CDU-Informationsdienst Union in Deutschland Mö© , den 13. Juli 1989 22/89 Bundeskanzler : Wir wollen Verständigung mit dem polnischen Volk Zur gegenwärtigen Diskussion über die Rechtslage Deutschlands erklärt Bun- HEUTE AKTUELL deskanzler Helmut Kohl: • Beschäftigung Die Staats- und völkerrechtlichen Grundlagen unse- Anhaltende Besserung auf dem rer Außen- und Deutschlandpolitik stehen nicht zur Arbeitsmarkt. Seite 3 Disposition. Namens der Bundesregierung habe ich diese Grundlagen in zahlreichen Regierungserklä- • Präsidium: rungen und allgemeinen Berichten zur Lage der Keine politische Zusammen- Nation im geteilten Deutschland immer wieder arbeit mit radikalen Parteien. Seite 4 bekräftigt. Die deutsche Frage bleibt rechtlich und politisch offen. • Bundesregierung Die Deutschlandpolitik sowie unsere Politik gegen- Rudolf Seiters: Bilanz der über den Staaten Mittel- und Osteuropas bleiben Regierungsarbeit. Seite 5 bestimmt durch • • das Grundgesetz für die Bundesrepublik Rot-radikales Regierungsbünd- Deutschland, nis in Bonn wäre eine andere Republik. Seite 9 • den Deutschlandvertrag, • den Moskauer und den Warschauer Vertrag von • Kommunen 1970, (Fortsetzung auf Seite 2) Neue Baunutzungsverordnung verabschiedet: Weniger Spiel- hallen, mehr Dachgeschoß- Aufforderung zur Diskussion wohnungen. Seite 11 Im grünen Teil dieser Ausgabe finden Sie als • Altersversorgung Dokumentation den Antrag des Bundesausschus- Die Renten sind wieder sicher. ses an den 37. Bundesparteitag „Moderne Par- Seite 14 teiarbeit in den 90er Jahren" im vollen Wortlaut. • Öffentlichkeitsarbeit Antragsschluß für den Bundesparteitag in Bre- Materialien für Ihre Aktionen men ist der 14. August 1989. im Sommer. Seite 15 Seite 2 • UiD 22/1989 AUSSEN- UND DEUTSCHLANDPOLITIK

(Fortsetzung von Seite 1) dürfen nicht in einen künstlichen Gegen- • das Viermächteabkommen von 1971, satz zueinander gebracht werden. Vor • den Grundlagenvertrag mit der DDR dem Hintergrund der bitteren histori- von 1972, schen Erfahrungen von Deutschen und Polen liegt es im Interesse beider Völker, • die Briefe zur deutschen Einheit, daß Frieden und Recht eine unauflösli- • die gemeinsame Entschließung des che Einheit bilden. Deutschen Bundestages vom 17. Mai 1972, der alle Fraktionen — CDU/CSU, In wenigen Wochen gedenken wir des SPD und FDP — zugestimmt haben, Überfalls der nationalsozialistischen Gewaltherrscher auf Polen, durch den • die einschlägigen Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts. der Zweite Weltkrieg ausgelöst wurde. Dieser Krieg hat unendliches Leid über Wer die fortbestehenden Rechte und Ver- die Völker gebracht. Im deutschen antwortlichkeiten der Vier Mächte in Namen und von deutscher Hand ist bezug auf Deutschland als Ganzes und gerade auch dem polnischen Volk Furcht- Berlin in Frage stellt, rührt nicht zuletzt bares angetan worden. Wir wollen und an den Voraussetzungen für die Freiheit dürfen dies nicht vergessen — und eben- und Sicherheit . Die Bundesregie- sowenig dürfen wir vergessen, daß später rung hat solchen Bestrebungen daher von Polen Schlimmes an Deutschen stets eine klare Absage erteilt. Wer umge- geschehen ist. Dies alles soll nicht ver- kehrt bereits die Betonung von Rechts- drängt werden, aber wir wollen daraus standpunkten für praktische Politik im lernen. Denn welchen Sinn soll es haben, Interesse des Zusammenhalts der Nation wenn wir gegeneinander aufrechnen — und der Einheit Deutschlands hält, der wie dies einige hüben wie drüben immer lenkt — ungewollt — von der Tatsache noch tun? ab, daß Freiheit, Menschenrechte und Wir wollen Verständigung zwischen dem Selbstbestimmung Kern der deutschen deutschen und dem polnischen Volk, wie Frage sind. wir dies auch mit Frankreich und Israel Die Freiheitsinteressen des polnischen erreicht haben. Das ist unsere Pflicht, und deutschen Volkes lassen sich nicht und es entspricht auch der Sehnsucht bei- auseinanderdividieren. Der gegenwärtige der Völker. ist reif für eine dau- politische und gesellschaftliche Wandel erhafte Aussöhnung. • in Staaten des Warschauer Paktes eröff- net die historische Chance zur Verwirkli- chung der Menschenrechte für alle jene Europäer, denen sie in den vergangenen In Versmold: Jahrzehnten verweigert wurden — und Die Dokumentation „Unsere Verantwor- damit auch für alle Deutschen. tung für die Schöpfung" (Antrag des Bun- Die Bundesregierung ist fest entschlos- desvorstands zur Umwelt- und Energiepo- sen, diese Chance zu nutzen. Unser Ziel litik an den 37. Bundesparteitag) im grü- bleibt — wie Konrad Adenauer es einmal nen Teil der UiD-Ausgabe 21/89 ist auch ausgedrückt hat —: In einem freien und in unserem Versandzentrum in 4804 Vers- geeinten Europa ein freies und geeintes mold, Postfach 1328, zu beziehen. Deutschland. Bestell-Nr.: 5176 Mindestabnahme: 50 Exempl. Die Darlegung der Staats- und völker- Preis pro Mindestabnahme: 13,50 DM rechtlichen Lage und das Bemühen um zuzügl. MwSt. eine Politik der Verständigung mit Polen BESCHÄFTIGUNG UiD 22/1989 • Seite 3

