Amt für Raumordnung und Landesplanung Westmecklenburg

RAUMORDNUNGSVERFAHREN

Landesplanerische Beurteilung für das Vorhaben

Village“

Vorhabenträger Verfahrensträger Wittenburg Village GmbH Amt für Raumordnung und Zur Winterwelt 1 Landesplanung Westmecklenburg 19243 Wittenburg Wismarsche Str. 159 19053 Schwerin

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Inhaltsverzeichnis

A. ERGEBNIS DER LANDESPLANERISCHEN BEURTEILUNG ...... 4 I. Gesamtergebnis ...... 4 II. Sicherung des Vorhabens durch vertragliche Regelungen ...... 6 III. Umsetzungsrelevante Hinweise für das Bauleitplan- und Genehmigungsverfahren ...... 9

B. ALLGEMEINER TEIL ...... 10 1. Beschreibung des Vorhabens nach Art und Umfang ...... 10 1.1 Eckdaten, Umfang und Kapazitäten ...... 10 1.2 Einzugsbereich ...... 13 1.3 Zielgruppen, Besucher und Umsätze...... 14 1.4 Investitionen und Arbeitsplätze ...... 15 2. Räumliche Lage ...... 15 3. Träger des Vorhabens ...... 16

C. BESCHREIBUNG DES ANGEWANDTEN VERFAHRENS ...... 17 1. Einleitung ...... 17 2. Zeitablauf ...... 18 3. Die Beteiligten ...... 19

D. ZUSAMMENGEFASSTE INHALTE DER STELLUNGNAHMEN UND ERMITTELTE TATSACHEN ...... 23

E. BEGRÜNDUNG DER LANDESPLANERISCHEN BEURTEILUNG ...... 42 1. Raumbezogene Auswirkungen auf den Bereich Einzelhandel ...... 42 1.1 Abwägung der Stellungnahmen ...... 42 1.2 Raumordnerische Abwägung für den Bereich Einzelhandel ...... 49 2. Raumbezogene Auswirkungen auf den Bereich Tourismus und Naherholung..... 57 3. Raumbezogene Auswirkungen auf den Bereich Wirtschaft ...... 60 4. Raumbezogene Auswirkungen auf den Bereich Siedlungsentwicklung ...... 61 5. Raumbezogene Auswirkungen auf den Bereich Verkehr ...... 63 6. Raumbezogene Auswirkungen auf den Bereich sonstige technische Infrastruktur ...... 65 7. Raumbezogene Auswirkungen auf den Bereich medizinische Versorgung ...... 66 8. Raumbezogene Auswirkungen auf den Bereich Landwirtschaft ...... 66 9. Raumbezogene Auswirkungen auf den Bereich Umwelt ...... 68 9.1 Raumordnerische Umweltverträglichkeitsprüfung ...... 68 9.2 Raumordnerische Bewertung der Verträglichkeit mit den Belangen Europäischer Schutzgebiete ...... 84 9.3 Raumordnerische Prüfung des europäischen Artenschutzes ...... 85 10. Zusammenfassende raumordnerische Abwägung ...... 85

F. ABSCHLIESSENDE HINWEISE ...... 87

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Das Raumordnungsverfahren (ROV) für das Vorhaben „Wittenburg Village“ in der Stadt Wittenburg, Landkreis -Parchim, wird mit der folgenden landesplanerischen Beurteilung abgeschlossen:

A. ERGEBNIS DER LANDESPLANERISCHEN BEURTEILUNG

I. Gesamtergebnis

Das geplante Vorhaben „Wittenburg Village“ entspricht den Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung, wenn die folgenden Maßgaben erfüllt werden:

Maßgabe 1: Für den Vorhabenbestandteil Factory-Outlet-Center (FOC) wird ein Zielabwei- chungsbescheid nach § 6 Abs. 2 ROG und § 5 Abs. 6 S. 2 LPlG M-V wirksam und bestandskräftig, der eine Abweichung von den Zielen der Kapitel 4.3.2 Ziffer (2) Halbsatz 1 und Kapitel 4.3.2 Ziffer (3) Satz 1 des Landesraumentwicklungspro- gramms Mecklenburg-Vorpommern 2016 (LEP M-V) sowie den Zielen der Kapitel 4.3.2 Ziffer (1), Kapitel 4.3.2 Ziffer (2) und Kapitel 4.3.2 Ziffer (4) Satz 1 des Regiona- len Raumentwicklungsprogramms Westmecklenburg 2011 (RREP WM) zulässt und folgende Nebenbestimmungen im Sinne von § 36 Abs. 2 Nr. 4 VwVfG M-V definiert: a) Entschließt sich die Stadt Wittenburg als Trägerin der Planungshoheit zur Aufstel- lung eines Bebauungsplanes, der die Genehmigungsgrundlage für ein FOC bieten soll, muss sie für die fünf Vorhabenbestandteile: - Baustein 1: Factory-Outlet-Center - Baustein 2: Hotelentwicklung - Baustein 3: Feriendorf - Baustein 4: Spiel- und Sportanlagen und Anlagen für Outdoor-Aktivitäten - Baustein 5: Schwimmbad einen einheitlichen Bebauungsplan aufstellen, der für den Bereich des geplanten FOC ein Sondergebiet mit der Zweckbestimmung „Einkaufszentrum in Form ei- nes Factory-Outlet-Centers“ festsetzt. Im Rahmen der Festsetzungen zur Art der baulichen Nutzung muss die zulässige Gesamtverkaufsfläche des FOC auf 12.600 m² beschränkt werden. Die im FOC zulässigen Einzelhandelsnutzungen sind auf die folgenden Sortimente und Verkaufsflächenobergrenzen zu beschrän- ken: - Bekleidung: maximal 9.500 m² Verkaufsfläche - Schuhe/Lederwaren: maximal 1.900 m² Verkaufsfläche - sonstige Sortimente: maximal 2.500 m² Verkaufsfläche.

Innerhalb der Sortimentsgruppe der sonstigen Sortimente sind nur die folgenden Sortimente und maximalen Verkaufsflächen zulässig: - Spielwaren: maximal 200 m² Verkaufsfläche - Haushaltswaren inkl. Elektrokleingeräte: maximal 450 m² Verkaufsfläche - Glas, Porzellan, Keramik (GPK): maximal 600 m² Verkaufsfläche - Körperpflegemittel, Kosmetik: maximal 250 m² Verkaufsfläche

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- Haus- und Tischwäsche: maximal 400 m² Verkaufsfläche - Bettwaren, Gardinen: maximal 400 m² Verkaufsfläche - Uhren/Schmuck: maximal 250 m² Verkaufsfläche - Sonnenbrillen: maximal 150 m² Verkaufsfläche - Sportartikel: maximal 200 m² Verkaufsfläche - sonstige, vorstehend nicht genannte Sortimente: maximal 500 m² Gesamtver- kaufsfläche.

Durch weitere geeignete Festsetzungen zur zulässigen Art der baulichen Nutzung ist vorzugeben, dass im FOC ausschließlich sogenannte Markenartikel angeboten werden dürfen. Unter Markenartikeln sind Waren zu verstehen, deren Lieferung in gleichbleibender oder verbesserter Güte von dem Markeninhaber/Lizenznehmer gewährleistet wird und die selbst oder deren für die Abgabe an den Verbraucher bestimmte Umhüllung mit einem ihre Herkunft kennzeichnenden Merkmal (Fir- men-, Wort- oder Bild-Zeichen) versehen sind.

Festzusetzen ist weiter, dass die Markenartikel mindestens eines der folgenden Merkmale aufweisen:

- Produkte des Vorjahres bzw. der vorherigen Saison („past season“) - Zweite-Wahl-Produkte mit kleinen Fehlern („irregluar“ oder „factory seconds“) - Produkte mit größeren Fehlern („damaged“) - Produkte zu Markttestzwecken („sample“) - Restposten oder Auslaufmodelle („discontinued“) - Artikel aus Überschussproduktionen („over run“).

Festzusetzen ist schließlich, dass die Markenartikel mit einem Preisabschlag von mindestens 20 % auf die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers ange- boten werden müssen.

Innerhalb der Festsetzungen des Bebauungsplanes zur Art der baulichen Nut- zung des Sondergebietes kann die Zulässigkeit für maximal vier gastronomische Betriebe untergeordneten Charakters innerhalb des FOC begründet werden. b) Der Flächennutzungsplan für den Bereich aller Vorhabenbestandteile ist vor oder gleichzeitig mit der Aufstellung des Bebauungsplans zu ändern (Parallelverfahren nach § 8 Abs. 3 Satz 1 BauGB). Hierbei ist für den Bereich des FOC ein Sonder- gebiet mit der Zweckbestimmung „Einkaufszentrum in Form eines Factory-Outlet- Centers“ darzustellen. Die unter a) für den Bebauungsplan vorgesehenen Festset- zungen müssen auch als Darstellungen in den Flächennutzungsplan aufgenom- men werden. c) Die Stadt Wittenburg muss dem für Raumordnung zuständigen Ministerium M-V vor dem Baubeginn des FOC eine Durchschrift der schriftlichen Bauanträge der Vorhabenträgerin für die weiteren Projektbestandteile und eine Durchschrift der vorzulegenden Finanzierungsbestätigung vorlegen.

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Maßgabe 2: Die Kapazität des Hotels (Neubau bzw. Umbau/Erweiterung) ist auf 580 Betten zu beschränken.

Maßgabe 3: Die Kapazität des Feriendorfes, geplant mit ca.90 Ferienhäusern mit insgesamt 520 Betten und einem Gästehaus mit 100 Zimmern und 200 Betten, ist auf 750 Betten zu beschränken.

Maßgabe 4: Die Nutzung der Schwimmhalle für den schulischen Schwimmunterricht, für Sport- und Vereinsschwimmen sowie für die Öffentlichkeit ist mit der Stadt Wittenburg ver- traglich abzusichern.

Maßgabe 5: Die artenschutzrechtlichen Belange des Weißstorches sind sicherzustellen. Im Rah- men des ROV hat die untere Naturschutzbehörde (uNB) bestätigt, dass Lösungen für die notwendigen Ausgleichsmaßnahmen gefunden werden können. Die dazu not- wendigen Abstimmungen und Maßnahmen sind im Genehmigungsverfahren mit der UNB abschließend festzulegen.

II. Sicherung des Vorhabens durch vertragliche Regelungen

Zwischen dem Vorhabenträger einerseits und der Stadt Wittenburg sowie dem Land Mecklenburg Vorpommern, vertreten durch das Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung M-V, andererseits ist vor dem Festsetzungsbeschluss zum Flä- chennutzungsplan und dem Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan ein raumordne- rischer/städtebaulicher Vertrag mit folgendem Mindestinhalt abzuschließen:

(1) Die unter Maßgabe 1 a) bereits beschriebenen typologischen Merkmale eines FOC sind einschließlich der vorgeschriebenen Verkaufsflächenobergrenzen ver- bindlich zu vereinbaren.

(2) Es ist zu vereinbaren, dass durch einen Einzelhandelsgutachter in den ersten zwei Jahren nach Eröffnung jährlich sowie in den darauf folgenden sechs Jahren im Abstand von jeweils zwei Jahren auf Kosten des Vorhabenträgers zu prüfen und schriftlich zu dokumentieren ist, ob die unter a) genannten Merkmale einge- halten werden.

(3) Der Vorhabenträger muss sich dazu verpflichten, den Baustein 3 (Feriendorf), den Baustein 4 (Spiel- und Sportanlagen und Anlagen für Outdoor-Aktivitäten) und den Baustein 5 (Schwimmbad) des Vorhabens innerhalb von sechs Jahren nach Inkrafttreten eines das Vorhaben ermöglichenden Bebauungsplanes fertig zu stellen. Hierzu muss sich der Vorhabenträger verpflichten, vollständige und genehmigungsfähige Bauanträge für diese Bausteine des Vorhabens spätestens

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acht Wochen vor Baubeginn des FOC bei dem zuständigen Bauaufsichtsamt einzureichen. Des Weiteren muss sich der Vorhabenträger dazu verpflichten, den Baustein 2 (Hotelentwicklung) des Vorhabens innerhalb von sieben Jahren nach Inkrafttreten eines das Vorhaben ermöglichenden Bebauungsplanes fertig zu stellen. Hierzu muss sich der Vorhabenträger verpflichten, vollständige und ge- nehmigungsfähige Bauanträge für diesen Baustein des Vorhabens spätestens vier Jahre nach Inkrafttreten eines das Vorhaben ermöglichenden Bebauungs- planes bei der zuständigen Bauaufsichtsbehörde einzureichen. Der Vorhabenträger muss sich verpflichten, mit dem Bau des FOC nicht zu be- ginnen, bevor der Bauaufsichtsbehörde genehmigungsfähige Bauanträge für den Baustein 3 (Feriendorf), den Baustein 4 (Spiel- und Sportanlagen und Anlagen für Outdoor-Aktivitäten) und den Baustein 5 (Schwimmbad) des Vorhabens vor- liegen. Weiter muss sich der Vorhabenträger verpflichten, mit dem jeweiligen Baustein des Vorhabens spätestens drei Jahre nach Erteilung der jeweiligen Baugeneh- migung zu beginnen. Die vorstehenden Fristen werden durch den Lauf etwaiger Rechtsbehelfsverfah- ren gegen den Bebauungsplan und oder eine für das Vorhaben erteilte Bauge- nehmigung gehemmt.

(4) Der Vorhabenträger muss sich verpflichten, mit der Baubeginnsanzeige für das FOC, für den Baustein 3 (Feriendorf), den Baustein 4 (Spiel- und Sportanlagen und Anlagen für Outdoor-Aktivitäten) und den Baustein 5 (Schwimmbad) des Vorhabens eine verbindliche Finanzierungsbestätigung eines europäischen Kre- ditinstituts vorzulegen, soweit er nicht durch das Attest eines Wirtschaftsprüfers nachweist, dass ihm entsprechende Eigenmittel zur Verfügung stehen.

(5) Der Vorhabenträger muss sich verpflichten, für den Fall der Aufhebung des Be- bauungsplans oder einer für das Vorhaben erteilten Baugenehmigung im Rah- men eines Rechtsbehelfsverfahrens auf sämtliche etwaige Schadensersatz- oder Entschädigungsansprüche, gleich aus welchem Rechtsgrund, gegen die Stadt Wittenburg und das Land Mecklenburg-Vorpommern zu verzichten. Auch für den Fall, dass die Stadt Wittenburg den Bebauungsplan wegen Verstoßes gegen die Verpflichtungen aus Ziffer 3) oder 4) aufhebt oder ändert, muss der Vorhabenträ- ger auf alle Ersatzansprüche gleich welcher Art gegen die Stadt Wittenburg und das Land Mecklenburg-Vorpommern verzichten.

(6) Der Vorhabenträger muss sich verpflichten, auf seine Kosten im FOC Räumlich- keiten für eine touristische Informationsstelle mit einer Geschossfläche von min- destens 60 m² zu errichten und der Stadt Wittenburg solange kostenfrei zu über- lassen, wie das FOC betrieben wird. Der Stadt Wittenburg muss im landesplane- risch/städtebaulichen Vertrag vom Vorhabenträger das Recht eingeräumt wer- den, selbst oder durch Dritte (z. B. touristischer Interessenverband der Region) in den vorgenannten Räumlichkeiten eine Informationsstelle einzurichten und zu betreiben, die dem Zwecke dient, die Region touristisch zu vermarkten. An den Kosten des Innenausbaus und der Einrichtung der touristischen Informationsstel- le muss sich der Vorhabenträger hälftig beteiligen.

Des Weiteren muss der raumordnerische/städtebauliche Vertrag die Verpflich- tung des Vorhabenträgers enthalten, der Stadt Wittenburg ab dem Monat der In- betriebnahme des FOC und solange das FOC betrieben wird, monatlich einen

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Betrag in Höhe von 2.500,00 € zu zahlen, der von der Stadt oder von ihr benann- ten Dritten (z. B. touristischer Interessenverband der Region) zweckgebunden für den Betrieb der touristischen Informationsstelle und für die Maßnahmen der tou- ristischen Vermarktung der Region (z. B. Werbemaßnahmen) zu verwenden ist.

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III. Umsetzungsrelevante Hinweise für das Bauleitplan- und Ge- nehmigungsverfahren

Nachfolgend werden die kommunalen Körperschaften, Träger öffentlicher Belange und nach Bundesnaturschutzgesetz anerkannten Naturschutzverbände aufgeführt, die im Rahmen des Verfahrens Hinweise und Anregungen abgegeben haben, die nicht raumbedeutsam sind, sondern Gegenstand des nachfolgenden Bauleitplan- und Genehmigungsverfahrens sind:

- zur technischen Erschließung (Abwasserzweckverband Sude-Schaale, Land- kreis Ludwigslust-Parchim, Wasserbeschaffungsverband Sude-Schaale, WEMAG AG), - zur verkehrlichen Erschließung (Gemeinde Setzin, Landkreis Ludwigslust- Parchim, Stadt Hagenow, Straßenbauamt Schwerin), - zum Grundwasser- und Gewässerschutz (Abwasserzweckverband Sude- Schaale, Landkreis Ludwigslust-Parchim, Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg, Wasserbeschaffungsverband Sude-Schaale), - zum Bodenschutz innerhalb des Vorhabengebietes (Landkreis Ludwigslust- Parchim, Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg), - zum Biotopschutz (Landkreis Ludwigslust-Parchim), - zum Artenschutz (Landkreis Ludwigslust-Parchim), - zum Denkmalschutz (Landkreis Ludwigslust-Parchim), - zum Immissionsschutz (Landkreis Ludwigslust-Parchim, Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg, Straßenbauamt Schwerin), - zur Landwirtschaft und integrierten ländlichen Entwicklung (Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg, Bauernverband Mecklenburg- Vorpommern e.V.), - zur vorbereitenden und verbindlichen Bauleitplanung (Landkreis Ludwigslust- Parchim), - zur Kampfmittelbelastung und -beräumung des Vorhabengebietes (Landes- amt für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei, Brand- und Katastrophen- schutz Mecklenburg-Vorpommern), - zum Brand- und Katastrophenschutz sowie zur medizinischen Versorgung (Stadt Hagenow).

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B. ALLGEMEINER TEIL

1. Beschreibung des Vorhabens nach Art und Umfang

1.1 Eckdaten, Umfang und Kapazitäten In Ergänzung zu dem durch das „Alpincenter Hamburg-Wittenburg“ touristisch vorge- prägten Standort ist die Errichtung des Vorhabens „Wittenburg Village“ in der Stadt Wittenburg an der Bundesautobahn (BAB) A 24 geplant (vgl. Abbildung 1). Das Vorhaben setzt sich aus den folgenden fünf Bausteinen zusammen:  Baustein 1: Factory-Outlet-Center  Baustein 2: Hotelentwicklung  Baustein 3: Feriendorf  Baustein 4: Spiel- und Sportanlagen und Anlagen für Outdoor-Aktivitäten  Baustein 5: Schwimmbad

Baustein 1: Factory-Outlet-Center Das FOC soll 60 Läden und eine maximale Verkaufsfläche von 12.600 m² umfassen. Das entspricht einer Gesamtmietfläche von ca. 15.400 m², auf der neben den Ge- schäften auch 3-4 gastronomische Betriebe integriert werden sollen. Vorgesehen ist laut Vorhabenbeschreibung, auf einer Verkaufsfläche von maximal 9.500 m² Bekleidung (inklusive Sportbekleidung), auf einer Verkaufsfläche von ma- ximal 2.500 m² Schuhe und Lederwaren sowie auf einer Verkaufsfläche von maximal 2.500 m² sonstige Sortimente anzubieten. Innerhalb der sonstigen Sortimente sollen folgende Verkaufsflächenobergrenzen gelten:  Spielwaren: maximal 200 m² Verkaufsfläche  Haushaltswaren inkl. Elektrokleingeräte: maximal 450 m² Verkaufsfläche  Glas, Porzellan, Keramik (GPK): maximal 600 m² Verkaufsfläche  Körperpflegemittel, Kosmetik: maximal 250 m² Verkaufsfläche  Haus- und Tischwäsche: maximal 400 m² Verkaufsfläche  Bettwaren, Gardinen: maximal 400 m² Verkaufsfläche  Uhren/Schmuck: maximal 250 m² Verkaufsfläche  Sonnenbrillen: maximal 150 m² Verkaufsfläche  Sportartikel: maximal 200 m² Verkaufsfläche  sonstige, vorstehend nicht genannte Sortimente: maximal 500 m² Gesamtver- kaufsfläche.

Im FOC werden ausschließlich Markenartikel mit einem Preisabschlag von mindes- tens 20 % auf die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers angeboten, die mindestens eines der folgenden Merkmale aufweisen:

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 Produkte des Vorjahres bzw. der vorigen Saison („past season“)  Zweite-Wahl-Produkte mit kleinen Fehlern („irregular“ oder „factory seconds“)  Produkte mit größeren Fehlern („damaged“)  Produkte zu Markttestzwecken („sample“)  Restposten oder Auslaufmodelle („discontinued“)  Artikel aus Überschussproduktionen („over run“).

Unter Markenartikel sind Waren zu verstehen, deren Lieferung in gleichbleibender oder verbesserter Güte von den Markeninhaber/Lizenznehmer gewährleistet wird und die selbst oder deren für die Abgabe an den Verbraucher bestimmte Umhüllung mit einem ihre Herkunft kennzeichnenden Merkmal (Firmen-, Wort- oder Bildzeichen) versehen sind.

Der Bau des FOC erfolgt als „Village“-Typ und wird architektonisch an einen nord- deutschen bzw. landestypischen Baustil angelehnt. Dem Standortbereich sollen für alle Nutzungen ca. 2.350 PKW-Stellplätze zugeord- net werden.

Baustein 2: Hotelentwicklung Geplant ist eine Erweiterung des bestehenden Hotels um ca. 130 Zimmer auf rund 250 Zimmer und damit auf dann maximal 600 Betten. Hierfür ist ein mehrstöckiger Hotelneubau angedacht.

Baustein 3: Feriendorf Das geplante Feriendorf soll 87 Ferienhäuser für jeweils 6 Personen (insgesamt 522 Betten) und einen Zentraltrakt, in dem die Rezeption, Restaurants und ein Gäste- haus mit rund 100 Zimmern (200 Betten) untergebracht sind, beinhalten.

Baustein 4: Spiel- und Sportanlagen und Anlagen für Outdoor Aktivitäten Vorgesehen sind weitere Spiel- und Sporteinrichtungen sowie Anlagen für Outdoor- Aktivitäten, wie z. B. Tennisplätze, Kletterpark, Mountain-Bike-Parcours, Golf Driving Range. Das diesbezügliche Planareal umfasst rund 8-10 ha. Die Konkretisierung er- folgt im weiteren Planungsverlauf des Projektes.

Baustein 5: Schwimmbad Zudem ist die Realisierung einer Schwimmhalle mit integriertem Bad-, Sauna- und Wellnessbereich geplant. Die Schwimmhalle soll auch zur Nutzung des schulischen Schwimmunterrichtes sowie als Sport- und Vereinsschwimmbad dienen. Die nähere Ausgestaltung erfolgt im weiteren Planungsprozess.

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Abbildung 1: Gebiet des Gesamtvorhabens „Wittenburg Village“

1 Quelle: Grafik EM auf der Grundlage der Vorhabenbeschreibung für das ROV „Wittenburg Village“

1 Hinweis: Die Anordnung der einzelnen Vorhabenbausteine kann sich im weiteren Planverfahren ändern.

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1.2 Einzugsbereich Für das FOC wurde ein Einzugsgebiet (siehe Abbildung 2) abgegrenzt, das einen Raum abbildet, aus welchem der Planungsstandort Wittenburg mit einem Zeitauf- wand von bis zu 90 Pkw-Fahrminuten erreicht werden kann. Ferner wurden bei der Einzugsgebietsabgrenzung folgende Aspekte berücksichtigt:  die Auswirkungen möglicher Wettbewerbsverflechtungen mit bereits bestehenden Outlet-Centern (Neumünster, Soltau, Wolfsburg, Berlin),  die zu erwartenden Aktivitäten und Leistungsfähigkeit des FOC Wittenburg,  die verkehrlichen, topografischen, naturräumlichen Gegebenheiten,  die sich durch Raum-Zeit-Distanzen ergebenen Einkaufsorientierungen der Wohnbevölkerung,  die administrative Gliederung innerhalb des Untersuchungsraumes.

Abbildung 2: Einzugsgebiet des Planvorhabens

Quelle: Vorhabenbeschreibung für das ROV „Wittenburg Village“

Aufgrund der o. g. Wettbewerbsstandorte wird der Einzugsbereich des FOC im Süd- westen und Nordwesten deutlich und im Südosten geringfügig gestaucht. Damit um- fasst das abgegrenzte Einzugsgebiet ausgehend von der Stadt Wittenburg folgenden Raum:

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 im Norden: bis zur Ostseeküste als natürliche Barriere  im Nordosten: weiteste Ausdehnung entlang der BAB 19 und 20 bis zur Hanse- stadt  im Nordwesten: bis ins Umland von Lübeck (Stauchung durch Outlet-Center Neumünster)  im Osten: entlang der BAB A 19 und BAB A 24 bis zum Autobahndreieck Wittstock / Dosse (leichte Stauchung durch Outlet-Center Berlin)  im Süden: zwischen BAB A 7 und BAB A 24 bis zur nördlichen Landesgrenze Sachsen-Anhalts  im Südwesten: bis nördlich der BAB A 39 (Stauchung durch Outlet-Center Soltau)  im Westen: bis ins Zentrum Hamburgs (Stauchung durch Outlet-Center Neu- münster).

Das Einzugsgebiet ist in 3 Intensitätszonen (Zone I bis Zone III) unterteilt worden. Für das gesamte Einzugsgebiet werden insgesamt 3 Mio. Einwohner ausgewiesen. Da- von entfallen ca. 3,3 % (ca. 99.000 Einwohner) auf die Zone I (Naheinzugsgebiet), ca. 65,2 % (ca. 1,9 Mio. Einwohner) auf die Zone II (mittleres Einzugsgebiet) und ca. 31,5 % (ca. 0,9 Mio. Einwohner) auf die Zone III (Ferneinzugsgebiet).

1.3 Zielgruppen, Besucher und Umsätze Aufgrund der Vielseitigkeit des Angebotes werden mehrere / unterschiedliche Ziel- gruppen angesprochen:  Die typische Zielgruppe des FOC sind Kunden mit mittlerem bis hohem Einkom- men, die sowohl preis- als auch qualitäts- und markenorientiert sind. Es wird ge- schätzt, dass diese Besuchergruppe rund 66 % der Besucherfrequenz des Ge- samtvorhabens stellen wird.  Die wesentliche Zielgruppe des Hotels am Alpincenter sind Individualreisende, Ski- Teams, Geschäftsleute, Tagungsgruppen und Touristik-Gruppen.  Die primäre Zielgruppe des Feriendorfes sind Familien. Sie orientieren stärker auf Urlaubsarten wie Erholungs- und Aktivurlaub. Familienurlauber wählen Mecklen- burg-Vorpommern vor allem wegen des Naturerlebnisses (z. B. im Biosphärenre- servat Schaalsee) als Tourismusdestination.

Durch die Realisierung des „Wittenburg Village“ werden rund 1,5 Mio. Jahresbesu- cher erwartet. Davon wird mit rund 1,0 Mio. Besuchern das FOC der zahlenmäßig stärkste Magnet sein. Es wird geschätzt, dass die Hotelerweiterung und das Ferien- dorf rund 225.000 zusätzliche Besucher generieren werden. Hinsichtlich des FOC beläuft sich die jährliche Umsatzerwartung auf 51,3 Mio. €. Für Hotel, Gastronomie, Ferienhäuser und Schwimmbad wird ein Umsatz von insgesamt 18,25 Mio. € / Jahr erwartet.

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1.4 Investitionen und Arbeitsplätze Das prognostizierte Investitionsvolumen beträgt insgesamt 71,6 Mio. €. Davon entfal- len:  38,6 Mio. € auf das FOC (Baustein 1),  4,0 Mio. € auf die Hotelerweiterung (Baustein 2)  23,0 Mio. € auf das Feriendorf (Baustein 3) und  6,0 Mio. € auf das Schwimmbad (Baustein 5). Das Investitionsvolumen für den Baustein 4 (Spiel- und Sportanlagen und Anla- gen für Outdoor-Aktivitäten) ist gegenwärtig noch nicht quantifizierbar. Insgesamt werden voraussichtlich 570 vollzeitäquivalente Arbeitsplätze geschaffen:  Hinsichtlich des FOC wird von 10 Mitarbeitern für die Managementgesellschaft (MG) und von rund 490 Mitarbeitern bei den Mietern ausgegangen. Unter Berück- sichtigung der durch Teilzeit- und Aushilfskräfte geleisteten Stunden ergeben sich damit für das FOC rechnerisch rund 330-340 Vollzeitstellen. Der durch die MG und die Mieter aufgebrachte Personalaufwand beträgt voraussichtlich rund 9,6 Mio. € / Jahr. Die Bruttoentgelte werden sich damit auf rund 7,7 Mio. € / Jahr be- laufen.  Im Bereich Feriendorf / Hotelerweiterung / Schwimmbad wird von 230 zusätzli- chen Vollzeitstellenäquivalenten ausgegangen. Daraus resultieren Personalkos- ten in Höhe von rund 6,0 Mio. € / Jahr. Voraussichtlich belaufen sich die Brutto- entgelte für die Arbeitnehmer somit auf 4,8 Mio. € /Jahr. Es wird erwartet, dass die Realisierung des Projektes „Wittenburg Village“ dazu bei- tragen wird, den langfristigen Betrieb des Alpincenters zu sichern, regionale Wert- schöpfung zu generieren und touristische Impulse in Westmecklenburg zu setzen. Insbesondere soll das FOC Motor dieser Entwicklung sein.

2. Räumliche Lage Das ca. 35 ha große Vorhabengebiet befindet sich auf dem Gemeindegebiet der Stadt Wittenburg am nordöstlichen Stadtrand, etwa zwei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Die Ortsumgehung von Wittenburg teilt das Vorhabengebiet in zwei Hälften (vgl. Abb. 1). Das Gebiet grenzt direkt an das bestehende Alpincenter Hamburg-Wittenburg an, wobei Teilbereiche bereits heute durch das Alpincenter genutzt werden. Die übrigen vorhabenrelevanten Planungsflächen unterliegen derzeit einer landwirtschaftlichen Nutzung. In südlicher und westlicher Richtung befinden sich gewerblich genutzte Flä- chen in unmittelbarer Nähe zum Vorhabengebiet, nördlich und östlich schließen sich landwirtschaftliche Flächen an. Das Vorhabengebiet befindet sich weniger als einen Kilometer von der Autobahnan- schlussstelle Wittenburg (BAB A 24) entfernt. Die Landeshauptstadt Schwerin ist rd. 30 Kilometer vom Vorhabengebiet entfernt, Hamburg rd. 80 Kilometer und Berlin rd. 215 Kilometer.

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3. Träger des Vorhabens Träger des Vorhabens ist die Wittenburg Village GmbH. Bei der Wittenburg Village GmbH handelt es sich um eine Projektgesellschaft, deren Gesellschafter zu gleichen Teilen die Ontwikkelfonds NV und die Hotel Hamburg-Wittenburg van der Valk GmbH sind. Der Vorhabenträger hat seinen Sitz in Wittenburg. Die Geschäftsanschrift lautet Zur Winterwelt 1, 19243 Wittenburg.

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C. BESCHREIBUNG DES ANGEWANDTEN VERFAHRENS

1. Einleitung

Aufgrund der Art und Größe und der zu erwartenden raumrelevanten Auswirkungen des Vorhabens war die Durchführung eines Raumordnungsverfahrens (ROV) erfor- derlich. Das ROV ist ein dem Zulassungs- und Genehmigungsverfahren vorgelager- tes Prüf- und Abstimmungsverfahren. Die gesetzliche Grundlage bilden § 15 Raum- ordnungsgesetz (ROG) in Verbindung mit der Raumordnungsverordnung und § 15 Landesplanungsgesetz Mecklenburg-Vorpommern (LPlG M-V). Das ROV dient der Überprüfung eines Vorhabens hinsichtlich der Übereinstimmung mit den Erfordernis- sen der Raumordnung sowie der Abstimmung mit sonstigen Planungen und Maß- nahmen. Auch für die Schutzgüter der Umweltverträglichkeitsprüfung bilden die Er- fordernisse der Raumordnung den Bewertungsmaßstab. Die Prüfung der Verträg- lichkeit des Vorhabens mit den Schutzzielen für europäische Schutzgebiete gemäß § 34 Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz – BNatSchG) sowie die Übereinstimmung des Vorhabens mit den gesetzlichen Best- immungen des Artenschutzes gemäß § 44 BNatSchG sind ebenfalls Bestandteile des ROV. Das Ergebnis der im ROV eingeschlossenen raumordnerischen Umwelt- verträglichkeitsprüfung muss gemäß § 15 Abs. 2 Satz 2 LPlG M-V im Rahmen der landesplanerischen Beurteilung berücksichtigt werden. Diese Prüfungen werden in- soweit durchgeführt, wie sie für eine Einschätzung der Zulässigkeit des Vorhabens in der geplanten Art und Größe beim gegenwärtigen Planungsstand möglich und erfor- derlich sind. Fachgesetze und -verordnungen werden in die Ermittlung der Verein- barkeit der Auswirkungen des Vorhabens mit den Erfordernissen der Raumordnung einbezogen, indem eine mögliche Betroffenheit auf Grundlage des vorliegenden (noch nicht abschließenden) Planungsstandes des Vorhabens abgeschätzt wird. Zu- ständig für die Durchführung des Raumordnungsverfahrens für das Vorhaben Wit- tenburg Village ist das Amt für Raumordnung und Landesplanung Westmecklenburg als untere Landesplanungsbehörde. Stellt sich im Ergebnis des ROV heraus, dass gegen ein Ziel der Raumordnung ver- stoßen wird, hat der Bundesgesetzgeber im Raumordnungsgesetz (§ 6 Abs. 2 ROG) die Möglichkeit der Zielabweichung vorgesehen. Damit kann das Vorhaben realisiert werden, sofern die Abweichung unter raumordnerischen Gesichtspunkten vertretbar ist und die Grundzüge der Planung nicht berührt werden. Antragsberechtigt sind die öffentlichen Stellen und die Personen des Privatrechts, die das Ziel, von dem eine Abweichung zugelassen werden soll, zu beachten haben. Im Landesplanungsgesetz M-V § 5 Abs. 6 ist ergänzend zu § 6 Abs. 2 ROG das Einvernehmen mit den jeweils berührten Fachministerien vorgesehen. Zuständige Behörde für das Einholen des Einvernehmens ist in Mecklenburg-Vorpommern das Ministerium für Energie, Infra- struktur und Digitalisierung als oberste Landesplanungsbehörde. Für den Vorhabenbaustein FOC war die Durchführung eines Zielabweichungsverfah- rens (ZAV) erforderlich. Detaillierte Hintergründe dazu werden im folgenden Punkt C.2 ausgeführt. Das Ergebnis des ZAV wird in die landesplanerische Beurteilung des Raumordnungsverfahrens übernommen.

