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Regionales

Entwicklungskonzept

Osterode am

zur Teilnahme am niedersächsischen

Auswahlverfahren für die LEADER- und ILE-Regionen für den Förderzeitraum 2014-2020

Regionales Entwicklungskonzept Region am Harz zur Teilnahme am niedersächsischen Auswahlverfahren für die LEADER- und ILE-Regionen für den Förderzeitraum 2014-2020

Herausgeber Region '' c/o Landkreis Osterode am Harz – Stabsstelle Bildung, Wirtschaft und Regionalplanung Herzberger Straße 5, 37520 Osterode am Harz www.landkreis-osterode.de

Beratung und Unterstützung KoRiS – Kommunikative Stadt- und Regionalentwicklung Bödekerstraße 11, 30161 Hannover www.koris-hannover.de

Januar 2015

Europäische Union: Niedersachsen Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete

Fotonachweis Titelbild Titelfoto: Steinberg bei Scharzfeld © Tront Fotos von links nach rechts: Am Rötzel © Tront; Kloster © Tront; Radfahren auf dem T4 © Berner REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung ...... 11 2 Region in Kürze – Abgrenzung der Region ...... 14 2.1 Lage der Region ...... 14 2.2 Begründung der Regionsabgrenzung ...... 15 3 Ausgangslage der Region ...... 17 3.1 Raum- und Siedlungsstruktur ...... 17 3.1.1 Flächennutzung...... 17 3.1.2 Siedlungsstruktur ...... 17 3.1.3 Verwaltungsreform und interkommunale Zusammenarbeit ...... 22 3.2 Demografische Entwicklung ...... 22 3.2.1 Bevölkerungsstruktur ...... 22 3.2.2 Bevölkerungsentwicklung ...... 23 3.3 Wirtschaft, Bildung und Soziales ...... 25 3.3.1 Wirtschaftsdaten ...... 25 3.3.2 Wirtschaftsförderung ...... 27 3.3.3 Arbeitsmarkt ...... 27 3.3.4 Kommunale Finanzen ...... 29 3.3.5 Land- und Forstwirtschaft ...... 30 3.3.6 Erneuerbare Energien ...... 33 3.3.7 Tourismus ...... 34 3.3.8 Bildung und Weiterbildung ...... 42 3.4 Natur und Landschaft ...... 44 3.4.1 Naturräumliche Gegebenheiten ...... 44 3.4.2 Schutzgebiete ...... 45 3.5 Infrastruktur und Versorgung ...... 48 3.5.1 Verkehrsinfrastruktur ...... 48 3.5.2 Nahversorgungsangebot ...... 49 3.5.3 Medizinische Grundversorgung ...... 49 3.5.4 Breitband ...... 50 3.6 Bestehende übergeordnete Planungen und weitere Konzepte ...... 51 4 Evaluierung ...... 56 5 Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse (SWOT) ...... 59 5.1 Tourismus und Umwelt ...... 60 5.2 Innenentwicklung und Daseinsvorsorge ...... 63 5.3 Generationen – Bildung, Kultur, Sport ...... 65 5.4 Wirtschaft, Energie und Klimaschutz ...... 67 6 Entwicklungsstrategie ...... 70 6.1 Leitmotto und Entwicklungsziele der Region 'Osterode am Harz' ...... 71 6.1.1 Leitmotto ...... 71 6.1.2 Entwicklungsziele ...... 72 6.2 Handlungsfelder der Region 'Osterode am Harz' ...... 74 6.2.1 Handlungsfeld A 'Tourismus und Umwelt' ...... 78 6.2.2 Handlungsfeld B 'Innenentwicklung und Daseinsvorsorge' ...... 83 6.2.3 Handlungsfeld C 'Generationen – Bildung, Kultur, Sport'...... 88 6.2.4 Handlungsfeld D 'Wirtschaft, Energie und Klimaschutz' ...... 91 6.3 Kooperationen mit anderen Regionen ...... 95 6.3.1 Kooperation der Regionen 'Osterode am Harz', 'Göttinger Land' und 'Harzweserland' ...... 95 6.3.2 Kooperation der Regionen 'Osterode am Harz' und 'Göttinger Land' ...... 96 6.3.3 Kooperation der Regionen 'Osterode am Harz' und 'Harzweserland' ...... 96 6.3.4 Kooperation der Regionen 'Osterode am Harz' und 'Westharz' ...... 97

5 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

6.4 Erklärungen zur Entwicklungsstrategie ...... 97 6.4.1 Barrierefreiheit, Gender Mainstreaming und Nichtdiskriminierung in der Region 'Osterode am Harz' ...... 97 6.4.2 Integrativer Charakter der Entwicklungsstrategie für die Region 'Osterode an Harz' ...... 99 6.4.3 Innovativer Charakter der Entwicklungsstrategie für die Region 'Osterode am Harz' ...... 100 6.4.4 Berücksichtigung übergeordneter Planungen auf Europa-, Bundes- und Landesebene ...... 101 7 Aktionsplan ...... 105 8 Einbindung der Bevölkerung ...... 108 8.1 Beteiligung von Akteuren und Interessengruppen ...... 108 8.2 Information und Aktivierung der Bevölkerung ...... 109 8.3 Abstimmungs- und Entscheidungsprozess ...... 110 9 Zusammensetzung der Lokalen Aktionsgruppe ...... 113 10 Struktur der LAG ...... 116 10.1 Rechtsform, Arbeitsweise und Entscheidungsfindung...... 116 10.2 Organisationsstruktur – Aufgaben und Zuständigkeiten ...... 116 11 Förderbedingungen ...... 118 11.1 Fördertatbestände ...... 118 11.1.1 Fördertatbestände für die Handlungsfeldziele der Region 'Osterode am Harz' ...... 118 11.1.2 Fördertatbestand "Laufende Kosten und Sensibilisierung" ...... 121 11.2 Zuwendungsempfänger ...... 121 11.3 Fördersatz und Zuwendungshöhe ...... 121 12 Projektauswahl ...... 123 12.1 Projektauswahlkriterien ...... 123 12.2 Verfahren für Projektanträge und Projektauswahl ...... 125 13 Indikativer Finanzplan ...... 128 13.1 Aufteilung des LEADER-Kontingents ...... 128 13.2 Sicherstellung der Kofinanzierung ...... 131 14 Begleitung und Bewertung ...... 132 Anhang ...... 137

6 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Abbildungsverzeichnis Abb. 2-1: Lage der Region 'Osterode am Harz' (rot) in Niedersachsen (grün = Südniedersachsen) ...... 14 Abb. 2-2: Die Region 'Osterode am Harz' ...... 16 Abb. 3-1: Baudenkmale in der Region 'Osterode am Harz' ...... 21 Abb. 3-2: Kreisfusion Göttingen und Osterode am Harz ...... 22 Abb. 3-3: Bevölkerungsentwicklung 1970 bis 2013 und Bevölkerungsprognose bis 2031 ...... 23 Abb. 3-4: Bevölkerungsstruktur Niedersachsen im Vergleich (2009 und 2031) ...... 24 Abb. 3-5: Veränderung der Altersstruktur im Vergleich (2014 und 2031) ...... 24 Abb. 3-6: Bevölkerungsveränderung in Niedersachsen 2031 gegenüber 2009 ...... 25 Abb. 3-7: Modellräume der Regionalstrategie Daseinsvorsorge Südniedersachsen ...... 25 Abb. 3-8: Pendlerverflechtungen in Südniedersachsen (2010) ...... 28 Abb. 3-9: Steuereinnahmen der niedersächsischen Gemeinden nach Steuerart ...... 29 Abb. 3-10: Allgemeine Deckungsmittel der niedersächsischen Kommunen ...... 30 Abb. 3-11: Heuernte im Harz ...... 30 Abb. 3-12: Harzer Rotes Höhenvieh ...... 31 Abb. 3-13: Forstwirtschaft bei Osterode am Harz ...... 32 Abb. 3-14: Entwicklung der niedersächsischen Reisegebiete 2002-2012 ...... 34 Abb. 3-15: Ziele ausländischer Gäste in Niedersachsen 2012 ...... 35 Abb. 3-16: Ferienpark Landal Salztal Paradies ...... 35 Abb. 3-17: Schloss Herzberg ...... 39 Abb. 3-18: Klosterruine Walkenried...... 39 Abb. 3-19: Radfahren im Harz ...... 40 Abb. 3-20: Klostermarkt Walkenried: Schwester Doris zapft Bier...... 42 Abb. 3-21: Bildungsabschluss der Schulabgänger an allgemeinbildenden Schulen (2011/2012) ...... 43 Abb. 3-22: Naturräumliche Gliederung ...... 44 Abb. 3-23: Karstlandschaft in der Region 'Osterode am Harz': Dohlenklippen in Bartolfelde ..... 44 Abb. 3-24: Karstlandschaft in der Region 'Osterode am Harz': Steinkirche bei Scharzfeld ...... 44 Abb. 3-25: Sösetalsperre ...... 47 Abb. 3-26: Die Bremke tritt bei Lasfelde über die Ufer (2013) ...... 47 Abb. 3-27: Überschwemmung des HöhlenErlebnisZentrum Iberger Tropfsteinhöhle (2013) ..... 47 Abb. 3-28: Altersstruktur niedergelassener Hausärzte in der Region 'Osterode am Harz' ...... 50 Abb. 3-29: Versorgung der Haushalte mit Breitband über 2 Mbit/s (Funk und Festnetz) ...... 51 Abb. 3-30: Versorgung der Haushalte mit Breitband über 50 Mbit/s (Funk und Festnetz) ...... 51 Abb. 5-1: Neuordnung der Handlungsfelder: Vom ILEK zum REK ...... 60 Abb. 6-1: Aufbau der Strategie ...... 70 Abb. 6-2: Leitmotto der Region 'Osterode am Harz' mit Logo ...... 71 Abb. 6-3: Handlungsfelder nach Priorität ...... 77 Abb. 7-1: Aktionsplan der LAG Region 'Osterode am Harz' ...... 105 Abb. 8-1: Ablauf des Erarbeitungsprozesses für das REK der Region 'Osterode am Harz' ... 108 Abb. 9-1: Mitglieder der LAG Region 'Osterode am Harz' bei der Gründungssitzung ...... 113

7 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Abb. 13-1: Verteilung des LEADER-Kontingents der Region 'Osterode am Harz' nach Handlungsfeldern und Laufende Kosten ...... 128 Abb. 13-2: Verteilung des LEADER-Kontingents der Region 'Osterode am Harz' nach Jahren 129 Abb. 14-1: Monitoring und Evaluierung in der Region 'Osterode am Harz' ...... 132

8 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Tabellenverzeichnis Tab. 2-1: Übersicht der Städte und (Samt-)Gemeinden der Region 'Osterode am Harz' ...... 14 Tab. 3-1: Flächennutzung in der Region 'Osterode am Harz' ...... 17 Tab. 3-2: Einwohnerzahl der Orte in der Region 'Osterode am Harz' ...... 18 Tab. 3-3: Teilnahme am niedersächsischen Dorferneuerungsprogramm ...... 19 Tab. 3-4: Leerstandssituation am Beispiel der (Stand 2013) 21 Tab. 3-5: Kennziffern der Siedlungsstruktur 2013 ...... 23 Tab. 3-6: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Sektoren ...... 26 Tab. 3-7: Staatlich anerkannte Kur- und Badeorte der Region 'Osterode am Harz' ...... 26 Tab. 3-8: Gewerbegebiete in der Region ...... 26 Tab. 3-9: Sozialversicherte Beschäftigte 2013 ...... 28 Tab. 3-10: Typisch Harz: Ausgezeichnete Produkte in der Region 'Osterode am Harz' ...... 31 Tab. 3-11: Flurbereinigungen in der Region 'Osterode am Harz' (laufende und neue Verfahren) ...... 32 Tab. 3-12: Übernachtungszahlen 2013 ...... 34 Tab. 3-13: Geopark-Landmarken in der Region 'Osterode am Harz' ...... 37 Tab. 3-14: Sehenswertes, Kulturschätze, Ausflugsziele ...... 38 Tab. 3-15: Tourismusmarketing in der Region ...... 40 Tab. 3-16: Museen der Kulturoffensive Südharz ...... 41 Tab. 3-17: Schulen in der Region 'Osterode am Harz' ...... 42 Tab. 3-18: Schutzgebiete in der Region ...... 45 Tab. 3-19: Ärzte in der Region 'Osterode am Harz' ...... 50 Tab. 3-20: Stadtleitbilder ...... 54 Tab. 6-1: Entwicklungsziele der Region 'Osterode am Harz' ...... 72 Tab. 6-2: Entwicklungsziele mit Indikatoren und Zielwerten ...... 73 Tab. 6-3: Bezug der REK-Handlungsfelder zu den Themen-Vorgaben des Landes ...... 75 Tab. 6-4: Handlungsfeld A 'Tourismus und Umwelt': Handlungsfeldziele mit Indikatoren und Zielwerten ...... 78 Tab. 6-5: Handlungsfeld B 'Innenentwicklung und Daseinsvorsorge': Handlungsfeldziele mit Indikatoren und Zielwerten ...... 84 Tab. 6-6: Handlungsfeld C 'Generationen – Bildung, Kultur, Sport': Handlungsfeldziele mit Indikatoren und Zielwerten ...... 88 Tab. 6-7: Handlungsfeld D 'Wirtschaft, Energie und Klimaschutz': Handlungsfeldziele mit Indikatoren und Zielwerten ...... 91 Tab. 6-8: Verknüpfung der Handlungsfelder untereinander: Einige Beispiele ...... 99 Tab. 6-9: Bezüge der REK-Handlungsfelder der Region 'Osterode am Harz' zur Regionalen Handlungsstrategie Braunschweig ...... 102 Tab. 6-10: Bezüge der REK-Handlungsfelder der Region 'Osterode am Harz' zum Südniedersachsenprogramm...... 104 Tab. 9-1: Mitglieder der Lokalen Aktionsgruppe Region 'Osterode am Harz' ...... 114 Tab. 10-1: Übersicht über die Geschäftsordnung der LAG Region 'Osterode am Harz' ...... 116 Tab. 12-1: Projektauswahlkriterien...... 123 Tab. 12-2: Zweistufiges Verfahren zur Projektauswahl ...... 125

9 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Tab. 13-1: Indikativer Finanzplan der LAG Region 'Osterode am Harz' – Laufende Kosten und Aufteilung nach Handlungsfeldern und Jahren für die gesamte Laufzeit (Bruttobeträge in Euro) ...... 130 Tab. 14-1: Arbeitsschritte im Monitoring und in der Evaluierung – Ziele, Methoden, Zuständigkeiten ...... 133 Tab. 14-2: Übergreifende Prozessindikatoren und zusätzliche Kennzahlen für die Evaluierung ...... 135

Herzlichen Dank! Eine intensive, arbeitsreiche, diskussionsfreudige und spannende Zeit der Erar- beitung unseres Regionalen Entwicklungskonzeptes liegt hinter uns – uns, der Lokalen Aktionsgruppe der Region 'Osterode am Harz'. Auf dem Weg zur LEADER-Bewerbung sind die regionale Zusammenarbeit und das Miteinander der Menschen, die sich für unsere Region einsetzen, weiter gewachsen – neue Beteiligte und zukunftsweisende Impulse sind hinzugekommen. Für die vielen riginellen Ideen möchte sich die Lokalen Aktionsgruppe daher ganz erzlich bei allen Beteiligten für die ktive und engagierte Mitarbeit bedanken! Und: Wir freuen uns auf die gemeinsame Umsetzung unseres Regionalen Entwicklungskonzep- tes, vor allem auf die Verwirklichung der tollen Projekte, die unsere Region noch liebens- und lebenswerter machen! Lokale Aktionsgruppe Region 'Osterode am Harz'

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1 Zusammenfassung Die nachfolgende Zusammenfassung enthält die wesentlichen Kernpunkte des Regionalen Ent- wicklungskonzeptes (REK) zur Gebietsabgrenzung, regionalen Zusammenarbeit in der EU- Förderperiode 2007-2013, Ausgangslage, SWOT-Analyse und zur regionalen Entwicklungsstra- tegie (Kapitel 2 bis 6 des REK).

Gebietsabgrenzung Die Region 'Osterode am Harz' liegt in Südniedersachsen und ist flächenidentisch mit dem Landkreis Osterode am Harz mit seinen sieben Kommunen – der Gemeinde (Harz), den Städten im Harz, , und Osterode am Harz sowie den Samtgemeinden Hattorf am Harz und Walkenried. Zur Region gehört auch das ge- meindefreie Gebiet Harz. Insgesamt leben 74.367 Menschen in 40 Ortschaften auf rund 636 km², das entspricht einer Bevölkerungsdichte von 117 Einwohnern pro km². Die Kernstadt Osterode am Harz ist die einzige Ortschaft der Region mit einer Wohnbevölkerung von mehr als 10.000 Personen. Neben der Verwaltungszugehörigkeit zum Landkreis Osterode am Harz und den gemeinsamen historischen Wurzeln verbindet die Städte und (Samt-)Gemeinden eine Reihe regionaler Ge- meinsamkeiten vom Naturraum über Wirtschaft bis hin zum Sozialen: Verbindend ist vor allem der einzigartige Landschaftscharakter mit Besonderheiten wie der Gipskarstlandschaft dem für Niedersachsen ungewöhnliche hohen Waldreichtum. Wirtschaftlich und kulturhistorisch prägend war der Bergbau, der sich in Traditionen, Siedlungscharakter und dem UNESCO- Weltkulturerbe 'Oberharzer Wasserwirtschaft' widerspiegelt. Wirtschaftlich dominiert die industri- elle Prägung mit einem überdurchschnittlichen Anteil an produzierendem Gewerbe und einer überdurchschnittlichen Exportquote; traditionell und aktuell haben auch Gesundheitswirtschaft und Tourismus eine hohe Bedeutung. Besonders betroffen ist die Region jedoch von der demo- grafischen Entwicklung – sie ist die "älteste" in Niedersachsen und stark von Bevölkerungsver- lust und einer "Überalterung" betroffen. Kennzeichnend sind aber auch die regionsübergreifenden Initiativen und die interkommunale Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen.

Bisherige Zusammenarbeit – integrierte ländliche Entwicklung 2007-2013 Seit 2006 arbeitet die Region 'Osterode am Harz' auf Grundlage des Integrierten Ländlichen Ent- wicklungskonzeptes (ILEK 2007) zusammen. Die Region wurde 2007 die erste ILE-Region Nie- dersachsens. Bis 2013 setzte die Region die Entwicklungsstrategie des ILEK mit Unterstützung eines geförderten Regionalmanagements um; seit 2013 setzt die Region den Prozess ohne För- derung fort. Insgesamt verwirklichte die Region in diesem Zeitraum über 70 ILEK-Projekte und warb dafür aus der 'Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Integrierten Ländlichen Entwicklung' (ZILE) 1,84 Millionen Euro an Fördermitteln sowie weitere Gelder aus verschiede- nen Förderprogrammen und -fonds ein. Die gute Zusammenarbeit in der Lenkungsgruppe und den aktiven Arbeitsgruppen wirkte weit über den eigentlichen Prozess der integrierten ländlichen Entwicklung hinaus und setzte vielfältige Impulse, um die Region zu stärken. Wunsch der Region ist es, mit LEADER an diese erfolgreiche Zusammenarbeit anzuknüpfen.

Ausgangslage Rund 42 % der Region entfallen auf das unbewohnte gemeindefreie Gebiet Harz. Die Region ist geprägt von einem hohen Waldreichtum (57 %) und einem niedrigen Anteil landwirtschaftlicher Flächen (knapp 30 %). Trotz dessen spielt die Landwirtschaft eine große Rolle, unter anderem beim Erhalt und der Pflege der außergewöhnlichen Landschaft. Die Region verfügt über eine außerordentlich vielfältige Landschaft mit bewaldeten Hängen, Bergwiesen und landwirtschaftlich geprägten Tälern, die eine artenreiche Flora und Fauna be- herbergen. Mehr als die Hälfte der Regionsfläche ist hoheitlich geschützt, unter anderem durch den Nationalpark Harz. Zudem ist der Harz ein bedeutendes Gebiet für die Trinkwassergewin- nung. Die Landschaft bildet mit ihren ausgedehnten (Rad-)Wanderwegenetz und der traditionell gut ausgebauten Infrastruktur der Kurorte die Basis für den Tourismus der Region.

11 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Siedlungsstrukturell zählt die Region 'Osterode am Harz' zum ländlichen Raum. Das besiedelte Gebiet gilt als peripher, das gemeindefreie Gebiet Harz als sehr peripher. Die Siedlungsstruktur ist überwiegend ländlich. Große Herausforderungen sind der vielerorts alte Gebäudebestand und der steigende Leerstand samt Leerstandsbedrohung. Die zunehmende Überalterung der Bevöl- kerung wird diese Problematik verschärfen. Die demografische Entwicklung in der Region ist durch Bevölkerungsverluste geprägt. Seit 1990 sinkt die Bevölkerungszahl bereits kontinuierlich. Laut Bevölkerungsprognose verliert die Region bis 2030 weitere 24 % der Bevölkerung, so dass die Einwohnerdichte von aktuell 117 auf 92 Personen pro km2 sinken würde. Die Altersstruktur ist bereits jetzt von der Zunahme der über 65-Jährigen und der Abnahme der unter 18-Jährigen gezeichnet. 2030 wird nur jeder Zweite zur erwerbsfähigen Bevölkerung der 18- bis 65-Jährigen gehören. Die über 65-Jährigen werden ei- nen Anteil von rund 35 % stellen. Diese Prognosen haben einen großen Einfluss auf die zukünfti- ge Entwicklung der Region. Sie steht daher vor große Herausforderungen in vielen Bereichen, vor allem bei der finanziell vertretbaren Aufrechterhaltung der Daseinsvorsorge. Die Wirtschaft wird vom Dienstleistungssektor (38 %) dominiert; hier spielen vor allem Touris- mus und Gesundheitswesen eine große Rolle. Im produzierenden Gewerbe liegt der Schwer- punkt auf den Branchen Metall, Elektrotechnik, Kunststoffe und Papier/Pappe. Die vielfältige Wirtschaftsstruktur umfasst sowohl traditionsreiche Familienunternehmen als auch Niederlassun- gen großer Konzerne. Ein Problem der Region ist ein Ungleichgewicht zwischen Ausbildungs- plätzen und Ausbildungssuchenden. Dies verursacht gemeinsam mit einem Mangel an hochqua- lifizierten Arbeitsplätzen die Abwanderung gut ausgebildeter und junger Menschen und verschärft den Bevölkerungsverlust. Die Versorgungsangebote des Einzelhandels in der Region 'Osterode am Harz' konzentrieren sich zunehmend auf die größeren Orte; gleiches gilt für die medizinische Grundversorgung. Die Kernorte bieten zwar Grund- und Regelversorgung, bei der hausärztlichen Versorgung ist die Region allerdings jetzt schon unterversorgt. Hier zeichnet sich in naher Zukunft ein Versorgungs- engpass ab, denn viele der praktizierenden Ärzte stehen vor dem Ruhestand, ohne dass die Pra- xen neu besetzt werden können.

SWOT-Analyse Die SWOT-Analyse wertet die Ausgangslage aus und gibt einen Überblick über die zentralen Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken. Auf ihrer Basis zeigen sich folgende zent- rale Handlungsbedarfe für die Entwicklungsstrategie: . Handlungsfeld 'Tourismus und Umwelt':  Positives und modernes Image des Harzes etablieren  Touristische Infrastruktur und Angebote an aktuelle Herausforderungen anpassen  Natur und Landschaft erhalten  Hochwasserschutz zu verbessern . Handlungsfeld 'Innenentwicklung und Daseinsvorsorge':  Lebenswerte Ortskerne erhalten (sanieren, umnutzen oder rückbauen)  Bedarfsgerechten und barrierefreien Wohnraum schaffen  Nahversorgung und Gesundheitsvorsorge sichern  (Öffentlichen) Personennahverkehr erhalten und bedarfsgerecht ergänzen  Schnelles Breitband ausbauen . Handlungsfeld 'Generationen – Bildung, Kultur, Sport':  Zielgruppenübergreifende Angebote für alle Menschen erhalten  Kulturelles und gesellschaftliches Leben stärken  (Lebenslanges) Lernen ermöglichen . Handlungsfeld 'Wirtschaft, Energie und Klimaschutz':  Innovationskraft der Unternehmen fördern und Fachkräfte gewinnen  Land- und forstwirtschaftliche Bedingungen verbessern  Erneuerbare Energien ausbauen und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten

12 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Entwicklungsstrategie und Handlungsfelder Die Entwicklungsstrategie fußt auf der SWOT-Analyse und ist das Ergebnis eines intensiven par- tizipativen Prozesses, an dem 110 Akteure aus der Region beteiligt waren. Sie ist innerhalb der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) abgestimmt und in der nachfolgenden Übersicht zusammengefasst dargestellt: Leitmotto "Oha! Originell – herzlich – aktiv" . Originelle und innovative Projekte entwickeln und umsetzen! . Herzlich miteinander umgehen und Kooperationen und interkommunale Zusammenar- beit verstärken! . Aktiv an Herausforderungen herangehen und diese aktive gestalten! Entwicklungsziele 1. Den demografischen Wandel in der Region 'Osterode am Harz' aktiv gestalten und positiv für die Region nutzen sowie die Barrierefreiheit in allen Bereichen fördern! 2. Den Klima- und Umweltschutz in der Region 'Osterode am Harz' voranbringen und einen Beitrag zur Ener- giewende leisten! 3. Das bürgerschaftliche Engagement und ein aktives Gemeinschaftsleben in der Region 'Osterode am Harz' fördern! 4. Die gemeindeübergreifende Zusammenarbeit zur Stärkung der nachhaltigen Wirtschaft in der Region 'Osterode am Harz' ausbauen sowie das Denken und Handeln in regionalen Zusammenhängen fördern! Handlungsfelder, Handlungsfeldziele und Leitprojekten mit Prioritäten sehr hohe Priorität hohe Priorität A Tourismus und B Innenentwicklung C Generationen – D Wirtschaft, Energie Umwelt und Daseinsvorsorge Bildung, Kultur, Sport und Klimaschutz Ziele A.1: Tourismus weiter aus- B.1: Städte und Dörfer C.1: Kulturangebote ziel- D.1: Region als attraktiven bauen, insbes. Gesundheits-, l(i)ebenswert und zukunftsfä- gruppenorientiert fördern und Arbeitsort weiterentwickeln Aktiv- und Landschaftstou- hig gestalten Kulturschaffende vernetzen D.2: Klimaschutz voran rismus B.2: Daseinsversorge si- C.2: Attraktive Freizeit- und bringen, Energieeffizienz A.2: Beherbergung und chern, insbes. wohnortnahe Sportangebote und zielgrup- steigern und erneuerbare Gastronomie aufwerten, Versorgung mit Gütern des penübergreifende Bildungs- Energien ausbauen Servicequalität verbessern täglichen Bedarfs, medizi- angebote fördern D.3: Produktions- und Ab- A.3: Natur schützen, erlebbar nisch-pflegerische Versor- C.3: Hilfebedarfsorientierte satzbedingungen für land- gestalten, Region an Klima- gung, Anbindung an hoch- Betreuungsangebote und und forstwirtschaftliche Be- wandel anpassen bandiges Breitband das Miteinander der Men- triebe verbessern B.3: Nahverkehr verbessern schen verbessern Leitprojekte A.1: Harzer Erlebnisrouten – B.1: "Kein Haus steht leer!" – C.1: "Wir Vereine in der D.1: "Energie aus der Region die Region 'Osterode am Aktives Leerstandsmanage- Region 'Osterode am Harz' – für die Region" – Bürger- Harz' erFAHREN, erWAN- ment in der Region 'Osterode gemeinsam stark unter ei- Energiegenossenschaft DERN, erLEBEN am Harz' nem Dach!" Region 'Osterode am Harz' A.2: Harzer Outdoor- B.2: "Gemeinsam (er)leben" D.2: "Bergwiesen und Grün- Erlebnisse – die Region – Modellprojekt für innovative land in der Region 'Osterode 'Osterode am Harz' AKTIV Wohnformen im Alter am Harz': erhalten – nutzen – erleben B.3 "Mobilität für alle!" – schützen" A.3: "Luchscenter Region Bedarfsgerechtes Mobilitäts- Kooperationsprojekt 'Initiative 'Osterode am Harz': informie- konzept Ressourceneffizienz Harz' ren – beraten – schützen" Im Beteiligungsprozess erarbeitete die Region Leitprojekte, die die Handlungsfelder untermau- ern. Um die Zielerreichung zu prüfen, legt die Entwicklungsstrategie Indikatoren und Zielwerte für die Entwicklungs- und Handlungsfeldziele fest. Sie dienen als Basis für die Evaluierung. Die Region achtet bei ihrem Entwicklungsprozess auf die Gleichstellung der Geschlechter und von Interessen sowie die Nichtdiskriminierung einschließlich Barrierefreiheit. Die Region 'Osterode am Harz' strebt Kooperationen mit anderen LEADER- und ILE-Regionen an. So hat sie bereits mit benachbarten Regionen erste Kooperationsprojekte entwickelt und ge- meinsam mit den anderen südniedersächsischen Regionen die Erklärung "Südniedersachsen – gemeinsam stark!" unterzeichnet.

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2 Region in Kürze – Abgrenzung der Region

2.1 Lage der Region Die Region 'Osterode am Harz' liegt in Südniedersachsen (siehe Abb. 2-1 und Karte in der Anlage). Sie ist flächeniden- tisch mit dem Landkreis Osterode am Harz, zu dem sieben Kommunen – die Gemeinde Bad Grund (Harz), die Städte Bad Lauterberg im Harz, Bad Sachsa, Herzberg am Harz und Osterode am Harz sowie die Samtgemeinden Hattorf am Harz und Walkenried – und das gemein- defreie Gebiet Harz gehören (siehe Tab. 2-1 und Abb. 2-2). Im Norden grenzt die Region an den Landkreis Goslar, im Südosten an den Landkreis Nordhausen (Thüringen), im Süden an den Landkreis Eichsfeld (Thü- ringen), im Südwesten an den Landkreis Göttingen und im Westen an den Land- kreis . Abb. 2-1: Lage der Region 'Osterode am Harz' (rot) in Die Region nimmt eine Fläche von rund Niedersachsen (grün = Südniedersachsen) 2 636 km² ein; davon entfallen 267 km Quelle: NIEDERSACHSEN-PORTAL (42 %) auf das unbewohnte gemeinde- freie Gebiet Harz. Im Dezember 2013 lebten 74.367 Einwohnerinnen und Einwohner1 in 40 Ort- schaften in der Region, die Bevölkerungsdichte lag bei rund 117 Einwohnern pro km² (EW/km2; LSN 2014a). Die Kernstadt Osterode am Harz ist die einzige Ortschaft der Region mit mehr als 10.000 Personen Wohnbevölkerung.

Tab. 2-1: Übersicht der Städte und (Samt-)Gemeinden der Region 'Osterode am Harz' Bad Grund (Harz), Gemeinde (8.749 EW) . Badenhausen . Flecken Gittelde . Bergstadt Bad Grund (Harz) . Willensen/Teichhütte . Eisdorf . Windhausen Bad Lauterberg im Harz, Stadt (10.671 EW) . Bad Lauterberg im Harz . Bartolfelde . Barbis . Osterhagen Bad Sachsa, Stadt (7.392 EW) . Bad Sachsa . Steina . Neuhof . Tettenborn Hattorf am Harz, Samtgemeinde (7.4442 EW) . Elbingerode . Hörden am Harz . Hattorf am Harz . Wulften am Harz

1 Der Bevölkerungsstand vom 01.01.2014 entspricht der statistischen Erhebung vom 31.12.2013. Daten für das Jahr 2014 liegen noch nicht vor. Im Folgenden werden immer die aktuell vorliegenden Daten vom Landesamt für Statistik Niedersach- sen und aus weiteren Quellen verwendet.

14 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Tab. 2-1: Übersicht der Städte und (Samt-)Gemeinden der Region 'Osterode am Harz' Herzberg am Harz, Stadt (13.140 EW) . Herzberg am Harz . Scharzfeld . Lonau . Sieber . Pöhlde Osterode am Harz, Stadt (22.317 EW) . Dorste . Marke . Düna . Nienstedt . Förste . Osterode am Harz . Freiheit . Riefensbeek-Kamschlacken . Lasfelde, Petershütte, Katzenstein . Schwiegershausen . Lerbach . Uehrde Walkenried, Samtgemeinde (4.656EW) . Walkenried . Zorge . Wieda Quelle: LSN 2014a (Stand 31.12.2013)

2.2 Begründung der Regionsabgrenzung Der Landkreis Osterode am Harz besteht in seiner heutigen Abgrenzung seit den Verwaltungsre- formen in den 1970er Jahren. Hervorgegangen ist er aus dem Kreis Osterode am Harz, der 1885 im Zuge der Einführung der preußischen Kreisordnung aus der Stadt und Teilen des Amtes Oste- rode sowie dem Amt Herzberg gebildet wurde. Die sieben Städte und (Samt-)Gemeinden des heutigen Landkreises gingen aus der kommuna- len Umstrukturierung der Verwaltungsreformen in den 1970er Jahren hervor. Neben den Mit- gliedsgemeinden besteht der Landkreis zu 42 % aus dem gemeindefreien Gebiet Harz. Mit der Zugehörigkeit zum Landkreis unterliegen die Kommunen einer einheitlichen Kreisverwaltung, deren Tätigkeitsbereich ein breites Themenspektrum umfasst. Neben der Verwaltungszugehörigkeit zum Landkreis Osterode am Harz und den gemeinsa- men historischen Wurzeln verbindet die Städte und (Samt-)Gemeinden eine Reihe regionaler Gemeinsamkeiten, die sich aus den naturräumlichen Gegebenheiten sowie der demografischen und wirtschaftlichen Entwicklung ergeben. Als wichtigste Gemeinsamkeiten sind hervorzuheben: . Waldreichtum der Region: Der Waldanteil liegt mit 57 % deutlich über dem niedersächsi- schen Durchschnitt von 22 % und zeichnet sich durch einen für den Harz vergleichsweise hohen Anteil an Laubbäumen aus. . Landschaftscharakter der Gipskarstlandschaft: Diese ist mit zahlreichen geotouristischen Besonderheiten niedersachsenweit einmalig. . Bergbau: Die gemeinsame Tradition beeinflusste den Siedlungscharakter und die wirtschaft- liche Entwicklung in der Region. . Weltkulturerbe 'Oberharzer Wasserregal': Das für den Bergbau im Mittelalter angelegte Wassergrabensystem ist das bedeutendste montane Wasserwirtschaftssystem der Welt und seit August 2010 UNESCO-Weltkulturerbe. . Industrielle Prägung: Die Region zeichnet sich durch einen überdurchschnittlichen Anteil an produzierendem Gewerbe, eine überdurchschnittliche Exportquote und weltweit agierende Unternehmen aus. . Demografische Entwicklung: Mit einer starken Bevölkerungsabnahme bei gleichzeitiger Zunahme der älteren Bevölkerung ist die Region "die älteste" in Niedersachsen und von der demografischen Entwicklung besonders stark betroffen. . Gesundheitswirtschaft/Tourismus: Traditionell haben die Gesundheitswirtschaft und der Tourismus eine hohe Bedeutung. Die langsam wieder steigenden Besucherzahlen motivieren

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zu gemeinde- und kreisübergreifenden Marketingstrategien wie dem Harzer Tourismusver- band. . Regionsübergreifende Initiativen: Die Kommunen beteiligen sich an regionsübergreifenden Institutionen, beispielsweise Initiative Zukunft Harz, Regionalverband Südniedersachsen e.V., SüdniedersachsenStiftung, Harzer Tourismusverband, Geopark Harz  Braunschweiger Land  Ostfalen! oder Energieagentur Göttingen. . Interkommunale Zusammenarbeit: Die Kommunen können auf eine langjährige und erfolg- reiche interkommunale Zusammenarbeit zurückblicken, beispielsweise im Unternehmens- netzwerk MEKOM-Regionalmanagement e.V., der Lenkungsgruppe der ILE-Region zur Um- setzung des gemeinsam erstellten Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzeptes (ILEK) o- der weiteren gemeinsamen Entwicklungs- und Handlungskonzepten. Seit 2006 arbeiten die acht Kommunen (inklusive Landkreis) im Bereich der regionalen ländlichen Entwicklung (ILE) in der ILE-Lenkungsgruppe zusammen. Als im Mai 2013 die EU-Förderung für das Ländliche Regionalmanagement, das die Entwicklung der Region begleitete, auslief, ent- schied sich die ILE-Lenkungsgruppe einstimmig, die sehr gute interkommunale Zusammenarbeit fortzusetzen – bis zum Start der neuen EU-Förderperiode 2014-2020 vorerst mit eigenen Mitteln. Wunsch der Lenkungsgruppe ist es, in der anstehenden EU-Förderperiode 2014-2020 an die erfolgreiche Zusammenarbeit anzuknüpfen. Dafür soll die Region 'Osterode am Harz' in ihrem Gebietszuschnitt bestehen bleiben und als Plattform und Sprachrohr des derzeitigen Landkreises Osterode am Harz innerhalb des bald neuen Großkreises Landkreis Göttingen dienen.

Abb. 2-2: Die Region 'Osterode am Harz' Quelle: Eigene Darstellung; Kartengrundlage: LSKN

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3 Ausgangslage der Region

3.1 Raum- und Siedlungsstruktur Mit knapp 636 km² gehört die Region 'Osterode am Harz' zu den kleineren Landkreisen Nieder- sachsens. Die (Kern-)Stadt Osterode am Harz ist das einzige Mittelzentrum der Region. Die Ort- schaften Hattorf am Harz, Herzberg am Harz, Bad Lauterberg im Harz, Bad Sachsa sowie Wal- kenried und Badenhausen übernehmen als Grundzentren die raumordnerische Funktion der Sicherung des alltäglichen Bedarfes (LANDKREIS OSTERODE AM HARZ 1999). Das nächstgelegene Oberzentrum ist die rund 35 km entfernte Stadt Göttingen2. Weitere Oberzentren sind Hannover (95 km), Braunschweig (80 km), Wolfsburg (110 km), aber auch Kassel (90 km) sowie Halle (150 km) und Erfurt (120 km).

3.1.1 Flächennutzung Der Anteil der Siedlungsflächen in der Region 'Osterode am Harz' beträgt rund 7 % und liegt damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt von knapp 9 %. Der Anteil der Verkehrsflächen hingegen liegt mit 4,5 % nur knapp unter dem Landesdurchschnitt von 5,1 %. Mit rund 57 % überwiegen Waldgebiete in der Flächennutzung, womit der Waldanteil deutlich höher ist als der Landesdurchschnitt (rund 22 %). Daraus resultiert auch der mit rund 30 % sehr niedrige Anteil der landwirtschaftlichen Flächen am Kreisgebiet, der etwa der Hälfte des niedersächsischen Mittels entspricht (Niedersachsen: rund 60 %; siehe Tab. 3-1).

Tab. 3-1: Flächennutzung in der Region 'Osterode am Harz' Region 'Osterode am Harz' Niedersachsen ha % ha % Siedlungsfläche 4.336 6,82 430.843 9,05 Verkehrsfläche 2.857 4,49 245.050 5,15 Landwirtschaft 18.958 29,81 2.858.645 60,04 Wald 36.297 57,07 1.042.106 21,89 Wasserfläche 954 1,50 110.920 2,33 Sonstige Flächen 200 0,31 73.814 1,55 Fläche insgesamt 63.601 4.761.378

Quelle: LSN 2014b (Stand 31.12.2012)

3.1.2 Siedlungsstruktur Die meist ländlich geprägten Siedlungen in der Region 'Osterode am Harz' liegen durchweg in den Tälern und konzentrieren sich vorwiegend auf das Harzvorland (vergleiche Abb. 2-2). Rund 267 km² beziehungsweise 42 % der Region nimmt das gemeindefreie Gebiet Harz ein, das fast vollständig bewaldet und nahezu unbewohnt ist. Die Größe der Ortschaften variiert von unter 500 Personen Wohnbevölkerung (Elbingerode) bis hin zu über 10.000 Personen (Kernstadt Osterode am Harz; siehe Tab. 3-2 und vergleiche Tab. 2-1). Historisch gehen die meisten Siedlungen auf den Oberharzer Erzbergbau zurück. Dieser wurde bereits in frühgeschichtlicher Zeit betrieben; viele Orte in der Region blicken daher auf eine lange Geschichte zurück, die sich in vielen historischen Gebäuden und Innenstädten in der Region widerspiegelt.

2 gemessen von Herzberg am Harz in Straßenkilometern

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Tab. 3-2: Einwohnerzahl der Orte in der Region 'Osterode am Harz' Ortsteil Wohnbevölkerung Ortsteil Wohnbevölkerung Bad Grund (Harz), Gemeinde (8.749 EW)* Badenhausen (inklusive Oberhütte) 2.001 Bad Grund (Harz) 2.511 Eisdorf 1.419 Gittelde (inklusive Teichhütte) 1.973 Willensen 335 Windhausen 1.029 Bad Lauterberg im Harz, Stadt (10.671 EW)* Bad Lauterberg im Harz 7.179 Bartolfelde 787 Barbis 2.743 Osterhagen 707 Bad Sachsa, Stadt (7.392 EW)* Bad Sachsa 6.192 Neuhof 679 Steina 733 Tettenborn 652 Hattorf am Harz, Samtgemeinde (7.442 EW) Elbingerode 464 Hattorf am Harz 4.092 Hörden am Harz 1.001 Wulften am Harz 1.885 Herzberg am Harz, Stadt (13.140 EW)* Herzberg am Harz 9.800 Lonau 347 Pöhlde 2.152 Scharzfeld 1.772 Sieber 598 Osterode am Harz, Stadt (22.317 EW)* Dorste 1.388 Düna 119 Förste 1.804 Freiheit 1.739 Katzenstein 1.086 Lasfelde 1.191 Lerbach 970 Marke 111 Nienstedt 393 Osterode am Harz 13.287 Petershütte 739 Riefensbeek-Kamschlacken 272 Schwiegershausen 1.657 Uehrde k. A. Walkenried, Samtgemeinde (4.656 EW) Walkenried 2.266 Wieda 1.348 Zorge 1.042

* Die Bevölkerungszahlen für die Ortsteile der Städte beziehungsweise der Gemeinde Bad Grund (Harz) beruhen auf Erhebungen der Kommunale Datenverarbeitungszentrale Südniedersachsen und weichen von den Daten des Landesamts für Statistik Niedersachsen ab; aus diesem Grund gibt es Abweichungen zwischen der Summe aller Ortsteile einer Stadt und der für die Stadt angegebenen Da- ten des Landesamts. 3 Quelle: LSN 2014a, LANDKREIS OSTERODE AM HARZ 2014c (Stand 31.12.2013) In der Region 'Osterode am Harz' dominieren Gebäude aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg sowie den 1950er und 1960er Jahren. Viele dieser Gebäude sind noch nicht energetisch saniert und verfügen damit über einen vergleichsweise schlechten energetischen Standard (vergleiche LANDKREIS OSTERODE AM HARZ 2013c). Den mit Abstand größten Anteil am Gebäudebestand haben Ein- und Zweifamilienhäuser. Knapp 30 % der Wohnfläche entfallen auf Mehrfamilienhäu- ser, davon gut ein Viertel auf Gebäude mit mehr als sechs Wohnungen.

3 Der Bevölkerungsstand vom 01.01.2014 entspricht der statistischen Erhebung vom 31.12.2013. Daten für das Jahr 2014 liegen noch nicht vor

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Landkreisweit lebt in knapp 44 % aller Haushalte nur eine Person, in Bad Sachsa wohnt fast jeder Zweite allein (49,2 %). In 37,5 % der Haushalte leben zwei Personen, in rund 10 % drei Personen, während die Vier- und Mehrpersonen-Haushalte einen Anteil von unter 9 % einneh- men (LANDKREIS OSTERODE AM HARZ 2013a).

Dorferneuerung Zur Verbesserung der innerörtlichen Struktur und Attraktivität der Dörfer nahmen viele Orte der Region am niedersächsischen Dorferneuerungsprogramm teil; einige der Ortschaften befinden sich aktuell in der Umsetzung der Dorferneuerungspläne beziehungsweise starten mit der Erstel- lung der Pläne (siehe Tab. 3-3).

Tab. 3-3: Teilnahme am niedersächsischen Dorferneuerungsprogramm Bad Grund (Harz), Gemeinde Badenhausen 1996-2001 Eisdorf 1986-1992 seit 2008 Gittelde 1984-1992 Windhausen 1995-2000 Willensen/Teichhütte seit 2007 Bad Lauterberg im Harz, Stadt Osterhagen 1995-1999 Bartolfelde 1989-1997 Scharzfeld/Barbis/Bartolfelde/Osterhagen seit 2013 Bad Sachsa, Stadt Steina 2003-2007 Tettenborn 1987-1994 Neuhof 1988-1994 Neuhof, Tettenborn und Nüxei seit 2010 Hattorf am Harz, Samtgemeinde Elbingerode 2003-2009 Hattorf am Harz 1993-1997 Düna und Hörden seit 2007 Wulften am Harz 1986-1992 Wulften und Schwiegershausen seit 2011 Herzberg am Harz, Stadt Scharzfeld 1997-2003 Pöhlde 1987-1994 seit 2009 Scharzfeld/Barbis/Bartolfelde/Osterhagen seit 2013 Osterode am Harz, Stadt Dorste 1985-1993 Düna und Hörden seit 2007 Förste 1986-1993 Lerbach seit 2008 Marke 2001-2009 Nienstedt 1987-1991 Schwiegershausen 1986-1992 Ührde 1993-1999 Wulften und Schwiegershausen seit 2011 Walkenried, Samtgemeinde Walkenried 1994-2000 * kursiv = Ortsteil liegt in anderer Kommune (Gruppen-Dorferneuerungsverfahren sind daher teilweise mehrfach aufgeführt) Auch in Zukunft werden – insbesondere in peripher gelegenen Dörfern – weitere Dorfentwick- lungsmaßnahmen notwendig sein, die den rückläufigen Einwohnerzahlen, der Alterung der Be- völkerung und der Zunahme leerstehender Wohnhäuser begegnen. Dies gilt vor allem für die Bergdörfer Lerbach, Lonau, Riefensbeek-Kamschlacken, Sieber, Taubenborn, Wieda und Zor- ge, die in Harztälern liegen und fast vollständig von Wald und Grünland umgeben sind. Bis 2014 waren sie von der Aufnahme ins Dorferneuerungsprogramm ausgeschlossen, da sie nicht land-

19 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT wirtschaftlich geprägt sind. Die von der ILE-Region 'Osterode am Harz' erstellte Projektskizze "Modell-Dorferneuerung 'Bergdorf-Region'" sowie weitere Bedarfsmeldungen anderer Regionen verdeutlichte jedoch den Bedarf der Bergdörfer für eine Dorferneuerung, so dass das Land Nie- dersachsen 2014 erstmals die Bewerbung von Bergdörfern für das Dorferneuerungsprogramm zuließ. 2014 bewarb sich die erste landkreisübergreifende Bergdorf-Region "Lonau, Sieber und St. Andreasberg" um Aufnahme ins Dorferneuerungsprogramm; die Auswahl der Orte wird 2015 bekanntgegeben. Auch die anderen Bergdörfer wollen sich mit ihren Nachbarorten gemeinsam etappenweise bewerben. Geplant sind Bewerbungen von "Wieda, Zorge und Hohegeiß", "Rie- fenbeek-Kammschlacken und Altenau" sowie "Taubenborn, Wildemann und Lautenthal".

Stadterneuerung Die Stadt Bad Sachsa nimmt seit 1989 am Städtebauprogramm teil. Das Sanierungsgebiet um- fasst den Kernbereich der Kernstadt Bad Sachsa (Markt-, Schul-, Uffe-, Kirchstraße, Uffeplatz, Schulweg, Mühlenbrink, teilweise Bismarck-, Ziegel-, Hindenburg-, Post- und Jugendherbergs- straße sowie die Pfaffenwiese und den Bornweg). Die Stadtsanierung endet am 31.12.2015. Ziel der umfassenden Sanierungsmaßnahmen ist vor allem das Beseitigen von städtebaulichen Miss- ständen, aber auch die Modernisierung von (Privat-)Gebäuden. Die Stadt Osterode am Harz nimmt seit 2012 am Programm "Städtebaulicher Denkmalschutz" teil. Das Sanierungsgebiet ist die "Nördliche Altstadt – Kornmarkt" als einzigartiges Stadtbau- und Denkmalensemble. Die Sanierung dient dem Erhalt der bau- und kulturhistorischen Altstadt. Zu den Sanierungsmaßnahmen gehören Beseitigung von Gemengelagen, behutsame Entkernung zur Verbesserung der Belichtungsverhältnisse, Aufwertung der Blockinnenbereiche, Maßnahmen zum Umweltschutz (Entsiegelung, Begrünung) und zur Energieeinsparung an öffentlichen und privaten Gebäuden, Umnutzung beziehungsweise Revitalisierung historisch wertvoller Bausub- stanzen mit Umbau des Gebäudebestandes (zum Beispiel für zeitgemäßes barrierearmes Woh- nen). Die Stadt strebt an, den Ortsteil Freiheit in das Förderprogramm "Stadtumbau West" auf- nehmen zu lassen, um die städtebaulichen Defizite in dem Ortsteil in den Griff zu bekommen. Die Stadt Herzberg am Harz legte 2002 das Sanierungsgebiet "Innenstadt – Schlossbereich" fest und setzt die Städtebauförderung seither aktiv um, beispielsweise wurden die Junkernstraße und die Fußgängerzone erneuert. Die Gemeinde Bad Grund (Harz) und die Stadt Osterode am Harz erarbeiteten 2011-2013 ge- meinsam ein Integriertes Entwicklungs- und Handlungskonzept im Rahmen des Förderpro- grammes "Kleine Städte und Gemeinden". Zeitgleich erstellten auch die Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Hattorf am Harz ihr Integriertes Entwicklungs- und Handlungskonzept. Als Schwerpunktthemen behandeln beide Konzepte die Schul- und Bildungsversorgung, Versorgung und Betreuung von Familien und Senioren sowie die Bereiche Wirtschaft, öffentlicher Verkehr (Mobilität), Katastrophenschutz sowie Freizeit- und Kulturversorgung (vergleiche SAMTGEMEINDE HATTORF AM HARZ 2013; GEMEINDE BAD GRUND (HARZ) UND STADT OSTERODE AM HARZ 2013).

Leerstand Eine sichtbare Folge des Bevölkerungsrückgangs sind unvollständig bebaute Neubaugebiete und Leerstand von Wohnungen und Gebäuden. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Laut Regionalverband Südniedersachsen muss sich die Region 'Osterode am Harz' darauf einstellen, dass 2025 mehr als 15 % der Wohnungen leer stehen. Ausweisung von Neu- baugebieten ist keine geeignete Maßnahme mehr, Einwohnerinnen und Einwohner zu gewinnen. Zudem wirkt sich jeder Neubau auf die Nutzung des Altbestandes aus, denn viele Wohnungszu- schnitte im Gebäudebestand entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen an Wohn- fläche, Grundriss oder Barrierefreiheit, so dass sie mit Neubauten nicht konkurrieren können und leerfallen. Besonders betroffen sind historische Gebäude an Durchgangsstraßen, aber auch ehemalige Bauernhöfe, mehrgeschossige Häuser und Gebäude mit ehemaligen Läden oder Gaststätten. Auch der Rückzug von Dienstleistung und Gewerbe verstärkt die Leerstandssituati- on, denn die Nachnutzung für Gewerbe, Hotel und Schulen ist schwierig. Des Weiteren erschwe- ren unterbliebene Modernisierungen den Erhalt von Gebäuden und wirken wertmindernd auf die Umgebung (vergleiche REGIONALVERBAND SÜDNIEDERSACHSEN 2013). Innerhalb der Region ist der Leerstand von Wohnhäusern unterschiedlich stark ausgeprägt. Als ein Beispiel für die unterschiedliche Situation dient die Samtgemeinde Hattorf. Sie nahm 2013 als

20 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT erste Kommune des Landkreises das Dienstleitungsangebot "Baulücken- und Leerstandskatas- ter" der niedersächsischen Vermessungs- und Katasterverwaltung des Landesamtes für Geoin- formation und Landentwicklung Niedersachsen in Anspruch und erstellte ein Leerstandskataster, das die Leerstände und Baulücken kartografisch darstellt (siehe Tab. 3-4). Auch die Stadt Oste- rode am Harz arbeitet seit einigen Jahren mit einem Leerstandskataster (ohne Karten) und nutzt es für eine Reihe von Entscheidungen. In den meisten Kommunen sind die Leerstände von öffentlichen Gebäuden, Laden- und Gewer- beflächen sowie der Großteil leerstehender Privatgebäude bekannt. Leerstandsbedrohungen sind ohne ein Baulücken- und Leerstandskataster jedoch nicht erkennbar.

Tab. 3-4: Leerstandssituation am Beispiel der Samtgemeinde Hattorf am Harz (Stand 2013) Elbingerode . So gut wie keine Leerstände durch annähernd 30 Jahre Dorferneuerung Hörden am Harz . Vereinzelt über das Ortsgebiet verstreut auftretende Leerstände Wulften am Harz . Quasi flächendeckende Leerstände und Leerstandsbedrohungen . Großer städtebaulicher Handlungsbedarf (Verzicht auf neue Baugebietsaus- weisungen, Konzentration auf reine Innenentwicklung, aktiver Rückbau) Hattorf am Harz . Leerstände vor allem in einzelnen Quartieren, beispielsweise 50 Jahre altes unsaniertes Baugebiet im alten Ortskern . Erste Anzeichen des sogenannten Donut-Effekts (gesunde Neubaugebiete am Ortsrand, leerfallender Ortskern)

Baudenkmale

Insgesamt sind 1.182 Baudenkmale in der Region 'Osterode am Harz' verzeichnet (sie- he Abb. 3-1). Insgesamt sind rund zwei Drit- tel des niedersächsischen Denkmalbestan- des in Südniedersachsen beheimatet. Seit Jahren arbeiten die Fachwerkstädte Hannoversch Münden, , Einbeck, Northeim und Osterode am Harz in der Ar- beitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstraße zusammen und veranstalten jährlich den Fachwerktag. Die fünf Städte haben einen ausgezeichneten Erhaltungszustand der historischen Altstädte und besitzen – be- zogen auf die Fachwerkbauweise – einen hohen dokumentarischen Wert. Sie bieten Gebäude von der Gotik des Abb. 3-1: Baudenkmale in der Region 'Osterode 13. Jahrhunderts bis hin zum Jugendstil um am Harz'

1900. Das Fachwerk in Osterode am Harz ist Quelle: LANDKREIS OSTERODE AM HARZ 2013a dabei harztypisch, das in Münden fränkisch- hessisch geprägt, Duderstadt hat thüringisch-hessische Einflüsse, Northeim und Einbeck Einflüs- se aus dem Weserraum. Um diese wertvollen Ensemble zu erhalten und zeitgemäß zu entwi- ckeln haben sich die fünf Städte 2013 offiziell zum 'Fachwerk-Fünfeck' zusammengeschlossen. Das Fachwerk-Fünfeck möchte die Erforschung des niedersächsischen Fachwerks voranbringen und das Image der Städte aufwerten. Wohnen und Arbeiten im Fachwerkhaus soll attraktiver und zukunftsfähiger werden. Eine gemeinsame Vermarktungsstrategie soll die Besonderheiten der Städte herausstellen und so auch den Tourismus in der Region stärken. Ein Fernziel ist die Auf- nahme des Fachwerk-Fünfecks als Weltkulturerbe.

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3.1.3 Verwaltungsreform und interkommunale Zusammenarbeit Der strukturelle Wandel der Region zeigt sich unter anderem an den verstärkten Fusionsbemü- hungen sowohl auf Landkreis- als auch auf Gemeindeebene und an der erhöhten interkommuna- len Zusammenarbeit: Die Landkreise Göttingen und Osterode am Harz haben im September 2013 nach rund zwei Jahren Fusionsprozess mit Zu- stimmung des Landes Niedersachsen einen Zukunftsvertrag abgeschlossen. Ab dem 01.11.2016 wird es den neuen Großkreis Landkreis Göttingen geben (siehe Abb. 3-2). Er wird eine Wohnbevölkerung von rund 324.000 Personen und einer Fläche von rund 1.750 km2 haben. Künftig wird die Region 'Osterode am Harz' also wie die Nachbarregion 'Göttinger Land' © ne/pto verwaltungstechnisch zum Landkreis Göttin- Abb. 3-2: Kreisfusion Göttingen und gen gehören. Dies beeinflusst auch die Ent- Osterode am Harz wicklungsprozesse beider Regionen, da sich Quelle: GÖTTINGER TAGEBLATT 2013 eine Vielzahl thematischer Überschneidun- gen ergibt, beispielsweise der vorgezogene Beitritt des Landkreises Osterode am Harz zur Wirt- schaftsförderung Region Göttingen GmbH (WRG, ab 01.01.2015), die gemeinsame Arbeit beim Thema Elektromobilität im Radverkehr oder zur Breitband-Strukturplanung. Auf Gemeindeebene fanden verschiedene Fusionsgespräche statt, beispielsweise gab es Vor- gespräche der Samtgemeinde Hattorf am Harz mit der Stadt Herzberg am Harz und der Samt- gemeinde /Landkreis Göttingen. Diese Gespräche fanden unter dem Aspekt der Erlangung der Entschuldungshilfe gemäß Zukunftsvertrag des Landes Niedersachsen statt. Die sehr intensiven Fusionsverhandlungen der Samtgemeinde Walkenried und der Stadt Bad Sachsa wurden erst 2014 ohne Fusionsbeschluss beendet. Alle Sondierungen wurden ergebnisoffen geführt und banden zeitweise viele Kapazitäten. Innerhalb des Landkreises Osterode am Harz hat die Samtgemeinde Bad Grund (Harz) als erste Kommune die Umwandlung in eine Einheitsgemeinde beschlossen und vollzogen. Seit dem 01.03.2013 ist sie die Gemeinde Bad Grund (Harz). Auch die Samtgemeinde Hattorf am Harz zog 2012 eine Umwandlung in Betracht, entschied sich aber vorerst dagegen. Die Samtgemeinde Walkenried beantragte nach den gescheiterten Fusionsverhandlungen mit der Stadt Bad Sachsa die Umwandlung in eine Einheitsgemeinde. Neben Fusionsbemühungen findet eine Vielzahl interkommunaler Zusammenarbeit statt. So arbeiten die Stadt Bad Sachsa und die Samtgemeinde Walkenried in den Bereichen Tourismus und Bauhof eng zusammen, die Gemeinde Bad Grund (Harz) und die Stadt Osterode am Harz erarbeiteten nicht nur ein gemeinsames Integriertes Entwicklungs- und Handlungskonzept im Rahmen des Förderprogrammes "Kleine Städte und Gemeinden", sondern arbeiten auch in an- deren Bereichen eng zusammen. So ist beispielsweise das Standesamt Bad Grund (Harz) per- sonaltechnisch bei der Stadt Osterode am Harz angesiedelt.

3.2 Demografische Entwicklung

3.2.1 Bevölkerungsstruktur In der Region 'Osterode am Harz' lebten auf einer Gesamtfläche von etwa 636 km² im Jahr 2013 rund 74.367 Menschen. Das entspricht einer Bevölkerungsdichte von rund 117 Einwohner pro km², was deutlich unter dem niedersächsischen Durchschnitts von rund 164 Einwohner pro km² liegt (siehe Tab. 3-5). Damit gehört der Landkreis Osterode am Harz aktuell sowohl hinsichtlich der Flächengröße als auch der Bevölkerungszahl zu einem der kleinsten Kreise Deutschlands.

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Tab. 3-5: Kennziffern der Siedlungsstruktur 2013 Einwohnerzahl Fläche in km2 Einwohnerdichte in EW/km2 Bad Grund (Harz), Gemeinde 8.749 41,19 212,4 Bad Lauterberg im Harz, Stadt 10.671 41,55 256,8 Bad Sachsa, Stadt 7.392 33,13 223,1 Hattorf am Harz, Samtgemeinde 7.442 57,49 129,5 Herzberg am Harz, Stadt 13.140 71,88 182,8 Osterode am Harz, Stadt 22.317 102,47 217,8 Walkenried, Samtgemeinde 4.656 20,97 222,1 Gemeindefreies Gebiet Harz – 267,35 – Region 'Osterode am Harz' 74.367 636,02 116,9

Niedersachsen 7.790.559 47.614,07 163,6 Quelle: LSN 2014c (Stand 30.09.2013) Bevölkerungsreichste Kommune ist mit einer Wohnbevölkerung von rund 22.300 Personen die Stadt Osterode am Harz, gefolgt von den Städten Herzberg am Harz (13.140 Personen) und Bad Lauterberg im Harz (10.671 Personen; siehe Tab. 3-5). Die höchste Einwohnerdichte weist rein rechnerisch mit rund 257 Einwohnern pro km² die Stadt Bad Lauterberg im Harz auf. Zu berück- sichtigen ist hierbei allerdings, dass insbesondere Bad Lauterberg im Harz, Bad Sachsa sowie die Samtgemeinde Walkenried von gemeindefreien Waldgebieten umgeben sind, so dass die tatsächliche Bevölkerungsdichte hier deutlich geringer ist. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung stuft die Region 'Osterode am Harz' siedlungsstrukturell als "ländlicher Kreis mit Verdichtungsstrukturen" ein, wobei sie zum ländlichen Raum gezählt wird. Bezogen auf die Lage der Region nach Erreichbarkeit der Tages- bevölkerung ist der besiedelte Raum als peripher und das gemeindefreie Gebiet Harz als sehr peripher eingestuft (BBSR 2014).

