Kultur-Mensch Editorial Der Kulturelle Werkzeugkasten

Kultur-Mensch Editorial Der Kulturelle Werkzeugkasten

er er ist W + W in der Kulturpolitik Zeitung des Deutschen Kulturrates Nr. 01/06 Jan. - eb. 2006 www.kulturrat.de 3,00 € ISSN 1619-4217 B 58 662 Koalitionsvertrag Kulturstaatsminister Wer ist wer in der Kulturpolitik Gemeinnützigkeitsrecht Kultur Kompetenz Bildung Was bringt die Große Koalition für Welche Ziele hat der neue Kultur- Wer sind die neuen Verantwortlichen Welche Reformschritte im Gemein- Wie wird sich der demografische die Kultur? Welche Vorhaben wur- staatsminister? Wofür will er sich in der Kulturpolitik auf Bundesebe- nützigkeits- und Spendenrecht sind Wandel auf die kulturelle Infra- den vereinbart, welche Gefahren besonders stark machen? Was will er ne? Die für Kulturpolitik Verantwort- erforderlich? Geht es um eine große struktur auswirken? Welche Maß- bestehen? Mit diesen und anderen fortführen und was ändern? Kultur- lichen in der Bundesregierung von Reform oder nur um die Justierung nahmen müssen in den Kulturein- Fragen setzen sich Wolfgang Thier- staatsminister Bernd Neumann gibt der Bundeskanzlerin bis zur Jugend- des geltenden Rechts? Peter Raue, richtungen, der kulturellen Bildung se, Max Fuchs, Jörg Tauss, Olaf Zim- in einem Interview Auskunft über ministerin sowie die Verantwortli- Friedhelm Klinkertz, Rainer Hütte- und in der Kulturpolitik ergriffen mermann und Gabriele Schulz aus- seine Ziele und Vorhaben in dieser chen im Bundestag werden vorge- mann und Rupert Graf Strachwitz werden? Welche zukunftsweisen- einander. Legislaturperiode. stellt. beantworten die Fragen. den Projekte gibt es bereits? Seiten 4 bis 7 Seiten 6 bis 7 Seiten 8 bis 11 Seiten 12 bis 14 Beilage Seiten 1 bis 4 Editorial Der kulturelle Werkzeugkasten Jahresrückblick Warum unterscheiden sich audiovisuelle Güter von anderen? Von Peter S. Grant ngefangen hatte das Jahr mit der turpolitischen Ressorts der Bundes- Das Thema Globalisierung und de- pulaire et mondialisation (Montreal, Zweitens fallen für kulturelle Güter A längst überfälligen Fusion der regierung verbunden wurden. Das ren Auswirkungen auf die populäre Boreal, 2004). sehr geringfügige Einzelkosten an. Kulturstiftung des Bundes und der Amt des Kulturstaatsministers, das Kultur in der ganzen Welt ist gerade Den Fernsehsendern entstehen, wenn Kulturstiftung der Länder zur Deut- Auswärtige Amt, das Sozialministe- brandaktuell. Die UNESCO hat erst 1. Die Eigentümlichkeiten das Programm erst einmal auf Sen- vor wenigen Wochen, am 20. Okto- schen Kulturstiftung. Die Länder rium, das Bildungsministerium und des audiovisuellen Marktes dung ist, für einen weiteren Zu- hatten in einem Kraftakt die Förde- sogar das Wirtschaftsministerium ber 2005, mit überwältigender Mehr- schauer effektiv keine Kosten. Sämt- rung ihrer Stiftung kurz vor der Fu- beteiligten sich an der gemeinsamen heit für die Annahme einer neuen Ich beginne mit der Untersuchung liche Kosten fallen im Vorfeld an. sion auf die Höhe der Bundesförde- Kraftanstrengung für die Kultur. Konvention zum Schutz kultureller der Eigentümlichkeiten audiovisuel- Darin liegt der große Unterschied rung der Kulturstiftung des Bundes Bund und Länder befanden sich Vielfalt gestimmt. Die wichtigste