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2. Zeitablauf Mit Schreiben vom 12.05.2015 hat der Vorhabenträger dem Amt für Raumordnung und Landesplanung Westmecklenburg die mit der Stadt Wittenburg abgestimmte Planungsanzeige zum Vorhaben übersandt. Das Ministerium für Energie, Infrastruk- tur und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern (EM; heute: Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung M-V) als oberste Landesplanungsbehörde wurde über die Planungsabsichten parallel in Kenntnis gesetzt. Das EM hat darauf- hin dem Vorhabenträger und nachrichtlich der Stadt Wittenburg mit Schreiben vom 19.05.2015 mitgeteilt, dass ein Teil des Vorhabens, nämlich das Factory-Outlet- Center (FOC), den Zielen der Raumordnung und Landesplanung zur Entwicklung des großflächigen Einzelhandels gemäß Landesraumentwicklungsprogramm Meck- lenburg-Vorpommern (LEP 2016 M-V) und Regionalem Raumentwicklungsprogramm Westmecklenburg (RREP 2011 WM) widerspricht. Mit Schreiben vom 24.09.2015 hat die Stadt Wittenburg einen Zielabweichungsan- trag zum FOC bei der obersten Landesplanungsbehörde gestellt. Der Antrag wurde mit Bezug auf das LEP 2016 M-V mit Schreiben der Stadt Wittenburg vom 06.07.2016 angepasst, jedoch im Grunde bestätigt. Das Amt für Raumordnung und Landesplanung Westmecklenburg als untere Lan- desplanungsbehörde wurde vom EM mit Schreiben vom 11.02.2016, auf der Grund- lage von § 15 Landesplanungsgesetz, mit der Durchführung des ROV beauftragt. Im ROV ist die Einbeziehung der Öffentlichkeit vorgesehen. Am 18.02.2016 fand unter der Leitung des Amtes für Raumordnung und Landespla- nung Westmecklenburg die Anlaufberatung statt. Zweck der Beratung war die Fest- legung des Untersuchungsrahmens für das ROV. Dementsprechend wurden der In- halt, der Umfang und die Methoden der Untersuchungen festgelegt. Das Ergebnis wurde mit Protokoll vom 29.04.2016 festgehalten und den Beteiligten mitgeteilt. Die Verfahrensunterlagen wurden hinsichtlich der im Rahmen der Anlaufberatung vorge- brachten relevanten Forderungen und Anregungen ergänzt und abschließend vom Amt für Raumordnung und Landesplanung Westmecklenburg auf Vollständigkeit und Plausibilität geprüft. Die öffentliche Auslegung der Verfahrensunterlagen erfolgte vom 26.09.20162 bis zum 08.11.2016. Die Verfahrensunterlagen lagen währenddessen in der Stadtver- waltung Wittenburg, Amt für Bau- und Ordnungsangelegenheiten, Molkereistraße 4, 19243 Wittenburg, 2.OG sowie im Landkreis Ludwigslust-Parchim am Verwaltungs- sitz Parchim, Putlitzer Str. 25, 19370 Parchim, Raum 209 und im Landkreis Ludwigs- lust-Parchim am Standort Ludwigslust, Garnisonsstr. 1, 19288 Ludwigslust, Fach- dienst Regionalmanagement und Europa, Raum A 317 zu den Dienstzeiten aus. Zu- sätzlich wurden die Verfahrensunterlagen im selben Zeitraum auf der Internetseite „http://www.raumordnung-mv.de“ veröffentlicht. Im Vorfeld erfolgte die Bekanntmachung der öffentlichen Auslegung im Amtsblatt der Stadt Wittenburg („Wittenburger Stadt- und Landbote“), im Amtsblatt des Landkreises Ludwigslust-Parchim („Unser Landkreisbote“) und im Regionalteil der Schweriner Volkszeitung (SVZ) in Form einer Anzeige bzw. Annonce. Bis zum 08.11.2016 konnten Anregungen und Bedenken zu den Planungsunterlagen schriftlich oder per Mail an das Amt für Raumordnung und Landesplanung West-

2 Somit stellt der 26.09.2016 den Starttermin des ROV dar.

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mecklenburg übermittelt werden. Anträge auf Fristverlängerung wurden gewährt. Im Rahmen der Beteiligung gingen 36 Stellungnahmen kommunaler Körperschaften und Träger öffentlicher Belange ein. Davon bezogen sich 22 Stellungnahmen auf das für ein Zielabweichungsverfahren relevante FOC. Von Betroffenen und Anwohnern wur- den im Rahmen der öffentlichen Auslegung keine Stellungnahmen abgegeben. Am 07.07.2017 eröffnete das EM die Ressortbeteiligung der beiden berührten Fach- ministerien für Inneres und Europa sowie Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit zum ZAV. Das Einvernehmen zur Zielabweichung wurde von den Fachministerien mit Schreiben vom 01.08.2017 bzw. 21.09.2017 erteilt. Das ROV wird mit der Veröffentlichung der landesplanerischen Beurteilung abge- schlossen.

3. Die Beteiligten Insgesamt wurden die folgenden 90 kommunalen Körperschaften, Träger öffentlicher Belange und nach Bundesnaturschutzgesetz anerkannten Naturschutzverbände im Verfahren beteiligt: - Abwasserzweckverband Sude-Schaale - Amt Boizenburg-Land(*) - Amt (*) - Amt Dömitz-Malliß(*) - Amt Dorf Mecklenburg-Bad Kleinen(*) - Amt Eldenburg Lübz(*) - Amt für Raumordnung und Landesplanung Mecklenburgische Seenplatte(*) - Amt für Raumordnung und Landesplanung Region Rostock - Amt für regionale Landesentwicklung Lüneburg(*) - Amt (*) - Amt Goldberg-Mildenitz(*) - Amt (*) - Amt Grevesmühlen-Land(*) - Amt Hagenow-Land(*) - Amt Klützer Winkel(*) - Amt Ludwigslust-Land(*) - Amt Lützow-Lübstorf(*) - Amt (*) - Amt Neukloster-Warin(*) - Amt Neustadt-Glewe(*) - Amt (*) - Amt (*) - Amt (*)

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- Amt Schönberger Land(*) - Amt Sternberger Seenlandschaft(*) - Amt (*) - Amt Wittenburg(*) - Amt (*) - Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen der Freien und Hansestadt Ham- burg(*) - Bergamt Stralsund - Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)(*) - DEHOGA Mecklenburg-Vorpommern e.V. – Deutscher Hotel- und Gaststätten- verband Landesverband Mecklenburg-Vorpommern(*) - edis AG Regionalbereich Nord-Mecklenburg(*) - Erzbistum Hamburg(*) - Evangelisch-Lutherischer Kirchenkreis Mecklenburg(*) - Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg - Handelsverband Nord e.V. - Handwerkskammer Schwerin(*) - Hansestadt Lübeck(*) - Hansestadt Rostock(*) - Hansestadt Wismar - Industrie- und Handelskammer zu Schwerin - Insel Poel(*) - Kreisbauernverband Ludwigslust e.V.(*) - Kreisbauernverband e.V.(*) - Landesamt für Kultur und Denkmalpflege(*) - Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg- Vorpommern(*) - Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern(*) - Landesamt für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei, Brand- und Katastro- phenschutz - Landesforst Mecklenburg-Vorpommern(*) - Landeshauptstadt Schwerin - Landesjagdverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.(*) - Landkreis Ludwigslust-Parchim - Landkreis Mecklenburgische Seeplatte - Landkreis Nordwestmecklenburg(*) - Landkreis Rostock(*)

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- Landkreistag Mecklenburg-Vorpommern(*) - Metropolregion Hamburg(*) - Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung Mecklenburg- Vorpommern(*) - Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg(*) - Ministerium für Inneres und Sport Mecklenburg-Vorpommern(*) - Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt - Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg- Vorpommern - Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern - Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern – Staatskanzlei(*) - Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein – Staatskanzlei - Naturschutzbund Mecklenburg-Vorpommern e.V.(*) - Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher- schutz(*) - Regionaler Planungsverband Westmecklenburg(*) - Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg - Stadt Bad Doberan(*) - Stadt Boizenburg/Elbe(*) - Stadt Grevesmühlen - Stadt Güstrow - Stadt Hagenow - Stadt Lübtheen(*) - Stadt Ludwigslust - Stadt Parchim - Stadt Wittenburg - Städte- und Gemeindetag Mecklenburg-Vorpommern e.V.(*) - Straßenbauamt Schwerin - Tourismusverband Mecklenburg-Schwerin e.V.(*) - Verband der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels Nord e.V. - Wasser- und Bodenverband Boize-Sude-Schaale(*) - Wasserbeschaffungsverband Sude-Schaale - WEMAG AG - Wirtschaftsförderungsgesellschaft Südwestmecklenburg mbH.

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Die mit (*) gekennzeichneten kommunalen Körperschaften, Träger öffentlicher Belan- ge und nach Bundesnaturschutzgesetz anerkannten Naturschutzverbände haben sich im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung nicht geäußert.

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D. ZUSAMMENGEFASSTE INHALTE DER STELLUNGNAHMEN UND ERMITTELTE TATSACHEN Im Folgenden werden die wesentlichen Aussagen in zusammengefasster Form wie- dergegeben, wobei das Datum der für die aufgeführten Belange maßgeblichen Stel- lungnahme benannt wird.

1. Abwasserzweckverband Sude-Schaale Der Abwasserzweckverband Sude-Schale teilt in seiner gemeinsamen Stellungnah- me mit dem Wasserbeschaffungsverband Sude-Schale vom 27.10.2016 mit, dass keine Einwände gegen das Vorhaben „Wittenburg Village“ bestehen. Die Ver- und Entsorgung der geplanten Anlage ist grundsätzlich möglich. Hinsichtlich der vorge- legten Planungsunterlagen wird folgender Hinweis erteilt und um Korrektur gebeten:

Die nicht zutreffende Ausführung auf Seite 48, unter Punkt 2.2.1 „Bestandsanalyse Grund- und Oberflächenwasser“ der Umweltverträglichkeitsstudie zum ROV ist wie folgt zu korrigieren: „Die nächstgelegene Ausgrenzung von Trinkwasserschutzzonen liegt im Nordosten des Vorhabens (TWSZ Zwölf Apostel, in ca. 1,5 km Entfernung).“

2. Amt für Raumordnung und Landesplanung Mittleres Mecklen- burg/Rostock Das Amt für Raumordnung und Landesplanung Mittleres Mecklenburg/Rostock (AfRL MM/R) teilt in seiner Stellungnahme vom 08.11.2016 mit, dass keine Bedenken ge- genüber dem Vorhaben „Wittenburg Village“ bestehen.

3. Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. lehnt in seiner Stellungnahme vom 08.11.2016 in Abstimmung mit dem regional zuständigen Kreisbauernverband Ludwigslust e.V. die im Rahmen des Gesamtvorhabens „Wittenburg Village“ geplan- te Errichtung eines Feriendorfes auf landwirtschaftlich genutzten Flächen östlich der L 04 ab.

4. Bergamt Stralsund Das Bergamt Stralsund teilt in seiner Stellungnahme vom 12.10.2016 mit, dass das Vorhaben “Wittenburg Village“ keine bergbaurechtlichen Belange nach Bundesberg- gesetz (BBergG) sowie Belange nach Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) berührt. Vom Bergamt Stralsund werden keine Einwände oder ergänzende Anregungen zum Vorhaben vorgebracht.

5. Gemeinde Bobzin Die Gemeinde Bobzin befürwortet in ihrer Stellungnahme vom 19.10.2016 das Vor- haben „Wittenburg Village“. Aus Sicht der Gemeinde trägt das Vorhaben dazu bei, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Zudem wird die geplante Schwimmhalle als Berei- cherung für die umliegenden Orte gesehen.

6. Gemeinde Setzin Die Gemeinde Setzin begrüßt in ihrer Stellungnahme vom 06.10.2016 das Vorhaben „Wittenburg Village“ ausdrücklich. Die Gemeinde Setzin weist darauf hin, dass es

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einer Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur bedarf, um für Besucher eine attraktive und sichere Verbindung von Wittenburg zum UNESCO Biosphärenreservat Fluss- landschaft Elbe zu schaffen. Konkret wird in der Stellungnahme auf den schlechten Zustand der K 12 im Bereich von Körchow und Setzin hingewiesen. Weiterhin erforderlich ist es aus Sicht der Gemeinde Setzin, den Lückenschluss im Radwegenetz zwischen Körchow (Stadt Wittenburg) über Setzin zur B 321 zu reali- sieren.

7. Gemeinde Wittendörp Die Gemeinde Wittendörp befürwortet in ihrer Stellungnahme vom 01.11.2016 das Vorhaben „Wittenburg Village“. Die Gemeinde sieht in dem Vorhaben die Möglichkeit einer dauerhaften Attraktivitätssteigerung der Region und eine Chance zur touristi- schen Profilierung und nachhaltigen Entwicklung. Die Gemeinde ist davon überzeugt, dass „Wittenburg Village“ positive regionalwirtschaftliche Effekte erzeugen wird, u.a. in Form einer höheren Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen sowie der Schaffung neuer bzw. der Sicherung vorhandener Arbeitsplätze. Die Gemeinde Wittendörp macht darauf aufmerksam, dass das Vorhaben bereits dazu geführt hat, dass sich Kommunen der Region – darunter auch die Gemeinde Wittendörp – zur Verwirklichung eines gemeinsamen Tourismuskonzeptes, S3 – Se(h)en, Shopping, Spaß zusammengeschlossen haben.

8. Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg Die Gemeinsame Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg (GL Berlin- Brandenburg) geht in ihrer Stellungnahme vom 15.12.2016 davon aus, dass die ge- plante Errichtung eines FOC am Standort Wittenburg mit Auswirkungen auf die Zen- tren im Nordwesten des Landes Brandenburg verbunden sein wird. Hinsichtlich des Einzugsgebietes des FOC weist die GL Berlin-Brandenburg darauf hin, dass ein wesentliches Charakteristikum für die Abgrenzung der Einzugsgebiete von FOC die gegenüber anderen Einzelhandelsvorhaben stärkere Orientierung an Isochronen und ein überaus ausgeprägtes autoorientiertes Kunden- bzw. Besucher- verhalten ist. Daher geht die GL Berlin-Brandenburg davon aus, dass die Stadt Wittstock/Dosse aufgrund ihrer Lagegunst und Entfernung zum Standort Wittenburg in das Einzugsgebiet des FOC einzurechnen sei. Ferner geht die GL Berlin- Brandenburg davon aus, dass sich mit der Fertigstellung der BAB 14 die Verbin- dungsqualität zwischen den Städten Wittenberge, Perleberg und Wittenburg erhöhen wird und es so evtl. zu einer Veränderung der Zonenzuordnung der Brandenburger Städte innerhalb des Einzugsgebietes kommt. Ob für die genannten Brandenburger Zentren tatsächlich negative städtebauliche und raumordnerische Auswirkungen durch das FOC ausgeschlossen werden können, hält die GL Berlin-Brandenburg für nicht schlüssig belegt. Eine Beeinträchtigung der Funktion der Zentren kann aus Sicht der GL Berlin-Brandenburg nicht ausgeschlossen werden.

9. Handelsverband Nord e.V. Der Handelsverband Nord e.V. bewertet in seiner Stellungnahme vom 18.10.2016 das „Wittenburg Village“ nicht als Gesamtkomplex, sondern das FOC und die touris- tische Infrastruktur getrennt voneinander. Der Handelsverband stellt fest, dass eine Realisierung des FOC Wittenburg an dem vorgesehenen, nicht integrierten Standort aufgrund des Handels mit zentrenrelevan- ten Sortimenten grundsätzlich nicht in Betracht kommt. Eine Besonderheit des Wa- renangebotes gegenüber den Oberzentren Schwerin, Hamburg oder Lübeck, die

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raumordnerisch eine Ansiedlung eines FOC in Wittenburg als Sonderfall rechtfertigen würde, ist laut Handelsverband nicht gegeben. Darüber hinaus äußert der Verband Bedenken, Hamburg in das Einzugsgebiet des FOC mit einzubeziehen. Angesichts der bekannteren und größeren Standorte Soltau und Neumünster, die zudem noch dichter an Hamburg liegen, sieht der Handelsverband die Inanspruchnahme der dor- tigen Angebote durch die Einwohner Hamburgs als gegeben. Entsprechend zweifelt der Verband die im Rahmen der Auswirkungsanalyse errechneten Zahlen für das Einzugsgebiet im Bereich Hamburgs als viel zu hoch an. Ohne Hamburg zu berück- sichtigen, würde sich der prognostizierte Umsatz des FOC nahezu halbieren oder aber sich zu Lasten Westmecklenburgs und seiner Zentrenstruktur anders verteilen. Der Handelsverband Nord fordert in seiner Stellungnahme, das Einzugsgebiet des FOC noch einmal hinsichtlich seiner Größe zu hinterfragen. Des Weiteren kritisiert der Handelsverband Nord, dass die Tourismusstudie zum FOC Wittenburg vom Ansatz ausgeht, dass das FOC bereits fester Bestandteil des „Wittenburg Village“ ist und nicht untersucht, wie sich Feriendorf und Alpincenter al- leine behaupten. Aus diesem Grund empfiehlt der Handelsverband, die Tourismus- studie entsprechend zu überarbeiten. Nach Einschätzungen des Verbandes ist es möglich, die touristischen Einrichtungen auch ohne ein FOC wirtschaftlich betreiben zu können.

10. Hansestadt Uelzen Die Hansestadt Uelzen hat sich bereits mit Schreiben vom 02.05.2016 kritisch ge- genüber dem geplanten Vorhaben geäußert. In ihrer Stellungnahme vom 07.11.2016 schließt die Hansestadt Uelzen nicht aus, dass vom FOC Wittenburg negative Aus- wirkungen auf das Mittelzentrum Uelzen ausgehen können. Zudem kritisiert die Han- sestadt die Gestaltung des FOC-Einzugsgebietes. Eine „Stauchung“ im südwestli- chen Teilbereich des Einzugsgebiets – begründet durch das Designer Outlet Center (DOC) Soltau – ist aus Sicht der Stadt nicht nachvollziehbar. Darüber hinaus schließt sich die Hansestadt Uelzen der Stellungnahme des Landkreises Uelzen vom 04.11.206 vollumfänglich an.

11. Hansestadt Wismar In ihrer Stellungnahme vom 07.11.2016 bewertet die Hansestadt Wismar das Vorha- ben „Wittenburg Village“ aufgrund seines nicht in einem adäquaten Siedlungszent- rum integrierten Standortes kritisch. Allerdings geht die Stadt Wismar davon aus, dass die Errichtung des FOC aufgrund der Entfernung zur Stadt Wittenburg kaum Auswirkungen auf das Welterbe und den Einzelhandel in der Wismarer Altstadt ha- ben wird. Die Hansestadt Wismar weist darauf hin, dass die Darstellung des „Reisegebietes Westmecklenburg“ in der Tourismusstudie missverständlich sei. Zur Planungsregion Westmecklenburg gehöre neben dem Landkreis Ludwigslust-Parchim und der Lan- deshauptstadt Schwerin auch der Landkreis Nordwestmecklenburg. Entsprechend sollten die Auswirkungen des Vorhabens auf das bestehende Erlebnisbad Wonne- mar und die vorhandenen Hotelkapazitäten in der Hansestadt Wismar in die Touris- musstudie aufgenommen werden.

12. Industrie- und Handelskammer zu Schwerin Die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin (IHK) kritisiert in ihrer Stellungnah- me vom 08.11.2016 die Standortwahl des geplanten FOC im Grundzentrum Witten- burg.

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Hinsichtlich des Gutachtens „Auswirkungsanalyse zur möglichen Realisierung eines Factory-Outlet-Centers in der Stadt Wittenburg (LK Ludwigslust-Parchim)“ gibt die IHK folgende Hinweise, die es seitens der Gutachterin nachzubessern gilt:  Die Größenordnung der angenommenen Umsatzverteilung aus Hamburg er- scheint mit Blick auf das bestehende DOC in Neumünster unrealistisch. Wech- selwirkungen mit dem DOC Neumünster sind genauer zu untersuchen und in die Abwägung einfließen zu lassen.  Die Kompensation geringerer Einnahmen als geplant durch Hamburger Kunden darf nicht durch erhöhte Umsatzabschöpfung aus dem näheren Einzugsgebiet er- folgen.  Die Mittelzentren des Landkreises Nordwestmecklenburg, Wismar und Greves- mühlen liegen im mittleren Einzugsgebiet des Vorhabens. Deren Angebots- und Wettbewerbssituation im Einzelhandel ist daher mit einer umfassenden Analyse im Kapitel 5 zu ergänzen.  Mögliche Aus- und Wechselwirkungen durch die Errichtung eines Luxus Outlet Centers (LOC) in Parchim oder eines FOC in Schwerin sind im Gutachten zu be- trachten und einzuschätzen.  Bei der Bewertung der Verträglichkeit von Umverteilungsquoten und der daraus resultierenden möglichen städtebaulichen Auswirkungen ist auch der Online- Handel als Belastung für den stationären Einzelhandel zu bewerten und einzu- ordnen.  Im weiteren Planungsverfahren müssen klare und verbindliche Vorgaben in Be- zug auf Sortimentsstruktur, zusätzlicher gastronomischer Einrichtungen und Öff- nungszeiten des FOC festgeschrieben werden, die den Einfluss auf die zentralen Versorgungsbereiche der umliegenden Zentren so verträglich wie möglich gestal- ten. Effektive Kontrollmechanismen sind einzurichten.

Im Bereich Tourismus sollte das in Aufstellung befindliche Regionalkonzept und des- sen Ergebnisse verbindlich in die Planung integriert werden.

13. Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg- Vorpommern Das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern teilt am 25.10.2016 schriftlich mit, im Rahmen des Beteiligungsverfahrens keine Stel- lungnahme abzugeben.

14. Landesamt für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei, Brand- und Katastrophenschutz Laut Stellungnahme des Landesamtes für zentrale Aufgaben und Technik der Poli- zei, Brand- und Katastrophenschutz (LPBK M-V) vom 27.10.2016 bestehen aus Sicht der landesrelevanten Gefahrenabwehr beim Brand- und Katastrophenschutz keine Bedenken.

Außerhalb der öffentlichen Belange weist das Landesamt darauf hin, dass in Meck- lenburg-Vorpommern Munitionsfunde nicht auszuschließen sind. Gemäß § 52 LBauO ist der Bauherr für die Einhaltung der öffentlich-rechtlichen Vorschriften verantwort- lich. Insbesondere wird auf die allgemeinen Pflichten als Bauherr hingewiesen, Ge- fährdungen für auf der Baustelle arbeitende Personen so weit wie möglich auszu- schließen. Dazu kann auch die Pflicht gehören, vor Baubeginn Erkundungen über eine mögliche Kampfmittelbelastung des Baufeldes einzuholen. Konkrete und aktuel-

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le Angaben über die Kampfmittelbelastung (Kampfmittelbelastungsauskunft) der in Rede stehenden Fläche erhält der Vorhabenträger gebührenpflichtig beim Muniti- onsbergungsdienst des LPBK M-V. Ein entsprechendes Auskunftsersuchen wird rechtzeitig vor Bauausführung empfohlen.

15. Landeshauptstadt Schwerin Die Landeshauptstadt Schwerin legt in ihrer Stellungnahme vom 08.11.2016 Ein- spruch gegen das Vorhaben „Wittenburg Village“ ein. Den Widerspruch begründet die Stadt Schwerin u.a. dadurch, dass das Vorhaben nicht raumverträglich ist und die zu erwartenden Verluste für den Schweriner Einzelhandel erheblich gravierender ausfallen werden als dies vom Vorhabenträger dargestellt wird. Ein maßgeblicher Grund hierfür liegt in der Annahme einer unrealistischen Umsatzverteilung im Ein- zugsgebiet. Die Landeshauptstadt Schwerin hat mit dem Unternehmen Dr. Lademann & Partner – Gesellschaft für Unternehmens- und Kommunalberatung mbH einen externen Gut- achter zur Beurteilung einbezogen und das erstellte Gutachten der Stellungnahme vom 08.11.2016 beigefügt.

Bereits mit Schreiben vom 01.08.2016 informierte die Landeshauptstadt Schwerin über den durch die Stadtvertretung Schwerin am 11.07.2016 getroffenen Beschluss zum Widerspruch bezüglich des geplanten FOC. Laut Schreiben der Landeshaupt- stadt Schwerin vom 29.03.2017 wurde seitens der Stadtvertretung Schwerin der Wi- derspruch am 20.03.2017 bestätigt.

16. Landkreis Ludwigslust-Parchim Vom Landkreis Ludwigslust-Parchim (LK LUP) liegt zum Vorhaben „Wittenburg Vil- lage“ eine Stellungnahme vom 26.10.2016 vor. a) Fachdienst Kreis- und Verkehrsplanung, Tourismus Die Kreisplanung unterstützt das Vorhaben grundsätzlich. Aus Sicht der Kreispla- nung kann „Wittenburg Village“ positive Effekte für die künftige wirtschaftliche und touristische Entwicklung der Region Westmecklenburg haben und einen Betrag zur regionalen Attraktivitätssteigerung leisten. Die Kreisplanung weist darauf hin, dass die vorliegenden Planungsunterlagen hin- sichtlich der Verortung der vorgesehenen Schwimmhalle nicht kongruent sind. In der Verkehrsuntersuchung von „Zacharias Verkehrsplanungen“ wird diese im Bereich des künftigen Ferienressorts unter Neuschaffung des Knotenpunktes 6 (K 6) verortet. In der Vorhabenbeschreibung erfolgt die Verortung der Schwimmhalle hingegen süd- lich der Straße „Wölzower Weiden“ in der Nähe des K 2. Sollte die Schwimmhalle entgegen der Verkehrsuntersuchung tatsächlich südlich der Straße „Wölzower Wei- den“ errichtet werden, hätte dies Auswirkungen auf die in der Verkehrsuntersuchung ermittelten Verkehrsströme. Hier ist eine Klärung aus Sicht der Kreisplanung drin- gend geboten.

Die Verkehrsplanung bringt im Rahmen der Stellungnahme einen neuen Vorschlag für eine optimierte Verkehrsführung ein:  Die Kfz-Erschließung sollte über den K 2 durch einen Anschluss an den Kreisver- kehr oder durch eine Einmündung in die Straße "Wölzower Weiden" erfolgen. Der K 6 (für Kfz) könnte somit entfallen. Über die notwendigen technischen Ausbau-

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parameter wird auf die Stellungnahme der Straßenverkehrsbehörde des Land- kreises zu diesen Alternativen verwiesen.  Für die Radfahrer und Fußgänger ist eine kreuzungsfreie und behindertengerech- te Querung weiter notwendig. Diese sollte als Tunnel oder Brücke über bzw. unter die Landesstraße führen, damit eine Querung gefahrlos möglich ist.  Ein Ausbau von Radwegen an der L 04 wird in Bezug auf den touristischen Rad- verkehr kritisch gesehen, da hierfür Radwege abseits von klassifizierten Straßen zu bevorzugen sind. Eine Anbindung des Zentrums von Wittenburg ist hier die bessere Alternative. Von hier bestehen (touristische) Radwegeverbindungen in al- le Richtungen. Ein straßenbegleitender Radwegebau an der Kreisstraße 27 von Wittenburg nach Radelübbe wird als sehr ambitioniert angesehen und bedarf ei- ner gründlichen Kosten-Nutzen-Analyse. Der Fokus sollte hier auf die Verbesse- rung der Wegequalität der bestehenden touristischen Radwegverbindungen ge- legt werden.  Die in der Verkehrsuntersuchung von Zacharias vorgeschlagene Einrichtung ei- nes Haltepunktes an der Bahnlinie sollte geprüft werden.

Ferner legt die Verkehrsplanung dar, dass zu dem o.g. Vorschlag der Verkehrspla- nung die Straßenverkehrsbehörde des LK LUP wie folgt Stellung nimmt:  Der Einschätzung zu der auch dann weiterhin notwendigen, gesicherten Que- rungsmöglichkeit für Fußgänger und Radfahrer schließt sich die Straßenver- kehrsbehörde an.  Eine alternative Anbindung der Ferienanlage an den K 2 (Kreisverkehr) wäre aus Sicht der Straßenverkehrsbehörde in Ordnung, wenn der Kreisverkehr für die zu- sätzliche Ein-/Ausfahrt großzügig genug geplant wird.  Eine Dimensionierung, die gerade so den erforderlichen Mindestmaßen ent- spricht, führte bei anderen Kreisverkehren schon häufiger zu negativen Auswir- kungen auf die Verkehrsabläufe.  Auch eine Anbindung an die Gemeindestraße wäre aus Sicht der Straßenver- kehrsbehörde in Ordnung, wenn der dann entstehende Kreuzungsbereich weit genug von dem Kreisverkehr entfernt angelegt wird. Anderenfalls ist zu befürch- ten, dass Fahrzeuge, die vom Kreisverkehr kommend nach links auf die Ferien- anlage abbiegen wollen, aufgrund der Wartepflicht gegenüber dem Gegenverkehr bis zum Kreisverkehr zurückstauen. Unter Beachtung der vorgenannten Anmerkungen würden die Straßenverkehrsbe- hörde beide Varianten als machbar und sinnvoll bewerten.

Der Tourismus bewertet das Vorhaben „Wittenburg Village“ in Abstimmung mit dem Tourismusverband Mecklenburg-Schwerin positiv. So ist der Vorhabenstandort ge- kennzeichnet durch seine gute Erreichbarkeit, die strategisch günstige Lage zwi- schen den Metropolen Hamburg und Berlin und durch das touristisch attraktive Um- land mit den Biosphärenreservaten Schaalsee und Flusslandschaft Elbe, der Kultur- landschaft Griese Gegend, dem Vogelschutzgebiet Lewitz sowie der Landeshaupt- stadt Schwerin. Der Standort selbst ist bereits durch das Alpincenter mit einem tou- ristischen Alleinstellungsmerkmal in Mecklenburg-Vorpommern geprägt. Mit dem geplanten Feriendorf würde das Angebot im Binnenland (und insbesondere im Ländlichen Raum) gestärkt und erweitert und die angestrebte nachhaltige Touris- musentwicklung von Großschutzgebieten unterstützt. Die angestrebte Optimierung des Angebots für Familien würde durch das Investitionsvorhaben ebenfalls unter- stützt.

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Um das Vorhaben „Wittenburg Village“ im Einklang mit der Region zu entwickeln, erarbeiten gegenwärtig 12 Partner, darunter die angrenzenden Kommunen, die Wirt- schaftsfördergesellschaft Südwestmecklenburg, der Tourismusverband Mecklen- burg-Schwerin, das Biosphärenreservat Schaalsee sowie die Landeshauptstadt Schwerin ein Tourismuskonzept unter Federführung der Stadt Wittenburg. b) Straßenverkehrsbehörde Grundsätzlich stimmt die Straßenverkehrsbehörde dem Vorhaben „Wittenburg Vil- lage“ zu. Im weiteren Verfahren wird eine stärkere Abstimmung mit der Straßenver- kehrsbehörde sowie der Polizeiinspektion Ludwigslust und dem Straßenbauamt Schwerin gefordert. Folgende Aspekte sind der Straßenverkehrsbehörde in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung:  Knotenpunkt 1 (K 1 [L 04 – Zur Winterwelt]): Die Einschätzung wird geteilt. Durch den Ausbau des K 2 können hier Entlastungswirkungen eintreten. Ein weiterer Aus- und Umbau scheint nicht notwendig. Die vorhandene Lichtsignalanlage soll- te dennoch erhalten bleiben.  K 2 (L 04, Anbindung FOC + Alpincenter + Harster Chaussee): Die Einschätzung wird geteilt. Mit Umsetzung aller Vorhaben stellt dieser Knotenpunkt die Hauptzu- und Abfahrt zum gesamten Bereich Alpincenter / FOC sowie nach Harst dar. Im Vergleich zwischen der Errichtung einer Lichtsignalanlage (Verkehrsqualität C) und der Errichtung eines Kreisverkehres (Verkehrsqualität A), spricht sich die Straßenverkehrsbehörde eindeutig für die Errichtung eines Kreisverkehres aus.  K 3 (L 04, Wölzower Weg / Alter Wölzower Weg): Die Einschätzung wird geteilt. Der Knotenpunkt scheint bereits heute teilweise an seine Leistungsfähigkeit zu grenzen. Mit dem zu erwartenden Zuwachs an Besucherverkehr ist die Errichtung einer Lichtsignalanlage unumgänglich. Die Straßenverkehrsbehörde schließt sich der Forderung nach einer separaten Rechtsabbiegespur von der L 04 zum Auto- hof / Fast-Food-Restaurant an. Gegebenenfalls sollte geprüft werden, ob dies in Richtung Innenstadt / Wölzower Weg auch möglich ist, um weiteren Druck von der Kreuzung zu nehmen.  K 4 (L 04, L 05, nördliche Rampe zur BAB 24): Die Einschätzung wird geteilt.  K 5 (L 04, südliche Rampe zur BAB 24, Anbindung neuer Autohof): Die Einschät- zung wird geteilt. Analog zu K 3 wird hier ebenfalls im Vergleich Lichtsignalanlage (VQ B bis C) und Kreisverkehr (VQ A bis C) die Variante Kreisverkehr bevorzugt, da dieser immer einen gleich guten bzw. verbesserten Verkehrsablauf gewähr- leistet.  K 6 (L 04, Anbindung Feriendorf + Schwimmbad): Die Einschätzung wird nicht geteilt. Dieser neu zu errichtende Knotenpunkt ist in der Planung als vorfahrtsge- regelt mit Linksabbiegestreifen eingestuft. Folgende Aspekte führen unsererseits jedoch zu einer anderen Schlussfolgerung: o Dieser Knotenpunkt stellt die Hauptzufahrt zum Feriendorf und zum Schwimmbad dar. o Die Belegungszahlen der betreffenden Straßen allein für sich genommen wür- den für eine Vorfahrtsregelung mittels Beschilderung auch ausreichen, jedoch wurde hierbei in der Planung nicht der Rad- und Fußgängerverkehr berück- sichtigt. o Die L 04 in diesem Bereich (Ortsumfahrung Wittenburg, Wittenburg – Zarren- tin) hat bereits jetzt einen DTV-Wert von 5829 (Verkehrsmengenkarte 2010). Mit dem zusätzlichen Besucherverkehr wird dieser Wert noch einmal erheblich steigen, auch wenn bereits ein Großteil über den K 2 abgefangen wurde. Dennoch ist die L 04 zwischen Wittenburg und Zarrentin auch Autobahnbe-

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darfsumleitung (für BAB 24). Im normalen Alltagsverkehr dürfte es bereits al- leine für sich genommen schon für Fußgänger und Radfahrer schwierig sein, die Fahrbahn gefahrlos zu überqueren. Spätestens mit der Inbetriebnahme der Bedarfsumleitung ist dies ohne Unterstützung faktisch nicht mehr möglich. o Des Weiteren ist eine ungesicherte Querung über mehr als 2 Fahrspuren nicht zulässig. Bei Einhaltung dieser Maßgabe wäre aufgrund der zu errichtenden Linksabbiegespur die Querungsstelle wiederum etliche Meter von der eigentli- chen Zufahrt zurückversetzt, was für den ankommenden Fußgänger- und Radverkehr zumindest aus einer Richtung wieder Umwege darstellen würde, welche erfahrungsgemäß nicht akzeptiert werden. o Allein daher bietet sich in dieser Zufahrt zumindest die Errichtung einer Fuß- gängerlichtsignalanlage im K 6 an. o Erfahrungsgemäß führen Fußgängerlichtsignalanlagen im direkten Kreu- zungsbereich zu Verwechslungen mit ordentlichen Lichtsignalanlagen. o Auch wäre eine vorfahrtsgeregelte Kreuzung hier die dritte anderweitige Kno- tenpunktform (Kreisverkehr, LSA). In Anbetracht der ohnehin bereits sehr viel- fältigen und komplexen Verkehrsabläufe und Knotenpunkte in diesem doch recht kurzen Bereich, sollte aufgrund einer anzustrebenden Stetigkeit auf eine 3. Knotenpunktform verzichtet werden. o Zusammenfassend und in Abwägung von Sicherheit und Flüssigkeit sowie Stetigkeit im Verkehrsablauf kommt die Straßenverkehrsbehörde hier auch auf die Knotenpunktlösung mit stationärer LSA, ggf. mit Rechtsabbiegebypass.  Fußgänger- und Radverkehr: Die Einschätzung wird geteilt. Aus unserer Sicht ist der Weiterbau eines gemeinsamen Geh- und Radweges entlang der L 04 von der AS Wittenburg – nördliche Rampe (K 4) bis zur Einfahrt Waschower Chaussee als Lückenschluss nicht nur wünschenswert, sondern dringend erforderlich. o Dies ergibt sich alleine schon aus den zu erwartenden Erhöhungen des DTV- Wertes in diesem Bereich. o Auch befindet sich der Radweg von Wittenburg nach Waschow bereits in der Bauausführung und von Waschow nach Zarrentin in der Planung. o Der Radweg von Hagenow nach Wittenburg ist bereits fertiggestellt. o Für die weitere Sicherheit des Fußgänger- und Radverkehrs sollten an allen geplanten Knotenpunkten, insbesondere den Kreisverkehren, Querungsstellen / -hilfen eingeplant werden. o Eine planfreie Überquerung der L 04 (Brücke) zwischen dem Alpincenter / FOC und dem Ferienressort / Schwimmbad zur Abwicklung des „innerlichen Anlagenverkehrs“ (Fußgänger + Radfahrer) wird hierbei ausdrücklich begrüßt. o Bei Störungen im Betriebsablauf der Brücke (z.B. Glatteis, Sturm, Wartungs- und Reparaturarbeiten, erhöhter Besucherstrom) könnte eine zusätzliche An- bindung vom Alpincenter / FOC zum geforderten Geh- und Radweg an der L 04 mit Anschluss und gesicherter Querungsmöglichkeit im Zuge von K 6 zum Ressort / Schwimmbad eine zusätzliche Variante und Alternative darstellen. o Ein Anschluss im nachgeordneten Radwegenetz im Zuge der LUP 27 abzwei- gend von der L 042 zur B 321 wird ebenfalls als notwendig angesehen. Dies war bereits eine Forderung der Straßenverkehrsbehörde im Zusammenhang mit anderen Maßnahmen.  Anbindung an die Innenstadt: Eine Anbindung des PKW- sowie Fußgänger- und Radverkehres direkt an den Innenstadtbereich durch Schaffung eines neuen Bahnüberganges zur Bahnhofstraße / Schlüterstraße stellt eine weitere Möglich- keit der Verkehrslenkung dar, welche durch die Straßenverkehrsbehörde aus-

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drücklich begrüßt wird. Alternativ wäre auch eine reine Geh- und Radwegverbin- dung umsetzbar. c) Fachdienst Bauordnung Das Fachgebiet Bauplanung hat keine Einwände gegen das Vorhaben.

