Christoph Seebohm Ernsthaft Krank Sei, P
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Eine glühende Seele Von Gustav Putz Als die „Sudetenpost" für ihre letzte Ausgabe die Meldung erhielt, daß Hans- Christoph Seebohm ernsthaft krank sei, P. b. b., Erscheinungsort Linz wollten wir das „ernsthaft" gar nicht so Verlagspostamt 4020 Linz ernst nehmen. Denn Seebohm war uns im- Einzelpreis S 2.50 Offizielles Organ der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Osterreich (SLÖ) mer so rüstig, beweglich und lebenskräftig gegenübergetreten, und noch vor wenigen Folge 18 Wien-Linz, 29. September 1967 13. Jahrgang Wochen, beim Bundestreffen der Brünner in München war er voll Lebendigkeit ge- wesen, als er dem Obmann unseres Sude- tendeutschen Pressevereines Grüße an die Redaktion mitgab und anerkennend über das Bemühen, unsere Zeitung über die schweren Zeiten zu bringen, sagte: „Ich bin sehr froh, daß Sie die ,Sudetenpost' halten, Unser Sprecher, Hans-Christoph Seebohm, tot! Sie sind ein kleiner Hügel da drüben". Wenige Tage nach dem Erscheinen un- serer letzten Ausgabe traf uns dann die unverständliche Nachricht, daß Seebohm Am 17. September 1967, als in vielen Städten der Bundesrepublik gruppe in ihrer politischen und kulturellen die an sich nicht gefährliche Gallenopera- Deutschland und der Republik Österreich die Sudetendeutschen den Arbeit zielbewußt in eine gemeinsame Rich- tion nicht überstanden und am 17. Sep- tung zu führen. Seit 1959 war er als Sprecher tember seine Seele ausgehaucht hat. „Tag der Heimat" begingen, wurde der Sprecher der Sudetendeut- der SL Präsidialmitglied des Sudetendeut- Seine Seele ausgehaucht — eine Seele, schen Landsmannschaft, Bundesminister a. D. Dr. Ing. Hans-Christoph schen Rates, er war Schirmherr des Bundes die wie kaum eine zweite erfüllt war von der Eghalanda Gmoin, des größten Heimat- der Überzeugung, daß das Recht nicht der Seebohm, in die ewige Heimat abgerufen. verbandes der Sudetendeutschen. Politik Untertan sein dürfe, und daß auch Mit Hans-Christoph Seebohm ist ein nationaldenkender deutscher Neben seinen von aller Welt unbestrittenen kein weltpolitischer Machtblock sich über Patriot von uns gegangen, der bis zu seinem letzten Atemzug für und gerade anläßlich seines plötzlichen To- das Recht der Menschen hinwegsetzen dür- des rühmend hervorgehobenen Leistungen fe, in ihrer Heimat und in ihren Gesin- Ehre, Freiheit und Einigkeit des deutschen Volkes und für die unab- als Bundesverkehrsminister — „Die Welt", nungsfreiheiten, die durch Weltanschau- dingbaren Rechte seiner heimatvertriebenen sudetendeutschen Lands- Hamburg, nannte ihn „Deutschlands großen ung, Kultur und Sprache bestimmt wer- leute eingetreten ist. Straßenbauer" und einen „unübertroffenen den, zu leben. Eine Seele, die sich mit aller Fachminister", in internationalen Fachkreisen Glut dagegen sträubte, daß politische „Rea- Mit sittlichem Ernst hat er in einer Zeit allgemeiner geistiger und wurde er als „Verkehrsminister eines vereinig- litäten" sich über diese ureigenen, dem Men- politischer Irrungen und Wirrungen sein Leben der Wiedervereinigung ten Europas" bezeichnet — gehört unser ver- schen eingeborenen Rechte hinwegsetzen oder über sie zur Tagesordnung hinweg- Deutschlands und Europas und der Wiedervereinigung der sudeten- ewigter Sprecher zu jenen wenigen führenden deutschen Politikern nach dem zweiten Welt- gehen dürfe, ohne die schwersten Verwir- deutschen Heimatgebiete für seine Volksgruppe geweiht. Es hat da- krieg, die, aus dem konservativ-nationalen rungen und Verwicklungen heraufzube- mit seine nationale Pflicht als Staatsbürger und Politiker der Bundes- Gedankengut lebend, versucht haben, dem schwören. Ein Mund ist stumm geworden, ganzen deutschen Volk wieder ein gemein- der mit einer Überzeugungskraft, die auf republik Deutschland bis zu seinem Tode mustergültig erfüllt und sames Vaterland zu geben. alle Zuhörer übersprang, zu verkünden deshalb wird sein Name im Buch der deutschen Geschichte für immer wußte, daß das Zusammenleben der Hans-Christoph Seebohm ist von uns gegan- Menschheit nicht von Gewalt diktiert sein verzeichnet sein. gen— sein Werk und sein Wirken für die dürfe. Kaum einer wußte es mit solcher Hans-Christoph Seebohm wurde am 4. Au- mehrt. Es gelang ihm, landsmannschafts-poli- Rechte unserer Volksgruppe werden unver- Überzeugung auszudrücken wie Hans-Chri- gust 1903 in Emanuelsegen in Oberschlesien tisch alle während der ersten Zeit nach der gessen bleiben. Sie sollen den Landsleuten stoph Seebohm, daß zwischen Menschen geboren und wuchs in Königs wert h im Eger- Vertreibung entstandenen sudetendeutschen ein Ansporn sein, in seinem Sinn unbeirrbar und Völkern Brüderlichkeit herrschen soll- land auf. Seine Studien an der Universität Vereinigungen und Gruppierungen bei voller in der Sudefendeutschen Landsmannschaft zu- te, die über Gesinnungs- und Sprachunter- Freiburg und den Technischen Hochschulen Wahrung ihrer Eigenständigkeit an die SL sammenzustehen und für die Durchsetzung schiede hinweg verbinden könnte. Wenn München und Berlin schlofj er 1928 mit der als die allumfassende Volksgruppenorgani- ihres Heimatrechtes und ihres Selbstbestim- Seebohm in einer berühmten (und nicht Haupt-Diplomprüfung eines Diplom-Bergin- sation zu binden und damit die ganze Volks- mungsrechtes einzutreten! allseits verstandenen) Rede bei einem Su- genieurs ab. 1931 wurde er zum Bergassessor detendeutschen Tag das tschechische Volk ernannt und promovierte 1932 summa cum um Verzeihung dafür bat, daß ihm von laude zum Dr.