Drucksache 18/3593 14.04.2021 18. Wahlperiode

Vorlage – zur Beschlussfassung –

Änderung des Berliner Flächennutzungsplans (FNP ) Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 2 Drucksache 18/3593 18. Wahlperiode Der Senat von Berlin - StadtWohn I B 12 - Tel.: 90139-5873

An das

Abgeordnetenhaus von Berlin

über Senatskanzlei - G Sen -

V o r b l a t t

Vorlage - zur Beschlussfassung -

über eine Änderung des Berliner Flächennutzungsplans (FNP Berlin)

A. Problem

Aus der Veränderung örtlicher Rahmenbedingungen und der Weiterentwicklung von teilräumlichen Planungszielen und gesamtstädtischen Nutzungsvorstellungen ergibt sich die Notwendigkeit, den Flächennutzungsplan zu ändern. Indem der FNP ständig auf diese Veränderungen eingeht, erfüllt er seine stadtentwicklungspolitische Funktion als eine wesentliche Grundlage für die Steuerung einer nachhaltigen Stadtentwicklung.

B. Lösung

Änderungen des Flächennutzungsplans.

C. Alternative / Rechtsfolgenabschätzung

Keine.

Der Flächennutzungsplan entwickelt als vorbereitender Bauleitplan gegenüber Behörden und Trä- gern öffentlicher Belange unmittelbare Bindungswirkung. Die rechtsverbindliche Wirkung gegen- über Dritten wird durch die aus dem Flächennutzungsplan zu entwickelnden verbindlichen Bauleit- pläne (Bebauungspläne) erfolgen. Diese sind Grundlage für die Anwendung des Berliner Modells der kooperativen Baulandentwicklung.

D. Kostenauswirkungen auf Privathaushalte und / oder Wirtschaftsunternehmen:

Keine.

E. Gesamtkosten

Keine.

F. Flächenmäßige Auswirkungen

Entsprechend Inhalt der Vorlage.

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G. Auswirkungen auf die Umwelt

Im Rahmen der geordneten städtebaulichen Entwicklung wurde eine umwelt- und ressourcenscho- nende Zuordnung von Nutzungen vorgenommen und zu den Verfahren jeweils eine Umweltprü- fung nach den Vorschriften des Baugesetzbuches durchgeführt.

H. Auswirkungen auf die Zusammenarbeit mit dem Land

Keine.

Im Rahmen der Beteiligung der Planungsträger sind die FNP-Änderungen mit den Nachbarge- meinden, -ämtern, -kreisen und -regionen sowie darüber hinaus im Rahmen der Mitwirkung der Berliner Bezirke und Hauptverwaltungen mit der Gemeinsamen Landesplanungsabteilung abge- stimmt worden. Die regionalplanerische Unterrichtung gemäß Artikel 11 Abs. 4 des Landespla- nungsvertrages ist erfolgt.

I. Zuständigkeit

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Der Senat von Berlin - StadtWohn I B 12 - Fernruf: 9139-5873

An das Abgeordnetenhaus von Berlin über Senatskanzlei - G Sen -

V o r l a g e - zur Beschlussfassung - über eine Änderung des Berliner Flächennutzungsplans (FNP Berlin)

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Das Abgeordnetenhaus wolle beschließen:

Das Abgeordnetenhaus stimmt der vom Senat am 23. März 2021 beschlossenen Ände- rung des Berliner Flächennutzungsplans zu.

Nonnendammallee - - Paulsternstraße Innovations-Campus (lfd. Nr. 08/19, Bezirk )

Anlage: FNP-Änderungsdarstellung mit Begründung und Umweltbericht (Änderungsblatt); Stellungnahmen zu den nicht berücksichtigten Anregungen (Stellungnahmeblatt, nicht Beschlussgegenstand)

A. Begründung:

1. Flächennutzungsplan-Änderung

Der FNP bildet als integrales gesamtstädtisches Planungsinstrument eine we- sentliche Grundlage für Nutzungsentscheidungen und Investitionssteuerung. Auf der Ebene des FNP erfolgt die Abwägung aller öffentlichen und privaten Nutzungsan- sprüche an den gesamten Stadtraum über örtliche Interessen hinaus. Der FNP schafft damit die räumlichen Voraussetzungen für eine langfristige Daseinsvorsorge der Stadt unabhängig von sich kurzfristig verändernden konjunkturellen Schwankun- gen.

Aus weiterentwickelten teilräumlichen Planungszielen und veränderten Rahmenbe- dingungen resultiert die Notwendigkeit zu Änderungen des FNP in Teilbereichen. In- dem der FNP kontinuierlich aktuell gehalten und lokal fortgeschrieben wird, kann er seine stadtplanerische Steuerungsfunktion wahrnehmen. In anderen gesamtstädtisch bedeutsamen Planungen wie z.B. den Stadtentwicklungsplänen und den Planwerken entwickelte Zielvorstellungen werden mit teilräumlichen Planungszielen verknüpft, im Beteiligungsverfahren zur Diskussion gestellt und so als gesamtstädtische Zielaussa- gen der Abwägung unterzogen.

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Die Planungsziele der einzelnen Änderungen des FNP mit Begründung und Umwelt- bericht sind den Plandarstellungen und den Erläuterungen der Änderungsblätter zu entnehmen, ebenso wie die Beteiligungsschritte der Planungsträger sowie der Öf- fentlichkeit.

Der in der Anlage vorgelegten Änderung des Berliner Flächennutzungsplans beige- fügt ist die Information über die Stellungnahmen zu den im Rahmen der öffentlichen Auslegung vorgebrachten Anregungen, die nicht berücksichtigt werden konnten (Stellungnahmeblatt/ Stellungnahmen gem. § 3 Abs. 2 BauGB in Verbindung mit § 2 Abs. 2 AGBauGB); sie ist nicht Beschlussgegenstand.

Die Änderungen des FNP werden mit der ortsüblichen Bekanntmachung im Amts- blatt nach der Zustimmung des Abgeordnetenhauses wirksam. Die Bürgerinnen und Bürger, die sich an der öffentlichen Auslegung beteiligt haben, erhalten eine Mittei- lung über das Ergebnis der Prüfung ihrer Anregungen.

B. Rechtsgrundlagen:

Für die Zustimmung des Abgeordnetenhauses: § 246 Abs. 4 des Baugesetzbuchs (BauGB) in der Fassung der Bekanntma- chung vom 3. November 2017 (BGBl. I S. 3634), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 8. August 2020 (BGBI. I S. 1728); § 11 Abs. 1 in Verbin- dung mit § 2 Abs. 3 des Gesetzes zur Ausführung des Baugesetzbuchs (AG- BauGB) in der Fassung vom 7. November 1999 (GVBl.S.578), zuletzt geändert durch Artikel 22 des Gesetzes vom 12.Oktober 2020 (GVBl. S. 807). Für den Inhalt der Änderungen des Flächennutzungsplans: §§ 1, 1a und 5 des Baugesetzbuchs (BauGB). Für das Verfahren zur Aufstellung der Änderungen des Flächennutzungsplans und die Neubekanntmachung: §§ 1 bis 6 des Baugesetzbuchs (BauGB); § 11 Abs. 1 in Verbindung mit § 2 des Gesetzes zur Ausführung des Baugesetzbuchs (AGBauGB).

C. Kostenauswirkungen auf Privathaushalte und / oder Wirtschaftsunternehmen:

Keine. Der Flächennutzungsplan entwickelt als vorbereitender Bauleitplan gegenüber Behör- den und Trägern öffentlicher Belange unmittelbare Bindungswirkung. Die rechtsverbind- liche Wirkung gegenüber Dritten wird durch die aus dem Flächennutzungsplan zu entwi- ckelnden verbindlichen Bauleitpläne (Bebauungspläne) erfolgen.

D. Gesamtkosten

Keine. Der Flächennutzungsplan entwickelt als vorbereitender Bauleitplan gegenüber Behör- den und Trägern öffentlicher Belange unmittelbare Bindungswirkung. Die rechtsverbind- liche Wirkung gegenüber Dritten wird durch die aus dem Flächennutzungsplan zu entwi- ckelnden verbindlichen Bauleitpläne (Bebauungspläne) erfolgen.

E. Auswirkungen auf die Zusammenarbeit mit dem Land Brandenburg:

Keine. 3

Im Rahmen der Beteiligung der Planungsträger ist die FNP-Änderung mit Nachbarge- meinden, -ämtern, -kreisen und -regionen sowie darüber hinaus im Rahmen der Mitwir- kung der Berliner Bezirke und Hauptverwaltungen mit der Gemeinsamen Landespla- nungsabteilung abgestimmt worden. Die regionalplanerische Unterrichtung gemäß Arti- kel 11 Abs. 4 des Landesplanungsvertrages ist erfolgt.

F. Auswirkungen auf den Haushaltsplan und die Finanzplanung:

a) Auswirkungen auf Einnahmen und Ausgaben: Keine. b) Personalwirtschaftliche Auswirkungen: Keine.

G. Flächenmäßige Auswirkungen

Entsprechend Inhalt der Vorlage.

H. Auswirkungen auf die Umwelt:

Entsprechend Inhalt der Vorlage.

Der Flächennutzungsplan hat als vorbereitender Bauleitplan keine unmittelbaren rechtli- chen Auswirkungen gegenüber Dritten. Im Rahmen der geordneten städtebaulichen Entwicklung wurde die umwelt- und ressourcenschonende Zuordnung von Nutzungen vorgenommen.

Die Prüfung der Erforderlichkeit von Maßnahmen zum Ausgleich von Eingriffen in Natur und Landschaft ist bei den Einzeländerungen entsprechend den generalisierten Darstel- lungen des FNP erfolgt, wobei keine Veränderungen der im Erläuterungsbericht be- nannten und im FNP als Freifläche dargestellten Kulisse für Ausgleichsmaßnahmen er- forderlich wurden. Auf den nachfolgenden Planungsebenen ist die Eingriffstiefe konkret zu bewerten und im Rahmen der Abwägung über Vermeidung und Ausgleich abschlie- ßend zu entscheiden. Ausgleichsmaßnahmen, die nicht am Ort des Eingriffs umgesetzt werden können, sind vorrangig unter Berücksichtigung der im Erläuterungsbericht be- nannten Räume für Ersatzmaßnahmen bzw. auf den prioritären Flächen der Aus- gleichskonzeption des Landschaftsprogramms zu realisieren.

Berlin, den 8. April 2021

Der Senat von Berlin

Michael Müller Sebastian Scheel ...... Regierender Bürgermeister Senator für Stadtentwicklung und Wohnen Flächennutzungsplan - Änderung

Anlage zur Senats - / Abghs. - Vorlage Nr.:

Blatt 1/16 Standardänderung/ Parallelverfahren*

Nonnendammallee - Rohrdamm - Paulsternstraße Einleitungsbeschluss...... 18.09.2019 Siemens Innovations-Campus Beteiligung Öffentlichkeit/ Behörden (§ 3 und 4 BauGB) (Spandau) - frühzeitige Beteiligung...... 04.11. - 06.12.2019 Lfd. Nr. 08/19 - öffentliche Auslegung ...... 09.11. - 11.12.2020 Senatsbeschluss...... 23.03.2021 Zustimmung Abgeordnetenhaus...... SenStadtWohn I B 3 (Tel.: 90139 - 5891) Bekanntmachung im Amtsblatt ......

Lage im Stadtgebiet Topographische Karte 1:50.000 FNP Berlin (Stand Januar 2021) 1:50.000

Begründung 1.1 Planungsanlass und gesamt­- städtische Einordnung Im Osten des Bezirks Spandau liegt der historische Standort der Siemens AG, einem der bedeutenden Traditionsun- ternehmen Berlins. Hervorgegangen aus der 1847 in Berlin gegründeten „Te- legraphen Bau-Anstalt von Siemens & Halske“ hat Siemens zu Beginn des 20. Jahrhunderts seine Produktion in Spandau aufgebaut und dort einen für das Land Berlin prägenden Industrie­ standort etabliert. Im Rahmen einer neuen unterneh- menseigenen Standortentwicklung sol- len in enger Zusammenarbeit mit der Landes- und Bezirksverwaltung Teile des bisherigen Produktionsstandorts der Siemens AG zu einem Innovations- Campus weiterentwickelt werden. Ziel ist die Entwicklung eines innovativen, zukunftsgerichteten, urbanen Quartiers mit einem breiten Branchenmix. Der ge- samte Änderungsbereich und die an- grenzenden gewerblichen Bauflächen wurden durch den Senat von Berlin und den Rat der Bürgermeister zum Gebiet von außergewöhnlicher stadtpolitischer Bedeutung gem. § 9 AGBauGB erklärt. FNP-Änderung (wirksam mit Bekanntmachung im Amtsblatt) 1:25.000 Der neue Siemens Innovations-Cam- pus ist Bestandteil einer großflächigen Diese Änderung wird bei der nächsten Neubekanntmachung des Flächen- Weiterentwicklung des Westraums. Hier entstehen von der über nutzungsplans in die Planzeichnung übernommen. Flächennutzungsplan - Änderung

Blatt 2/16 Luftbild Nonnendammallee - Rohrdamm - Paulsternstraße Siemens Innovations-Campus (Spandau) Lfd. Nr. 08/19 die Paulsternstraße, den Saatwinkler Damm und die Neuen Stadtquartiere Garten- felder Insel und Wasserstadt Oberhavel Wohnungsbaustandorte von gesamtstädti- scher Bedeutung. Im Nachgang zum Senats­beschluss des Stadtentwicklungsplans (StEP) Wohnen 2030 vom 20.08.2019 wurde der Siemens Innovations-Campus als ein weiteres Neues Stadtquartier benannt. Über die Entwicklung als Stadtquartier hinaus entsteht im Zusammenspiel zwischen der zukünftigen Urban Tech Republic (Nachnutzung Flughafen Tegel) und dem zu- künftigen Siemens Innovations-Campus ein berlinweit einzigartiger Zukunftsstand- ort mit den Schwerpunkten aus Büros, Forschung, Dienstleistungen und zukunfts- Baustruktur weisender Industrie. Die geplante Etablierung dieser Nutzungen auf dem ca. 70 ha großen Siemensgelände sowie ergänzender Wohnnutzungen im Umfeld des bishe- rigen Produktionsstandortes macht eine städtebauliche Neuordnung dieses Stadt- raums nötig. Im engen Zusammenhang mit den Entwicklungen auf dem Siemensgelände steht die Wiederinbetriebnahme der 1980 außer Betrieb genommenen Siemensbahn. Diese soll reaktiviert werden und bildet den zentralen Baustein zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit des ÖPNV-Angebotes im Westraum der Stadt. Der Änderungsbereich bietet einerseits die gesamtstädtische bedeutsame Möglich- keit zur Weiterentwicklung eines bedeutenden Unternehmensstandortes. Anderer- seits stellt er ein Potenzial zur Entwicklung eines urbanen Quartiers mit Geschoss- wohnungsbau dar. Die Gebietskulisse zeichnet sich durch ihre Lage innerhalb be- stehender Siedlungsstrukturen und im Anschluss an das Stadtteilzentrum Siemens- stadt aus. Darüber hinaus weist der Bereich eine überdurchschnittliche Erreichbar- keit (U-Bhf. Rohrdamm und zukünftig S-Bhf. Siemensstadt) auf. Diese wird langfris- Denkmalschutz tig gemäß ÖPNV-Bedarfsplan um eine Anbindung an das Straßenbahnnetz ergänzt im Rahmen derer eine Neubaustrecke von der Urban Tech Republic zum U-Bhf. Paulsternstraße und eine Neubaustrecke vom U-Bhf. Paulsternstraße über die Insel Gartenfeld zum Rathaus Spandau geplant werden. Der Änderungsbereich bildet aktuell einen übergeordneten Industriestandort und geplanten Zukunftsort im StEP Wirtschaft 2030. Er ist zudem Teil der Gebietskulisse des Entwicklungskonzepts für den produktionsorientierten Bereich (EpB) der Se- natsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (SenWiEnBe) und wird im StEP Wirtschaft 2030 als EpB-Gebiet Nr. 15: Siemensstadt geführt. Der Änderungsbe- reich wird nach Abschluss der FNP-Änderung in Abstimmung mit SenWiEnBe aus der EpB-Kulisse entlassen. Die außerhalb der Änderungsbereiche liegenden ge- werblichen Bauflächen bleiben als EpB-Gebiet erhalten. Nördlich des Siemensgeländes befindet sich die ehemalige Kolonie von siemensei- genen Arbeitnehmergärten „Alter Exerzierplatz“. Sie soll im Rahmen der Standort- entwicklung in Anspruch genommen werden und ist Teil der Änderung. Gebiet nach § 9 AGBauGB (rot hervorgehoben) 1.2 Ziele, Zwecke und wesentliche Auswirkungen Die FNP-Änderung dient dem gesamtstädtischen Planungsziel, einen übergeordne- ten Industriestandort zu einem Zukunftsort mit einer Mischung unterschiedlicher, ur- baner Nutzungen weiterzuentwickeln. Mögliche Planungsalternativen wurden auf- grund der übergeordneten Umnutzungsstrategie des Flächeneigentümers Siemens sowie des Abkommens zwischen der Siemens AG und dem Land Berlin nicht wei- terverfolgt. Darüber hinaus stellen sich aufgrund der überdurchschnittlichen Er- schließungsgunst, seiner Lage inmitten funktionsfähiger Siedlungsstrukturen sowie der bereits vorhandenen, angrenzenden Gewerbe-, Industrie- und Wohnnutzungen für den Änderungsbereich keine Planungsalternativen zum vorgesehenen Entwick- lungsziel dar. Konkretes planerisches Ziel der Flächennutzungsplanänderung ist die langfristige Weiterentwicklung eines Industriestandortes in der Lagegunst des schienengebun- denen ÖPNV zu einem gemischt genutzten Quartier. Dieses ermöglicht neben der bestehenden industriellen Produktion zusätzlich flexible Nutzungen für Büros, Start- Ergänzende Planungsunterlagen ups, Forschung, Entwicklung und Ausbildung, Wohnen, Hotel, Handel und soziale Flächennutzungsplan - Änderung

