11. Jahrgang, Nr. 129 Oktober 2008 OT UCHS RRIBÜNE FÜR OMMUNISTENFUND OZIALISTEN IN EUTSCHLAND T K S D Krokodilstränen ie Geschichte ist ein hartnäckig Ding: Sie gegen den Antisemitismus hat das allerdings Dist gewissermaßen das Gedächtnis des nichts zu tun. Wäre 1948 – was die Sowjet- Geschehenen. Das, worüber hier berichtet wer- union und alle Fortschrittskräfte erhofften den soll, hat sich seinerzeit nicht nur Millionen – in Israel die Linke an die Macht gekommen, DDR-Bürgern, sondern auch vielen Menschen stünden die Westmächte heute zweifelsfrei im in der alten BRD eingeprägt. Durch eine Mehr- Lager des Antisemitismus, so wie sie es seit eh heit dort wurde es allerdings inzwischen ver- und je gegenüber fortschrittlichen arabischen drängt oder damals gar nicht erst zur Kenntnis Regimes – auch hier handelt es sich ja um Semi- genommen. Unterdessen sind neue Generatio- ten – praktizieren. Denken wir nur daran, wie nen herangewachsen, die nicht mehr wissen, die Imperialisten vom Antisowjetismus direkt NHALT wovon die Rede ist. Um was geht es? zur Verteufelung „der Russen“ übergegangen I Als Konrad Adenauer – laut CDU-manipulierter sind. Oder führen wir uns vor Augen, wie sie Seite Umfrage des ZDF der „größte Deutsche aller heute wieder die „gelbe Gefahr“ beschwören, die Nebelschwaden S. 2 Zeiten“, in Wahrheit aber der Spalter Deutsch- Deutschlands Chinapolitik seit dem 19. Jahr- NookesEin großer „Dienstreise“ Staatsmann der DDR S. 32 lands Nr. 1 und Wegbereiter der Remilitarisie- hundert bestimmt hat. Hätte die israelische SkandalGleiches anund der Ungleiches FH Bielefeld S. 42 rung im Westen – einst in Bonn regierte, hatte Linke im Schicksalsjahr der Staatsgründung InChemnitzer Nikaragua Skandal ist die S. 5 er sich als rechte Hand einen gewissen Hans nicht die Wahlen in einer Atmosphäre des von Ausstellungsverweigerung Solidarität der DDR unvergessen wegen 3 Globke auserkoren. Der Mann war vom Fach. den Zionisten angeheizten Chauvinismus ver- Deutsche Kapitalismuskritik in der Roten Armee S. 5 4 Staatssekretär des Kanzlers, galt er als graue loren, gäbe es keine Allianz zwischen Tel Aviv ProletarischeZweite SPD nicht Wehrhaftigkeit vonnöten S. 6 5 Eminenz des Kabinetts. Eigentlich war er tief- und den imperialistischen Zentralen. SoProletarischer war er, „uns’ Cartoonist Bernhard“! S. 76 schwarz. Oder besser: tiefbraun. Die von Merkel & Co zur Schau gestellte Bluts- Aristokratische„Zug der Erinnerung“ Mobilität S. 86 Leute von Globkes Schlag wurden nach dem Krieg brüderschaft mit Israel hat nur einen Hinter- EinFritz großer Köhler marxistischer trotzte der Folter Philosoph S. 9 allgemein als Schreibtischmörder bezeichnet. grund: die Tatsache, daß sich der „Staat der Schlapphut-Romanze deutscher Sprache S. 107 Sie töteten mit der Feder. Eine Diffamierung? Juden“, deren Mehrheit bekanntlich anderswo IhrWendehals werdet Euchim Birthler-Nest noch wundern S. 10 8 Als 1935 in Nürnberg die Hitlerschen Rasse- lebt, auf gleiche strategische Konzepte und Klas- DerOhne „Währungsschnitt“ Scham S. 109 gesetze beschlossen wurden, deren Umsetzung seninteressen gründet wie die BRD. Israel ist PrassenMal in Finnland und darben anfragen? S. 1110 am Ende in den Gaskammern von Auschwitz der von den USA aus gesteuerte Hort des jüdi- FrommeLöckchendrehen Finanzen auf der Glatze? S. 1211 stattfand, schrieb der gutbestallte Jurist einen schen Monopolkapitals. Für die israelischen RattenfängerDer Melkofer Landarbeiterstreikunterwegs S. 1312 Kommentar. Mit anderen Worten: die Anlei- Kommunisten und andere Internationalisten KnabeVerfassungsbrecher interessiert? obenauf S. 1412 tung zu ihrer Handhabung. Zehn Jahre später dort, die sich der zionistisch-nationalistischen Nachhilfestunden„Wessen sollten wir aus uns rühmen ...?“ S. 15 entging er – wie so viele belastete Nazis – dem Unterdrückungspolitik gegenüber den Palä- Anknüpfen Schloß Bellevue an Götz Dieckmann S. 1613 Nürnberger Tribunal der Alliierten. Er besaß stinensern widersetzen, hegen die Nachfolger PragmatischeTrugschluß Überlegungen S. 16 14 einflußreiche Freunde. Frühzeitig holte ihn Globkes kein Fünkchen Sympathie. „Sammelstelle“ zur Deportation 15 ■ Ein linkssozialdemokratischer Absteiger als „Aufstocker“ 15 Adenauer zu sich. Die Bundesrepublik verbot Anders verhielt es sich mit der DDR. Sie hat Politiker, der aufhorchen läßt RF-Extra I Neues Edikt von Potsdam? 16 schon im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens – sich in der Frage ihres Verhältnisses zu jüdi- ■ Klassik in Havanna RF-Extra III wie zuvor Hitler – die KPD. Tausende Kommu- schen Menschen stets eindeutig positioniert. ■ Russenhaß sei’s Panier! RF-Extra I CDU-Lügenbolde S. 17 nisten und andere Nazigegner wurden durch Das schloß jeden Anflug von Antisemitismus ■ Olympia im Fadenkreuz RF-Extra III Globkes Staat gejagt und in die Gefängnisse aus. Die zutiefst antifaschistische Grundhal- Brandenburger Blamage S. 17 geworfen. tung des sozialistischen deutschen Staates BriefWir fühlten eines Österreichers uns wie in der DDR S. 1817 Später brachte Bonn enorme Mittel auf, um war bei der Mehrheit der Bürger fest verankert. DasRespekt Damoklesschwert für Stehvermögen des Hungers S. 1818 sie als „Wiedergutmachungsleistungen“ nach Kunst und Literatur – man denke nur an den Prag:Venezuelas zwiespältiges Frauenverband Dokument trägt 19 Israel zu transferieren und für die militärische Film „Nackt unter Wölfen“ – mobilisierten auch Appell den NamenFidel Castros Clara Zetkins S. 2190 Ausrüstung der Zionistenarmee zu sorgen. Die emotional gegen den antisemitischen Ungeist. EinVerwirrspiele Maoist führt Nepals Regierung S. 20 UNO hatte nämlich – mit besonderer Unterstüt- Mit dem Staat Israel – der imperialistischen BotenEnthüllungen der Freundschaft des „Guardian“ aus China S. 21 zung sowohl der UdSSR als auch der Vereinigten Speerspitze im Nahen Osten – hatte die DDR USA:Indien: Drohkulisse Mangel an gegen Arbeitern Beijing S. 22 21 Staaten – 1948 ein neues Völkerrechtssubjekt allerdings nichts gemein. Die Krokodilstränen DieBarack Tochter Obama: des HoffnungsträgerRotarmisten 22 geschaffen: Auf dem Territorium des vorher überließ sie anderen. Unvergessener oder Wasserträger? Josep Renau S. 23 britischen Mandatsgebiets Palästina sollten Antisemitismus und Zionismus sind nur zwei DemItalien: Erbe Kein der Verzicht „Revolutionsmänner“ auf zwei gleichberechtigte Staaten – ein jüdischer Seiten einer Medaille. Wer heute hierzulande verbunden Hammer und Sichel S. 2423 und ein arabischer – entstehen. Die Zionisten – bisweilen auch mit linkem Dekor – für Israel MeinReime Sturm für den auf „RotFuchs“ das Winterpalais S. 25 24 durchkreuzten gewaltsam diesen Plan. die Trommel schlägt, dient weder der Verstän- HermannEffi als Aquarellist Hesse und die Linken S. 26 Seit Jahrzehnten überschlagen sich nun Poli- digung mit Israelis noch der antiimperialisti- Welten„Man lebt, standen wenn sich man gegenüber nach 26 tiker der von Globke mitbegründeten BRD in schen Bewußtseinsbildung in Deutschland. Reime vorn für sieht“ den „RotFuchs“ S. 27 Treuebekundungen zu Israel. Sie wollen dabei Dem Staat Globkes darf nicht gestattet werden, Der38. Schach-OlympiadeDichter, der mit 26 in Jahren Dresden starb S. 28 den Eindruck erwecken, es gehe ihnen darum, sein Bündnis mit den zionistischen Friedens- LeserbriefeLeserbriefe S. 29–3129 Schuld am Leidensweg der europäischen Juden feinden im Nahen Osten als Treuegelöbnis zu Anzeigen/ImpressumAnzeigen / Impressum S. 3232 abzutragen. Mit dem vorgespiegelten Kampf „den Juden“ auszugeben. Klaus Steiniger Seite 2 RotFuchs / Oktober 2008 Nookes „Dienstreise“ Brief an den „Menschenrechtsbeauftragten“ der Bundesregierung

Sehr geehrter Herr Beauftragter, siert (und finanziert)? (Selbst der Interviewer Fünftens: Sie formulieren einen schönen (schon kann sich einen Hinweis auf „subversive Tätig- oft zitierten) Satz: „Menschenrechte müssen dank der Sächsischen Zeitung vom 6. August keit“ nicht verkneifen.) universal gelten, oder sie gelten gar nicht.“ Der bin ich unfreiwillig mit Ihren Ansichten zur Drittens: Sie tadeln diejenigen, die so „naiv“ waren, Satz der Wiener UN-Konferenz 1993 lautete: Menschenrechtspolitik der Bundesregierung die Olympischen Spiele als Hebel für „Verände- „All human rights for all human beings.“ Und konfrontiert worden. Da ich mich seit mehr rungen“ benutzen (mißbrauchen) zu wollen. die Staaten verpflichteten sich, dieses Prinzip als vierzig Jahren mit dem Thema beschäftige, Soweit ich sehe, waren fast alle Journalisten umzusetzen, aber jeder Staat für seine Bürger. zwingt mich mein Gewissen, Ihnen einige Fra- (Klaus Huhn ausgenommen), besonders jene Menschenrechte sind kein Exportartikel und gen zu stellen: des Fernsehens dieser (verordneten) „naiven“ ein „ Recht auf humanitäre Intervention“ gibt Erstens: Ihr Grund für die „dienstliche“ Peking- Auffassung. Könnte denn jemand anderes als es nicht. Das hat mit „Feigheit“ nichts zu tun. Reise lautete: „Ich will mir ein Bild von der Lage das Olympische Komitee über die Vergabe der Meinen Sie, daß Deutschland mit China wie vor Ort machen.“ Gehört es zu Ihren Dienstpflich- Olympischen Spiele entschieden haben und die mit Jugoslawien verfahren sollte? Wäre da ten, Ereignisse in Peking zu bewerten? Sind Sie „Naivität“, die Sie unterstellen, dort liegen? Oder nicht eher dem Rat Willy Brandts zu folgen, eine Art Oberbefehlshaber, der – von Fotografen hat das Olympische Komitee selbst politische vor der eigenen Tür zu kehren? Liegt da nicht umringt – gelegentlich die Front besucht? Ist für Absichten verfolgt? Wen meinen Sie? genug Dreck? Ihre deutsche Regierung das völkerrechtliche Viertens: Sie behaupten: „Und auch die chine- Sechstens: Sie enden: „ Wir alle könnten dafür Gebot der Nichteinmischung aufgehoben, sogar sische Führung ist eitel und hat ein Interesse sorgen, daß das Ganze nicht zu einer Farce mit während und im Land der Olympiade? daran, nicht nur negativ in den internationalen schönen Jubelkulissen wird.“ Wer ist „wir“? Wie Zweitens: Sie sagen: „Und natürlich werde ich Medien zu erscheinen.“ stellen Sie sich vor, die „Farce (Olympiade?) mit mich auch mit einigen Leuten aus der Zivilge- Meinen Sie nicht, daß diese „Eitelkeit“ auch der schönen Jubelkulissen“ zu verhindern? In wes- sellschaft treffen.“ Wodurch unterscheiden sich deutschen Bundesregierung gut zu Gesicht stünde? sen Namen fordern Sie dazu auf? Falls Sie ant- diese Bürger von „normalen“ Chinesen? Über Reicht das Maß der Menschenrechtsverletzun- worten, dann bitte nur auf meine Fragen. welche Kanäle werden solche Treffen organi- gen in Deutschland noch nicht aus? Prof. em. Dr. sc. phil. Horst Schneider, Dresden

Skandal an der FH Bielefeld Disziplinarverfahren wegen Bloßstellung eines Nazi-Aktivisten

Die Rektorin der Fachhochschule Bielefeld, Frau gender Passage des Textes von Gess: „Erwäh- Schäuble (CDU) das von Haverbeck gegründete Prof. Beate Rennen-Allhoff, hat Anfang Juni ein nenswert ist in diesem Zusammenhang noch, Collegium Humanum wegen rechtsextremer Disziplinarverfahren gegen Prof. Heinz Gess daß der Werner Haverbeck an der FH Biele- Umtriebe verboten hat. eingeleitet. feld ungeachtet seiner Nazi-Karriere und neo- Wir fordern die sofortige Einstellung des Dis- faschistischen Aktivitäten ungestört seinen ziplinarverfahrens gegen Heinz Gess und eine s geht um einen Artikel, den wir beide ver- ideologischen und politischen Geschäften Entschuldigung der Rektorin. Wir fordern, Efaßt haben und den Heinz Gess auf der von nachgehen und seine verdorbenen Früchte als die einschlägigen Archive zu öffnen und von ihm betriebenen Homepage kritiknetz.de unter ,Professor für Sozialwissenschaft‘ unter die unabhängigen Historikern klären zu lassen, dem Titel „Grün-braune Liebe zur Natur: Die Studierenden bringen konnte, ohne je dafür wie es möglich war, daß Haverbeck an der FH NSDAP als ,grüne Partei‘ und die Lücken der an der FH in die Kritik geraten zu sein und Bielefeld Dozent werden konnte. Naturschutzforschung“ veröffentlicht hat. ohne daß das Rektorat der FH es je für nötig Wir verlangen – sofern aufgrund des zeitli- Das Disziplinarverfahren bezieht sich auf gehalten hätte, sich von seinem Tun oder sei- chen Abstandes noch möglich – diejenigen zur eine Nachbemerkung von Gess. Er verweist nen Schriften zu distanzieren. Daß aber das- Rechenschaft zu ziehen, die Haverbeck gedeckt darin auf die Tatsache, daß Werner Haver- selbe Rektorat (nicht in persona) und dessen und seine Karriere ermöglicht haben. beck (1909–1999) ab 1972 mehrere Jahre lang Personalabteilungsleiter es für dringlich hal- Die Journalisten bitten wir, über diesen Vor- an der FH Bielefeld als Professor für Sozi- ten, sich von dem Herausgeber dieser Seite und fall in ihren Medien zu berichten. alwissenschaft wirken konnte. Haverbeck der ,Internetzeitschrift für kritische Theorie Clemens Heni / Peter Bierl (Bielefeld) war Mitglied der NSDAP-Reichsleitung, des der Gesellschaft‘ (Kritiknetz), ausdrücklich NS-Studentenbundes und der SA sowie Lei- zu distanzieren.“ ter des NS-Reichsbundes für Volkstum und Gess habe seine Dienstpflichten verletzt, weil Heimat. In der Bundesrepublik war er von er damit Maßnahmen der Verwaltung öffentlich 1974 bis 1982 Präsident des rechtslastigen kritisiert habe, urteilt die FH-Rektorin. Am 7. Oktober um 17.30 Uhr spricht Umweltverbandes „Weltbund zum Schutz des Wir halten es für einen Skandal, daß jemand Lebens“ und Mitunterzeichner des sogenann- mit einem Disziplinarverfahren überzogen Generalmajor a. D. Hans Werner Deim ten Heidelberger Manifests von 1981, in dem werden soll, der darauf hinweist, daß ein im Treffpunkt der Volkssolidarität die Forderung „Ausländer raus!“, pseudoöko- ehemaliger hochrangiger NSDAP-Funktionär Halle-Neustadt, Hettstedter Straße 1, logisch verbrämt, erhoben wurde. Haverbeck und in der Bundesrepublik prominenter Nazi- war Mitbegründer des sogenannten Collegium Aktivist an der FH Bielefeld Karriere machen auf einer Veranstaltung der Regional- Humanum in Vlotho in Niedersachsen, einer konnte. Damit soll ein Wissenschaftler mund- gruppe Halle. Sein Thema rechtsextremen Tagungsstätte, wo sich unter tot gemacht werden, der einen solchen Vorgang anderem 1984 das „Komitee zur Vorbereitung öffentlich benennt. Verschwiegenheitspflicht Zur Militärpolitik und Militärstra- der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des kann nicht heißen, die Einstellung eines alten Führers“ (KAH) traf. Nazis zu vertuschen und das nach über 30 Jah- tegie der Russischen Föderation Die Einleitung des Disziplinarverfahrens ren. Pikant ist, daß einen Monat zuvor, Anfang in der Gegenwart begründet Rektorin Rennen-Allhoff mit fol- Mai 2008, Bundesinnenminister Wolfgang RotFuchs / Oktober 2008 Seite 3 Solidarität der DDR unvergessen Wie Margot Honecker in Nikaragua aufgenommen wurde

Leser wollten wissen, ob der RF-Redak- portierten. Es gab auch einige, die sich als Im vergangenen Jahr eroberte die FSLN wie- tion Einzelheiten vom Besuch Margot Ho- Tischler und Schreiner betätigten. Das war der die Regierungsmacht, und wir entzünde- neckers in Nikaragua bekannt seien. Dr. ohne Beispiel. ten erneut die Flamme, die in der Zwischen- Klaus Huhn schrieb uns daraufhin den fol- Man soll auch das Vertrauen nicht verges- zeit gut behütet verborgen war. Wir haben genden Report. sen, das die Patienten den Deutschen aus der Kontakt mit SODI – also mit Menschen, die DDR entgegenbrachten. Oft standen schon heute inner- und außerhalb Deutschlands ie Margot Honecker in Nikaragua auf- am frühen Morgen lange Schlangen vor der leben. Wir unterschrieben einen neuen Ver- Wgenommen wurde, illustriert wohl am Tür des Krankenhauses. Und wenn wir uns trag für die Zusammenarbeit mit diesen überzeugendsten die Rede, die Dr. Alfredo heute daran erinnern, wollen wir auch den Genossen, und sie haben zugesagt, daß sie Borge Palacios, Direktor des Krankenhau- 18. November 1985 nicht vergessen. Da war uns die Apparate für die Intensivstation ses Alemania, am 28. Juli spenden werden. Das ist es zu ihrem Empfang gehalten nämlich, was unser Hospital hat. Hier ein Auszug: am dringendsten braucht. „Werte Genossen. Die Soli- Dieses Projekt, liebe Genossin darität zwischen den Völ- Honecker, ist nichts anderes als kern ist heute und immer ein die Fortsetzung der interna- Akt der Gerechtigkeit, der tionalen Solidarität, die vor 23 Liebe und der Zärtlichkeit Jahren begonnen hat. Ich sage und hat einen großen Ein- noch einmal: Unser Kranken- fluß auf die Kraft der revo- haus existiert dank der bedin- lutionären Veränderungen gungslosen Hilfe, die Sie und die unserer Gesellschaft, und Regierung der DDR uns in den zwar nicht nur im Zusam- 80er Jahren entgegengebracht menhang mit der materiel- haben. Ihr heutiger Besuch ist len Situation, sondern auch für alle Mitarbeiter des Hospi- mit unserer Denkweise und tals ein Freudentag und eine unserem Bewußtein. große Ehre.“ Im Juli 2008 ist der 23. Jah- Der Aufenthalt in dem durch restag eines solcher – gestat- die Solidarität der DDR ent- ten Sie mir dieses Wort – lie- standenen Krankenhaus war bevollen und zärtlichen Akte Teil eines umfangreichen Pro- der internationalen Solidari- Am 29. Jahrestag der Revolution feierten Hunderttausende Nikaragua- gramms, das die Gastgeber für tät. Margot Honecker spielte ner in Managua mit der Sandinistischen Befreiungsfront (FSLN), die Margot Honecker vorbereitet eine fundamentale Rolle als unter Führung Daniel Ortegas – des heutigen Staatspräsidenten (Bild- hatten. Vor allem demonstrierte Mitorganisatorin eines der mitte) – die Diktatur der USA-Marionette Somoza gestürzt hatte. Auf der man ihr, mit welchem Elan der schönsten Projekte der San- Kundgebung, an der auch die Präsidenten Venezuelas und Paraguays, Kampf um die Alphabetisie- dinistischen Revolution. Ich Hugo Chávez und Fernando Lugo, teilnahmen, wurde Margot Honecker rung geführt wird. Allein 2008 meine unser Hospital, das (81, 2. v. r.) der Orden „Rubén Darío“ in Anerkennung der solidarischen sollen 100 000 Analphabeten Karl-Marx-Krankenhaus. Es Haltung der DDR zu Nikaragua überreicht. lesen und schreiben lernen. Die wurde zum Meilenstein der erste revolutionäre Regierung Geschichte der Gesundheitspolitik für unser hier zum ersten Mal operiert worden. Das hatte den Anteil der Analphabeten von 60 Volk und unser schönes Nikaragua. Dank der voll belegte Krankenhaus gewann schnell an auf 12 Prozent gesenkt. Nach fünf Jahren Solidarität der Regierung, der FDJ und des Ansehen und steigerte ständig seine Quali- rechtsgerichteter Herrschaft war er wie- Volkes der DDR wurde es zwischen Januar tät. Es wuchs Schritt um Schritt. Erst konnte der auf 35 Prozent angestiegen. Eine Kam- und März 1985 von unserem Gesundheits- man es mit seinen Blockhütten für ein Mili- pagne „Erbauer der Zukunft“, deren Träger ministerium projektiert. Am 30. Juni lief tärhospital halten, dann kamen die Geburts- der Sandinistische Jugendverband ist, hat das DDR-Handelsschiff MS Quedlinburg abteilungen und Operationssäle hinzu. Es sich das Ziel gesetzt, in freiwilliger Arbeit mit einer Brigade von FDJlern und allem gab nie einen Mangel an Medikamenten, alle neue Schulen zu errichten oder vernachläs- Inventar an Bord in den Hafen von Sandino medizinischen Apparate funktionierten ein- sigte wieder instandzusetzen. Eine kritische ein, und in wenigen Wochen war das Karl- wandfrei. Sie waren aus der DDR geliefert Situation war dadurch entstanden, daß die Marx-Krankenhaus von ihnen errichtet wor- und von ihr unterhalten worden, während proimperialistische Regierung das Schul- den. Mit einem symbolischen Festakt wurde andere Krankenhäuser sehr unter der öko- wesen privatisiert hatte, was dazu führte, es am 23. Juli 1985 Präsident Daniel Ortega nomischen Blockade der USA litten. daß 1,5 Millionen Kinder nicht mehr am Saavedra übergeben. In der ersten Phase Dann kam es zu den politischen Verände- Unterricht teilnehmen konnten, weil ihre waren fast alle Ärzte, Krankenschwestern, rungen in Deutschland und auch in Nikara- Eltern das Schulgeld nicht aufzubringen Röntgentechniker und Apotheker Bürger der gua. Die GTZ übernahm die Verantwortung, vermochten. DDR. Es gab nur wenige Nikaraguaner, die um das Objekt weiter zu finanzieren und Zuweilen geriet das Besuchsprogramm dort tätig waren. In dieser Phase entstand der neuen Regierung Nikaraguas zu über- ein wenig aus den Fugen, da der früheren so manches Problem bei der Überwindung geben. Die meisten deutschen Mitarbeiter Volksbildungsministerin im ganzen Land von Sprachschwierigkeiten. Vor allem galt kehrten in ihre Heimat zurück und damit Menschen begegneten, die mit ihr über die das für die Verständigung mit den Patien- in ein neues politisches Umfeld. DDR plaudern wollten. Viele waren in DDR- ten. Wir werden die damals hier Helfenden Einige von ihnen sorgten dafür, daß die Fac- Krankenhäusern geheilt worden, hatten im und vor allem ihr Engagement nie vergessen. kel der Solidarität nie erlosch. Nach vielen sozialistischen deutschen Staat studiert So geschah es nicht selten, daß sie sich am Anläufen kam es im Januar 2005 zu einem oder gearbeitet. Morgen um die Behandlung der Patienten Treffen mit unseren Freunden – ich sollte „Unfaßbar: 19 Jahre nach dem Verschwin- kümmerten und nachmittags Steinblöcke sagen Brüdern – hier in unserem Kranken- den der DDR”, maulte BILD. montierten oder einfach nur Sand trans- haus. Es dauerte zwei Tage. Dr. Klaus Huhn Seite 4 RotFuchs / Oktober 2008 Deutsche in der Roten Armee Wie Kriegsgefangene den Oktober als Internationalisten verteidigten

m Zusammenhang mit dem Beginn und auch in der Kriegsgefangenschaft bei der gung Koltschaks erwarben. Der deutsche Ider Fortführung der sozialistischen „vaterländischen Fahne“ zu halten. Doch Anteil am Wienermann-Regiment betrug Oktoberrevolution in Rußland vor 90 letztlich konnten sie nicht verhindern, 150 Kämpfer. Jahren sollte nicht vergessen sein, daß daß diese, die in der Heimat nicht selten Nach Auswertung aufgefundener Mann- sich diese Revolution der Sympathie und der SPD angehört oder diese gewählt hat- schaftslisten sowie unter Beachtung der Solidarität der internationalen Arbeiter- ten, sich bereits während der Zeit der zari- zahlenmäßigen Stärke der deutschen Gruppe bewegung, darunter auch der deutschen, stischen Herrschaft in die revolutionäre der KPR(B) dürften etwa 3000 bis 4000 gewiß sein konnte. „Die Arbeiter der gan- Bewegung ihrer russischen Klassengenos- Deutsche den internationalen Abteilungen zen Welt, in welchem Lande sie auch leben sen einreihten. Sie nahmen an Streiks und der Roten Armee angehört haben. In diese mögen“, schrieb Lenin in seinem Brief an Demonstrationen teil, wobei sie Repressa- geschätzte Zahl sind auch jene einbezogen, die amerikanischen Arbeiter im August lien des Unterdrückungsapparats ertru- welche in rückwärtigen bewaffneten Ein- 1918, „begrüßen uns, sympathisieren mit gen. Die politisch Aufgeklärtesten unter heiten der Sowjetrepublik, zum Beispiel. uns, zollen uns Beifall dafür, daß wir den ihnen wurden Mitglieder von revolutio- bei der Tscheka und anderen bewaffne- eisernen Ring der imperialistischen Bin- nären Kriegsgefangenen-Organisationen, ten Einheiten zum Schutz sowjetischer dungen, der schmutzigen imperialistischen traten in die Reihen der Roten Garden ein Dienststellen, zur Liquidierung des Ban- Kriege ... gesprengt haben, dafür, daß wir und beteiligten sich an der Errichtung denwesens sowie zu weiteren Aufgaben uns die Freiheit erzwungen und um die- der örtlichen Sowjetmacht. Es waren vor eingesetzt waren. So dienten im 11. Inter- ser Freiheit willen keine noch so schweren allem das konsequente Eintreten der Regie- nationalen Bataillon in Kasan 160, im 382. Opfer gescheut ... und vor der ganzen Welt rung Lenins für den Frieden sowie deren Bataillon in Nowonikolajewsk 30 und im das Banner des Friedens, das Banner des Maßnahmen zur Beseitigung sozialer und 248. Bataillon in Semipalatinsk 164 deut- Sozialismus entrollt haben.“ (W. I. Lenin, nationaler Unterdrückung, die gesetzliche sche Internationalisten. Werke, Bd. 28, S. 51/52) Erklärung der Kriegsgefangenen zu freien Nach der Zerschlagung der Hauptkräfte Als der Kampf des jungen Sowjetstaates ausländischen Bürgern und schließlich der der Konterrevolution und der Vertreibung auf Leben und Tod begann, ihm der Bür- Einfluß, den die Oktoberrevolution in der der ausländischen Interventen begann der gerkrieg und die ausländische militäri- Heimat hinterließ, was sie an die Seite der Sowjetstaat 1920/21 erneut mit der friedli- sche Intervention aufgezwungen wurden, Sowjetmacht führte. chen Aufbauarbeit. Die noch verbliebenen begriffen die Arbeiter in vielen Ländern Im Zusammenhang mit dieser positiven deutschen Mitkämpfer stellten ihre beruf- instinktiv und unter dem Einfluß kommu- Entwicklung wuchs und formierte sich lichen Fähigkeiten bewußt in den Dienst nistischer Parteien immer klarer, daß es in den revolutionären Kriegsgefangenen- des proletarischen Staates, vollbrachten in Rußland auch um das Schicksal ihrer Organisationen ein kommunistischer hervorragende Arbeitsleistungen in den Revolution ging. Eines der eindrucksvoll- Kern, der seit Frühjahr 1918 zur Bildung Kohleschächten, im Transportwesen und sten Beispiele dafür ist die unmittelbare von ausländischen Gruppen der KPR(B) anderen Zweigen der Volkswirtschaft. In Teilnahme Zehntausender ausländischer führte. Die deutsche Gruppe wurde am den Jahren 1921/22 kehrten die letzten Arbeiter und Bauern, die während des ersten 24. April 1918 in Moskau gegründet. Aus ehemaligen deutschen Kriegsgefangenen, Weltkrieges in russische Kriegsgefangen- einer kleinen Schar von nur 11 Mitgliedern jetzt schon der eine oder andere als ehe- schaft geraten waren, an der Errichtung wuchs eine mehr als dreieinhalbtausend maliger Internationalist, in die Heimat und Verteidigung der jungen Sowjetrepu- Mann starke Armee deutscher Kommuni- zurück. Eine ausreichende Erforschung blik in den Jahren 1917 bis 1920. sten. Örtliche Gruppen entstanden später ihrer politischen Tätigkeit in Deutschland Von den etwa zwei Millionen Kriegsge- in 24 Städten und Orten Sowjetrußlands. fehlt. Doch aus Berichten solcher Vertei- fangenen, die sich aus dem Bestand der Auch sie sahen ihre wichtigste Aufgabe diger des Oktober, die später Bürger der Armeen der sogenannten Mittelmächte am in der Teilnahme an der Verteidigung der DDR waren, geht hervor, daß sie sich aktiv Vorabend der Oktoberrevolution auf dem Sowjetmacht sowie in der Unterstützung in die revolutionäre Bewegung im eigenen Territorium Rußlands befanden, betrug der Revolution in der Heimat. Land einreihten. Die in der Zeit des Hitler- der deutsche Anteil rund 165 000 Soldaten Im Verlauf des Bürgerkrieges formierten faschismus verfolgten Internationalisten und 2080 Offiziere. Die kriegsgefangenen sich an nahezu hundert Orten internatio- blieben auch in den Konzentrationslagern Deutschen waren objektiv Bundesgenos- nale Abteilungen der Roten Armee. Nach- und anderen nazistischen Folterhöllen ihrer sen der sozialistischen Revolution in Ruß- weislich kämpften auch deutsche Genos- Gesinnung treu. Nach der Befreiung zähl- land, denn in der überwiegenden Mehrheit sen in so legendären Einheiten wie dem ten nicht wenige von ihnen zu den Aktivi- handelte es sich um Arbeiter und Bauern, 216. Internationalen Regiment, das Anteil sten der ersten Stunde. deren ökonomische und politische Lage im an der Befreiung von Simbirsk hatte. Drei Dr. Rudolf Dix Wesen jener der russischen Klassengenos- Kompanien dieses 1506 Kämpfer zählenden sen entsprach. Infolge der gemeinsamen Regiments bestanden vorwiegend aus deut- Tätigkeit mit russischen Arbeitern und schen Internationalisten. Lenin telegrafierte Am 18. Oktober um 10 Uhr spricht Bauern in Betrieben der Kapitalisten und kurz nach seiner Verwundung durch die Generaloberst a. D. Werner Großmann Gutsbesitzer und dank der Aufklärungs- Sozialrevolutionärin Kaplan diesen Rot- im Soziokulturellen Zentrum „Arche N“ arbeit der Partei Lenins reifte auch bei armisten: „Die Einnahme von Simbirsk – ihnen das Bewußtsein, daß ihre Interessen meiner Heimatstadt – ist der heilkräftig- in Neubrandenburg, Reitbahnweg 38, völlig mit denen der werktätigen Massen ste, der beste Verband für meine Wunden. auf einer Veranstaltung der RF-Regio- Rußlands übereinstimmten. Der Haß gegen Ich fühle einen ungewöhnlichen Zustrom den imperialistischen Krieg, das Streben von Kraft und Energie. Ich beglückwün- nalgruppe über das Thema nach Frieden und Befreiung von kapita- sche die Rotarmisten zu ihrem Sieg und listischer Ausbeutung verband sie. Diese danke ihnen im Namen aller Werktätigen Bonn im Blick – und mehr! Erkenntnis vollzog sich in einem kompli- für ihre Opfer.“ Zu nennen sind auch das Geschichte und Erkenntnisse der zierten und widerspruchsvollen Prozeß, 220. Infanterieregiment sowie das interna- Hauptverwaltung Aufklärung im harten Klassenkampf mit reaktionären tionale Wienermann-Regiment im Bestand Kräften. Es waren vor allem die Offiziere, der 25. Schützendivision unter Tschapa- Genosse Großmann signiert sein Buch. die alles unternahmen, um die Soldaten jew, die sich Verdienste bei der Zerschla- RotFuchs / Oktober 2008 Seite 5 Proletarische Wehrhaftigkeit Im Feuer der Novemberrevolution geschmiedet: Der Rote Soldatenbund

