Plenarprotokoll 8/149

Deutscher Bundestag

Stenographischer Bericht

149. Sitzung

Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Inhalt:

Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 11891 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . 11925`A Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung . . 11891 B Anlage 2 Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage von Presse und Rundfunk in Bedeutung der Torfvorräte sowie Lösung der Bundesrepublik Deutschland (1978) des Konflikts zwischen wirtschaftlicher Nutzung und Schutz der Natur und Tier- — Drucksache 8/2264 — welt; vertragliche Absicherung der Ölver- in Verbindung mit sorgung des Gemeinsamen Marktes mit den Ölförderländern Beratung des Berichts der Bundesregierung MdlAnfr A26 20.04.79 Drs 08/2763 über die Erfahrungen mit der Fusionskon- Wolfram (Recklinghausen) SPD trolle bei Presseunternehmen — Drucksache 8/2265 — MdlAnfr A27 20.04.79 Drs 08/2763 Wolfram (Recklinghausen) SPD Baum, Bundesminister BMI 11892 A Dr. Schwarz-Schilling CDU/CSU 11895 D SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 11925*C Dr. Nöbel SPD 11900 D Kleinert FDP 11907 C Anlage 3 Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister BMWi 11910 C Abschöpfung der „Windfall-Profits" der Dr. Klein (Göttingen) CDU/CSU 11911 D aus inländischen Ölquellen fördernden Un- ternehmen durch eine bundeseinheitliche Dr. Jens SPD 11914 B Regelung Angermeyer FDP 11916 A Klein (München) CDU/CSU 11917 D MdlAnfr A28 20.04.79 Drs 08/2763 Reuschenbach SPD Dr. Stercken CDU/CSU 11920 C Dr. Langguth CDU/CSU 11922 B MdlAnfr A29 20.04.79 Drs 08/2763 Reuschenbach SPD Nächste Sitzung 11923 C SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 11926*A II Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Breitag, den 27. April 1979

Anlage 4 tung im Rahmen der sogenannten EG-Bi- Abschöpfung der „Windfall-Profits" der lanzregelung aus inländischen Ölquellen fördernden Un- MdlAnfr A42 20.04.79 Drs 08/2763 ternehmen durch eine bundeseinheitliche Schedl CDU/CSU Regelung MdlAnfr A43 20.04.79 Drs 08/2763 MdlAnfr A30 20.04.79 Drs 08/2763 Schedl CDU/CSU Dr. Steger SPD SchrAntw PStSekr Gallus BML 11928*C SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 11926*C Anlage 11 Anlage 5 Beibehaltung des § 2 Abs. 2 der Verord- Besteuerung der deutschen „Windfall-Pro- nung über die Beschäftigung von Frauen fits" aus energiepolitischen Gründen als Fahrzeugführer MdlAnfr A31 20.04.79 Drs 08/2763 MdlAnfr A56 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Häfele CDU/CSU Frau Matthäus-Maier FDP MdlAnfr A32 20.04.79 Drs 08/2763 MdlAnfr A57 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Häfele CDU/CSU Frau Matthäus-Maier FDP SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 11926*D SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 11929*A

Anlage 6 Anlage 12 Produktinformation der Verbraucher in Vermeidung von Nachteilen für Lotsen Form von gelben Etiketten, insbesondere und Schiffsbesatzungen der Lotsenversetz- über den Energieverbrauch von elektri- schiffe der neuen Versetzstation Helgo- schen Geräten land MdlAnfr A33 20.04.79 Drs 08/2763 MdlAnfr A78 20.04.79 Drs 08/2763 Frau Dr. Martiny-Glotz SPD Eickmeyer SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 11927*B MdlAnfr A79 20.04.79 Drs 08/2763 Eickmeyer SPD Anlage 7 SchrAntw PStSekr Wrede BMV 11929*B Gesellschaftspolitischer Sinn und Wert des Meistertitels im Handwerk in der heutigen Anlage 13 Zeit Aufgabe der Pläne für den Bau einer gro- MdlAnfr A34 20.04.79 Drs 08/2763 ßen Umgehungsstraße östlich von Karl- Milz CDU/CSU stadt im Zuge der B 26/27 SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 11927*C MdlAnfr A80 20.04.79 Drs 08/2763 Biehle CDU/CSU Anlage 8 MdlAnfr A81 20.04.79 Drs 08/2763 Vorwürfe des baden-württembergischen Biehle CDU/CSU Wirtschaftsministers Eberle gegen die Mit- SchrAntw PStSekr Wrede BMV 11929*C telstandspolitik der Bundesregierung MdlAnfr A35 20.04.79 Drs 08/2763 Anlage 14 Dr. Spöri SPD Vogelsterben durch Ö lteppiche in der SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 11927*D Nordsee MdlAnfr A83 20.04.79 Drs 08/2763 Anlage 9 Dr. Schwencke (Nienburg) SPD Übernahme von Hermes-Bürgschaften in Höhe von 8 Milliarden DM für Lieferun- SchrAntw PStSekr Wrede BMV 11929*D gen deutscher Firmen an den Iran Anlage 15 MdlAnfr A40 20.04.79 Drs 08/2763 Thüsing SPD Bau der Bundesautobahn 26 von über und nach Himmel- SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 11928*B pforten und weiter bis Cuxhaven Anlage 10 MdlAnfr A84 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. von Geldern CDU/CSU Ausschluß selbständiger Handelsunterneh- men vom Import von Fleisch zur Verarbei- SchrAntw PStSekr Wrede BMV 11930*A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 III

Anlage 16 MdlAnfr A96 20.04.39 Drs 08/2763 Kolb CDU/CSU Eigenverantwortlichkeit der Bundespost für die Einspeisung von Rundfunk- und SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 11931 *D Fernsehprogrammen in das jeweilige Breit- bandnetz sowie Aufnahme ausländischer Anlage 22 kommerzieller Sender in die Kabelverteil- Auswirkungen des Zweiten Wohnraum- anlagen kündigungsschutzgesetzes auf das Investi- MdlAnfr A85 20.04.79 Drs 08/2763 tionsverhalten im freifinanzierten Woh- Gärtner FDP nungsbau; Vorlage des Berichts über steu- erliche Nachteile nicht gemeinnütziger MdlAnfr A86 20.04.79 Drs 08/2763 Wohnungsunternehmen bei der Veräuße- Gärtner FDP rung von Mietwohnungen SchrAntw PStSekr Wrede BMP 119304B* MdlAnfr A97 20.04.79 Drs 08/2763 Francke (Hamburg) CDU/CSU Anlage 17 MdlAnfr A98 20.04.79 Drs 08/2763 Mangel an Ausbildungsplätzen für Fern- Francke (Hamburg) CDU/CSU meldehandwerker im Bundespostministe- rium SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 11932*B MdlAnfr A87 20.04.79 Drs 08/2763 Anlage 23 Milz CDU/CSU Bereitstellung des vom DIW erstatteten SchrAntw PStSekr Wrede BMP 11930*C Gutachtens „Verteilungswirkungen des Förderungssystems für den sozialen Wo- Anlage 18 nungsbau" für die Abgeordneten des Bun- Übernahme der Gebühren für Funkgeräte destages; Erfahrungen mit dem Stadthaus der Not- und Hilfsdienste durch die Bun- MdlAnfr A103 20.04.79 Drs 08/2763 desregierung Dr. Jahn (Münster) CDU/CSU MdlAnfr A88 20.04.79 Drs 08/2763 MdlAnfr A104 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd) CDU/CSU Dr. Jahn (Münster) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Wrede BMP 11930*D SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 11932*D

Anlage 19 Anlage 24 Praxis der US-Postverwaltung bei den mit Aussparung der Kernenergie bei der Auf- „Federal Republic of " adressier- zählung von Energiequellen in der vom ten Sendungen Bundesforschungsminister herausgegebe- nen Faltmappe „Forschung für den Bür MdlAnfr A90 20.04.79 Drs 08/2763 ger" Dr. Dübber SPD MdlAnfr A113 20.04.79 Drs 08/2763 11931 *A SchrAntw PStSekr Wrede BMP Dr. Probst CDU/CSU MdlAnfr A114 20.04.79 Drs 08/2763 Anlage 20 Dr. Probst CDU/CSU Personalmangel im gehobenen Dienst der SchrAntw PStSekr Stahl BMFT 11933*B Bundespost sowie fehlende Planstellen für Postbeamte Anlage 25 MdlAnfr A91 20.04.79 Drs 08/2763 Nichterwähnung der Kernenergie in der Becker (Nienberge) SPD vom Bundesforschungsminister herausge- MdlAnfr A92 20.04.79 Drs 08/2763 gebenen Informationsschrift „Forschung Becker (Nienberge) SPD - für den Bürger" angesichts der Aufwen- dungen für die Entwicklung der Kerntech- SchrAntw PStSekr Wrede BMP 11931*B nik

Anlage 21 MdlAnfr A115 20.04.79 Drs 08/2763 Engelsberger CDU/CSU Attraktivere Gestaltung des frei finanzier- ten Wohnungsbaus für Investoren ange- SchrAntw PStSekr Stahl BMFT 119331*D sichts der unter den Kostenmieten liegen- den Marktmieten Anlage 26 MdlAnfr A95 20.04.79 Drs 08/2763 Förderung von Forschungsprojekten für Kolb CDU/CSU den Bereich neuer Antriebsstoffe im Ver- IV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

kehrsbereich, insbesondere für den Einsatz Anlage 32 von Methanol in Kraftfahrzeugen seit 1970 Überwachung der Einhaltung des Waffen- MdlAnfr A116 20.04.79 Drs 08/2763 stillstands in Namibia durch die UNTAG Pfeffermann CDU/CSU MdlAnfr A133 20.04.79 Drs 08/2763 MdlAnfr A117 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Hennig CDU/CSU Pfeffermann CDU/CSU SchrAntw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . 11936*B SchrAntw PStSekr Stahl BMFT 11934*A

Anlage 27 Anlage 33 Registrierung Verstärkung der Förderung alternativer der SWAPO-Einheiten bei der UNTAG Entsorgungskonzepte im Verhältnis zur nach dem Waffenstillstand in Förderung der sogenannten integrierten Namibia Entsorgung mit der plutoniumproduzieren- MdlAnfr A134 20.04.79 Drs 08/2763 den Wiederaufarbeitung Dr. Hammans CDU/CSU MdlAnfr A118 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAntw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . 11936*C Ueberhorst SPD MdlAnfr A119 20.04.79 Drs 08/2763 Anlage 34 Ueberhorst SPD Grauzonen innerhalb der Friedensregelung SchrAntw PStSekr Stahl BMFT 11934*C für Namibia Anlage 28 MdlAnfr A135 20.04.79 Drs 08/2763 Daweke CDU/CSU Auffassung des Bundeskanzlers über einen Rohstoff-Fonds sowie Nutzbarmachung der MdlAnfr A136 20.04.79 Drs 08/2763 UNCTAD-Konferenz in Manila für die Ar- Daweke CDU/CSU beit der Entwicklungspolitik SchAntw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . . 11936*D MdlAnfr A122 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Hoffacker CDU/CSU Anlage 35 MdlAnfr A123 20.04.79 Drs 08/2763 Grauzonen innerhalb der Friedensregelung Dr. Hoffacker CDU/CSU für Namibia, insbesondere im Hinblick auf SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 11935*A die Rolle der SWAPO MdlAnfr A137 20.04.79 Drs 08/2763 Anlage 29 Dr. Hüsch CDU/CSU Behebung des Personalmangels an der MdlAnfr A138 20.04.79 Drs 08/2763 deutschen Botschaft in Bukarest Dr. Hüsch CDU/CSU MdlAnfr A126 20.04.79 Drs 08/2763 SchAntw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . . 11937*B Dr. Hupka CDU/CSU

SchrAntw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . 11935*C Anlage 36

Anlage 30 Anerkennung der schwarzen Mehrheitsre- gierung in Rhodesien/ Zimbabwe Bedingungen für die Anerkennung Nami- bias MdlAnfr A139 20.04.79 Drs 08/2763 Engelsberger CDU/CSU MdlAnfr A130 20.04.79 Drs 08/2763 Vogel (Ennepetal) CDU/CSU SchAntw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . . 11937*D SchrAntw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . 11935*D

Anlage 31 Anlage 37 Prinzipien für die Anerkennung von Staa- ten sowie Schließung des Konsulats in Treffen des Bundeskanzlers mit den die Windhuk zur Wahrung der Interessen der Kernenergie ablehnenden Teilnehmern des Namibia-Deutschen Gorleben-Symposiums Frau Karwatzki CDU/CSU SchrAnfr B1 20.04.79 Drs 08/2763 MdlAnfr A131 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Probst CDU/CSU Frau Karwatzki CDU/CSU SchrAnfr B2 20.04.79 Drs 08/2763 MdlAnfr A132 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Probst CDU/CSU SchrAntw StMin Dr. von Dohnanyi AA . . 11936*A SchrAntw StMin Wischnewski BK . . . . 11938*A Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 V

Anlage 38 Anlage 43

Kosten der Zündholzwerbung des Presse- Sicherstellung der Arbeitsfähigkeit des und Informationsamts der Bundesregierung Goethe-Instituts in Tokio für die Broschüren „Regierungspolitik 1977 bis 1980" SchrAnfr B11 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Schmitt-Vockenhausen SPD SchrAnfr B3 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 11940*C Glos CDU/CSU SchrAnfr B4 20.04.79 Drs 08/2763 Glos CDU/CSU Anlage 44 SchrAntw StSekr Bölling BPA 11938*B Wahrung deutscher Rechtspositionen in Gesprächen mit Polen

Anlage 39 SchrAnfr B12 20.04.79 Drs 08/2763 Graf Stauffenberg CDU/CSU Empfehlungen des Europarats zur kulturel- len Zusammenarbeit in Europa auf der SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 11941 *A Grundlage der Konvention von 1954

SchrAnfr B5 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Schwencke (Nienburg) SPD Anlage 45

SchrAnfr B6 20.04.79 Drs 08/2763 Verurteilung der Aburteilungspraxis isla- Dr. Schwencke (Nienburg) SPD mischer Revolutionsgerichte im Iran durch SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 11938*D die Vereinten Nationen

SchrAnfr B13 20.04.79 Drs 08/2763 Engelsberger CDU/CSU Anlage 40 SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 11941 *B

Forderung eines „Eintrittsgelds" von Aus- ländern bei der Einreise nach Spanien Anlage 46 SchrAnfr B7 20.04.79 Drs 08/2763 Seefeld SPD Erhöhter Salzgehalt in Flüssen durch Ab- SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 11939*A wässer aus der DDR, insbesondere im Mit- tellandkanal im Bereich des Kraftwerks Mehrum

SchrAnfr B14 20.04.79 Drs 08/2763 Anlage 41 Stockleben SPD Intervention der Bundesregierung für eine SchrAnfr B15 20.04.79 Drs 08/2763 Beendigung der menschenrechtswidrigen Stockleben SPD Schnellverfahren und der Hinrichtungen SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 11941*D im Iran sowie Ächtung der Todesstrafe durch die UNO

SchrAnfr B8 20.04.79 Drs 08/2763 Möllemann FDP Anlage 47 SchrAnfr B9 20.04.79 Drs 08/2763 Gewässersanierung im Rheineinzugsgebiet, Möllemann FDP insbesondere im Bereich der Abwasserab- SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 11939*B leitungen SchrAnfr B16 20.04.79 Drs 08/2763 Lenders SPD Anlage 42 SchrAnfr B17 20.04.79 Drs 08/2763 Lenders SPD Standort der Sender Radio Free Europe SchrAnfr B18 20.04.79 Drs 08/2763 und Radio Liberty Lenders SPD SchrAnfr B10 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B19 20.04.79 Drs 08/2763 Landré CDU/CSU Lenders SPD SchrAntw StMin Frau Dr. Hamm-Brücher AA 11940*A SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 11942*A VI Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Anlage 48 SchrAnfr B29 20.04.79 Drs 08/2763 Seiters CDU/CSU Erneute Sicherheitsprüfung des Kernkraft- werks Mülheim-Kärlich durch die RSK an- SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 11945*D gesichts des Reaktorstörfalls in Harris- burg SchrAnfr B20 20.04.79 Drs 08/2763 Anlage 53 Schäfer (Offenburg) SPD SchrAnfr B21 20.04.79 Drs 08/2763 Politischer Standort und Finanzquellen der Schäfer (Offenburg) SPD „Marxistischen Gruppe" sowie Informatio- nen über den „Verein zur Förderung des SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 11943*C studentischen Pressewesens e. V." in Mün- chen

Anlage 49 SchrAnfr B30 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Langguth CDU/CSU Konsequenzen aus der Reaktorkatastrophe in Harrisburg; Störfälle in deutschen Kern- SchrAnfr B31 20.04.79 Drs 08/2763 kraftwerken in den letzten drei Jahren so- Dr. Langguth CDU/CSU wie Zahl der arbeitenden Kernkraftwerke SchrAnfr B32 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B22 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Langguth CDU/CSU Schmidt (München) SPD SchrAnfr B33 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B23 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Langguth CDU/CSU Schmidt (München) SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 11946*B SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 11943*D

Anlage 50 Anlage 54

Durchführung der EG-Richtlinie zur Sanie- Beseitigung der Härten bei einer Kürzung rung der für die Trinkwassergewinnung des Anwärterverheiratetenzuschlags durch genutzten Oberflächengewässer; Einfüh- Änderung des § 62 Abs. 3 des Bundesbesol- rung eines Abwasserabgabensystems auf dungsgesetzes europäischer Ebene; Harmonisierung der SchrAnfr B34 20.04.79 Drs 08/2763 Maßnahmenkataloge der Rheinuferstaaten Dr. Jenninger CDU/CSU zur Gewässerreinhaltung SchrAnfr B35 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B24 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Jenninger CDU/CSU Dr. Geßner SPD SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 11946*D SchrAnfr B25 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Geßner SPD SchrAnfr B26 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Geßner SPD Anlage 55 SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 11944*C Änderung der Lärmschutzzone für den Be- reich des Militärflugplatzes Nörvenich

Anlage 51 SchrAnfr B36 20.04.79 Drs 08/2763 Milz CDU/CSU Auszeichnung des Vorsitzenden der DKP, SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 11947*A Herbert Mies, mit dem Lenin-Orden SchrAnfr B27 0.04.79 Drs 08/2763 Dr. Waigel CDU/CSU Anlage 56 SchrAnfr B28 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Waigel CDU/CSU Entlassung der Raumpflegerinnen und Be- SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 11945*D auftragung von Reinigungsfirmen im Bun- desinnenministerium

SchrAnfr B37 20.04.79 Drs 08/2763 Anlage 52 Frau Dr. Wisniewski CDU/CSU

Erhöhung des Übergangsgeldes bei Über- SchrAnfr B38 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. tritt in das Beamtenverhältnis des einfa- Frau Wisniewski CDU/CSU chen und mittleren Dienstes SchrAntw StSekr Dr. Hartkopf BMI . . . . 11947*B Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 VII

Anlage 57 SchrAnfr B46 20.04.79 Drs 08/2763 Biechele CDU/CSU Bericht der türkischen Zeitung „Günay- din" über Verweigerung der Einreise für SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 11950*B Türken an der deutsch-österreichischen Grenze und Erschießungen bei illegalen Grenzüberschreitungen Anlage 62 SchrAnfr B39 20.04.79 Drs 08/2763 Besitzstandsregelung für Beihilfeberechtig- Dr. Stercken CDU/CSU te, die als Beamte durch das Zwanzigste Rentenanpassungsgesetz ihre Ansprüche SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 11947*C auf Leistungen aus der Rentenversiche- rung verloren haben SchrAnfr B47 20.04.79 Drs 08/2763 Anlage 58 Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU Verwendung einer Verschlußsache durch SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 11951*A das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel" als Grundlage seines Artikels über Waffenex- porte aus der Bundesrepublik Deutsch- Anlage 63 land Zahl der in der Bundesrepublik Deutsch- SchrAnfr B40 20.04.79 Drs 08/2763 land aufgenommenen vietnamesischen Dr. Unland CDU/CSU Flüchtlinge sowie Anteil der Bundeslän- SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 11947*D der SchrAnfr B48 20.04.79 Drs 08/2763 Jaunich SPD Anlage 59 SchrAnfr B49 20.04.79 Drs 08/2763 Jaunich SPD Realisierung der Vereinbarungen der Rhein- anliegerstaaten zur Verminderung der SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 11951*C Rheinverschmutzung durch chemische Schadstoffe (Chemievertrag) und zur Redu- zierung der Salzbelastung (Chloridver- Anlage 64 trag) Notwendigkeit des Nebeneinanderbeste- SchrAnfr B41 20.04.79 Drs 08/2763 hens der Übereinkommen der EG und des Hansen SPD Europarats zur Bekämpfung des Terroris- mus SchrAnfr B42 20.04.79 Drs 08/2763 Hansen SPD SchrAnfr B50 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Wittmann (München) CDU/CSU SchrAnfr B43 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B51 20.04.79 Drs 08/2763 Hansen SPD Dr. Wittmann (München) CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 11947*D SchrAntw PStSekr Dr. de Witt BMJ . . . 11951 *D

Anlage 60 Anlage 65 Entwicklung der Schwefeloxidimmissio- Steuerliche Vergünstigungen für Schwer- nen, insbesondere nach Erlaß einer Ver- beschädigte in ländlichen Gebieten bei der ordnung über Großfeuerungsanlagen nach Benutzung eines eigenen Personenkraftwa- dem Bundes-Immissionsschutzgesetz gens SchrAnfr B44 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B52 20.04.79 Drs 08/2763 Spranger CDU/CSU Dr. Laufs CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . . 11952*B SchrAnfr B45 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Laufs CDU/CSU SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 11949*A Anlage 66 Umwandlung von länger als drei Jahre mit Angestellten besetzten Beamtendienstpo- Anlage 61 sten in Stellen für Angestellte Gesundheitliche Gefahren durch Abwässer SchrAnfr B53 20.04.79 Drs 08/2763 aus den Kläranlagen, insbesondere durch Milz CDU/CSU Cadmium enthaltenden Klärschlamm SchrAntw PStSekr Haehser BMF 11952*C VIII Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Anlage 67 Anlage 71

Übernahme von Kreditbürgschaften für mi- Grundsätze für die Genehmigung von Ein- litärische Einrichtungen der libyschen Ar- sätzen der Zollmusikkapellen durch den mee durch die Bundesregierung zuständigen Bundesminister SchrAnfr B54 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B64 20.04.79 Drs 08/2763 Graf Huyn CDU/CSU Dr. Kunz (Weiden) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Haehser BMF 11954*D SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 11952*D

Anlage 72 Anlage 68

Überprüfung der Besteuerung von Trink- Entwicklung der Dollarbestände und ihres Gegenwerts in DM bei der Deutschen Bun- geldern im Hotel- und Gaststättengewerbe desbank seit 1970 sowie jährliches Zins- sowie Anhebung des Freibetrags bei aufkommen aus den Wertpapieren und Trinkgeldern Höhe des jährlichen Verlustes in DM SchrAnfr B55 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B65 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Jenninger CDU/CSU Kühbacher SPD SchrAnfr B56 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B66 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Jenninger CDU/CSU Kühbacher SPD SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . . 11953*B SchrAntw PStSekr Haehser BMF 11955*C

Anlage 69 Anlage 73

Gesamtverlust des Branntweinmonopols im Stand der Beratungen bezüglich einer Ge- Jahr 1978 sowie auf Ablieferungen der bührenordnung für Steuerberater Obstabfindungsbrenner (Kleinbrenner) da- von entfallender Teilbetrag SchrAnfr B67 20.04.79 Drs 08/2763 Link CDU/CSU SchrAnfr B57 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . . 11955*D Dr. Friedmann CDU/CSU SchrAnfr B58 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Friedmann CDU/CSU Anlage 74 SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . 11953*C Pressemeldungen über Waffenhandel der Bundesregierung Anlage 70 SchrAnfr B68 20.04.79 Drs 08/2763 Biehle CDU/CSU Entwicklung des Drogenhandels im Raum SchrAnfr B69 20.04.79 Drs 08/2763 Amsterdam—Aachen Biehle CDU/CSU SchrAnfr B59 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 11956*A Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU SchrAnfr B60 20.04.79 Drs 08/2763 Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU Anlage 75 SchrAnfr B61 20.04.79 Drs 08/2763 Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU Mengenmäßige Ausweitung des Benzinan- gebots durch Beimischung von Agraräthyl- SchrAnfr B62 20.04.79 Drs 08/2763 alkohol zum Motorkraftstoff Schmitz (Baesweiler) CDU/CSU - SchrAnfr B70 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAntw PStSekr Haehser BMF 11953*D Schröder (Lüneburg) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 11956*B

Die Frage B 63 — Drucksache 8/2763 vom 20. 04. 79 — des Abgeordneten Dr. Kunz Anlage 76 (Weiden) (CDU/CSU) ist vom Fragesteller zurückgezogen Voraussetzungen für die in den Mitglied staaten der EG gewährten staatlichen Hil fen für Strukturmaßnahmen in stahlverar- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 IX beitenden Branchen; Voraussetzungen für Anlage 82 die Zahlung staatlicher Hilfen an belgi- sche Werften Verwendung des im Agraretat 1979 zur Errichtung und Sicherung schutzbedürftiger SchrAnfr B71 20.04.79 Drs 08/2763 Teile von Natur und Landschaft zur Verfü- Breidbach CDU/CSU gung gestellten Betrages von 5 Millionen SchrAnfr B72 20.04.79 Drs 08/2763 DM Breidbach CDU/CSU SchrAnfr B80 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 11956*C Paintner FDP SchrAnfr B81 20.04.79 Drs 08/2763 Paintner FDP Anlage 77 SchrAntw BMin Ertl BML 11959*C Veröffentlichung der Berichte der EG in sachlicher Form SchrAnfr B73 20.04.79 Drs 08/2763 Anlage 83 Dr. Schmitt-Vockenhausen SPD Reineinkommen der Vollerwerbsbetriebe SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 11957*A in der Landwirtschaft im Wirtschaftsjahr 1977/78 sowie jährliches Reineinkommen einer Familienarbeitskraft in diesen Betrie- Anlage 78 ben SchrAnfr B82 20.04.79 Drs 08/2763 Verarbeitung von Altpapier Frau Dr. Martiny-Glotz SPD SchrAnfr B74 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B83 20.04.79 Drs 08/2763 Biechele CDU/CSU Frau Dr. Martiny-Glotz SPD SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 11957*B SchrAntw PStSekr Gallus BML 11960'B

Anlage 79 Anlage 84

Treibstoffzuschläge für Charterflugreisen Entwicklungsvorhaben für den Umwelt- und Kreuzfahrten sowie Weiterleitung der schutz im Agrarbereich vollen Beträge an die Fluggesellschaften und Reedereien SchrAnfr B84 20.04.79 Drs 08/2763 Spitzmüller FDP SchrAnfr B75 20.04.79 Drs 08/2763 Würtz SPD SchrAnfr B85 20.04.79 Drs 08/2763 Spitzmüller FDP SchrAnfr B76 20.04.79 Drs 08/2763 Würtz SPD SchrAntw BMin Ertl BML 11960'D SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 11957*D

Anlage 85

Anlage 80 Verschlechterung der Wettbewerbsbedin- Ansteigen der Heizölpreise gungen der deutschen Geflügelwirtschaft in der EG SchrAnfr B77 20.04.79 Drs 08/2763 Würtz SPD SchrAnfr B86 20.04.79 Drs 08/2763 Stutzer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 11958*C SchrAntw PStSekr Gallus BML 11961*A

Anlage 81 Anlage 86 Zahl der im Rahmen der Aktion Urlaub auf dem Bauernhof" angebotenen und be- Verbesserung der Situation der deutschen legten Betten Geflügelmäster angesichts der Wettbe- werbsverzerrungen in der EG SchrAnfr B78 20.04.79 Drs 08/2763 Paintner FDP SchrAnfr B87 20.04.79 Drs 08/2763 Seiters CDU/CSU SchrAnfr B79 20.04.79 Drs 08/2763 Paintner FDP SchrAntw PStSekr Gallus BML 11961*C SchrAntw BMin Ertl BML 11959'A X Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Die Fragen B 88 und 89 — Drucksache SchrAnfr B96 20.04.79 Drs 08/2763 8/2763 vom 20. 04. 79 — der Abgeordneten Seefeld SPD Frau Will-Feld (CDU/CSU) sind von der SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 11963*C Fragestellerin zurückgezogen

Anlage 92

Klage des Hauptfeldwebels Walter Rast- Anlage 87 reiter über Mehrarbeitsbelastung durch die elektronische Datenverarbeitung Betreuung der Familien der in den Län- dern der EG arbeitenden Deutschen SchrAnfr B97 20.04.79 Drs 08/2763 Würtz SPD SchrAnfr B90 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . . 11964*A Dr. Köhler (Duisburg) CDU/CSU SchrAnfr B91 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Köhler (Duisburg) CDU/CSU Anlage 93 SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 11961*D Truppenärztliche Versorgung der Berufs- und Zeitsoldaten sowie Einführung einer freien Arztwahl Anlage 88 SchrAnfr B98 20.04.79 Drs 08/2763 Bezuschussung zusätzlicher sozialversiche- Dr. Jobst CDU/CSU rungspflichtiger Teilzeitarbeitsplätze für SchrAnfr B99 20.04.79 Drs 08/2763 Frauen in der Wirtschaft Dr. Jobst CDU/CSU SchrAnfr B92 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . . 11964`C Frau Hoffmann (Hoya) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 11962*B Anlage 94

Anlage 89 Stärkung des Umweltbewußtseins der Sol- daten; Einsatz von Zivildienstleistenden Anerkennung eines sogenannten automati- zur Instandsetzung der von übenden Trup- schen Arrestes nach einer Kriegsgefangen- pen benutzten Wald- und Naherholungsge- schaft als Ersatzzeit in der gesetzlichen biete Rentenversicherung SchrAnfr B100 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B93 20.04.79 Drs 08/2763 Berger (Lahnstein) CDU/CSU Hasinger CDU/CSU SchrAnfr B101 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 11962*C Berger (Lahnstein) CDU/CSU SchrAnfr B102 20.04.79 Drs 08/2763 Berger (Lahnstein) CDU/CSU Anlage 90 SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . . 11965*B

Durchführung von Maßnahmen der Kur- vorsorge für Kinder und Kinderheilverfah- Anlage 95 ren Verwendung „korallroter Barette" als SchrAnfr B94 20.04.79 Drs 08/2763 Kopfbedeckung bei Truppenübungen Stutzer CDU/CSU SchrAnfr B95 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B103 20.04.79 Drs 08/2763 Stutzer CDU/CSU Voigt (Sonthofen) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . . 11963*A SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . . 11965*D

Anlage 96 Anlage 91 Sportmedizinische Betreuung der Angehö- Finanzierung medizinisch dringender Re- rigen der Sportfördergruppen und Sport- patriierungsflüge von Urlaubern durch die lehrkompanien der Bundeswehr; Zusam- gesetzlichen Krankenversicherungen menarbeit zwischen der Bundeswehr, den Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 XI

Sportvereinen und dem Deutschen Sport- Anlage 101 ärztebund Gesundheitsgefährdung durch die Anwen- SchrAnfr B104 20.04.79 Drs 08/2763 dung von Solarien Dr. Müller-Emmert SPD SchrAnfr B114 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B105 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Hennig CDU/CSU Dr. Müller-Emmert SPD ErgSchrAntw PStSekr Buschfort BMA . . . 11968*D SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . . 11966*A

Anlage 102 Anlage 97 Zahlung des erhöhten Kindergeldes an Kauf von Kampfhubschraubern des Typs Pflegeeltern „Sea Lynx MK II" in England SchrAnfr B115 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B106 20.04.79 Drs 08/2763 Eickmeyer SPD Weiskirch (Olpe) CDU/CSU SchrAnfr B116 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B107 20.04.79 Drs 08/2763 Eickmeyer SPD Weiskirch (Olpe) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 11969*A SchrAntw PStSekr Dr. von Bülow BMVg . . 11966*C

Anlage 103 Anlage 98 Ausgabe auch im Ausland anerkannter Umgehung des § 4 a des Rüstungskontroll- Impfpässe gesetzes SchrAnfr B117 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B108 20.04.79 Drs 08/2763 Spitzmüller FDP Weiskirch (Olpe) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 11969*D SchrAnfr B109 20.04.79 Drs 08/2763 Weiskirch (Olpe) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Grüner BMWi 11966*D Anlage 104

Bereitstellung von Parkplätzen für Autos Behinderter Anlage 99 SchrAnfr B118 20.04.79 Drs 08/2763 Einhaltung der Mindestnormen über die Stockleben SPD theoretische und praktische Ausbildung von Krankenschwestern und Krankenpfle- SchrAntw PStSekr Wrede BMV 11970*A gern

SchrAnfr B110 20.04.79 Drs 08/2763 Merker FDP Anlage 105 SchrAnfr B111 20.04.79 Drs 08/2763 Angebot von Bundesbahnsondertarifen für Merker FDP den autofreien Sonntag am 3. Juni 1979, SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . . 11968*A insbesondere für die Bundesbahn-Fahrrad- Sternfahrt nach Erlangen sowie Unterstüt- zung der Aktion „Fahrrad am Bahnhof"

Anlage 100 SchrAnfr B119 20.04.79 Drs 08/2763 Frau Dr. Hartenstein SPD Anwendungsstopp für die aus HCH herge- stellten Pflanzenschutzmittel angesichts SchrAnfr B120 20.04.79 Drs 08/2763 der Verseuchungen im hessischen Ried; Frau Dr. Hartenstein SPD Blutbilduntersuchungen der betroffenen SchrAntw PStSekr Wrede BMV 11970*B Bevölkerung

SchrAnfr B112 20.04.79 Drs 08/2763 Hoffie FDP Anlage 106 SchrAnfr B113 20.04.79 Drs 08/2763 Ausschluß der Schiffe der sogenannten Eu- Hoffie FDP ropa-Klasse vom Verkehr auf der Havel- SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . 11968*B Oder-Wasserstraße durch die DDR XII Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

SchrAnfr B121 20.04.79 Drs 08/2763 Frankfurter Kreuzes vor Beginn der Straßmeir CDU/CSU Hauptreisesaison SchrAnfr B122 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B131 20.04.79 Drs 08/2763 Straßmeir CDU/CSU Dr. Lenz (Bergstraße) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Wrede BMV 11970*D SchrAntw PStSekr Wrede BMV 11972*C

Anlage 107 Anlage 112 Schikanen der DDR gegen die Binnenschiff- Gemeinsame Beförderung von Kindern auf fahrt der Bundesrepublik Deutschland dem Weg in den Kindergarten und Schü- SchrAnfr B123 20.04.79 Drs 08/2763 lern in Schulbussen Kunz (Berlin) CDU/CSU SchrAnfr B132 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B124 20.04.79 Drs 08/2763 Schreiber SPD Kunz (Berlin) CDU/CSU SchrAntw PStSekr Wrede BMV 11972*C SchrAntw PStSekr Wrede BMV 11971 *A

Anlage 113 Anlage 108 Schaffung eines Autobahnzubringers Ra- Korrektur der in den Karten der Bundes- statt-Süd durch Verlängerung der L 78 b bahn eingezeichneten Grenze zur DDR bis zur 5 SchrAnfr B125 20.04.79 Drs 08/2763 Regenspurger CDU/CSU SchrAnfr B133 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Friedmann CDU/CSU SchrAnfr B126 20.04.79 Drs 08/2763 Regenspurger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Wrede BMV 11972*D SchrAntw PStSekr Wrede BMV 11971 *C

Anlage 114 Anlage 109 Verlängerung der Frist für die Kostener- Verhandlungen mit der DDR über die Er- stattung für Schallschutzmaßnahmen ge höhung der Geschwindigkeit der Reisezü- mäß § 5 des Fluglärmgesetzes über den ge auf der Reichsbahnstrecke Berlin- 30. November 1980 hinaus Oebisfelde sowie über den Ausbau dieser SchrAnfr B134 20.04.79 Drs 08/2763 Strecke für einen alternativen Transitver- Dr. Friedmann CDU/CSU kehr SchrAnfr B127 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAntw PStSekr von Schoeler BMI . . . 11973*A Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU SchrAnfr B128 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Köhler (Wolfsburg) CDU/CSU Anlage 115 SchrAntw PStSekr Wrede BMV 11971*D Unterrichtung des Flugpersonals von Pas- sagiermaschinen über die Anwesenheit ei- nes Arztes an Bord Anlage 110 SchrAnfr B135 20.04.79 Drs 08/2763 Erweiterung der Angebote im Huckepack- Biechele CDU/CSU verkehr der Bundesbahn SchrAntw PStSekr Wrede BMV 11973*B SchrAnfr B129 20.04.79 Drs 08/2763 Seefeld SPD - SchrAnfr B130 20.04.79 Drs 08/2763 Seefeld SPD Anlage 116 SchrAntw PStSekr Wrede BMV 11972*A Stand der Versuche mit einer Geschiebe- zugabe zur Verhinderung der Erosion im Rhein alternativ zum Bau einer Staustufe Anlage 111 bei Au/Neuburgweier sowie Verhandlun- gen mit der französischen Regierung mit Aufhebung der Verkehrsbeschränkungen dem Ziel der Aussetzung des Staustuf en- auf den Autobahnen im Bereich des baubeginns Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 XIII

SchrAnfr B136 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B145 20.04.79 Drs 08/2763 Frau Dr. Lepsius SPD Dr. Schöfberger SPD SchrAnfr B137 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAntw PStSekr Wrede BMP 11935*D Frau Dr. Lepsius SPD SchrAntw PStSekr Wrede BMV 11933*C Anlage 121

Parteiveranstaltung des SPD-Unterbezirks- Anlage 117 verbandes Schweinfurt in der Kantine des Fernmeldeamtes Bad Kissingen Beseitigung schienengleicher Bahnüber- SchrAnfr B146 20.04.79 Drs 08/2763 gänge im Landkreis Rastatt Lintner CDU/CSU SchrAnfr B138 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B147 20.04.79 Drs 08/2763 Frau Dr. Lepsius SPD Lintner CDU/CSU SchrAntw PStSekr Wrede BMV 11974*A SchrAntw PStSekr Wrede BMP 11977*A

Anlage 118 Anlage 122

Bezahlung der Postbeamten entsprechend Mehrkosten für die Einrichtung eines Ta- ihrem Dienstposten; Entwicklung der Per- stentelefons für Blinde sonalstärke des Bundespostministeriums, SchrAnfr B148 20.04.79 Drs 08/2763 des Posttechnischen und 'des Fernmelde- Dr. Stavenhagen CDU/CSU technischen Zentralamts seit 1960 SchrAntw PStSekr Wrede BMP 11977*A SchrAnfr B139 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Steger SPD SchrAnfr B140 20.04.79 Drs 08/2763 Anlage 123 Dr. Steger SPD Mehrbedarf an Arbeitsplätzen für die Ein- SchrAntw PStSekr Wrede BMP 11934*C stellung von Fernmeldehandwerkern nach Abschlug der Ausbildung am 30. April 1979 Anlage 119 SchrAnfr B149 20.04.79 Drs 08/2763 Pfeffermann CDU/CSU Unterrichtung der Fernsprechteilnehmer SchrAntw PStSekr Wrede BMP 11977*C über die Erfassung durch Zählvergleichs einrichtungen bei einem Streit über die Höhe der Fernmelderechnung SchrAnfr B141 20.04.79 Drs 08/2763 Anlage 124 Hoffmann (Saarbrücken) SPD Durchführung einer Parteiveranstaltung im SchrAnfr B142 20.04.79 Drs 08/2763 Fernmeldeamt in Bad Kissingen Hoffmann (Saarbrücken) SPD SchrAnfr B150 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAntw PStSekr Wrede BMP 11935*A Regenspurger CDU/CSU SchrAnfr B151 20.04.79 Drs 08/2763 Regenspurger CDU/CSU Anlage 120 SchrAntw PStSekr Wrede BMP 11977*D Zahl unbesetzter Dienstposten im Post- und Fernmeldedienst sowie Zahl der infol- - ge Personalmangels nicht erledigten An- Anlage 125 träge auf Telefon- und Fernmeldeeinrich- tungen im Bereich der OPD München; Androhung rechtlicher Schritte gegen die Verlangen des Bundesrechnungshofs, das Wiederholung der Sendung „Kraftprobe" Personal im Bereich der Oberpostdirektion bei der ARD durch den Bundespostminister München zu vermindern SchrAnfr B152 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Dollinger CDU/CSU SchrAnfr B143 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Schöfberger SPD SchrAnfr B153 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Dollinger CDU/CSU SchrAnfr B144 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Schöfberger SPD SchrAntw PStSekr Wrede BMP 11978*A XIV Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Anlage 126 teilung von Auskünften über Vermögens- werte Benachteiligung der Beamten im gehobe- nen Postdienst hinsichtlich der Beförde- SchrAnfr B161 20.04.79 Drs 08/2763 rungsmöglichkeiten Dr. Czaja CDU/CSU SchrAnfr B154 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAntw PStSekr Dr. Böhme BMF . . . . 11980*A Stutzer CDU/CSU SchrAntw PStSekr Wrede BMP 11978*B Anlage 132

Vergabe von Bundesmitteln an die Firma Anlage 127 Statik und Dynamik Forschungsgesell- Übernahme der Beschäftigten der Deut- schaft mbH schen Fernkabelgesellschaft in Rastatt SchrAnfr B162 20.04.79 Drs 08/2763 durch die Bundespost Pfeffermann CDU/CSU SchrAnfr B155 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT 11980*B Frau Dr. Lepsius SPD SchrAntw PStSekr Wrede BMP 11978*C Anlage 133

Sicherstellung der Arbeit der Deutschen Anlage 128 Gesellschaft für Friedens- und Konfliktfor- schung Zulässigkeit des Betriebes von Bauspiel- plätzen auf im Bebauungsplan als Grünflä- SchrAnfr B163 20.04.79 Drs 08/2763 chen ausgewiesenen Flächen Dr. Jens SPD SchrAnfr B156 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT 11980*C Hasinger CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 11978*D Anlage 134

Vertragliche Zusammenarbeit zwischen Anlage 129 Forschungseinrichtungen und der Deut- schen Gesellschaft für Wiederaufarbeitung Einheitliche Anwendung des § 16 des von Kernbrennstoffen am Konzept für Gor- Wohnungsbindungsgesetzes leben sowie Gefahren für eine industrieun- SchrAnfr B157 20.04.79 Drs 08/2763 abhängige Beurteilung bei Ausweitung Conradi SPD kommerzieller Kooperationsverträge der Großforschung mit der Atomindustrie SchrAnfr B158 20.04.79 Drs 08/2763 Conradi SPD SchrAnfr B164 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 11979*A Ueberhorst SPD SchrAnfr B165 20.04.79 Drs 08/2763 Ueberhorst SPD Anlage 130 SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT 11981*A

Unterschiedliche Handhabung der Anträge auf Steuerbegünstigung und Zuschüsse bei Anlage 135 den gesetzlich geförderten heizenergiespa renden Maßnahmen im Wohnungsbau Möglichkeiten der Nebenwirkung im UV- SchrAnfr B159 20.04.79 Drs 08/2763 A-Wellenbereich arbeitender Solarien Würzbach CDU/CSU - SchrAnfr B166 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B160 20.04.79 Drs 08/2763 Dr. Becker (Frankfurt) CDU/CSU Würzbach CDU/CSU SchrAntw PStSekr Zander BMJFG . . . .11981 *C SchrAntw PStSekr Dr. Sperling BMBau . . 11979*C

Anlage 136 Anlage 131 Zweck des Anhörverfahrens „Alternative Zusammenarbeit zwischen den Finanzäm Energien"; Aussparung der Kernenergie tern beider deutscher Staaten bei der Er forschung in der vom Bundesforschungsmi- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 XV nister herausgegebenen Publikationen „For- SchrAnfr B169 20.04.79 Drs 08/2763 schung für den Bürger" Müller (Mülheim) SPD SchrAnfr B167 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAnfr B170 20.04.79 Drs 08/2763 Schröder (Lüneburg) CDU/CSU Müller (Mülheim) SPD SchrAnfr B168 20.04.79 Drs 08/2763 SchrAntw PStSekr Engholm BMBW . . . 11982*A Schröder (Lüneburg) CDU/CSU SchrAntw BMin Dr. Hauff BMFT 11981*D Anlage 138 Transport von Rüstungsmaterial der NATO und von mit Bundesmitteln finan- Anlage 137 zierten Gütern mit Ostblockschiffen SchrAnfr B171 20.04.79 Drs 08/2763 Gewährung von BAföG-Mitteln an in der Spranger CDU/CSU Bundesrepublik Deutschland lebende Emi- granten SchrAntw PStSekr Brück BMZ 11982*C

Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11891

149. Sitzung

Freitag, den 27. April 1979

Beginn: 9.00 Uhr

Anfrage der Abgeordneten Dr. Köhler (Wolfsburg), Frau Fischer, - Meine Vizepräsident Dr. Schmitt Vockenhausen: Höffkes, Dr. Hoffacker, Dr. Hüsch, Josten, Röhner, Petersen, Damen und Herren, die Sitzung ist eröffnet. Stommel, Dr. Todenhöfer, Werner, Dr. Jenninger und der Frak- tion der CDU/CSU betr. Multilaterale Entwicklungshilfe in den Bereichen Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksache Es liegt Ihnen eine Liste von Vorlagen nach dem 8/2694 — beantwortet. Sein Schreiben wird als Drucksache 8/2766 Stand vom 24. April 1979 vor, die keiner Beschluß- verteilt. fassung bedürfen und die gemäß § 76 Abs. 2 unserer Der Präsident des Deutschen Bundestages hat entsprechend dem Beschluß des Deutschen Bundestages vom 15. Dezember 1977 die Geschäftsordnung den zuständigen Ausschüssen in der Zeit vom 28. März bis 24. April 1979 eingegangenen EG- Vorlagen an die aus Drucksache 8/2781 ersichtlichen Ausschüsse überwiesen werden sollen. überwiesen.

Achter Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung Der Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft hat mit Schrei- der regionalen Wirtschaftsstruktur" (Drucksache 8/2590) ben vom 19. März 1979 mitgeteilt, daß der Ausschuß die nach- zuständig: Ausschuß für Wirtschaft (federführend) stehende EG-Vorlage zur Kenntnis genommen hat: Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen Mitteilung der EG-Kommission für eine Zusammenarbeit mit Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau den Entwicklungsländern im Energiebereich (Drucksache 8/2221) Haushaltsausschuß Der stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Wirt- Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parlamen- schaft hat mit Schreiben vom 2. April 1979 mitgeteilt, daß der tarischen Versammlung des Europarates über die Tagung der Ausschuß die nachstehende EG-Vorlage zur Kenntnis genommen Parlamentarischen Versammlung des Europarates vom 29. Januar hat: bis 2. Februar 1979 in Straßburg (Drucksache 8/2675) Vorschlag einer Verordnung des Rates über finanzielle Maß- zuständig: Auswärtiger Ausschuß nahmen der Gemeinschaft zugunsten des innergemeinschaft lichen Austausches von Kraftwerkskohle (Drucksache 8/2256) Bericht über verwaltungsgerichtliche Verfahren zur Erreichung eines Studienplatzes (Drucksache 8/2698) Der stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Wirt- schaft hat mit Schreiben vom 20. April 1979 mitgeteilt, daß der zuständig: Rechtsausschuß (federführend) Ausschuß die nachstehende EG-Vorlage zur Kenntnis genommen Ausschuß für Bildung und Wissenschaft hat: Entwurf einer Richtlinie des Rates zum Schutz der Verbrau- Entschließung des Europäischen Parlaments zur Luftpiraterie cher bei der Angabe der Lebensmittelpreise (Drucksache (Drucksache 8/2729) 8/632) zuständig: Auswärtiger Ausschuß (federführend) Rechtsausschuß Der Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Sozialord- Innenausschuß nung hat mit Schreiben vom 27. März 1979 mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EG-Vorlagen zur Kenntnis genom- Entschließung des Europäischen Parlaments zu der vom Ge- men hat: mischten Parlamentarischen Ausschuß EWG-Türkei am 27. Okto- ber 1978 in London angenommenen Empfehlung (Drucksache Vorschlag einer Richtlinie des Rates zur Angleichung der 8/2730) Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Sicherheitsvor- schriften für Baustellenturmdrehkrane (Drucksache 8/2466 zuständig: Ausschuß für Wirtschaft (federführend) Nr. 32) Auswärtiger Ausschuß Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit Vorschlag einer Richtlinie des Rates zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Betätigungsraum, Halbjahresbericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Zugänge zum Fahrersitz (Ein- und Ausstieg) sowie Türen Europarates und der Westeuropäischen Union für die Zeit vom und Fenster von land- und forstwirtschaftlichen Zugmaschinen 1. Oktober 1978 bis 31. März 1979 (Drucksache 8/2739) auf Rädern (Drucksache 8/2466 Nr. 35) zuständig: Auswärtiger Ausschuß Entwurf einer Verordnung (EWG) des Rates zur Durchfüh- rung einer Stichprobenerhebung über Arbeitskräfte im Früh- Zusammenstellung der über- und außerplanmäßigen Ausgaben jahr 1979 (Drucksache 8/2466 Nr. 33) im IV. Vierteljahr des Haushaltsjahres 1978 (Drucksache 8/2731) Vorschlag einer Richtlinie des Rates zur Angleichung der zuständig: Haushaltsausschuß Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über gewisse Arten einfacher Druckbehälter (Drucksache 8/2513 Nr. 6) Bericht der Bundesregierung über die gesetzlichen Rentenver- sicherungen, insbesondere über deren Finanzlage in den künfti- gen 15 Kalenderjahren, gemäß §§ 1273 und 579 der Reichsver-- Meine Damen und Herren, wir treten damit in die sicherungsordnung, § 50 des Angestelltenversicherungsgesetzes und § 71 des Reichsknappschaftsgesetzes (Rentenanpassungsbe- Tagesordnung ein. Ich rufe die Punkte 24 und 25 der richt 1979) und Gutachten des Sozialbeirats (Drucksache 8/2709). Tagesordnung auf: zuständig: Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (federführend) Ausschuß für Wirtschaft Haushaltsausschuß 24. Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage von Presse und Rundfunk in der Ich frage, ob sich gegen die vorgeschlagenen Bundesrepublik Deutschland (1978) Überweisungen Widerspruch erhebt. — Ich stelle — Drucksache 8/2264 — fest, daß das nicht der Fall ist. Überweisungsvorschlag des Ältestenrates: Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Innenausschuß (federführend) Der Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- Ausschuß für Wirtschaft sammenarbeit hat mit Schreiben vom 19. April 1979 die Kleine Ausschuß für Bildung und Wissenschaft 11892 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 Vizepräsident Dr. Schmitt-Vockenhausen 25. Beratung des Berichts der Bundesregierung Der Bericht ist im Zusammenhang zu sehen mit über die Erfahrungen mit der Fusionskontrolle weiteren von der Bundesregierung vorgelegten oder bei Presseunternehmen veranlaßten speziellen Berichten von medienpoliti- — Drucksache 8/2265 — scher Bedeutung. Dazu gehört der heute ebenfalls zur Debatte stehende Erfahrungsbericht über die Re- Überweisungsvorschlag des Ältestenrates: gelung der Pressefusionskontrolle. Außerdem gehö- Ausschuß für Wirtschaft (federführend) Innenausschuß ren dazu erstens: der Erfahrungsbericht über die Anwendung des Tarifvertragsgesetzes auf arbeit- Wir führen eine verbundene Debatte. Zur Be- nehmerähnliche Personen im Bereich von Presse, gründung des Berichts hat Herr Bundesinnenminister Rundfunk und Kunst gemäß § 12 a des Tarifvertrags- Baum das Wort. gesetzes; zweitens: die Vorstellungen der Bundes- regierung zum weiteren Ausbau des technischen Kommunikationssystems vom 14. Juli 1976; drittens: Baum, Bundesminister des Innern: Herr Prä das umfangreiche Tabellenwerk der amtlichen Pres- dent! Meine sehr geehrten Damen und Herren! sestatistik; viertens: die Berichte des Bundeskartell- Zum drittenmal legt die Bundesregierung dem amts und die Hauptgutachten der Monopolkommis- Deutschen Bundestag einen Bericht zur Lage sion zu Fragen des Wettbewerbs und der Konzen- von Presse und Rundfunk in der Bundesrepublik tration im Pressebereich und fünftens: das Pro- Deutschland vor. Erstmals konnte hierin umfangrei- gramm der Bundesregierung zur Förderung von For- ches Zahlenmaterial aus der amtlichen Pressesta- schung und Entwicklung im Bereich der techni- tistik verarbeitet werden. Der Bericht hat dadurch schen Kommunikation 1978 bis 1982 vom 20. De- an Aussagekraft gewonnen. zember 1978. Zusammen mit dem Bericht über die Erfahrungen Der vorliegende Bericht mit seinen aktualisierten mit der Fusionskontrolle bei Presseunternehmen Zahlen, Daten und Analysen wird für die weiteren dokumentiert dieser Bericht einen weiteren Ab- medienpolitischen Erörterungen in der Bundesrepu- schnitt der Medienentwicklung und Medienpolitik blik Deutschland eine Diskussionsgrundlage bilden. in der Bundesrepublik Deutschland. Im Hinblick auf Ich halte es deshab für angezeigt, die Berichterstat- die praktische Nutzbarkeit des Berichts war es er- tung auch künftig fortzusetzen. Das sollte allerdings forderlich, seinen Umfang zu beschränken und die nicht in starren Zeitfolgen, sondern jeweils dann Darstellung wieder auf solche Themenbereiche zu geschehen, wenn wichtige Entwicklungen im Me- konzentrieren, über die hinreichendes Material zu dienbereich eine Unterrichtung des Parlaments und fundierten politischen Aussagen zur Verfügung der Öffentlichkeit verlangen. stand. Lassen Sie mich die wichtigsten politischen Aus- Einige Sachbereiche wurden neu in den Bericht sagen des Berichts hervorheben und verdeutlichen. aufgenommen oder sind vertieft behandelt worden, Erstens. Besonders erfreulich ist die Tatsache, so die Entwicklung der Nachrichtenagenturen und daß sich die Presse im Anschluß an die schwierige ihre Nutzung durch die Medien, das Buchverlags- wirtschaftliche Lage in den Jahren 1973 bis 1975 wesen, medienpolitische Fragen im internationalen insgesamt wieder erholt hat. Die Presse erfreut sich Bereich und die elektronischen Textkommunika- derzeit einer relativ stabilen wirtschaftlichen Lage. tionsformen als „Neue Medien" ; letztere insbeson- Allerdings bringt die Zukunft für sie auch Ungewiß- dere deshalb, weil sich hier seit dem Bericht der heit, da die Auswirkungen neuer Medientechnolo- „Kommission für den Ausbau des technischen Kom- gien gegenwärtig noch nicht voll abschätzbar sind. munikationssystems" die Entwicklung am meisten So können die technischen Innovationen bei den konkretisiert und weiterentwickelt hat. Wie Sie wis- Verlagen, vor allem im Druck- und Setzbereich, sen, beabsichtigt z. B. die Deutsche Bundespost, zu Überkapazitäten führen oder, soweit solche schon schon ab 1980 den Bildschirmdienst in einem Feld- bestehen, diese noch vermehren. versuch zu erproben. Einer größeren Freisetzung von Arbeitskräften Die Bundesregierung hat auch die Anregung des oder Herabstufung der Merkmale beruflicher Tätig- Deutschen Bundestages in der Entschließung vom keit muß mit entsprechenden sozialpolitischen Lö- 12. März 1976 aufgegriffen und berichtet in einem sungen begegnet werden. Entsprechende Bemühun- eigenen Abschnitt über Bildungsrundfunk und Bil- gen der Tarifpartner haben beispielsweise im Tarif- dungsfernsehen unter dem besonderen Aspekt der vertrag über die Einführung und Anwendung neuer länderübergreifenden Bedeutung des Austauschs Techniken in der Druck- und Verlagsindustrie vom und der Kooperation auf diesem Gebiet. -Hierbei 1. April 1978 bereits zu einvernehmlichen Regelun- werden auch die Ergebnisse von Modellversuchen gen geführt. für das Fernstudium im Medienverbund mitgeteilt. Zweitens. Neue Formen der technischen Kommu- Der Film und die Audiovision sind aus der Be- nikation können zudem erhebliche Rückwirkungen richterstattung ausgeklammert worden. Die Bundes- auf die Wettbewerbsfähigkeit der Presse haben. regierung hat dies in der Einleitung begründet. Sie Drittens. Nach wie vor verfolgt die Bundesregie- legt Wert darauf festzustellen, daß der Verzicht auf rung mit besonderer Aufmerksamkeit die Konzen- die Darstellung bestimmter Medien — wie die eben tration im Bereich der Tagespresse. Diese hat sich zitierten oder auch die Tonträger — keine irgend- im Berichtszeitraum fortgesetzt, in letzter Zeit al- wie geartete Wertung bedeutet. lerdings mit erkennbarer Abschwächung. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11893 Bundesminister Baum Viertens. In der Regierungserklärung vom 16. De- Wir haben in intensiven Gesprächen mit den be- zember 1976 hat die Bundesregierung zum Ausdruck troffenen Verlegerverbänden und Journalistenorga- gebracht, daß sie für die Erhaltung des privatrecht- nisationen versucht, in diesem so sensiblen Rege- lichen Charakters der Presse ebenso entschieden lungsbereich den Weg für eine vertragliche Lösung eintritt wie für den öffentlich-rechtlichen Charakter zwischen den betroffenen Sozialpartnern zu ebnen. des Rundfunks. Das Prinzip zweier sich ergänzender Indessen ist es auch durch das von meinem Hau- unterschiedlicher Organisationsstrukturen hat sich se vorgelegte Konzept einer Regelung über die Zu- bewährt und sollte insoweit erhalten bleiben. Neue sammenarbeit von Verlegern und Redakteuren Anwendungsbereiche elektronischer Kommunika- nicht gelungen, die Standpunkte der beiden Seiten tion, auf die ich noch zu sprechen komme, bieten anzunähern, ja nicht einmal, sie für eine Diskus- auch über die traditionellen Organisationsformen sion untereinander aufgeschlossen zu machen. Eine hinaus Möglichkeiten privater Nutzung. Diese der Ursachen dafür mag sein, daß in der bereits er- gleichzeitige Existenz unterschiedlicher Organisa- wähnten Regierungserklärung vom Dezember 1976 tionsformen im Medienbereich garantiert, so meinen die Ankündigung enthalten war, wenn die Verle- wir, dem Bürger ein Höchstmaß an Kommunika- ger- und Journalistenseite sich nicht bis zur Mit- tionsfreiheit und vielfältiger Meinungsbildung. Die te dieser Legislaturperiode einvernehmlich über die privatwirtschaftlich organisierte und der Regelungs- innere Pressefreiheit und Redaktionsstatute ver- kraft des Marktes ausgesetzte Presse kann medien- ständigt hätten, werde die Bundesregierung dem politisch die Funktion eines Gegenpols zu büro- Bundestag ein auf den Bereich der sogenannten in- kratischen Tendenzen ausüben, der öffentlich-recht- neren Pressefreiheit beschränktes Presserechts- liche Systeme nicht selten ausgesetzt sind. Anderer- rahmengesetz vorlegen. Heute glaube ich, diese seits kann der öffentlich-rechtlich organisierte Ankündigung hat die Bereitschaft der beteiligten Rundfunk mit seiner pluralistischen Binnenstruktur Verbände, miteinander ins Gespräch zu kommen, und der Verpflichtung zu ausgewogener Bericht- nicht gefördert, sondern eher gehemmt. Beide Sei- erstattung ein Gegengewicht zu den Konzentrations- ten haben zwar öffentlich Verlautbarungen über erscheinungen im Pressebereich bilden. ihre Gesprächsbereitschaft abgegeben; zu ernsthaf- Fünftens. Für den Bürger ist es im Interesse einer ten Kontakten der Verbände untereinander ist es freien Informations- und Meinungsbildung wichtig, jedoch nicht mehr gekommen. daß er genügend Auswahlmöglichkeiten hat. Des- Freilich mag auch für die Haltung beider Seiten halb kommt es vor allem darauf an, ein vielfältiges mit bedeutsam gewesen sein, daß sie den Rahmen, Informationsangebot zu erhalten. Im Bereich der der für eine derartige Regelung durch das Ver- Presse ist dieses Informationsangebot weitgehend fassungsrecht gezogen wird, in einer prinzipiell ge- vorhanden. Unbefriedigend bleibt jedoch nach wie gensätzlichen Weise interpretieren. Auch das Mit- vor die derzeitige Situation in den Teilbereichen bestimmungsurteil des Bundesverfassungsgerichts der regionalen und lokalen Tagespresse. Hier be- vom 1. März 1979 hat hier eindeutig klarstellende steht häufig innerhalb der jeweiligen Verbreitungs- Hinweise, wie sie von manchem wohl erhofft wor- gebiete keine ausreichende Konkurrenz zwischen den sind, nicht erbracht. Freilich betraf es auch die selbständigen Zeitungen. Beziehungen zwischen Verlegern und Redakteuren Stellenweise hat sich die medienpolitisch unbe- nicht unmittelbar. Immerhin scheint mir die nach- friedigende Situation in den Gebieten mit den lo- drückliche Betonung beachtlich, die das Urteil dem kalen und regionalen Zeitungsmonopolen etwas ge- Primat der individuellen gegenüber der institutio- mildert. Das Informationsangebot — das ist eine nellen Schutzfunktion der Grundrechte zuweist; eine sehr interessante Entwicklung — wird inzwischen Bemerkung, deren Gewicht für den Bereich der in- durch eine wachsende Zahl von wöchentlich oder neren Pressefreiheit aber sicher noch einer sehr unregelmäßig erscheinenden Pressepublikationen genauen Analyse bedarf. mit lokalen oder gruppenspezifischen Inhalten er- gänzt. Diese Entwicklung wird die Bundesregierung Ziel einer Regelung der Zusammenarbeit zwi- mit Aufmerksamkeit verfolgen. schen Redakteuren und Verlegern muß es sein, so- ziale Befriedung bei der Arbeit in den Redaktionen Unbefriedigend ist auch nach wie vor der Stand zu erreichen, also in einem Gebiet, in welchem Vor- des Problems einer Regelung der Zusammenarbeit aussetzung für den Erfolg mehr als anderswo der zwischen Verlegern und Redakteuren. Ich möchte Teamgeist ist. Der schöpferischen Leistung der Ver- hier ein klares und offenes Wort sagen. Die Bundes- wirklichung eines Redaktionsprogramms sind harte regierung ist der Auffassung, daß in dieser Situation Konfrontation und autoritäre Direktion innerhalb ein staatlicher Machtanspruch durch Gesetz — je- der Redaktionen gleichermaßen abträglich. Es wäre denfalls derzeit — nicht das geeignete Instrument also eine Aufgabe der Verbände, es doch noch aus ist. Die Bundesregierung ist daher auf meinen Vor- eigener Kraft ohne staatlichen Machtanspruch schlag hin übereingekommen, von der Vorlage des — zu schaffen, Grundsätze des Zusammenspiels von Entwurfs eines Presserechtsrahmengesetzes in dieser Redakteuren und Verlegern allgemein verbindlich Legislaturperiode abzusehen. In der Regierungs- zu regeln. erklärung vom Dezember 1976 ist angekündigt wor- den, die Bundesregierung werde auf die Verleger- Nachdem inzwischen im Verlauf der letzten Lohn- und Journalistenverbände einwirken, sich über eine und Tarifverhandlungen im Pressebereich wieder einvernehmliche Regelung der inneren Pressefrei- mehr Bereitschaft zum Konsens auch in schwierigen heit und über Redaktionsstatute zu verständigen. Fragen erkennbar ist, sollten, so meine ich, die Ver- 11894 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 Bundesminister Baum bände sich entschließen, den Rahmen des Möglichen nationalen Bereich, sondern auch zu den Grund- in eigener Initiative auszuschöpfen. Sie müssen erken- werten des Verhältnisses der beiden deutschen nen, daß es wirklich an der Zeit ist, verbindlich zu Staaten zueinander. Deshalb sage auch ich: es muß regeln, daß kein Journalist veranlaßt werden kann, allen Versuchen ganz entschieden entgegengetreten eine Meinung als eigene zu äußern, die er für un- werden, die auf eine Behinderung der Arbeitsmög- vereinbar mit seinem Gewissen hält. Zweifellos ist lichkeiten von Journalisten in der DDR abzielen dieses eine der Grundfragen der inneren Pressefrei- oder hinauslaufen. heit. Vertragliche Regelungen könnten im übrigen Vor völlig neue Aufgaben wird die Medienpolitik aber auch die jeweiligen Auswirkungen neuer Me- durch die technischen Entwicklungen auf dem Ge- dientechnologien auf die redaktionelle Arbeit ein- biet der Informationsverarbeitung und Kommunika- beziehen und die Vereinbarungen den jeweiligen tion gestellt. Wir stehen hier am Anfang einer ge- Gegebenheiten und Entwicklungen flexibel anpas- waltigen technischen und kommunikationspoliti- sen. schen Entwicklung, die in ihren Ausmaßen nicht ab- Gestatten Sie mir nun ein paar Bemerkungen zum zusehen ist und die geeignet ist, unser soziales und Thema der internationalen Medienpolitik. In der politisches System erheblich zu verändern. Die letzten Zeit wächst allgemein die Erkenntnis, daß das neuen Medientechnologien betreffen bei weitem Medienwesen nicht mehr rational für sich isoliert nicht nur, wie in einer breiten Öffentlichkeit gele- gesehen werden kann. Es bestehen unvermeidlich gentlich unterstellt wird, die Fortentwicklung von grenzüberschreitende Interessen und Auswirkungen. Rundfunk und Fernsehen. Dies trifft wohl für Kabel- Der grenzüberschreitende Informationsfluß und fernsehen und Satellitenfernsehen zu. Aber darüber die Sicherung der Informations- und Meinungsfrei- hinaus handelt es sich um Bildschirmtext und Vi- heit sind als internationale Verhandlungsthemen deotext, Bildkassette und Bildplatte und die compu- schon in den letzten Jahren in den Vordergrund tergestützte Bild-, Text- und Datenkommunikation gerückt. Diese Themen waren im Berichtszeitraum über Kabel. Die neuen Informations- und Kommuni- Gegenstand zahlreicher Konferenzen auf UNO- bzw. kationstechnologien werden meines Erachtens kom- UNESCO-Ebene wie auch auf europäischer Ebene, men, weil sie leistungsfähiger und preiswerter sind nicht zuletzt innerhalb der Verhandlungen der KSZE. als die alten Technologien und weil diese Entwick- lung weltweit ist. Das Recht jedes Menschen, seine Meinung frei zu äußern und Informationen ungehindert und un- Mit einer solchen Entwicklung verzichten wir verfälscht zu empfangen, ist eines der fundamenta- nicht darauf — und dürfen wir nicht darauf verzich- len Menschenrechte. Nach unserer Überzeugung ist ten —, politische Rahmenbedingungen zu setzen, die Freiheit der Infomation Grundlage und Prüf- und zwar rechtzeitig. Die unaufhaltsame Entwick- stein aller staatlich und gesellschaftlich gewährten lung der Telekommunikation und der elektronischen Freiheit. Datenverarbeitung wird unsere Gesellschaft nach- haltiger beeinflussen, als es gemeinhin heute schon Es ist zu erwarten, daß uns im internationalen erkannt ist. Dies muß uns veranlassen, unsere ge- Medienbereich die von den Ländern der Dritten sellschaftlichen Konzepte zu überdenken und ihre Welt geforderte sogenannte „Neue Welt-Informa- Funktionsfähigkeit angesichts der sich schnell ent- tionsordnung" in den nächsten Jahren mehr und wickelnden neuen technischen Umwelt zu überprü- mehr beschäftigen wird. Hier sind noch erhebliche fen. Hierbei müssen wir darauf acht geben, daß die Meinungsdifferenzen abzubauen, aber auch einige technologischen Möglichkeiten rechtzeitig — ich Interessengegensätze auszugleichen. Denn es geht wiederhole: rechtzeitig — integriert werden. Hierbei nicht nur darum, individuelle Freiheit gegenüber wird eine Fülle von rechtlichen, wirtschaftlichen, staatlichem Dirigismus in totalitären Systemen zu gesellschafts- und kulturpolitischen Problemen auf- verteidigen, sondern auch darum, den Ländern der geworfen, die nur mit großer Anstrengung, viel gu- Dritten Welt zu helfen, ihre kulturelle Eigenständig- tem Willen und in enger Zusammenarbeit von Bund keit zu bewahren und zu entwickeln, in einigen und Ländern und unter Beteiligung aller gesell- Ländern, überhaupt erst zu finden. schaftlichen Kräfte sowie in engem Kontakt mit dem Die am 22. November 1978 auf der 20. General- Bürger zu lösen sind. konferenz der UNESCO in Paris verabschiedete Die Entscheidungen über den Ausbau des techni- weltweite Mediendeklaration ist ein Schritt in die sc hen Kommunikationssystems müssen folgende richtige Richtung. Die Betonung der Informations- Punkte im Auge behalten: erstens: die Freiheit und freiheit als Menschenrecht, der Freiheit der Bericht- die Vielfalt im Angebot und in der Auswahl von In- erstattung, der freien Berufsausübung der Journali- formationen und Meinungen zu bewahren und zu sten sowie ihre Forderung nach ungehindertem Zu- verbessern; zweitens: die unmittelbare personale gang zu Informationen und Vielfalt der Informa- zwischenmenschliche Kommunikation, nicht zuletzt tionsquellen entspricht den geistig-konstitutionellen der Familien, nicht zu veröden, vielmehr drittens: Grundlagen unseres Verständnisses von Pressefrei- mehr Raum für individuelle Entfaltung und Selbst- heit. Dieses gute Ergebnis in der Mediendeklaration verwirklichung zu eröffnen, daher viertens: mehr ist nicht zuletzt auch auf die überzeugende Arbeit Bildung, mehr Chancengleichheit, auch größere Be- und den Einsatz unserer Verhandlungsdelegation rücksichtigung von Minderheitsinteressen zu för- zurückzuführen. dern, dabei fünftens: keiner Verflachung und Ver- Freie Information und Berichterstattung gehören armung unseres geistigen und kulturellen Lebens nicht nur zu den hochrangigen Gütern im inter Vorschub zu leisten. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11895 Bundesminister Baum Dies alles erscheint durch die neuen leistungsfähi- auch hier Marktübermacht und Marktmißbrauch die gen und wirtschaftlichen Technologien möglich. Die absolute Grenze bilden. wünschenswerten Folgen treten aber nicht von Der weitere Ausbau der vorhandenen und der selbst ein. Dazu bedarf es politischer Anstrengung. neuen Formen der technischen Kommunikation wird Nachdem in den letzten Jahren die technische die Verwirklichung von Freiheit und Demokratie Seite der neuen Medien im Vordergrund der politi- und die individuellen Lebensbedingungen in unserer schen Diskussion in der Bundesrepublik gestanden Gesellschaft entscheidend beeinflussen, ebenso wie hat, wendet sich die Diskussion jetzt zunehmend und auch die Funktionsfähigkeit unserer Volkswirt- zu Recht den' gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und schaft im internationalen Vergleich. sozialen Möglichkeiten und Folgen zu. Die Bundesregierung geht davon aus, daß der Um die Auswirkungen auf die sozialen Bezie- Stellenwert der Medienpolitik im Rahmen der Ge- hungen und gesellschaftlichen Strukturen sorgsam samtpolitik weiter wachsen wird. Zu lösen sind die zu reflektieren und abzuwägen, muß die Diskus- Probleme der zu erwartenden Veränderungen im sion darüber in die breite Öffentlichkeit getragen Medienbereich wegen der vielfältigen Verflechtun- werden, damit alle gesellschaftlichen Gruppen und gen von Zuständigkeitsbereichen nur bei einem ho- öffentlichen Instanzen sich an ihr beteiligen kön- hen Maß an Kooperationsbereitschaft bei den politisch nen. verantwortlichen Kräften. Bund und Länder werden nur gemeinsam den Herausforderungen durch die Dies setzt freilich zureichende Informationen vor- neue Technik begegnen können. Denn alle medienpo- aus, einschließlich Prognosen der möglichen Ent- litischen Konzepte des Bundes wie der Länder müßten wicklungen, und zwar durch Analyse der mutmaß- fragmentarisch bleiben, wenn es nicht gelingt, sie — lichen Auswirkungen von alternativen technischen unbeschadet der jeweiligen verfassungsmäßigen Zu- und organisatorischen Lösungen auf die gesellschaft- ständigkeiten — in ein Gesamtbild der Gestaltung liche Wirklichkeit in allen ihren Aspekten. unseres Medienwesens in unserem kommunikations- Die Bundesregierung ist dabei, innerhalb ihres Zu- mäßig eine Einheit bildenden Raum der Bundes- ständigkeitsbereichs diese Arbeit zu leisten und die republik einzufügen. Konsequenzen von Entscheidungsalternativen in be- Die neuen Medientechnologien, meine Damen und zug auf die neuen Medien eingehend zu untersu- Herren, bieten also sowohl Gefahren wie auch Chan- chen. Gespräche mit den Ländern — auch auf Ver- cen. Es ist an uns, diese Situation so rechtzeitig waltungsebene — sind eingeleitet, denn die Länder zu diskutieren, daß wir ein Stück mehr Freiheit auch sind in ihren Zuständigkeiten wesentlich betroffen. durch diese neuen Medientechnologien in der Bun- Nicht zuletzt werden die Politprojekte der Länder desrepublik Deutschland gewinnen können. betreffend Kabelfernsehen und Kabelkommunikation die künftige Medienlandschaft wesentlich mitprä- (Beifall bei der FDP und der SPD) gen.

