er er ist W + W in der Kulturpolitik

Zeitung des Deutschen Kulturrates

Nr. 01/06 • Jan. - eb. 2006 www.kulturrat.de 3,00 € • ISSN 1619-4217 • B 58 662

Koalitionsvertrag Kulturstaatsminister Wer ist wer in der Kulturpolitik Gemeinnützigkeitsrecht Kultur Kompetenz Bildung Was bringt die Große Koalition für Welche Ziele hat der neue Kultur- Wer sind die neuen Verantwortlichen Welche Reformschritte im Gemein- Wie wird sich der demografische die Kultur? Welche Vorhaben wur- staatsminister? Wofür will er sich in der Kulturpolitik auf Bundesebe- nützigkeits- und Spendenrecht sind Wandel auf die kulturelle Infra- den vereinbart, welche Gefahren besonders stark machen? Was will er ne? Die für Kulturpolitik Verantwort- erforderlich? Geht es um eine große struktur auswirken? Welche Maß- bestehen? Mit diesen und anderen fortführen und was ändern? Kultur- lichen in der Bundesregierung von Reform oder nur um die Justierung nahmen müssen in den Kulturein- Fragen setzen sich Wolfgang Thier- staatsminister gibt der Bundeskanzlerin bis zur Jugend- des geltenden Rechts? Peter Raue, richtungen, der kulturellen Bildung se, Max Fuchs, Jörg Tauss, Olaf Zim- in einem Interview Auskunft über ministerin sowie die Verantwortli- Friedhelm Klinkertz, Rainer Hütte- und in der Kulturpolitik ergriffen mermann und Gabriele Schulz aus- seine Ziele und Vorhaben in dieser chen im werden vorge- mann und Rupert Graf Strachwitz werden? Welche zukunftsweisen- einander. Legislaturperiode. stellt. beantworten die Fragen. den Projekte gibt es bereits? Seiten 4 bis 7 Seiten 6 bis 7 Seiten 8 bis 11 Seiten 12 bis 14 Beilage Seiten 1 bis 4

Editorial Der kulturelle Werkzeugkasten Jahresrückblick Warum unterscheiden sich audiovisuelle Güter von anderen? • Von Peter S. Grant

ngefangen hatte das Jahr mit der turpolitischen Ressorts der Bundes- Das Thema Globalisierung und de- pulaire et mondialisation (Montreal, Zweitens fallen für kulturelle Güter A längst überfälligen Fusion der regierung verbunden wurden. Das ren Auswirkungen auf die populäre Boreal, 2004). sehr geringfügige Einzelkosten an. Kulturstiftung des Bundes und der Amt des Kulturstaatsministers, das Kultur in der ganzen Welt ist gerade Den Fernsehsendern entstehen, wenn Kulturstiftung der Länder zur Deut- Auswärtige Amt, das Sozialministe- brandaktuell. Die UNESCO hat erst 1. Die Eigentümlichkeiten das Programm erst einmal auf Sen- vor wenigen Wochen, am 20. Okto- schen Kulturstiftung. Die Länder rium, das Bildungsministerium und des audiovisuellen Marktes dung ist, für einen weiteren Zu- hatten in einem Kraftakt die Förde- sogar das Wirtschaftsministerium ber 2005, mit überwältigender Mehr- schauer effektiv keine Kosten. Sämt- rung ihrer Stiftung kurz vor der Fu- beteiligten sich an der gemeinsamen heit für die Annahme einer neuen Ich beginne mit der Untersuchung liche Kosten fallen im Vorfeld an. sion auf die Höhe der Bundesförde- Kraftanstrengung für die Kultur. Konvention zum Schutz kultureller der Eigentümlichkeiten audiovisuel- Darin liegt der große Unterschied rung der Kulturstiftung des Bundes Bund und Länder befanden sich Vielfalt gestimmt. Die wichtigste ler Güter. Wenn man über kreative zwischen TV-Sendungen und Kon- angehoben, um Auge in Auge als Zei- in einem kollegialen Kulturwettstreit. Zielsetzung der UNESCO-Konvention Güter spricht, kann man sehr schnell sumgütern wie Autos oder Wasch- chen des neuen kulturpolitischen Nachdem die Bundesregierung auch ist es, Staaten in die Lage zu ver- emotional werden. Schließlich geht mittel. Selbstbewusstseins in die Bund-Län- im September die Aufnahme des setzen, geeignete Maßnahmen zum es hier um die schöpferischen Leis- Drittens ist die Nachfrage nach der-Stiftungs-Vereinigung zu gehen. „Staatsziels Kultur“ ins Grundgesetz Schutz und zur örderung ihrer kul- tungen von Schriftstellern, Regisseu- kulturellen Gütern populärer Natur Das war aber kein Ausdruck von Kraft- noch nicht auf den Weg gebracht turellen Güter auf lokaler Ebene zu ren und Schauspielern. Wir reden über bekanntermaßen nicht vorherseh- meierei, sondern der Auftakt für ein hatte, übernahm der Bundesrat auf entwickeln und umzusetzen, ohne Werke, die den Geist und die Seele an- bar. Und die Zeitspanne für die Nach- neues Miteinander von Bund und Anregung der KKMK kurzerhand die Angst vor Sanktionen durch die Han- sprechen. frage ist viel kürzer. Ländern in der Kulturpolitik. Nach- Initiative. Auch die Kulturverbände delspartner. Nichts davon ist jedoch für An- Viertens hat man es in diesem dem man bemerkt hatte, dass die Fö- wurden von dem neuen Geist mitge- wälte und Wirtschaftswissenschaft- Bereich mit einer unglaublichen deralismusreform, wie sie im Koali- rissen. Alte Tabus galten nicht mehr. ch werde heute über die wirt- ler, die sich mit Handelsrecht be- Preisdiskriminierung zu tun. Ein US- tionsvertrag vereinbart war, die Kul- Die Auswirkungen des demografi- I schaftlichen Aspekte der kulturel- schäftigen, von allzu großer Bedeu- amerikanisches Fernsehdrama, des- turverträglichkeitsprüfung nicht be- schen Wandels, der Migration und len Güter sprechen, vor allem der au- tung. Sie sind besessen von der Idee sen Produktion € 1,7 Millionen kostet, stehen würde, änderten Bundestag die Abwanderungsbewegungen von diovisuellen Güter. Ich werde darauf des freien Handels und vertreten die wird in den USA für € 1,3 Millionen und Bundesrat das Vorhaben recht- Teilen der Bevölkerung auf die Kul- eingehen, warum diese Güter sich Ansicht, dass kulturelle Güter sich in und in Deutschland für € 63.000 ver- zeitig im Frühjahr ab. turinfrastruktur wurden offen und auf einem nicht funktionierenden keiner Weise von ganz normalen kauft. Diese Art der Preisdiskriminie- Die Kulturminister der Länder schonungslos in den Verbänden de- Markt bewegen, der die Vielfalt und Handelsgütern unterscheiden. Mit rung wäre bei normalen Gebrauchs- setzten wenige Wochen später durch, battiert. Gemeinsam mit den Kom- Auswahl einschränkt. Danach werde emotionalen Argumenten braucht gütern illegal. Im kulturellen Bereich dass die Kultusministerkonferenz munen, den Ländern und dem Bund ich in Form eines Werkzeugkastens man der Welthandelsorganisation ist sie jedoch Gang und Gäbe. (KMK) nicht mehr länger vorwie- wurden die ersten Grundsteine für Maßnahmen vorstellen, mit denen demnach erst gar nicht zu kommen. Fünftens hat man es mit Gate- gend eine Schulministerkonferenz eine mittel- und langfristige Kultur- Regierungen weltweit ihre Kulturin- Vergessen wir also die Emotio- keepern zu tun, die die Nachfrage war, sondern sich nun auch in einem politikplanung gelegt. Am Ende des dustrie fördern und mehr Auswahl nen und sprechen wir über die wirt- beeinflussen. Was es in die Bücher- gleichberechtigten zweiten Schwer- Jahres boten Bund und Länder den und Vielfalt zur Verfügung stellen. schaftlichen Aspekte. regale oder auf die Fernsehbildschir- punkt, um Kulturpolitik kümmerte. Kulturverbänden sogar eine gleich- Zum Schluss komme ich auf die Dieses Thema ist oft langweilig. me schafft, entscheiden nicht die Die Bildung der Kultur- und Kultus- berechtigte Mitwirkung in der Deut- UNESCO-Konvention zu sprechen, Im Zusammenhang mit kulturellen Verbraucher, sondern die Fernseh- ministerkonferenz (KKMK) setzte schen Kulturstiftung an, da gerade in was sie bewirken soll, und warum Gütern gibt es aber ein interessan- veranstalter, Verleiher, Aussteller, Schleswig-Holstein und Nordrhein- der Kulturförderung eine staatsferne das Übereinkommen im Zeitalter tes Geheimnis. Sogar der Economist Buchhändler, Großhändler und an- Westfalen unter erheblichen Hand- Vergabe von Mitteln allen Beteiligten der Globalisierung von Bedeutung musste anerkennen, dass im Bereich dere Zwischengeschaltete. Die Ent- lungsdruck. Sie hatten das Amt des sinnvoll erschien. Kurz vor Ende des ist. Ich habe diese Frage ausführlich kulturelle Güter eigentümliche Wirt- scheidungen kommerzieller Fern- Kulturministers im vergangenen Jahr Jahres wurde noch die Vereinbarung in einem Buch behandelt, das im schaftspraktiken vorherrschen. sehveranstalter richten sich danach, abgeschafft und konnten nun am von Bund und Ländern über eine ein- letzten Jahr erschienen ist: siehe Pe- Beim genaueren Hinsehen wird welche Zuschauergruppen sich gut Tisch der Kulturministerkonferenz heitliche und damit vergleichbare ter S. Grant and Chris Wood, Block- sehr deutlich, dass die Märkte für kul- an Werbekunden verkaufen lassen, nicht gleichberechtigt Platz nehmen. Kulturstatistik unterschrieben. Damit busters and Trade Wars: Popular Cul- turelle Güter – insbesondere audio- und nicht etwa danach, was für ein Flugs korrigierten sie diesen Fehler. ging ein traumhaftes Jahr 2006 zu ture in a Globalized World (Vancou- visuelle Güter wie Filme und Fern- größeres oder breiteres Publikum Der Bund war erst irritiert durch so- Ende. ver: Douglas & McIntyre, 2004). Das sehsendungen – sich anders verhal- von Interesse wäre. Verständlich, viel Dynamik. Doch schon in der zwei- Buch ist 2005 auch als Taschenbuch ten als jene für normale Handelsgü- dass kommerzielle Fernsehveran- ten Jahreshälfte startete der Bund sei- Olaf Zimmermann, erschienen. Es gibt des weiteren eine ter. Dies ist ein Bereich, in dem nicht stalter am Verbraucher interessiert ne großangelegte „Zukunftsinitiative Geschäftsführer des französische Ausgabe unter dem Ti- alles so ist, wie es aussieht. sind und nicht am Bürger. Kultur“, in der die verschiedenen kul- Deutschen Kulturrates tel: Le marché des étoiles: culture po- Diese Unterschiede wurden erst Schließlich geht es um geistiges kürzlich von führenden Wirtschafts- Eigentum, das, anders als bei einem wissenschaftlern untersucht – unter Auto oder Waschmittel, nicht aufge- ihnen Professor Richard Caves von braucht werden kann, sondern stets der Harvard University. Und entge- zur Verfügung steht. Kultur-Mensch gen dem, was allgemein angenom- Kulturelle Güter, vor allem audio- men wird, kann nachgewiesen wer- visuelle Güter, sind also anders. Wirt- Daniel Barenboim den, dass auf dem Markt für popu- schaftsfachleute bezeichnen Güter läre Kultur nicht automatisch das wie Fernsehsendungen als so ge- Daniel Barenboim ist nicht nur ein großer Musiker, er engagiert sich angeboten wird, was die Menschen nannte „öffentliche Güter“. Ein „öf- zugleich für die Künste, die kulturelle Bildung und die interkulturelle Ver- sehen oder hören wollen. Tatsäch- fentliches Gut“ ist, technisch gese- ständigung. Der Deutsche Kulturrat zeichnet daher Generalmusikdirektor lich handelt es sich um einen ver- hen, ein Gut, dessen Kosten sich nicht Daniel Barenboim mit dem Kulturgroschen 2006 aus. Der Kulturgroschen zerrten oder nicht funktionierenden nach dem Verbrauch richten. wird seit 1992 verliehen und ist die höchste Auszeichnung, die der Deut- Markt, einen „failed market“. Was bedeutet dies aber in der sche Kulturrat für kulturpolitisches und kulturelles Engagement verleiht. Das scheint schwer zu glauben. Praxis? Der Deutsche Kulturrat ehrt mit dem Kulturgroschen 2006 das große Schließlich gibt es einen Markt für Fil- Erstens bewegen sich diese Güter auf Engagement von Daniel Barenboim für die Künste, für den interkulturel- me und Fernsehsendungen, und na- einem Markt, der sehr hohe Risiken len Dialog und für die nachhaltige ,örderung von Kultur. türlich sind einige beliebter als an- Der Deutsche Kulturrat ehrt mit der Vergabe des Kulturgroschens 2006 dere. Warum also nicht den Markt besonders den persönlichen Einsatz von Daniel Barenboim bei dem von entscheiden lassen? ihm gegründeten israelisch-arabischen Jugendorchester. Das israelisch- Der Markt für Populärkultur funk- Weiter auf Seite 2 arabische Jugendorchester zeigt beispielhaft wie mit der Sprache der Kunst tioniert jedoch anders. Ich nenne Beiträge zur Verständigung zwischen den Völkern geleistet werden können. Ihnen einige Unterschiede. oto: Warner Music Erstens handelt es sich nicht um ein Gebrauchsgut, sondern um ein Gut, 4:l;W das Ideen transportiert. KULTURPOLITIK AKTUELL politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 2

Dominanz der ausländischen Block- einheimnische Filme, Comedy- oder in Frankreich, Kanada und Australi- zu kommt, dass die richtige Kulturpo- Fortsetzung von Seite 1 buster die örtlichen Unterhaltungsin- Kindersendungen. Anforderungen en müssen alle zwischen 10% und litik für die eine Gesellschaft völlig halte beiseite drängen wird. dieser Art werden in der Regel von 32% ihrer Gesamteinnahmen für Li- anders aussehen kann als für eine Der kulturelle Um dafür zu sorgen, dass es für öffentlichen Regulierungsbehörden zenzgebühren oder Investitionen in andere – genauso wie jedes kulturel- Werkzeugkasten lokale kulturelle Ausdrucksformen in Form von Richtlinien oder Lizenz- lokale Filmproduktionen aufbrin- le Gut für sich einzigartig ist. ausreichend Raum und genügend bedingungen oder beidem auferlegt. gen. In Kanada müssen alle Kabel- Satelliten und das Internet tragen birgt. Die meisten Filme scheitern an Auswahl an kultureller Vielfalt gibt, Die bitteren Erfahrungen weltweit und Satellitenanbieter 5% ihrer Ein- entgegen landläufiger Meinung nicht der Kinokasse. Die meisten neuen reicht der Markt nicht aus. Er versagt zeigen, dass private Fernsehanstalten nahmen in einen Fonds zur Förde- dazu bei, dass Regierungen ineffek- Fernsehsendungen kommen nicht und benötigt Hilfe. mit völliger Ermessensfreiheit immer rung lokaler kanadischer Sendungen tiv oder machtlos werden, wenn es an und werden aus dem Programm dahin tendieren, die billigsten Sen- einzahlen. In Italien müssen private darum geht, die Vielfalt der kulturel- gestrichen. 2. Der „kulturelle Werkzeug- dungen auszustrahlen, die immer Anbieter mindestens 4% ihrer Ein- len Ausdrucksformen zu schützen. Gleichzeitig werfen die wenigen kasten” zur Förderung der noch Zuschauer erreichen. Holly- nahmen für die Förderung italieni- Sofern das Satellitenfernsehen Titel, die schließlich erfolgreich wer- kulturellen Vielfalt woodsendungen erreichen vielleicht scher Filme ausgeben. In Frankreich betroffen ist, bevorzugt das Publikum den, einen sehr viel höheren Gewinn nicht in dem Ausmaß das Publikum sind es 5,5%. eindeutig einheimische Anbieter mit ab als andere Güter. Warum ist das Hier komme ich zu meinem wie einheimische Sendungen. Wenn Viertens gibt es in einigen Berei- einer Mischung aus nationalen und so? Weil die Kosten für weitere Zu- nächsten Punkt. Was können die Re- jene allerdings zu einem Bruchteil chen Regeln für ausländische Eigen- importierten Programmangeboten. schauer marginal sind und jegliche gierungen unternehmen? dessen zu haben sind, was Eigenpro- tümer. Fernsehanstalten in den USA, Bei den ausländischen Sendern, die Einnahmen aus Werbung oder Kar- Natürlich wollen wir nicht gegen duktionen kosten, ist die Versuchung Kanada, Australien und in vielen an- über Kabel oder Satellit in Großbri- tenverkauf sich direkt auf den Ge- die Meinungsfreiheit verstoßen. Wir für private Anbieter nur allzu groß, deren Ländern müssen im Besitz von tannien, Frankreich, Deutschland, winn niederschlagen, sobald erst wollen auch nicht den Import aus- ihre Einnahmen zu maximieren – Einheimischen sein. In Ländern au- Italien, Griechenland, Spanien und einmal die anfänglichen Kosten ge- ländischer Programme verbieten. auch wenn die Sendung nicht so re- ßerhalb der USA führt dies zur Grün- Portugal empfangen werden können, deckt sind. Ich bin gegen Zensur und Einfüh- levant oder beliebt ist. dung von Sendern, die den einhei- beträgt der Zuschaueranteil weniger Dies ist ein Markt, der die Gro- rung strenger Quoten, die nicht zu- Die Auferlegung angemessener mischen Produzenten grünes Licht als 5 Prozent. Bei vielen sieht effek- ßen belohnt. Nur wer groß genug ist, lassen, dass alle Bürger in allen Län- Sendezeitrichtlinien wird bereits in verschaffen und sich somit neben tiv gar niemand zu. Der Schlüssel kann die unvermeidbaren Verluste dern in den Genuss der besten aus- vielen Ländern praktiziert. Sogar in Hollywood mehrere Türen offen hal- liegt darin, diesen Bereich mit loka- aushalten, bis endlich irgendwann ländischen kulturellen Güter kom- den USA, von denen man annehmen ten. Das Problem mit Regelungen zu len Anbietern in populären Pro- der große Hit gelandet wird. Und nur men. Die kulturellen Ausdrucksfor- würde, dass sie sich niemals auf Pro- ausländischen Eigentümern ist na- grammnischen zu besetzen. wenn ein Unternehmen groß genug men auf lokaler Ebene verarmen, grammquoten einlassen würden, türlich folgendes: Je größer der ein- Das Internet ist sicherlich ein star- ist, hat es die Vertriebswege unter wenn es an Offenheit für fremde gibt es Richtlinien, die besagen, dass heimische Sender wird, umso weni- kes neues Medium, aber weit davon Kontrolle und kann den Gewinn aus Ideen fehlt. Gleichzeitig können sie wenigstens drei Stunden in der Wo- ger unterscheidet sich seine Pro- entfernt, eine Bedrohung für kon- allen Kanälen maximieren. aber auch verarmen, wenn die Stim- che für Kinderlernsendungen bereit grammauswahl von der eines multi- ventionelle Fernsehveranstalter zu Wenn ein Unternehmen erst ein- men eines anderen Landes den Ton gestellt werden müssen, und dies gilt nationalen Fernsehveranstalters. sein. Es hat seine eigenen Schwächen mal groß genug ist, möchte es schließ- angeben. für alle privaten, kommerziellen Fern- Fünftens bieten sich wettbewerbs- und Stärken. Immer deutlicher wird, lich Risiken vermeiden. Wie reduziert Letztendlich ist es möglich, für sehsender. politische Maßnahmen zur Förderung dass das Internet die traditionellen man aber das Risiko? Zunächst muss Regierungen einen „kulturpolitischen In Australien und Kanada bei- von unabhängigen Produktionen und Medien ergänzen, nicht ersetzen wird. man eine gewisse Größe haben, um Werkzeugkasten” mit Maßnahmen spielsweise sind kommerzielle Fern- zur Abschwächung der Dominanz Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es Fehlschläge hinnehmen zu können. zusammenzustellen, mit Hilfe derer sehsender dazu verpflichtet, ein be- der Gatekeeper an. In den USA gab das Fernsehen vernichten wird, ge- Ferner hilft es, die Vertriebs- oder mehr kulturelle Güter erhalten oder stimmtes Minimum an lokal produ- es von 1970 bis 1995 eine Richtlinie, nauso wenig, wie das Fernsehen das Ausstellungskanäle selbst bestim- entwickelt werden können, ohne dass zierten Sendungen aus Genres wie die es den drei kommerziellen US- Radio verdrängen wird oder andere men oder kontrollieren zu können. Es die Meinungsfreiheit untergraben Drama, Comedy, Dokumentarreihen amerikanischen Fernsehnetzwerken „neue Medien“ das Aussterben der ist auch hilfreich, die Gatekeeper und wird. und Kindersendungen zu zeigen. In nicht erlaubte, ihr eigenes Unterhal- Bücher zur Folge haben werden. Meinungsmacher unter Kontrolle zu Welche Maßnahmen sind das? Ich Kanada gibt es Sendezeitrichtlinien, tungsprogramm zu besitzen oder zu Inhaber von Rechten nutzen das haben. Außerdem lassen sich Ein- gebe Ihnen sechs Beispiele. die den „kanadischen Inhalt” für produzieren. In Europa besagt die Internet, um Downloads von Filmen nahmen steigern, indem man Pake- Zunächst gehört dazu das öffent- über 100 spezialisierte Kabel- oder Richtlinie „Fernsehen ohne Gren- und anderen audiovisuellen Pro- te verkauft, Märkte aufteilt und lich-rechtliche Fernsehen – die welt- Satellitensender vorschreiben. Die zen”, dass Fernsehveranstalter min- grammen anzubieten, und dabei ist Preisdiskriminierung betreibt. All weit gängigste Institution. Dies ist Bandbreite reicht von ganzen 15% destens 10% ihrer Sendezeit oder bemerkenswert, dass sie die glei- dies sind gebräuchliche Methoden, eine der wichtigsten Maßnahmen kanadischen Inhalts bis hin zu 85%, ihrer Haushaltsmittel für Program- chen geografischen Grenzen und um auf dem Markt für kulturelle Gü- zur Förderung der kulturellen Viel- je nach dem, um welches Genre es me aufwenden müssen, die von un- Zeitfenster nutzen, die auch für das ter Risiken zu verringern. falt, da öffentliche Fernsehanstalten sich handelt. abhängigen Produzenten angekauft konventionelle Fernsehen gelten. Aber diese Methoden haben ih- den Auftrag erhalten bzw. verpflich- In Europa schreibt die Richtlinie werden. In Kanada gibt es eine Richt- Natürlich können sie Downloads von ren Preis. Sie führen zu mehr Kon- tet werden können, jene Sendungen „Fernsehen ohne Grenzen“ vor, dass linie, nach der 75% der kanadischen „Desperate Housewives“ in den USA zentration, schränken die Vielfalt ein zu zeigen, die der Markt alleine nicht die Mehrheit der Sendungen mit fik- Comedysendungen und Serien auf für $ 1,99 pro Episode bekommen. und verkleinern die Auswahl. hervorbringen würde. Überall auf tiven Inhalten europäischen Werken kommerziellen Sendern von unab- Allerdings erst einen Tag nachdem Zur Zeit kontrollieren vier Musik- der Welt gibt es dafür zahlreiche Bei- vorbehalten sein sollte, „wo immer hängigen Produzenten bezogen wer- die Episode auf ABC Network ausge- firmen über 70% des weltweiten spiele. Neben ihrer Aufgabe, Pro- dies durchführbar ist.” Die Einhal- den müssen. Wieder dient dies dazu, strahlt wurde. Und diese Downloads Handelsvolumens im Bereich Ton- gramme für die breite Masse anzu- tung dieser Richtlinie bleibt den na- die Vielfalt der Bezugsquellen zu ge- bekommt man nicht auf Computern aufnahmen. Hollywood dominiert bieten, erwartet man von den Public tionalen Regierungen überlassen, währleisten. außerhalb der USA. die Kinoleinwände und über- Broadcastern auch, dass sie sich um von deren Hoheitsgebiet das Über- Und nicht zuletzt kann man die Grenzen im Internet? Ist das mög- schwemmt lokale Fernsehprogram- Sprachminderheiten, Kinderpro- tragungssignal ausgeht, und diese Produktion unterrepräsentierter Pro- lich? Es ist nicht nur möglich, es ist me mit TV-Serien, denen man nur gramme, experimentelle Sendungen legen die Formulierung „wo immer gramme mittels Subventionen oder sogar notwendig, um einen geordne- schwer widerstehen kann. Die Me- und natürlich um Kunst- und Kultur- dies durchführbar ist“ unterschied- Steueranreizen fördern. Dies ist wohl ten Markt für die Verwertung von dienkonzentration nimmt weltweit sendungen kümmern. lich aus. Im Allgemeinen wird die das gängigste Werkzeug im „kulturel- Rechten zu haben. zu. Dort wo die Konzentration zu- Zweitens die Einführung ver- Richtlinie von Free-TV-Sendern in len Werkzeugkasten“. Interessant ist, Für die Regulierung des Internets nimmt, wird das Überleben für un- nünftiger Richtlinien für Sendezei- den meisten europäischen Ländern dass es die Kinotrilogie „Herr der Rin- gilt, dass der kulturelle Werkzeugkas- abhängige Produzenten immer ten bei privaten Fernsehveranstal- eingehalten. Jedoch gibt es viele Ka- ge” ohne Steueranreize aus Deutsch- ten neu gefüllt werden muss, damit er schwieriger – ob in den USA oder in tern und anderen kulturellen Gate- bel- und Satellitensender, vor allem land und Neuseeland nie gegeben nützlich sein kann. Natürlich können anderen Ländern. keepern. Diese Vorschriften könnten die von den USA kontrollierten, die hätte – wie ich aber gehört habe, hat Sendezeitrichtlinien dort nicht grei- In den USA verhalfen diese sich lediglich auf das Verhältnis zwi- einen Großteil der Richtlinie nicht Ihre Regierung vor kurzem diese fen, wo alles von einem Server herun- Marktkräfte sechs multinationalen schen einheimischen und ausländi- einhalten. Steuervorteile gestrichen. tergeladen wird. Aber die Staaten ha- Unternehmen, die den Bereich au- schen Inhalten beziehen, oder sie Ein drittes Instrument ist die Ver- Die meisten dieser Maßnahmen ben andere Mittel zur Verfügung, um diovisueller Kulturgüter dominieren, könnten in zunehmenden Maße die pflichtung von Fernsehveranstaltern haben sowohl Stärken als auch Schwä- dafür zu sorgen, dass ihre Bürger eine zum Aufstieg. Ihre Namen sind be- Ausstrahlung von Programmgenres zu Abgaben, damit Sendungen, die chen, und sie müssen mit Umsicht Auswahl an einheimischen kulturellen kannt: Disney, Time Warner, Mur- fordern, die ansonsten unterreprä- nur schwer zu finanzieren sind, ge- entwickelt und umgesetzt werden, Gütern haben und dass die Kultur- doch/Fox, Viacom/Paramount, Sony/ sentiert wären, wie beispielsweise fördert werden. Die Pay-TV-Anbieter damit sie fair und wirksam sind. Hin- schaffenden auch einen Platz im An- Columbia und Universal/NBC. Die- gebotsspektrum haben. In Kanada se Konsolidierung und Dominanz beispielsweise erhalten Video-on-De- hat aber auch eine Kehrseite. mand-Anbieter ihre Lizenz nach dem Der auf sich allein gestellte Markt Broadcasting Act. Fünf Prozent der auf für kulturelle Güter konzentriert sich Englisch erhältlichen Titel müssen auf Blockbuster und Bestseller nach kanadischen Ursprungs sein, und ein Schema-F, die von den größten und kleiner Anteil der Gewinne fließt in am meisten vertikal integrierten einen Subventionsfonds für kanadi- Unternehmen vertrieben werden. sche Produktionen. Herauskommen geklonte Filme Das Verhältnis zwischen Internet oder Fortsetzungen. Man verlässt und konventionellen Medien kann sich blind auf gut vermarktbare „A- auch unterstützend statt konfronta- Promis“. Man erhält Produkte, die zu tiv sein. Wer glauben Sie, betreibt die aller erst für den US-amerikanischen populärsten Internetseiten? Antwort: Verbraucher bestimmt sind, da der die konventionellen Medien. Hierzu Produzent natürlich seine Kosten auf gehören die öffentlichen Fernsehan- dem größten Kulturgütermarkt über- stalten, die einige der besten Web- haupt amortisieren möchte. Was fehlt Seiten betreiben. So wie der Werk- also auf diesem Markt? zeugkasten der kulturellen Vielfalt Auf sich allein gestellt, würde der den Pluralismus in den konventionel- Markt die Vielfalt einschränken. Er len Medien aufrecht erhält, wird sich würde das Neue, Experimentelle, Al- wahrscheinlich die ganze Auswahl, ternative, Exotische, das Lokale, die Bandbreite und Unterschiedlichkeit Nische vermeiden – all die Produkti- an kulturellen Ausdrucksformen onen, die der Menschheit neue Wege auch im Internet durchsetzen. Tatsa- aufzeigen, die im weitesten Sinne die che ist, dass eine Reihe struktureller kulturelle Vielfalt widerspiegeln, die Maßnahmen, wenn sie ordentlich quasi die „F & E der Seele“ sind. Die- ser Markt wird in kleineren Ländern Satellitenschüsseln machen die Regierungen überraschenderweise nicht machtlos in dem Bestreben, die Vielfalt Weiter auf Seite 3 besonders abnehmen, weil dort die kultureller Ausdrucksformen zu schützen Foto: Orgullomoore KULTURPOLITIK AKTUELL politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 3

Auseinandersetzung mit Europa. Kul- kultureller Güter stoppen, die für vorankommt, was sehr wahrschein- ein Ungleichgewicht bei der Verbrei- Fortsetzung von Seite 2 turelle Dienstleistungen fallen nur Vielfalt und mehr Auswahl sorgen. lich ist, wenn sie von wenigstens 30 tung von kulturellen Gütern auslösen, dann unter die GATS-Bestimmun- Ein so genannter „freier Markt” Ländern ratifiziert wird, werden die führen auch zur Verarmung vielfälti- angewandt werden, einen gewissen gen, wenn ein Land ausdrücklich würde schlicht das starke Ungleich- USA sie niemals unterzeichnen oder ger kreativer Ausdrucksformen inner- Grad an Pluralismus unter kulturel- zustimmt. Nur Neuseeland hat sich gewicht in der Welt der kulturellen daran gebunden sein. Worin besteht halb der USA. Die Wirtschaftsprakti- len Ausdrucksformen aufrechterhal- dafür entschieden – und es später Güter institutionalisieren. Er würde also der Sinn der Konvention? ken der Blockbuster und die Vorherr- ten können. Dies gilt für alle Länder, wieder bereut. den Blockbuster-Effekt verstärken Zunächst sollten wir verstehen, schaft der Gatekeeper ist innerhalb sogar für die USA, wo im Allgemei- Weitere Handelserleichterungen sowie kleine, unabhängige Titel an was die Konvention nicht bewirken der USA genauso problematisch für nen jeglicher regulierende Eingriff in im Dienstleistungsbereich stehen den Rand drängen. Er würde die kul- kann. Sie hat keinen Einfluss auf pluralistische Ausdrucksformen wie die Programmgestaltung vehement jedoch weiterhin auf der WTO-Agen- turelle Vielfalt gefährden. bereits bestehende WTO-Verpflich- außerhalb. abgelehnt wird. da, und die USA üben kräftig Druck Es ist klar, welche Probleme ent- tungen einzelner Staaten. Was ent- Das Übereinkommen zur kultu- aus, damit sich etwas bewegt. stehen, wenn man die Angelegen- schieden ist, ist entschieden. Es er- rellen Vielfalt war ursprünglich eine 3. Kulturelle Güter und die heit der WTO überlässt. Die WTO ist mächtigt die Staaten nicht, auslän- Idee aus Kanada, die vor sechs Jah- Welthandelsorganisation 4. Bilaterale kulturellen Fragen gegenüber un- dische Inhalte aufzuhalten oder zu ren das erste Mal von einer Berater- Handelsabkommen sensibel. Sie lässt sich von fehlerhaf- verbieten. Und es hindert die USA gruppe, deren Mitglied ich war, vor- Wir befinden uns zur Zeit inmitten ei- ten wirtschaftlichen Rechnungen auch nicht daran, weiterhin Libera- geschlagen wurde. Aber ich kann Ih- ner internationalen Debatte darüber, Aufgrund des schleppenden Voran- leiten. Auseinandersetzungen wer- lisierungen des Handels mit kultu- nen versichern, dass keiner von uns bis zu welchem Ausmaß diese kultur- kommens auf WTO-Ebene haben den von Wirtschaftsfachleuten gere- rellen Gütern zu fordern. je damit gerechnet hätte, dass es so politischen Maßnahmen durch bila- sich die USA bemüht, die gleichen gelt, die nicht in der Lage sind, kul- Was bewirkt das Übereinkommen schnell so weit kommen würde. Die terale oder regionale Handelsabkom- Ziele durch die Aufnahme von Fern- turelle Unterschiede auszumachen. also? Fünf Ziele werden erreicht: Konvention löste weltweit ein faszi- men oder auch durch das multilate- sehsendungen und audiovisuelle Das führt uns zur UNESCO. Am Erstens segnet die Konvention nierendes kulturelles Erwachen aus. rale Handelssystem der Welthandels- Produkte in bilaterale Handelsab- 20. Oktober 2005 stimmten die Mit- den „Werkzeugkasten“ mit Maßnah- Die Menschen begreifen langsam, organisation beeinflusst werden sol- kommen zu erreichen. Beispiele für glieder der UNESCO mit einer deut- men für Regierungen zur Förderung dass die kulturelle Vielfalt wichtiger ist len. solche Abkommen neueren Datums lichen Mehrheit (148 zu 2) für die der kulturellen Vielfalt ab. Zweitens denn je zuvor. Der „kulturelle Werk- Kulturelle Güter – also Bücher, sind jene mit Chile, Australien, Ma- Annahme einer neuen internationa- lernt die Welt anhand dieses Überein- zeugkasten“ wird zunehmend bedeu- Zeitungen, Zeitschriften und Tonauf- rokko und Mittelamerika. len Konvention zum Schutz kulturel- kommens, dass sich kulturelle Güter tender. Technologie kann, wenn sie nahmen – sind weitestgehend an die In diesen so genannten Freihan- ler Vielfalt. Diese erkennt die einzig- von normalen Handelsgütern unter- ordentlich angewandt und genutzt Bedingungen des Allgemeinen Zoll- delsabkommen haben sich die USA artige Natur der kulturellen Güter an scheiden. Drittens wird ein Fonds zu wird, für die Vielfalt von Vorteil sein, und Handelsabkommens (GATT) ge- darum bemüht, dass sich Länder und bemüht sich, Staaten zu erlau- Gunsten der Entwicklungsländer ge- aber ohne flankierende Maßnahmen bunden, das zurückgeht auf das Jahr verpflichten, einheimische kulturel- ben, vernünftige Maßnahmen zur schaffen, der diesen helfen soll, lokal wird sie nicht ausreichen. 1947, aber erst 1995 vollständig in le Güter nicht zu bevorzugen. Durch Förderung und Stärkung der Vielfalt unterschiedliche kulturelle Güter Die UNESCO-Konvention war ein Kraft trat. Kulturelle Güter dürfen ihre starke Position in bilateralen der kulturellen Ausdruckmöglichkei- herzustellen. Viertens fördert das wichtiger Schritt. Kulturelle Gruppen nicht durch Handelsbarrieren diskri- Verhandlungen waren die USA oft ten ohne Angst vor Sanktionen durch Übereinkommen die Meinungsfrei- auf der ganzen Welt haben die in der miniert werden; eine Ausnahme ist die erfolgreich, auch wenn einige Län- die Handelspartner zu ergreifen. heit. Und das Wichtigste ist, dass das Konvention aufgegriffenen Proble- Filmindustrie, wo Leinwandquoten der es geschafft hatten, ihre beste- Wie bereits erwähnt, gibt es Übereinkommen Staaten von der me erkannt und sich zu Eigen ge- ausdrücklich erlaubt sind. Das GATT henden Regelungen zu schützen. zwingende wirtschaftliche Gründe weiteren Liberalisierung des Handels macht. Das ist das Wichtigste über- gilt jedoch nicht für Dienstleistungen dafür, kulturelle Güter aus Handels- im kulturellen Bereich abhält und sie haupt. wie Fernsehproduktionen, Werbung 5. Die UNESCO-Konvention abkommen herauszuhalten, da darin bestärkt, der Versuchung, die- oder audiovisuelle Produktionen. zum Schutz kultureller sonst Staaten von der Pflicht entbun- ses doch zu tun, zu widerstehen. Bei dem Beitrag handelt es sich um 1995 wurde das Allgemeine Ab- Vielfalt den würden, den einheimischen kul- die Keynote des DLM-Symposions „Im kommen über den Handel mit turellen Ausdrucksformen Raum zu 6. Welches sind die Regulierungsviereck von WTO, EU, Dienstleistungen (GATS) hinzuge- Wo liegt also das Problem bei der geben und deren Vielfalt zu erhalten. nächsten Schritte? Bund und Ländern. Rundfunk im fügt. Die USA versuchten verzwei- Liberalisierung des Handels mit kul- Die Vereinigten Staaten haben je- Spannungsfeld zwischen Kultur und felt, im Namen der Hollywood-Stu- turellen Gütern? doch versucht, das UNESCO-Vorha- Die Debatte in der UNESCO scheint Wirtschaft“. Weitere Informationen dios Fernsehveranstaltungen und Ganz einfach: Im freien Handel ben abzuschwächen oder aufzuhal- dazu geführt zu haben, dass viele zu dem Symposion sind zu finden audiovisuelle Dienstleistungen mit werden kulturelle Güter genauso be- ten, weil sie zu Recht befürchteten, Staaten sich der Position der US- unter: www.dlm-symposium.de. einzubeziehen, damit diskriminie- handelt wie normale Handelsgüter. dass ihre Bemühungen, andere Staa- amerikanischen Regierung und Un- rende Quoten und Subventionen in Der freie Handel verhindert, dass ten von Maßnahmen zur Förderung terhaltungsindustrie entgegenge- Der Verfasser ist diesem Bereich ausgeschlossen wer- Staaten einheimische kulturelle Gü- der kulturellen Vielfalt abzuhalten, stellt haben. Ein antiamerikanischer Medienrechtsexperte, den konnten. Bekanntermaßen schei- ter bevorzugen. Der freie Handel dadurch beeinflusst werden könnten. Dialog ist dies aber keineswegs. Denn Senior Partner, McCarthy Tétrault, terte dieser Versuch allerdings in der würde Maßnahmen zur Förderung Auch wenn die Konvention weiter die gleichen Faktoren, die weltweit Toronto/Kanada

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wdr 3. Das Kul ture reignis. In Ihrem Radio.

