung klarzustellen, hat der Gewaltprävention“ leitet. DFB nun das auf der nächsten Seite 0,046 %

Das ist der Prozentsatz der Spiele, die in der Saison 2014/2015 wegen eines Gewalt- oder Diskriminierungsfalls bundesweit abgebrochen wurden. Absolut bedeutet das 567 Abbrüche bei 1.234.706 Spielen, die im DFBnet erfasst wurden. „Dieser Wert macht bei der Gesamtzahl der Spiele glücklicherweise nur einen verschwindend niedrigen Prozentsatz aus. Gleichzeitig gilt natür- lich: Jeder einzelne Fall ist einer zu viel“, meint Dr. Rainer Koch, der für den Amateurfußball verantwortliche 1. DFB-Vizepräsident. Nicht beinhaltet in der Gesamtzahl sind etwa witterungsbedingte Der Unterschied zwischen einer Beleidigung und einer Spielabbrüche. Diskriminierung ist nicht immer leicht zu benennen.

ür den Schiedsrichter ist der zeiten an nur einem Wochenende Dabei kam heraus: Die Vorkomm- abgebildete Merkblatt erstellt, in FAufwand minimal – doch das etwa 80.000 Spiele statt. In den nisse zu Gewalthandlungen wur- dem auch explizite Beispiele für Ergebnis der Befragung ist in allermeisten Fällen sind das gewalt- den weitestgehend korrekt er- Diskriminierungen aufgeführt wer- höchstem Maße repräsentativ: freie und respektvolle Begegnun- kannt, bei Diskriminierungen den. Zimmermann: „Der Begriff Weil die Schiedsrichter im DFBnet gen, während in manchen Medien war es im ausgewählten Landes- Diskriminierung bleibt einfach Spielbericht Angaben über Gewalt- ein ganz anderes Bild gezeichnet verband zu einem „Overreporting“ schwer zu fassen, darüber disku- handlungen und Diskriminierun- wird. Umso wichtiger war es uns, gekommen. Die Schiedsrichter tieren wir ja nicht nur im Fußball. gen machen, entsteht seit knapp belastbare Daten zu erheben, wie hatten die Grenze für eine Diskri- Es muss also nicht überraschen, einem Jahr ein detailliertes Bild oft es denn wirklich zu Gewalt- minierung häufig zu niedrig ange- dass es zunächst ein Verständnis- über die „Gesamtstörungslage“ – vorfällen und Diskriminierungen setzt. problem gab beim Ausfüllen des so der etwas sperrige Fachbegriff – auf den Fußballplätzen im Land Tabs ‚Vorkommnisse’. Der Interpre- im Amateurfußball. kommt“, sagt Ronny Zimmermann, Die zu hoch ausgefallenen Zahlen tations-Spielraum war einfach zu im DFB-Präsidium für die Schieds- resultierten also daraus, dass eine groß.“ Mit dem Merkblatt hat der Schon früher gab es dazu Versu- richter verantwortlich. „saubere“ Definition zum Vor- DFB den Begriff der Diskriminie- che, aber noch nie national und kommnis „Diskriminierung“ schwer rung konkretisiert, wodurch die noch nie in dieser Konsequenz. Seit nun einem Jahr werden die zu formulieren ist. Die Folge: Es Einträge der Schiedsrichter ein „Bekanntlich finden zu Spitzen- Daten gesammelt. „Um zu über- wurden auch Fälle gemeldet, bei präzises Bild ergeben sollten.

30 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 MERKBLATT ZUM AUSFÜLLEN DES TABS VORKOMMNISSE IM DFBNET SPIELBERICHT

