SPD – 07. WP Fraktionssitzung: 10. 12. 1974 (Kurzprotokoll/Tonbandtranskript)

87.

10. Dezember 1974: Fraktionssitzung (Kurzprotokoll/Tonbandtranskript)

AdsD, SPD-BT-Fraktion 7. WP, 6/TONS000030. Titel: »Fraktionssitzung am 10. 12. 1974«. Beginn: 16.15 Uhr. Aufnahmedauer: 01:16:09. Vorsitz: Wehner.

Sitzungsverlauf: A. TOP 1: Politischer Bericht des SPD-Vorsitzenden Brandt über die Sitzung des Parteivor- standes. – TOP 3: Bericht aus der Fraktionsvorstandssitzung (Mandatsverzicht Karl Wienands; Rücktritt Manfred Schultes als Parl. Geschäftsführer; Nachwahl der Parl. Ge- schäftsführer; Regierungserklärung über Ergebnisse der Gespräche mit der DDR; Hoch- schulrahmengesetz; Arbeit des Guillaume-Untersuchungsausschusses; Fraktionssitzung in ; Delegation für den Besuch bei der israelischen Arbeiterpartei). B. TOP 2: Informationen (»Spiegel«-Bericht zur Eherechtsreform; Kürzung der UNESCO- Mittel für Israel; Haltung innerhalb der EG zu Israel; Sprengstoffanschlag in Bremen; Fa- milienrechtsnovelle und Jugendhilferecht). – TOP 4: Aktuelles aus den Arbeitskreisen (Hearing im Innenausschuss zu Risiken der Kernenergie). C. Vorbereitung der Plenarsitzungen: TOP 5: Tagesordnung und Ablauf der Plenarsitzun- gen. – TOP 6: 2. und 3. Beratung Hochschulrahmengesetz. – TOP 7: Große Anfrage CDU/CSU betr. Wiedereingliederung körperlich, geistig und seelisch Behinderter in Ge- sellschaft, Arbeit und Beruf. – TOP 8: 2. und 3. Beratung Änderung Mineralölsteuergesetz (Heizölsteuerverlängerung). – TOP 9: 2. und 3. Beratung Siebtes Gesetz zur Änderung beamtenrechtlicher und besoldungsrechtlicher Vorschriften (Familienlastenausgleich). – TOP 10: 2. und 3. Beratung Einführungsgesetz zum Einkommensteuerreformgesetz. – TOP 11: 2. und 3. Beratung Änderung des Umsatzsteuergesetzes (Vorsteuerpauschale). – TOP 12: 2. Beratung Bundesratsentwürfe 27. ÄndG LAG und 28. ÄndG LAG. – TOP 13: Anträge CDU/CSU betr. Neufassung des Verwarnungsgeldkataloges und betr. Infor- mation ausländischer Kraftfahrer. – TOP 14: 1. Lesung Änderung des Bundeswahlgeset- zes. D. Vorlagen aus den Arbeitskreisen: TOP 15: Kleine Anfrage betr. sportmedizinische Be- treuung der Spitzensportler. – TOP 16: Verlängerung der Höchstbezugsfrist für das Kurz- arbeitergeld. – Sonstiges: TOP 17: Nachwahl Fraktionsgeschäftsführer – TOP 18: Bericht der Arbeitsgruppe EPl. 02. – TOP 19: Ausschussumbesetzungen. – TOP 20: Auslandsrei- sen von Fraktionsmitgliedern. – TOP 21: Nächste Termine. – Verschiedenes.

[A.] Wehner: Wir haben heute eine ganze Reihe – {…}1 Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung. Die Tagesordnung wird mit der Maßgabe gebil- ligt, daß Tagesordnungspunkt 3 vor Tagesordnungspunkt 2 abgehandelt werden soll. TOP 1: Politische Berichte Der Parteivorsitzende berichtet über die Sitzung des Parteivorstandes am vorangegangenen Montag. TOP 3: Bericht aus der Fraktionsvorstandssitzung

1 Tonstörung von 0:00:24 bis 0:28:48. Die in der Tonaufzeichnung fehlenden Inhalte wurden aus dem Kurzprotokoll der Fraktionssitzung ergänzt. Vgl. AdsD, 2/BTFG000084.

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Der Vorsitzende teilt mit, daß Karl Wienand in einem Schreiben an die Bundestagsprä- sidentin sein Mandat niedergelegt habe. Manfred Schulte habe aus Gesundheitsgründen darum gebeten, vom Amt des Parlamentarischen Geschäftsführers entbunden zu werden. verliest den Brief Manfred Schultes und spricht Manfred Schulte den Dank der Fraktion aus. Der Vorstand habe einstimmig beschlossen, und Konrad Porzner als Parlamentarische Geschäftsführer vorzuschlagen. Gerhard Jahn und Konrad Porzner erklären ihr Einverständnis, im Falle der Wahl, das Amt anzunehmen. Der Vorsitzende weist darauf hin, daß entsprechend einer an alle Fraktionsmitglieder verteilten Mitteilung weitere Kandidaten benannt werden können. Die neue Geschäfts- verteilung unter den Parlamentarischen Geschäftsführern solle in den Weihnachtsferien von den Parlamentarischen Geschäftsführern unter sich vorgenommen werden. In Zusammenhang mit der für Mittwoch, den 11. Dezember 1974 vorgesehenen Regie- rungserklärung über die Ergebnisse der Gespräche mit der DDR weist der Vorsitzende auf die Presseerklärung des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung Nr. 1468/74 vom 9. Dezember 1974 hin, in der der Stand der Verhandlungen mit der DDR umfassend wiedergegeben sei. Der Vorsitzende weist insbesondere auf die bevorstehende 2. und 3. Lesung des Hoch- schulrahmengesetzes hin, zu der die Opposition zahlreiche Änderungsanträge einge- bracht habe. Hier müsse mit einer kontroversen Abstimmung gerechnet werden, weshalb absolute Präsenz erforderlich sei. Der Vorsitzende kündigt an, daß in der Fraktionssitzung vom 17. Dezember 1974 ein umfassender Bericht über die Arbeit des Guillaume-Ausschusses erstattet werde. Die seit langem vorgesehene jährliche Sitzung der Fraktion in Berlin solle nunmehr nach Absprache mit den Berliner Genossen am 20./21. Januar 1975 stattfinden. Im Mittel- punkt der Beratungen stünden die Maßnahmen nach dem Berlin-Förderungsgesetz. Der Vorsitzende teilt mit, daß die Fraktion den seit längerer Zeit überfälligen Gegenbe- such bei der israelischen Arbeiterpartei durch die Entsendung einer Delegation abstatten wolle. Als Leiter der Delegation wird und als weitere Mitglieder Gün- ther Metzger, Bruno Friedrich, , Manfred Geßner und Hellmut Siegler- schmidt vorgeschlagen. Es wird so beschlossen. [B.] TOP 2: Informationen Hildegard Schimschok bezieht sich auf einen Artikel im »Spiegel«, aus dem hervorgehe, daß es geplant sei, im Rahmen der Eherechtsreform vom Zerrüttungsprinzip abzurük- ken. Hans-Jochen Vogel erklärt dazu, daß diese Meldung falsch sei; es handele sich dabei nur um Spekulationen, denen er inzwischen auch durch einen Leserbrief entgegengetre- ten sei. bittet darum, daß den Mitgliedern des Unterausschusses für Familien- und Eherechtsreform eine Übersicht der noch immer strittigen Punkte zugänglich ge- macht werde, aus der auch ersichtlich sein solle, welche Meinungsverschiedenheiten es zu einzelnen Punkten innerhalb der Koalition gebe. Hans-Jochen Vogel teilt dazu mit, daß eine solche Zusammenstellung den Mitgliedern des Rechtsausschusses auf Wunsch zur Verfügung stehe. Angela Grützmann befaßt sich mit der Kürzung der UNESCO-Mittel für Israel. Helmut Esters teilt dazu mit, daß im Einzelplan 05 keine Kürzungen vorgesehen seien.

