5. Wahlperiode Drucksache 5/8189 10.09.2014 Umsetzung Der EU
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THÜRINGER LANDTAG Drucksache 5/ 5. Wahlperiode 8189 10.09.2014 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Schubert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz Umsetzung der EU-Richtlinie zum Lärmschutz Die Kleine Anfrage 4120 vom 24. Juli 2014 hat folgenden Wortlaut: Mit der Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über die Bewertung und die Bekämpfung von Umgebungslärm, die sogenannte EU-Umgebungslärmrichtlinie verfolgt die EU europaweit vergleich- bare Ansätze, Menschen vor Lärm zu schützen. Lärmschwerpunkte werden durch eine Kartierung erfasst. Kommunen stellen daraufhin unter Beteiligung der Öffentlichkeit Lärmaktionspläne auf. Die EU-Umge- bungslärmrichtlinie wurde durch Änderungen im Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) in deutsches Recht umgesetzt. In mehreren Stufen müssen danach der Lärm in Ballungsräumen und an Hauptverkehrs- straßen sowie Haupteisenbahntrassen erfasst und in der Folge Lärmaktionspläne aufgestellt werden. Bis zum 18. Juli 2013 mussten Gemeinden an Straßen mit über drei Millionen Fahrzeugen im Jahr Lärmakti- onspläne aufstellen. Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Gemeinden müssen in Thüringen gemäß der 1. bzw. der 2. Stufe der EU-Umgebungslärmrichtlinie (§ 47d BImSchG) Lärmaktionspläne aufstellen (bitte auflisten)? 2. Wie groß ist die Anzahl - aufgeschlüsselt nach Gemeinden - von an Hauptverkehrsstraßen wohnenden Menschen, die gemäß der Lärmkartierung Lärm von 55 dB(A) in der Nacht ausgesetzt sind? 3. Wie viele Menschen konnten in welchen Gemeinden durch Maßnahmen der Lärmaktionspläne in welchem Umfang von Lärm entlastet werden (bitte auflisten)? 4. Wie viele und welche der in Thüringen zur Aufstellung von Lärmaktionsplänen verpflichteten Gemeinden haben noch keine Lärmaktionspläne aufgestellt (bitte auflisten)? 5. Wie begründen diese Gemeinden ihre Entscheidung jeweils (bitte auflisten)? 6. Wie viele und welche Gemeinden arbeiten mit welchen zeitlichen Fristen an der Fertigstellung der Lär- maktionspläne (bitte auflisten)? 7. Welche einzelnen Maßnahmen im Rahmen der Lärmaktionspläne wurden in welchen Gemeinden un- ternommen? Welche Maßnahmen waren dabei vorrangig? 8. Welche konkreten Schritte hat die Landesregierung bisher unternommen, um Gemeinden bei der Auf- stellung von Lärmaktionsplänen zu unterstützen und welche sind gegebenenfalls geplant? 9. Wie schätzt die Landesregierung die Wirksamkeit der bereits umgesetzten Lärmaktionspläne in Thürin- gen ein? Druck: Thüringer Landtag, 29. September 2014 Drucksache 5/8183 Thüringer Landtag - 5. Wahlperiode 10. Wie will die Landesregierung sicherstellen, dass Gemeinden, die zur Aufstellung von Lärmaktionsplänen verpflichtet sind, diese erstellen und umsetzen? Das Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz hat die Kleine Anfrage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 9. September 2014 wie folgt beantwortet: Zu 1.: In der Stufe 1 der Umsetzung der Richtlinie 2002/49/EG (EG-Umgebungslärmrichtlinie) wurden durch die Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG) 82 Gemeinden