Hochschule Weihenstephan - Triesdorf Fakultät Landwirtschaft

Studiengang Regionalmanagement

Masterarbeit

Identität des Landkreises Neu-

eingereicht von: Gizem Özen Betreuer/in: Dr. Prof. Peter Breunig Zweitkorrektor/in: Marina Kuhn (M.Sc.) Tag der Abgabe: 01.07.2019

DANKSAGUNG

An dieser Stelle möchte ich allen danken, die durch ihre fachliche und persönliche Unterstützung zum Gelingen der vorliegenden Masterarbeit beigetragen haben.

Insbesondere möchte ich meiner Familie danken, die mir mein Studium ermöglicht und mich in all meinen Entscheidungen stets unterstützt hat.

Des Weiteren möchte ich meiner Kollegin Maren Schumacher und meinem Verlobten Ekrem Sekerci danken, die sich Zeit zum Korrekturlesen genommen haben und mich in meiner Arbeitsphase mental unterstützt haben.

III

INHALTSVERZEICHNIS

1 Einführung und Problemstellung ...... 1

1.1 Begriffserklärungen ...... 3

1.1.1 Harte Standortfaktoren ...... 3 1.1.2 Weiche Standortfaktoren ...... 3 1.1.3 Region ...... 4 1.1.4 Identität ...... 5 1.2 Regionale Identität ...... 5

1.2.1 Begriffsdefinition ...... 5 1.2.2 Ziele und Effekte regionaler Identität ...... 7 1.2.3 Entstehung von raumbezogener/regionaler Identität ...... 8 1.2.4 Gründe und Ursachen für die Bedeutungszunahme von regionaler Identität 9 1.3 Regionalmarketing ...... 11

1.3.1 Begriffsdefinition ...... 11 1.3.2 Arbeitsschritte zur Erstellung eines Marketingkonzepts ...... 11 1.3.3 Ziele des Regionalmarketings ...... 13 1.4 Untersuchungsraum...... 15

1.4.1 Lage ...... 15 1.4.2 Mögliche Problemstellung ...... 16 1.5 Fragestellungen ...... 16

2 Literaturübersicht (Stand des Wissens) ...... 17

3 Methodik ...... 18

3.1 Geschichte ...... 18

3.2 Strukturanalyse ...... 18

3.3 Analyse der Internetauftritte ...... 19

3.4 Bürgerbefragung durch Onlineumfrage ...... 20

3.5 Experteninterviews...... 27

3.6 SWOT-Analyse ...... 29

4 Ergebnisse ...... 30

4.1 Geschichte ...... 30

IV

4.2 Strukturanalyse ...... 33

4.2.1 Flächennutzung ...... 33 4.2.2 Bevölkerungsstruktur und -prognose ...... 34 4.2.3 Versorgung ...... 36 4.2.4 Wirtschaft ...... 37 4.2.5 Tourismus ...... 38 4.2.6 Land- und Forstwirtschaft ...... 40 4.2.7 Naturschutz ...... 42 4.2.8 Kultur ...... 43 4.2.9 Kreisentwicklungsprogramme ...... 46 4.3 Analyse der Internetauftritte ...... 49

4.4 Bürgerbefragung durch Onlineumfrage ...... 52

4.5 Experteninterviews...... 62

4.5.1 Stärken ...... 63 4.5.2 Schwächen ...... 65 4.5.3 Handlungsempfehlungen ...... 67 4.6 SWOT-Analyse ...... 70

5 Diskussion ...... 72

6 Schlussfolgerung ...... 76

7 Handlungsempfehlungen ...... 77

7.1 Aufbau/Stärkung der regionalen Identität ...... 77

7.2 Aufbau eines Marketingkonzepts ...... 78

8 Zusammenfassung ...... 82

9 Literatur ...... 83

10 Anhang ...... 88

10.1 Anhang 1: Onlineumfrage ...... 88

10.2 Anhang 2: Karte Bayerns 1809 ...... 91

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ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Cultural Makers nach Knaps ...... 7 Abbildung 2: Ziele der Identitätsfindung ...... 7 Abbildung 3: Landkreis Neu-Ulm…...………………………………………………15 Abbildung 4: Lage im Bundesland Bayern ...... 15 Abbildung 5: Flächennutzung 2016 ...... 33 Abbildung 6: Altersstruktur 2016 ...... 34 Abbildung 7: Bevölkerungspyramide 2016 und 2036 ...... 35 Abbildung 8: Verteilung der Bevölkerungszahlen ...... 36 Abbildung 9: Arbeitsmarkt 2017 ...... 37 Abbildung 10: Kaufkraft in den einzelnen Gemeinden 2018 ...... 38 Abbildung 11: Anzahl der Gästeübernachtungen 2018 ...... 38 Abbildung 12: Übersicht der touristischen Marketingkanäle ...... 39 Abbildung 13: Anteile der Ackerfeldfrüchte an landwirtschaftl. Fläche 2018 .... 40 Abbildung 14: Anteile der Tierhaltungsbetriebe nach Tierarten 2018 ...... 41 Abbildung 15: Schutzgebiete im Landkreis Neu-Ulm ...... 42 Abbildung 16: Klosterkirche Roggenburg ...... 45 Abbildung 17: Mediationsgarten beim Kloster Roggenburg ...... 49 Abbildung 18: Identifikationsraum der Gemeinden ...... 51 Abbildung 19: Ergebnisse der Frage 1 „Spontane Assoziationen“ ...... 52 Abbildung 20: Ergebnisse der Frage 2 "Beschreibende Eigenschaften" ...... 53 Abbildung 21: Ergebnisse der Frage 3 "Sehenswerte Ausflugsziele" ...... 54 Abbildung 22: Ergebnisse der Frage 4 "Verbundenheit zum Landkreis" ...... 55 Abbildung 23: Ergebnisse der Frage 5 "Wahrsch. einer Weiterempfehlung" ... 55 Abbildung 24: Ergebnisse der Frage 6 "Einschätzung zu prägenden Elementen" ...... 56 Abbildung 25: Ergebnisse der Frage 7 "Prägende Unternehmen" ...... 57 Abbildung 26: Ergebnisse der Frage 8 "Prägende Landschaftselemente" ...... 57 Abbildung 27: Ergebnisse der Frage 9 "Typische Speisen und Getränke" ...... 58 Abbildung 28: Ergebnisse der Frage 11 "Typische Sprachen und Folklore" .... 59 Abbildung 29: Ergebnisse der Frage 12 "Prägendes Handwerk / Künste" ...... 60 Abbildung 30: Ergebnisse der Frage 13 "Historische Stätten" ...... 60 Abbildung 31: Ergebnisse der Frage 14 "Alleinstellungsmerkmale" ...... 61 Abbildung 32: Ergebnisse der Frage 15 "Geschlechter der Befragten" ...... 61

VI

Abbildung 33: Ergebnisse der Frage 16 "Altersstruktur der Befragten" ...... 62 Abbildung 34: Ergebnisse der Frage 17 "Wohnort der Befragten" ...... 62 Abbildung 35: Kategorien der Interviewbefragung ...... 63 Abbildung 36: Lage des Landkreises in Europa ...... 64 Abbildung 37: Ergebnisse der SWOT-Analyse...... 71 Abbildung 38: Cultural Makers des Landkreises Neu-Ulm ...... 77 Abbildung 39: Empfehlungen für den Identitätsaufbau ...... 78

TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1: Arbeitsschritte zur Erstellung eines Marketingkonzepts ...... 11 Tabelle 2: Parameter der Zugehörigkeitsintensität von Kommunen ...... 19 Tabelle 3: Liste wichtiger Vertreter für das Experteninterview ...... 27 Tabelle 4: Gebietsveränderung Bayerns zwischen 1808 und 1838 ...... 30 Tabelle 5: Liste der Museen im Landkreis Neu-Ulm ...... 43 Tabelle 6: Liste der Schlösser und Klöster im Landkreis Neu-Ulm ...... 44 Tabelle 7: Ergebnisse der Analyse der Internetaufritte der Gemeinden ...... 50

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS FFH: Flora-Fauna-Habitat LAG: Lokale Aktionsgruppe LEADER: Liaison Entre Actions de Développement de l'Économie Rurale (= Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft) LES: Lokale Entwicklungsstrategie (= REK) LK: Landkreis LSG: Landschaftsschutzgebiet NSG: Naturschutzgebiet NPS: Net Promoter Score REK: Regionales Entwicklungskonzept USP: Unique selling proposition (= einzigartiges Verkaufsversprechen bei der Positionierung einer Leistung)

1 EINFÜHRUNG UND PROBLEMSTELLUNG

Im Zuge der Globalisierung haben sich die Raumbezüge der Menschen signifi- kant verändert. Gesunkene Transport- und Transaktionskosten und die damit einhergehende Verfügbarkeit von Gütern und Rohstoffen an beliebigen Orten, sowie die Vielzahl an Kommunikationsmittel, welche einen zeitgleichen Informa- tionsaustausch ermöglichen, haben dazu geführt, dass sich der Aktionsraum von

Individuen und Unternehmen vergrößert hat (LANGHAGEN-ROHBACH 2003, 17;

KAUFFMANN & ROSENFELD 2012, 3). Diese Entwicklung hat die Relevanz von har- ten Standortfaktoren für Unternehmen relativiert und den Stellenwert von wei- chen Standortfaktoren erhöht, da diese im Gegensatz zu den harten Standortfak- toren nicht überall (im gleichen Maße) gegeben sind (GERGINOV 2013). In Bezug auf die Wirtschaftsfähigkeit und Entwicklung von Unternehmen können weiche Standortfaktoren jedoch von großer Bedeutung sein.

Auch der Landkreis Neu-Ulm (Gegenstand und Untersuchungsraum dieser Ar- beit) hat viele relevante harte als auch weiche Standortvorteile zu bieten. Neben einer zentralen Lage im europäischen Raum, liegt der Landkreis direkt am Auto- bahnkreuz A7 und A8 und bietet somit eine optimale Verkehrsanbindung. Eine hohe Lebensqualität, viele Naherholungs- und Freizeitgestaltungsmöglichkeiten in Verbindung mit einer abwechslungsreichen Natur bieten eine Vielzahl an at- traktiven weichen Standortfaktoren.

Obwohl der Landkreis ein ansehnliches Angebot vorzuweisen hat, ist es kaum ausreichend sich damit im Kampf um Unternehmensansiedlungen und Zuzügen zu behaupten. Denn andere Städte, Landkreise, Regionen und Bundesländer be- treiben schon seit vielen Jahren Standortmarketing, um die eigenen Vorzüge als leistungsfähiger Wirtschaftsstandort mit hoher Lebensqualität zu kommunizieren

(HÖLLWARTH 2002, 8). Zwischen der Vielzahl an Wettbewerbern gibt es etliche, die mit denselben Standortvorteilen werben, die auch der Landkreis Neu-Ulm aufzuweisen hat. Hier ergeben sich daher kaum Differenzierungsmöglichkeiten. Um sich in diesem Wettbewerb zu behaupten, ist es wichtig sich von anderen Regionen und Landkreisen abzuheben. Den Regionen und Landkreisen muss es daher gelingen, sich und ihre Vorzüge so zu präsentieren, dass ihre Eigenheit dabei im Fokus steht. Und was ist dabei einzigartiger als die eigene Identität?

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„Regionale Identität ist das gemeinsame Wissen über die Eigenart und die Un- verwechselbarkeit einer Region, das deren Einwohner/innen mit einem Gefühl von Zugehörigkeit und „Heimat“ verbinden.“

(FALCO KNAPS & SYLVIA HERRMANN 2014).

Eine Identität ist wichtig um authentisch zu wirken. Dabei ist es nicht wichtig per- fekt zu sein. Baden-Württemberg macht es mit seiner Imagekampagne „Wir kön- nen alles. Außer Hochdeutsch.“ vor. Der Werbespruch ist der erfolgreichste und beliebteste im ganzen Bundesland (MÜLLER 2017), obwohl er regelrecht auf eine Schwäche / ein Defizit seiner Bevölkerung hinweist. Genau dies verleiht dem Spruch aber Authentizität und Sympathie. Es vermittelt gleichzeitig die Kernaus- sage der Kampagne, nämlich: „erfolgreich, weil menschlich“.

Die Bearbeitung des Themas Identität und Image des Landkreises Neu-Ulm ist schon seit längerer Zeit ein Anliegen des Landrates Thorsten Freudenberger. Nun soll der thematische Teil „Identität“ in dieser Masterarbeit Anerkennung fin- den und durch umfassende Analysen fundiert bearbeitet werden. Mit den Ergeb- nissen der Arbeit soll es möglich sein, eine Imagekampagne oder ein Marketing- konzept für den Landkreis Neu-Ulm aufzubauen.

Für das Grundverständnis ist es wichtig, den Landkreis eingehend zu beschrei- ben und zentrale Begriffe wie z.B. Regionalmarketing oder regionale Identität zu definieren und zu erklären. Im weiteren Verlauf wird dann näher auf das Thema Identität eingegangen. Bewährte Methoden der Identitätsanalyse werden aufge- griffen und angewandt. Die Ergebnisse der Analysen werden dann im Ergebnis- teil dargestellt. Durch eine abschließende SWOT Analyse mit den Resultaten der einzelnen Analysen soll eine Übersicht geschaffen werden. Hier werden die Er- gebnisse den konkreten Kategorien: Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken zugeordnet und bieten damit eine gute Übersicht als auch eine solide Arbeits- grundlage für den Aufbau eines Marketingkonzepts.

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1.1 Begriffserklärungen

Um ein besseres, vor allem aber ein einheitliches Verständnis zu gewährleisten, ist es wichtig die Begriffe die diese Thematik prägen, kurz zu erläutern.

Hinweis: Im Folgenden werden zentrale Begrifflichkeiten in ihrer allgemeinen Be- deutung definiert. Die Verwendung dieser Begriffe im Laufe der Arbeit, bezieht sich jedoch auf den Landkreis Neu-Ulm. Bezugsraum des Begriffs „Region“ oder „Identität“ ist in diesem Sinne der Landkreis Neu-Ulm.

1.1.1 Harte Standortfaktoren

Harte Standortfaktoren sind quantifizierbare Strukturdaten eines Ortes und des- sen Umgebung wie z.B. die Verkehrsinfrastruktur, soziodemographische Merk- male, politisch-administrative Vor- und Nachteile oder Lagebeziehungen zu an- deren Orten. Sie haben einen starken Einfluss auf die Unternehmertätigkeit. Die wichtigsten harten Standortfaktoren sind:

• Verkehrsanbindung (Straße, Schiene, Wasser, Luft) • Arbeitsmarkt (qualitativ und quantitativ) • Flächenangebot (Größe, Zuschnitt des Grundstücks, Grundstückspreis) • Lage zu den Bezugs- und Absatzmärkten • Energie- und Umweltkosten • Höhe der Steuern und Abgaben • Förderangebote (Subventionen, Investitionszulagen, Befreiungen etc.)

1.1.2 Weiche Standortfaktoren

Weiche Standortfaktoren sind nur schwer messbar. Ihre Bedeutung ist im We- sentlichen von subjektiven Einschätzungen geprägt, sie können jedoch von gro- ßer Bedeutung für die Ansiedlungsentscheidung eines Unternehmens sein. Die zunehmende Bedeutung weicher Standortfaktoren wird häufig damit begründet, dass im mitteleuropäischen Raum heute alle wichtigen harten Standortfaktoren fast überall gleichermaßen vorhanden sind. Weichen Standortfaktoren sind z.B.:

• Wirtschaftsklima (Schnelligkeit und Qualität der Beantwortung von Anfragen und der Bear- beitung von Anträgen; wirtschaftliche Kompetenz; Offenheit und Gast- freundlichkeit von wichtigen Akteuren; Effektivität der Unterstützung, etc.)

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• Stadt- und Regionsimage • Branchenkontakte (Vorhandensein gleicher, verwandter, unterstützender Branchen und Zulieferer; Kommunikations-, Kooperationsmöglichkeiten) • Hochschul- und Forschungseinrichtungen • innovatives Milieu (Informationsfluss zwischen Unternehmen, For- schungs-, Entwicklungs- und Ausbildungsinstitutionen)

(LANDUA et al. 2017, 7)

1.1.3 Region

Eine Region kann über eine vorliegende Homogenität definiert werden. So wer- den Gebiete, die in Bezug auf ein bestimmtes Attribut Ähnlichkeiten aufweisen, als eine Region zusammengefasst.

Eine Region kann aber auch über seine funktionalen Verflechtungen definiert werden. Hierbei werden die Interaktionen zwischen den räumlichen Systemele- menten eines Untersuchungsgebietes für die Bestimmung und Abgrenzung von Regionen herangezogen. Zum Beispiel Wanderungsströme, Pendlerbeziehun- gen, Geld- oder Warenströme, Verkehrsbeziehungen, die Nutzung oder Inan- spruchnahme zentralörtlicher Einrichtungen etc. (WEICHHART 1999b, 7).

Darüber hinaus kann eine Region über den räumlichen Geltungsbereich von Nor- men und politisch-administrativen Planungsgrenzen definiert werden. Aber auch die persönliche Projektionsfläche der eigenen Identität kann eine Region darstel- len (WEICHHART 1999b, 9).

Die verschiedenen Ansätze machen deutlich, dass es in der Literatur keine ein- deutige Definition dafür gibt, was eine Region ist. Jedoch findet sich meist Einig- keit darüber, dass es sich bei dem Begriff um eine territoriale Einheit mit (min- destens) einer Gemeinsamkeit handelt. Diese können beispielsweise geologi- scher, klimatischer, wirtschaftlicher oder kultureller Natur sein. Meist werden große Oberzentren wie z.B. Stuttgart oder landschaftliche Einheiten als Regionen bezeichnet. Der Landkreis Neu-Ulm ordnet sich vor allem für die touristische Ver- marktung der Region Ulm zu.

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1.1.4 Identität

Ebenso wie für den Begriff der Region, gibt es für den Begriff der Identität keine eindeutige Definition. Der Begriff hat seinen Ursprung im Lateinischen wo „idem“ so viel wie „derselbe, dasselbe“ bedeutet.

FÜRST beschreibt den Begriff als Ausdruck von Selbstdeutung, welcher sachli- che, räumliche, zeitliche, soziale und institutionelle, sowie Kombinationen dieser

Bezüge zum Gegenstand haben kann (FÜRST 2001, 59).

KÜSTER weist darauf hin, dass der Begriff der Identität etwas mit Orientierung zu tun hat, welche dem Einzelnen dabei hilft, sich im sozialen Leben zu verorten. Je näher Orientierungspunkte aneinander lägen, desto intensiver sei die Verbin- dung zu ihnen (KÜSTER 2008, 23).

Unter der Identität eines Menschen versteht man das, was den Menschen im Kern ausmacht - unabhängig von der Tatsache, dass dieser sich ständig verän- dert. Es ist dabei auch die einzigartige und individuelle Persönlichkeit gemeint, die sich von allen anderen Menschen unterscheidet (MATHIS). Laut dem Identi- tätstheoretiker GEORGE HERBERT MEAD (1934) wird Identität in der Auseinan- dersetzung mit Anderen gebildet. Kommunikations- und Interaktionsprozesse spielen dabei eine zentrale Rolle (ALZHEIMER, 1).

FÜRST weist auf die Notwendigkeit zur Differenzierung der Begriffe Identifizie- rung und Identität hin und definiert die Identifizierung als „einen Prozess der the- men-, gemeinschafts- oder institutionenorientierten Selbstbindung“ (FÜRST 2001, 59). Weichhart beschreibt die Identifizierung ebenfalls als einen gedanklichen Prozess des Herstellens einer Beziehung zwischen einem „Objekt“ und der eige- nen Ich-Identität (WEICHHART 1999a, 12).

1.2 Regionale Identität

1.2.1 Begriffsdefinition

Unter der regionalen Identität verstehen KNAPPS und HERMANN: „[..] das ge- meinsame Wissen über die Eigenart und die Unverwechselbarkeit einer Region, das deren Einwohner/innen mit einem Gefühl von Zugehörigkeit und „Heimat“ verbinden.“ (FALCO KNAPS & SYLVIA HERRMANN 2014).

