Deutscher – 18. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 3. Juli 2014 4317

(A) wurden in zahlreichen Gesprächen in meinem Wahlkreis mung über den von der Bundesregierung einge- (C) von Unternehmern und Beschäftigten der unterschied- brachten Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung lichsten Branchen geteilt. der Tarifautonomie (Tarifautonomiestärkungs- gesetz) (Tagesordnungspunkt 4 a) Innerhalb der Koalition sind wir uns dessen bewusst, dass die Tarifautonomie ein sehr hohes Gut und eines der Echter Mindestlohn statt schwarz-rote Mogelpa- Kernelemente der sozialen Marktwirtschaft ist. Mit der ckung: Dem Mindestlohngesetz von Union und SPD Festsetzung des Mindestlohns durch eine Mindestlohn- können wir nicht zustimmen. Die Linke tritt seit ihrer kommission werden die wichtigen Vereinbarungen zwi- Gründung für einen existenzsichernden und flächende- schen den Tarifpartnern, die branchen- und regionalspe- ckenden Mindestlohn ein. zifische Löhne zum Ergebnis hatten, konterkariert und finden nicht mehr statt. Gerade diese Vereinbarungen Das, was die Bundesregierung hier vorlegt, ist weder hatten für uns aber erhebliche positive Auswirkungen in existenzsichernd noch flächendeckend. Die Mindestlohn- der Bewältigung der Wirtschaftskrise 2008/2009. höhe von 8,50 Euro unterschreitet die Armutsgrenze – Existenzsicherung sieht anders aus. Etwa jeder sechste Mit der Verabschiedung dieses Gesetzes findet eine Deutsche lebt heute am Rande der Armutsgrenze. Die „Operation am offenen Herzen“ der Sozialen Marktwirt- 8,50 Euro der Koalition schaffen dagegen keine Abhilfe. schaft statt, die mich sehr nachdenklich stimmt. Ich hoffe, dass die Mindestlohnkommission negative Ent- Noch schlimmer ist, dass bestimmte Gruppen noch wicklungen und Wettbewerbsverzerrungen erkennt und schlechtergestellt werden sollen: Die Ausnahmen für Ta- diesen mit energischen Nachbesserungen des Gesetzes rifgebundene und die willkürlichen Sonderregelungen entgegenwirkt. für Minderjährige, Langzeiterwerbslose, Praktikantinnen und Praktikanten, Zeitungszustellerinnen und -zusteller Auch die geringe Anzahl von Personen, die die Min- und Saisonarbeiterinnen und -arbeiter öffnen einer wei- destlohnkommission bilden, beunruhigt mich. Denn die teren Unterbezahlung Tor und Tür. Befugnisse dieser Personen sind erheblich. Die Befürchtungen eines Teiles der CDU/CSU-Bun- Wir stehen weiterhin zu den Forderungen des Linke- destagsfraktion für die vom Mindestlohn betroffenen Ar- Bundestagswahlprogrammes: Wir brauchen sofort einen beitnehmer bleiben aus meiner Sicht weiterhin bestehen. Mindestlohn für alle in Höhe von 10 Euro. Bis spätes- tens 2017 sollte er auf 12 Euro angehoben werden. Michael Groß (SPD): Die Verabschiedung des Ge- setzes zur Stärkung der Tarifautonomie ist ein großer Schritt für mehr Gerechtigkeit am Arbeitsmarkt. Nach Anlage 8 (B) einem langen Weg werden sozialdemokratische Grund- Erklärung nach § 31 GO (D) sätze umgesetzt. Für viele Arbeitnehmerinnen und Ar- beitnehmer wird mehr Einkommensgerechtigkeit herge- der Abgeordneten , Klaus stellt und der Wert der Arbeit besser vergütet. Auch eine Barthel, Dr. , Bärbel Bas, Gerechtigkeitslücke zwischen Ost und West ist damit ge- Dr. Karl-Heinz Brunner, Marco Bülow, schlossen. Ab dem 1. Januar wird mit der Umsetzung Dr. , Petra Crone, Sabine des vorliegenden Gesetzes und der Einführung des Min- Dittmar, , , destlohnes für etwa 3,7 Millionen Menschen das Nied- Michael Groß, Dr. Ute