UNION NR. 22 • 17. JAHRGANG IN PORMATIONSPIENST 2?r Christlich-Demokratischen und Christlich-Sozialen Union Brückenschlag in Genf GATT-Verhandlungen durch Erhards Eingreifen aus der Sackgasse geführt

In den Wandelgängen des Genfer Palastes der Vereinten Nationen sprach bringen muß. Gleichzeitig sollen durch die Herabsetzung bestehender Zollmauern \°an Mitte vergangener Woche von „Erhards drittem Sieg", als die grund- der amerikanischen Industrie neue Märkte "^genden Verhandlungen zu einer weltweiten Partnerschaft zwischen den erschlossen werden. ^reinigten Staaten, den Ländern der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft % Vor allem der Markt der Europäischen Und anderen Nationen zu Ende gegangen waren. Der Vizekanzler und Wirtschaftsgemeinschaft, aber auch an- dere wichtige Handelspartner (z. B. die "Undeswirtschaftsminister hatte es durch unermüdlichen, persönlichen Einsatz EFTA oder etwa Asien) scheinen den fertiggebracht, daß die Verhandlungen, die zunächst festgefahren schienen, USA noch aufnahmefähig für amerikani- ^it einem Kompromiß endeten, dem beide Seiten zustimmen konnten. sche Waren zu sein. # Nicht zuletzt soll das genannte Gesetz Die Tatsache, daß bei den schwierigen naler Handelsschranken hatten die die Möglichkeit schaffen, den Entwick- Verhandlungen die Tür nicht zugeschla- USA auch bewogen, sich zur Mitarbeit im lungsländern mehr als bisher zu helfen. gen worden ist, ist so bedeutsam, daß wir allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen Die Märkte der Industriestaaten werden •Rauben, unseren Lesern eine ausführliche (General Agreement on Tariffs and Trade für den Export der Entwicklungsländer ^formation über die Hintergründe der — GATT) bereitzufinden, das am 23. 10. geöffnet, die Wirtschaft der Entwicklungs- Genfer Verhandlungen geben zu sollen. 1947 abgeschlossen worden war. Das länder wird damit angespornt. Freilich wird von den Entwicklungsländern selbst Es war ein Kompromißvorschlag, den GATT hat, kurz gesagt, die Aufgabe, da- r für zu sorgen, daß zwischen den einzel- keine Gegenleistung in Form ähnlicher £ of. Erhard entwickelt hatte und der die Konzessionen verlangt. J:rücke zwischen den sehr unterschied- nen Partnern ausgehandelte Zollsenkun- lichen Auffassungen und Zielsetzungen gen auch den übrigen Mitgliedern zuge- Der Trade Expansion Act sieht eine fischen den Vertretern der Vereinigten standen werden müssen, um die Liberali- Senkung der Zollsätze um 50 Prozent vor. Maaten und der Europäischen Wirtschafts- sierung des Welthandels zu fördern. Die USA traten also innerhalb des GATT gemeinschaft geschlagen hat. Nach über- an ihre Handelspartner heran und baten ^lnstimmender Auffassung in den Krei- Dillon- und Kennedy-Runde um das Einverständnis zu einer gegensei- ert der Konferenzteilnehmer ist es dem Der Begriff „Kennedy-Runde" taucht in tigen Zollsenkung in dieser Höhe. Als Putschen Bundeswirtschaftsminister zu den wirtschaftspolitischen Spalten der Ta- Verhandlungspartner fungiert bekanntlich ^rdanken, daß die Verhandlungen nicht geszeitungen immer wieder auf. Mit ihr Christian Herter, Außenminister unter ammengebrochen sind. werden die Verhandlungen bezeichnet, Präsident Eisenhower, als Sonderbeauf- tragter des Präsidenten Kennedy. .Wenn in Genf von Erhards drittem die voraussichtlich am 4. Mai 1964 inner- le9 gesprochen worden ist, so bedeutet halb des GATT beginnen werden. Auch s nach seinem erfolgreichen Einschal- die Kennedy-Runde hat schon eine Vor- Optimismus in Genf • en in den Arbeitskonflikt der Metall- läuferin: die sogenannte Dillon-Runde fidustrie und dem nicht zuletzt auf seinen des Jahres 1961. Damals hatten sich die Dies war sozusagen die Vorgeschichte ^ifisatz zurückzuführenden Wahlerfolg für Industriestaaten unter den Handelspart- zu den Verhandlungen in Genf, die in Hle CDU in Niedersachsen nun auch ein nern der Vereinigten Staaten darüber be- der vorigen Woche mit einigem Optimis- ,rf°lg auf internationaler, wirtschaftspoli- klagt, daß die USA nicht bereit seien, mus zu Ende gegangen sind. Sie schienen Useher Ebene. Zollkonzessionen im gemeinsamen Handel zunächst daran zu scheitern, daß sich die innerhalb des GATT in einer Höhe anzu- Delegierten aus dem Raum der Europäi- bieten, die den Handelspartnern ihrer- schen Wirtschaftsgemeinschaft mit den Ul*i was ging es in Genf? seits erlaubte, zugunsten des liberalisier- Zollsenkungen weder in der gewünschten ten Handels Zugeständnisse zu machen. Höhe noch in der Art ihrer Durchführung 2Ur Beantwortung dieser Frage muß ari Aus den Erfahrungen dieser Zusammen- einverstanden erklären konnten, noch der /?. ein wenig in die Vergangenheit zu- kunft erwog die Regierung Kennedy, den ebenfalls geforderten Miteinbeziehung V^blicken. 1934 bereits war in den Ver- lni amerikanischen Senat um weitergehende von Agrarerzeugnissen zustimmen woll- gten Staaten ein Gesetz über gegen- ten. Von der EWG wurde das Argument ^eUige Handelsabmachungen (Reciprocal Vollmachten zu bitten. Sie wurden be- r willigt im Rahmen des Gesetzes über ins Treffen geführt, daß bei einer 50pro- ade Agreements Act) wirksam gewor- die Ausweitung des Handels vom Okto- zentigen Zollsenkung hohe Zollschranken S.en- Ihm folgte unter der Regierung er ber 1962. Drei Punkte kann man nennen, der USA, die bisher schon über das Maß j medy das Gesetz über die Auswei- die den Inhalt der Gesetzesinitiative der der für die Europäische Gemeinschaft gel- JJnS des Handels vom 11 Oktober 1961 lr Regierung Kennedy ausmachen: tenden Begrenzungen hinausgehen, auch ! ade Expansion Act). Auf Grund der in Zukunft zu hoch blieben. Dagegen eiden genannten Gesetze 'entwickelte # Die amerikanische Wirtschaft bedarf e würden die Zollbarrieren der EWG, die §! Wirtschaftspolitik der Vereinigten dringend des Anreizes, den ein ver- von den USA aus gesehen sowieso nied- j. aaten liberalere Ideen als zuvor. Diese schärfter Wettbewerb auf den einheimi- Dünungen um den Abbau internatio- schen und ausländischen Märkten mit sich Fortsetzung Seite 2

k. Brückenschlag in Genf Stimmen zu Genf Fortsetzung von Seite 1 kommende gemeinsame Agrarpolitik der „Bundeswirtschaftsminister Erhard ist riger lägen, noch weniger ins Gewicht EWG haben die USA daher darum er- ein überraschender Erfolg zuteil gewor- fallen. Also traten die Delegierten der sucht, daß man ihnen den Weg in diesen den. Entgegen allen pessimistischen Gen- EWG für eine sogenannte „Entzackung" gemeinsamen Agrarmarkt solange nicht fer Stimmen der letzten Tage ist geste.-n der amerikanischen Zölle ein, bevor die wesentlich erschwere, solange die Ver- eine Einigung zwischen der EWG und 50prozentige Senkung durchgeführt würde. handlungen über den Abschluß einer den USA zustande gekommen. Erhards langfristigen Regelung andauern. steter Hinweis, daß sich der Westen schon Die Vereinigten Staaten wiesen dage- aus politischen Gründen keinen Zollkrieg gen auf die Tatsache hin, daß von den In dieses Kapitel unserer Darstellung leisten kann, hat zum Brückenschlag ge- 5000 Gütern ihrer Zolliste rund 1000 ei- qehört der Hinweis darauf, daß die Ver- führt. Daraus spricht eine politische nen Zollsatz von null Prozent haben, einigten Staaten zugunsten der Entwick- Grundeinstellung aller Beteiligten, die während von den restlichen 4000 Positio- lungsländer vorschlagen, neben der Her- hoffnungsvoll stimmt, daß die Idee einer nen nur rund 900 in ihrem Zollsatz über absetzung aller Zölle um 50 Prozent auch atlantischen Partnerschaft eines Tages 30 Prozent hinausgehen. Lediglich bei die Abschaffung sämtlicher Zollbeschrän- doch noch zu verwirklichen ist." einigen wenigen Gütern liege der Tarif kungen für eine Anzahl tropischer Pro- Süddeutsche Zeitung, 22. 5. 