Deutschland

einiges von der Sozialdemokratie und ih - Links von der Union Mandatsverteilungen im Deutschen ren denkbaren Partnern.“ Geblinkt, Der Vorstoß war als Kampfansage gegen Bundestagswahl 2005 B den erstarkenden Rechtspopulismus in Europa formuliert. Doch viele lasen aus 287 61 327 222 gelinkt Gabriels Sätzen heraus, was ebenfalls ent - FDP halten war: eine politische Lockerungs - SPD Opposition Mit seinem jüngsten übung für die nächste Bundestagswahl. 226 Der Beifall folgte prompt. „Sigmar Ga - 51 Vorstoß zu Rot-Rot-Grün hat Union Grüne briel rennt mit seinem Vorstoß offene Sitze im SPD-Chef Gabriel die starren Türen ein“, lobte Juso-Chefin Johanna Bundestag Linke 54 Uekermann. SPD-Parteivize Ralf Stegner Fronten im linken Lager in Die SPD geht als Juniorpartner in die erste Große erinnerte daran, dass zentrale SPD-Projek - Koalition unter Kanzlerin – Bewegung gebracht. te wie Bürgerversicherung, Familienpolitik ein rot-rot-grünes Bündnis hätte rechnerisch oder gut bezahlte Arbeit mit der Union eine klare Mehrheit im Bundestag gehabt. as eher schmucklose Restaurant ge - nicht machbar seien. genüber der Botschaft Nordkoreas Auch die Linkspartei applaudierte. „Ich Din Berlin-Mitte heißt „Der Thürin - bin erfreut über das Angebot von Sigmar dent Stephan Weil. Erst wenn die Partei ger“. Selten ist das Lokal so besucht wie Gabriel“, gab der Bundestagsabgeordnete wieder deutlich über 20 Prozent liege, müs - am vergangenen Mittwochabend. Dort fei - zu Protokoll. Er rate seiner se man sich „über Bündnispartner Gedan - ert die „Denkfabrik“, ein Zirkel von An - Partei und Fraktion, „das positiv zu se - ken machen“. hängern eines rot-rot-grünen Bündnisses hen“. Noch deutlicher wurde Parteichef Und so beeilte sich der SPD-Chef, seine auf Bundesebene. Es gibt Schwarzbier und Bernd Riexinger. „Wir sollten 2017 vor den Übung im Linksblinken zurechtzurücken. Bratwurst, die Stimmung ist gelöst. Bundestagswahlen mit der SPD einen Wer seine Ausführungen „auf Koalitions - Vor wenigen Wochen noch waren die Lager wahlkampf gegen die Bürgerlich- fragen reduziert, der nimmt die Sache Denkfabrik-Treffen in Berlin eher triste Konservativen führen“, empfahl er. nicht ernst genug“, dozierte er im Willy- Veranstaltungen. Ein Häuflein aus SPD-, Auch von den Grünen kam Zuspruch. Brandt-Haus. Sodann vermaß er den alten Grünen- und Linken-Politikern klagte sich Der Abgeordnete Sven-Christian Kindler Abstand zur Linkspartei und attestierte gegenseitig vor, wie aussichtslos die Per - reagierte auf Twitter: „Das sollte man ihr, dass sie „bis zu diesem Tag ihren spektiven doch seien. Rot-Rot-Grün schien jetzt aufgreifen und über konkrete pro - Hauptgegner in der SPD“ sehe. tot. Doch dann bekam die Idee eines Links - gressive Politik reden.“ Und Grünen- Der Auftritt zeigte: Gabriels Überlegun - bündnisses plötzlich neues Leben, einge - Bundes geschäftsführer Michael Kellner gen haben die Fronten im linken Lager in haucht von SPD-Chef Sigmar Gabriel. lobte: „Für progressive Politik brauchen Bewegung gebracht, doch die Sache bleibt Im  forderte er in der vergan - wir Partner.“ schwierig. „Es wäre schön, wenn Sätze genen Woche, in Europa müssten „pro - Vielen in Gabriels eigener Partei jedoch eine Gültigkeit von mehr als 48 Stunden gressive Parteien und Bewegungen für- ging es mit den neuen Rot-Rot-Grün-Plan - haben“, stichelte Grünen-Fraktionschef einander bündnisbereit und miteinander spielen ein wenig zu schnell. „Eine Bünd - . Hofreiter, der sich regel - regierungsfähig sein. Das gilt auch für nisdebatte hilft der SPD zurzeit nicht“, mäßig mit Gabriel trifft, zählt zu denen, Deutschland“. Und weiter: „Das verlangt sagt der niedersächsische Ministerpräsi - die offen wären für ein Linksbündnis. „Ich habe Gabriel gelobt“ Parteien Linken-Fraktionschefin , 46, ist offen für eine rot-rot-grüne Koalition – zu ihren Bedingungen.