lärmkartiert. Davon haben 30 Ge- meinden einen Lärmaktionsplan erstellt (Anlagen 1 und 2). Für die Stufe 2 wurden 317 Gemeinden kartiert. Von diesen sollten 134 Gemeinden einen Lärmaktionsplan aufstellen (Anlagen 3 und 4). Zu 2.: Der beigefügten Liste (Anlage 5) kann die Anzahl der ab 55 dB(A) Betroffenen entnommen werden. Zu 3.: Hierzu liegen dem Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz (TMLFUN) keine Daten vor. Zu 4.: Die in der Stufe 2 zur Erarbeitung eines Lärmaktionsplans verpflichteten Gemeinden, die bisher noch kei- nen Lärmaktionsplan aufgestellt haben, sind in Anlage 4 aufgeführt. Zu 5.: Eine detaillierte Begründung kann nicht für alle betroffenen Gemeinden gegeben werden. Dem TMLFUN liegen dazu nur unzureichende Informationen vor. Soweit bekannt ist, werden folgende Gründe angeführt: - Es wurden bereits Umgehungsstraßen gebaut oder Maßnahmen zur Lärmsanierung durchgeführt bzw. befinden sich in der Planung der zuständigen Straßenbaubehörden. - Das Verkehrsaufkommen von über drei Millionen Kraftfahrzeugen pro Jahr wird nicht erreicht. - Es gibt keine betroffenen Einwohner. - Es kann kein Einvernehmen mit den oberen Straßenbau- und -verkehrsbehörden hergestellt werden. - Vereinzelt wird das Finanzierungsproblem angesprochen, insbesondere wenn mangels eigener Mög- lichkeiten kleiner Gemeinden Ingenieurbüros mit der Lärmaktionsplanung beauftragt werden müssen. - In Einzelfällen werden Zweifel an der Zuständigkeit der Gemeinde geäußert. Zu 6.: Gemeinden, deren Lärmaktionspläne in Arbeit sind, sind in der Anlage 4 einzusehen. Zu den Fristen der Fertigstellung dieser Pläne liegen dem TMLFUN keine Angaben vor. Zu 7.: Hierzu liegen dem TMLFUN keine Daten vor. Zu 8.: Die TLUG hatte in Vorbereitung der Lärmkartierung und -aktionsplanung alle betroffenen Gemeinden zu Schulungen eingeladen und solche mehrfach durchgeführt. In den Schulungen wurden betroffene Gemein- den sowohl in die Lärmaktionsplanung als auch in die Bedienung eines eigens für die Lärmkartierung erwor- benen webbasierten Geoinformationssystems eingewiesen. Das Geoinformationssystem gestattet den Ge- meinden, durch ein Passwort geschützt, Daten über das Internet einzugeben. Diese Daten benötigt die TLUG für die Lärmkartierung. Darüber hinaus können die Gemeinden auch geplante Lärmsanierungsmaßnahmen durch Parametervariation testen und deren Wirkung auf das Gemeindegebiet graphisch darstellen. Für die Stufe 1 der Umsetzung der EG-Umgebungslärmrichtlinie hatte die Landesregierung finanzielle Mit- tel in Höhe von 1,50 Euro je lärmbetroffenen Bürger für die Finanzierung der Erstellung eines Lärmaktions- 2 Thüringer Landtag - 5. Wahlperiode Drucksache 5/8183 plans zur Verfügung gestellt. Für die Stufe 2 wurden entsprechende Beträge als Zweckzuweisungen in den Kommunalen Finanzausgleich eingestellt. Zu 9.: Eine fundierte Bewertung der Wirksamkeit bereits umgesetzter Lärmaktionspläne ist nicht möglich, da dem TMLFUN dazu keine Informationen vorliegen. Wie dem Stand der Lärmaktionsplanung (Anlage 4) zu entnehmen ist, gehen betroffene Gemeinden die Lärmaktionsplanung häufig verhalten an. Diese Zurückhaltung ist auch bei der Realisierung der Maßnah- men zu erwarten, so dass die Umsetzung geplanter Maßnahmen