Deutscher Drucksache 12/5355 12. Wahlperiode 02. 07. 93

Große Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup), , Heinz Günter Bargfrede, Wilfried Bohlsen, (Nordstrand), Wolfgang Ehlers, , , (Hamburg), Elisabeth Grochtmann, Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein, Susanne Jaffke, Günter Klein (Bremen), Eva-Maria Kors, Thomas Kossendey,- Dr. Günther Krause (Börgerende), , Dr. Franz Möller, Dr. Rolf Olderog, Werner Ringkamp, Helmut Rode (Wietzen), (Quickborn), Michael von Schmude, Wilfried Seibel, Ferdi Tillmann, und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Carl Ewen, Arne Börnsen (Ritterhude), , Günter Graf, Hans-Joachim Hacker, Reinhold Hiller (Lübeck), Gabriele Iwersen, Dr. Ulrich Janzen, Rolf Koltzsch, Hinrich Kuessner, Eckart Kuhlwein, Dr. , Ulrike Mehl, Volker Neumann (Bramsche), Dr. Rolf Niese, Peter Paterna, Dietmar Schütz, Ernst Schwanhold, Bodo Seidenthal, Antje-Marie Steen, Margitta Terborg, Günther Tietjen, Ernst Waltemathe, Dr. und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Lisa Peters, Dr. Michaela Blunk (Lübeck), Günther Bredehorn, Dirk Hansen, Detlef Kleinert (Hannover), Jürgen Koppelin, Dr. , Manfred Richter (Bremerhaven), Carl-Ludwig Thiele, Jürgen Timm, Torsten Wolfgramm (Göttingen), Werner Zywietz und der Fraktion der F.D.P. sowie des Abgeordneten Dr. Klaus-Dieter Feige und der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Situation der Niederdeutschen Sprache Wat dat mit de Nedder-1Plattdüütsche Spraak up sick hett Es ist die Absicht der Bundesregierung, noch in diesem Jahr die Ratifizierung der „Europäischen Charta für De Bundsregeern hett vör, se will dit Johr noch aliens Regional- oder Minderheitensprachen" vorzunehmen. doon, dat de „Europäische Charta der Regional- oder Vorgesehen hat man nach Abstimmung mit den betrof- Minderheitensprdchen" gellen ward. Mit de Länner, fenen Ländern eine Berücksichtigung von Sorbisch de dat angeiht, hett se de Saak afsnackt, un nu schall und Dänisch für den Teil III der Charta, vermutlich dat sachts door up ruut: Dat Sorbsche un dat Däänsche auch Friesisch, jedoch Niederdeutsch nur für den — un, as dat lett, ook dat Freesche — schöllt in den Deel deklamatorischen, unverbindlichen Teil II. Diese nicht III v-un de Charta rin; dat Nedderdüütsche avers is man einsehbare Klassifizierung zwingt uns zu einer Reihe för den Deel II vörsehn, wo veel schöne un Brote Wöör von Fragen zur Einschätzung der Bedeutung der nie- in staht, bloots nix, wat wiß un worraftig handfast is. derdeutschen Sprache durch die Bundesregierung. So'n Ünnerscheed is nich to begriepen, un dorüm könnt wi nich anners, wi mööt nafragen: Wat glöövt de Bundsregeern, wat dat mit de nedderdüütsche Spraak up sick hett? Drucksache 12/5355 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode

Niederdeutsch ist eine im Norden Deutschlands, aber Nedderdüütsch, dat is vun de öllsten Tieden an en auch darüber hinaus gebrauchte historische Einzel- Spraak för sick. Tohuus is se in'n Noorden vun sprache, die — wie nur wenige andere Regional- und Düütschland, avers bruukt ward se ook noch över de Minderheitensprachen Europas — einen ungewöhnlich Grenzen weg. Un de Nedderdüütschen hebbt en vielfältigen, sprachkulturellen Reichtum besitzt. Sie Spraak- un Kulturleven vörtowiesen, so grootorig un macht einen bedeutenden Teil des europäischen Kul- mit so veel bunte Klören so as de mehrsten annern turlebens aus. Regional- un Minnerheitenspraken in Europa. So is dat Nedderdüütsche en wichtigen Deel vun aliens, wat Kultur in Europa heten deit; man een egen wassen spraak.

