Berlin Wird Brücke Zu Osteuropa Werden
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Heute auf Seite 3: War Moskaus Aufmarsch bekannt? tXB £>ftpttudmWfltt UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 42 - Folge 26 Erscheint wöchentlich Landsmannschaft Ostpreußen e.V. £ RKOA ß Postvertriebsstück. Gebühr bezahlt 29. Juni 1991 Parkallee 84/36,2000 Hamburg 13 ^J u Hauptstadt: Berlin wird Brücke zu Osteuropa werden Die Bundestagsentscheidung hat weitgehendste Bedeutung für Deutschlands Stellung in der Welt Man könne Deutschland auch von seinen Rändern her neu aufrichten, meinten dieje• nigen Kräfte, denen das geteilte Land immer ein Stachel im Herzen geblieben war. Nun, da die Vereinigung von West- und Mittel• deutschland ebenso vollzogen ist wie die Rückverlegung der Hauptstadt, bekommt die oben erwannte These einen wiederum neuen Sinngehalt - Berlin liegt ungefähr gleichviele Kilometer von Küstrin entfernt wie Eupen-Malmedy von Bonn. Mit der einen Randlage, der Bonner, ist es in den gut vierzig Nacnkriegsjahren nicht nur gelungen, die tragische Konkursmasse des Reiches, die Vertriebenen und Flüchtlin• ge, so zu kanalisieren, daß sie in den teilwei• se strukturschwachen Gebieten West• deutschlands Zonen höchster wirtschaftli• cher Leistungsfähigkeit entwickeln konnte, sondern auch die ideologische Ab• wehrschlacht, von Moskau massiv hinein• getragen in die Gebiete Ost- und Mittel• deutschlands, erfolgreich bestehen zu kön• nen. Zonen dichtester Bevölkerungskonzen• tration entstanden in Westdeutschland durch die beispiellosen Vertreibungsaktio• nen aus Ostdeutschland, die nach der Instal• lierung des SED-Regimes auch noch durch flüchtende Mitteldeutsche verstärkt wurde. Dem muzsmen Jetzt, da sich das Parlament, freilich mit den Stimmanteilen der SED-Nachfolgepar• tei PDS und dem Bündnis 90, in der Haupt• stadtfrage entschieden hat, wird sich bevöl• kerungspolitisch eine Entspannungsphase auftun, die gewiß keine Umwertung aller Werte mit sicn bringen dürfte, wohl aber ein allmähliches Rückströmen jener Kräfte an• zeigen wird, denen Frankfurt/Oder und Cottbus nicht ganz aus dem Sinn gekommen ist. Beachtenswert dürfte auch sein, daß unter den viereinhalb Millionen Flüchtlin• Das Parlament hat entschieden: Berlin wird wieder Sitz der Regierung und des Parlaments Foto Heidemann gen aus Mitteldeutschland ein nicht uner• heblicher Anteil aus den Führungsschichten jekt einer Freihandelszone nördliches Ost• der ehemals so blühenden Länder Sachsen preußen, wovon alsbald die zu errichtende und Thüringen oder anderer Regionen Fluglinie nach Königsberg ein beredsames Bomben sind kein Kavaliergepäck kommt. Diese werden nun entweder nach Zeugnis abgeben könnte. H. W. - Seit der Teilung Deutschlands beabsichtigten Attentate abgestimmt wer• Berlin gehen oder von dort aus ihre Fähig• Bei all diesen furiosen Perspektiven soll nach dem Zweiten Weltkrieg war es für den könnten. keiten in die Gebiete Mitteldeutschianas dabei keineswegs verkannt werden, daß jeden, der die Einheit ersehnte, eine Selbst• Wenn diese Informationen, die von ei• ausstrahlen lassen. Sicherlich dürfte dabei sich im Bonner Kaum zwischenzeitlich Pro• der Globus seine Drehrichtung noch nicht bleme auftun werden, die