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Länderreport 13.12.2010

Schwarz-Grün am Ende: in

Autorin: Verena Herb

Schwarz-Grün am Ende ? Noch bevor es in BaWü begonnen hat ?

Autor: Michael Brandt

Redaktion: Adalbert Siniawski

Anmoderation:

Und nicht nur für den ehemaligen Ersten Bürgermeister von Hamburg, , sondern auch für Regierungskoalitionen. „Ist das Experiment ‚Schwarz- Grün’ vor dem Superwahljahr 2011 am Ende?! Was CDU und Grüne noch verbindet und trennt“ –Für Bundeskanzlerin Merkel sind schwarz-grüne Koalitionen „Hirngespinste“, Grünen-Fraktionschef Trittin verweist auf „tiefe Gräben“ und CSU-Generalsekretär Dobrindt bezeichnet die Ökopartei gar als „Protestsekte“ – Schwarz-Grün ist im Bund offenbar undenkbar. In den Ländern sieht die Sache etwas anders aus. So war Hamburg bis zuletzt ein Beispiel für eine glückliche Liaison zwischen liberalen Christdemokraten und pragmatischen Grünen. Doch nun wird die Trennung besiegelt: Übermorgen entscheidet die Hamburgische Bürgerschaft über Neuwahlen, und heute Abend wollen die Grünen die bisherige Umweltsenatorin Hajduk als Spitzenkandidatin aufstellen. Was ist bloß schief gelaufen zwischen Schwarz-Grün? Verena Herb wirft einen Blick zurück.

Sonntag, 28. November, 12 Uhr. Die Führungsspitze der Grünen Alternativen Liste in Hamburg hat zur Pressekonferenz geladen. Als erster spricht Jens Kerstan, der Fraktionschef: Die Arbeitsfähigkeit in der Koalition hat sich soweit verschlechtert, dass wir nicht mehr an eine gute, weitere erfolgreiche Zusammenarbeit glauben. Wir sehen nicht mehr, dass diese Koalition die Kraft hat, wichtige Zukunftsprojekte für Hamburg zu stemmen.

Schwarz-grün in Hamburg am Ende. Man sieht den Grünen an: Leicht scheint ihnen die Entscheidung nicht gefallen zu sein. Besonders Katharina Fegebank, die Landesvorsitzende der Grünen, wirkt mitgenommen. Der Grund für die Auflösung des Pilotprojekts schwarz-grün

O-Ton Katharina Fegebank

Sehen wir vor allem darin begründet, dass der gemeinsame Geist und die große Verlässlichkeit, die diese Koalition bis zum Sommer getragen haben, einfach verflogen sind.

Die CDU ist geschockt: Die Entscheidung der Grünen erwischt sie kalt. Die Christdemokraten verbringen jenes Wochenende in Jesteburg auf der jährlichen Klausurtagung. Dann passiert folgendes, erzählt Frank Schira – der Partei- und Fraktionsvorsitzende der Hamburger CDU:

O-Ton

Am Sonntag, meine Damen und Herren. Da klingelte bei Christoph Ahlhaus das Telefon. Da ist er rausgegangen, kam wieder rein, sagte: Kannste mal mitkommen Frank, und erzählte mir davon, dass Frau Goetsch ihn angerufen hat und ihn in einem eher emotionalen Telefonbeitrag unserem Bürgermeister eröffnet hat, dass die GAL die Koalition aufgelöst hat.

Erst eine knappe Stunde, bevor die Grünen vor die Presse treten, informiert die Zweite Bürgermeisterin Goetsch den Bürgermeister, Christoph Ahlhaus, per Telefon:

O-ton Christoph Ahlhaus

Für mich kam das ziemlich überraschend. Deswegen bin ich auch etwas enttäuscht, denn an sich war die Atmosphäre gut, und wir haben vertrauensvoll zusammen gearbeitet...