WDR3 AZ 285 x 205 PUK.indd 1 17.10.2005 11:08:08 Uhr NACH DER WAHL politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 4

Der weite Kulturbegriff und die Kulturpolitik Zwei ragen an die Koalitionsvereinbarungen von CDU und SPD • Von Max uchs

Dass der Koalitionsvertrag, der im- wo es um vertriebene Deutsche geht. „Kulturstaat“ spielen hierbei offen- Zur Erinnerung: Bislang sind wir Sichtet man nunmehr in einem drit- merhin die Geschäftsgrundlage für Es ist aber auch von „Schutz und För- sichtlich eine wichtige Rolle und wer- immer noch bei einer ersten ober- ten Anlauf – gemäß dem Verständnis die Steuerung einer der weltweit derung der anerkannten nationalen den eher synonym gebraucht. Geht flächlichen Sichtung expliziter Er- von „Kultur“ als Pluralität der Lebens- größten Volkswirtschaften in den Minderheiten in Deutschland“ die man den Begriffen etwas näher auf wähnungen von „Kultur“ im Vertrag. weisen – den Vertragstext darauf, wo nächsten vier Jahren darstellt, sorg- Rede. Jeder einzelne dieser Punkte ist den Grund, wird man feststellen, dass Geht man einen Schritt weiter und Bilder (und Realitäten!) vom „richti- fältig studiert werden muss, liegt auf offensichtlich auf den ersten Blick als sie durchaus zu unterscheiden sind bezieht Fragen der Medien und der gen und guten Leben“ beschrieben der Hand. Dies gilt auch im Hinblick kulturpolitisch relevant zu verstehen, und insbesondere zu einer recht un- Bildung mit ein, die auch zu den ein- beziehungsweise geschaffen werden, auf eine Kulturpolitik, die sich um auch wenn er in der Logik des Vertra- terschiedlichen Vorstellung von Kul- geführten Begriffen von Kulturpolitik dann wird man kaum einen Textteil Rahmenbedingungen und Struktur- ges nicht in den genuin auf die Kultur- turpolitik führen. Der Kulturstaatsbe- gehören, so wird man wiederum finden, der sich nicht auf diese be- fragen kümmert, für die die Bundes- politik bezogenen Abschnitten auf- griff entsteht im 19. Jahrhundert, in leicht fündig. Filmwirtschaft und zieht. Gleichgültig ob es sich um Fa- ebene verantwortlich ist oder an de- taucht. Kulturpolitik – so ein erstes einer Zeit also, in der sich Deutschland Filmförderung haben sogar einen ei- milie, Generationenverhältnisse, Zu- ren Gestaltung sie zumindest mit- Fazit – wird also auch außerhalb der als Nationalstaat politisch konstituiert. genen Absatz, das Telekommunika- wanderung oder Kommunalfinan- wirkt. unmittelbaren kulturpolitischen Ver- Wenn die „Nation“ eine ohnehin stark tionsgesetz wird als zu novellierendes zen handelt: Jede der vorgestellten antwortungszuweisung betrieben, kulturell motivierte Integrationsform erwähnt – und natürlich spielen die politischen Regelungen greift in die och lohnt sich eine zweite Lek- ganz so, wie es der Deutsche Kultur- einer Gemeinschaft ist (etwa durch neuen Medien bei der Selbstbeschrei- Gestaltung von gesellschaftlicher D türe dieser (inkl. Anlagen) ca. rat in seiner politischen Praxis reali- Bezug auf Sprache, Kunst oder Ge- bung der Gesellschaft als „informati- Ordnung und individuellen Lebens- 200 Seiten, dieses Mal im Hinblick siert. Zumindest die Sozial-, die In- schichte), dann existierte diese Kultur- ons- und wissensbasiert“ eine wich- ansprüchen ein. Das muss auch so auf zwei Fragerichtungen: nen-, die Städtebau- und die Jugend- nation Deutschland schon lange vor tige, vielleicht sogar die entscheiden- sein, da der Staat – trotz der oft ge- 1. Wo wird Einfluss auf die kulturpo- politik sind in diesem ersten, noch dem gleichnamigen Staat. In diesem de Rolle. Kultur in diesem weiten Ver- hörten Erklärung seines Absterbens litischen Rahmenbedingungen au- sehr oberflächlichen Blick als kultur- neuen Staat spielte der Protestantis- ständnis, das Medien- und Bildungs- – nach wie vor ein wichtiger Akteur ßerhalb der unmittelbar auf Kultur politisch relevant identifiziert worden. mus eine entscheidende Rolle, ins- fragen mit einbezieht, wird geradezu bei der Gestaltung der Lebensbedin- bezogenen Abschnitte III.7 („Kultur- Zwei explizite Benennungen von besondere der „Kulturprotestantis- zu einem Motor der ökonomischen gungen ist, zumal in Deutschland förderung“), IV.3 („Sozialer Schutz Kultur habe ich dabei noch gar nicht mus“ mit recht rigiden Vorstellungen Entwicklung (Lissabon-Strategie, zu mit seiner Staatsquote von ca. 50 für Künstler“) oder VII.2 („Kultur“) erwähnt, die im Kulturabschnitt selbst einer autoritären ideologischen Verge- der man sich voll bekennt). Prozent. Der Staat als Gestalter der genommen? erwähnt werden: Dort ist die Rede sellschaftung von oben: Der Staat als Zählt man zu Kultur – und auch Lebensbedingungen muss daher 2. Wo werden kulturelle Fragen an- einmal von Deutschland als „europä- Sinngebungsinstanz und der Protes- dies ist immer noch ein eher traditi- geradezu im Zentrum eines genuin gesprochen, denen sich eine Kultur- ischer Kulturnation“, zum anderen tantismus als offizielle Staatsideologie. oneller Kultur(politik)begriff – auch kulturpolitischen Interesses sein. politik widmen müsste, der der wei- ist vom „Kulturstaat Deutschland“ Schon alleine diese antidemokrati- die Wissenschaften, so wird man er- Daher macht die Kulturverträglich- te Kulturbegriff der Unesco (Kultur die Rede. Hier geht es offensichtlich sche Herkunft des Begriffs des Kultur- neut belohnt. Immerhin werden die keitsklausel auch so viel Sinn, die als Kunst und Lebensweise) nicht um sehr allgemeine gesellschaftliche staates bereitet zumindest mir ständi- Kulturwissenschaften explizit in ihrer zwar explizit nicht genannt, aber fremd ist? Leitbilder, so wie in anderen Abschnit- ges Unbehagen, obwohl man natür- Rolle hervorgehoben (S. 39), den ge- immerhin in einer Umschreibung In der Tat enthält das Vertrags- ten vom Sozial- und Rechtsstaat die lich zugestehen muss, dass der Begriff sellschaftlichen Wandel zu begleiten auch aufgenommen wird. Dies wäre werk zu beiden Fragen eine Fülle von Rede ist. Zu dieser Kategorie lassen auch eine Geschichte hat und heute durch Reflexion und sich der Ge- also die Quintessenz dieses Textes: Hinweisen, denen man genauer sich auch globale Leitziele rechnen, recht locker in unterschiedlichsten schichte und Tradition zu vergewis- Natürlich formt der Staat – hier die nachgehen sollte, als es in diesem die man für Deutschland reklamiert: Kontexten gebraucht wird. Da Kultur- sern („kulturelles Gedächtnis“). Dies Bundesregierung – Kultur im enge- Beitrag möglich ist. Hier also nur ei- Nachhaltigkeit, umfassende Teilha- politik jedoch auch einen Diskurs be- ist auch gut so, zumal andere Teile im ren Sinn, betreibt aber auch dort ve- nige Lesefrüchte und Überlegungen. be, Gerechtigkeit. Es würde sich nun inhaltet über unser Selbstverständnis, Abschnitt über Forschungsförderung hement Kulturpolitik, wo sie gar Eine erste Lesart, die für mein Anlie- durchaus lohnen, diese Selbstzu- über Vorstellungen von richtigem Le- sehr stark eine anwendungsbezoge- nicht draufsteht. Ganz sicher gestal- gen nützlich ist, könnte alle die Stel- schreibungen nicht bloß zusam- ben und die geeignete gesellschaftlich ne Forschung, gerade auch auf pro- tet Staat jedoch auch Gesellschaft len auflisten, in denen „Kultur“ in ir- menzustellen, sondern sie in Hin- Ordnung, wird man schon alleine über blematischen Feldern der Bio- und und individuelles Leben, erfüllt also gendeiner sprachlichen Form auf- blick auf ihre Kohärenz und ihren die Debatte, was denn ein „Kultur- Gentechnologie, propagieren. Refle- eine zentrale kulturelle Aufgabe. taucht. Einige Beispiele: Die Erwäh- wissenschaftstheoretischen Status staat“ ist, produktiv und leicht zu sehr xionsanlass für uns ist also nicht nur, Der vorliegende Vertrag ist inso- nung von Baukultur (die im ersten zu analysieren. Mit letzterem ist das grundsätzlichen Sinn- und Wertefra- das kritische Potential der Kulturwis- fern auch ein kultureller Entwurf – Anlauf gescheiterte Stiftung Baukul- Problem angesprochen, dass Leitbil- gen gelangen, zumal die erneut ins senschaften mit dieser ökonomisch und sollte als solcher gerade auch tur soll erneut angegangen werden), der immer einen eigenartigen Status Gespräch gebrachte „Leitkultur“ se- favorisierten Forschung in Einklang von der Kulturpolitik und ihren Ak- Kulturelle Bildung (als Teil der Ju- zwischen normativer Zielformulie- mantisch gut zu der oben skizzierten zu bringen: Für die Künste werden teuren ernst genommen werden – gendpolitik), in der Jugendpolitik die rung und empirischer Zustandsbe- autoritären Quelle des Kulturstaatsbe- mit solcherart verstandenen Kultur- und dies nicht nur in Hinblick auf die Notwendigkeit einer zu stärkenden schreibung haben. So kann man fra- griffs passt. Es gibt offenbar in und Geisteswissenschaften klare Frage nach der Höhe des Kultur- interkulturellen Kompetenz. Und na- gen, welches Bild der Koalitionsver- Deutschland ein großes Unbehagen Konkurrenten um das Deutungsrecht haushaltes. türlich ist von Kultur auch im Kontext trag von Deutschland, seiner Gesell- gegenüber Vielfalt und eine nicht zu in Sinn- und Orientierungsfragen vor- von Abschnitt VII.1.2 (Migration steu- schaft, seiner staatlichen Ordnung, zerstörende Sehnsucht nach einem gestellt – eine Herausforderung, die Der Verfasser ist ern – Integration) die Rede, nämlich seiner Rolle in der Welt, seiner Kul- Staat, der auch die „Kultur“ von oben der Kulturbereich (i.e.S.) durchaus Vorsitzender des als zu pflegende und zu erhaltende, tur vermittelt? „Kulturnation“ bzw. klar definiert. annehmen sollte. Deutschen Kulturrates Neue Chancen – neues Glück Was wird die Große Koalition der Kultur bringen? • Von Olaf Zimmermann und Gabriele Schulz

Auf den ersten Blick kann der Kul- politik im Koalitionsvertrag zu erhal- Koch-Steinbrück-Papier aus dem bestehenden Schrankenregelungen zember 2005 ankündigte, zu Beginn turbereich mehr als zufrieden sein. ten, tatsächlich erforderlich ist, den Jahr 2003 erneut aus der Schublade zu Gunsten von Bildung und Wissen- des Jahres 2006 in das Kabinett einge- Etwa zweieinhalb Seiten nimmt das gesamten Koalitionsvertrag durch- gezogen werden, muss an die Zusa- schaft mit Blick auf die digitale Bereit- bracht werden, damit sehr zügig die originäre Kulturkapitel im Koalitions- zulesen. Es wird dabei auch so man- ge aus dem Koalitionsvertrag erin- stellung von Inhalten zusätzlich er- erste Lesung im Deutschen Bundes- vertrag der Großen Koalition auf Bun- ches Spannungsverhältnis deutlich nert werden, dass Kultur eine Inves- weitert werden sollen. Dem steht tag erfolgen kann. desebene ein. Dieses ist ein Signal, und ersichtlich, dass die verschiede- tition und keine Subvention ist. entgegen, dass im Kulturkapitel an- dass Kulturpolitik als wichtiges Po- nen Fachpolitiker durchaus unter- gekündigt wird, die Rechtsstellung Soziale Sicherung litikfeld auf der Bundesebene ange- schiedliche Vorstellungen bei der Urheberrecht der Urheber im digitalen Zeitalter zu sehen wird, auch wenn als Verbeu- Gestaltung der Rahmenbedingun- stärken. Es wird darauf ankommen, Die Reform der sozialen Sicherungs- gung vor den Ländern noch einmal gen von Kunst und Kultur haben. Urheberrechtliche Fragen werden dass bei der anstehenden – und im Ko- systeme gilt neben der Haushaltssa- unterstrichen wird, dass die örde- sowohl im ersten großen Abschnitt alitionsvertrag auch angekündigten nierung und der Bekämpfung der Ar- rung von Kunst und Kultur auf Grund Kultur ist eine Investition über „Mehr Chancen für Innovation Urheberrechtsreform – tatsächlich ein beitslosigkeit als eines der großen der Verfassungslage primär Aufgabe und Arbeit, Wohlstand und Teilhabe“ fairer Ausgleich zwischen den unter- Vorhaben der Großen Koalition. der Länder und Kommunen ist, wird Sehr positiv im Kulturkapitel ist die als auch im zweiten Abschnitt zur schiedlichen Interessen der Urheber, Manch einer ist gar der Meinung, zugleich unmissverständlich klarge- Klarstellung, dass Kultur eine Inves- „Rechtspolitik für eine soziale Markt- der Verwerter und der Nutzer – wie dass allein eine Große Koalition es stellt, dass der Bund eine Reihe von tition und keine Subvention ist. Hier- wirtschaft“ angeschnitten. Geht es auch der Wissenschaft – geschaffen vermag, die Reform der sozialen Si- wichtigen Aufgaben zu erfüllen hat, um gab es im Jahr 2003 eine erhebli- unter Wirtschaftsgesichtspunkten in wird. Bundesjustizministerin Zypries cherungssysteme auf den Weg zu um Deutschlands Verpflichtung als che Auseinandersetzung und erst im erster Linie darum, Maßnahmen hat auf ihrer Homepage unter http:/ bringen. Noch offen – auf Grund noch europäischen Kulturnation gerecht August dieses Jahres hat das Kieler zum Schutz des geistigen Eigentums www.bmj.de bereits angekündigt, dass bestehender zu großer Gegensätze – zu werden. Institut für Weltwirtschaft in einer in Abstimmung mit der Wirtschaft zu die Reform des Urheberrechts zu ih- ist, wie eine Reform des Gesundheits- Studie zum Subventionsbegriff und bündeln und gegenüber anderen Län- ren wesentlichen Vorhaben in dieser wesens aussehen soll. Je nach dem esonders erfreulich ist, dass kul- zum Subventionsabbau erneut den dern durchzusetzen, wird zugleich im Legislaturperiode zählt. Der Gesetzes- welcher Weg gegangen werden soll, B turpolitische Fragen auch in an- Versuch unternommen, die öffentli- selben Abschnitt ein bildungs- und entwurf zum Zweiten Gesetz zum Ur- könnte die Künstlersozialversiche- deren Kapiteln im Koalitionsvertrag che Kulturfinanzierung als Subven- wissenschaftsfreundliches Urheber- heberrecht in der Informationsgesell- rung davon betroffen sein, auch wenn angeschnitten werden, so dass es, um tion zu definieren. Sollte in dieser recht gefordert. Bei letzterem Aspekt schaft soll, wie Bundesministerin Zy- sich die Koalition im Koalitionsver- ein Bild von der Relevanz der Kultur- Legislaturperiode das so genannte drängt sich der Verdacht auf, dass die pries bei einer Pressekonferenz im De- trag unmissverständlich zur Künstler- sozialversicherung bekennt und de- ren Stärkung als Ziel benennt. Kulturpolitik im europäischen und internationalen Kontext Sehr erfreulich ist, dass die Koaliti- on die EU-Dienstleistungsrichtlinie für überarbeitungsbedürftig hält.

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geradezu widersinnig, erfolgreiche Fortsetzung von Seite 4 Modellvorhaben von Bund und Län- dern gemeinsam in Zukunft nicht Für den Kulturbereich besonders mehr durchzuführen, nur um der rei- wichtig ist, dass das so genannte nen Lehre willen. Der Bund gibt aber Herkunftslandsprinzip in der von nicht nur seine Zuständigkeit in der der EU-Kommission vorgeschlage- Bildungsplanung und Förderung ge- nen Form für nicht zielführend er- meinsamer Modellvorhaben ab, er achtet wird. Mindestens ebenso wich- muss zusätzlich dafür bezahlen. Denn tig ist, dass die Daseinsvorsorge, d.h. die Länder stellen nach wie den An- der Zugang der Bürger zu öffentli- spruch auf Bundesmittel, nur künftig chen Gütern zu angemessenen Prei- wollen sie allein bestimmen, wofür sen, gewährleistet bleiben muss. Der das Geld ausgegeben werden wird. Begriff der Daseinsvorsorge kristal- lisiert sich mehr und mehr zu einem Föderalismusreform Kernbegriff in der Kulturpolitik heraus, da die Zugehörigkeit zur Da- Der zweite Wermutstropfen der Ko- seinsvorsorge vor Liberalisierung alitionsvereinbarung sind die Ab- und damit dem schonungslosen sprachen hinsichtlich der Änderung Wettbewerb schützt. Es wird daher von Artikel 23 Grundgesetz. In die- wahrscheinlich erforderlich sein, sich sem Artikel wird festgelegt, wie die weiterhin mit der Fragestellung aus- Länder an der Gesetzgebung auf EU- einander zu setzen, gerade weil von Ebene beteiligt werden. Bislang ist es Seiten der Wirtschaftsforschungsins- so, dass wenn im Schwerpunkt aus- titute die öffentliche Kulturfinanzie- schließliche Gesetzgebungsbefug- rung mehr und mehr in Frage ge- nisse der Länder betroffen sind, die stellt wird. Es ist daher von großem Wahrnehmung der Rechte, die der Wert, dass – wie bereits erwähnt – im Bundesrepublik Deutschland als Kulturkapitel des Koalitionsvertrags Mitgliedstaat der Europäischen Uni- unmissverständlich klargestellt wird, on zustehen, vom Bund auf einen dass Kultur als Investition und nicht vom Bundesrat benannten Vertreter als Subvention betrachtet wird. Auch der Länder übertragen werden sol- Weimar bei Nacht Foto: Olaf Zimmermann im Hinblick auf die GATS-Verhand- len. Diese Soll-Bestimmung führte lungen wird deutlich gemacht, dass dazu, dass bis zum Jahr 1998 die Bun- im Medienbereich – konkret der EU- derbereiche festlegen. Wenn diese Vor- sondern auch die Verankerung kultur- das bestehende System der Kultur- desrepublik Deutschland im Kultur- Fernsehrichtlinie – eine gewichtige aussetzungen erfüllt sind, beginnt ein politischer Fragen in anderen Politik- förderung nicht beeinträchtigt wer- ministerrat durch einen Vertreter der Bedeutung beigemessen wird. Konsultationsverfahren. Im Rahmen feldern. Gerade letzteres ist ein großer den darf. Ebenfalls positiv ist, dass Länder repräsentiert wurde. Erst Mi- Zweifelsohne ist es so, dass bei dieses Konsultationsverfahrens kann Erfolg, zeigt es doch, dass Kulturpoli- die Koalition angekündigt hat, die chael Naumann als erster Staatsmi- allen anderen Themen, die die Rah- dem Bund immer noch eine Förde- tik nicht mehr nur ein Randgebiet von Konvention zum Schutz der kulturel- nister für Kultur und Medien durch- menbedingungen von Kunst und rung durch die Länder untersagt wer- einer kleine Gruppe Kulturinteressier- len Vielfalt zu ratifizieren. brach diese Praxis und trat als Dele- Kultur betreffen, wie Urheberrecht, den. Bislang ist noch unklar, ob es aus- ter ist, sondern Einzug in verschiede- gationsleiter für Deutschland im EU- Steuerrecht, internationales Han- reicht, wenn ein Land der geplanten ne Politikfelder genommen hat. Bürgerschaftliches Kulturministerrat auf. Nunmehr soll delsrecht usw. der Bund die Feder- Bundesförderung widerspricht, ob es Wären die Vereinbarungen zur Engagement diese „Soll-Bestimmung“ für drei führung hat. Doch ist es in den sel- ein Drittel oder die Mehrheit der Län- Föderalismusreform nicht getroffen genau definierte Bereiche in eine tensten Fällen der Kulturstaatsmi- der sein muss. Diese Regelung wäre worden, wäre dem Koalitionsvertrag Die Stärkung des Bürgerschaftlichen „Ist-Bestimmung“ verändert wer- nister, der hier die Verhandlungen abgesehen vom immensen bürokrati- mit Blick auf die Kulturpolitik nur Lob Engagement wird an verschiedenen den. Künftig wird, wenn im Schwer- führt. Vielmehr sind es andere Res- schen Aufwand eine deutliche Be- auszusprechen. So wird das positive Stellen im Koalitionsvertrags als punkt ausschließliche Gesetzge- sorts. Es bleibt abzuwarten, ob es ein schneidung der autonomen Förde- Bild auf Grund der Beschneidung der wichtiges Anliegen beschrieben. So bungsbefugnisse der Länder auf den Vorteil ist, dass in dieser Legislaturpe- möglichkeiten des Bundes. Kompetenzen des Bundes leider ge- soll Bürokratie abgebaut werden, um Gebieten der schulischen Bildung, riode mit Staatsminister Neumann, trübt. So wie es gegenwärtig aussieht, freiwilliges Engagement zu stärken. der Kultur oder des Rundfunks betrof- MdB erstmals ein Abgeordneter das Mehrwertsteuer werden die in diesem Bereich getrof- Als konkrete Vorhaben werden die fen sind, die Wahrnehmung der Rech- Amt des Kulturstaatsministers be- fenen Vereinbarungen auch nicht Reform des Gemeinnützigkeits- und te, die der Bundesrepublik Deutsch- kleidet und ob dieses gerade bei den Sehr zu hoffen ist, dass die Festle- mehr zur Disposition gestellt. Bil- Spendenrechts sowie der Ausbau der land als Mitgliedstaat der Europäi- Querverbindungen zu den anderen gung, den ermäßigten Mehrwert- dungsexperten sprechen davon, dass generationenübergreifenden Frei- schen Union zustehen, vom Bund auf Ressorts hilfreich sein wird. steuersatz von 7% aus Gründen der das was die erste Große Koalition mit willigendienste genannt. einen vom Bundesrat benannten sozialen Balance erhalten zu wollen, Blick auf die gemeinsame Bildungs- Vertreter der Länder übertragen wer- Künftige Bundesförderung für alle Kulturgüter gilt, die zur Zeit planung auf den Weg gebracht und Kulturelle Bildung den. D.h. für die Bereiche Schule, den ermäßigten Mehrwertsteuersatz sich seither entwickelt hat, wieder in Kultur und Rundfunk wird künftig Ebenfalls kritisch ist zu sehen, dass haben. Ebenfalls bleibt zu hoffen, die Zeit vor 1969 zurückgedreht wer- Bildungspolitische Fragen werden statt eines Vertreters des Bundes ein das Eckpunktepapier zur Systema- dass die in einigen Bereichen beste- den soll. ebenso wie kulturpolitische an ver- Vertreter der Länder die Bundesre- tisierung der Kulturförderung von hende Mehrwertsteuerbefreiung Die Große Koalition will die Föde- schiedenen Stellen des Koalitionsver- publik Deutschland auf EU-Ebene Bund und Ländern aus dem Juni 2003 ebenso erhalten bleibt. Die Hoffnun- ralismusreform sehr zügig angehen. trags thematisiert. Positiv ist, dass der vertreten. Im Medienbereich lassen die Grundlage der künftigen Kulturför- gen, dass auch für Tonträger oder Bereits im Januar 2006 soll ein entspre- Bund sowohl den Ausbau von Ganz- die Länder keinen Zweifel daran, derung des Bundes werden soll. Für Hörbücher ein ermäßigter Mehr- chende Gesetzesentwurf in den Deut- tagsschulen weiterhin unterstützen dass sie diese geplante Grundgesetz- die alten Bundesförderungen im Kul- wertsteuersatz eingeführt werden schen Bundestag eingebracht werden. als auch die Anregungen aus dem 12. änderung als eine Stärkung ihrer turbereich gibt es einen Bestands- könnte, sind durch diese Formulie- Bis zur Sommerpause soll das gesam- Kinder- und Jugendbericht aufneh- Kompetenzen erachten. Denn wer schutz. Neue Bundesförderungen rung mehr oder weniger dahin. te Vorhaben den Deutschen Bundes- men will. D.h. dass die verschiedenen die deutschen Interessen in Brüssel würden der Genehmigung durch die tag und den Bundesrat passiert haben. Bildungsorte stärker verzahnt und vertritt, ist auch erster Ansprechpart- Länder bedürfen. Um die Genehmi- Resümee Viel Zeit sich zu den Plänen zu äußern, der informellen Bildung größere Auf- ner im Inland. Da gerade im Medien- gung der Länder zu erhalten, muss der verbleibt also nicht mehr. merksamkeit geschenkt werden soll. bereich europäische Entscheidun- Bund sicherstellen, dass alle sechzehn Lässt man die gesamte Koalitionsver- Ebenso ist zu begrüßen, dass die Wei- gen an Bedeutung gewinnen, wird Bundesländer bei vergleichbaren För- einbarung Revue passieren, so kann Olaf Zimmermann ist Geschäftsfüh- terbildung gestärkt werden soll. die Kompetenz des Bundes in dieser derfällen eine Gleichbehandlung er- zweifelsohne festgestellt werden, dass rer des Deutschen Kulturrates. Die vielen für den Kulturbereich Frage ausgehöhlt. Und dieses obwohl fahren. Außerdem muss der Bund ein- Kultur einen wichtigen Stellenwert Gabriele Schulz ist Wissenschaftli- positiven Ergebnisse, die hier nur im Kulturkapitel des Koalitionsver- heitliche Förderquoten und einheitli- hat. Dazu gehört nicht nur das aus- che Mitarbeiterin beim Deutschen kursorisch skizziert werden können, trags der europäischen Rechtssetzung che Sitzlandquoten für einzelne För- führliche eigenständige Kulturkapitel Kulturrat. werden leider getrübt durch die Ver- einbarungen zur Föderalismusre- form. Hier wurde zum einen festge- legt, dass sich der Bund aus der ge- CONBRIO meinsamen Bildungsplanung von AKTUELL Bund und Ländern zurückziehen wird. Das wird aller Voraussicht nach bedeuten, dass die Bund-Länder- Capriccio für Siegfried Palm Henriette Zehme: Kommission für Bildungsplanung Ein Gesprächsporträt Zeitgenössische Musik und ihr Publikum und Forschungsförderung (BLK) ihr von Michael Schmidt Eine soziologische Untersuchung im Standbein Bildungsplanung verlie- Unter Mitwirkung von Theo Geißler, Rahmen der Dresdner Tage der ren wird. Große Modellvorhaben wie Juan Martin Koch, Brigitte Palm und zeitgenössischen Musik erst jüngst aus dem Bereich der kul- Ludwig Harig ZeitMusikSchriften Band 1(Hellerauer turellen Bildung „KUBIM – Kulturel- Beiträge zur zeitgenössischen Musik) le Bildung im Medienzeitalter“ wer- Paperback, 200 Seiten € den dann nicht mehr möglich sein. 14,80 Paperback, 228 Seiten € Ein wichtiger Impulsgeber für die CB 1171, ISBN 3-932581-71-7 14,80, Weiterentwicklung der kulturellen CB 1151, ISBN 3-932581-51-2 Bildung wird wegfallen. Die Be- schneidung der BLK wird umso un- verständlicher, wenn man bedenkt, dass als einer der Gründe für das bessere Abschneiden deutscher Schüler in Mathematik bei der letz- ten PISA-Studie das BLK-Modellvor- haben SINUS angeführt wird. SINUS zielt auf eine Verbesserung des Ma- ConBrio Verlagsgesellschaft, Brunnstraße 23, 93053 Regensburg thematikunterrichts ab und scheint Tel. 0941/945 93-0, Fax 0941/945 93-50, www.conbrio.de, [email protected] zu ersten Erfolgen zu führen. Es ist NACH DER WAHL politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 6

Eine Kulturnation, nicht sechzehn Zu den Koalitionsvereinbarungen von CDU und SPD • Von

Die Koalitionsvereinbarung zwi- men- und Problemkatalog mit der tematisierungsvorschläge vollzogen, Länder durch einen Landeskulturmi- dern entschieden, wann der Bund die schen CDU und SPD ist für den Be- angemessen sperrigen Überschrift ebenso eine Festschreibung der bis- nister, sowie durch den Bundesbeauf- Interessen Deutschlands auf EU-Ebe- reich der Kultur auf ein durchaus „Eckpunkte für die Systematisierung herigen Bundesförderung, auch der tragten für Kultur und Medien (BKM) ne vertritt, das ist jetzt so nicht mehr freundliches Echo gestoßen. Das ist der Kulturförderung von Bund und Förderung im strittigen Bereich. Än- vertreten. Der BKM nahm die Außen- möglich. Mit der Neuregelung sind schon deshalb erfreulich, weil sich Ländern und für die Zusammenfüh- derungen oder neue Förderungen im vertretung Deutschlands wahr. Die die Länder aufgefordert, die Vertre- darin ein großes Maß an kulturpoli- rung der Kulturstiftung des Bundes strittigen Kompetenzbereich können Verhandlungsführung hing dann tung ihrer ausschließlichen Gesetzge- tischer Übereinstimmung über Par- und der Kulturstiftung der Länder zu nur im Rahmen eines Konsultations- immer vom jeweiligen Verhandlungs- bungsbefugnisse auf den Gebieten teigrenzen hinweg zeigt. einer gemeinsamen Kulturstiftung“. verfahrens vorgenommen werden, gegenstand ab. Im Rahmen der Ver- der schulischen Bildung, der Kultur Im Begleittext zu Artikel 104 b Ab- das aber noch ausgestaltet werden einbarungen zur Föderalismusreform und des Rundfunks entsprechend s gibt allerdings auch kulturpo- satz 2 Satz 2 im Koalitionsvertrag heißt muss. Die fusionierte Kulturstiftung wurde jetzt eine deutliche Änderung wahrzunehmen, allerdings nach wie E litische Themen und Aufgaben, es nun: „Die gemeinsame Kulturförde- könnte vor diesem Hintergrund eine vorgenommen. Die Formulierung lau- vor „unter Teilnahme von und in Ab- bei denen Zweifel und Besorgnis rung von Bund und Ländern ein- große Chance sein für unbürokrati- tet nun: „Wenn im Schwerpunkt aus- stimmung mit dem Vertreter der Bun- überwiegen. Solche Sorge gilt der schließlich der im Einigungsvertrag sche Gemeinsamkeit gerade in der schließliche Gesetzgebungsbefugnis- desregierung; dabei ist die gesamt- allseits gewünschten Fusion von Kul- enthaltenen Bestimmungen über die bisher umstrittenen kulturpoliti- se der Länder auf den Gebieten der staatliche Verantwortung des Bundes turstiftung der Länder und Bundes- Mitfinanzierung von kulturellen Maß- schen Kampfzone! schulischen Bildung, der Kultur oder zu wahren.“ Mit dieser Grundgesetz- kulturstiftung. Eine gemeinsame nahmen und Einrichtungen durch Einen weiteren Anlass zur Besorg- des Rundfunks betroffen sind (zuvor formulierung akzeptieren die Länder Kulturstiftung bedarf klarer Regeln, den Bund bleibt unberührt (vgl. Eck- nis bietet die kultur- und medienpoli- wurden die konkreten Gebiete nicht eine gesamtstaatliche Kompetenz wenn sie fruchtbar wirksam sein soll. punktepapier der Länder für die Sys- tische Außenvertretung Deutschlands genannt), wird (vorher „soll“) die des Bundes für die Kultur! Ein nicht Das betrifft zunächst die Stimmver- tematisierung der Kulturförderung auf europäischer Ebene. Bisher wur- Wahrnehmung der Rechte vom Bund unwichtiger Vorgang. teilung zwischen Bund und Ländern von Bund und Ländern …).“ de die Bundesrepublik Deutschland auf einen vom Bundesrat benannten Allerdings erinnern Kritiker daran, in der gemeinsamen Stiftung, eine Mit dem Verweis auf das Eck- im Rat der für die Kultur verantwortli- Vertreter der Länder übertragen.“ dass die Erfahrungen mit der Län- Blockade durch ein Land oder weni- punktepapier wird eine Anerkennung chen Minister der EU-Mitgliedsstaa- Vorher wurde im Zuge der Ver- dervertretung in Brüssel in Sachen ge Länder sollte nicht möglich sein. der in diesem Papier enthaltenen Sys- ten aufgrund der Kulturhoheit der handlungen, im Konflikt, mit den Län- Kultur durchaus problematisch sind. Das betrifft des weiteren die Schwer- Die deutsche Interessenvertretung punkte der fusionierten Stiftung: Er- auf europäischer Ebene sei deutlich bepflege, Provenienzforschung, An- schlechter, als die anderer Staaten. käufe einerseits und Förderung von Es bleibt zu fragen, ob das mit der Gegenwartskunst, von Experiment, neuen Vereinbarung besser wird. Er- von internationalem Austausch an- hebliche Skepsis bleibt angebracht, dererseits – welche Akzente sollen in die erst durch eine überzeugende welchem finanziellen Umfang ge- Praxis widerlegt werden muss. setzt werden. Der größte Fehler wä- Mit der beinahe ausschließlichen re, wenn die Länder kulturpolitisch Zuständigkeit der Länder für Bildung in eine Mentalität der Kleinstaate- ist auch der Bereich der kulturellen rei verfallen und eifersüchtig Ein- Bildung betroffen. Auf Bundesebene flüsse des Bundes auf Kultureinrich- wurden viele Ansätze zur Förderung tungen und kulturelle Aufgaben von der kulturellen Bildung umgesetzt, nationalem Rang behinderten. Bun- besonders in der Schule und in der deskanzlerin Merkel hatte Recht, als Früherziehung. Das ist dem Bund sie in ihrer Regierungserklärung nicht mehr erlaubt. Das Ganztags- darauf hinwies, dass Deutschland schulkonzept der alten Bundesregie- eine Kulturnation sei und nicht sech- rung, das den Ländern bis 2008 rund zehn! 20 Milliarden Euro zur Verfügung Aber leider herrscht noch immer stellt, sieht eine enge Verzahnung der Streit gerade in Fragen der Zustän- Schule mit Kulturträgern vor. Das digkeit für kulturelle Förderung – bei wäre mit der Föderalismusreform Einrichtungen von nationalem Rang, und der Übertragung der Bildungs- bei national bedeutsamen Kultur- hoheit ausschließlich auf die Länder denkmälern, bei der bundesweiten nicht mehr möglich. Auch hier gilt, Förderung begabter Künstlerinnen dass begründete Skepsis erst durch und Künstler, bei der Projektförde- Praxis widerlegt werden muss. rung. Die Streitpunkte sind schon 2003 aufgelistet worden, am Beginn Der Verfasser ist der Verhandlungen zur Föderalis- Vizepräsident des Deutschen musreform. Es ist ein 19seitiger The- Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar Foto: Olaf Zimmermann Bundestags Kultur rechtfertigt sich an erster Stelle durch sich selbst Interview mit Staatsminister für Kultur und Medien Bernd Neumann, MdB politik & kultur: „Kultur – Deutsch- Neumann: Das ist sicher so. Mit ihrem weiter zu reduzieren – auch in Anbe- Hobby, der Filmbereich gehört zu litischen Umfeld, ist sicherlich in der lands teures Hobby“ titelte die rank- wirtschaftlichen Potential sind Kultur tracht der Größenordnung potenziel- meinen Vorlieben. Die Repräsentan- jetzigen Lage kein Nachteil. furter Allgemeine Sonntagszeitung am und Medien stärker als manche Indus- ler Einsparungen, um die es geht. ten aus dem Filmbereich haben die 11. Dezember. Wie reagieren Sie auf trie-Branche. Wichtig ist aber: Kultur Entscheidung für meine Person puk: Sie sind bisher vor allem als ilm- so eine Schlagzeile? rechtfertigt sich an erster Stelle durch puk: Sie bekleiden ein Amt, das die CDU/ überschwänglich begrüßt, weil sie und Medienpolitiker bekannt gewesen. sich selbst. Natürlich sind die finanzi- CSU mit Skepsis und Ablehnung betrach- meine Positionen kennen, weil sie Werden Sie ab sofort alle Sparten des Bernd Neumann: Schlagzeilen sollen ellen Spielräume begrenzt, und auch tete, als Michael Naumann 1998 von wissen, dass ich mich für ihren Be- Kulturlebens gleichberechtigt verfolgen? schon zuspitzen, aber die Aussage das kulturelle Schaffen muss sich in Gerhard Schröder ernannt wurde. Wie reich sehr engagiere. Manche Vorur- ärgert mich doch. Umso mehr muss den einzelnen Feldern hinterfragen standen Sie persönlich dazu? teile gegenüber Politikern, die in der Neumann: Ja, das kann ich Ihnen man deutlich machen, dass die Aus- lassen, wenn es um staatliche Unter- Kulturszene möglicherweise vorhan- versichern. Ein Filmfreak bin ich seit gaben für Kunst und Kultur eine In- stützung geht. Aber es darf nicht prin- Neumann: Sie werden sich wundern! den sind, werde ich hoffentlich mit der meiner Schülerzeit, da habe ich si- vestition in die Zukunft sind, mit der zipiell in Frage gestellt werden. Ich habe bereits Mitte der 90er Jahre Zeit beseitigen können – zumindest, cher keinen Nachholbedarf. Ande- die geistige Basis der Gesellschaft ge- Bundeskanzler empfoh- was meine Person angeht. ren Bereichen werde ich mich jetzt stärkt und verbessert wird. In der puk: Was gibt Ihnen die Zuversicht, len, ein solches Amt einzurichten. mehr zuwenden. Ich möchte hören, Regel sagen Finanzleute in den Spar- dass die Kultur in den kommenden Damals war ich parlamentarischer puk: Sie sind der erste Kulturstaatsmi- was die Szene bewegt – und neue Leu- runden, dass die Kultur genau wie Sparwellen vom „Rasenmäher“ ver- Staatssekretär im Bildungs- und For- nister, der auch Abgeordneter im Bun- te kennen lernen. Der Kontakt zu alle anderen Bereiche behandelt schont bleibt? schungsministerium. Kulturangele- destag ist, der das Geschäft mit rakti- Künstlern und Kreativen gehört für werden müsse. Ich habe leider den genheiten wurden zu dieser Zeit im onen und Ausschüssen genau kennt. mich zu den spannendsten Aspekten Eindruck, dass in manchen Kommu- Neumann: Ich fühle mich verpflich- Kanzleramt von Staatsminister Anton Sichert das Ihrem Amt mehr Einfluss? meiner Arbeit. nen die Kultur als Steinbruch für fi- tet, für den Erhalt der kulturellen Pfeifer koordiniert, der sehr gute Ar- nanzielle Konsolidierung genutzt Förderung auf Bundesebene in der beit leistete. Der Kulturhaushalt war Neumann: Ich werde es wohl anders puk: Wie wichtig ist für Ihre Arbeit der wird. Weil dies alles so ist, bin ich als jetzigen Höhe zu kämpfen. Man im Innenministerium angesiedelt. Als angehen als meine Vorgänger, die „gute Draht“ zur Bundeskanzlerin und Kulturstaatsminister aufgerufen, muss Überzeugungsarbeit leisten, Bundeskanzler Schröder dann das alle gute Arbeit geleistet haben, je- deren persönliches Interesse an der deutlich zu machen zu machen, dass dabei kann meine politische Vernet- Amt einrichtete, habe ich das unein- der auf seine Art. Mich freuen die Kunst? wir nicht über irgendwelche Sub- zung sicher hilfreich sein. Kompe- geschränkt begrüßt. überwiegend positiven Kommenta- ventionen in irgendeinem Bereich re- tenzstreitigkeiten zwischen Bund re aus der Kulturszene, die da lauten: Neumann: Erstens ist ganz wichtig, den, sondern über Kultur in Deutsch- und Ländern sollten der Vergangen- puk: Sie haben Ihr neues Amt als „Krö- Er ist zwar keiner aus der Szene, aber dass ich meinen Arbeitsplatz in der land, deren Vielfalt und Qualität ge- heit angehören. Gerade angesichts der nung“ Ihrer politischen Laufbahn be- vielleicht ist es richtig, dass da je- Schaltzentrale der Bundesregierung fährdet sind, wenn sie nicht ein aus- Finanzzwänge müssen alle für die Kul- zeichnet. Manche Kommentatoren ver- mand ins Amt kommt, der das poli- habe, im Kanzleramt. Ich finde es reichendes finanzielles Fundament turpolitik Verantwortlichen an einem missten dagegen den „Stallgeruch“ des tische Geschäft kennt. Manche gut, dass dieses Amt bei der Bundes- haben. Kultur ist keine Handelswa- Strang ziehen. Es wird zur Konsolidie- neuen Kulturstaatsministers. meinten, mich mit „Polit-Profi“ ab- kanzlerin angesiedelt ist. Die räum- re, was nicht im Widerspruch dazu rung des Bundeshaushalts erneute stempeln zu müssen. Ich sage: Dan- liche Nähe erlaubt es, mal eben eine steht, dass der Kulturbereich auch Sparrunden für die einzelnen Bereiche Neumann: Wissen Sie, in meinem ke für das Kompliment! Dass man Etage tiefer zu gehen und ein Ge- von wirtschaftlicher Bedeutung ist geben. Dort, wo es um konkrete För- ganzen Leben habe ich mich inten- gelernt hat, Dinge umzusetzen, sie spräch zu führen. Zweitens habe ich derung der Kultur geht, will ich davon siv für ganz unterschiedliche kultu- zielführend zu einem Ergebnis zu puk: und ja auch viele Arbeitsplätze überzeugen, dass es ein wichtiges Si- relle Bereiche interessiert. Musik bringen, andere Menschen dafür zu Weiter auf Seite 7 schafft. gnal wäre, die Kulturausgaben nicht und Theater waren und sind mein gewinnen in einem schwierigen po- NACH DER WAHL politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 7

ein künstler- und autorenfreundliches Ur- trag vorgesehene „sichtbare Zeichen“ beiden Stiftungen nebeneinander her machen. Die Verbände haben eine Fortsetzung von Seite 6 heberrecht, ein besonderes Engage- in Berlin konkretisiert wird. Zunächst zu arbeiten. Es geht um Synergieef- ganz wichtige Funktion, weil sie ment für die neuen Länder. Können Sie werde ich erst mit allen Beteiligten fekte, z.B. in der Verwaltung unter auch die politischen Verhältnisse seit langem einen ganz direkten Draht schon konkrete Aussagen machen? Gespräche führen – insbesondere Beibehaltung der Zielsetzungen bei- einschätzen können, während die zur Bundeskanzlerin. Und drittens ist auch mit politisch Verantwortlichen der Stiftungen. Die zeitgenössische einzelnen Künstler sehr stark auf eine Kanzlerin, die ei- Neumann: Ich habe die Schwerpunk- in osteuropäischen Ländern. Kunst ist ebenso wichtig wie die Be- ihre eigene Arbeit schauen. nen guten Zugang zur Kultur hat. Zum te genannt, die wir im Koalitionsver- wahrung des kulturellen Erbes. Beispiel konnte ich sie dafür gewin- trag verankert haben. Aber ich habe puk: Im Koalitionsvertrag ist die „mög- puk: Werden Sie weiterhin ilmvor- nen, als Vorsitzende der CDU zu dem nicht vor, nach nur drei Wochen im lichst baldige“ usion der Kulturstiftung puk: Sie wollen „in die Kulturszene hin- führungen für Abgeordnete organisieren? „filmpolitischen Empfang“ der CDU Amt bereits zu sagen, was wir in al- der Länder und der Bundeskulturstif- einhören, nicht hineinreden“. Was er- anlässlich der Filmpreis-Verleihung len Einzelheiten tun werden. Ich ken- tung angekündigt. Wie schnell wollen warten Sie von der Zusammenarbeit Neumann: Das war eine gute Sache, alljährlich einzuladen und dort die Er- ne die Problematik bei der Künstler- Sie das bewerkstelligen? mit den Kulturverbänden? und ich werde immer wieder gefragt, öffnungsrede zu halten. sozialversicherung, dass also immer wann die nächste Vorführung kommt. mehr zu versichern sind und immer Neumann: Wir sind dabei, die ersten Neumann: Sie haben eine wichtige Aber ich denke, das sollten jetzt an- puk: Sie haben in der Debatte zur Re- weniger Geld da ist. Hier müssen und Schritte zu unternehmen. Das Funktion in der Vermittlung zwi- dere Abgeordneten-Kollegen über- gierungserklärung der Bundeskanzlerin werden wir etwas tun. Auch z.B. beim möchte ich in den ersten 100 Tagen schen Kultur und Politik. Der Kultur- nehmen und die Chance haben, einige zentrale Aufgaben Ihrer künftigen Thema „Flucht und Vertreibung“ auf den Weg bringen. Es gibt ja auch rat gehört dazu. Im Filmbereich z.B. neue Akzente zu setzen. Arbeit genannt: zum Beispiel die Stabi- habe ich nicht vor, mich jetzt bereits längst Vorüberlegungen bei den Fach- können sie ohne den Kontakt zu den lisierung der Künstlersozialversicherung, festzulegen, wie das im Koalitionsver- leuten. Es ist nicht sinnvoll, in den Verbänden gar keine Filmpolitik Das Interview führte Sven Crefeld. Kooperativer Bildungsföderalismus auf dem Rückzug? Drei ragen an die Bildungspolitik • Von Jörg Tauss

