UID Jg. 20 1966 Nr. 20, Union in Deutschland
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Z 6796 C BONN 18. MAI 1966 NR. 20 • 20. JAHRGANG UNIONUxI>£utschUxruL INFORMATIONSDIENST der Christlich Demokratischen und Christlich Sozialen Union Brenners Position erschüttert Berliner DGB-Kongreß sagte Nein zur Notstandsverfassung Eine von radikalen Gewerkschaftsfunktionären künstlich gezüchtete Not- Trettners, die die Minen guer durch un- ^standsneurose beherrschte den 7. ordentlichen Bundeskongreß des Deutschen ser Vaterland legen wollen. Ja, ja, der .jlewerkschaftsbundes, der in der vorigen Woche in Berlin stattfand. Diese deutsche Militarismus ist nicht tot. Schon einmal verloren sie die Schlacht bei Ver- Psychose rüttelte an den Grundfesten der Einheitsgewerkschaft. Daß es nicht dun, um die Schlacht in den Straßen zum Bruch in den verschiedenen Gewerkschaften und im DGB kam, ist allein Berlins zu gewinnen im Jahre 1933 und das Verdienst der gemäßigten Gewerkschaftsfunktionäre, die zwar auf dem vorher. Sie verloren die Schlacht bei Berliner Bundeskongreß unterlegen sind, der Sache der Demokratie jedoch Stalingrad; ich weiß nicht, wo sie die nächste gewinnen wollen. Das ist die einen großen Dienst erwiesen haben. Dynamik, die innerhalb einer solchen Organisation drinliegt." Inzwischen hat Die Radikalen, die dem Vorsitzenden in erschreckender Deutlichkeit seine Ab- sich der DGB vage von Bleicher distan- der IG Metall, Otto Brenner, folgten, neigung gegenüber Staat und Gesell- ziert; dieser bat, seine harten Tiraden haben bei der Abstimmung trotz der er- schaft der Bundesrepublik Deutschland aus dem offiziellen Protokoll zu entfer- zielten Mehrheit keine Schlacht gewon- zum Ausdruck gebracht. Er scheute nicht nen. nen. Sie haben aber der Demokratie davor zurück, Bundespräsident Dr. Hein- einen schlechten Dienst erwiesen. rich Lübke und die Bundeswehr in un- Das Vorstandsmitglied der Gewerk- flätiger Weise zu beleidigen. Bleicher schaft Holz, Kurt Georgi, warf der Bun- Auf dem DGB-Bundeskongreß in Han- sagte vor den Delegierten, Leute wie desregierung vor, sie sei „mit fast krank- nover 1962 sprachen sich noch 276 von Heinrich Lübke hätten ihm „den Wahr- hafter Verbissenheit darum bemüht, in 414 Delegierten gegen eine Notstandsvor- heitsgehalt jenes Sprichwortes" deutlich der deutschen Öffentlichkeit und insbe- sorge und 138 für die Schaffung eines sondere in den deutschen Gewerkschaf- gemacht, „wonach der Fisch am Kopf ten ein günstiges Echo für ihre Notstands- Notstandsrechtes aus. Das Abstimmungs- anfängt zu stinken, und er "stinkt wahr- ergebnis von Berlin beweist im Gegen- pläne zu finden." Auch Georgi nahm die lich". Bleicher zollte auch der Atomtod- mutige Rede Heinrich Lübkes bei der Er- satz zu Hannover, daß innerhalb der Ge- hysterie und der Bundeswehrfeindschaft werkschaften die Einsicht in die Notwen- seinen Tribut: „Hinzu kommen .. die Fortsetzung Seite 2 digkeit einer wirksamen Notstandsverfas- sung gewachsen ist. In Berlin stimmten ^251 von 439 Delegierten gegen ein zu «schaffendes Notstandsrecht, 182 Delegierte waren bereit, Ja zu einer Notstandsvor- sorge zu sagen. Vier enthielten sich der rr In Ulbrichts Messer..." Stimme und zwei gaben ungültige