Aufstieg Mit Sprengkraft

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Aufstieg Mit Sprengkraft Landpartie Aufstieg mit Sprengkraft Eine spektakuläre Baustelle für die Bahnstrecke von Stuttgart nach Ulm – die gab es schon vor über 150 Jahren. Ihr Herzstück war die Geislinger Steige, damals die steilste Bergstrecke Europas. Auf einem 15 Kilometer langen Erleb- nispfad können Wanderer mehr über das Jahrhundert- bauwerk erfahren. ortschritt heißt, Felsen zu spren- „Bote vom Filsthale“ schickte ihm noch Römer tappten hier hinauf Richtung Augs- F gen, Natur zu pulverisieren, der einen pathetischen Nachruf hinterher: burg und Alpenpässe. Auch wenn der Schöpfung mal zeigen, wer Herr „Man sah zu aller Jubel den Unbeugsamen Weg heute geschottert ist, sein Gefälle im Haus ist. So verstand es der „Bote vom still und ruhig und sanft mit einer Fahne und seine Enge lassen die Mühen des Filsthale“, die Geislinger Lokalzeitung, geschmückt sich ins Tal hinunterneigen.“ einstigen Albaufstieges erahnen. Die Alter- und diesen Triumph der Technik kostete Man muss nicht in den Archiven kramen, native durch das Rohrachtal war auch sie im September 1847 überschwänglich um an solche Perlen der Fortschritts- nicht einfacher, eng (der „General“!) und aus: „Ein donnerndes Gekrache verkün- Poesie zu kommen. Eine Wanderung tut sumpfig, wie es war. dete, dass der Hochmut und Stolz sich es auch. Der Erlebnispfad Geislinger Stei- dem Laufe der Zeit und dem unaufhörli- ge, durch ehrenamtliche Initiative ent- Die Gutachter chen Nagen des Eisens nachgeben müsse.“ standen, bereitet nämlich geschickt die fanden es zu steil Für das donnernde Gekrache hatten 75 Geschichte dieses „Jahrhundertbauwerkes“ Kilo Sprengstoff gesorgt, die in den Mühl- auf, wie Eisenbahn-Enthusiasten diesen Vom Gelände her bot sich Geislingen also talfelsen gesteckt worden waren. Diese Streckenabschnitt nennen. Und ist zudem, gar nicht an, als die württembergischen wuchtige Kalkbarriere, im Volksmund was ja bei einem Technikthema nicht Eisenbahn-Ingenieure nach einer Direkt- „General“ genannt, ragte weit in das immer gegeben ist, mit reichlich schöner verbindung in den Süden suchten. Die Rohrachtal oberhalb von Geislingen. Und Natur gesegnet – auch ohne den wegge- war sowieso nicht einfach, stand doch die stand einem der kühnsten Baustellen sei- mobbten „General“. langgestreckte gebirgige Alb im Weg. Sogar nerzeit im Wege: der Eisenbahnlinie von ein Bahnbau-Experte wie Friedrich List Stuttgart nach Ulm. Ihr Herzstück, die Schon die Römer hielt es für ausgeschlossen, sie zu über- Steige hinter Geislingen, war frei, als der tappten hier hinauf winden. Er empfahl eine Art Schienen-Er- „General“ aus dem Weg geschafft war. Der satzverkehr: Reisende mit dem Zug nach Auf was sich die württembergischen Eisen- Geislingen zu bringen und dann über eine bahn-Planer eingelassen hatten, merkt Chaussee auf das Hochplateau zu kut- man schon auf den ersten Metern des schieren. Auch der englische Eisenbahn- Pfades. Er schickt einen nämlich auf die Pionier Charles Vignoles, als Gutachter Aussichtspunkt Mühltalfelsen: alte Weiler Steige. Nach ihr – und nicht herangezogen, war skeptisch. Zu steil, Hier hat man die Geislinger Steige nach der Eisenbahn – hat Geislingen