Und Formattrends Im Deutschen Fernsehen U
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media perspektiven 1/2011 x36 ................................................................................................................................................................ titativ besonders erfolgreich, wobei als Maßstab die Rückblick auf das Programmjahr 2009 absolute Zahl der Zuschauerinnen und Zuschauer in Form von Hitlisten zugrunde gelegt wird. Anzu- U Sparten- und Formattrends merken ist, dass diese Form der Auswertung Sen- dungen in den (großen) nationalen Programmen im deutschen Fernsehen (3) und Sendungen in den besonders zuschauer- Von Maria Gerhards* und Walter Klingler** starken Zeitzonen zwischen 19.00 Uhr und 22.00 Uhr bevorzugt. Für diese Vorgehensweise spricht allerdings, dass gerade die Sendungen, die auf den Der folgende Beitrag betrachtet die Spartennut- ersten Plätzen in den Hitlisten stehen, (öffentliche) zung im Fernsehen für das Programmjahr 2009 Aufmerksamkeit auf sich ziehen und binden, häu- und schreibt damit die Reihe der entsprechenden fig Gesprächsstoff sind, in gewisser Weise auch Analysen in Media Perspektiven der vergangenen „Trends“ für die Nutzung und Rezeption anderer Jahre fort. (1) Sendungen setzen und nicht zuletzt auf den Ge- samtmarktanteil und damit auch den quantitativen Sieben von zehn Im Programmjahr 2009 sahen an einem Durch- Erfolg des Senders einzahlen. (4) Zuschauern sahen schnittstag rund sieben von zehn in Deutschland am Durchschnittstag lebenden Personen ab drei Jahren zumindest kurz Eine solche Sparten- bzw. Genreanalyse kann ent- Analyse auf Basis der fern fern. Im Durchschnitt waren sie dann 293 Minuten weder auf der Basis von zufällig/repräsentativ aus- AGF/GfK-Codierung vor dem Fernsehgerät im Wohnzimmer oder einem gesuchten Programmwochen erfolgen (Inhaltsana- der anderen Fernsehgeräte im Haushalt zu finden. lyse) (5) oder über ein im GfK-System existierendes Für die Gesamtbevölkerung in Fernsehhaushalten Modul, die so genannte AGF/GfK-Codierung. Diese – also Seher(innen) und Nichtseher(innen) am Codierung stellt eine Systematik dar, die – mehr Durchschnittstag – betrug die Sehdauer statistisch oder minder trennscharf – Sendungen Genres zu- 212 Minuten pro Tag. ordnet, so dass auf der Ebene der Programmspar- Hinter dieser Fernsehnutzung stehen eine Viel- ten das Fernsehverhalten in Deutschland analysiert zahl unterschiedlicher Programme, Sendungen, werden kann. Für das Programmjahr 2009 waren Ein- und Umschaltverhaltensweisen, auch zum Bei- 20 der in Deutschland verfügbaren Programme spiel zielgruppenspezifische Segmentationen. darstell- und analysierbar: Das Erste/ARD, ZDF, Das stärkste Fernsehprogramm – gemessen an alle sieben Dritten Programme der Landesrund- Marktanteilen – war im Jahr 2009 das Erste der funkanstalten, RTL, Sat.1, ProSieben, VOX, RTL II, ARD mit 12,7 Prozent vor dem ZDF und RTL mit kabel eins, Super RTL, DSF, 3sat, Eurosport und jeweils 12,5 Prozent. Sat.1 kam auf 10,4 Prozent, N24. Auf diese 20 Programme entfielen 2009 rund ProSieben auf 6,6 Prozent und VOX lag mit 5,4 87 Prozent der von der GfK gemessenen gesamten Prozent noch über der 5-Prozent-Marke. Die Drit- Fernsehnutzung. ten Programme erreichten gemeinsam einen Jah- Im Rahmen des AGF-Codeplans, der hier zu- resmarktanteil von 13,5 Prozent. (2) grunde gelegt ist, bildet eine Sendung die kleinst- Im Folgenden steht die Perspektive der genutz- mögliche Analyseeinheit. Auf der ersten Ebene ten Sparten bzw. der in diesen jeweils besonders werden insgesamt sechs Programmsparten unter- stark genutzten Sendungen von insgesamt 20 er- schieden: Information/Infotainment (mit zum Teil fassten Programmen im Mittelpunkt. sehr fließenden Grenzen in andere Genres hinein, wie unten noch dazustellen sein wird), Fiction, Un- Fragestellungen und methodisches Vorgehen terhaltung, Sport, Werbung und Sonstiges, hinter Zentrale Untersuchungsfragen hierbei sind, wie in dem sich beispielsweise auch Elemente der Pro- den vergangenen Jahren: grammpräsentation verbergen. Bei der Werbung ist – Welche allgemeinen Trends zeigen sich bei der der Werbeblock die kleinstmögliche Analyseeinheit Fernsehnutzung? und im Bereich der Programmpräsentation der – Welche Programmsparten wurden von den Programmtrailer oder der Spot. Zur detaillierten Fernsehzuschauern genutzt? Programmcodierung stehen im AGF-Codeplan ins- – Welche Nutzungsschwerpunkte existieren in gesamt elf Variablen zur Verfügung, beispielsweise den einzelnen Sparten? wird das Sendungsformat, das Thema der Sendung – Wie stellt sich die Fernsehnutzung im Wochen- oder bei Spielfilmen das Genre, das Produktionsda- verlauf oder im Jahresrhythmus dar? tum oder Herkunftsland erfasst. Insgesamt stehen – Wie sieht die Fernsehnutzung nach Zielgruppen für diese differenzierte Codierung, die nach dem