66Ein Kampfflugzeug Für Die Schweiz
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Schriftenreihe | Bibliothek am Guisanplatz | Bibliothek Schriftenreihe Ein Kampfflugzeug für die Schweiz 66Dokumentation zum Projekt F/A-18 Fernand Carrel, Walter Dürig, Markus Gygax, Peter Lyoth Herausgeber Bibliothek am Guisanplatz (BiG), Philippe Müller Autoren Fernand Carrel, Walter Dürig, Markus Gygax, Peter Lyoth Textbearbeitung Walter Dürig Korrektorat (d) Elsbeth Dürig-Rubin Premedia Zentrum elektronische Medien, ZEM (80.112) Copyright Schriftenreihe der Bibliothek am Guisanplatz (alle Rechte vorbehalten), 2017 Bezugsadresse Bibliothek am Guisanplatz, Papiermühlestrasse 21a, 3003 Bern, www.guisanplatz.ch (Publikationen) Bild F/A-18 C, J-5012 © Luftwaffe Vertrieb BBL, Verkauf Bundespublikationen, CH-3003 Bern www.bundespublikationen.admin.ch, Art.-Nr. 500.166.d ISBN 978-3-906969-80-0 ISSN 2296-4630 01.17 300 860393344 Ein Kampfflugzeug für die Schweiz Dokumentation zum Projekt F/A-18 Fernand Carrel, Walter Dürig, Markus Gygax, Peter Lyoth Zum Geleit Liberte et patrie: Freiheit und Vaterland ist die Waadtländer Parole, der ich, in ih- rer eidgenössischen Dimension, den guten Teil meiner wachen Stunden widme. Freiheit braucht Schutz, am Boden und in der Luft. Wir dürfen diesen Schutz in der Zukunft so wenig vernachlässigen wie in der Vergangenheit. Als neunter Waadtländer Vorsteher meines Departements sind mir die bedeutenden Wei- chenstellungen meiner Vorgänger im Amt, sind mir auch die besonderen Prob- leme jeder Flugzeugbeschaffung vollauf bewusst. So wird zum Beispiel der Name des fünften Waadtländer Departementsvorstehers Camille Decoppet auf immer mit der Geschichte unserer Luftwaffe verwoben bleiben, ordnete er doch 1918 einen Landkauf in Dübendorf an, welcher auf Jahrzehnte hinaus wegweisend war. Die vorliegende wertvolle Arbeit des ehemaligen Kommandanten der Flieger- und Fliegerabwehrtruppen Walter Dürig und seiner Mitautoren bietet einerseits ein wertvolles Stück schweizerischer Rüstungsgeschichte und andererseits einen Überblick, wie sich ein solches hoch komplexes Projekt in unserer direkten De- mokratie umsetzen lässt. Vom achten Waadtländer Departementsvorsteher Jean-Pascal Delamuraz schlägt Walter Dürig den Bogen über Delamuraz’ Appenzeller Nachfolger Arnold Koller zum Luzerner Kaspar Villiger und zum Berner Dölf Ogi. Die vier Magist- raten haben, zusammen mit ihren jeweiligen Kollegen im Bundesrat, mit dem Parlament und auch ganz direkt mit dem durch eine Initiative zur Beurteilung der Sache einbezogenen Volk das Gleichgewicht zwischen dem militärisch Ver- antwortbaren und dem politisch Bezahlbaren gesucht und gefunden. Vergessen wir dabei nicht, dass drei wichtige Voraussetzungen erfüllt sein mussten, wenn die Beschaffung gelingen sollte: – Zunächst bedurfte es eines innermilitärischen und innerdepartementalen Konsens’ sowie einer klaren Trennung von Anwendern, die das Pflichtenheft vorgaben und Beschaffern, die es nach den Spezifikationen umsetzten, ohne das Budget zu überschreiten. – Sodann waren eine erstklassige Projektführung und insbesondere eine keinen Vergleich mit dem Ausland scheuende, professionelle Evaluation unerlässlich. – Schliesslich wäre die