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Gemeinde - Landkreis Begründung zum Bebauungsplan Nr. 76 „Gehrden Süd“ mit örtlichen Bauvorschriften

Teil A: Begründung Teil B: gemeinsamer Umweltbericht

Fassung für die Auslegung gem. §3 (2) BauGB und die Behördenbeteiligung gem. §4 (2) BauGB

Stand: 03.05.2017

Gemeinde Drochtersen Palmaille 96, 22767 Hamburg Tel. 040 380 375 67-0 Sietwender Straße 27 [email protected] 21706 Drochtersen Bearbeitung: Charlotte Koch, Tel.: 04143–919-0 Lena Kallischko [email protected]

Gemeinde Drochtersen Bebauungsplan Nr. 76 "Gehrden-Süd“ Teil A: Begründung

Inhaltsverzeichnis Teil A

1. Grundlagen der Planung ...... 3 1.1. Rechtsgrundlagen der Planung ...... 3 1.2. Anlass, Erfordernis und Ziele der Planung ...... 3 1.3. Bestandssituation ...... 3 1.4. Geltungsbereich und Größe des Plangebiets ...... 4 2. Planerische Rahmenbedingungen ...... 6 2.1. Ziele der Raumordnung und Landesplanung ...... 6 2.2. Entwicklung aus dem Flächennutzungsplan ...... 6 2.3. Angrenzende und überlagerte Bebauungspläne ...... 7 2.4. Archäologie ...... 8 2.5. Altlasten und Altablagerungen ...... 8 2.6. Landschaftsplanerische Grundlagen ...... 9 2.7. Artenschutz ...... 9 3. Planinhalt und Abwägung ...... 10 3.1. Städtebauliches Konzept ...... 10 3.2. Art der baulichen Nutzung ...... 11 3.3. Maß der baulichen Nutzung ...... 11 3.4. Bauweise und Zahl der Wohnungen in Wohngebäuden ...... 11 3.5. Überbaubare Grundstücksfläche ...... 12 3.6. Mindestgrundstücksgrößen...... 12 3.7. Örtliche Bauvorschriften gemäß § 84 NBauO ...... 12 3.8. Verkehr ...... 13 3.9. Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft ...... Fehler! Textmarke nicht definiert. 3.10. Flächen für die Abwasserbeseitigung ...... 14 3.11. Abstand zu Waldflächen ...... 15 3.12. Ver- und Entsorgung...... 15 3.13. Immissionsschutz ...... 16 4. Aussagen zur Eingriffsregelung ...... 17 5. Hinweise ...... 17 6. Maßnahmen zur Verwirklichung ...... 18 6.1. Bodenordnung ...... 18 6.2. Kosten und Finanzierung ...... 18 6.3. Erfordernis weiterer vertraglicher Regelungen ...... 18 7. Flächenangaben ...... 19

Teil B: Umweltbericht Teil C: Eingriffsregelung

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1. Grundlagen der Planung

1.1. Rechtsgrundlagen der Planung Der Bebauungsplan wird auf Grund folgender rechtlicher Grundlagen aufgestellt:  Baugesetzbuch (BauGB) in der Fassung der Bekanntmachung vom 23.09.2004 (BGBl. I S.2414), zuletzt geändert durch Artikel 6 des Asylverfahrensbeschleunigungsgeset- zes vom 20.10.2015 (BGBl. I S. 1722),  Verordnung über die bauliche Nutzung der Grundstücke (Baunutzungsverordnung - BauNVO) in der Fassung der Bekanntmachung vom 23.01.1990 (BGBl. I S.132),), zu- letzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes zur Stärkung der Innenentwicklung in den Städten und Gemeinden und weiteren Fortentwicklung des Städtebaurechts vom 11.06.2013 (BGBl. I S. 1548),  Verordnung über die Ausarbeitung der Bauleitpläne und die Darstellung des Planin- halts (Planzeichenverordnung 1990 - PlanZV) vom 18.12.1990 (BGBl. 1991 I S. 58), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes zur Förderung des Klimaschutzes bei der Entwicklung in den Städten und Gemeinden vom 22.07.2011 (BGBl. I S. 1509),  Niedersächsische Bauordnung (NBauO) in der Fassung vom 03.04.2012 mit Bekannt- machung vom 12.04.2012 (Nds. GVBl. Nr. 5/2012, 46), zuletzt geändert durch § 4 des Gesetzes vom 06.04.2017 (Nds. GVBl. S. 116),  Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) in der Fassung vom 17.12.2010, zuletzt geändert durch Art. 2 des Gesetzes v. 02.03.2017 (Nds. GVBl. S. 48).

1.2. Anlass, Erfordernis und Ziele der Planung Die Gemeinde Drochtersen möchte im Bereich der Ortschaft Hüll Wohnbebauung für den ört- lichen Bedarf bereitstellen. Im Norden des Ortsteils, hinter dem Friedhof sind bereits gemischte Bauflächen im Flächennutzungsplan dargestellt. Diese Flächen sind jedoch nicht verfügbar und ungünstig zu erschließen. Somit stehen in der Ortschaft Hüll derzeit keine Bauflächen zur Verfügung. Es gibt jedoch im Bereich der Straßen Hörne und Kleine Rönne am südlichen Rand der Ortslage eine Fläche von rd. 1,67 ha, die sich für eine Wohnbebauung durchaus eignet, da diese bereits in das Ortsbild integriert ist und den Siedlungsrand sinnvoll abrundet. Obgleich eine größere wohnbauliche Entwicklung in Hüll nicht erforderlich scheint, besteht dennoch der Bedarf, Baugrundstücke zur Befriedigung des Eigenbedarfs des Ortes zur Verfügung zu stel- len. Ziel der Planung ist, die Voraussetzungen für eine Einzelhausbebauung mit großen Garten- grundstücken zu schaffen, die in Proportion und Nutzungsart dem Charakter der Umgebungs- bebauung angepasst sind. Die notwendigen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sowie die Ableitung und Rückhaltung des anfallenden Oberflächenwassers sollen weitgehend im Plangebiet selbst untergebracht werden. Zur Sicherung der Entwicklungsziele ist sowohl die Änderung des Flächennutzungsplans als auch die Aufstellung eines Bebauungsplans erforderlich. Sie werden aus diesem Grund in einem Parallelverfahren aufgestellt.

1.3. Bestandssituation Das Plangebiet liegt in der Gemeinde Drochtersen, im Ortsteil Hüll, südlich der Straße Hörne und der Straße Kleine Rönne. Die Ortschaft Hüll hat ca. 800 Einwohner und besteht selbst aus mehreren Teilbereichen. Das Plangebiet befindet sich im Bereich Gehrden, der eine verdich- tete Siedlungsfläche darstellt. Sämtliche Gemeinbedarfseinrichtungen, die für den Gemeinde- teil notwendig sind, sind in Gehrden konzentriert.