1963 über 50 Prozent. dukte durchzuführen. Zwar werden diese Ähnlich umstritten war die Forderung Produkte naturgemäß in unseren Breiten „Wenn in letzter Stunde ein Kompro- der Vereinigten Staaten, die Agrarpro- nicht erzeugt, aber ein völlig liberalisier- miß gefunden wurde, dann ist das haupt- dukte mit in die Verhandlungen einzube- ter Handel auf diesem Gebiet träfe zu- sächlich dem umsichtigen Verhandeln von ziehen. Immerhin läßt der amerikanische mindest auf Ersatzprodukte, die in den Bundeswirtschaftsminister Erhard zu dan- Markt 40 Prozent des Gesamtexports in gemäßigten Zonen hergestellt werden ken. Erhard, der Kanzlernachfolger, hat Form von landwirtschaftlichen Gütern in — als Beispiel sollen nur tierische und in Genf bewiesen, daß er schwierigen die Länder der Europäischen Wirtschafts- pflanzliche Fette und öle genannt wer- internationalen Verhandlungen gewachsen gemeinschaft strömen. Im Hinblick auf den. ist und ihren Verlauf entscheidend be- einflussen kann. Gewiß ging es in Genf um eine dem Wirtschaftsminister aus seiner bisherigen Tätigkeit vertrauten Erhard: Kein Grund zur Sorge Materie. Aber nicht nur. Die Zollsenk i Zur landwirtschaftlichen Seite des Pro- die Sorge mit den Worten aus, beide Sei- über die in Genf verhandelt wurde, isV-' eine Etappe auf dem Wege zum viel grö blems hat Bundeswirtschaftsminister Prof. ten, d. h. die USA und die EWG, hätten Erhard am 26. Mai in einer Rundfunksen- zu viel moralisches Kapital in diese Zu- ßeren Ziel, zur Atlantischen Gemein- schaft. Sie ist zugleich ein Mittel, die dung klar und präzise Stellung genom- sammenkunft investiert. Trotzdem schien men. Er tritt damit jedem Versuch entge- Gräben und Spannungen in Europa zwi- zunächst die Vorbereitung dieses großen schen der EWG und der kleinen Freihan- gen, die Verhandlungen in Genf Werkes, an dessen Ende die wirtschaft- tendenziös zur Stimmungsmache zu delszone zu vermindern. Vor allem des- liche Partnerschaft zwischen 180 Millionen halb kämpfte Erhard in Genf so zäh und mißbrauchen. Erhard führte aus: Amerikanern und 172 Millionen Europä- einfallsreich." „Ich kann die Landwirtschaft darüber ern steht, an unüberbrückbaren Gegen- beruhigen, daß in Genf keine Beschlüsse sätzen zu scheitern. Der Termin vom Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. 5. 1963 gefaßt worden sind, die für die Land- 4. Mai 1964, der für den Zusammentritt wirtschaft unannehmbar wären. Denn die der Kennedy-Runde vorgesehen war, wo „Durch die Einigung auf der GATT- Beschlüsse hatten keinen materiellen In- also nicht nur die USA und die EWG, Konferenz in Genf wurde nicht nur die halt. Sie dienten nur der Festlegung ei- sondern auch die Mitglieder der Kleinen Konferenz vor einem völligen Scheitern nes Prinzips: keine Isolierung, keine Freihandelszone (EFTA) und die Entwick- bewahrt, sondern die atlantische Gemein- Autarkie soll erfolgen, sondern allen lungsländer über enge wirtschaftliche schaft hat zumindest auf wirtschaftlichem Ländern auf dem Weltmarkt im Absatz Kontakte verhandeln sollen, schien auf Gebiet vorläufig ihre Einheit zurück- von landwirtschaftlichen Produkten eine unabsehbare Zeit vertagt. erhalten. — Das Resultat von Genf be- faire Chance gegeben werden. Dabei sind deutet auch eine wichtige psychologische Nach Ansicht aller Beobachter ist es Stütze für die NATO-Konferenz in wir uns völlig klar, daß es nicht darauf vor allem Bundeswirtschaftsminister Prof. Ottawa." ankommt, jetzt mehr Agrarprodukte in Erhard zu verdanken, wenn in langwieri- Radio Hilversum, 21. 5. 1963 die Bundesrepublik zu importieren, son- gen und harten Besprechungen ein Kom- dern vielleicht nur einen Weg zu linden, promiß gefunden wurde. der die Frage der traditionellen Handels- „Ein Scheitern der Zollkonferenz des ströme etwas besser löst, als das im Au- Der Kompromißvorschlag, der nach GATT konnte in letzter Minute verhin- genblick oft der Fall zu sein scheint. Die diesen Verhandlungen ausgearbeitet wor- dert werden. Das Verdienst hierfi; Landwirtschaft kann also völlig beruhigt den ist, umfaßt folgende drei Punkte: kommt zu einem großen Teil Dr. Erh(11 sein. Wir werden in Genf keiner Rege- zu, dem es tatsächlich gelungen ist, einer- # Die EWG erkennt die Notwendigkeit seits seine Kollegen der EWG davon zu lung zustimmen, die unsere Landwirt- einer linearen prozentualen Zollsen- schaft in Bedrängnis bringt oder zu einer überzeugen, daß die USA niemals dem kung bis auf bestimmte Ausnahmefälle Prinzip einer linearen und weitreichen- übermäßigen Einfuhr führt, die die innere an. Struktur der deutschen Landwirtschaft den Senkung der Zolltarife zustimmen und ihre Existenz gefährden würde." 0 Es wird festgestellt, daß zahlreiche würden, und andererseits auch Herter zu „Zolldisparitäten" ernsthafte Handels- der Überzeugung zu bringen, daß die Die Verhandlungen in Genf, bei denen hindernisse stellen (bisher haben die Sechs fest auf einer Senkung der zu ho- immerhin 44 Minister aus den Ländern Amerikaner die Auffassung vertreten, hen amerikanischen Zölle bestünden. Die des GATT rund 90 Prozent des gesamten daß die unterschiedlichen Zollsätze nur Situation hatte sich dadurch aufgehellt, Welthandels repräsentierten, durften nicht eine untergeordnete Rolle im internatio- und eine Kompromißlösung konnte ohne scheitern, das war allen Beteiligten klar. nalen Handel spielen). allzu große Mühe dank gegenseitiger Bundeswirtschaftsminister Erhard drückte % Jeder Vertragspartner, der sich durch Konzessionen gefunden werden, die den bestimmte „Zolldisparitäten" benach- Standpunkt der Amerikaner dem der teiligt fühlt, kann Verhandlungen über Sechs beträchtlich anzunähern vermochte." ihre Beseitigung verlangen. BBC London, 21. 5. 1963 Parteitag Schleswig-Holstein Ein spezieller Ausschuß für Handels- Unter dem Motto „Unser Weg in die verhandlungen wird diese Disparitäten europäische Zukunft" steht der Parteitag untersuchen, auf die dann Sonderregelun- Nachfolger gewählt des CDU-Landesverbandes Schleswig- gen anzuwenden wären. Dem Ausschuß Die Christlich-Demokratische Arbeit- Holstein, der am 1. und 2. Juli in Bad ist dafür eine Frist bis zum 1. August nehmerschaft des Rheinlandes wählte in Segeberg stattfindet. In vier Arbeits- 1963 gesetzt; die übrigen Punkte eines einer Sitzung am 17. Mai 1963 den Bun- kreisen werden Themen behandelt, die Plans für den Beginn der Kennedy-Runde deslagsabgeordneten Josef Mick zu ihrem sich u. a. mit europäischen Fragen, mit sollen bis zum Beginn der ordentlichen Vorsitzenden. Mick tritt die Nachfolge der Raumordnung und mit der Schulpoli- GATT-Jahreskonferenz im Herbst dieses des unlängst verstorbenen Vorsitzenden tik befassen. Jahres geklärt werden. an. Kubys böse Saat /TIM/ ein ^\J Ott Junggewerkschaftler marschierten auf dem linken Fuß Ausgerechnet Erich Kuby hatte sich die 6. Zentrale Jugendkonferenz der In- Liebe Freunde, dustriegewerkschaft Chemie, Papier, Keramik zu einem Referat verpflichtet. das Grundgesetz kennzeichnet unse- Das offenbar von den Veranstaltern bei dieser Rednerauswahl Gewünschte ren Staat stärker noch, als es die Wei- trat ein: Kuby ließ an der Bundesrepublik kaum ein gutes Haar, und die marer Verfassung getan hat, als eine später auf der Basis dieses Referats gefaßten Beschlüsse waren demnach. parlamentarische Demokratie. Die Er- fahrungen der Weimarer Republik und Erich Kuby sprang denn auch bei seiner die nationalsozialistische Gewaltherr- vor einer totalen sozialen Verkrustung schaft haben den Vätern des Grund- Rede gleich mitten hinein in die politische zu bewahren. gesetzes vor Augen gestanden, als sie Situation, wie er sie sieht: das Wort 0 In diesem Zusammenhang bekam auch das direkte Plebiszit mit der gestei- „Bonn ist nidit Weimar" sei insofern die SPD ihren Teil ab. Zwar wollten gerten Gefahr der Demagogie auf ei- irreführend, als es den durch nichts ge- selbst die jugendlichen Heißsporne nicht nige festumrissene Sonderfälle be- rechtfertigten Optimismus verbreite, daß so weit gehen wie Kuby und die SPD schränkten und auf der anderen Seite unsere demokratische Freiheit nicht be- als nicht mehr geeignet zur Vertretung die Präsidialrechte gegenüber Weimar droht sei. Doppelte Gefahr sieht Kuby von Gewerkschaftsinteressen ansehen. verminderten. Sie wollten das Parla- auf die Demokratie zukommen: das eine Aber es fiel ein deutliches Wort der ment vor jedem Eingriff aus dem sei die Möglichkeit einer Wirtschafts- Distanzierung zu jenen „älteren Sozial- außerparlamentarischen Raum abschir- krise (wobei das „kapitalistische System" demokraten und Gewerkschaftern, die alle men. gleich einen Hieb abbekam) und das an- möglichen Argumente für eine Notstands- dere ist die nach Kuby „apolitische Welt gesetzgebung zusammensuchen, obgleich Im Zeichen der von der CDU ge- der Apparate" (in diesem Zusammenhang sie schon einmal 1933 die Folgen eines tragenen Politik Adenauers und Er- fiel ganz nebenbei der Name Franz Josef Verzichts auf Widerstand erlebt haben." hards sind in der Bundesrepublik im Strauß und der Begriff Soziale Marktwirt- Laufe der Entwicklung die Radikalen schaft) . 