ler Güter. Wenn man über kreative zwischen TV-Sendungen und Kon- angehoben, um Auge in Auge als Zei- in einem kollegialen Kulturwettstreit. Zielsetzung der UNESCO-Konvention Güter spricht, kann man sehr schnell sumgütern wie Autos oder Wasch- chen des neuen kulturpolitischen Nachdem die Bundesregierung auch ist es, Staaten in die Lage zu ver- emotional werden. Schließlich geht mittel. Selbstbewusstseins in die Bund-Län- im September die Aufnahme des setzen, geeignete Maßnahmen zum es hier um die schöpferischen Leis- Drittens ist die Nachfrage nach der-Stiftungs-Vereinigung zu gehen. „Staatsziels Kultur“ ins Grundgesetz Schutz und zur örderung ihrer kul- tungen von Schriftstellern, Regisseu- kulturellen Gütern populärer Natur Das war aber kein Ausdruck von Kraft- noch nicht auf den Weg gebracht turellen Güter auf lokaler Ebene zu ren und Schauspielern. Wir reden über bekanntermaßen nicht vorherseh- meierei, sondern der Auftakt für ein hatte, übernahm der Bundesrat auf entwickeln und umzusetzen, ohne Werke, die den Geist und die Seele an- bar. Und die Zeitspanne für die Nach- neues Miteinander von Bund und Anregung der KKMK kurzerhand die Angst vor Sanktionen durch die Han- sprechen. frage ist viel kürzer. Ländern in der Kulturpolitik. Nach- Initiative. Auch die Kulturverbände delspartner. Nichts davon ist jedoch für An- Viertens hat man es in diesem dem man bemerkt hatte, dass die Fö- wurden von dem neuen Geist mitge- wälte und Wirtschaftswissenschaft- Bereich mit einer unglaublichen deralismusreform, wie sie im Koali- rissen. Alte Tabus galten nicht mehr. ch werde heute über die wirt- ler, die sich mit Handelsrecht be- Preisdiskriminierung zu tun. Ein US- tionsvertrag vereinbart war, die Kul- Die Auswirkungen des demografi- I schaftlichen Aspekte der kulturel- schäftigen, von allzu großer Bedeu- amerikanisches Fernsehdrama, des- turverträglichkeitsprüfung nicht be- schen Wandels, der Migration und len Güter sprechen, vor allem der au- tung. Sie sind besessen von der Idee sen Produktion € 1,7 Millionen kostet, stehen würde, änderten Bundestag die Abwanderungsbewegungen von diovisuellen Güter. Ich werde darauf des freien Handels und vertreten die wird in den USA für € 1,3 Millionen und Bundesrat das Vorhaben recht- Teilen der Bevölkerung auf die Kul- eingehen, warum diese Güter sich Ansicht, dass kulturelle Güter sich in und in Deutschland für € 63.000 ver- zeitig im Frühjahr ab. turinfrastruktur wurden offen und auf einem nicht funktionierenden keiner Weise von ganz normalen kauft. Diese Art der Preisdiskriminie- Die Kulturminister der Länder schonungslos in den Verbänden de- Markt bewegen, der die Vielfalt und Handelsgütern unterscheiden. Mit rung wäre bei normalen Gebrauchs- setzten wenige Wochen später durch, battiert. Gemeinsam mit den Kom- Auswahl einschränkt. Danach werde emotionalen Argumenten braucht gütern illegal. Im kulturellen Bereich dass die Kultusministerkonferenz munen, den Ländern und dem Bund ich in Form eines Werkzeugkastens man der Welthandelsorganisation ist sie jedoch Gang und Gäbe. (KMK) nicht mehr länger vorwie- wurden die ersten Grundsteine für Maßnahmen vorstellen, mit denen demnach erst gar nicht zu kommen. Fünftens hat man es mit Gate- gend eine Schulministerkonferenz