Michael Matthias Esterle

DAS ÖSTERREICHISCHE GENDARMERIEGESETZ 1850 VOR DEM HINTERGRUND DER DAMALS GELTENDEN MILITÄRISCHEN VORSCHRIFTEN

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades Magister iuris an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt bei: Ao. Univ.Prof. Dr.iur. Helmut Gebhardt

Graz, 3. Oktober 2013 Ehrenwörtliche Erklärung

Hiermit erkläre ich, die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe ver- fasst zu haben, sowie alle wörtlich oder inhaltlich übernommenen Passagen als solche gekennzeichnet, und keine anderen Quellen, als die angeführten verwen- det zu haben. Ich versichere ferner, dass ich diese Diplomarbeit bisher weder im In- noch im Ausland in irgendeiner Form als wissenschaftliche Arbeit vorgelegt habe.

Datum: ………………… Unterschrift: ……………………………...

2 Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis 5

Einleitung 6

1. Die Gründung der österreichischen Gendarmerie 10

1.1 Das Sicherheitswesen in Österreich vor 1848 10

1.2 Die historischen Wurzeln der Gendarmerie 12

1.3 Die verfassungs- und verwaltungsrechtliche Situation ab 1848 14

1.4 Die Einführung der Gendarmerie in Österreich 19

2. Das Gendarmeriegesetz und die Dienstinstruktion 23

2.1 Das Gendarmeriegesetz 1850 23

2.2 Die Dienstinstruktion 1850 27

3. Die Organisation der k.k. Armee zur Mitte des 19. Jahrhunderts 29

3.1 Das Militär in Österreich bis zur Krise 1848 29

3.2 Das Regiment 31

3.3 Das Kriegsministerium 32

3.4 Taktische und territoriale Gliederung 34

3.5 Das Dienstreglement für die k.k. Infanterie 35

3.5.1 Erster Teil 1807 36

3.5.2 Zweiter Teil 1808 37

4. Die Dienstränge und deren militärischer Bezug 39

3 5. Dienstverrichtungen der Gendarmerie 42

5.1 Die Militärassistenz 42

5.2 Allgemeine militärbezogene Dienstverrichtungen 45

5.3 Selbstständige Dienstverrichtungen und Dienstverrichtungen über besondere Aufforderung 46

6. Benehmen, Adjustierung und Waffengebrauch 51

6.1 Benehmen 51

6.2 Adjustierung 53

6.3 Waffengebrauch 54

7. Bezüge, Unterkunft, Pension und Invalide, Witwen und Waisen 57

7.1 Die Bezüge 57

7.2 Unterkunft 59

7.3 Pension und Invalide 60

7.4 Witwen und Waisen 63

8. Disziplinarrecht 65

Zusammenfassung 68

Literaturverzeichnis 72

4 Abkürzungsverzeichnis

Abt. Abteilung Ah. E. Allerhöchste Entschließung Art. Artikel Aufl. Auflage Bd. Band bzw. beziehungsweise DI 1850 Dienstinstruktion für die Landesgendarmerie 1850 DR Dienstreglement für die k.k. Infanterie etc. Et cetera f. folgende (Seite) ff. folgende (Seiten) FML Feldmarschallleutnant gem. gemäß GG 1850 Gendarmeriegesetz 1850 HKR Hofkriegsrat iVm in Verbindung mit idS in diesem Sinne Jhdt. Jahrhundert k.k. kaiserlich-königlich KM Präs. Kriegsministerium, Präsidialbüro MK Militärkanzlei Nr. Nummer RGBl. Reichsgesetzblatt S. Seite s.o. siehe oben Tle. Teile u.a. unter anderem u.U. unter Umständen V. Vorspann v. von vgl. vergleiche z.B. zum Beispiel

5 Einleitung

Die Gendarmerie in Österreich ist vom Zeitpunkt ihrer Gründung im Jahr 1849 bis zu ihrer Zusammenlegung mit den Wachkörpern der Sicherheitswache und der Kriminalbeamten zum neuen Wachkörper „Bundespolizei“ im Jahr 2005 nicht im- mer ein der modernen Polizei ähnlicher ziviler Sicherheitskörper gewesen. Zu An- fang war sie ein fixer Bestandteil der k.k. Armee und dementsprechend streng mili- tärisch organisiert. Die Umwandlung in einen Zivilwachkörper erfolgte erst im Jahr 1918. In den Jahren vor ihrer Auflösung hätte wohl kaum jemand vermutet, dass in der k.k. Ära z.B. die Mannschaft der Gendarmerie fast ausschließlich aus von der Armee transferierten Soldaten bestand, Gendarmen standardgemäß kaserniert waren und nicht verheiratet sein durften.

Das Ziel der vorliegenden Diplomarbeit ist es, dem Verhältnis zwischen der Gen- darmerie zum Zeitpunkt ihrer Errichtung und der übrigen k.k. Armee – ausgehend vom Gendarmeriegesetz 1850 – auf den Grund zu gehen. Es soll herausgefunden werden, in welchem Ausmaß sich der militärische Einfluss in den Vorschriften wi- derspiegelt, welche die Organisation der damaligen Gendarmerie regeln. Normen, die nur auf Militärvorschriften verweisen oder diesen praktisch gleichartig sind, sollen dabei genauso herausgearbeitet werden wie Bestimmungen, die den Rege- lungen der Armee nur teilweise ähneln oder sich von diesen völlig unterscheiden. Jedoch ist es nicht Gegenstand dieser Diplomarbeit, einen vollständigen Überblick über die Vorschriften von Gendarmerie oder Militär im Jahre 1850 zu gewähren. Es werden lediglich Bestimmungen der Gendarmerie im Detail behandelt, die ei- nen militärischen Bezug aufweisen, um anschließend zu analysieren, inwieweit Ähnlichkeiten zu Regelungen in der übrigen k.k Armee bestehen.

Um dem militärischen Hintergrund der österreichischen Gendarmerie auf den Grund zu gehen, wird zuerst der Ursprung dieses Wachkörpers behandelt. Dem- entsprechend wird im ersten Kapitel ausgeführt, wie die Gründung der Gendarme- rie in Österreich erfolgte und warum eine solche Institution notwendig war. Zu- nächst wird die Sicherheitslage in Österreich vor dem Revolutionsjahr 1848 im Überblick dargestellt, um die Entwicklung des Sicherheitswesens bis zur Errich- tung der Gendarmerie verfolgen zu können. Daraufhin sollen die Frage nach der Herkunft des Wortes „Gendarmerie“ sowie die Fragen, wo die Gendarmerie das

6 erste Mal eingesetzt wurde und mit welchen Aufgaben diese betraut war, beant- wortet werden. Im Anschluss daran wird das Revolutionsjahr 1848 und die verfas- sungs- und verwaltungsrechtliche Situation der Gründungszeit der Gendarmerie beleuchtet. Am Ende des ersten Kapitels schließlich wird im Detail dargestellt, wie die Gründung der Gendarmerie in Österreich vonstattenging.

Das zweite Kapitel widmet sich der Gliederung und dem Inhalt der gesetzlichen Grundlagen für die Gendarmerie im Jahre 1850, welche sich aus dem Gendarme- riegesetz 1850 und der Dienstinstruktion für die Landesgendarmerie 1850 zu- sammensetzten. Dabei wird das Gendarmeriegesetz aufgrund des Themas dieser Arbeit genauer behandelt, da es die Basis für die in weiterer Folge erörterten Be- züge der Gendarmerie zum k.k. Militär darstellt.

Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Organisation in der k.k. Armee zur Mitte des 19. Jahrhunderts, um Unterschiede – aber auch Gemeinsamkeiten – mit der Gendarmerieorganisation deutlich erkennen zu können. Am Beginn dieses Kapi- tels werden einige historische Aspekte des österreichischen Militärs bis zur Revo- lution 1848 abgehandelt. Dann wird kurz auf die Entwicklung der beiden Institutio- nen Regiment und Kriegsministerium eingegangen. Im Anschluss daran folgt ein Überblick über die taktische und territoriale Gliederung der k.k. Armee von 1848 bis 1850. Am Ende des Kapitels werden die beiden 1807 bzw. 1808 erschienenen Teile des Dienstreglements für die k.k. Infanterie im Hinblick auf Gliederung und Inhalt dieser Vorschriften behandelt. Diese Vorschriften waren zum Zeitpunt der Gründung der Gendarmerie noch immer in Kraft.

Mit dem vierten Kapitel beginnt die Untersuchung des Gendarmeriegesetzes 1850 in Hinblick auf Einflüsse durch militärische Vorschriften der k.k. Armee und widmet sich zunächst den Diensträngen der Gendarmerie. Die Dienstränge der Gendar- merie und des k.k. Militärs werden auf Ähnlichkeiten und Abweichungen hin ana- lysiert. Ebenso werden die Regelungen über Zusammenarbeit und Verständigung zwischen Gendarmerie- und Armeeoffizieren betrachtet.

Im fünften Kapitel liegt das Augenmerk auf den Dienstverrichtungen der Gendar- merie im Vergleich zu jenen der k.k. Armee. Es werden die Aufgaben und die Auf- gabendurchführung bei Gendarmerie und Militär auf Berührungspunkte hin unter- sucht. Zu Beginn erfolgt dazu eine detaillierte Erläuterung der Militärassistenz als

7 die am engsten mit dem Tätigkeitsfeld der Gendarmerie verwandte Dienstleistung der k.k. Armee, welche lange vor der Gründung der Gendarmerie existierte. Da- rauf werden allgemeine Dienstverrichtungen behandelt, die im Gendarmeriegesetz oder der Dienstinstruktion vorkommen und einen direkten militärischen Bezug aufweisen. Danach wird der Unterschied zwischen „selbstständigen Dienstesver- richtungen“ und „Dienstesverrichtungen über besondere Aufforderung“ herausge- arbeitet und untersucht, wie stark der Einfluss der k.k. Armee auf den Dienst der Gendarmerie war.

Das sechste Kapitel beschäftigt sich in drei kurzen Unterkapiteln mit dem vor- schriftsmäßigen Benehmen, der Adjustierung und dem Waffengebrauchsrecht der Gendarmen im Dienst. Dabei liegt der Fokus auf den militärischen Gesichtspunk- ten dieser drei Bereiche, um im Vergleich mit den Vorschriften der k.k. Armee ähn- liche oder auch abweichende Regelungen festzustellen.

Im siebenten Kapitel werden die verschiedenen finanziellen und materiellen Ange- legenheiten von Gendarmen im Vergleich mit denselben oder ähnlichen Angele- genheiten von Soldaten und Offizieren der k.k. Armee behandelt. Das Hauptau- genmerk liegt dabei auf dem Lohn, den zur Verfügung gestellten Unterkünften (u.a. Kasernen), den Pensionsansprüchen, den Ansprüchen und Rechten von In- validen sowie der Versorgung von Witwen und Waisen.

Abschließend wird im achten und letzten Kapitel dieser Arbeit ein kurzer Überblick über jene disziplinarrechtlichen Vorschriften gegeben, die in der Gendarmerie An- wendung gefunden haben, und es wird untersucht, inwieweit diese Vorschriften mit dem Disziplinarrecht und den Strafvorschriften des k.k. Militärs im Zusammen- hang standen.

Als Quellen für die Dienstvorschriften der Gendarmerie zur Zeit ihrer Gründung 1849/50 dienten das Gendarmeriegesetz 1850 und die Dienstinstruktion für die Landesgendarmerie 1850. Die Hauptquellen für die historischen Aspekte rund um die Gendarmerie waren vor allem Artikel und Aufsätze von Dr. Helmut Gebhardt sowie sein Buch Die Gendarmerie in der Steiermark von 1850 bis heute. Weitere wichtige und hilfreiche Werke für die Ausarbeitung des geschichtlichen Hinter- grunds der Gendarmerie waren die Bücher Die Gendarmerie in Österreich 1849–

8 1974. 125 Jahre Pflichterfüllung von Leopold Kepler und Die Gendarmerie in Ös- terreich 1849–1924 von Franz Neubauer.

Für die Vorschriften der k.k. Armee sind als Hauptquellen die umfassenden Werke von Valentin Streffleur zu nennen. Unter dem Titel Die Dienst-Vorschriften sämmt- licher Waffengattungen und Branchen der k.k. östreichischen Armee schuf er in zehn Abteilungen eine umfangreiche und detaillierte Ausarbeitung der militäri- schen Dienstvorschriften zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Ferner lieferten die Bü- cher Der K.(u.)K. Offizier. 1848–1918 von István Deák, Die Armee in Österreich. Militär, Staat und Gesellschaft 1848–1867 von Antonio Schmidt-Brentano sowie Österreich und seine Armee von Daniel Freiherr Fenner von Fennerberg weitere wichtige Informationen zu den Dienstvorschriften der k.k. Armee des 19. Jahrhun- derts.

9 1. Die Gründung der österreichischen Gendarmerie

1.1 Das Sicherheitswesen in Österreich vor 1848

In der Regierungszeit von Maria Theresia (17401780) gab es in Wien mehrere für die Sicherheit zuständige Wachkörper: die Nachtwache, die Stadtwache und die Stadtguardia. Diese und auch die Wachkörper im übrigen Österreich litten un- ter einer Vielzahl von Problemen, wie beispielsweise Unterbezahlung, schlechter Ausbildung und Bestechlichkeit. Im Jahre 1775 löste Maria Theresia die verschie- denen teils städtischen, teils staatlichen Sicherheitswachen auf und errichtete in Wien die staatliche Polizeiwache. Unter Kaiser Joseph II. erfolgte sodann eine umfassende Neuorganisation des staatlichen Polizeiwesens mit der Errichtung der Wiener Polizeidirektion im Jahre 1782, wodurch das Organisationsmodell für das Sicherheitswesen in Wien von Grund auf reformiert wurde. Das Konzept für diese neue Polizeiorganisation stammte von Johann Anton Graf von Pergen, einem Ratgeber des Kaisers. Anordnendes und ausführendes Organ waren von nun an getrennt. Die Polizeidirektion  vorwiegend mit Juristen besetzt  war als Lei- tungsorgan tätig, während ihr als ausführendes Organ die Polizeiwache unterstellt war.1

In den Jahren 1785 und 1786 wurden Polizeidirektionen nach dem Wiener Vorbild in den Provinzhauptstädten errichtet. Die „Polizei-Oberdirektion“ in Wien fungierte als koordinierende Verbindungsstelle für diese Polizeidirektionen, welche unter Kontrolle des jeweiligen Gouverneurs standen. Unter Kaiser Franz wurde schließ- lich 1793 die „Polizei-Hofstelle“ in Wien als Zentralbehörde eingerichtet.2

Der Aufgabenbereich der Polizei umfasste neben der allgemeinen Pflicht, für Si- cherheit und Ordnung zu sorgen, auch gewisse zeitspezifische Obliegenheiten und Probleme, wie die Durchsetzung gegenüber allen Gruppen der Gesellschaft. So hatte die Polizei zu dieser Zeit insbesondere mit dem Adel so ihre Schwierig- keiten, da dieser bis ins 18. Jahrhundert in weiten Bereichen dem direkten staatli- chen Zugriff aufgrund von vielen Privilegien entzogen war. Durch die Reformen Maria Theresias und Josephs II. wurden nahezu sämtliche Adelsvorrechte besei- tigt und die Polizei erhielt ausdrücklich das Recht mit ihrer Amtsgewalt gegen Ade-

1 GEBHARDT, Polizei, S. 19.; GEBHARDT, Gendarmerie, S. 14. 2 GEBHARDT, Gendarmerie, S. 14. 10 lige vorzugehen. Anfangs weigerte sich der Adel aufgrund seiner bisher weitge- henden Freiheiten und Sonderrechten, den Anordnungen von staatlichen Organen Folge zu leisten. Nach und nach konnte sich die Polizei jedoch auch gegen die Adelsschicht durchsetzen. Dies war mit Sicherheit auch dem militärischen Auftre- ten der Polizei zu verdanken, welches deren Autorität in der Öffentlichkeit wider- spiegelte.3

Die „geheime Polizei“ existierte in Österreich bereits vor den Reformen Josephs II. und durch die Übergabe des geheimpolizeilichen Sektors an die Wiener Polizei- Oberdirektion bekam die Geheimpolizei Anschluss an eine feste Organisation. Der in politischen Angelegenheiten misstrauische Joseph II. nutzte den Nachrichten- dienst der Geheimpolizei erstmals zur Abwehr von vermuteten Sabotageakten gegen seine Regierung.4

Für die Aufrechterhaltung der Sicherheit auf dem Land waren bis 1848 keine spe- ziellen Sicherheitsorgane vorhanden. Die Zuständigkeit dafür lag im Wesentlichen bei den Grundherrschaften. Erste staatliche Eingriffe in dieses nahezu autonome System der Grundherrschaften fanden in der Mitte des 18. Jahrhunderts statt. Nach der Errichtung der Kreisämter im Jahre 1750, welche u.a. die Grundherr- schaften überwachten, wurden in der Folge bestimmte Angelegenheiten den grö- ßeren Grundherrschaften eines Gebietes überantwortet, die diese Aufgaben dann auch für die kleineren Grundherrschaften miterledigten. Zu Beginn waren diese übertragenen Angelegenheiten rein militärischer Art, doch dieses System wurde immer weiter ausgebaut.5

Bei größeren Bedrohungen konnte von den Bezirksobrigkeiten und den Städten um Militärassistenz angesucht werden, deren Bewilligung durch das Kreisamt oder das Gubernium des zuständigen Militärkommandos erteilt werden musste. Beson- ders bei Aufständen oder Aufruhr, bei der Verfolgung von Flüchtlingen oder den periodisch abzuhaltenden Streifen war es möglich, das Militär heranzuziehen.6

Trotz einer nur mangelhaft wirksamen Sicherheitsorganisation für die ländlichen Gebiete bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, waren immerhin schon früh Ansätze in diese Richtung vorhanden. So gab es seit etwa 1579 den „Landprofos“ in der

3 GEBHARDT, Polizei, S. 21.; GEBHARDT, Etablierung, S. 34. 4 JÄGER, Polizei, S. 35. 5 GEBHARDT, Polizei, S. 17.; GEBHARDT, Gendarmerie, S. 16. 6 HESZTERA, Einheiten, S. 26.; GEBHARDT, Gendarmerie, S. 17. 11 Steiermark, ein Exekutivorgan zur Bekämpfung der Unsicherheit auf den Straßen. Hauptsächlich führten Angehörige dieser Wachmannschaft regelmäßige Streif- gänge im Land durch, um flüchtende Täter, Bettler und Landstreicher aufzuspü- ren, die als höchst verdächtig und als Sicherheitsrisiko galten.7

In den Städten und Märkten herrschte im Gegensatz zu den ländlichen Regionen eine etwas andere Situation. Auf Grund der größeren Bevölkerungsdichte und den Menschen, die nur auf der Durchreise waren, bestand dort ein erhöhtes Sicher- heitsrisiko. Seit dem Mittelalter fanden sich hier städtische Funktionsträger, welche die Besorgung von diversen Sicherheitsaufgaben übernahmen. Die Bezeichnun- gen dieser Exekutivorgane unterschieden sich dabei in den einzelnen Städten. So beschäftigte man beispielsweise in der einen Stadt „Stadtwächter“ und in anderen Städten „Stadtknechte“ oder „Viertelwächter“. Die Effektivität dieser Sicherheits- kräfte war auf Grund des Mangels an Ausbildung und der schlechten Bewaffnung allerdings sehr gering.8

Im Laufe der Geschichte gab es immer wieder Überlegungen, eine allgemeine bewaffnete Sicherheitstruppe in der gesamten Monarchie einzuführen. Im Jahr 1710, während der Regierungszeit von Kaiser Joseph I., dachte der Hofkriegsrat daran, aus Armeeangehörigen eine polizeiliche Gardetruppe zu Fuß und zu Pferd aufzustellen. Diese Idee gab es auch unter Karl VI. und über hundert Jahre später – in den Jahren 1846 und 1847 – kurz vor der bürgerlichen Revolution, wurde die Einrichtung einer Gardetruppe mit polizeilichen Funktionen erwogen. Keines die- ser Vorhaben wurde allerdings verwirklicht. Erst unter Kaiser Franz Joseph I. schuf man mit der Gendarmerie einen Sicherheitsapparat für die ganze Monar- chie.9

1.2 Die historischen Wurzeln der Gendarmerie

Die Ursprünge der Gendarmerie gehen auf zwei französische Militärinstitutionen zurück. Die namensgebende der beiden Institutionen war die „Gens d'armes“ (= Leute in Waffen), welche am königlichen Hof den feldpolizeilichen Dienst verrich-

7 GEBHARDT, Polizei, S. 17.; GEBHARDT, Gendarmerie, S. 17. 8 GEBHARDT, Polizei, S. 17.; GEBHARDT, Gendarmerie, S. 16. 9 MAYR, Tagebuch Kempen, S. 22.; OBERHUMMER, Wiener Polizei, 1 Bd., S. 260.; GEB- HARDT, Gendarmerie, S. 18. 12 tete und auch an Feldschlachten teilnahm.10 Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts verstand man unter Gendarmerie also einen Truppenteil des Heeres, der noch mit keinen Sicherheitsagenden betraut war. König Karl VII. hatte dieses Korps im Jah- re 1445 unter der Bezeichnung „Compagnies d’hommes d’armes de ses ordon- nances“ (= zu seinem Befehl stehende Abteilungen bewaffneter Männer) aufge- stellt. Diese Bezeichnung wurde ab Ende des 15. bzw. zu Anfang des 16. Jahr- hunderts allmählich durch den kürzeren Ausdruck „Gens d'armes“ ersetzt. Unter König Ludwig XIV. wurde die Gendarmerie Ende des 17. Jahrhunderts zu einer Elitetruppe  dem ersten Reiterkorps Frankreichs  umgebildet. Im Zuge der Re- volution wurde dieses Korps im Jahre 1790 aufgelöst.11

Die zweite Institution stand dem Aufgabenbereich der späteren Gendarmerie schon näher, da sie für die innere Sicherheit des Landes zu sorgen hatte. Die Be- zeichnung dieser Einheit lautete „Connétablie et Maréchaussée de France“  oder kurz „Maréchaussée“ (= „Wegesäuberer“). Es handelte sich um eine bewaffnete Einheit innerhalb der französischen Armee, die seit dem 11. Jahrhundert existierte und mit Sicherheitsaufgaben betraut war. Im Jahre 1720 wurde die „Maréchaus- sée“ reorganisiert und verstärkt, womit Frankreich nun über eine flächendeckende militärisch organisierte Polizei verfügte und so ständige polizeiliche Kontrolle aus- üben konnte. Diese Sicherheitstruppe bewährte sich so sehr, dass sie sogar die Französische Revolution von 1789 überdauerte. Am 16. Januar 1791 erhielt diese Einrichtung die neue Bezeichnung „Gendarmerie“, womit der populäre Name der aufgelösten Elitetruppe der französischen Armee übernommen wurde. Schließlich erging im Dezember des Jahres 1797 das „Gesetz über die Organisation der Nati- onalgendarmerie“, welches die rechtliche Grundlage für die moderne französische Gendarmerie bildete und als Vorbild für die Organisation von Sicherheitseinheiten in mehreren europäischen Staaten diente.