ie DDR war reich an progressiven Die zentrale Leitung bestand aus erprob- Der Terror der Konterrevolution bestätigte, Dmilitärischen Traditionen. Sie wur- ten Spartakus-Leuten. Ihr gehörten neben wie wichtig es war, zusammen mit der den in der NVA und den anderen bewaff- Willi Budich, Mitglied der Zentrale des agitatorischen und propagandistischen neten Organen gepflegt, bewahrt und Spartakusbundes, Karl Grubusch, Karl Arbeit auch den bewaffneten Schutz von vermittelt. Zu ihnen gehörte der Rote Schulz und Christoph Wurm sowie ab Kundgebungen und Demonstrationen zu Soldatenbund (RSB). Den Namen seines Dezember auch Albert Schreiner an. organisieren, sich auf entsprechende ersten Vorsitzenden, Willi Budich, trug In den Monaten November und Dezember Auseinandersetzungen mit dem Gegner eine Einheit der 1. Luftverteidigungsdi- 1918 entwickelte der RSB eine umfang- vorzubereiten und illegale Positionen in vision der DDR. reiche Organisations- und Aufklärungs- der Armee und in den Freikorps aufzu- Der RSB wurde am 15.November 1918 arbeit. Ende 1918 besaß er 12 000 Mit- bauen. Mit selbstlosem Einsatz erfüllten gegründet. Dem lag ein Beschluß des Spar- glieder. Besonders stark war er in Berlin, die Mitglieder des RSB ihre Aufgaben in takusbundes zugrunde, den Leo Jogiches Braunschweig, Bremen, Essen, Königs- der Novemberrevolution. Sie nahmen an angeregt hatte. Zuvor waren Karl Lieb- berg, und München. Nachweis- der Abwehr des Angriffs auf die Volks- knechts Bemühungen, eine Rote Garde in bar existierte er in weiteren 30 Orten. marinedivision am 24. Dezember 1918, an Berlin zu bilden, am Widerstand der von Drei Genossen vertraten den RSB auf den Kämpfen gegen die Konterrevolution rechten sozialdemokratischen Führern dem Gründungsparteitag der KPD. Ihr im Januar und März 1919 in Berlin und beeinflußten Soldatenräte gescheitert. Sprecher appellierte an die Delegierten, anderen Städten aktiv teil. Sie gehörten Angesichts der vom antikommunistischen die Sache des RSB in allen Landesteilen zu den Verteidigern der Bremer und der Bündnis von Opportunismus und Mili- aktiv zu unterstützen. Zur Aufklärung Bayrischen Räterepublik. tarismus ausgehenden Gefahren für die der Soldaten organisierte der Bund Ver- Mit der Niederlage der Novemberrevolution Revolution stellte sich der RSB das Ziel, sammlungen, auf denen die Mitglieder entstanden für den RSB völlig veränderte „die Soldatenbewegung in entschieden der zentralen Leitung sowie der Führung Kampfbedingungen. Die Demobilisierung proletarisch-revolutionäre Bahnen zu des Spartakusbundes, darunter Karl Lieb- der Armee war abgeschlossen, die Solda- lenken und sie mit den sozialistischen knecht, vor Soldaten auftraten. Flugblät- tenräte wurden aufgelöst. Mit dem Gesetz Ideen vertraut zu machen“. Er wollte ter und Schriften wurden bei Demonstra- über die Bildung der vorläufigen Reichs- verhindern helfen, daß sich die Solda- tionen und auf Bahnhöfen verteilt sowie wehr festigte sich der reaktionäre Mili- ten als Werkzeuge der Konterrevolution in Kasernen geschleust. Die zielgerich- tärapparat. Die Anwendung bewaffneter mißbrauchen ließen. tete politisch-ideologische Arbeit unter- Kampfformen erhielt einen anderen Stel- Deshalb folgte er dem Hinweis Liebknechts, stützte ab 23. November 1918 die Zeitung lenwert. Die Spaltung der Arbeiterklasse besonderen Nachdruck auf die Aufklä- „Der Rote Soldat“. Bis Ende 1918 erschie- wurde durch parlamentarische Illusionen rung der jetzt von der Front zurückkom- nen 14 Ausgaben, ihre Zahl erhöhte sich und antikommunistische Hetze vertieft. menden geschlossenen Armee zu legen, bis Mai 1919 auf 26. Die Auflagenhöhe Eine Neuorientierung war erforderlich. „die in den Händen der verbrecherischen erreichte 15 000 Exemplare. „Der Rote Davon zeugten erste Schlußfolgerungen Offiziere eine ungeheure Bedrohung der Soldat“ propagierte die militärpoliti- der KPD-Führung. Doch das stieß bei Revolution“ bedeutete. Als unmittelbare schen Forderungen des Spartakusbundes Mitgliedern des RSB auf Unverständnis. Aufgabe nannte der RSB die Entfernung und später der KPD. Er rief zur Solida- Politisch noch unerfahren, erfüllt von der Offiziere und anderer reaktionärer rität mit Sowjetrußland auf und setzte berechtigtem, aber blindwütigem Haß Mitglieder aus den Soldatenräten. sich mit der antikommunistischen Hetze auf den Klassenfeind begriffen sie nicht Leidenschaftlich bekannte er sich zum auseinander. die eingetretenen Veränderungen und proletarischen Internationalismus. Er Wie der Spartakusbund und die sich for- verharrten in Vorstellungen von einem verurteilte die Aufstellung konterrevo- mierende KPD war der RSB von Anfang an unmittelbar bevorstehenden Kampf um lutionärer Freiwilligenverbände gegen dem Morden, dem Terror und der zügello- die politische Macht. Diese linkssektie- Sowjetrußland und forderte die Solda- sen Hetze und Verleumdung der Reaktion rerischen Überlegungen beschworen die ten im Baltikum auf, zur Roten Armee ausgesetzt. Große Gefahren gingen von Gefahr abenteuerlicher Aktionen herauf. überzugehen. deren Provokationen und geheimdienst- Sie konnten nur der Reaktion nutzen, der lichen Aktivitäten aus. Am 6. Dezember Entwicklung der KPD zu einer politisch 1918 erfolgte ein bewaffneter Überfall auf handlungsfähigen Vorhutpartei mit Mas- eine vom RSB organisierte Demonstra- seneinfluß hingegen mußten sie schwe- tion in der Berliner Chausseestraße, an ren Schaden zufügen. der 2000 Menschen teilnahmen. Vierzehn Im Juni 1919 löste die Zentrale der KPD Demonstranten wurden getötet. Unter in Übereinstimmung mit der Leitung den dreißig Schwerverletzten befand des RSB diesen auf. Der Beschluß war sich auch Willi Budich. Im Januar 1919 Ausdruck für den sich auch auf diesem ermordeten Noske-Söldner seinen Kampf- Gebiet vollziehenden Reifeprozeß der gefährten Karl Grubusch. Er hatte nach jungen Partei. Sie nutzte in der Folgezeit der Verwundung Budichs die Leitung des die Erfahrungen des RSB in ihrer mili- RSB übernommen. Ab Januar war die- tärpolitischen, insbesondere wehrerzie- ser angesichts des Terrors gezwungen, herischen Arbeit. zur illegalen Arbeit überzugehen. Am 15. Der RSB ging in die Geschichte der Arbei- Februar 1919, einen Tag nach Hinden- terbewegung als die erste Wehrorgani- burgs berüchtigtem „Aufruf gegen den sation der deutschen Arbeiterklasse ein. Bolschewismus“, wurden 80 RSB-Mit- Das Andenken an ihn in Ehren zu halten glieder verhaftet. Die Staatsanwaltschaft und gegen Verleumdungen zu verteidigen, erließ schließlich Haftbefehl gegen alle ist eine aktuelle Aufgabe. Leiter und Mitglieder des RSB. Oberst a. D. Dr. Dieter Hillebrenner Seite 6 RotFuchs / Oktober 2008 So war er, „uns’ Bernhard“! Wie der legendäre Genosse Quandt zu meinem „Befreier“ wurde

ie Buchvorstellung, „Bernhard Quandt aufgetrieben hatte, forderte mich der Das Gespräch hatte Erfolg. Nach einer D– ein Mecklenburger Urgestein“ durch Offizier kurzerhand auf, ihm zu folgen. Stunde war ich entlassen. Dr. Norbert Podewin in Prora, von der ich In Begleitung zweier sowjetischer Sol- Bernhardt Quandt war unterdessen im Internet las, veranlaßte mich, in mei- daten und des deutschen Dolmetschers längst wieder auf der Weiterfahrt. Ich nen Erinnerungen zu kramen. Palmkrohn ging es direkten Weges in konnte mich nicht einmal bei ihm bedan- Es war Herbst 1947. Als 19jähriger war das gegenüberliegende Amtsgericht, an ken. Trotz seiner hohen Belastung war ich aus britischer Internierung in meine welches sich ein Gefängnis anschloß. ihm die Zeit nicht zu schade gewesen, das Heimatstadt Lübtheen zu den Eltern Hier landete ich in einer Zelle, die unter „heiße Problem“ zu lösen. Sein Erschei- zurückgekehrt. Nach langem Suchen fand der Aufsicht der „Freunde“ von einem nen in Lübtheen trug übrigens auch zur ich Arbeit in einem kleinen örtlichen Anstaltsmitarbeiter auf- und abgeschlos- Verbesserung des Verhältnisses zwischen Auto-Transportunternehmen (ATG). Hier sen wurde. Da saß ich nun – eingesperrt der dortigen Parteiorganisation und den wurden Aufträge von Anforderern aller von meinen Klassenbrüdern – und wußte Genossen der sowjetischen Komman- Art entgegengenommen, Fahrbefehle an mit meiner Lage nicht viel anzufangen. dantur bei. LKW-Besitzer erteilt und abgerechnet. Vor allem war mir unklar, wie ich da je Ein unbedeutender Vorgang, mag man Man bedenke: Es handelte sich um die wieder rauskommen sollte. meinen. Sicher. Dennoch zeigte die kleine ersten Nachkriegsjahre. Doch es geschahen Zeichen und Wunder. Episode, wie aufmerksam und hilfsbereit Vor allem auch Lebensmitteltransporte Der umsichtige Dolmetscher informierte sich „uns’ Bernhard“ auch um scheinbar für die örtliche Kommandantur, die in kurz entschlossen meinen Vater, der dem geringfügige Fragen kümmerte, obwohl der Regel auf sofortige Durchführung Ortsvorstand der SED als FDGB-Vor- er weitaus größere Sorgen hatte. Für mich bestand, waren Teil unseres Programms. sitzender angehörte, über die mißliche ist es eine unvergeßliche Erinnerung an Der Zufall wollte es, daß mein Chef betriebs- Situation, in die ich geraten war. Dieser einen fabelhaften Kommunisten. bedingt an einem Montag nicht zugegen rief daraufhin sofort den Vorsitzenden Heute bin ich 80 Jahre alt, doch das war. Der Anruf des Dolmetschers, umge- der Partei an. Beide wollten sich zum Geschehnis steht mir vor Augen, als ob es hend der Kommandantur einen Dreitonner Kommandanten begeben, um den Sach- gestern gewesen wäre. Ich erinnerte mich zur Verfügung zu stellen, landete daher verhalt zu klären. Doch die Verbindung daran, als Bernhard Quandt seine denk- auf meinem Tisch. Etwas ängstlich und klappte zu dieser Zeit noch nicht allzu würdige und äußerst emotionale Rede in unerfahren bemühte ich mich, diesem gut. Der Verdacht, ich wolle die So- der letzten Sitzung der DDR-Volkskam- Befehl zu gehorchen. Sofort rief ich meh- wjetmacht durch Sabotage eines wich- mer hielt, deren Auflösung das würde- rere Firmen an, die LKWs besaßen. Die tigen Transports schwächen, schwebte lose Ende des ersten deutschen Arbeiter- Eigentümer waren alles andere als der zunächst noch über mir. Doch mein Vater, und-Bauern-Staates bedeutete. sowjetischen Besatzungsmacht wohlgeson- KPD-Mitglied seit 1922, hatte über den Harry Machals, Vorsitzender der nen. So fand jeder, an den ich mich wandte, Parteiweg erfahren, daß sich der meck- RF-Regionalgruppe Rostock irgendwelche Ausflüchte, warum er den lenburgische Landtagsabgeordnete und Transport nicht ausführen könne. damalige Güstrower Landrat Bernhard Bernhard Quandt war später viele Jahre Mit „sofortiger Bereitstellung“ war also Quandt gerade in der Kreisstadt Hage- 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung nichts zu machen. Während ich noch now aufhielt. Er wurde dort angerufen Schwerin und Mitglied des Staatsrates meine Rundrufe fortsetzte, tauchten und davon in Kenntnis gesetzt, daß der der DDR. ein Offizier und ein Sergeant der Kom- junge Genosse Harry Machals – ich war mandantur mit gezogener Pistole auf. seit dem 14. Februar 1947 Parteimitglied Wahrscheinlich hatten sie den ATG-Chef – festgenommen worden sei und eine auf solche Weise erschrecken und unter Intervention des Lübtheener SED-Vor- Druck setzen wollen. Sie steckten jedoch sitzenden wie des Vaters keinen Erfolg Rainer Rupp – als langjähriger ihre Waffen weg, als sie mich ängstlich gehabt habe. Kundschafter der DDR „unser Mann“ dreinblickenden Jüngling als den einzi- Gegen Abend traf der so um Hilfe Ersuchte im NATO-Hauptquartier – spricht auf gen anwesenden Mitarbeiter rumtelefo- dann in unserem Städtchen ein und begab zwei Veranstaltungen über das Thema nieren sahen. Da ich jedoch keinen LKW sich sofort zur örtlichen Kommandantur.

Die neue Strategie der NATO – erhöhte Kriegsgefahr?

Am 13. Oktober um 15 Uhr ist er in Stralsund, Gartenrestaurant Aristokratische Mobilität „Knieper Nord“, und

dolf-Heinrich von Arnim aus dem hierzu in einer Verlautbarung würdi- am 14. Oktober um 15 Uhr in AHause Gerswalde sei im 93. Jahr gend mitteilen. Rostock, Gaststätte „Nordlicht“, seines „Erdenwandels“ gestorben – „im „Herr von Arnim war in seiner charisma- Lichtenhagen, Ratzeburger Straße, Frieden mit seinem Gott“ –, annoncierte tischen Art seit der Wiedervereinigung unlängst ein adliger Klan in der Tem- ein Streiter für die Mobilität in der Ucker- bei den Regionalgruppen Nördliches pliner Lokalzeitung. Seine „Aussegnung mark“, hob er – laut Ortszeitung – dessen Vorpommern bzw. Rostock zu Gast. und Beisetzung“ fand allerdings nicht im „unermüdlichen Einsatz für den öffentli- Osten, sondern auf dem Alten Friedhof chen Personennahverkehr und insbeson- Leser, Freunde und Sympathisanten von Bonn statt. dere für die Bahn“ hervor. Das erfordere sind herzlich willkommen. Möge der Baron dort seine Ruhe fin- Dankbarkeit. Stuhlgeld 2 Euro den! Denn zu Lebzeiten war er rastlos. In der Tat: Ohne feudale Wessis wären Das ließ der Landrat Klemens Schmidt wir ganz und gar aufgeschmissen. R. F. RotFuchs / Oktober 2008 Seite 7 Ein großer marxistischer Philosoph deutscher Sprache Aus einer Laudatio von Hermann Klenner auf Hans Heinz Holz

„Ein Gegenangriff zur Zurückweisung ermacher dem Philosophen Hegel die Mit- Versuch einer eigenen Grundlegung der der in jüngster Zeit verstärkt auf Hans gliedschaft in der offiziellen Akademie Dialektik: Weltentwurf und Reflexion, Heinz Holz zielenden Attacken ist alle- verwehrt hatten, Stuttgart, 2005 mal wichtig. Solltet Ihr einen Teil meiner In dem zuletzt genannten Werk brachte Laudatio auf dem Symposium aus Anlaß daß Marxens im Foyer des Hauptgebäu- Holz die bisherige Denkarbeit seines seines 80. Geburtstages drucken wollen, des der Humboldt-Universität unüber- ganzen Lebens in einer von ihm auch so so seid Ihr hiermit dazu ausdrücklich lesbar anmontierte berühmt-berüch- genannten „Philosophie des Widerspruchs“ autorisiert.“ tigte Notizbucheintragung von den die zur Vollendung, weshalb der Titel unse- Welt interpretierenden Philosophen (wo res Symposiums: „Die Lust am Wider- (Aus einem Brief von Prof. Dr. Hermann spruch“ gar nicht besser hätte gewählt Klenner an die Redaktion des RF) werden können. Freilich handelt es sich bei dieser Lust nicht etwa um eine linke Es ist für mich eine Ehre und für ihn, Variante jener Spaßgesellschaft, zu der Hans Heinz Holz, gewiß eine Freude, gewissenlose Sozialkosmetiker unsere realkapitalistische Gegenwart harm- daß wir uns zu einem Widerspruchs- los reden. Die von unserem Symposium Symposium in einer Stadt zusammenge- gemeinte Lust bezieht sich auf die Zuver- funden haben, in der vor mehr als drei- sicht des von Hans Heinz Holz ungemein hundert Jahren auf Initiative von Leibniz, geschätzten b. b., der die Widersprüche dem Mitglied der Royal Society zu Lon- in der Gesellschaft mit den Hoffnungen don, wie auch der Académie française der Menschen in ihr gleichsetzte. … Bei zu Paris, unsere Societas Scientiarum Holz heißt es: „Der Widerspruch setzt die zu Berlin gegründet und zu deren erstem Bewegung in Gang, die das Bestehende Präsidenten dann eben dieses Universal- in sein Anderssein übergehen läßt – sei genie berufen wurde; es nun der Widerspruch zwischen dem fließenden Wasser und dem ruhenden daß wir hier im Senatssaal einer vor knapp Stein oder der Widerspruch zwischen zweihundert Jahren eröffneten Universi- Ausgebeuteten und Ausbeutern im Klas- tät tagen, deren geistiger Vater das Aka- senkampf.“ demiemitglied Wilhelm von Humboldt war, dessen Namen ihr am 8. Februar Auch wenn meine Laudatio eher die per- 1949 vom Präsidenten der Deutschen Zen- es doch darauf ankomme, diese Welt zu sönliche Hommage eines H. für einen H. tralverwaltung für Volksbildung in der verändern), zu einem seine Beute beein- sein wird und sich schon deshalb nicht damaligen Sowjetischen Besatzungszone trächtigenden, tagtäglichen – und dann auf die Aneinanderreihung wissenschaftli- Deutschlands verliehen wurde und der auch noch denkmalgeschützten! – Ärger- cher Erfolge des Jubilars kaprizieren kann, nach 1990 – eine merkwürdige Inkonse- nis für so manchen Nachwendeprofessor sollen doch wenigstens einige Stationen quenz – nicht in „Friedrich-Wilhelms- geworden ist. seines Berufsweges nachgezeichnet wer- Universität“ rückverwandelt worden ist, den … Nach dem Studium in Frankfurt wie sie doch seit 1828 hieß; Für jeden in Permanenz produzierenden a. M. und Mainz 1956 Promotion bei Bloch Gelehrten gilt, daß sich seine Biogra- in Leipzig; bis 1970 Privatgelehrter und daß in diesem Universitätsgebäude der phie in der Bibliographie seiner eigenen freier Publizist in Frankfurt a.M., Mün- zum Nachfolger Fichtes als Philosophie- Publikationen verkörpert. Im Falle von chen und Zürich; 1962 bis 1964 mit Hel- professor berufene Hegel, von Heidelberg Hans Heinz Holz liegt diese, wenn auch mut Ridder und Wolfgang Abendroth in kommend, seit Oktober 1818 siebenund- erschreckend unvollständig, im Anhang der Bewegung gegen die Notstandsge- zwanzig Semester lang bis drei Tage vor der ihm von fünfunddreißig Kollegen, setze; 1970 Ablehnung der Habilitation seinem Tod lehrte, davon eine Wahl- Freunden und Schülern gewidmeten und durch die Universität Bern im Ergebnis periode lang als Rector magnificus, in mit Ernst Blochs Rede zum Amtsantritt politischer Auseinandersetzungen; 1971 einer Stadt, die er als einen „großen Mit- von Hans Heinz Holz an der Universi- Berufung auf den Lehrstuhl für Philoso- telpunkt für sich“ ansah, auch wenn es tät Marburg (1973) eingeleiteten Fest- phie an der Universität Marburg; 1979 Paris war, das er für die „Hauptstadt der schrift „Repraesentatio mundi“, Köln, 1997, Leiter des Lehrstuhls für Geschichte der zivilisierten Welt“ hielt (was gewiß auch S. 567–597 vor. Die Titel allein der von Philosophie der Reichsuniversität in Gro- etwas mit dem Sturm auf die Bastille zu ihm verfaßten Monographien erläuternd ningen (Holland); 1997 Emeritierung; 1981 tun hatte); aufzuzählen, würde bereits den mir vor- bis 1988 Präsident der Internationalen gegebenen zeitlichen Rahmen überdeh- Gesellschaft für Dialektische Philosophie daß sich hier ein stud. jur. Carl Marx, nen. In seinem siebenten Lebensjahr- und seit 1992 deren Ehrenpräsident; 1997 aus Bonn kommend, an die ihm zunächst zehnt, wenn andere sich schon längst Wahl in die Leibniz-Sozietät der Wissen- als „groteske Felsenmelodie“ so gar nicht auf dem verdienten Faulbett eines Eme- schaften zu Berlin; 2002 Ehrendoktor der behagende damalige Weltphilosophie ritus räkeln, hat er sich nicht etwa mit Universität von Urbino. kettete, gewiß nicht ohne Einfluß von nur einem großen Werk begnügt, nein, er Prof. Dr. Hermann Klenner Eduard Gans, dem seinerzeitigen Statt- hat große Werke publiziert, nämlich eine halter Hegels an der hiesigen Juristenfa- dreibändige Philosophische Theorie der kultät und gemeinsam mit ihm Begründer bildenden Künste; ferner eine dreibän- Sonderdruck aus der Abhandlung der der Berliner Alternativakademie, da der dige Problemgeschichte der Dialektik in Leibniz-Sozietät der Wissenschaften, Jurist Savigny und der Theologe Schlei- der Neuzeit; und schließlich ist da der Bd. 22, trafo-Verlag Berlin, 2008 Seite 8 RotFuchs / Oktober 2008 Ihr werdet Euch noch wundern Was auf Amerikaner und Bundesdeutsche zukommt

ie als Titel dieses Artikels verwen- Die Bundesregierung meldet vorerst mehr Afghanistan verdient geostrategisch beson- Ddete Liedzeile von Udo Jürgens dürfte als 100 „Gefallene“ in Afghanistan, die dere imperiale Aufmerksamkeit. Es ist umge- Anfang 2009 Hunderttausende wieder ein- Zahl der als Krüppel Heimgekehrten ver- ben von Iran, Turkmenistan, Usbekistan, holen, wenn der neue Präsident der Ver- schweigt sie. Tadschikistan, China und Pakistan – also einigten Staaten von Amerika sein Amt Im Jahre 2006 wird in einer offiziellen Staaten, die zum Teil über noch ungenutzte antritt. Noch ist offen, ob er Obama oder Hochglanzbroschüre des Kabinetts gelobt: Erdgas- und Erdölreserven verfügen. McCain heißen wird. „Der deutsche Bundestag ist das Forum Schon in der Strategie Hitlers lag die Zielstel- Welch ein Trubel herrschte um den Berlin- der Nation. Hier werden Wegmarken für lung, von außen her das Begehrte in Besitz Auftritt des „Menschenfischers“ Obama, die Zukunft des Landes festgelegt und zu nehmen. Sei es durch Aggression, sei es wie ihn die „SUPERillu“ nannte! Er hatte hier entscheidet Deutschland über seine durch willige Lakaien. Reichsleiter Alfred Amerikas Kriegsschauplätze kurz zuvor Rolle in Europa und in der Welt.“ Hat das Rosenberg erklärte am 21. Juni 1941: „Die noch besichtigt, die Boys in Kuweit und „Forum der Nation“ je beachtet, daß 64 Aufgabe unserer Politik scheint deshalb in Afghanistan besucht, da erwartete ihn die Prozent der per Internet befragten Bun- der Richtung zu liegen, die Freiheitsbestre- „Berliner Zeitung“ zum „Volksfest an der desbürger dafür sind, daß sich die Bun- bungen aller dieser Völker in einer klugen Siegessäule“. Ob allerdings die von ihm deswehr möglichst schnell aus Afghani- und zielsicheren Form wieder aufzugreifen angeforderten zusätzlichen Deutschen mit stan zurückzieht? und sie in ganz bestimmte staatliche Form Volksfestlaune ins Land am Hindukusch Doch der „Menschenfischer“ Obama ließ es zu bringen, d. h. aus dem Riesenterritorium ziehen werden, wie einst Deutschlands in seiner Berliner Rede nicht an der Absicht der Sowjetunion Staatsgebilde organisch Kaiser Wilhelms Soldaten? mangeln, noch mehr amerikanische GIs herauszuschneiden und gegen Moskau Leutnant Curt v. Salmuth, Angehöriger und Hiwis aus anderen NATO-Ländern aufzubauen, um das Deutsche Reich für der 1. Kompanie des Königin-Elisabeth- am Hindukusch zum Morden einzuset- kommende Jahrhunderte von dem östli- Garde-Grenadier-Regiments in Charlot- zen, zur Vergewaltigung eines souveränen chen Albdruck zu befreien.“ tenburg, schrieb am 1. August 1914 in sein Volkes, dem ein System „westlicher Zivi- In Georgien haben die USA und die NATO Kriegstagebuch: „Nachmittags 5 Uhr kam lisation“ übergestülpt werden soll. Und einen ihnen hörigen, aber schwer an der der Mobilmachungsbefehl. Der 2. August auch Merkels Kriegsminister und CDU- Kandare zu haltenden Lakaien installie- sollte der erste Mobilmachungstag sein. Scharfmacher Jung will 1000 Deutsche ren können. War es ein Zufall, daß genau Abends große Feier im Kasino. Oberst v. mehr ins Opiumland schicken, während am Eröffnungstag der Olympischen Spiele Brauchitsch hielt eine wundervolle Rede. sein Parteifreund Dr. Karl Lammers die der verbrecherische Überfall auf Südosse- Große Begeisterung im Offizierskorps.“ Nation noch im März 2008 beruhigte: „Da tien stattfand? Und am 6. August trug er ein: „Unendliche die Taliban für die ISAF eine sogenannte Merkels aus vollen Rohren schießende het- Begeisterung. Von Damen werden Liebes- asymmetrische Bedrohung darstellen, zerische Propagandamaschine richtete gaben in die Kaserne gebracht. Auf den kann die Lösung des Problems nicht darin sich ausschließlich gegen Rußland, nicht Straßen stehen Tische mit Liebesgaben liegen, immer mehr Truppen nach Afgha- gegen den Aggressor Georgien. Die Kanz- für vorüberziehende Soldaten. Die Eisen- nistan zu verlegen. Immer mehr Truppen lerin und deren Regierung befinden sich bahnwagen, die die Reservisten heran- würden nur bedeuten, daß den Terroristen damit objektiv in der durch Rosenberg bringen, sind ganz und gar mit grünen immer mehr Angriffsfläche geboten wird.“ vorgezeichneten Spur. Nur sie? Im Grund- Zweigen geschmückt.“ Nanu – ein Kriegsverweigerer? satzprogramm des Koalitionspartners Am 9. August folgte dann dieser Eintrag: Nein! Lammers leitete vom 23. bis 27. Mai SPD ist nachzulesen: „Wo sie Regierungs- „Ausmarsch des Regiments. Unter dem 2008 als Vizepräsident des Bundestages verantwortung trug, diente sie dem Frie- Jubel von Tausenden von Menschen zog die „Parlamentarische Versammlung der den. Wir sind stolz darauf, niemals Krieg, das Regiment durch die Straßen von Ber- NATO“ im Reichstagsgebäude. Anwesend Unterdrückung oder Gewaltherrschaft lin nach dem Lehrter Bahnhof. Alle, Solda- von deutscher Seite waren u. a. Staats- über unser Volk gebracht zu haben.“ Gilt ten und Offiziere, sind mit Eichenzweigen minister Volker Bouffier (CDU) mit sei- das auch für andere Völker? geschmückt. Jeder ruft ein herzliches ,Auf nen Sicherheitsbeamten Mark Friedrich, „Ihr werdet Euch noch wundern.“ Die Lied- Wiedersehen!‘. Die Kinder schütteln den Christian Knab, Dominik Turski und sei- zeile von Udo Jürgens besitzt inzwischen vorbeimarschierenden Soldaten noch die nem Fahrer Jürgen Kembügler; Minister einen tieferen Sinn. Hans Horn Hand. Von allen Fenstern und Balkons ein Lorenz Caffier (CDU) mit seinen Body- Jubel, ein Winken. Der Unterschied zwi- guards Gunnar Nehls, Ulf-Peter Oelsner, schen Arm und Reich, Hoch und Niedrig Mathias Rhode; Minister Holger Hövel- verschwindet vollkommen. Alle sind wie mann (SPD) mit seinen Beschützern Uwe Am 13. August ist unser Genosse eine große Familie.“ Riehn, Jens Host, Tom Werner und Fahrer Eingefügt sei an dieser Stelle: Einhun- Thomas Leibscher. Zu Gast im Plenarsaal Siegfried Joch dert Jahre später, im Jahr 2014, werden war aber auch der Vertreter Georgiens aus Plauen im Alter von 69 Jahren wegen des zunehmenden Hungers in der Archil Osidze (!), während für Afghanistan einem Krebsleiden erlegen. Welt, wegen der imperialen Gier nach die Herren Haji Raz Mohammad, Khalid A. Rohstoffen vielleicht mehr kriegerische Pashtoon, Noor Rahman Izedyar und die Er war dem „RotFuchs“ treu ver- Auseinandersetzungen die Menschheit Dame Shakila Hashmi teilnahmen. bunden. Der ehemalige Betriebs- beunruhigen. Die Pressemitteilung vorab lautete: „Die zeitungsredakteur, der im RF über Szenenwechsel: Nach dem „Blitzsieg“ der Parlamentarier beschäftigen sich wäh- seine Tätigkeit in einer Artikelserie deutschen Wehrmacht über Polen verkün- rend der fünftägigen Konferenz mit aktu- berichtete, stand fest zur Sache des dete Hitler am 6. Oktober 1939 die Zahl der ellen Fragestellungen der NATO. Dazu Sozialismus. Toten und Verletzten dieser „Kampagne“: gehören der Einsatz in Afghanistan und Wir werden ihn in guter Erinne- „Es sind nach der Angabe vom 30. 9. 1939, die Entwicklung der Sicherheitslage auf die wesentliche Veränderungen nicht mehr dem Balkan, die atlantische Perspektive rung behalten und kondolieren erfahren wird, in Heer, Kriegsmarine und der Raketenabwehr, die transatlantische seinen Angehörigen und den Luftwaffe einschließlich der Offiziere: Zusammenarbeit und die Debatte über das Genossen vom „Vogtlandboten“. gefallen 10 572, verwundet 30 322.“ Zukunftskonzept der Allianz.“ RotFuchs / Oktober 2008 Seite 9 Der „Währungsschnitt“ Wie Deutschlands Verderber die Spaltung vollzogen