Das Fachgebiet Bauordnung gibt im Rahmen der Beteiligung zum gegenwärtigen Planungsstand keine Hinweise.

Aus Sicht der unteren Denkmalschutzbehörde/-pflege (UDSB) sind – vorbehaltlich der Einhaltung der in den Planungsunterlagen fixierten Äußerungen – keine Ergän- zungen und Änderungen erforderlich. Die Behörde weist darauf hin, dass bei etwai- gen Änderungen ggf. erneute Abstimmungen mit der UDSB durchzuführen sind.

Seitens des Fachgebietes Bauleitplanung bestehen keine Einwände gegen das Vor- haben. Das Fachgebiet Bauleitplanung gibt im Rahmen der Stellungnahme des LK LUP folgende Hinweise:  Zur Realisierung des Vorhabens ist bei positivem Ausgang des ROV mit integrier- tem ZAV die Aufstellung eines Bebauungsplans gemäß § 10 BauGB bzw. eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans gemäß § 12 BauGB erforderlich.  Die Stadt Wittenburg verfügt seit dem 28.08.1997 über einen rechtswirksamen Flächennutzungsplan. Bebauungspläne sind gemäß § 8 Abs.3 BauGB aus dem Flächennutzungsplan zu entwickeln. Aus diesem Grund bedarf der Flächennut- zungsplan bei der Aufstellung einer verbindlichen Bauleitplanung für das Vorha- ben einer Änderung. d) Fachdienst Straßen- und Tiefbau Aus Sicht des Fachdienstes Straßen- und Tiefbau gibt es keine Bedenken oder An- regungen zum geplanten Vorhaben. e) Fachdienst Natur- und Umweltschutz Die untere Wasser-und Bodenschutzbehörde hat generell keine Bedenken gegen das Vorhaben und gibt folgende Hinweise für das nachfolgende Genehmigungsver- fahren:  Sofern außer häuslichem Schmutzwasser bzw. gewerblichem Schmutzwasser, das in seiner Zusammensetzung häuslichem Schmutzwasser entspricht, andere Schmutzwasser eingeleitet werden, sollte frühzeitig das Benehmen zum Abwas- serzweckverband Sude-Schaale hergestellt werden. Insbesondere könnte in die- sem Zusammenhang die Errichtung von Vorreinigungsanlagen, die Errichtung von Pumpstation(en) sowie die Berechnung von Leitungsquerschnitten nach DIN 1986-100 von Bedeutung sein.  Sofern sich aus den im weiteren Verfahren erforderlichen, konkreten Berechnun- gen zu den Gewässern der notwendige Ausbau von einzelnen Gewässern erge- ben sollte, wäre die Stadt Wittenburg nach derzeitiger Rechtslage ausbaupflichtig.  Grundsätzlich ist zu beachten, dass die untere Wasserbehörde das Versickern von nicht schädlich verunreinigtem Niederschlagswasser über die belebte Boden- zone auf dem eigenen Grundstück favorisiert. Einleitungen in die Gewässer Mo- tel, Nagelsbach, Gasgraben und Haubengraben sind auf ein Minimum zu reduzie- ren.  Bei der Schaffung von erforderlichen Rückhaltekapazitäten (Seenlandschaft) sind zu erwartende hohe Grundwasserstände zu berücksichtigen.

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Laut der unteren Naturschutzbehörde (uNB) bestehen bei Berücksichtigung der nachfolgenden Hinweise aus Sicht des Naturschutzes und der Landschaftspflege keine erheblichen Bedenken gegen das Vorhaben:  Schutzgut Boden: Im westlichen und im nordöstlichen Bereich des Vorhabenge- bietes existieren flachgründige (westlicher Bereich) und tiefgründige (nordöstli- cher Bereich) Niedermoore. Da Niedermoore nicht nachhaltig gestört werden dür- fen, wird vorgeschlagen, den nordöstlichen Bereich des Niedermoores aus dem Vorhabengebiet auszusparen. Auf diese Weise könnte für das ROV von einem Erhalt des Niedermoorbereiches ausgegangen werden. Für den westlichen Moor- standort sollte – wie in der Umweltverträglichkeitsstudie vorgeschlagen –, sofern er nicht durch eine Verlegung der vorgesehenen Bebauung bzw. anderer Verän- derungen in diesem Bereich von vornherein von einer Bebauung ausgenommen werden kann, zunächst die Moormächtigkeit bzw. der Erhaltungszustand ermittelt werden. Des Weiteren wird darauf hingewiesen, dass die Veränderung der Nutzungsart von Dauergrünland auf Niedermoorstandorten gemäß § 12 Abs. 1 Nr. 16 NatSchAG M-V einen Eingriff in den Naturhaushalt darstellen würde. Dies wäre im Rahmen nachfolgender Genehmigungsverfahren zu beachten.  Gesetzlich geschützte Biotope: Am nordöstlichen Rand des Vorhabengebietes befindet sich das gesetzlich geschützte Biotop LWL06300, eine naturnahe Feld- hecke. Grundsätzlich sind Maßnahmen, die zu einer Zerstörung, Beschädigung, Veränderung oder sonstigen erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung ge- schützter Biotope führen können, unzulässig. Für gesetzlich geschützte Biotope besteht jedoch im Rahmen der konkreten Genehmigungsverfahren die Möglich- keit, eine Ausnahme vom Schutzstatus zu erteilen. Dies setzt die Ausgleichbar- keit der Beeinträchtigung voraus. Da dieser Bereich derzeit nicht für eine Bebauung in Anspruch genommen wer- den soll, jedoch in das Vorhabengebiet einbezogen wurde, könnte der Bereich zur Vermeidung erheblicher Beeinträchtigungen aus dem Vorhabengebiet her- ausgenommen werden. Der Bereich überlagert auch den oben erwähnten Moor- standort, so dass beide Schutzgüter vor einer Beeinträchtigung bewahrt werden könnten.

Aus artenschutzrechtlicher Sicht ist der uNB laut Stellungnahme eine abschlie- ßende Prüfung noch nicht möglich. In der Stellungnahme vom 26.10.2016 werden Unterlagen zu Brutvögeln (Erweiterung des Untersuchungsraums von 300 m auf 500 m) und zu örtlich angesiedelten Weißstörchen nachgefordert. Per E-Mail vom 08.09.2017 bestätigt die untere Naturschutzbehörde, dass die konkreten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung festzulegen sind, so dass die artenschutzrechtlichen Belange des § 44 BNatSchG den Zielstel- lungen des ROV nicht entgegenstehen.

Die uNB gibt bezogen auf die übrigen durch die Planung geprüften Artengruppen den Hinweis, dass die in der UVS und dem AFB vorgeschlagenen Maßnahmen zur Ver- meidung / Minderung und Kompensation umzusetzen sind und ggf. auf Ebene der Bauleitplanung weiter zu konkretisieren sind.

Aus Sicht des Bereichs Immissionsschutz wird zum geplanten Vorhaben der Hinweis gegeben, dass nach § 50 BImSchG die für die Nutzung vorgesehenen Flächen ei- nander so zugeordnet werden müssen, dass schädliche Umwelteinwirkungen auf die

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ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienenden Gebiete sowie auf sonsti- ge schutzbedürftige Gebiete soweit wie möglich vermieden werden.

17. Landkreis Mecklenburgische Seeplatte Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte teilt in seiner Stellungnahme vom 10.11.2016 mit, dass gegen das Vorhaben aus Sicht des Landkreises Mecklenburgi- sche Seenplatte wie auch der Wirtschaftsförderung Mecklenburgische Seenplatte GmbH keine Einwände bestehen.

18. Landkreis Prignitz Der Landkreis Prignitz teilt in seiner Stellungnahme vom 18.10.2016 mit, dass bezüg- lich des Vorhabens „Wittenburg Village“ keine Forderungen, Bedenken oder Hinwei- se bestehen.

19. Landkreis Uelzen Der Landkreis Uelzen lehnt in seiner Stellungnahme vom 04.11.2016 die Realisie- rung eines FOC am Standort Wittenburg ab. Der Landkreis teilt in diesem Zusam- menhang mit, dass eine Zielabweichung gemäß § 6 Abs. 2 ROG bzw. § 5 Abs. 6 LPlG unzulässig ist, da die Grundzüge der Planung des Landes Mecklen- burg – abschließend festgelegt im LEP und RREP – berührt werden. Aus Sicht des Landkreises sind den ausgelegten Unterlagen keine Gründe für eine Zielabweichung zu entnehmen. Ergänzend verweist der Landkreis Uelzen auf die Entschließung „Factory-Outlet-Center“ der Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) vom 03.06.1997, die feststellt, dass FOC außerhalb von Großstädten/Oberzentren nicht zulässig sind.

20. Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen- Anhalt Das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt weist als oberste Landesentwicklungsbehörde in seiner Stellungnahme vom 14.10.2016 darauf hin, dass die Hansestadt Osterburg innerhalb des Ferneinzugs- gebietes des FOC Wittenburg liegt und nach dem Landesentwicklungsplan 2010 des Landes Sachsen-Anhalt (LEP-LSA 2010) als Grundzentrum mit Teilfunktion eines Mittelzentrums festgelegt ist. Diese Sachlage ist laut Ministerium bei der Betrachtung der möglichen Auswirkungen des Vorhabens mit zu berücksichtigen. Ferner wird in der Stellungnahme darauf hingewiesen, dass eine Fertigstellung oder auch schon teilweise Fertigstellung der BAB A 14 einen erheblichen Einfluss auf die Auswirkun- gen eines FOC in Wittenburg auf den Raum Stendal hätte. Die Erreichbarkeit des FOC insbesondere der Einwohner von Stendal wäre auf jeden Fall unter 90 PKW- Fahrminuten möglich und ist nicht nur „spekulativ“ zu sehen. Die Hansestadt Stendal ist nach dem LEP-LSA 2010 als Mittelzentrum mit Teilfunktion eines Oberzentrums festgelegt und ist in der Altmark ein wichtiger Standort zur Sicherung der Versor- gungsfunktion in dem Gebiet. Aufgrund der bestehenden Planungssituation bzw. den noch nicht weit vorangeschrittenen Bau der Trasse vor allem im südlichen Bereich können im Hinblick auf eine Fertigstellung der Autobahn noch keine verbindlichen Aussagen getroffen werden. Im Land Sachsen-Anhalt besteht jedoch die Zielstellung, für alle Abschnitte im laufenden Planfeststellungsverfahren spätestens in den kom- menden zwei Jahren bestandskräftiges Baurecht zu erlangen und dann in Abhängig- keit der Bereitstellung der Baumittel durch den Bund zeitnah den Bau fortzusetzen bzw. vollständig zu realisieren. Das Ministerium fordert daher, die künftige Auto- 33

bahnanbindung in den Untersuchungen im ROV bereits konkreter zu betrachten und die Verfahrensunterlagen entsprechend zu ergänzen; das Gleiche gilt für die noch zu untersuchende Auswirkung auf die Hansestadt Osterburg.

21. Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Meck- lenburg-Vorpommern Das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg- Vorpommern teilt am 18.10.2016 schriftlich mit, im Rahmen des ROV nicht zuständig als örtlich zuständiger Träger öffentlicher Belange zu sein. Deshalb gibt das Ministe- rium im Zuge des Beteiligungsverfahrens keine Stellungnahme ab.

22. Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Mecklenburg- Vorpommern Das Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern be- fürwortet in seiner Stellungnahme vom 08.11.2016 das Vorhaben „Wittenburg Vil- lage“ aus touristischer Sicht. Das Ministerium weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sichergestellt werden soll, dass Sonntagsöffnungen nach der Bäderver- kaufsverordnung M-V gleichermaßen für das Outlet-Center in Wittenburg, wie für die Geschäfte in den umliegenden Städten angewendet werden. Hinsichtlich der Auswirkungen auf den Einzelhandel in der Stadt Wittenburg wird das geplante FOC vom Ministerium kritisch bewertet, da das Vorhaben den jahrelangen Bemühungen der Stadt zur Aufwertung ihres Zentrums – insbesondere mit Unter- stützung durch die Städtebauförderung – entgegensteht. Zur Vermeidung negativer Auswirkungen fordert das Ministerium die alternative Betrachtung von Standorten in integrierter Lage, etwa in der Landeshauptstadt Schwerin oder in Wittenburg.

23. Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein – Staatskanzlei Die Staatskanzlei Schleswig-Holstein als obere Landesplanungsbehörde lehnt in ih- rer Stellungnahme vom 04.10.2016 die Errichtung eines FOC am Standort Witten- burg ab. Die Staatskanzlei verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass im Landesent- wicklungsplan 2010 des Landes Schleswig-Holstein festgelegt ist, dass Wettbe- werbsformen wie Hersteller-Direktverkaufszentren (FOC oder DOC) als besondere Form des großflächigen Einzelhandels nur integriert in die vorhandene Zentrenstruk- tur in Oberzentren zulässig sind. Diese Regelungen entsprechen der Entschließung der Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) vom 03.06.1997, eine Etablierung von Hersteller-Direktverkaufszentren, wenn überhaupt, nur in Großstädten / Ober- zentren als zulässig zu erachten, sowie den nachfolgenden zu FOC erfolgten Be- schlüssen. Das Vorhaben läuft nach Auffassung der Staatskanzlei zudem einer nachhaltigen Raumentwicklung in der Metropolregion Hamburg zuwider und entspricht insoweit auch nicht der Entschließung „Leitbilder und Handlungsstrategien für die Raument- wicklung in Deutschland" der MKRO vom 09.03.2016. Das gilt umso mehr, als die geplante Ansiedlung des FOC im Wesentlichen auch damit begründet wird, dass für die bestehenden (und geplanten) touristischen Einrichtungen am Standort des Alpin- centers Hamburg-Wittenburg ein Frequenzbringer zur langfristigen Sicherung ge- schaffen werden soll.

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Gegen eine Erweiterung der touristischen Infrastruktur an dem bereits touristisch vorgeprägten Standort erhebt die Staatskanzlei Schleswig-Holstein grundsätzlich keine Bedenken.

24. Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg Das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg (StALU WM) hat sich bereits mit Schreiben vom 18.02.2016 geäußert. In seiner Stellungnahme vom 12.10.2016 gibt das StALU WM folgende Hinweise:  Landwirtschaft / EU-Förderangelegenheiten: Durch den Bau des Feriendorfes werden landwirtschaftliche Nutzflächen in Anspruch genommen. Die Landwirte sind rechtzeitig über den Baubeginn zu informieren.  Integrierte ländliche Entwicklung: Das Plangebiet befindet sich in keinem Verfah- ren zur Neuregelung der Eigentumsverhältnisse.  Naturschutz, Wasser und Boden: o Naturschutz: Von dem Vorhaben sind Belange des StALU WM nach §§ 5 Satz 1 Nr. 1 bis 3 und 40 Abs. 2 Nr. 2 Naturschutzausführungsgesetz (NatSchAG M-V) nicht betroffen. Die Belange anderer Naturschutzbehörden nach §§ 2, 3, 4, 6 und 7 NatSchAG M-V sind zu prüfen. o Boden: Das Altlasten- und Bodenschutzkataster für das Land Mecklenburg- Vorpommern wird vom Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern, Goldberger Straße 12, 18273 Güstrow, anhand der Erfassung durch die Landräte der Landkreise und Oberbürgermeister / Bürgermeister der kreisfreien Städte geführt. Entsprechende Auskünfte aus dem Altlastenkataster sind dort erhältlich. Werden in Bewertung dieser Aus- künfte oder darüber hinaus durch den Vorhabenträger schädliche Bodenver- änderungen, Altlasten oder altlastverdächtige Flächen im Sinne des Bundes- bodenschutzgesetzes (BBodSchG) festgestellt, ist dieser in Grundlage von § 2 des Gesetzes zum Schutz des Bodens im Land Mecklenburg-Vorpommern (Landesbodenschutzgesetz LBodSchG M-V) verpflichtet, den unteren Boden- schutzbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte hierüber Mitteilung zu machen.  Immissions- und Klimaschutz, Abfall- und Kreislaufwirtschaft: o Genehmigungsbedürftige Anlagen nach Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG): Im Planungsbereich und seiner immissionsschutzrelevanten Um- gebung sind folgende Anlagen und Betriebe bekannt, die nach BlmSchG durch das StALU WM genehmigt bzw. dort angezeigt wurden: GASAG Contracting-Alpincenter Hamburg-Wittenburg (Blockheizkraftwerk (BHKW)), Hanse Werk AG (Flüssiggaslagerbehälter), Landwärme GmbH (Biogasaufbe- reitungsanlage (BGAA)), NaWaRo GmbH & Co. KG (Biogasanlage (BGA), 3 BHKW), Snow Fun Park (Motorsportanlage). Diese Anlagen genießen Be- standsschutz. Davon ist bei allen weiteren Planungsmaßnahmen auszugehen. o Lärmimmissionen: Zur Gewährleistung des Immissionsschutzes sind die schalltechnischen Orientierungswerte für die städtebauliche Planung entspre- chend DIN 18005 im Gebiet selbst wie auch in den angrenzenden Gebieten, je nach ihrer Einstufung gemäß Baunutzungsverordnung einzuhalten und nach Möglichkeit zu unterschreiten.

25. Stadt Grevesmühlen Die Stadt Grevesmühlen stellt in ihrer Stellungnahme vom 18.10.2016 klar, dass Grevesmühlen durch das Vorhaben „Wittenburg Village“ indirekt betroffen ist. Eine

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Schwächung des Einzelhandelsstandortes Schwerin hätte nach Einschätzung der Stadt Auswirkungen auf Grevesmühlener Bürger, da Schwerin als Oberzentrum Sor- timente auch für die Versorgung Grevesmühlens vorhält.

26. Stadt Güstrow Die Barlachstadt Güstrow lehnt in ihrer Stellungnahme vom 03.11.2016 das Vorha- ben „Wittenburg Village“ aufgrund des geplanten FOC ab. Die Stadt Güstrow geht davon aus, dass es durch Kaufkraftabschöpfung zu einem nicht unerheblichen Um- satzrückgang im Güstrower Einzelhandel kommt, der insgesamt die mittelzentrale Funktion der Stadt gefährdet. Die Stadt Güstrow macht darauf aufmerksam, dass das Vorhaben gegen das Kon- gruenzgebot verstößt, da der Einzugsbereich des FOC erheblich größer als der Ver- flechtungsbereich des Grundzentrums Wittenburg ist.

27. Stadt Hagenow Die Stadt Hagenow bewertet in ihrer Stellungnahme vom 07.11.2016 das Vorhaben „Wittenburg Village“ als noch vertretbar. Möglichen eintretenden Veränderungen im Einzelhandel bei bestimmten Einzelhandelssortimenten steht aus Sicht der Stadt Hagenow die Chance einer touristischen und wirtschaftlichen Aufwertung gegenüber. Eine Zustimmung der Stadt Hagenow zum Vorhaben wird von folgenden Bedingun- gen abhängig gemacht:  Es werden sowohl das FOC als auch das Ferienresort realisiert.  Folgende Sortimente werden nicht im FOC angeboten: o Lebensmittel, außer in der Gastronomie, o Drogeriewaren, o Elektrogeräte einschl. Elektrogroßgeräte, Geräte der Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik, Foto- und optische Erzeugnisse, o Bücher, Schreibwaren, o Blumen und Gartensortimente, o Keine Erlebnisgastronomie (nur Imbiss bzw. Systemgastronomie).  Der Sortimentsanteil von Schuhen und Lederwaren wird auf eine max. Fläche von 1.300 m² begrenzt.  Abschluss eines städtebaulichen bzw. Durchführungsvertrages durch die Ge- meinde in Ausübung der Planungshoheit mit dem Vorhabenträger auf Basis der Festsetzungen des zu entwickelnden Bebauungsplanes bzw. vorhabenbezoge- nen Bebauungsplanes, in dem auch das Controlling und Monitoring der Planvor- gaben geregelt ist.  Im FOC wird auf Kosten des Betreibers ein Welcome Center betrieben, in dem die Stadt Hagenow zusammen mit den Partnerkommunen kostenfrei die Möglich- keit erhält, sich zielgruppengerecht zu präsentieren. Hierbei sind auch geeignete Hinweisbeschilderungen an der Landesstraße L 04 inbegriffen.

Die Stadt Hagenow erwartet zudem eine aktive Mitarbeit der Vertreter des FOC und des Ferienresorts bei der Erstellung des interkommunalen Tourismuskonzeptes für ein auf die dort vorhandenen Zielgruppen abgestimmtes touristisches Angebot aus der Region.

Des Weiteren gibt die Stadt Hagenow in ihrer Stellungnahme vom 07.11.2016 fol- gende Hinweise zum Vorhaben:

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 Straßenverkehrsnetz: Hinsichtlich der verkehrlichen Infrastruktur (Straßennetz) sind die Ziel- und Quellverkehre (u.a. Pendleraufkommen Hagenow-Hamburg / SH) aus und in Richtung Hagenow auf der Landesstraße L 04 zur Anbindung der BAB A 24 unter Berücksichtigung des zu erwartenden zusätzlichen Ziel- und Quellverkehrsaufkommens leistungsfähig durch den geplanten Kreisverkehr süd- lich der BAB A 24 auszubauen.  Radwegenetz: Die Radwegebeziehung Hagenow – Wittenburg (und weiter nach Zarrentin) ist möglichst kreuzungsfrei und neben der Umfahrung der L 04 auch di- rekt über das Zentrum von Wittenburg sicherzustellen.  ÖPNV/SPNV: Durch die vorgeschlagene Einrichtung eines Bahnhaltepunktes lie- ße sich die noch gewidmete Eisenbahninfrastruktur in und aus Richtung Ha- genow (Bahnhof Hagenow Stadt) wiederbeleben. Es ist eine planungsrechtliche Sicherung der Strecke erforderlich.  Brand- und Katastrophenschutz: Das Vorhaben wird zu einer nicht unerheblichen Steigerung des Gefahrenpotentials führen. Im Fall von Großeinsätzen wird die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Hagenow auch für das Stadtgebiet von Witten- burg alarmiert. Hierbei ist in der weiteren Planung einerseits der zur Verfügung stehende Geräteeinsatz und andererseits die stetig sinkende an Werktagen zur Verfügung stehende Personalkapazität zu berücksichtigen.  Medizinische Versorgung: Im weiteren Planungsverfahren ist unter Berücksichti- gung der jährlich zu erwartenden Übernachtungen und Tagesbesucher des Schwimmbades und des FOC der notwendige Versorgungsbedarf der medizini- schen Betreuung zu prüfen. Die Stadt Hagenow hat in der Funktion als Mittelzentrum gemäß Landesraum- entwicklungsprogramm M-V die Einrichtungen der bedarfsgerechten ambulanten fachärztlichen Versorgung und der stationären medizinischen Versorgung als Ein- richtungen des gehobenen Bedarfes vorzuhalten. Bei dieser raumbedeutsamen Planung sind die entsprechenden zuständigen Träger frühzeitig einzubinden.

Als Ergänzung zur Stellungnahme vom 07.11.2016 weist die Stadt Hagenow in ei- nem Schreiben vom 05.12.2016 darauf hin, dass die durch Hagenow führende Lan- desstraße 04 (L 04) die vorgesehene Entlastungsstrecke für die BAB A 24 im Ab- schnitt Hagenow-Wittenburg ist. Durch das FOC ist mit erhöhtem Verkehrsaufkom- men auf der L 04 zu rechnen. Aus diesem Grund schlägt die Stadt Hagenow vor, dass die parallel zur Autobahn verlaufende Kreisstraße 27 (K 27) ausgebaut werden soll, um bei Störungen auf der BAB A 24 die Aufnahmefähigkeit Hagenows für den fließenden Verkehr nicht zu überfordern.

28. Stadt Ludwigslust Die Stadt Ludwigslust stimmt in ihrer Stellungnahme vom 07.11.2016 dem Vorhaben „Wittenburg Village“ zu, sofern die Funktions- und Entwicklungsmöglichkeiten der benachbarten Zentralen Orte – hier insbesondere der wesentlichen Handelslagen – nicht gefährdet werden. Die Stadt sieht die Entwicklung rund um das Alpincenter als Impulsgeber für den Arbeitsmarkt und bewertet die Erweiterung des touristischen und freizeitorientierten Infrastrukturangebotes als nutzbringend für die Region West- mecklenburg. Die Stadt Ludwigslust macht darauf aufmerksam, dass sich der Standort der Skihalle durch städtebauliche und architektonische Impulse aufwerten ließe. Zudem sollte eine Erweiterung des FOC-Angebotes um zusätzliche zentrenrelevante Sortimente verhindert und entsprechend kontrolliert werden.

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29. Stadt Parchim Die Stadt Parchim verweist in ihrer Stellungnahme vom 01.12.2016 darauf, dass sie durch das FOC Wittenburg ihre zentrale überörtliche Versorgungsfunktion für den strukturschwachen ländlichen Raum innerhalb ihres Mittelbereiches als gefährdet ansieht. Eine Schwächung des Einzelhandels in den zentralen Versorgungsberei- chen der Stadt Parchim wird deshalb als nicht hinnehmbar erachtet. Insbesondere die Warensortimente, die im FOC angeboten werden sollen (Bekleidung / Schuhe) werden für den Erhalt der Einzelhandelsstruktur in den zentralen Versorgungsberei- chen von Parchim als überlebenswichtig angesehen. Die Stadt Parchim fordert in ihrer Stellungnahme sicherzustellen, dass den Mittelzentren Parchim, Ludwigslust und Hagenow durch das FOC Wittenburg keine Marktanteile entzogen werden. Ne- ben den negativen Auswirkungen auf die zentralen Versorgungsbereiche befürchtet die Stadt Parchim Beeinträchtigungen des geplanten sog. Luxus Outlet Centers (LOC) am Flughafen Parchim. Eine touristische Erweiterung des „Wittenburg Village“ als Ergänzung zum bestehen- den Alpincenter wird von der Stadt Parchim befürwortet.

30. Stadt Wittenburg Die Stadt Wittenburg befürwortet in ihrer Stellungnahme vom 01.11.2016 das Vorha- ben „Wittenburg Village“. Die Stadt sieht in dem Vorhaben die Chance, sich als tou- ristischer Anziehungspunkt zu profilieren und weiterzuentwickeln. Die Stadt ist davon überzeugt, dass „Wittenburg Village“ positive regionalwirtschaftliche Effekte erzeu- gen wird, u.a. in Form einer höheren Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen und der Schaffung neuer bzw. der Sicherung vorhandener Arbeitsplätze. Die Stadt Wittenburg macht darauf aufmerksam, dass das Vorhaben bereits dazu geführt hat, dass sich auf Initiative der Bürgermeisterin der Stadt Wittenburg ver- schiedene Kommunen der Region sowie das Biosphärenreservat Schaalsee-Elbe, der Tourismusverband Mecklenburg-Schwerin e.V. und die Wirtschaftsfördergesell- schaft Südwestmecklenburg zur Verwirklichung eines gemeinsamen Tourismuskon- zeptes, S3 – Se(h)en, Shopping, Spaß, zusammengeschlossen haben.

31. Straßenbauamt Schwerin In seiner Stellungnahme vom 03.11.2016 listet das Straßenbauamt Schwerin (SBV) folgende Hinweise auf, unter deren Berücksichtigung dem Vorhaben aus verkehrli- cher Sicht keine Einwände entgegenstehen:  Gemäß § 31 Abs. 1 Straßen- und Wegegesetz des Landes Mecklenburg- Vorpommern (StrWG-MV) vom 13.01.1993 dürfen außerhalb der nach § 5 Abs. 2 festgesetzten Ortsdurchfahrten bauliche Anlagen im Sinne der Landesbauord- nung an Landesstraßen in einer Entfernung bis zu 20 m, jeweils gemessen vom äußeren Rand der befestigten, für den Kraftfahrzeugverkehr bestimmten Fahr- bahn, nicht errichtet werden.  Bei der Prüfung zur Notwendigkeit von Schallschutzmaßnahmen sind die zu er- wartenden Verkehrsmengen auf der L 04 zu berücksichtigen. Das Vorhaben ist ausreichend vor Immission zu schützen. Anfallende Kosten hierfür sind durch den Vorhabenträger zu tragen.  Die Datengrundlage der Verkehrsuntersuchung basiert auf Annahmen, die z. T. nicht zutreffend sind. Der Verkehrsplaner setzt zum Prognosefall 2030 die Exis- tenz eines Autohofes südlich der BAB A 24 mit Anbindung im Bereich des Kno- tenpunktes L 04 / Ausfahrt RiFa Berlin voraus. Nach Rücksprache mit dem Amt Wittenburg ruht gegenwärtig die Bearbeitung des B-Planes Nr. 18 „Autohof mit

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Tankstelle, Gastronomie etc.“, sodass aus Sicht der SBV mit der Umsetzung die- ses B-Planes vorerst nicht zu rechnen ist.  Der Verkehrsplaner empfiehlt einen Ausbau des Knotens L 04 / Harster Chaus- see / Anbindung FOC+Skihalle, um an diesem Knoten sämtliche Abbiegebezie- hungen zu ermöglichen, ohne den Nachweis des zwingenden Erfordernisses (z. B. Überlastung der Knotenpunkte L 04 / Anbindung Ferienresort bzw. L 04 / Anbindung Zur Winterwelt) dieser Maßnahme zu führen.  In der Verkehrsuntersuchung ist kein aussagefähiger Übersichts- bzw. Lageplan des Gesamtvorhabens enthalten. So geht zum Beispiel aus dem unter http://raumordnung-mv.de enthaltenen Planmaterial, hier Auswirkungen auf die Schutzgüter des UVPG, Karte 2, hervor, dass die geplante Schwimmhalle ver- kehrlich nicht direkt über das geplante Ferienresort erschlossen werden kann. Die verkehrliche Erschließung der Schwimmhalle muss gem. der o. g. Karte vielmehr direkt über die Haarster Chaussee erfolgen.  Nachteilig für die Prüfung der Leistungsfähigkeitsberechnungen wirkt sich das Fehlen von Lageplänen bzw. -skizzen für die einzelnen zu untersuchenden Kno- tenpunktvarianten aus. So ist für die SBV nach Prüfung der Unterlagen z. B. die unterschiedliche Spuraufteilung am Knoten 5 zwischen dem Prognosenullfall und dem Planfall nicht nachvollziehbar. Zudem ist an diesem Knoten die Führung des Rechtsabbiegers zur BAB als freier Rechtsabbieger im Anhang 12 in der darge- stellten Phase II bei verkehrstechnisch gesicherter Führung des Linksabbiegers untersagt.  Die in der Abb. 8 dargestellten Knotenpunktlösungen stehen im Widerspruch zur Kontinuität in der Verkehrsführung des betrachteten Streckenabschnittes, da mehrere unterschiedliche Knotenpunktformen im betrachteten Streckenzug zur Anwendung kommen sollen.  Die L 04 im zu beurteilenden Bereich ist für den überörtlichen Verkehr geplant und gebaut, um die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs zu gewährleisten. Aus diesem Grund wird der zusätzliche Knotenpunkt 6 abgelehnt. Hier kann ma- ximal für den fußläufigen Verkehr eine barrierefreie Querung (Brücke oder Tun- nel) vorgesehen werden.  Der Fahrzeugverkehr ist ausschließlich über Knoten 2 (zusätzlicher Arm) und Knotenpunkt 1 zu gewährleisten.