3.2.2 Bevölkerungsentwicklung Die höchste Einwohnerzahl verzeichnete der Landkreis im Jahr 1974 mit einer Wohnbe- völkerung von rund 96.000 Personen. Seit Mitte der 1990er Jahre sinkt die Bevölkerung kontinuierlich: Zunächst sank die Einwoh- nerzahl innerhalb eines Fünf-Jahres- Zeitraums um durchschnittlich 1.900 Perso- nen, seit 2000 erhöhten sich die Verluste pro Fünf-Jahres-Zeitraum stückweise (2000- 2005: -3.500 Personen, 2005-2010: -7.500 Personen). Innerhalb von 20 Jahren (1990- 2010) sank die Bevölkerung des Landkreises von 89.700 Personen auf 77.328 Personen, Abb. 3-3: Bevölkerungsentwicklung 1970 bis 2013 also um 13,8 %. Dieser Trend setzt sich und Bevölkerungsprognose bis 2031 auch in Zukunft unvermindert fort: Die Prog- Quelle: Eigene Darstellung; Datengrundlage: LSN nosen sagen bis 2031 einen Bevölkerungs- 2014d, LSN 2014f verlust von 23,9 % gegenüber 2009 voraus (siehe Abb. 3-3). 2031 leben voraussichtlich 60.053 Personen in der Region 'Osterode am Harz'. Damit gehört die Region zu den am Stärksten vom demografischen Wandel betroffenen Räumen in Niedersachsen. Plakativ dargestellt bedeutet dies: Die Region verliert pro Jahr rund 865 Personen. Dies ent- spricht in etwa der aktuellen Einwohnerzahl der Ortschaft Bartolfelde (787 Personen). Innerhalb von zehn Jahren verliert die Region somit rund 8.600 Personen, was in etwa der Einwohnerzahl

23 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT der Gemeinde Bad Grund (Harz) entspricht (8.749 Personen). Bis 2031 liegt der prognostizierte Bevölkerungsverlust bei insgesamt 17.275 Personen. Wird diese Zahl auf die Stadt Osterode am Harz (22.317 Personen) gespiegelt, leben 2030 noch etwa 5.050 Personen in der Stadt; dies entspricht in etwa der aktuellen Einwohnerzahl der Samtgemeinde Walkenried (4.656 Personen, vergleiche Tab. 2-1). Ursache der Einwohnerverluste ist die stark rückläufige natürliche Bevölkerungsentwicklung, die auch die Wanderungsbilanz bei weitem nicht ausgleichen kann. Lediglich kurz nach der Wende kam es in der Region aufgrund einer verstärkten Zuwanderung aus dem Osten zu einem leichten Bevölkerungsanstieg, der sich allerdings seit 1993 wieder umkehrte (vergleiche Abb. 3-3). Insbe- sondere junge Leute verlassen die Region, zum Beispiel zum Studium, und kehren nur in selte- nen Fällen zurück. Die Bevölkerungsentwicklung bewirkt zudem eine starke Änderung in der Altersstruktur, denn die Bevölkerung schrumpft nicht nur, sondern wird auch zunehmend älter: Bereits 2011 zählte die Region mit einem Durch- schnittsalter von 47,6 Jahren zu den "ältes- ten" in Niedersachsen (43,8 Jahre) – mit steigender Tendenz: Für 2031 wird ein Durchschnittsalter von 52 Jahren prognosti- ziert (Niedersachsen: 47,7 Jahre). Damit wäre die Region 'Osterode am Harz' die viertälteste in Niedersachsen (Vergleichs- prognosen: Landkreis Lüchow-Dannenberg: 53,9 Jahre, Landkreis Goslar: 53,2 Jahre; Landkreis Northeim: 52,4 Jahre). Das Bild der typischen "Alterspyramide" hat sich be- reits gewandelt und entspricht heute weitge- hend einer Raute. Mit der enormen Zunah- me der über 60-Jährigen verwandelt sich das Bild weiter (siehe Abb. 3-4). Im Jahr 2012 lagen der Anteil der 45-64- Jährigen und der über 65-Jährigen mit 31,7 % beziehungsweise 23,2 % über dem des niedersächsischen Durchschnitts von 29,9 % beziehungsweise 18,5 %. Die jünge- Abb. 3-4: Bevölkerungsstruktur Niedersachsen im ren Altersklassen (unter 30 Jahre) waren Vergleich (2009 und 2031) schwächer vertreten als im Landesdurch- Quelle: LSKN 2011 schnitt (LSN 2014d). Eine gravierende Folge der Entwicklung ist, dass die sogenannte Mitte "wegbricht", also die erwerbsfähige Bevölkerung der 18- bis 60-Jährigen; sie werden einen Anteil von rund 52 % stellen. Immer weniger erwerbstä- tige Menschen müssen demnach immer mehr Ältere und Junge versorgen. Auch bei der jüngeren Generation ist mit einer stark negativen Entwicklung zu rechnen. So wird für die Kindergeneration (unter 15 Jahre) ein Rückgang von fast 20 % prognostiziert, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen (15- Abb. 3-5: Veränderung der Altersstruktur im Ver- 18 Jahre und 18-30 Jahre) werden voraus- gleich (2014 und 2031) sichtlich um knapp 25 % und die Zahl der 30-45-Jährigen um etwa 15 % zurückgehen. Quelle: Eigene Darstellung; Datengrundlage: LSN 2014d Vergleichsweise gering ist dagegen der Rückgang unter den 45-65-Jährigen (10,2 %). Bei den über 65-Jährigen ist dagegen mit einem Zuwachs um etwa 25,1 % zu rechnen. Die Zahl der Hochbetagten (ab 85 Jahre) wird um 4,4 % steigen (vergleiche Abb. 3-5). In der Region 'Ostero-

24 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT de am Harz' ist damit im Vergleich zu Südniedersachsen (Stadt und Landkreis Göttingen, Land- kreise Holzminden, Northeim, Osterode am Harz) mit einem stärkeren Bevölkerungsrückgang und einer stärkeren Alterung der Bevölkerung zu rechnen (siehe Abb. 3-6).

Abb. 3-6: Bevölkerungsveränderung in Nieder- Abb. 3-7: Modellräume der Regionalstrategie sachsen 2031 gegenüber 2009 Daseinsvorsorge Südniedersachsen

Quelle: LSKN 2011 Quelle: REGIONALVERBAND SÜDNIEDERSACHSEN 2014 Um der demografischen Entwicklung in der Region zu begegnen, sind innovative Ansätze ge- fragt, die dem zunehmenden Seniorenanteil Rechnung tragen und trotz sinkender Einwohnerzah- len eine leistungsfähige Infrastruktur gewährleisten. Zur Entwicklung derartiger Ansätze beteiligt sich der Landkreis Osterode am Harz in Zusammenarbeit mit den Landkreisen Göttingen und Northeim sowie der Stadt Göttingen an der "Regionalstrategie Daseinsvorsorge Südniedersach- sen: Lebensqualität erhalten – Lebensqualität ausbauen" unter Federführung des Regionalver- bandes Südniedersachsen (siehe Abb. 3-7). Die Stadt Osterode am Harz hat eine Demogra- fiestrategie erstellt, um den demografischen Wandel in ihrem Kommunalgebiet aktiv zu gestalten. Erste Maßnahme, um die Strategie umzusetzen, war die Einrichtung der Stabstelle "Controlling und Demografie".

3.3 Wirtschaft, Bildung und Soziales

3.3.1 Wirtschaftsdaten Die meisten Arbeitsplätze in der Region 'Osterode am Harz' bietet der Dienstleistungssektor mit rund 9.000 Beschäftigten. Trotzdem liegt der Anteil mit 37,5 % deutlich unter dem Durchschnitt Niedersachsens (47,7 %). Das gilt auch für den Primärsektor beziehungsweise die Land- und Forstwirtschaft, deren Anteil in der Region 'Osterode am Harz' mit 0,5 % nicht einmal halb so hoch ist wie in Niedersachsen. Der sekundäre Sektor (Produzierendes Handwerk) hingegen ist mit 41,4 % deutlich stärker ausgeprägt als im Landesschnitt (31,1 %; siehe Tab. 3-6). Die Wirtschaft der Region 'Osterode am Harz' ist vom produzierenden Gewerbe mit zahlreichen kleinen Industriebetrieben geprägt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Branchen Metallteile, Elektrotechnik, Kunststoffe sowie Papier und Pappe. Die größten Arbeitsgeber waren 2012 der Batteriehersteller Deutsche EXIDE, Kodak Graphics Communication, Smurfit Kappa, Piller Group, Harz Guss, Pleißner Guss, die KAMAX Werke, Jungfer Druckerei und Verlag, Thermo Electron LED sowie Harz Energie (IHK HANNOVER 2013). Im Dienstleistungsbereich spielen in der Region vor allem die Bereiche Tourismus und Ge- sundheitswesen eine Rolle. Basis für das ausgeprägte Cluster Gesundheit/Tourismus bilden insbesondere der landschaftliche Reiz der Region sowie die vielen Orte, die als Erholungsort, Luftkurort, heilklimatischer Kurort oder Kneipp-Heilbad staatlich anerkannt sind (siehe Tab. 3-7). Die Qualitätssiegel "Luftkurort", "Erholungsorte" oder "Seebad" werden für jeweils zehn Jahre verliehen und müssen dann rezertifiziert werden (DTV und DHV 2013).

25 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Tab. 3-6: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Sektoren Wirtschaftssektor Region 'Osterode am Harz' Niedersachsen absolut % absolut % Primärsektor (Land-/Forst-/ 121 0,5 34.239 1,3 Fischereiwirtschaft) Sekundärsektor (Produzieren- 9.913 41,4 818.801 31,1 des Gewerbe) Tertiärsektor (Dienstleistung) 13.927 58,2 1.779.810 67,6 Handel, Verkehr und Lagerei, 4.953 20,7 603.190 22,9 Gastgewerbe Sonstige Dienstleistungen 8.974 37,5 1.176.620 44,7 (Unternehmensdienstleistun- gen, öffentliche und private Dienstleistungen) Summe 23.961 100,0 2.632.850 100,0 Quelle: LSN 2014g (Stand 30.06.2013)

Das Cluster Gesundheit/Tourismus wurde Tab. 3-7: Staatlich anerkannte Kur- und Badeorte durch den Zusammenschluss der regionalen der Region 'Osterode am Harz' Kliniken, Hotels, Freizeitgestalter und Ge- Bad Grund (Harz) Staatlich anerkannter Kurort mit sundheitsanbieter mit den Krankenkassen im Heilstollentherapie Rahmen des überregionalen Vereins Ge- sundHarz e.V. im Jahr 2013 gestärkt. Durch Bad Lauterberg im Kneippheilbad Harz die enge Zusammenarbeit bietet der Verein für die Region Kurangebote sowie betriebli- Bad Sachsa Heilklimatischer Kurort ches Gesundheitsmanagement aus einer Zorge Luftkurort Hand, die zentral vermarktet werden. Quelle: LANDKREIS OSTERODE AM HARZ 2014a Insgesamt verfügt die Region über eine viel- fältige Wirtschaftsstruktur. Dabei befinden Tab. 3-8: Gewerbegebiete in der Region sich unter den ansässigen Betrieben sowohl Bad Grund (Harz) Gittelder Bahnhof traditionsreiche Familienunternehmen als Gittelde-Windhausen auch Niederlassungen großer Konzerne. Auffällig ist die Vielzahl an innovativen Un- Bad Lauterberg im Bühwiesen ternehmen und der Hightech-Produktion, die Harz zum Teil weltweite Absatzmärkte finden. So Bad Sachsa Bahnhofstraße-Süd hat die globale Nummer Eins im Offset- Hattorf am Harz Kalte Büh (Wulften am Harz) druckpaletten-Markt in Herzberg am Harz ihr weltweit modernstes Werk und auch ein Stockenbleek (Hattorf am Harz) marktführender Verpackungshersteller sowie Herzberg am Harz Östliche Duderstädter Straße der weltmarktführende Betrieb zur Herstel- Zum Birkenkreuz lung von Bleibatterien haben ihren Sitz im Osterode am Harz Gewerbepark Westharz Landkreis Osterode am Harz. Das europäi- sche Zentrifugenzentrum befindet sich in der Gewerbegebiet Herzberger Straße/Leege Region, Deutschlands führender Hersteller von Malerpinseln und -bürsten ist im Land- Walkenried Bei dem Gerichte kreis Osterode am Harz ansässig und das Quelle: LANDKREIS OSTERODE AM HARZ 2014a Harzer Stammholz ist weltweit bekannt. Die hohe Wettbewerbsfähigkeit der Region und ihrer Betriebe spiegelt sich in der über dem Bundes- durchschnitt liegenden Exportquote von aktuell 47 % (Deutschland: 42,8 %; Niedersachsen: 42,6 %) wieder (LANDKREIS OSTERODE AM HARZ 2014b). Die Wirtschaft der Region profitiert von der zentralen Lage in Deutschland und Europa und von großen Gewerbe- und Industrieflächen mit überwiegend guter Infrastrukturanbindung. In der Region liegen mehrere Gewerbegebiete (siehe Tab. 3-8). In einigen Gewerbegebieten wurden freie Flächen für die Installation von Solarparks zur Verfügung gestellt. Freie Gewerbeflächen und

26 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Gewerbeimmobilien machen die Kommunen über KomSIS und FREE bekannt. Zudem vermark- tet beispielsweise die Stadt Osterode am Harz auch die Gewerbeflächen der Gemeinde Bad Grund (Harz) im Rahmen ihrer engen interkommunalen Zusammenarbeit. Die Region hat den notwendigen Strukturwandel zu meistern verstanden, wie das Beispiel der Kreisstadt Osterode am Harz zeigt: Im 19. Jahrhundert war sie die größte Industriestadt des Kö- nigreichs Hannover. Von der einstmaligen "Textil- und Terrakottahochburg" ist ebenso wie von der späteren Rundfunk-, Fernseh- und Videogeräteproduktion nichts mehr geblieben. Heute prä- gen wachstumsorientierte Branchen wie Medizintechnik, Druckfarben- und -platten die moderne Wirtschaftsstruktur.

3.3.2 Wirtschaftsförderung Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Globalisierung und eines wachsenden Europas ge- winnt eine regionsübergreifende Struktur- und Wirtschaftspolitik an Bedeutung, die gemein- same Strategien aufstellt und regionale Cluster weiterentwickelt. Auch der Landkreis Osterode am Harz hat sich zur Stärkung der eigenen Wirtschaftskraft verschiedenen kreisübergreifenden Kooperationen angeschlossen. Hierzu gehört zum Beispiel der Regionalverband Südniedersach- sen e.V., der für das Gebiet der Stadt Göttingen sowie der Landkreise Göttingen, Northeim und Osterode am Harz die Kommunikation und die Zusammenarbeit insbesondere in den Bereichen Wirtschaft sowie Lehre und Forschung unterstützt. Außerdem ist der Landkreis Osterode am Harz Mitglied in der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg. 2010 starteten die beiden Nachbarlandkreise Goslar und Osterode am Harz gemeinsam die Ko- operation 'Initiative Zukunft Harz'. Ziel des Projektes ist es, den Westharz als Wirtschafts- und Tourismusstandort zu stärken und langfristig Arbeitsplätze zu sichern. Schwerpunkte liegen dabei in den Bereichen Energie- und Ressourcentechnologie, Tourismus, Gesundheit, Wissenschaft und Wirtschaft. Die Initiative Zukunft Harz nahm sich dabei auch vorhandenen Themen der Regi- onalentwicklung an und initiierte beispielsweise die Gründung des Vereins GesundHarz e.V. Positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung wirkt sich auch die intensive Wirtschaftsförderung des Landkreises aus. Interessierte erhalten unter anderem Hilfe bei der Antragstellung von För- dermitteln, bei der Suche nach Kooperationspartnern oder passenden Industrie- und Gewerbei- mmobilien. Die Wirtschaftsförderung wird durch den Beitritt zur Wirtschaftsförderung Region Göt- tingen GmbH ab dem 01.01.2015 noch intensiviert. Bereits 2000 gründete sich das Unterneh- mensnetzwerk MEKOM-Regionalmanagement e.V., um zur Verbesserung und Stabilisierung der Beschäftigungsstrukturen in der Region beizutragen. MEKOM übernimmt das Management für die wirtschaftliche Entwicklung der Region und dient als Plattform für Zusammenarbeit und Ko- operation regionaler Wirtschaftsakteure aus unterschiedlichen Branchen unter Einbezug relevan- ter Bildungs- und Weiterbildungseinrichtungen. Dies steigert die Attraktivität der Region über die wirtschaftliche Stärkung der ansässigen Unternehmen und verbessert die Wettbewerbsfähigkeit. Das Zusammenwirken in den vier Netzwerken 'Bildung und Personal', 'Druck', 'Kunststoff und Metall' und 'Technik' erhöht die Nutzung regionaler Potenziale durch regelmäßigen Austausch und Entwicklung bedarfsgerechter und hochwertiger Aus- und Weiterbildungsangebote. Seit der Gründung ist die Mitgliederzahl des Vereins auf über 80 angestiegen, hinzu kommt eine Reihe starker Kooperationspartner. Das Ziel, Wertschöpfungsketten zu bilden und zu optimieren, aber auch neue Wege in der Erst- und Weiterbildung sowie Nachqualifizierung zu beschreiten, wurde erfolgreich umgesetzt: Ein erster Erfolg ist, dass der der Standort Osterode am Harz im Bereich "Mechatronik" in Niedersachsen führend ist (MEKOM 2014).

3.3.3 Arbeitsmarkt In der Region 'Osterode am Harz', die als eigenständige Arbeitsmarktregion ausgewiesen ist, sind im Jahr 2013 fast 24.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gemeldet (siehe Tab. 3-9). Dies entspricht 295 Arbeitsplätzen pro 1.000 Einwohnern (LANDKREIS OSTERODE AM HARZ 2013a). Damit ist die Zahl der Beschäftigten gegenüber 2005 (301 Beschäftigten/1.000 EW) wei- ter gesunken. Trotz der hohen Beschäftigtenquote und der hohen Anzahl an Arbeitsplätzen hatte der Landkreis Osterode am Harz bereits seit Jahre die höchste Arbeitslosenquote unter den Landkreisen der Arbeitsmarktregion Südniedersachsen: Sie ist jedoch seit 2005 von 14,7 % auf 7,8 % in 2013 gesunken. 2013 verzeichnete der Landkreis erstmals "nur" die zweithöchste Quote in Südniedersachsen, hinter dem Landkreis Holzminden mit 8,3 %. Die Quote liegt jedoch immer

27 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT noch deutlich über dem Landesdurchschnitt (6,6 %) beziehungsweise dem Bundesdurchschnitt (6,9 %; IHK 2014a).

Tab. 3-9: Sozialversicherte Beschäftigte 2013 Insgesamt Männlich in % Weiblich in % Bad Grund (Harz), Gemeinde 1.180 50,3 49,7 Bad Lauterberg im Harz, Stadt 3.870 52 48 Bad Sachsa, Stadt 1.611 35,8 64,2 Hattorf am Harz, Samtgemeinde 1.317 58,8 41,2 Herzberg am Harz, Stadt 4.941 60,3 39,7 Osterode am Harz, Stadt 9.621 61 39 Walkenried, Samtgemeinde 1.421 68,2 31,8 Region 'Osterode am Harz' 23.961 57,5 42,5

Niedersachsen 2.633.743 54,8 45,2 Quelle: LSN 2014g (Stand 30.06.2013) Aufgrund der wirtschaftlichen Perspektiven und dem Mangel an hochqualifizierten Arbeitsplätzen verlassen immer mehr Menschen die Region, vorrangig junge Menschen und Familien mit einem hochwertigen Schulabschluss. Der zunehmende Verlust dieser Schlüsselgruppe führt zu einer sinkenden wirtschaftlichen Attraktivität für die Unternehmen, da sie in der Region nicht in ausrei- chendem Maße qualifizierte Arbeitskräfte finden. Denn gut ausgebildete Kräfte sind oft nicht bereit, weite Pendelstrecken in Kauf zu nehmen, wenn sie in ihrem Wohnort Arbeit finden kön- nen. Außerdem zieht es Fachkräfte oftmals eher in Ballungsräume als in ländliche Regionen. Im Gegenzug wird der Landkreis Osterode am Harz aufgrund eines sinkenden Mietspiegels für eher sozial schwache (bildungsferne) Bevölkerungsschichten, darunter auch junge Menschen und Familien aus den umliegenden Regionen, als Wohnort attraktiv (LANDKREIS OSTERODE AM HARZ 2013b). Die hohe Arbeitslosenzahl, die trotz der großen Anzahl an Arbeitsplätzen in der Region besteht, begründet sich unter anderem in dem langjährigen Einpendlerüberschuss, den der Landkreis Osterode am Harz aufwies. Im Jahr 2013 war die Bilanz mit rund 7.060 Einpendlern gegenüber 7.491 Auspendlern nahezu ausgeglichen (Pendlersaldo: -431). Die Städte Bad Lauterberg im Harz, Herzberg am Harz und Osterode am Harz verzeichnen ein positives Pendlersaldo mit mehr Ein- als Auspendlern; gleiches gilt für die Gemeinde Zorge (IHK 2014b). Nach wie vor sind viele der Einpendler aus den neuen Bundesländern. Insgesamt ist die wirtschaftliche Struktur in Südniedersachsen überwiegend kleinräumig mit vergleichsweise kurzen bis mittleren Pendlerdistanzen. Arbeitsmarktzentrum ist der jeweilige Verwaltungssitz der einzelnen Landkreise (siehe Abb. 3-8). Trotz der Zuge- hörigkeit zur Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg reichen die Ausstrahlungseffekte der großen nieder- sächsischen Städte Hannover und Braun- schweig nicht bis in die Region, womit diese weitestgehend von den entwicklungsstarken Abb. 3-8: Pendlerverflechtungen in Südnieder- Zentren des Landes abgeschnitten ist. Die sachsen (2010) Stadt Göttingen kann diese Funktion nicht Quelle: Veränderte Darstellung nach NIW 2014 ersetzen. Die angrenzenden Räume der Nachbarbundesländer sind ebenfalls von ländlichen Räumen ohne starke Zentren geprägt (NIW 2014).

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3.3.4 Kommunale Finanzen In Südniedersachsen kennzeichnen Probleme bei der Haushaltsdeckung und geringe Steuer- einnahmen die kommunalen Finanzen. Auch in der Region 'Osterode am Harz' ist die Haushalts- deckung kaum mehr möglich. In der Folge ergeben sich hohe Schuldenstände. Die Steuerein- nahmekraft in der Region liegt deutlich unter dem niedersächsischen Durchschnitt (siehe Abb. 3-9).

Abb. 3-9: Steuereinnahmen der niedersächsischen Gemeinden nach Steuerart Quelle: NIW 2012 (Stand 2010) Die allgemeinen Deckungsmittel sind nach Abzug der Zinszahlungen in den ländlichen Räumen insgesamt unterdurchschnittlich; wobei diese insbesondere im Landkreis Osterode am Harz durch hohe Zinsbelastungen deutlich reduziert werden (siehe Abb. 3-10). Insgesamt liegt die Deckungsquote des Landkreises bei rund 100 %, bei einigen Mitgliedskommunen darunter. Dies bedeutet, dass die allgemeinen Deckungsmittel vollständig zur Deckung laufender Ausga- ben aufgewendet werden müssen beziehungsweise dafür nicht einmal ausreichen. Gründe sind beispielsweise eine relative Einnahmeschwäche, der erhöhte Aufgabenbestand aufgrund einer zentralörtlichen Funktion und die sozialen Problemlagen. Folge ist, dass investive Maßnahmen kaum mehr aus eigenen Mitteln zu finanzieren sind. Mit Blick auf die demografische Entwicklung ist zu erwarten, dass sich die Situation durch wei- tere Einnahmerückgänge und Verteilung der bestehenden Schulden auf weniger Einwohnerinnen und Einwohner weiter verschärfen wird. Eine Reaktion der Städte und (Samt-Gemeinden) sind Fusionen oder Anträge auf Eigenentschuldung (Stadt Bad Sachsa, Samtgemeinde Walkenried; vergleiche Kapitel 3.1/Verwaltungsreform und interkommunale Zusammenarbeit, Seite 22).

29 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Abb. 3-10: Allgemeine Deckungsmittel der niedersächsischen Kommunen Quelle: NIW 2012 (Stand 2010)

3.3.5 Land- und Forstwirtschaft

Landwirtschaft

Die landwirtschaftlichen Flächen nehmen rund 30 % der Region 'Osterode am Harz' ein (vergleiche Tab. 3-1). Die Landwirtschaft konzentriert sich auf das Harzvorland. Nach der Landwirtschaftszählung 2010 werden 15.639 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche bewirtschaftet. Davon entfallen 11.325 Hektar auf Ackerflächen (72,4 %) und 4.303 Hektar (27,5 %) auf Dauergrün- land. Dieses wird vor allem als Mähweide (3.032 Hektar) oder Dauerwiese (998 Hek- © C. Wehmeyer tar) genutzt. Die Grünlandnutzung ist durch Abb. 3-11: Heuernte im Harz die Vielzahl der Betriebe mit Tierhaltung (124 Betriebe mit Rinderhaltung, davon 44 Quelle: WWW.ROTESHOEHENVIEH.COM mit Milchviehhaltung; 64 Betriebe mit 1.027 Einhufer (vor allem Pferde); 32 Betriebe mit 2.375 Schafen) weitgehend gesichert (LSKN 2012a, siehe Abb. 3-11). Seit Ende der 1990er Jahre ist mit dem Harzer Roten Höhenvieh eine der ältesten und ur- sprünglichsten Nutztierrassen wieder im Harz heimisch (siehe Abb. 3-12). Sie wird erfolgreich in der Region gezüchtet, zur Pflege des Landschaftsbildes und als Touristenattraktion eingesetzt, dient aber auch zur Fleischgewinnung. Die Rasse gilt nach wie vor als vom Aussterben bedroht. Im Jahr 2010 wirtschafteten insgesamt 264 Betriebe im Landkreis Osterode am Harz. Davon sind 247 Betriebe sozioökonomisch den Einzelunternehmen zuzuordnen: 86 Betriebe im Haupterwerb (34,8 %) und 161 im Nebenerwerb (65,2 %). Der ökologische Landbau hat mit 13 Betrieben und 1.057 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche bisher nur einen geringen Stellenwert in der Region (LSKN 2012b).

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Die durchschnittliche Größe der landwirt- schaftlichen Betriebe lag 2010 bei etwa 60 Hektar und damit leicht unter dem nieder- sächsischen Mittel (61,8 Hektar). Innerhalb der Region schwanken die Betriebsgrößen stark. So liegt beispielsweise die durch- schnittliche Betriebsgröße in der Samtge- meinde Hattorf am Harz bei 62,5 Hektar, während in der Gemeinde Bad Grund (Harz) die Betriebsgröße nur bei durchschnittlich 43,1 Hektar liegt (LSKN 2012b). Mittelfristig wird die Weiterführung der land- wirtschaftlichen Betriebe ein wichtiges The- ma. Laut Landwirtschaftszählung 2010 wa- © C. Wehmeyer ren 177 Betriebsinhaber von Einzelunter- nehmen älter als 45 Jahre (72 % aller Be- Abb. 3-12: Harzer Rotes Höhenvieh triebe). 36 dieser Betriebsinhaber (20 %) Quelle: WWW.ROTESHOEHENVIEH.COM geben ihre Hofnachfolge als gesichert an, womit für 80 % der genannten Betriebe eine Hofnachfolge und damit die Weiterexistenz als un- gewiss einzustufen ist (LSKN 2012c). Eine gravierende Folge bei Betriebsaufgabe ist, neben dem Verlust der Betriebe an sich, der Leerstand der ehemals landwirtschaftlich genutzten Ge- bäude. In 53 Betrieben (20 % aller Betriebe) gibt es Einkommenskombinationen, davon vor allem in den Bereichen Pensions- und Reitsportpferdehaltung, Direktvermarktung, Fremdenverkehr/Be- herbergung/Freizeitaktivität, Forstwirtschaft, Erzeugung erneuerbarer Energien und Arbeiten für andere landwirtschaftliche Betriebe (LSKN 2012d). Die Regionalmarke "Typisch Harz" ist ein Auszeichnungslabel für regionale Produkte. Entwi- ckelt wurde sie bereits Anfang der 1990er Jahre. 2010 übernahm der Harzer Tourismusverband die Verantwortung für das Label und unterzog es mit Unterstützung der Agrarmarketinggesell- schaften der Länder Sachsen-Anhalt und Niedersachsen einem umfassenden Relaunch. Neu auszuzeichnende Produktgruppen und damit verbundenen Qualitätskriterien zielen darauf ab, das Profil der Marke zu schärfen und sie zu einem Zeichen weiter zu entwickeln, an dem Ver- braucher die besondere Qualität von Produkten aus dem Harz erkennen. Bei der Auszeichnung setzt der Harzer Tourismusverband auf "Klasse statt Masse" und verleiht das Label für jeweils drei Jahre (HTV 2014). In der Region haben sich mehrere Unternehmen für die Auszeichnung ihrer regionalen Produkte und Angebote beworben und qualifiziert (siehe Tab. 3-10).

Tab. 3-10: Typisch Harz: Ausgezeichnete Produkte in der Region 'Osterode am Harz' Bad Lauterberg im Harz . Café und Confiserie Mangold . Café Schnibbe – Wildkräuterwanderung Hattorf am Harz . Koithahn – Der besondere Fleischgenuss Osterode am Harz . Café Dornemann Conditorei und Bäckerei

. Fleischerei Eggers . Rotviehzuchtbetrieb Wehmeyer

Quelle: HTV 2014 (Stand 2014) Die Vermarktung regionaler Produkte über den Lebensmittelhandel findet bisher nur punktuell statt. Insgesamt ist die Region 'Osterode am Harz' weiterhin vom Strukturwandel betroffen. Die Region zeichnet sich durch eine kleinteilige landwirtschaftliche Struktur aus. Dies wird auch an der Viel- zahl der Flurbereinigungen deutlich (siehe Tab. 3-11), die vor allem der Lösung allgemeiner Landnutzungskonflikte sowie der schnellen und zielgerichteten Flächenneuordnung dienen.

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Tab. 3-11: Flurbereinigungen in der Region 'Osterode am Harz' (laufende und neue Verfahren) Flurbereinigungsverfahren Verfahrensart Einleitung Bartolfelde Unternehmensflurbereinigung 2006 Osterhagen Unternehmensflurbereinigung 2006 Tettenborn Unternehmensflurbereinigung 2009 Dorste Vereinfachte Flurbereinigung 2011 Förste/Nienstedt Vereinfachte Flurbereinigung 2011 Hörden am Harz Unternehmensflurbereinigung 2012 Hattorf am Harz in Vorbereitung Osterode am Harz in Vorbereitung Ührde in Vorbereitung Quelle: LGLN 2014 (Stand August 2014) Erschwerend zum Strukturwandel kommen Flächennutzungskonflikte insbesondere zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Bodenabbau hinzu. Zur Konfliktvermeidung zwischen Landwirt- schaft und Wasserwirtschaft sind bereits verschiedene Aktivitäten erfolgt. So arbeiten zum Bei- spiel seit 1994 Landwirtschaft und regionale Wassergewinnung zum Einsatz grundwasserscho- nender Anbautechniken zusammen. Durch die langjährige Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und der Universität Göttingen werden in der Region kontinuierlich Forschungsergebnisse im integrierten Ackerbau umgesetzt.

Forstwirtschaft

Den Großteil des Waldgebietes bildet der rund 28.700 Hektar umfassende Staats- forst, wovon 24.250 Hektar den Landesfors- ten und 4.450 Hektar dem Nationalpark Harz zugeordnet werden. Der restliche Wald be- findet sich in Privat- oder Kommunalbesitz (LJN 2014). Der Staatsforst ist über zahlrei- che Forstwege erschlossen. Im Zuge der Erhebungen für die Waldinven- tur 2014 stellten die Niedersächsischen Lan- desforsten fest, dass in den Harzer Wäldern so viel Holz steht, wie seit Beginn der ältes- © Dr. Thomas Forche ten Vermessungen vor 300 Jahren nicht Abb. 3-13: Forstwirtschaft bei Osterode am Harz mehr. Die jüngste Auswertung ist eine kleine Sensation, denn die Wälder im niedersächsischen Harz sind reich an Holz und ökologisch wert- voll geworden. Die Gründe hierfür liegen laut den Niedersächsischen Landesforsten im höheren Alter der Bäume, einer vorsichtigen und seit Jahrzehnten auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Holz- Ernte und dem konsequenten Umbau der einstigen Fichtenwälder zu Mischwäldern. Auch die Lücken, die der Orkan Kyrill hinterlassen hat, wachsen deutlich schneller zusammen als erwartet. Zurzeit ist mit 60 % Anteil die Fichte die wichtigste Baumart im Harz, gefolgt von der Buche (29 %). Beide Baumarten sind das wirtschaftliche Standbein der vier Harzer Forstämter in Nie- dersachsens waldreichster Region. Langfristig wird die Fichte durch nachhaltige Forstwirtschaft ihre Vorherrschaft an die Laubbäume abgeben. Zurzeit stehen 334 Kubikmeter Holzmaße auf einem Hektar Waldboden zur Verfügung. Pro Jahr soll etwa 90 % des Vorratszuwachses ge- schlagen werden. Die Holzernte im Mittelgebirge und die Weiterverarbeitung des Rohstoffes aus Südniedersachsen ist ein bedeutender Impulsgeber für die gesamte Region. Vor dem Hintergrund steigender Holz- preise profitiert die regionale Forstwirtschaft also vom hohen Waldanteil der Region. Gleich- wohl wird die Masse des geernteten Holzes außerhalb des Landkreises weiter verarbeitet, so dass die Region nur in geringem Umfang von der Wertschöpfungskette "Holz" profitiert. Auch das

32 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT regelmäßig anfallende Restholz aus den Fichtenbeständen wird überwiegend in Hackschnitzel- und Bioenergieanlagen außerhalb des Landkreises energetisch genutzt und nachhaltig verwertet. Neben der messbaren Zunahme der Holzmenge hat sich auch die ökologische Situation deutlich verbessert, beispielsweise leben wieder Tierarten wie Luchs, Schwarzstorch oder seltene Eulen- arten im Harz und breiten sich von hier aus auf andere Waldgebiete aus.

3.3.6 Erneuerbare Energien Um die Nutzung und Erzeugung erneuerbarer Energie in der Region 'Osterode am Harz' voran- zubringen, haben die Samtgemeinden Walkenried (2011) und Hattorf am Harz (2012) ein Klima- schutzkonzept für ihr Kommunalgebiet erstellt. Im Jahr 2013 zog der Landkreis Osterode am Harz mit dem Regionalen Klimaschutzkonzept "OHA Klima+" nach. Er schuf damit die Voraus- setzung, ein gefördertes Klimaschutzmanagement zu beantragen, das im Dezember 2014 startet. Das Konzept OHA Klima+ schließt an die vorangegangenen Aktivitäten im Klimaschutzbereich an und bezieht diese ein, beispielsweise das Solarflächenkataster, mehrere Solarparks sowie Planungen und Konzepte wie die Potenzial-Studie Bioenergienutzung für den Landkreis Ostero- de am Harz, den Fachbeitrag Windenergie zur Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungs- programmes oder das Gutachten zur Solaranlage bei der Kläranlage Bad Grund (Harz) 2010.

Ergebnis der Energie- und CO2-Bilanz ist, das mit knapp 20.900 Kilowatt (Anfang 2013) installier- ter Leistung der größte Anteil der erneuerbaren Energieerzeugung aus Photovoltaikanlagen stammt. Sie können etwa 1,7 % des Gesamtenergiebedarfs der Region decken. 2013/14 wurden Solarparks bei Gittelde, Herzberg am Harz, Osterode am Harz und Wulften aus freien Gewerbe- flächen und auf einem ehemaligen Kasernengelände errichtet. Zweitwichtigster Energieträger ist die Windenergie. Die ersten Windkraftanlagen wurden bereits Mitte der 1990er Jahre errichtet. Insgesamt stehen in der Region 17 Anlagen mit einer Nennleis- tung von 13.500 Kilowatt. In den letzten zehn Jahren wurden keine Anlage mehr aufgestellt, ob- wohl durchaus Potenzial für neue Anlagen oder Repowering vorhanden ist (vergleiche LANDKREIS OSTERODE AM HARZ 2013c: OHA Klima+). Seit OHA Klima+ ist einiges in Bewegung gekommen: Die Samtgemeinde Hattorf stellt seit April 2014 die Weichen, um die sechs Windkraftanlagen am Schwiegershäuser Berg zu repowern. Bei Barbis entsteht derzeit der Windpark Königshagen, in dem zunächst drei Anlagen (je 2 Megawatt Nennleistung) durch private Investoren installiert wer- den. Ab Ende 2014 sollen sie Strom nach Barbis und Silkerode liefern. Theoretisch reicht die gewonnene Energie aus, um ganz Barbis zu versorgen. Die HarzEnergie und die Stadtwerke Bad Lauterberg im Harz wollen sich anschließen, geplant sind vier weitere Windräder. Das Wasserkraft-Potenzial ist durch die 30 Wasserkraftanlagen fast komplett ausgeschöpft; sie erzeugen rund 4.400 Kilowatt Leistung. Insgesamt 54 Geothermieanlagen mit einer Gesamtheiz- leistung von über 660 Kilowatt zur sauberen Energieerzeugung bei. Im Rahmen der Fusion mit dem Landkreis Göttingen wird der Landkreis Osterode am Harz ab dem 2015 Mitglied der Energieagentur Göttingen. Diese setzt sich unabhängig und neutral für den lokalen Klimaschutz ein. Sie wirbt für und informiert über Energieeinsparung und Energieeffi- zienz, umweltgerechte Energieanwendung und die konsequente Nutzung erneuerbarer Energien, indem sie gezielte Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung betreibt, kompetente Beratung und Bera- tungsvermittlung anbietet und lokale Akteure vernetzt. Um die Energiewende vor Ort voran zu bringen, wurde im Rahmen des regionalen Entwicklungs- prozesses der ILE-Region 'Osterode am Harz' gemeinsam mit den Nachbarregionen – der LEA- DER-Region 'Göttinger Land' und der ILE-Region 'Harzweserland' – und der Energieagentur Göt- tingen der inzwischen mehrfach prämierte Wettbewerb "Unser Dorf spart Strom" (2012) durchge- führt. Das aktive interkommunale "Netzwerk Energie" der drei Regionen hat bereits den Nach- folgewettbewerb "Unser Dorf nutzt die Sonne" gestartet. Seit April 2012 ist die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg eine von vier Regionen, die im Rahmen des bundesweiten Programmes "Schaufenster Elektromobilität" gefördert wird. Die Stadt Osterode am Harz nimmt am Projekt "Standardisierte bedarfsgerechte Ladeinfrastruktur – eine Region wird vernetzt" teil. In der Metropolregion sollen insgesamt 175 Schnellladepunkte entstehen. Ziel ist, die Einfachheit des Ladevorgangs für die Bevölkerung er- lebbar zu machen und so Hemmschwellen gegenüber der neuen Technologie abzubauen. Die Stadt Osterode am Harz koordiniert die Teilnahme für die Region. Die beantragten Schnella-

33 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT destationen sollen an Knotenpunkten innerhalb der Region aufgestellt werden. Basis ist ein Kon- zept für ein Netz von Ladestationen, das durch die MMS Concept GbR entwickelt wurde. Zudem beteiligt sich der Landkreis Osterode am Harz am Teilprojekt "Flotte electric", das in das Projekt "Kommunen für Elektromobilität" eingebettet ist. Ziel des Projekts ist, die kommunalen Fuhrparks mit Elektrofahrzeugen zu bestücken. Insgesamt stellt die Metropolregion für ihre Mitgliedskom- munen rund 160 Elektrofahrzeuge bereit, die flächendeckend zur Anwendung kommen. Der Ein- satz der Fahrzeuge wird wissenschaftlich ausgewertet. Die geleasten Fahrzeuge stehen den Kommunen von November 2013 bis einschließlich Dezember 2015 zur Verfügung.

3.3.7 Tourismus Der Tourismus hat in der Region 'Osterode am Harz', ebenso wie im Harz insgesamt, traditionell eine hohe Bedeutung. In den ver- gangenen Jahrzehnten, insbesondere nach 1990, ist dieser Wirtschaftszweig allerdings von einem starken Wandel betroffen. Dieser zeigt sich am deutlichsten am Rückgang der Übernachtungen: Lagen die Übernachtun- gen im Landkreis Osterode am Harz 1995 noch bei rund 1,8 Millionen Übernachtungen, sanken die Zahlen bis 2005 stetig auf rund 1,2 Millionen. Übernachtungen. Vom Rück- gang 1995-2005 am stärksten betroffen ist Bad Grund (Harz); die Übernachtungen im Kurort sanken um rund 60 % auf nur noch 53.000 Übernachtungen. Auch die Samtge- meinde Walkenried und die Stadt Osterode am Harz verzeichneten ein Minus von 54 % Abb. 3-14: Entwicklung der niedersächsischen beziehungsweise 42 %, während der Über- Reisegebiete 2002-2012 nachtungsrückgang in Bad Lauterberg im Harz mit einem Minus von 18 % vergleichs- Quelle: TMN 2013 weise gering ausfiel.

Seit 2006 zeichnet sich niedersachsenweit Tab. 3-12: Übernachtungszahlen 2013 ein Wachstumstrend ab (siehe Abb. 3-14). Auch die Übernachtungszahlen im Harz Bad Grund (Harz), Gemeinde 40.518 erholen sich diesem Trend folgend seit 2012 Bad Lauterberg im Harz, Stadt 355.509 langsam: 2013 verzeichnet der Landkreis Bad Sachsa, Stadt 197.372 Osterode am Harz insgesamt 789.236 Über- nachtungen. Touristische Schwerpunktorte Hattorf am Harz, Samtgemeinde - mit den höchsten Übernachtungszahlen im Herzberg am Harz, Stadt 46.123 Landkreis sind die beiden Kurorte Bad Lau- Osterode am Harz, Stadt 62.908 terberg im Harz und Bad Sachsa (siehe Tab. 3-12). Insbesondere Bad Sachsa verzeich- Walkenried, Samtgemeinde nete gegenüber dem Vorjahr ein Plus von Walkenried – 42,6 % (LSN 2014h). Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass der neue Ferienpark Wieda 3.781 Landal Salztal Paradies in Bad Sachsa sehr Zorge 51.458 gut angenommen wird. Region 'Osterode am Harz' 789.236 Der Einbruch der Übernachtungszahlen zwi- schen 1995 und 2005 hat jedoch durch leer- Quelle: LSN 2014h (Stand 01.01.2014) stehende ehemalige Beherbergungen sichtbare Spuren in den Orten hinterlassen, deren Exis- tenz vor allem auf die Tourismuswirtschaft baute. Auf der Ortsebene sind insbesondere die in den Harztälern liegenden Orte Sieber und Lonau der Stadt Herzberg am Harz sowie Wieda und Zorge der Samtgemeinde Walkenried betroffen. Die gesunkene Nachfrage betraf sowohl die privaten Vermieter als auch Pensionen und Hotels.

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Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste lag 2012 zwischen 2,3 Tagen (Stadt Osterode am Harz) und 4,1 Tagen (Stadt Bad Lauterberg im Harz; LSN 2014h); der Mittelwert von 3,8 Ta- gen liegt über dem niedersächsischen Durchschnitt von 3,1 Tagen (LSN 2014h). Mit einem Anteil von über 90 % an den Ge- samtübernachtungen stellen die inländi- schen Gäste nach wie vor den wichtigsten Markt. Hier liegt Niedersachsen an vierter Stelle im Bundesvergleich (TMN 2013). Die ausländischen Gäste kommen vor allem aus den Niederlanden und Skandinavien, insbe- sondere aus Dänemark (siehe Abb. 3-15). Der Anteil ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Die meisten Touristen besuchen den Harz für einen Tagesausflug oder einen Kurzur- laub. Aufgrund seiner touristischen Vielfalt wird der Harz ganzjährig besucht. Hochzei- ten sind jedoch die Walpurgisnacht (30.04.), die Märchenwoche (Oktober) und Halloween (31.10.). Etwa 60 % der Besucher sind Paa- Abb. 3-15: Ziele ausländischer Gäste in Nieder- sachsen 2012 re, 15 % Familien. Wichtigste Beweggründe für einen Besuch sind Wandern, Naturerleb- Quelle: TMN 2013 nis, Wintersport, Romantik und Bergbau. Bei den über 50-Jährigen spielt das Thema Gesundheit eine wichtige Rolle, wobei der Harz auf die traditionell gut ausgebaute Infrastruktur bei den Kureinrichtungen und Kurzentren aufbauen kann. Insgesamt hat die Destination Harz einen hohen Bekanntheitsgrad und belegt unter den deut- schen Regionen Platz 5. Bezogen auf das Image zeigen sich jedoch deutliche Defizite. Zwar werden die kurzen Wege und die Tradition als positiv bewertet, auch wird der Harz als sauber, sympathisch und sicher empfunden. Doch die negativen Assoziationen überwiegen, denn der Harz gilt als alt, konservativ, lahm, arm, langweilig und spießig (LEUPHANA UNIVERSITÄT LÜNE- BURG 2013). Trotz der rückläufigen Entwicklung ist die ökonomische Bedeutung der Tourismus- und Gesund- heitswirtschaft im Landkreis Osterode am Harz nach wie vor hoch: Mit knapp 4.300 sozialversi- cherungspflichtig Beschäftigten in der Gesundheitswirtschaft (einschließlich Sozialwesen) und circa 1.000 im Gastgewerbe zählen diese Branchen zu den beschäftigungsstärksten im Land- kreis. Die Beschäftigtenzahlen zeigen einen deutlichen Schwerpunkt in der Gesundheitswirt- schaft (LSN 2014i). Allerdings ist zu berücksichtigen, dass im Tourismus eine kleinteilige Be- triebsstruktur vorherrscht. Zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kommen weitere Selbstständige sowie Nebenerwerbsbetriebe hinzu. Folglich ist die ökonomische Bedeutung des Tourismus und deren Ausstrahlungseffekt, zum Beispiel auf Handwerk, Handel und weitere Dienstleitungen, höher als es die reinen Beschäftigtenzahlen verdeutlichen.

Beherbergung und Gastronomie

Die Qualität im Gastgewerbe ist in der Re- gion 'Osterode am Harz' sehr heterogen: Einerseits sind qualitativ hochwertige Hotels in der Region anzutreffen. So befinden sich von den elf 5-Sterne-Hotels in Niedersach- sen allein drei, beispielsweise das 'Hotel Romantischer Winkel' in Bad Sachsa, im Landkreis Osterode am Harz (LANDKREIS OSTERODE AM HARZ 2014b). Zudem liegen mehrere 4-Sterne-Hotels in der Region, bei- spielsweise das 'Parkhotel Weber-Müller' in Abb. 3-16: Ferienpark Landal Salztal Paradies

Bad Lauterberg im Harz oder das 'Hotel Eng- Quelle: WWW.LANDAL.DE lischer Hof' in Herzberg am Harz. Hinzu

35 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT kommt noch ein 4-Sterne-Apartment 'Am Kupferberg' in Walkenried. Das gestiegene Interesse an der Destination Harz, ersichtlich an steigenden Übernachtungszah- len, macht sich in den letzten Jahren durch erhöhte Investitionsbereitschaft bemerkbar: So wurde neben dem Ferienpark Landal Salztal Paradies in Bad Sachsa (siehe Abb. 3-16), das Torfhaus HARZRESORT (2013) fertiggestellt, das hochwertige Ferienhäuser und ein Boutique- Hotel mit Brockenblick anbietet, bei St. Andreasberg soll das Feriendorf im Panorama-Park Ende 2014 ebenfalls mit hochwertigen Häusern ausgerüstet sein. Private Investoren wollen auf dem Gelände der ehemaligen Kinderklinik im Bornetal in Bad Sachsa ab 2015 einen weiteren Ferien- park errichten. Vor allem im Bereich der kleineren Pensionen und Privatvermietungen hat sich, bezogen auf die Unterkunfts- und Ausstattungsqualität jedoch wenig getan. Sie sind oftmals zu alt und überholungsbedürftig, in einigen liegen die letzten Investitionen bereits Jahrzehnte zurück (LEUPHANA UNIVERSITÄT LÜNEBURG 2013; IFT 2005). Bei den zielgruppenspezifischen Klassifizierungen sind fahrradfreundliche Betriebe mit dem Gütezeichen "Bett+Bike" des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) von fünf Betrieben in 2007 auf aktuell acht Betriebe gestiegen, davon fünf Hotels (bundesweit über 5.700 Betriebe; ADFC 2014). Des Weiteren bieten mehrere Beherbergungsbetriebe motorradfreundliche Unter- künfte. Auf Betreiben des 'Motorradschutzgebietes' stellen sich immer mehr Betriebe auf die Be- dürfnisse der Biker ein und bieten überdachte Abstellmöglichkeit oder eine hauseigene Werkstatt an. Die Qualität der Unterkünfte reicht dabei bis zum 3-Sterne-Hotel (MMS Concept 2014). Seit 2007 zeichnete der Deutsche Wanderverband Beherbergungsbetriebe als "Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland" aus, davon liegen zwei Hotels in der Region (bundesweit etwa 1.450 Betriebe; DEUTSCHER WANDERVERBAND 2014). Mit Blick auf die sich ändernden Klimabedingungen werden insbesondere in der kälteren oder nasseren Jahreszeit die Anforderungen an die Unterkunftsqualität und die angebotenen Akti- vitäten steigen. Bei möglicher Schneearmut im Winter bestehen ohne attraktive Hotelangebote kaum Perspektiven für den Wintertourismus. Auch die Vielfalt naturgebundener Angebote (Wan- dern, Wintersport, Radfahren) sind witterungsabhängig. Schutzhütten und Unterstellmöglichkei- ten an Wanderwegen zum Schutz vor Hitze und Sonne im Sommer oder Regen und Sturm im Frühjahr und Herbst werden erforderlicher. Insbesondere im Harz sind wetterunabhängige Ange- bote notwendig, um einen Ganzjahrestourismus zu ermöglichen (LEUPHANA UNIVERSITÄT LÜNE- BURG 2013). Die gastronomische Infrastruktur konzentriert sich auf die Kernorte und die größeren Ortschaf- ten. In der Gastronomie herrscht – ähnlich wie bei der Beherbergung – ein Mangel an qualitativ hochwertigen Angeboten und einer erkennbaren Zielgruppenorientierung. In stark frequentierten Orten fehlt es oft an Alternativen zum Standardangebot. Insgesamt ist das Preis-Leistungs- Verhältnis im Gastronomie- und Beherbergungsbereich ausgewogen, die Servicequalität jedoch verbesserungsbedürftig. Die regionale Küche sowie regionale Produkte besitzen in der Gastronomie im Harz keinen besonderen Stellenwert, obwohl einige Produkte wie der "Harzer Käse" oder der Kräuterlikör "Schierker Feuerstein" weit über den Harz hinaus bekannt sind. Betriebe, die Harzer Produkte anbieten, können sich um die Auszeichnung mit der Regionalmarke "Typisch Harz" bewerben. Zurzeit sind allerdings nur sechs Betriebe in der Region ausgezeichnet (vergleiche Tab. 3-10).

Vermarktung Das Dachmarketing und Destinationsmanagement sind Aufgaben des Harzer Tourismusver- bandes, der den gesamten Harz nach außen sowie im deutschlandweiten und internationalen Marketing vertritt. Der Harzer Tourismusverband entstand 2009 durch die Reorganisation und Umbenennung des seit 1904 bestehenden Harzer Verkehrsverbandes, der ab 1989 die Gesamt- region Harz vermarktete. Der Verband hat rund 250 Mitglieder – von den Harzlandkreisen der Bundesländer Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie deren Städte und Gemein- den über Beherbergungsbetriebe bis hin zu touristischen Einrichtungen. Teile der Region liegen im Nationalpark Harz oder grenzen unmittelbar daran an, so dass der Landkreis in touristischer Hinsicht vom Nationalpark profitiert. Der Landkreis Osterode am Harz liegt darüber hinaus im Geopark Harz  Braunschweiger Land  Ostfalen. Seit 2005 ist der Geopark Teil des European Geoparks Network der UNESCO. Diese hohe Anerkennung ist zeitlich befristet und wurde 2013 durch eine internationale Inspektion

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überprüft und bestätigt. Der Geopark hat es sich zur Aufgabe gemacht, das geologische Erbe der Region zu schützen und gleichzeitig für den Tourismus zu nutzen. Die geologischen Besonder- heiten der Region wurden öffentlich zugänglich gemacht und miteinander vernetzt. Die Vernet- zung erfolgt über sogenannte "Landmarken". Zurzeit gibt es 19 überregional bedeutsame Land- marken im Harz – drei dieser Landmarken liegen im Landkreis Osterode am Harz (siehe Tab. 3-13).

Tab. 3-13: Geopark-Landmarken in der Region 'Osterode am Harz' Landmarke 1: Hübichenstein Bad Grund (Harz) . Hübichenstein Bad Grund (Korallenriff und Erleb- . Muschelkalk bei Eisdorf (Halbtrockenrasen und nispfad) Harzpanorama) . Iberg (Tropfsteinhöhle und HöhlenInformations- . Gletscherstein Münchehof (Saalekaltzeit) Zentrum) . Tiefe Kuhle Fürstenhagen (Erdfall) . Winterberg (Oberdevonische Riffkalke und Eisen- . Tongrube Willershausen (Fossillagerstätte von schmelzplatz) Weltrang) . Bergbaumuseum Knesebeckschacht (Communion- . Harzhorn Wiershausen (Archäologie) Oberharz, Preussag und TUI) . Eisensteinstollen Bad Grund (Höhlentherapie) . Ernst-August-Stollen Gittelde (Wasserlösung) Landmarke 5: Schloss Herzberg am Harz . Schloss Herzberg am Harz (Welfenschloss) . Lonauer Wasserfall (Einziger natürlicher Wasserfall . Einhornhöhle Scharzfeld (Eiszeitalter und Altstein- des Westharzes) zeit) . Hanskühnenburg (Unterkarbon) . Tropische Riffe im Südharz (Zechstein) . Porphyrkuppe Großer Knollen (Rotliegend – Vulka- . Steinkirche Scharzfeld nismus) . Rhumequelle und Pöhlder Becker (Größte Karst- . Scholmzeche Bad Lauterberg (Schaubergwerk) quelle Norddeutschlands) . Königshütte Bad Lauterberg (Eisenhüttenmuseum) . Erdgeschichte an der Klinik Herzberg (Perm und . Karstwanderweg Eiszeitalter) Landmarke 11: Alte Burg Osterode am Harz . Alte Burg und Stadtmauer (Flussschotter und . Allertal Riefensbeek-Kamschlacken (Blockschutt) Gipsmörtel) . Pipinsburg (Gips) . Ritterhaus und Harzkornmagazin (Museum und . Teufelsbäder (Terrassenkiese) Rathaus) . Hainholz-Beierstein (Karstlandschaft kompakt) . Aufschluss Fuchshalle (Momentaufnahme einer . Lichtenstein (Schatzkammer der Ur- und Frühge- Meeresüberflutung) schichte) . Freilichtmuseum Lerbach (Eisenerzbergbau auf . Förste (Quellregion) dem Oberharzer Diabaszug) . Karstwanderweg Südharz . Rund um die Sösetalsperre (Grauwacke)

Quelle: REGIONALVERBAND HARZ E.V. 2014

Sehenswürdigkeiten Die Region 'Osterode am Harz' wird vor allem durch ihre Lage im Harz und Harzvorland und die lange Besiedlung dieser Region geprägt, die viele Zeugnisse der menschlichen Kultur hinterlie- ßen (siehe Tab. 3-14). Insbesondere die (wasser-)wirtschaftliche Tätigkeit der frühen Zisterzien- ser und die traditionsreiche Bergbautradition haben Spuren hinterlassen. So sind eindrucks- volle Zeugnisse der mönchischen Wirtschaft, die bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen, das über- regional bedeutsame Kloster Walkenried und eine reichhaltige Teichlandschaft, zu denen neben den heute geschützten "Priorteich/Sachsenstein" auch das UNESCO-Weltkulturerbe Oberharzer Wasserregal gehört.

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Tab. 3-14: Sehenswertes, Kulturschätze, Ausflugsziele Kommune Sehenswürdigkeit . HöhlenErlebnisZentrum Iberger Tropfsteinhöhle . Hübichenstein . Märchental Bad Grund (Harz), Gemeinde . WeltWald Harz – Arboretum . Iberger Albertturm . Uhrenmuseum . Bismarckturm . Hausberg mit Berggaststätte . Wiesenbeker Teich Bad Lauterberg im Harz, Stadt . Oderstausee . Möglichkeiten zum Segeln, Surfen etc. . Tägliche Wildfütterung an der Erikabrücke . Märchengrund . Harzfalkenhof . Ravensberg Bad Sachsa, Stadt . Römersteine (Korallenriff des Zechsteinmeeres) . Schmelzteich im Kurpark mit Bootsverleih . Naturschutzgebiet "Priorteich/Sachsenstein" . Grenzland-Museum Hattorf am Harz, Samtgemeinde . – . Welfenschloss . Lonau-Wasserfall . Rhumequelle . Steinkirche Herzberg am Harz, Stadt . Freizeitanlage 'Große Wiesen' Sieber . Großer Knollen . Hanskühnenburg . Ausgrabungsstätte "König Heinrich´s Vogelherd" . Auerhuhn-Schaugehege . Historische Altstadt: Harzkornmagazin, altes Rathaus, Ratswaage, Ritterhaus, Schachtruppvilla und Stadtmauer . Wald-Vogelstation Osterode am Harz, Stadt . Sösetalsperre . Gipskarstlandschaft "Hainholz" . Burgruine Lichtenstein Walkenried, Samtgemeinde . Kloster Walkenried . Nationalpark Harz Region 'Osterode am Harz' . Naturpark Harz . Weltkulturerbe "Oberharzer Wasserregal"

Quelle: LANDKREIS OSTERODE AM HARZ 2013a Viele Kulturgüter haben regionalgeschichtliche Bedeutung, zum Beispiel das Welfenschloss in Herzberg am Harz (siehe Abb. 3-17) oder das Kloster Walkenried (siehe Abb. 3-18) mit dem 2006 neu eröffneten ZisterzienserMuseum. Von der gotischen Kirche des Klosters Walkenried sind zwar nur noch Ruinen zu besichtigen, jedoch ermöglicht der eigens ausgewiesene Kloster- pfad auf den Spuren der ältesten Zisterzienserabtei Norddeutschlands zu wandern. Zahlreiche Attraktionen wie Konzert- und Lesungsreihen oder auch Klosterführungen bei Kerzenschein im Winter sind wirkungsvolle Touristenattraktionen. Die lange Besiedlung zeigt sich zudem in Form von Landwehren (bei Barbis), Burgruinen wie der Pipinsburg (bei Osterode am Harz) oder Wüs- tungen wie Königshagen.

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Abb. 3-17: Schloss Herzberg Abb. 3-18: Klosterruine Walkenried

Quelle: WWW.KARSTWANDERWEG.DE Quelle: WWW.KARSTWANDERWEG.DE Die einmalige Gipskarstlandschaft brachte eindrucksvolle Höhlen wie die Einhornhöhle oder die Iberger Tropfsteinhöhle hervor, ebenso wie eine Vielzahl an Steinbrüchen, beispielsweise dem zwischen Steina und Nüxei, aus dem der Nüxeier Marmor (Dolomitgestein) stammt, der beim Bau des Klosters Walkenried zum Einsatz kam und weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt war. Die Kernstadt Bad Sachsa wartet mit vielen Zeugnisse der Jugendstilzeit auf und gilt als Ge- heimtipp unter Fans des Jugendstils.

