Anatomie Der Staatssicherheit Geschichte, Struktur Und Methoden — Mfs-Handbuch —
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Anatomie der Staatssicherheit Geschichte, Struktur und Methoden — MfS-Handbuch — Bitte zitieren Sie diese Online-Publikation wie folgt: Angela Schmole: Hauptabteilung VIII. Beobachtung, Ermittlung, Durchsuchung, Festnahme (MfS-Handbuch). Hg. BStU. Berlin 2011. http://www.nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0292-97839421300977 Mehr Informationen zur Nutzung von URNs erhalten Sie unter http://www.persistent-identifier.de/ einem Portal der Deutschen Nationalbibliothek. Vorbemerkung Das Handbuchprojekt »Anatomie der Staatssicherheit« ist eines der ältesten Vorhaben des Forschungsbereiches der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU). Es wurde bereits im Jahr 1993 begonnen – wenige Monate nach der Gründung der Abteilung »Bil dung und Forschung« und stellt dem wissenschaftlichen Fachpublikum wie auch anderen interessierten Nutzern von Stasi-Akten in kontinuierlich erscheinenden Teillieferungen umfassendes Grundwissen zum MfS zur Verfügung: die Entwicklung der Gesamtinstituti on MfS in ihrem historischen Kontext, die Geschichte seiner wichtigsten Arbeitsbereiche, grundlegende Darlegungen zu den hauptamtlichen und inoffiziellen Mitarbeitern sowie verschiedene Übersichten und Materialien zur Struktur des MfS und ihrer Entwicklung, Kurzbiographien des Leitungspersonals und eine Edition der wichtigsten Grundsatzdoku mente. Das »MfS-Handbuch« folgt der Verpflichtung der BStU zur »Aufarbeitung der Tätigkeit des Staatssicherheitsdienstes durch Unterrichtung der Öffentlichkeit über Struk tur, Methoden und Wirkungsweise des Staatssicherheitsdienstes« (§ 37 Abs. 1 Nr. 5 Stasi Unterlagen-Gesetz) und ist ein wichtiger Baustein und zugleich ein unerlässliches Hilfs mittel für die MfS-Forschung. Inzwischen sind 20 Teillieferungen publiziert, das Projekt tritt damit in seine Endphase, und es ist an der Zeit, die Struktur des Vorhabens im Hinblick auf die Fertigstellung einer Neujustierung zu unterziehen. Das Projekt hat den Forschungsbereich der BStU wesent lich länger beschäftigt als ursprünglich gedacht, was insbesondere einer unvermutet schwierigen Quellen- und Erschließungslage geschuldet ist. Das Konzept aus dem Jahr 1993 erwies sich im Laufe der Zeit an mehreren Stellen als überholungsbedürftig. Daher wurde Veränderungen an der Gliederung des Gesamtwerkes vorgenommen, die sich in der neu gefassten Gliederung widerspiegeln (siehe Übersicht): Einige Kapitel, die in ihrem wesentlichen Inhalt durch andere Handbuchteile oder andere Publikationen abgedeckt sind, wurden gestrichen. Das betraf vor allem den ursprünglichen Baustein II »Arbeits- und Strukturprinzipien«, der zum größeren Teil im Kapitel »Geschichte der Staatssicher heit« aufgeht. Es betraf auch einige nicht oder überwiegend nicht operative Diensteinhei ten (AGM, Abt. XII, HA KuSch), die sich als insgesamt weniger bedeutsam erwiesen ha ben als zunächst angenommen und bei denen einige wesentliche Aspekte ihrer Tätigkeit von anderen, bereits erschienenen BStU-Publikationen beleuchtet werden. Die »auftrag nehmenden« Diensteinheiten (HA III, HA VIII, Abt. M, Abt. 