Schiedsrichter Und Trainer
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Offizielles Magazin für die Schiedsrichter im Deutschen Fußball-Bund 3/2015 Mai/Juni Titelthema Gespräch Lehrwesen Projekt Schiedsrichter Peter Gagelmann Der Spielabbruch: „Spielverderber und Trainer: und Thorsten Rechte und an der Basis“: So kommt man Kinhöfer am Ende Pflichten für den Filmprojekt im miteinander klar ihrer Karriere Schiedsrichter Kreis Lübeck Wenn aus Durstlöschen perfekte Erfrischung wird. Wenn aus Erfrischung Bitburger 0,0% wird. www.bitburger-alkoholfrei.de Editorial Inhalt Liebe Leserinnen und Leser, die Spielleitungen unserer Schiedsrichter Diese Zusammenhänge zu kennen und zu sind in allen Spielklassen unseres Landes in respektieren, heißt aber noch lange nicht, den vergangenen Jahren sicher nicht einfa- alle Emotionen und Aktionen zu akzeptieren, cher geworden. Mehr und mehr sind es gerade die während eines Spiels von einem Trainer auch äußere Einflüsse, die die Anforderungen ausgehen. an die Spielleiter verändert haben. Das Verständnis für die Emotionen eines Im Profibereich sind einzelne Schiedsrichter- Trainers, aber auch das Wissen um die Wir- Entscheidungen immer häufiger ein zentra- kung von Protesten und Emotionen gegen les Thema in der medialen Aufarbeitung. Schiedsrichter-Entscheidungen auf die Emotionen Titelthema richtig einordnen Partner für 90 Minuten Wie Schiedsrichter und Trainer besser Herbert Fandel, miteinander klarkommen 4 So wird in beinahe jedem Interview nach Vorsitzender einem Spiel der Gesprächspartner nach der des DFB- Panorama 9 Leistung des Unparteiischen und einzelnen Schiedsrichter- kritischen Entscheidungen befragt. Ausschusses. Lehrwesen Wenn nichts mehr geht Dass die Spieler, Trainer oder Manager dann eigene Spielleitung, ist für einen guten aus ihrer – meist noch emotionalisierten – Schiedsrichter von großer Bedeutung. Was im DFB-Lehrbrief Nr. 60 zum Spielabbruch steht 12 Vereinssicht heraus antworten und argumen- tieren und damit immer wieder Zündstoff für Ein offener und geradliniger Umgang mit den Regel-Test die Stammtische bieten, ist wohl ein Zeichen Coaches hilft den Schiedsrichtern, notwendige Der Torwart greift ein 15 unserer Zeit. Entscheidungen besser zu kommunizieren. Ein vernünftiger und professioneller Kontakt Analyse Spielszenen, die aus allen Blickwinkeln in zu den Vereins-Verantwortlichen wird zusätz- Zeitlupe gezeigt werden, bedeuten auch liches Verständnis im Umgang miteinander Ein Trainer an der Eckfahne mehr Druck für die Schiedsrichter. Sie müs- schaffen. Wie eine einheitliche Regelauslegung sen ihre Entscheidungen in der Dynamik und an den Trainerbänken aussieht 17 im Tempo des Spiels aus ihrer Perspektive Kein Unparteiischer sollte die Trainer in heraus treffen. ihrem Arbeitsfeld unnötig einschränken. Hintergrund Wenn allerdings bestimmte Regeln des Rote Karte – und dann? Wer allerdings meint, dass nur die Schieds- Anstands und des Fair Play missachtet wer- richter einem ungeheuren Druck ausgesetzt den, müssen klare Grenzen gezogen werden. Welches Prozedere nach einem sind, der irrt gewaltig. Hier lohnt sich ein Platzverweis beginnt 24 Blick zu den Trainern, die für Erfolg und Miss- So befasst sich das Titelthema der vorliegen- erfolg