entlastung und erwartet vor dem Hinter- Anhaltende grund des kräftigen Wirtschaftswachs- tums, steigender Unternehmensinvestitio- Besserung auf dem nen und der hohen Kapazitätsauslastung der Industrie für die kommenden Monate Arbeitsmarkt eine weitere Stärkung dieses Trends. Sie appelliert an alle Betriebe, das jetzt Die positive Entwicklung auf dem anlaufende Sonderprogramm der Bun- Arbeitsmarkt setzt sich zur Jahres- desregierung zur Beschäftigung von mitte ungebrochen fort. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen zu nutzen, um auch Arbeitslosen im Juni ist gegenüber für diesen Personenkreis die Arbeits- dem Vorjahr um 216.000 auf 1.915.000 marktchancen zu verbessern. • nochmals zurückgegangen. Die Arbeitslosenquote, bezogen auf die Erwerbspersonen insgesamt, ist gegen- über Juni 1988 von 7,5 auf 6,7 Prozent Pressestimmen gesunken; auf die abhängigen Erwerbspersonen bezogen ist sie von Im Sog der Konjunktur 8,3 auf 7,4 Prozent zurückgegangen. Die Konjunktur steht unter Dampf wie Die Jugendarbeitslosigkeit sank gegen- noch nie in diesem Jahrzehnt. Die Perso- über dem Juni des Vorjahres um 26,5 Pro- nalreserven sind ausgereizt, immer mehr zent und liegt nun so niedrig wie seit 1980 Unternehmen müssen zusätzliche Mitarbei- nicht mehr. Die ohnehin schon niedrige ter einstellen. Die Kurzarbeit spielt prak- Kurzarbeiterzahl hat gegenüber dem Vor- tisch keine Rolle mehr, sie ist in vielen jahresmonat nochmals kräftig um 31 Pro- Branchen ähnlich gering wie zu Beginn der zent abgenommen; Kurzarbeit verliert siebziger Jahre. Im Schlepptau der ausge- gesamtwirtschaftlich gesehen mehr und zeichneten Wirtschaftslage hat sich der mehr an Bedeutung. Beschäftigungsaufbau beschleunigt: Der- zeit liegt die Zahl der Erwerbstätigen um Die Beschäftigung tendiert demgegen- mehr als 300.000 über dem Vorjahres- über verstärkt nach oben. Die Zahl der stand. Ausschlaggebend ist, daß die Indu- Erwerbstätigen lag im Juni bei 27,530 strie wieder ihre Belegschaften ausweitet. Millionen um 316.000 höher als ein Jahr Von dieser Entwicklung profitieren die zuvor. Die zunehmende Nachfrage nach Arbeitslosen, denn im zweiten Monat hin- Arbeitskräften schlägt sich auch in der tereinander liegt die Arbeitslosenzahl unter steigenden Zahl der offenen Stellen nie- der magischen Zwei-Millionen-Marke. der. Ende Juni waren bei den Arbeitsäm- tern rund 256.000 offene Stellen gemel- Handelsblatt det; 27,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Insgesamt wurden im ersten Halb- Unter die Schwelle jahr 1989 rund 1.086.000 Stellen neu Im zweiten Monat wird nun die „Zwei- gemeldet; gegenüber dem gleichen Vor- Millionen-Schwelle" auf dem Arbeitsmarkt jahreszeitraum ist dies eine Steigerung unterschritten. Das mildert kein einziges um 10,6 Prozent. Arbeitslosenschicksal, aber es signalisiert Bundesminister Hans Klein, Sprecher der einen Trend. Endlich schlägt sich die boo- Bundesregierung: Die Bundesregierung mende Konjunktur auch in den Nürnberger begrüßt die fortschreitende Arbeitsmarkt- Statistiken, zwar noch bescheiden, aber Seite 4 • UiD 22/1989 PRÄSIDIUM

Keine politische Zusammenarbeit mit radikalen Parteien Das Parteipräsidium der CDU, das am Kommunisten, den Grünen/Alterna- 3. Juli 1989 unter Vorsitz des Partei- tive Liste, den Republikanern, den vorsitzenden, Bundeskanzler Helmut Nationaldemokraten und der Deut- Kohl, tagte, faßte nachstehenden schen Volksunion ab. Beschluß zum Verhältnis der CDU zu radikalen Parteien: Q Dies gilt für die Bundes-, Landes- und Kommunalebene. •1 Die CDU lehnt jede Vereinbarung über eine politische Zusammenarbeit El Die Landesverbände der CDU und jede Koalition mit links- und werden aufgefordert, die Einhaltung rechtsradikalen Parteien wie z. B. den dieses Beschlusses sicherzustellen.

dauerhaft nieder. Ganz kühne Optimisten platze angeboten, sondern verstärkt auch errechnen sogar, daß die zwei Millionen im im verarbeitenden Gewerbe. Auftragslage Jahresdurchschnitt unterschritten werden und Bestellreserven, die anhaltende Nach- könnten, obwohl hier eine gewisse Skepsis frage aus dem Inland und aus dem Aus- angebracht ist. Der niedrigste Stand im land sprechen dafür, daß sich die positiven Jahresdurchschnitt nach 1982 wird 1989 Beschäftigungsimpulse fortsetzen werden. allemal erreicht. Die Welt Frankfurter Allgemeine Zeitung Arbeitsmarktimpulse Ohne Sommerloch? Der Arbeitsmarkt profitiert jetzt zuneh- Auch der frühzeitige Ferienbeginn in eini- mend von den anhaltend lebhaften kon- gen Bundesländern und das Ende zahlrei- junkturellen Auftriebskräften. In der Wirt- cher Ausbildungsverhältnisse haben den schaft sind nicht nur die Kapazitäten so Rückgang der Arbeitslosenzahl im Juni stark ausgelastet wie seit Beginn der siebzi- erfreulicherweise nicht stoppen können. ger Jahre nicht mehr. Mit dem Abbau der Zwar ist die Abnahme nicht besonders Kurzarbeit, einer wachsenden Zahl von stark, doch beweist sie, daß sich die kon- Überstunden und Sonderschichten sind junkturellen Auftriebskräfte gegenüber den auch die Personalreserven in den Unter- saisonbedingten Belastungen durchsetzen nehmen weitgehend erschöpft. Heinrich konnten. Dies berechtigt zu der Annahme, Franke, der Präsident der Bundesanstalt daß das alljährliche „Sommerloch" am für Arbeit, hat bei der Vorlage der neue- Arbeitsmarkt diesmal nicht so tief sein wird sten Arbeitsmarktzahlen bestätigt, daß wie in der Vergangenheit — oder sogar durch diese Entwicklung die Einstellungs- ganz ausfällt. Da die Zahl der Erwerbstäti- bereitschaftfür neue Mitarbeiter spürbar gen gegenüber dem Vorjahr kräftig gestie- gestiegen ist. Das zeigt eine wachsende gen ist, kann man die jüngsten Daten vom Zahl von Stellenangeboten und Arbeitsver- Arbeitsmarkt insgesamt positiv bewerten. mittlungen. Nicht nur in den Dienstlei- stungsbereichen werden jetzt neue Arbeits- Neue Osnabrücker Zeitung BUNDESREGIERUNG UiD 22/1989 • Seite 