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Dorferneuerungsplan

Wulften… Oderaue

Schwiegershausen… Ortsansicht

Dorferneuerungsplan Wulften und Schwiegershausen

Impressum: Dorferneuerungsplan (DEP) Wulften Schwiegershausen

Auftraggeber: Hattorf am – Otto-Escher-Straße 12 – 37197 Stadt am Harz – Eisensteinstraße 1 – 37520

Auftragnehmer: Projektgemeinschaft: planungsgruppe lange puche gmbh Häuserstraße 1 - 37154 Tel.: 05551 9822-0 - Fax: 05551 9822-22 Mail: [email protected] - Internet: www.pglp.de Planungsbüro Hajo Brudniok Elke-Lasker-Schüler-Eck 27 - 37085 Göttingen Tel.: 0551 82084747 - Fax: 0551 82084748 Mail: [email protected]

Mitarbeit: Projektleitung: Dipl.-Geogr. Thomas Fatscher Dipl.-Ing. Dirk Puche (Stadtplaner, Architekt) Elke Wirthwein Dipl.-Ing. Hajo Brudniok (Stadtplaner, Architekt) Christine Märker Elisabeth Röttscher-Brudniok Dipl.-Ing. Christoph Reimann

Betreuung: LGLN – Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen -Regionaldirektion Northeim- Amt für Landentwicklung Danziger Straße 40 – 37083 Göttingen

Gefördert durch: Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, vertreten durch das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen -Amt für Landentwicklung Göttingen-

März 2012014444

Projektgemeinschaft: planungsgruppe lange puche gmbh, Northeim und Dipl.-Ing. Hajo Brudniok, Göttingen 947 DEP Endbericht 1-a März 2014.doc Dorferneuerungsplan Wulften und Schwiegershausen

INHALTSVERZEICHNIS:

O. VORWORT UND DANKSAGUNG 1

1 Die Verflechtungen von Wulften und Schwiegershausen ...... 5

1.1 Lage im Raum 5

1.2 Übergeordnete Planungen 6 1.2.1 Regionales Raumordnungsprogramm (RROP) ...... 6 1.2.2 Regionale Entwicklungs-Strategie (RES) Wissens-Region Göttingen ...... 8 1.2.3 Integriertes ländliches Entwicklungskonzept (ILEK) der „Region Osterode am Harz “ ...... 9 1.2.4 Modellprojekt Siedlungsentwicklung ...... 13 1.2.5 Agenda 21 ...... 14 2 Die Struktur von Wulften und Schwiegershausen ...... 16

2.1 Das Profil der Dörfer 16 2.1.1 Ausgangslage ...... 16 2.1.2 Attraktivitätscheck ...... 30 2.1.3 Stärken-Schwächen-Profil ...... 32 2.1.4 Wunschhorizont und Lösungsansätze ...... 35

2.2 Sozialstruktur 41 2.2.1 Demografie ...... 41 2.2.2 Bewohnerstruktur ...... 47

2.3 Siedlungsentwicklung 50

2.4 Landwirtschaft 53 2.4.1 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag ...... 53 2.4.2 Allgemeine Grundsätze ...... 59 2.4.3 Sonstige Landwirtschaftlichen Potenziale ...... 60

2.5 Gewerbe- und Dienstleistungen 62

2.6 Gemeinbedarf, Vereine, Verbände 68

2.7 Ver- und Entsorgung 70

2.8 Dorfstraßen und -plätze 74 3 Die Architektur von Schwiegershausen und Wulften ...... 79

3.1 Ortsgeschichte 79 3.1.1 Geschichtliche Eckdaten und Besonderheiten ...... 80 3.1.2 Wulften – Geschichtlicher Kurzüberblick ...... 87

3.2 Die Häuser des Dorfes - Ortsbildprägende Gebäude in Schwiegershausen und Wulften 94 3.2.1 Der Gebäudebestand in Schwiegershausen ...... 94 3.2.2 Der Gebäudebestand in Wulften ...... 116

3.3 Die Gestaltung der Gebäude 135 3.3.1 Der Material- und Detailbesatz an ortsbildprägenden Gebäuden ...... 139 3.3.2 Grundsatz-Maßnahmen-Empfehlungen zu den jeweiligen Gebäudetypen ...... 161 3.3.3 Grundsatzblatt: Gestaltung ortstypischer Gebäude aus historisch-traditioneller Sicht als Empfehlungskatalog im Rahmen der Dorferneuerung ...... 167

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3.3.4 Örtliche Bauvorschrift - Empfehlungstext ...... 170 3.3.5 Charakteristische Gefügemerkmale im Altdorf ...... 172 3.3.6 Zusammenfassung und Ziele zur Dorferneuerung im Zuge von privaten Gebäudemaßnahmen 175 3.3.7 Öffentliche Gebäudemaßnahmen, wichtige Schlüsselprojekte in Schwiegershausen ...... 180 3.3.8 Kosten für Gebäudemaßnahmen in Schwiegershausen ...... 184 3.3.9 Öffentliche Gebäudemaßnahmen, Schlüsselprojekte in Wulften ...... 187 3.3.10 Kosten für Gebäudemaßnahmen in Wulften ...... 195 4 Ökologisches Dorfkonzept - Freiraumstruktur ...... 198

4.1 Vorgehensweise zur Erfassung und Beurteilung der Ökologischen Raumstruktur 198

4.2 Bestandsaufnahme 198 4.2.1 Geologie / Boden / Topographie ...... 198 4.2.2 Oberflächengewässer / Hochwasser ...... 200 4.2.3 Klima...... 202 4.2.4 Landschaftsbild ...... 203 4.2.5 Erholung ...... 206 4.2.6 Biotoptypen und Strukturen im Umfeld der Ortschaften ...... 209 4.2.7 Biotoptypen und Strukturen im besiedelten Bereich ...... 211 4.2.8 Tierwelt ...... 214 4.2.9 Schutzgebiete und Schutzobjekte ...... 218