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OLAF MARTIN bezeichnet die regionale Identität als räumliche Verortung der eigenen Lebenswelt (KÜSTER 2008, 23).

In der Geographie wurde regionale Identität lange Zeit überwiegend mit der kog- nitiven Erfassung einer physikalischen Landschaft oder dem Wissen um die funk- tionalen Eigenschaften, einem sogenannten „Raumbewusstsein“, interpretiert

(KÜSTER 2008, 6).

In der Literatur stößt man bei dieser Thematik auf eine Vielzahl an Terminologien:

• räumliche Identität • raumbezogene Identität • regionale Identität • kollektive Identität • emotionale Ortsbezogenheit • räumliches Image • territoriale Bindung • Satisfaktionsraum • Regionalismus • Territorialität • Regionalbewusstsein • Heimatgefühl

(WEICHHART 1999a, 1)

Betrachtet man deren Definitionen, kann man feststellen, dass diese synonym verwendet werden können.

Beispielsweise beschreibt ALZHEIMER die „raumbezogene kollektive Identität“ ebenfalls als ein gesellschaftlicher Wissensvorrat. „Referenzpunkte eines sol- chen Wissensvorrats können landschaftliche Merkmale, lokalhistorische Bege- benheiten und Bauwerke, regionaltypische Gebrauchsgegenstände, Beklei- dungsgewohnheiten, typische Speisen sein“ (ALZHEIMER, 1). Dabei misst sie be- rühmten Persönlichkeiten, Mentalitäten, Bräuchen, Festen, Institutionen und Di- alekten eines Raumes ebenfalls eine Rolle zu und verweist darauf, dass auch technische oder wissenschaftliche Innovationen, die in dem Bezugsraum hervor- gebracht werden, ebenfalls ein Identitätsanker sein können.

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Die sogenannten „Cultural Makers“ (Abbildung 1) nach KNAPS (KNAPS 2015) fassen die wichtigsten Referenzpunkte zur Erforschung von regionaler Identität in übersichtlicher Form zusammen.

Land- schaften/ nutzung

Speisen Historische und Stätten Getränke

Cultural Makers

Handwerk und Sprache, Kunsthand- Folklore werk

Literatur

ABBILDUNG 1: CULTURAL MAKERS NACH KNAPS

(KNAPS 2015)

1.2.2 Ziele und Effekte regionaler Identität

Die Ziele, die mit der Entwicklung oder Stiftung einer regionalen Identität verfolgt werden, sind vielfältig. Sie weisen Schnittstellen mit den Zielen des Regionalmar- ketings auf. Regionalmarketing wiederrum ist ein Instrument zur Erzielung einer positiven Regionalentwicklung. Es ist wichtig, sich für den Verlauf der Arbeit, diese Zusammenhänge vor Augen zu halten.

Indentitäsfindung Regionalmarketing Regionalentwicklung

ABBILDUNG 2: ZIELE DER IDENTITÄTSFINDUNG

EIGENE DARSTELLUNG

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Aus Sicht der Regionalentwicklung stiftet regionale oder lokale Identifikation ei- nen wichtigen Nutzen: Es liegt nahe, dass jemand, der sich mit seiner Region identifiziert und ein gewisses Bewusstsein gegenüber ihr entwickelt, eher bereit ist etwas für die Region zu tun als jener, der keine mentale oder emotionale Bin- dung zu der Region hat. Und genau dieses Engagement wird für eine nachhaltige Regionalentwicklung benötigt. Denn die traditionellen Verwaltungsstrukturen sind nur bedingt in der Lage, Ressourcen zu erschließen und zu nutzen (KNAPS 2015, 1). Eine Verwaltung kann nämlich Ideen und Angebote, beispielsweise zur Nutzung von touristischen Potenzialen entwickeln und auch die Weichen hierfür stellen, jedoch kann sie das Angebot kaum selbst betreiben. Hier ist das Zutun lokaler Akteure gefragt. KNAPS weist auf zahlreiche Studien hin (z.B. SHUCKS- MITH 2012, 28; HORLINGS 2010, 34; KNEAFSEY et al. 2001), welche die hohe Bedeutung dynamischer Netzwerke, in denen verschiedene Akteure unterschied- licher Sektoren und administrativer Ebenen kooperieren, betonen. Durch derar- tige Kooperationen können Synergieeffekte genutzt werden. Eine regionale Iden- tität erhöht die Beteiligung der Bürger und weiteren Akteuren einer Region in Pla- nungsprozessen und vereint diese unter einer gemeinsamen Vision. Diese kann Grundlage zur Entwicklung regionaler Produkte und Dienstleistungen sein

(FALCO KNAPS & SYLVIA HERRMANN 2014, 1).

Menschen bilden zudem ein nicht zu unterschätzendes endogenes Potenzial. Sie können als Multiplikatoren fungieren, um in der ”Fremde” positiv über die eigene Region zu berichten und damit zur Imageverbesserung und Standortwerbung beizutragen (LANGHAGEN-ROHBACH 2003, 18). Als „humane Ressource“ sind sie zudem Teil des Standorts und können somit durch ihr Wissen und ihrem Enga- gement die Standortvorteile der Region verbessern.

Durch Identität wird auch das Engagement der Menschen für ein demokratisches Zusammenleben angeregt. Regionale Identität als gesellschaftsübergreifender Konsens ist somit eine der Voraussetzungen für einen dauerhaften gesellschaft- lichen Zusammenhalt (PFEFFER-HOFFMANN & HENDRICKS 2011, 15).

1.2.3 Entstehung von raumbezogener/regionaler Identität

Verschiedene Faktoren können Identität prägen und zu ihrer grundsätzlichen Entstehung beitragen. Möchte man zur Identitätsstiftung oder -festigung beitra- gen, ist es wichtig diese Faktoren zu kennen. Die Entstehungsfaktoren können 8

nach ALZHEIMER vier Bereichen, nämlich der Sozialisation, Lebensqualität, strukturellen Eigenheit und kulturellen Besonderheiten zugeordnet werden (ALZ-

HEIMER, 6).

Die Sozialisation beschreibt die Interaktion mit der Umwelt. Sie entsteht durch die Erforschung der Lebensumwelt und durch das Knüpfen von Kontakten.

Lebensqualität beschreibt den Grad des subjektiven Wohlbefindens eines Indivi- duums. Faktoren die diesen bestimmen sind zum Beispiel die persönliche wirt- schaftliche Situation, der Arbeitsplatz und seine Sicherheit, die räumliche Nähe zu Familie und Freunden, das Wohnumfeld, das Kultur- und Freizeitangebot und das Erscheinungsbild einer Stadt oder eines Dorfes. Je positiver die (persönliche) Lebensqualität eines Einzelnen eingeschätzt wird, desto stärker ist die gefühls- mäßige Bindung an die Region (ALZHEIMER, 6).

Strukturelle Eigenheiten sind die im Vergleich mit anderen Regionen festgestell- ten ökonomischen oder politischen Unterschiede, welche ein Gefühl der Beson- derheit der eigenen Region erzeugen. Diese Wahrnehmung kann zur Stärkung des inneren Zusammenhalts beitragen und/oder nach außen hin zu einer stärke- ren Abgrenzung führen (ALZHEIMER, 7).

Kulturelle Besonderheiten können beispielsweise Sprache, Dialekt, Religion, Tra- dition, oder Brauchtum sein. Ähnlich den strukturellen Eigenschaften einer Re- gion können sie gruppeninternen einen stärkeren Zusammenhalt fördern, gleich- zeitig aber auch Abgrenzungen betonen. Zum Beispiel ermöglicht eine raumspe- zifische Sprache den Austausch innerhalb der Sprachgemeinschaft, während sie für Außenstehende (außerhalb der Region) eine Barriere für die Kommunikation darstellt und somit den Austausch verhindern kann (ALZHEIMER, 7).

1.2.4 Gründe und Ursachen für die Bedeutungszunahme von regionaler Identität

Die Hintergründe für die Bedeutungszunahme von territorialen Bindungen liegen in Krisen persönlicher Identität, die im Übergang von der Moderne zur Postmo- derne augenfällig geworden sind. WEICHERT verweist auf LUCKMANN, der sagt, dass die Etablierung einer eigenständigen Persönlichkeit und Selbstidenti- tät in unserem Gesellschaftssystem eine wesentliche Aufgabe eines Individuums ist; „Man habe Identität zu haben“ (WEICHHART 1990, 5). Dieser soziokulturellen Zielvorgabe steht nach FREY und HAUSZER aber heutzutage ein Mangel an

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Identifikationsmöglichkeiten gegenüber. Traditionelle Bezugshorizonte wie

Rasse, Klasse, Religion, Partei etc. seien zum Teil suspekt geworden (WEICH-

HART 1990, 5). Dies liegt zum Großteil an der Globalisierung, Wanderungen und Migrationen - allgemein an der Leichtigkeit zur Distanzüberwindung sowie der hohen Mobilität, die zu einer „Vermischung“ von Rassen, Klassen und Religionen führt. Weichhart merkt jedoch an, dass die zunehmende Globalisierung meist nur für spezifische Sektoren des Wirtschaftsprozesses sowie für ein eher sehr klei- nes Segment der Weltbevölkerung zutrifft und somit die Verstärkung lokaler und regionaler Netzwerke nicht ausschließt (WEICHHART 1990, 56). Für „verlorenge- gangene Verankerungsmöglichkeiten“ bieten sich daher regionalistische Bindun- gen an. In Bezug auf die Leichtigkeit der Distanzüberwindung spricht LANGHA- GEN-ROHBACH die Ausdehnung der persönlichen Aktionsradien an. Er sagt, dass dadurch der eigene Lebensraum an Bedeutung gewinnt. „Gerade weil zahl- reiche Bezüge globalisiert wirken, bietet die Region, als persönlich erfahrbarer Lebensraum ein Gefühl von Sicherheit und Nähe in einer sonst unübersichtlichen

Welt.“ (LANGHAGEN-ROHBACH 2003, 17).

Ein weiterer Grund für die Bedeutungszunahme liegt in der Verstärkung/Heraus- stellung funktionalräumlicher Zusammenhänge auf regionaler Maßstabsebene. Diese sind durch Arbeitsmarktbeziehungen, Pendlereinzugsbereiche, zentralört- liche Bereiche, Zulieferverflechtungen im Produktionsprozess, regionalen Ab- satz- und Marketinggemeinschaften, Wohnungsmarktregionen und Wande- rungsverflechtungen oder ähnliche Verflechtungen fassbar (WEICHHART 1990, 6).

Als dritter Grund für die Bedeutungszunahme lässt sich die adaptive und admi- nistrative Reaktion auf Planungsebene der Raumordnung, beispielsweise auf die funktionsräumlichen Verflechtungen, identifizieren.

Der vierte Punkt ist der aufkommende politische Regionalismus. Sie ist darin zu sehen, dass sich regionalistische Widerstände zunehmend auf Ebene der etab- lierten Parteipolitik abzeichnen, ohne dass dafür auch eine komplementäre Ba- sisbewegung im Bereich der Bevölkerung existieren würde.

Die fünfte und (meines Erachtens nach) bedeutsamste Ursache, ist die Erkennt- nis der europäischen Strukturpolitik, dass Regionen -die- Einheit für die nachhal- tige und effiziente Nutzung von EU-Fördermitteln sind (WEICHHART 1990, 57).

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1.3 Regionalmarketing

1.3.1 Begriffsdefinition

Der Begriff Regionalmarketing beschreibt die Vermarktung von Regionen. Es ist vergleichbar mit dem unternehmerischen Marketing - übertragen auf eine Re- gion. Wobei man beachten muss, dass das Konstrukt Region an sich viel kom- plexer ist als ein Unternehmen oder ein Produkt und somit das Marketing ent- sprechend diffiziler ausfällt. MEYER diskutiert in seinem Buch, ob eine Region als ein Unternehmen oder ein Produkt angesehen werden kann. Sein Fazit ist, dass Regionen zwar Charakterzüge eines Unternehmens besitzen, zugleich je- doch von Einzelleistungen/-produkten geprägt werden und sich darüber definie- ren können (MEYER 1999, 27). Regionalmarketing umfasst nach HAMMANN (1995, S. 167) die Planung, Entwicklung und Umsetzung von Strategien zur Ver- marktung regionaler Standorte (BALDERJAHN 1995, 5). Die Definition von BALDERJAHN (1994, 19) für den Begriff Regionalmarketing als ein „marktorien- tiertes Steuerungskonzept für die Entwicklung von Regionen“ ist heute in der Li- teratur häufiger anzutreffen (MEYER 1999, 19).

1.3.2 Arbeitsschritte zur Erstellung eines Marketingkonzepts

TABELLE 1: ARBEITSSCHRITTE ZUR ERSTELLUNG EINES MARKETINGKONZEPTS

(LINDSTAEDT 2006, 34)

Arbeitsphasen Inhalt der Arbeitsphase

- Auswertung vorhandener Analysen und Gutachten - Durchführung einer Stärken-Schwächen-Analyse der Region unter Berücksichtigung verschiedener Dimensionen (Lebens- raum, Tourismusregion, Wirtschaftsraum etc.) Bestandsauf- - Chancen-Risiken-Abwägung nahme - Hinterfragen der Interessen potentieller Nachfrager, Analyse (Ist-Situation) der Zielgruppen und Wettbewerber - Durchführung von Imageanalyse und Schlüsselpersonenge- sprächen - Sofortmaßnahmen, die unabhängig vom Leitbild sind, können in dieser Phase umgesetzt werden

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- Erstellen einer Zukunftsvision für die Region unter Berücksich- tigung von Differenzierungsmerkmalen, um die Region deutlich Leitbildentwick- von anderen abzuheben lung - Charakteristika der Region herausstellen, Leitbild nicht zu all- (Formulierung gemein formulieren einer Zielvision) - Ziele sollen von allen relevanten Gruppen getragen werden und realisierbar sein - Identifikation von Handlungsfeldern - Zusammenführung der Inhalte aus Analyse- und Leitbildphase - Formulierung operabler Ziele Ausarbeitung - Strategien müssen auf die Zielgruppen angepasst werden der - Es muss ein glaubwürdiges Innen- und Außenimage vermittelt Regionsmarke- werden tingstrategie - Nicht zu sehr an den Schwächen ansetzen, sondern Stärken ausbauen Beispiele hierfür sind: - klassische Werbemaßnahmen (Internetauftritt, Prospekte, Imagebroschüren etc.) - Großveranstaltungen und andere Events Auswählen von - Wettbewerbe innerhalb der Region Umsetzungs- - Beteiligung an Ausschreibungen, Wettbewerben als Region maßnahmen, - Umsetzung in der Handlungsweise von Verwaltung und Akteu- Erstellen eines ren der Region. Wichtig sind die gemeinsame Umsetzung und Projektkataloges Veränderung bisheriger Strukturen - Bildung von Arbeitskreisen, Benennung verschiedener Hand- lungsfelder (Wirtschaftsförderung, Tourismus, Bildung, etc.) - Durchführung von Aktivitäts- und Zeitplanung - Entwicklung eines Logos und Slogans - Erarbeitung eines Kommunikationskonzeptes. Dabei Vermei- dung von Allgemeinplätzen wie „Lage im Herzen Europas“ oder „Standort im Grünen“ Realisierung der - Treffen von inhaltlich begleitenden Arbeitskreisen Maßnahmen - Die Realisierung der Maßnahmen sollte von einer Überprüfung durch regelmäßige Evaluierung begleitet werden (Medienaus- wertung, Befragung von Meinungsführern und Multiplikatoren, Wiederholung der Imageanalyse)

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Neben den klassischen Instrumenten des Marketings, gibt es Programme und Initiativen für die Umsetzung von Regionalmarketing. Beispielhaft ist das Regio- nalmanagement, Regionalinitiativen, aber auch das Städtemarketing zu nennen.

1.3.3 Ziele des Regionalmarketings

All diese Instrumente verfolgen das gleiche Ziel: Die generelle und nachhaltige Stärkung einer räumlich eindeutig definierten Region, insbesondere in den Berei- chen Wirtschaft, Image und Identität (SLAPA et al. 2000, 3).

Die Unterziele des Regionalmarketing können dabei in interne und externe Ziele gegliedert werden:

Interne Ziele umfassen die Identifikation der Bürger mit ihrer Region sowie die Förderung von Verständnis der Bürger für kommunale Kosten und Leistungen.

Externe Ziele umfassen die Förderung des Images einer Region durch die Erhö- hung ihres Bekanntheitsgrades und ihrer Attraktivität (MEYER 1999, 28).

LINDESTAEDT verweist auf eine Befragung von MEFFERT (1995) zu Regions- marketinginitiativen, bei der die wichtigsten Ziele von Marketinginitiativen erfragt wurden. Diese stellten sich folgendermaßen dar (LINDSTAEDT 2006, 23 f.):

• Verbesserung und Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der angesiedelten Dienstleistungs- und Industrieunternehmen (83 %) • Stärken des Wir-Gefühls, Identifikation von Bevölkerung und Unterneh- men mit der Region, Erhöhung der Attraktivität der Region (79 %) • Ansiedlung von neuen Unternehmen (78 %) • Steigerung des Bekanntheitsgrades der Region (75 %)

Das Bundesland Bayern verfolgt mit Regionalmarketing folgende Ziele:

• Steigerung der Identität von Bevölkerung und Wirtschaft mit dem eigenen Lebens- und Wirtschaftsraum • Stärkung/Schaffung einer regionalen Identität • Stärkung des regionalen Selbstbewusstseins durch Hervorheben der re- gionalen Vorzüge • Inwertsetzung und Pflege endogener Potentiale durch Förderung eines kreativen Milieus

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• Hinwirken auf Standortentscheidungen von Wirtschaft, Verwaltung, Insti- tutionen und Bevölkerung zugunsten eines Raumes durch Vermarktung seiner Stärken

Für die Regierungsbezirke Oberfranken, Oberpfalz und Niederbayern wird ein Regionalmarketing auf Bezirksebene und in Kronach eines auf Landkreisebene durchgeführt.

Ziele des bezirksweiten Regionalmarketings sind:

• Positionierung der Region, vor allem im internationalen Wettbewerb der Regionen, durch aktive Vermittlung der vielfältigen Qualitäten des Wirt- schaftsstandortes und Lebensraums • Ansprache von Investoren und qualifizierten Arbeitskräften • Stärkung der Wirtschaftskraft der Region • Stärkung des Selbstbewusstseins der Bevölkerung

(BAYERISCHEN STAATSMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT, LANDESENTWICKLUNG UND

ENERGIE)

Solch ein Regionalmarketing auf Landkreisebene, ist auch der für den Landkreis Neu-Ulm wünschenswert. Damit wäre ein Instrument für die Erreichung der ge- listeten Ziele geschaffen und der Landkreis könnte davon stark profitieren.

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1.4 Untersuchungsraum

1.4.1 Lage

Der Untersuchungsraum Landkreis Neu-Ulm befindet sich im Westen des Regie- rungsbezirks Schwaben im Bundesland Bayern und liegt an der direkten Grenze zu Baden-Württemberg.

ABBILDUNG 3: LANDKREIS NEU-ULM ABBILDUNG 4: LAGE IM BUNDESLAND BAYERN

(HAGAR66 2018) (REGIERUNG VON SCHWABEN)

Der Landkreis Neu-Ulm umfasst fünf Städte, vier Märkte und acht Gemeinden.

Auf einer Fläche von 515,3 km² beherbergt er 171.011 Einwohner (WIKIPEDIA 2019) und ist mit einer Bevölkerungsdichte von 331,8 EW/km² dem siedlungs- strukturellen Regionstyp „Verstädterte Räume“ genauer: „Verstädterte Raume mittlerer Dichte ohne große Oberzentren“ zuzuordnen (BBSR 2009).

