Borkum, Inselgemeinde Und Stadt, Landkreis Leer 1. Lage Und
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Borkum , Inselgemeinde und Stadt, Landkreis Leer 1. Lage und Siedlungsform Auf der größten der ostfriesischen Nordseeinseln sind zwei Siedlungen von unterschiedlichem Format zu finden. Die deutlich größere -, ursprüngliche Haufen- und heute Streusiedlung (Stadt) im äußersten Westen der Insel, Westland genannt, wurde vornehmlich auf Regosol, aber auch auf Kleimarsch und zu einem geringen Teil auch auf Gley in einer Höhe von 1,3 - bis 2,1 m über Meeresniveau (NN) gegründet. Das kleinere, nur aus wenigen Häusern bestehende Dorf, Ostland genannt, wurde etwa vier Kilometer ostnordöstlich auf den gleichen Bodenarten in etwa 1,5 m Höhe errichtet. Die Insel Borkum befindet sich direkt an der westlich verlaufenden niederländischen Grenze etwa dreißig Kilometer westlich von Norden. 2. Vor- und Frühgeschichte 3. Ortsname Schon Strabo (63 v. Chr. - 26 n. Chr.) erwähnt den Namen „Byrchanis“, Plinius d. Ä. (23 - 79 n. Chr.) in seiner Naturalis Historia 4,97 „Burchana“. Weitere Bezeichnungen waren „Borkna“ (1277), „Borkinnach“ (1379) und „Borkyn“ (1398). Die heutige Schreibung ist seit 1554 belegt. Der Name, der zu altnordisch burkn ‚Farnkraut’ bzw. isländisch burkni ‚Brombeergestrüpp’ gestellt werden kann, wurde wie Baltrum an die Heim -Namen angeglichen. 4. Geschichtlicher Überblick a. Entwicklung der Gemeinde bis zur Weimarer Republik b. Veränderungen in der NS-Zeit Auf Borkum befand sich an der Nordwestecke des Hafengeländes das Kriegsgefangenenlager Reede, Lager II, AK Nr. 1219, 5639. In den Holzbaracken (B 42) waren 80 Personen und zwar vornehmlich Franzosen, Russen bzw. Ukrainer und Serben untergebracht. Im April 1944 registrierte man 18 und im Januar 1945 noch 16 Serben. Ein weiteres Kriegsgefangenlager wurde im Bauhof der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (Wasserbauamt) am Oppermannspad betrieben. In der Holzbaracke an der Straße wurden 80 Gefangene unterschiedlicher Nationalität, darunter Niederländer und Russen bzw. Ukrainer, interniert. Zum dritten gab es hier das Arbeitslager, Bauhof, Organisation Todt, das ab Mitte 1944 als Arbeitserziehungslager für 450 Niederländer aus Amersfort verwendet wurde. Bis dahin lag die Zahl der Insassen der Holzbaracken bei 150, darunter Polen, Belgier und z. T. auch Balten. c. Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg 1946 wurden hier insgesamt 6120 Einwohner verzeichnet, wovon 1093 Personen Flüchtlinge waren, was einem Anteil von 17,9% entspricht. 1950 registrierte man 6215 Einwohner. Die Zahl der Flüchtlinge lag bei 1404. Die Quote stieg somit deutlich auf 22,6%. 1950 Mai 1. Die Gemeinde Borkum erhält das Stadtrecht. Im Landkreis Leer befinden sich nun drei Städte (Leer, Weener und Borkum). d. Statistische Angaben Die Gemarkung Borkum Stadt umfasst 30,62 km². Bevölkerungsentwicklung: 1821: 485; 1848: 421; 1871: 573; 1885: 898; 1905: 2.258; 1925: 4.950; 1933: 3.977; 1939: 5.499; 1946: 5.976; 1950: 6.215; 1956: 5.199; 1961: 5.784; 1970: 6.051; 1980: 8.185. 