4.3 Allgemeine Ziele Grünstruktur 225 4.3.1 Ziel Erholungsfunktion und Wanderwegenetz ...... 225 4.3.2 Ziel Durchgrünung mit Hofbäumen und Gehölzen, Einzelbäumen...... 226 4.3.3 Ziel Erhalt und Entwicklung von Feldhecken, Einzelgehölzen, Wegsäumen, Biotopstrukturen etc. 227 4.3.4 Ziel Hochwasserschutz ...... 232

4.4 Konkrete Maßnahmen Freiraumgestaltung 235 4.4.1 Wulften ...... 235 4.4.2 Schwiegershausen ...... 245

4.5 Konkrete Maßnahmen und Ideen unabhängig von der Dorferneuerung 259

4.6 Zusammenfassung Ökologisches Dorfkonzept 260

4.7 Empfehlungen 262 4.7.1 Einfriedungen ...... 262 4.7.2 Spezieller Artenschutz ...... 263 4.7.3 Regenwasser / Versiegelung ...... 264

4.8 Pflanzliste 265 5 Maßnahmen und Prioritäten ...... 268

5.1 Maßnahmen mit kurzfristiger Priorität Wulften / Kostenannahme 273

5.2 Maßnahmen mit kurzfristiger Priorität Schwiegershausen/ Kostenannahme 275

5.3 Förderung 278 6 Struktur- und Maßnahmenkonzept ...... 281

6.1 Situation und Maßgaben zur Strukturerhaltung bzw. Strukturverbesserung im ländlichen Raum 281

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6.2 Ortsbauliche Entwicklung - Vitalisierung der Dörfer durch Innenentwicklung, Dorfumbau - Innenentwicklungspotenziale 283

6.3 Schritte zur Aktivierung von Innenentwicklungspotenzialen in Wulften und Schwiegershausen 289 6.3.1 Überzeugungsarbeit und Planungsschritte zur Innenentwicklung und zum Dorfumbau ...... 289 6.3.2 Management und Instrumente ...... 294 6.3.3 Aufbau eines Flächen- und Gebäudekatasters ...... 295 6.3.4 Dorfumbaugebiete gemäß Baugesetzbuch (BauGB) ...... 296 6.3.5 Bausteine zum Dorfumbau ...... 297 6.3.6 Dorfmarketing und Dorfmanagement...... 298 6.3.7 Dorferneuerung als Vorbereiter und Wegbegleiter von Agenda 21 / LEADER / ILEK (Integrierte ländliche Entwicklungskonzepte) ...... 305 6.3.8 Sonderkapitel Klimaschutz im Rahmen der Dorferneuerung – Exkurs zum Förderprogramm der kfw ...... 307 6.3.9 Zusammenfassender Struktur- und Maßnahmenplan in Schwiegershausen und Wulften ...... 311

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PLANVERZEICHNIS Ortsbegehungsplan Wulften 22 Ortsbegehungsplan Schwiegershausen 29 Heutige Landwirtschaft Wulften 56 Heutige Landwirtschaft Schwiegershausen 58 Heutige Nutzungen Wulften 66 Heutige Nutzungen Schwiegershausen 67 Straßenklassifizierung Wulften 75 Straßenzustand Wulften 76 Straßenklassifizierung Schwiegershausen 77 Straßenzustand Schwiegershausen 78 Ehemalige Nutzungen Schwiegershausen 83 Siedlungsentwicklung Schwiegershausen 86 Ehemalige Nutzungen Wulften 90 Siedlungsentwicklung Wulften 93 Gebäudetypen Schwiegershausen 97 Gebäudetypen Wulften 118 Fassadenbedeutung Wulften 136 Fassadenbedeutung Schwiegershausen 137 Bestands- und Analyseplan Freiraumstruktur 224 Maßnahmenplan Siedlungsbereich Wulften 230 Maßnahmenplan Siedlungsbereich Schwiegershausen 231 Fließgewässer / Hochwasserschutz 234 Tabelle Auswertungsbogen Wulften 269 Tabelle Auswertungsbogen Schwiegershausen 270 Prioritäten Wulften 271 Prioritäten Schwiegershausen 272 Zusammenfassender Übersichtsplan Schwiegershausen 319 Zusammenfassender Übersichtsplan Wulften 323

QUELLENVERZEICHNIS Die Quellenangaben sind an den entsprechenden Stellen im Text eingearbeitet.

ANLAGEN Förderrichtlinie ZILE Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange / Abwägung Protokolle der Ratsbeschlüsse zum Dorferneuerungsplan

ANHANG Objektkartei der Gebäude Kartei Straßenkartierung

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0. VORWORT UND DANKSAGUNG Schwiegershausen und Wulften wurden gemäß den Richtlinien ZILE (Richtlinien über die Gewährung von Zuwendungen zur Integrierten Ländlichen Entwicklung) des Niedersächsi- schen Ministeriums für den ländlichen Raum, Ernährung Landwirtschaft und Verbraucher- schutz in das Niedersächsische Dorferneuerungsprogramm aufgenommen. Dieses ist ein umfassendes Instrument zur Entwicklung der Dörfer mit einem ganzheitlichen und interdis- ziplinären Planungs- und Förderansatz.

Mit der Dorferneuerung werden mehrere Ziele angestrebt:

• Planung für das Dorf als allgemein verständliche Entscheidungshilfe • Erarbeitung eines örtlichen Leitbildes • Erhaltung des dörflichen Charakters • Verbesserung des dörflichen Umfeldes • Stärkung des innerörtlichen Gemeinschaftslebens • Sicherung von Arbeitsplätzen • Maßnahmen für die landwirtschaftlichen Betriebe • Verbesserung der Erschließung • Maßnahmen zur Abwehr von Hochwassergefahren und zur Sanierung innerörtlicher Ge- wässer • Herstellung grünordnerischer Anlagen und dorfökologischer Maßnahmen • Förderung außerlandwirtschaftlicher Einkommensalternativen • Anstoß für Entwicklungs- und Investitionsvorhaben • Fachkundige Betreuung

Hauptziele der gesamten Dorferneuerungsplanung sind im Wesentlichen aber auch

• die Herausarbeitung von städtebaulichen Missständen • Festlegung von Sanierungsgebieten / Entwicklungsbereichen • Festlegung von Rahmenbedingungen was in der Entwicklung passieren soll • Erarbeiten eines ökologischen Dorfkonzeptes in das bei Bedarf fachübergreifende Infor- mationen und Ergebnisse mit einfließen

Der gesamte Aufbau der Dorferneuerungsplanung ist zielorientiert ausgerichtet und orien- tiert sich an neuesten Erkenntnissen zukunftsorientierter Entwicklungsplanung.