Der Landkreis wird von zwei Flüssen, der Donau und der Iller, durchquert. Die Donau verläuft im Norden und spaltet sich zwischen den beiden Städten Ulm und Neu-Ulm ab in die Iller. Ihr Nebenfluss - die Iller, verläuft dann über die gesamte westliche Grenze zu Baden-Württemberg. Geographisch liegt der Landkreis zum Großteil im Alpenvorland, nur die Gemeinde liegt als nördlichste Ge- meinde am Rande der Schwäbischen Alb. Naturräumlich befindet sich der Land- kreis auf der „Donau-Iller-Lech-Platte“, welche hautsächlich aus Schotterterras- sen besteht. Das Relief des Kreisgebiets fällt im Westen zur Iller und im Norden zur Donau ab. Im Süden steigt es auf 610 Höhenmeter an.

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1.4.2 Mögliche Problemstellung

Als Grenzgebiet von Bayern und durch die räumliche als auch funktionelle Nähe zum Alb-Donau-Kreis, sowie der kreisfreien Stadt Ulm und dem Landkreis Biber- ach an der Riß im Bundesland Baden-Württemberg könnte es sein, dass sich unterschiedliche Zugehörigkeitstendenzen der Bürger im Landkreis Neu-Ulm herauskristallisieren. Damit ist gemeint, dass es Schwierigkeiten geben könnte, einen „gemeinsamen Nenner“ als identitätsstiftendes Merkmal zu finden. Des Weiteren ist der Landkreis strukturell ziemlich heterogen. Während im Nord-Wes- ten die Stadt Neu-Ulm sehr städtisch geprägt ist und Merkmale eines Verdich- tungsraumes aufweist, ist der südliche als auch süd-östliche Teil des Landkreises vorwiegend ländlich geprägt. Diese Gegebenheiten könnten dazu führen, dass ein gesamtheitliches Auftreten des Landkreises als „eine Gemeinschaft“ schei- tert. Diesen „Umstand“ könnte man aber auch positiv sehen und als USP (Unique selling proposition) nutzen, um mit der großen Vielfalt des Landkreises zu wer- ben. Für den Auftritt als eine Einheit oder Gemeinschaft muss man sich gegebe- nenfalls auf den kleinsten gemeinsamen Nenner stützen. Am Ende der Auswer- tungen wird sich zeigen, welcher das ist.

1.5 Fragestellungen

Die zentrale Frage dieser Arbeit lautet also:

❖ Welche Identität hat der Landkreis Neu-Ulm?

Um diese Frage beantworten zu können, ist es notwendig, zunächst die identi- tätsprägenden Teilbereiche zu erforschen und zu analysieren. Einige Fragen die hierzu beantwortet werden müssen sind:

❖ Wie wird der Landkreis von den Bewohnern wahrgenommen? ❖ Womit identifizieren sich die die Bürger und Bürgerinnen im Landkreis? ❖ Hat der Landkreis Neu-Ulm ein Alleinstellungsmerkmal? ❖ Was prägt den Landkreis?

Am Ende der Arbeit stellt sich zudem die Frage:

❖ Wie kann man mit den Ergebnissen (zum Aufbau einer Imagekampagne) weiterarbeiten?

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2 LITERATURÜBERSICHT (STAND DES WISSENS)

Als Grundlage für die Erarbeitung des thematischen Teiles „Identität“ wird vor allem Literatur von WEICHHART genutzt. WEICHHART hat mit zahlreichen Pub- likationen (Büchern, Vorträgen, wissenschaftlichen Artikeln etc.) zu umfangrei- chen Erkenntnissen beigetragen und ist damit einer der bedeutendsten Autoren in diesem Fachgebiet. Auch ALZHEIMER (2009) und KÜSTER (2008) haben mit Ihrer Publikation wertvolle und prägnante Beiträge zum Thema Identität geleistet.

Durch die Darstellung der Cultural Makers hat KNAPS die sechs wichtigen iden- titätsstiftenden Bereiche aufgezeigt und damit eine solide Grundlage für die an- gewandte Analyse der Identität geschaffen. Sie finden vor allem Anwendung bei der Konzeptionierung des Online-Fragebogens und bilden daher ein zentrales Element der vorliegenden Arbeit. Für den Aufbau der Umfrage wurde Tipps aus dem Buch „Umfrage“ von JACOB et. al. (2013) herangezogen.

Inspirationen, vor allem für die Auswahl der methodischen Instrumente zur Ana- lyse der Identität, lieferte LINDSTEADT (2006) mit ihrer Dissertation „Regional- marketing und die Bedeutung regionsbezogener Identität“. Die schlussendliche Entscheidung für die Methoden: Analyse der Geschichte, Strukturanalyse, Ana- lyse der Internetaufritte sowie der Online-Umfrage und der Durchführung von Ex- perteninterviews, erfolgte nach Rat der Professoren und eigenem Ermessen.

Zum Wissenstand bezüglich der Frage nach der „Identität des Landkreises Neu- Ulm“ gibt es derzeit noch keine Erkenntnisse, die auf fundierten Analysen beru- hen. Es gibt lediglich ein Protokoll vom 04.05.2018 zum Bilanzworkshop der Halbzeitevaluierung der Regionalentwicklung Landkreis Neu-Ulm e.V., indem dem Thema „Landkreisimage - Identität nach innen, Wirkung nach außen“ höchste Priorität beigemessen wird.

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3 METHODIK

Im vorliegenden methodischen Teil der Arbeit werden alle angewandten Metho- den und das Vorgehen bei der Anwendung von Instrumenten genau beschrieben, sodass eine Transparenz und Nachvollziehbarkeit gewährleistet wird. Dem Leser soll dadurch ermöglicht werden, die Gedankengänge bei der Auswahl der Me- thoden nachzuvollziehen und deren Ergebnisse zu verstehen.

3.1 Geschichte

„Wer Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern“

FRANZÖSISCHE SCHRIFTSTELLER UND POLITIKER ANDRÉ MALRAUS (1901-1976)

Dieses Zitat von MALRAUS zeigt auf, wie wichtig es ist, Vergangenheit zu ver- stehen und Entwicklungen zu reflektieren um Zukunftspläne entwickeln zu kön- nen. Im Rahmen der Identitätsfindung greifen Marketingexperten zudem gerne auf kulturelle Erkennungsmerkmale zurück, welche die jeweilige Region unter- scheidbar, nach Möglichkeit sogar unverwechselbar machen sollen. Hierzu bie- ten sich historischen Ereignisse einer Region besonders gut an, da Geschichte weniger austauschbar ist als eine physische Gegebenheit (KÜSTER 2008, 4).

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass man auch die Geschichte des Land- kreises Neu-Ulm betrachtet um zu verstehen, wieso der Landkreis heute mit sei- nen Gegebenheiten und seinem Wesen so ist, wie er ist. Um dies herauszufinden muss buchstäblich „in der Vergangenheit geblättert“ werden. Hauptsächlich wer- den daher Literaturrecherchen durchgeführt. Literatur zur Geschichte des Land- kreises und Bayerisch Schwabens ist in der Bibliothek der Stadt Ulm zu finden.

3.2 Strukturanalyse

Die Strukturanalyse dient dazu, die Ausgangslage und die Gegebenheiten des Landkreises abzubilden. Die benötigten Daten werden aus der lokalen Entwick- lungsstrategie (LES) des Landkreises Neu-Ulm e.V., dem bayerischen Landes- amt für Statistik und weiteren Online-Quellen bezogen. Hierbei werden die aktu- ellsten vorliegenden Daten genutzt. Daher ist nicht auszuschließen, dass in den Ergebnissen zum Teil verschiedene Bezugsjahre der analysierten Bereiche auf- tauchen. Die Bereiche der Strukturanalyse werden analog zur lokalen Entwick- lungsstrategie gewählt. 18

3.3 Analyse der Internetauftritte

Der Internetauftritt einer Gemeinde oder Region ist eine gute Informationsquelle, um erste Hinweise auf einen Raumbezug zu erhalten. Diese Methodik wird be- reits von LINDSTAEDT zur Analyse regionsbezogener Identität beschrieben

(LINDSTAEDT 2006, 152 ff.).

Für die Analyse wird eine Liste in Excel mit gängigen Links und Schlagwörtern zu Identifikationsräumen (wie z.B. Iller oder Landkreis Neu-Ulm) angelegt. Hori- zontal werden Spalten mit den Gemeindenamen angelegt. Die Homepages der Kommunen werden dann systematisch aufgerufen und nach diesen Schlagwör- tern untersucht. Neue Schlagwörter/Identifikationsräume werden auf der Liste er- gänzt und bereits aufgerufene Seiten erneut geprüft um Vollständigkeit zu ge- währleisten. Die Anzahl der Nennungen wird dann in der Spalte der Gemeinde eingetragen um anschließend auswerten zu können, wie stark der Raumbezug der einzelnen Gemeinde ist. Für diese Auswertung werden Parameter festgelegt, welche jeweils einer Kategorie entsprechen. Die Tabelle 2 zeigt eine Übersicht über die Parameter und welcher Kategorie diese entspricht. Für die Bezeichnung der Kategorien werden Buchstaben in alphabetisch aufsteigender Reihenfolge gewählt. Ein starker Raumbezug entspricht einem starken Zugehörigkeitsgefühl und somit der Kategorie A, ein mittelstarkes Zugehörigkeitsgefühl der Kategorie B und so weiter. Um bei der Auswertung einen besseren Überblick behalten zu können, werden neben der Bezeichnung der Kategorie Farben vergeben, wobei je nach Anzahl der Nennungen/Stärke der Zugehörigkeit ein dunklerer Blauton verwendet wird. Die Kennzeichnung mit Farben gewährleistet, dass man bei der Zusammenfassung der Ergebnisse den Überblick behält.

TABELLE 2: PARAMETER DER ZUGEHÖRIGKEITSINTENSITÄT VON KOMMUNEN

EIGENE DARSTELLUNG Ka- Stärke des räumlichen te- Parameter zur Einordnung Bezugs gorie • Deutliche Hervorhebungen einer Raumeinheit auf der Titelseite A starke Zugehörigkeit oder • min. 3 Nennungen und Links zu einer Raumeinheit B mittlere Zugehörigkeit • 2 Nennungen ggf. mit 1-2 Links zu einer Raumeinheit C schwache Zugehörigkeit • 1 Nennung ggf. mit 1 Link zu einer Raumeinheit D keine Zugehörigkeit • keine Erwähnung

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Nachdem alle Schlagwörter und Links erfasst sind, werden diese zu Identifikati- onsräumen zusammengefasst. Beispielsweise werden die Links zum Landkreis Neu-Ulm als auch wörtliche Nennungen des Landkreises zusammengefasst. Ebenso auch mit anderen Begriffen und Links, die einen Identifikationsraum re- präsentieren. Beim Zusammenfassen wird die Anzahl der Nennungen summiert. Hier bietet es sich an diesen Vorgang schriftlich auf Papier vorzunehmen. An- schließend wird eine neue Tabelle angelegt, um die neue Form darstellen zu können. Es werden diesmal die Gemeinden in den Zeilen (vertikal) gelistet und die zusammengefassten Identifikationsräume horizontal in Spalten eingetragen. In die entsprechende Zelle wird dann wieder die Anzahl der Nennung (Summe der zuvor zusammengefassten Schlagwörter) eingetragen. Dieses Vorgehen ver- schmälert die große Tabelle auf eine überschaubare Anzahl an Identifikations- räumen. Sobald alle Schlagwörter zusammengefasst sind, kann die Analyse der Kategorie erfolgen. Hierbei werden alle Zahlen die größer drei sind, in dunkelblau (=starke Identifikation), alle Zweier blau und alle Einsen hellblau markiert, die zu- sätzliche Benennung mit Buchstaben kann hier auch entfallen. Nun können Aus- sagen darüber gemacht werden, welche Gemeinde sich mit welchem Raum iden- tifiziert. Um eine allgemeine Aussage für den gesamten Landkreis treffen zu kön- nen, wird in der letzten Zeile mit der Formel „Anzahl“ die Anzahl der Nennungen berechnet. Somit kann beispielsweise ausgesagt werden, dass sich 50 % der Gemeinden (sprich 8,5 Gemeinden) mit dem Landkreis identifizieren.

3.4 Bürgerbefragung durch Onlineumfrage

Die Online-Umfrage stellt den Kern der Arbeit dar, da sie eine repräsentative Zahl an Antworten liefert als auch die Sicht der Bürger wiederspiegelt. Somit ist sie eine zuverlässige Quelle und bildet am besten ab, womit sich der Landkreis und deren Einwohner identifizieren. Für die Erstellung der Onlineumfrage wird Google-Drive (Documents) als Instrument gewählt, da dieses, anders als bei Um- frageplattformen, weder gebührenpflichtig ist, noch die Anzahl an Fragen ein- schränkt. Zudem bietet die Drive Echtzeitergebnisse und Möglichkeit zur direkten Versendung der Umfrage. Die Streuung der Links für die Umfrage erfolgt über die Regionalentwicklung Landkreis Neu-Ulm e.V. Der Link wird auf der Home- page und der Facebookseite des Vereins veröffentlicht und mit der Bitte an Wei- terstreuung an 105 Kontakte versendet. Des Weiteren wird der Link auf der

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Facebookseite des Landkreises Neu-Ulm veröffentlicht. Für den Rücklauf der Umfrage werden zunächst vier Wochen ab dem Zeitpunkt der Veröffentlichung angesetzt. Nach Ablauf der Zeit werden aufgrund der geringen Rücklaufquote weitere Institutionen und Vereine mit der Bitte um Veröffentlichung und Streuung des Umfragelinks kontaktiert. Hierbei werden gezielt Betreiber von Neu-Ulmer Facebookseiten kontaktiert, welche eine große Online-Community aufweisen. Diese sind zum einen die Stadt Neu-Ulm, die Redaktion von „ulm-news“, welche die Facebookseite „Du weißt, dass du aus Ulm/Neu-Ulm bist…“ betreibt und der Verein „win – wir in Neu-Ulm e.V.“. Zudem wird die Bildungsbeauftragte des Landkreises kontaktiert um vor allem die jüngeren Bewohner des Landkreises mit der Umfrage zu erreichen. Die Umfrage bleibt somit online, bis die angesetzte Teilnehmeranzahl von mindestens 100 Personen erreicht ist. Erst danach wird mit der Auswertung der Ergebnisse begonnen. Hierzu wird die Zusammenfas- sung durch Google-Drive genutzt. Jedoch müssen die durch Drive generierten Grafiken nachgestellt und vor allem die Antworten der offenen Fragen einzeln erfasst, zusammengefasst und grafisch dargestellt werden. Bei den offenen Fra- gen ergeben sich nämlich Schnittmengen, diese werden jedoch aufgrund von unterschiedlichen Schreibweisen oder Benennungen durch das Programm nicht zusammengefasst und daher separat gelistet. Beispiel:

Frage 1: Wenn Sie an den Landkreis Neu-Ulm denken, was fällt Ihnen dazu ein? Antwort: kloster in roggenburg, Kloster Roggenburg, Roggenburg kloster etc.

Fragen und Inhalte der Umfrage

In diesem Abschnitt werden die Fragen aus der Online-Umfrage aufgegriffen und deren Wahl als auch Formulierung begründet. Die Erstellung der Umfrage erfolgt mithilfe von Tipps aus dem Buch „Umfrage“ (JACOB et al. 2013).

Zu Beginn der Umfrage wurde ein einleitender Text erstellt, der grob den Zweck der Umfrage, die Kooperationspartner als auch den Ersteller der Umfrage be- nennt vgl. (JACOB et al. 2013, 176 ff.). Die Fragen wurden in thematische Ab- schnitte geteilt und mit einer übergeordneten, allgemeinen Frage kenntlich ge- macht. Die Aufteilung in Abschnitte, welches das umblättern bzw. weiterklicken auf die nächste Seite erfordert, soll langes scrollen auf einer Seite vermeiden und die Fragen portionsweise an die Teilnehmer herantragen. Damit soll gemieden werden, dass die Teilnehmer sich von der Menge an Fragen auf den ersten Blick 21

erschlagen fühlen. Die Umfrage besteht aus 17 Fragen und ist innerhalb von 5 bis 10 Minuten zu beantworten (siehe An). Der erste Abschnitt besteht aus der Einleitung.

ABSCHNITT 1: UMFRAGE ZUR IDENTITÄT DES LANDKREISES NEU-ULM (EINFÜHRUNG)

ABSCHNITT 2: WAS ASSOZIIEREN SIE MIT DEM LANDKREIS?

Frage 1: Wenn Sie an den Landkreis Neu-Ulm denken, was fällt Ihnen spontan dazu ein? (Schlagwörter)

Durch diese offene Frage gleich zu Beginn der Umfrage, soll der bisher unbeein- flusste Teilnehmer, seine ersten Gedanken notieren. - Unbeeinflusst in dem Sinne, dass der Teilnehmer sich bisher noch keine Gedanken über das Thema gemacht hat und somit spontan aus dem Bauchgefühl heraus reagiert, bzw. das notiert, was er für besonders prägend wahrnimmt. Durch diese Methode werden Alleinstellungsmerkmale und herausragende Stärken des Landkreises aufge- deckt und es können Schussfolgerungen zur allgemeinen Wahrnehmung des Landkreises gezogen werden.

Frage 2: Welche Eigenschaften beschreiben den Landkreis Neu-Ulm am besten?

Bei dieser Frage werden 15 Adjektive aufgelistet, die die Teilnehmer als zutref- fend oder als nicht zutreffend bewerten sollen. Mit dieser Frage soll die allge- meine Wahrnehmung des Landkreises abgefragt werden. Bei den vorgegebenen Adjektiven haben die Teilnehmer also die Möglichkeit zuzustimmen oder auch nicht, sodass die subjektive Wahrnehmung durch die "Vorgabe" nicht beeinflusst wird.

ABSCHNITT 3: VERBUNDENHEIT ZUM LANDKREIS

Frage 3: Stellen Sie sich vor, Sie haben einen auswärtigen Gast bei sich: Was würden Sie mit ihm unternehmen bzw. ihm zeigen wollen?

Auch bei dieser Frage sollen die Wahrzeichen des Landkreises herausgestellt werden. Interessant ist auch zu sehen, welche Highlights aus dem Einzugsgebiet des Landkreises angegeben werden. Die Ergebnisse dieser Frage können dem Landkreis beispielsweise bei der Ausrichtung von neuen Angeboten und Koope- rationen dienen.

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Frage 4: Wie verbunden fühlen Sie sich zum Landkreis Neu-Ulm?

Würden Sie beispielsweise für einen gut bezahlten Job aus dem Landkreis weg- ziehen? (Nein = sehr stark / Ja = weniger - überhaupt nicht)

Die Teilnehmer sollen bei dieser Frage ihre Verbundenheit zum Landkreis ein- schätzen. Hierzu werden fünf Abstufungen der Intensität als Antwortmöglichkei- ten geboten. Die Ergebnisse sollen aufzeigen, ob eine gewisse Bindung und so- mit die Basis für eine Identifikation der Bürger mit ihrem Landkreis gegeben ist.

Frage 5: Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie Freunden und/oder Familie das Le- ben im Landkreis Neu-Ulm weiterempfehlen?

Diese Frage basiert auf der Methode des Net Promoter Score (NPS). Diese Me- thode wird vor allem im Bereich des Onlinemarketing von Unternehmen genutzt um Hinweise auf den Erfolg und die Kundenzufriedenheit zu erhalten. Auf einer Skala von 0 (= unwahrscheinlich) bis 10 (= äußerst wahrscheinlich), sollen die Teilnehmer hierbei die Höhe der Wahrscheinlichkeit einer Weiterempfehlung an- geben. In diesem Fall sollen sie die Höhe der Wahrscheinlichkeit einer Weiter- empfehlung für ein Leben im Landkreis Neu-Ulm angeben. Die Antworten der Teilnehmer werden dann in Kategorien eingestuft:

• Befragte, die 9 oder 10 Punkte vergeben, zählen zu den Promotern • Befragte, die 7 oder 8 Punkte vergeben, werden als neutral gegenüber dem Unternehmen/Landkreis eingestuft. Sie gelten als Passive oder Indif- ferente, die dem Unternehmen/Landkreis weder nutzen noch durch nega- tive Kritik schaden würden. Daher werden sie in der Berechnung des NPS vernachlässigt. • Befragte, die 0 bis 6 Punkte vergeben, sind so genannte Detractors oder Detraktoren. Sie sind kritisch eingestellt und bringen diese Kritik auch zum Ausdruck. So können sie andere Nutzer bzw. potenzielle Kunden davon abhalten, die Leistungen des Unternehmens/Landkreises in Anspruch zu nehmen, z.B. indem sie schlechte Rezensionen veröffentlichen.