Heute wird diese Regionalsprache noch von über Hüüt un dissen Dag sund dat noch över 8 Milljonen 8 Millionen Menschen gesprochen. Dennoch ist ihre Minschen, de disse Regionalspraak snacken doot. Lie- Existenz inzwischen akut gefährdet. Vielerorts bricht kers ward de Gefohr groot un grötter, dat se verschütt die Tradition der Sprachvermittlung innerhalb der ehr Heimatspraak bi-geiht. All de Tiet hebbt de Kinner Familien ab, wodurch der Schule eine erhöhte Verant- Huus lehrt. Dat is vörbi, disse Traditschoon höört wortung zuwächst. Ein gezielter schulischer Spracher- upstunns meist allerwegens up. An sick möß nu mehr werb findet freilich nicht statt. Viele Faktoren — wie un mehr de School inspringen, bloots: Is nix vun mit, z. B. die soziale Stigmatisierung, die Konkurrenz zur dat se de Kinner door extra dat Plattdüütsche bibringen dominanten hochdeutschen Kultursprache, die Wir- dään. Un wieder: De Platt snackt, ward licht minnach- kung der Massenmedien oder die Mobilität innerhalb tig ankeken; de Kulturspraak Hoochdüütsch hett all- der modernen Arbeits- und Funktionswelt — tragen överall de Bavenhand, sünnerlich ook in de groten zum inzwischen rapide verlaufenden Sprachverlust Medien mit all ehr Kraasch, door kann dat Plattdüüt- bei. Die zentralisierenden Tendenzen des zukünftigen sche meist nich gegenan; so as't togeiht hüüttodaags, europäischen Globalstaates werden weitere Einebnun- bi de Arbeit un in't Leven, mööt de Lüüd all Nääslang gen der regionalen Eigenarten zur Folge haben. ümtrecken, maal hierhen und maal doorhen — dit aliens, to'n Bispill, speelt mit, wenn dat jammer gauer Ein nennenswerter Besitz der „kulturellen Artenviel- bargdaal geiht mit dat Neederdüütsche. Kämmt nu falt" Europas droht somit nivelliert zu werden. Dieser noch dat enig Europa, en Staat, wo aliens tohoopwas- Entwicklung steht das Konzept eines „Europas der sen schall, denn sund de Regionen wedder en Stück Kulturregionen" gegenüber, wie es in der „Europäi- quiet vun dat, wat bet nu hento ehr egen Aart west is. schen Charta für Regional- oder Minderheitenspra- chen" formuliert ist. Die Regionalsprache Nieder- Noch is Europa riek, mit Spraken un Kulturen vun deutsch gehört nach Buchstaben und Sinn in den Gel- allerhand Slaag, man so as't uutsüht, mööt wi bang tungsbereich dieses Abkommens. ween, dat kunn drievens tonicht waarn un up Mang- moos ruutlopen. Vörpahl slaan, dat dat so nich kämmt, schall de „Europäische Charta für Regional- oder Min- derheitensprachen", achter de stickt doch die Idee vun sowat as'n „Europa der Kulturregionen ". Un wenn disse Verdrag, so as he schreven un ünnerschreven is, Sinn un Verstand hebben schall, denn mööt he för de Regionalspraak Nedderdüütsch gellen warm.

Niederdeutsch ist — entsprechend den in § 1 der Charta Nedderdüütsch is — kiekt wi up den § 1 vun de Charta — gegebenen Definitionen — kein Dialekt der hochdeut- maleef keen Dialekt vun de Standardspraak Hooch- schen Standardsprache, es existiert vielmehr nur unter düütsch; dat Bitt bloots mit ünner dat Brote hoochdüüt- dem Dach des Hochdeutschen. Seine ter ritorial be- sche Dack. Un: Meist all de Minschen in'n Noorden stimmte Sprechergruppe, deren subjektive Willensbil- vun Düütschland snackt in eerste Reeg hoochdüütsch. dung vor allem auf den Erhalt der eigenen Sprache Vun de, de hier plattdüütsch snackt, is to seggen: und Sprachkultur zielt, ist zahlenmäßig kleiner als die Telit'n ehr tohoop, sund se kloor weniger as disse überwiegend hochdeutsch sprechende Mehrheit Nord- Mehrheit. Se hebbt dörgahns twee Spraken un köönt deutschlands. Niederdeutsche Sprecher sind meistens uutsöken, wannehr se dat Hoochdüütsche un wannehr zweisprachig; sie besitzen die Alternative, entweder se dat Plattdüütsche bruken wöllt. Se blievt bi't Platt- hochdeutsch oder niederdeutsch zu sprechen. düütsche, indem dat de Spraak vun jüm ehr Heimat- flach is, un se wöllt nix anners as, jüm ehr egen Spraak un Kultur schöllt wiederleven.

Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode Drucksache 12/5355

Die niederdeutsche Sprache weist eine überaus reiche Dat Nedderdüütsche hett en Geschicht achter sick, so Geschichte auf. Zur Zeit der Hanse diente sie als Ver- riek un grootorig as man wat. In Hansetieden is't de kehrssprache des Nord- und Ostseeraumes: Über Jahr- Spraak west för all den Hannel un Wannel rund üm hunderte war sie vermittelnder Kulturträger zum euro- Oost- und Noordsee: Hunnerte vun Johren is de Kultur päischen Norden hin, dessen Sprachen sie nachdrück- in Noordeuropa plattdüütsch vun Volk to Volk gahn, lich beeinflußte. Im Westen wurde sie grenzüberschrei un de Spraken in Noordeuropa hebbt veel vun't Platt- tend von der niederländischen Kultursprache über- düütsche annahmen. Na'n Westen to reckt dat Nedder- schichtet. düütsche över de Grenzen weg, hett denn avers dat Nedderlandsche as Kulturspraak över sick.

Als Sprech- und Schreibsprache erfüllte das Nieder- Wiet över't late Mittelöller ruut hett dat Nedderdüüt- deutsch bis in die frühe Neuzeit hinein tendenziell sche, bi't Snacken un bi't Schrieven, för allens denen hochsprachliche Funktionen. Seit dem 16. Jahrhundert kunnt, wat hüüt de Hoochspraken tokümmt. Naasten, entwickelte sich der norddeutsche Sprachraum zur vun't 16. Johrhunnert an, is de düütsche Noorden na Zweisprachigkeit hin, die mit einer sozialen Trennung un na en Twee-Spraken-Land worm — wat ook heten - der Bevölkerung verbunden war. Dem frühen Schreib- dä, dat Volk wörr upklöövt in ,baven' un ,ünnen'. Eerst sprachwechsel folgte im 19. Jahrhundert dann ein kol- weer dat en Saak, de güng alleen de schreven Schrift lektiver Sprechsprachwechsel breiter Bevölkerungs- an, man denn, in't 19. Johrhunnert, hett de grööttste schichten zum Hochdeutschen. Dieser stellt sich als ein Deel vun't Volk sick dat Hoochdüütsche ook för't Snak- Trend dar, die entstandene soziale Kluft innerhalb der ken anwennt — de depe Graven twüschen de ennen Gesellschaft zu überwinden. hier un de annern door, de sett sick wedder to. rhunderte hindurch hat das Niederdeutsch die beson- Hebbt de Minschen in'n Noorden vun Düütschland un dere Identität der Bevölkerung Norddeutschlands in Deele van Westfalen wat an sick, wat seggt ,So bün geprägt. Heimische Sprache und Sprachkultur sind bis ick, un dit is mien Tohuus', denn hett sick dat ook mit heute die tragenden Merkmale dieser Gemeinscjiaft un an dat Nedderdüütsche uutwussen, över de Johr- geblieben. Dies äußert sich in außerordentlich vielfäl- hunnerten hen. Bi Heimatspraak un Heimatkultur, dat tigen sprachkulturellen Aktivitäten (Plattdüütsch Gills, is bet hüüt so bleven, wiest sick döram an'n besten, se Theatergruppen, literarische Publikationen). Die an- höört un hoolt tohoop. Wullen se door anners woll se haltenden Bemühungen um den Ausbau und die veel för doon, bi de Plattdüütschen Gilln, de Speelde- Pflege des Niederdeutschen können sich auf beacht- len, de Literatur? Dit Strieden un Doon för't Plattdüüt- liche Traditionen berufen: Mit den Dichtungsklassi- sche, dit Hegen un Plegen hett dat doch in sick, de kern Klaus Groth, Fritz Reuter und Friedrich Wilhelm Traditschoon kann sick sehn laten: Klaus Groth, Fritz Grimme weisen sie zur Weltliteratur gehörende Lei- Reuter un Friedrich Wilhelm Grimme sund Klassikers stungen auf. Auch heute noch existiert eine vitale platt- worm, jüm ehr Wark tellt mit bi de Weltliteratur. Un de deutsche Regionalliteratur, die in teils experimenteller plattdüütsche Dichtung vundaag, se stickt jümmer Form das Spannungsfeld zur Hochsprache nutzt. noch vull vun Knööv, un jümmer maal wedder stellt sick ruut, de Ünnerscheed twüschen Hooch- un Regio- nalspraak is Water up de Möhl bi't Schrieven.