0 Diese Haltung zur Notstandsgesetzge- rechts und links aus dem Parlament bung entspricht der „Sympathie", die verschwunden. Was ihre winzigen die Bundeswehr bei der jungen Mann- - Kuby sieht in bekannter Manier die Splittergruppen im Wahlkampi, in schaft von Chemie, Papier, Keramik ge- dem sie immer wieder vergebens ihr Demokratie bei uns als eine Fassade an, nießt. Der Verteidigungsbeitrag wurde „hinter der sich ganz andere Dinge ab- Glück suchen, zu sagen haben, ist un- in Bausch und Bogen abgelehnt, die erheblich. Es ist nicht ernst zu neh- spielen". In diesem Zusammenhang geht Kontakte zu den jungen Gewerkschaftlern die Holzhacker-Tour einmal gegen die men. Sehr wohl ernst zu nehmen aber in der Bundeswehr sollen verstärkt wer- ist es, wenn aus Gruppen, die sich SPD, deren Haltung im Streit mit dem den. Ein Antrag sieht vor, daß aktive Sozialistischen Deutschen Studentenbund grundsätzlich zu unserer Verfassung Jugendfunktionäre mindestens einmal bekennen, Gedanken geäußert werden, kritisiert wird. Den Russen, so macht während ihrer Wehrpflicht zu einem Kuby seinen jugendlichen Zuhörern klar, die unserer verfassungsmäßigen Ord- „14tägigen Gedankenaustausch" auf eine nung geradewegs widersprechen. ist es nur auf Grund unserer Politik ge- Gewerkschaftsschule geladen werden sol- lungen, sich in Mitteleuropa eine Posi- len. Eine weit größere Mehrheit fand ein Herr Brenner ist nicht irgendwer. Er tion zu schaffen, „um deren Anerkennung Antrag, der vom DGB-Bundesvorstand ist der Vorsitzende der mitgliederstärk- die westliche Politik nicht mehr herum- fordert, keine Anzeigen des Bundesver- sten deutschen Einzelgewerkschalt, der kommen wird." teidigungsministeriums in den gewerk- IG Metall. In einem Interview, das er schaftlichen Publikationen mehr erschei- am 15. Mai dem Zweiten Deutschen Um ein Patentrezept ist Kuby freilich nen zu lassen. Fernsehen gewährte, formulierte er nicht verlegen: das Medikament heißt £ Einstimmig angenommen wurde die auf eine Frage zur heutigen Politik der SPD den bedenklichen Satz: „So „soziale Demokratie" und für den Heil- Forderung, gegen die Notstands- und erfolg wird garantiert, wenn der „demo- Zivildienstgesetzgebung mit Aktionen bleibt es doch ein besonderes Problem, kratische Spielraum nach links erweitert" daß, wenn eine Partei nicht mehr die vielfältiger Art vorzugehen. Eine Mehr- Interessenvertretung der Arbeitneh- wird, ja wenn die gewerkschaftliche heit erhielt gleichfalls der Antrag, die mer sein kann, daß dann diese Rolle Macht dazu benutzt wird, „die ihr nahe- DGB-Gewerkschaften sollten sich offiziell stehende Partei" durch innere Opposition an den Ostermärschen beteiligen. mehr oder weniger von den Gewerk- schaften übernommen werden müßte." Herr Brenner spricht in Andeutun- gen. Aber es ist deutlich genug, daß er den Gewerkschaften „mehr oder • Titos roter Wimpel weniger" eine Aufgabe zugedacht hat, Radikale „Falken"-Tendenzen nur mit Mühe unterdrückt die ihnen nach dem Grundgesetz nicht zusteht. Er verfährt gegenüber der Niemand geringerem als einem Vorstandsmitglied der kommunistischen Verfassung ähnlich großzügig, wie es wenige Tage später in Köln sein Kol- jugoslawischen Volksjugend gaben die „Falken" auf ihrer Bundeskonferenz lege, der Vorsitzende der Gewerk- in Bielefeld die Ehre, eine Begrüßungsansprache halten zu dürfen. Das schaft der Eisenbahner Deutschlands, „Falken"-Präsidium nahm sogar einen roten Wimpel als Geschenk an. der SPD-Bundestagsabgeordnete Phi- lipp Seibert, tat, als er sagte, das Ansonsten aber war die „Sozialistische Ulbricht-Regimes eingetreten sind, fiel je- logische Gegenstück der Aussperrung Jugend— Die Falken" diesmal auffallend doch nur teilweise auf fruchtbaren Boden. sei nicht der Streik, sondern die un- bemüht, die parteipolitische Farbe Rot Die „Falken" bekannten sich zwar zum entgeltliche Enteignung der Unterneh- nicht allzu deutlich in Erscheinung treten Godesberger Programm der SPD, aber auf mer. zu lassen. Bundesvorsitzender Horst Zeid- der anderen Seite hatte der Bundesvor- Auch wer radikale Worte liebt, ler sagte es denn in seinem Geschäfts- stand Mühe, die Aufhebung des Verbotes sollte sie am Grundgesetz überprüfen, bericht auch ganz unverblümt, warum: der Teilnahme an den Ostermärschen zu wenn er sich als Demokrat bezeichnet. weil es nach „Falken"-Ansicht 1965 eine verhindern. Herr Seibert hatte den Artikel 14 un- sozialdemokratisch geführte Bundesregie- serer Verfassung, der Eigentum und rung geben könne. Auch bei der Diskussion über die ge- plante Notstandsgesetzgebung schlichen Enteignung behandelt, vergessen, Herr Um dieses Ziel nicht zu gefährden, so sich immer wieder radikale Töne ein. Die Brenner, als er der SPD einen Wink beschwor Zeidler die „Falken", sollte man „Falken" sprachen sich knapp für die Not- mit dem Zaunpfahl gab, gleich den die Diskussion entsprechend führen. Sein standsgesetzgebung schlechthin aus, ent- ganzen Grundgedanken der parlamen- Appell an als radikal bekannte „Falken"- werteten diesen Beschluß jedoch gleich tarischen Demokratie. Beide Männer Landesverbände wie Bremen beispiels- wieder selbst, als sie die vorliegenden aber sind immerhin Mitglieder der weise, die ganz offen für die Anerken- Entwürfe des Bundesministers Höcherl SPD. nung der Oder/Neiße-Linie und des ablehnten. Ihr Konrad Kraske Wittrock. Diese Begründung wird immer Rot muß er sein hervorgeholt, wenn die Partei dem Staat in Sachen Personalpolitik .befiehlt'. SPD in Hessen und Rheinland-Pfalz treibt Personalpolitik Das böse Beispiel von griff nun nach der Landtagswahl auf das be- Vor kurzem kürten sich die Hessen mit Hilfe ihrer sozialdemokratischen nachbarte Mainz über, als die hiesigen Mehrheit zum Regierungspräsidenten von Wiesbaden ein treues Parteimit- Sozialdemokraten entdeckten, daß sie in glied, den sozialdemokratischen Bundestagsabgeordneten Wittrock. Ähnliche dem Landesteil Pfalz (man muß anerken- Wünsche äußern nun auch die Mannen der SPD in Rheinland-Pfalz. nen: dank einer fleißigen Werbearbeit) die CDU an Stimmen am, 31. März 1963 überrundet hatten und daraus die For- Der pfälzische SPD-Bezirksvorsitzende gierungsgarnitur nicht aus eigenem, ge- derung ableiteten: Jetzt muß ein Sozial- Dr. Ludwig, Nachfolger des von seiner wachsenem Landesbestand ergänzt, son- demokrat auf den Sessel des Regierungs- Partei in Acht und Bann gelegten Franz dern mit Hilfe der Bonner Baracke auf präsidenten für die Pfalz in Neustadt an Bögler, hat die offizielle Forderung der anderen Ebenen oder in anderen Bundes- der Weinstraße. Diesen Platz nimmt seit Sozialdemokraten erhoben, auf den Sitz ländern auf Minister- oder Präsidenten- 1949 nach der Ablösung des heute noch des Mainzer