UID Jg. 19 1965 Nr. 19, Union in Deutschland

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UID Jg. 19 1965 Nr. 19, Union in Deutschland Z 6796 C BONN 13. MAI 1965 NR. 19 19. JAHRGANG UNIONUxJ>£i€tschlanc>L INFORMATIONSDIENST der Christlich Demokratischen und Christlich Sozialen Union Vor der Wahl an der Saar Sozialistische Machtergreifung muß verhindert werden - Gefahren für die kleinen Parteien In einem gigantischen Ausmaß, von ihrer Bundeszentrale, dem Deutschen Landesvorsitzenden, den derzeitigen Ar- Gewerkschaftsbund und den Konsumgenossenschaften unterstützt, will die beitsminister Paul Simonis, massive Vor- würfe erhoben. Die offenen Gegensätze jpaar-SPD ihren Erfolg, den sie bei den Kommunalwahlen im Oktober 1964 im Lager der Saardemokraten haben poli- erringen konnte, nun auf Landesebene ausweiten und zum ersten Male im tische Beobachter in der Meinung be- Saarland den Ministerpräsidenten und die Regierung stellen. stärkt, daß es für den Koalitionspartner der CDU nicht einfach sein wird, im kom- Gegen die geplante „sozialistische Repräsentant im Bundestag und zugleich menden Saarlandtag noch einmal Frak- Machtergreifung" mobilisiert die Saar- Vorsitzender der derzeitigen Landtags- tionsstärke zu erreichen. CDU alle Kräfte. Als regierungstragende fraktion, hat sich mit lautstarkem Grol- Kaum weniger Sorge macht sich die Partei hat sie unter der Leitung des len aus der politischen Arena zurückge- Saarländische Volkspartei, die ihrem Ministerpräsidenten Dr. Franz Josef Röder zogen. Nach dem historischen 23. Okto- Siegel SVP noch das Symbol der Christ- in den vergangenen viereinhalb Jahren ber 1955 war er es, der als dynamischer lichen Volkspartei — CVP — hinzufügte. mit maßgeblicher Unterstützung der Bun- Motor durch das Land zog und mit 24,2% Diese Gruppe, die unter der Führung des desbehörden eine in jeder Hinsicht er- aller Stimmen die Saardemokraten in den Exministers Erwin Müller bei den letzten folgreiche Politik betrieben, und die Landtag brachte. Bei den Bundestags- Parlamentswahlen 11,5% der Wähler- große Mehrzahl der Saarländer zeigt sich, wahlen 1957 blieben der FDP/DPS noch stimmen auf sich vereinte und sechs Ab- wie Umfragen erkennen ließen, von den 18,1 °/o; bei den Landtagswahlen 1960 war geordnete stellte, erlebt ebenfalls eine Ergebnissen, die sich insbesondere in sie auf 13,8% zusammengeschmolzen, Periode innerer Krisen. Nach den vorjäh- einer Konsolidierung des materiellen und und bei den Kommunalwahlen im letzten :, rigen Kommunalwahlen, die ihr nur noch sozialen Besitzstandes ausdrücken, durch- Herbst gingen die Saar-Liberalen auf 9 /o 7,1 % der Wählersympathien einbrachten, aus befriedigt. Seit ihrer Rückgliederung zurück. Dr. Heinrich Schneider hat sich ist bereits eine größere Zahl mitglieder- hat die Saar ein neues Gesicht erhalten. nun praktisch von seiner Partei getrennt starker Ortsgruppen zur Union überge- Das dokumentiert sich in überzeugender und sowohl gegen den Bundeschef der Weise im Wohnungs-, Straßen- und Schul- FDP, Dr. Mende, wie gegen den ersten Fortsetzung Seite 2 bau und in der Schaffung von über 14 000 neuen Arbeitsplätzen. All das wurde er- möglicht durch Investitionen von fast vier Milliarden DM aus Bundes- und Landes- -rssen. a? Die Sozialdemokraten, die sich