3 Gemeinde Drochtersen Bebauungsplan Nr. 76 "Gehrden-Süd“ Teil A: Begründung

Die Ortschaft Hüll ist über die K65 mit dem Zentralort Drochtersen verbunden. Eine Busver- bindung verbindet den Ortsteil mit dem Zentralort. Das Plangebiet mit einer Fläche von ca. 1,67 ha umfasst Teile der Flurstücke 92/3, 93/4 279/91 und 280/90 (Flur 11, Gemarkung Hüll). Die Fläche wird durch die Straße Gehrden im Westen, Hörne im Norden und Osten begrenzt. Im Süden grenzt landwirtschaftliche Fläche an. Die Umgebung wird im Norden und Westen von Siedlungsflächen und im Süden und Osten von Ackerflächen geprägt. Eichenbäume befinden sich außerhalb des Plangebietes im Norden als alleeartige Bepflanzung entlang der Straße Hörne. Im Osten des Plangebietes befindet sich Naturnahes Feldgehölz entlang der Straße. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, östlich des Plangebietes befinden sich Gehölze des Siedlungsbereichs. Westlich des Plange- bietes (außerhalb) sind standortfremde Feldgehölze kartiert. Die Landschaft ist geprägt durch das Grabensystem der Marsch. Nördlich des Plangebietes befindet sich der Entwässerungsgraben „Kleine Rönne“. Östlich des Plangebietes verläuft der Druckgraben Polder Hörne. Ein Entwässerungsgraben durchquert das Plangebiet von Süd nach Nord. Die nächstgelegenen Wohnhäuser liegen direkt nordwestlich angrenzend an das Plangebiet. Weitere Wohnbebauung befindet sich im Norden „An der kleinen Rönne“ und im Westen „Im Rönnenfeld“.

1.4. Geltungsbereich und Größe des Plangebiets Der Geltungsbereich des Bebauungsplanes umfasst die Flurstücke 93/4 (teilw.), 92/3 (teilw.), 279/91 (teilw.) und 280/90 (teilw.) in der Flur 11 der Gemarkung Hüll. Der Bereich wird  im Norden, Osten und Westen durch die Straße Hörne und die dahinterliegenden Wohnbaugrundstücke,  im Süden durch landwirtschaftliche Flächen begrenzt. Die Größe des Plangebietes beträgt insgesamt rd. 1,67 ha. Die genaue Abgrenzung ist der Planzeichnung zu entnehmen. Als Ergebnis der frühzeitigen Beteiligung wurde das Plangebiet vergrößert, um die Anlage eines Regenrückhaltebeckens im südlichen Bereich zu ermöglichen.

Abbildung 1: Geltungsbereich des Bebauungsplans, ohne Maßstab

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Abbildung 2: Informationsplan

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2. Planerische Rahmenbedingungen

2.1. Ziele der Raumordnung und Landesplanung Die Planung ist gemäß § 1 Abs. 4 BauGB den Zielen der Raumordnung anzupassen. Für die Planung maßgeblich sind die Festlegungen im Landes Raumordnungsprogramm (LROP) des Landes Niedersachsen von 2012 sowie im Regionalen Raumordnungsprogramm 2013 (RROP) des Landkreises Stade. Nach der Maßgabe der Erhaltung und Entwicklung des ländlichen und landschaftstypischen Charakters, des Gemeinwesens und der soziokulturellen Eigenart der Dörfer und Siedlungen sind nach dem RROP die gewachsenen, eigenständigen Strukturen der Gemeinden und Ort- steile zu erhalten. Einrichtungen sind bedarfsgerecht und den Erfordernissen angepasst zu errichten. Die Wohnbauflächenentwicklung ist dorfgerecht zu gestalten. Das Plangebiet befindet sich in einem Vorbehaltsgebiet für die Landwirtschaft aufgrund hohen Ertragspotentials. Vorbehaltsgebiete für die Landwirtschaft sollen aufgrund ihrer hohen land- wirtschaftlichen natürlichen Ertragsfähigkeit für die Landwirtschaft freigehalten werden. Das RROP zeigt jedoch für nahezu den gesamten Bereich um den Siedlungsbereich der Ortslage Hüll eben dieses Vorbehaltsgebiet, sodass eine Siedlungsentwicklung unter der Maßgabe des vollständigen Erhalts dieser Flächen, nicht mehr möglich wäre. Die Gemeinde möchte deshalb an diesem Standort der Wohnbebauung gegenüber der Vorbehaltsfunktion dem Vorzug ge- ben. Die Planung dient der Siedlungsentwicklung im Rahmen des Eigenbedarfs. Insofern entspricht die Planung grundsätzlich den Zielen der Raumordnung. Generell ist ein Konflikt mit den raumordnerischen Festlegungen nicht erkennbar.

Abbildung 3: Ausschnitt RROP Landkreis Stade (2013)

2.2. Entwicklung aus dem Flächennutzungsplan Da der Bebauungsplan für das Plangebiet derzeit nicht aus dem Flächennutzungsplan entwi- ckelt werden kann, wird der Flächennutzungsplan im Parallelverfahren geändert. Ziel der 16. Änderung des Flächennutzungsplans ist die Darstellung eines Allgemeinen Wohngebietes entsprechend der Zielsetzung des Bebauungsplans, so dass beide Planungen aufeinander

6 Gemeinde Drochtersen Bebauungsplan Nr. 76 "Gehrden-Süd“ Teil A: Begründung abgestimmt sind. Die gemischte Baufläche im Nord-Westen des Ortsteils soll gleichzeitig zu- künftig entfallen und wie es die derzeitige Nutzung vorgibt, als landwirtschaftliche Fläche dar- gestellt werden. Der Bebauungsplan wird somit gemäß § 8 (3) BauGB aus dem künftigen Flä- chennutzungsplan entwickelt sein.