Der sich heutzutage in Form einer regionalen kulturel- Wo de Plattdüütschen an liggt un wat se wöllt, dat len Nebenszene, zum Teil auch im kulturellen Über- hebbt se kloor un düütlich to weten daan: Dat gifft hüüt bau dokumentierte plattdeutsche Sprachwille wird von en plattdüütsche ,Kulturszene' blangen de hoochdüüt- offizieller staatlicher Seite jedoch noch unzureichend sche, hier un door reckt se sogoor rin in de hoge, de wahrgenommen. Der Staat nimmt der niederdeutschen offizielle Kultur. Bloots de Staat, de is dat allens man Sprachgemeinschaft gegenüber allenfalls eine dul- eerst half uri half wiesworrn. Wenn't hooch kümmt, let dende, kaum aber eine aktiv fördernde Haltung ein. he de Plattdüütschen doon, wat se wöllt — ehr bisprin- Die plattdeutsche Sprache wird vielmehr vor allem gen avers un de Rüüch steilen, dat deit he so goot as liebhaberisch gepflegt und privat-ehrenamtlich geför- nich. Dat Nedderdüütsche plegen, dat is'n Saak för de, dert. Eine seit Jahrhunderten bestehende soziale Stig- de wat över hebbt för de Spraak, un up egen Fuust matisierung der Sprache (als Sprache der Alltagswelt) mööt se dat maken, reinweg vunwegen de Ehr. Up wird damit diskriminierend fortgeschrieben. Diese Dis- diss' Oort ännert sick nix: En poor hunnert Johr al kriminierung erscheint noch deutlicher angesichts der hebbt se dat Nedderdüütsche minnachtig over de offenkundigen Ungleichbehandlung der Kleinspra- Schuller ankeken (as'n Spraak, de alleen man för den chen untereinander im Geltungsbereich des Grund- alledaagschen Snack vun lütte Lüüd dögen deit), un gesetzes. door schall dat partout bi blieven. Wat dat för'n Unrecht is, markt'n eerst richtig, wenn'n maal na de annern lütten Spraaken henschulen deit, de mit ünner dat Grundgesett fallt. För den Staat un sien Politik schull de een so goot sien as de anner, bloots: Dat is maleef nich so.

Das europäische Abkommen für Regional- oder Min- De europääsche Verdrag över de Regional- un Minner- derheitensprachen bietet einen guten Anlaß, über den heitenspraken kunn un schull nadenken helpen: Wat is Status und den Schutz der niederdeutschen Sprache mit de nedderdüütsche Spraak un mööt se nich mehr nachzudenken. Schuuls hebben?

Drucksache 12/5355 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode

Wir fragen die Bundesregierung: Dorüm muchen wi nu vun de Bundsregeern weten:

1. Was hat die Bundesregierung bewogen, an der 1. Watt hett de Bundsregeern dreven, dat se mit „Europäischen Charta für Regional- oder Minder- bi de „Europäische Char--snackt un mitmaakt hett heitensprachen" aktiv mitzuwirken? ta der Regional- oder Minderheitensprachen "?

2. Welcher Ablauf bei welchem Zeitplan ist bis zur 2. Woans schall dat aflopen un wo lang schall dat Schaffung der Rechtsgültigkeit der Charta in Aus- wohren, bet de Charta as Recht gellen ward? sicht genommen?

3. Warum hat die Bundesregierung Niederdeutsch 3. Wo liggt dat an, dat de Bundsregeern dat Nedder- bislang nicht für die Europäische Charta der Re- düütsche bet nu hento nich anmellt hett för de gional- und Minderheitensprachen angemeldet? Charta?

Ist eine Anmeldung in Vorbereitung? Hett se vör un will dat noch anmellen?

Falls nicht, was sind die Gründe dafür? Wenn nich, wat höllt ehr trüüch?

