Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung e.V. Der Vorstand

Sonderdruck der Arbeitsgruppe Grenze < Herbsttreffen 2013>

Für Mitglieder und Sympathisanten

November 2013 2 3

Inhaltsverzeichnis

Seite OSL. a.D. Siegfried Hannig, Einschätzung 4 Beitrag OSL a. D Siegfried Hannig 5 Referat Hans Bauer, Vorsitzender der GRH, „20 Jahre GRH, 20 Jahre politische Kampforganisation und Interessenvertretung für die Opfer der politisch motivierten Strafverfolgung sowie für die Angehörigen der Grenztruppen der DDR“ 6

Begrüßung durch Oberst a.D. Sygmund Seynik, ehemaliger Angehöriger der polnischen Grenzschutzorgane 13

Oberst i.R. Dr. Milan Richter, Stellvertretender Vorsitzender des Nationalrates des Clubs der Tschechischen Grenzgebiete (KCP), Grußwort 14

Admiral a.D. Theodor Hoffmann, Vorsitzender des Verband zur Pflege der Trationen der NVA und der Grenztruppen der DDR, Grußwort 15

Oberst a.D. Heinz Schubert, Fünf Jahre IGRA unter dem Dach der GRH 16 OSL a.D. Horst Liebig; Die Geschichte der Grenztruppen ist noch nicht geschrieben 17

Begrüßung durch OSL a.D. Dr. Jaroslav Horak, ehemaliger Angehöriger der tschechoslowakischen Grenzschutzorgane 20

Martina Holzinger, Aktion „Das Begräbnis oder die Himmlichen Vier“ 20

Andreas Maluga, DDR-Kabinett Bochum e.V. 22

Oberst a.D. Günter Leo, Die GRH aus der Sicht eines Verurteilten 23

OSL a.D. Herbert Kierstein, Der Weg ins Internet, Möglichkeiten für Ausgegrenzte 26

OSL a.D. Günter Ganßauge 27

Major a.D. Herbert Wagner, Kameradschft „Florian Geyer“ (schriftlich eingereicht) 27

Dr. Klaus Emmerich, Buchempfehlungen (schriftlich eingereicht) 29

Günter Seidel, Stellvertretender Vorsitzender der GRH, Schlußwort 29

Anlage Dokumentation zur geschichtlichen Entwicklung der Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung e.V. (GRH) und ihrer Arbeitsgruppe Grenze 1993 – 2013, Aktivitäten und Erfolge 31 4

Siegfried Hannig

Einschätzung

Das diesjährige 28. Treffen der Arbeitsgruppe Grenze der GRH wurde am 26. Oktober 2013 in der Landko- starena Bestensee durchgeführt. Es stand unter der Thematik „20 Jahre Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung - 20 Jahre politische Kampforganisation und Interessenvertretung für die Opfer der politisch motivierten Strafverfolgung sowie für die Angehörigen der Grenztruppen der DDR." Der Leiter der Arbeitsgruppe Grenze Oberstleutnant a.D. Manfred Kleemann begrüßte die mehr als 240 Mitglieder der GRH, Freunde, Sympathisanten und Delegationen befreundeter progressiver Organisationen sowie die tschechischen und polnischen Gäste. Den Ausführungen des Leiters der AG schloß sich Oberstleutnant a.D. Siegfried Hannig an. Er dankte der Gemeinde Bestensee, dem Hallenkollektiv und GRH - Mitgliedern aus Bestensee für die ausgezeichnete und umsichtige Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung des Treffens. Die Ausführungen des Genossen Hans Bauer, Vorsitzender der GRH, wurden durch Auszüge aus einer Do- kumentation (DVD) mit dem Titel „Der längere Atem", in der die in Westdeutschland nach 1945 aktiv und zielstrebig betriebenen Remilitarisierung nachgewiesen wird, eingeleitet und mit Auszügen eines vom Ge- nossen Prof. Dr. Erich Buchholz 1999 gewährten Interviews zum Thema „Siegerjustiz“ (DVD) ergänzt. Die DVD mit dem vollständigen Interview des Gen. Buchholz kann in der Geschäftsstelle der GRH käuflich er- worben werden.

Sehr eindrucksvoll zeigte Hans Bauer die anstrengende Arbeit der vergangenen 20 Jahre als Kampforgani- sation auf und würdigte die Erfolge dieses Kampfes. Besonders hob er die Arbeit der Arbeits- gruppe Grenze und ihre Aktivitäten hervor. Gleichzeitig betonte er aber auch, dass unsere Ziele noch nicht erreicht wurden und wir in unseren Anstrengungen nicht nachlassen dürfen. In einem Acht- Punkte-Pro- gramm zeigte er die Anstrengungen und Ziele der Arbeit der kommenden Zeit auf.

Der Leiter der polnischen Delegation richtete herzliche Kampfesgrüßen an die anwesenden Teilnehmer. Er informierte über die Bestrafung der ehemaligen polnischen Grenzer sowie aller ehemaligen Angehörigen der bewaffneten polnischen Organe mit einem Rentenstrafrecht. Das Grußwort der tschechischen Delegation lag schriftlich vor und wurde durch Genossen Kleemann verle- sen. Auf Grund der Wahlen in Tschechien war es den Genossen aus Prag nicht möglich, persönlich an unse- rem Treffen teilzunehmen.

Der Vorsitzende des Verbandes zur Pflege der Traditionen der NVA und der Grenztruppen der DDR, Admi- ral a.D. Theodor Hoffmann, stellte den neu gebildeten Verband vor. Anschießend sprach Oberst a.D. Heinz Schubert, Mitglied der Interessengemeinschaft Grenzernachlässe und Archiv (IGRA). Er zeigte die nächsten Ziele und Aufgaben der Interessengemeinschaft auf. Oberstleutnant a.D. Horst Liebig informierte u.a. über den Stand der Veröffentlichung des Buches über die GT der DDR. Genosse Oberstleutnant a.D. Dr. Jaroslav Horak aus dem tschechischen Grenzgebiet Krasna / Asch über- brachte die Grüße seiner Genossen und berichtete über ihre Arbeit. In weiteren Diskussionsbeiträgen berichteten die Genossin Martina Herziger von der Aktionseinheit „Das Begräbnis oder die HIMMLICHEN VIER“ und Genosse Andreas Maluga vom DDR-Kabinett Bochum e.V. über ihre Arbeit. Oberst a. D Günter Leo schilderte aus seinem persönlichen Erleben die politisch motivierte Strafverfolgung ehemaliger Angehöriger der Grenztruppen der DDR und weiterer engagierter Bürger. Mit Hilfe einer CD-Dokumentation zeigte Genosse Kierstein auf, wie die Medien im Fall Fechter die Tatsa- chen verdrehen und manipulieren. Zugleich forderte er eine größere Bereitschaft zur Teilnahme an den Aus- einandersetzungen mit Lügen und Verfälschungen mit Hilfe des Internets auf. Oberstleutnant a.D. Günter Ganßauge sprach zu Problemen der Ehrung der im Grenzdienst ums Leben ge- 5 kommenen Grenzsoldaten und sprach die Erwartung aus, sich in größerer Anzahl bei künftigen Maßnahmen des Gedenkens zu beteiligen.

Das Schlußwort wurde durch den Stellvertretenden Vorsitzenden der GRH, Günter Seidel, gehalten. Er wür- digte dieses Treffen als einen großen Erfolg unseres gemeinsamen Handelns. Er dankte besonders unseren polnischen und tschechischen Genossen sowie den Mitstreitern aus den befreundeten Parteien und Organisa- tionen für ihre gewinnbringende Redebeiträge. Günter Seidel hob das vom Vorsitzenden unserer Gesell- schaft aufgezeigte Programm hervor, es ist ein Arbeitsprogramm für die gesamte GRH.

Oberstleutnant a.D. Günter Ganßauge erarbeitete mit den Mitgliedern der Gruppe Öffentlichkeitsarbeit eine themenbezogene und viel beachtete Ausstellung zur geschichtlichen Entwicklung, zu den Aktivitäten und erreichten Erfolgen der GRH und ihrer AG Grenze. (siehe Anlagen)

Das Ergebnis der Solidaritätsspendensammlung brachte eine Summe von 947,45 Euro.

Das 29. Treffen der Grenztruppen der DDR findet am 25. Oktober 2014 statt.

Siegfried Hannig

Werte Genossinnen und Genossen, liebe Freunde und Sympathisanten, gestatten Sie, dass ich einige Worte zu den organisatorischen Vorbereitungen und der Durchführung unserer Treffen der Angehörigen der Grenztruppen der DDR verliere. Wir sind stolz, heute unser 28. Treffen durchführen zu können. In den ersten Jahren haben wir jeweils zwei Treffen mit Erfolg absolviert. Ab dem Jahr 2006 haben wir uns auf ein jährliches Herbsttreffen geeinigt. Es ist uns zum Bedürfnis geworden, unsere Meinungen und alte Erinnerungen unter guten Freunden auszutau- schen sowie Neues aus dem politischen Geschehen zu erfahren. Sie werden mir sicherlich zustimmen, derar- tige Aktivitäten in einer so großen Geschlossenheit und jährlichen Wiederkehr sind innerhalb der ehemali- gen bewaffneten Organe der DDR einmalig. Ich spreche bestimmt in Ihrem Interesse, dass wir diese Traditi- on weiterführen wollen. Heute sitzen wir zum dritten Mal in der Landkostarena Bestensee zusammen, und wir können einschätzen, dieser Standort ist für uns optimal. Es besteht ein sehr gutes Verhältnis zur Gemeinde Bestensee mit ihrem Bürgermeister Herrn Klaus Dieter Quasdorf und eine ausgezeichnete Zusammenarbeit mit dem Hallenkol- lektiv unter Leitung von Herrn Vietzke. Auch der Catering -Service Hardy Pöschke aus Pätz arbeitet für uns zur vollsten Zufriedenheit. Wissen Sie - und damit sind Sie mit mir bestimmt wieder einer Meinung - dieser Dank muß unbedingt ein- mal ausgesprochen werden, denn wir haben schon andere Erfahrungen gemacht. Ich denke dabei an die Worte des Bürgermeister von Petershagen im Jahre 2009. Ein weiteres Dankeschön möchte ich an die Genossin Wünsche und die Genossen Forkel, Krupp, Witscho- reck und Söll aus Bestensee richten. Diese Truppe führt die Einlaßkontrolle und die Durchsetzung von Si- cherheit und Ordnung schon seit vielen Jahren sehr gewissenhaft durch, egal wo wir unser Treffen organi- siert haben. In Bestensee unterstützen sie am Vortag unserer Treffen auch das Hallenkollektiv bei der Ein- und Umräumung der Halle.

Für das diesjährige Treffen haben wir 700 Einladungen gedruckt und verteilt. Gehen wir davon aus, dass mehr als 240 Teilnehmer unserer Einladung gefolgt sind, dann haben wir eine Wirksamkeit von ca. 45 % er- reicht. Wir müssen aber eine derartige Anzahl von Einladungen in den Umlauf bringen, weil viele Genossen darauf warten, sich aber im Nachhinein schriftlich oder telefonisch entschuldigen, weil es ihnen aus gesund- heitlichen und anderen Gründen nicht möglich ist, am Treffen teilzunehmen. Diese Genossen fühlen, dass wir an sie gedacht haben. Sie erwarten eine möglichst schnelle Information über Inhalt und Verlauf der Ver- anstaltung mit unserem Sonderdruck. 6

Die Anfertigung des Sonderdruckes ist aufwendig und nimmt viel Zeit in Anspruch, vor allem wenn uns die für die Erarbeitung erforderlichen Redebeiträge nicht zeitgerecht zur Verfügung stehen. Die Folge ist, saß dann die Erarbeitung auf der Grundlage des Tonmitschnitts vorzunehmen ist. So mussten wir uns für die verzögerte Herausgabe des Sonderdrucks vom Herbsttreffen 2012 aus angeführten Gründen entschuldigen. Unsere Bitte also, wer spricht, sollte uns sein Redekonspekt möglichst digital bis zum 15.November 2013 an die Geschäftsstelle übergeben.

In den TAGs fängt mit dem Erhalt der Einladungen eine verantwortungsvolle Arbeit an. Es sollten Gesprä- che geführt und Fahrgemeinschaften gebildet werden. Dadurch wird erreicht, dass auch ältere und körper- lich behinderte Genossen an unseren Treffen teilnehmen können. In vielen TAGs ist dies ein gängiges Prin- zip. In diesem Zusammenhang habe ich eine schon oft geäußerte Bitte: Liebe Genossen, Freunde und Sympathisanten, meldet Eure Teilnahme und die Anzahl der teilnehmenden Genossen und Freunde bitte, wie in der Einladung steht, telefonisch an. Wir brauchen diese Zahlen für die organisatorischen Vorbereitungen.

Unser Mitgliederbestand und unsere Freunde und Sympathisanten werden mit den Jahren nicht jünger und auch nicht gesünder. Das ist ein ganz natürlicher Prozess. Diesem Umstand müssen wir Rechnung tragen und organisatorisch begegnen. Mit unserer Internetseite www.grenztruppen-ddr.de wollen wir breite Kreise mit neuem aktuellen Wissen über uns versorgen. Um diese Seite aber immer auf dem neusten Stand zu hl- ten, benötigen wir Eure Hilfe. Wer Beiträge, Bilder oder anderes Material hat und der Meinung ist, dass ge- hört ins Internet, sollte uns dies zur Verfügung stellen oder wenigstens wissen lassen. .

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit !

Hans Bauer

20 Jahre Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung - 20 Jahre politische Kampforganisation und Interessenvertretung für die Opfer der politisch motivierten Strafverfolgung sowie für die Angehörigen der Grenztruppen der DDR

Liebe Freunde, Kameraden, Genossinnen und Genossen, verehrte Anwesende!

Das soeben Gesehene sind Ausschnitte aus dem bemerkenswerten Film "Der längere Atem". Sie vermitteln Erfahrungen und Erkenntnisse, die von den Herrschenden der BRD heute bewusst unterdrückt und ver- schwiegen werden und Teil der Geschichtsfälschung sind. Für uns Erkenntnisse, die auch für das Grundver- ständnis der GRH und für ihr Werden und Wirken Impuls und Motivation waren und bleiben. Zum Einen dokumentieren diese Ausschnitte - es sind immerhin eigene Bekenntnisse der damals Herr- schenden - , wie der westdeutsche Staat, gerade erst im Entstehen, aufrüstete, auf Konfrontation und, wenn nötig, auf Krieg setzte. Ich erinnere besonders an die soeben gehörten Feststellungen von "Rußland als eine räuberische aggressive Nation", die besondere Rolle Deutschlands bei der Verteidigung "gegen die orientalischen Horden" und an Adenauers Begründung für die Remilitarisierung:. "Ich bin der Auffassung, dass auf dem Wege der Bildung einer Abwehrfront auch die Wiedervereinigung mit unseren deutschen Brü- dern und Schwestern in der Sowjetzone zu erreichen ist". Die Sprache, Formen und Methoden änderten sich; sie wurden moderater, weniger offensichtlich. Die langfristige Strategie aber bestimmte die Politik der BRD im Bündnis mit den Westmächten auch in den folgenden Jahrzehnten bis heute. So in den 1960-er Jahren, als wir - am Rande eines Krieges - gezwungen waren, die Staatsgrenze zu sichern (es bleibt bei der Wahr- heit: Ohne Mauer hätte es Krieg gegeben), sie bestätigt sich durch die NATO-Politik der folgenden Jahr- 7 zehnte (auch diese Wahrheit stimmt: Grenzdienst war Friedensdienst), und sie offenbart sich in ihrer ganzen Brutalität in den Kriegen nach 1990 bis heute, als kein Friedensdienst mehr entgegengesetzt werden konnte. Zweitens dokumentiert der Film, dass die Friedenskräfte in der BRD und der DDR von Anfang an als Feinde und Kriminelle betrachtet und behandelt wurden. Millionen Menschen gingen gegen diese Politik der Aufrüstung, der Kriegsgefahr und der Konfrontation auf die Straße; sie wurden niedergeknüppelt, ver- folgt, bestraft, inhaftiert. Zuallererst Kommunisten. Deshalb musste auch ihre Partei mit Verbot belegt wer- den. - In der alten BRD konnte man mit den "Aufrührern" abrechnen. Dafür standen alle Gewalten des Staa- tes zur Verfügung. An der Grenze zur DDR, des zweiten deutschen Staates, war ihre Macht zu Ende. Damit es so blieb, musste dieser Staat geschützt werden - gegen äußere und innere Feinde.

Mit dem Anschluss der DDR an die BRD 1990 sahen die Herrschenden ihre Chance gekommen, mit den Gegnern und Abtrünnigen im Osten abzurechnen, vor allem mit den bösen Kommunisten und den im Staate Verantwortlichen. Ein ganzer Staat wurde zum Freiwild erklärt. Und so geschah es: Neben der wirtschaftli- chen Ausplünderung bestimmen Rache und Vergeltung gegenüber der DDR und einem Großteil der Bevöl- kerung die bundesdeutsche Politik bis heute. Sie sind zur Staatsdoktrin geworden.

Das, liebe Freunde und Genossen, war für uns Herausforderung und Verpflichtung, uns frühzeitig nach 1990 zusammen zu tun und gegen diese Politik Widerstand zu leisten. Wir gründeten die Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung (GRH), deren 20. Jahrestag wir in diesem Jahr begehen. Am 19. Mai 1993 versammelten sich in Berlin 61 Gründungsmitglieder zur Gründungsversammlung. Die Teilnehmer an diesem historischen Treffen verkörperten vor allem die Verfolgtengruppen der Schutz-, Si- cherheits- und Justizorgane. Gründer waren Angehörige des MfS, der Deutschen , der NVA, einschließlich der Grenztruppen, sowie Richter und Staatsanwälte, aber auch Politiker und Wissenschaftler. Später schlossen sich die Kundschafter und Verantwortliche im Bereich des Sports an. Erklärter Zweck des Zusammenschlusses war der gemeinsame Widerstand gegen - so der Gründungsaufruf - "politische Prozesse, die nachträglich gegen die Souveränität sowie die Staats- und Rechtsordnung der DDR ge- richtet sind". Die Öffentlichkeit nahm die Gründung der GRH über die damals noch vorherrschenden Printmedien zur Kenntnis. Deren Botschaft war unterschiedlich, überwiegend aber als sogenannte vierte Gewalt Sprachrohr der Herrschenden mit der Ansage: Die alten Kader organisieren sich in Netzwerken und in der Folgezeit im- mer aggressiver mit Beschimpfungen, wie Mauerschützen, und Terror-Juristen. Damals, am 21. Mai 1993, hob sich das ND von solchen Kampfbegriffen und von den üblichen Diffamierungen mit der Schlag- zeile ab: Staatsnahe aller DDR-Organe, vereinigt Euch! und Bürgerkrieg mit den Mitteln des Strafrechts. Unter den Gründern der GRH befand sich auch eine starke Abteilung der Grenztruppen der DDR: Wolfgang Krug, Edgar Mütze, Gerhard Lorenz, Erwin Frömming, Manfred Kleemann, Karl Wedel, Karl Leonhard und Dieter Teichmann. Ihrer Initiative ist es mit zu verdanken, dass die Organisation in den folgenden Jah- ren auf ca. 1 700 Mitglieder anwuchs, Organisationsstrukturen schuf, klare inhaltliche Positionen bezog. Da wir von Anfang an eine solidarische Gemeinschaft bilden wollten, unabhängig von Herkunft, Funktion, Dienststellung und Dienstrang, erfolgte keine exakte statistische Zuordnung nach der früheren Tätigkeit. Aber die Angehörigen der Grenztruppen stellten schon bald mehr als ein Drittel der Mitglieder und einen Großteil der Sympathisanten. Der strukturelle, inhaltliche und organisatorische Aufbau der GRH musste parallel zur damals vordring- lichsten Aufgabe, der Organisierung des Widerstandes gegen die Strafverfolgung, geschehen. Widerstand hieß damals vor allem Verteidigung. Die politischen Strafprozesse liefen auf Hochtouren. Der Prozess ge- gen die Mitglieder des Verteidigungsrates der DDR wegen eines angeblichen Schießbefehls war gerade mit der Verurteilung von Heinz Keßler, Fritz Streletz und Hans Albrecht zu Freiheitsstrafen abgeschlossen wor- den. (Verfahren gegen Erich Honecker u.a. war aus gesundheitlichen Gründen eingestellt worden). In einer Erklärung des GRH-Vorstandes vom 24.08.1993 zum Prozess hieß es: In einem politischen Schauprozess ohne Beispiel werden Völkerrecht und Verfassungsrecht mit Füßen getreten. Der Grundlagenvertrag von 1972, die Helsinkiakte und der Einigungsvertrag gelten nicht. Und: Die Verurteilten genießen unsere volle Solidarität. In einem ersten zeitgleich stattfindenden Verfahren gegen einfache Grenzsoldaten ergingen wegen Tot- schlags u.a. ebenfalls mehrjährige Freiheitsstrafen. 8

Mit beiden Prozessen - vom Grenzer bis zum Staatsoberhaupt und der militärischen Führung - wurden ge- wissermaßen Muster für die juristischen Konstrukte von Verurteilungen geschaffen. Diesen ersten Verfahren sollten noch viele wegen derselben Vorwürfe folgen: gegen einfache Grenzer, An- gehörige von Sicherheitsorganen, Kommandeure der verschiedenen Ebenen, den Chef der Grenztruppen Klaus-Dieter Baumgarten und seinen Stellvertretern, gegen das Kollegium des MfNV bis zur Parteiführung, u.a. gegen Egon Krenz.

