Dissertation / Doctoral Thesis
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DISSERTATION / DOCTORAL THESIS Titel der Dissertation /Title of the Doctoral Thesis Burgtheaterkarrieren – Ernst Anders und Joachim Bißmeier verfasst von / submitted by Mag. Barbara Pluhar angestrebter akademischer Grad / in partial fulfilment of the requirements for the degree of Doktorin der Philosophie (Dr. phil.) Wien, 2017 Studienkennzahl lt. Studienblatt / A 092 317 degree programme code as it appears on the student record sheet: Dissertationsgebiet lt. Studienblatt / Theater-, Film- und Medienwissenschaft field of study as it appears on the student record sheet: Betreut von / Supervisor: Univ.-Prof. i.R. Dr. Hilde Haider 2 Inhaltsverzeichnis 0. Vorwort 4 1. Das Wiener Burgtheater nach 1945 zwischen Tradition und Aufbruch 8 2. Das Prinzip der Rollenfächer 15 3. Das zeitliche Umfeld: Das Burgtheater von Adolf Rott bis Claus Peymann 17 3.1. Die Direktion Adolf Rott (1954 - 1959) 17 3.2. Die Direktion Ernst Haeusserman (1959 - 1968) 20 3.3. Die Direktion Paul Hoffmann (1968 - 1971) 22 3.4. Die Direktion Gerhard Klingenberg (1971 - 1976) 24 3.5. Die Direktion Achim Benning (1976 - 1986) 26 3.6. Die Direktion Claus Peymann (1986 - 1999) 29 4. Ernst Anders 31 4.1. Biographisches und Werdegang 31 4.2. Schauspielerische Charakteristik 34 4.2.1. Rollengebiete und -gestaltung 34 4.2.2. Charakteristik der Ausdruckmittel 42 4.3. Analyse der Rollen 45 4.3.1 Komödien 45 4.3.1.1. Shakespeare 48 4.3.1.2. Nestroy und Raimund 55 4.3.1.3. Schwänke 66 4.3.1.4. Weitere wichtige Rollen 72 4.3.1.5. Zusammenfassung 86 4.3.2. Ernste Rollen/Moderne und zeitgenössische Literatur 88 4.3.2.1. Zusammenfassung 100 4.3.3. Klassiker 102 4.4. Direktionen 104 4.5. Regisseure 121 4.6. Die Nachfolge Josef Meinrads 130 4.7. Arbeiten außerhalb des Burgtheaters 137 4.8. Zusammenfassung 142 3 5. Joachim Bißmeier 147 5.1. Biographisches und Werdegang 147 5.2. Schauspielerische Charakteristik 149 5.2.1. Rollengebiete und -gestaltung 149 5.2.2. Charakteristik der Ausdruckmittel 155 5.3. Analyse der Rollen 157 5.3.1. Eckpunkte 158 5.3.1.1. Die Intellektuellen bei Havel und Kohout 166 5.3.1.2. Der Schriftsteller in Bernhards „Die Jagdgesellschaft“ 179 5.3.1.3. Zusammenfassung 183 5.3.2. Komödienrollen 184 5.3.3. Moderne und zeitgenössische Stücke 199 5.3.3.1. Englischsprachige Autoren 199 5.3.3.2. Botho Strauß 205 5.3.3.3. Zusammenfassung 208 5.3.4. Klassiker 209 5.3.5. Weitere Rollen 214 5.4. Direktionen 221 5.5. Regisseure 235 5.6. Eigene Inszenierungen 243 5.7. Arbeiten außerhalb des Burgtheaters 246 5.8. Zusammenfassung 252 6. Conclusio 257 7. Quellenverzeichnis 258 8. Rollenverzeichnis Ernst Anders 272 9. Rollenverzeichnis Joachim Bißmeier 285 10. Abstract 298 4 0. Vorwort Wieso ausgerechnet diese beiden Schauspieler? Diese Frage wurde mir bei der Nennung mei- nes Dissertationsthemas öfters gestellt. Auf den ersten Blick scheint es keine augenscheinliche Verbindung als das gemeinsame Engagement am Burgtheater zu geben. Weder optisch noch vom schauspielerischen Typus her und schon gar nicht die Rollen betreffend lässt sich eine Übereinstimmung finden. Wenn man jedoch die wenigen Zeitungsberichte über Ernst Anders und Joachim Bißmeier