HINTERGRUND

Wir alle wünschen uns faire Fußballspiele, frei von Gewalt geben. Mit Hilfe Ihrer Meldungen im DFBnet Spielbericht wer- und Diskriminierung. Dies sichert nicht nur die Zukunft unse- den die benötigten Daten seit der Saison 2014/2015 erhoben. res Amateurfußballs, sondern soll auch Sie als Schiedsrich- FürF das Ausfüllen des Tabs Vorkommnisse im DFBnet Spiel- ter (w/m) vor Übergriffen schützen. Dieses Ziel lässt sich nur bericht sind Gewalthandlungen und Diskriminierungen auf und mit Hilfe von zielgerichteten und wirksamen Präventions- neben den Sportplätzen relevant. Erfasst werden sollen alle und Interventionsmaßnahmen erreichen. Zur Identifizierung Vorfälle, ganz gleich, ob es sich bei den beteiligten Personen dieserd Maßnahmen bedarf es zunächst belastbarer Daten, die um Spieler (w/m), Schiedsrichter (w/m), Zuschauer (w/m) oder Auskunft über Umfang, Intensität und die beteiligten Akteure Trainer/Betreuer/Funktionäre (w/m) handelt. von Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen im Amateurfußball

Im Folgenden finden Sie als Hilfestellung zum Ausfüllen des Tabs Vorkommnisse jeweils eine Definition zu den Begriffen „Gewalthandlung“ und „Diskriminierung“. Diese werden von einigen Beispielen zur Veranschaulichung unterstützt. Die Liste der Beispiele ist dabei nicht als abschließend zu verstehen.

GEWALTHANDLUNG DISKRIMINIERUNG

Definition Definition „Eine Gewalthandlung liegt vor, wenn ein Beschuldigter (m/w) „Eine Diskriminierung liegt vor, wenn ein Beschuldigter (m/w) die einen GeschädigtenG (m/w) attackiert, beispielsweise durch Schla- Menschenwürde einer Person oder einer Gruppe von Personen gen, Bewerfen, Bespucken oder Bedrohen einer Person, Treten verletzt. Dies kann durch herabwürdigende oder verunglim pfende einer Person abseits des Balls. Auch Versuche sind zu melden.“ Äußerungen, Gesten oder Handlungen, beispielsweise in Bezug auf Haut farbe, Sprache, Religion, Abstammung, Alter, Herkunft, Geschlecht oder sexueller Identität, erfolgen.“ Erläuterung Die Kennzeichnung „Gewalt“ im elektronischen Spielbericht ist immer dann zu verwenden, wenn sich auf oder neben dem Platz Erläuterung körperliche Angriffe und entsprechende Eingriffe auf die körper- Verunglimpfend bzw. menschenverachtend ist eine Äußerung ins- liche Unversehrtheit ergeben. Die Abgrenzung zu einem (auch besondere dann, wenn sie dem Angegriffenen das uneinge- regelwidrigen) Zweikampfverhalten ist im Einzelfall zu bewerten. schränkte Lebensrecht als gleichwertige Persönlichkeit einer Der Schiedsrichter (w/m) kann sich daran orientieren, ob das Ver- Gemeinschaft abspricht und ihn als minderwertigen Menschen gehen in unmittelbarem Zweikampfgeschehen und in Ballnähe kenn zeichnet. erfolgt ist. Ein Gewaltdelikt ist dabei ein zielgerichtetes bewusstes Handeln mit der Absicht, den Körper des anderen zu verletzen. Es sollen insbesondere erfasst werden: „Beleidigungen/Beschimpfungen, sofern diese menschenver- Es sollen insbesondere erfasst werden: achtend sind, z. B. „Türkenschwein“, „Schwuchtel“, „Kanake“, Tätlichkeiten „Nigger“, „Zigeuner“, „Scheiß Kartoffel“, insbesondere wenn sie Bedrohungen auf den Nationalsozialismus Bezug nehmen Gesten (z. B. „Hitlergruß“) Es sollen nicht erfasst werden: Affengeräusche, Bananenwürfe Grobe Fouls Rohes bzw. gefährliches Spiel Es sollen nich t erfasst werden: Sachbeschädigungen Beleidigungen ohne Diskriminierung („Arschloch!“, „Pfeife!“) Andere unsachliche Äußerungen („schlechtester Schiri aller Zeiten!“) Bespucken (wird als Tätlichkeit gewertet)