4. Teilt die Bundesregierung unsere Auffassung, daß 4. Is de Bundsregeern mit uns vun Menen, disse die Europäische Charta der Regional- und Minder- „Europäische Charta der Regional- oder Minder- heitensprachen besonders geeignet wäre, den heitensprachen" , de wull beter as annerswat hel- Fortbestand des Niederdeutschen zu unterstützen pen, dat Nedderdüütsche den Rüüch to steilen un und zu garantieren? levig to holen?

5. Ist der Bundesregierung das unter der Federfüh- 5. Weet de Bundsregeern vun dat internatschonaal rung von Prof. Dr. Menke aus Kiel entstandene Gootachten, wo Prof. Dr. Menke uut Kiel dat Leit bi internationale Gutachten, das die Eigenständigkeit hatt hett un wo kloorleggt ward, dat Nedderdüüt- der niederdeutschen Sprache belegt, bekannt? sche is'n Spraak för sick?

Hat die Bundesregierung Zweifel an der Eigen- Will de Bundsregeern dat nich recht glöven, dat ständigkeit der niederdeutschen Sprache? mit de Spraak vun egen Aart?

Wenn ja, wie begründen sich diese Zweifel? Is dat so, denn schull se seggen worüm,

6. Die Bundesregierung hat ausgeführt, daß für die 6. De Bundsregeern hett schreven, wenn't up an Nominierung der Minderheitensprachen das Vo- kümmt un de Minnerheitenspraken benöömt tum der einzelnen Bundesländer „maßgeblich" be- ward, schall dat all doorna gahn ( „maßgeblich” rücksichtigt werden soll. weer ehr Woort), wat de enkelten Bundslänner wöllt. Heißt das, daß das Votum der Länder ausschlagge- bend für eine Nominierung ist, oder wie sonst ist Heet dat nu, de Spraken ward heel un deel so „maßgeblich" zu verstehen? anmellt, as de Länner dat hebben wöllt, oder wat mööt'n sick bi dit „maßgeblich" anners denken?

7. Liegen der Bundesregierung bereits Meinungs- 7. Hebbt de Länner sick al röögt un de Bundsregeern äußerungen der Länder zur Aufnahme des Nieder- to weten daan, wat se sick vörstellt: Plattdüütsch deutschen vor? rin na de Charta oder nicht?

a) Welche Vorschläge für die Nominierung liegen a) Wat hebbt de Länner, een bi een, vörslaan, welk aus den einzelnen Bundesländern vor? Spraken schööt benöömt warm?

b) Welche Position vertritt die Bundesregierung zu b) Un wat dücht nu de Bundsregeern, sünd disse den einzelnen Vorschlägen? Vörslääg paßlich?

8. Werden die anzumeldenden Sprachen insoweit 8. De Spraken, de anmellt ward, k riegt se een as de gleichbehandelt, als sie allesamt unter den Schutz anner datsülve Recht, kaamt se, all as se door sund, der Bestimmungen der Charta-Teile II und III ge- ünner Deel II un Deel III vun de Charta to stahn? stellt werden? Wenn't anners vörsehn is un de Spraken nich allto- Wenn nicht für alle Sprachen die Aufnahme in hoop ünner Deel II un Deel III fallen schöllt, wo is Teile II und III vorgesehen ist, wie wird diese de Grund, dat de een Spraak mehr un beter Ungleichbehandlung begründet? Schuuls kriggt as de anner?

Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode Drucksache 12/5355

9. Ist der Bundesregierung bewußt, daß eine Auf- 9. Schull't so uutgahn un das Nedderdüütsche nahme des Niederdeutschen nur in Teil II der kümmt alleen man na den Deel II vun de Charta rin Charta die Ungleichbehandlung dieser Sprache le- — weet de Bundsregeern denn ook, wat das heten diglich festschreiben würde, daß damit erst recht dä: dat de Staat disse Spraak wedder maal achter keine aktive Förderung dieser Sprache zu erwar- richtig in-daalfallen laten wull, bloots ditmaal ten ist? schreven Schrift, un dat up de Aart in tokamen Tiet aliens to verwachten is, bloots keen handfast Hülp Wie will die Bundesregierung diesem Eindruck för de Spraak? begegnen? Wat will de Bundsregeern doon, dat de Lüüd door anners över denken köönt?