Ja, es gab hier und da Probleme, doch nie habe es Hinweise gegeben, dass die Koalition vor dem Aus stehe, so der Bürgermeister weiter. Die Grünen sehen das anders. berichtet, nach dem Rücktritt von Beusts und der Neuwahl des Nachfolgers Ahlhaus habe die Koalition nicht wieder Tritt gefasst. Sie spricht von Missmanagement des Senatschefs, von Absprachen und Abstimmungen, die nicht belastbar waren.

Die Koalition in Hamburg zerbricht also nicht aufgrund von thematischen Differenzen, die unüberbrückbar sind. Es hapert letztendlich am gegenseitigen Vertrauen, das auch durch die ständigen Personalwechsel immer mehr schwindet. Fünf CDU-Senatsmitglieder werden in acht Monaten ausgewechselt: Von Kontinuität in der Regierungsarbeit kann keine Rede mehr sein.

Das Experiment „Schwarz-grün“ ist gescheitert. Zumindest auf absehbare Zeit. Auch wenn so mancher unkt: Das war ja abzusehen... Die ersten zwei Jahre CDU-GAL in Hamburg waren nicht die schlechtesten, auch wenn man das anfangs so nicht gedacht hatte. Es lohnt der Blick zurück:

Musik Hochzeitsmarsch – darüber Text

Es ist keine Liebesheirat, die die Schwarzen mit den Grünen im Jahr 2008 eingehen. Ole von Beust, damals Erster Bürgermeister der Hansestadt, erklärte einst, dass die Koalition

O_ton Nicht nur eine Liebe zu den Grünen ist, sondern auch die simple Erkenntnis, dass die FDP in Hamburg heillos zerstritten ist und keine ernsthafte Option ist. Eine große Koalition erst recht keine Wunschoption ist.

Damals lassen sich beide Seiten sich auf Kompromisse ein, um den Versuch des ersten schwarz-grünen Bündnisses auf Länderebene zu wagen.

Musik „Heute fängt ein neues Leben an, Deine Liebe die ist Schuld daran. Alles ist so wunderbar dass man es kaum verstehen kann...“

Kaum verstehen kann es die Grünen-Basis, als Ende September 2008 die parteieigene Umweltsenatorin das Kraftwerk Moorburg genehmigt. War doch die Verhinderung eben jenes Kohlekraftwerks eines der wichtigsten Wahlversprechen der Grünen.

O-Ton Hajduk

Aus rechtlichen Gründen ist Vattenfall der Bau des Kohlekraftwerks Moorburg nicht zu versagen...

Hajduk kann nicht anders – sie muss rein rechtlich, nicht ideologisch entscheiden. Die Grünen raufen sich zusammen, das Bündnis wird fortgesetzt. Und fortan regiert es sich – wie es offiziell heißt – „auf Augenhöhe“ und mit „großem Respekt voreinander“. Die meisten Entscheidungen trägt das Bündnis gemeinsam. Das historische Gängeviertel im Zentrum der Hansestadt, das von Künstlern besetzt und so vor dem Abriss bewahrt wird, die immer wieder aufkommenden Querelen um die HSH Nordbank, die explodierenden Kosten bei der Elbphilharmonie... mit Harmonie und guter Laune umschifft Schwarz-Grün jede Klippe – auch wenn bei einzelnen lokalen Themen die Meinungen auseinander gehen.

O-ton Manche Dinge liefen nicht rund. Was sagt der Engländer: „Shit happens“. mag sich der damalige Bürgermeister Ole von Beust wohl gedacht haben, gerade im Hinblick auf die Schulreform: „Sechs Jahre längeres gemeinsames Lernen“, die Primarschule, spaltet die Stadt. Die Volksinitiative „Wir wollen lernen“ mit dem Anwalt Walter Scheuerl sammelt Unterschriften gegen die Pläne des CDU-GAL Senats, und erzwingt einen Volksentscheid:

Atmo O-Ton Walter Scheuerl

Können wir das schaffen? Ja, wir schaffen das. Noch einmal: Können wir das schaffen? Ja, wir schaffen das.