Mit den napoleonischen Kriegen wurde die Gendarmerieorganisation auch kurz- fristig in jenen Gebieten eingeführt, die unter französischer Besatzung standen, u.a. also auch auf österreichischem Territorium. Zur Ergänzung der französischen Gendarmerieeinheiten auf besetztem Gebiet wurden auch Männer aus der heimi-

10 HAMMERSCHMIDT, Gendarmerie, S. 3. 11 Vgl. auch zum Folgenden HAMMERSCHMIDT, Gendarmerie, S. 3 ff.; NEUBAUER, Gendarme- rie, S. 25 f.; GEBHARDT, Gendarmerie, S. 18 ff. 13 schen Bevölkerung herangezogen.12 So hatten nach einer Linzer Verordnung aus dem Jahre 1805 Landesbewohner in französischen Gendarmeriediensten ihre Uniformen auf eigene Kosten anzuschaffen. Sie erhielten zwar den gleichen Sold wie die französischen Gendarmen, jedoch wurden ihnen keine Lebensmittel gelie- fert.13 Als das französisch besetzte Ober- und Niederösterreich nach dem Frieden von Pressburg Ende des Jahres 1805 von den Franzosen geräumt werden muss- te, wurde auch die erste Gendarmerieeinheit auf österreichischem Boden wieder aufgelöst.14 Durch die französische Besatzung lernten viele europäische Länder die Gendarmerie kennen. In einigen Staaten wurde die Gendarmerie, weil sie sich sehr bewährt hatte, auch nach dem Abzug der Franzosen beibehalten.15

Napoleon hatte die Gendarmerie auch in der italienischen Lombardei eingerichtet. Durch den Wiener Kongress im Jahre 1815 erhielt Österreich mit der Übernahme des lombardisch-venezianischen Königreiches auch die Lombardei wieder zurück. Dort befand sich ein etwa 1000 Mann starkes Gendarmerieregiment, welches un- ter dem Kommando eines in Mailand stationierten Feldmarschalleutnants stand. In Friedenszeiten war dieses Regiment für die öffentliche Sicherheit zuständig, wäh- rend es im Kriegsfall auch vor dem Feind und als Armeepolizei eingesetzt werden konnte. Es folgte die Integration dieses Truppenteils in die kaiserliche Armee. Da- mit wurde dieses Gendarmerieregiment zur Keimzelle der österreichischen Gen- darmerie, auch wenn bis zu deren Gründung noch mehr als 30 Jahre vergehen mussten.16

1.3 Die verfassungs- und verwaltungsrechtliche Situation ab 1848

Das Jahr 1848 war eine Zeit des Wandels. Die Revolution erfasste ausgehend von Frankreich nahezu ganz Europa.17 In Österreich waren die Ursachen der Revoluti- on vielfältig. Vor allem das vormärzliche Regime mit seinem stark ausgebauten System der persönlichen Überwachung und Bespitzelung machte den Menschen

12 GEBHARDT, Polizei, S. 17.; KEPLER, Gendarmerie, S. 79. 13 NEUBAUER, Gendarmerie, S. 536 f.; HAMMERSCHMIDT, Gendarmerie, S. 4. 14 GEBHARDT, Gendarmerie, S. 22. 15 GEBHARDT, Gendarmerie, S. 20. 16 KEPLER, Gendarmerie, S. 80.; GEBHARDT, Gendarmerie, S. 23 f.; NEUBAUER, Gendarmerie, S. 28.; HAMMERSCHMIDT, Gendarmerie, S. 4 f.; HINTERSTOISSER – JUNG, Geschichte, S. 19. 17 LEHNER, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, S. 173. 14 zu schaffen und verstärkte das Misstrauen gegenüber dem Staat.18 Insbesondere galten das Bürgertum, die Studenten, die Künstler, aber auch die Arbeiter als be- sonders empfänglich für liberales Gedankengut, dessen Verbreitung durch die obrigkeitsstaatliche Zensur, die deshalb im Vormärz von zentraler Bedeutung war, verhindert werden sollte. Durch die Abschließung der Staatsgrenzen, der Überwa- chung sämtlicher Reisen und jeglicher Einfuhr von Druck- und Presseerzeugnis- sen versuchte die Obrigkeit vermeintlich „staatsgefährdende Elemente“ aus der Öffentlichkeit fernzuhalten. Der Wunsch des regierenden Kaisers Franz I. bestand in der Beibehaltung des „status quo“. Immerhin gelang den Herrschenden die Auf- rechterhaltung dieser Stabilität der politischen Verhältnisse lange Zeit bis zum Jahr 1848. Um dies zu gewährleisten bediente sich das Regime des Adels, der katholischen Kirche, sowie des Militärs und der Polizei. Als Stütze des vormärzli- chen Staates zeigte sich das Militär entweder politisch desinteressiert oder hielt bewusst Abstand von der Politik. Allem Anschein nach fühlte es sich nur dem Thron und dem Staat verbunden, tendierte in keine bestimmte politische Richtung und wollte sich lediglich dem „obersten Kriegsherrn“ unterordnen. Die Aufgabe der Polizei bestand darin, für die Überwachung der Bevölkerung, sowie für die Unter- drückung unerwünschter politischer Meinungsäußerungen zu sorgen.19

Allfällige Bemühungen mit dem Ziel, die Regierung zur Lockerung der polizeistaat- lichen Verhältnisse und der Zensur zu bewegen, waren erfolglos und wurden poli- zeilich verfolgt.20 Aufgrund der Unruhen und lokalen Aufstände in den Monaten und Jahren vor der Märzrevolution konnten die herrschenden Kreise wohl kaum über den tatsächlichen Ausbruch der Revolution im März 1848 überrascht gewe- sen sein. Am 6. März hatte die Nachricht von der Februarrevolution in Paris auch Wien erreicht. Daraufhin wurden Forderungen der Wiener Bürger und Studenten – z.B. nach Pressefreiheit, bürgerlichen Grundrechten und Abschaffung der Grund- herrschaften – in Form von Petitionen an Kaiser Ferdinand gerichtet. Dieser lehnte ab und die Anführer der Bewegung wurden verhaftet. Da die Durchsetzung der Forderungen auf diese Weise misslungen war, drangen am 13. März 1848 De- monstranten, größtenteils junge intellektuelle, in das Haus der niederösterreichi- schen Landesstände in der Herrengasse in Wien ein. Der anschließende Versuch der Staatsmacht, diese im vormärzlichen System natürlich verbotene Demonstra-

18 BALTL – KOCHER, Rechtsgeschichte, S. 193. 19 BALTL – KOCHER, Rechtsgeschichte, S. 190 ff. 20 BALTL – KOCHER, Rechtsgeschichte, S. 192. 15 tion aufzulösen, markiert den eigentlichen Auftakt der Märzrevolution. In der Folge kam es zu Straßenkämpfen, die sich bald auf die gesamte Stadt ausweiteten, wo- bei sich deutlich zeigte, dass Polizei und Militär mit der Aufrechterhaltung der Ord- nung heillos überfordert waren. Die Regierung wurde unter dem Druck der Straße zu ersten Zugeständnissen verleitet. Fürst Metternich musste zurücktreten, die Zensur wurde aufgehoben und eine Konstitution wurde in Aussicht gestellt. Dar- über hinaus wurde eine bewaffnete bürgerliche Nationalgarde aufgestellt, wodurch das staatliche Gewaltmonopol gebrochen wurde. Durch diese Konzessionen des Staates waren die Unruhen vorläufig beendet.21

Kaiser Ferdinand I. erließ am 25. April 1848 die sogenannte Pillersdorf’sche Ver- fassung. Diese, nach dem Innenminister Franz Xaver von Pillersdorf benannte Verfassungsurkunde, beruhte auf dem Prinzip der Gewaltenteilung. Dem Kaiser allein kam demnach die vollziehende Gewalt zu, während er zusammen mit dem Reichstag die gesetzgebende Gewalt ausüben sollte. Gleichzeitig wurde eine un- abhängige Gerichtsbarkeit garantiert. Die Pillersdorf’sche Verfassung war die ers- te Verfassung Österreichs im neueren Sinn. Dennoch stieß sie, wie auch die am 8. Mai ergangene provisorische Wahlordnung, auf heftige Kritik von Teilen der Be- völkerung, da Verfassung und Wahlordnung vom Kaiser einseitig oktroyiert waren und dabei lediglich die Interessen der Großgrundbesitzer und des Bürgertums be- rücksichtigt wurden. In der Folge kam es am 15. und am 26. Mai erneut zu Auf- ständen in Wien. Aufgrund dieses Widerstandes der Bevölkerung war die Regie- rung zu folgenden Zugeständnissen bereit: Errichtung eines Ein-Kammern- Parlaments, Erklärung der Pillersdorf‘schen Verfassung als provisorische Verfas- sung und Ankündigung eines allgemeinen (Männer-)Wahlrechts.

Im Juni 1848 fanden Wahlen zum konstituierenden Reichstag – einer verfas- sungsgebenden Versammlung – statt. Bloß ein geringer Teil der Bevölkerung war zum Gang zur Wahlurne berechtigt,22 aber dennoch waren diese Wahlen für die weitere Entwicklung des Rechts- und Verfassungssystems in Österreich von Be- deutung, da am 22. Juli 1848 eben dieser gewählte Reichstag, mit dem Auftrag

21 Vgl. auch zum Folgenden LEHNER, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, S. 175 f.; BALTL – KOCHER, Rechtsgeschichte, S. 195 ff. 22 Frauen, Dienstboten, Fürsorgeunterstützte und praktisch auch die Arbeiter waren von den Reichstagswahlen ausgeschlossen. Vgl. dazu LEHNER, Verfassungs- und Verwaltungsge- schichte, S. 176. 16 eine Verfassung für den Kaiserstaat Österreich auszuarbeiten, immerhin ins Le- ben gerufen wurde.23

Dieser Auftrag wurde allerdings vorläufig nicht in Angriff genommen. Am 26. Juli 1848 beantragte nämlich Hans Kudlich im Reichstag die Aufhebung der Grund- herrschaften mitsamt allen daraus entspringenden Rechten und Pflichten. Die Forderung nach der Abschaffung der Grundherrschaften hatte allerdings gravie- rende Auswirkungen auf die Organisation der österreichischen Monarchie. Die Bauern sollten nicht mehr Untertanen der Grundherrschaft sein. Das bedeutete, dass sie von der Patrimonialgerichtsbarkeit der Grundherren zu befreien waren, die freie Verfügung über ihren Grund und Boden zu erhalten hatten und in Zukunft weder Zehent noch Robot leisten mussten. Die Bauernbefreiung zeigte sich als vorerst einzige Errungenschaft des Revolutionsjahres. Ende August wurde vom Reichstag schließlich die Grundentlastung und die Aufhebung der Untertänigkeit beschlossen. Die Bauernbefreiung war damit die vorerst einzige Errungenschaft des Revolutionsjahres.24

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Grundherrschaften allerdings wichtige Verwal- tungs- und Gerichtsaufgaben besorgt. Für die weitere Ausübung dieser wichtigen Sachbereiche musste man also Ersatz finden. Durch eine Reihe von Gesetzen folgte in den Jahren 1849 und 1850 die Installation eines neuen Verwaltungsappa- rates auf unterster Staatsebene, der in seiner Grundstruktur bis heute Bestand hat. Mit dem „ provisorischen Gemeindegesetz“ vom 17. März 1849 wurde mit der Schaffung der politischen Ortsgemeinde eine neue Verwaltungsebene errichtet. Aus den bisherigen Ortsverbänden wurden somit Gemeinden mit Selbstverwal- tungsrechten und einem staatlich übertragenen Wirkungskreis. Des Weiteren wur- den die Bezirkshauptmannschaften mit einem Bezirkshauptmann an der Spitze eingeführt. Durch Gesetz vom 14. Juni 1849 kam es zu einer neuen Gerichtsver- fassung. Für die Besorgung justizieller Angelegenheiten führte man die Bezirks- und Landesgerichte ein und zur Steuererhebung gab es nun das Finanzamt. Die neue, für damals sehr moderne Strafprozessordnung von 185025 führte die heute noch in Geltung stehenden Prinzipien der Öffentlichkeit, Mündlichkeit, Unmittel-

23 GEBHARDT, Gendarmerie, S. 28. 24 GEBHARDT, Gendarmerie, S. 28.; GEBHARDT, Polizei, S. 25.; LEHNER, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, S. 177. 25 Provisorische Strafprozessordnung v. 17.1.1850, RGBl.Nr. 25/1850. 17 barkeit und der freien Beweiswürdigung ein. Darüber hinaus richtete man nach französischem Vorbild die Staatsanwaltschaft ein, die von nun an sämtliche, ihr zur Kenntnis kommende, strafbare Handlungen zu verfolgen hatte und durch de- ren Errichtung das rechtssprechende Organ (Richter) vom anklagenden getrennt wurde.26

„Die letzte Phase der Revolution in Wien begann am 6. Oktober 1948.“27 Mili- täreinheiten sollten von Wien nach Ungarn transportiert werden, um diese dort gegen Aufständische einzusetzen, was zu Kämpfen zwischen revolutionären Gruppen und dem Militär führte. Während der Unruhen wurde Kriegsminister La- tour gelyncht und das Zeughaus gestürmt. Den Kaiser brachte man nach Olmütz in Mähren. Dieser befahl die militärische Rückeroberung Wiens. Nach Artilleriebe- schuss und mehrtägigen Kämpfen besetzten die kaiserlichen Truppen Ende Okto- ber die Stadt, womit die Revolution in Österreich beendet war.28

Noch während der Kämpfe wurde der Reichstag am 22. Oktober nach Kremsier (Mähren) verlegt, um diesen vom Einfluss der Bevölkerung in Wien zu abzuschir- men. Von nun an befasste sich der Reichstag in den Folgemonaten mit der Aus- arbeitung eines Verfassungsgesetzes. Am 4. März 1849 wurden die Arbeiten am sogenannten Kremsierer Entwurf beendet und für den 15. März war dessen Be- schluss im Plenum des Reichstages geplant, wozu es aber nicht mehr kam. Im Ministerrat hatte man sich bereits am 20. Jänner 1849 zum Staatsstreich ent- schlossen, da der Regierung die Grundzüge des Kremsierer Entwurfs – insbeson- dere das Prinzip der Volkssouveränität – missfielen. Am 4. März wurde von Kaiser Franz Joseph, dem Nachfolger des zurückgetretenen Kaisers Ferdinand,29 die „oktroyierte Märzverfassung“30 unter fortwährendem Kriegsrecht erlassen sowie der konstituierende Reichstag mit der Begründung aufgelöst, dass er seine Aufga-

26 GEBHARDT, Gendarmerie, S. 29.; GEBHARDT, Polizei, S. 25.; HINTERSTOISSER – JUNG, Geschichte, S. 19.; BALTL – KOCHER, Rechtsgeschichte, S. 203.; LEHNER, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, S. 195 f. 27 LEHNER, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, S. 178. 28 LEHNER, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, S. 178.; BALTL – KOCHER, Rechtsge- schichte, S. 200. 29 Kaiser Ferdinand und dessen eigentlich vorgesehener Nachfolger, sein Bruder Franz Karl, ga- ben am 2. Dezember 1848 zugunsten von Franz Karls Sohn, Franz Joseph, eine Verzichtserklä- rung auf den Thron ab. Franz Joseph bestieg noch am selben Tag im Alter von 18 Jahren den Thron. Vgl. dazu BALTL – KOCHER, Rechtsgeschichte, S. 200.; DEÁK, Offizier, S. 57 f. 30 RGBl. Nr. 150/1849. 18 be nicht erfüllt habe. Durch diesen Staatsstreich war dem Kaiser endgültig die Kontrollübernahme der österreichisch-böhmischen Länder gelungen.31

1.4 Die Einführung der Gendarmerie in Österreich

Schon im Jahre 1818 gab es seitens des Präsidenten der Polizei- und Zensurhof- stelle, Graf Sedlnitzky, Überlegungen, eine allgemeine Landessicherheitswache oder Gendarmerie nach dem lombardischen Modell einzuführen. Die Hofkommis- sion widersprach allerdings einem solchen Vorhaben, da man damals noch davor zurückschreckte, die polizeilichen Kompetenzen der Grundherren zu beschränken und so scheiterten vorerst die Pläne für eine gesamtösterreichische Gendarme- rie.32

Nachdem infolge der Bauernbefreiung neue Gerichte und Verwaltungsbehörden, sowie die Staatsanwaltschaft eingerichtet worden waren (s.o. Unterkapitel 1.3), musste man dem neu etablierten Verwaltungsapparat, um die sichere und erfolg- reiche Aufgabenerfüllung gewährleisten zu können, auch ein exekutives Organ zur Seite stellen. Überdies sprachen auch noch politische Gründe für die Errichtung eines effektiven Sicherheitssystems. Unter Kaiser Franz Joseph entschied man sich nämlich für eine Rückkehr zum Absolutismus und damit gegen eine demokra- tische Staatsform. Im März 1849 wurde durch die Auflösung des Reichstages in Kremsier die demokratische Entwicklung vorerst angehalten und wesentliche Formulierungen des Kremsierer Entwurfs wurden durch die oktroyierte Märzver- fassung zugunsten absolutistischer Tendenzen korrigiert. Der Kaiser wollte ohne Parlament oder föderalistische Zugeständnisse an die Kronländer und Nationalitä- ten regieren. Ein solches absolutistisches Regierungssystem benötigte einen schlagkräftigen Sicherheitsapparat, um sich gegen innere Widerstände verteidigen zu können.33 Das zeigte sich vor allem auch im Verlauf der Ereignisse der Jahre 1848 und 1849, da die regulären Truppen keineswegs moralisch und technisch auf den Umgang mit Volksaufständen vorbereitet waren. Im Falle einer Bedrohung hatte man den Streitkräften oftmals nur befohlen, einfach ohne vorhergehende Warnung in die Menge zu schießen. Wie die Soldaten mit Demonstrationen nicht umgehen konnten, versuchten sie alles Mögliche, um eine direkte Konfrontation

31 BALTL – KOCHER, Rechtsgeschichte, S. 202.; LEHNER, Verfassungs- und Verwaltungsge- schichte, S. 179. 32 OBERHUMMER, Wiener Polizei, 1 Bd., S. 260.; GEBHARDT, Gendarmerie, S. 25. 33 GEBHARDT, Gendarmerie, S. 29.; BALTL – KOCHER, Rechtsgeschichte, S. 202. 19 mit dem Volk zu vermeiden.34 Aus all diesen Gründen hielt man die Errichtung ei- nes gesamtstaatlichen Sicherheitsapparates im Kaiserreich erforderlich. Minister- präsident Felix Fürst Schwarzenberg favorisierte in diesem Zusammenhang das bereits erwähnte Modell der in der Lombardei bestehenden Gendarmerie.35

In der ersten Hälfte des Jahres 1849 fanden intensive Beratungen zur Aufstellung einer „Landes-Sicherheitswache (Gendarmerie)“ statt, die von Innenminister Franz Graf Stadion und Alexander Freiherrn von Bach geleitet wurden. Der Unterstaats- sekretär im Innenministerium, Dr. Josef von Pipitz, führte anschließend den Vor- sitz im Gremium der eigentlichen Beratungen. Weitere Angehörige dieses Gremi- ums waren Vertreter des Kriegsministeriums, des Finanzministeriums, des Justiz- ministeriums, sowie der Wiener Stadthauptmann Karl Noé von Nordberg, der nie- derösterreichische Regierungsrat Regner v. Bleyleben und schließlich noch Major Francois, der Kommandant des lombardischen Gendarmerieregiments. Das Er- gebnis der Beratungen dieses Gremiums war ein am 14. Mai 1849 beschlossenes Beratungsprotokoll mit einem Umfang von zehn Punkten.36

Am 3. Juni 1849 wurde dem Kaiser im Rahmen einer Ministerratssitzung ein von Minister Bach zusammengefasster Vortrag über die Ergebnisse der oben genann- ten Beratungen unterbreitet. Kaiser Franz Joseph unterzeichnete schließlich am 8. Juni 1849 das Gründungsdokument der Gendarmerie. Der Kaiser erließ eine Ver- ordnung „womit die Errichtung einer Gendarmerie im ganzen Umfange des öster- reichischen Kaiserthums nach den angetragenen Grundzügen genehmigt wird“, welche den formellen Gründungsakt der Gendarmerie in Österreich darstellt. Der 8. Juni 1849 gilt damit als offizielles Errichtungsdatum der österreichischen Gen- darmerie. Der bereits erwähnte Vortrag von Minister Bach wurde Bestandteil der kaiserlichen Verordnung. Die Gendarmerie war darin ausdrücklich als Exekutiv- körper für die neuen Gerichts- und Verwaltungsbehörden, sowie für die Staatsan- waltschaften vorgesehen, mit der Hauptaufgabe, für Ruhe, Ordnung und Sicher- heit zu sorgen. Die Gendarmerie erfüllte diese Aufgabe auf dem Land, während in den Städten für diese Aufgaben die Militär-Polizeiwachkorps zuständig waren.37