Regierungspräsidenten einen suche geht — nicht gerade ein Lob für Wartegeld beziehenden früheren sozial- Genossen zu plazieren. Der „Rheinische das Reservoir des Landtags, wenigstens demokratischen Oberregierungspräsiden- Merkur" beschäftigt sich am 24. Mai mit was die Regierungspartei angeht. Gegen ten Franz Bögler der Regierungspräsident der Personalpolitik der SPD in Hessen den neuen Regierungspräsidenten erhob Dr. Pfeiffer ein, ein .gestandener' Verwal- und Rheinland-Pfalz. Die Zeitung schreibt: sich denn auch im Parlament der Vor- tungsmann ohne Parteibuch. Mit dieser behalt von CDU-Seite (Abg. Wittwer): „Wiesbaden, sozialdemokratisch regiert Struktur erklärte sich damals auch die ,Die Behörde des Regierungspräsidenten SPD einverstanden, als sie in Mainz mit und demgemäß stramm auf Vordermann stellt zwar in der Person eine gewisse gebracht bis zu den Reinmachefrauen der CDU regierte. Jetzt nach dem Wahl- Repräsentanz dar, aber sie soll in erster erfolg soll dieser Posten wieder partei- (.Raumpflegerin bitte!' rief die Sozial- Linie verwalten. Wenn man diese Be- demokratin Platiel im Landtag kürzlich politisiert werden, ein Rückfall in die hörde mit einem Politiker besetzt, dann Jahre des Besatzungsregimes vor 1949 dazwischen), und Mainz mit seiner er- müßte dieser wenigstens in etwa prak- neuten CDU-FDP-Regierung Altmeier lie- das mit Hilfe französischer sozialistischer tische Erfahrung in der Verwaltung ge- und kommunistischer Gesinnungsgenos- ferten dafür in jüngster Zeit einen sammelt haben.' sen damals Bögler in Neustadt instal- charakteristischen Anschauungsunterricht. Dem Angriff auf den neuen Wiesbade- lierte.» 3 Es ging um den Kopf des jeweiligen ner Regierungspräsidenten suchte der In- Regierungspräsidenten in Wiesbaden nenminister Schneider mit der Erklärung rechts, und Neustadt an der Weinstraße zu begegnen, daß sich der Abgeordnete links des Rheins. Auf den Präsidenten- Wittrock im .gualifiziert und stuhl im Amtsbereich des hessischen profiliert' habe, daß er dort ,ein gewich- Die Arbeit des Bundestages Ministerpräsidenten Zinn holte man sich tiges Wort auf dem Gebiete der Verwal- vor kurzem einen Politiker, den sozial- tung zu sagen wußte', die Befähigung demokratischen Bundestagsabgeordneten zum Richteramt besitze. ,Von Zeit zu Zeit' Der Vorstand der CDU/CSU-Bundes- Wittrock, 46 Jahre alt, aus Kassel stam- vermöge auch ein Außenseiter sehr wohl tagsfraktion hat sich auf einer Sitzung am mend, im Wahlkreis Wiesbaden gewählt, eine gründliche und gute Arbeit zu lei- 21. Mai 1963 mit der Organisation und von Beruf Rechtsanwalt. Es ist nicht das sten, auch wenn er nicht Jahrzehnte in Straffung der Fraktionsarbeit befaßt. erste Mal, daß Hessen seine obere Re- der Verwaltung' tätig gewesen sei wie Die Bundesregierung hatte schon kurz zuvor Bundesminister Krone beauftragt, zusammen mit einer Kommission von Ver- tretern der Bundesregierung, das in Aus- sicht genommene Gesetzgebungspro- Ideologisches Bauchgrimmen? gramm der Bundesregierung zu sichten und eine Straffung des geplanten Gesetz- Bei der Karlspreis-Verleihung glänzte die SPD durch Abwesenheit gebungskatalogs vorzunehmen. Die CDU/ CSU-Fraktion ist der Auffassung, daß sich Vor einer Woche erhielt in Aachen Großbritanniens Minister Heath den nunmehr auch eine Gruppe von Parla- Karlspreis. Es hat in der Öffentlichkeit Aufsehen erregt, daß kein prominentes mentariern der beiden Koalitionsfraktio- SPD-Mitglied an der Feierstunde teilnahm. nen der Krone-Kommission anschließen sollte,, damit eine Abstimmung der Ge- An diese Tatsache, daß es die SPD Karl dem Großen benannten Preis den setzgebungsvorhaben der Bundesregie- offensichtlich nicht für nötig hielt, in Sozdaidemokraten verdächtig gemacht. rung und der Koalitionsfraktionen eriol- -. Aachen vertreten zu sein, knüpft bei- Als Dekoration für ein katholiisch-reak- gen kann. ' spielsweise die „Welt" vom 25. Mai 1953 tionäres Klein-Europa, als Verklärung Die CDU/CSU-Fraktion hält selbstver- folgende Gedanken: des finsteren, um nicht zu sagen schwar- ständlich an dem Grundsatz fest, daß „Man sah Diplomaten und Minister, zen Mittelalters und beinahe so ver.fas- keine der großen Gesetzgebungsvorha- Kleriker und Professoren. Man sah auch sungwidrig wie die abendländische Aka- ben, die in der Regierungserklärung zu von der FDP. Aber man demie sah der Karlspreis von links be- Beginn der 4. Legislaturperiode angekün- sah keinen prominenten Sozialdemokra- trachtet aus." digt worden sind, unter den Tisch fällt. ten, als Edward Heath am Himmelfahrts- Freilich kommt der Berichterstatter der „Befürchtungen" der Opposition in dieser tag im Krönungssaal der alten Reichs- Zeitung zu dem Schluß, daß dn Aachen Richtung sind absolut gegenstandslos. Die stadt Aachen den internationalen Karls- offenbar neue Begriffe gefunden worden Notstandsgesetzgebung — die beiden um- preis 1963 entgegenahm. sind. Er schreibt: fangreichsten Materien der kommenden „Das Stichwort für den Karlspreis hieß Beratungen über das Sozialpaket und die Der von Aachener Bürgern 1949 gestif- Gesetzgebungsarbeit — gehen in den nicht mehr Abendland. Auch in neueren Ausschüssen zügig voran. tete Preis, eine vergoldete Medaille, die offiziellen, Schriften der Stadt Aachen auf der Vorderseite einen Abguß des wird man es vermissen. Es ist nur noch Pressemeldungen, nach denen die CDU/ ältesten Stadtsiegels mit dem thronenden von Europa die Rede. Es scheint, als CSU die Bildung eines „parlamentarisch- Kaiser Karl trägt, dazu eine Pergament- hätten die Stifter ihren Karlspreis ,libe- politischen Beirates" zur Unterstützung urkunde und eine Dokumentation von ralisiert', um mit den Handelspolitikern von Bundeswirtschaftsminister Erhard bil- 5000 D-Mark, scheint der Opposition noch zu sprechen. Demokratie, Liberalismus den wolle, entsprechen nicht den Tal- immer nicht ganz geheuer zu sein. und Toleranz lauten denn auch die Maxi- sachen. Zunächst ist nur an die Straffung der Gesetzgebung gedacht. Zu einem spä- Eine Proklamation, in der siiebenmal men des neuen Preisträgers. Und er erntete großen Beifall dafür. teren Zeitpunkt wird Bundeswirtschafts- das Wort Abendland zu finden äst, die minister Erhard mit Vertretern der Koali- Berufung der Stifter auf eine mittelalter- Da hätte also der sozialdemokratische tion die Vorklärung einiger personeller liche Tradition, die ideologische Unter- Parteivorstand in diesem Jahr getrost und sachlicher Entscheidungen vorneh- stützung der seinerzeit in Deutschland einen Ehrengast nach Aachen delegieren men, damit die Kanzlerwahl und der so heftig umstrittenen Integrationspolitik können. Dem Mann wären ideologische Kanzlerwechsel reibungslos vonstatten der Regierung — alles das hat den nach Bauchschmerzen erspart geblieben." gehen können. Gemeindeschule fest. „Unsere Wähler müssen die Gewißheit haben, daß wir Konsequent und unbeirrbar vor einer Wahl nicht deshalb an das CDU Saar wählt Dr. Röder wieder christliche Gewissen appellieren, um Stim- men zu fangen, sondern weil es uns um Die CDU hat es nicht nötig, ihr Programm von Fall zu Fall zu ändern. Ihre die christliche Grundsätze ernst ist." Fundamente werden nicht brüchig. Dieser Gewißheit wurde auch in Saar- brücken Ausdruck gegeben. Dort hatte sich die CDU Saar zu ihrem Landes- Bereit sein zum Opfer delegiertentag versammelt. Der Vorsitzende der CDU-Landtags- fraktion, Franz Schneider, forderte in sei- Referate des Fraktionsvorsitzenden der verpflichtet auf die ewig gültigen Funda- nem Bericht die baldige Verabschiedung CDU/CSU im Bundestag, Dr. von Bren- mente des Christentums und des Huma- des „Sozialpakets" unter Berücksichti- tano, des saarländischen Ministerpräsi- nismus. gung der von der CDU Saar gemachten denten und Parteivorsitzenden Dr. Röder Ministerpräsident Dr. Röder ging in Abänderungsvorschläge. Zur