Was die rechtliche Ausgestaltung anlangt, sehe Vizepräsident Dr. Schmitt - Vockenhausen: Meine ich folgende Kernprobleme: Damen und Herren, wir treten in die Aussprache ein. Das Wort hat Herr Abgeordneter Dr. Schwarz- Erstens. Es muß verhindert werden, daß sich die Schilling. Kommunikationsgesetzgebung und deren Anwen- dung in den Bundesländern so weit auseinanderent- wickeln, daß das derzeit noch gemeinsame Kommu- Dr. Schwarz - Schilling (CDU/CSU) : Herr Präsident! nikations- und Medienwesen in der Bundesrepublik Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ohne Deutschland auseinanderfällt. Medien ist eine moderne Gesellschaft nicht denkbar. Kultur und Zivilisation, Technik und Arbeitsteilung Zweitens. Die rechtliche, aber auch organisatori- erfordern eine intensive zwischenmenschliche Kom- sche und technische Ausformung des Kommunika- munikation. Dies ist allen modernen Gesellschaften tionssystems der Bundesrepublik muß so flexibel eigen. bleiben, daß sie einer gemeinsamen europäischen Entwicklung nicht im Wege steht. Doch je nach Menschenbild und entsprechender Ausgestaltung der Gesellschaft unterscheiden sich Drittens. Die Unabhängigkeit der publizistischen Zwecke, Ziele, Formen, Organisationen und Abhän- Medien vom Staat oder von einzelnen gesellschaft- gigkeiten der einzelnen Kommunikationsträger, mit lichen Gruppen muß ungeschmälert erhalten blei- denen wir es heute zu tun haben. Die gleichen ben. Sie sollte eher noch gestärkt werden. Medien können daher in verschiedenen Gesell- Viertens. Vermachtungstendenzen durch Konzen- schaftsordnungen zu völlig verschiedenen Ergeb- tration und Zentralisation ist durch Förderung plu- nissen führen. Dies ist die Folge ausschließlich raler Organisationsformen entgegenzuwirken. menschlicher Entscheidungen und Werthaltungen. Fünftens. Der Presse im weiten Sinne des Arti- In einer freien Gesellschaft stehen die Medien im kels 5 des Grundgesetzes sind die neuen Medien für Dienst von Informationsfreiheit, Meinungsvielfalt, eine pressespezifische Beteiligung, d. h. für die pu- Machtkontrolle und -verteilung. Sie helfen dem blizistische Text- und Festbildkommunikation, zu Bürger bei der Verfolgung seiner Wünsche und öffnen. Dabei sollen aber keine neuen Regelme- Absichten in der unendlichen Vielfalt individueller chanismen eingeführt werden, vielmehr soll im frei- Lebensgestaltung. Sie werden damit zu einer we- heitlichen Geiste verfahren werden, wobei aber sentlichen Säule der bürgerlichen Freiheit und De- 11896 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 Dr. Schwarz-Schilling mokratie. Wo immer diese Werte erkämpft wurden, rahmen diese Funktion noch erfüllen können bzw. standen Medien in ihrem zeitbedingten Gewand an welche Korrekturen hierfür erforderlich sind. vorderster Kampfesfront, ob es nun der Buchdruck (Sehr wahr! bei der CDU/CSU) war, die ersten Zeitungen oder der Beginn des Hör- funks. Dazu gehört, deutlich zu machen, welche gesell- schaftspolitischen, wirtschaftspolitischen und staats- In gleicher Weise können Medien auch das Ge- politischen Antworten die Bundesrepublik Deutsch- genteil bewirken: zur Entmündigung des Bürgers, land auf die Herausforderungen der medientech- zur kollektiven Meinungsbeeinflussung, zur Macht- nologischen Zukunft geben will. vermehrung des Staates, zu totalitärem Zwang füh- ren. Wo immer sich Diktaturen etablieren, ist der Mit Staunen müssen wir, was dieses Anforde- Griff nach den Medien erste Priorität. Denn freier rungsprofil anlangt, in dem uns vorgelegten Be- Geist, freies Denken, freie Berichterstattung, freie richt eine grandiose Fehlanzeige feststellen. Meinung sind der Todfeind staatlich verordneter (Sehr richtig! bei der CDU/CSU) Zwänge. Außer einer kleinen Ausnahme, auf die ich noch Am Beispiel der DDR haben wir vor kurzem wie- im Rahmen der Erörterung der Presse kommen der erlebt — das war ja auch der Ausgangspunkt werde, ist das durchgehend. Der Bericht ist die an- der gestrigen Aktuellen Stunde —, wie sehr Dikta- erkennenswerte Fleißarbeit eines Buchhalters. Hier turen all das fürchten, was für uns gerade journa- wurden ohne ordnungspolitischen Zusammenhang listische Qualität ausmacht: die Wahrheitssuche, Einzelheiten aneinandergereiht, wichtige, bereits die Faktenrecherche, die freie und umfassende Be- eingetretene Entwicklungen vollständig ausge- richterstattung sowie die freie Meinungsäußerung. klammert. Eine Bemühung, zu einer auch nur an- Dies sind die gefährlichsten geistigen Waffen, deutungsweise erkennbaren Zukunftsperspektive welche selbst machtvolle Diktaturen mit ihrem Pro- zu gelangen, ist offensichtlich absichtlich unterlas- pagandaapparat, ihrer Geheimniskrämerei und ihren sen worden. ideologisch verordneten Losungen fürchten. Dieser (Beifall bei der CDU/CSU) Kampf wird jeden Tag weitergehen, solange es Dik- taturen dieser Art gibt. Wer bei uns meint, daß ihn Dabei hat der Bund, dessen Zuständigkeiten sich diese Auseinandersetzung nichts angehe, hat die- eben nicht nur auf bestimmte Rundfunkanstalten sen Kampf schon verloren. und die Presse beschränken, ein erhebliches politi- sches Instrumentarium zur Förderung und Gestal- Es hat also seinen sehr guten Grund, daß in Art. 5 tung zukunftsgerichteter Medienpolitik in der des Grundgesetzes die Freiheit der Meinungsäuße- Hand: die Zuständigkeit für das Presserecht, die rung des einzelnen Bürgers, die Pressefreiheit, die Zuständigkeit für das Post- und Fernmeldewesen, Freiheit der Berichterstattung des Rundfunks ver- die Zuständigkeit für Forschung und Technologie ankert wurden und damit in einer Anbindung zu und die Zuständigkeit für die Wirtschaftspolitik. dem im Grundgesetz befestigten Wertgefüge un- Das Manko dieses Berichts ist um so bedauerli- serer Gesellschaftsordnung gebracht worden sind. cher, als sich die Industrienationen in aller Welt Und es hatte ebenfalls einen guten Grund, daß die gerade auf diesem Gebiet in einer stürmischen tech- Rundfunkgesetze der Länder wie auch die der Bun- nologischen Entwicklung befinden, die wichtige desanstalten diesen Wertzusammenhang als positive medienpolitsche Entscheidungen bei uns erfordert Aufgabe der jeweiligen Anstalten im Sinne einer bzw. längst erforderlich gemacht hätte. Allgemeinwohlverpflichtung deutlich formuliert ha- ben. Es gibt keine freischwebenden Medien, keine (Broll [CDU/CSU] : Sehr richtig!) noch so geistige Höhenluft, die es einzelnen Me- dien erlauben würde, sich dieser Verpflichtung zu Wie sagte doch Minister Maihofer bei der me- entziehen. dienpolitischen Debatte im Zusammenhang mit dem (Beifall bei der CDU/CSU) letzten Bericht am 12. März 1976? Ich zitiere: ... der am 27. Januar 1976 ... der Öffentlich- Aus diesem ordnungspolitischen Zusammenhang keit vorgelegte Telekommunikationsbericht heraus ergeben sich die Anforderungen an einen der Kommission für den Ausbau des techni- Medienbericht der Bundesregierung und die Krite- schen Kommunikationssystems (KTK) läßt, wie rien für eine Mediendebatte in diesem Hohen Hau- ich meine, erkennen, daß in der Medienpolitk se. grundlegende Weichenstellungen schon in nächster Zeit gefordert sind, wenn diese Me- Dazu gehört, zu überprüfen, inwieweit die- heute existierenden Medien ihrem Auftrag, d. h. ihrer dientechniken im kommenden Jahrzehnt zum verfassungsrechtlichen Verpflichtung nachkommen, Einsatz kommen. Die Kommission hat weitge- den für die Demokratie unerläßlichen freien Infor- hend auf Äußerungen über medienpolitische mations-, Meinungs- und Willensbildungsprozeß Konsequenzen verzichtet ... Darum wird es durch ein plurales Angebot an Information und Aufgabe von Regierung und Parlament sein, Meinung, Bildung und Unterhaltung zu gewährlei- rechtzeitig die erforderlichen medienpoliti- sten. schen Antworten auf Bestandsaufnahme und Empfehlungen der Kommission, die ja unter Dazu gehört, zu überprüfen, inwieweit die beste- rein technologischen Perspektiven getroffen henden Medien in dem ihnen gesetzten Ordnungs worden sind, zu finden. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11897

Dr. Schwarz - Schilling Und er erklärte weiter — höchst interessant —: wegs zutrifft und gerade in den letzten Wochen durch entsprechende Neugründungen und Konzep- Wir sind gegenwärtig in unserem Hause dabei, tionen dieser Art widerlegt wird. in einem medienpolitischen Konzept entspre- chende alternative Vorschläge vorzubereiten. Auch hätte der Frage nachgegangen werden müs- sen, ob nicht die heute existierenden Tageszeitun- Wo, meine Damen und Herren von der Regierung, gen in einem stagnierenden Markt leben, ob die Zu- sind diese Vorschläge eigentlich geblieben? Herr wächse in den Medienbudgets der privaten Haus- Minister Baum, auch der Ministerwechsel kann hier haltungen nicht schon seit langem in erdrückendem keine Entschuldigung sein, denn Sie waren, als der Maße von den Printmedien zu den audiovisuellen Minister diese Äußerungen tat, sein Staatssekretär. Medien abfließen. Es hätte geprüft werden müssen, So fragt man sich wirklich: Was ist in den zwei ob nicht der intermediäre Wettbewerb um die Auf- Jahren seit dieser Ankündigung überhaupt gesche- merksamkeit der Zeitungsleser, der Rundfunkhörer hen? und der Fernsehzuschauer, der intermediäre Wett- Wir befinden uns durch die steigende Flut tech- bewerb um die Medienbudgets der Haushalte, die nischer Neuerungen, die von überall auf uns ein- Mediennutzung nach Zeit und Intensität einseitig stürmen, bereits in der Gefahr ernster Dammbrüche Rundfunk und andere audiovisuelle Medien begün- auf den verschiedensten Gebieten. In einer solchen stigt. In unverantwortlicher Weise ignoriert dieser Situation reagiert diese Regierung wie eine Was- Medienbericht die Tatsache, daß unsere öffentlich- serbehörde, die es in einem solchen dramatischen rechtlichen Rundfunkanstalten mit Vehemenz in den Augenblick einer ansteigenden Flut für ausrei- kommerziellen Wettbewerb um den Werbemarkt chend hält, diesem Parlament einen Bericht über eingetreten sind. Es ist erstaunlich, wie bei uns in die Wasserstände der letzten zwei Jahre vorzule- der Öffentlichkeit immer nur gegen die Werbung zu gen. Felde gezogen wird, wenn es sich um private Me- (Beifall bei der CDU/CSU) dien handelt, und wenn es sich um öffentlich-recht- liche Medien handelt, dann schweigt man dazu und Insoweit hat der Medienbericht leider das Thema sagt nichts mehr, obwohl diese immerhin heute ein verfehlt. Volumen von 1,2 Milliarden DM vom deutschen (Zuruf von der CDU/CSU: Nicht nur da!) Markt auf diese Weise abschöpfen. Nun zur Presse: Wir können heute cum grano Es ist gelungen, meine Damen und Herren, die salis feststellen, daß die Entwicklung des Presse- Anschläge, die auf verschiedene Weise auch gegen- wesens in gesunden Bahnen verläuft. Das Verfas- über unseren Journalisten von verschiedener Seite sungsgericht sieht das Kennzeichen der Presse dar- geplant waren, zu verhindern. Ich denke an die Ein- in, daß sie durch eine relativ große Zahl von nach engung der journalistischen Freiheit in der Presse, Tendenz, politscher Färbung oder weltanschauli- das Aussageverweigerungsrecht und auch die indi- cher Grundhaltung verschiedenen miteinander kon- viduelle Unabhängigkeit in den Redaktionsstuben kurrierenden Zeugnissen geprägt sei. Gemessen an gegenüber jedwedem kollektiven Zugriff. diesem Anspruch erweist sich die privatwirtschaft- Das Presserechtsrahmengesetz, als Knüppel gegen lich organisierte Presse als stabiler und funktions- die Presse im Sack gehalten, gibt es bis heute nicht. gerechter Faktor im ordnungspolitischen Gefüge Das Projekt wurde eingemottet, wie uns der Mini- der Medien der Bundesrepublik Deutschland. ster versicherte und auch heute wieder gesagt hat. Der Prozeß der Pressekonzentration ist verlang- Die ablehnende Haltung der CDU hat sich in diesem samt worden. Die Unionsparteien haben in einer Punkte ausgezahlt. wirtschaftlich sehr kritischen Phase zur Presse und (Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD] : Ha! Ha! — damit nicht zuletzt auch zu den Journalisten ge- Wehner [SPD] : Bei negativen Sachen zahlt standen, deren Arbeitsplätze gefährdet waren. Ich sich das immer aus!) erinnere nur an unsere Anträge bezüglich wirt- Wir halten nichts von staatlichen Reglementierun- schaftlicher Hilfen in Fragen der Mehrwertsteuer, gen, wo individuelle oder tarifliche Vereinbarungen des Postzustellungsdienstes und ähnliches. bessere Lösungen ermöglichen und nicht der Staat (Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD] : Das ist zu in jede Beziehung eingreifen muß. einfach gesagt!) (Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD] : Wissen Sie Was die Pressekonzentration angeht, meine Damen denn, wo das das erste Mal angekündigt und Herren, so kann ich feststellen, daß hier- aller- wurde? Schon Adenauer hat das angekün dings auch die langfristige Perspektive dieses Me- digt!) dienberichts außerordentlich fragwürdig ist. So — Hören Sie sich doch mal genau an, was darüber wird die Befürchtung geäußert, daß auch in Zu- in Ihren Reihen geredet wird, einmal von Herrn kunft Konzentrationsbewegungen die Pressevielfalt Hensche ganz abgesehen. einschränken könnten. Es fehlen jedoch die Be- (Wehner [SPD] : Ist der Abgeordneter?) gründungen, auf die sich diese Befürchtungen stüt- zen und die dem Parlament Anhaltspunkte dafür Das gleiche gilt für die Versuche, den Tendenzschutz geben würden. Es wird auf festgefügte Zeitungs- anzutasten und die Funktionsfähigkeit der Presse strukturen verwiesen und die Erfolgsaussicht von durch gruppenegoistische Regelungen unter dem Zeitungsgründungen wird minimal eingeschätzt, teilweise sehr irreführenden Stichwort „innere Pres- wobei auch dies nach unseren Erfahrungen keines sefreiheit" zu beeinträchtigen. 11898 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 Dr. Schwarz-Schilling Meine Damen und Herren, schauen Sie doch ein- wiegend in den Kompetenzbereich der Länder fällt, mal in den Forschungsbericht der Bundesregierung und dennoch ein Gebiet, auf welchem sich die im 1974 bis 1978 hinein, Dort erläutert in einer Studie Bundestag vertretenen Parteien nicht in Abstinenz im Auftrag des Bundespresseamtes Hans-Jürgen Weiß üben dürfen, was die kritische Beobachtung und das folgendes: Tageszeitungsjournalisten sehen sich un- kritische Interesse an diesen Vorgängen der deut- ter keinem besonderen politischen Anpassungsdruck, schen Rundfunklandschaft betrifft. Die Etablierung lehnen in der Tendenz eine Parteimitgliedschaft ab öffentlich-rechtlicher Anstalten mit pluralististischer und sprechen sich für objektive Berichterstattung Binnenstruktur war seinerzeit mit der speziellen und gegen Meinungsjournalismus aus. Verpflichtung, die ich oben genannt habe, gegen- über der Allgemeinheit eine ordnungspolitisch to- (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist es!) lerierbare Entscheidung. Die Entwicklung in den Rundfunk- und Wochenzeitungsjournalisten verspü- Anstalten selbst sowie in noch viel stärkerem Maße ren dagegen einen stärkeren politischen Anpas- die technische Entwicklung im Bereich der elektro- sungsdruck, sind eher für den Eintritt in eine Partei nischen Medien geben Anlaß zu einer Ü berprüfung und auch skeptischer gegenüber dem Postulat der der damaligen ordnungspolitischen Entscheidung. Objektivität und Ausgewogenheit. Meine Damen Das ist nicht irgendeine Erfindung der CDU, son- und Herren, umgekehrt müßte es sein, daß die öf- dern das können Sie in der einschlägigen fachwis- fentlich-rechtlichen Anstalten genau dieses Ethos senschaftlichen Literatur nachlesen. vorantragen: Ausgewogenheit, Objektivität und kei- nen Anpassungsdruck. Ich möchte hier nur kurz aus dem Buch „Der Wettbewerb auf dem Markt der Medien" von Ernst (Beifall bei der CDU/CSU) Joachim Mestmäcker zitieren. Der Schüler des Wir sehen es an dieser Studie, daß es sich genau großen. Ordoliberalen Franz Böhm und Mitglied der umgekehrt entwickelt hat. Monopolkommission führt aus: (Wehner [SPD] : Das sieht man an solchen Angesichts der von Videotext und Kabelfern- Typen wie Vielain und Konsorten!) sehen technisch und wirtschaftlich erweiterten Sendemöglichkeiten muß die verfassungsrecht- Ich darf hier kurz zitieren, was Karl Steinbuch zu liche Legitimation des Sendemonopols der dieser Frage gesagt hat: Rundfunkanstalten überprüft werden. Die Rund- Die öffentliche Auseinandersetzung um diese funkverfassung muß sich im Lichte neuer Mög- Fragen geht häufig von dem naiven Kinder- lichkeiten des Zugangs zu den elektronischen glauben aus, der Kommunikationsbetrieb sei Medien aus ihrer Übereinstimmung mit der Ver- dann Ausdruck höchster demokratischer Voll- fassung befragen lassen. kommenheit und bedürfe keines weiteren Nach- denkens mehr, wenn paritätisch besetzte Gre- Allein diese Befragung wird polemisch schon ins mien den Betrieb kontrollieren und die Infor- Abseits gestellt und von bestimmten Leuten, die dar- mationsproduzenten absolute Wahrheit, Weis- an interessiert sind, nicht einmal zugelassen. heit und Vernunft produzieren. Wir hätten im Zusammenhang mit dem Medienbe- Das ist die Situation, auf die sich offensichtlich richt und der Mediendebatte gerne von den zustän- viele auch in ihrem Bereich verlassen. digen Herren der Regierung und den Fraktionen (Sehr wahr! bei der CDU/CSU — Zuruf von von SPD und FDP eine Antwort auf die Frage, wie der SPD) die Entwicklung beurteilt wird, etwa in Bremen, wo sich vor aller Augen die Überführung einer öf- Die Entwicklung der Medientechnologie stellt fentlich-rechtlichen Anstalt sozusagen in das Privat- eine ungeheure Herausforderung dar. Da die Recht- eigentum der Mitarbeiter, und da auch noch einer fertigung des Sendemonopols der Rundfunkanstal- recht radikalen Gruppe, mit dem Segen der Sozial- ten mit der Knappheit der Sendefrequenzen nicht demokratischen Partei vollzieht. mehr aufrechterhalten werden kann, richtet sich die Frage, wie denn ein Höchstmaß an publizistischer (Zuruf von der SPD) Unabhängigkeit und Vielfalt erreicht werden kann, immer dringender auch an die Vertreter der Presse. Meine Damen und Herren, Fritz Ullrich Fack hat In dem Maß, in dem eine der Presse vergleichbare in einem Artikel der „Frankfurter Allgemeinen Zei- Vielfalt sendetechnisch möglich wird, verlangt dies tung" das sehr kurz und prägnant gesagt: auch bei der institutionellen Ausgestaltung der Das alles ist kein politischer Betriebsunfall Rundfunkfreiheit Beachtung. Die Presse hat somit eines linken Landesverbandes der SPD, wie der ein legitimes Interesse an einem freien Zugang zum konsternierte Paczensky annehmen mag. Dies Bereich der elektronischen Medien; denn nur in ist auch kein Spezialfall des Bremer Rundfunks. einer marktwirtschaftlichen Ordnung kann der Ver- Vielmehr ist die Mobilisierung der Basis seit braucher über Entwicklung und Ausgestaltung der langem das entscheidende strategische Mittel neuen Medien direkt mitentscheiden und ist nicht der Sozialdemokratie, nach Godesberg einge- hilflos bestehenden Monopolen, Parteien und In- setzt im Kampf um die Erfüllung der wohl be- teressenverbänden ausgeliefert, wie das bis heute kanntesten Programmverheißung der Partei, daß bei Rundfunk und Fernsehen der Fall ist. sich „die Demokratie im Sozialismus erfüllen" Der Bereich der elektronischen Medien Rundfunk werde. und Fernsehen ist zweifelsfrei ein Gebiet, das vor (Zuruf von der SPD) Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11899 Dr. Schwarz-Schilling Das ist der Kampf auf medienpolitischem Gebiet, den Meine Damen und Herren, hier geht es nicht Sie führen. Gleichzeitig stellt sich in Hamburg der — ich möchte das einmal sehr deutlich sagen — um der SPD angehörende Intendant mit dem Schlag- eine völlige Veränderung des öffentlich-rechtlichen wort „Der Rundfunk soll nicht Propagandakompanie Rundfunks und Fernsehens, so wie es z. B. von Herrn der freiheitlich-demokratischen Grundordnung sein" Bahr formuliert wurde, der gemeint hat, man sollte dem Verfassungs- und Gesetzesauftrag direkt ent- doch darüber nachdenken, ob sich die Anstalten gegen, meine Damen und Herren. Wenn Sie einmal nicht selbst verwalten sollten, wie das bei anderen lesen, was er zu diesen Fragen gesagt hat, so stellen Institutionen ja schon der Fall sei. Herr Bahr sagt Sie fest, daß das geradezu abenteuerlich ist. In einem u. a.: „Spiegel"-Interview 1978, wo es um die Aufgaben Im Augenblick sehe ich nicht, was die Journa- des Rundfunks ging, erklärte Herr Neuffer: listen in den Funk- und Fernsehanstalten mehr sichern könnte, was ihre Arbeit am Programm Man meint doch wohl mit dem Programmauf- und ihre Möglichkeiten, ihre Haltung 'und Mei- trag eines aktiven Beitrags zur Aufrechterhal- nung zu äußern, angeht, als wenn man sie frei- tung der sittlichen Wertordnung nach dem stellen würde von jenem zuweilen manipulier- Grundgesetz, daß wir bei Zuhörern und Zu- ten Druck von Kontrollorganen, die nur theore- schauern bestimmte Überzeugungen fördern sol- tisch wirklich sind. len. Meine Damen und Herren, das scheint ja ein sehr Dazu sagt Herr Rathke von der Staatskanzlei in Kiel: einfaches Bahr-Rezept zu sein: Erst die eigenen „Ja". Darauf die Antwort von Herrn Neuffer: „Dies Leute in die Anstalten hineinbringen, dann die Kon- möchte ich als Programmauftrag nicht haben." Auf trolle abschaffen, und die Zuschauer sollen bezah- die weitere Frage des „Spiegels", ob es nicht einen len und ansonsten den Mund halten. Das ist ein grundgesetz-, einen verfassungsmäßigen Kern gebe, Konzept, dem wir nicht folgen werden. Das möchte z. B. die Propagierung der parlamentarischen Demo- ich hier mit Deutlichkeit sagen. kratie oder das Recht der Menschen oder die Men- schenwürde, antwortet Herr Kollege Neuffer u. a.: (Beifall bei der CDU/CSU) Ja, man müßte dem Rundfunk auch durchaus die Meine Damen und Herren, die Medienpolitik wird Aufgabe zudiktieren, ob nicht bessere Alternati- in steigendem Maße durch technische Entwicklun- ven denkbar, zu diskutieren und zu propagieren gen auf dem Gebiet der Kommunikation beeinflußt. sind. Selbst die Bundesregierung sieht in ihrem Bericht auf diesem Gebiet nicht nur wirtschaftliche, son- Meine Damen und Herren, wer einen solchen Pro- dern auch politische Weichenstellungen, die für die grammauftrag, wie er in der Allgemeinwohlver- Bewahrung und Verbesserung der Meinungsvielfalt pflichtung der Rundfunkgesetze und im Grundgesetz und Informationsfreiheit in der Bundesrepublik ausgedrückt ist, nicht akzeptieren will, einfach „nicht Deutschland bedeutsam sind und die weitere Ent- haben will", darf sich nicht zum Intendanten einer wicklung der freiheitlichen Demokratie entschei- öffentlich-rechtlichen Anstalt wählen lassen. dend beeinflussen können. Der Schluß der Regie- (Beifall bei der CDU/CSU) rung ist, daß die Informations- und Meinungsviel- falt, der intermediäre Wettbewerb und die Unab- Das sollten sich auch diejenigen, die ihn wählen, hängigkeit der publizistischen Medien vom Staat einmal deutlich sagen lassen. und von einzelnen gesellschaftlichen Gruppen ge- Ich möchte auf weitere Äußerungen, die vom DGB,, stärkt werden sollen. Dieser Schluß ist richtig, so von der RFFU und ähnlichen Institutionen gemacht wie die Konsequenzen, die der Medienbericht dar- worden sind, hier nicht näher eingehen. Nur wissen aus zieht, dünn und ohne Logik sind. Mit der Be wir, daß hier der Markt als Instrument zur Vertei- hebung des Frequenzmangels und der Entwicklung lung von Informationen für unbrauchbar erklärt wer- weniger kostenträchtiger Programmformen erhält den soll, weil sich durch den Markt, so Herr Vetter auch der Markt der elektronischen Medien eine auf dem Kongreß des DGB, „die Presse zu Tode kon- ordnungspolitisch neue, aber auch rechtlich neue Dimension, nämlich das Recht des freien Zugangs zu zentriere und somit Meinungsvielfalt noch mehr als bisher eingeschränkt" werde. Um so notwendiger den Techniken der Meinungsverbreitung und damit auch auf die Veranstaltung von Rundfunk. Ich ver- werde es deshalb, das Gewicht des Rundfunks in- weise auf das, was Professor Mestmäcker bereits nerhalb der Medien zu verstärken und künftig eine gesagt hat. echte Balance zwischen Rundfunk und gedruckter Presse herzustellen. Weiter sagt der DGB,- daß er, Das Monopol der öffentlich-rechtlichen Rundfunk- um diese Balance auch innerhalb des Spektrums anstalten muß in einer solchen Situation, wo die richtig zu aktualisieren, seinen Einfluß verstärken Medientechnologie Wettbewerb möglich macht, müsse und damit auch die paritätische Mitbestim- marktwirtschaftlichen Lösungen weichen. Diese For- mung in den öffentlich-rechtlichen Anstalten einge- derung der Union wird immer wieder demagogisch führt werden müsse. Man ist sich offensichtlich gar zu einer Forderung nach Abschaffung der öffentlich- nicht darüber im klaren, daß man damit die Axt an rechtlichen Anstalten umfunktioniert. Genau das die Wurzel des öffentlich-rechtlichen Systems in der Gegenteil ist der Fall. Der umfassende gesetzliche Bundesrepublik Deutschland legt und daß diejeni- Programmauftrag der öffentlich-rechtlichen Rund- gen die Totengräber dieser Anstalten sind, die sol- funkanstalten muß auch in einer Konkurrenzsitua- che Forderungen stellen, statt sich dem verfassungs- tion mit anderen öffentlichen, die man bilden und mäßigen Auftrag dieser Anstalten zu widmen. gründen kann, und privatrechtlich organisierten be- 11900 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 Dr. Schwarz-Schilling stehenbleiben. Privatrundfunk wird nach unserem Der Stillstand, der hier herrscht, wird dazu führen, Willen in der Bundesrepublik auch nicht als elek- daß uns die Medienpolitik überrollen wird und ge- tronischer Manchester-Kapitalismus, sondern im rade dadurch der Mensch nicht mehr Herr seiner Ent- Rahmen eines vernünftigen Lizenzierungssystems schlüsse bleibt. analog dem britischen Beispiel veranstaltet und an Meine Damen und Herren, viele von Ihnen wer- Programmregulative gebunden werden. Wir sind den vielleicht von dem „Mizaru" gehört haben, jenen auch nicht der Meinung, daß wir alles vom Ausland drei berühmten japanischen Affen, die nichts sehen, übernehmen müssen, sondern wir sollten auf die nichts hören und nichts sagen. Diese Gruppe kenn- guten Erfahrungen, die wir auch hier in der Bundes- zeichnet trefflich die heutige medienpolitische Land- republik haben, zurückgreifen. schaft der Bundesrepublik Deutschland. Mit Geneh- Gerade die Ausklammerung aller dieser Proble- migung des Präsidenten darf ich Ihnen dieses Bild me, die damit auch gerade in der Zuständigkeit der einmal anschaulich zeigen. Bundesregierung mit der Bundespost zu tun haben (Der Redner zeigt die Affenskulptur) und mit dem Bereich der Kommunikation zusammen- hängen, läßt den Verdacht aufkommen, daß hier das Der linke Affe hier symbolisiert die Regierung. einzige Feld liegt, wo die Bundesregierung wirklich Sie sieht nicht, weder in die Nähe noch in die Medienpolitik betreibt. Das geschieht dadurch, daß Ferne. Sie hält sich die Augen krampfhaft zu und sie die Verfügung über alle wichtigen Bereiche der glaubt ganz fest, auch die bösen medienpolitischen Telekommunikation von der Technik her in die Entwicklungen würden damit von selbst verschwin- Hand bekommen will. Hier verwehrt sie Privatunter- den. nehmen die Errichtung von Großantennenanlagen (Beifall bei der CDU/CSU) oder Kabelnetzen, und das im Gegensatz zu dem In der Mitte sehen Sie den Kollegen der SPD, Beschluß der Ministerpräsidenten der Länder. Darum etwas behäbig und unbeweglich, doch er schaut scheren sich die Bundesregierung und die Bundes- etwas verschreckt auf die unbekannten Dinge, die post nicht, und das Elektrohandwerk muß vor das dort kommen und die seine Ruhe stören könnten. Bundesverfassungsgericht ziehen, um seine Rechte Er hält krampfhaft die Ohren zu, damit er nicht hört, zu erkämpfen. was er nicht hören will, und damit er keine Antwort Die Angst der Koalitionsparteien vor dem Betre- geben muß auf Argumente, die er nicht beantworten ten medienpolitischen Neulandes und der damit könnte. möglicherweise verbundenen Veränderung der Me- Den Kollegen der FDP habe ich leider nicht ge- dienlandschaft hat zu einer unheiligen Verhinde- funden. Er ist selbst als Klabautermännchen auf dem rungsallianz im Bereich der Pilotprojekte für die Fell der SPD nicht zu finden. Kabelkommunikation geführt. Ein Jahr nach dem (Kleinert [FDP] : Ich wollte gerade fragen, Ministerpräsidentenbeschluß, drei Jahre nach der was mit dem vierten ist!) Vorlage des KTK-Berichtes haben wir bis heute einen unerträglichen Stillstand auf diesem Gebiet. Der dritte Affe ganz rechts ist die Bundespost. Sie Es muß deutlich ausgesprochen werden, daß Pilot- hat die Augen offen, schaut hell und blauäugig in projekte bald vollständig überholt sein werden, weil die Landschaft und handelt ganz sachte, still und lei- die technologische Entwicklung diese bereits über- se. Damit sie sich dabei nicht verplappert und ihre rollt. beiden Kollegen nicht etwa zum Aufwachen kom- men könnten, hält sie sich den Mund ganz fest mit Auch das Vorhaben, das von der SPD und der den Händen zu. FDP teilweise unterstützt wird, die Pilotprojekte in eigener Regie der heutigen öffentlich-rechtlichen (Liedtke [SPD] : Schwarz-Schillings Mär Anstalten zu führen, ist genau der Intention des chenstunde!) KTK-Berichtes entgegengesetzt. Wenn der WDR Meine Damen und Herren, wen wundert es bei auch noch die Auswertung seiner Versuche in eige- diesem Szenario, daß wir heute über einen politisch ner Regie durch die eigenen Medienabteilungen bedeutungslosen Medienbericht zu diskutieren ha- machen will, kann doch wohl von wissenschaftlichen ben? Untersuchungen nicht mehr die Rede sein. Es geht (Beifall bei der CDU/CSU) gar nicht darum, daß immer mehr Programme ge- macht werden. Wir müssen endlich einmal begrei- Vizepräsident Dr. Schmitt-Vockenhausen: Nach fen, daß die zukünftige Kabelkommunikation ein diesem neuartigen Beitrag in der Diskussion, der an weit größeres Feld ist, bei dem es um Daten, kom- jene 2,65 m lange Formularliste anknüpft, die der munale Dienste, Minderheitenprogramme, Spezial- Kollege Jacobi einmal vor dem Hohen Hause ent- - dienste im Sinne der Bildungspolitik für Jugendliche, rollt hat, darf ich nunmehr dem Herrn Abgeordneten für Alte usw. geht, also einen riesigen Bereich, Nöbel das Wort geben. der gerade der personalen Kommunikation geöffnet werden kann. Dr. Nöbel (SPD) : Herr Präsident! Meine sehr ver- Auf welcher Seite des Medienspektrums wir auch ehrten Damen und Herren! Sehr verehrter Herr stehen, wir haben zur Kenntnis zu nehmen, daß wir Kollege, ich hätte Ihnen tatsächlich mehr zugetraut uns in einer stürmischen Entwicklung der Kommuni- als einen solchen Rundumschlag mit Unterstellun- kationstechnik befinden. Wer heute den Kopf in den gen und viel Geschwätz und dann auch noch mit Sand steckt und meint, es könne alles beim alten Affen. bleiben, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. (Lachen bei der CDU/CSU) Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11901 Dr. Nöbel Er hat bei seiner Affendemonstration den Affen auf Die SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag möch- den Rücken geschaut. Ich frage ihn, was er da ge- te die heutige Gelegenheit in erster Linie dazu nut- sehen hat. zen, Problempunkte aufzugreifen, aber auch deut- licher herauszuarbeiten, als sie im Regierungsbe- Der Sprecher der Opposition vermißt im vorlie- richt dargestellt sind, wobei wir die heute vom genden Bericht die detaillierte Befassung der Bun- Bundesminister des Innern vorgetragenen ergänzen- desregierung mit den durch die technische Entwick- den Hinweise gern einbeziehen. lung neuer Kommunikationsmittel entstehenden Fra- gen. Er hat von einer Fehlanzeige gesprochen, ins- ich komme zunächst zum Pressebereich. Als pres- besondere auf die Zukunftsperspektive, also die sespezifisches Gesetz wurde 1975 — darauf hat der neuen Medien gerichtet. Dabei muß ich Ihnen sagen, Minister hingewiesen — das Pressestatistikgesetz Herr Schwarz-Schilling: Es handelt sich doch hier, verabschiedet, auf dessen Grundlage die ersten Er- dem Ersuchen des Parlaments entsprechend, um den hebungsergebnisse für den heute hier zur Beratung Bericht der Bundesregierung zur Lage von Presse anstehenden Bericht ausgewertet werden konnten. und Rundfunk in der Bundesrepublik Deutschland. Das Gesetz über die Fusionskontrolle für Presse- Demnach gehört eigentlich der Abschnitt „Neue unternehmen folgte 1976. Ferner sei das Gesetz über Kommunikationstechnologien" gar nicht hier herein, das Zeugnisverweigerungsrecht der Mitarbeiter von Presse und Rundfunk von 1975 erwähnt als Gesetz (Zurufe von der CDU/CSU: Aha!) zum verbesserten Schutz der Anonymität der Infor- ebenso nicht wie der Abschnitt „Medienpolitische mationsquellen und zur Wahrung des Redaktions- Fragen im internationalen Bereich". Es ist daher geheimnisses. völlig unangebracht, freiwillige Zugaben der Regie- Auswirkungen für freiberufliche Journalisten hat- rung zu kritisieren und noch größere Ausführlich- te die Änderung des Tarifvertragsgesetzes, das am keit zu verlangen. 1. November 1974 in Kraft trat. Es schuf die Voraus- setzungen für die Regelung ihrer Beschäftigungsbe- Zum zweiten. Natürlich wird die Diskussion um die neuen Medien intensiv geführt werden müssen, dingungen in Tarifverträgen, nämlich die tarifrecht- liche Gleichstellung von arbeitnehmerähnlichen wie der Medienpolitik insgesamt mehr als bisher Personen. Das Strafrechtsänderungsgesetz zu § 353 c, ein ihrer Bedeutung angemessener Raum zuzuord- das die journalistische Tätigkeit von strafrechtli- nen ist; aber bitte nicht mit dem Beigeschmack, daß chen Risiken freihalten soll, befindet sich in der Medienpolitik als Medienmachtpolitik mißverstan- parlamentarischen Beratung. Jedenfalls wird an die- den werden kann. sen Beispielen deutlich, daß Regierung und Parla- (Beifall bei der SPD Abg. Dr. Schwarz- ment in den letzten Jahren eine Reihe sinnvoller . Schilling [CDU/CSU] meldet sich zu einer und wichtiger medienpolitischer Maßnahmen auf Zwischenfrage) den Weg gebracht haben. Sicherlich erwägenswert wären Überlegungen, die

Vizepräsident Dr. Schmitt - Vockenhausen: Herr Gewährleistung der Unabhängigkeit des Deutschen Kollege, würden Sie eine Zwischenfrage zulassen? Presserats, insbesondere des von ihm eingesetzten Beschwerdeausschusses, mehr zu sichern, als es das Gesetz von 1976 bewerkstelligen kann. Dr. Nöbel (SPD) : Gern, gegen Schluß, wenn ich dann noch Zeit habe, Herr Präsident. (Zustimmung bei der SPD) Uns sind natürlich Grenzen gesetzt. Aber diese ent- Worum es geht, hat der Bundeskanzler in seiner heben uns nicht der Aufgabe, Arbeit und Wirkungs- Regierungserklärung am 16. Dezember 1976 in An- grad des Presserats zu erleichtern und zu verbes- lehnung an Art. 5 des Grundgesetzes mit einem Satz sern. Beispielsweise sollte durchaus eine Abdruck- so formuliert: „Jeder muß sein Grundrecht, sich frei pflicht des betroffenen Presseorgans, das öffentlich auch über unterschiedliche Meinungen zu informie- gerügt worden ist, vorgesehen werden. Auf weitere ren, in Anspruch nehmen können." Um dieses Punkte komme ich zurück, nachdem ich zur allge- Grundrecht optimal zu gewährleisten und zu sichern meinen Lage auf dem Pressemarkt einige Ausfüh- — darum haben Sie sehr aalglatt herumgeredet —, rungen gemacht habe. haben wir die Möglichkeit des parlamentarischen Beitrags zu prüfen und gegebenenfalls Entschei- Diese Lage, meine Damen und Herren, ist unbe- dungsdefizite aufzuarbeiten und dann auch Ent- friedigend. Wenn sich auch in den Jahren 1973 bis scheidungen im Rahmen unserer Zuständigkeit zu 1978 der Konzentrationsprozeß im Bereich der Ta- treffen, und zwar unter dem übergeordneten- Ge- gespresse gegenüber den Vorjahren verlangsamt sichtspunkt, daß Meinungsvielfalt eine dem Bürger hat, so läßt sich der Rückgang wirtschaftlich von- tatsächlich zur Verfügung stehende Vielfalt von In- einander unabhängiger Verlage mit Vollredaktio- formationsquellen als unerläßlich voraussetzt. nen von 225 im Jahre 1954 auf 103 im Juli 1978 nicht hinwegdiskutieren, ebenfalls nicht die Tat- Medienpolitik hat sich also von dieser Verpflich- sache, daß die Zahl der sogenannten Einzeitungs- tung, von einem Demokratiegebot leiten zu las- kreise von 15,2 % im Jahre 1954 auf 45,3% im Jahre sen. Die Rolle des Bürgers, seine und die Teilnahme 1976 angestiegen ist. der gesellschaftlichen Gruppen am demokratischen (Wehner [SPD] : Hört! Hört!) Willensbildungs- und Entscheidungsprozeß, die chancengleiche Informationsmöglichkeit — das sind Die Anzahl der Großstädte mit einer einzigen Re die Freiheitskriterien in der Demokratie überhaupt. gionalzeitung hat sich von 5 in 1967 auf 20 in 1976 11902 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Dr. Nöbel erhöht. Dazu kommt, daß 1976 in 28 Großstädten von drei mit eigenen Vollredaktionen, behaupten kein Wettbewerb zwischen örtlichen Abonnement- können, so ist seit 1973 — da nutzt auch Ihre Be- zeitungen wirtschaftlich voneinander unabhängiger schönigung nichts — keine einzige neue Tages- Verlage stattfand. zeitung erschienen außer einer im Jahr 1973, de- (Wehner [SPD] : Das ist „Markt" !) ren Erscheinen schon nach wenigen Wochen wieder eingestellt wurde. Bei jenen neun neuen Zeitungen — Das ist „Markt". aus der Zeit von 1954 bis 1973 handelt es sich um Als überregionale Sonntagszeitungen stehen nach eine Parteizeitung — einer Partei, die in diesem wie vor zwei aus einem einzigen Verlagshaus zur Hause nicht vertreten ist —, zwei bestehende Zei- Wahl. tungsverlage brachten zwei neue Straßenverkaufs- blätter und sechs Verlage verlegerisch selbständige (Wehner [SPD] : Und was für einem! — Lokalausgaben bereits bestehender Abonnements- Liedtke [SPD]: Ein „Supermarkt" ist das!) zeitungen heraus. Das beweist, daß für neue Zei- Und weiter: Rund 60 % aller Abonnementszeitun- tungen praktisch keine Marktzugangschancen beste- gen waren laut Bundespressestatistik im vierten hen. Quartal 1975 an der redaktionellen Herstellung des Bei den unterhaltenden Publikumszeitschriften allgemeinen Teils, des sogenannten Zeitungsman- haben die vier führenden Großverlage ihre ohnehin tels, nicht beteiligt und weitere rund 10% nur teil- hohen Auflagenanteile weiter erhöht: von 1973 bis weise, woraus zu schließen ist, daß nur ca. 30 % den 1977 bei den Rundfunk-Programmzeitschriften von allgemeinen Teil vollständig in eigener Redaktion, 83 % auf 92 %, bei den Frauenzeitschriften von 39 % also als Vollredaktion herstellen. Zudem bringt nur auf 43 % und bei den Wochenendblättern von 68 % noch etwa jede fünfte Tageszeitung Lokalnachrich auf 69 %. ten aus nur einer Gemeinde. Mit wachsender Größe des Verbreitungsgebietes verringert sich — das ist Herr Minister Baum hat eingangs seiner Rede auf ganz klar — zwangsläufig die Intensität der lokalen den wirtschaftlichen Gesichtspunkt der Zeitungs- Berichterstattung, und das ganz besonders dort, wo konjunktur hingewiesen. In den letzten Jahren kann kein Konkurrenzblatt auf dem Markte ist. ein erfreulicher Aufschwung festgestellt werden, der deutlich über der allgemeinen Konjunkturent- Nun zu dem Hinweis, in diesem Freiraum hätten wicklung liegt. Allein der Zuwachs bei den Anzei- sich aber zunehmend Pressemedien anderer Art an- generlösen bewegte sich 1976 und 1977 mit 15 bzw. gesiedelt, zusätzlich zu Amts- und Gemeindeblät- 11 % um 5,9 bzw. 4,8 % höher als die Zuwachsrate tern, insbesondere Anzeigenblätter, Stadtteilzeitun- des Bruttosozialproduktes. gen von Bürgerinitiativen, Partei-, Vereins- und Verbandsmitteilungen. Natürlich kann man hier von Halten wir also fest: hoher Konzentrationsgrad der Chance reden, diese Blätter könnten der so- bei Tageszeitungen und unterhaltenden Publikums- zialen Integration der Bewohner in das Gemeinwe- zeitschriften, wenn auch inzwischen mit verlang- sen förderlich sein. Aber zunächst sind sie doch ge- samtem Trend — daß er sich nicht beschleunigen rade der Beweis für die mangelhafte Situation auf kann, liegt bei einer so hohen Konzentration in der dem lokalen Zeitungsmarkt. Natur der Sache —, und die weiter verbesserten, überdurchschnittlichen Erlöse bei der Tagespresse. (Beifall bei der SPD) Eines kommt hinzu: Auch wenn wir die Anzei- Das in der Regierungserklärung bekräftigte Ein- genblätter keineswegs ins Abseits stellen wollen, treten der Bundesregierung für den privatwirt- sie vielmehr als verbraucherfreundlich bezeichnen schaftlichen Charakter der Presse teilen wir voll — damit kein Mißverständnis entsteht —, so muß und ganz. Nunmehr ergeben sich jedoch aus der doch festgestellt werden, daß rund 40 % dieser un- wirtschaftlichen Lage bedenkenswerte, aber leider entgeltlich und unaufgefordert in die Haushalte ge- auch bedenkliche Schlußfolgerungen für die Kern- tragenen Anzeigenblätter in einem Zeitungsverlag frage des Demokratiegebotes der Meinungsvielfalt. erscheinen oder durch Kapitalverflechtung mit Wenn es also — wie es im Bericht der Bundesregie- einem Zeitungsverlag verbunden sind. rung heißt — richtig ist, „die Informations- und Meinungsvielfalt im Pressewesen als Ergebnis pri- (Grobecker [SPD] : Zur Verhinderung neuer vatwirtschaftlicher Konkurrenz und der Regelungs- Gründungen!) kraft des Marktes" zu sehen, und wenn, von dieser Das bedeutet — Herr Kollege Grobecker, ganz rich- stets unbestrittenen Grundlage ausgehend, das tig — wiederum nicht nur — nicht nur! — die Ver- Bundesverfassungsgericht schon 1961 sagte, daß — hinderung des Erscheinens anderer Anzeigenblätter, ich zitiere — „innerhalb des deutschen Pressewe- sens eine relativ große Zahl von selbständigen und sondern auch anderer lokaler Zeitungen. Also- ver- festigte Marktbeherrschung durch Anzeigenblatt- nach ihrer Tendenz, politischen Färbung oder welt- kombination, geschlossene Märkte, die noch be- anschaulichen Grundhaltung miteinander konkur- stehende publizistische Konkurrenz vernichten und rierenden Presseerzeugnissen existiert", die dem Neugründungen ausschließen. Bürger entsprechende Auswahlmöglichkeiten bie- tet, so kann nicht bezweifelt werden, daß sich die (Wehner [SPD] : „Märkte" meinen Sie doch Situation von 1961 bis heute wesentlich ver- wohl sozusagen etwas ironisch?) schlechtert hat und der im Grundgesetz garantierte — Ironisch, natürlich. Anspruch auf Meinungsvielfalt in der Realität zu- Haben sich im Zeitraum von 1954 bis 1973 von mindest gefährdet erscheinen muß. den 18 neu herausgebrachten Zeitungen neun, da (Zustimmung bei der SPD) Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11903 Dr. Nöbel Im Bericht der Bundesregierung wird diese Reali- volumen von rund 600 Millionen DM und die Vor- tät — das müssen wir feststellen — einerseits ver- zugsregelungen im Fernmeldewesen. harmlost, indem der sogenannte „weite Pressebe- Am Widerstand der Verleger ist bisher die Er- griff" eingeführt wird: Anzeigenblätter, insbesonde- richtung einer Pressestiftung zur Förderung von er- re aber Stadtteilpresse von Bürgerinitiativen, Par- tragsschwachen Zeitungen in nachrangiger Wettbe- teien, Verbänden, Schülerzeitungen, Amts- und Ge- werbsposition durch Darlehen, Zinszuschüsse und meindeblätter, Kirchenzeitungen, wissenschaftliche Bürgschaften gescheitert. Die Verleger wollten die Zeitschriften und sogar die Buchproduktion. Dabei Förderung ausschließlich auf sogenannte Gemein- geben wir den Anzeigenblättern, wie gesagt, einen schaftsaufgaben beschränkt wissen wie Koopera- gewissen Stellenwert, auch weil durch sie sozial tionsvorhaben, Unternehmensberatungen und tech- Schwachen ein gewisser Zeitungsersatz — wenn nische Entwicklungen im Pressewesen sowie auf auch nicht täglich — in geringem Maße gegeben Vorhaben im Bereich der neuen Medien. wird. Andererseits wird in dem Bericht der Bundes- regierung aber auch folgendes zugegeben — ich zi- Wir sind der Meinung, dieses Modell sollte den- tiere —: noch nicht ad acta gelegt werden. Allerdings muß im Mittelpunkt die Förderung von Zeitungen in Betrachtet man hingegen nur die eigentliche nachrangiger Wettbewerbssituation stehen — im Zeitungspresse als einen für die Meinungsbil- Sinne einer vielfältigen Pressestruktur — ebenso wie dung wichtigen Teil der Presse, der Kooperationsgedanke im Vertriebsbereich und — wir meinen allerdings, sie ist mehr als nur ein unter Umständen die Gewährung von Starthilfen wichtiger Teil; sie ist d e r wichtige Teil der Pres- für Zeitungsneugründungen, beispielsweise auch se — im Rahmen des Existenzgründungsprogramms der so entspricht hier die derzeitige Realität der Bundesregierung. Vorstellung von der wünschenswerten Wettbe- Was den Vertrieb betrifft, so kommt dem auf werbslage auf den Zeitungsmärkten in den maximale Vielfalt orientierten und verpflichteten zwei bedeutsamen Teilbereichen der regio- Pressegrosso besondere wettbewerbs- und medien- nalen lokalen Zeitungspresse und der Sonn- politische Bedeutung zu. Ich meine feststellen zu tagszeitungen nicht. dürfen, der Pressegroßhandel ist sich dieser Aufga- be im großen und ganzen bewußt. Verschweigen Die Schlußfolgerung des Regierungsberichts er- kann man jedoch die Zeichen der Konzentration schöpft sich in wenigen Sätzen grundsätzlicher Art auch hier nicht. Die Zahl der Grossisten ist von und gipfelt in dem Ergebnis: 1973 bis 1978 von 96 auf 83 zurückgegangen. Mit Deshalb ist die Erhaltung der Vielfalt der Presse größer werdenden Bereichen des Alleinvertriebs im Sinne einer externen Pluralität unabdingbar. wachsen die potentiellen Gefahren für weniger auf- Alle unternehmensinternen Vorkehrungen zur lagenstarke Klein- und Mittelverlage. Sicherung der Vielfalt innerhalb der einzelnen Ebenfalls zum Großbetrieb hin entwickelt haben Presseerzeugnisse sind dafür kein Ersatz, son- sich die Betriebsgrößen im Buchverlagswesen und dern ein davon unabhängiges Anliegen. in der Fachzeitschriftenpresse. Die besondere Be- deutung der Fachpresse für die hohe Leistungsfä- Ich erwähnte bereits einige gesetzgeberische Maßnahmen aus den letzten Legislaturperioden und higkeit unserer Wirtschaft, auch für die Verbrei- tung des deutschen Know-how im Ausland sei her- komme zu dem Schluß, daß das Gesetz über die vorgehoben, in Verbindung allerdings mit dem Pressefusionskontrolle als einziges Gesetz in die- sem Zusammenhang einen Beitrag zum Abblocken Hinweis auf die verschlechterte Situation eines der Entwicklung leistet, wiewohl jedem klar ist, Teiles der Fachpresse. daß dieses Gesetz die Pressekonzentration nicht Wir stellen fest: die Gefährung der Pressevielfalt aufhalten, sondern nur verzögern kann. Dazu un d bleibt. Unsere Aufgabe bei den Ausschußberatun- ebenso zu dem gescheiterten Bemühen der Mono- gen wird es sein, Maßnahmenvorschläge zu erar- polkommission wird mein Fraktionskollege Uwe beiten und die Regierung zu ersuchen, ihrerseits Jens detaillierter Stellung nehmen. strukturfördernde Pressehilfsmaßnahmen zur Wie- auf monopolisierten Was aber kann denn nun effektiv getan werden, derherstellung der Vielfalt um die strukturelle Misere wenigstens zu verbes- Teilmärkten einzubringen. sern? Die Bundesregierung hat schließlich seit 1968 Wenn dies ebenso zu der Frage führt, ob die aus einem besonderen Presseprogramm, finanziert Verlage genügend Bereitschaft gezeigt haben, . auf aus Mitteln der ERP-Sondervermögens, Presseun-- der für die meisten Zeitungsunternehmen äußerst ternehmen — bevorzugt solchen Organen mit einer soliden wirtschaftlichen Grundlage die Vorausset- Auflage bis zu 80 000 Exemplaren — zinsgünstige zungen für eine langfristige Sicherung der Presse- Darlehen in einer Höhe von insgesamt 74,7 Millio- freiheit zu schaffen, so ist diese Frage sehr wohl nen DM für Investitionen von insgesamt 248,4 Mil- berechtigt und auch keineswegs unternehmerfeind- lionen DM bis Ende 1977 gewährt. Weitere Sonder- lich. Unbestritten ist, daß eine freie, keiner Zensur programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau unterworfene Presse von der öffentlichen Gewalt folgten 1974. Seit 1977 erfolgt eine Förderung im nicht gelenkt sein darf. Unbestritten ist, daß der Rahmen der Mittelstandsprogramme. Zinszuschüsse Staat aber bei Strukturkrisen helfend eingreifen werden im Rahmen der Sofortmaßnahmen seit 1975 muß, wenn das Demokratiegebot des Art. 5 GG ge- gewährt. Hinzu kommen die Vergünstigungen im fährdet ist. Unbestritten ist, daß Presseunterneh- Postzeitungsdienst mit einem jährlichen Zuschuß men die Gewerbefreiheit in den Dienst der Presse- 11904 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Dr. Nöbel freiheit stellen müssen. Die rein tatsächlichen Mög- mitteln. Die Hälfte der Wahlperiode ist über diesen lichkeiten des Verlegers, als Unternehmer seine Bemühungen bekanntlich verstrichen — natürlich Meinung zu verbreiten, sind in gewissem Rahmen auch deshalb, weil auf Anraten von Verfassungs- auch verfassungsrechtlich geschützt: durch das rechtlern das Mitbestimmungsurteil des Bundesver- Grundrecht auf Eigentum in Art. 14 GG, das der fassungsgerichts vom 1. März abgewartet wurde, da allgemeinen Handlungsfreiheit in Art. 2 GG und eventuell insbesondere in der Urteilsbegründung meines Erachtens durch das der Berufsfreiheit in für ein Presserechtsrahmengesetz zu bedenkende Art. 12 GG. Ob aber auch die faktische Möglich- Erwägungen hätten enthalten sein können. Aber keit des Eigentümers, das jedermann zustehende wir sind der Meinung: Genau das ist nicht der Fall, Recht der Meinungsfreiheit erheblich effektiver und alle Versuche, doch noch etwas hineinzuinter- wahrnehmen zu können als andere, zusätzlich pretieren, müssen scheitern. Wenn das Urteil über- durch das Recht der Meinungsfreiheit geschützt sein haupt herangezogen werden kann, dann nur als soll, muß bestritten werden. Man kann schließlich Stütze für die längst überfällige Regelung der inne- nicht anstatt der Pressefreiheit die privatwirt- ren Pressefreiheit. schaftliche Struktur zum Grundrecht hochstilisie- (Beifall bei der SPD) ren, zu einem Grundrecht des Presseunternehmers, das dann auch noch die Mitbestimmung im publizi- Es ist mehr als bedauerlich, daß sich selbst nach stischen Bereich ausschließt. dem Urteil von Karlsruhe immer noch kein Zusam- menfinden der Tarifvertragsparteien abzeichnet. Neben dem Verleger sind im Interesse jedes ein- Unser verstorbener Freund Wilhelm Dröscher hat zelnen Bürgers anerkanntermaßen auch seine Mit- vor zwei Jahren folgendes gesagt: arbeiter, insbesondere die Journalisten, unmittelba- re Träger des Grundrechts auf Pressefreiheit. Für die Zukunft der Zeitung kommt es ent- Grundrechtsbegünstigte, Privilegierte sind beide scheidend darauf an, daß sie aus individuellen nicht— das hat bereits Theodor Heuss festgestellt —, Leistungen einzelner wirklich von einer Ge- sondern das ist der Bürger, die Allgemeinheit. meinschaft gemacht wird und nicht von einer Auf Grund der großen Schwierigkeiten, die Presse- kommandierten Truppe. Deshalb halte ich die vielfalt mit wirtschaftspolitischen Mitteln auf einen Mitbestimmung auch in diesem Bereich für un- befriedigenden Stand zurückzuführen, und da im erläßlich. Insofern ist Medienpolitik für mich Gegenteil sogar mit einer weiteren Schrumpfung auch immer Mitbestimmungspolitik. Diese in der Vielfalt in der Presselandschaft zu rechnen ist, eine, was die Verfassung angeht, anrüchige kann nach sozialdemokratischer Auffassung der Ecke zu stellen, ist unverantwortlich, zumal Gesetzgeber nicht darauf verzichten, die Vielfalt i n namhafte Presserechtler und schließlich auch der Presse bis zu einem gewissen Grad zu gewähr- der Deutsche Juristentag festgestellt haben, leisten, nachdem eine tarifvertragliche Regelung, daß die Pressefreiheit nicht nur individuelle die wir Sozialdemokraten nach wie vor als die be- Freiheit garantiert, sondern auch verfassungs- ste Lösungsform innerer Pressefreiheit ansehen, strukturelle Bedeutung hat. Sie kann also einer zwischen den Tarifvertragsparteien gescheitert ist. Gruppe, in diesem Fall den Verlegern, kein Privileg einer mitbestimmungsfreien Unterneh- Der Bundesminister des Innern hat heute eine merschaft mit unbeschränkten Weisungs- und gesetzliche Regelung in dieser Legislaturperiode Entscheidungsrechten garantieren. ausgeschlossen. Es ist wahr, daß alle Bemühungen der Bundesregierung, auf die Verleger- und Jour- So Wilhelm Dröscher. nalistenverbände einzuwirken, sich über eine ein- (Beifall bei der SPD) vernehmliche Regelung der inneren Pressefreiheit Wir fügen hinzu: Freier Journalismus setzt mehr und über Redaktionsstatute zu verständigen, erfolg- Demokratie in gedruckten Medien voraus. Oder los blieben. Aber es steht nun mal ein Satz in der — um mit dem britischen Publizisten Neal Ascherson Regierungserklärung, der heute morgen schon zi- tiert worden ist. Und konkret auf diesen Satz der zu sprechen —: Die Presse kann kein Glied der De- Regierungserklärung geht der Bericht der Bundes- mokratie sein, ohne selbst demokratisch gegliedert regierung nicht ein. Es ist freilich die Rede vom zu sein. „ungeminderten Interesse der Bundesregierung an (Beifall bei der SPD) einer zufriedenstellenden Regelung der Zusammen- Wir wollen kein restriktives Pressegesetz, wie es arbeit von Verlegern und Redakteuren". Der Innen- etwa die Regierung Adenauer 1952 vorgelegt hat, minister hat das heute noch einmal bekräftigt. das sowohl von Journalisten- als auch von Verle- Oder es heißt dort: „Die Bundesregierung würde gerorganisationen gemeinsam wegen seiner, wie sie sagten, „polizeistaatlichen Einengung und Be- einem erfolgreichen Abschluß dieser Verhandlun-- gen" — gemeint sind die Tarifverhandlungen — seitigung der verfassungsmäßig garantierten Pres- „vor einer gesetzlichen Regelung wie bisher den sefreiheit aufs schärfste" abgelehnt wurde. Vorzug geben." Es gibt die andere, viel ältere Tradition vom Ich meine auch, bei Abfassung des Berichts Reichstarifentwurf des Reichsverbands der deut- konnten noch vage Hoffnungen auf eine tarifver- schen Presse von 1920, vor allem von dessen Ent- tragliche Regelung bestehen. Nach den harten Ta- wurf betreffend die Rechtsverhältnisse der Redak- rifauseinandersetzungen, die in Aussperrung mün- teure von 1924, das sogenannte Journalistengesetz, deten, waren es allerdings wirklich nur vage Hoff- über den Entwurf des Deutschen Journalistenver- nungen. Dennoch hat die Bundesregierung — das bandes von 1950 bis zu den Vorstellungen neueren wissen wir — nichts unversucht gelassen, zu ver Datums der IG Druck und Papier, des DJV und der Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11905 Dr. Nöbel Deutschen Angestelltengewerkschaft, nicht zu ver- schaftlich organisierte Presse, dort öffentlich-recht- gessen die bereits bestehenden Tarifverträge der lich strukturierter Rundfunk. Druck- und Verlagsunternehmen der SPD, auf die (Beifall bei der FDP) wir stolz sind. (Beifall bei der SPD) Wenn es neben einer Zeitung mit monopolähnli- cher Stellung keine Hör- und Fernsehangebote Seit 1969 befaßt sich die sozialliberale Koalition gäbe, wären die Bürger ganzer Gebiete der Bundes- mit dem Presserechtsrahmengesetz. Nachdem der republik de facto nicht in der Lage, sich aus allge- erste, offiziell verbreitete, perfektionistische Ent- mein zugänglichen Quellen ungehindert zu unter- wurf von 1974 gescheitert ist, und zwar unseres Er- richten. Einmal ganz praktisch gefragt: Was nützt achtens zu Recht gescheitert ist, wird die SPD- es dem einzelnen Bürger in einer Gemeinde oder Fraktion den Versuch machen, nach Absprache mit Stadt, in der nur eine Zeitung erscheint, wenn eine dem Koalitionspartner den Entwurf eines Gesetzes Handvoll von vier oder fünf anderen, z. B. überre- über die allgemeinen Rechtsverhältnisse der Presse gionalen Zeitungen, am Bahnhofskiosk oder beim in die Diskussion einzubringen, der Eckdaten setzt, Spezialbuchhändler zu haben sind? die vom Landesgesetzgeber und den Tarifvertrags- parteien ausgefüllt werden können und sollen. Die Bekenntnisse der Opposition zum Fortbeste- hen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Ich sage ganz klar: Wir wollen hier und heute bleiben für uns aus folgenden Gründen Lippenbe- keinen Luftballon starten, sondern mit allem Ernst kenntnisse. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten betonen, daß die Regelung der inneren Pressefrei- müssen in der Konkurrenz zu dem an Einschaltquo- heit unser Anliegen ist und bleibt. ten orientierten Kommerzfunk entweder ihr Niveau (Beifall bei der SPD) senken oder in Schönheit sterben. Ich sehe die Gefahr: Wenn es nicht gelingt, eine Wir werden das Ergebnis, nämlich täglich Sex vernünftige bundeseinheitliche Regelung zu finden, und Gewalt, garniert mit wenig Nachrichten und wird es Initiativen auf Landesebene geben. Eine viel Werbung auf dem Bildschirm, nicht mitma- damit verbundene Rechtszersplitterung kann nicht chen, der dann erst zu Recht Mattscheibe der Na gewünscht sein, und zwar aus der Sicht aller Betei- tion genannt werden kann. ligten: der Verleger, der Journalisten und der Öf- (Klein [München] [CDU/CSU] : Dann haben fentlichkeit. wir eben öffentlich-rechtlichen Sex und öf Dabei lassen wir uns auch von den aktuellen so- fentlich-rechtliche Gewalt!) zialen und berufspolitischen Problemen der in der Die CDU hat vor einigen Monaten ein Grund- Presse Beschäftigten leiten, die sich aus der Um- satzprogramm beschlossen, in dem es heißt, sie stellung auf die neuen Techniken ergeben. Es han- wolle Bewährtes schützen. Hier können Sie sich delt sich also auch um schwierige Arbeitsmarkt- bewähren, statt den Versuch zu unternehmen, eine probleme und Fragen der redaktionellen Unabhän- der wichtigsten gesellschaftlichen und liberalen gigkeit dadurch, daß der Redakteur zum Redaktro- Errungenschaften unserer Republik abzuschaffen niker wird. bzw. zu untergraben und den Bürger seiner Grund- Meine Damen und Herren, die Förderung der gesetzgarantie zu berauben. Dahinter steckt auch Aus- und Fortbildung von Journalisten durch die die bei Ihnen vertretene Meinung, das Fernsehen Bundesregierung und die finanzielle Beteiligung des sei an Ihrer Wahlniederlage schuld, nicht dagegen Bundes an Modellversuchen begrüßen wir. Ihre eigene Politik. Zu regeln bleibt die journalistische Alterssiche- Wir kennen doch Ihre Tradition. Schon am rung, also die Sozialversicherung der selbständigen 27. Mai 1947 forderte der Rundfunk- und Presseaus- Künster und Publizisten, nachdem die angestellten schuß der CDU Nordrhein-Westfalen in einer Reso- Journalisten seit dem Wegfall der Versicherungs- lution an Konrad Adenauer — ich zitiere —: „Aus- pflichtgrenze, bekanntlich also ab 1978, in der An- bau des Kölner Senders als christlich-abendländi- gestelltenversicherung grundsätzlich pflichtversi- scher Sender im Gegensatz zu dem liberal-marxisti- chert sind. Über die zusätzlichen Versorgungsein- schen Sender Hamburg". richtungen wird im Regierungsbericht dankenswer- terweise sehr ausführlich berichtet; ich kann mir (Heiterkeit) also Anmerkungen darüber ersparen. Allerdings Das haben Sie schon damals gefordert. sind Alters- und Krankenversorung eines Teiles Heute werden CDU-Funktionäre als Kontrolleu- der freien Mitarbeiter verbesserungsbedürftig- ge- blieben. re und Zuträger auf die Hörfunk- und Fernsehpro- Sodann einige Bemerkungen zum Rundfunk, also gramme zur Verunsicherung der Führung und der zu Hörfunk und Fernsehen, mit Ausnahme der Redakteure der Anstalten angesetzt, damit sich Deutschen Welle, des Deutschlandfunks sowie der diese — ich zitiere — „unter ständiger Kontrolle Zuständigkeit der Bundespost für Errichtung und fühlen und dadurch zu besonderer Vorsicht gegen- Betrieb der Fernmeldeanlagen und der Zuständig- über der CDU angehalten sind" — so in der keit der Länder. WDR/WAZ-Studie aus Ihrer Parteizentrale, so auch die Anordnung Kurt Biedenkopfs in seinem westfä- Ohne den öffentlich-rechtlichen Rundfunk würde, lischen Bereich. wie vorhin dargestellt, unser Mediensystem nicht funktionieren. Deshalb treten wir mit Entschieden- (Zuruf des Abg. Klein [München] [CDU/ heit für dieses duale System ein: hier privatwirt CSU]) 11906 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 Dr. Nöbel Dann tun Sie doch nicht so, als ob Sie — wie mein Herr Schwarz-Schilling, sehen Sie sich nach dem, Herr Vorredner gesagt hat — zu den Journalisten was Sie hier über das Gesetz über Radio Bremen stünden. Das kann doch nur heißen, daß Sie ihnen gesagt haben, das Ergebnis der palamentarischen auf den Füßen stehen. Anhörung einmal an, um sich zu informieren. (Heiterkeit und Beifall bei der SPD) Drittens. Zu den neuen elektronischen Textkom- Die Kündigung des Staatsvertrages über den munikationssystemen, Bildschirm-, Video-, und Ka- NDR durch Stoltenberg, die Egon Bahr mit Recht beltextsystemen: Sie führen zwar zu schwerwie- als einen Akt politischer Nötigung bezeichnet hat, genden, aber doch mehr zukunftsbezogenen Fragen. setzt die Unabhängigkeit des Norddeutschen Rund- Wenn der Regierungsbericht vorsichtig an diese funks, das gesamte ARD-Gefüge und darüber hin- Probleme herangegangen ist, so ist dies richtig. aus die Existenz von über 3 000 Mitarbeitern Wie will ein solcher Bericht über Zukunftsmusik leichtfertig aufs Spiel. Auskunft geben können? Nachdem die Kabelfern- seheuphorie bereits abgeklungen ist und das Satel- Der Präsident des bayerischen Landtages hat es litenfernsehen mit Sicherheit viel größere Beach- kürzlich tatsächlich geschafft, einem Journalisten tung verdient, können die sogenannten neuen Me- vorzuschreiben, welche Interviewfragen gestellt dien in diesem Zusammenhang nicht als gleichbe- werden dürfen und welche nicht. deutend mit Presse und Rundfunk dargestellt wer- (Klein [München] [CDU/CSU] : Das ist eine den. völlig falsche Darstellung!) Allerdings ist eines richtig: Die Politik muß so Was bleibt heute eigentlich von dem riesigen gewappnet sein, daß sie der Technik nicht hinter- Wirbel übrig, den Sie, allen voraus Herr Strauß herläuft. und mein Herr Vorredner, um die Sendung „Bürger (Dr. Schwarz-Schilling [CDU/CSU] : Das ist fragen — Politiker antworten" mit Herrn Kohl in doch längst der Fall!) Den Haag gemacht haben? Es bleibt der fade Nach- geschmack, daß sich Politiker der Unionsparteien Aber gerade deshalb darf man nicht — wie Sie — künftig nicht im besten Sinne radikal, d. h. an die die technologische Diskussion führen, sondern man Wurzel gehend, befragen lassen wollen, indem sie muß die medienpolitische Diskussion führen. Da solche Fragesteller durch eine Art Gesinnungskon- sagen wir: Für die neuen Medien gilt die Aufrecht- trolle von vornherein ausschalten. erhaltung des öffentlich-rechtlichen Strukturprin- (Klein [München] [CDU/CSU]: Das ist ja zips, unerhört! Das ist unglaublich, was Sie da (Zustimmung bei der SPD und der FDP) erzählen! Das ist ungeheuerlich!) das Kooperationsmöglichkeiten, beispielsweise die — Daß Sie das aufregt, ist mir klar. Das wollte ich Beteiligung Privater bei der Produktion, offenläßt. damit u. a. auch bezwecken. So hat etwa der Ministerpräsident des Landes (Klein [München] [CDU/CSU] : Machen Sie Nordrhein-Westfalen bezüglich des Dortmunder Schluß!) Kabel-Pilot-Projekts den Verlegern die Mitwirkung angeboten — allerdings unter alleiniger Programm- Wie soll eigentlich ein Interviewer oder Modera- verantwortung des Westdeutschen Rundfunks. tor, z. B. ein freier Mitarbeiter, in Zukunft den doch eigentlich selbstverständlichen Mut zu kriti- (Zuruf des Abg. Dr. Zimmermann schen Fragen aufbringen, wenn sogar einem Chef- [CDU/CSU]) redakteur der größten europäischen Fernsehanstalt das Ende seiner journalistischen Tätigkeit ange- Wenn sich Großunternehmen der neuen elektro- droht worden ist, weil er Fragen, unangenehme nischen Kommunikationsformen weitestgehend be- Fragen, nicht verhindert hat. dienen könnten, hätten wir auch auf diesem Feld dem Problem der Konzentration unsere ganze Auf- (Dr. Zimmermann [CDU/CSU] : Weil er mi merksamkeit zu widmen, weil die Großverlage und serabel agiert hat und sein Handwerk Multimediakonzerne eine harte Konkurrenz gerade nicht verstand! — Klein [München] auch für die kleinen und mittleren Presseverlage [CDU/CSU] : Weil er miese Arbeit geleistet und auch für den Pressegrosso werden könnten. hat!) Gerade deshalb begrüßen wir die Regierungserklä- Deshalb bitte keine Ablenkungsmanöver, so, als ob rung, die davon ausgeht, daß geeignete Koopera- Sie die journalistische Unabhängigkeit verteidigten. tionsformen zwischen Fernsehen und Presse er- - „Eine Zensur findet nicht statt", steht im Grundge- probt und entwickelt werden. setz. Der Bundeskanzler hat darüber hinausgehend in (Zuruf des Abg. Klein [München] [CDU/ CSU]) der Sitzung mit dem Ministerpräsidenten am 12. Mai 1978 einen ganz wichtigen Punkt hinzuge- Das ist nicht mit Parteiproporz zu machen, meine fügt, nämlich die medienpolitischen Probleme und Herren, sondern zunächst mit dem guten Beispiel, ihre Auswirkungen auf Familie und Kinder, die das Ziel unserer Partei ist, den Parteieneinfluß im nicht außer acht gelassen werden dürfen. Bereits in Rundfunk zurückzudrängen. seinem viel beachteten „Zeit"-Artikel mit dem (Zurufe von der CDU/CSU) Vorschlag eines freiwilligen fernsehfreien Tages Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11907

Dr. Nöbel hat der Kanzler einen Anstoß zum Nachdenken ge- funk und Fernsehen gilt 'als oberster Grundsatz: geben. das Demokratiegebot Meinungsfreiheit ist ein Grundrecht wie die Gewissens- und Religionsfrei- (Lachen bei der CDU/CSU — Zurufe von heit zum Schutze der Würde des Menschen. der CDU/CSU: Donnerwetter! — Ein gro ßer Gedanke, zu etwas anderem reicht es (Beifall des Abg. Wehner [SPD]) wohl nicht mehr!) Persönlichkeitsschutz kennt keine Kompromisse. Die durch das Recht der persönlichen Ehre qualifi- In der Tat muß gefragt werden, ob wir nicht zierte Pressefreiheit und Meinungsfreiheit aller trotz oder gar wegen eines ungemein gewachsenen Bürger zu sichern, das ist der medienpolitische Angebotes an Kommunikationsmitteln und passiver Auftrag der Parlamente und Parteien. Mediennutzung einen Mangel an menschlichem Miteinander, an aktiver Kommunikation zu ver- (Beifall bei der SPD und der FDP) zeichnen haben. Immer mehr Nachdenkliche hier- zulande, Vertreter der Kirchen, der Gewerkschaf- Vizepräsident Dr. Schmitt-Vockenhausen: Das ten, Intendanten, warnen vor der totalen Kommuni- Wort hat der Herr Abgeordnete Kleinert. kation durch die Medien, vor ungehemmter Über- flutung mit sensorischen Reizen. Kleinert (FDP) : Herr Präsident! Meine sehr ver- (Erneute Zurufe von der CDU/CSU) ehrten Damen und Herren! Herr Kollege Schwarz- Schilling, ich war geradezu fasziniert, zu hören, wie — Wir Sozialdemokraten stehen damit gar nicht viele fast unverständliche, quasi-wissenschaftliche allein, da brauchen Sie gar nicht zu lachen, wenn Fremdworte man benötigt, um am Schluß zu dem wir mit dem hessischen Ministerpräsidenten die einfachen Stammtischziel zu gelangen, daß die so- Frage stellen, ob nicht alle elektronischen Medien zialdemokratische Partei alles verstaatlichen und so- zunehmend die Passivität und die Isolierung des zialisieren will und damit ganz einfache von Ihrer einzelnen in der Familie, in der Nachbarschaft, in Seite immer wieder verbreitete Weisheiten auf der der Gemeinde fördern. vorher hoch aufgeschäumten Bugwelle schließlich Meine Damen und Herren, ich komme zum eintreffen. Ich hatte nicht das Gefühl, daß uns das Schluß. Heute und morgen steht eine internationale wesentlich weiterbringt. Fachtagung in Mainz unter der Leitfrage, ob wir (Beifall bei der FDP und der SPD) uns auf dem Weg zum vollverkabelten Analphabe- Ihr Vorwurf an den Bundesinnenminister, daß er ten befinden. sich zurückgehalten habe, verträgt sich ganz und (Zuruf von der CDU/CSU: Donnerwetter!) gar nicht mit einigen Passagen Ihrer Rede, in der Sie für Ihre Fraktion Zurückhaltung in diesem Bereich in Wir Sozialdemokraten haben nie einen Zweifel Anspruch genommen haben. Ich habe schon mehr- daran gelassen, fach bei solchen Unterhaltungen wie heute einfach (Zuruf von der CDU/CSU: Daß das so ist!) nicht der Versuchung widerstehen können — ich daß wir für den technologischen Fortschritt als finde das zu schön und tue es deshalb auch gleich Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit unse- wieder —, den Alten Fritz zu zitieren, daß die Ga- rer Wirtschaft und für unseren Wohlstand sind. zetten nicht „genieret" werden sollen. Dazu gehört Aber wir lassen uns nicht von der Blendwirkung natürlich auch ein erhebliches Maß an Zurückhal- .des technisch Machbaren überwältigen, sondern tung bei Eingriffen gesetzgeberischer Art. fragen in erster Linie (Sehr richtig! bei der CDU/CSU) (Zuruf von der CDU/CSU: Den Bürger hof Wir haben in den letzten Jahren vieles erwogen. fentlich!) Die wirtschaftliche Situation insbesondere der Presse ist heute weitgehend Gott sei Dank erfreu- nach den menschlichen und gesellschaftlichen Fol- lich, wie dem Bericht der Bundesregierung zu ent- gewirkungen der Einführung neuer Technologien, nehmen ist. Als das einmal anders war, kam die und das nicht erst, seitdem uns der Druckerstreik unter anderem von meinem Herrn Vorredner wieder des letzten Jahres eine soziale Dimension eindring- angeführte Idee einer Stiftung auf. Natürlich muß lich vor Augen geführt hat. man das alles überlegen. Man muß dann aber auch Bereits im Januar des letzten Jahres hat der Par- zum Schluß den Mut haben zu sagen: Wenn da Be- denken sind, wie wir das strukturieren und ob dar- teivorstand der SPD Leitlinien zur Zukunftsent-- wicklung der elektronischen Medien verabschiedet aus nicht neue Einflußmöglichkeiten gegen die Frei- und festgestellt, daß sich gerade das Kommunika- heit der Journalisten entstehen, wovon hier zutref- tionssystem eines Staates nicht allein mit Kriterien fend Herr Nöbel gesprochen hat, natürlich genauso des technischen Fortschritts und wirtschaftlicher gegen die Freiheit der Verleger, dann sollten wir Effizienz erfassen läßt. Alles Neue ist nicht unbe- ein solches Vorhaben, nachdem es gründlich genug sehen unbedingt wünschenswert. geprüft worden ist, auch wieder ad acta legen. Das gilt für einige andere Vorhaben auch. (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist weise!) Ich verrate überhaupt kein Geheimnis und habe Der Auftrag der politischen Prüfung der Auswir das an dieser Stelle auch schon früher gesagt, daß kungen der technischen Entwicklung ist vorrangig ich in Übereinstimmung mit meiner Partei der Mei- für die gesamte Medienpolitik. Für Presse, Rund- nung bin, hinsichtlich der inneren Pressefreiheit 11908 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 Kleinert sollte man einer Vereinbarung zwischen den Haupt- aller Wertschätzung verschiedener Leistungen der betroffenen Vorrang einräumen. Wir wollen nicht Bundespost und ihrer Mitarbeiter bin ich nicht der mit einem staatlichen Machtspruch, von dem der Auffassung, daß hier aus Versehen ein Beschäfti- Bundesinnenminister gesprochen hat, versuchen, gungsprogramm größten Ausmaßes installiert wer- alle beide gegen ihren Willen möglichst zu ihrem den sollte, bei dem man hinterher feststellt, daß es Glück zu zwingen. Das wäre gerade bei dieser sich volkswirtschaftlich um die Fehlleitung erheb- schwierigen Materie nicht der richtige Weg. Was licher Beträge gehandelt hat. Diese Gefahr ist im Sie mehr oder weniger salopp als Untätigkeit mein- Verhältnis von Kabelfernsehen zu Satellitenüber- ten kritisieren zu sollen, hat gerade in diesem Be- tragung meiner Ansicht nach nicht auszuschließen. reich eine sehr gute praktische Bedeutung und einen Ob eine solche Gefahr wirklich besteht, muß min- tiefen vernünftigen Sinn. destens sorgfältig geprüft werden.