Seitens der SBV wird die Forderung erhoben, die vorliegende Verkehrsuntersuchung unter Berücksichtigung der o.g. Hinweise im Rahmen der weiteren Bauleitplanung zu vertiefen. Hierzu gehört u. a. eine umfangreichere Untersuchung der einzelnen Kno- tenpunktvarianten in der jeweils gleichen Tiefenschärfe bis hin zur Aufstellung von Abwägungsunterlagen je Knotenpunkt, die der SBV zur Prüfung und Genehmigung vorzulegen sind. Ggf. sind je nach Abarbeitungsstand Vorabstimmungen mit dem Straßenbauamt Schwerin, Sachgebiete 14 und 20, hinsichtlich der zu wählenden Knotengeometrie bzw. der Knotenparameter zu führen.

32. Verband der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels Nord e.V. Der Verband der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels Nord e.V. (VMG) nimmt in seinem Schreiben vom 02.11.2016 Stellung zum Vorhaben „Wittenburg Village“ und bezieht sich dabei aufgrund der fachlichen Zuständigkeit ausschließlich auf die Auswirkungen des FOC. Der VMG lehnt das geplante FOC in Wittenburg als nicht raumverträglich ab.

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Der VMG kritisiert insbesondere die in der Auswirkungsanalyse von ecostra vorge- nommenen Zuschnitt des Einzugsgebietes des geplanten FOC im Bereich des Ham- burger Stadtgebietes und den damit verbundenen Zufluss von Kaufkraft. Aus Sicht des VMG sind keine Gründe erkennbar, die Einwohner Hamburgs, die in einem FOC einkaufen wollen, veranlassen könnten, dem weiter entfernt liegenden, kaum mehr als halb so großen FOC Wittenburg den Vorzug vor dem DOC Neumünster zu ge- ben. Daraus folgt laut Einschätzung des VMG, dass im FOC Wittenburg wirtschaftlich notwendige Umsätze aus einem engeren Einzugsbereich – insbesondere aus der Innenstadt von Schwerin und den Mittelzentren Hagenow, Ludwigslust und Parchim – abgeschöpft werden müssten, um den fehlenden Umsatz aus Hamburg kompen- sieren zu können. Darüber hinaus kritisiert der VMG, dass in der Analyse von ecostra die Entwicklung des Online-Handels als zunehmende Konkurrenz zum stationären Einzelhandel keine Berücksichtigung findet. Der VMG weist abschließend darauf hin, dass sich das ROV „Parchim Airport Vil- lage“, mit dem die Ansiedlung eines Luxus-Designer-Zentrums ermöglicht werden soll, in Vorbereitung befindet. Von einer Wirkungsanalyse für ein FOC in Wittenburg erwartet der VMG, dass sie sich perspektivisch mit den möglichen Auswirkungen des geplanten Einzelhandelsvorhabens in Parchim auseinandersetzt.

33. Wasserbeschaffungsverband Sude-Schaale Der Wasserbeschaffungsverband Sude-Schaale teilt in seiner gemeinsamen Stel- lungnahme mit dem Abwasserzweckverband Sude-Schaale vom 27.10.2016 mit, dass keine Einwände gegen das Vorhaben „Wittenburg Village“ bestehen. Die Ver- und Entsorgung der geplanten Anlage ist grundsätzlich möglich. Hinsichtlich der vor- gelegten Planungsunterlagen wird folgender Hinweis erteilt und um Korrektur gebe- ten:

Die nichtzutreffende Ausführung auf Seite 48, unter Punkt 2.2.1 „Bestandsanalyse Grund- und Oberflächenwasser“ der Umweltverträglichkeitsstudie zum ROV ist wie folgt zu korrigieren: „Die nächstgelegene Ausgrenzung von Trinkwasserschutzzonen liegt im Nordosten des Vorhabens (TWSZ Zwölf Apostel, in ca. 1,5 km Entfernung).“

34. WEMAG AG Die WEMAG AG weist in ihrer Stellungnahme vom 03.11.2016 darauf hin, dass im weiteren Genehmigungsverfahren Projektdetailunterlagen im Maßstab 1:500 – nach Einarbeitung der Anlagen der WEMAG – zur abschließenden Prüfung mindestens vier Monate vor Baubeginn einzureichen sind. Die WEMAG informiert den Vorhaben- träger anschließend über notwendige Leitungsumlegungen oder Anlagenverände- rungen. Leitungsumlegungen sind kostenpflichtig. Für alle Bau- und Planungsarbeiten an bzw. in der Nähe der WEMAG-Netzanlagen ist die „Schutzanweisung von Versorgungsleitungen und -anlagen“ der WEMAG zu beachten. Dieses Dokument ist für das gesamte Versorgungsgebiet verbindlich (sie- he http://www.wemag-netz.de/_einzelseiten/leitungsauskunft/index.html). Dem Schreiben vom 03.11.2016 als Anlage beigefügt sind Bestandspläne mit der Lage und dem Verlauf der Versorgungsleitungen/ -anlagen der WEMAG. Zwecks Terminabstimmung zur örtlichen Einweisung wird der Vorhabenträger gebe- ten, sich rechtzeitig mit dem Netzservice „WEMAG Netzdienststelle Hagenow“ unter der Telefonnummer 0385-755 2641 in Verbindung zu setzen.

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35. Werbegemeinschaft Altstadt Schwerin e.V. Die Werbegemeinschaft Altstadt Schwerin e.V. spricht sich in ihrer Stellungnahme vom 06.10.2016 gegen die Realisierung eines FOC im Rahmen des Vorhabens „Wit- tenburg Village“ aus. Nach der Erteilung von Genehmigungen zur Errichtung der Schweriner Höfe, des Schlosspark-Centers und der Marienplatz-Galerie erwarten die Einzelhändler der Schweriner Altstadt durch das geplante FOC weitere voraussehba- re und künstlich provozierte Umsatzeinbußen.

36. Wirtschaftsförderungsgesellschaft Südwestmecklenburg mbH Die Wirtschaftsfördergesellschaft Südwestmecklenburg mbH (Wifög) unterstützt in ihrer Stellungnahme vom 17.10.2016 das Vorhaben „Wittenburg Village“. Kaufkraft- zufluss, die Schaffung von mehreren hundert Arbeitsplätzen im Wittenburg Village, Synergiepotenziale im Tourismus und die Erhöhung der Attraktivität der Region sind aus Sicht der Wifög ausschlaggebende Gründe. Die Wifög geht nicht davon aus, dass durch das FOC Wittenburg mit einer unmittel- baren Verschlechterung der Einzelhandelssituation in den Innenstädten der umlie- genden Städte zu rechnen ist. Ortsansässige Kunden werden das FOC dem Einzel- handel in den Innenstädten nur bedingt vorziehen, da für sie ein Einkauf im FOC mehr Stress und Zeitaufwand bedeutet. Die Wifög sieht in dem Vorhaben vielmehr die Möglichkeit, zusätzliche Kaufkraft aus benachbarten Bundesländern anzuziehen. Allein durch die unmittelbare Lage Wittenburgs an der BAB A 24 zwischen Hamburg und Berlin wird neue Kaufkraft generiert, wenn nur ein Teil der Autofahrer durch das beworbene FOC zu einer Einkaufspause bewogen werden kann. Dieses zusätzliche Kundenpotenzial wird von der Wifög als sehr bedeutend angesehen und steht in kei- ner Konkurrenz zum klassischen Einzelhandel in den umliegenden Städten. Durch die Realisierung des Wittenburg Village kann die am Standort bereits beste- hende touristische Infrastruktur nachhaltig gestärkt werden, da die Planungen ein wesentlich umfangreicheres Freizeit- und Ferienangebot umfasst und somit andere Zielgruppen anspricht. Nach Einschätzung der Wifög kann es für die Region Süd- westmecklenburg auch gerade in der Werbung um (Tages-)Touristen aus der Metro- polregion Hamburg förderlich sein, mit dem Vorhandensein eines FOC in Verbindung mit dem Alpincenter und anderen Freizeitangeboten als Anziehungspunkt zu werben. Positive Synergien könnten sich auch für die umliegenden Städte ergeben, wenn das Marketingpotenzial entsprechend genutzt wird. Insbesondere mit dem geplanten Schwimmbad kann aus Sicht der Wifög ein Mehr- wert für die Freizeitgestaltung der lokalen Bevölkerung geschaffen werden.

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E. BEGRÜNDUNG DER LANDESPLANERISCHEN BEURTEILUNG

1. Raumbezogene Auswirkungen auf den Bereich Einzelhandel

1.1 Abwägung der Stellungnahmen Erwartungsgemäß bezog sich die Mehrzahl der abgegebenen Stellungnahmen auf das FOC. Schwerpunkte der Stellungnehmer waren:

1. Hinweise auf den Zielkonflikt des FOC mit den Vorgaben des LEP 2016 und des RREP WM zum großflächigen Einzelhandel und darauf, dass die Voraussetzun- gen für eine Zielabweichung nicht gegeben sind; 2. Kritik an der Abgrenzung des Einzugsgebietes, der Umsatzherkunft und den dar- aus ableitbaren Umsatzverteilungsquoten einschließlich der fehlenden Wirtschaft- lichkeit des Vorhabens bis hin zu der Forderung nach einer Neubewertung; 3. Verharmlosung der möglichen städtebaulichen Auswirkungen auf zentrale Orte im Einzugsgebiet; 4. Kritik an der fehlenden Berücksichtigung kumulativer Effekte durch mögliche Rea- lisierung weiterer Outlet Center im Untersuchungsraum (Luxus-Outlet-Center Parchim, geplantes FOC in Schwerin, geplantes Einkaufszentrum „Schwerino“); 5. Kritik der fehlenden Berücksichtigung des Online-Handels bei der Analyse und Bewertung der Auswirkungen des Planvorhabens auf den regionalen Einzelhan- del; 6. Kritik an der unzureichenden Berücksichtigung des Ausbaus der A 14; 7. Forderungen nach einer konzepttreuen Umsetzung des Vorhabens und Kontrolle der Einhaltung nach möglicher Realisierung. zu 1.: Das Raumordnungsverfahren dient der Prüfung, ob das Vorhaben mit den Erforder- nissen der Raumordnung übereinstimmt und wie das Vorhaben raumordnungsrecht- lich durchgeführt werden kann. Da dem Vorhaben Ziele der Raumordnung aus dem LEP M-V 2016 und dem RREP WM 2011 entgegenstehen, ist eine Bauleitplanung für das Vorhaben nur möglich, wenn zuvor eine Abweichung von den Zielen der Raumordnung zugelassen wird. Dies setzt voraus, dass die Abweichung unter raum- ordnerischen Gesichtspunkten vertretbar ist und die Grundzüge der Planung nicht berührt werden. Anhaltspunkte, die bei Herstellerdirektverkaufszentren (FOC/DOC) eine von sonstigen Einzelhandelsgroßprojekten abweichende raumordnerische Beur- teilung rechtfertigen können, sind den vom Handelsverband zitierten Ausführungen aus der Begründung zum LEP M-V 2016 zu entnehmen. Die Stadt Wittenburg hat mit Antrag vom 24.09.2015, konkretisiert durch Schreiben vom 06.07.2016, einen Ziel- abweichungsantrag zum Vorhaben "Wittenburg-Village" beim Ministerium für Ener- gie, Infrastruktur und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern gestellt. Über diesen Antrag ist auf der Grundlage des Ergebnisses des Raumordnungsverfahrens zu entscheiden. zu 2.: Soweit hier die Festlegung des Einzugsgebiets in der Auswirkungsanalyse in Frage gestellt wird, kann dem Einwand fachlich nicht gefolgt werden. In der Auswirkungs- analyse der Firma ecostra ist das Einzugsgebiet des geplanten Vorhabens prognos- 42

tisch nachvollziehbar fachlich ermittelt worden. Den Stellungnahmen liegt insbeson- dere ein Fehlverständnis der Aussagen der Auswirkungsanalyse zugrunde. Der nach den prognostischen Annahmen des Gutachtens durch das Planvorhaben ausgelöste Umsatzabzug gegenüber dem stationären Einzelhandel auf Hamburger Stadtgebiet darf nicht gleichgesetzt werden mit einem entsprechenden Umsatzanteil mit Ham- burger Kunden am Gesamtumsatz des geplanten Wittenburg Village. In dem ge- nannten Umsatzabzug in Höhe von 22,9 Mio. Euro ist auch die Kaufkraft der sonsti- gen Bewohner des Einzugsgebietes enthalten, welche bisher in der Einkaufsmetro- pole Hamburg eingekauft haben. Gerade im vorliegenden Fall ist die Stadt Hamburg die herausragende Einkaufsmetropole mit einer (über-)regionalen Ausstrahlung. Das heißt, dass die Einwohner der im Einzugsgebiet des Wittenburg Village gelegenen Mittel- und Grundzentren im Hamburger Umland in Hamburg einkaufen. Dies wird man gerade im Segment der höherwertigen Markenmode konstatieren müssen. Die Kaufkraft, welche die Bewohner der Umlandstädte Hamburgs zukünftig im Witten- burg Village generieren, geht somit in wesentlichen Teilen nicht zu Lasten des jewei- ligen lokalen, sondern des Hamburger Einzelhandels. Mit den im Gutachten errech- neten Zahlen für den Hamburger Einzelhandel geht also im Wesentlichen eine Um- verteilung von Kaufkraftzuflüssen aus dem Hamburger Umland nach Hamburg ein- her. Zusammengefasst handelt es sich somit u.a. um eine Rückholung bisher abflie- ßender Kaufkraft. Die Umsatzverteilung dieser u.a. aus den Landkreisen stammen- den Kaufkraft wird nun aber nicht in Hagenow, Ludwigslust oder Schwerin wirksam, sondern dort, wo diese Kaufkraft bislang als Umsatz gebunden war, d.h. im Einzel- handel von Hamburg.

Nicht nachvollziehbar ist schließlich die Schlussfolgerung in einer Stellungnahme, eine geringere Umverteilung zu Lasten des Hamburger Einzelhandels würde zu hö- heren Umverteilungsquoten im Einzugsgebiet Westmecklenburg führen. Sollte das Einzugsgebiet des Planvorhabens tatsächlich kleiner als prognostiziert sein und hiermit geringere Umverteilungswirkungen gegenüber dem Hamburger Einzelhandel verbunden sein, sinkt im Ergebnis zwangsläufig die erzielbare Umsatzleistung des Planvorhabens. Betriebswirtschaftlich unschlüssig ist hingegen die Annahme, dass die prognostizierte Umsatzerwartung des Vorhabens unabhängig von Einzugsgebiet und Marktanteilen in jedem Fall stabil bleibt.

Sollte die im Gutachten prognostizierte Umsatzumverteilung zu Lasten des heute im Hamburger Einzelhandel gebundenen Umsatzes geringer als prognostiziert ausfal- len, stellt dies nach Angaben des Investors die Wirtschaftlichkeit des Objektes nicht in Frage. Sollte eine geringere Umsatzumverteilung zu Lasten des Hamburger Einzelhandels eintreten, als im Gutachten prognostiziert, führt dies entgegen der Stellungnahme nicht zwangsläufig zu einer höheren Umsatzabschöpfung im Naheinzugsgebiet des FOC, sondern zu einer Verringerung der Umsatzerwartung des Vorhabens. zu 3.: Hinsichtlich der absatzwirtschaftlichen Folgen des Vorhabens ist unzweifelhaft, dass eine Umsatzbindung im Bereich der zentrenrelevanten Sortimente erfolgen wird, die auch mit Umsatzumverteilungen zu Lasten des innerstädtischen Einzelhandels im Einzugsgebiet einhergehen wird. Entscheidend ist allerdings die Frage, ob aus die- sen absatzwirtschaftlichen Folgen des Vorhabens auch negative städtebauliche oder raumordnerische Auswirkungen resultieren werden. Diese Frage zwingt dazu, markt- ökonomische Folgewirkungen zu prognostizieren und auf ihre städtebauliche Rele-

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vanz hin zu überprüfen. Hierzu dient die in Auftrag gegebene Auswirkungsanalyse des Sachverständigenbüros ecostra. In dieser Analyse sind die Folgewirkungen auf alle zentralen Orte im Einzugsgebiet des Vorhabens untersucht worden. Städtebauli- che Auswirkungen sind danach nicht zu erwarten.

Der Widerspruch der Stadt Schwerin wird zur Kenntnis genommen. Die Stadt Schwe- rin unterliegt der Fehleinschätzung, dass die von ihr behaupteten unzutreffenden An- nahmen zum Einzugsgebiet und zur Umsatzherkunft zwangsläufig zu einer höheren Umsatzumverteilung im Naheinzugsgebiet führen muss und in der Folge die zu er- wartenden Umsatzverluste für die Schweriner Innenstadt deutlich höher sein werden. Dies ist unzutreffend. Wenn tatsächlich das Einzugsgebiet kleiner als gutachterlich angenommen sein sollte, sinkt hiermit zwangsläufig auch die erzielbare Umsatzleis- tung des Vorhabens und damit die möglichen städtebaulichen Auswirkungen auf den Schweriner Einzelhandel. Ausgehend von den - nach Einschätzung der Stadt Schwe- rin - höheren Umsatzverteilungswirkungen des Planvorhabens in Wittenburg gegen- über dem Einzelhandel in den Zentralen Orten vermutet die Stadt Schwerin in ihrer Stellungnahme, dass seit den im Oktober 2014 von ecostra durchgeführten Vor-Ort- Erhebungen „die Stabilität des zentralen Versorgungsbereiches Innenstadt Schwerin ...eindeutig schlechter zu bewerten ist, als dieses noch im Oktober 2014 der Fall ge- wesen sein mag“. Anhand der zwischenzeitlichen Schließung von zwei Filialbetrie- ben in der Schweriner Innenstadt leitet die Stadt eine „zunehmende Vorschädigung“ und abnehmende Stabilität des Zentralen Versorgungsbereiches Innenstadt ab. Die Darstellung ist einseitig und unterschlägt nicht nur die anhaltende gute wirtschaftliche Performance des bedeutendsten Einzelhandelsstandortes in der Schweriner Innen- stadt (Schlossparkcenter), sondern auch gegenläufige Entwicklungen, welche zu ei- ner örtlichen Angebotsattraktivierung führen (z.B. TK Maxx, Edeka im Schloss- parkcenter). Der Kritik der Stadt Schwerin an den nach ihrer Einschätzung zu niedrig angesetzten Umsatzerwartungen und damit Flächenproduktivitäten des FOC ist nicht sachgerecht. Unter den konkreten Standort- und Marktgegebenheiten ist für das in Wittenburg geplante FOC eine Flächenproduktivität von 4.075 € jährlich je m² Ver- kaufsfläche nicht nur realitätsnah zu bewerten, sondern stellt einen oberen Ansatz- wert dar. Damit werden die aus der Rechtsprechung resultierenden Anforderungen an einen realistischen und standortgerechten „worst case“ erfüllt. Die Befürchtungen der Stadt Schwerin, das FOC habe keine ausreichende wirtschaftliche Tragfähigkeit, ist nicht überzeugend. Der zugrunde gelegte Schwellenwert für eine solche Tragfä- higkeit definierter Flächenproduktivität erscheint willkürlich gewählt, da ansonsten mindestens die Hälfte des deutschen Bekleidungs- und Schuhhandels ebenfalls kei- ne ausreichende wirtschaftliche Grundlage mehr hätten und zudem diverse Outlet- Center als Praxisbeispiele das Gegenteil belegen.

Die Hansestadt Wismar liegt mit einer Entfernung von ca. 60 km am Rande des mitt- leren Einzugsgebietes (Zone II) und damit in bereits recht großer räumlicher Entfer- nung zum Vorhabenstandort in Wittenburg. Zudem weist der Einzelhandel in der Alt- stadt von Wismar in den FOC-relevanten Sortimentsbereichen ein niedriges bis mitt- leres Preisniveau und daher nur eine geringe Orientierung auf höherwertige Marken auf. Wismar wurde in der Auswirkungsanalyse aufgrund der nur sehr geringen Wett- bewerbsverflechtungen mit dem Planobjekt in Wittenburg in die Sammelgruppe „Sonstige Städte in Zone II" eingeordnet. Hier liegen die Umsatzabzüge durch das Planobjekt unterhalb einer rechnerischen Nachweisschwelle und werden keine städ- tebaulichen oder raumordnerischen Auswirkungen in Wismar verursachen.

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Die Auswirkungsanalyse des Büros ecostra behandelt nur die absatzwirtschaftlichen Auswirkungen des FOC und die daraus möglicherweise resultierenden städtebauli- chen Auswirkungen. Auswirkungen der Vorhabenplanung auf die Hotelkapazitäten in Wismar und das dortige Erlebnisbad WONNEMAR sind rein spekulativer Natur. Das Umschlagen etwaiger wettbewerblicher Auswirkungen in diesen Wirtschaftszweigen in städtebaulichen Auswirkungen ist fernliegend.

Entsprechendes gilt für das Mittelzentrum Grevesmühlen, das in einer Entfernung von 49 km bzw. ca. 50 Pkw-Fahrminuten zum Planvorhaben liegt.

Die Barlachstadt Güstrow liegt mit einer Distanz mit ca. 117 km bzw. ca. 84 Pkw- Fahrminuten am östlichen Rand des Ferneinzugsgebietes des Wittenburg Village. Somit weist Güstrow ebenso wie der entsprechende mittelzentrale Verpflichtungsbe- reich nur eine geringe Anbindungsintensität an das geplante Outlet-Center auf. Vor diesem Hintergrund sind Anhaltspunkte für den von der Stadt Güstrow befürchteten nicht unerheblichen Umsatzrückgang nicht ersichtlich. Ein überhaupt nur möglicher Umsatzabzug liegt unterhalb einer rechnerischen Nachweisschwelle. Negative Aus- wirkungen auf den Einzelhandel in Güstrow werden von den Gutachtern eindeutig ausgeschlossen.

Der Einzelhandelsstandort Parchim und die möglichen Auswirkungen durch das Wit- tenburg Village wurden in der Auswirkungsanalyse detailliert behandelt. Dabei ist insbesondere die wenig stabile Situation des örtlichen Einzelhandels in die Untersu- chung eingeflossen. Aufgrund des nur geringen absoluten Umsatzabzugs ist das Vorhaben aber auch mit Blick auf die Einzelhandelssituation in Parchim als verträg- lich einzustufen.

Die Auswirkungen des Planvorhabens auf das Mittelzentrum Hagenow werden im Kapitel 6.4.1 der Auswirkungsanalyse ausführlich dargelegt. Da den prognostizierten relativen Umsatzumverteilungswerten nur geringe absolute Umverteilungsbeträge entsprechen, sind unzumutbare städtebauliche Auswirkungen nicht zu erwarten. Der Umsatzabzug zu Lasten der Innenstadt von Hagenow wird mit 0,8 - 0,9 Mio. Euro prognostiziert. In der am stärksten betroffenen Sortimentsgruppe Schuhe und Le- derwaren entspricht der prognostizierten Umsatzumverteilung von 13,3 % nur ein absoluter Betrag in Höhe von 0,1 bis 0,2 Mio. Euro. Dieser Betrag entspricht noch nicht einmal der Umsatzgröße eines einzelnen Schuhgeschäftes. Die Stadt Hagenow selbst erachtet in Abwägung der durch das Vorhaben bewirkten absatzwirtschaftlichen Auswirkungen einerseits mit den von ihr dargelegten insge- samt positiven regionalökonomischen Effekten als (noch) vertretbar. Möglichen ein- tretenden Veränderungen bei einzelnen Einzelhandelssortimenten stehe die Chance einer touristischen und wirtschaftlichen Aufwertung Hagenows gegenüber.

Die Auswirkungen des Planvorhabens auf das Mittelzentrum Ludwigslust werden in der Auswirkungsanalyse in Kapitel 6.4.2 behandelt. Der prognostizierte absolute Umsatzabzug liegt bei ca. 0,4 - 0,5 Mio. Euro, was einer durchschnittlichen Um- satzumverteilungsquote von ca. 2,8 % entspricht. Negative städtebauliche Auswir- kungen sind hier nicht zu erwarten.

Hinsichtlich des Standortes Wittenburg selbst sind keine nennenswerten Umsatz- rückgänge zu befürchten. Dies beruht insbesondere darauf, dass der vorhandene

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Einzelhandel im Grundzentrum Wittenburg nur geringe Überschneidungen in den Sortimenten und den Preislagen mit dem Angebot eines FOC aufweist.

Für die von der GL Berlin-Brandenburg befürchteten negativen Auswirkungen des Vorhabens auf Brandenburger Städte fehlt es an tatsächlichen Anhaltspunkten. Die Entfernung der Innenstadt von Wittstock/Dosse zum geplanten Wittenburg Village (ca. 73 Pkw-Fahrminuten) ist größer als zum Designer-Outlet Berlin (ca. 63 Pkw- Fahrminuten). Aufgrund der tradierten Einkaufsverflechtungen der Bewohner von Wittstock/Dosse in Richtung Berlin und der entsprechenden Ausstrahlung des mit ca. 16.500 m² Verkaufsfläche deutlich größer dimensionierten Outlet-Centers in Wuster- mark ist die Stauchung des Einzugsgebietes des Wittenburg Village sachgerecht. Auch unabhängig hiervon sind jedoch aufgrund der großen Entfernung des Vorha- bens zum Stadtgebiet und der folglich nur geringeren Umsatzumverteilungen zu Las- ten des stationären Einzelhandels in Wittstock/Dosse keine negativen Auswirkungen durch das Planvorhaben zu erwarten.

Entsprechendes gilt für die Städte Perleberg und Wittenberge (Mittelzentren in Funk- tionsteilung). Diese Städte liegen deutlich weiter vom Planstandort in Wittenburg ent- fernt als z. B. das räumlich dazwischen liegende und in der Auswirkungsanalyse un- tersuchte Mittelzentrum Ludwigslust. Für dieses Mittelzentrum konnte im Rahmen der Auswirkungsanalyse nachvollziehbar festgestellt werden, dass durch die errech- neten Umsatzumverteilungen keine negativen Auswirkungen für den städtischen Einzelhandel zu erwarten sind. Dies gilt dann erst Recht für die räumlich weiter ent- fernten Städte Perleberg und Wittenberge, da mit zunehmender Entfernung auch die Kundenanbindungsintensität und damit die Marktwirkung eines Outlet-Centers ab- nehmen. Diese Feststellung gilt letztlich unabhängig von einer etwaigen Fahrzeitver- kürzung durch den Lückenschluss der BAB 14.

Abgesehen vom direkt zum Planvorhaben benachbarten Mittelzentrum Hagenow und vom Oberzentrum Schwerin sind die ermittelten Umsatzumverteilungen in den unter- suchten Städten im Einzugsgebiet insgesamt relativ gering. Somit ist auszuschlie- ßen, dass für die räumlich noch weiter entfernten brandenburgischen Städte auch im theoretischen Falle einer Überschreitung der in der Auswirkungsanalyse zugrunde gelegten Mittelwerte der Verkaufsflächendimensionierungen einzelner Sortimentsbe- reiche negative städtebauliche oder raumordnerische Auswirkungen eintreten kön- nen. Im Gutachten ist eine solche Ausschöpfung der möglichen Bandbreiten von Flä- chenkorridoren bei der qualitativen Bewertung der möglichen Auswirkungen des Vorhabens berücksichtigt worden. Im Rahmen der kommunalen Bauleitplanung sind dann Obergrenzen für die einzelnen Sortimente festzusetzen.

Soweit die GL Brandenburg die in der Auswirkungsanalyse berechnete Flächenpro- duktivität zum einen als plausibel bezeichnet, zum anderen aber eine konkrete Her- leitung vermisst, ist auf Kapitel 6.2 der Auswirkungsanalyse zu verweisen. Hier wird dargestellt, welche Umsatzanteile aus welchen Zonen des Einzugsgebietes bzw. mit sogenannten "Streukunden" von außerhalb des Einzugsgebietes erwirtschaftet wer- den und wie hoch die Kaufkraftabschöpfungsquoten in den entsprechenden Intensi- tätszonen des Einzugsgebietes sind. Gerade vor diesem Hintergrund erscheint die prognostizierte Flächenproduktivität als plausibel. Generell ist anzumerken, dass die Erfahrungen mit dem Designer-Outlet Berlin im brandenburgischen Wustermark den von der GL Berlin-Brandenburg befürchteten negativen städtebaulichen Auswirkungen entgegengehalten werden können. Das

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dortige Designer-Outlet Berlin ist seit dem Jahr 2000 in Betrieb und mit aktuell ca. 16.500 m² Verkaufsfläche deutlich größer als das in Wittenburg geplante Outlet- Center. Die Praxiserfahrung seit Eröffnung dieses Objektes zeigen, dass keine nega- tiven städtebaulichen oder raumordnerischen Auswirkungen auf die umliegenden Ober- und Mittelzentren eingetreten sind. Da die betroffenen Städte wie z. B. Falken- see, Nauen oder auch Potsdam deutlich näher zum Designer-Outlet-Center Berlin gelegen sind, als es die von der GL Berlin-Brandenburg genannten brandenburgi- schen Städte bezogen auf das geplante Wittenburg Village sind, können Auswirkun- gen dieses Vorhabens auf die angeführten Städte plausibel verneint werden.

Die Hansestadt Uelzen liegt ca. 107 km bzw. ca. 1:38 h Pkw-Fahrzeit vom Vorha- benstandort des Wittenburg-Village entfernt. Damit liegt Uelzen auch außerhalb ei- nes rein nach Pkw-Fahrzeiten abgegrenzten Einzugsgebietes, welches üblicherweise 90 Pkw-Fahrminuten umfasst. Das Einzugsgebiet des Wittenburg-Village ist in Rich- tung Uelzen nicht gestaucht. Die Entfernung aus Uelzen zum Designer-Outlet Soltau ist mit ca. 52 km bzw. 48 Pkw-Fahrminuten weniger als halb so groß wie die Entfer- nung nach Wittenburg, so dass Uelzen eindeutig dem Einzugsgebiet des Designer- Outlets Soltau zuzuordnen ist. Aufgrund der sehr großen Entfernung zum Planstand- ort können städtebauliche Auswirkungen durch das Wittenburg-Village auf die Stadt Uelzen ausgeschlossen werden.

Zu den behaupteten negativen Auswirkungen auf die Zentralen Orte Mölln und Rat- zeburg ist Folgendes zu erwidern. Grundsätzlich ist für beide Städte festzustellen, dass trotz einer bereits recht großen Entfernung eine eindeutige Einkaufsorientierung der Möllner und Ratzeburger Wohnbevölkerung auf die Stadt Hamburg und bereits deutlich nachrangig auf die Stadt Lübeck besteht. Das Einzelhandelsangebot ist in den Innenstädten von Mölln und Ratzeburg in den projektrelevanten Sortimentsbe- reichen nur begrenzt und im Übrigen nur wenig markenorientiert. Um ihren Bedarf an (höherwertiger) Markenbekleidung und Markenschuhen - wie sie in einem Outlet- Center angeboten werden - zu decken, fahren die Möllner und Ratzeburger somit traditionell vor allem nach Hamburg, so dass dem Hamburger Einzelhandel entspre- chend Kaufkraft zufließt. Letztendlich wird der Umsatz, welcher das geplante Witten- burg Village mit Kunden aus Mölln oder Ratzeburg erzielt, somit fast ausschließlich nicht gegenüber dem stationären Einzelhandel dieser beiden Städte umverteilt, son- dern aufgrund seiner überregionalen Ausnahmestellung als Einkaufsstandort dem Hamburger Einzelhandel entzogen. zu 4.: Bei dem angesprochenen Luxus-Outlet-Center (Luxus-Outlet-Center) am Flughafen Parchim handelt es sich noch nicht um eine ausreichend konkrete und planerisch abgesicherte Ansiedlungsabsicht, die hier berücksichtigt werden könnte. Zudem sieht das Konzept bislang vor, dass auf 12.000 m² Verkaufsfläche nahezu ausschließlich Designermode aus dem Premiumsegment angeboten wird. Ein entsprechendes Re- ferenzvorhaben existiert jedenfalls in Deutschland nicht. Die Berücksichtigung kumu- lierender Auswirkungen des Vorhabens Wittenburg Village und des diskutierten LOC Parchim ist weder möglich, noch rechtlich geboten. Die Pläne zur Ansiedlung eines FOC in Schwerin wurden zwischenzeitlich aufgegeben. zu 5.: Der Vorwurf, die Gutachterin habe bei ihrer Untersuchung den Online-Handel ausge- klammert, ist unzutreffend. Indem in der ecostra-Auswirkungsanalyse der Umsatz

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des in Wittenburg geplanten Outlet-Centers vollständig gegenüber dem stationären Handel im Raum umverteilt wird, und so - mit Sicherheit zu erwartende - Umsatzab- züge gegenüber dem Online-Handel ausgeblendet bzw. auf den stationären Handel übertragen werden, werden die Wirkungen des Vorhabens auf Aspekte des Städte- baus auf keinen Fall unterschätzt. Im Sinne einer Worst-Case-Betrachtung führt dies vielmehr zu einer Überzeichnung der Auswirkungen auf den stationären Einzelhan- del. Dass der Online-Handel im Übrigen ebenfalls im Wettbewerb zum innerstädti- schen stationären Einzelhandel steht, ist unbestritten. zu 6.: Das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr S-A räumt selbst ein, dass keine verbindlichen Aussagen zum Lückenschluss der BAB A14 getroffen werden können und Annahmen zu einer Fahrzeitverkürzung für etwaige Kunden aus Sachsen-Anhalt daher nur spekulativer Natur sind. Dies ist daher in der Auswirkungsanalyse auch nicht näher berücksichtigt worden. Aufgrund der jetzigen Pkw-Distanz von knapp 90 Pkw-Fahrminuten bzw. 122 km vom Grundzentrum Osterburg und sogar mehr als 90 Pkw-Fahrminuten bzw. ca. 144 km vom Mittelzentrum Stendal zum Planareal in Wit- tenburg kann allerdings angenommen werden, dass selbst im Falle des vollständigen Lückenschlusses der BAB A14 keinerlei spürbare Auswirkungen auf den Einzelhan- del in den genannten Städten infolge des Planvorhabens zu erwarten sind. zu 7.: Mit den Mitteln der kommunalen Bauleitplanung sind die Spezifika des FOC, die Größe seiner Verkaufsfläche und die zulässigen Sortimente verbindlich festzuschrei- ben. Für den Sortimentsbereich Schuhe / Lederwaren ist in der Vorhabenkonzeption eine Verkaufsfläche von ca. 1.300 bis 2.500 m² vorgesehen. Der Begutachtung der Aus- wirkungsanalyse liegt eine mittlere Größenordnung von ca. 1.900 m² Verkaufsfläche in diesem Segment zugrunde. Ein Umschlagen der prognostizieren absatzwirtschaft- lichen Auswirkungen in negative städtebauliche Auswirkungen bei dieser Größen- ordnung ist von den Gutachtern verneint worden. Eine raumordnerische Notwendig- keit zu einer weitergehenden Beschränkung der Verkaufsfläche für das Sortiment Schuhe / Lederwaren kann daher nicht hergeleitet werden. Die Stadt Wittenburg hat folglich über die Verkaufsflächenobergrenze für dieses Sortiment im Rahmen der bauleitplanerischen Abwägungsentscheidung und dort unter Berücksichtigung ihrer interkommunalen Ausprägung zu entscheiden.