Neurege- sowie des Fraktionsvorsitzenden der CDU im Landtag der Saar, Dr. Schneider, seiner Rede zunächst ebenfalls auf die lung des Kriegsopferrechts meinte er: unabdingbaren Grundsätze unserer Welt- „Wenn das deutsche Volk in seiner Ge- vermittelten den Zuhörern ein umfassen- anschauung ein, bevor er sich den für die des Biild gegenwärtiger Politik. Dr. Röder samtheit die Rechtsansprüche der Kriegs- wurde von der Versammlung bei zwei saarländische Wartschaft lebensnotwendi- opfer anerkennt, muß es auch bereit sein, Stimmenthaltungen zum Landesvorsitzen- gen Fragen widmete. Hauptziel der Poli- die dementsprechenden Opfer zur Erfül- tik muß diie Herstellung der Wettbe- den wiedergewählt. lung der materiellen Forderungen zu werbsfähigkeit sein. Sozialpolitischen bringen." Als einen bemerkenswerten Er- Dr. von Brentano, Vorsitzender der Forderungen und Fragen der Kulturpoli- tik widmete der Redner ebenfalls breiten folg der saarländischen Bundestagsabge- CDU/CSU-Bundestagsfraktion, erneuerte ordneten und der saarländischen Regie- sein Bekenntnis zum deutsch-französi- Raum. Mit Stolz könne das Saarland auf seine fortschrittliche Schulpolitik blicken. rung bezeichnete er im Hinblick auf die schen Freundschaftsvertrag, der den Angleichung des Sozialversicherungsrechts Schlußstrich unter die leiderfüllte Ge- Die CDU halte unabdingbar an der not- schichte der beiden Völker ziehe und zu- wendigen Einheit von Elternhaus, Kirche die Erhaltung des persönlichen Besitz- gleich „den Beweis liefert, daß es zwi- und Schule und damit am Grundsatz der standes. ' vchen freien Völkern überhaupt keine -roblcme gibt und geben darf, die nicht gelöst werden können." Starke Impulse Fernsehen und Hörfunk für die Fortentwicklung dieser Freund- schaft erhofft der Fraktionsvorsitzende von der Saar, wo durch die Überein- kunft zwischen Frankreich und Deutsch- Idol mit der Pistole? land der eigentliche Ausgangspunkt zu Eine Umfrage in Chicago brachte zu- Folgerungen aus der Sendung waren dem nun besiegelten Einigungswerk ge- tage, daß 28 "In der Chicagoer Kinder lie- bekannt, können aber nicht oft genug schaffen worden sei. ber Geschirr abwaschen oder Gartenarbei- wiederholt werden. Kinder im grund- ten verrichten, als aul das Fernsehen ver- schulpflichtigen Alter können den Bildern zichten wollten. 20°/o zogen sogar Prügel nicht folgen, den Zusammenhang nicht er- Ein Beispiel gegeben vor, um nicht die Fernseherlaubnis ent- fassen, jede Sendung stellt für sie „ein zogen zu bekommen. Führen wir noch drei gewaltsames Erlebnis dar". Kindern bis „Hier an der Saar wurde ein Teil deut- statistische Ergebnisse an: 80 °/o der Ju- ins neunte Lebensjahr hinein sollte das scher, europäischer und sogar ein kleines gendlichen beziehen ihr Wissen über die Fernsehen generell versagt sein. Zunächst Stück Weltgeschichte gemacht, mit dem Grundbegriffe des Lebens namentlich vom mindert die Flut der Eindrücke die Ver- wir ein Beispiel gesetzt haben — wie Fernsehen. Sie sitzen durchschnittlich arbeitung des Gesehenen. Danach er- wir hoffen — wie wir uns mit unseren mehr als 14 Stunden in der Woche vor scheint Lernen und Spielen als langweilig, Nachbarn im Osten an einen Tisch setzen dem Fernsehschirm. 33% der Zehn- bis die Langeweile steigert das Bedürfnis können." Dr. von Brentano bot aufs Neue Zwölfjährigen dürfen auch nach 20 Uhr nach neuen Reizen. „Statt in die Welt zu Verhandlungen an, indem er sagte: „Wir fernsehen. führen, verursacht das Fernsehen dann wollen und wünschen den friedlichen eine Art von Mattscheibe" — abgesehen Ausgleich, aber wir werden nicht ver- Es ist ein Verdienst des Zweiten Deut- von Haltungsschäden, Kreislaut- und zichten auf die staatliche Einheit und die schen Fernsehens, daß es in einem sorg- Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Selbstbestimmung aller Deutschen." fältigen Bericht von Helmut Greulich das Kopfschmerzen und Unverträglichkeit. Thema „Kinder vor dem Bildschirm" be- Zufriedenstellend äußerste sich Dr. von handelte, nachdem unseres Wissens in Das Fernsehen selbst aber, und das Brentano über die wirtschaftliche und letzter Zeit nur das Regionalprogramm fehlte in dieser Dokumentation begreif- Kulturelle Entwicklung an der Saar, doch licherweise, sollte sich noch mehr an die bleibe eine Reihe von Problemen zu lö- des SWF dieses heiße Eisen einmal be- rührt hatte. Diese Sendung, in der die Forschungsergebnisse und auch an die sen, die auch in Bonn bekannt seien und namhaitesten Forscher zu Wort kamen, Empfehlungen des Programmbeirats hal- ernst genommen würden. Mit großem ten, die eine sinnvollere Programmkoor- Beifall begegneten die Zuhörer seinen schob nicht nur die Schuld den Eltern zu, sondern ging selbstkritisch mit dem Fern- dinierung, Abstimmung aul Altersstufen, Ausführungen über die Entwicklung und Auswahl der Inhalte und Darstellungs- die Regelung der Kanzlernachfolge. „Was sehen ins Gericht (wobei es pikant zu be- merken ist, daß ja nur das Erste Pro- methodik wünschen. Als der SDR un- Dr. Adenauer für Deutschland und die längst eine deutsche Kinderserie, „Fern- gramm nachmittägliche Kindersendungen Welt getan hat, werden seine bösartigen fahrer", brachte, schrieb eine Fachzeit- Kritiker vielleicht erkennen können, bringt!). Das Ergebnis der Dokumentatio- schrift, daß den Kindern Lügen gelehrt, wenn er nicht mehr da ist." „Die Regie- nen hat wohl jeden Zuschauer erschreckt. Vorteile einer Erpressung gezeigt und so- rung Erhard wird — dessen kann ich Sie In einem Alter, in dem Kinder sogar vor gar vorbildhaft als Ausweg aus einer versichern — diesen Weg konsequent harmlosen Märchengeschehnissen Furcht schwierigen Situation dargebracht worden und unbeirrbar fortsetzen." In diesem haben, werden ihnen Abenteuer zugemu- seien, und auch in der nächsten Folge Zusammenhang kam Dr. von Brentano tet, bei denen sich gefährliche Situationen kamen Dinge vor, „die ernstlich daran auf die jüngsten Erfolge des Kanzler- nur so jagen: (Nichtgenanntej Beispiele zweifeln lassen, daß es dem Deutschen Nachfolgers Erhard zu sprechen, die die sind etwa die „Fury"- oder „Lassie"- Fernsehen überhaupt daran gelegen ist, Richtigkeit der CDU/CSU-Entscheidung Serien. In diesen Sendefolgen besteht ein wirklich gutes Jugendprogramm zu bestätigen. außerdem noch die Gefahr, daß Kinder schaffen." Walter Hilpert sagte einmal: Uneingeschränkte Zustimmung erhielt jedes normale Verhältnis zum Tier ver- „Sollen wir nicht Angst haben vor dem Dr. von Brentano für seine Ausführun- lieren, weil diese vermenschlichten Tiere Tag, der auf dem Bildschirm allen Kin- gen über den geistigen Standort der dem Menschen stets überlegen sind. Der dern Rotkäppchen vorschreibt, das Rot- CDU, als er unmißverständlich die Zu- pädagogischen Wirksamkeit des guten käppchen anstelle der vielen hundert- rückbesinnung auf die Ausgangspunkte alten Kasperle dürften die harten Re- tausend Rotkäppchen in der Phantasie der Partei forderte. Die CDU habe es volvergeschichten von der Art der Serie der hunderttausend Kinder?" Aber besser nicht nötig, ihr Programm von Fall zu „Wyatt Earp" nicht im mindesten nahe- das Idol ist ein Rotkäppchen als ein Fall zu ändern, denn „wir haben uns kommen. Scharfschütze. R- Risse klaffen weiter Bundeswehr im Ausland In naher Zukunft werden Einheiten der Noch einmal der Landesparteitag der SPD in Berlin Bundeswehr wieder auf ausländischen Übungsplätzen eintreffen. Während be- Mit der innerparteilichen Opposition, wie sie während des Landespartei- reits ein deutsches Transportschiff am tages der Berliner SPD zutage trat, haben wir uns in der letzten Ausgabe vergangenen Wochenende im Hafen von dieses Informationsdienstes beschäftigt. Pembroke Dock (Wales) eintraf, an des- sen Bord Teile der Ausrüstung von acht Nach Ansicht vieler Beobachter der Funktionäre wie eine kalte Dusche Panzerbataillonen