Abbildung 4: Geplante Darstellung der 16. FNP-Änderung

2.3. Angrenzende und überlagerte Bebauungspläne Der Bebauungsplan Nr.54 „An der kleinen Rönne“ grenzt im Norden an das Plangebiet. We- sentliches Ziel des Bebauungsplans war es, Siedlungsflächen für den örtlichen Bedarf vorzu- bereiten, mit großen Gartengrundstücke, wie sie in Hüll üblich sind. Es wurde eine Mischung von Einzel- und Doppelhäusern angestrebt, aber auch Flächen für die Anlage von Nutzgärten und Kleintierhaltung zur Verfügung gestellt. Das Bebauungsplangebiet wurde als Kleinsied- lungsgebiet (WS) festgesetzt, wodurch landwirtschaftliche Strukturen aber keine landwirt- schaftlichen Vollerwerbsbetriebe ermöglicht werden. Die Grundflächenzahl wurde mit 0,2 fest- gesetzt und die zulässige Überschreitungsmöglichkeit der GRZ durch Nebenanlagen um 0,1, um die Errichtung von Ställen und Nebengebäuden zu berücksichtigen, zugelassen. Die First- und Traufhöhe bewohnter Gebäude wurde beschränkt, um ein Einfügen in die Umgebungsbe- bauung zu erreichen. Es sind nur eingeschossige Gebäude als Einzel- oder Doppelhäuser zulässig. Gebäudelängen oder –breiten wurden auf maximal 25m beschränkt, um die Propor- tionen der Umgebungsbebauung aufzunehmen. Die Mindestgröße der Baugrundstücke be- trägt 750 m². Nur so ist gewährleistet, dass auch sinnvolle Nutzgärten angelegt werden kön- nen. Zur Pflege und Weiterentwicklung des gewachsenen Ortsbildes wurden folgenden Fest- setzungen getroffen:

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 Dächer von Hauptgebäuden müssen eine Mindestneigung von 30° aufweisen. Flach- dächer sind nur für Garagen und Nebengebäude zulässig.  Um eine geschlossene, ruhige Dachlandschaft zu erhalten, wurde die Breite von Dach- aufbauten auf 1/3 der jeweiligen Trauflänge bei Einzelhäusern und ½ der Trauflänge bei Doppelhäusern beschränkt.  Materialien der Aussenwand- und Dachflächen der Gebäude müssen eine matte Ober- fläche zeigen und sind nur in ortstypischer Farbgebung (rot, rotbraun, grün, Holz na- turbelassen) zulässig. Doppelhäuser müssen in Farbgebung und Materialwahl einheit- lich gestaltet sein.  Grundstückseinfriedungen müssen aus standortheimischen Hecken oder Sträuchern hergestellt werden, um eine Vernetzung von Kleinlebensräumen zu erreichen. Die Erschließungsstraße führt von Süden in das Gebiet und endet in einem Wendeplatz. Ziel der Verkehrsplanung war es, über ein inneres Erschließungssystem eine Zuwegung aller Bau- grundstücke zu erreichen und eine häufige Überbrückung des Wasserlaufs Rönne zu vermei- den.

Abbildung 5: Ausschnitt Bebauungsplan Nr. 54

2.4. Archäologie Es ist kein bekanntes Boden- und / oder Baudenkmal innerhalb des Plangebietes vorhanden.

2.5. Altlasten und Altablagerungen Angaben über Altlasten, Altstandorte und Altablagerungen sind im Geltungsbereich nicht be- kannt. Es sind dahingehend bei der frühzeitigen Beteiligung keine Hinweise eingegangen. Auch besteht aufgrund der bisherigen Nutzung kein Verdacht auf das Vorhandensein von Alt- lasten oder Altablagerungen.

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2.6. Landschaftsplanerische Grundlagen

Landschaftsplanung/Landschaftsrahmenplan (LRP) Natürliche Grundlagen:  Naturraum: Unterelbeniederung, naturräumliche Haupteinheit – Harburger Elbmarschen, Teileinheit – Stader Marschen, naturräumliche Untereinheit – Land Kehdingen  Geländehöhen -1 bis 0 m  Landnutzungseinheit: Ackerland  Potentiell natürliche Vegetation: Eichen-Eschen- und Erlen-Eichen-Marschenwald (PNV- Einheit 42)  Bodentyp: Kleimarsch  Bodenart: Feuchte, stellenweise nasse, grundwasserbeeinflusste, verbreitet schwach staunasse, schluffige Tonböden  Klimabezirk: Niedersächsisches Flachland  innerhalb eines 3km-Radius um besetzte Weißstorch-Horste  Gebiet der Zielkategorie 3 (ZK3-009 Gr-So): sonstige gehölz- und/oder strukturreiche durch Grünland geprägte Gebiete. Das Plangebiet ist als Biotop mit keiner besonderen Bedeutung kartiert. Lediglich die Gehölze am nördlichen und östlichen Rand der Fläche werden mit mittlerer bis hoher Bedeutung ge- kennzeichnet. Der Planbereich befindet sich in einer Landschaftsbildeinheit mit mittlerer Bedeutung und liegt innerhalb einer Beeinträchtigungszone von Windkraftanlagen und Türmen. Er wird dem Land- schaftsbildtyp (LBT) Grünlandgebiete (Gr-Ma) zugeordnet. Die Realnutzungskartierung 2011 des Landkreises Stade stellt das Plangebiet in der Kategorie „Basenreicher Lehm-/Tonacker“ dar. Im Norden unmittelbar angrenzend kartiert die Realnut- zungskartierung eine Sonstige Feldhecke (HF), diese stellt sich Vorort als Baumreihe (HBA) dar. Im Osten des Plangebietes befindet sich naturnahes Feldgehölz entlang der Straße. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, östlich des Plangebietes befinden sich Gehölze des Siedlungsbereichs. Im Westen des Plangebietes sind standortfremde Feldgehölze kartiert. Die Gräben Polder, Hörne und Kleine Rönne sind ebenfalls dargestellt, sie befinden sich außer- halb des Plangebietes.

2.7. Artenschutz Aufgrund der vorhandenen Biotopstrukturen (Ackerland) und der Nähe zum bebauten Sied- lungsbereich besteht kein zwingender Verdacht auf die Betroffenheit besonders geschützter Arten. Ein Fachbeitrag zum Artenschutz wird dennoch zum Bebauungsplan erstellt, um Verstöße ge- gen das Tötungsverbot geschützter Arten gemäß § 44 BNatSchG im Vorhinein zu vermeiden. Im Ergebnis der Betrachtung potentiell betroffener, europäisch besonders oder streng ge- schützter Arten kann davon ausgegangen werden, dass bei Umsetzung des Bebauungsplanes und der artenschutzrechtlichen Vermeidungsmaßnahme (Bauzeitenregelung für Beginn der Erschließungsmaßnahmen, Beachten der Ausschlussfrist für Gehölzbeseitigung, Bauzeiten- regelung für Grabenzuschüttung) die Verbotstatbestände des § 44 BNatSchG zum Arten- schutz nicht berührt werden. Vorgezogene Ausgleichmaßnahmen (§ 44 Abs. 5 BNatSchG) werden nicht erforderlich.