34 DEÁK, Offizier, S. 60. 35 GEBHARDT, Gendarmerie, S. 30.; NEUBAUER, Gendarmerie, S. 35. 36 Vgl. auch zum Folgenden KEPLER, Gendarmerie S. 80 f.; NEUBAUER, Gendarmerie S. 35 ff.; Fünfundsiebzig Jahre, S. 17.; GEBHARDT, Gendarmerie, S. 30 ff.; HINTERSTOISSER – JUNG, Geschichte, S. 19. 37 WAGNER, Armee, S. 237. 20 Von Beginn an war die Gendarmerie als selbstständiger militärischer Körper zur Unterstützung der Behörden gedacht. Die Organisation der nun für das gesamte Kaisertum eingerichteten Gendarmerie erfolgte nach den in der Lombardei be- währten Grundsätzen. Zunächst war sie Bestandteil der Armee, verrichtete aber feldpolizeiliche Aufgaben nur im Kriegsfall. In Friedenszeiten bestand ihre Aufgabe ausschließlich darin, für die öffentliche Sicherheit zu sorgen und unterstand in die- ser Hinsicht den Zivilbehörden. In den Kronländern war sie im Wege des Landes- Polizeidirektors dem Statthalter, sowie auf unterer Ebene dem Kreispräsidenten und dem Bezirkshauptmann untergeordnet. Außerdem unterstand sie bedingt den Gerichten und Staatsanwaltschaften. Dem Innenministerium war die Gendarmerie bei ihrer Errichtung in ihren sicherheitsdienstlichen Angelegenheiten unterstellt. Ansonsten unterstand sie dem Kriegsministerium.38

Nach ihrer Errichtung benötigte man noch eine geeignete Person für die Führung der Gendarmerie. Am 17. September 1849 ernannte Kaiser Franz Joseph schließ- lich den Feldmarschallleutnant und damaligen Militärdistriktskommandanten von Ofen, Johann Franz Kempen Freiherr von Fichtenstamm, zum Generalinspektor der Gendarmerie in allen Kronländern.39 Kempen war schon Anfang des Jahres 1849 für mehrere höhere Ämter im Gespräch gewesen und zeigte sich im Rahmen des Neoabsolutismus als verlässlicher Vollstrecker des kaiserlichen Willens. In- nerhalb kurzer Zeit gelang es ihm mit der Gendarmerie einen funktionierenden Wachkörper zu gestalten.40

Kempen hatte vor, mit der Gendarmerie eine Elitetruppe mit umfangreichen Be- fugnissen zu schaffen, was ihm auch weitgehend gelang. Im Einvernehmen mit Minister Bach wurde die Zahl der Gendarmerieregimenter von 13 auf 16 und die Anzahl der Gendarmen von 13 000 auf 15 573 erhöht, da Kempen feststellte, dass die ursprünglichen Vorgaben vom Juni 1849 nicht ausreichend gewesen waren. Dieser Mehraufwand führte zwar zu einer Kostensteigerung, dennoch billigte Kai- ser Franz Joseph die getroffenen Maßnahmen und erteilte den Auftrag, alle nöti- gen Vorkehrungen zu treffen, um in möglichst kurzer Zeit eine einsatzbereite Gen- darmerie verfügbar zu haben.41

38 JÄGER, Polizei, S. 165. 39 KEPLER, Gendarmerie, S. 82; HAMMERSCHMIDT, Gendarmerie S. 5 f. 40 GEBHARDT, Gendarmerie, S. 34. 41 GEBHARDT, Gendarmerie, S. 35.; WALTER, Zentralverwaltung, III. Abt., 1.Bd., S. 574. 21 Des Weiteren hatte Kempen die Absicht, nur die bestqualifizierten Männer aus der Armee für die Gendarmerie zu rekrutieren.42 Der damalige Kriegsminister Graf Ignaz Gyulai widersetzte sich jedoch diesem Wunsch und erklärte, dass der Gen- darmerie nur ausgediente Soldaten und Unteroffiziere zum freiwilligen Eintritt überlassen werden könnten. Dass infolgedessen die Zahl der Freiwilligenmeldun- gen zur Gendarmerie viel zu gering war, stellte eine ernsthafte Bedrohung für de- ren Aufstellung dar. Daher ordnete der Kaiser auf Drängen Kempens schließlich an, dass von jedem Infanterie- und Jägerkorps drei und von jeder Eskadron zwei Unteroffiziere der Gendarmerie überstellt werden mussten. So gelang es, ordentli- che Gendarmeriemannschaften zu erhalten, womit eine wesentliche Vorbedingung zur Umsetzung der Gendarmerieorganisation erfüllt war.43

Durch die Gendarmen als Repräsentant des Staates bzw. des Kaisers hatte nun die Bevölkerung erstmals seit Jahrhunderten direkten Kontakt mit staatlichen Or- ganen. Der effektiven Durchsetzung der Amtsgewalt der Gendarmerie diente die militärische Uniformierung und Ausrüstung.44 Das neue Korps erhielt auch bald breiten Zuspruch aus der Bevölkerung, da bereits am Ende des ersten Bestands- jahres die Verhaftungen von 320 Straßenräubern und 6 455 Dieben nachgewiesen werden konnten.45 Der erste „Dienstesrapport“ vom 1. Oktober 1849 bis 31. De- zember 1850 belegte bei 52.000 Dienstleistungen eine Anzahl von 48.000 Verhaf- tungen.46 Auf Grund der neoabsolutistischen Neuausrichtung in der Politik geriet die Gendarmerie jedoch bald nachhaltig in Misskredit, da sie auch zu geheimpoli- zeilichen Überwachungen eingesetzt wurde. Generell erhielten Gendarmerie und Polizei in der Zeit des Neoabsolutismus umfassende Befugnisse für geheimpoli- zeiliche Aktivitäten mit dem Ziel das herrschende System zu schützen.47

42 OBERHUMMER, Wiener Polizei, 1. Bd., S. 261. 43 KEPLER, Gendarmerie, S. 83. 44 GEBHARDT, Polizei, S. 27. 45 JÄGER, Polizei, S. 70. 46 KEPLER, Gendarmerie, S. 83. 47 GEBHARDT, Polizei, S. 27; KEPLER, Gendarmerie, S. 84. 22 2. Das Gendarmeriegesetz und die Dienstinstruktion

In diesem Kapitel soll ein kurzer Überblick über die Gliederung und den Inhalt des Gendarmeriegesetzes 1850 und die Dienstinstruktion für die Landesgendarmerie 1850, welche die gesetzlichen Grundlagen für die neu errichtete Gendarmerie bil- deten, gegeben werden. Lediglich beim Gendarmeriegesetz werden bestimmte Teilbereiche, nämlich betreffend die Organisation und die Aufnahme in die Gen- darmerie etwas näher beleuchtet, da diese Ausführungen an anderen Stellen die- ser Arbeit unpassend wären. Ansonsten wird in den späteren Kapiteln auf die für diese Arbeit relevanten Teile der Gendarmerievorschriften und deren Bezug zum Militär genauer eingegangen.

2.1 Das Gendarmeriegesetz 1850

Die rechtlichen Grundlagen für die Organisation und den Dienstbetrieb der Gen- darmerie wurden zur Jahreswende 1849/50 erarbeitet. Sie bestanden aus dem Gendarmeriegesetz, der Dienstinstruktion und der Adjustierungsvorschrift. Die Ausarbeitung der Entwürfe für diese Vorschriften übernahm zwar der Troppauer Kameralrat und Bezirksvorsteher Leopold Woslaczek. Das Gendarmeriegesetz trug aber zu großen Teilen die Handschrift des Generalinspektors Kempen.48

Mit der „Verordnung des Ministeriums des Innern vom 18. Januar 1850, wirksam für alle Kronländer, über die Organisierung der Gendarmerie“ wurde das „proviso- rische organische Gesetz der Gensd’armerie in dem österreichischen Kaiserstaa- te“49 (im Folgenden: GG 1850) erlassen und stand bis zum Gendarmeriegesetz 187650 in Geltung. Innerhalb von 11 Kapiteln wurde in 95 Paragraphen die ganze Organisation der Gendarmerie festgelegt. Zu Beginn finden sich in den ersten zwei Kapiteln allgemeine organisationsrechtliche Regelungen und dienstrechtliche Bestimmungen. Danach folgen in den Kapiteln III und IV die Vorschriften über die Aufgaben der Gendarmerie und deren Vollziehung, wie auch die Ausführungen zum Waffengebrauchsrecht. Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit dem Wir- kungskreis des „Gensd‘armerie-Inspecteurs“, der Offiziere und Unteroffiziere und deren Verhältnis zu den Zivilbehörden, Regimentsstab und Depotflügel. Danach

48 Fünfundsiebzig Jahre, S. 17.; GEBHARDT, Gendarmerie, S. 35. 49 RGBl. Nr. 19/1850. 50 RGBl. Nr. 19/1876. 23 folgen in Kapitel VI die Bestimmungen über das Verhältnis der Gendarmerie zum Militär. Im Anschluss beschreiben die Kapitel VII und VIII sowohl die Bezahlung, Unterkunft, Pension und Invalidenversorgung der Gendarmen, als auch die öko- nomische Verwaltung. Abschließend regeln die Kapitel IX bis XI noch Strafen und Belohnungen sowie Adjustierung, Remontierung und die Sonderregeln für die Gendarmerie im Kriegsfall.51

Schon die Präambel des Gendarmeriegesetzes 1850 weist auf den eindeutigen militärischen Charakter der damaligen Gendarmerie hin. Dort heißt es im ersten Satz: „Die Gensd’armerie (Landessicherheitswache) wird für alle österreichischen Kronländer des österreichischen Kaiserstaates als ein militärisch organisierter Wachkörper errichtet“. In § 1 wird sogleich klargestellt, dass die Gendarmerie ein Bestandteil der k.k. Armee ist, alle dem Militär zukommenden Auszeichnungen genießt und schließlich auch der Militärgerichtsbarkeit untersteht.

§ 1 GG 1850 bestimmte die Einteilung der Gendarmerie in Regimenter und deren Verteilung auf die verschiedenen Kronländer. Insgesamt gab es 16 Regimenter zu je 1000 Mann. Jedem Kronland wurde ein Regiment zugeteilt mit Ausnahme von Ungarn, welches gleich drei erhielt. Nach § 3 standen die Gendarmerieregimenter unter der Oberleitung eines General-Inspektors mit Sitz in Wien. Die Einteilung der Stabs- und Oberoffiziere für die einzelnen Regimenter erfolgte mit § 2, welcher besagte, dass jedes Regiment von einem Oberst oder einem Oberstleutnant kommandiert werden musste, dem in der Regel noch zwei Stabsoffiziere zugeteilt wurden. Zum Aufgabenbereich dieses Regimentskommandanten zählten der Be- such der einzelnen Posten und die Kontrolle der ihm unterstehenden Dienststel- len. Den obersten Militär- und Zivilbehörden des jeweiligen Kronlandes hatte er täglich aus den ihm zugetragenen Anzeigen zusammenfassende Berichte anzufer- tigen (§ 50 GG 1850). 52

Die Regimenter sollten sich gem. § 2 zweiter Satz GG 1850 in Eskadronen auftei- len und in weitere Unterabteilungen zerfallen. Das wurde aber so nicht umgesetzt. Ein Regiment wurde vielmehr in mehrere Flügel gegliedert, diese Flügel in Züge, jeder Zug in mehrere Sektionen, und abschließend jede Sektion in mehrere Korpo- ralschaften und einzelne Posten. Anzahl und Stärke der Unterabteilungen variierte oft von Kronland zu Kronland und die Unterschiede waren – je nach Verschieden-

51 Vgl. auch zum Folgenden Fünfundsiebzig Jahre, S. 17 ff.; GEBHARDT, Gendarmerie, S. 36 f. 52 Vgl. auch zum Folgenden GEBHARDT, Gendarmerie, S. 38 f. 24 heit der Landesverhältnisse – teilweise enorm. Als Regel diente jedoch der letzte Satz von § 2 GG 1850, wonach eine Korporalschaft mit fünf bis acht Mann besetzt sein musste und ein Posten neben dem befehlenden Unteroffizier nicht unter drei und nicht über vier Mann zählen durfte.

Die Rittmeister waren als Flügelkommandanten gemäß § 52 GG 1850 „die Verei- nigungs- und Ausgangspunkte aller Dienstverrichtungen der Gensd’armerie in dem ihnen zugewiesenen Landestheile“. Von den Korporalschafts- und Posten- kommandanten erhielten sie täglich Dienstanzeigen, die auszugsweise in regel- mäßigen Abständen dem Regimentskommando zu übermitteln waren. In beson- ders dringenden Fällen konnten sie unmittelbar den Ministern oder dem General- Inspektor Bericht erstatten. Mindestens drei Mal im Jahr hatten sie den ihnen un- terstehenden Dienststellen einen Besuch abzustatten und speziell darauf zu ach- ten, dass die Gendarmen nicht durch administrative Tätigkeiten von ihrer obersten Pflicht, exekutiv tätig zu sein, abgehalten werden.

Die Züge wurden von Ober- oder Unterleutnants kommandiert (§ 53 GG 1850). Sechsmal jährlich hatten diese ihnen unterstehenden Abteilungen zu bereisen und über außergewöhnliche Vorkommnisse dem Rittmeister zu berichten. Unterhalb der Züge standen die Sektionen, welche die Wachtmeister kommandierten, denen ebenso die Kontrolle der ihnen untergeordneten Posten durch Bereisung dersel- ben aufgetragen war (§ 54 GG 1850). Schließlich oblag gemäß § 55 GG 1850 das Kommando über die Korporalschaft dem Korporal und die Leitung des einzelnen Postens dem Vizekorporal.

Noch deutlicher wird die Verbundenheit der damaligen Gendarmerie mit dem Mili- tär in § 4 GG 1850, welcher die Art der Aufnahme und die Dienstzeit regelt. Die Mannschaft der Gendarmerie wurde nämlich grundsätzlich durch Transferierung von Soldaten aus der k.k. Armee gebildet. Dagegen wurden ausgetretene Militärs, Privatpersonen, Männer aus den bewaffneten Körpern der Gefällenaufsicht oder Männer aus der Gemeinde-Sicherheitswache nur in Ausnahmefällen aufgenom- men. Die Dienstzeit war dieselbe wie beim k.k. Militär. Im Einzelfall waren beson- dere Übereinkommen mit dem Regimentskommandanten über die Länge des Dienstes der Gendarmen möglich, wobei allerdings eine Mindestdauer von zehn Jahren vorgegeben war. Im Jahr 1845 betrug die Dienstzeit in der k.k. Armee acht

25 Jahre. Vor 1845 war die Dauer des Dienstes in den verschiedenen Ländern der Monarchie noch unterschiedlich gewesen.53

Die Aufnahme in die Gendarmerie setzte gemäß § 5 die Erfüllung weiterer Bedin- gungen voraus. Dazu gehörten etwa die österreichische Staatsbürgerschaft, ein Alter zwischen 24 und 36 Jahren (Ausnahmsweise ein Alter zwischen 22 und 40 Jahren bei aus der Armee transferierten Personen mit vorzüglichen Eigenschaf- ten), lediger Stand oder kinderloser Witwenstand, eine rüstige Statur, die Beherr- schung der Landessprache, sowie anständiges Benehmen und ein makelloser Ruf. Die erforderliche Körpergröße betrug 5 Schuh und 5 Zoll (= ca. 168 cm) wäh- rend bei der Armee lediglich eine Mindestgröße von 155 cm vorgeschrieben war.54 Das Beherrschen von Lesen und Schreiben war ebenso eine Voraussetzung. Für den gemeinen Soldaten der k.k. Armee wurde das Lesen und Schreiben lediglich als sehr nützliche Eigenschaft verstanden, um etwa Befehle, Rapporte und andere schriftliche Auskünfte zu verstehen.55 Beispielsweise waren bei den Rekrutierun- gen im Jahr 1854, von 164.632 eingezogenen Mann, bloß 23,7% schreibkundig.56 Um aber im k.k. Militär auf der Karriereleiter nach oben klettern zu können, waren Lesen und Schreiben sehr wohl von wesentlicher Bedeutung.57

Darüber hinaus durfte die in die Gendarmerie aufzunehmende Person nie auf- grund einer entehrenden Handlung bestraft worden sein. Bei einer aus der k.k. Armee transferierten Person waren außerdem keine Fehler entgegen der Militär- disziplin geduldet, welche die Nichterfüllung ihrer Pflichten als Gendarm zu erwar- ten gehabt hätten. Im Bedarfsfall konnte der General-Inspektor vom Kriegsministe- rium jederzeit eine Ergänzung der Gendarmerie aus den Truppenkörpern der k.k. Armee fordern (§ 6 GG 1850).

Die in die Gendarmerie Neuaufgenommenen mussten laut § 7 GG 1850 eine Pro- bezeit absolvieren um als „wirkliche Gensd‘arme“ gelten zu können. Bei aus der aktiven Armee Übertrendenden betrug die Probezeit im Allgemeinen ein halbes Jahr, wenn es sich um einen Unteroffizier handelte, genügten schon drei Monate. Alle anderen Neuaufgenommenen mussten ein ganzes Jahr Probedienst leisten. In der Probezeit wurden die neuen Gendarmen im Exerzieren, in Gymnastik, im

53 ALLMAYER-BECK – LESSING, Heer, S. 234.; DEÁK, Offizier, S. 43. 54 DEÁK, Offizier, S. 130. 55 STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, V. Abt., S. 9. 56 SCHMIDT-BRETANO, Armee, S. 480. 57 STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, V. Abt., S. 9. 26 Schießen und in den Dienstvorschriften unterrichtet. Des Weiteren standen noch Übungen im Lesen, Schreiben und in der Abfassung kurzer Berichte am Ausbil- dungsprogramm. Außerdem wurden auch die Zuverlässigkeit im Dienst und der Mut der neuen Rekruten erprobt.

§ 9 GG 1850 regelte die Vorgehensweisen für das Nichtbestehen der Probezeit. Entsprach ein der Gendarmerie Zugeteilter nicht den Anforderungen, wurde er, wenn er Zivilist gewesen war, entlassen. War er gemäß § 6 GG 1850 bei der Rek- rutenstellung ausnahmsweise aufgenommen worden, erfolgte eine Versetzung zum Liniendienst oder zu seinem früheren Truppenkörper. Zeigte jedoch ein aus der Armee transferierter Gendarm Gebrechen oder Mängel im dienstlichen Verhal- ten, die schon bei seinem früheren Truppenkörper aufgefallen sein mussten, wur- de er auf Kosten jenes Regiments oder jenes Kommandanten zurückversetzt, von welchem dessen Zustand nicht schon im Vorhinein angezeigt worden war.

2.2 Die Dienstinstruktion 1850

Das zweite wichtige Normenwerk für die Gendarmerie war 1850 die „Dienst- Instruction für die Landes-Gensd'armerie“58 (Im Folgenden: DI 1850), in welcher der innere Dienstbetrieb geregelt war. Im Gegensatz zum GG 1850, welches als rechtliche Grundlage nach außen wirkte, diente die DI 1850 als interne Anweisung für die Gendarmen. Sie bestand aus 222 Paragraphen, die in sieben Kapitel ge- gliedert waren. Von diesen sieben Kapiteln waren das erste und das zweite Kapi- tel unter der Überschrift „Allgemeine Belehrung“ zusammengefasst. Die verblei- benden Kapitel 3 bis 7 wurden unter der Überschrift „Besondere Belehrung“ ange- führt.

Am Beginn der „Allgemeinen Belehrung“ war in § 1 DI 1850 eine Einleitung formu- liert, in welcher der allgemeine Zweck der Gendarmerie genannt wurde, der darin bestand für „die Erhaltung der Ruhe und Sicherheit des Landes, der Bewohner und des Eigenthums“ zu sorgen. Das erste Kapitel begann mit § 2 DI 1850 unter dem Titel „Eigenschaften und Benehmen eines Gens’darmen im Allgemeinen“. Darin wurde vor allem das Verhalten des Gendarmen – sowohl in der Öffentlich- keit, als auch im Privatleben – geregelt. In Kapitel 2 wurden „nothwendige Kennt- nisse eines Gensd’armen“ behandelt. Dazu gehörte vor allem die Pflicht zur

58 Dienst-Instruction für die Landes-Gensd'armerie. Wien 1850. 27 Kenntnis des Gendarmeriegesetzes 1850 (§ 23 DI 1850), die Vertrautheit mit Na- men und Wirkungskreis der Bezirksbehörden, den örtlichen und personellen Ver- hältnissen in seinem Bezirk sowie den strafrechtlichen Bestimmungen. Gegen En- de des zweiten Kapitels wurde auch noch auf die von der Gendarmerie zu beach- tenden Teile des Postrechts, der Jagd- und Waldvorschiften, der Passvorschriften, der Fremdenpolizeivorschriften, des Finanzstrafrechts und des Waffengesetzes eingegangen.

Der zweite – um einiges größere – Teil der Dienstinstruktion behandelte unter der Bezeichnung „Besondere Belehrung“ insbesondere die Dienstverrichtungen der Gendarmerie. Beginnend mit dem dritten Kapitel erfolgte zunächst die Unterschei- dung zwischen selbstständigen Dienstverrichtungen und Dienstverrichtungen über besondere Aufforderung sowie die Erläuterung, worin diese bestehen. Anschlie- ßend widmete sich das Kapitel 4 der Frage des Vollzugs dieser Dienstverrichtun- gen. In Kapitel 5 dieser Arbeit wird das Thema Dienstverrichtungen noch genauer behandelt werden.

Während sich das fünfte Kapitel der DI 1850 mit der Postenaufstellung und der Dienstordnung befasste, ging es im sechsten Kapitel um die besonderen Vor- schriften für die Vorgesetzten der Gendarmerie, wobei deren Pflichten und Kom- petenzen zunächst allgemein angeführt wurden um anschließend auf etwaige Be- sonderheiten einzugehen. Schlussendlich wurden im letzten siebenten Kapitel die Dienstschriften der Gendarmerie behandelt, wie etwa das vom Stationskomman- danten zu führende Dienstbuch, die „Inspicirungs-Journale“ der Zugskommandan- ten, die Dienstschriften der Flügelkommandanten und Stabsoffiziere, sowie die schriftliche Geschäftsführung und Kanzleiordnung der Regimentskommanden.