Touristisches Angebot: Wandern, Radfahren Die Region 'Osterode am Harz' ist für naturliebende, sportlich-aktive Touristen ein reizvolles Ur- laubs- und Ausflugsziel. Für das ganzjährige Naturerleben bietet die einmalige Kulisse des Har- zes und des Harzvorlandes mit der einzigartigen Gipskarstlandschaft eine landschaftlich reizvolle und abwechslungsreiche Ausgangsbasis. Vielfältige Erholungsmöglichkeiten wurden bereits ge- schaffen, dazu zählen beispielsweise . der Nationalpark mit Naturschutzstationen und Führungen durch Nationalpark-Ranger . ein ausgedehntes Geocaching-Netz . die Mountainbike-Arena Harz mit beschilderten Routen für Mountainbiker . das Motorradschutzgebiet mit geführten Touren und vielen Informationen rund ums Motorrad- fahren im Harz . etablierte Wintersportgebiete mit Skiliften und gespurten Loipen . einige spezialisierte Beherbergungsbetriebe und Gastronomiebetriebe (motorradfreundlich, Bett+Bike, Wellness und Spa). Im gesamten Harz gibt es ein ausgedehntes Wanderwegenetz mit zahlreichen ausgeschilderten Wanderrouten und geführten Wanderungen. Mit dem Karstwanderweg und dem Harzer Hexen- Stieg verlaufen zwei Qualitätswanderwege durch die Region, die mit dem Qualitätssiegel "Wan- derbares Deutschland" des Deutschen Wanderverbandes ausgezeichnet wurden. Der Karstwan- derweg wurde im Rahmen des ILE-Prozesses qualifiziert. Weitere wichtige Wanderwege sind der "Harzer BaudenSteig", der ebenfalls aus dem ILE-Prozess hervorging und die Wanderbauden der Region miteinander verbindet, und der Wanderweg "Grünes Band". Bei den Wanderern be- sonders beliebt ist die Harzer Wandernadel, die seit 2006 angeboten wird. Idee ist es, den Harz zu erwandern und sich an verschiedenen Zielen einen Wanderstempel für seinen Wanderpass zu holen und so das Wander-Abzeichen zu erlangen. Stempelstätten sind Waldgaststätten, Schutz- hütten und interessante Aussichtspunkte, geologischen Besonderheiten und historische Stätten an 222 sehenswerten Plätzen im Harz. Aus touristischer Sicht sind die guten geotouristischen Potenziale bislang noch zu wenig genutzt. In den letzten Jahren wurden im Rahmen des ILE- Prozesses einige Defizite in der Beschilderung und Vernetzung der Wege abgebaut. Beispiels- weise erhielt der bis dato qualitativ verbesserungsbedürftige Karstwanderweg auf seiner Ge- samtstrecke eine einheitliche Beschilderung und konnte sich für das Siegel "Wanderbares Deutschland" qualifizieren, auch wurde mit dem Harzer BaudenSteig eine neue Route beschil- dert. Dennoch besteht auf einigen (regionalen) Wanderwegen die Gefahr, aufgrund mangelnder

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Beschilderung nicht zu seinem anvisierten Ziel zu gelangen. Auch die Einstiege der Wanderwege sind von den Ortszentren nicht immer leicht zu finden. Hier besteht noch Ausbaubedarf. Das ausgedehnte Wanderwegenetz eignet sich auch gut für Nordic Walking. Die Strecken bie- ten unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Die Kommunen bieten über das Jahr verschiedene Nordic-Walking-Events an, beispielsweise den "Blütenlauf" oder den "Indian Summer-Lauf" durch die Niedersächsischen Landesforsten und den WeltWald in Bad Grund (Harz). Für Radfahrer hat der Harz nicht nur die etablierte Mountainbike-Arena Harz mit den beschilderten Mountainbike-Routen zu bie- ten, sondern auch für den Tourenradler ein gut ausgeschildertes Fernradwegenetz mit dem Europa-Radweg R1/Deutschland-Route D-Route 3, dem Weser-Harz-Heide-Radfern- weg und dem Harzrundweg. Besonders im Harzvorland der Nachbarlandkreise Nort- heim und Göttingen wurde das Angebot in den letzten fünf bis zehn Jahren erweitert © Edgar Berner sowie die Infrastruktur (Radwege, Beschilde- Abb. 3-19: Radfahren im Harz rung, Radtouren, Bett+Bike) entsprechend ausgebaut. Die Region 'Osterode am Harz' knüpfte an diese Entwicklung an, indem beispielswei- se der Rhume-Leine-Erlebnispfad bis nach Herzberg am Harz verlängert wurde und eigene Rad- routen entwickelt wurden: In Zusammenarbeit mit dem Landkreis Goslar entstand der Südharz- Eisenbahn-Radweg (Walkenried bis Braunlage), im Rahmen der sehr aktiven Rad-AG des ILE- Prozesses wurden die regionalen Themenrouten "T4" und "T7" aktiviert, die von der Bevölkerung sehr gut angenommen werden. Alle Routen bieten unterschiedlichen Ansprüche und Schwierig- keitsgrade. Um die bisherige radtouristische "Lücke" der Region 'Osterode am Harz' zu schließen und das Harzvorland bis in den Harz für den Radtouristen durchgängig befahrbar zu machen, investierte die Region 'Osterode am Harz' als Basis für weitere Routenentwicklung in das Alltags- radwegenetz und schilderte es sukzessive mit einer aktuellen und einheitlichen Beschilderung nach der vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club empfohlenen Wegweisung nach der For- schungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen aus. Mittlerweile ist die Beschilderung an- nähernd flächendeckend. Bisher fehlt die Beschilderung der Kernstadt Osterode am Harz und im Stadtgebiet Bad Lauterberg im Harz. Das 'Wegweisungskonzept Stadt Bad Lauterberg im Harz' soll ab 2015 erarbeitet werden, da die B 243n im Oktober 2014 eingeweiht und die alte Strecken- führung umgewidmet wurde, die nun für die Radverkehrsplanung einbezogen werden kann.

Des Weiteren bestehen einige Lücken im Tab. 3-15: Tourismusmarketing in der Region Bereich der Stadt Herzberg am Harz und der Gesundheitszentrum Bad Samtgemeinde Walkenried. Bezogen auf die Bad Grund (Harz) Grund GmbH Themenrouten möchte die Region 'Osterode am Harz' in den nächsten Jahren nach und Bad Lauterberg im Harz Stadtmarketing nach alle neun T-Routen (aus den 1990er Bad Sachsa GLC Glücksburg Jahren) reaktivieren und ausweisen. Dann wären rund 230 km als T-Routen für den Hattorf am Harz Harzer Tourismusverband Radfahrer erlebbar. Dafür gilt es, auch die Herzberg am Harz Touristinformation e.V. DB bisher fehlende wegbegleitende Infrastruktur auszubauen und die Vermarktung der Rou- Stadtmarketing ten voranzutreiben. Osterode am Harz Verein für Tourismus und Marketing Osterode am Eine große Chance für die Region ist der Harz e.V. Trend der Fahrräder mit elektronischer Un- Walkenried GLC Glücksburg terstützung, den Pedelecs, die immer be- liebter werden. Der Einsatz von Pedelecs Region 'Osterode am Harzer Tourismusverband macht auch die ambitionierteren Strecken im Harz' (Hoch)Harz für den Durchschnittsradfahrer erfahrbar. Um diesen Trend zu nutzen, bedarf es einerseits, die Infrastruktur zu schaffen (Lade- und Verleihstationen), andererseits die Routen anzupassen, damit sie den Bedürfnissen der Pe- delecs entgegenkommen.

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Für die bessere Vermarktung gründeten die sieben Städte und (Samt-)Gemeinden der Region 'Osterode am Harz' im Jahr 2005 die Tourismus-Kooperation "Harzer Sonnenseite", die bis zu ihrer Auflösung im Jahr 2012 das Tourismusmarketing und die örtlichen Produktentwicklung zu- sammenführte und ab der Saison 2007 ein gemeinsames Gastgeberverzeichnis aller Orte her- ausgab. Auf eine eigenständige rechtsfähige Organisationsform wurde dabei bewusst verzichtet. Seit 2012 liegt die Vermarktung wieder bei den Kommunen und wird sowohl über den Harzer Tourismusverband als auch über die eigenen Gemeindeseiten betrieben (siehe Tab. 3-15). Hier besteht noch Abstimmungsbedarf, um das gemeinsame Profil als Urlaubsregion zu schärfen und eigene Themen der Region, wie das Radfahren, stärker in der überregionalen Vermarktung zu etablieren.

Kultur und Veranstaltungen Die Region 'Osterode am Harz' ist von historischen Innenstädten und Ortskernen geprägt. Vieler- orts zeigt sich die Baukunst der vergangenen Jahrhunderte in eindrucksvollen Gebäuden. Die vergangenen Epochen sind Gegenstand vieler Museen. In der "Kulturoffensive Südharz" sind 21 Museen zusammengeschlossen, davon 16 aus dem Landkreis Osterode am Harz und fünf aus angrenzenden Landkreisen in Thüringen und Niedersachsen (siehe Tab. 3-16). Ziel der Kul- turoffensive ist eine gemeinsame Vermarktung der Museen durch eine jährlich erneuerte Bro- schüre sowie eine gemeinsame Internetseite (www.kulturoffensive-suedharz.de), die Förderung des Erfahrungsaustausches und Abstimmung von Terminen und Aktivitäten durch regelmäßige Treffen sowie gemeinsame Angebote und Veranstaltungen, zum Beispiel jährliche Durchführung des "Tages des offenen Museums", wechselnd in einem der angeschlossenen Museen unter Beteiligung und gemeinsamer Programmgestaltung der Partner der Kulturoffensive.

Tab. 3-16: Museen der Kulturoffensive Südharz Kommune Museum Bad Grund (Harz), Gemeinde . Uhrenmuseum Bad Grund (Harz) Bad Lauterberg im Harz, Stadt . Arche-Hof Osterhagen . Eisenhüttenmuseum Bad Lauterberg . Spielzeugmuseum Bad Lauterberg Bad Sachsa, Stadt . Glasmuseum Steina . Grenzlandmuseum Bad Sachsa e.V. . Wintersport- und Heimatmuseum Bad Sachsa . NatUrzeit Museum Bad Sachsa Hattorf am Harz, Samtgemeinde . Förderverein Wilhelm Busch Hattorf e.V. Herzberg am Harz, Stadt . Einhornhöhle Scharzfeld . Museum Schloss Herzberg Osterode am Harz, Stadt . Museum im Ritterhaus Osterode (Heimatmuseum) Walkenried, Samtgemeinde . Deutsches Gipsmuseum Walkenried . Glas- und Hüttenmuseum Wieda . Heimatmuseum Zorge . ZisterzienserMuseum Kloster Walkenried

Braunlage, Stadt . Heimatmuseum Hohegeiß Ellrich, Stadt (Thüringen) . Feuerwehrmuseum Ellrich . Heimatmuseum Ellrich Harztor, Landgemeinde – . Heimatmuseum Ilfeld Ortsteil Illfeld (Thüringen) Hohenstein, Gemeinde . DDR-Museum Klettenberg (Thüringen)

Quelle: KULTUROFFENSIVE SÜDHARZ E.V. 2014

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Freizeit und Naherholung, Vereinsleben Für die Naherholung und die Freizeitgestal- tung der Bewohner bietet die Region 'Osterode am Harz' gute Voraussetzungen. Sie profitieren von der landschaftlichen Qua- lität und den guten Möglichkeiten für Out- door-Aktivitäten wie Wandern, Mountainbi- king und Radfahren sowie Freizeitangeboten im und am Wasser (Stauseen, Seen, Natur- badestellen). Darüber hinaus ist die Region von einem aktiven Vereinsleben und durch ein hohes ehrenamtliches Engagement geprägt, das das sportliche und kulturelle Leben in der Region und insbesondere in den einzelnen Orten trägt. In den letzten Jahren haben sich vielerorts – analog zu den Heimatvereinen – Vereine wie "wir walkenrieder" gebildet, die Abb. 3-20: Klostermarkt Walkenried: Schwester gezielt die Harzklub-Zweigvereine sowie die Doris zapft Bier Kommunen unterstützen, indem sie Aufga- Quelle: ZISTERZIENSERMUSEUM KLOSTER WALKENRIED ben übernehmen. In der Region sind allerdings kaum – wie in vielen anderen ländlichen Regionen auch – kulturel- le Angebote mit überregionaler Ausstrahlung zu finden. Eine Ausnahme bildet der seit sieben Jahren stattfindenden jährliche Klostermarkt des Klosters Walkenried, der mittlerweile überregio- nal bekannt ist (siehe Abb. 3-20). Insgesamt profitiert die Wohnbevölkerung ebenso wie Touristen von dem kulturellen Angebot im nahen Oberzentrum Göttingen.

3.3.8 Bildung und Weiterbildung Die Region 'Osterode am Harz' verfügt über ein gutes schulisches Bildungsangebot. Insge- samt befinden sich in der Region 34 schulische Einrichtungen, in denen mehr als 6.800 Schüler unterrichtet werden. Den Großteil bilden die 20 Grundschulen, die über alle Städte und (Samt-) Gemeinden der Region verteilt sind. Daneben verfügt die Region 'Osterode am Harz' über drei Gymnasien sowie das Internatsgymnasium Pädagogium Bad Sachsa, eine kooperative Gesamt- schule (mit Haupt- Real- und Gymnasialzweig), vier Oberschulen, je eine Real- und Hauptschule sowie zwei Förderschulen (siehe Tab. 3-17).

Tab. 3-17: Schulen in der Region 'Osterode am Harz' Kommune Grund- Förder- Haupt- Real- Ober- Gesamt- Gymna- schule schule schule schule schule schule sium Bad Grund (Harz) 3 1 Bad Lauterberg im Harz 3 1 *1 *1 1 *1 Bad Sachsa 1 1 **1 Hattorf am Harz 3 1 Herzberg am Harz 4 1 1 Osterode am Harz 5 1 1 1 2 Walkenried 1 Region 'Osterode am 20 2 1 1 4 1 4 Harz'

* gehört zur Kooperativen Gesamtschule **Privates Internatsgymnasium Quelle: LANDKREIS OSTERODE AM HARZ 2013a (Stand 2012) Die Schullandschaft hat sich in den letzten Jahren verändert: 2009 und 2011 schlossen zwei Grundschulen in der Stadt Osterode am Harz und mit Ausnahme der Haupt- und der Realschule

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Osterode am Harz wurden die jeweiligen Schulen in Bad Grund (Harz), Bad Sachsa, Hattorf am Harz und Herzberg am Harz zu Oberschulen zusammengefasst. Aufgrund der rückläufigen Schülerzahlen – sie sind seit 2005 um rund 25 % gesunken – und der rückläufigen Prognose für die unter 15- Jährigen und unter 18-Jährigen (vergleiche Abb. 3-5) stehen weitere Veränderung

in der Schullandschaft bevor Der Anteil der Bildungsabschlüsse der Schulabgänger in der Region 'Osterode am Harz' entspricht in etwa dem Durchschnitt des Landes Niedersachsen (siehe Abb. 3-21). Der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss liegt mit 1,4 % unter dem Lan- desdurchschnitt (rund 3,8 %), hingegen ist der Anteil der Hauptschullabschlüsse mit rund 20 % deutlich höher (Niedersachsen: rund 14,8 %; LSN 2014j). Durch den wirtschaftlichen, technischen und sozialen Wandel gewinnt die berufliche Weiterbildung zunehmend an Bedeutung und ist ein wichtiger Faktor der Wettbe- Abb. 3-21: Bildungsabschluss der Schulabgänger werbsfähigkeit für Betriebe und Beschäftigte. an allgemeinbildenden Schulen In der Region 'Osterode am Harz' gibt es im (2011/2012) Bereich der Erwachsenenbildung über die Quelle: LSN 2014j Kreisvolkshochschule ein vielseitiges Ange- bot zur Weiterbildung. Nahegelegene Universitäten befinden sich in Clausthal-Zellerfeld (rund 20 km)4 und Göttingen (rund 35 km), die nächstgelegenen Fachhochschulen liegen in Nordhau- sen (rund 40 km), Salzgitter (rund 65 km), Wernigerode (rund 50 km) und ebenfalls in Göttingen (rund 35 km). In der Stadt Osterode am Harz befinden sich zwei Berufsbildende Schulen, darunter das im Jahr 2000 errichtete multifunktionale Berufsbildungs- und Qualifizierungszentrum, das zurzeit zu den modernsten Deutschlands gehört. Insgesamt mangelt es in der Region an Ausbildungsplätzen. Im Ausbildungsjahr 2013/2014 sind 765 gemeldete Bewerber registriert, denen 485 gemeldete Stellen gegenüber stehen; dies entspricht 0,63 Berufsausbildungsstellen je Bewerber. Von den gemeldeten Bewerbern waren 191 im August unversorgt, von den gemeldeten Stellen gleichzeitig 116 nicht besetzt; das ent- spricht 0,61 unbesetzte Berufsausbildungsstellen je unversorgter Bewerber (BA 2014). Mit Kindergärten ist der Region 'Osterode am Harz' gut ausgestattet. In den letzten Jahren wur- den ergänzende Angebote für Kleinkinder geschaffen, so dass sich die Situation hier deutlich verbessert hat. Zur Betreuung und Freizeitbeschäftigung von Jugendlichen sind in der Region verschiedene Einrichtungen vorhanden. Hierzu gehören zum Beispiel das Jugend- und Bildungshaus Tetten- born, das Jugendwaldheim auf dem bei Pöhlde, das Jugendzentrum Jugendinitiative Bad Sachsa e.V. (JIBS) sowie die Jugendbildungsstätte im Haus der Jugend in der Stadt Ostero- de am Harz. Der Kreisjugendring im Landkreis Osterode am Harz e.V. arbeitet eng mit der Kreis- jugendpflege zusammen. Seine Mitglieder reichen von den Jugendfeuerwehren über die Espe- ranto-Jugend bis zur Zukunftswerkstatt Herzberg e.V. und den kirchlichen Jugendverbänden. Neben der Kreisjugendpflege bieten alle Kommunen über ihre Jugendpflegen Jugendräume und teilweise -cafés an und organisieren verschiedene Aktivitäten für und mit den Jugendlichen. Im Bereich der Seniorenbetreuung und -pflege verfügt die Region über ein umfangreiches An- gebot mit insgesamt 30 Altenpflegeeinrichtungen und -heimen von freigemeinnützigen sozialen Trägern und privat-gewerblichen Trägern. Zudem stehen in Osterode am Harz, Herzberg am Harz, Bad Sachsa und Hattorf am Harz Tagespflegestätten zu Verfügung. Ergänzend zum land- kreiseigenen Seniorenservicebüro und Pflegestützpunkt werden in den Kommunen weitere Seni- orenservices und -dienstleistungen angeboten.

4 gemessen von Herzberg am Harz in Straßenkilometern

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Auch im Bereich Wohnen für Senioren ist die Region gut aufgestellt: Neben Seniorenheimen wird betreutes Wohnen für Senioren angeboten, aber auch barrierefreie Wohnungen. Die Kreis- wohnungsbau Osterode am Harz baut ihre Wohnungen nach und nach barrierefrei um, schafft aber auch zielgerichtet und bedarfsgerecht neuen barrierefreien Wohnraum in Verbindung mit seniorengerechten Servicedienstleistungen. Nichtsdestotrotz ist der Bedarf an barrierefreien Wohnraum – vor allem außerhalb der Kernstädte – und alternativen Wohnformen nicht gedeckt und wird mit zunehmendem Anteil älterer Menschen weiter steigen.

3.4 Natur und Landschaft

3.4.1 Naturräumliche Gegebenheiten Der Harzrand teilt die Region 'Osterode am Harz' in den überwiegend bewaldeten Harz im Nordosten und das hügelige, vor allem landwirtschaftlich genutzte Harzvorland im Südwesten. Naturräumlich wird der Land- kreis Osterode am Harz in zwei Einheiten zusammengefasst: Harz und Weser- Leinebergland (siehe Abb. 3-22). Der Harz mit Ober-, Unter- und Hochharz nimmt rund 43 % der Region ein. Mit seinem steilen Rand und einer weit in das Gebirge reichenden Kerbzertalung überragt der Harz das Vorland um durchschnittlich 300-400 m. Die höchste Erhebung ist mit einer Höhe von 865 m der Höhenzug "Auf dem Acker". Das Weser-Leinebergland zeigt deutliche Abb. 3-22: Naturräumliche Gliederung geomorphologische Unterschiede. Das Quelle: Veränderte Darstellung nach LANDKREIS OSTE- Harzvorland mit seiner Zechsteinhügelland- RODE AM HARZ 1999 schaften zeichnet sich durch einen hohen Anteil leicht wasserlöslicher Gesteinsschichten aus (zum Beispiel Gips). Die Landschaft ist daher von zahlreichen Karsterscheinungen wie Erdfällen, Höhlen, Karstquellen und Bachschwinden, die auf unterirdisch fließendes Wasser hindeuten, gekennzeichnet (siehe Abb. 3-23 und Abb. 3-24). Zu den bekannten Karsterscheinungen der Region gehören die in der Nähe von Scharzfeld erhal- tenden "Zeugenberge", die "Einhornhöhle" mit ihrer früheiszeitlichen Säugetierfauna, die "Stein- kirche", ein früheres Rentierjägerlager, oder die "Teufelsbäder" bei Osterode am Harz.

Abb. 3-23: Karstlandschaft in der Region Abb. 3-24: Karstlandschaft in der Region 'Osterode am Harz': 'Osterode am Harz': Dohlenklippen in Bartolfelde Steinkirche bei Scharzfeld

Quelle: WWW.KARSTWANDERWEG.DE Quelle: WWW.KARSTWANDERWEG.DE

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Mit zunehmender Entfernung zum Harz schließt sich im Süden des Kreisgebietes eine Buntsand- steinlandschaft an. Etwa 1,5 % der Region nehmen Fluss- und Bachauen ein. Die Wasserläufe kommen überwiegend aus dem Harz, folgen zunächst dem Harzrand, durchschneiden anschlie- ßend das Harzvorland, bis sie schließlich die Niederungen von Oder und Söse erreichen. Kleinräumig weist die Region eine große Vielfalt auf. Bewaldete Hänge wechseln sich mit Berg- wiesen und landwirtschaftlich geprägten Tälern ab. Allerdings ist die Pflege der Kulturlandschaft infolge des Rückgangs landwirtschaftlicher Betriebe gefährdet. Betroffen sind insbesondere Grenzertragsstandorte wie Bergwiesen. Der Harz ist durch eine artenreiche Flora und Fauna geprägt. Am Harzrand (bis 700 Meter Hö- he) dominieren Buchenwälder in verschiedenen Ausprägungen und in den mittleren Lagen (700- 800 Meter Höhe) sind die natürlichen Buchen-Fichtenmischwälder bewirtschaftungsbedingt bis auf wenige Reste den Fichtenbeständen gewichen. Hier befindet sich der Wald jedoch durch die moderne Forstwirtschaft im Umbau – hin zu einer natürlichen Gesellschaft. Die höchsten Lagen (ab 800 Meter Höhe bis zur Waldgrenze) sind von Fichtenwäldern bestanden, in denen auch Pionier-Laubgehölze vorkommen. Die autochthonen Harz-Fichten sind nur noch selten zu finden. Die hohe Luftfeuchtigkeit bedingt reiche Moos- und Flechtenflora. In der (hoch-)montanen Stufe prägen verwitterungsresistente Gesteine mit Felsen und Blockhalden mit sehr licht stehenden strukturreichen Block-Fichtenwäldern das Erscheinungsbild. In der Umgebung der Hochmoore finden sich die Moor-Fichtenwälder. Kleinflächig treten Schlucht-, Au- und Quellwälder auf. Der Harz beherbergt eine Vielzahl an Orchideenarten sowie artenreiche Bergwiesen. Wälder, Moore, Wiesen und Flüsse sind Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren. Eine große Anzahl seltener und bedrohter Vogelarten ist in den Wäldern vertreten, beispielsweise Schwarzspecht, Schwarz- storch, Wanderfalke oder Wasseramsel. Der Rotmilan hat hier sein Hauptverbreitungsgebiet. Europäische Wildkatze und Eurasischer Luchs wurden erfolgreich wieder angesiedelt und bilden im Harz stabile Bestände. Auch die Fledermausbestände sind nach Artenschutzbemühungen weitgehend stabil. Aufgrund seines Wald- und Wildreichtums – vor allem jagdbare Säugetiere wie Rothirsch, Reh, Wildschwein und Europäischer Mufflon – gilt der gesamte Harz als Wolferwar- tungsland. Hierfür gilt es, Managementpläne aufzustellen und die Landwirtschaft dabei zu unter- stützen, vor allem ihre Weideflächen "wolfssicher" zu machen. Dafür sind Zäune, speziell ausge- bildete Herdenschutzhunde, Weideschuppen oder Schutzställe erforderlich.

3.4.2 Schutzgebiete Über die Hälfte der Regionsfläche sind als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Rund 8 % der Fläche sind als Naturschutzgebiet ausgewiesen (siehe Tab. 3-18).

Tab. 3-18: Schutzgebiete in der Region Schutzgebiet Anzahl Größe (ha) Naturschutzgebiet 17 5.071 Landschaftsschutzgebiet 3 36.627 Nationalpark* 1 4.500 Naturpark* 1 26.500 Natura 2000-Gebiete 10 10.072 FFH-Gebiet 9 8.908 Vogelschutzgebiet 2 5.664 Geschützte Landschafts- 15 25,9 bestandteile Naturdenkmale 48 15 * Flächenanteil in der Region 'Osterode am Harz' Quelle: LANDKREIS OSTERODE AM HARZ 2013a (Stand 2012), LANDKREIS OSTERODE AM HARZ 2014 (Geoportal) Zum Vergleich: In Niedersachsen nehmen Landschaftsschutzgebiete rund 18,7 % und Natur- schutzgebiete rund 3,8 % der Landesfläche ein. Da sich die Flächen der einzelnen Schutzkatego- rien überlagern, können sie nicht zu einer Gesamt-Schutzgebietsfläche für die Region addiert

45 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT werden. Innerhalb der Naturschutzgebiete befinden sich unter anderem circa 270 Hektar des Gipskarstgürtels, der aufgrund seiner Vielzahl an Geo- und Biotopen eine hohe touristische sowie bildende und wissenschaftsdidaktische Bedeutung hat. Rund 10.000 Hektar Regionsfläche sind als Natura 2000-Gebiete ausgewiesen, wovon rund 5.700 Hektar Vogelschutzgebiet und etwa 8.900 Hektar als europaweit bedeutsame FFH-Gebiete gemeldet sind.

Nationalpark Harz Der Nationalpark Harz umfasst in den Bundesländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalt eine Fläche von 24.732 Hektar und nimmt damit rund 10 % des gesamten Harzes ein. Davon liegen circa 4.500 Hektar auf dem Gebiet der Region 'Osterode am Harz' (vergleiche Tab. 3-18). Lonau ist die einzige Siedlung der Region, die innerhalb des Nationalparks liegt; Sieber liegt am Rand. Der Nationalpark Harz existiert seit 2003, damals noch zweigeteilt als Nationalparke Hochharz und Harz. Beide wurden 2003 von der IUCN (World Conservation Union) auch international als Nationalparke anerkannt. 2005 wurde der Nationalpark Harz in die Europäische Charta für nach- haltigen Tourismus aufgenommen. 2006 wurden die beiden Harzer Nationalparke zum ersten ländergrenzenüberschreitenden Nationalpark Deutschlands zusammengelegt. Große Teile des Nationalparks sind als FFH-Gebiet gemeldet und zum überwiegenden Teil als Europäisches Vogelschutzgebiet bestätigt.

Naturpark Harz Der Naturpark Harz (Niedersachsen) wurde 1960 gegründet, umfasst rund 80.000 ha und er- streckt sich über die beiden Landkreise Osterode am Harz und Goslar. Träger ist der Regional- verband Harz. Der niedersächsische Naturpark Harz grenzt im Osten an den Naturpark Harz (Sachsen-Anhalt) und im Südosten an den Naturpark Südharz. Gemeinsam bilden die drei Na- turparke das Großschutzgebiet Harz. Die Ost- und Südostgrenze ist Teil des Grünen Bandes Deutschland. Auf Osterode Seite gehören rund 26.500 Hektar zum Naturpark, die als Landschaftsschutzgebie- te ausgewiesen sind (vergleiche Tab. 3-18). Der Naturpark enthält den Oberharz ohne die nie- dersächsischen Teile des Nationalparks Harz. Er ist geprägt durch eine artenreiche Flora und Fauna, ausgedehnte Wälder, teils landwirtschaftlich genutzte Hochflächen, tief eingeschnittene Täler mit wilden Flussläufen und Wasserfällen sowie Stauteiche und Stauseen. Nahezu unbe- rührte Naturlandschaften und Zeugnisse einer langen Siedlungsgeschichte liegen dicht nebenei- nander.

Grünes Band Nach dem zweiten Weltkrieg teilte der "Eiserne Vorhang" fast vier Jahrzehnte Europa in Ost und West. Entlang dieser Grenze konnte sich die Natur weitgehend ohne menschlichen Einfluss re- generieren und es entwickelten sich wertvolle Lebensräume als Refugien für seltene Pflanzen und Tiere. Vom Eismeer bis ans Schwarze Meer entstand so auf einer Gesamtlänge von über 12.500 km ein einzigartiger Biotopverbund – das Grüne Band. Die als Todesstreifen bekannte ehemalige innerdeutsche Grenze hat sich auf ihrer Gesamtstrecke von 1.393 km in eine Lebens- linie verwandelt. Die gesamte östliche Grenze des Landkreises Osterode am Harz gehört zum Grünen Band. Der Streifen des Grünen Bandes ist zwischen 50 und 200 Meter breit. Brachflächen, verbuschte Bereiche, Altgrasfluren, Pionierwald, Flüsse, Feuchtgebiete und Moore sind verknüpft und gehen ineinander über. Langfristig soll dieses Band und auch die angrenzenden Schutzgebiete und die großflächigen naturnahen Bereiche, die sich im Schatten der Grenze erhalten konnten, gesichert und entwickelt werden. Das Grüne Band Deutschland ist das Rückgrat eines einzigartigen natio- nalen Biotopverbunds und gleichzeitig ein lebendiges Symbol jüngerer deutscher Zeitgeschichte.

Weltkulturerbe Oberharzer Wasserwirtschaft Bereits seit dem 3. Jahrhundert wird im Oberharz Bergbau betrieben – die erste große Blütezeit entstand im 12./13. Jahrhundert, als die Mönche des Zisterzienserklosters Walkenried den Berg- bau für den gesamten Harz organisierten. Dabei kamen erstmals Wasserräder zur Energiever-

46 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT sorgung der Bergwerke zum Einsatz und bildeten die Basis für das weltweit bedeutendste vorin- dustrielle Wasserwirtschaftssystem des Bergbaus. Über die Jahrhunderte entstand ein ausgeklü- geltes System aus 107 Speicherteichen, 310 km Gräben und 31 km Wasserläufen, um mit Hilfe der Wasserkraft das Wasser aus den Stollen abzupumpen. Bis heute ist der Großteil der Anlage, die auf niedersächsischer Seite rund 200 km2 einnimmt, funktionsfähig und wird weiterhin betrie- ben, wobei der Zweck überwiegend in der Pflege der historischen Kulturlandschaft, im Natur- schutz, Tourismus und im Badebetrieb besteht. Wasserwirtschaftlich dienen einige Stauteiche noch dem Hochwasserschutz und der Trinkwassergewinnung. Seit 1991 betreuen und unterhal- ten die Harzwasserwerke das 'Wasserregal'. 1978 wurde die 'Oberharzer Wasserwirtschaft' als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz gestellt, 2010 unter dem Namen 'Oberharzer Wasserwirt- schaft' in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Um das Kulturerbe zu erleben, gibt es die WasserWanderWege sowie geführte Wanderungen.

Wasserschutz und Talsperren

Eine Besonderheit in der Region ist das circa 30.000 Hektar große Pöhlder Becken. Die intensiv verkarsteten Kalksteine in diesem Bereich sind hydrogeologisch bedeutsam: Große Wassermengen von Oder und Sieber versickern und verlaufen unterirdisch weiter bis zur Rhumequelle, die der Trinkwasser- gewinnung dient und heute über 50.000 Per- sonen versorgt. Insgesamt ist die Region 'Osterode am Harz' ein Wasserexporteur, der Trinkwasser unter anderem aus dem Pöhlder Becken für weite Teile Niedersach- © Stefan Rampfel sens bereitstellt. Der Grundwasserschutz, insbesondere im Bereich des Pöhlder Be- Abb. 3-25: Sösetalsperre ckens, ist daher von besonderer Bedeutung. Quelle: WZ NEWSLINE Mit dem Sösestausee (Stadt Osterode am Harz, siehe Abb. 3-25), dem Oderstausee (Bad Lauterberg im Harz) und der Steinatalsperre ver- fügt die Region über drei Talsperren, die vorrangig zur Wasserregulierung, zur Trinkwasserge- winnung, dem Hochwasserschutz und zur Energieerzeugung dienen. Die beiden großen Stau- seen haben auch touristische Bedeutung: Der Oderstausee dient als Badesee und darf von mo- torlosen Wasserfahrzeugen befahren werden, der Sösestausee ist ein beliebtes Angelgewässer. Die Steinatalsperre dient ausschließlich der Trinkwassergewinnung.

Abb. 3-26: Die Bremke tritt bei Lasfelde über die Abb. 3-27: Überschwemmung des HöhlenErleb- Ufer (2013) nisZentrum Iberger Tropfsteinhöhle (2013)

Quelle: KREISFEUERWEHRVERBAND OSTERODE AM Quelle: KREISFEUERWEHRVERBAND OSTERODE AM HARZ HARZ Am Harzrand gelegen, stellt Hochwasser für die Region 'Osterode am Harz' eine besondere natürliche Gefahr dar. Infolge zunehmender Versiegelung, Bebauung von Überschwemmungs- gebieten und Begradigung von Flüssen nehmen Hochwasserabflüsse und Überschwemmungen

47 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT nach extremen Niederschlagsereignissen insbesondere im Harzvorland weiter zu. Gerade in den letzten Jahren kam es durch Starkregenereignisse immer wieder zu heftigen Überschwemmun- gen in der Region, die aus kleinen Bächen reißende Flüsse machten. 2013 waren vor allem Las- felde, Badenhausen und Gittelde betroffen (siehe Abb. 3-26 und Abb. 3-27). Dabei sind nicht nur die Siedlungsgebiete, sondern auch die in den Tälern liegenden landwirtschaftlichen Flächen bedroht. Besondere Probleme mit Überschwemmungen oder der Wasserrückhaltung bestehen in Gittelde, Teichhütte, Badenhausen sowie in Dorste, Neuhof und Elbingerode.

Bodenschutz Der Bodenschutz spielt in der Region eine wichtige Rolle. In Folge des mehr als 1.500 Jahre an- dauernden Bergbaus weist die Region 'Osterode am Harz' eine nicht unbedeutende Schwerme- tallbelastung auf. Daneben sind 24 % der Region senkungsgefährdet. 10 % weisen sogar eine starke Senkungs- und Erdfallgefahr auf. Hierzu gehören aufgrund starker Verkarstung insbe- sondere der westliche und der südliche Harzrand. In Baugebieten können Bodenabsenkungen aufgrund der Instabilität des Grundes zu erheblichen Schäden und Gefährdungen an Bauwerken führen.

3.5 Infrastruktur und Versorgung

3.5.1 Verkehrsinfrastruktur Die Region 'Osterode am Harz' ist aufgrund ihrer zentralen Lage in der Mitte Deutschland gut ans Straßennetz angebunden. Westlich der Region verläuft die wichtigste Nord-Süd-Verbindung Deutschlands, die Bundesautobahn A7 (Hannover–Kassel) mit den Anschlussstellen Seesen, Northeim und Göttingen. Durch die südlich gelegenen thüringischen Nachbarkreise verläuft in West-Ost-Richtung die Südharzautobahn A38 Richtung Halle (Saale). Die wichtigsten Bundesstraßen sind die B243, die von der Anschlussstelle Seesen im Norden in südöstlicher Richtung entlang des Harzrandes über Osterode am Harz und Herzberg am Harz nach Nordhausen verläuft, die B27, die von Göttingen über Herzberg am Harz und Bad Lauter- berg im Harz nach Braunlage (Landkreis Goslar) führt und die B241, die Osterode am Harz mit Clausthal-Zellerfeld und Goslar verbindet. Seit Herbst 2014 ist die Verlegung der B243, die B243n, auf niedersächsischer Seite fertigge- stellt. Die Ortsumgehung soll die Ortsdurchfahrten Barbis und Osterhagen vom Durchgangsver- kehr entlasten und die Belastung der Bevölkerung durch Lärm und Abgase senken. Die B243n umgeht die Ortschaften nördlich auf einer ortsnahen Trasse und zweigt östlich der Anschlussstel- le Zoll direkt aus der von Westen kommenden B27 ab. Die Region 'Osterode am Harz' gehört zum Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen. Die Region ist durch mehrere Buslinien erschlossen, die die einzelnen Ortschaften der Region bis auf wenige Ausnahmen untereinander und mit den nahegelegenen Zentren verbinden. Allerdings ist der Busverkehr an Wochenenden und an Feiertagen bei den meisten Buslinien auf ein minimales Angebot reduziert (VSN 2013). Ein gutes Wochenendangebot bietet die Linie 450 (Herzberg am Harz–Bad Lauterberg im Harz–St. Andreasberg). Die Linien 470 (Bad Sachsa–Walkenried–Hohe- geiß–Braunlage) und 460 (Osterode am Harz–Gittelde–Bad Grund (Harz)–Clausthal-Zellerfeld) bieten nur wenige Fahrten, die Linie 440 (Clausthal-Zellerfeld–Osterode am Harz) sonntags so- gar nur Linientaxis mit eingeschränktem Platzangebot beziehungsweise Anruflinientaxis mit einer Vorbestellzeit von einer Stunde. Mit der Bahn ist die Region über die Zugverbindung 358 Braunschweig–Seesen–Herzberg am Harz (Stationen Gittelde/Bad Grund (Harz), Osterode am Harz Mitte, Osterode am Harz Leege, Herzberg Schloss, Herzberg am Harz) und die Zugverbindung 357 Göttingen–Northeim– Herzberg am Harz–Nordhausen (Stationen Wulften, Hattorf am Harz, Herzberg am Harz, Bad Lauterberg im Harz Barbis, Bad Sachsa, Walkenried) angebunden. Jede Kommune in der Region hat mindestens einen eigenen Bahnhof, der sich jedoch nicht immer im Hauptort befindet. Der Bahnhof in Herzberg am Harz ist der einzige Knotenpunkt. Von hier werden Göttingen und Nort- heim im Westen, Braunschweig im Norden und Nordhausen im Osten angefahren. Die nächstge- legen Bahnhöfe für Fernverkehr sind Braunschweig (ICE- und IC-Systemhalt, alle zwei Stunden), Göttingen (ICE-Systemhalt, stündlich; IC-Systemhalt, alle zwei Stunden) und Northeim (IC-

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Systemhalt, einzelne Züge). Die Fahrdauer der Bahn, zum Beispiel nach Braunschweig oder Hannover, sind verglichen mit dem Auto jedoch wenig attraktiv, da in der Regel bis zu doppelt so zeitintensiv. Der internationale Flughafen Hannover ist in etwas mehr als einer Autostunde zu erreichen (mit der Bahn rund zwei Stunden), kleinere Flughäfen gibt es zum Beispiel in Kassel-Calden, Erfurt und Paderborn-Lippstadt.

3.5.2 Nahversorgungsangebot Die Versorgungsangebote des Einzelhandels in der Region 'Osterode am Harz' konzentrieren sich zunehmend auf die größeren Orte des Landkreises. Hierzu gehören in erster Linie die Kern- bereiche des Mittelzentrums Osterode am Harz sowie der Grundzentren (Bad Lauterberg im Harz, Bad Sachsa und Herzberg am Harz sowie Badenhausen und Walkenried). Unterstützt durch die Kaufkraft der Touristen kann hier ein attraktives Einzelhandelsangebot sichergestellt werden. Durch großflächige Einzelhandelsansiedlungen im Randbereich der Siedlungen und auf der "grünen Wiese" müssen aber insbesondere die Innenstädte von Herzberg am Harz und Oste- rode am Harz mit Leerständen kämpfen. In den kleineren Ortschaften ist die Nahversorgung überwiegend kleinteilig strukturiert, und Nahversorgungsangebote, Post- und Bankfilialen gehen weiter zurück. Die mangelnde Nahver- sorgung in den kleinen Ortschaften der Region wird seit Anfang 2000 thematisiert: Zunächst im begleitenden Prozess zur Agrarstrukturellen Entwicklungsplanung Osterode-Süd (2003/04), dann im regionalen Entwicklungsprozess, der die integrierte ländliche Entwicklung der gesamten Regi- on 'Osterode am Harz' seit 2006 begleitet und auch im Integrierten Ländlichen Entwicklungskon- zept (ILEK) ein wichtiges Thema war. Aktuelle Situation: . Stadt Osterode am Harz: In Schwiegershausen hat sich 2010 ein "tegut Lädchen für alles" angesiedelt. In Nienstedt und Lasfelde/Petershütte/Katzenstein ist die Nahversorgung nur noch punktuell vorhanden, aber in den nahegelegen Nachbarorten möglich. . Gemeinde Bad Grund (Harz): In den Mitgliedsgemeinden sind zum großen Teil nur noch punktuelle Angebote von Nahversorgung vorhanden, die mittelfristig nicht gesichert sind. . Samtgemeinde Hattorf am Harz: In Elbingerode ist kein Nahversorgungsangebot mehr vor- handen. Für Hörden am Harz besteht die Gefahr des Verlustes der noch vorhandenen Nah- versorgungsstruktur. Bis vor kurzem galt dies auch für Wulften am Harz; hier wird jedoch zur- zeit das ILEK-Projekt "Umnutzung einer ehemaligen Gaststätte/Diskothek zu einem Markt- Treff o.ä." umgesetzt. Nach einer Bedarfsabfrage und Beteiligung der Bevölkerung konnte die Kommune einen privaten Investor gewinnen, der auf dem Gelände ein Nahversorgungszent- rum errichtet. . Stadt Herzberg am Harz: Die Ortsteile Pöhlde und Scharzfeld weisen nur noch wenige klein- flächige Einzelhandelsbetriebe auf. . Stadt Bad Sachsa: In Steina und Tettenborn hat sich der Einzelhandel weitgehend zurückge- zogen. In Neuhof ist kein Nahversorgungsangebot mehr vorhanden. . Samtgemeinde Walkenried: In Walkenried wurde 2010 ein Versorgungszentrum eröffnet; in Zorge und Wieda existiert jeweils noch ein kleiner Laden. Hier ist der Rückzug von Dienstleis- tungen aus der Fläche jedoch akut, beispielsweise schloss 2013 eine Bankfiliale in Wieda.

3.5.3 Medizinische Grundversorgung In der Region 'Osterode am Harz' ist mit der HELIOS Klinik Herzberg/Osterode ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung ansässig. Es bietet umfassende Diagnose- und Therapiemög- lichkeiten sowie modernste Medizintechnik. Mit dem Diabeteszentrum, der Orthopädischen Klinik Dr. Muschinsky und der Kirchberg-Klinik (Fachklinik für Herz-Kreislauf, Innere Medizin) in Bad Lauterberg im Harz sind drei Fachkliniken vorhanden. Ergänzt wird das medizinische Angebot durch verschiedene Sanatorien, Kureinrichtungen und Dialysestationen sowie diverse Sozialsta- tionen und private Kranken- und Altenpflegeeinrichtungen in der Region.

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Insgesamt sind 91 Ärzte in der Region Tab. 3-19: Ärzte in der Region 'Osterode am Harz' 'Osterode am Harz' tätig (siehe Tab. 3-19). Ärzte für Allgemeinmedizin/ 45 Um dem bestehenden und drohenden Ärz- Praktische Ärzte temangel auf dem Land frühzeitig zu begeg- nen, erstellte das Niedersächsische Ministe- Augenärzte 6 rium für Soziales, Gesundheit und Gleich- Chirurgen 2 stellung 2012 die Richtlinie über die Gewäh- rung von Zuwendungen zur Förderung der Frauenärzte/Frauenheilkunde 8 ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum, Hals-, Nasen-, Ohrenärzte 3 die die Ansiedlung von Ärzten in Kommunen Hautärzte 2 mit einem Versorgungsgrad unter 90 % för- dern sollte. In der Region 'Osterode am Harz' Internisten 9 galt zu diesem Zeitpunkt nur die Samtge- Kinderärzte 6 meinde Hattorf am Harz (84,7 %) als an- tragsberechtigt; die Stadt Osterode am Harz Ärzte für Neurologie, Psychi- 4 atrie und Psychotherapie (90,3 %) und die Gemeinde Bad Grund (Harz) (91,5 %) lagen knapp über der fest- Orthopäden 3 gesetzten Versorgungsgrenze. Der Versor- Urologen 2 gungsgrad der anderen Kommunen lag je- weils über 100 %. Generell gilt eine Kommu- Nuklearmediziner 1 ne bei einem Versorgungsgrad ab 110 % als Quelle: LANDKREIS OSTERODE AM HARZ 2013a überversorgt, bei einem Versorgungsgrad (Stand 01.01.2013) unter 50 % Fachärzte beziehungsweise unter 75 % Hausärzte als unterversorgt. Die Kassenärztliche Vereinigung Nieder- sachsen hat 2013 ihre Bedarfsplanungen reformiert und dabei sowohl die Planungsbe- reiche verkleinert als auch erstmals demo- grafische Belange einbezogen. Nach der im Juli 2014 in Kraft getretenen neuen Planung ist die Region 'Osterode am Harz' bezogen auf Hausärzte unterversorgt. Verschärft wird das Problem durch das Alter der niederge- lassenen Hausärzte, denn 16 % der Ärzte sind bereits jetzt älter als 59 Jahre (siehe Abb. 3-28). Hier ist die Abgabe der Praxis in naher Zukunft zu erwarten. Laut der Kas- Abb. 3-28: Altersstruktur niedergelassener Haus- senärztlichen Vereinigung Niedersachsen ärzte in der Region 'Osterode am Harz' gestaltet es sich schwierig, vakante Praxen Quelle: HOLBE 2013 (Stand 2013) neu zu besetzten und junge Ärzte aufs Land zu locken. Um einem Versorgungsengpass zu vermeiden, gilt es, frühzeitig Konzepte zu entwi- ckeln, beispielsweise für Ärztehäuser oder für neue Modelle wie der "Sicherstellungspraxis" oder der "Rollenden Praxis".

3.5.4 Breitband Ein gut ausgebautes und qualitativ hochwertiges Internet ist heute sowohl ein wichtiger wirt- schaftlicher Standortfaktor als auch ein Stück Lebensqualität für die Bevölkerung. Der Zugang zu schnellem breitbandigen Internet gewährt einen ortsunabhängigen Zugang zu Informationen und erschließt neue Märkte und Angebote. Anfang der letzten EU-Förderperiode (2007-2013) waren große Teile der Region 'Osterode am Harz' nicht oder unterversorgt. Der Zuschlag bei der "Clus- terausschreibung Breitband" des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Ver- kehr ermöglichte seither die Beseitigung vieler "weißer Flecken". Die Telekom AG baut seit 2011 den Internetzugang aus. Laut Breitbandatlas des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur verfügen 2014 annähernd alle Haushalte in der Region 'Osterode am Harz' über einen Internetzugang mit mindestens 2 Mbit/s (siehe Abb. 3-29), dies gilt in Niedersachsen jedoch lediglich als Grundversorgung.

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Die Möglichkeit kabelgebunden ins Internet zu gehen ist weiterhin lückenhaft, beispiels- weise sind Willensen, Düna, Teile von Ühr- de, Bartolfelde, Teile von Osterhagen, Barbis und Teile der Kernstadt Bad Lauterberg im Harz nicht ans DSL-Breitbandnetz ange- schlossenen. Im Stadtgebiet von Bad Lau- terberg im Harz steht seit Juni 2014 zwar LTE (long term evolution) zur Verfügung. Die erfolgreiche Breitbandversorgung mit einer Leistung von bis zu 100 Mbit/s steht jedoch den vormals genannten Ortsteilen Bad Lau- terbergs im Harz nicht zur Verfügung, da sie im Funkschatten liegen. Abb. 3-29: Versorgung der Haushalte mit Breitband Die Bundesregierung strebt bis 2018 ein über 2 Mbit/s (Funk und Festnetz) flächendeckendes Hochleistungsnetz (Über- Quelle: BMVI 2014 tragungsgeschwindigkeiten von 50 Mbit/s) an. Aktuell ist dies für 64 % der deutschen Haushalte verfügbar. Im Landkreis Osterode am Harz konzentrierte sich der Ausbau von Verbindungen über 50 Mbit/s bislang auf die Kernorte (siehe Abb. 3-30). So sind ne- ben der Bergstadt Bad Grund (Harz), die Kernstädte Osterode am Harz, Herzberg am Harz, Bad Lauterberg im Harz und Bad Sachsa versorgt, des Weiteren die Orte Git- telde, Windhausen, Lerbach, Hörden am Harz, Elbingerode, Teile von Hattorf am Harz, Scharzfeld, Teile von Barbis, Walken- ried und Wieda. Die restliche Regionsfläche ist nicht mit einem Hochleistungszugang abgedeckt. Abb. 3-30: Versorgung der Haushalte mit Breitband über 50 Mbit/s (Funk und Festnetz) Um die "weißen Flecken" zu schließen und eine Versorgung der Bevölkerung und Un- Quelle: BMVI 2014 ternehmen mit Brandbreiten von mindestens 25 Mbit/s zu erreichen, plant der Landkreis Ostero- de am Harz gemeinsam mit dem Nachbarkreis Göttingen ein Glasfasernetz zu installieren. Die- ses soll ab 2018 95 % der Haushalte zur Verfügung stehen, für die restlichen 5 % sind alternative Verbindungen geplant. Als ersten Schritt erfolgte im Sommer 2014 eine Bedarfsanalyse.

3.6 Bestehende übergeordnete Planungen und weitere Konzepte Die folgenden Planungen und Konzepte sind bei der Erarbeitung des Regionalen Entwicklungs- konzeptes (REK) der Region 'Osterode am Harz' eingeflossen, sowohl in die Ausgangslage als auch bei der Entwicklung der Strategie. Je nach thematischem Schwerpunkt werden sie bei der Umsetzung der Projekte berücksichtigt.

Landesraumordnungsprogramm Das Landesraumordnungsprogramm wurde zuletzt 2012 aktualisiert und befindet sich zurzeit in der Neuaufstellung. Aussagen zur zentralörtlichen Funktion und zum Schutzgebietssystem Natu- ra 2000 (FFH- und Vogelschutzgebiete) sind in die Ausgangslage eingeflossen. Des Weiteren legt das Landesraumordnungsprogramm unter anderem folgende Vorranggebiete für den Land- kreis Osterode am Harz fest: . Rohstoffgewinnung: Der Steinberg bei Scharzfeld ist als kleinflächige Lagerstätte, deren Rohstoffvorräte aufgrund besonderer Qualität und Seltenheit überregionale Bedeutung hat, festgehalten. Bei Nüxei liegt eine überregional bedeutsame Lagerstätte (Naturwerkstein). Zu-

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dem ist der obertägige Gipsabbau (Stadtgebiete Osterode am Harz, Bad Sachsa) auf die festgelegten Vorranggebiete Rohstoffgewinnung zu beschränken. . Trinkwassergewinnung: Das gemeindefreie Gebiet Harz ist in seiner Gesamtheit als Vor- ranggebiet Trinkwassergewinnung festgelegt.

Regionales Raumordnungsprogramm und Landschaftsrahmenplan Das Regionale Raumordnungsprogramm des Landkreis Osterode am Harz (1999) konkreti- siert aufbauend auf dem Landesraumordnungsprogramm (1994) die raumordnerischen Ziele für den Landkreis und ist eine Grundlage für die regionale Entwicklung. Der Landschaftsrahmen- plan (1999) ist zum Teil in das Regionale Raumordnungsprogramm eingeflossen, aufgrund sei- nes Alters allerdings nur noch bedingt für aktuelle Entwicklungen relevant. Die Gültigkeit des Re- gionalen Raumordnungsprogrammes wurde um zehn Jahre verlängert und läuft bis 2019. Die verbindlichen Ziele, zum Beispiel Aussagen zur Siedlungsentwicklung, sind direkt in die Aus- gangslage eingeflossen. Durch die Fusion der Landkreise Osterode am Harz und Göttingen wird es erforderlich, ein Regi- onales Raumordnungsprogramm für den neuen Landkreis aufzustellen, denn zwei Regionale Raumordnungsprogramme für ein Gebiet sind nicht zulässig. Dafür sind für das Gebiet der Regi- on 'Osterode am Harz' einige Bereiche nachzuarbeiten, beispielsweise Natur und Landschaft. Das gemeinsame Regionale Raumordnungsprogramm wird frühestens 2020 fertiggestellt sein. Für die Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogrammes wurde der "Fachbeitrag Windenergie zur Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogrammes" beauftragt, der eine Windpotenzialstudie (Stand 2012) enthält und potenzielle Windenergie-Standorte ermittelt. Die Ergebnisse sind bereits in das Regionale Klimaschutzkonzept OHA Klima+ eingeflossen, das in der Ausgangslage Berücksichtigung findet.

Regionale Handlungsstrategie Braunschweig Die Region 'Osterode am Harz' ist Teil des Amtsbezirks Braunschweig, für den das Amt für regi- onale Landesentwicklung Braunschweig die Regionale Handlungsstrategie Braunschweig (Stand November 2014) erarbeitet hat. Die Regionale Handlungsstrategie ist ein praxisorientiertes In- strument der regionalen Kooperation mit dem Ziel, die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit durch Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft über die Verwaltungsgrenzen hinweg zu verbessern. Die Regionale Handlungsstrategie Braunschweig gliedert sich in acht Handlungsfelder: . Mobilität . Wirtschaft . Wissensvernetzung/Wissenstransfer und Forschung und Entwicklung . Arbeitsmarkt und Fachkräftesicherung . Siedlungsstruktur und -entwicklung/Daseinsvorsorge . Energie, Klimaschutz und Ressourceneffizienz . Landwirtschaft . Gesundheits- und Sozialwirtschaft Aus den Handlungsfeldern leiten sich 30 strategische Ziele und über 130 operative Ziele ab. Auf Grundlage der operativen Ziele werden konkrete Maßnahmen und Projekte entwickelt. Die Regi- on 'Osterode am Harz' berücksichtigt in ihrer regionalen Entwicklung die operativen Ziele und will durch konkrete Projekte beitragen, den südniedersächsischen Raum zur stärken. Zudem berück- sichtigt das REK zentrale Aussagen der Regionalen Handlungsstrategie Braunschweig in der Ausgangslage, der SWOT (vergleiche Kapitel 5) und der regionalen Entwicklungsstrategie (ver- gleiche Kapitel 6.4.4).

Südniedersachsenprogramm In Südniedersachsen (vergleiche Abb. 2-1) herrschen besondere Strukturprobleme, die die Lan- desregierung dazu veranlassten, ergänzend zur Regionalen Handlungsstrategie Braunschweig das Südniedersachsenprogramm zu initiieren. Die besondere Schwerpunktsetzung erfolgt dabei

52 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT basierend auf den Regionalen Handlungsstrategien der Amtsbezirke Braunschweig und Leine- Weser. Grundlegendes Ziel ist es, die Wirtschaftsstruktur in Südniedersachsen zu stabilisieren und zu stärken und dafür vorhandene innovative Potenziale zu nutzen. Zur Unterstützung der Region wurde das Projektbüro Südniedersachsen eingerichtet, das auch die Umsetzung des Südniedersachsenprogrammes betreut und in Zusammenarbeit mit den Ämtern für regionale Landesentwicklung und den südniedersächsischen Kommunen zukunftsgerechte Projekte bis zur Umsetzungsreife entwickelt. Das Südniedersachsenprogramm (Stand November 2014) identifi- ziert folgende Handlungsschwerpunkte: . Virtuelle Mobilität schaffen und nutzen: Ausbau der informations- und kommunikations- technologischen Infrastruktur in Südniedersachsen (Breitband); Entwicklung neuer Ge- schäftsmodelle . Regionale Mobilität weiter entwickeln: Mobilität als zentraler Anknüpfungspunkt zur Siche- rung der Daseinsvorsorge und zum Erhalt der Attraktivität der Region . Wissensaustausch und Technologietransfer intensivieren: Wissensaustausch und Inno- vationsförderung zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit regionaler kleiner und mittlerer Un- ternehmen in der Region . Arbeitskräftepotenziale entfalten (Bildung/Qualifizierung): Bessere Vernetzung der Bil- dungs- und Hochschullandschaft mit der Regionalwirtschaft . Kulturelle und landschaftliche Attraktivität sowie touristische Wertschöpfung steigern . Daseinsvorsorge und Lebensqualität der Region sichern: Erhalt einer hinreichenden Grundversorgung bei Bildung, medizinischer Versorgung, sozialer Dienstleistungen und Nah- versorgung in ländlichen Kommunen Diese Themenbereiche werden in der regionalen Entwicklungsstrategie der Region 'Osterode am Harz' berücksichtigt (vergleiche Kapitel 6.4.4).

Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg Die Region 'Osterode am Harz' ist Teil der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg, deren wirtschaftliche Stärke, exzellente Wissenschaftslandschaft und Lage an bedeu- tenden europäischen Verkehrsachsen sie zur Metropolregion von europäischer Bedeutung macht. In der Metropolregion kooperieren große, mittlere und kleine Städte, urbane und ländliche Räume sowie staatliche und nichtstaatliche Institutionen. Unternehmen, wirtschaftsnahe Verbän- de und Hochschulen sind in die Entwicklung und Durchführung von Projekten eingebunden. Das inhaltliche Profil der Metropolregion reicht von innovativen Vorhaben der Stadt-Land- Kooperationen und Wissensvernetzung bis zu den Zukunftsfeldern Energie und Mobilität. Die Metropolregion plant eine engere Zusammenarbeit der Kommunen im Bereich Kultur und eine neue Schwerpunktsetzung in der Gesundheitswirtschaft, denn hier liegen enorme Entwicklungs- potenziale. Die regionale Entwicklungsstrategie berücksichtigt die Aktivitäten und Kooperationen auf Metro- polregionsebene und bindet sie in die jeweiligen Handlungsfelder und Projekte ein.

Dorferneuerung und Städtebauförderung Wichtige Instrumente zur Entwicklung der (ländlichen) Siedlungen sind Dorferneuerungs- und Städtebauförderproramme. Einige Dörfer in der Region 'Osterode am Harz' nehmen am Dorfer- neuerungsprogramm des Landes Niedersachsen teil (vergleiche Kapitel 3.1.2/Dorferneuerung und Tab. 3-3). Ziel der Dorferneuerung ist es, die typischen Elemente der Dörfer zu stärken, die Wohn- und Arbeitsverhältnisse zu verbessern, innerörtliche Verkehrsprobleme zu lösen und sozi- okulturelle Prozesse zu unterstützen. Hierzu werden Impulse für eine nachhaltige Entwicklung ländlicher Siedlungen gegeben, um die durch den Strukturwandel veränderten Lebensbedingun- gen im ländlichen Raum aktiv zu gestalten. Besonders der Wandel zu Wohndörfern kann durch die Dorferneuerung begleitet und gesteuert werden. Die Projekte werden auf Grundlage des je- weiligen Dorferneuerungsplans umgesetzt, der Gebietskulisse und Handlungsfelder definiert. Analog zum Dorferneuerungsplan dient bei Städten und deren Orts- und Stadtteile das Integrier- te Städtebauliche Entwicklungskonzept als Planungsgrundlage für die Beseitigung von städ- tebaulichen, funktionalen und sozialen Missständen im Planungsgebiet. Aktuell sind die Kern-

53 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT städte Bad Sachsa, Osterode am Harz und Herzberg am Harz in der Städtebauförderung (ver- gleiche Kapitel 3.1.2/Stadterneuerung). Seit 2010 wird zudem das Städtebauförderungsprogramm "Kleinere Städte und Gemeinden" angeboten, das den Schwerpunkt auf die Sicherung der Daseinsvorsorge in den ländlichen Räumen legt. Ziel ist es, insbesondere die kleineren Städte und Gemeinden in ländlichen, dünn besiedelten Räumen zu unterstützen, ihre städtebauliche Infrastruktur arbeitsteilig umzustruktu- rieren, an veränderte Nachfragestrukturen anzupassen und städtebauliche Missstände zu besei- tigen. Zudem sollen Strategien entwickelt werden, um bedarfsgerechte und effektivere Angebote öffentlicher und privater Dienstleistungen zu gewährleisten und kostenintensive Doppelstrukturen zu vermeiden. In der Region 'Osterode am Harz' haben die Samtgemeinde Hattorf am Harz so- wie die Gemeinde Bad Grund (Harz) gemeinsam mit der Stadt Osterode am Harz jeweils ein Integriertes Entwicklungs- und Handlungskonzept aufgestellt, die Förderkulissen und Hand- lungsschwerpunkte festlegen (vergleiche Kapitel 3.1.2/Stadterneuerung).

Stadtleitbilder In der Region 'Osterode am Harz' haben die Städte Bad Lauterberg im Harz, Bad Sachsa und Osterode am Harz Stadtleitbilder entwickelt, um ihre (Kern-)Städte als attraktive und lebendige Wohn- und Tourismusstandorte zu stärken (siehe Tab. 3-20).