Wie jede achpolitik hat auch die lichen. Hier wächst Europa tatsäch- len und viele Wissenschafts- wie For- der schulischen Bildung mehr Mög- reich – und auch Lebenschancen – zu Bildungspolitik drei ragen zu beant- lich von unten zusammen. schungsorganisationen haben sich lichkeiten für den Bund notwendig, sichern. Und dies soll ja auch nach worten: Was sind die Herausforde- Dies alles ist unbestritten. Anders entsprechend kritisch geäußert. stets gemeinsam mit den Ländern zur dem Willen der Radikalreformer wei- rungen der Zeit? Welche Lösungs- verhält es sich hingegen bereits mit Natürlich ist festzuhalten, dass Verbesserung unseres Bildungssys- ter die Hauptaufgabe des Bundes ansätze sind identifizierbar und nicht der Frage nach den daraus folgenden die Föderalismusreform in erster Li- tems und zur Sicherung bundesweit sein. Was ihm genommen würde, zuletzt: Welche Lösung bieten wir Konsequenzen. Bund und Länder nie eben keine parteipolitische Aus- vergleichbarerer Lebensverhältnisse wären dann aber die dafür notwen- den Menschen an? überbieten sich gegenwärtig mit Kon- einandersetzung ist und auch nicht zusammenwirken zu können. Dabei digen Instrumente. Die Rechnung zepten und Maßnahmen zur Beseiti- sein kann. Die natürlichen Antago- wurde zu keinem Zeitpunkt die schu- werden wieder die Schülerinnen und n Zeiten der zunehmenden wirt- gung einer diagnostizierten Bildungs- nisten sind hier vielmehr der Bund lische Bildung als Kernkompetenz Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Stu- I schaftlichen Globalisierung, des misere oder zur Bewältigung der neu- auf der einen Seite und die Länder auf der Länder in Frage gestellt. Der neue, dierenden und die Eltern zahlen. Dies wachsenden internationalen Wettbe- en bildungspolitischen Herausforde- der anderen, die Durchset- weitergehende bildungspolitische zumindest war jedoch im Bildungs- werbs in allen Bereichen, der sich in- rungen der Zeit. Zeitgleich behinder- zungschancen verteilen sich entspre- Partikularismus, der dem Bund sogar föderalismus wohl niemals anders. Es tensivierenden Europäisierung der ten sie sich in der Vergangenheit doch chend. Dennoch ist befremdlich, dass bei Konsens einen Beitrag zur Reform wird somit darauf ankommen, im Ge- Bildungs-, Forschungs- und Arbeits- oft selbst bei strukturellen Reform- die gleichen Fragen, die Ende vergan- des Bildungssystem untersagt, ist setzgebungsverfahren der Idee eines räume und eines beschleunigten de- maßnahmen im Bildungssystem. Ver- genen Jahres zu Konflikten und zum aber die falsche Antwort auf die Her- kooperativen Föderalismus mehr mografischen Wandels der Gesell- zögerungen oder Verwässerungen von Scheitern der Föderalismuskommis- ausforderungen der Zeit. Die Ergeb- Geltung zu verschaffen – denn dieser schaft insgesamt ist und bleibt Bil- Konzepten waren die Folge, wenn sion führten, heute mit einem Feder- nisse der Koalitionsverhandlungen allein kann die Antwort auf die dritte dungspolitik ein geradezu paradigma- nicht gleich der – in den vergangenen strich zu Harmoniepunkten erklärt zur Föderalismusreform sind daher politische Frage sein, welche Lösung tischer Baustein einer zukunftsfähigen sieben Jahren bereits sehr ausgetrete- werden. Es ist offensichtlich, dass der ein weiterer Schritt weg vom koope- wir aus guten Gründen anbieten soll- Gesellschaftspolitik. Sie entscheidet ne – Pfad nach Karlsruhe beschritten Bund an dieser Stelle einen hohen rativen in Richtung eines uninspiriert ten. Und das Verfahren ist erst am über die Sicherung unseres Wohl- wurde. Preis für die Verringerung der im Bun- konkurrierenden Föderalismus. Soll- Anfang, der Kampf lohnt sich. stands von morgen und auch über die Die große Koalition hat sich in desrat zustimmungspflichtigen Ge- ten diese Pläne unverändert realisiert Lebenschancen jedes Einzelnen. den Koalitionsverhandlungen aller- setze zahlt – aus bildungspolitischer werden, wird es in Zukunft noch Der Verfasser ist bildungs-, Trends zur Wissensgesellschaft oder dings die Antwort auf die Frage leicht Sicht einen zu hohen. Angesichts der schwieriger werden, in Deutschland forchungs- und medienpolitischer zu einer zunehmend wissensgetriebe- gemacht, wie unter den neuen Rah- neuen Anforderungen wären gerade ein Mindestmaß an vergleichbaren Sprecher der SPD- nen Wertschöpfung der deutschen menbedingungen Bildungspolitik im Bereich der Hochschulpolitik oder Lebensverhältnissen im Bildungsbe- Bundestagsfraktion Wirtschaft bezeichnen wichtige Po- am besten zu organisieren und wel- tenzierungen dieses Bildungsparadig- che politische Ebene mit welchen mas. Aufgaben zu versehen sei. Die Ant- Zurecht alarmiert sind wir daher et- wort lautet schlicht: Nicht beim Bund. wa durch internationale Vergleich- Neben der bereits im vergangenen Resolution studien, die seit Jahren dem deut- Jahr absehbaren Aufgabe der Ge- schen Bildungssystem in regelmäßi- meinschaftsaufgabe Hochschulbau gen Abständen unterdurchschnittli- soll nach dem Willen der Koalitions- che Leistungen bescheinigen. Zu- Arbeitsgruppe ebenfalls die gemein- öderalismusreform darf nicht zu dem bestätigte erst vor kurzem die same Bildungsplanung von Bund aktuelle PISA-Studie erneut dessen und Ländern abgeschafft, die Rah- hohe soziale Selektivität. In kaum mengesetzgebung des Bundes für Lasten von Kultur und Bildung gehen einem anderen europäischen Land die Hochschulen aufgegeben und ist demnach der Bildungserfolg so vor allem in Zukunft ein Zusammen- stark von der Herkunft und den sozio- wirken von Bund und Ländern in der Deutscher Kulturrat sehr besorgt über geplante öderalismusreform ökonomischen Bedingungen abhän- Schulpolitik ausdrücklich ausge- gig, wie in Deutschland. Wollen oder schlossen werden. Zwar bliebe der Berlin, den 14.12.2005. Der Deut- der kulturellen Bildung Schaden nehmen ßen, dass der Bund zu Lasten von Kul- können wir das wirklich so hinneh- Bund bei der Frage des Hochschul- sche Kulturrat, der Spitzenverband der könnte, wenn der Bund in seiner bil- tur und Bildung sich größere Spiel- men? Auf der anderen Seite schreitet zugangs- sowie der Hochschulab- Bundeskulturverbände, begrüßt, dass dungspolitischen Kompetenz beschnitten räume bei der Vertretung seiner Inte- die Integration insbesondere der eu- schlüsse formal zuständig, die Län- Kultur und Kulturpolitik im Koalitions- wird. Der Deutsche Kulturrat erwartet ressen auf EU-Ebene erkauft hat. ür ropäischen Bildungs- und Arbeits- der erhielten jedoch auch hier ein vertrag der Großen Koalition eine zudem, dass unter anderem die künstle- den Kulturbereich könnte dieses sehr räume zügig voran. Immer mehr Abweichungsrecht. De facto wird der wichtige Rolle spielen. rischen Wettbewerbe weiterhin aus Bun- negative olgen haben. zumeist junge Menschen lernen, stu- Bund hier einen Wildwuchs landes- desmitteln gefördert werden können, da dieren oder arbeiten immer öfter und spezifischer Regelungen nicht effek- Mit großer Sorge verfolgt der Deutsche sie sowohl wichtige Instrumente zur Wei- Darüber hinaus vertritt der Deutsche immer länger im Ausland, legen dort tiv verhindern können. Die Folgen Kulturrat aber die ebenfalls in der Ko- terentwicklung der Breitenarbeit in der Kulturrat die Auffassung, dass das so Prüfungen ab, erzielen Abschlüsse sind bereits absehbar: sehr erfolgrei- alitionsvereinbarung geplante ödera- kulturellen Bildung als auch der örde- genannte Eckpunktepapier zur Sys- oder nehmen eine Beschäftigung auf. che Programme wie der Ausbau von lismusreform. Sie könnte sich negativ rung von Spitzenleistungen sind. tematisierung der Kulturförderung Sie fordern völlig zurecht, dass diese Ganztagsschulen oder Hochschul- auf die Entwicklung des kulturellen Le- von Bund und Ländern aus dem Jahr Leistungen auch in Deutschland – sonderprogramme wie die Förde- bens in ganz Deutschland auswirken. Ebenso befürchtet der Deutsche Kul- 2003, auf das in der Koalitionsver- und zwar in allen Bundesländern – rung von Frauen in Lehre und For- turrat, dass die geplante Änderung von einbarung Bezug genommen wird, gleich viel wert sind. Und umgekehrt: schung, die Einrichtung von Junior- Der geplante Rückzug des Bundes aus Artikel 23, Absatz 6 Grundgesetz zu nicht zur Richtschnur bei der Entflech- deutsche Ausbildungen und Ab- professuren oder die Unterstützung der Bildungsplanung und daraus fol- einem Rückschritt in der Vertretung tung der Kulturfinanzierung dienen schlüsse müssen immer stärker auch der Hochschulen etwa beim Bologna- gend die Abschaffung der Säule Bil- bundesdeutscher Interessen im EU-Kul- kann, da es veraltet ist und den ge- auf internationale Vergleichbarkeit Prozess werden nicht mehr möglich dungsplanung der Bund-Länder-Kom- turministerrat führen wird. Nach dem genwärtigen Stand der Kulturförde- und gegenseitige Anerkennung aus- sein. Der Bund wird dann auch ohne mission für Bildungsplanung und or- bisherigen Wortlaut soll bei einer aus- rung nicht mehr zutreffend wiedergibt. gerichtet werden, um unseren Fach- weiteres keinen Beitrag für die Hoch- schungsförderung (BLK) würde eine schließlichen Gesetzgebungskompe- Weiter fordert der Deutsche Kulturrat kräften und Absolventen nicht den schulen und Länder leisten können, schmerzliche Lücke in der örderung tenz der Länder die Vertretung bundes- bei der geplanten usion der Kultur- Weg etwa nach Europa zu versperren. die enorme Strukturaufgabe der Be- der kulturellen Bildungslandschaft hin- deutscher Interessen auf EU-Ebene stiftung des Bundes und der Kul- Stichworte wie EU-Bildungspro- wältigung der – erfreulicherweise – terlassen. Die BLK hat in den vergan- durch einen Ländervertreter erfolgen. turstiftung der Länder die organi- gramme, Bologna-Prozess oder ein- steigenden Studierendenzahlen zu genen Jahrzehnten zur Weiterentwick- Diese „Soll-Bestimmung“ soll durch sierte Zivilgesellschaft in den Ent- heitliche europäische Qualifikations- bewältigen. Und ob die Länder die- lung der kulturellen Bildungslandschaft eine „Ist-Bestimmung“ abgelöst wer- scheidungsstrukturen der neuen Stif- rahmen für die hochschulische wie se Lücke allein zu füllen vermögen, und zur örderung von Innovationen in den, nach der, wenn die ausschließli- tung adäquat beteiligt wird. berufliche Bildung bestimmen wird bereits in der Frage des Hoch- der kulturellen Bildungsarbeit einen che Gesetzgebungskompetenzen der zusehends die Debatten. Diese Euro- schulbaus bezweifelt. Zur Geschwin- wesentlichen Beitrag geleistet. Der Länder in den Bereichen Schule, Kul- Der Deutsche Kulturrat fordert die Bun- päisierungstendenzen entspringen digkeit von Reformprozessen, wenn Deutsche Kulturrat befürchtet, dass die tur und Rundfunk berührt werden, die desregierung und die Abgeordneten eben nicht wie in vielen anderen Fäl- 16 Länder konsensual zusammen- entstehende Lücke durch die Länder Vertretung bundesdeutscher Interessen des Deutschen Bundestags auf, die len allein technokratischen Vorstel- wirken sollen, erübrigt sich zudem nicht geschlossen werden wird. durch einen Ländervertreter erfolgen öderalismusreform nicht überstürzt lungen der Brüsseler Bürokratie – es jeder Kommentar. Es kann daher wird. Die abschließende Auflistung der anzugehen, sondern die möglichen sind die Menschen, deren gestiegene nicht wirklich überraschen, dass die- erner besteht die Sorge, dass die Pro- drei genannten Bereiche – Schule, Kul- Auswirkungen der Reform auf den Kul- Bildungs- und Arbeitsmobilität uns se Pläne innerhalb wie außerhalb jektförderung des Bundes im Bereich tur und Rundfunk – lässt darauf schlie- turbereich genau zu überprüfen. Politiker zwingt, ihnen diese Entfal- der Politik auf Kritik stoßen. Verbän- tungsräume auch wirklich zu ermög- de, Gewerkschaften, die Hochschu- WER IST WER politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 8 Verantwortliche für Kultur in der Bundesregierung

Bundesministerium für Arbeit amt und Beauftragter für die Nachrichten- und der Sozialwissenschaft in Kiel, 1974-1976 und Soziales dienste, 1999 – 2005 Chef des Bundeskanzler- Werkvertrag mit dem Bundesbauministerium, Mit der Bundestagswahl und der neu gebilde- amtes, seit November 2005 Bundesminister 1976-1977 Mitarbeiter in der Planungsgruppe ten Regierung sind auch neue Ansprechpart- des Auswärtigen des Bundesministeriums für Forschung und ner für Kulturpolitik gewählt worden. politik und Unter anderem verantwortlich für die Künst- Technologie, 1977-1978 Persönlicher Referent kultur stellt im olgenden die Ansprechpart- lersozialversicherung sowie die Arbeitsmarkt- der Bundesminister Matthöfer bzw. Hauff, ner in Regierung und Parlament vor. reformen 1978-1981 Tätigkeit im Bundeskanzleramt im Spiegelreferat zum Bundesministerium für Bundesminister und Vizekanzler ranz Münte- Forschung und Technologie, 1981 Tätigkeit in Bundeskanzleramt fering, MdB der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik geb. am 16. Januar 1940 in Neheim, verheira- Deutschland in Ost-Berlin, 1981-1982 Persön- Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, MdB tet, zwei Töchter, 1946 bis 1954 Besuch der licher Referent des Bundesministers für For- geb. am 17. Juli 1954 in Hamburg; evangelisch; Volksschule Sundern, 1954 bis 1957 kaufmän- schung und Technologie von Bülow, 1983-1985 verheiratet, 1973 Abitur in Templin, 1973-1978 nische Lehre als Industriekaufmann, ab 1957 koordinierender Referent im Arbeitsbereich Physikstudium an der Universität Leipzig, Di- tätig als Industriekaufmann in einem mittel- Umweltschutz der SPD-Bundestagsfraktion, plomphysikerin, 1978-1990 Wissenschaftliche ständischen metallverarbeitenden Betrieb, Jan. 1985-1986 Grundsatzreferent für volkswirt- Mitarbeiterin am Zentralinstitut für physikali- 1961 bis März 1962 Wehrdienst, Mitglied in der schaftliche Fragen in der Planungsgrippe des sche Chemie an der Akademie der Wissenschaf- IG-Metall seit 1967, seit 1966 Mitglied der SPD, Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft ten, 1986 Promotion, 1989 Mitglied des „Demo- 1992 bis 1998 Vorsitzender Bezirk Westliches Nordrhein-Westfalen, 1986-1990 Leiter des Bü- kratischen Aufbruchs“, 1990 Eintritt in die Christ- Westfalen, 1991 bis 2005 Mitglied des SPD-Par- ros des Ministerpräsidenten von Nordrhein- lich Demokratische Union Deutschlands, 1990 teivorstandes, von Oktober 1995 bis Oktober Westfalen Johannes Rau, 1990-1992 Staatssek- Stellvertretende Regierungssprecherin der Regie- 1998 Bundesgeschäftsführer der SPD, Mai 1998 retär im Ministerium für Natur, Umwelt und rung de Maizière, seit 1990 Mitglied des Deut- bis Dezember 2001 Landesvorsitzender der Landesentwicklung des Landes Schleswig- schen Bundestags, 1991-1998 stellvertretende NRW-SPD, vom 7. Dezember 1999 bis Septem- Holstein, 1992-1993 Staatssekretär im Minis- Vorsitzende der CDU Deutschlands, seit 1993 ber 2002 Generalsekretär der SPD, 21. März Frank-Walter Steinmeier Foto: SPD terium für Wirtschaft, Technologie und Verkehr Vorsitzende der CDU Mecklenburg-Vorpom- 2004 bis 15. November 2005 Parteivorsitzender des Landes Schleswig-Holstein, 1993-1998 Mi- mern, 1991-1994 Bundesministerin für Frauen der SPD, 1969 bis 1979 Mitglied im Rat der Ge- Staatsminister: nister für Wirtschaft, Technologie und Verkehr und Jugend, 1994-1998 Bundesministerin für meinde/Stadt Sundern, Mitglied in der Amts- , MdB, Günter Gloser, MdB des Landes Schleswig-Holstein, 1998-2000 Mi- Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, vertretung, 1975 bis 1992 Mitglied des Bundes- Staatssekretäre: nister für Wirtschaft und Mittelstand, Techno- 1998-2000 Generalsekretärin der CDU Deutsch- tages, 1991 und 1992 Parlamentarischer Ge- Dr. Klaus Scharioth, Georg Boomgarden logie und Verkehr Nordrhein-Westfalen, 2000- lands, seit 2000 Vorsitzende der CDU Deutsch- schäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, vom 2002 Finanzminister des Landes Nordrhein- lands, 2002-2005 Vorsitzende der CDU/CSU- 8. Dezember 1992 bis November 1995 Minister Quelle: http://www.auswaertiges-amt.de Westfalen, 2002-2005 Ministerpräsident des Bundestagsfraktion, seit November 2005 Bun- für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Landes Nordrhein-Westfalen, seit November deskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Nordrhein-Westfalen, seit 1996 Mitglied des 2005 Bundesminister der Finanzen Landtags in NRW, vom 27. Oktober 1998 bis 17. Bundesministerium der Justiz September 1999 Bundesminister für Raumord- nung, Bauwesen, Städtebau und Verkehr, von Unter anderem verantwortlich für das Urhe- Oktober 2002 bis November 2005 Vorsitzender berrecht der SPD-Bundestagsfraktion, seit 22.11.2005 Bundesminister für Arbeit und Soziales Bundesministerin , MdB geb. 16. November 1953 in Kassel, ledig, keine Kinder, 1972-1977 Studium der Rechtswissen- schaft in Gießen, nach der ersten juristischen Staatsprüfung 1977 Referendariat im Landge- richtsbezirk Gießen, 1980 zweite juristische Staatsprüfung, bis 1985 wissenschaftliche Mit- arbeiterin am Bundesverfassungsgericht, an 1991 Referatsleiterin und von 1995 bis 1997 Abteilungsleiterin in der Niedersächsischen Staatskanzlei, 1997-1998 Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales, November 1998 bis 2002 Angela Merkel Staatssekretärin im Bundesministerium des In- Foto: Deutscher Bundestag nern, an September 1999 Vorsitzende im Staats- sekretärsausschuss zur Steuerung des Pro- Peer Steinbrück Quelle: http://www.bundeskanzlerin.de gramms der Bundesregierung „Moderner Staat Foto: Deutscher Bundestag – moderne Verwaltung“, seit 18. Oktober 2005 Der Beauftragte der Bundesregierung Mitglied des Deutschen Bundestags, seit Ok- Parlamentarische Staatssekretäre: für Kultur und Medien tober 2002 Bundesministerin der Justiz, 2002 , MdB; Barbara Hendricks, MdB Staatsminister Bernd Neumann, MdB bis 2005 im Kabinett von Bundeskanzler Schrö- Staatssekretäre: geb. am 6. Januar 1942 in Elbing/Westpreußen; der, seit November 2005 im Kabinett von Bun- Werner Gatzer, Volker Halsch, Thomas Mirow verheiratet, zwei Kinder, 1961 Abitur, 1961-1963 Franz Müntefering deskanzlerin Angela Merkel. Wehrdienst, 1962 Eintritt in die CDU, 1963-1966 Foto: Deutscher Bundestag Quelle: Studium der Pädagogik in Bremen, 1966-1971 http://ww.bundesfinanzministerium.de Lehrer in Bremen, 1971-1987 Mitglied der Bre- Parlamentarische Staatssekretäre: mischen Bürgerschaft, seit 1973 Vorsitzender , MdB, Franz Thönnes, MdB der CDU-Bürgerschaftsfraktion, seit 1979 Lan- Staatssekretäre: Rudolf Anzinger, Heinrich Bundesministerium für Wirtschaft desvorsitzender der CDU Bremen, seit 1987 Mit- Tiemann, Karl-Josef Wasserhövel und Technologie glied des Deutschen Bundestags, 1989-1995 Vor- sitzender des Bundesfachausschusses Medien- Quelle: http://www.bmas.bund.de politik der CDU, seit 1995 stellvertretender Vor- Unter anderem verantwortlich für Kulturwirt- sitzender, 1991-1998 Parlamentarischer Staats- schaft sekretär beim Bundesminister für Bildung, For- Auswärtiges Amt schung und Technologie, 1998-2005 Obmann Minister , MdB der CDU/CSU-Fraktion im Ausschuss für Kul- Unter anderem zuständig für die Auswärtige geb. 14. Dezember 1944 in Brünnau, römisch- tur und Medien des Deutschen Bundestags, seit Kultur- und Bildungspolitik katholisch, verheiratet, zwei Kinder; seit 1993 22.11.2005 Beauftragter der Bundesregierung Mitglied des Präsidiums und des Parteivor- für Kultur und Medien. Minister rank-Walter Steinmeier stands der CSU, seit 1993 Vorsitzender des geb. 05. Januar 1956 in Detmold, Kreis Lippe, CSU-Bezirksverbandes Unterfranken, 1993- 1966–1974 Besuch des Neusprachlichen Gym- 2005 Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im nasiums in Blomberg, 1974–1976 Bundeswehr- Brigitte Zypries Deutschen Bundestag und Erster Stellvertre- dienst, 1976–1982 Studium der Rechtswissen- Foto: Deutscher Bundestag tender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundes- schaft, seit 1980 zusätzlich der Politikwissen- tagsfraktion, 1990-1992 Stellvertretender Vor- schaft, an der Justus Liebig-Universität in Gie- Parlamentarischer Staatssekretär: sitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ßen, 1982 Erste Juristische Staatsprüfung, Alfred Hartenbach, MdB für die Bereiche Wirtschaft, Verkehr, Mittel- 1983–1986 Juristischer Vorbereitungsdienst in Staatssekretär: Lutz Diwell stand, Landwirtschaft und Tourismus, 1987- Frankfurt/M. und Gießen, 1986 Zweite Juristi- 1990 Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Finan- sche Staatsprüfung, 1986–1991 Wissenschaft- Quelle: http://www.bmj.bund.de zen“ und finanz- und steuerpolitischer Spre- licher Mitarbeiter am Lehrstuhl für öffentliches cher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Recht und Wissenschaft von der Politik, Fach- 1981-1987 Vorsitzender des Arbeitskreises „Fi- bereich Rechtswissenschaft, Universität Gie- Bundesministerium der inanzen nanzen und Haushalt“ der CSU-Landesgrup- ßen, 1991 Referent für Medienrecht und Me- pe, seit 1976 Mitglied des Deutschen Bundes- dienpolitik in der Niedersächsischen Staats- Unter anderem zuständig für die Besteuerung tags kanzlei, 1993–1994 Leiter des persönlichen ausländischer Künstler, die Umsatzsteuer, die Büros des niedersächsischen Ministerpräsi- Haushaltspolitik Parlamentarische Staatssekretäre: denten, 1994–1996 Leiter der Abteilung für , MdB Hartmut Schauerte, MdB; Bernd Neumann Richtlinien der Politik, Ressortkoordinierung Minister Peer Steinbrück Dagmar Wöhrl, MdB Foto: Deutscher Bundestag und -planung, 1996–1998 Staatssekretär und geb. 10. Januar 1947 in Hamburg, verheiratet, Staatssekretäre: Leiter der Niedersächsischen Staatskanzlei, drei Kinder, 1968 Abitur anschließend Wehr- Georg-Wilhelm Adamowitsch, Dr. Bernd Pfaf- Quelle: http://www.bundesregierung.de 1998-1999 Staatssekretär im Bundeskanzler- dienst, 1970-1974 Studium der Volkswirtschaft fenbach, Dr. Joachim Wuermeling WER IST WER politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 9

schöflichen Studienförderung Cusanuswerk, Parlamentarische Staatssekretäre: sachsen 1999, Kommunalpolitische Mandate 1984–1987 Abteilungsleiterin für außerschuli- , MdB; Andreas Storm, MdB in der Region Hannover 2001–2004, Mitglied sche Bildung im Generalvikariat in Aachen, Staatssekretäre: Michael Thielen; Prof. Dr. der CDU im Niedersächsischen Landtag seit 1987/88 Bundesgeschäftsführerin der Frauen- Meyer-Krahmer März 2003, März 2003 bis November 2005 Nie- Union der CDU, 1988-1991 Geschäftsführerin dersächsische Ministerin für Soziales, Frauen, des Cusanuswerkes, 1991-1995 Leiterin des Familie und Gesundheit, seit Dezember 2004 Cusanuswerks. Politischer Werdegang: 1975– Bundesministerium für amilie, Mitglied des Präsidiums der CDU Deutschland, 1984 Kommunalpolitikerin in Neuss, 1982– seit Februar 2005 Vorsitzende der Familien- 1984 Stadträtin, 1995–2005 Ministerin für Kul- Senioren, rauen und Jugend Kommission „Eltern, Kind, Beruf“ der CDU tus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg, Deutschland, seit November 2005 Bundesmini- seit 1998 Stellvertretende Vorsitzende der CDU Unter anderem verantwortlich für den Kinder- sterin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Deutschlands, 2001-2005 Mitglied des Landta- und Jugendplan des Bundes als Förderinstru- ges von Baden-Württemberg, seit Oktober ment u.a. der kulturellen Kinder- und Jugendbil- 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages, seit dung, den Bundesaltenplan sowie die Politik zur November 2005 Bundesministerin für Bildung Stärkung des Bürgerschaftlichen Engagements und Forschung Ministerin Dr. geb. 8. Oktober 1958, verheiratet, sieben Kinder Europäische Schule in Brüssel 1964–1971, Ma- Michael Glos Foto: CDU/CSU thematisch-naturwissenschaftliches Gym- nasium, Lehrte 1971–1976, Studium der Volks- Quelle: http://www.bmwi.de wirtschaft (Göttingen, Münster) 1977–1980, London School of Economics 1978, Studium der Medizin (Medizinische Hochschule Han- Bundesministerium für Bildung nover; MHH) 1980–1987, Staatsexamen und und orschung Approbation 1987, Promotion 1991, Magister Public Health (M.P.H.) 2001; Beruflicher und wissenschaftlicher Werdegang: Assistenzärztin, Unter anderem zuständig für kulturelle Bil- Frauenklinik der MHH 1988–1992, Aufenthalt dung sowie die Bund-Länder-Kommission für in Stanford, Californien/USA 1992–1996, Audi- Bildungsplanung und Forschungsförderung ting guest: Stanford University, Graduate Ursula von der Leyen School of Business 1993, Marktanalyse, Stan- Foto: Nieders. Staatsministerium Ministerin Dr. , MdB ford Health Services Hospital Administration geb. 10. Juni 1955 in Jüchen, katholisch, ledig. 1995, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Abtei- Parlamentarischer Staatssekretär: Nach dem Studium der katholischen Theolo- lung Epidemiol 1998–2002, Sozialmedizin und Dr. Hermann Kues, MdB gie, Philosophie und Erziehungswissenschaf- Gesundheitssystemforschung (MHH), Politi- Staatssekretär: Gert Hoofe ten 1980 Promotion zum Dr. phil. Beruflicher Annette Schavan scher Werdegang: CDU-Mitglied seit 1990, Mit- Werdegang: 1980–1884 Referentin bei der Bi- Foto: CDU/CSU glied im Arbeitskreis Ärzte der CDU Nieder- Quelle: http://www.bmfsfj.de Verantwortliche für Kultur im Deutschen Bundestag

Ausschuss für Kultur und Medien STELLVERTRETENDER VORSITZENDER Grundhof, Realschule Sterup; Maurerlehre; destag. Vorsitzender des Arbeitskreises Küste Höhere Handelsschule, Flensburg; Victor-Gol- der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Berichter- VORSITZENDER Siegmund Ehrmann, MdB lancz-Akademie, Erlangen; Heimvolkshoch- statter für Austauschprogramme in der Kom- Städtischer Leitender Verwaltungsdirektor a.D. schule Rendsburg; Assistent für Gruppenpäd- mission des Ältestenrates für Innere Angele- Hans-Joachim Otto (rankfurt), MdB geb. am 24. Januar 1952 in Moers, evangelisch, agogik auf dem Jugendhof Scheersberg, Päda- genheiten des Deutschen Bundestages. Vorsit- Rechtsanwalt verheiratet, 1 Tochter. 1968 Mittlere Reife, Vor- gogische Hochschule, Kiel, Gastsemester in zender der deutsch-südamerikanischen Parla- geb. am 30. Oktober 1952 in Heidelberg; ver- bereitungsdienst für den gehobenen Dienst. den USA; Entwicklungsdienst in Indien. mentariergruppe. Sprecher der Abgeordneten- heiratet, zwei Töchter. 1971 Abitur am huma- 1973 Diplom-Verwaltungswirt, 1977 Kommu- Grund- und Hauptschullehrer in Munkbrarup, Allianz für die europäische Sprachencharta. nistischen Kurfürst-Friedrich-Gymnasium in nal-Diplom (Verwaltungs- und Wirtschaftsaka- Ergänzungsstudium an der Universität Kiel; Mitglied des beratenden Ausschusses für Fra- Heidelberg; 1971 bis 1977 Studium der Rechts- demie Industriebezirk, Bochum), 1968-2002 Realschullehrer für Geschichte, Religion, Wirt- gen der dänischen Minderheit beim Bundesmi- wissenschaften, Wirtschaftswissenschaften Beamter der Stadt Moers, Städtischer Leiten- schaft und Politik an der Käte-Lassen-Schule, nisterium des Innern. Stellvertretendes Mitglied und Soziologie an den Universitäten von Mün- der Verwaltungsdirektor, (ab 1988 Leiter des Flensburg; 15 Jahre Vertrauenslehrer; Lehrbe- des Gremiums für Fragen der deutschen Min- chen, Heidelberg und Frankfurt am Main, 1980 Personal- und Organisationsamtes; von 1994- auftragter an der Pädagogischen Hochschule derheit in Nordschleswig. Mitglied der Parla- bis 1983 wissenschaftlicher Assistent an der 2002 Personal-, Kultur- und Feuerschutzdezer- Kiel für Freizeitpädagogik, an der Pädagogi- mentarierversammlung der NATO (NATO-PV) Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frank- nent in Moers), 1970 Eintritt in die SPD, seit schen Hochschule Flensburg für Spiel- und furt am Main; seit 1984 Partner einer Anwalts- Anfang der 70er Jahre Mitarbeit in entwick- Theaterpädagogik; Mitglied der Prüfungskom- Quelle: http://www.bundestag.de sozietät in Frankfurt am Main mit Schwer- lungs-, friedens- und umweltpolitischen Initi- mission für Realschullehrer. Kreisvorsitzender punkten Wirtschafts-, Erb- und Medienrecht. ativen, 1974-1985 Vorsitzender des CVJM Neu- der Europa-Union, Vorsitzender des Vereins Mitglied der Atlantikbrücke e. V., /Berlin, kirchen e.V., 1979-1984 Mitglied des ÖTV- Volkskundlicher Sammlungen Schleswig- OBRAU DER SPD-BUNDESTAGSRAKTION der Frankfurter Gesellschaft für Handel, Indus- Kreisvorstandes, 1984-1990 Ratsmitglied Stadt- Flensburg, ehemaliger Vorsitzender der Land- trie und Wissenschaft e. V. und im Städelschen rat Neukirchen und SPD Fraktionsvorstands- jugend des Kreisjugendrings und der Men- , MdB Museumsverein e. V., Frankfurt am Main. Nach mitglied, seit 1991 Mitglied im SPD-Ortsver- schenrechtsgruppe Flensburg. Mitglied Diplomsoziologin, Ministerin a. D. Schulsprecheramt und hochschulpolitischem einsvorstand Neukirchen-Vluyn, seit März der CDU seit 1967. CDA-Mitglied seit 1977. geb. am 3. Oktober 1954 in Mülheim (Ruhr); Engagement 1977 Eintritt in die FDP; 1980 bis 2004 Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes Mitglied des Kreistages Schleswig-Flensburg verheiratet, drei Kinder. 1973 Abitur. Studium 1983 erster Bundesvorsitzender der mitbe- Moers, Mitglied der Kammer für Nachhaltige 1972 bis 1987, stellvertretender Landrat und 1. der Mathematik und Sozialwissenschaften an gründeten Jungen Liberalen; 1982 bis 1988 und Entwicklung der Evangelischen Kirche in Kreisrat des Kreises Schleswig-Flensburg a. D., den Universitäten Göttingen und Hamburg, 1990 bis 1995 Mitglied des FDP-Bundesvor- Deutschland (EKD), seit 22.09.2002 Mitglied Mitglied des Bundestages seit 1987; Vorsitzen- Abschluss 1979 als Diplomsoziologin. Seit 1973 standes, seit 1992 Vorsitzender der FDP-Bun- des Deutschen Bundestages, Mitglied des der der Kommission des Ältestenrates für in- Jugend- und Bildungsarbeit im Deutsch-Fran- desmedienkommission, seit 1995 Vorsitzender Kunstbeirates ternationale Austauschprogramme; stellvertre- zösischen Jugendwerk, 1976 bis 1980 Seminar- des FDP-Bezirksverbandes Rhein-Main. 1997 tender Vorsitzender der Landesgruppe der leiterin beim Arbeitskreis „Arbeit und Leben“, bis 1999 Stadtverordneter und stellvertreten- CDU Schleswig-Holstein. Kulturpolitischer ab 1980 Bildungsreferentin beim CVJM Ham- der Stadtverordnetenvorsteher in Frankfurt am Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. burg, zur gleichen Zeit Aufbau des deutschen Main. 1983 bis 1987 Mitglied des Hessischen Vorsitzender der Arbeitsgruppe für Kultur und Greenpeace-Büros in Hamburg, 1984 bis 1990 Landtages. Mitglied des Bundestages 1990 bis Medien der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. erste Frau im Internationalen Vorstand von 1994 und seit 1998. Seit Mai 2005 Mitglied des Stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Greenpeace. Mitglied der IG Bauen – Agrar – Bundesvorstandes der FDP. Verkehr, Bau und Wohnungswesen. Berichter- Umwelt, Mitglied der Falken, Vorstandsmitglied statter für maritime Themen wie Küstenschutz, und Mitglied in der Jury des „Right Livelihood Seesicherheit etc. Vorsitzender der Landes- Award“ (Alternativer Nobelpreis), Präsidentin gruppe Schleswig-Holstein im Deutschen Bun- des Hamburger Umweltinstituts. 1992 Eintritt

Siegmund Ehrmann Foto: Deutscher Bundestag

Quelle: http://www.bundestag.de

OBMANN DER CDU/CSU-BUNDESTAGS- RAKTION

Hans-Joachim Otto Wolfgang Börnsen (Bönstrup), MdB Foto: Deutscher Bundestag Realschullehrer, Maurer Geb. am 26. April 1942 in Flensburg; evange- Wolfgang Börnsen Monika Griefahn Quelle: http://www.bundestag.de lisch; verheiratet, vier Kinder. Grundschule Foto: Deutscher Bundestag Foto: Deutscher Bundestag WER IST WER politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 10

in die SPD. 1994 bis 1998 Mitglied des Landta- Stadt Flensburg. Mitglied des Bundestages seit Ausschuss für Bildung, orschung Fraktion; Obfrau im Ausschuss für Bildung, ges von Niedersachsen, 1990 bis 1998 Nieder- April 2000. Bildungs- und medienpolitische und Technikfolgenabschätzung Forschung, und Technikfolgenabschätzung, sächsische Umweltministerin. Mitglied des Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE seit November 2005 Stellvertretende Vorsitzen- Bundestages seit 1998. Von 1999 bis 2000 Kul- GRÜNEN in der 15. Legislaturperiode. de im Ausschuss für Bildung, Forschung und tur und Medienpolitische Sprecherin. Von Juli VORSITZENDE Technikfolgenabschätzung 2000 bis November 2005 Vorsitzende des Aus- schusses für Kultur und Medien des Deutschen , MdB Quelle: http://www.bundestag.de Bundestags. Seit November 2005 Kulturpoliti- Diplompädagogin sche Sprecherin der SPD. geb. 22. April 1954 in ; verheiratet, zwei Töchter. 1972 Abitur, 1972 bis 1977 Studi- OBRAU DER CDU/CSU-BUNDESTAGSRAKTION Quelle: http://www.bundestag.de um der Pädagogik, der Sozialwissenschaften und der Psychologie in Bochum und Bielefeld. , MdB 1977 bis 1978 Jugendbildungsreferentin, seit Elektrotechnikerin OBMANN DER DP-BUNDESTAGSRAKTION 1979 Referentin in der Erwachsenenbildung. geb. 7. Dezember 1964 in Feldkirchen-Wester- Mitglied im Kuratorium der Universität Dort- ham. 1981 Mittlere Reife an der Wilhelm-Leibl- Christoph Waitz, MdB mund, der Fachhochschule Dortmund, im Bei- Realschule in Bad Aibling, 1981–1985 Berufs- Rechtsassessor, rat des Instituts für Zukunftsstudien und Tech- ausbildung zur Radio- und Fernsehtechnike- geschäftsführender Gesellschafter nologiebewertung (IZT), Berlin, im Beirat des rin mit Gesellenprüfung, 1985–1988 Berufspra- geb. 1960, verheiratet, 2 Töchter. 1979 Abitur, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialfor- xis im elterlichen, mittelständischen Elektro- 1979/1980 Wehrdienst, Jura-Studium, zweites schung (WZB), Berlin. Mitglied bei verdi, der Handwerksbetrieb, 1988–1990 Technikerschu- Staatsexamen, Anwalt in Ravensburg, Mitar- Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Fal- le mit Abschluss als staatlich geprüfte Elektro- beiter in der Rechtsabteilung eines mittelstän- ken, im BUND (Bund für Umwelt und Natur- technikerin, 1990–1994 Entwicklung von Sys- dischen Unternehmens, 1994 Gründung des schutz) sowie verschiedener kultureller und temelektrik für Hubschrauber bei eurocopter, Unternehmens Waitz & Richter GmbH, Stadt- Grietje Bettin sozialer Einrichtungen. Eintritt in die SPD 1994–1998 Mitglied des Bayerischen Landtags rat im Rat der Stadt Markkleeberg Foto: Deutscher Bundestag 1976, Mitglied des Parteivorstandes der SPD. (Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport, Aus- Mitglied des Bundestages seit 1990; stellvertre- schuss für Eingaben und Beschwerden), Lan- Quelle: http://www.bundestag.de tende Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, dessportbeirat, Seit 1998 Mitglied des Deut- Forschung und Technikfolgenabschätzung, schen Bundestags, direkt gewählt für die Land- Mitglied im SPD-Fraktionsvorstand. Seit 2005 kreise Starnberg, Bad Tölz - Wolfratshausen Mitglieder des Ausschusses Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, For- und Miesbach (Bundeswahlkreis 225), 1998 – schung und Technikfolgenabschätzung 2002: Ausschuss für Bildung, Forschung und für Kultur und Medien des Technikfolgenabschätzung, Berichterstatterin Deutschen Bundestags der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Welt- raumforschung und die inhaltliche Ausgestal- Mitglieder CDU/CSU-Bundestagsfraktion tung der Beruflichen Bildung, Sprecherin der CDU/CSU in der Enquete-Kommission „Zu- Wolfgang Börnsen, MdB kunft des Bürgerschaftlichen Engagements“, , MdB Schriftführerin im Bundestag, Stellvertreten- Prof. Monika Grütters, MdB des Mitglied im Petitionsausschuss, Stellvertre- Dr. Günter Krings, MdB tendes Mitglied im Ausschuss für Tourismus, Johann-Henrich Krummacher, MdB Sprecherin für Bildung, Forschung und Tech- Dorothee Mantel, MdB nikfolgenabschätzung der CDU/CSU Fraktion , MdB im Deutschen Bundestag, Vorsitzende der Ar- Stellvertretende Mitglieder CDU/CSU- beitsgruppe Bildung und Forschung, 2002- Christoph Waitz Bundestagsfraktion 2005: Mitglied im Haushaltsausschuss, Berich- Foto: Waitz & Richter GmbH tererstatterin für den Einzelplan 10 (Verbrau- , MdB cherschutz, Ernährung, Landwirtschaft), Be- , MdB Quelle: http://www.bundestag.de richterstatterin für den Bereich Raumfahrt des , MdB Einzelplanes 30, Stellvertretendes Mitglied im Maria Ludwiga Michalk, MdB Verteidigungsausschuss, II. Politischer Werde- Philipp Mißfelder, MdB OBRAU DER RAKTION DIE LINKE Ulla Burchardt gang: 1983–1999 Mitglied der Jungen Union, Rita Pawelski, MdB Foto: Deutscher Bundestag 1985 Eintritt in die CSU, 1987 Eintritt in die , MdB Dr. Lukrezia Jochimsen, MdB Frauen-Union, 1995 Eintritt in die CSA (Christ- Quelle: http://www.bundestag.de 1961 Promotion bei Helmut Schelsky in Müns- Mitglieder SPD-Bundestagsfraktion liche Soziale Arbeitnehmerschaft), 2000 Ein- ter „Zigeuner - eine Minderheit in der Bundes- tritt in die MU (Mittelstandsunion), 1990–1998 Siegmund Ehrmann, MdB republik“, 1975-85 NDR-Redakteurin/ARD- Mitglied des Gemeinderats von Feldkirchen- Monika Griefahn, MdB Magazin „Panorama“, 1985-88 Korresponden- STELLVERTRETENDE VORSITZENDE Westerham; Fraktionsvorsitzende, Jugendref- Angelika Krüger-Leißner, MdB tin der ARD in London, 1988-91 Verantwortli- erentin, 1990–1999 Mitglied des Kreistags Ro- Christoph Pries, MdB che für die Abteilung Feature/Auslandsdoku- senheim, 1990–1998 Mitglied des Kreisaus- , MdB mentation des NDR, 1991-93 Leiterin des ARD Diplomsprachmittlerin schusses Landkreis Rosenheim, 1993–1999 Jörg Tauss, MdB Fernsehstudio London, 1994-2001 Chefredak- geb. am 4. Februar 1959 in Halle; verheiratet, Stellvertretende Landesvorsitzende der JU Bay- Wolfgang Thierse, MdB teurin Fernsehen des Hessischen Rundfunks, ein Kind. Abitur. Studium der Sprachwissen- ern,1995–1999 Stellvertretende Kreisvorsitzen- ab 2001 im Ruhestand als freie Publizistin Stellvertretende Mitglieder SPD-Bundes- schaften der polnischen und russischen Spra- de der CSU Rosenheim-Land, Seit 1995 Mit- tagsfraktion che, 1982 Abschluss als Diplomsprachmittle- glied des CSU-Bezirksvorstandes Oberbayern rin (Diplomübersetzerin). Dolmetscherin im , MdB Tourismus und Kulturbereich. 1987 bis 1990 Fritz Rudolf Körper, MdB tätig in der Abteilung Kultur/Bildung der Johannes-, MdB LDPD/FDP; 1995 Bundesgeschäftsführerin Petra Merkel, MdB beim Humanistischen Verband e. V., Berlin, seit , MdB 1996 freiberufliche Dolmetscherin. stellv. Vor- Michael Roth, MdB sitzende der Erhard-Hübener-Stiftung, Halle. Simone Violka, MdB Seit 1990 Mitglied der FDP, stellvertretende Mitglieder DP-Bundestagsfraktion Vorsitzende des FDP-Kreisverbandes Halle, seit 1993 Mitglied des Bundesvorstandes der FDP; Hans-Joachim Otto, MdB stellvertretende Vorsitzende der Bundesverei- Christoph Waitz, MdB nigung Liberaler Frauen; 1990 bis 1994 Abge- Stellvertretende Mitglieder DP- ordnete und Vizepräsidentin des Landtages Bundestagsfraktion Sachsen-Anhalt; 1995 Wahl zur FDP-Landes- vorsitzenden in Sachsen-Anhalt; Mitglied des Jan Mücke, MdB Bundestages seit 1998; 1998-2001 stellv. Frak- Dr. Claudia Winterstein, MdB tionsvorsitzende der FDP-Fraktion; von 2001 Lukrezia Jochimsen Mitglieder Bundestagsfraktion DIE LINKE bis 2005 Generalsekretärin der FDP; seit 2002 Foto: Deutscher Bundestag forschungspolitische Sprecherin der FDP- Prof. Dr. , MdB Dr. Lukrezia Jochimsen, MdB Quelle: http://www.bundestag.de Ilsa Aigner Foto: Deutscher Bundestag Stellvertretende Mitglieder Bundestags- fraktion DIE LINKE OBRAU DER RAKTION BÜNDNIS 90/ Quelle : http://www.bundestag.de Wolfgang-Dragie Willi Neskovic, MdB DIE GRÜNEN Dr. , MdB OBMANN DER SPD-BUNDESTAGSRAKTION Grietje Bettin, MdB Mitglieder Bundestagsfraktion BÜNDNIS Diplom-Pädagogin 90/Die GRÜNEN geb. 16. Juli 1975 in Eckernförde, verheiratet. Jörg Tauss; MdB Grietje Bettin, MdB Pressesprecher, Gewerkschaftssekretär 1995-2000 Studium der Diplom-Pädagogik in Katrin Göring-Eckardt, MdB Flensburg. 1994-2001 Mitglied im Landesvor- geb. 5. Juli 1953 in Stuttgart; verheiratet. Volks- stand der Grün-Alternativen Jugend Schleswig- Stellvertretende Mitglieder Bundestags- schule, Realschule. Lehre als Lebensversiche- Holstein. Seit 1995 Mitglied bei BÜNDNIS 90/ fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN rungskaufmann, Fachbereich betriebliche Al- tersversorgung. Verschiedene Tätigkeiten als DIE GRÜNEN. 1995-1998 Referentin für Hoch- Dr. Ursula Eid, MdB Gewerkschaftssekretär in Stuttgart, Esslingen, schulpolitik beim AstA der Universität Flens- , MdB burg. 1997-2000 Landesgeschäftsführerin der Hamburg und Bruchsal; Pressesprecher der IG Grün-Alternativen Jugend Schleswig-Holstein. Quelle: http://www.bundestag.de Metall Baden-Württemberg, z.Z. ruhendes Ar- 1999-2000 Mitglied des Landesvorstandes von beitsverhältnis. Mitglied der IG Metall, der IG BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Schleswig-Holst- Cornelia Pieper Medien und verschiedener Vereine und Orga- ein und Mitglied der Ratsversammlung der Foto: Deutscher Bundestag WER IST WER politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 11

nisationen (Naturfreunde, ASB etc.); Erster in Herborn, 1974 bis 1977 Fachschule für Sozi- 1999 Ministerin für Umwelt, Energie, Jugend, Sprecher der West-Ost-Gesellschaft Bruchsal alpädagogik in Limburg, Abschluss: Erzieherin, Familie und Gesundheit des Landes Hessen, (Tschernobyl-Hilfe); Vorsitzender der Gesell- Beruflicher Werdegang: 1978 bis 1979 Erziehe- 1999 bis 2005 Mitglied des Hessischen Landta- schaft zur Förderung politischer Bildung und rin in einem Kinderheim in Herborn, 1979 bis ges, 1999 bis 2000 Fraktionsvorsitzende der Kommunikation in Datennetzen. Mitglied der 1982 Leiterin einer Kindertagesstätte in Frank- Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD seit 1971; Mitglied im Landesvorstand furt/Main, 1982 bis 1985 Mitarbeiterin der seit 2001 Kreistagsabgeordnete Lahn-Dill-Kreis, Baden-Württemberg der SPD-Arbeitsgemein- Landtagsfraktion der GRÜNEN Hessen, Politi- 2003 bis 2005 Stellvertretende Fraktionsvorsit- schaft für Arbeitnehmerfragen (AfA). scher Werdegang: 1980 Eintritt in die GRÜNEN, zende der Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE Mitglied des Bundestages seit 1994. 1985 bis 1987 Stadtverordnete in Friedrichs- GRÜNEN, Bildungs- und medienpolitische dorf, 1985 bis 1989 und 1995 bis 1998 Mitglied Sprecherin, seit 2005 Mitglied des Deutschen des Hessischen Landtages, 1985 bis 1987 und Bundestages, Bildungs- und forschungspoliti- 1995 bis 1998 Stellvertretende Fraktionsvorsit- sche Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE zende der Landtagsfraktion der GRÜNEN, GRÜNEN, Mitglied und Obfrau im Ausschuss rechtspolitische Sprecherin und Obfrau im für Bildung, Forschung und Technikfolgenab- Haushalts- und Hauptausschuss, 1989 bis 1994 schätzung, Stellvertretendes Mitglied im Haus- Stadtkämmerin und Sozialdezernentin in haltsausschuss, Bildungs- und forschungspoli- Maintal, 1993 bis 1995 Mitglied im Landesvor- tische Sprecherin Bundestagsfraktion BÜND- stand von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Hessen, NIS90/DIE GRÜNEN 1994 bis 1995 Staatssekretärin und Bevollmäch- Prika Hinz tigte des Landes Hessen beim Bund, 1998 bis Quelle: http://www.bundestag.de Foto: Deutscher Bundestag