Der eigentlichen Förderphase ist eine Planungsphase vorgeschaltet. Die Dorferneuerungspla- nung hat sich als flexibles Instrument erwiesen, Entwicklungsziele und Problemlösungen anschaulich und allgemein verständlich darzustellen, ohne sie gleich rechtsverbindlich festzu- schreiben.

Der Dorferneuerungsplan ist Voraussetzung für die Förderung von Dorferneuerungsmaß- nahmen. Der hier vorliegende Dorferneuerungsplan erhebt den Anspruch, Grundlage für die langfristige Entwicklung von Wulften und Schwiegershausen, auch über den eigentlichen Förderzeitraum hinaus, zu sein.

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Die Mitwirkung der Dorfbewohner ist von entscheidender Bedeutung für das Gelingen der Dorferneuerung. Alle Bürgerinnen und Bürger sind deshalb zur Mitwirkung aufgerufen. Zu Beginn der Planungsphase hat sich ein Arbeitskreis gebildet, der die Fachplaner durch seine Ortskenntnis und Sachkompetenz unterstützt hat.

Unser Dank gilt den Mitgliedern des Arbeitskreises. Ebenso gilt unser Dank dem Ortsbürger- meister der Gemeinde Schwiegershausen Wolfgang Wode, dem Bürgermeister von Henning Kruse, dem Bürgemeister der Stadt Osterode am Harz Klaus Becker und dem Gemeindedirektor der Gemeinde Wulften am Harz Rolf Hellwig, jeweils mit ihren Mit- arbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt- bzw. Gemeindeverwaltung, insbesondere Thomas Christiansen, Rainer Mackensen und Wolfgang May, sowie Birgit Roth vom Amt für Land- entwicklung für die Unterstützung im Planungsprozess.

Mitglieder des Arbeitskreises:

Wulften Schwiegershausen

Beußhausen, Peter Bierwirth, Heinrich Bode, Andreas Bode, Tobias Brüggemann, Reinhard Bode-Kohlstruck, Karin Deppe, Klaus Brakel, Philip Ehrhardt, Günther Deichmann, Rainer Fischer, Bruno Fröhlich, Jonas Greunig, Dieter Göppert, Wolfgang Gropengießer, Katharina Großkopf, Silvia Linner, Florian Hildenbrand, Lothar Marschall, Petra Kesten, Sigrid Mißling, Diana Kohlstruck, Anja Müller, Knut Kohlstruck, Hans-Jörg Römermann, Walter Plümer, Dieter Sindram, Cornelia Schrader, Uwe Vogel, Werner Sonntag Siegfried u./o. Henry Waßmann, Willi Spillner, Christiane Wegener, Helmut von Einem, Jürgen Zischke, Erhardt Wittenberg, Roland Wode, Wolfgang Zarins, Ute

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Abbildung 2a und 2b: Teilnehmer Ortsbegehungen Dorferneuerung Wulften (oben) und Schwiegershausen (unten)

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In chronologischer Reihenfolge wurden folgende Arbeits- und Informationsveranstaltungen durchgeführt:

• Auftaktveranstaltung, Bürgerinformation, Zukunftswerkstatt Teil 1: 02.05.2012 Information zur Dorferneuerung und zu möglichen Entwicklungszielen, Bildung der Arbeitskreise, Beschwerde- und Kritikphase, beide Orte gemeinsam • 1. Arbeitskreissitzung Wulften: 07.06.2012 Ortsbegehung Wulften, Benennung örtlicher Defizite und Potenziale, Wiederholung Zu- kunftswerkstatt Teil 1, Beschwerde- und Kritikphase • 2. Arbeitskreissitzung: 25.06.2012 Ortsbegehung Schwiegershausen, Benennung örtlicher Defizite und Potenziale • 3. Arbeitskreissitzung: 25.06.2012 Zukunftswerkstatt Teil 2, Phantasie- und Utopiephase sowie Realisierungs- und Praxis- phase, beide Orte gemeinsam • 4. Arbeitskreissitzung: 16.07.2012 Demographie und Attraktivitäts-Check, beide Orte getrennt • 5. Arbeitskreissitzung: 30.07.2012 Freiräume: Analyse der Straßen und Plätze; Entwurfswerkstatt, beide Orte getrennt • 6. Arbeitskreissitzung: 10.09. 2012 Ökologisches Dorfkonzept, Landschaft, Erholung Grünflächen, beide Orte gemeinsam • 8. Arbeitskreissitzung: 15.10.2012 Freiräume – Vorstellung der Entwürfe, beide Orte getrennt • 9. Arbeitskreissitzung: 19.11.2012 Dorfmarketing - Dorfmanagement, beide Orte getrennt • Sondersitzung Landwirtschaft: 05.12.2012 • 10. Arbeitskreissitzung: 11.04.2013 Prioritäten setzen, beide Orte gemeinsam

Der Rat der Stadt Osterode am Harz hat den Dorferneuerungsplan Wulften und Schwie- gershausen in seiner Sitzung am ---.---.----- beschlossen. Der Rat der Gemeinde Hattorf am Harz hat den Dorferneuerungsplan Wulften und Schwiegershausen in seiner Sitzung am ---.---.----- beschlossen.