Flankierend soll ein städtebaulicher Vertrag abgeschlossen werden. Eine spätere Erweiterung würde ein erneutes Bauleitplanverfahren und erneut eine Entscheidung über die Zulässigkeit einer Abweichung von den Zielen der Raumordnung erfordern. Flankierend ist das Instrument der städtebaulichen Vertragsgestaltung zu nutzen, in dem u.a. auch die Kontrolle der Einhaltung der Maßgaben zur konzepttreuen Betrei- bung des FOC ermöglicht (vgl. hierzu Maßgabe 1 unter Kapitel A.I. sowie Kapitel A.II Sicherung des Vorhabens durch vertragliche Regelungen).

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1.2 Raumordnerische Abwägung für den Bereich Einzelhandel Das Vorhaben stimmt nur dann mit den Erfordernissen der Raumordnung überein, wenn von den genannten Zielen entsprechend dem Antrag der Stadt Wittenburg Ab- weichungen zugelassen werden.

Nach § 6 Abs. 2 ROG kann von Zielen der Raumordnung abgewichen werden, wenn die Abweichung unter raumordnerischen Gesichtspunkten vertretbar ist und die Grundzüge der Planung nicht berührt werden. Ergänzend (vgl. § 28 Abs. 3 ROG) gilt § 5 Abs. 6 S. 2 LPlG M-V, wonach die oberste Landesplanungsbehörde im Einver- nehmen mit den jeweils berührten Fachministerien Abweichungen zulassen kann, wenn diese aufgrund veränderter Tatsachen oder Erkenntnissen nach raumordneri- schen Gesichtspunkten geboten sind und die Raumentwicklungsprogramme in ihren Grundzügen nicht berührt werden.

Das Bundesverwaltungsgericht hat sich in seinem Urteil vom 16.12.2010 (4 C 8/10 – IKEA Rastatt) zu den Voraussetzungen einer Zielabweichung geäußert. In dieser Entscheidung hat das Bundesverwaltungsgericht ausgeführt, dass eine einzelfallbe- zogene Abkehr von dem für Einzelhandelsgroßprojekte maßgebliche Zentrale-Orte- Prinzip (Konzentrationsgrundsatz) und dem als Komplementärelement zu verstehen- den Kongruenzgebot im Wege einer Zielabweichung nicht zwangsläufig immer die „Grundzüge der Planung“ berühren muss. Der Gesetzgeber sei mit der Neufassung des § 6 Abs. 2 ROG dem Muster der Befreiungsvorschrift des § 31 Abs. 2 BauGB gefolgt, so dass die Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts zu dieser Vor- schrift eine Orientierung bei der Anwendung des § 6 Abs. 2 ROG bieten könne. Wann eine Planänderung danach die Grundzüge der Planung berühre, lasse sich nicht abstrakt bestimmen, sondern hänge von der jeweiligen Planungssituation ab. Wie auch im Falle des § 31 Abs. 2 BauGB beurteile sich die Frage, ob eine Abwei- chung die Grundzüge der Planung berühre oder von minderem Gewicht sei, nach dem im Plan zum Ausdruck gebrachten planerischen Wollen. Bezogen auf dieses Wollen dürfe der Abweichung vom Planinhalt keine derartige Bedeutung zukommen, dass die dem Plan zugrunde gelegte Planungskonzeption („Grundgerüst“) in beacht- licher Weise beeinträchtigt werde. Die Abweichung müsse – soll sie mit den Grund- zügen der Planung vereinbar sein – durch das planerische Wollen gedeckt sein. Es müsse – mit anderen Worten – angenommen werden können, die Abweichung liege noch im Bereich dessen, was der Plangeber gewollt hat oder gewollt hätte, wenn er den Grund für die Abweichung gekannt hätte. Selbst wenn keine atypischen Um- stände vorliegen würden, die nach dem Willen des Plangebers dem nachgeordneten Planungsträger ausnahmsweise außerhalb des Zielabweichungsverfahrens eine Ab- weichung erlauben würden, dürfe nicht gefolgert werden, dass mit einer Abweichung im Wege des Zielabweichungsverfahrens die vom Plangeber getroffene planerische Regelung beiseitegeschoben würde. Das Zielabweichungsverfahren sei nicht auf den atypischen Fall, sondern gerade auf den Härtefall ausgerichtet, bei dem die Planaus- sage in Gestalt der Regelvorgabe dem Vorhaben zunächst entgegenstehe, gleich- wohl eine Zulassung vertretbar erscheine.

Ausgehend von diesen Ausführungen des Bundesverwaltungsgerichts war im Raumordnungsverfahren zu prüfen, ob die Grundzüge der Planung durch eine Zu- lassung des Vorhabens berührt werden und ob die Abweichung unter raumordneri- schen Gesichtspunkten vertretbar ist. Mit Blick auf die Anforderungen des § 5 Abs. 6 Satz 2 LPIG M-V ist zusätzlich zu prüfen, ob die Abweichung aufgrund veränderter Tatsachen oder Erkenntnisse nach raumordnerischen Gesichtspunkten geboten ist.

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In tatsächlicher Hinsicht können bei der Entscheidung über die Zulassung der Ab- weichung die Erkenntnisse berücksichtigt werden, die aus der „Auswirkungsanalyse zu einer möglichen Realisierung eines Factory Outlet-Centers in der Stadt Witten- burg“, erstellt im Auftrag der Vorhabenträgerin, durch das Sachverständigenbüro ecostra in einer aktualisierten Fassung vom 10.03.2017 abgeleitet werden können.

Auf der Grundlage einer Analyse des Standortes und seines Einzugsgebiets, mit dem zur Verfügung stehenden Bevölkerungs- und Kaufkraftpotenzial, der einzelhan- delsbezogenen Angebots- und Wettbewerbssituation im Einzugsgebiet, der Umsatz- erwartung des Vorhabens und der dadurch bewirkten Kaufkraftströme sind im Gut- achten die möglichen Auswirkungen des Vorhabens auf Städtebau und Raumord- nung bewertet worden.

Dabei wird im Gutachten konstatiert, dass die Kongruenz- und Integrationsgebote des LEP M-V 2016 und des RREP Westmecklenburg 2011 verletzt sind. Zusätzlich wird das Konzentrationsgebot des RREP Westmecklenburg 2011 als verletzt be- zeichnet, da die Stadt Wittenburg als Grundzentrum nicht die Voraussetzungen für die Ansiedlung eines Factory-Outlet-Centers in der vorgesehenen Größenordnung erfüllt.

Zugleich wird allerdings auch festgestellt, dass eine wesentliche Beeinträchtigung der Versorgungsfunktion städtebaulich integrierter Bereiche benachbarter zentraler Orte nicht gegeben ist, sodass nachhaltig negative Auswirkungen durch das FOC auf den Branchenmix und die Angebotsattraktivität der innerstädtischen Geschäftslagen und somit auch auf die städtebauliche Situation und die Entwicklungsmöglichkeiten der Zentralen Orte im Einzugsgebiet verneint werden.

Das Gutachten kommt zu folgenden abschließenden Bewertungen:

 Zur Standortbewertung aus betrieblicher Sicht wird festgestellt, dass der Plan- standort in Wittenburg zur Ansiedlung eines Factory-Outlet-Centers geeignet ist. Besonders hervorgehoben wird in diesem Zusammenhang die sehr gute verkehr- liche Erreichbarkeit des Standortes über die A 24 und die L 4. Als weitere positive Faktoren werden die zu erwartenden Synergieeffekte durch die Freizeiteinrich- tungen am Standort sowie die touristische Funktion der Region als Naherholungs- raum für das Ballungsgebiet Hamburg benannt. Als negative Faktoren werden die sehr hohe Wettbewerbsintensität vor allem durch die bereits in Betrieb befindli- chen FOC in Neumünster und Soltau aufgeführt. Gleichwohl stufen die Gutachter drei FOC im Großraum Hamburg mittelfristig als tragfähig ein. Als weiteren ein- schränkenden Faktor benennen die Gutachter die soziodemografische Situation in den östlichen Teilbereichen des Einzugsgebiets mit abnehmenden Bevölke- rungszahlen und einer zum Teil deutlich unter Bundesdurchschnitt liegenden Kaufkraft.

 In der Standortbewertung aus städtebaulicher Sicht wird der Planstandort als nicht-integrierte autokundenorientierte dezentrale Lage beschrieben.

 Im Gutachten wird das Einzugsgebiet des Vorhabens anhand von Pkw- Fahrminuten abgegrenzt. Unter Berücksichtigung der bestehenden Wettbewerbs- standorte ist das Einzugsgebiet vor allem im Südwesten und Nordwesten deutlich

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gestaucht. Der Raum wurde in Intensitätszonen einer abgestuften Kundenanbin- dung unterteilt. Das so abgegrenzte Einzugsgebiet des Planobjektes umfasst ei- nen Raum, welcher den Westen des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern, den überwiegenden Teil der Hansestadt Hamburg, sowie zu Mecklenburg- Vorpommern benachbarte Grenzbereiche der Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt umfasst. Das Einzugsgebiet umfasst derzeit ein Einwohnerpotenzial von knapp 3 Mio. Personen mit einem gesamten einzelhandelsrelevanten Kaufkraftvolumen in Höhe von ca. 17,3 Mrd. Euro pro Jahr. Hiervon entfällt auf die in einem FOC typischerweise geführten Waren ein projektrelevantes Kaufkraftvolumen von ca. 4,1 Mrd. Euro.

 Die Umsatzerwartung des FOC prognostizieren die Gutachter unter Berücksichti- gung der Standorteigenschaften, der Marktsituation im Einzugsgebiet, der geplan- ten Flächendimensionierung und unter Berücksichtigung intensiver Marketingakti- vitäten des Betreibers auf ca. 51,3 Mio. Euro pro Jahr. Dies entspricht bei einer Verkaufsfläche von maximal 12.600 m² einer Flächenproduktivität von ca. 4.075,00 Euro jährlich pro m² Verkaufsfläche. Die Gutachter gehen davon aus, dass es sich hierbei um einen oberen Wertansatz handelt, obwohl der Wert im Vergleich zu den bereits im Betrieb befindlichen FOC in Deutschland als unter- durchschnittlich bezeichnet wird.

 Die durch das Vorhaben bewirkte Umsatzbindung wird – naturgemäß – dazu füh- ren, dass bestehende Kaufkraftströme beeinflusst und in der Folge Umsätze von anderen Standorten zum Planobjekt verlagert werden. Dabei bewirkt das Plan- vorhaben mit jährlich ca. 22,8 Mio. Euro die höchsten absoluten Umsatzumvertei- lungen gegenüber dem bestehenden Einzelhandel in der Hansestadt Hamburg. Der Einzelhandel in Hamburg profitiert allerdings durch hohe Kaufkraftzuflüsse aus dem regionalen und überregionalen Umland. Bei einem wesentlichen Teil des Umsatzes, welcher das Planobjekt vom Einzelhandel in Hamburg abzieht, handelt es sich um Kaufkraft der Wohnbevölkerung der umliegenden Landkreise Lud- wigslust-Parchim, Nordwestmecklenburg oder Herzogtum Lauenburg, welche bis- lang in die Hansestadt abgeflossen ist. Damit führt das Planobjekt nach den Aus- führungen der Gutachter zu einem nicht geringen Teil zu einer stärkeren Kauf- kraftbindung im näheren regionalen Umfeld von Wittenburg. Die Stärke des Ham- burger Einzelhandels sowie die städtebaulichen Funktionen und die stadtplaneri- schen Gestaltungsmöglichkeiten der Hansestadt Hamburg werden hierdurch je- doch in keiner Weise nachhaltig beeinträchtigt. Dies begründen die Gutachter mit dem sehr umfangreichen, attraktiven und leistungsfähigen Einzelhandelsgebot der Hansestadt.

 Die ansonsten im Rahmen der Untersuchung ermittelten Umsatzumverteilungs- quoten gegenüber den Städten und insbesondere Innenstädten im Untersu- chungsgebiet bewegen sich in den Segmenten Bekleidung (inklusive Sportbeklei- dung) sowie den sonstigen FOC-relevanten Sortimenten auf einem relativ niedri- gen Niveau. Im Sortimentsbereich Schuhe und Lederwaren liegen die Umsatz- umverteilungsquoten in der Stadt Schwerin nah am und in der Stadt Hagenow sogar deutlich über dem relevanten Schwellenwert, ab dem wesentliche negative Wirkungen auf Aspekte des Städtebaus und der Raumordnung grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden können. Unter Berücksichtigung der spezifischen örtlichen Einzelhandelssituation in Schwerin bzw. des nur sehr geringen absolu- ten Umsatzabzugs im Bereich Schuhe und Lederwaren in Hagenow kommen die

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Gutachter jedoch zu dem Ergebnis, dass nicht von städtebaulichen Funktionsstö- rungen bei einer Realisierung des Planvorhabens in Wittenburg auszugehen ist.

Im Ergebnis bezeichnen die Gutachter daher die Ansiedlung eines FOC am Plan- standort in Wittenburg wirtschaftsstrukturell, städtebaulich und raumordnerisch als verträglich. Das landesplanerische Beeinträchtigungsverbot wird nicht als verletzt erachtet.

Zur Sicherstellung der Grundlagen der prognostischen Einschätzung der städtebauli- chen und raumordnerischen Folgewirkungen des Vorhabens empfehlen die Gutach- ter jedoch, die typologischen Besonderheiten des Vertriebstyps FOC verbindlich festzuschreiben und im Rahmen eines Controllings und Monitorings zu überprüfen.

Bewertung der Voraussetzungen für eine Zielabweichung:

Hiervon ausgehend war zu prüfen, ob die Voraussetzungen einer Abweichung von den oben genannten Zielen der Raumordnung gegeben sind. Folgende Vorausset- zungen müssen hierfür kumulativ gegeben sein:

 Durch die Abweichung dürfen die Grundzüge der Planung nicht berührt werden.  Die Abweichung muss unter raumordnerischen Gesichtspunkten vertretbar sein.  Die Abweichung muss aufgrund veränderter Tatsachen oder Erkenntnisse nach raumordnerischen Gesichtspunkten geboten sein.

1. Grundzüge der Planung

Es wurde oben bereits ausgeführt, wie das Bundesverwaltungsgericht den unbe- stimmten Rechtsbegriff „Grundzüge der Planung“ interpretiert. Wann eine Planände- rung danach die Grundzüge der Planung berührt, lässt sich nicht abstrakt bestim- men, sondern hängt von der jeweiligen Planungssituation ab. Entscheidend ist, das im Plan zum Ausdruck gebrachte planerische Wollen. Bezogen auf dieses Wollen darf der Abweichung vom Planinhalt keine derartige Bedeutung zukommen, dass die dem Plan zugrunde gelegte Konzeption in beachtlicher Weise beeinträchtigt wird. Die Abweichung muss vielmehr noch im Bereich dessen liegen, was der Plangeber ge- wollt hat oder gewollt hätte, wenn er den Grund für die Abweichung gekannt hätte.

Ausgehend von dieser Rechtslage haben die Plangeber der Raumordnungspläne bereits in diesen zum Ausdruck gebracht, dass die besondere Vertriebsform des Factory-Outlet-Center (FOC) einer Einzelfallbetrachtung bedarf. In der Begründung zum LEP 2016 ist ausdrücklich festgehalten, dass die Zulassung von Herstellerdi- rektverkaufszentren im Wege der Abweichung von den entgegenstehenden Zielen der Raumordnung in Betracht kommt. Vorausgesetzt wird hierbei, dass die zentralen Versorgungsbereiche im Einzugsbereich des Vorhabens nicht wesentlich beeinträch- tigt werden. Ob dies wegen der Besonderheiten eines FOC der Fall ist, soll nach den Ausführungen in der Begründung zum LEP im Rahmen eines Raumordnungsverfah- rens geprüft werden. Entsprechend verhält es sich hinsichtlich des RREP WM. Hier bestimmt der Plansatz 8 des Abschnittes 4.3.2 ausdrücklich, dass Factory-Outlet- Center im Einzelfall auf ihre Auswirkungen insbesondere im Hinblick auf die Funkti- ons- und Entwicklungsfähigkeit der zentralen Orte und ihrer Innenstädte überprüft werden sollen. Auch hierzu ist in der Begründung ausgeführt, dass FOC, die kon- zeptgetreu betrieben werden, aufgrund ihrer besonderen Sortimentsstruktur und ihrer

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Anbindung an das regionale und überregionale Verkehrsnetz am Projekteinzugsbe- reich zu messen sind, weil dieser deutlich über den Verflechtungsbereich der Ansied- lungsgemeinde hinausstrahlt. Eine Einzelfallprüfung soll sicherstellen, dass insbe- sondere die Funktions- und Entwicklungsfähigkeit der Innenstädte benachbarter zentraler Orte durch die Ansiedlung eines FOC nicht wesentlich beeinträchtigt wer- den.

Folge dieser Ausführungen ist zunächst, dass die Annahme, die Grundzüge der Pla- nung seien bei einem Entgegenstehen des Konzentrationsgebotes, des Kongruenz- gebotes oder des Integrationsgebotes stets verletzt, bei der spezifischen Vertriebs- form FOC in den in Rede stehenden Raumordnungsplänen keine Stütze findet. Ent- scheidend ist vielmehr, ob der vom Plangeber mit den jeweiligen Plansätzen verfolg- te Schutzzweck berührt ist bzw. – anders formuliert – wegen der Besonderheiten ei- nes FOC gerade nicht tangiert wird.

Das Bundesverwaltungsgericht hat den Schutzzweck raumordnerischer Vorgaben zur Steuerung des Einzelhandels in seinem Urteil vom 16.12.2010 (4 C 8/10) folgen- dermaßen beschrieben:

„Das Kongruenzgebot dient – ebenso wie das Konzentrationsgebot, das Integrati- onsgebot und das Beeinträchtigungsverbot – der Sicherstellung einer raumstrukturell und funktionell verträglichen Ansiedlung großflächiger Einzelhandelsbetriebe. Schutzzweck eines von der konkreten Beeinträchtigung der Versorgungssituation abgekoppelten Kongruenzgebotes ist die raumordnerische Annahme, dass großflä- chige Einzelhandelsbetriebe, die nach Lage, Umfang und Art nicht der jeweiligen zentralörtlichen Hierarchiestufe der Standortgemeinde entsprechen, selbst dann raumunverträglich sind, wenn sie nicht zur Beeinträchtigung führen, weil sie wegen ihrer überörtlichen, über den Einzugsbereich der Standortgemeinde hinausgehenden Wirkung zur Zersiedlung und Erhöhung des Verkehrsaufkommens führen, mithin dem Grundsatz eines schonenden Flächen- und Ressourcenverbrauchs und dem Grundsatz der effektiven Nutzung und Bündelung der Infrastruktur und des Verkehrs widersprechen.“

Dieser bundesrichterlichen Interpretation entsprechen die den Begründungen der Raumordnungspläne zu entnehmenden planerischen Zielsetzungen der jeweiligen Plangeber.

Erste Voraussetzung der Annahme, dass die Grundzüge der Planung durch eine Abweichung von den entgegenstehenden raumordnerischen Zielen nicht berührt werden, ist danach, dass die in Rede stehende Ansiedlung in dem Sinne verträglich ist, als dass sie die Funktionsfähigkeit der zentralen Versorgungsbereiche im Ein- zugsgebiet und die verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung nicht gefährdet.

Dass diese Voraussetzungen hier gegeben sind, ist im Zielabweichungsantrag der Stadt Wittenburg unter Bezugnahme auf das vorgelegte Sachverständigengutachten des Büros ecostra nachvollziehbar dargelegt worden. Die Auswirkungsanalyse be- legt, dass die ökonomischen, städtebaulichen und raumordnerischen Auswirkungen des FOC in Bezug auf alle untersuchten zentralen Orte und zentralen Versorgungs- bereiche als verträglich zu bewerten sind. Negative städtebauliche Auswirkungen auf die Versorgungsfunktion der zentralen Versorgungsbereiche und die im Wesentli- chen durch sie sichergestellte verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung sind nicht zu erwarten.

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Auch unabhängig hiervon ist eine Raumunverträglichkeit nicht gegeben. Ein FOC führt mit Blick auf seinen großen Einzugsbereich generell zu einem mit seinem Be- sucheraufkommen verbundenen erhöhten Verkehrsaufkommen. Dies gilt unabhängig davon, ob der Standort in einem Ober-, Mittel- oder Grundzentrum und dort in inte- grierter oder nicht integrierter Lage verortet ist. Alleine der Aspekt des Verkehrsauf- kommens vermag daher weder für noch gegen einen konkreten Standort zu spre- chen. Voraussetzung der Beherrschbarkeit des Verkehrsaufkommens ist allerdings eine gute verkehrliche Erreichbarkeit des Standortes, der hier mit Blick auf die Lage im Nahbereich der BAB A 24 und der L 4 gegeben ist.

Zudem führt die Ansiedlung zu einer Rückgewinnung von Kaufkraft, die derzeit aus dem Nahbereich des Vorhabens in der Metropole Hamburg gebunden wird und damit auch zu positiven Effekten im Hinblick auf Verkehrsaufkommen und Infrastruktur.

Die spezifischen Besonderheiten des Einzelhandelsgroßprojektes FOC rechtfertigen hier daher auf der Grundlage der in den Raumordnungsplänen für diese Vertriebs- form vorgesehenen Einzelfallprüfung die Annahme, dass nicht schon die Grundzüge der Planung per se der Zulassung des Vorhabens innerhalb eines Grundzentrums und dort in nicht integrierter Lage entgegenstehen. Voraussetzung ist jedoch, dass die spezifischen Besonderheiten des FOC rechtlich so abgesichert werden, dass nicht auch ein klassisches Einkaufszentrum entstehen kann. Hierzu dienen die unter A. I. formulierten Maßgaben.

2. Vertretbarkeit unter raumordnerischen Gesichtspunkten

Auch für das inhaltliche Verständnis dieses Tatbestandsmerkmals lässt sich auf die Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts zum Begriff der städtebaulichen Vertretbarkeit in § 31 Abs. 2 BauGB zurückgreifen. Für die städtebauliche Vertret- barkeit im Sinne dieser Vorschrift ist entscheidend, ob der Plangeber ohne Preisgabe seiner konkreten planerischen Zielsetzungen anstelle der Festsetzung, von der be- freit werden soll, auch eine solche mit dem Inhalt der Befreiung hätte treffen können. Die städtebauliche Vertretbarkeit ist danach zu verneinen, wenn der Plangeber eine der Befreiung entsprechende Festsetzung nicht hätte treffen können, ohne seine planerische Konzeption als solche zugleich mit zu ändern. Insofern besteht ein enger Zusammenhang dieses Tatbestandsmerkmals mit der Vorgabe, dass die Grundzüge der Planung nicht berührt werden dürfen.

Für die raumordnerische Vertretbarkeit der Zulassung eines FOC am Standort Wit- tenburg kommt es also darauf an, ob diese Standortentscheidung auch unter Beach- tung der jeweiligen Schutzzwecke der beeinträchtigten Zielfestlegungen planbar ge- wesen wäre.

Dass es in der Raumordnungsplanung instrumentell möglich ist, etwa über die Fest- legung eines Vorrangstandortes oder die Formulierung einer Zielbestimmung nach dem Regel- / Ausnahmeprinzip, einen FOC-Standort landesplanerisch abweichend von den sonstigen Zielen zur Einzelhandelssteuerung abzusichern, unterliegt keinen Zweifeln.

Entscheidend ist aber weitergehend, dass das Vorhaben, für welches von den Zielen der Raumordnung abgewichen werden muss, auch mit Rücksicht auf den Zweck der entgegenstehenden Zielfestlegungen planbar gewesen wäre.

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Auch in diesem Zusammenhang kann wieder auf die Ausführungen in den Begrün- dungstexten zu den landesplanerischen Zielaussagen zurückgegriffen werden. Den oben wiedergegebenen Aussagen ist zu entnehmen, dass FOC nach dem dokumen- tierten Willen des jeweiligen Plangebers einer einzelfallbezogenen Betrachtung un- terliegen sollen und ihre Auswirkungen gemessen am konkreten Einzugsgebiet und den dort bewirkten Kaufkraftbewegungen zu beurteilen sind. Im besonderen Fokus soll dabei die Frage stehen, ob durch die Zulassung des FOC zentrale Versorgungs- bereiche in ihrer Funktions- und Entwicklungsfähigkeit beeinträchtigt werden. Soweit dies nicht der Fall ist, ist die raumordnerische Vertretbarkeit im Sinne einer grund- sätzlichen Planbarkeit eines entsprechenden Vorhabens gegeben. Dass hier die zentralen Versorgungsbereiche im Einzugsgebiet des Vorhabenstandortes nicht ne- gativ beeinträchtigt werden, ist oben bereits auf der Grundlage der vorgelegten Stu- die des Sachverständigenbüros ecostra festgestellt worden. Die raumordnerische Vertretbarkeit der Zulassung des Vorhabens im Wege der Zielabweichung ist also zu bejahen.

3. Gebotensein aufgrund veränderter Tatsachen oder Erkenntnisse nach raumord- nerischen Gesichtspunkten

§ 5 Abs. 6 Satz 2 LPIG M-V normiert zusätzlich zu den Vorgaben des § 6 Abs. 2 ROG, dass die Abweichung aufgrund veränderter Tatsachen oder Erkenntnisse nach raumordnerischen Gesichtspunkten geboten sein muss. Der Plansatz zu Ziffer (8) des Abschnittes 4.3.2 des RREP WM sieht vor, dass Factory-Outlet-Center im Ein- zelfall auf ihre Auswirkungen im Hinblick auf die Funktions- und Entwicklungsfähig- keit der zentralen Orte und ihrer Innenstädte überprüft werden sollen. In der Erläute- rung wird dies damit begründet, dass FOC aufgrund ihrer besonderen Sortiments- struktur und ihre Anbindung an das regionale und überregionale Verkehrsnetz am Projekteinzugsbereich zu messen sind, weil dieser – immer – deutlich über den Ver- flechtungsbereich der Ansiedlungsgemeinde hinausstrahlt. Eine Einzelfallprüfung stelle sicher, dass insbesondere die Funktions- und Entwicklungsfähigkeit der Innen- städte zentraler Orte durch die Ansiedlung dieser großflächigen Einzelhandelsein- richtungen nicht wesentlich beeinträchtigt werden.

Diese Aussagen des RREP WM belegen, dass nach der Einschätzung des Plange- bers über die raumordnungsrechtliche Zulässigkeit von FOC erst im Einzelfall auf der Grundlage der zum konkreten Projekt und seiner Auswirkungen vorliegenden Er- kenntnisse entschieden werden kann. Die konkrete Vorhabenplanung und die im Rahmen eines Raumordnungsverfahrens zu gewinnenden Erkenntnisse über die raumordnerischen Auswirkungen des Vorhabens stellen die veränderten Erkenntnis- se dar, auf deren Grundlage zu entscheiden ist, ob die Zulassung der Abweichung nach raumordnerischen Gesichtspunkten geboten sind. Entsprechende Erkenntnisse sind im Rahmen des Raumordnungsverfahrens bzw. mit dem Antrag der Stadt Wit- tenburg auf Zulassung einer Zielabweichung vorgelegt worden, so dass diese Vo- raussetzung des § 5 Abs. 6 Satz 2 LPlG M-V gegeben ist.

Für die Auslegung des unbestimmten Rechtsbegriffs des „Gebotenseins“ kann wie- derum auf die Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts zum Begriff der Er- forderlichkeit einer Befreiung aus Gründen des Wohls der Allgemeinheit nach § 31 Abs. 2 Nr. 1 BauGB zurückgegriffen werden (vgl. zu diesem Begriff BVerwG, Urteil vom 09.06.1978, IV C 54.75 -, juris; bestätigt durch Beschluss vom 05.02.2004, 4 B 110/03 und Urteil vom 18.11.2010 – 4 C 10/09). Nach dieser Rechtsprechung ist eine Befreiung nicht erst dann erforderlich, wenn den Belangen der Allgemeinheit auf kei-

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ne andere Weise als durch eine Befreiung entsprochen werden könnte, sondern nach dem Sinn und Zweck der Vorschrift schon dann, wenn es zur Wahrnehmung des jeweiligen öffentlichen Interesses vernünftigerweise geboten ist, mit Hilfe der Be- freiung das Vorhaben an der vorgesehenen Stelle zu verwirklichen. Die Befreiung muss nicht schlechterdings das einzige denkbare Mittel für die Verwirklichung des jeweiligen öffentlichen Interesses sein. Maßgebend dafür, ob die Befreiung vernünf- tigerweise geboten ist, sind die Umstände des Einzelfalls; dabei kann es auch auf – nach objektiven Kriterien zu beurteilende – Fragen der Zumutbarkeit und Wirtschaft- lichkeit ankommen.

Die raumordnerischen Gesichtspunkte, die im Zusammenhang mit der Zulassung von Einzelhandelsgroßprojekten berührt sind, stellen zugleich die Schutzziele der normierten Raumordnungsziele zur Steuerung des Einzelhandels dar. Sind diese durch die Zulassung eines FOC im Einzelfall nicht negativ betroffen, und ist daher die Zulassung einer Abweichung raumordnerisch vertretbar, ist es zugleich vernünftiger- weise geboten, der Planungshoheit durch Zulassung der Abweichung zur Durchset- zung zu verhelfen. Dies gilt erst recht, wenn – wie hier – andere raumordnerische Gesichtspunkte außerhalb des Einzelhandels durch das Vorhaben positiv gefördert werden. Dies ist hier mit Blick auf die festgestellten positiven tourismuswirtschaftli- chen und regionalökonomischen Effekte der Fall.

Rechtsfolge: Ermessen

Die Zulassung einer Zielabweichungsentscheidung steht im Ermessen der zuständi- gen Behörde. Dies ist hier die oberste Landesplanungsbehörde, die im Einverneh- men mit den jeweils berührten Fachministerien die Abweichung zulassen kann. Im Rahmen der Ermessensausübung dürfen nur raumordnerische Gesichtspunkte Be- rücksichtigung finden. Dass mit der Abweichungsvorschrift vom Gesetzgeber beab- sichtigte Ziel der Einzelfallgerechtigkeit und raumplanerischen Flexibilität sowie der Grundsatz der Wahrung der Verhältnismäßigkeit stehen einer leichtfertigen Ermes- sensausübung entgegen. Unter Berücksichtigung des Umstandes, dass schon die Tatbestandsvoraussetzungen die Feststellung eines Härtefalls erfordern, bei dem die Planaussage in Gestalt der Regelvorgabe dem Vorhaben zunächst entgegensteht, gleichwohl eine Zulassung vertretbar erscheint, ist der Raum für raumordnerische Ermessenserwägungen begrenzt. Aspekte, die hier trotz des Vorliegens der tatbe- standlichen Voraussetzungen auf der Rechtsfolgenseite gegen die Zulassung der Abweichung sprechen, sind nicht ersichtlich.

Die Tatbestandsvoraussetzungen der Zulassung einer Abweichung von den Zielen der Raumordnung sind daher gegeben und das landesplanerische Ermessen kann im Sinne der Erteilung der beantragten Abweichung positiv ausgeübt werden.

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2. Raumbezogene Auswirkungen auf den Bereich Tourismus und Naherholung Die Mehrzahl der Stellungnehmer begrüßt die geplante touristische Angebotserweite- rung bzw. Angebotsergänzung, da mit der Umsetzung des Vorhabens folgende posi- tive Effekte zu erwarten sind:  Schaffung eines besonderen touristischen Übernachtungsangebotes (Alleinstel- lungsmerkmal in der Region),  Steigerung der touristischen Attraktivität des Standortes und somit Beitrag zur langfristigen wirtschaftlichen Sicherung des Alpincenters,  Steigerung der Übernachtungs-, Besucher- und Umsatzzahlen sowie Zielgrup- penerweiterung (sowohl am Standort Wittenburg als auch in der näheren Umge- bung),  Stärkung des Binnentourismus sowie Aufwertung der Tourismusregion West- mecklenburg durch Angebotsoptimierung (z.B. für Familien); zu erwartende posi- tive Synergien für regionale Destinationen (z.B. umliegende Städte, Biosphären- reservate Schaalsee und Flusslandschaft Elbe),  Steigerung des Naherholungswertes für die einheimische Bevölkerung durch die öffentliche Zugänglichkeit der Spiel-, Sport- und Outdoor-Anlagen sowie der Schwimmhalle,  Beitrag zur Umsetzung der tourismuspolitischen Zielsetzung des Landes M-V. Um die genannten Erwartungen zu erfüllen, müssten jedoch die Rahmenbedingun- gen entsprechend gestaltet werden: So sollten die Kopplungseffekte Einzelhandel / Tourismus durch eine professionelle Vermarktung sowie Besucherinformation und - lenkung (z.B. in Form eines Welcome-Centers im FOC) gezielt generiert werden. Ge- fordert wird zudem eine aktive Mitarbeit der Vorhabenbetreiber an der Erstellung und Umsetzung des regionalen Tourismuskonzeptes. Daneben werden seitens einiger Stellungnehmer auch kritische Hinweise und An- merkungen gegeben:  positive Effekte für die Hotellerie und die Gastronomie in der Stadt Wittenburg und in der Tourismusdestination Westmecklenburg werden bezweifelt,  die Darstellung des „Reisegebietes Westmecklenburg“ sei missverständlich,  negative Auswirkungen auf die Tourismusbranche umliegender Zentren (z.B. Freizeitbad in Wismar) seien zu erwarten,  die touristische Angebotserweiterung sei auch ohne die Realisierung des FOC wirtschaftlich tragfähig,  es existiere ein Widerspruch zum LEP, da dieses keine raumordnerischen Erfor- dernisse zum „Shoppingtourismus“ enthält,  die touristische Angebotserweiterung diene ausschließlich der wirtschaftlichen Sicherung des Alpincenters,  die ift-Tourismusstudie zum FOC sei nicht hinreichend konkret genug bzw. hin- sichtlich der Annahmen und Prognosen nicht plausibel.