Mitglieder des Ausschusses für Bildung, orschung und Technikfolgenabschätzung

Mitglieder CDU/CSU-Bundestagsfraktion Gesine Multhaupt, MdB Stellvertretende Mitglieder DP-Bundes- Ilse Aigner, MdB , MdB tagsfraktion , MdB René Röspel, MdB , MdB , MdB Dr. Ernst-Dieter Rossmann, MdB Dr. , MdB Anette Hübinger, MdB Renate Schmidt, MdB Christoph Waitz, MdB Jörg Tauss , MdB Heinz Schmitt, MdB Foto: Deutscher Bundestag Johann-Heinrich Krummacher, MdB , MdB Mitglieder raktion DIE LINKE Dorothee Mantel, MdB Jörg Tauss, MdB Cornelia Hirsch, MdB Quelle: http://www.bundestag.de Carsten Müller, MdB Volker Schneider, MdB , MdB Stellvertretende Mitglieder Dr. Petra Sitte, MdB , MdB SPD-Bundestagsfraktion OBRAU DER DP-BUNDESTAGSRAKTION Dr. Hans-Peter Bartels, MdB Stellvertretende Mitglieder raktion Stellvertretende Mitglieder CDU/CSU-Bun- , MdB DIE LINKE Cornelia Pieper, MdB (s.o.) destagsfraktion Sören Bartol, MdB Monika Knoche, MdB , MdB , MdB , MdB , MdB Klaus Hagemann, MdB Dr. Herbert Schui, MdB OBRAU DER RAKTION DIE LINKE Dr. , MdB Christel Humme, MdB Andreas Lämmel, MdB Nicolette Kressl, MdB Mitglieder raktion BÜNDNIS 90/ Dr. Petra Sitte, MdB Dr. Eva Möllring, MdB Ute Kumpf, MdB DIE GRÜNEN Diplomvolkswirtin Bernward Müller, MdB , MdB Kai Boris Gehring, MdB geb. am 01. Dezember 1960 in Dresden, ledig. , MdB Andrea Wicklein, MdB Priska Hinz, MdB Polytechnische Oberschule, 1977-1979 Erwei- , MdB NN , MdB terte Oberschule, Abschluss Abitur, 1979-1983 Dr. , MdB Studium an der Martin-Luther-Universität Klaus-Peter Willsch, MdB Mitglieder DP-Bundestagsfraktion Stellvertretende Mitglieder raktion Halle-Wittenberg, 1983 Diplom-Volkswirtin, NN , MdB BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1983-1985 Forschungsstudium, 1985-1988 be- Patrick Meinhardt, MdB Grietje Bettin, MdB fristete Assistenz an der Martin-Luther-Univer- Mitglieder SPD-Bundestagsfraktion Cornelia Pieper, MdB Hans-Josef Fell, MdB sität Halle-Wittenberg, 1987 Promotion Dr. , MdB Irmingard Schewe-Gerigk oec., 1988-1989 2. Sekretär der FDJ-Kreislei- Ulla Burchardt, MdB tung der Martin-Luther-Universität Halle-Wit- Dieter Grasedieck, MdB Quelle: http://www.bundestag.de tenberg, Delegierung, 1990-1991 Aspirantur an der Martin-Luther-Universität Halle-Witten- berg, Mitglied Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Bund Demokratischer Wissen- schaftlerInnen, Mitglied Weinberg campus e.V. (Förderkreis Technologie- und Gründerzen- Abonnieren oder empfehlen Sie puk und Sie erhalten ein trum Halle), 1981-1989 Mitglied der SED, seit ganz besonderes Dankeschön! 1990 PDS/Die Linkspartei.PDS, 1990-1991 Mit- glied der Stadtverordnetenversammlung Hal- le (Saale) und Fraktionsvorsitzende, 1990-2005 Mitglied des Landtages von Sachsen-Anhalt, KULTURELLE BILDUNG IN DER BILDUNGSREORM- bis 2004 Fraktionsvorsitzende, Mitglied des Ältestenrates, Mitglied im Ausschuss für Kul- DISKUSSION tur und Medien, Mitglied im Ausschuss für Bil- dung und Wissenschaft, 1997-2002 Mitglied Konzeption Kulturelle Bildung III des PDS-Bundesvorstandes, seit 2004 Mitglied des Stadtrates Halle (Saale), seit Oktober 2005 Herausgegeben vom Deutschen Kulturrat Mitglied des Deutschen Bundestags Max uchs Gabriele Schulz Olaf Zimmermann

470 Seiten ISBN 3-934868-11-8

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Petra Sitte Foto: Linkspartei PDS Name Name

Quelle: http://www.bundestag.de Straße Straße

OBRAU DER RAKTION BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN PLZ Ort PLZ Ort

Priska Hinz, MdB Unterschrift/Datum Unterschrift/Datum Erzieherin, Mitglied des Hessischen Landtages geb. am 10. März 1959 in Diez/Lahn, verheira- Coupon einsenden/faxen an: ConBrio Verlagsgesellschaft mbH, Brunnstraße 23, 93053 Regensburg, ax: 0941/945 93 50 tet, zwei Söhne. Bis 1974 Besuch der Realschule GEMEINNÜTZIGKEITSRECHT politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 12

Reform des Gemeinnützigkeits- und Stiftungsrechts Auswirkungen auf Sponsoring und undraising • Von Peter Raue und riedhelm Klinkertz

Die rechtlichen Rahmenbedingungen Einrichtung grundsätzlich ertrags- für das bürgerschaftliche Engage- steuerpflichtig ist, stellt sich derzeit ment zu verbessern, ist ein zentra- dann ein weiteres Problem: Nach les Ziel des Koalitionsvertrages. Zu geltendem Gemeinnützigkeitsrecht diesem Zweck haben die Regie- ist es nicht möglich, ertragssteuer- rungsparteien für diese Legislatur- pflichtige Sponsoring-Einnahmen periode Erfreuliches in ihre „to do“ mit den regelmäßig viel höheren Liste geschrieben: Reform des Ge- Ausgaben, die eine kulturelle Ein- meinnützigkeitsrechts, Entbürokrati- richtung in einem Jahr hat, zu ver- sierung und Gewährung von reiräu- rechnen. Mit anderen Worten: Auch men für Kreativität und Innovation, wenn die kulturelle Einrichtung Weiterentwicklung des Stiftungs- insgesamt in einem Jahr keinen Ge- und Steuerrechts – dies alles, um winn erzielt – und das ist zum Bei- Anreize zu schaffen, sich stärker am spiel bei Theater- und Opernbetrie- Gemeinwohl zu beteiligen. ben der Regelfall – muss sie trotzdem für ihre ertragssteuerpflichtigen Spon- iese Initiative ist sehr zu begrü- soring-Einnahmen Ertragssteuern D ßen. Denn der chronisch unter- zahlen. Das ist widersinnig. Eine Re- finanzierte Kulturbereich ist in Zei- form des Gemeinnützigkeitsrechts ten knappster öffentlicher Haushalte sollte dazu führen, dass Sponsoring- mehr denn je auf das Engagement von Einnahmen jedenfalls dann nicht privaten Förder- und Freundesverei- ertragsteuerpflichtig sind, wenn die nen und Stiftungen ebenso angewie- gemeinnützige kulturelle Einrich- sen, wie auf Einnahmen aus dem als tung insgesamt in einem Jahr defizi- „Fundraising“ bezeichneten syste- tär ist. Da das Sponsoring stets die matischen Sammeln von Spenden kulturellen Aufgaben und Veranstal- und Sponsoring-Einnahmen durch tungen einer kulturellen Einrichtung Wirtschaftsunternehmen. Dieses so unterstützt, wäre auch daran zu den- dringend benötigte und von den Bür- ken Sponsoring-Einnahmen – wie gern und Unternehmen auch immer die gemeinnützige kulturelle Aufga- wieder mit Leidenschaft und Freu- be, wie die kulturelle Veranstaltung de praktizierte Engagement wird – generell dem ertragssteuerfreien aber durch die steuerlichen Rah- Bereich der gemeinnützigen Ein- menbedingungen oftmals eher ge- richtung zuzuordnen. Wer reicht wem den Lorbeerkranz – Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar Foto: Olaf Zimmermann bremst als wirklich gefördert. Dass Eine generelle Zuordnung von die Bundesregierung sich nun aus- Sponsoring zu den ertragssteuerfrei- zu Fördervereinen kultureller Ein- 2. Lockerung der zeitnahen Mittel- tig Zuwendungen an bestehende drücklich die Förderung des priva- en Einnahmen würde auch das um- richtungen und daran anknüpfende verwendungspflicht Stiftungen im gleichen Maße steuer- ten Engagements auf die Fahnen ge- satzsteuerliche Problem der Anwen- unterschiedliche Vergünstigungen lich abzugsfähig sein wie Zuwen- schrieben hat, gibt also Anlass zu der dung des richtigen Umsatzsteuer-Sat- für die Mitglieder per se zur steuer- Nach der derzeit geltenden Geset- dungen an neu gegründete Stiftun- Hoffnung, dass dem Wort die Tat fol- zes lösen helfen. Nach der geltenden lichen Nichtabzugsfähigkeit führen. zeslage sind gemeinnützige Einrich- gen. Daneben wäre es zu begrüßen, ge! Gesetzeslage unterliegt das Sponso- Und wer heute für eine AIDS-Gala, tungen verpflichtet, ihre in einem wenn der Höchstbetrag des § 10b Abs. Zu den Eckpunkten einer Reform ring abhängig davon, ob es ertrags- bei der der Gegenwert für Konzert Jahr vereinnahmten Mittel spätes- 1a Einkommensteuergesetz deutlich des Gemeinnützigkeitsrechts sollten steuerfrei oder ertragssteuerpflichtig und/oder Imbiss objektiv nur € 100 tens bis zum Ablauf des nächsten erhöht würde. sinnvollerweise gehören: 1. Steuer- ist entweder dem ermäßigten oder beträgt, € 500 Eintrittsgeld zahlt, Wirtschaftsjahres auszugeben. Die- Viele der vorgenannten Ände- liche Erleichterungen von Sponso- dem regulären Umsatzsteuersatz. kann die der Deutschen AIDS-Stif- se unflexible starre Regelung kann rungsvorschläge werden gegenwärtig ring- und Fundraising-Aktivitäten, 2. Dies führt bei der Rechnungsstellung tung zu gute kommenden € 400 auch bei den gemeinnützigen Einrichtun- auch von einer im Frühjahr 2005 ent- Lockerung der zeitnahen Mittelver- regelmäßig zu großen Problemen, nicht teilweise steuerlich absetzen. gen zu wirtschaftlich sinnlosen Mit- standenen Arbeitsgruppe von nam- wendungspflicht und 3. Erweiterung weil die Abgrenzung, ob eine Spon- Diese bürgerliches Engagement telverwendungen führen (ähnlich haften Steuer-Wissenschaftlern und der Abzugsfähigkeit von Zuwendun- soring-Maßnahme ertragssteuerfrei verhindernde „Alles oder Nichts“ dem Haushaltsrecht geschuldeten Vertretern der wichtigsten Spitzenver- gen in das Vermögen von Stiftungen. oder ertragssteuerpflichtig ist, im Haltung der Finanzverwaltung ver- „Dezemberfieber“ in öffentlichen bände des Dritten Sektors (u.a. auch Dabei handelt es sich im Wesentli- Einzelfall oft nur sehr schwer zu be- kennt, dass bei wirtschaftlicher Be- Einrichtungen). Es wäre sehr zu be- des Deutschen Kulturrats) erörtert, chen um strukturelle Verbesserun- antworten ist. Eine generelle Zu- trachtungsweise sowohl bei gestaf- grüßen, wenn eine Reform des Ge- weil vieles eben nicht nur den Kultur- gen, die den immer wieder propa- ordnung von Sponsoring zu den er- felten Mitgliedsbeiträgen als auch bei meinnützigkeitsrechts hier mehr bereich sondern den gesamten Drit- gierten, aber leider nur selten umge- tragssteuerfreien Einnahmen würde Benefizveranstaltungen der Großteil Flexibilität bringen würde und die ten Sektor betrifft. Die Bundeskanzle- setzten Bürokratieabbau realisieren. dieses Problem lösen. Da die Spon- der Zahlungen einen uneigennützi- Mittelverwendungs-Frist um min- rin hat zurecht darauf hingewiesen, Die gute Nachricht für den Finanz- soren zumeist zum so genannten gen, fördernden Charakter hat. Ähn- destens ein Jahr verlängert wird. dass in diesem Land zu viel darüber minister: Substantielle Zusatzbelas- Vorsteuerabzug berechtigt sind, lich der steuerlichen Behandlung nachgedacht und diskutiert wird, was tungen für die öffentlichen Haushal- würde eine solche generelle Anwen- zum Beispiel in den USA sollte die 3. Erweiterung der Abzugsfähigkeit nicht geht und zu wenig darüber, was te würden diese Änderungen nicht dung des ermäßigten Steuersatzes Möglichkeit eröffnet werden, dass von Zuwendungen in das Vermögen gehen könnte. Hoffen wir, dass die bedeuten. dem Fiskus im Ergebnis nichts kos- Finanzamt und gemeinnützige Ein- einer Stiftung Bundesregierung sich bei der avisier- ten, den kulturellen Einrichtungen richtung die in Frage stehenden ge- ten Reform des Gemeinnützigkeits- 1. Erleichterung von Sponsoring- aber unnötigen Rechtsberatungsbe- staffelten Mitgliedsbeiträge oder Ein- Die steuerlichen Anreize für Zuwen- und Stiftungsrechts offen zeigt für al- und undraising-Aktivitäten darf bei der Rechnungsstellung er- trittsgelder zu Benefizveranstaltungen dungen an Stiftungen sind zu ver- les, was gehen könnte. sparen. in einen nicht abzugsfähigen Entgelt- bessern: So richtig es war und ist, die Sponsoring Die derzeit geltende ungenaue und abzugsfähigen Zuwendungsan- Neugründung von Stiftungen zu för- Peter Raue ist Vorsitzender des und unbestimmte steuerliche Ein- teil aufteilen. dern, so muss dringend die Zuwen- Fachausschusses Steuern des Sponsoring ist für viele kulturelle ordnung einzelner Sponsoring-Maß- Eine solche Änderung würde fi- dung in das Vermögen bereits beste- Deutschen Kulturrates und Rechts- Einrichtungen zu einem unverzicht- nahmen, die zudem von Finanzamt nanziell gegenüber den Einnahmen hender Stiftungen verbessert wer- anwalt der Sozietät Hogan & baren Bestandteil bei der Finanzie- zu Finanzamt oft unterschiedlich des Finanzministers kaum zu Buche den, denn diese Förderung ist nicht Hartson Raue. Friedhelm Klinkertz rung von kulturellen Veranstaltun- praktiziert wird, führt sowohl bei der schlagen, die Teilhabelust der Bürger minder wichtig für den Gemein- ist Rechtsanwalt der Sozietät Hogan gen geworden. Aus gemeinnützig- gemeinnützigen Einrichtung als aber deutlich motivieren. wohlnutzen. Deshalb sollten zukünf- & Hartson Raue. keitsrechtlicher Sicht ergeben sich auch beim Sponsor oftmals zu einer gegenwärtig aber mehrere Probleme erheblichen Verunsicherung. Es ist in Zusammenhang mit Sponsoring- mehr als ärgerlich, dass gerade im Einnahmen. gemeinnützigen kulturellen Bereich, Zum einen ist für jede einzelne für den das Sponsoring erhebliche Neue Impulse für die Zivilgesellschaft Sponsoring-Maßnahme zu entschei- finanzielle Möglichkeiten bedeuten Reform des Gemeinnützigkeits- und Spendenrechts • Von Rainer Hüttemann den, ob die Einnahmen hieraus er- könnte, diese Möglichkeiten durch tragsteuerpflichtig sind und welcher die steuerlichen Rahmenbedingun- Privates Gemeinwohlengagement zurückführt. Zweitens ist der steu- Bestand haben: So bedarf es schon Umsatzsteuersatz jeweils Anwen- gen oftmals erheblich behindert wer- lässt sich nicht verordnen. Wer es erliche Spendenabzug wirkungsvoll aus rechtsstaatlichen Gründen wei- dung findet. Der derzeit für die steu- den. Vor diesem Hintergrund sollte fördern will, muss die gesellschaft- zu erweitern, um zusätzliches pri- terhin einer gesetzlichen Definition erliche Einordnung von Sponsoring- eine Reform, die den Namen auch lichen Rahmenbedingungen für ge- vates Kapital für Gemeinwohlzwe- der begünstigten Zwecke, die – wie Maßnahmen geltende Erlass zur An- verdient, Sponsoring generell dem meinnützige Tätigkeit verbessern. cke zu mobilisieren. Drittens darf bisher – durch eine Kombination von wendung der Abgabenordnung und ertragsteuerfreien Bereich der ge- Dies ist nicht nur, aber auch eine sich eine Reform nicht auf die nati- Generalklausel und Beispielskatalog der so genannte Sponsoring-Erlass meinnützigen Einrichtung zuord- Aufgabe der Rechtspolitik. Es ist onale Perspektive beschränken, hinreichend bestimmt, aber auch sind aber zu unbestimmt und hinken nen. Das wäre eine erhebliche Ver- daher zu begrüßen, dass sich die sondern muss auch die Vorgaben entwicklungsoffen ausgestaltet wer- den gerade im Bereich von Sponso- einfachung für alle Beteiligten und Regierungsparteien im Koalitions- des europäischen Gemeinschafts- den kann. Auch am Gebot der zeit- ring-Aktivitäten oftmals dynami- zudem eine, die dem Fiskus letztlich vertrag auf eine Reform des steu- rechts berücksichtigen. nahen Mittelverwendung sollte fest- schen Entwicklungen meist nur nichts kosten würde. erlichen Gemeinnützigkeits- und gehalten werden, weil es die Legiti- hinterher: Nicht anders ist zu erklä- Spendenrechts verständigt haben. it der Forderung nach einer mation der Steuervergünstigungen, ren, dass aus Sicht der Finanzverwal- Fundraising Vorrangiges Ziel einer Reform muss M Rechtsreform verbindet sich gerade auch im Verhältnis zu poten- tung alleine ein schlichter link von es sein, zusätzliche Anreize für ge- zunächst der Wunsch nach einer Ver- tiellen Spendern und Förderern der Website der gemeinnützigen Ein- Die steuerliche Förderung bestimm- meinnütziges Handeln zu setzen. einfachung des geltenden Gemein- stärkt. Schließlich ist auch eine Be- richtung zur Website des Sponsors ter, in vielen Ländern durchaus üb- Dabei sollte sich der Gesetzgeber nützigkeitsrechts. Dazu ist aber kei- steuerung wirtschaftlicher Betäti- zur Steuerpflicht des gesamten Spon- licher Formen des Sammelns von von drei Überlegungen leiten las- ne „Radikalreform“ erforderlich, gungen von gemeinnützigen Ein- soring führen soll. Spenden scheitert in Deutschland sen: Erstens muss die Reform eine denn die wesentlichen Grundent- richtungen, die über eine Vermö- Soweit die schwierige Einord- oftmals an einer „Alles oder Nichts“ Rechtsreform sein, die das Gemein- scheidungen des geltenden Rechts nung ergibt, dass eine einzelne Spon- Haltung der Finanzverwaltung: So nützigkeitsrecht vereinfacht und auf haben sich – auch im Rechtsver- Weiter auf Seite 13 soring-Maßnahme der kulturellen sollen gestaffelte Mitgliedsbeiträge seine bewährten Grundstrukturen gleich – bewährt und sollten daher GEMEINNÜTZIGKEITSRECHT politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 13

dass es kein wirtschaftliches Han- lungsempfehlungen würde vor allem ausgedehnt wird. Wer solche Vor- Die Bundesregierung sollte diese Fortsetzung von Seite 12 deln ohne Risiken gibt. die tägliche Arbeit der vorhandenen schläge wegen möglicher Steueraus- Entwicklungen in ihre Reformüber- Eine Rechtsreform darf sich aber gemeinnützigen Einrichtungen und fälle für nicht finanzierbar hält, über- legungen einbeziehen und sich früh- gensverwaltung hinausgehen und nicht nur darauf beschränken, das der Finanzverwaltungen erleichtern. sieht, dass die Anhebung der Ab- zeitig auf europäischer Ebene für nicht der Verwirklichung satzungs- geltende Recht zu vereinfachen, son- Wer darüber hinaus die private Ge- zugsbeträge vor allem Signalwirkung gemeinschaftsweite Lösungen ein- mäßiger Zwecke dienen, aus Wettbe- dern muss auch den geänderten meinwohlverantwortung für Bildung hat und die Abzugsgrenzen nur in setzen. Ferner ist daran zu erinnern, werbsgründen unverzichtbar. wirtschaftlichen Rahmenbedingun- und Erziehung, Kunst und Kultur, den wenigsten Fällen voll ausge- dass die Steuerbefreiungen für Vereinfachungsbedarf besteht gen des dritten Sektors Rechnung tra- Wissenschaft und Forschung und schöpft werden. Ferner ist daran zu Zweckbetriebe zunehmend in das jedoch bei der inhaltlichen Ausge- gen. Dazu zwei Beispiele: Gemein- andere öffentliche Aufgaben nach- erinnern, dass unser Gemeinwesen Blickfeld der EG-Beihilfenaufsicht staltung des Gemeinnützigkeits- nützige Einrichtungen sind vielfach haltig stärken will, muss zusätzliche künftig immer stärker auf privates geraten. Schließlich sollte sich der rechts, insbesondere seiner Ver- nicht mehr als „Einheitsunterneh- Anreize setzen. Hier geht es vor al- gemeinnütziges Engagement ange- deutsche Gesetzgeber endlich dar- knüpfung mit dem Spendenrecht. So men“ organisiert, sondern haben lem darum, wie dauerhaft mehr pri- wiesen sein wird. Eine Verbesserung um bemühen, die umsatzsteuerli- sollte die umständliche Unterschei- aus betriebswirtschaftlichen Grün- vates Kapital für den gemeinnützi- der Abzugsmöglichkeiten beim chen Befreiungsregelungen für ge- dung zwischen (nur) gemeinnützi- den bestimmte operative Tätigkei- gen Sektor mobilisiert werden kann. Spender sollte durch eine Vereinfa- meinnützige Einrichtungen, z.B. im gen und „besonders förderungswür- ten auf selbständige gemeinnützige Dies setzt ein Umdenken der Bürger chung der verfahrensrechtlichen Bereich der Wohlfahrtspflege, an die digen“, d.h. spendenbegünstigten oder nicht gemeinnützige Rechtsträ- voraus, das der Staat durch steuerli- Behandlung von Spenden bei den Vorgaben der europäischen Umsatz- Zwecken endlich aufgegeben wer- ger ausgegliedert. Ferner hat die ar- che Signale befördern und honorie- Empfängerorganisationen begleitet steuerrichtlinie anzupassen. den. Auf diese Weise würde der Ge- beitsteilige Kooperation zwischen ren kann. Deshalb bedarf es neben werden. So ist es sicher nicht not- Zur Umsetzung dieser Vorschlä- meinnützigkeitsstatus wieder zum gemeinnützigen Einrichtungen an einer Rechtsreform auch einer deut- wendig, dass die Finanzverwaltung ge bedarf es keiner neuen Kommis- einheitlichen Anknüpfungspunkt für Bedeutung gewonnen. Diesen Ent- lichen Ausweitung und Vereinfa- den Empfängerorganisationen per sionen oder langjähriger Vorarbei- die Steuerfreistellung der Körper- wicklungen wird das geltende Ge- chung des steuerlichen Spendenab- Erlass vorschreibt, auf welcher Seite ten. Bereits im Jahr 2002 hat die En- schaft und die Berechtigung zur Ent- meinnützigkeitsrecht nur unzuläng- zugs. So sollte man dem Beispiel an- der Zuwendungsbestätigung ein quetekommission „Zukunft des Bür- gegennahme steuerlich abzugsfähi- lich gerecht. Hier ist der Gesetzge- derer europäischer Staaten folgen Dankhinweis erfolgen darf. Zudem gerschaftlichen Engagements“ kon- ger Zuwendungen. Darüber hinaus ber aufgerufen, den historisch über- und die steuerliche Abzugsgrenze sollte die so genannte Spendenhaf- krete Handlungsempfehlungen für sollten die steuerrechtlichen Rah- kommenen Grundsatz der „Unmit- für laufende Zuwendungen an ge- tung auf Fälle vorsätzlichen Fehlver- eine Reform des Gemeinnützigkeits- menbedingungen für wirtschaftliche telbarkeit“ zeitgemäß weiterzuent- meinnützige Organisationen – von haltens beschränkt werden. rechts unterbreitet. Auch aus der Tätigkeiten von gemeinnützigen Kör- wickeln. Ein anderes Reformanlie- derzeit 5 bzw. 10 Prozent je nach be- Eine Reform des steuerlichen Ge- Steuerrechtswissenschaft liegen viel- perschaften vereinfacht werden. gen betrifft den Ausstieg aus der Ge- günstigtem Zweck – einheitlich auf meinnützigkeits- und Spenden- fältige Reformüberlegungen zum

Weimar bei Nacht Fotos: Olaf Zimmermann

Auch wenn eine Besteuerung solcher meinnützigkeit. Der Gemeinnützig- 20 Prozent des Gesamtbetrags der rechts, die längere Zeit Bestand ha- Dritten Sektor vor, auf die der Ge- Aktivitäten aus Wettbewerbsgrün- keitsstatus ist bislang faktisch eine Einkünfte anheben. Daneben bedarf ben soll, muss drittens auch die eu- setzgeber zurückgreifen kann. Ange- den geboten ist, wären eine Anhe- „Einbahnstraße“, weil ein Ausschei- es für größere Zuwendungen, z.B. bei ropäische Perspektive berücksichti- sichts dieser vielfältigen Denkanstö- bung der Besteuerungsfreigrenzen den aus der Gemeinnützigkeit wegen der Kapitalausstattung von Stiftun- gen. Das anhängige EuGH-Verfahren ße ist der Zeitpunkt für eine Reform bei der Körperschaft- und Gewerbe- des Grundsatzes der Vermögensbin- gen, zusätzlicher Abzugsmöglichkei- in der Rechtssache „Stauffer“ wird günstig. Die kommenden Monate steuer und die Einführung einer dung nur mit drakonischen Steuerfol- ten über mehrere Jahre, um eine an- zeigen, inwieweit der deutsche Ge- sollten daher genutzt werden, um pauschalierten Gewinnermittlung gen möglich ist. Ein solcher Zwang gemessene steuerliche Entlastung setzgeber – abweichend vom gelten- diese Überlegungen in einem inten- für kleine und mittlere Geschäftsbe- zum Verbleib in der Gemeinnützig- des Zuwendenden zu gewährleisten. den Recht – mit Rücksicht auf die siven Dialog zwischen Verbänden, triebe überlegenswert. Zudem soll- keit ist aber weder ordnungspolitisch Dies könnte dadurch erreicht werden, Grundfreiheiten den Gemeinnützig- Wissenschaft und Politik zu einem te der Gesetzgeber klarstellen, dass sinnvoll noch steuerrechtlich erfor- dass der im Jahr 2000 eingeführte be- keitsstatus auch für ausländische Reformgesetz weiterzuentwickeln. vorübergehende Verluste aus wirt- derlich. Vielmehr wäre es ausrei- sondere Abzugsbetrag von 307.000 Stiftungen und Vereinen öffnen schaftlichen Aktivitäten den Ge- chend, wenn steuerbegünstigt einge- Euro für Zuwendungen in das Ver- muss. Daran schließt sich die Frage Der Verfasser ist Geschäftsführender meinnützigkeitsstatus nicht gefähr- worbene Spenden beim Ausscheiden mögen einer neu errichteten ge- an, ob der deutsche Fiskus künftig Direktor des Instituts für Steuerrecht den. Solche Verluste sind regelmäßig aus der Gemeinnützigkeit zweckent- meinnützigen Stiftung deutlich – z.B. auch Zuwendungen an ausländische der Universität Bonn und Vorstands- keine „Mittelfehlverwendungen“, sprechend verwendet werden. Eine auf 1.000.000 Euro – aufgestockt und gemeinnützige Einrichtungen steu- mitglied des Bundesverbandes sondern nur Ausdruck der Tatsache, Umsetzung der vorstehenden Hand- auf Zustiftungen in das Vermögen ermindernd berücksichtigen muss. Deutscher Stiftungen e.V., Berlin. Offener Diskurs von Bürgern und Fachleuten Vorschläge für eine grundlegende Reform des Gemeinnützigkeitsrechts • Von Rupert Graf Strachwitz

Die Enquete-Kommission des 14. troffenen Verbände insbesondere zu- hierfür den notwendigen Rechtsrah- den muss sich der Staat aus vielen beitet bereits seit 1999 einerseits an Deutschen Bundestags „Zukunft sätzliche Steuerbefreiungen im Auge men zu schaffen. Projekten zurückziehen, die das Le- entsprechenden Vorschlägen, insbe- des bürgerschaftlichen Engage- haben, ist ein weitergehendes schlüs- Dies hat wenig mit „Steuerbe- ben erst lebenswert machen. Es ent- sondere von 1999-2004 im Rahmen ments“ hat in ihrem im Juni 2002 siges Gesamtkonzept nach wie vor günstigung’“, „-erleichterungen“ und spricht nicht mehr dem kulturellen eines gemeinsamen Projekts mit der vorgelegten Bericht einerseits die nicht erkennbar. Doch gehört dieses dergleichen zu tun, dagegen alles Bewusstsein der Bürger, wenn die Bertelsmann Stiftung „Expertenkom- Reform des Gemeinnützigkeitsrechts Reformvorhaben seinem Rang nach mit einer Kultur der Gesellschaft, die hoheitliche Gewalt überall hier die mission zur Reform des Stiftungs- als einen der wichtigsten Inhalte ei- in die Reihe der grundlegenden ge- vielfach in der Praxis bereits entstan- alleinige Regelungs- und Durchfüh- und Gemeinnützigkeitsrechts“. 2003 ner Politik definiert, die für bürger- setzlichen Neuausrichtungen, die die den ist und deren kreative Beiträge rungsmacht beansprucht. hat das Institut hierzu ein im Auftrag schaftliches Engagement adäquate gesellschaftlichen Veränderungen zu den Herausforderungen, denen Die Zivilgesellschaft hat sich in des Deutschen Kulturrats erstelltes und zeitgemäße Rahmenbedingun- der letzten 40 Jahre notwendig ge- wir uns stellen müssen, unverzicht- den letzten 30 Jahren stark entwi- Gutachten vorgelegt, 2004 ein Ar- gen zu schaffen, andererseits aber macht haben, vielfach längst umge- bar sind aber auch verstärkt einge- ckelt. Kulturelle ebenso wie soziale beitspapier. Für die Erarbeitung der auf eine Auflistung konkreter or- setzt sind und in manchen zentralen fordert werden müssen. Es geht Initiativen, Themenanwälte und im September 2005 vorgelegten Vor- derungen weitgehend verzichten Kapiteln, glaubt man den Äußerun- nicht um eine nette Spielwiese, son- Wächter ebenso wie neue Dienstlei- schläge wurde intensiv mit dem Pri- müssen. Der Grund war ebenso ein- gen der neuen Bundesregierung, dern um ein zentrales Aktionsfeld ster sind in Hülle und Fülle entstan- vatinstitut für Stiftungsrecht e.V. zu- fach wie bedauerlich: die dafür un- demnächst umgesetzt werden. des Bürgers in der Gesellschaft. den. Nicht alle sind für ihre neuen sammengearbeitet. abdingbare Grundlagenarbeit konn- Es geht also nicht um systemim- Ohne bürgerschaftliches Engage- Aufgaben gerüstet. Daher gehört der te in der Kommission nicht geleis- manente Korrekturen am geltenden ment in der Zivilgesellschaft keine kritische öffentliche Diskurs über die Wo liegen die Defizite des tet werden. Andere Arbeiten, auf die Recht, sondern um etwas Neues. Es Integration aller Mitbürger, keine Rolle der Zivilgesellschaft ebenso zu gegenwärtigen Rechts? man hätte zurückgreifen können, geht um ein Reformvorhaben, das Kultur der Verantwortung für den dem Reformprozess wie neue Rah- gab es nicht. für die Wiedererlangung der Innova- Mitmenschen, kein Konsens über menbedingungen. Die Forderung Das gegenwärtige Recht ist in seinen tionsfähigkeit unseres Landes, die den Wert des Geschenks! nach umfassender Transparenz ist Grundzügen vor rund 100 Jahren abei wird seit Jahren in Fach- notwendige Evolution unserer Ge- Der Wert des Geschenks hat mit daher ebenso zentral wie die nach konzipiert worden. Es spiegelt die D kreisen über die Reform des sellschaft, von ebenso zentraler Be- dem Niedergang des Wohlfahrtsstaa- einer neuen – ermöglichenden – herrschende Meinung jener Zeit wi- Gemeinnützigkeitsrechts gespro- deutung ist und daher ebenso radi- tes eine neue Bedeutung bekommen. Funktion des Staates. der, wonach Körperschaften dann chen. Wie aber ein neues Recht aus- kal sein muss wie die Reformen des Nicht nur erscheint die umfassende durch ein Entgegenkommen der zusehen hat, ist in wesentlichen Arbeitsmarktes, des Gesundheitswe- staatliche Vorsorge für den Menschen Wie sind die Vorschläge Obrigkeit steuerlich „begünstigt“ Punkten nach wie vor alles andere sens, der Renten usw. Deutschland in jeder erdenklichen Notlage nicht entstanden ? werden, d.h. von der bestehenden als klar. Während Steuerexperten mit für das 21. Jahrhundert fit zu ma- mehr finanzierbar. Sie erscheint auch Steuerpflicht ganz oder teilweise be- durchaus nachvollziehbaren Argu- chen, heißt, die Zivilgesellschaft als nicht mehr als beste Lösung, da sie Das Maecenata Institut für Philan- menten vor allem die mangelnde gleichrangigen Akteur neben Staat Eigeninitiative und Kreativität behin- thropie und Zivilgesellschaft an der Weiter auf Seite 14 Systematik beklagen und die be- und Markt ernst zu nehmen und dert. Nicht nur aus finanziellen Grün- Humboldt Universität zu Berlin ar- GEMEINNÜTZIGKEITSRECHT politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 14

Chance zur umfassenden Reform des Gemeinnützigkeitsrechts jetzt nutzen! Stellungnahme des Deutschen Kulturrates