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 31 Aus den Verbänden

schusses, Peter Oprei, deutlich: oder privaten Gründen ihr Hobby „Ich habe mich immer darüber ge- Mittelrhein „Verbandsweit haben im vergange- aufgegeben. Das kann durch die freut, wenn ich zum Platz kam und nen Jahr rund 20 Prozent der akti- Ausbildung neuer Unparteiischer sich jemand um mich gekümmert ven Schiedsrichter aus beruflichen nicht mehr kompensiert werden“, hat. Eine Flasche Wasser, ein Miteinander sprechen so Oprei. Insgesamt gibt es 2.500 freundliches Wort, ein sauberer statt übereinander reden Referees am Mittelrhein. Demge- Umkleideraum – das sind kleine genüber stehen wöchentlich rund Dinge. Aber man hat das Gefühl, als „Unsere Vereine. Unsere Schiris. 3.500 Spiele im aktiven Spielbe- Gast da zu sein und nicht als not- Ein Dialog.“ Unter diesem Motto trieb. „Auch wenn wir im Fußball- wendiges Übel.“ Außerdem sind für hatten der Verbands-Schiedsrich- Kreis Siegen vergleichsweise gut den Niederkasseler Respekt und ter-Ausschuss (VSA) und der Fuß- aufgestellt sind, muss unser ge- Anstand Grundvoraussetzungen für ball-Kreis Sieg zum „1. FVM-Forum meinsames Ziel sein, Schiedsrich- den Umgang miteinander. „Emotio- Schiedsrichter“ in die Sportschule ter-Nachwuchs zu gewinnen und nen gehören zum Fußball dazu, Hennef eingeladen. die bereits aktiven Unparteiischen aber es muss sich alles im Rahmen langfristig zu begeistern“, so der bewegen“, so Stegemann. Letztlich 36 Vereinsvertreter aus 25 Klubs Vorsitzende des Kreis-Schiedsrich- machen alle einmal Fehler: Spieler, des Fußball-Kreises tauschten sich „Es ist schön, wenn man das ter-Ausschusses, Günter Gertmann. die einen entscheidenden Fehlpass mit Kreis- und Verbands-Mitarbei- Gefühl hat, als Gast da zu sein“, spielen, Torhüter, die mal daneben- tern zum Thema „Schiedsrichter- wünschte sich Bundesliga-Schieds- Als wichtigen Faktor dafür machte greifen, Trainer, die sich für eine Gewinnung und –Erhalt“ aus. Wie richter in sei- Bundesliga-Schiedsrichter Sascha falsche Taktik entschieden haben – wichtig ein Dialog zu diesem nem Referat und forderte einen Stegemann in seinem Referat und eben auch Schiedsrichter. Thema ist, machte der Vorsitzende respektvollen Umgang mitein- deutlich, dass es bei jedem Spiel des Verbands-Schiedsrichter-Aus- ander. auch um kleine Gesten geht: Ellen Bertke

Schiedsrichter-Neulings-Lehrgang. Württemberg Inzwischen hat er über 1.700 Spiele geleitet. Von 1978 bis 1995 war er 50 Jahre Schiedsrichter auch als Beobachter eingesetzt.

Ein besonderes Jubiläum konnte Dankesworte und Glückwünsche jüngst der Ehrenvorsitzende des sprachen bei der Feier in Rißtissen TSV Rißtissen 1920 von der Schieds- der 1. Vorsitzende des TSV, Jörg Spa- richter-Gruppe Ehingen im Württem- niel, und Schiedsrichter-Obmann bergischen Fußballverband (WFV), Josef Rapp aus. Beide würdigten Siegfried Hummel, feiern: Er ist mitt- Hummels Einsatz und Leistungen lerweile 50 Jahre Schiedsrichter. als „Vorbild fur die Jugend“. Bereits 1965 bestand er als Bester Der 1. Vorsitzende des TSV Rißtissen 1920, Jörg Spaniel (links), und Fußball- mit der Note „Sehr gut“ den Marco Kellner Abteilungsleiter Peter Mast ehrten Siegfried Hummel.