28 3. Die Organisation der k.k. Armee zur Mitte des 19. Jahr- hunderts

3.1 Das Militär in Österreich bis zur Krise 1848

Vor der Regierungszeit Maria Theresias, fand man ein mangelhaft organisiertes, stehendes österreichisches Heer vor. In den Kriegen gegen die Türken 1738-1739 und gegen Friedrich den Großen nach 1740 wurde der Armee ihre Schwäche bei- nahe zum Verhängnis. Unter Maria Theresia (1740-1780) wurde, durch die Mitar- beit fähiger Ratgeber, endlich eine funktionierende stehende Armee aufgestellt, die imstande war die Preußen aufzuhalten.59

Diese neue Armee setzte sich aus bereits bestehenden habsburgischen Regimen- tern, Söldnern und Einheiten zusammen, welche von verschiedenen Ständen und Hocharistokraten errichtet wurden. In Friedenszeiten belief sich die Zahl der Streitkräfte auf 200.000 Mann und hatte eine ausgezeichnete Artillerie zur Verfü- gung, welche der ganze Stolz der habsburgischen Truppen war. Unterteilt wurde die Armee in Regimenter, welche mit einer Zahl und einem Namen bezeichnet wurden. Die allgemeine Kommando- und Dienstsprache war Deutsch. Es folgte die Errichtung einer Militärakademie und technischer Schulen. Das Exerzieren und die Disziplin erfuhren eine Vereinheitlichung, wie auch die Militärjustiz, die medizi- nische Versorgung, die militärische Erziehungsweise und die Ausmusterung von Offizieren. Maria Theresia unternahm auch erste Schritte, ihre Streitkräfte zu ei- nem „österreichischen“ Heer als Gegenstück zur kaiserlichen (römisch-deutschen) Armee zu machen. Im Jahr 1745, als ihr Gemahl zum Kaiser gekrönt wurde, ver- anlasste sie die Umbenennung ihrer Armee zur kaiserlich-königlichen Armee, oder auch k.k. Armee. Zur Hervorhebung der politischen Einheit ihrer Familienbesitzun- gen sollten ihre Truppen auch die kaiserlichen schwarz-gelben Farben tragen. Als eine dauerhafte, wenngleich wenig erfolgreiche Neuerung erwies sich die Reorga- nisation des Generalstabes. Der von Maria Theresia im Jahre 1758 geschaffene General-Quartiermeister-Stab erfreute sich unter den Generälen keiner großen Beliebtheit, weshalb diese Einrichtung bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch eine bloß untergeordnete Rolle spielte.

59 Vgl. auch zum Folgenden AUFFENBERG-KOMARÓW, Zeitalter, S. 131 f.; DEÁK, Offizier, S. 41 f. 29 Mit der Aufstellung der neuen Armee waren die innerpolitischen Schwierigkeiten nun aber nicht mit einem Mal verschwunden. Ungarn, Tirol, Norditalien und die österreichischen Niederlande (Belgien) stellten noch immer weniger Leute zur Ver- fügung, als sie eigentlich sollten, weshalb die Rekrutierung in der Habsburgermo- narchie weiterhin uneinheitlich vonstattenging. Obwohl der Wohlstand in den habsburgischen Ländern trotz des Verlusts des reichen Schlesiens an Friedrich den Großen weiter anstieg, blieb das Militärbudget weit hinter dieser Entwicklung zurück. Der Zugewinn von Galizien im Jahr 1772 und der Bukowina im Jahr 1775 stellte sich eher als finanzielle und politische Belastung denn als Vorteil heraus. In außenpolitischer Hinsicht konnten sich Maria Theresia und ihr Sohn Kaiser Joseph II., der seit 1765 in Österreich mitregierte, nicht entscheiden, worauf sie ihr Haupt- augenmerk richten sollten, weshalb sie ihre Ressourcen breitgefächert einsetzten. Die konzeptlose österreichische Außenpolitik mündete in bittere Niederlagen etwa im Siebenjährigen Krieg gegen Preußen von 1756 bis 1963 und in Josephs Tür- kenkrieg zwischen 1788 und 1791. Eine schwere Prüfung für die Monarchie be- deuteten außerdem die französischen Revolutions- und die Napoleonischen Krie- ge. Die Habsburgermonarchie, ab 1804 als Kaiserreich Österreich neu gegründet überstand jedoch die Revolutionsjahre und die wiederholten Einfälle der Franzo- sen.

Die auf die napoleonischen Kriege folgende Friedenszeit zeichnete sich in Ange- legenheiten der Reform und Organisation des Heereswesens nahezu durch voll- kommenen Stillstand aus. Diese Situation änderte sich ab dem Jahr 1848 und es herrschte eine rege Reformtätigkeit. Ausschlaggebend für diese plötzlich aufge- kommene Aktivität waren viele Gründe. Während der Revolution in den Jahren 1848/49 wurden viele Schwächen beim Einsatz der Armee sichtbar. Organisatori- sche Umgestaltungen schienen unvermeidlich. Der junge Kaiser Franz Joseph I. nahm auf die Entscheidung militärischer Fragen stark Einfluss, gleichzeitig arbeite- te sein Generaladjutant Graf Grünne am Ausbau einer enormen persönlichen Machtstellung. Die Reformen neigten dazu, sich in Richtung Befreiung der Armee von jeglichem zivilen Einfluss zu entwickeln. Die Militärs waren allgemein der An- sicht, dass das Heer nicht administriert, sondern kommandiert werden müsse. Aufgrund der häufigen militärischen Konflikte jener Zeit dienten fortlaufend neue Reformmaßnahmen eher zum Test verschiedener Systeme, wobei dies bei der Ausreifung derselben nicht besonders förderlich war. Prinzipiell wurden jedoch die

30 Grundlagen der Heeresstruktur nicht angetastet, weshalb man vielmehr von Reor- ganisationen sprechen kann, als von wirklichen Reformen. Darüber hinaus erfor- derte der Wechsel von der konstitutionellen Monarchie zum Neoabsolutismus er- neut eine Anpassung des Heereswesens.60

Im Jahr 1848 erlebte die k.k. Armee die einzige große innere Krise in ihrer Ge- schichte. Wie schon in Unterkapitel 1.3 erwähnt, erreichte nach der Februar- Revolution in Paris die Revolution Mitte März 1848 auch Österreich. Innerhalb ei- nes kurzen Zeitraums von nur wenigen Tagen brach die Zentralmacht zusammen und Fürst Metternich musste sich nach England absetzen. Den Landtagen der einzelnen Länder, wie auch selbsternannten Nationalkomitees gelang es, Kaiser Ferdinand I. (1835-1848) dazu zu bringen, weitreichende Konzessionen zu ge- währen. Die verschiedenen politischen Gruppen verfolgten unterschiedliche Ziele, was auch zu Auseinandersetzungen unter den Aufständischen führte. Das Reich stand am Rande des Abgrunds. Viele Generäle waren dazu bereit, den Aufstän- den entgegenzutreten, aber der Kaiser erteilte bloß widersprüchliche oder gar kei- ne Befehle. Dies hatte zur Folge, dass die Generäle zusehen mussten, wie ihre Einheiten nach anfänglicher Gewaltanwendung, aus Wien verdrängt wurden. An- derenorts, wie etwa in Budapest und Prag, versuchten die Truppen neutral zu bleiben und verweilten in ihren Kasernen.61

Mit der Wiener Oktoberrevolution kam es zu einer großen Wende. Die österreichi- schen und böhmisch-mährischen Bauern wandten sich gegen die städtischen Re- volutionäre und dem österreichischen Militär gelang es, Wien am 31. Oktober zu erobern. Im Spätherbst 1848 war die Revolution nahezu überall niedergeschlagen worden. Lediglich Venedig und Ungarn widersetzten sich noch.62

3.2 Das Regiment

Das Regiment war der Kern der traditionellen Armee und somit wichtiger als alle anderen Kommandoebenen. Im 17. Jahrhundert wurden Regimenter erstmals von Kriegsunternehmern, Lehensherren oder Landtagen aufgestellt. Sie unterschieden sich damals jeweils durch eigene Sitten, unterschiedliche Uniformierung und das in sich geschlossene Leben ihres Offizierskorps. Der Regimentsinhaber hatte zu

60 WAGNER, Armee, S. 143.; SCHMIDT-BRETANO, Armee, S. 33 f. 61 DEÁK, Offizier, S. 44 f. 62 DEÁK, Offizier, S. 50 f. 31 dieser Zeit als oberste Autoritätsperson die absolute Jurisdiktionsgewalt. Es war seine Entscheidung, wem die Einheit unter welchen Bedingungen dienen sollte. Offiziere wurden vom Regimentsinhaber ernannt und befördert, Eheschließungen von ihm genehmigt oder untersagt und Offiziere und Mannschaften von ihm be- zahlt. Darüber hinaus konnte man nur bei ihm um eine Pension ansuchen. Als Stellvertreter hatte der Regimentsinhaber einen Oberst, der aber lediglich die all- täglichen Operationen des Regiments überwachte.63

Im 18. Jahrhundert änderte sich diese Situation, als Regimenter schrittweise der Zentralmacht unterstellt wurden. Den Namen der Regimenter wurden Zahlen hin- zugefügt und man übernahm die Uniform des Kaisers, des obersten Kriegsherrn. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schließlich trugen alle Regimenter die vom Kriegsministerium verordnete Kleidung, welche innerhalb der jeweiligen Waf- fengattungen wie Infanterie, Kavallerie oder Artillerie weitgehend einheitlich war. Zwar konnte man etwa die Regimenter der Infanterie und der Kavallerie anhand der Egalisierungsfarbe an den Krägen und Aufschlägen der Uniformen und durch die Farbe der Knöpfe unterscheiden, aber ohne genaueres Hinsehen war selbst das ziemlich schwierig.

3.3 Das Kriegsministerium

Der Hofkriegsrat unter der Leitung des Hofkriegsratspräsidenten war 1848 die oberste Zentralbehörde für die gesamte bewaffnete Macht. Rein militärische Ange- legenheiten behandelten Generäle als Hofkriegsräte, während alles andere durch Hofräte erledigt wurde. Mit der Märzrevolution im Jahr 1848 stellte sich die Frage, inwieweit die Regierung bzw. der Kaiser Kontrolle über die militärischen Angele- genheiten haben sollte. Ende Mai 1848 erfolgte die Umwandlung des Hofkriegsra- tes in das Kriegsministerium mit dem Kriegsminister an der Spitze. Dieser war nicht wie ehemals der Hofkriegsratspräsident an Beschlüsse des Kollegiums ge- bunden. Wem gegenüber der Minister verantwortlich war, blieb vorerst ungeklärt. Mit dem Aufkommen des Neoabsolutismus legte man schließlich im August 1851 die Verantwortlichkeit des Kriegsministers gegenüber dem Monarchen fest.64

63 Vgl. auch zum Folgenden DEÁK, Offizier, S. 29 f. 64 WAGNER, Armee, S. 144 f. 32 Der Kaiser hatte gemäß § 15 der oktroyierten Verfassung vom 4. März 1849 den Oberbefehl über die gesamte bewaffnete Macht. Franz Joseph I. baute darauf, sein Reich auf zwei Pfeiler, nämlich auf die ihm ergebene Beamtenschaft und auf die Armee stützen zu können.65 In Bezug auf das Militär behielt der Kaiser beson- dere Belange, wie etwa Änderungen der Dienstreglements und Dienstvorschriften, Beförderungen in höhere Dienstgrade, Truppenbewegungen oder die Disposition über Kriegsmaterial seiner Entscheidung vor. Um all dies erledigen zu können, ließ er eine Militärzentralkanzlei unter der Leitung seines Generaladjutanten Carl Ludwig von Grünne errichten. Diese Maßnahme war ein erster Schritt zur Zurück- drängung des Kriegsministeriums. Im Oktober 1849 erfolgte die strikte Trennung der drei Hauptzweige des Heerwesens. Rein militärische und personelle Belange sollten der Generaladjutantur übertragen werden, operative Angelegenheiten dem Generalquartiermeister und administrative dem Kriegsminister. Diese Neuordnung war allerdings schwer zu durchblicken, da auf der einen Seite diese drei Funktio- näre gleichrangig und direkt dem Kaiser untergeordnet waren, aber auf der ande- ren Seite die Generaladjutantur und der Generalquartiermeister unter dem Begriff „Militärzentralkanzlei“ vereint waren und Grünne das alleinige Recht zur Ausferti- gung von kaiserlichen Entscheidungen für sich in Anspruch nahm. Gleichzeitig war nicht nur dem Kriegsminister ein Antragsrecht beim Kaiser gestattet, sondern ebenso dem Generalquartiermeister. Die Neuordnung vom Oktober 1849 erwies sich als ineffektiv und auf Initiative von FML Graf Degenfeld, dem damaligen Stell- vertreter des Kriegsministers, der die Trennung von Administration und Komman- do für unmöglich erachtete, begannen lange und schwierige Reformverhandlun- gen.66

Das Ergebnis dieser Verhandlungen war der Armeebefehl Nr. 9 vom 29. Septem- ber 1850, wodurch die Generaladjutantur und die Operationskanzlei, welche bis- her die Organe des kaiserlichen Oberbefehls waren, um eine weitere Organisati- onsabteilung ergänzt wurden. Dieses neue Armeeoberkommando war dem Kriegsministerium gleichgestellt und ihm oblag die Zuständigkeit für Truppenaus- bildung, Reglements, Ausrüstung und die Bildungsanstalten. Allerdings verblieben ihm im Rahmen der angeführten Zuständigkeiten bloß administrative und judizielle Agenden. Des Weiteren kam es zu einer Umstrukturierung des Kriegsministeri-

65 DEÁK, Offizier, S. 57. 66 Vgl. auch zum Folgenden WAGNER, Armee, S. 146 ff. 33 ums, durch welche die Befugnisse für die als Sektionschefs tätigen, aus den ver- schiedenen Waffengattungen stammenden Generäle zur Stärkung des militäri- schen Elements erweitert und die Tätigkeiten des Unterstaatsekretärs auf die Be- arbeitung von Normalien, Gebührenangelegenheiten und Verrechnung beschränkt wurden. Das Präsidialbüro wurde durch ein Ministerialbüro ersetzt, das die ver- bliebenen militärischen Angelegenheiten erledigte. Ein eigens zur besseren Orga- nisation der Verwaltung eingesetztes Reorganisierungskomitee unter Vorsitz des Minister-Stellvertreters beendete bis November 1850 seine Arbeit.

3.4 Taktische und territoriale Gliederung

Die kaiserliche Armee war bis zum Jahr 1848 nicht nur in Bezug auf die militäri- sche Führung, sondern auch in administrativer Hinsicht in zwölf Landes- Generalkommanden eingeteilt.67 An der Spitze dieser sogenannten „General- Militär-Commanden“ stand jeweils ein höherer General.68 Die Generalkommanden verfügten jeweils über eigene militärische, politische, ökonomische, Verpflegungs- und Justizdepartements. In wöchentlichen Sitzungen erledigte man dort wichtige Angelegenheiten. Den Landes-Generalkommanden waren die Militärkommanden untergeordnet, die an jenen Sitzen von Zivilgouvernements eingerichtet waren, wo es kein Landes-Generalkommando gab. In Friedenszeiten waren unter dem takti- schen Aspekt Brigaden und Divisionen aufgestellt, nur bei Radetzkys Armee in Italien bestanden auch Armeekorps.69

Mit der Neuorganisation der Armee vom 16. Oktober 1849 entschied man sich dafür, auch im Frieden höhere taktische Körper aufrechtzuerhalten. Vier Armee- kommanden gab es sodann in Wien, Verona, Pest und Lemberg sowie zwölf Ar- mee- und zwei Reservekorps. Alle taktischen Kommanden wurden zunächst mit Offizieren des Generalquartiermeisterstabes versehen. Ab dem Jahr 1850 stattete man sie dann grundsätzlich nur mehr mit Armeekorps- und Armeekommanden aus. Zunächst wollte man eigentlich die bisherigen Landes-General- und Militär- kommanden abschaffen, aber der Kriegsminister Graf Gyulai erwirkte ihre Um- wandlung in Landes-Militärkommanden. Dadurch erhielt man solide Behörden für

67 WAGNER, Armee, S. 167. 68 DEÁK, Offizier, S. 46. 69 Vgl. auch zum Folgenden WAGNER, Armee, S. 167 ff. 34 administrative Angelegenheiten und den Verkehr mit Zivilbehörden, die von der variablen taktischen Gliederung in Korps unabhängig waren.

Die Einteilung des Geschäftsbereichs der einzelnen Landes-Militärkommanden richtete sich nach territorialen Grundsätzen ohne auf die taktische Zugehörigkeit der Truppen zu den Korps und Armeen Rücksicht zu nehmen. So waren etwa Lai- bach und Triest dem Grazer Landesmilitärkommando unterstellt, obwohl deren Truppen eigentlich der II. Armee angehörten und ganz Tirol war dem Landes- Militärkommando Innsbruck untergeordnet, doch aus der taktischen Perspektive war Nordtirol Teil der I. und Südtirol Teil der II. Armee. Eine solche Gliederung hatte die Trennung der Truppen- und Territorialkommanden zur Folge, wobei der Instanzenzug bei ersteren an das Armeeoberkommando, bei letzteren an das Kriegsministerium ging. In Friedenszeiten waren sie jedoch unter dem Armee- bzw. Armeekorpskommandanten vereint. Durch dieses System sollten die Armee- kommandanten im Frieden durch die Leitung des Militärkommandos hinsichtlich der Verwaltung und Justizpflege auf dem aktuellen Stand bleiben. In der Praxis stieß diese Ordnung aber – vor allem im großen Bereich der I. Armee – auf enor- me Schwierigkeiten weshalb es zu einer Neugliederung kam, die ab November 1850 in Kraft treten sollte. Der Unterschied zwischen großen und kleinen Landes- Militärkommanden wurde dadurch wieder in der offiziellen Bezeichnung hervorge- hoben, indem man die kleineren nur mehr Militärkommanden nannte. Der Kom- mandant der I. Armee bekam mittels Monatsberichten nur mehr die Informationen über die wichtigsten Verwaltungs- und Justizangelegenheiten, während die Lan- des-Militärkommanden in Wien, Graz, Prag und Brünn selbstständig geführt wur- den. Für die II., III. und IV. Armee änderte sich nichts. Den Armeekommandanten war zur Führung der Truppen der Generaladjutant, der Chef des Generalquartier- meisterstabs, der Feldartillerie- und Feldgeniedirektor beigestellt. Das inneröster- reichische Generalat teilte man bezüglich der Verwaltung zwischen der I. und der II. Armee auf.

3.5 Das Dienstreglement für die k.k. Infanterie

Am Beginn des Dienstreglements für die k.k. Infanterie (im Folgenden: DR) stand der „Armee-Befehl“ demgemäß die Obliegenheiten sämtlicher Dienstränge im DR geregelt waren. Es war als „Gesetzbuch des Soldaten“ zu verstehen, welches

35 „Kriegsgesetze, Disciplinar-Vorschriften, ökonomische Normen, Verwaltungs- Gegenstände, Verhaltungen im Kriege und Frieden, im Felde und in Garnisonen“ enthielt. Ebenso waren Umfang und Wirkungskreis der Dienstpflicht eines jeden Dienstgrades darin geregelt. Das DR war in zwei Teile unterteilt, die 1807 bzw. 1808 erschienen sind und im Folgenden kurz dargestellt werden.

3.5.1 Erster Teil 1807

Der erste Teil des Dienstreglements der k.k. Infanterie70 gliederte sich in zwei Hauptstücke, wovon das erste Hauptstück in zwei-, und das zweite Hauptstück in drei weitere Abschnitte unterteilt war.

Das erste Hauptstück war betitelt mit „Compagnie Reglement“. Dessen erster Ab- schnitt war die „Dienstvorschrift für alle Compagnie-Chargen“ in deren neun um- fangreichen Paragraphen die erforderlichen Eigenschaften, das Verhalten und die Pflichten aller Dienstränge von Gemeinen bis hin zum geregelt waren. Dabei wurde in jedem Paragraphen jeweils eine Charge beschrieben. So galt etwa für den gemeinen Soldaten gemäß § 1 die Überwachung der öffentlichen Sicher- heit von außen und von innen als „der erhabene Zweck seines Daseyns“. Des Weiteren werden in der Folge mit „Gehorsam“ und „Treue“ auch Elemente der Subordination angesprochen, die an anderer Stelle noch erläutert werden soll. Der zweite Abschnitt bestand aus fünf Paragraphen und behandelte die Adjustierung des Infanteristen sowie die Pflege und Wartung von Pferden und deren Behand- lung in Notfällen.

Der Titel des zweiten Hauptstücks lautete „Regiments Reglement“. In dessen ers- ten Abschnitt war in 17 Paragraphen die „Dienstvorschrift für die Stabsparteyen“ niedergeschrieben. Wie schon im ersten Abschnitt des ersten Hauptstücks widme- te sich auch hier jeder Paragraph den Voraussetzungen, Aufgaben und Verhal- tensregeln einer bestimmten Gruppe, wie beispielsweise den Wagenmeistern, den Ärzten, den Bataillons- und Regimentsadjutanten oder den Oberstleutnants.

Im zweiten Abschnitt des zweiten Hauptstücks ging es in 29 Paragraphen unter der Überschrift „Entwürfe des Standes und der Verpflegung nebst den hierbey vorkommenden Beobachtungen“ vor allem um Entlohnung, Zulagen, Gebühren und Naturalien für Mitglieder der k.k. Armee. In § 1 wurde zuvor festgelegt, aus

70 Dienst-Reglement für die k.k. Infanterie. Erster Theil. Wien 1807. 36 wie viel Mann sich die unterschiedlichen Infanterieregimenter und Korps zusam- mensetzen und in welche Untergruppierungen sie zerfallen. So zählte ein deut- sches Linieninfanterieregiment, bestehend aus 2 Grenadier- und 16 Fusilierkom- pagnien samt Stab, in Friedenszeiten genau 3.318 Mann. Ein Ungarisches oder Siebenbürgisches Linieninfanterieregiment bildete sich hingegen aus 3.638 Mann. Ab § 2 handelt es sich dann nur mehr um Verpflegungsangelegenheiten, welche im neunten Kapitel dieser Arbeit – ausgehend von den Vorschriften für die Gen- darmerie – noch eigens behandelt werden sollen.

Schließlich wurden im dritten Abschnitt des zweiten Hauptstücks noch Formvor- schriften für diverse Eingaben, Rapporte und Dienstschriften erläutert, wie zum Beispiel solche für den Früh- und Hauptrapport, das Strafprotokoll und das Journal für Verpflegungsgelder.

3.5.2 Zweiter Teil 1808

Die Gliederung des zweiten Teiles des Dienstreglements für die k.k. Infanterie71 gestaltete sich etwas umfangreicher. Es bestand aus drei Hauptstücken, wovon das erste in sechs, das zweite in vier und das dritte in fünf Abschnitte zerfiel. Jeder Abschnitt beginnt, wie schon im ersten Teil des Dienstreglements, mit der Num- merierung der Paragraphen von vorne und beinhaltet – mit Ausnahme der Kriegs- artikel – jeweils nicht mehr als 9 Paragraphen.