Projektgemeinschaft: planungsgruppe lange puche gmbh, Northeim und Dipl.-Ing. Hajo Brudniok, Göttingen 947 DEP Endbericht 1-a März 2014.doc 4 Dorferneuerungsplan Wulften und Schwiegershausen

1 DIE VERFLECHTUNGEN VON WULFTEN UND SCHWIEGERSHAUSEN 1.1 Lage im Raum Administrativ gehört Schwiegershausen zum Gemeindegebiet der Stadt Osterode am Harz und Wulften am Harz ist Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Hattorf am Harz. Beide Dörfer liegen im Landkreis Osterode am Harz, im Süden von Niedersachsen. Wulften hat eine eine Größe von 1.481 ha und weist eine Bevölkerungsdichte von 129 Ein- wohner/km² auf (1912 Einwohner im Jahr 2012). Schwiegershausen hat eine Flächengröße von rund 1.400 ha und weist eine Bevölkerungsdichte von 119 Einwohner/km 2 auf (.1.666 Einwohner im Jahr 2012). Hattorf am Harz und stellen als Grundzentren die Versorgung für den allgemeinen, täglichen Grundbedarf sicher (Entfernung 4 - 5 km, bzw. 9 – 11 km). In 5 – 8 km Entfernung liegt Osterode am Harz, das als Mittelzentrum dar- über hinaus zentrale Einrichtungen und Angebote für den gehobenen Bedarf vorhält. Die nächsten Oberzentren mit zentralen Einrichtungen und Angeboten für den spezialisierten, höheren Bedarf sind Göttingen (21-25 km) im Süden und Hildesheim (55 km) im Norden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich bei diesen Entfernungsangaben um „Entfernung Luftlinie“ handelt. Die tatsächliche Distanz über Straßenverkehrsnetz ist dabei zum Teil deut- lich höher.

Weder Wulften noch Schwiegershausen haben eine zentralörtliche Versorgungsfunktion.

Abbildung 3a und 3b: Lage von Wulften und Schwiegershausen in Deutschland und in Niedersachsen

Naturräumlich gehört der Landschaftsraum von Wulften und Schwiegershausen zur Region Weser- und Leinebergland, zur Unterregion Leinebergland, zur Haupteinheit Südwestliches Harzvorland und zur Einheit Südwestliches Harzvorland im engeren Sinne.

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Strukturräumlich sind Wulften und Schwiegershausen Teil des Wirtschaftsraumes „Metro- polregion Hannover//Göttingen/Wolfsburg“ und Teil der regionalen Entwick- lungsregion „Wissensregion Göttingen“.

Die strukturräumliche Verflechtung wird durch die Kreisstraßen K 8 und K 28, die Landes- straße L 523 und die Bundesstraße B 243 sichergestellt, die im Norden zur BAB 7 führt. Über die B 247 im Süden kann ebenfalls die BAB 7 erreicht werden. Damit ist die Verbindung zu den Mittel- und Oberzentren und im weiteren zu den nationalen Fernzielen Hamburg im Norden und München im Süden gewährleistet.

Nächste Bahnhaltepunkte sind Wulften, Herzberg am Harz und Osterode am Harz. Von dort sind höherrangige Bahnhöfe in und Northeim mit Anschluss an das überregionale Schienennetz erreichbar.

Kulturräumlich sind Wulften und Schwiegershausen Teile der mitteldeutschen südnieder- sächsischen Kulturregion zwischen Weserbergland und Harz.

1.2 Übergeordnete Planungen 1.2.1 Regionales Raumordnungsprogramm (RROP) Wulften und Schwiegershausen sind administrativ Teile der regionalen Raumstruktur des Landkreises Osterode am Harz. Im Folgenden wird eine Einordnung der Ziele des Dorfer- neuerungsplanes (DEP) mit den Zielen des Regionalen Raumordnungsprogramms des Land- kreises Osterode am Harz (RROP) als übergeordnete Planung vorgenommen.

Die Belange von Natur und Landschaft sind in Kapitel 4 Auf Grundlage des Landschaftsrah- menplanes für den Landkreis Osterode am Harz berücksichtigt.

Raum- und Siedlungsstruktur RROP - Wulften und Schwiegershausen liegen im ländlichen Raum. - Sie haben keine Funktion in der Hierarchie der zentralen Orte. - Nächstgelegene Grundzentren sind Hattorf am Harz und Herzberg am Harz. - Mittelzentrum ist die Kreisstadt Osterode am Harz. - Göttingen und Hildesheim sind die nächsten Oberzentren. - Der ländliche Raum ist in seiner strukturellen Entwicklung umfassend und fach- übergreifend zu fördern. - Der Strukturwandel macht sich in der Freisetzung landwirtschaftlicher Flächen so- wie im Leerstehen und im Funktionsverlust landwirtschaftlicher Bausubstanz be- merkbar. Hohe Priorität haben daher weiterhin die Dorferneuereung … sowie Pro- jekte zur Stärkung und Entwicklung dörflicher Gemeinwesen und dörflicher Kultur.

DEP - Der Dorferneuerungsplan soll Wulften und Schwiegershausen nach Maßgabe ihrer regionalen Identität und baulich-kulturellen Eigenart nachhaltig stärken.

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- Als integratives Planwerk versucht der Dorferneuerungsplan auch Ziele zur Stärkung der dörflichen Sozialstruktur zu entwickeln. - Er erarbeitet die Leitlinien der künftigen Entwicklung der Dörfer. - Ortstypische Bausubstanz soll durch authentische Sanierung und Umnutzung gesi- chert werden.

Siedlungsentwicklung RROP - Prägende Merkmale der Siedlungen, wie u.a. Siedlungsstrukturelemente, Straßen- und Platzräume, regionstypische Gestaltungsmerkmale, Ortsränder und umliegen- de Landschaftsteile sind … zu berücksichtigen, zu fördern und funktionsgerecht weiterzuentwickeln. - Vor Inanspruchnahme von Außenbereichsflächen für die weitere Siedlungsentwick- lung ist im Hinblick auf eine anzustrebende nachhaltige Siedlungsflächenpolitik der Kommune vorrangig zu prüfen, inwieweit der geplante Flächenbedarf ganz teilweise durch innerörtliche Bauflächenreserven abgedeckt werden kann. - Bei der Aufstellung von Bauleitplänen ist auf eine funktional sinnvolle Zuordnung von Wohn-, Arbeits- und Freizeitstätten einschließlich der Infrastruktureinrichtun- gen … hinzuwirken.