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An der Aussprache beteiligen sich Heinz Westphal, Olaf Schwencke, Hermann Schmitt-Vockenhausen und Hans-Jürgen Wischnewski, der darauf hinweist, daß es stets ein Anliegen der Bundesregierung gewesen sei, Israel zu unterstützen. Man wolle sich auch dafür einsetzen, daß Israel in der Europäischen Region der UNESCO in Zu- kunft mitarbeiten könne. Horst Haase setzt sich kritisch mit der mangelhaften Abstimmung der Staaten der Eu- ropäischen Gemeinschaft in Fragen, die Israel betreffen, auseinander. Hans-Jürgen Wischnewski weist darauf hin, daß sich die Bundesregierung schon seit längerer Zeit darum bemühe, eine einheitliche Haltung gegenüber Israel herbeizuführen. Diese Versuche würden auch in Zukunft fortgesetzt. Hugo Collet spricht den der RAF zugeschriebenen Sprengstoffanschlag in Bremen an und bittet um eine aufklärende Darstellung des Vorgangs durch den Bundesminister der Justiz. Hans-Jochen Vogel weist darauf hin, daß das Bundesinnenministerium bereits ausrei- chende Informationen dazu veröffentlicht habe; im übrigen verweise er auf die Frage- stunde in dieser Woche. Hugo Brandt fragt nach dem Stand der Familienrechtsnovelle und des Jugendhilferechts. Er bemängelt, daß die Referentenentwürfe zwar den Verbänden, aber nicht den Abge- ordneten zugänglich seien. An der Aussprache über die Reform des Jugendhilferechts beteiligen sich Rudi Hauck, Hermann Schmitt-Vockenhausen und Heinz Westphal. Rudi Hauck teilt mit, daß mit der Reform des Jugendhilferechts, insbesondere auch we- gen der finanziellen Situation, in dieser Legislaturperiode nicht mehr gerechnet werden könne. TOP 4: Aktuelles aus den Arbeitskreisen Fritz Schäfer berichtet über das vom Innenausschuß am 3./4. Dez. 1974 abgehaltene öf- fentliche Anhörverfahren zu dem Thema: »Das Risiko Kernenergie«, in dessen Rahmen Befürworter und Gegner der Kernenergie zu Wort gekommen seien. Das Protokoll werde Mitte Januar 1975 vorliegen. Das Ergebnis des Hearings müsse in der Fraktion ausgewertet werden. Es bestehe die Absicht, eine Gemeinsame Arbeitsgruppe aus Mit- gliedern der Arbeitsgruppen Wirtschaft, Forschung und Technologie und Umweltfragen einzusetzen, die sich mit den Ergebnissen der Anhörung beschäftigen solle. Die zuneh- mende Beunruhigung in der Bevölkerung und der wachsende Widerstand gegenüber dem Bau von Kernenergieanlagen mache es erforderlich, daß die Fraktion eine politische Stellungnahme zu Fragen der friedlichen Nutzung der Kernenergie erarbeite. Anders sei der im Energieprogramm der Bundesregierung bis 1985 vorgesehene Bau von zirka 50 Kernenergieanlagen nicht durchsetzbar. Es wird die Einsetzung einer gemeinsamen Ar- beitsgruppe beschlossen, die eine – möglichst noch vor der Sommerpause 1975 durchzu- führende – Klausurtagung der Fraktion vorbereiten soll. [C.] TOP 5: Tagesordnung und Ablauf der Plenarsitzungen (Anlage III) Manfred Schulte bedankt sich zunächst bei den Fraktionsmitgliedern für das ihm in sei- ner Zeit als Parlamentarischer Geschäftsführer entgegengebrachte Vertrauen und die gute Zusammenarbeit. Er erläutert sodann im einzelnen die Tagesordnung des Bundesta- ges und den Ablauf der Plenarsitzungen. TOP 6: 2. und 3. Lesung Hochschulrahmengesetz

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Axel Wernitz berichtet über das Ergebnis der Ausschußberatungen und erläutert den von den Koalitionsfraktionen zur 2. Lesung eingebrachten Änderungsantrag (siehe An- lage IV). Er weist auf die Vielzahl der von der Opposition angekündigten Änderungsan- träge hin, die im Plenum abgelehnt werden müßten. Wegen der von den Koalitionsfrak- tionen im Haushaltsausschuß erlittenen Abstimmungsniederlage sei es erforderlich ge- worden, im Plenum zu beschließen, daß der Entwurf mit der Haushaltslage des Bundes vereinbar sei (siehe Antrag der Koalitionsfraktionen: Anlage V). In der Fraktion müsse nunmehr entschieden werden, ob dieser Änderungsantrag zur 2. oder 3. Lesung einge- bracht werden solle. Die Opposition habe die Zusage gemacht, daß von ihr keine Frist- einrede gemäß Paragraph 81 GO erhoben werde. Nach einer Aussprache, an der sich Manfred Schulte und Axel Wernitz beteiligen, be- schließt die Fraktion auf Vorschlag des Vorsitzenden, daß der Antrag zur 3. Lesung ein- gebracht werden soll. Klaus Grobecker bemängelt, daß in dem Gesetzentwurf keine Experimentierklausel zur Fortsetzung des Bremer Modells vorgesehen sei. Das führe zu einer Verschlechterung der Bremer Situation. Rolf Meinecke berichtet über die Vorbereitung der Debatte durch die Arbeitsgruppe. Die Arbeitsgruppe schlage vor, daß Axel Wernitz, , Carl-Christoph Schweit- zer und Hermann Dürr für die Fraktion sprechen sollten. Soweit erforderlich, stehe auch er zur Verfügung. Darüber hinaus sei mit dem Kanzleramt abgestimmt worden, daß ge- gebenenfalls der Bundeskanzler das Wort ergreife. TOP 7: Große Anfrage der CDU/CSU betr. Wiedereingliederung körperlich, geistig und seelisch Behinderter in Gesellschaft, Arbeit und Beruf Eugen Glombig erläutert im einzelnen die Anfrage und die Antwort der Bundesregie- rung vom 22. November 1974. werde für die Bundesregierung die Ant- wort begründen. Die Arbeitsgruppe schlage als Redner Hans Bardens, Norbert Gansel, Eugen Glombig und Günter Jaschke vor. Es wird so beschlossen. TOP 8: 2. und 3. Lesung Änderung Mineralölsteuergesetz (Heizölsteuerverlängerung) Abweichend von der Tagesordnung erläutert Hubert Weber den Gesetzentwurf, durch den die Heizölsteuer um 5 Jahre verlängert werden soll. Es wird beschlossen, daß Hubert Weber dazu im Plenum die Erklärung der Fraktion abgeben soll. TOP 9: 2. und 3. Lesung Siebtes Gesetz zur Änderung beamtenrechtlicher und besol- dungsrechtlicher Vorschriften (Familienlastenausgleich) Fritz Schäfer begründet im einzelnen den Gesetzentwurf. Er erläutert das nach schwie- rigen Verhandlungen mit dem Koalitionspartner und innerhalb der Bundesregierung ge- fundene Eckmann-Modell. Die von der Bundesregierung zunächst in Aussicht gestellte Besitzstandswahrung sei in vollem Umfang nicht durchzuführen. Als Eckmann werde der Bezieher eines Einkommens von 2 800 DM monatlich genommen. Dies sei auch der Vorschlag des Innenausschusses. An der Diskussion über die Vorlage beteiligen sich Karl Liedtke, Norbert Gansel, Ha- rald B. Schäfer, Helmuth Becker und Andreas von Bülow. Norbert Gansel bemängelt insbesondere die sich aus dem Gesetzentwurf ergebende Besserstellung der Beamten und sonstigen Angehörigen des öffentlichen Dienstes bei der Kindergeldregelung. Er stellt den Antrag: »Durch geeignete gesetzliche Maßnahmen ist sicherzustellen, daß der kindbezogene Teil des Ortszuschlages bei Beamten und sonstigen Angehörigen des öffentlichen Dienstes von allgemeinen Einkommensverbesserungen durch Besoldungserhöhungen und Tarif-

