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Philippe Herreweghe

III/2006 VON EN HL O F P M E

Orlando di LASSO (1532-1594) Psalmi Davidis pœnitentiales Collegium Vocale Gent, Leitung: Philippe Herreweghe HMC 901831.2 (P02)

Von Bach zu Bruckner Obwohl das Spektrum der Einspie- Doch die Liebe zu Anton Bruckner lungen Philippe Herreweghes von war nicht vergangen, und da Philippe Josquin Desprez bis Arnold Schön- Herreweghe besonders in der geist- berg und Kurt Weill reicht, haben lichen Musik beheimatet war, lieferte seine Aufnahmen der geistlichen Bruckners eigene tiefe Gläubigkeit ein Musik von Johann Sebastian Bach Motiv, den Meister nicht aus dem ihm den Ruf eingetragen, ein Spe - Blick zu verlieren, wie eine 1992 zialist für die Musik des Thomas- veröffentlichte Einspielung seiner kantors zu sein. Jetzt verkündet der Messe e-moll bezeugt. Vor zwei Künstler selbst einen Wandel und Jahren begann mit der Einspie- bekennt seine Liebe zur Musik lung der siebten Sinfonie die Anton Bruckners. geplante Gesamtaufnahme von Bruckners sinfonischem Mit seiner Hinwendung zu dem öster- Œuvre, die in Kürze mit der reichischen Spätromantiker erfüllt Veröffentlichung der vierten sich Herreweghe einen langgehegten Sinfonie fortgesetzt wird. Traum. Schon als Kind verfolgte er in Der Eintritt in die Welt der seiner Heimatstadt Gent begeistert das romantischen Orchester mu- alljährlich unter der Leitung Bernard sik bedeutete für Herreweghe Haitinks in der Kathedrale St. Bavo auch die Konfronta tion mit stattfindende Bruckner-Fest. „…ich festgefügten Tradi tionen, vor war damals auf Anhieb in diese Musik denen er allerdings keine fal- verliebt. Bach und Bruckner waren die sche Scheu an den Tag legt: Heroen meiner Kindheit.“ „Ich fand mich vor Orche- Herreweghes eigener musikalischer stern wieder, die das Werk Werdegang verlief einzigartig: Er stu- wie ihre Westentasche kann- dierte Klavier am Konservatorium sei - ten. In solchen Augenblicken ner Heimatstadt und nahm dann ein zeigt man am besten keine Studium der Medizin und Psychatrie Zweifel und darf nicht auf. Schon während seiner Studienzeit zögern, seine Unbefangenheit gründete er das Collegium Vocale. und Entschlossenheit ange- und Gustav sichts angeblich heiliger Leonhardt wurden auf ihn aufmerk- Traditionen unter Beweis zu sam und luden ihn ein, an der stel len. Sonst hat man gleich Gesamteinspielung von Bachs Kan- verloren.“ Und über die Tra - tatenwerk mitzuwirken. So zog Herre- dition der Bruckner-Inter- weghe den weißen Kittel aus und pre tation sagt Herreweghe: wurde Musiker – einer der beiden „Früher waren diese Sinfo- Heroen seiner Kindheit hatte ihn ein- nien oft nur der Schauplatz Philippe Herreweghe geholt. einer gigantischen Ego-Show Fotos: Eric Larrayadieu

2 harmonia mundi magazin Collegium Vocale Gent

der Dirigenten, was auch dadurch begünstigt wurde, daß Bruckner im mit Philippe Herreweghe bereits erschienen: Gegensatz zu Mahler nur sehr unge- Orlando di LASSO naue Spielanweisungen gibt. Tatsäch- Lagrime di San Pietro lich glaube ich, man dient dieser Ensemble Vocal Européen Musik am besten, wenn man gar HMC 901483 (T01) nichts macht. Früher wurde Bruckner oft Gewalt angetan. Für mich ist diese Musik gar nicht so monumental und „Sowohl gesanglich wie auch martialisch, ich sehe Bruckner eher als gestalterisch maßstabsetzend“ den unglücklichen Romantiker in der FONO FORUM direkten Nachfolge Schuberts.“ Natürlich bedeutet der neue Schwer- punkt in Philippe Herreweghes Künstlerleben nicht, daß er sich in Orlando di LASSO Zukunft von der Alten Musik abwen- Hieremiae Prophetae Lamentationes det. Das zeigt schon die gegenwär- Ensemble Vocal Européen tige Veröffentlichung der Bußpsal- HMC 901299 (T01) men von Orlando di Lasso. Als das Werk 1584 in München im Druck erschien, war Lasso der berühmteste Komponist Europas, und obwohl er die Bußpsalmen schon 25 Jahre früher „Highly recommended“ komponiert hatte, waren sie nicht im THE GRAMOPHONE geringsten veraltet und haben auch heute nichts von ihrem Rang als eine der bedeutendsten Kompositionen der geistlichen Renaissancemusik einge- Anton BRUCKNER büßt. Sinfonie Nr. 7 E-Dur Orchestre des Champs Élysées, Herreweghe selbst schlägt die Brücke Leitung: Philippe Herreweghe zwischen Lasso und Bruckner: „Dazu HMC 901857 (T01) kommt meine Leidenschaft für den „Eine Aufnahme, die jeder Kontrapunkt – ich bin Flame und Bruckner-Freund im Regal habe seit jeher eine starke Beziehung haben muß.“ zur Vokalpolyphonie der flämischen RHEINISCHE POST Renaissance gehabt. Und Bruckner verbindet beides: Tiefe und Kontra- punkt.“