DEP - Die künftige Siedlungsentwicklung wird vor dem Hintergrund des Strukturwandels kritisch beleuchtet. - Ortstypische Bausubstanz soll durch authentische Sanierung und Umnutzung gesi- chert werden. - Maßnahmen zur Ortsbildpflege sowie zur gestalterischen Entwicklung von Wulften und Schwiegershausen werden aufgezeigt. - Die Einbindung in die umgebende Landschaft wird bewertet und Verbesserungs- möglichkeiten werden aufgezeigt. - Die landwirtschaftlichen und gewerblichen Betriebs- und Produktionsbedingungen werden untersucht und entsprechende Verbesserungsvorschläge werden gemacht.

DEP - Die landschaftsästhetischen und landschaftsökologischen Besonderheiten in der näheren Umgebung von Wulften und Schwiegershausen werden aufgezeigt und Ziele zur Erhaltung und Entwicklung dieser Bereiche werden formuliert.

Erholung RROP - Entsprechende Vorrang- und Vorsorgegebiete sind im Umfeld von Wulften und Schwiegershausen vorhanden und sind im LROP entsprechend als wichtige Bereiche für ruhige Erholung dargestellt.

DEP - Entwicklungspotenziale liegen in beiden Dörfern in der landschaftsbezogenen Nah- erholung. Der Dorferneuerungsplan zeigt die Erholungspotenziale und deren Ent- wicklungsmöglichkeiten auf.

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Landwirtschaft RROP - Die unbewaldeten Bereiche um Wulften und Schwiegershausen sind aufgrund ihres hohen, natürlichen, standortgebundenen Ertragspotenzials als Vorsorgegebiet für die Landwirtschaft ausgewiesen.

DEP - Die landwirtschaftlichen Betriebe sollen innerhalb der dörflichen Siedlungsstruktur erhalten und in ihrer Entwicklung und Anpassung an die Erfordernisse zeitgemäßen Wohnens und Arbeitens unterstützt werden. - Die Verantwortung der Landwirtschaft bei der Pflege und Entwicklung der Kultur- landschaft wird aufgezeigt.

Wasserwirtschaft / Hochwasserschutz RROP - Teile von Schwiegershausen und Wulften liegen in einem großflächigen Vorrangge- biet für die Trinkwassergewinnung.

DEP - Es werden keine Aussagen zum Trinkwasserschutz gemacht. Es findet aber eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Hochwasserschutz statt.

1.2.2 Regionale Entwicklungs-Strategie (RES) Wissens- Region Göttingen Der Regionalverband Südniedersachsen e.V. hat für die Modellregion Göttingen die Regionale Entwicklungsstrategie (RES) „Wissensregion Göttingen“ erarbeitet. Dies geschah in Koopera- tion der Regionalplanungsträger der Landkreise Göttingen, Northeim, Osterode am Harz und Stadt Göttingen.

Berührungspunkte zur Dorferneuerung befinden sich im Leitziel 4 des RES „Die lebenswerte Wohnregion (Generationen im Dialog, Demografische Entwicklungsfaktoren)“. Vor dem Hin- tergrund der demografischen Entwicklungsfaktoren (Bevölkerungsabnahme und Alterung der Bevölkerung) soll unter anderem durch eine verstärkte funktionale und energetische Sanierung des Althausbestandes im Rahmen der Dorferneuerung ein nutzerfreundlicher Wohnungsmarkt unterstützt werden, der individuelles Leben und Wohnen fordert. Die Städte und Dörfer bilden im Rahmen einer differenzierten Zentrenstruktur einen regionalen Verbund für die Lebensabläufe Wohnen, Arbeiten und Versorgen 1.

Ein wesentliches Anliegen der Dorferneuerungsplanung in Wulften und Schwiegershausen ist die Erhaltung und Attraktivierung des Dorfes als die wesentliche Siedlungsform im ländli- chen Raum. Es werden Möglichkeiten zur Gebäudesanierung und Umnutzung aufgezeigt. Die Erhaltung und Attraktivierung von Wulften und Schwiegershausen als Wohn-, Arbeits- und Lebensräume trägt letztendlich auch zur Stärkung der Versorgungsfunktion von Hattorf am Harz als Grundzentrum der Samtgemeinde und von Osterode am Harz als Mittelzentrum

1 Quelle: Hrsg.: Regionalverband Südniedersachsen e.V., Wissens-Region Göttingen, Regionale Entwicklungs- strategie (RES), Göttingen im Oktober 2006 Projektgemeinschaft: planungsgruppe lange puche gmbh, Northeim und Dipl.-Ing. Hajo Brudniok, Göttingen 947 DEP Endbericht 1-a März 2014.doc 8 Dorferneuerungsplan Wulften und Schwiegershausen

des Landkreises bei. In diesem Sinne werden die Verflechtungen des Dorferneuerungsplanes Wulften und Schwiegershausen mit der Regionalen Entwicklungsstrategie der Wissensregi- on Göttingen deutlich. Die Dorferneuerungsplanung unterstützt die Entwicklung des Ge- samtraumes im Sinne der übergeordneten Leitziele.

1.2.3 Integriertes ländliches Entwicklungskonzept (ILEK) der „Region Osterode am Harz “ 2 Die Kommunen im Landkreis Osterode am Harz haben sich zur „Region Osterode am Harz“ zusammengeschlossen, um gemeinsam ein interkommunales Nachbarschaftskonzept aus- zuarbeiten. Im März 2007 hat die Region ein integriertes ländliches Entwicklungskonzept (ILEK) unter dem Motto „oha! Originell-Herzlich-Aktiv!“ abgeschlossen.