5 Rudolf Seiters: Bilanz der Regierungsarbeit Bundeskanzler Helmut Kohl hat in Europäischen Gemeinschaft so niedrig seiner Regierungserklärung am wie bei uns. 27. April das Arbeitsprogramm der • Von den großen Reformen zeigt vor Bundesregierung bis zum Ende der allem das Gesundheitsreform-Gesetz Legislaturperiode umrissen. Schon erste positive Ergebnisse. Der durch- zwei Monate danach ist die Arbeit in schnittliche Beitragssatz ist zu Jahresbe- wichtigen Bereichen bereits weit fort- ginn erstmals seit 1984 stabil; die Lei- geschritten. Dies unterstreicht die stungsausgaben der gesetzlichen Kran- Handlungsfähigkeit des umgebildeten kenkassen sind im ersten Quartal 1989 Bundeskabinetts. gegenüber dem Vorjahr sogar um 1,6 Pro- zent gesunken. Das sind Minderausgaben I. Die auf den Weg gebrachten Initiati- in Höhe von 292 Mio. DM. Die am ven sind vor dem Hintergrund der positi- 19. Juni 1989 beschlossenen Festbeträge ven wirtschaftlichen und gesellschaftli- für Arzneimittel werden ein weiteres Ein- chen Entwicklung zu sehen: sparvolumen von über 281 Mio. DM jähr- • Die aktuellen Konjunkturdaten zeigen, lich ab September 1989 bewirken. daß sich das Wirtschaftswachstum weiter Die Politik der Sozialen Marktwirtschaft fortsetzt und in diesem Jahr voraussicht- erweist sich zunehmend als richtig und lich über 3 Prozent liegen wird. Damit trägt mehr und mehr Früchte für Arbeit- wird eine günstige Ausgangsbasis für das geber und Arbeitnehmer. Deshalb geht kommende Jahr geschaffen. die Bundesregierung ihren Weg der Zukunftsicherung für unser Land konse- • Die wirtschaftliche Dynamik spiegelt quent weiter. sich auch in der günstigen Entwicklung der Steuereinnahmen wider. Im laufen- II. Aus den vielfältigen Entscheidungen, den Jahr steht die Finanzentwicklung der die die Bundesregierung seit April getrof- Gebietskörperschaften im Zeichen einer fen hat, sind hervorzuheben: erheblichen Verbesserung der Haushalts- • Am 24. Mai hat die Bundesregierung lage. So waren die Gesamteinnahmen im Eckwerte für ein neues Umwelthaftungs- 1. Quartal d. J. um 8 Prozent höher als im gesetz beschlossen, um die zivilrechtliche Vorjahreszeitraum. Verantwortung der Verursacher von • Die wirtschaftliche Entwicklung geht Umweltschäden neu zu regeln und die nicht, wie vielfach behauptet, am Arbeits- Überprüfung gefährlicher Stoffe zu for- markt vorbei. Die Zahl der Beschäftigten cieren. hat seit 1983 um über 1,2 Mio. zugenom- • Durch intensive Verhandlungen in men; die Arbeitslosigkeit liegt erstmals Brüssel ist es nunmehr gelungen, auch bei seit Oktober 1982 unter der 2-Millionen- Kleinwagen obligatorische Schadstoff- Grenze; im Ausbildungsstellenmarkt geht grenzwerte einzuführen, die den Einbau das Angebot bundesweit bereits über die eines geregelten Drei-Wege-Katalysators Nachfrage hinaus; die Jugendarbeitslo- erfordern. Die Bundesregierung geht sigkeit ist in keinem anderen Land der davon aus, daß zusammen mit der Seite 6 • UiD 22/1989 BUNDESREGIERUNG geplanten emissionsbezogenen Kfz- ten von Arbeitslosigkeit Betroffenen den Besteuerung das Ziel, schon ab Oktober Wiedereinstieg in das Arbeitsleben zu 1991 nur noch Neuwagen mit Katalysator erleichtern. Insgesamt stehen dafür bis zuzulassen, erreicht wird. Ende 1991 1,75 Mrd. DM zur Verfügung. • Entsprechend dem hohen Stellenwert, • Der auf Vorschlag der Bundesregie- den die Bundesregierung der Raumfahrt rung am 23. Juni 1989 vom Deutschen beimißt, hat das Bundeskabinett am Bundestag beschlossene Sozialversiche- 26. April 1989 die Neuordnung des deut- rungsausweis wird das Instrumentarium schen Raumfahrtmanagements und die zur Bekämpfung illegaler Praktiken auf Errichtung einer Deutschen Raumfahrt- dem Arbeitsmarkt wirksam erweitern und agentur beschlossen. Die sichert eine effi- dadurch zum Ausbau legaler Arbeits- ziente koordinierte Planung und Abwick- plätze beitragen. lung der deutschen Weltraumpolitik • Die schon im März 1989 von den unter Einschluß ihrer internationalen Koalitionsparteien beschlossene struktu- Einbindung. relle Verbesserung der Kriegsopferversor- • Am 22. Mai 1989 hat die Bundesregie- gung wurde insbesondere aufgrund der rung das „Zukunftskonzept Informations- Situation der Kriegerwitwen noch einmal technik" verabschiedet. Mit diesem Kon- auf 125 Mio. DM aufgestockt. zept wird der Bedeutung der Informa- • Die Bundesregierung wird am 5. Juli tionstechnik als Schlüsseltechnologie für 1989 den Haushaltsentwurf für 1990 die industrielle Wettbewerbsfähigkeit im beschließen, mit dem der Kurs sparsamer Bereich der Elektroindustrie, im Maschi- Verwendung der öffentlichen Mittel fort- nen-, Anlagen- und Fahrzeugbau sowie in gesetzt wird. Es bleibt bei dem grundsätz- Dienstleistungsbereichen und bei der lichen Ziel dauerhafter stabiler Grundla- Lösung öffentlicher Aufgaben entspro- gen für die öffentliche Finanzwirtschaft, chen. verbunden mit der Schaffung von Spiel- • Am 21. Juni 1989 wurde im Bundeska- raum für zukunftsichernde Aufgaben. binett das BMFT-Programm „Umweltfor- • Auf dem Gebiet der Steuerpolitik schung und Umwelttechnologien 1989 bis haben wir mit dem vom Deutschen Bun- 1994" verabschiedet. Die Bundesregie- destag am 16. Juni 1989 beschlossenen rung will mit dem vorliegenden Rahmen- „Gesetz zur Änderung des Steuerreform- programm eine wichtige Grundlage für gesetzes 1990 sowie zur Förderung des wirkungsvollen Umweltschutz auf der Mietwohnungsbaus und von Arbeitsplät- Basis fundierter wissenschaftlicher