aus? Baukastenprinzip aufgebaut ist, rund 240 Codes zur Verfügung. Und schließlich: Welche Sendungen bzw. Formate waren in den einzelnen Genres im Jahr 2009 quan- Wie eingangs bereits erwähnt, lag die Tagesreich- Fernsehnutzung weite des Fernsehens im Jahr 2009 bei 71 Prozent, fiel in einzelnen nach 70 Prozent im Vorjahr und 72 Prozent im Zielgruppen unter- Jahr 2007 (vgl. Tabelle 1). Die Sehdauer betrug 212 schiedlich aus Minuten, im vorangehenden Jahr 2008 lag sie bei 207 Minuten, 2007 bei 208 Minuten. Während im ................................................................................. * SWR Programmplanung. mittelfristigen Trend damit die Tagesreichweite des ** SWR Medienforschung. Fernsehens ganz leicht – auf hohem Niveau – zu- Sparten- und Formattrends im deutschen Fernsehen ................................................................................................................................................................ x37 media perspektiven 1/2011 1 Tagesreichweiten und Fernsehnutzungsdauer in Deutschland 2001 bis 2009 BRD gesamt, Zuschauer ab 3 Jahren, Mo bis So, 3.00 bis 3.00 Uhr ........................................................................................................................................................................ 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 ........................................................................................................................................................................ Tagesreichweite in % 72 73 73 74 74 73 72 70 71 Sehdauer in Min.1) 192 201 203 210 211 212 208 207 212 Verweildauer in Min.2) 262 270 273 279 283 286 285 288 293 ........................................................................................................................................................................ 1) Basis: Gesamtbevölkerung einschließlich Nichtseher. 2) Zuschauer, die mindestens eine Minute fortlaufend gesehen haben. Quelle: AGF/GfK, pc#tv, TV-Scope (seit 2009), Fernsehpanel (D+EU). 2 Entwicklung der Fernsehdauer in Deutschland 2001 bis 2009 BRD gesamt, Mo bis So, 3.00 bis 3.00 Uhr, in Min. .............................................................................................................................................................................................................. Sehdauer in Min.1) 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 .............................................................................................................................................................................................................. Zuschauer gesamt ab 3 J. 192 201 203 210 211 212 208 207 212 Kinder 3–13 J. 98 97 94 93 91 90 87 86 88 Erwachsene ab 14 J. 14–29 J. 134 137 143 142 141 140 133 136 136 30–49 J. 191 200 204 209 209 209 205 203 210 50–64 J. 233 245 246 260 267 271 263 257 265 ab 65 J. 271 286 279 290 287 285 285 288 292 Frauen ab 14 J. 214 225 228 237 239 239 237 233 240 Männer ab 14 J. 195 204 206 212 212 213 207 207 210 Formale Bildungsgruppen Volks-/Hauptschule o. Lehre 216 213 210 224 222 220 227 223 233 Volks-/Hauptschule m. Lehre 237 246 250 258 260 265 258 261 272 Weiterf. Schule o. Abitur 197 211 215 223 225 225 222 221 225 Abitur/Hochsch./Studium 153 159 162 162 167 165 159 157 163 .............................................................................................................................................................................................................. 1) Basis: Gesamtbevölkerung einschließlich Nichtseher. Quelle: AGF/GfK, pc#tv, TV-Scope (seit 2009), Fernsehpanel (D+EU). rückging, stieg die Sehdauer nach „schwächeren“ Programmsparten – Angebot und Nutzung zwei Jahren wieder an. Dabei fällt die Sehdauer in Nimmt man die mittels der AGF/GfK-Codierung den einzelnen Zielgruppen traditionell unterschied- analysierbaren Programme als Basis, so waren – lich aus: Kinder sehen am wenigsten fern, 2009 wie in den Jahren zuvor – im Jahr 2009 rund 46 waren es durchschnittlich 88 Minuten, die ab Prozent der angebotenen Sendeminuten dem Be- 65-Jährigen am längsten. Sie kamen auf 292 Minu- reich Information und Infotainment zuzuordnen. ten, also fast fünf Stunden. Frauen schauten im (6) 26 Prozent des Angebots entfielen auf Fiction, 9 Schnitt vier Stunden und damit eine halbe Stunde Prozent auf Unterhaltung, 8 Prozent auf Werbung, länger fern als Männer. Formal höher Gebildete 7 Prozent auf Sport und 4 Prozent auf Sonstiges nutzten das Fernsehen weniger als formal geringer (siehe obige Definition). Gebildete (vgl. Tabelle 2). Für das Jahr 2009 lassen sich über die Pro- Gemessen an der Nutzung veränderte sich die Nur bei Unterhaltung grammcodierung 184 Minuten von 212 Minuten Rangreihe nicht, wohl aber veränderten sich die und Fiction ist die der Gesamtfernsehnutzung weiteranalysieren.