Das hindert uns überhaupt nicht — Herr Nöbel Im übrigen, Herr Schwarz-Schilling, sind Sie auf hat es an einer Reihe von Einzelvorhaben darge- Fragen betreffend die Presse nicht wesentlich ein- stellt —, da, wo Not am Mann ist, auch etwas zu gegangen. Sie haben hier vielmehr Ihr altes CDU- regeln. Wir haben hier auch ganz freimütig gesagt, Programm vorgetragen. Ich weiß nicht, wer es bei daß wir Ihrem Vorschlag hinsichtlich der Aussage- Ihnen in Pflege gegeben hat — so nachdrücklich, verpflichtungen nähertreten werden. Wir werden daß Sie immer wieder damit ankommen —, obwohl uns natürlich notwendigen Regelungen nicht ver- ich darüber für mich privat natürlich Vermutungen schließen. Das heißt aber nicht, daß wir nun, nur anstelle, weil ich ja wöchentlich gewisse Druck- weil Sie sagen, die technische Entwicklung habe so schriften rapide Fortschritte gemacht, ohne weiteres mit Pro- grammen oder, was ich noch für schlimmer halten (Klein [München] [CDU/CSU]: Den „Vor würde, mit gesetzgeberischen Maßnahmen höchst wärts"!) vorsorglich in Erscheinung treten wollten. aus einem großen Verlagshaus bekomme, Druck- Natürlich hat Herr Wehner recht, der vorhin die schriften, in denen das regelmäßig wieder vor- Zwischenfrage gestellt hat, ob das Wort „Markt" kommt. dort, wo nur noch eine Zeitung am Platz sei, nicht ironisch gemeint sei. Sicherlich liegt eine bedauer- Ich kann Verleger nicht verstehen, die so „heiß" liche Ironie darin. Andererseits müssen wir fest- darauf sind, zusätzliche Kanäle zu erschließen und stellen, an vielen Plätzen gibt es noch immer den an diesen möglichst beteiligt zu werden, obwohl Zugang zu mehreren auch lokal orientierten Zei- sie nicht, wissen, ob ein etwaiger Anfangserfolg bei tungen, sei es auch nur — das spricht nun wieder der privatwirtschaftlichen Beteiligung an einem für die großen auf einem Teilgebiet —, weil man solchen Medium nicht in verhältnismäßig kurzer im Kampf um Marktanteile versucht, in immer wei- Zeit dadurch entwertet werden kann, daß die Ver- terem Umfang Lokalteile an sich überregionalen hältnisse eben anders geregelt werden und sie da- Blättern zuzufügen, die mit dem sonstigen Charak- durch ihren Einfluß verlieren. Zum Schluß werden ter eines solchen Blattes gar nicht einmal so sehr sie dann nur eine erhebliche Einbuße im Print-Me- verbunden sein müssen. Wir haben auch in Hanno- dien-Bereich dadurch haben, daß man früher oder ver, woher ich komme, das Beispiel, daß aus einem später den bequemen Weg der Werbung gehen Verlag zwei Blätter kommen, die sich in jeder Hin- wird, um das Ding zu finanzieren. Dann haben sie sicht wesentlich voneinander unterscheiden und nichts weiter angerichtet als einen Flurschaden an deren verantwortliche Redakteure, wie ich das dem Geschäft, in dem sie sich seit langem im dop- sehe, sich einen heftigen Leistungswettbewerb im pelten Sinne verdienstvoll betätigen. Dann werden besten Sinne in der Gestaltung eines aktuellen und sie die Entwicklung nicht zurückdrehen können. möglichst vielseitigen Lokalteils liefern. Auch die- se Entwicklungen muß man einmal erwähnen. Sie Ich stimme mit den Überlegungen, die innerhalb sind erfreulicherweise positiv bei allem Negativen, unserer Partei ja auch noch nicht abgeschlossen was in der Konzentration vergangener Jahre zu be- sind, über die etwaige Gestaltung solcher Medien klagen ist, die sich, wie wir auch gehört haben, er- nicht völlig überein. Aber jedenfalls halte ich es heblich verringert hat. für logisch zwingend, daß uns die Nichteinrichtung zusätzlicher Möglichkeiten dieser Art am besten Die neuen Medien, von denen so viel die Rede von den Problemen befreit, wie denn ein solches

ist, lassen natürlich erhebliche Fragen stellen. Medium zu betreiben sei. Das ist zwar, wie ich Aber auch da rate ich erst einmal zu gründlichem gern zugebe, eine sehr schlichte Logik, aber sie hat Prüfen und Überlegen. Auch Herr Nöbel hat schon deshalb auch etwas Zwingendes für sich. Man soll- - darauf hingewiesen. Die Kabelfernseheuphorie ist te doch erst einmal beweisen, wie nützlich es ist, erfreulicherweise bereits etwas im Abklingen. Ich hier jetzt unter erheblichem Aufwand etwas Zu- habe mich auch dazu schon früher skeptisch geäu- sätzliches einzurichten. Man sollte dafür sorgen, ßert. Ich bin nun einmal der Meinung, daß es nicht daß das, was jetzt als Pilotprojekt bezeichnet wird, sehr sinnvoll ist, große Stadtteile und — was noch auch wirklich Pilot- oder Erforschungsprojekt viel kostspieliger ist — Gebiete des flachen Landes bleibt und daß man wirklich prüft, wie das alles zu verkabeln, wenn sich abzeichnet, daß auf dem geht. Wenn das jetzt auf breiter Front in immer Wege über Satellitenübertragung eine viel bessere größerer Stückzahl aus dem Boden schießt, dann, Form der Vielfalt in aller Kürze, und zwar zu weit meine ich, geht der Charakter des Versuchsmäßi- günstigeren Preisen, geschaffen werden kann. Bei gen zu einem Zeitpunkt verloren, in dem es der Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11909 Kleinert Versuche und der Erprobung tatsächlich noch be- dieser strikt einzuhaltende Unterschied zwischen dürfen würde. der öffentlich-rechtlichen Konstruktion in dem Be- (Dr. Schwarz-Schilling [CDU/CSU] : Dann reich, in dem ein Markt nicht annähernd so statt- müssen Sie mit dem Versuch einmal anfan findet, wie das im Pressebereich immer noch trotz gen!) aller Schwierigkeiten der Fall ist, und dem Bereich der gedruckten Medien. Herr Schwarz-Schilling, Sie haben hier dramati- sche Zahlen über die Entwicklung der Werbung im Wir haben in Norddeutschland mit dem soeben Fernsehen genannt. Haben Sie denn nicht einmal positiv erwähnten NDR unsere Probleme, wie je- versucht, sich mit der Wirklichkeit — abseits von dermann weiß. Wir sind der Meinung, daß die Kün- sehr nützlich war, weil den grundsätzlichen Erwägungen, die Sie angestellt digung des Staatsvertrages haben und die alle samt und sonders billigenswert dadurch alle Beteiligten zum Nachdenken gebracht sind, die aber in praxi nicht sehr viel weiterführen worden sind. Nur als Randbemerkung darf ich dar- — zu befassen? Man kann dem NDR zwar vieles auf hinweisen, daß die Fülle lokaler Berichterstat- vorwerfen, aber im Werbegeschäft ist er der zu- tung insbesondere aus dem Land, aus dem mit Ab- rückhaltendste Sender, den wir haben. Ich ärgere stand der größte Gebührenanteil kommt, nämlich mich jeden Morgen — das sage ich hier als meine aus Niedersachsen, und daß die Zahl plattdeut- persönliche Meinung —, wenn ich die hier am be- scher Sendungen seit der Kündigung dieses Staats- sten zu empfangenden Sender einstelle, über das, vertrages unheimlich zugenommen haben, was of- was uns da vom Hörfunk an Werbung zugemutet fenbar auf merkwürdigen Zufällen beruht. Allein wird. Davon hat sich der NDR bis zum heutigen das ist schon ein kleiner, nützlicher Nebeneffekt. Tage glücklicherweise freizuhalten gewußt. (Beifall bei der FDP und der SPD) (Beifall bei der FDP und der SPD) Da wird sich sicherlich auch noch einiges tun, auch wenn man darauf verzichtet, hier in Klein- Als Konrad Adenauer diesen alten Wunschtraum staaterei und in einen völlig unangebrachten Parti- aus Ihrem Kölner Bereich verwirklichen und sich kularismus zu verfallen und bei den Verhandlun- ein eigenes „abendländisches" Fernsehen einrich- gen nicht etwa das Ziel anzustreben, diese Anstalt ten wollte, ist ihm zu seinem großen Leidwesen zu erhalten. vom Bundesverfassungsgericht bescheinigt worden, daß die Zuständigkeit dafür bei den Ländern liege. In den Einzelfragen werden wir wieder einmal Aus dieser Länderzuständigkeit resultiert u. a., daß ein Lehrbeispiel für all das haben, was uns sonst Sie ein weites Feld von Möglichkeiten haben, Ihre mehr theoretisch beschäftigt: die innere Pressefrei- von mir geteilten Bedenken gegen übertriebene heit und die Organisation einer solchen Anstalt. Werbeaktivitäten dieser Rundfunkanstalten im Sie werden mit Recht darauf hinweisen, daß die trauten Kreise Ihrer Parteifreunde zu erörtern, und FDP eine zahlenmäßig recht kleine Partei ist, und zwar von Bayern über Baden-Württemberg und wir es deshalb leichter haben, uns untereinander Rheinland-Pfalz bis dahin, wo der Einfluß etwas in- einig zu werden — was leider nicht immer, aber direkter, aber immer noch sehr deutlich spürbar doch gelegentlich zutrifft. Jedenfalls haben es un- ist. Auch wenn das mit Köln damals nicht ganz so sere Vertreter, die medienpolitisch interessiert geklappt hat, hat ja doch einiges geklappt, wenn sind, aus den hier betroffenen drei Bundesländern ich das richtig beobachte. Deshalb verstehe ich es zustande gebracht, bis zum heutigen Tage überein- nicht, daß Sie nicht mehr in der Praxis tätig wer- stimmende Vorstellungen darüber auf den Tisch zu den, wenn Sie mit Recht sagen, daß man hier auf- legen, wie diese Verhandlungen sinnvollerweise zu passen muß und daß etwas geschehen muß. Sie führen seien. Das ist der Christlich Demokratischen können damit jederzeit anfangen, und Sie können Union bis jetzt noch nicht gelungen, wenn ich es das, wie gesagt, im trauten Kreise Ihrer Partei- richtig verfolgt habe. Sie hat sich erst einmal da- freunde tun. mit befaßt, diesen Staatsvertrag zu kündigen, und muß jetzt sehr mühsam darüber nachdenken, was Ich glaube jedenfalls, daß das richtig ist, was der sie anschließend mit der so entstandenen Situation Bundesinnenminister und Herr Nöbel hier schon anfangen will. — Sie gucken mich so ungläubig übereinstimmend betont haben, daß wir nämlich an, Herr Klein. Aber ich werde ja gleich hören, diese Zweiteilung zwischen dem öffentlich-recht- daß Sie das alles überzeugend widerlegen. lich konstruierten Fernsehen und Hörfunk auf der einen Seite und der privaten Konstruktion der ge- Meine Zweifel bleiben. Dazu habe ich auch in- druckten Medien auf der anderen Seite aus ver- tern zu viel über unterschiedliche Auffassungen schiedenen Gründen brauchen. Dabei sind die- Ge- aus Hannover und aus Kiel in diesem Zusammen- bührenpflichtigkeit und die schwachen Möglichkei- hang schon gehört. Wir werden noch die tollsten ten der Zuhörer zu berücksichtigen, ihre Programm Zahlenspiele erleben über alle diese sagenhaften in größerem Maße auszuwählen. Ich hoffe, daß sich gesellschaftlich relevanten und im übrigen weltan- das z. B. durch die Einführung des Satellitenfernse- schaulich und politisch völlig neutralen Kräfte, hens, der Übertragung durch Satelliten, in interna- darüber, wie und in welchem Zahlenverhältnis man tionalem Maße entscheidend ändert. Die derzeiti- sie zusammensetzen muß. Zum Schluß werden wir gen bescheidenen Möglichkeiten eröffnen jeden- womöglich wieder das erleben, was wir neulich falls keinen Markt, wie wir ihn bei den gedruckten einmal ganztägig beim ZDF erlebt haben, wo man Medien immer noch kennen. Daher rechtfertigt sich sich nämlich ohne Rücksicht auf die Namen der nach meiner Meinung und der unserer Fraktion verschiedenen vorgeschlagenen Kandidaten immer 11910 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 Kleinert im gleichen Zahlenverhältnis und in der gleichen Vizepräsident Dr. Schmitt - Vockenhausen: Das Zusammensetzung auseinanderdividiert hat. Es gibt Wort hat der Herr Bundeswirtschaftsminister. da eben bei aller Neutralität und gesellschaftlichen Bedeutung doch festgefügte politische Fraktionen. Dr. Graf Lambsdorff, Bundesminister für Wirt- Da soll man sich doch nichts in die Tasche zau- schaft: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Da- bern wollen. Die Wirklichkeit scheint hier erheb- men! Meine Herren! Mit dem Bericht über die Er- lich anders zu sein als das, was bei Festreden ge- fahrungen mit der Fusionskontrolle bei Presseunter- sagt wird. Ich bin der Meinung, daß hier nicht der nehmen hat die Bundesregierung einer Aufforde- Ort für solche Festreden ist, sondern daß wir uns rung dieses Hauses aus dem Jahre 1976 entsprochen, über das, was uns drückt und was aktuell ist, in nämlich anläßlich der nächsten Novelle zum Kar- aller Offenheit auseinandersetzen sollten. tellgesetz über die Erfahrungen mit der Presse- fusionskontrolle zu berichten. Nach über dreijähri- (Beifall bei der FDP und der SPD) gen Erfahrungen mit diesem Institut hat die Bundes- Mit Rücksicht auf die sehr schwierigen Verhand- regierung festgestellt, daß sich das bestehende Kon- lungen der Herren Geschäftsführer über die Vertei- trollinstrumentarium insgesamt bewährt hat. lung der Redezeit muß ich versuchen, es bei diesen Tatsächlich stellt die Pressefusionskontrolle mit Hinweisen zu belassen. ihren niedrigeren Aufgreifkriterien und Toleranz- grenzen sicher, daß nunmehr auch qualitativ be- Nachdem ich hier von der notwendigen Offen- deutsame regionale und lokale Fusionsvorgänge der heit gesprochen habe, will ich das auch gleich ein- Kontrolle unterworfen sind und, wenn die Entste- mal gegenüber dem Koalitionspartner üben und sa- hung oder Verstärkung einer marktbeherrschenden gen, daß eigentlich eines der bedrückendsten Er- Stellung zu erwarten ist, auch unterbunden werden eignisse im Berichtszeitraum im Bereich der Me- können. Diese Modifizierungen sind wegen der gro- dienpolitik der Druckerstreik gewesen ist. ßen Bedeutung erforderlich, die gerade lokale und (Zuruf von der SPD: Der Druckerausstand, regionale Pressemärkte für die Vielfalt des Presse- Herr Kleinert!) wesens haben. Der Mechanismus der sogenannten Anzeigen-Auflagen-Spirale läßt gerade im lokalen Ich bin nicht der Meinung, daß man dabei mit dem und regionalen Bereich eine wirtschaftlich rentable notwendigen Feingefühl zu Werke gegangen ist, Berichterstattung nur auf der Basis eines ausrei- weder vorher noch während noch hinterher. Allein chenden Anzeigengeschäfts zu. Deshalb kann eine die Auswahl der zu bestreikenden Betriebe hat schon geringfügige Verengung der Marktstruktur mich aus gewissen Neigungen zu der einen oder die Monopolisierung oder gar den Ausfall des An- anderen Verlagsgesellschaft, die, wie ich meine, gebots nach sich ziehen. Nicht rückgängig zu ma- seit ewigen Zeiten in besonders guter Weise ihrer chende Schädigungen der Wettbewerbsstrukturen publizistischen Aufgabe nachgekommen ist, be- und — was gesellschaftspolitisch noch schwerwie- drückt, während dieser Streik andauerte. In der an- gender ist — eine bedenkliche Reduzierung des schließenden Auseinandersetzung über die Frage Meinungsspektrums wären die Folge. der Zulässigkeit der Aussperrung — die man na- türlich stellen kann, aber nur dann, wenn man Zur Erweiterung der Kontrollpflicht von Presse- gleichzeitig bereit ist, sich sehr ernsthafte Gedan- zusammenschlüssen wurden die allgemeinen Um- ken über das Institut des Schwerpunktstreiks zu satzgrenzen für die Anzeige- und Kontrollpflicht machen — auf ein Zwanzigstel des generellen Satzes herabge- (Wehner [SPD]: Natürlich!) setzt und für Pressefusion die sogenannte Regional- und Anschlußklausel gestrichen, nach der, an all- sehe ich eine solche Korrespondenz einfach sportli- gemeinen Maßstäben gemessen, quantitativ unbe- cher Art, daß ich der Meinung bin, man sollte das deutende Fusionsfälle kontrollfrei gestellt waren. nicht voneinander trennen. Wir haben gestern im Weitere Änderungen haben wir nicht vorgenom- Vermittlungsausschuß über ein Beschleunigungsge- men. So ließ sich die Pressefusionskontrolle voll in setz zum arbeitsgerichtlichen Verfahren gespro- die allgemeine Kontrolle integrieren. chen. Was im Anschluß an diesen Streik dann Seit Inkrafttreten des dritten Änderungsgesetzes noch zusätzlich in an Blockade grenzender Bela- sind vom Bundeskartellamt mehr als 70 Pressezu- stung einer Unzahl von Arbeitsgerichten prakti- sammenschlüsse erfaßt worden, von denen etwa ziert worden ist, steht in einem starken Gegensatz 74 %, hätten nur die allgemeinen Kontrollvorschrif- zu dem, was hinsichtlich der Beschleunigung des ten bestanden, von vornherein von der Kontrolle arbeitsgerichtlichen 'Verfahrens vorher auch — und ausgeschlossen gewesen wären. Während vor Schaf- Gott sei Dank — von den Gewerkschaften begehrt fung der pressekonformen Fusionskontrolle kein worden ist. Das Ding fand ich also rundherum, zu- Pressezusammenschluß untersagt wurde, hat das mal, weil es sich um den besonders empfindlichen Bundeskartellamt seither in drei Fällen Verbotsver- Medienbereich gehandelt hat, nicht sehr glücklich. fügungen erlassen. Ein weiteres Zusammenschluß- Das wollte ich im Interesse der notwendigen Of- vorhaben wurde von den Beteiligten aufgegeben, fenheit auch und gerade zwischen uns und der da- nachdem das Bundeskartellamt eine Untersagung durch erst richtig ermöglichten guten Zusammenar- angekündigt hatte. beit zum Schluß im Sinne praktischer Bemerkun- gen auch noch gesagt haben. Wie hoch darüber hinaus die Ziffer der Fusions- vorhaben ist, die bereits auf Grund des allgemeinen (Beifall bei der FDP und der SPD) Vorfeldeffektes der Pressefusionskontrolle unter- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11911 Bundesminister Dr. Graf Lambsdorff blieben sind, also einfach deswegen, weil es eine zeitschriften darf allerdings die starke Position der solche Einrichtung gibt, läßt sich nicht abschätzen. führenden Großverlage nicht verkannt werden. Man wird jedoch davon ausgehen können, daß die Die Lage im Pressevertrieb ist durch zwei mögliche Unternehmen vielfach auf Grund der Existenz der Entwicklungen gekennzeichnet: einmal ein stärke- Fusionskontrolle von wettbewerblich problemati- res direktes Engagement der Großverlage im Ver- schen Zusammenschlußprojekten absehen. Zumin- trieb durch Beteiligungserwerb, zum anderen stär- dest wählen sie wettbewerblich tolerablere For- kere Konzentration innerhalb des Pressegroßhan- men, wenn sie eine negative Entscheidung im Kon- dels. Jede dieser möglichen Tendenzen wäre auch trollverfahren für wahrscheinlich halten. aus wettbewerbspolitischer Sicht bedenklich, weil Vor diesem Hintergrund erscheint der Bundes- ein von Großverlagen kontrollierter Pressevertrieb regierung eine positive Bewertung der Presse- oder auch die Existenz weniger Mammutgroßhänd- fusionskontrolle angezeigt. Die Befürchtungen, die ler die Durchlässigkeit der Pressemärkte für eine Erweiterung der Kontrollpflicht führe zu einer Er- Vielzahl von Objekten voraussichtlich stark ein- starrung der Marktstrukturen, weil Pressefusionen schränken würde. Eine konsequente Ausschöpfung nach den verstärkten Bestimmungen schlechthin un- der kontrollrechtlichen Möglichkeiten ist hier daher zulässig seien, haben sich als völlig unbegründet besonders wichtig. erwiesen. Ich möchte deutlich unterstreichen: Fu- (Beifall bei der FDP und der SPD) sionskontrolle bedeutet nicht Fusionsverbot. Es ist kein einziger Fall bekannt, in dem die Sanierung Zum Abschluß noch eine grundsätzliche Feststel- eines Presseunternehmens an einer Untersagungs- lung. Die heutige Debatte macht wieder einmal deut- verfügung des Kartellamts gescheitert wäre. lich, wie eng Wetbewerbsrecht und Medienpolitik miteinander zusammenhängen, obwohl sie von ver- Angesichts der im Verhältnis zu den Untersa- schiedenen Ansätzen ausgehen. Die Sicherung funk- gungen relativ großen Zahl der erfaßten Zusam- tionierender Wettbewerbsstrukturen im Presse- menschlußfälle müßte eher umgekehrt die Frage bereich trägt ganz wesentlich zur Erhaltung der gestellt werden, ob die Pressefusionskontrolle nicht Meinungsvielfalt im Medienbereich bei. Der Viel- zu lasch ausgefallen sei. Die Bundesregierung ver- falt der ökonomischen Strukturen entspricht die neint diese Frage. Die bestehenden Kontrollbefug- Stimmenvielfalt im Konzert der Meinungen. Umge- nisse reichen aus. Schon die Tatsache, daß die Fu- kehrt hat Konzentration innerhalb der ökonomi- sionskontrolle nicht mit Fusionsverbot gleichzuset- schen Basis noch immer die Verarmung der Mei- zen ist, führt dazu, daß die Zahl der Kontrollfälle nungslandschaft nach sich gezogen. immer erheblich größer sein wird als die Anzahl Es gibt nicht nur zwei deutsche Großstädte — der Versagungen. Hamburg und Berlin —, in denen das leider sehr Allerdings, meine Damen und Herren, sollte auch deutlich erkennbar geworden ist. Es gibt auch den nicht der Eindruck entstehen, die Probleme der deutschen Sonntag. Pressekonzentration hätten sich im Gefolge der günstigen wirtschaftlichen Entwicklung für Zeitun- (V o r s i t z : Vizepräsident Frau Funcke) gen und Verlage nun in Wohlgefallen aufgelöst. Gerade prosperierende Unternehmen, die ein ho- Deshalb wollen wir uns auch davor hüten, die hes Gewinnpolster auf der Kante haben, expandie- Pressefusionskontrolle als unfehlbares Allheilmittel ren gern durch Beteiligungskäufe. Es gibt viele gegen jede Erscheinung von Pressekonzentration zu Beispiele gerade jüngeren Datums. Daher ist nach betrachten. Sie ist vor allen Dingen nicht geeignet, Auffassung der Bundesregierung ein klarer ord- bereits entstandene Konzentrationsbewegungen zu- nungspolitischer Rahmen, wie ihn die Pressefusions- rückzuführen. kontrolle vorgibt, unabhängig von der jeweiligen Noch mehr aktuelle Meinungsvielfalt wäre sehr konjunkturellen Wetterlage unverzichtbar. erwünscht. Sie ist unter den gegebenen ökonomi- Noch eine Bemerkung zu den Problemen: Sicher schen Bedingungen aber nicht zu erreichen und erscheint, daß in dem so wichtigen Bereich der schon gar nicht zu erzwingen. Betrachtet man je- Abonnementtageszeitung die zu beobachtende Ver- doch die deutsche Presselandschaft in ihrer Gesamt- festigung der Marktpositionen sich tendenziell kon- heit, so meine ich, daß wir mit diesem Bild auch im zentrationshemmend auswirkt. Aber dies geschieht internationalen Vergleich durchaus zufrieden sein auf einem bereits beachtlichen Konzentrations- können. Deshalb hat die Bundesregierung auch nicht die Absicht, das bestehende gesetzliche Instrumen- niveau. Ein völliger Konzentrationsstillstand- ist nicht zu erwarten. tarium zu verändern. Es wird für die Pressefusionskontrolle daher be- (Beifall bei der FDP und der SPD) sonders darauf ankommen, zu verhindern, daß der bestehende Restwettbewerb durch weitere Konzen- Vizepräsident Frau Funcke: Das Wort hat Herr trationsvorgänge beeinträchtigt wird. Ähnliches gilt Abgeordneter Klein. für den Bereich der Straßenverkaufszeitungen. Was die unterhaltenden Publikumszeitschriften Dr. Klein (Göttingen) (CDU/CSU) : Frau Präsident! und Fachzeitschriften anbetrifft, so ist die Entwick- Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mein Kol- lung erfreulicher. Die relativ niedrigen Marktzu- lege Dr. Schwarz-Schilling hat bereits darauf auf- trittsschranken haben hier als Konzentrations- merksam gemacht, daß der Medienbericht der Bun- bremse gewirkt. Bei den unterhaltenden Publikums desregierung eine Reihe von Mängeln aufweist. Der 11912 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Dr. Klein (Göttingen) gravierendste dieser Mängel ist sicherlich die Tat- Man muß fragen, ob diese Aufforderung redlich sache, daß in dem Bericht geradezu skrupulöse An- gemeint ist; denn sie hindert die Deutsche Bundes- strengungen unternommen werden, die Behandlung post ganz offensichtlich nicht daran, ihrerseits tech- aller mit der Entwicklung der neuen Kommunika- nisch wie medienpolitisch vieles daranzusetzen, voll- tionstechnik zusammenhängenden rechtlichen und endete Tatsachen zu ' schaffen. Es ist kennzeichnend politischen Fragen geflissentlich zu vermeiden. und bestürzend zugleich, daß sich der Medienbe- richt über diese Seite der medienpolitischen Entwick- Herr Kollege Dr. Nöbel hat mit einer bemerkens- lung ausschweigt. Die Diskussion bei uns im Lande werten Begründung versucht, diesen Mangel in Ab- leidet sowieso darunter, daß sie von vielen ein- rede zu stellen, indem er nämlich darauf hingewie- dimensional, nämlich eben nur medien- oder, was in sen hat, daß die neuen Medien weder Presse noch der Regel dann noch schlimmer zu werden droht, Rundfunk seien, ein Standpunkt, den von Ihnen zu -gesellschaftspolitisch geführt wird. Die struktur vernehmen durchaus neu ist und der von uns an und wettbewerbspolitischen Elemente werden ent- sich begrüßt würde, wenn Sie ihn in Ihrer Rede nur weder nicht gesehen oder verschwiegen, wenn ich durchgehalten hätten; denn am Ende klang es an- einmal vom Pressebereich, über den der Bundes- ders als am Anfang. wirtschaftsminister eben gesprochen hat, absehe. (Dr. Schwarz-Schilling [CDU/CSU] : Sehr Es wäre verhängnisvoll, wenn dies etwa zur Folge richtig!) hätte — und diese mögliche Konsequenz zeichnet sich durchaus ab —, daß hier nach den Rückschlä Über die seit Jahren geführte medienpolitische gen, die unsere Wirtschaft beispielsweise im Bereich Auseinandersetzung und die sich daraus ergeben- der Kernkraftindustrie erlitten hat, eine weitere zu- den politischen Entscheidungen wird in diesem Be- kunftsorientierte, auf höchstem Entwicklungsniveau richt eben leider nur im Vorbeigehen und andeu- stehende Industrie ihre internationale Wettbewerbs- tungsweise etwas gesagt. fähigkeit verlieren würde. Daß dabei auch die Kom- munikationsstruktur und das Mediensystem der Herr Kollege Kleinert, der im Augenblick den Saal Bundesrepublik Deutschland im Verhältnis zu denen verlassen hat, hat davor gewarnt, die technische Ent- unserer Nachbarländer in Rückstand geraten, scheint wicklung zu früh in rechtliche Fesseln zu schlagen. die Bundesregierung nicht zu bekümmern. Ganz gewiß ein an sich vernünftiger Standpunkt, nur verkennt er die gegebene Situation; denn diese Die politische Auseinandersetzung um die Gestal- rechtlichen Fesseln, die die technische Entwicklung tung der Kommunikations- und Medienlandschaft bzw. ihre medienpolitischen Auswirkungen hemmen, der Zukunft steht bei uns immer noch am Anfang. existieren ja. Es gilt über ihre Beseitigung nachzu- Diese Auseinandersetzung muß, meine ich, rasch an denken, • Tiefe und sachpolitischer Breite gewinnen, wenn sie (Dr. Schwarz-Schilling [CDU/CSU] : Sehr mit der technischen und wirtschaftlichen Entwicklung richtig!) auch nur annähernd Schritt halten will. zumal angesichts der sich in den Nachbarstaaten der Herr Kollege Dr. Nöbel hat in seiner Rede wieder Bundesrepublik Deutschland und vor allem im Be- einmal ein Beispiel dafür gegeben, daß es in den reich der Europäischen Gemeinschaft vollziehenden, Augen gerade derjenigen, die oft den Fortschritt rasch fortschreitenden Entwicklung insbesondere gepachtet zu haben glauben, einem Sakrileg gleich- kommt, wenn man die bestimmenden Organisations- des Kabelfernsehens. strukturen des bestehenden Kommunikationssystems Auch hier ein Wort zum Kollegen Kleinert: Es in der Bundesrepublik Deutschland einer kritischen geht, was das Kabelfernsehen oder den Kabelrund- Analyse unterzieht. Er hat einmal mehr auf die so- funk angeht, zunächst ja gar nicht so sehr um die genannte publizistische Gewaltenteilung Bezug ge- Produktion und Verbreitung neuer Programme, son- nommen, die sich schon terminologisch den falschen dern es geht zunächst einmal darum, den Rundfunk- Anschein gibt, als sei sie verfassungsrechtlich sank- hörern und Fernsehzuschauern die vorhandenen Pro- tioniert. Diese sogenannte publizistische Gewalten- gramme zugänglich zu machen, die deutschen Pro- teilung wird auf diese Weise geflissentlich zum Tabu gramme und natürlich auch die Programme, die in erhoben. Wer es anzutasten wagt, sieht sich dann unseren Nachbarländern produziert werden und die mit der finsteren Drohung konfrontiert, möglicher- zu hören bzw. zu sehen der in Europa hineinwach- weise könnten ja auch Zeitungen öffentlich-rechtlich sende deutsche Bürger sicherlich ein legitimes In- organisiert werden. Daran hat übrigens, wie am teresse hat. Rande vermerkt sei, schon der österreichische Staats- - kanzler Metternich gedacht, als er zur Zeit der Es will mir geradezu grotesk erscheinen, wenn die Demagogenverfolgungen Überlegungen darüber an- Bundesregierung in der offenkundigen Absicht, eine stellte, wie sein System der Pressezensur vervoll- unvermeidliche Entwicklung zu verzögern, zwar die kommnet werden könnte. von den Ländern schon im September 1977 erklärte Bereitschaft, die Fragen der rechtlichen Einordnung Heute wie damals sieht sich dem Verdacht gei- der neuen Textkommunikationsformen gemeinsam stiger und kultureller Umweltverschmutzung aus- mit dem Bund zu beraten, begrüßt, auf der anderen gesetzt, wer bereit ist, Reichweite und Intensität Seite aber die Warnung bzw. Aufforderung glaubt staatlicher Regelungstätigkeit auf dem Felde der aussprechen zu müssen — ich zitiere —: „Zwischen- Kommunikation, 'insbesondere des Rundfunks, in zeitlich sollte eine einseitige Durchsetzung der diver- Frage zu stellen. Statt die Frage des Bedarfs für gierenden Rechtsauffassungen vermieden werden." neue Kommunikationsmittel dem Markt zur Ent- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11913

Dr. Klein (Göttingen) scheidung zu überlassen, hat man sie zum Gegen- Als hilfreich erweist sich dabei die Tatsache, stand substanzloser Spekulationen und ideologi- daß es um technische Probleme geht, von denen scher Kontroversen gemacht. Herr Kollege Kleinert die meisten Menschen wenig verstehen. Die impe-

ist hier dafür eingetreten, es beim öffentlich - recht- riale Unternehmenspolitik der Deutschen Bundes- lichen System im Bereich der elektronischen Me- post im Bereich des Kommunikationswesens hat im dien zu belassen, weil, wie er sagt, der Markt dort Jahre 1974 mit dem inzwischen berühmt-berüchtig- nicht oder jedenfalls nicht so funktioniere wie im ten Amtsblatt 103 begonnen. Sie wurde dann auf Bereich der Presse. Aber es geht doch gerade da- eine neue rechtliche Basis mit Verordnungen aus rum, die Gesetze des Marktes dort in Funktionen zu dem Jahre 1977 und noch einmal 1978 gestellt. Da- setzen, wo sie nach den neuen technischen Gegeben- mit hat sich die Post das Instrumentarium geschaf- heiten nun in Funktion treten können. fen, das es ihr gegenwärtig gestattet, nach Art ei- nes Monopolisten und, wie ich glaube, unter Miß- Klar ist für die heutige Diskussion lediglich, daß brauch ihrer Rechtsstellung zu verbieten, was ihr für gewisse, ideologisch fixierte Gruppen — und es nicht paßt, und das, was ihr paßt — und natürlich besteht Anlaß zur Sorge, daß auch die Bundesre- das, was sich finanziell lohnt —, an sich zu rei- gierung inzwischen diesen Standpunkt teilt — alle ßen. Strukturfragen der Kommunikation in der Bundes- republik Deutschland inzwischen zu politischen Die Vorgänge mit dem sogenannten Fernkopierer Machtfragen geworden sind und nur noch unter sind bekannt. Der Deutsche Industrie- und Han- diesem Aspekt diskutiert werden. Daß dabei die delstag hat dieser und anderen Aktionen im Be- Freiheit der Bürger, ihr Recht auf Zugang zu den reich der Post gegenüber mit Recht darauf hinge- neuen Kommunikationstechniken, auf der Strecke wiesen, daß für ein staatliches Güterangebot in der bleiben, das kümmert diese Gruppen wenig oder marktwirtschaftlichen Ordnung der Bundesrepublik nicht. Hier liegt eben der Kernpunkt unserer me- das Subsidiaritätsprinzip gelten sollte. Dieser Mah- dienpolitischen Meinungsverschiedenheiten. Denn nung schließen wir uns mit großem Nachdruck an. es geht darum, welche Position welcher Status dem Aber das ist nur ein Beispiel unter vielen. Bürger als dem Rezipienten der Produktion der Me- dienindustrie in diesem Zusammenhang einzuräu- Ein anderes hat Herr Dr. Schwarz-Schilling men ist. schon genannt. Die Bundespost geht im Bereich der Gemeinschaftsantennen und der Gemeinschaftsan- (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf des tennenanlagen nicht weniger hemdsärmelig vor. Abg. Wehner [SPD]) Hier bedroht sie durch eine restriktive Genehmi- Sie von der SPD befürworten das öffentlich-rechtli- gungspraxis einerseits und durch eine expansive che System deshalb, weil es dem Bürger diese sei- Unternehmenspolitik andererseits nicht nur die An- ne Einflußrechte beschneidet. tennenhersteller, sondern auch weite Bereiche un- seres Elektrohandwerks. (Zustimmung bei der CDU/CSU) Wir sind eben deshalb gegenüber diesem öffent- Es wird höchste Zeit, daß sich das Kartellamt da- lich-rechtlichen System prinzipiell skeptisch einge- mit beschäftigt. stellt. (Beifall bei der CDU/CSU) (Dr. Nöbel [SPD] : Auch beim Fernsehen?) Es hat das ja ansatzweise schon einmal getan und — Verehrter Herr Kollege Nöbel, wir haben aus in einem Schreiben an den Bundespostminister zu dem Scheitern der SPD-Zeitungen die Konsequenz Beginn dieses Jahres der Bundespost vorgeworfen, bezogen, daß parteieigene, parteigesteuerte Me- ihre Nachfragemacht auf dem Markt für Kabelfern- dien, ob auf dem Printsektor oder auf dem elektro- sehanlagen in diskriminierender und mißbräuchli- nischen Sektor, in unserer freiheitlichen Landschaft cher Weise auszunutzen. Es hat kartellrechtliche zum Scheitern verurteilt sind. An dieser Position Bedenken angemeldet und festgestellt, daß die Pra- halten wir fest. xis der Deutschen Bundespost nicht den Richtlinien (Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf des für die Vergabepolitik der Post und auch nicht den Abg. Dr. Nöbel [SPD]) ordnungspolitischen Zielen der Bundesregierung entspreche, die ja insbesondere eine Förderung des Daß die anstehenden Strukturentscheidungen im Mittelstands vorsehen. Leider haben wir bisher Bereich der neuen Kommunikationstechniken zu- nicht erfahren können, welche Konsequenzen Bun- gleich volkswirtschaftliche Weichenstellungen von desregierung und Bundespost aus diesem mahnen- großer Bedeutung sind, das wird in der bisherigen den Schreiben des Kartellamts gezogen haben. Im medienpolitischen Diskussion geflissentlich ver- übrigen schicken sich in erfreulicher Übereinstim- drängt. Das erklärt zu seinem Teil, warum vor al- mung auch die Wirtschaftsminister der Länder an, lem die Versuche der Bundespost, manche Fragen dem Monopolisten Bundespost schärfer als bisher im Zusammenhang mit der neuen Kommunikations- auf die Finger zu sehen. technik handstreichartig zu entscheiden, bisher so erfolgreich verlaufen sind. Wir werden das nicht auf sich beruhen lassen. Wir werden es auch nicht bei der Beobachtung et- (Wehner [SPD] : Sollen wir die Bundespost waiger weiterer administrativer Verfahren bewen- privatisieren?) den lassen. Denn uns erscheint es inzwischen un- — Ich werde darauf eingehen, Herr Wehner; natür- erläßlich, Überlegungen anzustellen, ob es nicht lich nicht so, wie Sie es vereinfacht darstellen. an der Zeit ist, den ordnungspolitischen Rahmen 11914 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 Dr. Klein (Göttingen) für die Tätigkeit der Deutschen Bundespost anders Ohne diese Pressefusionskontrolle, meine sehr als bisher zu bemessen. verehrten Damen und Herren, wäre die Konzentra- (Klein [München] [CDU/CSU] : Sehr rich tion ganz zweifellos weiter vorangeschritten. Wenn tig! — Wehner [SPD] : Privatisieren!) wir nur vier Fälle haben, wie uns der Bundeswirt- schaftsminister eben dargelegt hat, bei denen das Das schließt die Frage ein — und nun bin ich Kartellamt eine Fusion untersagen konnte, so be- bei Ihrem Zwischenruf, Herr Kollege Wehner —, weist das einmal mehr, daß die Konzentration eben ob es nicht tunlich ist, die geltende Regelung, nach schon einen sehr hohen Grad erreicht hat, vor al- der das Recht, Fernmelde- und Funkanlagen zu er- lem auf lokalen und regionalen Märkten. Denn wo richten und zu betreiben, ausschließlich der Deut- ein hoher Monopolisierungsgrad ist, kann die Fu- schen Bundespost zusteht, zu beseitigen und durch sion nicht mehr sehr sinnvoll sein. liberalere Bestimmungen zu ersetzen. Das Vorge- hen der Deutschen Bundespost im Bereich des so- Ich will auch keineswegs die Situation auf den genannten Bildschirmtextes ist ein weiteres Bei- Zeitungsmärkten, insbesondere den Tageszeitungs- spiel dafür, wie notwenig solche grundsätzlichen märkten, dramatisieren. Aber ich glaube, wir dür- Überlegungen sind. fen alle vor der Situation auf den lokalen und regionalen Märkten die Augen wirklich nicht ver- (Wehner [SPD] : Privatisieren!) schließen; das wäre verhängnisvoll. Die Bundespost verfügt über die Sendetechnik. Mein Kollege Wilhelm Nöbel hatte schon darauf Sie mißbraucht diese ihr auf Grund des Fernmelde- hingewiesen, wie es hier zum Teil aussieht. Wir anlagenmonopols zugewiesenen Möglichkeiten und haben in der Bundesrepublik Deutschland gerade Rechte zur Zeit dazu, über die Realisation jener jetzt Ein-Zeitungs-Kreise. Sie machen bereits 45 % technischen Möglichkeiten zu entscheiden, über der ganzen Bundesrepublik aus. Von den Verlags- die wir verfügen und die geeignet sind, jenen Fre- betrieben im Bundesgebiet haben bei Tageszeitun- quenzmangel zu beseitigen, der das konstitutive gen — wohlgemerkt: bei Tageszeitungen — 85 % Element für die Sondersituation im Bereich des bereits eine Allein- oder Erstanbieterposition, und Rundfunks ist, die allein die Aufrechterhaltung des nur 15 % sind noch in nachrangiger Position; und Monopols der öffentlich-rechtlichen Anstalten selbst diese, Herr Schwarz-Schilling, sind zum Teil rechtfertigt. wiederum von bestimmten Verlagen abhängig. Das Das Funkregal der Post soll zweierlei verhin- muß uns alle doch ein bißchen stutzig machen. Da- dern: den Empfang von Funksignalen durch Unbe- gegen müssen wir etwas unternehmen; denn Sie fugte und Störungen des Funkbetriebs; nicht mehr wollen doch genausowenig wie wir, daß die Bür- und nicht weniger. Es ist kein Recht zur Verhinde- ger ihre Informationen nur noch aus einer Zeitung rung von Innovationen im Kommunikationsbereich, beziehen können. kein Mittel unternehmerischer Expansion der Deut- schen Bundespost auf Kosten der privaten Wirt- Die Anzeigenblätter sind auf den Märkten, von schaft, und es taugt vor allem nicht als Instrument denen ich hier spreche, meines Erachtens keine einer Gesellschaftspolitik, die in vorgeblich wohl- wirkliche Konkurrenz, zumal auch sie sich weitge- fahrtsstaatlicher, in Wahrheit jedoch machtpoliti- hend in den Händen der großen Verlage befinden. scher Absicht dem Bürger den Zugang zur Nutzung Sie können aber — das dürfen wir nicht übersehen neuer Techniken versperren und damit ein ihm von — sehr wohl zu einer Konkurrenz auch für die Lo- der Verfassung gewährleistetes Grundrecht vorent- kalberichterstattung werden. Das wäre verhängnis- halten will. voll; wir alle wünschen das nicht. (Beifall bei der CDU/CSU) Deshalb möchte ich alle Bemühungen unterstüt- zen, die darauf hinauslaufen, den Wettbewerb auf Vizepräsident Frau Funcke: Das Wort hat der diesen lokalen und regionalen Märkten wieder zu Herr Abgeordnete Dr. Jens. beleben. Aber leider hat die Erfahrung gezeigt, daß es Newcomer eben doch sehr schwer haben. Es hat keinen Newcomer gegeben, der hier mit Erfolg Dr. Jens (SPD) : Frau Präsidentin! Meine sehr eine neue Zeitung aufbauen konnte. Die Marktzu- verehrten Damen und Herren! Erlauben Sie mir, trittsschranken sind offenbar viel zu hoch, daß ich zu unserem eigentlichen Thema zurück- komme, nämlich zur Pressefusionskontrolle. Ich (Dr. Langguth [CDU/CSU] : Das ist weiß, Herr Professor Klein, Sie haben viele me- falsch!) dienpolitische Sprecher, - obwohl wir eine Fülle von Pressehilfen zur Verfü- (Zuruf des Abg. Klein [München] gung stellen. Noch nie hat es eine Regierung gege- [CDU/CSU]) ben, die so viel zur Förderung der Presse getan hat, wie die Regierung dieser sozialliberalen Koali- aber nur wenige, die die Kärrnerarbeit, die Klein- tion. arbeit machen. Ich kann mir aber auch gut vorstel- (Dr. Langguth [CDU/CSU] : Auch das ist len, daß Ihnen die Pressefusionskontrolle nicht so falsch!) sehr liegt. Denn wir wissen natürlich alle noch sehr genau, daß Sie vor drei Jahren dieser neuen Ich darf in diesem Zusammenhang an das ERP- Maßnahme nicht Ihre Zustimmung geben konnten. Presseprogramm, an die Kredite im Rahmen der Nachträglich haben wir festgestellt: Sie hat eben Kreditanstalt für Wiederaufbau, an die Zinszu- doch sehr gut gewirkt. schüsse und an die Gebührenvergünstigungen der Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11915 Dr. Jens Deutschen Bundespost erinnern. Aber alles hat es Walter Eucken in seinen „Grundsätzen" darge- nicht so recht gefruchtet. legt hat. Wir ziehen die erste Alternative der letzt- genannten allerdings vor. Der Bericht schildert die Situation eher ein we- nig zu schwach als zu stark, wenn er feststellt: Die Es ist deshalb meines Erachtens auch bedauer- weitaus überwiegende Zahl der lokalen Zeitungs- lich, daß die Idee einer Pressestiftung, die von uns märkte ist nur noch sehr bedingt wettbewerblich vorgetragen wurde, am entschiedenen Widerstand strukturiert. der Verlegerverbände gescheitert ist. Ich meine, Wir dürfen bei dieser Diskussion auch die Ge- diese Idee sollte nicht so ohne weiteres völlig ver- fahren nicht übersehen, die von neuen Konzentra- gessen werden. tionstendenzen auf diese Märkte zukommen. Da (Zustimmung bei der SPD) gibt es einmal die neuen Techniken, die hier wie- Erschreckend ist für mich ferner, daß die Monopol- derholt angesprochen wurden, im Bereich der Text- kommission, die den Auftrag hatte — und auch ihn eingabe, des Umbruchs, des Satzes und des Druk- auszuführen versucht hat —, ein wenig Licht in die kes. Hier sind gewaltige Rationalisierungsmöglich- wirtschaftlichen Verflechtungen auf dem Zeitungs- keiten vorhanden, die mit Sicherheit zur weiteren markt zu bringen, keine vernünftigen Auskünfte — Konzentration beitragen werden. Noch immer war zum Teil überhaupt keine Auskünfte — von den eine hohe Kapitalintensität in einem Wirtschafts- Zeitungsverlegern bekommen hat. Es ist doch im- zweig die erste und wichtigste Voraussetzung für mer so: Wenn hier etwas gemacht werden soll, die Konzentrationstendenzen. Hinzu kommen die finan- private Wirtschaft sich dagegen aber weigert, dann ziellen Abhängigkeiten auf diesen Märkten, die ist der Staat quasi aufgerufen, etwas zu unterneh- Abhängigkeiten von den Anzeigeneinnahmen, die men. Aus diesem Zwang heraus sind wir jetzt dazu auch dazu führen, daß die Konzentration mögli- veranlaßt, im Rahmen der Novelle zum Kartellge- cherweise weiter voranschreitet. setz, die ansteht, darüber nachzudenken, ob wir Schließlich gibt es hier — das ist gar nicht ge- nicht ein gesetzliches Enqueterecht für die Mono- ring zu schätzen — noch einige Großunternehmen polkommission im Gesetz verankern sollen. und in diesen einige Manager, die möglicherweise (Zustimmung bei der SPD) von einer Konzentrationswut ergriffen sind; denn immerhin waren allein vier Presseunternehmen in Das wird eine wichtige Frage sein. Der Anstoß ist den vergangenen drei Jahren an 36 Unternehmens- von den Verlegern ausgegangen, nicht etwa von zusammenschlüssen beteiligt. Das sind mehr als uns. Hätten sie freiwillig die Auskünfte gegeben, 50 % der Unternehmenszusammenschlüsse über- hätten wir auf entsprechende gesetzliche Maßnah- haupt. Hiergegen muß nun wirklich die Fusions- men verzichten können. kontrolle mit aller Konsequenz und Entschieden- Bei der Vorbereitung meiner kleinen Rede ist heit eingreifen. Dazu ermuntern wir das Bundes- mir ein Artikel vom Vorsitzenden des Bundesver- kartellamt. bandes der Deutschen Zeitungsverleger im „Han- Ich hatte eben schon gesagt,. daß wir grundsätz- delsblatt" aufgefallen. Darin heißt es — ich darf kurz lich für die Belebung des Wettbewerbs auf diesen zitieren —: Märkten sind. Ich würde es begrüßen, wenn sich Dabei sei schon hier angemerkt, daß die un- auch die CDU zu dieser Grundsatzhaltung durch- heimliche Pressekonzentration ein Hirnge- ringen könnte. Leider habe ich, nachdem ich das spinst der Ideologen ist, die vor der Wirklich- gehört habe, was Herr Schwarz-Schilling hier vor- keit die Augen verschließen; denn die Konzen- getragen hat, den Eindruck, daß es ihnen immer tration ist seit Jahren abgeklungen und zum noch darum geht, daß die Größeren, die Stärkeren, Stillstand gekommen. die bereits Vorhandenen unterstützt werden. Sie wollen nicht die Unterstützung für die Kleinen, die Um mit Herrn Kohl zu sprechen: Was geht in dem Nachrückenden, um den Wettbewerb wieder zu be- Kopf eines Mannes vor, der angesichts der Fakten, leben. Das ist meines Erachtens sehr bedauerlich. die auch mit dem Bericht über die Pressekonzen- tration einmal mehr auf dem Tisch liegen, so re- Erkennen Sie doch wenigstens ein bißchen, daß det? auch die Meinungsvielfalt der Bürger durch die Konzentration auf diesen Märkten, durch die Kon- Uns, meine sehr verehrten Damen und Herren, zentration im Pressebereich gefährdet wird. Dage- geht es bei unserem Kampf gegen die Konzentra- gen müssen wir etwas unternehmen. Deshalb er- tion nicht etwa nur und ausschließlich um mehr muntere ich die Bundesregierung, zu überlegen, ob Unabhängigkeit für Abonnenten und Inserenten — die vielen Hilfen, die wir im Pressebereich gewäh- das ist ein wichtiger Aspekt —, uns geht es auch ren, nicht verstärkt für die Förderung von Zweit- nicht ausschließlich um den Erhalt der publizisti- zeitungen ausgegeben werden sollten, damit hier schen Vielfalt, sondern uns geht es ebenso um den ein Gegengewicht geschaffen wird. Erhalt der Arbeitsplätze im Pressebereich. (Beifall bei der SPD) (Beifall bei der SPD) Aber die CDU hält offenbar nichts davon. Wenn Wir dürfen nicht übersehen, daß im Satz- und Sie wenigstens die alten liberalen Grundsätze eines Druckbereich seit 1975 etwa 40 000 Arbeitsplätze Walter Eucken aufrechterhielten, müßten Sie, wenn verlorengegangen sind — alles eine Folge der ge- Sie schon nicht den Wettbewerb fördern wollen, fährlichen Konzentrationsentwicklung in diesem konsequent für staatliche Kontrolle sein — so, wie Bereich. Und dies dokumentiert meines Erachtens 11916 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 Dr. Jens einmal mehr, daß eben Fusionen und Konzentratio- ken und Schwächen wettbewerbsrechtlicher Ord- nen keine Arbeitsplätze sichern, sondern sie eher nung zeigen. Dieser Anreiz hat schon der gefährden, wenn nicht sogar vernichten. Nirgend- Einführung der Pressefusionskontrolle zugrunde wo ist diese Erkenntnis so deutlich geworden wie gelegen, mit der die Kontrollbefugnisse auf die für im Pressebereich. das Pressewesen überaus wichtigen regionalen und Der Widerstand der Opposition im Jahre 1976 — lokalen Pressemärkte erstreckt wurden, da diese das habe ich einleitend schon gesagt — gegen die durch die grobmaschige allgemeine Fusionskontrol- le nicht erfaßt werden konnten. Einführung der Pressefusionskontrolle ist uns allen noch in guter Erinnerung. Bei der anstehenden No- Eine weitere Bemerkung erscheint mir wichtig. velle zum Kartellgesetz wird die Opposition erneut Läßt man die parlamentarischen Beratungen zur Gelegenheit haben zu beweisen, ob sie wirklich für Pressefusionskontrolle noch einmal Revue passie- Wettbewerb und für kleinere Unternehmen ist. Wir, ren, so zeigt sich einmal mehr, wie schnell die tat- haben das wiederholt bewiesen und plädieren auch sächliche Entwicklung über künstlich hochstilisier- weiterhin — wie bisher — für Wettbewerb und ge- te politische Kontroversen hinweggehen kann. Ich gen Konzentration. möchte dies nicht als Vorwurf in dieser oder jener (Beifall bei der SPD) Richtung verstanden wissen, sondern als reine Feststellung, aus der jeder selbst seine Lehren auch für die gegenwärtige Debatte über die weite- Vizepräsident Frau Funcke: Das Wort hat der Herr re Fortentwicklung der Fusionskontrolle ziehen Abgeordnete Angermeyer. kann. Was stand seinerzeit zur Diskussion? Im Grundsatz war es die Frage, wie der Gefahr einer Angermeyer (FDP) : Frau Präsident! Meine sehr fortschreitenden Pressekonzentration mit den Mit- verehrten Damen! Meine Herren! Der Bericht über teln des Wettbewerbsrechts wirksam begegnet die Erfahrungen mit der Pressefusionskontrolle werden kann. Die Kritiker der damaligen Gesetzes- zeigt deutlich den Hintergrund auf, vor dem die vorlage fuhren schweres Geschütz auf gegen die besonderen kartellrechtlichen Bestimmungen für vorgesehene pressespezifische Abdeckung der Auf Pressefusionen entstanden sind. Zugleich zieht er greif- und Eingriffskriterien für Pressezusammen- aus der mittlerweile mehr als dreijährigen Kon- schlüsse: medienpolitisches Maßnahmengesetz, trollpraxis die wettbewerbspolitischen Schlußfolge- Usurpierung von Länderzuständigkeiten, verfas- rungen. Das Ergebnis scheint mir erfreulich zu sungswidriger Eingriff in die Pressefreiheit. Weiter sein. Die Pressefusionskontrolle hat offensichtlich hieß es wörtlich: „Wir zweifeln daran, daß dieses ihre Bewährungsprobe bestanden. Das bestehende Gesetz rechtlichen Bestand behalten wird." Das wettbewerbsrechtliche Instrumentarium hat sich war damals die wörtliche Rückzugsformel der Op- nach den bisher vorliegenden Erfahrungen im Pres- position. sebereich als ausreichend erwiesen. Dieser Haupt- aussage des Berichts kann ich mich für die Freien Mit dieser Grundsatzkritik wurde die wesentlich Demokraten voll anschließen. Ich glaube allerdings weniger dramatische Frage nach dem richtigen Ni- auch, daß die Wettbewerbspolitik keinen Grund veau der Eingriffsschwelle, also der Eng- oder hat, sich auf Erfolgserlebnissen auszuruhen. Ich Weitmaschigkeit der Kontrolle zugedeckt. Bei die- möchte daher den heutigen Rückblick auf das Drit- ser Sachfrage hätte man ja Farbe bekennen müs- te Gesetz zur Änderung des Gesetzes gegen Wett- sen, wie man zum Prinzip Wettbewerb steht. bewerbsbeschränkungen, mit dem die Pressefu- Inzwischen scheinen alle Beteiligten einschließlich sionskontrolle eingeführt wurde, auch dazu benut- der betroffenen Pressewirtschaft ihren Frieden mit zen, um einige Verbindungslinien zu den aktuellen der Pressefusionskontrolle gemacht zu haben. Al- Bestrebungen zur Fortentwicklung der allgemeinen lerdings hat die Opposition damals die .Chance ver- Fusionskontrolle zu ziehen und schließlich einen tan, eine wichtige wettbewerbspolitische Initiative Bogen zur Medienpolitik zu schlagen. mitzutragen, die sich in der Praxis als notwendig Von Kritikern ist immer wieder zu hören, daß und zweckmäßig erwiesen hat. Ich hoffe, daß sie das Leitmotiv der jetzt anstehenden Novellierung bei der Verabschiedung der jetzigen vierten Kar- der Fusionskontrolle lediglich die Lust am Wettbe- tellgesetznovelle den Pfad der wettbewerbspoliti- werb politischen Perfektionismus' sei. Solche Vor- schen Gemeinsamkeit wieder betreten wird, wie es würfe gab es schon — ich brauche gar nicht weiter bei der Schaffung der allgemeinen Fusionskontrolle zurückzugehen — anläßlich der dritten Kartellge- im Jahre 1973 der Fall gewesen ist. setznovelle. Das Arsenal der Argumente hat sich Lassen Sie mich einen weiteren Punkt aufgreifen, offenbar wenig verändert. Es wird immer noch mit - der sowohl im Medienbericht als auch im Erfah- alter Munition geschossen, aber es fragt sich na- rungsbericht über die Pressefusionskontrolle be- türlich, ob diese Munition noch heute scharf ist. handelt wird, die Einschätzung des Konzentrations- Der durch den Bericht der Bundesregierung be- prozesses im Pressebereich. Es scheint ziemlich un- kräftigte Verzicht auf weitere Eingriffsbefugnisse bestritten, daß die Konzentrationstendenzen in die- im Bereich der Pressefusionskontrolle sollte eigent- sem Sektor in letzter Zeit deutlich abgenommen lich jedem deutlich machen, daß mit der jetzigen haben, wenngleich ein Stillstand wohl auch in Zu- vierten GBW-Novelle sehr differenziert nach der kunft kaum zu erwarten ist. Das gilt vor allem für durchaus liberalen Devise verfahren wird: gesetzli- die bedeutsame Sparte der Abonnementstageszei- che Enthaltsamkeit dort, wo es keiner Handlung tungen wie auch für die Straßenverkaufszeitun- bedarf; entschlossenes Handeln dort, wo sich Lük gen. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11917

Angermeyer Dieses recht sonnige Bild hat aber auch seine die heutige Aussprache zeigt, daß es sinnvoll ist, Schattenseiten. Die Stabilisierung der Marktpositio- die beiden Berichte zur Medienentwicklung und nen der Zeitungsverlage erfolgte nämlich bereits zur Pressefusionskontrolle in verbundener Debatte auf einem beachtlichen Konzentrationsniveau. Ur- zu diskutieren. Dafür sprechen nicht nur die Grün- sächlich für die derzeitige relative Konzentrations- de einer zweckmäßigen Sitzungsgestaltung, son- immunität sind also weniger die im gesamtwirt- dern auch die sachlichen Gründe des Zusammen- schaftlichen Vergleich durchaus erfreuliche Er hangs; denn beide Themenbereiche sind eng mit- tragskraft und die wirtschaftliche Konsolidierung, einander verflochten. Allerdings gab es Zeiten, in die angeblich bei Zeitungsunternehmen keine Fu- denen die Gemeinsamkeiten von einer Fraktion sionsneigung mehr aufkommen lassen. Vielmehr ist dieses Hauses stark überstrapaziert worden sind. es oft die schlichte Tatsache, daß wir an einem So wurde gegenüber der Pressefusionskontrolle Punkt angelangt sind, wo es auf den Märkten der seinerzeit der Vorwurf erhoben, es werde unter Lokalkommunikation infolge der Alleinanbieter- dem Deckmantel in Wirklichkeit Medienpolitik be- stellung einer Zeitung nichts mehr zu konzentrieren trieben. Dem ist — auch anhand der bisher gesam- gibt. melten Erfahrungen — entgegenzuhalten, daß Pres- Daraus lassen sich vor allem zwei Schlußfolge- sefusionskontrolle zwar medienpolitische Reflex- rungen ableiten. wirkungen hat, ansonsten aber ein rein wirt- schafts- und wettbewerbspolitisches Ordnungsin- Erstens. Wettbewerbspolitik und Fusionskontrol- strument ist. Diese Art der Kontrolle ist lediglich le müssen in Zukunft alle Anstrengungen machen, eine pressekonforme Ausgestaltung oder Ausprä- um den verbliebenen Restwettbewerb zu schützen. gung der allgemeinen Fusionskontrolle, um die Be- Die Aktionsfelder werden insbesondere dort liegen, sonderheiten der Pressemärkte berücksichtigen zu wo sich die Verbreitungsgebiete der Presseobjekte können. Insofern ist der Begriff „Pressefusionskon- überschneiden, oder in Gebieten, in denen die trolle" in der Tat etwas irreführend. Niemand wür- Wettbewerbsstrukturen im wesentlichen intakt ge- de wohl auf den Gedanken kommen, von Banken- blieben sind. Ich bin optimistisch, daß sich diese fusionskontrolle oder Handelsfusionskontrolle zu Aufgabe mit den durch die dritte GWB-Novelle sprechen, nur weil die Umsatzkriterien dort unter- verfeinerten Kontrollinstrumenten erfolgreich lösen schiedlich berechnet werden. Ebensowenig wie die läßt. Berührungspunkte zwischen Pressefusionskontrolle Zweitens. Die auch im Zusammenhang mit der und Medienpolitik überschätzt werden dürfen, so jetzigen vierten GWB-Novelle sinngemäß schon wenig dürfen die Gemeinsamkeiten unterschätzt wieder vorgebrachte These, Fusionen seien Kinder werden. Ich stimme daher der Auffassung der Bun- der Not, hat sich als höchst problematisch, um nicht desregierung voll zu, daß die Erhaltung ausgewo- zu sagen falsch, erwiesen. Es dient wohl eher der gener Wettbewerbsstrukturen im Pressebereich zu- wettbewerbspolitischen Selbsttäuschung, sich vor- gleich auch der Meinungsvielfalt im Medienbereich zustellen, es genüge, die allgemeine wirtschaftliche zugute kommt. Die bisherigen Erfahrungen mit der Lage der Unternehmen zu verbessern, dann verzö- Pressefusionskontrolle scheinen mir eindrucksvoll gen sich die Gewitterwolken der Konzentration zu bestätigen, daß sich das Wettbewerbsrecht und von ganz allein. Daß dies eine Illusion ist und blei- die Zielsetzungen der Medienpolitik sinnvoll er- ben wird, .folgt schon aus der Tatsache, daß die gänzen können. großen Konzentrationsbewegungen bei Publikums- Ein Wort noch, Herr Kollege Klein: Wenn der zeitschriften und Tageszeitungen bereits in den Kollege Stücklen als Mitglied des Postverwaltungs- 50er und 60er Jahren gelaufen sind, zu einer Zeit, rates z. B. die Auffassung des Bundeswirtschaftsmi- in der die Branche praktisch durchweg gut ver- nisters unterstützt hätte, dann wäre es zu den von dient hat, z. B. bei Abonnementstageszeitungen zu- Ihnen beklagten Entwicklungen beim Fernkopier- meist mit Umsatzrenditen von mehr als 10 %. Auch programm möglicherweise nicht gekommen. bei hohem Gewinnpolster besteht also ein Anreiz (Beifall bei der FDP und der SPD) zu Fusionen.

Wer die Presseberichterstattung der jüngsten Vizepräsident Frau Funcke: Das Wort hat der Herr Zeit verfolgt, kann ein Lied davon singen. Tatsache Abgeordnete Klein (München). ist, daß der Konzentrationsentwicklung zumeist ein ganzes Bündel von Faktoren zugrunde liegt. Auslö- Klein (München) (CDU/CSU) : Frau Präsident! ser für einen Unternehmenszusammenschluß kann Meine Damen und Herren! Der Kollege Jens hat be- natürlich auch einmal ein durch schwache- Bran- zweifelt, daß es in den Reihen meiner Fraktion chenkonjunktur veranlaßter Sanierungsfall sein. Das ist aber keinesfalls die Regel. Wir brauchen (Grobecker [SPD] : Ihrer beiden Fraktionen!) daher — dies gilt nicht nur für den Pressebereich — genügend Mitglieder gebe, die sich um die Kärrner- ei nen klaren wettbewerblichen Ordnungsrahmen, arbeit auf dem Gebiet der Medienpolitik kümmer- wie ihn die Pressefusionskontrolle und eine auf der ten. Wir hatten große Mühe, die Redneranwartschaf- Höhe der Zeit befindliche allgemeine Fusionskon- ten bei uns auf fünf zu begrenzen, während die Koa- trolle bieten können, um die machtbedingten Kon- lition — unter Einsatz zweier Bundesminister — of- zentrationsvorgänge in wirtschaftlich guten wie in fenbar große Mühe hat, die bisherigen Runden zu schlechten Zeiten auszuschalten. bestreiten. Abschließend noch ein Wort zum Verhältnis des (Beifall bei der CDU/CSU — Dr. Schäfer Wettbewerbsrechts zur Medienpolitik. Ich meine, [Tübingen] [SPD] : Ho, ho!) 11918 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Klein (München) Herr Nöbel, ich möchte auch noch gern ein Wort lich diejenigen, die aus dem einen Bereich kommen, zu Ihnen sagen. Sie haben es für richtig gehalten, von der Teilhabe an dem anderen Bereich ausschlie- Ihren Stolz auf die sozialdemokratischen Verlags- ßen wollen. Da gäbe es Ausgleichsmöglichkeiten unternehmen hier zu äußern. und Anpassungsmöglichkeiten im Hinblick auf die (Dr. Nöbel [SPD] : Auch auf die Tarifver modernen technologischen Entwicklungen. träge!) (Kleinert [FDP] : Ich hatte vorhin bezwei Meinten Sie damit die diversen Überrumpelungs- felt, daß das von Dauer sein kann!) aktionen bei Einstellungen, bei denen höchst un- Ich möchte mich gern mit einem besonderen soziale Zustände herbeigeführt wurden? Aspekt des Berichts befassen, obwohl Herr Nöbel (Beifall bei der CDU/CSU) in einer quasi zensurhaften Einleitung erklärt hat, dieser Aspekt hätte eigentlich gar nicht in den Be- Jedenfalls halte ich es — ungeachtet meiner Partei- richt hineingehört. Es geht dabei um die medien- zugehörigkeit — für eine bedauerliche Entwicklung, politischen Fragen im internationalen Bereich. Ihnen daß das Zeitungssterben auf seiten der SPD in den widmet die Bundesregierung in ihrer 129 Seiten um- letzten Jahrzehnten in einem so unglaublichen Um- fassenden Unterrichtung knappe zweieinhalb Sei- fang erfolgt ist. ten. Diese bescheidene Zurückhaltung ist erstaun- (Heiterkeit bei der CDU/CSU — Dr. Schäfer lich, einmal weil die Bundesregierung selbst über [Tübingen] [SPD] : Das ist Heuchelei! Ihre die Wichtigkeit dieses Bereiches in der Unterrich- Krokodilstränen! — Wolfram [Recklinghau tung treffliche Worte findet, zum anderen weil die sen] [SPD] : Wir glauben Ihnen alles!) Ergebnisse, die von der Bundesregierung in mehre- — Daran tun Sie gut, Herr Kollege. ren mit diesen Problemen befaßten internationalen Gremien erzielt wurden, gar nicht so bescheiden Ich möchte mich zu Beginn auch noch ein wenig sind. Diese Feststellung richte ich insbesondere mit der Liberalität des Kollegen Kleinert befassen. an die Adresse des Herrn Bundesaußenministers, Herr Kollege Kleinert, ich habe an Ihrer liberalen der einen bedeutenden Beitrag zur endgültigen Haltung fast nie Zweifel, auch wenn Sie einen zwar Formulierung der Mediendeklaration auf der 20. aufgeklärten, aber absolutistischen Herrscher als Generalkonferenz der UNESCO im Spätherbst ver- Kronzeugen anziehen. Nur, das, was Sie zum Kabel- gangenen Jahres geleistet hat. Freilich wünschte fernsehen und zu einer möglichen Verlegerbeteili- ich, daß der FDP-Vorsitzende Genscher in der na- gung gesagt haben, die Art und Weise, wie Sie auf tionalen Medienpolitk seiner Partei die gleichen die Werbung eingegangen sind, die ja doch in einem freiheitlichen Prinzipien durchsetzte, wie sie der unmittelbaren Zusammenhang mit Absatzzahlen, Bundesaußenminister Genscher im UNESCO-Papier Versorgungsdichte und Arbeitsplätzen steht — das mit durchgesetzt hat. Ich bitte herzlich, diese Be- hat ja auch zu entsprechendem Applaus auf seiten merkung nicht als parteipolitischen Debattenschlen- der SPD geführt; Werbung ist etwas, gegen das man ker zu verstehen. Die ungestüme technische und eben grundsätzlich argumentiert war alles nicht politische Entwicklung im internationalen Medien- so ganz liberal, Herr Kollege Kleinert. bereich hat direkte Auswirkungen auf Politik und Kultur, Technik und Wirtschaft der Bundesrepublik Vizepräsident Frau Funcke: Herr Kollege, gestat- Deutschland. ten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Welche Bedeutung dieser Entwicklung weltweit Kleinert? beigemessen wird, ist nicht zuletzt daran abzule- sen, daß neben den von der Bundesregierung auf- Klein (München) (CDU/CSU) : Gern. gezählten internationalen Gremien in der Zwischen- zeit noch ein „41 er Ausschuß zur Überprüfung der Kleinert (FDP) : Herr Kollege Klein, würden Sie Informationspolitik der Vereinten Nationen" und bereit sein, darüber nachzudenken — das unterstelle ein „UNESCO-Medienplanungsausschuß" eingesetzt ich schon fast —, ob man nicht, wenn in einem Be- worden sind. Vor diesem Hintergrund drängen sich reich — das betrifft die gedruckten Medien — die zahlreiche Fragen auf, die der Medienbericht der Liberalität und der Einfluß des Marktes besonders Bundesregierung unbeantwortet läßt. wichtig sind, in die Situation kommen kann, abzu- Wie überwindet die Bundesregierung beispiels- wägen und nach Abwägung zu entscheiden, ob man weise in der Außenvertretung den medienpoliti- dann in einem anderen Bereich, nämlich im Bereich schen Kompentenzwirrwarr zwischen Innenministe- von Fernsehen und Hörfunk, schweren Herzens — rium, Entwicklungsministerium, Wirtschaftsministe- schweren Herzens! — zu einer anderen als- der rium, Forschungsministerium, Bundespost, Bundes- Marktlösung kommen muß, um wenigstens den presseamt und Auswärtigem Amt? einen Markt zu erhalten, bevor es auf beiden Ge- bieten keinen Markt mehr gibt? Verfügt sie in all diesen Ressorts über politisch problemkundige Medienfachleute mit internationa- ler Verhandlungserfahrung? Klein (München) (CDU/CSU) : Herr Kollege Klei- nert, ich bin selbstverständlich immer gern be- Hat die Bundesregierung eine einheitliche poli- reit, über alles nachzudenken, was Sie anregen. tische Strategie für die ungezählten Medienkonfe- Nur widersprechen Sie jetzt in diesem Zusammen- renzen entwickelt, deren Thematik von der Erd- hang mit Ihrer Zwischenfrage dem, was Sie vorhin erkundung durch Satelliten bis zum Auslandsrund- gesagt haben; denn Sie haben die Verleger, näm funk reicht? Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11919 Klein (München) Auf diesen Konferenzen wächst die politische — Frau Kollegin Timm, ich drücke deshalb mein Schubkraft, die einerseits von dem beklagenswer- Bedauern aus, weil ich mein Wort gern an ihn ge- ten Ungleichgewicht der Mediendichte zwischen In- richtet hätte. dustrieländern und Dritter Welt, andererseits aber (Frau Dr. Timm [SPD] : Dann haben Sie das von der defensiv-offensiven Medienstrategie der falsch formuliert!) kommunistischen Staaten ausgeht. Mit dem Nord- Süd-Mediengefälle, seinen Ursachen und den Mög- — Ich habe gesagt, daß er offenbar wegen eines lichkeiten seiner Überwindung wird sich der Deut- wichtigen Termins im Augenblick nicht da sein kann. sche Bundestag bei Behandlung der Kleinen An- frage meiner Fraktion zur wirtschaftlichen Zusam- Ich wollte sagen, daß angesichts des politischen menarbeit der Bundesrepublik Deutschland mit Län- Gewichts, das der Vorsitzende der SPD-Fraktion in dern der Dritten Welt auf dem Gebiet des Infor- den letzten Monaten immer häufiger in die Richt- mationswesens demnächst befassen. linienwaagschale geworfen hat, ich gern fragen wür- de: Was hat ihn veranlaßt, das Gastrecht der in Mün- (Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD]: Es gibt doch chen stationierten amerikanischen Sender „Ra- keine Behandlung einer Kleinen Anfrage!) dio Liberty" und „Radio Free Europe", deren Auf- — Herr Kollege Schäfer, der Deutsche Bundestag trag US-Präsident Jimmy Carter als „Ermutigung zu (Dr. Schäfer [Tübingen] [SPD] : Debattiert einem konstruktiven Dialog mit den Völkern der nicht über Kleine Anfragen!) Sowjetunion und Europas" definiert hat, in Frage zu stellen? besteht nicht nur aus dem Plenum. (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!) Gestatten Sie mir jedoch im Zusammenhang mit Die dunklen Andeutungen des wohl einflußreich- dem Medienbericht einige Anmerkungen zur Me- sten Mitglieds der größeren Regierungspartei in der dienstrategie der kommunistischen Staaten. Ich Bundesrepublik Deutschland gegenüber der nieder- habe sie defensiv-offensiv genannt. Das ist nicht ländischen Zeitung „NCR Handelsblad" sind in be- etwa ein Widerspruch in sich. Die totalitären Re- ängstigender Weise deckungsgleich mit der politi- gime treten in der internationalen Medienpolitik schen Argumentation der UdSSR, die den grenz- zunächst einmal defensiv auf, weil ihnen die Er- überschreitenden Informationsfluß und damit auch haltung ihres internen Informations- und Meinungs- die Tätigkeit anderer westlicher Auslandssender im- monopols als Existenzfrage erscheint. Gleichzeitig mer wieder als Intervention, als Eingriff in ihre aber sind sie offensiv, indem sie versuchen, über staatliche Souveränität bezeichnet. Der gesamte Ost- die Schaffung entsprechender Medienstrukturen in block, mal in festgefügter Front, mal mit verteilten Ländern der Dritten Welt politischen Einfluß zu ge- winnen und durch die Hintertür der Umdeutung Rollen, verfährt auf internationalen Medienkonfe- internationaler Regeln die Informations- und Mei- renzen stets nach dem gleichen Schema. Ob es im nungsfreiheit auch in den westlichen Industrielän- UN-Weltraumausschuß um den Mond-Vertrag geht, dern einzuschränken. in den weltweiten Verwaltungskonferenzen für ter- restrischen und Satelliten-Hörfunk und -Fernsehen Auf Seite 126 des Medienberichts steht wörtlich: um Regeln gegen Störfaktoren oder auf einer Ta- gung der Interparlamentarischen Union um Mittel Die Bundesregierung tritt gemäß ihrem Ver- und Wege zur Förderung von internationaler Ver- fassungsauftrag aus Art. 5 GG auf allen diesen ständigung, Zusammenarbeit und Frieden auf den Konferenzen nachhaltig für Meinungs- und In- Gebieten der Erziehung, Information und Kommuni- formationsfreiheit, für Presse- und Rundfunk- kation: er bekennt sich zunächst pathetisch zur UN- freiheit sowie für einen freien und grenzüber- Menschenrechtscharta, zur UNESCO-Mediendeklara- schreitenden Informationsfluß einschließlich tion, zu den einschlägigen Vereinbarungen der freier Arbeitsmöglichkeiten für Journalisten KSZE-Schlußakte. und deren Mitarbeiter ein. Grundlage für ihre Haltung sind auch die Satzung der UNESCO Abgesehen davon, daß die westlichen Verhand- (Art. 1), die Menschenrechtsdeklarationen der lungspartner es inzwischen entweder müde geworden Vereinten Nationen (Art. 19), die Europäische sind oder als konferenzgefährdend betrachten, den Konvention zum Schutz der Menschenrechte kommunistischen Vertretern immer wieder die fla- und Grundfreiheiten (Art. 10) sowie der Pakt grante Mißachtung all dieser Dokumente vorzuhal- über bürgerliche und politische Rechte (Art. 19). ten, haben, sie alle Hände voll zu tun, raffiniert for- Dieses klare Bekenntnis begrüße ich namens- der mulierte Zusatzanträge abzuwehren oder abzumil- CDU/CSU-Bundestagsfraktion ausdrücklich. Ich habe dern, durch die jene internationalen Vereinbarungen auch keinen Anlaß daran zu zweifeln, daß die Ver- praktisch außer Kraft gesetzt werden sollen. treter der Bundesregierung bei internationalen Me- Rundfunkwellen — und das gilt in einem zunächst dienkonferenzen diese Grundsätze vor Augen hat- noch geographisch begrenzten Ausmaß auch für die ten. — Ich bedauere, daß der Kollege Wehner of- optischen und akustischen Fernsehimpulse — breiten fenbar im Augenblick einen wichtigen Termin wahr- sich nach allen Seiten frei aus; sie kennen keine nimmt und nicht da sein kann. Staatsgrenzen. Stehen die kommunistischen Regie- (Frau Dr. Timm [SPD] : Warum sagen Sie rungen aber schon jetzt unter dem Eindruck, daß das nicht mal von Herrn Kohl! Herr Weh Bürgerrechtsbewegungen und individuelle Einforde- ner sitzt immer hier!) rungen von Menschenrechten wesentlich auf die ver- 11920 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 Klein (München) botene Teilhabe ihrer Bürger an den von Auslands- durchbrochenen informationspolitischen Selbstbe- sendern verbreiteten Weltnachrichten zurückgehen, schränkung durch die Teilnehmer an jener Planungs- so zwingt sie die innere Logik ihres Systems ge- konferenz der Internationalen Fernmeldeunion den radezu, alle nur denkbaren Abwehrmechanismen ge- Ostblockvertretern ein Felsbrocken vom Herzen ge- gen neue erdteilumfassende Fernsehtechniken zu fallen' sein muß, wurde doch hier mit scheinbar errichten. plausibler technischer Begründung für sie die Ge- fahr gebannt, daß ihre Bürger West-Fernsehen emp- Im Medienbericht der Bundesregierung wird zu fangen könnten. einer multilateralen Regelung der internationalen Kommunikationsbeziehungen allerdings eher lako- Ich gehe davon aus, daß der Sachverstand von nisch festgestellt, daß einem ungehinderten Nach- Vertretern öffentlich-rechtlicher Fernsehanstalten richtenaustausch, einem freien Austausch von Me- der Bundesrepublik Deutschland bei den Entschei- dienmitarbeitern und dem freien Zugang zu Informa- dungsprozessen auf dieser und anderen interna- tionsquellen die „unterschiedlichen Auffassungen tionalen Medienkonferenzen eine wichtige Rolle ge- von demokratisch und anders verfaßten Staaten zur spielt hat. Die Konferenzergebnisse haben aber zu- Informations- und Meinungsfreiheit und zum Zu- mindest die objektive Folge, daß unsere öffentlich- gang der Bürger zur Information" entgegenstünden. rechtlichen Anstalten durch eine Art „splendid Iso- lation" vor ausländischem Konkurrenzdruck bewahrt In wenigen Jahren wird die Satellitentechnik so bleiben. weit entwickelt sein, daß jeweils ein geostationä- rer Fernsehsatellit ein Drittel der Erdoberfläche be- Namens der CDU/CSU-Bundestagsfraktion forde- strahlen kann. Für den Empfang der Sendungen ir- re ich die Bundesregierung auf, den medienpoliti- schen Fragen im internationalen Bereich verstärkte gendeiner Fernsehstation in diesem Bereich wäre Aufmerksamkeit zuzuwenden, ihnen mit umfassen- dann nur noch ein vergleichsweise billiger soge- der Sachkunde und politischer Festigkeit zu begeg- nannter Decoder nötig. nen. Von diesem revolutionären Vorstoß in neue tech- (Beifall bei der CDU/CSU) nische Dimensionen ist im Medienbericht der Bun- desregierung nicht die Rede. Ich stelle das ohne Vor- wurf fest, weil die Entwicklungen vielleicht noch Vizepräsident Frau Funcke: Das Wort hat der Herr Abgeordnete Stercken. fünf oder zehn Jahre Zeit beanspruchen werden. Aber ich nehme das zum Anlaß, eindringlich davor zu warnen, politische Entscheidungen auf diesem Dr. Stercken (CDU/CSU) : Frau Präsidentin! Mei- Gebiet nur unter dem Druck fertiger technischer An- ne Damen und Herren! Im Europa-Wahlkampf hat gebote und daraus resultierender wirtschaftlicher Ei- es an Bekenntnissen zur Zusammenarbeit in Europa gengesetzlichkeiten zu treffen. keinen Mangel. Eine Prüfung liegt daher nahe, in welchem Umfang der Medienbericht der Bundesre- (Dr. Schwarz-Schilling [CDU/CSU] : Sehr gierung ihre Bereitschaft zur und ihr Interesse an richtig!) europäischer Zusammenarbeit im Bereich des Infor- Wir dürfen uns auch nicht von den zielbewußten mationswesens nachweist. Langzeitplanern im kommunistischen Machtbereich auf fortschrittsfeindliche Positionen festlegen lassen, Wer unter den medienpolitischen Fragen im in- etwa ein Kapitel „Europäi- nur weil der augenblickliche Stand der Technologie ternationalen Bereich sche Gemeinschaft" vermutet, muß erfahren, daß dafür eine Handhabe bietet. medienpolitische Fragen nur im Rahmen der Ver- (Beifall bei der CDU/CSU) einten Nationen, der UNESCO, der KSZE und des Was meine ich damit? In dem Abschnitt „Nut- Europarates Erwähnung zu verdienen scheinen. La- zung des 12-Gigahertz-Bereichs für Satellitenrund- pidar stellt der Bericht fest, daß sich — ich zitiere — „eine multinationale Regelung der internatio- funk" berichtet die Bundesregierung darüber, daß nalen Kommunikationsbeziehungen nur schwierig 1977 in Genf koordinierte OrbitPositionen und ge- verwirklichen läßt" . eignete Frequenzen für interessierte Länder festge- legt worden seien. Das bezieht sich auf jenen Sa- Die wenigen Vereinbarungen, die hier geschlos- tellitentyp, der nur ein Segment der Erdoberfläche sen werden, betreffen meist nur die Einsetzung von etwa von der Größe des Bundesgebiets bestrahlt. Ausschüssen und die Vergabe kostspieliger For- Selbstverständlich hatten wir uns pflichtgemäß an schungsaufträge, die zwar eine beträchtliche Heer- dieser Frequenzaufteilung zu beteiligen. schar von Medienforschern alimentieren, in der Re- gel aber wenig Ertrag liefern, der sich in prakti- sche Maßnahmen umsetzen ließe, von denen der Vizepräsident Frau Funcke: Ihre Redezeit ist ab- Bürger etwas spüren würde. gelaufen. Was Sie jetzt in Anspruch nehmen, geht Ihren Fraktionskollegen verloren. Wenn auch verständlich ist, warum Staaten un- terschiedlicher Gesellschafts- und Informationssy- steme den grenzüberschreitenden Informationsfluß Klein (München) (CDU/CSU) : Ich bin in einer nicht freier und natürlicher gestalten können, so Minute fertig, Frau Präsidentin. ist unbegreiflich, warum nicht auch in der Bundes- Lassen Sie mich die sehr berechtigte Vermutung republik Deutschland die Verantwortung gesehen äußern, daß bei dieser nur von den Skandinaviern wird, beharrlich einen gemeinsamen Markt der In- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11921