Tab. 3-20: Stadtleitbilder Stadt Themenbereiche Bad Lauterberg im Harz . Demografischen Wandel durch . Gesundheits- und Tourismusan- Miteinander der Generationen gebote entwickeln bewältigen . Gewerbe- und Einkaufsstandort . Umfassende Bildung, inklusive erhalten Aus-, Fort- und Weiterbildung . Bürgernahe Verwaltung gewährleisten Bad Sachsa . Bevölkerung . Kultur . Bürgernähe . Stadtentwicklung . Geschichte . Tourismus . Haushaltssanierung . Wirtschaft Osterode am Harz . Selbstbewusst . Qualitätsbewusst . Generationsbewusst . Gemeinschaftlich . Trendbewusst

Demografie Der Regionalverband Südniedersachsen hat gemeinsam mit den drei Landkreisen Göttingen, Northeim und Osterode am Harz das Vorhaben "Regionalstrategie Daseinsvorsorge Südnie- dersachsen" erarbeitet. Ziel ist es, für den Betrachtungsraum Modelle und Ideen zu entwickeln, um den demografischen Wandel aktiv zu gestallten. Das Vorhaben bezieht Themen wie Bildung, Gesundheit, Einzelhandel und Mobilität ein. Die Region ist zudem Teil eines Forschungsvorhabens des Bundes für ein regionales Da- seinsvorsorgemanagement (Demografiemonitoring), das zu 100 % gefördert wird. Untersu- chungsgebiet ist der Raum Köln-Bonn, der Erweiterte Wirtschaftsraum Hannover und der Harz mit der Praxisregion der Landkreise Osterode am Harz und Göttingen. Ziel ist es, ein nachhalti- ges System aufzubauen, um demografiebezogene Daten zu erfassen, um unter anderem die Verteilung und Erreichbarkeit von Versorgungsinfrastruktur besser steuern zu können. Ziel der Demografiestrategie der Stadt Osterode am Harz ist es, die technische und soziale Infrastruktur zu sichern und auszubauen, Humankapital und Wirtschaftswachstum zu fördern und an die sinkende regionalen Nachfrage, den Integrationsbedarf und die Bevölkerungsentwicklung anzupassen.

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Tourismus Im Vorfeld der Fusion der Landkreise Osterode am Harz und Göttingen erstellen die beiden Landkreise gemeinsam den Masterplan "Zukunftsfähiger Radverkehr" mit integriertem inter- modalen Radverkehrskonzept für den Alltag- und Freizeitverkehr und Infrastrukturmaßnahmen zur Konzeptumsetzung. Das Projekt wird mit Mittel des Europäischen Fonds für regionale Ent- wicklung (EFRE) gefördert. Die Umsetzung erfolgt bis 30. Juni 2015. Das Pilotprojekt beinhaltet unter anderem eine Schwachstellenanalyse des bestehenden Routennetzes, eine Betrachtung des künftigen Bedarfes bei zunehmenden Einsatz von Pedelecs und E-Bikes durch Pendler bei intermodaler Verkehrsnetzung (öffentlicher Personennahverkehr, Schienenpersonennahverkehr), Maßnahmenvorschläge für eine Qualitätsoffensive für begleitende Infrastruktur und die Entwick- lung eines radialen Netzes von Pedelec-tauglichen Radrouten. Besonderer Baustein ist eine Machbarkeitsstudie für die Entwicklung einer Radschnellverbindung zwischen Herzberg am Harz und Osterode am Harz auf der K 27. Im Zuge der Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogrammes des Landkreises Oste- rode am Harz wurde 2014 das "Fachgutachten zum Thema Erholung zur Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogrammes" erstellt, das als Grundlage dient, die Festlegungen im Funktionsbereich "Erholung, Freizeit und Tourismus" anzupassen. Es ordnet vor allem die Planzeichen der beiden wesentlichen Zielsetzungen der Raumordnung eindeutigerer und nach- vollziehbarerer zu: Sicherung der Daseinsfunktion (Erholung) und Sicherung der nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung (Tourismus).

Klimaschutz Der Landkreis Osterode am Harz hat 2012/13 gemeinsam mit regionalen Akteuren das Regiona- le Klimaschutzkonzept OHA Klima+ erarbeitet. Es ist die Richtschnur für die zukünftigen Aktivi- täten im Klimaschutz und setzt sich dabei das Leitmotto "OHA Klima+ – Offensiv Herausforde- rungen Angehen". Ziele sind dabei zum Beispiel, alle Kommunen im Landkreis bei der Umset- zung von Projekten zu unterstützen, den CO2-Ausstoß bis 2050 um 90 % (gegenüber 2011) zu reduzieren, den Energieverbrauch zu senken, Bevölkerung, Wirtschaft und Verwaltung zu infor- mieren, zu sensibilisieren, zu aktivieren und einzubeziehen sowie Akzeptanz und notwendige Infrastrukturmaßnahmen für erneuerbare Energien zu schaffen. Die jeweiligen Klimaschutzteilkonzepte für die Liegenschaften der Samtgemeinden Hattorf am Harz und Walkenried, beinalten deren energetische Untersuchung der kommunalen Gebäu- de und zeigen Möglichkeiten zur Energieeinsparung. Um den CO2-Ausstoß zu senken, sollen unter anderem Feuerungsanlagen optimiert, Beleuchtungsanlagen modernisiert und Motoren bedarfsgerecht gesteuert werden. In Kooperation mit der Energieagentur Göttingen wird zurzeit ein Solarflächenkataster für die Landkreise Göttingen und Osterode am Harz erstellt. Grundlage sind die Daten der aktuellen niedersachsenweiten Befliegung. Für die Zukunft liegt ein großes Potenzial im Ausbau der Solar- energienutzung. Ziel ist, potenziellen Investoren Flächen für die Errichtung und den Betrieb von Solaranlagen anzubieten. Für jedes erfasste Objekt hat der Landkreis zahlreiche Informationen in einem Steckbrief zusammengestellt, zum Beispiel Ansichten, Lageplan, Luftbild, Ausrichtung, Dachfläche, Dachform und Eindeckung, Konstruktionsart und Material. Die vorläufige Version des Solarflächenkatasters ist bereits unter www.solardachkataster-suedniedersachsen.de freigeschal- tet.

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4 Evaluierung Das vorliegende REK der Region 'Osterode am' Harz basiert auf dem ILEK 2007 und den Aktivi- täten der ILE-Region 'Osterode am Harz' im Rahmen der EU-Förderperiode 2007-2013. Der folgende Text fasst die wesentlichen Erkenntnisse und Ergebnisse aus der Selbstevaluierung des Prozesses der integrierten ländlichen Entwicklung 2007-2013 sowie den Befragungen des Thünen-Instituts im Rahmen der Evaluierung des Programmes zur Förderung im ländlichen Raum Niedersachsen und Bremen 2007 bis 2013 (PROFIL) zusammen. Ein ausführlicher Evalu- ierungsbericht befindet sich in Anhang VII.

Integrierte ländliche Entwicklung: Ein erfolgreicher Prozess mit aktiven Gremien als "Motor" der Regionalentwicklung Durch den Prozess der integrierten ländlichen Entwicklung kamen insbesondere die Kommunen erstmals zu einem regelmäßigen Austausch zusammen. Die Zusammenarbeit in der Lenkungs- gruppe bezeichnen die Mitglieder als vertrauensvoll und offen. Die Lenkungsgruppe ist eine wichtige Austauschplattform geworden, die eine enge Zusammenarbeit zwischen den Kommunen – die vorher wenig kooperierten – fördert und dazu anregt, interkommunale Kooperationen au- ßerhalb des ILE-Prozesses einzugehen. Aus der guten Erfahrung mit der Lenkungsgruppe her- aus, gründeten sich weitere interkommunale Gremien, die sich mittlerweile etabliert haben und einen festen Bestandteil in der interkommunalen Zusammenarbeit bilden. Die Arbeit in der Lenkungsgruppe wird als so wichtig eingeschätzt, dass die Kommunen nach Ablauf der siebenjährigen Förderung des Regionalmanagements über die 'Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Integrierten Ländlichen Entwicklung' (ZILE) im April 2013 das Regionalmanagement mit Eigenmitteln fortsetzte, bis eine erneute Förderung in der EU- Förderperiode 2014-2020 eingeworben werden kann. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass die Mitglieder der Lenkungsgruppe mit dem Prozess der integrierten ländlichen Entwicklung an sich, ihrer Arbeit und der Arbeit des Regionalmanagements zufrieden sind. Neben der Lenkungsgruppe trugen die Arbeitsgruppen maßgeblich dazu bei, die handlungs- übergreifenden Ziele des ILEK (Demografischen Wandel aktiv gestalten, bürgerschaftliches En- gagement fördern, Vernetzung und interkommunale Zusammenarbeit ausbauen) umzusetzen. Folgende interdisziplinär besetzten Arbeitsgruppen waren während des Prozesses tätig bezie- hungsweise sind noch aktiv: Netzwerk JuBiLa – JugendBildungLandwirtschaft, Forum Landent- wicklung Bad Grund (Harz), Forum Landentwicklung Dorste, Gesprächsrunde "Themenwe- ge/Erlebnispfade", Hochwasserschutz, "Drei Länder – ein Weg" (Karstwanderweg) (laufend), Radwege (laufend), Demografischer Wandel (laufend) und Netzwerk Energie (laufend). Insgesamt sind Lenkungsgruppe und Arbeitsgruppen wichtige Impulsgeber für die regionale Ent- wicklung. Folgende Projekte wurden außerhalb des ILE-Prozesses durch Impulse aus diesen Gremien umgesetzt: . "Initiative Zukunft Harz": Das Netzwerk soll Wachstum und Beschäftigung in den Landkreisen Osterode am Harz und Goslar stärken und setzte unter anderem Projekte in die Realität um, die aus dem ILE-Prozess stammen, zum Beispiel die Gründung GesundHarz e.V. . Baulücken- und Leerstandskataster der Samtgemeinde Hattorf . Entwicklungs- und Handlungskonzepte im Rahmen des Städtebauförderungsprogramm "Kleinere Städte und Gemeinden" . Regionales Klimaschutzkonzept "OHA Klima+" und die darauf folgende Einrichtung eines Klimaschutzmanagements beim Landkreis Osterode am Harz Damit wirkt die Zusammenarbeit im Rahmen der integrierten ländlichen Entwicklung weit über den eigentlichen Prozess hinaus und setzt vielfältige Impulse, um die Region zu stärken.

Thematische Schwerpunkte der Entwicklungsstrategie und umgesetzte Projekte Zwischen 2007 und 2013 wurden rund 70 ILEK-Projekte und Projektbündel (Projekte mit einzeln beantragten Projektbausteinen) allein über die integrierte ländliche Entwicklung umgesetzt. Dies ist vor allem den aktiven Akteuren in der Region zu verdanken.

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Als Schwerpunktthemen ziehen sich Tourismus und demografischer Wandel sowie die Vernet- zung von Akteuren durch den gesamten Prozess. Nach Einschätzungen der Akteure trägt der ILE-Prozess in der Region speziell zur Stärkung des Tourismus, der Entwicklung der Orte und der demografischen Entwicklung bei. Die Umsetzung der Projekte in den Handlungsfeldern zeichnet ein ähnliches Bild: . Im Handlungsfeld I "Wohn- und Freizeitqualität – Soziales" wurden 27 Projek- te/Projektbündel zur Entwicklung der Orte umgesetzt, beispielsweise die innerörtliche Uferge- staltung des Flusses Bremke oder sieben Dorferneuerungen mit 16 Ortschaften. Wichtig ist, dass sich durch den Einsatz der Regionen, unter anderem der Region 'Osterode am Harz', seit 2013 erstmals auch Bergdörfer um die Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm be- werben dürfen; als "Region Südharz" mit den Bergdörfern Barbis, Bartolfelde, Osterhagen und Scharzfeld wurde im Januar 2014 die ersten Bergdörfer aus der Region ins Dorferneue- rungsprogramm aufgenommen. . Im Handlungsfeld II "Land- und Forstwirtschaft – Umwelt – Landschaft" wurden elf Pro- jekte/Projektbündel umgesetzt. Vor allem die laufenden Flurbereinigungen, die im Entwick- lungsprozess angestoßen wurden, trugen zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Situation bei und förderten die Straßeninfrastruktur und den Hochwasserschutz. Im Umwelt- und Land- schaftsschutz leisteten Projekte im Umweltbildungsbereich (Bildungsprojekt "Transparenz schaffen" – Netzwerk JuBiLa: Jugend-Bildung-Landwirtschaft oder Biotop-Erlebniswelt für Kinder aus Schulen und Kindergärten) ihren Beitrag. Eine Besonderheit ist die Umsetzung des kreisgrenzenüberschreitenden Hof- und Bergwiesenkonzeptes, das erste niedersächsi- sche Kooperationsprojekt in privater Trägerschaft. . Im Handlungsfeld III "Tourismus und Kultur" wurden 32 Projekte/Projektbündel umge- setzt. Hier trugen vor allem Projekte zur Aufwertung der (Rad-)Wanderwege dazu bei, den Tourismus in der Region zu bereichern. Im Radtourismus wurden viele Ideen der Rad-AG verwirklicht (annähernd flächendeckende Beschilderung des Alltagswegenetzes, Südharz- Eisenbahn-Radweg, T4, T7, Radwanderkarte für die Region). Für die Stärkung des Wander- tourismus wurden beispielsweise der Karstwanderweg als "Qualitätsweg Wanderbares Deutschland" zertifiziert, mit dem BaudenSteig ein landkreisweiter Wanderweg entwickelt oder der Naturerlebnispfad Sieber eröffnet, aber auch Bauden modernisiert. . Die Projekte im Handlungsfeld IV "Wirtschaft – Arbeit – Bildung" sind eng mit Projekten aus den anderen Handlungsfeldern verknüpft. Sanierungen von Gebäuden im Rahmen der Dorferneuerung tragen zur regionalen Wertschöpfung bei. Durch verschiedene Maßnahmen wurde das Industriedenkmal Eulenburg umgenutzt und weiter in Wert gesetzt. Die Region hat insgesamt viele Projekte auf den Weg gebracht und ihre Situation, beispielsweise im Bereich der (Rad-)Wanderwege, deutlich verbessert. Trotzdem zeichnet sich hier nach wie vor ein großer Bedarf ab, der in Kapitel 5.1 näher erläutert ist. Der Beitrag der integrierten ländlichen Entwicklung in den Bereichen Bildung und Wirtschaft wur- de von der Lenkungsgruppe als eher gering eingeschätzt. Speziell in diesem Bereich griffen die Projektträger eher auf andere Fördermöglichkeiten zurück, da der Europäische Landwirtschafts- fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) hier wenig Möglichkeiten bot. Hinzu kommt, dass Projekte in privater Trägerschaft geringere Fördersätze erhielten und vor der Her- ausforderung standen, die erforderliche öffentliche Kofinanzierung einzuwerben. Die Kommunen selbst sahen ihre Handlungsspielräume aufgrund angespannter Haushaltslagen eingeschränkt, so dass auch eigene Projekte an der Kofinanzierung scheiterten. Trotzdem hat die Region 'Osterode am Harz' im Rahmen des Prozesses der integrierten ländli- chen Entwicklung rund 1,84 Millionen Euro an Fördermitteln über die 'Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Integrierten Ländlichen Entwicklung' (ZILE) eingewor- ben. Hinzu kommen Mittel aus den anderen europäischen Strukturfonds, Bundes- und Landes- programmen und Stiftungsmittel. Laut Bewilligungsbehörde macht sich die gute Arbeit im Prozess der integrierten ländlichen Ent- wicklung auch am Mittelabruf im Landkreis Osterode am Harz insgesamt bemerkbar: Vor 2006 riefen die Kommunen in der Region nur Mittel im Rahmen von Dorferneuerungsprozessen ab. Nun greifen sie auf das gesamte zur Verfügung stehende Förderspektrum zu und beziehen auch Mittel anderer Fonds ein.

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Fortsetzung der Zusammenarbeit in der EU-Förderperiode 2014-2020 Im März 2014 beschloss die Lenkungsgruppe einstimmig, am Auswahlverfahren für die LEADER- und ILE-Regionen des Landes teilzunehmen und sich mit dem jetzigen Regionszuschnitt sowohl für LEADER als auch für ILE zu bewerben. Vor dem Hintergrund der anstehenden Fusion mit Landkreis und Stadt Göttingen sieht die Lenkungsgruppe es als wichtig an, im jetzigen Gebiets- zuschnitt weiter zusammenzuarbeiten. Einerseits trägt dies zur Bewahrung der Identität bei, an- dererseits kann der neue Prozess genutzt werden, ein behutsames Zusammenwachsen mit der benachbarten Region 'Göttinger Land' einzuleiten. Für die Schwerpunktsetzung im zukünftigen Entwicklungskonzept möchte die Lenkungsgruppe eine klarere Schwerpunktsetzung als im ILEK. Wichtige Themen sind die Anpassung an den de- mografischen Wandel (Leerstand, Umnutzung, Daseinsvorsorge), der Ausbau des Tourismus, Klimaschutz und Mobilität, insbesondere Elektromobilität. Diese sollen bei der Überarbeitung der neuen Handlungsfelder für die Bewerbung als LEADER-Region 2014-2020 im Aufstellungspro- zess berücksichtigt werden. Zudem sind eine enge Zusammenarbeit und die Durchführung von Kooperationsprojekten mit den benachbarten Regionen geplant.

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5 Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse (SWOT) Die SWOT-Analyse ist ein Instrument der strategischen Planung und ursprünglich entstanden, um die Entwicklung unternehmerischer Strategieprozesse zu unterstützen. Mittlerweile ist die SWOT eine gängige Praxis in unterschiedlichen Strategie-Entwicklungsprozessen. Der Begriff SWOT ist eine Abkürzung aus dem Englischen und steht für Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Risiken). Die SWOT erfasst also einerseits vorhandene Stärken und Schwächen und ermittelt andererseits zukünftige Chancen und Risiken.

Aufbau der SWOT Die SWOT liefert einen Überblick, auf welchen zentralen Stärken die Region 'Osterode am Harz' ihre Entwicklung aufbauen kann, aber auch, welche Schwächen bestehen. Sie wertet für die Stärken und Schwächen die Ausgangslage aus und greift dabei auf die statistischen Daten und übergeordneten Planungen und vorliegende Konzepte und Studien in der Region zurück (verglei- che Kapitel 3). Sie bezieht zudem die Erfahrungen ein, die die Region 'Osterode am Harz' im ILE- Prozess 2006-2013 machte (vergleiche Kapitel 4 und Anhang VII). Die SWOT bewertet die zent- ralen Stärken und Schwächen in Hinblick auf übergreifende Trends und zukünftige Herausforde- rungen, die für die Entwicklung der Region 'Osterode am Harz' eine Bedeutung haben. Daraus ergeben sich auf der einen Seite zentralen Chancen, die zeigen, welche Möglichkeiten sich der Region zukünftig bieten. Auf der anderen Seite verdeutlichen die Risiken, was passieren kann, wenn die Region nicht handelt und sich den zentralen Herausforderungen nicht stellt. In die SWOT sind die Einschätzungen der Akteure vor Ort eingeflossen, die in den Veranstaltungen im Rahmen der REK-Erstellung eingebracht wurden (vergleiche Kapitel 8). Die Chancen-Risiken-Analyse beruht insbesondere auf folgenden übergreifenden Trends und Herausforderungen, die Einfluss auf nahezu alle Handlungsbereiche ausüben:  Demografischer Wandel und Chancengleichheit, insbesondere Bevölkerungsrückgang (negative natürliche Bevölkerungsentwicklung und negativer Wanderungssaldo), starke Alte- rung der Bevölkerung (Zunahme der Älteren, Abnahme von Kindern/Jugendlichen und Per- sonen im erwerbsfähigen Alter), Abwanderung der Bevölkerung (vor allem jüngerer Men- schen), Fachkräftemangel, Integration von Migranten, Inklusion, schwierige Aufrechterhaltung von Einrichtungen für Grundversorgung, vermehrter Gebäudeleerstand und Leerstandsbe- drohung  Gesellschaftlicher Wandel, insbesondere Wandel von Lebensstilen und Konsummustern, Schnelllebigkeit der Gesellschaft, Wertewandel, größere kulturelle Vielfalt  Wandel der Wissens- und Innovationsgesellschaft, insbesondere Gewinnung, Verarbei- tung und Vermittlung von Informationen und Wissen, Ausbildungsqualität von hoher Bedeu- tung für Innovation und Wachstum

 Anpassung an Klimaschutz und Klimawandel, insbesondere CO2-Reduzierung, Nutzung erneuerbarer Energiequellen, Energieeffizienz und Einsparung von Energie, Energiewende, Reduzierung der Umweltbelastungen, nachhaltige Flächenentwicklung, Anpassung an den Klimawandel  Strukturwandel in der Landwirtschaft, insbesondere Rückgang landwirtschaftlicher Betrie- be ("Höfesterben") mit Gefahr des Leerstands ehemals landwirtschaftlich genutzter Gebäude, Fachkräftemangel in ländlichen Berufen, Bedeutungszunahme von Einkommensalternativen, geänderte Anforderungen an Produktion und Absatz  Biodiversität, insbesondere anhaltender Artenrückgang, Schutz und Erhaltung biologischer Vielfalt und nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen  Wirtschaftlicher Wandel, insbesondere Zunahme der weltweiten Verflechtungen, steigender Wettbewerbsdruck, Standortwettbewerb der Regionen  Wandel der Haushalts- und Wohnformen, insbesondere steigende Wohnfläche pro Kopf bei gleichzeitiger Abnahme der Personenzahl pro Haushalt, alternative Wohnformen (Bei- spiel: Mehrgenerationenwohnen), qualitativ hochwertige barrierefreie und bedarfsgerechte Wohnbedürfnisse

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 Kommunale Haushalte, insbesondere Finanzprobleme durch zu niedrige allgemeine De- ckungsquoten, eingeschränkte finanzielle Handlungsspielräume (Zukunftsverträge zur Ei- genentschuldung oder durch Kommunalfusionen) Im Gesamtbild lassen sich aus der SWOT zentrale Ansatzpunkte zur Entwicklung der Region und spezifische Handlungsbedarfe ableiten, die die Grundlage für die Entwicklungsstrategie (siehe Kapitel 6) bilden. Die Analyse der Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken für die Region 'Osterode am Harz' ist in tabellarischer Form dargestellt und gliedert sich nach den zukünftigen Handlungs- feldern der Region. Die Handlungsfelder basieren auf denen des ILEK 2007. Aufgrund neuer Themenbereiche und den Erfahrungen aus dem ILE-Prozess wurden die Handlungsfelder neu gegliedert und die beinhalteten Themenfelder in anderer Zusammensetzung zugeordnet (siehe Abb. 5-1.; zur weiteren Herleitung und Begründung der Handlungsfelder siehe Kapitel 6).

Abb. 5-1: Neuordnung der Handlungsfelder: Vom ILEK zum REK

5.1 Tourismus und Umwelt

Tourismus  Naherholung Stärken Schwächen  Hoher Bekanntheitsgrad der Destination Harz,  Imageproblem der Destination Harz: konservativ, Image: sauber, sympathisch und sicher langweilig und spießig  Cluster Gesundheit/Tourismus, hohe ökonomische  Kleinteilige touristische Betriebsstruktur Bedeutung dieser Branchen  Qualität und Service in Gastronomie und Beher-  Zertifizierte Kur- und Badeorte sowie Wanderwege bergung teilweise unzureichend (Beispiel: Harzer Hexen-Stieg, Karstwanderweg)  Radwegenetz: Lücken in Beschilderung, Vielzahl  Steigende Übernachtungszahlen in der Destinati- unbeschilderter Radrouten on Harz, vor allem viele Niederländer  Qualität und Infrastruktur bei Wander- und Rad-  Teilweise hochwertige Hotels (Beispiel: 5-Sterne- wegen teilweise unzureichend: Beschilderung, Hotels) Einstiege, Zertifizierung, Schutz- und Rastmög-  Ausgedehntes Wegenetz (Wandern, Rad, Moun- lichkeiten tainbike)  Wetterunabhängige Angebote: zu wenige vorhan- den, zu wenig zielgruppenspezifisch ausgerichtet  Ladestationen-Netz für Pedelecs nur geringfügig ausgebaut  Touristische Qualität und Attraktivität der Ortsker- ne durch Leerstände in Orten beeinträchtigt

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Chancen Risiken ! Das ausgedehnte Netz an Rad- und Wanderwegen  Ohne eine zielgruppenspezifische Vermarktung bietet ein großes Potenzial für den Ausbau des mit regionalen und wetterunabhängigen Ange- Radtourismus. Dafür gilt es, den qualitativen Aus- boten läuft die Region Gefahr, den Anschluss an bau und die Ergänzung der vorhandenen Rad- und die besucherstarken Nachbarregionen im Ostharz Mountainbike-Routen mit entsprechender Bewer- zu verlieren. bung zu fördern. Der Einsatz von Pedelecs und der  Um den steigenden Trend zum Kurzurlaub im Harz Ausbau der dazugehörenden Ladeinfrastruktur aufrechterhalten zu können, müssen die bestehen- kann diese Entwicklung positiv unterstützen. den Tourismusangebote an die Anforderungen ! Die zunehmende gemeinsame Vermarktung der des Klimawandels angepasst beziehungsweise Destination Harz unter dem Dach des Harzer Tou- neue Angebote entwickelt werden. Die Region rismusverbandes kann eine größere Zahl an Tou- muss Ergänzungen zum Wintertourismus schaffen risten erreichen als die einzelne Vermarktung der und ihr (wetterunabhängiges) Ganzjahresangebot Kommunen. Die Intensivierung der gemeinsa- ausbauen (zum Beispiel im Radtourismus), wenn men Vermarktung bietet die Möglichkeit, die sie ihre Attraktivität zurückgewinnen möchte. Übernachtungszahlen und die Zahl der Tagesgäste  Das teilweise fehlende Qualitätsbewusstsein im weiter zu steigern, das positive Image des Harzes Gastgewerbe ist ein ernsthaftes Hemmnis für den aus- und das "verstaubte" Image abzubauen. Ausbau des Tourismus. Ohne eine Erhöhung von ! Die erhöhte Investitionsbereitschaft in touristische Qualität und Service in Gastronomie und Beher- Projekte (Beispiel: Landal Salztal Paradies) bietet bergung, beispielsweise durch Qualifizierungen wie die Chance, das Gastgewerbe in Qualität und Bett+Bike, den Einsatz von regionalen Produkten Quantität auszubauen und besser an die aktuel- und harztypischen Gerichten, kann der langsame len Bedürfnisse des Gastes angepasste touristi- Aufwärtstrend im Tourismus (steigende Übernach- sche Angebote zu entwickeln (bessere Qualität in tungszahlen) nicht ausgebaut werden. Beherbergung und Gastronomie, Pauschal- und wetterunabhängige Angebote).

Landschaft  Umwelt Stärken Schwächen  Vielfältige Landschaft: Wald, Bergwiesen, Karst-  Verbuschung der Bergwiesen landschaft  Schwermetallbelastung des Bodens  Nationalpark, Naturpark, Naturschutzgebiete, Welt-  Instabilität des Baugrundes (Karst) kulturerbe Oberharzer Wasserwirtschaft, europäi- sches Kooperationsprojekt "Grünes Band"  Vermehrte Hochwasser als spürbare Auswirkungen des Klimawandels  Pöhlder Becken (Trinkwasser)  Talsperren Chancen Risiken ! Die Verbindung zwischen einer sehr vielfältigen  Die Bergwiesen als wichtige Elemente der harzty- Landschaft und dem Weltkulturerbe Oberharzer pischen Landschaft sind durch den Rückgang Wasserwirtschaft bieten ein großes Alleinstel- landwirtschaftlicher Betriebe in der Region in ihrem lungsmerkmal in der Region, die gut touristisch zu Bestand gefährdet. Die Landschaftspflege durch nutzen ist. die Landwirtschaft (Beweidung) ist jedoch notwen- dig, um die Bergwiesen auf Dauer zu erhalten. Oh- ne diese gehen dem Harz neben einem interessan- ten touristischen Angebote, wertvolle Biotope für Orchideen und eine Grundlage für den Einsatz ei- ner einheimischen alten Nutztierrasse (Harzer Ro- tes Höhenvieh) verloren.  Eine Auswirkung des Klimawandels sind erhöhte Niederschläge, die immer wieder Flüsse über die Ufer treten lassen und sowohl Nutzflächen als auch Siedlungen gefährden. Zum Schutz dieser Flächen gilt es, den Ausbau des Hochwasserschutzes vo- ranzutreiben. Wichtig ist hierbei, auch eine Förde- rung von Lösungen zu ermöglichen, die nicht dem Schutz gemäß HQ100 entsprechen, da diese im Harz aufgrund der Niederschlagsmenge in etwa die Dimensionen einer Talsperre erfüllen müssten und damit nicht umsetzbar sind.

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Ansatzpunkte für die zukünftige Entwicklung und spezifischer Handlungsbedarf für 'Tourismus und Umwelt'  Positives und modernes Image des Harzes etablieren: Der Harz erfreut sich zunehmender Beliebtheit, vor allem in den Bereichen Kurzurlaub und Tagestourismus. Wichtige Gründe sind die Möglichketen, die Natur zu erleben und sich aktiv in ihr zu bewegen (Beispiel: Wan- dern, Wintersport), aber auch der Gesundheitstourismus, der sich auf der traditionell gut aus- gebauten Infrastruktur (Kureinrichtungen, Kurzentren) begründet. Dem hohen Bekanntheits- grad des Harzes gegenüber steht jedoch sein Image, "alt, konservativ, lahm, arm, langweilig und spießig" zu sein. Hier gilt es, anzusetzen und auf dem positiven Image "sauber, sympa- thisch und sicher" und den positiv empfunden Seiten wie kurze Wege und Traditionsbewusst- sein aufzubauen. Dafür ist es erforderlich, die Gastfreundlichkeit in der gesamten Region zu optimieren, angefangen bei einer Willkommenskultur sowie einer hohen Aufmerksamkeit und Servicebereitschaft für die vielfältigen Bedürfnisse der verschiedenen Zielgruppen. Zudem sind Qualität und Service im Gastgewerbe auf den neuesten Stand zu bringen (weg vom Image der "1970er Jahre"), indem bedarfsgerechte Infrastrukturen und Angebote entwickelt werden.  Touristische Infrastruktur und Angebote an aktuelle Herausforderungen anpassen: Der Harz kann mit seiner einzigartigen Landschaft, seinem Traditionsbewusstsein und einem ausgedehnten Wander- und Radwegenetz aufwarten. Trotz vielseitiger Aktivitäten und Inves- titionen kann der Harz im Vergleich mit anderen Destinationen bezogen auf infrastrukturelle Ausstattung und Ausschilderung jedoch (noch) nicht mithalten. Hier gilt es, die vorhandenen Potenziale zu erschließen und die naturgebundenen Angebote (Wandern, Wintersport, Rad- fahren) durch infrastrukturelle Ausstattung wie Schutzhütten und Unterstellmöglichkeiten so- wie Erlebnisangebote und durchgehende Beschilderung aufzuwerten und witterungsunab- hängiger zu machen. Auch Angebote im Bereich Beherbergungs- und Hotelgewebe sowie Gastronomie sind an die aktuellen Herausforderungen anzupassen, denn bei einem Großteil der vorhandenen Betriebe, vor allem bei kleineren Pensionen und Privatvermietungen, liegen die letzten Investitionen Jahrzehnte zurück und fördern das "1970er Jahre-Image". Dies be- zieht auch zielgruppenspezifische und wetterunabhängige Angebote, bessere und gezieltere Vermarktung (Web und App) und Servicequalität – von Kenntnissen über Angebote in der Umgebung bis hin zu besucherfreundlichen Öffnungszeiten – ein. Nur durch Qualität und Service wird der Harz wettbewerbsfähig und kann Touristen auch längerfristig an sich binden.  Natur und Landschaft erhalten: Der Harz verfügt über eine vielfältige Natur- und Kultur- landschaft mit einer artenreichen Flora und Fauna. Die Eigenart und Vielfalt der Landschaft ist eine der wichtigsten Grundlagen für den Tourismus im Harz und unbedingt zu erhalten. Hier gilt es, insbesondere die Forst- und Landwirtschaft bei der Landschaftspflege zu unter- stützen, um Elemente wie Bergwiesen durch fachgerechte Bewirtschaftung (in der Regel Be- weidung) dauerhaft zu bewahren. Ergänzt werden sollte dies durch gezielte Information über den Sinn und Zweck der Landschaftspflegemaßnahmen (Beispiel: Umweltbildung).  Hochwasserschutz verbessern: Die Folgen des Klimawandels werden im Harz vor allem durch Starkregenereignisse sichtbar, die in den letzten Jahren immer wieder zu heftigen Überflutungen führten. Es ist unbedingt notwendig, den Schutz der Siedlung und Nutzflächen vor solchen Hochwasserereignissen zu verstärken beziehungsweise die Nutzungen an die Gefährdung anzupassen (Änderung der landwirtschaftlichen Nutzung, sichere und schadens- arme Gestaltung von Bauwerken). Dafür ist insbesondere die natürliche Flussgeometrie wie- derherzustellen, aber auch Offenlegung verrohrter Bäche, Querschnittserweiterung oder Flutmulden sind einzusetzen. Bei Bedarf ist auf Rückhaltebecken oder Deiche zurückzugrei- fen. Dabei gilt es, technische Hochwasserschutzmaßnahmen am 50-jährlichen Hochwasser (HQ50) auszurichten. Schutzmaßnahmen, die den Vorgaben für ein Jahrhunderthochwasser (HQ100) entsprechen, das im statistischen Mittel alle 100 Jahre eintritt, nehmen in der Regi- on rechnerisch die Dimensionen einer Talsperre ein, deren Bau aufgrund des Nationalparks und weiterer Schutzkategorien quasi ausgeschlossen ist.

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5.2 Innenentwicklung und Daseinsvorsorge

Innenentwicklung  Wohnen  Umnutzung  Leerstand Stärken Schwächen  Dörfliche Struktur mit langer Geschichte: Histori-  Ungedeckter Bedarf an barrierefreiem Wohnraum sche Gebäude, erhaltenswerte Bausubstanz und alternativen Wohnformen sowie an kleineren  Teil des Fachwerk-Fünfecks: Historische Innen- Wohneinheiten: Ein- bis Zweipersonenhaushalte stadt Osterode am Harz  Hoher (energetischer) Sanierungsbedarf: Großer  Erfolgreiche Dorferneuerungen und Städtebauför- Bestand an Häusern mit Baujahr vor 1960, histori- derungen sche sowie denkmalgeschützte Gebäude  Große Verbundenheit der Bevölkerung mit ihren  Leerstand von Wohnungen und Gebäuden in Tei- Orten len der Region sowie Leerstand von Geschäften in den Innenstädten durch Einzelhandel auf "Güner  Hohe Wohnqualität (große und günstige Wohnflä- Wiese" chen) durch geringe Siedlungsdichte, attraktive Landschaft und geringe Lärmemissionen  Leerstandsbedrohung in Teilen der Region unter anderem durch Rückzug von Gewerbe und Dienst-  Erste Ansätze für die Nutzung von Leerstandskata- leistung aus der Fläche (Beispiel: Schulen, Nahver- stern (Hattorf am Harz, Osterode am Harz) sorger, Ärzte) Chancen Risiken ! Die Beseitigung von Leerständen, beispielsweise  Eine große Herausforderung in der Region ist es, durch aktiven Rückbau oder Umnutzung, bietet die den Wohnungsmarkt an die Bedürfnisse in Bezug Möglichkeit, innerörtliche Freiräume zu schaffen auf barrierefreies Wohnen und kleine bedarfs- oder Flächen durch Abriss und Zusammenlegung gerechte Wohneinheiten anzupassen, um die für bedarfsgerechte innerörtliche Neubauten aufzu- Region für ältere Menschen attraktiv zu halten. Da- bereiten. So können die Ortskerne gestärkt und die für sind neben neuen Wohn-Konzepten auch Ideen Attraktivität der Orte erhöht werden. erforderlich, wie historische Gebäude und erhal- ! Die gezielte und bedarfsgerechte Umnutzung tenswerte Bausubstanz an diese Rahmenbedin- von Gebäuden (Beispiel: Schule, Bauernhof, Ge- gungen angepasst werden können. werbe) eröffnet die Chance, sowohl Leerständen  Es ist besonders wichtig, die Hauseigentümer zu entgegenzuwirken, alte Bausubstanz zu erhalten motivieren, die (energetische) Sanierung von und neue Flächenversiegelung zu vermeiden als Altgebäuden durchzuführen. Ohne eine Sanie- auch Raum für neue und alternative Wohnformen rung, die den Wert der Gebäude erhält und die (Mehrgenerationenwohnen, "Alten"-WG) zu schaf- Wohnqualität erhöht, droht Wohnungsleerstand und fen und in räumlicher Nähe eine bedarfsgerechte eine Entwertung der benachbarten Gebäude. Nicht Infrastruktur (Beispiel: Wohnen und Pflege unter sanierte Gebäude und der niedrige Mietspiegel sind einem Dach) zu erreichten. ein Grund, der die Region für den Zuzug eher sozi- ! Eine große Chance für die Region bietet die Neu- al schwacher (und bildungsferner) Bevölkerungs- ausrichtung der Dorfentwicklung. Diese gilt es, schichten als Wohnort attraktiv macht. insbesondere für die Bergdörfer zu nutzen und die  Ohne Leerstandskataster und Innenentwicklungs- Entwicklung der Orte in ortsübergreifenden Kon- management besteht die Gefahr, die Gebietsent- zepten voranzutreiben. Diese ermöglichen die Min- wicklung unzureichend zu steuern. Eine Erfas- derung und Beseitigung von Leerständen, unter sung der Leerstände und Baulücken kann hier Ab- anderem durch gezielte Umnutzung (Beispiel: hilfe schaffen und (überflüssigen) Neubau am Orts- Elbingerode, das als einziger Ort in der Samtge- rand verhindern. Dies würde zugleich dazu beitra- meinde Hattorf am Harz nach einem Dorferneue- gen, die Flächeninanspruchnahme zu reduzieren. rungsprozess keinen Leerstand mehr aufweist).

Daseinsvorsorge  Nahversorgung  Gesundheitsversorgung  Breitband  Mobilität Stärken Schwächen  Nahversorgung in Kernorten  Wohnungsnahe Nahversorgung rückläufig, nur  Klinik für Grund- und Regelversorgung sowie Fach- punktuelle und teilweise fehlende Nahversorgung in kliniken in der Region kleineren Orten, insbesondere Defizite bei Ein- kaufsmöglichkeiten, Post, Bank  Umfangreiches Betreuungs- und Pflegeangebot für Seniorinnen und Senioren  Drohender Versorgungsengpass bei Hausärzten: 16 % der praktizierenden Ärzte älter als 60 Jahre,  Gute Verkehrsanbindung Straße und Schiene vakante Praxen  Nahezu flächendeckend ausgeschildertes Alltags-  Schlechte Erreichbarkeit des östlichen Teils der radwegenetz Region, eingeschränkte Anbindung von Freizeit-  Teil des Schaufensters Elektromobilität der Metro- möglichkeiten durch den öffentlichen Personen- polregion, Unterstützung des Aufbaus der nahverkehrs am Wochenende und an Feiertagen (Schnell-)Ladeinfrastruktur

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 Breitband-Grundversorgung (2 Mbit/s) nahezu  Lücken in der Breitband-Grundversorgung, über- flächendeckend wiegend fehlender Zugang zu schnellem Internat (Hochleistungsnetz), stellenweise schlechte Mobil- funkversorgung Chancen Risiken ! Erste konzeptionelle Überlegungen, wie die Da-  Die Nah- und Gesundheitsversorgung sowie seinsvorsorge in unterschiedlichen Bereichen er- Kultur- und Freizeitangebote werden immer weiter halten werden könnte, sind bereits erstellt, zum Teil ausgedünnt. In Verbindung mit der peripheren La- in Kooperation mit den Nachbarkommunen. Diese ge der Region und der demografischen Entwick- und geplante Konzepte bilden eine gute Basis, sich lung besteht die große Gefahr, dass sich der Be- für eine bedarfsgerechte und bezahlbare Da- völkerungsverlust beschleunigt, wenn die Daseins- seinsvorsorge aufzustellen. Die Region kann hier vorsorge weiter abgebaut wird (Teufelskreis-Effekt). eine Vorreiterrolle übernehmen. Hier gibt es auch Hier gilt es, besonders im Bereich der Versorgung gute Beispiele, wie es gelingt, die Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfes und der medizi- wieder in kleineren Ortschaften anzusiedeln. nischen Versorgung sozialverträgliche alternative ! Vor allem die gute Angebotsstruktur im Bereich der Lösungen zu finden. Pflege und die verstärkte Beachtung der Barriere-  Eine Folge der demografischen Entwicklung ist der freiheit bieten eine reelle Chance, (aktive) Senio- Rückgang der Schülerzahlen. Dies führt nach und rinnen und Senioren für einen Zuzug in die Regi- nach zu einer anhaltenden Ausdünnung des Ange- on zu gewinnen. Hier gilt es, den Ausbau der Bar- bots im öffentlichen Personennahverkehr, der sich rierefreiheit auf alle Bereiche auszudehnen und den vor allem in einer geringen Kostendeckung be- Pflegebereich aufzuwerten. merkbar macht. Nur durch einen bedarfsgerech- ! Der verstärkte Einsatz von Pedelecs bietet die ten öffentlichen Personennahverkehr ist es mög- Möglichkeit, den Umstieg vom Auto aufs Rad zu lich, sowohl ein grundlegendes Angebot zu gewähr- fördern. Um diesen modal split zu unterstützen, gilt leisten als auch die Kosten in einem annehmbaren es, die Basis für einen Alltagsverkehr mit dem Bereich zu halten. Hierfür sind (alternative) Mobili- Rad zu verbessern und beispielsweise die Bahn- tätskonzepte erforderlich. anschlussstellen radfreundlich auszustatten oder die Ladeinfrastruktur flächendeckend auszubauen.

Ansatzpunkte für die zukünftige Entwicklung und spezifischer Handlungsbedarf für 'Innenentwicklung und Daseinsvorsorge'  Lebenswerte Ortskerne erhalten (sanieren, umnutzen, rückbauen): Gelegen in land- schaftlich intakter Umgebung bieten die Ortschaften der Region 'Osterode am Harz' ihrer Be- völkerung regionale Baukultur, günstige Mieten und niedrige Immobilien- und Baulandpreise. Die Attraktivität der Orte wird jedoch von zunehmendem Leerstand bedroht, der sowohl die Attraktivität des Ortsbildes mindert als auch den Wert der Immobilien schwächt. Hier ist ein gezieltes Gegensteuern erforderlich. Mit dem Erfassen von Leerständen, bedarfsgerechter Umnutzung oder gezielten Vermarktungskampagnen, aber auch durch einen aktiven Rück- bau (Schaffen von Freiflächen und innerörtlichen Baulücken) können Leerstände beseitigt werden. Dabei kann auf die guten Erfahrungen im Bereich der Dorferneuerung aufgebaut werden, die unbedingt fortgesetzt und auch auf die Bergdörfer ausgeweitet werden sollten. Die Dorfentwicklungen ermöglichen auch ein aktives Miteinanderleben im ländlichen Raum, indem sie Freizeitangebote und Dorftreffpunkte erhalten (zum Beispiel durch Umnutzung). Aufgrund der hohen Anzahl an alter Bausubstanz ist der Bedarf an energetischen Sanierun- gen hoch, wobei diese aufgrund vieler Denkmalschutzauflagen nicht immer einfach sind. Hier gilt es, Regelungen zu finden, die auch denkmalschutzwürdige Gebäude auf den aktuellen Stand bringen (energetischer Standard, Flächenzuschnitt).  Bedarfsgerechten und barrierefreien Wohnraum schaffen: Aufgrund des vorwiegend al- ten Gebäudebestandes entsprechend die Wohnungszuschnitte häufig nicht mehr den heuti- gen Anforderungen an Wohnfläche oder Barrierefreiheit. Besonders betroffen sind historische Gebäude, aus der Nutzung genommene landwirtschaftliche Höfe oder Gebäude mit ehemali- gem Gewerbe. Hier gilt es, die Wohnungen entsprechend des Bedarfes (Wohneinheiten für Ein- bis Zweipersonenhaushalt) und den aktuellen Anforderungen an Wohnen (Barrierefrei- heit, Energieeffizienz) zu modernisieren. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf innerört- lichem Wohnen für ältere Menschen liegen, das auch alternative Wohnformen, bei Bedarf auch in Verbindung mit Pflegemöglichkeiten, berücksichtigt.  Nahversorgung und Gesundheitsvorsorge sichern: In den Kernorten der Region 'Ostero- de am Harz' ist die wohnungsnahe Nahversorgung und die medizinische Versorgung weitge-

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hend sichergestellt. In den kleineren Ortschaften gibt es jedoch erste Versorgungsengpässe. Um ein Abwandern der jüngeren Generationen aufgrund mangelnder Grundversorgungsan- gebote zu vermeiden und die Attraktivität für ältere Menschen zu erhalten, steht die Region vor der Herausforderungen, fehlende Nahversorgung und mangelhafte Ärzteversorgung aus- zugleichen und mit einer gezielten überörtliche Steuerung (Standort- und Bedarfsanalysen, gezielte Ansiedlungen, bedarfsgerechte Versorgungsmodelle) den weiteren Verlust zu ver- hindern.  (Öffentlichen) Personennahverkehr erhalten und bedarfsgerecht ergänzen: Die Region ist durch mehrere Buslinien und den Regionalverkehr der Bahn erschlossen. Den größten An- teil im Verkehr hat jedoch das Auto. Um den öffentlichen Personennahverkehr trotz niedriger Fahrgastzahlen und sinkender Schülerzahlen aufrechterhalten zu können, wird es notwendig werden, ein bedarfsgerechtes Mobilitätskonzept zu entwickeln, das auch alternative Lösun- gen einbezieht. Dafür sollten unter anderem die Bahn-Bus-Anschlüsse optimiert und Bahnhö- fe für Kombi-Verkehr (Bahn-Bus, Bahn-Auto, Bahn-Rad) ausgestattet werden. Auch der Aus- bau der elektrischen Mobilität, vor allem im Radverkehr, bietet eine Chance für alternative Mobilität, wenn ein entsprechendes Netz an Ladestationen zur Verfügung steht.  Schnelles Breitband ausbauen: Durch die Teilnahme an der "Clusterausschreibung Breit- band" konnte in der Region 'Osterode am Harz' die Breitband-Grundversorgung weitestge- hend hergestellt werden. Insgesamt ist jedoch die Übertragungsgeschwindigkeit nach heuti- gen Maßstäben zu niedrig (unter 50 Mbit/s), so dass es einer Aufwertung des Netzes bedarf. Außerdem sind einige Orte aufgrund ihrer Lage weder über kabelgebundenes Internet zu versorgen noch über Funk (Funkschatten). Hier gilt es Lösungen zu finden, da sie als Woh- nort oder gar Arbeitsort (Homeoffice) ohne Internetzugang hochgradig an Attraktivität verlie- ren.

5.3 Generationen – Bildung, Kultur, Sport

Generationen  Freizeit und Betreuungsangebote Stärken Schwächen  Angebote für Jugendliche (Beispiel: Jugendwald-  Rückzug aus der Jugendpflege in ersten Kommu- heim, Jugendbildungshaus) nen  Angebote für Ältere (Senioren plus, Familienpaten,  Angebote für Seniorinnen und Senioren in kleine- Seniorencafés und -treffs) ren Orten nicht vorhanden, Angebote in den Kern- orten für nicht-mobile Personen schwer erreichbar Chancen Risiken ! Die vorhandenen Angebote in der Region bilden  Ohne die Unterstützung der Kommunen wird es in eine gute Grundlage, um die Aktivitäten in diesem einigen Orten schwierig, Angebote für Jugendli- Bereich zu verstärken. che aufrechtzuerhalten. Wenn sich Jugendliche nicht gut aufgehoben fühlen, erhöht sich die Gefahr des Wegzugs.

Bildung  (Lebenslanges) Lernen  Kultur  Sport  Vereinsleben Stärken Schwächen  Gute schulische und berufliche Bildungsangebote  Zu wenig Ausbildungsplätze bei gleichzeitig fehlen-  Hochschulen im näheren Umkreis: Göttingen, den Auszubildende (branchenabhängig) Clausthal-Zellerfeld und weitere  (Weiter-)Bildung zu wenig auf Berufstätige ausge-  Vielschichtiges Angebot zur Weiterbildung richtet  Kultureinrichtungen teilweise mit überregionalem  Zu wenig kulturelle Angebote mit überregionaler Einzugsbereich (Beispiele: ZisterzienserKlosterMu- Ausstrahlung (für Einheimische/Touristen) seum Walkenried, HöhlenErlebnisZentrum)  Kleinteilige Strukturen in Vereinen, vorwiegend  Netzwerk "Kulturoffensive Südharz" ältere Mitglieder, Schwierigkeiten bei Nachwuchs- arbeit  Aktives Vereinsleben: Breites sportliches Angebot, vielfältige Freizeitangebote, Musikgruppen/Chöre  Hohes ehrenamtliches Engagement in der Vereins- arbeit: Sport, Kultur, Museen

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Chancen Risiken ! Im hohen ehrenamtlichen Engagement der Be-  Bei gleichbleibender Struktur der Vereine wird es völkerung liegt in Verbindung mit ihrer Ortsverbun- schwierig werden, Nachwuchs zu gewinnen. Die denheit ein großes Potenzial, die vorhandenen An- Entwicklungen der modernen Gesellschaften (er- gebote aufrechtzuerhalten oder auszuweiten. Hier höhte regionale Mobilität, gestiegene zeitliche An- gilt es, den Nachwuchs – auch Seniorinnen und forderungen im Beruf) und der demografische Senioren – zur Mitarbeit zu motivieren und die Wandel (weniger junge Menschen) wirken sich be- Strukturen in den Vereinen zu vereinfachen oder grenzend auf das ehrenamtliche Engagement aus. zusammenzuführen, um vor allem die ehrenamtli- Hier gilt es, passgenaue und gleichzeitig flexible chen Mitglieder (im Vorstand) zu entlasten. Angebote zu schaffen, um ein Engagement in der Freizeit zu ermöglichen.

Ansatzpunkte für die zukünftige Entwicklung und spezifischer Handlungsbedarf für 'Generationen – Bildung, Kultur, Sport'  Zielgruppenübergreifende Angebote für alle Menschen erhalten, insbesondere für jun- ge und ältere Menschen: Für die Betreuung und Freizeitbeschäftigung von Jugendlichen sowie Seniorinnen und Senioren ist eine Vielzahl von Möglichkeiten in der Region vorhanden. Bei der Jugendpflege sind jedoch durch die sinkende Zahl der Jugendlichen und die verän- derte Lage in einzelnen Kommunen (Zukunftsverträge, Fusionen) Einschnitte zu erwarten, die es abzufangen gilt. Hierfür bieten sich interkommunale Kooperationen und Netzwerke, um gemeinsam ein gutes Angebot für Jugendliche anbieten zu können. Auch im Bereich der Se- niorenarbeit und -pflege ist es sinnvoll, Angebote aufeinander abzustimmen und zu vernet- zen, um sie an möglichst vielen Orten aufrechterhalten zu können.  Kulturelles und gesellschaftliches Leben stärken: Ein wichtiger Bestand der Lebensquali- tät ist die Teilhabe an sozialen und kulturellen Angeboten. Die Region kann dabei auf aktiven Dorfgemeinschaften und einem regen Vereinsleben aufbauen. Aufgrund des demografischen Wandels kämpfen die Vereine jeglicher Ausrichtung um Nachwuchs. Um die ehrenamtlichen Tätigkeiten weiter zu ermöglichen und ein vielfältiges Angebot zu erhalten, gilt es, die Struktu- ren der Vereine zu verbessern (beispielsweise Dachverband für eine gemeinsame Vor- standsarbeit). Wichtig ist, eine Teilnahme von Berufstätigen zu erleichtern, das vorhandene Potenzial der "aktiven Senioren" zu mobilisieren und Menschen mit Migrationshintergrund besser einzubinden. Insgesamt sind nachhaltige Lösungen zu finden, um das Freizeit- und Kulturangebot für Einheimische und Touristen barrierefrei und generationsverbindend zu ge- stalten.  (Lebenslanges) Lernen ermöglichen: Die Region 'Osterode am Harz' verfügt über eine gutes schulisches und berufliches Bildungsangebot. Mit Blick auf den demografischen Wan- del wird es zukünftig schwieriger, das bestehende Angebot aufrechtzuerhalten, so dass es er- forderlich ist die Angebotszeiten an die arbeitende Bevölkerung anzupassen und auch die Abendstunden und Wochenenden bedarfsgerecht abzudecken. Aus- und Weiterbildungs- maßnahmen leisten einen wichtigen Beitrag, um das Humankapital der Region ausreichend weiterzubilden und dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken und die Region als Arbeitsmarkt attraktiv zu halten.

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5.4 Wirtschaft, Energie und Klimaschutz

Wirtschaft Stärken Schwächen  Zentrale Lage in Deutschland und Europa  Hohe Arbeitslosenzahl, vor allem Langzeitarbeits-  Eigenständige Arbeitsmarktregion mit vielfältiger lose Wirtschaftsstruktur: Innovative Unternehmen, High-  Abwanderung junger Menschen tech-Produktion, wissensintensive Dienstleistun-  Verlust qualifizierter Arbeitskräfte durch Abwande- gen, führend im Bereich Mechatronik in Nieder- rung, gleichzeitig Mangel an (hochqualifizierten) sachsen Arbeitsplätzen in bestimmten Branchen  Cluster Metall, Cluster Gesundheit/Tourismus  Ökonomische Strukturprobleme in der Landwirt-  Überdurchschnittliche Exportquote schaft: Kleinteilige landwirtschaftliche Struktur, Ma-  Vorhandene Gewerbeflächen mit teilweise gemein- schinisierung, Aufgabe kleiner Betriebe, kaum ge- samer Vermarktung (interkommunale Zusammen- nutzte Einkommensalternativen, geringe regionale arbeit) Vermarktung, geringer Stellenwert des Öko- Landbaus, kaum gesicherte Hofnachfolge (Weiter-  Kreisübergreifende Kooperationen zur Förderung existenz bei 80 % der Betriebe ungewiss) der Wirtschaft (Beispiel: MEKOM, Initiative Zukunft Harz, Wirtschaftsförderung Region Göttingen)  Holzverarbeitung überwiegend außerhalb des Landkreises  Verbesserung der landwirtschaftlichen Struktur durch Flurbereinigungen: Wirtschaftswege, Flä- chenoptimierung, Hochwasserschutz  Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Universität Göttingen  Erschlossener Staatsforst mit hohem Vorratsaufbau und ökologisch wertvollen Waldflächen Chancen Risiken ! In der Region besteht ein hohes Potenzial, die  Wenn es nicht gelingt, die Abwanderung qualifi- ökologische Landbewirtschaftung auszubauen. zierter Arbeitskräfte aus der Region zu stoppen Hier bieten sich vor allem immissionsarme Flächen und den Zuzug zu fördern, wird der beginnende und Bergwiesen an. Fachkräftemangel Auswirkungen auf den Wirt- ! Die gute wirtschaftliche Ausgangssituation mit den schaftsstandort haben und langfristig Unternehmen Clustern in der Metall-, Gesundheits- und Touris- zu einem Standortwechsel zwingen. Wichtig ist, muswirtschaft, der zentralen Lage sowie den be- den gleichzeitig bestehenden Mangel an (hoch- stehenden Kooperationen auf interkommunaler und qualifizierten) Arbeitsplätzen in bestimmten kreisübergreifender Ebene gilt es zu nutzen, um Branchen zu beheben, um die Region als Arbeitsort den Standort Region 'Osterode am Harz' fit für attraktiv zu machen. Zurzeit stimmen Angebot und die Zukunft zu machen. Hierfür sind die Potenziale Nachfrage nicht überein und führen zu Abwande- der Unternehmen zur Förderung der Innovations- rung auf der einen Seite und zu Fachkräftemangel kraft durch einen verstärkten Wissens- und Tech- in Unternehmen auf der anderen Seite. nologietransfer und durch Kooperationen mit Hoch-  Ohne gezieltes Gegensteuern besteht die Gefahr, schulen und Forschungseinrichtungen zu nutzen. dass der Teufelskreis aus dem Zusammenspiel von Verlust von Nah- und Gesundheitsversor- gung und demografischer Entwicklung (siehe Kapitel 5.2) sich zusätzlich negativ auf den Ar- beitsmarkt und die Fachkräftesituation auswirkt.  Aufgrund der begrenzten Ressource Fläche und den darauf bestehenden Nutzungsdruck durch ver- schiedene Ansprüche (Land-, Forst-, Wasserwirt- schaft, Naturschutz, Tourismus, Siedlungs- und Straßenbau, Bodenabbau, Erneuerbarer Energie etc.) besteht eine Vielzahl an Nutzungskonflikten. Hier besteht die Herausforderung, konsensorien- tierte Lösungen zu finden, um Stillstand durch ver- fahrene Positionen zu vermeiden und eine weitere Entwicklung zu ermöglichen.

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Energie und Klimaschutz Stärken Schwächen  Interkommunale Netzwerke im Klimaschutz: Netz-  Kaum Erzeugung erneuerbarer Energien in der werk Energie, Energieagentur, "Schaufenster Elekt- Region romobilität" der Metropolregion  Klimaschutzkonzepte in einigen Kommunen, land- kreisweites Konzept, Klimaschutzmanagement  (Trink-)Wasserexporteur Chancen Risiken ! Die interkommunale Zusammenarbeit im Klima-  Die Anforderungen, sich an die Erfordernisse von schutz bietet vielfache Potenziale. So werden Klimaschutz und Energiewende anzupassen durch gemeinsame Netzwerkarbeit mehr Menschen bergen ein hohes Konfliktpotenzial. Der Bedarf, ei- und Unternehmen erreicht und gemeinsame nerseits die einzigartige Landschaft im Harz zu Grundlagen geschaffen (Beispiel: Solarflächenpo- schützen (Nationalpark, FFH-Gebiete, Bedeutung tenzialkataster für die Landkreise Göttingen, Oste- für den Tourismus etc.) und anderseits die Erzeu- rode am Harz und Northeim) gung erneuerbarer Energien (vor allem Windkraft) ! Das im Dezember startende Klimaschutzma- voranzutreiben und dieses miteinander in Einklang nagement kann bestehende Defizite in den Berei- zu bringen, führt mitunter zu Handlungsunfähigkeit. chen Energieeffizienz und Energiesparen (ein- Damit die Region ihren Beitrag zu Klimaschutz und schließlich Beratung) und der Erzeugung erneuer- Energiewende leisten kann, gilt es, Kompromisse barer Energien beschleunigen. Es kann in Zusam- zu finden und alle Betroffenen (Naturschutz, Wirt- menarbeit mit der Energieagentur das Thema Kli- schaft, Bevölkerung) einzubinden. maschutz in der Region verankern und ein breites Bewusstsein hierfür schaffen. ! In der Region besteht ein hohes Potenzial zum Ausbau der Erzeugung erneuerbarer Energien: Ein hoher Anteil an Biomasse (Wald, kräuterreiche Bergwiesen, Grünland), die Möglichkeiten zur Er- schließung neuer Flächen und dem Repowering im Bereich Windenergie sowie der Ausbau von Solar- energie und Photovoltaik. Werden diese Potenziale ausgeschöpft, kann die Region einen guten Teil ih- res Energieverbrauchs eigenständig decken. Diese Entwicklung kann durch die Aktivitäten des regiona- len Unternehmens HarzEnergie unterstützt werden, das in den Umbau des Stromnetzes und den Aus- bau erneuerbarer Energien investiert.