und zen in Privathaushalten" einige begrenzte technologischer Erkenntnisse über die Korrekturen am Steuerreformgesetz 1990 Entstehung, Wirkung und Vermeidung vorgenommen und einige neue steuerli- einer nachteiligen Entwicklung von che Erleichterungen eingeführt. Natur und Umwelt schaffen. • Die zugunsten der Montanregionen im • Trotz der Fortschritte auf dem Arbeits- Zusammenhang mit der Ruhrgebietskon- markt bleibt als besondere Herausforde- ferenz und dem Saarlandgespräch von rung die Bekämpfung der Langzeitarbeits- 1988 ergriffenen Maßnahmen werden losigkeit. Die Bundesregierung hat des- zügig umgesetzt. Die kürzlich gezogene halb beschlossen, ab 1. Juli 1989 mit Bilanz zur Ruhrgebietskonferenz hat deut- erheblichen Lohnkostenzuschüssen und lich gemacht, daß von ihr wichtige wirt- der Finanzierung zusätzlicher Betreu- schaftliche Anstöße ausgegangen sind ungsmaßnahmen den seit über 12 Mona- und eine neue Aufbruchstimmung im BUNDESREGIERUNG UiD 22/1989 • Seite 7

Ruhrgebiet eingezogen ist. Im Juli 1989 3. Juni 1989 einen wichtigen Beschluß zur wird eine Bilanz des Saarlandgespräches Beschleunigung der Asylverfahren gefaßt. gezogen, wobei schon jetzt ähnlich posi- Hiernach soll die Zuständigkeit für die tive Wirkungen deutlich geworden sind. Entgegennahme von Asylanträgen in den Ländern zentralisiert werden und • Im Juni 1989 hat die Bundesregierung zugleich eine Außenstelle des Bundes- beschlossen, der bayerischen Region amtes in organisatorischer und räumli- Oberpfalz einen Ausgleich für die der cher Nähe zu dieser zentralen Ausländer- Region durch den Verzicht auf das Pro- behörde eingerichtet werden. Mit diesen jekt Wackersdorf entstehenden besonde- Maßnahmen soll die Dauer des Anerken- ren Belastungen zu gewähren und zu prü- nungsverfahrens auf wenige Monate ver- fen, wie die strukturpolitischen Auswir- kürzt werden. kungen dieses Verzichtes regionalpoli- tisch abgestützt werden können. Eine ent- • Außerdem arbeitet der Bundesinnenmi- sprechende Arbeitsgruppe hat die Arbeit nister an einem Gesetzentwurf zur Neu- aufgenommen. regelung des Ausländerwahlrechts. Hier- durch soll u.a. der Aufenthaltsstatus von • Die Unterstützung der deutschen Werf- Ausländern, die seit langer Zeit bei uns ten bei der Bewältigung ihrer Strukturpro- leben, verbessert und die Einbürgerung bleme zum Ausgleich von internationalen erleichtert werden; eine automatische Wettbewerbsverzerrungen wird fortge- Einbürgerung wird es jedoch nicht geben. setzt. Das VIII. Werfthilfeprogramm wird Ferner sollen die Ausweisungsmöglich- verlängert. Für die dafür geplante 7. Tran- keiten im Falle von Schwerkriminalität che von 1990 bis 1992 hat der Deutsche erweitert werden. Bundestag zusätzliche Programmittel in • Der am 6. Juni 1989 von der Bundes- Höhe von 700 Mio. DM vorgesehen. regierung beschlossene Entwurf eines • Die Bundesregierung hat der Ankündi- Gesetzes zur Anpassung von Eingliede- gung des Bundeskanzlers zur Verbesse- rungsleistungen für Aus- und Übersiedler rung der Lage der Familien mit den ist daraufgerichtet, Eingliederungshilfen Gesetzentwürfen zur Erhöhung des Erzie- ziel- und sachgerechter zu gewähren und hungsgeldes und des Kindergeldes sowie an Veränderungen in der Entwicklung zur Verlängerung des Erziehungsurlaubes anzupassen, das Verfahren zu vereinfa- Rechnung getragen. Die Ausgaben des hen sowie bei vergleichbaren Leistungen Bundes für die Familien werden sich die Gleichbehandlung von Aus- und hierdurch stufenweise um weitere Übersiedlern mit der einheimischen 2,64 Mrd. DM jährlich erhöhen. Bevölkerung zu gewährleisten. • Die Arbeiten für eine umfassende • In der Europäischen Gemeinschaft wur- Reform des BAföG sind auf der Grund- den unter der noch bis Ende Juni amtie- lage einer Vereinbarung der Koalition renden spanischen Ratspräsidentschaft vom März 1989 gut vorangekommen. Mit weitere Fortschritte gemacht. Das Pro- dem gezielten Umbau des BAföG werden gramm zur Verwirklichung des Binnen- sowohl größere soziale Gerechtigkeit für marktes 1992 nimmt — wie die Ergeb- einkommensschwächere Familien als nisse des Europäischen Rates in Madrid auch die Schließung des sog. „Mittel- zeigen — seinen planmäßigen Fortgang. standslochs" erreicht. III. Seit der Regierungserklärung Ende • Auf Initiative des Bundesinnenmini- April 1989 hat die Bundesregierung in sters hat die Innenministerkonferenz am der Außen- und Sicherheitspolitik in zen- Seite 8 • UiD 22/1989 BUNDESREGIERUNG tralen Bereichen Ergebnisse erreicht, die • Der Staatsbesuch des Generalsekretärs in ihrer politischen Bedeutung weit in die des Zentralkomitees der KPdSU und Vor- Zukunft reichen: sitzenden des Obersten Sowjets der UdSSR, Michail Gorbatschow, vom 12. • Auf der NATO-Gipfelkonferenz am 29. bis 15. Juni 1989 in der Bundesrepublik und 30. Mai 1989 wurde ein Gesamtkon- Deutschland stellte ein historisches zept für Abrüstung und Rüstungskon- Datum in den deutsch-sowjetischen trolle verabschiedet, zu dem die Bundes- Beziehungen dar. Mit diesem Besuch regierung maßgebliche Beiträge geleistet hat. Die Bundesregierung geht davon aus, wurde — in den Worten von Generalse- kretär Gorbatschow — ein Strich unter daß das Gesamtkonzept — zusammen die Nachkriegsperiode gezogen. Heraus- mit der von dem amerikanischen Präsi- ragendes Ergebnis war die Verabschie- denten in Brüssel eingebrachten Initiative dung einer Gemeinsamen Erklärung, in zur konventionellen Rüstungskontrolle — der beide Seiten die