Dr. Stercken formationen zu schaffen, wie er unterdes in vielen In der österreichischen Hauptstadt werden seit europäischen Nachbarstaaten besteht. dem vergangenen Herbst die deutschen Fernseh- programme beispielsweise durch die Gesellschaft (Beifall bei der CDU/CSU) „Kabel Wien" angeboten. Eine interessante Nuan- Hier wird seit Jahren die Kabeltechnik einge- ce, Herr Bundesminister: 100 % dieses Unterneh- setzt, um auch die Fernsehprogramme anderer mens gehören der Gemeinde Wien. Hier ist also, Staaten in guter Qualität zu verbreiten. In gleich- wie ich glaube, eine öffentliche Verantwortung sprachigen Grenzgebieten ist das Interesse natür- auch für diese Entscheidung mit im Spiele. Zwar lich besonders groß, so in Belgien, Holland, Luxem- behalten sich die deutschen Fernsehanstalten ge- burg, Dänemark, der Schweiz und Österreich. Das genüber den Österreichern weiterhin alle Rechte Programm des Nachbarstaates wird als willkomme- vor; aber wer glaubt denn schon, daß wegen recht- ne Ergänzung betrachtet. Die Verkabelung hat da- licher Einsprüche eines Tages die Versorgung gan- her seit Jahren trotz ungeklärter Rechtsverhältnis- zer Bevölkerungen ihr Ende finden könnte, wenn se an der Grenze eingesetzt und breitet sich mehr man erst einmal dieses Angebot als sozialen Be- und mehr über das ganze Land aus. sitzstand empfindet? In Belgien empfangen heute mehr als 50 % aller Auch hier verschlingen übrigens Studiengesell- Fernsehhaushalte 13 in- und ausländische Pro- schaften beträchtliche Mittel, um die rechtlichen, gramme, mit denen sie mehrere Kabelgesellschaf- wirtschaftlichen, technischen und inhaltlichen Vor- ten in Brüssel und anderen großen Städten des aussetzungen für das Kabelfernsehen zu ergründen, Landes versorgen. Seit dem 24. Januar 1967 beste- während auf der anderen Seite die österreichische hen dafür alle rechtlichen Voraussetzungen. Post im Rahmen ihrer Sendehoheit munter Gemein- schaftsantennen, die auch als Endverteiler künfti- Belgien versorgt auch seine Garnisonen in ger Kabelfernsehprogramme herhalten sollen, baut. Deutschland mit dem eigenen Fernsehprogramm: Man braucht das Konzept nicht zu verraten, son- Vier Relaissender, vier lokale Sender und zwei Ka dern man schafft einfach ein technisches Präjudiz. belfernsehnetze gewährleisten die örtliche Versor- gung der belgischen Einheiten in Deutschland. In der Schweiz werden in einigen Ballungsräu- Die Empfangsmöglichkeiten in Luxemburg ent- men die Fernsehprogramme aller Nachbarstaaten sprechen denen Belgiens, da auch hier wie in über das Kabel angeboten. Zu Ende des vergange- Frankreich und in der Schweiz die belgische Ge- nen Jahres wurde in Arosa gar mit der Ausstrah- sellschaft Coditel die Anlagen errichtet und be- lung — ich wiederhole: mit der Ausstrahlung! — treibt. der Fernsehprogramme von ARD und ZDF begon- nen. Die schweizerische Postverwaltung stellte da- In Frankreich hat die staatliche Rundfunk- und für unbenutzte Fernsehkanäle sowie die erforderli- Fernsehgesellschaft ORTF dem französischen Ver- chen Umsetzer zur Verfügung. Natürlich sind auch legerverband den möglichen Betrieb zusätzlicher hier die rechtlichen Fragen nicht geklärt. Aber was Kabelprogramme überlassen. Das nationale Kabel- kümmert das selbst die öffentliche Hand, wenn fernsehsystem sieht auch Kanäle vor, die nach und sich damit ein Geschäft machen läßt und wenn die nach für die Fernsehprogramme aus anderen Län- Bevölkerung dies begrüßt und am Ende hono- dern nutzbar gemacht werden können. In einigen riert? Bereichen Frankreichs sind bereits die drei Pro- gramme der ORTF, Radio Luxemburg, Monaco, die Man könnte die Situationsbeschreibung auch auf ARD, das ZDF, die beiden belgischen sowie die die skandinavischen Staaten, auf Großbritannien, schweizerischen Programme verkabelt. Irland, Italien, die USA und Kanada ausdehnen, um zu begreifen, daß in fast allen vergleichbaren Staa- Das Dekret der französischen Regierung vom ten der Kabeltransfer in vollem Gange ist und daß 28. September 1977, das Richtlinien für den Betrieb dies wahrscheinlich auch in der Bundesrepublik so eines lokalen Kabelrundfunks festlegt, erwähnt in wäre, wenn mit der dann zur Verfügung stehenden Art. 1 ausdrücklich auch die Verbreitung von Pro- Technik nicht nur die Verbreitung bestehender grammen ausländischer Organisationen, soweit die Programme, sondern auch das Angebot neuer Pro- entsprechenden Signale normalerweise innerhalb gramme in einem möglicherweise nicht mehr öf- des betreffenden Gebietes drahtlos empfangen wer- fentlich-rechtlichen System geleistet werden könnte. den können. Natürlich können alle Programme der Nachbarstaaten in den Grenzgebieten empfangen Doch die Freigabe des Kabels für den „gemeinsa- und verkabelt werden. Doch wenn diese Pro- men Markt der Informationen" bedeutet ja nicht - gramme einmal verkabelt sind, wo soll dann die gleichzeitig eine Änderung der rechtlichen und ge- Grenze für ihre Verbreitung liegen? Die Rechtslage setzlichen Bedingungen als Voraussetzung für lo- bleibt auch hier letztlich ungeklärt. Die Entwick- kales Kabelfernsehen. Die Bundesregierung täte da- lung wird — wie in Belgien — zu einer völligen her gut daran, wenn durch die von der Bundespost Verkabelung aller ausländischen Programme in in steigendem Umfang angebotenen Kabelfernseh- Frankreich führen. Man läßt der normativen Kraft anlagen wie bei unseren Nachbarn Programme aus des Faktischen vollen Lauf. den anderen europäischen Staaten angeboten wer- Auch in den Niederlanden sind die eigenen den könnten, wie sie etwa für die in Deutschland Fernsehprogramme sowie solche aus Frankreich, stationierten amerikanischen, britischen, französi- Belgien und der Bundesrepublik Deutschland in schen und belgischen Einheiten zur Verfügung ste- wachsendem Maße über das Kabel zu empfangen. hen. 11922 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 Dr. Stercken Ein Vielfaches dieser ausländischen Minderhei- auf Ihre Anmerkung aus Zeitgründen nicht näher ten in der Bundesrepublik stellen die vier Millio- eingehen. nen ausländischer Arbeitnehmer dar, denen das Ich möchte darauf verweisen, daß auch der indi- italienische und das spanische Fernsehen ins Haus rekte Vorwurf, der da und dort gegen jene Lokal- geliefert werden könnte, wie dies in anderen Län- zeitungen erhobern wird, die den Markt beherr- dern geschieht. Denkbar ist auch die Übertragung schen, sie würden unter Umständen die Meinung anderer — etwa griechischer oder türkischer — manipulieren, sehr häufig nicht zutrifft. Wissen- Programme. Daß dies finanzierbar ist, wissen alle schaftliche Untersuchungen haben ergeben, daß Experten. Schließlich wird uns dies bei unseren sehr häufig auch dort der Versuch unternommen Nachbarn millionenfach vorgeführt. Investitionsko- wird, eine bestimmte Vielfalt der Meinungen in sten und Gebühren sind durchaus angemessen, je- den jeweiligen Landkreisen und bei der Bevölke- denfalls wenn dafür die Kosten angenommen wer- rung zum Ausdruck zu bringen. Keineswegs sind den dürfen, die uns aus fast allen anderen Ländern allerdings diese Konzentrationsbestrebungen, die bekanntgeworden sind, die solche Angebote ma- nach wie vor vorhanden sind, etwa begrüßenswert. chen. Aber das ist das Bedauerliche an dem Medienbe- Daß dies also technisch und finanziell machbar richt der Bundesregierung, daß nicht einmal klare ist, weiß auch die Deutsche Bundespost, wenn sie Wege aufgezeichnet werden, wie der verlangsamte zu Recht in neuen Kabelfernsehanlagen ein ein- Trend in einzelnen noch weiterhin verlangsamt trägliches Geschäft wittert, ein Geschäft, das die werden kann. Personalprobleme zu lösen vermag, die sich in den Eines sagen wir als CDU/CSU-Fraktion — und kommenden Jahren aus der Sättigung des Telefon- da stellen wir uns in Gegensatz zur Fraktion der marktes ergeben werden. SPD —, daß der Staat sich durch seine Maßnahmen Meine Anregung — ich komme zum Ende, Frau weder einen direkten noch einen indirekten Zugriff Präsidentin —, auch in Deutschland die Vorausset- auf das Pressewesen verschaffen darf. Wir sagen zungen für einen gemeinsamen Markt der Informa- sehr deutlich, daß wir für eine Stärkung der privat- tionen zu schaffen, begrenzt den Einsatz der neuen wirtschaftlichen Struktur der Presse im einzelnen Technik auf Gebiete, die gerade in einem demo- eintreten. kratischen Staat besonders fürsorglich behandelt Ich muß zum nächsten Punkt kommen. Vorhin werden sollten: den Respekt vor den Minderheiten, hat der Kollege Nöbel seinen großen „Stolz auf die Pflege der Sprache als Mittel zum gegenseiti- die eigenen Unternehmungen der SPD" erklärt. gen Verstehen sowie die Öffnung zur Kultur der Bundesgenossen und einer unmittelbaren Informa- (Zuruf des Abg. Dr. Nöbel [SPD]) tion über ihre Politik. Vielleicht gelingt es in die- Es ist wichtig, auch einmal auf die frühkapitalisti- ser Frage, hinter den Beschreibungen des Medien- schen Praktiken der SPD hinzuweisen, wenn es berichtes einmal etwas zu tun, was nicht allein ver- darum ging, die Auflösung der SPD-eigenen hindert und den Mangel organisiert oder verwaltet, Verlage vorzunehmen, und zwar ohne Sozialpläne, sondern was etwas Kreatives schafft. wo Mitarbeiter erst aus der Zeitung haben entneh- (Beifall bei der CDU/CSU) men müssen, daß sie auf die Straße gesetzt werden sollen. Vizepräsident Frau Funcke: Das Wort hat der (Zuruf von der CDU/CSU: Pfui!) Herr Abgeordnete Langguth. Wenn das die konkreten Erfahrungen sind, die die SPD selber in die Medienpolitik mit einbringen Dr. Langguth (CDU/CSU) : Frau Präsident! Meine kann, dann bedauern wir dies sehr. Damen und Herren! Die Zeit erlaubt es nicht, auf Lassen Sie mich wenige Worte noch zur alle Probleme der Pressekonzentration zu dieser Rolle der Bundespost und zur Uhrzeit noch einzugehen. Rolle der Bundesbahn sa- gen. Lesen Sie doch bitte einmal nach, was in ei- Kollege Jens hat vorhin erklärt, daß in 45,3% nem vom Bundespresse- und -informationsamt in der Kreise jeweils nur eine Zeitung vorhanden sei. Auftrag gegebenen Gutachten deutlich erklärt wur- Er hätte objektiverweise sagen müssen, daß hiervon de: daß durch die Rolle der Bundesbahn wie der nur 32,7% der Bevölkerung betroffen sind, 1969 wa- Bundespost die Kostenseite der Verlage stark bela- ren es 20%, 1976 — aber zu Zeiten der SPD/FDP-Me- stet wird und daß Lokalberichterstattung inaktuell dienpolitik — lebten 32,7 % der Bevölkerung in wird und daß damit Verzögerungen im Wettbewerb „Ein-Zeitungs-Kreisen". Ich nenne dies auch vor auftreten. Ich erinnere hier an die große Verant- dem Hintergrund, daß von unserer Seite keines- wortung, die die Bundespost wie auch die Bundes- wegs etwa Konzentrationbestrebungen gewünscht- bahn für die Erhaltung eines freien Marktes der werden. Aber ich möchte zum Ausdruck bringen, Medien haben. daß jenes Horrorgemälde, in der Bundesrepublik Ich will einige wenige Worte zu dem Thema ei- Deutschland sei die Pressefreiheit beseitigt, durch ner einheitlichen oder doch gleichwertigen zusätz- den Medienbericht der Bundesregierung nicht be- lichen stätigt wird. Altersversorgung für die Redakteure aller Medien sagen. Auch dieses Thema ist in jenem (Zurufe von der SPD: Wer hat das ge Medienbericht leider nur gestreift worden. Ich be- sagt?) grüße es ausdrücklich, daß nunmehr ein entspre- — Wer das gesagt hat? Bitte, lesen Sie die entspre chender Tarifvertrag, gültig ab 1. Januar 1979, zwi- chenden Kommentare durch! Ich kann leider jetzt schen Zeitungsverlegern und Gewerkschaften aus- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11923

Dr. Langguth gehandelt wurde, der ein Schritt in die richtige nommen hat, um alle innerhalb der Koalition mög- Richtung ist. licherweise umstrittenen medienpolitischen Fragen auszuklammern. Auch für den Bereich der Druck- Ich möchte zu meinem letzten Thema kommen. medien hat die Bundesregierung kein überragen- Es handelt sich um etwas, was jeder der Kollegen des, kein überzeugendes und kein langfristiges des Deutschen Bundestages bestätigen muß, wenn Konzept aufgewiesen. er sich mit Journalisten unterhält, nämlich die In- formationspolitik der Bundesregierung. Man sollte Deshalb werden wir auch in den Beratungen des sie hier ansprechen. Denn viele Journalisten kla- Innenausschusses auf diese Punkte deutlich hin- gen in Gesprächen darüber, daß die Funktion der weisen. Bundespressekonferenz immer mehr denaturiert (Beifall bei der CDU/CSU) wird, weil die Bundesregierung dieser Konferenz und damit der Vollversammlung der in Bonn ak- Wortmeldungen lie- kreditierten Journalisten keine wirklichen Informa- Vizepräsident Frau Funcke: tionen mehr übermittelt, sondern lediglich insge- gen nicht vor. Ich schließe die Aussprache. samt sehr wolkige und sehr allgemein gehaltene Der Ältestenrat empfiehlt, den Bericht auf Stellungnahmen in dieser Pressekonferenz abgibt. Drucksache 8/2264 an den Innenausschuß — feder- Es gibt überall Gesprächskreise, auch bei allen führend — und an den Ausschuß für Wirtschaft, Parteien und Fraktionen. Aber das Problem, das den Ausschuß für Bildung und Wissenschaft und ich darin sehe, ist, daß wirklich „heiße" Informa- den Ausschuß für Forschung und Technologie — tionen immer häufiger z. B. in der SPD-nahen Jour- mitberatend — und den Bericht auf Drucksache nalistenvereinigung „Club Gelbe Karte" oder ande- 8/2265 an den Ausschuß für Wirtschaft — federfüh- ren Gesprächskreisen von Regierungsmitgliedern rend — und an den Innenausschuß — mitberatend vermittelt werden. Die Frage, die wir stellen müs- — zu überweisen. Können wir uns darüber gemein- sen, ist eine Grundsatzfrage einer freiheitlichen Me- sam verständigen? — Ich sehe und höre keinen dienpolitik: Inwieweit erscheint die Information Widerspruch. Es ist so beschlossen. immer mehr als eine Ware, die in exklusiven Jour- Damit sind wir am Ende der Tagesordnung. nalistengesprächszirkeln vermittelt wird, so daß jene Journalisten, die außerhalb jener Gesprächs- Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen zirkel stehen, schlechter dran sind, Informationen Bundestages auf Mittwoch, den 9. Mai 1979, 13 Uhr im einzelnen zu erhalten? ein. Lassen Sie mich zusammenfassen. Auch für den Die Sitzung ist geschlossen. Bereich der Druckmedien kann jeder Leser erken- nen, welche Eiertänze die Bundesregierung unter (Schluß der Sitzung: 12.23 Uhr)

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Deutscher Bundestag - 8. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11925*

Anlagen zum Stenographischen Bericht

Anlage 1 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Liste der entschuldigten Abgeordneten Schmidt (München) * 27. 4. Schmidt (Wattenscheid) 27.4. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schreiber * 27. 4. Dr. Abelein 27. 4. Dr. Schwencke (Nienburg) 27. 4. Adams * 27. 4. Dr. Schwörer' 27. 4. Dr. van Aerssen * 27. 4. Seefeld * 27. 4. Dr. Ahrens ** 27. 4. Sieglerschmidt * 27. 4. Dr. Aigner * 27. 4. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim 27. 4. Alber * 27. 4. Spranger 27. 4. Dr. Bangemann * 27. 4. Dr. Starke (Franken) * 27. 4. Dr. Bayerl* 27. 4. Stockleben 27. 4. Dr. von Bismarck * 27. 4. Stommel 27. 4. Blumenfeld * 27. 4. Frau Tübler 27. 4. Dr. Bötsch 27. 4. Walkhoff 27. 4. Frau von Bothmer ** 27. 4. Frau Dr. Walz * 27. 4. Brandt 27. 4. Dr. Warnke 27. 4. Conrad (Riegelsberg) 27. 4. Dr. von Wartenberg 27. 4. Dr. Corterier 27. 4. Wawrzik * 27. 4. Cronenberg 27.4. Wissebach 27. 4. Dr. Dollinger 27. 4. Zeitler 27. 4. Dr. Dregger 27. 4. Zeyer 27, 4. Dr. Evers 27. 4. Fellermaier * 27. 4. Flämig ' 27. 4. Francke (Hamburg) 27. 4. Friedrich (Würzburg) 27. 4. Anlage 2 Dr. Früh * 27.4. Antwort Dr. Fuchs * 27. 4. Gärtner 27. 4. des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündli- Dr. Haack 27. 4. chen Fragen des Abgeordneten Wolfram (Reckling- Haase (Fürth) * 27. 4. hausen) (SPD) (Drucksache 8/2763 Fragen A 26 und Hauck 27. 4. 27): Welche Bedeutung mißt die Bundesregierung den Torfvor- Dr. Haussmann 27. 4. räten in der Bundesrepublik Deutschland bei, und wie soll der Höffkes 27. 4. Zielkonflikt zwischen wirtschaftlicher Nutzung und Schutz der Natur und Tierwelt gelöst werden? Hoffie 27. 4. Gedenkt die Bundesregierung, die EG-Kommission in Brüssel Hoffmann (Saarbrücken) * 27. 4. zu ermuntern, in direkten Verhandlungen mit den Ölförder- ländern und der OPEC zu versuchen, die Ölversorgung des ge- Ibrügger * 27. 4. meinsamen Markts mit ausreichenden Mengen und zu ange- Dr. Jahn (Braunschweig) * 27. 4. messenen Bedingungen vertraglich abzusichern? Jung * 27. 4. Dr. h. c. Kiesinger 27. 4. Zu Frage A 26: Klinker * 27. 4. Frau Krone-Appuhn 27.4. Die Bundesregierung mißt den Torfvorräten in Lange * 27. 4. der Bundesrepublik als Rohstoffbasis für einen vor- Lemp * 27. 4. wiegend mittelständisch strukturierten Industrie- Lücker * 27. 4. zweig eine erhebliche Bedeutung zu. Die Hauptab- Luster * 27. 4. baugebiete liegen in strukturschwachen Regionen Niedersachsens, auf das 90 % der Gesamtproduk- Dr. Marx 27. 4. Dr. Mertes (Gerolstein) 27. 4. tion entfallen. Müller (Mülheim)* 27. 4. Die Torfindustrie beschäftigt einschließlich der Müller (Remscheid) 27. 4. Kleinbetriebe 4 500 Personen, deren Existenzgrund- Müller (Wadern) * 27.4. lage durch den Zielkonflikt zwischen wirtschaftli- Dr. Müller-Hermann * 27. 4. cher Nutzung und Naturschutz direkt berührt wird. Neuhaus 27.4. Obwohl die Bundesregierung unmittelbar keine Frau Dr. Neumeister 27. 4. Möglichkeit hat, in diesen Zielkonflikt wegen der Pieroth 27. 4. Zuständigkeit der Länder gestaltend einzugreifen, Pohlmann 27. 4. erwartet sie jedoch von einem beim Niedersächsi- Frau Dr. Riede (Oeffingen) 27. 4. schen Landesamt für Bodenforschung laufenden Frau Schlei 27. 4. Forschungsvorhaben neue Beurteilungskriterien zur Lösung dieses Konflikts. Sie geht dabei davon aus, * für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen daß die Länder eine Lösung anstreben, die der Torf- Parlaments ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen industrie auch in Zukunft die Rohstoffgrundlage Versammlung des Europarates sichert. 11926* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Zu Frage A 27: vergleich vorliegt und seit der Irankrise an den in- Eine dauerhafte Lösung der weltweiten Energie ternationalen Rohölmärkten neue Fakten eingetre- Probleme kann nur in Übereinstimmung mit allen ten sind. beteiligten Gruppen sowohl auf der Produzenten- Erst wenn sich zeigen sollte, daß das Förderzins- wie auch auf der Verbraucherseite — unter Ein- Instrument die gehegten Erwartungen nicht zu er- schluß der ölimportierenden Entwicklungsländer — füllen vermag, wird die Bundesregierung über eine erreicht werden. Die Bundesrepublik hat gemein- etwaige Bundesmaßnahme zu entscheiden haben. sam mit den übrigen EG-Partnern schon auf der KIWZ die Notwendigkeit eines Energiedialogs her- Zu Frage A 29: vorgehoben, der die unerläßliche Kooperation zwi- Die Bundesregierung steht unverändert zu ihrer schen Produzenten- und Verbraucherländern inten- in der Zweiten Fortschreibung des Energiepro- sivieren und gleichzeitig die Voraussetzung für ein gramms zu diesem Thema niedergelegten Auffas- besseres Verständnis der Weltenergieprobleme und sung. ihrer Bedeutung für die gesamte weltwirtschaftli- che Entwicklung schaffen soll. Die Ölförderländer haben sich in der Vergangen- heit diesen Vorstellungen gegenüber vorwiegend Anlage 4 ablehnend geäußert, da sie u. a. eine unzulässige Einflußnahme auf ihre Ölpreis- und Förderpolitik Antwort befürchteten. Die vertragliche Absicherung einer des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündliche ausreichenden Belieferung der Gemeinschaft zu an- Frage des Abgeordneten Dr. Steger (SPD) (Druck- gemessenen Preisen erscheint unrealistisch. sache 8/2763 Frage A 30): Trifft es zu, daß die Bundesregierung ihre Pläne, die „Wind- fall-Profits" der aus den inländischen Ölquellen fördernden Unternehmen durch eine bundeseinheitliche Regelung abzu- schöpfen, aufgegeben hat, und welches waren gegebenenfalls die Gründe dafür? Anlage 3 Die Bundesregierung hat den Deutschen Bundes- Antwort tag über den aktuellen Stand des Themas windfall des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündli- profits zuletzt am 6. Dezember 1978, am 18. Januar chen Fragen des Abgeordneten Reuschenbach 1979 sowie am 15. Februar 1979 unterrichtet. Ich (SPD) (Drucksache 8/2763 Fragen A 28 und 29) : darf insoweit auf das Protokoll des Bundestages, Was hält die Bundesregierung für nötig und was wird sie Seiten 9477, 9989 und 10 928 verweisen. selbst tun, um ihre Ankündigung in der zweiten Fortschreibung des Energieprogramms vom Dezember 1977, unverzüglich" eine Die Bundesregierung ist unverändert der Auffas- höhere Belastung der Inlandsförderung in Angriff zu nehmen, jetzt auch zu realisieren? sung, daß eine höhere Belastung der Inlandsförde- Haben — wie der SPD-Pressedienst „Wirtschaft" vom 20. März rung gerechtfertigt ist. Dabei sollte eine stärkere 1979 meldete — die zuständigen Bundesminister Matthöfer und Dr. Graf Lambsdorff den Plan begraben, die „Windfall-Profits" Belastung der Inlandsförderung über eine weitere der aus den inländischen Ölquellen fördernden Unternehmen Anhebung der Länder-Förderzinsen angestrebt wer- durch eine bundeseinheitliche Regelung abzuschöpfen? den, da der Förderzins das herkömmliche deutsche Zu Frage A 28: Instrument für Abgaben auf die Förderung von Bo- denschätzen ist. Die Bundesregierung hat in der Zweiten Fort- schreibung angekündigt, sie werde gemeinsam mit Erst wenn sich zeigen sollte, daß die laufenden den betroffenen Bundesländern unverzüglich eine Förderzins-Verhandlungen zwischen Niedersachsen geeignete Lösung suchen. Über den aktuellen und den Fördergesellschaften keinen befriedigen- Stand dieser Bemühungen hat die Bundesregierung den Abschluß versprechen, wird die Bundesregie- den deutschen Bundestag zuletzt am 6. Dezember rung über eine etwaige Bundesmaßnahme zu ent- 1978 sowie am 18. Januar und 15. Februar 1979 un- scheiden haben. terrichtet. Ich darf insoweit auf das Protokoll des Bundestages verweisen, und zwar auf die Seiten 9477, 9989 und 10 928. Die Bundesregierung ist unverändert der Auffas- Anlage 5 sung, daß vor weitergehenden Überlegungen ver- Antwort sucht werden sollte, die Möglichkeiten auszuschöp- des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündli- fen, die der Länder-Förderzins als das herkömmli- - chen Fragen des Abgeordneten Dr. Häfele (CDU/ che deutsche Instrument für Abgaben auf die För- CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen A 31 und 32) : derung von Bodenschätzen bietet. Die Bundesregie- Beabsichtigt die Bundesregierung aus energiepolitischen rung unterstützt daher die laufenden Förderzins Gründen eine Besteuerung der deutschen „Windfall-Profits"? Verhandlungen zwischen Niedersachsen und den Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die steuer- einheimischen Fördergesellschaften. Sie ist der An- liche Abschöpfung der „Windfall-Profits" nicht dazu beiträgt, die Preise für Benzin und andere Mineralölprodukte zu senken sicht, daß diese Verhandlungen nunmehr zügig oder weitere Preiserhöhungen zu verhindern? fortgeführt und möglichst zu einem baldigen Ab- schluß gebracht werden sollten, nachdem das von Zu Frage A 31: beiden Verhandlungsseiten in Auftrag gegebene Die Bundesregierung hat bereits im Rahmen der Gutachten über einen internationalen Belastungs Zweiten Fortschreibung des Energieprogramms Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11927*

Ende 1977 festgestellt, daß nach ihrer Auffassung Auf die Energieverbrauchskennzeichnung bei eine höhere Belastung der Inlandsförderung ge- Haushaltsgeräten weist die Bundesregierung in In- rechtfertigt ist. Sie bemüht sich seitdem, gemein- formationen zur Energieeinsparung besonders hin. sam mit den betroffenen Bundesländern nach einer angemessenen Lösung zu suchen. Zum aktuellen Stand des Themas windfall profits ist der Deutsche Bundestag im übrigen zuletzt am Anlage 7 6. Dezember 1978 sowie am 18. Januar und 15. Fe- bruar 1979 unterrichtet worden. Ich darf insoweit Antwort auf das Protokoll des Deutschen Bundestages ver- des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündliche weisen, und zwar auf die Seiten 9477, 9989 und Frage des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Druck- 10928. sache 8/2763 Frage A 34) : Welchen gesellschaftspolitischen Sinn und Wert sieht die Bundesregierung in der heutigen Zeit beim Meistertitel im Zu Frage A 32: Handwerk?

Die Bundesregierung teilt die Auffassung, daß Den Meistertitel im Handwerk darf nach der eine steuerliche Abschöpfung der finanziellen Vor- Handwerksordnung nur führen, wer die Meisterprü- teile der inländischen Erdöl- und Erdgasproduzen- fung bestanden hat. Die Meisterprüfung als Ab- ten sicherlich nicht geeignet sein dürfte, die Preise schluß einer langjährigen qualifizierten Ausbildung für Mineralölprodukte sowie für Erdgas zu senken ist Grundlage für die anerkannt hohe Leistungsfä- und weitere Preiserhöhungen zu verhindern. higkeit des deutschen Handwerks. Das Handwerk Zumindest für das inländische Erdgas, bei dessen ist mit der Vielfalt seines Leistungsangebots und in Gewinnung über die Hälfte der sogenannten wind- seiner spezifischen Funktion ein unentbehrlicher fall profits anfallen, könnten — besonders etwa bei Teil unserer Volkswirtschaft. Die Nachfrage nach Einführung einer Verbrauchsteuer — Preiserhöhun- handwerklichen Leistungen und damit die Bedeu- gen auch auf der Endverbraucherstufe nicht ausge- tung dieses mittelständischen Wirtschaftsbereichs schlossen werden. wird auch in Zukunft nicht abnehmen. Die von der Bundesregierung gemeinsam mit den Die Meisterprüfung sichert zugleich eine qualifi- betroffenen Bundesländern angestrebte Lösung muß zierte Ausbildung des Nachwuchses weit über den folglich auch den Aspekt Verbraucherpreise im Bereich des Handwerks hinaus. Das gilt heute Auge behalten. ebenso wie zur Zeit des Erlasses der Handwerks- ordnung. Die Ausbildungsleistungen des Hand- werks tragen derzeit in besonderem Maße dazu bei, Ausbildungsplätze für die geburtenstarken Jahrgänge zu schaffen. Anlage 6 Das Bundesverfassungsgericht 'hat die Meister- Antwort prüfung als Befähigungsnachweis ausdrücklich be- stätigt. des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Frau Dr. Martiny-Glotz Die Bundesregierung ist mit dem Handwerk einig (SPD) (Drucksache 8/2763 Frage A 33) : in der Auffassung, daß die Meisterprüfung nach In welchem Ausmaß wird die vom Bundeswirtschaftsministe- wie vor eine geeignete Qualifikation im handwerk- rium angeregte Produktinformation in Form von gelben Etiket- lichen Bereich darstellt. Zur Erhaltung und Verbes- ten den Verbrauchern vom Handel angeboten, und welche Maß- nahmen werden von der Bundesregierung geplant, um eine serung der Meisterqualifikation wird der Bundes- verbreitete Nutzung der Produktinformation, insbesondere über den Energieverbrauch von elektrischen Geräten, zu erreichen? minister für Wirtschaft weiterhin die Berufsbilder und Prüfungsanforderungen, in der Meisterprüfung Die vom Bundesministerium für Wirtschaft ange- bundeseinheitlich durch Rechtsverordnungen in regte Produktinformation in Form von gelben Eti- Anpassung an die technische Entwicklung bestim- ketten wird derzeit noch nicht in der gewünschten men. breiten Form vom Handel angeboten. Dabei ist zu Die handwerkliche Meisterprüfung hat nach An- berücksichtigen, daß zunächst erhebliche Anlauf- sicht der Bundesregierung auch in heutiger Zeit schwierigkeiten überwunden werden müssen, die trotz struktureller wirtschaftlicher Veränderungen durch eine verstärkte Aufklärungstätigkeit der und der Notwendigkeit für das Handwerk, sich die- Verbände des Handels und der Verbraucher beho- sen anzupassen, ihren hohen gesellschaftspoliti- ben werden können. schen Stellenwert nicht verloren. Die Bundesregierung ist daran interessiert, daß die Verbraucher von der Produktinformation regen Gebrauch machen. Sie betrachtet es aber in erster Linie als Aufgabe der Träger der Produktinforma- tion, nämlich der Verbände der Industrie, des Han- Anlage 8 dels und der Verbraucher, die Aufmerksamkeit der Antwort Verbraucher auf die Produktinformation hinzulen- ken. Sie ist erforderlichenfalls bereit, diese Maß- des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündliche nahmen im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu unter- Frage des Abgeordneten Dr. Spöri (SPD) (Druck- stützen. sache 8/2763 Frage A 35) : 11928* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Welche Stellung bezieht die Bundesregierung zu den Vor- Bei einer Reihe bundesverbürgter Iran-Geschäfte würfen des baden-württembergischen Wirtschaftsministers Eberle, nachdem „der Bund mit seinem verstärkten mittelstandspoli- bestehen überfällige Forderungen. Nur für einen tischen Engagement insbesondere auf dem Gebiet der Förde- rung von Existenzgründungen sowohl gegen die Verwaltungs- kleinen Teil dieser Überfälligkeiten sind bisher Ent- kompetenz als auch gegen die Finanzierungskompetenz der Län- schädigungsanträge beim Bund gestellt worden, die der" verstoße und „Bestimmungen des Grundgesetzes umgehe"? jedoch noch nicht zu Entschädigungszahlungen ge- Die Bundesregierung leitet die verfassungsrecht- führt haben. Im übrigen ist festzustellen, daß irani- liche Zuständigkeit für die vom Bund durchgeführ- sche Vertragspartner ihren Zahlungsverpflichtungen ten Maßnahmen der Mittelstandsförderung aus der wieder zunehmend nachkommen. „Natur der Sache" her. Das Bundesverfassungsge- richt hat in einer Entscheidung vom 18. Juli 1967 (BVerfGE 22, 180, 217) eine solche ungeschriebene Kompetenz für Sachgebiete anerkannt, die eindeu- tig überregionalen Charakter haben und ihrer Na- Anlage 10 tur nach nur vom Bund geregelt werden können. Antwort Danach kann der Bund Maßnahmen der Wirt- schaftsförderung finanzieren, die sich auf das Wirt- des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Mündliche schaftsgebiet des Bundes als Ganzes beziehen und Frage des Abgeordneten Schedl (CDU/CSU) (Druck- ihrer Art nach nicht durch ein Land allein wirksam sache 8/2763 Fragen A 42 und 43) : wahrgenommen werden können. Hierunter fallen Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß Vorschläge der EG-Kommission, selbständige Handelsunternehmen auf dem Maßnahmen, die die Sorge für die Gesamtwirt- Verordnungswege vom Import von Fleisch zur Verarbeitung schaft zwingend erfordert. In den vergangenen Jah- im Rahmen der sog. Bilanzregelung auszuschließen, gegen die Grundsätze von Gleichheit und Gewerbefreiheit verstoßen und ren hat das Bundesministerium für Wirtschaft diese unter Einsatz aller verfügbaren Mittel abgewendet werden müs- Bundeskompetenz auch für eine Reihe von Maß- sen, und welche Folgerungen zieht sie gegebenenfalls daraus? Welche Schritte hat die Bundesregierung unternommen, damit nahmen der Mittelstandsförderung in Anspruch ge- selbständige Unternehmen des Groß- und Außenhandels weiter- nommen. hin die Möglichkeit haben, in eigener Verantwortlichkeit klei- nere und mittlere Industriebetriebe, die nicht die vielfältigen Aufgaben des Handels mit Interventionsfleisch und des Dritt- Gerade für die Förderung der Gründung neuer landimports bewältigen können, mit Fleisch zur Verarbeitung selbständiger Existenzen besteht im gesamtwirt- im Rahmen der Bilanzregelung zu beliefern, und ist die ' Bundesregierung bereit, eine Änderung der Verordnung (EWG) schaftlichen Interesse eine besondere Notwendig- des Rats Nr. 805/68 zu veranlassen, damit die Gewerbefreiheit keit. Die Bundesregierung hat deshalb — im An- für mittelständische Groß- und Außenhandelsunternehmen in diesem Bereich gewährleistet bleibt? schluß an den Weltwirtschaftsgipfel vom Juli 1978 — im Rahmen ihres Katalogs von wachstumspoliti- Zu Frage A 42: schen Maßnahmen auch beschlossen, Maßnahmen zur Erleichterung von Existenzgründungen zu prü- Die Bundesregierung vertritt die Auffassung, daß fen. Das Ergebnis dieser Prüfung stellt das am 14. sich das bisher praktizierte Verfahren bei der Re- Februar 1979 vom Kabinett verabschiedete Eigen- gelung der Einfuhren von Verarbeitungsrindfleisch kapitalhilfe-Programm dar. Dieses Programm hält im Rahmen der sogenannten Bilanzregelung be- sich nach Auffassung der Bundesregierung inner- währt hat und daher unter allen Umständen bei- halb der vom Bundesverfassungsgericht für eine behalten werden sollte. Die Vorschläge der EG- Bundeskompetenz kraft Natur der Sache gezogenen Kommission, zu denen sich diese durch ein Urteil Grenzen. Es verstößt daher weder gegen Kompe- des Europäischen Gerichtshofes veranlaßt sah, sind tenzen der Länder noch stellt es eine Umgehung wirtschaftspolitisch und rechtlich bedenklich. Sie von Bestimmungen des Grundgesetzes dar. schränken das Tätigkeitsfeld der im Außenhandel mit Vieh und Fleisch herkömmlicherweise tätigen Unternehmen unzulässig ein. Im übrigen könnten die nach dem EG-Vorschlag eröffneten Möglich- Anlage 9 keiten praktisch nur von einigen wenigen, insbe- Antwort sondere großen Verarbeitungsbetrieben ohne er- heblichen zusätzlichen Aufwand ausgenutzt werden. des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündliche Die Vorschläge werden daher von der Bundesre- Frage des Abgeordneten Thüsing (SPD) (Druck- gierung abgelehnt. sache 8/2763 Frage A 40) : Trifft es zu, daß die Bundesregierung für Lieferungen bundes- Zu Frage A 43: republikanischer Firmen an den Iran Hermes-Bürgschaften in Höhe von 8 Milliarden Mark übernommen hat, und haben Fir- men seit dem Umsturz im Iran für entgangene Geschäfte bereits Die Bundesregierung hat unmittelbar nach Be- Ausfallbürgschaften beantragt? kanntwerden des genannten Urteils des Europäi- schen Gerichtshofes mit den betroffenen Wirtschafts- Es trifft zu, daß im Zuge des starken Ausbaus verbänden die Situation analysiert und von An- der deutsch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen sich fang an deutlich gemacht, daß für sie nur eine Lö- das Bundesobligo aus der Übernahme von Ausfuhr- sung in Frage komme, die die Fortführung des in bürgschaften und -garantien für Iran-Geschäfte er- der Vergangenheit bewährten Verfahrens erlaubt. heblich erhöht hatte. Gegenwärtig beträgt das Ob- Sobald sich abzeichnete, daß die EG-Kommission ligo 8 Milliarden DM. eine gegenteilige, die Stellung der Importwirt- Seit dem Umsturz im Iran sind wegen der dar- schaft in bedenklicher Weise beschneidende Hal- aus erwachsenen erheblichen politischen und zu- tung einnehmen würde, hat die Bundesregierung gleich wirtschaftlichen Unsicherheiten neue Bundes- hiergegen bei der Kommission fernschriftlich pro- bürgschaften und -garantien nicht mehr gewährt testiert. Sie hat als Alternative einen Vorschlag worden. zur Änderung der maßgeblichen Vorschrift in der Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11929*

Sind die Informationen zutreffend, nach denen das Bundes- Gemeinsamen Rindfleischmarktordnung vorgelegt, verkehrsministerium mit dem Auftrag an die VTG-Reederei, die der in rechtlich abgesicherter Weise die Fortset- Lotsenversetzschiffe für die neu einzurichtende Versetzstation Helgoland zu stellen, in Kauf nimmt, daß die Billigflagge zung des bisher angewendeten Verfahrens ermög- Liberia, unter der diese Schiffe jetzt fahren sollen, mit erheb- lichen Beeinträchtigungen für Lotsen und Schiffsbesatzung ver- licht. Die Erörterung der Angelegenheit in Brüs- bunden ist? sel ist zur Zeit noch nicht abgeschlossen. Die Bun- Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, verstärkt auf desregierung wird bisher in ihrer Haltung von der die Lotsbetriebsvereine für die neue Versetzstation Helgoland Mehrzahl der übrigen Mitgliedstaaten unterstützt. zurückzugreifen? Zu Frage A 78: Nein. Das für die Lotsenversetzung eingesetzte Fahr- Anlage 11 zeug fährt unter deutscher Flagge und mit aus- schließlich deutscher Besatzung. Antwort des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Münd Zu Frage A 79: lichen Fragen der Abgeordneten Frau Matthäus- Die Möglichkeit besteht nicht. Die Lotsbetriebs- Maier (FDP) (Drucksache 8/2763 Fragen A 56 und 57): vereine verfügen nicht über dafür geeignete Fahr- Welche Gründe macht die Bundesregierung für eine Beibehal- tung des § 2 Abs. 2 der Verordnung über die Beschäftigung zeuge. Außerdem müssen im Interesse eines optima- von Frauen auf Fahrzeugen vom 2. Dezember 1971 geltend, nach len Versetzdienstes der Einsatz des Hubschraubers der als Fahrzeugführer tätige weibliche Arbeitnehmer sich im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen alle 18 Monate einer und ersatzweise des Schiffes in einer Hand liegen. ärztlichen Untersuchung unterzeichnen müssen, ohne die sie von ihrem Arbeitgeber nicht weiterbeschäftigt werden dürfen? Folgt die Bundesregierung der Ansicht, daß die allgemeinen gesetzlichen Regelungen für das Fahrpersonal in Verbindung mit den speziellen Vorschriften des Mutterschutzgesetzes voll Anlage 13 ausreichen und dementsprechend § 2 Abs. 2 der o. a. Verord- nung, der im übrigen von vielen Fahrerinnen im Personen- verkehr als diskriminierend empfunden wird, abgeschafft wer- Antwort den kann? des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündlichen Die von Ihnen genannte Verordnung des Bundes- Fragen des Abgeordneten Biehle (CDU/CSU) (Druck- ministers für Arbeit und Sozialordnung hat für sache 8/2763 Fragen A 80 und 81) : Frauen einen wesentlichen Fortschritt gebracht. Sie Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß nach dem für dieses Jahr vorgesehenen Abschluß der Bauarbeiten an der so- hat das bis dahin geltende Verbot, Frauen mit dem genannten Kleinen Umgehung mit Überführungsbauwerk in Karlstadt-Nord im Zug der B 26/27 die überörtlichen Verkehrs- Führen von Kraftfahrzeugen zu beschäftigen, durch probleme in Karlstadt gelöst und damit eine weitere große spezielle ärztliche Untersuchungen zum Schutze der Umgehung, die planerisch fixiert ist und die bauliche Entwick- lung der Kreisstadt Karlstadt schon jetzt behindert, nicht mehr Frauen ersetzt. Der Bundesminister für Arbeit und notwendig ist? Sozialordnung hat damals diese Schutzmaßnahme Ist die Bundesregierung bereit, gegebenenfalls die bisher ge- forderten Planungen dieser großen Umgehung östlich von Karl- wegen der Gesundheitsgefährdung, die insbesondere stadt aufzuheben und entsprechende Schritte zu veranlassen? durch Erschütterungen beim Fahren von Kraftfahr- zeugen gerade für den weiblichen Organismus ent- Wegen des Sachzusammenhangs möchte ich die stehen können, für erforderlich gehalten. beiden Fragen gemeinsam beantworten, wenn der Zur Zeit wird der Frauenarbeitsschutz im Rahmen Herr Kollege Biehle einverstanden ist. der Überprüfung der Arbeitszeitordnung mit dem Mit der Fertigstellung der Verlegung der B 26/ Ziel einer Anpassung an die heutigen Verhältnisse B 27 in Karlstadt werden die Verkehrsverhältnisse untersucht. Dazu gehört auch die von Ihnen ge- so entscheidend verbessert, daß eine weitere grö- nannte Verordnung. Die Überprüfung ist noch nicht ßere Umgehung in absehbarer Zeit nicht erforder- abgeschlossen. lich wird. Ein solches Projekt ist auch nicht Bestand- Im übrigen ist darauf hinzuweisen, daß die derzeit teil des Bedarfsplanes für die Bundesfernstraßen. geltenden Vorschriften des Mutterschutzgesetzes Somit muß auch eine „bisher geforderte Planung" noch nicht ausreichen, um die auf Kraftfahrzeugen nicht aufgegeben werden. beschäftigten Frauen zu schützen. Nach § 4 des Mut- terschutzgesetzes gilt z. B. das Verbot der Beschäf- tigung auf Beförderungsmitteln erst nach Ablauf des dritten Monats der Schwangerschaft. Die Gefahr Anlage 14 einer Fehlgeburt infolge von Erschütterungen auf Antwort - Kraftfahrzeugen besteht aber auch schon in den des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündliche ersten Monaten der Schwangerschaft. Frage des Abgeordneten Dr. Schwencke (Nienburg)

(SPD) (Drucksache 8/2763 Frage A 83) : Welche Initiativen hat oder wird die Bundesregierung, ge- gebenenfalls in Zusammenarbeit mit internationalen bzw. euro- päischen Gremien, ergreifen, um weiteres Vogelsterben, insbe- sondere in der Nordsee, auf Grund von sich wieder vermeh- Anlage 12 rendem „Ölteppich" zu verhindern? Antwort Bezüglich der Verhütung von der Schiffahrt aus- des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündlichen gehender Ölverschmutzungen bzw. der Bekämpfung Fragen des Abgeordneten Eickmeyer (SPD) (Druck- eingetretener Ölverschmutzungen im Bereich der sache 8/2763 Fragen A 78 und 79): hohen See und Küsten, hat die Bundesregierung 11930* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

in der jüngsten Zeit in den Antworten zu zwei Klei- vernehmen mit den Rundfunkanstalten und Ländern nen Anfragen im Bundestag Auskunft über die von . festgelegt. ihr getroffenen Maßnahmen gegeben (Bundestags- Ausländische Sender werden dann in die Anlagen drucksache Nrn. 8/1793 und 8/2456). eingespeist, wenn auch sie ortsüblich empfangen Die Bundesregierung wird darüber hinaus auf werden können. Für die z. Z. in Düsseldorf in Be- nationaler und internationaler Ebene alle sich bie- trieb befindliche Kabelanlage der Deutschen Bundes- tenden Gelegenheiten zur Klärung und Abstellung post sind deshalb auch zwei niederländische Fern- des in der Nordsee beobachteten Vogelsterbens sehprogramme aufgeschaltet worden. wahrnehmen.

Anlage 17 Anlage 15 Antwort Antwort des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündliche des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündliche Frage des Abgeordneten MHz (CDU/CSU) (Druck- Frage des Abgeordneten Dr. von Geldern (CDU/CSU) sache 8/2763 Frage A 87) : (Drucksache 8/2763 Frage A 84) : Trifft es zu, daß auf Grund der Festsetzung des Personal- haushalts des Bundespostministeriums auf 450 000 Arbeitskräfte Welche zeitliche Vorstellung besteht bei der Bundesregierung zusätzlich erhebliche Überstunden anfallen und der vorhandene für die Verwirklichung der geplanten Bundesautobahn A 26 Überstundenberg nicht abgebaut werden kann sowie ausgebil- von Hamburg über Buxtehude und Stade nach Himmelpforten dete Fernmeldehandwerker ab Herbst 1979 keinen ausbildungs- und weiter bis Cuxhaven? gerechten Arbeitsplatz erhalten, obwohl Arbeitsplätze im Fern- meldewesen vorhanden sind, und Schulabgänger, insbesondere weibliche Bewerber, soweit sie noch keine Einstellungszusage Die Realisierung der A 26 ist auf Grund der unter- haben, grundsätzlich nicht für den mittleren Fernmeldedienst eingestellt werden dürfen, obwohl teilweise ein dringender schiedlichen Dringlichkeitseinstufungen im zur Zeit Personalbedarf besteht? gültigen Bedarfsplan differenziert zu beurteilen. Für die in der Dringlichkeit I a befindliche Verkehrsein- Die ursprünglich auf 450 000 Arbeitskräfte fest- heit Landesgrenze Niedersachsen/Hamburg-Horne- gesetzte jahresdurchschnittliche Personalhöchstzahl burg (B 73) ist eine Bauzeit von 1981 bis 1984 vor- wurde im Einvernehmen zwischen Bundespostmini- gesehen. ster und Bundesfinanzminister bereits Mitte März Genauere Dispositionen über die weiteren Ab- auf 452 000 erhöht. Damit sind Ihre Befürchtungen schnitte von bis Himmelpforten (Dring- gegenstandslos. Im übrigen werden freie und besetz lichkeit I b/m. w. B.) und von dort bis Cuxhaven (zur bare Arbeitsplätze im mittleren Fernmeldedienst Zeit kein Ausbaubedarf) sind erst möglich, wenn die insbesondere auch mit weiblichen Bewerbern besetzt. Ergebnisse der z. Z. lfd. Bedarfsplanfortschreibung vorliegen.

Anlage 18 Antwort Anlage 16 des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündliche Antwort Frage des Abgeordneten Dr. Schulte (Schwäbisch Gmünd) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Frage A 88) : des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündlichen Ist die Bundesregierung bereit, die Gebühren für die Funk- Fragen des Abgeordneten Gärtner (FDP) (Drucksa- geräte von den Not- und Hilfsdiensten zu übernehmen? che 8/2763 Fragen A 85 und 86) : Hält die Bundesregierung es für richtig, daß die Deutsche Die Deutsche Bundespost hat als Sondervermögen Bundespost eigenverantwortlich darüber entscheidet, welche des Bundes einen eigenen Haushalt, zu dessen Aus- Rundfunk- und Fernsehprogramme sie in von ihr verkabelten Gebieten in das jeweilige Breitbandnetz einspeist? gleich in Einnahmen und Ausgaben sie verpflich- Nach welchen Kriterien werden die jeweiligen Programme tet ist. ausgesucht, und womit wird begründet, daß — wie z. B. in Düsseldorf geplant — auch Programme ausländischer kommer- Bei aller Anerkennung der Leistungen der Not- zieller Sender in die Kabelverteilanlagen eingegeben werden? und Rettungsdienste und allem Verständnis für die Es trifft nicht zu, daß die Deutsche Bundespost finanzielle Lage ihrer Träger, kann die Deutsche darüber entscheidet, welche Rundfunk- und Fern- Bundespost deshalb nicht auf die Funkgenehmi- gungsgebühren als Entgelt für ihre vielfältigen Auf- sehprogramme in die Breitbandkabelnetze der- Deut- schen Bundespost eingespeist werden. Vielmehr wer- gaben im Zusammenhang mit dem Betrieb der Funk- den in den Netzen die Programme übertragen, die anlagen verzichten. drahtlos am Ort empfangbar sind. Insoweit unter- Die Regelung der Aufgaben von Not- und Hilfs- scheiden sich die' Kabelnetze der Deutschen Bundes- diensten ist nach Artikel 30 des Grundgesetzes An- post grundsätzlich nicht von den Hunderttausenden gelegenheit der Bundesländer. Sie müssen daher von Gemeinschaftsantennenanlagen. Soweit wegen auch die bei der Wahrnehmung dieser Aufgaben der günstigen Standorte der Breitband-Kopfstationen entstehenden Kosten übernehmen. Die Bundesregie- der Deutschen Bundespost mehr Programme draht- rung sieht sich deshalb nicht dazu in der Lage, aus los hereingeholt werden können als mit einer einfa- dem Bundeshaushalt für diese Zwecke Mittel bereit- chen Hausantenne, werden diese Programme im Ein- zustellen. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11931*

Anlage 19 Quote ist jedoch 1979 nicht möglich, da die Kapazi- Antwort tät der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung — Fachbereich Post- und Fernmelde- des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündliche wesen — keine höhere Quote zuläßt. Wegen der Frage des Abgeordneten Dr. Dübber (SPD) (Druck- bestehenden Ausbildungsvorlaufzeiten von drei Jah- sache 8/2763 Frage A 90) : ren ist daher im gehobenen nichttechnischen Dienst Kennt die Bundesregierung die Praxis der US-Postverwal- nicht mit einem kurzfristigen Abbau des Fehlbestan- tung, mit „Federal Republic of Germany" addressierte Sendun- gen mit einem Stempel „Mail must be addressed as East or des zu rechnen. Es ist jedoch beabsichtigt, sobald als West Germany" an den amerikanischen Absender zurückzu- schicken, und ist sie bereit, mit der amerikanischen Regierung möglich grad. Betriebswirte einzustellen, deren Vor- dahin gehend zu verhandeln, daß dies künftig unterbleibt? laufzeiten voraussichtlich nur zwei Jahre betragen. Der Fehlbestand im gehobenen nichttechnischen In dem von Ihnen geschilderten Fall kann es sich Dienst wird danach 1983 gedeckt werden. nur um eine irrtümlich gestempelte Sendung han- deln, da gerade diese Adressierung gewünscht wird. Die Deutsche Bundespost hat auch im technischen Dienst eine Anhebung der Einstellungsquote vorge- Die Deutsche Bundespost hat Ende vergangenen nommen. Es konnten aber 1978 insgesamt nur 650 Jahres durch einzelne Zuschriften von Postkunden geeignete Nachwuchskräfte eingestellt werden. Für allerdings Kenntnis davon erhalten, daß Stempel 1979 ist eine Einstellungsquote von 900 verfügt mit dem in der Frage erwähnten Hinweis von worden. Diese Quote wird noch erhöht, sofern wei- Dienststellen der US-Postverwaltung auf Briefsen- tere qualifizierte Bewerber zur Verfügung stehen. dungen an Empfänger in der Bundesrepublik Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre wer- Deutschland abgedruckt wurden, wenn die Sendun- den sich kaum mehr als insgesamt 1 000 Nachwuchs- gen nur mit „Germany" adressiert waren. kräfte im technischen Dienst gewinnen lassen. We- Der Bundespostminister hat sich deshalb im No- gen der geringen Vorlaufzeit im gehobenen techni- vember 1978 an die US-Postverwaltung gewendet schen Dienst von einem Jahr kann jedoch mit den und auf die richtige Bezeichnung der Bundesrepu- für 1980 einzustellenden Kräften im Jahr 1981 eine blik Deutschland hingewiesen. Die Postverwaltung Abdeckung des Fehlbestandes erreicht werden. hatte dazu mitgeteilt, daß sie künftig bundeseinheit- lich einen Stempel vorsehen wird, der auf die kor- rekte Bezeichnung „Federal Republic of Germany" Zu Frage A 92: bzw. „German Democratic Republic" hinweist und Die im Stellenplan der Deutschen Bundespost aus- als Alternative die bei der Bevölkerung der USA gebrachten Planstellen reichen aus, um alle vorhan- weit verbreitete Bezeichnung West bzw. East Ger- denen Beamten nach Ableistung ihrer Probezeit frist- many ebenfalls enthält. gemäß planmäßig anzustellen. Nach § 17 Bundeshaushaltsordnung dürfen Plan- stellen nur für Aufgaben eingerichtet werden, zu de- Anlage 20 ren Wahrnehmung die Begründung eines Beamten- verhältnisses zulässig ist und die in der Regel Dau- Antwort eraufgaben sind. Dabei ist sicherzustellen, daß Plan- des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Mündlichen stellen im Stellenplan nur ausgebracht werden, wenn Fragen des Abgeordneten Becker (Nienberge) (SPD) sie im nächsten Haushaltsjahr auch besetzt werden (Drucksache 8/2763 Fragen A 91 und 92) : können. Ist der Bundesregierung bekannt, daß bei der Deutschen Der Bundespostminister wird sicherstellen, daß Bundespost allein im gehobenen Dienst gegenüber dem Ergebnis der Personalbemessung annähernd 4 000 Kräfte fehlen, und trotz verstärkter Nachwuchsgewinnung auch künftig was gedenkt sie zu unternehmen, um im Hinblick auf die Arbeitsmarktsituation diesen Fehlbestand abzubauen (es han- die erforderlichen Planstellen bereitstehen, um alle delt sich um Arbeitsplätze für Abiturienten, grad. Betriebs- vorgesehenen Anstellungen und Aufstiegsbeförde- wirte, grad. Ingenieure der Bereiche Elektrotechnik, Maschinen- bau, Verwaltung und Wirtschaft)? rungen rechtzeitig durchführen zu können. Ist die Bundesregierung bereit, die durch den Fehlbestand (rund 12 v. H.) entstandene ständige Überlastung der vorhan- denen Beamten zu beseitigen und den sich ergebenden Beför- derungsnachteilen für die vorhandenen Beamten entgegenzu- treten, die dadurch entstehen, daß die für die fehlenden Be- amten erforderlichen Planstellen im Stellenplan nicht einge bracht sind? Anlage 21 - Zu Frage A 91: Antwort Der Bundesregierung ist bekannt, daß am 31. De- des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Münd- zember 1978 in den gehobenen Laufbahnen der Deut- lichen Fragen des Abgeordneten Kolb (CDU/CSU) schen Bundespost ca. 4 000 Kräfte fehlten, davon (Drucksache 8/2763 Fragen A 95 und 96) : 1 700 im nichttechnischen und 2 250 im technischen Verfügt die Bundesregierung über Erkenntnisse, wonach --- wie das DIW Berlin annimmt — zur Zeit die Marktmieten so- Dienst. weit unter den Kostenmieten liegen, daß ca. 15 Jahre notwen- dig sind, um die Kostenmieten erzielen zu können, und daß Die ursprünglich für 1978 verfügten Einstellungs- weitere zehn Jahre notwendig sind, um die Differenz der ersten 15 Jahre auszugleichen? quoten im nichttechnischen Dienst wurden deshalb Wenn ja, wel ch e steuerlichen Möglichkeiten will die Bundes- um knapp 500 erhöht. Zum 1. September 1979 sind regierung ergreifen, um den frei finanzierten Wohnungsbau für Investoren (Versicherungen, Hypothekenbanken u. a.) wieder weitere 250 Einstellungen vorgesehen. Eine höhere attraktiv zu machen? 11932* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Der Bundesregierung sind Modellrechnungen des Allein diese subjektiven Einschätzungen haben DIW zu den Ertragsaussichten für Mietwohngebäu- die Bundesregierung jedoch nicht zu einem abschlie- de im freifinanzierten Wohnungsbau bekannt. Be- ßenden Urteil über die Zusammenhänge zwischen reits in seinem Wochenbericht vom 8. Juni 1978 mietrechtlichen Regelungen und dem tatsächlichen hat das DIW hierzu Modellrechnungen veröffent- Investitionsniveau im freifinanzierten Mietwoh- licht. nungsbau geführt.

Diese Modellrechnungen haben zu folgenden Er- Vielmehr hat die Bundesregierung betont, daß gebnissen geführt: über diesen Fragenkomplex weitere Erfahrungen gesammelt werden müssen. 1. Die Anfangsverluste bei Wohnungsbauinvesti- tionen haben sich gegenüber 1976 erheblich re- Die Aussage, daß Auswirkungen des Zweiten duziert und liegen wieder in der Größenordnung Wohnraumkündigungsschutzgesetzes auf das Inve- der Baujahrgänge Ende der 60er/Anfang der stitionsverhalten im freifinanzierten Mietwohnungs- 70er Jahre. bau nicht nachzuweisen sind, wird damit durch den Bericht der Bundesregierung voll bestätigt. 2. Die laufende Rechnung ist wie für diese Bau- jahrgänge wieder ausgeglichen. Zu Frage A 98: 3. Die Verluste der Anfangsperiode werden durch Steuerersparnisse, durch die Möglichkeiten des Die Frage bezieht sich, wie schon die einen ande- steuerlichen Verlustausgleichs und der degressi- ren Teilaspekt betreffende mündliche Anfrage des ven Gebäudeabschreibungen zum größten Teil Kollegen Dr. Jahn vom letzten Monat, auf den vom ausgeglichen. Deutschen Bundestag mit Beschluß vom 7. Dezem- ber 1978 angeforderten Bericht über die steuerlichen 4. Werden noch die Wertsteigerungen berücksich- Probleme bei der Umwandlung von Mietwohnungen tigt, so ergibt sich, daß Investitionen im Miet- in Eigentumswohnungen und deren Veräußerung. wohnungsbau durchaus attraktiv sein können. Dieser Bericht fällt, weil er steuerliche Probleme Die Bundesregierung sieht nach heutiger Einschät- betrifft, in die Federführung des Bundesministers zung keine Notwendigkeit, über die erst 1977 wie- der Finanzen. Ich bin aber gerne bereit, noch ein- der eingeführte degressive Abschreibung hinaus mal auf die Antwort des Parlamentarischen Staats- weitere steuerliche Maßnahmen zugunsten des frei- sekretärs beim Bundesminister der Finanzen in der finanzierten Mietwohnungsbaus zu ergreifen. Fragestunde des Deutschen Bundestages am 17. Ja- nuar 1979 hinzuweisen. Damals hat Herr Kollege Dr. Böhme mitgeteilt, daß die Vorarbeiten zu dem angeforderten Bericht eingeleitet sind, daß ein ge- nauer Zeitpunkt für die Vorlage des Berichtes je- Anlage 22 doch zur Zeit noch nicht genannt werden kann. Diese Antwort Feststellung gilt auch heute noch. des Parl. Statssekretärs Dr. Sperling auf die Münd- lichen Fragen des Abgeordneten Francke (Hamburg) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen A 97 und 98) : Anlage 23 Wie vereinbart der Bundeswohnungsbauminister seine Aus- sage, Auswirkungen des Zweiten Wohnraumkündigungsschutz- Antwort gesetzes auf das Investitionsverhalten im freifinanzierten Woh- nungsbau seien nicht nachzuweisen, mit der Aussage im Er- des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Münd- fahrungsbericht zum Zweiten Wohnraumkündigungsschutzgesetz, Befragungen von Vermietern hätten ergeben, daß ein Teil von lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Jahn (Münster) ihnen weitere Investitionen von Verbesserungen der mietrecht- (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen A 103 und lichen Rahmenbedingungen abhängig mache? 104) : Wie ist der Stand der Arbeiten des Bundeswohnungsbau- ministers an dem von ihm vorzulegenden Bericht über die Ist die Bundesregierung bereit, das im Auftrag des Bundes- steuerlichen Nachteile nichtgemeinnütziger Wohnungsunterneh- bauministers vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung men bei der Veräußerung von Mietwohnungen? erstattete Gutachten „Verteilungswirkungen des Förderungs- systems für den sozialen Wohnungsbau" — zitiert bereits im Wochenbericht 1-2/79 des DIW vom 11. Januar 1979 — den Zu Frage A 97: Abgeordneten des Deutschen Bundestages auf Wunsch zugäng- lich zu machen, und bis zu welchem Zeitpunkt kann dies ge- Die Bundesregierung ist in ihrem Bericht über die gebenenfalls geschehen? Welche Erfahrungen hat die Bundesregierung mit dem Stadt- Auswirkungen des Zweiten Wohnraumkündigungs- haus gemacht, und ist ihr bekannt, wieviel dieser Stadthäuser schutzgesetzes (BT-Drucksache 8/2610) auf S. 14 zwischenzeitlich zu welchen Kosten errichtet worden sind? ausführlich auf die vielfach unterstellten Zusammen- hänge von Investitionstätigkeit im freifinanzierten Zu Frage A 103: Mietwohnungsbau und dem geltenden Mietrecht ein- Das Gutachten „Subventionsumfang und Subven- gegangen. tionswirkung im sozialen Mietwohnungsbau" liegt Sie hat u. a. festgestellt, daß sich ein Teil der Ver- dem Bundesbauministerium bisher in wesentlichen mieter subjektiv durch die geltenden Regelungen Teilen als Vorentwurf vor. Eine vom Deutschen In- des Kündigungsschutzes und des Vergleichsmieten- stitut für Wirtschaftsforschung endgültig autorisierte verfahrens beeinträchtigt fühlt und weitere Investi- Fassung ist dem Ministerium für Mai zugesagt. Ich tionen von Verbesserungen der mietrechtlichen Rah- bin bereit, dieses Gutachten den Abgeordneten auf menbedingungen abhängig macht. deren Wunsch nach Eingang zugänglich zu machen. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11933*

Die Fertigstellung hat sich durch den Weggang des Der Einzelpreis von 3,40 DM pro Mappe (72 Seiten) Hauptbearbeiters vom DIW verzögert. ist — wenn man andere Publikationen zum Ver- gleich heranzieht — kostengünstig. Zu Frage A 104: Es kann nicht in jeder Publikation das gesamte Ich nehme an, daß Sie mit Ihrer Frage das Stadt- Spektrum der Forschungs- und Technologiepolitik hauskonzept der Bundesregierung ansprechen. Da- behandelt werden. Die Informationsmappe „For- nach werden vier solcher Maßnahmen in den Städten schung für den Bürger" berichtet über Einzelpro- Berlin, Fürth, Fulda und Unna gefördert. Mit dem jekte mit dem Ziel zu verdeutlichen, daß die For- Baubeginn ist im Herbst 1979 zu rechnen. Erst nach schungsförderung auch bei kleinen Projekten einen Abschluß der Bauarbeiten kann konkret über Er- hohen gesellschaftlichen Nutzen hat. Die Konzep- fahrungen bei diesen Maßnahmen einschließlich der tion verzichtet bewußt auf die Darstellung von Kosten berichtet werden. Großtechnologien wie z. B. Kernenergie, Raumfahrt, Luftfahrt oder Datenverarbeitung. Sowohl von der Darüber hinaus ist eine Studie in Auftrag gege- Anzahl als auch von der Auflage her gesehen hat ben worden, mit der die Möglichkeiten der wieder- der Großteil der BMFT-Publikationen auch die entdeckten Haus- und Wohnform des Stadthauses Kernenergie zum Thema. Daß in einer Broschüre dargestellt werden. Ziel dieser Studie ist es auch. weitere Aspekte und Bereiche der Forschungspoli- anhand einer Dokumentation von Projekten neueren tik aufgenommen und laufende und abgeschlossene Datums einen Überblick über die bisherigen Erfolge Forschungsprojekte dargestellt werden, kann nicht bei der Konkretisierung der Stadthausidee zu ge- zu Fehlschlüssen bezüglich der Bewertung von ben. Zur Erlangung dieses Überblicks wurden Wett- Kernenergie durch den Bundesminister für For- bewerbsergebnisse, vorbildlich geplante Lösungen schung und Technologie verleiten. Die klare Hal- und andere Initiativen, die das Stadthaus zum In- tung des BMFT ist aus der Vielzahl der Veröffent- halt hatten, analysiert. Die Bestandsaufnahme ergab, lichungen, der Verlautbarungen und nicht zuletzt daß gerade in letzter Zeit sehr zahlreiche Baumaß- aus den Erklärungen hier vor dem Deutschen Bun- nahmen durchgeführt wurden bzw. geplant werden. destag eindeutig erkennbar. Die Studie wird deshalb nur einen Ausschnitt enthal- ten können. Sie soll in Kürze in der Schriftenreihe Im übrigen schließe ich mich nicht der Wertung des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen an, es handele sich bei der Sonnenenergie um eine und Städtebau unter dem Titel „Studie Stadthaus" drittrangige Energiequelle. Im Interesse einer gesi- veröffentlicht werden. cherten Energieversorgung darf keine Möglichkeit außer acht gelassen werden, Energie zu gewinnen Die bisherigen Erfahrungen zeigen, daß das 1978 bzw. rationell mit ihr umzugehen. vorgestellte Stadthauskonzept von den Gemeinden außerordentlich begrüßt und in der Öffentlichkeit lebhaft diskutiert wird. Wegen der nur in beschränktem Umfang zur Ver- fügung stehenden Haushaltsmittel im Rahmen des Anlage 25 „Experimentellen Wohnungs- und Städtebaues" Antwort kann aber nur ein Bruchteil der an den Bund heran- des Parl. Staatssekretärs Stahl auf die Mündliche getragenen Maßnahmen realisiert werden. Frage des Abgeordneten Engelsberger (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Frage A 115) : Muß aus der Tatsache, daß die vom Bundesforschungsministe- rium herausgegebene Informationsschrift „Forschung für den Bürger" trotz der für die Entwicklung der Kerntechnik aufgewen- deten hohen Mittel kein Wort für Kernenergie selbst enthält, der Anlage 24 Schluß gezogen werden, daß Bundesminister Dr. Hauff die Nach- teile eines Verzichts auf Kernenergie als nicht sehr gravierend Antwort ansieht, und wie wäre gegebenenfalls eine solche Einstellung mit der wiederholt vom Bundeskanzler und insbesondere vom des Parl. Staatssekretärs Stahl auf die Mündlichen Bundeswirtschaftsminister geäußerten Ansicht in Einklang zu bringen, daß in der Bundesrepublik Deutschland auf Kernenergie Fragen des Abgeordneten Dr. Probst (CDU/ keinesfalls verzichtet werden könne? CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen A 113 und 114) : Die Informationsmappe „Forschung für den Bür- In welcher Auflage und mit welchen Kosten wurde die im Rahmen der Reihe „Bürger-Informationen" vom Bundesfor- ger" informiert insgesamt nur über Teilbereiche schungsminister erstellte Faltmappe „Forschung für den Bürger" herausgegeben, und ist es nach Auffassung der Bundesregierung der Forschungspolitik. Zielsetzung dieser Informa- mit einer sachgerechten Bürgerinformation vereinbar, wenn tionsmappe ist, über abgeschlossene und laufende darin unter dem Thema „Energie" vom „Solarsystem" bis zur Windmühle" alle nur denkbaren, von ihrer Leistungsfähigkeit Einzelprojekte aus der Forschungsförderung des her drittrangigen Energiequellen aufgeführt werden, die Kern- energie aber mit keiner Silbe erwähnt wird? Bundesministeriums für Forschung und Technolo- Besteht nach Auffassung der Bundesregierung nicht die Ge- gie zu berichten, die dem Bürger im Alltag begeg- fahr, daß durch eine solch einseitige Darstellung beim Bürger nen können. Unter diesem Aspekt wurden ca. 80 der Eindruck erweckt wird, daß Kernenergie entbehrlich ist, wenn nur auf die genannten Energiequellen zurückgegriffen Einzelprojekte ausgewählt. Dabei wurde nicht nur wird, und arbeitet die Bundesregierung mit ihrer einseitigen Information den Kernkraftgegnern nicht in die Hände? im Energiebereich, sondern generell auf die Dar- stellung der Förderung von großen technischen Die Informationsmappe „Forschung für den Bür- Forschungs- und Entwicklungsbereichen, wie z. B. ger" ist in einer Auflage von 50 000 Exemplaren Kernenergie, Mikroelektronik, Luft- und Raumfahrt, vom Bundesministerium für Forschung und Tech- Datenverarbeitung verzichtet. Die in der Frage aus- nologie herausgegeben worden. Kosten sind dafür gesprochene Schlußfolgerung ist daher nicht zu- in Höhe von insgesamt 170 000,— DM entstanden. treffend. 11934* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Anlage 26 Mischkraftstoffen mit einem Methanolanteil von Antwort 15 % haben zusammen mit der ersten Flottenerpro- des Parl. Staatssekretärs Stahl auf die Mündlichen bung in den Jahren 1975 und 1976 gezeigt, daß der Fragen des Abgeordneten Pfeffermann (CDU/CSU) Betrieb mit kleinen technischen Änderungen am (Drucksache 8/2763 Fragen A 116 und 117): Fahrzeug, dem Austausch von nicht alkoholbestän- digen Kunststoffteilen im Kraftstoffsystem, möglich Welche Forschungsprojekte hat der Bundesminister für For- schung und Technologie seit 1970 für den Bereich neuer An- ist. Mit dem weiterführenden Schwerpunktvorha- triebsstoffe im Verkehrsbereich gefördert, insbesondere für den Einsatt von Methanol und Elektrofahrzeugen? ben sollen vor allem auch die notwendigen Infra- Wie beurteilt der Bundesminister für Forschung und Technolo- strukturmaßnahmen von der Lagerung bis zur Ver- gie den Einsatz von Methanol in Kraftfahrzeugen in der Bundes- teilung an den Tankstellen in verstärktem Umfang republik Deutschland und in den Entwicklungsländern, und durch welche Maßnahmen kann der Einsatz von Methanol in der einbezogen werden, um damit für die gesamte Ket- Bundesrepublik Deutschland beschleunigt werden? te die technologischen Voraussetzungen im Hin- blick auf eine Entscheidungsfindung zu schaffen. Zu Frage A 116: Im Rahmen der weltweit intensivierten Bemü- In einer Grundsatzuntersuchung des Bundesmini- hungen um eine stärkere Unabhängigkeit vom steriums für Forschung und Technologie wurden Mineralöl werden mittelfristig Alkoholkraftstoffe die Aussichten und Möglichkeiten des Einsatzes überwiegend als aussichtsreichste Alternative ange- von alternativen Kraftstoffen analysiert. Sie wurde sehen. unter dem Titel „Neuen Kraftstoffen auf der Spur" veröffentlicht. Die gewonnenen Erkenntnisse bilde- Die Einführung von Methanol, auch in Entwick- ten die Grundlage für die Intensivierung der Akti- lungsländern, wird neben der notwendigen Lösung vitäten zur Untersuchung und Erprobung alternati- der technologischen Probleme maßgeblich von der ver Kraftstoffe im Rahmen der Förderungsmaßnah- weiteren Preisentwicklung auf dem Rohölmarkt be- men des Bereichs Kraftfahrzeuge und Straßenver- stimmt. kehr. Bis einschließlich 1978 wurden 19,5 Millionen DM an Förderungsmitteln aufgewendet. In anwen- dungsorientierten Forschungs- und Entwicklungsar- Anlage 27 beiten und Fahrzeugerprobungen wurden im Teil- Antwort bereich Methanol des Parl. Staatssekretärs Stahl auf die Mündlichen — die Verwendung von Alkoholen, insbesondere Fragen des Abgeordneten Ueberhorst (SPD) Methanol, als Mischkomponente mit einem An- (Drucksache 8/2763 Fragen A 118 und 119) : teil von mindestens 15 % in herkömmlichen In welchem Verhältnis stehen die personellen und sachlichen Mittel, die die Bundesregierung zur Förderung der sogenannten Otto-Kraftstoffen und integrierten nuklearen Entsorgung mit der plutoniumproduzieren- den Wiederaufarbeitung und zu alternativen Entsorgungskonzep- — die Verwendung von Methanolkraftstoffen in tionen aufwendet? Otto- und Dieselmotor Hat die Bundesregierung die Absicht, zur Erweiterung der staatlichen Beurteilungskapazität die Entwicklung alternativer untersucht. Entsorgungskonzepte verstärkt zu fördern, gegebenenfalls wie?