Scheuerls Initiative gewinnt: die Schulreform scheitert – doch der Tag des Volksentscheids wird überlagert von einem ganz anderen Thema:

18. Juli 2010, 17.42.

O_ton

Ich möchte ihnen mitteilen, dass ich heute dem Präsidenten der Hamburgischen Bürgerschaft meinen Rücktritt als Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg mit Wirkung zum 25. August 2010 mitgeteilt habe. Die Biblische Erkenntnis: Alles hat seine Zeit gilt auch für Politiker.

Ole von Beust geht. Nach 32 Jahren zieht er sich aus der Politik zurück - sein Nachfolger wird CDU - Innensenator Christoph Ahlhaus. Der Neue gibt noch am selben Abend ein Statement ab. Es klingt wie ein Appell an die Partner von den Grünen:

O-Ton

Schwarz grün hat in den vergangenen eine engagierte Arbeit für Hamburg geleistet. Die möchte ich fortsetzen. Sie hat unserer Stadt außerordentlich gut getan.

Knapp drei Wochen später, 25. August 2010:

O-Ton Monhaupt

Es wurden abgegeben 121 Stimmen, davon Ja Stimmen 70... Jubel

Der Jubel bei der CDU ist groß, als Bürgerschaftspräsident Lutz Mohaupt am das Ergebnis verkündet. 70 Ja- Stimmen für den neuen Ersten Bürgermeister Christoph Ahlhaus, das sind zwei Stimmen mehr, als die schwarz-grüne Koalition auf sich vereinen kann.

Adiemus – Musik kurz Frei Christoph Ahlhaus will ein Bürgermeister zum Anfassen sein und die Herzen der Hamburger gewinnen. Einer, der die Ärmel hochkrempelt, zupackt und zuhört. Doch scheint er auf niemanden gehört zu haben, als es um die Berufung neuer Senatoren geht: Die zwei Neuen in der Regierungsriege sind alles andere als unumstritten: Der künftige Wirtschaftssenator, Ian Karan, - ein Unternehmer mit Spitznamen „Containerkönig“ – frisiert seinen Lebenslauf, und der neue Kultursenator Reinhard Stuth wurde just ein Jahr vorher vom damaligen Regierungschef gefeuert – um dann als Chef an die Spitze der Behörde zurück zu kehren. Als vor knapp sechs Wochen die Regierungsmannschaft ihre Sparpläne vorlegt, steht besonders Kultursenator Stuth in der Kritik. Er will das Altonaer Museum schließen, dem Schauspielhaus, die Hälfte des künstlerischen Etats kürzen. Wieder gehen die Hamburger auf die Straße:

Atmo Gesang Demonstranten „Hey Stuth, don´t make it bad”

Christoph Ahlhaus greift ein, macht die Kultur zur Chefsache. Doch so langsam wird deutlich: Beim Bündnis bröckelt’s. Das zeigt sich besonders, als der GAL-Fraktionsvorsitzende Jens Kerstan vorprescht und nach den Vorwürfen gegen den HSH-Vorstandsvorsitzenden Dirk Jens Nonnenmacher dessen Entlassung fordert. Das ganze geschieht ohne Rücksprache mit den CDU-Kollegen. Der Höhepunkt der Pannenserie: Der überraschende Rücktritt von CDU-Finanzsenator Carsten Frigge am 24. November. Nach seiner Rede zum städtischen Haushalt während einer Bürgerschaftssitzung möchte er einige persönliche Worte loswerden: Während seiner kurzen Amtszeit hätten „andere Themen“ im Vordergrund gestanden, als er sich gewünscht hätte. Diese könne er nicht einfach ignorieren.

O-Ton

Unabhängig von meiner eigenen Empfindung muss ich mich fragen, ob diese Situation vereinbar ist mit der weiteren Ausübung des Amtes des Finanzsenators der Freien und Hansestadt Hamburg. Und ich glaube – Nein.

Gegen den Christdemokraten Frigge läuft in Rheinland-Pfalz ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf illegale Parteienfinanzierung. Vom Rücktritt des Finanzsenators hat die GAL übrigens 15 Minuten vor Beginn der Bürgerschaftssitzung erfahren.

An diesen Zeitrahmen dürften sich die Grünen erinnert haben, als vier Tage später bei Christoph Ahlhaus NUR EINE Stunde vor der Pressekonferenz das Handy geklingelt hat mit der Nachricht: Schwarz-grün ist passé.