Liebe Freunde und Genossen! Insgesamt erfolgten nach unseren Feststellungen 821 Verurteilungen von DDR-Bürgern. Wegen der Siche- rung der Staatsgrenze der DDR erfolgten 289 Verurteilungen, davon acht von Mitgliedern der Partei- und Staatsführung und 281 von Angehörigen der Grenzschutzorgane. In 30 Fällen wurden Freiheitsstrafen ausgesprochen, die höchste betrug zehn Jahre. In 249 Fällen wurde die Freiheitsstrafe auf Bewährung aus- gesetzt. Die Gruppe der wegen der Grenzsicherung Verurteilten machte von allen verurteilten DDR-Bürgern als stärkste Gruppe mehr als ein Drittel, ca. 35 %, aus. Es folgten mit je ca. 20 % die Juristen und Partei-, Staats- und Wirtschaftsfunktionäre aller Ebenen, 15 % Angehörige der Schutz- und Sicherheitsorgane sowie ca. 6 % Sportfunktionäre, Trainer, Sportmediziner. Wenn ich hier über Verurteilungen der bundesdeutschen Justiz als Ausdruck von Vergeltung und Abrech- nung spreche, gehört die gnadenlose Verfolgung unserer Kundschafter des Friedens unbedingt zu diesem Kapitel. Sie hatten entscheidenden Anteil am Schutz unseres Staates und des gesamten sozialistischen Sys- tems. Ihr Beitrag zur Erhaltung des Weltfriedens über Jahrzehnte steht in einer Linie mit dem Auftrag insbe- sondere unserer Grenz-, Schutz- und Sicherheitsorgane. 245 Bürger der alten BRD und Westberlins sind in Prozessen wegen Spionage zu Freiheitsstrafen verurteilt worden, in 51 Fällen ohne Bewährung. Die höchs- ten Strafen betrugen 12 Jahre. Wir können also davon ausgehen, dass im Zuge der Annexion und der folgenden Abrechnung mit der DDR über 1 000 Bürger strafrechtlich verurteilt wurden. Die tatsächliche Zahl dürfte aber höher liegen, da es kei- ne exakten statistischen Aussagen gibt und uns nicht alle Prozesse bekannt wurden.

Liebe Anwesende! Behauptet wurde, es sei zur Verurteilung von Militärs, Grenzern, Politikern usw. DDR-Recht angewandt worden. Tatsächlich geschah das nicht. Die Konstrukte zur Verurteilung lassen sich bei aller komplizierten juristischen Materie auf einen einfachen Nenner bringen: Entgegen dem Einigungsvertrag wurde nicht DDR-Recht angewandt, sondern das DDR-Recht wurde verfälscht und im Sinne der bundesdeut- schen Auffassungen ausgelegt. Verfassungsgemäße Handlungen zum Schutze der Staatsgrenze der DDR z. B. wurden damit so bewertet, als seien sie bereits zu DDR-Zeiten strafbar gewesen. Somit sollte auch der Vorwurf der Verletzung des Rückwirkungsverbotes verhindert werden. Soweit mögliche Verjährungen grif- fen, wurden diese willkürlich außer Kraft gesetzt und mehrmals verlängert. Von erheblichen Mängeln in vielen Beweisaufnahmen, wie Ablehnung begründeter Beweisanträge und unterstellten Beweisen, z.B. eines angeblichen Schießbefehls, möchte ich gar nicht weiter reden. BVerfG und EUMRGH bestätigten diesen Rechtsbruch mit der Formel: Im Lichte eines demokratischen Rechtsstaates waren die Rechtsauffassungen korrekt. Wessen Licht da leuchtet, und wie der demokratische Rechtsstaat aussieht, erleben wir bis heute.

Ja, liebe Freunde und Genossen, wir konnten die Verurteilungen nicht verhindern. Selbst wenn sie bei etwa "nur" 1 % der von Verfolgung Betroffenen liegen - bei Grenzschutzdelikten nach unseren Erfahrungen al- lerdings höher - , jede Verurteilung war schmerzhaft. Illusionen, die Verfahren zu verhindern, hatten wir nicht. Ich kann es nur wiederholen, was wir oft betont haben: Wer die Macht hat, hat das Recht. Es sollte verurteilt werden. Und es wurde verurteilt. Um die DDR auch mit Hilfe der Justiz zu delegitimieren, d.h. durch Kriminalisierung den "Unrechtsstaat" beweisen zu wollen. Und trotzdem zeitigte unsere Arbeit Wirkung, ja, wir haben als GRH wichtige öffentliche Zeichen gesetzt und - ich behaupte - Einfluss auf das Ergebnis dieser Rechtswillkür genommen: 9

Erstens: Die Verfolgungen wurden wesentlich auch durch unsere konzertierte Gegenwehr Teil der politi- schen Auseinandersetzungen in Deutschland. Sie wurden nicht nur mit der Stimme der Herrschenden und ihrer abhängigen Medien verkündet, hörbar waren nun auch andere Meinungen. Immerhin gab es in Ost und West scharfe Kritik an dieser Rechtswillkür. Ich erinnere an Rechtswissenschaftler und Politiker, die ein Ende der Verfolgungen forderten und die juristischen Konstrukte kritisierten, wie die Professoren Wesel, Ritter und Rittstieg, an die bekannten Schlussgesetz-Anträge der damaligen PDS, an mehrere große öffentli- che Veranstaltungen mit den Professoren Harich, Heuer und Azzola. Wir sammelten Unterschriften gegen die Verfolgungen und für ihre Beendigung. 38 829 Unterschriften, die wir Politikern in Bonn übergaben, be- wiesen, dass viele Menschen diese Siegerjustiz ablehnten. An unserer Seite standen die GBM, ISOR und das bereits gebildete OKV. Einen starken Partner hatten wir damals mit dem Solidaritätskomitee, in dem auch viele westdeutschen Freunde, oft Opfer der Kommunistenverfolgung aus den 1950-er Jahren, organi- siert waren. Zweitens: Von besonderer Bedeutung für den Einzelnen war die Unterstützung im konkreten EV, im Ge- richtsprozess und danach. Dabei handelte es sich nicht nur um GRH-Mitglieder. Wir wurden zu einer Bera- tungsstelle für Hunderte von Bürgern, die von Maßnahmen der Ermittlungsbehörden betroffen waren. Allein bis Ende 1994 berieten wir über 960 Bürger wegen drohender oder laufender Verfahren. Sofern Anklagen erhoben worden waren, wurden die Verfolgten in Gerichtsprozessen begleitet. Mehr als 50 % der Beratun- gen betrafen Angehörige der Grenztruppen. Gegenstand der Unterstützung waren rechtliche Hinweise, Ver- mittlung von Erkenntnissen in durchgeführten Verfahren, Beistand in den Gerichtsprozessen. Später auch die Betreuung von Inhaftierten und ihren Familien. Eine große Rolle spielte die Vermittlung und Zusam- menarbeit mit Rechtsanwälten. Allen in diesen Verfahren tätigen Verteidigern gebührt unser Dank. Aner- kennungsvolle Arbeit leisteten die unserer Organisation zugehörigen Anwälte. Ich möchte hier vor allem unseren Dr. Frank Osterloh, Jürgen Strahl, Steffen Sonntag und Ralph Dobrawa nennen. Eine besonders starke Stütze auch in Grenzerverfahren war Prof. Erich Buchholz. Er ist uns bis heute engstens verbunden. Im Anschluss an meine Ausführungen werden wir Ausschnitte eines Interviews mit ihm uns anhören und ansehen. In vielen Verfahren wehrten sich die Verurteilten mit Rechtsmitteln und Beschwerden. Bis zum BVerfG und in zwei Prozessen, davon einer das Grenzregime der DDR betreffend, bis zum EUMRGH. Die Vorbe- reitung auf die Prozesse, die Verteidigung in den Verfahren, die Anrufung höherer Gerichte, des BVerfG und des EUMRGH waren wesentlich von der GRH mit organisiert. In beträchtlichem Maße aber auch mit- finanziert. Allein von 1993 bis 2002 hat die GRH zur juristischen Unterstützung in den Strafverfahren (Pi- lotverfahren, Rechtsmittel, Gutachten, Rechtsanwälte) und zur humanitären Hilfe über 500 000 DM, also ca. 250 000 €, zur Verfügung gestellt. Bis heute sind es insgesamt mehr als 320 000 €. Ein erheblicher Teil da- von betraf Angehörige der Grenztruppen bzw. Verfahren im Zusammenhang mit der Sicherung der Staats- grenze. Nur in einzelnen Fällen war der Erfolg unserer Tätigkeit exakt messbar, wie z.B. im Verfahren ge- gen Erwin Gawol. Dieser war im Mai 2000 zu lebenslanger Haft wegen Totschlags verurteilt worden. In der Revision, die mit unserer Unterstützung erfolgte, wurde das Urteil auf 3 Jahre Haft verringert. Nach 18 Mo- naten ist die Strafe auf Bewährung ausgesetzt worden. Wenn auch in den Verfahren vor oberen Gerichten die Urteile nur in wenigen Fällen aufgehoben oder ge- mildert wurden, ich bin überzeugt, dass dieser Widerstand, die konzertierte Gegenwehr wesentlich dazu bei- getragen hat, dass die Anzahl der Verfahren überschaubar blieb und die vorher verkündeten Zahlen von mehreren hunderttausend - von bis zu 500 000 war die Rede - nicht realisiert werden konnten. Die Vorbe- reitung unserer angeklagten Genossen auf die Prozesse, die Vermittlung von Prozesserfahrungen, die Aus- wahl von und Zusammenarbeit mit Verteidigern, die Unterstützung im gerichtlichen Beweisverfahren und nicht zuletzt das von uns in eine progressive Öffentlichkeit getragene Interesse an den Verfahren hatten we- sentlichen Einfluss auf die erschwerten Bedingungen für die Ermittlungsbehörden, der Sonderjustiz, einfa- che und schnelle Prozesse durchführen zu können.

Drittens: Die übergroße Mehrheit der vor Gericht Stehenden verteidigte würdevoll ihre Verantwortung, die ihr nach Verfassung, Gesetz und - bei Militärangehörigen - Befehl übertragen worden war. Ich habe viele der Verteidigungsreden und Erklärungen gehört und gelesen. Auffallend ist, dass sie nicht nur die begründe- te Zurückweisung der individuellen Vorwürfe beinhalteten, sondern zumeist ein Bekenntnis zu ihrer Verant- wortung als Angehörige der NVA bzw. der Grenztruppen der DDR abgaben. Das war Ausdruck einer engen 10

Verbundenheit zu dem Staat, dem sie ihren Eid geleistet hatten. Für dieses Treuebekenntnis möchten wir auch am heutigen Tage allen Verurteilten danken - für ihre Standhaftigkeit angesichts der drohenden Stra- fen. Besonders die zu Freiheitsstrafen Verurteilten zeigten auch im Strafvollzug ein würdevolles Verhalten. Nicht wenige verlangten durch ihr Auftreten und Verhalten anderen Inhaftierten und sogar dem Personal Achtung ab. Genossen, auch das was nach den Prozessen noch folgte, war und ist bis heute mit Respekt zu würdigen und erfordert unsere volle Solidarität. Ich meine damit die Last, die die Betroffenen durch immense Kosten zu tragen hatten und noch zu tragen haben. Belastungen, die ja die ganze Familie betreffen, z. Tl. bei andauern- der Strafrente. Dazu gehören auch Militärs und Angehörige der Grenztruppen. Unter uns sind Verurteilte, die zeit ihres Lebens mit monatlichen Ratenzahlungen an die Justizkasse belastet sind und deren Lebenszeit für den Restbetrag über noch Zehntausende EURO nicht ausreichen wird. All das, liebe Freunde, geschieht ohne Klagen, mit erhobenem Kopf, souverän und stark. Vergessen werden, wollen und dürfen wir das nicht.

Genossen, mit ihrem Auftreten vor Gericht, mit ihrem Umgang der oft großen Last für das eigene Leben und die Familien setzten die Verurteilten Zeichen für die Öffentlichkeit und für den Widerstand, der heute gegen Diskriminierung und Diffamierung geboten ist.

Liebe Freunde und Genossen! Das mutige Verhalten unserer Freunde vor Gericht ehrte in besonderer Weise das Andenken an unsere 25 im Grenzdienst getöteten Genossen. Die GRH hat sich dieser Ehrung von Anfang an bis heute verpflichtet gefühlt. Die ersten Aktivitäten auf diesem Gebiet galten unserem unvergessenen Egon Schulz. Wir erinnern uns: Nach 1990 wurden in einer breiten Solidaritätsaktion des ND zur Verfolgung der Mörder von Egon Schulz über 100 000 DM gespendet. Dieses Spendenkonto übernahm die GRH. Sie finanzierte beauftragte Anwälte und arbeitete mit diesen eng zusammen. Zur strafrechtliche Konsequenz für die Schuldigen reichte es im Ergebnis nicht. In einem zweiten von uns initiierten und finanzierten Verfahren gegen den Mörder von Reinhold Huhn erfolgte eine Verurteilung, allerdings "auf Bewährung". Die Ehrung der im Grenzdienst Getöteten ist in den Territorien differenziert entwickelt. Wir kennen es, Ge- denkstätten und Gedenktafeln wurden entfernt, Straßen umbenannt, neue Tafeln wurden mit "neutralem" In- halt beschriftet usw. Ehrungen für unsere Grenzer sind nicht erwünscht, ja werden sogar diffamiert. Aber es gibt in der GRH und bei befreundeten Gruppen vielfältige Bemühungen zur Pflege des Andenkens. So ehrt die Kameradschaft "Florian Geyer" jährlich und Waldemar Esthel, die TAG Schwerin pflegt die Gedenkstätte Dömitz, die TAG Berlin-Lichtenberg Helmut Just. In diesem Jahr zu dessen 80. Geburts- tag mit nahezu 100 Teilnehmern. Zentral wurden anlässlich des 13. 8. 2011 unter Teilnahme befreundeter Organisationen Ehrungen an der Gedenktafel für Egon Schulz und für getötete Grenzer an der Grenze zu Westberlin vorgenommen. Wir waren bemüht, die Pflege des Andenkens in den letzten Jahren zu verstärken. Dazu hat auch beigetra- gen, dass finanzielle Mittel und Kranzschleifen mit der GRH -Aufschrift zur Verfügung gestellt wurden. Die Ehrung erfolgt also nicht anonym, was uns wichtig ist. Damit fühlen sich aber auch unsere Gegner provo- ziert - wie in Berlin. Hier war das sogenannte Mauermuseum berufen, uns in den Medien als revisionistisch zu beschimpfen und natürlich die Blumengebinde zu entfernen. Beschwerden bis zum Regierenden Bürger- meister und Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft führten zu den erwarteten Ergebnissen. Aber immerhin, die Öffentlichkeit nahm wahr, dass es auch Andersdenkende gibt, die sich dem Zeitgeist nicht beugen.

Liebe Freunde, ein Schwerpunkt unserer Arbeit in der GRH war von Anfang an die Sammlung von Erfahrungen, Kenntnis- sen und Erkenntnissen sowie die Förderung geeigneter Publikationen. Besonders nach dem Abschluss der letzten Strafverfahren 2005 wurde diese Aufgabe intensiv betrieben, und sie wird weiter geführt. Das waren Informationen und Sonderdrucke der GRH, Standardwerke zur Grenze, Dokumentationen und Veröffentli- chungen zu einzelnen Zeitabschnitten oder Aufgabenbereichen, Berichte über die Gerichtsverfahren usw. Hier eine Auflistung vorzunehmen, ist gar nicht möglich. Von den heute besonders bei Publikationen und Dokumentationen aktiven Genossen zur Grenzproblematik möchte ich vor allem Horst Liebig und Günter Ganßauge nennen. Viele der Aktivisten und Autoren leben nicht mehr. Sie haben aber Wichtiges hinterlas- 11 sen. Ob Mitglieder der GRH oder Sympathisanten, Dutzende von Publikationen - Beiträge, Bücher, Bro- schüren, Dokumentationen - geben alle ein Bild wider, das die Wirklichkeit des Grenzdienstes, Notwendig- keit und Auftrag, Hintergründe und Probleme, aber auch die Ursachen ihres Friedensdienstes aufzeichnet. Ich möchte in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit hervorheben, persönliche Aufzeichnungen zu nut- zen, um das Bild über unser Leben auch aus der ganz individuellen Sicht zu vervollkommnen. Allen Genos- sen, die sich bemühen, solche Aufzeichnungen zu bewahren und zu archivieren oder sie gar mit Einver- ständnis der Eigentümer für die öffentliche Aufklärung zu nutzen, danken wir. Hier leistet die Interessenge- meinschaft Grenzernachlässe und Archiv (IGRA) mit Friethjof Banisch als Leiter eine hervorragende Ar- beit.

Liebe Freunde und Genossen! Wenn ich hier über zwanzigjährige Arbeit der GRH und speziell über die erfolgreiche Tätigkeit im Bereich der Grenze spreche, dann ist dies zweifellos das Ergebnis kollektiven Wirkens des GRH-Vorstandes ge- meinsam mit vielen engagierten Grenzern. Aber entscheidend war der frühzeitige Vorstandsbeschluss, am 25. 04. 1994, neben weiteren sechs zentralen AG eine Arbeitsgruppe Grenze zu bilden. Unter Leitung unse- res unvergessenen Karl Leonhard und nach dessen Tod von Manfred Kleemann wurde hier ein Kollektiv ge- formt, das seinem Namen alle Ehre macht. Mit Bildung einer AG Grenze International am 1. März 2005 un- ter Verantwortung von Peter Freitag und inzwischen seit vielen Jahren von Günter Leo hat die AG Grenze durch Verbindungen zu unseren ehemaligen tschechischen Waffenbrüdern und heutigen Kampfgefährten und zu polnischen Soldaten auch internationale Dimensionen angenommen. Seit 20 Jahren wird nunmehr unter Verantwortung der AG Grenze eine vorbildliche Arbeit geleistet mit inhaltlich klaren Positionen und "militärisch" straff organisiert. Das betrifft eine breite Öffentlichkeitsarbeit - von Berlin bis Suhl und vom Harz bis Bochum im Ruhrgebiet, eine ständig qualifizierte Arbeit im Internet, es beinhaltet die Traditions- pflege und Erinnerung an verstorbene und getötete Kampfgefährten, es betrifft Diskussionsrunden zum In- halt und zum Sinn des Grenzdienstes sowie die Betreuung von bedürftigen Mitstreitern. Wir erleben heute und hier das 28. Grenzertreffen. Viele Teilnehmer kommen seit Jahren regelmäßig zu die- sen Höhepunkten mit jeweils bis zu 400 Teilnehmern. Inzwischen sind die Grenzertreffen der GRH für ost- deutsche linke Organisationen und für linke Parteien fast zu Pflichtveranstaltungen geworden. Wollte ich die hier anwesenden Organisationen, Parteien und Gruppen, die z. Tl. im OKV als Netzwerk zusammenar- beiten, nennen, müsste ich sicher mehr als ein Dutzend aufzählen. Ja, diese Grenzertreffen sind Treffen von Menschen, die zu ihrer Vergangenheit in der DDR stehen und gegen die Diffamierung ihres Lebenswerkes, das dem Frieden gewidmet war, Widerstand leisten. Ich sage hier ausdrücklich, auch einzelne unterschiedli- che Meinungen zu selektiven Fragen der Grenzsicherung, die hin und wieder die Gemüter erregen, können unsere Grundauffassungen nicht erschüttern. Produktive Streitgespräche sind erwünscht, sie dürfen aber nicht zu kleinlichen persönlichen und rechthaberischen Auseinandersetzungen führen. Jede Meinung ist ge- fragt und geachtet, die von der Grundauffassung getragen ist, dass die Grenzsicherung dem Schutz des So- zialismus diente. Der Rahmen unserer Grenzertreffen war aber immer weiter gesteckt als nur Erinnerungen zu erneuern und Bewahrenswertes zu benennen. Anspruchsvolle inhaltliche Themen mit sachkundigen Referenten beleuch- teten vergangene und heutige Politik, forderten zur Auseinandersetzung heraus und - daran lag uns beson- ders - stärkten uns und unsere Argumente im täglichen politischen Kampf. Militärs, Historiker, Juristen, Politiker, Menschenrechts- und Friedensaktivisten vermittelten uns Erkenntnisse, die uns im politischen Kampf hilfreich sind. So soll es sein, und so muss es auch bleiben. Das alles, liebe Genossen, wäre ohne eine solche starke AG Grenze nicht möglich gewesen. Danke, Genos- sen der Arbeitsgruppe.