Für spezielle Einsatzfälle, insbesondere im öf- Zu Frage A 118: fentlichen Personennahverkehr, wurden im Sektor Die mit Bundesmitteln geförderten Forschungs- Elektrofahrzeuge und Entwicklungsarbeiten zur Entsorgung konzen- — der batterie-elektrische Busbetrieb und trieren sich auf die sicherheitsrelevanten Fragestel- — das System DUO-Bus lungen des integrierten Entsorgungskonzeptes der Bundesregierung. Hierbei handelt es sich um Ar- gefördert. beiten, die entsprechend dem Ergebnis der bisheri- Im Rahmen des Schwerpunktprojekts zur Demon- gen Prüfungen durch die Reaktorsicherheitskom- stration alternativer Enegieversorgung für den mission/Strahlenschutzkommission projektbeglei- Straßenverkehr sind für 1979 bis 1982 135 Millionen tend während der langen Genehmigungsphase DM an Förderungsmitteln eingeplant. Im Mittel- durchzuführen sind und die auch die Untersuchung punkt steht eine Flottenerprobung mit Methanol- alternativer Teilschritte im Entsorgungskonzept kraftstoffen, der Wasserstofftechnologie sowie der umfassen. Dabei ist noch anzumerken, daß die Elektrotraktion und Hybridtechnologie unter realen Wiederaufarbeitung kein Plutonium produziert, son- Einsatzbedingungen im Straßenverkehr. Das Pro- dern vielmehr das im Reaktor erzeugte Plutonium gramm wird schwerpunktmäßig in Berlin durchge- von den Spaltprodukten abtrennt und damit die führt. Für einen Großversuch mit dem DUO-Bus Voraussetzung für seine Verbrennung im Reaktor sind bis 1982 15 Millionen DM eingeplant. Darüber schafft. Zu alternativen Entsorgungsvorstellungen hinaus fördert die Bundesregierung die Einsatzer- ohne Wiederaufarbeitung wurden bisher nur in be- probung von 20 Bussen mit batterie-elektrischem grenztem Umfang Überlegungen angestellt. Hybridantrieb in Stuttgart und Wesel. Zu Frage A 119: Zu Frage A 117: Die Bunderegierung hat nach den ihr vorliegen- Die bisherigen Forschungs- und Entwicklungsar- den Kenntnissen keine Veranlassung, den Ansatz beiten über die Anwendung von Benzin-Methanol- eines integrierten Entsorgungskonzepts grundsätz- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11935* lieh in Zweifel zu ziehen. Sie ist aber nach wie vor Nord-Süd-Dialog und von hervorragender Bedeu- bereit — und dies hat sie anläßlich des Beginns der tung sowohl für das politische Klima wie auch die Flachbohrungen in Gorleben nochmals erklärt ---- sachliche Auseinandersetzung zwischen Industrie- alternative Vorstellungen in einem offenen und fai- und Entwicklungsländern. ren Dialog zu diskutieren. Als Grundlage dazu wird Die Bundesregierung wird sich auch auf dieser sie eine systemanalytische Untersuchung in Auf- Konferenz bemühen, durch ihre Mitwirkung zu ei- trag geben, in der die grundlegenden Aspekte der ner möglichst fruchtbaren Sachdiskussion beizutra- Entsorgung mit oder ohne Wiederaufbereitung gen. In der Folge wird es darauf ankommen, die sorgfältig und umfassend einander gegenüberge- von dieser Konferenz ausgehenden Denkanstöße in stellt werden sollen. Solange diese grundsätzlichen den internationalen Fachgremien konkret weiter zu Fragen diskutiert werden, hält die Bundesregierung verfolgen und sie in die entwicklungspolitische Ar- die Behandlung technischer Detailprobleme einer beit auf EG- und OECD-Ebene mit einzubeziehen. alternativen Entsorgungstechnologie nicht für sinn- Hierin sieht die Bundesregierung auch eine Mög- voll. lichkeit, die Ergebnisse der UNCTAD-Konferenz Die Bundesregierung wird dabei insbesondere für unsere künftige entwicklungspolitische Arbeit auch die Ergebnisse der laufenden Diskussion im nutzbar zu machen. Rahmen von INFCE hinsichtlich ihrer Konsequen- zen für das deutsche Entsorgungskonzept sorgfältig prüfen und, falls erforderlich, auch zusätzliche Ent- wicklungsarbeiten fördern. Anlage 29 Antwort des Staatsministers Dr. von Dohnanyi auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Hupka Anlage 28 (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Frage A 126) : Antwort Ist der Bundesregierung der Personalmangel an der deutschen Botschaft in Bukarest angesichts der zunehmenden Zahl von des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Mündli- Ausreisewünschen der Deutschen rumänischer Staatsangehörig- chen Fragen des Abgeordneten keit und des Umfangs der Verbalnoten gegenüber den rumä- Dr. Hoffacker nischen Dienststellen bekannt, und wann gedenkt sie, diesen (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen A 122 und durch weiteres Personal, das andernorts vielleicht nicht so drin- 123): gend benötigt wird, zu beheben? Hält der Bundeskanzler einen Rohstoff-Fonds für eine Gefähr- Im Konsular- und Rechtsreferat der Botschaft Bu- dung der Rohstoffversorgung zu tragbaren Preisen und für die meisten Entwicklungsländer für nutzlos (vgl. „Der Spiegel", Aus- karest sind gegenwärtig fünf Konsularbeamte und gabe 16. April 1979, S. 24), und wenn ja, aus welchen Gründen? weitere Hilfskräfte tätig. Das Auswärtige Amt be- Was unternimmt die Bundesregierung, um die UNCTAD-Kon- müht sich, für den Haushalt 1980 eine zusätzliche ferenz in Manila für die zukünftige Arbeit der Entwicklungs- politik nutzbar zu machen und der Befürchtung entgegenzuwir- Stelle des gehobenen Dienstes zur Verstärkung des ken, daß solche Veranstaltungen nach dem Urteil des Bundes- kanzlers sachliche Gespräche unmöglich machen und auf solchen besonders belasteten Konsularreferats der Bot- Mammutkonferenzen große Luftblasen und Fensterreden für die heimische Presse gehalten werden (vgl. „Der Spiegel", Ausgabe schaft Bukarest zu erhalten. Außerdem laufen zur 16. April 1979, S. 24)? Zeit Verhandlungen mit der rumänischen Seite über die gegenseitige Errichtung von Generalkon- Zu Frage A 122: sulaten in Temeschburg und München. Die Bundesregierung hat der Schaffung des Ge- Das Auswärtige Amt geht von der Erwartung meinsamen Rohstoff-Fonds zugestimmt, da die für aus, daß bei Bewilligung einer Stelle des gehobe- uns wesentlichen Grundsätze in den Verhandlun- nen Dienstes für die Botschaft Bukarest, auch bei gen durchgesetzt werden konnten. erfolgreichem Abschluß der Konsularverhandlun- gen nach Eröffnung eines Generalkonsulats in Te- Ein derartiger Rohstoff-Fonds kann zur Rohstoff- meschburg, der entstehende Arbeitsanfall durch die versorgung zu angemessenen Preisen beitragen, Familienzusammenführung deutschstämmiger Ru- wenn sich auch die Rohstoffdiskussionen im Nord- mänen zufriedenstellend und zügig bewältigt wer- Süd-Dialog derzeit in erster Linie auf die Preissta- den kann. bilisierung und Strukturverbesserung konzentrie- ren.

Zu Frage A 123: Anlage 30 Große internationale Konferenzen wie die UNC- Antwort TAD V in Manila werfen naturgemäß wegen der des Staatsministers Dr. von Dohnanyi auf die Vielfalt der dort behandelten Themen, der Konfe- Mündliche Frage des Abgeordneten Vogel (Ennepe- renzstruktur mit zahlreichen Delegationen und der tal) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Frage A 130) : oft schwierigen Abstimmungsprozeduren innerhalb Ist es ein generelles Prinzip in der Diplomatie der Bundesre- und zwischen den verschiedenen Ländergruppen gierung, Regierungen von Staaten dann nicht anzuerkennen, wenn wichtige Teile der Bevölkerung an einer Wahl nicht mit- eine Reihe von Problemen auf, die die Effizienz gewirkt haben, aus der diese Regierungen hervorgegangen sind, solcher Veranstaltungen beeinträchtigen können. oder handelt es sich um eine gezielte und spezielle Bedingung für die Anerkennung SWA/Namibias bzw. Rhodesiens? Diese mehr technischen Schwierigkeiten mindern jedoch nicht die Bedeutung einer solchen Konfe- Die Bundesregierung spricht ausdrücklich Aner- renz. UNCTAD V ist eine wichtige Etappe im kennungen nur gegenüber neuen Staaten nicht aber 11936* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 gegenüber neuen Regierungen aus. Namibia und Wieviel Angehörige des UNTAG-Militär- und Rhodesien sind noch nicht als unabhängige Staaten Zivilpersonals bereits zur Stunde des Waffen- anerkannt. Eine Anerkennung neu gebildeter Re- stillstands in Namibia anwesend sein werden, unter- gierungen in diesen Gebieten würde die Anerken- liegt der Entscheidung des Generalsekretärs der nung dieser Gebiete als neue Staaten der Völker- Vereinten Nationen. rechtsgemeinschaft voraussetzen. Dieser hat wiederholt erklärt, daß er damit rechne, zum Zeitpunkt des Waffenstillstands die 200 Beobachter (Ziffer 26 des Waldheim-Berichts vom 29. August 1978) und einUNTAG-Bataillon im Lande zu haben. Auf der zivilen Seite würde dann bereits Anlage 31 der Namibia-Bevollmächtigte des VN-Generalsekre- Antwort tärs, Ahtisaari, mit seinem Stab in Namibia sein. des Staatsministers Dr. von Dohnanyi auf die Eine militärische Präsenz von UNTAG in den Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Kar- Nachbarstaaten Namibias ist nicht Teil des west- watzki (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen A 131 lichen Lösungsvorschlags und ist daher auch nicht und 132) : vorgesehen. In den Nachbarstaaten sollen vielmehr Ist die Bundesregierung der Meinung, daß das angesprochene Verbindungsbeamte (liaison officials) des VN-Ge- Prinzip beispielsweise in Chile, der Sowjetunion, Südafrika oder Uganda verwirklicht ist, und wenn nicht, warum hat sie diese neralsekretärs zu den jeweiligen Regierungen tätig Regierungen dennoch anerkannt und unterhält diplomatische Be- werden. ziehungen mit diesen Staaten? Sieht die Bundesregierung in der Schließung des Konsulats in Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat Windhuk immer noch eine angesichts der Bedeutung der SWA- nicht der Bundesregierung, sondern dem VN-Ge- Frage opportune und folgerichtige Maßnahme, die Interessen der SWA/Namibia-Deutschen zu wahren, und welche Gründe der neralsekretär das Mandat zur Verwirklichung des politischen Logik sprechen dafür, diese Interessen ausgerechnet von Südafrika aus zu vertreten? westlichen Lösungsvorschlags erteilt.

Zu Frage A 131:

Die Bundesregierung pflegt ausdrückliche Aner- Anlage 33 kennungen nur gegenüber neuen Staaten, nicht aber Antwort gegenüber neuen Regierungen auszusprechen. In- folgedessen hat die Bundesregierung (und ihre Vor- des Staatsministers Dr. von Dohnanyi auf die Münd- gängerinnen) hinsichtlich der von Ihnen genannten liche Frage des Abgeordneten Dr. Hammans (CDU/ vier Staaten dieser Frage nicht gegenübergestan- CSU) (Drucksache 8/2763 Frage A 134) : den. Kann die Bundesregierung mittlerweile eine Antwort auf die Frage geben, die sie der DTA-Delegation am 30. März. 1979 noch nicht beantworten konnte, wieviel Zeit SWAPO-Einheiten nach Zu Frage A 132: der Stunde X des Waffenstillstandes in SWA/Namibia noch ha- ben sollten, um sich bei der UNTAG registrieren zu lassen, und wie erklärt es die Bundesregierung, die als eine der fünf West- Den ersten Teil Ihrer Frage beantworte ich mit mächte besondere Verantwortung für die Friedensregelung trägt, daß sie eine so wichtige Frage auch 14 Tage nach dem vorgese- Ja. henen Waffenstillstandstermin noch nicht beantworten konnte? Zum zweiten Teil Ihrer Frage: Die Wahrneh- mung konsularischer Aufgaben in einem Territo- Die in Namibia operierenden SWAPO-Kämpfer wer- den nach den Vorstellungen des VN-Generalsekre- rium setzt die Genehmigung derjenigen Instanz voraus, die die tatsächliche Gewalt in diesem Ter- tärs nach Inkrafttreten des Waffenstillstands und ritorium ausübt. Da nach wie vor die südafrikani- dem Anlaufen des im westlichen Namibia-Plan vor- sche Regierung die tatsächliche Gewalt ausübt, kam gesehenen Verfahrens nur 48 Stunden Zeit haben, für die Sicherstellung der Betreuung der dort leben- um sich bei UNTAG zu melden und in „locations" den Deutschen nur eine Übertragung der konsula- zusammengefaßt zu werden. rischen Aufgaben auf die deutschen konsularischen Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat Vertretungen in der Republik Südafrika in Betracht. nicht der Bundesregierung, sondern dem VN-Gene- ralsekretär das Mandat zur Verwirklichung des westlichen Lösungsvorschlags erteilt. Die Bundesre- gierung kann daher — bei all ihrem Engagement in der Namibia-Initiative der fünf westlichen Mächte — Anlage 32 auch nicht jederzeit und über jeden einzelnen der Antwort vom VN-Generalsekretär beabsichtigten Schritte ge- des Staatsministers Dr. von Dohnanyi auf die genüber Dritten verbindlich Auskunft geben. Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Frage A 133) :

Kann die Bundesregierung mittlerweile eine Antwort auf die Frage geben, die sie der DTA-Delegation am 30. März 1979 im Anlage 34 Auswärtigen Amt noch nicht beantworten konnte, wie viele Kräfte des UNTAG-Militär- und Zivilpersonals bereits in der Antwort Stunde X des Waffenstillstandes in SWA/Namibia und seinen Nachbarländern präsent sein würden, und wie erklärt es die des Staatsministers Dr. von Dohnanyi auf die Münd- Bundesregierung, die als eine der fünf Westmächte besondere Verantwortung für die Friedensregelung trägt, daß eine so wich- lichen Fragen des Abgeordneten Daweke (CDU/ tige Frage auch 14 Tage nach dem vorgesehenen Waffenstill- standstermin noch nicht beantwortet werden konnte? CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen A 135 und 136) : Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11937*

Zeigt der Umstand, daß es der Bundesregierung und den ande- Hat sich die Bundesregierung dabei der Hoffnung hingegeben, ren Westmächten nicht möglich war, so wichtige Fragen recht- daß die Formulierung „bases" für alle anderen Kräfte in SWA/ zeitig zu beantworten und so weitere Grauzonen in wichtigen Namibia als die SWAPO akzeptabel sein würde, und worauf Bereichen einer Friedensregelung für SWA/Namibia zu verhin- konnte sie gegebenenfalls eine solche Hoffnung stützen? dern, nicht, daß die Schlichtungsvorschläge der Westmächte in wichtigen Punkten nicht konkretisiert waren, und was recht- Ist die Bundesregierung darüber informiert, wann der UNO- fertigte die Annahme, daß sie dennoch für alle Beteiligten ak- Bevollmächtigte und der UNTAG-Stab in SWA/Namibia eintref- zeptabel sein würden? fen werden und warum dies bisher noch nicht geschehen ist? Welche Gründe waren für die Bundesregierung dafür maß- gebend, in den Vorschlägen für eine Waffenstillstandsregelung Zu Frage A 137: in SWA/Namibia die Formulierung „established bases", die im Entwurf vom Januar 1978 noch enthalten war, aufzugeben und nur noch von „bases" zu sprechen und hat sie nicht hiermit das Nach Auffassung der Bundesregierung und ihrer Loch im Netz der durch den Generalsekretär der UNO aufzustel- westlichen Partner ist die Zusammenfassung der be- lenden Durchführungsbestimmungen vorbereitet, durch das die SWAPO unmittelbar vor Inkrafttreten eines Waffenstillstands in waffneten SWAPO-Kämpfer, die sich nach Beginn großer Zahl und mit allen Waffen über die Grenzen SWA/ Namibias schlüpfen konnte? des Waffenstillstands im Territorium befinden, in VN-überwachte Lager unter Sicherheitsgesichtspunk- ten ein klarer Vorteil. Ein Verbleiben dieser SWA- Zu Frage A 135: PO-Kämpfer im Untergrund erschiene — verglichen Der westliche Namibia-Plan stellt in seiner vom hiermit — wesentlich bedenklicher. VN-Sicherheitsrat gebilligten Form ein Mandat für den VN-Generalsekretär dar. Die fünf westlichen Zu Frage A 138: Mächte konnten es nicht als ihre Aufgabe ansehen, Der Namibia-Bevollmächtigte des VN-Generalse- jede Einzelfrage im voraus zu regeln. Dasselbe gilt kretärs und der UNTAG-Stab können ihre im west- übrigens auch für die Vielzahl weiterer Einzel- lichen Namibia-Plan vorgesehenen Aufgaben in fragen, die bei einer tatsächlichen Durchführung des Namibia erst dann aufnehmen, wenn die südafrika- UNTAG-Auftrages noch auftauchen werden. Die nische Regierung als Trägerin der tatsächlichen Ge- Bundesregierung und ihre westlichen Partner gehen walt im Territorium dies möglich macht. davon aus, daß diese Fragen von dem Namibia-Be- vollmächtigten des VN-Generalsekretärs und dem Die südafrikanische Regierung hat die Kompro- südafrikanischen Generaladministrator an Ort und mißvorschläge des VN-Generalsekretärs in seinem Stelle geregelt werden. Bericht vom 26. Februar 1979 an den VN-Sicherheits- rat zu den noch offenen Fragen bei Durchführung Der westliche Lösungsvorschlag und die zu seiner des Namibia-Plans bisher nicht akzeptiert. Durchführung vorgelegten Vorschläge des VN-Ge- neralsekretärs sind insgesamt gesehen ein fairer und ausgewogener Kompromiß, der nach Ansicht aller fünf westlichen Mächte den Interessen aller Beteilig- Anlage 36 ten gerecht wird. Eine solche Kompromißlösung ist Antwort nur dann durchführbar, wenn alle Beteiligten den guten Willen mitbringen, auch in Detailfragen auf- des Staatsministers Dr. von Dohnanyi auf die Münd- tauchende Schwierigkeiten zu überwinden. Fehlt es liche Frage des Abgeordneten Engelsberger (CDU/ an gutem Willen, wird auch ein noch so perfekter CSU) (Drucksache 8/2763 Frage A 139) : und detaillierter Kompromißplan nicht zu dem ge- Ist die Bundesregierung bereit, die aus den Wahlen in Rhode- sien/Zimbabwe resultierende schwarze Mehrheitsregierung anzu- wünschten Ergebnis führen. erkennen und die bisherigen Wirtschaftssanktionen aufzuheben, und welches waren für die Bundesregierung bisher die Gründe, ausschließlich auf die Befreiungsbewegung „Patriotische Front" zu setzen? Zu Frage A 136: Die Bundesregierung hat niemals ausschließlich Die Formulierung „established bases" wurde sei- auf die Patriotische Front gesetzt. Sie hat diese aber nerzeit von südafrikanischer Seite mit der Begrün- immer als einen bedeutsamen und nicht zu unter- dung abgelehnt, daß es SWAPO-Stützpunkte in Na- schätzenden Faktor bei jeder friedlichen Lösung an- mibia nicht gebe. Andererseits mußte jedoch eine Be- gesehen. stimmung darüber getroffen werden, was nach Be- ginn des Waffenstillstands mit den im Territorium Die Bundesregierung ist deswegen der Auffas- befindlichen SWAPO-Kämpfern zu geschehen habe. sung, daß Wahlen, an denen wichtige politische Aus diesem Grunde wurde dann die Formulierung Kräfte nicht teilgenommen haben, nicht den von „restriction to base" vorgeschlagen, von südafrika- allen erhofften Frieden zu bringen vermögen und nischer Seite akzeptiert und in die endgültige Fas- keine dauerhafte Basis für ein unabhängiges Zim- sung des Lösungsvorschlags aufgenommen. babwe abgeben. Sie begrüßt die Absicht Großbritanniens, unter dessen De-jure-Souveränität Rhodesien steht, zu- sammen mit den Vereinigten Staaten die Bemühun- gen um eine Konferenz fortzusetzen, an der alle Anlage 35 Parteien teilnehmen und auf der über einen Waf- fenstillstand und international überwachte Wahlen Antwort verhandelt werden soll. Die Bundesregierung wird des Staatsministers Dr. von Dohnanyi auf die Münd- diese Bemühungen um eine friedliche Lösung auch lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Hüsch (CDU/ weiterhin unterstützen. CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen A 137 und 138) : 11938* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Anlage 37 wie die Bevölkerung angeregt werden kann, Infor- Antwort mationen der Bundesregierung verstärkt zu nutzen, sind Gesamtkosten von 102 800,— DM angefallen. des Staatsministers Wischneswski auf die Schrift- Bei einer Gesamtauflage der Steichholzaufdrucke lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Probst (CDU/ von 10 Millionen Exemplaren betragen die Kosten CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen B 1 und 2) : pro Aufdruck damit ein wenig mehr als 1 Pfennig.

Was hat den Bundeskanzler veranlaßt, weder die Öffentlich- keit noch die Regierung des Landes Niedersachsen vorher von Zu Frage seinem beabsichtigten Treffen mit den die Kernenergie ableh- B 4: nenden Teilnehmern des Gorleben-Symposiums zu unterrichten? Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß derartige Treffen Vertrauen zur Energiepolitik der Bundesregierung und zur Kern- 2. März 1977 ist voll berücksichtigt. Die Steichholz- energie begründen . und der notwendigen vertrauensvollen Zu- sammenarbeit zwischen Bund und Ländern förderlich sind? schachtel-Aktion enthält Angebote von Informatio- nen der Bundesregierung, die den Bürger vor allem über seine Rechte und Chancen unterrichten. Gera- Zu Frage B 1: de solche Informationen sind in dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts als notwendige Öffent- Der Bundeskanzler hat am 26. März 1979 auf Ein- lichkeitsarbeit bezeichnet worden. Das Presse- und ladung von Marion Gräfin Dönhoff ein Gespräch Informationsamt hat dennoch darauf verzichtet, die mit einigen ausländischen Wissenschaftlern ge- mit einem Angebot seiner Informationsschriften führt, die dem geplanten nuklearen Entsorgungs- versehenen Streichholzschachteln in den Bundes- zentrum in Gorleben kritisch gegenüberstehen. ländern Berlin, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Hol- Der Bundeskanzler hat damit die Reihe seiner In- stein vertreiben zu lassen, in denen während des formationsgespräche zum Thema Kernenergie fort- Vertriebszeitraums Landtagswahlen stattfinden. gesetzt. Wie in der Vergangenheit, z. B. bei Ge- Das Presse- und Informationsamt gibt damit zu er- sprächen mit Vertretern der deutschen Energie- kennen, daß es ihm darum geht, auch nur den An- wirtschaft und der Kraftwerksbauindustrie, bestand schein einer Beeinträchtigung von Grundsätzen des kein Anlaß zur Unterrichtung der Öffentlichkeit. Urteils in seiner Öffentlichkeitsarbeit zu vermei- Da Auswirkungen auf das Gorleben-Symposium den. weder beabsichtigt noch zu besorgen waren, war es auch nicht geboten, Ministerpräsident Dr. Al- brecht vorab über das Gespräch zu unterrichten.

Im übrigen hält es der Bundeskanzler für eine Anlage 39 Selbstverständlichkeit, sich auch die Argumente von Kernenergiegegnern anzuhören. Bei vernünfti- Antwort ger Betrachtung kann dies nicht zum Anlaß für po- des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die litische Spekulationen genommen werden. Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Schwencke (Nienburg) (SPD) (Drucksache 8/2763 Zu Frage B 2: Fragen B 5 und 6) : Wie steht die Bundesregierung zur Forderung der Parlamenta- Der Bundeskanzler weist die Bewertung seines rischen Versammlung des Europarats, ausgedrückt in deren Gesprächs als „konspiratives Treffen" zurück. Sie Empfehlung 850, daß die europäische Kulturkonvention von 1954 Grundlage aller europäischen Zusammenarbeit auf dem Kultur- offenbart eine bedauerliche Verengung und Verar- sektor sein sollte? mung politisch-moralischer Kategorien. Unterstel- Teilt die Bundesregierung die Auffassung der Parlamenta- rischen Versammlung des Europarats (siehe deren Empfehlung lungen dieser Art entsprechen nicht den parlamen- 850), daß der Europarat im Kuratorium der zu gründenden euro- tarischen Gepflogenheiten. päischen Stiftung vertreten sein sollte, und in welcher Weise wäre dies zu verwirklichen?

1. Es steht für die Bundesregierung außer Zwei- fel, daß die Europäische Kulturkonvention von Anlage 38 1954 die elementare Grundlage für die europäische Zusammenarbeit auf kulturellem Gebiet darstellt. Antwort Andererseits können wir nicht übersehen, daß an- des Staatssekretärs Bölling auf die Schriftlichen Fra- dere zwischenstaatliche Organisationen wie die gen des Abgeordneten Glos (CDU/CSU) (Druck- OECD und auch die Europäische Gemeinschaft sache 8/2763 Fragen B 3 und 4) : Schritte auf bildungs- und kulturpolitischem Felde unternommen bzw. eingeleitet haben, die sich nicht Welche Kosten sind durch die Zündholzwerbung des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung für die Broschüren auf die genannte Konvention gründen. Nach Mei- „Regierungspolitik 1977 bis 1980" und weitere Broschüren ent- nung der Bundesregierung hat die bisherige Tätig- standen? keit des Europarats (CCC) richtungweisende Lei- Wie rechtfertigt die Bundesregierung die Werbeaktion im Hin- blick auf die Beschränkungen, die sich aus dem Beschluß des stungen für die Entwicklung der Bildungs- und Bundesverfassungsgerichts vom 2. März 1977 ergeben? Kulturpolitik der Mitgliedstaaten erbracht.

Zu Frage B 3: 2. Das Bestreben der Bundesregierung bei den Beratungen zur Gründung der Europäischen Stif- Für den Modellversuch, mit dem das Presse- und tung war und wird stets darauf gerichtet sein, daß Informationsamt der Bundesregierung mit Informa- die Stiftung mit Organen und anderen Einrichtun- tionsangeboten auf Streichholzschachteln erprobt, gen zusammenarbeitet, die in gleichen oder ähnli- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11939* chen Bereichen wie sie tätig sind und den Wunsch Revolution, bei den laufenden Prozessen die Men- haben, die Stiftung zu unterstützen. Dabei ist in er- schenrechte zu wahren und sämtlichen Angeklag- ster Linie an eine Zusammenarbeit mit der Euro- ten ein faires öffentliches Verfahren nach interna- päischen Kulturstiftung in Amsterdam und ver- tional anerkannten Grundsätzen zu gewähren. Vor- gleichbaren Einrichtungen gedacht, soweit deren ausgegangen war bereits am 8. April eine ähnliche Tätigkeiten mit den Zielen der Stiftung parallel öffentliche Stellungnahme der Bundesregierung. laufen oder konvergieren. Eine geeignete Zusam- Darüber hinaus hatte der deutsche Botschafter in menarbeit zwischen Stiftung und Europarat soll Teheran in verschiedenen Gesprächen mit dortigen ebenfalls herbeigeführt werden. Verantwortlichen unsere Einstellung deutlich ge- macht. Wie Ihnen bekannt ist, sind die Beratungen über die Gründung der Europäischen Stiftung noch nicht Unabhängig davon steht die Bundesregierung zur zum Abschluß gekommen. Zu den offengebliebe- Zeit mit ihren europäischen Partnern in Verbin- nen Fragen gehört u. a. auch die Zusammensetzung dung wegen gemeinschaftlicher Schritte im Rah- des Stiftungsrates. Auf welche Regelung sich die men der EG. Dabei läßt sie sich von dem Gesichts- Mitgliedstaaten in dieser Frage verständigen wer- punkt einer möglichst wirksamen Hilfe für die be- den, bleibt abzuwarten. troffenen Personen leiten. Entsprechendes gilt für Befassung einer Unterorganisation der Vereinten Nationen. Da diese gemeinschaftlichen Bemühungen mit unseren Partnern in der EG und anderen befreun- Anlage 40 deten Staaten noch im Gange sind, bitte ich Sie um Antwort Verständnis, daß ich Ihnen zur Zeit keine weiteren Einzelheiten mitteilen kann. Ich stehe Ihnen jedoch des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die gern zu einer vertraulichen Besprechung des ge- Schriftliche Frage des Abgeordneten Seefeld (SPD) samten Komplexes zur Verfügung. (Drucksache 8/2763 Frage B 7) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß von Ausländern bei deren Einreise nach Spanien künftig ein „Eintrittsgeld" von ein- Zu Frage B 9: tausend Peseten verlangt werden soll, und ist sie bereit, über die Aufhebung dieser Maßnahme mit der spanischen Regierung Das Grundgesetz hat mit seinem Artikel 102 die zu verhandeln? Todesstrafe abgeschafft. Die Bundesregierung ist Der Bundesregierung liegen keine Informationen der Auffassung, daß diese Entscheidung des Ver- darüber vor, daß von Ausländern bei deren Einrei- fassungsgesetzgebers richtig war und steht deshalb se nach Spanien künftig ein „Eintrittsgeld" von allen Versuchen, die Todesstrafe wieder einzufüh- 1 000,— Peseten verlangt werden soll. Zur Vermei- ren, ablehnend gegenüber. dung einer Hilfsbedürftigkeit während des Aufent- Sowohl der VN-Menschenrechtspakt über bür- halts in Spanien wird jedoch bei der Einreise oft gerliche und politische Rechte vom 19. Dezember der Nachweis ausreichender eigener finanzieller 1966 als auch die Europäische Menschenrechtskon- Mittel für den Lebensunterhalt verlangt. vention vom 4. November 1950 lassen als Ausnah- me vom Recht auf Leben die Vollstreckung eines Todesurteils zu, das von einem Gericht nach inner- staatlichem Recht verhängt worden ist. Nach Art. 6 Abs. 2 des Internationalen Pakts über bürgerliche Anlage 41 und politische Rechte darf ein Todesurteil nur für Antwort schwerste Verbrechen auf Grund von Gesetzen verhängt werden, die zur Zeit der Begehung der des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die Tat in Kraft waren. Artikel 2 Abs. 1 der Europäi- Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Möllemann schen Menschenrechtskonvention enthält eine ähn- (FDP) (Drucksache 8/2763 Fragen B 8 und 9) : liche Bestimmung. Es kann deshalb nicht generell Ist die Bundesregierung bereit, sich über ihre bilateralen Kon- gesagt werden, daß die Vollstreckung der Todes- takte, aber auch im Rahmen von EG und UNO für ein Ende der menschenrechtswidrigen Schnellverfahren und der Hinrichtungen strafe ganz allgemein gegen die von den VN pro- im Iran einzusetzen? klamierten Menschenrechte verstoße. Westliche Ist die Bundesregierung bereit, einen Initiativantrag zur ge- Demokratien wie Frankreich und die Vereinigten nerellen Ächtung der Todesstrafe in die UNO einzubringen, da die Todesstrafe gegen die von den Vereinten Nationen prokla- Staaten, an deren Rechtsstaatlichkeit keine Zweifel mierten Menschenrechte verstößt und in letzter Zeit bei poli- tischen Machtwechseln zunehmend mehr als Willkürmaßnahme bestehen, kennen die Todesstrafe weiterhin. Aller- eingesetzt wird? dings verstößt die Anwendung der Todesstrafe als Willkürmaßnahme, insbesondere bei politischen Zu Frage B 8: Machtwechseln, eklatant gegen die soeben zitierte Norm des Menschenrechtspakts der Vereinten Na- Die Bundesregierung tritt für die Verwirklichung der Menschenrechte in allen Teilen der Welt ein. tionen. Sie hat zu den von Ihnen angesprochenen Schnell- Die Bundesregierung unterstützt alle Bestrebun- verfahren und Hinrichtungen durch islamische Re- gen, die Todesstrafe generell abzuschaffen. Sie volutionsgerichte in Iran nach der Kabinettssitzung kandidiert auf der gegenwärtigen Tagung des vom 11. April Stellung genommen. In einer Erklä- Wirtschafts- und Sozialrats der Vereinten Nationen rung appellierte sie an die Führung der iranischen für die Wahl zum VN-Ausschuß zur Verbrechens- 11940* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

verhütung und Behandlung Straffälliger, auf dessen rung mit dem die Aufsicht über Radio Free Euro- Tagesordnung seit einiger Zeit die Frage der Ein- pe/Radio Liberty führenden Board for International dämmung und Abschaffung der Todesstrafe steht. Broadcasting sowie den zuständigen amerikani- Falls sie in den Ausschuß gewählt wird, wird sie schen Regierungsstellen in einem kontinuierlichen sich aktiv in diesem Sinne bemühen. Meinungsaustausch steht. Unabhängig von der Frage der generellen Ab- schaffung der Todesstrafe setzt sich die Bundesre- gierung mit Nachdruck dafür ein, daß schwere Strafen ganz allgemein nur nach Durchführung ei- Anlage 43 nes fairen Gerichtsverfahrens verhängt werden Antwort dürfen, in dem der Angeklagte die Möglichkeit des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die hatte, sich angemessen zu verteidigen und die Fra- Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Schmitt- ge seiner Schuld von unabhängigen und unvorein- Vockenhausen (SPD) (Drucksache 8/2763 Frage genommenen Richtern geprüft wurde. Diese Bedin- B 11): gungen sind in vielen Staaten zur Zeit nicht gege- Kann die Bundesregierung bei der Leitung des Goethe-Instituts ben. Die Bundesregierung wird mit allen ihr geeig- sicherstellen, daß sich die Verzögerung der Arbeitsfähigkeit des net erscheinenden Mitteln gegen jegliche Willkür Goethe-Instituts in Tokio wegen verspäteter Lieferung der Möbel und des Fehlens eines Bibliothekars nicht an anderer Stelle wie- in der Strafjustiz ganz allgemein und bei der Ver- derholt, und warum konnte nicht rechtzeitig ein Bibliothekar hängung von Todesstrafen im besonderen eintre- nach Tokio entsandt werden? ten. Die Eröffnung der neuen Zweigstelle des Goethe Instituts in Tokio in dem Gebäude der Ostasiati- schen Gesellschaft war immer für den Herbst 1979 geplant. Dieser Termin wird eingehalten. Es kann Anlage 42 daher keine Rede davon sein, daß die Arbeitsfähig- keit des Instituts sich verzögert habe oder daß die- Antwort ser Vorgang sich an anderer Stelle wiederholen des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die könnte. Schriftliche Frage des Abgeordneten Landré (CDU/ Zur Zeit vergibt die Bundesbaudirektion die Auf- CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 10) : träge für die Einrichtung des Instituts, nachdem Ist die Bundesregierung bereit, den Standort der Sender Radio das Goethe-Institut sie im Herbst 1978 gebeten hat- Free Europe und Radio Liberty langfristig zu garantieren, um damit der Bevölkerung der Sowjetunion ein letztes Mindestmaß te, die Einrichtung zu entwerfen und die Entwürfe an Informationsfreiheit zu geben? sodann mit dem Goethe-Institut abgestimmt wor- den waren. Die Einrichtungsgegenstände sollen bis Die beiden früher selbständigen amerikanischen Mitte Juli 1979 geliefert und Ende Juli verschifft Rundfunksender „Radio Free Europe" und „Radio werden, um Mitte September in Tokio einzutref- Liberty" haben im Zuge einer Reorganisation des fen. Damit würde das Institut, wie vorgesehen, in amerikanischen Auslandsrundfunkwesens am 1. der 2. Oktoberhälfte eröffnet werden können. Oktober 1976 zu Radio Free Europe/Radio Liberty fusioniert. Die Eröffung des Gebäudeteils der Ostasiatischen Die Bundesregierung hat dem fusionierten Sen- Gesellschaft erfolgte unabhängig von dieser Pla- der durch das zuständige Bundesministerium für nung. Von der Absicht der Gesellschaft, ihren Teil das Post- und Fernmeldewesen Anfang November im April 1979 zu eröffnen, wurde das Auswärtige 1978 auf Antrag eine neue Sendegenehmigung er- Amt erst Anfang Februar 1979 unterrichtet. teilt, mit der die früheren Sendegenehmigungen für Das bisherige Fehlen eines Bibliothekars an der die beiden selbständigen Sender ersetzt wurden. Zweigstelle des Goethe-Instituts in Tokio dürfte Diese Sendegenehmigung gilt für die Dauer eines sich unter diesen Umständen nicht allzu gravierend Jahres und verlängert sich automatisch, wenn auswirken. Dem Goethe-Institut fehlt hierfür die nicht bis spätestens drei Monate vor Ablauf dieses Stelle. Es hat 1979 vom Deutschen Bundestag nur Jahres eine Kündigung erfolgt. Damit ist Radio einige Stellen für neu zu gründende Institute erhal- Free Europe/Radio Liberty vergleichbaren Lizenz- ten. Eine Stelle, die es nach Tokio hätte verlagern nehmern in der Bundesrepublik Deutschland können, steht ihm nicht mehr zur Verfügung, da es gleichgestellt. alle Verlagerungsmöglichkeiten bereits restlos aus- Die Haltung der Bundesregierung zu Radio Free geschöpft hat. Das Goethe-Institut hat daher für 1980 die Stelle für einen Bibliothekar in Tokio be- Europe/Radio Liberty und seinen Sendeeinrichtun-- gen auf dem Territorium der Bundesrepublik antragt. Die Zentralverwaltung in München stellt Deutschland ist mit der Erteilung der neuen Sende- in dieser Woche eine Bibliothekarin ein, die An- genehmigung eindeutig. Die Bundesregierung sieht fang September ihre Tätigkeit in Tokio aufnimmt. deshalb auch keinen Anlaß zu besonderen Überle- Sie wird zunächst aus dem Titel des Goethe-Insti- gungen, die entweder eine langfristige Garantie tuts für Aushilfskräfte bezahlt. In Tokio wird sie des Standorts oder einen eventuellen Abbau der vorübergehend einige Hilfskräfte beschäftigen, da- Aktivitäten von Radio Free Europe/Radio Liberty mit die Bibliothek rechtzeitig bis zur Eröffnung des betreffen. Derartige Überlegungen sind der Bundes- Instituts aufgestellt und funktionsfähig ist. regierung auch auf amerikanischer Seite nicht be- Sollte der Deutsche Bundestag die vom Goethe kannt, wobei anzumerken ist, daß die Bundesregie Institut beantragte Bibliothekarsstelle für Tokio Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11941* für 1980 nicht genehmigen, bleibt nur die Möglich- Sie hat zu den von Ihnen angesprochenen Schnell- I keit, die Stelle des entsandten Bibliothekars von verfahren und Hinrichtungen durch islamische Re- der Zweigstelle des Goethe-Instituts in Djakarta volutionsgerichte in Iran nach der Kabinettssitzung nach Tokio zu verlagern, da der Zeitvertrag des vom 11. April Stellung genommen. In einer Erklä- entsandten Bibliothekars in Jakarta mit Ablauf die- rung appellierte sie an die Führung der iranischen ses Jahres endet. Die Zweigstellen des Goethe-In- Revolution, bei den laufenden Prozessen die Men- stituts in Indonesien, Malaysia, Philippinen und schenrechte zu wahren und sämtlichen Angeklag- Singapur, deren Bibliotheken von der entsandten ten ein faires öffentliches Verfahren nach interna- Fachkraft in Djakarta mit betreut werden, müßten tional anerkannten Grundsätzen zu gewähren. Vor- sich künftig dann ausschließlich mit Ortskräften ausgegangen war bereits am 8. April eine ähnliche behelfen. öffentliche Stellungnahme der Bundesregierung. Darüber hinaus hatte der deutsche Botschafter in Teheran in verschiedenen Gesprächen mit dortigen Verantwortlichen unsere Einstellung deutlich ge- macht. Anlage 44 Unabhängig davon steht die Bundesregierung zur Antwort Zeit mit ihren europäischen Partnern in Verbin- des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die dung wegen gemeinschaftlicher Schritte im Rah- Schriftliche Frage des Abgeordneten Graf Stauffen- men der EG. Dabei läßt sie sich von dem Gesichts- berg (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 12) : punkt einer möglichst wirksamen Hilfe für die be- Inwiefern beabsichtigt die Bundesregierung, beim „Meinungs- troffenen Personen leiten. Entsprechendes gilt für austausch über die rechtlichen Aspekte" der Bindung der Bun- desrepublik Deutschland an ihre Verfassung und die Gesamtheit Befassung einer Unterorganisation der Vereinten ihrer vertraglichen Verpflichtungen, insbesondere des Deutsch- Nationen. landvertrags, mit der Volksrepublik Polen zu einem „besseren" oder gar gewandelten Verständnis unserer Rechtsordnung und der verbindlichen Feststellungen fiber die Rechtslage ganz Da diese gemeinschaftlichen Bemühungen mit Deutschlands zu kommen? unseren Partnern in der EG und anderen befreun- deten Staaten noch im Gange sind, bitte ich Sie um Bei Gesprächen der Bundesregierung mit der pol- Verständnis, daß ich Ihnen zur Zeit keine weiteren nischen Regierung über rechtliche Fragen geht die Einzelheiten mitteilen kann. Ich stehe Ihnen jedoch Bundesregierung wie bisher von der Gesamtheit gern zu einer vertraulichen Besprechung des ge- der rechtlichen Verpflichtungen der Bundesrepu- samten Komplexes zur Verfügung. blik Deutschland aus. Dazu gehört im Verhältnis zur Volksrepublik Po- len insbesondere der Warschauer Vertrag vom 7. Dezember 1970, in dessen Artikel I die Bundesre- publik Deutschland und die Volksrepublik Polen Anlage 46 festgestellt haben, daß die Oder-Neiße-Linie die Antwort Westgrenze Polens bildet. Sie haben darin die Un- des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die verletzlichkeit ihrer bestehenden Grenzen bekräf- Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Stockleben tigt und erklärt, gegeneinander Gebietsansprüche (SPD) (Drucksache 8/2763 Fragen B 14 und 15) : weder zu haben noch in Zukunft zu erheben. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, daß der Mittel- Wie in Artikel IV des Warschauer Vertrages be- landkanal im Bereich des Kraftwerks Mehrum einen erhöhten Salzgehalt aufweist, der sich auf Abwässer der DDR zurück- stimmt ist, werden die von der Bundesrepublik führen läßt? Deutschland früher geschlossenen Verträge, darun- Beabsichtigt die Bundesregierung, die Problematik der auf DDR-Abwässer beruhenden erhöhten Salzkonzentration in bun- ter der Deutschland-Vertrag, vom Warschauer Ver- desdeutschen Flüssen bei Verhandlungen mit der Regierung der trag nicht berührt. DDR zu erörtern? Die Gespräche der Bundesregierung dienen auch Zu Frage B 14: dazu, der polnischen Seite diese Zusammenhänge und ihre Bedeutung für die gegenseitigen Bezie- Der Bundesregierung ist bekannt, daß der Mittel- hungen im rechtlichen Bereich zu erläutern. landkanal streckenweise einen erhöhten Salzgehalt aufweist, der im wesentlichen auf Kaliabwässer der DDR zurückzuführen ist. Kalibetriebe der DDR lei- ten in erheblichem Umfang Kaliabwässer in die Anlage 45 Werra ein. Die dadurch entstehende Belastung von Antwort Werra und Weser wirkt sich auch auf den Mittel- des Staatsministers Frau Dr. Hamm-Brücher auf die landkanal aus, da zur Speisung des Kanals bei Schriftliche Frage des Abgeordneten Engelsberger Minden Wasser aus der Weser entnommen wird. (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 13) : Nach Messungen der Niedersächsischen Wasserun- tersuchungsamtes am 19. September 1978 betrug Ist die Bundesregierung bereit, bei den Vereinten Nationen darauf hinzuwirken, daß diese gegen die Aburteilungspraxis der der Salzgehalt des Mittellandkanals bei Minden islamischen Revolutionsgerichte im Iran, die die allgemein gülti- gen Rechtsnormen gröblich verletzt, sich aussprechen, und wel- 1 950 mg CL/L, bei Mehrum noch 490 mg CL/L. che Möglichkeiten haben nach Ansicht der Bundesregierung die Vereinten Nationen, wirksam diesen schweren Verstößen gegen die Menschenrechtskonvention der UNO Einhalt zu gebieten? Zu Frage B 15: Die Bundesregierung tritt für die Verwirklichung Die Bundesregierung sieht in dem Problem der der Menschenrechte in allen Teilen der Welt ein. Einleitung von Kaliabwässern in Werra und Weser 11942* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 die problematische Umweltfrage im Verhältnis zur § 36 b Wasserhaushaltsgesetz sind die Länder ver- DDR. Sie bemüht sich deswegen mit Nachdruck um pflichtet, für oberirdische Gewässer, „die Nutzun- die Aufnahme von Verhandlungen über Gewässer- gen dienen, die eine zu erhaltende oder künftige schutzprobleme mit der DDR. öffentliche Wasserversorgung aus diesen Gewäs- sern oder Gewässerteilen beeinträchtigen können", Im übrigen möchte ich auf die früheren in den Fragestunden des Deutschen Bundestages gegebe- Bewirtschaftungspläne aufzustellen. Die für die nen Antworten der Bundesregierung zu diesem Ausführung des Gesetzes verantwortlichen Bundes- Fragenkomplex verweisen, zuletzt auf die für die länder müssen also bei der Rheinsanierung den be- Fragestunden am 7./8. März 1979 gestellten Fragen sonderen Anforderungen der Trinkwasserversor- des Kollegen Eickmeyer A 33 und A 34, Sitzungs- gung Rechnung tragen, aber auch die übrigen Nut- protokoll vom 7. März 1979, Seite 11116 f. zungen des Rheins berücksichtigen.

Zu Frage B 17: Im Zusammenhang mit der Aufstellung und re- Anlage 47 gelmäßigen Fortschreibung des langfristigen Ar- Antwort beitsprogramms für den Rhein sind von allen Ver- tragstaaten Übersichten über „Abwasserbehand- des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die lungsanlagen über 50 000 Einwohner bzw. Einwoh- Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Lenders nergleichwerte am Rhein und die bedeutendsten (SPD) (Drucksache 8/2763 Fragen B 16, 17, 18 und Einleiter an den Nebengewässern" erstellt worden. 19) : Diese umfassen sowohl Gemeinden wie auch die Beabsichtigt die Bundesregierung, die Rheinsanierung an den Empfehlungen und den Grenzwerten des Rhein-Memorandums bedeutenden unmittelbar in Gewässer des Rhein- der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke im Rheineinzugsgebiet für die Konzentration von Schadstoffen im einzugsgebietes einleitenden Industriebetriebe. In Rheinwasser auszurichten? den Übersichten werden die Höhe der Belastung Beabsichtigt die Bundesregierung eine ständige und quantita- und die geplante zeitliche Realisierung von Sanie- tive Inventarisierung aller Abwasserableitungen im Rheinein- zugsgebiet? rungsmaßnahmen angegeben. Sollte nach Auffassung der Bundesregierung die Ableitung neuer chemischer Substanzen erst zugelassen werden, nachdem Das Chemieübereinkommen für den Rhein sieht die Ableiter die Unschädlichkeit zweifelsfrei nachgewiesen darüber hinaus in Artikel 2 vor, daß die Vertrags- haben? parteien für ihren Gebrauch eine nationale Be- Ist die Bundesregierung bereit, die für die Gewässersanierung zur Verfügung stehenden Finanzmittel schwerpunktmäßig bei standsaufnahme der Abwassereinleiter vorneh- den größten kommunalen und industriellen Ableitern einzuset- zen? men, die Abwässer in oberirdische Gewässer des Rheineinzugsgebietes einleiten und Stoffe der soge- Zu Frage B 16: nannten „Schwarzen Liste" enthalten können. Die- se Bestandsaufnahme soll die Emittenten, die Ein- 1m Rahmen der Zusammenarbeit in der Interna- leitungspunkte und die abgeleiteten Stoffe nach tionalen Kommission zum Schutz des Rheins gegen Art und Menge erfassen und mindestens alle drei Verunreinigung werden auf der Grundlage des am Jahre auf den neuesten Stand gebracht werden. 1. Februar 1979 in Kraft getretenen Chemieüberein- Die Vertragsstaaten unterrichten gemäß Chemie- kommens für den Rhein gemäß Artikel 5 für alle übereinkommen die Internationale Kommission zum Vertragsparteien verbindliche Grenzwerte für die Schutz des Rheins gegen Verunreinigung über die Ableitung gefährlicher Stoffe festgelegt; gemäß Ar- dabei auf bestimmten, festgelegten Flußstrecken er- tikel 6 sind nationale Reinhalteprogramme aufzu- mittelten Schadstofflasten. Auf der Grundlage die- stellen und zu harmonisieren. Ebenso werden ale ser regelmäßigen Unterrichtung wird die Internatio- in der EG-Richtlinie vom 16. Juni 1975 über Quali- nale Kommission zum Schutz des Rheins gegen Ver- tätsanforderungen an Oberflächengewässer für die unreinigung in die Lage versetzt, die Entwicklung zu Trinkwasserversorgung in den Mitgliedstaaten ge- beurteilen und erforderlichenfalls weitere Sanie- troffenen Regelungen bei der Rheinsanierung be- rungsmaßnahmen vorzuschlagen. rücksichtigt. Die Notwendigkeit für eine Bestandsaufnahme Bei diesen Arbeiten sollten nach Auffassung der aller Abwassereinleitungen im deutschen Rheinein- Bundesregierung verstärkt auch die Empfehlungen zugsgebiet ergibt sich im übrigen bereits aus dem und Grenzwerte des Rheinmemorandums der Inter- Wasserhaushaltsgesetz und dem Abwasserabgaben- nationalen Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke gesetz. Die Länder führen gemäß § 37 Wasserhaus- im Rheineinzugsgebiet (IAWR) für die Konzentra- haltsgesetz für alle Gewässer -- also auch für den tion von Schadstoffen im Rheinwasser in die Über- Rhein — Wasserbücher, in die alle wasserrechtli- legungen mit einbezogen werden. Diese Auffassung chen Zulassungen einzutragen sind. Insbesondere der Bundesregierung wird auch von der Arbeits- im Hinblick auf die ab 1. Januar 1981 zu zahlende gruppe zur Vorbereitung Interparlamentarischer Abwasserabgabe führen die zuständigen Landesbe- Konferenzen über die Rheinverschmutzung vertre- hörden eine vollständige Bestandsaufnahme aller ten, die sich zuletzt am 14. März 1979 mit Vor- Abwassereinleiter durch. Dabei werden für alle schlägen für prioritäre Maßnahmen zur Rheinsanie- Abwassereinleitungen sowohl die Abwassermenge rung befaßt hat. als auch die Schadstofffracht für die wichtigen Ab- Die Empfehlungen und Grenzwerte des IAWR- wasserinhaltsstoffe, zumindest für die im Abwasser- Memorandums sind auch bei den nationalen Maß- abgabengesetz festgelegten Schadstoffparameter, nahmen zur Rheinsanierung zu beachten. Nach erfaßt. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11943*

Zu Frage B 18: Die Auswahl der Maßnahmen, die im wesent- lichen bereits abgeschlossen ist, obliegt auch hier Die Ableitung neuer chemischer Substanzen in den Ländern; eine Einflußnahme des Bundes im die Gewässer wird, soweit die Stoffe in die Liste einzelnen ist nach den Verwaltungsabkommen nicht der besonders gefährlichen Stoffe nach Art. 5 des möglich. Rhein-Chemieübereinkommens fallen, nach Auffas- sung der Bundesregierung auf ein die Gewässer nicht belastendes Maß zu begrenzen oder unter ge- wissen Voraussetzungen zu verbieten sein. Im üb- rigen ist es nach geltendem Wasserrecht (Wasser- Anlage 48 haushaltsgesetz und Landeswassergesetze) bei jeder Antwort Zulassung einer Abwassereinleitung in ein Gewäs- des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die ser Sache der zuständigen Wasserbehörde, sich Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Schäfer über die Zusammensetzung des Abwassers, ggf. (Offenburg) (SPD) (Drucksache 8/2763 Fragen B 20 auch über neue chemische Substanzen im Abwas- und 21) : ser, durch Auskünfte oder Nachweise des Abwas- Beabsichtigt die Bundesregierung auf Grund des Reaktorstör sereinleiters oder auch durch eigene Prüfungen falls in Harrisburg das nach ähnlichem Konzept geplante und auch von der Firma Babcock & Wilcox (Reaktordruckbehälter) Klarheit zu verschaffen. Wenn die geforderten gebaute Kernkraftwerk (KKW) Mülheim-Kärlich einer erneuten Sicherheitsüberprüfung in der RSK zu unterziehen und dabei zu Auskünfte und Nachweise des Abwassereinleiters prüfen, ob die aufgetretenen Störungen im Sicherheitsbericht unbefriedigend sind, wird die Wasserbehörde die berücksichtigt wurden? beantragte Erlaubnis für die Abwassereinleitung Ist die Bundesregierung bereit, bis zum Abschluß dieser Maß- nahmen für einen Teilgenehmigungs- und Baustopp für das KKW nicht erteilen. Ein Rechtsanspruch auf Erteilung ei- Mülheim-Kärlich einzutreten? ner solchen Erlaubnis (vgl. §§ 2, 3, 7 WHG) ist nach herrschender Auffassung nicht gegeben. Zu Frage B 20: Die Bundesregierung läßt, wie sie bereits in ihrer Zu Frage B 19: Erklärung vom 5. April 1979 angekündigt hat, auf Grund des schweren Störfalls im Kernkraftwerk Auf Grund der Aufgaben- und Finanzierungskom- Three Mile Island II bei Harrisburg eine umfassende petenz der Länder für den Gewässerschutz hat die und kritische Bestandsaufnahme der für deutsche Bundesregierung nur in sehr eng begrenztem Rah- Kernkraftwerke geltenden Sicherheitsvorkehrungen men die Möglichkeit, sich an der Finanzierung von durchführen. In diese Überprüfung werden auch Abwasserbeseitigungsmaßnahmen zu beteiligen. die im Genehmigungsverfahren befindlichen Kern- Dies geschieht einmal innerhalb der Gemein- kraftwerke, d. h. insbesondere auch Mülheim-Kärlich schaftsaufgaben „Verbesserung der regionalen miteinbezogen. Die den Bundesminister des Innern Wirtschaftsstruktur" und „Verbesserung der Agrar- beratende Reaktorsicherheitskommission wird hier- struktur und des Küstenschutzes", innerhalb de- zu Stellung nehmen. rer u. a. auch Maßnahmen der Abwasserbeseiti- gung gefördert werden, die den übergeordneten Zu Frage B 21: Zielsetzungen der Gemeinschaftsaufgaben entspre- chen. Die Vergabe der Mittel erfolgt durch die Län- Beim KKW Mülheim-Kärlich ist bisher die Errich- der. tung der sicherheitstechnisch relevanten Systeme, wie das gesamte nukleare Dampferzeugungssystem Auf Grund internationaler Verpflichtungen ist der einschließlich des überwiegenden Teils der Reaktor- Bund ferner maßgeblich an dem Rhein-Bodensee- hilfs- und -nebenanlagen, die Sicherheitseinspeise- Programm im Rahmen des Programms für Zukunfts- systeme und das Reaktorschutzsystem noch nicht investitionen beteiligt, mit dem das erste Rhein- genehmigt. Entsprechende atomrechtliche Teilgeneh- Bodensee-Programm (1972 bis 1976) in modifizierter migungen werden nur dann erteilt werden, wenn und wesentlich erweiterter Form fortgesetzt wird. Im die — noch nicht abgeschlossenen — Prüfungen er- Rahmen des derzeit laufenden Programms hat der geben, daß diese Systeme den strengen in der Bun- Bund ebenso wie die beteiligten sechs Bundesländer desrepublik Deutschland geltenden Sicherheitsan- in den Jahren 1977 bis 1980 insgesamt 800 Millionen forderungen voll genügen. Über eine Reihe von DM an Zuschüssen für den Bau von kommunalen sicherheitstechnischen Fragen muß noch in der RSK Kläranlagen und anderen der Abwasserbeseiti- beraten werden. Vor Abschluß dieser Beratungen, gung dienenden Maßnahmen an Rhein und Boden- - in die nunmehr auch die Konsequenzen aus dem see und in deren Einzugsgebieten zur Verfügung ge- Harrisburg-Störfall einzubeziehen sein werden, wird stellt. Grundlage der Förderung ist ein zwischen keine weitere Teilerrichtungsgenehmigung erteilt Bund und Ländern geschlossenes Verwaltungsab- werden. kommen, das im Sinne der Empfehlungen des Rheingutachtens des Sachverständigenrates für Umweltfragen ausdrücklich die Förderung von Maßnahmen an „Schwerpunkten der Gewässerver- schmutzung" vorsieht, wobei vorrangig Maßnah- Anlage 49 Antwort men gefördert werden sollen, „durch die mit den zur Verfügung stehenden Mitteln eine größtmögli- des Parl. Statssekretärs von Schoeler auf die Schrift- che Wirkung für den Gewässerschutz gewährlei- lichen Fragen des Abgeordneten Schmidt (München) stet ist." (SPD) (Drucksache 8/2763 Fragen B 22 und 23) : 11944* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Welche Konsequenzen wird die Bundesregierung aus der Reak- torkatastrophe in Harrisburg ziehen, deren Eintritt bisher von Ihrem Wunsch entsprechend habe ich den Be- allen Fachleuten als praktisch ausgeschlossen angesehen wurde? triebszustand der deutschen Kernkraftwerke mit Wieviel und welche Störfälle in Kernkraftwerken hat es in der einer Betriebsgenehmigung ermittelt: Bundesrepublik Deutschland in den letzten drei Jahren an wel- chen Orten gegeben, und welche Kernkraftwerke arbeiten in der Bundesrepublik Deutschland zur Zeit uneingeschränkt, bezie- Am 11. April 1979 um 8.00 Uhr waren die An- hungsweise eingeschränkt? lagen — Biblis Block A und B, VAK Kahl, Neckarwest- Zu Frage B 22: heim, Isar, Obrigheim und MZFR Karlsruhe un- eingeschränkt in Betrieb, Der durch eine Serie von technischen Fehlern und offensichtlich auch menschlichen Fehlhandlungen im — Unterwesen und Philippsburg noch in der In- Kernkraftwerk Three Mile Island II ausgelöste betriebnahmephase, Unfall hat in die Nähe von Risiken geführt, gegen — Stade und Würgassen für Revisionen abgeschal- welche die Kernkraftwerke weltweit nicht ausgelegt tet, sind. Die Bundesregierung hat sich sofort nach Be- — Gundremmingen, AVR-Jülich, Brunsbüttel, Lin- kanntwerden des schweren Störfalles im amerika- gen und KNK II Karlsruhe wegen Störungen nischen Kernkraftwerk bei Harrisburg entschlossen, oder Schadensfällen abgeschaltet. durch die Entsendung von Experten nach USA ge- naue Informationen über Ursachen und Folgen der Ereignisse zu beschaffen. Die gewonnenen Informa- tionen und die daran anschließenden Beratungen des Bundesministeriums des Innern mit den atomrecht- Anlage 50 lichen Genehmigungs- und Aufsichtsbehörden der Länder sowie in der Reaktorsicherheitskommission Antwort und in der Strahlenschutzkommission ergaben auf des Parl Staatssekretärs von Schoeler auf die Schrift- Grund der besonderen Sicherheitsvorkehrungen und lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Geßner (SPD) der unterschiedlichen sicherheitstechnischen Aus- (Drucksache 8/2763 Fragen B 24, 25 und 26) : legung keine Notwendigkeit, bei den in Betrieb Bis zu welchem Zeitpunkt ist die Aufstellung und Durch- befindlichen Kernkraftwerken in der Bundesrepu- führung eines Aktionsplans zur Sanierung der für die Trinkwas- blik Deutschland Sofortmaßnahmen durchzuführen. sergewinnung genutzten Oberflächengewässer, wie es die Richt- linie der EG vom 16. Juni 1975 von den Mitgliedstaaten fordert, Darüber wurden der Innenausschuß des Deutschen geplant?' Bundestages und die Öffentlichkeit am 5. April Ist die Bundesregierung bereit, für die Einführung eines wirk- samen Abwasserabgabensystems auf europäischer Ebene und die 1979 ausführlich unterrichtet. zweckgebundene Verwendung dieser Einnahmen für Gewässer- sanierung einzutreten? Nach Auffassung der Bundesregierung können Strebt die Bundesregierung eine Harmonisierung der in den sich die Folgerungen aus dem Unfall in Harrisburg Rheinuferstaaten bestehenden unterschiedlichen Maßnahmen- kataloge zur Gewässerreinhaltung an, und wenn ja, welche ge- jedoch nicht auf die Untersuchung beschränken, ob eigneten Maßnahmen gedenkt sie zu ergreifen? nur solche oder ähnliche Störfälle bei den hier in Betrieb, Bau oder Planung befindlichen Kernkraft- Zu Frage B 24: werken denkbar wären. Erforderlich ist vielmehr eine umfasende Überprüfung sowohl der sicher- Die Richtlinie der Europäischen Gemeinschaften heitstechnischen Konzeption als auch der einzelnen über die Qualitätsanforderungen an Oberflächen- Schutzsysteme. Diese Überprüfungen sind einge- wasser für die Trinkwassergewinnung bestimmt in leitet. Artikel 4 Abs. 2, daß von den Mitgliedstaaten Ak- tionspläne, einschließlich der Zeitpläne für die Sa- Die Bundesregierung beabsichtigt, dem Deutschen nierung von Oberflächenwasser, insbesondere der Bundestag im Mai 1979 einen Zwischenbericht über Kategorie A 3, das nach entsprechender Aufberei- die bis dahin erarbeiteten Ergebnisse vorzulegen. tung zur Trinkwassergewinnung verwendet wird oder verwendet werden soll, aufzustellen sind. Die Darüber hinaus ist vorgesehen, die Ereignisse Aufstellung und Durchführung eines solchen Aktions- von Harrisburg und ihre Folgen auch intensiv mit unseren Nachbarstaaten, die ebenfalls Kernkraft- planes obliegt in der Bundesrepublik Deutschland werke bauen und betreiben, sowie mit anderen den Ländern. Neben den zur Umsetzung der Richt- Staaten in internationalen Gremien zu erörtern und linie erforderlichen Rechtsvorschriften, die im Was- die möglichen Konsequenzen abzustimmen. serhaushaltsgesetzes und den Landeswassergesetzen enthalten sind, haben die Länder auch die gem. Artikel 10 der Richtlinie erforderlichen Verwal- Zu Frage B 23: tungsvorschriften erlassen. Ich gehe deshalb davon aus, daß die Länder den Verpflichtungen nach Ar- Zur Zeit wird im Bundesministerium des Innern tikel 4 Abs. 2 der Richtlinie termingerecht nachkom- ein Bericht über besondere Vorkommnisse der letz- men. ten zwei Jahre in deutschen Kernkraftwerken er- arbeitet. Ich werde Ihnen diesen Bericht nach Fer- Zu Frage B 25: tigstellung zusenden. Bezüglich der Vorkommnisse im Jahre 1976 verweise ich auf die durch den Bun- Die Kommission der Europäischen Gemeinschaf- desminister des Innern im Juli 1977 veröffentlichte ten bereitet schon seit einigen Jahren auf der Zusammenstellung besonderer Vorfälle in Kern- Grundlage der EG-Umweltaktionsprogramme von kraftwerken für den Berichtszeitraum 1965-1976. 1973 und 1977 die Einführung von Abwasserabga- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11945* bensystemen auf europäischer Ebene vor. Die Bun- wichtiges nationales Programm der Bundesrepublik desregierung hat die Arbeiten der Kommission von Deutschland dar. Bewirtschaftungspläne sind von Anfang an durch konkrete Vorschläge unterstützt. den Ländern immer dann aufzustellen, wenn dies Hierzu gehört auch die zweckgebundene Verwen- die Nutzung eines Gewässers für die Trinkwasser- dung des Abgabeaufkommens für Maßnahmen zur versorgung oder internationale Regelungen erfor- Verbesserung der Gewässergüte. dern; entsprechende Initiativen sind von einzelnen Ländern bereits ergriffen worden. Die bisherigen Beratungen haben allerdings ge- zeigt, daß es wegen der erheblichen Unterschiede Auch die Festlegung von Mindestanforderungen in den Wasserrechtssystemen der Mitgliedstaaten an das Einleiten von Abwasser in Gewässer durch — einschließlich der bereits vorhandenen nationa- Gemeinden und Industriebetriebe nach § 7 a Abs. 1 len Abwasserabgabenregelungen — schwierig sein Wasserhaushaltsgesetz stellt einen besonders wich- wird, eine Einigung über den Inhalt einer euro- tigen Beitrag zur Gewässersanierung dar. Die erste päischen Abwasserabgaben-Richtlinie zu erreichen. Verwaltungsvorschrift für das Einleiten von Es muß deshalb mit langwierigen Verhandlungen Schmutzwasser aus Gemeinden in Gewässer vom gerechnet werden. Die Bundesregierung wird aber 28. Januar 1979 ist in Kraft getreten und deckt mit Nachdruck dafür eintreten, daß die Abwasser- bereits mehr als die Hälfte aller Abwassereinlei- abgabe als modernes, marktkonformes Instrument tungen im Bundesgebiet ab; entsprechend gilt dies des Gewässerschutzes, das durch wirtschaftliche An- für das Rheineinzugsgebiet. Für alle wichtigen In- reize beim Abwassereinleiter selbst die Initiative dustriebranchen sind Verwaltungsvorschriften in für eine wirksame Gewässerreinhaltung auslöst, Vorbereitung und werden 1979 und 1980 folgen. integraler Bestandteil der europäischen Umwelt- Die Bundesregierung sieht in dem Zusammenwir- politik wird. ken ordnungsrechtlicher und abgaberechtlicher Re- gelungen, das insbesondere durch die Koppelung Zu Frage B 26: des § 7 a Wasserhaushaltsgesetz und des § 9 Abs. 5 Abwasserabgabengesetz deutlich wird, die entschei- Auf Veranlassung der 1. Ministerkonferenz der dende Voraussetzung zur Gewässerreinhaltung — Rheinanliegerstaaten vom Oktober 1972 hat die dies sowohl für eine beschleunigte Bereinigung des Internationale Kommission zum Schutze des Rhei- Nachholbedarfes, wie aber auch als ein auf Dauer nes gegen Verunreinigung 1976 ihr erstes langfristi- wirkendes Mittel, die Belastung der Gewässer ge- ges Arbeitsprogramm zur Rheinsanierung vorgelegt. ring zu halten. Sie sieht in der internationalen Dieses Programm, an dessen Zustandekommen Harmonisierung dieser beiden Rechtsinstrumente die Bundesrepublik Deutschland maßgeblichen An- eine wirksame und notwendige Ergänzung der na- teil hat, enthält neben einer ausführlichen Analyse tionalen Gewässerschutzmaßnahmen. des Ist-Zustandes umfangreiche Angaben der Ver- tragsstaaten über die geplanten Maßnahmen zur Sanierung des Rheins einschließlich der Fristen zur Durchführung. Das Programm, das bereits wich- Anlage 51 tige Ansätze für eine Harmonisierung der notwen- Antwort digen Maßnahmen in den Rheinanliegerstaaten ent- des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die hält, wird fortgeschrieben. Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Waigel Bei ihren Bemühungen um eine weitere Harmo- (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen B 27 und 28) : nisierung der in den Rheinuferstaaten bestehenden Ist der Bundesregierung bekannt, daß der Vorsitzende der Deutschen Kommunistischen Partei, Herbert Mies, aus Anlaß Maßnahmenkataloge zur Gewässerreinhaltung stützt seines 50. Geburtstags durch den Obersten Sowjet der UdSSR mit dem Lenin-Orden ausgezeichnet wurde, wie die von der sich die Bundesregierung vornehmlich auf das am Informationsabteilung der sowjetischen Botschaft herausgege- 1. Februar 1979 in Kraft getretene Chemieüberein- bene Zeitschrift ° Sowjetunion heute° in der Nr. 3/79, Seite 65, kommen für den Rhein. Dessen Artikel 5 sieht für berichtet? Hat die Bundesregierung dem Bundespräsidenten die Erteilung alle Vertragsparteien in gleicher Weise verbind- der Genehmigung zur Annahme dieses Ordens nach dem Ordens- liche Grenzwerte für die Ableitung gefährlicher gesetz empfohlen, oder beabsichtigt sie, dies zu tun? Stoffe in die Gewässer des Rheineinzugsgebietes Der Bundesregierung ist bekannt, daß Herrn Her- vor. Artikel 6 verpflichtet die Rheinanliegerstaaten bert Mies durch Erlaß des Präsidiums des Obersten zur Aufstellung nationaler Reinhalteprogramme ; vor Sowjet der UdSSR am 23. Februar 1979 der Lenin- deren Festlegung beraten die Vertragsparteien in Orden verliehen worden ist. Sie hat dem Bundes- der Internationalen Rheinschutzkommission mit dem präsidenten nicht die Erteilung der Genehmigung Ziel, diese Programme aufeinander abzustimmen. zur Annahme dieses Ordens nach dem Ordensge- Die auch auf den Rhein anwendbare Gewässer- setz empfohlen und beabsichtigt auch nicht, dies schutzrichtlinie der EG vom 4. Mai 1976 sieht ver- zu tun. gleichbare Regelungen vor, deren Ausfüllung und Konkretisierung die Bundesregierung im Rahmen der Gemeinschaft nachdrücklich unterstützt. Anlage 52 Die gemäß § 36 b Wasserhaushaltsgesetz vorgese- Antwort hene Aufstellung von Bewirtschaftungsplänen stellt — soweit solche Pläne für das Rheineinzugsgebiet des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die oder Teile davon ausgestellt werden—im Sinne des Schriftliche Frage des Abgeordneten Seiters (CDU/ Artikel 6 des Rhein-Chemieübereinkommen ein CSU) (Drucksache 8/2763 Frage 13 29) : 11946* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Ist die Bundesregierung bereit, wegen der erheblichen finan- Welche Informationen liegen der Bundesregierung über den ziellen Verluste bei -Übertritt vom Arbeitnehmerverhältnis in „Verein zur Förderung des studentischen Pressewesens e. V." in das Beamtenverhältnis des einfachen und mittleren Dienstes die München vor, und kann die Bundesregierung insbesondere die Übergangszahlung gemäß § 2 der Verordnung zur Regelung einer Auffassung bestätigen, daß es sich bei diesem Verein lediglich Übergangszahlung an Beamte vom 23. Juli 1975 (BGBl. I S. 1982), um eine Hilfsorganisation dieser „Marxistischen Gruppe" han- geändert durch Verordnung vom 27. November 1978 (BGBl. I delt? S. 1831), zu erhöhen?