Stim- CDU-Landesparteitag Württemberg-Hohenzollern kritisiert SPD men ab. überwiegend im Zeichen der Landespolitik stand der Parteitag des CDU- Die Entscheidung des 7. ordentlichen Landesverbandes Württemberg-Hohenzollern, der am Wochenende in Saulgau Bundeskongresses wird auch in der näch- sten Zeit nicht an Aktualität verlieren. stattfand. Dennoch wurden auch Fragen der Deutschlandpolitik im Zusammen- Die vor der dramatischen Abstimmung hang mit sozialdemokratischen Aktionen kritisch erörtert. gehaltenen Reden bewiesen, daß trotz des Votums gegen jede Notstandsgesetz- Landesvorsitzender Eduard Adorno Auch Bundesfamilienminister Bruno gebung die weitere Diskussion um diesen forderte den SPD-Bundesvorstand auf, Heck befaßte sich in seiner Eigenschaft Sachverhalt nicht verstummen wird. Die sich eindeutig von einem Antrag des als Geschäftsführendes Mitglied des Kräfte in verschiedenen Einzelgewerk- SPD-Kreisverbandes Tübingen an den CDU-Präsidiums mit diesem Thema. Er schaften, die eine aufgeschlossene Hal- SPD-Bundesparteitag zu distanzieren, in betonte, die SPD Tübingen sei auf dem tung zur Notstandsfrage eingenommen dem die Anerkennung des Zonenregimes besten Wege, „Herrn Ulbricht ins sowie die Aufgabe des Alleinvertre- haben, werden unabhängig von dem Ab- offene Messer zu rennen". stimmungsergebnis auch weiterhin ihre tungsrechtes der Bundesrepublik gefordert wurde. Der Parteitag, zu dem u. a. der CDU- befürwortende Position ausbauen. Vorsitzende, Bundeskanzler Prof. Erhard, „Es ist die Frage, ob die SPD in den sein erster Stellvertreter Dr. Barzel, der Sie sind nicht zu identifizieren mit je- letzten Wochen immer sorgfältig die je- CSU-Vorsitzende Strauß sowie zahlreiche nen radikalen Kreisen in den Einzel- weiligen Schritte bedacht hat, die sie in andere führende Unionspolitiker in gewerkschaften und im DGB, die es sich Richtung auf Aufnahme von Kontakten Grußtelegrammen ihre Verbundenheit nicht nehmen ließen, den Berliner Kon- zu den Männern unternommen hat, die Repräsentanten der Unfreiheit sind", mit der CDU Württemberg-Hohenzollern greß zu einer Agitationsplattform für ihre bekundet hatten, faßte eine Reihe von radikalen politischen Thesen zu machen. stellte Adorno in diesem Zusammenhang So hat der Bezirksleiter der IG Metall unter starkem Beifall der Delegierten Entschließungen zu wichtigen Fragen der von Baden-Württemberg, Willi Bleicher, fest. Fortsetzung Seite 2 für den Fall einer Krise nicht gesichert Brenners Position erschüttert sind ... Wer rechtsstaatliche Verhält- nisse will, der muß auch bereit sein, Fortsetzung von Seite 1 für den Ernstfall, das heißt für den für den Fall einer Krise Recht zu schaf- Öffnung des DGB-Bundeskongresses zum Kriegsfall, durch eine umfassende Not- fen ... Es geht auch um die Schranken, Anlaß, den Bundespräsidenten zu diffa- standsgesetzgebung gesichert werden. die einer Regierung im Falle einer mieren. Er sagte: „Und es sollte uns auch Das ist nicht möglich. Das einzige Ergeb- Krise gesetzt sind. Ein Notstand darf sehr zu denken geben, .. daß sich unser nis einer solch umfassenden Gesetzge- nicht zur Stunde der Exekutive werden. Bundespräsident dazu hergegeben hat, bung, wie sie gerade die Bundesregierung Er wird aber zur Stunde der Exekutive, uns