Perspektive eines neue Dynamik in die laufenden Verhand- immer enger zusammenwachsenden lungen über Abrüstung und Rüstungs- Europas aufzeigen. Die Erklärung enthält kontrolle bringt. Das gilt insbesondere eine klare Aussage zum Recht aller Völ- für die Wiener Verhandlungen über kon- ker und Staaten, über ihr Schicksal frei zu ventionelle Streitkräfte in Europa. Die bestimmen, und ist ein Dokument, das gleichzeitig in Brüssel verabschiedete weit über die bilateralen Beziehungen Gipfelerklärung enthält die Grundlinien hinausweist. Während des Besuches wur- einer außenpolitischen Strategie, die die Bündnispartner gemeinsam in den näch- sten Jahren verfolgen wollen. „ Wir sind vielleicht beim Werben um die Wähler nicht die feurigsten Liebhaber, Mit diesem Programm von Brüssel hat aber wir sind verläßlich, gute Partner, auf das Bündnis eine klare Antwort auf die uns kann man sich verlassen. Wir werden historischen Herausforderungen gegeben, um die Zustimmung unserer Wähler kämp- die sich insbesondere im Bereich der fen, weil wir nicht wollen, daß die politische West-Ost-Beziehungen stellen. und wirtschaftliche Stabilität unseres Lan- des, die wir uns mühsam erarbeitet haben, • Der sich unmittelbar an den Brüsseler aufs Spiel gesetzt wird." Rudolf Seiters Gipfel anschließende Besuch des neuen amerikanischen Präsidenten Bush in der den elf Regierungsabkommen unterzeich- Bundesrepublik Deutschland hat die exi- net. Dies stellt eine bedeutende Verbreite- stentielle Bedeutung der deutsch-ameri- rung der vertraglichen Grundlagen der kanischen Partnerschaft erneut unterstri- deutsch-sowjetischen Beziehungen dar. chen und stellte zugleich einen wichtigen Beitrag zu deren Festigung dar. Der ame- IV. Die Bundesregierung hat die Bereit- rikanische Präsident hat die Bundesrepu- schaft und Fähigkeit aufgebracht, um der blik Deutschland ausdrücklich als „Part- Zukunft willen auch unpopuläre Ent- ner in einer Führungsrolle" bezeichnet scheidungen zu treffen. Ich weiß, daß und sie aufgefordert, gemeinsam Verant- deshalb noch viel Überzeugungsarbeit wortung für die Zukunft zu übernehmen. geleistet werden muß. Ich bin jedoch Die Bundesregierung hat bei dieser Gele- zuversichtlich, daß der Bürger die Arbeit genheit insbesondere die amerikanische der Bundesregierung zur Sicherung der Garantie für unsere Sicherheit sowie das Zukunft unseres Landes zunehmend Engagement der Vereinigten Staaten von erkennen und ihr bei Wahlentscheidun- Amerika für Berlin gewürdigt. gen Rechnung tragen wird. • BERLIN UiD 22/1989 • Seite 9 Rot-radikales Regierungsbündnis in Bonn wäre eine andere Republik Zur Empfehlung des SPD-Landesvor- Berlin die zu verfolgenden Straftaten aus sitzenden Momper, auch in Bonn eine dem linksextremen Spektrum. rot-radikale Koalition nach Berliner jcl Da diffamiert der Anführer der Alter- Muster einzugehen, erklärt der Erste nativen Liste Ströbele den amerikani- Parlamentarische Geschäftsführer schen Präsidenten Bush und behauptet, der CDU/CSU-Bundestagsfraktion der führende Repräsentant der die Frei- Friedrich Bohl: heit Berlins garantierenden Macht sei Auf dem Berliner SPD-Parteitag am vor- kein willkommener Gast in Berlin. letzten Wochenende hat der Vorsitzende Gleichzeitig rief Ströbele zu Demonstra- Momper gefordert, daß sich das rot-radi- tionen gegen den amerikanischen Präsi- kale Bündnis in Berlin bewähren müsse, denten auf und verlangte Spenden, um weil diese Politik ein Vorbild für die Waffen für El Salvador kaufen zu kön- ganze Bundesrepublik Deutschland wer- nen. den könne. Damit befindet sich Momper El Da duldet der Regierende Bürgermei- zwar in Übereinstimmung mit der großen ster von Berlin, Momper, daß die grün- Mehrheit seiner Parteifreunde. Gleichzei- alternative Vizepräsidentin des Berliner tig werfen die ersten 100 Tage des rot: Abgeordnetenhauses, Schramm, die For- radikalen Senats ein deutliches Licht auf derung nach Abschaffung der Mauer, das, was die Bundesrepublik Deutsch- nach Frieden, Freiheit und Wiederverei- land von einer Regierungskoalition dieser nigung für alle Deutschen als ein Relikt Art zu erwarten hat: des „Kalten Krieges" diffamiert. Kurze Zeit darauf tilgt die Schulsenatorin Volk- Q Da kapituliert der rot-radikale Senat holz in einer Broschüre über Ernst Reuter bei der ersten Bewährungsprobe vor der den Hinweis, daß die Sowjetunion mit Gewalt der Straße. Die bürgerkriegsähnli- ihrer Blockade im Jahre 1948 einen chen Zustände in Kreuzberg am 1. Mai Anschlag auf die Freiheit West-Berlins veranlassen den Senat jedoch nicht zur verübte. Und der ehemalige SPD-Bürger- Überprüfung seines Konzepts zur inneren meister Albertz fordert die Umbenen- Sicherheit. Vielmehr wurde und wird seit nung der „Straße des 17. Juni". nunmehr zwei Monaten versucht, die Ver- antwortung für die bisher brutalsten Kra- H Da legt der Senat einen Nachtrags- walle der Nachkriegszeit in Berlin von haushalt vor, mit dem sich die Nettoneu- den politisch Verantwortlichen auf die verschuldung Berlins in diesem Jahr Polizei abzuwälzen. nahezu um 50 v.H. auf 1,163 Mrd. DM erhöhen wird. Eine vergleichbare Schul- IH Gleichzeitig werden Pläne bekannt, denexplosion hat es nach dem Krieg bis- nach denen die politische Abteilung der her noch in keinem Bundesland gegeben. Berliner Staatsanwaltschaft „umstruktu- riert" werden soll. Dabei geht es in Wirk- Hl Da wollen die rot-radikalen Verant- lichkeit darum, die bei den Radikalen als wortlichen des Berliner Senats den Ver- »berüchtigt" geltende P-Abteilung lahm- trag mit der DDR über die bereits im Bau zulegen, denn zu etwa 80 v.H. stammen in befindliche Stromtrasse zwischen der Seite 10 • UiD 22/1989 BERLIN