Verbesserungsvorschläge im Sinne Ihrer Frage- Zu Frage B 30: stellung richten sich vorwiegend auf eine Anhebung Die „Marxistischen Gruppen" sind eine links- des Höchstbetrages der Übergangszahlung. Bereits extremistische Organisation, die sich aus den 1969/70 im Zusammenhang mit den Beratungen zur Ände- im Hochschulbereich entstandenen „Roten Zellen" rungsverordnung vom 27. November 1978 ist ge- entwickelte und die sich selbst als kommunistische prüft worden, ob der Höchstbetrag von 3 000 DM Organisation versteht. heraufgesetzt werden müßte. Hierfür hat sich je- doch keine Veranlassung ergeben, weil die Netto- Die Bundesregierung kann nicht bestätigen, daß einkommensverluste beim Übertritt aus einem Ar- die „Marxistischen Gruppen" sich durch besondere. beitnehmerverhältnis in das Beamtenverhältnis nicht — über die Aktivitäten anderer Gruppen der Neuen derart angestiegen sind, daß eine Anpassung des Linken hinausgehende — Gewalttätigkeit auswei- Höchstbetrages notwendig wäre. Auch für eine An- sen. hebung des die Höhe der Zahlung bestimmenden Faktors (Dreizehnfaches), dessen Erhöhung eine An- Zu Frage B 31: hebung des Höchstbetrages voraussetzen würde, Finanzielle Basis der „Marxistischen Gruppen" liegen keine neuen Gesichtspunkte vor. sind die Beiträge, die von Mitgliedern, Kandidaten Zwar sind die Bruttoeinkommen aus Arbeitsver- und Sympathisanten erhoben werden. Die Beiträge hältnissen und die Bezüge aus Beamtenverhältnis- sind je nach Einkommenshöhe von 10 bis 30 % des sen unterschiedlich angestiegen, doch ist für den Monatseinkommens gestaffelt. Für eine „Fremd- Vergleich der Netto-Unterschiede im Rahmen der finanzierung" liegen keine gesicherten Erkenntnisse Übergangszahlungsverordnung zu beachten, daß die vor. Es ist nicht bekannt, ob die „Marxistischen Beiträge zur Sozialversicherung und zur Bundes- Gruppen" Flugblattverteiler bezahlen. anstalt für Arbeit im Arbeitnehmerbereich stark an- gestiegen sind. Das hat dazu geführt, daß die Netto- Zu Frage B 32: Unterschiede zwischen den Einkommen der Arbeit- nehmer und der Beamten geringer als die Brutto- Die „Marxistischen Gruppen" sind auf keinen be- Unterschiede gestiegen sind. In Einzelfällen kann stimmten Bündnispartner festgelegt. es vorkommen, daß das 13fache des monatlichen Netto-Unterschiedes den Betrag von 3 000 DM über- Zu Frage B 33: steigt. Solche Fälle hat es auch schon im Jahre 1975 gegeben; gleichwohl hat der Gesetzgeber damals Der „Verein zur Förderung des studentischen einen Höchstbetrag festgelegt. Pressewesens e. V." in München ist eines der Kom- munikations- und Bildungszentren der „Marxisti- Im übrigen könnte eine Anhebung der Obergrenze schen Gruppen". Die Vorstandsmitglieder sowie die von 3 000 DM oder des Faktors nicht durch eine Unterzeichner der Satzungen gehören, soweit sie Änderung der Übergangszahlungsverordnung, son- bekannt sind, den „Marxistischen Gruppen" an. dern nur durch eine Änderung des § 75 Abs. 2 des Bundesbesoldungsgesetzes erreicht werden. Die Bun- desregierung wird die Entwicklung der Netto-Ein- kommensverluste sorgfältig verfolgen und dem Ge- setzgeber im Falle einer Notwendigkeit eine Ände- Anlage 54 rung vorschlagen. Antwort des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schrift- lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Jenninger Anlage 53 (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen B 34 und 35) : Antwort Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß bei einer Kür- zung des Anwärterverheiratetenzuschlags gemäß § 62 Abs. 3 des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die des Bundesbesoldungsgesetzes der um die Hälfte gekürzte An- wärterverheiratetenzuschlag und der Verheiratetenzuschlag des Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Langguth Ehegatten zusammen einen geringeren Betrag ergeben können (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen B 30, 31, 32 als der volle Anwärterverheiratetenzuschlag? Wenn ja, ist die Bundesregierung der Auffassung, daß zur und 33) : Beseitigung dieser finanziellen und sozialen Härten eine Ände- rung des § 62 Abs. 3 des Bundesbesoldungsgesetzes erfolgen Welche generelle Einschätzung nimmt die Bundesregierung ge- sollte? genüber der „Marxistischen Gruppe" (vormals Rote Zellen) hin- sichtlich ihres politischen Standorts vor, und kann die Bundes- regierung insbesondere Informationen bestätigen, daß diese Es trifft zu, daß der nach § 62 Abs. 3 des Bundes- Organisation sich durch besondere Gewalttätigkeit ausweist? besoldungsgesetzes um die Hälfte gekürzte Anwär- Welche Informationen liegen der Bundesregierung über die Finanzquellen der „Marxistischen G ruppe" vor, und kann die terverheiratetenzuschlag zusammen mit dem Verhei- Bundesregierung insbesondere Meldungen bestätigen, nach de- nen die „Marxistische Gruppe" über soviel Geldmittel verfügt, ratetenanteil im Ortszuschlag des beamteten Ehe- daß sie beispielsweise ihre studentischen und nichtstudenti- gatten geringer ist, als der volle Anwärterverheira- schen Flugblattverteiler bezahlen kann? tetenzuschlag nach § 62 Abs. 1 des Bundesbesol- Mit welchen Bündnispartnern arbeitet die „Marxistische Gruppe" zusammen? dungsgesetzes. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11947* • Die in § 62 Abs. 3 des Bundesbesoldungsgesetzes Diese Berichte treffen nicht zu. getroffene Regelung enthält jedoch keine finanziel- Mit der Reinigung eines Teils der Räume des Bun- len oder sozialen Härten. desministeriums des Innern ist seit 1958 eine Reini- Beim Anwärterverheiratetenzuschlag handelt es gungsfirma beauftragt. In sicherheitsempfindlichen sich um einen sozialen Bestandteil der Anwärterbe- Bereichen werden auf eingerichteten Stellen eigene züge. Mit ihm sollen die durch den Ehegatten ent- Reinigungskräfte eingesetzt. Die Zahl der Stellen stehenden Mehraufwendungen teilweise abgedeckt für diese Reinigungskräfte ist seit Jahren nahezu werden. Er ist aber keine dem Verheiratetenanteil unverändert. Sie wird beibehalten werden. Für aus- im Ortszuschlag entsprechende Leistung, wie sich scheidendes Reinigungspersonal werden neue Kräfte schon aus der unterschiedlichen Höhe dieser Zu- auf die freigewordenen Stellen eingestellt. schläge ergibt (Verheiratetenanteil im Ortszuschlag Tarifklasse I c DM 108,14, Anwärterverheiratetenzu- schlag DM 305,—). Bezieht der Ehegatte nun selbst ein Arbeitsein- kommen, so ist die Notwendigkeit, dem Anwärter Anlage 57 noch einen Zuschlag zur Bestreitung des Unterhalts Antwort des Ehegatten zu gewähren, zumindest nicht mehr des Parl Staatssekretärs von Schoeler auf die in vollem Umfange gegeben. Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Stercken (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 39) : Wie nimmt die Bundesregierung Stellung zu einem Bericht der türkischen Zeitung „Günaydin" vom 7. April 1979, wonach Tausenden Türken, darunter Touristen, an der deutsch-österrei- Anlage 55 chischen Grenze die Einreise in die Bundesrepublik Deutschland verweigert worden sei und in letzter Zeit allein acht Türken bei Antwort Kontrollaktionen der GSG 9 bei illegalen Grenzüberschreitungen des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die erschossen worden seien? Schriftliche Frage des Abgeordneten Milz (CDU/ Die Bundesregierung bedauert, daß versucht wird, CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 36) : durch unzutreffende Berichte in einer türkischen Ist die Bundesregierung bereit, die Lärmschutzzone 2 gemäß Zeitung das Ansehen der Bundesrepublik Deutsch- § 4 der Verordnung über die Festsetzung des Lärmschutzbe- reichs für den militärischen Flugplatz Nörvenich in der Weise land in der Türkei und bei den in der Bundesrepu- zu ändern, so daß in Erftstadt-Gymnich wieder uneingeschränkte Baugenehmigungen erteilt werden können, was auf Grund der blik Deutschland lebenden türkischen Staatsbürgern Festlegung der Lärmschutzzonen vor fünf Jahren unterbunden herabzuwürdigen. Sie wird darauf gegenüber den worden war? zuständigen türkischen Stellen hinweisen. Das Fluglärmgesetz sieht eine Neufestsetzung von Lärmschutzbereichen dann vor, wenn eine Ände- rung in der Anlage oder im Betrieb des Flugplatzes zu einer wesentlichen Änderung der Lärmbelastung Anlage 58 in der Umgebung des Flugplatzes führen wird. Da- neben ist spätestens nach Ablauf von 5 Jahren seit Antwort Festsetzung des Lärmschutzbereichs zu prüfen, ob des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche sich die Lärmbelastung wesentlich verändert hat Frage des Abgeordneten Dr. Unland (CDU/CSU) oder innerhalb der nächsten 10 Jahre wesentlich (Drucksache 8/2763 Frage B 40) : verändern wird. Ist der Bundesregierung erklärlich, wie das Nachrichten- magazin „Der Spiegel" in den Besitz einer Verschlußsache ge- Der Lärmschutzbereich für den militärischen Flug- langt ist, die ihm als Grundlage seines Artikels über Waffen- exporte aus der Bundesrepublik Deutschland in Nr. 14/79, Sei- platz Nörvenich wurde durch Verordnung vom 28. ten 67 ff., diente? Oktober 1974 festgesetzt. Die Bundesregierung wird die Überprüfung im Herbst dieses Jahres einleiten. Der Bundesregierung ist nicht erklärlich, wie das Ob dies zu einer Neufestsetzung des Lärmschutzbe- Nachrichtenmagazin „Der Spiegel" in den Besitz des reichs führen wird und ob sich Erleichterungen für von Ihnen genannten, als „Verschlußsache — Nur die Bautätigkeit in Erftstadt-Gymnich ergeben wer- für den Dienstgebrauch" eingestuften Papiers ge- den, kann erst nach Abschluß des Überprüfungsver- langt ist. fahrens beurteilt werden.

Anlage 59 Anlage 56 Antwort Antwort des Staatssekretärs Dr. Hartkopf auf die Schriftlichen des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Wisniewski Schriftlichen Fragen der Abgeordneten Hansen (SPD) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen B 37 und 38) : (Drucksache 8/2763 Fragen B 41, 42 und 43) : Treffen Berichte zu, wonach das Bundesinnenministerium ver- Wann ist nach Auffassung der Bundesregierung mit der Reali- anlaßt hat, daß alle Raumpflegerinnen entlassen und dafür Reini- sierung der im Dezember 1976 von den Rheinanliegerstaaten gungsfirmen beauftragt werden? unterzeichneten Vereinbarungen zur Verminderung der Rhein- verschmutzung durch chemische Schadstoffe (Chemievertrag) Welche Gründe haben zu dieser Regelung geführt, wenn sie und zur Reduzierung der Salzbelastung des Stroms (Chloridver- tatsächlich eingeführt worden ist? trag) zu rechnen? 11948* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Bis zu welchem Zeitpunkt ist beabsichtigt, die im Chemiever- trag vereinbarte „schwarze" Liste toxischer Stoffe, deren Ab- gegenwärtig unter Federführung der EG-Kommis- leitung schrittweise zu beseitigen ist, rechtsgültig auszuarbeiten sion für einzelne Stoffe der Liste I Emissionsgrenz- und für die dort bisher aufgeführten 15 Stoffe Genehmigungs- pflichten für Ableitungen und Emissionshöchstgrenzen einzufüh- werte erarbeitet, die künftig im Rheingebiet bei ren? der Erteilung von Genehmigungen für Ableitungen Bis zu welchem Zeitpunkt ist die Aufstellung eines internatio- nalen Programms zur Verringerung der Belastung des Rheins durch die zuständigen Behörden beachtet werden durch Stoffe der sogenannten grauen Liste des Chemievertrags beabsichtigt? müssen. Diese Arbeiten, die schon unmittelbar nach Unterzeichnung des Chemieübereinkommens in An- Zu Frage B 41: griff genommen wurden, gingen ursprünglich von einem Katalog von etwa 1 500 Stoffen aus. Das Übereinkommen zum Schutz des Rheins gegen Zunehmend konzentrieren sich die Arbeiten auf chemische Verunreinigung (Chemieübereinkommen) einzelne Industriezweige, die als wesentliche Ein- wurde seit seiner Unterzeichnung im Dezember 1976 leiter einzelner Stoffe bekannt sind. Beispielsweise von allen Vertragsparteien ratifiziert. Mit dem kann für Quecksilberableitungen aus der Alkali- 1. Februar 1979, dem Tag des Inkrafttretens, sind die chloridelektrolyse noch in diesem Jahr mit einem Bestimmungen des Übereinkommens rechtswirksam Vorschlag für einen gemeinsamen Grenzwert gerech- geworden und von den Vertragsparteien zu beach- net werden, der erheblich strengere Anforderungen ten. Unabhängig von einzelnen Durchführungsrege- setzen wird, als durch die Sanierung dieses Indu- lungen, die noch international zu vereinbaren sind, striezweigs bisher schon erreicht werden konnte. muß das Übereinkommen im wasserrechtlichen Voll- zug jetzt schon angewandt werden. Im Interesse eines möglichst umfassenden vorbeu- Beim Übereinkommen zum Schutz des Rheins ge- genden Gewässerschutzes setzt sich die Bundesre- gen Verunreinigung durch Chloride (Chloridüber- gierung gemeinsam mit den Ländern intensiv dafür einkommen) steht bisher die Ratifizierung durch ein, daß auch bei der Durchführung der mit dem Frankreich aus. Bei der Ratifikationsdebatte sind in Chemieübereinkommen vergleichbaren EG-Gewäs- der französischen Nationalversammlung Zweifel auf- serschutz-Richtlinie entsprechende Grenzwerte auf getaucht, ob die in dem Übereinkommen vorgese- Gemeinschaftsebene eingeführt werden. hene, von allen Vertragsparteien gebilligte Versen- senkung gelöster Abfallsalze der elsässischen Kali- Zu Frage B 43: minen in den Untergrund für das Grundwasser risi- Die Verpflichtung nach Artikel 6 des Chemieüber- kolos sei. Daraufhin sind auf französischer Seite einkommens, möglichst innerhalb von zwei Jahren Untersuchungen über die Umweltverträglichkeit des nach Inkrafttreten Programme zur Verringerung der geplanten Vorhabens eingeleitet worden. Die fran- Verunreinigung des Rheinwassers durch die Stoffe zösische Regierung hat die Vorlage in der National- aus Anhang II (sogenannte Graue Liste) aufzustel- versammlung noch nicht erneut eingebracht, aber in len, richtet sich an die einzelnen Regierungen. der Internationalen Rheinschutzkommission zu ver- Gleiches gilt für die entsprechende Verpflichtung stehen gegeben, daß dies noch vor Beginn der nach Artikel 7 der EG-Gewässerschutz-Richtlinie. parlamentarischen Sommerpause erwartet werden kann. Diesen Verpflichtungen kommt die Bundesrepu- blik Deutschland in erster Linie im Rahmen der Die Bundesregierung erwartet, daß auf französi- Durchführung des nationalen Wasserrechts nach. scher Seite unmittelbar nach Inkrafttreten des Über- Von herausragender Bedeutung sind hierbei die An- einkommens die Vorbereitungen für die Verminde- forderungen an das Einleiten von Abwasser nach rung der Salzbelastung des Rheins durch Einleitun- § 7 a Wasserhaushaltsgesetz (WHG). Bundeseinheit- gen im Elsaß mit Nachdruck weitergeführt werden. liche Verwaltungsvorschriften sollen gewährleisten, daß Menge und Schädlichkeit des Abwassers so ge- Zu Frage B 42: ring gehalten werden, wie dies bei Anwendung der Für die Ableitung besonders gefährlicher Stoffe allgemein anerkannten Regeln der Technik möglich aus Liste I des Chemieübereinkommens (sogenannte ist. Im Grundsatz besteht in der Internationalen Schwarze Liste) gelten für den wasserrechtlichen Rheinschutzkommission über ein gleichartiges Vor- Vollzug heute schon die einschneidenden Bestim- gehen im gesamten Rheineinzugsgebiet Einverneh- mungen des Übereinkommens, insbesondere das vor- men. herige Genehmigungserfordernis sowie die Ver- Ergänzend zu den Anforderungen an das Einleiten pflichtung für die Wasserbehörden, in den Genehmi- nach § 7 a WHG werden die Bewirtschaftungspläne gungen Emissionsnormen festzulegen, die sich an nach § 36 b WHG, die von den Ländern vorrangig den besten verfügbaren technischen Hilfsmitteln zur zur Sicherung der öffentlichen Wasserversorgung so- Vermeidung der Ableitung ausrichten. Diese Ver- wie zur Erfüllung zwischenstaatlicher Vereinbarun- pflichtung ergibt sich gleichermaßen aus der bahn- gen und bindender Beschlüsse der Europäischen brechenden EG-Richtlinie vom 4. Mai 1976 betreffend Gemeinschaften aufzustellen sind, die Verpflichtun- die Verschmutzung infolge der Ableitung bestimm- gen aus dem Chemieübereinkommen übernehmen. ter gefährlicher Stoffe in die Gewässer der Gemein- Die Beratungen im Rahmen der Internationalen schaft (Gewässerschutzrichtlinie). Rheinschutzkommission mit dem Ziel, die nationa- Im Rahmen der Internationalen Kommission zum len Programme aufeinander abzustimmen, sind für Schutze des Rheins gegen Verunreinigung werden Chrom, einen Stoff aus Anhang II, richtungsweisend Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11949* schon aufgenommen worden. Die Bundesregierung gesetzt. Auch die Tatsache, daß trotz der zeitweise geht davon aus, daß innerhalb der vom Übereinkom- rückläufigen Werte der Vorjahre im Ruhrgebiet An- men vorgegebenen Frist von zwei Jahren entschei- fang dieses Jahres Smogalarmmaßnahmen angekün- dende Fortschritte bei den Reduzierungsprogram- digt werden mußten, weist darauf hin, daß die bis- men der für den Rhein wesentlichen Belastun- her getroffenen Maßnahmen nicht ausreichend sind, gen durch Stoffe der „Grauen Liste" erzielt werden immer eine gesundheitlich zuträgliche Luftqualität können. zu gewährleisten. Bei der zu erwartenden zunehmenden Kohlever- stromung in Europa muß wieder mit einem Anstieg der SO2-Belastung gerechnet werden, sofern keine Anlage 60 zusätzlichen Maßnahmen getroffen werden. Antwort Die Verordnung über Großfeuerungsanlagen sieht entsprechend der Ermächtigung in § 7 BImSchG keine des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Immissionsbegrenzungen, sondern Schutzmaßnah- Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Laufs men an der Quelle, d. h. Emissionsbegrenzungen, vor. (CDU/CSU) -(Drucksache 8/2763 Fragen B 44 und 45) : In welchem Maße sich Emissionsminderungen im Verfügt die Bundesregierung über Erkenntnisse darüber, in wel- cher Weise sich die Schwefeloxidimmissionen in den Bela- missionsseitig auswirken, hängt von örtlichen Ge- stungsgebieten der Bundesrepublik Deutschland während der gebenheiten ab, so daß eine quantitative Aussage vergangenen zehn Jahre entwickelt haben, welches waren nach Einschätzung der Bundesregierung die wichtigsten Ursachen für nur im konkreten Einzelfall möglich ist. Nach den diese Entwicklung und welche Reduktion der Schwefeloxidimmis- sionen erwartet die Bundesregierung durch die Emissionsbegren- bisherigen Erfahrungen wirkt sich jede Emissions- zungen entsprechend dem von der Bundesregierung vorgelegten minderung auch als Immissionsverbesserung aus. Entwurf einer Verordnung über Großfeuerungsanlagen zum Bun- des-Immissionsschutzgesetz? 2. Die Investitionskosten für eine Anlage zur Ab- Welche volkswirtschaftlichen Kosten werden durch die Maß- nahmen zur Abgasendreinigung entstehen gemäß den Vorschrif- gasendreinigung betragen bei Neuanlagen etwa 100 ten im Regierungsentwurf einer Verordnung über Großfeue- rungsanlagen, welche Folgen ergeben sich insbesondere für die Millionen DM (sie kann sich beim nachträglichen Vorhaltung von Reservekraftwerkskapazitäten entsprechend der Einbau in bestehende Kraftwerke um bis zu 50 % Verfügbarkeit dieser Abgasreinigungsanlagen? im Einzelfall erhöhen). Bei den Angaben handelt Ich möchte meiner Antwort auf Ihre beiden Fra- es sich um Durchschnittswerte deutscher Hersteller, gen die Bemerkung voranstellen, daß zu der ge- bezogen auf eine Kapazität von 700 Megawatt bei planten Verordnung nach § 7 BImSchG über Groß- 4 000 Vollastbetriebsstunden sowie 80 % iger Ent- feuerungsanlagen bisher nur ein im Bundesministe- schwefelung. Die Ausrüstung von Kraftwerken mit rium des Innern erarbeiteter, auf Referentenebene Anlagen zur Abgasendreinigung führt beim Neubau zwischen den Ressorts noch nicht abgestimmter er- zu jährlichen Gesamtkosten, d. h. Fixkosten und be- ster Entwurf vorliegt. Von einem in Ihren Fragen triebsabhängige Kosten in Höhe von etwa 35 Mil- angesprochenen „Regierungsentwurf" kann daher lionen DM pro Jahr. Die spezifischen Mehrkosten noch nicht die Rede sein. bei Kraftwerken mit Abgasendreinigung betragen Konkrete Angaben im Sinne Ihrer Fragen können auf Grund der genannten Kosten ca. 1,2 Dpf/kw/ erst dann gemacht werden, wenn die von der Bun- Stunde. Sie betragen somit etwa 10 % der Stromer- zeugungskosten eines Kohlekraftwerks. Die Auswir- desregierung beschlossene Verordnung vorliegt. kungen auf den Stromverkaufspreis (Mischpreis über Mit dieser Einschränkung beantworte ich Ihre die gesamte Kraftwerkskapazität, Anteil der Strom- Fragen wie folgt: transportkosten am Strompreis) werden hingegen wesentlich geringer sein und in der Größenordnung 1. Der Immissionsschutzbericht der Bundesregie- von 1 °/o liegen. Die der deutschen Volkswirtschaft rung und der Materialienband des Umweltbundes- entstehenden gesamtwirtschaftlichen Kosten sind da- amtes enthalten hierzu umfassende Aussagen. Da- von abhängig, in welchem Maße Kraftwerkszubau nach ist die Immissionsbelastung durch Schwefel- und -ersatz von Altanlagen in den folgenden Jahren dioxid (502) in den Jahren 1964 bis 1970 in den Ballungsgebieten erheblich, teilweise um fast 70 % erfolgt. zurückgegangen, dies vor allem durch Umstel- Ich erinnere jedoch daran, daß mindestens hin- lungen auf schwefelarme Brennstoffe insbeson- sichtlich der Investitionskosten für neue Kohlekraft- dere bei den Kleinfeuerungen und den Bau höherer werke keine zusätzliche Belastung der Unternehmen Schornsteine bei den Großfeuerungen. Letzteres hat und der Volkswirtschaft zu erwarten ist. Bei der aber dazu geführt, daß in weniger belasteten- Ge- Novellierung des Dritten Verstromungsgesetzes (Ge- bieten nicht nur der Bundesrepublik Deutschland der setz zur Änderung energierechtlicher Vorschriften Säuregehalt des Regens erheblich angestiegen ist, vom 19. Dezember 1977, BGBl. I S. 2750) war sich wie u. a. auch durch Messungen des Umweltbundes- die Bundesregierung darin einig, daß nach dem prak- amtes nachgewiesen wurde. Insbesondere die skan- tischen Verbot des Baus neuer Ölkraftwerke die dinavischen Länder haben über diesen auch bei Weitergewährung des Investitionskostenzuschusses ihnen beobachteten Anstieg Beschwerde geführt und für Kohlekraftwerke von 180,— DM/kw im Grunde beabsichtigen, über die ECE eine internationale Ver- nicht mehr gerechtfertigt ist. Die Zuschüsse sollen pflichtung zur Begrenzung der Emissionen in den jedoch nunmehr den kontinuierlichen Zubau von emissionsreichen Industriestaaten herbeizuführen. Kohlekraftwerken unterstützen und insbesondere für Der bis 1970 beobachtete Rückgang der Immis- die Mehrkosten der Rauchgasentschwefelung einge- sionsbelastung hat sich in den Folgejahren nicht fort- setzt werden. 119501 Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

In der Begründung zu § 3 Abs. 3 des Dritten Ver- tion in der Regel wie normales kommunales Ab- stromungsgesetzes i. d. F. vom 19. Dezember 1977 wasser zu beurteilen; es hat meistens sogar we- verweist die Bundesregierung dazu auf die Antwort niger Krankheitserreger. der Bundesregierung auf die Große Anfrage der 3. Für Schlachthöfe gibt es keine gesetzlich vorge- Fraktionen von SPD/FDP zur Energiepolitik, Bundes- schriebene Desinfektion, so daß der Einbau einer tagsdrucksache 8/570 unter VIII/1. Die dort genann- Abwasserdesinfektionsanlage vor Einleitung in ten Reinigungsgrade für Abgasendreinigungsanla- die Kanalisation oder in ein Gewässer in die gen sind nur bei vollständiger Erfassung der Abgase freie Entscheidung des einzelnen Einleiters ge- zu erreichen. Soweit die Unternehmen den vollen stellt ist, wenn dies nicht durch Ortssatzung oder Investitionskostenzuschuß (126 Millionen DM für ein wasserbehördliche Auflagen im Einzelfall fest- 700-Megawatt-Kohlekraftwerk) in Anspruch nehmen, gelegt ist. die damit geförderten Kraftwerke aber nicht sofort entsprechend ausrüsten, können sie hieraus Rück- 4. Eine generelle zentrale Chlorung der Kläranla- lagen für die vollständige Reinigung der Abgase genabläufe wird im Bundesgebiet trotz der ge- bilden. nannten Fakten nicht angestrebt; sie kann eine Situation schaffen, wie sie im Ausland zum Teil Für Abgasreinigungsanlagen sind heute Verfüg- bereits besteht, daß nämlich die durch die Chlo- barkeiten erreichbar, die mindestens so groß sind rung entstehenden Trihalogenmethane bei Ver- wie die der Feuerungsanlagen. Dies ist vor allem wendung von Flußwasser als Rohwasser für die in Japan belegt worden. Bei abgestimmten War- Trinkwasserversorgung ein potentielles Krebs- tungs- und Stillstandzeiten für Feuerung- und Rauch- risiko darstellen können. gasbehandlungsanlagen sind daher keine zusätzli- chen Reservekraftwerkskapazitäten erforderlich. 5. Klärschlamm enthält die gleichen Krankheits- erreger wie das dazugehörige Abwasser. Vor Im Hinblick auf die häufigen Anfragen zur SO2- seiner Verwendung sind Anbaubeschränkungen Problematik hat der Bundesminister des Innern im Landbau oder Desinfektionsmaßnahmen wie das Umweltbundesamt beauftragt, einen Bericht zu Pasteurisierung, Kalkung, Hitzebehandlung not- technisch-wirtschaftlichen Fragen der S02-bedingten wendig. Schäden in der Bundesrepublik Deutschland sowie zur Frage der dabei auftretenden Kosten zu erstel- Bei Berücksichtigung der erwähnten Gesetze und len. Der Bericht wird in Kürze vorliegen. Richtlinien sind gesundheitliche Gefahren für den Menschen direkt nicht zu befürchten, wobei veteri- närhygienische Probleme gesondert betrachtet wer- den müssen. Eine generelle Chlorung von Kläranla- genabläufen strebt die Bundesregierung nicht an, Anlage 61 weil dadurch — wie oben dargestellt — andere schwerwiegende Risiken entstehen können. Antwort Zum zweiten Gegenstand Ihrer Anfrage ist fol- des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schrift- gendes zu sagen: Die Reduzierung von Cadmium liche Frage des Abgeordneten Biechele (CDU/CSU) bei der Einleitung von Abwasser in Gewässer ist — (Drucksache 8/2763 Frage B 46) : wie auch die Reduzierung anderer Schwermetalle — Wie beurteilt die Bundesregierung die Ausführungen der Pro- Gegenstand von nationalen und internationalen Re- fessoren Dr. Dietrich Strauch und Dr. Wolfgang Müller bei der ersten Abwasser-Mikrobiologischen Tagung der „Deutschen gelungen und Programmen. Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie" in München, daß die Abwässer aus den Kläranlagen der Städte und Gemeinden Cadmium und Quecksilber sind als Schadparame- auch bei dreistufiger Auslegung beträchtliche Mengen Krank- heitserreger enthalten, die von Kliniken, Schlacht- und Vieh- ter in das Abwasserabgabengesetz aufgenommen; höfen, aber auch von Gewerbe und Industrie eingeleitet werden, wobei sie vor allem auf die Schlämme verwiesen, die Cadmium demzufolge werden für diese Stoffe auch Mindest- enthalten, und welche Möglichkeiten sieht gegebenenfalls die anforderungen an das Einleiten von Abwasser ge- Bundesregierung, den hier beschriebenen gesundheitlichen Ge- fahren wirkungsvoll zu begegnen? mäß § 7 a Abs. 1 WHG festgelegt, soweit solche Stoffe im Abwasser bestimmter Industriebranchen In Ihrer Frage sprechen Sie zwei verschiedene oder in Mischabwässern zu erwarten sind. Höhere Belastungsgruppen im Abwasserbereich an, und Anforderungen als Mindestanforderungen setzen die zwar einerseits Gefährdungsmöglichkeiten durch Länder in den Fällen fest, in denen Gewässer, u. a. Krankheitserreger — wie z. B. durch Salmonellen- im Hinblick auf die Sicherung der öffentlichen Was- und andererseits durch Cadmium als Beispiel der serversorgung, beeinträchtigt werden können. Gewässer- bzw. Schlammbelastung durch Schwer- Grundlage für solche höheren Anforderungen kön- metalle. nen Bewirtschaftungspläne nach § 36 b Wasser- - haushaltsgesetz sein. Ich gehe zunächst auf den Bereich der Krankheits- erreger ein: Internationale Regelungen, wie die EG-Richt- linie betreffend die Verschmutzung infolge der Ab- 1. Nach Abwasserbehandlung mit dritter Reini- leitung bestimmter gefährlicher Stoffe in die Gewäs- gungsstufe bleiben je nach im Rohwasser vorhan- ser der Gemeinschaft vom 4. Mai 1976 sowie das denen Erregern, wie Salmonellen oder Tuberkel- am 1. Februar 1979 in Kraft getretene Chemie-Über- bakterien, etwa 30 % im Ablauf, bei mechanisch einkommen für den Rhein, sehen für alle Vertrags- biologischer Reinigung sind es noch etwa 50 0/0. parteien in gleicher Weise verbindliche Grenzwerte 2. Abwasser aus Krankenhäusern ist wegen der im vor. Für Cadmium sind die Arbeiten in den betref- Bundesseuchengesetz vorgeschriebenen Desinfek fenden Gremien bereits soweit fortgeschritten, daß Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11951* mit einer Festlegung solcher Werte 1979/1980 ge- Anlage 63 rechnet werden kann . Antwort Die Festlegung von Mindestanforderungen bzw. des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Schrift- Grenzwerten wird sich sowohl auf die Qualität der lichen Fragen des Abgeordneten Jaunich (SPD) Oberflächenwässer als auch mittelfristig auf eine (Drucksache 8/2763 Fragen B 48 und 49) : Verringerung solcher Schadstoffe in den Gewässer- . Wie hoch ist die Anzahl der in der Bundesrepublik Deutsch- Sedimenten auswirken. Für diese Bereiche sind nach land aufgenommenen vietnamesischen Flüchtlinge insgesamt? Wie ist der Anteil der Bundesländer an der Gesamtzahl der Auffassung der Bundesregierung also die Voraus- aufgenommenen Vietnamflüchtlinge? setzungen geschaffen, gesundheitlichen Gefahren wirkungsvoll zu begegnen. Die notwendigen Sanie- Zu Frage B 48: rungsmaßnahmen im einzelnen sind von den Was- serbehörden der Länder, denen der Vollzug natio- Im Rahmen der humanitären Hilfsaktion der Bun- naler und internationaler Regelungen obliegt,. durch- desrepublik Deutschland zugunsten vietnamesischer zusetzen. Flüchtlinge sind bisher insgesamt 4 770 Was die Verwertung von cadmiumhaltigen Klär- schlämmen oder Baggerschlämmen aus Flüssen in Aufnahmeplätze zur Verfügung gestellt worden. der Landwirtschaft und deren Überwachung betrifft, Davon sind inzwischen rund 3 600 Vietnamflücht- möchte ich auf die Beantwortung der schriftlichen linge ins Bundesgebiet eingereist. Mit der Einreise Anfragen der Mitglieder des Deutschen Bundestages, der übrigen 1 170 Flüchtlinge ist in den nächsten Dr. Spöri (144. Sitzung des Deutschen Bundestages, Wochen zu rechnen. Anlage 104) und Dr. Riedl (146. Sitzung, Anlage 100) hinweisen. Zu Frage B 49: Der Anteil der Bundesländer an der Gesamtzahl der aufgenommenen Vietnamflüchtlinge richtet sich grundsätzlich nach dem vom Bundesrat beschlosse- Anlage 62 nen Verteilungsschlüssel.

Antwort Danach entfallen auf des Parl. Staatssekretärs von Schoeler auf die Baden-Württemberg 16,9 % Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Becker Bayern 13,8 % (Frankfurt) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Frage Berlin 4,5 % B 47): Bremen 1,3 % Wie und wann gedenkt die Bundesregierung, eine Besitzstand- Hamburg 3,4% regelung für diejenigen Beihilfeberechtigten des• Bundes zu schaffen, die durch das Zwanzigste Rentenanpassungsgesetz ihre Hessen 8,9 % Ansprüche als Beamte aus dem Kreis der Versicherten verloren haben und denen Leistungen aus der Rentenversicherung ge- Niedersachsen 9,2 % währt werden konnten (z. B. Ansprüche auf medizinische Reha- bilitationsmaßnahmen) ? Nordrhein-Westfalen 31,7% Rheinland-Pfalz 5,3 % Die Bundesregierung hat seit langem eine Besitz- Saarland 2,5 % standsregelung für diejenigen Beihilfeberechtigten Schleswig-Holstein 2,5 % des Bundes vorbereitet, die ihre Ansprüche auf me- dizinische Rehabilitationsmaßnahmen nach dem 20. Über diese Quoten hinaus haben sich folgende Rentenanpassungsgesetz verloren haben. Es ist vor- Länder zur Aufnahme weiterer Flüchtlinge bereit gesehen, daß diese Maßnahmen wie bisher durch die erklärt: Rentenversicherungsträger auf Kosten des Bundes Baden-Württemberg 141 durchgeführt werden. Die Rentenversicherungsträger Bayern 363 haben dem Vorhaben vor kurzem zugestimmt, je- Hessen 410 doch zur Klärung einiger Verfahrensfragen um ein weiteres Gespräch gebeten, das Ende April stattfin- Niedersachsen 930 den wird. Mit einem positiven Ergebnis kann ge- Rheinland-Pfalz 200 - rechnet werden. Danach wird unverzüglich das Ver- Schleswig-Holstein 75 fahren nach der Gemeinsamen Erklärung der Regie- rungen des Bundes und der Länder vom 1. Juli 1977 durchgeführt. Hiernach bedarf die vorgesehene Be- sitzstandsregelung der Abstimmung mit den Län- Anlage 64 dern. Antwort Solange die Vereinbarung nicht in Kraft getreten des Parl. Staatssekretärs Dr. de With auf die Schrift-. ist, können Rehabilitationsmaßnahmen (Sanato- lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Wittmann riumsbehandlungen) nach Maßgabe der Beihilfevor- (München) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen schriften durchgeführt werden. B 50 und 51) : 11952* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Betrachtet die Bundesregierung die internationalen Verpflich- tungen aus dein Übereinkommen der Europäischen Gemeinschaft Bundesregierung verbessert worden. Danach kommt über den Terrorismus als vereinbar mit den Verpflichtungen aus es nicht mehr auf die Ursache der Behinderung und der Konvention des Europarats über die Bekämpfung des Terro- rismus, bzw. welche Schwierigkeiten könnten sich aus dem auf die wirtschaftlichen Verhältnisse, sondern auf Nebeneinanderbestehen beider Übereinkommen für die Bundes- republik Deutschland ergeben? die erhebliche Beeinträchtigung der Bewegungs- Ist die Bundesregierung von der Notwendigkeit der Existenz fähigkeit im Straßenverkehr an. zweier einander sehr ähnlichen europäischen Konventionen zur Bekämpfung des Terrorismus überzeugt, oder muß man aus dein Zu den einkommensteuerlichen Vorschriften Nebeneinander einer möglichst alle demokratischen Staaten Eu- ropas umfassenden Konventionen und einer weiteren, nur auf weise ich darauf hin, daß allgemein für Schwerbe- die EG-Staaten beschränkten, Konvention auf einen Mangel an hinderte die eingeschränkte km-Pauschale bei Be- Koordination zwischen den beiden europäischen Organisationen sowie zwischen ihren Mitgliedstaaten schließen? triebsausgaben und Werbungskosten für Fahrten zwischen Wohnung und Betriebsstätte (Arbeits- Zu Frage B 50: stätte) nicht gilt, und demgemäß die Behinderten bereits begünstigt sind. Nach Auffassung der Bundesregierung sind das geplante „Übereinkommen über die Anwendung Es ist nicht möglich, durch das Einkommensteuer- des Europäischen Übereinkommens zur Bekämpfung recht besondere steuerliche Vergünstigungen für des Terrorismus zwischen den Mitgliedstaaten der den in der schriftlichen Anfrage genannten Perso- Europäischen Gemeinschaften" (im folgenden ge- nenkreis in verkehrsmäßig schwach strukturierten nannt „EG-Übereinkommen") und das — von der Räumen zu schaffen. Ich bitte hierbei zu bedenken, Bundesrepublik Deutschland bereits ratifizierte — daß schon innerhalb einzelner Landkreise oder länd- Europäische Übereinkommen vom 27. Januar 1977 licher Gemeinden die verkehrsmäßigen Bedingun- zur Bekämpfung des Terrorismus (im folgenden gen sehr unterschiedlich sind und sich auch kurz- genannt „Europäisches Übereinkommen") mitein- fristig ändern können. ander vereinbar. Durch das EG-Übereinkommen sol- len auch diejenigen EG-Staaten, die das Europäische Übereinkommen nicht ratifizieren, im Verhältnis untereinander zur Anwendung des Übereinkommens Anlage 66 verpflichtet werden. Da das EG-Übereinkommen auf Antwort den materiellen Regelungen aufbaut, die im Euro- des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Schriftliche päischen Übereinkommen enthalten sind, dürften Frage des Abgeordneten Milz (CDU/CSU) (Druck- im Verhältnis zu den EG-Staaten, für die auch das sache 8/2763 Frage B 53) : Europäische Übereinkommen in Kraft ist oder in Beabsichtigt die Bundesregierung, solche Beamtendienstposten, Kraft treten wird, keine Schwierigkeiten aus dem die länger als drei Jahre mit Angestellten besetzt sind, ent- sprechend in Stellen für Angestellte umzuwandeln, und wenn Nebeneinander beider Übereinkommen entstehen. ja, wie vollzieht sich dieses Verfahren?

Zu Frage B 51: Nach Art. 33 Abs. 4 GG sind hoheitliche Aufgaben grundsätzlich von Beamten zu erledigen. Deshalb ist Die Notwendigkeit zur Erarbeitung eines weiteren die Besetzung von Beamtendienstposten durch Ange- Übereinkommens im Rahmen der EG-Staaten ergab stellte nur ausnahmsweise und vorübergehend mög- sich deshalb, weil eine vorbehaltlose Ratifikation lich. des Europäischen Übereinkommens durch alle EG- Staaten nicht gewährleistet scheint. Es sollte aber Wird ein Dienstposten vorübergehend einem An- sichergestellt werden, daß die Vorteile, die sich aus gestellten übertragen, so ist dabei eine zeitliche Be- der Europäischen Konvention ergeben, zwischen fristung nicht möglich. Das Dienstverhältnis des An- allen EG-Staaten wirksam werden. Von einem Man- gestellten kann nicht mit der Begründung vorzeitig gel an Koordination zwischen den europäischen beendet werden, es handele sich um einen Beamten- Organisationen oder ihren Mitgliedstaaten kann dienstposten. deshalb nicht gesprochen werden. Deshalb ist die Besetzung einer Planstelle mit einem Angestellten auch für längere Zeit zulässig. Es muß jedoch sichergestellt sein, daß spätestens mit Ausscheiden des Angestellten der Dienstposten wie- Anlage 65 der einem Beamten übertragen werden kann. Antwort Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, in derar- des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Schrift- tigen Fällen Umwandlungen von Planstellen in Stel- liche Frage des Abgeordneten Spranger (CDU/CSU) len für Angestellte vorzusehen. (Drucksache 8/2763 Frage B 52) : Im übrigen bedarf die Umwandlung von Beamten- Ist der Bundesregierung bekannt, daß die auf dem Land wohnenden Schwerbeschädigten keine öffentlichen Nahverkehrs- planstellen in Stellen für Angestellte der Ermächti- mittel benutzen können und keine besonderen steuerlichen Ver- gung des Haushaltsgesetzgebers. günstigungen bei der Benutzung eines eigenen Personenkraft- wagens erhalten, und wie beurteilt die Bundesregierung die Möglichkeit durch Steuererlässe ganz oder zum Teil die Situation der Schwerbeschädigten bei der Benutzung eines eigenen Personenkraftwagens in verkehrlich schwach strukturier- ten ländlichen Räumen zu verbessern? Anlage 67 Die Lage Schwerbehinderter ist insbesondere Antwort durch die Kraftfahrzeugsteuerbefreiung im Rahmen des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche des § 3 Nr. 11 des Kraftfahrzeugsteuergesetzes in Frage des Abgeordneten Graf Huyn (CDU/CSU) der Fassung vom 1. Februar 1979 auf Vorschlag der (Drucksache 8/2763 Frage B 54) : Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11953*

Trifft es zu, daß die Bundesregierung Kreditbürgschaften für militärische Einrichtungen der libyschen Armee übernommen Arbeitnehmer Trinkgelder von mehr als 600,— DM hat oder zu übernehmen gedenkt, und wenn ja, in welcher jährlich zufließen und er den Arbeitnehmer nicht zu Höhe? einer entsprechenden Angabe veranlaßt hat. Die Bundesregierung verfolgt eine restriktive Rü- 3. Der Bundesminister der Finanzen wird bei der stungsexportpolitik. Dieser Politik wird bei Gewäh- nächsten Novellierung des Einkommensteuergeset- rung von Ausfuhrbürgschaften für Rüstungsgeschäfte zes eine Verdoppelung des bisherigen Trinkgeld- dadurch Rechnung getragen, daß solche Geschäfte freibetrages von 600,— DM auf 1 200,— DM vor- mit Ländern außerhalb des atlantischen Bündnisses schlagen. nur ausnahmsweise und in eingeschränktem Rahmen gedeckt werden.

Gegenüber Libyen werden seit Frühjahr 1978 Anlage 69 — ausfuhrgenehmigungspflichtige Waffen- und Rü- Antwort stungsgeschäfte und des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Schrift- — Geschäfte über Güter des militärischen Bedarfs lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Friedmann im weiteren Sinne, auch wenn diese keine Rü- (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen B 57 und 58) : stungsgüter sind, Wie hoch war der Gesamtverlust des Branntweinmonopols im Jahr 1978, welcher Teilbetrag davon entfällt auf Ablieferungen grundsätzlich nicht mehr verbürgt. der Obstabfindungsbrenner (Kleinbrenner)? Wie hoch ist die Summe der Steuern, die die Abfindungsbren- In wenigen Fällen wurden seitdem freilich für ner insgesamt für zu versteuernden Alkohol im gleichen Jahr kleinere Ausfuhrgeschäfte, bei denen auf libyscher an den Fiskus gezahlt haben? Seite zwar militärische Behörden Vertragspartner Im Rechnungsjahr 1978 mußten für die Abdeckung waren, die zu liefernde Ware aber erkennbar nicht von Verlusten des Branntweinmonopols 264,88 Mil- militärischen Inhalts war (z. B. Küchenausrüstungen), lionen DM aus Haushaltsmitteln aufgewendet wer- Bundesdeckungen bereitgestellt. den. Bis Frühjahr 1978 erschien es aus damaliger Sicht Im Betriebsjahr 1977/78 (1. Oktober 1977 bis vertretbar, die von deutschen Ausfuhrunternehmen 30. September 1978) haben Obstabfindungsbren- beantragten Bürgschaften für eine Reihe von Bau- nereien und Stoffbesitzer 24 935 Hektoliter Alkohol leistungsgeschäften (z. B. Errichtung von Militär- (hl A) unversteuert an die Bundesmonopolverwal- camps) und Lieferungen von Gütern oder Einrichtun- tung für Branntwein (BMonV) abgeliefert und gen der militärischen Infrastruktur (z. B. Kfz.-Repara- 20 663 hl A unter Versteuerung selbst vermarktet. turwerkstätten) zu gewähren. Der Bundesmonopolverwaltung für Branntwein ist für den abgelieferten Branntwein ein Verlust von ca. 15,58 Millionen DM entstanden. Für den selbst vermarkteten Branntwein sind 28,55 Millionen DM Anlage 68 Branntweinsteuer gezahlt worden. Antwort Die Ablieferung von Abfindungsbranntwein an die BMonV hängt von dem Ergebnis der jeweiligen des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Schrift- Obsternte ab und unterliegt deshalb starken lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Jenninger Schwankungen. So waren die Ablieferungen z. B. im (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen B 55 und 56) : Betriebsjahr 1975/76 43,9 % und im Betriebsjahr Treffen Presseberichte zu, wonach in letzter Zeit auf Veran- lassung des Bundesfinanzministers bei Betriebsprüfungen im 1976/77 23,7 % höher als im Betriebsjahr 1977/78. Hotel- und Gaststättengewerbe vermehrt die Besteuerung von Die unter dem Durchschnitt liegende Ablieferungs Trinkgeldern überprüft wird und die Arbeitgeber dabei ver- pflichtet sind, die Beamten auf möglicherweise unvollständige menge des Betriebsjahres 1977/78 ist daher, für sich Angaben ihrer Angestellten hinzuweisen, da sie andernfalls für die zuwenig einbehaltene Lohnsteuer selbst in Anspruch genom- allein betrachtet, wenig aussagefähig für den Auf- men werden können? wand, der dem Monopol durch die Übernahme des Beabsichtigt der Bundesfinanzminister, den derzeit geltenden Abfindungsbranntweins jährlich entsteht. Freibetrag bei Trinkgeldern von 600 DM im Kalenderjahr auf 1 200 DM zu erhöhen, und wenn ja, zu welchem Zeitpunkt?

Zu Fragen der Trinkgeldbesteuerung habe ich in der Fragestunde vom 14. Februar 1979 ausführ- Anlage 70 lich Stellung genommen. Ich erlaube mir deshalb,- Antwort unter Hinweis auf das Protokoll (s. 137. Sitzung, S. des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Schrift- 10 876) dieser Sitzung Ihre Frage zusammenfassend lichen Fragen des Abgeordneten Schmitz (Baes- wie folgt zu beantworten: weiler) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen B 59, 1. Presseberichte, wonach eine verstärkte Über- 60, 61 und 62) : prüfung der Trinkgeldbesteuerung vom Bundesmi- Welche neuen Erkenntnisse hat die Bundesregierung über die Entwicklung der Drogenszene im Aachener Grenzraum, insbe- nister der Finanzen veranlaßt worden sein soll, tref- sondere über neue Wege der Einschleusung von Drogen, und welche Personengruppen sind in der letzten Zeit als Dealer fen nicht zu. und Abnehmer neu aufgetaucht? 2. Der Arbeitgeber kann nur dann als Haftender Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung ergriffen, um die Drogenszene und den Drogenhandel vor allem aus dem Raum für die nichteinbehaltene Lohnsteuer in Anspruch ge- Amsterdam ins Aachener Grenzgebiet hinein zu kontrollieren, und wie ist die bisherige Zusammenarbeit zwischen den deut- nommen werden, wenn er annehmen mußte, daß dem schen und niederländischen bzw. belgischen Behörden?

11954* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Welche der mit der Bekämpfung der Drogenkriminalität (Be- schaffungsdelikte) und des Drogenhandelns befaßten Bundes- Die Dauer der Einsätze und die Einsatzorte wer- dienststellen im Aachener Grenzraum (Bundesgrenzschutz, Zoll- den nach den aktuellen Erkenntnissen zwischen den fahndung) sind nach Meinung der Bundesregierung personell ausreichend besetzt, welche wird sie in Zukunft in welchen beteiligten Behörden jeweils abgesprochen. Bereichen personell verstärken? Welche personellen Maßnahmen bei Bundesdienststellen haben Auf überregionaler Ebene trifft außerdem mehr- im letzten Jahr zu einer Veränderung der Situation geführt? mals jährlich die. deutsch-niederländische Arbeits- gruppe zur Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität zum Erfahrungsaustausch und zur Abstimmung ge- Zu Frage B 59: meinsamer Maßnahmen zusammen. Im unmittelba- Der Bundesregierung liegen keine Informationen ren Nahbereich finden alle zwei Monate Bespre- darüber vor, daß die Drogensituation im Aachener chungen der deutsch-niederländisch-belgischen Ar- Grenzraum wesentlich von der in anderen Regionen beitsgruppe zur Bekämpfung der Rauschgiftkrimi- des Bundesgebiets abweicht. Ihr liegen neue Er- naltät statt, an der außer der Zollfahndung der kenntnisse über die Entwicklung der Drogenszene Grenzschutzeinzeldienst, die Kriminalpolizei, die im Aachener Grenzraum nur im Bereich des Rausch- niederländische Rijkspolitie und die belgische Gen- giftschmuggels und -handels vor. Die für die Be- darmerie teilnehmen. kämpfung zuständigen Bundesbehörden (Zoll- und Die Zusammenarbeit mit den beteiligten in- und Grenzschutzeinzeldienst) konnten 1978 im Aache- ausländischen Behörden ist reibungslos und erfolg- ner Raum 218 Rauschgiftfälle mit 346 Tätern (davon reich. 291 deutsche Staatsangehörige) feststellen. An ge- schmuggelten Betäubungsmitteln wurden sicherge- Zu Fragen B 61 und 62: stellt: Cannabis-Produkte 21,21 kg Die Bundesregierung nimmt die Bekämpfung der Heroin 146 g Rauschgiftkriminaltiät sehr ernst. Sie hat den Per- sonalbestand der mit der Bekämpfung der Rausch- Kokain 26 g giftkriminalität befaßten Zolldienststellen deshalb Amphetamin 133 g laufend den aktuellen Erfordernissen angepaßt. LSD 300 Trips Auch die personelle Situation des Bundesgrenz- Bemerkenswert ist, daß die Sicherstellungen im schutzes im Aachener Raum ist in den letzten Jah- Einzelfall bei Heroin 5 g, bei Haschisch 500 g in ren im Zuge der Ausbauplanung „Innere Sicher- der Regel nicht übersteigen. Als Bezugsquelle ist heit" insbesondere durch Aufstellen motorisierter zunehmend die grenznahe niederländische Stadt Fahndungsgruppen (allein im Grenzraum Aachen 5 Heerlen an die Stelle von Amsterdam getreten. Trupps zu je 4 Beamten) ständig verbessert worden Außerdem ist vermehr zu beobachten, daß Drogen- und wird auch in Zukunft noch weiter verbessert abhängige die vor allem in den Niederlanden er- werden. worbenen Drogen bereits dort konsumieren und Diese personellen Verstärkungsmaßnahmen im danach ohne weitere Betäubungsmittel wieder in Bereich der Zollverwaltung und des Grenzschutz- das Bundesgebiet einreisen. einzeldienstes im Aachener Grenzraum haben sich Die Schmuggelaktivitäten in diesem Raum sind bei der Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität posi- 1978 und in den ersten Monaten des Jahres 1979 tiv ausgewirkt. Genauere Angaben sind nicht mög- im Vergleich zu 1977 im wesentlichen unverändert. lich, da die Fahndungserfolge teilweise auch auf verstärkten Personaleinsatz zur Fahndung nach ter- Die sich bereits 1978 abzeichnende Tätigkeit tür- roristischen Gewalttätern zurückzuführen sein kön- kischer Rauschgifthändler hat sich 1979 im Raum nen. Aachen verstärkt fortgestzt. Diese beziehen ihre Waren fast ausschließlich unmittelbar aus den Län- dern des Vorderen Orients. In Nordrhein-Westfalen konnten im Jahre 1978 207 türkische Staatsangehö- rige wegen Rauschgiftdelikten festgenommen wer- Anlage 71 den. Antwort Bei den Abnehmern überwiegt nach wie vor die des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Schriftliche Zahl der Jugendlichen, das Einstiegsalter sinkt, der Frage des Abgeordneten Dr. Kunz (Weiden) (CDU/ Konsum harter Drogen nimmt zu. CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 64) : Nach welchen Grundsätzen werden künftig die Genehmigun- gen für den Einsatz der Zollmusikkapellen durch den zuständigen Zu Frage B 60: Bundesminister erteilt, und mit welcher Genehmigungszeit ist dabei zu rechnen? Im Grenzraum Aachen werden — zusätzlich zu den laufenden Kontrollen bei der Grenzabfertigung Zollkapellen bestehen zur Zeit in Berlin (West), — von den mobilen Grenzaufsichtsstellen der Zoll- Lörrach und Hof. Die Zollkapellen sind keine Ein- verwaltung in Zusammenarbeit mit der Zollfahn- richtung der Verwaltung, sondern sind freiwillige dung und den mot-Fahndungsgruppen des Bundes- Vereinigungen musikausübender Zollbeamter. grenzschutzes mehrfach monatlich Schwerpunkt- Die Verwaltung fördert die Zollkapellen in be- kontrollen an den Grenzübergängen und an der grenztem Rahmen, und zwar im wesentlichen durch grünen Grenze zur Bekämpfung der Rauschgift- teilweise Übernahme der Kosten aus Haushaltsmit- kriminalität durchgeführt. teln für die Instandhaltung der Instrumente, durch Deutscher Bundestag - 8. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11955*

Dienstbefreiung für Orchesterproben sowie durch Anlage 72 Bereitstellung von Dienstkraftwagen für die Be- förderung zu einem Konzert. Antwort Die Zollkapellen werden bei bestimmten dienst- des Parl. Staatssekretärs Haehser auf die Schrift- lichen Veranstaltungen, wenn hierbei musikalische lichen Fragen des Abgeordneten Kühbacher (SPD) Vorträge geboten oder wünschenswert sind, sowie (Drucksache 8/2763 Fragen B 65 und 66) : im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt. Ein- sätze innerhalb des eigenen Bezirks genehmigt Kann die Bundesregierung Auskunft darüber geben, wie sich die Dollarbestände und ihr Gegenwert in DM bei der Deutschen grundsätzlich die Oberfinanzdirektion, in dem die Bundesbank in den einzelnen Jahren seit 1970 entwickelt haben und wieviel dieser Dollarbestände in den entsprechenden Jah- Zollkapelle ihren Sitz hat. Um sicherzustellen, daß ren in amerikanischen Staatspapieren angelegt waren? die Mitglieder der Zollkapellen nicht zu häufig ihren Wie hoch war das jährliche Zinsaufkommen aus den oben be- eigentlichen Dienstaufgaben entzogen werden und zeichneten Wertpapieren, und wie hoch war in DM der jährliche Verlust nach Berücksichtigung von notwendigen Wertberichti- zur Wahrung haushaltsmäßiger Belange hat sich der gungen? Bundesminister der Finanzen die Genehmigung von Einsätzen der Zollkapellen außerhalb des Ober- finanzbezirks und der Einsätze im Rahmen der Öf- Zu Frage B 65: fentlichkeitsarbeit vorbehalten. Über entsprechende Anträge der Oberfinanzdirektionen entscheidet der Der DM-Gegenwert der gesamten Devisen- und Bundesminister der Finanzen unverzüglich, in beson- Sortenbestände der Bundesbank sowie des auf US- ders eiligen Fällen auch fernschriftlich oder fern- Dollar lautenden Teilbetrages hat sich seit 1970 wie mündlich. folgt entwickelt (in Mrd. DM) :

1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978

Devisen und Sorten insgesamt 28,7 37,6 52,2 65,8 49,7 51,3 52,0 58,3 74,6 darunter US-Dollar-Anlagen 28,6 37,4 52,0 65,5 49,5 51,1 51,8 55,2 72,3

Die Bestände in US-Dollar sind nahezu vollständig in US-Staatspapieren angelegt.

Zu Frage B 66: Die Erträge im Auslandsgeschäft sowie die Ge- winne und Verluste aus der Neubewertung der Währungsreserven (ohne Gold) der Bundesbank seit 1970 haben sich wie folgt entwickelt (in Mrd. DM) :

1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978

Erträge im Auslandsgeschäft insgesamt 1,2 2,1 2,9 4,3 4,8 4,3 4,4 4,3 5,3 Bewertungsgewinne oder Verluste - - 6,0 - -10,3 -7,2 +5,5 -7,5 -7,9 -10,6

Die Erträge der Bundesbank im Auslandsgeschäft Anlage 73 beruhen, wie sich aus dem hohen Anteil der US- Antwort Dollar-Komponente an den gesamten Devisen- und Sortenbeständen der Bundesbank ergibt (vgl. Ant- des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Schrift- wort zu Frage 65), wesentlich auf den Anlagen in liche Frage des Abgeordneten Link (CDU/CSU) US-Staatspapieren. Entsprechendes gilt für die Ge- (Drucksache 8/2763 Frage B 67) : winne und Verluste aus der Neubewertung der Wie ist der Stand der Beratungen bezüglich einer Gebühren- ordnung für Steuerberater, und bis wann kann mit einem Ge- Währungsreserven. setzentwurf der Bundesregierung gerechnet werden? 11956* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Die Gebührenordnung für Steuerberater wird auf logie. Im Mittelpunkt steht dabei die Anwendung Grund der Ermächtigung in § 64 des Steuerbera- von' Methanol als mögliche alternative Kraftstoff- tungsgesetzes vom Bundesminister der Finanzen als komponente, die energiepolitisch von besonderem Verordnung erlassen werden. Interesse ist, weil Methanol nicht nur aus 01 und Die Arbeiten am Entwurf einer Gebührenordnung Erdgas, sondern auch aus Kohle hergestellt werden konnten wegen der Vielschichtigkeit der Gebühren- kann. tatbestände und vor allem auch wegen der preis- Kurz- und mittelfristig sieht die Bundesregierung politischen Auswirkungen einer amtlichen Gebüh- keine Möglichkeit, Agraräthylalkohol (d. h. aus renordnung noch nicht abgeschlossen werden. Das landwirtschaftlichen Rohstoffen durch Vergären und Bundesfinanzministerium ist bemüht, sobald wie Destillieren gewonnenen Alkohol) in der Bundes- möglich die Verordnung fertigzustellen. republik in nennenswertem Umfang als Kraftstoff- komponente zu wettbewerbsfähigen Preisen zu pro- duzieren. Die Angaben über seine Herstellungsko- sten schwanken beträchtlich. Sie betragen jedenfalls gegenwärtig ein Vielfaches der Herstellungskosten Anlage 74 von Vergaserkraftstoff aus Erdöl. Ob und wann die Antwort Wirtschaftlichkeitsschwelle bei Agraräthylalkohol des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftlichen erreicht werden kann, ist ebenso noch nicht abzu- Fragen des Abgeordneten Biehle (CDU/CSU) (Druck- sehen, wie eine mögliche zunehmende Bedeutung sache 8/2763 Fragen B 68 und 69) : dieser Energieform bei einer künftigen Verbesserung der Technologie. Sind der Bundesregierung Pressemeldungen bekannt, in denen behauptet wird, daß der Bundeskanzler Waffenhandel betreibt, jedoch wesentlich voluminöser als frühere Bundesregierungen? Trifft es zu, daß dem Bundeskanzler mit Enthüllungen über den Waffenhandel seiner Bundesregierung gedroht worden ist? Anlage 76 Zu Frage B 68: Antwort Derartige Pressemeldungen sind der Bundesregie- des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftlichen rung bekannt. Fragen des Abgeordneten Breidbach (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen B 71 und 72) : Zu Frage B 69: Kann die Bundesregierung Informationen bestätigen, wonach in einzelnen Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft die Der Bundesregierung sind insoweit lediglich Äuße- staatliche Hilfe für Strukturmaßnahmen in stahlverarbeiten- den Branchen davon abhängig gemacht wird, daß die Ausgangs- rungen bekannt, die der Inhaber der Waffenhandels- materialien vollständig aus nationaler Produktion stammen? firma Merex in einem Interview im Westdeutschen Ist der Bundesregierung bekannt, ob die Zahlung staatlicher Hilfen an belgische Werften davon abhängig gemacht wird, daß Fernsehen vorgebracht hat. die betroffenen Schiffsbaubetriebe ausschließlich Schiffsbleche aus belgischer Produktion verarbeiten, wenn ja, welche Folgerungen Wenn hierin eine Drohung mit „Enthüllungen" zieht sie daraus? über den „Waffenhandel" der derzeitigen Bundes- regierung liegen sollte, kann die Bundesregierung Zu Frage B 71: ihrer etwaigen Realisierung gelassen entgegensehen. Der Bundesregierung ist nicht bekannt, daß in ein- Die Bundesregierung hat sich auf diesem Sektor zelnen Mitgliedstaaten der EG staatliche Hilfen für nichts vorzuwerfen. Strukturmaßnahmen in stahlverarbeitenden Bran- chen von der Verarbeitung aus nationaler Produk- tion stammender Vormaterialien abhängig gemacht wird. Anlage 75 Ein solches Verfahren würde nach Auffassung der Antwort Bundesregierung klar den Normen des EWG-Ver- trages bzw. des EGKS-Vertrages, insbesondere des des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche Art. 30 EWG-Vertrag (Verbot von Maßnahmen glei- Frage des Abgeordneten (Lüneburg) (CDU/' Schröder cher Wirkung wie mengenmäßiger Beschränkungen) CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 70): bzw. des Art. 4 EGKS-Vertrag widersprechen. Sieht die Bundesregierung Möglichkeiten, durch die Beimi- schung von Agraräthylalkohol zum Motorkraftstoff zu einer mengenmäßigen Ausweitung des Benzinangebots zu wettbe- werbsfähigen Preisen zu kommen? Zu Frage B 72: - Es trifft zu, daß die Beimischung von Alkohol zum Soweit der Bundesregierung bekannt ist, gewährt Kraftstoff grundsätzlich technisch möglich ist und die belgische Regierung derzeit keine staatlichen z. B. in Brasilien auch schon praktiziert wird. Produktionshilfen an die Werftindustrie. Sollte die belgische Regierung jedoch ein entsprechendes För- Der Bundesminister für Forschung und Techno- derungsprogramm einführen, muß sie dies der Kom- logie fördert im Rahmen seines Schwerpunktprojek- mission der Europäischen Gemeinschaft zur Prüfung tes „Alternative Energien für den Straßenverkehr" nach Art. 92 EWG-Vertrag vorlegen. Im Rahmen im Anschluß an ein bereits 1975/76 durchgeführtes dieser Prüfung werden die übrigen EG-Mitglied- Forschungsprogramm in den Jahren 1979 bis 1982 staaten in der Regel konsultiert. Die' Bundesregie- auch Vorhaben auf dem Gebiet der Alkoholtechno rung wird darauf hinwirken, daß Beihilfemaßnahmen Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11957*

Sind Informationen zutreffend, daß Tausende von Tonnen Alt- unter Beachtung der Normen des EG-Rechts durch- papier, die jährlich aus bundesdeutschen Haushalten gesammelt geführt und keine mit EG-Recht unvereinbare Rege- werden, von der Papierindustrie nicht mehr abgenommen wer- den, und welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, die- lungen, die möglicherweise die Liefermöglichkeiten ser Entwicklung entgegenzuwirken, um zu erreichen, daß Alt- der deutschen Stahlindustrie beschränken, einge- papier nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft aufbereitet und zu neuen Produkten verarbeitet wird? führt werden. Die deutsche Papierindustrie hat 1978 rund 3 Mil- Bestehende Programme wie Finanzierungshilfen lionen t Altpapier eingesetzt, von denen etwa für Schiffsverkäufe und Schiffahrtshilfen sehen nach 100 000 t aus Haushalten kamen. Bei den Haushalts- Mitteilung belgischer Regierungsstellen keine Bin- dung an nationale Zulieferungen vor. papieren handelt es sich überwiegend um Zeitungen und Zeitschriften, die den unteren Altpapiersorten zuzurechnen sind. Der Angebotsüberhang, der im ersten Halbjahr Anlage 77 1978 vor allem bei den unteren Altpapierqualitäten zu beobachten war, hat sich in der zweiten Jahres- Antwort hälfte abgebaut. Verantwortlich für diese Entwick- des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche lung ist die Zunahme der Produktion von Verpak-

Frage des Abgeordneten Dr. Schmitt - Vockenhausen kungspapieren und -pappen, zu deren Herstellung (SPD) (Drucksache 8/2763 Frage B 73): ca. 85 % des von der Papierindustrie eingesetzten In welcher Weise wird die Bundesregierung bei der EG dar- Altpapiers herangezogen werden. In den ersten Mo- auf hinwirken, daß sich Berichte der EG, auch wenn sie nicht naten des Jahres 1979 hat die günstige Nachfrage- zur Veröffentlichung bestimmt sind, auf sachliche Darlegungen beschränken und nicht, wie kürzlich (bei einem Bericht der EG entwicklung auch bei den unteren Altpapiersorten über ihre Handelsbeziehungen zu Japan) geschehen, zweifel- hafte Wertungen enthalten, die kränkend wirken und den guten angehalten. Es ist aber trotzdem nicht auszuschlie- Beziehungen zu dem betreffenden Land abträglich sind und das Verhandlungsklima negativ beeinflussen könnten? ßen, daß der Absatz von Altpapier aus Haushalten im Einzelfall nicht immer möglich ist. Die Bundesregierung hat am 30. März 1979 aus der Presse von dem in der Anfrage erwähnten Bericht Zur Steigerung der Wiederverwertung von Alt- über Japan erfahren. Sie hat dies sofort zum Anlaß papier fördert die Bundesregierung im Rahmen des genommen, sich bei der EG-Kommission über den Abfallwirtschaftsprogramms 75 durch Forschungs- Vorgang zu unterrichten. Hierbei hat sich ergeben, aufträge die Verbesserung der Aufbereitungstechni- daß es sich bei dem Papier nicht um einen offiziellen ken für Altpapier sowie die Entwicklung von Pro- Bericht der EG-Kommission, sondern um eine interne dukten aus Altpapier. Daneben wird die Verbrau- vertrauliche Arbeitsunterlage der Dienststellen der cheraufklärung mit dem Ziel, altpapierhaltigen Er- Kommission handelt. Diese Aufzeichnung wurde da- zeugnissen im gewerblichen und privaten Sektor her auch nicht den Regierungen der Mitgliedstaaten bessere Verwendungsmöglichkeiten zu erschließen, und damit auch nicht der Bundesregierung zugeleitet. verstärkt fortgesetzt. Innerhalb der Bundesverwal- Das Papier der Kommissions-Dienststellen wurde le- tung, einschließlich Bundesbahn, Bundespost und diglich durch Indiskretionen der Öffentlichkeit be- Bundeswehr, wird geprüft, inwieweit die Qualitäts- kannt. Bei Beurteilung der Sachlage ist zu berück- anforderungen bezüglich der hier verwendeten Pa- sichtigen, daß die Kommission unabhängig ist und piere und Pappen zur Anhebung des Altpapierein- allein die Verantwortung für die Arbeiten ihrer satzes geändert werden können. Als Ergebnis dieser Dienststellen zu tragen hat. Eine Einwirkungsmög- Überprüfung werden bereits in einigen Bereichen lichkeit von seiten der Bundesregierung auf diese der Bundesverwaltung für bestimmte Zwecke nur Arbeiten innerhalb der EG-Kommission bestand noch Papiere aus Altpapier benutzt. und besteht daher nicht. Da die Einsatzmöglichkeiten vor allem für die un- Im übrigen teilt die Bundesregierung Ihre Auf- teren Altpapierqualitäten in der Papierindustrie bei fassung, daß solche Äußerungen, auch wenn sie un- dem gegenwärtigen Sortenprogramm auf Grenzen beabsichtigt an die Öffentlichkeit gelangen, nicht stoßen, ist die Bundesregierung bemüht, diesen Alt- geeignet sind, Bemühungen der Gemeinschaft zu papieren alternative Verwendungsmöglichkeiten au- unterstützen, die im Handelsverkehr mit dritten Län- ßerhalb der Papierindustrie, etwa zur Energieerzeu- dern entstandenen Probleme zu lösen. Dies hat der gung, zu eröffnen. Entsprechende Forschungsauf- Bundesminister für Wirtschaft, Dr. Otto Graf Lambs- träge sind bereits vergeben. dorff, bei seinem jüngsten Besuch in Tokio auch sehr deutlich zum Ausdruck gebracht.

Anlage 79 Antwort Anlage 78 des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftlichen Antwort Fragen des Abgeordneten Würtz (SPD) (Drucksache des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftliche 8/2763 Fragen B 75 und 76): Frage des Abgeordneten Biechele (CDU/CSU) (Druck- Wie beurteilt die Bundesregierung die von den Reiseveran- staltern für Charterflugreisen und Kreuzfahrten angekündigten sache 8/2763 Frage B 74): Treibstoffzuschläge, und welche Folgerungen zieht sie daraus? 11958* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Ist der Bundesregierung in diesem Zusammenhang bekannt, daß nicht die vollen Beträge an die durchführenden Fluggesell- Ebensowenig ist ihr bekannt, ob die von den Reise- schaften und Reedereien weitergegeben werden, und wenn nein, veranstaltern geforderten Treibstoffzuschläge so be- welche Maßnahmen wird das Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen seines Auftrages unternehmen, um vorbeugend Miß- messen sind, daß sie die entstandenen Mehrkosten bräuche zu verhindern? der Reiseveranstalter in vollem Umfang ausgleichen, und ob mit ihnen die Mehrbelastungen der Beför- Zu Frage B 75: derer vollständig abgedeckt werden. Mißbräuche im Der Bundesregierung ist bekannt, daß die Veran- Zusammenhang mit der Forderung von Treibstoffzu- schlägen und der Weitergabe an die Fluggesellschaf- stalter von Pauschalflug- und -seereisen, die Anfang Juli und später angetreten werden, zu den Reise- ten und Reedereien sind der Bundesregierung bisher nicht bekannt geworden. Eventuelle Mißbräuche preisen zusätzlich sog. Treibstoffzuschläge verlan- würden gegebenenfalls auch unter kartellrechtlichen gen. Die Höhe der Zuschläge ist von Unternehmen Gesichtspunkten zu prüfen sein. zu Unternehmen unterschiedlich.