Der Titel des ersten Hauptstücks lautete „Disciplinar-Vorschrift und Gesetze“. In dessen ersten Abschnitt waren die bereits erwähnten Kriegsartikel aufgelistet. Durch die Ablegung eines feierlichen Eides, der vor Art. I abgedruckt war, hatten die Soldaten deren Befolgung zuzusichern. Die Kriegsartikel enthielten Straftatbe- stände und deren Rechtsfolgen. Es wurde beispielsweise bestimmt, wie Gehor- samsverweigerung, Hochverrat oder Desertion zu sanktionieren war. Dennoch waren die Kriegsartikel kein vollständiges Strafgesetzbuch, sondern lediglich ein kurzer Auszug aus Militärstrafgesetzen, die neben den Kriegsartikeln noch in grö- ßerer Anzahl bestanden.72 Die Abschnitte 2 bis 6 des ersten Hauptstücks beinhal- teten viele verschiedene Vorschriften zu den unterschiedlichsten Bereichen. Da- runter waren Regelungen zur Subordination, zum „esprit de corps“73, zur Muste-

71 Dienst-Reglement für die kaiserlich-königliche Infanterie. Zweyter Theil. Wien 1808. 72 BERGMAYR, Kriegsartikel, S. 3 f. 73 „Das standhafte Vertrauen eines Regiments auf seine Ordnung, Einigkeit und Tapferkeit, und der edle Eifer, den sich erworbenen Ruhm in keiner Gelegenheit entreißen zu lassen“ wurden 37 rung, zur Exekution, zum „Gassenlaufen“74 oder zu den Rechten des Regiments- inhabers um nur einige Beispiele zu nennen.

Das zweite Hauptstück trug den Titel „Feld-Verhaltungen“. Während sich im ersten Abschnitt Regelungen zu Märschen und zum Feldlager finden, waren im zweiten Abschnitt etwa der Feldgottesdienst, die Befehlskette und Vorschriften für die Wa- chen normiert. Im dritten Abschnitt waren vor allem die Vorschriften für die Feld- wachen wichtig, welche für die Deckung und Sicherheit des Hauptkorps zuständig waren. Sie mussten dafür sorgen, dass sich der Feind nicht unbemerkt nähern konnte und hatten im Ernstfall feindliche Truppen solange aufzuhalten, bis das Hauptkorps in Verteidigungsstellung war. Schließlich waren im vierten Abschnitt das Schlagen des Alarms, das Verhalten in der Schlacht und der Ausmarsch aus dem Lager geregelt.

Unter der Überschrift „Garnisons-Verhaltungen“ beinhaltete das dritte Hauptstück jene Vorschriften, die sich auf ständige militärische Einrichtungen bezogen. Man findet hier auch einige Normen, die im Vergleich zum zweiten Hauptstück gleiche oder ähnliche Titel aufweisen und so teilweise dieselben Dinge für eine Garnison regeln, wie sie zuvor bei den „Feld-Verhaltungen“ für Feldlager geregelt worden waren. Dazu gehören etwa Vorschriften über das Verhalten der Wachen, Ehren- bezeichnungen oder die Befehlskette. Weitere wichtige Bestimmungen dieses Hauptstücks waren die Kasernenordnung, Regelungen zum Öffnen und Sperren der Tore sowie Vorschriften zum Patrouillendienst und zum Verhalten bei Brän- den.

als „esprit de corps“ bezeichnet. Vgl. dazu § 5 des zweiten Abschnitts im ersten Hauptstück des DR – Zweiter Teil 1808. 74 Vgl. dazu Kapitel 8 dieser Arbeit. 38 4. Die Dienstränge und deren militärischer Bezug

In diesem Kapitel soll darauf eingegangen werden, inwieweit die Dienstränge der Gendarmerie mit jenen des k.k. Militärs verwandt sind und wie Kooperation und Kommunikation zwischen den Offizieren der Gendarmerie und jenen des Militärs auszusehen hatten. In § 2 des Gendarmeriegesetzes 1850 wurde eine erste Auf- zählung der verschiedenen militärischen Ränge innerhalb der damaligen Gendar- merie vorgenommen. Erwähnt werden Oberst, Oberstleutnant, erster Rittmeister, zweiter Rittmeister, , , Wachtmeister, Korporal, Vizekor- poral, Gendarm zu Pferd und Gendarm zu Fuß. Abhängig vom Rang konnten ver- schiedene Positionen bekleidet werden, wie etwa Regimentskommandant (Oberst oder Oberstleutnant) oder Regimentsadjutant (Oberleutnant) (§ 49; näheres dazu im Folgenden).

Zu Anfang dieses Kapitels soll dargestellt werden, wie die Besetzung der Offi- ziersstellen von statten ging. § 10 GG 1850 ist hierfür die maßgebliche Vorschrift. Über den Vorschlag des General-Inspektors wurde die Besetzung der Offiziers- stellen vom Kriegsministerium vorgenommen. Stabsoffiziere wurden hingegen Kaiser ernannt, allerdings nicht im Alleingang, sondern auf der Grundlage des Vor- trags des Kriegsministers über Vorschlag des General-Inspektors, welcher zuvor einvernehmlich mit dem Innenminister beraten musste. Beförderungsvorschläge bis hinauf zum ersten Rittmeister mussten von den Regimentskommandanten gemeinsam mit den Stabsoffizieren dem General-Inspektor unterbreitet werden. Dieser hatte die ihm unterbreiteten Beförderungsvorschläge samt seinen eigenen Vorschlägen zur Stabsoffiziersbeförderung dem Kriegsministerium zu präsentie- ren. Auf die gleiche soeben dargelegte Weise wurden auch Vorschläge zum Transfer oder Tausch zwischen der Gendarmerie und den Regimentern und Korps der aktiven Armee bearbeitet.

Die Besetzung und Beförderung von Diensträngen beim k.k. Militär funktionierte zum Teil anders. Auch hier wurden die Stabsoffiziere – wie auch alle Dienstgrade vom Stabsoffizier aufwärts – vom Kaiser ernannt. Vorschläge dafür wurde dem Kaiser vom Hofkriegsrat unterbreitet, der seinerseits zuvor Besetzungsvorschläge von den Regimentsinhabern, den Genie- und Artilleriedirektionen und den Gene- ralkommandos erhalten hatte. Bei Infanterie und Kavallerie oblag, im Unterschied

39 zur Gendarmerie, die Besetzung der Dienstgrade vom Hauptmann bzw. Rittmeis- ter abwärts dem Regiments-Inhaber.75 Die Transferierung von Offizieren oder der Mannschaft innerhalb eines Regiments oder zu anderen Regimentern war bei der k.k. Armee einfacher als bei der Gendarmerie. Offiziere konnten ohne weitere An- frage innerhalb des Regiments, aufgrund der Entscheidung des Regimentsinha- bers transferiert werden. Der Transfer eines Offiziers zu einem anderen Regiment wurde vom Hofkriegsrat entschieden. Wollten allerdings zwei Offiziere vom selben Dienstgrad ihre Offiziersstellen tauschen, genügte dazu die Erlaubnis der betroffe- nen Regimentsinhaber. Das Generalkommando war von einem solchen Tausch aber zu unterrichten. Stabsoffizieren war ein solcher wechselseitiger Tausch un- tereinander nicht erlaubt. Bei der Mannschaft konnte, wie bei den Offizieren, eine Transferierung innerhalb eines Regiments zu einer anderen Kompanie ohne wei- tere Anfrage geschehen. Der Transfer musste aber begründet sein. Vor allem die Brigadiere hatten darauf zu achten, dass keine unnötigen Transferierungen durch- geführt wurden. Auch der Transfer von einzelnen Leuten zu einem anderen Regi- ment war gestattet, wenn sich die beteiligten Regimenter darüber einig waren. Das Generalkommando hatte hierzu noch die Bewilligung zu geben.76

Das fünfte Kapitel des Gendarmeriegesetzes 1850 schließlich beschrieb den Wir- kungskreis der Inhaber der eben erwähnten Dienstränge sowie deren Verhältnis zu den Zivilbehörden, zum Regimentsstab und zum Depotflügel. Der erste Para- graph dieses Kapitels (§ 47 GG 1850) widmete sich am Anfang dem Wirkungs- kreis des General-Inspektors, dem die Leitung des militärisch-organisierten Kör- pers der Gendarmerie oblag. In seiner Diensteigenschaft als Militär war der Gene- ral-Inspektor dem Kriegsministerium untergeordnet, aber im Hinblick auf seine Verwendung in der Gendarmerie und aufgrund der ihm übertragenen Verwal- tungsgeschäfte unterstand er, wie auch die gesamte Gendarmerie, dem Innenmi- nisterium. § 59 der Dienstinstruktion für die Landes-Gendarmerie 1850 formulierte ebenfalls, dass die Gendarmerie in Bezug auf ihre Dienstleistung nur dem Ministe- rium des Innern unterstehe und in dieser Hinsicht keiner anderen Zivil- oder Mili- tärbehörde untergeordnet war. In den eben genannten Bestimmungen wird die „Doppelnatur“ der österreichischen Gendarmerie, einerseits als Teil des Militärs und andererseits als Teil der öffentlichen Verwaltung deutlich. Die Gendarmerie

75 STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, V. Abt., S. 23 ff. 76 STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, V. Abt., S. 63 ff. 40 war zwar militärisch organisiert, wurde aber nicht speziell zu militärischen Zwe- cken wie etwa der Landesverteidigung eingesetzt, sondern hatte primär die Auf- gabe, die öffentliche Sicherheit, Ruhe und Ordnung innerhalb des Landes zu wah- ren, wie es in der Präambel des Gendarmeriegesetzes 1850 bestimmt ist.

Gemäß § 50 GG 1850 iVm § 212 DI 1850 wurden dem Regimentskommandanten sämtliche Anzeigen über Vorkommnisse und sonstige Ereignisse im Dienst von den Rittmeistern zugetragen. Einen Totalbericht dieser Anzeigen musste er an den General-Inspektor senden. Über die wesentlichsten militärischen Vorfälle hat- te der Regimentskommandant an die obersten militärischen sowie politischen Be- hörden im Land eine Zusammenstellung aus den Anzeigen der Rittmeister vorzu- legen.

§ 61 GG 1850 bestimmte, dass die Disziplinarvorschriften betreffend die einzelnen Dienstränge in der Armee auch bei der Gendarmerie, gegenüber dem k.k. Militär, zur Anwendung kämen. Der gewöhnliche Gendarm wurde dem Korporal der Ar- mee gleichgestellt. Der Korporal der k.k. Armee führe eine Korporalschaft. Wenn kein Offizier zur Stelle war, hatte der Korporal oftmals auch einen ganzen Zug zu befehligen. Nicht selten musste der Korporal den Dienst eines Feldwebels oder Wachtmeisters vertreten. Da der Korporal in solchen Fällen als Kommandant von größeren Einheiten selbstständig zu handeln hatte, musste er bei derartigen An- forderungen die erforderlichen Führungseigenschaften besitzen und musste in der Lage sein, sich das notwendige Ansehen zu verschaffen, um die Ordnung unter seinen Untergebenen aufrechterhalten zu können.77 Da es den Rang des Korpo- rals und des Vizekorporals auch bei der Gendarmerie gab, kann man die diszipli- narrechtliche Gleichstellung eines gewöhnlichen Gendarmen mit einem Korporal der Armee durchaus als eine bevorzugte Behandlung gegenüber den einfachen Soldaten der k.k. Armee betrachten.

77 STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, II. Abt., S. 8. 41 5. Dienstverrichtungen der Gendarmerie

Das Thema dieses Kapitels sind die Dienstverrichtungen der Gendarmerie. Es soll erarbeitet werden, wie sich die Dienstverrichtungen der Gendarmerie mit jenen des k.k. Militärs überschnitten und wie der Umgang der Gendarmerie mit dem Mili- tär im Rahmen der Dienstverrichtungen zu gestalten war. Die diesbezüglich rele- vanten Vorschriften finden sich in den Kapiteln III. und VI. des Gendarmeriegeset- zes 1850 sowie in den Kapiteln III. und IV. der „Dienst-Instruction für die Landes- Gensd’armerie 1850“. Bevor jedoch auf die Dienstverrichtungen der Gendarmerie im Speziellen eingegangen wird, soll die Einrichtung der Militärassistenz der k.k. Armee erläutert werden. Diese Dienstleistung des Militärs ist um einiges älter als die Gendarmerie. Ohne Zweifel war die Militärassistenz jene Aufgabe des k.k. Mili- tärs, die dem Tätigkeitsfeld der späteren Gendarmerie am nächsten kam. An- schließend wird auf jene im Gendarmeriegesetz angeführten Dienstverrichtungen eingegangen, welche direkten militärischen Bezug besitzen. Danach soll insbe- sondere der Unterschied zwischen „selbstständigen Dienstesverrichtungen“ und „Dienstesverrichtungen über besondere Aufforderung“ behandelt und ausgeführt werden, inwieweit das k.k. Militär Einfluss auf den Dienst der Gendarmerie hatte und wie das Verhältnis der Gendarmerie zum Militär geregelt war.

5.1 Die Militärassistenz

Wie in den vorangegangenen Kapiteln bereits erwähnt, war es eine der Hauptauf- gaben der Gendarmerie, für die Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit zu sor- gen. Selbstverständlich war auch vor der Gründung der Gendarmerie diese Auf- gabe bereits von jemandem übernommen worden. Neben den bereits im ersten Kapitel genannten Grundherrschaften und den Wachkörpern in den Städten war dafür – vor allem bei größeren Bedrohungen – natürlich das Militär zuständig. Auf- grund der großen Ähnlichkeit der im Gendarmeriegesetz geschilderten Sicher- heitskompetenzen mit den Angelegenheiten, welche die k.k. Armee im Wege der Militärassistenz wahrzunehmen hatte, wird auf die Militärassistenz nun im Detail eingegangen.

Der „Zweck“ der Soldaten des k.k. Militärs bestand darin, die öffentliche Sicherheit aufrecht zu erhalten. Jedoch ist mit „öffentlicher Sicherheit“ nicht bloß die

42 Sicherheit nach Außen hin, sondern auch die innere Sicherheit gemeint.78 Das bedeutet, dass dem Militär neben dem Kriegsdienst auch die Pflicht auferlegt war, dem Staatsapparat zur Hand zu gehen und an gesetzlichen Anordnungen mitzuwirken um auf diese Weise die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit zu gewährleisten. Dies geschah im Wege der Militärassistenz. Dort, wo es eine Gefährdung für die Sicherheit des Landes und seiner Bewohner gab, hatte das Militär auf Verlangen der jeweiligen Zivilbehörde die notwendige Assistenz zu leisten. Sie konnte aber nur von einer öffentlichen Gerichtsbehörde durch ein amtliches Ansuchen angefordert werden. Den Unterbehörden, wie etwa den Magistraten, fehlte die Befugnis, direkt beim Militär um Assistenz anzusuchen. Den Kreisämtern war diese Befugnis aber unter der Vorraussetzung eingeräumt, dass sie diesbezüglich die Landesstelle informierten und nachträglich mit genauem Nachweis über die Sachlage eine Genehmigung einholten. Von diesen Bestimmungen gab es aber auch Ausnahmen, wie etwa in Fällen, wo bereits Gewalt verübt worden war, damit Gefahr im Verzug war und Schlimmeres zu befürchten war. Außerdem konnte auch im Fall der Vollziehung eines Todesurteiles an einer Zivilperson jede Kriminalbehörde beim nächsten Militärkommando eine Truppenabteilung anfordern.79

Die Zivilbehörden waren dazu verpflichtet, nur in dringenden Fällen, wenn also ihre eigenen Mittel nicht mehr ausreichend waren, die Assistenz des Militärs zu erbitten. Sie hatten die erforderliche Truppenstärke zahlenmäßig anzugeben und dabei darauf zu achten, keine zu hohe Zahl zu nennen, um nicht unnötigerweise die Kosten zu erhöhen und dadurch dem Vorfall in der Öffentlichkeit eine überbewertete Bedeutung zu geben. Andererseits sollte auch keine zu niedrige Truppenstärke gefordert werden, da man sonst eventuell Schwäche zeigen würde. Im Hinblick auf die bei der Assistenzleistung anzuwendende Waffengewalt hatte sich die Truppe an die Anordnungen der Zivilbehörde bzw. des bestellten Zivilkommissärs zu halten. Dies galt auch beim Einsatz gegen Volksversammlungen, da nur ein Zivilbeamter mithilfe seiner Kenntnis von den genauen Orts- und Sachverhältnissen die Höhe des Maßes der anzuwendenden Gewalt beurteilen konnte. Der jeweilige Zivilbeamte hatte bei außerordentlicher Gewaltanwendung mit Umsicht und Mäßigung vorzugehen.

78 STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, II. Abt., S. 3. 79 Vgl. auch zum Folgenden STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, IV. Abt., S. 65 f.; STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, VI. Abt., S. 102 ff. 43 Die Fälle, in welchen die Militärassistenz von den Zivilbehörden in Anspruch ge- nommen wurde, konnten in folgende vier Klassen unterteilt werden: Militärassis- tenz für die öffentliche Sicherheit, Militärassistenz für die Sicherheit des Staats- vermögens, Militärassistenz zur Unterstützung der Polizei in ihren Amtshandlun- gen und Ehrenassistenz des Militärs bei öffentlichen Feierlichkeiten. Zur Militäras- sistenz für die öffentliche Sicherheit gehörten Angelegenheiten wie die Vollziehung der Todesstrafe an Zivilpersonen, die Bewachung und Eskortierung von Zivilver- brechern oder auch die Verfolgung von Flüchtlingen. Auch bei Aufständen oder Aufruhr konnte um Assistenz angesucht werden, wenn zur Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung die Anwendung von außerordentlicher Gewalt notwendig war. Zu einem militärischen Einschreiten sollte es jedoch erst dann kommen, wenn all jene der Polizeibehörde verfügbaren Mittel vergeblich angewendet worden waren.

In Angelegenheiten der Sicherheit des Staatsvermögens konnte bei der Steuer- eintreibung das Kreisamt beim nächsten Militärkommando um Assistenz ansu- chen, wenn einzelne Bürger mit den Zahlungen im Rückstand waren. Bei solchen Exekutionen durch Angehörige des Militärs war der Schutz der betroffenen Staatsbürger wichtig. Jeder Exekutionsmann, der mehr als die gesetzliche Gebühr verlangte, war von den Zivilbehörden dem Kreisamt zu melden und in weiterer Folge hatte das Kreisamt das jeweilige Militärkommando zu informieren, welches dazu befugt war, den Mann zu bestrafen. Später konnte auch die Gendarmerie gemäß § 24 GG 1850 bei der Eintreibung von Steuern als Unterstützung der Amtshandlungen und zum Schutz der Behörde eingesetzt werden. Ganz im Un- terschied zu den Befugnissen des Militärs, durfte die Gendarmerie zur direkten Vornahme der Amtshandlungen aber nicht herangezogen werden. Darüber hinaus wirkte das Militär wie auch die Gendarmerie gem. § 22 GG 1850 bei Volkszählun- gen mit.

Die Inanspruchnahme der Militärassistenz zur Unterstützung der Polizei in ihren Amtshandlungen betraf unter anderem die Mithilfe des Militärs bei großen Un- glücksfällen oder bei der Verfolgung von strafbaren Personen. Weiterhin musste bei Volksversammlungen wie etwa Jahrmärkten eine Mannschaft für den Fall auf- tretender Exzesse bereitgehalten werden.

Die Militärassistenz wurde später auch im Gendarmeriegesetz verankert. Wenn die eigene Macht der Gendarmerie in außerordentlichen Fällen nicht ausreichte

44 und sie auf Assistenz durch die Militär-Abteilungen angewiesen war, so musste ihr auf ihre Anfrage hin immer die notwendige Unterstützung zugestanden werden (§ 63 GG 1850). Das Begehren der Gendarmerie war schriftlich zu formulieren, wenn nicht Gefahr im Verzug war (§ 101 DI 1850). Die Leitung der gemeinschaftlichen Dienstvollziehung hatte der betreffende Kommandant der Gendarmerie zu über- nehmen. Wurde die assistierende Militärabteilung von einem Ober- oder Unteroffi- zier höheren Ranges befehligt, war das Kommando über die Militärabteilung ge- mäß den militärischen Dienstvorschriften vom Rangältesten zu führen.

5.2 Allgemeine militärbezogene Dienstverrichtungen

Die Gendarmerie war zu einer Reihe von Dienstverrichtungen verpflichtet, die sich in den §§ 11 ff GG 1850 finden. Dazu zählten beispielsweise die Anzeige von Ge- setzesübertretungen und die Anhaltung der Verantwortlichen (§ 12 f), die Kontrolle von Reisedokumenten (§ 20), die Sicherheit auf den Straßen (§ 21), die Eskortie- rung von Gefangenen (§ 26) sowie generell die Überwachung der Einhaltung von auf die Befolgung der Ordnung, Ruhe und Sicherheit abzielenden Gesetzen (§ 27). Mit Rücksicht auf das Thema dieser Arbeit wird im Folgenden aber lediglich auf jene Dienstverrichtungen genauer eingegangen, welche einen militärischen Bezug aufweisen.

Die Gendarmerie war berechtigt und verpflichtet, sowohl gegen Zivilisten als auch gegen Militärs einzuschreiten (§ 11 GG 1850). Inwieweit und in welchen Angele- genheiten sie gegen Militärpersonen vorgehen durfte soll nun beschrieben wer- den. Gemäß § 28 hatte ausnahmslos jede Militärperson Namen, Charge, Regi- ment, Corps und Aufenthaltsort anzugeben, wenn ein Gendarm sie dazu aufgefor- dert hatte. Der Gendarm konnte in besonderen Fällen sogar von einer Militärper- son, die außer Dienst war, verlangen, ein öffentliches Lokal zu verlassen. Er hafte- te jedoch für seine Amtshandlung und hatte dem Militäroffizier auf dessen Forde- rung seinen Namen und die Station seiner Korporalschaft schriftlich zu übergeben. Jeder Soldat vom Unteroffizier abwärts musste auf das Verlangen eines Gendar- men hin seine Marschroute, den Urlaubspass oder sonstigen Ausweis, möglichst aber die Vorspannsanweisung vorzeigen (§ 29). War ein Soldat nicht in der Lage sich derart auszuweisen, hatte der Gendarm ihn anzuhalten (§ 29 GG 1850; § 47 Z 11 DI 1850). Diese Kontrollbefugnis der Gendarmerie galt gemäß § 117 DI 1850

45 unabhängig davon, ob die Soldaten im Freien außerhalb des Bezirkes, in dem sie einquartiert waren, im Wirtshaus, oder sonst wo angetroffen wurden. Bei etwaigen Unregelmäßigkeiten war der Soldat anzuhalten und dem nächsten Militärkom- mando oder der näheren Ortsbehörde zu übergeben. Man kann deswegen also von einer Auskunfts- bzw. Ausweispflicht des k.k. Militärs gegenüber der Gen- darmerie sprechen.