der Bundeswehr waren, Öffentlichkeit ist es dies- wirkte. Kein Wunder, wenn man sich ver- die in diesem Jahr zu Schießübungen auf mal nur knapp gelungen, die Schwierig- gegenwärtigt, daß mit der Verwirklichung dem britischen Übungsplatz Castlemartin keiten mit einem Appell zur Geschlossen- der Reform eine größere Zahl von Partei- erwartet werden, ist nun auch zwischen heit und Einheit zu überdecken. Eine auf- buchinhabern sich von ihren bisherigen der Regierung der Niederlande und der schlußreiche Ergänzung zu dem Bericht, Posten trennen muß. Das will bei der SPD Bundesregierung ein Truppenaustausch der in der letzten Ausgabe unseres In- etwas heißen, denn über 60 Prozent aller vereinbart worden. Ein Luftwaffenausbil- formationsdienstes erschienen ist, geben in der Verwaltung der Stadt und der Be- dungsregiment wird im Juni in Budel in die nachstehenden beiden Zitate. zirke Beschäftigten sind SPD-Mitglieder." Holland Garnison beziehen. Das erste Zitat entstammt der „Frank- furter Rundschau" vom 20. Mai. Dort heißt es u. a.: „Einige der engsten politischen Freunde Regierungserklärung Altmeiers Brandts, wie der Bausenator Rolf Schwed- Arbeitsprogramm für die nächsten vier Jahre festgelegt ler, der sich schon Hoffnungen auf einen führenden Parteiposten gemacht hatte, Sein Arbeitsprogramm für die nächsten vier Jahre entwickelte der wieder- waren in den Kreis-Delegierten-Wahlen gewählte Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Dr. Altmeier (CDU), vor durchgefallen. Das war vor allem das dem Landtag. Werk des neuen Charlottenburger Kreis- vorsitzenden Harry Ristock, der der SPD- Naturgemäß treffen die kommenden tere Finanzgrundlage, die Linderung de* Führung bereits in seinem Amt als Fal- kulturpolitischen Gesetze auf das meiste Unterschieds /in der Finanzkraft zwischeJL kenvorsitzender mehr als einmal unbe- Interesse. Auch in diesem Informations- steuerstarken und steuerschwachen Ge- quem geworden war und jetzt einer der dienst war (Nr. 18/63) darüber berichtet meinden sowie gezielte Hilfen im Woh- Führer des linken, allerdings in sich ge- worden, daß die beiden Koalitionspart- nungsbau, der Raumordnung oder dem spaltenen Flügels ist. ner übereingekommen waren, Artikel 29 Straßenbau sind einige der Punkte, die und 36 der Landesverfassung bald zu än- Brandt meinte zwar, er übergebe dem der Ministerpräsident in seiner Regie- dern. Diese Paragraphen betreffen die rungserklärung herausgriff. neuen Landesvorsitzenden keine .Brandt- Gliederung der Schulen und das System Partei', ebensowenig wie es einst eine Im Zusammenhang mit dem kommen- der Lehrerbildung. Darüber hinaus teilte ,Reuter-Partei' gegeben habe. Doch sind den europäischen Agrarmarkt gewinnen der Ministerpräsident mit, daß das Lan- die angekündigten Maßnahmen der Lan- die innerparteilichen Gruppierungen in desgesetz zur Förderung des Schulbaues, der SPD in den letzten zwei Jahren so desregierung zu diesem Problem beson- dessen Auslaufen mit dem Jahresende dere Bedeutung. Rheinland-Pfalz wird stark geworden, daß der Schöneberger vorgesehen war, verlängert werden wird. Stadtrat Dr. Grunner unter schallendem Intensiviert wird auch der Ausbau des sich noch mehr als bisher darum bemü- hen, gartenbauliche Sonderkulturen zu Gelächter der Delegierten meinte, es höheren Schulwesens: weitere Aufbau- könnte der Eindruck entstehen, die Ber- gymnasien sollen entstehen, Progymna- pflegen, den Pflanzenschutz zu verstär- liner SPD habe ,mehr Flügel als ein ken und den Vorsprung weiter auszu- Vogel'." sien aufgestockt werden. Dabei sollen bauen, den es im Weinbau hat erringen die berufsbildenden Schulen und die In- können. Der zweite Auszug, den wir hier un- genieurschulen sowie der zweite Bil- seren Lesern zur Kenntnis geben, ist den dungsweg nicht vergessen werden. Die sozialdemokratische Opposition im „Berliner Briefen" entnommen, die in Ber- Landtag hat angekündigt, sie werde so- Besonderen Schwerpunkt wird die neu- zusagen eine Gegenerklärung formulie- lin herausgegeben werden, und zwar der gebildete Landesregierung auf die Unter- Nummer 21 vom 22.5. 1963. Es heißt dort: ren. Zu gegebener Zeit werden wir die stützung der Gemeinden legen. Eine brei- Argumente der SPD durchleuchten. „Die .Keulenriege' hat bewiesen, daß sie stärker geworden ist und daß die SPD durch sie in Zukunft mit einigen Über- raschungen rechnen muß. Brandt ist über Lenkung durch Wettbewerb diese Entwicklung alles andere als er- baut, sieht er doch die Gefahren eines Südbadische CDU informiert sich über den Gemeinsamen Markt möglichen Auseinanderfallens dessen, was er als sein Erbe betrachtet. Der Preis, Mit der Frage nach den Wettbewerbsbedingungen im Gemeinsamen Markt den der bisherige Landesvorsitzende für beschäftigte sich eine Tagung der südbadischen CDU in Bad Krozingen. Bun- seine ehrgeizigen Pläne in der Gesamt- destagsabgeordneter Prof. Furier (CDU/CSU), Vizepräsident des Europäischen SPD zahlen muß, ist hoch. Ob er nicht zu hoch ist, werden die nächsten Monate und Parlaments und Vorsitzender des wirtschaftspolitischen Arbeitskreises der Jahre zeigen. Vielen Sozialdemokraten südbadischen CDU, sowie das deutsche Mitglied der Brüsseler EWG-Kommis- ist es bei dem Gedanken nicht wohl, zu sion, von der Groeben, machten Ausführungen zu diesem Thema. den nächsten Wahlen in Berlin mit der neuen SPD-Landesführung in die Wahl- Von der Groeben, der gerade von ter wolle man durch diese Wettbewerbs- schlacht zu gehen. Es gibt nicht wenige, einer mehrwöchigen Reise aus den Ver- politik verhindern, daß die durch den die hoffen, daß sich Brandts Wunsch- einigten Staaten zurückgekehrt war, wies Zollabbau erreichten Vorteile durch an- träume der Frage einer von der SPD ge- darauf hin, daß er auch dort Verständnis dere Maßnahmen wieder aufgehoben führten Bundesregierung nicht erfüllen dafür gefunden habe, daß die Durchset- werden. zung gleicher Wettbewerbsbedingungen mögen und der jetzige Kanzlerkandidat Das Bild, das Prof. Furier von der ge- nach einem zweiten vergeblichen Ver- im Gemeinsamen Markt für die Weiter- entwicklung und das Gelingen der Euro- genwärtigen Situation der Europäischen such, Bundeskanzler zu werden, seine Wirtschaftsgemeinschaft entwickelte, war Ambitionen aufgibt und die Risse in der päischen Wirtschaftsgemeinschaft von ent- etwas optimistischer. Er glaubte sagen zu Berliner SPD wieder kitten kann, die in scheidender Bedeutung sein wird. Daher können, man sei dabei, die Krise zu der Kongreßhalle am vergangenen Wo- stehe die Wettbewerbspolitik der Ge- überwinden. Seiner Überzeugung nach, chenende deutlich wurden. Zündstoff für meinschaft auch im Mittelpunkt der Erör- so erklärte Prof. Furier, werde zumindest innerparteiliche Überraschungen gibt es terungen von Kommission und Minister- der Gemeinsame Markt der „Sechs" er- genug. So ist es niemandem entgangen, rat der EWG. Der Wettbewerb sollte als reicht, und von dieser Basis aus könne daß die angekündigte Reform des Be- Lenkungsinstrument, bewirken, daß gleiche die notwendige Weltoffenheit der EWG zirksverwaltungsgesetzes auf viele SPD- Startbedingungen vorhanden seien. Wei- angestrebt werden. Die SPD mal so, mal so VERTRIEBENE Zwielichtige Haltung in der Diskussion über die „Breslau"-Sendung In der Diskussion über die umstrittene „Breslau"-Sendung des NDR-Fern- sehens hat die SPD ein zwielichtige Haltung gezeigt, die von den Heimat- vertriebenen mit zunehmendem Unbehagen registriert wird. Im Mittelpunkt der Kritik stehen dabei vor allem Wehner, Jaksch und Blachstein. FLÜCHTLINGE Inzwischen hat sich auch der Deutsche dung einseitig gewesen und habe auch Bundestag mit der wegen ihrer Einseitig- die Situation in Polen selbst falsch dar- keit kritisierten Sendung beschäftigt. Der gestellt, glaubte Wehner fragen zu müs- Von der Ehrlichkeit dieser Auffassung CDU-Informationsdienst „Der Heimatver- sen, ob es die Bundesregierung als ihre überzeugt, die allerdings im Gegensatz triebene — Der Flüchtling" schrieb dazu Aufgabe ansehe, „Urteile über künstle- zu Erklärungen seines Parteifreundes am 27. Mai 1963: rische und publizistische Arbeiten und Blachstein stand, war die Öffentlichkeit „Der Bundesminister für gesamtdeut- Vorführungen abzugeben" oder ob sie um so erstaunter, als derselbe Wenzel sche Fragen, Barzel, sagte am 15. Mai in dafür sorgen müsse „daß keine Meinung Jaksch vier Tage später im Wochenblatt der Fragestunde des Bundestages auf den unterdrückt oder verfälscht werden kann". für Wiedervereinigung, Heimatrecht und Einwurf von Abgeordneten der CDU/ sozialen Fortschritt „Die Brücke" von CSU, die Bundesregierung sei der Auf- Ganz abgesehen davon, daß bei dem ungestörten Ablauf der vom Norddeut- einem „unnötig aufgebauschten Streit um fassung, daß diese Sendung einseitig schen Rundfunk geplanten Umfrage- die Breslau-Sendung des Norddeutschen war, daß sie Fehler enthielt und deshalb Rundfunks" schrieb. kein zutreffendes Bild der Wirklichkeit Aktion zumindest die Gefahr einer Mei- gab und daß das Bild, das dort vermittelt nungsverfälschung über die wahren An- Nun benutzte Wenzel Jaksch auch sei- wurde, mit der einmütigen Auffassung sichten der deutschen Seite bestanden nerseits die Gelegenheit, in der Zeitung, dieses Hauses nicht im Einklang stand." hätte, Wehners Entgegnung, die mit dem deren ständiger Mitarbeiter er ist, der Thema überhaupt nichts zu tun hat, läßt CDU/CSU polemische Seitenhiebe zu ver- Wehners Doppelgleisigkeit nur allzusehr den Verdacht aufkommen, passen, wie das im Bundestag Wehner T hier habe allein der Wunsch Pate gestan- und Blachstein getan hatten. Jaksch Der in diesem Fall als Fragesteller den, der Bundesregierung wieder einmal schrieb: „Meinungsfreiheit bedeutet aber aufgetretene CDU/CSU-Bundestagsabge- etwas am Zeuge zu flicken. auch Respektierung der Gegenmeinung ordnete Ehren hatte außerdem an den Be- und Verzicht auf die Stigmatisierung An- schluß des Bundestages vom 9. Juni 1961 Ähnlich unmotiviert griff der SPD-Ab- dersdenkender. Für diese Klarstellung erinnert, in dem alle Parteien des Parla- geordnete Blachstein (als Verwaltungs- hätte es keiner Fragestunde im Bundes- ments ihre Bereitschaft ausgedrückt hat- ratsmitglied im Haus des Norddeutschen tag bedurft, wenn die CDU/CSU-Bundes- ten, zu einem besseren. Verhältnis mit Rundfunks kein Unbekannter) in die Dis- tagsfraktion nicht wieder einmal versucht den Ostblockstaaten zu gelangen, gleich- kussion ein, als er eine Begründung des hätte, am Feuer nationaler Schicksalsfra- zeitig aber der Bundesregierung empfoh- Vorwurfs der Einseitigkeit vor dem Ple- gen ihr Parteisüppchen zu kochen." len worden war: num des Bundestages durch die Bundes- bei der Gestaltung der Beziehungen regierung forderte. Mit allem Recht schlug zu Polen den besonderen psychologischen Minister Barzel vor, zunächst im zustän- Tatsachen zur Kenntnis nehmen Belastungen des deutsch-polnischen Ver- digen Parlamentsausschuß die Dinge zu Der CDU-Bundestagsabgeordnete Win- hältnisses Rechnung zu tragen und gegen- besprechen. Ist das nicht ein Wunsch, delen hatte in einer Leserzuschrift an die über solchen Ländern, die deutsche Be- der wahrlich dem oben erwähnten Jaksch- „Frankfurter Allgemeine Zeitung" am völkerungsteile deportiert oder deutsches Bericht und seiner Forderung nach Be- 22. Mai bereits die jeder Grundlage ent- Gebiet unter vorläufiger Verwaltung ha- rücksichtigung der .besonderen psycholo- behrende Behauptung zurückgewiesen, ben, bei der etwaigen Herstellung amt- gischen Belastungen des deutsch-polni- verdrängten Polen aus den ostpolnischen licher Kontakte die jeweils erforderlichen schen Verhältnisses' entspricht? Es paßt Polen benötige Ostdeutschland, um die völkerrechtlichen Vorbehalte geltend zu übrigens gut in das Bild der sozialdemo- Gebieten aufzunehmen, wie es auch in machen. kratischen Zwielichtigkeit, daß Wehner der „Breslau"-Sendung erneut betont Dieser Beschluß gründete sich auf einen als Mitglied des Gesamtdeutschen Rates worden war. Windelen schrieb: „Die Zah- Bericht, für den maßgeblich der SPD- zum gleichen Zeitpunkt eine Erklärung len und Tatsachen sind zwar bekannt und Bundestagsabgeordnete Wenzel Jaksch abgab, in der von .künstlerischen und wurden mehrfach veröffentlicht, aber sie verantwortlich gezeichnet hatte. Von den publizistischen Arbeiten und Vorführun- werden einfach nicht zur Kenntnis genom- Mitgliedern derselben Partei hörte man gen' keine Rede mehr war, sondern men. In einer Zuschrift (F. A. Z. vom Tber in der Fragestunde des Bundestages knallhart gegen eine Qualifizierung von 24. Oktober 1961) beschäftigt sich Herr am 15. Mai Erklärungen, die sich mit Mitgliedern der Vertriebenenverbände Professor Dr. Gotthold Rhode aus Mainz dem kaum vereinbaren lassen, was von als .Berufsflüchtling' usw. Stellung ge- sehr gründlich unter Angabe der pol- Jaksch und einer Arbeitsgruppe in einer nommen wurde." nischen Quellen mit dieser Frage. Er Studie unter dem Titel ,Die Schicksale kommt zu dem Ergebnis, daß insgesamt der deutschen Bevölkerung in Osteuropa Auch Jaksch unglaubwürdig nur 1 Million Menschen aus Ostpolen und der Sowjetunion seit 1939' zusam- während eines Zeitraumes von fast mengestellt worden war. Es verletzt wohl Inzwischen hat sich auch Wenzel Jaksch 15 Jahren durch die polnische Regierung mit keinem Deut die Objektivität, wenn selbst dem Verdacht der Zwielichtigkeit unterzubringen gewesen seien. Ein großer man feststellt, daß die Worte des stell- ausgesetzt. In seiner Eigenschaft als Vize- Teil von ihnen, nämlich rund 600 000 vertretenden Parteivorsitzenden der SPD, präsident des Bundes der Vertriebenen .stille Umsiedler', habe sich aber gar Wehner, und des Abgeordneten der SPD, übte er am 21. Mai 1963 im „Deutschen nicht an die polnischen Behörden gewandt, Blachstein, mit allem Nachdruck zurück- Ostdienst", dem offiziellen Organ des sondern ist offenbar ohne staatliche Hilfe zuweisen sind. Vertriebenenverbandes, scharfe Kritik am untergekommen. Dieser Zahl von etwa Auf die Antwort Minister Barzels, nach Norddeutschen Rundfunk. Er sprach von 1 Million steht die Zahl von fast 9 Mil- Ansicht der Bundesregierung sei die Sen- der „intellektuellen Unehrlichkeit der lionen Menschen gegenüber, die im Jahre Gehirnwäscher, welche unseren freiheit- 1939 die Oder-Neiße-Gebiete ohne Nord- lichen Selbstbehauptungswillen lahm- ostpreußen und Memelgebiet bewohnten. Herausgeber: Bundesgeschäftsstelle der CDU Deutschlands, verantwortlich für die Redaktion; legen wollen." Mehr noch, Jaksch forderte Auf einen Polen, der seine östliche Hei- Dr. Heinz Pettenberg, Vertretung Rene Ahrle, alle „freiheitlich gesinnten Deutschen" mat verließ, kommen also ca. 9 Deutsche, beide Bonn, Nassestraße 2, Telefon 5 29 31 — Ver- dazu auf, ein wachsames Auge auf die die vertrieben wurden, über die Vertrei- lag: Presse- und Informationsdienste der CDU Praktiken der Meinungsmanipulation zu bungsverluste der ostdeutschen Bevölke- Deutschlands Verlagsgesellschaft mbH. Bonn, Arge- landerstraße 173, Telefon 2 3140 — Bezugspreis: richten. Jaksch schlug in diesem Zusam- rung sind die Erhebungen in der Bun- monatlich 1,— DM — Banken: Presse- und Infor- menhang die Gründung einer „breit im desrepublik noch nicht abgeschlossen. mationsdienste der CDU Deutschlands Verlags- Volk verankerten Organisation von Man kann aber mit großer Gewißheit die gesellschaft mbH. Bonn, Aigelanderstraße 173, Fernseh- und Rundfunkteilnehmern gegen Postscheck-Konto Köln 193 795, Commerzbank Bonn Zahl der verschollenen, verhungerten und Nr. 12 493 — Druck: Bonner Universitäts-Buch- den Mißbrauch des Rundfunks und Fern- erschlagenen Deutschen mit 1,5 Millio- druckerei. sehens" vor. nen angeben." Aufgefrischte