Beschaffung ohne jenen Rückhalt im Parlament und im Volk nie denkbar gewesen, der so tatkräftig und so deutlich sichtbar geworden ist. 5 Schriftenreihe der Bibliothek am Guisanplatz | Nr. 66 Die Aufgaben der Zukunft unterscheiden sich von jenen der Vergangenheit, es geht deshalb nicht an, den Prozess im Massstab 1:1 zu kopieren. Lernen aber kön- nen wir immer. Das Wichtigste ist und bleibt, dass im Bundesrat niemand etwas anderes will als Volk und Stände. Wir müssen deshalb im ständigen Dialog mit dem Souverän bleiben, um, wie am Boden, so auch in der Luft, das immer ge- fährdete Gleichgewicht zu bewahren zwischen Solvenz und Sicherheit. Guy Parmelin Bundesrat 6 Inhalt 1 Allgemeine Aspekte der Beschaffung von Kampfflugzeugen Walter Dürig S. 15 1.1 Die Flieger- und Fliegerabwehrtruppen um 1986 · 15 1.2 Investitionen und Nutzungsdauer von Kampfflugzeugen · 25 1.3 Finanzierung von Kampfflugzeugprojekten · 29 1.4 Organisation von Kampfflugzeugprojekten · 32 1.5 Die Ausgangslage des Projekts F/A-18 · 35 2 L’évaluation opérationnelle du Nouvel Avion de Combat Par Fernand Carrel S. 47 2.1 Introduction · 47 2.2 Phase de définition (de la fin 1985 à la fin 1986) · 48 2.3 Evaluation préalable (1987) · 49 2.4 Evaluation principale (1988) · 57 2.5 Sélection du type d’avion et décision d’acquisition · 67 3 Der politisch-mediale Entscheidungsprozess Walter Dürig S. 75 3.1 Ein Projekt und vier Bundesräte · 75 3.2 Instrumente für die Meinungsbildung · 100 3.3 Kenne den Gegner · 108 3.4 Überzeugungsprozesse · 114 3.5 Das Projekt F/A-18 und die Medien · 127 9 Schriftenreihe der Bibliothek am Guisanplatz | Nr. 66 4 Vollzug des Bundesbeschlusses bis Projektabschluss Peter Lyoth S. 141 4.1 Projektbausteine · 141 4.2 Chronologie des Beschaffungsverlaufs · 158 4.3 Schlussbetrachtungen des Projektoberleiters · 194 5 Erfahrungsbericht der Luftwaffe Markus Gygax S. 205 5.1 Einführung bei der Truppe · 205 5.2 Verbesserungsschritte · 220 5.3 Beurteilung der Eignung und Ausblick · 224 6 Fazit – Gedanken eines aussenstehenden Beobachters Bruno Lezzi S. 231 7 Dank des Chefs der Bibliothek am Guisanplatz S. 237 8 Anhang S. 243 10 Allgemeine Aspekte der Beschaffung von Kampfflugzeugen1 Walter Dürig 11. Allgemeine Aspekte der Beschaffung von Kampfflugzeugen Im vorliegenden Kapitel wird zuerst der Zustand der Flieger- und Fliegerab- wehrtruppen als Bedürfnisträger des Projekts neues Kampfflugzeug am Ende der 1980er-Jahre beschrieben. Nach der Rekapitulation der damaligen Beurteilung der Lage werden die Aufgaben, die personellen und materiellen Mittel, die Struk- tur, die damaligen Stärken und Schwächen sowie die Einbettung dieses Armee- teils in die Entscheidungsabläufe des Eidgenössischen Militärdepartements dargestellt. Danach folgen grundsätzliche Hinweise zum Investitionsbedarf, zur Nutzungsdauer von Kampfflugzeugen sowie zur Finanzierung und Projektorga- nisation von grossen Rüstungsvorhaben. Schliesslich wird die konkrete Aus- gangslage im Projekt F/A-18 festgehalten. 