liest, die es gibt, kristallisiert sich eine Eigenschaft heraus, die auf bei- de zutrifft: Ihr zurückhaltendes Wesen im Privatleben. Zieht man zwei Reportagen heran, die für die Fernsehprogramm-Beilage des „Kurier“ über sie gemacht wurden, so baut jene zu Ernst Anders auf diesem Wesenszug auf1, Joachim Bißmeier ist dort als „Schüchterner, Intro- vertierter“ charakterisiert.2 Ich hatte das Glück, den Endproben zu „Über allen Gipfeln ist Ruh“ am Theater in der Josef- stadt 2002 beiwohnen zu dürfen und habe bei der Besprechung der Generalprobe im damals noch existierenden Konversationszimmer etwas erlebt, das mich tief beindruckt hat. Es waren etwa 15 Personen anwesend, die alle durcheinander redeten, bis auf den Hauptdarsteller, der noch kurz zuvor auf der Bühne wie selbstverständlich eine textgewaltige und umwerfende Thomas-Bernhard-Figur gestaltet hatte. Joachim Bißmeier saß inmitten der gesprächigen Kol- legen, still und introvertiert, und hat gerade durch dieses Verhalten einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Das Glück, Ernst Anders persönlich kennenzulernen, war mir leider nicht vergönnt, aber aus Erzählungen bestätigte sich das Bild eines ebenso stillen und introvertierten Menschen. In seinen Rollen jedoch konnte auch er aus sich herausgehen und verfügte über eine lebendige Komödiantik. Sowohl Ernst Anders als auch Joachim Bißmeier zählten nicht zu den weitläufig bekannten „Stars“ des Burgtheaters, wie beispielweise Josef Meinrad oder Attila Hörbiger, über die so- wohl in gedruckter Form als auch im Internet eine Vielzahl an Informationen zu finden ist. Da mich beide aber auf ihre jeweilige Weise mit ihrer Schauspielkunst immer wieder beeindruckt und mir Freude bereitet haben, gab es den Wunsch, mehr über ihre Karrieren zu erfahren. Je- doch existiert im Vergleich zu Meinrad oder Hörbiger keine Literatur im Sinne von Monogra- 1 TV-Woche des Kurier, Beilage zur Ausgabe vom 9 4.1977, S. 2ff. 2 TV-Woche des Kurier, Beilage zur Ausgabe vom 20.11.1981, S. 3. 5 fien oder wissenschaftlichen Arbeiten, sondern „nur“ Material in Form von Zeitungsartikeln. Daher lag die Idee nahe, das künstlerische Schaffen Ernst Anders’ und Joachim Bißmeiers im Zuge einer Dissertation zu behandeln und dies vor dem Hintergrund ihrer langjährigen ge- meinsamen Wirkungstätte, des Burgtheaters, zu tun. Nachfolgend richtet sich das Hauptaugenmerk somit auf ihre Karrieren an der „Burg“. Es soll dokumentiert werden, wie sich ihre Werdegänge entwickelt haben, die unter völlig verschie- denen Vorzeichen standen. Beide kamen im etwa gleichen Alter ans Haus – Ernst Anders 1958 mit 30, Joachim Bißmeier 1965 mit 28 Jahren – und spielten über achtzig Partien. Aller- dings erfolgte bereits die Art des Engagements auf unterschiedliche Weise: Während Anders vom damaligen Direktor Rott geholt wurde, sprach Bißmeier bei Direktor Haeusserman vor. Die Laufbahnen verliefen in weiterer Folge ebenso entgegengesetzt: Jene von Ernst Anders erhielt bald durch größere Rollen Auftrieb und erreichte in der zweiten Hälfte der 1960-er Jahre ihren Höhepunkt, seit den 1970-er Jahren ebbte seine Karriere zusehends ab. Für Joa- chim Bißmeier, der sich erst nach ein paar Saisonen hatte etablieren können, begann genau