sei- meinte er – und konnte sich eine Varian- und ihre Bahnstrecke gut im Blick. nen Zusatz „an der Steige“. Schon die te mit Seilzug vorstellen. Oder sollte man 14 15 Holzbrücke und Kalksteinfelsen: Der Bahnerlebnispfad ist nicht nur historisch interessant, sondern auch landschaftlich attraktiv. die Eisenbahnkommission, die im Jahr darauf bestimmte, dass die Trasse über seinen Heimatort Geislingen gelegt wer- den sollte. Und wieder ein Jahr später erhielt er schon die Leitung über die spek- takuläre Neubaustrecke. Nur ein Tag Fahrt an den Bodensee Sicher nervenaufreibend, so ein Pio- nier-Projekt. Seine Mineure sprengten sich durch die Felsen, hohe Stützmauern mussten die Hänge sichern, und Tausen- Eisenbahnbau und wurde 1843 leitender letzten Aufschwung zum Ödenturm, an verbunden, und bald auch mit der nächs- de Arbeiter waren auf der Baustelle – über Techniker der württembergischen „Eisen- einer Tafel unter einem löchrigen, moos- ten Info-Tafel. Sie erzählt von Michael die Jahre waren es, so schätzt man, an bahn-Commission“. Dort setzte er die überwachsenen Dach, zweigt ein Pfad Knoll und von den Chancen, die der Ein- die 10 000. Fast alles musste per Hand Streckenführung Richtung Ulm über das hinunter nach Geislingen ab. So wild ist bruch der Moderne nach Geislingen brach- gemacht werden. Und doch – Vergleiche Filstal und die Geislinger Steige durch. diese Schlucht unter einer hohen Fels- te. Michael Knoll wurde 1805 in Geislin- mit heutigen Bauprojekten wollen wir Während er selber sich um die Bahn von wand, so naturromantisch, dass sich ein gen geboren, sein Vater war Elfenbein- mal lieber nicht anstellen – wurde die Esslingen nach Heilbronn kümmerte und kurzer Abstecher durchaus lohnt. drechsler, die Mutter stammte aus der Strecke schon am 29. Juni 1850 eröffnet. später den Bau der Brennerbahn leitete, Familie Straub, die die Schimmelmühle An einem Tag konnten die Stuttgarter musste ein anderer den heiklen Albaufstieg Wo Achsen rattern betrieb. Der junge Michael aber löste sich nun an den Bodensee fahren, wofür sie realisieren. Nichts anderes als die damals und Bremsen kreischen aus diesem bäuerlich-handwerklichen bis dahin vier Tage gebraucht hatten. steilste Bergstrecke Europas galt es zu Umfeld und studierte an der Stuttgarter Michael Knoll konnte nicht lange auf sein bauen: Auf knapp fünf Kilometern waren Der Technik entfremden sich die Wande- Bauschule – unter Eberhard Etzel! Werk stolz sein. Auf den Tag genau zwei 113 Höhenmeter zu überwinden, mit rer aber nicht, hören sie doch auf dem Michael Knoll machte zuerst Karriere im Jahre nach der Eröffnung streckten meh- einem Gefälle von 2,25 Prozent. Das ist Waldpfad immer wieder Achsen rattern, Straßenbau: Mit 36 Jahren war er zustän- rere Schlaganfälle den gerade 47-Jährigen noch bis heute eine deftige Hausnummer Bremsen kreischen, Waggons holpern. dig für den Unterhalt sämtlicher Staats- tödlich nieder. Auch sein Chef Carl Etzel – und zwingt einen ICE zu seiner lang- Akustisch bleibt ihnen die Steige stets straßen des Landes. 