Abbildung 7: Logo der ILEK „Region Osterode am Harz“

Die regionale Entwicklungsstrategie für die Region Osterode am Harz umfasst ein breites Spektrum an Handlungsfeldern, die durch vielseitige Wechselbeziehungen miteinander ver- knüpft sind:

• Wohn- und Freizeitqualität – Soziales • Land- und Forstwirtschaft – Umwelt – Landschaft • Tourismus und Kultur • Wirtschaft – Arbeitsmarkt – Bildung

Das konzeptionelle Dach für das breite Themenspektrum bilden das Leitmotto „Oha! Origi- nell – Herzlich – Aktiv!“ und die folgenden, übergreifenden Ziele: • Den demografischen Wandel aktiv gestalten und positiv für die Region nutzen • Bürgerschaftliches Engagement und ein aktives Gemeinschaftsleben fördern • Die Identität und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger sowie der Unternehmen in der Region stärken • Das Image und den Bekanntheitsgrad des Landkreises Osterode am Harz verbessern • Die Vernetzung und interkommunale Zusammenarbeit in Wirtschaft, Verwaltung und Vereinen weiter ausbauen

Handlungsfeld: Wohn- und Freizeitqualität – Soziales Ziele: Wir wollen... a Lebendige Städte und Dörfer schaffen, die baulich-gestalterische Qualität der Orte erhö- hen und den Leerstand von Gebäuden verhindern!

2 Quelle: Landkreis Osterode am Harz, Integriertes ländliches Entwicklungskonzept (ILEK) Region Osterode am Harz, März 2007 Projektgemeinschaft: planungsgruppe lange puche gmbh, Northeim und Dipl.-Ing. Hajo Brudniok, Göttingen 947 DEP Endbericht 1-a März 2014.doc 9 Dorferneuerungsplan Wulften und Schwiegershausen

b Sport-, Freizeit- und Kulturangebote für verschiedene Zielgruppen, insbesondere für Kin- der und Jugendliche, verbessern! c Attraktivität der Region für Senioren erhöhen, Betreuungsmöglichkeiten sichern sowie das Zusammenleben von Alt und Jung entsprechend des "Bündnisses für Familien" för- dern! d Flächendeckende Versorgung der Region mit Breitband-Internetanschlüssen sicherstellen sowie die Nahversorgung in den Dörfer verbessern! e Integration benachteiligter Bevölkerungsgruppen, ausländischer Bürger und den sozialen Ausgleich fördern!

Leitprojekte • Regionales Leerstandsmanagement • Projektbündel "Umnutzung Ortsbild prägender Gebäude und ehemals landwirtschaftlich genutzter Bauten" • Rockharzfestival: Filmdokumentation zur Veröffentlichung auf DVD "Ein Dorf rockt Harz" • Hundeschulungszentrum, Elbingerode • Projektbündel "Generationen-Treffs" • "Senioren plus": Service-Angebote für Haushalt & Wohnen, Mobilität & soziale Kontakte • Breitbandversorgung für (DSL-) unversorgte Gebiete

Handlungsfeld: Land- und Forstwirtschaft – Umwelt – Landschaft Ziele: Wir wollen... a Infrastruktur und Produktionsbedingungen für land- und forstwirtschaftliche Betriebe verbessern! b Regenerative Energien als Einkommensquelle für land- und forstwirtschaftliche Betriebe ausbauen! c Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse verbessern! d Touristische Angebote mit Bezug zur Landwirtschaft ausbauen! e Gefährdete Natur schützen und die Vielfalt der Landschaft pflegen, gestalten und erleb- bar machen!

Leitprojekte • Projektbündel "Hochwasserschutz“ • Projektbündel "Foren Landentwicklung / Flurbereinigung / Bodenordnung" • Projektbündel "Land- und forstwirtschaftlicher Wegebau" • Projektbündel "Regenerative Energien" • Projektbündel "Holznutzung" • Projektbündel "Aus der Region – für die Region" • Schlachtstätte, Verarbeitung und Vermarktung von Lammfleisch • Projektbündel "Hofcafés mit Direktvermarktung" • Offene Tierhaltung für Schul- und Besuchergruppen; Elbingerode • Biotop-Erlebniswelt für Kinder aus Schulen und Kindergärten; Wulften

Projektgemeinschaft: planungsgruppe lange puche gmbh, Northeim und Dipl.-Ing. Hajo Brudniok, Göttingen 947 DEP Endbericht 1-a März 2014.doc 10 Dorferneuerungsplan Wulften und Schwiegershausen

Handlungsfeld: Tourismus und Kultur Ziele: Wir wollen... a Landschafts- und Aktivtourismus im gesamten Landkreis Osterode am Harz entspre- chend der Tourismusstrategie der "Harzer Sonnenseite" ausbauen! b Gesundheits-, Wellness- und Fitnessregion "Harzer Sonnenseite" weiterentwickeln und die staatliche Anerkennung des Kurortstatus der drei Bäder nach 2010 sicherstellen! c Kultur und Geschichte erlebbar machen, Museen aufwerten sowie Kultureinrichtungen und Kulturschaffende in der Region vernetzen! d Qualität von Beherbergung und Gastronomie an aktuelle Anforderungen der Gäste an- passen sowie bedarfsgerecht in Ergänzung zum bestehenden Angebot neue Einrichtun- gen schaffen! e Touristische Infrastruktur entsprechend der Tourismusstrategie der "Harzer Sonnenseite" vernetzen und ausbauen, insbesondere touristische Attraktionen mit Bedeutung für die gesamte Region schaffen!

Leitprojekte • Qualitätsoffensive Karstwanderweg Südharz • Weser-Harz-Heide-Radweg mit Regionalschleifen in den Landkreis Osterode am Harz • Projektbündel "Themen- und Erlebnisrouten" • Projektbündel "WasserErlebnisRegion Osterode am Harz" • Gesundheitsvorsorge: Ernährung & Wasser & Bewegung • Vernetzung der Freizeitbäder in der Region • Städtepartnerschaft mit Esperanto als Brückensprache; Herzberg am Harz • Bodendenkmale und Archäologie: Grabung, Dokumentation und touristische Vermark- tung • "Die Gipsregion" - Skulpturenpark und Freiluftwerkstatt im Steinbruch • Projektbündel "Theaterprojekte • Qualitätshotel für • Angebotsverbesserung im Sport- und Wintersportzentrum Ravensberg, • Indoor-Klettergarten im Jugend- und Bildungshaus Tettenborn, Bad Sachsa • Sportpark Teufelstal () • Einrichtung Wildpark/ Freizeitpark in Zusammenarbeit mit dem Forstamt; Bad Lauter- berg im Harz • Welfenschloss: Nutzungskonzept; Herzberg am Harz