Zur Berechnung des Scores wird der prozentuale Anteil an Detractors vom pro- zentualen Anteil an Promotern abgezogen. Die Differenz ergibt den Net Promoter

Score, der sich demnach zwischen -100 und 100 Prozent bewegen kann (TEXT-

BROKER 2018).

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Prinzipiell sind alle Werte über 0 gut, denn das bedeutet, dass es mehr Promo- toren als Detraktoren - also Kritiker gibt.

Der Net Promoter Score wird von vielen Unternehmen genutzt

• um sich mit anderen Wettbewerbern oder den Durchschnittswerten der- selben Branche zu vergleichen, • als Vergleichswert bei mehreren Usability-Tests, um zu sehen, ob sich der Wert seit dem letzten Test verändert hat, z.B. vor/nach einem Relaunch • bei Vergleichstests (z.B. beim Design-Vergleich) kann er Aufschluss ge- ben, welche Variante besser ankommt. • zum Vergleich mit den eigenen gemessenen Werten.

(WATERSTRAT 2019)

ABSCHNITT 4: WAS PRÄGT DEN LANDKREIS?

Frage 6: Wie stark prägen die folgenden Elemente Ihrer Meinung nach den Land- kreis Neu-Ulm?

Bei dieser Frage wird ein Multiple-Choice Raster verwendet. Die Befragten müs- sen neun Elemente wie zum Beispiel Autobahnen oder Flüsse danach bewerten, wie stark diese den Landkreis prägen. Zur Auswahl stehen die Antwortmöglich- keiten: sehr stark, stark, neutral, weniger stark, gar nicht. Da dies eine besonders wichtige Frage ist, vor allem auch für die Entwicklung eines Marketingkonzepts, wird diese Frage als Pflichtfeld erstellt.

Frage 7: Welche Unternehmen prägen Ihrer Meinung nach den Landkreis?

Die Frage nach den Unternehmen basiert auf der Theorie von IVANISIN. In sei- nem Buch „Regionalentwicklung im Spannungsfeld von Nachhaltigkeit und Iden- tität“ beschreibt er, dass nachhaltige Entwicklung nur dann stattfinden kann, wenn die Wirtschaft eine tragende Rolle spielt (IVANISIN 2006, 25). Wenn heraus- gefunden wird, welches Unternehmen den Landkreis aus Sicht der Bürger am stärksten prägt, können diese in die Regionalentwicklung stärker eingebunden werden. Es ist wahrscheinlicher, dass die Beteiligung dieser Unternehmen an der Regionalentwicklung, seitens der Bevölkerung akzeptiert und womöglich auch begrüßt wird. Durch die Angabe der Unternehmensnamen bei dieser Frage zei- gen die Teilnehmer nämlich schon, dass sie sich über deren Wichtigkeit für den Landkreis bewusst sind. Ein Best-Practice Beispiel hierfür ist Ingolstadt im 24

Freistaat Bayern, der den bekannten Fahrzeughersteller Audi mit seinem dorti- gen Hauptsitz aktiv in die Regionalentwicklung einbindet.

Fragen 8 -13:

Frage 8: Welche Landschaft prägt den Landkreis?

Frage 9: Welche Speisen und Getränke sind typisch für den Landkreis?

Frage 10: Gibt es Literatur, die prägend für den Landkreis ist? Wenn ja, welche?

Frage 11: Welche "Sprache" oder Folklore ist typisch für den Landkreis?

Frage 12: Wird der Landkreis von einem bestimmten Handwerk oder von Kunst geprägt? Wenn ja, von welchem/welcher?

Frage 13: Welche historische Stätte fällt Ihnen in Bezug auf den Landkreis Neu- Ulm ein?

Die Fragen 8 bis 13 bilden die sechs Bereiche der Cultural Makers ab (siehe Abbildung 1: Cultural Makers nach Knaps).

Für jeden Bereich wurde eine Frage formuliert. Die Cultural Makers greifen alle wichtigen, identitätsstiftenden Merkmale auf und sind bei der Erforschung der Identität aus diesem Grund unverzichtbar.

Frage 14: Hat der Landkreis Neu-Ulm ein Alleinstellungsmerkmal? Wenn ja, wel- ches?

Mit dieser Frage wird direkt abgefragt, ob die Einwohner eine Einzigartigkeit in ihrem Landkreis sehen. Die Antworten dieser Frage zeigen, ob der Landkreis mit einer Einmaligkeit und einer Besonderheit assoziiert wird oder ob er für die Ein- wohner austauschbar ist / keine Besonderheiten besitzt.

ABSCHNITT 5: DEMOGRAPHISCHE DATEN

Im vorletzten Abschnitt werden die demographischen Daten der Teilnehmer auf- genommen. Die Fragen hierzu werden bewusst am Ende platziert, um die Um- frage mit einfachen Fragen ausklingen zu lassen und Platz für die interessanten Fragen am Anfang zu schaffen, welche die Aufmerksamkeit und das Interesse des Teilnehmers wecken sollen.

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Frage 15: Ihr Geschlecht

Die Frage nach dem Geschlecht kann mit männlich oder weiblich beantwortet werden. Bei der Auswertung wird dadurch ersichtlich, ob mehr Frauen oder mehr Männer teilgenommen haben und die gleichmäßige Vertretung der Geschlechter vorliegt.

Frage 16: Ihr Alter

Die Frage nach dem Alter lässt Rückschlüsse darauf ziehen, wie der Landkreis von bestimmten Altersgruppen wahrgenommen wird. Für eine Vereinfachung bei der Auswertung wurden vier Altersgruppen gebildet:

 Jünger als 20  21-40  41-60  Älter als 61

Es ist davon auszugehen, dass in den jeweiligen Altersklassen die Antworten ähnlich ausfallen. Zeichnet sich hierbei ein bestimmtes Schema ab, können ge- zielt Angebote für die Altersgruppe entwickelt werden, um die Zufriedenheit an- zuheben. Beispiel: Wird vermehrt bei der Auswertung der Ergebnisse die Antwort „ruhig, unmodern und ländlich“ bei der Frage 2 verzeichnet, so ist zu prüfen, von welcher Altersgruppe diese Antworten hauptsächlich stammen. Zeigt sich beim Abgleich der Altersgruppen, dass vor allem die Jugendlichen dieser Meinung sind, so müssten neue Konzepte und Angebote für diese Zielgruppe entwickelt werden, um die Zufriedenheit dieser Gruppe anzuheben und einer Abwanderung entgegenzuwirken. Aufgrund der Wichtigkeit für derartige Rückschlüsse wird auch diese Frage als Pflichtfrage gekennzeichnet.

Frage 17: Ihr Wohnort

Die Wahrnehmung der Menschen wird immer stark vom eigenen Wohnort ge- prägt. Aufgrund dessen, dass der Landkreis sehr heterogen aufgestellt ist (im Norden verstädtert und im Süden ländlich geprägt), ist bei der Auswertung der Wohnort des Teilnehmers zu berücksichtigen. Außerdem bietet die Ergebnis- übersicht der Wohnorte einen guten Überblick darüber, aus welchen Gemeinden des Landkreises Teilnahmen stattfanden. Ziel ist es, Teilnehmer aus allen Ge- meinden zu verzeichnen um repräsentative Ergebnisse zu erhalten.

ABSCHNITT 6: VIELEN DANK FÜR IHRE TEILNAHME!

Der letzte Abschnitt diente zum Dank für die Teilnahme. Mit diesem Satz wird zudem das Ende der Umfrage verdeutlicht. 26

3.5 Experteninterviews

Für die Experteninterviews wird zunächst eine Liste mit den wichtigen Vertretern der Bereiche Wirtschaft, Tourismus, Soziales und Politik angefertigt. Bürgermeis- ter sind die Repräsentanten der Bürger und somit ebenfalls Experten in der Frage nach der Identität der Bürger. Aus diesem Grund sollen Sie ebenfalls interviewt werden. Da es aufwendig wäre, alle Bürgermeister im Landkreis zu befragen, werden nur die Vertreter der größten bzw. einwohnerstärksten Gemeinde des Landkreises, der kleinste Gemeinde im Landkreis, sowie Vertreter des Nordens und des Südens auf der Liste aufgenommen:

TABELLE 3: LISTE WICHTIGER VERTRETER FÜR DAS EXPERTENINTERVIEW

EIGENE DARSTELLUNG Bereich Funktion Name Tourismus Tourismusförderung Andrea Engel Benz Seniorenbeauftragte Gabriele Kunze Migrationsbeauftragter Lütfi Özcelik Soziales Kreisjugendbeauftragte Natalie Gugler Vertreter des Ehrenamts und der Vereine Wolfgang Berrens Vertreter der Wirtschaft und Geschäftsführer Alexander Engelhard Wirtschaft Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Ulrike Ufken Wirtschaftsförderer Simon Schrag Landrat Thorsten Freudenberger Bürgermeister von Kellmünz Michael Obst (kleinste und südlichste Gemeinde des LK) Bürgermeister von Senden Raphael Bögge Politik (Einwohnerstärkste Gemeinde im Westen des LK) Bürgermeister von Elchingen Jürgen Eisenkolb (nördlichste Gemeinde im LK) Bürgermeister von Roggenburg Mathias Stölzle (östlichste Gemeinde im LK)

Die gelisteten Vertreter werden durch die Regionalentwicklung Landkreis Neu- Ulm e.V. kontaktiert und um ein Interview gebeten. Ihnen werden in diesem Zuge auch die Fragen zugesandt, damit sich diese auf das Interview vorbereiten kön- nen. Die Liste stellt lediglich eine Auswahl an wichtigen Vertretern dar. Nicht alle gelisteten Personen nehmen an der Umfrage teil und nicht alle schlussendlich interviewten Personen stehen auf der Liste.

Für die Interviewfragen werden zehn Leitfragen formuliert, die als Gesprächsleit- faden ausreichen und die wichtigsten Fragen umspielen:

1. Wie nehmen Sie den Landkreis Neu-Ulm wahr? (Image) 2. Können Sie Aussagen zur regionsbezogenen Identität der Bevölkerung treffen.

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3. Gibt es spezielle Problematiken (z.B. hinsichtlich der Identifikation) durch die Grenzlage des Landkreises? 4. Was ist Ihrer Meinung nach das Alleinstellungsmerkmal des Landkreises? 5. Welche Stärken und welche Schwächen hat der Landkreis aus Ihrer Sicht? Wo sehen Sie Chancen und wo Risiken für den Landkreis? 6. Welche Rolle spielt die interkommunale Zusammenarbeit? 7. Welche Bedürfnisse/Wünsche haben Sie? Was fehlt dem Landkreis? 8. Was müsste im Landkreis für eine gelungene Regionalentwicklung passieren? 9. Wie müsste sich der Landkreis präsentieren, damit Sie sich mit ihm identifizie- ren können? 10. Wie sieht Ihre Zukunftsvision vom Landkreis Neu-Ulm aus?

Die wenigen Fragen sollen zu einer größeren Bereitschaft zur Teilnahme an dem Interview beitragen. Um Hemmnisse zu vermeiden und um die ehrliche Meinung der Interviewpartner in Erfahrung zu bringen, werden die Interviews anonymisiert.

Das Interview wird je nach Möglichkeit persönlich - in den Räumlichkeiten des Interviewpartners oder telefonisch geführt. Während dem Gespräch werden keine Aufzeichnungen gemacht. Es werden lediglich stichwortartige Notizen ge- macht, um wichtige Antworten festzuhalten. Dieses Vorgehen soll dazu dienen, dass sich die Interviewpartner wohl fühlen und sich einem lockeren Gespräch hingeben, ohne sich darauf konzentrieren zu müssen, was sie sagen. Somit kön- nen auch kritische Punkte angesprochen und die subjektive Meinung entnommen werden. Vor allem bei den Interviewpartnern aus der Politik ist das ein nicht zu unterschätzendes Thema.

Diese Interviewform wird in der Literatur als sehr flexibles Instrument dargestellt. Ein großer Vorteil liegt in der spontanen Anpassung des Gesprächsverlaufs. Die Themen des aufgestellten Leitfadens sind nicht verbindlich - das heißt, die Rei- henfolge muss nicht eingehalten, Teilbereiche können auch ausgelassen wer- den. Ebenso ist es möglich neue Themen mit einzubringen, die sich aus der Ge- sprächsdynamik ergeben. Die Methode des leitfadengestützten Interviews wurde bereits von zahlreichen Autoren zur Erforschung raumbezogener Identität ver- wendet. Beispiele finden sich unter anderem bei: KERSCHER (1992), REUBER

(1993) sowie GEBHARDT et al. (1995) (LINDSTAEDT 2006, 160).

Für die Auswertung der Interviews wird die Methode nach MAYRING verwendet. Bei der sogenannten zusammenfassenden Inhaltsanalyse nach MAYRING wird

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das Gespräch im Normalfall zunächst transkribiert. Da dies mit hohem Zeitauf- wand verbunden ist und während dem Interview lediglich Gesprächsnotizen ge- macht wurden und somit keine Tonaufnahmen vorliegen, erfolgt die Verschriftung des Gesprächs lediglich auf Basis der Notizen. Die Stichpunkte werden anschlie- ßend analysiert und durch die Verwendung von Farben, Themen (visuell) zuge- ordnet. Die farbliche Kennzeichnung hilft dabei, gleiche Themen leichter zusam- menführen zu können. Durch diese Vorgehensweise werden Kategorien gebildet, die dann mit Unterkategorien spezifiziert werden. Diesen Vorgang nennt man auch codieren. In dieser Form kann es als Ergebnis dargestellt werden.

3.6 SWOT-Analyse

SWOT ist ein Akronym und steht für die englischen Wörter Strength (Stärke) Weakness (Schwäche), Opportunity (Chance), Threat (Risiken). Die SWOT-Ana- lyse ist eine gängige Methode der strategischen Planung bei dem (Unterneh- mens-) Bereiche bewertet, und den genannten Kategorien zugeordnet werden. Anschließend kann auch eine Analyse der Zusammenhänge untereinander erfol- gen. Die Ergebnisse der SWOT-Analyse dienen dazu, Handlungsfelder der Stra- tegieentwicklung zu finden, Potenziale besser zu nutzen und Gefahren zu erken- nen und ihnen entgegen zu wirken. Im Bereich der Regionalentwicklung hat sich die SWOT Analyse längst als unverzichtbares Instrument etabliert. Es wird na- hezu standardmäßig als Grundlage für die Entwicklung von Konzepten oder Stra- tegien angewandt. Bei der vorliegenden Arbeit soll die SWOT-Analyse dem Zweck dienen, die einzelnen Ergebnisse der unterschiedlichen Analysen in einer übersichtlichen Form darzustellen. Somit wäre für einen weiteren Arbeitsschritt, beispielweise bei der Erstellung eines Marketingkonzepts, eine Arbeitsgrundlage geboten. Für die SWOT-Analyse werden alle Ergebnisse nochmals systematisch betrachtet und parallel in die entsprechenden Kategorien eingetragen. Zusam- menhänge, wie zum Beispiel zwischen Stäken und sich daraus ergebenden Chancen werden ebenfalls notiert.

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4 ERGEBNISSE

In diesem Teil der Arbeit werden die Ergebnisse der Analysen und Befragungen dargelegt. Alle Ergebnisse werden dann im Rahmen einer SWOT-Analyse erneut betrachtet und den Bereichen Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken zuge- ordnet, sodass die Fülle an Informationen in einer Übersicht dargestellt werden kann. Diese letzte Verarbeitung der Ergebnisse soll dazu führen, die Quintessenz herauszufiltern und eine Arbeitsgrundlage für die Erstellung eines Marketingkon- zepts zu schaffen.

4.1 Geschichte

Um der Geschichte des Landkreises Neu-Ulm auf den Grund zu gehen, ist es nötig die Gebietsteilungen von Bayern zu betrachten. Da es hierbei über die Jahr- hunderte immer wieder Veränderungen gab, wird zur besseren Nachvollziehbar- keit im Folgenden eine Übersicht angefertigt, welche die Veränderungen der Ge- biete zwischen 1808 und 1838 aufzeigt.

Legende:

X = Kreis wurde aufgelöst

→ = Gebiet wurde zugeteilt zum …

„…“ = Umbenennung fand statt, Neue Kreisbezeichnung „…“

TABELLE 4: GEBIETSVERÄNDERUNG BAYERNS ZWISCHEN 1808 UND 1838

EIGENE DARSTELLUNG

Kreise 1810 1817 1838 X Altmühlkreis → Oberdonaukreis X Eisachkreis → Innkreis X Illerkreis → Oberdonaukreis Innkreis X

Isarkreis vergrößert vergrößert X Lechkeis → Iller, Isar, Ober- donaukreis

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Mainkreis vergrößert „Obermainkreis“ „Oberfranken“ X Naabkreis → Mainkreis vergrößert; Ulm an Württem- „Schwaben Oberdonaukreis berg abgetreten Landgerichte Illertis- und Neuburg“ sen und Neu-Ulm be- reits vorhanden X Pegnitzkreis → Rezatkreis „Oberpfalz und Regenkreis vergrößert Regensburg“ Rezatkreis vergrößert vergrößert „Mittelfranken“

Rheinkreis „Pfalz“ X Salzachkreis vergrößert → Oberdonaukreis „Unterfranken Untermainkreis vergrößert und Aschaffen- burg“ Unterdonaukreis vergrößert vergrößert „Niederbayern“

Bereits 1810 finden als auch Neu-Ulm namentliche Erwähnung. Sie werden als Landgerichte im Oberdonaukreis aufgeführt (Karte Bayerns 1809 im An 2). Von den ursprünglich 16 Kreisen verbleiben durch zahlreiche Gebietsre- formen im Jahre 1862 acht Kreise im Königreich Bayern. Diese Kreise werden 1862 in Bezirksämter und kreisunmittelbare Städte unterteilt. Die Bezirksämter sind die Vorläufer der heutigen Landkreise. Das Bezirksamt Neu-Ulm besteht da- mals aus 35 Gemeinden und 12.234 Einwohnern. Illertissen, auch Bezirksamt, hat zu dieser Zeit 83 Gemeinden und 32.903 Einwohner. Dies ändert sich jedoch 1879 als im Zuge der Gebietsreform dem Bezirksamt Illertissen Fläche wegge- nommen und dem Bezirksamt Neu-Ulm zugeschlagen wird. Neu-Ulm erweitert sein Gebiet auf 351,68 km² und umfasst 56 Gemeinden während Illertissen auf 299,74 km² schrumpft und sich die Gemeindeanzahl von 83 auf 44 Gemeinden nahezu halbiert.

1939 wird die Bezeichnung „Bezirksamt“ vom „Landkreis“ abgelöst.

Mit der letzten Gebietsreform vom 1. Juli 1972 wird Bayern in Landkreise und kreisfreie Städte gegliedert und erhält in diesem Zuge seine heutige 31

Gebietsstruktur mit sieben Bezirken. Aus den bisher 143 Landkreisen werden 71 neue Landkreise gebildet. Diese Gebietsreform ist auch die Geburtsstunde des Landkreises Neu-Ulm. Dieser heißt zunächst Illerkreis und entsteht durch die Auflösung des Altlandkreises Illertissen. Am 1. Mai 1973 wird der Illerkreis in „Neu-Ulm“ umbenannt. Die Stadt Neu-Ulm erhält für den Verlust der Kreisfreiheit den Status einer Großen Kreisstadt. Der Landkreis Neu-Ulm weist bei seiner Ent- stehung 133.000 Einwohner auf (WIKIWAND 2019) (WIKIPEDIA 2019).