Berlin, den 14.12.2005. Bereits seit Damit diese Organisationen ihre Auf- Bundestag vertretenen Parteien, jetzt dieses führt gerade bei ehrenamtli- · die Vereinfachung von Zuwendungs- einigen Jahren wird sowohl von den gaben in der Zukunft noch besser er- eine umfassende Reform des Gemein- chen (unktionsträgern zu Problemen. bescheinigungen, die seit dem In- gemeinnützigen Organisationen selbst füllen können und zugleich die ehren- nützigkeitsrechts vorzunehmen. Wenn krafttreten des „Gesetzes zur weite- als auch von der Wissenschaft eine amtlich Aktiven nicht durch bürokrati- zu Beginn der Legislaturperiode mit den · eine Neuregelung der gemeinnützigen ren steuerlichen (örderung von Stif- Reform des Gemeinnützigkeitsrechts sche Hemmnisse belastet werden, hält Beratungen begonnen wird, besteht die Zwecke, dabei könnten international tungen“ am 01.07.2002 eingeführ- angemahnt. der Deutsche Kulturrat eine umfassen- Chance, die Reform des Gemeinnützig- eingeführte Klassifikationen als Ori- ten amtlichen Vordrucke für Zuwen- de Reform des seit Jahrzehnten ge- keits- und Spendenrechts in dieser Le- entierung herangezogen werden, dungsbestätigungen führen zu ei- Zivilgesellschaftliche Organisationen wachsenen und unsystematischen Ge- gislaturperiode umzusetzen. Es kann nem beträchtlichen Aufwand, da es übernehmen eine wichtige Rolle in der meinnützigkeits- und Spendenrechts dabei bereits auf Vorarbeiten aus der · eine Klarstellung, dass Dachverbän- eine Vielzahl unterschiedlicher Mus- Bürgergesellschaft. Sie sind Ausdruck für dringend geboten. Dabei muss auch letzten Legislaturperiode, Beiträge aus de auch nicht gemeinnützigen Mitglie- ter gibt und geringste Abweichungen des Engagements für das Gemein- ein verändertes Verhalten des Staates der Wissenschaft sowie Positionen und dern gegenüber Leistungen erbringen von den (inanzbehörden teilweise wohl. Sie leisten einen wesentlichen zur Zivilgesellschaft deutlich werden. Stellungnahmen der gemeinnützigen dürfen, ohne dass die eigene Gemein- zum Anlass genommen werden, die Beitrag zum Zusammenhalt der Gesell- Organisationen zurückgegriffen wer- nützigkeit daran Schaden nimmt, Spende nicht anzuerkennen, schaft. Bürgerschaftliches Engage- Die Enquete-Kommission des Deut- den. Eine Zweiteilung der Reform in ments findet sich vor allem in zivilge- schen Bundestags „Zukunft des Bürger- kurzfristig umsetzbare und langfristig · eine Lockerung der zeitnahen Mittel- · eine Präzisierung der Haftungsrege- sellschaftlichen Organisationen in al- schaftlichen Engagements“ hat die anzugehende hält der Deutsche Kul- verwendungspflicht, hier wäre daran lungen für ehrenamtliche Vereinsvor- len gesellschaftlichen Bereichen. Spe- Reform des Gemeinnützigkeitsrechts im turrat nicht für zielführend. Es sollte zu denken, dass eine zeitnahe Mit- stände. ziell im Kulturbereich sind z.B. die zahl- Jahr 2002 als wichtiges Handlungsfeld vielmehr eine Reform aus einem Guss telverwendung auch dann gegeben reichen Laienorganisationen der ver- beschrieben und dem Deutschen Bun- erfolgen. ist, wenn die Mittel im übernächsten Ebenso sieht der Deutsche Kulturrat schiedenen künstlerischen Sparten, destag empfohlen, sich dieses Themas Kalender- oder Wirtschaftsjahr veraus- die gemeinnützigen Organisatio- (ördervereine von Kultureinrichtungen, anzunehmen. Der Unterausschuss Bür- Dabei sollte auch eine grundsätzliche gabt werden, nen selbst gefordert, einen Beitrag Kunstvereine, Literarische Gesellschaf- gerschaftliches Engagements des Deut- Debatte darüber erfolgen, zu mehr Transparenz zu leisten. ten, Vereine der kulturellen Kinder- und schen Bundestags hat in der 15. Le- · eine verbesserte Transparenz in der Mögliche Optionen sind dabei: Jugendbildung, soziokulturelle Zentren, gislaturperiode bereits Anhörungen zu · anhand welcher Kriterien die Gemein- Vermögensrechnung sobald die Ein- Trägervereine von Kultureinrichtungen, dem Thema durchgeführt, konnte sei- wohlverträglichkeit festgelegt werden nahmen einen noch festzusetzenden · mehr Transparenz durch freiwillige Stiftungen sowie Einrichtungen der ne Beratungen auf Grund des vorzeiti- sollte. Es bieten sich hierfür an, das Betrag überschreiten. Eine Neurege- Selbstauskunft, hier könnten ge- kulturellen Kinder- und Jugendbildung gen Endes der Wahlperiode im Jahr Integrationspotenzial und das Partizi- lung darf aber nicht dazu führen, dass meinnützige Organisationen sich usw. zu nennen. In seiner Stellungnah- 2005 aber zu keinem Ende führen. Die pationspotenzial einer Körperschaft, ehrenamtliche Aktive in Vereinen selbst verpflichten über ihre Arbeits- me „Bürgerschaftliches Engagements Spitzenverbände Deutscher Sportbund, der Aufbau von sozialem und kultu- durch zusätzlichen bürokratischen schwerpunkte, ihre Einnahmen und in der Kultur stärken!“ aus dem Jahr Bundesarbeitsgemeinschaft (reie rellem Kapital und die (örderung des Aufwand belastet werden, Ausgaben sowie ihr Vermögen Aus- 2003 hat der Deutsche Kulturrat ex- Wohlfahrtspflege, Deutscher Natur- bürgerschaftlichen Engagements. kunft zu geben, in diesem Zusam- emplarisch die Vielfalt des Bürger- schutzring, VENRO (Organisationen der D.h. im Mittelpunkt steht die Leistung · eine Erweiterung der Abzugsfähigkeit menhang könnte auch über verbind- schaftlichen Engagements in der Kul- Entwicklungszusammenarbeit), Bun- für die Gesellschaft und nicht – wie von Zuwendungen in das Vermögen liche Vorgaben einer einheitlichen tur aufgezeigt. Ebenso hat der Deut- desverband Deutscher Stiftungen und heute vorherrschend – das subsidiä- einer Stiftung. Hier geht es in erster Rechnungslegung nachgedacht wer- sche Kulturrat deutlich gemacht, dass Deutscher Kulturrat erarbeiten zur Zeit re Handeln zum Staat. Linie darum, Anreize zur Errichtung den, er für eine Stärkung des Bürgerschaft- zusammen mit Wissenschaftlern in ei- von Stiftungen mit einem großen Stif- lichen Engagements die Entbürokrati- ner Projektgruppe „Reform des Ge- · ob weiterhin die (inanzbehörden tungsvermögen zu schaffen, · als Auskunftsmöglichkeit über die sierung für erforderlich hält. meinnützigkeits- und Spendenrechts“ darüber befinden soll, ob eine Kör- Organisationen der Zivilgesellschaft Vorschläge zur Reform des Gemeinnüt- perschaft gemeinwohlorientiert ist · eine Aufhebung des Endowmentverbo- eine Datenbank zu schaffen, in der Die aktuellen Debatten um den Zu- zigkeits- und Spendenrechts. Diese oder dafür nicht eine andere Organi- tes, d.h. die Schaffung der Möglich- gemeinnützige Organisationen mit sammenhalt der Gesellschaft, um die Zusammenarbeit der Spitzenverbände sationsform geschaffen werden soll- keit, dass Stiftungen sich wiederum ihren Grunddaten verzeichnet sind. Integration von Minderheiten, um die aus dem gemeinnützigen Bereich sig- te wie es in anderen europäischen selbst als Stifter betätigen können, Eine solche Datenbank sollte inner- Erfordernisse im Bildungsbereich zei- nalisiert, dass es sich um eine grund- Staaten bereits üblich ist. halb der Zivilgesellschaft geschaffen gen, dass gesellschaftlicher Hand- legende gesellschaftspolitische Reform · die Möglichkeit Lebenspartner oder werden und hier sollte auch die Ver- lungsbedarf besteht, der nicht allein und keine „Schönheitsreparaturen“ am In Hinblick auf Änderungen im beste- Partner in einer eingetragenen Le- ständigung darüber stattfinden, wel- vom Staat geregelt werden kann. geltenden Recht handeln muss. henden System hält der Deutsche Kul- benspartnerschaft mit einer Stifterren- che Daten veröffentlicht werden soll- Ebenso wenig können die Probleme turrat folgende Aspekte für vordringlich: te bedenken zu können wie es derzeit ten. allein vom Markt gelöst werden, da Mit (reude hat der Deutsche Kulturrat bei Ehepartnern bereits möglich ist, hier das Ziel der Gewinnoptimierung zur Kenntnis genommen, dass sich · klare auch für Laien verständliche Der Deutsche Kulturrat ist überzeugt, vorrangig ist. Gemeinnützigen Orga- CDU/CSU und SPD im Koalitionsvertrag Regelungen, · die Abschaffung der Pflicht zur Abga- dass eine gründliche Debatte zum Ge- nisationen, die weder dem Markt „Gemeinsam für Deutschland – Mit Mut be einer Körperschafts- und Gewer- meinnützigkeits- und Spendenrechts noch dem Staat angehören, die kei- und Menschlichkeit“ zur Stärkung des · eine verbindliche Aussage zur Gemein- besteuererklärung bei Körperschaf- zu einer Stärkung des gemeinnützi- ne Gewinne erwirtschaften wollen und Bürgerschaftlichen Engagements und nützigkeit einer Organisation nach ten, deren Einnahmen nachweislich gen Bereiches beitragen wird und die aus der Bürgerschaft heraus le- der Reform des Gemeinnützigkeits- Prüfung der Satzung durch die (i- den (reibetrag von 3.835 € im Jahr damit die Bürgergesellschaft als sol- ben und legitimiert sind, kommt da- rechts bekannt haben. Der Deutsche nanzbehörden. Laut geltendem Recht nicht erreichen; dabei sollte die Ein- che gestärkt wird. Die Bürgergesell- her eine herausragende (unktion bei Kulturrat sieht dies als ein wichtiges wird ein vorläufiger Bescheid ausge- reichung eines Rechenschaftsberichts schaft gewinnt gerade in Wissen- der Bewältigung der gesellschaftspo- Signal, dass in dieser Legislaturperio- stellt und die Gemeinnützigkeit im als Nachweis ausreichen, schaft, (orschung und Kultur an Be- litischen Herausforderungen zu. Ge- de eine Reform erfolgen wird. Nachhinein festgestellt. D.h. konkret deutung. Der Staat tut angesichts meinnützige Organisationen sind eine zivilgesellschaftliche Organisation · die Einführung eines einheitlichen seiner eigenen Einsparungen gut da- Schulen der Demokratie, der Selbst- Der Deutsche Kulturrat appelliert an die ist letztlich immer gemeinnützig gewe- Spendenabzugs in Höhe von minde- ran, die Bürgergesellschaft zu stär- organisation und der Solidarität. Bundesregierung und die im Deutschen sen und nicht aktuell gemeinnützig, stens 10%, ken.

letzten 30 Jahren vielfach Änderun- Onlus) eine eigene Fachbehörde Steuerpflicht, und treten nicht von mit den Spenden an politische Par- Fortsetzung von Seite 13 gen erfolgt. Maßnahmen des Gesetz- (oder Fachbehörden auf Landesebe- sich aus mit der Finanzverwaltung in teien und Progressionsneutralität. gebers der Staatsverwaltung sowie ne) zu schaffen. Kontakt, sondern sind lediglich auf Offener Diskurs von eine ausufernde Rechtsprechung Bei der Beurteilung der Steuer- Aufforderung zu Auskünften ver- Worauf kommt es jetzt an? Bürgern und achleuten haben zu einer unübersichtlichen pflicht einer Körperschaft sollen als pflichtet. Große Organisationen hat- Gemengelage geführt, die es dem ausschlaggebendes Kriterium die Kör- ten im abgelaufenen Kalenderjahr Das Wichtigste ist zunächst ein offe- freit werden können, wenn sie nach rechtsanwendenden Laien schier perschaften abgegrenzt werden, die einen Umsatz von mehr als 30.000 ner Diskurs, an dem sich möglichst Auffassung der Staatsorgane Dienst- unmöglich macht, ohne professio- durch Satzung und tatsächlich dem Euro. Sie geben unter Beifügung von viele Fachleute aus Theorie und Pra- leistungen erbringen, die deren Tätig- nelle Hilfe wirken zu können. Ausschüttungsverbot unterworfen Unterlagen eine Erklärung gegenüber xis, ebenso wie interessierte Bürger- keit ergänzen, kostengünstiger substi- Die seit 1956 stetig steigende Be- sind. Die Gemeinwohlverträglichkeit dem zuständigen Finanzamt ab, aus innen und Bürger beteiligen. Insofern tuieren oder auf andere Weise dabei deutung des Europäischen Gemein- wird nicht an der Mitwirkung an Auf- der hervorgeht, ob und gegebenen- ist jeder Vorschlag willkommen, der mithelfen, Staatsziele zu verwirkli- schaftsrechts hat zunehmend zu In- gaben der öffentlichen Gebietskörper- falls zu welchen Teilen eine Steuer- den Reformprozess als kulturelles Pro- chen. Der damals heraufziehende kompatibilitäten geführt, die weder schaften gemessen, sondern an gesell- pflicht besteht. jekt begreift. Ziel dieses Projekts ist es, Wohlfahrtsstaat findet hier ebenso sei- für die zivilgesellschaftlichen Orga- schaftsrelevanten Attributen, etwa In- Die Teilbereiche Idealbereich, das zivilgesellschaftliche Leitbild zu nen Niederschlag wie Vorstellungen nisationen noch für die Gesellschaft tegrationspotential, Partizipationspo- Vermögensverwaltung, Zweckbetrieb entwickeln, an dem sich neue Geset- von der gemeinsamen, aber aus- tragbar sind. Das Gemeinnützigkeits- tential, Aufbau von sozialem Kapital, und wirtschaftlicher Geschäftsbe- zes- und Verordnungstexte zu orien- schließlich von den Staatsorganen recht sieht sich immer stärker mit EG- Förderung von bürgerschaftlichem trieb werden danach definiert, ob die tieren haben. Dabei sind die interna- bestimmten Anstrengung aller Kräfte. rechtlichen Restriktionen wie dem Engagement und dergleichen. Durch Tätigkeit in einem unmittelbaren Zu- tionale Debatte und Fortschritte in Diese theoretische Grundlage Beihilfe- und dem Wettbewerbsver- diesen Prioritätenwechsel wird auch sammenhang mit der Erfüllung ih- anderen Ländern einzubeziehen. hat das Kaiserreich ebenso überdau- bot (vgl. Art. 87 EGV) konfrontiert. der unseligen und im geltenden Recht rer zielorientierten Satzungsaufga- ert wie die Weimarer Republik, das höchst unbefriedigenden Abgrenzung ben steht (related business) oder pri- Der Verfasser ist Direktor des Dritte Reich und die Bundesrepub- Was soll sich konkret zwischen selbstloser Förderung und mär der Einnahmenerzielung dient Maecenata Instituts für Philanthro- lik Deutschland und, wenn man so ändern ? Geselligkeit weitgehend der Boden (unrelated business). Die Beschrän- pie und Zivilgesellschaft an der will, die DDR. Höchst unterschiedli- entzogen. kung, wonach der wirtschaftliche Humboldt Universität zu Berlin. che Gesellschaftsmodelle haben in- Es soll künftig nicht originäre Aufga- Die Finanzbehörden sollen zwi- Geschäftsbetrieb nicht überwiegen sofern die Rahmenbedingungen für be der Finanzverwaltung sein, die schen großen und kleinen Organisa- darf, wird aufgehoben, da dieser Die von diesem Institut und dem die Tätigkeit der freiwilligen, privat- Ziele des allgemeinen Wohls zu de- tionen unterscheiden: ohnehin steuerpflichtig ist. Privatinstitut für Stiftungsrecht e.V. rechtlichen, dem allgemeinen Wohl finieren. Es wird daher vorgeschla- Kleine Organisationen haben im Spenden sollen von der Steuer- im September 2005 vorgelegten verpflichteten, nicht gewinnorien- gen, nach englischem und teilweise vorausgehenden Kalenderjahr einen schuld abgesetzt werden. Die Grün- Vorschläge sind unter tierten Organisationen nicht ändern italienischem Muster (Charity Com- Jahresumsatz von weniger als 30.000 de hierfür sind insbesondere leichte- www.maecenata.de als Opusculum können. Zu Einzelheiten sind in den mission bzw. Commissione per le Euro erzielt. Sie unterliegen nicht der re Administration, Gleichbehandlung Nr. 19 herunterzuladen. ZUR DISKUSSION GESTELLT politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 15

Autorenfilm ohne Lobby Anmerkungen zur aktuellen ilmpolitik • Von Clara Burckner

Wenn man die Entwicklung des wand an Presse- und Promotionsar- Filme haben. Deshalb übernahmen selben Chancen am Markt. Wobei Schon bei der Produktion gilt der deutschen Autorenfilms der letzten beit, Marketing und Werbestrategien professionell erfahrene Produzenten wir direkt bei der Verleihförderung Maßstab, dass der Einsatz öffentli- Jahre beobachtet, kann man nur eingesetzt wird. das Risiko, ihre Filme zu produzie- sind: Verfügt ein Verleih über die nö- cher Fördergelder nur zu rechtferti- feststellen, dass die Kulturpolitik in Keiner fragt mehr, wie viele klei- ren. Nur noch die Produzenten tigen Eigenmittel von 30 Prozent, die gen ist, wenn der Film so gemacht Bezug auf die ilmpolitik versagt ne künstlerisch anspruchvolle Filme wussten, wie mit den immer schwie- er nachweisen muss, um die restli- wird, dass ihn möglichst viele Men- hat. Keiner der Kulturstaatsminis- von all dem Geld, das hier verfeiert riger werdenden Richtlinien die chen 70 Prozent Fördergelder zu be- schen sehen wollen, also für ein ter hat ein Konzept entwickelt, wie wird, gedreht werden könnten, wie immer teurer werdenden Produkti- kommen, kann er einen Film mit vie- möglichst großes Kinopublikum eine kulturelle Vielfalt des einhei- viele Programmkinos nicht länger onen aus den inzwischen unzähligen len Kopien gleichzeitig in vielen muss er gemacht werden. Nach die- mischen ilms im Kino sichtbar blei- um ihre Existenz bangen müssten, Fördertöpfen zu finanzieren waren. Städten starten, wenn er ihn auch sem Kriterium beurteilt ihn dann ben kann. wenn sie mit den Geldern, mit der Diese Veränderung vom Autoren- entsprechend mit teuren Werbe- auch ein Verleih und erst recht die die Branche sich als „Event“ feiert, film zurück zum Produzentenkino maßnahmen bekannt machen kann. Kinos, die um ihre Existenz bangen, tattdessen wurde auch die kultu- ihre Arbeit bezahlen könnten. Das ist war nur möglich, weil sich mit der Dieses Risiko kann ein Verleih nur wenn sie ein Filmkunst-Programm S relle Produktionsförderung des ein Skandal angesichts der existen- Bürokratie der anwachsenden För- eingehen, wenn er über genügend gestalten, das nicht mit einem Mas- Bundes der wirtschaftlichen Förde- tiellen Probleme von Filmemachern dertöpfe langsam aber sicher ein po- Mittel verfügt. Er wird diese Mittel senpublikum rechnen kann. rung der Filmförderungsanstalt un- und Programmkinobetreibem. litischer Trend durchsetzte, der „Film nur einsetzen, wenn er beim nächs- Die Politik hat nur in Ausnahme- terstellt. Nur ein Beispiel: Früher Solange die Sektion Film im als Kulturgut“ dem „Film als Wirt- ten Film wieder einen kommerziellen fällen die Filmkunst gefördert, auch konnte ein Filmemacher von seinem Deutschen Kulturrat sich für eine schaftsgut“ völlig unterordnete, also Erfolg an der Kinokasse erwarten rot-grün hat für eine Autorenfilmkul- Bundesfilmpreis ohne Eigenmittel kulturelle Förderung des deutschen ein Wirtschaftskulturgut, das eine kann, mit dem er zumindest seine tur keine Konzepte entwickelt. Un- und ohne andere Förderung seinen Films einsetzen konnte, solange es Trennung zwischen Kultur und Wirt- investierten Eigenmittel wieder ein- terhaltung statt „Recht auf Kultur“ nächsten Film ausschließlich von auf allen Ebenen kreative Kräfte gab, schaft völlig aufheben sollte. Es gibt spielen kann. setzte sich durch. Die Filme mit den diesem Preisgeld produzieren, auch die zwischen kommerzieller und also nur schlechte oder gute, nur er- Mit Kulturvermittlung hat das politisch brisanten Themen kom- als sein eigener Produzent. Heute notwendig kultureller Filmförderung folglose oder erfolgreiche Filme. nichts zu tun, da es in erster Linie da- men aus anderen Ländern, die weit darf das Preisgeld nur noch einen unterschieden, und im Deutschen Nach dieser Auffassung ist jeder Film rum geht, dass der Film als ein Produkt weniger öffentliche Förderung ha- Teil des Gesamtbudgets ausmachen, Kulturrat selbstverständlich nur die nach denselben Maßstäben zu beur- gehandelt wird, mit dem man Gewin- ben, derweil hierzulande entdeckt denn kleine eigenständige, nur nach Filmkultur vertreten war – war ich teilen, denn er hat ja angeblich die- ne an der Kinokasse erzielen kann. wurde, Film als „Eventkultur“ zu fei- den eigenen künstlerischen Maßstä- persönlich, als die von den Filmema- Eine kulturelle Verleihförderung ern. ben produzierte Autorenfilme soll es cherInnen einstimmig gewählte Ver- ohne Eigenmittel, mit deren Hilfe Eine Kulturpolitik, die unsere Fil- nicht mehr geben. treterin, viele Jahre sehr motiviert, nicht kommerziell orientierte Verlei- memacherInnen ermutigt, innovati- Entsprechend wurde auch der dem deutschen Autorenfilm auch her Filme als Kulturgut dem Zu- ve Filme zu machen, die sich mit den deutsche Filmpreis zum „Event der auf der bundespolitischen Ebene des schauer vermitteln sollten, gibt es wichtigsten Themen unserer Zeit Produzenten” entwickelt, da sie jetzt Deutschen Kulturrats Anerkennung nicht, denn Film muss nach heuti- und unserer Gesellschaft befassen, über die Preis- und Fördergelder ver- und Unterstützung zu verschaffen. ger Auffassung immer auch ein Wirt- gibt es nicht mehr, seit die Filmema- fügen und nicht mehr der Filmema- Dieser deutsche Autorenfilm in schaftsgut sein, das den Kinozu- cherinnen als Autorenfilmema- cher, dessen Film den Preis bekam. seiner ganzen Vielfalt hat heute schauern mit aufwendiger Vermark- cherlnnen resigniert haben. Dies Bei den Unsummen, die inzwischen Iängst keine Lobby mehr, seitdem tung erfolgreich verkauft werden wird sich erst wieder ändern, wenn aus vielen Fördertöpfen für die Pro- sich die FilmemacherInnen aus der kann. eine neue Generation ihre Ansprü- duktionsförderung ausgegeben wer- aktiven FiImpolitik zurückgezogen Am Kinomarkt behauptet sich che anmeldet, Filme nach kulturel- den, gibt sich die Branche national haben, und jeder nur noch seine ei- nur, was bekannt ist. Entweder die len Richtlinien zu realisieren und und international erfolgreich, ob- genen Interessen verfolgen muss, als Ware international vermarkteten dafür ihren Anspruch auf Förderung wohl nur wenige „Highlights“ jähr- wie er/sie den nächsten Film reali- großen Blockbusterfllme, die das durchsetzt. lich kommerziell und künstlerisch sieren kann. Massenpublikum ins Kino lockt oder Erfolg haben. Man feiert sich auf Infolgedessen setzte sich pures die Arthouse-Filme, die künstlerisch Die Verfasserin ist Geschäftsführerin zahllosen Festivals und möglichst wirtschaftliches Denken durch: Pro- und kommerziell erfolgreich sind, des Basis-Film Verleihs Berlin glamourösen Empfängen aus jedem fessioneller sollten sie arbeiten ler- wenn sie ebenfalls mit großem Wer- nur möglichen Anlass. „Eventkultur“ nen, unsere FilmemacherInnen, 35mm Filmkamera Arriflex 300 beaufwand In den Kinos bekannt Lesen Sie auch das Porträt über ist angesagt, für die ein großer Auf- kommerziellen Erfolg sollten ihre Foto: Wikipedia gemacht werden können. Clara Burckner auf Seite 21.

Wo die Musik lebt. , Mohr Design MEV Bilder © Getty, © Bilder

wdr 3. Das Kul ture reignis. In Ihrem Radio.

WDR3 AZ 285 x 205 PUK.indd 2 17.10.2005 11:08:22 Uhr ZUR DISKUSSION GESTELLT politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 16

Ein Zweckverband für die Kultur? Wie Hessen interkommunale Zusammenarbeit verordnet • Von Wolfgang Schneider

Mitte Juli 2005 war es soweit. Nach- relle Zwangskooperation“ geschmie- sich 17 Gemeinde und Kreise zusam- dem der Staatsgerichtshof das Bal- det und der sozialdemokratische mengefunden, um das Schleswig- lungsraumgesetz für das Rhein- Oberbürgermeister von Offenbach, Holsteinische Landestheater mit den Main-Gebiet für rechtens befunden Gerhard Grandke, rechnet vor, dass drei Standorten Flensburg, Schleswig hat, soll nun die erste Gründung ei- er keinen Spielraum mehr für die und Rendsburg zu gründen. Zur För- nes Zusammenschlusses „zur Wahr- kommunale Kulturförderung habe: derung des Kulturdialogs und der nehmung der Aufgabe der Unterhal- „Für meine Stadt würde das bedeu- Durchführung von Kulturprojekten tung von kulturellen Einrichtungen ten, dass wir mit 4,2 Millionen Euro aus kommunalen und(!) Landesmit- von überörtlicher Bedeutung“ erfol- den Frankfurter Kulturhaushalt sub- teln entstanden zwei Kultursekreta- gen. Mit einer so genannten Dring- ventionieren“. (Frankfurter Rund- riate in Nordrhein-Westfalen, die lichkeitserklärung hat die Hessische schau vom 12.7.2005) Das sei prak- bundesweit mit Festivals und dezen- Landesregierung der Bildung eines tisch der gesamte Offenbacher Kul- tralen Programmen Aufmerksamkeit Zweckverbandes Kultur den Weg be- turetat. Für eigene Kultureinrichtun- erregen. Im Rahmen der Olympiabe- reitet. In seiner Regierungserklä- gen bleibe dann kein Cent mehr üb- werbung der baden-württembergi- rung vom 13.7.2005 begründete der rig (siehe hierzu auch politik und schen Landeshauptstadt entstand Hessische Ministerpräsident Roland kultur 6/2005). Das Offenbacher die „Kulturregion Stuttgart e.V.“, die Koch den Eingriff in die kommunale Stadtparlament hat bereits beschlos- jährlich Kulturangebote in ihren Selbstverwaltung mit dem Argu- sen, gegen eine Zwangs-Abgabe zu mehr als zwei Dutzend Mitgliedskom- ment, dass die Region um rankfurt klagen. Aber auch CDU-regierte Kom- munen koordiniert und vermarktet. am Main mit Paris, New York und munen schließen sich dem Protest an. Erfolgreiches Modell aus dem Osten London wettbewerbsfähig gemacht Der Landrat des Hochtaunuskreises, der Republik ist das Sächsische Kultur- werden müsse. „Wir wollen den Stel- Jürgen Banzer (CDU), ließ erklären, raumgesetz, das 1994 unter aktiver lenwert als Kulturregion dem Stel- dass er nicht zur Mitfinanzierung des Mitwirkung des Städte- und Gemein- lenwert, den diese Region als inter- Frankfurter Kulturangebots beitragen detages des Freistaates geschaffen nationaler Netzknotenpunkt, als in- wolle. Und selbst die Frankfurter Ob- und gerade letztes Jahr bis 2011 ver- ternationaler Marktplatz, als inter- erbürgermeisterin Petra Roth reagier- längert wurde. Das Sächsische Kultur- nationaler inanzplatz hat, anpas- te kritisch auf die Ankündigungen ih- raumgesetz sieht elf Kulturräume (3 sen“, sagte er. Roland Koch will die res Parteifreundes Koch. Die Stadt sei urbane und 8 ländliche) vor, die als re- 75 Umlandgemeinden an der inan- nicht bereit, die Bühnen und Museen gionale Zweckverbände konzipiert zierung von bedeutenden Kulturein- in das Eigentum des Zweckverbandes wurden, in denen sich Landkreise und richtungen beteiligen und hat des- zu übergeben. Auch kleinere Städte Städte zusammenfinden, um die Fi- halb eine Liste mit so genannten und Gemeinden kämen an ihre Gren- nanzierungslasten regional bedeutsa- „Leuchttürmen“ erstellen lassen, zen. Einerseits wenden sie selbst nur Die Alte Oper in Frankfurt am Main Foto: Heidas mer Kultureinrichtungen und -maß- die unter anderem folgende Kriteri- eher bescheidene Mittel für die Kul- nahmen zu tragen. In den Kulturkon- en zu erfüllen haben: Internationa- tur auf, andererseits werden sie aber zu konterkarieren. Das von ihm ins der Frankfurter Gewerbesteuer, da venten entscheiden die Landräte und les oder nationales Angebot und von der Kommunalaufsicht bei der Spiel gebrachte kulturpolitische En- die Pendler aus dem Rhein-Main- Bürgermeister gemeinsam über die Ansehen, mindestens 50.000 Besu- Genehmigung des Haushaltes stetig gagement in München, um sich ge- Gebiet ja an der Wertschöpfung der regionale Kulturförderung. Sie werden cher per anno, davon wenigstens 20 darauf hingewiesen, die so genannten gen Berlin (zum Beispiel mit der Pi- Kernstadt beteiligt seien. dabei von Mitgliedern der Kreistage % „remdbesucheranteil“. 33 Kul- freiwilligen Leistungen (für Kultur) zu nakothek der Moderne) zu profilie- Ein Zweckverband für die Kultur und Stadträte sowie von fachlich kom- turangebote wurden ausgewählt, 24 kürzen. ren, basiert auf einer massiven Fi- muss sich andererseits fragen lassen, petenten ehrenamtlichen Kulturbeirä- davon in der Main-Metropole; da- Die Auseinandersetzungen um nanzierung durch den Freistaat. Die was das Surplus eines solchen Unter- ten unterstützt. Das Land Sachsen er- runter die Alte Oper, das Städtische den Zweckverband Kultur in Rhein- Idee eines Metropolenfonds ähnlich nehmens sein kann, was neu wird gänzt die regional aufgebrachten Mit- Kunstinstitut und das Künstlerhaus Main werden also sicher noch eine dem Hauptstadtkulturfond ist nach- und anders außer eines ökonomi- tel durch langfristig gesicherte Mitfi- Mousonturm. Offenbach ist mit dem Zeitlang das politische Geschehen in vollziehbar, aber nur durch Landes- schen Transfers. Welche Rolle spielt nanzierung, insgesamt jährlich derzeit Klingspor- und dem Deutschen Le- Hessen bestimmen, zumal im Früh- mittel zu erreichen. Auch die Alter- der Erhalt kultureller Infrastruktur, 86,7 Millionen Euro im Verhältnis ein dermuseum vertreten, Hanau mit jahr 2006 Kommunalwahlen anste- native einer Kulturstiftung Metropo- die von Koch und Stölzl in Regie- Drittel Kulturraum zu zwei Dritteln den Brüder Grimm-Märchenfestspie- hen. Kulturpolitisch macht es aber lenregion Rhein-Main setzt andere rungserklärung und Gutachten sogar Freistaat. len und dem Historischen Museum durchaus Sinn, über die Zukunft von Akzente – demokratischere allemal. ausdrücklich Erwähnung findet? Der Es gibt also viele Möglichkeiten, Schloss Philippsruhe. Außerhalb Kultureinrichtungen und Kulturar- Stölzl spricht in diesem Zusammen- Deutsche Kulturrat fordert eine „kul- Kultur zu koordinieren, Kultur zu fi- rankfurts wurde man noch in Neu- beit einer Region nachzudenken. Ob hang auch von der „Trägerschaftsbe- turelle Daseinsvorsorge“ und die nanzieren, Kultur zu ermöglichen. Isenburg (Hugenottenhalle) und Rüs- allerdings die angestrebte Organi- teiligung“ des Landes und weist auf Kulturpolitische Gesellschaft disku- Und es besteht in der Tat Bedarf – selsheim (Stadttheater) fündig und sationsmaßnahme das richtige Instru- ein Desiderat der hessischen Kultur- tiert eine „kulturelle Grundversor- regional und überregional. Braucht entschied sich auch für den Bad ment ist, darf bezweifelt werden. politik hin, die zwar die ehemaligen gung“. Wie finden solche Überlegun- eine Region wirklich fünf Opernhäu- Homburger Sommer, den „Kreis- Schon wegen der Ausgangslage, dem Residenzstädte Wiesbaden, Darm- gen jenseits von „Leuchttürmen“ Ein- ser, die z.T. mit dem gleichen Reper- StadtSommer“ in Hofheim sowie für Ballungsraumgesetz, ist Skepsis an- stadt und Kassel mit staatlichen Mit- gang in die Konzeption des Zweck- toire um die Gunst des Publikums die Burgfestspiele in Bad Vilbel. gebracht. Einen Kulturraum kann teln stattlich berücksichtigt, die Kul- verbandes? Wo werden all die Besu- buhlen? Andererseits: Braucht es man nicht allein nur nach Stadt- und tur der Freien Reichsstadt bisher cher ausgebildet, um die Kulturein- nicht mehr Kulturangebote für Kin- asis des landespolitischen Vor- Landesgrenzen definieren. Er ist ge- aber nur bescheiden fördert. Wäh- richtungen mit Ertrag nutzen zu kön- der und Jugendliche, die heute B habens sind zwei Gutachten, prägt von Publikumsströmen und rend Stölzls Gutachten genügend nen? Kulturvermittlung findet doch ebenso ein Recht auf Kunst haben die unter kulturpolitischen und fi- die sind allemal grenzüberschrei- Potenzial für den Diskurs anbietet auch in den mittleren und kleineren wie Erwachsene und nicht nur die nanzwissenschaftlichen Gesichts- tend. Im Ballungsraum Rhein-Main und übrigens an keiner Stelle dem Kommunen statt, in der Schule und Besucher von morgen sein wollen? punkten Vorschläge für eine „inhalt- sind aber die Städte Wiesbaden und geplanten Zweckverband eine allei- in der Erwachsenenbildung, in den Die Hessische Kulturpolitik ist in Be- liche Neupositionierung“ und „struk- Darmstadt nicht berücksichtigt. Auch nige Präferenz beimisst, wird das Musik- und Jugendkunstschulen, in wegung geraten. Doch allzu viel wird turelle Optimierung“ unterbreiten. durch das Fehlen der rheinland-pfäl- Gutachten Pfäfflis zu Recht kritisiert, den Heimatmuseen und Gemeinde- über den Zwang polemisiert, als über Christoph Stölzl, kurzzeitiger Kultur- zischen Landeshauptstadt Mainz da er mit seinem Zahlenmaterial eher büchereien. Von einem diesbezügli- den Zweck nachgedacht. Allzu sehr senator von Berlin, plädiert in seiner klafft eine Lücke im kulturellen Netz- nicht zu einer praktikablen Hand- chen Netzwerk ist nicht die Rede, steht die Finanzierung im Mittel- Erörterung für eine gemeinschaftli- werk. Viele Hessen nutzen aber lungsempfehlung beitrage. Der Un- eine solche Verschränkung von So- punkt der Debatte, als dass über Stär- che Verantwortung für einen europä- selbstverständlich auch die links- tersuchungszeitraum sei zu kurz ge- ziokultur und Hochkultur ist nicht ken und Schwächen der Kulturange- isch bedeutsamen und weltweit kon- rheinischen Kulturangebote. Und wesen und was wäre – so fragte der Gegenstand der Diskussion. Dient bote reflektiert wird. Und allzu wenig kurrenzfähigen Metropolenraum vice versa. Warum also nicht auch die Vorsitzende der Fraktion Bündnis der Zweckverband also tatsächlich werden die Alternativen diskutiert, und regt an, in der Kultur nicht nur Mainzer zur Kasse bitten, wenn sie in 90/Die Grünen im Hessischen Land- der Zukunftssicherung der Kultur- die sich nicht machtpolitisch auf ein den Status Quo zu finanzieren, son- Frankfurt das Museumsufer besu- tag, Tarek Al-Wazir, was wäre, wenn landschaft Rhein-Main? Kulturein- Ballungsraumgesetz stützen, sondern dern auch die „Landschaft mit chen? Was ist von den Aschaffenburg- just an jenen Tagen der empirischen richtungen bedürfen nicht nur der auf die Gegebenheiten der Kultur- Leuchttürmen“ auszubauen: „Stär- ern zu erwarten, die ebenfalls in ei- Erhebung die Landfrauen aus Wöll- Finanzierung, zunehmend bedarf es landschaft – zwischen Mainz und ken stärken!“ Stefan Pfäffli von der ner halben Stunde am Römer sein stadt mit zwei Bussen im Frankfur- auch einer Kulturpolitik der struktu- Wiesbaden, Frankfurt und Darm- Hochschule für Wirtschaft in Luzern können, aber aus Bayern stammen? ter Volkstheater vorgefahren wären? rellen Reform, des Umbaus und der stadt. Noch immer liegt ein anderes hat dagegen empirisch untersucht, Darmstadt rühmt sich gerne als Die ironisch-polemische Anmer- Neuorientierung. Wie weit muss der Gutachten in der Schublade der hes- wer welche Kulturangebote in der heimliche Kulturhauptstadt Hessens. kung macht auf das Zufälligkeits- Zweck des Verbandes in diesem Sin- sischen Staatskanzlei: Der Bericht ei- Region nutzt, leitet davon Überle- Warum aber werden der Jugendstil prinzip der Daten aufmerksam. Un- ne definiert werden? Welche Auswir- ner unabhängigen Kulturkommissi- gungen zur „Verteilungsgerechtig- auf der Mathildenhöhe oder die zeit- geklärt bleibt auch die Tatsache, dass kungen haben die finanziellen Belas- on aus der letzten Legislaturperiode. keit“ ab und entwickelt daraus ein genössischen Komponisten der Feri- bis zu einem Viertel der Besucher der tungen in der kommunalen Kultur- Darin ist inhaltlich und nicht formal- Modell der Finanzierung eines enkurse für neue Musik ausgegrenzt? Kultureinrichtungen in Frankfurt aus finanzierung, die zu einem beacht- juristisch aufgelistet, was das Land zu Pflichtverbands Kultur. Auf der Gutachter Stölzl macht zu Recht dar- dem Ausland kommen (40 % im Goe- lichen Teil Projekte fördern, die ganz tun habe in Sachen Kunst und Kultur. Grundlage der quantifizierten Besu- auf aufmerksam, dass es bei der Me- the-Haus) oder bis zu 10 % aus dem bedeutsam auch von ehrenamtlicher Die wesentliche Aussage ist: Der Staat cherströme hätte die Stadt Oberur- tropolenbildung nicht nur um ein übrigen Deutschland (20 % im Na- Arbeit geprägt sind? Und schließlich: muss sich stärker beteiligen. Gemeint sel im Taunus rund zwei Millionen Sammelsurium von Kultureinrich- turmuseum Senckenberg). Und wie Gibt es nicht andere Modelle, die auf ist vor allem die Finanzierung durch Euro jährlich in den Zweckverband tungen gehen kann. Was die Region steht es um die sicher auch in Luzern freiwilliger Basis eine Kulturregion das Land Hessen. zu zahlen, die Stadt Mühlheim am so überregional bedeutsam macht, gelehrte Umwegrentabilität von öf- zusammenhalten? Main eine Million, die Stadt Mörfel- sind die so genannten Alleinstel- fentlicher Kulturförderung? Erwie- Die Enquête-Kommission „Kul- Der Verfasser ist Inhaber des den-Walldorf im Kreis Groß-Gerau lungsmerkmale der Kulturangebote. senermaßen hinterlässt das Kultur- tur in Deutschland“ des Deutschen Lehrstuhls für Kulturpolitik der noch eine halbe Million und selbst Und dazu zählt zum Beispiel auch das publikum neben den Eintrittsgel- Bundestages hat sich u.a. auch mit Universität Hildesheim kleinste Kommunen wie Neu-An- Rheingau Musik-Festival; einzigartig dern auch reichlich Euro vor Ort für diesen Fragen befasst und erste Er- spach im Hochtaunuskreis oder Flor- auch deshalb, weil es größtenteils pri- Essen und Trinken, meist auch für gebnisse zusammengetragen. Ne- stadt im Wetteraukreis müssten noch vat finanziert ist. Souvenirs und Merchandisingpro- ben dem kommunalen Finanzaus- Der Text ist die gekürzte Fassung ei- Beträge zwischen 24.000 bis 168.000 Wer das Gutachten von Stölzl ge- dukte, aber ebenso für Verkehrsmit- gleich, der auch die kulturtragenden nes Beitrages, der im Oktober in Heft Euro für die Nutzung der regionalen nauer liest, wird vielerlei Ungereimt- tel und Hotels. Der schon erwähnte Städte besonders berücksichtigen 7 von „Kultur. Politik. Diskurs. Aus Kultur-Leuchttürme berappen. heiten feststellen, die bewusst oder Oberbürgermeister aus Offenbach kann, wäre die Einbindung des Um- Lehre und Forschung des Instituts für Das ist nicht unumstritten. Die SPD unbewusst dazu beitragen, die Po- verlangt in diesem Zusammenhang landes durch vertragliche Vereinba- Kulturpolitik der Universität Hildes- hat flugs ein „Bündnis gegen kultu- sition des Auftraggebers zumindest gar die Beteiligung des Umlandes an rungen zu ermöglichen. So haben heim“ erschien. AUS DEN GREMIEN / EUROPA politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 17

Aus den Gremien des Deutschen Kulturrates Von Gabriele Schulz

Der Fachausschuss Medien des schiedenen Mitgliedsverbänden der Deutschen Kulturrates trat am Sektionen des Deutschen Kulturra- 18.10.2005 unter der Leitung des Aus- tes wurde über die im Oktober 2005 schussvorsitzenden Heinrich Blei- verabschiedete UNESCO-Konventi- cher-Nagelsmann zusammen. In ei- on zum Schutz der kulturellen Viel- ner sehr produktiven Sitzung wurden falt und die anstehende Umsetzung Fragen der Medienentwicklung und dieses Instruments in Deutschland der Medienwirkung debattiert. Der debattiert. Ausschuss setzte seine Arbeit an der Im Mittelpunkt der Sitzung des Vorbereitung eines Grundsatzpapiers Fachausschusses Bildung am des Deutschen Kulturrates zu medi- 27.10.2005 unter dem Vorsitz des enpolitischen Fragen fort. Ausschussvorsitzenden Christian Am 26.10.2005 traf sich der Fach- Höppner stand neben dem Aus- ausschuss Europa/Internationales tausch zu den aktuellen Anforderun- des Deutschen Kulturrates unter gen in der kulturellen Bildungspoli- dem Vorsitz des Ausschussvorsitzen- tik die Begleitung des neuen Projek- den Prof. Dr. Max Fuchs. Nach einer tes des Deutschen Kulturrates „Um- ersten „tour d’horizon“ zu den euro- setzung der Konzeption Kulturelle papolitischen Aktivitäten in den ver- Bildung in ausgewählten Hand-

Mitgliederversammlung des Deutschen Kulturrates Foto: Marleen Mützlaff

lungsfeldern“. Der Ausschuss wird Gemeinnützigkeits- und Spenden- zenden des Ausschusses für Kultur sich in der nächsten Zeit schwer- rechts vor, die in den Sprecherrat und Medien des Deutschen Bundes- punktmäßig mit der Frage befassen, eingebracht wurde. tags Hans-Joachim Otto, MdB statt. welche Auswirkungen der demogra- Breiten Raum in der Mitglieder- Im Mittelpunkt des Gespräches stan- fische Wandel auf die kulturelle Bil- versammlung des Deutschen Kultur- den die kulturpolitischen Vorhaben in dungsarbeit hat. rates am 30.11.2005 in der Akademie der gerade begonnenen Legislaturpe- Der Fachausschuss Steuern des der Künste in Berlin nahm die Frage riode. Deutschen Kulturrates tagte am ein, wie die Mitgliedsverbände der Der Sprecherrat des Deutschen 08.11.2005 unter der Leitung des Sektionen des Deutschen Kulturrates Kulturrates traf sich zu seiner ab- Ausschussvorsitzenden Prof. Dr. Pe- stärker in kulturpolitische Debatten schließenden Sitzung im Jahr 2005 ter Raue. Im Mittelpunkt der Debat- einbezogen werden können. Vorstand am 14.12.2005 unter dem Vorsitz te stand die anstehende Reform des und Geschäftsführung wurden für den von Prof. Dr. Max Fuchs. Breiten Gemeinnützigkeits- und Spenden- Haushalt 2004 entlastet, der Haus- Raum nahm die Auswertung der De- rechts und hier die Forderungen des haltsplan 2006 wurde verabschiedet. batten in der Mitgliederversamm- Deutschen Kulturrates an diese Re- Im Anschluss an den internen Teil der lung des Deutschen Kulturrates ein. v.l.n.r.: Prof. Dr. Max Fuchs, Hans-Joachim Otto, MdB, Prof. Dr. Adolf Muschg form. Der Fachausschuss bereitete Mitgliederversammlung fand in Koo- Der Entwurf der Stellungnahmen Foto: Akademie der Künste eine Stellungnahme zur Reform des peration mit der Akademie der Küns- zur Reform des Gemeinnützigkeits- te ein Gespräch zwischen dem Vorsit- und Spendenrechts wurde debattiert zenden des Deutschen Kulturrates und verabschiedet. Ebenso wurde Prof. Dr. Max Fuchs, dem Präsidenten eine Stellungnahme zur anstehen- der Akademie der Künste Prof. Dr. den Föderalismusreform verab- Europa und die Kultur Adolf Muschg und dem neuen Vorsit- schiedet. inanzielle Spielräume für Programme • Von Barbara Gessler