Liebe Freunde, liebe Genossen! Wir schätzen realistisch ein, dass es großer Anstrengungen bedarf, um die erreichte Qualität unserer Arbeit fortsetzen zu können. Über die komplizierte personelle Situation (Alter, Gesundheit, Nachwuchs) muss ich hier nicht sprechen, über das anhaltende Feuer unserer Gegner ebenfalls nicht. In seinem Schmutzwerk "Die Täter sind unter uns" 2007 widmet Herr Knabe über 30 Seiten der GRH, dem "Hilfsverband für Staatskrimi- nelle", wie er uns bezeichnet (übrigens ist ISOR für ihn die "Tätergewerkschaft"), davon widmet er allein den Grenzertreffen und der Grenzproblematik 10 Seiten. In einem Bericht des Staatsministers Neumann 12 zum "Unrechtsstaat DDR" von 2013 macht dieselbe Problematik einen Hauptteil des Pamphlets über Dut- zende von Seiten aus. Und Gauck, der Mann im höchsten Staatsamt, erklärt 2013 vor der Führungsakade- mie der : "Ich habe mich auf meinen Auftritt bei der BW ganz besonders gefreut. Sie können sich wahrscheinlich nur bedingt vorstellen, warum das so ist und warum ich so gerne zu Ihnen gekommen bin. ... Soldaten und Militär - das war nämlich in meinem früheren Leben allgegenwärtig, in den Gesell- schaften, in denen ich lebte bis zu meinem 50. Lebensjahr. Es sind keine guten Gefühle, die in mir hoch- kommen, wenn ich an diese Zeit denke. Wenn ich mich erinnere an all diese Aufmärsche, an die Militarisie- rung unserer Schulen, an die Erziehung zum Hass auch im Offizierscorps und unter den Soldaten, an die Ablehnung eines Zivildienstes durch Partei und Staat, an die militärische Absicherung einer unmenschli- chen Grenze - und zwar nicht gegen einen Aggressor, sondern gegen das eigene Volk. Ich habe also in ei- nem Land gelebt, in dem die Armee einer Partei verpflichtet war. Eine Armee, die Volksarmee hieß, es aber nicht war. Eine Partei, die von sich behauptet, den Volkswillen zu vertreten, und die sich nicht gescheut hat, Soldaten unter Umständen auch gegen das eigene Volk einzusetzen". Genossen, Freunde! Was für eine Verdrehung und Fälschung der Tatsachen und der Geschichte. Was für eine Beleidigung! Nichts hat sich geändert. Im Gegenteil, Wahrheit ist, dass sich die Angriffe noch ver- schärft haben. Bis hin zu Stimmen, die DDR-Symbole zu verbieten. Aber Wirklichkeit ist auch: Das Interes- se vieler Bürger dieses Landes - Ost und West - an Aufklärung über Vergangenheit und Wahrheit, gegen Diffamierung und Benachteiligung ist größer geworden. Der daraus auch für uns wachsenden Verpflichtung als Widerstands-, Solidar- und Opferorganisation wollen und können wir uns nicht entziehen. Teilnahme und Atmosphäre, die auch das heutige Treffen ausstrahlt, bestärken uns in dieser Verantwortung . Nicht zu- letzt sind wir das aber unserer eigenen Würde, unserem Lebenswerk in einer sozialistischen Gesellschaft schuldig. Also müssen wir uns angesichts der begrenzten Möglichkeiten und der Erfordernisse in der weite- ren Arbeit auf Schwerpunkte konzentrieren - organisatorisch und inhaltlich:

1. Die weitere Arbeit zu Problemen der Grenzsicherung und der Grenztruppen ist und bleibt ein Hauptfeld der GRH-Arbeit. Dazu muss die Arbeitsfähigkeit der AG Grenze weiter gesichert werden.

2. Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern ist zu intensivieren. Dazu sind die Möglichkeiten des OKV zu nutzen, aber auch bilaterale (zB. mit der GBM, insbesondere dem Friedensforum, dem Verband zur Pfle- ge der Traditionen der NVA und der GT, der IGRA). Und es sind neue Partner zu gewinnen. Ich denke da- bei an Friedensaktivisten in linken Parteien und an in der Öffentlichkeit bekannte Persönlichkeiten auf die- sem Gebiet.

3. Eine vorrangige Aufgabe sind Zusammenhalt, Hilfe und Solidarität untereinander. Und vor allem nicht vergessen, die Verurteilten haben für uns alle vor Gericht gestanden und sind Opfer einer politischen Justiz geworden. Deshalb gilt weiter: Rehabilitierung für die Verurteilten bleibt unsere Forderung.

4. Die jährlichen Grenzertreffen stehen auf dem Terminplan der GRH und der AG Grenze ganz oben. Da- bei ist zu sichern, dass die Themen den Bezug zur Grenz- und zur Grenzerproblematik wahren und dabei verstärkt zu den heutigen Fragen Position beziehen und vermitteln.

5. Die weitere Arbeit am Sachbuch "Fragen zur Grenze der DDR" ist gegenwärtig vordringliches Anlie- gen der AG Grenze. Erforderlich ist jetzt, weitere Genossen zur Bereitschaft für eine aktive Mitarbeit zu ge- winnen, um die Fertigstellung der Publikation im Jahre 2014 zu sichern.

6. Unabdingbar bleibt gleichfalls, die Internetarbeit zu qualifizieren, vor allem die regelmäßige Aktualisie- rung der veröffentlichten Beiträge zu gewährleisten.

7. Die Ehrung unserer im Grenzdienst ermordeten Kampfgefährten ist uns Aufgabe und Verpflichtung. Notwendig ist, diese Ehrungen öffentlichkeitswirksam durchzuführen und entsprechende Aktivitäten durch Informationen und Aufklärung auch im regionalen Umfeld besser bekannt zu machen. 13

8. Die Öffentlichkeitsarbeit bleibt insgesamt wie auch im Bereich der Grenze ein Schwerpunkt der Arbeit. Nur durch sie können wir Fälschungen entlarven und und über die Wahrheit aufklären. Dabei ist Öffentlich- keitsarbeit zur Grenzerproblematik stärker mit Auseinandersetzungen zur aktuellen Politik zu verbinden. Aufklären und Einmischen in die Politik der Gegenwart - das muss unsere Arbeit und unsere Themen be- stimmen: Kriegspolitik und Friedenskampf, Waffenexporte und Auslandseinsätze, Aufrüstung und Interven- tionen, Widerstand national, international und im Rahmen der UNO. Das ist der Gegenstand, zu dem sich Militärs einer Friedensarmee sachkundig und überzeugend öffentlich positionieren können und müssen.

Liebe Genossen, verehrte Anwesende! Bundesregierung und Bundestag haben in diesem Jahr auf der Grundlage eines 262 Seiten langen Berichtes des bereits erwähnten Kulturstaatsministers Neumann die sogenannte Aufarbeitung der SED-Diktatur als er- folgreich eingeschätzt und mit Beschlüssen das weitere Vorgehen bestimmt. Als gelungene und weiter fort- zuführende zentrale Schwerpunkte werden dort für den Bereich Teilung und Grenze sieben Schwerpunkte genannt, u.a. die Gedenkstätte Berliner Mauer, als Teil davon die Erinnerungsstätte Marienfelde, sowie die Gedenkstätte Point Alpha in Geisa. In der Aufgabenstellung für das Militärgeschichtliche Forschungsamt in Potsdam wird formuliert, dass die Entwicklung der DDR zu einer der am stärksten militarisierten Gesell- schaften der Welt ... nur aufzuklären sein wird, wenn die Forschung die Gesamtkonzeption in den Brenn- punkt rückt. In dem Dokument heißt es, dass die Forschungserkenntnisse der historischen Bildung der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr dienen sollen. Und dass diese Bildung zum Verständnis von Krieg und Frieden, von Diktatur und Rechtsstaatlichkeit beitragen soll. Wie dieses Verständnis aussieht für einen Staat, der weltweit Kriege führt, ist leicht zu erraten. Es soll willig und reif machen für den Krieg. Ich erspare mir Weiteres aus der Aufgabenstellung des Pamphlets. Nur so viel: Einheits- und Freiheitsdenkmale in Berlin und Leipzig werden in den nächsten Jahren dieses Land verunzie- ren und seine Bevölkerung weiter manipulieren.

Genossinnen und Genossen! Das Jahr 2014 wirft schon jetzt seine Schatten. Alte und neue Kalte Krieger, Antikommunisten und DDR- Hasser werden aus Anlass des 25. Jahrestages der sogenannten Einheit sich mit neuen Denkmalen und Ein- heitsfesten selbst feiern. Für uns wird dieses Jahr Anlass sein, des 65. Jahrestages des Friedensstaates DDR und des 100. Jahrestages des Ausbruchs des I. Weltkrieges zu gedenken. Und wir werden unser Gedenken gegen Geschichtsklitterung und Kriegspolitik öffentlich und offensiv bekunden. Es bleibt also viel zu tun!

Sygmund Seynik

Sehr geehrter Vorsitzender, liebe Freunde, zuerst möchte ich mich recht herzlich für die Einladung zu Ihrem heutigen Treffen unserer ehemaligen Kampfgefährten und Waffenbrüder bedanken. Ich spreche Ihnen meine hohe Anerkennung für Ihre langjährige erfolgreiche Arbeit zur Wahrung der Rechte der ehemaligen Mitarbeiter der Sicherheitsorgane der DDR aus. In diesem Zusammenhang darf ich sagen, daß ich es bedaure, und nicht nur ich, daß es eine solche starke Organisation, die Sie zur Wahrung der Rechte der ehemaligen Mitarbeiter verkörpern, in Polen nicht gibt. Zu Ihrer Information: Bis 2009 haben die ehemaligen Mitarbeiter unserer Sicherheitsorgane eine normale allgemeine Rente erhalten. Dann aber beschloß das Polnische Parlament für ca. 41.000 Ehemalige eine Kürzung ihrer Bezüge auf ca. 70 %. Unter ihnen befinden sich auch die hemaligen Mitarbeiter unserer Grenzübergangsstellen. 14

Daraufhin haben viele Ehemalige Klagen eingereicht, die dann bis zum Europäischen Gerichtshof gingen. Der Europäische Gerichtshof in Strasburg hat dann am 14.05.2013 die Klage dieser Ehemaligen abgewiesen und an Polen zurückgegeben. Dieses Urteil wurde dann für weitere 1.600 Kläger für gültig erklärt. Also ein Urteil, das sich eindeutig gegen Mitarbeiter der Sicherheitsorgane ehemaliger sozialistischer Staaten richtet. Dieses Urteil nutzten die neuen nationalistischen rechtsorientierten Kräfte, die sich auch in Polen formiert haben und bereits Sitze im Polnischen Parlament haben, gegen uns. Diese Kräfte beschlossen, daß die ehemaligen Berufssoldaten, die bis 1989 gedient haben, auf der Grundlage dieses Rentenstrafgesetz zu bestrafen sind. Aber aufgrund dieser Aktivitäten der rechten Kräfte entwickeln sich immer mehr Gegenreaktionen auch in Polen. Ein positives Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit polnischer und deutscher Antifaschisten gegen diese Kräfte. Zu erwähnen ist dazu die gemeinsame Blockade in Frankfurt / Oder vor ein Paar Wochen gegen diese rechten Kräfte, an der auch wir uns beteiligt haben. Leider streiten sich zur Zeit unsere linken Kräfte in Polen noch zu sehr um Details und finden noch nicht zu einer einheitlichen Meinung und Stärke. Wir haben aber die Hoffnung, daß die gesellschaftlichen Kräfte in unseren Ländern aufgrund ihrer Erfahrungen aus der Vergangenheit, besonders aus dem II.Weltkrieg es nicht zulassen werden, daß es zu dieser unmenschlichen Rückkehr kommt. Im Namen der polnischen Delegation wünsche ich Euch weiterhin viel Erfolg in Eurer beispielhaften Tätigkeit sowie persönlich viel Gesundheit und Schaffenskraft.

Dr. Milan Richter

Genosse Vorsitzender der GRH und werter Freund Hans Bauer! Wenn sich am Sonnabend dem 26.Oktober die Grenzsoldaten der DDR zu ihrem tradionellen Herbsttreffen zusammenfinden, liege ich bereits die vierte Woche nach einer nochmaliger Rückenoperation in häuslicher Pflege. Es tut mir sehr Leid, daß ich mich in diesem Jahr nicht mit den Freunden treffen kann, die vor Jahren die Staatsgrenzen des ersten Arbeiter-und-Bauern-Staates in der Geschichte und gemeinsam mit uns, den tschechoslowakischen Grenzsoldaten, auch die Westgrenze der sozialistischen Gesellschaft geschützt haben. Es ist schade, daß ich mich nicht mit den verdienstvollen Freunden trffen kann, die gemeinsam mit uns die historische Wahrheit über den Sozialismus in unseren Ländern in unseren Ländern und die Wahrheit über die Bedeutung des standhaften Dienstes der Grenzer der DDR und der CSSR verteidigen. Unsere Freundschaft und unverbrüchliche Einheit haben wir auf dem Gesdamtstaatlichen Treffen der Grenzsoldaten der CSSR am 20.Juli 2013 in Nymburk bekräftigt, an dem sich die Delegation unter Leitung des Genossen Manfred Kleemann und mit den Genossen Günter Leo und Karl-Heinz Kathert aktiv beteiligt hat. Der Beitrag des Genossen Kleemann wurde von den Teilnehmern mit großer Aufmerksamkeit verfolgt und er wies den Weg für die Weiterführung und Entwicklung unserer Zusammenarbeit. Er wird auch in unserer Zeitschrift „Hranicar“ (Der Grenzsoldat) veröffentlicht werden und auf der DVD zu finden sein, die nach ihrer Fertigstellung auch dem Vorsitzenden der GRH, Geossen Hans Bauer, übersandt wird.

Teure Freunde, Grenzsoldaten der brüderlichen DDR! Im Namen der tschechoslowakischen Grenzsoldaten, der Mitglieder des Clubs der Tschechischen Grenzgebiete und in meinem eigenem Namen wünsche ich Ihnen von Herzen gute Gesundheit und festes Standvermögen. Wir werden das alle brauchen in einer Zeit, da der globale neoliberale Kapitalismus nichts unversucht läßt, den Sieg unserer gemeinsamen Wahrheit über die Vergangenheit und eine bessere Zukunft unserer Völker zu verhindern. Mit großer Hochachtung vor Eurer Arbeit in der GRH unter Leitung des Genossen Hans Bauer und seiner Mitarbeiter Euer Freund Dr. Milan Richter Oberst der Grenztruppen der CSSR i.R. Stellvertretender Vorsitzender des Nationalrates der Clubs der Tschechischen Grenzgebiete

Theodor Hoffmann 15

Sehr geehrte Genossinnen und Genossen, liebe Freunde, es ist mir eine angenehme Aufgabe, Ihnen, den Teilnehmern des Herbsttreffens der Arbeitsgruppe Grenze der Gesellschaft zur rechtlichen und Humanitären Unterstützung, die solidarischen Grüße des Vorstandes, des Ältestenrates und aller Mitglieder des Verbandes zu Pflege der Traditionen der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen der Deutschen Demokratischen Republik zu übermitteln. Es erfüllt uns mit großer Genugtuung, dass die GRH, die Großes geleistet hat für die Hilfe der von der Sie- gerjustiz verfolgten DDR – Bürger, für die Entwicklung der Solidarität mit den Betroffenen sowie in der Auseinandersetzung mit den Verfälschungen unserer Geschichte, einer unserer wichtigsten in Solidarität verbundenen Partner ist und dass unsere AG Grenze eine starke Säule in der GRH ist. Unser Verband ist eine noch junge Organisation. Wir haben uns auf den Tag genau vor neun Monaten ge- gründet. Wir verfügen zur Zeit über sieben Regionalgruppen in Rostock, Schwerin, Berlin, Potsdam, Straus- berg, Bautzen und Leipzig und einige kooperative Mitglieder. Wir sind für alle offen, die sich zu unserer Satzung bekennen. Wir befinden uns noch in der Entstehungsphase und ich darf an dieser Stelle Dank sagen für die Unterstüt- zung, die wir von der GRH, namentlich ihrem Vorsitzenden, Genossen Hans Bauer, erhielten.

Unser Verband hat sich zur Aufgabe gemacht, das fortschrittliche, humanistische Erbe der NVA und der Grenztruppen der DDR zu pflegen und zu bewahren, zu Wahrheitsfindung über unsere Rolle und Stellung in der DDR beizutragen und den üblichen, dem Kalten Krieg entlehnten Verleumdungen offensiv entgegen zu treten. Das wollen wir gemeinsam mit allen ehemaligen Angehörigen der bewaffneten Organe der DDR und in en- ger Verbundenheit mit den Organisationen, die sich im OKV vereinigt haben, dessen Mitglied wir sind.

Wurde unser Verband nicht zu spät gegründet? Er wurde zwar spät gegründet, aber noch nicht zu spät, denn die Politik der Delegitimierung der DDR ist noch nicht beendet. Täglich erleben wir die Verleumdung und Verfälschung ihrer Geschichte. Nach wie vor gibt es die Ungleichbehandlung der Bürger der BRD mit einer Benachteiligung der DDR – Bürger. Mit Be- troffenheit und Empörung müssen wir erleben, dass nach Beendigung der Blockkonfrontation für die westli- chen Großmächte Krieg wieder ein Mittel der Politik ist und dass die Bundesrepublik Deutschland auf fast allen Kriegsschauplätzen in dieser und jener Form dabei ist. Das Bekenntnis, dass von deutschem Boden nie wieder Krieg ausgehen soll, wird von den Regierenden missachtet.Gemeinsam mit allen im OKV vertrete- nen Organisationen wollen wir uns dieser Politik entgegenstellen. Wir sind eine Verstärkung des OKV und das nicht nur zahlenmäßig.

Warum führt unser Verband auch „Grenztruppen der DDR“? Wir haben eine gemeinsame Geschichte und gemeinsame Traditionen, und das nicht nur seit 1961. Die NVA und die Grenztruppen der DDR hatten die gemeinsame Aufgabe, an der Seite der anderen Armeen der Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages die Unverletzbarkeit der Grenzen zwischen dem Warschauer Vertrag und der NATO, die sich vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee erstreckten, zu sichern und den Schutz des Territoriums der DDR zu gewährleisten. NVA und Grenztruppen der DDR hatten in Durchsetzung der auf die Erhaltung des Friedens gerichtete Politik der DDR einen Anteil daran, dass aus dem Kalten Krieg kein heißer wurde. Ordnung an den Grenzen ist eine wichtige Voraussetzung für den Frieden. Es gab und gibt sie immer noch, die emotionale Nähe der Angehörigen der NVA zu den Angehörigen der Grenztruppen der DDR und umgekehrt. Ehemalige Angehörige der Grenztruppen der DDR gehören zu den Gründungsmitgliedern unseres Verban- des und sind im Vorstand und im Ältestenrat vertreten. Wir freuen uns natürlich über jedes neue Mitglied unseres Verbandes, denn dadurch wächst unsere Durchschlagskraft. Wir betreiben jedoch keine Abwerbung bei Partnerorganisationen. Wir sind keine Konkurrenten. Unsere Kraft liegt in der Solidarität und in der Ge- meinsamkeit. Kraft wird notwendig sein, um das vor uns stehende zu meistern.