Bezug auf das Thema Identität:

Im Falle Bayerisch-Schwabens bestand keine ältere staatliche Einheit, sie wurde erst als Verwaltungseinheit des Königreichs Bayern 1803 neu geschaffen (RE-

GIERUNG VON SCHWABEN). Auch wenn 1828 auf dieser Ebene ein Gemeinde- zweckverband geschaffen wurde, so hatte dieser bis 1919 keine regionalen Ge- samtinteressen vertreten (HEINZE 1995, 14).

Bestrebungen zur Identitätswahrung finden erst in den 90er Jahren auf Ebene des Regierungsbezirks Schwaben statt:

1929 wird Dr. Barthel Eberl zum ersten schwäbischen Heimatpfleger ernannt. 1934 entsteht die Heimatsbewegung Bayerisch-Schwaben mit dem Ziel das schwäbische Brauchtum zu vermitteln und zu bewahren. Dieser verhilft zur An- erkennung des schwäbischen Brauches und des Dialekts und legt damit den

Grundstein für das schwäbische Selbstbewusstsein (HEINZE 1995, 80). Der His- toriker und langjährige Lehrstuhlinhaber für Bayerische Landesgeschichte an der Universität München, Karl Bosl (1908-1993), stellt fest: „Die Schwaben haben zwar einen unverwechselbaren Charakter, aber kaum ein gesamtschwäbisches

Bewusstsein.“ (HEINZE 1995, 122). Auch Georg Simnacher (1932-2014), Bezirk- stagspräsident von Schwaben und Präsident des Verbands der bayerischen Be- zirke, ist sich dieser Problematik bewusst. 1985 regt er erneut eine regionale In- teressensvertretung für die Schwaben an (HEINZE 1995, 142).

Dabei gab es bereits 1834 den „Historischen Verein für Schwaben“, welcher zu den traditionsreichen historischen Vereinen auf Ebene der Regierungsbezirke gehört. 1874 bringen sie die „Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg“ heraus, die seit 1941 nur noch „Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben“ heißt. 1978 erscheint zudem das erste „ebbes“, die Zeitschrift für

32

das bayerische Schwaben. 2003 wird das „ebbes“ von „top schwaben“, abgelöst und erschien im Jahre 2015 das 50. Mal (TOP SCHWABEN 2015).

Dies zeigt, dass dem Regierungsbezirk Schwaben viel daran liegt, das schwäbi- sche Bewusstsein und die Identifikation mit der schwäbischen Kultur zu wahren und zu stärken. Die Bestrebungen hierzu sollten sich im bestenfalls auf den ge- samten Regierungsbezirk und deren Einwohner auswirken.

4.2 Strukturanalyse

4.2.1 Flächennutzung

Flächennutzung 2016

2,3% 6,8% 5,4% 2,5% 3,2% 3,7%

28,5% 47,7%

Wohnbaufläche Industrie- und Gewerbefläche Sonstige Siedlungsfläche Landwirtschaft Wald Sonstige Vegetationsflächen Gewässer Verkehr

ABBILDUNG 5: FLÄCHENNUTZUNG 2016

EIGENE DARSTELLUNG, DATENGRUNDLAGE: (BAYERISCHES LANDESAMT FÜR STATISTIK 2018B, 13)

Das Kreisdiagramm zeigt ziemlich deutlich, dass der Landkreis von Grünflächen dominiert wird. Mit einem Gesamtanteil von 79,4 % Vegetationsfläche und 2,3 % Gewässerfläche, wird schnell klar, wieso man hier vom „blau-grünen Landkreis“ spricht. Für den hohen Gewässeranteil sind vor allem die beiden Flüsse Iller und Donau verantwortlich. Den Titel verdankt der Landkreis aber auch den zahlrei- chen See, die sich entlang der Flüsse stauen. Verantwortlich für den relativ ho- hen Verkehrsflächenanteil ist vor allem die Autobahn A7, die sich parallel zur Iller über den gesamten Landkreis zieht. Aber auch das gute Straßennetz trägt zu

33

dieser Statistik bei. Im Vergleich: Der Regierungsbezirk Schwaben hat einen Ge- wässeranteil von 1,7 % und eine Verkehrsfläche von 4,5 % (BAYERISCHES LAN-

DESAMT FÜR STATISTIK 2018c, 13).

4.2.2 Bevölkerungsstruktur und -prognose

Der Landkreis Neu-Ulm weist im Jahr 2016 eine Gesamtbevölkerungszahl von 171.011 auf. Die Altersgruppe der 0-18 -Jährigen macht hierbei rund 17 % aus. Die der 18-65 -Jährigen knapp 63 %, die der über 65-Jährigen 20 %.

Alterstruktur 2016

20,0% 17,1%

62,9%

bis 18 Jahre 18 bis 65 Jahre über 65 Jahre

ABBILDUNG 6: ALTERSSTRUKTUR 2016

EIGENE DARSTELLUNG, DATENGRUNDLAGE: (IHK SCHWABEN 2018, 3)

Das Durchschnittsalter beträgt 43,4 Jahre und liegt somit im Landesdurchschnitt (43,7 Jahre). Für das Jahr 2036 wird eine Zunahme der Bevölkerung um 3 % prognostiziert. Dennoch macht sich der Trend zur älteren Bevölkerungsstruktur an dem prognostizierten Rückgang in allen Altersklassen deutlich; nur die Alters- klasse der über 65-jährigen zeigt eine deutliche Zunahme von 35,4 % gegenüber

2016 (BAYERISCHES LANDESAMT FÜR STATISTIK 2018d). Die Bevölkerungsstruktur und Prognosen werden in der Bevölkerungspyramide veranschaulicht.

34

ABBILDUNG 7: BEVÖLKERUNGSPYRAMIDE 2016 UND 2036

(BAYERISCHES LANDESAMT FÜR STATISTIK 2018D, 6)

Dabei verteilt sich die Bevölkerungszahl im Landkreis sehr ungleich. Während die Gemeinden im Norden bzw. im Nord-Westen jeweils Bevölkerungszahlen von über 13.000 Einwohnern aufweisen, liegen die Bevölkerungszahlen im Süden / in den süd-östlichen Gemeinden deutlich unter 13.000 Einwohner. Aus diesem Grund wird auch vom Nord-Süd-Gefälle im Landkreis gesprochen.

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ABBILDUNG 8: VERTEILUNG DER BEVÖLKERUNGSZAHLEN

(BAYERISCHES LANDESAMT FÜR STATISTIK 2018E)

Der Ausländeranteil* im Landkreis beträgt 14,1 % und liegt damit leicht über dem Landesdurchschnitt. Im Vergleich: Der Anteil an Ausländern in Bayern liegt bei

12,6 % (STATISTISCHE ÄMTER DES BUNDES UND DER LÄNDER).

*Ausländische Bevölkerung:

Zur ausländischen Bevölkerung zählen alle Personen, die nicht Deutsche im Sinne des Art. 116 Abs. 1 GG sind, d. h. nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Zu ihnen gehören auch die Staatenlosen und die Personen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit. Deutsche, die zugleich eine fremde Staatsangehörigkeit besitzen, gehören nicht zu den

Ausländerinnen und Ausländern (STATISTISCHES BUNDESAMT 2018).

4.2.3 Versorgung

Die Nahversorgung als auch die medizinische Versorgung wird im nördlichen Teil des Landkreises von den Kommunen als sehr gut eingestuft, während im Süden des Landkreises die Versorgung „unzureichend“ empfunden wird (BÜHLER & BÄR 2014, 16). Der Landkreis verfügt über 62 allgemeinbildende und über 8 berufliche Schulen. Für ältere Menschen gibt es 13 Einrichtungen mit über 1300 verfügba- ren Plätzen (Stand 2016) (BAYERISCHES LANDESAMT FÜR STATISTIK 2018b, 17).

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4.2.4 Wirtschaft

Der Landkreis Neu-Ulm beschäftigt im Jahr 2017 63.473 Arbeitsnehmer/innen, die sich prozentual folgendermaßen auf die Gewerbe aufteilen:

Arbeitsmarkt 2017

Prduzierendes Gewerbe Handel, Gastgewerbe, Verkehr, Nachrichtenvemittlung sontige Dienstleistungen

31% 42%

27%

ABBILDUNG 9: ARBEITSMARKT 2017

EIGENE DARSTELLUNG, DATENGRUNDLAGE: (IHK SCHWABEN 2018, 6)

Die 127 verarbeitenden Betriebe erwirtschafteten im Jahr 2017 einen Gesam- tumsatz von 6.486.770 € (IHK SCHWABEN 2018, 13). Das Bruttoinlandsprodukt beträgt im Jahr 2016 ca. 6 Milliarden Euro. Dies entspricht einem BIP pro Ein- wohner von 80 (BIP in Bayern = 100) und macht einen Anteil von 8,7 % am BIP des Regierungsbezirks Schwaben aus (IHK SCHWABEN 2018, 10).

Im Jahr 2017 wurden 1.466 Gewerbeanmeldungen und 1.344 Gewerbeabmel- dungen verzeichnet. So konnte sich Neu-Ulm über ein Plus von 122 Gewerbean- meldungen freuen. Die Gründerquote im Landkreis beträgt 1,1 (IHK SCHWABEN 2018, 12).

Das Nord-Süd-Gefälle macht sich auch in der Kaufkraft deutlich: Während die Kaufkraft in den nördlichen/nord-westlichen Gemeinden bei >100 bis <110, in der nördlichsten Gemeinde Elchingen sogar bei >110 bis <120 liegt, haben die süd- lichen/süd-östlichen Gemeinden mit der Gemeinde Vöhringen lediglich eine

Kaufkraft von >90 bis <100 (IHK SCHWABEN 2018, 17).

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ABBILDUNG 10: KAUFKRAFT IN DEN EINZELNEN GEMEINDEN 2018

(IHK SCHWABEN 2018, 17)

4.2.5 Tourismus

Der Tourismus im Landkreis ist geprägt vom Kurzurlaubern sowie Geschäftsrei- senden, deren durchschnittliche Aufenthaltsdauer 1,7 Tage beträgt. Im Jahr 2018 werden 251.795 Gästeankünfte und 426.237 Gästeübernachtungen verzeichnet. Der übernachtungsstärkste Monat ist dabei Juli. Die Bettenauslastung beträgt

2018 42,3 % (BAYERISCHES LANDESAMT FÜR STATISTIK 2018a).

Hinweis: Angaben ohne die Monate November und Dezember.

Anzahl der Gästeübernachtungen 2018 60.000

50.000

40.000

30.000

20.000

10.000

0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

ABBILDUNG 11: ANZAHL DER GÄSTEÜBERNACHTUNGEN 2018

(BAYERISCHES LANDESAMT FÜR STATISTIK 2018A)

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Der Landkreis Neu-Ulm vermarktet sich touristisch über mehrere Kanäle:

Der Landkreis betreibt eine eigene Internetseite „www.landkreis.neu-ulm-touris- mus.de“. Hier werden Aktivitäten in der Natur, insbesondere Radfahren und Wan- dern angeboten. Des Weiteren werden die kulturellen Schätze des Landkreises wie Kirchen, Schlösser und Museen vorgestellt. Die weiteren Rubriken sind an Zielgruppen gerichtet: diese beschränken sich jedoch auf „Genießer“, „Familien“ und „Gruppen“.

Der Landkreis vermarktet sich zudem unter der „Region Ulm“, welche die Kreis- freie Stadt Ulm, den Alb-Donau-Kreis und den Landkreis Neu-Ulm umfasst. Dar- über hinaus ist der Landkreis über das Schwäbische Donautal und Bayerisch Schwaben touristisch vertreten.

ABBILDUNG 12: ÜBERSICHT DER TOURISTISCHEN MARKETINGKANÄLE

EIGENE DARSTELLUNG

Der „blau-grüne“ Landkreis bietet mit seiner abwechslungsreichen Landschaft vor allem ein Reiseziel für Rad- und Wandertouristen. Die zahlreichen Schlösser und Klöster können hervorragend als Zwischenziele angesteuert werden und bie- ten somit ein kulturelles Rahmenprogramm. Auf der eigenen Webseite (Land- kreis Neu-Ulm) werden explizit die Zielgruppen „Genießer“, „Familien“ und „Grup- pen“ angesprochen. Die Kategorie „Aktiv in der Natur“ beinhaltet Freizeitgestal- tungsmöglichkeiten und Angebote in der Natur und spricht somit alle an.

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4.2.6 Land- und Forstwirtschaft

Die landwirtschaftlichen Flächen machen mit 22.422 ha einen prozentualen Flä- chenanteil von ca. 45 % am Landkreis aus. Diese bestehen vorwiegend aus Wie- sen und Weiden (29 %). Angebaut werden hauptsächlich Silomais und Winter- weizen (21 %). Die Abbildung zeigt den prozentualen Anteil der Ackerfeldfrüchte an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche. Feldfrüchte, deren Anteil weniger als 1 % ausmacht, wie z.B. Sommerweizen, Soja und Kartoffeln, wurden nicht dargestellt.

Ackerfeldfrüchte 2018

Triticale Sommergerste Hafer 1% 2% Acker-/Kleegras 2% 1% Dinkel 4% Raps 4% Körnermais 5% Wiesen/Weiden 29% Wintergerste 10% Winterweizen Silomais 21% 21%

ABBILDUNG 13: ANTEILE DER ACKERFELDFRÜCHTE AN DER LANDWIRTSCHAFTLICHEN FLÄCHE 2018

EIGENE DARSTELLUNG, DATENGRUNDLAGE: (ALEF KRUMBACH 2018)

Der Blick auf die Tierhaltungsbetriebe zeigt, dass diese von Kuh-, Legehennen- und Mastbullenhaltungen geprägt sind. Im Landkreis gibt es 254 Kuhhalter und 242 Betriebe, die sich auf die Legehennenhaltung spezialisiert haben. Ver- gleichsweise wenige Betriebe gibt es für Schweine- und Schafhaltungen. Zudem gibt es lediglich vier Betriebe, die Puten züchten. Der Anteil von 0,4 % stellt sich in der Abbildung daher mit 0 % dar.

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Tierhaltungsbetriebe 2018

Masthähnchen Puten 2% 0%

Kühe 28% Legehennen 26%

Pferde Mastbullen 10% 20%

Mutterschafe 5% Mastschweine Zuchtschweine 8% 1%

ABBILDUNG 14: ANTEILE DER TIERHALTUNGSBETRIEBE NACH TIERARTEN 2018

EIGENE DARSTELLUNG, DATENGRUNDLAGE: (ALEF KRUMBACH 2018)

Die Waldflächen bedecken 28,7 % des Landkreises. Der Durchschnitt in Bayern liegt bei 33 %. Dabei dominieren Nadelholzbestände, vor allem Fichte aber auch Tanne, Douglasie, Lärche und vereinzelt Kiefer. Die Laubholzanteile bestehen aus Buche, Eiche und Edellaubbäumen. Der Auwald besteht noch weitgehend aus der nacheiszeitlichen Bestockung mit geringen Anteilen von Fichte. Dort ver- jüngt sich die Eiche kaum und der Anteil an Bergahorn nimmt zu (ALEF KRUM-

BACH 2018).

41

4.2.7 Naturschutz

Legende:  Landkreisgrenze

 Landschaftsschutzgebiete

 FFH-Gebiete

 Vogelschutzgebiet

 Naturschutzgebiete

Maßstab 1:200.000

https://v.bayern.de/kBF9h

© Bayerische Vermessungsverwaltung 2019, Landesamt für Digitalisierung, Breit- band und Vermessung, www.lfu.bayern.de, EuroGeographics

ABBILDUNG 15: SCHUTZGEBIETE IM LANDKREIS NEU-ULM

(LANDESAMT FÜR DIGITALISIERUNG, BREITBAND UND VERMESSUNG 2018)

Im Landkreis sind aufgrund der beiden schutzwürdigen Flüsse, die Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten bieten, mehrere Schutzgebiete vorzufinden. Gleich drei überlagern sich im Norden entlang der Donau. Hier erstreckt sich zum einen das Landschutzgebiet (LSG) „Donau-Auen“, zum anderen das gleichna- mige Vogelschutzgebiet und das Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebiet „Donau- Auen zwischen Thalfingen und Höchstädt“ auf einer Gesamtfläche von 879 ha. Ein weiteres Landschaftsschutzgebiet im Norden ist der „Jurahang und Waldab- teilung Großer Forst", der sich mit einer Fläche von 150 ha zwischen Elchingen und Oberelchingen befindet. Das größte LSG mit 1.884 ha ist der „Pfuhler, Fin- ninger und Bauernried“ in der Stadt Neu-Ulm. Südwestlich hiervon gibt es ein kleines Vogelschutzgebiet „Donauauen“, welches sich mit dem FFH-Gebiet „Un- tere Illerauen“ überlagert. Entlang der Iller sind wieder mehrere Schutzgebiete vorzufinden: Zum einen das LSG „Illerauwald von Neu-Ulm bis Kellmünz“, der wie der Name schon sagt, sich von der Stadt Neu-Ulm bis zum Markt Kellmünz erstreckt. Auf dem nördlichen Teil des LSG, zwischen Neu-Ulm und Vöhringen, befindet sich zudem der andere Teil des FFH-Gebiets „Untere Illerauen“. Hier ist

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außerdem das Naturschutzgebiet „Wochenau und Illerzeller Auwald“ vorzufin- den, welches sich zwischen Senden und Vöhringen auf einer Fläche von 185 ha erstreckt. Nur zwei Kilometer östlich davon gibt es ein weiteres NSG, die „Wasen- löcher bei Illerberg“ auf einer Fläche von 69 ha. Zwischen Weißenhorn und Un- terroth gibt es ein weiteres FFH-Gebiet, das „Obenhausener Ried und Muschel- bäche im Rothtal“ auf 404 ha.

Der für den Naturschutz im Landkreis sorgt der „Bund Naturschutz“. Mit fünf Orts- gruppen kümmert sich der Verein um die Pflege und die Betreuung von Biotopflä- chen, um eine nachhaltige Landwirtschaft, den Amphibienschutz, die Verkehrs- entwicklung in Ulm/Neu-Ulm und nimmt Stellung zu den Neu-Ulmer Bauprojekten

(BUND NATURSCHUTZ IN BAYERN E.V. 2019) .

4.2.8 Kultur

Das kulturelle Angebot ist sehr vielfältig. Es gibt allein im Bereich der Museen eine große Auswahl:

TABELLE 5: LISTE DER MUSEEN IM LANDKREIS NEU-ULM

EIGENE DARSTELLUNG, DATENGRUNDLAGE: (LANDKREIS NEU-ULM 2018B)

Museumsbezeichnung Ort Sammlung Kloster Elchingen Elchingen

Galerie auf der Insel Elchingen/Talfingen

Egerländer-Elbogener Heimatmuseum Illertissen Museum der Gartenkultur Illertissen

Museum Illertissen Illertissen

Heimatmuseum Jedesheim Illertissen/Jedesheim

Edwin Scharff Kindermuseum Neu-Ulm

Edwin Scharff Museum Neu-Ulm

Galerie im Venet-Haus Neu-Ulm Geologische Sammlung im Rathaus Neu-Ulm

Herr Zopf's Friseurmuseum Neu-Ulm

Oldtimerfabrik Classic (OFC) Neu-Ulm The Walther Collection Neu-Ulm/Burlafingen

Holzschwanger Bauernmuseum Neu-Ulm/Holzschwang

Deutsches Eisenofenmuseum Neu-Ulm/Pfuhl Heimatmuseum Neu-Ulm/Pfuhl

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Hermann-Köhl-Museum Pfaffenhofen

Haus für Kunst und Kultur Roggenburg (Kloster)

Museum der Vöhringer Stadt- und Industriege- Vöhringen schichte

Archäologische Sammlung Weißenhorn Heimatstube Heimatkreis Schluckenau Weißenhorn

Weißenhorner Heimatmuseum Weißenhorn

Zu den kulturellen Schätzen des Landkreises zählen zudem die zahlreichen Schlösser und Klöster:

TABELLE 6: LISTE DER SCHLÖSSER UND KLÖSTER IM LANDKREIS NEU-ULM

EIGENE DARSTELLUNG, DATENGRUNDLAGE: (LANDKREIS NEU-ULM 2018B)

Klosterkirche Elchingen Elchingen Stadtpfarrkirche Sankt Martin Illertissen

Kirche Sankt Johann Baptist Neu-Ulm

Dorfkirche Sankt Michael Pfaffenhofen Klosterkirche Roggenburg Roggenburg

Wallfahrtskirche Mariä Geburt Senden

Pfarrkirche Sankt Michael Vöhringen Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt Weißenhorn

Ein besonderes kulturelles Erbe und gleichzeitig touristisches Highlight des Land- kreises ist das Kloster Roggenburg. Das Kloster war bis zur Säkularisation mit dem geistlichen Leben der Prämonstratenser erfüllt. Ab 1982 besiedelt ein neuer Konvent die historische Anlage und erfüllt diesen Ort seitdem mit neuem Leben. Heute stehen neben der Seelsorge in den Pfarreien, ein Bildungszentrum für Fa- milie, Umwelt und Kultur, ein Klostergasthof und ein Klosterladen der regionalen

Bevölkerung und den Besuchern zur Verfügung (KLOSTER ROGGENBURG 2018).