Die letzten Monate des Jahres 2005 auch auf eine zeitnahe Auszahlung letzten Resolution zum Thema deut- waren im Wesentlichen gekenn- der Mittel. Die Rolle der gemischten lich gemacht hat, dass hier keinerlei zeichnet von den Bemühungen um Jury soll sich von einem eher an Zugeständnisse zur Öffnung der den finanziellen Spielraum, den sich Überprüfungsaufgaben orientierten Märkte gemacht werden sollen. Die- ConBrio Zeitschriften die Europäische Union nicht nur für Gremium zu einem auch der Bera- ses entspricht auch dem Gedanken die großen Programme wie die Struk- tung dienenden Expertenteam än- der von der UNESCO verabschiede- turfonds geben möchte, sondern dern. Die Berichterstatterin fordert ten und inzwischen auch schon in auch für die quantitativ wesentlich eine stärkere Berücksichtigung des den ersten Ländern ratifizierten bescheideneren, mit denen aber Nachhaltigkeitsaspektes sowie eine Konvention zum Schutz der kulturel- andererseits viele Bürgerinnen und gezielte Einbindung der Bürger- len Vielfalt. Die Agenda bestimmt Bürger eine echte europäische Di- innen und Bürger und eine soziale jedoch bereits jetzt den Fortgang der mension verbinden. Komponente des Programms. Die Arbeiten an der Revision der Richt- nationale und für Deutschland noch linie „Fernsehen ohne Grenzen“, im azu gehören die Bildungs-, das relevantere, regionale kulturpoliti- Rahmen derer die Kommission wie D Jugend- und Bürgerschaftspro- sche Strategie soll ebenfalls in die verabredet erste Vorschläge Ende gramm, aber wesentlich auch Kultur Überlegungen stärker einfließen 2005 unterbreitet hat. Der Blickwin- 2007 und Media 2007. Zum Zeit- können. Dem Wunsch nach Transpa- kel der Kommission geht dabei ein- punkt des Redaktionsschlusses konn- renz trägt der Bericht dadurch Rech- deutig in Richtung einer Regelung te nur gehofft werden, dass die wich- nung, als die Einrichtung eines Inter- für den Inhalt und nicht der Infra- Oper& tigsten Player sich über die Konse- netportals gefordert wird, in dem für struktur. Umgekehrt wird man auf Tanz quenzen eines nicht erreichten Kom- die Öffentlichkeit interessante Daten europäischer Ebene beobachten, Zeitschrift der VdO für promisses bewusst sind, wenn sie vorgehalten werden. Dazu gehören wie sich die durch den Koalitionsver- Opernchor und Bühnentanz auf der anderen Seite eine Neulan- nach Ansicht der Abgeordneten trag festgelegten Vereinbarungen zur cierung der europäischen Idee ein- auch die Namen und Adressen der medienpolitischen Kompetenz zwi- fordern. So standen bei der Novem- in der Jury versammelten Experten. schen Bund und Ländern im inter- bertagung der Minister die neufor- Auch das Parlament hat im übrigen nationalen und europäischen Kon- mulierten Programmentwürfe für seine Benennungen für 2010 getätigt text auswirken werden. Die von der Kultur 2007 und Media 2007 auf dem und mit Expertinnen aus Spanien französischen Regierung vorange- Programm und konnten inhaltlich und Österreich die Unbefangenheit triebene europäische Charta kann in durchaus Konsens erzielen, aber der Jurymitglieder vorweggenom- dem neuen bundesdeutschen poli- immer explizit unter Vorbehalt einer men. Eine Einbeziehung der aktuel- tischen Umfeld vielleicht an Fahrt budgetären Einigung. Die Berichter- len Kandidatenländer soll in den gewinnen. Dass sich die österreichi- statter im Europäischen Parlament kommenden Programmphasen sche Präsidentschaft gleich im ers- haben ihre Änderungen zu den Kom- möglich gemacht werden, ebenso ten Monat ihres Vorsitzes dem The- missionsvorschlägen inzwischen sollen durch eine Wiederbelebung ma Kultur intensiv widmen möchte, vorgelegt und sollen Anfang des Jah- des „Kulturmonats“ Drittstaaten in könnte dafür sprechen, dass die Be- ConBrio Verlagsgesellschaft, res im Plenum verabschiedet wer- das Programm integriert werden deutung eines kulturpolitischen Dis- Brunnstr. 23, den. können. kurses für den Fortgang der europä- 93053 Regensburg, Besondere Aufmerksamkeit wird Für den audiovisuellen Bereich ischen Einigung oder besser: als Bei- Tel. 0941/945 93-0, man in Deutschland aber sicher dem wird insbesondere der Fortgang der trag zur Lösung der aktuellen Krise, Bericht zur Kulturhauptstadt von WTO-Verhandlungen zur Liberali- erkannt ist. Fax 0941/945 93-50, Christa Prets (PSE-AT) widmen. Sie sierung der Dienstleistungen span- E-Mail: [email protected], fügt einen stärkeren Wettbewerbsas- nend bleiben, wobei nicht nur das Die Verfasserin ist Leiterin der EU- www.conbrio.de pekt ein, drängt aber gleichzeitig Europäische Parlament in seiner Vertretung in Bonn KULTURWIRTSCHAT politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 18

Kulturwirtschaft: Spitzenbranche in Deutschland im Wandel Schwierige Hochzeit von Kultur und Wirtschaft kommt einen Schritt voran • Von Bernd esel

Die 2. Nationale Jahrestagung der es auch Gründe, die auf der Jahres- Kulturwirtschaft in Berlin am 1. De- tagung eingehend diskutiert wur- Wirtschaftsgliederung Umsatz Anteil am Veränderung zember startete mit Superlativen: den: Söndermann mahnte auch an, Gesamt ast 1 Mio. Menschen sind als Er- Umsatz- und Unternehmenszahlen 2000 2003 2003 2003 zu 2000 2003 zu 2002 werbstätige im Kultursektor tätig – nicht vordergründig auf Politiklegi- in Mio. EUR in Mio. EUR in % in % in % so DP-Chef in timation oder Standort-Marketing seiner Eröffnungsrede. Auf der Pres- zu reduzieren. Vielmehr müsse die 36.974 50% -9,6% -3,8% sekonferenz hatte der Vorsitzende Verlagsgewerbe, Tonträgerindustrie 40.918 Strukturveränderung betrachtet wer- &ilmwirtschaft mit TV-PRoduktion 10.000 7.223 10% -27,8% -4,4% des Arbeitskreises Kulturstatistik, den, um die Entwicklungen der Rundfunk-/TV-Unternehmen 6.614 7.656 10% -11,1% 6,6% Michael Söndermann, erstmals ak- Branche zu verstehen – und dann Darstellende/bildende Künste, Literatur, Musik 5.578 5.558 8% -2,1% -3,0% tuelle Zahlen zur Umsatz- und ir- gegebenenfalls zu fördern: So seien Journalisten-/Nachrichtenbüros 1.667 1.665 3% 11,9% -3,5% menentwicklung der Kulturwirtschaft die Umsatzrückgänge weitgehend Museumsshops, Kunstausstellungen etc. 432 521 1% 20,4% 0,6% bekannt gegeben: 7 von 9 Branchen Einzelhandel Bücher, Zeitschriften etc. (50%) 3.980 3.791 5% -4,7% -2,0% auf große Firmen mit Umsätzen von 7.058 10% -14,7% -6,4% der Kulturwirtschaft, die aus rund € Architekturbüros 8.275 mehr 25 Mio. zurückzuführen. Fir- Designbüros (Industrie-, Grafik-, &oto-) 3.519 3.059 4% -13,1% -4,4% 134.000 privatwirtschaftlichen ir- men mit Umsätzen unter 50.000 € men mit zwei bis 5 Angestellten be- hätten demnach die größten Um- Kulturwirtschaft nach EU 83.083 73.706 100% -11,3% -3,0% steht, haben demnach Umsatzrück- satzzuwächse mit bis zu 10 Prozent gänge von 2000 bis 2003 hinneh- zu verzeichnen gehabt – gegen den Anteil Kulturwirtschaft an Gesamtwirtschaft 1,7% – – – men müssen. Aktuellere Zahlen sind Branchentrend. Wie Wertschöpfung 2,0% noch nicht verfügbar, doch ist deut- in der Kulturwirtschaft funktioniert Z. Vgl.: Alle Wirtschaftszweige (A.-O.) 4.152.927 4.248.074 – 2,3% -0,1% lich: Die Kulturwirtschaft wächst und mit welchen politischen Instru- Quelle: Destatis, Arbeitskreis Kulturstatistik eigene Berechnung 2005 nicht mehr wie Ende der 90er Jah- menten Kulturwirtschaft gefördert re, sondern ist in drei Jahren um werden könne, war das zentrale The- Tabelle: Umsätze in der Kulturwirtschaft spektakuläre 10 Milliarden Euro ge- ma des dritten Abschnittes der Ta- Liegt der Umsatz mit der Kulturwirtschaft zum Jahrtausendbeginn noch bei gut 83 Milliarden Euro, so sinkt diese Summe schrumpft. Dennoch gilt noch der gung. Superlativ: Mit einem Umsatz von bis 2003 auf knapp 74 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Rückgang von minus 11,3% im Vergleichszeitraum. Die Filmwirtschaft ist mit einem extrem hohen Rückgang von 2,8 Mrd. EUR oder einem prozentualem Rückgang von knapp 74 Milliarden in 2003 bleibt die Kul- Politik für Kulturwirtschaft: Zwi- 28% am stärksten betroffen. Verlagsgewerbe, Rundfunkwirtschaft, Architektur- und Designbüros müssen ebenfalls Um- turwirtschaft Deutschlands europa- schen allen Stühlen?! satzrückgänge von knapp 10% bis 15% hinnehmen. weit an der Spitze. In Nordrhein- Im ersten Teil der Tagung stand das Westfalen beispielsweise arbeiten nach der Bundestagswahl aktuelle dass man dies in Bundesländern wie Knechte, der zweite steht uns frei“ rungen realisieren. Dies hätte wich- mehr Menschen in der Kulturwirt- Thema auf der Tagesordnung: Wie NRW und Sachsen „ansatzweise be- (frei nach Faust) bekannte Volker tige Folgen für die öffentliche Haus- schaft als im Bergbau. In Berlin leg- geht die Politik in Ländern und Bund obachten“ könne, wie aus „koordi- Heller, Abteilungsleiter Kultur der haltspolitik: Während praktisch alle te die Kulturwirtschaft trotz bundes- mit Kulturwirtschaft um? Denn trotz niertem politischen Handeln auch Senatsverwaltung, der den auf Leistungen mit der Zeit aufgrund des weiter laute im Durchschnitt um den beeindruckenden Zahlen, ist strategische Ansätze entwickelt wer- Grund von Krankheit verhinderten Produktivitätsfortschritts günstiger rund 4 Prozent zu. Kulturwirtschaft politisch verwaist. den“. Für Krüger sei dies jedoch Senator Dr. Flierl vertrat: Man habe zu realisieren seien und damit die Auf allen Ebenen der Politik sei un- nicht der Regelfall in Deutschland. In 2004 – 2005 angefangen, die Kultur- Ausgaben prozentual im öffentli- ultur als Wirtschaftsfaktor klar – so formulierten alle Redner, ob den Wirtschaftsressorts spiele die wirtschaft zu erfassen. Im nächsten chen Haushalt sinken, sei dies für K braucht auch den Vergleich mit nun das Wirtschaftsressort oder das Kulturwirtschaft in der Regeln nicht Schritt wolle man sich nun bemü- Kulturausgaben nicht der Fall. Weil anderen Branchen nicht zu scheuen Kulturressort zuständig ist. Doch „die erste Geige“ und in den Kultur- hen, die wirtschaftlichen Prozesse in sie nicht günstiger würden, würden – ein weiterer Superlativ: Gemessen obwohl die Kulturwirtschaft einen ressorts werde die Kulturwirtschaft der sehr kleinteiligen und sich sie tendenziell einen immer größe- am Anteil des Bruttoinlandsproduk- größeren Anteil zum Bruttoinlands- „eher vernachlässigt“. Der Präsident schnell verändernden Kulturwirt- ren prozentualen Anteil am Haushalt tes erzielt die Kulturwirtschaft 2003 produkt liefert als die Software oder der Bundeszentrale für politische schaft besser zu verstehen, um sie einnehmen müssen. einen Anteil von 1,6 Prozent, dies Energiebranche, ist sie nur selten Bildung stellte die Frage, warum sich gezielt unterstützen zu können. Die Darüber hinaus gäbe die Wert- entspricht einer Wertschöpfung von Chefsache. Guido Westerwelle be- denn Politik der Kulturwirtschaft Kette der Wertschöpfung sei dabei schöpfungskette in der Kultur keinen 35 Mrd. €. Dem gegenüber leistet die tonte, dass Kultur ein Wirtschaftsfak- annehmen solle, wenn diese „ohne eine Orientierung, die immer wieder Aufschluss, wie sich ein Produkt im Software- oder Energiebranche ei- tor sei, dessen Vernachlässigung ein Steuergeld auskommt“. Krüger: „Ich zu benachbarten Politikfeldern wie Markt behauptet: Viel Werbung ga- nen Beitrag von 1,4 Prozent und er- Ende haben müsse. Diese Zahlen halte das für einen Fehler. Integrier- der Stadtentwicklung führe. rantiere keinen Erfolg, aber wenig zielt eine Wertschöpfung von 35 Mrd. zeigten, dass in Deutschland die Kul- te kulturpolitische Strategien, die Mit einem von Michael Sönder- Werbung führe auch nicht zwangs- Euro. turwirtschaft auch die Bedeutung den Dritten Sektor und die privat fi- mann vorgetragenen Vergleich der läufig zum Misserfolg. Vielmehr sei habe wie beispielsweise in Großbri- nanzierte marktorientierte Anbieter- Kulturwirtschaftsberichte der Bun- zu beobachten, dass künstlerischer Statistik für politische Instrumen- tannien. Dort gibt es sogar einen schaft einbeziehen, werden nicht desländer wurde im nächsten Schritt Erfolg aus Anerkennungs-Netzwer- te, nicht für Standort-Marketing Minister für „Creative industries“. nur einem sich autonom orientie- der Status der Kulturwirtschaftspo- ken heraus entstehe, die auf persön- Trotz der teils drastischen Umsatz- Thomas Krüger, Präsident der renden Publikum gerecht, sondern litik bundesweit beleuchtet. Er übte licher Kenntnis der Beteiligten basie- rückgänge wie z.B. in der Filmbran- Bundeszentrale für politische Bil- fühlen sich auch für die Existenz und überwiegend Methodikkritik an den re – auch wenn dieses Netzwerk Kon- che um ca. 10 Prozent pro Jahr, ist die dung, entwarf ein Modell für die „po- das Gedeihen wichtiger (privater) Berichten: Die Abgrenzungen der tinente übergreife. Dies sei unter Zahl der Firmen in der Kulturwirt- licy agenda“ von Kulturwirtschaft. Kulturträger verantwortlich. Des- Branchen sind oft von Bundesland dem Stichwort „Künstlerischer Hu- schaft insgesamt nicht gesunken ist. Aus seiner Sicht sind sowohl der halb ist der verbindliche Diskurs und zu Bundesland verschieden, so dass mus“ geläufig, wenn dies auch das Die Zahl der Firmen in der Filmbran- Dritte Sektors wie auch die privat fi- auch die Präsenz und Repräsentanz eine vergleichende Betrachtung nur Missverständnis der räumlichen In- che hat sogar um 2,5 Prozent zuge- nanzierte Kulturwirtschaft zu wenig der Kulturpolitik in diesen Bereichen einschränkt möglich ist. Dies gehe terpretation („Stadtteilkultur“) bein- nommen. Die Struktur der Kultur- in der Kulturpolitik bedacht und angezeigt.“ Krüger plädierte für „er- oft auch zu Lasten der Bundesländer halte. Netzwerke stellten jedoch eine wirtschaft scheint krisensicher und kaum in kulturpolitische Gesamt- gebnisorientierte ressortübergrei- selbst: Denn die Statistiken würden Form der Kommunikation und stabil. Und wenn sich Firmen in strategien integriert worden. Für die fende Politik, die sich nicht an riva- dann nicht erlauben, den eigenen Überprüfung von Glaubwürdigkeit, Flautezeiten neu gründen, schätzen Kulturwirtschaft fühle sich dann „am lisierenden Zuständigkeiten abar- Status im Vergleich zu anderen Re- sprich Qualität dar. Die Botschaft der diese die Zukunftsperspektiven ehesten das jeweilige Wirtschaftsres- beitet“ und erhielt dafür Applaus gionen zu beurteilen. Söndermann Qualität, die alle im Netzwerk teilen, zweifelsohne positiv ein. Dazu gibt sort zuständig“. Krüger erläuterte, und spontane Zustimmung der 160 wies darauf hin, dass absolute Zah- sei denn auch der ausschlaggeben- Tagungsteilnehmer. Krüger führte len ohne zeitliche und regionale Ver- de Faktor. Es sei daher richtig, „Kul- am Beispiel der Filmbranche aus wie gleiche wenig Aussagekraft hätten. turelle Netzwerke“ zu fördern – nicht ohne eine „integrierte Kommunika- Professor Dr. Martin Kretschmer, Produktionen, Industrien, Stadtteile Definition „Kulturwirtschaft“ tion des gesamten Kulturbetriebes“, Professor an Bournemouth Univer- und auch nicht Kunstrichtungen, Sti- wie ohne ein „zielgerichtetes inte- sität in England und Leiter des Insti- le oder Trends. Für Kretschmer ist das Das statistische Modell „Kulturwirtschaft“ wurde vom Arbeitskreis Kultursta- griertes Benchmarking und Marke- tuts für Geistiges Eigentum, spitzte oberste Anliegen, dass Politik erstens tistik in Anlehnung bereits bestehender Modelle entwickelt. Dazu dienen ting“ und ohne die Erschließung von gleich zu Beginn seines Vortages wei- Freiräume für Kulturschaffende er- insbesondere die Modelle aus Nordrhein-Westfalen („Kultur- und Medienwirt- Besucher- und Käuferschichten eine ter zu: Trotz aller Statistik wisse man weitert und zweitens die kulturellen schaft“), Grossbritannien („Creative industries“), &rankreich („Industrielles cul- „prosperierende Kulturwirtschaft“ nicht, was Kulturwirtschaft sei. In (Kommunikations-) Netzwerke stärkt. turelles“), Schweiz („Kulturwirtschaft“) sowie aus der EU-Kommission/EURO- nicht zu halten ist. „Kulturwirtschaft England sei Kulturwirtschaft Chefsa- Das sei auch die beste Kulturwirt- STAT („Kultursektor“). braucht deshalb die Politik“. che, dennoch könne man nicht schaftsförderung. Zu den vergleichbaren Kernbranchen der Kulturwirtschaft in allen fünf Mo- vorher sagen, wo der nächste Trend Die abschließende Podiumsdis- dellen zählen: Initiative 2005: Der erste Kulturwirt- oder wo die nächste kulturelle Ent- kussion gab Gelegenheit die theore- 1. Verlagsgewerbe (Buchverlage, Presseverlage, Tonträger- und Musikverlage) schaftsbericht des Landes Berlin wicklung stattfinde. Auch könne tischen Vorschläge der Tagung – In- 2. ilmwirtschaft (&ilm-, TV-&ilm-, Video-Produktion, Verleih, Vertrieb, &ilm- Um die konkrete Politik des Jahres man kaum Branchen oder Medien tegrierte Kulturpolitik, Kulturelle theater) 2005 ging es im nächsten und zwei- voraussagen. Kretschmer erläuterte, Netzwerke – mit erfahrenen Kultur- 3. Rundfunkwirtschaft (privater Hörfunk, &ernsehen) ten Abschnitt der Tagung: Wie im dass in der Wirtschaft üblicherweise unternehmern wie auch dem Senat 4. Musik, visuelle und darstellende Kunst (&reiberufliche Künstler/innen, Land Berlin ist die Politik zumeist an Wertschöpfungskette die Vorgän- Berlin an konkreten Beispielen zu private Theater-, Kleinkunstszene, Theater-/Konzertdirektionen, bühnentech- noch in der Phase, Kulturwirtschaft ge einer Branche erklärt – und auch diskutieren. Micki Meuser, Musik- nische Betriebe) zu erfassen und ihre Wertschöp- vorausgesagt würden: Erfindung- produzent und Vorstandsmitglied 5. Journalisten-/Nachrichtenbüros (Journalisten-/Nachrichtenbüros) fungsprozesse zu verstehen. Einzig Produktion-Vertrieb. Diese Abläufe mediamusic nrw sowie Falk Walter 6. Museumsshops, Kunstausstellungen (kommerzielle Museumsaktivitä- das Land NRW, das schon vor rund seien in allen Branchen üblich: Kön- konnten jedoch beredt Beispiel ge- ten und Kunstausstellungen, etc.) 15 Jahren die ersten Kulturwirt- ne man also die Kulturbranche so er- ben, wie weit der Weg noch zu einer 7. Einzelhandel mit Kulturgütern (Musikfachhandel, Buchhandel, Galerien, schaftsberichte erstellt hatte, hat klären wie die Autobranche? Nein – integrierten Politik sei. Das schla- Kunsthandel) schon politische Strategien umset- so Kretschmer: Denn die Produktivi- gendste Beispiel: Für eine kommer- 8. Architekturbüros (Innen-, Garten-/Gestaltungs-, Hoch-/Tiefbauarchitek- zen können: Von der Zeche Zollver- tät in der Wirtschaft habe sich in den zielle Kulturspielstätte erhält der ten) ein – Revitalisierung durch Kultur – vergangenen 300 Jahren ungefähr Unternehmer Walter seit Jahren kei- 9. Designwirtschaft (Industrie-, visuelles-, Mode/Textil-Design, &otografie- bis zur Förderung von Auslandsmes- verhundertfach, aber dies treffe zum ne Beschilderung in der Stadt, wäh- gewerbe) sen für Kulturbetriebe – wie z.B. der Beispiel auf die darstellenden Küns- rend dies für öffentliche Spielstätten &ür die Interpretation der statistischen Daten zur Kulturwirtschaft ist zu be- Teilnahme von Galerien auf der Fo- te nicht zu. Die Produktion einer selbstverständlich sei. Immer noch rücksichtigen, dass hier keine Software- und Spielindustrien, Werbemärkte tomesse in Paris. Das Land Berlin hat Oper sei nicht billiger geworden: herrsche in den Verwaltung die Tren- oder &orschung und 2005 seinen ersten Kulturwirt- Eine Stunde Aufführung dauert Entwicklung einbezogen wurden. schaftsbericht veröffentlicht. Unter immer noch eine Stunde. Hier kön- Weiter auf Seite 19 dem Motto „Beim ersten sind wir ne man keine Produktivitätssteige- JOURNALISMUS politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 19

auch immer wieder zur Politik vor Fortsetzung von Seite 18 Ort, in die Kommune. nung von guter, öffentlich bezahlter Kulturwirtschaft: Auch eine neue und böser, privatfinanzierter Veran- Anforderung an die Wirtschaftsför- staltung vor. Doch Staatssekretär derung Volkmar Strauch, Senatsverwaltung Eine verbesserte Politik für Kultur für Wirtschaft, Arbeit und Frauen, und Kulturwirtschaft bedarf einer ließ diese Kritik nicht unbeantwor- neuen Aufmerksamkeit in der Poli- tet: Das Problem sei erkannt, man tik, die in vielen Bundesländer durch habe in Berlin bereits eine Koordina- die Erstellung der Kulturwirtschafts- tionsstelle eingerichtet. Strauch ver- berichte begonnen hat. Das Land wies auf die Aufgabe, nun Schluss- Berlin – wie auch schon zuvor Nord- folgerung aus dem Kulturwirt- rhein-Westfalen, das auf der Jahres- schaftsbericht in Berlin zu ziehen tagung 2004 vorgestellt wurde – hat und entlang der Wertschöpfungsket- eine wichtige strategische Schluss- ten jeder Branche gezielt, Instru- folgerung in der eigenen politischen mente zu entwickeln. Nicht jede Agenda gezogen wie die Beispiele Branche brauche beispielsweise Un- von Staatssekretär Strauch zeigten: terstützung im internationalen Ver- Eine erste Antwort der Politik auf die trieb wie die Filmbranche oder die Kulturwirtschaft scheint immer eine Galerienbranche. Man habe dazu in Politik- und Zuständigkeitsreform zu 2006 eine engere Koordination von sein. Dabei ist zu beachten, dass eine Kultur- und Wirtschaftsverwaltung politische Wende zur Kulturwirt- im Senat Berlin vorbereitet. schaft auf Landesebene alleine nicht Olaf Zimmermann, Geschäftsführer genügen wird – auch die Kommunen des Deutschen Kulturrates, sagte, die sind gefordert, ihre Unternehmen in Kulturwirtschaft sei „unterbewertet“ der Kulturszene vor Ort zu entdecken. und erläuterte, dass sie ebenso zur Die Integrierte Kulturpolitik, von der Kultur wie kulturelle Einrichtungen Thomas Krüger sprach, muss eine ho- gehört. Dieses Verständnis sei auch in rizontal - thematische wie auch verti- der Politik noch nicht bei allen vor- kal - strukturelle Dimension haben, handen. Er forderte, Kultur und Wirt- die Bund, Länder und Kommunen schaft müssten näher aneinanderrü- betrachtet. Ein Bericht zur Kulturwirt- cken. Dabei verteidigte er die Künst- schaft mit einer Bundesübersicht, der lersozialversicherung als ein Beispiel die Länderberichte ergänzt, tut jetzt der Kooperation von Künstler und Not. Die Politik in der Schweiz, Öster- Kreativen mit den Verwertern. Die reich und Großbritannien ist hier Dr. Guido Westerwelle bei der Eröffnungsrede Foto: Lorenz Becker Künstlersozialversicherung sei ein bereits einen Schritt weiter. Instrument des Bundes, das die Kul- Für eine Politik im Bund zeichne- überwiegen, zugeschnitten. Projekt- großes Potenzial haben. Der rote Tep- an der Jahrestagung Kulturwirtschaft turwirtschaft insgesamt stützt – auch ten sich auf der 2. Nationalen Jahres- summen von mehreren Hundertaus- pich sollte nicht länger nur den „Gi- teilnahm, lässt erwarten, dass die wenn völlig unbestritten sei, dass die tagung klare Aufgaben ab: Mehr Wis- end Euro seien schlicht zu groß, oft ganten“ der Branche ausgerollt wer- Botschaft der Kulturwirtschaft Gehör Steigerung der Beiträge in den letz- sen über die Strukturen und Trends seien auch die Anforderungen an die den. Nicht zuletzt stellen kleine Kre- findet. ten Jahren zu schmerzhaften Belas- in der Kulturwirtschaft und – wie von Verwaltung der Fördermittel zu bü- ativfirmen einen wichtiger „Topf“ für tungen der Verwerter geführt hätten, Olaf Zimmermann beispielsweise rokratisch als das sie Minifirmen mit die internationalen Branchenführer Der Verfasser ist Inhaber Büro für die Falk Walter hart kritisierte. Die vorgeschlagen – die Entwicklung von 3 Angestellten leisten könnten. Poli- dar. Dass Hans-Joachim Otto, neu ge- Kulturpolitik und Kulturwirtschaft Frage nach den Aufgaben einer Poli- Förderinstrumenten, die auf Minifir- tik für Kulturwirtschaft beginnt mit wählter Sprecher des Kulturaus- und hat die Tagung geplant und tik im Bund führte die Diskutanten men, wie sie in der Kulturwirtschaft dem Bewussstein, dass Minifirmen schusses im Deutschen Bundestag, organisiert. Kultur, Kulturpolitik und das Feuilleton Überlegungen aus aktuellem Anlass • Von Max uchs

Eigentlich müsste es ganz einfach den, wenn es sich um Kunstförder- der Kulturpolitik formuliert. Man Urheberrechtsfragen, um Probleme immer zur Freude seiner Mitglieder und harmonisch sein: Kulturpolitik politik handelt. Das begreift man muss also feststellen: So unstrittig mit der sozialen Absicherung. All das – in seinen Positionspapieren dar- gestaltet anspruchsvoll Kultur und noch ohne Probleme: Geld für eine Kulturförderung als kulturpolitische klingt eher nach dem Wirtschaftsteil auf, dass sich der Kulturbereich das euilleton berichtet darüber, Sache auszugeben. Findet man die Aufgabe ist: Konzeptionelle Kulturpo- der Tageszeitung. Tatsächlich sind selbst kritisch im Blick hat, etwa gibt vielleicht bestenfalls solida- „Sache“ gut, dann war es auch die litik hat es offenbar schon schwerer. die meisten Kulturjournalisten we- wenn es um die Umsetzung des risch Ratschläge, was man im Ein- Kulturpolitik. Und umgekehrt. Und dabei haben wir erst zwei Akteu- nig begeistert von diesen Themen, Menschenrechtes auf kulturelle Teil- zelnen noch verbessern könnte. Da Kunstförderpolitik ist nun zwei- re, die Kommunen und einen frühe- was sicherlich auch damit zusam- habe aller geht. Und ein Drittes: Zu- es jedoch so harmonisch nur in Hol- fellos ein wichtiges kulturpolitisches ren Kulturstaatsminister, ins Blickfeld menhängt, dass sie Kunst-, Musik-, gegeben, eine Kulturpolitik die Kul- lywoodfilmen und im Märchen zu- Feld. Doch wird es schon ein wenig genommen. Kein Wunder also, wenn Literatur- oder Theaterwissenschaft- tur groß und Politik klein schreibt, geht, wenn das glückliche Ende schwieriger, wenn man sich an- die Medien dieses Feld meiden, ler sind. Sie können also gut Kunst- fällt Kulturmenschen leichter. Auch naht, verwundert es nicht, dass die schaut, wer alles Kulturpolitik be- zumal auf kommunaler und Landes- werke beurteilen und stehen Struk- ein Verantwortlicher im administra- Verhältnisse auch in unserem all treibt. Kommunale Spitzenverbände ebene das erste Verständnis von Kul- turfragen eher ahnungslos gegenü- tiven Apparat der Kulturstaatsmini- anders liegen. Und vermutlich kann haben etwa Kulturausschüsse – müs- tur- als Kulturförderpolitik ausreicht, ber. Noch schwieriger wird es, wenn sterin äußerte kürzlich, dass er gerne es auch gar nicht anders sein. sen also offensichtlich etwas mit um die Seiten zu füllen. man internationale Kontexte wie das jemanden an der Spitze hätte, der Kultur zu tun haben –, doch geben Doch was macht denn dann der Dienstleistungsabkommen oder vor allem den künstlerischen Dialog as fängt schon bei dem ersten sie selbst überhaupt kein Geld für Bund? Schon zu Michael Naumanns Binnenmarktregelungen der EU im pflegt – um dann ungestört zu sein D der Begriffe an. Dass es recht Kultur aus. Das tun bestenfalls die Zeiten gab es wenig Geld zu vertei- Auge behalten muss. So kommt es bei seinem operativen Geschäft, viele Kulturbegriffe gibt, hat sich Kommunen selbst. Aber womit be- len. Dieses wenige Geld ist inzwi- denn, wie es kommen muss: In den vielleicht auch bei den Machtspie- inzwischen herumgesprochen. Ver- schäftigen sich diese Ausschüsse schen noch weniger geworden. großen Feuilletons schreibt man len, die es eben auch in der Kultur- mutlich macht auch jeder einzelne sonst? Nun, sie diskutieren und ver- Denn sein Nachfolger war kulturpo- über den privaten Kunstgenuss der politik gibt. Gerade auf Bundesebe- in seinem spezifischen Anwen- abschieden Papiere etwa über kul- litisch erfolgreich: Er hat die Bundes- designierten Kanzlerin (Bayreuth), ne muss Politik in der Kulturpolitik dungsfeld Sinn. Die Betriebswirte turelle Vielfalt in der Stadt oder über kulturstiftung gegründet mit dem wenn man sich zur Bundeskulturpo- großgeschrieben werden, eben weil wissen etwa schon, wovon sie reden, die Rolle der kulturellen Bildung. Die- Nachteil, dass nunmehr der Löwen- litik äußert. Oder man hält das Amt es wenig zu verteilen gibt. Der Bund wenn sie die Unternehmenskultur se Papiere enthalten Gesellschafts- anteil des freien Bundesgeldes dort des Kulturstaatsministers gleich für ist zuständig für Strukturen. Bundes- verbessern wollen. Und wenn ich analysen, sie formulieren Ideen, wie vergeben wird. Kulturförderung fällt ganz überflüssig, weil man so wenig kulturpolitik ist daher entschieden meine Tasche packe, stürzt mich die Gesellschaften gestaltet werden also als Aufgabe der Bundesregie- schöne Kunstprojekte in seinem Strukturpolitik, ist harter Kampf um Suche nach dem Kulturbeutel auch müssten und kommen auf dieser rung weitgehend weg. Und trotzdem Umfeld findet. Kulturpolitik als geeignete Rahmenbedingungen, nicht in existentielle Verwirrung. Grundlage zu Empfehlungen, wie die wollen die meisten – zumindest die Strukturpolitik, als Politik der Rah- kurz: ist Politik. Gerade Vertretern ei- Auch das Feuilleton hat recht klare Mitglieds-Kommunen ihr Geld im Bundeskulturverbände und ihr menbedingungen, eine Kulturpoli- nes weiten Kulturbegriffs, der unter Vorstellungen von „Kultur“. Über- Kulturbereich ausgeben sollen. Man Dachverband – einen Bundeskultur- tik, die sich um internationales Han- „Kultur“ die Künste und die Lebens- wiegend geht es dabei um neue Bü- landet also doch wieder bei der Kul- minister. Warum dies? Vielleicht weil delsrecht kümmert – nein, lieber er- weise versteht, dürfte dies keine Pro- cher oder Theaterstücke. Gelegent- turförderpolitik, legt jedoch sehr viel dieser Institutionen gründen kann geht die Aufforderung an den Kultur- bleme bereiten. Denn Politik hat es lich spielen auch Querelen zwischen Wert auf Konzeptionen oder sogar wie die Bundeskulturstiftung (ob- rat, doch noch einen Beschluss über ebenfalls mit der Gestaltung von Le- Stadträten und Intendanten eine Visionen: Visionen darüber, was „gu- wohl uns diese dann das Geld weg- die ästhetische Qualität eines Bu- bensweisen zu tun. Kultur ist zudem Rolle. Kulturzeit in 3Sat geht – quasi tes Leben“ heute bedeuten könnte, nimmt)? Sicherlich auch deswegen: ches oder einer Inszenierung herbei ohnehin nie unpolitisch, da sie ohne als Fernsehfeuilleton – noch weiter oder Visionen darüber, wie eine Um Institutionen zu schaffen und zu zu führen. Zugegeben: Kulturpolitik Bewertungen nicht auskommt. Und und strahlt auch Berichte über wohlgeordnete Stadtgesellschaft fördern, an denen der Bund Interes- ist auch nicht mehr das, was sie vermutlich ist es die politischste schrumpfende Städte, über Mode aussehen sollte. Damit hat man ein se hat oder haben sollte. Es bleiben einmal war. Vor allem ist sie nicht Aussage, die man überhaupt ma- oder Rechtsextremismus aus. Das zweites Verständnis von Kulturpoli- daneben jedoch auch weitere wich- mehr bloß Geldvergabe für Kunst. chen kann, wenn man die „Autono- Problem liegt dabei darin, dass jeder tik: Nämlich die Entwicklung von tige Aufgaben: Nämlich Rahmenbe- Das macht sie heute erheblich kom- mie der Künste“ unpolitisch verste- seinen ureigensten Kulturbegriff in Konzepten und (manchmal sogar) dingungen schaffen zu helfen, für plizierter als früher, zumal jeder hen will. Kulturpolitik ist also stets der Kulturpolitik wieder finden will. von Visionen. Hierüber liest man je- die auf Bundesebene die Zuständig- auch sein spezifisches Konzept von Politik. Wer etwas anderes sagt, hat So ist es für das kunstbezogene doch in Feuilletons nur noch selten keit liegt. „Rahmenbedingungen“ „Kultur“ in der jeweiligen Kulturpo- es nicht verstanden oder möchte Feuilleton vieler Tages- oder Wo- etwas. Vielleicht zu recht? Denn klingt schon arg abstrakt, klingt nach litik wieder finden möchte. Zugege- verhindern, dass andere es verste- chenzeitungen „Kulturpolitik“, wenn immerhin hat unser erster Beauftrag- Struktur und nicht nach konkreten ben: Rahmenbedingungen machen hen. Ausstellungen finanziert oder gute ter der Bundesregierung für Kultur künstlerischen Inhalten, mit denen in der Tat nur Sinn, wenn das, was Autoren einen Preis zu Recht bekom- und Medien seinerzeit dringend ei- sich das Feuilleton so gerne beschäf- sie zum Gedeihen bringen wollen, Der Verfasser ist men. Kulturpolitik, so ein erstes Fa- nen Arztbesuch empfohlen für den tigt. Es geht um halbe Mehrwertsteu- kritischen Nachfragen standhält. Vorsitzender des zit, wird dann besonders gut verstan- Fall, dass irgendjemand Visionen in ersätze, um Ausländersteuern, um Deshalb drängt der Kulturrat – nicht Deutschen Kulturrates JOURNALISMUS politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 20

Preisträger des puk-Journalistenpreises 2005 ausgewählt Heinrich Wefing (AZ), Radiofeuilleton DeutschlandRadio Kultur; Eduard Erne, Eva Hassel-von Pock für die Sendung „Kunst-Hartz“ (KulturZeit 3sat)

Die Jury des puk-Journalistenprei- ses hat die Preisträger des puk- Preises 2005 ausgewählt. Mit dem puk-Journalistenpreis wird die all- gemeinverständliche Vermittlung kulturpolitischer Inhalte ausge- zeichnet.

aut den Ausschreibungsbedin- L gungen werden einzelne Beiträ- ge oder auch Themenschwerpunkte ausgezeichnet. Alle Medien, d.h. so- wohl Print- als auch Hörfunk-, Fern- seh- und Internetbeiträge sind zuge- lassen. Das Erscheinungsdatum bzw. der Sendetermin muss zwischen dem 01.10.2004 und dem 30.10.2005 liegen.

· Ausgezeichnet wird für den Be- reich Print-Medien: Heinrich Wefing, Frankfurter All- gemeine Zeitung. Heinrich Wefing wendet sich in sei- nen Beiträgen aktuellen kulturpo- litischen Fragen zu, die er gründ- lich recherchiert und in einer sehr eigenständigen Weise präsentiert. Seine Beiträge sind dank der Zwi- schentöne und seinem sprachli- chen Ausdrucksvermögen stets spannend zu lesen. Er gibt mit sei- nen Artikeln Denkanstöße und er- reicht so bei den Leserinnen und Lesern ein Nachdenken über den geschilderten Gegenstand bzw. Sachverhalt. Dabei nimmt er stets eine eigenständige Position ein. Die Jury des puk-Preises nach der Sitzung am 14. Dezember 2005: v.l.n.r.: Ernst Elitz, Theo Geißler, Klaus-Dieter Lehmann, Max Fuchs, Olaf Zimmermann · Ausgezeichnet wird für den Be- Foto: Susanne Glauert reich Hörfunk: Die Redaktion des Radiofeuilleton gründlich recherchiert. Es wird ein beitsmarkt Kultur für das Fernsehen preises findet am 23. Februar 2006 Prof. Dr. h.c. Klaus-Dieter Lehmann, von DeutschlandRadio Kultur. breites Spektrum an Präsentations- aufgearbeitet. Ein gesellschafts- und im Rahmen eines Konzertes von Präsident der Stiftung Preußischer Das Radiofeuilleton von Deutsch- formen gewählt und sich auf jeweils kulturpolitisches Thema wird in sei- DeutschlandRadio Kultur statt. Die Kulturbesitz; Staatsminister a.D. Dr. landRadio Kultur ist eine tägliche unterschiedliche Weise kulturpoliti- nen unterschiedlichen Facetten dar- Laudatio hält Prof. Dr. h.c. Klaus- h.c. Hans Zehetmair; Olaf Zimmer- Hörfunksendung mit einem deut- schen Themen genähert. gestellt. Ausgangspunkt der Sendung Dieter Lehmann, Präsident der Stif- mann, Herausgeber von politik und lichen kulturpolitischen Akzent, in ist eine aktuelle Problematik, die tung Preußischer Kulturbesitz. kultur, und Geschäftsführer des der über einen längeren Zeitraum · Ausgezeichnet werden für den Be- zum Anlass genommen wird, sich in- Der Jury des puk-Journalisten- Deutschen Kulturrates. kulturpolitische Zusammenhänge reich Fernsehen: tensiver mit dem Arbeitsmarkt Kul- preises gehören an. Gitta Conne- An der Auswahl des Preisträgers präsentiert werden. Mit dem Radio- Eduard Erne (Autor), Eva Hassel- tur, prekären Beschäftigungsverhält- mann, MdB; Ernst Elitz, Intendant für den Bereich Hörfunk hat Ernst feuilleton Kultur kommt Deutsch- von Pock (Redaktion) für die dreitei- nissen in diesem Segment und den DeutschlandRadio; Prof. Dr. Max Elitz nicht mitgewirkt. landRadio Kultur in idealer Weise lige Sendung „Kunst-Hartz“ Kultur- möglichen Auswirkungen aktueller Fuchs, Vorsitzender des Deutschen dem Informations- und Bildungs- Zeit 3sat Sozialgesetzgebung auf den Kultur- Kulturrates; Theo Geißler, Herausge- Der puk-Journalistenpreis wird auftrag des öffentlich-rechtlichen In der Sendung „Kunst-Hartz“ wird bereich zu befassen. ber von politik und kultur; und Her- ausgelobt von politik und kultur, der Rundfunks nach. Die Beiträge sind ein eher sperriges Thema wie der Ar- Die Vergabe des puk-Journalisten- ausgeber der neuen musikzeitung, Zeitung des Deutschen Kulturrates.