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3. Planinhalt und Abwägung

3.1. Städtebauliches Konzept Nutzung und Bebauung Das Wohngebiet wird städtebaulich als Erweiterung des Siedlungsbereichs Gehrden und zur Abrundung des Ortsrandes entwickelt. Es wird als allgemeines Wohngebiet (WA) geplant. Die Bebauungsdichte soll der dörflichen Lage gerecht werden, damit sich die Bebauung der Lage angemessen in die Umgebung einfügt. Im städtebaulichen Konzept werden insgesamt etwa 16 Baugrundstücke vorgeschlagen. Es wird eine Einzelhausbebauung mit großen Garten- grundstücken angestrebt, die im Maß der baulichen Nutzung dem Charakter der Umgebungs- bebauung angepasst werden soll. Die Grundstücksgrößen liegen zwischen 750 und 1000 m². Die vorhandenen Gehölzstrukturen sollen größtenteils in das Wohngebiet integriert werden. Erschließung Die äußere Anbindung des Plangebiets erfolgt von Norden über die Straße Hörne als Stich- straße. Sie ist mit einem Straßenquerschnitt von 7,10m bemessen. Aufgrund der Zahl der zu erschließenden Grundstücke wird diese als öffentliche Straßenverkehrsfläche geplant. Die Wendeanlage ist wie im nördlich angrenzenden Gebiet für PKW ausgelegt, Müllfahrzeuge kön- nen hier nicht wenden. Daran anschließend führt eine fußläufige Anbindung in Richtung Bus- haltestelle und Müllsammelstelle westlich des Plangebietes. Grünordnung Am östlichen Plangebietsrand bestehen Gehölzstrukturen, deren Erhaltung im Rahmen des Bauleitplanverfahrens gesichert werden soll. Durch zusätzliche Festsetzungen zum Anpflanzen von Gehölzen auf den privaten Grund- stücksflächen soll eine Durchgrünung des Plangebietes erreicht werden. Dazu trägt auch die straßenseitige Einfriedung der Grundstücke mit standortgerechten Lebendhecken bei. An der südlichen Plangebietsgrenze ist eine 5 m breite Eingrünung geplant, die zur Abschir- mung des Plangebietes zur offenen Landschaft beitragen soll. Es werden entsprechende Fest- setzungen zur Bepflanzung formuliert. Immissionsschutz Da sich im Umfeld des Plangebietes mehrere landwirtschaftliche Betriebe mit Tierhaltung be- finden wurde bereits im Vorwege ein Geruchsimmissions-Gutachten zur Aufstellung des Be- bauungsplans erstellt. Dieses kommt zu dem Ergebnis, dass trotz des vorhandenen Tierbe- standes der ortsansässigen Betriebe im gesamten Bereich des geplanten Wohngebietes der für diesen Planbereich in Ansatz zu bringende Grenzwert von 10% der Jahresstunden Wahr- nehmungshäufigkeit eingehalten wird. Erweiterungsmöglichkeiten der Betriebe wurden dabei miteinberechnet. Somit sind immissionsschutzrechtliche Konflikte hinsichtlich der Geruchsbe- lastung auszuschließen (Siehe auch Gutachten zu Geruchsimmissionen im Anhang zum Be- bauungsplan). Regenentwässerung Die Sammlung, Rückhaltung und Abführung des anfallenden Oberflächenwassers erfolgt über ein Regenrückhaltebecken am südlichen Rand des Plangebietes.

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3.2. Art der baulichen Nutzung Allgemeine Wohngebiete (WA) Das Wohngebiet wird städtebaulich als Abrundung des Ortsrandes entwickelt und als allge- meines Wohngebiet (WA) geplant. In Anlehnung an die Struktur der vorhandenen Wohnbau- gebiete werden Allgemeine Wohngebiete (WA) gemäß § 4 BauNVO festgesetzt. Damit wird das Ziel umgesetzt, dass sich das neue Baugebiet in die Umgebung einbettet und in Überein- stimmung mit dem § 4 BauNVO vorwiegend dem Wohnen dient. Im allgemeinen Wohngebiet sollen die in § 4 Abs. 3 Nr. 3-5 BauNVO genannten Ausnahmen (Anlage für Verwaltungen, Gartenbaubetriebe und Tankstellen) nicht zulässig sein, da diese Nutzungen in den geplanten (ruhigen) Wohnstraßen nicht verträglich sind und auch die Lage nicht für derartige Nutzungen geeignet ist. Die Gemeinde Drochtersen möchte die klimafreundliche Energieerzeugung unterstützen. Da- her wird eine Erzeugung von Solarenergie auf Dachflächen zur Deckung des Eigenbedarfs ausdrücklich erwünscht. Durch § 14 (3) BauNVO ist eine Festsetzung hierzu nicht mehr erfor- derlich, da diese Anlagen im Allgemeinen Wohngebiet allgemein zulässig sind. Die Erfahrung aus anderen Baugebieten zeigt, dass es ein hohes Potenzial an gewerblicher Erzeugung und Einspeisung von Solarenergie auf Dächern von Wohngebäuden gibt.

3.3. Maß der baulichen Nutzung Es soll einerseits eine flächensparende, verdichtete Bebauung erreicht werden, die anderer- seits der Ortsrandlage in Drochtersen gerecht wird. Die umliegenden Bebauungsstrukturen sind durch Einzel- und Doppelhäuser im dörflichen Maßstab geprägt. Das geplante Wohnge- biet soll diese Strukturen sinnvoll erweitern. Um den aufgelockerten, dörflichen Charakter zu wahren, wird die maximal zulässige Grund- flächenzahl (GRZ) in den allgemeinen Wohngebieten mit 0,3 festgesetzt. Diese Festsetzung ermöglicht eine Bebauung, welche eine angemessene Ausnutzung der Grundstücke zulässt, zugleich aber eine aufgelockerte Bebauungsstruktur sichert. Für Garagen und Stellplätze mit ihren Zufahrten, Nebenanlagen im Sinne des § 14 BauNVO und bauliche Anlagen unterhalb der Geländeoberfläche, durch die das Baugrundstück ledig- lich unterbaut wird, gilt die gemäß § 19 Abs. 4 Satz 2 zulässig Überschreitung von maximal 50 % der GRZ. Die zulässige Zahl der Vollgeschosse wird im Plangebiet auf maximal ein Vollgeschoss (I) beschränkt, so dass eine der Ortsrandlage und geplanten Wohnnutzung entsprechende Be- bauung erreicht wird. Die Nutzung der Obergeschosse kann durch die Errichtung von Staffel- geschosse ermöglicht werden.

3.4. Bauweise und Zahl der Wohnungen in Wohngebäuden Als Bauweise wird im Plangebiet eine offene Bauweise festgesetzt, mit der Einschränkung, dass nur Einzel- und Doppelhäuser zulässig sind (ED). Dies entspricht den Bebauungsstruk- turen in der Umgebung des Plangebietes. Die in der Rechtsprechung geltende Definition von Einzel- und Doppelhäusern macht in den allgemeinen Wohngebieten eine Festlegung der Zahl der zulässigen Wohnungen in Wohn- gebäuden notwendig, um den gewünschten städtebaulichen Maßstab zu sichern. Im allgemeinen Wohngebiet sollen insbesondere größere Wohneinheiten ermöglicht werden, die den Wünschen der Zielgruppen entsprechen, daher wird die Anzahl an Wohneinheiten in Doppel- und Einzelhäusern auf zwei beschränkt. So wird z.B. das Wohnen mehrerer Genera- tionen unter einem Dach möglich, obwohl die städtebauliche Dichte der Lage entsprechend gering gehalten wird.

