Loyal Zur Allianz?
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Heute auf Seite 3: Heimat - Vaterland - Europa ®tm tftprtuMIatt UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 35 — Folge 36 Erscheint wöchentlich Landsmannschaft Ostpreußen e. V. 8. September 1984 C5524C Postvertriebsstück.Gebühr bezahlt Parkallee 84/86. 2000 Hamburg 13 Sicherheit: Loyal zur Allianz? Die Glaubwürdigkeit des Gewaltverzichts nicht in Frage stellen VON Dr. ALOIS MERTES MdB Staatsminister im Auswärtigen Amt Der Chef-Semantiker der SPD, Egon Bahr, die Position des Warschauer Paktes bei der bezeichnet zu Recht den „völkerrechtlich ver• KVAE vertritt. Wie ihre Verbündeten versagt bindlichen Gewaltverzicht" als „den Schlüssel sie sich dem Kern der Position der Mitglied• zwischen Ost und West". Aber er unterläßt staaten des Atlantischen Bündnisses, die den Hinweis, daß dieser Verzicht bereits ver• maßgeblich von der Bundesrepublik Deutsch• bindlich gilt und in zahlreichen Verträgen wie land gestaltet wurde: zur Glaubwürdigma- auch in der Schlußakte von Helsinki feierlich chung der zahlreichen verbalen Gewaltver• bekräftigt wurde. Bahr sollte als der Architekt zichtsverpflichtungen bedarf es jetzt konkre• des Moskauer Vertrages von 1970 vor allem ter Absprachen im militärischen Bereich, die daran erinnern, daß er, Bahr selbst, die Konkre• dem bestehenden Gewaltverzicht „Wirkung tisierung des bereits geltenden Gewaltver• und Ausdruck verleihen" — so das Madrider zichts im deutsch-sowjetischen Vertrag als Mandat von 1983. In Verbindung damit kann „Kernstück dieses Vertrages" und als Zuwachs es dann auch zu einer erneuten Bekräftigung an Sicherheit der Bundesrepublik Deutsch• des ohnehin geltenden Gewaltverbots kom• land gepriesen hat. In der Tat konkretisiert Ar• men. Die Bundesregierung, insbesondere tikel 2 des Moskauer Vertrages das geltende Außenminister Genscher, betont immer wie• Gewaltverbot nicht nur als Grundlage bilate• der diesen unlöslichen Zusammenhang von raler Streitregelungen, sondern als europäi• Konkretisierung und erneuter Bekräftigung sches und weltweites Fundament des Frie• des Gewaltverzichts. dens: „Die Bundesrepublik Deutschland und die UdSSR werden sich in ihren gegenseitigen Bahr verläßt mit seiner wohlklingenden Beziehungen sowie in Fragen der europäi• Formulierung für ein neues, formelles Gewalt• Der Bundeskanzler irt Braunschweig: Moskau und Warschau ist bekannt, daß die Gewaltverr schen und der internationalen Sicherheit von verzichtsabkommen in Wirklichkeit den zichtsverträge eine Lösung der deutschen Frage nicht präjudizieren Foto dpa den Zielen und Grundsätzen, die in der Charta Boden der Loyalität zur Allianz. Wieder ein• der Vereinten Nationen niedergelegt sind, lei• mal wirbt er für eine illusionäre Sicherheit. Er ten lassen. Demgemäß werden sie ihre Streit• schadet den Bemühungen der Bundesregie• fragen ausschließlich mit friedlichen Mitteln rung um eine Verstärkung der realen Sicher• Ausländerpolitik: lösen und übernehmen die Verpflichtung, sich heit. Selbstverständlich wäre auch im inner• in Fragen, die die Sicherheit in Europa und die deutschen Dialog die freimütige und gründli• che Erörterung des Themas „Erhöhung der internationale Sicherheit berühren, sowie in Glaubwürdigkeit des real existierenden Ge• ihren gegenseitigen Beziehungen gemäß Arti• waltverbots" ein konkreter Beitrag zur Siche• Wirklich Elefant im Porzellanladen? kel 2 der Charta der Vereinten Nationen der rung des Friedens durch Abbau des gegensei• Drohung mit Gewalt oder der Anwendung von H. W. — Folgt man dem Ergebnis eines be• nis genommen werden, doch man sollte dabei tigen Mißtrauens. Die Bundesregierung Gewalt zu enthalten." kannten Institutes, das sich die Meinungsfor• nicht übersehen, daß „ein überproportional wünscht eine solche Erörterung des Gewalt• schung angelegen sein läßt, so erfährt die Bun• hoher Anteil der FDP-Anhänger auf die Regie• Schon die Bundesregierung Schmidt/Gen• verzichts. Er ist elementare Voraussetzung desregierung in der Bevölkerung an sich eine rung schlecht zu sprechen" ist: 57 Prozent der scher hat nach der Gewaltaktion gegen Afgha• kooperativer Sicherheit, die als Ergänzung der positive Beurteilung, und 45% der befragten FDP-Sympathisanten bewerten die Bundesre• nistan und der Gewaltandrohung gegen Polen antagonischen Sicherheitsstruktur zwischen Bundesbürger erteilen dem Kabinett gegen• gierung als negativ. gefragt, wer sich an den Gewaltverzicht hält West und Ost zur Erhaltung des Friedens wärtig das Prädikat „gut" oder sogar „sehr gut". Wenn es, wie aus Presseberichten zu ent• und wer nicht. Egon Bahr sollte die Forderung immer notwendiger wird. Das mag in Bonn mit Befriedigung zur Kennt- nehmen, in den letzten Wochen — gerade der Bundesregierung, unserer Verbündeten während der Ferien des Bundeskanzlers — in und der neutralen Staaten auf der