Magazin Collegium Vocale Gent
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�������������� ������� Philippe Herreweghe III/2006 VON EN HL O F P M E Orlando di LASSO (1532-1594) Psalmi Davidis pœnitentiales Collegium Vocale Gent, Leitung: Philippe Herreweghe HMC 901831.2 (P02) Von Bach zu Bruckner Obwohl das Spektrum der Einspie- Doch die Liebe zu Anton Bruckner lungen Philippe Herreweghes von war nicht vergangen, und da Philippe Josquin Desprez bis Arnold Schön- Herreweghe besonders in der geist- berg und Kurt Weill reicht, haben lichen Musik beheimatet war, lieferte seine Aufnahmen der geistlichen Bruckners eigene tiefe Gläubigkeit ein Musik von Johann Sebastian Bach Motiv, den Meister nicht aus dem ihm den Ruf eingetragen, ein Spe - Blick zu verlieren, wie eine 1992 zialist für die Musik des Thomas- veröffentlichte Einspielung seiner kantors zu sein. Jetzt verkündet der Messe e-moll bezeugt. Vor zwei Künstler selbst einen Wandel und Jahren begann mit der Einspie- bekennt seine Liebe zur Musik lung der siebten Sinfonie die Anton Bruckners. geplante Gesamtaufnahme von Bruckners sinfonischem Mit seiner Hinwendung zu dem öster- Œuvre, die in Kürze mit der reichischen Spätromantiker erfüllt Veröffentlichung der vierten sich Herreweghe einen langgehegten Sinfonie fortgesetzt wird. Traum. Schon als Kind verfolgte er in Der Eintritt in die Welt der seiner Heimatstadt Gent begeistert das romantischen Orchester mu- alljährlich unter der Leitung Bernard sik bedeutete für Herreweghe Haitinks in der Kathedrale St. Bavo auch die Konfronta tion mit stattfindende Bruckner-Fest. „…ich festgefügten Tradi tionen, vor war damals auf Anhieb in diese Musik denen er allerdings keine fal- verliebt. Bach und Bruckner waren die sche Scheu an den Tag legt: Heroen meiner Kindheit.“ „Ich fand mich vor Orche- Herreweghes eigener musikalischer stern wieder, die das Werk Werdegang verlief einzigartig: Er stu- wie ihre Westentasche kann- dierte Klavier am Konservatorium sei - ten. In solchen Augenblicken ner Heimatstadt und nahm dann ein zeigt man am besten keine Studium der Medizin und Psychatrie Zweifel und darf nicht auf. Schon während seiner Studienzeit zögern, seine Unbefangenheit gründete er das Collegium Vocale. und Entschlossenheit ange- Nikolaus Harnoncourt und Gustav sichts angeblich heiliger Leonhardt wurden auf ihn aufmerk- Traditionen unter Beweis zu sam und luden ihn ein, an der stel len. Sonst hat man gleich Gesamteinspielung von Bachs Kan- verloren.“ Und über die Tra - tatenwerk mitzuwirken. So zog Herre- dition der Bruckner-Inter- weghe den weißen Kittel aus und pre tation sagt Herreweghe: wurde Musiker – einer der beiden „Früher waren diese Sinfo- Heroen seiner Kindheit hatte ihn ein- nien oft nur der Schauplatz Philippe Herreweghe geholt. einer gigantischen Ego-Show Fotos: Eric Larrayadieu 2 harmonia mundi magazin Collegium Vocale Gent der Dirigenten, was auch dadurch begünstigt wurde, daß Bruckner im mit Philippe Herreweghe bereits erschienen: Gegensatz zu Mahler nur sehr unge- Orlando di LASSO naue Spielanweisungen gibt. Tatsäch- Lagrime di San Pietro lich glaube ich, man dient dieser Ensemble Vocal Européen Musik am besten, wenn man gar HMC 901483 (T01) nichts macht. Früher wurde Bruckner oft Gewalt angetan. Für mich ist diese Musik gar nicht so monumental und „Sowohl gesanglich wie auch martialisch, ich sehe Bruckner eher als gestalterisch maßstabsetzend“ den unglücklichen Romantiker in der FONO FORUM direkten Nachfolge Schuberts.