Im Zusammenhang mit diesen Preiserhöhungen sind insbesondere zwei Vorschriften von Bedeutung: — Für bereits gebuchte Reisen ist die 4-Monats- Anlage 80 frist des § 11 Nr. 1 des Gesetzes zur Regelung des Antwort Rechts der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB-Gesetz) zu beachten. Dadurch ist sichergestellt, des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schriftli- daß der Kunde, der eine Pauschalflug- oder -seereise che Frage des Abgeordneten Würtz (SPD) (Druck- nach Katalog gebucht hat, nicht mit einer Preiser- sache 8/2763 Frage B 77) : höhung zu rechnen hat, wenn zwischen Buchung Wie beurteilt die Bundesregierung den Preisanstieg für Heiz- und Reiseantritt weniger als 4 Monate liegen. öl, und wie beabsichtigt sie, diese Entwicklung zu beeinflussen? Darüber hinaus sind Preiserhöhungsklauseln auch Die Bundesregierung hat in den vergangenen in den Fällen, in denen die 4-Monatsfrist überschrit- Wochen mehrfach zur Preisentwicklung bei leich- ten wird, nicht unbeschränkt zulässig. Vielmehr sind tem Heizöl Stellung genommen. Als wesentliche Klauseln, die den Kunden unangemessen benachtei- Ursache des Preisanstiegs wurde die witterungsbe- ligen, nach § 9 AGB-Gesetz unwirksam. Eine unan- dingt gestiegene Nachfrage bei gleichzeitig ver- gemessene Benachteiligung wird man nicht anneh- knapptem Angebot auf den internationalen Märk- men können, wenn der Reiseveranstalter nur die ten genannt. Im Zuge dieser Marktentwicklung ha- ihm tatsächlich entstandenen Mehrkosten vom Kun- ben sich die Preise auf dem für die' westeuropäi- den verlangt. sche Produktenversorgung bedeutendsten Markt Rotterdam im Vergleich zum Stand des Vorjahres — Beim Angebot von Reisen ist nach § 1 Abs. 1 verdoppelt. Dies mußte sich auch auf das Verbrau- der Verordnung über Preisangaben vom 10. Mai cherpreisniveau in der Bundesrepublik Deutschland 1973 der- Endpreis einschließlich aller Preisbestand- auswirken, da unsere Versorgung zu ca. 40 % teile, also auch von Treibstoffzuschlägen anzuge- durch Produktenimporte erfolgt. Das Ausmaß des ben. In diesem Zusammenhang haben Vertreter der Verbraucherpreisanstiegs blieb allerdings nach Er- Touristik-Branche an den Bundeswirtschaftsminister hebungen des Statistischen Bundesamtes mit einem den Wunsch herangetragen, übergangsweise von Zuwachs um rund 60 % von 27,— DM pro 100 Liter dieser preisrechtlichen Vorschrift befreit zu werden, im März vergangenen Jahres auf 43,— DM pro 100 weil der Neudruck und -versand von Katalogen und Liter Mitte März dieses Jahres (ohne Mehrwert- Preislisten für die „Restlaufzeit" der Reisesaison steuer) hinter der Entwicklung auf den internatio- 1979 mit wirtschaftlich nicht vertretbaren Kosten nalen Märkten zurück. verbunden wäre. Ob die für den Vollzug der Preis- angabenverordnung zuständigen Länder eine solche Wie bereits in Beantwortung einer parlamentari- Preisauszeichnung übergangsweise dulden werden, schen Anfrage des Abgeordneten Dr. Enders (SPD) hängt davon ab, ob heute eine für die Touristik — BT-Drucksache 8/2608, Fragen A 131 und 132 — Branche mit der Situation der Jahre 1973/74 ver- am 8. März 1979 betont wurde, sieht die Bundesre- gleichbare Lage, in der eine entsprechende Duldung gierung in verstärkten Appellen an die Verbrau- bereits gehandhabt wurde, gegeben ist. Prüfungen cher, Heizöl sparsam einzusetzen, und der damit zu darüber sind im Gange. erwartenden weiteren Begrenzung der Nachfrage die wirksamste Möglichkeit, den Preisauftrieb zu Im Zusammenhang mit dem Anstieg der Mineral- dämpfen. Darüber hinaus wird z. Z. geprüft, ob und ölpreise hat die Bundesregierung im übrigen- wieder- ggf. welche weiteren Maßnahmen mit dem Ziel ei- holt darauf hingewiesen, daß diese Preissteigerun- ner rationelleren und sparsameren Verwendung gen nicht dazu benutzt werden sollten, um allge- von Heizöl und damit zur Einschränkung der mein höhere Preise durchzusetzen. Nachfrage notwendig und möglich sind. Admini- strative, auf ein künstliches Niedrighalten der Preise Zu Frage B 76: abzielende Eingriffe in den Marktmechanismus stellen kein geeignetes Mittel dar, die Preisent- In welchem Umfang die Verträge zwischen den wicklung zu beeinflussen, da sie uns von Heizöl- Reiseveranstaltern und den Beförderern auf Grund einfuhren abschneiden und zu einer unmittelbaren der veränderten Verhältnisse eine Anpassung er- Gefährdung der Versorgung der Verbraucher füh- möglichen, ist der Bundesregierung nicht bekannt. ren würden. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11959*

Anlage 81 Die bisherigen Erfolge bestätigen die Richtigkeit Antwort der gemeinsam erarbeiteten Konzeption. des Bundesministers Ertl auf die Schriftlichen Fra- Außerdem führt der AID im Auftrag meines gen des Abgeordneten Paintner (FDP) (Drucksache Hauses Anfang Mai ein bundeszentrales Seminar 8/2763 Fragen B 78 und 79): zu Fragen der Vermarktung von „Urlaub auf dem Ist der Bundesregierung bekannt, wieviel Betten etwa im Rah- Bauernhof" durch. In dessen Verlauf werden Ex- men der Aktion „Urlaub auf dem Bauernhof" in unserem Lande angeboten werden und wie hoch die durchschnittliche Bele- perten des Fremdenverkehrsgewerbes und der Ak- gungsquote dieser Betten ist? tion „Urlaub auf dem Bauernhof" Möglichkeiten Sind der Bundesregierung Klagen darüber bekannt, daß in zur Verbesserung des Angebots und der Ausla- einigen Landstrichen regelrechte „Bettenberge" vorhanden sein sollen, die kaum mehr rentabel vermietet werden können, und stung von Gästebetten auf Bauernhöfen erarbeiten wie kann dagegen Abhilfe geschaffen werden? und diskutieren. Für die Praktiker werden sich hieraus sicher wertvolle Anregungen für Maßnah- Zu Frage B 78: men zur weiteren Verbesserung der Belegungsquo- Der Bundesregierung liegen keine Zahlen zum te der Gästebetten auf Bauernhöfen ergeben. derzeitigen Bettenangebot in landwirtschaftlichen Betrieben vor. Aktuelle Angaben hierzu wird erst die Landwirt- schaftszählung 1979 erbringen. Die letzte amtliche Anlage 82 Statistik stammt aus der Landwirtschaftszählung Antwort des Jahres 1971. Danach vermieteten damals insge- des Bundesministers Ertl auf die Schriftlichen Fra- samt 23 596 landwirtschaftliche Betriebe Zimmer an gen des Abgeordneten Paintner (FDP) (Drucksache Feriengäste. Bei insgesamt 7,1 Millionen Übernach- 8'2763 Fragen B 80 und 81) : tungen bedeutete dies durchschnittlich 305 Über- Welche Absichten verfolgt die Bundesregierung mit den fünf nachtungen je Betrieb. Da die Zahl der Gästebetten Millionen Mark, die im Agraretat 1979 als Zuweisungen zur Er- richtung und Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und seinerzeit nicht erfragt wurde, läßt sich die dama- Landschaft mit gesamtstaatlicher repräsentativer Bedeutung zur lige durchschnittliche Belegdauer je Gästebett Verfügung stehen? nicht ermitteln. Eine im Auftrag des BML durchge- Welche konkreten Vorhaben sollen mit diesen Mitteln in wel- cher Form gefördert werden, und wann ist mit ersten Maßnah- führte Untersuchung der Bundesforschungsanstalt men zu rechnen? für Hauswirtschaft hat jedoch für das Jahr 1973 eine durchschnittliche Belegung je Bauernhofbett Zu Frage B 80: von 81 Tagen jährlich ergeben. Die Bundesregierung beabsichtigt, mit diesen Z. Frage B 79: Mitteln insbesondere die Sicherung solcher hoch- gefährdeter und schutzwürdiger Teile von Natur Der Bundesregierung sind derartige Klagen nicht und Landschaft zu ermöglichen, die national und bekanntgeworden. Es ist allerdings richtig, daß international von so herausragender Bedeutung manche Gästebetten auf Bauernhöfen insbesondere sind, daß ein Engagement des Bundes erforderlich außerhalb der Ferienzeit nur unzureichend belegt ist. Die Mittel sollen daher insbesondere für den werden, wobei hier erhebliche regionale Unter- Erwerb und erforderlichenfalls die Gestaltung ent- schiede (je nach der örtlichen Saisondauer, z. B. sprechender Gebiete eingesetzt werden, die vor al- Sommer- und Wintersaison) bestehen. Die Bundes- lem ohne die Überführung in das Eigentum von regierung ist der Meinung, daß hier durch gezielte Trägern, die dem Naturschutz verpflichtet sind, Aktivitäten (partnerschaftliche Zusammenarbeit, nicht nachhaltig wirksam gesichert werden kön- Qualitätsverbesserung, gemeinsame Vermarktungs- nen. Die Bundesregierung übernimmt keine langfri- strategie auf regionaler Ebene) Verbesserungen er- stig verpflichtenden Folgekosten, wie z. B. laufende zielt werden können. Insbesondere sind neue Ur- Unterhaltungs- und Sicherungskosten, Kosten für laubergruppen gezielter anzusprechen. Deshalb för- die Verwaltung, Überwachung u. ä. dert mein Haus zusammen mit dem Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt Baden- Zu Frage B 81: Württemberg ein regionales Modellvorhaben „Zen- trale Adressen- und Zimmervermittlungsstelle für Ich bitte um Verständnis dafür, daß ich konkrete Urlaub auf dem Bauernhof in Baden-Württem- Vorhaben nicht nennen möchte, da sich die Veröf- berg". Im Rahmen dieses Modellvorhabens, dem fentlichung derartiger Absichten hinderlich auf die rund 1 000 landwirtschaftliche Betriebe angeschlos- Verwirklichung der einzelnen Vorhaben auswirken sen sind, konnten alle bisher unabhängig voneinan- dürfte. Zur Zeit werden jedoch verschiedene Vor- der agierenden Institutionen durch Gründung eines haben in Zusammenarbeit mit den Länderverwal- Vereins zu gemeinsamem Handeln veranlaßt wer- tungen geprüft. den. Es wurde eine Vermarktungskonzeption erar- beitet, die Qualität der Gästezimmer und Ferien- Langfristig soll sich die Förderung auf folgende wohnungen auf Bauernhöfen an bestimmte Min- Vorhabengruppen konzentrieren, wobei die Reihen- deststandards herangeführt, die Betriebsleiterfami- folge auch eine gewisse Rangfolge ist: lien entsprechend fortgebildet, ein gemeinsamer a) Erhaltung und Sicherung von für die Bundes- Katalog aufgelegt und eine Zentrale Zimmerver- republik Deutschland einzigartigen, ohne aktuelle mittlung (als Alternative für die Direktvermietung) Hilfsmaßnahmen von der Vernichtung bedrohten aufgebaut. natürlichen oder noch naturnahen Lebensräumen 11960* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

(Biotopen). Dabei wird das einzelne Projekt in ei- Reineinkommens für alle land- und forstwirtschaft- nem systematischen Zusammenhang als Ausprä- lichen Betriebe anhand von Buchführungsergebnis- gung eines bestimmten Biotops gesehen. Bestehen- sen nicht möglich. de nationale und internationale Klassifizierungen, Die von Ihnen genannte Zahl von 10 Milliarden wie Feuchtgebiete internationaler Bedeutung, Na- DM Reineinkommen für das obere Viertel der land- tionalpark-Würdigkeit oder Auszeichnung mit dem wirtschaftlichen Vollererwerbsbetriebe ist mit Si- Diplom des Europarates werden berücksichtigt. cherheit überhöht. Richtig ist, daß im einkommens- b) Renaturierung, Schaffung und Sicherung neu- stärksten Viertel der landwirtschaftlichen Voller- er, im Sinne des Naturschutzes und der Land- werbsbetriebe 1977/78 durchschnittlich ein Reinein- schaftspflege hochwertiger Landschaften verschie- kommen von 55 062 DM je Familien-AK, das ent- dener Art und Funktion in Gebieten, die durch spricht 66 405 DM je Betrieb, erwirtschaftet wurde. massive Zivilisationseinflüsse geschädigt sind. Die Bei rund 100 000 Betrieben ergibt dies insgesamt Errichtung eines Systems derartiger Modelland- ein Reineinkommen von ca. 6,6 Milliarden DM. schaften („Natur aus zweiter Hand") ist für die Im Durchschnitt aller landwirtschaftlichen Voll- Bundesrepublik Deutschland als zivilisationsgepräg- erwerbsbetriebe betrug 1977/78 das Reineinkommen tem Land von besonderer Bedeutung. je Familien-AK 24 084 DM, in den Zuerwerbsbetrie- c) Ausbau von gesamtstaatlich bedeutsamen, ins- ben 18 353 DM. In den Nebenerwerbsbetrieben hat besondere grenzüberschreitenden Naturparken und das Reineinkommen definitionsgemäß nur eine un- Erholungslandschaften mit dem Ziel der Völkerver- tergeordnete Bedeutung. Es betrug im letzten Wirt- ständigung. schaftsjahr 2 958 DM je Familie. Dabei wurde das Reineinkommen der kleinen Nebenerwerbsbetriebe Die Rangfolge der Gruppen ist fachlich bedingt. unter 5 000 DM StBE aus Angaben der amtlichen Die Bundesrepublik Deutschland besitzt nur noch Agrarberichterstattung geschätzt. Ein Bezug auf die Reste natürlicher oder naturnaher Landschaften Familien-AK ist nicht möglich, da die entsprechen- und Lebensräume, deren weitere Gefährdung be- den statistischen Angaben nicht vorliegen. denklich zunimmt. Die geringeren Reineinkommen je Familien-AK Die einzelnen Vorhaben sollen so ausgewählt in den Zu- und Nebenerwerbsbetrieben resultieren werden, daß sowohl jedes für sich genommen die neben den betrieblichen Gegebenheiten wesentlich a. a. O. genannten Kriterien erfüllt als auch langfri- aus den in der Regel übergeordneten außerbetrieb- stig die Gesamtheit der Vorhaben gesamtstaatlich lichen Erwerbstätigkeiten. Entscheidend ist für die- repräsentativen Charakter ausweist. se Betriebe das Gesamteinkommen, das in vielen Die ersten Vorhaben dürften im Sommer dieses Fällen, wie der Agrarbericht ausweist, höher ist als Jahres begonnen werden. Die Verwirklichung eines in kleineren Vollerwerbsbetrieben. jeden Vorhabens sollte nicht länger als drei bis vier Jahre in Anspruch nehmen.

Anlage 84 Antwort Anlage 83 des Bundesministers Ertl auf die Schriftlichen Fra- Antwort gen des Abgeordneten Spitzmüller (FDP) (Druck- des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Schriftli sache 8/2763 Fragen B 84 und 85) : chen Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Martiny- Welche Forschungs- und Entwicklungsvorhaben für den Um- weltschutz im Agrarbereich gedenkt die Bundesregierung mit Glotz (SPD) (Drucksache 8/2763 Fragen B 82 und 83) : jenen 20 Millionen DM zu fördern, die erstmals in diesem Ist es richtig, daß das obere Viertel der Vollerwerbsbetriebe Haushalt zur Verfügung stehen? in der Landwirtschaft, d. h. 101 125 Betriebe der Land- und Wann ist mit ersten konkreten Maßnahmen auf diesem Ge- Forstwirtschaft einschließlich des Wein-, Obst-, Gemüse- und biet zu rechnen, und worauf sollen sich diese erstrecken? Gartenbaues sowie der Teichwirtschaft, im Wirtschaftsjahr 1977/78 insgesamt rund 10 Milliarden DM landwirtschaftliches Reineinkommen erwirtschaftet haben, und wieviel DM Rein Die Förderung von Forschungs- und Entwick- einkommen haben im gleichen Zeitraum die übrigen 880 000 Be- triebe ab 0,5 ha landwirtschaftliche Nutzfläche insgesamt er- lungsvorhaben für den Umweltschutz im Agrarbe- wirtschaftet? reich erfolgt auf der Grundlage von Richtlinien Ist es richtig, daß eine Familienarbeitskraft im oberen Vier- tel der Vollerwerbsbetriebe mehr als 55 000 DM Reineinkommen vom 14. Februar 1979, die im Bundesanzeiger jährlich erwirtschaftete, und wieviel DM Reineinkommen er- Nr. 39 vom 24. Februar 1979 veröffentlicht sind. wirtschaftete im Durchschnitt aller 880 000 Betriebe eine land- wirtschaftliche Familienarbeitskraft jährlich? Schwerpunkte der Gewährung von Zuwendungen - für Investitionen sind danach Naturschutz und Die Einkommensergebnisse der landwirtschaftli- Landschaftspflege; Verringerung von Schadstoffbe- chen Testbetriebe beziehen sich auf den Betriebs- lastungen in tierischen und pflanzlichen Produkten; bereich Landwirtschaft. Dieser umfaßt die landwirt- Gewässerschutz im ländlichen Raum und beim Er- schaftlichen Betriebe im engeren Sinne einschließ- nährungsgewerbe einschließlich landwirtschaftliche lich der Dauerkulturbetriebe mit Obst-, Wein- und Schlammverwertung; landschaftsökologische Vor- Hopfenanbau, nicht dagegen die Gartenbau- und haben im Zusammenhang mit wasserwirtschaftli- Forstbetriebe. Buchführungsergebnisse liegen außer- chen Vorhaben; Einführung neuartiger Techniken dem bei Nebenerwerbsbetrieben nur ab 5 000 DM der Energieeinsparung und umweltfreundlichen Standardbetriebseinkommen vor. Insofern ist die Energiegewinnung in der agrarwirtschaftlichen von Ihnen gewünschte vollständige Ermittlung des Praxis sowie andere Vorhaben, die dem Umwelt- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11961* programm der Bundesregierung zuzuordnen sind se ich jedoch unter Bezugnahme auf die Ausfüh- und für die BML zuständig ist. rungen in der obengenannten Antwort der Bundes- regierung vom 13. Februar 1979 nochmals darauf Anträge für die Gewährung einer Zuwendung für hin, daß die rechtlichen Möglichkeiten auf eine konkrete Maßnahme liegen für die Mehrzahl der Abänderung des WIR Einfluß zu nehmen, sehr be- Schwerpunktbereiche vor. Sie werden den an sie zu grenzt sind, da das WIR als Bestandteil des allge- stellenden Anforderungen in sehr unterschiedlicher meinen niederländischen Steuersystems sich grund- Weise gerecht. Eine erste Beurteilung vergaberei- sätzlich einer rechtlichen Beurteilung nach Beihil- fer Projekte ist für Anfang Mai geplant. Erst nach fegesichtspunkten entzieht. dieser Beurteilung ist die Erstellung einer Liste über die zur Förderung vorgeschlagenen Projekte möglich.

Anlage 86 Antwort Anlage 85 des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Schriftliche Antwort Frage des Abgeordneten Seiters (CDU/CSU) (Druck- des Parl. Staatssekretärs Gallus auf die Schriftliche sache 8/2763 Frage B 87) : Frage des Abgeordneten Stutzer (CDU/CSU) Welche Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung im einzel- nen und kurzfristig zu ergreifen, um die Situation der bäuer- (Drucksache 8/2763 Frage B 86) : lichen Geflügelmäster angesichts der teilweise massiven Wett- bewerbsverzerrungen im EG-Raum auf Grund der in der Bun- Inwieweit haben sich die Wettbewerbsbedingungen der deut- desrepublik Deutschland geltenden steuerlichen Bestimmungen schen Geflügelwirtschaft in der EG verschlechtert, und was hat und der daraus resultierenden Ausweitung der gewerblichen die Bundesregierung bisher unternommen, daß die Wettbe- Mast zu verbessern? werbsvorteile in anderen EG-Ländern — insbesondere aber in den Niederlanden — beseitigt werden? In der Bundesrepublik Deutschland besteht vor Die Annahme, daß sich die Wettbewerbsbedin- allem mit der Vorschrift des § 51 des Bewertungs- gungen für die deutsche Geflügelwirtschaft inner- gesetzes, der die steuerliche Abgrenzung zwischen halb der EG verschlechtert hätten, kann ich zumin- landwirtschaftlicher und gewerblicher Tierhaltung dest generell nicht bestätigen. Das gilt auch im regelt, ein Instrument zum Schutze der bäuerlichen Hinblick auf die Situation in den Niederlanden und Veredelungswirtschaft. Diese Regelung wirkt nach die Auswirkungen des dort geltenden Investitions- wie vor einer stärkeren Ausweitung der gewerbli- berechnungsgesetzes (WIR) zugunsten der nieder- chen Mast entgegen. Nach den meinem Hause vor- ländischen Schlachtgeflügel- und Eierproduktion. liegenden Unterlagen unterwirft von den übrigen Hinsichtlich der Ausgestaltung und Konsequenzen EG-Staaten lediglich Luxemburg die Tierhaltung dieses Gesetzes darf ich auf die ausführliche Ant- einem so umfassenden steuerlichen Abgrenzungs- wort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage system wie die Bundesrepublik Deutschland. In der Abgeordneten Dr. Ritz, Kiechle, Susset, Dr. Dol- Frankreich, Belgien, Irland und Italien gibt es kei- linger und andere und Fraktion der CDU/CSU vom ne ins Gewicht fallenden, in Dänemark, Großbri- 13. Februar 1979 — Bundestagsdrucksache 8/2567 tannien und den Niederlanden überhaupt keine Un- — verweisen. In dieser Antwort ist bereits ausge- terschiede in der steuerlichen Behandlung zwi- führt, daß gerade im Bereich der Mastproduktion, schen bäuerlicher und gewerblicher Tierhaltung. also auch der Geflügelmast, die, nach dem WIR Ein Vergleich der in der Bundesrepublik Deutsch- denkbaren Investitionsprämien für Tiere wegen der land bestehenden mit den in den übrigen Mitglied- Prämienrückzahlungspflicht im Falle der Veräuße- staaten der EG geltenden steuerlichen Regelungen rung ohne praktische Bedeutung sind. Lediglich im läßt keine massiven Wettbewerbsverzerrungen zu Bereich der Eierproduktion entstehen den Betrie- Lasten der deutschen bäuerlichen Geflügelmast er- ben gewisse Vergünstigungen, da für Legehennen kennen. Die Bundesregierung beabsichtigt daher die Prämienrückzahlung im Fall der Weiterveräu- nicht, zugunsten der deutschen Geflügelmast kurz- ßerung wegen des Wertverlustes zumindest teil- fristig Maßnahmen zu ergreifen. weise entfällt. Die Bundesregierung hat gerade im Hinblick auf die vorgenannten Vorteile des WIR für die niederländischen Legehennenhalter wieder- holt bei der niederländischen Regierung wie auch bei der Kommission der EG auf die Notwendigkeit Anlage 87 einer entsprechenden Abänderung des WIR- hinge- Antwort wiesen. Diese Bemühungen sind bislang ohne Er- des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schrift- folg geblieben. Insbesondere hat die Bundesregie- (Duis- rung mehrfach bei der Kommission der EG um eine lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Köhler Stellungnahme zur Frage der Vereinbarkeit des burg) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen B 90 WIR mit dem Gemeinschaftsrecht nachgesucht. und 91) : Kann die Bundesregierung sagen, wie viele Bürger der Bun- Eine Entscheidung der Kommission steht noch aus. desrepublik Deutschland in den übrigen Ländern der Europäi- Die Bundesregierung wird in dieser Angelegenheit schen Gemeinschaften arbeiten und wie viele insgesamt in die- weiterhin ihre Vorstellungen bei der Kommission sen Ländern ihren Wohnsitz haben? Ergreift die Bundesregierung angesichts der Bedeutung dieser vortragen und auf eine Beseitigung der nachteili- Personen für die europäische Integration Maßnahmen für eine gen Auswirkungen des WIR im Bereich der Lege- planmäßige, über das übliche Maß hinausgehende, Betreuung der Familien in Zusammenarbeit mit den Regierungen der Part- hennenhaltung hinwirken. Ungeachtet dessen wei nerländer? 11962* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Zu der Zahl der deutschen Arbeitnehmer und der arbeitsmöglichkeiten ohne Diskriminierung von deutschen Wohnbevölkerung in den übrigen Staa- Vollzeitarbeit zu erschließen. Hierbei kommt dem ten der Europäischen Gemeinschaften gebe ich weiteren Ausbau der sozialen Dienste eine beson- Ihnen die nachstehende Übersicht, die auf Ergeb- dere Rolle zu. nissen der Arbeitskräftestichprobe des Statistischen Die Beschäftigungsmöglichkeiten in diesem Be- Amtes der Europäischen Gemeinschaften beruht. reich kommen den Wünschen und Möglichkeiten von teilzeitarbeitsuchenden Frauen in besonderer 1977 Arbeit Weise entgegen. Die Bundesregierung hat zuge- Land Bevölkerung nehmer sagt, im Rahmen des weiteren Gesetzgebungsver- fahrens zum Entwurf eines 5. Gesetzes zur Ände- Belgien 18 000 7 000 rung des Arbeitsförderungsgesetzes zu prüfen, wie die Förderungsmittel des Arbeitsförderungsgesetzes 5 000 Dänemark 9 000 hier noch gezielter eingesetzt werden können. Frankreich 27 000 12 000 Großbritannien 32 000 19 000 Irland *) — — Anlage 89 Italien 5 000 — *) Antwort Luxemburg 8 000 3 000 des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schrift- Niederlande 47 000 16 000 liche Frage des Abgeordneten Hasinger (CDU/ CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 93) : *) keine Angaben Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, Zeiten eines so- genannten automatischen Arrestes, der sich vielfach an eine Kriegsgefangenschaft anschloß, als Ersatzzeiten in der gesetz- Arbeitnehmer aus der Bundesrepublik Deutsch- lichen Rentenversicherung anzuerkennen? land unterliegen wegen der Freizügigkeit in der Ich habe gewisses Verständnis dafür, daß Perso- Gemeinschaft keinen Beschränkungen auf dem Ar- nen, die sich nach Beendigung des zweiten Welt- beitsmarkt in anderen Mitgliedstaaten. Sie und ihre krieges im sog. automatischen Arrest befunden ha- Familienangehörigen genießen grundsätzlich den ben, es als einen Nachteil empfinden, daß ihnen gleichen Schutz wie die Staatsangehörigen der Auf- diese Zeit bei der Berechnung einer Rente aus der nahmeländer. Eine Notwendigkeit für eine plan- Rentenversicherung nicht besonders angerechnet mäßige, über das übliche Maß hinausgehende Be- wird. treuung, wie sie vor allem durch die deutschen Auslandsvertretungen gewährleistet ist, hat sich bis- Gleichwohl hat die Bundesregierung einerseits lang nicht gezeigt. aus finanziellen, andererseits aber auch aus grund- sätzlichen Erwägungen Bedenken, eine dem Anlie- gen dieser Personen entsprechende Gesetzesände- rung vorzuschlagen. Durch die geltende Vorschriften der Rentenge- Anlage 88 setze werden nur die typischen Sachverhalte, Antwort durch die die Versicherten infolge Kriegs- und Nachkriegsereignissen an der Beitragsentrichtung des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schrift- verhindert sein konnten, erfaßt, und zwar in der liche Frage der Abgeordneten Frau Hoffmann Weise, daß den Versicherten aus ihnen hinsichtlich (Hoya) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 92) : der Höhe der Rente grundsätzlich keine Nachteile Ist der Bundesrepublik der Versuch des rheinland-pfälzischen Sozialministeriums, durch Bezuschussung von zusätzlich ge- erwachsen. Beim Erlaß der geltenden Regelung war schaffenen, sozialversicherungspflichtigen Teilzeitarbeitsplätzen sich der Gesetzgeber im klaren, daß es nicht Auf- die Neigung der Wirtschaft zur verstärkten Schaffung von Teil- zeitarbeitsplätzen für Frauen zu verstärken, bekannt, und wäre gabe der Rentenversicherung sein kann, alle Schä- die Bundesregierung bereit, bei positiver Beurteilung ein ähn- liches Modell auf Bundesebene durchzuführen? den, die der einzelne infolge ,Kriegs- und Nach- kriegsereignissen erleiden konnte, in der Renten- Die Modellförderung zusätzlicher sozialversiche- versicherung auszugleichen. Er war sich darüber rungspflichtiger Teilzeitarbeitsplätze durch das hinaus auch der verwaltungsmäßigen Schwierigkei- Land Rheinland-Pfalz ist der Bundesregierung be- ten bewußt, die mit R egelungen verbunden wären, kannt. Die Bundesregierung ist allerdings der Auf- die eine möglichst große Individualgerechtigkeit fassung, daß bei einer Förderung von Teilzeitar- zum Ziele haben würden. - beitsplätzen eine Beeinträchtigung von Vollzeitar- Schon der Gesetzgeber des Jahres 1957 hat daher beitsplätzen vermieden werden muß. Diese Gefahr zum Ausgleich von Härten eine sogenannte Aus- besteht insbesondere dann, wenn — wie es das fallzeitenpauschale eingeführt, die für vor dem Programm von Rheinland-Pfalz vorsieht — eine 1. Januar 1957 liegende Zeiten gilt. Diese Pau- Förderung auch dann möglich ist, wenn ohnehin schale ist durch das Rentenversicherungs-Ände- freiwerdende Vollzeitarbeitsplätze mit Teilzeitkräf- rungsgesetz von 1965 erheblich verbessert worden. ten besetzt werden. Auf Grund dieser Regelung werden auch die Zei- Die Erschließung neuer Beschäftigungsfelder für ten des sogenannten automatischen Arrests, die Teilzeitarbeit ist nach unserer Auffassung der er- nicht im Katalog der Ersatzzeiten aufgeführt sind, folgversprechendere Weg, um zusätzliche Teilzeit jedenfalls zu einem gewissen Teil berücksichtigt. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11963*

Anlage 90 zur Verfügung stehenden Mittel setzen, muß ihnen Antwort überlassen bleiben. Die Bundesregierung hat keine Möglichkeit, . auf die Förderung Einfluß zu neh- des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schriftli- men. chen Fragen des Abgeordneten Stutzer (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen B 94 und 95) : Durch die mit dem Rehabilitations-Angleichungs- gesetz (RehaAnglG) vom 7. August 1974 bereits er- Wie beurteilt die Bundesregierung die gegenwärtigen Schwie- rigkeiten, die sich insbesondere aus den Änderungen der Reichs- wähnte Zuständigkeitsabgrenzung zwischen gesetz- versicherungsordnung in den §§ 1305 bzw. 1307 im Rahmen des Zwanzigsten Rentenanpassungsgesetzes in bezug auf die Durch- licher Renten- und Krankenversicherung für die führung von Maßnahmen der Kurvorsorge für Kinder und Kin- Durchführung u. a. von Kinderheilbehandlungen derheilverfahren, die sich über einen längeren Zeitraum erstrek- ken, ergeben? und Kindererholungskuren wurde eine Doppelzu- In welcher Weise gedenkt die Bundesregierung sicherzustel ständigkeit von Renten- und Krankenversicherung len, daß auch zukünftig in ausreichendem Umfang derartige zur Vermeidung von Doppelansprüchen beseitigt. Maßnahmen im Interesse der gesundheitsgefährdeten Kinder durchgeführt werden können? Die Rentenversicherungsträger können auf Grund einer Übergangsregelung in § 41 RehaAnglG die Die von Ihnen angesprochene Regelung in § 1307 o. g. Maßnahmen noch bis zum 31. Dezember 1980 RVO wurde durch den Vermittlungsausschuß vor- durchführen. Diese Frist sollte überprüft werden, geschlagen. Sie steht im Zusammenhang mit der falls in einzelnen Gebieten weiterhin ein Bedürfnis durch das Rehabilitationsangleichungsgesetz vorge- für die Beibehaltung der von den Rentenversiche- nommenen Zuständigkeitsverlagerung u. a. für Kin- rungsträgern gewährten Leistungen besteht. derkuren auf die Träger der gesetzlichen Kranken- versicherung, die nach geltendem Recht am 1. Ja- nuar 1981 wirksam werden soll. Der Neufassung des § 1307 RVO liegt die Absicht zugrunde, die zu- sätzlichen Leistungen, die die Rentenversicherungs- Anlage 91 träger nach den §§ 1305 und 1306 RVO auch an Antwort nicht in der Rentenversicherung versicherte Ange- hörige der Versicherten erbringen können, in ein des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schrift- angemessenes Verhältnis zu den als Regelleistung liche Frage des Abgeordneten Seefeld (SPD) erbrachten Rehabilitationsleistungen zu bringen. (Drucksache 8/2763 Frage B 96) : Zu diesen zusätzlichen Leistungen gehören auch Ist der Bundesregierung bekannt, daß durch eine Entscheidung des Bundessozialgerichts vom 10. Oktober 1978 besonders für Kinderheilbehandlungen und Zuschüsse zu Kinder- Urlauber, deren Verlegung in das Heimatland medizinisch ange- zeigt wird, nicht zu verantwortende Nachteile entstehen, und erholungskuren. Über Art und Umfang dieser Maß- wenn ja, welche gesetzlichen Möglichkeiten werden in Erwä- nahmen bestimmen die Rentenversicherungsträger gung gezogen, um die Finanzierung medizinisch dringender Re- patriierungsflüge über die gesetzlichen Krankenversicherungen nach pflichtgemäßem Ermessen. in Zukunft wieder zu ermöglichen?

Die Kinderheilbehandlung, die von den Renten- Die Bundesregierung ist wie das Bundessozialge- versicherungsträgern nach einheitlichen Richtlinien richt der Meinung, daß die Kosten des Rücktrans- gewährt wird, entspricht einer medizinischen Reha- ports, der durch Erkrankung während des Urlaubs bilitationsmaßnahme. Mir ist nicht bekannt, daß erforderlich wird, zu den Urlaubsaufwendungen bei der Durchführung dieser Maßnahmen Schwie- des einzelnen gehören und nicht den Beitragszah- rigkeiten aufgetreten sind. lern der gesetzlichen Krankenversicherung aufge- Bei der Bezuschussung von Kindererholungsku- bürdet werden können. In der Urteilsbegründung ren sind bei einzelnen Landesversicherungsanstal- weist das Bundessozialgericht bereits darauf hin, ten Finanzengpässe aufgetreten. Allerdings haben daß es nicht gerechtfertigt wäre, die Aufwendun- die meisten Rentenversicherungsträger Zuschüsse gen für kostspielige Rücktransporte erkrankter Ur- zu Kindererholungskuren auch schon vor Inkraft- lauber von der gesetzlichen Krankenversicherung treten des 20. Rentenanpassungsgesetzes nicht ge- tragen zu lassen, weil dann auch die Versicherten währt. Wenn Landesversicherungsanstalten, die mit derartigen Kosten belastet würden, die sich hierfür Mittel aufgewendet haben, diese Förderung keine weiten Urlaubsreisen leisten können. Die nunmehr einschränken, so gleichen sie sich hierbei durch einen Urlaub zusätzlich entstehenden Risi- der Verfahrensweise der Mehrzahl der Rentenver- ken gehören in den Verantwortungsbereich des sicherungsträger an. einzelnen, der dafür entsprechende Eigenvorsorge Abgesehen davon, daß der bisherige durch- treffen muß. Es ist dem einzelnen durchaus zuzu- schnittliche Zuschußbetrag der Rentenversiche muten, für die Dauer des Urlaubs eine entspre- rungsträger von regelmäßig 2,50 DM pro Tag- und chende Versicherung abzuschließen und die dafür Kind so gering ist, daß eine Einschränkung dieser zu zahlende Prämie, die im Vergleich zu seinen Ur- Förderung nicht allein Ursache für die aufgetrete- laubsaufwendungen unbeträchtlich ist, selbst zu nen Schwierigkeiten der von anderen Stellen tragen. Eine Änderung des Krankenversicherungs- durchgeführten Kindererholungskuren sein kann, rechts wird daher nicht in Erwägung gezogen. besteht eine Verpflichtung zur Bezuschussung be- Ich halte es allerdings für wichtig, daß eine um- stimmter Maßnahmen oder Einrichtungen nicht. Es fassende Aufklärung über die Auswirkungen einer muß den Rentenversicherungsträgern überlassen im Urlaub eintretenden Krankheit stattfindet. Die bleiben, Maßnahmen für Kinder ggf. stärker in Entscheidung des Bundessozialgerichts habe ich Form von Kinderheilbehandlungen durchzuführen. deshalb bereits zum Anlaß genommen, die Kranken- Welche Prioritäten die Rentenversicherungsträger kassen zu bitten, die Versicherten über ihren wäh- für die Verwendung der ihnen für diese Zwecke rend des Urlaubs bestehenden Versicherungsschutz 11964* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 aufzuklären und sie auf die Möglichkeit des Ab- oder Bescheinigungen in beträchtlichem Umfang schlusses zusätzlicher Versicherungen hinzuweisen. von der EDV übernommen wurden. Diese Entla- Wie mir mitgeteilt wurde, geben die Krankenkassen stung gilt auch für den Bereich der Einheiten. in ihren Informationsschriften entsprechende Hin- Die Fortentwicklung der Anwendung der EDV weise. auf diesem Gebiet wird weitere Unterstützungs- möglichkeiten erbringen. Die Wirkungsmöglichkeit eines solchen EDV-Systems bleibt aber entschei- dend abhängig von der Güte des personellen Mel- dewesens. Anlage 92 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Würtz (SPD) Anlage 93 (Drucksache 8/2763 Frage B 97): Antwort Trifft die Klage des Batteriefeldwebels — Hauptfeldwebel Walter Hastreiter — über die elektronische Datenverarbeitung des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die (siehe auch bw-aktuell vom 16. März 1979) und die damit ver- bundene Mehrbelastung zu, und wenn ja, was gedenkt der Bun- Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Jobst desverteidigungsminister zur Verwaltungsvereinfachung in die- sem Bereich zu tun? (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen B 98 und 99) : Zielsetzung der Anwendung der Elektronischen Ist der Bundesregierung bekannt, daß bei Berufs- und Zeit- soldaten Unzufriedenheit über die truppenärztliche Versorgung Datenverarbeitung (EDV) in der Personalführung herrscht, weil durch den fortdauernden Wechsel der Truppen- ärzte, insbesondere in den ländlichen Standorten, sich kein und -bearbeitung ist es, für alle Ebenen und für Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt entwickeln unterschiedlichste Zweckbestimmungen die erfor- kann? derlichen Personalinformationen zu beschaffen, Ist die Bundesregierung bereit, eine Änderung herbeizufüh- ren und gegebenenfalls die freie Arztwahl für Berufs- und Zeit- Entscheidungshilfen in einer dem jeweiligen Pro- soldaten vorzusehen? blem möglichst angepaßten Form zur Verfügung zu stellen und Verwaltungsvorgänge, die sich dafür Zu Frage B 98: eignen, von der manuellen Bearbeitung auf die EDV zu verlagern. Die Nutzung der Informationen Der Bundesregierung ist bekannt, daß bei einigen erfolgt sowohl im Ministerium als auch hinab bis Berufs- und Zeitsoldaten, gerade in kleineren Stand- zu den Kompanien. orten, eine gewisse Unzufriedenheit über die trup- penärztliche Betreuung wegen zu häufigen Arzt- Voraussetzung für die Informationsversorgung wechsels besteht. ist ein umfangreiches personelles Meldewesen, an dem als unterste meldende Stellen auch die Einhei- Die Ursache für dieses Problem ist in dem seit ten beteiligt sein müssen, da ein Teil der Meldun- Jahren bestehenden Mangel an längerdienenden gen nur aus diesem Bereich zufließen kann. Ein Sanitätsoffizieren zu suchen. Einem Soll von 1 907 Gefühl der Belastung mag dabei nicht auszuschlie- Ärzten (Berufs- und Zeitsoldaten) steht z. Z. ein Ist ßen sein, wenn die Einheit z. B. keinen unmittelba- von 655 Berufssoldaten und 255 Zeitsoldaten mit ren Nutzen für sich aus der von ihr abzugebenden Verpflichtungszeiten zwischen 3-15 Jahren gegen- Meldung abzuleiten vermag. Eine Einschränkung über. des Meldewesens würde das System der EDV-An- Gegenwärtig wird dieses Fehl durch den Einsatz wendung zur Wirkungslosigkeit verurteilen und ist von Sanitätsoffizieren im Grundwehrdienst, die bei der breiten Anwendung der EDV in der Perso- durchschnittlich nur 12 Monate der Truppe zur nalführung nicht vorstellbar. Verfügung stehen, überbrückt. Dieser relativ häuf i- Bezüglich der Führung der Personalunterlagen — ge Arztwechsel verhindert jedoch nicht zwangsläu- sie stellt nur einen Teilausschnitt des gesamten fig die Bildung eines Vertrauensverhältnisses zwi- Anwendungsspektrums dar — war es bisher noch schen Arzt und Patient; vielmehr wird ein solches nicht möglich, bestimmte Bearbeitungsgänge, wie in erster Linie durch die Persönlichkeit des Arztes etwa die Führung einer Personalkarteikarte, ma- hergestellt. schinell zu unterstützen. Die Voraussetzungen für einen solchen Schritt werden z. Z. geschaffen. Zu Frage B 99: Jedoch unterstützt die EDV die Personalführung Die Bundesregierung ist seit längerem bestrebt, und -bearbeitung auf allen Ebenen durch eine Viel- durch. geeignete Maßnahmen eine Änderung her- zahl von entweder periodisch erstellten oder mit- beizuführen. So wurde inzwischen die Möglichkeit tels Datenstationen je nach Bedarf gefertigten Ta- geschaffen, Anwärter für die Laufbahn der Sani- bellen (Zahlenzusammenstellungen) oder Listen tätsoffiziere einzustellen. (namentliche Aufstellungen) oder den Ausdruck von Verfügungen, Bescheinigungen u. a. m. Einem Danach werden geeignete Abiturienten im Status möglicherweise als Belastung empfundenen perso- eines Soldaten auf Zeit unter Gewährung eines nellen Meldewesen steht daher wiederum eine Ent- Ausbildungsgeldes zum Studium der Heilberufe be- lastung gegenüber dadurch,' daß früher erforderli- urlaubt. Der Studienplatz wird ihnen in der Regel che Meldungen anderer Art, z. B. zahlenmäßige Zu- aus dem Kontingent der Bundeswehr auf Grund sammenstellungen, entfallen sind und Verwaltungs- des Staatsvertrages der Länder über die Vergabe vorgänge wie das Schreiben von Verfügungen von Studienplätzen zur Verfügung gestellt. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11965*

Als Gegenleistung verpflichten sich diese Sani- neun Unimog-Fahrer sind in ca. 60 % ihrer Ar- tätsoffizieranwärter, der Bundeswehr nach, Erlan- beitszeit hiermit beschäftigt. Die genannte Stelle gung der Approbation für den Rest ihrer zunächst ist auch für die Sauberhaltung des Platzes zustän- auf insgesamt 15 Jahre festgesetzten Dienstzeit als dig; dies gilt auch für die Bereiche, die nicht inten- Sanitätsoffiziere zur Verfügung zu stehen. Das sind siv durch die übende Truppe genutzt werden. nach Absolvierung des Regelstudiums im allgemei- Die Geländebetreuung ist nicht ohne Mithilfe der nen 8 Jahre. Davon ist eine mindestens dreijährige Truppe möglich. Deshalb organisiert der Standort- Verwendung als Truppenarzt vorgesehen. Bei wei- älteste jährlich eine besondere Säuberung durch terer Bewährung ist die Übernahme als Berufssol- die örtlichen Truppenteile, die sich auf den gesam- dat möglich. ten Übungsplatz erstreckt und auch die Abfälle Die Bundeswehr erwartet, daß ab 1980 von den umfaßt, die nicht von der Bundeswehr herrühren. zum Medizinstudium beurlaubten Sanitätsoffizier- Für 1979 ist diese Aktion bereits abgeschlossen. anwärtern jährlich etwa 80-100 zum Sanitätsoffi- zier ernannt werden können. Damit dürfte, sich die Zu Frage B 101: derzeit angespannte Personalsituation bald spürbar verbessern, so daß etwa ab Mitte der 80er Jahre im Selbstverständlich wird auch in Zukunft jährlich truppenärztlichen Bereich überwiegend längerdie- diese Sonderaktion durchgeführt werden. nende Sanitätsoffiziere eingesetzt werden. Weitere zusätzliche Aktionen sind nur dann Darüber hinaus wird im Zusammenhang mit der möglich, wenn die dienstlichen Belange es zulas- vom Bundesminister der Verteidigung angeordne- sen. ten Einrichtung von Bundeswehrsanitätszentren eine Verbesserung des truppenärztlichen Dienstes Zu Frage B 102: insofern erreicht werden können, als dort die jun- Die Übungsplätze der Bundeswehr einschließlich gen Ärzte im Grundwehrdienst durch ältere und der Wälder werden von der Bundeswehrverwal- erfahrene Sanitätsoffiziere fachlich beraten und an- tung, und zwar — wie bereits erwähnt — von den geleitet werden. Geländebetreuungsstellen der Standortverwaltun- Aus den dargelegten Gründen beabsichtigt die gen instand gesetzt. Bundesregierung nicht, die freie Arztwahl für Be- Instandsetzungsmaßnahmen außerhalb der Übungs- rufssoldaten auf Zeit einzuführen. plätze nach Manövern und Übungen werden von den Waldbesitzern selbst durchgeführt. Die Kosten werden den Geschädigten ersetzt. Anlage 94 Schäden kleineren Umfangs, z. B. durch Schanz- Antwort arbeiten, werden von der Truppe behoben. Sie be- des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die seitigt auch ihre Abfälle. Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Berger Auf Grund dieser Regelungen wurde kein Bedarf (Lahnstein) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen an zusätzlicher Instandsetzungskapazität bekannt. B 100, 101 und 102) : Sollte dies einmal der Fall sein, wird im Bereich Ist die Bundesregierung grundsätzlich dazu bereit und welche der Bundeswehr entsprechende Vorsorge getroffen. Wege scheinen ihr geeignet zu sein, das Umweltbewußtsein unserer Soldaten zu stärken, damit zum Beispiel das Wald- und Ein Einsatz von Zivildienstleistenden kommt dabei Naherholungsgebiet Koblenz-Schmittenhöhe außerhalb der Flä- nicht in Betracht, da das Zivildienstgesetz im Ein- chen intensiver Nutzung durch die übende Truppe den Koblen- zer Bürgern• in einem pfleglichen Zustand erhalten bleibt? klang mit Art. 12 a Abs. 2, Satz 3 Grundgesetz ei- Ist die Bundesregierung auch in Zukunft bereit, in vom Stand- nen Dienst im Zusammenhang mit Verbänden der ortältesten organisierten Sonderaktionen der Truppe die Wald- flächen des Truppenübungsplatzes in einen ordnungsgemäßen Zu- Streitkräfte nicht vorsieht. stand bringen zu lassen? Unabhängig davon besteht die Möglichkeit, daß Wäre die Bundesregierung auch gegebenenfalls bereit, Um- weltschutztruppen aus Zivildienstleistenden zu bilden, um mit Gemeinden, Kreise oder andere Institutionen, zu diesen die von den übenden Truppenteilen belasteten Flächen der Erholungswälder um bzw. auf unseren Übungsplätzen im deren Aufgaben die Instandhaltung von Erholungs- Hinblick auf deren Sozialfunktion instandsetzen zu lassen? gebieten gehört, sich als Beschäftigungsstelle des Zivildienstes im Bereich des Umweltschutzes aner- Zu Frage B 100: kennen lassen, um Zivildienstleistenden, die sich Die Bundesregierung bemüht sich seit langem dazu bereit erklären, für diese Aufgaben einzuset- und nachdrücklich, Verständnis für die Belange zen. Die Entscheidung darüber, ob von dieser Mög- des Umweltschutzes in der Bundeswehr zu wecken lichkeit Gebrauch gemacht wird, liegt bei der je- und zu bestärken. In diesem Rahmen sind Plakat- weils zuständigen Gebietskörperschaft oder Verei- aktionen, die Herstellung und Verteilung von Bro- nigung. schüren und die Aufnahme der Thematik Umwelt- schutz in die verschiedenen Ausbildungsgänge ebenso zu nennen wie Aufklärungsarbeit durch Fil- me und besondere Belehrungen vor Übungen (ein- Anlage 95 schließlich der Verteilung von Merkblättern). Antwort Die Geländebetreuungsstelle der Standortverwal- des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die tung Koblenz hält den Truppenübungsplatz Schmit- Schriftliche Frage des Abgeordneten Voigt (Sont- tenhöhe instand. Acht Arbeiter, ein Raupen- und hofen) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 103) : 11966* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Ist der Bundesverteidigungsminister bereit, die Einführung Soweit sie den A-, B- und C-Kadern der Sport- „korallroter Barette" unter dem Aspekt der vielseitigen Ver- wendungsmöglichkeit, d. h. auch bei Ubungen usw., zu über- verbände angehören, übernehmen diese auch die denken, um damit auch die Grundsätze der „Tarnung" sicherzu- stellen und die Träger dieser Kopfbedeckungen nicht von vorn- sportmedizinische Betreuung. herein als Soldaten zu gefährden? Die Zusammenarbeit der Bundeswehr mit den zi- Das Barett gehört zur sog. Friedenszusatzausstat- vilen Sportverbänden und Sportvereinen wird als tung und wird im Heer nach ZDv 37/10 „Anzugord- gut angesehen. Im sportärztlichen Bereich wirken nung für die Bundeswehr" zum Dienst und Aus- zwei namhafte Hochschullehrer beratend im Wis- gehanzug getragen. Dafür entfallen in Zukunft die senschaftlichen Beirat für das Sanitäts- und Ge- Schirmmütze und das graue Schiffchen. sundheitswesen der Bundeswehr beim Bundesmini- ster der Verteidigung mit. Darüber hinaus ist es dem dienstansetzenden Vor- gesetzten überlassen, das Barett auch zum Kampf- Außerdem soll die Abteilung Sportmedizin der anzug (in Zukunft Feldanzug) im täglichen Dienst Sportschule der Bundeswehr personell und mate- zu befehlen. riell in die Lage versetzt werden, in Anlage und apparativer Ausstattung die Forderungen des Bun- Bei Übungen oder im Verteidigungsfall trägt der desausschusses zur Förderung des Leistungssports Heeressoldat dagegen — je nach Art seines Einsat- (BE-L) für lizenzierte sportärztliche Untersuchungs- zes — den Stahlhelm, das Moleskinschiffchen, die stellen zu erfüllen, um die Beteiligung am stan- Feldmütze, oliv (GebDiv) oder die Wintermütze. dardisierten Untersuchungssystem für Spitzensport- Zusätzlich gehört zum Ausstattungssoll von Besat- ler der A-, B- und C-Kader sicherzustellen und da- zungen gepanzerter Fahrzeuge eine Panzerschutz- durch die Zusammenarbeit mit dem zivilen Bereich mütze. Das Barett ist auch in Zukunft kein Ersatz noch weiter zu verbessern. der für diese Fälle konzipierten Kopfbedeckungen. Die Bedenken, das „korallenrote" Barett könne bei Übungen die Grundsätze der Tarnung unterlau- Anlage 97 fen oder von vornherein die Soldaten gefährden, Antwort ergeben sich daher nicht. des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Weiskirch (Olpe) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen B 106 und 107): Anlage 96 Treffen Pressemeldungen zu, wonach die Bundesmarine zwölf Antwort neue Kampfhubschrauber vom Typ „Sea Lynx MK II" für 287,6 Millionen DM in England gekauft hat? des Parl. Staatssekretärs Dr. von Bülow auf die Wenn ja, wann hat die Bundesmarine entsprechende Kauf- Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Müller- verträge abgeschlossen? Emmert (SPD) (Drucksache 8/2763 Fragen B 104 Die von Ihnen angesprochenen Pressemeldungen, und 105) : daß die Bundesregierung die Bordhubschrauber be- Wie beurteilt die Bundesregierung die sportmedizinische Be- reits gekauft hat, sind unrichtig. treuung für die Angehörigen der Sportfördergruppen und Sport- lehrkompanien der Bundeswehr, und in welcher Form ist auch eine angemessene sportmedizinische Betreuung für den allge- Da vor der endgültigen Entscheidung zur Aus- meinen Breiten- und Freizeitsport der Angehörigen der Bundes- wahl des Bordhubschraubertyps noch die mündli- wehr sichergestellt? che Unterrichtung der zuständigen parlamentari- Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß eine intensive Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr, den Sportvereinen schen Ausschüsse aussteht, sind bisher lediglich und Verbänden sowie dem Deutschen Sportärztebund auch für unverbindliche Vertragsvorgespräche vom Bundesamt das ärztliche Personal der Bundeswehr und die sportmedizini- sche Betreuung der Bundeswehrsportler von erheblicher Bedeu- für Wehrtechnik und Beschaffung mit den für den tung ist, und wie ist nach den Erkenntnissen der Bundesregie- rung eine derartige Zusammenarbeit gewährleistet? Bordhubschrauber in Frage kommenden Industrie- firmen geführt worden. Die sportmedizinische Betreuung der Soldaten der Bundeswehr bei dienstlichem und außerdienst- lichem Sport obliegt seit jeher den Truppenärzten, Anlage 98 die im Einweisungslehrgang an der Sanitätsakade- Antwort mie der Bundeswehr auf ihre Aufgabe vorbereitet werden und soweit Bedarf und Interesse besteht, in des Parl. Staatssekretärs Grüner auf die Schrift- jährlich stattfindenden Lehrgängen an der Sport- lichen Fragen des Abgeordneten Weiskirch (Olpe) schule der Bundeswehr weitergebildet werden. Zur (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen B 108 und eigenen Fortbildung steht jedem Truppenarzt in 109) : Trifft die in der Sendung „Report" vom 10. April 1979 aufge- seiner Handbücherei eine Anzahl von Vorschriften stellte Behauptung des internationalen Rüstungsexporteurs Ger- und Fachbücher zur Verfügung. hard Mertins zu, daß deutschen Rüstungsfirmen von „deutschen Beamten" empfohlen wird, den neuen § 4 a des Rüstungskon- trollgesetzes dadurch zu umgehen, daß sie ihre Firma ins Aus- Spitzensportler, die in der Bundeswehr Dienst land verlagern? tun, gehören zum einen Teil den zwei Sportlehr- Stimmt die vom gleichen Rüstungsexporteur in der gleichen Report-Sendung aufgestellte Behauptung, daß trotz der amt- kompanien der Sportschule der Bundeswehr in lichen Beschränkungen im deutschen Waffenexport heute „mehr Sonthofen und Warendorf an und werden dann von exportiert" wird als vor 1970, weil zur Tarnung alle möglichen Kooperationsverträge abgeschlossen worden sind? der dortigen Abteilung Sportmedizin betreut, zum anderen Teil sind sie in insgesamt 17 Sportförder- Zu Frage B 108: gruppen bei Bataillonen oder vergleichbaren Ver- bänden/Einheiten der Teilstreitkräfte zusammenge- Die Behauptung trifft nicht zu. Das Bundesmini- faßt. sterium für Wirtschaft hat der Wirtschaft keinerlei Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11967*

Empfehlung gegeben, wie § 4 a Kriegswaffenkon- Werte der Ausfuhrgenehmigungen trollgesetz (KWKG) umgangen werden könne. Die für Kriegswaffen Verlagerung von Unternehmen ins Ausland wäre im Vergleich mit der allgemeinen allerdings auch nicht als Umgehung dieser Bestim- Ausfuhrentwicklung mung anzusehen, da nach dem Bericht der Abgeord- neten Dr. Miltner und Pensky zu dem Gesetz zur Gesamtausfuhr Anteil der Kriegswaffen Änderung des Waffenrechts (Drucksache 8/1614) Jahr der Bundesrepublik Deutschland 1) in Mio. DM2) in % Ziel des vom Bundestag neugeschaffenen § 4 a KWKG war, „zu verhindern, daß das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zu einem Drehpunkt 1965 71 651 105 0,15 des internationalen Waffenhandels wird" (S. 14). 1966 80 628 173 0,21 Demgemäß wird in § 4 a KWKG nur „das vom Bun- desgebiet aus betriebene Vermitteln von Verträgen 1967 87 045 271 0,31 über das Überlassen oder den Erwerb von Kriegs- 1968 99 551 535 0,53 waffen, die sich im Ausland befinden, unter Geneh- 1969 113 557 558 0,50 migungspflicht ... gestellt" (a. a. O. S. 16). Diesen Sachverhalt hat das Bundesministerium für Wirt- 1970 125 276 301 0,24 schaft der betroffenen Wirtschaft auf deren Wunsch 1971 136 011 374 0,27 erläutert, da der Deutsche Bundestag die Wirtschaft bei Erlaß der auf seiner Initiative beruhenden ge- 1972 149 023 234 0,15 setzlichen Regelung nicht gehört hatte und die 1973 178 396 165 0,09 Unternehmen im Zweifel über die Reichweite der 1974 230 578 702 0,31 Bestimmung waren. Die Wirtschaft hat aus diesem Sachverhalt selbst den Schluß gezogen, „daß die 1975 221 589 1 037 0,47 Unternehmen nach Einführung des § 4 a KWKG nur 1976 256 642 799 0,31 die Wahl hätten, die einschlägigen Geschäfte zu unterlassen, oder, wie vom Gesetz zugelassen, ins 1977 273 526 1 925 0,71 Ausland zu verlagern" (vgl. Niederschrift über die 1978 284 573 624 0,22 138. Sitzung des Deutschen Bundestages am 15. Fe- bruar 1979, S. 10929 — Antwort der Bundesregie- 1) Quelle: StaBuA Außenhandel Fachserie 7, Reihe 1 rung auf die Anfrage des Abgeordneten Gansel). 2) Auf der Basis der Zusammenstellung des Bundes- amtes für gewerbliche Wirtschaft über Ausfuhrge- nehmigungen, die Kriegswaffen (nicht aber sonstige Zu Frage B 109: Rüstungsgüter) betreffen. Zu den in der Sendung „Report" im übrigen aufge- rungen auf den Anstieg der Ausfuhrwerte ausgeht stellten Behauptungen über den' Anstieg der Rü- und der sich auf den Rüstungssektor eher überpro- stungsexporte und die hierfür maßgeblichen Gründe portional auswirkt. ist folgendes zu sagen: Der Ausfuhranstieg in den Jahren 1975 und 1977 1. Die Rüstungsexporte waren in den Jahren ab erklärt sich zum größten Teil aus den — wertmäßig 1970 nach Umfang und Wert nicht generell höher besonders stark ins Gewicht fallenden — Panzer- als in den Jahren vor 1970. Das der Bundesregie- lieferungen in Bündnispartnerländer (Niederlande, rung ab 1965 vorliegende Zahlenmaterial über die Kanada, Belgien) und ihnen gleichgestellte Staaten Genehmigungswerte von Kriegswaffenexporten (Australien) und — aber erst in zweiter Linie — weist vielmehr aus, daß die Werte für die Jahre auch aus den Ausfuhren im Rahmen der Rüstungs- 1970 bis 1973 durchweg unter der Größenordnung kooperation. der Jahre 1965 bis 1969 lagen. Ein Anstieg der Werte im Vergleich zur Zeit vor 1970 ist erst ab Die in diesem Zusammenhang aufgestellte Be- 1974 feststellbar. hauptung, der Rüstungsexportanstieg beruhe auf Näheres über die Entwicklung der genehmigten „allen möglichen zur Tarnung abgeschlossenen Ko- Kriegswaffenexporte im Vergleich mit der Entwick- operationsverträgen", entbehrt jeder Grundlage. lung der gesamten Warenausfuhren der Bundes- Soweit deutsche Rüstungsunternehmen auf der republik Deutschland ergibt sich aus der anliegen- Basis von Regierungsvereinbarungen mit ausländi- den tabellarischen Übersicht. - schen Rüstungsproduzenten kooperieren, ist Inhalt, Umfang und Motivation dieser Kooperation ein- 2. Die Gründe für den Exportanstieg im Rüstungs- deutig und ausschließlich an verteidigungspoliti- bereich seit 1974 sind vielschichtig. schen Aspekten des NATO-Bündnisses orientiert. Wenn die Entwicklung der Kriegswaffenausfuhren Der Entschluß zu dieser Zusammenarbeit, die bisher auch nicht parallel zu der allgemeinen Ausfuhrent- vertraglich mit Frankreich, Großbritannien und wicklung, insbesondere zu ihren kontinuierlichen Italien festgelegt ist, beruht auf der Notwendigkeit, und nahezu gleichförmigen Steigerungsraten, ver- die Kosten des Rüstungsgüterbedarfs des Bündnisses läuft, so ist der Exportanstieg auch im Rüstungs- im Wege der Arbeitsteilung sowie durch größere sektor sicherlich zu einem gewissen Teil Folge ver- und einheitliche Produktionsserien zu senken, das mehrter Auslandsnachfrage. Zu berücksichtigen ist Rüstungspotential im Bündnis zu standardisieren hierbei auch der Einfluß, der von den Preissteige und damit die Voraussetzungen zur Austauschbar- 11968* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 keit von Waffensystemen (zur Interoperabilität) zu Durch die Verordnung zur Änderung der Verord- schaffen. nung über Anwendungsverbote und -beschränkun- Auch auf dem Sektor der privaten, d. h. nicht auf gen für Pflanzenschutzmittel vom 7. April 1977 Regierungsvereinbarungen beruhenden, grenzüber- (BGB1. I S. 564) ist das Anwendungsverbot von tech- schreitenden Rüstungskooperation gibt es nach den nischem HCH (Hexachlorcyclohexan-Isomerenge- der Bundesregierung vorliegenden Erkenntnissen misch) erlassen worden; die bis dahin noch auf den zwischen deutschen und ausländischen Rüstungs- Forst beschränkte Verwendung von HCH ist seit unternehmen keine Verträge oder Absprachen, auf dem 1. Juli 1977 nicht mehr zulässig. die sich die in der Sendung „Report" aufgestellte Die vom Bundesgesundheitsamt gemachten Äu- Behauptung stützen ließe. ßerungen bezogen sich auf mangelnde wissen- schaftlich untermauerte Grenzwerte oder Schwel- lendosen für Wirksamkeit oder Unwirksamkeit von &-HCH und insbesondere ß-HCH, da keine aus- reichenden experimentellen Unterlagen vorliegen. Anlage 99 Das Bundesgesundheitsamt wird spezielle Untersu- Antwort chungen zur Verteilung und Toxikologie von ß-HCH vorrangig durchführen, um auch insbesondere die des ParL Staatssekretärs Zander auf die Schriftli- chronische und subchronische Toxizität beurteilen chen Fragen des Abgeordneten Merker (FDP) zu können. (Drucksache 8/2763 Fragen B 110 und 111) : Die bei der Herstellung von γ-Hexachlorcyclo- Ist die Bundesregierung der Auffassung, daß die im Gesetz zu dem europäischen Übereinkommen vom 25. Oktober 1967 über hexan (Lindau) zwangsläufig anfallenden anderen die theoretische und praktische Ausbildung von Krankenschwe- stern und Krankenpflegern festgelegten Mindestnormen einge- Isomeren (insbesondere a- und ß-HCH) werden halten werden, insbesondere die im Kapitel III b 2. festgehaltene heute quantitativ zu Trichlorbenzol bzw. weiteren Forderung, daß in allen Abteilungen, denen Krankenpflegeschü- lerinnen und Krankenpflegeschüler im Lauf ihrer praktischen technisch verwertbaren Folgeprodukten umgesetzt, Ausbildung zugeteilt werden, jederzeit mindestens eine ausge- bildete Krankenschwester oder ein ausgebildeter Krankenpfleger so daß eine Abfallbeseitigung dieser Isomeren als Aufsicht und genügend sonstiges Personal vorhanden sein schon lange Zeit nicht mehr notwendig ist. muß, um zu verhindern, daß die Krankenpflegeschülerinnen und Krankenpflegeschüler mit Aufgaben betraut werden, die nicht der Ausbildung dienen? Hinsichtlich der Herstellung und möglicher Ge- Was gedenkt die Bundesregierung für den Fall, daß sie diese sundheitsgefährdungen durch HCH verweise ich Mindestnormen nicht gewährleistet sieht, zu tun, um diesem auf die Beantwortung der Anfrage des Herrn Abge- Mißstand abzuhelfen? ordneten Daubertshäuser vom 30. März 1979 (Proto- Die Durchführung des Gesetzes zu dem Europäi- koll des Deutschen Bundestages, 146. Sitzung, An- schen Übereinkommen vom 25. Oktober 1967 über lage 102, S. 11752). die theoretische und praktische Ausbildung von Krankenschwestern und Krankenpflegern vom Zu Frage B 113: 13. Juni 1972 (BGBl. II S. 629) ist eigene Angelegen- heit der Bundesländer. Der Bundesregierung ist Die vom Bundesgesundheitsamt empfohlenen nicht bekannt, daß die von diesem Gesetz vorge- Blutbilduntersuchungen sind in Hessen eingeleitet schriebenen Mindestnormen für die Ausbildung in worden und werden weiterhin fortgesetzt. Dabei der Krankenpflege von den zuständigen Behörden wird so verfahren, daß Personen, die annehmen, der Bundesländer und den Verantwortlichen in daß sie einer besonderen Belastung ausgesetzt wa- staatlich anerkannten Krankenpflegeschulen nicht ren, sich bei den örtlichen Gesundheitsämtern mel- eingehalten werden. den können, die dann die erforderlichen Maßnah- men ergreifen.

Anlage 100 Anlage 101 Antwort Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftli- des Parl. Staatssekretärs Buschfort auf die Schrift- chen Fragen des Abgeordneten Hoffie (FDP) liche Frage des Abgeordneten Dr. Hennig (CDU/ (Drucksache 8/2763 Fragen B 112 und 113) : CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 114) : Liegen dem Bundesgesundheitsamt Informationen vor, daß im Zieht die Bundesregierung angesichts von HCH (Hexachlor- Umgang mit Sonnenliegen Gefahren auftreten, die etwa zu vor- cyclohexan) Verseuchungen im hessischen Ried einen vorläufi- zeitiger Alterung der Haut, zu Verhornungen sowie zu Haut- gen Produktions- und Anwendungsstopp für aus HCH herge- krebs führen können, wie dies die Bundesregierung bei der An- stellten Pflanzenschutzmittel in Betracht, solange laut Bundes- wendung von Solarien in der Fragestunde am 15. März 1979 be- gesundheitsamt Unklarheiten über dessen biologische Auswir- stätigt hat, und was kann nach Meinung der Bundesregierung kungen bestehen? getan werden, um diesen Gefahren zu begegnen? Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, der Empfeh- lung des Bundesgesundheitsamts zu folgen und Blutbilduntersu- chungen der betroffenen Bevölkerung zu veranlassen? Das Bundesgesundheitsamt hat die Empfehlungen zur Anwendung von Solarien, darunter fallen auch Zu Frage B 112: die sogenannten Sonnenliegen, unter Mitwirkung von führenden deutschen Dermatologen herausge- An einen vorläufigen Produktions- und Anwen- geben; die Namen der Wissenschaftler sind in dungsstopp für aus Hexachlorcyclohexan herge- der Pressemitteilung des Bundesgesundheitsamtes stellte Pflanzenschutzmittel ist nicht gedacht. genannt. Die Informationen über schädliche Auswir- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11969* kungen von Solarien, die dem Bundesgesundheits- Aus verfassungsrechtlichen Gründen steht deshalb amt vorliegen, stammen aus Veröffentlichungen weder dem Bund noch der zuständigen Obersten der zuständigen US-Behörde „Office of Radiological Landesbehörde ein generelles oder im Einzelfall bin- Health, Rockville Maryland, 20 857 Public Health- dendes Weisungsrecht gegenüber den Ländern bzw. Service, Food • and Drug Administration" , in denen gegenüber den Jugendämtern zu. über bereits in den Jahren 1974 und 1975 beobach- Deshalb hat . das Bundesministerium für Jugend, tete behandlungsbedürftige Folgeschäden durch An Familie und Gesundheit im Rundschreiben vom wendung von Solarien berichtet wird. 25. November 1974 an die Obersten Jugendbehör- In Anbetracht der gesundheitspolitischen Diskus- den der Länder gebeten, die Jugendämter darauf sion, die durch die Empfehlung des Bundesgesund- hinzuweisen, einheitlich von einer Kürzung des heitsamtes entstanden ist, hat der Bundesminister Pflegegeldes wegen Anrechnung des Kindergeldes für Arbeit und Sozialordnung das Bundesgesund- abzusehen. heitsamt gebeten, alsbald ein Sachverständigenge- Die Bundesregierung ist bemüht, im Rahmen der spräch in Form eines Symposiums durchzuführen; Reform des Jugendhilferechts dieses Problem bun- hierzu sollten Dermatologen, Physiker, Hersteller deseinheitlich in der Weise zu regeln, daß das und Anwender eingeladen werden. Kindergeld auf das Familienpflegegeld nicht ange- Die Ergebnisse dieses Gesprächs werden bei den rechnet wird (vgl. Art. 1 § 52 Abs. 1 S. 3 des Ent- Beratungen über die Verbesserung der Sicherheit wurfs eines Sozialgesetzbuchs [SGB] — Jugendhilfe, medizinisch-technischer Geräte, zu denen auch die Bundestagsdrucksache Nr. 8/2571). Insoweit bitte Solarien zu rechnen sind, verwertet werden. ich, den weiteren Gang der parlamentarischen Bera- tung des Gesetzentwurfs abzuwarten.

Zu Frage B 116:

Anlage 102 Wie im Zusammenhang mit der Antwort auf die Frage 116 bereits ausgeführt, ist die Bundesregie- Antwort rung um eine bundeseinheitliche Regelung der des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schrift- Nichtanrechnung des Kindergeldes auf das Pflege- lichen Fragen des Abgeordneten Eickmeyer (SPD) geld im Rahmen der Reform des Jugendhilferechts (Drucksache 8/2763 Fragen B 115 und 116) : bemüht. Angesichts des Stands der Beratung dieses Sieht die Bundesregierung eine Möglichkeit, auch Pflege- Gesetzentwurfs im Deutschen Bundestag hält es die eltern in den Genuß des erhöhten Kindergelds, das von ver- Bundesregierung nicht für angebracht, die Nicht- schiedenen Ländern beim Pflegegeld in Anrechnung gebracht, also nicht in voller Höhe weitergegeben wird, kommen zu anrechnung des Kindergeldes auf das Pflegegeld im lassen? Wege einer Novellierung des geltenden Jugend- Welche Schritte müßten dazu gegebenenfalls unternommen werden? wohlfahrtsgesetzes und unter . Vorwegnahme eines Teils der Reform des Jugendhilferechts zu regeln. Zu Frage B 115: Nach § 3 Abs. 2 des Bundeskindergeldgesetzes ha- ben für Pflegekinder nicht die Eltern, sondern die Pflegeeltern den Anspruch auf Kindergeld und da- Anlage 103 mit auch auf jede Erhöhung des Kindergeldes. Ich Antwort verstehe deshalb Ihre Frage so, ob die Jugendämter berechtigt sind, das den Pflegeeltern zustehende des Parl. Staatssekretärs Zander auf die Schriftliche Kindergeld voll oder teilweise auf das Pflegegeld Frage des Abgeordneten Spitzmüller (FDP) (Druck- anzurechnen. Dazu ist folgendes zu sagen: Das Ge- sache 8/2763 Frage B 117): setz für Jugendwohlfahrt (JWG) in der Fassung Ist die Bundesregierung bereit, auf die Bundesländer dahin gehend einzuwirken, daß diese einen Impfpaß ausgeben, der vom 25. April 1933 (BGBl. I S. 633, 795) regelt nur auch im Ausland als Nachweis für vorgenommene Impfungen an- erkannt wird, oder aber daß diese zumindest in der Öffentlich- im Grundsatz in § 5 Abs. 1 S. 1 Nr. 3 in Verbin- keit hinreichend darauf aufmerksam machen, daß gegenwärtig dung mit § 6 Abs. 1 und 2 die Hilfe zur Erzie- im Ausland nur Impfnachweise, die im Internationalen Impfpaß eingetragen sind, anerkannt werden? hung in Familienpflege und die Sicherstellung des notwendigen Lebensunterhalts des Pflegekindes Nach geltendem Recht ist bei einer ersten Imp- (Pflegegeld bzw. wirtschaftliche Jugendhilfe ge- nannt). Eine detaillierte Regelung beispielsweise fung ein Impfbuch unentgeltlich von der zuständi- gen Behörde abzugeben (§ 16 Bundes-Seuchenge- der Nichtanrechnung des Kindergeldes auf- das setz) . Pflegegeld enthält das Gesetz nicht. Auch das Bun- deskindergeldgesetz äußert sich zu dieser Frage Die Form der Impfbücher festzulegen war den nicht. Bundesländern überlassen. Diese haben sich auf ein einheitliches nationales Modell geeinigt, aber auch Nach Art. 83 und 30 des Grundgesetzes führen die auf ein internationales Modell, das auch die inter- Länder das Jugendwohlfahrtsgesetz als eigene An- national erforderlichen Impfbescheinigungen ent- gelegenheit aus. Über die Frage der Nichtanrech- hielt. In den meisten Bundesländern wird nur das nung bzw. Anrechnung des Kindergelds auf das internationale Modell ausgegeben. Pflegegeld entscheiden die Jugendämter in alleini- ger Zuständigkeit und Verantwortung im weisungs- In der Novelle zum Bundes-Seuchengesetz, die freien Bereich der kommunalen Selbstverwaltung. zur Zeit dem Bundestag zur Beratung vorliegt, ist 11970* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

vorgesehen, daß der Bundesminister für Jugend, Zu Frage B 119: Familie und Gesundheit ein einheitliches Impfbuch Die Bundesregierung verfolgt mit Interesse, wie durch allgemeine Verwaltungsvorschriften mit Zu- die Anregung des Bundes Umwelt- und Naturschutz stimmung des Bundesrates festlegt. Es erscheint Deutschland von der öffentlichen Meinung angenom- daher nicht mehr zweckmäßig, vor Abschluß der men wird. parlamentarischen Beratung der Novelle zum Bun- des-Seuchengesetz Schritte zu weiterer Vereinheit- Abgesehen davon, daß der Bevölkerung das ge- lichung zu unternehmen. samte kommerzielle Angebot der Deutschen Bun- desbahn zur Verfügung steht, ist die Deutsche Bun- Der Bundesminister für Jugend, Familie und Ge- desbahn bereits in Kontakt mit den Initiatoren der sundheit wird jedoch den Text Ihrer Anfrage sowie Sternfahrt. Neben der Klärung von Detailfragen die vorstehende Antwort der Bundesregierung den wurde bisher vereinbart, den Gruppen je nach Um- obersten Landesgesundheitsbehörden zur Kenntnis fang eine Ermäßigung von mindestens 30 % zu ge- bringen. Sie wird die Länder bitten, gegebenenfalls währen. die Öffentlichkeitsarbeit im Sinne Ihrer Anregung zu intensivieren. Zu Frage B 120: Die Deutsche Bundesbahn sieht in ihrem Service- angebot „Fahrrad am Bahnhof" neben der allge- meinen Verbesserung des Service in erster Linie Anlage 104 einen Anreiz für die Aufnahme von zusätzlichem Antwort Verkehr im Ausflugsbereich. Nachdem 81,9 v. H. der Fahrradbenutzer Bahnreisende sind, sieht die Bun- des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftliche desbahn diese Zielsetzung als erfüllt an. Frage des Abgeordneten Stockleben (SPD) (Druck- sache 8/2763 Frage B 118) : Der Service wird vorwiegend in Fremdenver- kehrsgebieten angeboten, und zwar an allen Orten, Welche Anstrengungen unternimmt die Bundesregierung, da- mit in den Ortschaften ausreichend Parkplätze für Personen- wo eine entsprechende Nachfrage erkennbar ist und kraftwagen gehbehinderter Mitbürger angeboten werden und um die örtlichen Verhältnisse dies zulassen. Dies geht sicherzustellen, daß diese auschließlich von Behinderten benutzt werden? bereits aus der Zahl der vermieteten Fahrräder her- vor. Sie belief sich im Jahre 1978 auf rund 91 000 1. Schon jetzt gibt es Parkerleichterungen für Vermietungen und hat sich damit seit dem Jahre Schwerbehinderte mit außergewöhnlicher Gehbe- 1970 mehr als verdreifacht. hinderung sowie für Blinde, wie in der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung Im übrigen hat der Bundesminister für Verkehr, vom 22. Juli 1976 (Bundesanzeiger Nr. 142 vom der das Angebot „Fahrrad am Bahnhof" begrüßt, 31. Juli 1976) näher beschrieben. keine Möglichkeit, auf die Angebotsgestaltung der Deutschen Bundesbahn, die ihr nach dem Bundes- 2. Das Bundeskabinett hat am 28. März 1979 einen bahngesetz obliegt, im einzelnen Einfluß zu nehmen. Gesetzentwurf zur Änderung des Straßenverkehrs- gesetzes beschlossen, durch den u. a. die rechtlichen Möglichkeiten geschaffen werden, Schwerbehinder- ten mit außergewöhnlicher Gehbehinderung und Blinden Parkplätze in der Nähe ihrer Wohnung und Anlage 106 ihrer Arbeitsstätte im öffentlichen Verkehrsraum Antwort zur Verfügung zu stellen. des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftlichen Der Gesetzentwurf liegt zur Zeit dem Bundesrat Fragen des Abgeordneten Straßmeir (CDU/CSU) vor (Bundesrats-Drucksache 158/79 vom 30. März (Drucksache 8/2763 Fragen B 121 und 122) : 1979). Wie hat die Bundesregierung auf die neuerliche Diskriminie- rung unserer Binnenschiffahrt durch die DDR reagiert, die seit dem 1. Januar 1979 auf der Havel-Oder-Wasserstraße nur noch Schiffe bis zu max. 67 Meter Länge und 8,20 Meter Breite zu- läßt? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß der faktische Ausschluß der Schiffe der sogenannten Europa-Klasse unverein- Anlage 105 bar mit dem Grundlagen- und Verkehrsvertrag ist? Antwort Zu Frage B 121: des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftlichen Die Anweisung des Ministerrats der DDR über Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Hartenstein Beschränkungen des Verkehrs auf dem Havel-Kanal (SPD) (Drucksache 8/2763 Fragen B 119 und 120) : und der Havel-Oder-Wasserstraße vom 1. Januar 1979 dient nach der durch die Ständige Vertretung Ist die Bundesregierung bereit, bei der Deutschen Bundesbahn darauf hinzuwirken, daß dem Antrag des Bundes Umwelt- und der DDR gegenüber dem Bundesverkehrsministerium Naturschutz Deutschland stattgegeben wird, am 3. Juni, dem Tag der Umwelt, der mit Unterstützung von 67 Umweltschutzverbän- abgegebenen Erklärung dem Zweck, weitere Schäden den und Bürgerinitiativen zum autofreien Sonntag proklamiert worden ist, preiswerte Sonderangebote für Bahnfahrten zu ge- an der Wasserstraße zu verhindern, deren Erhal- währen, insbesondere eine 50prozentige Ermäßigung für die ge- tungszustand gegenwärtig schlecht ist. Die DDR hat plante Bundesbahn-Fahrrad-Sternfahrt nach Erlangen? ausdrücklich zugesichert, daß diese Anweisung in Ist die Bundesregierung bereit, die Deutsche Bundesbahn zu veranlassen, die Aktion „Fahrrad am Bahnhof", vor allem in nichtdiskriminierender Weise durchgeführt wird. Die Naherholungs- und Fremdenverkehrsgebieten zu unterstützen Bundesregierung wird hierauf auch in Zukunft ach- und ihr die notwendigen Investitionsmittel zur Verfügung zu stellen? ten. Deutscher Bundestag— 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11971*

Zu Frage B 122: gen achtet die Bundesregierung darauf, daß die Bin- Artikel 1 Ziffer 2 des Verkehrsvertrages vom 26. nenschiffahrt ebenso wie andere betroffene Ver- Mai 1972 bestimmt, daß der Verkehr entsprechend kehrsträger keinen Schikanen von seiten der DDR der üblichen internationalen Praxis auf der Grund- ausgesetzt wird. lage der Gegenseitigkeit und Nichtdiskriminierung in größtmöglichem Umfange zu gewähren, zu er leichtern und möglichst zweckmäßig zu gestalten ist. Maßnahmen, die durch den Erhaltungszustand eines Anlage 108 Verkehrsweges erforderlich werden, verstoßen in- Antwort dessen nicht gegen diese Bestimmung. Dies gilt um so mehr, als die Beschränkung auf Fahrzeuge, die des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schrift- eine gewisse Tauchtiefe, höchstzulässige Länge und lichen Fragen des Abgeordneten Regenspurger höchstzulässige Breite nicht überschreiten, in tech- (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen B 125 und nischer Hinsicht ein geeignetes Mittel sein kann, um 126) : Uferschäden zu verhindern oder zumindest zu min- Gibt die von der Kartenstelle der zentralen Transportleitung der Deutschen Bundesbahn herausgegebene und in den Waggons dern. der Deutschen Bundesbahn, so z. B. im D 127 „Münchner Kindl", ausgehängte Karte, auf der die Grenze zur DDR auf dem West- Freilich ist es Aufgabe der DDR, für eine Wieder- ufer der eingezeichnet ist, die Ansicht der Bundesregierung instandsetzung der Wasserstraße Sorge zu tragen, zum Grenzverlauf im fraglichen Gebiet wieder? Sieht die Bundesregierung, falls dies nicht der Fall ist, eine so daß die angeordneten Beschränkungen entfallen Veranlassung, auf eine Korrektur dieses Kartenwerks und Aus- können. wechslung in den betroffenen Zügen bei der Deutschen Bundes- bahn hinzuwirken?