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abschlüsse ausgenommen wird, so daß eine Besserstellung der Beamten und Arbeitneh- mer im öffentlichen Dienst gegenüber den Beschäftigten in der Wirtschaft vermieden wird.« Fritz Schäfer weist darauf hin, daß eine solche Lösung rechtlich nicht möglich sei, da der gesamte Ortszuschlag Teil der Besoldungsbezüge und des Gehalts sei. Der Antrag wird gegen fünf Stimmen abgelehnt. Die Fraktion beschließt, daß Karl Liedtke im Plenum die Erklärung für die Fraktion abgeben soll. TOP 10: 2. und 3. Lesung des Einführungsgesetzes zum Einkommensteuergesetz In der Abweichung zu der Tagesordnung erläutert Hubert Weber im einzelnen die Grundzüge des Entwurfs und gibt eine zusammenfassende Darstellung der Ausschuß- beratungen. In der Plenarsitzung wird Hubert Weber den Bericht des Finanzausschusses geben. Die Arbeitsgruppe schlägt vor, daß die Erklärung der Fraktion ab- geben soll. Sollten von der Opposition noch Änderungsanträge eingebracht wer- den, soll Erich Meinike zur Verfügung stehen. Es wird so beschlossen. Weber: {…}2 darüber hinaus noch zusätzlich {…} 1974 auslaufen würde, hineingepackt {…} ab der für die Umsatzsteuervergünstigung bei Berliner Wert- schöpfungen zehn von hundert nicht unterschritten werden dürfen. Anlass hierzu war, weil die Berliner Genossen befürchtet hatten, dass sonst mehrere Tausend Berliner Ar- beitsplätze verloren gehen würden. Wir haben auf dem arbeits- und sozialrechtlichen Sektor für Berliner Arbeitnehmer eine Menge von Vergünstigungen insoweit geschaffen, als die besondere Vergünstigungsklausel für Berliner Arbeitnehmer jetzt auch in Fällen der Krankenversicherung und des Konkursausfallgeldes gilt. Das Gesetz enthält viertens Änderungen der Kindergeldreform, der Berücksichtigung der Kindergeldreform, im sozialen Wohnungsbau und in den Wohngeldbestimmungen. Diese Bestimmungen sind angepasst worden. Das Kindergeld wird also nicht zum Nach- teil bei der Einkommensberechnung für diese Personengruppe angerechnet. Fünftens: Der wichtigste Teil der Änderungen sind die Änderungen auf dem arbeits- rechtlichen und sozialrechtlichen Gebiet. Die Änderungen des Arbeitsförderungsgeset- zes, insoweit haben wir die Anträge des Ausschusses für Arbeit und Soziales sämtlich übernommen, bezwecken vor allem die Anpassung der Lohnersatzleistungen an die durch die Reform des Familienlastenausgleichs und der Einkommensteuer geschaffenen neuen Rechtslage. Das führt dazu, dass künftig allein nach dem ausfallenden Nettoar- beitsentgelt die Zahlungen stattfinden. Das bedeutet, dass das Arbeitslosengeld, das Kurzarbeitergeld, das Schlechtwettergeld auf 68 von hundert, das Unterhaltsgeld für Teilnehmer an beruflichen Bildungsmaßnahmen auf 90 von hundert und die Arbeitslo- senhilfe auf 58 von hundert des ausfallenden Nettoarbeitsentgeltes festgesetzt werden, eine wesentliche Verbesserung, die wir, meine ich, draußen in aller Deutlichkeit auch den Arbeitnehmern, die von längerer oder kürzerer Arbeitslosigkeit betroffen sind, sagen sollen. Das beseitigt zwar nicht die Arbeitslosigkeit, aber es macht sie wenigstens finan- ziell erträglicher. Es kommt zweitens dazu, dass in diesem sozialrechtlichen Bereich das Kindergeld und kindergeldähnliche Zuschläge nicht nebeneinander gewährt werden. In jedem Fall aber wird der Besitzstand der Einzelnen gewahrt. In diesem Sozialbereich kommt weiterhin zum Ausdruck, dass Kindergeld grundsätzlich zwischen dem Kinder- geld-, eine Frage, die vorhin, bei dem vorhergehenden Tagespunkt bereits aufgetreten ist, zwischen dem Kindergeldberechtigten und dem Unterhaltsverpflichteten aufzuteilen ist.

2 Fortsetzung der Tonaufzeichnung. Es folgt deren Transkription.

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Es kommt weiterhin zum Ausdruck, dass Zahlungen und Überschneidungen hier durch eine Kasse zu zahlen sind, ein Grundsatz der Verwaltungsvereinfachung. Sechstens: Auf dem Gebiet des Haushaltsrechtes und der Finanzverwaltung werden in- soweit Änderungen getroffen, als die Verwaltungsbefugnis der Länderkassen auf drei Jahre noch festgesetzt wird, dass aber der Bund eine Erstattung der Kosten für die Füh- rung dieser Kassen nicht übernimmt. Es waren siebtens verschiedene Abänderungsanträge der CDU/CSU-Fraktion, die teil- weise in der dritten Beratung nicht mehr aufgegriffen worden sind, teilweise von uns abgelehnt worden sind, hier geht es insbesondere um Umweltschutzmaßnahmen, die auch noch in dieses Paket mit hineinkommen sollten. Ob diese Anträge im Plenum wie- derholt werden, ist nicht bekannt. Wir gehen davon aus, dass ich selbst den Bericht des Finanzausschusses geben sollte. Antje Huber sollte dann anschließend für die Fraktion eine Erklärung geben, und wenn noch Anträge von der Opposition gestellt werden, soll- ten diese dann von Erich Meinike abgehandelt werden. Wehner: Wird das Wort gewünscht? Nicht der Fall. Dann kommen wir zu Rainer Of- fergelds Änderung des Umsatzsteuergesetzes Vorsteuerpauschale. Wir haben ja vorhin gehört, dass das möglicherweise ohne Debatte geht. . Offergeld: Ja, ich war informiert, dass die Landwirte etwas dazu sagen. Aber ich bin gerne bereit, zwei Sätze zu sagen. Wir haben das Thema ja schon mehrfach behandelt. Die Vorsteuer, die pauschal bei den Landwirten berechnet wird, soll, da die Kosten für diese Zinsmittel gestiegen sind, erhöht werden. Das bedeutet für die Landwirtschaft eine runde halbe Milliarde mehr pro Jahr, war ja lange ein Gegenstand von Koalitionsbera- tungen, so beschlossen vom Kabinett und auch bei uns durchgelaufen. Wehner: {…} Nicht. Dann komme ich zum Punkt 12, der vorhin in anderem Zusam- menhang eine Rolle gespielt hat, Karl Hofmann, das sind diese Bundesratsentwürfe. Hofmann: Genossinnen und Genossen, ich kann’s kurz machen. Ich habe das in der letzten Fraktionssitzung schon gesagt, bei der 27. Änderung des Lastenausgleichsgeset- zes geht es um einen Gesetzentwurf des Bundesrates, genauer gesagt vom Land Baden- Württemberg aus geht die Initiative. Es geht um drei Schwerpunkte, Dynamisierung der Unterhaltshilfe, Stichtagsregelung und Nachversicherung in der Sozialversicherung. Das ganze Paket würde etwa zwei Milliarden kosten. Wir sind der Meinung, dass dies abge- lehnt werden muss, da die zwei Milliarden nach dem Jahre 1980 auf den Bundeshaushalt zukommen.