26) werden dagegen nicht in einem zusammenfassenden Kapitel, sondern – ausführlicher als in der ursprünglichen Pla nung – in einzelnen Handbuchteilen behandelt. Hierdurch haben sich die inhaltlichen Schwerpunkte geringfügig zugunsten von Darlegungen zur »operativen« Tätigkeit ver schoben. Die einzelnen Handbuchteile erscheinen jeweils unmittelbar nach ihrer Fertigstellung als Broschüre und als PDF-Datei im Internet. Kostenlose Downloads werden bereitgestellt auf der Website: http://www.bstu.bund.de Berlin, Januar 2008 ÜBERSICHT ÜBER DAS GESAMTWERK ANATOMIE DER STAATSSICHERHEIT – MfS-Handbuch – Überblick • Die Staatssicherheit im letzten Jahrzehnt der DDR Wichtige Dienstbereiche • Hauptabteilung I: NVA und Grenztruppen • Hauptabteilung II: Spionageabwehr • Hauptabteilung III: Funkaufklärung und -abwehr • Hauptabteilung VI: Grenzkontrollen, Reise- und Touristenverkehr • Hauptabteilung VII: Ministerium des Innern, Deutsche Volkspolizei • Hauptabteilung VIII: Beobachtung, Ermittlung, Durchsuchung, Festnahme Hauptabteilung IX: Untersuchungsorgan • Abteilung XIV: Haftvollzug • Hauptabteilung XVIII: Volkswirtschaft • Hauptabteilung XX: Staatsapparat, Kultur, Kirchen, Untergrund • Hauptabteilung XXII: »Terrorabwehr« • Hauptverwaltung A (HV A): Aufgaben – Strukturen – Quellen • Zentrale Koordinierungsgruppe (ZKG): Flucht, Übersiedlung • Arbeitsgruppe Bereich Kommerzielle Koordinierung (AG BKK) • Abteilung M: Postkontrolle • Abteilung 26: Telefonkontrolle, Abhörmaßnahmen und Videoüberwachung • Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe (ZAIG) • Rechtsstelle • Hochschule des MfS (JHS) • Parteiorganisation der SED im MfS • Objektdienststellen Mitarbeiter • Die hauptamtlichen Mitarbeiter • Die inoffiziellen Mitarbeiter Anhang • Organisationsstruktur des Ministeriums für Staatssicherheit 1989 Übersicht zur Entwicklung der Diensteinheiten 1950–1989 • Kurzbiographien • Grundsatzdokumente Die mit • versehenen Bände sind bereits erschienen. Der vorliegende Band ist in der Glie derung fett hervorgehoben. Angela Schmole Hauptabteilung VIII: Beobachtung, Ermittlung, Durchsuchung, Festnahme Unter Mitarbeit von Tilman Peters Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik Abteilung Bildung und Forschung 10106 Berlin E-Mail: [email protected] Die Meinungen, die in dieser Schriftenreihe geäußert werden, geben ausschließlich die Auffas sungen der Autoren wieder. Abdruck und publizistische Nutzung sind nur mit Angabe des Verfas sers und der Quelle sowie unter Beachtung des Urheberrechtsgesetzes gestattet. Schutzgebühr für diese Lieferung: 5,00 € Berlin 2011 ISBN 978-3-942130-09-7 Eine PDF-Version dieser Publikation ist unter der folgenden URN kostenlos abrufbar: urn:nbn:de:0292-97839421300977 INHALT 1 Überblick 11 2 Die Hauptabteilung VIII des MfS am Ende der achtziger Jahre 12 2.1 Aufgaben und Struktur der HA VIII 12 2.1.1 Die Verwaltungsebene der HA VIII 13 2.1.2 Logistik – Erster Stellvertreter Oberst Richard Lindner 21 2.1.3 Beobachtung – Stellvertreter Oberst Günter Stetefeld 25 2.1.4 Ermittlung, Durchsuchung, Festnahme – Stellvertreter Oberst Wolfgang Weißbach 33 2.1.5 Westarbeit – Stellvertreter Oberst Erwin Mikuszeit 39 2.1.6 Abteilungen VIII in den Bezirksverwaltungen