Stockhol• Bonn recht unterschiedliche Auffassungen zu mer Konferenz für Vertrauensbildung und Ab• „Tag der Heimat": Einzelproblemen gegeben hat — wir denken rüstung in Europa unterstützen, daß es jetzt hierbei an die Ausländerfrage —, könnte man darauf ankommt, dem geltenden Gewaltver• zu der Annahme gelangen, die FDP sei an zicht, den Ruf des Lippenbekenntnisses zu einer Profilierung gerade zu diesem Fragen• nehmen und stärkere Glaubwürdigkeit zu ver• Kohl: Kein Zeichen von Revanchismus komplex aus dem Grunde interessiert, um den leihen, wie dies das Madrider Mandat der 57 % der negativ eingestellten Sympathisan• KSZE für die KVAE bestimmt. Bahr sollte dies ten anzudienen. mit der gleichen erfreulichen Eindeutigkeit Der Bundeskanzler bei den Heimatvertriebenen in Braunschweig Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß tun, mit der er auch den sowjetischen Vorwurf Erstmals seit 17 Jahren hat wieder ein Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland dem in einer Koalitionsregierung, an der drei Par• zurückgewiesen hat, das Ziel der Wiederver• „Tag der Heimat" beigewohnt, den die Heimatvertriebenen alljährlich im September veran• teien, nämlich CDU, CSU und die FDPbeteiligt einigung Deutschlands durch freie Selbstbe• stalten. Auf einer Kundgebung des Bundes der Vertriebenen in Braunschweig hat Bundes• sind, unterschiedliche Auffassungen zu Sach• stimmung, wie es im Brief zur deutschen Ein• kanzler Kohl die vor allem aus Moskau und Warschau erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen fragen nicht zu vermeiden sind. In einer so heit dokumentiert wird, sei Revanchismus. und eindeuüg festgestellt: „Ich kann bei keiner relevanten politischen Kraft in unserem Land wichtigen Frage wie der Ausländerpolitik mag Zeichen von Revanchismus oder dergleichen erkennen." Zugleich betonte der Kanzler den Zu Recht hebt Egon Bahr die „Loyalität Ho- es sogar so sein, daß die Meinungen quer durch Willen der von ihm geführten Bundesregierung zur Zusammenarbeit mit dem Osten. neckers gegenüber Moskau" hervor. Dessen die Parteien gehen. Das aber darf den General• Interview vom 18. August 1984 hat klar und Verständlicherweise benutzte der Kanzler auch publik Polen festgestellt" worden sei, daß die Oder- sekretär der Liberalen nicht veranlassen, den offen bekräftigt, daß die DDR in der Frage des diese Gelegenheit, um die Frage des Honecker-Be• Neiße-Linie die Westgrenze Polens bildet. Jedoch, federführenden Innenminister sozusagen als Gewaltverzichts bisher ohne Einschränkung suches anzuschneiden und gab der Erwartung Aus• so sagte der Bundeskanzler vor den Heimatvertrie• „Elefant im Porzellanladen" zu bezeichnen. druck, daß ein Besuch des Vorsitzenden des DDR- benen in Braunschweig, „wir haben allen Anlaß, Wer so spreche, sagte der Bundeskanzler, Staatsrates in der Bundesrepublik Deutschland den dies nochmals zu unterstreichen: Der polnischen müsse „genau überlegen, wie das ankommt Beziehungen zwischen beiden Staaten dienen ebenso wie der sowjetischen Regierung ist bekannt, und soll sich vor allem dabei einmal selbst be• Aus dem Inhalt Seite würde. Er betonte, daß Bonn keineswegs die Ab• daß die Verträge eine Lösung der deutschen Frage sicht habe, Sonderwege zu gehen, und er gehe nicht präjudizieren". trachten". Das waren Worte eindeutiger Miß• Das Pro und Contra der billigung. Wenn die Kreise der FDP, denen an offenen Grenzen 4 davon aus, daß beide Staaten verläßliche Mitglieder Diese Feststellung des Kanzlers erscheint um so ihrer jeweiligen Bündnisse seien. Ein berechenba• wertvoller, als in jüngster Zeit von anderer Seite die einer besonderen Liberalisierung der Auslän• Das Museum des Kreises Heiligen• res und stabiles Verhältnis zwischen den beiden deutsche Frage als nicht mehr offen bezeichnet derrechte gelegen ist, ins Volk hören würden, beil in Burgdorf 9 Staaten in Deutschland jedoch könne einen ent• wurde. Mit Blick auf die Zukunft betonte Kohl, daß dann wüßten sie, daß, wie Franz Josef Strauß es Göttinger Rosengarten: Zur Ehre scheidenden, gewinnbringenden Beitrag für die „ein geeintes Europa uns allen Heimat ist und blei• in diesen Tagen eindeutig aussprach, jede der Gefallenen 12 Stabilität in Europa leisten. ben kann". Im Grunde hat der Kanzler betont, daß es Ausländerpolitik sich in erster Linie nach den Vor 600 Jahren wurde Molthainen Obgleich er mit Honecker darüber übereinstim• keinen deutschen Revanchismus gibt, daß aber die deutschen Interessen, nicht aber „nach Partei• gegründet 13 me, daß „von deutschem Boden Frieden ausgehen" Frage einer friedlichen Revision im Interesse der be• programmen, Randgruppen von Parteienoder Rentenversicherung: Kreditauf• müsse, sei in den letzten Monaten die „Frage der teiligten leidgeprüften Völker liegen müsse. Wir tei• Profilisierungsgesichtspunkten des linken len die Auffassung des Bundesministers Windelen, nahme