1844 kam er dann in starb so, und mit 53 Jahren wurde er auch samsten Fahrt in Deutschland: Nur mit Tempo 70 darf er sich die Alb hochpir- Markante Wegpunkte: Das Denkmal für schen. Baumeister Michael Knoll (links oben), die Ruine Helfenstein mit Burgschenke, die Alb nicht besser ganz umfahren, über Talblick nach Geislingen. die Täler der Rems, des Kocher und der Wilde Schlucht Donau? mit hoher Felswand Es brauchte also planerische Kühnheit für die Direttissima. Und die hatte Carl Etzel. Das kann man schön beobachten von der Buchhaltung leicht gemacht! Der Stuttgarter hatte von seinem Vater Ruine Helfenstein und dem Ödenturm, DATEV Unternehmen online sorgt für einen papierlosen und sicheren Austausch der Belege Eberhard, der unter anderem die Neue beides mittelalterliche Bauten, zu denen mit Ihrem Steuerberater. Die Danner IT-Systemhaus GmbH ist Ihr kompetenter Partner für Ihre Weinsteige und die Cannstatter Neckar- der Erlebnispfad hinaufführt und die individuelle DATEV Unternehmen online-Lösung. brücke erbauen ließ, das Faible für die weite Blicke hinunter auf Geislingen Moderne mitbekommen. Carl ging nach gewähren. Oben auf der Höhe geht es erst Paris und Wien, machte dort Karriere beim mal durch Wald und Natur. Kurz vor dem Danner IT-Systemhaus GmbH Emil-Adolff-Straße 1 | 72760 Reutlingen 16 T 07121-5678-0 | F 07121-5678-8817 Cloud [email protected] | www.danner-it.de Anwendungen Steile Wege in die Geschichte: Auf und Geislingens Hinterhof mit etlichen Gewer- Welt. Immer noch ist ja Geislingen Teil ab geht’s auf dem 15 Kilometer langen Erlebnispfad. bebauten, findet aber noch so manchen der Magistrale Paris-Wien-Budapest. netten Punkt wie die Tuff-Terrassen, über Noch. Aber längst sprengen die Eisen- die die Rohrach hinunterfällt. Schließlich bahningenieure wieder und treiben Tun- nimmt er auch die Geislinger Altstadt mit. nel durch die Alb, für eine schnelle Direkt- kelsten Kehre nützt das auch nichts. Aber Bis hin zum „Alten Bau“, einem der größ- verbindung von Stuttgart nach Ulm. Was der Platz unten, an dem die Züge direkt ten Fachwerkhäuser Württembergs, jetzt das für Geislingen bedeutet – man wird und nur durch einen stabilen Zaun vom Geislinger Heimatmuseum genutzt. sehen. Wer jedenfalls noch Fernzüge auf getrennt vorbeirasen, hat was. Auch, weil Für Modelleisenbahnfans ist dort das einem der interessantesten Schienen- ihn die Aura der Vergänglichkeit umgibt. Modell der Geislinger Steige nachgebaut, wege in Europa sehen will, wird sich Bis jetzt war noch kein Geld da, um den die Infotafel vor dem Haus listet den wirt- beeilen müssen. Brunnen wieder sprudeln zu lassen oder schaftlichen Aufschwung durch die Bahn die Anlage aufzuhübschen. auf: Die Stadt und die Dörfer ringsum Text: Wolfgang Albers profitierten von dem Anschluss an die Fotos: Thomas Rathay Züge fahren direkt in die Linse Ein Höhepunkt, auch ganz wörtlich, ist der Standort der nächsten Infotafel auf Bahn-Erlebnispfad den Resten des „Generals“. Direkt darun- ter liegen die Gleise, ein idealer Ausguck Erlebnispfad Geislinger Steige: Die Run- Telefon 0 73 31/72 66 (Ziegelhütte); der Bahngleise der Hohenzollerischen für Trainspotter, denen die Züge fast direkt de ist gut 15 Kilometer lang und hat ins- Telefon 0 73 31/71 54 14, Landesbahn zwischen Neufra und Gam- in die Linse fahren. Jetzt drängt sich auch gesamt mit dem Abstecher zum Knoll- www.straub-muehle.de; mertingen. die B10 heran.
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