Raumordnerische Abwägung: Die Stadt Wittenburg liegt gemäß der Abgrenzung des statistischen Landesamtes im „Reisegebiet Westmecklenburg“, das administrativ den Landkreis Ludwigslust- Parchim und die kreisfreie Stadt Schwerin umfasst. Das Vorhabengebiet befindet sich gemäß LEP M-V im Vorbehaltsgebiet Tourismus (siehe Karte M 1:250.000 LEP M-V) sowie gemäß RREP WM im Tourismusentwicklungsraums (siehe Karte M 1:100.000 RREP WM). Den Grundsätzen der Raumordnung gemäß 4.6 (4) LEP M-V und 3.1.3 (1) RREP WM, wonach der Sicherung der Funktion für Tourismus und

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Erholung in diesen Räumen besonderes Gewicht beigemessen werden soll, wird damit entsprochen.  In den Vorbehaltsgebieten Tourismus soll der Sicherung der Funktion für Touris- mus und Erholung besonderes Gewicht beigemessen werden. Dies ist bei der Abwägung mit anderen raumbedeutsamen Planungen, Maßnahmen, Vorhaben, Funktionen und Nutzungen und denen des Tourismus selbst besonders zu be- rücksichtigen (4.6 (4) LEP M-V).  In den als Tourismusschwerpunkträume und Tourismusmusentwicklungsräume festgelegten Vorbehaltsgebieten Tourismus soll deren Eignung, Sicherung und Funktion für Tourismus und Erholung besonderes Gewicht beigemessen werden. Dies ist bei der Abwägung mit anderen raumbedeutsamen Planungen, Maßnah- men und Vorhaben, auch des Tourismus selbst, besonders zu berücksichtigen (3.1.3 (1) RREP WM). Durch die Vorhabenrealisierung wird die touristische Infrastruktur, vor allem durch die Schaffung zusätzlicher Beherbergungs-, Gastronomie- und Spiel- / Sportangebote, am Standort Wittenburg erweitert. Dies trägt zu einem Ausbau touristischer Potenzia- le im Binnenland bei. Die bedarfsgerechte Erweiterung der Beherbergungskapazitä- ten wird dadurch sichergestellt, dass die in den Maßgaben 2 und 3 festgesetzten Bettenkapazitäten nicht überschritten werden. Aufgrund seiner touristischen Ausrich- tung entspricht das Vorhaben damit den Erfordernissen gemäß 4.6 (5) LEP M-V und 3.1.3 (3) RREP WM.  Die Vorbehaltsgebiete Tourismus sollen bei der Tourismusförderung besondere Berücksichtigung finden. […] Im Binnenland sollen vorhandene Potenziale für den Tourismus ausgebaut und neue Tourismusformen, insbesondere in ländlichen Räumen, entwickelt werden. Auf eine entsprechende Erweiterung des touristi- schen Angebotes und der Infrastruktur sowie auf ein ausgewogenes Verhältnis der verschiedenen Beherbergungsformen soll hingewirkt werden (4.6 (5) Sätze 1, 4 und 5 LEP M-V).  In den Tourismusentwicklungsräumen sollen die Voraussetzungen für die touristi- sche Entwicklung stärker genutzt und zusätzliche touristische Angebote geschaf- fen werden. Insbesondere sollen die vielfältigen Formen der landschaftsgebunde- nen Erholung genutzt, die Beherbergungskapazitäten bedarfsgerecht erweitert und die touristische Infrastruktur verbessert werden (3.1.3 (3) RREP WM). Der Vorhabenstandort ist gekennzeichnet durch seine gute Erreichbarkeit, die strate- gisch günstige Lage zwischen den Metropolen Hamburg und Berlin und durch das touristisch attraktive Umland mit den Biosphärenreservaten Schaalsee und Fluss- landschaft Elbe, der Kulturlandschaft Griese Gegend, dem Vogelschutzgebiet Lewitz sowie der Landeshauptstadt Schwerin. Damit wird den Erfordernissen der Raumord- nung gemäß 4.6 (3) LEP M-V und 4.3.3 (2) RREP WM entsprochen.  Naturbetonte Räume und die Kulturlandschaften des Landes sollen für die Erho- lung der Bevölkerung des Landes und seiner Gäste zugänglich sein und erhalten sowie die entsprechenden Erholungs- und Urlaubsformen nachhaltig weiterentwi- ckelt werden. Schutzgebiete sollen im Rahmen des Schutzzweckes der Allge- meinheit zugänglich gemacht und für die naturkundliche Information genutzt wer- den (4.6 (3) LEP M-V).  Größere Freizeit- und Beherbergungsanlagen sollen sich in das Landschafts- und Siedlungsbild einfügen, das Siedlungsgefüge nicht beeinträchtigen sowie gut er- reichbar sein (4.3.3 (2) RREP WM).

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Bei dem geplanten Vorhaben handelt es sich um die Erweiterung einer bereits be- stehenden, großen Freizeit- und Beherbergungsanlage3. Unter der Voraussetzung, dass die touristischen Infrastrukturangebote nicht nur den Gästen des Ferienparks und des Hotels zur Verfügung stehen, sondern auch durch andere Urlauber, Tages- gäste und die ortsansässige Bevölkerung genutzt werden können, trägt das Vorha- ben zu einer Erweiterung und qualitativen Aufwertung der touristischen und freizeit- orientierten Angebote am Standort Wittenburg bei (vgl. hierzu: Maßgabe 4). Die zu erwartenden 20.000 Tagesbesucher des Schwimmbades in Wittenburg werden aus den am Standort und den in der näheren Umgebung (Schaalsee) verweilenden Gäs- ten sowie den Einwohnern des Nahbereiches generiert. Auch aufgrund der geringe- ren Größe und Angebotsvielfalt stellt es kein Konkurrenzangebot z.B. zum Wonne- mars in Wismar dar. Daher ist zu erwarten, dass von dem Vorhaben insgesamt posi- tive wirtschaftliche Entwicklungsimpulse auf das Umland, u.a. auf die Auslastung der in der Region bereits vorhandenen touristischen und kulturellen Einrichtungen, aus- gehen. Damit wird den Erfordernissen der Raumordnung gemäß 4.6 (1) LEP M-V entsprochen.  Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsbereich mit einer großen Einkom- menswirkung und Beschäftigungseffekten im Land. Er soll aufgrund seiner vielfäl- tigen Wechselwirkungen mit anderen Wirtschaftsbereichen nachhaltig weiterent- wickelt werden (4.6 (1) LEP M-V). Es soll darauf hingewirkt werden, dass das Vorhaben den Erfordernissen gemäß 4.6 (2) und (3) LEP M-V entspricht, wonach die natur- und kulturräumlichen Poten- ziale des Landes Mecklenburg-Vorpommern erhalten und durch den Tourismus ge- nutzt werden bzw. insbesondere naturbetonte Räume und die Kulturlandschaften des Landes erhalten sowie die entsprechenden Erholungs- und Urlaubsformen nachhal- tig weiterentwickelt werden sollen.  Die natur- und kulturräumlichen Potenziale des Landes sollen erhalten und durch den Tourismus genutzt werden. Aktivtourismus (Wasser-, Rad-, Wander-, Reit- und Golftourismus), Camping- und Wohnmobil-, Gesundheits- und Naturtouris- mus sowie Urlaub auf dem Lande sollen gestärkt und weiter erschlossen werden (4.6 (2) LEP M-V).  Naturbetonte Räume und die Kulturlandschaften des Landes sollen für die Erho- lung der Bevölkerung des Landes und seiner Gäste zugänglich sein und erhalten sowie die entsprechenden Erholungs- und Urlaubsformen nachhaltig weiterentwi- ckelt werden. Schutzgebiete sollen im Rahmen des Schutzzwecks der Allgemein- heit zugänglich gemacht und für die naturkundliche Information genutzt werden. (4.6 (3) LEP M-V). Vor diesem Hintergrund ist eine Einbettung des Vorhabens „Wittenburg Village“ in die bestehende touristische Infrastruktur der Region unerlässlich. Um das Vorhaben im Einklang mit regionaltouristischen Zielsetzungen zu entwickeln, planen Akteure unter Federführung der Stadt Wittenburg die Erarbeitung eines interkommunalen Tourismuskonzeptes mit dem Titel „S3 – Se(h)en, Shopping, Spaß“. In diesem Kon- zept soll „Wittenburg Village“ als Tourismusmagnet fungieren und neue Zielgruppen wie Erholungs-, Familien- und Aktivurlauber ansprechen. Dazu ist es erforderlich, dass die konzeptionellen Maßnahmen zur tourismuswirtschaftlichen Vermarktung der

3 Die Definition von großen Einrichtungen für die Ferien- und Fremdenbeherbergung und großen Frei- zeitanlagen entsprechend § 1 Nr. 15 der Raumordnungsverordnung erfolgt durch gleichnamigen Er- lass vom 6. Mai 1996 (LEP M-V).

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Region auch durch den FOC-Betreiber aktiv unterstützt werden. Die konkreten Ko- operationsbedingungen sind im raumordnerischen / städtebaulichen Vertrag auszu- gestalten (siehe Kapitel A.II). Mit seiner vielfältigen touristischen Angebotsstruktur und einem auf eine ganzjährige Nutzung abzielenden Konzept besitzt das Vorhaben „Wittenburg Village“ in Kombina- tion mit dem bereits bestehenden Alpincenter ein Alleinstellungsmerkmal in Meck- lenburg-Vorpommern. Dabei bedingen die einzelnen Bausteine des Vorhabens ei- nander und ergeben nur in ihrer Gesamtheit ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept. Die regionalwirtschaftlichen Effekte sind in der ift-Tourismusstudie konkret und plau- sibel dargelegt. Vor diesem Hintergrund ist die Realisierung ausschließlich von Tei- len des Vorhabens nicht zulässig. Das geplante Vorhaben ist bei Erfüllung der in Kapitel A.I. formulierten Maßga- ben 2, 3 und 4 mit den Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung im Bereich Tourismus vereinbar.

3. Raumbezogene Auswirkungen auf den Bereich Wirtschaft

Zahlreiche Stellungnehmer befürworten das Vorhaben. Sie stehen dem Vorhaben positiv gegenüber, da damit Chancen und Potenziale aus wirtschaftlicher Sicht zu erwarten seien. Es wird eingeschätzt, dass das Vorhaben als wirtschaftlicher Impuls- geber, sowohl für die Stadt Wittenburg als auch für die gesamte Region Westmeck- lenburg, fungieren kann. U.a. seien durch die Erweiterung des Infrastrukturangebotes Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte, Kaufkraftzuflüsse sowie eine erhöhte Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen zu erwarten. Insgesamt könnte das Vorhaben somit einen Beitrag zur lokalen und regionalen Attraktivitätssteigerung leis- ten.

Raumordnerische Abwägung: Das Vorhabengebiet befindet sich gemäß RREP WM sich im ländlichen Raum mit günstiger Wirtschaftsbasis. Mit der Realisierung des Vorhabens „Wittenburg Village“ wird die Schaffung zahlrei- cher neuer Arbeitsplätze erwartet. Der Vorhabenträger prognostiziert in den Verfah- rensunterlagen die Schaffung von bis zu 570 vollzeitäquivalenten Arbeitsplätzen, da- von 330 bis 340 Vollzeitstellen im FOC und 230 zusätzliche Vollzeitstellenäquivalen- te in Feriendorf, Hotelerweiterung und Schwimmbad. Zudem soll „Wittenburg Village“ positive regionalwirtschaftliche Effekte in Form einer höheren Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen erzeugen. Der Vorhabenträger geht von einer Gesamtinvestiti- onssumme für das Vorhaben von mehr als 70 Mio. € aus. Vor dem Hintergrund der Arbeitsmarktsituation im Landkreis Ludwigslust-Parchim – der Landkreis weist eine im Bundesvergleich leicht überdurchschnittlich hohe Ar- beitslosenquote von 6,5 % (März 2017)4 auf – sind die durch das Vorhaben zu erwar- tenden regionalwirtschaftlichen Entwicklungsimpulse und Beschäftigungseffekte aus raumordnerischer Sicht positiv zu bewerten.

4 Zum Vergleich: Bundesrepublik Deutschland 6,0 % (März 2017); Quelle: https://statistik.arbeitsagentur.de (Zugriff am 21.04.2017)

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Mit der Umsetzung des Vorhabens wird daher den Grundsätzen 3.1.1 (1), 3.1.1 (3) und 3.1.1 (4) RREP WM entsprochen:  Die Ländlichen Räume sollen unter Wahrung ihrer landschaftlichen Vielfalt und kulturellen Eigenart als eigenständige und gleichwertige Wirtschafts- und Lebens- räume so gestärkt und weiterentwickelt werden, dass ein möglichst hoher Anteil der dort lebenden Bevölkerung eine wirtschaftliche Basis finden kann (3.1.1 (1) RREP WM).  Die für die Ländlichen Räume charakteristischen Wirtschaftszweige wie Land- und Forstwirtschaft, Ernährungswirtschaft und Tourismus sollen wettbewerbsfähig erhalten und weiterentwickelt werden. Neue Erwerbsmöglichkeiten sollen er- schlossen werden (3.1.1 (3) RREP WM).  Ländliche Räume mit günstiger Wirtschaftsbasis sollen unter Nutzung ihrer her- vorgehobenen Entwicklungspotenziale und Standortbedingungen als Wirtschafts- und Siedlungsstandorte so gestärkt und weiterentwickelt werden, dass sie einen nachhaltigen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung Westmecklenburgs leisten und Entwicklungsimpulse in die strukturschwachen Ländlichen Räume geben können (3.1.1 (4) RREP WM). Auf die jeweiligen wirtschaftsrelevanten Erfordernisse im Bereich Einzelhandel und Tourismus wird in den entsprechenden Fachkapiteln eingegangen. Das geplante Vorhaben ist mit den Erfordernissen der Raumordnung und Lan- desplanung im Bereich Wirtschaft vereinbar.

4. Raumbezogene Auswirkungen auf den Bereich Siedlungsentwicklung

Bezüglich der Siedlungsentwicklung werden seitens der Stellungnehmer folgende Hinweise und Anregungen gegeben:  Das Vorhaben wird begrüßt, da damit eine Aufwertung des Orts- und Land- schaftsbildes zu erwarten sei.  Auf die Erforderlichkeit zur Änderung der Bauleitplanung der Stadt Wittenburg wird hingewiesen (Änderung F-Plan, Aufstellung B-Plan).  Auch für benachbarte Zentrale Orte seien aufgrund des zusätzlichen Fachkräf- tebedarfs eine höhere Wohnungs- und Baulandnachfrage sowie damit verbunde- ne Siedlungsentwicklungsimpulse zu erwarten.  Alternativstandorte in integrierter Lage sollten geprüft werden, um Zersiedlung zu vermeiden, dem Grundsatz der Innen- vor Außenentwicklung gerecht zu werden und die Attraktivität der Innenstadt zu erhöhen.  Es sollte auf eine flächensparende Bauweise durch platzsparende Parklösungen hingewirkt werden.

Raumordnerische Abwägung: Die Vorhabenfläche befindet sich auf dem Gemeindegebiet des Grundzentrums Wit- tenburg. Dem Grundsatz 4.1.2 (2) LEP M-V wird damit entsprochen:  Die Siedlungsentwicklung soll vorrangig auf die zentralen Orte konzentriert wer- den (4.1 (2) LEP M-V). Den kritischen Hinweisen bezüglich der alternativen Nutzung städtebaulich integrier- ter Lagen wird nicht gefolgt. Zwar wird zusätzliche (derzeit landwirtschaftliche) Flä- che in Anspruch genommen. Jedoch handelt es sich um eine Erweiterungsfläche in

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städtebaulicher Randlage. So grenzt das Plangebiet unmittelbar an das „Alpincenter Hamburg-Wittenburg“ an und ist zugleich integrativer Planungsbestandteil. Die Flä- che des Alpincenters ist im F-Plan der Stadt Wittenburg als Sondergebiet „Freizeit“ ausgewiesen und über den B-Plan Nr. 19 baurechtlich gesichert. Mit der Umsetzung des „Wittenburg Village“ wird den Grundsätzen 4.6 (7) LEP M-V sowie 4.3.3 (1) RREP WM entsprochen, wonach größere Freizeit- und Beherbergungsanlagen im Zusammenhang mit bebauten Ortslagen errichtet werden sollen. Bei dem Vorhaben handelt es um die Erweiterung einer großen Freizeit- und Beherbergungsanlage.  Große Freizeit- und Beherbergungsanlagen sollen im Zusammenhang mit Ortsla- gen oder raumverträglich auf Konversionsflächen errichtet werden und gut er- reichbar sein. Von ihnen sollen positive Entwicklungsimpulse auf das Umland ausgehen (4.6 (7) LEP M-V).  Größere Freizeit- und Beherbergungsanlagen sollen in der Regel im Zusammen- hang mit bebauten Ortslagen errichtet werden. Sie können an Einzelstandorten zugelassen werden, wenn zu erwarten ist, dass von ihnen nachhaltige Entwick- lungsimpulse auf das Umland ausgehen und die Raum- und Umweltverträglich- keit gegeben ist (4.3.3 (1) RREP WM). Die besonderen Standortanforderungen rechtfertigen den vorgesehenen Vorhaben- standort. Ein Verstoß gegen die Erfordernisse der Raumordnung gemäß 4.1 (5) und (6) LEP M-V sowie 4.1 (2) und (5) RREP WM liegt somit nicht vor.  In den Gemeinden sind die Innenentwicklungspotenziale sowie Möglichkeiten der Nachverdichtung vorrangig zu nutzen. Sofern dies nachweislich nicht umsetzbar ist, hat die Ausweisung neuer Siedlungsflächen in Anbindung an die Ortslage zu erfolgen. […]. (Z) (4.1 (5) LEP M-V).  Die Zersiedlung der Landschaft, die bandartige Entwicklung der Siedlungsstruktur sowie die Verfestigung von Splittersiedlungen sind zu vermeiden. (Z) (4.1 (6) LEP M-V).  Der Siedlungsflächenbedarf ist vorrangig innerhalb der bebauten Ortslagen durch Nutzung erschlossener Standortreserven sowie Umnutzung und Verdichtung von Siedlungsflächen abzudecken. Außerhalb der bebauten Ortslagen sind Bauflä- chen nur dann auszuweisen, wenn nachweislich insbesondere die innerörtlichen Baulandreserven ausgeschöpft sind oder besondere Standortanforderungen dies rechtfertigen (Z) (4.1 (2) RREP WM).  Die Siedlungsentwicklung soll sich unter Berücksichtigung sparsamer Inan- spruchnahme von Natur und Landschaft vollziehen. Ein flächensparendes Bauen soll angestrebt, eine Zersiedelung der Landschaft vermieden und die Siedlungstä- tigkeit auf die Hauptorte der Gemeinden gelenkt werden. Der Entstehung neuer Splittersiedlungen sowie der Erweiterung vorhandener Splittersiedlungen soll ent- gegengewirkt werden (4.1 (5) RREP WM). Vielmehr würde eine Umsetzung des Vorhabens in innerstädtischer Lage im Wider- spruch zum Programmsatz 4.2 (1) RREP WM stehen, wonach die historisch ge- wachsene städtebauliche Struktur und Bausubstanz berücksichtigt und die Unver- wechselbarkeit der Ortsbilder gesichert werden sollen.  Die Städte und Dörfer Westmecklenburgs sollen entsprechend ihrer Bedeutung und Funktion im Siedlungsnetz erhalten und qualitativ weiterentwickelt werden. Erhaltungs-, Ergänzungs- und Erweiterungsmaßnahmen sollen die historisch ge- wachsene städtebauliche Struktur und Bausubstanz der Städte und Dörfer be- rücksichtigen und diese zukunftsfähig gestalten, um auch weiterhin die Unver-

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wechselbarkeit der Ortsbilder zu sichern. Vorzugsweise soll auf die Entwicklung der Innenstädte und Ortskerne hingewirkt werden. (4.2 (1) RREP WM). Zudem ist der Standort verkehrstechnisch gut angebunden. Die Zufahrt erfolgt direkt über die L04. Das Landschaftsbild ist bereits durch das vorhandene ca. 65 m hohe Alpincenter sowie die teilweise hohe Bebauung im südwestlich angrenzenden Ge- werbegebiet vorbelastet. Das FOC soll im sog. Village-Stil realisiert werden. Durch die Einbeziehung regionaler und landestypischer Baustilelemente soll eine architek- tonische Einbindung in das Siedlungsbild erfolgen. Die Planung ist daher mit den Grundsätzen der Raumordnung gemäß 4.1 (7) und 4.3.3 (2) RREP WM vereinbar:  Bei der Ausweisung neuer Bauflächen soll auf eine rationelle Nutzung der Anla- gen und Netze der sozialen und technischen Infrastruktur und auf möglichst ge- ringe Wegentfernungen zwischen den Wohnungsstätten, Arbeitsstätten und Ver- sorgungseinrichtungen geachtet werden (4.1 (7) RREP WM).  Größere Freizeit- und Beherbergungsanlagen sollen sich in das Landschafts- und Siedlungsbild einfügen, das Siedlungsgefüge nicht beeinträchtigen sowie gut er- reichbar sein (4.3.3 (2) RREP WM). Im Rahmen des nachfolgenden Bauleitplanverfahrens ist ein einheitlicher Bebau- ungsplan aufzustellen und im Parallelverfahren der Flächennutzungsplan zu ändern (siehe hierzu auch Maßgabe 1 unter Kapitel A.I. sowie siehe Kapitel A.III.). Das geplante Vorhaben ist mit den Erfordernissen der Raumordnung und Lan- desplanung im Bereich Siedlungsentwicklung vereinbar.

5. Raumbezogene Auswirkungen auf den Bereich Verkehr

Seitens der Stellungnehmer wird das Vorhaben aus verkehrsplanerischer Sicht grundsätzlich mitgetragen. Die mit der Verkehrsuntersuchung vorgelegten Progno- sen, Schlussfolgerungen und Maßnahmen werden weitestgehend geteilt. Folgende Hinweise, insbesondere für die weitere Detailplanung, werden gegeben:  Die Verkehrsuntersuchung sollte im Rahmen des weiteren Bauleitplanverfahrens unter Einbeziehung der zuständigen Behörden / Akteure weiter vertieft und kon- kretisiert werden. Eine abschließende Prüfung der Leistungsfähigkeitsberechnun- gen konnte aufgrund fehlender Detailpläne nicht vorgenommen werden. Die An- nahmen in der Verkehrsuntersuchung sollten geändert werden, da Planungen zur Errichtung eines Autohofes südlich der A 24 gegenwärtig ruhen.  Die verkehrliche Erschließung der Schwimmhalle ist nicht nachvollziehbar. Es wird darauf verwiesen, dass die Planunterlagen hinsichtlich der Lageverortung der Schwimmhalle nicht kongruent sind. Eine Klärung ist erforderlich.  Der zusätzliche Knotenpunkt 6 wird abgelehnt. Es sollte eine ausschließliche Er- schließung über die Knotenpunkte 2 und 1 erfolgen. Alternative Verkehrsfüh- rungs- und Ausbauvarianten werden aufgezeigt. Eine zusätzliche barrierefreie Querung (Tunnel oder Brücke) für Fußgänger und Radfahrer wird grundsätzlich als ausreichend erachtet.  Auf die Erforderlichkeit des Ausbaus von Knotenpunkten, Ortsumfahrungen und Kreisstraßen wird verwiesen.  Es werden Nachweise zur Erforderlichkeit des Ausbaus einzelner Knoten gefor- dert. Spuraufteilungen seien nicht nachvollziehbar. Zusätzliche Abbiegespuren sowie Signalregelungen werden hinsichtlich einiger Knoten angeregt. Die aufge-

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zeigten Knotenpunktlösungen stünden im Widerspruch zur Kontinuität in der Ver- kehrsführung.  Der Radwegeausbau an der L 04 für den touristischen Radverkehr sowie der straßenbegleitende Radwegebau an der K 27 werden kritisch gesehen. Eine rad- touristische Anbindung an den innenstädtischen Bereich Wittenburgs wird favori- siert. Zusätzliche Ausbaualternativen von Radwegen werden angeregt.  Der Vorschlag zur Einrichtung eines zusätzlichen Bahnhaltepunktes am FOC soll- te geprüft werden.

Raumordnerische Abwägung: Das Vorhaben „Wittenburg Village“ generiert zusätzliche Reise- und Verkehrsströme in der Region, einerseits durch den touristischen An- und Abreiseverkehr und ande- rerseits durch Tagesgäste und Besucher des FOC. Durch die verkehrsgünstige Lage des Vorhabengebietes in einem Abstand von weniger als einem Kilometer zur Auto- bahnanschlussstelle Wittenburg (BAB A 24) wird die Leistungsfähigkeit der regiona- len Verkehrsinfrastruktur nicht eingeschränkt. Zur Sicherstellung einer effizienten Anbindung und Erreichbarkeit des Vorhabenstandortes wird die vorhandene Infra- struktur bedarfsgerecht ausgebaut. Mit der Umsetzung des „Wittenburg Village“ wird den Erfordernissen der Raumordnung gemäß der Programmsätze 5.1 (1) und 5.1.1 (1) LEP M-V sowie der Programmsätze 6.4.1 (1), (2) und 6.4.3 (1) RREP WM ent- sprochen:  Das gesamte Verkehrssystem aus Netzen und Verkehrsträgern soll die Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen am gesellschaftlichen Leben gewährleisten und die wirtschaftliche Entwicklung sicherstellen. […] (5.1 (1) LEP M-V).  Die verkehrsträgerübergreifende Erreichbarkeit in angemessener Zeit des Landes Mecklenburg-Vorpommern im nationalen und internationalen Kontext, der Zentra- len Orte sowohl untereinander als auch aus dem jeweiligen Verflechtungsbereich heraus und aller Teilräume des Landes, insbesondere der herausragenden touris- tischen Regionen ist ökonomisch vernünftig und ökologisch verträglich sicherzu- stellen. (Z) […] (5.1.1 (1) LEP M-V.  Das Verkehrssystem Westmecklenburgs soll unter Berücksichtigung der Raum- und Siedlungsstruktur so weiterentwickelt werden, dass die wachsenden Mobili- tätsbedürfnisse der Bevölkerung und der Touristen sowie eine intakte, moderne und leistungsfähige Infrastruktur gesichert werden. […] (6.4.1 (1) RREP WM).  Der Verkehr soll durch Abstimmung und Kooperation direkt und indirekt beteiligter Unternehmen, Behörden etc. durch die Nutzung intelligenter, bedarfsorientierter Verkehrsorganisationsformen und durch einen optimalen Ausbau von geeigneten Schnittstellen effizienter und nutzerfreundlicher gestaltet werden (6.4.1 (2) RREP WM).  Die Straßen Westmecklenburgs sollen in Übereinstimmung mit der Raumstruktur erhalten und entsprechend ihrer Erschließungs- und Verbindungsfunktion be- darfsgerecht so ausgebaut werden, dass in den einzelnen Teilräumen eine gute Erreichbarkeit der Siedlungen sowie Wirtschafts- und Erholungsräume gesichert wird (6.4.3 (1) RREP WM). Neben der Ertüchtigung des funktionalen Straßennetzes für den Individualverkehr werden auch Maßnahmen zum Ausbau der Infrastruktur für den Rad- und Fußgän- gerverkehr durchgeführt. Das Vorhaben entspricht damit auch den Erfordernissen der Raumordnung gemäß der Programmsätze 5.1.2 (10) und (11) LEP M-V sowie der Programmsätze 6.4.4 (1) und (2) RREP WM:

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 Die Rahmenbedingungen für den Radverkehr sollen auf der Basis des Nationalen Radverkehrsplans konsequent weiterentwickelt und optimiert werden. Auf der Grundlage aller für den Alltags- und Freizeitverkehr nutzbaren Straßen und Wege soll ein flächendeckendes, bedarfsgerechtes und sicheres Radverkehrsnetz Mecklenburg-Vorpommern weiterentwickelt werden (5.1.2 (10) LEP M-V).  Alle Verkehrsträger sollen in sinnvollem Umfang miteinander verknüpft werden, um eine optimale Nutzung ihrer jeweiligen Qualitäten zu erreichen (5.1.2 (10) LEP M-V).  In Anlehnung an den Nationalen Radverkehrsplan 2002-2012 sollen die Bedin- gungen für den Rad- und Fußgängerverkehr als Teil des Gesamtverkehrssystems verbessert werden, um seinen Anteil zu erhöhen. Verknüpfungen mit dem ÖPNV und eine entsprechende Infrastrukturausstattung sollen integriert werden. Bau- vorhaben sollen in ihrer Wirksamkeit für den Rad- und Fußgängerverkehr den An- forderungen besser angepasst werden (6.4.4 (1) RREP WM).  Das bestehende Radwegenetz aus straßenbegleitenden, kommunalen und touris- tischen Radwegen soll erhalten und zu einem flächendeckenden Gesamtnetz ausgebaut und verknüpft werden. Nach Möglichkeit soll das land- und forstwirt- schaftliche Wegenetz integriert werden. Bei der Streckenführung sollen die Funk- tionsbeziehungen zwischen Arbeiten, Wohnen, Versorgen und Erholen berück- sichtigt werden. An den Bundes- und Landesstraßen der Region sollen die erfor- derlichen straßenbegleitenden Radwege durch das Land zügig realisiert werden (6.4.4 (2) RREP WM). In einigen der vorgenannten Stellungnahmen werden Hinweise und Anregungen zur konkreten verkehrlichen Anbindung und Erschließung des Vorhabengebietes gege- ben. Im Rahmen der vorliegenden Verkehrsuntersuchung wurde zunächst die grund- sätzliche Machbarkeit des Vorhabens aus verkehrsplanerischer Sicht geprüft. Eine Qualifizierung der Verkehrsuntersuchung ist im nachgelagerten Genehmigungsver- fahren durchzuführen. Die Hinweise zur verkehrlichen Erschließung sind im weiteren Genehmigungsverfahren zu berücksichtigen (siehe Kapitel A.III.). Das geplante Vorhaben ist mit den Erfordernissen der Raumordnung und Lan- desplanung im Bereich Verkehr vereinbar.

6. Raumbezogene Auswirkungen auf den Bereich sonstige technische Infra- struktur

Stellungnehmer bestätigen, dass die Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung grundsätzlich möglich ist. Wasserwirtschaftliche Bedenken gegen das Vorhaben be- stehen nicht. Auf die Erforderlichkeit von Detailunterlagen für die abschließende Prü- fung wird durch einige Stellungnehmer hingewiesen.

Raumordnerische Abwägung: Der Vorhabenstandort befindet sich weder in einem Vorbehaltsgebiet Trinkwassersi- cherung gemäß LEP M-V, noch in einem Vorrang- oder Vorbehaltsgebiet Trinkwas- ser gemäß RREP WM. Die nächstgelegene Trinkwasserschutzzone liegt in 1,5 km Entfernung. Eine weitere ausgewiesene Trinkwasserschutzzone liegt in 5 km Entfer- nung. Die erforderliche Erschließung des Vorhabengebietes mit den entsprechenden Versorgungsmedien zur Trinkwasserversorgung und Schmutzwasserentsorgung mit einer geplanten Kapazität von 230 m3/Tag wird in der gemeinsamen Stellungnahme

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des Wasserbeschaffungsverbandes Sude-Schaale und des Abwasserzweckverban- des Sude-Schaale bestätigt. Ein Anschluss des Vorhabengebietes an das Strom-, Gas- und Telekommunikati- onsnetz ist laut der vorliegenden Planungsunterlagen möglich, zumal sich in direkter Nachbarschaft bereits das Alpincenter befindet. Das Vorhaben „Wittenburg Village“ steht hinsichtlich der raumbedeutsamen Auswir- kungen auf den Bereich der sonstigen technischen Infrastruktur den nachfolgenden Erfordernissen der Raumordnung nicht entgegen:  Wasserversorgung und der Abwasserbeseitigung: Programmsatz 7.2 (1) LEP M- V sowie Programmsätze 5.5 (4) - (8) RREP WM,  Energieversorgung: Programmsatz 5.3 (7) LEP M-V sowie Programmsatz 6.5 (7) RREP WM,  Informations- und Kommunikationsinfrastruktur: Kapitel 5.2 LEP M-V sowie Pro- grammsatz 6.4.7 (1) RREP WM.

Hinweise zur technischen Erschließung sind im weiteren Genehmigungsverfahren zu berücksichtigen (siehe Kapitel A.III.) Das geplante Vorhaben ist mit den Erfordernissen der Raumordnung und Lan- desplanung im Bereich technische Infrastruktur vereinbar.

7. Raumbezogene Auswirkungen auf den Bereich medizinische Versorgung

Im Verfahren wurde der Hinweis eingebracht, dass aufgrund des Besucherzuwach- ses die medizinische Betreuung sicher zu stellen ist. Die zuständigen Träger seien frühzeitig einzubinden.

Raumordnerische Abwägung: Für die Beurteilung des Vorhabens „Wittenburg Village“ hinsichtlich der raumbedeut- samen Auswirkungen auf den Bereich soziale Infrastruktur, insbesondere im Bereich der medizinischen Versorgung, sind die Erfordernisse der Raumordnung in Kapitel 5.4.2 LEP M-V sowie in den Kapiteln 6.3.1 und 6.3.2 RREP WM heranzuziehen. Das vorhandene Netz an Einrichtungen im Bereich der medizinischen Versorgung sowie des Rettungsdienstes ist grundsätzlich dazu geeignet, den zusätzlichen Ver- sorgungsbedarf, der durch steigende Besucherzahlen in Folge der Vorhabenrealisie- rung ausgelöst wird, abzudecken. Hinweise zur medizinischen Versorgung sind im weiteren Genehmigungsverfahren zu berücksichtigen (siehe Kapitel A.III.). Das geplante Vorhaben ist mit den Erfordernissen der Raumordnung und Lan- desplanung im Bereich der medizinischen Versorgung vereinbar.

8. Raumbezogene Auswirkungen auf den Bereich Landwirtschaft

Stellungnehmer lehnen das Vorhaben aufgrund der Inanspruchnahme und des Ver- lustes landwirtschaftlicher Flächen ab. Auch werden die vorgesehenen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen kritisiert, da nicht auszuschließen sei, dass durch die Umset-

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zung geplanter Kompensationsmaßnahmen weitere Flächen einer landwirtschaftli- chen Nutzung entzogen würden.