harmonia mundi magazin 3 HARMONIA MUNDI – ZUM DRITTEN MAL „LABEL DES JAHRES“

Zum dritten Mal erhält harmonia mundi in diesem Jahr MIDEM Classical Award die Auszeichnung LABEL DES JAHRES. 2003 wurde der Die Jury des MIDEM Classical Award Firma durch die britische Fachzeitschrift The Gramophone setzt sich aus internationalen Klassik maga - erstmalig dieser Ehrentitel verliehen, Ende 2005 entschied zinen, Rundfunksendern und Musik pro- fessionellen zusammen, die alljährlich in sich auch die Jury des Classical Internet Award für har- Cannes zusammentreffen, um die besten monia mundi als LABEL DES JAHRES, und kürzlich folgte Einspielungen des Jahres auszuzeichnen. mit dem Midem Classical Award in Cannes die dritte Für das Jahr 2006 traf die Entscheidung Auszeichnung in dieser Kategorie, die dem Label seine der Jury gleich zweimal harmonia mundi: internationale Bedeutung erneut eindrucksvoll bestätigte. Zum Label des Jahres gekürt, darf sich harmonia mundi darüber hinaus auch über die Beste Barock-Einspielung des Jahres freuen, Händels Saul unter der Leitung von René Jacobs. Da René Jacobs Auch 2006 hat harmonia mundi 2005 bereits auf der MIDEM als Künst- ler des Jahres ausgezeichnet worden wieder in seine Schatztruhe gegriffen und war, konnte er jetzt im zweiten Jahr in zwei besonders eindrucksvolle Aufnahmen Folge einen Preis auf der weltweit größten Musikmesse entgegennehmen. als Katalog-CDsausgesucht. zum Sonderpreis

„Lebendig, unterhaltsam, spritzig, auch meditativ“ BAYERISCHER RUNDFUNK

MISSA MEXICANA Juan GUTIÉRREZ DE PADILLA: Missa „Ego flos campi“, Lateinamerikanische und afrikanische Volkstänze The Harp Consort, Leitung: Andrew Lawrence-King HMX 2907293 (098) Andrew Lawrence-King Foto: Simon Warren

„Eine bis in die Neben rollen exzellent besetzte Aufnahme“ RONDO Henry PURCELL (1659-1695) Dido und Aeneas (Oper in drei Akten) Lynne Dawson (Dido) – Rosemary Joshua (Belinda) – Gerald Finley (Aeneas) u. a. – Clare College Chapel Choir – Orchestra of the Age of Enlightenment, Leitung: René Jacobs HMX 2991683 (098)

René Jacobs Foto: Alvaro Yañez

4 harmonia mundi magazin Dietrich BUXTEHUDE (1637-1707) Membra Jesu Nostri Cantus Cölln, Leitung: Konrad Junghänel HMC 901912 (T01)

Konrad Junghänel Foto: Wolf Nolting Dietrich Buxtehude – Eine musikalische Ausnahmeerscheinung Auf ihrer neuesten CD widmen sich Konrad Junghänel und sein Ensem- Konzerttermine CANTUS CÖLLN ble Cantus Cölln einem überaus bedeutenden und wahrlich außer- 02.04. Lintgen (Luxemburg) gewöhnlichen Werk der geistlichen 04.04. Berlin – ZEITFENSTER, Biennale Alter Musik Musik vor Johann Sebastian Bach: 07.04. Lörrach Dietrich Buxtehudes meditativer Pas sionsmusik Membra Jesu Nostri. 08.04. Schaach (Liechtenstein) 09.04. Luzern (Schweiz) 1680, auf der Höhe seiner Schaf- fenskraft, schrieb Buxtehude seinen Passions-Zyklus offenbar im Auftrag die in den letzten Jahren verstärkt in einzelnen Gliedmaßen des gekreuzig- des schwedischen Hofkapellmeisters das musikalische Bewußtsein zurück - ten Jesus betrachtet, so wird in einer Gustav Düben, der in Stockholm kehren, nicht zuletzt dank ihrer in Meditiation der leidende Christus als eine sorgfältig redigierte Musikalien- Gustav Dübens Sammlung bewahrten Quelle des Heils der erlösten Chri st en- sammlung hinterlassen hat, die heute Werke. Buxtehude indes muß auch heit offenbar. zu den wichtigsten Quellen der nord- unter ihnen als Ausnahmeerscheinung deutschen Barockmusik gehört. Der gelten: Das Publikum strömte in seine von Dietrich Buxtehude mit im damals unter dänischer Herrschaft musikalischen Veranstaltungen in der Cantus Cölln bereits erscheinen: stehenden Oldesloe geborene Buxte- monumentalen Lübecker Marienkir- „Eine bis in die Neben rollen hude selbst stand mit Dänemark in che, die als „Abendmusiken“ an den exzellent besetzte Aufnahme“ naher Verbindung, hatte doch sein fünf Sonntagen der Vorweihnachtszeit RONDO Vater als Musiker sowohl in den am späten Nachmittag stattfanden. Geistliche Kantaten damals noch zum dänischen König- Abwechslungsreiche Programme prä- HMC 901629 (T01) reich gehörigen Städten Helsingør sentierten eine reichhaltige Auswahl und Helsingborg gewirkt. aller möglichen Genres der geistlichen Ab 1668 wirkte Buxtehude als Orga- Musik von oratorischen Werken bis nist an der Marienkirche zu Lübeck hin zu Kirchenliedern, Psalmverto- und bekleidete hier eines der angese- nungen, Kantaten und Instrumental- hendsten kirchenmusikalischen Ämter musik. im norddeutschen Raum. Schnell Dieses weitgespannte Schaffen quali- etablierte er sich als eine außerge- fizierte Buxtehude offensichtlich für „Die Aufnahmen kommen einer Ehren- wöhnliche Erscheinung im damals den schwedischen Hof, ein außeror- rettung dieser Musik gleich und sind musikalisch hochkarätigen Musik - dentliches Werk für die Passionszeit zu den bisherigen (nicht allzu zahlreichen) leben Nord deutschlands. Reinken, schreiben, und das sind die Membra Einspielungen haushoch überlegen.“ Theile und Bruhns waren andere Jesu Nostri ohne jeden Zweifel gewor- FONO FORUM bedeutende norddeutsche Musiker, den. In sieben Kantaten werden die