ange vor Kriegsende beschließen die ein! Wir Jungen haben gute Kontakte zum Hilde von der US-Border-Patrouille vor LStaaten der Anti-Hitler-Koalition die „Iwan“. Wir spielen gegen die Soldaten dem hessisch-thüringischen Grenzstein Aufteilung Deutschlands in vier Besat- Fußball, um uns vor dem Ausmisten zu niedergeschossen. Sie verblutete. Die Ram- zungszonen: die britische, die französi- drücken. Die Mädchen, anfangs skeptisch bos verschwanden im Wald. sche, die amerikanische und die sowje- und ängstlich, gewinnen allmählich Ver- 1947: Die Demarkationslinie ist noch immer tische. Als Klammer und Unterpfand der trauen zu ihnen. Es gibt so manches „Rus- offen. Jetzt sind Grenzer in schwarz-blauer Einheit des Landes soll vor allem eine ein- sen-Liebchen“. Der Rotarmist Nikolai, mit Uniform (SBZ) dort stationiert. Das „Kom- heitliche Währung dienen. Berlin – von der dem ich mich angefreundet habe, erhält mando“ residiert im Bürgermeisteramt. Roten Armee allein befreit – erhält den von meiner Mutter öfter ein Butterbrot Die kleine Gruppe beschränkt sich auf Viermächtestatus. Ausweiskontrollen. Im Juli 1945 ver- Behinderungen gibt lassen die Amerika- es nicht. ner – wie zuvor zwi- 1948 herrscht reger schen den Alliierten Tauschhandel bei uns: vereinbart und in Uhren aus Ruhla (SBZ) Übereinstimmung gehen gegen Därme mit den Abmachun- aus dem Westen für gen von Jalta – Teile die Hausschlachtung Mitteldeutschlands. weg. In unserem Dorf Die Sowjetarmee findet ein Treffen mit besetzt Thüringen, Bewohnern der Ort- das nunmehr zu schaften auf der ande- ihrer Besatzungs- ren Seite statt. zone gehört. Auch Doch am 20. Juni 1948 in unser Dörfchen, kommt der Pauken- in dessen westlich- 1948 begann eine Entwicklung, die in den „Rechtsstaat“ BRD mündete: Polizeieinsatz schlag. Der Hessi- stem Zipfel gelegen, beim G-8-Gipfel 2007 in Heiligendamm. sche Rundfunk mel- … „ziehen lautlos die det triumphierend: Russen mit dem Pan- Währungsreform in jewägelchen, ohne Panzer, recht ärmlich (Buttrbrott) und einen Schoppen Milch. den drei Westzonen. Das ist der Bruch aussehend, mit speckiger Feldbluse, ohne Er braucht Fürsorge. Ein Ärgernis für der Vereinbarung zwischen den Alliier- Bügelfalten-Eleganz der GIs ein. Sie wirken meinen Vater: Nikolai besteht darauf, ein ten. Ein einheitliches Währungsgebiet exi- müde und abgekämpft.“ So steht es in mei- „besorgtes“ Motorrad in unserer Scheune stiert nicht mehr. Deutschland ist in zwei nem Tagebuch von damals. Ich lebe mitten abzustellen (Brandgefahr!). Auch er macht Teile gespalten. „Seit gestern sind wir Aus- unter ihnen, wohne direkt an der Demarka- sich Sorgen um die ständige Ballerei der land, drüben gilt eine andere Währung“, tionslinie zur amerikanischen Zone. Alles GIs an der Grenze. Sie schießen auf alles, schreibe ich in mein Tagebuch. ist zunächst problemlos. was sich bewegt. Texaner-Art. In der SBZ herrscht helle Empörung über Zwischen unseren Dörfern Großensee So unauffällig die Rotarmisten in unser jene, die das Land getrennt haben. Die (SBZ) und Kleinensee (US-Zone) verläuft Dörfchen gekommen sind, so undramatisch Grenzbewohner im Osten trifft es beson- die Grenze. Die alte Linde dient als Mar- vollzieht sich ihr Abzug. Nach einem Jahr ders hart: abrupter Abbruch vieler Kon- kierung. Davor befindet sich auf östli- wird die Kommandantura aufgelöst. takte, kaum noch Einkaufsmöglichkeiten. cher Seite das farbige Schilderhäuschen Unterdessen legt der US-Geheimdienst Die Reichsmark ist nichts mehr wert. Für der Rotarmisten, drei Meter dahinter die OSS (die spätere CIA) immer mehr Aktivi- den Besuch von Tanzabenden und sportli- US-Kontrollstelle. Vorerst gibt es keine täten an den Tag. Sie nutzt den in beiden chen Veranstaltungen auf der anderen Seite Behinderung. Die Grenzbewohner gehen Richtungen unbehinderten Grenzverkehr. muß beim Einlaß nun Westmark gezahlt wie gewohnt nach hüben und drüben zur Wer den Männern geeignet erscheint, wird werden. Andererseits können Westzonen- Arbeit: auf dem Feld oder in der Fabrik bei zum Verhör nach Rotenburg, Heringen oder bürger bei uns alles für einen Spottpreis BMW in Eisenach (SBZ) oder im Kaliwerk Hersfeld gebracht. Wo stehen die Panzer erwerben, während wir für eine einzige Heringen (US-Zone). Verbindungen bestehen der Roten Armee? Was für Geschütze hat Pall-Mall-Zigarette 12 Reichsmark hin- wie vor dem Krieg. Besuche zu Tanzaben- sie? Welches Kaliber? Gibt es Widerstand, blättern müssen. den oder Geburtstagen oder zum wechsel- wie heißt der Anführer? Und: Wer sind Die SMAD (Sowjetische Militäradmini- seitigen Einkaufen werden von „Zone zu die kommunistischen Funktionäre? Wie stration in Deutschland) muß jetzt schleu- Zone“ wahrgenommen. Die einheitliche steht es mit dem Gottesdienst? nigst handeln. Alle Zufahrtswege wer- Währung ist das Bindeglied familiärer Wir lernen allmählich das Schwindeln, um den gesperrt, um zu verhindern, daß die und geschäftlicher Beziehungen. schneller freizukommen. Auch ich werde wertlos gewordene Reichsmark aus dem Wenige Monate nach Aufnahme des Schul- dreimal verschleppt … Nach über fünf Westen in den Osten gespült wird. Man- betriebs in Gerstungen (SBZ) entläßt man Stunden bewegungslosen Stehenmüssens che in unserem Dörfchen sind natürlich im Oktober die ersten Nazi-Studienräte. im engen Holzhäuschen an der Grenze neidisch, daß man nur 500 m weiter so Sie ziehen nach Nordhessen um, 20 km fragt mich der Vernehmer zum wieder- vieles kaufen kann. Doch allgemein wird weiter, und unterrichten dort an höheren holten Male, wann ich endlich aussagen die Spaltung abgelehnt, nicht so sehr aus Schulen u. a. in Hersfeld. wolle. Als ich ablehne, droht er mir, mich ideologischen Gründen, sondern vor allem, Schon einige Wochen nach Einrücken der mit dem Panzerspähwagen zur Brigade weil die Menschen spüren, daß der Zerstö- Roten Armee wird der einbeinige Ortsdie- nach Heringen zu bringen. Unterwegs rung der einheitlichen Währung unwei- ner Edewödd beauftragt, mit der Klingel springe ich ab … gerlich andere einschneidende Maßnah- zu verkünden, daß am Sonnabend um acht Wenn ich zurückdenke, bleibt mir ein men folgen werden. im Saal Hannes ein Tanzabend stattfindet. Datum unvergessen. Am 9. April 1946 Die Kommandantura lädt die Dorfjugend wurde unsere erst 17jährige Nachbarin Artur K. Führer Seite 10 RotFuchs / Oktober 2008 Prassen und darben … die einen sind im Dunkeln, und die andern sind im Licht

chalte ich das Fernsehen ein, komme desregierung demonstrierte mit ihrem auch andere Demokraten sind hier in der Sich mir vor, als sei ich in einem zweit- Haushaltsentwurf für 2009, daß sie ihre Pflicht. Denn wo wir Linken Lücken ent- klassigen Sandalenfilm „Der Untergang Politik nicht zu ändern gedenkt. Ihr sozi- stehen lassen, drängen andere rein. Die des Römischen Reiches“. So pervers prä- aler Abstiegskurs trifft die Arbeitenden, „Kameraden“ der rechten Szene versuchen sentieren die neue Oberschicht und deren die Alleinerziehenden, die Familien und sich mit gesponserten Geldern und Lebens- „politische Klasse“ ihren Reichtum. Und die Rentner. mitteln als Helfer in der Not anzubieten. das in einem Land, in dem die Energie- Der SPD-Finanzminister im Dienste des Freibiertrinkende Nazischlägertrupps und Grundnahrungspreise für die ärmeren Kapitals hat nur ein „ehrgeiziges“ Ziel: Er versuchen, die Straße zu erobern. Die Mitbürger, teilweise sogar für die soge- will 2011 ohne Netto-Kreditaufnahme aus- Köpfe werden mit Volksgemeinschafts- nannte Mittelschicht, längst zu einem kommen, obwohl er selbst dann vermut- müll, Ausländerhaß, Antikommunismus, Problem geworden sind oder zu werden lich gar nicht mehr im Amt sein dürfte. PDL-Phobie und pseudokapitalistischen drohen. Unverdros- Dieser Tunnelblick Parolen vernebelt. In einige Parlamente sen wird in sämtli- versperrt die Sicht sind die Faschisten bereits eingedrungen. chen privaten und auf die Verwer- Dort propagieren sie wieder ihr „gesundes öffentlich-rechtli- fungen in dieser Volksempfinden“. Es ist politisch mani- chen Fernsehkanä- Gesellschaft. Halten pulier- und abrufbar. len gegart, gesoffen wir uns an Brecht: Erinnert sei an Rosa Luxemburg, von der und gebraten, was „… die einen sind die Alternative formuliert wurde: „Sozia- das Zeug hält. Koch- im Dunkeln, und lismus oder Barbarei“. Sind wir nicht sendungen haben die anderen sind bereits mitten drin in der Barbarei? Hochkonjunktur. im Licht.“… Aber Heinrich Ruynat, Hoyerswerda Bei den leckeren warum nehmen Rezepturen läuft die Politiker der Unser Autor war „Verdienter Eisenbah- den Hungrigen das Großen Koalition ner der DDR“. Er ist in der PDL aktiv und Wasser im Mund eine so kompro- zeichnet u. a. für den „RotFuchs“ zusammen. Mac mißlose Haltung Donald hilf! Aber ein? Schon in den nur keine Neidde- 60er Jahren sang batte! Moral und der Kabarettist Disziplin sind in Wolfgang Neuss: Gedanken an das „Armer Staat bit- Am 18. Oktober um 10 Uhr spricht tägliche Brot strikt tet um eine milde einzuhalten. Gabe, denn Kano- Dr. Klaus Blessing, Berlin, in der Berlins Finanzse- nen und Patronen Drogenmühle Heidenau, Dresdner nator Thilo Sarazin kosten Geld.“ hat die Lösung: Er Wer wie unsere Straße 26, auf einer Veranstaltung präsentierte jüngst Angela am Hindu- einen Speiseplan kusch im Interesse der RF-Regionalgruppe Dresden für verschwende- des deutschen Kapi- über das Thema rische Hartz-IV- Zeichnung: Heinrich Ruynat tals mitmischen Empfänger. Der will, muß enorme SPD-Politiker Clementschen Zuschnitts Gelder dafür lockermachen. Das Volk hat behauptet, man könne sich mit den täg- gefälligst am Fressen zu sparen. Es lebe Der moderne Kapitalismus lichen 3,73 Euro rundum gesund ernäh- die Multiplikation schneller Eingreiftrup- ren. Neuerdings wollen selbsternannte pen! „Germans to the front – die Deut- und die Notwendigkeit seiner Gurus den am Rande des Existenzmini- schen an die Front“! Das ist wieder eine Überwindung mums Vegetierenden weismachen, ein gängige Parole, wenn man möglichst viele Euro genüge sogar, da Kultur und Mobi- junge Männer freiwillig oder gezwun- lität unnötig seien. Das „Prekariat“ brau- gen in den Krieg wirft. Ein Nebeneffekt: che so etwas nicht. Es würde ja ohnehin Man kann die Zahl der Arbeitslosen und nur prassen und saufen. Sozialhilfeempfänger daheim noch mehr Die PDL-Politikerin Katja Kipping wandte kaschieren. Vor allem kommt es auf Ruhe Die RF-Regionalgruppe Cottbus sich gegen solche Zumutung. In einer an: Im eigenen Land muß Friedhofsstille Fernsehsendung forderte die sächsische herrschen. Um das zu erreichen, wird und Umgebung lädt zum 11. Oktober Bundestagsabgeordnete, als Minimum die bürgerliche Demokratie abgeholzt um 10 Uhr in die Gaststätte für jedes Kind ein warmes Mittagessen und die Faschisierungstrommel gerührt. einzuführen. Denn gegen latenten Hun- Die flächendeckende Datensammelwut „Brandenburger Hof“, Friedrich-Ebert- ger hilft nur Speisung, gegen Armut nur unseres geliebten Innenministers kennt Straße 33, zu einer Veranstaltung mit Geld. Das aber ist so ungleich verteilt wie keine Grenzen. Schließlich muß man für nie zuvor. Wer den Reichtum ungeschmä- alle Fälle gewappnet sein. Heiligendamm Oberst a. D. Klaus Eichner ein. lert lassen will, wird die Armut nicht läßt grüßen. bekämpfen können. Man muß das Elend Die gesamte Linke muß sich herausgefor- klar benennen: Armut im Alter, Armut dert fühlen. Die Opposition der PDL in Der Autor des Buches „Angriff von Kranken, von Frauen, von Hunger- den Parlamenten und die außerparlamen- und Abwehr“ stellt diese wichtige flüchtlingen aus der Dritten Welt. tarische Opposition aller übrigen Kräfte Der kapitalistische Staat entzieht sich auf der Straße dürfen nicht auseinander- Publikation vor. der Verantwortung. Die Merkelsche Bun- klaffen. Sozialisten und Kommunisten, RotFuchs / Oktober 2008 Seite 11 Fromme Finanzen Wie der Staat der Monopole seine Kirchen mästet

ie Regierenden in Deutschland sin- es auch keine Basis für entsprechende schuf, die einschließlich ihrer Nachfolger Dgen bei jeder Gelegenheit ihr Lied Normierungsschritte der Reichsländer. zum Systembestandteil aller Ausbeuter- von der Haushaltssanierung. Das hat Auch in der Bundesrepublik wurde die- gesellschaften wurde. Allerdings sollten nur zwei Strophen: „Sparen, sparen und ser Verfassungsauftrag nicht verwirk- die heutigen Machthaber beachten, daß nochmals sparen!“ und „Zockt das Volk licht. Hier gibt es also Handlungsbedarf. sich das Volk mehr und mehr von den offi- ab!“ Dieses Motto beherrscht den unun- Bemerkenswert ist, daß der gleichfalls ziellen Kirchen zurückzieht. terbrochenen Sozialabbau. Dort, wo man weiter geltende Weimarer Verfassungs- Eine Pflicht zur durchgehenden Rechen- sparen könnte, z. B. bei Kriegseinsätzen, artikel 137 besagt, daß es in Deutschland schaftslegung über die Verwendung der Rüstungsprogrammen, Steuergeschen- keine Staatskirche gibt. staatlichen Mittel ist den Kirchen nicht ken für die Reichen oder neuen Schnüffel- Nach 1949 ist die Bundesrepublik zusätzli- auferlegt worden. So bleibt weitgehend im instrumentarien, verzichtet man darauf. che Zahlungsverpflichtungen eingegangen. dunkeln, daß damit auch Anlagevermö- Diese Kapitel sind politisch tabu. Und es Die Kirchen haben sie gefordert und bekom- gen geschaffen oder erweitert wird, wel- gibt weitere, bisher überwiegend bedeckt men. Alles in allem flossen im Jahr 2000 ches über Zinsen, Dividenden, Mieten und gehaltene Seiten im Haushaltsbuch. Da- für „rein innerkirchliche Zwecke“ fast 20 Pachten weitere Einnahmen sichert. Der zu gehören die Milliarden Euro „Spiegel“ berichtete vor einigen Jahren auf fragwürdi- aus staatlichen unwidersprochen, daß die Summe dessen ge Rechtsgrund- Steuergeldern an jährlich etwa noch einmal ein Drittel des lagen gestützten die Kirchen. Kirchensteueraufkommens ausmache. immensen staat- Darunter fallen Für die Steuerzahler hierzulande ergibt lichen Leistun- auch die berücht- sich, daß jeder von ihnen, ob Kirchenmit- gen an die ohne- igte Militär„seel- glied oder nicht, über seine Abgaben an hin nicht gerade sorge“ und die der Fremdfinanzierung der Kirchen in mittellosen eta- Ausbildung sämt- etwa doppelter Höhe dessen beteiligt ist, blierten christli- licher Theologen. was Kirchenmitglieder an Kirchensteu- chen Kirchen. Eine wahrhaft ern entrichten. Das Grundgesetz großzügige Staats- Es gäbe viele Möglichkeiten, diese Gel- erklärt in diesem kollekte! der sinnvoller zu verwenden. Folgende Zusammenhang Da ist doch wohl Rechnung soll noch einmal deren Grö- fünf einschlägige zu fragen, was ßenordnung belegen: Würde der Staat Artikel der Wei- eigentlich mit den seinen Verfassungsauftrag erfüllen und marer Reichsverfassung von 1919 zu sei- Kirchensteuern geschieht, also jenen Sum- diese Zuwendungen reduzieren oder ein- nen Bestandteilen. Dazu zählt Artikel 138, men, welche der Staat für die öffentlich- stellen, könnte er z. B. den ca. 7 Millio- der bestätigt, daß es „auf Gesetz, Vertrag rechtlichen Religionsgemeinschaften von nen Arbeitslosen und „prekär“ Entlohnten oder besonderen Rechtstiteln beruhende deren Mitgliedern und denen einzieht, die monatlich ohne weiteres bis zu 300 Euro Staatsleistungen an die Religionsgesell- er zu Unrecht den Kirchengliedern gleich- mehr auszahlen. schaften“ gibt. stellt. Das sind jährlich ca. 8,5 Milliarden Für die Betroffenen wäre das sicher eine Experten der Würzburger Initiative „Ein Euro. Zwei Drittel davon werden für die Linderung ihrer Not, wenn auch nicht Mahnmal für die Millionen Opfer der Kir- Entlohnung des nicht direkt vom Staat mehr. Linke Kapitalismusverbesserer che“ berichten, daß solche Regelungen in honorierten Kirchenpersonals verwen- könnten das einfordern. Die Unterstützung erheblichem Maße bereits aus der Refor- det. Beschäftigte von Caritas und Diako- durch viele Betroffene wäre ihnen sicher. mationszeit stammen, also fast 500 Jahre nischem Werk sind dabei allerdings noch Ein solches Verlangen aber bliebe allein alt sind. Oder sie gelten seit der Säkula- nicht erfaßt. Weniger als 10 % des Auf- deshalb illusionär, weil es nur einen Teil risation unter Napoleon vor reichlich 200 kommens werden für öffentlich-soziale des Systems und der es stützenden Macht Jahren. 2004 kassierten die Kirchen für Zwecke ausgegeben. in Frage stellt. Marxisten kämpfen des- diese Titel bundesweit etwa 500 Millio- Und wie werden die vom Klerus kontrol- halb für die Überwindung der kapitali- nen Euro. lierten Sozialeinrichtungen über Wasser stischen Gesellschaftsordnung, damit Sie betreffen z. B. Verpflichtungen zur gehalten? Da gibt es so manche Über- den hier geschilderten Manipulationen Erhaltung und Renovierung kirchlicher raschungen. Es existieren z. B. „kirch- der Boden entzogen wird. Bauten, Gehälter für Bischöfe, Erzbi- liche“ Krankenhäuser oder Altenheime, Wolfgang Mäder schöfe und andere hohe Kirchen„beamte“, die allein vom Staat finanziell getragen jährliche Schadensersatzleistungen für werden, sowie „kirchliche“ Kindergär- den Kirchen einst auferlegten „Verzicht“ ten und Schulen mit ca. 90 % öffentlicher auf Grund und Boden, allerdings auf der Unterhaltung. Zugegeben, solche Leistun- Am 11. Oktober um 9.30 Uhr spricht Grundlage aktueller Getreidepreise, und gen müßte der Staat vielleicht auch für Dr. Hans Reichelt, in der DDR Minister manches mehr. Daneben gibt es gewohn- eigene Einrichtungen erbringen, wenn es heitsrechtliche Leistungen. In Bayern wird die kirchlichen nicht gäbe. So aber wird für Umweltschutz und Wasserwirtschaft, den Katholiken sogar der Weihrauch vom nebenbei ein klerikales Wohltätigkeits- in der Stätte der Begegnung, Strausberg, Staat geschenkt. image aufgebaut, das von der Wahrheit Gerhart-Hauptmann-Straße 6, über das Der erwähnte Weimarer Artikel 138 schreibt weit entfernt ist. Die Kirchen dienen dem Thema aber auch vor, daß diese Staatszuwendun- Staat im Gegenzug damit, daß sie dessen gen „durch die Landesgesetzgebung abge- reaktionäre Politik mittragen und umset- löst“ werden sollen und daß das Reich zen. Dazu gehörte auch die 40 Jahre lang Der Umgang mit Energie hierfür Grundsätze aufstelle. Doch weder anhaltende kirchliche Konservierung und Rohstoffen im Kapitalismus der Reichstag noch die Reichsregierung entsprechenden Denkens und Handelns oder irgendeine andere Reichsinstitution in der DDR. So läuft das, seit man unter haben zu Reichszeiten derartige Grund- dem römischen Kaiser Konstantin im 4. Veranstalter ist die Regionalgruppe. sätze jemals in Kraft gesetzt. Damit gab Jahrhundert jene christliche Staatskirche Seite 12 RotFuchs / Oktober 2008 Rattenfänger unterwegs Heimattreue Deutsche Jugend steht in der Tradition der HJ

ie HDJ (Heimattreue Deutsche Jugend) Partei und gutbezahlte Mitarbeiter der Ob der Staatsschutz in M-V davon Kenntnis Dsteht nicht nur vom Kürzel her in unmit- NPD-Fraktion. nimmt, wissen wir nicht. In den Jahresberich- telbarer Beziehung zur HJ (Hitlerjugend), Man vermutet, daß gegenwärtig ca. 1000 ten spielte die HDJ bisher keine Rolle. Um so sondern ist von Inhalt und Form ihrer Arbeit Kinder und Jugendliche diese Ausbildung notwendiger ist die Alarmierung der Öffent- mit Kindern und Jugendlichen eine exakte durchlaufen. Hier bildet die NPD ihre Füh- lichkeit, um zu erreichen, daß Eltern nicht ihre Kopie der Kinder- und Jugendorganisation rungskräfte von morgen aus. Kinder diesen Rattenfängern ausliefern. des faschistischen Dritten Reiches. Nur die Im Unterschied zu den martialisch ausse- Übrigens: Das Verbot, Nachfolgeorganisatio- Uniformen unterscheiden sich: schwarze henden Schlägerkolonnen sucht man sein nen der Wiking-Jugend zu bilden, gilt nach wie Kluft bzw. blaue Röcke für Mädchen. Braune Klientel aus den Gymnasien und Hochschu- vor für die gesamte Bundesrepublik. Jemand Uniformen könnten als verfassungswidrig len, z. B. aus den schlagenden Burschen- müßte das dem Innenminister mitteilen. belangt werden. schaften an der Universität Greifswald, zu Am 23. August berichtete der „Nordkurier“: „Die Die HDJ ist eine Nachfolgeorganisation der rekrutieren. Staatsanwaltschaft Rostock sieht nach Prüfung Wiking-Jugend, die wegen ihrer eindeutigen Dem liegt auch die Erkenntnis zugrunde, der polizeilichen Erkenntnisse zu einem Zeltlager Neonazi-Ausrichtung 1994 vom Bundesinnen- daß das Interesse der Bevölkerung an der der rechtsextremen Heimattreuen Deutschen minister verboten wurde. Untersagt wurden bürgerlichen Demokratie spürbar nachläßt, Jugend (HDJ) keinen Anfangsverdacht für eine damals auch die Gründung von Nachfolge- wie die Wahlbeteiligung ausweist. Anderer- Straftat. ,Wir haben keine Anzeichen dafür, daß organisationen und das Tragen von entspre- seits ist die Mitgliedschaft antifaschistischer öffentlich Nazi-Symbole verwendet wurden‘, chenden Kleidungsstücken. Parteien überaltert. Ihr Einfluß wird aus sagte Oberstaatsanwalt Peter Lückemann gestern. Gegenwärtig breitet sich die HDJ in mehre- biologischen Gründen abnehmen. Bei dem Camp, das Anfang August in Hohen ren Bundesländern aus und hat auch schon Dann aber stehe die NPD mit militärisch Sprenz stattfand, habe es sich um eine interne in Mecklenburg-Vorpommern Fuß gefaßt. ausgebildeten, rechtsradikal indoktrinier- Veranstaltung gehandelt. Diese werde vom Zunächst vermeidet sie, Aufsehen zu erregen, ten, akademisch profilierten Führungskräf- Straftatbestand nicht erfaßt. Ein Ermitt- versucht ihre Veranstaltungen dem Blick der ten für einen Zugriff auf die Macht bereit, lungsverfahren sei nicht eingeleitet worden.“ Öffentlichkeit zu entziehen. In unserer unmit- wird spekuliert. Demnach dürfen Kinder auf privatem Gelände telbaren Umgebung fanden 2008 der Tollen- Der Verfassungsschutz lehnt gegenwärtig faschistisch erzogen werden und mit den Nazi- semarsch (40 km) und das HDJ-Ostertreffen eine Beobachtung dieser neuen Nazistruk- symbolen umgehen. in Tückhude/Landkreis Demmin statt. Wäh- turen mit der Begründung ab, sie seien noch Ratsherr Dr. Manfred Bewersdorf, rend in Neubrandenburg und Rostock die nicht bundesweit verankert. Neubrandenburg üblichen Naziaufmärsche organisiert wer- den, um die demokratische Öffentlichkeit zu provozieren, geht es bei den Aktivitäten der HDJ um die heimliche Vorbereitung der Nazi-Führungskader von morgen. Dazu werden in Wochenendlehrgängen und Knabe interessiert? Ferienschulungen regelmäßig Kinder und Jugendliche im Alter ab 10 Jahre zu Übun- „Nordkurier“ empfiehlt Gruselkabinett Nr. 2 gen militärischen Charakters zusammenge- faßt. Sie sind uniformiert und in militäri- sche Formationen nach dem Führerprinzip aß sich Hubertus Knabe in Berlin-Hohen- legen und dann in den Grusel des Faschisten gegliedert. Der öffentlich-rechtliche Sender Dschönhausen ein seiner Phantasie entspre- Göring abtauchen. Nur gut, daß der Weg zu NDR 1 (Radio Mecklenburg-Vorpommern) chendes Gruselkabinett eingerichtet hat, ist diesem „Objekt“ schwer zu finden ist. Sonst verkündete in den Nachrichten am 9. August, allgemein bekannt. Jetzt wurde eine gleich- könnte es sein, daß Knabe diese „Gedenk- daß die Polizei in Hohensprenz/Landkreis wertige Installation in Westberlins Schöne- stätte“ als Dependance von Hohenschönhau- Güstrow ein rechtsextremistisches Jugend- berger Straße angeboten. Hierbei handelt es sen einrichtet und für nur 10 Euro Eintritt im camp auf einem Privatgelände aufgelöst hat. sich um ein Bunkerlabyrinth. Näheres kann Verbindungsgang zum Hauptgebäude voll- 39 Jungen und Mädchen im Alter von 8 bis der geschätzte Leser aus unserem Faksimile wertigen Horror startet. Für die Erzeugung 14 Jahren seien dort untergebracht gewesen erfahren. Die Kriegsgeneration hat genug von Haß ist diesem professionellen Hetzer ja und wären unter der Leitung von Erwach- davon kennengelernt. Wovor sollen die Men- alles zuzutrauen. senen mit Lebensweisen und Vorstellungen schen Angst bekommen? Burkhard Kammhoff, Templin der Nazis vertraut gemacht worden. Entspre- Ich habe irgendwann einmal eine Sequenz im chend habe man den Tagesablauf gestaltet. BRD-Fernsehen aufgenommen, die die Rea- Bei der Durchsuchung fand die Polizei NS- lität des 2. Weltkriegs darstellte. Zu sehen Kennzeichen und -Symbole. Aufmerksame waren Brutalität, Bestialität und Tod. Rela- Bürger hätten die Behörde auf dieses Nazi- tiviert man heute so etwas und stuft es bald camp hingewiesen. auch noch als Grusel für starke Nerven ein? Abhärtung, spartanisches Leben, Verherr- In was für eine Verwilderung dringt diese Zeit lichung der Naziidole, Ritualien der Hitler- eigentlich noch vor? Ist es für die Herrschen- jugend wie Mut- und Messerprobe, Ausbil- den toll, wenn Angst und Schrecken so alltäg- dung an Waffen und intensives Training im lich sind wie der Gang in den Luftschutzbun- Kampfsport werden bei der HDJ kultiviert. ker? Soll man das alles jetzt schon lernen, um Neben der für junge Leute durchaus attrak- später im Krieg abgehärtet zu sein? tiven Lager- und Zeltromantik vermitteln Wer sich gruseln möchte, kann das ja irgendwo die Führer ihre rassistisch und faschistisch in der Nähe von Zehdenick (Havel) haben. geprägte Ideologie. Die Ausbilder kommen Dort soll noch ein Pilzbunker aus Nazizeiten vorwiegend aus der verbotenen Wiking- irgendwo im Wald vollständig erhalten sein. Jugend, sind zum großen Teil aktive NPD- Auch ein Besuch in „Carinhall“ wäre anzura- Funktionäre, Landtagsabgeordnete dieser ten. Man könnte den dortigen Pilzbunker frei- Aus: „Nordkurier“ RotFuchs / Oktober 2008 Seite 13 Nachhilfestunden aus Schloß Bellevue Von einem, der über die DDR ganz genau Bescheid weiß

