Posaunen Für Schlesien
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55. Jahrgang 2020 l Würzburg l 1/20 Januar - März Schlesischer Kulturspiegel Śląski Prezegląd Kulturalny . Slezské Kulturní Zrcadlo Herausgegeben von der Stiftung Kulturwerk Schlesien 20 Informationen über das schlesische Kulturleben – Ausstellungen, Tagungen, Publikationen,1 Wissenswertes Das Osterfest und die damit verbun- denen Bräuche stehen noch bis 19. April im Mittelpunkt der 11. Osterei-Ausstellung im Oberschlesischen Landesmuseum. Foto: OSLM. NEUES AUS DEM OBERSCHLESISCHEN LANDESMUSEUM Ausstellungen – Einblicke und Ausblicke Das Oberschlesische Landesmuseum bietet ein buntes Potpourri an schlesischer Kulturgeschichte. Spannende, kunstvolle, aufschlussreiche wie bewegende Um diese beiden Großprojekte gruppieren sich meh- Momente mit schlesischer Kulturgeschichte verspre- rere Präsentationen im Obergeschoss des Oberschle- chen die kommenden Ausstellungen und Veranstaltungen sischen Landesmuseums. Ein Klassiker ist die beliebte im Oberschlesischen Landesmuseum (OSLM). Im Mit- Osterei-Ausstellung, die noch bis zum 19. April gezeigt telpunkt der ersten Jahreshälfte steht die große Son- wird. Das Osterfest und die damit verbundenen Bräuche derausstellung „Schaukelpferd und Zinnsoldaten“. Die stehen im Mittelpunkt dieser 11. Osterei-Ausstellung. beliebte Sonderschau zu Kindheit und Jugend wird noch Kunstvolle Ostereier in verschiedenen Verziertechniken bis zum 10. Mai 2020 gezeigt. aus eigenem Bestand sowie aus verschiedenen Privat- Parallel dazu arbeitet das Museumsteam auf Hoch- sammlungen gibt es zu bestaunen. Ob gekratzt, gebatikt, touren an dem nächsten großen Ausstellungsprojekt, das bemalt, beklebt, bestickt oder mit Stroh beklebt – die sich ab Herbst 2020 mit schlesischen Persönlichkeiten kleinen, aber feinen Kunstwerke faszinieren stets aufs befassen wird. Ob Joseph von Eichendorff, Bernhard Neue. Grzimek, Oskar Troplowitz (Erfinder der Nivea-Creme), Ab dem 3. Mai übernimmt das Museum die von der Janosch, Lukas Podolski oder Miroslaw Klose – sie alle Stiftung Sächsischer Gedenkstätten/Gedenkstätte Pirna- haben oberschlesische Wurzeln. Und sie haben die Kultur Sonnenschein erarbeitete Ausstellung „Vergessene Opfer und Geschichte Oberschlesiens geprägt und viele Spuren der NS-Euthanasie. Die Ermordung schlesischer Anstalts- in Wissenschaft, Kunst, Kultur, Politik, Industrie, Kirche patienten 1939-1945“. Die zweisprachige Wanderaus- und Sport hinterlassen. So wird „Schlesische Persönlich- stellung (Deutsch und Polnisch) zeigt die mörderischen keiten“ spannende Lebensgeschichten und Lebenswerke Auswirkungen der NS-Gesundheitspolitik in Schlesien und präsentieren, von denen wir heute mehr denn je lernen damit ein dunkles Kapitel der Medizingeschichte. Sie er- können. innert an die Opfer politischer Gewaltherrschaft in den Schlesischer Kulturspiegel 55, 2020 1 wir leben in unsicheren Zeiten, politisch, wirtschaftlich an Neuigkeiten und Informationen zum schlesischen LIEBE und nun auch gesundheitlich. Während wir diese Zeilen Kulturleben. Terminangaben etwa für die Dauer von LESER, schreiben, herrschen in Bayern Ausgangsbeschrän- Ausstellungen stehen freilich unter Vorbehalt. Infor- kungen. Arbeiten