harmonia mundi magazin 5 Ein musikalischer Weltbürger

Olivier GREIF (1950-2000) „Auch wenn der Titel De Profundis Sonate de Requiem, Klaviertrio nur die Bezeichnung des ersten Satzes ist, ist der Stimmungsgehalt des Emmanuelle Bertrand, gesamten Werkes von ihm gefärbt: Violoncello – Es ist eine Stimmung der tiefsten VON EN HL O F Pascal Amoyel, Klavier – P M Verzweiflung, die sich gegen Ende E Antje Weithaas, Violine kaum merklich aufhellt. Dennoch ist HMC 901900 (T01) es keine Verzweiflung um ihrer selbst willen, sondern – in Übereinstim - mung mit Psalm 130 – eine Möglich- keit der Hinwendung zu Gott und ein Weg, auf dem man zu ihm gelangt. „Nie in meinem Leben habe ich so ein, unbeeindruckt von den ästhe- So unheilvoll sie auch sein mag, diese viel komponiert. Wenn ich mich tischen Auseinandersetzungen, von Verzweiflung ist etwas Absolutes. In frage, woher dieser Schaffensdrang denen das halbe Jahrhundert geprägt diesem Zusammenhang würde ich kommt, wird mir klar, daß ich war, in dem es entstand. Olivier Greif gern den bekannten Satz von Albert außer meiner Musik sonst nichts im wollte nie etwas zu tun haben mit dem Camus aus L’Enigme für mich in An - Leben habe. Wenn ich aufhöre zu Darmstädter Kreis der seriellen Musik, spruch nehmen: ‚Im Innersten unseres komponieren, sterbe ich“, schrieb ebensowenig mit der Technologie des Werkes, sei es auch noch so düster, Olivier Greif, als er 1998 sein Trio IRCAM, er ließ sich aber auch nicht strahlt eine unversiegliche Sonne.’“ vollendet hatte. von der Postmoderne des ausgehen- (Olivier Greif) den 20. Jahrhunderts vereinnahmen. Er legte stets großen Wert darauf, unabhängig zu sein und hielt sich aus dem Gerangel der Musikrichtungen heraus. Er, der aus einer ursprüng- lich in Polen ansässigen jüdischen Familie stammte, die sich in Paris niedergelassen hatte, der selbst eine Schwäche für die anglo-amerikanische Sprache hatte und ein Anhänger der Glaubenslehren des tausendjähri- gen Indien war, fühlte sich als Weltbürger.“ (Brigitte François-Sappey)

„Die Sonate de Requiem ist

Foto: Helge Strauss Foto: eine Meditation über den Tod, der im wesentlichen unter drei Aspekten betrach- tet wird. Zum einen der Tod als Verlust … zum anderen Antje Weithaas der Tod als Reise … schließ - lich der Tod als Kontempla- tion… Das Werk hat die „Der in vieler Hisicht schmerzliche, Ge stalt einer gigantischen viel zu frühe Tod von Olivier Greif Fantaisie in einem Stück, die brachte es mit sich, daß sein Werk aber in drei unterschiedlich Foto: Eric Foto: Manas mit der Jahrtausendwende in die lange Abschnitte unterteilt Geschichte eingegangen ist. Es ist werden kann, die jeweils damit dem 3. Jahrtausend zugehörig. einem der oben genannten Emmanuelle Bertrand Hocherhobenen Hauptes tritt es dort Aspekte gewidmet sind.“ & Pascal Amoyel

6 harmonia mundi magazin Daniele Peter TSCHAIKOWSKY (1840-1893) Sinfonie Nr. 6 h-moll op. 74 „Pathétique“, Serenade für Streicher C-Dur op. 48 Royal Philharmonic Orchestra, Leitung: Daniele Gatti „Daniele Gatti‘s Tchaikovsky has HMU 807394 (U01) every thing: passion, precision, and a real inter- pretive point of view. … A remarkable release in just about every way possible.“ CLASSICS TODAY