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Abbildung 9a und 9b: Übergreifende Handlungsfelder: Hochwasserschutz, Sanierung, Siedlungsökologie, Dorf- typische Architektur

Handlungsfeld: Wirtschaft – Arbeitsmarkt – Bildung Ziele: Wir wollen... a Bedarfsgerecht neue Gewerbegebiete entwickeln und vorhandene Gewerbeflächen quali- tativ weiter entwickeln, besser vermarkten sowie die erforderliche Verkehrs- und Tele- kommunikationsinfrastruktur ausbauen! b Qualifizierung und Weiterbildung von Arbeitnehmern, Selbstständigen und ehrenamtlich Engagierten fördern sowie Ausbildungsplätze schaffen! c Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche verbessern sowie die Ver- einbarkeit von Familie und Beruf unter dem Dach "Bündnis für Familie des Landkreises Os- terode am Harz" fördern! d Mehr zielgruppenspezifische Geschäftsideen verfolgen! e Imagewerbung für den Landkreis Osterode am Harz mit hier verwurzelten Betrieben wei- ter verstärken!

Leitprojekte • Projektbündel "Gewerbegebiete" • Esperanto Bundesbildungszentrum • Zentrale Handwerksausbildung in Verbindung mit dem Bau und der Sanierung von Ob- jekten • Jugend, Technik und Umwelt • Landkreisweite Ehrenamtsbörse • Projektbündel "Schulen" • Projektbündel "Kindergärten" • Projektbündel "Imagewerbung für die Region"

Der Dorferneuerungsplan Wulften und Schwiegershausen unterstützt die Vision, die Leitbil- der, die Entwicklungsziele und die Handlungsansätze aus dem ILEK. Abgestimmt auf die ortsspezifischen Stärken und Schwächen der beiden Dörfer werden Ziele formuliert, um Wulften und Schwiegershausen als lebendige Dörfer mit aktiver Gemeinschaft zu erhalten und zu entwickeln. Es gibt zahlreiche Verflechtungen zu Leitprojekten.

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Dies wird besonders deutlich, wenn man die Prioritäten einzelner Maßnahmen betrachtet, die von den Arbeitskreismitgliedern festgelegt wurden. Neben Hochwasserschutz, Fließge- wässerrenaturierung, und Wanderwegenetz wurden auch infrastrukturelle Maßnahmen mit deutlich potenzialübergreifender Wirkung als kurzfristig umzusetzende Projekte festgelegt.

1.2.4 Modellprojekt Siedlungsentwicklung Modellvorhaben „Unterstützung von Gemeinden bei der Neuausrichtung ihrer Flächenpolitik im Rahmen der Regionalentwicklung“ 3. So lautet der offizielle Titel eines Projekts, das der Regionalverband Südniedersachsen in enger Abstimmung mit der Regierungsvertretung Braunschweig im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirt- schaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung im Jahr 2008 umgesetzt hat. Kooperati- onspartner waren die Städte Osterode am Harz, Bad Sachsa und , die Gemeinden , Gleichen und sowie der Samtgemeinde Bad Grund. Die fachliche Be- gleitung lag beim Planungsbüro „proloco“ ().

Mit dem Wegfall von Subventionen wie etwa der Eigenheimzulage, geänderten Lebensent- würfen vieler Menschen und angesichts des demographischen Wandels sinkt die Nachfrage nach Bauland. … Meist sind es lediglich einheimische Bürgerinnen und Bürger, die Bauland innerhalb der eigenen Gemeinde nachfragen. Im Gegenzug ist festzustellen, dass immer mehr ältere und größere Gebäude in den Ortskernen leer stehen. … Im Verlauf des Modell- vorhabens wurde deutlich, dass weiterer Leerstand – insbesondere in den Ortskernen – auch dann eintreten wird, wenn auf Neubau an den Ortsrändern künftig vollständig verzichtet wird.

Den Teilnehmern des Modellvorhabens wurde deutlich, dass die Bereitstellung von preiswer- tem Bauland kein wirksames Instrument kommunaler Bevölkerungspolitik mehr ist. … Neu- ausweisungen von Wohnbauflächen tragen also allenfalls zur Umverteilung vorhandener Bevölkerung durch Umzug und zu Leerstand im vorhandenen Baubestand bei. Zu den neuen Herausforderungen an rational handelnde Kommunal- und Regionalpolitik gehört deshalb, die Entwicklung der Siedlungsflächen an die Bevölkerungsentwicklung anzupassen. …

Wenn über Abriss diskutiert wird, dann muss dies mutig und entschieden gleichermaßen erfolgen. Rückbau wird erforderlich sein, um wirtschaftlich oder baulich nicht mehr sanie- rungsfähige Gebäude vom Markt nehmen zu können. Andererseits muss aber auch dem Denkmalschutz Rechnung getragen werden. … Historische Gebäude prägen nicht nur das Ortsbild, sie sind darüber hinaus auch für die Identifikation der Menschen mit ihrer Heimat unverzichtbar.

Längerfristige Leerstände bedrohen die historischen Ortsbilder und schädigen deren Image. Damit verbunden sind weitere Attraktivitätsverluste der Ortsmittelpunkte und eine Be- schleunigung des Rückzugs von Geschäften und anderen Dienstleistungseinrichtungen. Der aktuelle Leerstand von Wohnungen und Wohngebäuden ist dabei nur ein Frühindikator.

3 Quelle: Kurzfassung Abschlussbericht „Unterstützung von Gemeinden bei der Neuausrichtung ihrer Flächenpo- litik im Rahmen der Regionalentwicklung“, Regionalverband Südniedersachsen, 2008 Projektgemeinschaft: planungsgruppe lange puche gmbh, Northeim und Dipl.-Ing. Hajo Brudniok, Göttingen 947 DEP Endbericht 1-a März 2014.doc 13 Dorferneuerungsplan Wulften und Schwiegershausen

Möglicherweise viel problematischer ist die quantitative Unternutzung von Wohnraum (nur eine Person in einem für Großfamilien ausgelegten Gebäude) wie beispielsweise die Nutzung von Wohnraum durch hochaltrige Menschen. … Nur eine aktive und mutige Gestaltung der Stadt- und Gemeindeentwicklung kann dazu beitragen, Einschränkungen der Lebensverhält- nisse zu reduzieren.