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ABBILDUNG 16: KLOSTERKIRCHE ROGGENBURG

EIGENE FOTOGRAFIE: (ÖZEN 2018)

Die Popularität der Klosterkirche Roggenburg ist nicht nur der imposanten Innen- ausstattung und den beeindruckenden Orgelkonzerten geschuldet, die regelmä- ßig im Kloster stattfinden. Mit Hilfe von Kreisentwicklungsprogrammen und dem ehrenwerten Engagement des Bürgermeisters Herr Stölzle der Gemeinde Rog- genburg, konnte die gesamte Klosteranlage touristisch, aber auch für die einhei- mische Bevölkerung aufgewertet und somit vorhandene Potenziale wirksam ge- nutzt werden. Durch das europäische Förderprogramm für die Entwicklung länd- licher Räume „LEADER“ wurde die Anlage beispielsweise um einen Meditations- garten und einem Efeu-Labyrinth mit über 300 verschiedenen Efeuarten erwei- tert. Einen digitalen Aufschwung erhielt die Klosteranlage mit der „Roggenburger Lauschtour“. Hierbei verteilen sich neun Hörstationen auf einer fünf Kilometer langen Wanderstrecke über die Klosteranlage und die Naturlandschaft. Mit einem leihbaren IPod oder einer App können die interessanten und unterhaltsamen

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Informationen an ausgewählten Stationen abgehört werden. Durch die Schaffung derartiger Attraktionen können neue Zielgruppen, wie zum Beispiel Familien mit Kindern und auch Jugendliche erreicht werden. Somit wird nicht nur der Touris- mus, sondern gleichzeitig auch die Sensibilisierung der einheimischen Besucher gefördert.

4.2.9 Kreisentwicklungsprogramme

Im Jahr 2012 hat der Landkreis Neu-Ulm ein Kreisentwicklungsprogramm entwi- ckelt, bei dem Schwachstellen aus allen möglichen Bereichen wie beispielsweise der Versorgung, der Bildung, etc. aufgedeckt und analysiert wurden. Man hat sich die Frage gestellt, wie eine Verbesserung gelingen könnte und wer dafür benötigt würde. Zu den verschiedenen Bereichen wurden dann zahlreiche Programme geprüft und jene ausgewählt und eingeführt, die eine effektive Umsetzung von Lösungsansätzen und eine zielorientierte Weiterentwicklung des Landkreises versprechen. Diese Programme werden im Folgenden genauer beschrieben:

4.2.9.1 Bildungsregion

Im Juli 2012 hat sich der Landkreis der „Initiative Bildungsregion“ des Freistaats Bayern angeschlossen. In einer Bildungsregion arbeiten die Schulen, die Kom- munen, die Jugendhilfe, die Arbeitsverwaltung, die Wirtschaft und weitere außer- schulische Organisationen zusammen um die Bildungsqualität in ihrer Region zu verbessern und mit einem passgenauen Bildungsangebot die Zukunft junger

Menschen in der Region zu sichern (BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UNTER-

RICHT UND KULTUS 2011, 3 ff.). Ein zentrales Ziel der Bildungsregion Neu-Ulm ist die Vernetzung der Bildungslandschaft als Ganzes. Hierzu widmet sich die Bil- dungsregion jährlich einem Thema besonders intensiv, welches der Bildungsbei- rat anhand der regionalen Entwicklungen bestimmt. Das Thema für 2019 ist die „berufliche Bildung“. Ein wichtiges Instrument der Bildungsarbeit sind Plattformen wie z.B. die Schülerversammlung. In dieser können Schüler Themen und Anre- gungen an die Landkreisverwaltung herantragen. Im Rahmen von jährlichen re- gionalen Bildungskonferenzen wird den Akteuren die Gelegenheit geboten, sich stärker zu vernetzen und auszutauschen. Die Konferenzen dienen zudem der

Identifizierung von Handlungsbedarfen (LANDKREIS NEU-ULM 2019).

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4.2.9.2 Innovationsregion

Die Innovationsregion Ulm wird vom „Verein zur Förderung der Innovationsregion Ulm - Spitze im Süden e.V.“ getragen. Dem mittlerweile 20-jährigen Verein gehö- ren 90 Mitglieder an. Hiervon sind ein Drittel aus den Bereichen Verwaltung und Bildung, die restlichen zwei Drittel sind aus den Bereichen Wirtschaft und Finan- zen (MÄCKLE 2018).

Aufgabe und Ziel des Vereins ist es, die hervorragende Lage und die damit ver- bundenen Standortvorteile der Region in Wert zu setzen, um ihn im Wettbewerb der Regionen zu stärken und zukunftsfähig zu halten. Hierzu betreibt der Verein das gemeinsame Regionalmarketing der Städte Ulm und Neu-Ulm, des Alb-Do- nau-Kreises und des Landkreises Neu-Ulm in Kooperation mit der IHK Ulm. Mit einem einheitlichen Standortmarketing-Konzept soll sich die Region als Wirt- schafts-, Wissenschafts- und Kulturstandort profilieren und Fachkräfte für die In- novationsregion gewinnen (VEREIN ZUR FÖRDERUNG DER INNOVATIONSREGION ULM

- SPITZE IM SÜDEN E.V. 2019, 6).

Die Innovationsregion Ulm ist eine der wirtschaftlich dynamischsten und grün- dungsaktivsten Regionen Deutschlands. Durch die besondere Grenzlage der Re- gion können die Standortvorteile der beiden starken Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg vereint und genutzt werden. Die Region Ulm bietet erstklas- sige Karriere- und Arbeitsbedingungen, höchste Lebensqualität, ein erlebenswer- tes Umfeld aus Kultur und Natur, bezahlbare Mieten und Grundstückspreise, her- vorragende Bildungs- und Freizeiteinrichtungen und vieles mehr (VEREIN ZUR

FÖRDERUNG DER INNOVATIONSREGION ULM - SPITZE IM SÜDEN E.V. 2019).

4.2.9.3 Klimaschutzkonzept

Mit dem Ziel CO2-Emissionen einzusparen und die Nutzung erneuerbarer Ener- gien zu stärken um insgesamt ein klimafreundlicherer Landkreis zu werden, hat der Landkreis in Begleitung eines Consultingbüros ein Klimaschutzkonzept erar- beitet. Für die Umsetzung des Konzepts wurde 2014 ein Klimaschutzmanager eingestellt. Ziel ist es, den CO2-Ausstoß bis 2030 um 40 % gegenüber 2010 zu senken. Hierfür werden vor allem energieeffizientere Lösungen in Häusern und Betrieben angestrebt. Um den Akteuren des Landkreises einen Anreiz zur Mit- wirkung an der Umsetzung des Klimaschutzkonzepts zu bieten, lotet der Land- kreis im Rahmen des „Energiesparer Wettbewerbs“ ein Preisgeld in Höhe von

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10.000 € in den Kategorien Kommunen, Betriebe und Privatpersonen aus. Prä- miert werden energetisch wirkungsvolle Projekte oder auch technisch innovative Energiesparmaßnahmen. Bewertet werden neben der tatsächlichen Energieein- sparung auch die Nachhaltigkeit, Modellhaftigkeit und Nachnutzbarkeit der jewei- ligen Maßnahme. Im Verkehrsbereich sollen klimafreundlichere Mobilitätsange- bote und der Ausbau von Radwegen den Ausstoß vermindern (LANDKREIS NEU-

ULM).

4.2.9.4 LEADER

LEADER ist ein Akronym für die französischen Begriffe "Liaison Entre Actions de Développement de l'Économie Rurale", zu Deutsch: „Verbindung zwischen Akti- onen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“. Mit diesem Förderprogramm un- terstützt die Europäische Union seit 1991 modellhafte Projekte im ländlichen Raum. Regionen bewerben sich hierzu mit einer Lokalen Entwicklungsstrategie (LES), auch Synonym genutzt: Regionales Entwicklungskonzept (REK) für eine sechs jährige Förderperiode. Die aktuelle Förderperiode läuft seit 2014 bis 2020.

In den ausgewählten LEADER-Regionen steuern Lokale Aktionsgruppen (LAG), meist organisiert als Vereine, den LEADER-Prozess. Sie bestehen in der Regel aus ein bis zwei Regionalmanagern und einem Steuerkreis, der sich aus Wirt- schafts- und Sozialpartnern zusammensetzt. Interessierte Bürger, welche in ihrer Region ein Projekt umsetzen und damit den ländlichen Raum fördern wollen, können sich bei den Regionalmanagern kostenlos beraten lassen. Beispielweise darüber, ob ihre Projektidee im Rahmen von LEADER förderfähig ist. Die LAG veröffentlicht unter Bekanntgabe einer konkreten Fördersumme regelmäßig ei- nen Projektaufruf. Die Projektideen, die die LAG bis zum Zeitpunkt der Auswahl- sitzung erreichen, werden dann dem Auswahlgremium (= Steuerkreis) präsen- tiert. Durch ein transparentes Bepunktungssystem werden Projekte bewertet und nach dem Rankingverfahren gelistet. Die Projekte mit der höchsten Punktzahl werden dann primär zur Förderung freigegeben, alle weiteren Projekte rücken dann zur Förderung nach, sofern sie in das Budget des Aufrufs passen.

Im Jahr 2014 hat sich der Landkreis Neu-Ulm mit seiner Lokalen Entwicklungs- strategie (LES) für das europäische Förderprogramm LEADER beworben. Die Lokale Aktionsgruppe des Landkreises Neu-Ulm hat sich zur Umsetzung des LEADER-Prozesses am 30.09.2014 in Neu-Ulm/Reutti als Verein mit dem

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Namen »Regionalentwicklung Landkreis Neu-Ulm e.V.« gegründet. Die LES ent- hält grundlegende Zielsetzungen zu Handlungsfeldern und stellt das zentrale Konzept der Aktionsgruppe dar. Grundlage der LES sind die vorher beschriebe- nen Kreisentwicklungsprogramme des Landkreises.

Mit LEADER konnten bereits viele Projekte umgesetzt werden, welche zur Auf- wertung und Inwertsetzung des Landkreises gedient haben. Beispielhaft ist der Meditationsgarten beim Kloster Roggenburg (siehe Abbildung 17) oder das 3-D Bienenkino im Bayerischen Bienenmuseum Illertissen zu nennen.

ABBILDUNG 17: MEDIATIONSGARTEN BEIM KLOSTER ROGGENBURG

EIGENE FOTOGRAFIE: (ÖZEN 2018)

4.3 Analyse der Internetauftritte

Um darstellen zu können, wie stark der räumliche Bezug einer Gemeinde zu ei- nem Identifikationsraum ist, wurden folgende Kategorien gebildet:

Vgl. Tabelle 2: Parameter der Zugehörigkeitsintensität von Kommunen

Wert Stärke des räumlichen Bezugs Parameter zur Einordnung

• Deutliche Hervorhebungen einer Raumeinheit auf der Titelseite A starke Zugehörigkeit oder • min. 3 Nennungen und Links zu einer Raumeinheit

• 2 Nennungen ggf. mit 1-2 Links zu einer Raumein- B mittlere Zugehörigkeit heit

C schwache Zugehörigkeit • 1 Nennung ggf. mit 1 Link zu einer Raumeinheit D keine Zugehörigkeit • keine Erwähnung

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Die Analyse der Internetauftritte der Neu-Ulmer Gemeinden ergibt Folgendes:

TABELLE 7: ERGEBNISSE DER ANALYSE DER INTERNETAUFRITTE DER GEMEINDEN

EIGENE DARSTELLUNG

al

Ulm

-

Illert

/

Gemeiden

LKNeu Illertissen Iller Donau Bayern Osterbachtal Rothtal Leibital Bibertal Schwäbische Alb Fairtradetown Innovationsre- gion Schwabenland A7 Altenstadt 1 1 1 1 Bellenberg 1 1 1 Buch 1 1 1 1 Elchingen 1 1 1 Holzheim 1 1 Illertissen 6 1 1 1 Kellmünz 1 2 1 1 Nersingen 8 1 1 1 1 1 Neu-Ulm 2 1 1 1 Oberroth 1 1 Osterberg 1 1 1 1 Pfaffenhofen 1 Roggenburg 1 1 2 Senden 1 Unterroth 1 1 1 1 1 Vöhringen 1 1 2 1 Weißenhorn 1 1 1 1 1 1

Anzahl Nennungen 11 12 6 8 4 3 2 4 2 1 1 3 2 1

Die Matrix ist folgendermaßen zu lesen: Altenstadt identifiziert sich schwach mit der A7, dem Landkreis Neu-Ulm, der Iller und Illertissen. Nersingen identifiziert sich sehr stark mit der A7.

Um eine allgemeine Aussage treffen zu können werden die Anzahl der Nennun- gen in Prozent dargestellt:

50

Identifikationsraum der Gemeinden

71% 65%

47% 35% 24% 18% 18% 12% 12% 12%

ABBILDUNG 18: IDENTIFIKATIONSRAUM DER GEMEINDEN

EIGENE DARSTELLUNG

12 Gemeinden - somit 71 % der Gemeinden erwähnen den Landkreis Neu-Ulm mindestens einmal in ihrem Internetauftritt und zeigen somit ein schwaches bis mittelmäßiges Zugehörigkeitsgefühl zum Landkreis. Die Autobahn A7 ist auf den Webseiten von 11 der 17 Gemeinden aufgetaucht. Besonders häufig ist der Be- griff auf der Webseite der Gemeinde Nersingen zu finden. Somit stellt die A7 für 65 % der Gemeinden einen schwachen Identifikationsraum dar. Sechs Gemein- den erwähnen Illertissen und zeigen damit ein noch vorhandenes Zugehörigkeits- gefühl. Die Donau wird nur von drei Gemeinden erwähnt, die sich im Norden be- finden und somit einen räumlichen Bezug haben. Weitere Nennungen beziehen sich auf die Täler der Nebenflüsse der Donau, wie z.B. Osterbachtal und Leibital mit je zwei Nennungen. Zur Fairtrade-Gemeinde bekennen sich 18 % der Ge- meinden, zur Innovationsregion nur noch 12 %.

Das Ergebnis zeigt, dass es im Landkreis keinen Raum gibt, mit dem sich die Gemeinden stark identifizieren. Lediglich die beiden Gemeinden, Nersingen und Illertissen scheinen nach dieser Auswertung einen Raum zu haben, mit dem sie sich stark identifizieren.

51

4.4 Bürgerbefragung durch Onlineumfrage

Hinweis: Damit die Ergebnisse repräsentativ als auch übersichtlich dargestellt werden können, werden die Antworten erst ab zwei Nennungen in ein Diagramm aufgenommen. Einfachnennungen werden in der Kategorie „Sonstige“ zusammengefasst.

ABSCHNITT 1: UMFRAGE ZUR IDENTITÄT DES LANDKREISES NEU-ULM

Einführung ins Thema: Kurze Beschreibung des Themas und des Zwecks, sowie Nennung der Kooperationspartner.

ABSCHNITT 2: WAS ASSOZIIEREN SIE MIT DEM LANDKREIS?

Frage 1: Wenn Sie an den Landkreis Neu-Ulm denken, was fällt Ihnen spontan dazu ein? (Schlagwörter)

Spontane Assoziationen

Donau Fachoberschule NU Nuxit lebenswert Iller Glacis Natur wirtschaftsstark Wießenhorn Neu-Ulm Schwaben uninteresssant vielfältig Bayern gute Infrastuktur Kloster Roggenburg Dörfer Lage Naherholung Wohlbefinden 0 1 2 3 4 5 6 7

ABBILDUNG 19: ERGEBNISSE DER FRAGE 1 „SPONTANE ASSOZIATIONEN“

EIGENE DARSTELLUNG

Über die gelisteten Schlagwörter hinaus werden 57 weitere Schlagwörter einmal genannt, wovon 15 eher negativ behaftet und 42 eher positiv sind.

52

Frage 2: Welche Eigenschaften beschreiben den Landkreis Neu-Ulm am bes- ten?

Beschreibende Eigenschaften

Trifft zu Trifft nicht zu 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0

ABBILDUNG 20: ERGEBNISSE DER FRAGE 2 "BESCHREIBENDE EIGENSCHAFTEN"

EIGENE DARSTELLUNG

Bei der Frage 2 zeigt sich, dass der Landkreis im Allgemeinen sehr positiv wahr- genommen wird - nämlich als vertraut, sicher, sauber und friedlich, welches Indi- zes für eine hohe Lebensqualität sind. Geteilte Meinungen zeichnen sich im Be- reich Heiterkeit, Aufgeweckt- und Aufgeschlossenheit des Landkreises ab. Inte- ressante Ergebnisse zeigen sich bei der Frage danach, ob der Landkreis eher städtisch ist oder eher ländlich. So müsste der Logik nach, die Balken der letzten beiden Eigenschaften gespiegelt die gleichen Ergebnisse ausweisen. Tatsäch- lich aber beurteilen 43 Personen den Landkreis als "städtisch", aber nur 25 Per- sonen als "nicht ländlich". Das mag zum Großteil damit zusammenhängen, dass jeder Mensch mit Wörtern auch Bilder verknüpft. Ist man gedanklich also beim Thema "Landkreis Neu-Ulm" wird man beim Begriff "städtisch" spontan die Stadt Neu-Ulm vor Augen haben und kann die Frage mit "trifft zu" beantworten. Bei dem Begriff "ländlich" fällt einem dann das Große und Ganze, vor allem der süd- liche Teil des Landkreises ein, der eher ländlicher geprägt ist.

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ABSCHNITT 3: VERBUNDENHEIT ZUM LANDKREIS

Frage 3: Stellen Sie sich vor, Sie haben einen auswärtigen Gast bei sich: Was würden Sie mit ihm unternehmen bzw. ihm zeigen wollen?

Sehenswerte Ausflugsziele

Sonstige 33 Kloster Roggenburg 26 Weißenhorn 15 Roggenburg 11 Ulm 11 Ulmer Münster 11 Vöhlinschloss Illertissen/Bienenmuseum 9 Illertissen 7 Iller 5 Oberelchingen 5 Glacis Galerie 4 Donau 4 Neu-Ulm 4 Sendener Baggerseen 3 Wirtshauskultur 2 Fahrradtour entlang der Flüsse 2 Eislaufanlage Illerau 2 Eco-Kartbahn Neu-Ulm 2 Legoland 2 Weiher Roggenburg 2 Vielfältige Natur 2 Pfuhler See 2 Kellmünz 2 Ratiopharm Arena 2 Archäologischer Park Caelius Mons in… 2 Jungviehweide Illertissen 2 Klosterkirche Oberelchingen 2

ABBILDUNG 21: ERGEBNISSE DER FRAGE 3 "SEHENSWERTE AUSFLUGSZIELE"

EIGENE DARSTELLUNG

Hier ist zu beachten, dass neben expliziten Ausflugszielen auch ganze Gemein- den und Städte genannt werden. Es versteht sich allerdings von selbst, dass man konkrete Plätze und besondere Sehenswürdigkeiten ansteuert, wenn man diese Städte oder Gemeinden besucht. 54

Frage 4: Wie verbunden fühlen Sie sich zum Landkreis Neu-Ulm?