duktiv, zwischen 1890 und 1893 ent- standen die Opern Pique Dame und Wider die Legende Jolanta, das Ballett Der Nußknacker, Tschaikowskys sechste Sinfonie ist das für alle außer mir selbst ein Rätsel an Orchesterwerken die sinfonische in seinem letzten Lebensjahr ent- bleiben sollte; sollen sie doch versu - Ballade Wojewoda und die sechste standen, und neun Tage nach ihrer chen, es zu erraten! Ich für meinen Sinfonie, sein letztes vollendetes Werk. Uraufführung war er tot. Sie ist Teil habe vor, sie schlicht „Programm- Tschaikowsky selbst charakterisierte das letzte vollendete Werk des Kom- sinfonie“ zu nennen.“ sie in einer Notiz: „Inhalt der Sinfonie ponisten – dieser Umstand und ihr Sein Bruder Modest, nicht Peter ist das LEBEN. Erster Satz – ganz Beiname Pathétique waren Anlaß zu Tschaikowsky selbst, hat dem Werk spontane Begeisterung, Zuversicht, umfangreicher Legendenbildung. seinen heutigen Titel gegeben, und Tätigkeitsdrang … Zweiter Satz – Die These, die Sinfonie sei ein die gängige Vorstellung, die Pathétique Liebe; dritter – Enttäuschung; der inti mes Seelenprotokoll ihres von schildere Tschaikowskys Seelenqualen vierte endet ersterbend“. Die Thema- vielfältigen Problemen bedrängten und sei in der Vorahnung seines nahen tik des Lebens in seinen Wechselfällen Schöpfers, kann heute nicht mehr Todes geschrieben, verdient durchaus und mit dem Tod als natürlichem unwidersprochen bleiben. eine kritische Betrachtung. Ende wird künstlerisch in bewegter Das äußere Leben des Komponisten Weise gestaltet. Man sollte die Pathé- Tschaikowsky selbst hat zu der Aura verlief in seinen letzten Lebensjahren tique wohl eher als eine überaus subtil des Geheimnisvollen, die seine sechste erfolgreich: 1892 wurde er in die gestaltete künstlerische Aussage über Sinfonie umgibt, selbst beigetragen. Académie Française aufgenommen, das Leben betrachten, als von ihr In der Zeit, als er sich mit Plänen zu die Universität Cambridge verlieh ihm den Blick durch das Schlüsselloch dieser Sinfonie trug, schrieb er: „Wäh- die Würde eines doctor musicae ehren- auf die zerklüfteten Landschaften von rend meines Aufenthaltes in Paris im halber. Seine Werke erklangen überall Tschaikowskys zweifellos zerrissener Dezember letzten Jahres kam mir der auf dem Kontinent in Konzerten, und Seele zu erwarten, deren Geheimnisse Gedanke, eine Programmsinfonie zu auch als Dirigent war Tschaikowsky der Komponist aber offensichtlich für schreiben, aber auf ein Programm, gefragt. Als Komponist war er pro- sich behalten wollte.

mit Daniele Gatti und dem Royal Philharmonic Orchestra bereits erschienen: „Imponierend die glühende Emphase dieses Peter TSCHAIKOWSKY Musizierens, imponierend gleichzeitig die Sinfonie Nr. 4 f-moll op. 36, absolute Konzentration der Orchestermusiker Capriccio Italien op. 45 (klangschöne Holzbläser, sattes, aber nie HMU 807393 (U01) dickes Blech). Mitreißend!“ Peter TSCHAIKOWSKY FONO FORUM Sinfonie Nr. 5 e-moll op. 64 & Romeo und Julia (Fantasieouvertüre) SACD: HMU 807381 (U01)

„Überhaupt überzeugt das Royal Philhar- monic Orchestra auf ganzer Linie. Ob nun CD: HMU 907381 (T01) die gewaltigen Ausbrüche oder die farbigen Pianissimi, alles wird mit hoher Spielkultur und großem Engage ment dargeboten.“ CRESCENDO

harmonia mundi magazin 7 Biblische Klage François COUPERIN (1668-1733) Leçons de Ténèbres Johannette Zomer & Anne Grimm, Sopran – La Sfera Armonica, Leitung: Mike Fentross CCS 20306 (T01)

Anne Grimm, Menno van Delft, Johan nette Zomer, Mike Fentross & Paulina van Laarhoven (von links)

Die neun Klagelieder des Propheten François Couperin, seit 1685 Organist mit Johannette Zomer zuletzt erschienen: Jeremias aus dem Alten Testament an der Pariser Kirche St. Gervaise und Giulio CACCINI gehören zu den eindrucksvollsten Tex- an der königlichen Kapelle Ludwigs Nuove Musiche ten der Bibel. In bildhafter, schmerz- XIV., gestaltet die Trauergesänge in Fred Jacobs, Theorbe erfüllter Sprache trauert Jeremias über ergreifender Schlichtheit als kunst vol - CCS 21305 (T01) die Besetzung und den Untergang len Rezitativgesang für eine oder zwei der Stadt Jerusalem, die Zerstörung hohe Stimmen mit Instrumental- des Tempels und die Vertreibung der begleitung. Den einzelnen Versen sind Juden. In der römisch-katholischen als Zählung hebräische Buchstaben Kirche erklangen diese Klagelieder im voran gestellt, sie erklingen in reich Stundengebet der Mönche während ornamentiertem Gesang ebenso wie der Karwoche ursprünglich in Gre- der Aufruf an das Gottesvolk: „Jerusa- gor ianischem Gesang. Seit dem 15. lem, bekehre dich zu dem Herrn, Dei - „Johannette Zomer und Fred Jahrhundert entstanden viele Verto- nem Gott!“, der jede Leçon mit großer Jacobs ergän zen und beflügeln nungen, unter denen die hochexpres- Eindringlichkeit beschließt. Vermut- sich, ein ideales Paar.“ siven Kompositionen von Thomas lich hat Couperin alle neun Klagelie- TOCCATA Tallis und Orlando di Lasso hervor- der des Jeremias vertont, leider sind stechen. nur drei von ihnen erhalten geblieben. Letzter Glanz der Renaissance

Eustache du CAURROY (1549-1609) Les Meslanges Doulce Mémoire, Leitung: Denis Raisin Dadre Denis Raisin Dadre Foto: Jean-Marc Anglès AV 8900 (T01)