Blatt 3/16 Nonnendammallee - Rohrdamm - Paulsternstraße Siemens Innovations-Campus (Spandau) Lfd. Nr. 08/19

Infrastruktur in einer zukunftsweisenden Stadtumgebung. mensstadt und Gartenfeld ergänzt. Eine genaue Zweckbestimmung und Nutzungsmischung der Aus dem erweiterten Wohnungsangebot wird sich ein zusätz- Flächen sowie deren städtebauliche Ausgestaltung wurden licher Infrastrukturbedarf ergeben, der auf den nachfolgenden in einem Wettbewerbsverfahren erarbeitet und werden wei- Planungsebenen ermittelt und ggf. durch erforderliche Maß- ter konkretisiert. Das im Rahmen der frühzeitigen Öffentlich- nahmen bewältigt werden muss. Das Berliner Modell der ko- keitsbeteiligung zur FNP-Änderung dargestellte Änderungs- operativen Baulandentwicklung (Regelungen zu Infrastruk- bild wurde für die förmlichen Öffentlichkeitsbeteiligung durch turkosten und Anteil an Wohnungen mit Mietpreis- und Bele- das Ergebnis des städtebaulichen Wettbewerbs konkretisiert gungsbindungen) ist gemäß der Leitlinie anzuwenden. und soll mit dieser Flächendarstellung abgeschlossen wer- Durch die angestrebte Änderung werden die planungsrecht- den. Die Ergebnisse des Wettbewerbs bilden auch die Grund- lichen Voraussetzungen zur Herstellung von Geschosswoh- lage für das parallel zur FNP-Änderung geführte Bebauungs- nungsbau und zur Diversifizierung der Nutzungen auf dem planverfahren. Gelände der Siemens AG geschaffen. Ausgehend von diesen Um die geplante Nutzungsmischung zu ermöglichen, soll im Zielen und Zwecken wird durch die Flächennutzungsplandar- Flächennutzungsplan nunmehr in einem Teilbereich der ge- stellung mit folgenden wesentlichen Auswirkungen gerechnet: werblichen Baufläche eine gemischte Baufläche M2 darge- Der Wohnungsbaustandort trägt zu einer Entlastung des stellt werden. Dadurch werden neben den etablierten indust- Wohnungsmarktes des Bezirks Spandau und der gesamten riellen Nutzungen auch eine Mischung aus gewerblichen Nut- Stadt bei. Durch die Schaffung eines innovativen, lebendigen zungen und Wohnen ermöglicht. Die industrielle Produktion in und gemischten Quartiers wird eine Aufwertung des Stand- den nördlich und südlich angrenzenden, gewerblichen Bauflä- orts erreicht. Zudem wird im Rahmen der neuen Nutzungen chen wird von Siemens auch nach der Entwicklung des Inno- im Bereich von Start-ups, Forschung und Entwicklung mit ei- vations-Campus aufrechterhalten. Insofern ergibt sich im Be- nem Zuwachs an hochqualifizierten und attraktiven Arbeits- reich der gewerblichen Bauflächen kein weiterer Änderungs- plätzen und Synergien mit anderen Zukunftsorten wie der nah bedarf. Für die zukünftige M2-Fläche wurde auf Grund der gelegenen, zukünftigen Urban Tech Republic gerechnet. bisherigen Nutzung eine hohe Wahrscheinlichkeit für ein Vor- handensein erheblicher Boden-, Bodenluft- und Grundwas- Die Reaktivierung der Siemensbahn auf der historischen serbelastungen bestätigt. Innerhalb der M2-Fläche wird daher Strecke zwischen S-Bhf. Gartenfeld und S-Bhf. ein Symbol für schadstoffbelastete Böden ergänzt. Damit ver- bzw. einer perspektivischen Anbindung an den Hauptbahnhof bunden ist ein Untersuchungsbedarf zur Klärung der Altlas- dient der Erweiterung des ÖPNV-Angebotes im Westraum. Im tensituation und ggf. eine Bewältigung der Altlastenproblema- Rahmen dessen ist mit einer Verbesserung der Erreichbarkeit tik auf den nachfolgenden Planungsebenen. der Bestandssiedlungen der Siemensstadt, des Siemens In- novations-Campus und angrenzender Stadtentwicklungspro- Für die Arbeitnehmergärten „Alter Exerzierplatz“ soll zukünf- jekte wie der Wohnungsbaupotenziale auf der Insel Garten- tig statt Grünfläche mit Zweckbestimmung Kleingarten eine feld, am Saatwinkler Damm und an der Paulsternstraße zu Wohnbaufläche der Dichtestufe W2 dargestellt werden. Die rechnen. angestrebte Wohnbebauung arrondiert die nördlich angren- zenden, bereits bestehenden Wohnbauflächen entlang des Besonders zu berücksichtigen sind Aspekte des Denkmal- Saatwinkler Damms. Durch die Darstellungsänderung wird schutzes. Das Gebäude der Siemens-Hauptverwaltung, die die Möglichkeit von verdichtetem Wohnungsbau in räumlicher Siemens-Schuckert-Werke, das Schaltwerk-Hochhaus und Nähe zu den angestrebten Nutzungen aus Forschung, Ge- mehrere Hallen- und Prüfgebäude sind in der Denkmalliste werbe und Dienstleistungen im südlichen Änderungsbereich Berlin als Baudenkmale geführt. Hierzu wurde ein denkmal- geschaffen. Die aus den zu erwartenden Arbeitsplätzen resul- pflegerisches Konzept erarbeitet, dessen Vorgaben in dem tierende Wohnungsnachfrage kann somit potenziell im räumli- Wettbewerbsverfahren Berücksichtigung fanden. Auch die An- chen Zusammenhang bedient werden. lagen der Siemensbahn und die historischen Bahnhöfe sind als Gesamtdenkmal eingetragen. Unter Berücksichtigung des Das bestehende Lagesymbol „Schule“ der Werner-von-Sie- Prüfergebnisses des Gutachtens zur Reaktivierung der Bahn- mens-Werkberufsschule (Siemens Professional Education) trasse sowie auf den nachfolgenden Bauplanungs- und Bau- als private Berufsschule mit überörtlicher Bedeutung wird im genehmigungsebenen sind die Anforderungen an den Denk- Zuge der Darstellungsänderung lediglich innerhalb der zu- malschutz zu beachten. künftig darzustellenden M2-Fläche verschoben, um dem neuen angestrebten Schulstandort, der um eine Grundschule Neben dem Denkmalschutz sind die aktuelle und zukünftige erweitert wird, aus dem Ergebnis des städtebaulichen Wettbe- Lärmsituation zu berücksichtigen, da die angestrebte Wohn- werbs zu entsprechen. baufläche W2 sowie die möglichen Wohnnutzungen in der ge- mischten Baufläche M2 in räumlicher Nähe zu Produktionsge- Die mit der Standortentwicklung der Firma Siemens verein- bäuden von Siemens und zur wieder in Betrieb zu nehmenden barte Wiederinbetriebnahme der Stammstrecke der Siemens- Siemensbahn liegen. Zur Bewältigung der Immissionsproble- bahn ist ebenfalls Teil dieser FNP-Änderung. Hier wird neben matik sind auf nachfolgenden Planungs- bzw. Genehmigungs- der bereits vorhandenen Darstellung der planfestgestellten ebenen geeignete Maßnahmen zu prüfen und ggf. festzulegen. Bahnfläche die Kennzeichnung der Bahnlinie und der ober- irdisch liegenden, historischen Bahnhöfe Wernerwerk, Sie- * Die Änderung (§ 1 Abs. 8 BauGB) erfolgt gem. § 8 Abs. 3 BauGB im Parallelverfahren mit dem Bebauungsplan 5-123. Flächennutzungsplan - Änderung

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Naturhaushalt / Umweltschutz* Biotop und Artenschutz* Landschaftsbild*

2. Umweltbericht Erholung und Freiraumnutzung* 2.1 Rechtsgrundlage Nach § 2a Nr. 2 BauGB sind im Umweltbericht nach Anlage 1 zum BauGB die auf- grund der Umweltprüfung nach § 2 Abs. 4 BauGB ermittelten und bewerteten Be- lange des Umweltschutzes darzulegen. Siehe hierzu auch allgemeine Ausführungen zum FNP-Verfahren. 2.2 Inhalt und Ziele der FNP-Änderung Mit der FNP-Änderung soll die langfristige anteilige Weiterentwicklung eines Indus- triestandortes (Produktionsstandort der Siemens AG) als gemischte Bauflächen (M2) zu einem nutzungsgemischten, urbanen Quartier sowie die Siedlungsarron- dierung mit Wohnbauflächen (W2) auf einer bisher gärtnerisch genutzten und mitt- lerweile größtenteils beräumten Teilfläche vorbereitet werden. Der FNP-Änderungs- bereich liegt in einem Gebiet von außergewöhnlicher stadtpolitischer Bedeutung gemäß § 9 AGBauGB, die Konkretisierung der Planung wurde in einem städtebau- lichen Wettbewerbsverfahren für das Gesamtgebiet erarbeitet und wird im Parallel- Gesamtstädtische verfahren des Bebauungsplans 5-123 präzisiert. Die im Zuge der städtebaulichen Ausgleichskonzeption* Neuausrichtung des Quartiers angestrebte Verbesserung der Verkehrsanbindung durch Reaktivierung der nordöstlich verlaufenden, außer Betrieb genommenen Sie- mensbahn wird im FNP durch Ergänzung der bereits dargestellten Bahnfläche um eine Bahnliniensignatur abgebildet – die Wiederinbetriebnahme ist nicht Gegen- stand der FNP-Änderung, mögliche Umweltauswirkungen sind im entsprechenden Fachverfahren zu ermitteln und ggf. zu bewältigen. Ausführlichere Aussagen zu Inhalten und Planungszielen der FNP-Änderung sind Teil 1 der Begründung zu entnehmen. 2.3 Ziele des Umweltschutzes für das Plangebiet nach den einschlägigen Fachgesetzen und Fachplänen Wesentliche Grundlagen sind auf der Ebene des FNP insbesondere die Aussagen der einschlägigen Fachgesetze, des Landschaftsprogramms (LaPro) und Informa- tionen aus dem Umweltatlas sowie spezifische Fachpläne (z. B. Lärmaktionsplan, Luftreinhalteplan). Ferner sind übergeordnete umweltbezogene Zielsetzungen des 1:50.000 Landes Berlin zum Klimaschutz und zur Klimafolgenanpassung einbezogen. Die * Teilpläne des Landschaftsprogramms Art der Berücksichtigung der Ziele und Umweltbelange wird in Kap. 2.5.1 dargelegt einschließl. Artenschutzprogramm (Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Durchführung der Pla- (LaPro) nung). Stand: 1. Ausgabe 2016 Flächennutzungsplan - Änderung

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Im LaPro sind bereits grundlegende Ziele der umweltbezo- Gewerbegebieten. Der Bereich der Arbeitnehmergärten (nörd- genen Fachgesetze und Fachplanungen integriert, beispiels- liche Teilfläche) wird bis auf den Feuerwehrstandort im Wes- weise aus den gesetzlichen Regelungen zum Natur-, Boden- ten (dort hohe Versiegelung ausschlaggebend) als klimatisch und Wasserschutz, dem Stadtentwicklungsplan (StEP) Klima, günstig eingestuft. Die gesamte Trasse der Siemensbahn so- der Strategie Stadtlandschaft, aus Entwicklungskonzepten wie die nordöstlich auf Höhe der Arbeitnehmergärten angren- der Berliner Forsten, der Gewässerpflege oder der Berliner zenden Grün- und Freiflächen haben eine hohe stadtklimati- Strategie zur Biologischen Vielfalt, so dass diese nicht immer sche Bedeutung und daher höchste Schutzwürdigkeit. Bau- gesondert aufgeführt werden. Die standardmäßig verwen- liche Eingriffe sollten demzufolge äußerst maßvoll und unter deten Quellen sind in den allgemeinen Ausführungen zum Berücksichtigung der Klimafunktionen erfolgen (u. a. weiterhin FNP-Verfahren verzeichnet, fallspezifische Quellen werden im gute Durchströmbarkeit der angrenzenden Bebauung, Erhalt Umweltbericht direkt genannt. bzw. Erhöhung der Mikroklimavielfalt). Weitere wichtige Ziele Abiotische Schutzgüter (Boden, Wasser, Klima) für das Klima umfassen die Erhöhung des Vegetationsanteils, die Emissionsminderung und die Vermeidung bzw. den Aus- Für die abiotischen Schutzgüter sind insbesondere die gleich von Bodenversiegelung. Zugunsten des Klimaschutzes Vorgaben des Bundes-Bodenschutzgesetzes (BBodSchG) ist neben der Sicherung einer guten Durchlüftung der Stadt und des Berliner Bodenschutzgesetzes (Bln BodSchG), der und der Minderung des städtischen Wärmeinseleffekts Bodenschutzklausel des BauGB, des Wasserhaushaltsge- auch das Ziel der Minimierung von Treibhausgasemissionen setzes (WHG), des Berliner Wassergesetzes (BWG) und des (insbesondere CO2) bei der Entwicklung neuer Bauflächen Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG) einschließlich einschließlich ihrer Wärme- und Energieversorgung in den seiner Verordnungen zu berücksichtigen. Blick zu nehmen. Der Siemens-Produktionsstandort ist im Programmplan Biotische Schutzgüter (Pflanzen und Tiere) Naturhaushalt/Umweltschutz des LaPro als Industrie und Gewerbe mit Schwerpunkt Anpassung an den Klimawandel, Für die Schutzgüter Pflanzen und Tiere sind insbesondere die Arbeitnehmergärten („Alter Exerzierplatz“) der nördlichen die Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) Teilfläche als Fläche für Kleingärten bzw. Landwirtschaft oder beachtenspflichtig. Daneben sind die Vorgaben des Berliner Gartenbau gekennzeichnet. Bei Nutzungsänderung gemäß Naturschutzgesetzes (NatSchG Bln) und des BauGB sowie FNP sieht das LaPro hier jeweils die Ziele und Maßnahmen des Bundeswaldgesetzes (BWaldG), des Landeswaldge- für die neue Nutzung vor, in beiden Fällen anteilig Siedlungs- setzes Berlin (LWaldG), der Bundesartenschutzverordnung gebiete (Misch- bzw. Wohnnutzungen). Unter anderem sind (BArtSchVO) sowie der Baumschutzverordnung Berlin dies Erhalt, Vernetzung und Neuschaffung klimawirksamer (BaumSchVO) und ggf. weiterer spezifischer Landesverord- Grün- und Freiflächen, Vernetzung klimawirksamer Struktu- nungen zu berücksichtigen. ren, Erhalt bzw. Neupflanzung von Stadtbäumen, Sicherung Der Änderungsbereich und seine Umgebung liegen nach einer nachhaltigen Pflege, kompensatorische Maßnahmen bei dem Programmplan Biotop- und Artenschutz im städtischen Verdichtung sowie die Erhöhung des Anteils naturhaushalts- Übergangsbereich mit Mischnutzungen, in dem es gilt, wirksamer Flächen. die Nutzungs- und Strukturvielfalt zu sichern, zusätzliche Für die Böden des Produktionsstandorts (südliche Teilfläche) Lebensräume zu schaffen, örtliche Biotopverbindungen zu formulieren LaPro und Planungshinweiskarte keine besonde- entwickeln und wertvolle Strukturen zu erhalten. Spezielle ren Zielsetzungen. Die Arbeitnehmergärten jedoch umfassen Biotop(vernetzungs)funktionen kommen den Teilflächen des Böden mit besonderer Leistungsfähigkeit und hoher Schutz- Änderungsbereichs laut LaPro nicht zu. Die Trasse der außer würdigkeit bei bislang etwa 20% Versiegelung, auf denen Betrieb genommenen Siemensbahn soll auf dem Abschnitt laut den Planungshinweisen zum Bodenschutz (Umweltatlas) östlich der Arbeitnehmergärten „Alter Exerzierplatz“ gemäß Eingriffe sowie der Nettoverlust an Fläche und Funktionen LaPro jedoch als lineare Biotopverbindung erhalten und ent- vorrangig zu vermeiden und – sofern unvermeidlich – in ange- wickelt werden. Gleiches gilt für die westlich des Änderungs- messener Weise auszugleichen sind. Die Funktionsfähigkeit bereichs verlaufende Gartenfelder Straße und die Paulstern- bestehender Grün- und Freiflächen soll aus Gründen des straße im Sinne breiter, unbefestigter Straßenränder, über die Bodenschutzes und der Grundwasserneubildung sowie ihrer die Biotopvernetzung bis hinunter zur Bahntrasse zwischen klimatischen Funktionen erhalten und entwickelt werden. Die Charlottenburg und Spandau gewährleistet werden soll. nördliche Teilfläche ist zudem Teil des Wasserschutzgebiets Schutzgebiete oder flächenhafte Naturdenkmale befinden Tegel (Zone III B); die Vorgaben der Schutzverordnung sind sich nicht im Änderungsbereich, südlich liegt in ca. 650 m Ent- entsprechend zu berücksichtigen. Im Plangebiet selbst sind fernung das LSG „Faule Spree“, weitere Schutzgebiete (LSG, bis auf einzelne Gartenteiche (Arbeitnehmergärten) keine NSG) liegen westlich des Flughafens Tegel (angestrebte Oberflächengewässer vorhanden. Erweiterung gemäß LaPro) sowie nördlich davon (Flughafen- Der Siemens-Produktionsstandort einschließlich der südli- see, Jungfernheide). chen Änderungsteilfläche wird in der Planungshinweiskarte Landschaftsbild, Mensch, Kultur- und Sachgüter Stadtklima als klimatisch ungünstig bewertet; es besteht auf- Für die Schutzgüter sind insbesondere die Zielvorgaben des grund des Versiegelungsgrades gemäß StEP Klima prioritärer BNatSchG und NatSchG Bln sowie ggf. die Belange des Handlungsbedarf hinsichtlich des Bioklimas in Industrie- und Denkmalschutzes und der Denkmalpflege bei der städtebau- Flächennutzungsplan - Änderung