Während die einen die Entscheidung der Grünen als mutigen Schritt bewerten, werfen andere ihnen Flucht aus der Verantwortung vor. So auch der Erste Bürgermeister: O_Ton

Wir haben täglich intensiv miteinander gesprochen. Und ich glaube, hier geht es auch nicht wirklich um eine Enttäuschung, dass hier irgendwas nicht zusammen gepasst hat, sondern hier geht´s um Machtkalkül.

Die Grünen wollten auf der Welle der guten Umfragewerte auf Bundesebene mitschwimmen, wirft Ahlhaus ihnen vor.

Vielleicht ist das ein Anlass für die GAL, die Koalition platzen zu lassen, doch sicherlich nicht der einzige Grund. Flucht aus der Verantwortung – diesen Vorwurf lässt Anja Hajduk, ehemalige Umweltsenatorin, jedenfalls nicht auf sich sitzen:

O_ton

Das ist absurd, dass der Herr Ahlhaus den Grünen vorwirft, wir würden aus der Verantwortung fliehen. Ich habe viele Senatoren weglaufen sehen. Und das waren ausnahmslos CDU-Senatoren.

Schon an jenem Sonntag, dem Ende von Schwarz-Grün wird klar:

O-Ton (Frank Schira)

Ab jetzt ist Wahlkampf

Die Parteien bringen sich in Position: auch, und vor allem, die Sozialdemokraten mit ihrem Spitzenmann :

Musik ca. 0´05 frei Walküre aus Wagners „Nibelungen“

Darüber O-ton Olaf Scholz

Ich will Hamburger Bürgermeister werden

Musik kurz frei, Walküre – dann unter O-Ton

Das ist ein Amt, das eine große Herausforderung darstellt. Aber für mich auch eine ganz besondere Aufgabe ist, weil ich in dieser Stadt aufgewachsen bin...

Musik kurz frei, dann darüber Text Autorin

Olaf Scholz sagt: Die Sozialdemokraten sind startklar.

O-Ton Scholz

Wir sind auf den Wahlkampf gut vorbereitet. Wir haben immer doppelt geplant. Und einmal für einen regulären Wahlkampftermin im Februar 2012. Aber auch, dass er viel schneller stattfindet. Das wird jetzt der Fall sein. Da sind wir dann dabei loszulegen. Der SPD-Kandidat liegt in Umfragen so klar vor Amtsinhaber Christoph Ahlhaus, wie selten ein Herausforderer drei Monate vor einer Wahl. 58 Prozent der Hamburgerinnen und Hamburger wünschen sich Scholz als Chef der Regierung. Nach dem Bruch der Koalition stürzt die CDU an der Alster rapide ab: Nur 22 Prozent der Bürger würden die Ahlhaus-Partei wählen. Ganze 20 Prozent weniger als noch 2008. Aus dem schwarz-grünen Schlamassel indes schwingt sich – wie Phönix aus der Asche – die SPD in einem neuen Umfragehoch empor: Mit 41 Prozent. Olaf Scholz gibt sich bescheiden; zurückhaltend euphorisch:

O-Ton Scholz

Das ist ein gutes Ergebnis in dieser Umfrage, wie übrigens auch schon in vielen Umfragen zuvor. Dass die SPD gezeigt hat, dass sie eine Partei ist, der man die Stadt gut anvertrauen kann.

Spröde hanseatisch ist er, hölzern im Umgang. Der einst als „Scholzomat“ geschmähte Politiker überzeugt nicht mit volksnahem Charisma – und ähnelt da dem einstigen CDU-Heilsbringer, dem Freiherrn von Beust. Glück für Scholz, dass dieser abgetreten ist. Gegen ihn hätte er es schwerer gehabt: Ole war beliebt.