Finckh-Krämer, riglohnzeitalter beendet. , Ulrich Hampel, , Gabriele Hiller-Ohm, , Ich halte einen flächendeckenden gesetzlichen Min- , , Gabriele destlohn für den richtigen Weg. Dies trifft auch für unter Katzmarek, , , 18-Jährige zu, genau wie für Langzeitarbeitslose. Bei der Steffen-Claudio Lemme, Hiltrud Lotze, Einführung des flächendeckenden gesetzlichen Mindest- Kirsten Lühmann, , Klaus lohns in Höhe von 8,50 Euro je Stunde müssen aus- Mindrup, , Dr. Simone nahmslos alle profitieren. Raatz, Gerold Reichenbach, , Ausnahmen wirken meiner Meinung nach diskrimi- Annette Sawade, Dr. Dorothee Schlegel, nierend und bergen die Gefahr neuer Geschäftsmodelle , , Ursula im Niedriglohnsektor. Ausnahmen vom Mindestlohn wi- Schulte, Norbert Spinrath, Martina Stamm- dersprechen der Intention und dem Ziel des Mindest- Fibich, , , lohns selbst. Waltraud Wolff (Wolmirstedt) und Gülistan Yüksel (alle SPD) zur namentlichen Abstim- In der Abwägung der Argumente und politischen mung über den von den Abgeordneten Klaus Durchsetzungsfähigkeit werde ich dem von der Bundes- Ernst, Susanna Karawanskij, Jutta regierung vorgelegten Gesetzentwurf zustimmen. Krellmann, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Abschaffung der sachgrund- Anlage 7 losen Befristung (Tagesordnungspunkt 6 b) Erklärung nach § 31 GO In der letzten Legislaturperiode hat sich die SPD- der Abgeordneten Inge Höger und Bundestagsfraktion unter anderem mit dem Antrag (beide DIE LINKE) zur namentlichen Abstim- „Langfristige Perspektive statt sachgrundlose Befris- 4318 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 3. Juli 2014

(A) tung“ – Drucksache 17/1769 – klar für die Abschaffung Befristungsgründe überprüfen.“ Dafür tritt die SPD auch (C) der sachgrundlosen Befristung ausgesprochen. inhaltlich weiterhin ein. Und auch im SPD-Wahlprogramm zur Bundestags- Es ist bedauerlich, dass in den Koalitionsverhandlun- wahl 2013 ist diese Position ebenso klar formuliert wor- gen mit CDU und CSU keine Abschaffung der sach- den: „Die Möglichkeit der sachgrundlosen Befristung grundlosen Befristung vereinbart werden konnte und in von Arbeitsverträgen wollen wir abschaffen, den Kata- der aktuellen Regierungskoalition daher derzeit leider log möglicher Befristungsgründe überprüfen.“ Dafür keine parlamentarische Mehrheit dafür vorhanden ist. tritt die SPD auch inhaltlich weiterhin ein. Dies ist umso bedauerlicher, als in der öffentlichen An- hörung des Ausschusses für Arbeit und Soziales zum Es ist bedauerlich, dass in den Koalitionsverhandlun- Gesetzentwurf der Fraktion Die Linke deutlich wurde, gen mit CDU und CSU keine Abschaffung der sach- dass die 14 möglichen Sachgründe alle von den Arbeit- grundlosen Befristung vereinbart werden konnte und in gebern vorgebrachten Gründe für Befristungen abde- der aktuellen Regierungskoalition daher derzeit leider cken. keine parlamentarische Mehrheit dafür vorhanden ist. Im Koalitionsvertrag der Großen Koalition von CDU/ Im Koalitionsvertrag der Großen Koalition von CSU und SPD konnten jedoch viele wichtige und lange CDU/CSU und SPD konnten jedoch viele wichtige und geforderte Verbesserungen für Arbeitnehmerinnen und lange geforderte Verbesserungen für Arbeitnehmerin- Arbeitnehmer vereinbart werden, die für gute Arbeit und nen und Arbeitnehmer vereinbart werden, die für gute gegen prekäre Beschäftigung wirken werden: beispiels- Arbeit und gegen prekäre Beschäftigung, wozu auch die weise der gesetzliche Mindestlohn, die Ausweitung des sachgrundlose