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lichen Entwicklung zu berücksichtigen. Zum Landschaftsbild (Spreeverlauf) der Gesamtstädtischen Ausgleichskonzeption und zur Erholung enthält das LaPro wichtige Zielaussagen, (GAK) des LaPro Berlin. für Belange des Immissionsschutzes sind die Vorgaben des BImSchG einschließlich seiner Verordnungen und anderer 2.4 Bestandsaufnahme des derzeitigen Umweltzu- lärmtechnischer Regelwerke (DIN18001, TA Lärm, 16. und stands 18. BImSchV), das Gesetz zum Schutz gegen Fluglärm Realnutzung (FluLärmG) – im vorliegenden Fall einschl. der Verordnung Den Hauptanteil des Änderungsbereichs bildet die von für den Verkehrsflughafen Berlin-Tegel (FlugLärmTXLV Bln industrieller Nutzung geprägte, in weiten Teilen versiegelte vom 17.12.2019) – sowie die Strategischen Lärmkarten, der bzw. bebaute südliche Teilfläche (vorrangig Produktionsfläche Lärmaktions- und der Luftreinhalteplan Berlin heranzuziehen. Siemens AG). Darüber hinaus umfasst die FNP-Änderung Darüber hinaus sind die Klimaschutzziele des Übereinkom- die überwiegend aufgegebene Arbeitnehmergartenanlage mens von Paris auch auf Landesebene zu berücksichtigen (s. „Alter Exerzierplatz“ mit teils bereits brachgefallenen Gärten Senatsbeschluss zur Klimanotlage) und bei der Umsetzung einschließlich des Feuerwehrstandorts mit angrenzender entsprechende Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhaus- Grünfläche an der Paulsternstraße nördlich des Siemens- gasemissionen vorzusehen. geländes. Unmittelbar nordöstlich an den Änderungsbe- Für das Landschaftsbild des Änderungsbereichs (städtischer reich angrenzend verläuft die außer Betrieb genommene, Übergangsbereich mit Mischnutzungen) sieht das LaPro u. a. mittlerweile umfangreich mit Gehölzen bewachsene Trasse den Erhalt und die Entwicklung charakteristischer Stadtbild- der Siemensbahn mit den ehemaligen Bahnhöfen Gartenfeld, bereiche, die Berücksichtigung ortstypischer Gestaltelemente Siemensstadt und Wernerwerk. und die Quartiersbildung durch raumbildende Strukturen Abiotische Schutzgüter (Klima, Wasser Boden) sowie die Entwicklung des Grünanteils in Gewerbegebieten und begrünter Straßenräume vor. Die Arbeitsnehmergärten Der Änderungsbereich liegt geologisch und morphologisch der nördlichen Teilfläche werden im Verbund mit den östlich im Berliner Urstromtal, Talsande bilden überwiegend den angrenzenden Strukturen als für das Landschaftsbild bedeut- Untergrund. Die Bodengesellschaften der Talsandflächen um- same landschafts- oder siedlungsraumtypische Grün- und fassen im Bereich der Arbeitnehmergärten Rostbraunerden, Freiflächen hervorgehoben. Im Zusammenhang der umge- vergleyte Braunerden und Gley-Braunerden mit hoher Rege- benden Kleingartenbereiche sind sie mit Entwicklungszielen lungsfunktion für den Wasserhaushalt bei allerdings geringer gemäß dem Gestalttyp der Kleingärten versehen; sie sollen Puffer- und Filterfunktion und geringer Lebensraumfunktion als übergeordnetes Strukturelemente im Sinne landschafts- für naturnahe Pflanzengesellschaften. Auf dieser nördlichen und siedlungsraumtypischer Grün- und Freiflächen bzw. Teilfläche, bei der es sich um Böden hoher Schutzwürdigkeit Vegetationsbestände erhalten werden. Der Programmplan handelt, ist der Versiegelungsgrad mit bis zu 20% – bis auf Erholung und Freiraumnutzung sieht ferner die Erstellung den kleinflächigen, zu ca. 45% versiegelten Feuerwehrstand- eines Entwicklungskonzepts für die von Nutzungsänderung ort im westlichen Randbereich – recht gering. betroffenen Arbeitnehmergärten der nördlichen Teilfläche vor Im südlichen Bereich des Siemensgeländes sind die Böden und formuliert das Ziel, nordöstlich des Siemens-Produkti- hingegen stark anthropogen überprägt: Hier herrschen von onsstandorts entlang des Trassenverlaufs der außer Betrieb Aufschüttungen, Abgrabungen und Verdichtungen bestimmte, genommenen Siemensbahn einen Grünzug anzulegen. zu ca. 80% versiegelte Rohböden vor (Lockersyroseme, Re- Im Änderungsbereich bestehen verkehrsbedingt erhöhte gosole und Pararendzinen), die zudem umfangreiche Schad- Lärmbelastungen, für die konkrete Schutzvorkehrungen stoffbelastungen aufweisen. Aufgrund der mittlerweile über vorgesehen sind: Die nördliche Teilfläche liegt bzgl. Fluglärm ein Jahrhundert zurück reichenden, fortwährenden industri- mit ihrem nördlichsten Drittel in der Tag-Schutzzone 2, die ellen Nutzung und entsprechender Einträge ist der Großteil Nacht-Schutzzone reicht bis auf etwa zwei Drittel der Fläche des Standorts als flächige Altlast im Bodenbelastungskataster nach Süden. Bei Konkretisierung der Planungen sind bis erfasst (BBK-Nr. 103). Zur Gefährdungsabschätzung sind zum Inkrafttreten des Widerrufes der Betriebserlaubnis des weitere Untersuchungen des Bodens, der Bodenluft und des Flughafens Berlin-Tegel die gesetzlichen Schallschutzan- Grundwassers erforderlich. Aus vergangenen Untersuchun- forderungen gemäß Fluglärmschutzgesetz (FluLärmG) zu gen – vornehmlich im Rahmen von Baumaßnahmen – wur- berücksichtigen. Ausgenommen von diesem Widerruf sind die den bereits industriestandorttypische Belastungen in Boden, Flugbetriebsflächen der Flugbereitschaft des Bundesverteidi- Bodenluft und Grundwasser festgestellt. Es erfolgen derzeit gungsministeriums und deren möglicher Weiterbetrieb. Wei- Überwachungsmaßnahmen des Grundwassers und eine tere Lärmbelastungen sowie die Denkmale im Gebiet werden kleinflächige Bodenluftsanierung. in Kap. 2.4 zusammenfassend beschrieben. Bodendenkmale sind für den Änderungsbereich nicht Schutzgutübergreifende Ziele verzeichnet, es sind allerdings für das Siemensgelände einschließlich der Arbeitnehmergärten die Standorte von Der Änderungsbereich gehört nicht zum Freiraumverbund zwei Zwangsarbeiterlagern aus Kriegszeiten an der Paul- des Landesentwicklungsplans der Hauptstadtregion Berlin- sternstraße und der Nonnendammallee bekannt. Gemäß Brandenburg (LEP HR). Der südliche Teil des Produktionss- Luftbildanalysen besteht im gesamten Änderungsbereich ein tandorts liegt am Rande des Suchraums der Freiraumachse hoher Verdacht auf das Vorhandensein von Kampfmitteln im Flächennutzungsplan - Änderung

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Untergrund. tope sind im Änderungsbereich nicht vorhanden, wenngleich Die nördliche Teilfläche des Änderungsbereichs liegt im Rand- das punktuelle Vorkommen einzelner Sandtrockenrasenarten bereich der Trinkwasserschutzzone III B des Wasserwerks festzustellen war, darunter auch die gemäß BArtSchV beson- Tegel. Hier besteht eine besondere Empfindlichkeit gegen- ders geschützte Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium) über möglichen Schadstofffreisetzungen, -verlagerungen oder und die Strand-Grasnelke (Armeria elongata ssp. maritima), -verdriftungen (nördlicher Teil des Änderungsbereichs). Für eine Art des Berliner Florenschutzkonzeptes. den südlichen Bereich der nördlichen Teilfläche wird aufgrund Zur Einschätzung des faunistischen Untersuchungsbedarfs der zur Bodenbelastungssituation vorgelegten Historischen für die Planungskonkretisierung erfolgte zunächst eine Le- Erkundung eine Aufnahme ins Bodenbelastungskatas- bensraumpotenzialanalyse, auf deren Grundlage umfassende ter geprüft. Ferner ist der erhöhte Kampfmittelverdacht zu Kartierungen festgelegt wurden. Da im Bereich der Kleingar- berücksichtigen. Der Abschnitt mit nachgewiesenen Boden- tenanlage drei Kleinstgewässer verortet wurden, wenngleich belastungen (südliche Teilfläche) befindet sich außerhalb der es sich um künstliche Gartenteiche (in die Erde eingelassene Wasserschutzzone. Natürliche Oberflächengewässer sind Plastikwannen) handelt, umfassten die Untersuchungen auch nicht vorhanden, in den Arbeitnehmergärten „Alter Exer- die Artengruppe der Amphibien. Das Vorkommen von Amphi- zierplatz“ gibt es drei teils trockengefallene Kleinstgewässer bien im Untersuchungsgebiet kann aufgrund der ohnehin nur (künstliche Gartenteiche). geringen Habitateignung potenzieller Laichgewässer sowie Stadtklimatisch ist der größere Anteil des Änderungsbe- der Untersuchungsergebnisse nunmehr mit hinreichender reichs einschließlich der südlichen Teilfläche aufgrund des Sicherheit ausgeschlossen werden. hohen Versiegelungsanteils und der dichten Bebauung von Der Änderungsbereich bietet insgesamt ebenfalls eine geringer Bedeutung; die bioklimatische Ausgangssituation äußerst geringe Lebensraumeignung für Reptilien; bei Un- ist ungünstig. Für das Stadtklima von hoher Bedeutung sind tersuchungen konnten lediglich im äußersten nordöstlichen hingegen die Gartenbereiche im Norden sowie die nordöstlich Randbereich zwischen Gartenanlage und Siemensbahn vier jenseits der Siemensbahntrasse liegenden und nicht zum Nachweise von Zauneidechsen erbracht werden. Daraus Änderungsbereich gehörenden Freiflächen; es handelt sich kann ein genutzter Lebensraum parallel zur Bahnlinie mit um einen Kaltlufteinwirkungsbereich in Siedlungsräumen. einer Größe von ca. 0,4 ha abgeleitet werden, der sich so- Die Siemensbahn wird trotz ihrer Dammlage und damit wohl in der Kleingartenanlage als auch auf dem Bahndamm anzunehmender Barrierewirkung als Grünflächenanteil mit erstreckt. Für die übrigen Freiflächen des Änderungsbereichs überdurchschnittlich hohem Kaltluftvolumenstrom eingestuft. ist ein Vorkommen der Zauneidechse aufgrund der geringen Luftschadstoffbelastungen sind vorrangig auf den Straßen- Eignung und isolierten Lage jedoch nicht anzunehmen. und Flugverkehr zurückzuführen. Die Emissionen der im Im Rahmen der Fledermausuntersuchungen wurden min- Gebiet vorhandenen Produktionsstätten bzw. des anteiligen destens zehn Arten aus sieben Gattungen sowie weitere Gewerbes liegen im Bereich der innerstädtisch üblicherweise unbestimmte Myotis-Arten nachgewiesen, die Teile des erhöhten Hintergrundbelastung. Untersuchungsgebietes als Jagd- und Transferraum nutzen. Biotische Schutzgüter (Pflanzen und Tiere) Schwerpunkte liegen dabei auf den Arbeitnehmergärten Die Biotopkartierung des Umweltatlasses erfolgte vorwiegend sowie in der südlichen Teilfläche entlang der Gehölzbestände im Jahr 2005 anhand von Luftbildanalysen. Seitdem wurden der Nonnendammallee und im Umfeld des Schaltwerks (Frei- mehrere Teile des Änderungsbereiches überprägt, viele der fläche zwischen Gebäude 16 und der Straße am Schaltwerk). 2005 kartierten Strukturen bzw. Typen sind auf aktuellen Es konnten keine aktuell genutzten Quartiere festgestellt Luftbildern nicht mehr erkennbar. In Vorbereitung der Wett- werden. Die vormals vorgefundenen, verlassenen Fleder- bewerbsauslobung für das Gebiet von außergewöhnlicher mausquartiere in den Arbeitnehmergärten wurden bereits im stadtpolitischer Bedeutung erfolgten aktuelle terrestrische Zuge einer Beräumung der Gartenanlage unter ökologischer Biotoptypenkartierungen, die auch die beiden Teilflächen des Abrissbegleitung beseitigt und auf dem südlich angrenzenden Änderungsbereichs umfassen (vgl. NATUR + TEXT 2019 Gelände des Schaltwerks durch die Hängung von Sommer- bzw. 2020). Die nördliche Teilfläche lässt sich als alte Klein- und Winterquartierkästen ausgeglichen. gärten mit Obstbäumen klassifizieren, die Freiflächen des Aufgrund der urban geprägten Lebensräume im Änderungs- Feuerwehrstandorts weisen Zier-/Scherrasen mit einzelnen bereich handelt es sich beim im Rahmen der Brutvogelkartie- Gehölzen auf. Die südliche Teilfläche (Produktionsstandort) rung festgestellten Artenspektrum überwiegend um generell ist überwiegend als Gewerbe- und Dienstleistungsflächen ein- häufige, ungefährdete Arten, die regelmäßig in Siedlungs- schließlich versiegelter Verkehrsflächen und Parkplätze sowie biotopen angetroffen werden. Ein Großteil der Reviere liegt teils Baustellenflächen einzuordnen. Kleinteilig weisen diese in der nördlichen Teilfläche (Arbeitnehmergärten) und in den einen hohen Grünflächenanteil sowie teils auch alten Gehölz- Gehölzbeständen des nordöstlich an den Änderungsbereich bestand auf. Im südöstlichen Bereich des Produktionsstand- angrenzenden Bahndamms. Gebäude-, Nischen- und Höh- ortes haben von den nach BaumSchVO geschützten Bäumen lenbrüter machen den Großteil der Nistgilden aus, an den Be- einige eine hohe Bedeutung für das Landschaftsbild, u. a. im standsgebäuden des Produktionsstandorts wurden mehrere Umfeld des Hauptverwaltungsgebäudes und in den Grün- Koloniebrüterarten nachgewiesen, teils mit bis zu 30 Brutpaa- flächen an der Nonnendammallee. Gesetzlich geschützte Bio- ren. Hier kommen ebenfalls Arten mit Bindung an Gebüsche Flächennutzungsplan - Änderung