arianne Birthler, wohl die kompe- die Schüler müßten diese Floskeln längst Weiß er wenigstens um die heutige Schul- Mtenteste deutsche Bildungspolitike- gekannt haben. Weshalb spielte der Bun- denlast seiner „Landeskinder“? rin, hat schon mehrfach beklagt, daß das despräsident, der so Eulen nach Athen 4. Herr Köhler vermutet, die „Fassade der Geschichtsbild von Jugendlichen über die trug, Nachhilfelehrer ausgerechnet in sozialen Wohltaten“ hätte in der DDR bald DDR zu „verklärt“ sei. Sie warnte vor der DDR-Geschichte? Daß er sich auf Klitte- zerbröckeln müssen. Ging es dabei um Wiederkehr teuflischer sozialistischer rungen versteht, ist unübersehbar, seine eine „Fassade“ oder um die Grundsubstanz Ideen, die in der DDR ihre Wurzeln hät- Absicht leicht zu durchschauen. der DDR-Politik? Die Frage mag dem Mei- ten. Ein wahrer Christenmensch kennt 1. Wer die realen Bedingungen berück- nungsstreit überlassen bleiben. Aber auch die Gefahren der Hölle, auch wenn sie sichtigt, unter denen sich die DDR entwic- darüber müßte man streiten können: Vor DDR hieß. kelte – Reparationen unseren Augen zerbröckelt die Fassade der Tatsachen und Befra- für ganz Deutschland „sozialen Marktwirtschaft“. Dazu schweigt gungen scheinen den (Biedenkopf bezifferte der erste Mann im Staate. Birthlers Recht zu sie 1990 auf 800 Mrd. Horst Köhler ist Präsident der Bundesre- geben. DM), Folgen der offe- publik Deutschland, die sich die DDR ein- Bei der Wahl in Sach- nen Grenze, NATO- verleibt hat und deren frühere Bürger als sen am 8. Juni 2008 Embargo, nichtäqui- Menschen zweiter Klasse behandelt. Gehört nahmen etwa 60 % valenter Handel usw. es zu seinen Aufgaben, den Ostdeutschen gar nicht mehr teil. –, würde zunächst auch noch nachträglich einreden zu wol- In einer mdr-Sendung einmal deren Lei- len, was diese erlebt haben sollen? wurde als Ergebnis stungen würdigen. Prof. Dr. Horst Schneider einer Umfrage mitge- Politiker wie Strauß, teilt, daß ca. 80 % der Brandt, Herzog und Ostdeutschen mehr andere haben das angenehme als unan- partiell getan. Die genehme Erinnerun- BRD war vor 1990 Am 7. Oktober um 18 Uhr spricht gen an die DDR haben. an der Plünderung Doz. Dr. sc. Dieter Götze im Über Ursachen und der DDR ausschlag- Folgen wäre nachzu- gebend beteiligt. Liebknechthaus, Braustraße 15, auf denken. 2. Auf die Behaup- einer Veranstaltung der RF-Regional- Es ist eine Tatsache: tung, der sozialisti- Nach fast zwanzig sche deutsche Staat gruppe Leipzig über das Thema Jahren unaufhörli- sei bankrott gewesen, cher Denunziation hat Egon Krenz in der der DDR-Geschichte „jungen Welt“ vom 12. Soziale Probleme der Stadt- – auch durch Filme, Juni unmißverständ- entwicklung in Leipzig in denen berühmte lich geantwortet: „Die Schauspieler und hüb- DDR war zu keinem sche Diven ihren Part Grafik: Karlheinz Effenberger Zeitpunkt bankrott.“ bei der Verteufelung Der Bankrott wurde der DDR hatten – bleibt der Erfolg trotz erst während der Phase der „Wiederver- immensen Aufwandes durchaus mager. einigung“ vom Westen systematisch orga- Da ist guter Rat teuer, aber doch in Sicht. nisiert, wobei die Treuhand eine krimi- Wozu haben wir schließlich einen Bun- nelle Rolle spielte. despräsidenten? Als all das im Gange war, versah Horst Horst Köhler, der die Bürger so oft zur Köhler in Waigels Finanzministerium Zivilcourage ermunterte, zieht nun die die Aufgaben des Staatssekretärs. Ihm Ritterrüstung an, um den langen Schat- unterstand die Treuhand. Er trägt also ten der DDR zu erlegen. die Hauptverantwortung dafür, daß alles Am 11. Juni lud er unter großem Medien- Wertvolle in der DDR verramscht und ver- spektakel Schüler in sein Schloß ein, um scherbelt wurde. Westdeutsche Monopole ihnen eine Lektion in DDR-Geschichte und Banken fielen wie Aasgeier über sie zu verabreichen. Greifen wir vier seiner her und schlachteten sie aus. Millionen Thesen, die auch durch die Presse gin- frühere DDR-Bürger sind Zeitzeugen. Sie Zitat des Monats zum gen, heraus: bedürfen nicht der Belehrung durch den Peter-Hacks-Jahr 2008: – Der real existierende Sozialismus sei in heutigen Bundespräsidenten. der DDR heruntergekommen. 3. Die Auslandsschulden der DDR betru- – Die DDR sei wirtschaftlich am Ende gen 1989 rund 19,9 Millionen Valutamark. „Wessen sollten wir gewesen. Im Vergleich zu den Verbindlichkeiten uns rühmen, wenn – Die DDR habe nur noch „von der Substanz der BRD ist das eine lächerliche Summe, gelebt“. Die Schulden seien aus eigener zumal dann, wenn man die Guthaben nicht der DDR!“ Kraft nicht mehr zu tilgen gewesen. und von der DDR ausgereichten Kredite – Das Regime habe sich „gezwungen gese- in Betracht zieht und gegenrechnet. Die (Peter Hacks in einem Brief an hen, die bröckelnde Fassade der sozialen Schuldensumme pro Kopf belief sich 1989 den „RotFuchs“, zu dessen Wohltaten und der scheinbaren Vollbe- etwa 15 000 DM pro Bundesbürger, 7005 ersten Lesern, Förderern und schäftigung niederzureißen“. DM pro DDR-Bürger. Über das Maß der Zunächst: Nichts von dem, was Herr Köh- Verschuldung hätte der Finanzexperte Autoren der Dichter gehörte.) ler sagte, ist irgendwie originell. Auch Köhler besser informiert sein müssen. Seite 14 RotFuchs / Oktober 2008 Wortmeldung eines Linkspartei- „Beleidigende Wählers aus Oberfranken Unterstellung“

er Artikel „Zweite SPD nicht vonnöten“, Im Westen waren die WASG-Leute im Dder aus Mecklenburg-Vorpommern Prinzip nur darauf bedacht, die mit der kam und von Carsten Hanke geschrieben „alten SPD“ verbundenen sozialen Errun- wurde, hat mich vor allem wegen des Blicks genschaften wiederherzustellen. Gesell- auf die inhaltlichen Probleme sehr inter- schaftliche Veränderungen strebten sie essiert. Dem Autor zufolge sollte es darum nicht an. Sie wollten gewissermaßen gehen, „jenes Lager zu stärken, welches „Kapitalismus light“. Ein Beispiel steht sich für einen gesellschaftlichen Wandel mir dabei vor Augen. Als im vergangenen einzusetzen bereit ist“. Zu diesem Thema Jahr in Hessen ein Spitzenkandidat der könnte man so manches sagen. Linkspartei bestimmt wurde, der früher Ich selbst bin unmittelbar nach dem Son- mal der DKP angehört hatte und sich nicht derparteitag der SED/PDS, der im Dezem- gegen „Mauer“, DDR und „Stasi“ aussprach, ber 1989 in der Berliner Dynamohalle wurde er sofort frontal angegriffen und stattfand, vor allem deshalb aus der Partei zum Verzicht gezwungen. Wir haben es ausgetreten, weil ich mir nicht vorstellen hier mit sogenannten linken Sozialdemo- konnte, daß bei den verschiedenen Platt- kraten zu tun, die keineswegs das System formen, die bereits entstanden waren, eine ändern wollen und können. sozialistische Orientierung herauskommen Dennoch muß man aus meiner Sicht „Die würde. Man werde nun den Dritten Weg Linke“ wählen. Trotz deren inhaltlicher beschreiten, der immer zum Kapitalismus Probleme und anhaltender Zerrissen- führt, dachte ich. heit. Schon allein deshalb, um SPD, CDU, Der Schauspieler Eberhard Esche, ein über- FDP und längst übergelaufene Grüne zu zeugter Sozialist, schrieb in seinem Buch schwächen. Ich erhoffe mir dadurch, daß „Wer sich grün macht, den fressen die etwas gegen Hartz IV, die Rente mit 67 Ziegen“ (Eulenspiegel-Verlag) u. a.: „Denn und die Auslandsmilitäreinsätze unter- eigentlich, so sagte das Volk im nachhin- nommen werden kann und ein gesetzlicher ein, hatte man alles, was einem gehörte, Mindestlohn von etwa 12 Euro zustande behalten und nur das bissel neues Geld kommt. Das wären zunächst einmal die dazubekommen wollen … Wir möchten wichtigsten konkreten Ziele. die DDR behalten, aber als bessere DDR. Meine Erfahrungen besagen, daß es der- Und besser hieß: mit Westgeld. Das war zeit in Deutschland keine Mehrheit für der sogenannte Dritte Weg. Ein Weg mit tiefergehende gesellschaftliche Wand- Westgeld ist aber ein Westweg.“ lungen im Sinne einer Systemüberwin- Daß die PDS überlebte, hatte eigentlich vor dung gibt. Hier bei uns höre ich immer allem etwas mit dem Abwehrreflex zu tun, nur: „Da müssen wir durch.“ Oder: Das den die ungeheure Hetze gegen sie durch muß man hinnehmen.“ So reden Leute, alle gleichgeschalteten Medien auslöste. die jahrzehntelang sozial korrumpiert Vor allem die Ostberliner (ich war 30 Jahre und ruhiggestellt worden sind. Ich denke einer von ihnen und bin heute in Ober- dabei an großzügige Förderungen beim franken ansässig) sagten sich: Das sind Hausbau, zusätzliche Rentenversorgung unsere. Deshalb zog die PDS auch über und Dinge ähnlicher Art, die eine Rolle drei Direktmandate sofort als Gruppe in spielten. Ein Autor im „Freitag“ schrieb: den Bundestag ein. „Die Alt-BRD wurde als Konsummonster Durch die Agenda 2010 sowie Hartz I bis IV aufgebaut.“ Das haben das Großkapital wurden vor allem westdeutsche Gewerk- und dessen Handlanger in der Politik nun schafter und enttäuschte Sozialdemokra- nicht mehr nötig. ten rebellisch, was dann zum Entstehen Ich bin überzeugter Sozialist, vielleicht der WASG führte. Es war massiver Protest auch Kommunist, wählte immer PDS, gegen den von der SPD und den Grünen zu jetzt stimme ich für „Die Linke“, weil ich verantwortenden sozialen Kahlschlag. der Meinung bin, daß Wahlenthaltung Auch in Ostdeutschland entstanden WASG- falsch ist. So feierte im mdr unlängst die Strukturen. CDU ihren Sieg im Kampf um den Ober- bürgermeisterposten meiner Geburts- stadt Dresden. Sie gewann auch in allen Landkreisen. Ganz am Ende wurde mit- geteilt, die Abstimmungsbeteiligung in der Landeshauptstadt habe übrigens bei 34 % und in den Kreisen bei 25 % gelegen. Die CDU errang die Krone, obwohl sie nur die Unterstützung eines Bruchteils aller Stimmberechtigten erhalten hatte. Meine Überlegungen erheben weder den Anspruch auf Vollständigkeit noch auf theoretischen Tiefgang. Mir ging es gewissermaßen um das Pragmatische. Weiterhin viel Erfolg. Ich freue mich auf jedes Heft. Werner Vanselow, Ebensfeld Aus: „Rieser Nachrichten“ RotFuchs / Oktober 2008 Seite 15 „Sammelstelle“ zur Deportation Eingebrannte Erinnerung an den antisemitischen Nazi-Terror

Nach dem eindrucksvollen RF-Artikel Gruppe von Gefangenen auf einer Rampe über den „Zug der Erinnerung“ ein paar und in einem Eisenbahnwaggon. Die den ergänzende Worte zum im Westberliner Abschluß bildende Eisenwand-Schriftta- Stadtteil Moabit gelegenen Mahnmal fel hat die Höhe der einstigen Synagoge. Levetzowstraße. Auf ihr sind die 63 „Osttransporte“ mit Für einen 1985 ausgeschriebenen Wettbe- über 35 000 Juden, die ab Oktober 1941 werb entwarfen der Bildhauer Peter Her- von den Bahnhöfen Putlitzstraße, Lehrter bich und die Architekten Theseus Bap- Bahnhof und Grunewald aus in Richtung pert und Jürgen Wenzel das Konzept der Lodz, Riga, Lublin, Minsk und Kowno und Gedenkstätte. Sie wurde am 14. November von dort in die Konzentrations- und Ver- 1988 eingeweiht. Seit 1960 befindet sich nichtungslager rollten, aufgelistet. Auf hier eine Tafel zum Gedenken an die Syn- einer Bodenplatte finden sich Abbilder agoge, die seit 1941 als Sammelstelle für und Informationen zu Berliner Synago- Deportationen in die Vernichtungslager gen. R. F. dienen mußte. Sie war eine der größten Berliner Synagogen und wurde im Krieg beschädigt. Der Abriß erfolgte 1955. Das Monument besteht aus mehreren Teilen. Schräg in den Himmel ragt eine Eisenwand mit den Daten der von Berlin ausgehenden „Osttransporte“. Auf einer Betonplatte davor finden sich gußeiserne Reliefs aller 36 Berliner Vereins- und Gemeindesynagogen als Symbol ausge- löschter deutsch-jüdischer Kultur. Sie bilden den Hintergrund für das eigent- liche Mahnmal am Rand der Straße: eine

Absteiger als „Aufstocker“ „Merkels Arbeitsmarktpolitik“ – Strategie bundesdeutscher Konzerne

in neuer Begriff macht die Runde: „Zwar gab es im Zeitraum von 2005 bis „Aus Sicht des DGB“, schreibt die „Berli- E„Aufstocker“. Klingt irgendwie nach Ende 2007 ein Fünftel weniger arbeits- ner Zeitung“, „trägt die Hartz-IV-Rege- gut, besser, mehr. „Du wirst aufgestockt, lose Hartz-IV-Empfänger, jedoch stieg lung zu einer Ausweitung des Niedrig- steigst eine Stufe höher.“ gleichzeitig die Zahl derjenigen, die lohnsektors bei.“ Aber was ist gemeint? Du arbeitest, ent- trotz Arbeit auf Hartz IV angewiesen Niedriglohn-Sektor ist gut. Symbolischer weder Vollzeit oder bist teilbeschäftigt. waren.“ Arbeitende müssen inzwischen Lohn-Sektor, ein solcher Sektor nur noch Dafür erhältst Du einen Lohn. Aber dieser dazugerechnet werden. Und zwar – nach dem Schein nach, wären vielleicht bessere Lohn ist so gering, daß er nicht zum Leben diesem DGB-Bericht – bei „Aufstockern“ Bezeichnungen; das führt eine Praxis ein, reicht; im Sinne des Wortes kann man (man wagt kaum, diesen Begriff noch in bei der die Lohnzahlung (jetzt erst ein- davon nicht mehr leben. Weder „würdig“ den Mund zu nehmen) mit Minijob um mal die Niedriglohn-Zahlung) zur Sache noch sonst überhaupt. Und so wird der 28,3 %, bei Aufstockern mit 400 bis 800 des Staates wird. Lohn, der vom Wesen her ein Nichtlohn Euro um 55,8 % und bei Aufstockern mit Wo aber nimmt dieser einen solchen ist, eben aufgestockt, bis zur Höhe von mehr als 800 Euro um 39,7 %. Ersatz-Lohn her? Schöne Frage. Da gibt es Hartz IV. Es gibt also Löhne für Arbeit, Wir sind nun also aufgeklärt, daß Hartz ja noch eine Besteuerung der Löhne, die die noch niedriger sind als der Satz von IV nicht nur die Einführung eines Mini- Lohnsteuer. Also keine Frage mehr. Hartz IV, den Menschen beziehen, die gar maleinkommens für Arbeitslose war, ein Was treibt die Bundesrepublik Deutsch- nicht mehr arbeiten dürfen und gerade „Mindestlohn für Arbeitslose“, sondern land eigentlich dazu, einer solchen Anti- mal so am Leben gehalten werden. die Voraussetzung dafür, daß die Kapi- lohn-Strategie der Unternehmen freien „Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat talisten dazu übergehen konnten, Löhne Lauf zu lassen? Um vermelden zu kön- erstmals berechnet, daß allein für Voll- unterhalb solcher Löhne zu zahlen, die nen, man betreibe erfolgreiche Arbeits- zeitbeschäftigte die Unterstützung per noch diesem Begriff entsprechen. Es ist marktpolitik, senke die Arbeitslosenquote, Hartz-IV-Leistungen bereits mit zwei Mil- ein ganzer Unternehmensbereich ent- erfülle Wahlkampfversprechen? liarden Euro zu Buche schlägt. Rechne standen, der sich der neuen, einmaligen Es sind „erst“ 4,4 Milliarden Euro, aber man noch die Aufstock-Leistungen hinzu, Praxis in der Geschichte des deutschen ich würde bereits von einer zweiten – die darüber hinaus auch an Teilzeitbe- Kapitalismus bedient. Man zahlt formell geheimen – Besteuerung der Einkom- schäftigte gezahlt werden, dann müsse irgendein Entgelt, und der Staat muß men sprechen. Löhne zahlen „Löhne“. Der der Staat rund 4,4 Milliarden Euro pro dann daraus einen Lohn machen – Min- Staat vermittelt. Jahr zahlen.“ So zu lesen in der „Berliner destlohn, wie wir sehen. Das geht also, und Zeitung“ vom 29. Juli. geht immer mehr und immer besser. Hermann Jacobs Seite 16 RotFuchs / Oktober 2008 Neues „Edikt von Potsdam“? Über Leute, die sich als Toleranz-Apostel in die Brust werfen

er fast schon vergessene Manfred Es fällt auf, daß im Edikt von Potsdam abzuschieben. Hier finden wir in der Tat DStolpe hat seinerzeit das Wort „Tole- Begriffe wie „Toleranz“, „tolerant“, „Tole- ein Ebenbild „deutscher Toleranz“ tag- ranz“ bis zum Überdruß dekliniert, also ranzedikt“ überhaupt nicht vorkommen. Im täglich wieder. gebeugt! In dessen Fußstapfen ist jetzt EDICT des Churfürsten Friedrich Wilhelm „Was ist an Friedrich dem Großen, der Preu- Prof. Dr. Heinz Kleger mit seinem Heft- wird von „Glaubens-Genossen“ gespro- ßen als europäische Großmacht formte, chen „Für eine offene und tolerante Stadt chen, „welche sich in Unseren Landen nie- groß zu nennen, so daß es bleiben sollte?“, der Bürgerschaft“ getreten. Er will an das derzulassen revolvieren werden – desto fragt Kleger. Welche Verniedlichung! Das „Edikt von Potsdam“ aus dem Jahre 1686 mehrere Bequemlichkeit haben mögen, … „Formen der Großmacht“ geschah ganz ohne anknüpfen. Der Autor ist davon beseelt, auch einen bequemen Ort anweisen las- Toleranz, mit Vorderladern und Kartät- daß unsere wunde Welt an einem „Neuen sen – woselbst das exercitium Religiones schen. Friedrich rief seinen Soldaten zu: Toleranzedikt“ genesen könne. Doch dem in Französischer Sprache gehalten werden „Hunde, wollt ihr ewig leben?“ Toleranz und ist leider nicht so. Schlimmer: Es ist soll; … auch keineswegs zugeben sollen Aufklärung zerrannen auf Exerzierplät- abwegig, derart ahnungslos den Begriff – daß ihnen das geringste Übel/Unrecht zen und beim Sterben für Seine Majestät. „Toleranz“ in die Welt zu setzen. oder Verdruß zugefügt. sondern vielmehr Wie sieht es heute in Potsdam aus? Denken wir nur an das Wiedererstar- im Gegentheil alle Hülfe/Freundschaft/ Unser Sozialwissenschaftler beklagt „sin- ken faschistischer Organisationen mit Liebes und Gutes erweisen“. Seiner Durch- kende Geburtenzahlen, Abwanderung und ihrem „Rudolf-Heß-Tag“, ihrem vergif- laucht erschien die Angelegenheit gewich- Fachkräftemangel“. Wenn die Stadt zu teten Schrifttum, ihrer aufheizenden tig genug, im EDICT viele konkrete Vor- wenig Bürger habe, müsse sie wie einst Musik, ihren aggressiven Internet-Seiten, schriften festzuhalten, das Thema nicht „die Zuwanderung organisieren“. Die Welt ihren knallharten „Kameradschaften“, dem „Selbstverständnis“ zu überlassen. als Steinbruch für das Abendland! Kleger ihren dubiosen Grundstückserwerbun- Die moderne Deutung ist willkürlich, geht bejammert den geringen Ausländeranteil gen, ihren immer wieder polizeilich und an seinem Wesen bedenkenlos vorbei. In an der Potsdamer Bevölkerung (4,6 % im gerichtlich genehmigten Aufmärschen, Klegers Streitschrift hingegen erscheint Jahr 2005). Andere Städte hätten da zwei- ihrem Einzug in diverse Stadt- und Län- das Wort „Toleranz“ auf 20 Seiten über stellige Zahlen aufzuweisen. Potsdam derparlamente. Das ist die direkte Folge hundert Mal. müsse sich daher „am Wettlauf um Tole- unerträglicher Toleranz. Ein Sozialwissenschaftler sollte den vom ranz beteiligen“. Der Professor verzichtet Bei Prof. Kleger liest sich das so: „Das Großen Kurfürsten und später von Friedrich nicht auf einen Seitenhieb gegen die „aus- ‚tolerante Brandenburg’ bündelt durch- II. abgesteckten Rahmen nicht übersehen. länderfreie DDR“. Er kann sich überhaupt aus wirksam die Handlungschancen, die Die Majestäten schufen für die Ankömm- nicht vorstellen, daß „Ausländer“ dorthin in der Entwicklungsstrategie von Tole- linge handfeste materielle Anreize („Pri- delegiert wurden, um als Facharbeiter, ranz liegen. Es verbindet staatliche und vilegia“) z. B. „Befreiung von den Diensten“ Ingenieure oder Wissenschaftler ausge- nichtstaatliche Möglichkeiten, Rechts- – einer feudalen Selbstverständlichkeit. bildet zu werden und anschließend dem staat und Bürgergesellschaft, Repres- Mehr noch: Der Große Kurfürst ließ in eigenen Volk ihr Wissen zur Verfügung sion und Prävention bei der Bekämpfung der Vorstadt völlig neue Viertel errich- zu stellen. Ihm schwebt scheinbar die von Fremdenfeindlichkeit, Gewalt und ten – man denke an die Weber-Siedlung vietnamesische „Zigarettenmafia“ – ein Rechtsextremismus.“ Nova Ves (Neues Dorf) für die Weber aus Anschlußprodukt – vor Augen. An den Worten „durchaus wirksam“ dürfte Böhmen oder an das Holländische Viertel Das Edikt von Potsdam war vor allem des- zu zweifeln sein: Mit welchen Maßnah- direkt in Potsdam. Den Schweizern wurde halb erfolgreich, weil der Monarch mit sei- men stehen das „tolerante Brandenburg“ in Nattwerder Raum für eine Ansiedlung ner ganzen Macht dahinterstand. Der heu- und dessen „staatliche Möglichkeiten“ für gegeben. tige OB Jan Jacobs (SPD) hat sich lediglich ein umfassendes Verbot der NPD parat? Der Kurfürst war eben noch ein echter zu einer verbalen Luftblase entschlossen: Dem „toleranten“ Autor schweben solche Staatsmann – eine Spezies, die heute vom „Es sind die Potsdamer und Potsdamerin- Lösungen offenbar nicht vor. Aussterben bedroht ist. Ihm schwebte nen, die das neue Edikt schaffen und vor Gleich auf den ersten Seiten wird dem Leser vor, die Verwüstungen des Dreißigjähri- allem auf Dauer gemeinsam leben“, gab er eröffnet: „Es geht nicht um Vorschriften, gen Krieges um jeden Preis zu überwin- von sich. Die Einwohner der Landeshaupt- sondern um ein neues Selbstverständnis“, den. Das Zauberwort hieß „Peuplieren“ stadt würden gerne wissen, was denn die um ein „neues Toleranzedikt“. Es genügt, also Bevölkern, Besiedeln, das Land wie- heute Regierenden unter der Phrase ver- ein beliebiges Fremdwörterbuch aufzu- derbestellen, Vieh auf die Weiden brin- stehen, „das Thema Toleranz in den Mit- schlagen, um zu erfahren, daß „Edikt“ gen, Steuern einnehmen, Rekruten für telpunkt zu stellen“. Walter Ruge ein amtlicher Erlaß, ergo eine Vorschrift die „Blauen“ einziehen. All das hatte mit ist. „Durch ein Edikt erhält die Absicht Toleranz nichts zu tun, sondern war nicht des Monarchen Gesetzeskraft, gibt sie kleinkariert, dafür aber konkret und per- In Rostock beginnt am 8. Oktober allen Betroffenen die nötige Sicherheit, spektivisch gedacht. um 15 Uhr der 2. Zyklus des Marxi- zeigt den Nichtbetroffenen die Grenzen Wir sollten die Augen vor den heutigen stischen Bildungskreises. Er tagt im des Zumutbaren auf.“ Genau das finden Tageszeitungen nicht verschließen: Kein Mehrgenerationenhaus Evershagen, wir – bei etwas näherem Hinsehen – im Flugticket ist zu teuer, um „Ankömmlinge“, Maxim-Gorki-Straße 52. historischen Edikt von Potsdam. Die- die keine Glaubensgenossen sind, wieder , ses wurde seinerzeit zunächst in 2000 loszuwerden. Toleranz aber beginnt erst Prof. Dr. Götz Dieckmann Exemplaren an die Gesandten in Paris dort, wo Nicht-Glaubensbrüder, also Anders- Stellv. Vorsitzender des RF-Förder- übermittelt und an den Fluchtwegen in gläubige an den Grenzen stehen. vereins, spricht über das Thema , Regensburg, Den Haag und Die neue Art der „Toleranz“ („Duldung“) Frankfurt am Main verteilt. (Wo kämen klingt nicht ganz so betörend, kommt Die marxistisch-leninistische wir da hin!) aber der bundesdeutschen Realität näher. Lehre von Staat und Revolution … An den heutigen „Fluchtwegen“ erwar- Sie ermächtigt hiesige Behörden, befri- sowie deren aktuelle Bedeu- ten die ungeliebten Eindringlinge Nacht- stete Aufenthaltsgenehmigungen und tung für die revolutionäre sichtgeräte. Es ist kaum vorstellbar, daß befristete Arbeitserlaubnisse zu erteilen, Weltbewegung Prof. Kleger das nicht weiß. unter Umständen Zuzug zu gewähren oder RotFuchs / Oktober 2008 Seite 17 Brief eines Österreichers an das ND Warum plappern Linke gedankenlos nach, was Rechte vorgeben?

Sehr geehrter Herr Chefredakteur, Bleiben wir auf dem Teppich. Auch in die- ich es für Lesertäuschung, was Sie im Kopf ser Hinsicht, selbst wenn mancher es noch des Blattes verkünden. Denn dann folg- Österreich, Sie werden es wissen, liegt immer nicht wahrhaben will, war die DDR ten Sie nur der vorherrschenden Meinung, nicht im unmittelbaren Einzugsbereich sehr, sehr durchschnittlich. die, nehmen Sie es mir nicht übel, von den Ihrer Zeitung, weshalb manche der von Nun ist mir nicht fremd, daß Menschen bürgerlichen Medien wesentlich gekonnter Ihnen publizierten Texte auch etwas länger – insbesondere jene, die sich ungerecht und professioneller verbreitet wird. brauchen, ehe diese die Alpen erreichen. behandelt fühlen – dazu neigen, ihre Ich folgte Abenteuerlust und meiner Gleichermaßen ist Ihnen wie mir bekannt, eigene Sicht zur Sicht aller machen zu antikommunistischen Überzeugung, als daß die Zeitung vom Vortage so langweilt wollen. Diese Neigung addiert sich und mich die Amerikaner als Agentenwerber wie der Schnee von gestern. Insofern kann, nehmen wir nur unser eurozentri- und -führer hinter den Eisernen Vorhang fürchte ich, daß Sie meine Reaktion auf stisches Weltbild oder die aktuelle Per- schickten. Ich war davon überzeugt, einer den Beitrag „Im Namen der guten Sache?“ spektive der US-Administration, sogar „guten Sache“ zu dienen. Die Abenteuerlust von Martin Hatzius in der Ausgabe vom zur vorherrschenden, gar zu Regierungs- verflog spätestens in dem Moment, als die 22. April auch so abtun werden. politik werden. Handschellen klickten. Meine politische Da es sich allerdings nach meiner Wahr- Ähnlich verhält es sich nach meiner Wahr- Grundüberzeugung blieb. Dennoch habe nehmung nicht um irgendeine Ausstel- nehmung im gegenwärtigen Deutschland. ich sowohl im DDR-Knast wie auch spä- lungsrezension im Feuilleton handelte, Die Opfer-Perspektive einiger Ostdeutscher ter, als ich mich mit meinen Vernehmern sondern um einen Text durchaus grund- wurde zur bestimmenden in der Wahrneh- und Schließern traf – den „Peinigern“ und sätzlichen Charakters, sollten Sie viel- mung der DDR, weil es politisch gewollt „Tätern“, wie es bei Ihnen heißt –, zu einer leicht zur Kenntnis nehmen, was unser- und nützlich war. Das wurde bereits in etwas differenzierteren Sicht auf Perso- einer darüber denkt. Ich reklamiere Ihre den frühen 90er Jahren so angelegt, als nen und Sachverhalte durchgerungen. Hier Aufmerksamkeit mit dem Hinweis, daß ich man die ehemaligen DDR-Bürger wie in handelten Menschen wie ich: überzeugt als Oberschüler von der CIA angeworben den Hollywood-Western in Opfer und Täter davon, auf der richtigen Seite zu stehen wurde, von 1976 bis 1982 als „Kurt Klepp“ schied. Natürlich gab es Opfer. In jedem und einer guten Sache zu nützen. Man für die Amerikaner gearbeitet habe, von System werden Menschen unterdrückt, sollte jedem das Recht auf Irrtum zuge- der DDR nach meiner Verhaftung zu 15 deformiert, bevormundet und schika- stehen. Und auch das der Korrektur. Die Jahren wegen Spionage verurteilt und niert. Gewiß gibt es Unterschiede, doch DDR ist unter ihren eigenen hohen mora- 1985 auf der Glienicker Brücke ausge- im Wesen gleichen sich alle Ordnungen. lischen Ansprüchen geblieben, wie auch tauscht wurde. Ich habe meine Erfahrun- Lesen Sie Kafka, und Sie werden verste- der Westen heute weiter denn je davon gen u. a. in einer Dissertation zum Thema hen, was ich meine. entfernt ist, die bürgerlichen Grund- „Nachrichtendienste in den internationa- Mich befremdet in diesem Kontext zwei- freiheiten in toto zu gewähren. Verglei- len Beziehungen“ 1990 an der Universität erlei. Da ist zum einen diese uniforme chen Sie Verfassungsanspruch und Ver- Innsbruck verarbeitet; mein Doktorva- Ausdeutung und Interpretation der DDR- fassungswirklichkeit miteinander, und ter war Prof. Zdenek Mlynar, der Ihnen Geschichte, die offenkundig keine andere Sie werden die offensichtlichen Defizite möglicherweise im Zusammenhang mit Sicht zuläßt als die vorgegebene. Man hat erkennen. Natürlich sollte man das eine dem „Prager Frühling“ 1968 bekannt sein ein Meinungsmonopol begründet, das kon- Defizit nicht mit dem anderen aufrechnen, könnte. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon sequent durchgesetzt wird. Ich kann mir das wäre unredlich, weil alles seine Zeit ich spreche ... 2005 publizierte ich meine erklären, warum das so ist. hat. Aber ebenso sollte man es unterlas- Geschichte in „Verheizt und vergessen. Zum anderen irritiert mich die Haltung der sen, die Defizite der Vergangenheit zum Ein US-Agent und die DDR-Spionageab- Zeitung, die sich als sozialistisch versteht. Popanz aufzublasen, um die Defizite der wehr“, vor zwei Monaten erschien mein Warum machen Sie sich diese monopoliti- Gegenwart als unerheblich erscheinen zu Sammelband „Als Agent hinterm Eiser- sche Perspektive zu eigen? Wieso überneh- lassen. Denn hier gilt, was ich eingangs nen Vorhang. Fünf West-Spione über ihre men Sie scheinbar widerspruchslos eine schrieb: Das, was war, langweilt, weil es DDR-Erfahrungen“. Niemand berichtete Sicht, die ideologisch-politisch motiviert der Schnee von gestern ist. von Folter, unsere Leute sind in Hohen- ist? Warum plappern Linke gedankenlos Sehr geehrter Herr Reents, ich fürchte, daß schönhausen korrekt behandelt worden. nach, was Rechte vorgeben? dieses Schreiben wie die meisten Leser- Das aber nur nebenbei. Werfen Sie bitte nicht ein, dem Autor des briefe, die Redaktionen ereilen, ungele- Ich weiß nicht, ob Sie schon jemals in einem in Rede stehenden Beitrags müsse seine sen und unbeantwortet bleibt, weshalb Knast waren, egal, ob nur besuchsweise individuelle Ausdeutung zugestanden wer- auch ich mir die berechtigte Frage vorlege: oder aus anderen Gründen. Ich habe einige den. Natürlich will ich niemandem seine Warum schreibst du dann überhaupt? Ich Jahre in der DDR hinter Gittern zubringen Gedankenlosigkeit oder Verwirrung strei- will es Ihnen verraten: Weil ich ein Kind müssen, in Hohenschönhausen 12 Monate tig machen. Jeder soll denken und sagen, der Aufklärung bin und darum noch immer (1982–1983) und den Rest, bis zum 11. 6. wonach ihm ist. Auch wenn es dummes an das Gute im Menschen vulgo Chefre- 1985 in Bautzen II. Ich kenne von Ange- Zeug ist. Nur: Muß man das auch drucken, dakteur glaube. Und deshalb möchte ich sicht auch Knäste in der westlichen Welt. also einem größeren Publikum zur Kennt- nicht von vornherein ausschließen, daß Seien Sie versichert: Das Bedrückende, nis geben? Da sei der Chefredakteur vor. Sie nicht doch Ihren Lesern zur Kennt- das der Rezensent beim Betrachten der Dieser gibt schließlich die Tendenz des nis gäben, was ein „Ösi“ bei der Lektüre Bilder empfunden hat, herrscht an all die- Blattes vor, das er leitet. Denn Pressefrei- eines peinlichen, weil tendenziösen und sen Orten vor. Ich weiß, daß die DDR sich heit bedeutet doch nicht, daß jeder Redak- pseudonachdenklichen Artikels empfun- gern mit Epitheta kolorierte, und offen- teur schreiben und drucken lassen kann, den hat. kundig ist die Neigung nach 1990 nicht wonach ihm ist, sondern daß ein Medium ausgestorben, alles mit DDR-Bezug zu in Gänze uneingeschränkt seine Sicht ver- Mit freundlichen Grüßen Einzigartigem, Besonderem, Ungewöhn- breiten darf. Pressefreiheit meint also die lichem zu verklären. Selbst die Knäste, Außen-, nicht die Innenwirkung. Dr. Hannes Sieberer die dort Diensttuenden und die Einsit- Ich mag nicht annehmen, daß der Beitrag Schwaz/Tirol zenden waren Weltspitze. Beim Quälen „Im Namen der guten Sache?“ die Linie und beim Leiden. Ihres Blattes ist. Wenn es so wäre, hielte Seite 18 RotFuchs / Oktober 2008 Hunger bedroht die Welt Das Damoklesschwert der Nahrungsmittelkrise