Laut § 30 GG 1850 konnte ein Gendarm eine ungebührliche, von einem oder meh- reren Soldaten durch Gewalt oder Drohung erpresste Vorspann80 sofort nach Hause schicken und den oder die Schuldigen anhalten, außer es war ein Armeeof- fizier betroffen. Gegenüber einem Offizier der Armee hatte nämlich auch nur ein Gendarmerieoffizier das Recht zur Abschaffung einer ungebührlichen Vorspann. Bei Militär-Einquartierungen jedweder Art oblag es der Gendarmerie gemäß § 31 GG 1850 iVm § 57 DI 1850 auf Verlangen darüber zu wachen, dass sowohl die Quartierträger nicht mit ungebührlichen Forderungen belastet wurden, als auch die Soldaten sich nicht mit einer geringeren Leistung zufriedengeben mussten, als ihnen zustand. Schuldtragende mussten unverzüglich den betreffenden Militär- oder Zivilbehörden angezeigt werden. Bei Märschen folgte die Gendarmerie den marschierenden Truppen in gewisser Distanz und hatte die Aufgabe Nachzügler zum Anschluss anzuhalten und Unordnung, Exzesse und ungebührliche Forde- rungen gegen die Zivilbevölkerung zu verhindern (§ 32 GG 1850 iVm § 47 Z 12 DI 1850).

5.3 Selbstständige Dienstverrichtungen und Dienstverrichtungen über besondere Aufforderung

Bei der Gendarmerie gab es gemäß § 46 DI 1850 zwei verschiedene Arten von Dienstverrichtungen: Waren sie Teil der gewöhnlichen Pflichten eines Gendarmen und bedurften sie zur Vollziehung keines Auftrages einer Behörde, handelte es sich um selbstständige Dienstverrichtungen. Wenn eine Behörde die Gendarmerie beauftragte, eine bestimmte Dienstverrichtung zu vollziehen, so sprach man von einer Dienstverrichtung über besondere Aufforderung oder Assistenzdienstleis-

80 „Unter V. [= Vorspann] versteht man die von den Besitzern von Zug- und Lastthieren aufgrund der bestehenden gesetzlichen Bestimmungen im Interesse des Staatsdienstes durch Beistellung von landesüblichen Fuhrwerken gegen angemessene Vergütung zu bewerkstelligende Beförde- rung von Personen oder Sachen.“ Vgl. dazu MISCHLER – ULBRICH, Oesterreichisches Staats- wörterbuch, 2. Bd., 2. Hälfte, S. 1529 f. 46 tung. Gleichzeitig sollte jedoch festgehalten werden, dass die Behörden lediglich zu Dienstverrichtungen auffordern konnten, aber die Art und Weise, wie eine Dienstverrichtung ausgeführt wurde, war der Gendarmerie selbst überlassen und weder Zivil- noch Militär-Autoritäten hatten sich einzumischen (§ 39 GG 1850; § 61 DI 1850).

In den §§ 47 bis 58 DI 1850 erfolgte die Regelung der selbstständigen Dienstver- richtungen. Unter anderem bestanden diese im täglichen Streifen- und Patrouil- lendienst, dem Schützen von Privateigentum, Aufgreifen von Deserteuren und der Verweisung von betrunkenen oder lärmenden Personen. Auch zählten die bereits oben erwähnten Dienstverrichtungen bei Truppenmärschen (§ 47 Z 12 DI 1850), die Anhaltung eines Militärs ohne Urlaubspass (§ 47 Z 11 DI 1850) und die Ver- wendung bei Militäreinquartierungen (§ 57 DI 1850) dazu.

Die Bestimmungen für Dienstverrichtungen über besondere Aufforderung finden sich sodann in den §§ 59 bis 104 DI 1850. Vorab regelte § 59 DI 1850 das Ver- hältnis der Gendarmerie zu den Zivil- und Militärbehörden. Er besagte, dass die Gendarmerie in Bezug auf ihre Dienstleistung ausschließlich dem Innenministeri- um untergeordnet war und ihre Befehle vom General-Inspektor erhielt. Erhielt sie aber von einer Zivil- oder Militärbehörde eine Dienstaufforderung, so war sie dazu verpflichtet dieser unverzüglich zu entsprechen. Für den Inhalt des Auftrages war die beauftragende Behörde verantwortlich (§ 60 DI 1850), die Art und Weise der Vollziehung aber war, innerhalb der Grenzen des Gesetzes und der Vorschriften, Sache der Vorgesetzten der Gendarmerie (§ 61 DI 1850).

Der Gendarmerie konnte gemäß § 73 DI 1850 mittels schriftlicher Requisition an den jeweiligen Stationskommandanten die zeitliche Bewachung von Arrestanten überantwortet werden. Sämtliche für Militär-Schildwachen in Bezug auf die Bewa- chung von Arrestanten geltenden Vorschriften mussten von den Gendarmen in einer solchen Angelegenheit befolgt werden. Nach diesen zu befolgenden Vor- schriften hatte etwa bei Nacht das Licht brennen zu bleiben, die Ausgänge waren zu bewachen, die Arrestanten mussten visitiert werden und ihnen durfte nichts überlassen werden, was als gefährliches Werkzeug dienen hätte können. Beim Gang zur Toilette musste der Gefangene von ein- oder zwei Schildwachen beglei- tet werden. In besonderen Fällen, beispielsweise wenn der Arrestant zum Tod verurteilt war, hatte die ganze Wache bei der Beaufsichtigung dabei zu sein. Ohne

47 eine Wachablösung war es der Schildwache streng verboten, eigenmächtig den Posten zu verlassen. Auch Essen, Trinken oder Rauchen war ohne Ablösung nicht gestattet, selbstverständlich waren auch Schlaf und Alkohol nicht erlaubt. Die Schildwache durfte nicht zulassen, dass ihr jemand zu nahe trat, ihr etwas über- gibt oder sie in ein Gespräch verwickelte. Der Schildwache stand es nicht frei, die Gewehre einfach abzulegen, geschweige denn, es sich von jemandem abnehmen zu lassen. Niemand anderer als der Wachkommandant der Schildwache war be- fugt, die ihr gegebenen Befehle zu ändern. Daher durfte sie auch von keinem an- deren abgeänderte Befehle annehmen.81 § 74 DI 1850 bestimmte darüber hinaus noch, dass Gendarmen niemandem Zutritt zum Arrestanten gewähren oder ein Gespräch mit demselben zulassen durften, wenn der zuständige Gerichtsbeamte nicht zugegen war. Alles, was der Gendarm bei der Bewachung wahrnahm, und jedes Ansuchen, welches der Gefangene an den Gendarm richtete, musste dieser der Behörde melden, sobald ihm dies möglich war, ohne seinen Posten zu verlas- sen. Er durfte sich aber nicht auf ein Gespräch mit dem Arrestanten einlassen. Auch war es ihm nicht erlaubt, dem Gefangenen in irgendeiner Weise ein Ge- ständnis zu entlocken. Nur wenn der Gefangene freiwillig und von sich aus ein Geständnis ablegte oder irgendwelche Andeutungen machte, hatte dies der Gen- darm der Behörde zu melden.

Im Folgenden soll dem Thema dieser Arbeit entsprechend dargestellt werden, wie Dienstverrichtungen über besondere Aufforderung von Militärbehörden gegenüber der Gendarmerie zu behandeln waren. Bei den entsprechenden Regelungen han- delt es sich um die §§ 99 – 104 DI 1850 sowie um Kapitel VI. des GG 1850. Auf- forderungen von Militärbehörden an die Gendarmerie mussten in der Regel schrift- lich gestellt werden (§99 DI 1850). Ihre von einer Militärautorität zu erteilenden Befehle erhielt die Gendarmerie für gewöhnlich nur von ihren stufenweise vorge- setzten Kommandanten und Behörden (§ 57 GG 1850). Besondere Umstände berechtigten gemäß § 58 GG 1850 die Landes-Militärkommandanten wie auch die jeweils in selbstständiger Lage angestellten Divisionäre und Brigadiers dazu, die Gendarmerie ausnahmsweise als Militärpolizei einzusetzen. Diese Maßnahme war an drei Bedingungen geknüpft: Es musste Gefahr im Verzug sein, der gewöhnli- che Dienst der Gendarmerie durfte darunter nicht leiden und es war den Militärau- toritäten nicht erlaubt eine Gendarmerie-Abteilung außerhalb ihres Bezirkes ein-

81 STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, IV. Abt., S. 30 f. 48 zusetzen. Sollte es dennoch einmal dazu kommen, dass durch eine von den Mili- tärbehörden verlangte Mitwirkung der ordentliche Dienst der Gendarmerie benach- teiligt werden müsste, oder dass eine Gendarmerie-Abteilung außerhalb ihres Be- zirkes verwendet werden sollte, so hatte der jeweilige Abteilungskommandant ge- mäß § 100 DI 1850 mit Rücksicht auf das Rangverhältnis mündlich oder unter Umständen schriftlich dazu begründet Stellung zu nehmen und zugleich auch sei- nem Vorgesetzten darüber Meldung zu machen. Außerdem durfte ein Gendarm zu keiner seinem Beruf fremden Dienstleistung kommandiert werden (§ 62 GG 1850). In einem solchen Fall war ebenfalls nach § 100 DI 1850 vorzugehen.

In engerem Kontakt mit der Gendarmerie standen laut § 60 GG 1850 die Stadt-, Festungs- und Platz-Kommandanten. Ihnen war von den Abteilungskommandan- ten Meldung oder Anzeige über sämtliche den Wirkungskreis des jeweiligen Stadt- , Festungs- oder Platzkommandos betreffenden Vorfälle zu erstatten. Festungs- kommandanten waren für die Sicherheit des ihnen anvertrauten Bereiches zu- ständig.82 Das Platz-Kommando hatte dem Festungskommandanten bei der Be- aufsichtigung im Detail zu assistieren. Einwohner und verdächtige Individuen soll- ten überwacht werden und ankommende und abreisende Personen mussten no- tiert werden. Wirte und Hauseigentümer waren dazu verpflichtet, den Aufenthalt fremder Personen innerhalb von 24 Stunden zu melden.83 Die Stadt-, Festungs- und Platz-Kommandanten konnten bei Gefahr im Verzug gemäß § 60 GG 1850 die aus militärischer Sicht notwendigen polizeilichen Verfügungen durch die Gen- darmerie unmittelbar vollziehen lassen, ohne sich aber dabei in deren inneren Dienst einzumischen oder sie in unnötiger Weise durch außerordentliche Dienst- leistung in Anspruch zu nehmen.

Die §§ 103 und 104 DI 1850 bestimmten, was zu geschehen hatte, wenn eine Gendarmerie-Abteilung sowohl von einer Zivilbehörde also auch von einem Mili- tärkommando Anfragen zur Mitwirkung erhielt und aufgrund der zu geringen An- zahl an Gendarmen nicht allen Aufforderungen gleichzeitig entsprochen werden konnte. In erster Linie war dabei die jeweilige Dringlichkeit und Wichtigkeit der verschiedenen Aufforderungen entscheidend, d.h. ob eine Verzögerung bei einer der Anfragen den beabsichtigten Zweck vereiteln würde. Aber auch die Rangstel- lung der auffordernden Behörden spielte eine Rolle. Die Requisition der höheren

82 STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, II. Abt., S. 4. 83 STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, II. Abt., S. 6. 49 Stelle war vorzugsweise zuerst zu erledigen, außer es lagen ganz besondere Um- stände vor. Stand genügend Zeit zur Verfügung um eine benachbarte Gendarme- rie-Abteilung zur Unterstützung aufzufordern, war dies sofort zu veranlassen. An- sonsten war aber derjenigen Aufforderung Folge zu leisten, bei welcher Gefahr im Verzug war. Gemäß § 104 DI 1850 sollte der Gendarmerie als Richtschnur die- nen, jene Behörden in erster Linie zu unterstützen, die für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zuständig waren, da dies die wichtigste Bestimmung der Gendarmerie war.

50 6. Benehmen, Adjustierung und Waffengebrauch

Dieses Kapitel widmet sich dem Benehmen des Gendarmen im Dienst, seiner Be- kleidung und Ausrüstung sowie dem vorschriftsmäßigen Waffengebrauch. Die mili- tärischen Aspekte dieser drei Gebiete sollen näher beleuchtet werden, um an- schließend zu analysieren, ob es bei der k.k. Armee ähnliche Regelungen gab und wie diese gestaltet waren.

6.1 Benehmen

Sowohl in Dienst als auch außer Dienst war es die Pflicht des Gendarmen, sich gegenüber jedermann „stets mit Ernst, Anstand und ruhiger Bescheidenheit“ zu benehmen. Besonders höherrangigen Militärpersonen musste stets mit der ihnen schuldigen Achtung begegnet werden, aber auch gegenüber Personen niederen Ranges hatte sich der Gendarm zuvorkommend zu verhalten (§ 42 GG 1850). K.k. Beamte hatten vom Gendarm mit ihrem Charakter angesprochen zu werden. Der Gendarm hatte sich die verschiedenen Rangabstufungen der Beamten zu merken (§ 10 DI 1850).

Die §§ 6 – 9 DI 1850 enthielten eine Reihe von Verboten in Bezug auf das Verhal- ten von Gendarmen. So war den Gendarmen gemäß § 6 DI 1850 unter anderem das Rauchen auf der Straße oder in Ämtern und Privatwohnungen nicht erlaubt. Ein Gendarm durfte sich auch nicht betrinken oder sich gar betrunken in der Öf- fentlichkeit zeigen. Darüber hinaus waren Gendarmen jedwede Handlungen un- tersagt, welche sie dem Spott der Bevölkerung hätten aussetzen können. § 6 DI 1850 nannte diesbezüglich etwa das Hand in Hand gehen mit anderen Personen, das Mitführen von Hunden, exzessives Lachen und auffällige Körperbewegungen. Der Umgang mit „Gesindel weiblichen oder männlichen Geschlechtes“ war eben- falls verboten (§ 8 DI 1850).

Gegenüber Vorgesetzten und Militärpersonen richtete sich das Benehmen eines Gendarmen in und außer Dienst gemäß § 9 DI 1850 nach den bestehenden Mili- tärvorschriften. Auf der Straße war vom Gendarmen eine würdevolle, gelassene und militärische Gangart in einer solchen Weise gefordert, dass er alles bemerken konnte, was in seiner direkten Umgebung vorfiel (§ 5 DI 1850). Wurde ein Gen-

51 darm um eine Auskunft oder sonst um Hilfe gebeten, hatte er zuvorkommend und mit militärischem Anstand dem Anliegen Folge zu leisten, oder sich zu entschuldi- gen, falls er nicht helfen konnte (§ 10 DI 1850). Er durfte jedoch niemals wider- strebend reagieren oder eine rohe Antwort geben, da er sich unter anderem durch Freundlichkeit das Vertrauen der Bevölkerung verdienen sollte.

Auch Soldaten des k.k. Militärs war es, wie den Gendarmen, weder im Dienst noch außerhalb desselben gestattet, sich zu betrinken. Ebenso galt auch für Sol- daten ein Verbot für den Umgang mit „liederlichen Weibspersonen“ und „verdor- benen Gesellen“.84 Bezüglich des Benehmens in der Öffentlichkeit wurde vom Mili- tärstand verlangt, sich mit der Zivilbevölkerung ein friedliches Einvernehmen zu erhalten. Exzesse, welche dem Ansehen des Militärs hätten schaden können, mussten vermieden werden.85

In Bezug auf das Verhalten gegenüber Vorgesetzten war die Subordination bei der k.k. Armee - und somit gemäß § 9 DI 1850 auch bei der Gendarmerie - der wich- tigste Aspekt. Subordination bedeutete der unbedingte Gehorsam eines Rangnie- deren gegenüber den Ranghöheren und wurde als Grundsatz der Disziplin und des Militärdienstes verstanden. Infolge der Subordination war es auch die Pflicht der Untergebenen, sowohl im Dienst als auch außer Dienst, ihren Vorgesetzten Achtung und Ehrerbietung entgegenzubringen. Kein Soldat sollte über seine Vor- gesetzten ein schlechtes Wort verlieren, im Beisein anderer ihre Fehler aufzeigen oder sie der Lächerlichkeit preisgeben. Vielmehr sollte der Untergebene Vertrauen in seine Vorgesetzten haben. Das gesamte dienstliche Dasein wurde durch Sub- ordination dermaßen bestimmt, dass selbstständiges Handeln so gut wie ausge- schlossen war. Als im Jahr 1855 eine Kommission unter dem Vorsitz von Johann Franz Kempen über das neue Militärstrafgesetz beriet, wurde außerdem bestimmt, dass der Begriff „Subordination“ nicht bloß „Unterordnung“ alleine, sondern über- dies „Pflicht zur Unterordnung“ bedeuten sollte. Wenn jemand eine Verletzung der Subordinationspflicht beging, indem er mit Gewalt86 den Gehorsam gegenüber

84 STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, II. Abt., S. 42. 85 STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, II. Abt., S. 46. 86 Gewalt bedeutete idS, dass an den Vorgesetzten wirklich Hand angelegt werden musste, oder er aber z.B. mit einer körperlichen Verletzung durch eine auf ihn gerichtete Waffe bedroht sein musste. Vgl. dazu BERGMAYR: Kriegsartikel, S. 16. 52 seinem Vorgesetzten verweigerte, konnte diese Insubordination u.U. mit dem Tod durch Erschießen bestraft werden.87

Als Titulatur bezeichnete man in der k.k. Armee die Anrede bzw. die Begrüßung. Sie stellte den Ausdruck der Achtung nach außen hin dar. Jeder Rangniedere hat- te einen Ranghöheren, insbesondere einen Vorgesetzten, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Dienstes zuerst zu grüßen. Daraufhin war der Ranghöhere zu einer angemessen Erwiderung des Grußes verpflichtet. Die Form der Anrede und die Art der Begrüßung waren vom jeweiligen Rang der einander Grüßenden und der Situation abhängig und waren detailliert geregelt, weshalb aufgrund des ei- gentlichen Themas dieser Arbeit auf weitere Ausführungen zur Begrüßung ver- zichtet wird.88

6.2 Adjustierung

Der Gendarm musste im Dienst richtig und sauber adjustiert sein. Die Kaserne durfte ein Gendarm gemäß § 167 DI 1850 nur verlassen, wenn er vollkommen adjustiert war (Pickelhaube, zugeknöpfter Rock, Achselschnüre, Handschuhe). In der Öffentlichkeit war stets die Adjustierung nach Vorschrift verlangt. Volle Montur und Seitengewehr waren obligatorisch. Mit der linken Hand hatte der Gendarm den Griff des Säbels zu halten. Berittene Gendarmen durften den Säbel nicht nachschleppen lassen (§ 5 DI 1850). Gemäß § 93 GG 1850 waren die Bestim- mungen über Uniformierung und Bewaffnung der Gendarmerie in der abgesonder- ten Adjustierungsvorschrift zu finden.89

Auch bei der übrigen k.k. Armee war jeder Mann zur Reinlichkeit und genauen Adjustierung verpflichtet. Von Offizieren und allen anderen Soldaten wurde in Kriegszeiten bei Aufenthalt außerhalb des Kompanie- oder Eskadronsbezirks ex- plizit das ständige Mitführen des Seitengewehrs verlangt. Kavalleristen hatten ih- ren Säbel an die Hüfte zu hängen, wenn sie im Dienst zu Fuß unterwegs waren. Sie konnten den Säbel aber auch zum Zweck der Schonung in der Hand oder un- ter dem Arm tragen, damit das Schleppeisen nicht durchweichte.