Ansatzpunkte für die zukünftige Entwicklung und spezifischer Handlungsbedarf für 'Wirtschaft, Energie und Klimaschutz'  Innovationskraft der Unternehmen fördern und Fachkräfte für die Region 'Osterode am Harz' gewinnen: Die Region 'Osterode am Harz' ist eine eigenständige Arbeitsmarktregion mit einer vielfältigen Wirtschaftsstruktur. Im Bereich der Hightech-Produktion und wissensin- tensiven Dienstleistungen hat die Region einige "global player"; zudem ist sie niedersächsi- scher Marktführer im Bereich Mechatronik. Diese gute Ausgangslage gilt es, zu erhalten und zukunftssicher zu gestalten, indem die Innovationsfähigkeit der Unternehmen, vor allem der kleinen und mittleren Betriebe, durch einen gezielten Wissens- und Technologietransfer und die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen gestärkt wird. Aufgrund der peripheren Lage und dem demografischen Wandel zeichnet sich insbesondere für hochqualifizierte und spezialisierte Arbeitsplätze ein Fachkräftemangel ab, der sich langfristig auf den Wirtschafts- standort auswirken wird (Standortwechsel der Unternehmen). Schon jetzt fällt es den Unter- nehmen schwer, entsprechend qualifizierte Kräfte in die Region zu holen und dort zu halten. Zudem besteht ein Ungleichgewicht zwischen unbesetzten Ausbildungsplätzen und Ausbil- dungsplatzsuchenden. Hier ist es notwendig, Angebot und Nachfrage miteinander in Einklang zu bringen und vor allem jungen Menschen eine Perspektive in der Region zu bieten. Nur so kann die (ausbildungsbedingte) Abwanderung vermieden werden. Um Arbeitskräfte langfristig an die Region zu binden, ist es zudem wichtig, die soziale Infrastruktur, das Wohnumfeld, Kultur-, Freizeit und Bildungsangebote attraktiv zu gestalten sowie die Mobilität der unter 18-

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Jährigen zu fördern, um eine Alternative zu den naheliegenden größeren Städten bieten zu können.  Land- und forstwirtschaftliche Bedingungen verbessern: Annähernd 90 % der Region werden land- oder forstwirtschaftlich genutzt. Die landwirtschaftliche Struktur zeichnet sich trotz etlicher Flurbereinigungsverfahren noch immer durch ihre Kleinteiligkeit und ein in Teilen der Region nicht angepasstes Wegenetz aus. Im Zusammenspiel mit den optimierbaren Ab- satz- und Produktionsbedingungen, wenigen Einkommensalternativen und einem Fachkräf- temangel führt dies zu erheblichen Nachfolgeproblemen. In der Folge droht ein "Höfesterben" mit Leerstand der Gebäude und Problemen, die landschaftspflegerischen Aufgaben (unter anderem Erhalt der Bergwiesen) in der von Grünland dominierten Region wahrzunehmen. Um dies zu vermeiden, müssen Absatz- und Produktionsbedingungen verbessert, die Zu- sammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft verstärkt (Beispiel: Regionale Produkte aus der Region für die Region) und Einkommensalternativen erschlossen werden. Hier bietet sich beispielsweise auch der biologische Landbau an, der zurzeit unterrepräsentiert ist. Image- kampagnen können dazu beitragen, Nachwuchskräfte zu gewinnen und das Nachfolgeprob- lem zu lösen.  Erneuerbare Energien ausbauen und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten: Die Regi- on 'Osterode am Harz' hat in den letzten Jahren mit kommunalen und einem kreisweiten Kli- maschutzkonzept eine gute Grundlage geschaffen, um die Themen Klimaschutz und erneu- erbare Energie zielgerichtet aufzugreifen. Ende 2014 startete das Klimaschutzmanagement, das gemeinsam mit der Energieagentur Göttingen Verwaltung, Unternehmen sowie Bürgerin- nen und Bürgern informierend und beratend zur Seite steht und Projekte in diesem Bereich initiieren und begleiten soll. Zwar kann die Region auf viele Aktivitäten im Klimaschutz (ener- getische Sanierung der Schulen, Solarflächenkataster, Wettbewerb "Unser Dorf spart Strom") aufbauen, trotzdem müssen sowohl Erzeugung erneuerbarer Energie als auch die Steigerung der Energieeffizienz ausgebaut werden, um die Ziele im Klimaschutz erreichen zu können. Dafür gilt es, das Thema im Denken und Handeln bei allen Menschen und Unternehmen in der Region zu verankern, mögliche Konflikte (Beispiel: Windkraft im Wald) gemeinsam zu lö- sen und die vorhandenen Potenziale möglichst vollständig auszuschöpfen. Dafür müssen Be- ratung und Teilhabe (beispielsweise Energiegenossenschaften) ausgebaut werden.

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6 Entwicklungsstrategie Die Entwicklungsstrategie des REK fußt insbesondere auf der Analyse der Stärken und Schwä- chen sowie Chancen und Risiken, die sich aus der Ausgangslage (siehe Kapitel 3) ergeben, und den daraus ermittelten spezifischen Handlungsbedarfen und Anknüpfungspunkten für die Region 'Osterode am Harz' im Bereich der ländlichen Entwicklung (siehe Kapitel 5). Sie zielt darauf ab, die vorhandenen Stärken zu stärken, gleichzeitig die identifizierten Chancen zu entwickeln und die zentralen übergreifenden Herausforderungen im Rahmen des LEADER-Prozesses anzuge- hen. Die Strategie bezieht Planungen übergeordneter Ebenen ein und ist mit vorhandenen und beab- sichtigten Planungen, Konzepten und Strategien in der Region 'Osterode am Harz' abgestimmt (siehe Tab. 6-9 und Tab. 6-10 sowie Kapitel 3.6). Die Strategie bezieht die Erkenntnisse aus der Evaluierung der EU-Förderperiode 2007-2013 ein (siehe Kapitel 4) und entwickelt das Handlungsprogramm des ILEK der Region 'Osterode am Harz' aus dem Jahr 2007 weiter, das durch das REK fortgeschrieben wird. Außerdem greift es den methodischen Ansatz der nachhaltigen Regionalentwicklung mit den drei Dimensionen Öko- logie, Ökonomie und Soziales auf. Die Entwicklungsstrategie bezieht die Ergebnisse der öffentli- chen Veranstaltungen ein und ist damit in einem partizipativen Prozess entstanden.

Aufbau der Entwicklungsstrategie

Die Strategie für die integrierte ländliche Entwicklung der Region 'Osterode am Harz' gliedert sich in drei Ebenen (siehe Abb. 6-1): . Das Leitmotto (siehe Kapitel 6.1.1) be- schreibt bildhaft und symbolisch eine "gewünschte" Zukunft und gibt Orientie- rung, ist aber keine Handlungsanwei- sung. . Die Entwicklungsziele (siehe Kapi- tel 6.1.2) sind handlungsfeldübergreifend und dienen der angestrebten Verbesse- rung der übergeordneten räumlichen Si- tuation. Sie sind mittel- bis langfristig an- gelegt und ihre Zielerreichung ist häufig stark von externen Rahmenbedingungen abhängig. . Die Handlungsfeldziele (siehe Kapi- tel 6.2) sind den Handlungsfeldern zuge- Abb. 6-1: Aufbau der Strategie ordnete Ziele und spezifisch für das je- weilige Handlungsfeld der Region 'Osterode am Harz'. Sie wirken auf Veränderungen im Handeln der beteiligten Akteure hin. Die Handlungsfeldziele sind stärker umsetzungsorientiert als die Entwicklungsziele sowie realistisch und erreichbar. In jedem Handlungsfeld untermauern Leitprojekte als prioritäre Entwicklungsaktivitäten exemplarisch die Zielsetzungen. Die Ziele sind mit Indikatoren und Zielwerten hinterlegt, die es ermöglichen, zu prüfen, ob der gewünschte Beitrag zur Erfüllung der Entwicklungs- und Handlungsfeldziele erreicht wurde. Die Indikatoren sollen nachvollziehbar, vergleichbar, eindeutig messbar sowie mit einem vertretbaren und leistbaren Arbeitsaufwand für die Lokale Aktionsgruppe (LAG) erfassbar sein. Aus diesem Grund ist ein auf die Umsetzung des REK abgestimmter Satz von aussagekräftigen Indikatoren wichtig. Die Indikatoren bilden den zu beobachtenden Gegenstand ab und werden zustands- und hand- lungsorientiert erfasst. Dabei werden quantitative Daten (Zahlen) oder qualitative Werte (gut/schlecht, zufrieden/unzufrieden) herangezogen. Diese Daten und Werte bieten ein zuverläs- siges Mittel, um die Zielerreichung von Maßnahmen beziehungsweise die erreichten Verände-

70 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT rungen zu messen. Für die Handlungsfeldziele werden in der Regel quantitative Ergebnisindika- toren herangezogen (Beispiel: Zahl der umgesetzten Projekte). Auf Ebene der Entwicklungsziele werden zudem qualitative Ergebnisindikatoren erfasst (Beispiel: Einschätzung von LAG- Mitgliedern/Projektakteuren zur Verbesserung des bürgerschaftlichen Engagements). Die Wir- kungen der Entwicklungs- und Handlungsfeldziele und deren Zielfortschritt werden im Rahmen der Selbstevaluierung (siehe Kapitel 14) aufgrund der Einschätzung der an der Umsetzung betei- ligten Akteure geprüft, die beispielsweise durch eine Befragung der LAG/Projektträger oder einen Bilanzworkshop erhoben wird. Um die Daten für die Selbstevaluierung zu erheben, werden als Meilensteine die Jahre 2018 und 2020 definiert. Damit sind die Wirkung und der Zielfortschritt anhand der Erfüllung der Indikatoren überprüfbar, und zwar: . mittelfristig bis 2018 . langfristig bis 2020 Bei der Selbstevaluierung werden alle Projekte, die aus dem LEADER-Prozess hervorgegangen sind, berücksichtigt, unabhängig davon, ob sie mit LEADER-Mitteln gefördert wurden, andere Fördermöglichkeiten genutzt haben oder mit Hilfe von Stiftungsmitteln, Spenden oder Eigenleis- tungen umgesetzt wurden. Als Projekt gilt dabei jedes Vorhaben, das in Form eines Projekt- steckbriefes an die LAG herangetragen wurde oder aus der Arbeit der LAG hervorgegangen ist, also beispielsweise eine Informationsveranstaltung, eine Imagekampagne, die Beschilderung eines Radwegs oder die Umnutzung eines Gebäudes.

6.1 Leitmotto und Entwicklungsziele der Region 'Osterode am Harz'

6.1.1 Leitmotto Das Leitmotto "Oha! Originell – herzlich – aktiv" entstand im ILEK-Prozess 2006/07 und wird für das REK beibehalten (siehe Abb. 6-2). Es dient als übergreifende kurze Zielformulierung für das REK und die zukünftige Projektumsetzung. Das Motto greift das eingängige und auch außerhalb der Region 'Osterode am Harz' bekannte Autokennzeichen des Landkreises Osterode am Harz "OHA" auf und ist ein verbindendes Element für die Projektträger sowie die Beteiligten der künfti- gen REK-Projekte. Das Motto richtet sich vor allem nach innen, kann aber auch eine Außenwir- kung erzielen und damit überregional bekannte Stärken der Region (Beispiel: Bekannte Urlaubs- region) verdeutlichen. Das Leitmotto ist stark auf die Zukunft der Region ausgerichtet und möchte zu folgenden Hand- lungsweisen anregen: "Oha! Originell – herzlich – aktiv" . Originelle und innovative Projekte entwickeln und umsetzen! . Herzlich miteinander umgehen und Kooperationen und interkommunale Zusammenarbeit verstärken! . Aktiv an Herausforderungen herangehen und diese aktive gestalten! Abb. 6-2: Leitmotto der Region 'Osterode am Harz' mit Logo Das Logo erhöht den Wiedererkennungswert von Projekten, Produkten oder Ideen der regionalen Entwicklung und stärkt die Identifikation und Verankerung des Entwicklungsprozesses in der Re- gion.

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6.1.2 Entwicklungsziele Die Entwicklungsziele der Region 'Osterode am Harz' sind eng mit dem Leitmotto verknüpft. Sie beziehen sich auf Themenbereiche, in denen sich die Region generell weiterentwickeln möchte und die durch jeden Handelnden und in allen Bereichen der Entwicklung innerhalb der Region berücksichtigt werden sollen. Sie sind damit querschnittsorientiert und handlungsfeldübergrei- fend. Die LAG hat zwar auf die Rahmenbedingungen der gesetzten Entwicklungsziele wenig Ein- fluss, leistet aber durch die Umsetzung in den definierten Handlungsfeldern immer auch einen Beitrag, die Entwicklungsziele der Region zu erfüllen. Die Region 'Osterode am Harz' setzt sich folgende vier Entwicklungsziele (siehe Tab. 6-1):

Tab. 6-1: Entwicklungsziele der Region 'Osterode am Harz' Entwicklungsziel 1 Den demografischen Wandel in der Region 'Osterode am Harz' aktiv gestalten und positiv für die Region nutzen sowie die Barrierefreiheit in allen Bereichen fördern! Die Region 'Osterode am Harz' ist besonders stark vom demografischen Wandel (starke Alterung der Bevölke- rung, überdurchschnittlicher Zuwachs der Älteren) betroffen. Die Region möchte ihn positiv für sich nutzen und aktiv gestalten. Dafür möchte sie ein attraktives Wohn- und Arbeitsumfeld mit hoher Lebensqualität bieten. Es gilt, die Ortskerne zu erhalten, Leerständen entgegenzuwirken, die wohnortnahe Versorgung von Gütern des täglichen Bedarfes bis zur medizinischen Versorgung zu erhalten und die Erreichbarkeit von Einrichtungen der Daseinsvorsorge für alle Menschen in der Region sicherzustellen. Des Weiteren möchte die Region das Potenzial erschließen, das die "aktiven Senioren" bilden. Sie können ihre Erfahrungen und ihre Tatkraft in die Region einbringen, beispielsweise im Ehrenamt. Ein besonderer Aspekt ist die Barrierefreiheit. In Anbetracht des hohen Altersdurchschnitts in der Region – sie gilt seit Jahrzehnten als "älteste" in Niedersachsen – ist es besonders wichtig, die Region für alle Lebenslagen und Altersgruppen barrierefrei und damit auch besonders familienfreundlich zu gestalten. Dies gilt für öffentliche Be- reiche (öffentliche Gebäude, Straßenraum, öffentlicher Personennahverkehr) genauso, wie für soziale und kom- munikative Bereiche (bedarfsgerechte Wohneinheiten, Anbindung an soziale und kulturelle Einrichtungen oder Vereine, Breitband-Infrastruktur und Nutzung des Internet). Entwicklungsziel 2 Den Klima- und Umweltschutz in der Region 'Osterode am Harz' voranbringen und einen Beitrag zur Energiewende leisten! Die Region 'Osterode am Harz' verfügt über eine einzigartige und vielfältige Landschaft, welche die Basis für den Tourismus in der Region bildet. Die Region möchte eine nachhaltige Nutzung dieser natürlichen Ressource errei- chen und die Biodiversität erhalten. Hier gilt es, alle Landnutzer – von der Landwirtschaft bis zum Tourismus – zu sensibilisieren und eine nachhaltige Nutzung zu etablieren. Des Weiteren stellt sich die Region aktiv der Herausforderung des Klimaschutzes. Sie möchte die bestehenden Potenziale zur Senkung von CO2 nutzen und die Energieeffizienz in allen Bereichen steigern. So kann die Region einen Beitrag zur Energiewende leisten. Die Region möchte alle Beteiligten aktivieren und auf Grundlage des regionalen Klimaschutzkonzeptes die bestehenden Aktivitäten ausweiten, um das Thema Klimaschutz in den Köpfen zu verankern. Ein wesentlicher Aspekt ist, die Energie- und Ressourceneffizienz in den Unternehmen zu verbessern und das Flächenpotenzial der Region zur Erzeugung und Speicherung erneuerbarer Energien zu nutzen. Auch will sich die Region an die Folgen des Klimawandels anpassen und zum Beispiel den Tourismus an die geänderten Bedingungen anpassen, aber auch aufgrund vermehrter Starkregenereignisse den Hochwasser- schutz weiter ausbauen. Die Aktivitäten zur Anpassung an den Klimawandel dienen zugleich dem Schutz der Umwelt. Entwicklungsziel 3 Das bürgerschaftliche Engagement und ein aktives Gemeinschaftsleben in der Region 'Osterode am Harz' fördern! Ein Kennzeichen der Region 'Osterode am Harz' ist das hohe ehrenamtliches Engagement und das aktive Ge- meinschaftsleben, insbesondere auf der einzelörtlichen Ebene. Die Region möchte beides erhalten und verstärkt unterstützen. Die Region möchte insbesondere die Vereine darin unterstützen, sich untereinander auszutau- schen und Netzwerke zu bilden, um das vielfältige Vereinsleben in der Region zu erhalten. Es bildet die Basis des guten Gemeinschaftslebens. Auch generationenübergreifendes (Zusammen-)Leben und bedarfsgerechte Angebote möchte die Region schaffen, um allen ein attraktives Freizeitleben und Erholungsmöglichkeiten zu bieten. Des Weiteren möchte die Region die Dorfentwicklungen weiterführen und ausbauen, um nutzbare und attraktive Räume für ein Gemeinschaftsleben zu erhalten und zu schaffen.

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Tab. 6-1: Entwicklungsziele der Region 'Osterode am Harz' Entwicklungsziel 4 Die gemeindeübergreifende Zusammenarbeit zur Stärkung der nachhaltigen Wirtschaft in der Region 'Osterode am Harz' ausbauen sowie das Denken und Handeln in regionalen Zusammenhängen fördern! Die Region 'Osterode am Harz' hat eine vielfältige Wirtschaftsstruktur, die jedoch durch die Folgen des demogra- fischen Wandels gefährdet ist. Hier gilt es, gemeinsam Wege zu finden, den Wirtschaftsstandort zu erhalten und zukunftssicher zu gestalten. Dafür ist die Innovationsfähigkeit der regionalen Unternehmen durch gezielten Wis- sens- und Technologietransfer zu stärken. Für die Ausbildungssituation und den zunehmenden Fachkräfteman- gel ist es erforderlich, neue Lösungswege zu finden. Zudem sind die wichtigen Wirtschaftsbereiche Landwirt- schaft und Tourismus dabei zu unterstützen, sich an die aktuellen Herausforderungen anzupassen. Eine nach- haltige Wirtschaftsstruktur kann nur über regionale Zusammenarbeit erhalten werden. Die Region hat in den letzten Jahren viele interkommunale Projekte auf den Weg gebracht und ist einige dauer- hafte kommunenübergreifende Kooperationen eingegangen. Gerade in Zeiten finanziell angespannter Haushalts- lagen in den Kommunen ist es wichtig, diesen Weg der gemeindeübergreifenden Zusammenarbeit weiter zu beschreiten und auszubauen. Gemeinsam möchten die Kommunen sowohl miteinander als auch mit Unterneh- men, Institutionen und Vereinen und Verbänden regional ausgerichtete Projekte in Angriff nehmen, um Synergie- effekte zu verstärken und Einsparpotenziale abzurufen. Ein Ziel dabei ist, Kommunen und Bürgerschaft gleich- ermaßen (finanziell) zu entlasten und im besten Fall zur Sicherstellung der Daseinsvorsorge beizutragen. Dabei möchte die Region insbesondere ehrenamtliches Engagement von Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und Vereinen fördern, um Projekte mit der erforderlichen Akzeptanz aus der Bevölkerung umzusetzen. Ein wesentliches Anliegen ist zudem, das stellenweise noch verbreitete "Kirchturmdenken" weiter abzubauen und stattdessen das Denken und Handeln in regionalen Zusammenhängen zu fördern.

Indikatoren und Zielwerte Für die Entwicklungsziele hat die LAG sowohl quantitative als auch qualitative Ergebnisindikato- ren mit entsprechenden Zielwerten entwickelt. Dabei wird die Zahl der umgesetzten oder in der Umsetzung befindlichen Projekte ermittelt, die einen Beitrag zum jeweiligen Entwicklungsziel leisten. Da die Projekte häufig mehreren der übergreifenden Entwicklungszielen dienen, können und sollen sie in der Evaluierung auch mehreren Zielen zugeordnet werden, folglich wird voraus- sichtlich ein hoher Teil der Projekte doppelt oder mehrfach gezählt (siehe Tab. 6-2). Es geht aber nicht vorrangig darum, sich mit einer möglichst hohen Anzahl an Projekten zu "schmücken", die Zuordnung der Projekte zu den Entwicklungszielen dient vielmehr als Grundlage für die qualitati- ve Bewertung des regionalen Entwicklungsprozesses, die Kern der Evaluierung sein wird (siehe Kapitel 14). Wichtiger als die Anzahl der Projekte ist daher die qualitative Einschätzung der LAG- Mitglieder/Projektakteure, die durch Befragungen und/oder Bilanzworkshops Anfang 2019 und Anfang 2021 ermittelt wird. Die in der folgenden Tabelle formulierten qualitativen Zielwerte geben daher an, welcher Anteil der LAG-Mitglieder den Beitrag von LEADER zum jeweiligen Entwick- lungsziel als "wichtig" oder "ergänzend" einstuft.

Tab. 6-2: Entwicklungsziele mit Indikatoren und Zielwerten Indikator Zielwert Meilenstein Entwicklungsziel 1: Den demografischen Wandel in der Region 'Osterode am Harz' aktiv gestalten und positiv für die Region nutzen!  Anzahl an Projekten*, die Lösungen für die Herausforderungen . 15 Projekte 2018 des demografischen Wandels finden oder die Anforderungen des demografischen Wandels aktiv berücksichtigen . 15 Projekte 2020  Einschätzung der LAG/Projektakteure zum Beitrag von LEADER "Wichtiger Beitrag" von 2018 zur aktiven Gestaltung des demografischen Wandels in der Regi- mindestens 40 % der on 'Osterode am Harz' LAG-Mitglieder "Wichtiger Beitrag" von 2020 mindestens 60 % der LAG-Mitglieder

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Tab. 6-2: Entwicklungsziele mit Indikatoren und Zielwerten Indikator Zielwert Meilenstein Entwicklungsziel 2: Den Klima- und Umweltschutz in der Region 'Osterode am Harz' voranbringen und einen Beitrag zur Energiewende leisten!  Anzahl an Projekten*, die die Herausforderungen des Klima- und . 4 Projekte 2018 Umweltschutzes in Konzeption und Umsetzung berücksichtigen oder einen Beitrag zur Energiewende leisten . 6 Projekte 2020  Einschätzung der LAG/Projektakteure zur Verbesserung des "Ergänzender Beitrag" 2018 Klima- und Umweltschutzes und der Energiewende in der Region von mindestens 50 % 'Osterode am Harz' durch LEADER der LAG-Mitglieder "Ergänzender Beitrag" 2020 von mindestens 60 % der LAG-Mitglieder Entwicklungsziel 3: Das bürgerschaftliche Engagement und ein aktives Gemeinschaftsleben in der Region 'Osterode am Harz' fördern!  Anzahl an Projekten*, an denen ehrenamtlich engagierte Bürge- . 12 Projekte 2018 rinnen und Bürger beteiligt sind oder die das aktive Gemein- schaftsleben fördern . 18 Projekte 2020  Einschätzung der LAG/Projektakteure zur Verbesserung des "Wichtiger Beitrag" von 2018 bürgerschaftlichen Engagements und des aktiven Gemeinschafts- mindestens 30 % der lebens in der Region 'Osterode am Harz' durch LEADER LAG-Mitglieder "Wichtiger Beitrag" von 2020 mindestens 60 % der LAG-Mitglieder Entwicklungsziel 4: Die gemeindeübergreifende Zusammenarbeit zur Stärkung der nachhaltigen Wirt- schaft in der Region 'Osterode am Harz' ausbauen sowie das Denken und Handeln in regionalen Zusammenhängen fördern!  Anzahl an regionsweiten und/oder gemeindeübergreifenden Pro- . 15 Projekte 2018 jekten* beziehungsweise an gemeinsamen Projekten* von öffent- lichen und privaten Partnern der Region 'Osterode am Harz' . 20 Projekte 2020  Einschätzung der LAG/Projektakteure zur Verbesserung von "Wichtiger Beitrag" von 2018 Kooperationen in Wirtschaft, Verwaltung und Vereinen in der Re- mindestens 50 % der gion 'Osterode am Harz' durch LEADER LAG-Mitglieder "Wichtiger Beitrag" von 2020 mindestens 70 % der LAG-Mitglieder Für jedes Entwicklungsziel zu erfassen:  Höhe eingesetzter Fördermittel mit Bezug zum Entwicklungsziel  Anzahl der Projektberatungen mit Bezug zum Entwicklungsziel  Anzahl der Projektanträge mit Bezug zum Entwicklungsziel * Umgesetzte oder in der Umsetzung befindliche Projekte, die aus dem LEADER-Prozess in der Region hervorgegangen sind, unab- hängig davon ob sie mit LEADER-Mitteln, anderen Fördermitteln oder mit Eigenmitteln der Projektträger verwirklicht wurden.

6.2 Handlungsfelder der Region 'Osterode am Harz'

Ableitung und Gewichtung der Handlungsfelder Die Handlungsfelder des REK basieren auf den Handlungsfeldern des ILEK 2007 (vergleiche Abb. 5-1 und Kapitel 5) und beziehen aktuelle Trends und Herausforderungen ein. Im November 2013 führte die ILE-Lenkungsgruppe einen Bilanzworkshop durch, prüfte unter anderem die Ak- tualität der Themenbereiche innerhalb der Handlungsfelder und schlug aufgrund der Erfahrungen aus dem ILE-Prozess eine neue Sortierung der Themenbereiche – und damit der Handlungsfel- der – vor. So sollten beispielsweise touristische Themen und umweltbezogene Themen in einem Handlungsfeld zusammengefasst werden, anstatt wie bisher in zwei separaten, weil diese The-

74 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT men in der Projektumsetzung in engen Bezug zueinander standen, denn die reizvolle Landschaft der Region 'Osterode am Harz' bildet die Grundlage des Tourismus. In der ersten Sitzung der LAG erfolgte zudem ein Abgleich der identifizierten potenziellen The- menbereiche und Handlungsfelder mit den vom Land definierten "Pflichtthemen" (siehe Tab. 6-3). Dabei zeigte sich, dass die Region 'Osterode am Harz' die vorgegebenen Themen bereits wäh- rend der vergangenen Förderperiode in ihren (ILE-)Prozess einbezogen hatte.

Tab. 6-3: Bezug der REK-Handlungsfelder zu den Themen-des Landes Thematische Vorgaben des Landes Bezug zu Handlungsfeldern im REK

Regionale Wirtschaftsentwicklung Tourismus und Umwelt L • Tourismus  Naherholung E • Landschaft  Umwelt A D Demografische Entwicklung E Innenentwicklung und Daseinsvorsorge R • Wohnen  Umnutzung  Leerstand • Nahversorgung  Gesundheitsversorgung • Breitband  (e)Mobilität Klima- und Umweltschutz Generationen – Bildung, Kultur, Sport • Freizeit- und Betreuungsangebote • (Lebenslanges) Lernen Möglichkeiten zur Reduzierung der • Kultur  Sport  Vereinsleben Flächeninanspruchnahme I L Wirtschaft, Energie und Klimaschutz E • Handel, Handwerk, Dienstleistung  Industrie • Land- und Forstwirtschaft Stärkung der öffentlichen Daseinsvorsorge • Energie  Klimaschutz

Die regionale Wirtschaftsentwicklung zieht sich durch die Handlungs- felder der Entwicklungsstrategie der Region 'Osterode am Harz'. Be- züge sind insbesondere: . Stärkung des Tourismus als wichtiges wirtschaftliches Standbein in der Region (Handlungsfeld 'Tourismus und Umwelt') Regionale . Stärkung des Wohn- und Arbeitsortes durch Erhalt von Versor- Wirtschaftsentwicklung gungseinrichtungen, Mobilitätsangeboten und Dienstleistungen (Handlungsfelder 'Innenentwicklung und Daseinsvorsorge' und 'Wirtschaft, Energie und Klimaschutz') . Beitrag zur regionalen Wertschöpfung durch Vermarktung von Produkten aus der Landwirtschaft und regionale Energieerzeugung in und für die Region (Handlungsfeld 'Wirtschaft, Energie und Kli- maschutz') Aufgrund der starken Betroffenheit (Bevölkerungsrückgang, Überalte-

rung, Abwandern junger Menschen) ist der Umgang mit dem demogra-

fischen Wandel bereits seit Jahren ein zentraler Bestandteil der regio- nalen Entwicklung in der Region 'Osterode am Harz'. Es ist das Quer- schnittsthema, das sich durch die gesamte Entwicklungsstrategie zieht und als grundlegender Faktor bei allen Aktivitäten zu berücksichtigen ist. Bezüge sind insbesondere:

LEADER . Anpassung der touristischen Infrastruktur und Angebote an die Herausforderungen des demografischen Wandels, beispielsweise Barrierefreiheit (Handlungsfeld 'Tourismus und Umwelt') . Erhalt lebenswerter Orte trotz sinkender Wohnbevölkerung durch Demografische Entwicklung Leerstandsmanagement und Entwicklung von Angeboten der Da- seinsvorsorge (Handlungsfeld 'Innenentwicklung und Daseinsvor- sorge') . Aufbau von bedarfsgerechten und zielgruppenübergreifenden An- geboten bei (ambulanter) Pflege, Kultur-, Bildungs- und Sportange- boten sowie Schaffen von Voraussetzungen für ein generationen- übergreifendes Miteinander im Bereich Wohnen (Handlungsfeld 'Generationen – Bildung, Kultur, Sport') . Schaffen von neuen Strukturen im Ausbildungsbereich, um die Region für junge Menschen attraktiver zu gestalten, unter anderem Hilfe bei Betriebsnachfolge (Handlungsfeld 'Wirtschaft, Energie und Klimaschutz')

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Tab. 6-3: Bezug der REK-Handlungsfelder zu den Themen-des Landes Thematische Vorgaben des Landes Bezug zu Handlungsfeldern im REK Das Thema Klima- und Umweltschutz findet in allen Handlungsfeldern Beachtung. Die Region hat bereits ein Klimaschutzmanagement einge- richtet und will dieses im REK-Umsetzungsprozess durch gezielte Projekte unterstützen. Zukünftige Projekte sollen jeweils die Belange

des Klimaschutzes beachten. Bezüge sind insbesondere: . Erhalt der einzigartigen Landschaft, unter anderem als Grundlage für den Tourismus (Handlungsfeld 'Tourismus und Umwelt') Klima- und Umweltschutz . Steigerung von Energieeffizienz bei Gebäuden durch energetische Sanierungen (Handlungsfeld 'Innenentwicklung und Daseinsvor-

LEADER sorge') . Ausbau von Erzeugung und Speicherung von erneuerbarer Energie sowie Beratungen der Unternehmen im Klimaschutz, vor allem bei der Steigerung der Energieeffizienz (Handlungsfeld 'Wirtschaft, Energie und Klimaschutz') Aufgrund der einzigartigen Landschaft mit einem hohen Stellenwert für den Naturschutz und den Tourismus wird jedes Vorhaben in der Regi- on 'Osterode am Harz' sehr genau auf seine Umweltauswirkungen überprüft. Wichtig ist, möglichst wenig Fläche neu zu versiegeln und so die Flächeninanspruchnahme zu reduzieren. Bezüge sind insbesonde- Möglichkeiten zur Reduzie- re rung der Flächeninanspruch- . Verzicht auf Außenentwicklung und Stärkung der Innenentwicklung nahmen sowie Umnutzung und Sanierung im Gebäudebestand (Handlungs- feld 'Innenentwicklung und Daseinsvorsorge') . Optimierung der Produktions- und Absatzbedingungen und Erhalt der landwirtschaftlichen Flächen (Handlungsfeld 'Wirtschaft, Ener- ILE gie und Klimaschutz') Die öffentliche Daseinsvorsorge zu sichern ist ein Hauptanliegen der Region 'Osterode am Harz' und hängt mit dem oben dargestelltem Umgang mit dem demografischen Wandel zusammen. Bezüge sind Stärkung der öffentlichen insbesondere: Daseinsvorsorge . Sicherung von öffentlicher Daseinsvorsorge und Mobilität (Hand- lungsfeld 'Innenentwicklung und Daseinsvorsorge') . Schaffen von attraktiven Freizeit-, Sport-, Bildungs- und sozialen Angeboten (Handlungsfeld 'Generationen – Bildung, Kultur, Sport')

Die LAG beschloss folgende vier Handlungsfelder für die Region 'Osterode am Harz' (siehe Abb. 6-3), die während des Beteiligungsprozesses von den Akteuren bestätigt wurden: A Tourismus und Umwelt B Innenentwicklung und Daseinsvorsorge C Generationen – Bildung, Kultur, Sport D Wirtschaft, Energie und Klimaschutz Die Handlungsfelder sind eng untereinander und mit den Entwicklungszielen verzahnt und ver- deutlichen Bereiche, in denen die Region aktiv werden möchte. Im Rahmen des Beteiligungsprozesses hat die LAG gemeinsam mit den beteiligten Akteuren in den öffentlichen Veranstaltungen (siehe Kapitel 8) die Handlungsfelder untereinander gewichtet. Ergebnis sind zwei Stufen der Priorität: . sehr hoch . hoch Beiden Prioritätsstufen sind jeweils zwei Handlungsfelder zugeordnet (siehe Abb. 6-3).

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Abb. 6-3: Handlungsfelder nach Priorität Die nachfolgenden Texte benennen, was die Region 'Osterode am Harz' im jeweiligen Hand- lungsfeld erreichen will und welche Ziele sie sich setzt. Grundlagen der Zielformulierungen sind die spezifischen Handlungsbedarfe, die sich aus der SWOT ergeben (siehe Kapitel 5). Wie bei den Entwicklungszielen wurden die Handlungsfeldziele mit Indikatoren und Zielwerten hinterlegt, die der späteren Überprüfung der Zielerreichung dienen. In der Themen-Werkstatt (vergleiche Kapitel 8) hat die Region für jedes Handlungsfeld Leitpro- jekte erarbeitet. Sie sind Vorhaben, die für die gesamte Region von hoher Bedeutung sind und den Rahmen für die Realisierung weiterer Projekte darstellen. Die Leitprojekte sind in kurzen Projektsteckbriefen beschrieben, die eine inhaltliche Beschreibung, Aussagen zu Projektbeteilig- ten, Bezug zu den Handlungsbedarfen und einen Vorab-Check der Projektauswahlkriterien (ver- gleiche Kapitel 12.1) enthalten. Des Weiteren sind ausgewählte Projektvorschläge und -ansätze des Projektpools aufgeführt; sie werden nur mit ihrem Projekttitel aufgeführt. Teilweise liegen der LAG aber bereits detaillierte Planungen und konkrete Projektskizzen vor, so dass 2015 mit der Konkretisierung begonnen werden kann und die Projekte dann kurzfristig umsetzbar wären. Der vollständige Projektpool liegt der LAG vor und enthält alle während des REK-Beteiligungsprozesses eingebrachten Pro- jektvorschläge und -ansätze. Dies gewährleistet, dass keine Idee "verloren" geht. Während des REK-Umsetzungsprozesses wird der Projektpool als "Fundus" dienen, um aus den Ideen konkre- te Projekte zu entwickeln, die in die LAG eingespeist werden.

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6.2.1 Handlungsfeld A 'Tourismus und Umwelt' Aufgrund der ökonomischen Bedeutung des Tourismus für die Region liegt der Schwerpunkt in diesem Handlungsfeld im touris- tischen Bereich. Die Handlungsbedarfe (siehe Kapitel 5) zeigen, dass es besonders wichtig ist, die touristische Infrastruktur und die Angebote an aktuelle Herausforderungen anzupassen und ein positives und modernes Image des Harzes zu etablieren. Ein wichtiger Baustein ist, durch Service und Qualität eine Willkom- menskultur aufzubauen, die den Gast dazu anregt, die Region erneut zu besuchen. Als Grundla- ge für den Gesundheits-, Aktiv- und Landschaftstourismus in der Region dient die einzigartige Landschaft und das Reiz- und Heilklima im Harz. Der Erhalt und der Schutz von Landschaft und Landschaftsbild sind gleichermaßen für Tourismus und Naturschutz wichtig, weshalb sie weiter ausgebaut werden sollen. Wichtig ist zudem, sowohl Tourismus als auch Landschaft an die Fol- gen des Klimawandels anzupassen. Dies soll durch bedarfsgerechte wetterunabhängige Angebo- te und gezielte Anpassungen der Infrastruktur, vor allem im Hochwasserschutz, erfolgen. Die Handlungsfeldziele sind: 1. Die Tourismus-Region 'Osterode am Harz' weiter ausbauen und insbesondere den Gesund- heits-, Aktiv- und Landschaftstourismus weiter stärken! 2. Beherbergung und Gastronomie in der Region 'Osterode am Harz' aufwerten sowie Ser- vicequalität und Gastfreundlichkeit verbessern! 3. Die Natur schützen, die Vielfalt der Landschaft in der Region 'Osterode am Harz' pflegen, gestalten und erlebbar machen sowie die Region an die unvermeidbaren Folgen des Klima- wandels anpassen!

Handlungsfeldziele mit Indikatoren und Zielwerten

Tab. 6-4: Handlungsfeld A 'Tourismus und Umwelt': Handlungsfeldziele mit Indikatoren und Zielwerten Indikator Zielwert Meilenstein Ziel A.1 Die Tourismus-Region 'Osterode am Harz' weiter ausbauen und insbesondere den Gesund- heits-, Aktiv- und Landschaftstourismus weiter stärken!  Anzahl neugeschaffener oder verbesserter touristischer Infrastrukturen . 2 Projekte 2018 und Angebote und/oder entsprechende Vorarbeiten, Informations- und Marketingaktivitäten . 3 Projekte 2020  Anzahl neu geschaffener oder aktualisierter Informationsmöglichkeiten . 1 Projekt 2018 und Gästeinformationen . 2 Projekte 2020 Ziel A.2 Beherbergung und Gastronomie in der Region 'Osterode am Harz' aufwerten sowie Service- qualität und Gastfreundlichkeit verbessern!  Anzahl an Projekten zur Verbesserung von Service, Qualität und Gast- . 1 Projekt 2018 freundlichkeit, Marketing-Initiativen oder Imagekampagnen . 2 Projekt 2020  Anzahl an Teilnehmenden an Beratungs- und Weiterbildungsangeboten . 20 Teilnehmer 2018 zur Verbesserung der Servicequalität und Gastfreundlichkeit . 40 Teilnehmer 2020 Ziel A.3 Die Natur schützen, die Vielfalt der Landschaft in der Region 'Osterode am Harz' pflegen, gestalten und erlebbar machen sowie die Region an die unvermeidbaren Folgen des Klima- wandels anpassen!  Anzahl an Projekten zur Landschaftspflege, zum Erhalt der Biodiversi- . 1 Projekt 2018 tät und Attraktivitätssteigerung der Landschaft sowie zur Anpassung an klimawandelbedingte Hochwasserereignissen einschließlich Hochwas- . 2 Projekte 2020 serschutzmaßnahmen  Anzahl neuer Angebote zur Umweltbildung, zum Naturerleben und zur . 1 Projekt 2018 Öffentlichkeitsarbeit für Natur und Landschaft und/oder Projekte zur Vernetzung zwischen Akteuren verschiedener umweltbezogener The- . 2 Projekte 2020 menbereiche

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Leitprojekte

Leitprojekt A.1 Harzer Erlebnisrouten – die Region 'Osterode am Harz' erFAHREN, erWANDERN, erLEBEN Projektbeschreibung

Der Harz ist bekannt für sein ausge- dehntes (Wander-)Wegenetz und bie- tet zahlreiche ausgeschilderte Routen. In den letzten Jahren wurden zwar in der Region 'Osterode am Harz' Defizite in der Beschilderung abgebaut, bei- spielsweise sind Karstwanderweg, Harzer BaudenSteig oder die beiden neuen Radrouten T4 und T7 durch- © Markus Gödecke © Paul Beier gängig ausgeschildert. Dennoch sind Erlebnisstationen am Naturerlebnispfad Sieber insbesondere viele Tagesrouten nur lückenhaft ausgeschildert. Die beiden entwickelten Radrouten werden gut angenommen, decken aber bei weitem nicht den Bedarf. Um sich als Radregion etablieren zu können, müssen weitere Routen folgen. Zudem stehen (Rad-)Wanderer immer wieder vor der Schwierigkeit, zu ihrem anvisierten Ziel zu gelangen, denn häufig sind die Einstiege der (Rad-)Wanderwege von den Ortszentren aus nicht ausrei- chend oder gar nicht ausgeschildert. Außerdem ist an allen Wegen die begleitende Infrastruktur in Form von Schutzhütten oder Rastplätzen auszubauen. Ziel des Projektes ist es, die vorhandenen (Rad-)Wanderwege durchgängig und nach den neuesten Standards zu beschildern, miteinander zu vernetzen und durch thematische Erlebnisrouten zu ergänzen. Diese sollen den Erlebniswert der Region steigern und mit vorhandenen Angeboten wie der Mountainbike-Arena verknüpft werden. Dabei gilt es, die angebotenen Themenrouten an die Anforderungen der Gäste anzupassen (zum Bei- spiel Kurzurlaube) und gemeinsam zu vermarkten. Zudem sollen zielgruppenspezifische Angebotspakete und Pauschalen entstehen, die die Themenrouten gegebenenfalls untereinander, vor allem aber mit anderen Angebo- ten wie Gastronomie, Übernachtungen oder Museen verknüpfen. Mögliche Bausteine für die "Harzer Erlebnisrouten": . Mühlgrabenpfad in Osterode am Harz . Planeten-Erlebnispfad in Bad Sachsa . Glashütten-Erlebnisweg in Wieda in Anbindung an das Glashüttenmuseum . Aufwertung des Naturerlebnispfades Sieber in Anbindung an den Harzer BaudenSteig . Mönchsgärten-Weg in der Samtgemeinde Walkenried zur Aufwertung des Umfelds des Klosters Walkenried . Radroute T3 und weitere T-Routen . Themenradweg "Wasser & Karst" Das Projekt soll in enger Zusammenarbeit mit dem Radtourismusbeauftragten des Landkreises umgesetzt wer- den. Beteiligte

. Kommunen, Landkreis (Radtourismusbeauftragten, Regionalplanung) . Harzer Tourismusverband . Verkehrs- und Heimatvereine . Touristische Leistungsträger (Gastronomie, Hotels) . Touristische und kulturelle Einrichtungen (Kloster Walkenried, HöhlenErlebnisZentrum, Museen und weitere) Bezug zu den Handlungsbedarfen (siehe Kapitel 5)

 Touristische Infrastruktur und Angebote an aktuelle Herausforderungen anpassen  Positives und modernes Image des Harzes etablieren Vorab-Check der Projektauswahlkriterien (siehe Kapitel 12)

Mindestkriterien Qualitätskriterien

 REK-Entwicklungsziel:  4 (Regionale Zusammenarbeit)  Besonderer Beitrag Handlungsfeld-Ziel:  vernetzend  REK-Handlungsfeldziel: A.2 (Tourismusregion)  Handlungsfeldüberreifend:  Ziel C.2 (Freizeit/Sport)  REK-Fördertatbestand:  A.2-II (Routen)  Wertschöpfung/Arbeitsplatzrelevanz

Bonuskriterien  Kooperation/Vernetzung

 Regionsweite Wirkung

79 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Leitprojekt A.2 Harzer Outdoor-Erlebnisse – die Region 'Osterode am Harz' AKTIV erleben Projektbeschreibung Der natur- und landschaftsbezogene Aktivtourismus hat in der Region 'Osterode am Harz' eine hohe Bedeutung. Zusätzlich zu den "Basisangebo- ten" wie Radfahren, Wandern, Nordic Walking oder Ski- und Langlauf sol- len in der Region neue und einzigartige Angebote für Aktiv-Urlauber entstehen, die über die gesamte Region verteilt sind und neue Zielgruppen für einen Urlaub in der Region gewinnen. Mögliche Einzelprojekte sind:

. Inlineskating-Route auf einem ausgewähltem Radweg © Einhornhöhle . Ski-Flying-Anlage in Wieda auf der ehemaligen Sprungschanze in Ver- Einhornhöhle bindung mit einem Sport-Ferienpark in Wieda . Wasserskianlage in Bad Lauterberg im Harz . Aufwertung und Umgestaltung von Freibädern in Naturbäder, zum Beispiel in Barbis und Wieda . Riverbug an der Söse in Osterode am Harz . Höhlenwanderungen . Klettertouren Die jeweiligen Einzelprojekte sind auf ihre Wirtschaftlichkeit, Akzeptanz und Umweltverträglichkeit zu prüfen und entsprechende Detailplanungen zu erstellen. Die Vermarktung kann – sofern thematisch passend – gemeinsam und in Kombination mit bereits bestehenden Angeboten erfolgen. Auch bietet sich eine Einbindung in Angebots- pakete und Pauschalen in Verbindung mit Übernachtung und Gastronomie an. Beteiligte

. Kommunen, Landkreis (unter anderem Wirtschaftsförderung, Naturschutz, Regionalplanung) . Harzer Tourismusverband . Touristische Leistungsträger (Gastronomie, Hotels) und Einrichtungen Bezug zu den Handlungsbedarfen (siehe Kapitel 5)

 Touristische Infrastruktur und Angebote an aktuelle Herausforderungen anpassen  Positives und modernes Image des Harzes etablieren Vorab-Check der Projektauswahlkriterien (siehe Kapitel 12)

Mindestkriterien Qualitätskriterien

 REK-Entwicklungsziel:  4 (Regionale Zusammenarbeit)  Besonderer Beitrag Handlungsfeld-Ziel:  neue Angebote  REK-Handlungsfeldziel: A.2 (Tourismusregion)  Handlungsfeldüberreifend:  Ziel C.2 (Freizeit/Sport)  REK-Fördertatbestand:  A.2-III (Infrastruktur)  Wertschöpfung/Arbeitsplatzrelevanz

Bonuskriterien  Langfristige Tragfähigkeit

 Regionsweite Wirkung  Innovation (bei Einzelprojekten zu prüfen)

80 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Leitprojekt A.3 "Luchscenter Region 'Osterode am Harz': informieren – beraten – schützen" Projektbeschreibung

Die Ansiedlung des Luchses im Harz ist so erfolgreich, dass erste Tiere sogar in das Harzer Vorland weiterwandern. Gerade in der Landwirtschaft führt dies zu Beratungsbe- darf, denn es wirft Fragen auf wie "Wie können wir unsere Nutztiere vor dem Wildtier schützen?" oder "An wen wenden wir uns, wenn es zu Rissen kommt?". Gerade um diese potenziellen Konflikte zwischen den Nutztierhaltern und dem geschützten Luchs und Sympathieträger für den Harz zu entschärfen, soll ein Luchsberatungscenter entstehen.

Ziele und Aufgaben sind . über die Lebensweise und das Jagdverhalten des Luchses informieren und so für Akzeptanz werben . Vorsorge und Konfliktvermeidung betreiben und Nutztiere schützen . Landwirtschaftliche Betriebe beraten, zum Beispiel über den Schutz von Nutztieren, Ansprechpartnern bei Rissen etc. © Siegfried Richter Das Projekt könnte in Kooperation und Abstimmung mit dem bestehenden "Luchsgehege an den Rabenklippen" (bei Bad Harzburg) des Nationalparks Harz aufgebaut werden. Da der Harz als Wolfserwartungsland gilt, könnte das Projekt zudem bei Bedarf zu einem Luchs- und Wolfscenter aufgewertet werden. Beteiligte

. Landwirtschaftskammer Niedersachsen/Geschäftsstelle Northeim . Niedersächsische Landesforsten . Nationalpark Harz . Naturschutz . Jägerschaft . Landkreis (Untere Naturschutzbehörde, Regionalplanung) Bezug zu den Handlungsbedarfen (siehe Kapitel 5)

 Natur und Landschaft erhalten  Land- und forstwirtschaftliche Bedingungen verbessern Vorab-Check der Projektauswahlkriterien (siehe Kapitel 12)

Mindestkriterien Qualitätskriterien

 REK-Entwicklungsziel:  2 (Umwelt)  Handlungsfeldübergreifend  D.3 (Landwirtschaft)  REK-Handlungsfeldziel: A.3 (Natur)  Nachhaltigkeit  REK-Fördertatbestand:  A.3-IV (Umweltbildung)  Kooperation und Vernetzung

Bonuskriterien

 Innovation  Regionsweite Wirkung

81 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Ausgewählte Projektvorschläge und -ansätze des Projektpools

Projektpool: Ausgewählte Projektvorschläge aus dem REK-Beteiligungsprozess Hinweis: Viele der im Beteiligungsprozess genannten Projekte haben die beteiligten Akteure in die oben aufge- führten Leitprojekte integriert; sie sind in der nachfolgenden Darstellung nicht aufgeführt. Tourismus

. Sanierung/Modernisierung Wanderbauden: Hans- . Geschichte sichtbar gemacht, unter anderem: kühnenburg, Iberger Albertturm, Ravensbergturm – Forschungen zur Lichtensteinhöhle für das Höh- und weitere lenErlebnisZentrum in Bad Grund (Harz) . Gesundheitstourismus, unter anderem – Grabungen Einhornhöhle (Neue Hohlräume) – Kurpark Zorge – Führungen in der Fachwerk-Fünfeck-Stadt Os- – Kurpark Bad Lauterberg im Harz terode am Harz . Erlebnisangebote, unter anderem – Villentour in Bad Sachsa – Mittelalter-Dorf ("living history") – Ergänzung zu Weltkulturerbestätten durch regi- – Historicon – Archiotechnischer Museumspark onale Angebote – Deutsche Karststraße . Zielgruppengerechte Angebote, unter anderem – Gasthäuser mit Kinderspielangeboten . Image und Service verbessern, unter anderem – Nationalpark Harz als Vorbild für Nachhaltigkeit – Begrüßungskultur im Gastgewerbe – Hotel am Kloster Walkenried – Schulung für Vermieter: Wissen über touristi- sche Angebote und Sehenswürdigkeiten in der Umgebung Umwelt

. Gewässerrenaturierung, unter anderem . Landschaft gestalten und erleben, unter anderem – Renaturierung des Gewässers 'Flut' – Modernes Naturerleben im Naturschutzgebiet – Entschlammung von Teichen Hainholz: QR-Codes zu Filmszenen – Streuobstwiesen anlegen/pflegen – Waldinnenrandgestaltung

82 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

6.2.2 Handlungsfeld B 'Innenentwicklung und Daseinsvorsorge' Die Region 'Osterode am Harz' bietet zwar auf der einen Seite Ortschaften in intakter und attraktiver landschaftlicher Umgebung mit regionaler Baukultur, günstigen Mieten und niedrigen Immobi- lien- und Baulandpreisen. Auf der anderen Seite ist die Region durch die Folgen des demografischen Wandels stark betroffen, was vor allem durch zunehmenden Leerstand und ausgedünnte Versorgungsinfrastruktur sichtbar wird. Dies zeigen auch die Handlungsbedarfe (siehe Kapitel 5). Die Region möchte ihre Städte und Dörfer – insbesondere die Ortskerne – lebens- und liebens- wert, vor allem aber zukunftsfähig erhalten. Hier können die Dorferneuerungen beziehungsweise Dorfentwicklungen einen Beitrag leisten, die es unbedingt fortzusetzen gilt. Die Bergdörfer, die bis 2013 von der Aufnahme ins Dorferneuerungsprogramm ausgeschlossen waren, haben hier einen besonderen Nachholbedarf. Es ist geplant, dass sich die Bergdörfer in Kooperation mit ihren Nachbarorten, zum Teil aus den benachbarten Landkreisen, um eine Aufnahme ins Dorfer- neuerungsprogramm bewerben. Um einen Ort lebendig zu halten, sollen zudem Leerstände be- seitigt werden, indem Objekte um- und nachgenutzt oder zurückgebaut werden. Dafür sind ent- sprechende Grundlagen für eine bedarfsgerechte Siedlungsentwicklung, wie ein Leerstandskata- ster oder gezielte Beratungen, zu schaffen. Der Altersdurchschnitt in der Region ist besonders hoch und wird auch noch steigen. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass zurzeit in rund 45 % aller Wohnungen nur eine Person wohnt – zumeist über 65-Jährige. Viele der Wohnungen entsprechen nicht den Anforderungen für ein barrierefreies und altengerechtes Wohnen; sie haben zum Beispiel zu schmale Türen oder keine ebenerdigen Duschen. Nach aktuellen Studien könnten sich rund 15 % der Pflegebedürftigen den Umzug ins Pflegeheim sparen, wenn die ambulante Pflege in einer barrierefreien Wohnung mög- lich wäre. Deshalb möchte die Region die begonnenen Modernisierungen verstärken und kleine moderne Wohneinheiten, aber auch alternative Wohnformen schaffen, bei denen eine Verbin- dung mit ambulanter Pflege möglich ist. Die Lebensqualität in den Orten wird auch vom Zugang zur Daseinsvorsorge – von Gütern des täglichen Bedarfes über Breitbandzugang bis zur medizinischen Versorgung – geprägt. In der Region bestehen in einigen Bereichen Versorgungslücken, die es zu schließen gilt. Zudem soll eine weitere Ausdünnung vermieden werden, indem beispielsweise frühzeitig Konzepte und al- ternative Angebote entwickelt werden. Hier spielt ein bedarfsgerechter (öffentlicher) Personen- nahverkehr eine große Rolle. Er gewährleistet die Erreichbarkeit von Angeboten, die sich zuneh- mend in den Kernorten konzentrieren, beispielsweise Ärzte. Die Handlungsfeldziele sind: 1. Die Städte und Dörfer der Region 'Osterode am Harz' l(i)ebenswert und zukunftsfähig gestal- ten! 2. Die Daseinsversorge in der Region 'Osterode am Harz' sichern, insbesondere wohnortnahe Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfes, medizinisch-pflegerische Versorgung und Anbindung an hochbandiges Breitband! 3. (Öffentlichen) Personennahverkehr in der Region 'Osterode am Harz' verbessern!

83 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Handlungsfeldziele mit Indikatoren und Zielwerten

Tab. 6-5: Handlungsfeld B 'Innenentwicklung und Daseinsvorsorge': Handlungsfeldziele mit Indikatoren und Zielwerten Indikator Zielwert Meilenstein Ziel B.1 Die Städte und Dörfer der Region 'Osterode am Harz' l(i)ebenswert und zukunftsfähig gestal- ten!  Anzahl an Projekten zur Steigerung der Lebens-, Wohn- und Aufent- . 2 Projekte 2018 haltsqualität in den Orten . 3 Projekte 2020  Anzahl an Orten, für die Leerstände, vom Leerstand bedrohte Gebäude . 40 % der Orte 2018 und Baulücken erfasst werden/wurden . 60 % der Orte 2020 (= bis 2020 flä- chendeckend)  Anzahl an Projekten zur Beseitigung von Leerständen, zur Schaffung . 1 Projekt 2018 neuer Wohn- und Lebensformen oder Aktionen zur Vernetzung ehren- und hauptamtlicher Akteure . 3 Projekte 2020 Ziel B.2 Die Daseinsversorge in der Region 'Osterode am Harz' sichern, insbesondere wohnortnahe Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfes, medizinisch-pflegerische Versorgung und Anbindung an hochbandiges Breitband!  Anzahl an Projekten zur Sicherung von Mobilität und Daseinsvorsorge . 1 Projekt 2018 . 2 Projekte 2020  Anzahl an Aktionen zur Vernetzung privater und öffentlicher Akteure . 2 Projekte 2018 und Einrichtungen im Bereich der Pflege und Betreuung . 2 Projekte 2020 Ziel B.3 (Öffentlichen) Personennahverkehr in der Region 'Osterode am Harz' verbessern!  Anzahl an Projekten zur Schaffung beziehungsweise Förderung von . 1 Projekt 2018 bedarfsorientierten Mobilitätsangeboten einschließlich Aktionen zur Vernetzung, Koordination und Information . 1 Projekt 2020

Leitprojekte

Leitprojekt B.1 "Kein Haus steht leer!" – Aktives Leerstandsmanagement in der Region 'Osterode am Harz' Projektbeschreibung

Die Region 'Osterode am Harz' ist geprägt vom demografischen Wandel mit einem anhaltenden Bevölkerungsverlust und einer starken Zunahme der älte- ren Bevölkerung. Folgen sind eine Zunahme der leerstehenden Gebäude und eine steigende Leerstandsbedrohung, vor allem in den Dörfern. Ziel des Leit- projektes ist es, dem Leerstand aktiv zu begegnen und die Region für Zu- zügler attraktiv zu machen. Bausteine und Handlungsschritte sind: . Erweiterung der bereits vorliegenden kommunalen Leerstands- und Baulü- ckenkataster (Samtgemeinde Hattorf am Harz) zu einem regionsweiten Ka- Beispiel: Anzeige von taster, dem einheitliche Kriterien, unter anderem für vom Leerstand bedroh- Leerstandsdaten te Gebäude, zugrundliegen. . Image- und Marketingkampagne für die Vermarktung der Region, einzelner Kommunen oder Ortsteile . Entwicklung von Förderanreizen, zum Beispiel Kampagne im Sinne von "Jung kauft Alt" . Unterstützung des Rückbaus nicht mehr nutzbarer Gebäude, um Platz für Freiflächen/Gärten oder innerörtli- che Neubauten zu schaffen . Aufbau einer Immobilienbörse für die Region 'Osterode am Harz' . Schaffung von Beratungsangeboten für bedarfsgerechten Umbau (zum Beispiel für Mehrgenerationen- Wohnen), aber auch für Rückbau

84 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Leitprojekt B.1 "Kein Haus steht leer!" – Aktives Leerstandsmanagement in der Region 'Osterode am Harz' Beteiligte

. Kommunen, Landkreis . Hauseigentümer . Banken und Kreditinstitute, insbesondere Immobilienabteilungen . Sozialverbände, zum Beispiel Paritätischer Kreisverband, Arbeiter-Samariter-Bund, Diakonie . Kreiswohnungsbau Osterode am Harz GmbH Bezug zu den Handlungsbedarfen (siehe Kapitel 5)

 Lebenswerte Ortskerne erhalten (sanieren, umnutzen, rückbauen)  Bedarfsgerechten und barrierefreien Wohnraum schaffen Vorab-Check der Projektauswahlkriterien (siehe Kapitel 12)

Mindestkriterien Qualitätskriterien

 REK-Entwicklungsziel:  1 (Demografie)  Besonderer Beitrag Handlungsfeld-Ziel:  Impulswirkung für Folgeprojekte  REK-Handlungsfeldziel:  B.1 (Ortsentwicklung)  Nachhaltigkeit  REK-Fördertatbestand:  B.1-IV  Chancengleichheit (Innenentwicklungsmanagement)

Bonuskriterien  Wertschöpfung/Arbeitsplatzrelevanz

 Regionsweite Wirkung  Kooperation und Vernetzung

Leitprojekt B.2 "Gemeinsam (er)leben" – Modellprojekt für innovative Wohnformen im Alter Projektbeschreibung

Aufgrund des demografischen Wandels benötigt die Region 'Osterode am Harz' sowohl barrierefreien Wohnraum als auch neue Formen für das Wohnen im Alter. Dafür bietet es sich an, vorhandenen Wohnraum be- darfsgerecht umzubauen und auch leerstehende oder leerstandsbedrohte Gebäude umzunutzen. Ziele des Leitprojektes sind: . Gegenseitige Unterstützung fördern . Heimaufenthalte vermeiden © Netzwerkagentur GenerationenWohnen . Bezahlbare ambulante Pflege anbieten Generationenübergreifendes Wohnen . Gemeinsames Wohnen ermöglichen Die Überarbeitung des Heimgesetzes mit einem gelockerten Regelwert ermöglicht erstmals, neue Wohnformen in Verbindung mit ambulanter Pflege zu schaffen, zum Beispiel in Form einer "Senioren-WG" oder generationen- übergreifende Wohnformen außerhalb der familiären Strukturen. Für die Umsetzung des Projektes bietet sich eine enge wechselseitige Zusammenarbeit mit dem Leitprojekt B.1 "Kein Haus steht leer!" an: So kann B.1 die planerischen Grundlagen schaffen und Beratungsleistungen beisteu- ern, B.2 kann hingegen dazu beitragen, leerstehende Häuser mit neuem Leben zu füllen. Beteiligte

. Kreiswohnungsbau Osterode am Harz GmbH . Sozialverbände, zum Beispiel Paritätischer Kreisverband, Arbeiter-Samariter-Bund, Diakonie . Pflegeeinrichtungen für Senioren, zum Beispiel Stiemerling Senioren-Residenzen e.V. Bezug zu den Handlungsbedarfen (siehe Kapitel 5)

 Bedarfsgerechten und barrierefreien Wohnraum schaffen  Zielgruppenübergreifende Angebote für alle Menschen erhalten, insbesondere für junge und ältere Menschen

85 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Leitprojekt B.2 "Gemeinsam (er)leben" – Modellprojekt für innovative Wohnformen im Alter Vorab-Check der Projektauswahlkriterien (siehe Kapitel 12)

Mindestkriterien Qualitätskriterien

 REK-Entwicklungsziel:  1 (Demografie)  Handlungsfeldübergreifend  Ziel C.3 (Betreuuungsangebote)  REK-Handlungsfeldziel:  B.1 (Ortsentwicklung)  Nachhaltigkeit  REK-Fördertatbestand:  B.1.VII (Neue Wohnformen)  Chancengleichheit

Bonuskriterien  Langfristige Tragfähigkeit

 Impulswirkung und Übertragbarkeit  Innovation

Leitprojekt B.3 "Mobilität für alle!" – Bedarfsgerechtes Mobilitätskonzept Projektbeschreibung

Als Antwort auf den demografischen Wandel und zur Sicherung der Erreichbarkeit von Einrichtungen der Daseinvorsorge soll ein bedarfsgerechtes Mobilitätskonzept für die Region 'Osterode am Harz' entwickelt werden, das sich vorrangig an die Zielgruppen richtet, die nicht mit dem (eigenen) Auto mobil sein können, das heißt vor allem Ju- gendliche unter 18 Jahren sowie ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen. Dies soll die Mobilität aller Menschen in der Region sichern, um so eine Teilhabe am gesell- schaftlichen und kulturellen Leben zu gewährleisten, bildet aber auch die Grundlage, um den Alltag bis ins hohe Alter möglichst selbstständig zu bewältigen. Das Konzept soll vor allem auf bereits vorhandenen Strukturen aufbauen, indem ungenutz- te Ressourcen wie Fuhrparks von Unternehmen und sozialen Einrichtungen (zum Beispiel Harz-Weser- Werkstätten) für alternative Beförderungskonzepte genutzt und auch private Mitfahrten eingebunden werden. Zusätzlich zu den klassischen Medien können die Angebote, Standorte oder Nutzungsmöglichkeiten der alterna- tiven Mobilitätsangebote über soziale Netzwerke im Internet publik gemacht werden. Das Konzept soll auf zwei Ansätzen basieren: . "Zentral organisierte Mobilität" mit festen Abfahrtszeiten und Orten, zum Beispiel für Einkaufsfahrten von den Dörfern zu Supermärkten oder in die Innenstädte der Grund- und Mittelzentren . "Individuell organisierte Mobilität", das heißt, Fahrten nach Bedarf mit Anfrage zur Nutzung, zum Beispiel zur Kulturveranstaltung oder zum Arzt Eine Pilotphase, die schrittweise auf die gesamte Region ausgedehnt wird, könnte in der Stadt Osterode am Harz starten. Mittel- bis langfristig sind folglich regionsweit neue Mobilitätsangebote geplant, die auch die überregionale Anbin- dung berücksichtigen sollen (vergleiche Kapitel 6.3.1).