des MfS 46 2.2 Hauptamtliche und inoffizielle Mitarbeiter der HA VIII 47 2.2.1 Hauptamtliche Mitarbeiter der HA VIII 47 2.2.2 Inoffizielle Mitarbeiter der HA VIII 53 3 Entwicklungsgeschichte der HA VIII des MfS 69 3.1 Vorgeschichte und Entstehung. Von der Abteilung VIII zur HA VIII 1950 bis 1958 69 3.1.1 Beobachter und Ermittler der Abteilung VIII im »Feindesland« 69 3.1.2 Aktionen der Abteilungen VIII in den fünfziger Jahren 70 3.1.3 Beobachtung westalliierter Militärverbindungsmissionen (1950–1957) 72 3.1.4 Schule der Abteilung VIII 73 3.2 Die Hauptabteilung VIII des MfS 1958 bis 1988 74 3.2.1 Kurswechsel nach dem Mauerbau 1961 75 3.2.2 Wachwechsel am Ende der sechziger Jahre 76 3.2.3 Getarnt ermitteln – Die »konspirative Wohngebietsermittlung« 77 3.2.4 Unscheinbar observieren – Die »operative Personenmaskierung« 78 3.2.5 Stützpunkte und Stützpunktsysteme der HA VIII – das Beispiel »Brücke« am Bahnhof Berlin-Friedrichstraße 79 3.2.6 Wirkungsgeschichte der HA VIII seit 1971 – Beobachtung des innerdeutschen Reise- und Transitverkehrs 81 3.2.7 Transit West-Berlin 82 3.2.8 Die HA VIII bei den Olympischen Sommerspielen in München 84 3.2.9 Ermittlungsarbeit gegen Flüchtlinge und Fluchthelfer in Ost und West 88 3.2.10 Beobachtung westdeutscher »Polittouristen« – Helmut Kohl, Franz Josef Strauß, Willy Brandt und Jürgen Möllemann in der DDR 91 3.2.11 Beobachtung westalliierter Militärverbindungsmissionen (1958–1989) 94 3.2.12 Beobachtung des DDR-Dissidenten Robert Havemann 97 3.2.13 Planspiel: Zentraler Beobachtungsstützpunkt »Zentrum« in Berlin-Mitte 99 3.3 Endphase und Auflösung 1989/1990 102 4 Anhang 105 4.1 Verzeichnis der Organigramme 105 4.2 Verzeichnis der Tabellen 109 Abkürzungsverzeichnis 130 11 1 Überblick Unmittelbar nach der Gründung des MfS wurde 1950 eine selbstständige Abteilung VIII ge bildet. Die Aufgabe der 1958 in HA VIII umbenannten Diensteinheit bestand in der Bekämp fung der »feindlichen Einrichtungen, Institutionen, Organisationen und Personengruppen« in der DDR und in Westdeutschland. Ende 1988 arbeiteten in der HA VIII 1 509 und in den Ab teilungen VIII der Bezirksverwaltungen (BV) 2 960 hauptamtliche MfS-Mitarbeiter.1 Neben diesen 4 469 hauptamtlichen MfS-Leuten unterstanden der Hauptabteilung noch 1 198 inoffi zielle MfS-Mitarbeiter (IM) und in den Bezirksverwaltungen weitere 3 500 IM.2 Von den in offiziellen MfS-Mitarbeitern waren im Jahre 1988 insgesamt 163 West-IM, davon 9 Über siedlungs-IM. Damit umfasste der Personalbestand der »Linie VIII« im Dezember 1988 ins gesamt 9 167 hauptamtliche und inoffizielle MfS-Mitarbeiter. Spitzel, Agenten, Soldaten, Einzelkämpfer und schnelle Eingreiftruppen, Kriminelle, Waffen- und Sprengstoffhändler gehörten gleichermaßen zum hauptamtlichen und inoffiziellen Personalbestand der Hauptab teilung VIII und ihrer institutionellen Vorläufer. In den fünfziger Jahren wirkten die hauptamtlichen MfS-Mitarbeiter der »Linien VIII« an zahlreichen Unrechtshandlungen des SED-Regimes mit.3 So holten sie in den Westen geflo hene DDR-Bürger gewaltsam zurück. Bekannt sind bisher 13 solcher Entführungsfälle, an denen die Abteilungen VIII beteiligt waren. Die Geheimprozesse gegen die 13 Entführungs opfer endeten mit Todesurteilen