Befristung zählt, wirken werden. Bei- Arbeitnehmer-Entsendegesetzes auf alle Branchen – wo- spielsweise der gesetzliche Mindestlohn, die Auswei- durch höhere Branchenmindestlöhne möglich sind – so- tung des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes auf alle Bran- wie die erleichterte Möglichkeit der Allgemeinverbind- chen – wodurch höhere Branchenmindestlöhne möglich licherklärung von Tarifverträgen, die dann für alle sind – sowie die erleichterte Möglichkeit der Allge- Beschäftigten und Arbeitgeber einer Branche gelten. Zu- meinverbindlichkeitserklärung von Tarifverträgen, die dem werden Werkverträge und Leiharbeit stärker regu- dann für alle Beschäftigten und Arbeitgeber einer Bran- liert bzw. wird gegen deren Missbrauch vorgegangen. che gelten. Zudem werden Werkverträge und Leiharbeit stärker reguliert bzw. wird gegen deren Missbrauch vor- Im Koalitionsvertrag haben sich die Bundestagsfrak- gegangen. tionen von CDU/CSU und SPD auf ein einheitliches Ab- stimmungsverhalten im Deutschen Bundestag verstän- Im Koalitionsvertrag haben sich die Bundestagsfrak- digt. Daher werden wir dem Gesetzentwurf der Fraktion (B) tionen von CDU/CSU und SPD auf ein einheitliches Ab- Die Linke nicht zustimmen. (D) stimmungsverhalten im Deutschen Bundestag verstän- digt. Daher werden wir dem Gesetzentwurf der Fraktion Die Linke nicht zustimmen. Anlage 10 Die Abschaffung der sachgrundlosen Befristung wird Erklärung nach § 31 GO aber auch weiterhin unser erklärtes politisches Ziel blei- ben, wofür wir uns auch zukünftig einsetzen werden. des Abgeordneten (Heidelberg) (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den von den Abgeordneten , Susanna Karawanskij, , weiteren Abge- Anlage 9 ordneten und der Fraktion DIE LINKE einge- Erklärung nach § 31 GO brachten Entwurf eines Gesetzes zur Abschaffung der sachgrundlosen Befristung (Tagesordnungs- der Abgeordneten und Dr. Martin punkt 6 b) Rosemann (beide SPD) zur namentlichen Ab- stimmung über den von den Abgeordneten In der vergangenen Legislaturperiode hat sich die Klaus Ernst, Susanna Karawanskij, Jutta SPD-Bundestagsfraktion unter anderem mit dem Antrag Krellmann, weiteren Abgeordneten und der „Langfristige Perspektive statt sachgrundlose Befris- Fraktion Die Linke eingebrachten Entwurf ei- tung“ – Drucksache 17/1769 – für die Abschaffung der nes Gesetzes zur Abschaffung der sachgrundlo- sachgrundlosen Befristung ausgesprochen. Und auch im sen Befristung (Tagesordnungspunkt 6 b) SPD-Regierungsprogramm 2013 bis 2017 zur Bundes- tagswahl 2013 ist diese Position klar formuliert: „Die In der letzten Legislaturperiode hat sich die SPD- Möglichkeit der sachgrundlosen Befristung von Arbeits- Bundestagsfraktion unter anderem mit dem Antrag verträgen wollen wir abschaffen, den Katalog möglicher „Langfristige Perspektive statt sachgrundlose Befris- Befristungsgründe überprüfen.“ Würde die SPD Frak- tung“ – Drucksache 17/1769 – für die Abschaffung der tion im Bundestag eine Mehrheit haben, wäre dies be- sachgrundlosen Befristung ausgesprochen. reits gesetzlich geregelt. Auch im SPD-Wahlprogramm zur Bundestagswahl In den Koalitionsverhandlungen mit CDU und CSU 2013 ist diese Position formuliert worden: „Die Mög- konnte die Abschaffung der sachgrundlosen Befristung lichkeit der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsver- nicht vereinbart werden, sodass in der aktuellen Regie- trägen wollen wir abschaffen, den Katalog möglicher rungskoalition derzeit keine parlamentarische Mehrheit