SPIEGEL: Frau Wagenknecht, eine einfache Alle progressiven Kräfte müssten bünd - Frage mit der Bitte um ein klares Ja oder nisbereit und regierungsfähig sein. Was Nein: Wollen Sie regieren? sagen Sie zu dem Vorschlag? Wagenknecht: Ja sicher. Wir wollen dieses Wagenknecht: Ich würde mich freuen, Land verändern. Und das geht aus der wenn Herr Gabriel das ernst meint und Regierung besser als aus der Opposition. eine Koalition anstrebt, die sich die SPIEGEL: Aber? Wiederherstellung des Sozialstaats auf Wagenknecht: Es muss dann auch eine die Fahnen schreibt. Dann hat er uns Poli tik gemacht werden, die die Ungleich - als Partner. heit verringert und nicht das fortsetzt, SPIEGEL: Heißt das, Sie würden gern was wir in den letzten 15 Jahren erlebt regieren – aber nur, wenn zu 100 Pro - T S

haben: die Zerstörung des Sozialstaats. zent Linkspartei umgesetzt wird? R O H SPIEGEL: SPD-Chef Sigmar Gabriel hat in Wagenknecht: Wir wollen eine Politik, von E D E R B

einem Essay im  geschrieben, der sich nicht immer mehr Menschen ab - N N

die Mitte-links-Parteien müssten ihre „Ei - wenden, weil sie das berechtigte Gefühl A M R telkeiten und Spaltungen“ überwinden. haben, dass an ihren Interessen vorbei - E H

34 DER SPIEGEL )* / )'(* L M im Deutschen Bundestag bürgerliches linkes Lager Aktuelle Umfrage, Mandatsberechnung auf Basis der Infratest-dimap-Umfrage vom 17. Juni, Quelle: election.de Bundestagswahl 2009 Bundestagswahl 2013 237 87 274 44 131 332 93 290 311 320 FDP AfD 146 193 FDP SPD SPD SPD 193 239 311 87 68 63 Union Grüne Union Grüne Union Grüne hypothetische Linke 56 Sitze im Sitze im Sitzverteilung Bundestag Linke 76 Bundestag Linke 64 Das linke Lager hätte mehr Mandate als das bürgerliche, Die FDP holt mit 14,6% ein Rekordergebnis, die SPD Erneute Große Koalition. für eine eigene Mehrheit würde es aber wegen der AfD erlebt mit nur 23% ein Wahldebakel. Es kommt Auch diesmal wäre eine linke Mehrheit im nicht reichen. Eine Jamaikakoalition aus Union, FDP zu einer schwarz-gelben Koalition. Das linke Lager Bundestag möglich gewesen, weil die FDP und Grünen wäre gleichauf mit einer Großen Koalition – hätte rechnerisch keine eigene Mehrheit gehabt. an der 5-Prozent-Hürde scheiterte. beide Varianten hätten eine absolute Mehrheit.

Und auch der Linkspartei fällt es schwer, Hartz IV, Auslandseinsätze der Bundes - die Grünen festlegen, welche beiden Spit - eine konsistente Linie zu entwickeln. Auf wehr. Bodo Ramelow, Ministerpräsident zenkandidaten den Wahlkampf der Partei ihrem Parteitag vor vier Wochen wollte einer rot-rot-grünen Regierung in Thü- anführen sollen. Wer da gewinnen will, die Linken-Spitze nichts von einer Annä - ringen, hält dagegen: „Man kann nicht braucht Stimmen aus beiden Lagern und herung an SPD und Grüne wissen – und als Zehnprozentpartei glauben, dass man darf niemanden verschrecken. zeigte sich dann Anfang dieser Woche zu - hundert Prozent durchsetzen kann.“ Doch Die Grünen sind inzwischen so sehr eine nächst erstaunlich aufgeschlossen. ob Ramelow und andere Realos damit Partei der Mitte, dass sie sich mit radikalen Als sich der Fraktionsvorstand um Diet - durchdringen, ist ungewiss. Positionen schwertun. Ein Bündnis, in dem mar Bartsch und Sahra Wagenknecht am Selbst wenn sich SPD und Linke annä - Sahra Wagenknecht eine große Rolle spielt, Montag in Berlin zusammensetzte, waren hern sollten: Die Grünen haben derzeit wäre mit Göring-Eckardt schwer zu ma - die Gabriel-Äußerungen das erste Thema kaum ein Interesse daran, sich auf irgend - chen. Eine Koalition, in der Horst Seehofer auf der Tagesordnung. Die meisten Teilneh - etwas festzulegen. Von einem „Kurs der mitmischt, würde wiederum Linken wie mer waren sich einig, dass man offen für Eigenständigkeit“ ist die Rede. Hofreiter schwerfallen. ein rot-rot-grünes Bündnis sein solle, wenn Das klingt ehrenwert, liegt aber auch Dennoch hat Gabriel mit seinem Vor - die Inhalte stimmten. Doch dann meldete daran, dass die Machtfrage in der Partei stoß einiges erreicht, heißt es in seinem sich der Fundi-Flügel zu Wort. Fraktions - nicht entschieden ist. Es gibt zwei Partei- Lager. Zwar werde kaum eine Partei mit vize Heike Hänsel fragte Parteichef Riexin - und zwei Fraktionschefs, Cem Özdemir einer festen Koalitionsaussage in die Bun - ger, warum er einen „Lagerwahlkampf“ her - und Katrin Göring-Eckardt gehören zum destagswahl gehen. Doch dass über ein beisehne. Vor Kurzem habe er doch selbst Realo-Lager und bevorzugen Schwarz- Linksbündnis zumindest wieder nachge - erklärt, es gebe kein linkes Lager mehr. Grün, Anton Hofreiter und Simone Peter dacht werde, sei schon ein Erfolg. Öffentlich beteten die Fundis vor, was stehen für den linken Flügel und bevorzu - Horand Knaup, Britta Stuff, alles nicht zu machen sei mit ihnen: TTIP, gen Rot-Rot-Grün. Erst im Januar wollen Wolf Wiedmann-Schmidt