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bzw. Gehölze vor, wie z. B. Amsel, Grünfink, Nachtigall oder henden Untersuchungsraum wurden 42 Wildbienenarten auf- Ringeltaube. Angesichts des geringen Anteils von Altholz genommen, wobei die meisten südlich der Nonnendammallee fehlen Arten mit enger Bindung an ältere Gehölzbestände (außerhalb des Änderungsbereichs) festgestellt wurden. Es fast völlig – es wurde lediglich ein Einzelbrutpaar des Kleibers handelt sich hauptsächlich um relativ anspruchslose Arten, le- nachgewiesen. Entsprechend den Gebietscharakteristika tre- diglich fünf Arten sind als spezialisierter einzuordnen, von de- ten in geringerer Anzahl Arten hinzu, die überwiegend halbof- nen nur zwei im Änderungsbereich vorkommen: Die auf große fene Landschaften mit lockerem Baumbestand und niedriger Bestände an Natternkopf angewiesene Gewöhnliche Nattern- Vegetation besiedeln wie beispielsweise Girlitz, Bluthänfling kopfbiene (Hoplitis adunca) kommt südlich des Schaltwerks und Stieglitz. Die Freiflächen des Produktionsstandorts wer- vor, die Rainfarn als Nahrungsquelle bevorzugende Rainfarn- den neben der Brutnutzung durch die hiesige Brutvogelfauna Seidenbiene (Colletes similis) lebt in den ehemaligen regelmäßig und in teilweise hoher Anzahl zur Nahrungssuche Arbeitnehmergärten. Die Arten unterliegen keinem strengen aufgesucht. Schutzstatus und sind nach Roter Liste nicht gefährdet. Auf Die nördliche Teilfläche (Arbeitnehmergärten) weist aufgrund den meisten Freiflächen des Produktionsstandortes sowie in der Struktur- und Vegetationsvielfalt trotz des vergleichsweise den Arbeitnehmergärten konnten Stechimmen-Nesteingänge geringen Flächenumfangs wie der angrenzende Bahndamm im Boden nachgewiesen werden; sie sind angesichts der Aus- eine hohe Artenvielfalt und Revierdichte auf, wobei die Re- stattung als Lebensraum insgesamt mit mittlerer Wertigkeit für vierverteilung flächig relativ gleichmäßig ausfällt. Ubiquitäre Wildbienen einzustufen. Vorkommen besonders und streng Freibrüterarten dominieren, gefolgt von an ältere Gehölzbe- geschützter Arten der BArtSchV bzw. Arten des Anhangs IV stände gebundenen Arten wie Buntspecht, Gartenrot- der FFH-Richtlinie können ausgeschlossen werden. schwanz, Gartenbaumläufer und Waldlaubsänger. Insgesamt ist zu konstatieren, dass der Änderungsbereich An Arten der Roten Liste wurden im Änderungsbereich der nach aktuellem Kenntnisstand einen eher durchschnittlichen Bluthänfling (fünf Reviere) und der Star (vier Reviere) sowie Wert als Lebensraum hat, der nur punktuell für manche im direkten Umfeld weitere Reviere des Stars und des Gim- Artengruppen im Zusammenwirken mit dem Umfeld höher pels, der Mehlschwalbe und des Pirols nachgewiesen. Ferner einzustufen ist. Die Arbeitnehmergärten bieten stadttypi- kommen im Untersuchungsgebiet mit Bachstelze, Feldsper- schen Säugetierarten wie Fuchs, Kaninchen und Igel sowie ling, Gartenrotschwanz, Grauschnäpper und Haussperling vielen häufigen, siedlungsangepassten und einzelnen fünf Arten der Vorwarnliste vor. spezialisierteren Brutvogelarten und Fledermäusen günstige Habitatbedingungen. Einen Wert als Jagdlebensraum für Die Strukturvielfalt der gegenwärtig nur noch anteilig Fledermäuse hat der Bereich insbesondere in Vernetzung mit kleingärtnerisch genutzten Arbeitnehmergärten („Alter Exer- dem Siemensbahndamm, wenngleich dieser selbst jeweils zierplatz“) bedingt besonderes Habitatpotenzial für Schmet- kein typisches Quartierpotenzial bietet. Die Gehölze fungieren terlinge. Für planungsrelevante Schmetterlingsarten wie den jedoch als Leitstruktur über die Baumreihen der sich nördlich Nachtkerzenschwärmer ist eine Habitatnutzung allerdings als anschließenden Insel Gartenfeld bis zum Berlin-Spandauer unwahrscheinlich einzustufen, zumal keine Fraßspuren der Schifffahrtskanal (Hohenzollernkanal). Auch für Reptilien Art an den kleinflächig vorkommenden potenziellen Wirts- (speziell Zauneidechsen) bieten sich in Verbindung mit der pflanzen (Nachtkerzen) nachgewiesen wurden. Es wurden Siemensbahntrasse und der entsprechenden Besiedlungs- ebenfalls keine Nutzungsspuren altholzbewohnender Käfer möglichkeit im nordöstlichen Teil des Änderungsbereichs wie Eremit oder Heldbock (Arten des Anhangs IV der FFH- strukturreiche Lebensräume. Die im Untersuchungsraum Richtlinie) an potenziellen Habitatbäumen (alte Laubbäume, vorhandenen Altbäume besitzen aufgrund ihrer hohen Vitalität v.a. Eichen, Kastanien, Robinien) festgestellt. nur ein geringes Habitatpotenzial für Brutvögel mit Bindung Nachweise der Blauflügeligen Ödlandschrecke wurden im an ältere Gehölzbestände und totholzbewohnende Käfer Änderungsbereich ausschließlich auf der nördlichen Teil- wie die Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie Eremit und fläche (Arbeitnehmergärten) erbracht. Den Habitatflächen Heldbock sowie anspruchsvollere Insektenarten. Die an den ist aufgrund ihrer geringen Größe jedoch keine wesentliche Änderungsbereich angrenzende Siemensbahn (nordöstlich) Funktion für den Erhalt der Art in Berlin beizumessen, zumal sowie die Gartenfelder Straße bzw. Paulsternstraße (westlich) aufgrund fehlender Nutzung und fortschreitender Sukzession sind im LaPro als lineare Biotopverbindungen dargestellt. Im von einer weiteren Abnahme der Habitatflächengröße aus- Umfeld des Änderungsbereichs ist an Besonderheiten zu zugehen ist. Ferner kommt die Art im Umfeld auf größeren erwähnen, dass im Bereich des Siemensbahndamms neben Offenflächen mit geringer Beschattung, lückiger Vegetations- den typischen städtischen Säugetierarten Kaninchen und deckung und besonders geringem Nutzungsdruck im Bereich Fuchs ein Nest der nach BArtSchV besonders geschützten des Schaltwerks zwischen den Änderungs-Teilflächen sowie Roten Waldameise (Formica rufa) festgestellt wurde. des Dynamowerks südlich der Nonnendammallee vor. Landschaftsbild, Mensch, Kultur- und Sachgüter Im Rahmen der Lebensraumpotenzialanalyse mit dem Fokus Die Teilflächen des Änderungsbereichs stellen sich hin- auf besonders und streng geschützten Arten wurde das sichtlich des Landschaftsbildes sehr unterschiedlich dar: Er Vorkommen von Sandbienen in verschiedenen Bereichen umfasst einen Teil des historischen Standortes der Siemens der südlichen Teilfläche festgestellt, deren Artenspektrum zu AG an der Nonnendammallee, auf dem sich neben verschie- konkretisieren war. Im über den Änderungsbereich hinausge- denen Produktionsstätten mit teils markanten Gebäuden auch Flächennutzungsplan - Änderung

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die Hauptverwaltung sowie die Technik-Akademie der Firma und Verkehrsuntersuchungen bzw. -prognosen durchgeführt, befinden. Mehrere Bestandsgebäude stehen unter Denkmal- deren Ergebnisse auf den nachfolgenden Planungsebenen schutz, darunter das Gebäude der Siemens-Hauptverwaltung berücksichtigt werden. und die Siemens-Schuckert-Werke mit Schaltwerk-Hochhaus Im Änderungsbereich bestehen zwar verkehrsbedingte und Hallengebäude mit lokaler identitätsbildender Wirkung. Luftbelastungen, diese übersteigen jedoch nicht die übliche Der Produktionsstandort ist zu einem großen Teil versiegelt städtische Hintergrundbelastung. Die vorhandenen Bodenbe- bzw. bebaut, wenngleich auch ältere Gehölzbestände und lastungen auf der südlichen Teilfläche stellen ein potenzielles markante Einzelbäume vorhanden sind. Das Gelände der Risiko für die menschliche Gesundheit dar, es ist angesichts Siemens AG ist überwiegend nicht öffentlich zugänglich und des hohen Versiegelungsgrades und der gegenwärtig wenig daher nicht in die umgebende Siedlungsstruktur eingebun- sensiblen Nutzungen jedoch derzeit nicht mit Beeinträchtigun- den; stadtstrukturell bildet es eine großflächige Barriere. Die gen der menschlichen Gesundheit über den Wirkungspfad denkmalgeschützten Gebäude mit besonderem Wert für die Boden – Mensch zu rechnen. Die festgestellten Schäden Erkennbarkeit der historischen Entwicklung des Standortes werden gegenwärtig hinsichtlich möglicher Risiken bereits und (außerhalb des Änderungsbereichs) die Trasse der eben- fachbehördlich überwacht bzw. saniert. An Sachgütern ist falls unter Denkmalschutz stehenden, derzeit nicht betriebe- die teils großformatige Bestandsbebauung sowie weitere be- nen Siemensbahn einschließlich ihrer ehemaligen Bahnhöfe triebseigene Infrastruktur der Siemens AG zu berücksichtigen. sind als sehr charakteristische, identitätsstiftende Elemente herauszuheben. Dennoch ist das Gelände der Siemens AG 2.5 Prognose über die Entwicklung des Umweltzu- mit seiner zweckmäßigen, vorrangig industriell-gewerblich stands geprägten, großflächigen Bebauung aus Verwaltungs- bzw. Durch die vorliegende FNP-Änderung soll die planungs- Produktions- oder Technikgebäuden und Hallen von eher rechtliche Grundlage zur Entwicklung eines nutzungsge- geringer Ortsbildqualität. mischten, urbanen Quartiers auf einem Teil des bisherigen Der nördliche Änderungsbereich umfasst wenige, westlich Produktionsstandorts sowie für Wohnbauflächen im Bereich der Siemensbahn verbliebene Arbeitnehmergärten („Alter der ehemaligen Arbeitnehmergärten geschaffen werden. Der Exerzierplatz“) der Siemensstadt, die jedoch bereits zum künftig in die Stadtstruktur integrierte Innovations-Campus großen Teil nicht mehr gärtnerisch genutzt werden. Die Teilflä- soll eine Mischung von Produktions- und Forschungseinrich- che ist als kleingartentypisch zu beschreiben: Das von meist tungen einschließlich bestehender und neuer Schulstandorte, geraden Wegen strukturierte Ensemble der parzellierten, Büro- und Dienstleistungs- sowie Wohnnutzungen mit Wohn- mittlerweile teils brachgefallenen Arbeitnehmergärten mit folgenutzungen und vielseitig nutzbare Freiraumstrukturen eingeschossigen Gartenhäusern und heterogener, klein- umfassen. Dabei sollen Bestandsqualitäten nach Möglichkeit teiliger Bepflanzung und einigen prägenden, höheren und aufgegriffen und in die neuen Grünflächen integriert werden. älteren Solitärgehölzen sowie markanten Altbäumen hat eine Die zuletzt nur noch in geringem Umfang als Erholungsgärten spezifische Eigenart und trotz des in den brachgefallenen genutzte nördliche Teilfläche soll in Ergänzung der im Umfeld Gärten verwahrlosten Eindrucks identitätsstiftenden Wert. Die bestehenden Siedlungsstrukturen das neue urbane Quartier wenigen noch genutzten Flächen erfüllen private Erholungs- mit Wohnnutzungen arrondieren. Zur Konkretisierung der Flä- funktionen. Die intensive Lärmbelastung durch Kfz-Verkehr chennutzungen wurde ein städtebauliches Wettbewerbsver- und Fluglärm sowie durch Produktionsgeräusche von Süden fahren durchgeführt. mindert dabei den Wert des örtlichen Landschaftsbildes. 2.5.1 Prognose bei Durchführung der Planung Zurzeit wirken verkehrsbedingte Immissionen auf den Än- derungsbereich, die aus dem Kfz-Verkehr insbesondere auf Die Durchführung der vorgesehenen FNP-Änderung kann der Nonnendammallee und der Paulsternstraße bzw. Gar- sich nach jetzigem Planungsstand wie folgt auf die Umwelt tenfelder Straße sowie dem Flugbetrieb in Tegel resultieren. auswirken: Im Zusammenhang mit Einsätzen kann es darüber hinaus an Abiotische Schutzgüter (Boden, Wasser, Klima) der Feuerwehr-Rettungswache an der Paulsternstraße in der Für die angestrebte Standortentwicklung kann ein Versiege- nördlichen Teilfläche zu temporären Lärmbelastungen kom- lungsanteil von bis zu 80% angenommen werden. Mit Umset- men. Lärmbedingte Beeinträchtigungen im Zusammenhang zung der geplanten FNP-Änderung wird sich der Versiege- mit den bestehenden industriellen bzw. gewerblichen Nutzun- lungsanteil auf der nördlichen Teilfläche (Arbeitnehmergärten) gen sind ebenfalls dauerhaft gegeben, wobei die meisten Pro- somit deutlich erhöhen, während er sich voraussichtlich zesse in Hallen und anderen Gebäuden stattfinden; weitere auf der südlichen, weit größeren Teilfläche gegenüber dem verkehrsbedingte Belastungen werden durch den An- und derzeitigen Zustand eher verringern wird bzw. diesen nicht Zulieferverkehr verursacht. Derzeit reichen die gewerbelärm- überschreitet. Neuversiegelungen wirken sich nachteilig auf bedingten nächtlichen Belastungen der Bestandsbebauung die Bodenfunktionen und mittelbar auf den Wasserhaushalt an die tolerierbare Obergrenze gemäß TA Lärm für Wohn- aus und beeinträchtigen somit die Leistungsfähigkeit des Na- nutzungen heran (45 dB(A)). Bei Annahme einer – von der turhaushalts – besonders im Bereich schutzwürdiger Böden, FNP-Änderung unabhängigen – Wiederinbetriebnahme der wie sie in der nördlichen Teilfläche vorzufinden sind (hiesiger Siemensbahn käme zusätzlich Schienenverkehrslärm hinzu. Versiegelungsgrad derzeit max. 20%). Böden besonderer Im Rahmen der Konkretisierung der Planung werden Lärm- Leistungsfähigkeit und hoher Schutzwürdigkeit sind vorrangig Flächennutzungsplan - Änderung