Und darf ich dabei gleich Punkt 8 b mit aufrufen und beantworten? Wehner: Ja. Hofmann: {…} das Land Schleswig-Holstein ein Antrag des Landes, das haben möchte, dass die Landwirtschaft aus der Abgabenordnung für den Lastenausgleich herauskommt. Das wäre eine Minderung des Ausgleichsfonds von 700 Millionen. Auch dieser Antrag muss abgelehnt werden. Und ich darf noch mal die Bitte äußern, dass beide Anträge ge- meinsam behandelt werden im Plenum. Es ist ein {…} Schulte (Unna): {…} entweder kommen beide auf die Tagesordnung oder beide runter, aber nicht teilen. Wehner: Nächster Punkt. Das hat, glaube ich, der Genosse Oetting übernommen. Das sind zwei Dinge, CDU-Anträge, a) Neufassung des Verwarnungsgeldkatalogs und b) Information ausländischer Kraftfahrer. Genosse Oetting.

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Oetting: {…} Zu dem ersten Punkt möchte ich Folgendes sagen: Es ist von den Lände- rinnenministern mehrfach der Wunsch geäußert worden und sind auch Initiativen aus- gegangen, die Verwarnungsgelder anzupassen, anzuheben. Dies hat zu Sitzungen geführt auch im Bereich des Verkehrsministeriums, wo die Länderinnenminister zusammenge- führt worden sind, weil dies in die Ordnungskompetenz des Verkehrsministers fällt. Es ist zu einem Vorschlag gekommen im Oktober dieses Jahres, und daraufhin hat im No- vember ein Hearing stattgefunden. Die Verbände haben den ausgearbeiteten Katalog ab- gelehnt, und daraufhin ist eine publizistische Blase hochgegangen. Es ist also, auch in der »Bild«-Zeitung hat’s ’ne Rolle gespielt. Man wollte die Autofahrer hier kräftig zur Ader lassen. Tatsache ist, dass dies also von den Länderpolizeiministern ausgegangen ist, der Verkehrsminister sich noch gar keine Meinung dazu, keine abschließende Meinung dazu gebildet hat. Der Antrag der CDU ist völlig überflüssig, und die Arbeitsgruppe war der Meinung, da dies eine Angelegenheit ist, die eigentlich ausschließlich den Verkehrsmini- ster in seinem Verhältnis zu den Länderpolizeiministern angeht, sollte von unserer Seite aus nicht dazu gesprochen werden, sondern es sollte vonseiten der Regierung gesprochen werden zu diesem Antrag. Der zweite Punkt betrifft diese Information ausländischer Kraftfahrer, sobald sie die Grenzen der Bundesrepublik überschreiten. Hier hat sich die Opposition was Nettes einfallen lassen, eine Angelegenheit von außerordentlich geringfügiger Bedeutung, zu der von unserer Seite auch nicht gesprochen werden sollte. Wir wollen hierzu auch einen Beitrag leisten, hiermit auch einen Beitrag dazu leisten, dass die Plenarsitzung abgekürzt wird. Wehner: {…} Wird nicht gewünscht. Dann kommen wir zum 14. Punkt, Fritz Schäfer, 1. Lesung Änderung Bundeswahlgesetzes. Schäfer (Tübingen): Liebe Genossinnen und Genossen, ich habe schon wiederholt vor der Fraktion berichtet über die Neueinteilung der Bundestagswahlkreise. Der Gesetz- entwurf liegt jetzt vor. Der Gesetzentwurf enthält bei den meisten Ländern die Wahl- kreiseinteilungen, die – und ich bitte dies nun genau zu beachten –, die von den Landes- vorständen der in den Landtagen vertretenen Parteien vereinbart sind. Der Innenaus- schuss wird nicht in allen Fällen darüber befinden, denn er wird nur formell darüber beschließen. Für Nordrhein-Westfalen liegt noch nichts vor. Wir erwarten die Vorlage für Nordrhein-Westfalen bis zum 10. Januar. Es ist eine materielle Änderung, an der ihr wahrscheinlich besonders Interesse habt: Ich darf mal es vorrechnen: Wir gehen mal davon aus, dass dieser am 30. Novem- ber zusammengetreten ist, und dann muss nach der Verfassung der nächste Bundestag gewählt werden in der Zeit zwischen 1. September und 30. November. Den Zeitpunkt der Wahl bestimmt der Bundespräsident auf Vorschlag der Bundesregierung. Das erfolgt in der Regel im Frühjahr des betreffenden Wahljahres. Die Aufstellung der Kandidaten kann ein Jahr vorher erfolgen, und niemand weiß, wann das Jahr beginnt. Deshalb ist eine Bestimmung jetzt vorgesehen – ich gehe zu meinem Beispiel zurück –, wenn die Wahl zwischen {…} – wieder beantworten –, wenn die Wahl zwischen dem 30. Novem- ber und 1. September erfolgen muss, dann sagen wir jetzt von vornherein, dann vom 1. September ab ein Jahr zurückgerechnet, so dass ihr in eurer Parteiorganisation exac- tement sagen könnt, wann gewählt wird. Dieser Bundestag ist, wenn ich mich recht ent- sinne, am 13. Dezember neu zusammengetreten, also muss gewählt werden in der Zeit von 13. September bis 13. Dezember, so dass man mit Delegiertenversammlungen und all diesen Fragen sich darauf einstellen kann. Wir halten das für klarer, für einfacher, und außerdem gibt es in den Parteisatzungen zum Teil Terminschwierigkeiten.

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Ich darf noch einmal sagen, ich bekomme so viele Briefe von Fraktionskollegen, die Vor- schläge machen, wie das im Innenausschuss dann der Wahlkreis soundso und soundso gestaltet werden soll. Liebe Freunde, euer Adressat ist nicht der Vorsitzende des Innen- ausschusses, sondern der Vorsitzende eures Landesverbandes ist der Adressat. Ihr müsst euch, wenn ihr solche Fragen habt, mit eurer Landesorganisation in Verbindung setzen, weil die Vereinbarungen der Landesvorstände die Grundlage ist, wie die Wahlkreise ein- geteilt werden. Wir wollen das exactement einhalten, damit nirgendwo Wahlkreisgeome- trie gemacht werden kann, heute nicht und morgen nicht und übermorgen nicht, und dass nicht die Zufälligkeit {…} Stärkeverhältnisse {…} Einfluss haben kann auf die Wahl- kreiseinteilung. {…} N.N.: Genossinnen und Genossen, ich hab’ da nur ’ne Verfahrensfrage an den Vorsit- zenden des Innenausschusses. Wäre es vorstellbar, dass Detailänderungen einen Wahl- kreis betreffend, dann von euch akzeptiert würden, wenn die beteiligten Abgeordneten unterschiedlicher Parteien eine solche Detailänderung vorschlagen? Schäfer (Tübingen): Ich bin überzeugt, dass der Innenausschuss dem nicht folgen würde. Das ist nicht Sache der einzelnen Abgeordneten, sondern das ist Sache der Parteien. Denn wenn wir davon abgehen im Einzelfall, dann kommt das Ganze ins Rutschen. Die Par- teien sollen dafür die Verantwortung tragen. Wehner: Weitere Wortmeldungen? – Keine. Dann kommen wir zum 15. Punkt. Adolf Müller-Emmert. (Zwischenruf.) Wenn’s sein muss. Eine Erklärung soll abgegeben werden, oder liegt ein {…} vor? Müller-Emmert: {…} Darf ich ganz kurz zu dieser Kleinen Anfrage berichten. Es geht darum, dass an verschiedenen Universitäten und an Leistungszentren sportmedizinische Untersuchungsstellen eingerichtet sind und dass diese sportmedizinischen Untersu- chungsstellen aus den Mitteln des Bundesinnenministeriums bezuschusst werden, sogar erheblich bezuschusst werden. Wir wollen mit dieser Anfrage erreichen, dass einmal die Möglichkeit besteht, über diese Leistungen in der Öffentlichkeit zu berichten. Und dar- über hinaus wollen wir, dass auch gewisse Organisationsmängel, die in der Sport{…} be- kannt sind, die der Deutsche Sportbund und die Fachverbände zu verantworten haben, bereinigt werden. Das ist der Inhalt dieser Kleinen Anfrage. Wehner: {…} Nicht. Dann passiert dieser Text die Fraktion. Der nächste Punkt, Genos- sinnen und Genossen, ist {…} eine Bemerkung, die ich gemacht habe im Bericht aus dem Fraktionsvorstand, {…} weil es da eine besondere Vorlage gibt, nicht einen Antrag {…} dieses Einführungsgesetzes eingebracht werden muss. Der 17. Punkt, Nachwahl des Fraktionsgeschäftsführers: Ich glaube, dass durch das, was ich im Bericht aus dem Frak- tionsvorstand gesagt habe, und was schriftlich in der euch zugesandten Mitteilung über Einreichungsfristen und Wahltermin {…} ist, als erledigt betrachtet werden kann, oder wird das Wort noch gewünscht? Wird nicht gewünscht. Dann kommen wir zum Bericht der Arbeitsgruppe Einzelplan 02, Peter Reuschenbach. Reuschenbach: Genossinnen und Genossen, die Arbeitsgruppe hat sich natürlich eine ganze Weile mit der Frage der Besteuerung der Diäten befasst bis zu dem Zeitpunkt, wo klar wurde, dass das in andere Regionen entschwand, und allenfalls können wir uns kurz- fristig damit wieder befassen, wenn der Kollege Hirsch zusammen mit anderen uns vor die Notwendigkeit stellen sollte. Aber darüber hinaus haben wir fünf Punkte angespro-