CDU-Fraktion Mitgehort - mitgelesen Zwanzig Abgeordnete zum erstenmal im niedersächsischen Landtag Mit einem „Bunten Nachmittag", der vom Norddeutschen Rundfunk gestaltet Die neue niedersächsische CDU-Landtagsfraktion, die voraussichtlich noch wurde, beschäftigt sich die „Rheinische in der Woche nach Pfingsten zu ihrer ersten Sitzung zusammentritt, hat sich Post" am 21. Mai 1963: stark aufgefrischt. Mit zwanzig der insgesamt 62 Abgeordneten zieht rund „17.30 Uhr: über die Mittelwelle des ein Drittel der neuen CDU-Fraktion zum erstenmal ins Landesparlament ein. Westdeutschen Rundfunks klingt eine Schlagermelodie. Dann redet der Confe- . Die Fraktion hat sich auch altersmäßig schreiben ist. Nur in sechs Wahlkreisen rencier. Er sagt unter anderem: ,Eine etwas verjüngt, das Durchschnittsalter der erreichte die Union nicht ihre Stimmen- Sache kann man nur parodieren, wenn Abgeordneten beträgt jetzt rund 50 Jahre. anteile wie 1959, wobei sie im Höchstfall man sie hervorragend beherrscht. Man In Niedersachsen werden diese Tatsachen — wie im Wahlkreis 32 (Zellerfeld) — kann nicht sagen, daß die Regierung die als Beweis dafür gewertet, daß die CDU drei Prozent verlor. politische Lage parodiert.' Applaus und diesmal nicht nur einer Reihe von neuen Gelächter aus dem Publikum ist erst zu Kräften, sondern auch dem politischen Bemerkenswert ist, daß die CDU in hören, als der neue Ansager-Geistesblitz Nachwuchs eine Chance gegeben hat. ihren Hochburgen in den bäuerlich- einschlägt. ,Es zittern die Bonner Kno- katholischen Wahlkreisen in Südolden- chen.' Und dann wieder ein munterer Der neuen CDU-Fraktion gehören ne- burg und im westlichen Niedersachsen Schlager zum .Bunten Nachmittag'. ben einer Reihe von Abgeordneten mit ihre Position noch ausbauen konnte. So langjähriger parlamentarischer Erfahrung stieg ihr Stimmenanteil im Wahlkreis Wir fragten die leitenden Herren des auch zwei Parlamentarier an, denen be- Cloppenburg um 2,7 Prozent auf 80 Pro- WDR, ob in Zukunft derartige politisch- sondere Achtung gebührt. Ilsa Reinhard, zent und in Meppen um zwei auf 75 Pro- kabarettistische Würze in weiiteren Unter- langjährige Vorsitzende des Jugendaus- zent. Die größten Gewinne erfolgten haltungssendungen zu erwarten sei, Qb schusses, und Hinrich Holsten sind zwei in den früheren DP-Hochburgen, wobei Programm-Auflockerung dieser Art neuer Abgeordnete, die bereits dem 1946 von die Wahlkreise Zeven (+ 34,9 Prozent), meinungsbildender Stil werden soll, der britischen Besatzungsmacht ernann- Bremervörde (+ 28,9) und Hadeln (+ 24,9) und ob der Herr Intendant solche billi- ten Landtag angehörten und seitdem un- an der Spitze stehen. gen Anpflaumereien in leichtgeschürzten unterbrochen von ihren Wählern in den Rundfunkveranstaltungen für vertretbar Landtag geschickt wurden. Der neuen Insgesamt lassen gerade die Einzel- halte. Fraktion gehören drei Frauen an. ergebnisse in den 95 Wahlkreisen eine Antwort: Der WDR-Intendant verant- erfreuliche Konsolidierung der CDU in wortet die Sendung nicht. Sie ist zwar Um noch einmal auf das Ergebnis der allen Teilen Niedersachsens erkennen. Landtagswahlen zurückzukommen (siehe über die Sender des Westdeutschen Rund- Während 1959 in siebzehn Wahlkreisen funks ausgestrahlt worden, stammt aber auch UiD Nr. 21/63), so zeigt eine genaue nicht einmal jeder fünfte Wähler für die Analyse der Einzelergebnisse in den — wie übrigens 50 Prozent des Pro- CDU entschied, übertraf die CDU diesmal gramms — vom Norddeutschen Rund- 95 Wahlkreisen, daß der politische Auf- in ' allen Wahlkreisen die 20-Prozent- wärtstrend der CDU für das gesamte funk. Und mit dieser Auskunft, liebe Hö- Grenze. Nur in vier Wahlkreisen ent- rer des Westdeutschen Rundfunks, verab- Land gilt und nicht allein dem Gewinn schieden sich jetzt weniger als jeder der Stimmen früherer DP-Wähler zuzu- schieden sich Intendant und Aufsichtsqre- vierte Wähler für sie. mium des WDR für die Hälfte des im Nordrhein-Westfalen ausgestrahlten Pro- gramms aus aller Verantwortung. „Tiefschlag" Diese Lösung, durch die sich im Bäum- chen-wechsel-dich-Verfahren jeder poli- Essens Stadtdirektor nur mit Stimmen der SPD gewählt tische Kalauer aus dem andersgearteten norddeutschen Klima ins nordrhein-west- In Essen ist die SPD ihrem bereits auf dem Bundesparteitag 1954 verkünde- fälische importieren läßt, sollte sich der ten und seither mit bemerkenswerter Taktik verfolgten Ziel, die Verwaltungen Westdeutsche Rundfunk patentieren las- zu „Hochburgen sozialdemokratischen Einflusses" zu machen, einen Schritt sen. Gegen die Peinlichkeit der Bunten- nähergekommen. Oberbürgermeister, Oberstadtdirektor und Stadtdirektor Nachmittags-Sendung aus der nieder- werden jetzt von ihr gestellt. sächsischen Stadt Peine, genau einen Tag vor Niedersachsens Landtagswahl, jst also auch an Zukunft kein Kraut gewach- Allein mit den Stimmen der SPD, die Stadtdirektorenpostens zu erreichen. Ihr sen. durch den übertritt einer FDP-Ratsherrin Argument, daß durch den übertritt eines die absolute Mehrheit im Rat erhalten FDP-Mitgliedes zur SPD nachträglich das Um Mißverständisse zu vermeiden I hatte, wurde ein Sozialdemokrat zum Wahlergebnis verfälscht sei, daß die schlagen wir für den WDR statt dc$ neuen Stadtdirektor gewählt. Die CDU 51 Prozent Wähler, die bürgerlich ge- Pausenzeichens folgende Ansage vor hatte aus Protest gegen das SPD- wählt haben, mit Recht einen bürger- ,Der Westdeutsche Rundfunk, die größte Vorhaben, „alle Schlüsselpositionen in lichen Stadtdirektor als Gegengewicht zu Rundfunkanstalt Deutschlands, ist für der Stadtverwaltung mit Persönlichkeiten einem sozialdemokratischen Oberbürger- sein Programm nur halbwegs verantwort- ihrer politischen Wahl zu besetzen", ge- meister erwarten dürften, stieß bei der Mch.'" schlossen den Sitzungssaal verlassen und SPD auf taube Ohren. Sie ließ durch- sich nicht an der Abstimmung beteiligt. blicken, daß sie ihren Kandidaten auf je- Nach Zeitungsberichten erregte es im den Fall wählen werde. Damit waren alle Zuschauerraum Heiterkeit, als der sozial- Bemühungen, die Streitfrage auf güt- Neuer Geschäftsführer demokratische Oberbürgermeister Nies- lichem Wege zu regeln, gescheitert; das Ergebnis der Abstimmung wurde prak- Der ehemalige Senatsdirektor in der wandt erklärte, bei der Wahl eines Be- Senatsverwaltung für Inneres, Luster, ist amten werde seine Zugehörigkeit zu einer tisch vorweggenommen. Partei überhaupt nicht in Betracht ge- am 15. 6. 1963 vom Fraktionsvorsitzenden zogen. Der CDU blieb es angesicht dieses der CDU im Abgeordnetenhaus, Amrehn, Stils, der „jeder guten parlamentarischen in sein neues Amt als Geschäftsführer Bei den letzten Kommunalwahlen hatte Gepflogenheit widerspricht", nichts an- der Fraktion eingeführt worden. die SPD 48,9, die CDU 43,7 und die FDP deres übrig, als Nein zu sagen. In Zei- 7,1 Prozent der Stimmen erhalten. Die tungskommentaren hieß es dazu: „Die Unter sozialistischer Regierung SPD errang jedoch durch den übertritt SPD . . . setzte zu einem Akt an, den einer FDP-Ratsherrin die absolute Mehr- die CDU nur als einen Tiefschlag gegen Das dänische Parlament hat nun ein heit, die sie seither — wie es in einer jenen guten Geist der Zusammenarbeit Programm der sozialistischen Regierung CDU-Erklärung heißt — „fortgesetzt rück- angenommen, durch das wirtschaftliche sichtslos ausspielt". auffassen konnte, den Oberbürgermeister Nieswandt nach seiner Wiederwahl im Schwierigkeiten beseitigt werden sollen. Das Programm sieht unter anderem vor, Vergeblich hatte die CDU versucht, mit März dieses Jahres als .gemeinsames Be- die Geltungsdauer der Tarifverträge um der SPD eine für beide Seiten befriedi- mühen in der Stadtpolitik' selber propa- gende Lösung bei der Besetzung des zwei Jahre zu verlängern, und Streiks giert hatte." gesetzlich zu verbieten. 8