Anders Noch-Bürgermeister Christoph Ahlhaus. Die Hamburger lassen sich nicht durch Glamourfotos des „Powerpaars Ahlhaus“ im Hochglanz-Blatt „Bunte“ blenden – im Gegenteil. Es verschreckt. Der „Bürgermeister zum Anfassen“, der Ahlhaus so gerne sein wollte, kommt nicht an. Scholz weiß das – und er weiß auch: Die SPD profitiert von den Fehlern der anderen. Denn, was viele zurzeit vergessen:

10 Jahre lang ist die Partei in Hamburg in der Versenkung verschwunden, macht nur noch Schlagzeilen mit parteiinternen Querelen. Es gibt Grabenkämpfe der Genossen untereinander, als Opposition zu Schwarz-Grün ist die SPD kaum hörbar. Dann kommt Scholz im Sommer 2009 – als neuer Parteichef.

O-Ton

Wir stehen im Moment nicht besonders gut da. Aber in schwierigen Zeiten muss man zusammen halten.

Von da an geht´s aufwärts. Innerhalb eines Jahres führt er die Hamburger Sozialdemokraten mit harter Hand aus dem Tal. Die Partei will Führung, also bekommt sie sie – kündigt Scholz an. Der ehemalige Generalsekretär der Bundes-SPD will eine Renaissance für die Partei in Hamburg. Und besetzt dabei clever die traditionellen CDU-Themen: innere Sicherheit und Wirtschaft. Eigene Themen hat die SPD nicht – will nur eben alles anders machen als Schwarz-Grün: O_Ton

Das wichtigste, was wir jetzt zustande bringen müssen, ist dafür zu sorgen, dass die Wirtschaft wieder läuft. Dass der Haushalt konsolidiert wird. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass die jungen Leute alle einen Schulabschluss bekommen und wir müssen sehen, dass jeder sich in der Stadt auch eine bezahlbare Wohnung leisten kann.

Wie? Das wird sich zeigen. Ist ja noch Zeit bis zum Regieren. Und Christoph Ahlhaus und seine Partei, die müssen erst einmal zusehen, dass sie aus dem Umfragetief wieder herauskommen.

Dienstag vergangener Woche kürt die Elb-CDU beim Landesparteitag offiziell ihren Spitzenmann:

O-Ton

Einstimmige Nominierung des Ersten Bürgermeisters für die Bürgerschaftswahl...(Applaus)

Mit Standing Ovations und minutenlangem Applaus honorieren die rund 250 CDU-Delegierten ihren Ersten Bürgermeister: Christoph Ahlhaus führt die Christdemokraten in den Hamburger Winterwahlkampf. Vom Rednerpult blickt er mit entschlossener Miene in den Saal und ruft den Parteianhängern entschlossen zu

O-Ton

Mit ist, gerade wenn ich diesen Zuspruch hier erlebe, wenn ich diese Zuversicht in den Gesichtern sehe, überhaupt nicht bange, dass wir am 20. Februar erfolgreich gemeinsam weiter unsere Politik für diese Stadt gestalten können.

So langsam wachen die CDU-ler aus ihrer Schockstarre auf – groß war der Schrecken, der vor knapp zwei Wochen über das Bündnis hereinbrach. Christoph Ahlhaus spart nicht an Kritik am früheren Koalitionspartner GAL. Doch wird der Noch-Bürgermeister auch nicht müde zu betonen: Die ersten zwei Jahre von Schwarz-Grün waren eine gute Zeit.

O-Ton

Nicht immer einfach, nicht immer zur Freude aller Beteiligten. Das gehört dazu bei so einer Koalition. Aber wir haben´s hingekriegt. Weil wir gemeinsam beseelt von der Idee, dass es auch möglich ist, dass wenn man ganz unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche abdeckt, Lösungen für die Menschen dieser Stadt zu finden... von dieser Idee war Schwarz-Grün beseelt und deshalb war auch nicht alles schlecht was wir gemacht haben.