„Eine der größten Freuden im Leben eines Musikers besteht darin, verges- sene Musik wiederzuentdecken und sien und etliche Motetten. Gemessen Auswahl zu treffen. … Die Musik zu spielen. Neuentdeckungen bieten an der Qualität dieser Werke setzten von Caurroy ist von ganz besonderer allerdings nicht per se eine Quali- wir voraus, daß die bis heute nicht Eigenart: Außerordentlich ergreifend, tätsgarantie, und viele Werke blei- in moderner Edition veröffentlich- von tiefem Ernst erfüllt und ohne das ben zu recht in den Regalen der ten Meslanges nicht mittelmäßig sein geringste Zugeständnis an den modi- Bibliotheken liegen. Ein Teil des konnten. Das Niveau dieser Musik schen Geschmack, erstrahlt sie für Œuvres von Eustache de Caurroy hat unsere Erwartungen weit über- die Nachwelt als ein letzter Glanz der ist heute bekannt und erklingt im troffen, und es war nicht einfach, aus Renaissance.“ Konzert, so das Requiem, die Fanta- den 63 Stücken der Sammlung eine Denis Raisin Dadre

8 harmonia mundi magazin (1567-1643) Selva morale e spirituale Rosa Domínguez & Adriana Fernandez, Sopran – , Countertenor u. a. – Ensemble Elyma, Leitung: AMY 001 (I04) Gabriel Garrido Foto: Hervé Nègre Ambronay – Eine tausendjährige Abtei als Kulturzentrum Seit einem Vierteljahrhundert ist dio Monteverdi und dem argentini- lige Verhältnisse hochbetagt, scheint Ambronay mit der herrlichen Akustik schen Musiker Gabriel Garrido gewid- Monteverdi keinen Gedanken daran seiner tausend Jahre alten Abteikirche met, der sich mit seinem Ensemble verwendet zu haben, sich zur Ruhe zu eine Heimstätte passionierter Musiker. Elyma im Laufe der letzten Jahre als setzen. Er überwachte vielmehr sorg- Um die einzigartige Stimmung der einer seiner bedeutendsten Interpreten fältig die Drucklegung des umfangrei- Konzerte einzufangen und einem profilieren konnte. chen Buches und arbeitete gleichzeitig grö ßeren Publikum zugänglich zu Monteverdis 1640/41 erschienene an seiner Oper Le nozze d’Enea con machen, hat die Kulturelle Begeg- Samm lung Selva morale e spirituale Lavinia, die den Erfolg von Il ritorno nungsstätte Ambronay ein eigenes stellt einen Höhepunkt im Werk die- d’Ulisse in patria aus dem Vorjahr wie- CD-Label gegründet. Die erste Veröf - ses einzigartigen Komponisten dar. derholen sollte. fentlichung des neuen Labels ist Clau- Mit über siebzig Jahren für dama-

ERA LA NOTTE Lamenti von Monteverdi, Strozzi und Giramo Anna Caterina Antonacci, Sopran – Modo Antiquo, Leitung: Federico Maria Sardelli AV 5050 (T01)

Anna Caterina Antonacci Geheimnisse der Nacht Foto: Serge Derossi

„Man muß die Überraschungen der Verbrechen. Vor allem: Nachts nimmt Liebesträumen und Leiden an der Nacht lieben, ihre leisen Geräusche, man Musik anders wahr. Also habe Liebe geprägt ist.“ schreibt Juliette alles was sie umschließt und selten ich den Titel Era la notte gewählt … Deschamps, die gemeinsam mit Anna preisgibt. Im Dunkel ertastet man sich Ich habe mir Szenen aus dem Leben Caterina Antonacci dieses Programm seinen Weg, wird vom Halbdunkel in einer Frau vorgestellt, die ganz offen- entworfen hat. Juliette Deschamps die Irre geführt, verfängt sich im Spiel sichtlich für immer verloren ist. Aus entwickelte auch eine Regie für Era von Verwandlung und Zweideutig- Liebe, daran kann kein Zweifel beste- la notte. So wurde aus einem Konzert- keit. Schließlich rühmt man ihre Ver- hen. Sie berichtet uns mit eleganter abend eine Theatervorstellung, die schwiegenheit und liebt man, was sie Unverblümtheit, in einer gleichzei- See lenzustände im Grenzbereich zwi- verbirgt. Die Nacht ist das Theater tig gewählten und derben Sprache schen Liebe und Wahnsinn auf die aller Lüste, aller Geständnisse, aller Episoden ihrer Existenz, die von Bühne bringt.

harmonia mundi magazin 9 Bruno COULAIS (*1954) Stabat Mater Aïcha Redouane & Guillaume Depardieu, Gesang – Laurent Korcia, Violine – Claire Désert, Cembalo & Klavier u. a. – Kammerchor Mikrokosmos, Leitung: Loïc Pierre AV 5038 (T01)

Bruno Coulais Foto: Gérard Monico Das Heilige im Alltäglichen suchen „Das „Heilige“ in den kleinen Dingen Jungfrau über den Tod Jesu Christi. ausdrücken wie in den verwunde- des Alltags zu suchen, ist die Lehre, die Ebenfalls vom Kino, und hier beson- ten Stimmen von Robert Wyat und ich vom Kino empfangen habe, und ders von Pasolinis Film Das 1. Evange- Guillaume Depardieu oder auch im das ist eine Vorstellung, die mich wäh- lium nach Matthäus von Pier Paolo leuchtenden Gesang des Kammer - rend der gesamten Arbeit am Stabat Pasolini, habe ich gelernt, daß das chors Mikrokosmos.“ So erläutert Mater begeitet hat. In diesem ebenso Zusammentreffen sehr unterschied- Bruno Coulais, der berühmte Kompo- schönen wie ergreifenden Text aus dem licher musikalischer Universen zum nist von Filmmusik, sein Stabat 13. Jahrhundert war es mir wichtiger, „Universellen“ führen kann. Folglich Mater, das als Auftragskomposition das Gewicht eher auf den Schmerz kann sich der Schmerzensschrei dieser des Festi vals von Saint Denis am 28. einer Mutter über den Verlust ihres Mutter in den Stimmen von Marie Juni 2005 seine Uraufführung in der Kindes zu legen als auf die Klage der Kobayashi, von Aischa Reduan ebenso Basilika des Ortes erlebte.