Beteiligte

. Kommunen, Landkreis . Vereine . Gewerbliche und gemeinnützige Anbieter, zum Beispiel Harz-Weser-Werkstätten, Kreiswohnungsbau Oste- rode am Harz GmbH, Taxiunternehmen, Freiwilligenagentur . Ehrenamtliche Bezug zu den Handlungsbedarfen (siehe Kapitel 5)

 (Öffentlichen) Personennahverkehr erhalten und bedarfsgerecht ergänzen  Nahversorgung und Gesundheitsvorsorge sichern  Zielgruppenübergreifende Angebote für alle Menschen erhalten, insbesondere für junge und ältere Menschen  Kulturelles und gesellschaftliches Leben stärken

86 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Leitprojekt B.3 "Mobilität für alle!" – Bedarfsgerechtes Mobilitätskonzept Vorab-Check der Projektauswahlkriterien (siehe Kapitel 12)

Mindestkriterien Qualitätskriterien

 REK-Entwicklungsziel:  1 (Demografie)  Besonderer Beitrag Handlungsfeld-Ziel:  Querschnittsfunktion Mobilität  REK-Handlungsfeldziel: B.3 (Mobilität), B.2 (Daseins-  Handlungsfeldübergreifend  C.3 vorsorge) (Betreuuungsangebote)  REK-Fördertatbestand:  B.3-III (Koordiation)  Nachhaltigkeit

Bonuskriterien  Chancengleichheit

 Innovation  Kooperation und Vernetzung  Impulswirkung und Übertragbarkeit  Ehrenamtliches Engagement

Ausgewählte Projektvorschläge und -ansätze des Projektpools

Projektpool: Ausgewählte Projektvorschläge aus dem REK-Beteiligungsprozess Hinweis: Viele der im Beteiligungsprozess genannten Projekte haben die beteiligten Akteure in die oben aufge- führten Leitprojekte integriert; sie sind in der nachfolgenden Darstellung nicht aufgeführt. Innenentwicklung

. Dorfentwicklung in den Bergdorfregionen (teilweise . Sanierung/Umnutzung von Gebäuden (konkrete bereits in Vorbereitung): Vorhaben) – Taubenborn, Wildemann und Lautenthal – Schachtrupp-Villa – Lonau, Sieber und St. Andreasberg – Barrierefreie Sanierung des Sozialzentrums des – Riefensbeek-Kammschlacken und Altenau Paritätischer Kreisverbandes in Osterode am Harz (Abgunst 1) – Wieda, Zorge und Hohegeiß – Jugendstilensemble Villa Gyps und Nutzgar- . Modellprojekt "Energieeffizientes Dorf" ten/Obstwiese in Osterode am Harz . Informationskampagne Altbausanierung mit Ban- – Sanierung historisches Denkmal Königshütte/ ken, Handwerk, Energieagentur Bad Lauterberg: Erhalt der Maschinenhalle Daseinsvorsorge und Mobilität

. Kreisweites Strukturkataster zur Erfassung der . Innovative Ärzte-Modelle, zum Beispiel rollende Einrichtungen der Daseinsvorsorge (Grundlage für Arztpraxis weitere Planungen) . Breitbandiges Internet . "Marktkarawane": Mobile Versorger (Bäcker, Metz- . Konzept für Ladestationen-Netz (Auto und Pedelec) ger, Rollender Supermarkt) stimmen Routen/ Termine ab, dadurch gebündelte Angebote in den . "Harzcard" für den öffentlichen Personennahver- Dörfern kehr im gesamten Harz . Hofcafé und Hofladen, unter anderem . Bürgerbus – in Düna – Wiedigshof (Umsetzung des Hof- und Bergwie- senkonzeptes) – im Königshagener Ring . Lebensmittelbringdienst . Virtueller Dorfladen

87 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

6.2.3 Handlungsfeld C 'Generationen – Bildung, Kultur, Sport' Die Region 'Osterode am Harz' ist geprägt durch ein aktives Dorf- und Vereinsleben mit vielfältigen Angeboten in den Bereichen Kultur, Sport und Freizeit sowie einem reichen Bildungsangebot. In der Folge des demografischen Wandels wird es jedoch auf Vereinsebene zunehmend schwieriger, das breite Angebot auf- rechtzuerhalten. Es fehlt sowohl an neuen Mitgliedern, die die Aufgaben übernehmen, als auch einer ausreichend hohen Ange- botsnachfrage, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Dies spiegelt sich auch in den Bedarfen wieder (siehe Kapitel 5). Ein wichtiger Bestand der Lebensqualität ist die Teilhabe an diesen sozialen und kulturellen An- geboten. Deshalb möchte die Region zielgruppenübergreifende Angebote schaffen und aufei- nander abstimmen. Dies ist nur durch neue Formen der Zusammenarbeit möglich, beispielsweise vereinsübergreifende Angebote. Um das gesellschaftliches Leben zu stärken, sollen alle Bevöl- kerungsgruppen eingebunden werden: Vor allem "aktive Senioren" sollen motiviert werden, sich und ihr Wissen verstärkt einzubringen. Hilfebedarfsorientierte Betreuungsangebote sollen das Pflegeangebot ergänzen, um vielen Men- schen möglichst lange ein eigenständiges Leben und Wohnen in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Die Handlungsfeldziele sind: 1. Kulturangebote in der Region 'Osterode am Harz' zielgruppenorientiert fördern und Kultur- schaffende vernetzen! 2. Attraktive Freizeit- und Sportangebote und zielgruppenübergreifende Bildungsangebote für alle Menschen in der Region 'Osterode am Harz' fördern! 3. Hilfebedarfsorientierte Betreuungsangebote und das Miteinander der Menschen in der Regi- on 'Osterode am Harz' verbessern!

Handlungsfeldziele mit Indikatoren und Zielwerten

Tab. 6-6: Handlungsfeld C 'Generationen – Bildung, Kultur, Sport': Handlungsfeldziele mit Indikatoren und Zielwerten Indikator Zielwert Meilenstein Ziel C.1 Kulturangebote in der Region 'Osterode am Harz' zielgruppenorientiert fördern und Kultur- schaffende vernetzen!  Anzahl an Projekten für den Erhalt und die Entwicklung von Kulturan- . 1 Projekt 2018 geboten einschließlich Koordination und Information sowie Vernetzung von privaten und öffentlichen Akteuren . 1 Projekt 2020 Ziel C.2 Attraktive Freizeit- und Sportangebote und zielgruppenübergreifende Bildungsangebote für alle Menschen in der Region 'Osterode am Harz' fördern!  Anzahl an geschaffenen Freizeit-, Sport- und sozialen Angeboten und . 1 Projekt 2018 zielgruppenübergreifenden Bildungsangeboten oder Projekten zur För- derung der Kooperation und Vernetzung von Akteuren im Freizeit- und . 2 Projekt 2020 Bildungsbereich Ziel C.3 Hilfebedarfsorientierte Betreuungsangebote und das Miteinander der Menschen in der Region 'Osterode am Harz' verbessern!  Anzahl an Projekten zur Schaffung hilfebedarfsorientierter Betreuungs- . 1 Projekt 2018 angebote beziehungsweise für das Miteinanders der Menschen ein- schließlich Kooperation und Vernetzung privater und öffentlicher Akteu- . 1 Projekt 2020 ren

88 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Leitprojekte

Leitprojekt C.1 "Wir Vereine in der Region 'Osterode am Harz' – gemeinsam stark unter einem Dach!" Projektbeschreibung

Die Region 'Osterode am Harz' hat ein ausgeprägtes und lebendiges Vereinsleben, das der wesentliche "Motor" für die vielfältigen Kultur-, Sport- und Freizeitangebote, das soziale Engagement sowie die Pflege und Weiterentwicklung von örtlichen und regionalen Traditionen ist. Als Folge des demografischen und gesellschaftlichen Wandels wird es allerdings für die Vereine immer schwieriger, engagierte Aktive für die Vereinsarbeit zu gewinnen. Hinzu kommt, dass die Vereinsstrukturen teilweise sehr kleinteilig und damit für die (wenigen) Aktiven zeit- und arbeitsaufwendig sind. Das Leitprojekt möchte Begegnungs- und Kommunikationsräume als Zentren für die Bündelung und Weiterentwicklung von Vereinsstrukturen schaffen. Dies soll sowohl ein räumliches Zusammenrücken verschiedener Aktivitäten als auch ein gemeinsames Vereinsmanage- ment in Form eines Dachverbandes ermöglichen. Mögliche Modellprojekte für die Schaffung solcher räumlicher Zentren sind: . Lesehalle in Steina (detaillierte Planungen liegen bereits vor) . Villa Gyps in Osterode am Harz Ein vereinsübergreifendes Management in Form eines Dachverbandes bietet den Vorteil, organisatorische Ver- einsaufgaben auszulagern und beispielsweise die Vorstandsarbeit gemeinsam zu gestalten, so dass sich die Vereine und die einzelnen Vereinsmitglieder vor Ort auf ihre inhaltlichen Aufgaben konzentrieren können. Ein Dachverband kann auch die Kooperation und "Arbeitsteilung" der Vereine untereinander stärken, so dass bei- spielsweise nicht jeder Sportverein das gleiche, breite Spektrum an Sportarten anbietet, sondern sich auf seine Stärken konzentriert oder sich – wie heute bereits üblich – vermehrt ortsübergreifende Spielvereinigungen bilden. Beteiligte

. Vereine in der Region, für die oben genannten Modellprojekte, insbesondere – Förderverein Steina e.V. – Freunde der Villa Gyps und Garten e.V. – Deutsches Gipsmuseum und Karstwanderweg e.V. . Kommunen, Landkreis als Unterstützer Bezug zu den Handlungsbedarfen (siehe Kapitel 5)

 Kulturelles und gesellschaftliches Leben stärken  Zielgruppenübergreifende Angebote für alle Menschen erhalten, insbesondere für junge und ältere Menschen Vorab-Check der Projektauswahlkriterien (siehe Kapitel 12)

Mindestkriterien Qualitätskriterien

 REK-Entwicklungsziel:  3 (Gemeinschaftsleben), 1  Besonderer Beitrag Handlungsfeld-Ziel:  Impulsgeber (Demografie), 4 (Zusammenarbeit) für weitere Kooperationen, vernetzend  REK-Handlungsfeldziel: C.2 (Freizeit), C.1 (Kultur)  Handlungsfeldübergreifend  B.1 (Ortsentwicklung)  REK-Fördertatbestand:  C.2-V (Koordination)  Langfristige Tragfähigkeit

Bonuskriterien  Kooperation und Vernetzung

 Innovation  Impulswirkung und Übertragbarkeit  Ehrenamtliches Enagagement

89 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Ausgewählte Projektvorschläge und -ansätze des Projektpools

Projektpool: Ausgewählte Projektvorschläge aus dem REK-Beteiligungsprozess Hinweis: Einige der im Beteiligungsprozess genannten Projekte haben die beteiligten Akteure zu dem oben auf- geführten Leitprojekt entwickelt; sie sind in der nachfolgenden Darstellung nicht aufgeführt. Generationen, Soziales

. Erhalt von Dorfgemeinschaftshäusern, unter ande- . Kooperationsprojekte der Jugendpflege in der Re- rem: gion 'Osterode am Harz' – Dorfgemeinschaftshaus Scharzfeld . Netzwerk für Betreuung von Senioren (Verbindung – Dorfgemeinschaftshaus Riefensbeek- professioneller und ehrenamtlicher Strukturen) Kamschlacken . Stadtteil-/Dorftreff – Mehrzweckhalle Förste . Reparaturcafé . Mehrgenerationenhäuser/-anlagen Bildung, Kultur, Sport, Integration

. Kunstausstellungen mit und von (über-)regionalen . Kooperation Schule und Harzer Blasorchester (für Künstlern Migranten) . Café mit kulturellen Veranstaltungen . Modernisierung Sportzentrum Ravensberg . Dans op de Deel! – Wiederbelebung des geselligen . Hundesportzentrum Barbis dörflichen Tanzes als sozialer Mittelpunkt ländli- . Erhalt der Schwimmbäder als "Markenzeichen": chen Lebens (Kooperationsprojekt mit Göttingen) Vernetzung der Schwimmbäder (Personal, Materi- . Dorfmuseum Meierhof in Hattorf am Harz al), Aufwertung Naturschwimmbad in Wieda, Wald- . Bildungsprojekte zum Klimaschutz: Naturraum Harz schwimmbad Scharzfeld als Vorbild . Bündelung von Schule und Kultureinrichtung (Mu- . Neue Medien: Integrative Lernangebote für Jung seum, Bibliothek) in einem Gebäude(-komplex) und Alt . Bildungsstätte Technik und Mechanik für Kinder

90 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

6.2.4 Handlungsfeld D 'Wirtschaft, Energie und Klimaschutz' Die Region 'Osterode am Harz' bildet eine eigenständige Ar- beitsmarktregion mit einer vielfältigen Wirtschaftsstruktur, die in der Hightech-Produktion "global player" zu bieten hat. Auch die Land- und Forstwirtschaft hat in der Region eine hohe Bedeu- tung. Dieser an sich guten Ausgangslage gegenüber stehen je- doch ein zunehmender Fachkräftemangel und ein Ungleichge- wicht zwischen unbesetzten Ausbildungsplätzen und Ausbil- dungsplatzsuchenden sowie ein Nachholbedarf in den Bereichen der regionalen erneuerbaren Energieerzeugung und der Energieeffizienz. Dies wird sich langfristig auf den Wirtschaftsstandort auswirken, denn es verlassen mehr junge Menschen Ausbildungszwecken die Region als hinzu- kommen. Die Anwerbung von Fachkräften wird durch die periphere Lage und erste Engpässe in der Daseinsvorsorge erschwert. Dies zeigt sich auch in den Handlungsbedarfen (siehe Kapitel 5). Die Region möchte sich als attraktiver Arbeitsort weiterentwickeln, ihre Unternehmen energieeffi- zient aufstellen, die Innovationskraft fördern und ihre Arbeitskräfte langfristig an sich binden. Es gilt, Angebot und Nachfrage, vor allem im Ausbildungsbereich, miteinander in Einklang zu brin- gen und Fachkräfte für die Region zu gewinnen. Im Bereich der Land- und Forstwirtschaft ist es zudem nach wie vor erforderlich, die Produktions- und Absatzbedingungen zu optimieren, so dass die Betriebe zukunftsfähig bleiben. Hier kann auf die guten Erfahrungen in den Flurbereini- gungen angeknüpft werden. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Bereich Klimaschutz und Energie. Hier liegen in der Region noch große Potenziale, die es zu nutzen gilt. Sei es, Unternehmen in Sachen Energieeffi- zienz zu beraten, die Aktivitäten auszuweiten, um das Thema Klimaschutz in allen Köpfen zu verankern oder den Ausbau von Erzeugung und die Speicherung erneuerbarer Energien voran- zutreiben. Insgesamt bestehen enge Verflechtungen zu den anderen Handlungsfeldern. Die Handlungsfeldziele sind: 1. Die Region 'Osterode am Harz' als attraktiven Arbeitsort weiterentwickeln! 2. Den Klimaschutz voran bringen, indem vor allem die Energieeffizienz gesteigert und erneuer- bare Energien in der Region 'Osterode am Harz' ausgebaut werden! 3. Produktions- und Absatzbedingungen für land- und forstwirtschaftliche Betriebe verbessern!

Handlungsfeldziele mit Indikatoren und Zielwerten

Tab. 6-7: Handlungsfeld D 'Wirtschaft, Energie und Klimaschutz': Handlungsfeldziele mit Indikatoren und Zielwerten Indikator Zielwert Meilenstein Ziel D.1 Die Region 'Osterode am Harz' als attraktiven Arbeitsort weiterentwickeln!  Anzahl an Projekten zur Weiterentwicklung der Region 'Osterode am . 1 Projekt 2018 Harz' zu einem attraktiven Arbeitsort . 2 Projekte 2020 Ziel D.2 Den Klimaschutz voran bringen, indem vor allem die Energieeffizienz gesteigert und erneuer- bare Energien in der Region 'Osterode am Harz' ausgebaut werden!  Anzahl an Projekten zur Steigerung der Energieeffizienz, zur Energie- . 1 Projekt 2018 speicherung und zur Versorgung der Region aus erneuerbaren Ener- gieträgern einschließlich Beratung und Information . 2 Projekte 2020 Ziel D.3 Produktions- und Absatzbedingungen für land- und forstwirtschaftliche Betriebe verbessern!  Anzahl an Projekten zur Verbesserung der Produktions- und Absatzbe- . 1 Projekt 2018 dingungen für land- und forstwirtschaftliche Betriebe . 2 Projekte 2020

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Leitprojekte Das Leitprojekt 'Initiative Ressourceneffizienz Harz' wird als Kooperationsprojekt umgesetzt und ist im Kapitel 6.3.4 näher beschrieben. Leitprojekt D.1 "Energie aus der Region für die Region" – Bürger-Energiegenossenschaft Region 'Osterode am Harz' Projektbeschreibung Die Region 'Osterode am Harz' möchte aktiv zum Klimaschutz beitragen und hierfür den Anteil erneuerbarer Energien deutlich steigern. Ein wichti- ges Potenzial für die Stromerzeugung sind Photovoltaik-Anlagen auf öffent- lichen und privaten Gebäuden. Im Rahmen des Leitprojektes soll eine Bür- ger-Energiegenossenschaft gegründet werden, die nach dem Motto "Energie aus der Region für die Region" die Wertschöpfung der Nutzung erneuerbarer Energien möglichst vor Ort hält. Zusätzlich zur klimaschonen- den Energiegewinnung soll das Projekt daher auch regionale Investitionen fördern; die Projekte dienen zudem als gemeinschaftliche Geldanlage für die beteiligten Bürgerinnen und Bürger. Ein Teil der zu erzielenden Gewin- ne kann die Finanzierung weiterer lokaler Projekten unterstützen. Mögliche Modellprojekte sind . Solaranlagen auf Mülldeponien beziehungsweise Kläranlagen oder Dächern öffentlicher Gebäude (bestehen teilweise bereits), Nutzung und Ausbau des bestehenden Solarflächenkatasters des Landkreises Osterode am Harz (vergleiche Regionales Klimaschutzkonzept OHA Klima+) . Anlage von Kurzumtriebsplantagen (plantagenartiger Anbau schnellwachsender Baumarten, vor allem für die Erzeugung von Hackschnitzeln) Bausteine und Handlungsschritte sind: . Informations- und Gründungsversammlungen für die Gründung einer Bürger-Energiegenossenschaft . Beratungsangebote zur Erzeugung erneuerbarer Energien (Strom und Wärme) . Suche von Flächen und Investoren für den Ausbau erneuerbarer Energie- und Wärmeerzeugung . Umsetzung erster Pilotprojekte, unter anderem Berechnung der technischen Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit, Finanzierung (unter Beteiligung von Banken, Kreditinstituten und weiteren) Beteiligte

. Klimaschutzmanagement Landkreis Osterode am Harz, Energie-Agentur Region Göttingen . Private Investoren aus dem Landkreis Osterode am Harz (Bürgerinnen und Bürger) . Banken, Kreditinstitute . Energieversorger: Harz Energie, Stadtwerke . Forstwirtschaft, Landwirtschaft . Unternehmen, Handwerksbetriebe . Kommunen, Landkreis Bezug zu den Handlungsbedarfen (siehe Kapitel 5)

 Erneuerbare Energien ausbauen und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten Vorab-Check der Projektauswahlkriterien (siehe Kapitel 12)

Mindestkriterien Qualitätskriterien

 REK-Entwicklungsziel:  2 (Klimaschutz)  Besonderer Beitrag Handlungsfeld-Ziel:  Verbindung Klimaschutz und regionale Wertschöpfung  REK-Handlungsfeldziel: D.2 (Erneuerbare Energien)  Nachhaltigkeit  REK-Fördertatbestand:  D.2-II (Energieprojekte)  Wertschöpfung/Arbeitsplatzrelevanz

Bonuskriterien  Langfristige Tragfähigkeit

 Innovation (bislang keine Bürger-Energieprojekte im  Kooperation und Vernetzung Landkreis bekannt)  Regionsweite Wirkung (offen für alle Menschen im Landkreis)  Ehrenamtliches Engagement

92 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Leitprojekt D.2 "Bergwiesen und Grünland in der Region 'Osterode am Harz': erhalten – nutzen – schützen" Projektbeschreibung

Die Region 'Osterode am Harz' verfügt aufgrund ihrer naturräumlichen Gegebenheiten und die jahrhundertelange Nutzung der (Berg-)Wiesen über eine große Anzahl an Grünlandflächen. Der Strukturwandel in der Landwirt- schaft – vor allem aber die Betriebsaufgabe aufgrund einer ungeregelten Hofnachfolge – bergen die Gefahr, dass viele Grünlandflächen nicht mehr bewirtschaftet werden und verbuschen. Die Grünlandflächen sind land- schaftsbildprägend und haben eine große touristische Bedeutung. Zudem sind viele der Bergwiesen für den Naturschutz wertvoll. Das Leitprojekt möchte ein Grünlandmanagement für die Region inklusive Erfassungs- und Steuerungsaufgaben aufbauen. © C.Wehmeyer Bausteine und Handlungsschritte sind . Aufbau eines Grünlandkatasters mit Erfassung und Bewertung vorhandener Grünlandflächen, unter anderem nach Ertragswert für die Landwirtschaft, Wert für den Natur- und Artenschutz, Bedeutung für das Land- schaftsbild und den Tourismus, Bewirtschaftung/langfristige Nutzungsperspektive . Aufbau eines Grünlandmanagements, inklusive Entwicklung eines Bewirtschaftungs- und Pflegemodells für besonders wertvolle und gefährdete/brachfallende Grünlandflächen . gegebenenfalls Ausbau der Vermarktung von Grünland- und Bergwiesen-Produkten, zum Beispiel Fleisch und Wurst vom Harzer Roten Höhenvieh oder kräuterreiches Heu Das Grünlandmanagement ist als regionsweites Projekt geplant, soll aber zunächst in einem Pilotraum (Bergwie- sen-Täler) erprobt und anschließend schrittweise ausgeweitet werden. Eine enge Zusammenarbeit mit dem geplanten Kooperationsprojekt "Grünes NETZ Landwirtschaft" (siehe Kapi- tel 6.3.3) bietet sich an, da auch Dauergrünlandflächen zu den im Rahmen des Greening-Modells geforderten ökologischen Vorrangflächen zählen. Beteiligte

. Landwirtschaft: Betriebe, Real- und Genossenschaftsverbände, Landvolk, Landfrauen, Landwirtschaftskam- mer Niedersachsen . Eigentümer der Grünlandflächen . Kommunen, Landkreis (Untere Naturschutzbehörde) Bezug zu den Handlungsbedarfen (siehe Kapitel 5)

 Land- und forstwirtschaftliche Bedingungen verbessern  Natur und Landschaft erhalten Vorab-Check der Projektauswahlkriterien (siehe Kapitel 12)

Mindestkriterien Qualitätskriterien

 REK-Entwicklungsziel:  2 (Umwelt)  Handlungsfeldübergreifend  A.3 (Natur), A.1 (Tourismus)  REK-Handlungsfeldziel: D.3 (Landwirtschaft)  Nachhaltigkeit  REK-Fördertatbestand:  D.3-I/IV (Vorarbeiten/Beratung),  Wertschöfung/Arbeitsmarktrelevanz ggf. Folgeprojekte D.3.II (Vermarktung)

Bonuskriterien  Langfritige Tragfähigkeit

 Innovation  Impulswirkung und Übertragbarkeit

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Ausgewählte Projektvorschläge und -ansätze des Projektpools

Projektpool: Ausgewählte Projektvorschläge aus dem REK-Beteiligungsprozess Hinweis: Viele der im Beteiligungsprozess genannten Projekte haben die beteiligten Akteure in die oben aufge- führten Leitprojekte integriert; sie sind in der nachfolgenden Darstellung nicht aufgeführt). Wirtschaft Gewerbe/Industrie/Handwerk/Dienstleistungen Landwirtschaft . Qualitätsnetzwerke: Handwerk und Planung, . Imagekampagne Landwirtschaft: Direktvermark- Fachwerk- und Denkmalschutz; Sanierung von Alt- tung, solidarische Landwirtschaft bauten (inklusive Planung) . Qualifizierung der Landwirte zum Ausbau der öko- . Fachliche Begleitung zum Aufbau von Unterneh- logischen Landwirtschaft men . Wirtschaftswegeausbau . Ausbildungsplatzbörse, speziell für das Handwerk . Flurneuordnung für Strukturverbesserung (größere . Regionales Ansiedlungskonzept für das Cluster Betriebsflächen) Industrie . Marketing für Hofnachfolge . Zuzugskonzept Fachkräfte/Auszubildende . Marketing-Kampagnen: – Nachfolge, insbesondere für Handwerksbetrie- be – Standortunabhängige Dienstleistungen (zum Beispiel IT-Berater) . Entwicklung der Eulenburg Osterode am Harz Energie und Klimaschutz

. Windkraft: Bürger-Windpark, Kleinwindkraftanlage . Energiespeicherung in vorhandenen Anlagen, zum . Nahwärmenetze Beispiel Bergwerksanlagen; Pumpspeicherkraft- werk . Sonne: Solaranlagen auf Dächern von öffentlichen Gebäuden, Industrie, Privathäusern . Netzwerk Energie: Wettbewerb 2016 . Informationskampagnen Sonne für kleinere und . Klimaschutz-Beratung für Private sowie kleine und mittlere Unternehmen sowie Private mittlere Unternehmen

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6.3 Kooperationen mit anderen Regionen Die Region 'Osterode am Harz' strebt Kooperationen mit anderen LEADER- und ILE-Regionen aus Niedersachsen, Deutschland oder dem europäischen Ausland an, um sich besser zu vernet- zen, voneinander zu lernen und Synergieeffekte zu nutzen. Dies spiegelt sich sowohl in den Pro- jektauswahlkriterien (siehe Kapitel 12), nach denen überregionale Projekte einen Förderbonus erhalten, als auch in der in der Geschäftsordnung (§ 3) der LAG wider (siehe Anhang II). Beson- deres Augenmerk legt die Region auf Kooperationen mit den direkten Nachbarregionen in Süd- niedersachsen und Thüringen. In der REK-Umsetzung ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten, Projekte in überregionaler Koope- ration zu initiieren, an vorhandene Aktivitäten anzuknüpfen und diese weiterzuführen. Die Kom- munen in der Region 'Osterode am Harz' arbeiten beispielsweise interkommunal zusammen, um das touristische Radwegenetz aufzuwerten. Hier bestehen auch bereits überregionale Kooperati- onen mit der Region 'Harzweserland' (Beispiel: Rhume-Leine-Erlebnispfad) und der Region 'Göt- tinger Land' (Beispiel: Masterplan "Zukunftsfähiger Radverkehr"). Um den Willen zur Zusammenarbeit in Südniedersachsen zu bekräftigen, haben folgende Regio- nen des Raumes Südniedersachsen die Erklärung "Südniedersachsen – gemeinsam stark!" (siehe Anhang III) unterzeichnet: . Göttinger Land . Harzweserland . Leinebergland . Nördliches Harzvorland . Osterode am Harz . VoglerRegion im Weserbergland . Westharz Ziel ist es, Südniedersachsen weiterhin mit überregionalen Kooperationen voran zu bringen. Die Regionen möchten sich vor allem zu ihren Erfahrungen zu landkreisübergreifenden Themen wie Versorgung, Mobilität, Tourismus, Kultur oder Siedlungsentwicklung austauschen, an bestehende Kooperationen anknüpfen und gemeinsame Projekte anschieben.

6.3.1 Kooperation der Regionen 'Osterode am Harz', 'Göttinger Land' und 'Harzweserland' Die Regionen 'Osterode am Harz', 'Göttinger Land' und 'Harzweserland' möchten ihre bisherigen Kooperationen fortsetzen und ausbauen. Thematisch arbeiten die Regionen bereits auf verschie- denen Ebenen in den Bereichen Klimaschutz (Netzwerk Energie), Tourismus (Radverkehr) Mobi- lität (Schaufenster Elektromobilität der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfs- burg) zusammen. Die drei Regionen möchten in der EU-Förderperiode 2014-2020 das Miteinander im Rahmen der REK-Umsetzungsprozesse verstärken und mit und für ihre Akteure vor Ort gemeinsame Ex- kursionen und Projektbereisungen organisieren (siehe Kapitel 7). Diese sollen einmal im Jahr im wechselnden Turnus und zu unterschiedlichen Themen stattfinden, wobei immer eine Region als Gastgeber fungiert. Ziel ist es, die Möglichkeiten der regionalen Entwicklung zu veranschaulichen und gute Beispiele vor Ort kennenzulernen, sich auszutauschen und mögliche gemeinsame Ideen zu initiieren. Folgende Kooperationen sind für die REK-Umsetzung geplant: . Netzwerk Energie: Seit 2011 arbeiten die drei Landkreise Göttingen, Northeim und Osterode am Harz im Rahmen ihrer LEADER- und ILE-Prozesse im Netzwerk Energie zusammen. Be- teiligt sind zudem die Energieagentur Göttingen, die Klimaschutzbeauftragten und Klima- schutzmanagements der Landkreise sowie die lokalen Energieerzeuger. Im Jahr 2012 entwi- ckelten die Akteure gemeinsam den überregionalen Wettbewerb "Unser Dorf spart Strom", um auf die Möglichkeiten von Stromsparen und den effizienten Umgang mit Energie hinzu- weisen. Am Wettbewerb beteiligten sich 18 Ortschaften aus den drei Landkreisen. Der land- kreisübergreifende Ansatz des Projektes erregte nach Projektende auch außerhalb der Regi-

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on Aufmerksamkeit und führte 2013 zu mehreren Auszeichnungen: Niedersächsische Klima- kommune 2013, "Deutscher Lokaler Nachhaltigkeitspreis ZeitzeicheN" 2013, und dena-Preis "Energieeffizienz in öffentlichen Einrichtungen – Gute Beispiele 2013". Die mit den Auszeich- nungen vergebenen Preisgelder setzt das Netzwerk nun ein, um attraktive Preise für den ak- tuellen Wettbewerb "Unser Dorf nutzt die Sonne" anzubieten. Anknüpfend an die bisherigen Erfahrungen und Erfolge möchten die drei Regionen auch weiterhin im Netzwerk zusammen- arbeiten und weitere gemeinsame Wettbewerbe entwickeln. . Bedarfsgerechte alternative Mobilität: Alle drei Regionen haben in ihren Prozessen zur REK-Erstellung das Thema bedarfsgerechte Mobilität beleuchtet und verschiedene Projekt- ansätze vom Ausbau des Radverkehrs und der Ladeinfrastruktur für Pedelecs bis zu alterna- tiven Mobilitätsangeboten entwickelt (vergleiche Leitprojekt B.2 in Kapitel 6.2.2). Insgesamt gilt es, ein abgestimmtes und bedarfsgerechtes Mobilitätskonzept einschließlich alternativer Ergänzungen für den Personennahverkehr für den Raum Südniedersachsen zu erarbeiten. Die Regionen möchten hierfür die eigenen Bedarfe parallel zu einander ermitteln und an- schließend in den übergeordneten Mobilitätsansatz einbringen. Durch gemeinsame Veran- staltungen soll der regionsübergreifende Austausch gewährleistet werden, um die geplanten Projekte aufeinander abzustimmen. Dabei ist es Ziel, von- und miteinander zu lernen und übertragbare Modellprojekte gemeinsam zu erarbeiten und abzustimmen, um sie in einer Re- gion zu erproben. Das Kooperationsprojekt hat Anknüpfungspunkte zum Schaufenster Elekt- romobilität der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg. Aufgrund des regionsübergeifenden Ansatzes bietet es sich an, das Projektbüro Südniedersachsen in die Koordination einzubinden.

6.3.2 Kooperation der Regionen 'Osterode am Harz' und 'Göttinger Land' Die beiden Regionen 'Osterode am Harz' und 'Göttinger Land' haben mit Blick auf die anstehen- de Fusion der Landkreise Osterode am Harz und Göttingen ihre Zusammenarbeit bereits intensi- viert (Beispiele: Masterplan "Zukunftsfähiger Radverkehr", Demografiemonitoring) und wollen sie insgesamt noch weiter verstärken. Noch sind die Regionsgrenzen flächenidentisch mit den bei- den Landkreisen, ab 2016 wird jede Region Teil des neuen Landkreises Göttingen sein. Die Re- gionen möchten deshalb nach Bedarf themen- und projektbezogene Arbeitsgruppen initiieren. Durch gemeinsame Aktionen und Projekte sollen die Akteure und Orte sowohl voneinander ler- nen, als auch zusammenwachsen und so die Fusion der beiden Landkreise zu einem gemein- samen Landkreis auf der lokalen Ebene begleiten.

6.3.3 Kooperation der Regionen 'Osterode am Harz' und 'Harzweserland' Die Regionen 'Osterode am Harz' und 'Harzweserland' arbeiten bereits in den Themenbereichen Klimaschutz (Netzwerk Energie) und Tourismus (Beispiel: Rhume-Leine-Erlebnispfad, geplanter Themenpfad "Auf den Spuren der Bimmelbahn – Radweg auf der ehemaligen Kleinbahntrasse Kreiensen-Osterode am Harz") zusammen und wollen ihre Kooperation fortsetzen und auf ande- re Bereiche ausdehnen. Das folgende Kooperationsprojekt wurde durch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen/Be- zirksstelle Northeim in die Beteiligungsprozesse zur REK-Erstellung beider Regionen eingebracht und ist für die REK-Umsetzung geplant: . "Grünes NETZ: Landwirtschaft – Naturschutz – Tourismus: Ab 2015 müssen Landwirt- schaftsbetriebe mit mehr als 15 Hektar Ackerfläche 5 % ihrer Flächen im Rahmen der Gree- ning-Anforderungen der Europäischen Union als "Ökologische Vorrangfläche" bewirtschaften. Die Betriebe sind zwar an bestimmte Vorgaben wie Anlage von Blühstreifen gebunden, kön- nen ihre ökologischen Vorrangflächen aber frei platzieren. Die zu erwartenden positiven Ef- fekte für Natur- und Artenschutz sowie auf das Landschaftsbild – und damit auch für Naher- holung und Tourismus – lassen sich noch steigern, wenn es gelingt, die Anlage der Land- schaftselemente gezielt zu steuern. Auch für die Landwirtschaft wirkt es sich positiv aus, wenn ihre ökologischen Vorrangflächen gebündelt und sichtbar gemacht werden und so für Öffentlichkeitsarbeit und Imagegewinn in der Landwirtschaft genutzt werden können. Im Rahmen des "Grünen Netzes" soll unter der Federführung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen/Bezirksstelle Northeim für jede Region ein regionales Greening-Konzept ent- stehen, das an der gemeinsamen Kreisgrenze miteinander verzahnt wird. Dafür sind die po-

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tenziellen Flächen zu erfassen und die Anlage der ökologischen Vorrangflächen einzelner Betriebe miteinander abzustimmen und zu koordinieren, so dass ein Verbund von Biotopen entsteht. Bei der Erstellung des Greening-Konzeptes sind Vertreter aus Landwirtschaft, Na- turschutz, Tourismus und weitere Akteure – zum Beispiel der Imkerverband – zu beteiligen. Gemeinsam sollen teilräumliche Pilotregionen für den Start der Umsetzung ausgewählt wer- den. Bei der Auswahl der jeweiligen Piloträume erfolgt eine enge Abstimmung und gezielte Auswahl unterschiedlicher Naturräume, so dass die dort jeweils gesammelten Erfahrungen auf die andere Region übertragen werden können. Um das Konzept umzusetzen soll ein Greening-Netzwerk aufgebaut werden. Dieses berät Landwirtschaftsbetriebe zu den Anforderungen des Greenings und betriebsbezogenen Lö- sungen und soll sie für eine Teilnahme am Netzwerk und die Anlage koordinierter ökologi- scher Vorrangflächen gewinnen. Ziel des Projektes ist es, schrittweise ökologische Flächen anzulegen und zu pflegen sowie mit den angelegten Flächen und den Effekten für Natur und Landschaft Öffentlichkeitsarbeit und Marketing zu betreiben. Dazu können zum Beispiel Hinweisschilder mit QR-Code an neu angelegten Blühstreifen, die an (Rad-)Wanderwegen verlaufen, aufgestellt oder Flyer erstellt werden.

6.3.4 Kooperation der Regionen 'Osterode am Harz' und 'Westharz' Die Regionen 'Osterode am Harz' und 'Westharz' arbeiten bereits auf Landkreis-Ebene zusam- men, vor allem durch die Initiative Zukunft Harz besteht eine enge Verbindung, die sich auf un- terschiedliche Themenbereiche auswirkt (Beispiel: Energie-/Ressourcentechnik, Tourismus, Ge- sundheit). Im 'Schaufenster Elektromobilität' der Metropolregion arbeiten sie beim Aufbau von Schnellladestationen zusammen. Im Rahmen des ILE-Prozesses 2007-2013 arbeiteten die Regi- onen projektbezogen zusammen, beispielsweise für eine landkreisübergreifende Aufwertung von Loipen, durch gemeinsame Bewerbung von Bergdörfern beider Regionen für die Aufnahme ins Dorferneuerungsprogramm (aktuelle Bewerbung: Bergdorfregion Lonau, Sieber und St. Andreas- berg) oder den gemeinsam erstellten Südharzeisenbahn-Radweg. Die Regionen möchten diese Kooperation fortsetzen und ausweiten. Das folgende Kooperationsprojekt ist für die REK-Umsetzung geplant: . 'Initiative Ressourceneffizienz Harz' (Projekt der Initiative Zukunft Harz)": Die Harzregi- on ist seit alters her eine Bergbau- und Energiegewinnungsregion. Eine Fokusbranche der Initiative Zukunft Harz ist die Energie und Ressourcentechnologie. Um diese auszubauen, möchte die Initiative Zukunft Harz ein regionsübergreifendes Beratungsnetzwerk für Material- und Energieeffizienz für die Unternehmen in den Landkreisen Osterode am Harz und Goslar aufbauen und auf den Landkreis Göttingen ausweiten. Dies soll die Unternehmen wirtschaft- lich stärken und durch den schonenden und effektiven Umgang mit Energie und Ressourcen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Erste Handlungsschritte sind mit dem Aufbau einer Kooperation zwischen den landkreiseigenen Wirtschaftsförderungen und dem Rationalisie- rungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V. Nord bereits eingeleitet. Nun gilt es, ein Beratungsnetzwerk mit zertifizierten Beratern aufzubauen und ein dauerhaftes Projektmanagement mit festem Ansprechpartner einzurichten.

6.4 Erklärungen zur Entwicklungsstrategie

6.4.1 Barrierefreiheit, Gender Mainstreaming und Nichtdiskriminierung in der Region 'Osterode am Harz' Die Förderung der Chancengleich ist ein zentrales Anliegen der regionalen Entwicklungsstrategie der Region 'Osterode am Harz'. Die Grundsätze von Barrierefreiheit, Gender Mainstreaming und Nichtdiskriminierung sind daher im REK verankert und spiegeln sich unter anderem im Qualitäts- kriterium "Chancengleichheit" bei der Projektauswahl wider (siehe Kapitel 12). Projekte, die auf die Chancengleichheit aller Menschen ausgerichtet sind, zeichnen sich durch eine in der LAG besonders gewünschte Qualität aus.

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Barrierefreiheit in der Region 'Osterode am Harz' Barrierefreiheit bezweckt, dass die bauliche Umwelt sowie Informations- und Kommunikations- medien so gestaltet werden, dass sie von Menschen mit Behinderung in derselben Weise genutzt werden können wie von Menschen ohne Behinderung. Im Prinzip stellt sie Zugang und Benutz- barkeit von baulicher Umwelt und Informationen sicher und berücksichtigt dadurch die Bedürfnis- se aller Menschen. Damit ist Barrierefreiheit auch gleichzeitig senioren- und familienfreundlich und leistet einen wichtigen Beitrag zur positiven Gestaltung des demografischen Wandels in der Region 'Osterode am Harz'. Die Barrierefreiheit spielt somit eine wichtige Rolle und wird sowohl im Entwicklungsziel 1 "Den demografischen Wandel in der Region 'Osterode am Harz' aktiv gestalten und positiv für die Re- gion nutzen sowie die Barrierefreiheit in allen Bereichen fördern!" als auch in allen Handlungsfel- dern berücksichtigt (siehe Kapitel 6.1.2 und 6.2). Die Region möchte sich dem Idealbild "Barriere- freiheit" immer dort so weit wie möglich annähern, wo dies möglich ist. Insbesondere in der Land- schaft des Harzes gibt es natürliche Barrieren (steile Hänge), die auch von nicht behinderten Menschen nur schwer zu überwinden sind; diese durch technische Maßnahmen zu kompensie- ren und beispielsweise alle Wanderwege barrierefrei auszubauen ist unmöglich und widerspricht zudem dem Schutz der Landschaft. Die Nutzung barrierefreier Angebote soll durch entsprechen- de Informationen erleichtert werden. Das bedeutet, dass bei allen neuen aus dem LEADER- Prozess entwickelten Projekten (zum Beispiel neue Erlebnisrouten) darüber informiert wird, ob und in welchem Maße Barrierefreiheit gegeben ist. Die Region stellt sicher, dass bei allen geeig- neten Projekten die gleichberechtigte Teilhabe und der barrierefreie Zugang gewährleistet wer- den.

Gender Mainstreaming in der Region 'Osterode am Harz' Gender Mainstreaming ist seit dem Vertrag von Amsterdam (1997/99) ein erklärtes Ziel der Euro- päischen Union und berücksichtigt die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern bei allen Entscheidungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Die Strategie des Gender Mainstreamings zielt darauf, Benachteiligungen nicht nur auszugleichen, sondern die strukturellen Ursachen von Geschlechterungleichheit zu bekämpfen. Ziel ist die Gleichstellung der Geschlechter. Wichtig ist somit, dass beide Geschlechter gleichermaßen einbezogen werden sollen. Das REK der Region 'Osterode am Harz' berücksichtigt die Aspekte des Gender Mainstreaming, indem es sich die Gleichstellung der Geschlechter zum Ziel setzt und allen Menschen gleicher- maßen die Möglichkeit gibt, sich – wie bereits bei der Erstellung des REK – an der regionalen Entwicklung zu beteiligen. Die LAG wird die Gleichstellung von Interessen sowie die Nichtdiskriminierung während der För- derperiode fortlaufend überprüfen. Der Frauenanteil bei den Wirtschafts- und Sozialpartnern der aktuellen LAG in Gründung ist mit einem Drittel zwar bereits relativ gut (vergleiche Kapitel 9). Da die LAG eine ausgewogene Geschlechterverteilung anstrebt, soll der Frauenanteil bei den Wirt- schafts- und Sozialpartnern für die Umsetzung des REK jedoch möglichst erhöht werden.

Nichtdiskriminierung in der Region 'Osterode am Harz' Nichtdiskriminierung ist ein rechtliches Prinzip, das bezweckt, eine Gleichbehandlung sicherzu- stellen und Einzelpersonen vor Diskriminierung zu schützen. Nichtdiskriminierung ist neben der Förderung der Geschlechtergleichstellung Bestandteil des Vertrags von Amsterdam; beides steht in engen Zusammenhang. Das REK berücksichtigt den Grundsatz der Nichtdiskriminierung als Grundlage der regionalen Entwicklung und ermöglicht allen Menschen eine Beteiligung, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer ethnischen Herkunft, Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, ihrem Alter oder ihrer sexuellen Orientierung. Bei der Umsetzung des REK wird jegliche Diskriminierung vermie- den und das Ziel der Chancengleichheit berücksichtigt.

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6.4.2 Integrativer Charakter der Entwicklungsstrategie für die Region 'Osterode an Harz' Mit dem REK möchte die LAG die Region 'Osterode am Harz' ganzheitlich und nachhaltig stär- ken; dies kann nur durch eine themenübergreifende Entwicklung gelingen. Die Entwicklungsstra- tegie basiert deshalb auf Handlungsfeldern, Zielen und Leitprojekten, die eng miteinander ver- knüpft sind, sich gegenseitig ergänzen und zu positiven Effekten in der Region führen. Ganz im Sinne des integrativen Charakters tragen die Handlungsfelder immer zu verschiedenen Entwick- lungszielen bei. Jedes der Handlungsfelder hat Anknüpfungspunkte zu jedem Entwicklungsziel, zudem sind sie untereinander eng verknüpft und verstärken sich gegenseitig (siehe Tab. 6-8):

Tab. 6-8: Verknüpfung der Handlungsfelder untereinander: Einige Beispiele Handlungsfeld A Handlungsfeld B Handlungsfeld C Handlungsfeld D Tourismus und Um- Innenentwicklung Generationen – Bil- Wirtschaft, Energie welt und Daseinsvorsorge dung, Kultur, Sport und Klimaschutz  Touristische Ange-  Touristische Ange-  Touristische Ange-

bote/gute Umwelt- bote dienen zu- bote/gute Umwelt-

qualität erhöhen die gleich der Wohnbe- qualität erhöhen die

A Attraktivität als völkerung Attraktivität der Re-

Wohn-/Arbeitsort gion für Fachkräfte  Landschaftspflege als Einkommens- quelle für Landwirt- schaft

Handlungsfeld  Anpassung der

Infrastruktur an Kli- Tourismusund Umwelt mawandel (Hoch- wasserschutz)

 Attraktive Ortsker-  Lebenswerte Orts-  Beseitigung von ne, Mobilitätsange- kerne bieten Treff- Leerstand, Mobili- bote und Nahver- punkte für soziales tätsangebote und sorgung als Grund- Miteinander Nahversorgung er- höht Attraktivität als

lagen für Tourismus  Verknüpfung von

B Wohn-/Arbeitsort

Wohnen und Pflege  Schnelle Breitband- anbindung als Vo- raussetzung für Un- ternehmensentwick- lung

Handlungsfeld  Umnutzung von Altgebäuden in Verbindung mit energetischer Sa- nierung fördert Kli-

Innenentwicklung Innenentwicklung und Daseinsvorsorge maschutz  Angebote für die  Nutzung von Ge-  Aus- und Weiterbil- Wohnbevölkerung bäuden für genera- dungsmöglichkeiten

dienen zugleich tionenübergreifende dienen dem Erhalt

C

dem Tourismus Projekte dient Erhalt und der Vermeh- Bildung, Bildung,

 "Gelebte Tradition" der lebendigen Orte rung von Wissen im – im aktiven Kultur-  Verknüpfung von Sinne des Lebens- und Vereinsleben Pflegeangebote langen Lernens sowie örtliche oder trägt zum Erhalt der  Angebote in Kultur

Kultur,Sport regionale Feste medizinischen Ver- und Bildung erhö- Handlungsfeld dienen Einheimi- sorgung bei hen die Attraktivität

Generationen schen und Gästen als Wohn-/Arbeits- gleichermaßen ort

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Tab. 6-8: Verknüpfung der Handlungsfelder untereinander: Einige Beispiele Handlungsfeld A Handlungsfeld B Handlungsfeld C Handlungsfeld D Tourismus und Um- Innenentwicklung Generationen – Bil- Wirtschaft, Energie welt und Daseinsvorsorge dung, Kultur, Sport und Klimaschutz

 Land- und Forst-  Unternehmen/Ar-  Ausbildungsange- wirtschaft leistet beitende nutzen bote unterstützen Beitrag zum Land- Angebote der Da- Lebenslanges Ler- schaftserhalt seinsvorsorge nen

 Vermarktung regio-  Steuereinnahmen D naler Produkte be- unterstützen Infra- reichert Angebote strukturerhalt für Tourismus  Energieeffizienz-  Flurbereinigungen Beratung senkt tragen Naturschutz- Kosten in Altgebäu- belangen Rechnung den Handlungsfeld  Vermarktung regio- naler Produkte be- reichert Angebote für Einheimische Wirtschaft,und Energie Klimaschutz und Gäste

Die Handlungsfelder nehmen zudem Bezug zu den übergeordneten Planungen, vor allem zur Regionalen Handlungsstrategie Braunschweig und dem Südniedersachsenprogramm, so dass auch hier vielfältige Synergieeffekte zu erwarten sind (siehe Kapitel 6.4.4). Die themenübergreifende Zusammensetzung der LAG Region 'Osterode am Harz' (vergleiche Kapitel 9) sorgt dafür, dass Verknüpfungen zwischen den Handlungsfeldern hergestellt werden. Das Zusammenwirken der Kommunen mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern deckt die Vielzahl der Themenbereiche aus den Handlungsfeldern ab, vom Tourismus über Verkehr und Sozialwe- sen zu Kultur und Bildung bis hin zu Wirtschaft und Energie. Neben den Kommunen als wichtige Koordinatoren und Initiatoren setzt die Region bei der Umsetzung vor allem auf das Miteinander und Zusammenwirken von öffentlichen und privaten Akteuren. Auf der Ebene der Projektauswahl für die LEADER-Förderung kommt der integrative Ansatz gleich in drei Qualitätskriterien – "Handlungsfeldübergreifend", "Nachhaltigkeit" und "Vernetzung und Kooperation" – zum Ausdruck (siehe Kapitel 12).

6.4.3 Innovativer Charakter der Entwicklungsstrategie für die Region 'Osterode am Harz' In den vergangenen Jahren haben sich sowohl der Innovationsbegriff als auch die Gestaltung von innovativen Entwicklungsprozessen deutlich weiterentwickelt: . Umfassender Innovationsbegriff: Innovation findet auch außerhalb von High-Tech-Firmen und Forschungsabteilungen statt und umfasst ebenso soziale, kulturelle und organisatorische Bereiche. . Offene Innovationsprozesse binden Verantwortungsträger und Akteure aus verschiedenen Bereichen und Wissensdisziplinen ein und setzen Expertenwissen ebenso wie kreative Po- tenziale von Kulturschaffenden oder Bürgerinnen und Bürgern zur Lösung von Problemen ein. Die Region 'Osterode am Harz' schließt sich dieser Definition an und legt einen umfassenden Innovationsbegriff zugrunde, der technische Innovationen, organisatorische und soziale Neue- rungen sowie Prozess-, Marketing- und Dienstleistungsinnovationen gleichrangig behandelt. Angesichts der Auswirkungen des demografischen Wandels, von denen die Region 'Osterode am Harz' besonders betroffen ist, stoßen gängige Lösungsansätze an ihre Grenzen, so dass der umfassende Innovationsbegriff Möglichkeiten eröffnet, neue Ideen und Herangehensweisen zu entwickeln. Grundvoraussetzung dabei ist, das die Region den demografischen Wandel nicht als Risiko, sondern als Chance begreift. Die Region möchte die Herausforderungen wie demografi- scher Wandel oder Klimaschutz aktiv für sich nutzen und dafür Potenziale einbeziehen, die die

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überregionalen Kooperationen und das Südniedersachsenprogramm bieten, um Modellprojekte in der Daseinsvorsorge oder der Sozialinnovation (Beispiel: Wohnen im Alter) zu entwickeln. Der integrierte Ansatz (siehe Kapitel 6.4.2) stellt in der Region ein Innovationsklima her, das wei- tere Initiativen hervorrufen und damit zu einem dauerhaften zukunftsorientierten Prozess beitra- gen soll. Wichtig ist, für die Umsetzung des REK die Förderung der LEADER-Mittel mit Fördermit- teln aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (E- LER), dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und dem Europäischen Sozi- alfonds (ESF) zu kombinieren, um für die Region 'Osterode am Harz' eine höhere Wirkung zu erzielen. Bei der Projektauswahl für die LEADER-Förderung kommt dem Kriterium "Innovation" eine be- sondere Bedeutung zu. So erhalten Projekte, die für die Region 'Osterode am Harz' innovativ sind, einen Förderbonus in Höhe von 10 % (siehe Kapitel 11 und 12).

6.4.4 Berücksichtigung übergeordneter Planungen auf Europa-, Bundes- und Landesebene Die Entwicklungsstrategie der Region 'Osterode am Harz' berücksichtigt übergeordnete Planun- gen auf Europa-, Bundes- und Landesebene. Die Region 'Osterode am Harz' hat eine einzigartige Landschaft, die die Grundlage für den Tou- rismus in der Region bildet. Landschaft und Tourismus sind von den Auswirkungen des Klima- wandels besonders betroffen und müssen entsprechend angepasst werden. Die Entwicklungs- strategie hat deshalb einen besonderen Bezug zu den europäischen Zielen des Klima- und Umweltschutzes. Die Europäischen Union und ihre Mitgliedsstaaten haben sich in der Strategie "Europa-2020 für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum" unter anderem zum Ziel gesetzt, im Bereich "Klimaschutz und Energie" die Treibhausgasemissionen um 20 % zu verrin- gern, den Anteil erneuerbarer Energien auf 20 % zu erhöhen und die Energieeffizienz um 20 % zu steigern. Diesem Ziel will auch die Region 'Osterode am Harz' mit verschiedenen Aktivitäten dienen. Daher wird die REK-Umsetzung eng mit dem Klimaschutzmanagement des Landkreises Osterode am Harz und die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes OHA Klima+ verknüpft. Zur Verwirklichung der politischen Zielsetzungen der Europäischen Union hat Deutschland eine Partnerschaftsvereinbarung mit der Europäischen Kommission verhandelt, die die Gesamtstra- tegie für Deutschland bei der europäischen Strukturförderung beschreibt und die strategische Ausrichtung der operationellen Programme der europäischen Struktur- und Investitionsfonds be- stimmt. So nimmt das REK der Region 'Osterode am Harz' konkret Bezug zum 'Programm zur Förderung der Entwicklung im ländlichen Raum Niedersachsen und Bremen 2014-2020' (PFEIL): Das REK greift in den auf die Region abgestimmten Fördertatbeständen (siehe Kapitel 11) Maß- nahmen von PFEIL auf, insbesondere aus dem Bereich der integrierten ländlichen Entwicklung, und passt sie zur Erreichung der regionsspezifischen Zielsetzungen an; gleiches gilt für das nie- dersächsische fonds- und zielgebietsübergreifende operationelle Programm des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Europäischen Sozialfonds (ESF). Darüber hinaus steht die Entwicklungsstrategie des REK der Landes- und Regionalplanung nicht entgegen. Bei der Erarbeitungen der Entwicklungsstrategie flossen deren Vorgaben ein (siehe Kapitel 3.6) ein. Die LAG Region 'Osterode am Harz' wird alle ihre Aktivitäten und Projekte im Sinne der Vorgaben aus der Raumordnung planen und durchführen. Eine besondere Rolle für die Entwicklungsstrategie der Region 'Osterode am Harz' spielen die Regionale Handlungsstrategie Braunschweig und das Südniedersachsenprogramm (ver- gleiche Kapitel 3.6 und Tab. 6-3). Auf die Abstimmung mit diesen Konzepten wird daher im Fol- genden näher eingegangen.

Regionale Handlungsstrategie Braunschweig Die Abstimmung des REK der Region 'Osterode am Harz' mit der Regionalen Handlungsstrategie Braunschweig erfolgte schwerpunktmäßig anhand eines Abgleichs der beiden Strategien. Dem- nach leistet das REK zu allen acht Handlungsfelder der Handlungsstrategie einen Beitrag (siehe Tab. 6-9). Dier Abgleich erfolgte durch . Gespräche mit dem Amt für regionale Landesentwicklung, das als beratendes Mitglied in der LAG im gesamten Entstehungsprozess des REK aktiv mitgewirkt hat

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. Gespräche mit dem Projektbüro Südniedersachsen, das ebenfalls als beratendes LAG- Mitglied in den REK-Entstehungsprozess eingebunden war . Treffen der benachbarten LEADER- und ILE-Regionen 'Göttinger Land', 'Harzweserland' und 'Westharz' aus dem Raum Südniedersachsen zur Entwicklung von Kooperationsprojekten zwischen den Regionen (September und Oktober 2014) sowie der gemeinsamen Kooperati- onserklärung aller südniedersächsischer Regionen (siehe Kapitel 6.3 und Anhang III) . Teilnahme an der Präsentation der Regionalen Handlungsstrategie Braunschweig in Goslar (November 2014) . Treffen der südniedersächsischen LEADER- und ILE-Regionen mit dem Projektbüro Südnie- dersachsen (Dezember 2012) Des Weiteren waren die Kommunen bereits im Vorfeld an der Ausarbeitung der Regionalen Handlungsstrategie Braunschweig eingebunden, so dass viele der im REK identifizierten Chan- cen und Herausforderungen dort bereits verankert sind.

Tab. 6-9: Bezüge der REK-Handlungsfelder der Region 'Osterode am Harz' zur Regionalen Hand- lungsstrategie Braunschweig Handlungsfelder des REK Tourismus Innenentwick- Generatio- Wirtschaft, Regionale Handlungsstrategie Braun- und Umwelt lung und nen – Bil- Energie und schweig – Handlungsfelder und strategi- Daseinsvor- dung, Kul- Klimaschutz sche Ziele* (Stand November 2014) sorge tur, Sport Handlungsfeld Mobilität

Sicherung funktions- und zukunftsfähiger Infrastruktur und Mobilitätskonzepte als Er- X gänzung und Alternative sowie im Individual- verkehr Aufrechterhaltung und bedarfsgerechte An- passung der Mobilität für die Bevölkerung im X ländlichen Raum Handlungsfeld Wirtschaft

Fokussierung auf vorhandene Kompetenzfel- der und Ausbau der Potenziale, insbesondere X im Bereich vorhandener industrieller Kerne Aktivierung des Innovationspotentials von kleinen und mittleren Betrieben und im Hand- X werk Handlungsfeld Wissensvernetzung/Wissenstransfer/Forschung und Entwicklung

Stärkung und Weiterentwicklung der For- X schungs- und Wissenschaftsregion Ausbau des Wissenstransfers aus der Wis- senschaft in die Unternehmen durch Weiter- X X bildung/Qualifikation/Vernetzung/Kooperation Handlungsfeld Arbeitsmarkt und Fachkräftesicherung

Zukunftsorientierte und angepasste Konzepte X zur Fachkräftegewinnung und -sicherung Gezielte Maßnahmen zur Aktivierung des X vorhandenen Potenzials von Arbeitskräften Gezielte Vernetzung von Wissenschaft und Arbeitsmarkt für Ausbildung, Weiterbildung X und Qualifikation zur Realisierung des Kon- zeptes für Lebenslanges Lernen Zugang zu Aus- und Weiterbildung für alle X X gewährleisten

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Tab. 6-9: Bezüge der REK-Handlungsfelder der Region 'Osterode am Harz' zur Regionalen Hand- lungsstrategie Braunschweig Handlungsfelder des REK Tourismus Innenentwick- Generatio- Wirtschaft, Regionale Handlungsstrategie Braun- und Umwelt lung und nen – Bil- Energie und schweig – Handlungsfelder und strategi- Daseinsvor- dung, Kul- Klimaschutz sche Ziele* (Stand November 2014) sorge tur, Sport Handlungsfeld Siedlungsstruktur und -entwicklung/Daseinsvorsorge

Sicherstellung der Daseinsvorsorge/soziale X Innovation Entwicklung, Stabilisierung und Anpassung des ländlichen Raumes und nachhaltige Ent- X wicklung der Städte Infrastruktureller Ausbau Informations- und X Kommunikationstechnik/Breitband Erhöhung der Lebensqualität und Attraktivie- rung der Region als Wohn- und Arbeitsort/ X X Inwertsetzung von Natur und Landschaft Erhalt des kulturellen Erbes und der Identität x X

Handlungsfeld Energie, Klima- und Ressourcenschutz

Etablierung als Kompetenzregion für Energie- und Ressourceneffizienz sowie Entwicklung X von Konzepten und Technologien zur CO2- Reduzierung Unterstützung der Energiewende, zum Bei- spiel durch energetische Sanierungen und X X Steigerung der Energieeffizienz sowie CO2- Reduzierung Verstärkte Forschung und Entwicklung im Bereich Energie, Klima- und Ressourcen- X schutz Regionaler Hochwasserschutz und Gewäs- X serschutz Handlungsfeld Landwirtschaft Erhalt und Stärkung einer vielfältigen, bäuerli- X X chen Landwirtschaft Verbesserung der landwirtschaftlichen Stand- ortvoraussetzungen und Produktionsbedin- X gungen Reduzierung des Flächenverbrauchs der x X landwirtschaftlichen Nutzfläche Handlungsfeld Gesundheits- und Sozialwirtschaft

Entwicklung von zukunftsfähigen Konzepten zur Gesundheitsversorgung im ländlichen X X Raum und soziale Innovation Vernetzung der Sozialwirtschaft und deren Einbindung in Prozesse zur Bewältigung der X Probleme des demografischen Wandels Neue Konzepte zur Gesundheitsvorsorge X X

* Dargestellt sind nur die strategischen Ziele, zu denen das REK der Region 'Osterode am Harz' einen Beitrag leistet. X = im Handlungsfeld behandelt

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Südniedersachsenprogramm Der gesamte Raum Südniedersachsen – und als Teil von Südniedersachsen auch die Region 'Osterode am Harz' – steht vor den Herausforderungen des demografischen Wandels. Das Land Niedersachsen hat den Handlungsbedarf erkannt und mit dem Südniedersachsenprogramm rea- giert. Die Erstellung des REK der Region 'Osterode an Harz' erfolgte in enger Abstimmung mit dem Südniedersachsenprogramm, analog zur Regionalen Handlungsstrategie Braunschweig. Ergebnis ist, dass das REK zu allen sechs operativen Arbeitsschwerpunkten einen Beitrag leistet (siehe Tab. 6-10).