Im nächsten Jahr jährt sich zum 25. Mal der stürmische Herbst des Jahres 1989 und die Öffnung der Staats- grenze der DDR. Das wird sicher Veranlassung sein zu einer neuen großen Verleumdungskampagne. Viele 16 werden dabei ihre Verdienste am friedlichen Verlauf der Ereignisse in den Vordergrund rücken und dabei vergessen, in wessen Hände sich die Waffen befanden. Wir sollten darauf offensiv, selbstbewußt und beson- nen reagieren. Die Politik der Regierung der DDR und die Haltung ihrer bewaffneten Kräfte hat gewährleis- tet, dass sich die komplizierten Ereignisse vollzogen, ohne das ein Schuss fiel. Dem deutschen Volk blieben arabische Verhältnisse erspart.

Wir sind, wenn ich mich umsehe, fast alle in einem Alter, in dem man sich um die Enkel und Urenkel küm- mert. Das müssen wir auch. Erzählen wir ihnen oder schreiben wir ihnen auf, wie und wofür wir gelebt ha- ben. Unsere Enkel und Urenkel werden einmal eine reale Beurteilung unserer Leistungen und unserer Geschichte vornehmen. Wir werden also immer noch gebraucht.

Heinz Schubert

Fünf Jahre IGRA unter dem Dach der GRH

Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren wurde die IGRA mit Beschluss des Vorstandes unserer Gesellschaft gegründet. Dem Statut der GRH und unserer Arbeitsordnung verpflichtet, haben wir uns in dieser Zeit daran gehalten, neben der Sammlung von Grenzernachlässen, ihrer Aufbereitung und Archivierung, einen eigen- ständigen Beitrag zur authentischen Darstellung der Geschichte der Grenzsicherungsorgane in der SBZ und der DDR zu leisten. Wir haben am Vorabend unserer heutigen Veranstaltung in unserer diesjährigen Mitgliederversammlung un- ter Teilnahme von Gästen, Vertretern des Verbandes zur Pflege der Traditionen der NVA und der Grenz- truppen der DDR, Genossen der Grenzbrigade Küste und der Kameradschaft „Florian Geyer“, Dermbach, Bilanz unseres Wirkens im vergangenem Jahr gezogen und Konsequenzen für die weitere Tätigkeit unserer Interessengemeinschaft abgeleitet, insbesondere unter Beachtung der im Jahr 2014 anstehenden Jahrestage.

Wenngleich der Standort unseres Archivs mit Zustimmung durch den Vorstand unserer Gesellschaft so ge- wählt, den einen oder anderen möglicherweise verleiten könnte, uns als „die aus dem Wald“ zu bezeichnen, können wir von uns sagen, dass wir uns mit diesem Standort nicht hinter dem Mond lebend fühlen. Moderne Kommunikationsmittel sichern unsere Verbindung zur Außenwelt, unsere Wohnorte sichern unser Leben in der Zivilisation und befähigen uns, die Welt, in der wir leben, zu verstehen. Und nicht nur nebenbei: Umge- ben von ursprünglicher Natur wird das Denken durch frische Luft angeregt. Wir laufen nicht Gefahr, dass Großstadtsmog möglicherweise unsere Denkprozesse vernebelt.

An dieser Stelle einen herzlichen Dank an den Vorstand der GRH und an die Arbeitsgruppe Information / Dokumentation in Person des Genossen Herbert Damm, die uns die Möglichkeit eingeräumt haben, in großer Selbständigkeit zu arbeiten, darauf vertrauend, dass wir uns nicht verselbständigen. Dieses Vertrau- en werden wir auch in Zukunft rechtfertigen.

Was ist in den vergangenen fünf Jahren Seite an Seite mit anderen unserer Gesellschaft entstanden ? Dank des Fleißes „ortsansässiger“ Kameraden, die seit 5 Jahren fast regelmäßig einmal in der Woche für mindestens 5-6 Stunden in Johannismühle tätig sind, entstand eine funktionsbereite Einrichtung, die wir un- bescheiden Archiv nennen. Darin befinden sich mehr als 4.600 Archivalien, aufbewahrt in mehr als 300 Ordnern und mehr als 60 Archiv – und anderen Behältnissen. Das sind zum Beispiel als 150.000 Seiten an Dokumenten und mehr al 7.000 Fotodokumente.

Diese wöchentlichen Arbeitsstunden werden auch dazu benutzt, darüber Gedanken auszutauschen, welche Beiträge die IGRA zur authentischen Darstellung der Geschichte der Grenzsicherungsorgane (GsiO) der SBZ und der DDR leisten kann. So entstanden auch letztendlich die Ideen zur Erarbeitung der Broschüren über „Die Entwicklungsetappen ...“ ( herausgegeben 2011 und 2012 ) und „Die Entwicklung der Schusswaf- fengebrauchsbestimmungen ....“ ( herausgegeben 2013 ). Diese Broschüren liegen zum Erwerb bereit. Dar- über hinaus wurden dabei Überlegungen angestellt, Dokumentationen über die Entwicklung der Sicherung 17 der Staatsgrenze der DDR zu Berlin ( West ), über die Beschaffenheit und Entwicklung des Personalbestan- des der GsiO der SBZ und der DDR sowie die Entwicklung der Bewaffnung der GsiO der SBZ und der DDR zu schaffen. Die erstere, eine Dokumentation zur Entwicklung der Sicherung der Staatsgrenze der DDR zu Berlin (West ) liegt vor; sie wird jedoch auf Entscheidung des Autors derzeitig nicht veröffentlicht . Die beiden anderen Dokumentationen sind in Arbeit und werden voraussichtlich 2014 der Öffentlichkeit zu- gänglich gemacht .

Apropos Öffentlichkeit, auch unsere Einrichtung und unsere IGRA lebt von der Öffentlichkeit. Enge Ver- bindungen zu den Standortkameradschaften, wie zum Beispiel nach , Heiligenstadt, Dermbach, Son- neberg, Plauen, Possek und Suhl im Süden bzw. nach Oschersleben, Grabow und Nordhausen lassen uns nachvollziehen welche Aktivitäten in den ehemaligen Standorten stattfinden. Auch das ist uns Veranlas- sung, in unseren eigenen Aktivitäten nicht nachzulassen. Schön wäre es, wenn auch andere Standortgemein- schaften Verbindung zu uns suchen würden. Verständlicherweise muss sich der Publikumsverkehr in unserem Archiv in engen Grenzen bewegen . Nicht weil wir etwas zu verbergen hätten, sondern weil wir uns in einem Standort befinden, der die Existenz- grundlage für etliche Menschen bildet. Deshalb sind wir sehr erfreut darüber, dass unsere Besucher in aller Regel auch den Wildpark besuchen. Wir begrüßen gerne Besucher, die sich für unsere Arbeit interessieren. Da sind ehemalige Grenzer und an- dere Mitglieder der GRH, da sind Interessenten anderer befreundeter Organisationen. Zu ihnen gehörten zum Beispiel in diesem Jahr der Besuch der TAG „Klaus- Dieter Baumgarten“, ein alljährlicher Traditions- besuch, der Aufenthalt des Vorstandes des Verbandes zur Pflege der Traditionen der NVA und der GT der DDR und ein Besuch von Genossen der TAG Cottbus. Gerade dieser Besuch am 12.10.2013 hatte eine große emotionale Wirkung auf uns. Die Genossen, unter ihnen auch Opfer der politischen Strafverfolgung, nutzten im Beisein von Familienangehörigen ihren Besuch bei uns zur Ehrung des vor 60 Jahren ermordeten Hauptwachmeisters der VP Heinz Sunkel. Der Erinnerungsstein an diesen Mord, Täter war bekannterweise ein tschechischer Verbrecher bei seiner Flucht nach Westberlin, befindet sich zur Aufbewahrung im Bestand des Archivs. Ein ausführliches Gespräch mit regem Gedankenaustausch und die Besichtigung unserer Ein- richtung rundeten diesen Besuch ab, wobei einer der Cottbusser Kameraden bei der Betrachtung unserer Fo- todokumente von seinen Erinnerungen an seine Dienstzeit bei der DGP nahezu überwältigt wurde. Eines hat dieser Besuch gelehrt: Wir müssen uns nicht in Selbstdarstellung üben, wir sollten die Ergebnisse unserer Tätigkeit sprechen lassen.

Wie soll es weiter gehen ? Wir werden unsere Bemühungen intensivieren, um weitere an einer Mitarbeit in- teressierte Ehemalige zu gewinnen. Das soll heißen: Wir machen weiter und stellen uns dabei ganz einfach den Realitäten und Herausforderungen der Gegenwart. In den Prozess der Fortsetzung unserer Tätigkeit werden wir mittel- und langfristig Überlegungen einfließen lassen, wie wir uns unsere Zukunft vorstellen und gestalten werden. Nur so werden wir unserer Verpflichtung gerecht, auch weiterhin wirksame Beiträge zur authentischen Darstellung der Geschichte der GsiO der SBZ und der DDR zu erstellen und so ganz ein- fach die Ehre von Generationen Ehemaliger zu bewahren .

Horst Liebig

Die Geschichte der Grenztruppen ist noch nicht geschrieben Aber in der Öffentlichkeit kursieren Hunderte Bücher und Publikationen der anderen Seite! Verfasst von Schreibern, die dem Zeitgeist verhaftet, dem Mainstream ergeben sind. Die Autoren und Verfasser, denen alle Archive über Dokumente und Materialien der Grenztruppen der DDR zur Einsicht zur Verfügung ste- hen, bemühen sich, ein Bild über die Grenztruppen und das Grenzsystem der DDR zu schaffen, das weitab von der historischen Wahrheit angesiedelt ist. Auf dieser Spielwiese tummeln sich selbsternannte Experten, Schreiberlinge, die sich anmaßen, die alleinige Deutungshoheit über das Thema zu besitzen. Ihnen geht es vor allem darum, die Geschichte zu klittern, zu verfälschen, Tatsachen zu verdrehen, Gruseln und Schau- dern erzeugen. Natürlich benutzen sie auch nach wie vor Totschlagargumente, wie 18

Mauerschützen, Schießbefehl, Todesstreifen, Selbstschuss- oder auch Todesautomaten. Der ideologische Holzhammer wird immer noch geschwungen! Das sind gängige Klischees, die sich leider in vielen Köpfen der Bürger festgesetzt haben. Aber, betrachtet man diese Szene kritisch, stellt man fest: In der Art und Weise, wie heute das Thema DDR-Sicherheitsorgane behandelt wird, zeigt sich ein gewisser Paradigmenwechsel. Es wird weniger grob mit dem Säbel geschlagen, sondern immer mehr kommt das Flo- rett zum Einsatz. Mit feinen Stichen, weniger grobschlächtig, nicht holzschnittartig, wird heute der politisch-ideologische Kampf, man kann aber auch nach wie vor von ideologischer Diversion sprechen, ge- führt. Ein Beispiel: Die ARD-Fernsehserie „Weißensee“ mit hoher Quote. Differenzierter, etwas sensibler und mit fein gesponnener Regie und bekannten Schauspielern besetzt, wird zu Werke gegangen.

Aber auch seriöse Historiker beschäftigen sich mit den Grenztruppen und dem Grenzregime. Diese sind durchaus sehr ernst zu nehmen. Beileibe will ich hier nicht für ihre Publikationen werben. Zwei Beispiele: Dr. Peter-Joachim Lapp, mit seinem Buch „Grenzregime der DDR“. Dr. Hendrik Thoß „Gesichert in den Untergang“. Zu Dr. Peter-Joachim Lapp: Er wr ehemaliger DDR-Bürger, in DDR-Haft, Freikauf, im Westen Dipl.-So- ziologe und Politologe, promoviert, Verfasser vieler politischer Bücher. Das wahrlich gewichtige Werk „Grenzregime der DDR“, 618 Seiten, 75 Tabellen, 27 Fotos, umfasst Tausende Fakten aus Hunderten Do- kumenten verschiedener Archive und veröffentlichten Publikationen. Man muss einschätzen: Die angeführ- ten Fakten stimmen erst einmal. Daran kann man nicht rütteln oder deuteln. Wie sie aber bewertet, kom- mentiert und ins politische Spiel gebracht werden, ist eine andere Seite. Aus meiner Sicht kann ich viele sei- ner Wertungen und Einschätzungen nicht annehmen oder gar gutheißen. Trotzdem kann ich das Buch auch nicht pauschal verdammen. In den meisten Grundfragen stimmen wir nicht überein und haben antagonisti- sche Standpunkte. Die sich vom Anfang bis zum Ende des Buches benutzte Formulierung „innerdeutsche Grenze“ gehört dazu, wie auch die immer wiederholte infame Behauptung, es hätte einen Schießbefehl ge- geben, der zum Ziel hatte, Menschen zu töten. Die Zeit erlaubt es mir nicht, hier weiter und näher darauf einzugehen. Nur so viel: Wenn er in der Einleitung schreibt „Die Publikation ist keine Abrechnungsschrift mit den Menschen, die für das Grenzregime der DDR in irgendeiner Weise tätig waren, sondern das Buch will in erster Linie sachlich und intersubjektiv nachprüfbar aufzeigen, wie das System beschaffen war und funktionierte.“, dann ist das nichts anderes als ein Schachzug. Denn im gleichen Atemzug fährt er fort: „Wenn Schuldzuweisungen ausgesprochen werden, so richten sich diese vor allem an die politische Spitze der SED und an hohe Grenzoffiziere, nicht aber an die Mehrheit der Angehörigen der Grenzpolizei und Grenztruppen, die aus Überzeugung oder aus Einsicht in die Notwendigkeit einem Staat zu dienen, den sie für schützenswert hielten.“ Aha, daher weht der Wind. Seine Differenzierung zielt auf Spaltung ab. In einer Diskussion im Frühjahr in Dresden, wo Lapp sein Buch vorstellte, habe ich das gesagt und mich vor allem mit seiner These von der „innerdeutschen Grenze“ hart und kritisch auseinandergesetzt.

Zu Dr. Hendrik Thoß: In der DDR geboren, da aufgewachsen, DDR Schulbildung und in den Grenztruppen gedient. Nach 1990 in der BRD promoviert, Historiker. Sein Buch „Gesichert in den Untergang“ , 2004 erschienen, rund 500 Seiten. Er stützt sich auf rund 350 Dokumente insgesamt, darunter 180 aus dem Kommando der Grenztruppen, 33 aus den Grenzregimentern-10 und -34, 22 aus dem Ministerium für Nationale Verteidigung (MfNV), 22 vom Nationalen Verteidigungsrat, 5 Protokolle des Kollegiums des MfNV, 23 Dokumente vom Solidaritäts- komitee für die Opfer der politischen Verfolgung in Deutschland, 21 aus der Bundesbehörde für die Unter- lagen der Staatssicherheit, darunter Dokumente der HA I des Ministeriums für Staatssicherheit und anderer Archive. Dem Autor gelang es auch Aktenbestände aus dem Bundeskanzleramt, dem Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen sowie dem Bundesinnenministerium zu Rate zu ziehen. Ich nenne das des- halb so ausführlich, weil aus verschiedenen Gründen solch eine Einsicht in die Archive und somit in die Do- kumente uns nicht möglich ist und zum anderen, weil es von einer gründlichen wissenschaftlichen Arbeit zeugt, die in seinem Buch steckt. Ein paar Stichworte noch zum Buch. 19

Im Gegensatz zu Lapp benutzt er nicht den Begriff „innerdeutsche Grenze“ sondern schreibt deutsch-deut- sche Grenze, spricht von einer Systemgrenze und einer Grenze zwischen den Militärblöcken. Damit kann ich leben. Thoß bemüht sich, zwei Komplexe, das Grenzregime und die Außenpolitik der DDR weitgehend nahtstellenfrei miteinander zu verknüpfen. Er geht davon aus, die Geschichte der Grenzsicherung der DDR unter dem Blickwinkel der politischen Prozesse zwischen den beiden deutschen Staaten zu betrachten, weil dem in den bisherigen einschlägigen Publikationen zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird. Da kann man und muss man folgen. Ich teile nicht alle von Thoß getroffenen Aussagen, in vielen Fragen vertrete ich andere Standpunkte, treffe andere Wertungen, doch viele Aspekte seiner Darlegungen sind durchaus diskussionswert. Er schreibt auch, dass mit Beginn der achtziger Jahre vom SED Generalsekretär Impulse für einschneidende Veränderungen im DDR-Grenzregime ausgingen. Die totale Sicherheit sollte mit einem Verzicht auf den Schusswaffengebrauch und dem Einsatz von Minen, einschließlich der SM 70, verbunden werden. Festzuhalten wäre, immerhin wird mit diesem Buch eine solide, quellengestützte Arbeit vorgestellt, die über weite Strecken sogar ohne die Stereotype des Kalten Krieges auskommt. Wobei hier dick unterstrichen werden muss, dass zwischen Lapp und Thoß in vielen Fragen grundsätzliche Unterschiede bestehen, vom Inhalt, von der Diktion, von der Sprache und der Art und Weise des Herange- hens an das Thema. Eine Binsenweisheit ist, dass das massenhaft propagierte Geschichtsbild von den Mächtigen und vermeintli- chen Siegern bestimmt wird. Man kann aber die Augen nicht davor verschließen, dass es durchaus auch von dieser Seite ernst zu nehmende Beiträge jenseits vordergründiger Apologetik gibt. Für Interessierte unter uns ist es schon wichtig, auch diese Literatur zu kennen. Solange sich dies auf exklusive Zirkel oder Rand- gruppen beschränkt, stört sich das politische Establishment kaum daran. Überdies ist man klug genug, den eigenen Kadern nicht die fade Kost anzubieten, die man den Massen zumutet.

Es ist in dieser Runde bekannt, dass die AG Grenze eine Publikation mit dem Arbeitstitel „Fragen an DDR- Grenzer“ oder auch „Fragen zur DDR-Grenze“ vorbereitet. 25 Genossen haben ihre Mitarbeit zugesagt. Die meisten von Ihnen haben schon Fragen beantwortet. Wir sind jetzt in der Arbeitsphase, die Beiträge zu sam- meln, zu sichten und zu redigieren. Wir sind also auf einem guten Weg. Obwohl wir in der Arbeitsgruppe wissen, dass hier und da andere Meinungen zu diesem Projekt bestehen, lassen wir uns aber nicht beirren und arbeiten daran, eine populäre Publikation herauszubringen, um mit un- seren Mitteln und Möglichkeiten dem Gegner entschieden Paroli zu bieten. Wer, wenn nicht wir soll das tun? Wie schon eingangs gesagt, die gesamte Geschichte der Grenztruppen kann unsere Generation nicht mehr schreiben. Dazu haben wir keinen genügend langen Atem, aber auch keine Potenzen und Autoren. Auch die materiellen und finanziellen Mittel fehlen dazu. Das ist zwar bitter, aber Fakt! Die „Ereignisgeschichte der Grenztruppen“ ist geschrieben. Doch die Geschichte des Grenzregimes und der Grenztruppen wissenschaftlich zu erfassen und zu erarbeiten, bleibt jüngeren Generationen überlassen. Was uns bleibt, ist Teilbeiträge zu schreiben, unser Insiderwissen festzuhalten und Zeitzeugenberichte zu verfassen und sie für die kommende Zeit zu hinterlassen. Das ist außerordentlich wichtig. Wir müssen über Nöte, Widrigkeiten, Härten und Zwänge verschiedener Art, Fehler, Irrtümer genauso be- richten, wie über unsere Erfolge. Ausgangspunkt muss immer sein, die Grenzpolizei/Grenztruppen haben einen wichtigen Anteil an der Erhaltung des Status quo in Europa und damit zur Sicherung des Friedens ge- leistet. Dabei darf es eben auch keine Tabus geben, keine Rücksicht auf Geheimhaltung, nur ehrliche Offen- heit macht uns glaubwürdig. Über Anliegen und Zielgruppen unserer Publikation wurde schon eingehend informiert. Ich erspare mir das. Es ist sicher, es wird Fragen und Antworten geben, die dem einen oder ande- ren überraschen, ungewohnt oder auch unangenehm sind. Wir lehnen uns dabei an die schon bekannten Bü- cher wie „Fragen an das MfS“, „MfS von A-Z“, „Fragen an die DDR“ und schließlich „111 Fragen an die DDR – Wer, Warum, Wieso, Weshalb?“ an. Jeder ist aufgerufen, mitzuarbeiten. 20

Dr. Jaroslav Horak

Ich bin sehr glücklich, heute an ihrer Veranstaltung teilnehmen zu können. Wir sind sehr beeindruckt, wie familiär diese Veranstaltung bei ihnen vor sich geht. Und ich kann Ihnen sagen, bei uns ist es genauso. Es ist doch ganz wichtig, dass wir bei all diesen Unwegsamkeiten genau wissen, wofür wir gestanden ha- ben, was wir getan haben und was wir heute der Zeit schulden.