Im Labyrinth der Kulturzuständigkeiten: KULTURELLE BILDUNG IN DER Ein Handbuch BILDUNGSREORMDISKUSSION – Die Kulturverwaltung der Länder, Konzeption Kulturelle Bildung III des Bundes und der Europäischen Union

Hg. v. Olaf Zimmermann, Gabriele Schulz, Hg. v. Deutschen Kulturrat Berlin 2005, 148 Seiten, 14,80 Euro Max uchs Gabriele Schulz KULTURELLE BILDUNG Olaf Zimmermann IN DER Wer ist für Kultur in den Kom- IM LABYRINTH BILDUNGSREFORMDISKUSSION 480 Seiten, 22,80 Euro munalen Spitzenverbänden, in DER KULTURZUSTÄNDIGKEIT den Ländern, beim Bund und Konzeption Kulturelle Bildung III „Kulturelle Bildung in der Bildungs- in der Europäischen Union zu- EIN HANDBUCH reformdiskussion – Konzeption Kul- ständig? In dem Buch „Im La- turelle Bildung III“ schlägt den Bo- byrinth der Kulturzuständig- gen von den Einflüssen internationa- keiten: Ein Handbuch“ sind Die Kulturverwaltung der Länder, ler Handelsabkommen auf die kultu- die Namen und Anschriften des Bundes und der Europäischen Union relle Bildung vor Ort bis hin zu den Hrsg. vom Deutschen Kulturrat der für Kultur Verantwortlichen Bildungsplänen für die frühkindliche Max Fuchs Gabriele Schulz zusammengestellt. Das Buch Erziehung, die Schulreform der Län- Olaf Zimmermann stellt Transparenz in den kom- der, die Europäisierung der Hoch- plizierten Strukturen der Kul- schulbildung bis zur Weiterbildung ge- spannt. Das Buch verschafft einen turpolitik und Kulturförderung Hg. von. Olaf Zimmermann, Gabriele Schulz Überblick über die Strukturen kultu- in Deutschland her. reller Bildung und macht an prakti- schen Beispielen deutlich, welche Po- tenziale die kulturelle Bildung für die Bestelladresse: Deutscher Kulturrat, gesamte Bildungsreform bietet. Chausseestraße 103, 10115 Berlin, ax: 030/24 72 12 45 Bestelladresse: Email: [email protected] Deutscher Kulturrat, Chausseestraße 103, 10115 Berlin ax: 030/24 72 12 45, Email: [email protected] PORTRAIT / ACHGESPRÄCH politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 21

Bühne, Basis und der alltägliche Klassenkampf Clara Burckner und der deutsche Autorenfilm • Von Andreas Kolb

Es nicht leicht, von Clara Burckner eigenen Forum Theater Berlin und ein Interview zu bekommen. Nicht für das Living Theatre New York. weil sie kapriziös wäre oder ver- Anfang der siebziger Jahre schlossen. Nein, es ist ihr über- kommt es zur entscheidenden Neu- bordender Terminkalender, der Ver- orientierung. Christian Ziewer hat abredungen mit ihr so schwierig 1971 gerade seinen Film „Liebe Mut- macht. Hat man sie schließlich „er- ter, mir geht es gut“ gedreht und wischt“, dann begegnet man einer dazu die Produktionsfirma Basis- Vollblut-Kulturpolitikerin: „Lieber Film ins Leben gerufen. Clara Burck- Andreas Kolb, herzlichen Dank für ner stößt zunächst als Produktions- die ragen, die ich gerne beantwor- assistentin dazu, wird aber bereits ten will, nur bitte nicht vor der Wahl, 1974 geschäftsführende Gesellschaf- denn da mein Herz immer noch links terin des neugegründeten Basis- sitzt, kann ich es vor mir nicht ver- Film Verleihs Berlin. Es beginnt die antworten, vor dieser Wahl dringend große Zeit des deutschen Autoren- notwendige Kritik an der bisherigen films: 1975 verspricht der Katalog ilmpolitik zu üben. Auch wenn ich „realistische Filme für den alltägli- gerade mal wieder gedrängt wurde, chen Klassenkampf“. Erste Titel: endlich was gegen die „sterilen „Der aufrechte Gang“ (Christian Selbstbeweihräucherungen“ beim Ziewer), „Vera Romeyke ist nicht Deutschen ilmpreis zu sagen, den tragbar“ (Max Willutzky), „Die allsei- „notwendigen Tritt vors Schienbein tig reduzierte Persönlichkeit – Redu- von Christina Weiss“. Ich halte jede pers“ (Helke Sander), „Rote Fahnen Kritik an rot-grün bis zur Wahl, an- sieht man besser“ (Theo Gallehr, gesichts dessen was uns bevor- Rolf Schübel), „Schade, dass Beton steht, für unverantwortlich.“ nicht brennt“ (Kollektivfilm). Anläss- lich von Rainer Werner Fassbinders nzwischen sind die Wahlen vorbei zwanzigstem Todestag bringt der I und die puk-Leser kommen end- Basis-Film Verleih (Juni 2002) ein lich zu einem lange geplanten Port- Programm von 15 Spiel- und zwei rät über das Leben und die Arbeit Kurzfilmen heraus. Bis zu 400 Titel von Clara Burckner. Ein Leben, das waren einst lieferbar, heute sind es genug Stoff für einen Film bieten noch knapp 200. Eine DVD-Edition Winter 2004: Plakat zum Jubiläum des Basis-Film Verleihs würde, das geradezu eine Aufforde- ist im Entstehen und garantiert das rung an junge Filmemacher dar- Überleben des Autorenfilms auch im tionen, der Deutsche Kritikerpreis ich 1992 in der Bundeskunsthalle In den Jahren nach der Wende zieht stellt. Die mit siebzig Jahren dienst- Cocooning-Zeitalter. Trotz perma- 1986 für die Verleiharbeit und die Bonn mit Frau Mitscherlich und Gre- sie sich aus verschiedenen Ämtern älteste Vertreterin des deutschen nenter Krise des Autorenfilms ent- Auszeichnung der Europäischen gor Gysi eine Filmveranstaltung or- zurück, etwa als Vertreterin der Fil- Autorenfilms wird am 19. Oktober stehen neue Projekte, wie etwa Kulturhauptstadt Florenz. ganisiert habe – ein Dokumentarfilm memacherInnen im Vorstand der 1935 in Römlinghoven bei Bonn ge- demnächst ein Porträt des Verlegers Die Wende und die Begegnung ‚Der Schwarze Kasten‘ über einen Bundesvereinigung des deutschen boren. Nach einem „höhere Tochter- Klaus Wagenbach (ausschließlich auf mit der ostdeutschen Filmkultur Stasi-Offizier wurde gezeigt – und Films oder als Sprecherin der Bun- Studium“ der Literaturwissenschaft DVD). sind auch eine Wende in Clara dort bei der Begrüßung von der Be- desvereinigung des deutschen Films und Kunstgeschichte in Bonn, Paris Der Basis-Film Verleih gilt heute Burckners Leben. Sie verabschiedet gegnung zweier deutscher Filmkul- im Deutschen Kulturrat. „Es waren und Berlin ergreift sie den ganz un- als preisgekrönte Erfolgsgeschichte sich von ihren filmpolitischen Akti- turen sprach, da wurde ich so was ausgefüllte Jahre, so dass mir der bürgerlichen Beruf der Schauspiele- und geht dieses Jahr trotz immer vitäten und kehrt zurück zur Basis- von ‚angegriffen‘. Dass es zwei Kul- Abschied aus der westdeutschen rin. Sie absolviert die Max Reinhard problematischerer Förderungssitua- arbeit. Sie organisiert zahllose Film- turen gab, das durfte man 1992 nicht Filmpolitik gar nicht aufgefallen ist.“ Schule in Berlin und arbeitet ge- tion für den deutschen Film in sein veranstaltungen und Gespräche im sagen.“ Sehr aktiv beteiligt sich meinsam mit ihrem damaligen 32. Jahr. Zu den Auszeichnungen des Osten, baut die Filmfestivals in Cott- Burckner bis heute am Aufbau eines Lesen Sie auch den Beitrag „Zur ak- Mann Frank Burckner, mit dem sie Verleihs zählen unter anderem zwei bus, Schwerin und Dresden mit auf. filmkulturellen Zentrums in Neus- tuellen Filmpolitik von Clara Burck- einen Sohn und eine Tochter hat, am Bundesfilmpreise für Eigenproduk- Natürlich gegen Widerstände: „Als trelitz/Mecklenburg-Vorpommern. ner auf Seite 15

Kommentar Braucht Kulturpolitik Kulturpolitikforschung? Berliner Debatte kann neue Anstöße geben • Von Max uchs

Wenn sich etwa 40 Kulturpolitiker- ren viele Diskutanten alles gleichzeitig: schaftlichen 5achzeitschriften, keine Dann könnte auch der Wettstreit un- sind doch Vielfalt und Differenz Innen und WissenschaftlerInnen Kulturforscher, Kulturpolitikforscher und Lehrbücher oder sonstige Standardli- terschiedlicher wissenschaftlicher An- geradezu Kernbegriffe einer jeden Kul- treffen, um über Kulturpolitikfor- aktive Kulturpolitiker. „Aktionsfor- teratur. Angesichts dieser Defizitbe- sätze und Methoden beginnen, damit turpolitik. schung zu beraten, dann wird man schung“ war in diesem Zusammenhang schreibung, die von allen Beteiligten deren Reichweite bewertet werden Kulturpolitikforschung: vielleicht ein kaum erwarten, dass es um eine ein wichtiges Stichwort. Denn diese 5or- geteilt wurde, ist die stets nur projekt- könnte. Allerdings braucht professionel- noch ungewohnter Begriff im kultur- zweck- und wertfreie Debatte über schungsstrategie hebt ein Stück weit finanzierte 5orschungsleistung des Zen- le Kulturpolitikforschung ein professio- politischen Kontext. Doch spätestens einen neuen orschungsgegen- die Trennung von 5orschern und Er- trums für Kulturforschung umso bemer- nelles Rezeptionspublikum: Die Kultur- dann, wenn die Debatte um die jüngst stand geht. forschtem auf. Karla 5ohrbeck berich- kenswerter. politik und die Kulturszene insgesamt beschlossene (Unesco-)Konvention zur tete etwa aus einer reichhaltigen kom- Die Berliner Debatte könnte einen wich- müsste mit 5orschung adäquat umge- kulturellen Vielfalt beginnt, wenn wir um einen ist der Gegenstand, die munalen kulturpolitischen Praxis und tigen Anstoß geben, die Professionali- hen können. Dies wird im Ergebnis u.a. also sorgfältig klären müssen, was für Z Kulturpolitik, so neu nicht. Auch bestand darauf, dies als eine Art ange- sierung der Kulturpolitikforschung voran heißen: Mit einander widersprechen- uns „Vielfalt“ heißt, welche kulturpoli- muss eine entsprechende 5orschung wandter Kultur(politik)forschung zu ver- zu treiben. Vorschläge zur 5ortführung den Resultaten. Man denke etwa an tischen Instrumente zu ihrer Erhaltung nicht erst erfunden werden. Denn das stehen. der Arbeit gibt es genug. Ein Teil dieser den Meinungsstreit der Wirtschaftwis- und 5örderung tauglich sind – und wie Zentrum für Kulturforschung (Bonn) So zeigte sich das 5eld dann doch Vorschläge betrifft eine präzisere Tren- senschaftler über die richtige Wirt- man dies feststellt –, wird sich zeigen, liefert etwa seit 35 Jahren viele wich- zumindest in dieser Hinsicht als aus- nung der kulturpolitischen Seite von der schaftspolitik. Es ist durchaus denkbar, dass die zukünftige Kulturpolitik ohne tige Studien in diesem Bereich. Ein gereifte Wissenschaftsdisziplin: Es gibt 5orschung. Denn dann kann klarer von dass auch eine etablierte Kulturpolitik- eine professionelle Kulturpolitikfor- wichtiger Grund für dieses Treffen ist eine Vielfalt von Methoden und Schwer- der staatlichen und nicht staatlichen forschung nicht nur miteinander über- schung nicht auskommen wird. der Umstand, dass sich die Kulturpo- punkten, es gibt Auftragsforschung und Kulturpolitik ausformuliert werden, wel- einstimmende Ergebnisse liefert. Doch litik in einem erheblichen Legitimati- selbst gewählte 5orschungsschwer- che 5ragen die Kulturpolitik von der könnte dies in der Kultur ein kleineres Der Verfasser ist Vorsitzender des onsdruck über Sinn, Zweck und Wir- punkte, es gibt universitäre und außer- 5orschung gerne beantwortet hätte. Problem sein als in anderen 5eldern, Deutschen Kulturrates kungen ihrer Aktivitäten befindet. universitäre 5orschung, es gibt Interdis- Dabei geht es nicht nur um die öf- ziplinarität und internationale Vernet- fentliche Kulturförderung, also um un- zung. Allerdings: Es gibt von allem nicht mittelbare Geldzuwendungen. Es geht genug. So beklagt zum Beispiel die auch um rechtliche und soziale Rah- Enquête-Kommission „Kultur in menbedingungen rund um die Kultur. Deutschland“ eine mangelhafte Daten- Wie stark soll sich der Staat und ge- lage im Kulturbereich, eine 5eststel- nerell die öffentliche Hand noch en- lung, die auch die Brandenburgische gagieren? Welche Ziele und Metho- Ministerin J. Wanka, derzeit Präsiden- den sind hierbei wünschenswert? Wer tin der Kultusministerkonferenz, bestä- spielt neben der öffentlichen Hand bei tigte. Vergleicht man zudem Kulturpo- der Gestaltung des Kulturellen sonst litikforschung mit anderen Politikfeldern noch eine Rolle? Leichter wäre es da- wie etwa der Bildungs- oder Sozialpo- her, wenn man klarer kulturelle Pro- litik, wird man Desiderate leicht erken- zesse, kulturpolitische Aktivitäten und nen können: Eine weitgehend fehlen- die jeweils zugehörigen 5orschungen de akademische Institutionalisierung, trennen könnte. Doch so übersicht- keine D5G-5orschungsprojekte, keine lich ist die Landschaft nicht. So wa- Max-Planck-Institute, keine wissen- Weimar bei Nacht Foto: Olaf Zimmermann ACHGESPRÄCH / REZENSIONEN politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 22

Von der Avantgarde zur Institutionalisierung achgespräch Kulturpolitikforschung des Zentrums für Kulturforschung und des Deutschen Kulturrates • Von Gabriele Schulz

Anlässlich des 35. Geburtstags des Jahrzehnte verfolgt werden, wie sich Zentrums für Kulturforschung im die individuelle Künstlerförderung, Jahr 2005 führten der Deutsche die Partizipation von Frauen im Kul- Kulturrat und das Zentrum für Kul- tur- und Medienbetrieb und die Nut- turforschung am 13.12.2005 im zung von kulturellen Angeboten ent- Max-Liebermann-Haus in Berlin ein wickelt. achgespräch zum Thema „Welche Doch diente das Fachgespräch orschung braucht die Kulturpolitik“ nicht in erster Linie der Würdigung durch. Ca. 40 Expertinnen und Ex- der unbestrittenen großen Verdiens- perten aus den verschiedenen wis- te der beiden Gründer des Zentrums senschaftlichen Disziplinen, aus der für Kulturforschung und von deren Kulturverwaltung aus Bund und Län- Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dern, aus den Universitäten, aus der in der Kultur- sowie Kulturpolitikfor- außeruniversitären orschung, aus schung. Im Mittelpunkt des Gesprä- den Verbänden diskutierten unter ches stand vielmehr die Frage, ob die der Moderation des Geschäftsfüh- bestehende Infrastruktur an Kultur- rers des Deutschen Kulturrates Olaf forschung sowie Kulturpolitikfor- Zimmermann angeregt über die ra- schung ausreichend ist. In seinem gestellung. Eingangsstatement beschrieb der Vorsitzende des Deutschen Kulturra- ie einleitenden Beiträge der tes Prof. Dr. Max Fuchs – bei der D Gründer des Zentrums für Kul- Würdigung der großen Verdienste turforschung Prof. Dr. Andreas Joh. des Zentrums für Kulturforschung Wiesand und Dr. Karla Fohrbeck sowie der anderen inzwischen ent- führten jedem noch einmal vor Au- standenen Forschungseinrichtun- gen, welche Pionierarbeit von bei- gen – die Kulturpolitikforschung als den geleistet wurde. Im 1972 er- defizitär. Er machte dieses unter an- schienenen Autorenreport wurde derem daran fest, dass sich im Un- eben nicht nur die soziale Lage von terschied zu anderen wissenschaftli- Schriftstellerinnen und Schriftstel- chen Disziplinen kein Wissenschafts- v.l.n.r.: Gabriele Schulz (Deutscher Kulturrat), Olaf Zimmermann (Deutscher Kulturrat), Prof. Dr. Max Fuchs (Deutscher lern so genannter ernster Literatur streit herausgebildet hat. Es gibt zwar Kulturrat), Ministerin Prof. Dr. Johanna Wanka (Brandenburg), Andreas Joh. Wiesand (Zentrum für Kulturforschung), Dr. untersucht, die künstlerischen An- einen regen Diskurs, an dem unter- Karla Fohrbeck (Kulturdezernentin a.D.), Annette Brinkmann (Zentrum für Kulturforschung) Foto: Susanne Glauert sprüchen genügen muss. Es wurde schiedliche Akteure teilnehmen, es ebenso die Situation der „Fließband- fehlt aber ein wissenschaftlicher Dis- kern, zu Redakteuren im Rundfunk tur- sowie Kulturpolitikforschung. In droht sie das „Projekt“ einer Genera- autoren“ in den Blick genommen, kurs über Ansätze, über Methoden. konnte schließlich ein Jazzpreis des seinen Lehrveranstaltungen an ver- tion zu werden. Es ist nunmehr die die Heftromane schreiben. Dieser Es gibt keine Fachgesellschaft und Südwestfunks etabliert werden. For- schiedenen Universitäten fordern die Debatte darüber zu führen, ob eine unverstellte Blick zunächst auf den auch keine Fachzeitschrift, die sich schungsergebnisse konnten so in Studierenden eine stärkere Professi- weitere Professionalisierung des Fel- Literaturbereich und später im explizit dem Thema Kulturpolitikfor- konkrete Politik übersetzt werden. onalisierung und einen wissenschaft- des erforderlich ist und in welche Künstlerreport auf alle künstlerische schung verschrieben haben. Dem- Ein langjähriger Weggefährte, der lichen Diskurs ein. Kultur- und Kul- Richtung diese gehen müsste. Sparten hat das heutige Verständnis entsprechend hat sich auch keine Autor Hannes Schwenger, zeigte im turpolitikforschung kann heute nicht Unisono wurden von den Teilneh- der künstlerischen und kreativen „scientific community“ entwickelt. Fachgespräch die Grenzen der Arbeit mehr wie vor 10 bis 15 Jahren betrie- merinnen und Teilnehmern des Berufe maßgeblich geprägt. Beide Nach wie vor gibt es in der gesam- auf. Er würdigte nochmals die Ver- ben werden. Die Standards haben Fachgespräches hervorgehoben, dass Arbeiten haben entscheidend dazu ten Bundesrepublik nur einen aus- dienste – gerade mit Blick auf die kol- sich geändert und auf einen Exoten- sowohl interdisziplinäres Arbeiten als beigetragen, dass die Künstlersozial- gewiesenen Lehrstuhl für Kulturpo- lektive Durchsetzung von Interessen – status kann sich nicht mehr zurück- auch die internationale Perspektive versicherung begründet wurde und litik und dieser ist bezeichnender- , machte aber zugleich deutlich, dass gezogen werden. Zugleich muss die unabdingbar sind. Die UNESCO und freiberufliche Künstlerinnen und weise nicht an einem politik- son- eine junge Künstlergenerationen mit enge Verbindung zum Gegenstand speziell die erst jüngst verabschiede- Künstler heute in der gesetzlichen dern einem kulturwissenschaftli- diesen Modellen oftmals wenig anfan- der Kultur respektive den Kreativen te Konvention Kulturelle Vielfalt kann Kranken-, Renten- und Pflegeversi- chen Institut angesiedelt. gen können. Sie organisieren und en- und ihren Arbeitsbedingungen und den Referenzrahmen bilden, an dem cherung versichert sind. Nach wie Dieses steht im Gegensatz zu den gagieren sich nicht oder zumindest zu Arbeitsweisen verbunden bleiben. sich die Kultur- und Kulturpolitikfor- vor von zentraler Bedeutung ist wachsenden Anforderungen an die wenig in den entsprechenden Verbän- In eine ähnliche Richtung resü- schung orientieren kann. dabei, dass ausgehend von dem Ver- Kulturforschung und die Kulturpoli- de. Über ihre Lebens- und Arbeitswei- mierte Prof. Dr. Fuchs die Debatte Übereinstimmend wurde festge- ständnis von Wiesand und Fohrbeck tikforschung, die die brandenburgi- sen sowie deren Interessenlagen gibt und die sich ergebenden Herausfor- stellt, dass das Fachgespräch den die Aufnahme in die Künstlersozial- sche Ministerin für Wissenschaft, es kaum valides Wissen. derungen. Er verwies darauf, dass die Auftakt zu einem vertiefenden Dis- versicherung nicht nach künstleri- Kultur und Forschung Prof. Dr. Jo- Prof. Dr. Andreas Joh. Wiesand Vorstellungen von Kultur und auch kurs bilden soll. Es wurde daher ver- schen Gesichtspunkten oder anhand hanna Wanka angesprochen hat. Die griff diesen Gedanken auf und ver- von Kulturpolitik sehr stark generati- einbart auf der Folie der erfolgten von Geschmacksurteilen erfolgt, Politik braucht als Entscheidungs- knüpfte ihn mit den geäußerten For- onengebunden sind. Indem Kulturfor- Diskussion in einem weiteren Fach- sondern dass das entscheidende Kri- grundlage valide empirische Daten derungen nach einem stärkeren wis- schung und Kulturpolitikforschung gespräch im Frühjahr 2006, die De- terium die selbstständige künstleri- und eine qualitative Forschung, die senschaftlichen Austausch in der Kul- stark subjektbezogen und -geleitet ist, batte zu vertiefen. sche und publizistische Tätigkeit ist. diese Daten interpretiert. Aus ihrer Gerade mit Blick auf die sich in den Sicht wird im geisteswissenschaftli- letzten Jahren ausdifferenzierenden chen Bereich die gerade gestartete künstlerischen Berufen – nicht Excellenzinitiative zu wenig aufge- zuletzt durch die Entwicklung der nommen, obwohl hier Chancen der Reformbedarf neuen Medien – gewinnt diese offe- Weiterentwicklung von Forschung Von Gabriele Schulz ne Definition an Bedeutung. Wer den und Lehre bestehen. Koalitionsvertrag der Großen Koali- Vielleicht nicht von ungefähr hat Die Enquete-Kommission des Deut- Engagements in Großbritannien, Gemeinnützigkeits- und Spenden- tion kritisch liest, wird feststellen, ein Vertreter einer ebenfalls noch schen Bundestags „Zukunft des Frankreich und Deutschland. Es wird rechts kurz und knapp zusammen- dass in dieser Legislaturperiode über jungen Wissenschaftsdisziplin, die Bürgerschaftlichen Engagement“ zunächst das System der Besteue- gefasst werden. Diese Zusammen- eine klarere Formulierung des Versi- sich in der Wissenschaftslandschaft hat in ihrem Abschlussbericht fest- rung gemeinwohlorientierter Orga- fassung kann eine erste Grundlage chertenkreises gesprochen werden etablieren musste, Prof. Dr. Michael gestellt, dass das Gemeinnützig- nisationen und des bürgerschaftli- für weitergehende Debatten zur an- soll. Es wird dann sicherlich ratsam –Burkhart Piorkowsky vom Lehr- keitsrecht reformbedürftig ist, hat chen Engagements in den drei Staa- stehenden Reform sein. sein, die alten Studien noch einmal stuhl für Haushalts- und Konsum- aber selbst auf Grund ihres ohne ten dargestellt, um danach in den zur Hand zu nehmen, um nachzu- ökonomik eine stärkere Verwissen- umfänglichen Einsetzungsauftrags Rechtsvergleich einzutreten. Daraus Sabine Mock: Reformbedarf im Gemein- vollziehen, wie vielgestaltig die schaftlichung eingefordert. Aus sei- sich nicht umfassend mit dem The- abgeleitet wird der Reformbedarf im nützigkeits- und Spendenrecht vor dem künstlerischen Berufe sind. ner Sicht fehlt so etwas wie ein For- ma auseinandergesetzt, sondern deutschen Gemeinnützigkeits- und Hintergrund der Besteuerung gemein- Ebenso bahnbrechend wie die schungsparadigma und daraus fol- dem Deutschen Bundestag diese Spendenrecht dargestellt. Verdienst- wohlorientierter Organisationen und bür- Arbeiten zur sozialen Lage der gend, welche Fragen die Kulturpoli- „Hausaufgabe“ überlassen. voll ist, dass zum Schluss in einem gerschaftlichen Engagements in Großbri- Künstler – nicht unerwähnt sei in tikforschung eigentlich interessie- Fazit die Perspektiven des deutschen tannien und in 5rankreich. Berlin 2005. diesem Zusammenhang die Studie ren. er Unterausschuss Bürger „Künstler in Not“, die bis heute noch Neben den Verdiensten um die D schaftliches Engagement des nicht aktualisiert wurde – sind ihre Kultur- und Kulturpolitikforschung Deutschen Bundestags hat in der 15. Arbeiten zu Kultur als Wirtschafts- wurde in dem Fachgespräch auch Legislaturperiode zwar erste Ansät- bzw. Wertschöpfungsfaktor. Noch das außerordentliche Engagement ze einer grundlegenden Beschäfti- Kulturrecht heute wird immer wieder ihre Arbeit von Dr. Karla Fohrbeck und Prof. Dr. gung mit dem Thema „Gemeinnüt- Von Olaf Zimmermann zum WDR als Kultur- und Wirt- Andreas Joh. Wiesand bei der Ent- zigkeitsrecht“ gemacht, konnte sich schaftsfaktor aus dem Jahr 1989 an- wicklung von Diskussionszusam- auf Grund der vorzeitigen Auflösung Wer sich mit den rechtlichem Grund- bislang nicht und daher schließt die- geführt, um zu zeigen, dass Kultur- menhängen im Kulturbereich selbst des Deutschen Bundestags aber lagen von Kunst und Kultur befasst, ses Buch eine Lücke in der Literatur institutionen Wertschöpfungsketten herausgehoben. Die Gründung ver- nicht ausreichend damit befassen. muss verschiedenste Rechtsgebie- zu den Rahmenbedingungen. in Gang setzen. schiedenster Verbände und Institu- So wird das – von vielen als dringlich te in den Blick nehmen. Im ersten Teil des Buches wird Nur eine kurze Erwähnung kön- tionen, nicht zuletzt auch des Deut- angesehene – Vorhaben der Reform zunächst die Thematik eingeführt, nen an dieser Stelle die Klassiker aus schen Kulturrates, gehen auf ihren des Gemeinnützigkeitsrechts vor- s beginnt beim Grundgesetz und bevor auf dieser Grundlage im Teil 2 dem Zentrum für Kulturforschung persönlichen Einsatz zurück. Karla aussichtlich Thema des 16. Deut- Eendet beim so genannten Spon- die Grundlagen des kommunalen Kul- wie das „Handbuch der Kulturprei- Fohrbeck hat die Arbeit an einem schen Bundestags werden. Mit Mit- soring-Erlass. Oliver Scheytt hat in turrechts dargestellt werden. Hierzu se“, die Studien „Frauen im Kultur- Beispiel sehr plastisch beschrieben. telpunkt des Buches von Sabine seinem Buch Kommunales Kultur- zählt u.a. das Kulturverfassungsrecht und Medienbetrieb“ sowie das Kul- Bei der Erstellung des Handbuchs Mock „Reformbedarf im Gemein- recht die verschiedensten Rechtsge- und das Haushaltsrecht. Im dritten turbarometer finden. Gerade die der Kulturpreise wurde offenkundig, nützigkeits- und Spendenrecht“ biete dargestellt und sie in ihren Aus- Teil geht es um das Recht der verschie- letztgenannten Vorhaben belegen, dass es keinen Preis für Jazzmusik steht ein Rechtsvergleich der Besteu- wirkungen auf die Kultur und die wie wichtig eine kontinuierliche For- gab. Über ihre Netzwerke, die per- erung gemeinwohlorientierter Orga- Kulturpolitik vor Ort gewürdigt. Eine Weiter auf Seite 23 schung ist. Hier kann teilweise über sönlichen Verbindungen zu Musi- nisationen und bürgerschaftlichen vergleichbare Darstellung gab es BUNDESTAGSDRUCKSACHEN politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 23

Bundestagsdrucksachen Im Folgenden wird auf Bundestags- drucksachen mit kulturpolitischer Relevanz hingewiesen. Berücksich- tigt werden Kleine und Große Anfra- gen, Anträge, Entschließungsanträ- ge, Beschlussvorlagen sowie Bun- destagsprotokolle. Alle Drucksachen können unter folgender Adresse aus dem Internet heruntergeladen wer- den: http://dip/bundestag.de/par- fors/parfors.htm.

Berücksichtigt werden Drucksachen zu folgenden Themen:

· Auswärtige Kulturpolitik, · Bildung, · Bürgerschaftliches Engagement, · Daseinsvorsorge, · Erinnern und Gedenken, · Europa, · Informationsgesellschaft, · Internationale Abkommen mit kultureller Relevanz, · Kulturelle Bildung, · Kulturfinanzierung, · Kulturförderung nach § 96 Bun- desvertriebenengesetz, · Kulturpolitik allgemein, · Kulturwirtschaft, · Künstlersozialversicherungs- gesetz, · Medien, · Soziale Sicherung · Steuerrecht mit kultureller Rele- Deutscher Bundestag im Reichstagsgebäude Fotonachweis: Deutscher Bundestag vanz, · Stiftungsrecht, Drucksache 16/53 (04.11.2005) Hans-Joachim Otto (FDP); Monika Redner: Dr. Annette Schavan, Bun- kanzlerin (Geschäftsbereich Bun- · Urheberrecht. Kleine Anfrage der Fraktion DIE LIN- Griefahn (SPD); Dr. Lukrezia Jochim- desministerin für Bildung und For- desministerium für Familie, Senio- KE sen (DIE LINKE); Grietje Bettin schung; Cornelia Pieper (FDP); Jörg ren, Frauen und Jugend) Abriss des Palastes der Republik (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN); Wolf- Tauss (SPD); Dr. Petra Sitte (DIE LIN- Rednerin: Dr. Ursula von der Leyen, Kulturpolitik allgemein gang Börnsen (CDU/CSU); Sieg- KE); Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE Bundesministerin für Familie, Senio- Drucksache 16/77 (22.11.2005) mund Ehrmann (SPD) GRÜNEN); René Röspel (SPD); Ilse ren, Frauen und Jugend; Ina Lenke Drucksache 16/14 (18.10.2005) Antwort der Bundesregierung auf Aigner (CDU/CSU); Dr. Ernst Dieter (FDP); Nicolette Kressl (SPD); Jörn Kleine Anfrage der Fraktion DIE LIN- die Kleine Anfrage der Fraktion DIE Plenarprotokoll 16/5 (01.12.2005) Rossmann (SPD) Wunderlich (DIE LINKE); Ekin Deli- KE LINKE Drucksache 16/53 (04.11. Fortsetzung der Debatte über die Re- göz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN); Jo- Rechtsextreme Skinhead-Musik im 2005) gierungserklärung der Bundeskanzle- Plenarprotokoll 16/5 (01.12.2005) hannes Singhammer (CDU/CSU); Si- Jahr 2002 Abriss des Palastes der Republik rin (Geschäftsbereich Bundesminis- Fortsetzung der Debatte über die bylle Laurischk (FDP); Christel Hum- terium für Bildung und Forschung) Regierungserklärung der Bundes- me (SPD); Diana Golze (DIE LINKE) Drucksache 16/13 (18.10.2005) Drucksache 16/98 (29.11.2005) Kleine Anfrage der Fraktion DIE LIN- Antrag der Fraktion DIE LINKE KE Abriss des Palastes der Republik Rechtsextreme Skinhead-Musik im stoppen Jahr 2003 Auswärtige Kongress Drucksache 16/15 (18.10.2005) Kulturpolitik Kleine Anfrage der Fraktion DIE LIN- KE Drucksache 15/6007 (30.09.2005) Kultur Rechtsextreme Skinhead-Musik im Unterrichtung durch die Bundesre- Jahr 2004 gierung o Bericht der Bundesregierung zur K ngress Drucksache 16/50 (04.11.2005) Auswärtigen Kulturpolitik 2004 Antwort der Bundesregierung auf die Symposium Kleine Anfrage der Fraktion DIE LIN- Kulturelle Bildung KE Drucksache 16/13 (18.10.2005) Rechtsextreme Skinhead-Musik im Drucksache 15/6014 (10.10.2005) Sie planen Jahr 2003 Unterricht durch die Bundesregierung eine Tagung, Konferenz Bericht über die Lebenssituation Konferenz Drucksache 16/51 (04.11.2005) junger Menschen und die Leistun- oder Versammlung Antwort der Bundesregierung auf die gen der Kinder- und Jugendhilfe in K Kleine Anfrage der Fraktion DIE LIN- Deutschland – Zwölfter Kinder- und im Kulturbereich? KE Drucksache 16/14 (18.10.2005) Jugendbericht – und Stellungnahme Rechtsextreme Skinhead-Musik im der Bundesregierung Jahr 2002 Es geht Ihnen um Wir organisieren und Plenarprotokoll 16/5 (01.12.2005) • konkrete Resultate Drucksache 16/52 (04.11.2005) Zusatztagesordnungspunkt 5 Antrag moderieren Ihre nächste Antwort der Bundesregierung auf die der Fraktion DIE Linke: Abriss des • kreative Impulse Großveranstaltung Kleine Anfrage der Fraktion DIE LIN- Palastes der Republik stoppen“ KE Drucksache 16/15 (18.10.2005) (Drucksache 16/98) • konstruktive Teilnehmer Rechtsextreme Skinhead-Musik im Redner: Bernd Neumann, Staatsmi- • auf Ihre Ziele abgestimmt Jahr 2004 nister bei der Bundeskanzlerin; • intensive Begegnungen • Identifikation und Spaß • innovativ und zuverlässig

Fortsetzung von Seite 22 • Schub für Ihr Image • auf Ihr Budget zugeschnitten • nachhaltige Entwicklung denen Kultureinrichtungen. Wichtig Das Buch bietet einen sehr guten K ist, dass Scheytt hier auch auf die steu- Überblick über die verschiedenen errechtlichen Aspekte der verschiede- Bereiche. Es nimmt konkrete Fragen ? Claus Harten nen Rechtsformen eingeht. Konkret aus der Praxis auf, verharrt aber Harten & Breuninger wird es im vierten Abschnitt, wenn die nicht als Ratgeber, sondern stellt sys- Sprechen Sie mit uns unterschiedlichen Erscheinungsfor- tematisch die verschiedenen The- Zeisigweg 11 K men der Kultureinrichtungen wie Mu- men dar. Besonders wertvoll sind 97990 Weikersheim seen, Theater, Bibliotheken veran- dabei die Querverweise. Tel. 07934/913 10 schaulich werden. Anschließend be- Sowohl für den Praktiker vor Ort fasst sich Scheytt im fünften Teil mit als auch der Politik und Verwaltung ist Fax 07934/913-121 dem Kulturförderrecht und dem kom- das Buch wärmstens zu empfehlen. Harten & Breuninger [email protected] munalen Zuwendungsrecht. Wichtig Erkennen und verändern www.harten-breuninger.de sind auch hier wieder die steuerrecht- Oliver Scheytt: Kommunales Kultur- lichen Hinweise. Der letzte und sechs- recht. Kultureinrichtungen, Kulturförde- te Abschnitt ist schließlich dem Kul- rung und Kulturveranstaltungen. Mün- K turveranstaltungsrecht gewidmet. chen 2005. DAS LETZTE politik und kultur • Jan. – eb. 2006 • Seite 24

Zeichnung: Dieko Müller Impressum Kurz-Schluss Deformation professionelle – ein vorweihnachtliches Saulus-Erlebnis

Wer diese anerkannt präpotente Kleinhirn-Lotto aus der Mottenkiste von wem sind Die Brüder Karama- Zeitung des Deutschen Kulturrats Kolumne regelmäßig füllt, bedarf ei- spätkapitalistischer Volksbildungs- sow? Stimmt, Dostojewskij – fühle nes übersteigerten Selbstbewusst- Deutscher Kulturrat Heuchelei samt seinem plunderba- ich mich bestätigt – und bin zufrie- Bundesgeschäftsstelle seins und einer gehörigen Portion ckigen Protagonisten zutiefst und den. „Weiter geht’s mit Musik“ – ver- Chausseestraße 103 Hybris. Nicht zu vergessen der ge- bereute sofort noch tiefer das Verges- kündet die Selbstverstümmelte. „Von 10115 Berlin sunde Hang zum Exhibitionismus – sen meines eigenen natürlich klas- wem ist My fair Lady? Wer schrieb Tel: 030/24 72 80 14, 5ax: 030/24 72 12 45 gepaart mit Eitelkeit und ausge- sikbefüllten I-Pods. Fidelio? Wie heißt der Bassist von Internet: www.kulturrat.de, E-Mail: [email protected] prägt voyeuristischen Zügen. Sie „Fang ma an mit der Literatur“ – Coldplay?“ Sorry – da muss ich pas- Herausgeber haben völlig recht: Unverzichtbare plärrt die selbsternannte lippenge- sen. Guy Berryman. Aha. Olaf Zimmermann und Theo Geißler Eigenschaften eines Profis in der piercte Quizmasterin. „Von wem ist Der Horrortrip hat glücklich ein Redaktion heutigen Medien-Landschaft, allen- Ende – es hält der Zug, nur wenig ver- Olaf Zimmermann (verantwortlich), Gabriele Schulz, Andreas Kolb falls leicht gebrochen durch gele- spätet. Die Jugend schwärmt – das gentliche fachliche Kompetenz. Anzeigenredaktion bekam ich noch mit – zum Tanze (viel Martina Wagner, Tel: 0941/945 93 35, 5ax: 0941/945 93 50 Spass, HaHa) – der Medienprofi strebt E-Mail: [email protected] ut ausgestattet mit diesen Insig- pflichtbewusst zur Tagesschau. Sieh Verlag G nien meines Berufes befuhr ich da: Die Vorsitzende der Kultusminis- ConBrio Verlagsgesellschaft mbH am letzten verkaufsoffenen Samstag ter-Konferenz, Johanna Wanka, um- Brunnstraße 23, 93053 Regensburg mit dem Regional-Express unserer schwänzelt verbal das bildungspoli- E-Mail: [email protected] Deutschen Bahn eine längere baye- tische Chaos-Szenario. Chancen- Herstellung rische Strecke. Der Zug brechend voll, gleichheit wird im ersten Halbsatz Petra Pfaffenheuser, ConBrio Verlagsgesellschaft Bierflaschen rollen über den Boden. beschworen. Im zweiten erfahren wir, Eine unsägliche Kakophonie aus dass selbige eigentlich weder finan- Druck Der Neue Tag Druck- und Verlagshaus GmbH, Weiden Handy-Klingeltönen, banalstem Tele- zierbar noch dank der unterschiedli- fon-Geschwätz („Wo bistn du? Mir chen Länder-Strukturen realisierbar Erscheinungsweise geht’s gut“) und laut heraustrompe- sei. Die Gespräche würden fortge- 6 Ausgaben im Jahr teten Triumph-Reportagen über die führt… und mit beiden Händen Preis/Abonnement Spar-Potenziale der nachmittägli- schwenkt Frau Wanka Nebel-Maschi- 3,00 Euro, im Abonnement 18,00 Euro, incl. Porto im Jahr chen Schnäppchen-Jagd mischt sich nen, als seien es Weihrauch-Fäss- Aboverwaltung/Bestellmöglichkeit: mit dem vielstimmigen, rhythmisch chen. Sehnt sie sich vielleicht nach PressUP GmbH, Postfach 70 13 11, 22013 Hamburg kompliziert verschobenen Tschakka- einer (aufgeklärten) Monarchie? Wer Tel. 040/414 48-466 Tschumm-Plogg-Plogg aus achtund- so Politik macht, bedarf eines über- [email protected] achzig unter Voll-Last vibrierenden Theo Geißler, Herausgeber der „neuen steigerten Selbstbewusstseins und ei- puk ist im Abonnement, in Bahnhofsbuchhandlungen, großen MP3-Kopfhörern. Ich versuche, über musikzeitung“ und „Jazzzeitung“ so- ner gehörigen Portion Hybris. Nicht Kiosken sowie an lughäfen erhältlich. die Vorzüge einer (aufgeklärten?) Mo- wie Mitherausgeber der puk, Modera- zu vergessen ein gesunder Hang zum narchie nachzudenken, kann aber tor der Radiomagazine „taktlos“ (BR/ Exhibitionismus – gepaart mit Eitel- Alle Ausgaben von politik und kultur können von der Homepage des Deut- nmz) und „contrapunkt“ (BR) schen Kulturrates (http://www.kulturrat.de) heruntergeladen werden. keinen klaren Gedanken fassen, weil keit, denke ich bei mir. Unverzicht- Foto: Barbara Haack die fünf Neunzehnjährigen, vor deren bare professionelle Eigenschaften in Ebenso kann der kostenlose Newsletter des Deutschen Kulturrates Umzingelung ich mich gerade noch Der Schwarm“? Frank Schätzing na- der heutigen Politik-Landschaft. (2-3mal die Woche) unter http://www.kulturrat.de abonniert werden. in den hintersten Stehplatz-Winkel türlich ihr Deppen, höre ich mich Wie hieß noch mal der Bassist von 5ür unaufgefordert eingesandte Manuskripte und 5otos übernehmen wir flüchten konnte, ebenso spontan wie denken, allerdings nicht schneller als Coldplay? Schon wieder vergessen. Ich keine Haftung. Alle veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich ge- lautstark beschlossen, eine Runde die stimmgewaltigen offiziellen Mit- mach Google auf und guck nach… schützt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Deutschen Kulturrates e.V. wieder. „Wer wird Millionär“ zu spielen. spieler. „Wo ist Kaspar Hauser ge- Ich hasse dieses klugscheißerische storben, wer schrieb Der Sturm?… Theo Geißler Gefördert aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien kultur kompetenz bildung KONZEPTION KULTURELLE BILDUNG

Jan. – eb. 2006 Regelmäßige Beilage zu politik & kultur Ausgabe 2

Neues Deutschland Reiner Klingholz Wie die Demografie unser Leben nachhaltig verändert

Unser Land wird in den kommenden Jahr- zehnten demografische Verwerfungen erle- ben, die sich nur mit den olgen der großen Auswandererwellen des 19. Jahrhunderts vergleichen lassen: Damals, nach der ers- ten Phase der Industrialisierung, hatte in dem bereits relativ dicht besiedelten Euro- pa ein starkes Bevölkerungswachstum ein- gesetzt. Es wäre zu gewaltigen Hungerka- tastrophen und Verteilungskämpfen gekom- men, hätte die Alte Welt nicht fast ein Drit- tel ihrer Einwohner an die Neue abgeben können. 5,5 Millionen Deutsche fanden zwi- schen 1815 und 1914 allein in Nordameri- ka eine neue Heimat.