Verbundenheit zum Landkreis

sehr stark ziemlich bisschen weniger überhaupt nicht

7% 20%

20%

15% 38%

ABBILDUNG 22: ERGEBNISSE DER FRAGE 4 "VERBUNDENHEIT ZUM LANDKREIS"

EIGENE DARSTELLUNG

Rund 60 % der Befragten fühlen sich mit dem Landkreis relativ stark verbunden. Die restlichen Teilnehmer zum Teil gar nicht.

Frage 5: Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie Freunden und/oder Familie das Le- ben im Landkreis Neu-Ulm weiterempfehlen?

Wahrscheinlichkeit einer Weiterempfehlung

äußerst wahrscheinlich (10) 14% 9 12% 8 20% 7 9% 6 7% neural (5) 18% 4 4% 3 8% 2 4% 1 0% unwahrscheinlich (0) 5%

ABBILDUNG 23: ERGEBNISSE DER FRAGE 5 "WAHRSCHEINLICHKEIT EINER WEITEREMPFEHLUNG"

EIGENE DARSTELLUNG

55

Das Ergebnis zeigt, dass die Mehrheit der Befragten ein Leben im Landkreis wahrscheinlich weiterempfehlen würde. 18 % der Befragten stehen einer Emp- fehlung neutral gegenüber. Rund 20 % der Befragten halten eine Empfehlung für eher unwahrscheinlich. Für die Berechnung des Net Promoter Scores wird der Anteil der Detractors (0-6 Punkte) von dem Anteil an Promotern (9-10 Punkte) abgezogen: 26 % (Promoter) - 46 % (Detractrors) = - 20

Der Net Promoter Score liegt bei minus 20 und zeigt, dass es im Bereich der Zufriedenheit der Einwohner noch Nachholbedarf gibt.

ABSCHNITT 4: WAS PRÄGT DEN LANDKREIS?

Frage 6: Wie stark prägen die folgenden Elemente Ihrer Meinung nach den Land- kreis Neu-Ulm?

Einschätzung zu prägenden Elemente des Landkreises

sehr stark stark neutral wenig stark gar nicht 60 50 40 30 20 10 0

ABBILDUNG 24: ERGEBNISSE DER FRAGE 6 "EINSCHÄTZUNG ZU PRÄGENDEN ELEMENTEN"

EIGENE DARSTELLUNG

Die Ergebnisse zeigen, dass die A7 als auch die Iller als sehr stark prägend für den Landkreis eingeschätzt werden. Stark prägend sind laut Umfrage die A8 und die Donau. Interessant ist, dass im Bereich Kultur der bayerischen Kultur fast genauso viel Einfluss zugesprochen wird wie der schwäbischen Kultur.

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Frage 7: Welche Unternehmen prägen Ihrer Meinung nach den Landkreis?

Den Landkreis prägende Unternehmen

Wieland 38 PERI 37 Sonstige 30 Inhofer 14 Evo-Bus 12 Mittelständisches Handwerk 6 Ratiopharm 6 Kränzle 5 Guglfuss 3 Butzenbach 2 Kliniken der Kreisspitalstiftung 2 Settele 2 Bosch Rexroth 2 HNU 2 0 5 10 15 20 25 30 35 40

ABBILDUNG 25: ERGEBNISSE DER FRAGE 7 "PRÄGENDE UNTERNEHMEN"

EIGENE DARSTELLUNG

Mit knapp 40 Nennungen sind die Unternehmen Peri als auch Wieland Spitzen- reiter dieser Frage. Ebenfalls häufig wird Europas größtes Möbelhaus Inhofer in Senden und das Tochterunternehmen der Daimler AG, Evo-Bus genannt.

Frage 8: Welche Landschaft prägt den Landkreis?

Prägende Landschaftselemente 1% 2% 2% 3% 2% Autobahn 4% Ländliche Struktur

27% Roggenburger Umland Ried 11% Voralpenland Städte und Gemeinden 13% Äcker und Wiesen 22% Wälder 13% Seen Flüsse

ABBILDUNG 26: ERGEBNISSE DER FRAGE 8 "PRÄGENDE LANDSCHAFTSELEMENTE"

EIGENE DARSTELLUNG

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27 % der Befragten nehmen die Hügel und Täler, 22 % die Flüsse als prägende Landschaftselemente wahr. Mit je 13 % werden Seen als gleichermaßen prä- gend wie auch Wälder eingestuft. Dieses Ergebnis spiegelt auch den Werbeslo- gan des Tourismus wider, bei dem vom "blau-grünen" Landkreis die Rede ist.

Frage 9: Welche Speisen und Getränke sind typisch für den Landkreis?

Typische Speisen und Getränke

(Käse-)Spätzle Bier Sonstige Maultaschen Schwäbische Küche Zwiebelrostbraten Schnitzel Döner Schupfnudeln Süßssmost Bayerische Küche Kartoffelsalat Rostbraten Asiatisch Schweinebraten Linsen Hausmannskost Pizza Leberkäse 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45

ABBILDUNG 27: ERGEBNISSE DER FRAGE 9 "TYPISCHE SPEISEN UND GETRÄNKE"

EIGENE DARSTELLUNG

Das Ergebnis dieser Frage erinnert an jenes der Frage 6, bei dem der bayeri- schen Kultur genauso viel Einfluss wie der schwäbischen Kultur beigemessen wird. An erster Stelle werden die Spätzle bzw. Käsespätzle genannt, welches ein typisch schwäbisches Gericht ist. An zweiter Stelle folgt das Bier, welches mit Bayern / der bayerischen Küche assoziiert wird.

Frage 10: Gibt es Literatur, die prägend für den Landkreis ist? Wenn ja, welche?

35 Teilnehmer beantworten diese Frage mit einem Nein - sprich es gibt keine prägende Literatur im Landkreis. Neben den zahlreichen Enthaltungen werden zweimal der Autor Sebastian Sailer und "Mundartgedichte" genannt. Vereinzelte 58

weitere Antworten können in Suchmaschinen leider keine Ergebnisse aufweisen, sodass diese vermutlich doch eher unbekannt sind.

Frage 11: Welche "Sprache" oder Folklore ist typisch für den Landkreis?

Typische Sprachen und Folklore 2%

2% 3% 4% Deutsch viele Sprachen 11% Türkisch Hochdeutsch 10% Bayerisch-Schwäbisch

68% Sonstige Schwäbisch

ABBILDUNG 28: ERGEBNISSE DER FRAGE 11 "TYPISCHE SPRACHEN UND FOLKLORE"

EIGENE DARSTELLUNG

Bei der Frage nach der für den Landkreis typischen Sprache zeigt sich - im Ge- gensatz zu den Ergebnissen vorher - keine Ausgeglichenheit mehr zwischen bay- erisch und schwäbisch. Lediglich 11 % geben ein "bayerisch-schwäbisch" als Sprache an. 68 % der Befragten empfinden "schwäbisch" als die vorherrschende bzw. typische Sprache im Landkreis.

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Frage 12: Wird der Landkreis von einem bestimmten Handwerk oder von Kunst geprägt? Wenn ja, von welchem/welcher?

Prägendes Handwerk/ prägende Künste

Sonstige

19% Maler Kuen und Huber

Holzverarbeitung 43% 4%

5% Klassische Musik 5% Metallbau 12% 12% Sakrale Kunst, Kirchen und Schlösser

ABBILDUNG 29: ERGEBNISSE DER FRAGE 12 "PRÄGENDES HANDWERK / KÜNSTE"

EIGENE DARSTELLUNG

43 % der Befragten geben an, dass es kein prägendes Handwerk im Landkreis gibt. Einen Anteil von 19 % machen sonstige Nennungen aus. 12 % nennen die Sakrale Kunst, wie sie in Kirchen und Schlössern zu finden ist. Genauso viele Befragte nennen den Metallbau als prägendes Handwerk.

Frage 13: Welche historische Stätte fällt Ihnen in Bezug auf den Landkreis ein?

Historische Stätten des Landkreises

Weißenhorn, Fuggerschloss Weißenhorn Roggenburg, Kloster Roggenburg Illertissen, Vöhlinschloss Illertissen Sonstige (Ober-) Elchingen, Kloster Elchingen Caelius Mons (Römer) in Kellmünz keine Bundesfestung Ulm/Neu-Ulm Schloss Illereichen k.A. Ulm Glacis Napoleon 0 5 10 15 20 25 30

ABBILDUNG 30: ERGEBNISSE DER FRAGE 13 "HISTORISCHE STÄTTEN"

EIGENE DARSTELLUNG 60

Hier wird besonders häufig die Gemeinde Weißenhorn mit dem Fuggerschloss genannt. Ebenfalls häufig wird die Gemeinde Roggenburg mit dem Kloster als auch Illertissen mit dem Vöhlinschloss als historische Stätte genannt.

Frage 14: Hat der Landkreis ein Alleinstellungsmerkmal? Wenn ja, welches?

Alleinstellungsmerkmale

kein Alleinstellungsmerkmal Verkehsknotenpunkt A7 / A8 Exzellente Lage Kloster Roggenburg Bildungsregion Grenzregion Florierende Wirtschaft; Mittelstand Iller 0 5 10 15 20 25

ABBILDUNG 31: ERGEBNISSE DER FRAGE 14 "ALLEINSTELLUNGSMERKMALE"

EIGENE DARSTELLUNG

Die Mehrheit der Befragten gibt an, dass der Landkreis Neu-Ulm kein Alleinstel- lungsmerkmal hat. Die wenigen Nennungen bei dieser Frage sind absteigend der Verkehrsknotenpunkt A7/A8, die exzellente Lage und das Kloster Roggenburg.

ABSCHNITT 5: DEMOGRAPHISCHE DATEN

Frage 15: Ihr Geschlecht

Geschlechter der Befragten

männlich weiblich

weiblich 49% männlich 51%

ABBILDUNG 32: ERGEBNISSE DER FRAGE 15 "GESCHLECHTER DER BEFRAGTEN"

EIGENE DARSTELLUNG

61

Frage 16: Ihr Alter

Altersstruktur der Befragten

15% 19% jünger als 20

21-40

41-60

37% 29% älter als 61

ABBILDUNG 33: ERGEBNISSE DER FRAGE 16 "ALTERSSTRUKTUR DER BEFRAGTEN"

EIGENE DARSTELLUNG

Frage 17: Ihr Wohnort

Wohnort der Befragten 28

21

8 7 7 7 4 4 4 4 4 3 3 1 1 0 0

ABBILDUNG 34: ERGEBNISSE DER FRAGE 17 "WOHNORT DER BEFRAGTEN"

EIGENE DARSTELLUNG

4.5 Experteninterviews

Für die Darstellung der Ergebnisse werden die Aussagen der Interviewpartner codiert, das heißt thematischen Kategorien zugeordnet. Hierbei ergeben sich drei wesentliche Kategorien, denen die Aussagen zugeordnet werden können: Stär- ken Schwächen und Handlungsempfehlungen. 62

Handlungs- Stärken Schwächen empfehlungen

• Wirtschaftskraft • Landkreisspezifische • Politik Probleme • Harte Standortfaktoren • Kooperationen • Identität • Weiche • Regionalentwicklung Standortfaktoren • Potenzialausschöpfung • Reaktion auf • Touristische • Qualitätssicherung Entwicklungen Attraktivität • Zukunftsthemen • Mobilität

• Imagekampagnen

• Entwicklung einer Identität

ABBILDUNG 35: KATEGORIEN DER INTERVIEWBEFRAGUNG

EIGENE DARSTELLUNG

4.5.1 Stärken

Wirtschafskraft

Eine Stärke, die von vielen Interviewpartnern genannt wurde ist die Wirtschafts- kraft des Landkreises. Der ausgeprägte Mittelstand, der überdurchschnittlich hohe Wohlstand und die Finanzierung von freiwilligen Aufgaben wie zum Beispiel Investition in die landkreiseigenen Schulen und die Anstellung von Bildungs-, und Klimaschutzbeauftragten, sind Belege dafür. Diese Wirtschaftskraft ist sicher auch den starken Unternehmen geschuldet, die sich aufgrund der hervorragen- den Lage als Unternehmensstandort hier angesiedelt haben.

Harte Standortfaktoren

Zum Stichwort „hervorragender Unternehmensstandort“ ergeben sich eine Reihe von Stärken, die unter der Kategorie „Harte Standortfaktoren“ zusammengefasst werden können:

Vorrangig ist hier die geographische Lage des Landkreises zu nennen. Der Land- kreis liegt im Zentrum Europas, an der Schnittstelle der Strecke zwischen den europäischen Wirtschaftszentren Kopenhagen-Mailand und Paris-Wien. Zudem liegt der Landkreis direkt an der Autobahn A7 und A8, was optimale Bedingungen für Transportleistungen innerhalb von Europa bietet.

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Neu-Ulm

ABBILDUNG 36: LAGE DES LANDKREISES IN EUROPA

EIGENE DARSTELLUNG, KARTENGRUNDLAGE: GOOGLE-MAPS

Ebenso oft wie die Lage, wird die Infrastruktur des Landkreises gelobt. Hier wer- den vor allem die kurzen Wege zu verschiedenen infrastrukturellen Einrichtungen genannt, deren effiziente Nutzung durch eine dichte Besiedelung ermöglich wird. Ebenso löblich sind die intakten dörflichen Strukturen, die insbesondere im Sü- den des Landkreises anzutreffen sind. Die unmittelbare räumliche Nähe zu Ba- den-Württemberg liefert weitere (Standort-) Vorteile. Neben vielen Kooperations- möglichkeiten die sich ergeben, gibt es für Neu-Ulmer die Möglichkeit, die Ange- bote des Nachbarlandes mit zu nutzen. Diese Chance wird insbesondere von Schülern genutzt, welche bevorzugt nach Ulm zur Schule gehen, da das Bil- dungssystem auf baden-württembergischer Seite wohl „einfacher“ ist.

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Weiche Standortfaktoren

Neu-Ulm ist ein pulsierender Landkreis mit einer hohen Dynamik, einer kulturel- len Vielfalt und einer aufgeschlossenen Bevölkerung. Bemerkenswert ist das hohe Maß an bürgerschaftlichem Engagement, das sich auch in vielen LEADER- Projekten wiederspiegelt. Die Region weist eine hohe Lebensqualität der Einwoh- ner auf, die wiederum auch auf die gute Infrastruktur, die gute Versorgungslage und Daseinsvorsorge zurückzuführen ist. Als Bildungsregion verfügt der Land- kreis über ein üppiges Bildungsangebot und engagierte Akteure im Bildungsbe- reich. Dies ist für die Ausbildung von Fachkräften ein wichtiger Grundstein und daher als weicher Standortfaktor für angesiedelte Unternehmen relevant. Die Förderung der Bildungsregion ist auch auf politischer Ebene ein wichtiges Anlie- gen. Lobend wird daher auch der junge Landrat erwähnt, der mit der Nähe zu Institutionen und Bürgern und einem starken politischen Willen als Chance für die Entwicklung des gesamten Landkreises gesehen wird.

Touristische Attraktivität

Touristisch hat Neu-Ulm viel zu bieten: Der blau-grün Landkreis vereint das Zu- sammenspiel von Grün- und Wasserflächen und bietet damit malerische Land- schaften, die sich vor allem für den sanften Tourismus bewähren. Die abwechs- lungsreiche Landschaft mit kulturellen Highlights wie Kirchen und Klöstern bietet sich für Radtouren oder Tagesauslüge an. Der Vorteil hierbei ist, dass der Land- kreis trotz hoher Attraktivität nicht überlaufen ist und es immer Neues zu entde- cken gibt. Eine weitere Stärke ergibt sich somit aus dem hohen Erholungswert.

4.5.2 Schwächen

Landkreisspezifische Probleme

Die größte Schwäche ist die innere Zerrissenheit des Landkreises. Hier sind nicht die Disparitäten zwischen der Stadt und dem Land gemeint, sondern die Abgren- zungen innerhalb des Landkreises, die ein gemeinsames Auftreten erschweren (mehr dazu im nächsten Abschnitt „Identitätsprobleme“). Zu den landkreiseige- nen Problematiken zählt vor allem die Krankenhauskrise, die dem Image des Landkreises stark zugesetzt hat. Hierbei geht es um millionenschwere Defizite in den Haushalten der drei Kliniken der Kreisspitalstiftung: Stiftungsklinik Weißen- horn, Donauklinik Neu-Ulm und Illertalklinik Illertissen, welche sich in den vergan- genen Jahren unbemerkt verschuldet haben (LANDKREIS NEU-ULM 2018a). 65

Eine weitere Problematik ergibt sich aus einer möglichen Kreisfreiheit der Stadt Neu-Ulm – dem „Nuxit“. Hierbei geht es um den Ausstieg der Stadt Neu-Ulm aus dem gleichnamigen Landkreis (QUER VOM BR 2018). Probleme für Bürger als auch Politik ergeben sich hier vor allem durch die Unklarheiten in diesem Thema und nicht abschätzbaren Auswirkungen und Folgekosten. Voreilige Entscheidun- gen und Fehler, die schon beim Brexit gemacht wurden, gilt es zu vermeiden. Der Landkreis spricht sich deutlich gegen einen Austritt der Stadt Neu-Ulm aus.

Einige der befragten Experten sehen zudem ein Problem bei der Wahrnehmung des Landkreises als politisch starken Wirtschaftsraum. Neu-Ulm hat nach ihren Aussagen wohl kein sehr positives Image von außen.

Auch die Städte würden als „unschön“ wahrgenommen. „Das Schönste an Neu- Ulm ist der Blick nach Ulm“ hört man in einem Gespräch, bei welchem die Aus- sage von Bürgern zitiert wird. Dies bleibt jedoch sicherlich eine Einzelmeinung, die von keinem der Experten unterschrieben wird.

Identitätsprobleme

Eine historisch bedingte Rivalität im Landkreis führt zu einer Spaltung der Identi- tät. Das Konkurrenzverhalten findet unter den Gemeinden, vor allem aber zwi- schen dem Altlandkreis Illertissen und Neu-Ulm statt. Die Abgrenzung des Alt- landkreises wird zum Beispiel dadurch deutlich, dass Illertissen sich mit großem Engagement für die Wiedereinführung des alten Kennzeichens „ILL“ - für Illertis- sen eingesetzt hat. Die Presse schreibt, dass Kennzeichen für viele Autofahrer etwas Persönliches haben, vor allem aber „die Identifikation mit dem Heimatort“

(MAYER 2018). Eine Verbundenheit zum Heimatort ist zwar etwas Schönes, doch die Verhaftung in alten Strukturen mit einer gewollten Abgrenzung ist für die Ent- wicklung einer gemeinsamen Identität und einem gemeinsamen Auftritt nach au- ßen hemmend. Eine einheitliche Identifikation im Landkreis sei aufgrund der Un- terschiede zwischen Nord- und Süd Neu-Ulm generell schwierig, sagen die Ex- perten. Im direkten Vergleich von Neu-Ulm zum Nachbarlandkreis Günzburg wird beispielsweise eine geringe Identifikation der Bevölkerung mit dem Landkreis festgestellt. Hintergrund dieses Zustandes ist, dass Neu-Ulm als junger Land- kreis keine gemeinsame Historie hat, welche elementar für den Aufbau einer ge- meinsamen Identität ist. Neu-Ulm war schon immer eine „Durchzugsregion“, die seit den 60er Jahren viele Einwanderer aus dem Ausland und in den letzten 30

66

Jahren viele Einwanderer aus Deutschland verzeichnet. Der Landkreis wird, als Teil West-Bayerns und Bestandteil Bayerisch-Schwabens, aufgrund der Nähe zu Baden-Württemberg von vielen Bayern als „baden-württembergisch“ gesehen.