teiische. Nicht alle Spiele können das im DFB-Masterplan des FVN werden. Leider schafften nicht alle Niederrhein mit den derzeit 2.800 Schiedsrich- verankert ist. Der Verbands- Teilnehmer die Anforderungen. tern besetzt werden. Daraus ent- Schiedsrichter-Ausschuss und die Nichtsdestotrotz können sich die stand auch das Projekt „3.000 +“, Kreis-Schiedsrichter-Ausschüsse Fußball-Kreise über einen großen Erster zentraler haben sich zum Ziel gesetzt, bis Zulauf an Schiedsrichtern freuen. Schiedsrichter-Lehrgang Ende 2016 über 3.000 Referees am Niederrhein zu listen. Da kam „Der Lehrgang war ein voller Ein voller Erfolg war der erste ein solcher Lehrgang gerade rich- Erfolg, auf den wir stolz sein zentrale Schiedsrichter-Lehrgang tig. können und der nächstes Jahr des Fußballverbandes Nieder- wiederholt werden sollte“, so der rhein (FVN), zu dem sich 156 Heribert Lang, Mitglied des Ver- Präsident des Fußballverbandes interessierte Anwärter/innen in bands-Lehrstabs, und Kreis-Lehr- Niederrhein, Peter Frymuth. Ver- der Sportschule Wedau in Duis- wart Kevin Domnick führten bands-Schiedsrichter-Obmann burg eingefunden hatten. Das durch das Programm der drei Andreas Thiemann hat dies be- Angebot, innerhalb von drei Tage. Zahlreiche Referenten aus reits zugesagt: „Auch 2016 werden Tagen Schiedsrichter zu werden, dem Verbandsgebiet trugen zur wir einen ähnlichen Lehrgang hat somit großen Anklang gefun- Vermittlung der Spielregeln bei. durchführen. Das Rund-um-Paket den. war hier der Schlüssel zum 133 Schiedsrichter konnten am Erfolg.“ Und der Fußballverband Nieder- Das Plakat der Veranstaltung. Ende des Lehrgangs zur bestan- rhein benötigt weiterhin Unpar- Die Neuauflage soll 2016 folgen. denen Prüfung beglückwünscht Boris Guzijan

32 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 richter auf ihre Auslands-Ein- Häftlinge mitgemacht haben. Rheinland sätze rundum positiv“, berichtet Südwest „Da kamen Fragen auf, die wür- Schneider. den wir uns manchmal bei unse- ren normalen Lehrgängen wün- Leistungsfördernder Am diesjährigen Lehrgang in „Anstoß für ein neues Leben“ schen.“ Schiedsrichter-Austausch Luxemburg nahm Rheinlandliga- Schiedsrichter Fabian Mohr Der Südwestdeutsche Fußball- Dass keiner der Absolventen bei Als sich in der Sommerpause die gemeinsam mit Hans Croy teil, verband (SWFV) hat mit seinem der Regelprüfung durchgefallen luxemburgischen Spitzen-Schieds- der Mitglied im Verbands- seit 2009 mit Unterstützung der sei und auch keiner von ihnen richter zu ihrem Lehrgang trafen, Schiedsrichter-Ausschuss ist. Sepp-Herberger-Stiftung ent- in die Nachprüfung musste, war nahmen an dieser Veranstaltung Darüber hinaus waren Maximilian wickelten Projekt „Anstoß für ein ein weiteres Zeichen für die hohe auch Schiedsrichter und Funktio- Fischer und Gerhard Theobald neues Leben“ inzwischen eine Motivation der Häftlinge. näre der Nachbarverbände teil. (beide Saarland) sowie William Erfolgsgeschichte geschrieben. Diese Form der Zusammenarbeit Toulliou und Jean-Marie Alisse Jetzt haben auch in der Justiz- Vier der Prüflinge kommen in ist Teil des gemeinsamen Schieds- (Lothringen) eingeladen. Udo vollzugsanstalt Frankenthal nächster Zeit in den gelockerten richter-Austauschs, der seit vielen Penßler-Beyer vertrat als einer erstmals Strafgefangene die Vollzug und dürfen die JVA mit Jahren läuft. der internationalen Gäste die Ausbildung zum Schiedsrichter einer Begleitperson zeitweise DFB-Schiedsrichter-Kommission durchlaufen. verlassen. Diesen Neulingen soll Amateure. es ermöglicht werden, im Raum Zwischen April und Juni 2015 Ludwigshafen/Frankenthal Spiele Die Analyse von Szenen aus der fanden unter der Leitung des zu leiten. nationalen Meisterschaft und früheren DFB-Schiedsrichters die korrekte Anwendung der und jetzigen Kreis-Schiedsrich- Erhard Blaesy und Roland Schäfer Regel 12 standen bei dem zweitä- ter-Obmanns des Kreises Rhein- appellierten angesichts des gigen Lehrgang in Luxemburg- Pfalz, Roland Schäfer, und seines Nachwuchsproblems im Schieds- Stadt ebenso auf dem Programm Stellvertreters Ralf Klomann in richter-Wesen an alle Teilnehmer: wie ein Fitness- und Regeltest. der Justizvollzugsanstalt Fran- „Wenn Eure Zeit hier drin vorbei Herbert Fandel, Vorsitzender des kenthal sechs Unterrichtsein- ist: Geht auf einen Verein zu. DFB-Schiedsrichter-Ausschusses, heiten statt. Zwölf Strafgefan- Die brauchen Euch. Wir hoffen, war zudem als Gastredner dabei gene und ein Vollzugsbeamter dass es Euch wirklich etwas und sprach über das taktische waren mit großem Eifer bei der gebracht hat – nicht nur auf dem Internationale Begegnung von Verhalten des Spitzen-Schieds- Sache. Im Vergleich zu ihren Platz, sondern darüber hinaus.“ Schiedsrichtern und Funktionären richters. Seminaren „draußen" waren in Luxemburg. Von links: Fabian die beiden Obleute sehr positiv Mohr und Hans Croy (Rheinland), David Bittner überrascht, wie intensiv die Roland Schäfer Jasmin Sabotic und Charles Schaack (Luxemburg), Maximilian Fischer und Gerhard Theobald (Saarland) sowie William Toulliou und Jean-Marie Alisse (Lothringen).