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3.5. Überbaubare Grundstücksfläche Die Festsetzung der überbaubaren Grundstücksflächen durch Baugrenzen ist so weiträumig, dass den Bauherren und ihren Architekten Gestaltungsspielraum bei der Anordnung der Ge- bäude auf den Grundstücken ermöglicht wird. Die straßenseitigen Baugrenzen werden mit einem Abstand von 3 m zur Straßenbegrenzungslinie festgesetzt, damit der Straßenraum nicht zu sehr durch Bebauung eingeengt wird und offener wirkt. Dazu trägt auch die Festsetzung bei, dass Nebenanlagen im Sinne des § 14 (1) BauNVO, die Gebäude sind, Garagen und überdachte Stellplätze (Carports) nur hinter der straßensei- tigen Baugrenze errichtet werden dürfen. Ebenso wird auch zum Rande des Plangebietes hin ein Mindestabstand zur Randeingrünung von 3 m eingehalten.

3.6. Mindestgrundstücksgrößen Mit der Festsetzung einer Mindestgrundstücksgröße wird eine - gemessen am Standort - zu hohe Verdichtung vermieden und eine dem Ortsbild entsprechende Bebauungsdichte erzielt. Die Mindestgrundstücksgröße beträgt 750 m² je Einzelhaus. Doppelhausgrundstücke müs- sen je Haushälfte mindestens 350 m² aufweisen. Darin äußert sich vor allem das Bestreben, eine dem dörflichen Maßstab entsprechende Bebauungsdichte mit dem Grundsatz eines spar- samen Umgangs mit Grund und Boden zu vereinbaren.

3.7. Örtliche Bauvorschriften gemäß § 84 NBauO Die Gemeinde Drochtersen hat in den zurückliegenden Jahren viele Anstrengungen zur Wah- rung und Entwicklung des Ortsbildes unternommen. Das neue Baugebiet ist eingegrünt und beeinträchtigt das Ortsbild nicht in sensiblen Berei- chen, dennoch sind Minimalanforderungen hinsichtlich der Gestaltung der Bauten erforderlich. Diese werden als örtliche Bauvorschriften zusammen mit dem Bebauungsplan und mit glei- chem räumlichen Geltungsbereich erarbeitet und als Satzung beschlossen. Im Einzelnen werden folgende Regelungen hinsichtlich der Gestaltung getroffen:

3.7.1. Dächer und Fassaden Für die Hauptdächer der Hauptbaukörper werden nur geneigte Dächer mit einer Dachneigung von mindestens 30 Grad zugelassen. Damit soll sichergestellt werden, dass Bauwillige zwar Gestaltungsfreiheit haben, raumbildende Hauptgebäude aber durch für den ländlichen Raum typische, geneigte Dächer geprägt werden. Eine dem Hauptgebäude angepasste Dachform ist auch für Nebengebäude wünschenswert. Die Vorschriften zur Dachneigung gelten nicht für untergeordnete Nebenanlagen, wie Garagen und überdachte Stellplätze gem. § 12 BauNVO. Die Dachflächen von geneigten Dächern der Hauptgebäude sind mit einer Pfannendeckung zu versehen. Für die Dacheindeckung ist nur Material in den Farben rot, rotbraun, braun, anth- razit oder schwarz zulässig. Die Breite von Dachgauben und sonstigen Dachaufbauten wird bei Einzelhäusern auf max. 1/3 der zugehörigen Trauflänge, bei Doppelhäusern auf max. 1/2 der zugehörigen Trauflänge beschränkt, um ausgewogene Gebäudeproportionen zu erhalten. Um in der sensiblen Ortsrandlage Verunstaltungen und insbesondere negative Fernwirkungen zu verhindern sind im gesamten Plangebiet nur für Außenwand- und Dachflächen nur Materi- alien mit matter, nicht glänzender Oberfläche zu verwenden. Die Verwendung farblich unbe- handelter Metallverkleidungen, Metalldachdeckungen oder auch glasierter Ziegel ist somit im Plangebiet ausgeschlossen.

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Anlagen zur Nutzung der Sonnenenergie auf den Dachflächen sind möglich und ausdrücklich erwünscht, um eine klimaschonende Energiegewinnung zu unterstützen. Aufgrund der raum- bildenden und gestalterischen Wirkung der ortsüblichen Dachneigung sollten sie, wenn mög- lich, mit der Neigung der Dachflächen verlegt werden. Festsetzungen werden hierfür jedoch nicht getroffen. Fassaden sind nur in Materialien in den Farben rot, rotbraun, braun und weiß zulässig. Andere Farbgebungen an Außenwandflächen sind ausnahmsweise zulässig, wenn sie eine matte Oberfläche zeigen und nicht mehr als 1/5 aller Außenwandflächen einnehmen. Doppelhäuser sind in Farbgebung und Materialwahl an Außenwand- und Dachflächen einheit- lich zu gestalten.

3.7.2. Einstellplätze Um dem zunehmenden Pkw-Anteil gerecht zu werden und möglichst wenig ruhenden Verkehr im Straßenraum unterzubringen, wird vorgeschrieben, dass bei Einzel- und Doppelhäusern mit bis zu zwei Wohnungen je Wohneinheit mindestens 2 Stellplätze auf dem Grundstück vor- zusehen sind.

3.8. Verkehr Erschließung Die äußere Anbindung des Plangebiets erfolgt von Norden über die Straße Hörne als Stich- straße. Sie ist mit einem Straßenquerschnitt von 7,10m bemessen. Aufgrund der Zahl der zu erschließenden Grundstücke wird diese als öffentliche Straßenverkehrsfläche geplant. Die Wendeanlage ist wie im Nachbargebiet Kleine Rönne für PKW ausgelegt, Müllfahrzeuge kön- nen hier nicht wenden. Parkplätze im Straßenraum Die Breite der Erschließungsstraße ist so bemessen, dass im Straßenraum einzelne Besu- cher-Parkplätze z.B. auf einem Parkstreifen, in Parkbuchten oder am Fahrbahnrand unterge- bracht werden können. Geh- und Radwege Von der Wendeanlage am Ende der Erschließungsstraße wird ein Fußweg in Richtung der westlich gelegenen Straße Gehrden festgesetzt, der das Plangebiet mit der dort liegenden Bushaltestelle und der Müllsammelstelle verbinden soll.