87 STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, II. Abt., S. 22 f.; SCHMIDT-BRETANO, Armee, S. 433.; BERGMAYR, Kriegsartikel, S. 14 ff. 88 STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, II. Abt., S. 24. 89 Vgl. auch zum Folgenden STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, II. Abt., S. 63.; Circular- Verordnung des Kriegsministeriums vom 19.1.1850. Militär-Verordnungsblatt 1850, Zl. 10. 53 6.3 Waffengebrauch

Der Waffengebrauch der Gendarmerie wurde in den §§ 45 und 46 GG 1850 und in § 149 DI 1850 geregelt. Die Bewaffnung bestand aus einem Karabiner mit Bajo- nett und einem Säbel. Jedenfalls durfte der Gendarm in zwei explizit genannten Fällen von der Waffe Gebrauch machen: Zum einen in Notwehr, um einen tätli- chen Angriff gegen die eigene Person abzuwehren und zum anderen, um einen auf die Vereitlung einer Dienstverrichtung gerichteten Widerstand abzuwenden. Darüber hinaus bestimmte § 45 lit. c GG 1850, dass in all jenen Fällen der Waf- fengebrauch erlaubt ist, in denen auch einer Militär- bzw. Schildwache dieses Recht zukommt.90 Schon für erste Gendarmerieeinheiten in der Lombardei und in Südtirol hatte der Grundsatz gegolten, dass diese im Dienst wie Wachen des Mili- tärs anzusehen sind. So wurde beispielsweise eine Militär-Person, die sich an ei- nem Gendarm während seiner Dienstausübung vergriffen hatte, kriegsrechtlich behandelt und in derselben Art und Weise bestraft, als hätte sie sich an einer Schildwache vergriffen.91

Da, wie erwähnt, den Gendarmen der Waffeneinsatz in jenen Fällen gestattet war, bei denen er Militär- bzw. Schildwachen erlaubt war, wird das Waffengebrauchs- recht von Militär- bzw. Schildwachen in diesem und im nächsten Absatz kurz er- läutert. Die Wachen des Militärs waren z.B. dann zum Feuern ermächtigt, wenn jemand flüchtete, unter der Bedingung, dass dieser sie zuvor gewalttätig verletzt hatte. Ebenso war der Waffengebrauch bei Einsätzen in „feindesgefährlichen Or- ten“ gestattet, wenn jemand verdächtig erschien und trotz Zuruf der Wache ohne befriedigende Antwort plötzlich zu entfliehen versuchte. Schließlich war es auch erlaubt, die Waffe gegen gefährliche Verbrecher einzusetzen, die von der Wache ergriffen oder verwahrt werden sollten, aber – ohne auf Ermahnungen der Wache zu achten – die Flucht ergriffen. Die Befugnis, einen entflohenen Arrestanten nie- derzuschießen, war aber keineswegs schrankenlos, sondern vor allem an zwei Bedingungen geknüpft: Erstens musste ein sehr starkes Interesse vorliegen, die Flucht zu verhindern – was wohl einfach bedeutete, dass der Entflohene z.B. sehr

90 GEBHARDT, Entwicklung, S. 107. 91 BERGMAYR, Kriegsartikel, S. 60 f. 54 gefährlich sein musste – und zweitens durfte kein anderes Mittel zur Anhaltung zur Verfügung gestanden haben.92

Für die Schildwachen war außerdem geregelt, unter welchen Umständen sie in der Nacht von der Waffe Gebrauch machen konnten. Wenn sich bei Nacht jemand näherte, hatte die Schildwache diese Person zuerst mit „Halt, wer da!“ anzurufen. Dabei musste sie schon das Gewehr hochgenommen haben und zum Spannen bereithalten. Sie hatte den Betreffenden nach ihrem Anliegen zu fragen. Wenn die Schildwache keine Antwort erhielt, war auf die Person mit schussbereitem Gewehr zuzugehen und darauf hinzuweisen, dass im Falle des Ausbleibens einer Antwort, die Schildwache die Befugnis hätte, den Betreffenden zu verhaften, oder das Feu- er auf ihn zu eröffnen, falls er versuchen sollte zu flüchten.93

Eine besondere Rolle beim Waffengebrauchsrecht der Gendarmerie spielte das Prinzip der Verhältnismäßigkeit, was vor allem für die damalige Zeit bemerkens- wert ist. In § 45 GG 1850 war nämlich ausdrücklich verankert, dass vor einem et- waigen Waffengebrauch der Gendarm Ermahnungen auszusprechen oder sonsti- ge gelinde Mittel einzusetzen hatte, wenn dies ohne Gefährdung des Zwecks möglich war. Selbst wenn die Waffe zum Einsatz kam, war sie stets so zu gebrau- chen, dass Menschenleben nicht unnötig gefährdet wurden. Der Gendarm war dazu verpflichtet, immer zuerst von der am wenigsten gefährlichen Waffe Ge- brauch zu machen, wenn es die Verhältnisse zuließen. Für ein Überschreiten der verhältnismäßigen Anwendung von Waffengewalt hatte sich der Gendarm zu ver- antworten.

Der Waffengebrauch der Gendarmerie bei Volksaufläufen und Zusammenrottun- gen wurde gem. § 46 GG 1850 durch die für das Militär bestehenden Vorschriften bestimmt. Die Rechtsgrundlage hierfür war ein Hofkanzlei-Dekret vom 19. Oktober 1844.94 Darin war bestimmt, dass bei Einsätzen dieser Art prinzipiell ein Verwal- tungsbeamter anwesend zu sein hatte. Im Zusammenwirken mit dem jeweiligen Befehlshaber der Gendarmerietruppe war er dazu ermächtigt, den Einsatz von Waffen anzuordnen, falls ein abmahnendes Einschreiten gegenüber der Men-

92 SCHMID, Heeresrecht, S. 206.; BERGMAYR, Kriegsartikel, S. 64 f.; GEBHARDT, Entwicklung, S. 107 f. 93 STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, IV. Abt., S. 33. 94 Reskript des Hofkriegsrates vom 8.10.1844, kundgemacht mit Hofkanzlei-Dekret vom 19.10.1844, JGS (=Justizgesetzsammlung) 1844, Nr. 837. Vgl. dazu PRUCHA, Polizeipraxis, S. 508. 55 schenmenge zu keinem Erfolg führte und für die Wiederherstellung der Ordnung als nicht ausreichend festgestellt wurde. Im Notfall, wenn etwa Demonstranten die Truppe angriffen, war es aber auch dem Gendarmeriekommandanten alleine er- laubt, den Befehl zum Waffeneinsatz zu erteilen.95

Die §§ 45 und 46 GG 1850 spielten später auch für die weiterhin bei den Polizeidi- rektionen bestehenden Polizeiwachen eine Rolle. In der kaiserlichen Entschlie- ßung vom 10. Juli 1850, worin die Organisation der Polizeibehörden geregelt war, wurde in § 29 in Bezug auf den Waffengebrauch einfach auf die entsprechenden Paragraphen des Gendarmeriegesetzes verwiesen.96 Der § 35 der später im Jahr 1853 erlassenen Dienstinstruktion für die Polizeiwachen entsprach nahezu wört- lich den Formulierungen des GG 1850. Damit wurden Schritte gesetzt, welche in die Richtung einer Vereinheitlichung des Waffengebrauchsrechts von Gendarme- rie und Polizei gingen, was für letztere eine deutliche Erweiterung der Befugnis zum Waffeneinsatz bedeutete.

95 Vgl. auch zum Folgenden GEBHARDT, Entwicklung, S. 108. 96 Kaiserliche Entschließung vom 10.7.1850, kundgemacht im LGBl für Niederösterreich 1851/39, für Oberösterreich 1851/108, für die Steiermark 1851/80, für Kärnten 1852/6. Zitiert bei DEHMAL, Polizeigesetzgebung, S. 97 ff. 56 7. Bezüge, Unterkunft, Pension und Invalide, Witwen und Waisen

In diesem Kapitel sollen mit Blick auf die betreffenden Vorschriften für die k.k. Ar- mee die verschiedenen Ansprüche der Gendarmen, wie z.B. auf Lohn, Unterkunft und Pension untersucht werden. Diese Materie wurde in Kapitel VII. des GG 1850 behandelt.

7.1 Die Bezüge

§ 65 regelte die Bezüge von Offizieren und Mannschaft. Die Gehälter der Gen- darmerieoffiziere wurden Besoldungen oder Gagen genannt, jene der Unteroffizie- re und der Gemeinen97 bezeichnete man als Löhnungen. Darüber hinaus erhielten die Gendarmen noch andere Geld- oder Naturalgebühren wie etwa Diäten für Dienst und Musterungsreisen, Quartiergelder, Naturalquartiere, sowie auch Tagli- en98 für die Ergreifung von Deserteuren und Verbrechern.

In der k.k. Armee gab es für die Gehälter ebenfalls unterschiedliche Bezeichnun- gen. So wurde die Gebühr, die man in Bargeldform erhielt, bei den Generälen, Stabs- und Oberoffizieren sowie den Stabsparteien, ebenfalls als Gage bezeich- net. Das Gehalt, welches man vom Feldwebel und Wachtmeister abwärts erhielt, nannte man Löhnung.99

Auch bei der k.k. Armee gab es für den Offizier zusätzlich zum Grundsold eine Reihe von Sonderbezügen in Bargeld und Naturalien. Die Brot- und Fourage- Portionen100 waren in der Naturalien-Gebühr inbegriffen, während die Service- Gebühr das Heiz- und Beleuchtungsmaterial umfasste. Insbesondere ist hier noch das Quartiergeld zu erwähnen, dessen Höhe im Durchschnitt mit acht Gulden pro Monat bemessen war. Allerdings hatte der Offizier nur dann Anspruch auf eine solche Zuwendung, wenn es für ihn entweder keine Möglichkeit gab, in einer Ka- serne unterzukommen, oder er dort einfach kein Quartier beziehen wollte. Wenn ein Offizier in einer Kaserne lebte und somit in den Genuss eines Naturalquartiers

97 Gewöhnliche Gendarmen 98 Belohnungen bzw. Prämien. Vgl. dazu §§ 91 u. 92 GG 1850 99 KOFFER, Gebühren, S. 1. 100 Vgl. zur Brot-Gebühr KOFFER, Gebühren, S. 128 f.; Fourage bedeutet Pferdefutter. Vgl. dazu KOFFER, Gebühren, S. 129 ff. u. NOVAK, Öconomie-System, S. 82 ff. 57 kam, wurde ihm von seiner Gage ein kleiner Betrag abgezogen. Abhängig von Garnison und Rang konnte das Quartiergeld variieren, doch war es kaum ausrei- chend, um für die realen Lebenshaltungskosten aufzukommen. In der kalten Jah- reszeit wurden die Offiziere außerdem mit Brennholz versorgt. Es stand ihnen auch zu, die Dienste eines Offiziersburschen in Anspruch zu nehmen. Diese wur- den unter den Halbinvaliden eines Regiments ausgewählt. Offiziere, die sich ein Pferd hielten, wurden mit einer Sonderzuteilung von Futter bedacht. Den Generä- len und Regimentskommandanten gebührte zusätzlich noch ein Tafelgeld zum Zweck der gesellschaftlichen Repräsentation.101

Insgesamt muss man feststellen, dass Offiziere in der k.k. Armee, etwa im Ver- gleich mit anderen deutschen Staaten, sehr schlecht verdienten. Das lag vor allem daran, dass es einerseits nicht möglich war, aus der Staatskasse – aufgrund der schlechten Finanzlage – höhere Forderungen der Besoldeten zu befriedigen und andererseits war in der Mitte des 19. Jahrhunderts für die Armee noch immer die aus der Zeit von Maria Theresia stammende Gebührennormale in Geltung. Bei- spielsweise war der Verdienst von Offizieren in den Armeen von Baden Württem- berg im Jahr 1840 um 50% höher als jener von Offizieren in der österreichischen Armee.102 1851 und später erneut im Jahr 1855 kam es zu einer Anhebung der Besoldungsschemata. Zu erwähnen ist hier jedenfalls, dass durch diese Neurege- lung, die unabhängig von der Garnison oder Waffengattung war, eine einheitliche Besoldung vorgenommen wurde.103

Nach § 70 GG 1850 waren bei der Gendarmerie im Erkrankungsfall sogenannte Spitalsgebühren zu entrichten. Alle erkrankten Gendarmen vom Wachtmeister abwärts wurden in ein k.k. Militärspital eingewiesen. Für die Dauer des Spitalsauf- enthaltes hatten sie die Hälfte ihrer Löhnung dem Krankenhaus zu überlassen. Die andere Hälfte wurde ihnen zu den Massageldern104 hinterlegt. Bei der k.k. Armee verhielt es sich ähnlich. Zumindest waren die Regelungen bezüglich der Spitals- gebühren bei den Kadetten gleich wie bei der Gendarmerie. Sie erhielten für die Zeit der Verpflegung im Spital ebenfalls nur die Hälfte ihrer Gage ohne Brot. An-

101 DEÁK, Offizier, S. 143.; KOFFER, Gebühren, S. 1. 102 DEÁK, Offizier, S. 143.; SCHMIDT-BRETANO, Armee, S. 400.; FENNER, Österreich, S. 241 f. 103 DEÁK, Offizier, S. 146. 104 Der Massafonds diente zur Anschaffung von Uniform- und Ausrüstungsgegenständen. Er setzte sich zusammen aus der ersten Einlage eines neu eintretenden Gendarms sowie aus monatli- chen Pauschalgeldern für die Mannschaft, vom Wachtmeister abwärts. Vgl. dazu GEBHARDT, Gendarmerie, S. 43.; §§ 67–69 GG 1850. 58 ders verhielt es sich, wenn ein Unteroffizier, ein Gefreiter oder ein Gemeiner ins Spital musste. Diese hatten den ganzen Sold, zusammen mit dem Brotgeld, den Fleisch- und sonstigen Beiträgen, dem Spital zu überlassen.105

Erhielt ein Gendarm aufgrund eines Vergehens oder Verbrechens eine Arrest- oder Kerkerstrafe wurde ihm die in der k.k. Armee „systemisierte Arrestantenge- bühr“ von seinen Bezügen abgezogen (§ 71 GG 1850). Nach den Vorschriften für diese Arrestantengebühr war beim Militär für die Mannschaft (vom Feldwebel und Wachtmeister abwärts) vorgesehen, dass alle für einen oder mehrere Tage ar- restierten Männer, mit Brot und vier Kreuzern täglich versorgt wurden. Wenn je- mand aber eine verschärfte Arreststrafe mit Fasten bei Wasser und Brot abzusit- zen hatte, wurde diesem kein Lohn ausgezahlt. Er erhielt während der Strafzeit pro Tag nur das Brot in Natura. Der Betrag, den er während der Zeit der Verbü- ßung der Arreststrafe verdient hätte, wurde für den Spitalsfonds an das Regiment abgeführt.106

7.2 Unterkunft

In der Regel gab es bei jedem Gendarmerieposten Unterkünfte, in welchen die Gendarmen kaserniert waren.107 Wie die Unterbringung auszusehen hatte, war nach § 76 GG 1850 vom Dienstrang abhängig. Stabsoffizieren und Rittmeistern stand entweder ein Naturalquartier nach der für die k.k. Armee bemessenen Kom- petenz oder ein gleichkommendes Quartiergeld zu. Die Ober- und Unterleutnants waren ausschließlich in Gendarmeriekasernen untergebracht. Neben einer Woh- nung erhielten sie jeweils noch ein Zimmer zur Zugskanzlei. Als Unterkunft für Un- teroffiziere und Gendarmen waren die Kasernen oder andere geeignete Gebäude vorgesehen. Es war dabei darauf zu achten, dass mit Rücksicht auf das öffentliche Ansehen und den höheren militärischen Rang der Gendarmen das Zusammen- wohnen mehrerer Gendarmen in einem Zimmer vermieden wurde. Die Sektions-, Korporalschafts- und Postenkommandanten erhielten nach Zulässigkeit noch ein eigenes „Kanzleilocale“.

105 KOFFER, Gebühren, S. 9. 106 FENNER, Österreich, S. 162.; KOFFER, Gebühren, S. 10. 107 GEBHARDT, Gendarmerie, S. 58 f. 59 Bei der k.k. Armee sollten, wenn möglich, alle Offiziere und Truppen in wirklichen Kasernen einquartiert sein, also in Gebäuden, welche eigens zur Unterbringung von Truppen gebaut worden waren. Waren keine Kasernen vorhanden, oblag es den Zivilbehörden dafür zu sorgen, dass alle vorhandenen Truppen und auch Fa- milien von ins Feld ziehenden Offizieren und Soldaten unentgeltlich untergebracht wurden. Abgesehen von der wirklichen Kaserne als primäre Unterkunftsmöglich- keit, konnten die Truppen auch in Quasi-Kasernen, in Militärzinszimmern, in Pri- vatquartieren bei Bürgern, in Festungen, in Kasematten oder Baracken beherbergt werden. Unter dem Begriff Quasi-Kaserne waren Schlösser, Klöster oder größere Privathäuser zu verstehen, die vom Land an das Militär zur Truppeneinquartierung abgetreten wurden. Militärzinszimmer waren Gebäude, die für eine bestimmte Zin- sentrichtung vom Land eingerichtet und mit Truppen belegt wurden, um eine ge- meinschaftliche Unterbringung mit Bürgern zu vermeiden. Für Generäle, Stabs- und Oberoffiziere galt ein eigener Maßstab, wie viele Zimmer, Kammern und Kü- chen ihnen zustanden. Diesen hohen Rängen gebührte, wie bei der Gendarmerie, auch ein Quartiergeld, wenn keine Möglichkeit bestand, ein Quartier in natura zu erhalten.108

7.3 Pension und Invalide

Die Pensionsansprüche, die Invalidengehälter und die Versorgung der Witwen und Waisen regelte das GG 1850 in den §§ 77 bis 79. Bei Offizieren wurden herausra- gende Dienste mit besonderen Personalzulagen bedacht. Die in Invalidenhäusern aufgenommenen Personen erhielten neben den Invalidengebühren auch eine täg- liche Brot- und Serviceportion und die „gewöhnliche Invaliden-Montour“. Halb- Invalide konnten die Versetzung zu einem anderen Wachkörper mit minder be- schwerlicher Dienstleistung bei Erhalt ihrer Gebühren beanspruchen. War dies nicht möglich, erhielten sie den Abschied mit Gratiale, bis die Möglichkeit zu einer Anstellung im Zivildienst bestand. Das Ausmaß des Dienst-Gratiales war in § 78 GG festgelegt. Ansonsten verwies das GG 1850 bezüglich der Pensionsversor- gung und der Versorgung von Invaliden, Witwen und Waisen auf die Vorschriften des k.k. Militärs, die nun im Folgenden dargelegt werden sollen.

108 STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, I. Abt., S. 47 ff. 60 Die eintretende Invalidität bedeutete den Zeitpunkt des Aufkommens physischer Gebrechen bei Militärpersonen. Invalide und somit dienstunfähig gewordene Mili- tärs und deren Familien sollten mit Hilfe von Pensionen, Gnadengehältern, Anstel- lung in Zivildiensten und durch besondere Versorgungsanstalten für die Zukunft abgesichert werden. Je nach Grad der Gebrechlichkeit wurden die Betroffenen in drei verschiedene Klassen aufgeteilt: In Real-, Halb-, und zeitlichen Invalide. Wur- de jemand für alle Feldkriegsdienste als untauglich erklärt, so galt er als Realinva- lide. Für minder beschwerliche Militärdienste konnten noch Halbinvalide herange- zogen werden. Was den Real- vom Halbinvaliden unterschied, war also die Unfä- higkeit des Realinvaliden zu sämtlichen Diensten, während der Halbinvalide bloß zum Kriegsdienst nicht mehr einsetzbar war. Der Halbinvalide hatte also noch die Chance auf die erneute Übernahme in den aktiven Dienst, oder konnte, falls er gute Beziehungen und etwas Glück hatte, zu einem Garnisonsbataillon oder auf einen weniger strapazierenden Posten versetzt werden. Schließlich gab es noch die zeitlichen Invaliden, die nach vollständiger Genesung wieder den Kriegsdienst leisten konnten. Ob eine Militärperson für den weiteren Dienst untauglich war, wurde in drei Instanzen entschieden. Zuerst erfolgte eine Feststellung der Untaug- lichkeit von den unmittelbaren Vorgesetzten des Betroffenen im eigenen Truppen- körper. Die nächsthöhere Instanz war die Arbitrierungskommission bei der Briga- de, wo die von den Truppen verfassten Angaben über die Invaliden geprüft wur- den. Die dritte und letzte Instanz war die Superarbitrierungskommission, welche beim betreffenden Generalkommando angesiedelt war. Durch diese erfolgte die Entscheidung, ob die betroffene Persone als Real- oder Halbinvalide einzustufen war. Bei den k.k. Generälen wurde die Dienstuntauglichkeit allerdings ganz anders festgestellt. Der Grad ihrer Tauglichkeit wurde auf Vortrag des Hofkriegsrates vom Kaiser persönlich bestimmt und entschieden.109

Invalide Offiziere wurden mit Pensionen bedacht. Wiesen sie zusammen mit ihren physischen auch moralische Gebrechen auf, erhielten sie Gnadengehalte über solange Zeit, bis sich die Besserung ihres Zustandes zweifelsfrei feststellen ließ. Die Dienstränge vom Feldwebel abwärts bekamen Invalidengehälter im Verhältnis zu ihrem Dienstgrad. Realinvaliden konnten unter bestimmten Voraussetzungen die Invalidenversorgung des Militärs in Anspruch nehmen. Dazu gehörte etwa,

109 Vgl. auch zum Folgenden STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, I. Abt., S. 74 ff.; STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, V. Abt., S. 241 ff. u. 258 ff.; DEÁK, Offizier, S. 180. 61 dass sie die Gebrechen, die zu ihrer Dienstunfähigkeit geführt hatten, im Dienst erlitten haben mussten oder ihre Gebrechen nicht selbst verschuldet sein durften. Die Gebrechen hatten auch von einer derart schweren Art zu sein, dass der Inva- lide neben der Unfähigkeit zum Militärdienst auch im bürgerlichen Alltag nicht mehr dazu in der Lage war, für seinen Unterhalt zu sorgen. Die am schwersten betroffenen Invaliden wurden in Invalidenhäusern beherbergt. Zu dieser Perso- nengruppe zählten jene, denen vom Feind, etwa durch Schusswunden, körperli- che Behinderungen beigebracht worden waren, die sonstige schwere Wunden im Dienst erlitten hatten, oder die aufgrund des Dienstes beispielsweise das Augen- licht verloren hatten oder gehörlos geworden waren. Im Invalidenhaus hatten sie neben ihrem Gehalt auch Anspruch auf Unterkunft und Verpflegung. Außerdem erhielten sie ihre Montur auf Kosten des Militärs, wenn sie ihr Gehalt unter der Rubrik „Löhnung“ bezogen. Invaliden außerhalb von Invalidenhäusern wurden in zwei Gruppen – Patentalinvaliden und Reservationsinvaliden – unterteilt. Die Pa- tentalinvaliden erhielten zwar das Invalidengehalt, hatten aber selbst für ihre Un- terkunft zu sorgen. Sie konnten aber bei eintretender Verdienstlosigkeit die Auf- nahme in ein Invalidenhaus beantragen. Reservations-Invalide waren bei guten häuslichen Verhältnissen in der Lage, sich selbst zu versorgen. Waren sie dazu aus irgendeinem Grund plötzlich nicht mehr in der Lage, konnten sie aber mit der in ihrem Besitz befindlichen Reservationsurkunde in das Invalidengehalt eintreten. Schlussendlich konnten Realinvaliden, welche Besitztümer hatten, deren Erträge ein Dreifaches der Invalidenentlohnung erreichten, mit Abschied aus dem Militär- dienst entlassen werden, wenn sie nicht auf andere Art durch den Dienst körperli- che Behinderungen erlitten hatten oder unter unheilbaren, durch den Dienst her- beigeführten schweren Krankheiten litten. Bis zum Jahr 1855 gab es in der Habs- burgerarmee übrigens kein Pensionsalter, weshalb die Offiziere einfach so lange dienten, wie sie wollten oder konnten. Das prominenteste Beispiel hierfür ist wohl Feldmarschall Radetzky, welcher noch im Alter von neunzig Jahre das Kommando über die Armee in Italien innehatte.