s ist zu befürchten, daß es zu einer der Spendenbereitschaft für die Armen von Menschen in Entwicklungsländern Eimmer schärferen Konkurrenz zwi- der Welt, sondern zunehmend ein Politi- forciert werden, ist die Nutzung zusätz- schen „vollen Tellern“ und „vollen Tanks“ kum, ja sogar ein Faktor der Bedrohung licher Flächen für nachwachsende Roh- kommen wird. Das Institut für Weltwirt- des internationalen Friedens und der stoffe ein ethisches Problem. Internatio- schaft in Kiel vertritt den Standpunkt, Stabilität ganzer Staaten. Anfang 2007 nal werden etwa 30% des Ackerbodens „die mit dem Biomasseanbau verbunde- demonstrierten in Mexiko 75 000 Men- für den Anbau von Futtermitteln reser- nen Landnutzungskonflikte und deren schen gegen hohe Tortillapreise. Seitdem viert. In Europa sind es sogar 80%. Bei gesamtwirtschaftliche Effekte“ seien weisen solche Entladungen Kontinuität einem geringeren Fleischkonsum könnte „weitgehend unerforscht“. Die ambitiösen auf. So kam es zu Protesten und Mas- ein Teil dieser Flächen der Verminderung Ziele zur Erhöhung des Anteils erneuer- senverhaftungen in Senegal und Elfen- des Hungers in vielen Teilen der Erde bzw. barer Energien in der diesbezüglichen beinküste. Eine große Anzahl Menschen der Bereitstellung von nachwachsenden Produktion vieler Staaten vernachläs- wurde in Kamerun nach Streiks und Plün- Rohstoffen dienen. sigen die Auswirkungen auf die Ernäh- derungen getötet. Burkina Faso wurde Die bereits erwähnte Annahme, daß der rungssicherheit. von einem Generalstreik lahmgelegt. Aus Verzicht auf Futtermittelimporte aus Untersuchungen, die in den vergange- Bangladesh meldete die Presse schwere Entwicklungsländern zur Verstärkung nen Jahren zum potentiellen Flächenum- Unruhen. Und in Haiti wurde gar die des dortigen Nahrungsmittelanbaus fang der Biomasseerzeugung angestellt Regierung gestürzt. führen würde, setzt allerdings komplexe wurden, gingen von Voraussetzungen Heute sind die Nahrungsmittel, Futter- Wirkungsketten voraus. Derzeit ist es so, aus, die inzwischen angezweifelt wer- und Energiemärkte unlösbar miteinander daß ein Großteil der schwachentwickel- den dürfen. Dazu gehörten stabile oder verbunden. Je höher der Erdölpreis steigt, ten Länder zur Devisenbeschaffung auf sinkende Agrarpreise auf dem Welt- desto mehr Flächen werden weltweit der den Export von Futter und Nahrungsmit- markt; eine stetig steigende Produktion Nahrungsmittelproduktion entzogen. Es teln angewiesen ist. Der Internationale und eine unveränderte Nachfrage nach ist profitabler, Agrarrohstoffe in Ener- Währungsfonds und die Weltbank zwin- Agrarprodukten. gieträger umzuwandeln, als sie für die gen diese zum Anbau valutabringender Es zeigt sich jedoch, daß diese Annahmen menschliche Ernährung bereitzustellen Futterfrüchte, damit sie ihre Schulden keineswegs der Realität entsprachen. Auf oder in den Futtertrog zu geben. zurückzahlen können. Grund des Klimawandels sind wichtige Bedenken muß man, daß bei uns nur ein Aus marxistischer Sicht besteht die Agrarexporteure wie Australien von extre- relativ geringer Teil des geernteten Getrei- größte Herausforderung der Menschheit mem Wassermangel betroffen und können des direkt für die Brot- und Nährmittel- darin, im globalen Maßstab Zukunfts- so ihr bisheriges Niveau kaum halten. Zur produktion verwendet wird. So setzt man verantwortung für die folgenden Gene- gleichen Zeit steigt in Asien durch Bevöl- nur 22% dafür ein, während ca. 60% als rationen zu befördern. Hierbei steht die kerungswachstum und zunehmende Kauf- Futtermittel dienen. Frage, ob diese weltweit noch die glei- kraft die Nachfrage. Andererseits fällt Es muß angemerkt werden, daß sich der chen Lebenschancen haben wie wir heute. die Wiederbewirtschaftung stillgelegter Export von Nahrungsmitteln, langfristig Neben dem Klimaschutz geht es also um Flächen deutlich geringer aus als zuvor betrachtet, nicht als Mittel zur Bekämp- Ernährungssicherheit. Was heute getan angenommen. Der ständige Auftrieb bei fung des Hungers in der Welt eignet. Er oder unterlassen wird, wirkt sich posi- den Weltmarktpreisen für Getreide, Soja, lähmt vielmehr die Eigenproduktion in tiv oder verheerend auf die Nachwelt aus. Mais, Palmöl, Zuckerrohr und Zuckerrü- den Entwicklungsländern, steigert die Diese Verantwortung betrifft nicht nur ben ist bereits seit 2004 zu beobachten. Abhängigkeit, erzeugt Verteilungspro- den Handlungsraum in unmittelbarer Dieser Trend dürfte sich weiter verstär- bleme und erhöht die Korruption. So oder regionaler Umgebung, sondern muß ken. In den zurückliegenden 30 Jahren hat wird der Welthunger durch die Lebens- die ganze Erde in Betracht ziehen. die pro Kopf der Bevölkerung verfügbare mittelausfuhr der Industriestaaten nicht Marc Gerisch Ackerfläche ohne Unterlaß abgenommen. verringert, sondern perspektivisch wei- Ursachen sind vor allem Umwelteinflüsse, ter verschärft. die Folgen intensivster Landwirtschaft Das Sondergutachten des Sachverstän- und der bereits erwähnte Klimawandel, digenrates für Umweltfragen, Studien der weitere Ernteausfälle nach sich zieht. der OECD sowie des UN-Energierats Hierbei muß berücksichtigt werden, daß und die Klimabilanzstudie von Nobel- steigende Lebensmittelpreise für breite preisträger Crutzens kommen zu dem Bevölkerungsschichten in den Ländern Schluß, daß eine eindeutige Werte-Vor- des Südens existenzbedrohend sind. rangigkeit der Welternährungssicherung Erschwerend kommt hinzu, daß viele („food first“) festgelegt werden müsse. Menschen durch die langjährige Über- Eine Reduzierung der Flächenkonkur- flutung der Märkte mit subventionierten renz wäre vor allem über eine Verringe- Lebensmitteln aus der EU und den USA rung des viel zu hohen Fleischkonsums ihre Subsistenzwirtschaft aufgegeben in den Industrieländern möglich. Denn haben, wodurch sie nicht mehr dazu in bereits heute werden erhebliche Flächen der Lage sind, sich selbst mit Nahrungs- in Entwicklungsländern für den Anbau mitteln zu versorgen. Nach Statistiken von Exportfuttermitteln beansprucht, der FAO fällt der Weltkalorienverbrauch die der Tierernährung in den Metropo- typischerweise in einem Verhältnis von len dienen. Sie fehlen der einheimischen 1 : 2 relativ zum Preisanstieg. Besonders Bevölkerung für deren Nahrungsmittel- in den letzten Monaten stand das Thema produktion. Solange wegen des übermä- steigender Lebensmittelpreise wie selten ßigen und ernährungsphysiologisch mehr zuvor im Mittelpunkt der öffentlichen als fragwürdigen Fleischverbrauchs in Debatten etlicher Länder. Hunger ist den hochentwickelten kapitalistischen nicht mehr eine Frage des Mitleids und Staaten Futtermittelimporte auf Kosten RotFuchs / Oktober 2008 Seite 19 Ein zwiespältiges Dokument Prag: Thesen weitgehend in Dubčeks Diktion

er Erfolg hat viele Väter, der Mißerfolg zelner Länder vom sozialistischen System im Verhältnis zum Kapitalismus konkur- Dbleibt meistens eine Waise. Nicht allzu mit Hilfe des ökonomischen Wettbewerbs renzfähigen Ökonomie einschließlich des häufig besteht die Bereitschaft, deren Erbe und des ideologischen und psychologischen Funktionierens unbürokratischen gesell- selbst anzutreten. Dies um so mehr, wenn Krieges gerichtet war, bestanden. Diese schaftlichen Eigentums zu werden.“ die Erblasserin einen durchaus problemati- richtige Erkenntnis ist mindestens so alt Es darf bezweifelt werden, daß erfahrene schen Leumund besitzt, der seit vier Jahr- wie der Jahrestag, dem sie jetzt gewidmet Mitglieder der KP Böhmens und Mährens, zehnten kontrovers diskutiert wird. wurde. Spätestens seit 1966 konnte man die selbst Zeitzeugen der Ereignisse waren, Theoretische Köpfe in der KP Böhmens und eine solche Zielstellung bereits von Franz den in diesen Thesen enthaltenen Schluß- Mährens haben es aus Anlaß des 40. Jah- Josef Strauß, Zbigniew Brzezinski und folgerungen und Behauptungen wider- restages jenes Geschehens, das von man- anderen erfahren. spruchslos zu folgen bereit sind. Viele chen in Verkennung der Realitäten auch als „Das bestimmende Moment der gesell- werden dazu ohnehin keine Gelegenheit „Prager Frühling“ bezeichnet wird, auf sich schaftlichen Krise in der Tschechoslowakei haben, denn diese Ausarbeitung wurde genommen, dieses Erbe konstruktiv und in waren jedoch nicht diese äußeren Faktoren, nicht in Printmedien, sondern lediglich Thesenform anzugehen, um die Vorgänge sondern vor allem die sich ausbildende auf der Homepage der KPBM vorgestellt innere Krise, in der sich die Folgen der ern- und zwar so, daß man schon Erfahrungen sten Mängel im System dieses Modells des im Surfen benötigt, um sie überhaupt auf- Sozialismus offenbarten“, liest man wei- spüren zu können. Die Thesen wurden auch ter, „das die Tschechoslowakei unter dem von keinem Parteiorgan der KPBM bestä- Druck der UdSSR und in der komplizierten tigt. Offenbar war man sich der Ambiva- Situation der 50er Jahre zu übernehmen lenz der Darlegungen bewußt, die beson- gezwungen war“. ders in ihrem Schlußsatz deutlich wird: Na bitte, da sind wir ja wieder bei Ota Šik! „Jenen, die betonen, daß die Beendigung Eine Seite weiter wird in anrührender des Reformprozesses den erneuten Sieg Bescheidenheit gesagt: „Im Unterschied zu des Kapitalismus bei uns um 21 Jahre ver- anderen sozialistischen Ländern wandte schoben hat, ist in Erinnerung zu rufen, sich die kritische Aktivität der zunehmend daß der erfolgreiche Verlauf des ganzen gebildeten und immer selbstbewußter wer- Prozesses – übertragen auf die Bedingun- denden Bürger keineswegs in die kapitali- gen der anderen sozialistischen Länder, stische Vergangenheit, sondern nach vorn namentlich der UdSSR selbst – diesen Sieg in eine bessere sozialistische Zukunft ...“ hätte ganz abwenden können.“ Die von den Medien geschürte Massenhy- Als ich diesen Bandwurmsatz am Ende einer sterie, die gesteuerte Randale in Ballungs- ganzen Kette von Wortballungen las, wußte zentren bis ins Frühjahr 1969 hinein haben ich zunächst nicht, ob ich lachen oder wei- die Analytiker geflissentlich kleingeredet, nen sollte. Ich tat keines von beiden, son- aber immerhin zugestanden, „daß den gan- dern war einfach wütend angesichts die- zen Prozeß auch ausgesprochen antisozia- ser Ignoranz und Arroganz Dubčekscher listische Kräfte und solche auszunutzen Diktion! begannen, die durch die westliche Ideologie Übrigens hat das Exekutivkomitee des ZK und Propaganda beeinflußt und von Fall zu der KPBM aus Anlaß des 40. Jahrestages Fall auch direkt durch geheimdienstliche des Aktionsprogramms der KPTsch einen Heranbildung künftiger Liberaler … Strukturen und Mechanismen manipuliert Beschluß veröffentlicht. Dieser ist im Ganzen „Und jetzt werde ich Euch die einzige und worden sind, weil die Reform nur alte Struk- eine Nummer kleiner und nicht so ambitiös richtige Definition von Demokratie bei- turen lockerte und funktionierende neue wie die auseinanderfließenden Thesen. bringen“ – Aus „Proletären“, Göteborg und dabei sozialistische Strukturen nicht Daraus darf man ableiten – und so schließt ausreichend schnell herausbildete.“ sich der Kreis –, daß es doch einen Erben zur Diskussion zu stellen. Ausgangspunkt Eine fundamentale Erkenntnis, die den gibt, der sich zum Nachlaß wenigstens ist eine konzentrierte und differenzierte, Finger auf die Wunde legt, daß nämlich die in Teilen bekennt. Die Partei tut das mit wenngleich nicht widerspruchsfreie Ana- „Reform“ vornehmlich aus Absichtserklä- gewissen Einschränkungen. lyse von objektiven und subjektiven, inne- rungen und kaum aus Konzepten bestand. Klaus Kukuk ren und äußeren Faktoren. Seit der Prager Die besaßen nur jene, welche die Restaura- konterrevolutionären Kehrtwende konnte tion des Kapitalismus anstrebten. man in der CR noch nirgends lesen, daß Die tschechischen Wissenschaftler haben der „äußere Rahmen der Prozesse, die in dazu noch weitere fundamentale Feststel- der Tschechoslowakei vor sich gingen ... lungen getroffen: „Ein Grundproblem dieses Am 17. 10. um 16.30 Uhr spricht der vorgegeben war durch das Streben der Prozesses war jedoch die Tatsache, daß er DDR-Diplomat Klaus Kukuk in der herrschenden Strukturen des kapitalisti- durch die zeitbedingt erreichte Erkenntnis schen Systems, die sich verlangsamende limitiert war, die in beträchtlichem Maße Begegnungsstätte der Volkssolidarität Dynamik der Entwicklung der Länder der durch die Übernahme verschiedener pro- Torstraße 203–205, auf einer Veran- ersten historischen Form des Sozialismus, blematischer Gesellschaftskonzepte aus vor allem der UdSSR, die allmähliche Ver- westlichen Quellen beeinflußt wurde. Es staltung der RF-Regionalgruppe Berlin lagerung des Schwerpunktes des Kräfte- fehlte die tiefgehende marxistische Erfor- über das Thema gleichgewichts zugunsten des Westens schung der Mechanismen und der Logik des auszunutzen“. Dessen neue Strategie – der Funktionierens des ganzen Systems, und es „Westen“ hatte seine Schlußfolgerungen aus fehlte vor allem die gesellschaftliche Klasse, Die CSSR-Ereignisse 1968 – den Niederlagen in Polen und Ungarn 1956 die fähig gewesen wäre, zum konkreten gezogen – habe in der allmählichen Erosion Träger der Prozesse einer neuen, lebens- Lügen und Wahrheiten des Sozialismus, die auf ein Abtrennen ein- fähigen, aber zugleich sozialistischen und Seite 20 RotFuchs / Oktober 2008 Appell Fidel Castros

ir hatten uns noch nicht vom emotionalen eine große Verantwortung als Informations- WEindruck und von den materiellen Schäden übermittler. zu lassen, bis die Kapazität zur Lebensmittel– erholt, die vom Hurrican Gustav durch außerge- Die Welt hat mit Bewunderung das Verhalten produktion wiederhergestellt sein wird. wöhnlich starke Winde auf der Insel der Jugend unseres Volkes gegenüber den Geißelungen von Wir werden im Augenblick von den Hurricans und in Pinar del Rio verursacht wurden, als uns Gustav verfolgt. Während sich die Feinde zynisch bestürmt. Mehr denn je muß der Kampf gegen die Nachrichten über die vom Wirbelsturm Hanna die Hände rieben, sind die Freunde entschlos- Verschwendung, Parasitentum und Bequemlich- hervorgerufenen Meeresüberschwemmungen sen, unserem Volk Hilfe zu leisten. Es zeigte keit geführt werden. Es muß mit vollkommener erreichten, und noch schlimmer, jene Mitteilun- sich, daß es viele sind. Die über lange Jahre Ehrlichkeit gehandelt werden, ohne jegliche Dem- gen, daß Ike, ein Hurrican von hoher Intensität, gesäte Solidarität trägt überall ihre Früchte. agogie oder Zugeständnisse an Willensschwäche über ganz Kuba hinwegfegen wird. Das bedeu- Russische Flugzeuge und die anderer Länder und Opportunismus. Die Mitglieder der Partei tet, daß schließlich das gesamte Land von den sind schnell aus Tausenden Kilometern Ent- und des Jugendverbandes müssen ein Beispiel drei Hurricans betroffen wird und an manchen fernung mit Hilfsgütern gekommen, die nicht sein, Vertrauen vermitteln und empfangen und Stellen doppelt. ihrem Volumen oder Preis nach gemessen wer- alles für das Volk geben, sogar das Leben, wenn Wo wird eine Bananenstaude, eine Frucht oder den, sondern nach ihrer Bedeutung. Spenden es notwendig wäre. das Gemüse eines Intensivanbaus übrigbleiben? aus kleinen Staaten wie Timor-Ost, Botschaf- Fidel Castro Ruz, 7. September 2008 Wo Bohnenfelder und andere Hülsenfrüchte? Wo ten aus wichtigen und freundschaftlich geson- ein Reis- oder Zuckerrohrfeld? Wo eine Geflügel-, nenen Ländern wie Rußland, Vietnam, China Schweine- oder Milchfarm? Das gesamte Land und anderen, brachten die Bereitschaft zum befindet sich jetzt im „Kampfalarm”, wie man Ausdruck, so weit wie möglich ihre Kooperation das im Krieg nennt. bei den Investitionsprogrammen einbringen zu Spendet Die in meinem Artikel, der Gustav als einen Atom- wollen, die wir unmittelbar zur Wiederherstel- angriff bezeichnete, genannten Probleme haben lung der Produktion und zu deren Entwicklung für Kubas sich vervielfacht. Die Prinzipien, die Leitfaden in Angriff nehmen müssen. unseres Verhaltens sein sollen, bleiben bestehen, Die Bolivarianische Bruderrepublik Venezuela nur werden unvergleichbar größere Anstrengun- und deren Präsident Hugo Chávez haben Maß- Hurrican-Opfer ! gen unternommen werden müssen. nahmen getroffen, welche die großmütigste Soli- Überweisungen an Der Zivilschutz hat keine Minute ungenutzt ver- daritätsgeste darstellen, die unser Vaterland je streichen lassen. Jene, welche verantwortliche kennengelernt hat. Netzwerk Cuba Positionen in Partei und Regierung bekleiden, Egal, wie hart die erhaltenen und noch ausste- Kontonummer: 32 33 31 00 haben sich überall in Bewegung gesetzt. Die lei- henden Schläge auch sein werden – unser Land BLZ: 100 100 10 (Postbank Berlin) tenden Kader müssen Disziplin fordern, Gefühle ist in der Lage, das Leben von Kubanern zu ret- im Zaum halten und ihre Autorität ausüben. Fern- ten und den Familien solange materielle Unter- Stichwort: Hurrican sehen, Rundfunk und Printmedien übernehmen stützung und Nahrungsmittelhilfe zukommen Ein Maoist führt Nepals Regierung Vereinigte Marxisten-Leninisten der KPN mit im Boot

eit Mitte August gibt es in der Himalaya- Zweifellos stellt der Machtantritt der Mao- König besteht ihr Konzept aus einem „Mix mar- SRepublik Nepal, deren Bevölkerung sich in isten, die nach einem zehn Jahre währenden xistisch-leninistischer und maoistischer Ideen“, diesem Jahr der restlos diskreditierten Monar- „Volkskrieg“, welcher auf beiden Seiten zahl- was immer das auch sein mag. Eine Mehrheit chie König Gyanendras entledigte, erstmals eine reiche Opfer forderte, ans Ruder gelangt sind, des Volkes vertraut der Partei Prachandas maoistisch geführte Regierung. Dem Kabinett einen Linksruck dar. Ideologisch ist die KPN trotz ihrer partiellen Verworrenheit zu, die des erfahrenen „Volkskriegs“-Strategen Verhältnisse verändern zu können. Das und Vorsitzenden der KPN (Maoistisch) zeigte sich am 10. April bei den Wahlen Pushpa Kamal Dahl Prachanda gehö- zum Verfassungskonvent, der bis zur ren auch die gleichfalls einflußreichen Verabschiedung einer neuen Konstitu- und in der KPN (Vereinigte Marxisten- tion die Rechte eines Parlaments besitzt. Leninisten) organisierten authentischen 220 der knapp 600 Mandate gingen an Kommunisten des Landes an, die bereits die KPN (M). in den 90er Jahren den Regierungschef Der 53jährige Prachanda ist armbäuerlicher stellten. Außerdem ist das eine regionale Herkunft und entwickelte sich während Minderheit repräsentierende Madhesi- seiner Studienzeit zum Führer der von Janadhikar-Forum in der Regierung den nepalesischen Marxisten als links- vertreten. Mit der nach den Maoisten radikale Allianz betrachteten Vereinten zweitstärksten Partei – dem bürgerli- Volksfront. Erst im Jahre 2006 verließ er chen Nepali Congress (NC) –, die den nach dem Volksaufstand gegen König Gya- ersten Staatspräsidenten der Republik nendra den Untergrund und tritt seitdem stellt und eine „verantwortungsbewußte als einer der führenden Politiker Nepals Opposition“ ankündigte, gingen die Nepals König ist schachmatt! und Südasiens in Erscheinung. Gespräche über einen eventuellen Ein- Aus „Proletären“, Göteborg Mit Manövern, Intrigen und massivem tritt in eine Regierung der Nationalen Widerstand seitens der USA-gelenkten Einheit bei Redaktionsschluß weiter. Sie wird (M), die in der Praxis viel für die Verbesse- proimperialistischen Kräfte des In- und Aus- von Prachanda, dessen Kampfname „der Feu- rung der Lage Armer und Unterdrückter des lands ist zu rechnen. Rückhalt findet die neue rige“ bedeutet, offenbar angestrebt. 20 kleinere Landes getan hat, schwer überschaubar. Nach Regierung im Nachbarstaat China. Parteien unterstützen den Premier. Auffassung des jW-Korrespondenten Hilmar R. F. RotFuchs / Oktober 2008 Seite 21 Chinas Blauhelme an 18 UN-Friedensmissionen beteiligt

ährend sich die antichinesische Kam- 10 000 Minen und nichtexplodierte Bomben Wpagne der BRD-Politiker und ihrer seien entschärft worden. Medienmacher bisweilen überschlägt, lei- Die chinesischen Blauhelme tragen überall stet die fernöstliche Volksrepublik einen dort, wo sie zum Einsatz gelangen, zur Ent- international hoch anerkannten Beitrag wicklung der Produktion und zur Hebung zur Friedensbewahrung an Brennpunkten des Lebensstandards der Bevölkerung bei. zugespitzter Konflikte. Etwa 10 000 Ange- So bilden z. B. Mediziner einheimisches Per- hörige der chinesischen Volksbefreiungsar- sonal für lokale Krankenstationen aus und mee (PLA) verrichten unter UN-Ägide ihren stärken auf jede Weise die Infrastruktur Dienst in 18 Krisenregionen der Welt. Erst ihrer Operationsgebiete. unlängst beendete das dritte in die sudane- Inzwischen gehören „chinesisches Tempo“ sische Provinz Darfur entsandte Kontingent und „chinesisches Lächeln“ zum Image der von Soldaten und Offizieren der PLA seinen PLA-Angehörigen. Sie werden in vielen Län- Chinesische Friedensbewahrer bei der Einsatz. In der Heimat wurde es enthusia- dern nicht nur als ihre militärische Pflicht Rückkehr aus Sudan stisch begrüßt. erfüllende Friedenssoldaten geachtet, son- Wie Kui Yanwei, stellvertretender Direktor dern auch als Boten der Freundschaft ange- des Büros für Friedenserhaltung im Pekin- In bezug auf die Zahl und den Umfang der sehen. ger Ministerium für Nationale Verteidigung, bereitgestellten Kontingente übertrifft die Kui Yanwei wandte sich gegen die Wahrheit der Presse mitteilte, haben sich die inzwi- VR China heute alle anderen Ständigen Mit- entstellende Kommentare und Nachrich- schen weltweiten Aktivitäten chinesischer glieder des UN-Sicherheitsrates. Kui Yanwei ten westlicher Medien, die insbesondere im Blauhelme aus kleinen Anfängen entwickelt. nannte eindrucksvolle Zahlen. So hätten Zusammenhang mit der Situation in Darfur Auf vereinzelte militärische Beobachter seien PLA-Pioniere insgesamt 7500 km Straßen auf Brunnenvergiftung bedacht seien. Chinas Offiziere in den Stäben gefolgt. Einige von und 200 Brücken neu gebaut oder rekon- Einsatz zur Friedensbewahrung ziele allein ihnen arbeiteten mittlerweile bei der UN- struiert. 50 000 Patienten seien von chinesi- auf die Unterstützung und Stärkung der Ver- Abteilung für Friedenserhaltende Operationen. schen Militärärzten versorgt worden. Über einten Nationen und verdiene weder Verfäl- Inzwischen seien auch höhere chinesische eine Gesamtdistanz von 4,7 Millionen Kilo- schungen noch Fehlinterpretationen. Militärs in den wichtigsten Einsatzgebie- meter hätten Fahrzeuge der PLA Menschen R. F., ten vor Ort tätig. und Materialien transportiert. Annähernd gestützt auf „PLA Daily“ (Beijing) Guam – Drohkulisse gegen Beijing Neue Flottenkonzentrationen des Pentagons im Südatlantik und Pazifik