Zu Frage B 125: Anlage 107 Die angesprochene Eisenbahnstreckenkarte der Antwort Deutschen Bundesbahn zeigt zwischen Lauenburg des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftlichen und Schnackenburg einen Grenzverlauf, der teil- Fragen des Abgeordneten Kunz (Berlin) (CDU/CSU) weise auf dem Westufer der Elbe, teilweise in der (Drucksache 8/2763 Fragen B 123 und 124) : Flußmitte und teilweise auf dem Ostufer verläuft. Diese drucktechnisch bedingte Darstellung des Sieht die Bundesregierung die Gefahr, daß die DDR durch die Setzung innerstaatlichen Rechts den Verkehrsvertrag aushöhlt Grenzverlaufs entspricht nicht der Ansicht der Bun- und unsere Binnenschiffahrt einem rücksichtslosen Verdrängungs- wettbewerb aussetzt? desregierung. Ist die Bundesregierung bereit, die in den Verkehrsverhand- lungen ohnehin nur ungenügend berücksichtigte Binnenschiff- fahrt vor weiteren Schikanen zu bewahren und darüber hinaus Zu Frage B 126: Verbesserungen im innerdeutschen Schiffahrtsverkehr zu bewir- ken? Die Eisenbahnstreckenkarte wird im Herbst 1979 neu aufgelegt. Die Deutsche Bundesbahn wird bei Zu Frage B 123: der drucktechnischen Gestaltung der Neuauflage berücksichtigen, daß der Grenzverlauf auf diesem Nach Artikel 2 des Verkehrsvertrages vom 26. Mai Abschnitt der Elbe noch nicht festliegt. 1972 unterliegt der Verkehr dem Recht desjenigen Staates, in dessen Gebiet er durchgeführt wird, so- weit dieser Vertrag nichts anderes bestimmt. Nach Artikel 1 Ziffer 2 dieses Vertrages sind die Ver- tragsstaaten jedoch verpflichtet, den Verkehr in und Anlage 109 durch ihr Hoheitsgebiet entsprechend der üblichen Antwort internationalen Praxis auf der Grundlage der Gegen- des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schrift- seitigkeit und Nichtdiskriminierung in größtmög- lichen Fragen des Abgeordneten Dr. Köhler (Wolfs- lichem Umfang zu gewähren, zu erleichtern und mög- burg) (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen B 127 lichst zweckmäßig zu gestalten. Die Bundesregie- und 128) : rung achtet darauf, daß auch die DDR die Bestim- Ist die Bundesregierung bereit, in den Verkehrsgesprächen mungen des Verkehrsvertrages voll anwendet. mit der DDR die Prüfung anzuregen, ob der gegenwärtige tech- nische Zustand der Reichsbahnstrecke Berlin—Oebisfelde über Stendal den Zugverkehr mit modernen Reisezügen größerer Zu Frage B 124: Geschwindigkeit zuläßt? - Will die Bundesregierung das Ausmaß der Bereitschaft bei der Deutschen Reichsbahn sondieren, die Reichsbahnstrecke Berlin- Die Bundesregierung teilt nicht die Auffassung, Oebisfelde über Stendal für einen alternativen Schienentransit- daß die Binnenschiffahrt in den Verkehrsverhand- verkehr auszubauen? lungen nur ungenügend berücksichtigt worden sei. Die Bundesregierung hat vielmehr in den Verkehrs- Die Bundesregierung ist bei den Verkehrsver- verhandlungen mit der DDR bedeutende Verbesse- handlungen im Jahre 1978 mit der DDR überein- rungen für den innerdeutschen Schiffahrtsverkehr gekommen, im Jahre 1980 über weitere Verkehrs- erzielt. So werden Reparaturarbeiten an den Transit- projekte zu sprechen. Welche Projekte das sein wasserstraßen nach Berlin und am Schiffshebewerk werden, läßt sich im gegenwärtigen Zeitpunkt noch Rothensee durchgeführt. Außerdem hat die Bundes- nicht sagen. regierung bewirkt, daß der Teltowkanal in Berlin Für den Eisenbahn-Berlin-Transit hat die Deut- in Stand gesetzt und wieder geöffnet wird. Im übri sche Reichsbahn (DR) die Strecke Marienborn—Ber- 11972* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

lin zweigleisig ausgebaut und modernisiert. Dem- Anlage 111 gegenüber ist die DR-Strecke Berlin—Stendal- Antwort Oebisfelde eingleisig und — soweit bekannt — in des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftliche keinem der Helmstedt-Strecke vergleichbaren tech- Frage des Abgeordneten Dr. Lenz (Bergstraße) (CDU/ nischen Zustand. CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 131) : Besteht die Absicht, die jetzt bestehenden Verkehrsbeschrän- kungen auf den Bundesautobahnen im Bereich des Frankfurter Kreuzes vor Beginn der Hauptreisesaison im Sommer aufzuhe- ben, und wenn nein, warum nicht? Anlage 110 Antwort Nach § 45 Straßenverkehrsordnung sind die den des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schrift- Ländern unterstellten Straßenverkehrsbehörden für lichen Fragen des Abgeordneten Seefeld (SPD) die Anordnung von Verkehrsbeschränkungen und (Drucksache 8/2763 Fragen B 129 und 130) : die Aufstellung entsprechender Verkehrszeichen zu- ständig. Welche Bedeutung mißt die Bundesregierung der Ausweitung des Huckepack-Verkehrs zur Überwindung bestehender Schwie- Der Hessische Minister für Wirtschaft und Tech- rigkeiten im alpenüberschreitenden Gütertransitverkehr bei? nik hat auf Anfrage mitgeteilt, daß die Bauarbeiten Bestehen Absichten, die bisherigen Huckepack-Angebote der Deutschen Bundesbahn auszuweiten und die dafür gegebenen- im Frankfurter Kreuz und an der Anschlußstelle Zep- falls notwendigen Investitionen zu leisten? pelinheim auf der BAB A 5 voraussichtlich bis zum 13. Juni 1979 abgeschlossen sind. Zu Frage B 129: Die Bauarbeiten auf der BAB A 3 zwischen dem Die Bundesregierung mißt der Ausweitung des Mönchhofdreieck und dem Frankfurter Kreuz werden Huckepackverkehrs auch im alpenüberschreitenden voraussichtlich bis zum 20. Juni 1979 dauern. Güterverkehr eine hohe Bedeutung zu. Schon heute Damit ist in beiden Fällen sichergestellt, daß der entfällt der überwiegende Teil unseres grenzüber- Ferienreiseverkehr in den genannten Bereichen nicht schreitenden Huckepackverkehrs auf diese Trans- mehr den Verkehrsbeschränkungen unterliegt. porte, deren Relationen höhere Zuwachsraten aus- weisen als der Binnen-Huckepackverkehr. Die Bun- desregierung wird- auch weiterhin den Ausbau die- ses grenzüberschreitenden Huckepackverkehrs un- Anlage 112 terstützen, insbesondere durch Investitionszuschüsse Antwort an die Deutsche Bundesbahn, die es ihr ermöglichen, des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftliche die erforderlichen Umschlageinrichtungen und Wag- Frage des Abgeordneten Schreiber (SPD) (Druck- gons zu beschaffen. Es ist allerdings notwendig, daß sache 8/2663 Frage B 132) : auch die anderen beteiligten Länder investieren, Ist die Bundesregierung bereit, auf eine Änderung des Perso- nenbeförderungsgesetzes und der Freistellungs-Verordnung vom daß Umschlaganlagen und Fahrzeuge international 30. August 1962 dergestalt hinzuwirken, daß Kinder auf dem abgestimmt und daß noch bestehende Hemmnisse Weg zum Kindergarten gemeinsam mit Schülern im sogenann- ten Schülerspezialverkehr befördert werden dürfen, was nach (z. B. bei der Grenzabfertigung) abgebaut werden. der bestehenden Gesetzeslage ausgeschlossen ist, obwohl eine gemeinsame Beförderung unter der Voraussetzung einer ausrei- chenden Aufsicht pädagogisch zu begrüßen wäre? Zu Frage B 130: Änderungen des Verkehrsrechts sind nach Auf- Ja. Die Bundesregierung hat im Juni 1978 be- fassung der Bundesregierung nicht erforderlich. Sol- schlossen, daß die Deutsche Bundesbahn bis 1985 che gemeinsamen Beförderungen stellen Einzelfälle ein Aufkommen von 6 Millionen t im Huckepack- dar. Sie lassen sich genehmigungsrechtlich über verkehr anstreben soll (zum Vergleich: 1978 betrug § 59 a des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) er- die Transportmenge rund 3,1 Millionen t). Soll die- fassen. Der Spezial-Verkehrsdienst wäre dann im ses Mengenziel erreicht werden, so sind Erweite- Rahmen einer Genehmigung nach § 43 Nr. 2 PBefG rungen des Angebotes erforderlich: durchzuführen. Ein anderer Weg wäre, im Sinne — Ausdehnung des Netzes einer Verbesserung der Durchlässigkeit zwischen (z. B. Einbeziehung von Saarbrücken Ende Mai den Verkehrsformen (vgl. BT-Drucksache 8/1731) den 1979), Verkehr als freigestellten Schülerverkehr nach § 1 Nr. 4 d der Freistellungs-Verordnung durchzuführen — Ausbau von Huckepackbahnhöfen, und hierbei die Mitfahrt der Kinder zum Kinder- — Erweiterung der Kapazitäten im bestehenden garten zu gestatten. Netz (z. B. Früh- und Spätabfahrten), Sofern Ihre Frage auf einen konkreten Fall ab- — Beschaffung zusätzlicher Huckepackwaggons hebt, bitte ich mir Einzelheiten mitzuteilen; die An- (u. a. eines neuen Waggontyps für den Trans- gelegenheit wird sodann — ggf. im Benehmen mit port von ganzen Lastzügen) . den Ländern — geprüft werden. Das Investitionsvolumen für den Ausbau des kombinierten Verkehrs der Deutschen Bundesbahn (also einschließlich Containerverkehr) wird bis Anlage 113 1985 auf rund 1 Milliarde DM veranschlagt. Der Antwort Bund wird die Deutsche Bundesbahn wie bisher bei des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftliche der Finanzierung auch dieser Investitionen unter- Frage des Abgeordneten Dr. Friedmann (CDU/CSU) stützen. (Drucksache 8/2763 Frage B 133) : Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11973*

Ist die Bundesregierung bereit, von der Verkehrsuntersuchung Wie beurteilt die Bundesregierung den Vorschlag des Vorsit- „Rhein/Murg", die das Regierungspräsidium Karlsruhe veran- zenden des Hartmannbundes Dr. Horst Bourmer, daß das Flug- laßt hat und die im März 1979 der Öffentlichkeit vorgestellt personal jeder Passagiermaschine zu Beginn des Fluges davon wurde, Kenntnis zu nehmen und dementsprechend meine Frage unterrichtet werden sollte, wenn sich ein Arzt an Bord befin- nach einer Verlängerung der sogenannten Natostraße (L 78b), det, um qualifizierte Hilfe anbieten zu können, wenn Passagiere bis zur BAB 5 von der Fragestunde am 28. März 1979 konkret oder Mitglieder der Besatzung während des Fluges in eine le- zu beantworten? bensbedrohende Situation geraten, und welche Möglichkeiten sieht gegebenenfalls die Bundesregierung, zu einer solchen Entgegen Ihrer Auffassung liegt das Ergebnis der Vorsorgemaßnahme zu kommen? verkehrswirtschaftlichen Untersuchung „Rhein- Die Bundesregierung hält eine Unterrichtung der Murg", die von einem Ingenieurbüro durchgeführt Flugzeugbesatzungen vor jedem Flug mit Fluggästen wird, der Straßenbauverwaltung des Landes Ba- über das Vorhandensein eines Arztes an Bord nicht den-Württemberg noch nicht vor. Bei der von Ihnen für erforderlich. Die Besatzung ist auch hinsichtlich erwähnten Vorstellung in der Öffentlichkeit han- delte es sich lediglich um eine Unterrichtung über des Verhaltens in lebensbedrohenden Situationen Art und Umfang der Untersuchung. intensiv geschult. Außerdem kann in den sehr selte- nen Fällen einer lebensbedrohenden Situation eines Daher muß ich Sie nochmals um Verständnis Fluggastes oder eines Besatzungsmitgliedes über die bitten, daß es dem Bundesminister für Verkehr erst Bordsprechanlage rasch geklärt werden, ob sich ein dann möglich ist, in die Behandlung der Angelegen- Arzt an Bord befindet, um qualifizierte Hilfe leisten heit einzutreten, wenn das Ergebnis der verkehrs- zu können. wirtschaftlichen Untersuchung von der dafür als Auftragsverwaltung zuständigen Straßenbauverwal- tung des Landes Baden-Württemberg vorgelegt sein wird und wenn das Land Baden-Württemberg als zu- ständiger Baulastträger sich zu dem in Aussicht ge- nommenen Neubau der Landstraße 78 b bis zur Anlage. 116 Autobahn A 5 Karlsruhe-Basel geäußert hat. Antwort des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftlichen Fragen der Abgeordneten Frau Dr. Lepsius (SPD) Anlage 114 (Drucksache 8/2763 Fragen B 136 und 137): Antwort Wie ist der Stand der Versuche mit einer Geschiebezugabe des Parl. Statssekretärs von Schoeler auf die Schrift- zur Verhinderung der Erosion im Rhein alternativ zum Bau einer Staustufe bei Au/Neuburgweier, und lassen sich schon heute liche Frage des Abgeordneten Dr. Friedmann (CDU/ Erkenntnisse für das vorsorglich eingeleitete Planfeststellungs- CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 134) : verfahren einer neuen Staustufe herleiten? Ist die Bundesregierung bereit, die Kostenerstattung für Welche Verhandlungen sind mit der französischen Regierung Schallschutzmaßnahmen innerhalb der Lärmschutzzone 1 (§ 5 inzwischen geführt worden, um gegebenenfalls die Zustimmung Fluglärmgesetz) über den 30. November 1980 hinaus zu ver- zur Aussetzung des vertraglich vereinbarten Staustufenbaube- längern, da bei Fristbeginn erhebliche Anlaufschwierigkeiten zu ginns bei einem positiven Ergebnis des Geschiebezugabever- überwinden waren, wie im Erfahrungsbericht angedeutet? suchs zu erreichen? Gemäß § 9 Abs. 1 des Fluglärmgesetzes werden dem Eigentümer eines in der Schutzzone 1 gelege- Zu Frage B 136: nen Grundstücks, auf dem bei Festsetzung des Lärm- schutzbereichs schutzbedürftige Einrichtungen nach Die günstigen Ergebnisse der Naturversuche mit § 5 Abs. 1 Satz 1 oder Wohnungen errichtet sind einer Geschiebezugabe unterhalb der Staustufe oder auf dem die Errichtung von baulichen Anla- Iffezheim im Jahr 1978 und die ergänzenden Unter- gen nach § 5 Abs. 4 zulässig ist, auf Antrag Auf- suchungen der Bundesanstalten für Gewässerkunde wendungen für bauliche Schallschutzmaßnahmen und für Wasserbau lassen schon jetzt für die Ge- erstattet. Der Anspruch kann nur innerhalb einer schiebezugabe die Beurteilung zu, daß sich diese Frist von 5 Jahren nach der Festsetzung des jewei- Methode als Alternativlösung zum Bau von Stau- ligen Lärmschutzbereichs geltend gemacht werden. stufen eignet. Die Anforderungen, die an eine Ge- Die Frist läuft somit nicht einheitlich für alle Lärm- schiebezugabe gestellt werden müssen, sind bei dem schutzbereiche am 30. November 1980 ab, sondern bisherigen Ablauf der Versuche erfüllt worden. Die für jeden Flugplatz unterschiedlich, je nach dem Geschiebezugabe ist einer Staustufe technisch gleich- Datum der Festsetzung des Lärmschutzbereichs. wertig, aber erheblich umweltschonender und wirt- Die Bundesregierung ist mit dem Gesetzgeber schaftlicher. Die vorsorglich eingeleiteten Raumord- der Auffassung, daß die Fünfjahresfrist dem An- nungsverfahren stehen kurz vor dem Abschluß. tragsteller genügend Zeit läßt, um die Schallschutz- Mögliche Auswirkungen auf das Planfeststellungs- maßnahmen durchzuführen und den Antrag auf Ko- verfahren müssen zunächst mit dem französischen stenerstattung zu stellen. Sie wird infolgedessen Vertragspartner erörtert werden. dem Deutschen Bundestag nicht vorschlagen, diese Frist zu verlängern. Zu Frage B 137:

Die Bundesregierung wird in den nächsten Tagen Anlage 115 die französische Regierung über die positiven Er- Antwort gebnisse der Naturversuche unterrichten, dem fran- des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftliche zösischen Fachkollegen eine Ausarbeitung der er- Frage des Abgeordneten Biechele (CDU/CSU) (Druck- zielten Ergebnisse übermitteln und um die Auf- sache 8/2763 Frage B 135) : nahme von Gesprächen darüber bitten, 11974* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Anlage 117 3. 1 Bü im Zuge eines Wirtschaftsweges südlich Antwort von Sinzheim sowie 1 Bü im Zuge der L 67 am Bahnhof Kuppenheim (DB-Strecke Rastatt—Freu- des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftliche denstadt) Frage der Abgeordneten Frau Dr. Lepsius (SPD) (Drucksache 8/2763 Frage B 138) :

Welche schienengleichen Bahnübergänge sollen im Landkreis Rastatt insgesamt beseitigt werden, welche Planungen sind von der Deutschen Bundesbahn in Zusammenarbeit mit den Straßen- Anlage 118 baulastträgern bereits in Angriff und welche künftig in Aus- Antwort sicht genommen? des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftlichen Im Bereich des Landkreises Rastatt liegen 25 Bahn- Fragen des Abgeordneten Dr. Steger (SPD) (Druck- übergänge (Bü) an den Hauptabfuhrstrecken Mann- sache 8/2763 Fragen B 139 und 140) : heim—Karlsruhe—Rastatt und Mannheim—Karls- Warum werden bei der Deutschen Bundespost — im Gegen- ruhe—Basel. Es handelt sich dabei um Bahnüber- satz zur geübten Praxis bei anderen Bundesverwaltungen — die Postbeamten nicht nach einer gewissen Zeit entsprechend gänge im Zuge von drei Landes-, sechs Kreis- sowie dem Dienstposten bezahlt, den sie tatsächlich innehaben, auch wenn sie nicht befördert werden können, und will die Bundes- sechzehn Ortsstraßen und sonstigen Wegen. An den regierung (ähnlich wie bei der Deutschen Bundesbahn) daraus Nebenfern- und sonstigen Strecken der Deutschen nicht auch die Konsequenzen ziehen, eine durchlaufende Lauf- Bundesbahn im Landkreis Rastatt (Strecke Rastatt— bahn für den einfachen Dienst bis A 7 zu schaffen? Wie hat sich die Personalstärke des Bundespostministeriums, Freudenstadt) soll die Beseitigung der Bahnüber- des Posttechnischen Zentralamts und des Fernmeldetechnischen Zentralamts im Vergleich zu den Gesamtbeschäftigten der gänge im Zuge der K 3716 bei Kuppenheim und im Deutschen Bundespost seit 1960 entwickelt, und wieviel Erlasse, Zuge der L 67 in Kuppenheim in Angriff genommen Verordnungen und Verfügungen produzieren diese Dienststellen werden. Ferner werden auf den Strecken Rastatt— pro Jahr? Freudenstadt und Rastatt—Wintersdorf die tech- nischen Bahnübergangssicherungen den Verkehrs- Zu Frage B 139: erfordernissen angepaßt. Die Beförderung eines Beamten setzt voraus, daß er einen entsprechend dem Beförderungsamt bewer- Bei den bereits in Angriff genommenen Planun- teten Dienstposten innehat. Bei der sachgerechten Be- gen handelt es sich im einzelnen um folgende Bahn- wertung der Dienstposten werden die Vorgaben des übergänge (von Norden nach Süden geordnet) : Bundesbesoldungsgesetzes, insbesondere die sich aus § 26 Abs. 1 ergebenden Stellenschlüssel, beach- 1. 3 Bü im Zuge von Ortsstraßen sowie 1 Bü im tet. Da nicht sämtliche Beförderungsdienstposten Zuge der L 608 im Bereich Durmersheim (Orts- auch haushaltsseitig mit entsprechenden Planstellen umgehung) abgedeckt sind, ergeben sich zwangsläufig Warte- 2. 2 Bü im Zuge von Ortsstraßen in Bietigheim zeiten von der Übertragung eines Dienstpostens bis 3. 2 Bü im Zuge der L 77 in Rastatt (Niederbühler zur Beförderung. Diese Wartezeiten dienen auch der Übergang) Erprobung des Beamten für das höhere Amt und be- tragen je nach Besoldungsgruppe etwa 6 bis 20 4. 2 Bü im Zuge einer Ortsstraße und eines Holz- Monate. Im einfachen Dienst, für den ein gesetz- abfuhrweges in Rastatt—Niederbühl licher Stellenschlüssel nicht festgesetzt ist, sind die 5. 3 Bü im Zuge einer Ortsstraße und zweier Feld- Wartezeiten kürzer als in den übrigen Laufbahn- wege im Bereich Haueneberstein—Baden-Baden gruppen. 6. 1 Bü im Zuge einer Stadtstraße (Industriestraße) Eine höhere Bezahlung bei Beschäftigung auf in Baden-Baden einem höherbewerteten Dienstposten — ohne Be- förderung — ist im Bundesbesoldungsgesetz für 2 Bü im Zuge der K 3732 und K 3731 (Nordum- 7. Bundesbeamte nicht vorgesehen. gehung) bei Sinzheim Die Deutsche Bundespost weicht damit in der 8. 1 Bü im Zuge einer Ortsstraße in Sinzheim Sache nicht von der Praxis anderer Bundesverwal- 9. 1 Bü im Zuge der L 35 a bei Sinzheim (Südum- tungen ab. gehung) Bei der Bundesbahn wurden die ehemals vorhan- 10. 1 Bü im Zuge der K 3738 bei Sinzheim denen übergreifenden Laufbahnen bereits vor ca. 11. 1 Bü im Zuge eines Weges (Engertweg) in 10 Jahren getrennt. Die Bundesregierung beab- Bühl—Eisental sichtigt nicht, wieder derartige Laufbahnen einzu- führen. 12. 2 Bü im Zuge zweier Ortsstraßen in Ottersweier- In den Haushaltsjahren 1978 und 1979 wurde die 13. 1 Bü im Zuge der K 3716 zwischen Rastatt und Zahl der Planstellen der Besoldungsgruppe A 5 um Kuppenheim (DB-Strecke Rastatt—Freuden- insgesamt 4 500 vermehrt. Der Anteil der Planstel- stadt) len dieser Besoldungsgruppe am einfachen nichttech- nischen Dienst beträgt 23,1 v. H., im technischen In Aussicht genommen sind die Planungen für Dienst sind es 42,2 v. H. Bei normalem dienstlichen Werdegang wird daher jeder Beamte die Spitzen- 1. 2 Bü im Zuge der Kreisstraßen K 3718 und stellung seiner Laufbahn erreichen. Darüber hinaus K 3717 in Ötigheim besteht für befähigte Beamte die Möglichkeit, in 2. 1 Bü im Zuge der K 3717 bei Rastatt den mittleren Dienst aufzusteigen. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11975*

Zu Frage B 140: Telefons unterschätzen oder der Anschluß von Un- befugten bzw. zu unerlaubten Gesprächen benutzt Die Personalstärke des Bundesministeriums für wird. Mit einer vorherigen Benachrichtigung über das Post- und Fernmeldewesen (BPM), des Post- technischen Zentralamtes (PTZ) und des Fernmelde- die ZVE-Anschaltung würde die Deutsche Bundes- technischen Zentralamtes (FTZ) hat sich im Ver- post in Gebührenbeanstandungsfällen wesentliche gleich zur Zahl der Gesamtbeschäftigten von 1960 Beweise über das tatsächliche Gesprächsaufkom- bis 1978 wie folgt entwickelt (nichtvollbeschäftigte men und damit die richtige Gebührenerfassung nicht Kräfte auf vollbeschäftigte umgerechnet) : erhalten. Dies dient jedoch weder dem Kunden noch

DBP insgesamt BPM PTZ FTZ absol. v. H. absol v. H. absol. v. H. absol. I v. H.

31. Dezember 1960 373 008 100 758 0,20 796 0,21 1 536 0,41 31. Dezember 1970 421 871 100 1 017 0,24 1 266 0,30 1 927 0,46 31. Dezember 1975 443 438 100 1 118 0,25 1 353 0,31 2 244 0,51 31. Dezember 1978 446 224 100 1 064 0,24 1 302 0,29 2 237 0,50

Die Zahl aller Verordnungen und Verfügungen einer wirtschaftlichen Bearbeitung der Gebührenbe- der übergeordneten Behörden bei der Deutschen schwerden bei den Betriebsstellen des Fernmelde- Bundespost wäre nur mit großem Aufwand zu ermit- wesens. teln. Sie ist auch nicht relevant, da die Effektivität aller Anweisungen eine Frage der Qualität und Zu Frage B 142: nicht der Quantität ist. Außer bei Gebührenbeanstandungen werden noch in folgenden Fällen ZVE-Anschaltungen ausgeführt: — Auf Antrag des Teilnehmers gemäß § 38 Abs. 3 Anlage 119 der Fernmeldeordnung (FO) im Rahmen der be- Antwort trieblichen Möglichkeiten zur Vergleichung der des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftlichen Gebührenzählung, Fragen des Abgeordneten Hoffmann (Saarbrücken) (SPD) (Drucksache 8/2763 Fragen B 141 und 142) : — nach sorgfältiger Interessenabwägung auf An- Werden die Fernsprechteilnehmer, deren Telefonate bei einem trag eines Teilnehmers, wenn bei einem anderen Streit um die Höhe der Fernmelderechnung durch Zählver- Teilnehmer der begründete Verdacht besteht, gleichseinrithtungen erfaßt werden, von dieser Maßnahme vorher unterrichtet, und wenn nein, warum unterbleibt diese Unter- daß er den antragstellenden Teilnehmer erheb- richtung? lich belästigt oder bedroht, soweit eine Fangein- Werden nur Telefonate von Fernsprechteilnehmern durch Zählvergleichseinrichtungen erfaßt, mit denen es Auseinander- richtung nicht einsetzbar ist, setzungen um die Höhe der Fernmelderechnung gibt, oder ge- schieht dieses auch in anderen Fällen? — von Amts wegen in Fällen schwieriger Störungs- eingrenzungen (z. B. bei gemeldeten laufenden Zu Frage B 141: Falschverbindungen außerhalb der Dienstzeit), Die Anschaltung einer Zählvergleichseinrichtung — von Amts wegen (vereinzelt) bei der Umwand- (ZVE) ist nur eine von vielen Prüfmaßnahmen zur lung von Einzelanschlüssen in Zweieranschlüsse Sicherstellung eines einwandfreien öffentlichen zur Feststellung des Sprechbedürfnisses der Teil- Fernsprechverkehrs. Welche der notwendigen Prüf- nehmer gemäß § 17 Abs. 4 Nr. 1 FO, maßnahmen im Einzelfall anzuwenden ist, liegt im Ermessen der jeweils zuständigen Dienststelle der — auf Antrag der Polizei, der Staatsanwaltschaft Deutschen Bundespost. Über die Berechtigung einer oder eines Gerichts für fremde Anschlüsse (nicht ZVE-Anschaltung als betriebsbedingte Prüfmaß- der eigenen) gemäß §§ 99, 100, 100 a) und b) nahme habe ich Ihnen bereits zur Fragestunde am StPO, § 12 Fernmeldeanlagengesetz oder den 8. März 1979 ausführlich berichtet. Vorschriften des Gesetzes zu Artikel 10 GG (GG 10). Bei Einwendungen gegen Fernsprechgebühren werden die Kunden über die dann zunächst von der Deutschen Bundespost durchzuführenden verschie- denen betriebsbedingten Prüfungen nicht unter- Anlage 120 richtet, auch dann nicht, wenn eine ZVE ange- Antwort schaltet werden muß. des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftlichen Eine derartige Benachrichtigung würde die beab- Fragen des Abgeordneten Dr. Schöfberger (SPD) sichtigte objektive Ermittlung gerade vereiteln, weil (Drucksache 8/2763 Fragen B 143, 144 und 145) : ein Großteil der Gebührenbeanstandungen darauf Kann die Bundesregierung für den Bereich der Oberpost- beruht, daß die Anschlußinhaber entweder die Häu- direktion München (Stichtag 31. März 1979) die Zahl der unbe- setzten Dienstposten im Postdienst und im Fernmeldedienst, figkeit und den Umfang der Inanspruchnahme ihres möglichst aufgegliedert nach Laufbahnen, die Zahl der aufge- 11976* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

laufenen, noch nicht abgegoltenen Überstunden, sowie die Ge- samtzahl der vom Erholungsurlaub 1978 noch nicht eingebrach- werden. Das wird in einigen Bereichen des Fern- ten Urlaubstage nennen? meldewesens in Kürze zum Wegfall von Personal- Wieviel Anträge auf Einrichtung von Telefonanschlüssen und posten führen, die noch in den oben angegebenen anderen Fernmeldeeinrichtungen waren im Bereich der Ober- postdirektion München zum 31. März 1979 unerledigt, und inwie- unbesetzten Personalposten enthalten sind und des- weit ist hierfür nicht die mangelnde technische Kapazität, son- dern Personalmangel ursächlich? halb nicht mehr besetzt werden sollen. Wie hoch schätzt die Bundesregierung unter Würdigung der vorgenannten Umstände den wünschenswerten Personalmehrbe- Im übrigen werden die freien und besetzbaren darf im Bereich der Oberpostdirektion München, und wie läßt sich dieser Personalmehrbedarf mit dem Verlangen des Bundes- Personalposten mit den im Laufe des Jahres 1979 rechnungshofs in Einklang bringen, das Personal im Bereich unterzubringenden Nachwuchskräften Zug um Zug der Deutschen Bundespost, insbesondere im Fernmeldedienst, zu vermindern? besetzt.

Zu Frage B 143: Überstunden Am 31. März 1979 waren im Bereich der Oberpost- Überstunden können häufig nicht unmittelbar nach direktion München ihrer Entstehung abgegolten werden, weil sowohl a) keine Personalposten bei den Ämtern des Post- betriebliche Belange als auch persönliche Wünsche der Beschäftigten entgegenstehen. Deshalb wird wesens und 1 041 Personalposten bei den Ämtern des Fernmeldewesens unbesetzt. (Eine Aufschlüsse- stets ein Anteil nicht abgegoltener Überstunden vor- lung nach Laufbahngruppen kann ich Ihnen leider handen sein, der aber so gering wie möglich gehal- erst mitteilen, wenn die entsprechenden EDV-Aus- ten wird. So sind beispielsweise im Bereich der drucke vorliegen.) Oberpostdirektion München im März 1979 ca. 15 000 Überstunden mehr abgegolten als geleistet worden. b) 664 738 Überstunden noch nicht abgegolten. Diese absolut sehr hohe Zahl bedeutet jedoch ge- Für die Abwicklung des Anteils der Überstunden, genüber dem Stand vom 31. März 1978 eine Vermin- der durch Freizeit abgegolten wird, wurden schon derung um 28 %. Die Tendenz, die Zahl weiter abzu- bisher zusätzliche Kräfte (Vertreter) eingestellt, so bauen, setzt sich auch in den ersten Monaten 1979 daß sich aus der Abwicklung der aufgeführten Über- fort. stunden ein weiterer Personalmehrbedarf nicht er- gibt. c) 226 461 Urlaubstage noch nicht abgewickelt, das sind 17,8% des insgesamt vorhandenen Urlaubs- anspruchs. Dieser Anteil liegt alljährlich normaler- Urlaubsabwicklung weise um 15 %. Die Steigerung ist auf die durch- Die Personalausfälle auf Grund von Erholungsur- schnittliche Erhöhung des Erholungsurlaubs je Be- laub werden bei der Ermittlung des erforderlichen schäftigten um 1 bis 2 Tage im Jahre 1978 zurück- Personalbedarfs berücksichtigt. zuführen. Daß es am Ende des Urlaubsjahres 1978/79 (31. März) im Bereich der Oberpostdirektion München Zu Frage B 144: trotzdem zu 226 461 noch nicht abgewickelten Ur- Im Bereich der Oberpostdirektion München lagen laubstagen kam, liegt in vielen Fällen an den Wün- am 31. März 1979 8 769 Anträge auf Fernsprechan- schen der Bediensteten, die gerne einen Resturlaub schlüsse und 149 Anträge für andere Fernmeldeein- zur Kombination mit den Feiertagen der Monate richtungen vor, die innerhalb von vier Wochen nicht April, Mai und Juni ins neue Urlaubsjahr überneh- erledigt werden konnten. Bezogen auf den derzeiti- men. Diese Tatsache wiederholt sich von Jahr zu gen Bestand an Hauptanschlüssen in diesem Bereich Jahr, so daß in jedem Urlaubsjahr zu dieser Zeit die (1 476 455) beträgt die Warteliste also nur 0,59 v. H. etwa gleiche Anzahl Urlaubstage noch nicht abge- Darüber hinaus warten von den 8 769 Antragstellern wickelt ist. nur 412 länger als sechs Monate auf ihren Fern- sprechanschluß. Personalmehrbedarf Die Ursachen für die Warteliste liegen ausschließ- Der für das Jahr 1979 erwartete Arbeitsumfang ist lich darin, daß es vorübergehend an Anschlußleitun- in den Berechnungen des Personalbedarfs bereits be- gen oder an technischen Einrichtungen mangelt. Eng- rücksichtigt. Im Bereich der Oberpostdirektion Mün- pässe im Personalbestand werden grundsätzlich da- chen wird sich deshalb ein weiterer Personalmehr- durch ausgeglichen, daß zum Abbau auftretender bedarf nicht ergeben. Arbeitsspitzen von der Deutschen Bundespost Auf- tragnehmer eingesetzt werden. Bundesrechnungshof Die Beanstandungen des Bundesrechnungshofes, Zu Frage B 145: die — wenn auch nicht in der angegebenen Art und Zu den Daten in der Antwort auf Ihre erste Frage Höhe — im Prinzip anzuerkennen sind, beziehen ist folgendes zu bemerken: sich im Fernmeldewesen auf Bereiche des Unterhal- tungs- und Entstörungsdienstes, in denen sich be- Unbesetzte Personalposten triebliche Fakten geändert haben, nicht aber auf den Die für den Personalbedarf maßgebenden Bemes- Investitionsbereich und auf die Abdeckung von Per- sungsvorgaben müssen auf Grund sich ändernder sonalausfällen. Sie stehen den betrieblichen Erfor- betrieblicher Einflüsse von Zeit zu Zeit nachgeregelt dernissen also nicht entgegen. Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11977*

Anlage 121 Anlage 123 Antwort Antwort des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schrift- lichen Fragen des Abgeordneten Lintner (CDU/CSU) des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schrift- (Drucksache 8/2763 Fragen B 146 und 147): liche Frage des Abgeordneten Pfeffermann (CDU/ Hält es die Bundesregierung für richtig, daß der SPD-Unter- CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 149) : bezirk Schweinfurt am 11. April 1979 eine Parteiveranstaltung in der Kantine des Fernmeldeamts Bad Kissingen abhalten darf? Wie viele Kräfte werden bei der Deutschen Bundespost über die ursprüngliche Festschreibung von 450 000 Kräften hinaus be- Welche Miete wird dafür vom SPD-Unterbezirksverband schäftigt werden müssen, damit entsprechend einer Pressemit- Schweinfurt verlangt und bezahlt? teilung des Bundespostministeriums alle Fernmeldehandwerker, die bis zum 30. April dieses Jahrs erfolgreich ihre Ausbildung beenden, ausbildungsgerecht im Fernmeldedienst eingesetzt Zu Frage B 146: werden können, und wie verhält es sich mit den Fernmelde- handwerkern, die nach dem 30. April dieses Jahrs ihre Ausbil- dung abschließen? Geeignete Kantinen der Deutschen Bundespost können von postfremden Vereinen, Verbänden, Par- Es stand von vornherein fest, daß die Auszubil- teien usw. auf Antrag für Veranstaltungen benutzt denden, die bis zum 30. April 1979 ihre Prüfung ab- werden. Dafür ist allerdings eine ortsübliche Miete legten bzw. ablegen, letztendlich im Rahmen der da- zu entrichten. maligen Haushaltsvorgabe bedarfsgerecht im Fern- meldewesen übernommen werden konnten. Die be- Zu Frage B 147: fristete Einschränkung der Einstellungen vom 19. Februar 1979 war erforderlich, um den Ober- Die SPD hat für die Benutzung der Kantine des postdirektionen und Ämtern innerhalb der Frist Fernmeldeamtes Bad Kissingen am 11. April 1979 zur Vermeidung von Fehlentwicklungen im Per- neben den angefallenen Personalkosten für die sonaleinsatz diejenigen Bereiche des Fernmelde- Kantinenkräfte eine Miete in Höhe von DM 80,— ge- wesens zu benennen, in denen Personalbestands- zahlt. erhöhungen nicht vorgenommen werden dürfen. Dies ist inzwischen erfolgt, und die Auszubildenden, die bis zum 30. April 1979 ihre Prüfung ablegen, Anlage 122 werden bedarfsgerecht im Fernmeldewesen auf Ar- Antwort beitsplätzen eingesetzt, die auf Dauer bestehen bleiben. des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schrift- liche Frage des Abgeordneten Dr. Stavenhagen In Verhandlungen mit dem Bundesrechnungshof (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 148) : und dem Bundesminister der Finanzen konnte in- Welche Mehrkosten muß ein blinder Mitbürger bei der Ein- zwischen Einvernehmen darüber. erzielt werden, die richtung eines Tastentelefons bezahlen (Installation und lau- fende Gebühren), und ist die Bundesregierung bereit, dafür zu Zahl der im Haushaltsjahr 1979 von der Deutschen sorgen, daß die Installationskosten und laufenden Gebühren für Bundespost zu beschäftigenden Kräfte auf 452 000 Telefone, die für Blinde geeignet sind, den Kosten üblicher Telefone angeglichen werden? zu erhöhen. Dadurch kann sichergestellt werden, daß — eine gewisse örtliche Mobilität vorausge- Erfolgt die Anschließung eines Tastenwahlappa- setzt — der weitaus überwiegende Teil der Auszu- rates bei der Neueinrichtung eines Fernsprechan- bildenden des Einstellungsjahrganges 1976, die im schlusses, so entstehen dem Teilnehmer keine An- Laufe dieses Jahres ihre Ausbildung abschließen, schließungsmehrkosten. Wird hingegen bei einem ausbildungsgerecht eingestellt werden kann. bereits bestehenden Anschluß der vorhandene Sprechapparat gegen einen Tastenwahlapparat aus- gewechselt, so ist hierfür eine einmalige Auswechs- lungsgebühr in Höhe von 40 DM zu entrichten. Anlage 124 Zu den laufenden monatlichen Grundgebühren kommt in jedem Fall ein Zuschlag von monatlich Antwort 6,90 DM. Die Übernahme von Kosten für soziale Leistun- des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftlichen. gen ist nach dem Grundgesetz (Art. 30 i. V. m. Art. Fragen des Abgeordneten Regenspurger (CDU/CSU) 104 a) Aufgabe der Länder. Die Deutsche Bundespost (Drucksache 8/2763 Fragen B 150 und 151) : trägt mit der Einrichtung von Fernsprechsozialan- Wird in den Sozialräumen der Deutschen Bundespost beim Fernmeldeamt in Bad Kissingen eine Parteiveranstaltung durch- schlüssen im Rahmen der ihr übertragenen Aufga- geführt, und wenn ja, billigt die Bundesregierung dies, und ben und unter Berücksichtigung der von ihr gesetz- glaubt sie, daß die parteipolitische Neutralität der Deutschen Bundespost aus der Sicht der Öffentlichkeit noch gewahrt ist? lich zu beachtenden wirtschaftlichen Bedingungen Was gedenkt die Bundesregierung gegebenenfalls zu tun, um sozialen Gesichtspunkten Rechnung. einen durch diese Veranstaltung möglichen Eindruck in der Öffentlichkeit zu korrigieren, daß Bundesbehörden, SPD und die Im übrigen ist der Tastenwahlapparat nicht nur dem DGB angehörende Deutsche Postgewerkschaft eine Einheit ein Hilfsmittel für Blinde, sondern auch für eine bilden? Vielzahl von Teilnehmern, die unter ähnlichen Be- hinderungserscheinungen zu leiden haben (z. B. Arm- Geeignete Kantinen der Deutschen Bundespost verletzte, Gelähmte etc.). Der zu unterstützende können von postfremden Vereinen, Verbänden, allen Personenkreis müßte also noch erheblich ausge- Parteien usw. auf Antrag für Veranstaltungen be- weitet werden und von der Deutschen Bundespost nutzt werden. Dafür ist allerdings eine ortsübliche würden umgehend weitere Sozialleistungen in allen Miete zu entrichten. Die parteipolitische Neutralität andern Dienstzweigen verlangt. ist damit gewahrt. 11978* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Anlage 125 Anlage 127 Antwort Antwort des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftliche des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftlichen Frage der Abgeordneten Frau Dr. Lepsius (SPD). Fragen des Abgeordneten Dr. Dollinger (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 155) : (Drucksache 8/2763 Fragen B 152 und 153) : Wie viele Beschäftigte der Deutschen Fernkabelgesellschaft Hat der Bundespostminister gegen die Wiederholung der Sen- (DFKG) in Rastatt konnten inzwischen durch das generelle dung des WDR „Kraftproben", die sich kritisch mit der Deut- Übernahmeangebot der Deutschen Bundespost bei der Deut- schen Bundespost auseinandersetzt, rechtliche Schritte ange- schen Bundespost übernommen werden, ist durch die Personal- droht, wie der Express vom 30. März 1979 meldete? anpassung eine Konsolidierung der DFKG eingetreten, und auf welcher personellen wie auftragsmäßigen Basis wird künftig Welche Gründe hat der Bundespostminister gegebenenfalls die DFKG- weitergeführt? gegen eine Wiederholung der Sendung „Kraftprobe" bei der ARD im einzelnen angeführt, und mit welchen rechtlichen Schritten hat er gedroht? Das Bundesministerium für das Post- und Fern- meldewesen hat die Oberpostdirektionen aufgefor- Die Deutsche Bundespost hat gegen die erneute dert, alle sonst unmittelbar vom Arbeitsmarkt zu Ausstrahlung der WDR-Sendung „Kraftproben" besetzenden Arbeitsplätze zunächst der Deutschen keine rechtlichen Schritte angedroht. Fernkabelgesellschaft zur Übernahme von freizu- stellenden Kräften anzubieten. Insgesamt gingen der Die Aussagen der Sendung entsprechen in vieler- Deutschen Fernkabelgesellschaft daraufhin 1 300 lei Hinsicht nicht den wirklichen Verhältnissen. So Stellenangebote zu. Von den insgesamt 76 Kräften, wurden z. B. die Beiträge der Deutschen Bundespost die die Deutsche Fernkabelgesellschaft dem Bundes sinnentstellend gekürzt oder in andere Zusammen- ministerium für das Post- und Fernmeldewesen im hänge gestellt, als bei der Aufnahme vorgesehen Rahmen des Personalabbaus benannt hat, sind nach war. dem Deshalb hat die Deutsche Bundespost den WDR Stand vom 15. März 79: lediglich darauf hingewiesen, daß sie bei unverän- 34 Kräfte bei der Deutschen Bundespost eingestellt derter Ausstrahlung der Sendung eine Gegendar- worden, stellung verlangen werde. 5 Kräfte ausgeschieden, 20 Kräfte mit DBP-Angeboten versorgt worden, 17 Kräfte auf das Arbeitsplatzangebot der Deut- schen Bundespost nicht eingegangen, so daß sie Anlage 126 zur Entlassung anstehen. Antwort Für 1979 werden der Deutschen Bundespost nach des Parl. Staatssekretärs Wrede auf die Schriftliche Angaben der Deutschen Fernkabelgesellschaft nur Frage des Abgeordneten Stutzer (CDU/CSU) (Druck- wenige Kräfte benannt werden. Auch diese Kräfte sache 8/2763 Frage B 154) : werden mit Arbeitsplatzangeboten versorgt werden. Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die Beamten Die Personalsituation bei der Deutschen Fernka- im gehobenen Postdienst hinsichtlich der Beförderungsmöglich- keiten gegenüber anderen vergleichbaren Beamtengruppen be- belgesellschaft hat sich noch nicht konsolidiert, da nachteiligt sind, und wenn ja, was wird die Bundesregierung unternehmen, daß es künftig auch im gehobenen Postdienst zu der Personalbestand bis 1982 an das rückläufige einer leistungsgerechten Bezahlung kommt? Auftragsvolumen der Deutschen Bundespost ange- paßt werden muß. Die Deutsche Fernkabelgesell- Die Beförderungsmöglichkeiten ergeben sich für schaft bemüht sich nach Kräften, zusätzliche Aufträ- alle Beamten aus den Stellenrelationen des § 26 ge bei den Gesellschafterfirmen und im Ausland zu Abs. (1) des Bundesbesoldungsgesetzes und in be- erhalten. grenzten Teilbereichen aus den besonderen Stellen- obergrenzen nach § 26 Abs. (4) Nr. 2, soweit Tätig- keiten in Funktionsgruppen ausgeübt werden. Im Anlage 128 Rahmen einer umfassenden Strukturuntersuchung Antwort im gehobenen Dienst sind im Vorjahr Abweichungen bei der Anwendung des Funktionsgruppenrechts zwi- des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Schrift- schen den Beamtengruppen des gehobenen Betriebs- liche Frage des Abgeordneten Hasinger (CDU/CSU) und Verwaltungsdienstes bei der Deutschen Bundes- (Drucksache 8/2763 Frage B 156) : post und der Deutschen Bundesbahn festgestellt wor- Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß der Betrieb eines Bauspielplatzes auch auf Flächen, die im Bebauungsplan den. Diese Unterschiede waren Gegenstand der Ver- als Grünflächen ausgewiesen sind, möglich ist, weil es sich bei den „Bauten" der Kinder nicht um Bauwerke im Sinne des handlungen zum Stellenplan der Deutschen Bundes-- Baurechts, sondern um pädagogisch begrüßenswertes Spielen post 1979 und sind durch die Einbeziehung von wei- handelt und auch die Errichtung von Spielhäusern (Blockhütten teren Funktionen in die Funktionsgruppen zu § 1 usw.) zulässig ist? Nr. 6 der Funktionsgruppen-Verordnung vom 23. No- Das Bundesbaugesetz unterscheidet in bezug auf vember 71 i. d. F. der Verordnung vom 30. April 74 die planerischen Festsetzungen im Bebauungsplan (BGBl. I S. 1031) inzwischen ausgeglichen worden. nicht zwischen bebauten und unbebauten Spielplät- Dies führte zu insgesamt 628 Beförderungsmöglich- zen. § 9 Abs. 1 BBauG sieht unabhängig von der keiten in den Besoldungsgruppen A 11 bis A 13 zum Bebauung Festsetzungen für Spiel-, insbesondere für 1. Januar 79. Weitere Abweichungen zwischen ver- Kinderspielplätze vor, soweit dies planerisch erfor- gleichbaren Beamtengruppen sind derzeit nicht er- derlich ist. Speziell Nummer 22 der genannten Be- kennbar. stimmung schreibt für Kinderspielplätze als Gemein- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11979* schaftsanlagen für bestimmte räumliche Bereiche — zuzahlen. Je nachdem, für welche Wohnung die unabhängig von ihrer Bebauung — Festsetzungen Rückzahlung erfolgt, entfallen für sie die Bindun- im Bebauungsplan vor. gen entweder sofort oder erst nach 10 Jahren, wäh- Dieser Regelung steht Nummer 15 des § 9 Abs. 1 rend für die Wohnung, deren Mittel nicht zurück- BBauG nicht entgegen. Diese Vorschrift läßt zwar gezahlt sind, die Bindungen nach Maßgabe des grundsätzlich Festsetzungen im Bebauungsplan für § 15 WoBindG noch bestehen bleiben. Grünflächen genügen, wenn die Anlage von Spiel- Es ist der Bundesregierung nicht bekannt, daß plätzen planerisch beabsichtigt ist; möglich ist nach vorstehende sich aus dem Gesetzeswortlaut erge- der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts bende Auslegung bisher in den Ländern unter- (BVerwGE 42/5) aber dann nur die Anlage einer schiedlich erfolgt ist oder sich bei der Auslegung begrünten Spielfläche. Unter anderem aus dem Er- Schwierigkeiten ergeben haben, die zu einer ge- forderlichkeitsgebot des § 9 Abs. 1 BBauG und aus richtlichen Nachprüfung Anlaß gegeben hätten. dem Abwägungsgebot des § 1 Abs. 7 BBauG ergibt sich nämlich, daß die Festsetzung im Bebauungsplan näher bestimmt und damit konkretisiert sein muß, Anlage 130 wenn ein Kinderspielplatz — mit in der Regel nicht Antwort begrünten Flächen und baulichen Anlagen — er- richtet werden soll. Das Gebot der Konkretisierung des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die dient nicht nur dem Schutz des Vertrauens der Eigen- Schriftlichen Fragen des Abgeordneten Würzbach tümer der unmittelbar betroffenen, sondern auch der (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen B 159 und benachbarten Flächen. Zugleich dient es dem Inter- 160): Sind der Bundesregierung die in der täglichen Praxis auftre- esse der Bürger, die im Rahmen der Bürgerbeteili- tenden erheblichen Schwierigkeiten und Unsicherheiten mit der Handhabung unterschiedlicher Antrags-, Verrechnungs- und An- gung nur bei Gewißheit über die beabsichtigten erkennungsverfahren (staatlicher Zuschuß oder Steuerbegünsti- Planungen sachgerecht Anregungen und Bedenken gung) bei den gesetzlich geförderten heizenergiesparenden Maß- nahmen im Wohnungsbau bekannt, und was ist beabsichtigt, um vorbringen können. hier generell zu einer überschaubaren und praxisnahen unbüro- kratischen Handhabung zu kommen? Entspricht es beispielsweise der Absicht der Bundesregierung, daß die gleiche technische Arbeit zur Energieeinsparung an ei- nem Wohngebäude (z. B. Verblendmauerwerk mit Lüftung und Anlage 129 Wärmedämmung) bis zu bestimmten Obergrenzen wertmäßig Antwort wohl auf dem Weg über Antrag und zu genehmigenden Zu- schuß, nicht aber über den Weg der späteren Steuerbegünstigung des Parl. Staatssekretärs Dr. Sperling auf die Schrift- gefördert wird? lichen Fragen des Abgeordneten Conradi (SPD) (Drucksache 8/2763 Fragen B 157 und 158) : Zu Frage B 159: Ist § 16 Abs. 3 Wohnungsbindungsgesetz in Verbindung mit Die Probleme, denen sich der Gebäudeeigentü- § 16 Abs. 1 Satz 2 Buchst. a nach Auffassung der Bundesregie- rung so zu verstehen, daß bei ohne rechtliche Verpflichtung mer bei der Entscheidung gegenübersieht, ob er vorzeitig vollständig zurückgezahlten öffentlichen (einheitlich gewährten) Darlehnsmitteln für eine eigengenutzte Wohnung eine Förderung nach Modernisierungs- und Ener- und eine Einliegerwohnung in einem Eigenheim beide Woh- gieeinsparungsgesetz beantragen soll oder die nungen unterschiedlich zu behandeln sind, nämlich die eigen- genutzte Wohnung als bis zum Zeitpunkt der Rückzahlung, die Möglichkeit der Steuerförderung nach § 82 a Ein- Einliegerwohnung jedoch bis zum Ablauf des 10. Kalenderjah- res nach der Rückzahlung als öffentlich gefördert gilt, und kommensteuerdurchführungsverordnung in An- wenn ja, verfahren die zuständigen Behörden danach? spruch nehmen soll, sind in erster Linie Folge der Ist der Bundesregierung bekannt, ob die Bundesländer die komplizierten Rechtsmaterie. § 16 Abs. 3 in Verbindung mit § 16 Abs. 1 Satz 2 Buchst. a unterschiedlich anwenden, und wenn ja, ist sie in der Lage und bereit, auf eine einheitliche Rechtsanwendung hinzuwirken? Sowohl das Zuschußprogramm wie auch die Steuerförderung sind durch Gesetz geregelt. Der In § 16 Abs. 1 WoBindG wird hinsichtlich des Gesetzgeber hat für beide Förderungsarten zum Wegfalls der öffentlich-rechtlichen Bindungen un- Teil unterschiedliche Voraussetzungen geschaffen, terschieden zwischen den eigengenutzten Wohnun- die von den durchführenden Stellen beachtet wer- gen und den anderen Wohnungen, d. h. insbeson- den müssen. Darüber hinaus können bei der Bewil- dere den Mietwohnungen. Letztere bleiben auch ligung der Förderungsmittel nach dem ModEnG nach der vollständigen Rückzahlung der Mittel noch Unterschiede zwischen den Ländern dadurch auf- 10 Jahre lang in der öffentlich-rechtlichen Bindung, treten, daß die Länder nach der Aufgabenteilung während die eigengenutzten Wohnungen in Eigen- des Grundgesetzes für die Durchführung des Zu- heimen und eigengenutzte Eigentumswohnungen schußprogramms alleine zuständig sind. nach der vollständigen Rückzahlung bzw. der Nach- zahlung des Ablösungs-Bonus sofort von den Bin- Die Bundesregierung hat ihre Möglichkeiten zur Erleichterung und Vereinheitlichung der Förderung dungen frei werden. Dies bedeutet für den- Fall, daß sich in einem Eigenheim zwei Wohnungen, ausgenutzt: nämlich die eigengenutzte Wohnung und eine ver- 1. Sie hat mit den Ländern über eine möglichst mietete Wohnung befinden und für diese die öffent- weitgehende Vereinheitlichung der Durchführungs- lichen Mittel einheitlich bewilligt worden sind, daß vorschriften für das Zuschußprogramm verhandelt für die beiden Wohnungen nach der Rückzahlung und erreicht, daß ab Programmjahr 1979 ein be- der gesamten Mittel unterschiedliche Fristen hin- stimmter Mindestkatalog förderbarer Maßnahmen sichtlich der Bindungsdauer laufen. von allen Ländern angewendet wird. Die Regelung in Absatz 3 besagt nun, daß es auch 2. Sie hat eine Informationsbroschüre über die möglich ist, nur für eine der beiden zusammen fi- Förderung heizenergiesparender Maßnahmen veröf- nanzierten Wohnungen (eigengenutzte Wohnung fentlicht. Die Aussagen der Broschüre mußten al- und Mietwohnung) die öffentlichen Mittel zurück lerdings allgemein gehalten werden. Fragen zu 11980* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

wichtigen Details können nur anhand der konkre- Anlage 133 ten Gegebenheiten von den durchführenden Stellen Antwort beantwortet werden. des Parl. Staatssekretärs Dr. Hauff auf die Schrift- liche Frage des Abgeordneten Dr. Jens (SPD) Zu Frage B 160: (Drucksache 8/2763 Frage B 163) : Unterschiede zwischen der Programmförderung Teilt die Bundesregierung die Ansicht, daß die Arbeit der Deutschen Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung und der Steuerförderung sind vom Gesetzgeber be- unproduktiv und überflüssig ist, und wird 'sie nach dem Aus- tritt der bayerischen Landesregierung aus der Deutschen Ge- wußt in Kauf genommen worden. Die, engeren Vor- sellschaft für Friedens- und Konfliktforschung dafür Sorge tra- aussetzungen der Steuerförderung sind darauf zu- gen, daß dieses Institut seine bisherige Arbeit im Interesse einer weiteren Erforschung aller Bedingungen des Friedens un- rückzuführen, daß hier bei Vorliegen der Voraus- geschmälert fortsetzen kann? setzungen ein Rechtsanspruch auf die Vergünsti- gungen besteht; die Höhe der Steuerausfälle ergibt Die Deutsche Gesellschaft für Friedens- und sich ohne Einwirkungsmöglichkeit staatlicher Stel- Konfliktforschung (DGFK) wurde 1970 aus Initiati- len. Dagegen ist das Volumen der Zuschüsse nach ve des damaligen Bundespräsidenten Gustav Hei- dem ModEnG haushaltsmäßig begrenzt, ein Rechts- nemann gegründet. Seit 1973 konzentriert sich die anspruch auf die Förderung — auch bei Vorliegen DGFK auf die Forschungsförderung und -initi- aller Voraussetzungen — ist nicht gegeben. Die In- ierung im Rahmen der beiden Schwerpunkte: vestition darf nur gefördert werden, wenn die Ko- — Friedenssicherung und Übergangsstrategien in sten im Hinblick auf die angestrebte wesentliche Europa und Verbesserung vertretbar sind. Die Voraussetzungen — Konflikte zwischen westeuropäischen Industrie- für die Programmförderung konnten gegenüber der staaten und Entwicklungsländern und deren Steuerförderung weiter sein, da die Bewilligungs- friedliche Überwindung. stellen unter Anwendung der Vorrangregelungen des Gesetzes eine Auswahl unter den Anträgen Im Rahmen dieser beiden Schwerpunkte werden vornehmen können. Fragen der Abrüstungs-, Rüstungskontroll- und Si- cherheitsproblematik besondere Aufmerksamkeit ge- widmet.

Anlage 131 Ferner werden Publikationen und Tagungen un- Antwort terstützt sowie Mittel für die ,,Carl-von-Ossietzky- Professur" bereitgestellt. des Parl. Staatssekretärs Dr. Böhme auf die Schrift- liche Frage des Abgeordneten Dr. Czaja (CDU/ Über die Vergabe der Mittel entscheidet die För- CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 161) : derungskommission, die aus 12 Wissenschaftlern Gibt es eine Zusammenarbeit der Finanzämter in der Bun- besteht, die je zur Hälfte von der Deutschen For- desrepublik Deutschland und der Finanzämter der DDR bei der schungsgemeinschaft und dem Kuratorium der Ge- Auskunfterteilung über Vermögenswerte und wenn ja, auf wel- cher Rechtsgrundlage? sellschaft ernannt werden. Die von der DGFK geförderten und initiierten Mir sind keine Fälle bekanntgeworden, in denen Arbeiten werden in den letzten Jahren in zuneh- Finanzämter der Bundesrepublik Deutschland Aus- mendem Maße in der Öffentlichkeit zur Kenntnis künfte über Vermögenswerte an Finanzämter der genommen. Beispielhaft sei auf das von der DGFK DDR erteilt haben. Auch besteht keine gesetzliche herausgegebene „Grünbuch zu den Folgewirkungen Pflicht zu einer derartigen Zusammenarbeit. des KSZE" verwiesen. Die von der DGFK geförderten Arbeiten gewin- nen aber auch an Bedeutung für die Information Anlage 132 und Beratung von Abgeordneten aller Fraktionen Antwort des Deutschen Bundestages, von Regierungsstellen des Parl. Staatssekretärs Dr. Hauff auf die Schrift- sowie von Arbeitskreisen gesellschaftlicher Grup- liche Frage des Abgeordneten Pfeffermannn (CDU/ pen (z. B. der beiden Kirchen). So haben in letzter CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 162) : Zeit insbesondere die von der DGFK geförderten Wie beurteilt die Bundesregierung die in der Monatsschrift Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Rüstungs- Wind-Energie", Nr. 2/1979, unter der Überschrift „Die vergol- dete Windmühle" wiedergegebene Meinung über die Vergabe kontroll- und Abrüstungsfragen und über den Kon- von 10 Millionen DM aus dem Haushalt des Bundesforschungs- flikt im südlichen Afrika Beachtung bei den zu- ministers an die Firma Statik und Dynamik Forschungsgescll- schaft mbH, von der der Eindruck erweckt wird, daß es sich ständigen Stellen der Bundesregierung und dem um eine sogenannte Briefkastenfirma handele, und welche tech- nischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen waren für die För- Parlament gefunden. Die Bundesregierung hält die derung dieses Projekts aus der Sicht des Bundesforschungsmini- Arbeit der DGFK für produktiv und nützlich. An- sters gegeben? gesichts der vielfältigen Gefährdungen des Frie- Bei dem in der Monatsschrift „Wind-Energie" dens und in der Erkenntnis, daß es in einer Welt Nr. 2/1979 beschriebenen Projekt handelt es sich voller Mißtrauen und tiefgreifender Konflikte keine um einen Antrag der besagten Firma, der zur Zeit einfachen Rezepte für eine als Friedenspolitik ange- fachlich und finanziell geprüft wird. Eine Bonitäts- legte Sicherheitspolitik geben kann, müssen alle prüfung des Antragstellers wird hierbei routinemä- Möglichkeiten genützt werden, die Bedingungen ßig durchgeführt. Eine Bewilligung von Mitteln aus zur Verhinderung von Kriegen, zur Abschaffung dem Haushalt des Bundesministeriums für For- von Gewalt und zur Verwirklichung von mehr Ge- schung und Technologie für dieses Projekt ist bis- rechtigkeit zu untersuchen. Die DGFK leistet dazu her nicht erfolgt. wie andere wissenschaftliche Institutionen im In- Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979 11981* land (z. B. Stiftung für Wissenschaft und Politik, menarbeit auf eine der Natur der Projekte entspre- Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik) und chende langfristige Basis gestellt. im Ausland (z. B. Stockholm International Peace In diesen Verträgen bleibt die Entscheidungsbe- Research Institute, Institute for Strategic Studies, fugnis der Forschungszentren über ihr F+E-Pro- London), mit denen die DGFK und die von ihr ge- gramm im Rahmen der internen Entscheidungs- förderten Wissenschaftler in regelmäßigem Kontakt strukturen erhalten. Dies gilt ebenso für den be- stehen, einen wichtigen Beitrag. stimmenden Einfluß der öffentlichen Hand auf Um- Diese Einschätzung der Leistung der DGFK fang und Inhalte des Forschungsprogramms. Die durch die Bundesregierung wird durch den Austritt Bundesregierung sieht deshalb die Unabhängigkeit des Freistaates Bayern aus der Gesellschaft nicht der Forschungszentren nicht gefährdet; sie erhofft berührt. Die Bundesregierung wird daher dafür vielmehr, daß die Beurteilungskapazitäten der For- Sorge tragen, daß die Arbeit der DGFK auch wei- schungseinrichtungen durch deren bessere Informa- terhin in dem vorgesehenen Umfang fortgesetzt tion über die Entwicklungsarbeiten der industriel- werden kann. len Partner gesteigert wird.

Anlage 135 Anlage 134 Antwort Antwort des Parl. Staatssekretäre Zander auf die Schriftli- des Bundesministers Dr. Hauff auf die Schriftlichen che Frage des Abgeordneten Dr. Becker (Frankfurt) (SPD) Fragen des Abgeordneten Ueberhorst (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 166) : (Drucksache 8/2763 Fragen B 164 und 165) : Beurteilt die Bundesregierung die Nebenwirkungsmöglich- Welche mit öffentlichen Mitteln des Bundes finanzierten keiten der Solarien, die hauptsächlich im UV-A-Wellenbereich Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland arbeiten, in gleicher Weise wie bei denjenigen Solarien, die sind über Auftragsforschung und/oder langfristige Kooperations- mit größeren Anteilen im UV-B-Wellenbereich wirken? verträge mit der Deutschen Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen und ihrem Konzept für Gorleben vertrag- Die Bestrahlung des menschlichen Körpers mit lich verbunden? Solarien, die ausschließlich oder ganz überwiegend Sieht die Bundesregierung in der Ausweitung kommerzieller die langwelligen UV-A-Strahlen emittieren, be- Kooperationsverträge der Großforschungszentren mit der Atom- industrie Gefahren für die Erhaltung und Ausweitung einer wirkt eine kurzdauernde vermehrte Pigmentierung industrieunabhängigen Beurteilungskapazität der staatlichen Großforschungszentren, und wie gedenkt die Bundesregierung und damit Bräunung der Haut. Um den Bräunungs- derartige Gefahren gegebenenfalls abzuwehren? effekt zu erhalten, sind Wiederholungen der Be- strahlung notwendig. Bei der Einwirkung reiner Zu Frage B 164: UV-A-Strahlen tritt das biologische Sicherheitssi- Von den mit Mitteln des Bundes finanzierten gnal „Sonnenbrand" nicht auf. Forschungseinrichtungen arbeitet zur Zeit nur das Die UV-A-Strahlen dringen tiefer in die Haut ein Kernforschungszentrum Karlsruhe im Rahmen einer als die übrigen Anteile des ultravioletten Lichtes, langfristigen vertraglichen Regelung, die allerdings so daß sie bei unsachgemäßer Dosierung zu einer noch der formalen Verabschiedung bedarf, mit der Schädigung der in der Haut gelegenen elastischen DWK zusammen. Fasern führen können, wodurch eine vorzeitige Al- terung der Haut mit Falten- und Runzelbildung eintritt. Ob im Laufe der Jahre darüber hinaus die Zu Frage B 165: Bildung von Hautkrebs zu erwarten ist, läßt sich Die von den Großforschungseinrichtungen mit zur Zeit noch nicht sagen, weil Erfahrungen über Industrieunternehmen abgeschlossenen Zusammen- längere Einwirkung von ausschließlichem UV-A- arbeitsverträge auf dem Gebiet der nuklearen Licht noch nicht vorliegen. Energieforschung haben als Ziel und Inhalt, die Im Gegensatz dazu bewirken die UV-B-Strahlen, Abstimmung der bei den jeweiligen Partnern laufen- denen in kleinen Dosen eine gesundheitsfördernde den F+E-Arbeiten sowie den Austausch der For- Wirkung (z. B. die Bildung von Vitamin B in der schungsergebnisse sicherzustellen. Haut) zugeschrieben wird, bei höherer Dosierung Eine derartige Zusammenarbeit der Forschungs- in den obersten Haut- und Schleimhautschichten zentren mit Industrieunternehmen, die — großen- (Augenbindehaut und Lippen) akute Entzündungen teils ebenfalls staatlich unterstützt — am selben und rufen damit den sog. „Sonnenbrand" oder „Glet- Projekt arbeiten, war seit jeher üblich und wird scherbrand" hervor. Damit ist ein natürliches Warnsignal gegeben. Bei einer übermäßigen Ein- von der Bundesregierung für zweckmäßig gehalten,- um staatlich finanzierte Doppelarbeit zu vermeiden strahlung von UV-B-Licht kann es zu schweren und um eine möglichst kostensparende und anwen- und schwersten akuten Haut- und Schleimhautver- dungsnahe Verwirklichung der im Programm der brennungen am menschlichen Körper kommen. Bundesregierung „Energieforschung und Energie- technologien" enthaltenen Ziele unter Beteiligung der Großforschungseinrichtungen zu gewährlei- Anlage 136 sten. Antwort Für die besonders aufwendigen und langfristigen des Bundesministers Dr. Hauff auf die Schriftlichen Großprojekte der nuklearen Energieforschung: Fragen des Abgeordneten Schröder (Lüneburg) Schneller Brüter, Hochtemperaturreaktor und Ent- (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Fragen B 167 und sorgung wurde bzw. wird in Kürze diese Zusam 168) : 11982* Deutscher Bundestag — 8. Wahlperiode — 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. April 1979

Welchen Sinn und Zweck verfolgt das von Bundesminister terstellt werden, daß diese Voraussetzungen in Dr. Hauff vorgesehene Anhörverfahren „Alternative Energien", und wie läßt sich die Absicht dieses Hearings mit dem inte- dem angeführten Ablehnungsfall nicht erfüllt wa- grierten Entsorgungskonzept der Bundesregierung vereinbaren? ren. Es wird sich um einen vietnamesischen Stu- Was hat den Bundesforschungsminister veranlaßt, in seiner Publikation „Forschung für den Bürger" die für die Entwick- denten handeln, der sich erst kürzere Zeit in der lung der Kernenergie mit Bundesmitteln betriebene Forschung zu verschweigen? Bundesrepublik Deutschland aufhält.

Zu Frage B 167: Zu Frage B 170: Der Bundesminister für Forschung und Technolo- Die Bundesregierung ist gegenwärtig mit der Er- gie plant keine Anhörung „Alternative Energien". arbeitung eines Programmes beschäftigt, das u. a. auch die Eingliederung von ausländischen Flücht- Zu Frage B 168: lingen zum Ziel hat, die von der Bundesrepublik Deutschland im Rahmen humanitärer Hilfsaktionen Die Informationsmappe „Forschung für den Bür- aufgenommen werden (Kontingentflüchtlinge). ger" berichtet über konkrete Einzelprojekte aus Hierunter fallen insbesondere auch die vietnamesi- der Forschungsförderung des Bundesministers für schen Flüchtlinge. Im Rahmen dieses Programmes Forschung und Technologie, denen der Bürger im wird auch eine generelle Ausdehnung des BAföG Alltag als Einzelprojekt begegnet. Nicht nur im auf diesen Personenkreis zu prüfen sein. Das Pro- Energiebereich, sondern generell war es nicht Ziel gramm soll demnächst vom Bundeskabinett behan- dieser Informationsmappe, umfassende wissen- delt werden. schaftlich-technische Förderbereiche, wie z. B. Mi- kroelektronik, Datenverarbeitung, Luft- und Raum- fahrt, Kerntechnik darzustellen. Dazu hat der Bun- desminister für Forschung und Technologie, vor al- Anlage 138 lem in bezug auf die Kernenergie, in einer Fülle Antwort anderer Publikationen klar und eindeutig Stellung des Parl. Staatssekretärs Brück auf die Schriftliche genommen. Frage des Abgeordneten Spranger (CDU/CSU) (Drucksache 8/2763 Frage B 171): Ist es zutreffend, daß Rüstungsmaterial für die Nato von Amerika nach Europa und Güter, die mit Mitteln des Bundes- Anlage 137 ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit finanziert wur- Antwort den, mit Ostblockschiffen nach Afrika transportiert wurden? des Parl. Staatssekretärs Engholm auf die Schriftli- 1. Für die Verschiffung von militärischen Ausrü- chen Fragen des Abgeordneten Müller (Mülheim) stungsgegenständen gilt folgendes: (SPD) (Drucksache 8/2763 Fragen B 169 und 170): Gemäß Vereinbarung Bundesministerium für Müssen einem in der Bundesrepublik Deutschland wohnhaf- ten vietnamesischen Emigranten mit einem Fremdenpaß für ein Verteidigung/Bundesministerium für Verkehr vom Studium an einer deutschen Universität BAföG-Mittel gewährt März 1962 eröffnet nur das Bundesministerium für werden, wenn im übrigen alle Voraussetzungen für den Bezug von BAföG vorliegen, und wenn ja, wird die Bundesregierung Verkehr auf Anforderungen dem Bundesministe- sicherstellen, daß diese Rechtsauffassung auch im Land Nord- rhein-Westfalen beachtet wird, wo kürzlich der Antrag eines rium für Verteidigung und dessen nachgeordneten vietnamesischen Studenten abgelehnt wurde? Dienststellen Verschiffungsmöglichkeiten für den Wird die Bundesregierung, falls unter den angeführten Um- ständen keine BAföG-Mittel gewährt werden können, eine Seetransport von militärischen Ausrüstungsgegen- Initiative zur Novellierung des Bundesausbildungsförderungs- ständen der Bundeswehr. Durch diese Regelung gesetzes mit dem Ziel zu ergreifen, Ansprüche für den ge- nannten Personenkreis zu begründen? wurde sichergestellt, daß die anfallenden Seetrans- porte nur mit Linienschiffen von Seeverkehrsunter- Zu Frage B 169: nehmen der Bundesrepublik Deutschland durchge- Ein in der Bundesrepublik Deutschland wohnhaf führt werden. ter vietnamesischer Emigrant hat nach geltendem 2. Zum Transport von Gütern, die aus Mitteln Recht Anspruch auf Ausbildungsförderung nach des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusam- dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) menarbeit finanziert werden, ist folgendes festzu- nur, wenn er stellen: 1. als Asylberechtigter nach § 28 des Ausländerge- Der in der entwicklungspolitischen Konzeption setzes vom 28. April 1965 (BGBl. I S. 353), zu- der Bundesregierung festgelegte Grundsatz der Lie- letzt geändert durch das Gesetz vom 25. Juni ferungebundenheit der deutschen Entwicklungshil- 1975 (BGBl. I S. 1542), anerkannt ist (§ 8 Abs. 1 fe gilt sowohl für die Finanzierung von Gütern als Nr. 3 BAföG) oder auch von Leistungen einschließlich Transportlei- 2. sich selbst vor Beginn der Ausbildung insge stungen. Es kann daher nicht ausgeschlossen wer- samt fünf Jahre oder ein Elternteil in den- letzten den, daß Transporte vereinzelt auch mit Schiffen drei Jahren vor Beginn des Bewilligungszeitrau- aus Ostblockländern durchgeführt werden. Dies ist mes sich ständig im Geltungsbereich des BAföG in einigen Fällen geschehen, bei denen es sich uni aufgehalten hat und erwerbstätig war (§ 8 Abs. 2 kleine Materiallieferungen für Vorhaben der Tech- BAföG). nischen Zusammenarbeit gehandelt hat. Diese Anspruchsgrundlagen sind den Obersten Hinsichtlich der aus Mitteln der Finanziellen Zu- Landesbehörden für Ausbildungsförderung sowie sammenarbeit finanzierten Güter ist in jüngerer den mit der Durchführung des Gesetzes beauftrag- Zeit nichts darüber bekanntgeworden, daß solche ten Ämtern für Ausbildungsförderung bzw. Studen- Güter auf Ostblockschiffen transportiert worden tenwerken vertraut. Es kann daher als sicher un sind.