ihres Teams die Verantwortung tragen. den Ausgabe der Schiedsrichter-Zeitung mit Gespräch Bleibt der Erfolg aus, so sitzen gerade die eben dieser Thematik. Bernd Peters stellt Ein Abschied, der schwerfällt Trainer auf einer Art „Feuerstuhl“. dabei heraus, wie ein vernünftiges Mitein- Karriereende für Peter Gagelmann ander von Schiedsrichtern und Trainern und Thorsten Kinhöfer 26 Es gehört zum Aufgabenfeld eines professio- möglich ist. nellen Schiedsrichters, den Aufgabenbereich Projekt und die Verantwortung eines Trainers zu ken- Ihr nen und die damit verbundenen Emotionen Ein neuer „Spielverderber“ richtig und klug einzuordnen. Nach einer Was ein Film-Projekt über den Alltag Niederlagenserie ist es nämlich meist der eines Schiedsrichters verrät 30 Trainer, der unmittelbare Konsequenzen tra- gen muss, sehr selten die Spieler. Herbert Fandel Aus den Verbänden 32 Vorschau 4/2015 34 Dieser Ausgabe ist ein Prospekt der Firma Allzweck-Sportartikel beigeheftet. Wir empfehlen, zur Durchsicht diesen Teil herauszunehmen. SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 3/2015 3 Titelthema Partner für 90 Minuten Neben den Spielern sind beim Fußball die Trainer die Hauptakteure ihrer Mannschaften. Deshalb hilft ein geregeltes Verhältnis zwischen Schiedsrichter und Coach beiden Seiten. Dass das aber gar nicht so einfach herzustellen ist, zeigt ein Besuch an der Basis – in einem von Tausenden Amateurspielen an einem ganz normalen Sonntagnachmittag. SRZ-Reporter Bernd Peters stellte sich beim Bezirksliga-Topspiel zwischen dem SC Uckerath und dem SV Siegburg in Hennef bei Bonn hinter die Trainerbänke. Das Protokoll einer 90-minütigen Partnerschaft. onntagnachmittag, 15.15 Uhr in Sder Bubi Gilgen Arena Hennef. Der Tabellen-Vierte aus dem heimi- schen Uckerath tritt gegen den Ligaprimus aus Siegburg an. Das Topspiel ist auch noch ein Kreis- Derby, Hennef und Siegburg gren- zen aneinander. Dass trotzdem relativ wenige Zuschauer kommen, liegt wohl an den Temperaturen. Es ist kalt im Rhein-Sieg-Kreis, 5 Grad. Nur rund 100 Zuschauer sind da, sie tragen dicke Mäntel. Thomas Neumann trägt ein Kurz- arm-Trikot, den offiziellen Referee- Dress von adidas, Farbe „collegiate navy“, also dunkelblau. Wie die Kol- legen im Profibereich. Der Student aus Ruppichteroth ist 20 Jahre alt und seit vier Jahren Schiedsrichter, er pfeift für den SSV Homburg- Nümbrecht im Bergischen Land. Gemeinsam mit seinen Assistenten Christian Reifenrath und Nick Her- brig führt er die Teams auf‘s Feld, sie begrüßen sich, klatschen sich ab. Thomas Neumanns Blick geht an die Seitenlinien. Kinan Moukh- Nach einem vermeintlichen Tor: Der Siegburger Trainer Kinan Moukhmalji (hinten) rekla- malji steht rechts von ihm, er ist miert bei Schiedsrichter Thomas Neumann. 43 Jahre alt und seit einem Drei- vierteljahr Trainer des SV Sieg- haben sich bei der Passkontrolle denn in der Anfangsphase geht Nach zehn Minuten dient Referee burg 04. Sein Gegenüber Fatih kurz die Hand geschüttelt, einen das Spiel hin und her. Viele lange Thomas Neumann ihm erstmals als Özyurt ist 35 Jahre alt und seit kurzen Gruß gemurmelt, ansonsten Bälle werden geschlagen, noch Blitzableiter. Er pfeift einen Frei- zwei Jahren Coach des SC Ucke- auf sich selbst und die Spielvorbe- mehr Fehlpässe. Fatih Özyurt stoß im Mittelfeld gegen einen rath. Beide tragen Trainingsan- reitung mit ihren drei Teams kon- gerät deshalb früh in Wallung, Uckerather, eine scheinbar harmlose züge, mit dicker Jacke drüber. zentriert. zunächst wegen der Unzuläng- Situation. „Schiri, das war nie im lichkeiten im Spiel der eigenen Leben ein Foul!