ie Meldungen von der Reaktivierung der tischer Verteidigungsminister und Stabschefs Guams Anderson-Luftwaffenbasis wird auf Dnach dem Zweiten Weltkrieg stillgeleg- in Singapur. Washington beabsichtige „keinen die Stationierung einer Einheit unbemannter ten 4. US-Flotte, deren Schiffe bereits wieder langfristigen historischen Rückzug aus der Langstrecken-Aufklärer vom Typ Global Hawk im Südatlantik vor den Küsten „rebellischer“ Region“, verkündete Gates, sondern betrachte umgestellt, die Bewegungen der chinesischen lateinamerikanischer Staaten wie Venezuela die USA dort als „residierende Macht“. Dabei Kriegsmarine überwachen sollen. „patrouillieren“, haben die demokratische Welt- falle Guam als dem „Schauplatz des größten Bis 2014 werden 8000 US-Marines von Okinawa öffentlichkeit alarmiert. militärischen Aufbauvorhabens des Pentagons nach Guam überführt, von wo aus dann auch Doch derlei Drohgebärden der führenden impe- im Bereich der Marianen-Inseln seit dem Zwei- die neuesten Kampfmaschinen der U.S. Air Force rialistischen Macht bleiben nicht auf ein Welt- ten Weltkrieg“ ein besonderer Part zu. (F-22) periodisch zu „Übungsflügen“ starten. meer beschränkt. Die USA haben in der Endphase Auf seinem Flug nach Singapur hatte Gates Schon heute sind auf der Insel mit einer Bevöl- der Amtszeit ihres paranoiden und faschisto- einen Zwischenhalt auf dem 6000 km west- kerung von 170 000 Menschen mehr als 12 000 iden Präsidenten George W. Bush – eines nach lich von Hawaii und 2000 km südöstlich von US-Militärangehörige stationiert. den Kriterien des Nürnberger Prozesses über- Japan befindlichen Stützpunkt eingelegt, um „Unsere asiatischen Freunde, ob sie formell führten Kriegsverbrechers – Maßnahmen ein- sich von den Fortschritten bei der Schaffung unsere Alliierten sind oder nicht, begrü- geleitet, um auch im Pazifik das Wasser zum einer „ultramodernen militärischen Infrastruk- ßen unsere zunehmende Präsenz auf Guam“, Kochen zu bringen. tur“ zu überzeugen. Guam war 1898 nach dem behauptete Gates beim Dialog der Militärex- Dabei soll die den Vereinigten Staaten einver- Spanisch-Amerikanischen Krieg durch die USA perten asiatischer Länder. Unter den in Sin- leibte Insel Guam eine Schlüsselrolle erhalten. von Spanien „erworben“ worden und hatte nach gapur Anwesenden befand sich übrigens auch Ein „unsinkbarer Flugzeugträger“, ist sie als dem Überfall Tokios auf Pearl Harbor zunächst der stellvertretende chinesische Generalstabs- Ausgangspunkt für sämtliche militärischen als Auftankstation für die Flotte der Vereinigten chef Ma Xiaotian. Operationen Washingtons im westpazifischen Staaten gedient, bis es im Dezember 1941 von den Von einem Reporter gefragt, ob die USA ihr Raum vorgesehen. Wie der Zeitschrift „The Japanern erobert worden war. Drei Jahre später „Interesse an Asien verlieren“ könnten, erwi- Australian“ Mitte Juni zu entnehmen war, ist brachten sich die USA wieder in den Besitz der derte Gates wie aus der Pistole geschossen: auf Guam ein außergewöhnlicher „Bauboom“ Insel. Danach war sie die wichtigste Nachschub- „Niemals, denn wir sind eine asiatische Macht.“ im Gange. 15 Mrd. Dollar wurden dafür bereits basis für Washingtons verbrecherische Kriege Das war eine unterschwellige Drohung an die zur Verfügung gestellt. „Guam ist für unsere in Korea und Vietnam. Heute gehört Guam zur Adresse Beijings. „Wir haben starke und dau- langfristige Präsenz im ostasiatischen Raum Kette jener militärischen Einrichtungen, die vor erhafte Interessen in der Region, die unabhän- von strategischer Bedeutung“, erklärte Bushs allem China potientiell bedrohen. gig davon sind, welche Partei in Zukunft das Kriegsminister Robert Gates, ein ehemaliger In den nächsten sechs Jahren will die U. S. Navy Weiße Haus besetzen wird.“ CIA-Direktor, in seiner Rede vor den Teilneh- einen neuen Superhafen errichten, der u. a. kern- R. F., mern des diesjährigen Shangri-La-Dialogs asia- kraftgetriebene Flugzeugträger aufnehmen kann. gestützt auf „The Australian“ Seite 22 RotFuchs / Oktober 2008 Die Tochter des Rotarmisten Usbekin erhielt Erde vom Grab ihres gefallenen Vaters

m August, im August blühn die Rosen“. Die junge Frau war natürlich enttäuscht. Inkilab und ich erfuhren, daß südlich von I1973 – also vor 35 Jahren – anläßlich Ich tröstete sie mit der Zusage, vielleicht Braunsberg eine Gedenkstätte für 35 000 der Weltfestspiele in der Hauptstadt der doch noch helfen zu können. Gefallene eingerichtet wurde – sowohl für DDR, konnte man dieses schon 1951 zum In der Siegfriedstraße suchte ich das Bau- polnische als auch für sowjetische Kämp- III. Festival entstandene Lied überall ver- arbeiterhotel auf, wissend, daß hier die pol- fer. Monate später erreichte mich ein Brief nehmen. nische Delegation untergebracht war. Und von Bogdan, daß der Wunsch der Mutter Im Plenarsaal der Volkskammer in der tatsächlich, meine Luisenstraße fand damals ein Treffen mit Vorstellung wurde sowjetischen Schülern und Studenten statt, Wirklichkeit. In der u. a. mit einem Enkel von Generalmajor polnischen Delega- Bersarin, dem 1945 tödlich verunglückten tion befanden sich ersten Berliner Stadtkommandanten. zwei Mitglieder, Anschließend stand eine Gruppe von Jour- Bogdan Donke und nalisten vor dem Gebäude, diskutierte ein Mädchen namens weiter, tauschte Adressen aus, inter- Janina, die aus Bra- viewte Gäste. niewo (Braunsberg) Ein schwarzhaariges Mädchen in der zitro- angereist waren. nengelben Kleidung der sowjetischen Dele- Mit der Leitung der gation trat an mich heran, hielt mir einen polnischen Delega- Zettel hin und erkundigte sich in russisch, tion vereinbarte ob ich ihr helfen könne. ich einen Termin Auf dem Blatt, das nicht größer als eine für Sonntag, den 5. Postkarte war, bestätigte ein Kommandeur August, abends 18 der Roten Armee, daß am 19. März 1945 Uhr, nach der gro- ein sowjetischer Leutnant gefallen sei. Das ßen Demonstrati- Mädchen aus Taschkent bedeutete mir, daß on im Zentrum der es sich dabei um ihren Vater gehandelt habe. Hauptstadt. Mit Sie wolle nach Landessitte die Gelegenheit meinem Trabbi hol- wahrnehmen, Erde vom Ort der Beisetzung te ich Inkilab aus ihrem Quartier ab. Im Inkilabs erfüllt worden sei, in Taschkent mit nach Hause zu bringen. Ihre Mutter Speisesaal des Bauarbeiterhotels erwarte- Erde von jenem Ort zu besitzen, an dem habe sie vor der Reise nach Deutschland ten Bogdan, Janina und zwei Dolmetscher der Vater vermutlich gefallen war. dringend darum gebeten. meinen Gast. Hans Horn Auf dem Zettel, der ersichtlich im Laufe der Jahre durch viele Hände gegangen war, ließen sich manche Buchstaben kaum noch entziffern. Erkennbar aber blieb für mich die Ortsbezeichnung Rautenberg. Das Mädchen überließ mir das für ihre Redaktion und Förderverein Familie kostbare Erinnerungsstück, weil ich gratulieren herzlich unseren ihr versprach, den Ort unbedingt ausfindig zu machen. Ein Rautenberg gab es meines Jubilaren des Monats Oktober. Wissens in der Nähe von Altenburg. Ein abendlicher Anruf in der SED-Kreislei- Ihren 85. Geburtstag begehen Hans-Werner Mitschke (14. 10.) aus Bautzen tung ergab, daß zunächst amerikanische und Heinz Schröter (26. 10.) aus Potsdam. Truppen das Gebiet befreit hätten, also keine Friedhöfe oder Ehrenmale für Rotar- 80 Jahre alt werden Harri Below (8. 10.) aus Schwedt, SR Ruth Groß (8. 10.) misten dort errichtet worden seien. Meine aus Berlin, RF-Aktivist Siegfried Mauksch (13. 10.) aus Berlin, Wolfgang Stein- Enttäuschung war groß, und ich vertiefte mich danach in das wertvolle Dokument kopf (13. 10.) aus Leipzig, Karl-Heinz Körber (24. 10.) aus Ellrich und Manfred der Taschkenter Familie Jusupow. Dabei Reinsch (27. 10.) aus Bautzen. entdeckte ich, fast völlig verblaßt und genau im Kniff, die russischen Buchsta- Zum 75. Geburtstag gratulieren wir Dr. Heinold Bruns (8. 10.) aus Bertsdorf- ben „Gr.“ für Groß-Rautenberg. Hörnitz, Willi Vinzing (14. 10.) aus Sührkow und RF-Aktivist Wolfgang Hilbert In einem alten Atlas fand ich diesen Ort (23. 10.) aus Kahla. bei Braunsberg in Ostpreußen. Hier ent- stand für mich auch eine Logik, denn in Auch die 70jährigen erhalten neuen Zustrom: Werner Kirchner (4. 10.) aus der zweiten Märzhälfte des Jahres 1945 Bitterfeld, Dr. Siegfried Neubert (7. 10.) aus Berlin, Dr. Wolfgang Reuter tobten gerade in dieser Gegend die verlust- (9. 10.) aus Osmarsleben und Lothar Wagler (28. 10.) aus Freiberg. reichen Schlachten der Roten Armee mit der faschistischen Wehrmacht im Vorfeld Mit erst 60 Lenzen zählt Dr. Reinhard Vetter (17. 10.) aus Freiberg noch zu den von Königsberg. Nachwuchskadern. Am Samstag, dem 4. August, besuchte ich Inkilab Jusupowa in ihrem Berliner Quartier. Es befand sich im Hochhaus Sie und alle anderen Geburtstagskinder in der Straße der Pariser Kommune, das der Humboldt-Universität als Studenten- grüßen wir in freundschaftlicher Solidarität. heim diente. RotFuchs / Oktober 2008 Seite 23 Unvergessener Josep Renau „Valencia, mein Mutterland; Mexiko, mein Exil; die DDR, mein Heimatland“

as Andalusische Zentrum für Moderne nen. Insgesamt bleibt die politische Kunst Aus allen Arbeiten geht klar hervor, daß sein DKunst zeigte unlängst eine Ausstellung, auf eine gegenüber den Ungerechtigkeiten politischer Anspruch keine Eintagsfliege die einen Besuch wert war: „Josep Renau, und Diskriminierungen, die das kapitali- war; für Renau blieb er eine lebenslange (1907–1982): Verpflichtung und Kultur“. stische System hervorbringt, kritische Kunst Verpflichtung, die sich nicht nur in seinem Eine Auswahl von mehr als 200 repräsenta- reduziert, die aber trotz ihrer unleugbaren künstlerischen Schaffen ausdrückte, sondern tiven Werken der vielfältigen künstlerischen sozial notwendigen und plausiblen Funk- auch in seinem Tun. Zwischen 1936 und 1938 Disziplinen, in denen Josep Renau im Laufe tion weit davon entfernt ist, sich zu einer war er Generaldirektor der Schönen Künste, seines Lebens gearbeitet hat, zeigte ihn konkreten Ideologie zu bekennen. Leiter des spanischen Pavillons der Inter- als Maler, Lithograph, Zeichner, Grafiker, Deshalb ist die Ausstellung zu Renau eine nationalen Ausstellung in Paris (zu der er Plakatmaler, Wandmaler und Meister der Gelegenheit, über die Bedeutung der linken Picasso einlud, ein Bild zu malen, das dann Fotomontage. Aber die Ausstellung wollte politischen Kultur nachzudenken, welche für als „Guernica“ Weltruhm erlangte). Er war nicht nur an einen vergessenen oder sogar den Ausdruck der Werte eines bestimmten antifaschistischer Kämpfer, PCE-Mitglied seit der Mehrheit des Publikums unbekannten Teils der Gesellschaft erarbeitet wurde, die 1931 bis zu seinem Tod und politischer Emi- spanischen Künstler erinnern, der wie viele verteidigt und gefördert werden sollten. grant. Es ist hervorzuheben, daß Renau, als andere als Folge des Sieges der Franco-Fa- Die Ausstellung zeigt eine komplette und die offizielle Geschichtsschreibung behaup- schisten 1939 ins Exil gehen mußte. Sie galt vielseitige Auswahl der Arbeiten des valen- tete, die Bürger der DDR wollten in die westli- vor allem auch seinem politisch engagierten cianischen Künstlers; angefangen bei seinen che und kapitalistische Welt fliehen, mitten Schaffen. ersten Zeichnungen für das Titelblatt der im kalten Krieg die Reise in die Gegenrich- Es waren viele Künstler und Intellektu- Zeitschrift „Neue Kultur“, deren Chefredakteur tung antrat, mit seiner Entscheidung das so- elle, die im Laufe ihres Lebens mit Teilen er war und in der bereits vor den Gefahren zialistische Lager stärkte und sich in einem ihres Werkes der kommunistischen Sache des Faschismus gewarnt wurde, überge- Land niederließ, in dem er sowohl für seine dienten: Picasso, Leger, Rivera, Kahlo, Gut- hend zu seiner Arbeit als Plakatmaler der verdienstvolle künstlerische Laufbahn als tuso, Breton, Alberti, Brecht, Neruda ... Es Kommunistischen Partei Spaniens (PCE) im auch wegen seines kommunistischen Engage- wäre eine unendliche Liste. Dennoch führte Dienste der republikanischen Sache während ments hohe Anerkennung genoß. der zeitweilige Triumph vom Kapitalismus des Bürgerkrieges, danach die Fotomonta- Obwohl er in Berlin, fern seiner Geburtsstadt bestimmten Denkens dahin, daß es der- gen im mexikanischen Exil. Das Panorama Valencia, begraben ist, hat die ihm gewid- zeit in Spanien nur wenige gesellschaftlich endet mit Renaus für den Kommunismus mete Ausstellung dazu beigetragen, sein aktive Künstler gibt, schon gar nicht von parteiergreifenden Werken, die er in der Erbe der Vergessenheit zu entreißen und jenen zu reden, welche sich weiterhin der Deutschen Demokratischen Republik schuf zur politischen Kunst aufzurufen. kommunistischen Idee verbunden fühlen. – einem Land, in dem er 30 Jahre lang lebte José Ignacio Perez Tapias Natürlich wären hier Ausnahmen zu nen- und wo er 1985 verstarb. Übersetzung: Isolda Bohler, Valencia

Dem Erbe der „Revolutionsmänner“ verbunden Die Hamburgerin Hedwig Voegt bildete in Leipzig Journalisten aus

s war der Hamburger Deern nicht an der zösischen Revolution ... in ihren Schriften von Knigge, Rebmann, Merck, Voß und EWiege gesungen, daß ihr Lebensweg sie den ideologischen Kampf um die republika- Kerner in den Jahren zwischen 1966 und von der Elbe an die Pleiße führen würde. nischen Ideale, um Freiheit, Gleichheit und 1981 sollte die von ihr besorgte große drei- Als die fünfzigjährige Hedwig Voegt 1953 Brüderlichkeit aufnahmen“, der Nachwelt bändige Rebmann-Ausgabe (1990 bis 1992), als Hochschuldozentin an die Karl-Marx- erhalten geblieben sind, dann hat Hedwig deren Erscheinen sie nicht mehr erlebte, Universität berufen wurde, um angehenden Voegt daran einen bedeutenden Anteil. zu ihrem wissenschaftlichen Vermächt- Journalisten die Geschichte der deutschen Ein Jahrzehnt lehrte und forschte sie an nis werden. Literatur zu vermitteln, hatte sie bereits der ersten deutschen Fakultät für Journa- Ihr Grab fand die Hamburger Deern im ein bewegtes Leben hinter sich. Erst 1948 listik – seit 1959 als Professorin für Lite- Ehrenhain der Antifaschisten auf dem Leip- konnte sie ihren langgehegten Studien- rarische Publizistik – bis sie mit sechzig ziger Südfriedhof. Daß 20 Jahre nach ihrem wunsch verwirklichen. Zu verdanken hatte in Rente gehen mußte. Tod dieser bescheidenen Wissenschaftlerin sie das der hanseatischen KPD, der sie seit Während der „gewöhnliche“ Werktätige nunmehr mit einer biographischen Skizze 1925 angehörte. Die Partei delegierte die in der DDR auch nach Erreichen des Ren- gedacht wird, haben wir der Autorin Ursula in den Nazijahren wiederholt inhaftierte tenalters – für Frauen 60, für Männer 65 Suhling und der Hamburger Willi-Bredel- Genossin zum Studium nach Jena. Jahre – weiterhin, wenn er es wünschte, Gesellschaft zu verdanken. Die aus ihrer 1952 an der dortigen Fried- sein Arbeitsverhältnis aufrechterhalten Dr. Edmund Schulz rich-Schiller-Universität verteidigten Dis- konnte, galt das seit 1963 für Hochschul- sertation entstandene Veröffentlichung lehrer nicht mehr. Auch wenn Hedwig Voegt Ursula Suhling: Rebellische Literatur – mit dem Titel „Die deutsche jakobinische den „erzwungenen“ frühen Ausstieg aus Quelle moralischer Kraft. Hedwig Voegt Literatur und Publizistik (1789–1800)“, der Universität bedauerte – aufs Altenteil (1903 bis 1988). Erinnerungen und Biogra- erschienen 1955 im Verlag Rütten & Loe- setzte sie sich deshalb noch lange nicht. phisches. Mit einem Beitrag von Dr. Evama- ning, sollte grundlegend für einen litera- Jetzt hatte sie jene Zeit, die ihr im akade- ria Nahke. Nachwort Dr. Wolfgang Beutin, turwissenschaftlichen Forschungszweig mischen Lehrbetrieb oft fehlte, um sich 82 S., Br., 4,80 Euro werden. Wenn die Schriften jener Männer intensiv um das publizistische Erbe der Zu beziehen über die Willi-Bredel-Gesell- die wie Georg Friedrich Rebmann, Georg „Revolutionsmänner“ zu kümmern, dem schaft, Im Grünen Grunde 1b, 22337 Ham- Kerner, Johann Heinrich Merck oder Georg sie sich seit ihrer Dissertation verbunden burg. Forster nach dem „Donnerschlag der Fran- fühlte. Nach sechs Editionen mit Texten [email protected] Seite 24 RotFuchs / Oktober 2008

Mein Sturm auf das Winterpalais Wie der Regisseur Rudi Kurz den Spuren Eisensteins folgte

ngläubig starre ich auf das Bild. Ein internationalen Regisseurkonferenz, hat an den glatten Rundungen der Kugel fest- UFoto aus längst vergangenen Zeiten. uns ein echter Marineveteran, ehemaliger haltend. Wer hätte wohl – wenn auch nur War das Wirklichkeit? Wo, ist ja klar. Das Boots­mannsmaat auf der „Aurora“, über symbolisch – auf dieser „Aurora“-Kugel ist auf dem Bild zu erkennen. Aber wann? die atemberaubenden Tage der Revolu- sitzen können? Lenin? Stalin? Trotzki? Und gerade heute finde ich es. Zufall, oder tion informiert. Obwohl auch nicht jün- Vielleicht wäre unser Karl aus Trier der hat das etwas mit dem Datum zu tun? Ich ger als der jetzige, hatte er mit Feuereifer Richtige gewesen? versuche, die Zeit zurückzudrehen. Was und großer authentischer Glaubwürdigkeit Abgeschossen mit herzlichen bolschewi- haben wir heute? 2007, Oktober. diese Zeit vor unseren Augen und Sinnen stischen Grüßen an den zaristisch-bürger­ „Roswitha – wann waren wir das letzte Mal lebendig werden lassen. Der Jetzige wirkte lichen Klassenfeind, mit der Aufforderung, in der Ruhmreichen?“ Prompt kommt es gelassener, eingeübter. Mitreißend schon den Platz zu räumen. Eine neue Zeit würde aus der Küche: „Siebenundachtzig, Okto- gar nicht. Er war inzwischen mit der Besu- ihren Anfang nehmen. Die von unten kämen ber.“ „Stimmt das? Weißt du das jetzt nach oben. Welche Wünsche, genau?“ welche Hoffnungen, welche Illusio- Ich überlege: 1987, Oktober. Das nen waren die Triebkraft, die die wären zurückgerechnet genau 20 erste Kugel aus diesem eisernen Jahre. Nachdenklich starre ich auf Rohr hinausjagte. Sie flog und flog das zufällig beim Kramen wieder- über Jahrzehnte. Bis heute. entdeckte Foto. Das, was ich da Nun stehe ich, 70 Jahre später, sah, was ich da gerade tat, könnte an diesem wahrlich historischen ich heute nicht mehr machen. Punkt und wehre mich gegen auf- „Roswitha – das war doch damals keimende Wehmut. nur ein Wochenende, oder nicht?“ Was hat man diesem Land angetan „Zwei Tage Moskau, zwei Tage in all den Jahrzehnten? Bürger- Leningrad. Mit Ralf und Isolde. krieg, Überfälle aus halb Europa, Über Reisebüro. Rechts im Regal, Einkreisung, Boykott, Raubzug der das vierte Fotoalbum. Kannste Faschisten mit der Zerstörung des gucken, ob’s stimmt.“ Die Aufnah- halben Landes, Drohung mit der men machte damals Ralf, Kame- Superbombe, Zwang zum Wett- ramann beim Fernsehen. Er und rüsten, Einsatz aller Ressourcen seine Frau Isolde sind tot. Beide wegen der Pression, sich vertei- zu früh gegangen. Verluste stel- digen zu müssen. Nur weil die- len sich jetzt häufiger ein. Die ses Volk ein anderes Leben wollte. Einschläge kommen näher. Ich Ohne Ausbeutung, ohne Konzerne, blättere in dem Album. Dieser Tag, leben in friedlichem Wettstreit mit damals vor 20 Jahren, begann in anderen. Ja takoi drugoi strani der Früh mit einem Spaziergang nisnaju, gde tak wolno deschet am Newa-Ufer. Feuchter, schwe- tschelowek. Denn ich kenn’ kein rer Nebel lag dicht über dem andres Land … Fluß. Düster und drohend ragten Frierend ziehe ich meine Hand plötzlich die stählernen Aufbau- zurück, die die ganze Zeit auf dem ten des Panzerkreuzers „Aurora“ kalten Kanonenrohr lag und stecke vor uns auf. sie in die Tasche. Das berühmteste Schiff aller Meere Namen gehen mir durch den Sinn: hatte über die Toppen geflaggt. Es Der Autor bei der „Erstürmung“ des berühmten Gebäudes Lenin, Stalin, Chruschtschow, waren ja die 70. Jubiläumstage der Breschnew, Tscher­nenko, Andro- Oktoberrevolution. Majakowskis Verse aus chergruppe in den Schiffsraum, das heutige pow. Und jetzt ist es Gorba­tschow. Einer seinem Poem fielen mir ein: „… und ,Aurora‘ Museum, geklettert. Ich stand allein am Bug der Jüngeren. Ein Hoffnungsträger. Hoff- sprach dröhnend ihr Wort!“ des Panzerkreuzers neben dem legendären nung worauf? Die Welt um ihn herum „Von hier ging die Revolution aus“, erläu- Geschütz. Ich legte die Hand auf das kalte hat sich nicht geändert. Was soll er also terte der alte ehemalige Matrose, der die graue Metall des Kanonenrohrs. Aus die- ändern? Zum Guten, zum Besseren? Wie Besucher durch das Schiff führte. Seine sem Lauf ist also – der fast heiligen Legende würde es aussehen, wenn man die Kurve Uniform war schon stark abgetragen, über nach – der Schuß abgefeuert worden, der der jahrzehntelangen Leistungen in eine der Brust spannte sich das blau-weiß quer- das Signal gab zu einer historischen Tat, Parallele zu den vielen Namen bringen gestreifte typische Matrosenleibchen. Der die die Welt verändern sollte. würde? Auf und ab, hin und her, rein Schwall seiner Informationen ging ihm Das Signal abends um 21 Uhr 45 zum und raus. Und dann die Gesamttendenz routiniert auswendiggeleiert von den Lip- Sturm auf den Winterpalast, den letzten betrachten. pen, über denen ein Respekt einflößender Stützpunkt der provisorischen russischen Glasnost ist es inzwischen und Pere- Boots­mannsschnurrbart hing. Wir fröstel- Regierung. Der Nebel hatte sich inzwi- strojka. Öffnung und Umgestaltung. Öff- ten. Es war naßkalt. Isolde fragte: „Gehen schen verzogen. Prüfend schätzte ich die nung wohin? Umgestaltung in was? Was wir auch nach innen?“ Der Matrose – ich ungefähre Entfernung ab vom Bug des wird diesem Riesenland – und vielleicht schätzte, er war schon im Rentenalter – Schiffes, wo ich neben der Kanone stand, der ganzen Welt – die Zukunft bringen? nickte freundlich: „Patom, patom, skoro in die Richtung, in der ich das Winterpa- Die Zügel werden lockerer gelassen, die madame.“ Ein Wodka wäre jetzt gut. Ein lais vermutete, in meinen Gedanken den Pferdchen brechen rechts und links aus. bißchen Feuer von innen würde auch bes- Flug des Geschosses verfolgend. Ich sehe Wer hält die Zügel, zeigt den Weg? Fragen ser zum Thema passen. das berühmte Bild der fliegenden Kano- über Fragen. Wo stehen die Antworten? Als ich Ende der 50er mit Hannes Fischer nenkugel, auf der Münchhausen mit sei- Keinesfalls in der „Prawda“, der „Iswestija“ zum ersten Mal hier war, anläßlich der nem flatternden Haarschopf reitet, sich oder gar in unserem Zentralorgan ... RotFuchs / Oktober 2008 Seite 25

Aus unserem stürmisch-revolutionären Elan ges von der „sauberen Wehrmacht“ aus- ner Hüfte. Was jetzt geschah, überstieg all der ersten Jahrzehnte ist ein gemäßigter, geplündert und angezündet wurde. Müde, unser Vorstellungsvermögen: Durch meinen aber immer noch stabiler und belastbarer aber in angeregter Stimmung landeten wir Sprung hatte ich einen Kontakt ausgelöst, Optimismus geworden. Und nun schleicht in unserem Hotel. In dem kaukasischen der eine heulende Sirene in Betrieb setzte. sich langsam und heimlich, Tropfen für Restaurant aßen wir Schaschlik, tranken Kein Angst einjagender alarmierender Ton, Tropfen, das Gift des Zweifels hinein. Mir georgischen Wein und armenischen Kognak. sondern mehr ähnlich dem Gejaule eines ist kalt geworden. Ich will nun auch in den Wir wurden von Kellnern in Tscherkessen- alten hungrigen räudigen Köters. Schiffsbauch steigen, in die wärmende uniformen bedient, und bald sangen wir in Nach einer Schrecksekunde sprang ich vom Nähe der Freunde. Meine Trabanten kom- aufgeräumter Stimmung alle Lieder, die wir Tor, jagte zurück zu meinen Freunden, und men mir schon auf dem eisernen Nieder- kannten, von der Warschawianka bis zu den wir alle rannten in den Schutz der gegen- gang entgegen. Lachend, frohgelaunt und Partisanen vom Amur. „Und wir jagten sie überliegenden Gebäude. Dort verharrten alle durcheinanderschwatzend. Der unten zum Teufel, General und Ataman …“ wir, schreckgelähmt und atemlos, der in der Kombüse eingenommene zweistöc- Da kam eine Busladung grölender ange- Dinge, die da kommen würden. Die Sirene kige Wodka scheint seine Wirkung vollauf trunkener Finnen ins Lokal, die über die endete mit einem erstickten Gurgeln. Nichts erreicht zu haben. Prasdnik – Feiertag. Na nahe Grenze eingereist waren, um sich wäh- geschah. Ich starrte mit offenem Mund storowje! Hoch die Tassen! rend der Feiertage mit Alkohol zuzuschüt- zum Schloß. Mein revolutionärer Elan war Kurz nach seinem Amtsantritt versuchte ten, den sie in ihrer Heimat um vieles teu- mir in die Hose gerutscht. Da öffnete sich der Neue im Kreml den Alkohol zu verbieten, rer bezahlen mußten. Wir flohen, weil wir eine kleine Seitenpforte, heraus trat ein oder wenigstens drastisch einzuschränken. den erlebnisreichen Tag ruhig ausklingen leicht hinkender Mann im Invalidenalter, Und das in einem Land, in dem es im Win- lassen wollten. Schon zwei Straßen weiter schaute sich mißmutig um, sah niemanden, ter zwischen 35 und 50 Grad Kälte werden standen wir auf dem weiten, menschenlee- gähnte gelangweilt und verschwand wie- kann! Dieses Volk ohne Pulle? Was hat der ren Platz vor dem Winterpalais. der. Ungläubig schauten wir uns an, dann sich denn gedacht?! Es war die erste Kraft- Es war kurz vor Mitternacht. Inzwischen lachten wir verlegen. Ralf klopfte pfiffig probe zwischen ihm und den 250 Millionen war leichter Schnee gefallen und hatte wie auf seine Kamera und bedeutete mir, daß seines riesigen Landes. Und wo sein potenti- ein Hauch die Stadt überzuckert. Durch er meinen Sturm auf das Winterpalais eller Widersacher Jelzin ein ausgewiesener die kalte Luft wurden wir wieder etwas für die Nachwelt festgehalten hätte. Und Fachmann für Spirituosen aller Art ist, hat ernüchtert. Nachdenklich blickten wir auf genau dieses geschichtsnotorische foto- er natürlich die Kraftprobe verloren. die breite Front des alten Schlosses. Hier grafische Zeugnis hatte ich nun beim Kra- Der Tag, der auf der „Aurora“ begonnen war der Ausgangspunkt. Ex oriente lux. men in alten Resten gefunden. War dieses hatte, war noch sehr ereignisreich. Isaak- Die Idee wurde zur materiellen Gewalt und müde Gähnen des Nachtwächters schon kathedrale, Smolny, Ermitage, das Museum eroberte fast ein Drittel des ganzen Erdballs. eines der ersten Zeichen des Bremsers, den mit Verehrungen aller Art: Lenin in Stein, Sind wir dabei, es zu verspielen? Ohne Not man teils hoffnungsvoll, teils verächtlich in Marmor, Bilder von ihm mit Federn, aus den Händen zu geben? Wird aus dem Gorbi nannte? Erbsen, in Teppich gewebt, in Mosaiken Hoffnungsträger ein Totengräber? War das schon ein Hängenlassen, das das gestaltet. Mit viel Liebe und Wertschät- Ralf macht ein Foto. Eine Totale vom Schloß. nächste Stadium des Loslassens ankün- zung ausgeführt. Den Frauen wird es kalt. Sie drängen zur digte? Oktober 1917 – Oktober 2007. 90 Da fiel mir eine Anekdote ein, die Erich Umkehr. Jahre. Historisch gesehen eine kurze Zeit. Selbmann, jahrelanger Korrespondent des Mein Blick richtete sich noch einmal auf Fast parallel zu meinem eigenen Leben. Fernsehens in Moskau, einmal erzählte: das Portal, das riesige Gittertor, verewigt So hatte ich das noch gar nicht betrach- Für die unendlich vielen kleinen Städt- in vielen Filmen und dadurch weltbekannt. tet. Was ist inzwischen alles geschehen? chen des Landes gab es zwei Ausführun- Eisenstein, Pudowkin und alle Regisseure, Auch mit uns! gen von Leninstatuen. Lenin mit der Mütze die etwas auf sich hielten, jagten ihre Und wieder durchfährt mich ein leichter, auf dem Kopf, den rechten Arm weit aus- Schauspieler und Statisten, als rote Matro- ziehender Schmerz. Auch wenn wir die Illu- gestreckt und mit der Hand in die Zukunft sen verkleidet, über und durch dieses Ein- sion vorläufig zu Grabe tragen mußten, die weisend und Lenin barhäuptig, die Mütze gangstor in eine vermutlich bessere Zeit. Hoffnung bleibt. Die Geschichte der Mensch- in der ausgestreckten Hand haltend. Nun Maschinengewehrgeknatter, Pulverdampf heit ist noch lange nicht zu Ende. wollte es das Pech, daß in einem Fall beim und Granateinschläge waren die Begleit- Ich lege das Bild zur Seite mit der sicheren Lenin mit der Mütze auf dem Kopf beim musik zu den jubelnd-wütenden Hurraru- Gewißheit, daß ich der letzte Veteran bin, Transport der Arm abgebrochen war. Man fen der revolutionären Matrosen der balti- der den Sturm auf das Winterpalais noch schrieb in die Hauptstadt und bat um einen schen Flotte, die die ersten waren, die sich mitgemacht hat. neuen Arm. Moskau schickte in Ermange- mit Gewalt nahmen, was man ihnen Jahr- Rudi Kurz lung des richtigen den Arm mit der Mütze, hunderte verwehrte. so daß man hier den einzigen Lenin mit Da stieg es heiß in mir hoch. War es die zwei Mützen besaß. Eine auf dem Kopf, Akkumulation dessen, was wir die ganzen die Hand mit der zweiten Mütze weit in letzten Tage in uns aufnahmen, das nun in die Zukunft weisend. der Nacht, in eine neue emotionale Qualität Am späten Nachmittag fuhren wir noch umgewandelt, mich unwiderstehlich ergriff? Am 5. Oktober um 10 Uhr raus zu dem herrlichen Sommersitz Peter I., War es der genossene Alkohol, der seinen findet eine Veranstaltung der RF- der bei der Belagerung während des Krie- Anteil daran hatte, daß ich außer Kontrolle geriet? Wie von einer Sprungfeder geschnellt, Regionalgruppe Frankfurt/Oder lief, nein, rannte ich, so rasch mich meine sowie anderer linker und anti- alten Rentnerbeine noch trugen, über den stillen, total leeren Platz auf das Palais zu. faschistischer Kräfte in den Räumen Ehe mich meine entsetzten Begleiter noch der Volkssolidarität Fürstenwalder zurückhalten konnten, schrie ich, ange- füllt mit revolutionärem Elan und mit hei- Straße 24 statt. ser sich überschlagender Stimme: „Es lebe Gerhard Hoffmann (BdA/VVN) die Revolution! Nieder mit Kerenski! Hoch die Sowjetmacht!!“ Und schon sprang ich spricht zum Thema am Gitter empor, hielt mich wie ein Klam- meraffe mit meinen Gichtfingern an den schmiedeeisernen Verzierungen fest. Tapfer NPD-Verbot jetzt! verbiß ich die heftigen Schmerzen in mei- Seite 26 RotFuchs / Oktober 2008 Hermann Hesse und die Linken Werke des Nobelpreisträgers wurden in fast 60 Sprachen übersetzt