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chen und dazu Vorschläge gemacht. Der erste Punkt bezieht sich auf die laufende Neu- aufteilung der Büroräume unter den Abgeordneten, wonach für zwei Kollegen drei Räume zur Verfügung gestellt werden sollen, zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Hier war die ursprüngliche Vorstellung, dass diese drei Räume durch Tü- ren miteinander verbunden sein sollten. Dieses sei, wie dargelegt wurde und glaubhaft dargelegt wurde, finanziell nicht zu machen, aber die Arbeitsgruppe meint, dass dann mindestens durch Gegensprechanlagen und Telefonschaltungen Kontakt zwischen die- sen drei Räumen stattfindet. Nun, ob das genauso teuer ist, das wird man dann am Ende feststellen, aber auf keinen Fall darf es dazu kommen, dass da keinerlei Verbindung zwi- schen den Mitarbeitern eines solchen Büros stattfindet. Der zweite Punkt bezieht sich auf den Schreibdienst. Hierzu hatte im vorigen Jahr die Fraktion und wohl auch Kommission beim Präsidium festgestellt und festgelegt, dass eine Dezentralisierung erfolge, dass auf jeder Etage ein solcher Schreibdienst zur Verfü- gung stehe und nicht an irgendeiner Stelle in den Bürogebäuden. Diese Dezentralisierung befindet sich ebenfalls in der Abwicklung, und wir können nur hoffen, dass mit der Neu- aufteilung der Räume wie zu Punkt 1 auch diese Dezentralisierung des Schreibdienstes zu Ende gebracht wird. Der dritte Punkt behandelt die Information der Abgeordneten an einem Tage. Gemeint ist, dass ein überwiegender Teil der Mitglieder des Deutschen Bundestages am Tage selbst nur selten oder nur sehr unzulänglich erfahren, was in Deutschland oder in der Welt passiert beziehungsweise was aus dem Lager der politischen Konkurrenten geäu- ßert wird, gemacht wird, auf welchem Felde auch immer. Wir meinten vorschlagen zu sollen, dass an einigen Stellen in den Gebäuden des Deutschen Bundestages Fernschreib- anlagen installiert werden, über die Meldungen der Presseagenturen laufen, die gleichen Meldungen, die ja auch einem kleinen Teil der Fraktionen zugänglich gemacht werden, in der Regel Fraktionsführung und Arbeitskreisleiter. Dieses könnte technisch und fern- technisch so ausgestaltet werden, dass die entsprechenden Etagenmitarbeiter, die dort in den Etagen tätig sind, die Meldungen vorhalten und auch so behandeln und bereithalten, dass der, der daran interessiert ist, sich Kopien der entsprechenden Presseagenturmel- dungen beschaffen kann. Der vierte Punkt bedürfte hier in jedem Falle einer Meinungsabklärung. Er hat folgenden Inhalt: Die Arbeitsgruppe ist der Überzeugung, dass {…} auf jeden Fall erreicht werden sollte, dass jedem Mitglied des Deutschen Bundestages drei Mitarbeiter zur Verfügung stehen, einmal im Wahlkreis, und zwei hier, eine Mitarbeiterin, eine Sekretärin und ein Assistent. Wir glauben, dass bei all den Anforderungen, die sowohl aus dem Wahlkreis, die sowohl von der Öffentlichkeit im Wahlkreis, aber auch was die sorgfältige Arbeit hier angeht, eine solche Ausstattung, eine solche Voraussetzung für die Arbeit erforder- lich ist. Diejenigen, die als Obleute und als Arbeitskreisvorsitzende tätig sind, können sich vorstellen, was für sie, für ihre Arbeit es bedeuten würde, wenn solche Mitarbeiter plötzlich entfielen. In diesen Schuhen steckt aber der überwältigende Teil, der übergroße Teil der Mitglieder des Deutschen Bundestages. Uns ist klar, dass dieses Ziel, diese Ziel- setzung nicht in einem Jahr erreichbar ist. Deshalb schlagen wir vor, dass im Haushalt 1975 ein erster Schritt getan wird, eine zweite Kraft, mindestens eine halbe weitere Kraft. Wir hatten diesen Vorschlag 1974 gemacht beziehungsweise für 1974 gemacht. Damals trat er in den Hintergrund, weil die {…}pauschalen im Vordergrund der Debatte {…}. Heute wird natürlich die Diskussion über einen solchen Einstieg in eine weitere ganze oder halbe Kraft unter dem Gesichtspunkt zu diskutieren sein, wie haben sich unsere Freunde und Genossen im Haushaltsausschuss gegenüber den Stellenanforderungen der Behörden und Ministerien verhalten. Sie haben sich restriktiv verhalten, aber da, wo die