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vor Bebauung zu schützen und zu erhalten. Hier ist die Belastung, die sich im Zuge der Planungsumsetzung durch Entwicklung einer flächensparenden Planungskonzeption und die ermöglichte bauliche Inanspruchnahme der gering die Beachtung bodenschonender Vorgehensweisen bei der versiegelten Arbeitnehmergartenflächen verstärken wird. Baudurchführung aufzugreifen. Unvermeidbare Beeinträch- Da angrenzend bereits ungünstige bis sehr ungünstige tigungen sind zu kompensieren. Dies sollte möglichst durch bioklimatische Verhältnisse bestehen. Da gegenwärtig bereits Entsiegelung erfolgen, kann jedoch auch naturhaushalts- bauliche Verdichtungen im Umfeld vorgenommen werden übergreifend als sinnvolle, multifunktionale Maßnahme (z. B. (Bebauung der Brachfläche westlich der Paulsternstraße), Grünflächenentwicklung, Bepflanzung) erfolgen. während der Austausch mit den nordöstlich angrenzenden, Für den gesamten Änderungsbereich mit besonderem bioklimatisch günstigen Flächen durch den Bahndamm der Schwerpunkt auf der nördlichen Teilfläche besteht Kampf- Siemensbahntrasse behindert wird, ist hier mit einer Konflikt- mittelverdacht. Es liegt zudem ein Altlastenverdacht für die verschärfung zu rechnen. Ebenfalls ist es möglich, dass sich gesamte südliche Teilfläche (Produktionsfläche Siemens) die Inanspruchnahme der Arbeitnehmergärten der nördlichen vor; die bisherigen Untersuchungen ergaben hohe Konta- Teilfläche negativ auf die angrenzenden, bereits klimatisch minationen von Boden, Bodenluft und Grundwasser. Der belasteten belasteten Siedlungsflächen auswirkt – auch Grundwasserschaden wird überwacht, es wird eine lokale kumulativ mit der Bebauung der Freiflächen an der Pauls- Bodenluftsanierung durchgeführt. Es besteht weiterhin ternstraße (FNP-Berichtigung 06/18: Paulsternstraße) sowie erheblicher Untersuchungsbedarf zur Klärung der Altlasten- den geplanten baulichen Entwicklungen der gegenwärtig belastung. Die Untersuchungen sind mit der zuständigen klimatisch günstigen Flächen nordöstlich der Trasse der außer Bodenschutzbehörde abzustimmen. Erst nach Vorlage der Betrieb genommenen Siemensbahn (FNP-Änderung 01/16: Untersuchungsergebnisse kann von der Bodenschutzbe- Insel Gartenfeld/Saatwinkler Damm). hörde eine Gefährdungsabschätzung hinsichtlich gesunder Aufgrund des stadtklimatischen Konfliktpotenzials auf der Wohn- und Arbeitsverhältnisse und zum Grundwasserschutz nördlichen Teilfläche sollte bei der Wohngebietsentwicklung abgegeben und ggf. weitere erforderliche Maßnahmen durch ein klimagerechter Städtebau berücksichtigt werden. Sollte die Bodenschutzbehörde festgelegt werden. sich im Zuge der Planungskonkretisierung zeigen, dass die Die Hinweise der Bodenschutzbehörde sind bei der Konkreti- Ziele des Lärmschutzes und des Erhalts einer klimatisch sierung und Umsetzung der Planung unbedingt zu beachten günstigen Durchlüftungssituation miteinander nicht zu ver- – insbesondere da durch die Neustrukturierung des Gebiets einen sind oder Unsicherheit über die gewünschte Wirkung mit baubedingten Bodeneingriffen, Entsiegelungen und der der Maßnahmen herrschen, so wird empfohlen, für die Ebene Schaffung neuer Freiflächen zu rechnen ist. Insgesamt ist der Bebauungsplanung eine klimaökologische Studie zu Hilfe daher langfristig mit einer Verbesserung für das Schutzgut zu nehmen, die die Auswirkungen geplanter baulicher Lärm- Boden auf der südlichen Teilfläche auszugehen. Bis zur Be- schutzmaßnahmen einbezieht. Ferner sind die Zielsetzungen hebung der Altlasten wird die Fläche im FNP im Rahmen der des Klimaschutzes zu berücksichtigen und entsprechende vorliegenden Änderung vorsorglich mit der Kennzeichnung Maßnahmen bei der Planungskonkretisierung aufzunehmen. „Schadstoffbelastete Böden“ versehen. Bei Bodeneingriffen Biotische Schutzgüter (Pflanzen und Tiere) ist mindestens auf der nördlichen Teilfläche eine vorlaufende Im Änderungsbereich sind grundlegende Neustrukturierungen bzw. baubegleitende Kampfmittelerkundung dringend anzu- vorgesehen; es ist daher von weitreichenden Veränderungen raten. der vorhandenen Verteilung von Freiflächen und bebauten Ein künftig höherer Versiegelungsanteil der nördlichen Teil- Flächen einschließlich der Vegetationsbestände auszugehen. fläche wirkt sich hier auch auf den lokalen Wasserhaushalt Durch Berücksichtigung der Ausgangsqualitäten (Vegetation, und das Mikroklima aus, da die Grundwasserspende sowie klimatische Aspekte, Lebensräume) im Bebauungsplanver- die Verdunstung reduziert und der Oberflächenabfluss erhöht fahren und bei der späteren Bauflächenanordnung, Gebäu- wird. Ein nachhaltiges Regenwassermanagement ist für das deausrichtung und Verortung von Erschließungsstraßen gesamte Quartier frühzeitig bei der Planungskonkretisierung sowie der Freiflächengestaltung können Baumfällungen und einzubeziehen; ein entsprechendes Konzept wird bereits Vegetationsverluste anteilig vermieden und Lebensraumfunk- erarbeitet. Für den Wasserhaushalt besteht kein gesondertes tionen im neuen Quartier erhalten und gefördert werden. Eine Konfliktpotenzial, sofern die Vorgaben des vorsorgenden Neuschaffung strukturreicher Freiflächen und ihre Vernetzung Umgangs bei Bodeneingriffen bzgl. der Kampfmittel- und mit dem Umfeld unter Berücksichtigung der Habitatanforde- Altlastenverdachtsflächen sowie die Anforderungen des rungen der vorkommenden Arten werden positive Auswirkun- Trinkwasserschutzes berücksichtigt werden. Sollte das Was- gen sowohl auf die abiotischen als auch auf die biotischen serwerk Jungfernheide reaktiviert werden (in Prüfung durch Schutzgüter haben, die anteilig die zu erwartenden negativen die Berliner Wasserbetriebe), sind diesbezüglich die entspre- Auswirkungen im Plangebiet ausgleichen können. Der ältere chenden Schutzvorschriften gleichfalls zu beachten. bzw. prägende Baumbestand der beiden Teilflächen sollte Neben lokalen Veränderungen des Mikroklimas sind auch nach Möglichkeit erhalten und in die Freiraumgestaltung des stadtklimatisch relevante Einflüsse auf die Durchlüftungssi- Campusquartiers integriert werden. Durch Beachtung einer tuation im Gebiet nicht ohne Weiteres auszuschließen: Auf Bauzeitenregelung bezüglich der Brutzeit von Vögeln und der nördlichen Teilfläche besteht bereits eine bioklimatische des allgemeinen sowie besonderen Lebensraumschutzes (Nist- oder Quartiermöglichkeiten in Bäumen oder Gebäuden) Flächennutzungsplan - Änderung

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sowie einer bauzeitlichen Schutzzäunung der Reptilienle- nördlichen Änderungsbereich können eine vollständige Nut- bensräume können Beeinträchtigungen von Tieren anteilig zungsänderung mit entsprechender Bebauung und Erhöhung vermieden werden. der Nutzungsintensität einschließlich neuer Verkehrswege Durch das Vorhaben sind regelmäßig genutzte Jagdhabitate zudem Barrierewirkungen sowie Vergrämungseffekte bei ge- von Fledermäusen, jedoch keine derzeit nachgewiesenen ringer Ausweichmöglichkeit mit sich bringen. Deshalb sollten Quartiernutzungen betroffen. Angesichts der auch künftig mittels Bauzeitenbeschränkung und ökologischer Baubeglei- möglich erscheinenden Nahrungsflächen- und Transitfunktion tung baubedingte Auswirkungen minimiert und durch Begleit- des Gebiets für Fledermäuse ist für diese Artengruppe nicht grün und vielfältige Freiraumstrukturen die Lebensraumfunkti- mit einem Eintreten von Verbotstatbeständen zu rechnen, onen einschließlich ihrer Verknüpfungen im künftigen Quartier sofern bei weiteren Untersuchungen ebenfalls keine Quartiere gefördert werden. festgestellt werden. Ebenso erscheinen Auswirkungen auf Nicht vermeidbar erscheinen bei vollständiger Inanspruch- die Insektenfauna nach gegenwärtigem Kenntnisstand ab- nahme der angestrebten Flächenentwicklung erhebliche Be- wendbar bzw. durch Integration trockenwarmer, gut besonnter einträchtigungen der Zauneidechse: Über die vier Nachweise Standorte mit vegetationsfreien Stellen in den Freiflächen der Zauneidechse kann ein angenommener Lebensraum lokal ausgleichbar. mit einer Größe von ca. 0,4 ha abgegrenzt werden, der Auf der südlichen Teilfläche (Produktionsstandort) ist ange- sich sowohl in der Kleingartenanlage als auch auf dem sichts der gegenwärtigen Situation und der mit der angestreb- Bahndamm erstreckt. Aufgrund der umfassenden geplanten ten Campusentwicklung verbundenen Neustrukturierung vo- Veränderungen sowohl im Bereich der Gartenanlage als auch raussichtlich überwiegend nicht mit erheblichen nachteiligen (perspektivisch) an der Siemensbahn ist von einem vollstän- Auswirkungen zu rechnen, sofern die wertvollen Einzelbäume digen Verlust des Lebensraums der Population auszugehen. bzw. Gehölzbereiche sowie die Wildbienenhabitate erhalten Da Eiablageplätze nur auf dem Damm der Siemensbahn, be- werden können und entsprechende Grünflächen mit Lebens- sonnte Vegetationsstrukturen aber nur im Änderungsbereich raumfunktionen für die Pflanzen- und Tierwelt des Gebiets vorhanden sind, bleibt der Lebensraum nur in seiner aktuellen entwickelt werden. Auch im Falle des (anteiligen) Verlusts der Abgrenzung funktionsfähig. Fällt ein Teil des Lebensraumes Wildbienenhabitate sowie evtl. einzelner Bäume bzw. Vogel- weg (beispielsweise nur der Teillebensraum im Änderungsbe- reviere wenig anspruchsvoller Arten wäre eine Kompensation reich), wird der gesamte Lebensraum dennoch erheblich be- nach gegenwärtigem Kenntnisstand voraussichtlich innerhalb einträchtigt oder evtl. gänzlich entwertet. Zur Abwendung von des Änderungsbereichs möglich. Durch die Verbesserung des Verbotstatbeständen sind im Rahmen der weiteren Planungs- Habitatpotenzials an Gebäuden und Bäumen (Nistkästen) konkretisierung geeignete Maßnahmen zu ergreifen (z. B. Er- können Beeinträchtigungen ebenfalls anteilig kompensiert halt der bestehenden bzw. Entwicklung neuer, unmittelbar an werden. den Änderungsbereich angrenzender Lebensraumstrukturen entlang des Bahndamms). Eine genauere Betrachtung der Auf der nördlichen Teilfläche (Arbeitnehmergärten) hingegen Verbotstatbestände, eine Bilanzierung von Lebensraumver- ist aufgrund der gegenwärtigen Strukturvielfalt und Habitat- lusten und eine Konzeption von Maßnahmen zur Vermeidung funktionen angesichts der künftig möglichen Flächenin- und Kompensation erfolgt im Artenschutzrechtlichen Fachbei- anspruchnahme und Nutzungsintensität mit Konflikten für trag zum Bebauungsplan. die Pflanzen- und Tierwelt einschließlich Vegetations- und Lebensraumverlusten zu rechnen, die voraussichtlich nicht Um darüber hinaus vermeidbaren Beeinträchtigungen der vollständig innerhalb des Gebiets kompensiert werden Lebensräume von Vögeln, Fledermäusen und Reptilien können. Es ergibt sich durch die Umgestaltung der nördli- entgegenzuwirken und damit einhergehende mögliche Verbot- chen Teilfläche ein umfangreicher Lebensraumverlust, der statbestände nach § 44 BNatSchG abzuwenden, sollten die voraussichtlich nur anteilig vor Ort in den neuen Grünflächen künftigen Grünflächen sämtlich strukturreich gestaltet und mit ausgeglichen werden kann. Neben den Ubiquisten, deren heimischen, für die Insektenfauna förderlichen Pflanzenarten hohe Revieranzahl in der nördlichen Teilfläche den vollstän- ausgestattet sowie über lineare Strukturelemente miteinander digen Ausgleich vor Ort unwahrscheinlich erscheinen lässt, vernetzt werden. Gemäß den Zielsetzungen des LaPro ist betrifft dies anspruchsvollere Gebüschbrüter wie Bluthänfling, hier insbesondere im Zusammenhang mit dem angrenzenden Gelbspötter und Girlitz, die sowohl in der nördlichen als auch Siedlungsraum und Grünzügen die Vernetzungsqualität für in der südlichen Teilfläche vorkommen. die biologische Vielfalt sowie für Erholungsfunktionen in den Blick zu nehmen. Angesichts der bisherigen Untersuchungsergebnisse ist festzustellen, dass mit der Planänderung Beeinträchtigun- Wie für die abiotischen Schutzgüter ist auch im Sinne des gen der Lebensräume besonders bzw. streng geschützter Arten- und Lebensraumschutzes bei der Planungskonkreti- Tierarten verbunden sein werden: Der Verlust von Vegetation sierung stets der Vermeidungsgrundsatz zu berücksichtigen. einschließlich Bäumen und evtl. Bestandsgebäuden mit Unvermeidbare Beeinträchtigungen durch Neuversiegelun- Lebensraumfunktionen für Höhlen- und Nischen- bzw. Gebäu- gen, Vegetationsverluste und Lebensraumveränderungen sind debrüter (Vögel) sowie Beeinträchtigungen der Zauneidechse grundsätzlich vorrangig zu kompensieren. Die Maßnahmen bergen dabei erhöhtes Konfliktpotenzial im Sinne des beson- sind ökologisch multifunktional wirksam zu gestalten und deren Artenschutzes nach § 44 BNatSchG. Insbesondere im möglichst im unmittelbaren Umfeld der Eingriffsflächen umzu- setzen. Ggf. werden im vorliegenden Fall ergänzende externe Flächennutzungsplan - Änderung