-Ing. an der Technischen Hoch- IPO verlangt: Heereseinsatz an Grenze Deutschen in der Vergangenheit Unrecht schule Berlin-Charlottenburg. Von 1932 bis getan worden ist, so kam das ebenso aus Í945 war er in verschiedenen Unternehmun- Die Freiheitliche Partei Oesterreichs fordert des österreichischen Hoheitsgebietes in Frage ehrlichem Herzen wie wenn er immer wie- die österreichische Bundesregierung auf, Ein- gestellt ist. gen der Bergbauindustrie tätig, nach dem heiten des Grenzschutzes beziehungsweise des der warnend seme Stimme dagegen erhob, AnschiuFj ties Sudetenlandes an das Deutsche Bundesheeres zum Patrouillendienst an der CSSR entschuldigte sich um augenblicklicher Scheinerfolge willen Reich wurde er Aufsichfsratsmitglied der österreichisch-tschechoslowakischen Grenze Die Tschechoslowakei bat am Ballhausplatz das Recht auf die Heimat in den Hinter- Bergwerksbetriebe im Egerland, deren Lei- heranzuziehen. Die Uebergriffe tschechischer in 'Wien eine zweite Note abgegeben, die grund zu schieben. Die letzte dieser ein- tung er nach Kriegsende übernehmen sollte. Organe haben ein Ausmaß erreicht, das wirk- weitergeht als die erste Note, von der die dringlichen Warnungen hat Seebohm in 1946 wurde er in den ersten ernannten Nie- same Maßnahmen notwendig macht, um „Sudetenpost" in ihrer letzten Ausgabe be- einem Zeitungsartikel ausgesprochen, den dersächsischen Landtag berufen und am 23. Sicherheit und Ordnung an der tschechischen richtet hatte. Die erste Note, so wurde er- wir in der letzten Ausgabe unserer Zeitung November desselben Jahres zum niedersäch- Grenze aufrechtzuerhalten und alle Grenzver- klärt, müsse im Zusammenhang mit einer zitiert haben. Sie ist so sein politisches sischen Sfaatsminister für Arbeit und Aufbau letzungen tschechischer Organe in Hinkunft mündlichen, offiziellen Erklärung des Direk- Vermächtnis und die Richtschnur für das zu unterbinden. tors der politischen Abteilung des tschecho- ernannt. Nach den ersten Landtagswahlen, slowakischen Außenministeriums verstanden Handeln seiner Nachfolger geworden. bei denen er für die Deutsche Partei im Nach Artikel 79 der Bundesverfassung ob- werden. Dieser habe klar zugegeben, daß Wahlkreis Harburg-Soltau mit grofjer Mehr- liegt dem Bundesheer der Schutz der Grenzen eine Grenzverletzung vorliege und Öster- Seebohm ist kein bequemer Politiker heit direkt gewählt wurde, berief man ihn der Republik. Als Italien von Oesterreich eine reich im Recht sei. Deswegen habe die CSSR gewesen: er hat es weder den Politikern f 947 zum niedersächsischen Staatsminister für stärkere Ueberwachung der italienisch-öster- die Vorkommnisse bedauert. seiner Partei und denen der Bundesrepu- Arbeit, Aufbau und Gesundheit. reichischen Grenze verlangte, reagierte die Der Fall zeigt: wenn die österreichischen blik leicht gemacht noch sich selbst. Er hat Bundesregierung prompt mit der Entsendung Stellen nur energisch genug sind, wird den immer wieder durch seine Offenheit seine Als 1948 die Grundlagen für die Konstituie- von Bundesheereinheiten, obwohl weder Le- Tschechen der Übermut, mit dem sie die bedeutende politische Stellung als Bundes- rung eines Deutschen Staates geschaffen wur- ben noch Gut von österreichischen Staats- österreichischen Grezen verletzen, schon minister in Gefahr gebracht. Aber man den, schied Seebohm aus dem niedersächsi- bürgern von außen her bedroht waren. Der vergehen. Die Tschechen haben inzwischen konnte ihn nicht „abschießen". Der Grund schen Kabinett aus, um Mitglied des Parla- Mord und die anderen Zwischenfälle an der den kleinen Tibor Sindar, der bei dem dafür lag nicht in erster Linie darin, daß mentarischen Rates zu werden, der das tschechischen Grenze hingegen sind ein auch Grenzzwischenfall von Gmünd in ihre Hände man die große Gruppe der Sudetendeut- für die Bundesregierung unübersehbarer Be- geraten war, nach Österreich zu seinen Eltern Grundgesetz erarbeitete und verabschiedete. weis dafür, daß die Sicherheit in diesem Teil schen hinter ihm wußte, sondern vielmehr Bereits zu diesem Zeitpunkt setzte sich See- ausreisen lassen. darin, daß man sich der Richtigkeit seiner bohm für das Heimatrecht der Vertriebenen