eher mittel- bis langfristig erfolgen wird. Hierfür sind zwei Gründe anzuführen. Einerseits fehlen der EG-Umgebungslärmrichtlinie verpflichtende Auslöseschwellen oder Lärmgrenzwerte, wie sie beispielsweise die EG-Luftqualitätsrichtlinie vorgibt. Des Weiteren bedarf es zur Umsetzung einzelner, in den Lärmaktionsplänen festgelegter Maßnahmen er- heblicher finanzieller Mittel, die den Kommunen bzw. zuständigen Straßenbaubehörden bislang nur begrenzt zur Verfügung stehen. Die Umweltministerkonferenz bittet den Bund daher seit längerem, ein gemeinsa- mes Finanzierungskonzept zur Lärmsanierung kommunaler Straßen im Zusammenhang mit dem Vollzug der EG-Umgebungslärmrichtlinie zu erarbeiten. Ein hierzu vom Bund Ende 2008 avisiertes Eckpunktepapier sowie eine Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern zur Drittelfinanzierung ("burden sharing", Bund, Land, Kommune) der Lärmsanierung hoch belasteter kommunaler Straßen wurde vom Konjunktur- paket II (2009/2010) gewissermaßen "überholt". Letzteres war hinsichtlich des Finanzierungsumfangs aller- dings beschränkt, so dass das Finanzierungsproblem weiterhin besteht. Ein Rechtsgutachten der Universi- tät des Saarlandes bestätigt inzwischen die - teilweise vom Bund bestrittene - finanzverfassungsrechtliche Zulässigkeit der Finanzierung der Lärmsanierung an Straßen in kommunaler Baulast durch den Bund. Es bleibt abzuwarten, ob der Bund die oben erwähnte Verwaltungsvereinbarung zur Finanzierung der Lärm- sanierung kommunaler Straßen nun erneut aufgreift. Zu 10.: Die Landesregierung wird auch zukünftig betroffene Gemeinden konkret ansprechen, um diese für die Not- wendigkeit der umfassenden Umsetzung der EG-Umgebungslärmrichtlinie zu sensibilisieren. Zudem wird sie sich weiterhin an den Diskussionen über die Novellierung der EG-Umgebungslärmrichtlinie beteiligen sowie die Implementierung eines gemeinsamen Finanzierungsinstruments unterstützen. Reinholz Minister Anlagen*) *) Hinweis: Auf den Abdruck der Anlagen wurde verzichtet. Ein Exemplar mit Anlagen erhielten jeweils die Fraktionen und die Landtagsbibliothek. Des Weiteren können sie im Abgeordneteninformationssystem unter der oben genannten Druck- sachennummer sowie im Internet unter der Adresse: www.parldok.thueringen.de eingesehen werden. 3 Lärmkartierte Gemeinden Stufe 1 Anlage 1 zu Frage 1 Gemeinden Altenburg Am Brahmetal Apfelstädtaue Arnstadt Bad Klosterlausnitz Bad Köstritz Bad Langensalza Bad Salzungen Blankenhain Breitungen/Werra Creuzburg Drei Gleichen Eisenach Eisenberg Elxleben Erfurt Fahner Höhe Gefell Gera Gera-Aue Geratal Gerstungen Gößnitz Gotha Grammetal Greiz Günthersleben-Wechmar Heideland-Elstertal Hermsdorf Hirschberg Hörsel Hörselberg-Hainich Hügelland-Täler Ichtershausen Ilmenau Ilmtal Jena Kahla Kamsdorf Kraftsdorf Kranichfeld Leinatal Leinefelde-Worbis Meiningen Mellingen Mühlhausen Münchenbernsdorf Nesse-Apfelstädt Neuhaus Neustadt Nordhausen Oberes Sprottental Oppurg Pleißenaue Pößneck Riechheimer Berg Ronneburg Seite 1 Lärmkartierte Gemeinden Stufe 1 Anlage 1 zu Frage 1 Gemeinden Rositz Rudolstadt Saalburg-Ebersdorf Saalfeld Sankt Kilian Schleiz Schmalkalden Schmölln Seenplatte Sömmerda Sondershausen Stadtroda Südliches Saaletal Suhl