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Kompensationsmaßnahmen erforderlich, die vorrangig direkt der südlichen Teilfläche (Produktionsstandort) ist nach gegen- angrenzend oder im näheren Umfeld des Änderungsbereichs wärtigem Entwurfsstand des Masterplans eine Anordnung bzw. in der Kompensationskulisse des Kompensationsflä- gewerblicher Nutzungen ohne Nachtschutzanspruch entlang chenpools des Bezirks Spandau oder der GAK umgesetzt der benachbarten Industrieflächen vorgesehen. Zur Sicher- werden sollten . stellung gesunder Wohnverhältnisse im Nebeneinander der Landschaftsbild, Mensch, Kultur- und Sachgüter Wohn- und Gewerbenutzungen werden im Bebauungsplan Geräuschkontingentierungen angestrebt. Darüber hinaus ist Die Flächennutzungsplanänderung soll die anteilige Umge- jedoch gemäß den vorläufigen Erkenntnissen der Schall- staltung des Siemens-Produktionsgeländes an der Nonnen- technischen Voruntersuchung insbesondere für die nördliche dammallee zu einem innovativen, nutzungsdurchmischten Teilfläche u. a. zum Schutz vor Verkehrslärm ein lärmrobuster urbanen Forschungs-, Produktions- und Wissensstandort Städtebau einschließlich randlicher Riegelbebauung, Lärm- vorbereiten sowie Wohnnutzungen und entsprechende Folge- schutzbauwerken und weiterer Schallschutzmaßnahmen einrichtungen ermöglichen. Bisher kleingärtnerisch genutzte (Schallschutzfenster, Lüftungseinrichtungen, etc.) erforderlich. bzw. brachgefallene Gartenflächen sollen in die Entwicklung einbezogen und für Wohnnutzungen beansprucht werden. Der Ob erhebliche zusätzliche Lärm- und Luftschadstoffbelastun- Charakter der Flächen wird sich bei Umsetzung der geplan- gen für das Umfeld des Änderungsbereichs bei Einbindung in ten FNP-Änderung daher insbesondere auf der nördlichen das bestehende Straßenverkehrsnetz vermeidbar sind, kann Teilfläche (Arbeitnehmergärten) deutlich verändern, während zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht abschließend beur- das Ortsbild auf der südlichen Teilfläche (Produktionsstand- teilt werden. Dazu werden begleitend zur Konkretisierung der ort) im Wesentlichen von urbaner, teils auch großformatiger Planung Lärm- und Verkehrsuntersuchungen bzw. -prognosen Bebauung geprägt bleibt, die jedoch voraussichtlich besser durchgeführt und die Ergebnisse auf den nachfolgenden in das Siedlungsgefüge integriert sein wird. Erhebliche Be- Planungsebenen berücksichtigt. Ebenso ist die zu erwartende einträchtigungen sind bei einer dem Ortsbild angemessenen stadtklimatische Verschlechterung und damit verbundene bio- Gebietsentwicklung und Berücksichtigung der Stadtstrukturen klimatische Belastung auf der nördlichen Teilfläche bezüglich im Umfeld trotz anteiliger Vegetationsverluste überwiegend ihrer Erheblichkeit noch nicht abschließend bewertbar, da sie nicht zu erwarten; in jedem Fall ist jedoch mit der Entwicklung in enger Korrelation zu noch festzulegenden baulichen Lärm- der Verlust der kleinteiligen Gartenstruktur der Arbeitneh- schutzmaßnahmen steht. mergärten auf der nördlichen Teilfläche und ihrer zuletzt nur Durch den Erhalt bzw. die Neuschaffung grüngeprägter Frei- noch geringfügig vorhandenen, privaten Erholungsfunktio- flächen, den anzustrebenden Erhalt prägender Einzelbäume nen verbunden. Die Integration des bisher großflächig nicht und Gehölzbestände sowie die Berücksichtigung stadtklima- zugänglichen Produktionsstandorts der Siemens AG in das tischer Aspekte bei der Planungskonkretisierung können die Stadtgefüge, die deutliche Verringerung der gegenwärtigen ausgleichenden Wirkungen der verbleibenden Freiflächen auf Barrierewirkung des Geländes und die Vernetzung mit den das Stadtklima sowie die Durchlüftungsbeziehung mit dem umgebenden Siedlungsstrukturen über Grün- und Wegever- Umfeld anteilig erhalten werden. Für die Quartiersentwick- bindungen werden wiederum positive Auswirkungen auf die lung werden autoarme Mobilitätslösungen angestrebt und örtlichen Erholungs- und Orientierungsfunktionen haben. die interne Verkehrsinfrastruktur sowie die Integration in die Mit der Umsetzung der geplanten neuen Nutzungen sind Stadtstruktur darauf ausgerichtet. Die konkreten verkehrli- üblicherweise zeitweilige Störungen und Lärmbelastungen für chen und bioklimatischen Auswirkungen der angestrebten die Anwohner und Anlieger verbunden (Bauphase), welche Standortentwicklung sind im weiteren Planungsprozess durch jedoch unter der Voraussetzung eines verträglichen Baustel- Verkehrsprognosen und klimatische sowie ggf. lufthygienische lenmanagements nicht als erheblich einzustufen sind. Der Prognosen zu begleiten, um in Abstimmung mit den Fachbe- Änderungsbereich ist sowohl durch Gewerbe- als auch durch hörden bei Erfordernis im Rahmen der Planungskonkretisie- Verkehrslärm (Straße und Schiene) gegenwärtig einer hohen rung geeignete Maßnahmen ergreifen zu können. Lärmbelastung ausgesetzt, insbesondere auch zur Nachtzeit. Im Bebauungsplanverfahren sind die Denkmale im Gebiet Ferner wirkt bis zur Schließung des Flughafens Tegel Flug- sowie die entsprechenden Hinweise der Fachbehörde zu lärm auf das Gebiet ein. Durch die künftig deutlich vielfältigere berücksichtigen. Insbesondere das Gebäude der Siemens- Nutzungsmischung des Campusareals und die Arrondierung Hauptverwaltung sowie die Siemens-Schuckert-Werke mit der Siedlungsflächen im nördlichen Teil des Änderungsbe- dem Schaltwerk-Hochhaus sind als weithin sichtbare, mar- reichs wird voraussichtlich dauerhaft zusätzlicher Ziel- und kante Bauwerke identitätsstiftend und von hoher Bedeutung Quellverkehr (insbesondere zu den Stoßzeiten) verursacht. für den Ortscharakter. Zum angemessenen Umgang mit dem Der Standort ist jedoch von der südlichen Seite sehr gut Bestand wurde der Produktionsstandort denkmalpflegerisch durch den ÖPNV erschlossen – bei Wiederaufnahme des begutachtet und ein entsprechendes Konzept erarbeitet. Betriebs der Siemensbahn wird die Anbindung im Nordosten Demnach sind die Siemens-Hauptverwaltung und das Schalt- deutlich verbessert. Gleichzeitig sind damit weitere Lärmim- werkhochhaus in der Masterplanung zum Erhalt vorgesehen. missionen verbunden, die vorsorglich bei den Lärmprognose- Der Anteil an historisch bauzeitlicher Substanz der Schalt- berechnungen bereits berücksichtigt werden. werkhallen ist hingegen gering, ein Erhalt wird daher nicht Für eine künftig möglichst verträgliche Nutzungsmischung auf angestrebt. Die Bebauung im Umfeld soll auf die Wirkung der zu erhaltenden Gebäude Rücksicht nehmen. Flächennutzungsplan - Änderung

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Zum Energieverbrauch, zur Nutzung erneuerbarer Energien erhebliche Auswirkungen für Brutvögel und Zauneidechsen bzw. fossiler Energieträger (Energie-/Wärmeversorgung) ergeben, die voraussichtlich nicht vollständig innerhalb des sowie zum tatsächlichen Verkehrsaufkommen (und ggf. Emis- Änderungsbereichs kompensierbar sind. Der tatsächliche Um- sionssteigerungen) und damit bezüglich Treibhausgasemissi- fang der möglichen Umweltauswirkungen hängt jedoch von onen sind auf Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung noch der Planungskonkretisierung und den Festsetzungen des für keine konkreten Prognosen möglich. Eine energieeffiziente, die Umsetzung der Planungsziele in Aufstellung befindlichen klimaschutzgemäße Bauweise und technische Infrastruktur Bebauungsplans ab. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand haben jedoch gemäß den Klimaschutzzielen des Landes erscheint es möglich, einen Großteil der Beeinträchtigun- Berlin hohe Priorität und sind zur Minimierung möglicher gen im Änderungsbereich bzw. seinem direkten Umfeld zu Auswirkungen bei der konkreten Bebauungsplanung zu be- kompensieren, es werden jedoch voraussichtlich erhebliche rücksichtigen. Die Ebene des Flächennutzungsplans erlaubt Auswirkungen u. a. im artenschutzrechtlichen Sinne nur durch noch keine konkreten Aussagen zu Art und Menge der zu externe Kompensationsmaßnahmen auszugeichen sein. erwartenden erzeugten Abfälle sowie zu einzusetzenden Neben dem besonderen Artenschutz ist auch der potenzielle Techniken und Stoffen bei der Planumsetzung und zielgemä- Konflikt zwischen den Erfordernissen des Lärmschutzes und ßen Nutzung. Dies wird auf nachfolgenden Planungsebenen der bioklimatischen Belastungssituation bei der Planungskon- zu ermitteln sein; die gesetzlichen Vorgaben sind gemäß dem kretisierung in den Blick zu nehmen. Stand der Technik zu berücksichtigen, die Beseitigung des Für das Stadtbild, die öffentliche Erholung und im Sinne einer Abfalls erfolgt auch im neuen Quartier gemäß den entspre- deutlich verbesserten Durchwegungssituation und einer zu- chenden rechtlichen Vorgaben. Mit Auswirkungen hinsichtlich kunftsfähigen Stadtentwicklung wird sich die Umsetzung der Licht, Wärme und Strahlung ist möglicherweise für die Planänderung voraussichtlich positiv auswirken. Neben dem Siedlungsarrondierung im nördlichen Änderungsbereich zu Denkmalschutz sind die aktuelle und zukünftige Lärmsituation rechnen; je nach Art der noch nicht festgelegten Nutzungen zu berücksichtigen, da bestehende und geplante Arbeits- und im südlichen Teilbereich können sich auch hier Auswirkungen Wohnnutzungen in räumlicher Nähe zu Verkehrsachsen, ergeben. Diese können jedoch ebenfalls auf FNP-Ebene Produktionsstätten von Siemens und zur wieder in Betrieb nicht näher quantifiziert werden und sind auf der nächsten zu nehmenden Siemensbahn liegen. Zur Bewältigung der Planungsebene zu bewerten. Immissionsproblematik werden bereits städtebauliche und Fazit zu möglichen Umweltauswirkungen nutzungsstrukturelle Ansätze im Masterplan berücksichtigt, Nach Umsetzung der angestrebten FNP-Änderung wird sich ferner werden bauliche Maßnahmen und eine Geräuschkon- die Situation für den Naturhaushalt im Änderungsbereich in tingentierung erwogen. Laut schalltechnischer Vorstudie sind der Summe voraussichtlich weniger günstig darstellen als in die Konflikte durch entsprechende Maßnahmen lösbar. Die im der gegenwärtigen Situation: Der mit der Gebietsentwicklung Einzelnen geeigneten Maßnahmen sind auf nachfolgen- verbundenen Umstrukturierung nach Sanierung der Boden- den Planungs- bzw. Genehmigungsebenen in Abgleich mit und Grundwasserbelastungen und einer möglichen teilweisen anderen Belangen (Bioklima, ggf. Fauna) zu prüfen und ggf. Reduzierung der Versiegelung auf der größeren Teilfläche im festzulegen. Süden steht eine hohe Neuversiegelung durch die Bebau- Dem Vorrang der Innenentwicklung wird durch die Nutzungs- ung bisheriger Gartenflächen auf der kleineren nördlichen differenzierung und Entwicklung erschlossener, in den Sied- Teilfläche gegenüber, bei der besondere Böden betroffen lungsverbund integrierter, jedoch bisher in weiten Teilen unzu- sind. Den nicht auszuschließenden stadtklimatischen gänglicher Flächen (Produktionsgelände Siemens) Rechnung Verschlechterungen (Norden) soll durch Berücksichtigung getragen. Damit leistet die übergeordnete Planungsebene des der Kaltluftströmungen sowie mit einer klima- und wasser- FNP ebenfalls einen Beitrag zur Reduzierung verkehrsbeding- sensiblen, innovativen Planungskonzeption einschließlich ter Treibhausgase und damit zum Klimaschutz in Berlin. Ange- Dach- bzw. Fassadenbegrünung entgegengewirkt werden. sichts der bereits angestrebten bzw. derzeit in Umsetzung Die Schaffung strukturreicher Freiflächen und Grünstreifen begriffenen baulichen Entwicklungen im Umfeld (westlich unter Einbeziehung des vorhandenen Gehölzbestands bei neue Wohnbebauung an der Paulsternstraße, nordwestlich der Freiflächengestaltung wirken klimatisch ausgleichend, Wohnbebauung und gemischte Nutzungen auf der Insel erhalten bzw. schaffen Lebensräume für Pflanzen und Tiere Gartenfeld, nordöstlich neue Wohnbebauung am Saatwinker und tragen entscheidend zur Aufwertung der öffentlichen Damm) sowie der perspektivisch zu berücksichtigenden Freiraumnutzungsmöglichkeiten bei. Dennoch ist der Verlust Wiederaufnahme des Betriebs der Siemensbahn sind jedoch privater Erholungsflächen (Arbeitnehmergärten) zu konstatie- mögliche kumulierende negative Auswirkungen der vorlie- ren und eine Verschlechterung der stadtklimatischen Situation genden FNP-Änderung auf die Umwelt nicht auszuschließen – insbesondere im möglichen Konflikt mit dem Lärmschutz und im weiteren Planungsprozess insbesondere bei der Inf- der geplanten Wohnbebauung – sowie der Lebensraumbe- rastrukturentwicklung zu berücksichtigen. Zudem besteht für dingungen auf der nördlichen Teilfläche nicht auszuschließen. die nachfolgenden Planungsebenen voraussichtlich weiterer Ferner werden sich voraussichtlich durch Vegetationsverluste Untersuchungsbedarf, der mit den entsprechenden Fachbe- und durch den Verlust von Quartiers- und Niststättenpotenzia- hörden abzustimmen ist. len (Rodungen, Abriss von Bestandsgebäuden) und Lebens- raumveränderungen im Sinne des besonderen Artenschutzes Flächennutzungsplan - Änderung

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2.5.2 Prognose bei Nichtdurchführung der Planung zum Ausgleich erst im Rahmen des zur Umsetzung erforder- Bei Verzicht auf die Änderungsplanung könnte die ange- lichen Bebauungsplans bzw. weiterer Planungs- und Geneh- strebte Integration des Siemensareals in die Stadtstruktur migungsschritte konkret festgelegt werden. Entsprechend und die Entwicklung eines zukunftsweisenden, flexiblen geeignete Maßnahmen können sein: Forschungs-, Produktions- und Dienstleistungsstandorts • Minimierung des Flächenverbrauchs und der (Neu-)Versie- einschließlich des dringend erforderlichen Wohnungsbaus gelung: Flächensparender und – insbesondere in den Be- nicht erfolgen. In Vorbereitung der Nutzungsänderung wurde reichen der wertvollen Böden auf der nördlichen Teilfläche die mittelfristige Aufgabe der Gartennutzungserlaubnis „Alter (Arbeitnehmergärten) – bodenschonender Ansatz zur Pla- Exerzierplatz“ festgelegt. Die nun mit den vielen brachliegen- nungskonkretisierung; kompakte Bauweisen mit möglichst den, teils vermüllten Gärten mit leerstehender, verfallender umfangreichen Freiflächenanteilen bei gleichzeitiger Be- Bausubstanz als unangemessen zu bezeichnende städtebau- rücksichtigung klimatischer Erfordernisse. liche Situation der Arbeitnehmergärten würde voraussichtlich • Sanierung von Boden- und ggf. Grundwasserbelastungen bestehen bleiben bzw. sich mit fortschreitendem Leerzug der • Schonender Umgang mit dem Boden bei der Baudurch- Anlage weiter verschlechtern. Entsiegelungen würden auf führung, einschließlich des vorsorgenden Umgangs mit dem Produktionsgelände von Siemens. Zudem fände auch toxischen Stoffen keine Neuversiegelung von Böden hoher Schutzwürdigkeit • Verwendung wasser- und luftdurchlässiger Bodenbeläge, und besonderer Leistungsfähigkeit im nördlichen Änderungs- ggf. nach Sanierung bestehender Boden-/Grundwasser- bereich statt und der teils wertvolle Baumbestand bliebe belastungen, unter Beachtung der Anforderungen des vermutlich erhalten. Die Lebensräume im Gebiet festgestellter Trinkwasserschutzes geschützter Tierarten würden bei Nichtdurchführung der • Dezentrale Versickerung bzw. Nutzung des anfallenden Planänderung voraussichtlich nicht beeinträchtigt, gleichzeitig Niederschlagswassers (gemäß den örtlichen Möglichkei- würden jedoch keine neuen strukturreichen Grünflächen ten) mit Lebensraum- und Verbindungsfunktionen für Pflanzen • Vorrangig ortsgebundene Kompensationsansätze für und Tiere sowie weiteren Quartier- und Nistmöglichkei- bioklimatische Beeinträchtigungen durch klimasensible ten in adäquatem Umfang geschaffen. Eine öffentliche Freiflächengestaltung, Fassaden- und Dachbegrünungen, Durchwegung und Freiraumnutzung könnte auf den Flächen Baumpflanzungen weiterhin nicht stattfinden, auch würden die Vernetzungen • Lokale Gewinnung erneuerbarer Energien, beispielsweise der Freiräume untereinander sowie mit den umgebenden durch Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlagen auf geeig- Grün- und Freiflächen weder für die Erholung noch den Bio- neten Dachflächen topverbund verbessert. Schlussendlich unterbliebe auch die • Sicherung des Luftaustauschs durch entsprechende Anord- strukturelle Eingliederung des weitgehend nicht zugänglichen nung und Ausrichtung der Baukörper sowie Anordnung und Geländes in das Stadtgefüge durch eine den angrenzenden Gestaltung von Freiflächen Siedlungsstrukturen eher entsprechende Nutzungsmischung. • Erhalt und Vernetzung klimatisch wirksamer Freiräume Die zu erwartenden nachteiligen Umweltauswirkungen der • Minderung der CO2-Emissionen durch eine möglichst Beibehaltung des Status Quo wären somit schutzgutbezogen nutzungsdurchmischte und auf moderne Mobilität ausge- zumindest auf der nördlichen Teilfläche für den Naturhaushalt richtete Quartierskonzeption (Stadt der kurzen Wege) geringer, für das Landschaftsbild, die Stadtstruktur und die • weitere Maßnahmen zum Klimaschutz wie beim Energie- öffentlichen Erholungsfunktionen jedoch insgesamt höher. verbrauch von Gebäuden und städtischer Infrastruktur, bei Unter der Maßgabe einer klimasensiblen Flächenentwicklung, Verkehr/Mobilität/Umweltverbund, bei der Ver- und Entsor- eines schonenden Umgangs mit natürlichen Ressourcen und gung der Berücksichtigung der Ausgangswertigkeiten (Altbäume, • Bauzeitenregelung bezüglich der Brutzeit von Vögeln besondere Lebensräume etc.) bei der Planungskonkre- • Berücksichtigung des allgemeinen wie besonderen Le- tisierung sowie der Umsetzung geeigneter Schutz- und bensraumschutzes (Nist- oder Quartiermöglichkeiten in Kompensationsmaßnahmen sind die Umweltauswirkungen in Bäumen oder Gebäuden) der Summe bei Verzicht auf die Planänderung voraussichtlich • Erhalt der wertvollen Gehölzbestände und Integration in die insgesamt vergleichbar mit denen bei Durchführung der vor- künftige Freiflächengestaltung, soweit möglich; ebenfalls gesehenen Änderung. nach Möglichkeit Erhalt der für Insekten (Sandbienen, Heuschrecken) maßgeblichen Habitatqualitäten bzw. 2.6 Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und Schaffung geeigneter Ersatzstrukturen im direkten Umfeld zum Ausgleich der nachteiligen Auswirkungen der südlichen Teilfl. (Produktionsstandort) und Verwendung insektenfreundlicher Beleuchtung Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Aus- • Schaffung naturhaushaltswirksamer, strukturreicher gleich der nachteiligen Auswirkungen werden voraussichtlich Grünflächen und Erhalt mosaikartiger, vielgestaltiger für den Boden, das Klima sowie Tiere und Pflanzen erforder- Habitatstrukturen durch gezielte Pflegemaßnahmen auf lich, wobei diese häufig auch multifunktional wirksam sind, Ruderalfluren und an Wegrändern im Gebiet d.h. sich positiv auf mehrere Schutzgüter auswirken. Aufgrund • Kompensation von Baumverlusten gemäß BaumSchVO der generalisierten Darstellungen des FNP können Art und möglichst im Gebiet Umfang der Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und Flächennutzungsplan - Änderung