in dieser hochpolitischen Frage einen plant, wäre lediglich eine bürokratisch- wenn kein gesetztes Recht besteht." geradezu schulmeisterlichen Elementar- autoritäre Außerkraftsetzung unserer unterricht zu geben, wobei ich noch hin- demokratischen Ordnung, und zwar nicht Zu dem Beschluß des DGB-Bundeskon- zufügen möchte, daß mir bei seiner Be- nur im Kriegsfall, sondern schon in Frie- gresses in Berlin, nach wie vor eine ge- grüßungsrede am vergangenen Montag denszeiten ... Es gibt keine rechtlich setzliche Regelung für den Notstand ab- gar nicht so recht klar geworden ist, ob stichhaltigen Argumente, weder aus un- zulehnen, hat das Geschäftsführende Prä- er uns den Notstand erläutern oder de- serem Grundgesetz noch aus dem sidiumsmitglied der CDU, Bundesminister monstrieren wollte". Deutschlandvertrag, für die Notstands- Dr. Bruno Heck, erklärt: Wie groß die kontroverse Haltung gesetzgebung der Bundesregierung. Und „D/e leidenschaftliche Debatte sowie zwischen verschiedenen Einzelgewerk- es gibt keine materiellen Gründe dafür. das Abstimmungsergebnis zeigen, daß schaften und dem DGB-Bundesvorstand Wir brauchen sie nicht! Nicht für den innerhalb des DGB die Einsicht in die in der Notstandsfrage ist, brachte der Frieden und erst recht nicht für den Notwendigkeit einer wirksamen Not- stellvertretende Vorsitzende der Deut- Kriegsfall!" standsverlassung gewachsen ist. Be- schen Postgewerkschaft, Kurt Gscheidle, Der Sozialdemokrat Otto Brenner er- dauerlicherweise hat sich die Mehrheit zum Ausdruck. Gscheidle rief dem Bun- hielt von dem Sozialdemokraten Georg der Delegierten noch nicht zu der er- forderlichen Entscheidung durchringen desvorstand zu: Leber, dem Vorsitzenden der IG Bau, Steine, Erden, eine scharfe Antwort. Der können. Das Abstimmungsergebnis ent- „Eine entschlossenere und mutigere bindet Regierung und Parlament jedoch These Brenners, es gebe keine rechtlich Führung im Deutschen Gewerkschafts- nicht von der Pflicht, entsprechend ih- bund hätte es vielleicht möglich gemacht, stichhaltigen Argumente für die Not- standsvorsorge, setzte Leber entgegen: rer Verantwortung zu handeln, um eine mit allen Gewerkschaften eine einigende dauerhafte Sicherung der Demokratie Formel zu finden, die erstens unseren „Ohne solche Gesetze wird aber im zu erreichen. Es ist zu wünschen, da), Bedenken Rechnung trägt und zweitens Fall einer Krise ein Zustand der Recht- es trotz des Mehrheitsbeschlusses we- auch die Vertretung der Arbeitnehmer- losigkeit eintreten, weil das geltende nigstens über Einzelfragen der Not- interessen bei der Notstandsberatung Recht abnormale Verhältnisse ganz ein- standsverfassung zu fruchtbaren Ge- sicherstellt." fach nicht einschließt. Das bedeutet sprächen zwischen Regierung, Parteien Auch der 1. Vorsitzende der Deutschen praktisch, daß die Rechte der Bürger und Gewerkschaft kommt." Postgewerkschaft, Carl Stenger, ging mit den Gegnern einer Notstandsverfassung hart ins Gericht. Stenger führte vor den „In Ulbrichts Messer..." Delegierten aus: Der Deutsche Gewerk- schaftsbund habe in der Vergangenheit Fortsetzung von Seite 1 CDU Württemberg verspricht sich dabei seine Einflußmöglichkeiten in der Frage Landespolitik. An der Spitze stand eine durch Versammlungen