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Notwendigkeit überzeugend dargelegt wurde, sind sie auch Vorschlägen gefolgt. Wir müssen jetzt für 1975 nicht zu einem Schritt kommen, wäre die nächste Phase die {…} auf 1976, und nichts spricht dafür, dass 1976 die Stellenplan- und Haushaltsberatungen unter günstigeren Voraussetzungen stattfinden als die für 1975. Deshalb finde ich, ist es gehopst wie gesprungen, ob man jetzt oder 1976 diesen Einstieg tut. Ich bitte ganz herz- lich die Fraktion, damit einverstanden zu sein, dass unsere Genossen im Haushaltsaus- schuss in Abstimmung und im Einvernehmen mit den anderen Parteien, mit den anderen Fraktionen den Versuch unternehmen, einen Einstieg zu einem Teil zu finden. Der fünfte und letzte Punkt dieses kleinen Katalogs bezieht sich auf die Abgaben der Abgeordneten für die Fraktion und im Bereich der Partei im Übrigen. Ihr erinnert euch, dass es da eine Fragebogenaktion gegeben hat, um herauszufinden, wie hoch sind denn nun die Abgaben der Abgeordneten auf allen Ebenen einschließlich der Fraktionsabga- ben. Knapp zwei Drittel, etwa 60 Prozent der Mitglieder unserer Fraktion haben reagiert. Diese Fragebögen sind ausgewertet. Die Abgaben insgesamt schwanken zwischen 700 und 1 500 Mark bezogen auf den Einzelnen und auf allen Ebenen. Dabei sind nicht be- rücksichtigt die Rücklagen für zukünftige Wahlkämpfe, sondern die Rahmenabgaben auf den verschiedenen Ebenen. Der Durchschnitt liegt bei etwa 1 000 Mark. Ihr erinnert euch auch, dass Alfred Nau vor Jahresfrist zu dem Thema einmal hier gesprochen hat, und wir sind damals so verblieben, dass nach einer Feststellung der Höhe und der Differenzie- rung dieser Abgaben der Versuch unternommen werden soll, zu einer Vereinheitlichung zu kommen. Dieses wäre jetzt der nächste Schritt, dass wir mit Alfred Nau versuchen, einen Modus und eine Form zu finden, die nicht nur die Einheitlichkeit, was die Summe angeht, gewährleistet, sondern die auch einigermaßen oder total gewährleistet, dass nicht über eine Vereinheitlichung dann hinaus in den Bezirken und Unterbezirken noch zu- sätzlich Anzapfungen erfolgen, mit anderen Worten, das Ziel müsste sein: Der Parteivor- stand verteilt das, was den Mitgliedern der Fraktion abgeknöpft wird, über die Ebenen nach unten. Dieses wäre dann zu tun, das Gespräch mit Alfred Nau ist dann zu führen. Was nun die finanziellen Dinge angeht, die den Haushalt angehen, haben unsere Freunde im Haushaltsausschuss dafür gesorgt, dass noch keine abschließende Beratung des Ein- zelplans 02 stattgefunden hat, sondern dass sie ein paar Fragen – sie kannten natürlich unseren Katalog – offengehalten haben für die Schlusssitzung. Ich bitte ganz herzlich, dass in den hier angedeuteten Richtungen die Fraktion mitzieht und unseren Freunden im Haushaltsausschuss in dieser Richtung eine Verhandlungsermächtigung mit auf den Weg gibt. Vielen Dank. (Vereinzelter Beifall.) Wehner: Danke. Ich wollte nur zunächst eine Bemerkung zu der einleitenden Bemer- kung Peter Reuschenbachs machen. Sinngemäß lautete sie, das Thema Versteuerung der Diäten entschwand in andere Regionen, und allenfalls können wir uns wieder befassen, wenn der Hirsch von der FDP seinen angekündigten Antrag einbringt. Ich erinnere daran, dass wir einem Beirat das {…} haben und dazu gab es leider zwingende Gründe. Einer ist, dass der Bundestag allein das nicht kann, ohne in einen {…}konflikt mit den Länderparlamenten zu kommen. Im Beirat ist jemand, der für diese Länderparlamente das Wort führen kann. Und b), ganz trocken, weil nicht zum Zwecke der Versteuerung zunächst einmal eine hochprozentige Erhöhung der Grunddiäten gemacht werden kann. Passt nicht in diese Landschaft. Wer darüber streiten will, ich habe nichts dagegen, nur, passt nicht in diese Landschaft, würde völlig falsch verstanden. Vielleicht sogar richtig

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verstanden. {…} Es ist niemandem verwehrt, dem Amateur im Oberklasseneinkommens- rang {…}3, wenn der seine Profilierungsanträge einbringt. – Ja bitte sehr, ich kann doch hier mal sagen, wie das wirklich ist. Dass jemand, der riesige Einkommen hat, sich hier profiliert mit solchem Schmonzes – (Zwischenrufe.) Der war noch anders – beim Haushalt. {…} Aber der tut ja so, als wolle er also sich selbst verstümmeln. {…} Zu anderen Punkten. . Timm: Genossen und Genossinnen, zur Frage der Verbesserung der Arbeitsmöglichkei- ten der Abgeordneten in Bezug auf räumliche Gegebenheiten wisst ihr, dass wir schon lange an einem Prozess sind, hier insbesondere im neuen Hochhaus, alle, nach Möglich- keit alle möglichen Verwaltungseinheiten rauszubringen und Abgeordnetenräume frei- zumachen, und außerdem ja auch das Allianz-Hochhaus mit einer, zwei Etagen wahr- scheinlich sogar bis zum Sommer nächsten Jahres zur Verfügung stehen soll. Wir sind jetzt mitten in dem Prozess, die zur Verfügung stehenden freien Räume im neuen Hoch- haus unter den – unserer Fraktion zustehenden Räumen –, unter den Abgeordneten auf- zuteilen. Wir haben in einem ersten Schritt jetzt dabei, es ist eigentlich der zweite Schritt schon, denn in der 16. Etage hatten wir ja schon, sobald es möglich war, diese Möglich- keiten geschaffen, auf der 12. Etage die beiden Arbeitskreise Haushalt und Finanzen zu- sammen zu haben und Abgeordnete, die auch dazugehören. Und wir werden hoffentlich noch in dieser und der nächsten Woche weitere Schritte tun können. Wenn es unter euch Freiwillige, möchte ich sagen, geben sollte, die, weil sie zum Beispiel ihren Abgeordne- tenmitarbeiter im Wahlkreis arbeiten haben oder aus anderen Gründen, die keinen Wert auf ein halbes zusätzliches Zimmer legen, wenn diejenigen es mir mitteilen würden, wäre ich auch schon einen großen Schritt weiter. – Ich denke mir nur – ich weiß es eben nicht. Ich glaube immer mit Fragebogen und solchen Dingen kommen wir auch nicht so schrecklich viel weiter, aber diejenigen, die keinen, die im Moment keinen Anspruch er- heben möchten oder auch warten möchten bis zum nächsten Sommer, wenn wir zwei Räume denjenigen dann zur Verfügung stellen können im Allianz-Hochhaus, wäre ich dankbar, wenn diese mir eine Mitteilung geben würden. Ich möchte noch eine kleine Bemerkung in diesem Zusammenhang anfügen, zu dem, was Peter Reuschenbach eben sagte, mit weiteren Möglichkeiten zusätzliche Mitarbeiter zu haben. Bitte, wenn ihr diese Pläne überlegt, denkt immer daran, dass weitere Mitarbeiter auch Räume brauchen, und wir dann plötzlich wieder eines Tages vor derselben Kalami- tät, der Raumbeschränkung stehen werden. Ich wollte das nur zur Erinnerung noch mal, man muss es einfach so komplex sehen, mit in die Debatte werfen. Wehner: Helmut Lenders. Lenders: Liebe Genossinnen und Genossen, der dritte Punkt, den Peter Reuschenbach berichtet und vorgetragen hat aus der Arbeitsgruppe, war Fernschreibanlagen aufzustel- len an mehreren Stellen des Bundeshauses, die den Agenturen angeschlossen sind, um die jeweils neuesten Tagesnachrichten zu bekommen. Ich habe gestern schon im Fraktions- vorstand gesagt, ich halte dieses Informationsbedürfnis durchaus für legitim, habe aller- dings den Vorschlag gemacht, zunächst damit zu beginnen, dass man im neuen Hoch- haus, etwa Parterre, einen solchen Fernschreiber, etwa »dpa« angeschlossen, aufstellt, um einmal den Versuch zu machen, hier eine solche Sache einzurichten. Denn es ist nicht allein mit der Aufstellung des Tickers getan, sondern da muss auch ein Bediensteter des Bundestages dabei sein und aufpassen, dass die Meldungen nicht einfach weggerissen

3 Auf dem Tonband unverständlich, möglicherweise »beizuspringen« oder »beizustehen«.

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werden und von den einzelnen Abgeordneten mitgenommen werden. Es muss die Mög- lichkeit geschaffen werden, wenn jemand eine Meldung für sich braucht, dass ein ent- sprechender Vervielfältigungsapparat dabei steht, man muss also einige Dinge überlegen. Ich glaube, für den Haushalt 02 würde das nicht sehr relevant sein. Das kann man also, bis wir dran sind, {…} klären. Die fixen Kosten belaufen sich etwa für einen »dpa«-Ticker auf monatlich rund 1 000 Mark. Wir werden also, wenn die Fraktion mit diesem Vor- schlag einverstanden wäre, einen entsprechenden Brief an die Präsidentin schreiben. Der vierte Punkt von Peter Reuschenbach, die Frage der Abgeordnetenmitarbeiter, mit- telfristig oder langfristig Aufstockung auf drei, dazu will ich mich jetzt im Einzelnen nicht äußern. Es war gesagt worden, man sollte wenigstens für ’75 einen weiteren oder einen halben weiteren Schritt tun. Ich habe gestern auch im Fraktionsvorstand dazu vor- getragen, dass ich der Auffassung bin, dass wir diesen Schritt 1975 nicht tun sollten, und zwar einmal – Peter hat es selbst angemerkt – auf dem Hintergrund der Tatsache, dass die Bundesministerien, die öffentlichen Verwaltungen in diesem Jahr keine Personalauf- wertung generell vornehmen sollen. Du hast ja gesagt, Peter, wenn dringender Bedarf ist, wird eingestellt, aber Andreas von Bülow hat ja auch im Vorstand dazu korrigiert, dass dann an anderer Stelle eingespart werden muss, so habe ich das verstanden, ist auch die Haltung des Haushaltsausschusses. Ich meine also, man sollte das, diesen Schritt, im