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• Integration von Grünzügen und Freiflächenvernetzung für Neubebauung und Freiraumentwicklung. insbes. am nordöstlichen Rand des Änderungsbereichs (parallel zur Siemensbahn) und in Ost-West- sowie Nord- 2.7 Anderweitige Planungsmöglichkeiten Süd-Richtung durch das Gebiet Das grundlegende Planungsziel der Entwicklung des Sie- • Entwicklung des Biotopverbunds und der Lebensraumver- mens Innovations-Campus wurde im Rahmen eines Memo- netzungen über die Freiflächen des Gebiets, naturschutz- randum of Understanding zwischen der Siemens AG und dem fachlich hochwertige Entwicklung der Flächen (struktur- Land Berlin, vertreten durch den Regierenden Bürgermeister und artenreich, wo sinnvoll möglich auch abschnittsweise von Berlin, beschlossen. Eine Konkretisierung dieses Ent- extensiv). wicklungsziels erfolgte zwischenzeitlich im Rahmen des am • Berücksichtigung der Lebensraumfunktionen für Fleder- 08.01.2020 prämierten städtebaulichen Entwurfs, welcher im mäuse und Vögel bei der Gebietsstrukturierung und Frei- südlichen Änderungsbereich ein gemischtes Quartier und im flächenanordnung sowie im Rahmen der Baukörperaus- nördlichen in Nachbarschaft zu bestehenden Wohnbauquar- stattung (Habitateignung, u. a. ergänzt durch Nistkästen, tieren Haselhorsts einen Wohnungsbaustandort vorsieht. Quartiermöglichkeiten) sowie Vermeidung von Vogelschlag Planungsalternativen wurden vor allem hinsichtlich der an Glasflächen durch entsprechende Gestaltung Flächenabgrenzungen und -nutzungen geprüft. Anderweitige • Erhalt des Zauneidechsenlebensraums bzw. Neuschaffung Flächenabgrenzungen der Teilflächen des Änderungsbereichs geeigneter Lebensraumfunktionen parallel zum Bahndamm wurden jedoch nicht weiterverfolgt, da sie der Funktionsfä- • Bauvorlaufende Untersuchungen und ggf. ökologische higkeit der verbleibenden Produktionsflächen der Siemens Baubegleitung (z. B. potenzielle Baum-/ Gebäudebrutplätze AG entgegenstehen. Aufgrund der geplanten Etablierung von Vögeln bzw. pot. Fledermausquartiere, Schutzzäunung einer Nutzungsmischung innerhalb des Änderungsbereichs für Reptilien) wurde im Rahmen des Entwurfs der FNP-Änderung zur • Einhaltung von Bauzeitenregelungen (bes. Artenschutz für frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit und Behörden eine europäische Brutvögel, Fledermäuse und Reptilien) ausnahmslose Darstellung von gemischter Baufläche M2 in • CEF-Maßnahme: Aufwertung bzw. Sicherung der Le- allen Teilbereichen der FNP-Änderung vorgestellt. Mit der bensraumeignung für europäische Vogelarten, insbes. zwischenzeitlichen Konkretisierung der Planung wurde auf ganzjährig geschützter Lebensstätten von Höhlen- und der Grundlage des Wettbewerbsergebnisses für die nördliche Nischenbrütern (Nistkästen) Teilfläche (ehem. „Alter Exerzierplatz“) von diesem Ziel • CEF-/ggf. FCS-Maßnahmen: Einbeziehung externer Kom- abgerückt. Für den Teilbereich wird daher entsprechend dem pensationsmaßnahmen zur Kompensation von Beeinträch- Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs und nach tigungen der Lebensraumfunktionen für Brutvögel auf der eingehender fachlicher Prüfung eine Darstellungsänderung in nördlichen Teilfläche im Rahmen der GAK (Konkretisierung eine Wohnbaufläche W2 angestrebt. Die möglichst kompakte auf nachfolgenden Planungsebenen) Entwicklung von Wohnraum im bereits etablierten Siedlungs- • Ggf. CEF- oder FCS-Maßnahme für Zauneidechsen (Kon- verbund trägt dazu bei, das pendlerbedingte Verkehrsaufkom- kretisierung auf nachfolgenden Planungsebenen) men und damit CO2-Emissionen zu mindern. • Entwicklung von Wegeverbindungen für die Erholungsnut- zung und Anbindung des Naherholungsraums des Wilhelm- 2.8 Verfahren der Umweltprüfung von-Siemens-Parks und des Volksparks Jungfernheide Die Ermittlung und Bewertung der Umweltbelange erfolgte östlich des Gebiets mit den Wohnvierteln im Umfeld sowie insbesondere durch die Auswertung der einschlägigen Fach- den neu geplanten Siedlungsquartieren gesetze, des Landschaftsprogramms und der Informationen • Berücksichtigung des Lärmschutzes bei der weiteren städ- aus dem Umweltatlas, spezifischer Fachpläne, der Informatio- tebaulichen Konkretisierung der Nutzungsanordnungen, nen des Umwelt- und Naturschutzamts Spandau zur örtlichen Grundrissausrichtung, Baukörpergliederung und -anord- Altlastensituation und zum Bodenschutz, aktueller Kampfmit- nung sowie insbesondere auch bei der Verkehrsplanung telrisikoprüfung und Altlasten-Erkundungen, Untersuchun- und Einbeziehung zukunftsfähiger Mobilitätsansätze; ggf. gen zur Regenwasserbewirtschaftung, der terrestrischen Harmonisierung mit den Erfordernissen eines günstigen Biotopkartierung, Habitatpotenzialanalyse und faunistischen Bioklimas (Sicherstellung gesunder Wohn- und Arbeitsver- Untersuchungen, Erörterungen externer Kompensations- hältnisse) möglichkeiten (Fauna), des Masterplan-Entwurfs (Phase II), • Geräuschkontingentierung der Gewerbenutzungen verkehrlicher und schalltechnischer Voruntersuchungen, der • Berücksichtigung des Denkmalschutzes Denkmalschutzkonzeption sowie der Luftbildrecherche und Ggf. werden im Ergebnis der bauvorlaufend bzw. -begleitend Erkenntnissen der Ortsbegehung (Juli 2019). Ferner wurden durchzuführenden Untersuchungen und der Planungskonkre- die im Rahmen der Beteiligung eingegangenen umweltbezo- tisierung weitere Maßnahmen erforderlich. Zudem sollten auf genen Hinweise berücksichtigt. den nachfolgenden Ebenen spezifische Planungshinweise Schwierigkeiten bei der Erhebung der Grundlagen ergaben (z. B. zum Tierschutz und zum naturverträglichen Bauen) sich nicht. Weitergehende Informationen zum Verfahren der sowie die Maßnahmen aus den Fachplanungen berücksichtigt Umweltprüfung sind in den allgemeinen Ausführungen zum werden, insbesondere des StEP Klima, StEP Klima konkret FNP-Verfahren dargelegt. und des Landschaftsprogramms einschließlich der Hinweise Flächennutzungsplan - Änderung

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2.9 Maßnahmen zur Überwachung in stadtklimatisch günstiger Situation bebaut. Den Zielen des Die Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Um- LaPro kann im Rahmen der FNP-Änderung insofern hier weltauswirkungen, die aufgrund der Durchführung dieser nur eingeschränkt entsprochen werden. Durch die bereits FNP-Änderung eintreten können, werden – soweit erforderlich überwiegend erfolgte Beräumung der Gartenflächen sind die – im Rahmen der nachfolgenden Planungen geregelt (Be- privaten Erholungsfunktionen der Gärten und ihre spezifische bauungsplan, Genehmigungsverfahren) und können im Zuge Ortsbildprägung bereits im Vorfeld der Planungen weitgehend der regelmäßigen Fortschreibung der Landschaftsplanung verloren gegangen. Zudem werden sich durch die angestrebte überprüft bzw. angepasst werden. Bebauung die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts und die Lebensraumausstattung u. a. durch Vegetationsverluste für 2.10 Zusammenfassung die Tierwelt im Gebiet verändern. Hiervon sind im Sinne des besonderen Artenschutzes voraussichtlich Vögel und Rep- Mit der FNP-Änderung soll durch Darstellung gemischter tilien betroffen. Darüber hinaus ist ohne eine umfangreiche Bauflächen (M2) die zukunftsorientierte Umstrukturierung Berücksichtigung klimatischer Aspekte bei der Planungskon- eines Teils des Spandauer Produktionsstandorts der Siemens kretisierung neben der Beeinträchtigung der örtlichen biokli- AG an der Nonnendammallee einschließlich der Entwicklung matischen Situation auch eine weitere Verschlechterung der einer derzeit noch anteilig gärtnerisch genutzten Teilfläche an Durchlüftung bereits bioklimatisch belasteter angrenzender der Paulsternstraße für Wohnnutzungen (künftige Darstellung Gebiete zu erwarten. W2) vorbereitet werden. Mögliche Umweltauswirkungen einer erneuten Inbetriebnahme der Siemensbahn sind nicht Der tatsächliche Umfang der zu erwartenden Umweltauswir- Gegenstand der FNP-Änderung und müssen im Rahmen des kungen hängt von der Konkretisierung des Ergebnisses des entsprechenden Fachverfahrens ermittelt und ggf. bewältigt städtebaulichen Wettbewerbs sowie von den Festsetzungen werden. des für die Umsetzung der Planungsziele in Aufstellung befindlichen Bebauungsplans ab. Bei Berücksichtigung der Die größere, südliche Teilfläche des Änderungsbereichs stadtklimatischen Empfindlichkeit und Harmonisierung mit umfasst den Großteil des Produktionsgeländes der Siemens den Lärmschutzansprüchen, der Erfordernisse des Arten- und AG nördlich der Nonnendammallee. Im Sinne des Klima- Baumschutzes, des vorsorgenden Boden- und Grundwasser- schutzes trägt die Nachnutzung innerstädtischer Flächen zu schutzes und des Immissions- und Denkmalschutzes kann einer Reduzierung des Pendleraufkommens und damit zur davon ausgegangen werden, dass in der Summe erhebliche Verringerung der CO2-Emissionen bei. Da es sich bei dem nachteilige Umweltauswirkungen überwiegend vermieden gegenwärtig nicht öffentlich zugänglichen Areal bereits um bzw. adäquat im Plangebiet ausgeglichen werden können und industriell-gewerblich genutzte Flächen handelt, wird sich die ferner lokal positive Auswirkungen eintreten werden. Kompen- Durchführung der vorgesehenen Planung hier bei Berück- sationsmaßnahmen für voraussichtlich nicht (vollständig) im sichtigung der Vermeidungs- und Vorsorgemaßnahmen vor- Plangebiet ausgleichbare Beeinträchtigungen – einschließlich aussichtlich überwiegend günstig auf den Naturhaushalt, das artenschutzrechtlicher Belange – werden vorzugsweise im Landschaftsbild und die Lebensverhältnisse des Menschen unmittelbaren/näheren Umfeld bzw. im Rahmen des bezirkli- auswirken: Der Anteil der Bodenversiegelung wird höchstens chen Kompensationsflächenpools oder auf Flächen der GAK vergleichbar bleiben oder sogar abnehmen, im Zuge der angestrebt und im weiteren Planungsverlauf in enger Abstim- Entsiegelungen und Bauvorbereitungen werden bestehende mung mit den Fachbehörden konkretisiert. Boden- und Grundwasserbelastungen behoben. Auch für siedlungsangepasste, anspruchslose Arten bestehen nach Planungsumsetzung vergleichbare bzw. leicht verbesserte Bedingungen: Die Strukturvielfalt der südlichen Teilfläche des Änderungsbereichs wird erhöht, bei Integration des Alt- baumbestands und der Sandbienenhabitate werden wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere gesichert, das Habitat- potenzial durch neue Grünflächen bereichert und öffentliche Freiraumnutzungsmöglichkeiten sowie eine angemessene Durchwegung und lagegemäße Verknüpfung mit den umge- benden Stadtstrukturen geschaffen. Für anspruchsvollere Vogelarten können sich jedoch auch Konflikte ergeben, die vorrangig im Gebiet ausgeglichen werden sollen bzw. bei Bedarf extern kompensiert werden müssen. Auf der kleineren nördlichen Teilfläche des Änderungs- Weitere Informationen bereichs (Arbeitnehmergärten) werden sich aufgrund der zur Berliner Flächennutzungsplanung: höheren Ausgangswertigkeit und bestehenden Struktur- und Artenvielfalt vorrangig nachteilige Umweltauswirkungen ergeben: Es werden Böden besonderer Leistungsfähigkeit und hoher Schutzwürdigkeit neu versiegelt und Freiflächen www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/fnp Flächennutzungsplan - Änderung

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Stellungnahme gem. § 3 Abs. 2 BauGB in Verbindung mit § 2 Abs. 2 AGBauGB Seite 1

Stellungnahmen(mit Nummer) Gründe, soweit Ergebnis nicht berücksichtigt -standortweniger geeignet Beurteilung derörtlichen nicht darstellungsfähig/ nichtTeil der Änderung Teilweise berücksichtigt Situation unverändert Nutzung-/ Struktur-/ Nichtberücksichtigt Alternativnutzung / Bedarfsaspekte Berücksichtigt