vor ein Die Union muß weiter führen paar Wochen noch recht siegessicher ga- ben, sind heute nicht sehr glücklich über Bundestagswahl entscheidet über unsere sichere Zukunft die letzte Parteitagsrede ihres Landes- vorsitzenden Kurt Conrad, die sie so- Der Geschäftsführende Vorsitzende der CDU, Dufhues, und der CSU-Landes- eben als Wahlmanifest und „Regierungs- vorsitzende Strauß riefen beim Landesparteitag der CDU-Westfalen-Lippe erklärung" herausbrachten unter dem an- spruchsvollen Titel „Das Saarland 1965- in Hamm das deutsche Volk auf, auch die beginnende zweite Phase unseren 70". Die recht blutleere Proklamation Politik unter der Führung der Union zu bewältigen. bietet keinerlei Alternativen zu den Lei- stungen und neuen Vorhaben der Regie- Der 18. Landesparteitag der westfäli- bedrücken. Statt dessen werden wir wei- rung, die Dr. Franz Josef Röder mit einer schen CDU, der Fräulein Altenwischer terarbeiten nach dem Gesetz, in dessen Einmann-Majorität die ganze Legislatur- zur stellvertretenden Landesvorsitzenden Geist wir am 8. Mai 1945 angetreten periode hindurch über alle Fährnisse und Dr. Luda zum Beisitzer wählte, sind. sicher und erfolgreich hinwegbrachte. Die wurde von seinem Landesvorsitzenden Der Tag der deutschen Kapitulation SPD ist auch erschüttert darüber, daß der Dufhues mit einer kurzen Rede eröffnet, sollte uns auch mahnen," so führte Duf- „Genosse Trend" sie im Stich zu lassen in der er an die letzten 20 Jahre deut- hues weiter aus, „niemals wieder die scheint. Jüngste Meinungssondierungen scher Politik seit dem 8. Mai 1945 erin- Wiedergeburt eines Nationalismus zuzu- ergaben, daß die CDU mit weit größeren nerte. Dufhues sagte u. a.: „Das deutsche lassen. Deshalb muß man vor jenen Kräf- Chancen rechnen darf als die Sozialisten. Volk sollte in der Erinnerung an den 8. ten warnen, die heute erneut versuchen, Mai 1945 niemals seine Aufgabe aus den im Trüben zu fischen und den politischen Die Union regierte bislang mit 19 Ab- Augen verlieren, die Freiheit zu bewah- Bodensatz hochwirbeln. geordneten zusammen mit der FDP/DPS, ren. Wir haben uns das Recht erworben, die sieben Parlamentarier stellte. Die in Würde und Freiheit unseren Weg zu Wir sind ein Bollwerk der Freiheit und Liberalen müssen jedoch seit einiger Zeit gehen". Auf die Hetze des Ostens einge- wären ein glückliches Land, wenn wir heftige interne Auseinandersetzungen hend sagte Dufhues: „Die Methode der unsere Einheit hätten. Den Frieden zu be- durchstehen. Dr. Heinrich Schneider, ihr infamen Verleumdung kann uns nicht Foitsetzung Seite 2 Überherrn, hart an der lothringischen Grenze, dessen Eigentümer übergeben. Vor der Wahl an der Saar Vom 27. bis 29. Mai rollt dann der Bun- Fortsetzung von Seite 1 telpunkt steht eine große programmati- deskongreß der Exil-CDU in Saarbrücken ab, zu dem die Bundesminister Lemmer treten. Kenner der Situation glauben, daß sche Rede ihres Landesparteivorsitzenden Dr. Franz Josef Röder, der zugleich und Krone sowie der Berliner Bundes- es der SVP unter Aufbietung aller Kräfte tagsabgeordnete Dr. Gradl an die Saar vielleicht noch einmal gelingt, die 5*/o- auch in seiner Eigenschaft als Minister- präsident einen umfassenden Rechen- kommen. Der Bundeskanzler unternimmt Hürde knapp zu nehmen. Für diesen Fall schaftsbericht