Raumordnerische Abwägung: Das Vorhabengebiet befindet sich innerhalb eines Vorbehaltsgebietes Landwirt- schaft. Entsprechend sind die Grundsätze 4.5 (3) LEP M-V und 3.1.4 (1) RREP WM mit einem besonderen Gewicht zu berücksichtigen:  In den Vorbehaltsgebieten Landwirtschaft soll dem Erhalt und der Entwicklung landwirtschaftlicher Produktionsfaktoren und -stätten ein besonderes Gewicht bei- gemessen werden. Dies ist bei der Abwägung mit anderen raumbedeutsamen Planungen, Maßnahmen, Vorhaben, Funktionen und Nutzungen zu berücksichti- gen (4.5 (3) LEP M-V).  In den Vorbehaltsgebieten Landwirtschaft (Landwirtschaftsräume) soll dem Erhalt und der Entwicklung landwirtschaftlicher Produktionsfaktoren und -stätten, auch in den vor- und nachgelagerten Bereichen, ein besonderes Gewicht beigemessen werden. Dies soll bei der Abwägung mit anderen raumbedeutsamen Planungen, Maßnahmen und Vorhaben besonders berücksichtigt werden (3.1.4 (1) RREP WM). Die nördlichen und westlichen Teilbereiche des Gebietes werden derzeit landwirt- schaftlich genutzt. Durch das touristische Vorhaben mit einem Flächenbedarf von rd. 35 ha werden der Landwirtschaft rd. 26 ha landwirtschaftliche Nutzfläche entzogen. Dies steht im Widerspruch zu den o.g. Grundsätzen der Raumordnung, dem Erhalt und der Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion besonderes Gewicht beizu- messen. Die Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Fläche erfolgt ausschließlich im Umfang seiner festgelegten Konfiguration plus der sich aus den Eingriffen ergebenden Kom- pensationsmaßnahmen und ist bei Umsetzung des Projektes nicht verringerbar. Durch die touristische Entwicklung des Vorhabengebietes sind, wie unter Kap. B.1 dargelegt, bedeutende regionalwirtschaftliche Entwicklungsimpulse und Beschäfti- gungseffekte zu erwarten. So sollen durch die Realisierung des „Wittenburg Village“ voraussichtlich rund 1,5 Mio. Jahresbesucher und knapp 70 Mio. Jahresumsatz ge- neriert sowie ca. 570 vollzeitäquivalente Arbeitsplätze geschaffen werden. Im Ergeb- nis der Abwägung kommt die Landesplanungsbehörde daher zu der Auffassung, dass die zu erwartenden Vorteile des geplanten Vorhabens stärker zu gewichten sind, als der Entzug landwirtschaftlicher Fläche. Bei dem in Rede stehenden Gebiet handelt es sich um landwirtschaftliche Flächen mit mäßiger wirtschaftlicher Ertragsfähigkeit (< 50 Bodenpunkte). Ein Zielverstoß ge- gen den Programmsatz 4.5 (2) Satz 1 LEP M-V liegt somit nicht vor. Die konkrete Flächeninanspruchnahme durch Kompensationsmaßnahmen sowie Hinweise zur Landwirtschaft und zur integrierten ländlichen Entwicklung sind Gegen- stand des nachfolgenden Genehmigungsverfahrens (siehe A. III.). Das geplante Vorhaben erfüllt die Erfordernisse der Raumordnung im Bereich Landwirtschaft nicht. Im Ergebnis der Abwägung werden jedoch die entgegen- stehenden landwirtschaftlichen Belange überwunden.

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9. Raumbezogene Auswirkungen auf den Bereich Umwelt

9.1 Raumordnerische Umweltverträglichkeitsprüfung Auf der Grundlage der aufgestellten Umweltverträglichkeitsstudie (UVS), der FFH- Verträglichkeitsprüfung / SPA-Prüfung, dem speziellen Artenschutzrechtlichen Fach- beitrag und den eingegangenen Stellungnahmen wurde die raumordnerische Um- weltverträglichkeitsprüfung (UVP) vorgenommen. Die UVS betrachtet die baubedingten, anlagebedingten und betriebsbedingten Wirk- faktoren des Vorhabens auf die Bestandteile der Umwelt (Schutzgüter) sowie die da- bei auftretenden Wechselwirkungen. Sie stellt darüber hinaus eine erste Prognose über Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Verminderung von Beeinträchtigungen und die Erforderlichkeit und den ungefähren Umfang von Ausgleichs- und Ersatzmaß- nahmen bzw. Kompensationsmaßnahmen für die geplanten Eingriffe in den Natur- haushalt auf der Grundlage der raumordnerisch abgestimmten Untersuchungsräume und -inhalte dar.

9.1.1 Schutzgutbezogene zusammenfassende Darstellung und Bewertung der Aus- wirkungen des Vorhabens auf die Erfordernisse der Raumordnung und Landespla- nung

Schutzgut Boden Durch die Stellungnehmer werden keine wesentlichen Einwände und Bedenken zu den in der UVS ausgeführten Beurteilungen und Bewertungen zum Schutzgut Boden vorgebracht. Es wird darauf hingewiesen, dass der nordöstliche Bereich des (tief- gründigen) Niedermoores aus dem Vorhabengebiet ausgespart werden sollte. Der westliche (flachgründige) Moorstandort sollte ebenfalls von einer Bebauung ausge- nommen werden; alternativ sollte die Moormächtigkeit bzw. der Erhaltungszustand ermittelt werden. Im Rahmen des nachfolgenden Genehmigungsverfahrens ist die Änderung der Nutzungsart zu beachten. Verwiesen wird auf die Pflicht, die unteren Bodenschutzbehörden über etwaige schädliche Bodenveränderungen, Altlasten oder altlastverdächtige Flächen zu informieren. Ausgangslage: Die Vorhabenfläche umfasst rd. 35 ha. Davon werden ca. 26 ha landwirtschaftliche Nutzfläche beansprucht. Die Bodenbildung im Untersuchungsgebiet wird abhängig vom Ausgangssubstrat hauptsächlich durch Grundwassereinfluss in Senken und Mulden oder durch Ver- braunungsprozesse beeinflusst. In größter Verbreitung treten Braunerden und Pod- sol-Braunerden auf den Erhebungen sowie Gleye und Podsol-Gleye in den Niede- rungen auf. Im südlichen Randbereich des Vorhabengebietes dominieren Brauner- den bis (Acker-)Braunerde-Podsole. Die Mutterböden sind sandig bis lehmig und weisen z.T. eine torfige Struktur auf. Ein flachgründiges Niedermoor, das in den nordöstlichen Randbereich des betrachteten Gebietes hinein ragt, stellt eine jüngere nacheiszeitliche Bildung dar. Starke Entwässerung und Verdichtung im Bereich der Acker- und Grünlandflächen haben laut gutachterlicher Einschätzung vermutlich da- zu geführt, dass der ehemals strukturreiche und wasserführende Torf in so hohem Maße verändert wurde, dass er zumindest oberflächlich nicht mehr als Moorboden anzusprechen ist.

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Die Böden im Untersuchungsgebiet weisen Bodenwertzahlen zwischen 35 und max. 48 auf. Sie sind in hohem Maße durch intensive landwirtschaftliche Nutzung und Entwässerung sowie durch Stoffeinträge im Nahbereich durch die Landesstraße L 04 vorbelastet. Die zeitweise geringe Pflanzenbedeckung östlich der L 04 begünstigt die Gefahr der Bodenerosion durch Starkregenereignisse oder Wind. Als weitere Belas- tung ist der hohe Versiegelungsgrad auf dem Gelände der Ski-Halle Wittenburg westlich der L 04 zu nennen. Die Böden des Untersuchungsgebietes sind aufgrund ihrer Vorbelastung als mittelwertig einzustufen. Durch das Vorhaben werden aufgrund baubedingter, anlagebedingter und betriebs- bedingter Wirkfaktoren Beeinträchtigungen und Veränderungen des Schutzgutes Boden verursacht. Baubedingte Wirkfaktoren:  Beeinträchtigung durch Baufeldfreimachung (Entfernung von Vegetation),  Beeinträchtigung durch Baustellenzufahrten und -einrichtungsflächen, Material- und Lagerflächen (Flächenbeanspruchung und Bodenverdichtung, Flächen für Erdaushub und Lagerung),  Beeinträchtigung durch Schadstoff- und Staubemission in Luft, Boden und Was- ser, durch Baustellenverkehr / -betrieb, Betriebsmittel und mögliche Unfälle und Havarien,  Beeinträchtigung des Bodens durch Maßnahmen zur Wasserhaltung (temporäre Grundwasserabsenkung im Rahmen von Fundamentarbeiten), Einleitung von Grundwasser. Anlagebedingte Wirkfaktoren:  Beeinträchtigung durch Flächenbeanspruchung – Versiegelung, Teilversiegelung (Bebauung, Verkehrsflächen, versiegelte Flächen, Grünflächen und künstliche Graben- und Teichanlagen),  Veränderung des natürlichen Reliefs durch Abgrabung (Gewässer) / Aufschüttun- gen (Geländemodellierung). Betriebsbedingte Wirkfaktoren:  Beeinträchtigung durch Schadstoff- und Staubemissionen, Unfälle und Havarien. Raumordnerische Abwägung: Mit dem Vorhaben sind Beeinträchtigungen des Schutzgutes Boden verbunden, ins- besondere durch die Versiegelung von Flächen und Geländemodellierungen. Die laut UVS (Stand: 7/2016) vorgesehenen Vermeidungs-, Minderungs- und Kom- pensationsmaßnahmen für das Schutzgut Boden umfassen im Wesentlichen den Schutz und Erhalt des humosen Oberbodens während und nach der Bauphase (ins- besondere: Einrichtung von Baustelleneinrichtungs- und Lagerflächen nur auf vorbe- lasteten und später bebauten Flächen, Reduzierung der Bodenbewegung auf ein Minimum, Verwendung ökologisch abbaubarerer Öle und Schmierstoffe, separate Lagerung des Oberbodens und Wiederverwendung). Weiterhin soll die Niedermoorfläche im nordöstlichen Teil des Vorhabengebietes von jeglicher Bebauung, Befahrung sowie Bodenauf- und -abtrag freigehalten werden. Um für diesen Moorstandort eine genaue Ausgrenzung und Ansprache zu gewähr- leisten, sind im Rahmen des nachfolgenden Bauleitplanverfahrens Baugrundunter- suchungen mit Sondierungen im Planungsbereich sowie ggf. entsprechende Erhal- tungsmaßnahmen notwendig. Wie bereits in der UVS dargestellt, ist der westliche flachgründige Niedermoorstandort bereits bebaut und nachhaltig gestört. Der Eingriff

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sollte daher bereits im Zusammenhang mit der Errichtung des Alpincenters bilanziert und kompensiert sein. Unter Berücksichtigung der Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen verbleibt als wesentliche Auswirkung der Verlust bzw. Funktionsverlust mittelwertiger sowie anth- ropogener Böden durch Versiegelung von Freiflächen und Bodenaushub im Rahmen der Baumaßnahmen. Weiterhin kommt es durch Bodenauftrag im Zuge der Gelän- demodellierung (Mountain-Bike-Strecke, Lärmschutzwälle) im Ferienpark zu Beein- trächtigungen der natürlichen Bodenfunktion und Veränderungen des Reliefs. Als Positivwirkung wird vom Gutachter der verringerte Schadstoffeintrag im Vergleich zur vorherigen Nutzung (intensive Landwirtschaft) genannt.

Durch die Umsetzung der Vermeidungs-, Minderungs- und Kompensationsmaßnah- men kann das Vorhaben zur Vereinbarkeit mit den Erfordernissen der Raumordnung gemäß der Programmsätze 6.1 (1), 6.1.3 (1) und (2) LEP M-V sowie der Pro- grammsätze 5.1 (1), 5.1.4 (1) und (2) RREP WM gebracht werden. Hinweise zum Bodenschutz sind im weiteren Genehmigungsverfahren zu berücksichtigen (siehe Kapitel A.III.). Laut UVS (Stand: 7/2016) können erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen auf das Schutzgut Boden entweder vermieden, gemindert oder durch Aus- gleichs- und Ersatzmaßnahmen kompensiert werden.

Schutzgut Wasser Durch die Stellungnehmer werden keine wesentlichen Einwände und Bedenken zu den in der UVS ausgeführten Beurteilungen und Bewertungen zum Grundwasser- schutz vorgebracht. Hinsichtlich der Schmutzwasserbeseitigung wird auf den zustän- digen Abwasserzweckverband verwiesen. Bezüglich der schadlosen Beseitigung / Abführung des Niederschlagwassers werden konkretisierende Aussagen im Rahmen des weiteren Planverfahrens als erforderlich erachtet. Die in den ROV-Unterlagen getroffenen Annahmen werden jedoch grundsätzlich mitgetragen. Es wird darauf hingewiesen, dass das Versickern von nicht schädlich verunreinigtem Nieder- schlagswasser über die belebte Bodenzone auf dem eigenen Grundstück gegenüber Gewässereinleitungen favorisiert wird. Bei der Schaffung erforderlicher Rückhalteka- pazitäten sind zu erwartende hohe Grundwasserstände zu berücksichtigen. Ausgangslage: Grundwasser: Im Untersuchungsraum existieren zwei teilweise mit Geschiebemer- gel bedeckte Grundwasserleiter in eiszeitlichen Schichten. Der jüngere der beiden Grundwasserleiter tritt vorwiegend im südlichen Gebiet auf, zum älteren Grundwas- serleiter besitzt er lokal eine hydraulische Verbindung. In diesem Bereich steigt die sonst zwischen 5 bis 10 m starke Mächtigkeit deutlich an. Die Grundwasserneubil- dung beläuft sich nach überschlägiger Ermittlung auf ca. 50 bis 100 mm/a, die Ergie- bigkeit des Grundwasserleiters wird mit >10.000 m3/d angegeben. Das Gebiet um Wittenburg ist als Versalzungszone aufgrund von Salzstrukturen im tieferen Unter- grund bekannt. Weiterhin existiert ein oberflächennaher Grundwasserleiter, der sich in den nacheiszeitlichen Sanden ausgebildet hat und mittlere Flurabstände von 1,0 bis 1,5 m aufweist. Wasserschutzgebiete sind im Bereich des Vorhabengebietes nicht ausgewiesen.

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Zur Bewertung des Grundwassers wurden die Grundwasserneubildung, die Grund- wasserleiterergiebigkeit, die Bedeutung für den Landschaftshaushalt sowie die Emp- findlichkeit gegenüber Stoffeinträgen herangezogen. Danach weist der betrachtete Raum eine mittlere Bedeutung und in Abhängigkeit vom Grundwasserflurabstand eine hohe (oberflächennaher Grundwasserleiter) bis geringe (tiefere Grundwasserlei- ter) Empfindlichkeit auf. Oberflächenwasser: Im Vorhabengebiet sind mehrere künstlich angelegte Gräben vorhanden. Infolge der landwirtschaftlichen Nutzung unterliegen die Gräben einer intensiven bzw. extensiven Instandhaltung und sind einem anhaltenden Nährstoffein- trag ausgesetzt. Das Gebiet wird über das vorhandene Grabensystem in das nächst- gelegene natürliche Fließgewässer (Oberlauf der Motel) entwässert. Die Motel ist im betrachteten Raum technisch stark verändert und weist Defizite hinsichtlich ihrer bio- logischen und chemischen Komponenten auf. Mit dem derzeitigen Querprofil ist die Motel bei Starkregenereignissen kapazitiv an der Grenze einer schadlosen Ableitung des anfallenden Niederschlagswassers. Zur Bewertung der Gräben wurden der Natürlichkeitsgrad sowie die Empfindlichkeit gegenüber Stoffeinträgen herangezogen. Demnach sind die Gräben als gering- bis mittelwertig bzw. in ihrer Empfindlichkeit als gering bis mittel einzuordnen. Für die Motel wurde zusätzlich zu den o.g. Betrachtungen die aktuelle Zustandsbeschrei- bung ausgewertet. Danach ist der Bestand als mittelwertig einzustufen, die Empfind- lichkeit als mittel. Durch das Vorhaben werden aufgrund baubedingter, anlagebedingter und betriebs- bedingter Wirkfaktoren direkte und indirekte Auswirkungen auf das Schutzgut Was- ser verursacht. Baubedingte Wirkfaktoren:  Beeinträchtigung von Grund- und Oberflächenwasser durch potenzielle Schad- stoffeinträge infolge von Unfällen oder Havarien während der Bautätigkeit,  Beeinträchtigung von Oberflächenwasser / Grundwasser durch Grundwasserein- leitung aus Wasserhaltung, Absenkung des Grundwassers durch Wasserhaltung. Anlagebedingte Wirkfaktoren:  Beeinträchtigung der Grundwasserneubildung durch Flächenbeanspruchung in- folge der neu geplanten Bebauung,  Verlust eines gering- bis mittelwertigen Oberflächengewässers (Graben L127/02),  Entlastung des Entwässerungssystems durch Gewässeranlagen (Positivwirkung). Betriebsbedingte Wirkfaktoren:  Beeinträchtigung von Oberflächenwasser durch Einleitung von zusätzlichem Nie- derschlagswasser in die Vorflut,  Beeinträchtigung von Grund- und Oberflächenwasser durch Schadstoff- und Staubemissionen infolge erhöhten Verkehrs und Transports. Raumordnerische Abwägung: Mit dem Vorhaben sind Beeinträchtigungen des Schutzgutes Wasser verbunden, insbesondere im Hinblick auf die Gewässerreinhaltung und die Funktionsfähigkeit des Entwässerungssystems. Die laut UVS (Stand: 7/2016) vorgesehenen Vermeidungs- und Minderungsmaß- nahmen für das Schutzgut Wasser zielen im Wesentlichen auf die Gewässerreinhal- tung während der Bau- und Betriebsphase ab (insbesondere: Verwendung biologisch abbaubarer Öle / Schmierstoffe, Reinigung des wiedereingeleiteten Wassers / ange-

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passte Einleitgeschwindigkeit im Fall einer Bauwasserhaltung, Vorschaltung eines Leichtflüssigkeitsabscheiders bei der Straßenentwässerung). Da im Untersuchungs- raum Probleme mit der Abführung des Regenwassers bei Starkregenereignissen be- stehen, müssen für den Betrieb der Anlage weiterhin Maßnahmen getroffen werden, die der Regenrückhaltung (Anlage von Gewässern) bzw. der Gewährleistung einer schadlosen Ableitung des anfallenden Niederschlagswassers (Untersuchungen / Anpassungen der bestehenden Entwässerungsanlagen) dienen. Durch die geplante Anlage einer zusammenhängenden Wasserlandschaft im Vorha- bengebiet sowie die Umnutzung der gegenwärtigen landwirtschaftlich genutzten Flä- chen östlich der L 04 ergeben sich für das Schutzgut Wasser laut gutachterlicher Einschätzung Positivwirkungen (Regenrückhalt, verminderter Stoffeintrag). Durch die Umsetzung der Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen kann das Vor- haben zur Vereinbarkeit mit den Erfordernissen der Raumordnung gemäß der Pro- grammsätze 6.1 (1), 6.1.2 (1) - (3) LEP M-V sowie der Programmsätze 5.1 (1), 5.1.3 (1), (3) und (4) RREP WM gebracht werden. Hinweise zum Grundwasser- und Ge- wässerschutz sind im weiteren Genehmigungsverfahren zu berücksichtigen (siehe Kapitel A.III.). Obgleich mit dem Vorhaben der Verlust eines gering- bis mittelwertigen Ober- flächengewässers (Graben L127/02) verbunden ist, können laut UVS (Stand: 7/2016) erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen auf das Schutzgut Wasser durch entsprechende Maßnahmen entweder vermieden oder gemindert wer- den.

Schutzgut Luft und Klima Durch die Stellungnehmer werden keine Einwände und Bedenken hinsichtlich mögli- cher Auswirkungen auf das Schutzgut Luft und Klima vorgebracht. Verwiesen wird auf die nach BImSchG im Planungsbereich und seiner immissionsschutzrelevanten Umgebung genehmigten und angezeigten Anlagen, die Bestandsschutz genießen. Ausgangslage: Das Vorhabengebiet gehört zur südlichen Vorlandzone des Landrückens, beeinflusst von einem west- und mittelmecklenburgischen, stärker maritimen (Schweriner) Bin- nenklima. Vegetationsausprägung, Wasserverhältnisse, Relief- und Bodenverhältnis- se modifizieren diese makroklimatischen Verhältnisse zum örtlich herrschenden Lo- kal- bzw. Geländeklima. Dazu wurde der Untersuchungsraum nach generalisierten Klimatopen, den Klimatopgefügen, differenziert. Die Bewertung der Klimatope erfolgt auf der Grundlage ihrer bioklimatischen Leis- tungsfähigkeit für den Naturhaushalt. Folgende lokalklimatischen Einheiten (Klimato- pgefüge) sind im Untersuchungsraum ausgeprägt:  Stadtrandklima / Gewerbeklima (Gewerbeflächen, Skihalle, Bebauung); keine Bewertung,  Waldklima (Gehölze am randlichen Vorhabengebiet); mittlere bis hohe Bedeutung aufgrund ihrer geringen Größe und schwachen Ausprägung,  Freilandklima (Acker- und Grünlandflächen); mittlere Bedeutung aufgrund über- wiegend spärlicher Vegetation. Durch das Vorhaben werden aufgrund baubedingter, anlagebedingter und betriebs- bedingter Wirkfaktoren direkte und indirekte Auswirkungen auf das Schutzgut Luft / Klima verursacht.

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Baubedingte Wirkfaktoren:  Beeinträchtigungen der Luftqualität durch Schadstoff- und Staubemission durch Bautätigkeit, erhöhten Verkehr, Transport, Unfälle oder Havarien Anlagebedingte Wirkfaktoren:  Beeinflussung des Lokalklimas (Freilandklima) durch Nutzungsänderung (Ferien- dorf mit künstlich angelegten Gewässern) Betriebsbedingte Wirkfaktoren:  Beeinträchtigungen der Luftqualität durch Schadstoff- und Staubemission durch erhöhten Verkehr und Transport Raumordnerische Abwägung: Mit dem Vorhaben sind Beeinträchtigungen des Schutzgutes Luft / Klima verbunden, insbesondere der Luftqualität und kleinräumiger Veränderungen des Lokalklimas. Zur Verminderung der baubedingten Beeinträchtigungen durch Schadstoffeinträge sind laut UVS (Stand: 7/2016) technische (Bau-)Geräte und Anlagen einzusetzen, welche die Emissionsgrenzwerte von Luftschadstoffen einhalten. Das Lokalklima wird im Zuge der Nutzungsänderung (Anlage von Ferienhäusern, Freizeitanlagen und Gewässern, Versiegelungen / Teilversiegelungen, Geländemo- dellierungen) beeinflusst und das bestehende Freilandklimatopgefüge in ein Dorfkli- matopgefüge geändert. Der weitaus größere Flächenanteil bleibt dabei unversiegelt und wird begrünt. Als wesentliche Minderungsmaßnahme für den Bereich des Feri- enparkes wurden im Rahmen des Vorhabens bereits die Bündelung des stehenden Verkehrs entlang der vorbelasteten L 04 und die innere Erschließung des Gebietes mittels Elektrocarts berücksichtigt. Insgesamt sind klimatische Effekte auf die Stadt Wittenburg laut gutachterlicher Ein- schätzung nicht gegeben. Wohnbebauungen liegen in ausreichender Entfernung und entgegengesetzt der Hauptwindrichtung. Durch die Umsetzung der Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen kann das Vor- haben zur Vereinbarkeit mit den Erfordernissen der Raumordnung gemäß der Pro- grammsätze 6.1 (1), 6.1.3 (3) und (5) LEP M-V sowie der Programmsätze 5.1 (1), 5.1.4 (3) und (5) RREP WM gebracht werden. Hinweise zum Immissionsschutz sind im weiteren Genehmigungsverfahren zu berücksichtigen (siehe Kapitel A.III.). Obgleich mit dem Vorhaben Beeinträchtigungen und Beeinflussungen des Schutzgutes Luft / Klima verbunden sind, insbesondere in Form kleinräumiger Veränderungen des Lokalklimas, können laut UVS (Stand: 7/2016) erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen auf das Schutzgut Luft / Klima durch ent- sprechende Maßnahmen entweder vermieden oder gemindert werden.

Schutzgut Pflanzen und Tiere sowie biologische Vielfalt Hinsichtlich des Biotopschutzes wird auf das gesetzlich geschützte Biotop LWL06300 (naturnahe Feldhecke) am nordöstlichen Rand des Vorhabengebietes verwiesen. Maßnahmen zur Beeinträchtigung geschützter Biotope sind unzulässig. Jedoch kön- nen im Rahmen des Genehmigungsverfahrens Ausnahmen vom Schutzstatus erteilt werden. Voraussetzung dafür ist die Ausgleichbarkeit der Beeinträchtigung. Alterna- tiv wird vorgeschlagen, diesen Bereich aus dem Vorhabengebiet herauszunehmen, da er ohnehin nicht für eine Bebauung in Anspruch genommen werden soll.

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Hinsichtlich des Artenschutzes wird darauf hingewiesen, dass eine abschließende Prüfung aus artenschutzrechtlicher Sicht noch nicht möglich ist. Nachgefordert wird die Erweiterung des Untersuchungsraums für Brutvögel von 300 m auf 500 m. Be- züglich der örtlich angesiedelten Weißstörche (Wittenburg: letzter Nachweis 2011 (jedoch 5-jähriger Bestandsschutz) und Wölzow: letzter Nachweis 2014) wird darauf verwiesen, dass es zu Verlusten von Grünland durch Überbauung kommt. Diese Ver- luste sind im 2-km-Radius um den Horst im gleichen Verhältnis zu ersetzen bzw. wiederherzustellen, da ansonsten gegen das Schädigungsverbot gemäß § 44 BNatSchG verstoßen wird. Der Ausgleich ist durch die Planung nachzuweisen. Für die übrigen geprüften Artengruppen sind die in der UVS und dem AFB vorgeschla- genen Maßnahmen zur Vermeidung / Minderung und Kompensation umzusetzen sind und ggf. auf Ebene der Bauleitplanung weiter zu konkretisieren. Ausgangslage: Biotope: Das Vorhabengebiet befindet sich am östlichen Rand der Stadt Wittenburg und ist aufgrund seiner gewerblichen und landwirtschaftlichen Vornutzung durch be- baute Flächen sowie Grün- und Ackerflächen geprägt. Im Herbst 2015 erfolgte eine Kartierung der Biotope im Gelände. Zur Bewertung der Biotope wurden die Kriterien Regenerationsfähigkeit, Gefährdung / Seltenheit nach der Roten Liste Biotoptypen und typische Artenausstattung herangezogen. Innerhalb des Vorhabengebietes be- finden sich folgende Biotopstrukturen (Biotoptypen):  Älterer Einzelbaum (hoch- bis sehr hochwertig),  Laubholzbestand heimischer Arten (hochwertig),  Stehendes Gewässer mit Schilfröhricht (mittelwertig),  Gräben (mittelwertig),  Jüngerer Einzelbaum (geringwertig),  Intensivgrünland und Intensivacker (geringwertig),  Staudensäume und Ruderalfluren (geringwertig),  Artenarmer Zierrasen (geringwertig),  Nicht oder teilversiegelte, versiegelte Verkehrsflächen (nachrangig=kein Wert). Durch das Vorhaben werden aufgrund baubedingter, anlagebedingter und betriebs- bedingter Wirkfaktoren direkte und indirekte Auswirkungen auf das Schutzgut Bioto- pe verursacht. Baubedingte Wirkfaktoren:  Beeinträchtigung von Biotopen durch Baustelleneinrichtung, Baustellenzufahrten, Material- und Lagerflächen sowie durch Bodenauf- und -abtrag,  Beeinträchtigung von Biotopen durch Nähr- und Schadstoffemission sowie Unfälle und Havarien. Anlagebedingte Wirkfaktoren:  Biotopverlust durch Anlage von Gebäuden, Versiegelung und Teilversiegelung von Flächen, Sport- und Freiflächen,  Neuanlage von Biotopstrukturen durch Anlage von Grün- und Wasserflächen (Positivwirkung). Betriebsbedingte Wirkfaktoren:  Beeinträchtigung von Biotopen durch erhöhten Besucherverkehr und Stoffeinträ- ge (u.a. Düngung von Rasenflächen). Tiere: Im Untersuchungsraum (Vorhabengebiet + 300 m) wurden im Rahmen der Brutvogelkartierung 2016 zahlreiche Vogelarten festgestellt, die im Untersuchungs-

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gebiet brüten und von denen einige besonders hervorzuheben sind, weil sie nach der Roten Liste als gefährdet gelten, nach der Europäischen Vogelschutzrichtlinie be- sonders schützenswert sind oder einen großen Bestandsanteil in Mecklenburg- Vorpommern haben. Verglichen mit ganz Mecklenburg-Vorpommern ist die nachge- wiesene Artenzahl als eher gering einzuschätzen, was dem relativ geringen Struktu- rierungsgrad der Landschaft im Untersuchungsgebiet entspricht. Die uNB des Land- kreises LUP verweist auf die örtlich angesiedelten Weißstörche Wittenburg und Wölzow. Das Vorhabengebiet weist für Rastvögel aufgrund der Vorbelastung (Landesstraße, Hochspannungsleitungen, ca. 65 m hohe Skihalle) gemäß den Daten des Landeam- tes für Umwelt, Naturschutz und Geologie (Landesinformationssystem) eine gering- bis mittelwertige Bedeutung auf. Eine gesonderte Kartierung für die Rastvögel erfolg- te nicht. Im Untersuchungsraum existieren potenzielle Fortpflanzungsstätten (Kleingewässer etc.) für Amphibien und auch einige geeignete Strukturen für Reptilien. Im Vorhaben- gebiet konnte ausschließlich der Teichfrosch nachgewiesen werden. Seinem Laich- gewässer (Zierteich vor dem Eingangsbereich der Skihalle) wurde aufgrund der Iso- lation eine mittlere Bedeutung zugewiesen. Alle übrigen Bereiche des Vorhabenge- bietes haben eine nachrangige bis geringe Bedeutung für Amphibien und Reptilien. Außerhalb bzw. randlich des Vorhabengebietes gelang der Nachweis der Zaun- eidechse (im angrenzenden Bahnkörper, streng geschützt nach FFH-RL, stark ge- fährdet gemäß Roter Liste M-V) sowie von Waldeidechse, Blindschleiche, Erdkröte und Ringelnatter (geschützt nach Bundesartenschutzverordnung, gefährdet gemäß Roter Liste M-V). Im Untersuchungsraum erfolgten Geländebegehungen zur Potenzialeinschätzung geeigneter Fledermaushabitate. Das Vorkommen von Fledermausquartieren inner- halb von Gehölzstrukturen im Vorhabengebiet konnte danach aufgrund fehlender Strukturen ausgeschlossen werden. Innerhalb des erweiterten Vorhabengebietes treten jedoch vereinzelt Gehölzstrukturen auf, die potenziell hochwertige geeignete Quartiersstandorte darstellen. Hochwertige Quartierspotenziale für vorwiegend ge- bäudebewohnende Fledermäuse bieten die Gebäude, die der Skihalle südlich und südöstlich vorgelagert sind (Hotelanlage, Eingangshalle). Durch das Vorhaben werden aufgrund baubedingter, anlagebedingter und betriebs- bedingter Wirkfaktoren direkte und indirekte Auswirkungen auf das Schutzgut Tiere verursacht. Baubedingte Wirkfaktoren:  Individuenverluste bei Brutvögeln und Amphibien / Reptilien,  Beeinträchtigung störempfindlicher Brutvogelarten,  Verlust von Brutplätzen und Revieren,  Verlust von Nahrungshabitaten bei Brutvögeln,  Beeinträchtigung von Rastvögeln durch den Baubetrieb (Scheuchwirkung, Ver- grämung),  Störung von Amphibien / Reptilien durch optische, akustische Reize und Erschüt- terungen,  Verlust von Lebensraum für Amphibien / Reptilien,  Beeinträchtigung von Austauschbeziehungen bei Amphibien / Reptilien,  Quartier- und Individuenverluste bei Fledermäusen,  Störung von Quartierbereichen,

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 Verlust von Jagdhabitaten und Flugkorridoren von Fledermäusen. Anlagebedingte Wirkfaktoren:  Verlust von Brutplätzen und Revieren,  Verlust von Nahrungshabitaten bei Brutvögeln,  Verlust von Rastvogellebensräumen durch die baulichen Anlagen einschl. opti- scher Wirkungen, Licht- und Lärmemission (Scheuchwirkung, Vergrämung),  Verlust von Lebensraum für Amphibien / Reptilien,  Beeinträchtigung von Austauschbeziehungen bei Amphibien / Reptilien,  Quartier- und Individuenverluste bei Fledermäusen,  Verlust von Jagdhabitaten und Flugkorridoren von Fledermäusen. Betriebsbedingte Wirkfaktoren:  Beeinträchtigung störempfindlicher Brutvogelarten,  Verlust von Rastvogellebensräumen durch die baulichen Anlagen einschl. opti- scher Wirkungen, Licht- und Lärmemission (Scheuchwirkung, Vergrämung),  Individuenverluste bei Amphibien / Reptilien,  Störung von Amphibien / Reptilien durch optische, akustische Reize und Erschüt- terungen,  Individuenverluste bei Fledermäusen,  Störungen von Quartierbereichen. Biologische Vielfalt: Die drei Ebenen der biologischen Vielfalt (genetische Vielfalt, Artenvielfalt, Ökosystemvielfalt) wurden, soweit sie für den Untersuchungsraum rele- vant und im Rahmen des vorgegebenen Untersuchungsrahmens erfassbar sind, über die Biotoptypen oder über die Erfassung der Tierarten ausgewählter Tiergrup- pen erfasst. Durch das Vorhaben kommt es lt. UVS zu keinen negativen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt. Raumordnerische Abwägung: Biotope: Mit dem Vorhaben sind Beeinträchtigungen auf Biotope verbunden. Eine Eingriffsvermeidung ist nicht möglich. Um baubedingte Biotopverluste zu mindern, sind für die bauzeitliche Flächeninanspruchnahme möglichst bereits versiegelte oder geringwertige Flächen, die anlagenbedingt ohnehin versiegelt oder überbaut werden, zu nutzen. Des Weiteren werden in der UVS (Stand: 7/2016) insbesondere Maß- nahmen zum bauzeitlichen und anlagenbedingten Gehölzschutz aufgeführt. Somit können erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen die Biotope jedoch entweder vermieden oder durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen kompensiert werden. Der Hinweis bezüglich des gesetzlich geschützten Biotops LWL06300 wird im weiteren Bauleitplanverfahren berücksichtigt. Tiere: Durch das Vorhaben kann es zu Beeinträchtigungen der Brutplätze von Bo- denbrütern und Gebäudebrütern kommen. Darüber hinaus können die Nahrungsflä- chen von Heckenbrütern und des Weißstorchs (hier insbesondere Verlust von Grün- land durch Überbauung mit der Folge der Auslösung möglicher artenschutzrechtli- cher Verbotstatbestände) und anderer Großvögel, die als Nahrungsgäste das Gebiet aufsuchen, entwertet werden. Zur Vermeidung / Minimierung der Auswirkungen auf Brutvögel sind laut UVS (Stand: 7/2016) Maßnahmen zur Bauzeitenregelung für die Baufeldfreimachung und Bautätigkeit insbesondere für Boden- und Gebäudebrüter, die Schaffung von Nahrungsflächen für Heckenbrüter und die Anbringung künstlicher Nisthilfen für Gebäudebrüter vorgesehen. Generell können laut gutachterlicher Ein-