ine gute Nachricht gab es Anfang nicht erschlossene Schriften sowie Zehntau- sant war ein Brief des alten Hesse an seinen EApril 2005 aus Frankfurt/Main. Vol- sende Hesse-Briefe gesammelt. Sohn Heiner vom 31. Januar 1930, der mir ker Michels vom Suhrkamp-Verlag konnte Joachim Kaiser schrieb 1984 anläßlich der einigen Aufschluß gab. (Suhrkamp TB 1981, damals die vollständige zwanzigbändige Herausgabe von „Politik des Gewissens“, S. 439/42) Den „Brief an einen Kommunisten“ Ausgabe des Gesamtwerkes des Nobel- Erster Band 1914–1932: „Daß die politischen von 1931 erläuterte mir ein Freund Heiners in preisträgers Hermann Hesse präsentieren. Schriften Hesses erst heute gesammelt her- Abschnitten, denn er war für mein damaliges In vierjähriger Arbeit waren 14 000 Seiten auskommen und nicht vor zwanzig oder drei- geistiges Verständnis und meine noch gerin- ediert worden. Im Herbst 2005 folgte noch ßig Jahren erschienen, ist für die Leser, aber gen Erfahrungen als 18jähriger doch etwas ein Registerband. Hermann Hesses Werk auch für den Autor ein Glück ... Von seiner völ- zu schwierig. Er wurde wiederholt auch mit wurde in fast 60 Sprachen übersetzt, und ligen Immunität gegenüber Moden, gegenüber anderen diskutiert. die Weltauflage seiner Bücher liegt bei aufgeblasenen politischen, zeitkritischen und Lehrreiche Dokumente sind der „Offene Brief 120 Millionen. journalistischen Dummheiten bleibt beäng- an Luise Rinser“ aus der „National-Zeitung“ Hesse, der 1912 in die Schweiz übersiedelte stigend viel zu lernen.“ Basel vom 26. April 1946 sowie deren Antwort. und sich bereits im Ersten Weltkrieg nicht Als einem Zeitzeugen und Gesprächspartner Verweisen möchte ich noch auf das „Nachwort“. dem pseudopatriotischen Hurrageschrei des Dichters, der beim erwähnten Sohn Hes- Es beginnt mit einer Äußerung des Nobelpreis- anschloß, habe sich als „politisch weit- ses einen sechsmonatigen Familienanschluß trägers: „Mir liegt alles Politische nicht, sonst blickender Autor“ erwiesen, sagte Michels. während der Internierung in der Schweiz erle- wäre ich längst Revolutionär ...“ Mit solchen Nach seiner Darstellung trug Hesse selbst ben durfte, blieben mir viele Probleme nicht „Provokationen“ mußte er natürlich ins Kreuz- zu einem gewissen Zerrbild bei, weil er verborgen. Außer den Pateneltern erwies feuer verschiedener Interessengruppen gera- sich in der 1957 von ihm besorgten Aus- sich die erste Enkelin Hermann Hesses sehr ten, die sich zu oft nicht die Mühe machten, gabe seiner Gesammelten Schriften auf besorgt um den Internierten und verwandte seine Äußerungen ernsthaft zu durchdenken Romane und Gedichte konzentrierte. als Abiturientin viel Zeit auf den Achtklas- und mit der Realität zu vergleichen. Es gab Michels hat seit 1975 zusammen mit Hei- senschüler. Manche gesammelten Schrift- eben seine Erfahrungen, die man nicht unge- ner Hesse, dem bereits vor einigen Jahren stücke aus Zeitungen u. a. Publikationen, die schehen machen konnte. verstorbenen Sohn des Dichters, ein Editi- ihr im Geschichtsunterricht gedient hatten, Dr. Günther Hahne onsarchiv aufgebaut. Darin wurden noch bekam ich zu sehen und zu lesen. Interes-

„Welten standen sich gegenüber“ Armin Müllers Lieder wurden begeistert gesungen

u wirst dir den Hals brechen“, warnt die aber erst jetzt, in dieser Stunde, wurde ihm Armin Müllers Lieder, besonders das sehr DFriseuse Monika ihren Freund Martin Leit- bewußt, daß jener schmale, umgepflügte beliebte „Laßt heiße Tage im Sommer sein, ner, der im Herbst 1959 als junger Genosse den Streifen nicht eine Grenze war wie andere. im August, im August blühn die Rosen ...“ Auftrag angenommen hat, in einem südthürin- Welten standen sich gegenüber, Hoffnung (Vertonung: Günther Fredrich) haben wir gischen Grenzdorf den Posten eines Bürger- und Niedertracht ...“ damals 1951, vor und zu den III. Weltfestspie- meisters zu bekleiden. Martin bleibt hart. Er Die frühe Prosa Armin Müllers thematisiert, len der Jugend und Studenten, gern gesun- will ihr das Gegenteil beweisen. Eine schwie- wie auch sein „Poem 59“ (Gedichtband) und gen. Das „Poem 59“ und „Die Reise nach S.“ rige Aufgabe – denn er ist kein Einheimischer. „Der Maler und das Mädchen“ (1966), den ließen ihn früh zu einem der bekanntesten Und: In den letzten zwei Monaten hat es sechs ungestümen, konfliktreichen gesellschaft- Lyriker der DDR werden. Bereits nach Louis illegale Grenzübertritte gegeben. Kurz nach lichen Umbruch von einer kapitalistischen Fürnberg (1959, postum) erhielt er 1960 als Leitners Dienstantritt wird Oberleutnant Weiß- zu einer sozialistischen Gesellschaft auf zweiter den Literatur- und Kunstpreis der gerber bei einem Kontrollgang an der Grenze deutschem Boden. Stadt , 1969 den Nationalpreis der zur BRD tödlich verwundet ... Als eine starke lyrische Begabung vermeidet DDR (im Kollektiv). Spannend und dennoch sehr behutsam erzählt Müller alles Reißerische, Plakativ-Rhetori- In den 60er und 70er Jahren dominierten der 1928 geborene Prosa-Autor und Lyriker sche. Er ist ein Dichter der behutsamen, lei- in Müllers Schaffen Hör- und Fernsehspiele Armin Müller, aufgewachsen im schlesischen sen Töne, wägt die Worte, prüft Argument sowie Dramen. Weithin internationale Aner- Schweidnitz, in seinem Roman „Du wirst dir und Gegenargument. kennung errang sein mehrfach aufgelegter den Hals brechen“ (Verlag Neues Leben Berlin In der Erzählung „Der Maler und das Mäd- Roman „Der Puppenkönig und ich“ (1986). Da 1961), wie viele junge Leute in ihrer noch frisch- chen“ (1966) gestaltet Müller einen vermeint- Armin Müller in den 70er und 80er Jahren gebackenen DDR Verantwortung übernehmen, lich „gescheiterten“ jungen Künstler, der die zunehmend auch das Mittel der Malerei in wobei sie über sich selbst hinauswachsen, das DDR aus einer persönlichen Krise heraus sein Schaffen einbezog, kam es zu Dutzen- Vertrauen bisher Abwartender gewinnen. Es verläßt. Doch er reift zu einer Einsicht, die den Gemäldeausstellungen in Ost und West, entsteht ein neues Lebensgefühl, wenn auch öffentlichen politischen Protest bewirkt: Der wovon ein erheblicher Teil in Büchern („Auf unter Mühen. Freundin Monika behält nicht Maler erkennt auf einer Jubiläumsparty in weißen Pferden“, 1983) dokumentiert ist. recht, denn Martin gewinnt die Waldbauern dem reichen Unternehmer Nuhr jenen ehe- Der Dichter lebte seit 1946 in Weimar und Schritt um Schritt für die Gründung einer Vieh- maligen Hauptmann der faschistischen zählte wie der spätere Schriftsteller Harry und einer Töpfergenossenschaft, schließlich Wehrmacht wieder, heute „Ehrenbürger“ Thürk zu den Mitbegründern der Freien zieht sogar kulturelles Leben in Woltersreuth einer westdeutschen Stadt, den Mörder des Deutschen Jugend in Thüringen und der ein, mit Unterstützung der Genossen in der polnischen Mädchens Janka. Nun wird ihm Arbeitsgemeinschaft Junger Autoren (AJA Kreisstadt. bewußt, daß er sich hat blenden lassen, er Thüringen). Armin Müller starb 2005. Martin Leitner wird allmählich klar, daß er wird die Wahrheit gemeinsam mit Studen- einen verdeckten Klassenkampf erlebt: „... ten publik machen. Werner Voigt, Kromsdorf RotFuchs / Oktober 2008 Seite 27

Reime für den „RotFuchs“ Daß nun endlich offenbar!

Wir treten zum Beten, Die Liebe Klassentreffen wir sind die Gerechten. Die Guten ans Töpfchen, Durch sie bist du geworden, Ich habe nicht nachgesehen, über die Schlechten mit ihr bist du gewachsen, in welcher Region Du lebst, das Richterschwert! behütet und geleitet aus welcher Stadt Du angereist bist. Verjährt von Mutter und Vater. Aber wo Du angekommen bist, sind die Highlights – werde ich Dich fragen. Brüder, Schwestern Gestreichelt, geküßt, Schnee von gestern Ich will nicht wissen, geschubst auch – doch immer vorwärts, ob Du ein großes Haus hast, Die Jahre vergeh’n, damit du stark werdest welches Auto Du fährst. eben noch zehn und bestehst im Leben. Aber was die Jahre mit Dir sind es doppelt soviel, und Du mit ihnen gemacht hast, und das Ziel, Du empfängst sie als Geschenk. würde mich interessieren. den „Unrechtstaat“ Sie macht dich glücklich. zu delegitimieren Du mußt mir nicht erzählen, Erwirbst du selbst die Fähigkeit, sie zu will noch immer nicht funktionieren. geben, welche Länder Du alle gesehen hast, in welchen Städten Du weiltest. machst du andere und dich glücklich. Weil die Eltern schlimme Sünder, Aber was Du über die Zustände denkst, ihre Kinder die Du da angetroffen hast, wie bekannt Wenn der Mensch reif geworden ist, das wüßte ich schon ganz gerne. rüttelt und schüttelt sie ihn. mit der linken Hand erzogen Gefühl und Verstand scheinen einander Ob Du an ein höheres Wesen glaubst und verbogen, Feind. oder die Natur als Schöpfer verehrst, müssen sie’s von UNS erfahren: Den Himmel öffnet sie das ist allein Deine Sache. zu höchster Glückseligkeit. Aber wie mitmenschlich Du lebst, davon könntest Du mir berichten. Mit Füßen trat dieser „Unrechtsstaat“ Werden es Minuten, Stunden, Tage, Jahre Ich werde Dich nicht fragen, Menschenrechte sein, ob Du einer Partei angehörst ... auf Profit: die sie bei dir ist? Aber wenn Du über Deine Irrtümer keine Arbeitslosen mehr, Du empfängst und du gibst sie. sprechen solltest, werde ich Dir also kein Reserveheer, Wer bestimmt ihre Dauer? aufmerksam zuhören. das für Billiglohn produziert ! Beschenkt werden läßt sich nicht erzwingen. Manches Ereignis von damals habe Dein Schenken aber kannst du bestimmen – ich nicht mehr so genau in Erinnerung. Alle Jahre wieder Ob du sie gibst, wann, Aber wenn Du mir Fragen stellen solltest, klangen ihre Lieder: wie viele Minuten, Stunden, Tage, Jahre. auf die wir beide keine Antwort wissen, „Für den Frieden auf der Wacht“ wäre es ein bißchen wie damals. Keiner hat an Öl gedacht, Soll sie für ein ganzes Leben halten, Ohne Fische an der Angel Dr. Hans-Joachim Gollnick war an allem großer Mangel, muß sie ständig neu errungen werden. Hänsel, Gretel litten Not, Gib sie immerzu – ohne Pause. alle Tage trocken Brot! Du kannst sicher sein, Anno Hartz lV sie reicht bis ans Lebensende. Daß nun endlich offenbar, Hilde Kern (1992) Eigentümer steiler Kontostände wie es damals war in der DDR, färben ihr kaviarschwarzes Weltbild sollen es die Schulen richten, Kommend aus Sturmflut hummerrot Märchen als Geschichte(n) von dem bösen Wolf erzählen, werden zu eigentümlichen Sozialisten: kommend aus Sturmflut mit bleichen Haaren und der viel Kreide aß enteignen Niedrigkonten-Menschen salzigen Augen gehen wir durch versprochene und sechs Geißlein fraß, Doch das siebte nicht entdeckt, Landschaft die Falten unserer Hemden grau die Jürgen Riedel das sich klug versteckt Knöpfe glanzlos wohin mit den Händen Arbeit in der großem Weltzeituhr – ein Wort unter Worten die schmerzen im Sand der Abdruck unserer Leiber Die Dünen Moder-atoren Und so blieb noch eine Spur dieser Osta-Nostalgie, wandern Gras wächst über jegliche Spur bis Unter dem Konfektions-Deckmantel und des morgens früh, Mond sie freilegt bis zu den Wurzeln bis zur der Demokratie wenn die Hähne kräh’n, ödflimmert Hoffnung bis zur Dunkelheit und zum Feuer kann man’s hören und versteh’n: über den Bildschirm Wir sitzen in unserem Fleisch und im Fleisch Stetes Trommeln einer Macht aller die vor uns waren und aller die kommen Knopflochperspektive der Moderatoren hat noch nie Erfolg gebracht. an nicht zu löschendem Feuer mit bleichen keineswegs moderat Büßerhemden sind poröse, wirft sozial gefütterte Politik Haaren und salzigen Augen starren wir auf die anstatt sachlich wird man böse, in den Begriffscontainer für Altkleider Ebbe und beten fluchend um Flut und das Herz bleibt außen vor! Christa Müller Jürgen Riedel Dr. Käthe Seelig Seite 28 RotFuchs / Oktober 2008 Der Dichter, der mit 26 Jahren starb Unvergessen: Wolfgang Borcherts „Draußen vor der Tür“

ch möchte Leuchtturm sein /in Nacht und Sterne“. Der Zyklus enthielt 14 zwischen Das Antikriegsstück wurde von dem Regis- Iund Wind /für Dorsch und Stint, /für 1940 und 1945 entstandene Gedichte über seur Wolfgang Liebeneiner unter dem jedes Boot /und bin doch selbst/ ein Schiff seine Heimatstadt Hamburg. Sie erinnern Titel „Liebe 1947“ verfilmt. 1960 stellte in Not!“ Diese Verszeilen schrieb der hoff- an die Großstadtlyrik des Expressionismus es Fritz Bornemann im Deutschen Fern- nungsvolle Dichter Wolfgang Borchert. der 20er Jahre. Vorher hatte Borchert mehr sehfunk der DDR mit Reimar Johannes Erst 26 Jahre alt, starb er am 20. Novem- als zwanzig Geschichten geschrieben, die Baur vor. Am Deutschen Theater Berlin ber 1947 in einem Spital in Basel an einer später unter den Titeln „An diesem Diens- wurde es 1980 als erschütterndes Zeit- tag“ und „Die Hundeblume“ (beide 1948) dokument und Psychogramm neu insze- sowie „Die traurigen Geranien“ (1962) niert. 1986 brachte Fritz Bornemann das erschienen. Unvergessen sein antimilita- Stück in einer beeindruckenden Koproduk- ristisches Manifest „Sag nein!“, geschrie- tion DDR/Finnland auf den Bildschirm. ben noch im November 1947. „Draußen vor der Tür“ fand in Helsinki Borcherts Kurzprosa hat etwas Atemlo- als Beitrag zum UNO-Jahr des Friedens ses, Gehetztes, Dynamisches und besticht starke Beachtung. Bis 1990 folgten noch mit großer Unmittelbarkeit im Ausdruck. vier Borchert-Filmvisionen und eine Ida- Eine andere Seite sind mitschwingende Ehre-Hommage, in der die greise Ham- Naturimpressionen, hymnische Liebes- burger Theaterprinzipalin die Aktualität erklärungen an Hamburg. Der schönste des Schriftstellers beschwor. Während und ergreifendste Prosatext ist wohl „Die des „Budapester Musikfestes“ wurde die Hundeblume“, den er im Winter 1945/46 Oper „Draußen vor der Tür“ von Sandor im Krankenhaus schrieb. Balassas 1978 uraufgeführt. Der Zeitpunkt des Entstehens der Szenen- Der DDR-Schriftsteller Claus B. Schröder folge „Draußen vor der Tür“ wird unter- veröffentlichte 1981 „Sieben Kapitel einer schiedlich angegeben, einerseits Spät- Reise zu Wolfgang Borchert“. Er ließ mit- herbst 1946, andererseits Januar 1947. Die empfinden, wie er 1978 Hamburg auf den Erstsendung des Hörspiels erfolgte am 13. Spuren von Borchert sah und erlebte. 1988 Februar 1947. Kurioserweise konnte Bor- legte Schröder seine Borchert-Monogra- chert die Ursendung nicht hören, da sein phie „Draußen vor der Tür“ vor. Er stützte Stadtbezirk gerade wieder einmal unter sich auf zahlreiche Briefe des Dichters Stromsperre fiel. Es gab eine außeror- und Aussagen von Zeitzeugen. Auf diese gefährlichen Leberkrankheit. Freunde hat- dentlich starke Resonanz. Der junge Autor Weise versuchte Schröder, das Verhältnis ten ihm den Kuraufenthalt in der Schweiz erhielt zahlreiche Briefe, viele Besucher Borcherts zum Leben, zur Literatur und ermöglicht. Im Februar 1948 wurde seine umlagerten sein Krankenbett. Das Hör- zum Schreiben überzeugend auszuloten, Urne auf dem Olsdorfer Friedhof in Ham- spiel mußte wiederholt gesendet werden. um zu dessen Illusionen und zu seiner burg beigesetzt. Als Theaterstück wurde es einen Tag nach Selbsternüchterung vorzudringen. Wolfgang Borchert sah mit 15 Gustav dem Ableben des Dichters in den Hambur- Schröder war bis Anfang 1993 Vorsitzen- Gründgens als Hamlet und wollte dar- ger Kammerspielen uraufgeführt. Noch vor der der Internationalen Borchert-Gesell- aufhin auch Schauspieler werden. Privat seinem Tode erfuhr Borchert, daß es auch schaft. nahm er Unterricht. Als Siebzehnjähriger Bühnen in Stuttgart, Heidelberg, Frankfurt Die Geburtsstadt Hamburg ehrte den begann er expressionistische Gedichte a. M., Braunschweig und München ange- Schriftsteller im Sommer 1996 anläßlich zu schreiben, auch drei Theaterstücke. nommen hatten. Weitere Häuser in West- seines 75. Geburtstages mit einer Ausstel- 1941 bestand er die Schauspielprüfung und Ostdeutschland folgten, so daß es in lung und dem Buch „Pack das Leben bei und wurde in Lüneburg engagiert. Doch weit über 30 deutschen Theatern gespielt den Haaren – Wolfgang Borchert in neuer der Einberufungsbefehl folgte fast auf wurde. Man übersetzte das Erfolgsstück ins Sicht“. Im Sommer 1999 fanden in Ber- dem Fuße. Dänische, Schwedische, Finnische, Fran- lin die Wolfgang-Borchert-Wochen beim Im Winter 1941/42 verwundet, schrieb er zösische und Japanische. Damit bestätigte Literaturforum im Brecht-Haus statt. Mit aus dem Lazarett eigenwillige und leicht- sich die Befürchtung des Autors nicht, das Kurzgeschichten und Verfilmungen erin- sinnige Briefe. Sie brachten ihm die sofor- Heimkehrerdrama sei ein Stück, das nie- nerte man an den Dichter. Gezeigt wurde tige Verhaftung und das Todesurteil ein. mand spielen oder sehen wolle. eine Ausstellung von Inszenierungen sei- Doch nach sieben Monaten wurde er zum 1947 hinterließ Borchert ein schmales, nes berühmten Stückes. Dieter Fechner „Dienst ohne Waffe“ an die Ostfront ent- von Leidenschaft und Empö- lassen. Schwerkrank kam er erneut in rung glühendes Gesamtwerk. Es ein Lazarett. Das Erzählen politischer erschien 1949 bei Rowohlt. Der Witze hatte zur Folge, daß er monatelang Band umfaßte 350 Seiten und in Untersuchungshaft gesteckt wurde. In enthielt Gedichte wie Erzäh- Berlin-Moabit verurteilte man Borchert lungen aus dem Nachlaß. Alle wegen „Wehrkraftzersetzung“. Er erhielt Arbeiten Borcherts kamen auch indes „Strafaufschub“. Noch im März 1945 1957 im Mitteldeutschen Ver- gelangte er in Frankfurt a. M. als Soldat lag Halle heraus. Den Nachlaß zum Einsatz. Von Franzosen gefangen- des Schriftstellers betreut das genommen, floh er. Im Mai 1945 traf er Wolfgang-Borchert-Archiv bei schwerkrank in Hamburg ein. Das Hos- der Staats- und Universitätsbi- pital entließ ihn als unheilbar. bliothek Hamburg. Ende 1988 In fiebriger Hast schrieb Borchert nun wurde eine Internationale Bor- seine Werke, die ihn zum „Dichter einer chert-Gesellschaft gegründet, verlorenen Generation“ machten. Ende 1946 die sich um die Pflege seines erschien sein Bändchen „Laterne, Macht Erbes bemüht. RotFuchs / Oktober 2008 Seite 29

lässig als Hüter der Presse- und Meinungsfreiheit der Interessenvertretungen von Angehörigen der Leserbriefe an aufspielen, Vielfalt vorspiegeln, sich der Unabhän- bewaffneten Organe der DDR zählen, ist wesent- gigkeit rühmen und solche schamlos gerade dieser lich höher zu bewerten. Ich nenne beispielhaft nur ROT FUCHS Tage wieder einklagten, haben es fertiggebracht, den Leiter der Hochschule der DVP, Generalleut- eine gleichgeschaltete, interessengesteuerte, herr- nant Hellmann, und den Leiter der Rechtsabtei- schaftsorientierte Verfälschung der Realität in die lung im MdI; Oberst der VP Fricker: Vor Ort waren Köpfe von Millionen Menschen zu projizieren, die Wachtmeister, Offiziere und auch Generäle am Angst machen sollte. Von Relikten des kalten Krie- Aufbau beteiligt. Die XXIX. Olympischen Sommerspiele, in Peking ges müssen wir nicht mehr sprechen. Wir erleben Natürlich haben die Feuerwehrleute, Angehörigen ausgetragen, sind Geschichte. „Tolle Organisa- ihn. Ideologische Kriegführung ist ein Begriff der des Strafvollzuges und Volkspolizisten registriert, tion, ein vorbildliches Olympisches Dorf, groß- aktuellen Realität. Leider merken das die wenig- daß sich die Mitglieder des Kollegiums und die artige Wettkämpfe“, lobte IOC-Präsident Rogge. sten, versunken in ihnen vorgegebene Menschen- Generalität des MdI im Gegensatz zu den Leitern Sportler von 204 NOKs lieferten sich spannende rechtsträumereien. anderer bewaffneter Organe nicht zu den bren- Wettkämpfe. Anerkennung gebührt auch den deut- Roland Winkler, Remseck nenden Problemen ihres Berufsstandes geäußert schen Medaillengewinnern. Bei allem Getöse: Die haben. Ich weiß aber, daß viele politisch sehr aktiv Spiele in Peking verhinderten einen Rückgang der Mir lief es kalt über den Rücken, als „unsere“ Kanz- sind und solidarisch an der Seite ihrer ehemaligen BRD bei den wichtigsten Olympischen Sportarten lerin die Forderung stellte, Georgien in die NATO Untergebenen stehen. nicht. Waren es 1992 in Barcelona (hier wirkte das aufzunehmen. Offenbar will sie die militärische Allerdings gibt es auch Enttäuschungen, und zu DDR-Erbe noch deutlich) 82 Medaillen, so errang Einkreisung Rußlands, die von den USA gesteuert denen zählen der General des Strafvollzuges und die BRD-Mannschaft im Jahre 2008 nur noch die wird, nicht sehen. Will sie uns in den Dritten Welt- der Chef der Feuerwehr. Im Buch „Wasser marsch Hälfte: 41. Die Leichtathleten sind sogar auf den krieg hineinstoßen? Sie selbst hat ja noch keinen in der DDR“ von Heinz Gläser wird die verräterische Stand von vor 104 Jahren zurückgefallen. erlebt. Wer Bush zum Freund hat, braucht sich Rolle des Feuerwehrgenerals durch ihn selbst dar- Kurzum: Das IOC, die Sportler, die Weltöffent- keine Feinde zu suchen. gelegt. Er erklärt dort, daß seine Verhaftung nur lichkeit zollen China einhellig Lob. Nur bestimmte Marianne Wuschko, Hoyerswerda eine Frage der Zeit gewesen sei. Wörtlich: „Nur die deutsche Journalisten, allen voran die instruier- Wende hat mich davor gerettet.“ Daß er das war, ten und aufgeheizten Reporter von ARD und ZDF, Die herrschenden Ideen, Meinungen und Lebensauf- wofür er sich heute ausgibt, kann man angesichts benahmen sich dümmlich-arrogant. An ihrer Spitze fassungen einer Epoche werden als „Zeitgeist“ seines „schabowskihaften“ Verhaltens eigentlich Sandra Maischberger, die bei der Eröffnungsver- bezeichnet. In diesem Zusammenhang ist von beson- kaum in Zweifel ziehen. anstaltung unablässig auf Provokationssuche war, derer Bedeutung, daß die herrschenden Gedanken Generalmajor der VP a. D. Dieter Winderlich, vom Sport keine Ahnung hat, sich aber als China immer die Gedanken der herrschenden Klasse sind. Haren anprangernde „Menschenrechts-Advokatin“ in die Nach Gysis Offenbarung in der „Linkszeitung“ vom Brust warf. Sie und einige ihrer Kollegen übersehen 25. Juli strahlt Obama „einen anderen Zeitgeist aus, Der Leserbrief von Hansjörg Schupp im RF Nr. 127 dabei völlig, daß sie selbst in einem Land leben, in allerdings befangen im bisherigen System“. wirft eine ganze Anzahl theoretischer Fragen auf. dem elementarste Menschenrechte tagtäglich mit In der Politik wird heutzutage besonders gerne mit Zum Kernproblem: Aus meiner Sicht verlaufen die Füßen getreten werden. dem Begriff „Zeitgeist“ operiert. Was aber kann Klassenfronten aktuell und offensichtlich noch für Erhard Richter, Berlin der von Gysi eingeführte „andere Zeitgeist“ des einen langen Zeitraum zwischen dem Großkapital Mr. Obama sein? Zumal dieser noch „im bisherigen einschließlich der Handelskonzerne auf der einen Dank Rolf Berthold, der im RF 125 im Zusammen- System befangen“ ist. Oder haben wir doch zwei oder und der Arbeiterklasse sowie deren Verbündeten, hang mit Tibet und Olympia eine Lanze für das zwei halbe Zeitgeister oder einen „geklonten“? bis hinein in ebenfalls vom Großkapital unterdrückte sozialistische China bricht. Ich verfolgte am Bild- Beim Wort Zeitgeist geht es um den jeweils herrschen- bürgerliche Kreise, auf der anderen Seite. Daraus schirm die wunderbare Eröffnungsveranstaltung den Geist der Zeit. Und was als Geist nicht herrscht, erwachsen für den antimonopolistischen Kampf der 29. Olympiade in Peking, die ein ausgezeich- ist auch kein Zeitgeist. Doch was kein Zeitgeist ist, Bündnismöglichkeiten, die es im Leninschen Sinne netes Licht auf die VRCh und ihre Anstrengungen kann auch kein „anderer Zeitgeist“ sein. zu erschließen gilt. Sektiererische Auffassungen zur Austragung der Spiele wirft. Dazu kann man nur Obama mißbraucht im Interesse der Herrschenden schaden hier nur. Mit dem Begriff „Kulak“ verbun- gratulieren. Auch dem IOC-Präsidenten Rogge ist die Hoffnungen der Menschen zur Erzeugung von dene Fehler dürfen nicht wiederholt werden. Die zu danken, der sich nicht gegen China mißbrauchen Illusionen. Sein Aussehen mag ihm dabei zugute komplizierte Problematik auf das Verhältnis Ver- ließ. Anders verhält es sich allerdings bei Sandra kommen. braucher-Produzenten bzw. Preispolitik zu redu- Maischberger, die im Auftrag des BRD-Staatsfernse- Karl Scheffsky, Schwerin zieren, greift zu kurz. Aus meinem Lebensumfeld hens die Eröffnung moderierte. Ihre fortwährenden kenne ich nur „Milchbauern“, die mit ihrer Hände tendenziösen antichinesischen Ausfälle à la „Men- Ein Wort zu Obamas Rede vor der Siegessäule. Ein Arbeit ihr Einkommen erwirtschaften. Denen und schenrechte“ störten den Gesamteindruck. Man wahrlich passender Platz für einen Welteneroberer! allen, die zum Großkapital in Opposition stehen, konnte sich des Gefühls nicht erwehren, daß sie Nachdem wir uns den mafiosen Amerikanismus, mit gehört meine Solidarität. förmlich darauf brannte, irgendeine Demonstration dem ein totaler Werteverfall einherging, überstülpen Dr. Dr. Ernst Albrecht, Dormagen gegen China bei der Eröffnung kommentieren zu ließen, betrachtet jeder USA-Politiker Deutschland können. doch da wartete sie vergebens! Alles war als neuen Stern im amerikanischen Banner. Zu den im nächsten Jahr anstehenden BRD-Prä- von ihr so dümmlich aufgepflanzt, daß man sofort Gisela John, Lübeck sidentschaftswahlen soll für die SPD die bisherige bemerkte: Hier wurde „Auftragsarbeit“ geleistet. Chefin der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/O, Mögen solche unseriösen Beiträge, wie man sie Ich bedanke mich für die schnelle Übersendung der Gesine Schwan, ins Rennen gehen. Mich interes- auch von der ZDF-Journalistin Marietta Slomka Juli-Ausgabe. Die Zeitschrift werde ich zu unserer sierte, was an dieser deutschen Hochschule über oder Herrn Hano aus ähnlichen Sendungen kennt, nächsten Vorstandssitzung mitnehmen und den die DDR gelehrt wird. Helga Schultz und Hans- uns künftig erspart bleiben! Genossen überreichen. Ich kann Euch sagen, wir Jürgen Wagener geben in ihrem 2007 bei Ch. Links Übrigens bekam ich vor zwei Tagen einen Brief sind „hungrig“ nach solchen Beiträgen, wie sie im erschienenen Buch „Die DDR im Rückblick“ darüber von Ingeborg Schäuble, Vorstandsvorsitzende der RF stehen. Leider kommt manches in der „Provinz“ Aufschluß. Unter anderem heißt es: „Der Glaube an Deutschen Welthungerhilfe in Bonn. Es handelt sich sehr spät an. Da wir uns darum bemühen, neben die historische Überlegenheit der auf soziale Gleich- um die Frau des Innenministers. Sie bat mich, den unseren monatlichen Mitgliederversammlungen heit und Enteignung des Privateigentums setzen- tibetischen Flüchtlingskindern durch eine Geld- auch regelmäßige Informationsveranstaltungen den Gesellschaftsordnung war nicht allein auf die spende zu helfen. Weiterhin teilte sie mir mit, daß durchzuführen, eröffnet Ihr uns eine wahre Fund- Machthaber beschränkt; er sicherte der Idee des ihre Organisation seit 30 Jahren das Kinderdorf des grube. Das stärkt die Überzeugung, daß wir mit Sozialismus auch gegen den Anschein des zeitwei- Dalai Lama und seiner Schwester in Dharamsala unserer Haltung nicht allein stehen. Das Weitersa- ligen Zurückbleibens gegenüber kapitalistischen unterstützt. Jährlich würden 800 Flüchtlingskinder gen betrachten wir als unsere Aufgabe. Gesellschaften des Westens einen erheblichen aus Tibet kommen. Dem Brief war ein Faltblatt bei- Damit noch mehr Interessierte an Eure Zeitschrift Kredit in der Bevölkerung … gefügt, dem ich entnahm, daß die Kinder heimlich herankommen und das notwendige „Kleingeld“ dafür Stärker noch vermochte sich der zweite deutsche aus Tibet weggebracht werden. Ist Verschleppung vorhanden ist, überweise ich Euch eine Spende von Staat über seinen antifaschistischen Charakter zu Minderjähriger über Landesgrenzen in der Bundes- 30 Euro. Dank an alle Autoren. Weiterhin viel Erfolg. legitimieren. So stark er von oben verordnet und republik kein Delikt? Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe und politisch instrumentalisiert wurde, besaß der ost- Dr. Dieter Rostowski, Kamenz bleiben mit Euch in Verbindung. deutsche Antifaschismus doch eine soziale Ein- Annelore Falke, Vorstand der BO der dringtiefe, die weit über die der sozialistischen Die Olympischen Spiele in Peking sind mit der glanz- „Partei Die Linke“, Pößneck Verheißung hinausging.“ vollen Abschlußveranstaltung zu Ende gegangen. Wie es sich für den der Birthlerbehörde nahestehen- Für die Meinungsmanipulierer in der BRD waren Die anerkennenden Worte von Manfred Holfert den Verlag gehört, muß natürlich auch der „Unrechts- es allerdings die „Menschenrechtsspiele“. Ihre im RF 127 sind in Zeiten, in denen linke politische staat DDR“ vorgeführt werden. Die Gesellschaft im Berichterstattung war ekelhaft, diffamierend und Betätigung den Verfassungsschutz auf den Plan Osten sei bis ins Innerste vergiftet gewesen. Man voller Haß, Häme und Hetze. Mir wurde noch klarer: ruft, Balsam für die Seele. Aber das Stehvermö- habe unablässig Angst, Feigheit und menschliche Die Medienmacher dieses Landes, die sich unab- gen derer, die nach 1990 zu den Gründungsvätern Niedertracht produziert. Seite 30 RotFuchs / Oktober 2008