über die Regierungsarbeit vor dem Wahltag noch zwei Fahrten dürfte sich aller Voraussicht nach eine durch das jüngste Bundesland. Fraktionsgemeinschaft mit der CDU als der vergangenen viereinhalb Jahre geben zweckdienlichste Lösung anbieten, da sich wird. Der Ministerpräsident von Nord- der Wählerstamm der SVP/CVP nur aus rhein-Westfalen, Dr. Franz Meyers, refe- dem christlichen Lager rekrutiert. riert über das Thema: „Es geht um FDP soll Kandidaten zurückziehen Deutschland". Ein Trommelfeuer von Reden und Er- Der schleswig-holsteinische CDU-Bun- klärungen, von Werbebroschüren, Spezial- Für den 24.—26. Mai ist der große destagsabgeordnete Dr. Stoltenberg hat illustrierten und Flugblättern geht in die- Raumordnungskongreß der Bundes-CDU die FDP aufgefordert, ihren Bundestags- sen Wochen über das jüngste Bundesland in Saarbrücken angesetzt, zu dem Bun- kandidaten für den Wahlkreis Stormarn- nieder. Jede Gruppierung sucht den deskanzler Erhard, sein Vorgänger und Lauenburg, Dr. Baare-Schmidt, zurückzu- 750 000 Wahlberechtigten die Entschei- Unionsvorsitzender Konrad Adenauer, ziehen. Baare-Schmidt hatte — wie auch dung für das Plebiszit vom 27. Juni Bundeswohnungsbauminister Lücke und in „Union in Deutschland" Nr. 15 und 16/65 schmackhaft zu machen. CDU, SPD, DPS der CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß berichtet — die kommunistische These und SVP haben in einem Begrenzungs- erwartet werden. Am letzten Kongreß- von zwei deutschen Staaten vertreten. tag wird Prof. Erhard die 8,5millionste abkommen ihre Ausgaben für die „Wahl- Nach Auffassung Stoltenbergs genügt es munition" auf je 300 000 DM festgesetzt. Wohnung, die nach dem Krieg mit För- nicht, daß sich der FDP-Landesvorstand Die Bundesgremien der großen politi- derung des Bundes geschaffen wurde, in von den Erklärungen des Bundestagskan- der neuen saarländischen Wohnsiedlung schen Parteien konzentrieren ihre ge- didaten distanziert hat. samten Anstrengungen auf das kleine Bundesland Saar, weil sich hier trotz aller Dementis eine „Testwahl" für die große Machtprobe im September vollzieht. Die Die Union muß weiter führen I SPD versucht aus Leibeskräften, ein Fortsetzung von Seite 1 Epigonen ein großes Erbe vertaten, habe „Brandt-Klima" zu erzeugen und verbrei- wahren und den Krieg zu verhindern, die- Deutschland die große Chance, in Bundes- tet lauthals die Parole: „Unser Sieg im ser Aufgabe müssen wir stets eingedenkt kanzler Erhard einen Politiker zu be- Saarland soll ausstrahlen auf alle Bun- sein. Der Friede in der Welt und die Ein- sitzen, der fähig sei, das Werk Dr. Ade- desländer und auf die Wahlen vom 19. heit unseres Vaterlandes sind unsere nauers fortzusetzen. Unter einer anderen September". Man wird abwarten müssen, Ziele. Wir sind bereit, dafür weiterhin politischen Führung könnten sich leicht ob von diesem Zweckoptimismus etwas unsere ganze Kraft zur Verfügung zu die Fehler wiederholen, die, wie nach übrig bleibt. stellen". Bismarcks Abgang, schließlich die Welt Die Union geht mit Zuversicht in diese In einer anschließenden Kundgebung erschütterten. ohne Zweifel harte parteipolitische Aus- im Theatersaal des Kurhauses sprach Auf die SPD eingehend, sagte Strauß: einandersetzung.
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