PHANTOMES – An Organ Spectacular Bach: Toccata und Fuge d-moll BWV 565, Rossini: Ouvertüre zu „Wilhelm Tell“, Vierne: Phantômes, Rota: Orgelsonate, Williams: Star-Wars-Suite, Schneider: Toccata „Schlafes Bruder“ Harald Feller, Orgel OC 606 (Q01)

des, an dem Klangbild der großen fran zösisch-symphonischen Kathe dral - orgeln orientiertes Instrument zur Ver fügung, das eine gute Vorausset- Großer Auftritt für die zung bot, dieses ungewöhnliche reiz - volle Programm klanglich zu bewälti- Königin der Instrumente gen.“ schreibt Harald Feller in sei- „Die Idee für die ungewöhnliche Komponisten (Nino Rota, Enjott nem Begleittext zu dieser CD, die Prog rammgestaltung der vorlie gen den Schneider), die speziell für Orgel genauso gut unter dem Titel stehen Ein spielung war, einerseits Orgelbear- komponiert wurden, neben ein Werk könnte ”And the Oscar goes to…“. beitungen von großer Opernmusik zu stellen, das abseits der Intention Hier ist die Orgel – auch in Bachs (Rossini) und einer berühmten Film- des Komponisten (J. S. Bach) wegen groß artiger Toccata – kein Andachts- musik unserer Tage (J. Williams) seiner eindrucksvollen Wirkung in instrument für die Kir che, hier ent- gegen überzustellen, andererseits Ori- Filmen Verwendung fand. … Mit der faltet sie alle ihre Klang möglichkeiten ginalkompositionen von zwei beson- Goll-Orgel der Kirche St. Martin in zu einem virtuosen Feuerwerk der ders für ihre Filmmusik bekannten Memmingen stand ein hervorragen - Sonderklasse!

10 harmonia mundi magazin Joseph HAYDN (1732-1809) Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz Sandrine Piau, Sopran – Ruth Sandhoff, Alt – Robert Getchell, Tenor – Harry van der Kamp, Baß – Kammerchor Accentus – Akademie für Alte Musik Berlin, Leitung: Laurence Equilbey AV 5045 (T01)

Akademie für Alte Musik Berlin Foto: Peter Witt Frommer Christ und guter Geschäftsmann Wie man einer gelungenen Kompo- dem Tod Jesu darstellt. Die Urauf- Haydn seiner erfolgreichen Medita- sition zu vielfachem Erfolg verhelfen führung am Karfreitag 1787 bescher - tions musik zum Karfreitag und schuf kann, zeigen exemplarisch Joseph te dem Werk einen derartigen Erfolg, daraus das Oratorium der vorliegen - Haydns Die sieben letzten Worte unse- daß Haydn noch im selben Jahr eine den Einspielung. Die triumphale Ur - res Erlösers am Kreuz. Die Domherren Bear beitung für Streichquartett anfer- auf führung am 26. März 1796 unter der Kathedrale von Cádiz hatten bei tigte, die der Komposition eine weite Haydns Leitung im Wiener Palais Haydn für die Karfreitagsliturgie sie - Ver breitung sicherte. Ebenfalls 1787 Schwarzenberg wurde der Auf takt zur ben geistliche Sonaten für Streich- er schien beim Wiener Musikverlag Erfolgsserie der beiden Orato rien Die orchester in Auftrag gegeben. Er Arta ria eine Klavierfassung, die zwar Jahreszeiten und Die Schöpf ung, die selbst fügte noch ein Vorspiel und nicht von Haydn stammte, aber von Haydns letzte Lebensjahre krönte. einen abschließenden dramatischen ihm autorisiert worden war. Satz hinzu, der das Erdbeben nach Neun Jahre später erinnerte sich

J. S. BACH (1685-1750) Oboenkonzert A-Dur BWV 1005a, Kantate „Weichet nur, betrübte Schatten“ BWV 202 G. F. HÄNDEL (1685-1759) Harfenkonzert B-Dur op. 4/6, Kantate „Tra le fiamme“ Núria Rial, Sopran – Giovanna Pessi, Barockharfe – Patrick Beaugiraud, Oboe d’amore –

ON Ricercar Consort, Leitung: Philippe Pierlot N V E HL O F P M MIR 009 (P01) E

Das Treffen zwischen Bach und Händel Obwohl sie immer wieder Anläufe len Musikern sicher nicht gerecht Schatten zeigt ihn von einer ebenso dazu nahmen, sind sich Bach und geworden. Philippe Pierlot hingegen stimmungsvollen wie kunstfertigen Händel im wirklichen Leben zu ihrer hat hier ein Treffen von Bach und Seite. Händels Harfenkonzert ist im beider Bedauern nie begegnet. Peter Händel organisiert, bei dem sich jeder Jahr 1736 entstanden, als er seit lan- Shaffer hat in einem Theaterstück in einem Instrumentalwerk und einer gem in England ansässig und ein welt- über eine imaginäre Begegnung der Vokalkomposition von seiner besten weit berühmter Komponist war. Seine beiden Jahrgangsgenossen einen ver- Seite zeigen kann. Kantate Tra le fiamme führt dagegen soffenen und polternden Händel Bachs Konzert für Oboe d’amore in die Zeit des jungen Meisters, der in und einen provinziellen und schnell ist die Urversion des berühmten einem mehrjährigen Italienaufenthalt beleidigten Bach auf die Bühne Cembalokonzerts BWV 1055, und Erfahrungen in seinem Metier sam- gebracht und ist damit den genia- seine Kantate Weichet nur, betrübte melte und ersten Ruhm erntete.