3.9. Grünordnerische Festsetzungen Im Plangebiet soll eine Grünstruktur mit einheimischen Laubgehölzen als Grundgerüst etab- liert werden. Damit soll der ländliche Siedlungscharakter und eine möglichst hohe Wertigkeit der Durchgrünung in dem Neubaugebiet sichergestellt werden. Diesem Ziel dienen die folgen- den Festsetzungen: Erhaltung von Gehölzen Auf der privaten Grünfläche mit der Bindung zur Erhaltung- und Pflanzung von Bäumen und Gehölzen sind insgesamt 25 heimische, standortgerechte Bäume (Stieleiche, Esche und Spit- zahorn) dauerhaft zu pflegen und zu erhalten. Bei Verlust ist Ersatz durch Neupflanzung am gleichen Standort mit der Qualität Hochstamm mit Stammumfang von mind. 16 - 18 cm der folgenden Arten zu schaffen: Ulmus laevis (Flatterulme), Carpinus betulus (Hainbuche), Quer- cus robur (Stieleiche), Acer platanoides (Spitzahorn). Darüber hinaus sind innerhalb der Fläche mit Bindung für Bepflanzungen und für die Erhaltung von Gehölzen folgende Maßnahmen umzusetzen:

13 Gemeinde Drochtersen Bebauungsplan Nr. 76 "Gehrden-Süd“ Teil A: Begründung

Auf der Grünfläche sind die standortgerechten heimischen Gehölze dauerhaft zu pflegen und zu erhalten und bei Verlust am gleichen Standort neu zu pflanzen. Auf 50% der Fläche sind standortgerechte Gehölze gemäß Pflanzenliste A zu pflanzen, zu pflegen und zu erhalten. Düngemittel oder Pestizide dürfen auf der gesamten Fläche nicht ausgebracht werden. Anpflanzen von Gehölzen Am südöstlichen Rand des Plangebietes, der auch den Siedlungsrand darstellen wird, wird ein 5 m breiter Gehölzstreifen auf den privaten Grundstücksflächen vorgesehen, der als Eingrü- nung zur freien Landschaft und als abschirmender Puffer zur benachbarten landwirtschaftli- chen Nutzung dient. Hier sind Gehölze gemäß Pflanzenliste A mindestens 3-reihig zu pflan- zen. Zwischen und in den Reihen der Gehölzanpflanzungen ist ein max. Abstand von 1,50 m zu halten. Die Anpflanzungen sind von den Grundstückseigentümern dauerhaft zu pflegen, zu erhalten und zu schützen. Auf jedem Grundstück ist ein standortgerechter, heimischer Laubbaum zu pflanzen. Hierfür kommen in Frage: Stieleiche, Hainbuche, Winterlinde und Eberesche. Alternativ dürfen auch hochstämmige Obstbäume der Pflanzenliste B gepflanzt werden. Standortfremde Nadelgehölze sollen im Plangebiet möglichst nicht gepflanzt werden, um eine möglichst hohe ökologische Wertigkeit der Bepflanzungen zu erreichen. Sie sind daher nur als Einzelgehölze, nicht aber in Gruppen zulässig. Pflanzenliste A Fraxinus excelsior (Gem. Esche), Ulmus laevis (Flatterulme), Carpinus betulus (Hainbuche), Quercus robur (Stieleiche), Acer platanoides (Spitzahorn), Acer campestre (Feldahorn), Euo- nymus europaeus (Pfaffenhütchen), Viburnum opulus (Gemeiner Schneeball), Sambucus nigra (Schwarzer Holunder), Salix cinerea (Aschweide), Salix caprea (Salweide), Salix aurita (Ohrweide), Crataegus monogyna (Weißdorn), Pyrus pyraster (Wildbirne), Corylus avellana (Hasel) und Rubus fruticosus (Brombeere). Pflanzenliste B Apfelsorten: Knebusch, Martini, Rotfranch, Zitronenapfel, Finkenwerder Herbstprinz, Grafen- steiner, Birnensorten: Bürgermeisterbirne, Gute Graue, Ohnhüschen. Die Durchführung der festgesetzten Bepflanzungen ist in die Verantwortung der privaten Ei- gentümer der Flächen gestellt. Erhalt des vorhandenen Grabens Der vorhandene Graben 3. Ordnung im Westen des Plangebietes ist dauerhaft zu erhalten und von den Anliegern zu pflegen.

3.10. Flächen für die Abwasserbeseitigung Die Sammlung und Ableitung des anfallenden Oberflächenwasser erfolgt durch die Anlage eines Regenrückhaltebeckens innerhalb des Plangebietes. Dazu wurde ein Entwässerungs- konzept vom Büro Neumann Engineering Consultants GmbH aus Stade (Stand: Januar 2017) erstellt. Das Becken wird am südöstlichen Rand des Plangebietes angelegt und wird voraussichtlich ein Fassungsvolumen von ca. 400 m³ haben. Die Zuwegung erfolgt über einen Stichweg von Norden sowie eine zweite Zufahrt von der Straße Hörne. Eine 4 m Breite Umfahrung als Pfle- gestreifen ist vorgesehen. Das Regenrückhaltebecken soll möglichst naturnah gestaltet werden. Dazu ist eine Sohle ohne Versiegelung und mit einer ständig wasserführendes Senke am Boden des Beckens geplant. Die Uferlinie des Beckens ist mit wechselnden Radien zu versehen und die Böschun- gen sind überwiegend flacher als 1:3 herzurichten. Die Uferzonen werden teilweise als wech- selnasse Zonen ausgebildet, so dass eine vielfältige natürliche Sukzession einsetzen kann.

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Die gesamte Anlage soll extensiv gepflegt werden. Dieses heißt, sie wird max. 2 x jährlich gemäht. Im Bereich der Regenrückhaltung sind auch Pflanzungen der Pflanzenliste C möglich. Pflanzenliste C Schwarzerle (Alnus glutinosa), Flatterulme (Ulmus laevis), Gem. Esche (Fraxinus excelsior), Korbweide (Salix viminalis), Mandelweide (Salix triandra), Ohrweide (Salix aurita), Gruweide (Salix cinerea). Für die Einleitung von Niederschlagswasser ist ein gesondertes wasserrechtliches Verfahren gem. § 8 WHG erforderlich.