Liebe Genossen, in diesen Stunden geht bei uns die Wahl für das Parlament zu Ende und wir sind ganz fest davon überzeugt, dass die Linken Kräfte daraus gestärkt hervor gehen. Wir sind aber nicht so naiv zu den- ken, wenn die linken Kräfte einen verstärkten Zuwachs haben, dass es besser wird. Wir wissen, dass die rechten Kräfte mit allen Mitteln gegen uns arbeiten. Wir haben an der Grenze gedient, um den Sozialismus zu verteidigen, wir bei uns und Ihr an der Grenze zur BRD und Westberlin. Wir wissen natürlich, dass es nicht wieder so kommen wird wie es gewesen ist. Aber wir sind davon über- zeugt, wenn wir zusammenhalten und gemeinsam tätig werden, dann werden wir auch die Dinge erreichen, die wir uns vorgenommen haben. Ich möchte mich nicht weiter auslassen, soviel Zeit haben wir ja nicht. Aber ich möchte mich nochmals da- für bedanken, bei Euch sein zu können. Und ich möchte sagen, wenn wir eine gleiche Veranstaltung haben, dann seid Ihr recht herzlich eingeladen. Dankeschön! Gestatten Sie, dass ich die Gelegenheit benutze um dem letzten Verteidigungsminister der DDR, Admiral a.D. Hoffmann in Würdigung seiner Leistungen einen Erinnerungsteller der tschechischen Grenztruppen zu überreichen. Alles Gute, liebe Freunde. Unsere Freundschaft muß bleiben, immer, immer, immer!

Martina Holzinger:

Liebe Freunde, im Namen der Aktionseinheit „Das Begräbnis oder DIE HIMMLISCHEN VIER“ überbringe ich eurer Ver- anstaltung zum Thema „20 Jahre Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung – 20 Jahre politische Kampforganisation und Interessenvertretung für die Opfer der politisch motivierten Strafverfolgung sowie für die Angehörigen der Grenztruppen der DDR“ kämpferische und solidarische Grüße. Schon im Titel eurer Veranstaltung sind jene zwei Eckpunkte benannt, die auch im Jahre 24 der Annexion der DDR die Notwendigkeit Eurer Organisation bewusst machen. Auch wenn beispielsweise der derzeitige Bundespräsident Gauck in seiner diesjährigen Rede am 3. Oktober behauptete: „Deutschland hat sich zu einem Gesellschaftsmodell entwickelt, das ein hohes Maß an Einverständnis der Bürger mit ihrem Land hervorgebracht hat. Für viele Länder in der Welt sind wir sogar Vorbild gewor- den.“ Die gesellschaftlichen Realitäten, mit denen wir es zu tun haben, sprechen aber eine andere Sprache. Nach wie vor gibt es ein Ost-West-Gefälle in den Stundenlöhnen, von einer Rentengleichheit gar nicht zu reden, und dass noch immer die Lebensleistungen und bestimmte Berufsabschlüsse nicht anerkannt werden, wisst Ihr besser als wir. Das muss einem allerdings nicht überraschen. Die Wirtschaftskrise hat alle Gesellschaftsbereiche erfasst. Die gesamtgesellschaftlichen Widersprüche spitzen sich zu und drängen nach einer Lösung. Das Ende des kapitalistischen Zeitalters ist seit 100 Jahren eingeläutet. Deshalb muss jener Teil der Bevölkerung abge- straft werden, der bereits das sozialistische Experiment gewagt hatte. Diesen Kampf führt Ihr durch Euer aktives Tun in der GRH. 21

Ihr Grenzer habt 40 Jahre den Frieden gesichert. Seit die Bundeswehr wieder an der Oder steht, wird deut- lich, dass mit der Annexion der DDR der Anfang für den nächsten Weltbrand gesetzt wurde. Dazu sei hier noch einmal die eingangs zitierte Gauck-Rede bemüht: „Unser Land ist keine Insel. Wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, wir könnten verschont bleiben von den politischen und ökonomischen, den ökologischen und militärischen Konflikten, wenn wir uns an deren Lösung nicht beteiligen.“ Für die Konfliktlösung in unserem Sinne führten wir anlässlich des 75. Jahrestages des Münchner Abkom- mens die internationale Antikriegsaktion „Klassenkampf statt Weltkrieg“ durch. Einige von Euch haben zu- mindest teilweise teilgenommen. Der Aktionszug zog vom 29. September bis 8. Oktober von München nach Prag. Nach versuchten Verbo- ten am Startpunkt in München stellte sich heraus, gerade am 3. Oktober, dem Tag als der Aktionszug die deutsch-tschechische Grenze überschritt, gab es auch hier Schikanen durch die tschechische Polizei, die weitgehend unter dem Kommando deutscher Polizisten stand, die sich auf tschechischem Territorium breit- gemacht hatten. So weit also ist die Untergrabung der Tschechischen Republik schon gediehen. Nicht nur, dass deutsches Kapital dieses Land zum großen Teil besitzt. Sein Staat beherrscht es schon in einem Aus- maß, von dem der deutsche Faschismus vor 1938 nicht einmal zu träumen wagte. Der Zug warnte vor dem kommenden deutschen Krieg vor Betrieben und Berufsschulen, vor Schulen und in den Innenstädten und festigte die internationale Aktionseinheit im gemeinsamen Kampf.

Das Aktionsbüro „Das Begräbnis oder DIE HIMMLISCHEN VIER“ vertritt eine Aktionseinheit aus Arbei- terbund für den Wiederaufbau der KPD, Arbeits- und Koordinationsausschuss der Vierten Arbeiter- und Gewerkschafter-Konferenz gegen den Notstand der Republik, Freie Deutsche Jugend, 35 IG Metall Ver- trauensleute und Betriebsräte von Mercedes Werk Bremen, IG Metall Kollegen Jungheinrich Norderstedt, Mitglieder der IG Metall Vertrauenskörperleitung manroland Offenbach, IG Metall Kollegen Mercedes Benz, Werk Wörth - GLC Germersheim, Jugendaktionsausschuss - Notstand der Republik, Sozialistische Jugend Deutschlands - Die Falken, Bezirk Niederbayern/Oberpfalz, Agitproptruppe Roter Pfeffer, Mitglie- der des Bertolt Brecht Jugendprojekts Bremen, Revolutionärer Freundschaftsbund e.V. (annektierte DDR) und weitere. Aus der Tschechische Republik: Klub českého pohraničí (Klub des tschechischen Grenzlan- des), Komunistický svaz mládeže (Kommunistischer Jugendverband), Vojácí proti válce (Soldaten gegen den Krieg) usw. Aus der Republik Polen: Kommunistyczna Partia Polski (Kommunistische Partei Polens), und viele weitere Mitstreiter. Beginn der Zusammenarbeit war die Internationale Antikriegsaktion „Das Begräbnis oder die HIMMLI- SCHEN VIER“, die 2005 bis 2006 in Berlin und Potsdam mit Beteiligung von Veteranen der Vier Sieger- mächte stattfand. Die Aktion wird fortgesetzt. Anlässlich des 75. Jahrestags des Überfalls auf Polen wird der Aktionszug um den 1. September 2014 nach Polen unterwegs sein. Weitere Teilnehmer in der Aktions- einheit und Mitkämpfer werden immer gebraucht!

Wer Näheres zum Zug wissen möchte, kann gerne in diesem Tagebuch blättern, sich mit den Teilnehmern hier unterhalten oder sich auf der Homepage www.himmlischevier.de informieren.

Und noch eine Anmerkung als Mitglied des Fördererkreises der FDJ. Ganz viele FDJler haben am Aktions- zug teilgenommen. Diese Jugend braucht unsere Unterstützung. Auch hierzu kann man Material von mir erhalten.

Andreas Maluga

Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde, recht herzlich möchte ich mich, auch im Namen des Vorstandes des DDR- Kabinett- Bochum e, V. für die Gelegenheit bedanken, etwas über unsere Arbeit in Bochum berichten zu dürfen. Doch bevor ich näher auf unser DDR- Kabinett- Bochum zu sprechen komme, erlaubt mir eine kurze Dar- stellung meiner persönlichen Beweggründe. 22

Hohen Respekt habe ich vor jedem DDR Bürger, der offen und ehrlich mit seiner Lebensgeschichte umgeht und nach wie vor zu unserer gemeinsamen Sache steht. Gerade wir Jüngeren können und müssen von den Älteren lernen. Gutes zu bewahren und aus den Fehlern die notwendigen Schlüsse für die Zukunft zu zie- hen. Einer der wichtigsten Momente in meinem Leben war die bewusste Entscheidung, Mitglied der Kom- munistischen Partei zu werden. In Buchenwald, wo Ernst Thälmann von den Faschisten ermordet wurde, trat ich im Rahmen einer Delegation 1984 der DKP bei. Eine sehr bewusste Entscheidung, die bis heute Be- stand hat. Denn es gibt für mich keine Alternative zu einer sozialistischen Gesellschaftsordnung – der Kapi- talismus ist nicht reformierbar. Er gehört abgeschafft! Der Schwerpunkt meiner politischen Arbeit war immer die Bündnis- und Friedenspolitik. Dabei erinnere ich mich gerne an viele Künstler aus der DDR, die ich mit Unterstützung des Kulturbüros der SED einladen konnte. An viele Besuchs- und Delegationsreisen in die Bezirke Halle und Leipzig erinnere ich mich gerne zurück. Von 1987-1990 folgte eine hauptamtliche Tätigkeit beim DKP Bezirksvorstand Ruhr – Westfalen. In diesem Jahr bin ich in die Geschichtskommission des Parteivorstandes der DKP berufen worden.

Die Ereignisse des Herbstes`89, ich persönlich nenne es Konterrevolution, hatten auch mich schwer getrof- fen und es dauerte einige Zeit, um diese vermeintliche Niederlage des Sozialismus zu verarbeiten. Gerade wir im Westen sollten nicht vergessen, dass vieles an sozialen Fortschritten und positiven Entwicklungen für die Arbeiterklasse durch die Gewerkschaften nur erstritten werden konnte, dank der Existenz von 40 Jahren DDR. Als ich im Frühjahr 1990 meine Fahrt nach Nordhausen in Thüringen begann, ahnte ich noch nicht, dass sie fast zwei Jahre dauern würde. Sehr hautnah und nicht weniger emotional wurde ich Zeuge, wie an vielen Orten der DDR in diesen „Wendezeiten“ Geschichte und Lebensbiografien entsorgt wurden. Uniformen landeten auf dem Müll, Alltagsgegenstände hatten scheinbar ihren Zweck erfüllt, unzählige Lite- ratur und Zeitungen landeten in den Papiersammelstellen. Fahnen, Auszeichnungen und Ehrengeschenke wurden an neugierige Touristen verschleudert und so manch „hoch dekorierter“ DDR Bürger wechselte schneller seine „Überzeugung“, als ein Chamäleon die Farbe. Aber auch viele standhafte Genossinnen und Genossen habe ich getroffen, die mit viel Rückgrat und unter persönlichen Opfern dem „Zeitgeist“ trotzten. Ebenso sind mir viele menschliche Schicksale, gerade im Be- reich der Angehörigen der bewaffnete Organe, begegnet. Viele meiner Freundinnen und Freunde aus diesen Tagen leiden bis heute an den Folgen der bundesdeutschen Strafjustiz. Wir wissen alle, die Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik zu verfälschen und die Angehöri- gen der bewaffneten Organe zu kriminalisieren, stellt alles in den Schatten, was wir in den vergangenen Jah- ren erleben mussten. Doch das ist bestimmt kein Ausdruck der Stärke der in der BRD herrschenden Kreise, selbsternannten Ge- schichtsschreibern und Medienmachern. In dieser Auseinandersetzung sind es letztendlich die Beteiligten selbst, die mit ihrem Mut und ihrem persönlichen Einsatz als Zeitzeugen eindrucksvolle Spuren hinterlas- sen. In diesen Tagen versuche ich, jedes erhältliche Belegstück aus der DDR zu bewahren. Und nach Bochum zurückgekehrt, war der Grundstock einer Sammlung aus nahezu allen Bereichen der DDR gelegt. Im Laufe der Jahre entstand die Idee, diese Sammlung, ergänzt durch inhaltliche Informationen, für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Ergebnis ist das DDR- Kabinett- Bochum, das 2010 eröffnet wurde. Dort möch- ten wir die Geschichte der DDR anhand von Sachzeugen möglichst umfassend darstellen und somit für kommende Generationen greifbar bewahren. Der Umfang der Ausstellung umfasst sowohl die Gründung der DDR, die Arbeit der gesellschaftlichen Organisationen und Parteien, der bewaffneten Organe und der zi- vilen Einrichtungen der DDR. Persönliche Dokumente, Auszeichnungen, Schulbücher, aber auch Beklei- dung, Lebensmittel und Elektrogeräte geben Einblick in die Bereiche Schule, Ausbildung, Arbeit und Frei- zeitverhalten. Über 6.000 Exponate sind noch eingelagert. Sie werden nach Sachgebieten erfasst, archiviert und in wech- selnden Sonderausstellungen gezeigt, zur Zeit unter dem Motto „Kostbarkeiten des DDR-Porzellans und ihre Manufakturen“. Parallel entsteht eine umfangreiche Bibliothek der DDR-Literatur, die sowohl die Be- reiche der Belletristik, Kinder- und Jugendliteratur, als auch Fachliteratur umfasst. In den Anfängen steckt noch der Bereich der Miniaturbücher aus dem Offizin - Verlag Andersen Nexö Leipzig. Unsere Arbeit im DDR-Kabinett versucht über verschiedene Ansätze das Interesse zu wecken. Wir wenden uns ebenso an Menschen, die in der DDR gelebt haben und sich erinnern wollen, wie an die politisch Interessierten, die 23

über die Ursachen der Konterrevolution in der DDR, gerade im Hinblick auf zukünftige politische Entwick- lungen, mit uns diskutieren wollen. Das hat mit Verklärung und Schönfärberei nichts zu tun. Wir lassen uns auch nicht von den heute üblichen Verleumdungen und Anfeindungen beeindrucken oder gar einschüchtern. Für uns gilt nach wie vor, die DDR war das Beste, was die deutsche Arbeiterklasse je geschaffen hat. Ein weiterer Ansatz sind öffentliche Veranstaltungen, die wir zu unterschiedlichen Themen durchführen. Bisher u.a. zu der Fragestellung „War die DDR ein Unrechtsstaat - ist die BRD ein Rechtsstaat?“ mit Hans Bauer, „Zu den notwendigen Grenzsicherungsmaßnahmen der DDR“ mit Horst Liebig oder der Buchvor- stellung „Drachentöter – Die Stasi – Gedenkstätten rüsten auf“ mit Herbert Kierstein und Gotthold Schramm. Weitere Veranstaltungen zu den Bereichen „ Sport in der DDR“- mit Täve Schur und zur Frage des „Arbeitsrechts“ und dem Thema „Frauenrechte in der DDR“ befinden sich in der Planung.

Erst vor wenigen Tagen konnten wir mit 150 Gästen aus nah und fern eine gelungene Festveranstaltung in Erinnerung an den 64. Jahrestag der Gründung der DDR mit namhaften Referenten und Künstlern durchfüh- ren. Wir laden Euch jetzt schon herzlich zu unserer Festveranstaltung in Erinnerung an den 65. Jahrestag der Gründung der DDR im Herbst 2014 nach Bochum ein.

Dabei arbeiten wir seit Anbeginn freundschaftlich und solidarisch fest verbunden mit unseren Freunden und Genossen in der GRH und des OKV zusammen. Eine wichtige Rolle zur Begleitung unserer Arbeit ist auch der Einsatz der „neuen Medien“ in Form einer ansprechenden Internetseite und vor allem eines aktuellen Blog, der fast täglich neue inhaltliche Themen über die DDR behandelt, über unsere Veranstaltungen infor- miert als auch bestimmte Exponate unserer Ausstellung vorstellt. Im Laufe der letzten Zeit erreichten wir im Durchschnitt weit mehr als 8.000 Leser im Monat. Als Förderverein DDR- Kabinett- Bochum e.V. suchen wir weiter intensiv nach größeren Räumlichkeiten in Bochum und Umgebung. Wir möchten neben besserer Darstellung unserer Exponate auch Raum schaffen für Diskussionen sowie Kultur- und Literaturangebote. Dazu bedarf es aber weiterer Mitstreiter und zahlreicher neuer Fördermitglieder, um dieses Ziel zu errei- chen. Wir haben dazu entsprechende Informationen und Mitgliedsanträge an unserem Stand liegen.

Meinen Schlusssatz möchte ich, in Erinnerung an den langjährigen Chef der Grenztruppen der DDR, dem Genossen Klaus-Dieter Baumgarten, widmen: Die Grenztruppen der DDR gibt es nicht mehr - aber ihre Verdienste bei der Sicherung des Friedens, sowie ihr Beitrag zur Ausgestaltung einer humanistischen Gesellschaft bleibt auch in Zukunft unvergessen. Dafür lohnt es sich DANKE zu sagen.

Ich danke für Eure Aufmerksamkeit.

Günter Leo

Die GRH aus der Sicht eines Verurteilten

Liebe Freunde und Genossen, ich wurde am 30.09.1990 nach fast 32jähriger Dienstzeit als Grenzer in Berlin, gedient vom Posten bis zu- letzt als Kommandeur Grenzkommando Mitte, entlassen. Bei meiner Entlassung erhielt ich vom damaligen Minister für Abrüstung und Verteidigung, Eppelmann, folgende Urkunde:

„In Würdigung gewissenhafter Pflichterfüllung spreche ich Oberst Leo, Günter für 31 jährige Tätigkeit in den bewaffneten Organen meinen Dank aus.“

In welcher Situation befand ich mich in dieser Zeit? 24

- Da ich noch keine 50 Jahre alt war (mir fehlten 5 Monate), bekam ich keine befristete erweiterte Versorgung. Ich mußte mich arbeitslos melden und bekam Arbeitslosengeld. - Nach 18 Monaten Arbeitslosigkeit (während dieser Zeit versuchte ich mich auch auf dem Gebiet der Versicherung) bekam ich durch Vermittlung von Freunden eine Anstellung zum Aufbau eine Marktes (Grüner Markt in Berlin). - Die Betreiber des Marktes kamen aus dem Ruhrgebiet und so lernte ich den Kapitalismus und seine Wirtschaft in der Praxis kennen. Nach Außen wurde ich als ehemaliger Oberst vorgestellt und nach Innen ausgebeutet. - Der Markt mußte Ende 1994 geschlossen werden (Bau des Velodroms und Schwimmhalle in der Landsberger Allee) und ich wurde deshalb erneut arbeitslos. - Ein neuer Markt wurde in der Storkower Straße eröffnet und 1997 wurde ich mit Beginn der Gerichtsverhandlung wieder arbeitslos. - Seit 1991 erhielt ich regelmäßige Ladungen zu Zeugenaussagen bei Gerichtsverfahren gegen Grenzsoldaten. - Nach Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens gegen mich und Beschuldigtenvernehmung durch die ZERV erhielt ich im August 1996 die Anklageschrift mit Haftbefehl (wurde gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt). - Am 07.08.1997 wurde die Hauptverhandlung beim Landgericht Berlin eröffnet.

Mit Beginn der juristischen Verfolgung zuerst gegen Grenzsoldaten und Führungskräfte des Grenzkomman- dos Mitte bildete sich eine Gruppe von verantwortlichen Offizieren zur Beratung und Koordinierung von Maßnahmen in dieser Zeit. Nach Bildung der GRH war diese Gruppe Grundstein für die Bildung der Arbeitsgruppe Grenze in der GRH. Besondere Verdienste dabei hatten Generalleutnant a.D. Karl Leonhardt und Oberstleutnant a.D. Manfred Kleemann (Manfred Kleemann ist noch heute Leiter der Arbeitgruppe).