darf man freilich im Büro oder von mieren Sie sich bitte vor einem geplanten Besuch bei Zuhause aus. Im Büro wechseln wir uns tageweise ab, der betreffenden Einrichtung. ansonsten Homeoffice. Wir hoffen, dass die Layouter Das Jahr 2019 ist wieder mit zahlreichen Spen- weiterarbeiten, ebenso die Druckerei und die Post, die den für die Arbeit der Stiftung Kulturwerk Schlesien zu den ‚Schlesischen Kulturspiegel‘ zu Ihnen bringt. Mo- Ende gegangen. Dafür danken wir sehr herzlich. mentan klappt das, doch wer weiß … Die allgemeine Lage kann sich täglich ändern. Hoffen wir das Beste! Seien Sie vorsichtig und bleiben Sie gesund! Vielleicht haben Sie ja mehr Zeit zum Lesen. Dank der Förderung durch den Freistaat Bayern Anja Weismantel kann auch diese Ausgabe des ‚Schlesischen Kulturspie- Ulrich Schmilewski gels‘ erscheinen. Er bietet wieder einen bunten Strauß FORTSETZUNG VON SEITE 1 totalitären Diktaturen des 20. Jahrhunderts und bindet sie diesen Wandel der Region fotografisch dokumentiert. dieses Thema in die gesamteuropäische Geschichte ein. Die Fotos zeigen ein Oberschlesien, dessen Schönheit Das Oberschlesische Landesmuseum will damit beson- sich besonders auch an scheinbar unattraktiven Orten ders auch Schulklassen ansprechen. offenbart. Umwelt, Natur und Naturschutz stehen in der zwei- Ergänzt werden die Ausstellungen durch Vortrags- ten Jahreshälfte im Mittelpunkt eines Projektes, das reihen, Lesungen und andere Veranstaltungsformate, oft gemeinsam mit dem Museumspartner, dem Erzbischöf- auch in Kooperation mit dem neuen Kulturreferenten für lichen Realgymnasium Liebfrauenschule in Ratingen, ent- Oberschlesien, der im November vergangenen Jahres stehen und von einer Ausstellung der Fotografengruppe seine Arbeit erfolgreich in Ratingen aufgenommen hat. „Karbon“ begleitet wird. „Karbon“ setzt sich insbesonde- So freut sich das Museumsteam in den nächsten Mona- re mit dem industriellen Erbe und dem Strukturwandel in ten auf ein volles Haus, auf neue Begegnungen und anre- Oberschlesien auseinander. Ziel der 2013 gegründeten gende Gespräche. Informationen zu den ausstellungsbe- Vereinigung ist es, die Menschen auf das Problem des gleitenden Angeboten sind auf der Museumshomepage „Verschwindens von Oberschlesien“ hinzuweisen, indem (www.oslm.de) aufgeführt. VON DER STIFTUNG KULTURWERK SCHLESIEN Grenzüberschreitende Forschung Viertes Schlesien-Kolloquium für Nachwuchswissenschaftler fand Ende November in Görlitz statt. Zum vierten Mal fand das auf eine Initiative der Stif- Region um Groß Strehlitz beitragen, könnte aber auch tung Kulturwerk Schlesien zurückgehende Schlesien- wieder den Gegensatz Germanisch-Slawisch für Schlesien Kolloquium für Nachwuchswissenschaftler „Schlesien/ in die Diskussion einführen. Mit den Biographien und Akti- Śląsk/Slezsko. Grenzüberschreitende Forschung“ statt, vitäten von Parlamentariern der deutschen Minderheit in und zwar am 29./30. November 2019 im Schlesischen Schlesien befasst sich Alicja Mainusch (Oppeln) in ihrem Museum zu Görlitz. Veranstaltet wurde die Tagung von Dissertationsvorhaben. Ihre Arbeit ist ein Teilprojekt zu den Kulturreferaten für Schlesien und Oberschlesien einem biographischen Lexikon dieser Minorität in