3.11. Abstand zu Waldflächen Östlich der Straße Hörne grenzen Waldflächen an das Plangebiet. Die geplante Bebauung unterschreitet die Zielvorgabe des RROP (Kap. 3.2.1.2), einen Abstand von 35 m zwischen Wald und geplanten Bauwerken einzuhalten. Grundsätzlich ist der Wald vor schädlichen Einwirkungen durch die Bebauung und die Bebau- ung vor schädlichen Einwirkungen durch den Wald zu schützen. Dabei muss primär das Risiko der Brandgefahr für die Bebauung und den Wald sowie die Gefahren durch stürzende Bäume geprüft werden. Im begründeten Einzelfall kann von der Zielvorgabe abgewichen werden (Vgl. RROP LK Stade 2013 Kap. 3.2.1.2.: „Aus Gründen der Waldbrandvorbehalts und der Gefah- renabwehr durch Sturmwurf sowie der erheblichen Beeinträchtigungen der Waldfunktionen sind der Wald und der Waldrand grundsätzlich von Bebauungen oder störende Nutzungen, einschließlich einer ausreichenden Pufferzone, freizuhalten. Der Abstand sollte jedoch min- destens der Länge eines ausgewachsenen Baumes, das sind i. d. R. 35 m, entsprechen. () Es gibt in Niedersachsen keine gesetzliche Forderung für einen Abstand zwischen Wald und Wohnbebauung. Gemäß Landes-Raumordnungsprogramm 2008 sollen Waldränder von stö- renden Nutzungen und Bebauungen freigehalten werden. Mit der Festlegung eines Mindest- abstandes von 35 m im RROP wird diese Aussage präzisiert. Für die planenden Gemeinden ist damit der Hinweis verbunden, sich im Rahmen der Bauleitplanung näher damit auseinan- derzusetzen.“). Bei der kleinen Waldfläche östlich des geplanten Baugebietes handelt es sich laut Realnut- zungskartierung um Gehölze des Siedlungsbereiches. Eine Bebauung ist innerhalb dieser Waldfläche bereits vorhanden und besteht im Einklang mit der Gehölzstruktur. Auch das Bau- gebiet Kleine Rönne nördlich des geplanten Baugebietes grenzt direkt an die kleine Waldflä- che an. Ein Konflikt besteht auch hier nicht. Zudem befindet sich die Straße Hörne sowie ein Entwässerungsgraben zwischen der Waldfläche und dem geplanten Wohnbaugebiet. Dadurch wird das Risiko einer Brandgefahr für die Bebauung und den Wald erheblich vermindert. Auch das Risiko von Baumumstürzungen ist bei der kleinen Waldfläche nicht in höherem Maße wahrscheinlich, als bei kleineren Baumgruppen oder Einzelbäumen auf den Grundstücken sel- ber. Aufgrund der genannten Ausführung kommt die Gemeinde zu dem Ergebnis, dass im vorlie- genden Fall von der Empfehlung „35 m Abstand zum Wald“ abgesehen werden kann. Zumal der Abstand zur Baugrenze in jedem Fall mind. 25 m betragen wird.

3.12. Ver- und Entsorgung Mit den Leitungsträgern werden rechtzeitig vor Baubeginn die verfügbaren Trassen, die Ein- zelheiten der Bauausführung sowie die Koordination mit den anderen Leitungsträgern abge- stimmt. Wasserversorgung Die Trinkwasserversorgung wird durch die Anlagen des Trinkwasserverbandes Stader Land gesichert.

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Standorte von Hydranten müssen zwischen Gemeinde und Versorgungsträger abgestimmt werden. Oberflächenentwässerung / Regenwasserabführung Siehe Begründung Kap. 3.10. Schmutzwasserentsorgung Die benachbarten Baugebiete sind über das Leitungssystem an die zentrale Abwasserbesei- tigung angeschlossen. Für den Anschluss des Plangebietes soll das örtliche Kanalnetz erwei- tert werden. Die Kapazitäten der Kläranlage sind ausreichend, um das zusätzlich anfallende Schmutzwasser aufzunehmen. Versorgung mit elektrischer Energie Die Versorgung mit elektrischer Energie kann durch Erweiterung des bestehenden Netzes si- chergestellt werden. Anlagen zur Nutzung der Sonnenenergie auf den Dachflächen sind mög- lich und ausdrücklich erwünscht. Gasversorgung Die Gasversorgung kann durch die Anbindung an das bestehende Netz sichergestellt werden. Rechtzeitig vor der Herstellung der Erschließungsstraße ist die Verlegung der Gasleitung mit dem örtlichen Versorgungsträger abzustimmen. Auch die Gewinnung von Wärme ist über die Nutzung der Sonnenenergie auf den Dachflächen oder generell über verschiedene Techniken, z.B. mit Hilfe von Wärmetauschern möglich und ausdrücklich erwünscht. Telekommunikation Die Fernmeldeversorgung kann durch Ausbau des bestehenden Netzes durch die Deutsche Telekom oder einen anderen Leistungsanbieter sichergestellt werden. Eine Abstimmung er- folgt im Zuge der konkreten Ausbauplanung. Müllentsorgung Träger der Abfallentsorgung ist der Landkreis Stade, der die Entleerung der Hausmüllbehälter einer privaten Firma übertragen hat. Die Abfallbeseitigung im Plangebiet wird als gesichert angesehen. Nördlich im Bereich der Straßeneinmündung und westlich bei der Bushaltestelle sind Müllsammelstellen, ähnlich wie im nördlich angrenzenden Gebiet Kleine Rönne, vorgese- hen.

3.13. Immissionsschutz Lärmimmissionen Durch die Planung entstehen zusätzliche Verkehre und damit zusätzliche Lärmbelastungen für die angrenzenden Wohngebiete. Diese zusätzliche Belastung ist fällt jedoch so gering aus, dass eine Prüfung der entstehenden Lärmimmissionen im Rahmen der Bauleitplanung nicht erforderlich ist. Die abschließende Prüfung der Einhaltung der immissionsrechtlichen Richt- werte erfolgt im Baugenehmigungsverfahren. Geruchsimmissionen Bei dem Planbereich handelt es sich um eine bislang landwirtschaftlich genutzte Fläche, die sich an die vorhandene Wohnbebauung anschließt. Im immissionsrelevanten Umfeld befinden sich mehrere landwirtschaftliche Betriebe mit emissionsrelevanter Tierhaltung. Aus diesem Grund wurde eine mögliche Geruchsbelastung der geplanten Wohnbebauung durch das Inge- nieurbüro Prof. Dr. Oldenburg, Oederquart (Stand: 29.04.2015) geprüft. Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass unter den gegebenen Annahmen trotz des vorhande- nen Tierbestandes der ortsansässigen Betriebe im gesamten Bereich des geplanten Wohnge- bietes der für diesen Planbereich in Ansatz zu bringende Grenzwert von 10 % der Jahresstun-

16 Gemeinde Drochtersen Bebauungsplan Nr. 76 "Gehrden-Süd“ Teil A: Begründung den Wahrnehmungshäufigkeit eingehalten wird. Dies gilt auch unter der Berücksichtigung ei- ner Erweiterung einzelner ortsansässiger Betriebe. Eine potentielle Geruchsbelastung des Plangebiets kann folglich ausgeschlossen werden.