Schwerpunkte der Arbeit der Arbeitsgruppe waren: - Unterstützung der Verfolgten und Angeklagten durch Vermittlung von Rechtsanwälten; - Erarbeitung von Argumenten und Hinweisen;  Bei Zeugenbefragung  Auftreten in Gerichtsverhandlungen  Organisation und Koordinierung der Teilnahme an Gerichtsverhandlungen  Auswertung von Gerichtsverfahren und Ziehen von Schlußfolgerungen für weitere anstehende Verfahren  Psychologische, moralische und materielle Unterstützung der Verfolgten und Angeklagten.

Ich möchte heute vor allem an den Genossen Erwin Gawol erinnern. Nach seiner Verurteilung zu lebenslanger Haft setzte eine beispielhafte Zusammenarbeit zwischen den Rechtsanwälten, dem Vorstand der GRH und der TAG Blankenburg mit dem Ergebnis ein, dass in einem Revisionsverfahren die Haftstrafe auf drei Jahre herabgesetzt wurde. Nach seiner Haftentlassung erlitt Erwin einen Schlaganfall und einen Herzinfarkt. Erwin Gawol ist ein gebrochener Mann. Durch die psychologische und materielle Unterstützung der GRH, von Freunden und Genossen kann er heute wieder ein einigermaßen menschenwürdiges Leben führen

Am 07.08.1997 begann die Hauptverhandlung gegen den Kommandeur und drei Stellvertreter des Grenz- kommandos Mitte. Nach 40 Verhandlungstagen wurden am 26.03.1999 der Kommandeur zu 5 Jahren, 2 Stellvertreter zu 3 Jahren und ich zu 3 Jahren und 3 Monaten Haft verurteilt. Die eingeleitete Revision gegen das Urteil wurde am 08.11. 1999 durch den Bundesgerichtshof als unbe- gründet verworfen. Die gleichen Entscheidungen trafen das Bundesverfassungsgericht und der Europäi- schen Menschengerichthof. Am 08.02.2000 mußte ich meine Haft in der Justizvollzugsanstalt Hakenfelde antreten. 25

Man muß sich heute die Frage stellen, wie steht man das alles durch? 1. In der Überzeugung, richtig auf der Grundlage der Gesetze der DDR und der militärischen Bestimmungen gehandelt zu haben; 2. Das Vorhandensein von stabilen Familienverhältnissen; 3. Eine gute ärztliche Betreuung, denn die Belastungen gehen nicht spurlos vorrüber;  Depressionen  Angstgefühle  Schlaflosigkeit  Zukunftsangst. 4. Seit ich am 18.01.1994 Mitglied der GRH wurde, ist sie meine Heimstätte. Die GRH ist die einzigste Organisation, die den politischen Kampf gegen die Verfolgung und Verurteilung von Bürgern der DDR, die auf der Grundlage der Gesetze der DDR handelten, führt.

Persönlich bedeutete die Solidarität der GRH für mich: - Psychologische, moralische und materielle Unterstützung in allen Lebenslagen; - Besonders deutlich spürte ich die Solidarität während meiner Haftzeit, 2 Tage nach meinen Haftantritt erhielt ich einen Brief vom Leiter der Arbeitsgruppe Betreuung, Achim Hauck. Darin heißt es: „Wir haben während der Verhandlungen vor dem Berliner Landgericht Deine Standhaftigkeit gegen die juristische Verfolgung hoch geschätzt. Dein Auftreten vor Gericht hat uns und viele andere Prozeßteilnehmer motiviert. Wir wünschen Dir nunmehr bei Antritt der Freiheitsstrafe viel Kraft, vor allem Gesundheit unter den demütigenden Bedingungen der Haft und wir versichern Dir, unseren Einsatz gegen die politische Strafverfolgung zu verstärken, damit sie endlich per Gesetz beendet wird.“

- Durch die TAG Lichtenberg und Treptow wurden regelmäßige Besuche in der Haftanstalt organisiert. - Auf Initiative anderer TAG`s der GRH wurden ca. 100 Gnadengesuche an die Senatsverwaltung für Justiz bzw. direkt an den Regierenden Bürgermeister gerichtet. - Von allen politischen Veranstaltungen ergingen Proteste gegen die Verurteilung und Forderungen zur Freilassung wurden gestellt. So erhielt ich u.a. ein Schreiben von Prof. Siegfried Mechler, er war damals Vorsitzender der GRH, mit einhundert Unterschriften, die auf dem Pressefest der UZ am 23./24.06.2001 in Dortmund durch die „Initiativgruppe für die Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges“ organisiert wurden. - Nach der Haftentlassung waren die Genossen des Vorstandes der GRH und der TAG Lichtenberg die ersten Besucher zu Hause.

Als ich am Tag meiner Haftentlassung von meiner Familie und meinen Freunden in Hakenfelde abgeholt wurde, hing an unserer Wohnungstür ein Blumenstrauß mit einem kleinen Zettel, der die Grüße von Hanne- lore und Klas-Dieter Baumgarten enthielt. Sie hatten über eine Stunde auf unsere Ankunft gewartet. Daüber habe ich mich ganz besonders gefreut.

Einige Gedanken zur finanziellen Belastung: - Eine Revision gegen das Urteil ohne finanzielle Unterstützung der GRH wäre nicht möglich gewesen. - Bis zum Zeitpunkt der Haftentlassung entstanden mir Kosten von ca. 35.000 DM (Gerichtskosten, Mietkosten während der Haft, Benzinkosten). - Am 25.10.2001, einen Monat nach meiner Haftentlassung, erhielt ich die Kostenberechnung für Pflichtvereidigergebühren in Höhe von 61.407,22 DM. - Seit diesem Zeitpunkt werden mir monatlich 150,- € von meiner Rente per Lastschrift eingezogen, gegenwärtig habe ich noch 12.000,- € zu zahlen. Das bedeutet eine Zahlung bis zu meinem 78. Lebensjahr.

Einige Schlußfolgerungen: 26

- Dank der Unterstützung der GRH und vieler Freunde und Genossen habe ich die vergangene Zeit ohne größeren Schaden überstanden. - Dem Gegner ist es nicht gelungen, uns psychisch, physisch und materiell in die Knie zu zwingen. - Der Kampf ist aber noch nicht zu Ende und deshalb bin ich stolz, Mitglied der GRH zu sein und werde weiter in der Arbeitsgruppe Grenze und im Vorstand mitarbeiten. Die GRH war, ist und wird auch zukünftig meine politische Heimstätte sein.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.

Herbert Kierstein

Der Weg ins Internet, Möglichkeiten für Ausgegrenzte In den Medien der Meinungsmacher werden Grenzer, Sportler und Sportfunktionäre, Richter und Staatsan- wälte sowie Mitarbeiter des MfS der DDR nach wie vor kriminalisiert und an den gesellschaftlichen Pranger gestellt. Ihre durch Fakten begründeten Forderungen nach sachlicher Aufarbeitung der Geschichte der DDR werden ignoriert und kompetente Zeitzeugen aus ihren Reihen politisch und medial ausgegrenzt. Auf Initiative von Michael Kommol, Mitglied der territorialen Arbeitsgruppe Halle, begannen im Mai 2012 weitere Mitglieder der GRH über Möglichkeiten zu diskutieren, wie das Internet genutzt werden könnte, um Lügen der Meinungsmacher zu entlarven.

Im Oktober 2012 wurde auf Youtube der Kanal „AktenFaktenArgumente“ eröffnet, mit dem Ziel, histori- sche und aktuelle Themen der Meinungsmache in Deutschland öffentlich darzustellen. Im Verlaufe des ver- gangenen Jahres wurden über 40 Videos zu folgenden Themen (alphabetisch geordnet): „Angriff aus dem Westen“, „'Bildungsarbeit' in ehemaligen U-Haftanstalten des MfS“, „Bundesdeutsche Demokratie“, „Drachentöter“, „Flächendeckende Überwachung“ und „Opfer – Sichtweisen zum Thema“ veröffentlicht. Wer sich die Videos ansehen möchte, findet sie unter: http://www.youtube.com/user/AktenFaktenArgumen- te/featured oder im Browser als Suchbegriff „AktenFaktenArgumente“ (ohne Leerzeichen!) eingeben. In der Themengruppe „Opfer -Sichtweisen zum Thema“ findet sich ein Video zum Fall Peter Fechter, ein Name, der vielen ehemaligen Angehörigen der Grenztruppen der DDR ein Begriff sein dürfte. Dieses Video wurde den Anwesenden des Grenzertreffens 2013 vorgeführt. Darin werden 22 Fragen gestellt, welche Schlussfolgerungen begründen, dass eine sachliche Aufarbeitung dieses Falles verhindert wird, um die Wahrheit auszublenden. Es könnte sich herausstellen, dass Peter Fechter und sein Freund durch westliche Medien zu dem Fluchtversuch inspiriert wurden, den Peter Fechter mit seinem Leben bezahlt hat. Bisher wurde das Video zu Fechter monatlich mehr als 100 mal aufgerufen. Altersgruppen zwischen 20 und 55 Jahren haben prozentual den größten Anteil.

In dem Jahr seiner Existenz haben mehr als 50 andere Kanäle den Kanal „AktenFaktenArgumente“ abon- niert. Zugriffe erfolgten bisher aus mehr als 70 Ländern, neben Deutschland, Österreich, der Schweiz auch England, Frankreich, den USA, Japan, einigen osteuropäischen Ländern und selbst aus Südamerika. Das nächste Ziel ist, zu erreichen, dass der Kanal auf möglichst vielen Internetseiten als Link aufgenommen wird. Dadurch multiplizieren sich die Möglichkeiten, einen breiten Kreis von Internetnutzern zu erreichen.

Ein weiteres Hauptziel sollte sein, unmittelbar aus dem Kreis ehemaliger Grenzer der DDR Interessenten zu gewinnen, die eigene Kanäle auf YouTube eröffnen und sich an dieser Form der Auseinandersetzung mit dem Zeitgeist beteiligen. Über die AG Grenze können Kontakte zu bereits tätigen Aktivisten zum Zwecke des Erfahrungsaustauschs vermittelt werden.

Für Mitglieder und Sympathisanten, die keinen Zugang zum Internet haben, könnten DVD`s angefertigt werden. Dazu sollte in den TAG eine Bedarfsermittlung erfolgen. 27

Günter Ganßauge

Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freunde, werte Gäste, ich möchte einige Bemerkungen zum Beitrag vom Genossen Kierstein machen: Seine Initiative ist sehr begrüßungswert, weil sie öffentlichkeitswirksam ist. Zu seinem Aufruf, mit weiteren ähnlichen Beispielen wirksam zu werden, schlage ich vor, möglichst bis Mai 2014 eine Dokumentation zu Reinhold Huhn und Egon Schulz zu erarbeiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 2014 jährt sich zum 50. Mal der Todestag von Egon Schulz. Er wird mit großer Wahrscheinlichkeit im Zu- sammenhang mit dem 25. Jahrestag der Öffnung der Grenzübergänge zur Hetze gegen uns genutzt werden. Ich erinnere an die Todesumstände. Deshalb halte ich es für notwendig, den Mord an Reinhold Huhn und seine Verschleierung nochmals deutlich zu machen. Es wurde nicht nur propagiert „Vopo von Vopo er- schossen“, sondern der Mörder Müller wurde zur Falschaussage veranlasst. Diese Aktion war sowohl dem Innensenator, der Westberliner Staatsanwaltschaft als auch dem Regierenden Bürgermeister bekannt. Ich habe dafür genügend Unterlagen und bin zur Mitarbeit bereit.

Ein anderes Problem, was mich bewegt: Ich organisiere im Auftrag der Arbeitsgruppe Grenze die Ehrung der im Dienst getöteten Grenzsoldaten, so auch für Uffz. Siegfried Widera. Bei der Ehrung am Tatort an der Massantebrücke in Berlin-Treptow waren wir fünf Genossen. Ich muss Euch sagen, ich schäme mich. In Berlin und Umgebung leben Tausende Offiziere der bewaffneten Organe der DDR, und es finden sich nur fünf, um einen toten Genossen zu ehren. Wir sind alt, ich zähle mich zur Gruppe der Ältesten und neh- me an den Ehrungen trotzdem teil.

Am 5. Oktober 2014, dem Todestag von Uffz. Egon Schulz, ehren wir ihn in Rostock am Grab, aber vor al- lem auch am Tatort in Berlin-Mitte, in der Strelitzer Straße. Würden wir dort mit fünf oder zehn Personen auftreten, wäre das blamabel, nicht nur für die AG Grenze, sondern für die GRH insgesamt. Es ist noch fast ein Jahr Zeit, um ein würdiges Gedenken zu organisieren. Das hängt aber nicht von einer würdigen Schleife und einem entsprechenden Blumengebinde ab, sondern von einer zahlreichen Teilnahme. Also werdet aktiv.

Ich danke für Eure Aufmerksamkeit.

Herbert Wagner

Liebe Freunde und Genossen, ich komme von der Grenzkameradschaft Florian Geyer. Mein Name ist Wagner, ich bin Erzgebirgler und wohne seit ca. 55 Jahren in der Thüringischen Rhön und habe davon 30 Jahre seit 1952 die Uniform eines Grenzers mit Stolz getragen. Ich komme aus Geisa, einer Kleinstadt mit rund 4000 Seelen im Wartburgkreis, die sich heute dem Zeitgeist geschuldet, Point - Alpha - Stadt nennt. Ich weiß gar nicht, ob es darüber überhaupt einen Beschluss des Stadtrates gibt. Point Alpha war amerikanischer Beobachtungspunkt des 11. gepanzerten Kavallerieregi- ments auf hessischer Seite. Zu DDR Zeiten war Geisa jedenfalls Standort des zweiten Bataillons sowie der fünften und siebten Grenz- kompanie, Grenzregiment - 3, Dermbach. Nun befindet sich nördlich von Geisa die B 84 zwischen Buttlar und Raßdorf, wo am 3. September 1956 der Gefreite Waldemar Estel von einem Grenzverletzer erschossen wurde. Südlich von Geisa, ungefähr in glei- cher Entfernung, liegt die Gemeinde Wiesenfeld. In ihrer unmittelbaren Nähe ereignete sich am 14. August 1962 der Grenzzwischenfall, in dessen Ergebnis Rudi Arnstadt durch den - Beamten Rudi Plüschke erschossen wurde. 28

An der B 84 und am westlichen Ortsrand von Wiesenfeld wurden zu DDR Zeiten Gedenksteine für Walde- mar Estel und Rudi Arnstadt aufgestellt, die in Buttlar durch die damalige Pionierfreundschaft der dortigen Schule und in Wiesenfeld durch ein älteres Ehepaar gepflegt und unterhalten wurden. Bis 1989 fanden an den Todestagen der beiden Grenzer an den jeweiligen Gedenkstätten Kranzniederlegun- gen und Meetings statt unter Teilnahmen von Grenzern und der Bevölkerung des ganzen Kreises, Vertretern von Betrieben und Genossenschaften, Jugendlichen aus Schulen, kurz aus fast allen Teilen der Bevölkerung statt, nach heutiger Ansicht seien sie hingetrieben worden. Dann kam die so genannte Wende. Darüber will ich nicht viele Worte verlieren. Es ist eine Kleinstadt, jeder kannte jeden. Bei uns demonstrier- ten nicht nur die Einheimischen. Eine Anonymität gab es nicht. Eine Handvoll ehemaliger Grenzer traf sich immer wieder und diskutierte über das Was und Wie. Grund- prinzip war und ist, wir lassen uns die Ehrung und das Gedenken an unserer zu Tode gekommenen Kamera- den nicht nehmen. Vor dem Kulturhaus Geisa wurde die Stele abgebaut. Bei einer Kontrolle unsererseits stellten wir fest, dass der Estelstein mit Hakenkreuzen und SS Runen beschmiert war. Wir machten uns mit Drahtbürsten und Sandpapier bewaffnet auf die Socken und haben den Stein gesäubert. Zu dieser Zeit entstand auch der Gedanke, sich jedes Jahr einmal zu treffen, was wir in Geisa seither auch durchgehalten haben. Mit anderen Kameraden des Regiments wurde auch die Idee geboren, die Regiments- kameradschaft Florian Geyer zu gründen. In Wiesenfeld verschwand die Gedenktafel an Rudi Arnstadt. Unsere Kameradschaft ließ eine Eichentafel schnitzen, die von uns statt der Gedenktafel angebracht wurde. Nach wenigen Tagen war auch sie wieder verschwunden. Eine Anzeige unsererseits wurde wegen Geringfügigkeit nicht angenommen. Von den Ange- hörigen unserer Kameradschaft wurde jedoch gewährleistet, dass Ehrungen heute an einem ordentlichen Stein, wie sie zum Beispiel 2012 erfolgte, stattfinden können. An dieser Stelle möchte ich mich ganz offiziell bei meinen Kameraden Helmut Scholz, Peter Schneider, Udo Knoblauch und Gerhard Schmidt bedanken. Durch sie wurde in den zurückliegenden Jahren die meiste Arbeit zur Instandhaltung der beiden Gedenkstätten geleistet. Dahinter stecken jährliche Fahrten dorthin für die Pflege und für den Schnitt des Rasens und der Hecken. Schließlich sollen beide Gedenkstät- ten einen ordentlichen Eindruck hinterlassen. Das Niederlegen von Blumen an den jeweiligen Todestagen und dem Tag der Grenztruppen ist, und so soll es auch bleiben, eine Selbstverständlichkeit. Auch hier möchte ich mich bei den Genossen der GRH recht herzlich im Auftrag unserer Kameradschaft da- für bedanken, dass wir mehrmals Gedenkschleifen erhalten haben und dass zum 50. Todestag Rudi Arn- stadts eine Delegation des Vorstandes der GRH anwesend war. Die Teilnahme an diesen Veranstaltungen von uns ortsansässigen Kameraden und Ehepartnern ist für uns selbstverständlich. Zu besonderen Anlässen erscheinen zudem auch Kameraden, die größere Entfernungen zurücklegen müssen. Mehrmals beteiligten sich auch Vertreter der Partie DIE LINKE des Wartburgkreises. sowie Bürger der Stadt Geisa.

Seit einigen Jahren nutzt unsere Kameradschaft das jährliche Treffen in Geisa am Samstag nach Himmel- fahrt, um mit mindestens einem Bus sowohl nach Buttlar als auch nach Wiesenfeld zu fahren, die beide zu ehren und Blumen niederzulegen. Während an der B 84 das Gedenken weniger von der Öffentlichkeit wahr genommen werden kann, nimmt in Wiesenfeld fast der gesamte Ort daran Anteil. Die Bevölkerung akzep- tiert die Ehrungen und in Gesprächen findet unsere Arbeit Anerkennung. Wir können auch sagen, dass durch die Bevölkerung seit Wendezeiten, abgesehen von spielenden Kindern, keinerlei Beeinträchtigungen erfolgten. Es muß aber auch erwähnt werden, dass auf einem so genannten Grenzlehrpfad, der unmittelbar am Stein für Rudi Arnstadt vorbeiführt, eine Informationstafel Nr.18 aufgestellt war, auf der unter anderem stand, dass Rudi Arnstadt ein angesehener Bürger Wiesenfelds war. Das musste natürlich verschwinden. Der „Point Alpha Wanderweg“ musste so angelegt werden, dass er ca. 300 m entfernt vom Stein für Rudi Arn- stadt vorbeiführt. Es könnten ja von Wanderern Fragen auftauchen. 29

So liebe Freunde, das war `s meinerseits. Ich danke für die Aufmerksamkeit und darf auch im Namen mei- ner Kameraden versprechen, so lange wir da sind und es unsere Gesundheit zulässt, werden wir die Gedenk- stätten pflegen und instandhalten. Das sind wir unseren toten Kameraden schuldig.