Dadurch wird ein wichtiger Beitrag zur Q2 Da stellt der rot-radikale Senat auch Normalisierung der Lage Berlins, zur das Projekt des „Deutschen Historischen Senkung der Stromkosten in der Stadt Museums" in Frage, indem er einen und zum Umweltschutz in Berlin und der neuen Standort, ein neues Planungsver- DDR zunichte gemacht. fahren, einen neuen Architektenwettbe- werb und eine neue Museumskonzeption Q Da fordern Rote und Radikale die fordert. Die neuen Planungs-Millionen Öffnung aller Grenzen der Bundesrepu- soll natürlich der Bund zahlen, der das blik Deutschland und wollen eine gren- Museum der Stadt zur 750-Jahr-Feier zenlose Einwanderung zulassen. Dem hat geschenkt hat. der rot-grüne Senat bereits durch eine Q Da wird die „Kulturrevolution" in neue Abschiebeschutz-Regelung für Berlin weiter getrieben, indem gemäß den rechtskräftig abgelehnte Asylbewerber Koalitionsabsprachen zwischen Alterna- Rechnung getragen. Nach dieser neuen Bestimmung bekommen abgelehnte Asyl- tiven und SPD außeruniversitären Kräf- bewerber eine Aufenthaltserlaubnis, ten vermehrt Mitspracherechte in den wenn sie fünf Jahre ununterbrochen in Hochschulen eingeräumt werden sollen. der Bundesrepublik gelebt haben. Gleich- Gleichzeitig sollen den Hochschulen die vom CDU-Senat zugesagten Gelder zur zeitig fordert aber der Berliner Senat eine Halbierung der auf Berlin entfallenden Linderung der Überlastung der Hoch- schulen durch steigende Studentenzahlen Aufnahmequote für Aus- und Übersied- entzogen werden und für alternative Pro- ler (mit dem entwaffnenden Argument, jekte verwendet werden. Berlin benötige die zusätzlichen Arbeits- kräfte nicht mehr). [E Da soll zwei weltweit bekannten und Weltniveau repräsentierenden Musikver- Q Da beschließt die AL/SPD-Mehrheit anstaltungen wie dem „Horizonte-Festi- im Frauen- und Jugendausschuß des Ber- val" und den traditionsreichen „Berliner liner Abgeordnetenhauses, das Familien- Jazztagen" die öffentliche Förderung ent- geld, das bisher das Land Berlin im zogen werden. Anschluß an das Bundeserziehungsgeld Dies alles zeigt exemplarisch, wohin ein zusätzlich ein weiteres Jahr gezahlt hat, in rot-radikales Regierungsbündnis in Bonn zwei Stufen bis 1990 zu halbieren. Diese die Bundesrepublik Deutschland treiben Kürzungen sind ein sozialpolitischer würde: Abkoppelung vom westlichen Kahlschlag und gehen voll zu Lasten der Bündnis, Minderung der inneren Sicher- erziehenden Mütter und Väter in Berlin. heit, Aufgabe des Wiedervereinigungs- gebots aus dem Grundgesetz, unsolide Pl Da zeigt sich ein Abgrund von Gei- Finanzpolitik mit allem Folgen für die stes-, Kunst- und Wissenschaftsfeindlich- Wirtschaft und die sozialen Sicherungs- keit rot-radikaler Apparatschiks, nicht systeme, ideologisch verblendete Wirt- nur in der Schließung der Berliner Aka- schaftspolitik, familienpolitische Demon- demie der Wissenschaften. Vergleichba- tage, Vertreibung von Wissenschaft, Kul- res, nämlich die Beseitigung einer ganzen Forschungseinrichtung aus politischen tur und Kunst. Gründen, hat es zuletzt nur während der Das Ganze soll ein Modell für die Bundes- Nazizeit bzw. nach der Machtübernahme republik sein? Das wäre eine andere Repu- der Kommunisten in Mitteldeutschland blik, die wir nicht wollen und nicht zulas- gegeben. sen werden! KOMMUNEN UiD 22/1989 • Seite 11 Neue Baunutzungsverordnung verabschiedet Weniger Spielhallen, mehr Dachgeschoßwohnungen Das Bundeskabinett hat am 28. Juni von Gewerbestandorten praktische 1989 der von Frau Bundesministerin Bedeutung haben. Sie können über den Hasselfeldt vorgelegten neuen Benut- reinen Bestandsschutz hinaus planungs- zungsverordnung zugestimmt. Sie soll, rechtlich gesichert und erweitert werden. vorausgesetzt der Bundesrat stimmt Nutznießer der Neuregelung werden aber ebenfalls zu, am 1. Januar 1990 in auch andere Anlagen sein, z. B. Sportan- Kraft treten. Die Neuregelungen wer- lagen, Verwaltungs- und Bürogebäude den dann für alle künftigen Bebau- sowie Wohngebäude. ungsplanungen der Gemeinden gelten. Beispiel: Die Baunutzungsverordnung enthält die Die Gemeinde beabsichtigt die Festset- Grundlagen für die Ausweisung von Bau- zung eines allgemeinen Wohngebietes. gebieten und regelt, welche Nutzungen in Damit wäre ein vorhandener Gewerbebe- den Gebieten mit Bebauungsplänen trieb unvereinbar, dessen Standort nach erlaubt sind. Sie ist von unmittelbarer Vorstellung der Gemeinde jedoch gesi- Bedeutung für die gemeindliche Pla- chert werden soll. Nach neuem Recht nungspraxis und berührt alle am Bauge- kann die Gemeinde das allgemeine schehen interessierten Bürger. Wohngebiet festsetzen und zugleich für Dazu erklärte Frau Hasselfeldt: „Nach den Gewerbebetrieb bestimmen, daß dem Baugesetzbuch werden nunmehr in Erweiterungen, Nutzungsänderungen der Baunutzungsverordnung die Grund- und Erneuerungen in einem bestimmten lagen für die gemeindliche Planungspra- Umfang zulässig sind. Um Verschlechte- xis an die geänderten städtebaulichen rungen der städtebaulichen Verhältnisse Aufgaben angepaßt. Ziel der Änderungen zu vermeiden, können im Bebauungsplan •st es, eine flexible, den jeweiligen städte- z. B. Vorkehrungen zum Schutz der baulichen Erfordernissen angepaßte Pla- Bevölkerung vor Lärm vorgesehen wer- nung zu ermöglichen." den.