1. Gesamtes Verfahren

Zustimmung zur Planung (40000-1) X

Ablehnung der Planung (40104-1) XXX

Abschluss der Änderung nur nach Bekenntnis der Siemens AG zu verbleibenden XXXX Industriearbeitsplätzen in Deutschland (40104-2)

2. Flächennutzung / Darstellungen

Ablehnung ergänzender Wohnnutzungen (40035-2) XXX

Sonderbauflächen mit hohem Grünanteil statt Wohnbaufläche W2 und gemischte XXXX Baufläche M2 (40106-1)

3. Umweltaspekte

Korrektur / Ergänzung des Umweltberichts (40000-2) XXX

Vermeidung einer Verschlechterung der klimatschen Situation (40030-4) XXX

Berücksichtigung des Lärmschutzes (40030-3) XXX

Beachtung des Trennungsgrundsatzes nach § 50 BImSchG (40030-10) XXX

Schaffung und Erhalt von Freiflächen, Artenvorkommen, Vegetationsstrukturen XXX und Biotopverbindungen (40033-3)

Durchführung von Nachkartierungen im Bereich Flora / Fauna (40035-4) X X

Beachtung des Kompensationserfordernisses (40035-5) XXX

Berücksichtigung einer Regenwasserbewirtschaftung (40035-8) XXX

Beachtung der Wasserschutzzone III B (40033-4) X Flächennutzungsplan - Änderung

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Stellungnahme gem. § 3 Abs. 2 BauGB in Verbindung mit § 2 Abs. 2 AGBauGB Seite 2

Berücksichtigung der möglichen Wiederinbetriebnahme des Wasserwerks X Jungfernheide (40030-1)

4. Verkehrsaspekte

Intensivierung der baulichen Nutzung im Erschließungsradius der umgebenden XXXX SPNV-Haltepunkte statt außerhalb der Erschließungsradien (40028-2)

Stärkung des Umweltverbunds in den Planungen (40033-2) X X

Berücksichtigung von Aussagen zum ÖPNV-Ausbau und des ÖPNV- X Bedarfsplans (40028-3)

Ablehnung einer ÜHVSt entlang der verlängerten Paulsternstraße in Richtung X X Spandauer Damm (40042-1)

5. Sonstiges / Nachfolgende Planungsebene

Beachtung der Belange des Eisenbahn-Bundesamts (40027-1) X X

Beachtung der Belange der Berliner Feuerwehr (40034-1) X X

Beachtung der Belange der öffentlichen Beleuchtung (40022-1) X X

Abwägungsergebnis und Gründe

Im Rahmen einer neuen unternehmenseigenen Standortentwicklung sollen in enger Zusammenarbeit mit der Landes- und Bezirksverwaltung Teile des bisherigen Produktionsstandorts der Siemens AG im Osten Spandaus zu einem Innovations-Campus weiterentwickelt werden. In der Öffentlichkeitsbeteiligung zum vorliegenden FNP-Änderungsverfahren gingen eine Vielzahl von Stellungnahmen öffentlicher und privater Stellen ein, welche Belange bzgl. der Flächennutzung, der Industrieentwicklung, der Umwelt- und Naturschutzaspekte und der Verkehrsplanung vorbrachten.

Die Weiterentwicklung des Siemensgeländes zu einem zukunftssicheren gemischten Quartier unter Beibehaltung eines Teils der industriellen Produktion ist ein zwischen den zuständigen Senatsverwaltungen und dem Bezirk Spandau abgestimmtes Verfahren von gesamtstädtischer Bedeutung. Diese Übereinkunft wurde in einem Memorandum of Understanding zwischen dem Land Berlin, vertreten durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin und der Siemens AG festgehalten und durch gemeinsame Vorgaben zum Wettbewerbsverfahren präzisiert. Um der Weiterentwicklung des industriellen Bereichs zur Industrie 4.0 und der Schaffung eines innovativen Stadtraums Rechnung zu tragen, wird das Planungsziel eines gemischten Stadtquartiers auf allen Planungsebenen weiter vorangetrieben.

Befürchtungen bzgl. eines möglichen Abbaus von Industriearbeitsplätzen wurden von der Siemens AG nicht bestätigt, im Gegenteil forciert Siemens die Aufrechterhaltung eines Teils der Industrieproduktion auf dem Gelände. Die zusätzlich geplanten Nutzungen aus Wissenschaft und Büros lassen neue Arbeitsplätze erwarten. Die zukünftige Anzahl der Arbeitsplätze und deren Qualifikation sind nicht Gegenstand der FNP- Änderung. Aus diesem Grund kann der Ablehnung der Planung sowie der Forderung einer Kopplung des Abschlusses des FNP-Änderungsverfahrens mit einem Bekenntnis der Siemens AG zum Erhalt der Flächennutzungsplan - Änderung

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Industriearbeitsplätze in Deutschland nicht gefolgt werden.

Wie bereits in der Begründung zur FNP-Änderung beschrieben, wird der Änderungsbereich in Übereinstimmung mit der für das Entwicklungskonzept für den produktionsgeprägten Bereich (EpB) zuständigen Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, nach Abschluss des Verfahrens aus der EpB-Flächenkulisse und damit aus dem Geltungsbereich der Ziele und des Leitbildes des Stadtentwicklungsplans (StEP) Wirtschaft 2030 entlassen. Dieser berücksichtigt bereits in der aktuellen Fassung den Siemens Innovations-Campus als einen der Zukunftsräume Berlins, in dem Wirtschaft und Wissenschaft vernetzt werden sollen. Entsprechend des StEP Wirtschaft 2030 ist für das bisherige EpB-Gebiet Siemensstadt gemäß der Darstellungen und der Legende des Konzeptplans "Planungsziele" keine pauschale Sicherung des Flächenanteils für die industrielle Produktion und damit kein Schutz vor heranrückender Wohnbebauung vorgesehen. Eine Ergänzung der gewerblich-industriellen Nutzungen dieses Zukunftsstandorts um Wohnnutzungen ist im StEP Wirtschaft 2030 nicht ausgeschlossen.

Der Forderung, Sonderbauflächen mit hohem Grünanteil statt gemischter Baufläche M2 und Wohnbaufläche W2 darzustellen stehen die angestrebte und abgestimmte Nutzungsmischung und -intensität des Änderungsbereichs entgegen. Dem Argument, eine Sonderbaufläche mit hohem Grünanteil würde die Schutzgüter Klima und Boden wahren, kann entgegengehalten werden, dass auch mit den angestrebten Bauflächen im Änderungsbereich strukturreiche Frei- und Grünflächen vorgesehen sind, deren Ausgestaltung im Rahmen der Konkretisierung der Planungen auf den nachfolgenden Planungsebenen erfolgt.

Über die einzelnen Stellungnahmen zu den Flächennutzungen hinaus ging eine größere Zahl inhaltlich umfangreicher, behördlicher Stellungnahmen mit Anregungen zu ökologischen Aspekten ein. Textlichen Anpassungen des Umweltberichts wurden fachlich geprüft und für die Themenbereiche "Untersuchungsbedarfe auf nachfolgenden Planungsebenen", "Altlastensanierungen", "Bestandaufnahme abiotische Schutzgüter", "Prognose bei Durchführung der Planung" und "Zusammenfassung" übernommen.

Der eingebrachte und im Widerspruch zu einer Aussage des Umweltberichts stehende Hinweis zur nicht genehmigungsfähigen Ausgestaltung von Stellplätzen und Verkehrsflächen mit wasser- und luftdurchlässigen Bodenbelägen im Bereich des Wasserschutzgebietes wurde zur Kenntnis genommen. Der Umweltbericht ist an dieser Stelle nicht zu ändern, da die Ausgestaltung der Bodenbeläge im Änderungsbereich erst mit Konkretisierung der Planung auf den nachfolgenden Planungsebenen erfolgt.

Die bereits im Rahmen der frühzeitigen und wiederholt in der förmlichen Öffentlichkeitsbeteiligung geforderte Darstellung der Umweltwirkungen der Wiederinbetriebnahme der Siemensbahn im Umweltbericht sind im FNP- Änderungsverfahren nicht beachtenswert, da bereits mit der bestehenden Darstellung der Bahnfläche ein Betrieb der Siemensbahn möglich ist. Die Darstellungen des FNP werden lediglich um eine Kennzeichnung der Bahnlinie und Bahnhöfe ergänzt. Die Umweltauswirkungen sind im Rahmen der Wiederinbetriebnahme durch das entsprechende Fachverfahren der zuständigen Senatsverwaltung zu untersuchen.

Im Rahmen der Entwicklung des Siemens Innovations-Campus wird angestrebt, eine Verschlechterung der klimatischen Situation insgesamt zu vermeiden. Auf den gesamten Änderungsbereich bezogen kommt es daher nicht nur zu Neuversiegelungen, sondern auch zur teilweisen Entsiegelung der stark versiegelten und im Siedlungszusammenhang eingebundenen südlichen Teilfläche. Zusätzlich werden in diesem Bereich auch neue Grünflächen mit stadtklimatisch wirksamer Vegetation geschaffen. Für die Fläche der ehemaligen Arbeitnehmergärten (nördliche Teilfläche des Änderungsbereichs) wird der notwendigen Schaffung einer Wohnbaufläche eine höhere Bedeutung zugemessen als dem Erhalt der Grünfläche. Der FNP bietet hierbei den Entwicklungsrahmen, der auch klimatisch förderliche Strukturen auf den nachfolgenden Planungsebenen möglich macht. Zur Wahrung gesunder Wohnverhältnisse sind auf den nachfolgenden Planungsebenen Maßnahmen festzulegen, um den klimatischen Auswirkungen zu begegnen.

Neben Bedenken gegenüber der klimatischen Situation im Änderungsbereich sind detaillierte Einwände zur Flächennutzungsplan - Änderung

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Untersuchung und Implementierung des Lärmschutzes eingegangen. Der FNP stellt einen Entwicklungsrahmen für die verbindliche Bauleitplanung dar und die schalltechnische Voruntersuchung liefert bezüglich der Lärmsituation erste Untersuchungsergebnisse. Die generalisierten Darstellungen berücksichtigen durch ihre Flächenabgrenzungen bereits den Trennungsgrundsatz nach § 50 BImSchG und lassen durch die geplanten Nutzungsänderungen keine unüberwindbaren Hindernisse erkennen. Eine Abwägungsdisproportionalität ist nicht gegeben, da die FNP-Änderung dem Planungsziel der Innenentwicklung gem. § 1 Abs. 5, S. 3 BauGB folgt. Im Rahmen der Konkretisierung der Bebauung bzw. der inneren Erschließung des Quartiers auf den nachfolgenden Planungsebenen können detailliertere Aussagen zur Gesamtlärmbelastung getroffen und in einem dem B-Plan zugehörigen, qualifizierten Lärmgutachten dargestellt werden. In der verbindlichen Bauleitplanung ist die Konfliktbewältigung im Sinne der Sicherstellung gesunder Wohnverhältnisse grundsätzlich möglich.

Das Erfordernis zur Kompensation von Eingriffen in die Schutzgüter Natur und Landschaft ist im Verfahren bekannt. Die bisherig vorliegenden natur- und artenschutzrechtlichen Gutachten stellen einen ersten Untersuchungs- und den aktuellen Kenntnisstand dar. Mit Konkretisierung der Planung auf den nachfolgenden Planungsebenen erfolgt die Ermittlung des Bedarfs und die Verortung der geforderten Biotop- und Freiflächen, Vegetationsstrukturen und Artenvorkommen sowie deren Vernetzungen entsprechend der Festlegungen des Landschaftsprogramms der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz bzw. gemäß Sozialem Infrastrukturkonzept des Bezirks Spandau. Mit Überarbeitung und Präzisierung der natur- und artenschutzrelevanten Gutachten auf der nachfolgenden Planungsebene sind zudem die dezidiert geforderten Nachkartierungen mehrerer Tier- und Pflanzenarten durchzuführen und das notwendige Kompensationserfordernis zu definieren.

Die Auswirkungen des Vorhabens auf die Trinkwasserschutzzone sind erst mit Konkretisierung der Planung auf der nachfolgenden Planungsebene zu ermitteln und zu bewältigen. Die Wasserschutzgebietsverordnung des Wasserwerks Tegel ist im Bebauungsplanverfahren zu berücksichtigen. Ein Hinweis auf die Beachtung der Belange der Wasserschutzzone III B ist bereits im Kapitel 2.4 des Umweltberichts zur FNP-Änderung berücksichtigt. Im Umweltbericht wird entsprechend der Stellungnahme des Landesamts für Gesundheit und Soziales auch ein Hinweis auf eine mögliche Wiederinbetriebnahme des Wasserwerks Jungfernheide durch die Berliner Wasserbetriebe aufgenommen.

Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens liegt bereits eine Bestandsaufnahme des Regenwassermanagements vor. Dieses wird im weiteren Verfahren auf der nachfolgenden Planungsebene ebenfalls konkretisiert.

Die Öffentlichkeitsbeteiligung brachte über die umweltbezogenen Stellungnahmen hinaus auch mehrere behördliche Einwendungen zu verkehrlichen Aspekten im Änderungsbereich bzw. in dessen Umfeld hervor.

Die wiederholt geäußerte Forderung einer Konzentration neuer Bebauung innerhalb der Erschließungsradien des schienengebundenen Personennahverkehrs ist grundsätzlich zu befürworten. Die genaue bauliche Ausgestaltung des Änderungsbereichs inkl. der Verortung intensiver und weniger intensiver Flächennutzungen und deren Erreichbarkeit erfolgt jedoch erst im Rahmen konkretisierenden Planung und deren Umsetzung in der verbindlichen Bauleitplanung. Auch die Förderung des Radverkehrs als Teil des Umweltverbundes und damit die Minderung des motorisierten Individualverkehrs kann erst auf Basis der Konkretisierung der inneren Erschließung sowie der Mobilitätskonzepte für das Quartier auf den nachfolgenden Planungsebenen erfolgen.

Im Änderungsbereich liegt die wieder in Betrieb zu nehmende Siemensbahn, darüber hinaus verlaufen durch die Paulsternstraße gemäß ÖPNV-Bedarfsplan des Nahverkehrsplans 2019 - 23 zwei Straßenbahnneubaustrecken. Ein Hinweis auf diese ÖPNV-Neubaumaßnahmen und ihrer für den Umweltverbund bedeutenden Erschließungswirkung auf den Siemens Innovations-Campus wird in die Begründung der FNP-Änderung aufgenommen. Flächennutzungsplan - Änderung

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Redaktionell wird darauf hingewiesen, dass das FNP-Änderungsverfahren ursprünglich von den Lärmemissionen des Verkehrsflughafens Tegel berührt wurde. Mit dessen Schließung Ende 2020 tritt eine einjährige Übergangsphase in Kraft nach Ablauf derer diese Auswirkungen, die im Umweltbericht beschrieben werden, als nichtig angesehen werden können.

Da die umwelt- und verkehrsbezogenen Einwände weitestgehend erst auf der nachfolgenden Planungsebene bewältigt werden können, werden entsprechend alle Stellungnahmen an die für das Bebauungsplanverfahren zuständige Abteilung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen zur Berücksichtigung in den weiteren Planungsschritten weitergeleitet. Ebenso werden die Stellungnahmen zu Belangen der Berliner Feuerwehr und der öffentlichen Beleuchtung zur Kenntnis genommen. Sie stehen den generalisierten Darstellungen des FNP grundsätzlich nicht entgegen. Entsprechend konkrete Anforderungen sind im Einzelnen auf den nachfolgenden Planungs- und Genehmigungsebenen zu berücksichtigen.

Der vorgebrachte Belang bezüglich eines laufenden Freistellungsantrages von Bahnflächen im Bereich Westkreuz sowie die vorgebrachte Ablehnung einer Verlängerung der Paulsternstraße in Richtung Spandauer Damm wurden zur Kenntnis genommen. Beide Anliegen sind vom FNP-Änderungsverfahren unberührt.

Das Abwägungsgebot nach § 1 Abs. 7 BauGB wurde beachtet. In der Begründung ist dargelegt, welche Belange insbesondere berührt sind und wie sie berücksichtigt wurden. Dabei wird dem Belang der Erneuerung und Fortentwicklung eines bestehenden Ortsteils gem. § 1 Abs. 6 BauGB, konkret der Anpassung des Quartiers an veränderte industrielle Raumenbedingungen und der Sicherstellung der Zukunftsfähigkeit des Standorts besonderes Gewicht eingeräumt.