Tab. 6-10: Bezüge der REK-Handlungsfelder der Region 'Osterode am Harz' zum Südniedersachsen- programm Handlungsfelder des REK Tourismus Innenentwick- Generatio- Wirtschaft, Operative Arbeitsschwerpunkte des Süd- und Umwelt lung und nen – Bil- Energie und niedersachsenprogrammes (Stand Novem- Daseinsvor- dung, Kul- Klimaschutz ber 2014) sorge tur, Sport

Virtuelle Mobilität schaffen und nutzen X

Regionale Mobilität weiterentwickeln X Wissensaustausch und Technologietransfer X intensivieren Arbeitskräftepotenziale entfalten X Kulturelle und landschaftliche Attraktivität X X sowie touristische Wertschöpfung steigern Daseinsvorsorge und Lebensqualität der Re- X X gion sichern X = im Handlungsfeld behandelt

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7 Aktionsplan Der Aktionsplan der LAG Region 'Osterode am Harz' fasst die geplanten eigenen Aktivitäten der LAG zur Begleitung der Umsetzung der Entwicklungsstrategie für die Jahre 2015 bis 2021 zusammen, mit denen die LAG zur Erreichung der Ziele der Entwicklungsstrategie beitragen möchte. Während des REK-Umsetzungsprozesses konkretisiert die LAG ihre Aktivitäten jeweils für das kommende Jahr; zudem passt sie den Aktionsplan bei Bedarf an sich ändernder Rah- menbedingungen an. Ziel des Aktionsplans ist es, die Bevölkerung und interessierte Akteure aus der Region für den LEADER-Prozess zu sensibilisieren und über den Umsetzungsfortschritt in der Region 'Osterode am Harz' zu informieren. Die LAG plant verschiedene Aktivitäten in drei Aktionsbereichen: . Prozessteuerung . Projektentwicklung und Impulsgebung . Öffentlichkeitsarbeit und Evaluierung In den Aktionsbereichen plant die LAG eine Vielzahl von Aktivitäten und Veranstaltungen, um die Entwicklung der Region aktiv mitzugestalten sowie ausreichend innovative und nachhaltige Pro- jektideen durch die Bevölkerung sicherzustellen (siehe Abb. 7-1).

LAG-Sitzungen Prozess- steuerung Begleitung, Beratung und Moderation der LAG

Arbeitsgruppen

Projekt- entwicklung und Impulsveranstaltungen Impuls- gebung Projektgruppen

Exkursionen und Kooperationstreffen

Projektberatung durch das Regionalmanagement

Dokumentation und Jahresberichte Zwischen- Abschluss- bilanz bilanz Öffentlich-

keitsarbeit Auftakt - Bilanz- Bilanz- und Veranstaltung Werkstatt Werkstatt Evaluierung Begleitende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021

Abb. 7-1: Aktionsplan der LAG Region 'Osterode am Harz'

Prozesssteuerung Die LAG Region 'Osterode am Harz' fungiert als Entscheidungs- und Steuerungsgremium für die Umsetzung der regionalen Entwicklungsstrategie der Region 'Osterode am Harz' (vergleiche Ka- pitel 10.2). Die LAG will ein Regionalmanagement einrichten, das sie bei ihren Aufgaben unter- stützt. Wichtigster Beitrag der LAG und des Regionalmanagements zur Entwicklung der Region ist da- bei die Beratung von Projektanträgen und der Beschluss von Projekten, die aus dem LEADER- Kontingent gefördert werden sollen.

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Die LAG tagt in der Regel dreimal im Jahr. Inhalte der LAG-Sitzungen sind . über Projektanträge diskutieren und Entscheidungen über die Vergabe der LEADER-Mittel treffen . den Umsetzungsprozess in der Region 'Osterode am Harz' zielgerichtet steuern und Termine, Veranstaltungen und weitere Aktivitäten im Rahmen von LEADER abstimmen . laufend weitere interessierte und engagierte Akteure in den regionalen Prozess einbinden . sich über laufende und geplante Aktivitäten zur REK-Umsetzung und über Aktivitäten und Entwicklungen in der Region, die außerhalb des LEADER-Prozesses laufen, austauschen Das Regionalmanagement begleitet und moderiert die Sitzungen und Veranstaltungen und be- reitet diese vor und nach. Zudem übernimmt es die Projektberatung, Prozessevaluierung und Öffentlichkeitsarbeit für die LAG (vergleiche Kapitel 10.2).

Projektentwicklung und Impulsgebung Um eine ausreichende Anzahl an Projektideen und -anträgen zur Umsetzung der Entwicklungs- strategie gewährleisten zu können, plant die LAG verschiedene Aktivitäten zur Projektentwick- lung und zur Impulsgebung: . Auftakt des REK-Umsetzungsprozesses: Nach Bekanntgabe der LEADER- und ILE- Regionen lädt die LAG alle Interessierten als Startsignal des LEADER-Prozesses zu einer Auftaktveranstaltung ein. Dabei stellen sich LAG und Regionalmanagement der Region 'Osterode am Harz' der Öffentlichkeit vor, geben einen Ausblick auf die vorgesehenen Aktivi- täten und gründen bei Bedarf die ersten Projektgruppen. . Arbeitsgruppen: In der Region 'Osterode am Harz' bestehen bereits mehrere Arbeitsgrup- pen (siehe Kapitel 4). Diese sollen ihre Arbeit auch im LEADER-Prozess fortsetzen und kön- nen damit weiterhin maßgeblich zur Umsetzung der Entwicklungsstrategie beitragen. Die Ar- beitsgruppen bieten eine thematische Plattform zum Austausch und zur Vernetzung der regi- onalen Akteure untereinander. Die Mitarbeit in den Arbeitsgruppen steht jedem Interessierten offen. Folgende Arbeitsgruppen knüpfen direkt an ihre Arbeit aus dem ILE-Prozess an: – Rad-AG: Die interkommunale AG besteht seit 2008 und ist sehr aktiv. Sie möchte die er- folgreiche Arbeit der letzten Jahre (Reaktivierung von zwei thematischen Radrouten, Er- stellen der Radwanderkarte für die Region 'Osterode am Harz', Ausschilderung des All- tagsradwegenetzes) fortsetzen und den Rad-Tourismus in der Region weiter voran brin- gen. Ziele sind ein flächendeckend ausgeschildertes Radwegenetz, die Reaktivierung weiterer thematischer Radrouten und der Ausbau der radwegebegleitenden Infrastruktur einschließlich Marketing. – Netzwerk Energie: Die überregionale Arbeitsgruppe der Regionen 'Osterode am Harz', 'Göttinger Land' und 'Harzweserland' plant, die Serie der Wettbewerbe zum Thema Ener- gie (2012/13: "Unser Dorf spart Strom", 2013/14: "Unser Dorf nutzt die Sonne") auszu- bauen und damit direkt an die bestehenden Erfolge anzuknüpfen (vergleiche Kapi- tel 6.3.1). – AG Demografischer Wandel: Die Arbeitsgruppe kommt seit 2011 anlassbezogen zu- sammen und dient vor allem als branchenübergreifende Plattform. Sie fördert den Aus- tausch zwischen den Akteuren und ist ein wichtiger Impulsgeber. Je nach Bedarf können sich aus den Arbeitsgruppen heraus einzelne Projektteams und Pro- jektgruppen bilden oder weitere thematische Arbeitsgruppen initiiert werden. . Projektgruppen: Bei Bedarf initiiert die LAG Projektgruppen, die sich zielgerichtet einem Projekt widmen. Aufgaben einer Projektgruppe sind die Projektentwicklung bis zur Antragsrei- fe, die Übernahme des Projektmanagements bei der Umsetzung oder das Anwerben eines geeigneten Projektträgers. Projektgruppen bieten sich vor allem bei regionalen Projekten oder Kooperationsprojekten mit vielen Akteuren an. Im Sinne der engen Zusammenarbeit mit der Region 'Göttinger Land' achtet die LAG darauf, gemeinsame Projektgruppen ins Leben zu rufen, sobald sich ein Thema dafür anbietet (vergleiche Kapitel 6.3.2). Die Projektgruppen ar- beiten in der Regel selbständig; das Regionalmanagement steht ihnen beratend zur Seite. . Impulsveranstaltungen: Themenbezogene Impulsveranstaltungen sollen dazu dienen, die Bürgerinnen und Bürger über den LEADER-Prozess zu informieren, je nach Bedarf ein The-

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ma zur gezielten Diskussion zu stellen und mittels einer Arbeitsphase die Entwicklung von Projektideen zu initiieren. So können weitere Akteure für eine Mitarbeit gewonnen und gege- benenfalls darauf aufbauend Projektgruppen gegründet werden. . Exkursionen und Kooperationstreffen: Eine Möglichkeit der LAG, neue Impulse in die Re- gion zu bringen, ist es, sich untereinander sowie mit Kommunen und Institutionen, Regional- managements und Akteuren anderer LEADER- und ILE-Regionen, insbesondere der be- nachbarten, auszutauschen. Dafür sieht die LAG einmal im Jahr die Durchführung von Ex- kursionen vor. Ziel der Exkursionen ist es, die Entwicklung der Region praktisch zu erleben, sich Lösungsmöglichkeiten für bestehende Herausforderungen zu überlegen und durch die gemeinsamen Unternehmungen den Austausch und den Zusammenhalt der LAG zu stärken. Die LAG sieht vor: – Regionale Exkursionen: Gemeinsam mit interessierten Akteuren besichtigt die LAG umgesetzte (LEADER-)Projekte in der Region 'Osterode am Harz'. – Überregionale Exkursionen: LAG und interessierte Akteure besuchen beispielhafte Pro- jekte, die vorrangig aus einem LEADER-Prozess hervorgegangen sind, in anderen Regi- onen. Dabei beziehen sie die LAG und weitere Akteure der besuchten Region ein. Für die geplanten Kooperationen (siehe Kapitel 6.3) sind sowohl gemeinsame überregionale Exkursionen als auch Kooperationstreffen vorgesehen, vor allem zwischen den Regionen 'Osterode am Harz', 'Göttinger Land' und 'Harzweserland' sowie im weiteren Raum Südnie- dersachsen. Für die weitere Impulsgebung und Vernetzung von Akteuren nutzt die LAG beispielsweise überregionale LEADER-Veranstaltungen, die die Deutsche Vernetzungsstelle Ländlicher Raum regelmäßig anbietet. . Projektberatung durch das Regionalmanagement: Für die Umsetzung von LEADER- Projekten bedarf es einer kontinuierlichen Projektberatung durch das von der LAG beauftrag- te Regionalmanagement (siehe Kapitel 10.2). Das Regionalmanagement unterstützt den Pro- jektträger, indem es ihn zu möglichen Fördermitteln (auch außerhalb von LEADER) oder al- ternativen Finanzierungsquellen berät, ihm bei der Ausarbeitung des LEADER-Projekt- steckbriefes unterstützt, die Beschlussfassung in der LAG vorbereitet und den Projektträger bei Bedarf bis zur Umsetzung des Projektes unterstützt.

Öffentlichkeitsarbeit und Evaluierung Zur Einbindung der regionalen Akteure in den LEADER-Prozess plant die LAG eine kontinuierli- che Öffentlichkeitsarbeit und eine laufende Evaluierung des Prozesses, unter anderem durch Jahresberichte (nähere Erläuterungen siehe Kapitel 14). Die Ergebnisse der Evaluierung werden auch in der Öffentlichkeitsarbeit genutzt. Zur Information der Bevölkerung führt die LAG eine intensive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit durch. Hierzu zählen Pressemitteilungen zur Ankündigung von Terminen und Berichterstattung über Veranstaltungen, zum Beispiel zu LAG-Sitzungen oder Treffen der Arbeitsgruppen. Im Vor- dergrund sollen jedoch Presseberichte über die Umsetzung von LEADER-Projekten stehen, da sichtbare Erfolge zur Motivation der Bürgerinnen und Bürger beitragen. Die Verbreitung von Projekterfolgen und die Würdigung des Engagements von Projektträgern steht auch bei der Auszeichnung besonders innovativer, beispielhafter und übertragbarer Projek- te im Vordergrund: In jedem Jahr wählt die LAG ihre "Besten Beispiele", die unter dem Motto "oha! Beste Projekte aus der Region 'Osterode am Harz'" in der Öffentlichkeitsarbeit besonders hervorgehoben werden und durch den LAG-Vorstand entsprechend ausgezeichnet werden. Die- se Projekt eigenen sich besonders, um sie auch überregional bekannt zu machen und damit zum Imagewandel der Region als innovative und moderne Region beizutragen. Die Region 'Osterode am Harz' informiert die Öffentlichkeit zudem über einen Newsletter über den Stand der REK-Umsetzung: Der InfoBrief oder das InfoBlatt stellen aktuelle Neuigkeiten zu den Projekten übersichtlich zusammen und erscheinen mindestens einmal pro Jahr. Eine Möglichkeit sich aktiv über den LEADER-Prozess in der Region 'Osterode am Harz' zu in- formieren, bietet sich der Bevölkerung und weiteren Akteuren über die Internetseite www.landkreis-osterode.de/Entwicklung, die auch nach der Fusion der beiden Landkreise Oste- rode am Harz und Göttingen bestehen bleibt. Die Internetseite der Region wird regelmäßig vom Regionalmanagement gepflegt und mit neuen Informationen und Inhalten gefüllt.

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8 Einbindung der Bevölkerung

8.1 Beteiligung von Akteuren und Interessengruppen Das REK der Region 'Osterode am Harz' ist das Ergebnis eines intensiven öffentlichen Beteili- gungsprozesses, der sich auf die Monate September bis No- vember 2014 konzentrierte (sie- he Abb. 8-1). Die Federführung der REK-Erarbeitung für die Region 'Osterode am Harz' übernahm der Landkreis Oste- rode am Harz; ein externes Pla- nungsbüro unterstützte die Re- gion bei der Umsetzung dieses kooperativen Ansatzes und der Konzeptentwicklung. Das Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig und das Projekt- büro Südniedersachsen standen der Region beratend zur Seite. Die bisherige Lenkungsgruppe der ILE-Region 'Osterode am Harz' entschied sich bereits im Dezember 2013, in den beste- henden Regionsgrenzen am LEADER- und ILE-Auswahl- verfahren des Landes Nieder- Abb. 8-1: Ablauf des Erarbeitungsprozesses für das REK der sachsen teilzunehmen. In ihrer Region 'Osterode am Harz' letzten Sitzung im April 2014 erarbeitete die ILE-Lenkungsgruppe einen Vorschlag, um neue Akteure in die zukünftige LAG einzubinden. Zudem ergänzte sie den bestehenden Adressverteiler des ILE-Prozesses um weite- re Akteure mit Bezug zu den möglichen Handlungsfeldern des zu erstellenden REK. So konnte sichergestellt werden, dass alle relevanten Themenbereiche der regionalen Entwicklung in den öffentlichen Veranstaltungen und im Steuerungsgremium vertreten sein konnten. Der Verteiler für den REK-Prozess bestand aus folgenden Zielgruppen: . Beteiligte Akteure der bisherigen ILE-Region 'Osterode am Harz': Lenkungsgruppe, Mitglieder bestehenden Arbeitsgruppen (beispielsweise Rad-AG und AG 'Demografischer Wandel'), Projektträger umgesetzter und in Vorbereitung befindlicher ILEK-Projekte, Träger öffentlicher Belange . Akteure mit Bezug zu den potenziellen Themen der regionalen Entwicklung in der Region 'Osterode am Harz': Wirtschaft, Industrie, Handel und Handwerk, Land- und Forstwirtschaft, Tourismus, Umwelt- und Naturschutz, Sozialverbände und soziale Träger, Gesundheitswe- sen, Mobilität, Bildung, Jugend- und Seniorenarbeit, Kultur, Sport, Energie und Klimaschutz . Verwaltung und Politik . Interessierte Bürgerinnen und Bürger . Überregionale Institutionen (zum Beispiel Landschaftsverband Südniedersachsen) Die Region 'Osterode am Harz' ergänzte – entsprechend der guten Erfahrungen des ILE- Prozesses – die gezielte Ansprache von Akteuren durch einen offenen Beteiligungsprozess und konnte so auch Akteure für eine Mitarbeit aktivieren, die im ILE-Prozess 2007-2013 nicht mitwirk- ten. Insgesamt beteiligten sich rund 110 Akteure aus der Region 'Osterode am Harz' aktiv an der Erarbeitung des REK, viele davon nahmen an allen öffentlichen Veranstaltungen teil. In den ver-

108 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT schiedenen Veranstaltungen und Gremien sowie diversen Einzelgesprächen brachten sie die Interessen der jeweils vertretenen Bereiche in den Prozess ein. Insgesamt zeigt sich bei der intensiven Zusammenarbeit mit den regionalen Akteuren, das die Region auf sieben erfolgreiche Jahre ILE-Prozess mit fortlaufender Beteiligung aufbaut: Insbe- sondere durch die Arbeitsgruppen waren viele der aktuellen Potenziale und Bedarfe in der Regi- on bereits bekannt, einige der noch im ILEK 2007 identifizierten Schwächen konnten durch um- gesetzte ILEK-Projekte bereits abgeschwächt werden (Beispiel: Beschilderung im Radwegenetz). Auch die Vertrautheit der Akteure mit unterschiedlichen Methoden und Beteiligungsverfahren machte sich in sehr konstruktiven und ergebnisorientierten Sitzungsverläufen bemerkbar. Bei dem kompakten Beteiligungsprozess des REK kamen verschiedene Methoden zur Anwendung, die es den Akteuren ermöglichten, die eigenen Einschätzungen, Kenntnisse und Ideen einzubrin- gen. Die Veranstaltungen bedienten sich unterschiedlicher Arbeitsphasen mit einem Wechsel von Input, Arbeiten im Plenum und in Kleingruppen. Die Akteure konnten sich so einerseits informie- ren und eine gemeinsame Diskussionsbasis entwickeln, anderseits intensiv und zielbezogen an der SWOT (siehe Kapitel 5) und den Zielen der Entwicklungsstrategie sowie Projekten (siehe Kapitel 6) des REK mitwirken. Die Ergebnisse der Veranstaltungen dienten dabei immer der Wei- terentwicklung des REK Zusätzlich zu den öffentlichen Veranstaltungen mit einem breiten Themenspektrum gab es ge- zielte Abstimmungsgespräche mit verschiedenen Akteuren zur Vertiefung einzelner Themen.

8.2 Information und Aktivierung der Bevölkerung Eine kontinuierliche Öffentlichkeits- und Pressearbeit zur Information und Mobilisierung der Be- völkerung in der Region 'Osterode am Harz' begleitete die REK-Erarbeitung. Dies gewährleistete, dass auch neue Akteure in den REK-Prozess eingebunden werden konnten. Zusätzlich erfolgte eine gezielte, oftmals persönliche Ansprache relevanter Akteure. Die Information umfasste fol- gende Bausteine: . Das Infoblatt "Regionales Entwicklungskonzept für die Region 'Osterode am Harz'" (siehe Anhang VI) informiert in kurzer Form, was LEADER bedeutet, was ein REK ist und wie es erstellt werden soll und welche Aufgaben die LAG als Steuerungsgremium hat. Es wurde mit den Einladungen versendet und lag bei den Veranstaltungen zur Information aus. . Zu den öffentlichen Veranstaltungen lud die Region 'Osterode am Harz' alle Interessierten öffentlich über die regionale Presse ein, die auch im Nachgang der Veranstaltungen mit ausführlichen Artikeln über die Ergebnisse berichtete (siehe Anhang V). . Zu den öffentlichen Veranstaltung versendete die Region 'Osterode am Harz' persönliche Einladungen an einen breiten Verteiler mit rund 200 Adressen, der aktualisiert und kontinu- ierlich erweitert wurde: Jeder Akteur, der den Presseaufrufen folgte und an einer Veranstal- tung teilnahm, erhielt im Anschluss das Veranstaltungsprotokoll und eine persönliche Einla- dung zu den Folgeterminen. . Die Städte und (Samt-)Gemeinden, der Landkreis und das ILE-Regionalmanagement infor- mierten vor Ort (zum Beispiel in Ortsratssitzungen) über den regionalen Entwicklungsprozess und über LEADER und ILE. Die Bürgermeister und ihre Vertretungen sowie die Mitglieder der ILE-Lenkungsgruppe und der späteren LAG in Gründung arbeiteten als Multiplikatoren und wiesen Bürgerinnen und Bürger sowie verschiedene Vereine, Verbände und Interessengrup- pen auf die anstehenden Veranstaltungen hin und motivierten so zur Mitarbeit. . Die Öffentlichkeit wurde im Nachgang der Veranstaltung über den Fortschritt des REK über Presseartikel und die an den gesamten Einladungsverteiler versendeten Protokolle informiert.

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8.3 Abstimmungs- und Entscheidungsprozess

Steuerungsgremium: Die Lokale Aktionsgruppe (LAG) in Gründung Das steuernde Gremium des REK-Prozesses ist die LAG in Gründung (siehe Kapitel 9). Die LAG bereitete die Arbeitsschritte des Beteiligungsprozesses vor und nach, führte die Ergebnisse aus den Veranstaltungen zusammen und stimmte sie aufeinander ab, so dass eine zielorientierte Entwicklungsstrategie entstand. Im Rahmen der REK-Erarbeitung tagte die LAG insgesamt drei Mal. Das beauftragte Planungsbüro bereitete die Abstimmungs- und Entscheidungsprozesse der LAG durch Präsentationen und Sitzungsunterlagen vor und dokumentierte die Ergebnisse in Protokol- len, so dass die LAG zielgerichtet diskutieren und gemeinsame Entscheidungen treffen konnte. Der Entscheidungsprozess für das REK war geprägt von regen, offen und vertrauensvoll geführ- ten Diskussionen. In ergebnisoffenen, zielgerichteten, konstruktiven Arbeitsphasen wurden die Grundlagen für die Strategie gelegt. Die Mitglieder der LAG brachten fortlaufend ihre Regionskenntnisse und Fachkompetenzen für einzelne Handlungsfelder ein. Die Zusammensetzung aus "alten", ILE-erfahrenen und neuen Akteuren brachte "frischen Wind" in die Diskussionen und ermöglichte der LAG neue Sichtweisen auf bestimmte Themenbereiche. Die LAG-Mitglieder wirkten zudem als Multiplikatoren für den LEADER-Prozess in der Region 'Osterode am Harz', indem sie die Ergebnisse mit in ihre Institu- tionen und Verbände nahmen.

Veranstaltungen und Sitzungen

Gründungssitzung der LAG am 21. Juli 2014 Teilnehmerkreis: ILE-Lenkungsgruppe der Region 'Osterode am Harz' – bestehend aus den Bürgermeistern und weiteren Vertreterinnen und Ver- tretern der Städte und (Samt-)Gemeinden, des Landkreises sowie der Landwirtschaft – und neuen Mitglieder aus den Bereichen Wirtschaft, Handel, Handwerk, Forst, Energie, Soziales und Tourismus Inhalte und Ergebnisse . EU-Förderperiode 2014-2020, LEADER- und ILE-Auswahlverfahren des Landes Niedersachsen . Ergebnisse und Erfahrungen aus dem ILE-Prozesse . Gründung der LAG für die REK-Erstellung und ihre Aufgaben . Abgrenzung der Handlungsfelder mit Themenbereichen für das REK . Strategische Beratungen zur Umsetzung des REK, unter anderem Festlegung des Ablaufs der Zukunftskonferenz Auftaktveranstaltung "Zukunftskonferenz" am 25. September 2014 Teilnehmer: Mitglieder der LAG, interessierte Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft, von Institutionen, Kirchen, Verbän- den und Vereinen (insgesamt rund 70 Personen, gezielte Einladung und öffentliche Ankündigung der Veranstaltung) Inhalte und Ergebnisse . LEADER- und ILE-Auswahlverfahren des Landes Niedersachsen . Bisherige Arbeit in der ILE-Region 'Osterode am Harz'

. LAG für die REK-Erstellung . Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken der Region 'Osterode am Harz' . Erste Handlungsansätze für die Entwicklungsstrategie . Gewichtung der Themenbereiche in den Handlungsfeldern zur Schwerpunktsetzung für die zukünftige regionale Entwicklung in der Region 'Osterode am Harz'

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2. Sitzung der LAG (in Gründung) am 7. Oktober 2014 Teilnehmer: Mitglieder der LAG (siehe Gründungssitzung der LAG) Inhalte und Ergebnisse . Resümee der Zukunftskonferenz: Projektansätze, Anpassung der Themenbereiche in den Handlungsfeldern . Strategieentwurf: Leitmotto, Logo, Entwicklungsziele, Handlungsfelder inklusive Themenbereiche . Entwicklung von Handlungsfeldzielen für die Entwicklungsstrategie – 'Tourismus und Umwelt' – 'Innenentwicklung und Daseinsvorsorge' – 'Generationen – Bildung, Kultur, Sport' – 'Wirtschaft, Energie und Klimaschutz' . Gewichtung der Handlungsfelder zur Ergänzung der Schwerpunktset- zung der regionalen Entwicklung . Festlegung des Ablaufs der Themen-Werkstatt Themen-Werkstatt am 21. Oktober 2014 Teilnehmer: Akteure aus der Region 'Osterode am Harz' (insgesamt rund 50 Personen, gezielte Einladung und öffentliche Ankündigung der Veranstaltung) Inhalte und Ergebnisse . Resümee der Zukunftskonferenz und der 2. LAG-Sitzung . Strategieentwurf (Leitmotto, Entwicklungsziele, Handlungsfelder, Handlungsfeldziele) und Entwurf der Fördertatbestände . Entwicklung von regional bedeutsamen Leitprojekten auf Basis der Projektansätze und der Handlungsfeldziele in Kleingruppen: – 'Tourismus' – 'Innenentwicklung' – 'Daseinsvorsorge' – 'Freizeit, Sport, Bildung, Kultur' – 'Wirtschaft' – 'Energie und Klimaschutz' . Gewichtung der Handlungsfeldziele zur Ergänzung der Schwerpunkt- setzung der regionalen Entwicklung 3. Sitzung der LAG (in Gründung) am 2. Dezember 2014 Teilnehmer: Mitglieder der LAG (siehe Gründungssitzung der LAG) Inhalte und Ergebnisse . Resümee der Themen-Werkstatt: Leitprojekte zur Ergänzung der Ent- wicklungsstrategie . Resümee der Abstimmungsgespräche zur Kooperation mit den Nach- barregionen . Indikatoren und Zielwerte für die Entwicklungsstrategie . Förderbedingungen und Projektauswahl . Finanzplan und Kofinanzierung . Begleitung und Bewertung . Organisation der weiteren LAG-Zusammenarbeit

111 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Abstimmungsgespräche Neben den öffentlichen Veranstaltungen führte die Region Abstimmungsgespräche mit einzelnen Akteuren zu verschiedenen Themenbereichen. Des Weiteren stimmte sich die Region zu über- geordneten Planungen und möglichen Kooperationen wie folgt ab: . Projektbüro Südniedersachsen: Abgleich der REK-Themen und der Themen der Regiona- len Handlungsstrategie Braunschweig und des Südniedersachsenprogrammes mit Identifizie- rung gemeinsamer Themenbereiche: Mobilität, Breitband-Ausbau, Qualitätsoffensiven und -netzwerke, Gesundheitswirtschaft in Verbindung mit Tourismus . Kooperationsgespräch mit der LEADER-Region 'Göttinger Land' (siehe Kapitel 6.3.2) . Kooperationsgespräch mit der Region 'Harzweserland' (siehe Kapitel 6.3.3) . Kooperationsgespräch mit der Region 'Westharz' (siehe Kapitel 6.3.4) . Kooperationsgespräch mit allen Region Südniedersachsens unter Federführung des Projekt- büros Südniedersachsen

112 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

9 Zusammensetzung der Lokalen Aktionsgruppe Die LAG Region 'Osterode am Harz' ist das zentrale Entscheidungs- und Steuerungsgremium des regionalen Entwicklungsprozesses. Im Juli 2014 bildete sich die LAG Region 'Osterode am Harz' (in Gründung; siehe Abb. 9-1). Sie besteht aus 30 stimmberechtigten Mitglieder: Acht Kommunen (sieben Städte und (Samt-) Gemeinden, Landkreis) und 22 Wirtschafts- und Sozialpartner. Darüber hinaus hat die LAG einige beratende Mitglieder (siehe Tab. 9-1). In der LAG verfügt keine Interessengruppe über mehr als 49 % der Stimmenanteile. Die Wirtschafts- und Sozialpartner verfügen über einen Stimmenanteil von 73,4 %, der Anteil öffentlicher Partner beträgt 26,6 %. Der hohe Anteil der Wirtschafts- und Sozialpartner stellt sicher, dass bei allen Entscheidungsfindungen die Be- schlussfähigkeit der LAG gewährleistet ist, auch wenn einzelne Partner einmal verhindert sind. Die Mitglieder der LAG sind alle in der Region 'Osterode am Harz' ansässig oder für die Region zuständig

Abb. 9-1: Mitglieder der LAG Region 'Osterode am Harz' bei der Gründungssitzung (abwesend: Harzer Tourismusverein, Initiative Zukunft Harz, Klimaschutzmanagement, Land- schaftsverband Südniedersachsen, Niedersächsische Landesforsten, Paritätischer Kreisverband Osterode am Harz, Projektbüro Südniedersachsen, Verein für Handel und Gewerbe Bad Lauter- berg, Volksbank im Harz) Die LAG Region 'Osterode am Harz' zeichnet sich durch ihr breites Kompetenzspektrum aus. So sind die Wirtschafts- und Sozialpartner Schlüsselakteure aus den zur Umsetzung der Entwick- lungsstrategie relevanten Bereichen Wirtschaft (Handwerk, Handel, Dienstleistung, Industrie), Tourismus, Land- und Forstwirtschaft, Energie, Soziales und Demografie. Bei der Auswahl der Mitglieder achtete die LAG darauf, möglichst Partner auszuwählen, die stellvertretend für eine Gruppe von regionalen Akteuren stehen. Dies stellt die Informationsflüsse in die Region sicher und ermöglicht, dass die LAG-Mitglieder weitere Akteure mobilisieren, ihre Vorstellungen und Projektvorschläge in den regionalen Entwicklungsprozess aktiv einzubringen. Die kommunalen Mitglieder sind aufgrund ihrer themenübergreifenden Zuständigkeit nicht eindeutig einem The- menbereich zuzuordnen; sie tragen vielmehr zur Umsetzung der Strategie in allen Handlungsfel- dern bei. Durch die Zusammenarbeit der kommunalen Vertreterinnen und Vertreter mit diesen Schlüsselakteuren ist die effektive Umsetzung und innovative Weiterentwicklung des REK si- chergestellt. Alle Mitglieder der LAG verfügen über die zeitlichen Ressourcen für die Mitarbeit in der LAG. Im Vorfeld der LAG-Mitgliedschaft informierte die Region 'Osterode am Harz' alle potenziellen Mitglieder umfassend über ihre Aufgaben während der REK-Erstellung und der anschließenden Umsetzungsbegleitung, so dass sie abwägen konnten, ob sie diese Funktion übernehmen kön- nen. Alle Mitglieder (siehe Tab. 9-1) haben ihre Bereitschaft zur kontinuierlichen Mitarbeit bekun- det. Bei ihrer Besetzung hat die LAG auf die Ausgewogenheit der Geschlechter geachtet. Von den 22 stimmberechtigten Wirtschafts- und Sozialpartnern werden acht durch Frauen vertreten, das

113 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT entspricht mehr als einem Drittel (36 %). Wunsch der LAG ist es, das Geschlechterverhältnis weiter auszugleichen. Das Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig unterstützt die LAG bei der Ent- scheidungsfindung, indem es der LAG beratend zur Seite steht, Aktivitäten der LAG mit der Ver- waltungsbehörde koordiniert und die LAG beim Finanzmanagement unterstützt.

Tab. 9-1: Mitglieder der Lokalen Aktionsgruppe Region 'Osterode am Harz' Institution Vertreter Kommunale Mitglieder (stimmberechtigt mit jeweils einer Stimme pro Institution)

Bad Grund (Harz), Gemeinde Dietzmann, Harald (Bürgermeister) Bad Lauterberg im Harz, Stadt Ahrenhold, Steffen (Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters, Fachbe- reichsleitung Innere Dienste und Finanzen) Gans, Dr. Thomas (Bürgermeister) Bad Sachsa, Stadt Grundei, Gerhard (Amtsleitung Bauamt) Hartmann, Dr. Axel (Bürgermeister) Hattorf am Harz, Samtgemeinde Hellwig, Rolf (Samtgemeindebürgermeister) Herzberg am Harz, Stadt Bührmann, Kerstin (Fachbereichsleitung III – Bauen, Planen, Immobilien, Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing) Peters, Lutz (Bürgermeister) Osterode am Harz, Stadt Christiansen, Thomas (Fachbereichsleitung 3 – Verwaltung) Becker, Klaus (Bürgermeister) Walkenried, Samtgemeinde Haberlandt, Dieter (Samtgemeindebürgermeister) Osterode am Harz, Landkreis Bergmann, Jochen (Stellvertretende Leitung Stabsstelle Bildung, Wirt- schaft und Regionalplanung) Hemesath, Franz-Michael (Leitung Stabsstelle Bildung, Wirtschaft und Regionalplanung) Wirtschafts- und Sozialpartner (stimmberechtigt mit jeweils einer Stimme pro Institution) Bereich Wirtschaft – Handwerk, Handel, Dienstleistung, Industrie

Industrie- und Handelskammer Han- Grube, Joachim nover – Geschäftsstelle Göttingen Initiative Zukunft Harz Feuerstein, Gudrun (ab 01.01.2015 Wirtschaftsförderung Region Göttin- gen GmbH – WGR) Kreishandwerkerschaft Osterode Mißling, Gabriele obermann GmbH und Co. KG – Han- Obermann, Stefanie dels- und Verwaltungsgesellschaft Sparkasse Osterode am Harz Gömann, Marco Verein für Handel und Gewerbe Bad Kröger, Carsten (Rudolphi Modehaus GmbH und Co. KG) Lauterberg Volksbank im Harz Seeber, Iris Weißensee, Mark Bereich Tourismus ADFC – Ortsverband Herzberg am Schenk, Dr. Reiner Harz GesundHarz e.V. Koltermann, Klaus-D. (Gesundheitstourismus-Manager) Harzer Tourismusverband e.V. Schmidt, Carola

114 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Tab. 9-1: Mitglieder der Lokalen Aktionsgruppe Region 'Osterode am Harz' Institution Vertreter Bereich Land- und Forstwirtschaft

Koithahn's Harzer Landwurst- Koithahn, Karl-Heinz Spezialitäten GmbH Kreisverband der LandFrauenvereine Schridde, Ulrike Osterode am Harz Landvolk Northeim-Osterode Kreis- Danne, Hartmut (Vorstand) bauernverband e.V. – Geschäftsstel- Rudolph, Gerhard (Geschäftsführung) le Osterode am Harz Landwirtschaftskammer Niedersach- Bartsch, Helmuth (Fachgruppe Ländliche Entwicklung) sen – Bezirksstelle Northeim Niedersächsische Landesforsten – Peiffer, Karsten Forstamt Clausthal Sonnabend, Jörg Bereich Energie Harz Energie Netz GmbH Uhlenhaut, Frank (Kommunalmanagement) Bereich Soziales und Demografie

Gemeinnützige Baugenossenschaft Fiedler, Ingo (Vorstand) eG Gesundheitsregion Göttingen e.V. Stiemerling, Karsten (Stiemerling Senioren-Residenzen e.V., Vor- standsmitglied der Gesundheitsregion Göttingen e.V.) Harz-Weser-Werkstätten gGmbH Küster, Udo Jugend- und Bildungshaus Tetten- Hofmann, Helene born e.V. Kreiswohnungsbau Osterode am Ludwig, Jens Harz GmbH Paritätischer Kreisverband Osterode Nikulla, Annette am Harz Schirmer, Sandro Beratende Mitglieder (ohne Stimmrecht)

Amt für regionale Landesentwicklung Brinker, Franz Braunschweig – Geschäftsstelle Göttingen Amt für regionale Landesentwicklung Lindemann, Sandra Braunschweig – Projektbüro Südnie- dersachsen Klimaschutzmanagement des Land- Witter, Julia kreises Osterode am Harz Landschaftsverband Südniedersach- Martin, Olaf sen Jühne, Annika

115 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

10 Struktur der LAG

10.1 Rechtsform, Arbeitsweise und Entscheidungsfindung Die LAG wird sich bei einer Auswahl als LEADER-Region als nicht wirtschaftlicher und nicht rechtsfähiger Verein organisieren. Sie gibt sich eine Geschäftsordnung, die die wesentlichen As- pekte ihrer Arbeit regelt (Gliederung siehe Tab. 10-1, vollständige Geschäftsordnung siehe An- hang II). Die Geschäftsordnung wird nach Anerkennung der Region als LEADER-Region in Kraft treten; im Anschluss wird die LAG ihren Vorstand wählen und ihre Aufgaben wahrnehmen.

Tab. 10-1: Übersicht über die Geschäftsordnung der LAG Region 'Osterode am Harz' § 1 Name, Gebietsabgrenzung, Rechtsform § 6 Sitzungen der LAG § 2 Ziele und Aufgaben § 7 Beschlussfähigkeit und Entscheidungsfindung § 3 Kooperationen und Vernetzung § 8 Auflösung der LAG § 4 Mitglieder und Stimmberechtigung § 9 In-Kraft-Treten der Geschäftsordnung Vorstand, Geschäftsstelle sowie LAG- und § 5 Finanzmanagement

Die Beschlussfähigkeit der LAG als Grundlage für die Entscheidungsfindung ist gegeben, wenn bei ordnungsgemäß einberufenen LAG-Sitzungen mindestens ein Drittel der stimmberechtigten Mitglieder der LAG anwesend und mindestens 50 % der stimmberechtigten Anwesenden Wirt- schafts- und Sozialpartner sind. Falls sich die Anzahl der anwesenden LAG-Mitglieder im Laufe einer Sitzung verändert, ist die Beschlussfähigkeit vor einer Abstimmung erneut zu prüfen. Die Sitzungen der LAG sind öffentlich. Zeit und Ort der Sitzungen werden in der örtlichen Presse und auf der Internetseite der Region vorab bekannt gegeben. Die LAG dokumentiert die Ergeb- nisse ihrer Sitzungen in einem Protokoll, das die wesentlichen Inhalte und Beschlüsse sowie eine Anwesenheitsliste enthält. Insbesondere die Ergebnisse über Projektentscheidungen und Verga- be von LEADER-Mitteln werden ausführlich dargestellt, um die Transparenz der LAG- Entscheidungsfindung zu gewährleisten. Nach Genehmigung des Protokolls durch die LAG wird es auf der Internetseite veröffentlicht.

10.2 Organisationsstruktur – Aufgaben und Zuständigkeiten Die LAG fungiert als zentrales Steuerungs- und Entscheidungsgremium für die Region 'Osterode am Harz'. Zentrale Aufgaben der LAG sind . den regionalen Entwicklungsprozess zu koordinieren, zu organisieren und zu begleiten . die Bevölkerung über den Umsetzungsprozess zu informieren und zur Beteiligung an der REK-Umsetzung zu motivieren (vergleiche Kapitel 7) . den Prozess zu evaluieren, die Entwicklungsstrategie anzupassen und das REK fortzuschrei- ben . aus dem LEADER-Kontingent zu fördernde Projekte mit Hilfe der Projektauswahlkriterien auszuwählen (vergleiche Kapitel 12) Die LAG wird bei der Erfüllung ihrer Aufgaben durch die Geschäftsstelle unterstützt. Zudem richtet die LAG ein Regionalmanagement ein, das sowohl die LAG als auch die Geschäftsstelle in ihren Aufgaben unterstützt. Beim Finanzmanagement, also die Verwaltung des LEADER-Kontingents, unterstützt das Amt für regionale Landesentwicklung Braunschwieg die LAG.

116 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Geschäftsstelle der LAG Region 'Osterode am Harz' Die LAG richtet eine Geschäftsstelle bei der Stadt Osterode am Harz ein, die als Sitz der LAG dient und folgende Aufgaben wahrnimmt: . Anschrift für Posteingänge . Zentrale Anlaufstelle für Akteure der Region, von außerhalb und für übergeordnete Stellen

Aufgaben und Ausstattung des Regionalmanagements der Region 'Osterode am Harz' Um die Region bei der Umsetzung der Entwicklungsstrategie professionell und effektiv zu unter- stützen, setzt die LAG ein Regionalmanagement ein. Die LAG wird folgende Aufgaben an das Regionalmanagement übertragen: . Unterstützung der LAG: Vor- und Nachbereitung der LAG-Sitzungen, Vorbereitung von Pro- jektauswahl und Beschlüssen, Vorbereitung der Anpassung und Fortschreibung des REK . Prozessbegleitung und -organisation: Koordination, Durchführung, Vor- und Nachbereitung von Veranstaltungen und Aktivitäten, zentraler Ansprechpartner für die Akteure, Moderation und Begleitung von Gremien . Projektmanagement: Koordination, Begleitung und laufende Dokumentation der Projekt- umsetzung . Projektentwicklung: Beratung und Unterstützung von Projektträgern und Interessierten bei der Konkretisierung, Entwicklung und Umsetzung von Projekten, Unterstützung der Arbeits- und Projektgruppen . Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zur Umsetzung der Entwicklungsstrategie . Zusammenarbeit mit (über-)regionalen Netzwerken zum Informationsaustausch und zur An- bahnung von Kooperationsprojekten . Monitoring und Evaluierung der Umsetzung der Entwicklungsstrategie und Arbeit der LAG, zum Beispiel Erstellung der Jahresberichte . Fortschreibung der regionalen Entwicklungsstrategie und des REK in Zusammenarbeit mit der LAG . Unterstützung der Geschäftsstelle beim Finanzmanagement in Zusammenarbeit mit dem Amt für regionale Landesentwicklung Braunschwieg Die LAG hat beschlossen, für das Regionalmanagement einen externen Dienstleister zu beauftragen. Wichtige Anforderungen an das künftige Regionalmanagement sind . Mehrjährige Erfahrung in der (ländlichen) Regionalentwicklung und im Regionalmanagement, Kenntnisse der Region . Mehrjährige Erfahrung mit den europäischen Strukturfonds und anderen Förderinstrumenten, insbesondere Erfahrungen mit den niedersächsischen Förderbestimmungen . Erfahrung im Umgang mit Mandatsträgerinnen und -trägern, Behörden und Verwaltungen, insbesondere Kenntnisse der niedersächsischen Verwaltungsstrukturen . Erfahrung in der Beratung von Personen und Institutionen und im Bereich Organisation und Moderation von (Groß-)Veranstaltungen . Erfahrung im Projektmanagement . Erfahrung in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Die Region sieht als Ausstattung für das Regionalmanagement Personal für das Management und Assistenz für technische und organisatorische Tätigkeiten des regionalen Entwicklungspro- zesses einschließlich einer Vertretungsregelung im Umfang von mindestens einer Vollzeit- Arbeitskraft vor. Für den Posten "Laufenden Kosten und Sensibilisierung" einschließlich des Regionalmanage- ments setzt die LAG einen Anteil von 25 % des LEADER-Kontingents ein (siehe Kapitel 13).

117 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

11 Förderbedingungen Die Förderbedingungen sind die Grundlage für die Förderung von LEADER-Projekten und ge- bietsübergreifenden Kooperationsprojekten sowie Aktivitäten im Rahmen der Umsetzung der Entwicklungsstrategie. Die LAG legt dafür Fördertatbestände für die einzelnen Handlungsfelder des REK fest. Des Weiteren wird die LAG laufende Kosten der LAG, die für die Verwaltung der Umsetzung der Entwicklungsstrategie des REK einschließlich Information und Aktivierung poten- zieller lokaler Akteure (Sensibilisierungskosten) entstehen, bezuschussen. Für die Förderung von Projekten und die Umsetzung der Entwicklungsstrategie des REK durch die LAG und das unterstützende Regionalmanagement legt die LAG Zuwendungsempfänger, Fördersatz und Zuwendungshöhe fest.

11.1 Fördertatbestände

11.1.1 Fördertatbestände für die Handlungsfeldziele der Region 'Osterode am Harz' Projekte, die mit LEADER-Mitteln gefördert werden sollen, müssen einem Fördertatbestand ent- sprechen. Damit bilden die Fördertatbestände den Rahmen für die Projektförderung. Die Fördertatbestände sind aus den Handlungsfeldzielen abgeleitet und beziehen die im Beteili- gungsprozess zur REK-Erstellung eingebrachten Projektansätze ein (vergleiche Kapitel 6.2). Sie sind im Folgenden den Handlungsfeldern und Handlungsfeldzielen zugeordnet.

Fördertatbestände für das Handlungsfeld A 'Tourismus und Umwelt'

Ziel A.1 Die Tourismus-Region 'Osterode am Harz' weiter ausbauen und insbesondere den Gesund- heits-, Aktiv- und Landschaftstourismus weiter stärken! I Vorarbeiten, unter anderem Untersuchungen, Bedarfsanalysen, Machbarkeitsstudien oder Realisierungs- konzepte II Entwicklung und Schaffung von touristischen Routen einschließlich ergänzender Einrichtungen sowie Neu- bau von Freizeitwegen zum Lückenschluss III Entwicklung, Schaffung und Vermarktung von erlebnisorientierten touristischen Infrastruktureinrichtun- gen, insbesondere im Gesundheits-, Aktiv- und Landschaftstourismus, sowie Schaffung und Modernisierung kleiner touristischer Infrastrukturen IV Maßnahmen zum Erhalt oder zum Neuerwerb von Zertifizierungen von Rad- und Wanderwegen oder von Kurorten V Entwicklung und Bewerbung von touristischen Angeboten VI Ausbau von Informationsmöglichkeiten für Tourismus und Naherholung Ziel A.2 Beherbergung und Gastronomie in der Region 'Osterode am Harz' aufwerten sowie Service- qualität und Gastfreundlichkeit verbessern! I Vorarbeiten, unter anderem Untersuchungen, Bedarfsanalysen, Machbarkeitsstudien oder Realisierungs- konzepte II Zielgruppenspezifische Erweiterung von Infrastruktur und Angeboten im Gastgewerbe sowie Aus-/Neu- bau und Modernisierung im Gastgewerbe III Entwicklung von Pauschalangeboten und Angebotspaketen, gemeinsame Vermarktung und Vernetzung touristischer Einrichtungen und Angebote untereinander sowie mit Beherbergungsbetrieben und Gastronomie IV Beratungs- und Weiterbildungsangebote für Betriebe, Einrichtungen und Ehrenamtliche im Tourismus sowie touristische Imagekampagnen

118 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Ziel A.3 Die Natur schützen, die Vielfalt der Landschaft in der Region 'Osterode am Harz' pflegen, gestalten und erlebbar machen sowie die Region an die unvermeidbaren Folgen des Klima- wandels anpassen! I Vorarbeiten, unter anderem Untersuchungen, Konzepte und Schaffung von Managementstrukturen zur Pflege und Entwicklung der Landschaft II Anlage und Wiederherstellung von Gewässern einschließlich Gestaltung der Uferzone sowie Maßnahmen zum Hochwasserschutz III Erhalt, Schaffung, Vernetzung und Pflege von Biotopen und Kleinstrukturen IV Naturerlebnisangebote, Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit zur Förderung von Verständnis und Akzeptanz für Landschaftspflege und Naturschutz sowie Maßnahmen zur Vernetzung zwischen Akteuren

Fördertatbestände für das Handlungsfeld B 'Innenentwicklung und Daseinsvor- sorge'

Ziel B.1 Die Städte und Dörfer der Region 'Osterode am Harz' l(i)ebenswert und zukunftsfähig gestal- ten! I Vorarbeiten, unter anderem Untersuchungen, Bedarfsanalysen, Machbarkeitsstudien oder Realisierungs- konzepte, sowie Kampagnen für die (Um-)Nutzung, Neugestaltung und Modernisierung von Gebäuden, Straßen und Plätzen II Durchführung von Modell-/Pilotprojekten und die Vorbereitung der Bewerbung für die Aufnahme ins Dorfer- neuerungsprogramm III Gestalterische Aufwertung von Straßen, Plätzen und des Wohnumfeldes für alle Generationen, barriere- freie Gestaltung der Orte sowie Gestaltung des Ortsbildes IV Erfassung von Leerständen, leerstandsbedrohten Gebäuden, Baulücken und Maßnahmen zum Innen- entwicklungsmanagement einschließlich Vermarktungsmaßnahmen V Sanierung und Umnutzung von Gebäuden sowie Angebote von diesbezüglicher Beratung VI Rückbau von Leerständen einschließlich Erwerb von Grundstücken VII Förderung und Schaffung von neuen Wohn- und Lebensformen, innovativen Wohnideen sowie Vernetzung ehren- und hauptamtlicher Akteure Ziel B.2 Die Daseinsversorge in der Region 'Osterode am Harz' sichern, insbesondere wohnortnahe Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfes, medizinisch-pflegerische Versorgung und Anbindung an hochbandiges Breitband! I Vorarbeiten, unter anderem Untersuchungen, Bedarfs-, Standort- und Erreichbarkeitsanalysen, Machbar- keitsstudien oder Realisierungskonzepte II Koordinations-, Informations- und Marketingmaßnahmen zur Sicherung der Daseinsvorsorge III Neu-, Aus- und Umbau von Dienstleistungs-, Versorgungs- und medizinischen Einrichtungen und An- geboten, Entwicklung und Umsetzung von Modell- und Pilotprojekten sowie investive Maßnahmen zur Ver- besserung der Kommunikationsinfrastruktur IV Kooperation und Vernetzung von privaten und öffentlichen Akteuren und Einrichtungen, insbesondere im Bereich der Pflege und Betreuung Ziel B.3 (Öffentlichen) Personennahverkehr in der Region 'Osterode am Harz' verbessern! I Vorarbeiten, unter anderem Untersuchungen, Bedarfs- und Standortanalysen, Machbarkeitsstudien oder Realisierungskonzepte II Investive und nicht-investive Maßnahmen zur Schaffung und Förderung von bedarfsorientierten Mobili- tätsangeboten III Koordinations-, Informations- und Marketingmaßnahmen für bedarfsorientierte Mobilitätsangebote und zur Vernetzung der Mobilitätsangebote untereinander, sowohl innerhalb der Region als auch für die überregi- onale Anbindung

119 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Fördertatbestände für das Handlungsfeld C 'Generationen – Bildung, Kultur, Sport'

Ziel C.1 Kulturangebote in der Region 'Osterode am Harz' zielgruppenorientiert fördern und Kultur- schaffende vernetzen! I Vorarbeiten, unter anderem Untersuchungen, Bedarfs- und Standortanalysen, Machbarkeitsstudien oder Realisierungskonzepte II Erhaltung, Weiterentwicklung und Schaffung von Einrichtungen und Angeboten in der Kultur, sparten- und generationsübergreifende Projekte, Kooperationsprojekte zwischen Kultur, Bildung und Wirtschaft sowie ex- perimentelle und modellhafte Projektformen III Koordinations-, Informations- und Marketingmaßnahmen zum Ausbau von Kooperation und Vernet- zung von privaten und öffentlichen Akteuren und Einrichtungen im Kulturbereich Ziel C.2 Attraktive Freizeit- und Sportangebote und zielgruppenübergreifende Bildungsangebote für alle Menschen in der Region 'Osterode am Harz' fördern! I Vorarbeiten, unter anderem Untersuchungen, Bedarfs- und Standortanalysen, Machbarkeitsstudien oder Realisierungskonzepte II Schaffung von attraktiven Freizeit-, Bildungs- und sozialen Angeboten für alle Menschen, vor allem ziel- gruppen- und generationenübergreifend und integrationsfördernd III Informations- und (Weiter-)Bildungsangebote einschließlich Nutzung neuer Medien IV Koordinations-, Informations- und Marketingmaßnahmen zur Unterstützung und Kooperation bezie- hungsweise Vernetzung von Vereinen, Bildungseinrichtungen sowie Qualifizierungsmaßnahmen zur Förde- rung des Vereinswesen und des Ehrenamtes Ziel C.3 Hilfebedarfsorientierte Betreuungsangebote und das Miteinander der Menschen in der Region 'Osterode am Harz' verbessern! I Vorarbeiten, unter anderem Untersuchungen, Bedarfs- und Standortanalysen, Machbarkeitsstudien oder Realisierungskonzepte II Erhalt und Schaffung von Einrichtungen und Angeboten für das Miteinander der Menschen III Kooperation und Vernetzung von privaten und öffentlichen Akteuren und Einrichtungen, insbesondere im Bereich der Pflege und Betreuung, und zur Förderung des ehrenamtlichen Engagements

Fördertatbestände für das Handlungsfeld D 'Wirtschaft, Energie und Klimaschutz'

Ziel D.1 Die Region 'Osterode am Harz' als attraktiven Arbeitsort weiterentwickeln! I Vorarbeiten, unter anderem Untersuchungen, Bedarfs- und Standortanalysen, Machbarkeitsstudien oder Realisierungskonzepte II Informations- und (Weiter-)Bildungsangebote einschließlich Nutzung neuer Medien III Koordinations-, Informations-, Beratungs- und Marketingmaßnahmen zur Standortförderung und zur Unterstützung, Kooperation und Vernetzung von Unternehmen untereinander und mit öffentlichen Akteuren IV Unterstützung von kleinen Unternehmen mit Bezug zur Daseinsvorsorge, Mobilität, (zielgruppenspezifi- schen) Tourismus, Verbindung zwischen Landwirtschaft und Tourismus Ziel D.2 Den Klimaschutz voran bringen, indem vor allem die Energieeffizienz gesteigert und erneuer- bare Energien in der Region 'Osterode am Harz' ausgebaut werden! I Vorarbeiten, unter anderem Machbarkeitsstudien, Untersuchungen, Prozessbegleitung, insbesondere für Projekte zur Versorgung der Region 'Osterode am Harz' aus erneuerbaren Energieträgern II Entwicklung und Erprobung von (Pilot-)Projekten zur Energieeffizienz, zur Energiespeicherung und zur Versorgung der Region 'Osterode am Harz' aus erneuerbaren Energieträgern III Informations- und Beratungsangebote sowie Koordinations- und Marketingmaßnahmen zur Schaffung von Anreizen zum effizienten Einsatz von Energie und zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen IV Dokumentation und Visualisierung von Projekten zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Erzeugung von erneuerbaren Energien

120 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Ziel D.3 Produktions- und Absatzbedingungen für land- und forstwirtschaftliche Betriebe verbessern! I Vorarbeiten, unter anderem Untersuchungen, Bedarfs- und Standortanalysen, Machbarkeitsstudien oder Realisierungskonzepte sowie Umsetzung von Pilotprojekten II Vermarktung regionaler Produkte und Verarbeitung regionaler Produkte vor Ort (sofern nicht über PFEIL Code 4.2 förderfähig) III Multifunktionale Infrastrukturmaßnahmen, insbesondere zur Erschließung land- und forstwirtschaftlicher Flächen einschließlich erforderlicher Brücken, sowie Flächenoptimierung zur Stärkung der Wettbewerbsfä- higkeit einschließlich Vorbereitung für Flurbereinigungsverfahren (sofern nicht über PFEIL Code 4.2 förderfä- hig) IV Entwicklung und Umsetzung von Imagekampagnen und Beratungsangeboten, insbesondere für Nachfol- geregelungen, sowie Informations- und Bildungsangebote, vor allem für junge Konsumenten

11.1.2 Fördertatbestand "Laufende Kosten und Sensibilisierung" Der Fördertatbestand für die laufenden Kosten der LAG im Rahmen der REK-Umsetzung gemäß LEADER-Richtlinie ist handlungsfeldübergreifend. Die Förderung entspricht dabei der Förder- maßnahme 19.4 aus dem 'Programm zur Förderung der Entwicklung im ländlichen Raum Nie- dersachsen und Bremen 2014-2020' (PFEIL). Handlungsfeldübergreifend: Laufende Kosten und Sensibilisierung I Personal- und Sachkosten des Regionalmanagements einschließlich Kosten für die externe Beauftragung für ein Regionalmanagement, das die LAG bei der REK-Umsetzung umfassend organisatorisch und inhaltlich unterstützt, sowie für die Geschäftsstelle der LAG, die als zentrale Ansprechstelle für die LAG und die regio- nale Kooperation im Rahmen von LEADER fungiert und den Umsetzungsprozess verwaltet II Öffentlichkeitsarbeit für den Prozess der regionalen Zusammenarbeit zur REK-Umsetzung sowie zur Sen- sibilisierungsmaßnahmen zur Information der Bevölkerung und regionaler Akteure über die lokale Entwick- lungsstrategie und Projektentwicklung einschließlich Veranstaltungen III Aktivitäten zur Vernetzung im Rahmen der LEADER-Netzwerke IV Schulungen und Teilnahme von Akteuren an Schulungen anderer Anbieter V Maßnahmen zur Weiterentwicklung des REK einschließlich einer Selbstevaluierung

11.2 Zuwendungsempfänger Die Region 'Osterode am Harz' möchte allen Akteuren der regionalen Entwicklung eine gleichbe- rechtigte Beteiligung am LEADER-Prozess ermöglichen. Voraussetzung ist, dass ihre Projekte die erforderlichen Projektauswahlkriterien (siehe Kapitel 12) erfüllen. Die LAG legt folgende Zu- wendungsempfänger fest: . Juristische Personen des öffentlichen oder des privaten Rechts . Privatpersonen beziehungsweise natürliche Personen . Von einer LAG beauftragte Partner und Stellen

11.3 Fördersatz und Zuwendungshöhe Die LAG legte die Fördersätze vor dem Hintergrund fest, dass die Mehrwertsteuer bei nicht vor- steuerabzugsberechtigten Antragstellern in der EU-Förderperiode 2014-2020 unter die förderfä- higen Ausgaben fällt. Sie wird die Fördersätze entsprechend anpassen, wenn dies nicht der Fall sein sollte. Die Höhe des Fördersatzes beträgt für alle Projekte 60 % der förderfähigen Bruttokosten. Voraussetzung ist, dass das Projekt die Projektauswahlkriterien erfüllt (siehe Kapitel 12). Erfüllt ein Projekt im Auswahlverfahren eines der folgenden Bonuskriterien, erhält es einen Bo- nus von 10 %: . Innovation . Regionsweite Wirkung . Impulswirkung und Übertragbarkeit

121 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

. Überregionale Zusammenarbeit . Ehrenamtliches Engagement Damit liegt der maximal erreichbare Fördersatz für Projekte bei 70 % der förderfähigen Brut- tokosten. Alle Aktivitäten der LAG, die im Rahmen von "Laufende Kosten und Sensibilisierung" umge- setzt werden (einschließlich des Regionalmanagements), erhalten einen Fördersatz von 80 % der förderfähigen Bruttokosten. Die Zuwendungshöhe der LEADER-Fördermittel wird pro Projekt auf maximal 100.000 Euro begrenzt, die minimale Zuwendungshöhe beträgt 2.500 Euro. Im Ausnahmefall kann ein Projekt eine LEADER-Förderung über 100.000 Euro erhalten, wenn es eine herausragende regionale Bedeutung hat. Die Zuwendung über 100.000 Euro muss in der LAG einzelfallbezogen beschlossen werden.