zu dieser Zeit sein Aufstieg in die vorderste Reihe der Schauspieler des Burgtheaters. Auch von den Rollen und der Identifikation her repräsentierten sie zwei gänzlich verschiedene Typen: Hier Ernst Anders, der auf Figuren aus dem Bereich der Komödie spezialisiert war mit besonderer Betonung des Liebenswürdigen, da Joachim Bißmeier, der überwiegend schwieri- ge Charaktere darzustellen hatte und als Personifizierung des Intellektuellen gilt. Bedingt durch diesen Umstand sind die beiden in 25 Jahren nur drei Mal gemeinsam auf der Bühne gestanden: 1966 als Ludovico Marsini (Anders) und Kleiner Mönch (Bißmeier) in Bertolt Brechts „Leben des Galilei“, 1968 als Cornelius Hackl (Anders) und Ambrose Kemper (Biß- meier) in Thornton Wilders „Die Heiratsvermittlerin“ und 1970 als Flaut (Anders) und Ly- sander (Bißmeier) in William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“. Als Lysander war Joachim Bißmeier der direkte Rollennachfolger von Ernst Anders, der diese Partie in der vo- rangegangenen Inszenierung 1960 gespielt hatte. Ebenso verhielt es sich beim Hechingen in Hugo von Hofmannsthals „Der Schwierige“, den Ernst Anders 1978 und Joachim Bißmeier 1991 verkörperte. Eine dritte Rolle kann gewissermaßen als „Klammer“ meiner Dissertation angesehen werden: 1965 übernahm Joachim Bißmeier von Ernst Anders den Egmont Clausen in Gerhart Hauptmanns „Vor Sonnenuntergang“, seine erste Rolle am Burgtheater. 6 Der vorliegenden Arbeit liegt die Frage zugrunde, inwieweit am Burgtheater zu einer Zeit, zu der die Praxis der Rollenfächer bereits als überholt angesehen wurde, diese Einschränkungen dennoch nach wie vor zutrafen. Das Ziel besteht darin, das jeweilige Rollenprofil zu untersu- chen und zu dokumentieren, wie weit die Fixierung auf bestimmte Dramengenres und einen bestimmten Typus tatsächlich gegeben war und welche Art von Rollen Ernst Anders und Joa- chim Bißmeier konkret aus dem ihnen zugeordneten Gebiet verkörpert haben. Da eine Viel- zahl der Stücke heute nicht mehr gespielt wird bzw. die Kenntnis aller Handlungen nicht vor- ausgesetzt werden kann, soll zur Verdeutlichung eine detailliertere Beschreibung mit Fokusie- rung auf die Stellung der jeweiligen Partie innerhalb des Plots eingefügt werden. Ziel ist es aber auch aufzuzeigen, inwieweit die Charaktere in ihrer Gesamtheit mit den auf Ernst Anders und Joachim Bißmeier projizierten Bildern übereinstimmen und ihnen entsprechen oder ihnen entgegenlaufen. Nach einem kurzen Abriss über das Burgtheater zur Zeit des Aufbruchs nach 1945, das Wesen der Rollenfächer und einer Vorstellung der relevanten Direktionszeiten wird der Chronologie halber zuerst die Burgtheater-Laufbahn von Ernst Anders beschrieben, im Anschluss jene von Joachim Bißmeier. Beide Analysen folgen dem selben Aufbau. Zu Beginn soll eine Charakte- ristik der schauspielerischen Eigenheiten den jeweiligen Schauspielertypus präsentieren. Im Zentrum steht eine Aufschlüsselung der Rollen mittels Unterteilung in verschiedene Genres. Zudem wird auf wichtige Zusammenarbeiten mit bestimmten Regisseuren eingegangen und werden die einzelnen Direktionen bezüglich der jeweiligen Bedeutung für Ernst Anders und Joachim Bißmeier erörtert. Abschließend gibt ein Exkurs zu Engagements