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schätzung zahlreiche Vogelarten in benachbarte Bereiche ausweichen und die Aus- wirkungen des Vorhabens durch angepasstes Verhalten ausgleichen. Hinsichtlich des Weißstorches wurden 2017 im Rahmen des ergänzten speziellen artenschutzrechtlichen Fachbeitrages drei Weißstorch-Horste im 2.000 m-Puffer um das geplante Vorhaben untersucht:  Weißstorch-Horst Wittenburg: Im Jahr 2011 gab es den letzten Nachweis eines Besatzes. Eine Überprüfung des Besatzes 2016 und 2017 erbrachte keinen Brut- nachweis. Damit erlischt für diesen Horst der Schutz der Fortpflanzungsstätte. Ei- ne artenschutzrechtliche Betrachtung entfällt somit.  Weißstorch-Horst Wölzow: Im Jahr 2014 wurde ein Horstpaar mit 2 flüggen Jun- gen gemeldet. Eine Kontrolle des Horstes 2017 ergab keinen Brutnachweis.  Weißstorch-Horst Zwölf Apostel: Für den Horst ist ein gelegentlicher Besuch von zwei Vögeln (kein Horstpaar) benannt. Im Rahmen der Erfassung 2017 wurde kein Brutnachweis erbracht. Laut der unteren Naturschutzbehörde wird darauf verwiesen, dass für die Weiß- storchhorste Wölzow und Zwölf Apostel der Schutz des Horstes als Fortpflanzungs- und Ruhestätte gilt. Diesem Schutz unterliegen alle Grünflächenflächen im 2 km Ra- dius als sogenannte essentielle Nahrungsflächen für die Fortpflanzungsstätte. Auch außerhalb des Umkreises können tatsächlich genutzte Nahrungsflächen essentiell sein. Um einen Verstoß gegen das artenschutzrechtliche Schädigungsverbot des Weiß- storches gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG zu vermeiden, sind im nachgeordneten Bauleitplanverfahren im 2.000 m Radius um die Weißstorchhorste konkrete Aus- gleichsmaßnahmen zur Schaffung von Weißstorchnahrungsflächen festzulegen. Im Rahmen des Projektes wurden Maßnahmen zur Aufwertung und Neuanlage von Nahrungshabitaten für den Weißstorch auf stadteigenen Flächen, außerhalb des Plangebietes, welche im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung zu präzisieren und verbindlich festzulegen sind, eruiert und der unteren Naturschutzbehörde darge- legt. Die untere Naturschutzbehörde bestätigt, dass unter Berücksichtigung dieser Maßnahmen davon auszugehen ist, dass die artenschutzrechtlichen Belange des § 44 BNatSchG den Zielstellungen des ROV nicht entgegenstehen (siehe E-Mail am 08.09.2017). Auf der Anlaufberatung (Scoping im Februar 2016) wurde festgelegt, den Untersu- chungsraum für Brutvögel von 100 m auf 300 m zu erweitern. Diesem Untersu- chungsraum wurde mit der Kartierung entsprochen. Dem Gutachter ist der Hinweis auf die Brutvogelerfassung im 500 m Umfeld um das Vorhabengebiet erst im Mai 2016 zugegangen. In Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde wurde daher eine ergänzende Brutvogelerfassung 2017 zwischen dem 300 m- und dem 500 m- Umfeld um das Vorhabengebiet vorgenommen. Die Kartierungsergebnisse werden in das Bauleitplanverfahren eingestellt und berücksichtigt. Für Rastvögel führt die Anlage des Ferienhausgebietes auf derzeitigen Offenlandflä- chen zum Verlust von Rastflächen geringer bis mittlerer Bedeutung und zu Scheuch- wirkungen in den angrenzenden Rastflächen mit ebenfalls geringer bis mittlerer Be- deutung. Scheuchwirkungen können durch Abpflanzung der Außenbereiche mit Ge- hölzen gemindert werden. Das Vorhaben bedingt den Verlust des Zierteiches vor dem Eingangsbereich der Skihalle, der als Lebensraum für den Teichfrosch dient. Mit dem Rückbau des Teichs außerhalb der Nutzung durch den Teichfrosch (Bauzeitenregelung) wird die Auswir- kung gemindert. Mit der Anlage neuer Gewässer entstehen laut gutachterlicher Ein-

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schätzung darüber hinaus geeignete Laichhabitate für Amphibien. Darüber hinaus besteht die Gefahr von Tierverlusten der auf der Bahnanlage siedelnden Reptilien (z.B. Zauneidechse) durch Überfahren von Fahrzeugen im Bereich des Parkplatzes. Daher ist als Vermeidungsmaßnahme die Errichtung eines Reptilienschutzzaunes entlang der Bahnanlage vorgesehen. Anlagenbedingt kommt es zum Verlust eines geringwertigen Fledermaus- Jagdgebietes. Mit der Umsetzung des Vorhabens können ggf. Quartiere gebäude- bewohnender Arten beeinträchtigt werden und Fledermäuse in ihren Quartieren ge- stört werden. Mit einer frühzeitigen Quartiersuche bzw. -kontrolle und der Schaffung von Ersatzquartieren in ungefährdeten Bereichen können die Beeinträchtigungen von Quartieren laut gutachterlicher Einschätzung wirksam vermieden werden. Mit einem auf Fledermäuse ausgerichteten Beleuchtungskonzept (und der Ausweisung von Bereichen, die nicht ausgeleuchtet werden dürfen) kann der Störung von Fledermäu- sen in ihren Quartieren entgegengewirkt werden. Biologische Vielfalt: Negative Auswirkungen durch das Vorhaben auf die biologi- sche und genetische Vielfalt, die Artenvielfalt sowie Ökosystemvielfalt sind laut gut- achterlicher Einschätzung nicht gegeben. Mit dem Vorhaben kommt es zum Verlust hochwertiger und z.T. geschützter Biotope. Es sind vor allem negative Auswirkungen auf die Schutzgüter Pflanzen und Tiere verbunden. Dabei sind insbesondere Beeinträchtigungen von Brutplätzen und Nah- rungsflächen von Brutvögeln (v.a. Weißstorch) und die Störung von Fledermäusen in ihren Quartieren zu erwarten. Ausgleichs-, Ersatz- bzw. CEF-Maßnahmen sind laut UVS (Stand: 7/2016) innerhalb des Vorhabengebietes vorgesehen. Bezüglich des Weißstorches sind Maßnahmen zur Aufwertung und Neuanlage von Nahrungshabitaten auch außerhalb des Vorha- bengebietes erforderlich. Die Maßnahmen sind mit den Fachbehörden im Genehmi- gungsverfahren abzustimmen und gemäß der gutachterlichen Expertise umzusetzen (siehe hierzu insbesondere Maßgabe 5 unter Kapitel A.I.). Durch die Umsetzung der Ausgleichs-, Ersatz- bzw. CEF-Maßnahmen kann das Vorhaben zur Vereinbarkeit mit den Erfordernissen der Raumordnung gemäß der Programmsätze 6.1 (1) und (3) LEP M-V und der Programmsätze 5.1 (1) und 5.1.1 (1) RREP WM gebracht werden. Sonstige Hinweise zum Biotop- und Artenschutz sind im weiteren Genehmigungsverfahren zu berücksichtigen (siehe Kapitel A.III.). Bei Umsetzung der in der UVS (Stand: 7/2016) genannten Vermeidungs-, Min- derungs- und Kompensationsmaßnahmen sind gemäß gutachterlicher Ein- schätzungen insgesamt keine erheblichen Auswirkungen auf die Schutzgüter Pflanzen / Tiere / biologische Vielfalt mehr zu erwarten. Um die Erfordernisse der Raumordnung und Landesplanung zu erfüllen, ist die Maßgabe 5 zu beachten.

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Schutzgut Landschaft / Landschaftsbild Durch die Stellungnehmer werden keine Ergänzungen oder Änderungen zu den in der UVS ausgeführten Beurteilungen und Bewertungen zum Schutzgut Landschaft / Landschaftsbild vorgebracht. Ausgangslage: Im Bereich des Untersuchungsraumes befindet sich gemäß „Landesweiter Analyse und Bewertung der Landschaftspotenziale in Mecklenburg-Vorpommern“ (LAUN M-V 1996) der mittel- bis hochwertige Landschaftsbildraum „Ackerlandschaft um Witten- burg“ (Landschaftsbild-Nr. V 2-14). Gemäß der „Aktualisierung der Bewertung des Landschaftsbildpotenzials für Westmecklenburg“ (LUNG M-V, Oktober 2010) wird das Landschaftsbild ebenfalls mittel bis hoch bewertet. Die Bewertung erfolgte nach den Kriterien Vielfalt, Eigenart und Naturnähe. Der großräumige Landschaftsbildraum wurde im Untersuchungsgebiet in sieben Orts- und Landschaftsbildräume (LB) mit folgender Wertigkeit / Schutzwürdigkeit untergliedert:  LB 1: östliche Stadtperipherie Wittenburg (gering-mittel),  LB 2: südliche Stadtperipherie Wittenburg (gering),  LB 3: Wittenburg mit Altstadtkern (hoch),  LB 4: Acker- und Wiesenlandschaft östlich Wittenburg (mittel),  LB 5: Nagelsbach- und Motelniederung (mittel-hoch),  LB 6: Ackerflächen südlich Wittenburg (gering-mittel),  LB 7: Wittenburger Forst (mittel-hoch). Durch das Vorhaben werden aufgrund baubedingter, anlagebedingter und betriebs- bedingter Wirkfaktoren direkte Auswirkungen auf das Schutzgut Landschaft / Land- schaftsbild verursacht. Baubedingte Wirkfaktoren:  Überformung / Überprägung von Landschafts- und Ortsbildräumen durch optische Überlagerung sowie durch visuelle Unruhe und störende Lärmbelästigung (Beein- trächtigung der Erlebbarkeit der Landschaft). Anlagebedingte Wirkfaktoren:  Verlust von Teilen der Landschaftsbildräume, von Landschaftsbildstrukturen, Än- derung landschaftsbildprägender Strukturelemente, Anlage zusätzlicher land- schaftsprägender Strukturelemente,  Überformung / Überprägung von Landschafts- und Ortsbildräumen durch optische Überlagerung und Neugestaltung (Beeinträchtigung der Erlebbarkeit der Land- schaft),  Zerschneidung / Unterbrechung oder Überformung von Sichtbeziehungen. Betriebsbedingte Wirkfaktoren:  Überformung / Überprägung von Landschafts- und Ortsbildräumen durch optische Überlagerung sowie durch visuelle Unruhe und störende Lärmbelästigung (Beein- trächtigung der Erlebbarkeit der Landschaft). Raumordnerische Abwägung: Laut UVS (Stand: 7/2016) können baubedingte Überformungen / Überprägungen durch störende Lärmbelästigung durch den Einsatz von technischen (Bau-)Geräten und Anlagen, welche die Emissionsgrenzwerte von Luftschadstoffen und Lärm ein- halten, gemindert werden.

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Der betriebsbedingte Verkehr führt zur Beeinträchtigung der Erlebbarkeit der Land- schaft durch visuelle Unruhe und störende Lärmbelästigungen. Mit dem Bau des Fe- riendorfes östlich der L 04 gehen Teile eines mittelwertigen Landschaftsbildraumes sowie von landschaftsprägenden Strukturelementen verloren. Unter Berücksichtigung der bereits in dieser Planungsstufe angedachten Gestal- tungsmerkmale für das FOC und den Ferienpark sowie einer landschaftsgerechten Einbindung der Gesamtanlage kommt es anlagebedingt zu mittleren Überprägun- gen / Überformungen mittel bis hochwertiger Landschaftsbildräume durch optische Überlagerung und Neugestaltung im Nahbereich des Vorhabens (bis ca. 200 m Ent- fernung). Visuelle Unruhe und Lärmbelästigungen aus dem Betrieb führen zur mittle- ren Überformung / Überprägung eines mittelwertigen Landschaftsbildraumes. Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes können laut gutachterlicher Einschätzung durch Erhöhung und Erlebbarkeit der Landschaft (z.B. durch Aufwertungs- und Ge- staltungsmaßnahmen sowie Ortsrandgestaltung) oder durch Erhöhung der Naturnä- he der Landschaft (z.B. durch Renaturierungsmaßnahmen, Nutzungsauflassungen ggf. im Bereich der Motel- / Nagelsbachniederung) kompensiert werden. Durch die Umsetzung der Vermeidungs-, Minderungs- und Kompensationsmaßnah- men kann das Vorhaben zur Vereinbarkeit mit den Erfordernissen der Raumordnung gemäß Programmsatz 6.1.1 (1) LEP M-V und der Programmsätze 5.1.2 (1) - (3) und 5.2 (1) RREP WM gebracht werden. Obgleich mit dem Vorhaben negative Auswirkungen auf das Schutzgut Land- schaft / Landschaftsbild verbunden sind, insbesondere Überprägungen / Über- formungen mittel bis hochwertiger Landschaftsbildräume, können laut UVS (Stand: 7/2016) erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen entweder vermie- den, gemindert oder durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen kompensiert werden.

Schutzgut Mensch Stellungnehmer weisen auf die Einhaltung schalltechnischer Orientierungswerte hin. Das Vorhaben ist ausreichend vor Immissionen zu schützen; auf die Notwendigkeit von Schallschutzmaßnahmen wird verwiesen. Die für die Nutzung vorgesehenen Flächen sollen einander so zugeordnet werden, dass schädliche Umwelteinwirkun- gen auf die ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienenden Gebiete sowie auf sonstige schutzbedürftige Gebiete so weit wie möglich vermieden werden. Ausgangslage: Im Vorhabengebiet befinden sich gemäß rechtswirksamen Flächennutzungsplan der Stadt Wittenburg verschiedene Flächendarstellungen. Eine Bewertung erfolgte unter Berücksichtigung der bestehenden Störgrade und nach dem Ruhebedürfnis sowie der Anwesenheit von Bevölkerungsgruppen mit besonderer Empfindlichkeit oder Vorbelastung:  Sonderbauflächen der Zweckbestimmung Sport, Freizeit und Beherbergung (Al- pincenter): hohe Bedeutung,  Gewerbliche Bauflächen, Flächen für die Landwirtschaft: geringe Bedeutung,  Grünflächen der Zweckbestimmung Ortsrandeingrünung (an der Bahnstrecke): mittlere Bedeutung. Der Erholungs- und Freizeitfunktion wurde im Untersuchungsraum (Vorhabengebiet + 500 m) eine mittlere Bedeutung zugewiesen. Grundlagen der Bewertung waren

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u.a. Intensität, Dauer, Häufigkeit und Frequenz der Nutzung von Bereichen für Erho- lung oder Freizeitgestaltung und die Vorbelastung durch Lärm und Schadstoffe. Vom Vorhaben gehen aufgrund baubedingter, anlagebedingter und betriebsbedingter Wirkfaktoren sowohl Beeinträchtigungen als auch Positivwirkungen auf das Schutz- gut Mensch aus. Baubedingte Wirkfaktoren:  Beeinträchtigung der Wohn- und Erholungsfunktion durch Lärm und optische Wir- kungen während der Bauphase. Anlagebedingte Wirkfaktoren:  Veränderung der Erholungsfunktion des Raumes (Erweiterung und Aufwertung funktionaler Beziehungen, Aufwertung der Tourismus- und Erholungsfunktion, Er- höhung der touristischen Attraktivität) (Positivwirkung). Betriebsbedingte Wirkfaktoren:  Beeinträchtigung der Wohn- und Erholungsfunktion durch erhöhten Verkehr und Transport (An- und Abreiseverkehr, Lieferverkehr),  Veränderung der Erholungsfunktion des Raumes (Erweiterung und Aufwertung funktionaler Beziehungen, Aufwertung der Tourismus- und Erholungsfunktion, Er- höhung der touristischen Attraktivität) (Positivwirkung). Raumordnerische Abwägung: Laut UVS (Stand: 7/2016) können baubedingte Beeinträchtigungen der Wohn- und Erholungsfunktion durch Lärm und Erschütterungen während der Bauphase durch den Einsatz von technischen (Bau-)Geräten und Anlagen, welche die Emissionswer- te von Luftschadstoffen und Lärm einhalten, gemindert werden. Ebenso sollen im Bereich empfindlicher Nutzungen keine Bauarbeiten während der Nacht und am Wo- chenende durchgeführt werden. Lärmimmissionen durch betriebsbedingte Verkehrszunahme sind im Bereich des Ho- tels und des Feriendorfes durch geeignete Schallschutzmaßnahmen auf ein zulässi- ges Maß zu reduzieren. Positivwirkungen ergeben sich laut gutachterlicher Einschätzung durch die Aufwer- tung der Tourismus- und Erholungsfunktion, eine Erhöhung der touristischen Attrakti- vität sowie eine Erweiterung und Aufwertung funktionaler Beziehungen. Durch die Umsetzung der Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen kann das Vor- haben zur Vereinbarkeit mit den Erfordernissen der Raumordnung gemäß Pro- grammsatz 6.1.3 (5) LEP M-V und der Programmsätze 5.1.4 (3) und 5.2 (1) RREP WM gebracht werden. Hinweise zum Immissionsschutz sind im weiteren Genehmi- gungsverfahren zu berücksichtigen (siehe Kapitel A.III.). Mit dem Vorhaben sind Beeinträchtigungen des Schutzgutes Mensch verbun- den, insbesondere eine bau- und betriebsbedingte mittlere Beeinträchtigung der Wohn- und Erholungsfunktion. Laut UVS (Stand: 7/2016) können erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen auf das Schutzgut Mensch jedoch durch ent- sprechende Maßnahmen gemindert werden.

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Schutzgut Kultur- und Sachgüter Durch die Stellungnehmer werden keine Ergänzungen oder Änderungen zu den in der UVS ausgeführten Beurteilungen und Bewertungen zum Schutzgut Kultur- und Sachgüter vorgebracht. Etwaige Änderungen sind mit der zuständigen Behörde ab- zustimmen. Ausgangslage: Im Vorhabengebiet ist gemäß der Stellungnahme des Landesamtes für Bodendenk- malpflege und gemäß der Stadt Wittenburg ein Bodendenkmal bekannt. Drei weitere Flächen sind Bodendenkmal-Verdachtsflächen. Diese Flächen haben eine hohe Be- deutung als Zeugen menschlicher und kulturhistorischer Entwicklung. In 800 m Entfernung befinden sich zwei Baudenkmale sehr hoher Bedeutung (Bahn- hof mit Toilettenhaus und Wasserturm sowie ein Geschäftshaus). Sachgüter im Sin- ne des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung sind im Vorhabengebiet nicht vorhanden. Durch das Vorhaben können aufgrund bau- und anlagebedingter Wirkfaktoren Beein- trächtigungen oder Teilverluste des Schutzgutes Kultur- und Sachgüter verursacht werden. Baubedingte Wirkfaktoren:  (Teil-)Verlust oder Beeinträchtigung von bislang bekannten oder unbekannten Bodendenkmalbereichen (Erdarbeiten, Versiegelung etc.). Anlagebedingte Wirkfaktoren:  (Teil-)Verlust oder Beeinträchtigung von bislang bekannten oder unbekannten Bodendenkmalbereichen (Erdarbeiten, Versiegelung etc.),  Visuelle Beeinträchtigung von Baudenkmalen durch Anlage von Hochbauten. Raumordnerische Abwägung: Mit dem Vorhaben sind Beeinträchtigungen des Schutzgutes Kulturgüter verbunden, insbesondere die anlagebedingte mittlere Beeinträchtigung eines Bodendenkmales. Beeinträchtigungen oder Verluste von möglichen Bodendenkmalen im Bereich des Vorhabengebietes können durch archäologische Begleitung der Erdarbeiten gemin- dert werden. Unter dieser Voraussetzung verbleiben anlagebedingte mittlere Beein- trächtigungen eines Bodendenkmales sowie ggf. eine mittlere Beeinträchtigung von Bodendenkmal-Verdachtsflächen. Durch die Umsetzung der Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen kann das Vor- haben zur Vereinbarkeit mit den Erfordernissen der Raumordnung gemäß der Pro- grammsätze 4.1 (8) und 4.7 (1) LEP M-V und der Programmsätze 4.2 (7) und 6.2.2 (5) RREP WM gebracht werden. Hinweise zum Denkmalschutz sind im weiteren Ge- nehmigungsverfahren zu berücksichtigen (siehe Kapitel A.III.). Laut UVS (Stand: 7/2016) können erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen auf das Schutzgut Kultur- und Sachgüter durch entsprechende Maßnahmen vermieden oder gemindert werden.

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Summations- und Wechselwirkungen Relevante Hinweise zu Summations- und Wechselwirkungen werden nicht vorge- bracht. Raumordnerische Abwägung: Nach § 2 UVPG müssen im Rahmen einer UVP nicht nur die Auswirkungen eines Vorhabens auf die einzelnen Schutzgüter betrachtet werden, sondern auch die Wechselwirkungen der Schutzgüter untereinander. Nur durch diese Betrachtung kann eine größtmögliche Erfassung der Auswirkungen im Kontext der Komplexität von Wirkungs- und Prozessgefüge der Umwelt gewährleistet werden. Eine Betrachtung aller vom Vorhaben ausgehenden Wechselwirkungen ist aufgrund der Komplexität des Umweltgefüges nicht möglich. Die Betrachtung im Rahmen der UVS bezieht sich daher auf die voraussichtlich betroffenen und daher entscheidungs- relevanten Wechselwirkungen. Relevante baubedingte Wechselwirkungen:  Durch die Baufeldfreimachung (Entfernung von Vegetation, Gehölzen, Gewäs- sern etc.) kommt es zur Veränderung von Biotopen und von Lebensbedingungen von Tieren.  Durch die optischen und akustischen Störwirkungen auf die Biotope sowie Schadstoff- und Staubemissionen kommt es zu einer Verringerung der Lebens- raumeignung der betroffenen Bereiche für Tiere.  Der Abtrag der oberen Bodenschicht und Aufschüttungen hat neben der Beein- trächtigung für das Schutzgut Boden auch den Verlust / die Beeinträchtigung von Biotopen als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zur Folge. Tiefere Abgrabungen können zudem zu Beeinträchtigungen bzw. Verlusten von Bodendenkmalen füh- ren.  Baubedingte Grundwasserabsenkungen verändert nicht nur die Höhe der Grund- wasseroberfläche, sondern kann Auswirkungen auf den Bodenwasserhaushalt, grundwasserabhängige Biotope und Pflanzen und damit auch auf Tiere haben. Trübungen, Aufwirbelung von Nähr- und Schadstoffen führen mit der Beeinträch- tigung der Wasserqualität zur Verschlechterung der Lebensbedingungen für was- sergebundene Lebensformen.  Unfälle und Havarien können Verunreinigungen des Bodens und des Wassers zur Folge haben, wodurch Beeinträchtigungen für Mensch, Biotope und Tiere entste- hen können. Relevante anlagebedingte Wechselwirkungen:  Mit der Schaffung von Gewässerflächen sind gleichzeitig Verluste für das Schutz- gut Boden verbunden. Daraus ergeben sich Verluste an Biotopen und damit auch Lebensräume für Tiere.  Durch die Schaffung von Wasserflächen, die Bebauung und Anlage von Ver- kehrs- und Freiflächen und einer daraus resultierenden Nutzungsänderung kommt es zur Veränderung der lokalklimatischen Verhältnisse. Es ergeben sich Einflüsse auf Standortbedingungen von Pflanzen und Biotopen und damit auf Le- bensräume für Tiere. Relevante betriebsbedingte Wechselwirkungen:  Durch die optischen und akustischen Störwirkungen auf die Biotope sowie Schadstoff- und Staubemissionen kommt es zu einer Verringerung der Lebens- raumeignung der betroffenen Bereiche für Tiere.

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In den Verfahrensunterlagen zum Vorhaben (UVS, Stand: 07/2016) wurden mögliche Wechselwirkungen detailliert für jedes Schutzgut dargelegt und entsprechende Ver- meidungs- und Minderungsmaßnahmen sowie Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zur Kompensation benannt. Durch die Umsetzung der Vermeidungs-, Minderungs- und Kompensationsmaßnah- men kann das Vorhaben zur Vereinbarkeit mit den Erfordernissen der Raumordnung gemäß der Programmsätze 6.1 (1) und (2) LEP M-V und der Programmsätze 5.1 (1) und (2) RREP WM gebracht werden. Zusammenfassend wird festgestellt, dass die Realisierung des geplanten Vor- habens „Wittenburg Village“ trotz der bestehenden touristischen Vorprägung des Standortes mit weiteren Eingriffen und daraus resultierenden Beeinträchti- gungen der Schutzgüter verbunden sein wird. Im Ergebnis wirkt sich das Vorhaben insbesondere auf das Schutzgut Tiere negativ aus. Erst bei adäquater Umsetzung der in der UVS vorgeschlagenen Vermeidungs-, Minderungs- und Kompensationsmaßnahmen für das Schutzgut Tiere ergibt sich eine neutrale Wertung der Umweltauswirkungen. Zum Aus- gleich der hohen Nutzungsintensität im Bereich der bereits bestehenden Ski- Halle und des geplanten FOC ist es wesentlich, bei der Gestaltung des Ferien- dorfes ein möglichst hohes Maß an biologischer und struktureller Vielfalt zu entwickeln. Für die Schutzgüter Boden, Wasser, Landschaft / Landschaftsbild und Mensch sind neben negativen Wirkungen auch teilweise Aufwertungen – u.a. durch den verringerten Schadstoffeintrag im Vergleich zur bisherigen landwirtschaftlichen Nutzung und durch die Schaffung eines für die Freizeit- und Erholungsnutzung ansprechenden Raumes – zu erwarten. Im Ergebnis ist festzustellen, dass alle Eingriffe in den Naturhaushalt durch entsprechende Maßnahmen vermieden oder gemindert bzw. durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen kompensiert werden können und mit den Erfordernis- sen der Raumordnung und Landesplanung vereinbar sind. Bei Erfüllung der in Abschnitt I formulierten Maßgaben wird das Planvorhaben „Wittenburg Village“ aus raumordnerischer Sicht als umweltverträglich bewertet.

9.2 Raumordnerische Bewertung der Verträglichkeit mit den Belangen Europäischer Schutzgebiete Im räumlichen Umfeld des Vorhabens „Wittenburg Village“ befinden sich insgesamt sechs ausgewiesene europäische Schutzgebiete (FFH-Gebiete und EU- Vogelschutzgebiete). FFH-Gebiete:  DE 2531-303 „Schaaletal mit Zuflüssen und nahegelegenen Wäldern und Moo- ren“ (4,5 km),  DE 2433-302 „Wald bei Dümmer“ (8,2 km),  DE 2533-301 „Sude mit Zuflüssen“ (9,4 km). EU-Vogelschutzgebiete (SPA):  DE 2531-301 „Schaale-Schildetal mit angrenzenden Wäldern und Feldmark“ (4,3 km),  DE 2331-471 „Schaalsee-Landschaft“ (8,7 km),  DE 2533-401 „Hagenower Heide“ (9,3 km).

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Aufgrund der entfernten Lage der bestehenden NATURA 2000-Gebiete und un- ter Berücksichtigung der vorhabenspezifischen Wirkungen können Betroffen- heiten durch das Vorhaben „Wittenburg Village“ laut gutachterlicher Einschät- zung von vornherein ausgeschlossen werden.

9.3 Raumordnerische Prüfung des europäischen Artenschutzes Um die Verträglichkeit des Vorhabens „Wittenburg Village“ in Bezug auf geschützte Arten, die in und um das Vorhabengebiet vorkommen, zu beurteilen, wurde ein ar- tenschutzrechtlicher Fachbeitrag erstellt. Im Rahmen des Fachbeitrages wurde so- wohl für Tier- als auch Pflanzenarten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie sowie für Vogelarten des Art. 1 der Vogelschutzrichtlinie betrachtet, ob Verbotstatbestände gemäß § 44 Abs. 1 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG ausgelöst werden. Potenzielle Auswir- kungen bzw. Verbotstatbestände können bei allen im Zuge des artenschutzrechtli- chen Fachbeitrages aufgeführten Arten durch Vermeidungs- und Minderungsmaß- nahmen sowie vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF-Maßnahmen) verhindert werden. Die Ausgleichs-, Ersatz- bzw. CEF-Maßnahmen innerhalb und ggf. außerhalb des Vorhabengebietes sind mit den Fachbehörden im Genehmigungsverfahren abzu- stimmen und gemäß der gutachterlichen Expertise umzusetzen. Hierfür wird insbe- sondere Maßgabe 5 festgesetzt (siehe Kapitel A. I.). Die raumordnerischen Erfordernisse zum Artenschutz gemäß der Grundsätze 6.1 (3) LEP M-V und 5.1.1 (1) RREP WM werden bei Erfüllung der in Abschnitt I formulierten Maßgaben berücksichtigt. Artenschutzrechtliche Verbotstatbe- stände treten beim Vorhaben „Wittenburg Village“ nicht auf, wenn in Abstim- mung mit den zuständigen Naturschutzbehörden die erforderlichen Aus- gleichsmaßnahmen im nachfolgenden Genehmigungsverfahren fachgerecht umgesetzt werden.

10. Zusammenfassende raumordnerische Abwägung Mit seiner vielfältigen touristischen Angebotsstruktur und einem auf eine ganzjährige Nutzung abzielenden Konzept besitzt das Vorhaben „Wittenburg Village“ in Kombina- tion mit dem bereits bestehenden Alpincenter ein Alleinstellungsmerkmal in Meck- lenburg-Vorpommern. Dadurch, dass die touristischen Infrastrukturangebote nicht nur den Gästen des Feri- enresorts zur Verfügung stehen, sondern auch durch andere Urlauber, Tagesgäste und die lokale Bevölkerung genutzt werden können, trägt das Vorhaben zu einer Er- weiterung und qualitativen Aufwertung der touristischen und freizeitorientierten An- gebote am Standort Wittenburg bei. Des Weiteren gehen von dem Vorhaben positive Entwicklungsimpulse auf das Umland, u.a. auf die Auslastung der bereits in der Re- gion vorhandenen touristischen und kulturellen Einrichtungen, aus. Nachteilige Auswirkungen auf Natur und Umwelt in dem Sinne, dass die Gesundheit von Menschen oder unwiederbringliche natürliche Potenziale (im Sinne einer Einma- ligkeit) gefährdet werden, sind dann nicht zu erwarten, wenn entsprechende Aus- gleichs- und Ersatzmaßnahmen im Rahmen der nachfolgenden Genehmigungsver- fahren festgelegt und umgesetzt werden. 85

Von dem Vorhaben negativ betroffen sind in erster Linie Belange des Einzelhandels und der Landwirtschaft. Dem Vorhabenbestandteil FOC stehen Ziele der Raumordnung entgegen. Der Vor- habenstandort im Grundzentrum Wittenburg in nicht integrierter Lage führt zu Unver- einbarkeit des FOC mit dem Konzentrationsgebot des RREP WM und mit dem Kon- gruenzgebot sowie dem Integrationsgebot- des LEP M-V und des RREP WM. Von diesen Zielen der Raumordnung kann hier jedoch nach §§ 6 Abs. 2 ROG, 5 Abs. 6 Satz 2 LPlG M-V eine Abweichung zugelassen werden. Mit Blick auf die Besonder- heiten der Vertriebsform FOC und des hiermit verbundenen sehr großen Einzugsge- bietes des Planvorhabens stehen die Grundzüge der Planung der Zielabweichung nicht entgegen. Sie ist zudem raumordnerisch vertretbar und mit Blick auf die im Raumordnungsverfahren gewonnen Erkenntnisse auch unter raumordnerischen Ge- sichtspunkten geboten. Mit der Zulassung des FOC geht zwar eine Kaufkraftbindung einher, die zu Kaufkraftverlusten bzw. Umsatzumverteilungen zu Lasten der Städte im Einzugsbereich gehen. Dies führt allerdings nicht zu negativen raumordnerischen oder städtebaulichen Auswirkungen im Sinne eines zu befürchtenden Funktionsver- lustes eines zentralen Versorgungsbereichs oder einer durchschlagenden Beein- trächtigung der Entwicklungsmöglichkeiten der zentralen Versorgungsbereiche. Zu einem erheblichen Teil bewirkt das Vorhaben im Übrigen eine Rückgewinnung von Kaufkraft, die derzeit aus dem näheren Einzugsgebiet des Vorhabens in die Metropo- le Hamburg abfließt. Da das FOC ein für die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Ge- samtprojektes besonders relevanter Vorhabenbestandteil ist, können die mit dem Vorhaben auf einer Ebene unterhalb einer unzumutbaren Beeinträchtigung verblei- benden negativen Auswirkungen zu Gunsten der positiven regionalwirtschaftlichen und touristischen Belange zurückgestellt werden. Voraussetzung ist jedoch, dass die besonderen Spezifika eines FOC, die zu einer von klassischen Einzelhandelsgroß- projekten abweichenden raumordnerischen Beurteilung führen können, verbindlich festgeschrieben werden. Zudem ist – soweit wie möglich – sicherzustellen, dass es nicht nur zur Realisierung dieses Vorhabenbestandteils, sondern zur Umsetzung des Gesamtprojektes kommt. Denn nur bei der Realisierung aller Vorhabenbestandteile werden die erstrebten regionalökonomischen und touristischen Effekte eintreten. Dieser raumordnerischen Zielsetzung dienen die unter Punkt A. I. formulierten Maß- gaben. Mit der Realisierung des Vorhabens erfolgt ein Entzug landwirtschaftlich genutzter Flächen. Diesbezüglich werden die Vorteile einer touristischen Entwicklung des Vor- habengebietes aufgrund der zu erwartenden regionalwirtschaftlichen Entwicklungs- impulse und Beschäftigungseffekte raumordnerisch stärker gewichtet. Das aufgezeigte Konfliktpotenzial hat durchaus Gewicht. Die auftretenden Konflikte können durch entsprechende Maßnahmen aber soweit minimiert werden, dass sie gegenüber den für das Vorhaben relevanten Gesichtspunkten zurücktreten. Hier ist insbesondere die überragende Bedeutung für die Entwicklung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor zu nennen. Die Wirtschaftsstruktur und der Arbeitsmarkt in der Re- gion Westmecklenburg können durch die von diesem Vorhaben ausgehenden Ent- wicklungsimpulse erheblich positiv beeinflusst werden. Die Abwägung der positiv berührten Belange mit den negativ berührten Belan- gen ergibt ein Überwiegen der positiv berührten Belange. Damit kann die Raumverträglichkeit des Vorhabens festgestellt werden. Das Vorhaben ist un- ter Beachtung der in Kapital A. I. genannten Maßgaben mit den Erfordernissen der Raumordnung und Landesplanung vereinbar.

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