Jahre 1975 nicht gehen, auch auf dem Hintergrund der Tatsache, dass wir zum 1. 1. ’75 zum Beispiel das Problem der Diätenbesteuerung, wie Herbert es eben beschrieben hat, noch nicht leisten können aus bestimmten sachlichen Gründen. Der letzte Punkt, die Frage der Parteibeiträge und der Abführungen der Abgeordneten an die Partei und Fraktion. Die Fragebogenaktion, wie ihr ja alle mitbekommen habt, die ist jetzt abgeschlossen. Die Auswertung lag gestern erst vor. Ich hab’ sie gestern Peter erst übergeben können. Wir werden diese Auswertung uns ansehen. Es ist völlig richtig, das, was Peter berichtet hat, dass Alfred Nau ja in der Frage der Vereinheitlichung der Parteiabgaben im Wort ist. Wir werden also über diese Frage mit Alfred Nau, mit dem Parteivorstand auf der Grundlage der uns vorliegenden Erkenntnisse aus der Fragebo- genaktion die Verhandlungen aufnehmen müssen. Das sind die drei Dinge, die ich dazu zu sagen hatte. Wehner: Was ist mit der Dezentralisierung des Schreibdienstes? Lenders: Das läuft. Nein, ich glaube, das war Holgers {…}4. Es wurde gestern schon im Fraktionsvorstand gesagt, dass das weitgehend realisiert ist. Wehner: Wer wünscht das Wort? Gansel. Gansel: Wenn zu dem Thema – doch Hugo Collet meldet sich noch. Ich wollte sonst nur sagen, Herbert, ich will mit dir nicht darüber streiten, wie in der Diätenfrage sich Hirsch richtig oder nicht richtig verhalten hat. Ich empfinde nur seine generelle Abqualifizie- rung als ungerecht. Das ist ein Mann, der hat im Plenum manchen Diskussionsbeitrag geleistet, den hätte ich lieber von einem Sozialdemokraten gehört, und das sollte man dabei nicht verkennen. Wehner: Hugo Collet. Collet: Genossinnen und Genossen, zunächst zur Frage der Dezentralisierung der Schreibdienste. Da gibt es dadurch noch Schwierigkeiten, dass in der einen oder anderen Etage auch Genossen von uns Eckzimmer nicht freigeben wollen und in ein normales Abgeordnetenzimmer einziehen wollen. Denn es sollte ja dazu beitragen, dass diejenigen, die zum Teil auf einer Etage zu sechst sitzen, verteilt werden, sodass wir auf jeder Etage

4 Auf dem Tonband unverständlich, möglicherweise »Part noch«.

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in einem Eckzimmer drei Bundestagsangestellte, ich meine die Schreibdienste des Bun- destages zur Verfügung haben, damit man dann einen direkteren Kontakt hat und das ständige Fahrstuhlüberbelasten {…} einen Nebengewinn dabei, den wir dann haben wer- den. Also ich bitte darum, da hier die Schwierigkeiten bei eigenen Genossen liegen, dem auch Rechnung zu tragen und mitzuhelfen durch einen Umzug von einem Eckzimmer in ein normales Büro, wie wir es alle haben. Dann zu der Frage des Einstiegs der Mitarbeiter. Es muss nicht so sein, wie Helmut Len- ders eben meinte, dass das ’ne Personalstellenvermehrung ist, denn wir haben ja jetzt einfach ’ne Pauschale. Wenn wir die Pauschale nicht nur um die 7,5, oder was da kommen wird im öffentlichen Dienst, erhöhen, sondern einfach die Pauschale als solche, das be- deutet ja nicht die Gehaltserhöhung der Mitarbeiter, etwas erweitern, dann kann ja ein- fach im Haushaltsausschuss abgewogen werden, wie groß dieser Einstieg ist, weil ja jetzt schon Einzelne von uns aus der jetzigen Pauschale zwei Arbeitsplätze gemacht haben, indem sie meinethalben ’ne Halbtagskraft hier und ’ne Halbtagskraft im Wahlkreis haben oder einen zu zwei Drittel und einen anderen zu Halb, je nachdem, wie man die Ein- gruppierung vorgenommen hat und welche Qualifikation man verlangt hat. Ich meine also, Einstieg wäre auch möglich ohne die Aussage, das ist eine weitere halbe Kraft, son- dern einfach, ob zwei oder drei {…} oder was auch immer im Haushaltsausschuss für nötig angesehen wird. Erweitert unsere Möglichkeiten. Wehner: Danke. Andreas von Bülow. von Bülow: Genossinnen und Genossen, es ist völlig unbestritten, dass die Abgeordne- ten weitere Mitarbeiter brauchen, dass, wenn man vor allen Dingen die Wahlkreisarbeit einbezieht, jeweils ein halber Assistent, wie das ja viele eingerichtet haben, einfach nicht ausreicht, um die auf uns zukommende Arbeit zu bewältigen. Deswegen muss das Pro- blem angegangen werden. Für uns im Haushaltsausschuss ist die Lage die, dass wir der Bundesregierung keine einzige Stelle genehmigen in diesem Jahr, sogar zu einer gewissen Abschmelzung kommen werden. Wird nicht sehr viel, aber es werden etwa 100 Stellen sein {…} plafondieren den Stellenzuwachs beziehungsweise die Stellen, die überhaupt zur Verfügung gestellt werden und wollen diese Politik auch ’76 beibehalten. Das heißt, es wird Saldo auch ’76 keine Personalstellenvermehrung geben. Wenn wir in diesem Jahr eine sehr harte Linie verfolgt haben, kommen wir natürlich in einen gewissen Widerspruch, wenn wir den Abgeordneten von dieser harten Linie, den Abgeordneten gegenüber eine Ausnahme machen. Auf der anderen Seite bin ich der Mei- nung, wenn wir ’76 genauso hart sein werden wie wir ’75 sind, dann muss, können wir uns nicht ’76 auch wieder da bremsen und uns die Möglichkeiten vorenthalten, die wir brauchen, um wirksame Parlamentsarbeit zu machen. Mein Vorschlag wäre der, dass wir in der Arbeitsgruppe Haushalt uns die Sachen genau überlegen, mit den anderen Frak- tionen Fühlung aufnehmen, die Sache dann vor einer Entscheidung im Fraktionsvorstand vortragen, und dann könnte ich mir vorstellen, dass wir in eine Situation kommen, dass wir für eine halbe Arbeitskraft die Mitarbeiterpauschalen erhöhen. Das wäre ein Vor- schlag, den man vielleicht machen könnte. Auf drei zu gehen, halte ich für völlig ausge- schlossen in der jetzigen Situation. Wehner: Peter Reuschenbach. Reuschenbach: Also dieser Empfehlung von Andreas kann ich mich nur anschließen. Entspricht auch durchaus den Überlegungen und Beratungen, die ich eben vorgetragen habe. Ich wollte nur noch, da dieser Punkt ja von mir nicht noch mal vertieft werden muss, auf ein angebliches Junktim zwischen Eintritt der Besteuerung und Mitarbeiter eingehen. So wie sich die Dinge zurzeit abzeichnen, wird sicherlich nicht rückwirkend zum 1.1. 1975 die Besteuerung stattfinden. Und vieles spricht ja dafür, dass dieses eher