Trotzdem: 2011 nochmal Schwarz-Grün - das ist völlig ausgeschlossen. Die Grünen sagen deutlich: Mit der CDU ist in absehbarer Zeit keine Neuauflage des Bündnisses möglich. Christoph Ahlhaus schießt zurück: Die GAL ist keine Option. Weitere Koalitionsaussagen – die gibt es nicht von der Union. Der Blick ist nach vorne gerichtet – es muss gekämpft werden, das wissen alle in der Partei. Auch Georg Schumacher, Bezirksabgeordneter aus Bergedorf, auf dem Landesparteitag der CDU vergangene Woche:

O_ton

Wir sind also unter 30 Prozent. Und die restlichen 50 Prozent dazuzugewinnen, damit wir mindestens auf die Regierungsfähigkeit kommen, das wird anstrengend werden die nächsten acht Wochen.

Zumal nicht nur die SPD als Konkurrent droht. Auch Walter Scheuerl, der Mann, der den Volksentscheid zur Schulreform auf den Weg brachte und das zentrale Projekt von Schwarz-grün beerdigte, kündigt an: Eine Parteineugründung – für ihn nicht ausgeschlossen. Das bringt die Konservativen kurzzeitig zum Bibbern – weitere bürgerliche Stimmen würden von der CDU zu Scheuerl abwandern. 10 Prozent, so prophezeien Demoskopen, könnte die neue bürgerliche Scheuerl-Partei auf sich vereinen.

Dann die Überraschung vor wenigen Tagen. Walter Scheuerl gründet keine Partei, sondern kandidiert für die Christdemokraten. Die CDU hat ihn zwischenzeitlich mit einem prominenten Listenplatz auf ihre Seite gelockt. Er tritt als parteiloser Kandidat an – Walter Scheuerl:

O-Ton

Ich trete nicht in die Partei ein. Ich bleibe Walter Scheuerl, so wie ihn die Hamburger kennengelernt haben in den letzten zweieinhalb Jahren. Und bringe so unsere Stimme in die Bürgerschaft ein.

Ein Coup, sagen viele. Auch wenn Christoph Ahlhaus bei der gemeinsamen offiziellen Pressekonferenz müde und abgespannt eher als Nebendarsteller agiert, wird er wohl wissen: Das Schreckgespenst Scheuerl wird ihm Stimmen bringen. Ob es letzten Endes reicht? Das wird man erst am Abend des 20. Februars 2011 wissen.

Länderreport (2) 13.12.2010

Schwarz-Grün am Ende ? Noch bevor es in BaWü begonnen hat ?

Autor: Michael Brandt

Redaktion: Adalbert Siniawski

Anmoderation Und vom Hohen Norden geht es nun in den Südwesten der Republik, nach Baden- Württemberg. Heiner Geißler, der Schlichter im Streit um „Stuttgart 21“, hält eine schwarz-grüne Partnerschaft dort für möglich. Die Rangeleien von heute seien alle Schall und Rauch in dem Moment, in dem es ernst werde, sagte Geißler – ganz in Schlichterstimmung. Mitnichten, meint unser Reporter Michael Brandt. Schwarz-Grün in Stuttgart sei mittlerweile so wahrscheinlich, wie ein Baustopp an dem Bahnprojekt. Warum, erklärt er jetzt.

Zwischen Schwarz und Grün steht in Baden-Württemberg derzeit vor allem ein Bahnhof.

O-Ton Demonstranten

Aufhören, aufhören!

Der Streit um das Milliardenprojekt Stuttgart 21 hat die Brücken eingerissen, die es im Ländle zwischen der konservativen Regierungspartei und den inzwischen bodenständigen Grünen im Landtag gab.

O-Ton Demonstranten

Mappus weg, Mappus weg!

Der zweite Grund, warum Christdemokraten und Grüne im Augenblick so schwer zueinander finden, ist Ministerpräsident Stefan Mappus. Er hatte schon nach der letzten Landtagswahl im Jahr 2006 dafür gesorgt, dass eine schwarz- grüne Koalition nicht zustande kam – obwohl der damalige Regierungschef Günter Oettinger ein solches Bündnis präferierte.

So gab es auch beim jüngsten Landesparteitag der Grünen nur rote Signale in Richtung der Schwarzen. Aus dem Mund des prominenten baden- württembergischen Grünen klingt das so:

O-Ton Fritz Kuhn

Die CDU ist nicht die Partei der nächsten 10 Jahre, sondern sie ist klar die Partei der Vergangenheit. Und deswegen kommt es darauf an, dass die Grünen in Baden- Württemberg die Wahl gewinnen.