10. Wenn Niederdeutsch ausschließlich für Teil II der 10. Un ward dat Nedderdüütsche alleen man för den Charta nominiert wird, wie will die Bundesregie- Deel II vun de Charta anmellt — wat will de Bunds- rung dem Eindruck begegnen, sie habe sich nicht regeern don, dat de Lüüd ehr nich naseggen mööt, von den der Charta zugrundeliegenden sprach- se harr reinweg na den Geldbüdel schuult un al- und kulturpflegerischen Zielsetzungen, sondern lens bikant schaven, wat de Charta över dat Hegen von finanzpolitischen Erwägungen leiten lassen? un Plegen von Spraken un Kulturen seggt?

11. Wie steht die Bundesregierung zu einer Aufnahme 11. Wat meent de Bundsregeern, kunn un schull nich eines Sprachenschutzartikels in das Grundgesetz? in't Grundgesett rinschreven warm, dat ook Spra- ken en Anrecht hebbt, Schuuls to kriegen vun'n Teilt die Bundesregierung die Auffassung von Ex- Staat? perten, daß das Grundgesetz in besonderem Maße Minderheitensprachen, die länderübergreif end Lüüd, de door wat vun kennen doot, seggt doch, gesprochen werden, schützen kann? sünnerlich dat Grundgesett kunn so'n Minnerhei- tenspraken uphelpen, de in mehr as een Land tohuus sund. Denkt de Bundsregeern just so?

12. Wie anders, wenn nicht durch Grundgesetz oder 12. Wenn Grundgesett un Europacharta door nich för Europacharta, soll der Bestand des Niederdeut- dögen schöllt, up wat för'n Art schall denn dooför schen garantiert werden? sorgt warm, dat das Nedderdüütsche wiß un wor- raftig leven blifft?

Bonn, den 2. Juli 1993

Drucksache 12/5355 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode

Wolfgang Börnsen (Bönstrup) Carl Ewen Dietrich Austermann Arne Börnsen (Ritterhude) Heinz-Günter Bargfrede Freimut Duve Wilfried Bohlsen Günter Graf Peter Harry Carstensen (Nordstrand) Hans-Joachim Hacker Wolfgang Ehlers Reinhold Hiller (Lübeck) Horst Eylmann Gabriele Iwersen Anke Eymer Dr. Ulrich Janzen Klaus Francke (Hamburg) Rolf Koltzsch Elisabeth Grochtmann Hinrich Kuessner Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein Eckart Kuhlwein Susanne Jaffke Dr. Christine Lucyga Günter Klein (Bremen) Ulrike Mehl Eva-Maria Kors Volker Neumann (Bramsche) Thomas Kossendey Dr. Rolf Nies Dr. Günther Krause (Börgerende) Peter Paterna Helmut Lamp Dietmar Schütz Dr. Franz Möller Ernst Schwanhold Dr. Rolf Olderog Bodo Seidenthal Werner Ringkamp Antje-Marie Steen Helmut Rode (Wietzen) Margitta Terborg Ingrid Roitzsch (Quickborn) Günther Tietjen Michael von Schmude Ernst Waltemathe Wilfried Seibel Dr. Margrit Wetzel Ferdi Tillmann Ernst Kastning Gunnar Uldall Dr. Hans-Hinrich Knaape Jan Oostergetelo Dr. Walter Franz Altherr Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Karsten D. Voigt (Frankfurt) (Unna) Hans-Ulrich Klose und Fraktion Hans-Joachim Fuchtel Manfred Heise Lisa Peters Dr. Karl-Heinz Hornhues Dr. Michaela Blunk (Lübeck) Dr. Egon Jüttner Günther Bredehorn Dr.-Ing. Dietmar Kansy Dirk Hansen Hartmut Koschyk Detlef Kleinert (Hannover) Herbert Lattmann Jürgen Koppelin Dr. Dietrich Mahlo Dr. Rainer Ortleb Manfred Richter (Bremerhaven) Rudolf Meinl Carl-Ludwig Thiele Dr. Reinhard Meyer zu Bentrup Jürgen Timm Torsten Wolfgramm (Göttingen) Dr. Peter Paziorek Werner Zywietz Susanne Rahardt-Vahldieck Dr. und Fraktion Dr. Roswitha Wisniewski Dr. Klaus-Dieter Feige Dr. Wolfgang Schäuble, und Fraktion (Berlin) und Gruppe