Das Gruselkabinett darf nicht fehlen. „Wie ein riesi- nage für die USA zu hohen Haftstrafen verurteilt es bereits vor dem Machtantritt der Nazis. Damals ger Krake lag die Staatssicherheit über dem Land wurden. Einer der Initiatoren äußerte hinsichtlich war Mecklenburg die erste Region in Deutschland, und drang mit ihren Saugnäpfen in die verborgen- der von ihm begangenen Militärspionage stolz: „Da wo die Braunen mehrheitlich mit klingendem Spiel sten Winkel der Gesellschaft“, wird Frau Schwans ging es richtig zur Sache.“ in das Parlament Einzug gehalten hatten. Heute Viadrina-Studenten vermittelt. In jedem Staat der Welt stehen solche Handlun- sind neofaschistische Aufmärsche in Städten und Wie man sieht, handelt es sich um eine durchaus gen unter Strafe. Da sie sich in diesem Fall aber Gemeinden mit Billigung des Rechtsstaates und „glaubwürdige“ Präsidentschaftsbewerberin, die gegen die DDR richteten, werden die Beteiligten unter Polizeischutz wieder an der Tagesordnung. Herrn Köhler ebenbürtig sein dürfte. jetzt öffentlich als Helden geehrt. Jene DDR-Bürger Brutale Überfälle der Rechtsextremisten häufen Werner Feigel, Chemnitz hingegen, die ihren Staat schützten und verteidig- sich. Unlängst wurden in Malchin Jugendliche von ten, kriminalisiert man. Neonazis mit roher Gewalt angegriffen. Dem hervorragenden Editorial „Irish Coffee“ im RF Klaus Fehlhacke, Berlin Als kürzlich in Hohen Sprenz (Landkreis Güstrow) 127 möchte ich noch einige interessante Informa- die Heimattreue Deutsche Jugend (HDJ) ein Zelt- tionen hinzufügen. Im RF 127 ist die Veröffentlichung eines Veranstal- lager abhielt, bildete ein imitierter „Führerbunker“ Innerhalb der letzten 14 Tage vor dem irischen Refe- tungshinweises mit G. Schabowski in Zwickau in mit ausdrücklicher Kennzeichnung das Spiegel- rendum zum Lissabonner Vertrag erschienen nach- unserer Zeitung „Linker Blick“ nicht kritisiert, son- bild dieses Unterfangens. einander Angela Merkel und EU-Präsident Barroso dern runtergemacht worden. Damit keine weiteren Walter Krüger, Dudinghausen zu Blitzbesuchen in Dublin, um die Iren für ein Ja Mißverständnisse entstehen: Wir teilen die Beur- zu manipulieren. Die Meinung der dortigen Bevöl- teilung Schabowskis durch M. Wulf. Sollen wir uns Ich möchte gerne die Zeitschrift „RotFuchs“ regel- kerungsmehrheit zum sogenannten EU-Vertrag aber dafür entschuldigen, weil wir bei unseren Mit- mäßig beziehen, weiß allerdings nicht, was sie aber stand bereits fest. Vier Tage vor der Abstim- gliedern voraussetzten, daß sie unsere Aufforderung kostet. Ich bin leider auf Harz IV gesetzt und nun mung gab die linksgerichtete Sinn-Féin-Partei ihre zur Teilnahme richtig verstehen würden? Wir wollten stärker politisch interessiert. Ablehnung bekannt. „Die schlimmen Erfahrungen eigentlich, daß unsere Genossinnen und Genossen Über die DDR weiß ich relativ wenig. Unsere Abitur- von mehr als 700 Jahren britischer Kolonialisierung diesem Wendehals und Scharlatan Paroli bieten. So klasse hat sich 1981 entschieden, nach Griechen- und des britischen Imperialismus in Irland haben allerdings verstehen auch die Zwickauer („älteren“) land statt in die DDR zu fahren. dazu geführt, daß in unserer Verfassung seit der Parteimitglieder ihre politische Arbeit leider nicht Aber ich habe es satt, die ewige „Stasi“-Litanei Unabhängigkeit festgelegt worden ist, daß das iri- (mehr), wie festzustellen war. und die Propaganda von der schlimmen DDR sche Volk das Recht hat, über jede grundsätzliche Zugeben müssen wir daher, daß man diese Veröf- zu hören, während bei uns ein riesiger Überwa- staatliche Entscheidung, die es betrifft, abzustim- fentlichung mißverstehen konnte, aber eben nicht chungsstaat mit Militarisierung im Innern erfolgt. men. Das Referendum ist ein unabdingbares Merk- mußte. Sie enthielt gar keinen Veranstalter, weshalb Völlige Verarmung und Zukunftslosigkeit werden mal der Demokratie“, erklärte sie. M. Wulf seine falsche Annahme zur Anschuldigung von den meisten geduldet. Am Tag des Votums fragte ein NDR-Reporter einen erheben konnte. Auch eine Aussage, warum wir die Bedauerlicherweise sind die kapitalistischen Macht- jungen Dubliner nach der Stimmabgabe, wie er Teilnahme empfahlen, fehlte. Auch hier konnte selb- haber so waffenstarrend und einflußreich bei der sich entschieden habe. Mit „no“ antwortete die- ständiges produktives (nicht destruktives) Denken Verbreitung ihrer passenden Ideologien, die noch ser. Warum, wollte der Fernsehmann wissen. Dar- andere Antworten finden, als sie M. Wulf gab. nicht einmal als Gehirnwäsche erkannt werden. auf entgegnete der Ire sehr treffend: „Was wollt ihr Simone Hock, Ralf Becker (V.i.S.P.), Gibt es in München einen Leserkreis? eigentlich, ihr Deutschen dürft ja nicht einmal über Redaktion Linker Blick, Zwickau Elisabeth Lauchner, München den Vertrag abstimmen. Wo bleibt da eure Demo- kratie?“ Damit war das Gespräch beendet. Am 6. August wurde in Berlin ein junger Mann aus Insbesondere im jüngsten RF sind Sie nun doch Der irische Politikwissenschaftler Kevin O’Rourke Vietnam auf offener Straße von einem deutschen dazu übergegangen, den kontroversen aktuellen untersuchte das Abstimmungsverhalten. Sein Schluß: Faschisten ermordet. Ein Enkel von Onkel Ho ver- Debatten in der PDL größere Aufmerksamkeit zu „Die Arbeiterklasse hat den Ausschlag gegeben. Je lor sein Leben, weil die Politiker der BRD seit 1949 schenken. Das finde ich sehr gut, denn ich halte weniger Geld jemand verdient, desto ausgeprägter auf dem rechten Auge blind sind. es für dringend erforderlich, daß wir „Linken“ uns war das No zum EU-Vertrag.“ Die Pseudodemokratie mit Kohls „Mädchen“ an mit unseren fundamentalen Inhalten ohne Scheu- Klaus Buchheister, Bremen der Spitze hat natürlich keine offiziellen Vertreter klappen konstruktiv auseinandersetzen. zur Mahnwache für den ermordeten Vietnamesen Nach meiner Einschätzung ist den „Linken“ die Wer in der DDR kannte nicht die beliebte Wochen- entsandt. Ein schreckliches Land! Substanz abhanden gekommen. Deshalb gibt es zeitung „horizont“, wo Wolfgang Clausner als Heinz Denné, Berlin keine Programmdiskussion, sondern nur ein ober- stellvertretender Chefredakteur kein Unbekann- flächliches Gezänk um Posten, Stimmenanteile und ter war. Im RF 127 veröffentlichte er jetzt den Bei- Mit großem Interesse habe ich den Artikel von Dr. Kungeleien mit anderen Parteien und „Bündnis- trag „Ein linkssozialdemokratischer Politiker, der Günther Sarge über den Fall Gartenschläger „Ein partnern“. Wer das Kapitalsystem nicht überwinden aufhorchen läßt.“ Da atmen auch wir unwillkürlich Terrorist als Held?“ im RF 126 gelesen. Die Ver- will, der verbleibt in diesem und muß sich deshalb auf. Beim genaueren Hinhören hatte ich allerdings brechen dieses Mannes an der Staatsgrenze der auf der ordinären Ebene des Habens und Kriegens das Gefühl, daß Oskar Lafontaine eher demontiert DDR haben die Sicherheitsorgane, vornehmlich die mit den Hyänen um die Geldbeute streiten. Wer werden sollte. So sehr man dem Autor in seiner Grenztruppen und das MfS, 1976 stark beschäftigt. aber mit dem Teufel am Tisch sitzt und mit ihm um Kritik auch zustimmen mag – politisch scheint mir Schließlich handelte es sich um schwere Provoka- das Büffet rangeln will, der braucht sich nicht zu das nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, bei Oskar tionen im kalten Krieg. wunden, wenn auch ihm Hörner wachsen. nach Haaren in der Suppe zu suchen. Endlich gibt Angesichts der verstärkten Hetze, die im Vorfeld des Kornelia Richter, Schkeuditz es da doch einen, der überhaupt noch weiß, was 20. Jahrestages der Konterrevolution noch zuneh- Finanzkapital ist. men wird, ist es wohltuend, einen Bericht zu lesen, Meine Meinung zum Beitrag über ein BRD-Arbeits- Unsere Aufmerksamkeit sollte sich – Wolfgang der in allen Teilen der Wahrheit entspricht. Es wäre gesetzbuch („Mal in Finnland anfragen?“): Das Clausner bietet dazu Ansätze – dem eitlen und lohnenswert, darüber einen Film zu drehen. AGB der DDR war nicht schlecht. Doch wenn es beunruhigenden Geschwätz solcher Leute wie Brie, In Weimar entsteht allerdings zur Zeit mit einem um den Plan ging, wurde es oft unterlaufen. So Zimmer, Lederer und Liebich zuwenden. Hier seien Etat von über drei Millionen Euro ein Schinken mit geschah es z. B. im Betonbau Wegeleben (Kreis nur zwei Kostproben aus ihrem reichen Gedanken- dem Titel: „Der Mauerfall“. Man spiegelt Geschichte Halberstadt). Dort erklärte man den Sonnabend schatz gestattet: „Die DDR war noch totalitärer als vor, die es so nie gegeben hat. Eine Fortsetzung und den Sonntag kurzerhand zu Arbeitstagen, um das Dritte Reich.“ Und: „Der Zweite Weltkrieg war der Gruselstory „Die Frau vom Checkpoint Charlie“. den Plan zu retten. der Zusammenprall zweier Diktaturen.“ Auch das Verbrechen eines Werner Weinhold gäbe Montag frei? Denkste! Weiterarbeiten hieß die In Mitgliederversammlungen stößt dieses ständige einen Stoff für Film oder Fernsehen ab. Der hatte in Parole. Wer da nicht mitmachte, bekam zwei Bum- Gezerre an den Grundfesten der sozialistischen der Vorweihnachtszeit des Jahres 1975 bei seiner meltage aufgebrummt, und die Jahresendprämie Bewegung auf Ablehnung. Das Problem besteht Fahnenflucht die DDR-Grenzsoldaten Klaus Peter war futsch. So geschah es mir. aber darin, wie man in den Führungsetagen der Seidel (21) und Jürgen Lange (20) ermordet. Auch Thomas John, Halberstadt PDL mit solchen Dreckschleudern umgeht. Man Weinhold wurde wie Gartenschläger im Westen als toleriert sie unter der Rubrik „Freiheit für Anders- Held empfangen. Der Beitrag über Karlheinz Effenberger hat mich denkende“. Hans Linke, Suhl in meiner politischen Arbeit sehr bestärkt. Ich will Da wurde uns Oskar Lafontaine unverkennbar zum fünf Gedanken aus dem Interview in der jüngsten Symbol der Besinnung auf unsere eigentlichen Ziele. Besorgniserregend ist die braune Entwicklung in Ausgabe des RF aufnehmen. Dem „RotFuchs“ bleibt für den Anstoß zu danken. Mecklenburg-Vorpommern. Die NPD ist auf dem „Plötzlich ist man alt …“ Ich fühlte mich an die Walter Ruge, Potsdam Vormarsch: Seit der Landtagswahl am 17. Septem- Maxime von Pawel Kortschagin erinnert, sein Leben ber 2006 ist sie als Fraktion mit 6 Abgeordneten zu nutzen, daß es einen nicht qualvoll gereut. Des- Mit Befremden vernahm ich am 27. Juli in einer im Landtag vertreten. Hauptakteur ist der aus dem halb ist der Optimismus von „Effi“ am Schluß auch RBB-Nachrichtensendung, daß auf einem evangeli- Westen zugezogene Pastör, der sich in der Kleinstadt so wichtig, Geschichte und Gegenwart im Auge schen Friedhof in Werder-Havel ein Gedenkstein für Lübtheen bei Hagenow niedergelassen hat, um von haben, dabei aber immer nach vorn sehen. Personen aufgestellt worden sei, die 1951 wegen dort aus seine faschistischen Aktivitäten im Lan- „Nie gezweifelt an den Idealen des Marxismus.“ Flugblattaktionen gegen die DDR und Militärspio- desumfeld einzufädeln. Eine ähnliche Situation gab Und auch des Leninismus, füge ich hinzu. Dabei RotFuchs / Oktober 2008 Seite 31

muß jedoch nicht jede Aussage, nicht jede Schrift Ich freue mich immer auf die aktuelle Ausgabe Wenn man wie ich in die Jahre gekommen ist (86) noch heute bedeutsam sein. Aber das Grundge- des RF. Er ist für mich zu einer unentbehrlichen und das Alter sowie die Gesundheit den eigenen rüst, der gesellschaftswissenschaftliche Kern ist Lektüre geworden. In meinem kollegialen Umfeld Aktionsradius immer mehr einschränken, so daß bisher unübertroffen. Wohl aber habe ich daran regt er stets neue Diskussionen an. Vielleicht man immer weniger mitgestalten kann, erwartet gezweifelt, daß meine Partei, die PDS, seiner- wäre es möglich, in der Zeitschrift eine Rubrik man seine Freunde von Monat zu Monat um so mehr. zeit diese Ideale programmatisch festhielt und zu schaffen, um sämtliche deutschen Parteien So geht es uns mit unserem „RotFuchs“. politisch zielklar verkörpern konnte. Als früher zu „durchleuchten“. Das würde einigen Lesern Meine Meinung zu einigen Veröffentlichungen: Ich in Berlin kommunalpolitisch aktives Mitglied bin viel Arbeit ersparen. Ich habe z. B. nicht die Zeit, teile den Standpunkt vieler, daß die DDR trotz ihrer ich dann ausgetreten. Mit dem Vereinigungs- und mich mit allen Parteien zu beschäftigen und mir Schwächen „die unsere“ war. Wir dürfen nicht zulas- Neugründungsprojekt der PDL habe ich wieder einen Überblick zu verschaffen, wer welche Ziele sen, daß sie ausgerechnet durch die glorreiche BRD Mut gefaßt, auch wenn manches durch die aus verfolgt. Mir ist anhand der Leserbriefe aufgefallen, beschmutzt wird. der PDS überkommenen Dominanzen nach wie daß es bereits etliche RF-Interessenten in Rhein- Wer ein Leben wie ich durchschritten hat, sieht kei- vor infrage steht. land-Pfalz und Baden-Württemberg gibt. Können nen Grund, bei den Kapitalisten zu Kreuze zu krie- Wenn es auch keine umfassende „Lageeinschät- Sie uns helfen zusammenzufinden? Gemeinsam chen und sich für das, was in unserem Vaterland zung“ sein mag, ist es richtig und wichtig, deutlich sind wir doch stärker und würden mehr bewirken, DDR getan wurde, zu entschuldigen. auszusprechen, daß die BRD diverse Notstände als wenn jeder für sich allein kämpft. Noch ein Wort zur Olympiade. Von welch maßloser, hat und diese auf Grund des Dilettantismus und Mike Busch, Frankenthal stinkender Überheblichkeit waren doch viele Bür- der Dummheit in der Regierungspolitik, (die auch ger der BRD in diesen Tagen befallen, wenn sie den die PDL partiell einschließt), hervorgerufen, auf- Bekanntlich hat der am 20. März 2003 begonnene Völkern Chinas empfahlen, sie sollten am deutschen rechterhalten und verschlimmert werden. Aber US-Angriffskrieg gegen Irak inzwischen nahezu Wesen genesen. Das gegenüber einem Volk mit mehr intelligente und konkrete politische Alternativen eine Million ziviler Opfer und über eine Million als fünftausendjähriger Geschichte! Werden es die gibt es noch zu wenige. Verletzte gefordert. Mehr als 2,7 Millionen Iraker Deutschen noch lernen, in der großen internationa- „Ich glaube dennoch an die Vernunft und Verän- flohen ins Ausland, über zwei Millionen sind im len Gemeinschaft Bescheidenheit zu üben? derbarkeit des Menschen.“ Ja, die humanistischen Inland auf der Flucht. Mehr als 4000 amerika- Oberst a. D. Albert Oehme, Gera Ideale der Menschheitsgeschichte festhalten, dafür nische GIs starben, den amerikanischen Steu- arbeiten, nicht verzweifeln oder verzagen. Das, erzahler kostet die Aggression bisher fast eine Auf unserer einzigen Erde findet ein Tanz auf dem wofür die sozialistische Bewegung steht, geht über Billion Dollar. Es handelt sich um schwerste Ver- Vulkan statt. Ist es fünf vor zwölf oder bereits danach? den Horizont des individuellen Lebens, auch über brechen gegen die Menschlichkeit, für deren Ahn- Die derzeit an den Schalthebeln der Macht stehenden kleinliche Richtungskämpfe hinaus. dung der Internationale Strafgerichtshof in Den Politiker sind wohl außerstande, die Entwicklung zu „Denksignale“ setzen bis zuletzt, „bis der Vorhang Haag zuständig ist. Daher ersuchte der frühere bremsen oder aufzuhalten. Trotz gravierenden Klima- fällt“ (Herbert Grönemeyer sei hier adaptiert), CDU-Politiker Jürgen Todenhöfer Ende Juli 2008 wandels, immer öfter erfolgender Erdbeben, schwerer wenn politisches Handeln scheinbar wirkungs- Chefankläger Moreno Ocampo in einem offenen Stürme und Überschwemmungen, tropischer Tem- los bleibt, hoffen darauf, daß unser Denken und Brief um Mitteilung darüber, … „welche Gründe peraturen, extremer Dürren, Trinkwassermangels, Handeln heute und künftig noch ausreichend Ver- gegen eine Anklage in Sachen George W. Bush Artensterbens, Gletscherschmelze und Versauerung nunft gebiert für die notwendigen gesellschaft- und Tony Blair sprechen“. der Ozeane wird hemmungslos weitergemacht wie lichen Veränderungen, um „die Nöte in der Welt, Fälschlicherweise steht in Den Haag vor dem als bisher. Die wenigen angeblich eingeleiteten Maßnah- die Bedrohung der Menschheit“ zu beenden. Kriegsverbrechertribunal ausgegebenen Strafge- men sind reine Augenwischerei. Um des schnellen Ralf Becker, Hohenstein-Ernstthal richtshof aus leicht durchschaubaren politischen Profits wegen werden die immer begrenzteren Res- Gründen allerdings nicht Bush, sondern Karadzic sourcen rücksichtslos ausgebeutet, obwohl auch Ich weiß nicht, ob das eine Tendenz ist: Mir ist in unter Anklage. jeder nachrechnende Politiker wissen müßte, daß Gesprächen mit vielen links eingestellten Men- Prof. Dr. Manfred Naundorf, Rangsdorf in absehbarer Zeit Schluß damit sein wird. schen aufgefallen, daß eine Abkehr vom ND zu Um die Erderwärmung zu stoppen, soll der Neubau erkennen ist. In meinem unmittelbaren Umkreis Am 3. August erfuhren wir in den Frühnachrich- von 1500 Atomkraftwerken notwendig sein! Dabei haben zwei Genossen und ein Sympathisant das ten des Deutschlandfunks von einem Volksent- ist die Entsorgung der Abfälle in keiner Weise gesi- Abo gekündigt und sind Leser der „jungen Welt“ scheid in Estland. Es ging um die Möglichkeit der chert. Finanzminister wie Steinbrück reden davon, geworden. Ein weiterer langjähriger Genosse hat Abwahl des Parlaments. man dürfe den Nachkommen keine Schulden hinter- jetzt ein Probe-Abo der jW. Für mich ist das ND Was war geschehen? 97 % der in Estland am Refe- lassen. Von einer ewig strahlenden Müllkippe Erde keine linke Zeitung mehr, aber das kann ja eine rendum Teilnehmenden hatten dafür gestimmt, daß spricht niemand. Der Gott der Gesellschaftsordnung, subjektive Betrachtungsweise sein: das Volk sein Parlament auflösen darf. Nur 3 % Andererseits ergeht es mir so wie vielen „RotFuchs“- waren dagegen. Das Referendum scheiterte an in der wir leben, heißt Profit. Sie ist außerstande, die Lesern auch. Ich warte schon immer auf das Ende der zu geringen Beteiligung von nur knapp 40 % erwähnten Probleme der Erdbevölkerung zu lösen. des Monats in der Hoffnung, daß die Zeitschrift der Wahlberechtigten. 60,8 % enthielten sich. Das planlose Agieren der kapitalistischen Staaten dann bald im Kasten liegt. Nach den Erfahrungen mit Wahlen in anderen Län- kann so wie bisher nicht weitergehen. Die System- Carsten Hanke, Lambrechtshagen dern werden diese keineswegs bei einer Betei- frage steht auf der Tagesordnung und zwar nicht ligung von lediglich 40 % annulliert. Beispiele irgendwann, sondern bei Strafe des Untergangs Mit großer Aufmerksamkeit habe ich wieder den dafür gibt es genug – so aus den USA. der Menschheit jetzt. RF gelesen. Die Beiträge sind für mich miterleb- Übrigens: Die Meldung wurde vom Sender nur Werner Juhlemann, Geithain ter DDR-Aufbau, aber auch erlebte Konterrevo- zweimal übertragen. In den übrigen Medien blieb lution. Zum Artikel von Gerhard Wenzel: Mir geht sie unerwähnt. Warum wohl? Vor mehreren Monaten bestieg Frau S., eine Rent- es um die vielen Verordnungen und Gesetze, die Wolfgang Nicolas, Brandshagen nerin, in den frühen Abendstunden am Stadtrand nicht demokratisch erarbeitet, geprüft und ent- die Straßenbahn, um zu ihrer Wohnung am ande- schieden werden konnten. Sie alle basieren auf Mit geistigem Heißhunger warte ich jeden Monat ren Ende Erfurts zu gelangen. Schon bald stellte sie den jahrzehntelangen Vorbereitungen der BRD auf den „RotFuchs“. Er ist immer wieder eine Auf- fest, daß sie im Anhänger mit einer Gruppe Jugend- für den Tag „X“. baustütze für mein Gemüt, zeigt er mir doch, daß licher allein war. Es wurde allerhand Unfug getrieben. Weshalb etwas Neues erfinden, wenn auf Vor- es viele Gleichgesinnte gibt, die sich ihrer Ver- Ein junger Mann tat sich besonders hervor, indem handenes zurückgegriffen werden kann? Man gangenheit und ihrer Lebensideale nicht schämen er Frau S. ein brennendes Feuerzeug fast unter die braucht doch nur im Graubuch, 2. Ausgabe 1967, und sich diese auch nicht rauben lassen. Nase und das Kinn hielt. Deshalb wollte sie an der nachzulesen. Dort ist vom „Organisationsplan Nun sind fast 20 Jahre seit der Konterrevolution nächsten Haltestelle aussteigen und ging zur Tür. des Forschungsbeirats für Fragen der Wieder- vergangen. Immer mehr Mitbürger, leider auch Dort versperrte ihr der Jugendliche den Weg. Nach vereinigung“ die Rede. Dieser Plan zeigt, wer früher „bewußte Genossen“, streichen vier Jahr- dem Öffnen der Tür zeigte die alte Dame Courage. sich wie mit welchem Komplex für diesen Tag zehnte ihrer Biographie einfach aus dem Gedächt- Sie rempelte ihr Gegenüber an, so daß der junge vorbereitet hat. Insofern sehe ich de Maizière in nis und arrangieren sich mit dieser menschenver- Heißsporn aus der Straßenbahn stolperte. Bevor der Rolle eines Ausführenden im Interesse der achtenden Gesellschaftsordnung. Inzwischen ist sich beide von dem Schreck erholt hatten, ging die BRD-Machtstrukturen. Juristisch gesehen war eine neue Generation herangewachsen, die über Tür wieder zu, und die Straßenbahn fuhr ohne den es Hochverrat. verflossene Kaiser, Könige und Edelmänner mehr jungen Mann weiter. Die Formulierung „de Maizière und seine Kum- erfährt als über die Geschichte der beiden deut- Nach einigen Wochen sah die Rentnerin den Rabau- pane haben uns durch Rechtsbruch dem ‚bundes- schen Staaten. Ich denke, daß wir die Verantwor- ken in der Straßenbahn wieder. Als er abermals auf deutschen Rechtsstaat‘ in den Rachen geworfen,“ tung dafür tragen, unseren Enkeln die Wahrheit zu sie zukam, blieb ihr vor Angst bald das Herz stehen. scheint mir zu eng. Wurde die DDR nicht durch übermitteln. In der Schule werden sie nur belo- Zum fluchtartigen Verlassen des Wagens blieb keine das opportunistische Handeln der Sowjetunion gen. Sie sollen für künftige „Friedenseinsätze“ Zeit mehr. So setzte sie ihre Hoffnung auf die ande- fallengelassen? War nicht Gorbatschow der „Ver- reifgemacht werden, damit sie wie Frau Merkel ren Fahrgäste. Es passierte aber etwas für sie völlig kaufsstellenleiter“, während de Maizière und des- anderen Völkern in Sachen Menschenrechte eine Unfaßbares. Der Jugendliche entschuldigte sich und sen Leute nur als Marktangestellte dienten? Lektion erteilen können. sagte: „So eine wie Sie möchte ich als Oma haben.“ Dieter Ammer, Chemnitz Wolfgang Müller, Bad Düben Hans Schneider, Erfurt RotFuchs / Oktober 2008 Seite 32

Nur ein Kartenhaus Grafik: Klaus Parche

Am 16. Oktober um 15.30 Uhr Am 17. Oktober um 15 Uhr findet im Städtischen Die RF-Regionalgruppe Berlin lädt spricht Prof. Dr. Christa Luft in Kulturhaus Wolfen eine Veranstaltung der RF-Regional- für den 28. Oktober um 16 Uhr zu einem Treffen mit Prof. Walter Güstrow, Hansenstraße 4 gruppe Bitterfeld/Wolfen mit Dr. Hans Modrow, Womacka in die (Hansabad), auf einer Veranstal- Vorsitzender des Ältestenrates der Partei Die Linke, statt. tung der RF-Regionalgruppe über Thema: Walter-Womacka-Ausstellung das Thema in der Galerie im Palais am Mein Standpunkt und meine Erfahrungen als Mini- Festungsgraben 1, Berlin Wirtschaftspolitische Alter- sterpräsident der DDR der Jahre 1989/90 sowie meine (hinter der Neuen Wache, nativen der Linken heutige Sicht auf den Sonderparteitag der SED Unter den Linden), ein.

IMPRESSUM

Der im Februar 1998 gegründete „RotFuchs“ ist eine von Parteien unabhängige kommunistisch-sozialistische Zeitschrift.

Herausgeber: Autorenkreis: Dr. Klaus Huhn Künstlerische Mitarbeit: „RotFuchs“-Förderverein e.V. Dr. Matin Baraki Dr. Hans-Dieter Krüger Karlheinz Effenberger, Chefredakteur: Rolf Berthold Rudi Kurz Klaus Parche, Heinrich Ruynat Dr. Klaus Steiniger (V.i.S.d.P.) Dr. Manfred Böttcher Prof. Dr. Hans Lutter Versand und Vertrieb: Rheinsteinstraße 10, 10318 Berlin Dr. Vera Butler (Melbourne) Wolfgang Mäder Armin Neumann Tel. 030/561 34 04 Wolfgang Clausner Bruno Mahlow Salvador-Allende-Str. 35, 12559 Berlin Fax 030/56 49 39 65 Prof. Dr. Götz Dieckmann Dr. Bernhard Majorow Tel. 030/654 56 34 Mail: [email protected] Dr. Rudolf Dix Wolfgang Metzger [email protected] (Redaktionsadresse) Ralph Dobrawa Prof. Dr. Harry Milke Sonja Brendel, Bruni Büdler, Layout: Dieter Fechner Frank Mühlefeldt Hans Ludwig, Harry Schreyer, Egon Schansker, Rüdiger Metzler Dr. Peter Fisch Sokrates Papadopoulos (Thessaloniki) Peter Barth u. v. a. m.

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