Sogar , der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Landtag, der als möglicher erster grüner Ministerpräsident gehandelt wird, und der gemeinhin als Brückenbauer zwischen Schwarz und Grün gilt, schaltete auf Angriff:

O-Ton Winfried Kretschmann Und deswegen wollen wir so stark werden, dass sich andere an uns abarbeiten und nicht wir an ihnen. Das ist unser Ziel.

Auf der anderen Seite übrigens genauso. Auf einer Veranstaltung am Bodensee spricht Ministerpräsident Mappus den Grünen wegen ihres Umgangs mit dem Schlichterspruch zu Stuttgart 21 kurzerhand die Regierungsfähigkeit ab:

O-Ton Stefan Mappus

Dann kann es am Ende des Tages nicht wahr sein, dass man nur, weil in dreieinhalb Monaten eine Landtagswahl bevorsteht, einfach sagt, dass interessiert uns alles nicht, wir machen weiter wie bisher, wir gehen jetzt einfach mal wieder auf die Straße. So, meine Damen und Herren, kann man ein Land nicht regieren, um das auch mal klar zu sagen.

Auch wenn es noch mehr als ein Viertel Jahr hin ist bis zur Abstimmung am 27. März, hat der Wahlkampf spätestens mit dem Grünen-Parteitag begonnen. In den Wahlumfragen liegen die Grünen bei 28, die Christdemokraten bei 39 Prozent. Sowohl Kretschmann als auch Mappus setzen auf Sieg. Mit versöhnlichen Tönen ist in den kommenden Monaten bis zum Urnengang nicht zu rechnen.

Dabei gäbe es gerade in Baden-Württemberg viele Gründe für eine schwarz- grüne Ehe. Das meint einer der es wissen muss: der frühere Grünen- Bundestagsabgeordnete Oswald Metzger, der inzwischen zur CDU gewechselt ist.

O-Ton Oswald Metzger

Die Landespolitik wird natürlich auch künftig von einer Option schwarz-grüner inhaltlicher Schnittmengen trotzdem bestimmt sein, auch wenn Stuttgart 21 trennt. Die Grünen in Baden-Württemberg sind ihrer kommunalen Basis sehr wertkonservativ, gelten auch bei den Unionsleuten als zuverlässige Partner. Übrigens umgekehrt auch bei Grünen gelten die Christdemokraten als zuverlässiger die Sozialdemokraten.

Mit anderen Worten: Grundsätzlich gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen Schwarzen und Grünen, vor allem in Baden-Württemberg. Die christlichen Wurzeln der CDU, die vor allem in ländlichen Landesteilen noch sehr präsent sind, treffen auf das Ziel der Grünen, die Schöpfung zu erhalten. Es ist kein Zufall , dass sich Grünen-Fraktionschef Kretschmann im Zentralkomitee der Katholiken engagiert, und es ist ebenfalls kein Zufall, dass CDU- Umweltministerin Tanja Gönner als eine der konsequentesten Landesumweltminister gilt. Hinzu kommt, dass Schwarz-Grün in vielen Kommunen im Ländle längst Alltag ist – in Freiburg zum Beispiel oder auch in Tübingen. Und obwohl der dortige grüne Oberbürgermeister einer der schärfsten Kritiker von Stuttgart 21 ist – auf die Zusammenarbeit mit den schwarzen im Gemeinderat lässt er nichts kommen:

O-Ton Boris Palmer

Kommunale Demokratie bleibt zum Glück weiterhin von parteipolitischen Fraktionszwängen weitgehend verschont. Und in der Sache ist Zusammenarbeit zwischen CDU und Grünen ohnehin jederzeit möglich.

Was dafür spricht, dass die Perspektive Schwarz-Grün auch für die Landesebene erhalten bleibt, nur ist sie durch einen Bahnhof und einen Ministerpräsidenten zunächst einmal in weite Ferne gerückt.