1.1 Die Flieger- und Fliegerabwehrtruppen um 1986 Beurteilung der Lage Bei der Beurteilung der globalstrategischen und der militärischen Lage galten im Jahr 1986 die Aspekte des Kalten Krieges. An der Sitzung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion vom 28. Januar 1987 gab General- sekretär Michail Gorbatschow die «Umgestaltung der Gesellschaft» durch Glas- nost und Perestroika bekannt. Im Westen erkannte man damals die wahre Bedeutung dieser «Umgestaltung» noch nicht. Russland stand vor dem Staats- bankrott. Es dauerte danach nur noch vier Jahre bis zum Untergang der Sowjet- union und dem Ende des Kalten Krieges. In dieser Zeit hätten auch militärische Operationen im Sinne von Befreiungsschlägen erfolgen können. Im Bericht des Eidgenössischen Militärdepartements über den Ausbauschritt 1988 bis 1991 vom 15. Dezember 1986 wurde die Lage wie folgt beurteilt (Textaus- züge): 15 Schriftenreihe der Bibliothek am Guisanplatz | Nr. 66 Auf der globalstrategischen Ebene wird auch in den kommenden Jahren ein pre- käres Gleichgewicht bestehen, da die nukleare Vergeltungsfähigkeit beider Su- permächte vermutlich erhalten bleiben wird. … Ein globaler Atomkrieg ist auch in Zukunft eher unwahrscheinlich. … das sowjetische Übergewicht wird trotz Nachrüstungen der NATO vermutlich bestehen bleiben. … Die effektive Durch- führung der vorliegenden Abrüstungsvorschläge ist in den nächsten Jahren kaum zu erwarten. Die NATO hält an der Doktrin der abgestuften Abschreckung und damit an ihrer Drohung eines Ersteinsatzes von taktischen Nuklearwaffen fest. Damit hofft sie, den Gegner von jedem Angriff abzuschrecken oder ihn schlimmstenfalls im Kampf zu zerschlagen. Jedenfalls sind nukleare Doktrinen und Potenziale auf beiden Seiten vorhanden, sodass sich die Schweiz, die im Wirkungsbereich ver- schiedener Waffensysteme liegt, auf diese Kriegsform, die sie direkt oder indirekt aufs Schwerste treffen würde, einstellen muss, selbst wenn ihre Anwendung unwahrscheinlich erscheint. … Gelingt es der Sowjetunion, die nukleare Drohung der NATO auf irgendeine Weise zu neutralisieren, ist ein konventioneller Krieg in Europa mindestens denkbar. Die Schweiz könnte einbezogen werden. Sie muss auch berücksichtigen, dass in einem solchen Krieg chemische und biologische Waffen zum Einsatz kommen könnten. … Ferner ist davon auszugehen, dass die indirekte Kriegsführung, die mit Terror- und Sabotageakten aller Art auch in Europa bereits seit Langem im Gange ist, in nächster Zeit zunehmen wird. … Der nachfolgende Absatz ist für die Armeeplanung auch heute noch wegleitend: Für die Planung des Weiterausbaus der Armee ist weniger die aktuelle als vielmehr die künftige potenzielle Bedrohung massgebend. Die sich langfristig abzeichnenden gegnerischen Möglichkeiten in den Bereichen Waffen, Strukturen und Kampfverfahren sind in der Planung zu berücksichtigen. Dies deshalb, weil es mehrere Jahre dauert, bis neue Waffensysteme eingeführt sind und diese dann bei uns in der Regel mehrere Jahrzehnte im Gebrauch stehen. Ferner wird auf die zunehmende Bedeutung der elektronischen Kriegsführung und der Luftmobilität mit Kampf- und Transporthelikoptern hingewiesen. Allgemeine und operative Zielsetzungen Der Vorsteher des Eidgenössischen Militärdepartements, Bundesrat Jean-Pascal Delamuraz hat am 20. August 1986 die nachfolgenden allgemeinen und opera- tiven Zielsetzungen der Flieger- und Fliegerabwehrtruppen für die Jahre 1987 bis 1989 genehmigt.