Dr. Klaus Emmerich

Werte Genossen und Mitstreiter, als Zeitzeuge möchte ich Euch meine, vor allem mit rechtlichen und politischen Fakten belegten, allgemein verständlichen, dialektischen und parteilichen Ausarbeitungen zur jüngeren deutschen Geschichte zu den Themen Grenzen, Verfassungen, Grundgesetz und Staatskirchen vorstellen:

„Grenzen“ Eine Auswahl staats-, völkerrechtlicher sowie zeitgeschichtlicher Aspekte der Grenzen am Beispiel beider deutscher Staaten und der Hauptstadt Berlin ISBN 978-3-89793-4, Preis: 16,90 €

„In guter Verfassung?“ Warum das Grundgesetz auf den Prüfstand gehört ISBN 978-3-360-01819-9, Preis: 14,95 €

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„Die Grenze um Westberlin 1945-1990“ Eine staatsrechtliche Studie ISBN 978-3-7322-0770-1, Preis: 9,90 €

„Die Staatsgrenze zwischen beiden deutschen Staaten“ Eine Studie ISBN 978-3-7322-2687-0, Preis: 12,00 €

Alle Titel liegen als Ansichtsexemplare aus und sind im Buchhandel zu bestellen. Sie können auch unter der Mail [email protected] bei Angabe des Namens und der Adresse zuzüglich Verpackung und Porto bestellt werden.

Günter Seidel

Schlusswort Liebe Freunde, werte polnische und tschechische Gäste, liebe Genossinnen und Genossen, Mitkämpfer!

Ein Schlusswort soll kurz sein. Schenkt mir Eure Aufmerksamkeit für ein paar abschließende, aber auch in die Zukunft weisende Bemerkungen. In wenigen Minuten, um genau zu sein, in 6 Minuten, ist unser diesjähriges Herbsttreffen der Angehörigen der Grenztruppen Geschichte. Es war das 28. seit Bestehen der GRH. Und es war wieder ein erfolgreiches, vom Inhalt und von der Teilnahme, wie diese Treffen überhaupt eine Erfolgsgeschichte der gesamten GRH sind. Unter dem heutigen Thema: 30

„20 Jahre GRH – 20 Jahre politische Kampforganisation und Interessenvertretung für die Opfer der politisch motivierten Strafverfolgung…“ standen besonders die Angehörigen der Grenztruppen im Blickpunkt. Und das mit Recht, denn es ist ihre Veranstaltung im Rahmen unserer Organisation, und sie soll es auch bleiben. Das Referat unseres Vorsitzenden Hans Bauer, die Filmdokumente und die Diskussionsredner haben ein eindrucksvolles Bild dieser Kampforganisation, Interessenvertretung und Solidargemeinschaft nach innen und außen gezeichnet. Es wurde für uns alle sichtbar: Die politischen und persönlichen Bedingungen, unter denen wir kämpfen, waren schwer und werden schwieriger. Aber sichtbar wurde auch: Standhaftigkeit und ungebrochene Solidarität unserer Mitglieder, sowie ständig wachsende Professionalität unserer Organisation waren und bleiben auch in Zukunft die Gewähr dafür, dass wir trotz dieser größer werdender Schwierigkei- ten, mit den uns zu Gebote stehenden Mitteln weiter kämpfen werden. Kämpfen gegen die andauernde Ver- fälschung der Geschichte, gegen die Verteufelung unserer Biografien und für ihre ehrliche, kritische und un- voreingenommene Darstellung. Eure wiederum zahlreiche Teilnahme beweist unser gemeinsames, andauerndes Bedürfnis nach solchen Veranstaltungen – auch 23 Jahre nach dem Anschluss der DDR an die BRD. Denn es gibt noch vieles zu tun. Und wer sollte es tun, wenn nicht wir? Worauf sich vor allem die Grenzer in ihrer Arbeit inhaltlich und organisatorisch konzentrieren müssen, hat unser Vorsitzender in gewohnt präziser Weise in acht Punkten zusammengefasst. Ich wiederhole sie nicht. Sie sind ein Arbeitsprogramm. Ich möchte ergänzend hinzufügen: Ein Arbeitsprogramm für die gesamte GRH. Warum ? Es orientiert uns 1. darauf, stets das uns Einende in den Mittelpunkt zu stellen und nach außen geschlossen aufzutreten. Es geht immer um die Gesamtorganisation GRH, 2. darauf, die Zusammenarbeit mit Partnern (alten und neuen) zu intensivieren, weil wir uns ihnen ge- genüber in der Pflicht sehen, mit ihnen gemeinsam offensiv weiter erfolgreich zu kämpfen 3. darauf, uns gegenüber anderen zu öffnen, und unsere Anliegen stärker mit der Auseinandersetzung zur aktuellen Politik zu verbinden und 4. darauf, die uns auszeichnende solidarische Haltung untereinander und gegenüber den Partnern als Grundpfeiler unserer Existenz und unserer Erfolge zu bewahren.

Die erneute Teilnahme unserer Gäste macht gleichzeitig deutlich, dass uns dieser gemeinsame Kampf im- mer enger verbindet. Ein Gruß geht an die tschechischen Genossen, die wegen der Parlamentswahlen in ih- rem Lande heute nicht so zahlreich teilnehmen konnten. Besonders grüßen wir den erkrankten Genossen Milan Richter. Wir wünschen ihm alles Gute und eine baldige Genesung. Zum Schluss bleibt mir noch, all denen Dank zu sagen, die am Gelingen dieses Herbsttreffens mit großem Einsatz gearbeitet haben. Dieser Dank gebührt: - zu allererst dem Referenten, unserem Vorsitzenden Hans Bauer für sein ausgezeichnetes Referat, so- wie allen Diskussionsrednern und unseren ausländischen Gästen für ihre herzlichen Grußworte, - den Mitgliedern der AG Grenze und AG Grenze International unter Leitung von Manfred Kleemann und Günter Leo für die umfangreiche Arbeit bei der inhaltlichen und organisatorischen Vorbereitung dieses Treffens, - dem Bürgermeister von Bestensee, der Leitung und den Mitarbeitern dieses Hauses sowie den Kolle- ginnen und Kollegen des Getränkefachhandels Hardy Pöschk für die gastliche Aufnahme und gute Be- treuung sowie Versorgung und - all denen, die mit Buch- und Materialständen für die Verbreitung von Information gesorgt haben oder anderweitig am Gelingen unserer Veranstaltung beteiligt waren.

Ich wünsche allen Teilnehmern und ihren Angehörigen eine möglichst gute Gesundheit, eine gute Heimfahrt und uns allen ein Wiedersehen im nächsten Jahr. Unser nächstes Treffen findet am 25.10.2014 statt. Ich erkläre unser Grenzertreffen 2013 für beendet. 31

Anlage

Dokumentation zur geschichtlichen Entwicklung der Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung e.V. (GRH) und ihrer Arbeits- gruppe Grenze 1993 – 2013, Aktivitäten und Erfolge

Bild 1

Gründung der GRH

Die Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung e.V.wurde am 19. Mai 1993 im Karl- Liebknecht-Haus in Berlin von 61 Mitgliedern gegründet. In ihrem Gründungsaufruf hat die Gesellschaft er- klärt, dass sie ohne Ansehen der Person sowie der politischen oder religiösen Auffassungen für alle Bürger offen ist, die in Übereinstimmung mit der Satzung für eine Beendigung der Politik der Verfolgung und Aus- grenzung, für gleiche Bürgerrechte und für Menschenwürde eintreten.

Zu Mitgliedern des Vorstandes wurden gewählt: Günter Seidel geschäftsführender Vorsitzender Hans Bauer stellv. Vorsitzender Herbert Damm stellv. Vorsitzender Dr. Hans-Herbert Nehmer Schatzmeister Willy Brückner Schriftführer Dr. Manfred Hummitzsch Prof. Dr. sc. Siegfried Mechler Dr. Wilhelm Schartau Horst Willamowski Dr. Siegfried Wittenbeck

Zu Nachfolgekandidaten für den Vorstand wurden gewählt: Manfred Kleemann Dr. Joachim Semler Karl Wedel

Vorsitzende von der Gründung bis zur Gegenwart

Günter Seidel 19.05.1993 - 19.03.1994 Hans Reichelt 19.03.1994 - 21.09.1996 Prof. Siegfried Mechler 21.09.1996 - 03.01.2006 Hans Bauer seit 03.01.2006 32

Bild 2

Die Gründungsmitglieder zum 15. Jahrestag, Mai 2008

Bild 3

Vorstand der GRH e. V, Stand 2013

Name Funktion

Bauer, Hans Vorsitzender / AG Recht Damm, Herbert Stellvertreter / AG Inf. / Dok. Dr. Grimmer, Reinhard AG Sicherheit Hornig, Ernst Schatzmeister Kleemann, Manfred AG Grenze Leo, Günter AG Grenze International Richter, Erhard AG Sport Seidel, Günter Stellvertreter / AG Betreuung 33

Schramm, Gotthold AG Aufklärer Stiebert, Dieter Geschäftsführer / Mitteilungen

Gefroi, Raoul Vorsitzender Prüfungsausschuss Riebe, Bernhard Internet Heyer, Eleonore Vorsitzende Berufungsausschuss

Bild 4

Aus dem Gründungsaufruf der GRH vom 19. Mai 1993:

„… haben wir uns als Betroffene zusammengefunden, um in solidarischer Gemein- schaft Widerstand gegen Wort und Verfassungsbruch, gegen Kriminalisierung und De- mütigung, gegen Ausgrenzung und Verdammnis zu leisten. Mit der Kriminalisierung der von politischer Strafverfolgung Betroffenen soll der Be- weis erbracht werden, dass die DDR ein ‚Unrechtsstaat’ war.“

Deshalb konzentrierte sich die Tätigkeit der GRH in den ersten Jahren ihres Bestehens auf folgende Aufgaben: 1. Juristischer Beistand für verurteilte Angehörige der Grenztruppen, von Kundschaftern und Angehörigen der Justizorgane der DDR. Bis 1994 wurden 965 Betroffene, davon 455 Nichtmitglieder beraten und 42 während der gerichtlichen Strafverfahren, teils in Haft, betreut. 2. Förderung des solidarischen und humanitären Beistandes der von menschenrechtswidriger Verfolgung Betroffenen durch Geldleistungen. So hat die GRH bis zur Einführung des EURO 351.000 DM zur Verfügung gestellt. 3. Kampf gegen politische Strafverfolgung und um gesellschaftliche und juristische Rehabilitation. 4. Erarbeitung von Publikationen sowie Argumenten und Hinweisen. 5. Betreuung erkrankter Mitglieder der GRH sowie von Hinterbliebenen. 6. Innere Festigung der GRH durch Vervollkommnung der Leitungstätigkeit gewählter Organe, Mitgliedergewinnung und Aufbau weiterer TAGs. 7. Schwerpunkte der Arbeit der AG Grenze waren: - Unterstützung der Verfolgten und Angeklagten durch Vermittlung von Rechtsanwälten sowie der Zeugen. - Auftreten in Gerichtsverhandlungen. - Organisation und Koordinierung der Teilnahme an Gerichtsverhandlungen. - Auswertung von Gerichtsverfahren und Ziehen von Schlussfolgerungen für weitere anstehende Verfahren und deren Verbreitung in mündlicher und schriftlicher Form. - Psychologische, moralische und materielle Unterstützung der Verfolgten und Angeklagten sowie ihrer Angehörigen. - Unterstützung der Familien. - Betreuung in Haftanstalten. 34

Bild 5

Schlussfolgerungen und Aufgaben in Auswertung der 10. Vertreterver- sammlung der GRH vom 10.11.2012

Die GRH ist gegenwärtig die einzige organisierte Kraft in Deutschland, die die politi- sche Strafverfolgung von Bürgern, die sich für eine sozialistische DDR als Alternative zur kapitalistischen BRD eingesetzt haben, zum Hauptgegenstand ihrer Arbeit ge- macht hat. Die GRH charakterisiert diese Verfolgung am konsequentesten als Verletzung der politischen Menschenrechte, wo Kommunisten und andere fortschrittliche Kräfte kri- minalisiert und diskriminiert werden. Sie vertritt diese Position auch offensiv und öf- fentlich. Die GRH verfügt über die größte Sachkompetenz und Erfahrung auf dem Gebiet der politischen Strafverfolgung nach 1990. Die GRH deckt konsequent die Ursachen dieser Verfolgungen auf. Die GRH verkörpert in ihrer Zusammensetzung alle Verfolgtengruppen und bündelt ihren gemeinsamen Widerstand. Die GRH ist eine feste Solidargemeinschaft, in der viele Betroffene eine Heimat gefun- den haben und nicht nur Mitglieder solidarischen Rat und Unterstützung finden. Die GRH nimmt im Netzwerk verbündeter Parteien und Organisationen einen eigen- ständigen, geachteten Platz ein, der auf ihre Klarheit, Kompetenz, Organisiertheit und solidarischen Haltung beruht. Schwerpunkte unserer weiteren Arbeit müssen deshalb sein: - Unsere eigenen Erfahrungen sind stärker zu verbinden mit der aktuellen Auseinandersetzung von Verstößen gegen die Menschenrechte. Publikationen zu unserer Geschichte, wie z.B. die geplante Herausgabe des Buches „Fragen zur Grenze der DDR“ (Arbeitstitel) müssen wir abschließen. - Dringend zu sichern und öffentlich nutzbar zu machen sind Zeitzeugenerfahrungen. - Solidarischer Zusammenhalt unserer Mitglieder und die weitere Unterstützung der Verurteilten bis hin zur Forderung nach ihrer Rehabilitierung.

Bild 6

Die Bilanz der politischen Strafverfolgung in Deutschland nach 1990 (Ver- fahrensübersicht mit Stand vom Juli 2009)

Nach dem Anschluss der DDR an die Bundesrepublik Deutschland am 03. Oktober 1990 unterlagen ca. 108.000 Funktions- und Verantwortungsträger der DDR sowie Bürger der Alt-Bundesrepublik und Westber- lins, die als Kundschafter des Friedens tätig waren, in ca. 85.000 Verfahren als Beschuldigte oder Betroffe- ne der politischen Strafverfolgung durch die bundesdeutsche Polizei und Justiz, davon ca. 105.000 Bürger der DDR ca. 3.000 Bürger der Alt-BRD und Westberlins 35

Danach erfolgte in 1.636 Fällen Anklageerhebung gegen 1.540 Bürger der DDR (davon 96 in mehreren Verfahren). Davon wurden in 1.556 Fällen die Hauptverfahren eröffnet und mit gerichtlichen Entscheidungen abgeschlossen (davon 70 in mehreren Verfahren): 821 mit Verurteilungen gegen 786 Bürger der DDR( davon 35 in mehreren Verfahren): 47 mit Freiheitsstrafe, 573 mit Freiheitsstrafe mit Bewährung, 167 mit Geldstrafen, 12 mit Schuldsprüchen ohne Strafmaß, 19 mit Verwarnungen mit Strafvorbehalt, 3 mit GRH unbekanntem Strafmaß. 335 mit Freispruch gegen 300 Bürger der DDR (davon 35 in mehreren Verfahren).

In 480 Fällen erfolgte Verfahrenseinstellung bzw. sonstige Verfahrensbeendigung bei 454 Bürgern der DDR (davon 26 mit mehreren Verfahren) durch Nichteröffnung bzw. Einstellung des Hauptver- fahrens aus tatsächlichen oder rechtlichen Gründen, wegen Geringfügigkeit bzw. nicht ausreichender Beweislast, Rücknahme der Anklage, Geldauflagen vor bzw. während der Hauptverhandlung, Ver- handlungsunfähigkeit, Verjährung, fehlendem Strafantrag oder wegen Tod des Beschuldigten.

Das darf nicht vergessen werden! Unsere anhaltende Solidarität den Betroffenen! Ihre Rehabilitierung wegen erlittenen Unrechts ist unser Ziel

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Verfahrensergebnisse zu den Verurteilungen von 249 Angehörigen der Grenztruppen der DDR

21 Freiheitsstrafen ohne Bewährung 220 Freiheitsstrafen mit Bewährung 7 Schuldsprüche ohne Strafe 98 Freisprüche 1 Strafurteil mit zur Zeit unbekanntem Strafmaß

Zu Freiheitsstrafen ohne Bewährung verurteilt wurden:

Soldat bis Fähnrich Hermann, Fritz 6 Jahre Heinrich, Ingo 3 Jahre, 6 Mon. Wulff, Bodo 3 Jahre Heinrich, Wolf-Dieter 10 Jahre Gawol, Erwin 3 Jahre Friebel, Lutz 4 Jahre

Unterleutnant bis Oberst Geschke, Heinz 3 Jahre . Leo, Günter 3 Jahre, 3 Mon. 36

Michael, Werner 3 Jahre Bandemer, Karl 3 Jahre Schulz, Walter 2 Jahre, 3 Mon. Strobel, Günter 2 Jahre, 6 Mon.

Generale Baumgarten, Klaus-Dieter 6 Jahre, 6 Mon. Leonhard, Karl 3 Jahre, 9 Mon. Lorenz, Gerhard 3 Jahre, 3 Mon.. Teichmann, Dieter 3 Jahre, 3 Mon. Thieme, Heinz-Otomar 3 Jahre, 3 Mon. Gabriel, Günter 3 Jahre,3 Mon. Mühlmann, Klaus-Dieter 2 Jahre, 9 Mon. Wöllner, Erich 5 Jahre . Geier, Bernhard 2 Jahre, 6 Mon.

Bild 8

Der politische Kampf geht weiter

Auch wenn durch die Aktivitäten der GRH und der im Ostdeutschen Kuratorium zusammengeschlossenen Vereine und Verbände die politische Strafverfolgung im Jahr 2005 im Wesentlichen beendet wurde, geht der politische Kampf weiter.

Es geht um - Rehabilitierung aller Bürger, die durch die BRD-Justiz in politisch motivierten Prozessen kriminalisiert und zu Unrecht verurteilt wurden, - Erlass der hohen finanziellen Bestrafung, u.a. entstanden durch Prozesskosten und Verfallsgelder.

Dazu zwei drastische Beispiele: 1. a.D. Gawol, Erwin, geb. am 28.4.1942 Im Mai 2000 wurde er zu lebenslanger Haft wegen Totschlags verurteilt. Der Bundesgerichtshof (BGH) hob das Urteil auf. Das Urteil wurde in 3 Jahre Haft geändert. Nach 18 Monaten Haft wurde ihm die Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt. Die Gerichtskosten in Höhe von 12.394,73 DM und 24.558,64 € belasten ihn noch heute schwer. 2. Oberst a.D. Leo, Günter, geb. am 25.02.1941 Als Stabschef und letzter Kommandeur des Grenzkommandos Mitte bewährte er sich besonders in der schwierigen politischen und militärischen Lage nach dem 9. November 1989. Am 11. November 1989 drohte die Lage am Brandenburger Tor von Westberliner Seite zu eskalieren. Um dieser Situation gerecht zu werden und gewaltsame Handlungen auszuschließen, traf Oberst a.D. Leo mit dem Polizeipräsidenten von Westberlin gemeinsame Vereinbarungen. Nach dem Anschluss der DDR an die BRD war alles vergessen. Im März 1999 wurde er zu 3 Jahren und 3 Monaten Freiheitsentzug und zur Zahlung der Gerichtskosten von über 61.000,- DM verurteilt.

Für die verurteilten Angehörigen der Grenztruppen der DDR und deren Familien erforderten die Verhöre, Prozesse und Haftjahre eine hohe physische und psychische Standhaftigkeit, die sie auch durch die Solidari- tät der GRH würdevoll ertragen konnten.

„Die strafrechtliche Bewältigung der DDR-Vergangenheit wurde von Beginn an nur als Fortsetzung der politischen Justiz gegen Kommunisten und gegen die noch existierende DDR angesehen, die die BRD seit ihrem Bestehen ausgeübt hatte.“ (Friedrich Wolf: „Einigkeit und Recht“ ,edition Ost, Seite 80) 37

Bild 9

Unteroffizier Siegfried Widera

Vor 50 Jahren, am 23.August 1963, gegen 19:00 Uhr, wurde während des Grenzdienstes an der Staatsgrenze der DDR in der Nähe der Massantebrücke (Berlin-Treptow) Unteroffizier Siegfried Widera von Grenzverletzern mit einem Bolzenschneider niedergeschlagen und tödlich verletzt. Er verstarb am 8.September 1963 an den Folgen seiner Verletzungen. Sein ebenfalls niedergeschlage- ner Posten erlitt eine Gehirnerschütterung. Er versuchte trotzdem durch Anwendung der Schusswaf- fe die Täter zu stellen, was ihm nicht gelang. Die Täter verschwanden nach Westberlin und blieben straffrei.

Wir ehrten Siegfried Widera am 23.August 2013 am Tatort und am 8.September 2013 an seinem Grab in Gorenzen, Bilder 10 und 11.