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zur nächsten Wahlperiode hin Wirklichkeit wird, und das haben manche ja auch offen ausgesprochen, dass sie dahin tendieren. Ich bitte also herzlich, nicht anzunehmen, dass es sich hier um ein Entweder-Oder oder um eine Frage handelt, die voneinander abhängt, das eine ist nicht Bestandteil des Einkommens der Abgeordneten, sondern Verminde- rung der Arbeitsbedingungen so wie Räume oder so wie andere technische Einrichtun- gen auch. Wehner: Weitere Wortmeldungen? Simpfendörfer. Simpfendörfer: Ich will bloß noch eine kleine Information nachschieben, was die Zahl drei pro Abgeordneten angeht. Die Planungen für den Parlamentsneubau sind aufgebaut auf der Zahl zwei pro Abgeordnetem. Das heißt also, hier wären auch noch zusätzliche Konsequenzen. (Zwischenrufe.) Moment einmal, es wird doch keinem Abgeordneten vorgeschrieben, wenn er drei haben kann, wo er sie hat. Das heißt, es muss zumindest dann theoretisch auch drin sein, dass er drei hier hat. Das würde also Konsequenzen in der Richtung bedeuten, das müssen wir auch noch mal überlegen. Wehner: Weitere Wortmeldungen sind nicht. Dann kommen wir zum nächsten Punkt. Helga Timm, Ausschussumbesetzungen, es liegt eine Vorlage vor. Timm: Die Vorlage entspricht den Wünschen der Betroffenen und auch ist mit den Ar- beitskreisen abgesprochen. Ich bitte so zu verfahren. Wehner: Keine Wortmeldungen. Dann kommen wir noch mal: Auslandsreisen von Fraktionsmitgliedern. Es gibt da ’ne Vorlage. Timm: Ja, Genossinnen und Genossen, Auslandsreisen ist ja ein immer wiederkehrendes Thema, ich hab’ mir sagen lassen, durch alle Legislaturperioden, also auch in dieser. Es gibt aus verschiedensten Gründen Anlass, euch diesen Vorschlag zu machen, dass wir beschließen, dass Mitglieder dieser Fraktion, bevor sie eine Auslandsreise antreten, in welchem Auftrage auch immer, ob mit Ausschüssen, Einzelreisen, in welchem Auftrage auch immer, uns Mitteilung davon machen. Wir machen euch einen Vorschlag, in diesem recht einfachen Verfahren, wie wir es hier vorgelegt haben, unbürokratisch diese Mittei- lung zu vollziehen. Ich glaube, wir haben als Abgeordnete der Fraktion und auch als Geschäftsführung alle dann auch politisch und auch untereinander eine bessere Über- sicht, wo wird gereist, wann wird gereist und wer reist mit welchem Auftrage. Wehner: Bitte. {…} N.N.: {…} frage Helga, {…} betrifft das auch die sowieso angemeldeten Reisen im Bereich der Europapolitik? Timm: Im Bereich der Europapolitik möchte ich mit den Europäern vorschlagen, dass sie die Reisen, die sie im Auftrage ihrer Fraktion, Europäischen Fraktion machen, uns auch noch mitteilen. Dass sie nach Brüssel, nach Straßburg und nach Paris reisen, ist völ- lig klar, das ist uns ja ohnehin bekannt. Aber die politischen Reisen – ja, ich will ein Beispiel geben. Dass ein Europäer in der Türkei dann einen Fraktionskollegen trifft, und beide im Grunde dasselbe Thema, nämlich ausländische Arbeitnehmer behandeln, aber nichts voneinander wissen. Also, ich meine, beide {…} nachträglich, das Ganze ist gro- tesk, nicht? Das Ganze ist irgendwie grotesk, wenn man sich das vorstellt. Darf ich noch darauf hinweisen, dass diese Vorlage aus zwei Abschnitten {…}. Nach dem dritten Strich ist ein anderer Vorschlag, der im Grunde eine Selbstverständlichkeit ent- hält, wir haben neulich auch in der Arbeitsgruppe Auswärtiges darüber diskutiert. Wir sollten uns aber noch mal in Erinnerung rufen, dass wir als Abgeordnete uns nicht von

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Organisationen oder Regierungen oder sonst was einladen lassen nach Möglichkeit. Da- für ist ein großer Fonds des Deutschen Bundestages vorhanden. Auf der anderen Seite ist das jetzt keine Aufforderung, in den Topf zu greifen. Wehner: Keine weiteren Wortmeldungen? (Zwischenruf: Doch, doch!) Bitte. N.N.: Genossen, ich möchte also nicht reisen, aber mir ist {…} Absatz an sich nicht ganz klar oder ist so klar, dass ich dann doch fragen muss: Ist die Auslandsreise, die ich in meiner Funktion als Abgeordneter wahrnehme, auch die Reise {…} dass ich diese Reise antrete? {…} Wehner: {…} N.N.: Oder besteht Gefahr, wenn ich persönlich eingeladen werde von einem ausländi- schen Jugendverband zum Beispiel, dort als Abgeordneter hinzureisen, ist das auch diese Auslandsreise – Wehner: Ja, erstens mal solltest du sie dir nicht bezahlen lassen, sondern von der Frak- tion bezahlen, und zweitens brauchen wir beim – N.N.: In Ordnung. Wehner: {…} Wer will das Wort dazu haben? Gansel. Gansel: Nein, nein, ich wollt gar nichts sagen, nur wenn du den Zwischenruf als Anlass nimmst, mir das Wort zu geben, das ver{…} mich aber wirklich, das bedeutet doch, dass man, ich hab’ so was schon mal vorher gehört. Da hatte ich also ’ne Einladung, das hab’ ich {…} beim letzten Mal gesagt, der amerikanischen Regierung, die nennen so was Aus- tauschprogramm. Ich weiß nicht, ob hier auch mal jemand von denen eingeladen worden ist, jedenfalls bin ich hingefahren. Da hat mir jemand gesagt, da kannst du aber noch Geld für kriegen. Da musst du bei der Fraktion sagen, das ist ’ne Dienstreise, sacht’ ich: Spinnst wohl, wo gibt’s denn so was. Aber so, wie ich das eben verstanden habe, läuft das tat- sächlich so, man lässt sich irgendwo einladen und sagt, so liebe Fraktion, nun zahle mal {…} thailändischen Jungmädchenverband. {…} (Heiterkeit.) Ja ich weiß – vielleicht bin ich zu unerfahren mit diesen Sachen oder zu naiv {…} Wehner: Das kann sein. {…} Worum es hier geht, ist, dass nicht irgendwelcher eingetra- gener Verein oder nicht eingetragener Verein Reisen organisiert, Abgeordnete uns dann von unterwegs mitteilen, dass sie für die xxx-Gesellschaft e.V. eine Reise machen nach xxy. Und da habe ich gesagt, die Abgeordneten sollen sich solche Reisen von solchen Vereinen, welche Gesellschaft das immer ist, nicht bezahlen lassen, das ist eine Frage des {…} der Abgeordneten, vor allen Dingen der sozialdemokratischen. Wenn andere das machen, ist ihre Sache {…} auch wenn du nach dem thailändischen Mädchenverband fährst, ist es ja nicht unwichtig, auch wenn du sagen kannst, wir sind heute nicht mehr so knapp, wenn’s um Mehrheiten geht, dass deine Stimme nicht doch einmal fehlen kann. Man muss eben wissen, wer wo ist, jedenfalls gilt das für die Geschäftsführung der Frak- tion. Um nichts anderes ging es. Ich wollte nur aufmerksam machen darauf, dass bei diesen Terminangaben 14.30 Uhr am Dienstag steht Klausurtagung. Das ist eine Sitzung der Fraktion, wie sie angekündigt und versprochen worden war, um dort eine Vollinformation über die Fragen der Verkehrs- politik vom Minister und seinen Leuten zu bekommen und darüber diskutieren zu kön- nen. Die Bezeichnung muss man also nicht für irgendeine Einschränkung nehmen. Ich danke und schließe die Sitzung.

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