*ast ebenso viele Menschen hat Deutschland in den letzten 30 Jahren verloren. Allerdings nicht durch Abwanderung, sondern durch Nachwuchs- mangel: Mit durchschnittlich nur noch knapp 1,4 Kindern pro *rau zählt die Bundesrepublik heute zu den kinderärmsten Gesellschaften der Welt. Jede deutsche Kindergeneration ist um ein Drit- tel kleiner als die ihrer Eltern. Kamen in den 1960er Jahren noch über 1,3 Millionen Kinder im Jahr zur Welt, sind es heute nur noch 700.000. Schon seit 1972 sterben in Deutschland mehr Menschen, als geboren werden. Dennoch ist die Bevölkerung seither von gut 60 auf heute 83 Millionen gestiegen. Wieso haben wir den tief greifenden Schrumpfungsprozess nicht wahrge- nommen? Zum einen weil sich die Lebenserwartung im zu- rückliegenden Jahrhundert um über 30 Jahre verlängert hat, die Menschen also länger unter uns bleiben. Und zum anderen, weil sich Deutsch- land seit langem zum Einwanderungsland gewan- delt hat. Mittlerweile leben zwischen Rügen und dem Bodensee rund 14 Millionen Menschen, die Partitur der Schauspielmusik zur Uraufführung des Wilhelm Tell 1804 (Detail) nicht in Deutschland geboren wurden oder de- ren direkte Nachkommen sind. Das ist die welt- loren. Bis 2050, so Prognosen, könnte es noch Prozent vergrößern. Dramatisch verschärfen wird tun sie aufgrund wirtschaftlicher Stärke, denn die weit zweitgrößte zugewanderte Bevölkerung einmal die Hälfte der jetzigen Bewohnerschaft sich dieser Überhang älterer Menschen nach Menschen siedeln sich dort an, wo sie Arbeit und nach jener in den USA. Nur deshalb ist das sein. 2020, wenn die letzten starken Jahrgänge der in ein Auskommen finden. Der Niedergang be- schrumpfende Deutschland bislang nicht leerer Die neuen Länder erleben damit im Zeitraffer, den 1960er Jahren Geborenen ins Rentenalter schleunigt sich somit in Gegenden, die heute geworden. was auf andere Regionen Deutschlands erst noch kommen. schon unter Abwanderung leiden. Manche deut- Diese Rechnung gilt allerdings nur für den Wes- zukommt. Die Bundesrepublik wird sich zuneh- Aber müssen uns diese Prognosen alarmieren? schen Kreise werden bis 2020 über 30 Prozent ten Deutschlands. Im Osten, wo sich die Macht- mend teilen in Regionen des Wachstums und der Schließlich versprechen die Politiker, Altersver- ihrer Bevölkerung verlieren – vor allem in den haber lange, aber vergeblich mit Mauer und Sta- Schrumpfung: Dabei ziehen die Menschen einer- sorgung und Gesundheitssystem seien gesichert, neuen Bundesländern. In der sächsischen Stadt cheldraht gegen Bevölkerungsverluste gewehrt seits vom Land und aus strukturschwachen Zen- sofern man einen Nachhaltigkeitsfaktor in die Hoyerswerda leben heute schon ein Drittel we- haben, brach nach der Wende, quasi über Nacht, tren wie dem Ruhrgebiet in jene Ballungsgebie- Rentenentwicklung einbaue und die Lebensar- niger Menschen als zu DDR-Zeiten. die durchschnittliche Kinderzahl je *rau von 1,6 te, die eine wirtschaftliche Perspektive bieten. Aber auch in den strukturschwachen auf 0,7 ein, auf den niedrigsten je gemessenen Anderseits aber aus den urbanen Zentren in de- Die Bundesrepublik teilt sich in Regionen des Gegenden des Westens – im Harz, in Wert weltweit. Der Strukturwandel fegte über- ren immer breiter werdende Grüngürtel, die mehr Wachstums und der Schrumpfung Nordhessen und Oberfranken, ste- kommene Industriereviere von der Landkarte, Lebensqualität versprechen. hen die Zeichen auf Schwund. Eben- und vor allem junge und qualifizierte Menschen Aber selbst dort fehlen die Kinder. Die Republik beitszeit erhöhe. Und wieso sollten wir die Lü- so in den klassischen Industrierevieren des Ruhr- folgten dem Wirtschaftsgefälle – nach Westen. wird, zuerst in den Schwundregionen, bald aber cken, die der Sterbeüberschuss reißt, mit weite- gebietes und des Saarlandes. Das Ruhrgebiet ist In kürzester Zeit nahm vielerorts eine regelrech- bundesweit, zu einem Land der Alten. Das Ge- ren Einwanderern füllen, wo es doch heute schon heute bereits der rentnerreichste Großraum te Bevölkerungsimplosion ihren Lauf: Busse und bilde, das die Demographen einst eine Bevölke- an Arbeit für alle mangelt? Schließlich zählt Deutschlands und wird bis 2020 vermutlich eine Bahnen haben den Betrieb eingestellt, Postamt rungspyramide nannten, ist längst ein ausge- Deutschland zu den am dichtesten besiedelten halbe Million Menschen weniger vorweisen kön- und Schulen geschlossen und von der ökonomi- franster Pilz: Unten wächst wenig nach, und wei- Ländern Europas. Wir hätten mehr Platz, kleine- nen als noch 2000. Städten wie Hagen und Gel- schen Infrastruktur ist kaum etwas geblieben. ter oben sterben die Menschen sehr viel später. re Schulklassen, weniger Verkehr, bessere Luft. senkirchen droht ein Rückgang von über 16 Pro- Solche Orte verlieren weiter an Attraktivität und Während der Anteil der unter 20-Jährigen an der Könnte sich Deutschland nicht gesundschrump- zent. Rund die Hälfte aller deutschen Kreise wer- es ziehen auch keine jungen *amilien mehr hin. Gesamtbevölkerung von 1991 bis 2020 von 21,7 fen? den bis 2020 Menschen verlieren, so die Prog- Seit der Wende hat Ostdeutschland auf diese auf vermutlich 17,4 zurückgehen wird, dürfte sich Diese Vorstellung, so verlockend sie Manchem nosen des Bundesamtes für Bauwesen und Raum- Weise rund anderthalb Millionen Menschen ver- jener der über 60-Jährigen von 20,4 auf 28,6 erscheinen mag – ist falsch. Denn ein Rückgang, ordnung. der einmal eingesetzt hat, beschleunigt sich aus Die einzige Region, die sich diesem Abwärtstrend mathematischen Gründen immer weiter: Wo es aus eigener demografischer Kraft entziehen Zu den *otos heute an Nachwuchs mangelt, fehlen der nächs- kann, liegt nicht weit entfernt vom Krisenzentrum ten Generation so viele potenzielle Eltern, dass Ruhrgebiet: Im Großraum Cloppenburg-Vechta- Das Archiv der Hochschule für Musik *RANZ Das Archiv der Hochschule für Musik *ranz Liszt die Bevölkerung selbst bei einer steigenden Ge- Borken, einem ländlich geprägten Gebiet, das LISZT Weimar wurde am 1. Oktober 1995 ge- eröffnet zahlreichen Benutzern Zugang zu den burtenrate weiter schrumpft. Ohne Zuwanderung vom Westen Niedersachsens bis in den Norden gründet. Es ging aus den Beständen des Ver- reichen Beständen, es versucht die Aufmerk- würden in Deutschland 2050 nur noch 51 Milli- Nordrhein-Westfalens reicht, werden bundesweit waltungsarchivs der Hochschule sowie des samkeit von Studierenden, Wissenschaftlern onen Menschen leben, im Jahr 2100 nur noch die meisten Kinder geboren. Die Vermutung liegt ehemaligen Instituts für Volksmusikforschung und Musikern auf bisher kaum bekannte Quel- 24 Millionen. Und selbst bei heutigen Immigra- nahe, die mehrheitlich katholischen und eher hervor. In der Arbeit an und mit den vorhande- len zu lenken. Um die Bestände so zu erhalten, tionsraten fiele die Gesamtbevölkerung nach konservativ eingestellten Menschen lebten ein- nen Beständen hat das Archiv drei vorrangige dass sie auch nachfolgenden Generationen als Hochrechnungen bis 2050 um etwa 10 Millio- fach noch in einer vergangenen Zeit, in der grö- Aufgaben zu erfüllen: Quelle für *orschung und künstlerische Praxis die- nen. ßere *amilien normal waren. Aber dieser Schein 1.die Sicherung, Erhaltung und Ergänzung der nen können, werden Restaurierungen und Verfil- Weil in keinem der knapp 440 deutschen Land- trügt. Zum einen bekommen die dortigen Pro- Bestände, mungen durchgeführt, die sowohl mit Mitteln aus kreise und kreisfreien Städte die Kinderzahlen testanten genauso viele Kinder wie die Katholi-

2.deren Erschließung durch computergestützte öffentlicher Hand als auch mit Hilfe von Vereinen hoch genug sind, um eine langfristig stabile Be- ken. Zum anderen ist das Gebiet wirtschaftlich

Verzeichnung sowie deren Nutzung, und privaten Sponsoren finanziert werden. völkerungszahl zu garantieren, können nur jene keineswegs rückständig. Es wartet mit den güns- 3.die Öffentlichkeitsarbeit. Alle *otos: Olaf Zimmermann Regionen auf Stabilität hoffen oder gar wach- ß sen, die anderswoher Menschen abziehen. Dies Seite 2 kultur kompetenz bildung politik und kultur • JAN. – EB. 2006 • SEITE 2

schluss im naturwissenschaftlich-technischen ß ortsetzung von Seite 1 Bereich ist, umso höher liegt tendenziell die Kin- Neues Deutschland derzahl. Im kinderarmen Deutschland verfügen nur vier von 1.000 rauen über eine solche Qua- tigsten Arbeitsmarktdaten und der besten Wirt- lifikation. In Schweden liegt der Anteil bei acht, schaftsentwicklung in ganz Niedersachsen und in rankreich bei zwölf. Den Rekord halten die Nordrhein-Westfalen auf. Ein wesentlicher Grund Irinnen mit 19. Doch das Mathematik- oder In- dafür sind die vergleichsweise vielen Kinder. Sie genieursstudium hindert sie nicht daran, euro- führen nicht nur zu einer jungen und dynami- paweit die meisten Kinder zu bekommen – gleich- schen Bevölkerungsstruktur. Kinder sind auch auf mit den Isländerinnen. Konsumenten. Und sie benötigen eine eigene Das traditionelle Muster „Mann verdient – rau Infrastruktur – vom Lehrer bis zum Schulbus-ah- am Herd und bei den Kindern“ funktioniert ganz rer. Im Umfeld dieser Dienstleister haben sich offensichtlich nicht mehr – und es lässt sich auch längst Kleingewerbe und Industrie angesiedelt, nicht wiederbeleben. Junge rauen weisen in die mittlerweile hochwertige Arbeitsplätze bie- allen europäischen Gesellschaften mittlerweile ten. Die olge: Die Region kennt keine Abwan- bessere Bildungsabschlüsse auf als junge Män- derung. ner und sie wollen dieses Kapital auch nutzen. Wichtiger als der generelle Schwund ist die be- Sie wollen einen Beruf ohne auf amilie verzich- schleunigte Alterung der Gesellschaft. Wie eine ten zu müssen. In Ländern wie Deutschland, wo internationale Studie belegt, stellt die Gruppe der sie zwischen beiden Optionen wählen müssen, 25- bis 44-Jährigen die aktivsten Unternehmens- entscheiden sie sich deshalb eher für den Beruf. gründer. Bereits im Jahr 2015 wird jedoch jede In der derzeitigen Debatte spielen Kinder vor al- dritte Erwerbsperson über 50 sein. „Natürlich lem als ökonomischer aktor eine Rolle – als fi- steckt auch in den Alten Potenzial, aber Weisheit nanzielle Belastung für amilien, als zukünftige hilft wenig, wo Innovation nötig wäre“, sagt Ralf Rentenzahler – nicht aber als persönliche Berei- Ulrich, Bevölkerungswissenschaftler an der Uni- cherung. Die Zukunft aber könnte noch weniger versität Bielefeld. Bisher ist dieses Potenzial kinderfreundlich aussehen: Wenn die Alten die Wählermehrheit ausmachen – aber Partitur der Schauspielmusik zur Uraufführung des Wilhelm Tell 1804 (Titelblatt) Umfragen zeigen: die Deutschen wollen keine nur noch eine Minderheit von ih- schwindende Nation sein nen Enkel hat. Wie reformfreu- tinuierlich gesunken. Hinzu kommt eine doppelt Anpassung geschieht jedoch noch etwas ande- dig wird die Gesellschaft dann so hohe Arbeitslosigkeit unter Ausländern wie res: Die zunächst im Schnitt höhere Geburtenra- jedenfalls wenig gefragt: Nur etwa die Hälfte aller noch sein? Wie bereit, in den Nachwuchs zu in- unter Deutschen. Durchbrochen wird dieses Mus- te der Ausländer sinkt und gleicht sich jener ih- Betriebe beschäftigt über 50-Jährige; und wäh- vestieren statt in den Erhalt des eigenen Status ter nur von einer Minderzahl hoch qualifizierter rer neuen Heimat an. Auch die Alterung der rend ihr Anteil an den Arbeitslosen über 30 Pro- quo? Migranten, die weit mehr leisten als der Durch- Gesellschaft kann somit durch Zuwanderung nur zent beträgt, liegt er bei staatlichen ördermaß- Es ist ausgeschlossen, dass in Deutschland auf schnitt der Einheimischen. vorübergehend abgeschwächt, nicht aber verhin- nahmen zur beruflichen Weiterbildung nur bei absehbare Zeit wieder genug Kinder nachwach- Die Zuwanderung muss also gesteuert werden dert werden. 7,5 Prozent. Vom lebenslangen Lernen ist diese sen, um den Bevölkerungsschwund auszuglei- und sich auf junge, gut ausgebildete Ausländer Man kann es also drehen und wenden, wie man Altersgruppe also noch weit entfernt obwohl ge- chen. Die Lücke könnten nur, wie seit über 30 konzentrieren. Aber es gilt auch, diejenigen nach will: Der demografische Wandel hat längst be- rade auf sie steigende Anforderungen zukom- Jahren, Zuwanderer füllen. Da die Zuzügler im allen Kräften zu integrieren, die in den letzten gonnen und er wird Deutschland älter, men- men. Schnitt weniger alt sind als die Ansässigen, hat Jahrzehnten gekommen sind. Denn das Hinein- schenärmer und bunter machen. Er lässt sich Umfragen zeigen, dass die Deutschen keine das gleichsam einen leichten gesellschaftlichen wachsen in die deutsche Gesellschaft ergibt sich nicht durch Gesetze verhindern, seine olgen schwindende Nation wollen. Andererseits scheint Verjüngungseffekt. Aber schon im kommenden nicht von selbst: Junge Migranten der dritten lassen sich nicht durch Patentlösungen reparie- die amilie an Wert zu verlieren. Nicht nur die Jahrzehnt reicht der derzeitige Zugewinn von Generation sprechen häufig schlechter deutsch ren. Der Wandel erfordert eine Analyse der Pro- Kinderzahlen sind niedrig, auch der Wunsch nach jährlich rund 200 000 Einwanderern nicht mehr als jene der zweiten. Sie sind in noch stärkerem bleme, eine abgestimmte Gegenreaktionen auf Kindern schwindet. Häufigstes Argument dabei: aus, um die Bevölkerung stabil zu halten. Die Maße arbeitslos und seltener bereit, sich abzu- allen Ebenen und eine kreative Anpassung. Die- Die heutigen Ansprüche von amilie und Beruf Einwanderungszahlen müssten noch weiter stei- mühen wie ihre Eltern. Aufgewachsen in Deutsch- ser Lösungsdruck wird Ideen und Wege aufzei- lassen sich nicht unter einen Hut bringen. gen: auf 300 000 im Jahr 2020, auf eine halbe land stellen sie Ansprüche wie Einheimische, gen, die heute noch keiner kennt. Darin liegen Tatsächlich zeigt die Entwicklung überall auf der Millionen im Jahr 2050. Auch das ist unrealis- werden zwangsläufig enttäuscht und sind noch die Chancen für eine zukunftsfähige Gesell- Welt, dass die Kinderzahlen parallel zu einer tisch, weil diese Zahl die Aufnahmefähigkeit schwerer zu integrieren. Eine Problematik, die schaft. Modernisierung der Gesellschaft sinken. Alle selbst einer um Integration bemühten Gesell- sich dort noch zu verschärfen droht, wo – wie in Nationen haben diesen Prozess auf dem Weg von schaft übersteigen würde. den Städten des Ruhrgebiets – bereits im nächs- DER VERASSER IST DIREKTOR DES BERLIN- der Agrar- in die Industriegesellschaft erlebt. Kin- Dabei wäre es allein mit der schieren Menge ten Jahrzehnt die Mehrheit aller Kinder und Ju- INSTITUTS ÜR BEVÖLKERUNG UND ENT- der haben ihre Rollen als Arbeitskräfte und Al- ohnehin nicht getan. Zuwanderer tragen seit gendlichen einen Migrationshintergrund haben WICKLUNG. DER BEITRAG USST AU DEN tersversorger verloren und wurden für ihre El- Ende der 1980er Jahren nicht zur Sanierung der werden. ERGEBNISSEN DER STUDIE „DEUTSCHLAND tern zum Kostenfaktor. Überdies bieten sich jun- Sozialkassen bei, sondern belasten sie vielmehr. Nur wenn ihre Einbindung in die Gesellschaft 2020 – DIE DEMOGRAISCHE ZUKUNT DER gen Menschen ohne Kinder heute zahlreiche bi- Durch den Nachzug von amilien ist der Anteil gelingt, kann der Zerfall in Parallelgesellschaf- NATION“. DIESE STUDIE IST UNTER ografische Optionen. Angesichts dieser reihei- der Erwerbsfähigen unter den Zuwanderern kon- ten verhindert werden. Mit einer gelungenen WWW.BERLIN-INSTITUT.ORG ZU BEZIEHEN. ten entscheiden sie sich häufig gegen eine a- miliengründung. Manche Bevölkerungsforscher sprechen in die- sem Zusammenhang von einem „demografisch- ökonomischen Paradoxon“. Denn ausgerechnet jene Nationen, die es sich aufgrund ihres Wohl- standes, ihres Bildungsgrades und ihrer tech- nisch-medizinischen Möglichkeiten am besten erlauben könnten, Kinder in die Welt zu setzen, tun dies nicht. Der zwangsläufige Preis für mo- derne, ökonomisch erfolgreiche Kulturen wäre demnach das Aussterben. Zum Glück widerlegen viele Nationen dieses vermeintliche Naturgesetz. Sozioökonomische Daten zeigen, dass sich der Zusammenhang zwi- schen Modernisierung und sinkender ertilität in den hoch entwickelten Nationen Westeuropas längst umgekehrt hat. Heute verzeichnen jene Industrienationen die höchsten Geburtenziffern, in denen die ökonomisch-gesellschaftliche Ent- wicklung am weitesten fortgeschritten ist. Die reichsten Länder Island, Luxemburg und Norwe- gen haben deutlich mehr Kinder je rau als die ärmeren wie Portugal, Spanien oder Deutschland. Noch deutlicher wird der Einfluss der Moderni- sierung bei einem Blick auf die Rolle der rauen. Eine hohe Erwerbsbeteiligung von rauen als olge der Gleichberechtigung geht tendenziell mit höheren Kinderzahlen einher. Wie unter- schiedlich gut es in den verschiedenen Ländern möglich ist, amilie und Beruf zu vereinen, wird an der Veränderung der Erwerbstätigkeit von rauen sichtbar, sobald sie Kinder bekommen. In den relativ kinderreichen Ländern Island, Schweden, Norwegen und rankreich sinkt die Erwerbstätigkeit von rauen (anders als in Deutschland) praktisch überhaupt nicht, wenn das erste Kind geboren ist. Die amilienpolitik dieser Länder hat über Jahrzehnte dazu beige- tragen, dass ein Wertesystem entstanden ist, in dem erwerbstätige Mütter als Normalfall gelten. Eine Gleichberechtigung der Geschlechter lässt sich auch an der Anzahl jener rauen ablesen, die in ehemals männerdominierte Berufsberei- che vordringen. Und wieder zeigt sich der glei- che Zusammenhang: Je höher der Anteil 20- bis 29-jähriger rauen mit einem Hochschulab- Prof. Dr. Detlev Altenburg und Dr. Irina Lucke-Kaminiarz in der Schatzkammer der Thüringischen Musikgeschichte kultur kompetenz bildung politik und kultur • JAN. – EB. 2006 • SEITE 3

Sackgassen, Spagat und Trugschlüsse Olaf Zimmermann Demografischer Wandel als Herausforderung für die Kultur

Im Magazin des Thüringischen Landesmusikarchivs (im Bild: die originalen Pappschuber aus der Zeit Goethes)

Der demografische Wandel ist in aller Mun- einen Spagat. Zum einen müssen adäquate Kul- terhalten werden kann, wenn es nur wenig Men- ge zum Einkauf mitgenommen werden können. de. Kaum ein Thema hat in der jüngsten Zeit turangebote für Ältere entwickelt werden. Diese schen gibt, die sie nutzen können. Was heißt dies Dazu gehören die obligatorischen Pommes frites so viel Aufmerksamkeit erweckt wie der de- Gruppe ist teilweise sehr anspruchsvoll, insbe- für eine Musikschule, wenn es nur sehr wenig und Spagetti auf der Speisekarte im Lokal bis zu mografische Wandel. Die Debatte reicht von sondere wenn es sich um besser situierte Men- Kinder gibt, die potenziell für das Erlernen eines Wickelräumen, Möglichkeiten Babykost zu erwär- Horrorszenarien wie „Die Deutschen ster- schen handelt, d.h. sie nutzen kulturelle Ange- Instruments infrage kommen. Die skizzierte Her- men usw. Wenn man bedenkt, dass beim Publi- ben aus“ bis hin zu politisch-strategischen bote (Oper, Konzert, Theater, Museen, Kulturrei- ausforderung wird umso größer je mehr es sich kum von Kultureinrichtungen vor allem die Alters- Debatten wie die Grundversorgung mit Bil- sen), erwarten aber auch ein entsprechendes um ländliche Regionen handelt. Dennoch darf gruppen wegbrechen, die kleine Kinder haben, dungs- aber auch Kulturangeboten in immer Umfeld. Um dieser Zielgruppe gerecht zu wer- die Schlussfolgerung nicht heißen, dass die kul- wird deutlich, wie dringend der Handlungsbedarf dünner besiedelten Gebieten sicher gestellt den, muss eine genaue Analyse des Publikums turelle Kinder- und Jugendförderung abgebaut ist. Wenn Eltern nicht vermitteln können, dass der werden kann. betrieben werden. Mögliche Parameter sind: wird, sondern sie muss vielmehr bedeuten, wie Besuch eines Museums, eines Theaters, eines Kon- · inwiefern ist das Publikum aufgeschlossen für adäquate unter Umständen auch mobile Ange- zerts oder einer Bibliothek eine schöne Erfahrung Dabei findet die öffentliche Debatte um den de- neue, innovative Angebote, bote geschaffen werden, um möglichst viele Kin- ist, die Spaß macht, werden Kinder und Jugendli- mografischen Wandel mit einiger Verzögerung · wie werden Einführungsveranstaltungen, üh- der und Jugendliche zu erreichen. che kaum reude daran entwickeln können. Hier statt. Bereits seit vielen Jahren zeigen Wissen- rungen usw. angenommen, Zugleich heißt es aber auch, sich stärker für äl- besteht noch erheblicher Handlungsbedarf in vie- schaftler auf, dass die Zahl älterer Menschen ste- · wie muss das Personal geschult sein, um ührun- tere Menschen zu öffnen. Und zwar nicht nur für len Kultureinrichtungen, um amilien als Nutzer tig zunimmt und im Vergleich dazu die Zahl der gen usw. durchzuführen (müssen sie z.B. mit Men- ältere Menschen als Publikum, sondern auch als zu gewinnen und dauerhaft an sich zu binden. jüngeren abnimmt, d.h. wesentlich weniger Kin- schen, die schlechter hören umgehen können) aktiv Ausübende. Im Bereich der kulturellen Bil- Zum Schluss möchte ich die Aufmerksamkeit noch der geboren werden als es zur Stabilisierung der · wie müssen Gebäude baulich beschaffen sein, dung insbesondere bei Kultureinrichtungen wird auf einen weiteren Themenkomplex lenken, der eng Bevölkerungszahl erforderlich wäre. Wir es also wenn mehr ältere Menschen, die eventuell teilweise noch die These vertreten: wer nicht früh mit dem Thema verbunden ist, den des Bürger- mit einer umgekehrten Bevölkerungspyramide zu schlechter hören oder schlechter zu uß sind, beginnt, ein Instrument zu lernen oder sich für schaftlichen Engagements. Wenn die Menschen tun haben. Kulturveranstaltungen besuchen, Kunst zu interessierten, wird nie Interesse dafür immer älter werden, immer länger gesund und Die Zahl der älteren Menschen nimmt dank des · müssen die Pausen von Konzerten u.U. länger entwickeln bzw. sich damit qualifiziert auseinan- beweglich sind, wächst die nachberufliche Zeitspan- medizinischen ortschritts zu. Zugleich ist diese sein, wenn viele ältere Menschen einen Kaffee, dersetzen können. Diese zum Teil anzutreffende ne. Viele Menschen möchten sich engagieren, Gruppe sehr differenziert zu betrachten: einen Wein oder ähnliches in der Pause zu sich Arroganz gegenüber Menschen, die erst spät ihr möchten ihre ähigkeiten und ertigkeiten in der · die jüngeren Älteren erfreuen sich zumeist gu- nehmen wollen Interesse an Kunst und Kultur entwickeln, wird nachberuflichen Phase einbringen können. Und sie ter Gesundheit, Die genannten Aspekte scheinen auf den ersten sich auf Dauer nicht aufrecht erhalten oder aber verfügen über umfangreiches Wissen, ähigkeiten · ein nicht unbeträchtlicher Teil verfügt über aus- Blick trivial zu sein, sie können aber eine große in eine Sackgasse führen. und ertigkeiten. Bürgerschaftliches Engagements reichende finanzielle Ressourcen, weshalb oft- Bedeutung haben, wenn es um die Gewinnung Denn bei aller Aufmerksamkeit, die der kulturel- bietet Chancen, um diese einbringen zu können. mals auch davon die Rede, dass in der nächs- des Publikums geht. Denn eines ist klar, keine len Kinder- und Jugendbildung gewidmet werden Als spezifisches Programm, um das Zusammen- ten Zeit beträchtliche Summen vererbt werden, Kultureinrichtung wird sich auf den vorhandenen muss, muss die Zielgruppe der Erwachsenen viel wirken von Jüngeren und Älteren zu stärken, · die jüngeren Älteren reisen und konsumieren Stamm an Besucherinnen und Besuchern ausru- stärker als bisher in den Blick genommen werden. werden seit jüngster Zeit die generationsüber- gerne. Sie werden deshalb von der Werbebran- hen können. Neues Publikum muss kontinuier- Warum soll jemand mit 40, 50, 60, 65 Jahren oder greifenden reiwilligendienste durch das Bundes- che und dem Marketing auch „best ager“ ge- lich dazu gewonnen werden, will man nicht, dass noch später nicht anfangen, Klavier spielen zu ministerium für amilie, Senioren, rauen und nannt. eines Tages die Besucher „weggestorben sind“. lernen, zu malen, zu schauspielern usw. ür diese Jugend unterstützt. Generationsübergreifende · zugleich wächst die Gruppe der so genannten Daraus entsteht die zweite Herausforderung des Zielgruppe adäquate Angebote zu entwickeln, ist reiwilligendienste sollen einen Beitrag dazu leis- Hochbetagten, die mit zunehmendem Alter demografischen Wandels für die Kultur und die die Herausforderung der Zukunft. Ich meine, dass ten, dass jüngere und ältere Menschen sich ge- hilfs- und teilweise auch pflegebedürftig sein Kulturpolitik. Die Zielgruppe der Kinder und Ju- der Blick für die Anforderungen trotz zahlreicher meinsam engagieren, dass sie in einem Projekt werden. gendlichen sowie insgesamt der amilien darf verdienstvoller Einzelprojekte noch unzureichend zusammenwirken, dass sie voneinander lernen. nicht aus dem Blick geraten, in sie muss inves- geschärft ist. Zur kulturellen Vermittlungsarbeit mit Diese orm der Zusammenarbeit gilt es zu stär- Was heißt dieser demografische tiert werden, denn sie sind die Nutzer von heute älteren Menschen gehört auch, dass das entspre- ken, denn die künftigen Generationen werden Wandel für die Kultur? und von morgen. D.h. die Angebote der kultu- chende methodische und didaktische Konzepte in zunehmendem Maße lernen müssen als Ge- rellen Kinder- und Jugendbildung dürfen nicht entwickelt werden müssen. Hier wird man vieles genüber eine erhebliche Anzahl an älteren Men- Zunächst könnte man mutmaßen, dass Kultur- zu Gunsten der Seniorenkulturarbeit drastisch von der Erwachsenenbildung, die in den vergan- schen zu haben. Diese älteren Menschen haben einrichtungen ohnehin die Zielgruppe der Zu- zurückgefahren werden. Es wird vielmehr erfor- genen Jahren eine erhebliche Professionalisierung Erfahrungen, haben Potenziale, haben Neugier kunft ansprechen. So zeigt das jüngste Kultur- derlich sein, sich um diese Gruppe der Kinder erfahren hat, lernen können. und Veränderungskraft. Diese noch stärker für barometer des Zentrums für Kulturforschung, und Jugendlichen besonders zu kümmern, ihnen Zugleich möchte ich mit diesem Beitrag für eine den Kulturbereich zu nutzen, ist eine wesentli- dass das Konzert- und Opernpublikum immer Kunst und Kultur nahe zu bringen und damit das weitere Zielgruppe werben, die oftmals vernach- che Herausforderung der Zukunft. älter wird. Es zeigt ebenfalls, dass der Bildungs- Interesse an Kunst und Kultur zu wecken. lässigt wird, die der amilie. Warum ist ein Be- grad dieses Publikums zunimmt. D.h. das Ange- Dieser Spagat, einerseits der wachsenden Zahl such bei Ikea, dem Möbelhaus aus Skandinavien, DER BEITRAG IST EINE ÜBERARBEITETE bot wird derzeit von einer Gruppe genutzt, die älterer Menschen ein adäquates Angebot zu un- mit Kindern oftmals erfreulicher als der eines ASSUNG EINES VORTRAGS BEI DER TAGUNG über einen relativ hohen Bildungsgrad verfügt terbreiten und andererseits die Kinder und Ju- Museums? Ganz einfach: Warenhäuser wie Ikea „ALTE MEISTER – ÜBER ROLLE UND ORT und die älter ist. Es stellt sich die rage, ob diese gendlich sowie die amilien nicht zu vernachläs- haben es geschafft, für die gesamte amilie (El- ÄLTERER IN KULTUR UND KULTURELLER Kultureinrichtungen bereits „auf der richtigen sigen, ist bereits heute eine große Herausforde- tern wie Kinder) adäquate Angebote zu unterbrei- BILDUNG“ IN DER BUNDESAKADEMIE ÜR Seite stehen“ bzw. die richtige Zielgruppe im Blick rung in von Abwanderung betroffenen Gebie- ten. Das reicht vom Kinderparadies, in dem Kin- KULTURELLE BILDUNG WOLENBÜTTEL. haben. ten. In einigen Ländern wie z.B. in Brandenburg der ab 3 Jahre spielen können, während die El- Wer dies meint, unterliegt einem Trugschluss! wird daher intensiv diskutiert, wie eine öffentli- tern ungestört einkaufen bis hin zu funktionieren- DER VERASSER IST GESCHÄTSÜHRER DES Denn der demografische Wandel verlangt geradezu che oder öffentlich finanzierte Infrastruktur un- den ahrstühlen damit Kleinkinder und Säuglin- DEUTSCHEN KULTURRATES. kultur kompetenz bildung politik und kultur • JAN. – EB. 2006 • SEITE 4

Kulturelle Bildung und demografischer Wandel Kerstin Hübner „kek“ – ein Projektbeispiel für neue ormen bürgerschaftlichen Engagements

schaft spielen wird, kann nicht abgeschätzt wer- den. akt ist, dass es nicht folgenlos bleiben wird, dass die Idee einer Vollzeit-Erwerbsbiografie für alle Bürger/innen keine Zukunft haben wird. An die- sem Punkt reagiert >kek< nicht nur auf die verän- derte Altersstruktur unserer Gesellschaft, sondern auch auf die sich verändernden Lebenskonzepte. Es bereitet u. a. Jugendliche darauf vor, sich auf neue Tätigkeits-Situationen und -Strukturen ein- lassen zu können und gibt ihnen hierzu Kompe- tenz-Material an die Hand. ür Arbeitslose zeigt >kek< einen Weg, ihre Zeit mit gewinnbringen- den Sinn zu füllen, Erwerbstätige stellen sich neu- en Herausforderungen, Senior/innen wird mit frei- willigen Aufgaben der „Ruhestand“ neu definiert. 4. Wenn >kek< bürgerschaftliches Engagement in der Kultur stärken soll, geht dies nicht ohne die Bereitschaft von Kulturinstitutionen, sich Menschen unterschiedlichen Alters zu öffnen – und das eben nicht nur auf der Ebene der Nutzer/innen, Benut- zer/innen oder Kund/innen sondern auch auf der Ebene der Mitarbeiter/innen, die dann eben nicht nur Angestellte der mittleren Generation umfas- sen. Die Integration von reiwilligen erfordert eine Organisationsentwicklung, die reiwillige als Be- reicherung der Einrichtungsstruktur und des -an- gebotes begreift und Partizipation ermöglicht. Auch bedarf es in den Einrichtungen der Auseinander- setzung mit den spezifischen Lebenssituationen und -phasen der freiwilligen Mitarbeiter/innen. Dem- nach sind die Kulturinstitutionen nicht nur für alle Generationen verantwortlich, sondern vorrangig auch für die Begegnung der Generationen. Magazinbestände des Thüringischen Landesmusikarchivs (im Bild: Büste des Komponisten Johann Nepomuk Hummel, Original und Gussform) Dass dabei die Auswirkungen des demografi- schen Wandels nur eine Komponente in den ak- Es kann nicht häufig genug gesagt werden: Kultureller Jugendbildung in Kooperation mit nen galt und gilt es, bürgerschaftliches Engage- tuellen gesamtgesellschaftlichen Prozessen sind, Der demografische Wandel ist in seinen Aus- reiwilligenagenturen, integrative Kunstwerkstät- ment in der Kultur weiter zu stärken und Potenzi- zeigt >kek< in der Praxis, die sich auf ganz viele wirkungen auf Sozial-, inanz-, Arbeits- ten, Kulturvereine und -zentren. ale für eine umfassende Anerkennungskultur, in- andere Herausforderungen bezieht: reiwillige markt-, amilien- oder Gesundheitspolitik Der bindende Gedanke ist der Kompetenz-Be- dividuell angepasste Bildungskonzeptionen und gehen an Ganztagschulen, arbeiten mit Migrant/ etc. ein äußerst komplexes Phänomen. Alle griff, und zwar in dem Sinne, modernes reiwilligenmanagement freizulegen. innen, erweitern das Kulturangebot in schwach gesellschaftlichen Bereiche sind betroffen – · Kompetenzen von reiwilligen für andere En- In diesem Sinne berührt >kek< exemplarisch als besiedelten ländlichen Regionen, verwirklichen da gesellt sich die Kultur neben Bildung, Um- gagierte, für kulturelle Einrichtungen und für generationsoffenes Bildungs- und Engagement- medienpädagogische Projekte, sind in sozialen welt, Sport, Wirtschaft usw. das Gemeinwesen verfügbar zu machen. Mit projekt im Konkreten vorrangig die zivilgesell- Brennpunkten vor Ort aktiv. ihren Aktivitäten unterstützen die reiwilligen schaftliche und bildungspolitische Dimension des Kultureinrichtungen sind mit ihrer Offenheit, Le- In dem beschriebenen Spannungsfeld bewegt das kulturelle Angebot für Kinder und Jugend- demokratischen Wandels und verweist von den bendigkeit, lexibilität und Kreativität prädesti- sich ein Projekt, das auf die Initiative der Bun- liche, in ländlichen Regionen oder im Kiez, in inhaltlichen Schwerpunkten natürlich auf die niert für freiwilliges Mittun und dafür, diesen He- desvereinigung Kulturelle Jugendbildung e. V. Schulen oder Seniorenheimen. rausforderungen zu begegnen. (BKJ) im September gestartet ist: >kek< - Kul- · Lebenskompetenzen und beruflich nutzbare Nicht monetär, sondern inhaltlich: hier wird im >kek< verschweigt nicht, dass es tur, Engagement, Kompetenz (>kek<; www.kek- Kompetenzen von Engagierten zu stärken. Mit Kleinen ein neuer Generationenvertrag erprobt hierfür schon zahlreiche Ansätze projekt.de) fördert als generationsoffener rei- >kek< bereichern die reiwilligen ihre Biogra- und ja auch schon viele ormen willigendienst bürgerschaftliches Engagement in fie um eine wertvolle Erfahrung und testen für kulturpolitische Dimension. Berührungspunkte von freiwilligem Engagement in der Kultur gibt. der Kultur. Mit dem Projekt >kek< beteiligt sich sich Betätigungsfelder und Engagementformen bestehen aber auch zur beschäftigungspolitischen Das Projekt bietet aber die Chance, der Vielschich- die BKJ an einem neuen örderprogramm für in der Kultur. sowie zur jugendpolitischen Dimension. Daraus tigkeit der Aufgaben mit neuem Tatendrang und Generationsübergreifende reiwilligendienste · Kompetenzen des Kulturbereichs für vielfälti- ergeben sich folgende Herausforderungen: neuen Antworten zu begegnen und diese Prozes- des Bundesministeriums für amilie, Senioren, ges individuelles Engagement und lebensbe- 1. Offenheit für alle Generationen in >kek< se systematisch und fachlich zu reflektieren. rauen und Jugend (BMSJ). Mit diesem Pro- gleitendes subjektorientiertes Lernen zu nutzen. heißt kein spezielles Engagementprojekt für die Was vor knapp einem Jahr als Idee startete und gramm sollen neue ormen bürgerschaftlichen Das Bildungsprojekt reiwilligendienst und die älteren Bürger/innen. Auch wenn Menschen ab seit September 2005 auf 100 reiwilligenplätzen Engagements erprobt und eine „Kultur selbstver- kulturelle Bildung verstanden als Allgemeinbil- 55 Jahren im reiwilligensurvey 2004 im Ver- erprobt wird, kann erst in den kommenden Mona- ständlicher reiwilligkeit “ entwickelt werden. Es dung regen ganzheitliche Entwicklungsprozes- gleich zum reiwilligensurvey 1999 die größte ten mit Erfahrungen und Ergebnissen belebt wer- ist u.a. entstanden als Reaktion auf den demo- se an. Sie sind gekennzeichnet durch Praxisler- Ausdehnung des Engagements verzeichnen und den. Diese in die Diskussionen um Demografischen grafischen Wandel, greift aber auch andere ge- nen mit einem hohen Grad an Reflexion, durch die Gruppe sind, deren Potenzial wohl immer Wandel, kulturelle Bildung und Gesellschaftspoli- sellschaftliche Entwicklungen auf und bezieht sich Seminararbeit und Weiterbildung. noch am stärksten unterschätzt wird (vgl. auch tik einzubringen, wird unsere Aufgabe sein. auf folgende Ausgangsfragen: Wie können Men- · kulturelle Einrichtungen für Gemeinsinn-Ent- die Aussagen im ünften Altenbericht „Potenzi- schen aller Altersgruppen für zivilgesellschaftli- wicklung und den Aufbau von Kultur- und En- ale des Alters für Wirtschaft und Gesellschaft – DIE VERASSERIN IST MITARBEITERIN IM PRO- ches Engagement gewonnen werden? Wie kann gagementnetzwerken zu öffnen. Die Kulturein- der Beitrag älterer Menschen zum Zusammen- JEKTBÜRO BERLIN DER BUNDESVEREINIGUNG die Verantwortung der Generationen füreinander richtungen entwickeln sich zu modernen Kom- halt der Generationen“ oder im gerade erschie- KULTURELLE JUGENDBILDUNG gestärkt werden? Wodurch können sich die Po- petenzzentren für Engagement in der Kultur, in- nen Alterssurvey), ist es nicht minder wichtig, das tenziale der verschiedenen Generationen, gera- dem sie den zivilgesellschaftlichen Leitgedanken Engagement Jugendlicher zu fördern und bisher de auch der älteren, am besten entfalten? Das verankern und Kooperationen zu anderen En- weniger Engagierte in der mittleren Generation Programm wurde zusätzlich zur örderung der gagementnetzwerken und -anbietern anregen. für freiwilliges Mittun zu begeistern. Impressum traditionellen Jugendfreiwilligendienste geschaf- Zu >kek< hat ein mehrdimensionaler Entwick- Dieses generationsoffene Engagement bereitet fen und soll neben Jugendlichen vorrangig Er- lungsprozess geführt: Die BKJ hat die seit 1999 den Weg zu einer gemeinsamen Verantwortung kultur · kompetenz · bildung wachsene und Senior/innen ansprechen. verstärkt in der Öffentlichkeit geführte Diskussi- für die Zukunft von Gesellschaft und sichert v. a. Bürgerschaftlich Aktive – wie Student/innen, Er- on über die Zukunft des bürgerschaftlichen En- Nachhaltigkeit. Hier wird im Kleinen ein neuer kultur · kompetenz · bildung erscheint als werbstätige und Arbeitlose, Rentner/innen – wer- gagements und im Besonderen von reiwilligen- Generationenvertrag erprobt, der nicht monetär, regelmäßige Beilage zur Zeitung politik & den für die kulturelle Arbeit gewonnen und ver- diensten begleitet. Das Thema bürgerschaftliches sondern inhaltlich und sozial geprägt ist. kultur, herausgegeben von Olaf Zimmer- breitern freiwilliges Engagement in Kultureinrich- Engagement und reiwilligendienste in der Kul- Die Ausschreibung für >kek< richtet sich an alle mann und Theo Geißler tungen und regionalen kulturellen Netzwerken. Sie tur hat die Diskussionen im Verband und im kul- Interessierten und legt Wert auf die Begegnung Deutscher Kulturrat engagieren sich für mindestens 3 Monate und i.d.R. turellen eld seither nicht verlassen. der Generationen, auf das gegenseitige Kennen Chausseestraße 103, 10115 Berlin 20 Stunden in der Woche. Der Einsatz der reiwil- Im Jahr 2001 ist es der BKJ gemeinsam mit ihren lernen älterer und jüngerer reiwillige im Rah- Tel: 030/24 72 80 14 ligen wird individuell anhand ihrer Lebensphase, Partnern gelungen, erstmals einen gesetzlich men der Begleit- und Bildungsangebote von ax: 030/24 72 12 45 Stärken und Interessen wie auch dem Bedarf von geregelten kulturellen reiwilligendienst für Ju- >kek< und der Kontakt zu anderen Generatio- Internet: www.kulturrat.de, Kultureinrichtungen abgestimmt. Ihr Engagement gendliche zu ermöglichen. Das reiwillige Sozia- nen im Zusammenhang mit dem konkreten Ein- E-Mail: [email protected] erweitert das Angebot kultureller Institutionen und le Jahr in der Kultur startete damals mit 125 Stel- satz ermöglicht zudem wachsendes Verständnis Redaktion verstärkt die Bindekraft zwischen Bürger/innen und len in fünf Bundesländern und hat sich seither auf für die Lebenssituationen anderer und gegensei- Olaf Zimmermann (verantwortlich), Kultur. Neben dem Praxiseinsatz werden die rei- knapp 450 Stellen deutschlandweit ausgedehnt. tigen Kompetenz-Profit. Gabriele Schulz, Andreas Kolb willigen vernetzt, begleitet und qualifiziert. Der Viele Mitgliedsverbände der BKJ und die Mehr- 2. >kek< verbindet Engagement mit Bildung un- Anerkennung ihres Engagements in der Kultur und zahl der Kultureinrichtungen richten ihre Ange- ter der Maxime lebenslangen Lernens. Der ünfte Verlag des Engagements der Organisationen wird dabei bote bereits an alle Generationen, denn sie ver- Altenbericht der Bundesregierung spricht nicht nur ConBrio Verlagsgesellschaft mbH zentrale Bedeutung beigemessen. stehen Kultur als entscheidenden Baustein zur vom Recht auf lebenslanges Lernen, sondern auch Brunnstraße 23, 93053 Regensburg >kek< wird unter der Koordination der BKJ bun- Persönlichkeitsentfaltung in allen Lebensphasen. von der Pflicht aller Bürger/innen, im Lauf ihres Internet: www.conbrio.de desweit durch 15 verschiedene Partner umge- Es war daher nur logisch, dass sich die BKJ beim Lebens ihre Kompetenzen zu erweitern, um sie dann E-Mail: [email protected] setzt. Diese Partner sind lokale Kultureinrichtun- Aufruf zum Modellprogramm für Generations- wieder gewinnbringend in die Gesellschaft einzu- Herstellung, Layout: gen und -netzwerke sowie überregionale und übergreifende reiwilligendienste mit einem Kon- bringen. >kek< bietet hier die Chance, Modelle ConBrio Verlagsgesellschaft landesweite kulturelle Träger und Kulturverbän- zept und an der Umsetzung beteiligen wollte. und ormen zu erproben und den Kulturbereich Petra Pfaffenheuser de: Musik- und Kunstschulen, Landesverbände Aufbauend auf den Erfahrungen verschiedener auf sein Bildungswirkung hin zu untersuchen. Gefördert vom Bundesministerium für kulturpädagogischer Einrichtungen, Bürgerhäu- Kultureinrichtungen mit ehrenamtlicher Arbeit, mit 3. Welche Bedeutung bürgerschaftliches Engage- Bildung und orschung ser und Medienzentren, Landesvereinigungen dem SJ Kultur und mit lebensbegleitendem Ler- ment in einer sich verändernden Tätigkeitsgesell-