Bild 10 38

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Gründung der Arbeitsgruppe Grenze in der GRH

Anlass zur Bildung der AG Grenze war die deutliche Zunahme der Strafverfahren gegen ehemalige Verant- wortungsträger für den Schutz der Staatsgrenze, besonders gegen Angehörige der Grenztruppen der DDR. Der Vorstand der GRH fasste am 01. Januar 1994 einen Beschluss zur stärkeren Einbeziehung von ehemali- gen AGT in den Kampf um Recht und Gerechtigkeit. Am 19.03.1994 wurde Generalleutnant a.D. Karl Leonhardt in den Vorstand der GRH gewählt und mit der Bildung einer Arbeitsgruppe ehemaliger AGT der DDR beauftragt. Am 25.04.1994 wurde in den Räumen der GRH – im ehemaligen ND-Gebäude – die Arbeitsgruppe gegrün- det und die erste Beratung durchgeführt. 14 ehemalige AGT waren der Einladung gefolgt. Der Vorsitzende der GRH, Dr. Hans Reichelt, nahm als Gast an dieser Beratung teil.

Gründungsmitglieder waren: Karl Leonhardt Horst Hallmann Erich Oberfeldt Manfred Kleemann Klaus-Joachim Haider Gerald Paulsen Hans Grundmann Werner Glase Walter Halbich Bild 13 39

Gegenwärtige Zusammensetzung der AG Grenze mit Funktion

Kleemann, Manfred Leiter der AG Leo, Günter Stellvertreter und Leiter der AG internationale Zusammenarbeit

Hannig, Siegfried Org./Planung Schneider, Walter Finanzen

Ganßauge, Günter Öffentlichkeitsarbeit/Internet Münch, Eberhard Öffentlichkeitsarbeit Herz, Franz Öffentlichkeitsarbeit/Internet Schminke, Reinhard Internet Herzig, Wolfgang Internet

Liebig, Horst Information/Themenkreis Kahn, Siegfried Information/Themenkreis

Kampa, Arno Ansprechpartner Mitte Stern, Wilfried ohne feste Funktion Kathert, Karl-Heinz Kontakt Tschechien Frackowiak, Felix Kontakt Polen

Ansprechpartner Berlin Fleck, Harry Grenzel, Christian Händel, Günter Leupold, Detlef Pantke, Peter Schwilow, Alfred

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Mitglieder, die auch in der AG Grenze gearbeitet haben

Wir haben gründlich recherchiert. Sollten wir einen Genossen nicht gefunden haben, bitten wir um Ent- schuldigung und entsprechende Mitteilung. Steller, Klaus Bracke, Horst Schubert, Heinz Döhlert, Jörn + Felix, Dieter (verstorben) Geschke, Heinz Grundmann, Hans (verstorben) Tschirschwitz, Günter (verstorben) Geyer. Bernhard (verstorben) Haider, Klaus (verstorben) Wöllner, Erich + Köhler, Johannes (verstorben) Wagner, Werner Glaser, Werner (verstorben) Leupold, Detlef Wölke, Helmut Gödike, Jürgen (verstorben) Leonhardt, Karl (verstorben) Greiner, Horst Oberfeldt, Erich (verstorben) Hallmann, Horst (verstorben) Parche, Horst Liebenow, Helmut + Paulsen, Gerold (verstorben) Kraschutzki, Klaus Stankewitz, Kurt (verstorben) 40

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Bisherige Grenzertreffen

11.09 1994 ; Blauer Salon im ND-Gebäude Berlin; Teilnehmer: 36; Thema: Probleme der Formierung und Gewinnung von Mitgliedern; Ref.: GO a.D. Fritz Streletz

26.08.1995; LPG Wartenberg; Teilnehmer: 95; Thema: Bildung der Arbeitsgruppe Grenze. Stand der Straf- verfolgung; Ref.: Hans Bauer und RA Dr. Frank Osterloh

27. 03.1999; Blauer Salon im ND-Gebäude Berlin; Teilnehmer: 96; Thema: Probleme der politischen Straf- verfolgung durch die BRD-Justiz Ref.: GM a. D. Bernhard Geier

30.10.1999; Theater am Park; Teilnehmer: 165; Thema: Die Strafe nach der Strafe und die Solidarität; Ref.: GL a.D. Karl Leonhard

06.05.2000; Theater am Park; Teilnehmer: 120; Thema: Erfahrungen und Schlussfolgerungen aus den Straf- verfahren sowie Informationen über den Stand der Strafverfahren, Ref.: Hans Bauer

04.11.2000; Casino Adlershof; Teilnehmer:235; Thema: Eindrücke über Erlebnisse anlässlich der Teilnahme an den Feierlichkeiten zum 55 Jahrestag des Sieges über den Faschismus in Moskau; Ref.: GO a.D.Fritz Streletz

07.04.2001; Casino Adlershof; Teilnehmer: 265; Thema: Erwartungen an den Europäischen Gerichtshof über die Klagen zu den politischen Strafprozessen der BRD-Justiz; Ref.: Hans Bauer und GO a.D. Fritz Streletz

27. 10. 2001; Casino Adlershof; Teilnehmer: 274; Thema: 40 Jahre danach – eine kritische Betrachtung des 13. August 1961; Ref.: OSL a.D. Günter Ganßauge

23.03.2002; Casino Adlershof; Teilnehmer: 274; Thema: Lebenserfahrungen eines Kommunisten – Wie be- trachte ich mein Leben und Handeln aus heutiger Sicht; Ref.: Werner Eberlein

26.10 2002; FHTW Karlshorst; Teilnehmer: 251; Thema: Wie ist das Ergebnis der Wahl zum Deutschen Bundestag zu beurteilen – welche Chancen ergeben sich nach der Wahl für eine wirkliche Annäherung zwi- schen Ost und West und die Überwindung allen Unrechts gegen ehemalige DDR-Bürger – insbesondere die politisch Strafverfolgten?; Ref.: Prof. Dr. Jens Uwe Heuer

05.04.2003; BBJ – Corvus Berlin; Teilnehmer: 228; Thema: Die Rolle Deutschlands bei der Durchsetzung der Kriegsziele der USA im arabischen Raum und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Gestal- tung linker Politik in Europa; Ref.: Dr. Hans Modrow

25.10.2003; BBJ – Corvus Berlin; Teilnehmer: 265; Thema: Bewahrenswerte Traditionen der Nationalen Volksarmee und der Grenztruppen der DDR – Grundlage für die Solidarität in Gegenwart und Zukunft ; Ref.: Prof. Dr.Oberst. a.D. Wilfried Hanisch

27.03.2004; BBJ – Corvus Berlin; Teilnehmer: 286; Thema: Wir und unsere Geschichte; Ref.: GO a.D. Klaus-Dieter Baumgarten

23.10.2004; BBJ – Corvus Berlin; Teilnehmer: 265; Thema: Die Öffnung der Staatsgrenze der DDR zu Westberlin und zur BRD am 09. November 1989; Ref.: Oberst a.D. Günter Leo 41

19.03.2005; BBJ – Corvus Berlin; Teilnehmer: 299; Thema: Zur militärpolitischen Lage / 60. Jahrestag des Sieges über den Faschismus und die Lehren; Ref.: AG a.D: Heinz Keßler

29.10.2005; BBJ – Corvus Berlin; Teilnehmer: 285; Thema: 15 Jahre danach (Wieder)Vereinigung – Beitritt – Anschluss oder feindliche Übernahme; Ref.: Prof. Dr. Siegfried Prokop

18.03.2006; BBJ – Corvus Berlin; Teilnehmer: 303; Thema: Bilanz 15jähriger Strafverfolgung gegen Bürger der DDR durch die Bundesrepublik Deutschland und der besonderen Härte gegen Angehörige der Grenztrup- pen der DDR; Ref.: Dr. Friedrich Wolf

02.12.2006; Club am See Strausberg; Teilnehmer: 457; Thema 60 Jahre danach – zur Erinnerung an die Gründung der Grenzpolizei/Grenztruppen der DDR vor sechzig Jahren am 01.12.1946; Ref.: GO a.D. Klaus-Dieter Baumgarten

29.09.2007; Club am See Strausberg; Teilnehmer: 250; Thema: Hintergründe und Ziele der zunehmenden antikommunistischen Verleumdung der DDR – Auseinandersetzung mit dem Gesamtkonzept des Berliner Se- nats zur Erinnerung an die Berliner Mauer; Ref.: Prof. Dr. Gerhard Fischer

25.10.2008; Club am See Strausberg; Teilnehmer: 298; Thema: 60 Jahre Allgemeine Erklärung der Men- schenrechte – ihre Verwirklichung, Defizite und Verstöße in Deutschland. 15 Jahre GRH – ihr Beitrag zum Kampf gegen die Missachtung von Menschenrechten in der BRD; Ref.: Prof. Dr. Wolfgang Richter

24.10.2009; Giebelseehalle Petershagen; Teilnehmer: 350; Thema: Die Öffnung der Staatsgrenze der DDR am 09. November 1989 – ein Ereignis von historischer Tragweite und widersprüchlichem politischem Cha- rakter; Ref.: Egon Krenz

30.10.2010; BBJ – Corvus Berlin; Teilnehmer: 293; Thema: Geschichte der Berliner Mauer – Fragen und Probleme; Ref.: Prof. Dr. Siegfried Prokop

22.10.2011; Landkostarena Bestensee; Teilnehmer: 320; Thema: Auswirkungen der Maßnahmen des 13. Au- gust 1961 auf die Sicherung der Staatsgrenze und die Entwicklung der Deutschen Demokratischen Republik sowie die internationalen Beziehungen; Ref.: GO a. D.Fritz Streletz

20.10.2012; Landkostarena Bestensee; Teilnehmer: 317; Thema: Die gegenwärtige Strategie der USA im NATO-Hauptquartier zur Stabilisierung ihrer Weltherrschaftsansprüche. Auswirkungen auf die militärpoliti- sche Lage in der Welt; Ref.: Rainer Rupp

Seit 1999 wurden Solidaritäts-Spendensammlungen durchgeführt. Es wurden insgesamt 13.943 DM und 22.357 Euro gespendet.

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Einige Angaben zur Öffentlichkeitsarbeit

Es gab ein aktives Auftreten in der Öffentlichkeit. Dabei wurde dem Zeitgeist entgegengetreten. Wir waren als Zeitzeugen präsent. 2001 wurde das Herbsttreffen thematisch durch eine Ausstellung ergänzt. Das erfolgte ab 2006 ständig. Diese Ausstellungen wurden z.T. auf DVD dokumentiert. Sie wurden z.B. in Veranstaltungen der TAG Berlin- Lichtenberg (3mal), der Kameradschaft „Florian Geyer“ Dermbach (3mal) oder Rotfuchs Rostock genutzt . Weitere Aktivitäten waren: 42

 Mehr als 50 Vorträge wurden in TAG’s der GRH, TIG’s von ISOR e.V., beim Rotfuchs u.a. Organisatio- nen gehalten;  7 Vorträge vor und Führungen von Ausländern, besonders von Staatsbürgern der Schweiz und Österreichs sowie mehrere Vorträge vor Offiziersschülern der Niederlande;  Auftreten vor Bürgern aus der Alt-BRD, wie zum Beispiel zum UZ-Pressefest, im DDR-Kabinett Bochum und zweimal vor Lehrern sowie zum Friedensfest auf dem Potsdamer Platz;  Fünfmal Teilnahme an den Gesprächsrunden „Dr. Seltsam“ in Westberlin;  Fünfmal Gewährung von Interviews für Filmprojekte sowie zahlreiche Interviews und Artikel für Zeitun- gen und Zeitschriften wie „Rotfuchs“, „Junge Welt“, „ND“ aber auch „Stern“ und ausländische Massen- medien  Arbeit im Internet, die Adresse lautet www.grenztruppen-ddr.de;

Im September 2010 wurde von der AG Grenze ein Gesprächskreis initiert, der sich das Ziel stellt, ein Buch mit dem Arbeitstitel „Fragen zur Grenze der DDR“ herauszugeben. Die Herausgabe erfolgt 2014. Wir wollen darin über unsere Leistungen und Erfolge aber auch über Nöte, Widrigkeiten, Härte und Zwänge berichten. Ausgangspunkt ist in jedem Fall, die Grenzpolizei / Grenztruppen haben einen wichtigen Anteil an der Erhal- tung des Status quo in Europa und damit zur Sicherung des Friedens geleistet. In der Öffentlichkeitsarbeit haben sich auch andere Genossen verdient gemacht, vor allem der Genosse Hans Fricke. Wir danken diesen Genossen und hoffen auf weitere aktive Mitarbeit.

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Podiumsdiskussion auf dem Pressefest der UZ in Dortmund 2011 zum Thema 13. August 1961 43

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Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit

 Die AG Grenze war aktiv an den Buchprojekten „Die Grenzen der DDR“ und „Grenzdienst war Friedens- dienst“ beteiligt. Sie arbeitet an einem Buch „Fragen zur Grenze der DDR“ (Arbeitstitel)). Horst Liebig hat drei Bücher zur Grenzproblematik herausgegeben.  Die Auswertung der Grenzertreffen mittels Sonderdruck erfo0lgt seit 1999.  2001 gab es erstmalig ein Material zum Thema des Treffens: “ 40. Jahrestag – 13.August 1961“.  Ab 2006 wurde jeweils zum Thema des Grenzertreffens eine Dokumentation erarbeitet und als Broschüre zur Verfügung gestellt.  Ein wichtiges Dokument waren die 10 Thesen zur Geschichtsklitterung. Es wurde Anfang 2007 gemein- schaftlich von den AG Sicherheit und Grenze sowie weiteren Genossen erarbeitet. Es war richtungswei- send für die Weiterführung des Widerstandes gegen die Verfälschung der Tatsachen der DDR-Geschichte, vor allem in Berlin.  Es wurden mehrere Sonderdrucke mit verschiedenen Themen, wie z.B.„Tunnelbauten“ oder „Schüsse an der Grenze“, herausgegeben.  Aus Anlass des 60. Jahrestages der Grenzpolizei / Grenztruppen im Jahre 2006 wurde eine DVD zum Thema gefertigt und für die Arbeit in den TAG’s und Kameradschaften zur Verfügung gestellt. In diesem Zusammenhang gilt unser Dank dem Gen. Dieter Hoffmann.  Darüber hinaus gab es weitere Grenzer und anderen aktiven Genossen, die als Autoren ihren Beitrag in der Auseinandersetzung zur Problematik der Staatsgrenze leisteten, wie Dr. Klaus Emmerich und Prof. Dr. Werner Paulsen.  Wertvolle Materialien wurden von der IGRA und der „Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik“ erarbeitet und herausgegeben.

An vielen Projekten arbeiteten Genossen mit, die nicht der AG Grenze angehören. Ihnen gilt unser Dank für die geleistete Arbeit verbunden mit der Bitte, weiter mitzuwirken.

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Ehrung unserer im Grenzdienst getöteten Genossen

 Die Ehrung unserer Opfer wurde bei den Grenzertreffen mit einer Gedenktafel, die vor den Denkmals- stürmern nach 1990 gerettet werden konnte, durchgeführt.  Anläßlich des Treffens zum 60. Jahrestag erfolgte die Ehrung aller 25 Genossen, deren Bilder und Kurzbiographien an einer Ehrentafel angebracht waren. Seit 2011 werden bei den Treffen die Genossen geehrt, deren Todestag sich zum 50. Mal jährt.  Die öffentliche Ehrung an Tatorten, Gedenktafeln oder Grabstätten führten in der Regel die TAG’s, Vereine oder Standorte durch. Hier sind besonders die Aktivitäten der Kameradschaft „Florian Geyer“, Dermbach sowie der TAG’s Berlin-Lichtenberg, Blankenburg und Schwerin hervorzuheben. Anläßlich der 50. Todestage der im Grenzdienst getöteten Genossen werden die Ehrungen von Vorstand der GRH und der AG Grenze in dieser Weise fortgesetzt.  Seit 2011, dem 50. Jahrestag des 13. August 1961, führen die GRH und die AG Grenze gemeinsam mit im OKV vereinigten Organisationen und Verbänden sowie linken Parteien Ehrungen in der Öffent- lichkeit durch. Das Gleiche erfolgte am 1.Dezember 2011, dem 65. Jahrestag der Grenztruppen. (siehe dazu Sonderdruck „Zur Geschichte der GT der DDR gehören unsere Opfer und ihre Ehrung“). 44

 2012 organisierte die AG Grenze die Ehrungen der Genossen Wm. Helmut Just, Uffz. Reinhold Huhn, Uffz. Manfred Weiss und Hptm. Rudi Arnstadt.  2013 wurden Wm. Helmut Just und Uffz. Siegfried Widera geehrt.  Am 5.Oktober 2014 jährt sich der Todestag von Uffz. Egon Schulz zum 50. Mal. Wir rufen bereits jetzt zur aktiven Beteiligung auf..

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Arbeitsgruppe Grenze International

Am 1.März 2005 wurde in der GRH e.V. die Arbeitsgruppe Grenze International auf Beschluss des Vorstan- des gebildet. Teilnehmer waren die Genossen Prof. Dr. Siegfried Mechler (Vorsitzender der GRH), Hans Bau- er, Bernhard Riebe, Manfred Kleemann, Günter Leo, Klaus-Dieter Baumgarten und Dr. Peter Freitag.

Die inhaltlichen Aufgaben der Arbeitsgruppe sind: - Politische und kulturelle Zusammenarbeit der ehemaligen Grenzer der DDR, der CSSR und der VR Polen. - Wahrung der Traditionen der Waffenbrüderschaft. - Erhalt und Stärkung des Geschichtsbewusstseins als eine Voraussetzung für die Auseinandersetzungen mit Geschichtsfälschungen und Entstellungen. - Unterstützung der Aktivitäten gegen die politisch motivierte Strafverfolgung und Diskriminierung des verfassungsgemäßen Handelns bei der Grenzsicherung. - Förderung der Solidarität der Grenzer untereinander.. Für die Organisation der Zusammenarbeit mit den ehemaligen Grenzern der CSSR und der VR Polen wurde Dr. Peter Freitag beauftragt. Nach seinem Tod erfolgte eine Arbeitsteilung. Seitdem unterhalten Karl-Heinz Kathert die Verbindungen zu den Organisationen der tschechischen und Felix Frackowiak zu den der polni- schen Grenzern. In einer gemeinsamen Beratung der GRH e.V. mit dem KCP („Klub Ceskeno Pohranici“) wurden folgende Arbeitsschwerpunkte festgelegt: - Organisatorische Maßnahmen zur Festigung der Zusammenarbeit zwischen dem KCP und der GRH auf der Grundlage gemeinsamer Arbeitspläne; - Sicherung des gemeinsamen Auftretens in Fällen der politischen Strafverfolgung und bei der Auseinandersetzung mit jeder Art der Geschichtsfälschung und Verleumdung. Würdigung des Beitrages der Grenzer der CSSR und der DDR für die Sicherung des Friedens in Europa; - Austausch von Delegationen zu Treffen ehemaliger Grenzer sowie zu politischen und kulturellen Ereignissen. 45

Herausgeber: Vorstand der Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung e.V. (GRH e.V.) Vorsitzender: Hans Bauer, Geschäftsführer: Dieter Stiebert

Geschäftsstelle des Vorstandes: Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin (Tel./Fax: 030/29784225) Internetadressen: www.grh-ev.org ; www.grenztruppen-ddr.de ; www.kundschafter-ddr.de; www.sport-ddr-roeder.de E-Mail: [email protected]

Geschäftszeiten: Dienstag und Donnerstag 09.00 bis16.00 Uhr

Spenden zur materiellen Unterstützung von Opfern der politischen Strafjustiz und zur Finanzierung weiterer humanitärer Tätigkeit der GRH e.V. werden erbeten auf das Konto der Berliner Volksbank Nr.578 890 000 9, BLZ 100 900 00 ab 01.02.2014: IBAN: DE53 1009 0000 5788 9000 09, BIC: BEVODEBB

Bei namentlich gekennzeichneten Beiträgen sind die Autoren für deren Inhalt verantwortlich. Dieser Sonderdruck der AG Grenze über das Herbsttreffen 2013 dient der Information der Mitglieder und Sympathisanten der GRH e.V. und darf bei Behörden nicht als rechtsverbindliche Auskunft benutzt werden. Bildnachweis: Wolfgang Ney, Siegfried Hannig, Dieter Stiebert