Das Modellvorhaben hat gezeigt, dass sich die innerörtliche Entwicklung nicht auf die Um- nutzung und Erneuerung des Gebäudebestandes oder das Schließen von Baulücken be- schränken kann. Abbruch weniger wertvoller Gebäude zur Verringerung des Leerstandes, Wohnumfeldverbesserungen und Neubau auf Abbruchflächen werden ebenfalls zur Weiter- entwicklung der Ortskerne erforderlich, wobei dem städtebaulichen Qualitätsanspruch ein hoher Stellenwert einzuräumen ist. …

Verbindungen zu Dorferneuerungsplan ergeben sich durch die Zugehörigkeit von Wulften zum Gemeindegebiet der Stadt Osterode am Harz, die am Modellvorhaben teilgenommen hat. Der Dorferneuerungsplan setzt sich in Kapitel 2.2 intensiv mit den Zusammenhängen der demografischen Entwicklung und der Siedlungsentwicklung auseinander und bestätigt bei vertiefender Betrachtung die Erkenntnisse aus dem Modellvorhaben.

1.2.5 Agenda 21 Die Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft „Landentwicklung“ der Agrarministerkonferenz hat die Leitlinien „Landentwicklung – Zukunft im ländlichen Raum gemeinsam gestalten“ 1998 verfasst, die zur Dorferneuerung u. a. folgendes aussagen:

„Die Dorferneuerung hat sich zu einem wirkungsvollen Planungs- und Umsetzungsinstru- ment für ländliche Siedlungen herausgebildet. Sie ist zu nutzen, um lokale Probleme aufzu- zeigen, Entwicklungsstrategien zu erarbeiten und die Dörfer und Gemeinden als eigenstän- dige Wohn-, Arbeits-, Sozial- und Kulturräume im dezentralen Siedlungsgefüge zu erhalten und weiter zu entwickeln. Mit ihrem ganzheitlichen Planungsansatz ist die Dorferneuerung besonders geeignet, die Bürger intensiv in den alle Lebensbereiche umfassenden Gestal- tungsprozess mit einzubeziehen. Damit kann auch die Ausgestaltung und Umsetzung einer „Lokalen Agenda 21“, die das Ziel der Nachhaltigkeit verfolgt, wirkungsvoll unterstützt wer- den. Der Einsatz von Fördermitteln der Dorferneuerung ist vielfach wichtige Voraussetzung für die Einbindung der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in die ländliche Regionalent- wicklung für die Erhaltung und Gestaltung von Ortsbild prägenden Gebäuden sowie für eine leistungsfähige Infrastruktur im Dorf“.

Thema der Weltkonferenz zur Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro war das Prin- zip der Nachhaltigkeit. Benannt nach der Abschlussakte „Agenda 21“ der Konferenz wird die Umsetzung der vereinbarten Zielsetzungen als Agenda-Prozess bezeichnet. Das Kapitel 28 der „Agenda 21“ macht die besondere Rolle der Kommunen bei der Umsetzung nachhaltiger Entwicklung deutlich: Sie werden aufgerufen, im Rahmen der zukunftsfähigen Entwicklung eine „Lokale Agenda 21“ aufzustellen. Der Begriff der Nachhaltigkeit ist erstmals von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung („Brundtland-Kommission“) 1987 formuliert worden. Danach darf die Befriedigung der Bedürfnisse der heute lebenden Menschen nicht

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die Möglichkeit der Befriedigung der Bedürfnisse der zukünftigen Generationen gefährden. Der Begriff ist ein Kompromiss zwischen (ökonomischer) Entwicklung und dem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen. Nachhaltige Entwicklung soll alle drei Bereiche Wirtschaft, Ökologie und soziales Miteinander verbinden.

Die Stadt Osterode am Harz und die Samtgemeinde Hattorf am Harz betreiben keinen ei- genständigen Agenda 21 Prozess, haben aber aktiv an der interkommunalen Erarbeitung eines integrierten ländlichen Entwicklungskonzeptes (ILEK) teilgenommen (vgl. Kapitel 1.2.3). Die Ziele der Agenda 21 in Bezug auf eine nachhaltige Entwicklung sind eng mit den Zielen des ILEK verbunden. Das Zieldreieck der Nachhaltigkeit (ökologische, wirtschaftliche und sozi- ale Komponente) steht bei der Dorfentwicklung und den jeweiligen Maßnahem mit im Vor- dergrund.

Das Gleiche gilt für die aktive Teilnahme der Stadt Osterode am Harz am Modellvorhaben „Unterstützung von Gemeinden bei der Neuausrichtung ihrer Flächenpolitik im Rahmen der Regionalentwicklung“ (vgl. Kapitel 1.2.4). Hier zeigt die Stadt, dass sie aktiv an der Lösung eines nachhaltigen Dorfumbaus vor dem Hintergrund der aktuellen demografischen Ent- wicklung arbeitet, um die Dörfer auch für nachfolgende Generationen attraktiv zu halten.

Auf Grundlage des Dorferneuerungsplanes können Ziele zur Verbesserung der Struktur-, Ar- beits- und Lebensbindungen, zur Erhaltung des Dorfcharakters, durch Bewahrung des bau- lich kulturellen Erbes und zur Verbesserung der Dorfökologie angegangen werden. Der Ar- beitskreis zur Dorferneuerung hat sich mit den Themen in verschiedenen Sitzungen befasst. Alle Themen müssen weiter diskutiert und behandelt werden. Im Sinne der Dorferneuerung sollte daher der Arbeitskreis weiterhin bestehen bleiben und als ein Ausgangspunkt für eine Art „Bürgerforum“ die Themen gemäß dem Spektrum der Agenda 21 in den nächsten Jah- ren vertiefen. Der Dorferneuerungsplan ist hierbei eine wichtige Grundlage für die weitere Entwicklung und zugleich Ausgangspunkt für weitere Aktivitäten und neu zu formulierende Aspekte.

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