harmonia mundi magazin 11 Von der Freiluftmusik zum sublimen

Kammermusikereignis sechs Quartette, die dem Vorbild und väterlichen Freund Haydn gewidmet Die „Harmonie“, ein aus Oboen, Kla - für 13 Bläser und Kontrabaß, hat waren, und spiegelt so diese überaus rinetten, Fagott bestehendes Ensem- Mozart dieses populäre Genre zu fruchtbare Entwicklung. ble – gelegentlich durch Bassetthörner großartiger Kammermusik geadelt. Seit Haydn und Mozart gilt das und Kontrabaß ergänzt, lieferte mit Das Streichquartett war zu Mozarts Streichquartett als die Königsdisziplin Serenaden stimmungsvolle Freiluft- Lebzeiten noch eine junge Gattung, der Kammermusik, und so vertrau- musiken; ebenso unterhielten die die ihren Aufschwung während der te auch Leoš Janácekˇ in den letzten „Har monie“-Bearbeitungen beliebter letzten Jahrzehnte des 18. Jahrhun- fünf Jahren seines Lebens den vier Opernmelodien in Wirtshäusern die derts hauptsächlich der Pionierarbeit Streichsolisten Bekenntnisse an, die Gäste mit den gängigen Hits der Sai - Joseph Haydns verdankt. Die CD des seine beiden Quartette zu Höhepunk- son. Mit seinen drei großen Bläser- Mozarteum Quartetts vereint Mozarts ten der Kammermusik des 20. Jahr- serenaden, darunter die „Gran Partita“ erstes Streichquartett mit zwei jener hunderts machten. Katalog-CD zum Sonderpreis mit CALLIOPE-Katalog 2006

W. A. MOZART (1756-1791) Serenade B-Dur KV 361 „Gran Partita“ Ensemble Philidor CALL 3317 (I01)

W. A. MOZART (1756-1791) Streichquartette G-Dur KV 80, d-moll KV 421 & C-Dur KV 465 „Dissonanzenquartett“ Mozarteum Quartett OC 549 (I01)

Leoš JANACEKˇ (1854-1928) Streichquartette Nr. 1 „Kreutzersonate“ & Nr. 2 „Intime Briefe“

VON EN HL O F P Talich Quartett M E CALL 9333 (T01)

12 harmonia mundi magazin Sergej RACHMANINOFF (1873-1943) Corelli-Variationen op. 42, Klaviersonate Nr. 2 b-moll op. 36, Morceaux de fantaisie op. 3 Bernd Glemser, Klavier OC 558 (I01)

Bernd Glemser Foto: Oli Rust „Ich glaube fest an die Kraft der Musik“ Mit diesem Satz beschloß Bernd Saarbrücken berufen worden. Eine Wunder, daß Glemser immer wieder Glemser im Jahr 2000 ein Interview weltweite Konzertkarriere führte Zeit und Kraft für seine Aufgaben als in der Zeitschrift Klassik heute, in dem Bernd Glemser von Chile bis nach vierfacher Familienvater findet. Doch der damals 37jährige Pianist seinen China, wo er 1996 als erster Künstler gerade das könnte auch das Geheim - künstlerischen Horizont angesichts aus dem Westen live im Fernsehen nis sein, das hinter der fast unbe - sei ner ungewöhnlich steilen Karriere auftrat. Darüber hinaus spielte er eine zwingbaren Energie dieses Ausnahme- verortete. Nach einem seit 1890 in der umfangreiche Diskographie ein, die künst lers steht, der auf der vorlie- Musikgeschichte nicht mehr dagewe- dank einer außerordentlichen Sym - genden CD sei ne besonders innige senen Erfolgsmarathon, das ihm jahre- biose von atemberaubender Virtuosi- Bezie hung zu Ser gej Rachmaninoff lang weltweit 17 Wettbewerbsgewinne tät und poetischer Sensibilität bei doku mentiert, der als Pianist und und Spezialpreise in ununterbroche- Publikum und Fachpresse gleicherma- als Komponist gleicher maßen einen ner Folge beschert hatte, war Glemser ßen enthusiatische Aufnahme fand. legen dären Ruf eroberte. 1989 zum jüngsten Klavierprofessor Angesichts seiner vielfältigen künstle - Deutschlands an die Musikhochschule rischen Verpflichtungen nimmt es fast

Alexander SCRIABIN (1872-1915) Sämtliche Poèmes und andere Klavierstücke Pascal Amoyel, Klavier CALL 9353 (T01)

Frédéric CHOPIN (1810-1849) Sämtliche Nocturnes, Berceuse op. 57 Pascal Amoyel, Klavier CALL 9351.2 (M02)

sum von Pascal Amoyel werden sollte. Der Klangfarbenzeichner „Pascal Amoyel … besitzt eine extrem Pascal Amoyel, 1971 geboren, kam in Klavier und Kammermusik. Inter - abwechslungsreiche Palette von schon in früher Kindheit durch sein na tionale Preise und die Förderung Klangfarben. Mit seinen Klangbildern Talent für Improvisation zum Kla- durch die Menuhin-Stiftung schlos- stellt der Interpret nicht seine techni- vier. Mit zehn Jahren erhielt er Unter- sen sich an, als entscheidend erwies sche Meisterschaft heraus, seine tech- richt an der Pariser École Normale de sich indes die Begegnung mit György nische Virtuosität stellt vielmehr seine Musique, 1992 graduierte er am Pari- Cziffra, der zu einer bestimmenden meisterhafte musikalische Gestaltung ser Konservatorium mit ersten Preisen Größe für das künstlerische Univer- heraus.“ (Petersburg Klassika)

harmonia mundi magazin 13 … weitere interessante Neuheiten

G. P. TELEMANN (1681-1767) Suite „Die Dirne“, Tafelmusik Nr. 1, Oboenkonzert c-moll, Konzert für Violine und Trompete D-Dur Ensemble Stradivaria, Leitung: Daniel Cuiller MIR 011 (T01)