man vor gut einer verständlichkeit: Berlin muß wieder die nem Landesjustizminister wie auch von ändern, doch es ist schon so, daß damit die Woche vielleicht allenfalls befürchtet hatte, deutsche Hauptstadt werden. So gesehen, dem Generalbundesanwalt kommen, sich alte Bundesrepublik aus ihrer westeuropäi• weshalb es auch im Sinne unserer neu sich war der Marathonlauf, den der Bundestag bewahrheiten sollten, so meinen wir je• schen Verankerung gerissen worden ist, wie formierenden Volkswerdung selbstver• in dieser Frage veranstaltete, wenig ein• denfalls, dann ist Gefahr im Verzuge. Hier Norbert Blüm es formulierte. Wie es ebenso ständlich sein sollte, auch hier eine humani• drucksvoll. Niemand wäre es in Frank• sollte nach dem Grundsatz, eine erkannte stimmig ist, daß damit ein „Signal der Hoff• täre Geste nicht unberücksichtigt zu lassen: reich z. B. eingefallen, Vichy (der Sitz der Gefahr in eine gebannte Gefahr gewandelt nung für Hunderte von Millionen Men• Wie sich unlängst herausgestellt hat, ist das Regierung des Marschall Petain) auch werden, seitens der Sicherheitsbehörden schen" gesetzt wurde: eine verlorenge• EG-Gebäude in Brüssel leider mit asbesthal• zum Sitz der ungeteilten französischen unseres Staates alles getan werden, um die glaubte Himmelsrichtung wurde wie• tigen Baustoffen errichtet worden, weshalb Republik (1945) zu erklären. Bei herzli• Bürger, und hierzu gehören auch die Spit• derentdeckt! es auch ein Akt west- und darüber hinaus chem Mitgefühl für Bonn und in der Er• zenleute in Politik und Wirtschaft, der Ge• Prag und Stettin, Königsberg und Le• gesamteuropäische Solidarität wäre, wenn wartung, daß die Stadt am Rhein auch fahr derartiger Attentate enthoben wer• ningrad/St. Petersburg werden nun wieder diese Einrichtungen etwa im Bonner Außen• wirklich keinen Schaden nimmt, aus wel• den. in die Schlagzeilen kommen, genauso wie amt untergebracht würden. chen Gründen auch immer: Berlin bleibt Gewiß, eine totale Sicherheit gibt es Karlsbad, Riga und Warschau. Das unlängst Freilich hätte die Auseinandersetzung um Berlin. nicht. Für niemanden. Aber wenn man ins Leben gerufene Oder-Projekt, ein wirt• Berlin als Regierungssitz uns erspart wer• Nun wird man sich anderen Themen zu• schon verlautbart, nach erkennbaren Zei• schaftliches Entwicklungsgebiet 100 km öst• den können, wenn Nordrhein-Westfalens wenden können. Was unter dem Stich• chen (d. h. in den Zellen gefundenen lich der Oder-Neiße-Linie, wird sicherlich Staatsminister Clement, beim Einigungsver• wort „Außenpolitik" angeboten wird, Kassibern) müsse in Kürze mit einem nun eher den Atem wirtschaftlicher Prospe• trag Verhandlungsführer der Länder, nicht hier werden bilberstreifen am Horizont Schlag der Terroristen gerechnet werden, rität inhalieren können, wie auch das nun die scheinbar „rettende Idee" gehabt hätte, versprochen. Bleibt die Hoffnung, daß sie dann sollte man ohne Ansehen von Person von Jelzin neuerlich in Szene gesetzte Pro- Bundesinnenminister Schäuble einen Zettel sich verwirklichen lassen und daß tatsäch• und Aufgabe alle Sicherheitsmaßnahmen zuzuschieben, auf dem notiert war, über Sitz verscharren, die ermöglichen, bestehende von Regierung und Parlament erst nach der lich ein