5. Nebenorte, Kolonien, Wohnplätze Ostland wurde 1650 erstmals urkundlich erfasst. Der Name wurde zusammengesetzt aus der Himmelsrichtung und Land . Das Nordseeinseldorf bestand 1848 aus 5 Wohngebäuden, in denen 36 Personen lebten. (Q.: Remmers, S. 175) Borkum 1/13 Upholm fand 1818 als „Opholmdünen“ erste Erwähnung. Der Papenatlas 3 verzeichnete den Ort 1840 als „Upbolm“. Die heutige Schreibung ist seit 1871 amtlich. Der Name des Gehöfts, das in einem der niedrigsten Gebiete der Insel liegt, wiederholt sich in den nahe gelegenen Upholmdünen . Das im Untersuchungsgebiet nur in diesem Siedlungsnamen vorkommende Substantiv Holm (afr. holm ; vgl. ae. holm ‚Woge, Wasser; Insel’, and. holm ‚Hügel’, mnd. holm ‚Insel’) ist an der Nordsee verbreitet und ein häufiges Sielungsnamenelement in Schleswig- Holstein. Die Bedeutung von Upholm kann demnach ‚hoher Hügel / hohe Düne’ oder ‚auf der Insel’ bzw. ‚über den Wogen’ sein. Wahrscheinlich ist die erste Definition anzunehmen. (Q.: Remmers, S. 225) liegt etwa 1300m ostnordöstlich des Stadtkerns Westland ist seit 1787 als „das Westland“ belegt. 1848 standen hier 78 Wohngebäude, in denen 387 Individuen beheimatet waren. Mit der Zeit hat der Ort sich dann zu einer ansehnlichen Stadt entwickelt. Der durchsichtige Name steht für den westlichen Teil der Insel. (Q.: Remmers, S. 239) 6. Religion Die neuapostolische Gemeinde Borkum wurde 1947 gegründet, 1964 weihte man das Kirchengebäude ein. 2006 zählte die Gemeinde 30 Mitglieder. 7. Bildung, Kunst, Kultur a. Schulische Entwicklung b. Theater, Museen, Kino, Musik, Zeitungen c. Kunsthistorische Besonderheiten d. Namhafte Persönlichkeiten Otto Galama Houtrouw,(1838-1933), Theologe und Historiker erhielt 1964 seine erste Berufung nach Borkum, wo er bis 1867 blieb Diderich Janshen, (Diedrich Janssen), (1889-1983), Maler und Lehrer, unterrichtete von 1911- 1914 als Zeichen- und Turnlehrer. Hermann Meier, (1828-1877), Lehrer, Heimatforscher, Schriftsteller, verfasste den ersten brauchbaren Reiseführer von Borkum. Ludwig Johannes Herbert Martin Münchmeyer, (1885-1947), Pastor und Reichstagsabgeordneter, wurde 1920 Pastor auf Borkum, förderte den Antisemitismus auf der Insel 8. Wirtschaft und Verkehr Haushaltungen, Nutztiere 1823 wurden in Borkum-Ostland 6 Haushaltungen mit 23 Bewohnern und in Borkum-Westland 96 Haushaltungen mit 462 Insassen registriert. 1848 waren in Borkum insgesamt 83 bewohnte Häusern erfasst, in denen 423 Personen beheimatet waren. 1867 zählte man dann 111 Haushalte und 507 Einwohner. Des Weiteren gab es hier 1867 statistisch gesehen je Haushalt 4,57 Bewohner, 0,51 Pferde, 2,73 Rindtiere und 1,38 Schafe. Landwirtschaftliche - und nichtlandwirtschaftliche Betriebe, Berufspendler Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe sank kontinuierlich von 78 (1949), über 46 (1960), 29 (1971), 17 (1978) auf 12 (1987) ab. Dabei waren 1/1/1/3/2 große -, 9/9/12/7/7 mittelgroße - und 68/36/16/7/3 kleine Unternehmen beteiligt. Während also die Zahl der großen - und mittleren Betriebe relativ konstant war, verminderte sich die Zahl der Kleinbauernhöfe von 87% (1949) auf nur noch 25% (1987). Die Zahl der nichtlandwirtschaftlichen Arbeitsstätten stieg zunächst von 442 (1950) auf 534 (1961)an, nahm dann deutlich auf 341 (1970) ab und verdoppelte sich dann nahezu auf 652 (1987). Der Anteil der Handwerksunternehmen lag 1950 bei 21- und 1961 noch bei 17%. Die Summe der Erwerbspersonen