Invalide Militärs, die zu zivilen Diensten geeignet waren, wurden sowohl bei den Generalkommanden als auch bei den Kreisämtern und Gemeinden in ihrem Bezirk vorgemerkt. Militärs, die eine Pension bezogen oder im Invalidenhaus unterge- bracht waren, sollten nämlich von den Zivilbehörden in den Dienst aufgenommen werden. Dies geschah zum Zwecke der Existenzverbesserung für die Betroffenen,

62 aber natürlich auch, um die Staatskassen zu schonen. Jeder, der staatlichen Un- terhalt bezog, konnte zu Staatsdiensten in einem angemessenen Rahmen beor- dert werden, auch wenn er selbst nicht darum angesucht hatte. Neben den Zivil- behörden waren auch Klöster, Gemeinden und Gutsbesitzer beauftragt invalide Militärs zu beschäftigen. Durch eine Anstellung in zivilen Diensten sollte der Inva- lide mindestens ein um ein Drittel höheres Einkommen beziehen.110

7.4 Witwen und Waisen

Die Witwen von Offizieren waren nach dem Tod ihrer Männer grundsätzlich auf die zur Zeit der Eheschließung eingelegte Kaution als Lebensunterhalt angewiesen. Fehlte eine solche, weil etwa der Offizier geheiratet hatte, bevor er zum ernannt worden war, sollte er während der Dauer seines aktiven Dienstes in eine Offizierswitwenkasse eingezahlt haben. Nur wenn auch das nicht der Fall war, sprang der Staat ein. Eine Pension vom Staat war, da ja in erster Linie erwartet wurde, dass die Witwen von den Zinsen ihrer Heiratskaution lebten, also vielmehr ein Ausdruck fürstlicher Gnade als die Norm, und wurde nur unter bestimmten Vo- raussetzungen gewährt. Dies war zum Beispiel dann der Fall, wenn der verstorbe- ne Ehemann als Offizier im Kampf gefallen oder an den Folgen einer vom Feind verursachten Wunde gestorben war. Außerdem konnte der Anspruch auf eine Witwenpension auch vom Zeitpunkt der Eheschließung abhängen. Hatte die Wit- we den Offizier etwa schon geheiratet, als er noch Gemeiner oder Unteroffizier war oder war die hinterbliebene Frau die Witwe eines Generals, den sie erst als solchen geheiratet hatte, konnte sie ebenfalls eine Pension beziehen. In sämtli- chen Fällen war aber eine staatliche Beteiligung an der Pension der Witwe nur dann zulässig, wenn die Höhe ihrer eigenen Einkünfte geringer war, als die der Norm entsprechenden Pension.111

Offizierskindern gebührte nach dem Tod ihres Vaters, in Fällen, in denen die noch lebende Mutter keinen Anspruch auf die Pension hatte, oder wenn diese die Pen- sion zwar erhielt, jedoch mehr als drei unversorgte Kinder hatte, ein Erziehungs- beitrag ohne Unterschied der Charge des Vaters. Söhnen stand dieser Beitrag bis zum zwanzigsten Lebensjahr zu, Töchtern bis zum achtzehnten Lebensjahr. Es

110 STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, I. Abt., S. 77 f. 111 DEÁK, Offizier, S. 184.; STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, I. Abt., S. 75 f. 63 bestand auch die Möglichkeit, Jungen in Militärschulen und Mädchen in Offiziers- töchter-Erziehungsinstituten unterzubringen. In St. Pölten bestand beispielsweise eine im Jahr 1775 von Maria Theresia gegründete, erstmals öffentlich unterstützte Schule für Mädchen, um die Töchter von verarmten oder verstorbenen Offizieren als Gouvernanten für Aristokratenfamilien auszubilden.112

Die Witwen von Angehörigen der Mannschaft erhielten das Dienstgratiale, wel- ches nach einem bestimmten Schlüssel113 berechnet wurde, als Abfertigung. Zweck des Dienstgratiales war es, den Witwen und Waisen, bis sie irgendwo un- tergebracht werden konnten oder selbst eine Unterkunft fanden, vorübergehend Unterhalt zu gewähren. Bei den Waisenkindern der Mannschaft wurden die Jun- gen entweder in ein Regiments-Erziehungshaus aufgenommen oder es wurde ihnen vom Militär, falls sie ein Handwerk erlernen wollten, das Aufding- und Frei- sprechgeld bezahlt. Mädchen konnten zu Dienstmädchen ausgebildet werden. Für verwaiste Töchter von Soldaten oder Unteroffizieren entstanden in der ersten Hälf- te des 19. Jahrhunderts zwei Schulen für die Ausbildung zum Hausmädchen bei bürgerlichen Familien.

112 Vgl. auch zum Folgenden STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, I. Abt., S. 76 f.; DEÁK, Offizier, S. 186 f. 113 Vgl. zum Schlüssel STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, I. Abt., S. 76 letzter Absatz. 64 8. Disziplinarrecht

Der Gegenstand dieses Kapitels ist es, die disziplinarrechtlichen Vorschriften der Gendarmerie auf Verbindungen zum Disziplinarrecht der k.k. Armee hin zu unter- suchen. Wie bereits erwähnt, unterstand die Gendarmerie als Bestandteil der k.k. Armee der Militärgerichtsbarkeit (§ 1 GG 1850). Auch weitere Vorschriften des Gendarmeriegesetzes 1850 und der Dienstinstruktion 1850 verweisen auf das Mi- litärrecht, die im Folgenden nun genauer beleuchtet werden sollen.

Gemäß § 88 GG 1850 waren auf die Gendarmerie die Militär-Strafvorschriften voll anzuwenden. Erschwerend kam für die Gendarmen noch die Tatsache hinzu, dass sie immer als im Dienst stehend anzusehen waren. In § 89 GG 1850 wurden anschließend noch explizit bestimmte gesetzwidrige Handlungen aufgezählt, die jedenfalls eine kriegsrechtlichen Untersuchung nach sich zogen und neben der gesetzlichen Strafe auch noch den Ausschluss aus der Gendarmerie zur Folge hatten, wie zum Beispiel Desertion, Diebstahl, der Missbrauch der Dienstgewalt, eine anstößige Lebensweise oder unverbesserliche Nachlässigkeit.

Da, wie bereits erwähnt, die Strafvorschriften des Militärs auf die Gendarmerie volle Anwendung fanden, soll hier zumindest kurz angeführt werden, welche Stra- fen man bei Vergehen sowohl in der Gendarmerie als auch beim k.k. Militär erwar- ten musste. Im Erlass des Kriegsministers Latour vom Juni 1848114 wurde be- schrieben, welche Disziplinarstrafen in der k.k. Armee zulässig waren. Die Strafbe- fugnisse des Kompaniekommandanten waren der öffentliche Verweis beim Kom- panie-Rapport, die Strafwache bis zu vier Mal, Ausgangssperre durch Kasernen- Arrest, Kompanie-Arrest von bis zu acht Tagen und der Einzelarrest, verschärft durch Fasten bei Wasser und Brot und dem Entzug des Tabakrauchens bis zu 48 Stunden. Der Bataillonskommandant konnte eine bis zu achtmalige Strafwache, bis zu 14 tägigen Stockhaus-Arrest und Einzelarrest bis zu vier Tagen aufbürden. Schließlich waren folgenden Strafen vom Regimentskommandanten zu verhän- gen: Eine bis zu einmonatige Strafwache, bis zu sechsmonatiger Stockhaus-

114 HKR (MK) 2392/1848 Ah. E. v. 7. 6. 1848, zitiert bei SCHMIDT-BRETANO, Armee, S. 424. 65 Arrest, Einzelarrest bis zu acht Tagen und die zeitliche Degradierung für eine Ma- ximaldauer von einem Jahr.115

Außerdem war die Prügelstrafe in Form von Stockstreichen, die bis dahin auch als Disziplinarstrafe verhängt werden konnte, von nun an nur noch nach Erkenntnis eines Kriegsgerichts möglich. Die „Spitzruthenstrafe“ – besser bekannt als Spieß- rutenlauf – wurde erst im Januar 1855 durch ein Befehlsschreiben von Kaiser Franz Joseph komplett abgeschafft116. Dabei handelte es sich um eine Strafe von brutalem Ausmaß. Als Höchststrafe etwa, konnten die Kriegsgerichte einen zehn- maligen Spießrutenlauf anordnen, wobei der Verurteilte durch ein Spalier von 300 Soldaten auf beiden Seiten zu laufen hatte und so maximal 6.000 Stockstreiche erhalten konnte, was nahezu tödlich war. Wenn der Verurteilte sich zu laufen wei- gerte, kam es zum „Contremarsch“ wobei er auf eine Bank gelegt wurde und von derselben Anzahl an Soldaten im Vorübergehen jeweils einmal geschlagen wurde. Ob der Mann die verbleibende Strafe noch aushalten konnte, musste von einem Arzt festgestellt werden. Danach wurde er abgeführt und dem Kommandanten Meldung gemacht, welcher das Straf- und Begnadigungsrecht ausüben konnte. Im Übrigen existierte die körperliche Züchtigung als Mittel zur Strafe nur beim Militär. Dem Zivilstrafrecht war diese Form der Bestrafung unbekannt. Im Jahr 1848 wur- de die Anwendung der Prügelstrafe dahingehend eingeschränkt, dass sie nur mehr von einem Kriegsgericht verhängt werden durfte und nicht als Disziplinar- strafe.117 Die endgültige Abschaffung der Prügelstrafe in der Armee erfolge erst durch das Wehrgesetz vom 5. Dezember 1868118. Dessen Artikel VI bestimmte: „Vom Tage der Wirksamkeit dieses Gesetzes an darf die Strafe der körperlichen Züchtigung und die Kettenstrafe im Heere, in der Kriegsmarine und der Landwehr nicht mehr zur Anwendung gebracht werden“.119

Die Dienstinstruktion 1850 regelte in § 204 die Vorgehensweise in Fällen, in denen das Verhalten eines Gendarmes eine Zurechtweisung oder Strafe erforderte. Demnach durfte ein Gendarm nie in der Öffentlichkeit verwiesen werden, da dies seinem Ansehen geschadet hätte. Zurechtweisungen erhielt er vom Vorgesetzten und zwar allein. Sollte eine Strafe notwendig sein, so musste diese beim Zugs-

115 Vgl. auch zum Folgenden SCHMIDT-BRETANO, Armee, S. 424 ff. 116 KM Präs. (III/1) 114/1855.; Mémoires XXV/20, zitiert bei SCHMIDT-BRETANO, Armee, S. 426. 117 FENNER, Österreich, S. 164. u. 299.; SCHMIDT-BRETANO, Armee, S. 425 f. 118 RGBl. 151/1868. 119 SCHMIDT-BRETANO, Armee, S. 428 f. 66 oder Flügelkommando erfolgen und durfte auf keinen Fall in der Station des Gen- darmen geschehen. Dem Flügelkommando kam mit Ausnahme der Stockstreiche dasselbe Bestrafungsrecht zu, das das Dienstreglement der k.k. Armee dem Hauptmann erlaubt.

In der k.k. Armee aber hatte bei einer in der Kompanie oder Eskadron zu vollstre- ckenden Körperstrafe die ganze Mannschaft anwesend zu sein. Bataillons- und Regimentsstrafen sollten in Gegenwart von mehreren Kompanien oder Eskadro- nen vollstreckt werden.120 Für den Rang eines Korporals – wie bereits oben er- wähnt war ja der gemeine Gendarm im Hinblick auf Disziplinarvorschriften gemäß § 61 GG 1850 als ein solcher anzusehen – galt allerdings eine Ausnahme. Ein Korporal durfte niemals die Stockstrafe empfangen. Wenn er degradiert wurde, durfte er die Stockstrafe auch nur im Geheimen erhalten. Korporale konnten aber mit Arrest, mit zeitlich begrenzter oder endgültiger Degradierung bestraft wer- den.121 So gesehen gab es in Bezug auf das Bestrafungsrecht eine Angleichung zwischen einem Korporal der k.k. Armee und einem Gendarm.

120 STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, III. Abt., S. 63. 121 STREFFLEUR, Dienst-Vorschriften, II. Abt., S. 34. 67 Zusammenfassung

In der vorliegenden Diplomarbeit wurden die Vorschriften, welche die Organisation der österreichischen Gendarmerie unmittelbar in der Zeit nach ihrer Gründung re- gelten (Gendarmeriegesetz 1850; Dienstinstruktion für die Landesgendarmerie 1850), auf deren Verbindungen zu entsprechenden Regelungen der k.k. Armee jener Zeit hin untersucht. Dabei wurden sowohl Normen beachtet, die militärischen Vorschriften nahezu gleich waren oder bloß auf Militärvorschriften verwiesen, als auch Regelungen berücksichtigt, welche sich gänzlich von den Vorschriften des Militärs unterschieden. Das Ziel dieser Arbeit war es, den Einfluss von Militärvor- schriften auf die Regelungen der Gendarmerieorganisation hin zu untersuchen.

Historisch betrachtet hat die österreichische Gendarmerie französisch-militärische Wurzeln. Durch die napoleonischen Kriege wurde die Gendarmerieorganisation auch in den französisch besetzten Gebieten eingeführt, somit auch in der Lombar- dei. Als Österreich die Lombardei 1815 zurückerhielt, wurde das dort stationierte Gendarmerieregiment in die kaiserliche Armee integriert. Dieses Gendarmeriere- giment gilt als Keimzelle für die über 30 Jahre später gegründete österreichische Gendarmerie.

Nach den Ereignissen der Revolution des Jahres 1848 in Österreich erforderte die Rückkehr zum Absolutismus einen schlagkräftigen Sicherheitsapparat zur Unter- drückung von inneren Widerständen. Militär und Polizei hatten sich nämlich wäh- rend der Revolution als Schwachpunkte erwiesen. Am 8. Juni 1849 unterzeichnete Kaiser Franz Joseph das Gründungsdokument der Gendarmerie. Diese war als militärisch organisierter Wachkörper zur Unterstützung der Gerichts- und Verwal- tungsbehörden konzipiert, um für Ruhe, Ordnung und Sicherheit zu sorgen. Militä- rische Uniformierung und Ausrüstung dienten der Durchsetzung der Amtsgewalt.

Am 18. Januar 1850 wurde mit Verordnung des Innenministeriums das „provisori- sche organische Gesetz der Gensd’armerie in dem österreichischen Kaiserstaate“ erlassen. Dieses Gesetz blieb bis zum Gendarmeriegesetz 1876 in Geltung. Die Gendarmerie war Bestandteil der k.k. Armee, genoss alle militärischen Auszeich- nungen und unterstand der Militärgerichtsbarkeit. Die Mannschaft der Gendarme- rie wurde grundsätzlich durch Transferierung von Soldaten aus der k.k. Armee gebildet. Die Dienstzeit der Gendarmen war dieselbe wie in der Armee. In der 68 Dienstinstruktion, die in eine „Allgemeine Belehrung“ und „Besondere Belehrung“ aufgeteilt war, war der innere Dienstbetrieb der Gendarmerie geregelt.

Von der theresianischen Zeit bis hin zum Beginn des Neoabsolutismus durchlebte das österreichische Militär zunächst einige Veränderungen. Von Beginn der Frie- denszeit nach den napoleonischen Kriegen bis zum Jahr 1848, kam es jedoch kaum mehr zu Reformen. Als Teil der Reformen nach der Revolution 1848 ist auch die Gründung der Gendarmerie im Jahre 1849 anzusehen.

Beim Vergleich des Gendarmeriegesetzes 1850 mit den damaligen Militärvor- schriften wurden zu Beginn die Dienstränge der Gendarmerie jenen der k.k. Ar- mee gegenübergestellt. Die Besetzung und Beförderung von Diensträngen funkti- onierte beim k.k. Militär teilweise anders als in der Gendarmerie. In beiden Institu- tionen wurden die Stabsoffiziere zwar vom Kaiser ernannt, aber die Vorschläge hierfür erhielt der Kaiser bei der Gendarmerie vom General-Inspektor und bei der Armee vom Hofkriegsrat. Des Weiteren oblag bei der k.k. Armee die Beförderung der Dienstgrade vom Rittmeister abwärts dem Regimentsinhaber. Bei der Gen- darmerie hingegen mussten Beförderungsvorschläge bis hinauf zum ersten Ritt- meister von den Regimentskommandanten gemeinsam mit den Stabsoffizieren dem General-Inspektor unterbreitet werden.

Der General-Inspektor unterstand in seiner Diensteigenschaft als Militär dem Kriegsministerium, während er – wie auch die gesamte Gendarmerie – in Bezug auf die ihm übertragenen Verwaltungsgeschäfte dem Innenministerium unterge- ordnet war. Dadurch wurde die „Doppelnatur“ der Gendarmerie anhand der Tren- nung zwischen Militär und Verwaltung innerhalb dieses Wachkörpers deutlich sichtbar. Die Gendarmerie war zwar militärisch organisiert, wurde aber nicht spe- ziell zu militärischen Zwecken eingesetzt, sondern hatte die Aufgabe, die öffentli- che Sicherheit, Ruhe und Ordnung zu wahren.

Anhand der Dienstverrichtungen erkannte man Aufgaben und deren Vollziehung von Gendarmerie und k.k. Armee, welche auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede untersucht wurden. Beachtenswert war vor allem die Institution der Militärassis- tenz, welche die k.k. Armee bereits vor der Gründung der Gendarmerie leistete und welche viele Ähnlichkeiten mit dem Tätigkeitsfeld der Gendarmerie hatte. So wurde für die Soldaten festgehalten, dass diese nicht bloß die Sicherheit nach au-

69 ßen hin, sondern auch die innere Sicherheit aufrecht zu erhalten hatten und im Rahmen dieser Pflicht dem Staat im Wege der Militärassistenz zur Hand zu gehen hatten. Die Zivilbehörden konnten in dringenden Fällen, wenn ihre eigenen Mittel nicht mehr ausreichten, die Assistenz des Militärs erbitten. Solche besonderen Fälle konnten etwa bei Unruhen, Aufständen oder der Verfolgung von Verbrechern vorliegen.

Die Gendarmerie konnte sowohl gegen Zivilisten als auch gegen Militärs ein- schreiten. Es bestanden Auskunfts- und Ausweispflichten von Armeesoldaten ge- genüber Gendarmen, wie etwa die Angabe von Namen, Charge, Regiment, Korps und Aufenthaltsort sowie die Kontrolle von Vorspannsanweisung, Urlaubspässen und Marschroute. Die Gendarmerie hatte aber auch Dienstverrichtungen über Auf- forderung von Militärbehörden zu leisten. Den Inhalt des Auftrages legte die Be- hörde fest, während über die Vollziehung die Gendarmerie bestimmte. Bei der Bewachung von Arrestanten galten für die Gendarmerie dieselben Vorschriften wie für Militärschildwachen.

Im Hinblick auf die Vorschriften über das Benehmen von Gendarmen gab es mit den Regelungen für die k.k. Armee einige Gemeinsamkeiten. So war in beiden Institutionen etwa ein militärisches Auftreten in der Öffentlichkeit verlangt und der Alkoholkonsum im Dienst oder der Umgang mit „Gesindel“ verboten. Bezüglich des Benehmens von Gendarmen gegenüber Vorgesetzten und Militärpersonen wurde auf die bestehenden Militärvorschriften verwiesen. Das bedeutete, dass nach dem Grundsatz der Subordination in der Gendarmerie und der k.k. Armee der unbedingte Gehorsam von Rangniederen gegenüber Ranghöheren verlangt wurde.

Der Waffengebrauch war der Gendarmerie in folgenden Fällen gestattet: in Not- wehr und um einen auf die Vereitlung einer Dienstverrichtung gerichteten Wider- stand abzuwehren. Darüber hinaus wurde der Waffengebrauch auch in all jenen Fällen erlaubt, in denen einer Militär- bzw. Schildwache dieses Recht zukam.

In finanziellen Angelegenheiten ließen sich bei Gendarmerie und k.k. Armee eben- falls Ähnlichkeiten erkennen. So hatten Gendarmen etwa in ein Militärspital ein- gewiesen zu werden und dort – wie auch Soldaten des Militärs – Spitalsgebühren zu entrichten. Ebenso wurde einem Gendarm die in der k.k. Armee „systemisierte

70 Arrestantengebühr“ von seinen Bezügen abgezogen, wenn er eine Arreststrafe zu verbüßen hatte. Bezüglich der Pensionsversorgung und der Versorgung von Inva- liden, Witwen und Waisen verwies das Gendarmeriegesetz ebenfalls auf die Vor- schriften des k.k. Militärs.

Hinsichtlich des Disziplinarrechts wurde festgestellt, dass die Vorschriften des Gendarmeriegesetzes 1850 und der Dienstinstruktion 1850 auf Militärrecht ver- wiesen. So unterstand die Gendarmerie der Militärgerichtsbarkeit und die Militär- strafvorschriften waren voll anzuwenden. Als Besonderheit war zu bemerken, dass ein Gendarm niemals die Stockstrafe erhalten durfte, wie es auch bei einem Kor- poral der k.k. Armee der Fall war. Dies war eine Angleichung des Bestrafungs- rechtes zwischen einem Korporal der k.k. Armee und einem dem Korporal gleich- gestellten Gendarm.

Insgesamt betrachtet lässt sich vor allem festhalten, dass sich die damalige Gen- darmerie und die übrige Armee im Hinblick auf die die innere Organisation und das Auftreten in der Öffentlichkeit kaum unterschieden. Wie in der gesamten k.k. Armee gab es bei der Gendarmerie nahezu gleiche Dienstränge, ähnliche Dienst- vorschriften sowie auch ein kaum abweichendes System für Gehälter und Pensio- nen. Der große Unterschied zwischen den beiden Institutionen findet sich hinge- gen in den Aufgabenbereichen und Dienstverrichtungen. Während das Militär größtenteils für die Sicherheit nach außen hin zuständig war, diente die Gendar- merie zur Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit auf dem Land und erhielt in dieser Hinsicht ihre Anweisungen auch überwiegend vom Innenministerium und nicht etwa vom Kriegsministerium. Überdies unterschied sich die Gendarmerie vom restlichen Militär noch dadurch, dass sie gegenüber Mitgliedern der übrigen k.k. Armee auch bestimmte Kontrollbefugnisse hatte, selbst wenn diese höheren Ranges waren.

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