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Als der Postillion zum letzten Mal blies

Bis 1869 war der Post- und Fahrgastverkehr im östlichen Ostfriesland auf eine der wenigen Verbindungen von über nach und oder von Wittmund- Jever- Oldenburg sowie im Süden über Lingen- Wildeshausen- Delmenhorst angewiesen. Auch der private Omnibusverkehr blühte auf. Diese Verkehrsmittel schlossen damals eine große Lücke in den mangelhaften Verbindungen zwischen Westen uns Osten. Schon um 1670 hatte der Auricher Hof geplant, eine Fahrpost von Aurich über Hesel- Großsander nach Oldenburg einzurichten und zu diesem Zweck den Moorweg bis zur oldenburgischen Landesgrenze in Richtung Moorburg auszubauen. Erst die Initiative eines tüchtigen Postmeisters brachte dieses Werk sieben Jahrzehnte später fertig. Bis zum Jahre 1869 fuhr die Postkutsche zuletzt täglich auf der neuen Landstraße von Hesel nach und Oldenburg, die im Oldenburgischen zwei Jahrzehnte frührer als auf der ostfriesischen Seiten fertiggestellt worden war. Ein Nachteil der damaligen Fahrpost bestand in ihrer ungünstigen Fahrzeit, die sich zum größten Teil auf die Nachtsunden erstreckte. Der Oldenburger Postwagen erreichte Leer am frühen Vormittag und fuhr erst abends wieder ab. war damals sehr vorteilhaft in die Nähe des postalischen Durchgangsverkehr gerückt, aber davon profitierte das Kirchdorf Remels kaum, denn die Post- und Relaissation befand sich in Großsander. Auch auf der Strecke nach Leer gab es nur eine Halte- und Umspannstelle in Hesel. Das wurde als ein besonderer Mangel empfunden. Erst 1868, also vor 100 Jahren, war die Postverwaltung bereit, neue Haltestellen einzurichten. In Loga hielt die Post beim Wirt Boekhoff, in Logabirum und bei den dortigen Wegegeldbestellen. Weitere Haltepunkte befanden sich bei den Wirtshäusern in (Becker), Selverde (Tiedens), Remels (Ellingrod) und Brühren (Duis). In Remels war man damals unzufrieden damit, auf eine örtliche Poststelle verzichten zu müssen, obwohl es im Ort ein Steueramt und mehrere geschäftliche Unternehmen gab. Außerdem hatten hier je ein Amtsvogt, Gerichtsvogt, Polizeibeamter und Exekutor ihren Dienstsitz. Arzt und Apotheke waren ebenfalls schon vertreten. Als Poststation war für diese aber Großsander zuständig. Ende 1868 fand sich dann die Postbehörde bereit, in Remels eine Briefsammelstelle, also eine Art Posthilfsstelle, einzurichten, die sich der mündlichen Überlieferung nach zeitweise in der alten Apotheke befunden haben soll. In Großsander unterhielt die Postverwaltung eine Postexpedition zweiter Klasse. Eine Linie mit Extraposten bestand seit 1849 zwischen Großsander und Stickhausen, die solche Reisende in Anspruch nehmen konnten, die in den Süden des frühren Amtsbezirks gelangen wollten. Der durch das Uplengenerland fahrende Postillion, der sich laufend durch seine Hornsignale ankündigte, war vielen Generationen vertraut. Macher Einwohner wird nach 1869 das altbekannte Posthornsignal vermisst haben. Auf der letzten Postwagenfahrt sollen es „wehmütige“ Klänge gewesen sein, die auch in den Lokalblättern jener Zeit vermerkt worden sind.

Wilhelm Korte

„Unser Ostfriesland“ Heimatbeilage der Ostfiesenzeitung vom 04.04.1968