G. F. HÄNDEL (1685-1759) Suiten HWV 430, 431, 433 & 436, Chaconne G-Dur HWV 435 u. a. Anne Queffélec, Klavier MIR 010 (T01)

Domenico SCARLATTI (1685-1757) 18 Sonaten Aline Zylberajch, Fortepiano AMY 002 (T01)

Deutsche Volkslieder in Sätzen von Brahms, Reger und Silcher Die Singphoniker OC 548 (I01)

14 harmonia mundi magazin Fabián PANISELLO (*1963) Trio II, Moods II, Fulgurar, I don’t feel low, Cuatro Poemas de Alejandra Pizarnik u. a. Plural Ensemble & Ensemble Varianti, Leitung: Fabián Panisello COL 20209 (T01)

Tom SORA (*1958) Music for mechanical and electronic instruments: 20 Töne, Destillation, Drei Angriffe Tom Sora, Klavier, Kurbelspieluhr & Stimmen COL 40001 (T01)

J. S. BACH (1685-1750) Brandenburgische Konzerte BWV 1046-1051 u. a. The Boyd Neel String Orchestra, Leitung: Boyd Neel CDEA 9759 (E02)

ORCHESTRAL JEWELS Orchestermusik von Ermanno Wolf- Ferrari, Oscar Straus, George Scott-Wood und Charles Wildman Verschiedene Orchester unter Leitung der Komponisten CDEA 9760 (E01)

THE ART OF CONSTANT LAMBERT Werke von Arthur Bliss, Gavin Gordon, William Walton und Constant Lambert Verschiedene Orchester, Leitung: Constant Lambert CDEA 9761 (E01)

Möchten Sie unser IMPRESSUM harmonia mundi magazin Herausgeber: helikon harmonia mundi GmbH regelmäßig lesen? Wir schicken es Ihnen gerne kostenlos zu. Wernher-von-Braun-Straße 13 · D-69214 Eppelheim Kurze Mitteilung an [email protected] Redaktion: Michael Blümke, Texte: Detmar Huchting oder die im Impressum genannte Adresse genügt! Graphik/Layout: Global Media

harmonia mundi magazin 15 Leidenschaftlich und stürmisch Antonio VIVALDI „Einem volkstümlichen und ziem- (1678-1741) lich verbreiteten Glauben in Italien zufolge sind Rothaarige leidenschaft- VON EN Arie per basso (Arien aus HL O F liche und stürmische Persönlichkeiten: P M E Armida, Tito Manlio, Orlando Die Instrumental- und Vokalwerke furioso, Semiramide, Il Farnace, von Antonio Vivaldi – prete rosso La Silvia, L‘Adelaide und genannt wegen seiner roten Haare – L’Olimpiade) zeugen ohne Zweifel von einem sol- Lorenzo Regazzo, Baß – chen Cha rakter; und der schnelle, Concerto Italiano, nervöse, geradezu chaotische Ein- Leitung: druck, den der Blick auf sein e Noten- OPS 30-415 (T01) handschrift vermittelt, bestätigt diese Erkenntnis zu sätzlich. Seine Musik jedoch – in ihrer offenkundigen Leichtigkeit und ihrer oft als Selbst- zweck aufgefaßten Virtuosität – ist häufig mißverstanden worden. Sie ist nämlich durchaus fähig, eine un end- liche Vielfalt von Seelenzustän den auszu drücken.“ So charakterisiert Enrico Onofri Vivaldis Komponistenpersönlichkeit und führt weiter aus, daß der Kom- ponist abseits jedes Stereotyps der zu Beginn des 18. Jahrhunderts moder- nen Affektenlehre als Meister der Schilderung menschlicher Leiden- schaften brillierte. Der 1678 geborene Künstler fühlte sich noch besonders den Maximen des 17. Jahrhunderts verbunden, das sich der Schilderung der menschlichen Leidenschaften ver- Lorenzo Regazzo schrieben hatte. Foto: DR Der Bassist Lorenzo Regazzo, Venezia- ner wie Vivaldi, spürt der gemeinsa- men Heimat nach und sieht „inmitten der Menschenmenge einen atemlo- sen Antonio Vivaldi zum Ospedale della Pietà eilen, um pünktlich den Unterricht seiner Schüler zu errei- chen“, oder er schildert den prete rosso als stets in Zeitnot befindlichen Antonio VIVALDI Impresario des Teatro Sant’Angelo. (1678-1741) „Ich stelle mir allerdings auch vor, Violinkonzerte „Grosso Mogul“ wie er sich neugierig umsieht, um RV 208, „L‘Inquietudine“ RV 234, keinen Augenblick zu verlieren, der „Il Sospetto“ RV 199, „La Caccia“ die Inspiration nähren könnte: Ein RV 362, „Il Riposo“ RV 270 baufälliger Campanile, eine besondere & g-moll RV 332 Lichtbrechung über dem Wasser der Kanäle – sinnliche oder „naturalisti- Academia Montis Regalis, sche“ Inspirationen, die eine unbe- Violine und Leitung: Enrico Onofri zwingbare Schaffenslust nähren.“ OPS 30-417 (T01)

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