4. Aussagen zur Eingriffsregelung Die Gemeinde Drochtersen überplant mit dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan Nr. 76 „Gehrden- Süd“ der Gemeinde Drochtersen, ein Areal von ca. 1,67 ha. Für die Eingriffe in das Schutzgut Landschaftsbild ist der Ausgleich im Rahmen des Plange- bietes durch die Anlage einer Ortsrandeingrünung am südlichen Plangebietsrand möglich. Der Ausgleich für das Schutzgut Boden (Flächenversiegelung) wird auf einer Ausgleichsfläche au- ßerhalb des Plangebietes (Ausgleichskonzept für das Flurstück 29/1 in Hüll) in der Gemarkung Hüll erbracht. Bei Umsetzung aller Vermeidungs-, Verminderungs- und Ausgleichsmaßnahmen ist davon auszugehen, dass keine erheblichen nachteiligen Auswirkungen verbleiben. Somit kann der Eingriff, bei Durchführung aller Vermeidungs-, Verminderungs- und Aus- gleichsmaßnahmen, durch den Bebauungsplan Nr. 76 „Gehrden-Süd“ der Gemeinde Droch- tersen, als ausgeglichen angesehen werden. Die genaue Abarbeitung der Eingriffsregelung ist als eigenständiger Teil C der Begründung verfasst (Teil C: Eingriffsregelung von Klaus Ebler Landschaftsarchitekt, Estorf, Stand 21.04.2017).

5. Hinweise Archäologie und Bodenfunde Sollten bei den geplanten Bau- und Erdarbeiten ur- oder frühgeschichtliche Bodenfunde (das können sein: Tongefäßscherben, Holzkohlesammlungen, Schlacken, sowie auffällige Boden- verfärbungen und Steinkonzentrationen, auch geringe Spuren solcher Funde) angeschnitten werden, sind diese gemäß § 14 Nieders. Denkmalschutzgesetz (NDSchG) meldepflichtig und müssen der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Cuxhaven unverzüglich ange- zeigt werden. Meldepflichtig ist der Finder, der Leiter der Arbeiten oder der Unternehmer. Bodenfunde und Fundstellen sind nach § 14 Abs. 2 NDSchG bis zum Ablauf von 4 Werktagen nach der Anzeige unverändert zu lassen, bzw. für ihren Schutz ist Sorge zu tragen. Artenschutz Als Vermeidungsmaßnahme gegen mögliche Verstöße gegen das Tötungs- und Verletzungs- verbot (§ 44 Abs.1 Nr. 1 in Verbindung mit Abs. 5 BNatSchG) ist der Beginn der Bauarbeiten in die Zeit außerhalb der Brutzeit und der Aufzuchtzeit der Jungen Brutvögel (Anfang Septem- ber bis Ende Februar) zu legen. Alternativ können Bauarbeiten innerhalb des Zeitraumes An- fang März bis Ende August begonnen werden, wenn vorher bei Begehung durch einen Fach- kundigen festgestellt wird, dass in den betreffenden Flächen keine Brutgeschäfte von boden- brütenden Vögeln stattfinden oder begonnen werden; die Bauarbeiten müssen dann unmittel- bar nach der Begehung beginnen. Ergänzend sollten in diesem Fall im gesamten Eingriffsge- biet gegebenenfalls Maßnahmen zur Vergrämung durchgeführt werden, um eine Ansiedlung bodenbrütender Vögel zu unterbinden. Das Entfernen von Bäumen, Hecken und anderen Gehölzen ist gemäß § 39 (5) Nr. 2 BNatSchG in der Zeit vom 1. März bis 30. September verboten. Bei der Zuschüttung des im Plangebiet liegenden Abschnittes des Entwässerungsgrabens sind Baumaßnahmen in der Zeit vom 1. Februar bis 30. September zu vermeiden.

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6. Maßnahmen zur Verwirklichung

6.1. Bodenordnung Die geplanten Wohngrundstücke befinden sich in der Hand der Vorhabenträgerin, die zweck- dienliche Parzellierung nach Rechtskraft des Bebauungsplans vornehmen wird. Maßnahmen der Bodenordnung sind nicht erforderlich.

6.2. Kosten und Finanzierung Die Kosten für die Planung und Erschließung des Baugebietes trägt die Vorhabenträgerin.

6.3. Erfordernis weiterer vertraglicher Regelungen Die Ausgleichsmaßnahmen im Plangebiet werden im Herbst, nach Beginn der Baumaßnah- men der beplanten Flächen durchgeführt. Die Ausgleichsmaßnahmen außerhalb des Plange- bietes werden, auf bereits im Eigentum der Gemeinde Drochtersen stehenden Flächen, um- gesetzt. Zur dauerhaften Sicherung der Ausgleichsmaßnahmen wird eine beschränkt persönliche Dienstbarkeit vor Satzungsbeschluss im Grundbuch eingetragen. Es wird ein Durchführungsvertrag mit den Regelungen zur Umsetzung der Kompensations- maßnahmen aufgestellt und vorgelegt.

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7. Flächenangaben Festsetzung Größe ca. ( m²) Grundstückfläche 13.656 Allgemeine Wohngebiete 12.124 Private Grünfläche 1.532 davon Fläche zum Anpflanzen von Gehölzen 759 Verkehrsflächen 1.681 Straßenverkehrsflächen 1.375 Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung 190 Flächen für Abwasserbeseitigung 1.494 Regenwasserrückhaltebecken 1.379 Zuwegung zum RRB 115 Grenze des räumlichen Geltungsbereichs des Bebauungsplans 16.716

Das Planungsgebiet umfasst eine Gesamtfläche von ca. 1,67 ha.

Fläche in m² in % Erschließungsfläche 1375 8 190 / 115 (Zuwegung zum Fußweg RRB) 2 Grundstücksfläche 13.656 82 Flächen für Abwasserbesei- 1.494 (inkl. 115 m² Zuwe- tigung (RRB) gung zum RRB) 8 Gesamtfläche 16.716 100

Die Planung wurde ausgearbeitet von der Cappel + Kranzhoff Stadtentwicklung und Planung GmbH, Hamburg, im Auftrag und im Einvernehmen mit der Gemeinde Drochtersen.

Anlagen: - Ingenieurbüro Prof. Dr. Oldenburg: Geruchsimmissionen – Gutachten zur Aufstellung des Bebauungsplans Hüll, (Stand: 29.04.2015) - Bartels Umweltplanung: Fachbeitrag Artenschutz zum Bebauungsplan Nr. 76 „Gehrden-Süd“ der Gemeinde Drochtersen, (Stand 08.02.2017)

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