regiert wird und einflussreiche Wirt - progressive Politik an: für Renten, die kann man sich verständigen. Aber in der schaftslobbys die Agenda bestimmen. den Lebensstandard im Alter sichern, für Außenpolitik hat die Linkspartei Positio - SPIEGEL: Die SPD hat sich doch längst ordentliche Löhne, für Vermögensteuern nen, die mit SPD und Grünen nie durch - be wegt – Mindestlohn, Rente ab 63, Ände - und die ernsthafte Bekämpfung von zusetzen sind. Die Nato aufzulösen – run gen bei Hartz IV; sogar für eine Vermö - Steuerflucht. Das gilt auch für die Wahl das wird nicht passieren. Warum akzep - gensteuer zeigt sich Gabriel offen. Wo ist des Bundespräsidenten: Wenn die SPD tieren Sie das nicht? denn Ihr Signal des Entgegenkommens? einen Kandidaten mit sozialem An - Wagenknecht: Wir wollen, wie die SPD Wagenknecht: Die Ungleichheit wächst spruch gegen die Union durchsetzen zu Zeiten Willy Brandts, ein kollektives weiter. Zwar wurde der Mindestlohn ein - möchte, hat sie unsere Unterstützung. Sicher heitssystem unter Einschluss geführt – aber leider ist er viel zu nied - SPIEGEL: Sie könnten ja auch mal rheto - Russlands. Dass die Nato ein Bündnis rig. Ansonsten gibt es ein Leiharbeits - risch abrüsten und Ihre Beschimpfungen ge worden ist, das den Frieden nicht gesetz, das Lohndumping nicht verhin - der SPD einstellen. Sigmar Gabriel ha - sichert, sondern zunehmend gefährdet, dert, eine Mietpreisbremse, die nicht ben Sie wiederholt einen „Maulhelden“ hat sogar Frank-Walter Steinmeier wirkt, und eine Erbschaftsteuerreform, genannt. eingesehen. die steinreiche Firmenerben unverändert Wagenknecht: Ich hatte kaum begonnen, SPIEGEL: Jetzt geben Sie den Außenminis - schont. Sigmar Gabriel für seinen Vorstoß im ter aber sehr verzerrt wider. Steinmeier SPIEGEL: Das klingt nach dem, was Sie  zu loben, da hat er ihn leider hat vor „Säbelrasseln“ und „Kriegsge - schon immer gesagt haben. Gabriel und schon wieder relativiert. Wenn die SPD heul“ gegenüber Russland gewarnt. Ein die SPD dagegen haben in den letzten aus ihrem 20-Prozent-Loch rauskommen Nato-Gegner ist er dadurch noch lange Wochen wiederholt Friedenssignale an will, sollte sie ihren Schlingerkurs be - nicht. die Linke gesendet. Wo bleiben die Frie - enden. Wenn sie nach links blinkt, muss Wagenknecht: Von den aktuellen Nato- denssignale von Sahra Wagenknecht? sie auch nach links abbiegen. Manövern in Osteuropa hat er sich dis - Wagenknecht: Friedenssignale? Wir bieten SPIEGEL: Ob der Mindestlohn bei 8,50 Euro tanziert. Das ist ein Fortschritt. seit Jahren eine Kooperation für eine liegen sollte oder bei 12 Euro: Darüber Interview: Wolf Wiedmann-Schmidt

DER SPIEGEL )* / )'(* 35