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Als der „Rotrock“ das Posthorn blies Der Postverkehr durch im 18. Jahrhundert Von D. Lüken

Es ist schon lange her, als durch Uplengen zum Oldenburger Lande hin die alte „Ostfriesische fahrende Post“ fuhr. Sie hatte aber eine große Bedeutung, stellte sie doch die direkte Verkehrsverbindung zwischen , und her und ermöglichte dann weiterhin den Anschluss an das Postnetz des mittleren und östlichen Deutschlands. Die Zeiten des lustigen Postillions sind längst verrauscht; nur hier und da finden sich noch Spuren, die an sie erinnern. Als mir als Junge von der alten fahrenden Post erzählt wurde, die in Remels den Postweg am Hünengrab vorbei gefahren war, da hatte der breite, gelbe Heideweg durch die dunklen „Postdannen“ immer seinen besonderen Reiz für mich und ich bedauerte oft, dass ich ihn nicht zu Ende gehen konnte. Der Kanal hat ihn in späterer Zeit durchschnitten. In Großsander steht noch heute am Fuße des Festungswallrestes ein kleiner Fachwerkbau, die alte Posthalterei. Das Häuschen ist in der Zeit erbaut, als Heinrich Schweers in Leer Posthalter war. Im Jahre 1744 wurde es in preußische Verwaltung übernommen. Unter der Einrichtung, denen der Name Post beigelegt werden konnte, wird in demselben Jahre auch der Bremer Nebenwagen von Aurich nach Großsander eingeführt. Ferner ging ein Postwagen von Leer nach Oldenburg und Bremen über Großsander. Ein Bericht aus dem Jahre 1748 erwähnt:„Von Aurich eine fahrende Post aus Leer, welche in die Personen und Pakete auf Bremen gehend absetzt und annimmt; von Leer geht die Bremer fahrende Post auf Großsander nachdem sie in Hesel die Personen und Pakete übernommen.“ Diese Bremer fahrende Post war einzige, die damals ins Reich führte. Bis etwa 1740 (1744?) ging sie über Apen und Loga. Doch war der Weg auf dieser Strecke so schlecht, dass er nicht einmal den damaligen Ansprüchen genügte. Postmeister Schweers legte daher einen neuen Postweg an, der von Großsander aus durch den Morast nach Moorburg in Oldenburg führte. Diesen Weg musste Schweers selbst unterhalten, dafür erhielt er das Wegegeld und zwar von einem Fußgänger einen Grote, von einem Kutschwagen vier Grote, von jedem Pferd noch besonders einen Grote. Schweers hatte mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Zeiten wurden schlecht und gar oft musste er für seine Posthalter in Berlin vorstellig werden; Teuerung der Futtermittel, Ungunst der Münzverhältnisse und der Einfall der Franzosen 1761 unter Conflans (den Posthaltern wurden damals die Pferde weggenommen) ließen keinen Überschuss erzielen. Der Posthalter von Leer hatte die Beförderung von Leer nach Großsander; von Großsander über Moorburg-Varel fuhren die oldenburgischen Postillone. Von 1774 bis 1806 beförderte der Posthalter, Briefträger, Wagenmeister und Gasthofbesitzer Hüttmann in Leer die Post, dann seine Witwe, hierauf sein Schwiegersohn Wagner und endlich ein Postillon namens Weets. Die Post zahlte zuerst 550 Taler jährlich. Die Vergütung musste aber allmählich auf 962 Taler erhöht werden. Daneben wurde alle Jahre ein Postillonsrock, Leibbinde, Hornschnur, alle vier Jahre ein Posthorn gewährt, für Beschaffung und Unterhaltung des Postwagens wurde jährlich der Betrag von 38 Taler gezahlt. Der Wagen hatte viel zu leiden und war bald abgebraucht. Die Wege waren schlecht. Zwar musste jeder Anwohner die an seinem Besitztum vorbeiführenden Straßen und Wege unterhalten, die Gemeinde diejenigen, die an Gemeindegrundstücken lagen, doch kümmerte man sich nicht viel um diese Bestimmung. In der Regel sollte die Post eine Meile in zwei Stunden zurücklegen. Die Beförderungszeit für die Strecke Leer-Großsander betrug im Sommer, sechs im Winter sieben Stunden. Oft war die Ladung so schwer, dass fünf oder sechs Pferdevorgespannt werde mussten. Der Postwagen damaliger Zeit glich einem Bauernwagen vierrädrig mit Leitern, in denen zwei oder drei Sitzplätze an Riemen hingen. Die Bänke hatten Armlehnen, die Sitze und Rückenlehnen übereinen für die Strecke Leer gefertigten Postwagen vom Jahre 1751 führt auf an Stellmacherarbeiten 24 Taler, für Anstreichen 3 Taler 20 Groschen, zusammen 63 Taler 20 Groschen. Vom Sattler ist nicht die Rede. Ein Verdeck hat der Wagen erst in spätere Zeit erhalten. Vorne war der Sitz des Kutschers. Er fuhr vom Bock, wenn nur wenige Pferde zu leiten hatte, vom Sattel aber, wenn vier oder mehr Pferde vorgespannt waren. Der fürstlich Postillon trug einen roten Rock mit gelben Aufschlägen und gelbem Futter und ein Posthorn an rot-gelber Schnur; auf dem Brustschild befand sich die ostfriesische Harpye mit der Umschrift: „Fürstlich-Ostfriesische fahrende Post.“ Später hatte er einen blauen Rock. Dem Rufe des Posthorns hatte alle Fuhrwerke auszuweichen. In der Nähe des Postknechts stand die Postlade, eine Kiste für die Beutel und Wertstücke. Die anderen Postpakete und Frachtgüter, Kisten, Ballen und Fässer, wurden im Wagen zwischen den Reisenden versaut. Der Platz wird manchmal recht eng unbequem gewesen se9n. Man musste sich eben einrichten, denn eine alte Verfügung lässt den Postillon so viel aufladen, als ihrer „friedlich“ sind. „Kamen die Reisenden bei einem Postamte an, dann erwartete sie dort die geheizte Passagierstube und die zwar notdürftige, aber reinliche Kost.“ Der Postmeister hatte dafür Sorge zu tragen, dass so für die unbequeme Fahrt entschädigt wurden. Viele Jahre ist der Postwagen noch im vorigern Jahrhundert auf dem alten Postweg gefahren, bis die neue Straße, die jetzige Hauptstraße, ausgebaut wurde. Ein Stein an der Ehrbrücke in Großsander trägt unter einem Monogramm aus den drei ineinander verschlungenen Buchstaben EAR die Jahreszahl 1838. Es ist anzunehmen, dass unter der Regierung des Königs Ernst August von Hannover auch die Straßenpflasterung erfolgt ist; durchweg ist der Postweg auf weiten Strecken für die Anlage der neuen Straße benutzt worden. Mit dem Ausbau der Starße benutzt worden. Mit dem Ausbau der Straße Leer – – Apen und dem Bau der Bahn Leer – Oldenburg wurde der Hauptverkehr zum Oldenburger Land weiter zum Süden verlegt. Von Remels aus fuhr später eine Postkutsche über Hollen zur Bahn und brachte, wie heute noch, die Postsachen ins Lengenerland. Fernab vom Hasten und Jagen des modernen Verkehrs aus der Reichsstraße, die jetzt wieder zum Hauptverkehrsweg geworden ist, träumt nur noch ein letztes Stück des alten Postweges von vergangenen Zeiten. Wer weiß, wie lange noch?