eine mittel- und langfristige Kultur- Regierungen weltweit ihre Kulturin- Vergessen wir also die Emotio- keepern zu tun, die die Nachfrage war, sondern sich nun auch in einem politikplanung gelegt. Am Ende des dustrie fördern und mehr Auswahl nen und sprechen wir über die wirt- beeinflussen. Was es in die Bücher- gleichberechtigten zweiten Schwer- Jahres boten Bund und Länder den und Vielfalt zur Verfügung stellen. schaftlichen Aspekte. regale oder auf die Fernsehbildschir- punkt, um Kulturpolitik kümmerte. Kulturverbänden sogar eine gleich- Zum Schluss komme ich auf die Dieses Thema ist oft langweilig. me schafft, entscheiden nicht die Die Bildung der Kultur- und Kultus- berechtigte Mitwirkung in der Deut- UNESCO-Konvention zu sprechen, Im Zusammenhang mit kulturellen Verbraucher, sondern die Fernseh- ministerkonferenz (KKMK) setzte schen Kulturstiftung an, da gerade in was sie bewirken soll, und warum Gütern gibt es aber ein interessan- veranstalter, Verleiher, Aussteller, Schleswig-Holstein und Nordrhein- der Kulturförderung eine staatsferne das Übereinkommen im Zeitalter tes Geheimnis. Sogar der Economist Buchhändler, Großhändler und an- Westfalen unter erheblichen Hand- Vergabe von Mitteln allen Beteiligten der Globalisierung von Bedeutung musste anerkennen, dass im Bereich dere Zwischengeschaltete. Die Ent- lungsdruck. Sie hatten das Amt des sinnvoll erschien. Kurz vor Ende des ist. Ich habe diese Frage ausführlich kulturelle Güter eigentümliche Wirt- scheidungen kommerzieller Fern- Kulturministers im vergangenen Jahr Jahres wurde noch die Vereinbarung in einem Buch behandelt, das im schaftspraktiken vorherrschen. sehveranstalter richten sich danach, abgeschafft und konnten nun am von Bund und Ländern über eine ein- letzten Jahr erschienen ist: siehe Pe- Beim genaueren Hinsehen wird welche Zuschauergruppen sich gut Tisch der Kulturministerkonferenz heitliche und damit vergleichbare ter S. Grant and Chris Wood, Block- sehr deutlich, dass die Märkte für kul- an Werbekunden verkaufen lassen, nicht gleichberechtigt Platz nehmen. Kulturstatistik unterschrieben. Damit busters and Trade Wars: Popular Cul- turelle Güter – insbesondere audio- und nicht etwa danach, was für ein Flugs korrigierten sie diesen Fehler. ging ein traumhaftes Jahr 2006 zu ture in a Globalized World (Vancou- visuelle Güter wie Filme und Fern- größeres oder breiteres Publikum Der Bund war erst irritiert durch so- Ende. ver: Douglas & McIntyre, 2004). Das sehsendungen – sich anders verhal- von Interesse wäre. Verständlich, viel Dynamik. Doch schon in der zwei- Buch ist 2005 auch als Taschenbuch ten als jene für normale Handelsgü- dass kommerzielle Fernsehveran- ten Jahreshälfte startete der Bund sei- Olaf Zimmermann, erschienen. Es gibt des weiteren eine ter. Dies ist ein Bereich, in dem nicht stalter am Verbraucher interessiert ne großangelegte „Zukunftsinitiative Geschäftsführer des französische Ausgabe unter dem Ti- alles so ist, wie es aussieht. sind und nicht am Bürger. Kultur“, in der die verschiedenen kul- Deutschen Kulturrates tel: Le marché des étoiles: culture po- Diese Unterschiede wurden erst Schließlich geht es um geistiges kürzlich von führenden Wirtschafts-

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