wuchs erst von 2477 (1950) auf 3078 (1961) an, reduzierte sich dann wieder leicht auf 2917 (1970). Auspendler und Einpendler spielten hier keine Rolle. Borkum 2/13 Handwerker, Gewerbetreibende Das Einwohnerverzeichnis von 1880/81 weist hier jeweils einen Dünenwärter, Kellner, Regierungsbaumeister, Schiffskapitän, Schmied und Telegraphisten, jeweils 2 Grenzsaufseher, Kaufleute, Krämer, Leuchtfeuerwärter und Maler, jeweils 3 Bäcker, Bauaufseher, Gastwirte (davon einer auch Krämer) und Steuermänner, jeweils 4 Lotsen und Partikuliere, 5 Schuster, sowie jeweils 9 Fuhrmänner, Schiffer und Zimmermänner aus. Weitere Personenverzeichnisse liegen nicht vor. Genossenschaften : Folgende Konsortien sind bzw. waren hier lt. Genossenschaftsregister gemeldet: · Konsum- und Spargenossenschaft Borkum, gegründet am 21.01.1921, aufgelöst am 12.10.1922; Verschmelzung m. Allgem. Konsumverein Emden u. U. · Gemeinnützige Baugenossenschaft Borkum, gegründet am 06.12.1921, aufgelöst am 01.06.1927 · Burchana-Großhandel Borkum, gegründet am 03.09.1923, aufgelöst am 01.06.1927 · Borkumer Bank, gegründet am 15.10.1924 · Borkumer Landwirtschafts- und Weidegenossenschaft, Borkum, gegründet am 13.01.1933, aufgelöst am 30.04.1937 · Borkumer Landwirtschafts- und Weidegenossenschaft, Borkum, gegründet 04.03.1954 · Fischerschaft, Borkum, gegründet 08.05.1954 Boden- und Wasserverbände : Gemeinheitsteilung : Für 1922 ist eine Umlegungssache der Insel Borkum aktenkundig. Die betroffenen Flächen sind 251 ha bzw. 97 ha. groß. 2007 wird Borkum in das Dorferneuerungsprogramm aufgenommen, um den historischen Dorfkern zu erhalten. 9. Politische Orientierung und öffentliche Meinung Bei der Wahl zur Nationalversammlung im Januar 1919 gewann die SPD mit der knappen absoluten Mehrheit von 50,4%, gefolgt von der liberalen DDP, die zu Beginn der Weimarer Republik in vielen Gemeinden großen Zuspruch fand, mit 42,4% und der nationalliberalen DVP mit 3,4%. Bei der Reichstagswahl 1924 konnte die rechtsextreme NSDAP, die 1919 noch nicht angetreten war, auf Anhieb mit 30,9% den Sieg erringen. Die SPD musste erdrutschartige Verluste hinnehmen und erreichte nur noch 24%. Dagegen legte die DVP mit 18,9% erheblich zu. Die national-konservative DNVP verbesserte sich mit 13,8% ebenfalls deutlich. Die DDP stürzte auf 5,1% ab. 1928 triumphierte nach kräftigem Stimmenzuwachs mit 33,2% erneut die SPD. Die Nationalsozialisten mussten sich nach drastischen Verlusten mit 16% und Platz zwei begnügen, vor der DNVP mit 15,9%, der DVP mit 14,5% und der DDP mit 8%. Die Reichstagswahlen von 1932 und 1933 konnte die verfassungsfeindliche NSDAP jeweils mit komfortablen absoluten Mehrheiten von 56,2 - bzw. 66,5% für sich entscheiden. Die SPD verlor kontinuierlich und kam noch auf 21 - (1932) bzw. 15,3% (1933). Dritter wurde jeweils die rechtsradikale DNVP mit 9,7 - bzw. 8,3%. Bei der ersten Bundestagswahl 1949 wurde die CDU mit 36,2% Wahlsieger, vor der SPD mit 33,5%, der rechtsgerichteten DRP (Deutsche Reichspartei) mit 16,5%, der FDP mit 5,4% und der DP mit 4,6%. Bei den folgenden Bundestagswahlen bis 1969 dominierte die CDU mit fast ausschließlich absoluten Mehrheiten von 51% (1953), 56,9% (1957), 47,2% (1961), 51% (1965) und 53,3% (1969). Die SPD kam mit Resultaten