I. Verbesserung der II. Verbesserung der Innenentwicklung der Städte Entwicklungsmöglichkeiten Pur die Erneuerung der Städte ist die Aufstellung von Bebauungsplänen in der Dörfer Bestandsgebieten besonders wichtig. Die Wohnen sowie Handwerk und Gewerbe Gemeinden haben aber bisher oft große sollen in den Dorfgebieten in größerem Schwierigkeiten, vorhandene bauliche Umfang als bisher zulässig sein. Gleich- Anlagen planungsrechtlich zu sichern. zeitig werden landwirtschaftliche Dies soll künftig möglich sein. Die Betriebe in ihrem Bestand und in ihren erleichterte Überplanung bebauter Entwicklungsmöglichkeiten gesichert. Gebiete wird vor allem für die Sicherung Damit soll dem Strukturwandel in der Seite 12 • UiD 22/1989 KOMMUNEN

Landwirtschaft Rechnung getragen und ten nur noch eine Überschreitung um 50 das Dorfgebiet als Standort für land- und Prozent der zulässigen Grundfläche, d. h. forstwirtschaftliche Betriebe gesichert eine Gesamtüberbauung von 60 Prozent werden. möglich. Außerdem wird, um eine verbesserte Beispiel: Abstimmung von Immissionsschutzbelan- Die Gemeinde beabsichtigt die Festset- gen zu gewährleisten, die sogenannte zung eines Dorfgebietes. Dies kann künf- Gegenseitigkeit des Gebots der Rück- tig unter wesentlich erleichterten Bedin- sichtnahme eingeführt. gungen geschehen. Dorfgebiete können in jedem Fall auch dann festgesetzt wer- Beispiel: den, wenn das Gebiet nicht durch land- Ebenso wie ein emittierender Gewerbebe- wirtschaftliche Betriebe geprägt wird. Ist trieb beim Heranrücken einer Wohnbe- das Dorfgebiet festgesetzt, können Nut- bauung auf diese Rücksicht zu nehmen zungen wie Wohnen, Handwerk und hat (z. B. durch Schutzvorkehrungen zur Gewerbe in größerem Maße als bisher Vermeidung von Lärm), muß auch ein an zugelassen werden. Bei der Erteilung von einen Gewerbebetrieb heranrückendes Baugenehmigungen ist aber zu beachten, Wohnbauvorhaben darauf Rücksicht daß auf die Belange der land- und forst- nehmen, daß der Betrieb durch die Nähe wirtschaftlichen Betriebe einschließlich des Wohrtens nicht mit verschärften ihrer Entwicklungsmöglichkeiten vorran- gewerberechtlichen Anforderungen an gig Rücksicht zu nehmen ist. Das Dorfge- Schutzvorkehrungen belastet wird. biet wird so als Standort der Landwirt- schaft gesichert. IV. Erleichterung des Dachgeschoßausbaus III. Verstärkung des Eine wesentliche Änderung der neuen Umweltschutzes Baunutzungsverordnung ist die Erleichte- Erstmals wird in einer bundesrechtlichen rung des Ausbaus von Dachgeschossen. Vorschrift eine Obergrenze für die Versie- Nach geltendem Recht können Hausei- gelung von Baugrundstücken festgesetzt. gentümer ihre Dachgeschosse häufig Den Gemeinden wird die ausdrückliche nicht zu Wohnzwecken nutzen, weil sie Pflicht auferlegt, die für die Bebauung die erlaubte Geschoßflächenzahl bereits zulässige Grundfläche festzulegen. Künf- ausgeschöpft haben. Künftig dürfen tig sollen dabei auch Nebenanlagen, Dachgeschosse für Wohnzwecke genutzt Garagen und Stellplätze sowie deren Ein- werden, auch wenn der Eigentümer die fahrten berücksichtigt werden. Ziel dieser zulässige Geschoßfläche schon durch die Vorschrift ist es, unvertretbare Bodenver- sogenannten Vollgeschosse ausgenutzt siegelungen zu vermeiden. hat. Für bereits bestehende Bebauungs- plangebiete wird den Genehmigungsbe- Beispiel: hörden die Möglichkeit gegeben, die Der Bebauungsplan setzt eine zuverläs- neue Vergünstigung auch dort anwenden sige Überbauung des Grundstücks von zu können. Dies hat große Bedeutung für 40 Prozent der Grundstücksfläche fest. den nachträglichen Dachausbau. Wird sie durch das zu errichtende Wohn- Mit dieser neuen Vorschrift wird eine haus ausgeschöpft, ist z. B. für Garagen weitere wichtige Maßnahme ergriffen, und Stellplätze einschließlich der Zufahr- um die vor allem in Ballungsgebieten KOMMUNEN UiD 22/1989 • Seite 13 bestehenden Wohnraumengpässe zu tration z. B. mehrerer Spielhallen vorge- beseitigen. Wichtig ist, daß der nachträg- hen. Veränderungssperren sichern ent- liche Dachausbau nicht an unnötig hohen sprechende planerische Maßnahmen. Anforderungen der landesrechtlichen Gerade dieses Instrument greift kurzfri- Stellplatzverpflichtungen scheitert. Der stig und wirkungsvoll, z. B. auch bei der erhöhte Wohnungsbedarf erfordert eine Umwandlung eines Ladenlokals in eine flexible Genehmigungspraxis. Spielhalle. I Beispiel: Der Bebauungsplan setzt in zweigeschos- siger Bauweise eine Geschoßflächenzahl JU sammelte für von 0,8 fest. Auf einem 400 qm großen Grundstück bedeutet dies eine zulässige Zentrale Geschoßfläche von 320 qm. Werden bereits in den beiden Vollgeschossen Erfassungsstelle (Erdgeschoß und erster Stock) 300 qm Geschoßfläche verwirklicht, kann nach 8775mal „eine Mark für Salzgitter" neuem Recht das Dachgeschoß zu Wohn- — dieses Ziel hat die Junge Union zwecken ausgebaut werden, obwohl Schleswig-Holstein erreicht. Fünf dadurch die zulässige Geschoßfläche Monate lang sammelten JL -Mitglie- überschritten werden würde. der im ganzen Land mit Sammelbüch- sen auf der Straße und bei Veranstal- V. Beschränkung tungen für die Zentrale Erfassungs- von Vergnügungsstätten stelle der Landesjustizverwaltungen in (z.B. Spielhallen) Salzgitter. Mit der neuen Verordnung wird die Die Spendenaktion der JU war notwen- Zulässigkeit von Vergnügungsstätten, zu dig geworden, nachdem die SPD-Landes- denen insbesondere auch Spielhallen regierung den schleswig-holsteinischen gehören, eingeschränkt: Beitrag aus dem Landeshaushalt gestri- • Anders als bisher sind Vergnügungs- chen hatte. 