neues Zeitalter des Friedens an• Absichten zu erschweren mit dem Ziel, sie Aus dem Inhalt Seite Einigung in gesamtdeutschen Gremien ent• bricht. gänzlich unmöglich zu machen. Man weiß scheiden zu lassen, worauf Schäuble, Ein• Bleibt die innere Situation unseres Staa• Häftlingsfreikauf seit 1964 ~2 tes. Tage zuvor, ehe Berlin die Medien be• um die Vergeßlichkeit (nicht nur) der Überfallpläne der SED 4 verständnis quittierend, schrieb und ver• kündete: „Das machen wir." herrschte, warnten die Sicherheitsbehör• Bürger und niemand sollte sich darauf Waldheims Ansehen bei Kurden ....5 verlassen, man werde die Terroristen Doch sind dies inzwischen längst Episo• den vor der Möglichkeit neuer Anschläge. Interview mit Dr. Ronny Kabus 9 fangen, denn einmal würden die be• Der Deutsche Orden 10 den geworden, die für spätere Zeitgenossen In diesem Zusammenhang wurde der aus der historischen Zunft Auskunft zu ge• Verdacht ausgesprochen, mehrere Vertei• stimmt falsch parken. Sie einfach liegen Eine Reise nach Schlesien 11 die Dinge nicht. Zum Tod von Dr. Ernst Schüz 19 ben vermögen, wie und warum es über• diger der inhaftierten RAF-Mitglieder Für ein neues Königsberg 20 haupt erst zu dieser Debatte kommen konn• dienten der einsitzenden Führung als Ku• Es geht vielmehr darum, den Strang te. Peter Fischer riere, so daß aus den Zellen heraus die nach draußen möglichst wirksam zu Politik £U5 SftprrußcnMait 29. Juni 1991 - Folge 26 - Seite 2 durchtrennen. Der angesehene Stand des MitteldeutschlandITlIUtlUCUWVWWMUi: Anwalts, dessen Aufgabe es ist, seinen Mandanten mit allen legalen Rechtsmit• teln zu verteidigen, darf nicht durch einige Außenseiter in Verruf gebracht werden. Über 33 000 Häftlinge wurden freigekauf,, .t . Nicht der Staat an sich. Unter den Bürgern Gegenleistungen von 3,5 Milliarden Mark wurden insgesamt an das verderbte SLü-Kegime gezanit gibt es ein Erschrecken darüber, daß, wie Es war im Frühjahr 1964, als sich dem wöchent• der Nähe des Siebengebirges kamen, waren sol• daß sich die Akten aus der Aktentasche des Re• es scheint, Anwälte, die reichhaltigen Zu- gierungsrates 24 Stunden in der Hand nicht be• ang zu den einsitzenden Terroristen ha- lichen Stammtisch einiger West-Berliner Journa• che rauhen Trinksitten nicht vertraut. Sie hörten listen ein Regierungsrat aus dem Ministerium für entweder zeitig genug auf oder mußten mit ei• fugter Journalisten befanden, wurde nicht berich• fen, sich als Todesengel hergeben. Denn gesamtdeutsche Fragen anschloß. Er war den nem Taxi ins Hotel geschafft werden. tet Damals waren die Journalisten noch dem Skribenten an der gesamtdeutschen Front be• Der junge Regierungsrat, der im Frühjahr 1964 Ganzen verpflichtet. Wir wußten aus den Akten, kannt. Dr. Helmut Bohlmann, der Gründer des dabei war, mußte mit einem Taxi ins Hotel ge• daß eine Freikaufaktion begonnen hatte, aber wir wollten keinesfalls störend auf die Bemühungen Gemeinsame Front bilden „Informationsbüros West", hatte diesen jungen schafft werden, und so fiel es nicht auf, daß seine Regierungsrat eingeführt und für ihn gutgesagt; Aktentasche zurückblieb. Der letzte Gast - es war des gesamtdeutschen Ministeriums einwirken. denn zu damaliger Zeit war man in Berlin der Rezensent-wurde