“, ruft Özyurt. In dieser Konstellation treffen Neu- Schiedsrichter alsals Manschaft. „Dreckspass!“, schreit mann, Moukhmalji und Özyurt Blitzableiter er gleich viermal in den ersten Weil keiner darauf antwortet, rea- heute erstmals aufeinander. Die zehn Minuten. Der Mann steht giert er sich ab. Der Deutsch-Türke drei Männer, um die sich diese Anpfiff. Thomas Neumann wird spürbar von Beginn an unter tritt schwungvoll gegen die eigene Geschichte hauptsächlich dreht, trotz kurzer Ärmel schnell warm, Strom. Trainer-Bank. Christian Reifenrath, 4 SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 3/2015 30 Jahre alt, erfahrener Assistent, „Er machte ironische Bemerkungen, steht wenige Meter von ihm ent- erzählte etwas von Nicks geschul- fernt, allerdings mit dem Rücken tem Auge. Und meinte, wenn Nick zum Trainer. Er dreht sich jetzt mitlaufen würde, würde er auch um – genau wie sein Chef, der alles sehen“, sagt Thomas Neu- wenige Meter vom Mittelkreis ent- mann nach dem Spiel. „Dabei stand fernt vom lauten Geräusch aufge- ja gerade der Trainer auf einer Posi- schreckt wird. tion, in der er die Entscheidung nicht perfekt beurteilen konnte. Er Wer der Urheber war, haben sie stand in seinem Häuschen und aber nicht mitbekommen. „Ich meint, er könne es besser sehen als habe es nur scheppern gehört und der Assistent, der auf der Höhe mich gefragt, was da denn los stand.“ war“, wird Neumann nach dem Spiel berichten. „Der Uckerather Diskutieren willwill eigentlicheigentlich Trainer war am Anfang sehr moti- Verwarnung für den Siegburger Verteidiger Aaron Wieland niemand viert, gegen den Tabellenführer zu nach Foul am Uckerather Kapitän Thomas Schneider. gewinnen. Deshalb war er am Neumann bleibt in der Konflikt- Anfang auch leicht aufgebracht, Hauch von Wembley durch Ucke- beurteilen. Er steht in diesem Situation selbst aber ruhig, lässt wenn ich Entscheidungen gegen rath. Der Siegburger Michael Her- Moment hinter der Siegburger Trai- Kinan Moukhmalji ausreden, geht ihn getroffen habe.“ manni setzt zum Heber über den nerbank. „Ich hatte eine ähnliche dann mit seinem Team in die Kabine. Uckerather Schlussmann Sascha Sicht auf die Situation wie der Trai- „Auf solche Sprüche antworte ich Kinan Moukhmalji steht auf der Heidinger an, der Ball prallt vom ner, er kann es nicht genau gese- entweder gar nicht oder ich sage: anderen Spielfeld-Seite, auf der Lattenkreuz zurück auf den Boden. hen haben“, urteilt der frühere ,Das können wir nach dem Spiel in sich die andere Trainerbank befin- Vor oder hinter der Linie? Schwer Oberliga-Referee. „Ich kann dem aller Ruhe noch mal besprechen‘“, det. Er hat noch keinen Grund zur zu sehen, so ganz ohne Zeitlupe. jungen Assistenten in seiner Beur- erklärt er. „Auf die ironischen Kom- Aufregung. Seine Spieler agieren teilung durchaus folgen.“ mentare an sich gehe ich gar nicht planvoller als der Gegner, spielen Die kollektive