“ Natürlich bedeutet der neue Schwer- punkt in Philippe Herreweghes Künstlerleben nicht, daß er sich in Orlando di LASSO Zukunft von der Alten Musik abwen- Hieremiae Prophetae Lamentationes det. Das zeigt schon die gegenwär- Ensemble Vocal Européen tige Veröffentlichung der Bußpsal- HMC 901299 (T01) men von Orlando di Lasso. Als das Werk 1584 in München im Druck erschien, war Lasso der berühmteste Komponist Europas, und obwohl er die Bußpsalmen schon 25 Jahre früher „Highly recommended“ komponiert hatte, waren sie nicht im THE GRAMOPHONE geringsten veraltet und haben auch heute nichts von ihrem Rang als eine der bedeutendsten Kompositionen der geistlichen Renaissancemusik einge- Anton BRUCKNER büßt. Sinfonie Nr. 7 E-Dur Orchestre des Champs Élysées, Herreweghe selbst schlägt die Brücke Leitung: Philippe Herreweghe zwischen Lasso und Bruckner: „Dazu HMC 901857 (T01) kommt meine Leidenschaft für den „Eine Aufnahme, die jeder Kontrapunkt – ich bin Flame und Bruckner-Freund im Regal habe seit jeher eine starke Beziehung haben muß.“ zur Vokalpolyphonie der flämischen RHEINISCHE POST Renaissance gehabt. Und Bruckner verbindet beides: Tiefe und Kontra- punkt.“ harmonia mundi magazin 3 HARMONIA MUNDI – ZUM DRITTEN MAL „LABEL DES JAHRES“ Zum dritten Mal erhält harmonia mundi in diesem Jahr MIDEM Classical Award die Auszeichnung LABEL DES JAHRES. 2003 wurde der Die Jury des MIDEM Classical Award Firma durch die britische Fachzeitschrift The Gramophone setzt sich aus internationalen Klassik maga - erstmalig dieser Ehrentitel verliehen, Ende 2005 entschied zinen, Rundfunksendern und Musik pro- fessionellen zusammen, die alljährlich in sich auch die Jury des Classical Internet Award für har- Cannes zusammentreffen, um die besten monia mundi als LABEL DES JAHRES, und kürzlich folgte Einspielungen des Jahres auszuzeichnen. mit dem Midem Classical Award in Cannes die dritte Für das Jahr 2006 traf die Entscheidung Auszeichnung in dieser Kategorie, die dem Label seine der Jury gleich zweimal harmonia mundi: internationale Bedeutung erneut eindrucksvoll bestätigte. Zum Label des Jahres gekürt, darf sich harmonia mundi darüber hinaus auch über die Beste Barock-Einspielung des Jahres freuen, Händels Saul unter der Leitung von René Jacobs. Da René Jacobs Auch 2006 hat harmonia mundi 2005 bereits auf der MIDEM als Künst- ler des Jahres ausgezeichnet worden wieder in seine Schatztruhe gegriffen und war, konnte er jetzt im zweiten Jahr in zwei besonders eindrucksvolle Aufnahmen Folge einen Preis auf der weltweit größten Musikmesse entgegennehmen. als Katalog-CDsausgesucht. zum Sonderpreis „Lebendig, unterhaltsam, spritzig, auch meditativ“ BAYERISCHER RUNDFUNK MISSA MEXICANA Juan GUTIÉRREZ DE PADILLA: Missa „Ego flos campi“, Lateinamerikanische und afrikanische Volkstänze The Harp Consort, Leitung: Andrew Lawrence-King HMX 2907293 (098) Andrew Lawrence-King Foto: Simon Warren „Eine bis in die Neben rollen exzellent besetzte Aufnahme“ RONDO Henry PURCELL (1659-1695) Dido und Aeneas (Oper in drei Akten) Lynne Dawson (Dido) – Rosemary Joshua (Belinda) – Gerald Finley (Aeneas) u. a. – Clare College Chapel Choir – Orchestra of the Age of Enlightenment, Leitung: René Jacobs HMX 2991683 (098) René Jacobs Foto: Alvaro Yañez 4 harmonia mundi magazin Dietrich BUXTEHUDE (1637-1707) Membra Jesu Nostri Cantus Cölln, Leitung: Konrad Junghänel HMC 901912 (T01) Konrad Junghänel Foto: Wolf Nolting Dietrich Buxtehude – Eine musikalische Ausnahmeerscheinung Auf ihrer neuesten CD widmen sich Konrad Junghänel und sein Ensem- Konzerttermine CANTUS CÖLLN ble Cantus Cölln einem überaus bedeutenden und wahrlich außer- 02.04. Lintgen (Luxemburg) gewöhnlichen Werk der geistlichen 04.04. Berlin – ZEITFENSTER, Biennale Alter Musik Musik vor Johann Sebastian Bach: 07.04. Lörrach Dietrich Buxtehudes meditativer Pas sionsmusik Membra Jesu Nostri. 08.04. Schaach (Liechtenstein) 09.04. Luzern (Schweiz) 1680, auf der Höhe seiner Schaf- fenskraft, schrieb Buxtehude seinen Passions-Zyklus offenbar im Auftrag die in den letzten Jahren verstärkt in einzelnen Gliedmaßen des gekreuzig- des schwedischen Hofkapellmeisters das musikalische Bewußtsein zurück - ten Jesus betrachtet, so wird in einer Gustav Düben, der in Stockholm kehren, nicht zuletzt dank ihrer in Meditiation der leidende Christus als eine sorgfältig redigierte Musikalien- Gustav Dübens Sammlung bewahrten Quelle des Heils der erlösten Chri st en- sammlung hinterlassen hat, die heute Werke. Buxtehude indes muß auch heit offenbar. zu den wichtigsten Quellen der nord- unter ihnen als Ausnahmeerscheinung deutschen Barockmusik gehört. Der gelten: Das Publikum strömte in seine von Dietrich Buxtehude mit im damals unter dänischer Herrschaft musikalischen Veranstaltungen in der Cantus Cölln bereits erscheinen: stehenden Oldesloe geborene Buxte- monumentalen Lübecker Marienkir- „Eine bis in die Neben rollen hude selbst stand mit Dänemark in che, die als „Abendmusiken“ an den exzellent besetzte Aufnahme“ naher Verbindung, hatte doch sein fünf Sonntagen der Vorweihnachtszeit RONDO Vater als Musiker sowohl in den am späten Nachmittag stattfanden. Geistliche Kantaten damals noch zum dänischen König- Abwechslungsreiche Programme prä- HMC 901629 (T01) reich gehörigen Städten Helsingør sentierten eine reichhaltige Auswahl und Helsingborg gewirkt. aller möglichen Genres der geistlichen Ab 1668 wirkte Buxtehude als Orga- Musik von oratorischen Werken bis nist an der Marienkirche zu Lübeck hin zu Kirchenliedern, Psalmverto- und bekleidete hier eines der angese- nungen, Kantaten und Instrumental- hendsten kirchenmusikalischen Ämter musik. im norddeutschen Raum. Schnell Dieses weitgespannte Schaffen quali- etablierte er sich als eine außerge- fizierte Buxtehude offensichtlich für „Die Aufnahmen kommen einer Ehren- wöhnliche Erscheinung im damals den schwedischen Hof, ein außeror- rettung dieser Musik gleich und sind musikalisch hochkarätigen Musik - dentliches Werk für die Passionszeit zu den bisherigen (nicht allzu zahlreichen) leben Nord deutschlands. Reinken, schreiben, und das sind die Membra Einspielungen haushoch überlegen.“ Theile und Bruhns waren andere Jesu Nostri ohne jeden Zweifel gewor-