1988 hatte Schleswig-Holstein stätten in Wohngebieten, Kleinsiedlun- noch 8415,17 DM nach Salzgitter über- gen und Industriegebieten generell unzu- wiesen. lässig. Der JU-Landesvorsitzende, Thomas Stritzl, MdL, hat nun den Scheck über • In besonderen Wohngebieten, Dorfge- 8775,18 DM an den Vertreter der nieder- bieten und in Mischgebieten, die nicht sächsischen Landesregierung, den Presse- überwiegend gewerblich geprägt sind, sprecher und Haushaltsreferenten des können Vergnügungsstätten nur noch Justizministeriums in Hannover, Hartmut ausnahmsweise zugelassen werden. Möllring, überreicht. Die schleswig- Allgemein zulässig sind Vergnügungsstät- holsteinische Landesregierung hatte die ten und Spielhallen demnach nur noch in Annahme des Geldes mit der Zweck- Kerngebieten, in Gewerbe- und in Misch- bestimmung für die Erfassungsstelle in gebieten, die überwiegend gewerblich Salzgitter verweigert. geprägt sind. Aber auch hier können die Gemeinden wirksam gegen eine Konzen- Seite 14 • UiD 22/1989 ALTERSVERSORGUNG Die Renten sind wieder sicher Zum 1. Juli 1989 steigen die Renten Auch das Rentenniveau hat die CDU auf um brutto drei Prozent. Die CDU hält einem Höchststand gehalten. In den Jah- mit dieser Rentenerhöhung, was sie ren 1982 bis 1988 lag das Altersruhegeld immer gesagt hat: Keine Lohnerhö- eines Rentners mit 45 Versicherungsjah- hung geht an den Rentnern vorbei; ren, der in seinem Arbeitsleben ein Renten und verfügbare Arbeitseinkom- durchschnittliches Einkommen erzielt, men entwickeln sich im Einklang. bei rund 72,5 Prozent des Nettoeinkom- mens eines aktuellen Durchschnittsver- Gerade die Rentnerinnen und Rentner dieners. Die Rentner haben somit in den haben seit der Regierungsübernahme im letzten Jahren ihre gute Position im Ein- Jahre 1982 von der soliden Politik der kommensgefüge gehalten. CDU profitiert, erklärte der Bundesvor- Als die CDU-geführte Bundesregierung sitzende der Senioren-Union, Gerhard im Oktober 1982 die politische Verant- Braun. Die Renten sind von 1982 bis 1988 wortung übernahm, stand die Rentenver- um 14,7 Prozent und in den letzten Jah- sicherung aufgrund der unsoliden Haus- ren, nach Abzug des Preisanstiegs real halts- und Finanzpolitik der SPD vor der um sieben Prozent gestiegen, das heißt, Zahlungsunfähigkeit. Die CDU hat die der Durchschnittsrentner hat seit 1985 Rentenversicherung vor der Zahlungsun- etwa 110 Mark mehr in seinem Portemon- fähigkeit gerettet und die Rentenfinanzen naie. Dies ist ein Erfolg der guten wieder stabilisiert. Jeder Rentner kann Finanz-, Wirtschafts- und Sozialpolitik sich darauf verlassen, daß seine Rente der CDU. pünktlich Monat für Monat kommt. Helmut Sauer neuer Bundesvorsitzender der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung Die Ost- und Mitteldeutsche Verei- • zum Schatzmeister: nigung hat bei ihrer Bundesdele- Hans-Erich von Bodenhausen giertentagung am 23./24. Juni in (Niedersachsen) Bonn eine neue Führung gewählt. • zu Beisitzern: Neuer Bundesvorsitzender ist der Rosy-Angela Braun (Hessen) 43jährige Bundestagsabgeordnete Dr. Herbert Czaja, MdB Helmut Sauer. Dr. Herbert Hupka, (Baden-Württemberg) der die Vereinigung seit 1977 Hartmut Gassner (NRW) führte, wurde Ehrenvorsitzender. Rüdiger Goldmann, MdL (NRW) Weiter wurden gewählt Dr. Walter Priesnitz (NRW) • zu stellvertretenden Vorsitzenden: Dr. Sieghard Rost, MdL (Bayern) Dr. Ursula Besser (Berlin) Hans-Georg Schastock (Baden-Württ.) Rudolf Friedrich, MdL (Hessen) Erich Weidlich (Rheinland-Pfalz) Kurt Josef Rossmanith, MdB (Bayern) • zum Hauptgeschäftsführer: Bernd Wilz, MdB (NRW) Gerold Rummler. ÖFFENTLICHKEITSARBEIT UiD 22/1989 • Seite 15 Für Ihre Aktionen im Sommer

Best.-Nr. Titel Mindest- Preis pro abnahme Mindest- abnahme Straßenaktionen 0994 Canvassingstand 1 Stück 172- 0546 Aufkleber für Canvassingstand 10 Stück 33- 0458 CDU-Sonnenschirm 1 Stück 75,- 0459 Fuß für Sonnenschirm 1 Stück 12,80 9082 Papier-Tragetasche: Ein Sommer mit der 250 Stück 45,- CDU 4850 Aktionshandbuch Canvassingaktionen 10 Stück 3,40 Sommerfest 9059 Tischdeckenfolie mit CDU-Aufdruck, 1 Rolle 30- 50 x 90 cm 9922 CDU-Getränkebecher 100 Stück 13,- 9292 CDU-Bierdeckel 100 Stück 3,50 9303 CDU-Papierfähnchen 1000 Stück 80,- 9304 Luftballons, bunt sortiert 1000 Stück 100,- 9305 Ballondrahtstäbe 500 Stück 20,— 9778 Wasserball 25 Stück 35,- Plakate 8174 Poster A0: „Schöne Ferien" 50 Stück 57,- 8175 Poster Al: „Schöne Ferien" 50 Stück 25,- 8836 Poster Al: „Ein Sommer mit der CDU" 50 Stück 28,- Die Preise verstehen sich inkl. Versandkosten zuzügl. Mehrwertsteuer. Bestellungen über: IS-Versandzentrum, Postfach 13 28,4804 Versmold

Präsident seit der Gründung durch Ernst Personalie Lemmer vor 20 Jahren. Der Bund der Mitteldeutschen versteht sich als Interes- öernd Wilz, Bundestagsabgeordneter aus senvertretung der rd. vier Millionen in Solingen, ist in Berlin für drei weitere der Bundesrepublik Deutschland leben- Jahre zum Präsidenten des Bundes der den ehemaligen Bewohner der DDR Mitteldeutschen (BMD) gewählt worden. sowie als Sprachrohr der 17 Millionen Wilz, der den 300.000 Mitglieder starken Deutschen, die heute noch in Mittel- Verband seit 1986 leitet, ist der sechste deutschland leben. L Seite 16 • UiD 22/1989

UNION BETRIEBS GMBH POSTFACH 2449 5300 BONN 1

Jetzt schon an das iaht AjJj^pJu^, Ferienende denken DIN-Al-Plakat „Schule hat begonnen" Anfang August sind in einigen Bundes- 6dk ÜbroixAi ländern die Sommer-Schulferien zu Ende. Der Schulalltag beginnt. Gerade für motorisierte Verkehrsteilnehmer ist dann speziell in den ersten Tagen nach iÄ\ Schulbeginn erhöhte Vorsicht geboten, ganz besonders natürlich bei Schulanfän- gern, die sich noch nicht so gut im Stra- ßenverkehr auskennen. Mit dem DIN- Al-Plakat „Schule hat begonnen" signali- siert die CDU auf freundliche Art und Weise und zudem ohne erhobenen Zeige- finger, auf was es dabei ankommt: So umsichtig zu fahren, daß kein anderer dcfudi fad Ux^mrim. Verkehrsteilnehmer gefährdet wird. Mindestabnahme: 50 Exemplare CDU Preis pro Mindestabnahme: 25,— DM zuzügl. MwSt. II Bestell-Nr.: 8984 Bestellungen an: IS-Versandzentrum, Postfach 1328, 4804 Versmold

UNION IN DEUTSCHLAND — Informationsdienst de Christlich Demokratischen Union Deutschianas. Für den Inhalt verantwortlich: Axel König, Redaktion- Ernst-Jörg Neuper, Konrad-Adenauer-Haus, 5JU^ Bonn, Telefon (02 28) 54 41, Verlag: Union Betriebs GmbH, Friedrich-Ebert-Allee 73-75, 5300 Bonn, Teie fon (02 28) 23 40 91. Vertrieb: Telefon (02 2») 544-421. Verlagsleitung: Dr. Uwe Lüthje. Bankver- bindung: Sparkasse Bonn, Konto Nr. 7 504 152 (BL£ 380 500 00), Postgirokonto Köln Nr. 2214 31-50^ (BLZ 370 100 50). Abonnementspreis jährlich 48,-- wm) 0 DM. Einzelpreis 1,20 DM Herstellung: wA Vereinigt 22/89 Verlagsanstalten GmbH, Düsseldorf.