122 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

12 Projektauswahl

12.1 Projektauswahlkriterien Für die Auswahl der Projekte, die im Rahmen von LEADER in der Region 'Osterode am Harz' verwirklicht werden sollen, ist die LAG Region 'Osterode am Harz' verantwortlich. Die LAG setzt sich für die Vergabe der LEADER-Mittel eigene Kriterien, um die mit LEADER-Mitteln zu fördern- den Projekten auszuwählen. Die Projektauswahlkriterien gliedern sich in drei Bereiche . Mindestkriterien: Die Kriterien bilden den Grad der Zielerreichung ab, um zu gewährleisten, dass das Projekt zur Zielerreichung der Entwicklungsstrategie beiträgt. Über die Abfrage der Indikatoren für Entwicklungs- und Handlungsfeldziele erfolgt eine kontinuierliche Evaluierung des LEADER-Prozesses. Alle Kriterien müssen erfüllt sein. . Qualitätskriterien: Die differenzierte Bewertung anhand von Qualitätskriterien ermöglicht es der LAG, die besonderen Qualitäten eines Projektes zu erkennen. Die Qualitätskriterien grei- fen die Zielsetzungen der Entwicklungsstrategie auf. Um LEADER-Mittel zu erhalten, muss ein Projekt mindestens zwei Qualitätskriterien erfüllen. Die Qualitätskriterien dienen dem Ranking der Projekte, um das LEADER-Kontingent bestmöglich im Sinne der Zielerreichung der Entwicklungsstrategie einzusetzen. . Bonuskriterien: Projekte, die die Bonuskriterien erfüllen, dienen im besonderen Maße dazu, die Zielsetzung der Entwicklungsstrategie zu erreichen. Erfüllt ein Projekt ein Bonuskriterium, erhält es einen Bonus in Höhe von 10 % der förderfähigen Ausgaben bei der Vergabe von LEADER-Mitteln (siehe Kapitel 11.3). Diese Projekte will die LAG prioritär unterstützen. Grundsätzlich gelten für Kooperationsprojekte mit anderen LEADER-Regionen und LEADER- Projekte in der Region 'Osterode am Harz' einheitliche Anforderungen. Da alle Kooperationspro- jekte das Bonuskriterium "Überregionale Zusammenarbeit" erfüllen, erhalten sie den Förderbonus von 10 %. Damit werden die beabsichtigten überregionalen Effekte und der erhöhte Aufwand entsprechend gewürdigt.

Tab. 12-1: Projektauswahlkriterien Mindestkriterien Alle Kriterien müssen erfüllt sein REK- Das Projekt dient mindestens einem Entwicklungsziel des REK. Ja Entwicklungsziele Angabe des Ziels und Begründung: Nein

Indikator REK- Das Projekt dient mindestens einem Handlungsfeldziel des REK. Ja Handlungsfeldziele Nein Grad der Zielerreichung Handlungsfeldziel Indikator Beitrag des Pro- Leistet einen Beitrag im Begründung: jektes zu Erfüllung besonderen Maße (siehe des Ziels auch Qualitätskriterien) Leistet einen Beitrag REK- Das Projekt ist entsprechend der im REK formulierten Fördertatbestän- Ja Fördertatbestände de förderfähig. Nein Angabe des Fördertatbestandes und Begründung:

123 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Tab. 12-1: Projektauswahlkriterien Qualitätskriterien Mindestens zwei Kriterien müssen erfüllt sein Besonderer Beitrag Das Projekt leistet im besonderen Maße einen Beitrag zum oben aufge- Ja zum REK- führten REK-Handlungsfeldziel (siehe Mindestkriterien). Nein Handlungsfeldziel Handlungsfeld- Das Projekt leistet einen Beitrag zu mindestens zwei Zielen aus zwei Ja übergreifend verschiedenen Handlungsfeldern. Nein Angabe der Handlungsfelder und Ziele sowie Begründung:

Nachhaltigkeit Das Projekt fördert alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit Ja (Ökonomie, Ökologie, Soziales). Nein Begründung:

Chancengleichheit Das Projekt ist auf die Chancengleichheit im Sinne des Gender Ja Mainstreaming, der Barrierefreiheit und der Nichtdiskriminierung ausge- Nein richtet. Kein Pro- Begründung: jektbezug

Wertschöpfung/ Das Projekt leistet einen direkten Beitrag zur Stärkung der regionalen Ja Arbeitsplatz- Wertschöpfung und/oder erhält oder schafft Arbeits-/Ausbildungsplätze. Nein relevanz Begründung:

Langfristige Trag- Es ist sichergestellt, dass das Projekt über die Dauer der LEADER- Ja fähigkeit Förderung hinaus weitergeführt wird. Langfristig ist es finanziell von der Nein Förderung übergeordneter staatlicher Institution unabhängig. Begründung:

Kooperation und Das Projekt unterstützt die Netzwerkbildung und Zusammenarbeit von Ja Vernetzung Akteuren und/oder stärkt die interkommunale Zusammenarbeit. Nein Begründung:

Bonuskriterien Wenn mindestens ein Kriterium erfüllt ist, erhält das Projekt 10 % Bonus Innovation Das Projekt ist für die Region 'Osterode am Harz' innovativ. Dabei legt Ja die LAG einen umfassenden Innovationsbegriff zugrunde, der techni- Nein sche Innovationen, organisatorische und soziale Neuerungen sowie Prozess-, Marketing- und Dienstleistungsinnovationen gleichrangig behandelt. Begründung:

Regionsweite Es handelt sich um ein regionsweites Projekt oder ein Projekt mit regi- Ja Wirkung onsweiter Ausstrahlung, das einen Nutzen für die gesamte Region Nein 'Osterode am Harz' hat. Begründung:

Impulswirkung und Das Projekt erprobt modellhaft an einem Ort/Teilraum neue Lösungen Ja Übertragbarkeit für zentrale Herausforderungen in der Region 'Osterode am Harz' (sie- Nein he hierzu Kapitel 5: SWOT). Nach der Umsetzung bestehen gute Chancen, das Projekt auf andere Orte/die Gesamtregion zu übertragen. Angabe des Handlungsbedarfes und Begründung:

124 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Tab. 12-1: Projektauswahlkriterien Überregionale Das Projekt fördert die gebietsübergreifende und transnationale Zu- Ja Zusammenarbeit sammenarbeit mit anderen (LEADER-)Regionen in Niedersachsen, Nein Deutschland oder Europa. Begründung:

Ehrenamtliches Das Projekt ist durch ehrenamtliches Engagement entstanden oder Ja Engagement wird mit aktiver Mitwirkung von Ehrenamtlichen umgesetzt. Nein Begründung:

12.2 Verfahren für Projektanträge und Projektauswahl Die Region 'Osterode am Harz' möchte gewährleisten, dass die LEADER-Mittel gezielt an den Stellen eingesetzt werden, die die Region voranbringen. Die LAG bedient sich deshalb eines transparenten, klar strukturierten zweistufigen Verfahrens (siehe Tab. 12-1). Das Verfahren zur Projektauswahl kam in ähnlicher Form bereits in der Förderperiode 2007-2013 zur Anwendung. Auf Grundlage der gesammelten Erfahrungen und neuer Anforderungen für den LEADER- Prozess wurde das Verfahren optimiert. Das Verfahren gliedert sich wie folgt:

Tab. 12-2: Zweistufiges Verfahren zur Projektauswahl

Stufe 1 . Kontaktaufnahme des Projektträgers mit dem Regionalmanagement Vorab-Check . Ausfüllen eines Basis-Projektsteckbriefs mit den folgenden Basisangaben: – Projektname – Projektträger und -beteiligte mit Ansprechpartnern – Kurzbeschreibung (Ziele, zu fördernde Projektinhalte, Bezug zu den Entwick- lungs- und Handlungsfeldzielen des REK) . Prüfung auf Erfüllung der Mindestkriterien und dem damit geleisteten Beitrag zur Zielerreichung durch das Regionalmanagement: – Ja: Projekt gelangt in die 2. Stufe – Nein: Projekt (vorläufig) nicht über LEADER förderfähig; Projekt muss weiterentwickelt werden oder Projektträger muss sich eine andere Finanzierungsquelle suchen Jedes Projekt, für das ein Basis-Projektsteckbrief vorliegt, wird in die Projektüber- sichtstabelle aufgenommen und der LAG bei der nächsten Sitzung zur Kenntnis vorge- legt. Hier wird auch im Anschluss an die Sitzung das mit dem Regionalmanagement vereinbarte weitere Vorgehen festgehalten (zum Beispiel Ergebnis der Prüfung der Min- destkriterien, Förderung über anderes Programm, weitere Ausarbeitung für LEADER- Förderung).

125 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Tab. 12-2: Zweistufiges Verfahren zur Projektauswahl Stufe 2 . Weiterentwicklung des Basis-Projektsteckbriefs zu einem LEADER- Qualifizierung- und Projektsteckbrief Auswahlverfahren . Grundsätzliche Klärung der Förderfähigkeit des Projektes mit dem Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig durch das Regionalmanagement . Prüfung der Erfüllung der Qualitäts- und Bonuskriterien durch das Regionalma- nagement: – Ja: Das Projekt erfüllt mindestens zwei Qualitätskriterien. Wenn es zusätzlich mindestens ein Bonuskriterium erfüllt, erhält es einen Förderbonus von 10 %. Das Projekt erhält eine Empfehlung zur Projektförderung – Nein: Projekt muss weiterentwickelt werden, sofern es der LAG zum Beschluss über eine Projektförderung vorgelegt werden soll oder Projektträger muss sich eine andere Finanzierungsquelle suchen Damit stellt die LAG die gewünschte hohe Qualität der Projekte sicher, schließt aber auch keine Projektidee, die grundsätzlich zur regionalen Entwicklungsstra- tegie passt, aus. Das Regionalmanagement legt der LAG den LEADER-Projektsteckbrief einschließlich eines Projektkriterien-Bewertungsbogens zum Beschluss über eine Projektförderung und die Vergabe von LEADER-Mitteln vor. Im Falle eines positiven LAG-Beschlusses kann der Projektträger einen Förderantrag beim zuständigen Amt für regionale Landes- entwicklung Braunschweig stellen. Die Beratung zur Vergabe der LEADER-Mittel soll ein Abwägungsprozess zwischen den Kriterien sein; auf die Vergabe von Punkten verzichtet die LAG deshalb. Für die regionale Entwicklung ist anzustreben, dass ein Projekt möglichst viele Kriterien erfüllt; eine negative Bewertung einzelner Kriterien führt dabei nicht zum Ausschluss der LEADER-Förderung.

LEADER-Projektsteckbrief als Beratungsvorlage Als Planungsgrundlage und zur Beratung beziehungsweise Entscheidung über die Vergabe von LEADER-Mitteln dient der LEADER-Projektsteckbrief. Er enthält neben den Projektauswahlkrite- rien (siehe Kapitel 12.1) standardmäßig folgende Angaben: . Projektname . Bezug zu den Entwicklungs- und Handlungsfeldzielen des REK . Projektträger und -beteiligte mit Ansprechpartnern . Beschreibung: Anlass, Projektziele, Projektinhalte mit Projektbausteinen und Arbeitsschritten . Durchführungszeitraum . Kostenplan einschließlich Verwendungszweck und Höhe . Finanzierung einschließlich (öffentlicher) Kofinanzierung und Eigenanteil Die Vorlage des LEADER-Projektsteckbriefes ist beim Regionalmanagement und auf der Inter- netseite der Region 'Osterode am Harz' erhältlich. Der LEADER-Projektsteckbrief ist soweit wie möglich vom Projektträger selbst mit Inhalt zu füllen; bei Bedarf erhält er dabei Beratung und Unterstützung durch das Regionalmanagement. Dieses stellt auch Bezüge zu anderen Projekten oder Akteuren in der Region her oder zieht fachkompetente LAG-Mitglieder, insbesondere aus dem Kreis der Wirtschafts- und Sozialpartner, in die Beratung mit ein.

Beratungen der Projekte in den LEADER-Gremien: Verfahren und Fristen Die LAG Region 'Osterode am Harz' regelt das Antragsverfahren mittels einer Stichtagsrege- lung. Um genügend Zeit für die Beratung und Rückkopplung mit dem Projektträger und für die Abstimmung mit der Bewilligungsbehörde einzuplanen, müssen die LEADER-Projektsteckbriefe jeweils mindestens sechs Wochen vor der LAG-Sitzung, auf der das Projekt beraten werden soll, beim Regionalmanagement eingereicht werden. Der jeweilige Stichtag für die Einreichung von Projektanträgen wird zusammen mit den LAG-Sitzungsterminen in der Öffentlichkeit bekannt gegeben. Kann die sechswöchige Frist nicht eingehalten werden, berät die LAG das Projekt in der übernächsten Sitzung. Mit diesem Verfahren ist gesichert, dass zum einen eine ausreichend

126 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT hohe Anzahl an Projektanträgen vorliegt und zum anderen die Projektanträge eine hohe Qualität und Umsetzungsreife besitzen. Grundsätzlich ist die Einreichung von Projektideen kontinuierlich über das gesamte Jahr möglich. Die LAG erhält die LEADER-Projektsteckbriefe jeweils zwei Wo- chen vor einer Sitzung. Die LAG-Sitzungen finden in der Regel dreimal im Kalenderjahr statt (vergleiche Kapitel 10). Jeweils auf der letzten Sitzung im Jahr werden die Sitzungstermine des darauffolgenden Jahres festgelegt und auf der Internetseite der Region 'Osterode am Harz' bekannt gegeben. Dadurch stellt die LAG sicher, dass sowohl alle (potenziellen) Projektträger als auch alle LAG-Mitglieder frühzeitig über die Sitzungstermine informiert sind. Die LAG berät und beschließt die Projekte auf Grundlage der Informationen in den LEADER- Projektsteckbriefen in den LAG-Sitzungen. Projektträger müssen an der LAG-Sitzung teilnehmen, um etwaige Rückfragen zum Projekt zu beantworten. Die LAG entscheidet über die Freigabe der Fördermittel aus dem LEADER-Kontingent. Die abschließende Bewilligung erfolgt über das Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig. Nur in besonders eiligen Ausnahmefällen be- schließt die LAG per Umlaufverfahren Projekte zur LEADER-Förderung. Sofern sich weniger als die Hälfte der stimmberechtigten LAG-Mitglieder an der Abstimmung beteiligen oder sich mindes- tens drei LAG-Mitglieder gegen die Durchführung eines Umlaufverfahrens im betreffenden Fall aussprechen, erfolgt die Beschlussfassung über das geplante Projekt in der nächsten LAG- Sitzung. So ist gewährleistet, dass die Projektanträge nach intensiver Beratung in der LAG be- schlossen werden. (siehe Geschäftsordnung § 7 (5), Anhang II). Die LAG hält für jedes zu beratende Projekt die Entscheidungen und das weitere Vorgehen im Protokoll der LAG-Sitzungen fest; dies gilt vor allem für die Projekte, für die keine Freigabe von Fördermitteln erteilt wurde.

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13 Indikativer Finanzplan Die Region 'Osterode am Harz' möchte mit dem vorliegenden REK LEADER-Mittel im Umfang von 2,4 Millionen Euro einwerben. Die LAG Region 'Osterode am Harz' hat für die EU- Förderperiode 2014-2020 einen indikativen Finanzplan aufgestellt, der den Mitteleinsatz zur Um- setzung der Entwicklungsstrategie darstellt. Da die Auswahl der ILE- und LEADER-Regionen in das Jahr 2015 fällt, verschiebt sich die Finanzplanung um ein Jahr nach hinten. Dementspre- chend umfasst der Finanzplan den Zeitraum 2015 bis 2021. Der Finanzplan beinhaltet . LEADER-Mittel . Öffentliche Kofinanzierung: Kommunale und sonstige öffentliche Mittel werden zur öffentli- chen Kofinanzierung der LEADER-Projekte herangezogen. Dazu zählen insbesondere die Mittel der sieben Städte und (Samt-)Gemeinden sowie des Landkreises. Zudem können Mit- tel von drittmittelberechtigten Stiftungen, beispielsweise Niedersächsische Bingo- Umweltstiftung, Sparkasse oder Volksbank, herangezogen werden. . Sonstige Finanzierungsquellen: Darunter fallen alle weiteren aufzubringende Eigenmittel, die nicht zur öffentlichen Kofinanzierung zählen müssen. Es kann sich dabei sowohl um öf- fentliche Mittel (zum Beispiel Eigenanteil der Kommunen bei kommunalen Projekten) als auch um private Mittel (zum Beispiel Eigenmittel von privaten Projektträgern, Spendengelder oder Gelder von nicht-drittmittelberechtigten Stiftungen) handeln.  Die Region 'Osterode am Harz' legt einen einheitlichen Fördersatz von 60 %5 für alle Projekte fest. Projekte, die die Bonuskriterien der Projektauswahlkriterien erfüllen (siehe Kapitel 12), erhal- ten einen Bonus von 10 %. Der Einfachheit halber geht die LAG im indikativen Finanzplan vom Regelfördersatz in Höhe von 60 % der förderfähigen Kosten aus. Darüber hinaus beinhaltet der Finanzplan Mittel für "Laufende Kosten und Sensibilisierung" einschließlich des Regionalmana- gements, für die ein Fördersatz von 80 % der förderfähigen Kosten vorgesehen ist (siehe Kapi- tel 11.3).

13.1 Aufteilung des LEADER-Kontingents

Die zur Verfügung gestellten Mittel des LEADER-Kontingents werden auf die Hand- lungsfelder der Entwicklungsstrategie und die "Laufende Kosten und Sensibilisierung" einschließlich Regionalmanagement verteilt. Die Verteilung spiegelt die strategische Aus- richtung der Entwicklungsstrategie wider. Dies wird im Finanzplan konkret über die von der LAG gewichteten Handlungsfelder abge- bildet (siehe Kapitel 6.2): . Die Handlungsfelder 'Tourismus und Umwelt' und 'Innenentwicklung und Da- Abb. 13-1: Verteilung des LEADER-Kontingents seinsvorsorge' haben eine sehr hohe der Region 'Osterode am Harz' nach Priorität. Hier rechnet die LAG mit vielen Handlungsfeldern und Laufende Kosten investiven Mitteln, so dass sie für beide Handlungsfelder einen Anteil von jeweils 22,5 % des LEADER-Kontingents (540.000 Euro) vorsieht (siehe Abb. 13-1). Aufgrund der kürzeren Projektentwicklungszeiten ist zu erwarten, dass im Handlungsfeld 'Tourismus und Umwelt' schneller Mittel abgerufen werden, als im Handlungsfeld 'Innenentwicklung und Daseinsvorsorge'. . Die Handlungsfelder 'Generationen – Bildung, Kultur, Sport' sowie 'Wirtschaft, Energie und Klimaschutz' haben eine hohe Priorität. Hier erwartet die LAG viele nicht-investive Projekte.

5 Die LAG legte die Fördersätze vor dem Hintergrund fest, dass die Mehrwertsteuer im Förderzeitraum 2014-2020 unter die förderfähigen Ausgaben fällt. Die LAG wird die Fördersätze entsprechend anpassen, wenn dies nicht der Fall sein sollte.

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Beide Handlungsfelder erhalten einen Anteil von 15 % des LEADER-Kontingents (360.000 Euro). . Für die "Laufenden Kosten und Sensibilisierung" einschließlich des Regionalmanagements setzt die LAG 25 % des LEADER-Kontingents (600.000 Euro) ein. Dies stellt die Finanzierung eines leistungsfähigen Regionalmanagements sicher. Neben den Personal- und Sachkosten für das Regionalmanagement beinhalten "Laufende Kosten und Sensibilisierung" auch Kos- ten für die Öffentlichkeitsarbeit, Qualifizierung und Sensibilisierung von Akteuren sowie Ver- netzungsaktivitäten. Die Region 'Osterode am Harz' geht davon aus, dass nicht in jedem Jahr gleich viele Fördermittel eingesetzt werden. Sie legt dem Finanzplan deshalb eine unterschiedliche jährliche Mittelverteilung zugrunde (siehe Abb. 13-2). Erfahrungsgemäß werden zu Beginn der Förderperiode zahlreiche Projek- te entwickelt beziehungsweise konzeptionell vorbereitet, so dass nur wenige Projekte umsetzungsreif sind. Die vorbereitenden Planungen erfordern zudem im Verhältnis zu investiven Projekten einen geringeren Mittel- einsatz. In der Mitte der EU-Förderperiode 2014-2020 werden viele Projekte umset- Abb. 13-2: Verteilung des LEADER-Kontingents zungsreif sein, darunter auch zahlreiche der Region 'Osterode am Harz' nach Jahren investive Projekte, so dass viele Projektan- träge eingehen und Fördermittel abgerufen werden können. Im Jahr 2021 rechnet die LAG mit weniger Projektanträgen und plant daher weniger LEADER-Mittel ein. Da das Regionalmanage- ment den Prozess kontinuierlich begleitet, setzt die LAG jeweils denselben Anteil pro Jahr ein – mit Ausnahmen des ersten und des letzten Jahres. Für das erste Förderjahr 2015 und das letzte Förderjahr 2021 nimmt der Finanzplan wegen der zu erwartenden Anlauf- und Schlussphase der EU-Förderperiode 2014-2020 halbierte Kosten an. Der indikative Finanzplan (siehe Tab. 13-1) spiegelt die Überlegungen der LAG zum Zeitpunkt der REK-Erstellung wider. Die dargestellte Mittelverteilung ist also vorläufig, insbesondere die sonstigen öffentlichen und privaten Mittel sind Schätzungen, die auf den Erfahrungen der Ver- gangenheit beruhen.

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Tab. 13-1: Indikativer Finanzplan der LAG Region 'Osterode am Harz' – Laufende Kosten und Auftei- lung nach Handlungsfeldern und Jahren für die gesamte Laufzeit (Bruttobeträge in Euro) 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Gesamt Laufende Kosten und Sensibilisierung einschließlich Regionalmanagement

LEADER-Mittel 50.000 100.000 100.000 100.000 100.000 100.000 50.000 600.000 Öffentliche 12.500 25.000 25.000 25.000 25.000 25.000 12.500 150.000 Kofinanzierung Total 62.500 125.000 125.000 125.000 125.000 125.000 62.500 750.00 Handlungsfeld A 'Tourismus und Umwelt'

LEADER-Mittel 45.000 67.500 90.000 90.000 90.000 90.000 67.500 540.000 Öffentliche 11.250 16.875 22.500 22.500 22.500 22.500 16.875 135.000 Kofinanzierung Sonstige Finan- 18.750 28.125 37.500 37.500 37.500 37.500 28.125 225.000 zierungsquellen Total 75.000 112.500 150.000 150.000 150.000 150.000 112.500 900.000 Handlungsfeld B 'Innenentwicklung und Daseinsvorsorge' LEADER-Mittel 45.000 67.500 90.000 90.000 90.000 90.000 67.500 540.000 Öffentliche 11.250 16.875 22.500 22.500 22.500 22.500 16.875 135.000 Kofinanzierung Sonstige Finan- 18.750 28.125 37.500 37.500 37.500 37.500 28.125 225.000 zierungsquellen Total 75.000 112.500 150.000 150.000 150.000 150.000 112.500 900.000 Handlungsfeld C 'Generationen – Bildung, Kultur, Sport'

LEADER-Mittel 30.000 45.000 60.000 60.000 60.000 60.000 45.000 360.000 Öffentliche 7.500 11.250 15.000 15.000 15.000 15.000 11.250 90.000 Kofinanzierung Sonstige Finan- 12.500 18.750 25.000 25.000 25.000 25.000 18.750 150.000 zierungsquellen Total 50.000 75.000 100.000 100.000 100.000 100.000 75.000 600.000 Handlungsfeld D 'Wirtschaft, Energie und Klimaschutz'

LEADER-Mittel 30.000 45.000 60.000 60.000 60.000 60.000 45.000 360.000 Öffentliche 7.500 11.250 15.000 15.000 15.000 15.000 11.250 90.000 Kofinanzierung Sonstige Finan- 12.500 18.750 25.000 25.000 25.000 25.000 18.750 150.000 zierungsquellen Total 50.000 75.000 100.000 100.000 100.000 100.000 75.000 600.000

Gesamtbudget 312.500 500.000 625.000 625.000 625.000 625.000 437.500 3.750.000

130 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

13.2 Sicherstellung der Kofinanzierung Alle Kommunen der Region 'Osterode am Harz' haben ihre grundsätzliche Bereitschaft erklärt, zur Umsetzung des REK die erforderliche öffentliche Kofinanzierung für die LEADER-Mittel be- reitzustellen. Darüber hinaus will die Region einen regionalen LEADER-Kofinanzierungsfonds bilden. Auch hierzu haben die Kommunen ihre grundsätzliche Bereitschaft – vorbehaltlich der Haushaltslage und der Entscheidungen im Einzelfall – erklärt (siehe Anhang IV).

Regionaler LEADER-Kofinanzierungsfonds Geplant ist, aus dem LEADER-Kofinanzierungsfonds die erforderliche öffentliche Kofinanzierung für die "Laufenden Kosten und Sensibilisierung" und für LEADER-Projekte in der EU- Förderperiode 2014-2020 bereitzustellen: . "Laufende Kosten und Sensibilisierung": Die Mitgliedskommunen haben sich für die öf- fentliche Kofinanzierung auf einen Aufteilungsschlüssel nach Einwohnergröße geeinigt. Mit diesem Vorgehen haben sie bereits im ILE-Prozess gute Erfahrungen gesammelt. Alle Kom- munen stellen ihren Anteil der Kofinanzierung für "Laufenden Kosten und Sensibilisierung" gemäß Aufteilungsschlüssel in ihre Haushalte ein. . Projektförderungen: Dieselbe Summe wie für "Laufenden Kosten und Sensibilisierung" wird auch für die Projektförderung in die jeweiligen Haushalte eingestellt. Bei den Projekten han- delt es sich um kleinere Projekte innerhalb der eigenen Stadt/(Samt-)Gemeinde, gemeinsame regionsweite Projekte und Projekte in privater Trägerschaft (zum Beispiel Vereine oder ande- re gemeinnützige Träger) auf dem Gebiet der jeweiligen Stadt/(Samt-)Gemeinde. Damit ist für viele Projekte gewährleistet, dass die Kofinanzierung zügig sichergestellt wird. Die Mittel werden nach Bedarf abgerufen. Über die Bereitstellung der Mittel für gemeinsame Pro- jekte berät die Hauptverwaltungsbeamten-Runde; die Entscheidung über die Vergabe der öffent- lichen Kofinanzierungsmittel aus dem Fonds ist unabhängig von der Beratung und Entscheidung der LAG der Region 'Osterode am Harz' über die Vergabe von LEADER-Mitteln. Aufgrund des hohen Verwaltungsaufwandes verzichtet die Region 'Osterode am Harz' auf eine zentrale Verwal- tung dieser Mittel. Des Weiteren beteiligen sich die Städte und (Samt-)Gemeinden finanziell an weiteren örtlichen und gemeindeübergreifenden Projekten, vorbehaltlich der Entscheidung im Einzelfall und der Haushaltslage. Ergänzend zu diesen kommunalen Mitteln sollen alle Projektträger weitere Kofinanzierungsmittel einwerben, beispielsweise beim Land Niedersachsen, der Kirchen, dem Denkmalschutz, Stiftun- gen und anderen Drittmittelgebern. Bei der Erschließung von Finanzierungsquellen berät das Regionalmanagement die Träger potenzieller LEADER-Projekte, insbesondere zur Anwerbung von Mitteln, die sich zur öffentlichen Kofinanzierung eignen.

131 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

14 Begleitung und Bewertung

Ziele von Monitoring und Evaluierung in der Region 'Osterode am Harz' Zur Unterstützung und gezielten Steuerung der Umsetzung ihrer regionalen Entwicklungsstrate- gie führt die LAG Region 'Osterode am Harz' ein kontinuierliches Monitoring ihres Prozesses und der Projektumsetzung durch, das den Umsetzungsstand des REK dokumentiert und damit die Grundlage für die Evaluierung und Weiterentwicklung der regionalen Entwicklungsstrategie lie- fert. Ziele der Evaluierung sind . den Grad der Zielerreichung der regionalen Entwicklungsstrategie zu messen . Erfolge, Schwierigkeiten und gegebenenfalls neuen Handlungsbedarf oder neue Chancen frühzeitig zu erkennen . das REK an aktuelle gesellschaftliche Trends und neue Herausforderungen anzupassen und weiterzuentwickeln . den Umsetzungsstand und die Ergebnisse des Entwicklungsprozesses zu dokumentieren und der Öffentlichkeit bekannt zu machen Die Evaluierung dient der LAG damit vor allem als Instrument, mit dem sie den regionalen Ent- wicklungsprozess und den Einsatz der LEADER-Mittel effektiv und zielorientiert steuern kann. Die LAG will die Evaluierungsergebnisse außerdem zur Information und Kommunikation einsetzen, um so das Engagement der Projektträger wertzuschätzen und weitere Interessierte für eine Mit- arbeit zu gewinnen. Daher sind Evaluierung und Öffentlichkeitsarbeit der LAG (siehe Aktionsplan in Kapitel 7) eng miteinander verknüpft.

Vorgehen, Arbeitsschritte, Methoden Das Regionalmanagement ist zuständig für das kontinuierlich durchzuführende Monitoring, das die Basis für die Selbstevaluierung bildet, die zum einen zur "Halbzeit" (2018/2019) als Zwi- schenbilanz und zum anderen am Ende der Förderperiode als Abschlussbilanz (2021) erfolgt (siehe Abb. 14-1).

Monitoring Projektevaluierung  Dokumentation  Rückkopplung

Zwischenbilanz Abschlussbilanz  Zielerreichung  Zielerreichung  Prozessevaluierung  Prozessevaluierung  Bilanz-Werkstatt  Bilanz-Werkstatt

Berichte 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 LEADER 2014-2020 Abb. 14-1: Monitoring und Evaluierung in der Region 'Osterode am Harz'

132 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Der Zwischenbilanz kommt eine besondere Bedeutung zu, da sie es ermöglicht, innerhalb der EU-Förderperiode 2014-2020 umzusteuern oder veränderte Schwerpunkte zu setzen, um dadurch den Grad der Zielerreichung zu erhöhen. Sie bietet auch die Chance, das REK an even- tuell sich ändernde Rahmenbedingungen und Anforderungen anzupassen. Bei den methodischen Ansätzen greift die LAG auf ihre Erfahrungen aus der EU-Förderperiode 2007-2013 zurück; bei Bedarf bezieht sie Methoden aus dem Leitfaden zur Evaluierung der Deutschen Vernetzungsstelle Ländliche Räume ein. Die Evaluierung wendet die in Tab. 14-1 beschriebenen Methoden an:

Tab. 14-1: Arbeitsschritte im Monitoring und in der Evaluierung – Ziele, Methoden, Zuständigkeiten Monitoring  kontinuierlich 2015 bis 2021 Ziele . REK-Umsetzungsstand dokumentieren . Datengrundlage für Evaluierung schaffen . Öffentlichkeit über den Stand der Umsetzung in Projekten und weitere Aktivitäten der LAG informieren Methodik . Projektevaluierung: Das Regionalmanagement erfasst die umgesetzten und in der Umsetzung befindlichen Projekte anhand der in Kapitel 6 formulierten quantitativen Indi- katoren und Zielwerte in den Entwicklungszielen und Handlungsfeldzielen. Zusätzlich nutzt das Regionalmanagement die Angaben zu den Projektauswahlkriterien (siehe Kapitel 12.1) aus den Beschlussvorlagen für die LAG-Förderentscheidungen. Nach Abschluss des Projektes wird abgeglichen, ob die Projektauswahlkriterien wie ge- plant erfüllt wurden beziehungsweise aus welchen Gründen es gegebenenfalls zu einer Abweichung kam. Die Ergebnisse der Projektevaluierung werden in die Projektübersichtstabelle einge- pflegt. . Dokumentation der weiteren Aktivitäten der LAG, unter anderem zu Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit, Ergebnisse der Arbeitsgruppen (zum Beispiel Rad-AG, AG 'Demo- grafischer Wandel'), Exkursionen, Kooperationen mit anderen Regionen etc. . Rückkopplung: Wenn sich aus der Projektevaluierung und der laufenden Dokumentati- on des Prozesses Anpassungsbedarf in der Entwicklungsstrategie oder im Prozessver- lauf abzeichnet, wird dies in der LAG rückgekoppelt und fließt in den weiteren Umset- zungsprozess ein. Verantwortliche . Regionalmanagement: Datenerfassung und -auswertung, Pflege der Projektüber- und Beteiligte sichtstabelle, Erstellung der Jahresberichte . LAG-Vorstand: Abstimmung des Berichtsentwurfs . Projektträger: Zulieferung von Angaben zu den Projekten Ergebnisse und . Kontinuierlich gepflegte Projektübersichtstabelle: Zusätzlich zu den projektspezifi- Produkte schen Angaben (Träger, Projekttitel, Finanzierung) enthält diese unter anderem Anga- ben zu Indikatoren, Zielwerten, Projektauswahlkriterien und zum LEADER-Mitteleinsatz (möglichst unterteilt nach: in der LAG beschlossene Mittel, bewilligte Mittel, abgerufene Mittel) . Jahresberichte 2015, 2016, 2017, 2019 Die Jahresberichte erscheinen jeweils zu Beginn des Folgejahres, also der Jahresbericht 2015 beispielsweise im Januar 2016. Nachdem das Regionalmanagement den Jahres- bericht mit dem Vorstand der LAG abgestimmt hat, wird er der Öffentlichkeit über die In- ternetseite der Region 'Osterode am Harz' zugänglich gemacht. Die Veröffentlichung wird in der regionalen Presse bekannt gegeben. Zusätzlich wird der Jahresbericht in der ersten LAG-Sitzung des Jahres kurz vorgestellt. Für die Jahre 2018 und 2020 erscheint kein separater Jahresbericht. Stattdessen fließen die Ergebnisse direkt in die Berichte der Zwischenbilanz und der Abschlussbilanz ein.

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Tab. 14-1: Arbeitsschritte im Monitoring und in der Evaluierung – Ziele, Methoden, Zuständigkeiten Zwischenbilanz  2018/2019 Ziele . Grad der Zielerreichung der regionalen Entwicklungsstrategie messen . Neuen Handlungsbedarf oder neue Chancen frühzeitig erkennen . Bei Bedarf den Umsetzungsprozess anpassen und das REK weiterentwickeln . Öffentlichkeit über den Stand der REK-Umsetzung informieren Methodik . Prüfung der Zielerreichung: Das Regionalmanagement überprüft, inwieweit die LAG die quantitativen Indikatoren und Zielwerte auf Ebene der Entwicklungs- und der Hand- lungsfeldziele (siehe Kapitel 6) erreicht hat. Hierfür nutzt das Regionalmanagement die Daten aus der Projektübersichtstabelle. . Prozessevaluierung: Das Regionalmanagement wertet die Jahresberichte bezie- hungsweise die fortlaufende Dokumentation (Projektübersichtstabelle) für die Evaluie- rung des regionalen Entwicklungsprozesses aus. Zusätzlich zieht das Regionalma- nagement die in Tab. 14-2 aufgeführten übergreifenden quantitativen Prozessindikatoren hinzu. . Befragung der LAG: Das Regionalmanagement erstellt einen Fragebogen, um ein Meinungsbild zur Entwicklungsstrategie, dem Entwicklungsprozess und der Arbeit des Regionalmanagements zu erfassen. Im Mittelpunkt der Befragung steht insbesondere die Zufriedenheit der LAG-Mitglieder mit dem Beitrag von LEADER zu den Entwick- lungszielen (siehe Kapitel 6.1.2). Die Ergebnisse werden in die Zwischenbilanz- Werkstatt eingespeist. Das Regionalmanagement gleicht die eigene Befragung mit den Befragungen im Rah- men der laufenden Bewertung und der Halbzeitbewertung des 'Programmes zur Förde- rung der Entwicklung im ländlichen Raum Niedersachsen und Bremen 2014-2020' (PFEIL) ab und stellt nur ergänzende oder vertiefende Fragen. . Zwischenbilanz-Werkstatt: Die Auswertung des Regionalmanagements zur Prüfung der Zielerreichung und der Prozessevaluierung werden in einer Bilanz-Werkstatt Anfang 2019 zur Diskussion gestellt. Zusätzlich bewerten die Teilnehmenden der Werkstatt die in Kapitel 6.1.2 definierten qualitativen Ergebnisindikatoren auf Entwicklungszielebene und ziehen die weiteren übergreifenden Indikatoren und allgemeinen Kennzahlen (siehe Tab. 14-2) hinzu. Gemeinsam werden die Gründe für die Entwicklungen analysiert und Empfehlungen für die Verbesserung und Anpassung der regionalen Entwicklungsstrate- gie erarbeitet. Diese fließen in die nächste LAG-Sitzung ein, so dass die LAG bei Bedarf entsprechende Beschlüsse fassen kann. Verantwortliche . Regionalmanagement: Überprüfung der Zielerreichung, Prozessevaluierung, Erstellung und Beteiligte und Auswertung des Fragebogens, Vor- und Nachbereitung der Bilanz-Werkstatt sowie Moderation der Veranstaltung . LAG-Mitglieder, Projektträger und weitere Beteiligte aus Arbeitsgruppen: Teilnah- me an der Bilanz-Werkstatt . LAG: Rückkopplung der Ergebnisse der Zwischenbilanz Ergebnisse und . Bericht zur Zwischenbilanz 2018/2019 Produkte Der Bericht erscheint im Frühjahr 2019 und dokumentiert die Ergebnisse der Bilanz- Werkstatt, der Prozessevaluierung und der Überprüfung der Zielerreichung. Er beinhaltet den Jahresbericht 2018. Nachdem das Regionalmanagement den Bericht mit dem Vorstand der LAG abgestimmt hat, wird er der Öffentlichkeit über die Internetseite der Region 'Osterode am Harz' zu- gänglich gemacht. Die Veröffentlichung wird in der regionalen Presse bekannt gegeben. Zusätzlich wird der Zwischenbericht in einer LAG-Sitzung kurz vorgestellt und das REK bei Bedarf angepasst.

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Tab. 14-1: Arbeitsschritte im Monitoring und in der Evaluierung – Ziele, Methoden, Zuständigkeiten Abschlussbilanz  2021 Ziele . Grad der Zielerreichung der regionalen Entwicklungsstrategie für die gesamte EU- Förderperiode 2014-2020 messen . Empfehlungen für die Weiterführung des regionalen Entwicklungsprozesses in der EU- Förderperiode 2021-2027 . Öffentlichkeit über den Stand der REK-Umsetzung und die mögliche Weiterführung des regionalen Entwicklungsprozesses nach 2020 informieren Methodik  siehe Zwischenbilanz 2018/2019 Die LAG nutzt dieselbe Methodik wie bei der Zwischenbilanz 2018/2019, um eine Ver- gleichbarkeit der Evaluierungsergebnisse zu gewährleisten. Lediglich die Schwerpunktset- zung beziehungsweise Ausrichtung ändert sich. Ging es in der Zwischenbilanz vorrangig um das "Umsteuern" in der laufenden EU-Förderperiode 2014-2020 richtet sich der Blick nun auf die Fortsetzung des regionalen Entwicklungsprozesses nach 2021. Verantwortliche . Regionalmanagement: Überprüfung der Zielerreichung, Prozessevaluierung, Vor- und und Beteiligte Nachbereitung der Bilanz-Werkstatt sowie Moderation der Veranstaltung . LAG-Mitglieder, Projektträger und weitere Beteiligte aus Arbeitsgruppen: Teilnah- me an der Bilanz-Werkstatt . LAG: Rückkopplung der Ergebnisse der Abschlussbilanz Ergebnisse und . Evaluierungsbericht LEADER 2014-2020 Produkte Der Bericht erscheint 2021 und dokumentiert die abschließende Evaluierung. Er beinhal- tet den Jahresbericht 2020. Wie bereits die Jahresberichte und der Zwischenbericht wird er nach der Abstimmung mit dem Vorstand der LAG der Öffentlichkeit zugänglich ge- macht. Sofern sich die Region für eine Fortführung der regionalen Zusammenarbeit ent- schließt, fließen die Ergebnisse direkt in die Fortschreibung beziehungsweise Neuauf- stellung des REK für die neue EU-Förderperiode 2021-2027 ein.

Tab. 14-2: Übergreifende Prozessindikatoren und zusätzliche Kennzahlen für die Evaluierung Statistische Kennzahlen Übergreifende Prozessindikatoren (in Abstimmung mit der LAG vor den jeweiligen Bilanz-Werkstätten zu be- Quantitative Indikatoren Qualitative Indikatoren stimmen) . Anzahl der Aktivitäten zur Mobi- Zufriedenheit der LAG-Mitglieder . Übernachtungszahlen, ggf. Zahl lisierung, Information und Quali- mit der Tagesgäste fikation der Akteure . Effektivität und Effizienz der . Daten zur demografischen . Art und Anzahl von Koordinie- LAG-Sitzungen Entwicklung: Bevölkerungszahl, rungsaktivitäten . Arbeitsweise und Abstimmungs- Altersgruppen, Wanderungsbe- . Anzahl von in der LAG und in /Diskussionskultur in der LAG wegungen Arbeits- oder Projektgruppen . Besetzung der LAG . Daten zur wirtschaftlichen Ent- beteiligten Akteuren nach Art wicklung der Region und zur und Handlungsfeld . Einbindung von Akteuren Landwirtschaft . Verlauf und Organisation des . Entwicklung der Leerstände Gesamtprozesses . ggf. weitere . Regionalmanagement: Qualität der Projektberatung, Koordina- tion der Prozessteuerung . Festgelegte Projektkriterien als Instrument der strategischen Projektauswahl . Öffentlichkeitsarbeit

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Anhang I. Quellen ...... 139 II. Geschäftsordnung der Lokalen Aktionsgruppe Region 'Osterode am Harz' ...... 143 III. Kooperationserklärung Südniedersachsen ...... 149 IV. Kofinanzierungszusagen ...... 151 V. Pressespiegel ...... 161 VI. InfoBlatt ...... 169 VII. Evaluierungsbericht ...... 171

137 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

138 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

I. Quellen

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Quellenverzeichnis

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LSN, 2014f: Tabelle M1010012 – Regionale Vorausberechnung der Bevölkerung Niedersach- sens bis zum Jahr 2031 (Basisjahr 2009). (www1.nls.niedersachsen.de/statistik); Zugriff: Au- gust 2014. LSN, 2014g: Tabelle K70H5101 – Beschäftige nach Sektoren. (www1.nls.niedersachsen.de/statistik); Zugriff: August 2014. LSN, 2014h: Tabelle K7360122 – Beherbergung im Reiseverkehr in Niedersachsen (Gebiets- stand: 01.01.2014). (www1.nls.niedersachsen.de/statistik); Zugriff: August 2014 LSN, 2014i: Tabelle K70H5502 – Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort in Nie- dersachsen. (www1.nls.niedersachsen.de/statistik); Zugriff: September 2014. LSN, 2014j: Tabelle M3002513 -– Absolventen/Abgänger an allgemein bildenden Schulen in Niedersachsen (ohne Abendgymnasien und Kollegs). (www1.nls.niedersachsen.de/statistik); Zugriff: September 2014. MEKOM – MEKOM-REGIONALMANAGEMENT OSTERODE AM HARZ E.V., 2014: MEKOM-Regional- management (mekom-regionalmanagement.de). Zugriff August 2014 METROPOLREGION HANNOVER BRAUNSCHWEIG GÖTTINGEN WOLFSBURG GMBH, 2014: Arbeitspro- gramm "fünf plus fünf – Metropolregion: zusammen wachsen!" für den Zeitraum 2015-2019 – Entwurf (Stand 19.09.2014). MMS CONCEPT GBR, 2014: Motorradschutzgebiet. (www.motor-touren.de); Zugriff: September 2014. NIEDERSÄCHSISCHE LANDESREGIERUNG, 2012: Landesraumordnungsprogramm Niedersachsen. NIW – NIEDERSÄCHSISCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG E.V., 2012: Regionalmonito- ring Niedersachsen – Regionalreport 2012. Positionierung und Entwicklungstrends ländlicher und städtischer Räume NIW, 2014: Basisanalyse zur Identifizierung spezifischer Handlungsbedarfe für fünf Regionen in Niedersachsen. Teil B: Region Südniedersachsen REGIONALVERBAND HARZ E.V., 2014: Geopark – Landmarken. (www.harzregion.de); Zugriff: Sep- tember 2014 REGIONALVERBAND SÜDNIEDERSACHSEN, 2013: Schrumpfende Orte – Herausforderungen für Poli- tik und Gesellschaft in Südniedersachsen. REGIONALVERBAND SÜDNIEDERSACHSEN, 2014: Projektskizze 'Regionalstrategie Daseinsvorsorge Südniedersachsen: Lebensqualität erhalten – Lebensqualität ausbauen'. SAMTGEMEINDE HATTORF AM HARZ (Hrsg.), 2013: Interkommunales integriertes Entwicklungs- und Handlungskonzept (IEK) des Netzwerkes der Samtgemeinde Hattorf am Harz, Landkreis Os- terode. TMN – TOURISMUSMARKETING NIEDERSACHSEN GMBH, 2013: Tourismus in Niedersachsen. Zahlen – Daten – Fakten 2013. VSN, 2013: Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen. (www.vsninfo.de); Zugriff: August 2013 WEHMEYER, DANIEL, 2014: Bio-Rotviehzuchtbetrieb Wehmeyer. (www.roteshoehenvieh.com); Zugriff: August 2014

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II. Geschäftsordnung der Lokalen Aktionsgruppe Region 'Ostero- de am Harz'

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Geschäftsordnung der Lokalen Aktionsgruppe Region 'Osterode am Harz'

§ 1 Name, Gebiet und Rechtsform der Lokalen Aktionsgruppe Region 'Osterode am Harz'

(1) Zur Umsetzung des Regionalen Entwicklungskonzeptes (im Folgenden kurz REK) der Regi- on 'Osterode am Harz' im Rahmen von LEADER bildet sich eine Lokale Aktionsgruppe (LAG), die den Namen "Lokale Aktionsgruppe Region 'Osterode am Harz'" führt. (2) Der Zuständigkeitsbereich der LAG Region 'Osterode am Harz' umfasst das Gebiet der Ge- meinde Bad Grund (Harz), der Städte Bad Lauterberg im Harz, Bad Sachsa, Herzberg am Harz und Osterode am Harz, der Samtgemeinden Hattorf am Harz und Walkenried sowie das gemeindefreie Gebiet Harz im Landkreis Osterode am Harz (zur Gebietsabgrenzung siehe auch Kapitel 2 sowie Karte im REK 2014). (3) Die LAG ist ein nicht wirtschaftlicher und nicht rechtsfähiger Verein.

§ 2 Ziele und Aufgaben der LAG Region 'Osterode am Harz'

(1) Ziel der LAG Region 'Osterode am Harz' ist es, die integrierte und nachhaltige Entwicklung der Region 'Osterode am Harz' zu fördern, die Lebensqualität für alle Menschen in der Regi- on zu erhalten und zu verbessern und die natürlichen Lebensgrundlagen in der Region zu schützen und zu pflegen. Dabei baut die LAG auf die vorhandenen Stärken der Region auf, stärkt diese und baut bestehende Schwächen in der Region ab. Ein besonderes Augenmerk legt sie darauf, die Kommunikation und Kooperation zwischen den Akteuren in der Region weiter auszubauen und vorhandene Initiativen, Einrichtungen und Institutionen zu vernetzen, um finanzielle und materielle Ressourcen sowie Ideen und Kompetenzen der Menschen in der Region zu bündeln und zu stärken. (2) Die LAG Region 'Osterode am Harz' hat unter Beteiligung lokaler und regionaler Akteurinnen und Akteure das REK für die Region 'Osterode am Harz' im Rahmen von LEADER 2014- 2020 erarbeitet. Die LAG ist für die Umsetzung des Konzeptes zuständig. Sie organisiert und koordiniert den regionalen Entwicklungsprozess und beteiligt dabei alle relevanten Akteurin- nen und Akteure und die Bevölkerung. Die LAG evaluiert das REK, entwickelt es weiter und passt es unter Beachtung der übergeordneten Zielsetzungen des Entwicklungskonzeptes an sich ändernde Rahmenbedingungen an. (3) Als zentrales Steuerungsgremium berät und entscheidet die LAG Region 'Osterode am Harz' über die Gesamtstrategie, setzt Schwerpunkte und entscheidet über die aus dem regionalen LEADER-Kontingent zu fördernden Projekte. Die LAG legt den Entscheidungsprozess offen und betreibt eine umfassende und frühzeitige Information aller beteiligten Akteurinnen und Akteure.

§ 3 Kooperationen und Vernetzung

(1) Die LAG Region 'Osterode am Harz' unterstützt den Austausch und die Weitergabe von Er- fahrungen durch Vernetzung verschiedener Aktivitäten sowie den Aufbau von regionalen, na- tionalen und transnationalen Partnerschaften und Kooperationsprojekten. (2) Zur Vernetzung mit anderen Regionen beteiligt sich die LAG Region 'Osterode am Harz' aktiv an landes- und bundesweiten LEADER-Netzwerken und stellt für den Aufbau von Kooperati- onen die erforderlichen personellen und finanziellen Ressourcen bereit.

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§ 4 Mitglieder und Stimmberechtigung

(1) Mitglieder der LAG Region 'Osterode am Harz' sind gesetzliche Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinde Bad Grund (Harz), der Städte Bad Lauterberg im Harz, Bad Sachsa, Herzberg am Harz, Osterode am Harz, der Samtgemeinden Hattorf am Harz und Walkenried, des Landkreises Osterode am Harz und des Amtes für regionale Landesentwicklung Braun- schweig. Die weiteren Mitglieder sind Wirtschafts- und Sozialpartner, deren Kompetenzen die regiona- le Entwicklungsstrategie des REK repräsentativ vertreten und den Handlungsfeldern des REK entsprechen. Die Wirtschafts- und Sozialpartner sind in der Region ansässig oder für sie zuständig. (2) Der Anteil der Wirtschafts- und Sozialpartner beträgt mindestens 50 % der stimmberechtigten Mitglieder. Bei der Besetzung der LAG Region 'Osterode am Harz' achtet die LAG auf eine Ausgewogenheit der Geschlechter. (3) Stimmberechtigt mit jeweils einer Stimme sind die Gemeinde Bad Grund (Harz), die Städte Bad Lauterberg im Harz, Bad Sachsa, Herzberg am Harz, Osterode am Harz und die Samt- gemeinden Hattorf am Harz und Walkenried sowie der Landkreis Osterode am Harz durch ih- re gesetzlichen Vertreterinnen und Vertreter. Jeder Wirtschafts- und Sozialpartner erhält ebenfalls eine Stimme durch seine Vertreterinnen und Vertreter. Beratende Mitglieder sind das Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig, Ge- schäftsstelle Göttingen und das Projektbüro Südniedersachsen. Darüber hinaus kann die LAG weitere beratende Mitglieder hinzuziehen. (4) Wirtschafts- und Sozialpartner können auf eigenen Wunsch aus der LAG austreten. Im Falle des Ausscheidens beruft die LAG eine Nachfolgerin beziehungsweise einen Nachfolger aus demselben oder einem verwandten Kompetenzbereich ein. Auch im Falle einer Weiterent- wicklung des REK kann ein Wechsel stattfinden, um sicherzustellen, dass die Wirtschafts- und Sozialpartner die Handlungsfelder und Themenbereiche des REK repräsentieren. Die kommunalen Mitglieder können nicht aus der LAG austreten. (5) Die Tätigkeit der Mitglieder der LAG ist ehrenamtlich. Es wird weder eine Aufwandsentschä- digung bezahlt noch ein Mitgliedsbeitrag erhoben.

§ 5 Vorstand, Geschäftsstelle sowie Regional- und Finanzmanagement

(1) Die LAG wählt aus ihren Mitgliedern eine Vorsitzende beziehungsweise einen Vorsitzenden und eine stellvertretende Vorsitzende beziehungsweise einen stellvertretenden Vorsitzenden, die den Vorstand der LAG bilden. (2) Die beziehungsweise der Vorsitzende leitet die LAG-Sitzungen und vertritt die LAG in der Öffentlichkeit. Die beziehungsweise der stellvertretende Vorsitzende vertritt die beziehungs- weise den Vorsitzenden bei Verhinderung. (3) Die LAG benennt eine öffentliche Stelle als Geschäftsstelle für die LAG, die sich im Gebiet der Region 'Osterode am Harz' befindet. Zur Unterstützung ihrer Arbeit richtet die LAG ein Regionalmanagement ein. Die LAG kann die Aufgaben der Geschäftsstelle dem Regional- management übertragen. (4) Das Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig, Geschäftsstelle Göttingen, unter- stützt die LAG in ihrem Finanzmanagement.

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§ 6 Sitzungen der LAG

(1) Die LAG Region 'Osterode am Harz' tagt nach Bedarf, in der Regel drei Mal pro Kalender- jahr. Sofern es der regionale Entwicklung erfordert, kann die LAG zu einer außerordentlichen Sitzung einberufen werden. (2) Die Geschäftsstelle lädt die LAG im Auftrag des Vorstands zu den Sitzungen ein. Die Einla- dung erfolgt mindestens zwei Wochen vor der Sitzung schriftlich beziehungsweise per E-Mail mit Bekanntgabe der Tagesordnung. (3) Die stimmberechtigten Mitglieder der LAG sind verpflichtet, an den Sitzungen der LAG teilzu- nehmen. Sollte ein LAG-Mitglied verhindert sein, kann es eine Vertreterin oder einen Vertre- ter entsenden. In diesem Fall ist die Geschäftsstelle der LAG rechtzeitig zu informieren. (4) Die LAG-Sitzungen sind öffentlich. Zeit und Ort der Sitzungen werden in der örtlichen Presse und auf der Internetseite der Region 'Osterode am Harz' bekannt gegeben. (5) Über die Ergebnisse der LAG-Sitzungen ist ein Protokoll zu erstellen, das die wesentlichen Inhalte, die Beschlüsse der LAG und eine Anwesenheitsliste enthält. Insbesondere die Er- gebnisse der Projektbeschlüsse werden ausführlich dokumentiert, um die Transparenz bei der Entscheidungsfindung innerhalb der LAG sicherzustellen. Die Geschäftsstelle verschickt das Protokoll an alle LAG-Mitglieder per E-Mail. Zudem wird das Protokoll nach Abstimmung mit der LAG über die Internetseite der Region 'Osterode am Harz' der Öffentlichkeit zugäng- lich gemacht.

§ 7 Beschlussfähigkeit und Entscheidungsfindung

(1) Die LAG ist beschlussfähig, wenn ordnungsgemäß eingeladen wurde, mindestens ein Drittel der stimmberechtigten Mitglieder der LAG anwesend und mindestens 50 % der stimmberech- tigten Anwesenden Wirtschafts- und Sozialpartner sind. Falls sich die Anzahl der anwesen- den LAG-Mitglieder im Laufe einer Sitzung verändert, ist die Beschlussfähigkeit vor einer Ab- stimmung erneut zu prüfen. (2) Sofern die LAG nicht beschlussfähig ist, sind Vorbehaltsbeschlüsse der anwesenden Mitglie- der zu fassen oder die Sitzung neu einzuberufen. Die anwesenden Mitglieder entscheiden mit einer einfachen Mehrheit, ob Vorbehaltsbeschlüsse zu treffen sind oder die Sitzung neu einberufen werden soll. Im Falle eines Vorbehaltsbeschlusses fordert die Geschäftsstelle die verhinderten Stimmbe- rechtigten auf, innerhalb von zwei Wochen im Anschluss an die Sitzung ihr Votum schriftlich oder per E-Mail abzugeben. Im Falle einer neu einberufenen Sitzung ist diese unabhängig von der Zahl anwesender Stimmberechtigter beschlussfähig, sofern der Anteil der Wirtschafts- und Sozialpartner an den anwesenden Stimmberechtigten mindestens 50 % beträgt. (3) Grundlage für die zu treffenden Beschlüsse ist das REK Region 'Osterode am Harz'. Die LAG berät darüber, welche Projekte mit den LEADER-Fördergeldern umgesetzt werden sol- len. An jeder Entscheidung über ein Projekt müssen mindestens 50 % Wirtschafts- und Sozi- alpartner beteiligt sein. Bei Beschlüssen über Projekte, bei denen ein oder mehrere LAG-Mitglieder persönlich betei- ligt sind, sind diese von den Beratungen und Abstimmungen auszuschließen6. Die Mitglieder

6 Eine persönliche Beteiligung liegt vor, wenn die Projektentscheidung dem LAG-Mitglied selbst, Angehörigen oder einer von ihm vertretenen natürlichen oder juristischen Person des Privatrechts einen unmittelbaren Vorteil oder Nachteil verschaffen würde. Angehörige sind alle, zu deren Gunsten dem Mitglied des Entscheidungsgremiums im Strafverfahren das Zeugnis- verweigerungsrecht aus persönlichen Gründen zusteht. Bei kommunalen Vertreterinnen oder Vertretern (Bürgermeister oder Bürgermeisterin, Landrat oder Landrätin) oder einer Ver- treterin beziehungsweise einem Vertreter einer anderen öffentlichen Einrichtung liegt kein Interessenkonflikt vor, wenn das Projekt nicht mit einem unmittelbaren persönlichen Vor- oder Nachteil für das LAG-Mitglied selbst oder seinen Angehörigen, sondern für die Gebietskörperschaft oder öffentliche Stelle verbunden ist, die sie beziehungsweise er vertritt. In diesem Fall darf sie/er an Beratung und Abstimmung im Entscheidungsgremium über das Projekt teilnehmen. Letzteres gilt auch für Mit-

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sind verpflichtet, eine persönliche Beteiligung dem Vorstand vor der Sitzung anzuzeigen. Im Protokoll wird im betreffenden Fall dokumentiert, dass LAG-Mitglieder, die persönlich am Projekt beteiligt sind, nicht an der Abstimmung beteiligt waren. (4) Bei Beschlüssen über die Änderung der Geschäftsordnung, über die Zusammensetzung der LAG sowie über die Änderung und Anpassung des REK an aktuelle Erfordernisse und Ent- wicklungen ist eine ¾-Mehrheit der anwesenden Stimmberechtigten erforderlich. In keinem Fall dürfen die in § 2 (1) formulierten Ziele der LAG geändert werden. Alle weiteren Beschlüsse der LAG werden mit einfacher Mehrheit gefasst. Es wird offen abgestimmt. (5) In eiligen Fällen ist es möglich, dass die LAG einen Beschluss über eine Projektförderung im Umlaufverfahren per E-Mail fasst. Hierfür erhalten die stimmberechtigten Mitglieder die Be- schlussunterlagen per E-Mail und sind verpflichtet, innerhalb von zwei Wochen ihre Stimme per E-Mail abzugeben. Sofern sich weniger als die Hälfte der stimmberechtigten LAG-Mitglieder an der Abstimmung beteiligen oder sich mindestens drei LAG-Mitglieder gegen die Durchführung eines Umlauf- verfahrens im betreffenden Fall aussprechen, erfolgt die Beschlussfassung über das geplan- te Projekt in der nächsten LAG-Sitzung. Bei einem Beschluss im Umlaufverfahren sind die Anforderungen von § 4 (3) und § 7 (3, 4) zu berücksichtigen.

§ 8 Auflösung der LAG

(1) Die Zusammenarbeit der LAG Region 'Osterode am Harz' ist auf Dauer ausgerichtet. Mit Ablauf der EU-Förderperiode 2014-2020 kann die LAG ihre Auflösung beschließen, sobald die letzten Abwicklungsschritte vollzogen sind.

§ 9 In-Kraft-Treten der Geschäftsordnung

(1) Die Geschäftsordnung tritt in Kraft, sobald das Land Niedersachsen die Region 'Osterode am Harz' als LEADER-Region anerkannt hat.

glieder der LAG, wenn es sich um ein Projekt der LAG handelt. (Mehrheitliche Empfehlung der LEADER-Referenten, des BMELV und der Bundesländer für die LEADER-LAG in Deutschland zur Durchführung des Projektauswahlverfahrens durch das LAG-Entscheidungsgremium).

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III. Kooperationserklärung Südniedersachsen

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IV. Kofinanzierungszusagen

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153 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

154 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

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156 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

157 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

158 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

159 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

160 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

V. Pressespiegel

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Harz Kurier, 14. April 2014 Harz Kurier, 1. August 2014

162 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Harz Kurier, 1. August 2014

163 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Harz Kurier, 23. August 2014

164 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Harz Kurier, 29. September 2014

165 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Harz Kurier, 18. Oktober 2014

166 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Harz Kurier, 28. Oktober 2014

167 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

Harz Kurier, 28. Oktober 2014

168 REGIONALES ENTWICKLUNGSKONZEPT

VI. InfoBlatt

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VII. Evaluierungsbericht

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