Polen. in Kooperation mit dem Dokumentations- und Infor- Die Biographien der Politiker als wichtigste Vertreter die- mationszentrum von Haus Schlesien und der Stiftung ser Gruppe sollen zur Klärung der Frage des schwindenden Kulturwerk Schlesien. Unter der Moderation von Dr. politischen Einflusses der deutschen Minderheit beitra- Ulrich Schmilewski (Karlstadt), Prof. Dr. Wojciech Ku- gen. Dr. Matthäus Wehowski (Dresden) geht in einem nicki (Breslau), Dr. Gregor Ploch (Zinnowitz) und Prof. Forschungsprojekt „Globale Konzepte - Regionale Deu- Dr. Ellinor Forster (Salzburg) präsentierten nach der tung“ den Begriffen der Demokratisierung und nationalen Begrüßung durch Museumsdirektor Dr. Markus Bau- Selbstbestimmung in Oberschlesien und dem Teschener er neun Nachwuchswissenschaftler ihre Projekte. Schlesien nach. So konnte er eine allgemeine Zustim- Der Regionalforscher Norbert Waclawczyk (Groß Streh- mung zum Frauenwahlrecht feststellen, nicht jedoch für litz) stellte seine Überlegungen zur Rekonstruktion und eine grundsätzliche Demokratisierung der Gesellschaft. zur fertigen Replik des Gottesbildes Tyr aus dem Zister- In der zweiten Sektion stellte Dr. Julianna Redlich zienserkloster Himmelwitz vor. Das ausgestellte Artefakt (Breslau) den Literaturhistoriker, Breslauer Universi- könnte bei allgemeinem Interesse zur Identifikation der tätsprofessor und jüdischen Konvertiten Gottschalk 2 Schlesischer Kulturspiegel 55, 2020 Bitte unterstützen Sie die Arbeit der Stiftung Kulturwerk Schlesien mit Ihrer „Spende zur Stärkung des Grundstockvermögens“. Unser Spendenkonto: IBAN: DE34 7907 0016 0023 6000 00 BIC: DEUTDEMM790 Die Stiftung Kulturwerk Schlesien ist als gemeinnützig anerkannt. Selbstverständlich erhalten Sie auf Wunsch eine Spendenbescheinigung. Wir danken Ihnen herzlich. Eduard Guhrauer (1809-1854) vor, dessen „Philoso- Osten gewalttätiger. War im Polen der Zwischenkriegs- phisches Tagebuch“ sie ediert. Mit dem schlesischen zeit Homosexualität nicht straffbar, so wurde sie mit Dialekt in der regionalen Literatur zwischen 1830 und Einführung des deutschen Rechtes verboten, wobei für 1945 befasst sich Dr. Rafał Biskup (Breslau). Da- Polen und Juden ein Sonderstrafrecht galt. Die Quellen- bei zeigt sich u.a., dass Autoren wie Carl von Holtei, lage ist allerdings dünn, so gibt es nur 49 Urteile für die Gerhart Hauptmann, Ernst Schenke und andere eine Ostgebiete. Abschließend stellte Dr. Teresa Willenborg schlesische Mundart für die Literatur konstruierten; (Hannover) ihre bereits als Buch vorliegende Doktorar- in der Realität hatte jedes Dorf seinen eigenen Dialekt. beit vor. Unter dem Titel ‚Fremd in der Heimat. Deutsche Die Entwicklung des öffentlichen Verkehrs in Breslau im Nachkriegspolen 1945 – 1958‘ widmet sie sich auch von 1893 bis 1945 ist das Thema von Tomasz Sielicki der Lage der im Waldenburger Raum festgehaltenen (Breslau). In Zusammenhang mit der Ausdehnung der Deutschen und ihrem sozialen und kulturellen Leben. Stadt wurde die erste Pferdebahnlinie 1877 eingerich- In ihrer Zusammenfassung der Tagung wies Prof. tet, um den Besuch einer auswärts gelegenen Braue- Dr. Ellinor Forster darauf hin, dass die Schwerpunkte rei als Vergnügungserlebnis zu ermöglichen. Die