„Freunde treffen Freunde“, be- schreibt der rheinländische Schiedsrichter-Obmann Erich Schneider einen wichtigen Aspekt der regelmäßigen Begeg- nungen. „Für die Schiedsrichter sind solche Lehrgänge eine Bereicherung für ihre Laufbahn, weil sie vom Nachbarn lernen und sich selbst weiterentwickeln können.“

Seit sieben Jahren kooperiert der Fußballverband Rheinland (FVR) inzwischen mit dem luxem- Lehrgang der Regionalliga-Schiedsrichter: In der Sommerpause trafen sich die 25 Unparteiischen der Regio- burgischen Verband. Es folgten nalliga Südwest zu ihrem Lehrgang in der Sportschule des Südwestdeutschen Fußballverbandes (SWFV) in Eden- in der Zwischenzeit weitere koben. Dort blickte Gerd Schugard, Vorsitzender der Schiedsrichter-Kommission der Regionalliga Südwest, auf Begegnungen mit Lothringen die Saison 2014/2015 zurück. Als Gast-Referent besuchte Bernhard Zerr den Lehrgang. Der ehemalige Bundesliga- und Hessen. „Die bisherigen Schiedsrichter und heutige Schiedsrichter-Coach präsentierte aktuelle Praxisbeispiele zu den Themen Diszipli- Erfahrungen sind sehr gut, nar-Kontrolle, taktische Fouls, Torwartspiel und Handspiel. Mit seinen klaren Aussagen zeigte er den Teilnehmern die Resonanz unserer Schieds- nicht nur mögliche Fehlerquellen auf, sondern erläuterte auch entsprechende Lösungsmöglichkeiten.

SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 33 Impressum Spielplan

Herausgeber: Deutscher Fußball-Bund, Otto-Fleck-Schneise 6, 60528 Frankfurt/Main, Vorschau 6/2015 Telefon 069/6788-0, www.dfb.de Die Ausgabe erscheint am 15. Oktober 2015. Verantwortlich für den Inhalt: Ralf Köttker Koordination: Titelthema David Bittner, Thomas Dohren Frauen als Mitarbeiter dieser Ausgabe: Tobias Altehenger, Lutz Michael Fröhlich, Unparteiische Florian Götte, David Hennig, Martin Moers, Bernd Peters, Bianca Riedl, Günther Thielking, Lutz Wagner, Jörg Wehling Lektorat: Klaus Koltzenburg Konzeptionelle Beratung: Lutz Lüttig Bildnachweis: Jörg Albert, David Bittner, Amac Garbe, Während Bibiana Steinhaus bereits seit 2007 in der 2. Bundesliga pfeift, haben zur neuen Saison getty images, Udo Gottschalk, David Hennig, zwei weitere Frauen den Sprung in den Profifußball geschafft: Riem Hussein (Foto) leitet Spiele imago, Marijan Murat, Bernd Peters, der 3. Liga, Katrin Rafalski amtiert als Assistentin in der 2. Bundesliga. Wie sich die Situation der Anton Schneid/DGS weiblichen Unparteiischen insgesamt und bundesweit darstellt, nimmt SRZ-Reporter Tobias Altehenger im kommenden Heft unter die Lupe. Gestaltung, Satz und Druck: AWD Druck + Verlag GmbH, Lehrwesen Otto-Brenner-Straße 7, 52477 Alsdorf, Telefon 02404/22071, Fax 02404/81822, Die Rolle E-Mail: [email protected] des Torwarts Anzeigenverwaltung: AWD Druck + Verlag GmbH, Manfred Kuper Erscheinungsweise: Zweimonatlich. Jahresabonnementspreis 15,– Euro. Lieferung ins Ausland oder per Streifband auf Anfrage. Abonnements-Kündigungen sind sechs Wochen vor Ablauf des berechneten Zeitraums Im Vergleich zu den Feldspielern genießt der Torwart innerhalb des eigenen Strafraums beson- dem Abonnements-Vertrieb bekannt zu geben. dere Rechte – allerdings auch nicht alle Freiheiten. Wenn er ins Spiel eingreift, bedeutet das für Zuschriften, soweit sie die Redaktion betreffen, den Schiedsrichter oftmals, dass er eine knifflige Situation bewerten muss. So lautet das Thema sind an den Deutschen Fußball-Bund, des aktuellen DFB-Lehrbriefs Nr. 63: „Der Torwart im Mittelpunkt des Geschehens“. Günther Otto-Fleck-Schneise 6, 60528 Frankfurt/Main, Thielking stellt den Inhalt dieser Lehreinheit vor. [email protected], zu richten. Vertrieb: AWD Druck + Verlag GmbH, Analyse Otto-Brenner-Straße 7, 52477 Alsdorf, Telefon 02404/22071, Szenen aus Fax 02404/81822, E-Mail: [email protected] der Bundesliga Nachdruck oder anderweitige Verwendung der Texte und Bilder – auch auszugsweise und in Nach dem fußballfreien Sommer rollt in der elektronischen Systemen – nur mit schriftlicher Bundesliga wieder der Ball. Und auch in der neuen Genehmigung und Urhebervermerk. Saison wird es sicherlich wieder Szenen geben, die diskutiert werden: Welche Entscheidung ist rich- Die DFB-Schiedsrichter-Zeitung wird auf tig? Welche ist falsch? Und was können die PEFC-zertifiziertem Papier gedruckt. Schiedsrichter an der Basis vom Bundesliga- Geschehen lernen? Diese Fragen beantworten Lutz ABO Michael Fröhlich und Lutz Lüttig in bewährter bequem per E-Mail: Weise, indem sie die ersten Spieltage aus Schieds- [email protected] richter-Sicht analysieren.

34 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 5/2015 Leistung, die Respekt verdient.

Schiedsrichterin zu sein, ist ein harter Job. Und doch bringen über 70.000 Frauen und Männer Woche für Woche Fairplay ins Spiel – mit Neutralität, Sachverstand und einer großen Portion Leidenschaft. Genau wie DEKRA: Seit 90 Jahren sorgen wir dafür, dass auch abseits des Rasens alles im grünen Bereich ist. www.dekra.de #BETHEDIFFERENCE © 2015 adidas A G. adidas, the 3 -Ba r s l ogo and -Stripes mark a e egi t ed ademarks of G oup.