Potenzialausschöpfung

Die Grenzlage des Landkreises an der bayerischen Grenze zu Baden-Württem- berg bringt viele Potenziale mit sich. Aufgrund verwaltungstechnischer Prozesse, wie z.B. Werbeeinschränkungen, werden jedoch landesübergreifende Koopera- tionen gehemmt und Potenziale nicht ausreichend ausgeschöpft. Ein weiteres Manko wird in der politischen Durchsetzungskraft bei Großprojekten gesehen.

Qualitätssicherung

Da Neu-Ulm kein Alleinstellungsmerkmal aufweist, das von den Experten konkret genannt werden kann, gilt es, die bestehenden „Stärken“ zu stärken und Quali- täten zu erhalten. Der Bedarf zeigt sich vor allem im touristischen Bereich, wo es darauf ankommt, die Qualität der Radwege zu sichern und dem Gasthofsterben entgegenzuwirken. Hier ergibt sich ein Handlungsbedarf im Bereich der Hotelle- rie und der Gastronomie (Anpassung von Öffnungszeiten der Gaststätten etc.).

Zukunftsthemen

Mit dem Blick auf Zukunftsthemen ist ein Rückstand im Bereich der erneuerbaren Energien vor allem in der Windenergie und der Geothermie zu verzeichnen. Zu- dem werden neue Mobilitätskonzepte benötigt. Eine große Herausforderung stellt die Bewältigung des ökologischen und ökonomischen Wachstums dar.

4.5.3 Handlungsempfehlungen

Politik

Im Bereich Politik ist es notwendig die politisch-strategische Bedeutung und den Einfluss Neu-Ulms in Bayern zu erhöhen. Zudem wird mehr Geschlossenheit auf politischer Ebene erwartet.

Allen Experten ist das Bestehenbleiben des Landkreises in seiner bisherigen Struktur ein Anliegen. Man möchte Klarheit darüber wie es weiter geht. Für eine gelungene Regionalentwicklung ist die Stärkung des „Wir-Gefühls“ wichtig. Der Landkreis sollte sich als eine Einheit und eine Stimme nach außen präsentieren und versuchen eine Politikverdrossenheit der Bevölkerung zu vermeiden.

67

Kooperationen

Interkommunale Zusammenarbeit wird bereits themenbezogen wahrgenommen. Kooperationen machen besonders für kleinere Gemeinden Sinn, insbesondere im Bereich der Daseinsvorsorge. Im Alltag gäbe es eine klare Trennung der Auf- gaben, sodass Kooperationen nur zwischen politisch gleichgerichteten Kommu- nen sinnvoll seien. Die Kommunalentwicklung gehe bereits Themen wie Energie, Mobilität, Versorgung und Digitalisierung an. Für die Gestaltung der Zukunft sei jedoch eine „kommunale Familie“ nötig.

Im Bereich der länderübergreifenden Zusammenarbeit heißt es, dass Grenzen nur noch geografisch existieren. Flüsse seien nicht mehr weiter trennende, son- dern zusammenführende Elemente. Dies bringt Vorteile bei der touristischen Ver- marktung als Region. In diesem Kontext sind die weitere Vernetzung und die Entwicklung von neuen Kooperationsmodellen zur Nutzung von Synergieeffekten von großer Bedeutung.

Regionalentwicklung

LEADER-Projekte sind ein gutes Instrument für die Regionalentwicklung. Maß- nahmen sollen angestoßen und Produkte entwickelt werden – am Besten in Zu- sammenarbeit mit der Bevölkerung um in diesem Zuge zur Identitätsstiftung bei- zutragen. Eine Identitätsstärkung funktioniert am besten mit einem Sinnbild, das es für den Landkreis zu entwickeln gilt. Des Weiteren soll die Attraktivität der Region gefördert werden.

Reaktion auf Entwicklungen:

Es sei wichtig, frühzeitig Trends zu erkennen um entsprechend reagieren zu kön- nen. Trends, auf die die Experten aufmerksam machen sind:

• Der Ausbau der Bahnstrecke zwischen Ulm und Stuttgart (Stuttgart 21) → Nachfrageboom: Sicherung und Schaffung von Wohnraum • Demographischer Wandel → Barrierefreiheit schaffen insbesondere bei Neubauten, auch andere Maßnahmen wie z.B. größere Schriften im Alltag einsetzen • Wachsende Regionen → Fachkräfte gewinnen und halten • Globalisierung → Einheiten werden größer

68

Des Weiteren gilt es attraktive Freizeitangebote für junge Leute zu schaffen, um diese im Landkreis halten zu können. Um gute Rahmenbedingungen hierfür zu schaffen, müssen zudem die Bereich Wohnraum, Verkehrsanbindung, Freizeit- angebote, Arbeitsplätze, Angepasste Infrastruktur, Energiewende konkret ange- gangen werden.

Mobilität

Im Bereich Mobilität ist es ein Anliegen den ÖPNV stärker zu bewerben und durch neue Mobilitätskonzepte Verkehrslücken zu schließen. Ein weiteres Anliegen ist die Elektrifizierung der Süd-Bahn.

Imagekampagnen

Imagekampagnen sind vor allem für die Entwicklung eines Wir-Gefühls nötig. Verschiedene Maßnahmen zur „Teambildung“ können hierzu unterstützend an- gewandt werden. Es sollte eine höhere Marketingpräsenz verfolgt werden; vor allem in den sozialen Medien. Hierbei sollten Angebote besser dargestellt und die schönen Seiten des Landkreises stärker hervorgehoben werden.

Im Allgemeinen sollte man diesen Prozess „Weniger schwäbisch und mit mehr

Herz“ (ZITAT AUS EXPERTENINTERVIEW) angehen. Ziel der Kampagne sollte es sein, selbstbewusster und mit Stolz aufzutreten. Hierfür kann es bedeutend sein, Multiplikatoren zu finden, die den Prozess begleiten und unterstützen. Investitio- nen in diesem Bereich könnten sehr lohnenswert sein, da Kampagnen alle Be- reiche vertreten und den Landkreis gesamtheitlich vermarkten.

69

4.6 SWOT-Analyse

Stärken Schwächen Stärken Schwächen Touristisch: Identitätsprobleme

• Abwechslungsreich, vielfältig (Hügel, Täler, Flüsse, Seen)  • Relativ junger Landkreis • Viele Naherholungsangebote  • Abgrenzungsstreben einiger Gemeinden/Städte im LK • Kloster Roggenburg als Highlight  (v.a. Illertissen und Neu-Ulm)  • Viele weitere kulturelle Schätze, historische Stätten • Viele Gemeinden haben keinen Identifikationsraum • Kreisentwicklungsprogramme und Netzwerke vorhanden • Kein Alleinstellungsmerkmal wahrnehmbar 

Lebensqualität: Weitere:

• Naherholungs-, Freizeitmöglichkeiten • Klinikkriese → hohe Verschuldung  • Vertrautheit, Sicherheitsgefühl der Einwohner  • Nord-Süd-Gefälle (ungleiche Verteilung von Versorgungsleistungen) Wirtschaft: • Potenzialausschöpfung • Harte und weiche Standortfaktoren vorhanden • Qualitätssicherung • Verkehrsknotenpunkt A7/A8 • Bearbeitung von Zukunftsthemen • Gute Infrastruktur • Hoher Anteil an 18-65-jährigen → Arbeitskräfte  • Hohe Wirtschaftskraft

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ChancenChancen RisikenRisiken

Aufbau einer Identität: Identität

• Verbundenheit zum Landkreis mehrheitlich vorhanden • Junglandkreis mit behafteten Gemeinden → Gefahr, dass eine • Vorhandene Elemente als Identitätsanker nutzen Identität als aufgezwungen empfunden wird • Bewusstsein der Bevölkerung zur Profilierung nutzen: • „Ausreißer“ im Landkreis, verhindern gesamtheitliches Auftreten o Bayerisch-Schwäbische Kultur nach außen o Schwäbisch als gegenwärtige Sprache Weitere: o → Slogan „Wo Bayern Schwäbisch schwätzt“ nutzen • Anpassung an demographischen Wandel wird verschlafen Regionalentwicklung • Auf Nachfragsteigerung (z.B. im Bereich Wohnraum), die durch • Kommunale Entwicklungsprogramme ausweiten den Ausbau der Bahnstrecke Stuttgart 21 zu erwarten sind, wird • Prägende Unternehmen wie Peri, Wieland, Inhofer in die Regi- zu spät reagiert onalentwicklung einbinden • Klinikkriese zieht eine Verschuldung des LK mit sich, sodass in • Nähe zu Ba-Wü für Kooperationsprojekte nutzen anderen Bereichen gespart werden muss • Vorhandene Netzwerke nutzen (Innovations-, Bildungsregion) • Der Nuxit wird vollzogen und bringt unkalkulierbare Kosten mit • Standortvorteile für die Ansiedlung von Unternehmen nutzen sich • Stuttgart 21 (Nachfragesteigerung nach Wohnraum)  • Touristische Potenziale nutzen: Angebotsausbau v.a. im Be- reich „Wasser“ als auch für andere Zielgruppen

 Mögliche Chance ABBILDUNG 37: ERGEBNISSE DER SWOT-ANALYSE  Mögliches Risiko EIGENE DARSTELLUNG

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5 DISKUSSION

Strukturell ist der Landkreis geprägt von grünen Landwirtschafts- und Forstflä- chen sowie von zahlreichen blauen Seen und Flüssen. Diese werden auch so von der Bevölkerung wahrgenommen und im touristischen Bereich als „blau-grü- ner“ Landkreis beworben. Vor allem die Uferbereiche und Auenwälder dieser Ge- wässer, stellen einen schutzwürdigen Lebensraum für zahlreiche Tierarten dar. Aus diesem Grund sind zahlreiche Schutzgebiete im Landkreis vorzufinden. Die abwechslungsreiche Landschaft mit der Kombination von blau und grün bietet ein attraktives Ziel für die Naherholung und für Freizeitaktivitäten. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an kulturellen Angeboten wie z.B. Museen, Klöster und Kir- chen. Neben dem Vertrautheits- und Sicherheitsgefühl sind diese Faktoren mit- unter Grund dafür, dass dem Landkreis eine hohe Lebensqualität beigemessen wird. Als besonders Sehenswert werden die Gemeinden Roggenburg (Kloster), Weißenhorn, Illertissen und die zahlreichen Seen bewertet. Bei der Frage nach einem Alleinstellungsmerkmal des Landkreises wird mehrheitlich geantwortet, dass der Landkreis keines habe. In den weiteren Antworten wird die besondere Lage und die A7 bzw. der Verkehrsknotenpunkt A7/A8 genannt. Der A7 wird im Allgemeinen ein besonders hoher Wert beigemessen: Beispielsweise wird sie von den Befragten als auch den Experten als ein sehr stark prägendes Element für den Landkreis eingestuft. Die Analyseergebnisse der Internetauftritte deuten sogar darauf hin, dass die A7 einen Identifikationsraum für einige Gemeinden darstellt. Die meisten Gemeinden identifizieren sich jedoch eher mit nahegelege- nen Landschaftselementen, wie Tälern und Flüssen. Teilweise hält die Bevölke- rung im Bereich des Altlandkreises Illertissen bis heute noch an den alten Ge- bietsstrukturen fest, sodass dieser als Identifikationsraum fiktiv bestehen bleibt. Dennoch ist im Allgemeinen, sowohl in der Bevölkerung als auch in den Gemein- den, ein Raumbezug und ein Zugehörigkeitsgefühl zum Landkreis Neu-Ulm vor- handen. Als ethnische Zugehörigkeit stellt sich „schwäbisch“ heraus. Sowohl in der Sprache, als auch in der landkreistypischen Küche, zeigt sich eine Dominanz der schwäbischen Kultur. Dies ist nicht verwunderlich, wenn man die Bestrebun- gen zum Erhalt und zur Stärkung der schwäbischen Kultur und Tradition auf Ebene des Regierungsbezirks betrachtet.

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Der Blick auf die eingehende Problemstellung zeigt, dass sich die Hypothese be- wahrheitet hat: Einwohner als auch Gemeinden haben keinen einheitlichen oder nennenswerten Identifikationsraum. Als Gemeinsamkeit im Landkreis stellt sich die A7 (als prägendes Element), die abwechslungsreiche Landschaft (Hügel und Täler, Flüsse und Seen) und die schwäbische Kultur heraus. Diese Erkenntnis kann für den Aufbau einer Imagekampagne genutzt werden, beispielsweise in- dem die Landschaft bei der Erstellung eines Logos unter Verwendung der Farben blau und grün in Szene gesetzt wird. Die Erkenntnis, dass die Bewohner und Gemeinden keine einschlägige Identität, sondern einige Gemeinsamkeiten und ein prinzipielles Zugehörigkeitsgefühl zum Landkreis aufweisen bedeutet, dass für die Umsetzung einer Marketingkampagne mittels Planungen und Maßnah- men eine Identität „gestiftet“ werden muss. Nun stellt sich aber die Frage, ob eine mittels Planungsverfahren und Marketingmethoden hergestellte Identität noch eine „echte Identität“ ist. HELBRECHT weist darauf hin, dass „Identität kaum je zu produzieren“ sei (ALZHEIMER, 4).

Als Antwort auf diese Frage kann man auf die zahlreichen Analysen verweisen, die im Prozess der „Identitätssuche“ durchgeführt werden. Dabei werden alle Strukturen, Facetten und Wahrnehmungen der Akteure im Untersuchungsraum erfasst, ausgewertet und aufbereitet. Sie geben daher die Gegebenheiten im Be- zugsraum wieder. Somit kann kaum von einer „künstlichen Produktion“ einer Identität die Rede sein. Es wird lediglich eine Basis aufgedeckt, die dazu dient eine bereits vorhandene, jedoch schwache Identität zu stärken.

Zudem äußert auch die Literatur, dass Identitätsstiftung bis zu einem gewissen

Grad möglich ist, jedoch viel Zeit und diplomatisches Geschick benötigt (ALZHEI-

MER, 1; IVANISIN 2006, 19). Dieses Geschick ist zwar bedeutsam, das Ergebnis der Identitätsbildung hängt aber am Ende von den vorhandenen biographischen

Ressourcen ab (KÜSTER 2008, 15). Beispielsweise den Kompetenzen und der Durchsetzungsfähigkeit einzelner Akteure, der Unterstützung und Mitwirkung der Bevölkerung und Politik und vor allem vom Engagement der Wirtschaftsakteure.

IVANISIN behauptet, dass Identität kein strategisches, sondern ein spontanes

Instrument ist, das sich aus dem Handeln (immer neu) entfaltet (IVANISIN 2006, 196). Er mag damit insofern Recht haben, dass sich Identität immer aus Hand- lungen, Entwicklungen und Ereignissen formt. Daher erforscht man bei der

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Identitätssuche schließlich auch die Geschichte des Untersuchungsraumes. Aber auch der Blick auf die Entstehungsfaktoren von Identität belegt dieses Phäno- men. IVANISIN unterstreicht seine Hypothese, indem er auf RIDDERSTRAALE und NORDSTRÖM (2002) verweist. Sie meinen, dass „Fokus und Wandlungsfä- higkeit die Gegenwart und Zukunft der Märkte“ seien. Daher sollen insbesondere die Entwicklungsstrategien auf Individualität basieren. „Revolutionäre Innovatio- nen entstehen nicht durch leichte Abweichungen vom Main-Stream-Denken, son- dern beim Querdenken […]“. Eine Region, die sich nicht an das übliche Proze- dere der Identitätsbildung hält, habe also Potenziale als eine revolutionäre Inno- vation auf den Markt zu treten und sich dadurch Vorteile im Wettbewerb zu ver- schaffen (IVANISIN 2006, 197). Es wird jedoch nicht erklärt, wie dieses „andere Prozedere“ aussehen könnte. Wie praktikabel dieses Konzept ist, bleibt ebenfalls offen. Es ist jedenfalls anzunehmen, dass im Prozess der Identitätsstiftung, wel- cher einer Vielzahl an Akteuren und Mitwirkenden aus den Bereichen Politik, Ver- waltung, Wirtschaft, Tourismus, Bürger etc. bedarf, kaum spontan Anpassungs- fähig sein kann. Auch wenn Identität sich durchaus Wandeln kann, hat es im Wesen eine jahrelange Kultur und Tradition einer Ethnie verankert, die dem Men- schen von seinem Lebensumfeld bei der Entfaltung der individuellen Identität „in die Wiege gelegt“ wird. IVANISIN betrachtet das Thema Identität aus einer bisher noch nicht da gewesenen Sichtweise und stellt in seinem Buch interessante Denk- und Herangehensweisen dar. Er rollt das Thema „von unten auf“ und be- hauptet, dass Unternehmen die wichtigsten Akteure der nachhaltigen Entwick- lung sind; diese aber aus eigenem wirtschaftlichem Interesse „egoistisch“ han- deln. Unternehmen/Organisationen/Personen, welche Regionalentwicklung aus- tragen, sollen die Region daher als primäres (geschäftliches) Interesse erleben und das Gefühl bekommen, dass ihr Handeln die Region entscheidend mitprägt. Wenn dieses alltägliche Handeln zur Prägung der Identität beitrage, seien Unter- nehmen bereit, sich gezielt für die Regionalentwicklung einzusetzen (IVANISIN 2006, 20 f.).

Leider finden sich in den vorliegenden Quellen, keine weiteren abweichenden Ansichten und Konzepte, sodass eine kritische Betrachtung nur in Bezug auf die Literatur von IVANISIN (2006) vorgenommen werden kann.

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Um die Methoden und Resultate dieser Arbeit ebenfalls kritisch zu reflektieren, werden im Folgenden die Problematiken aufgezeigt, die sich bei der Erstellung der vorliegenden Arbeit ergeben haben. Eine Herausforderung bestand insbe- sondere darin, die Zusammenhänge zwischen Standortfaktoren, Identität, Regi- onalmarketing und Regionalentwicklung darzustellen. Durch die gewählten Me- thoden konnten zwar alle relevanten Erkenntnisse zur Identität des Landkreises gewonnen werden, jedoch war die Erhebungen mit Schwierigkeiten verbunden. Für die Experteninterviews haben sich beispielsweise lediglich sechs Personen gefunden, die bereit waren ein Interview zu geben. Die Terminfindung für das Interview gestaltete sich dabei schwieriger als erwartet, obwohl das Interview im Schnitt 10-15 Minuten in Anspruch nahm. Auch die Resonanz bei der Teilnahme an der Onlineumfrage war ziemlich zurückhaltend, sodass mit Mühen am Ende 106 Teilnahmen verzeichnet werden konnten. Zur Vermeidung dieser Probleme empfiehlt sich bereits zu Beginn doppelt so viele Personen zu kontaktieren, als ursprünglich angesetzt. Maßnahmen, die zur Kompensation der niedrigen Teil- nehmerzahl ergriffen wurden, sollten daher bereits zu Beginn umgesetzt werden; beispielsweise das Heraussuchen und Kontaktieren von mitgliederstarken Verei- nen. Eine weitere Herausforderung bestand darin, die Fülle an Analyseergebnis- sen zusammenzufassen und dabei Wiederholungen zu vermeiden, ohne dass wichtige Informationen verloren gehen.

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6 SCHLUSSFOLGERUNG

Raumbezogene Identität kann für eine Region viele Vorteile bringen. In erster Linie bewirkt sie Loyalitäts- und Verantwortungsgefühle und trägt zu einem sozi- alen Zusammenhalt in der Bevölkerung bei. Bürger, die eine Verbundenheit zur eigenen Region haben, zeigen oft ein größeres Engagement; egal ob im politi- schen Bereich, durch Mitwirkung in Bürgerinitiativen oder durch ehrenamtliche Arbeit. Ein starkes (Regional-) Heimatbewusstsein hemmt zudem Abwande- rungstendenzen und fördert die Zu- und Rückwanderung. Durch ein selbstbe- wusstes Auftreten von regionalen Akteuren kann darüber hinaus die Wettbe- werbsfähigkeit der Region an Weltmärkten gesteigert werden (ALZHEIMER, 10).

Die Analysen zur Identität im Landkreis Neu-Ulm zeigen, dass in der Bevölkerung grundsätzlich ein Zugehörigkeitsgefühl zum Landkreis vorhanden ist. Dadurch, dass der Landkreis erst seit 1972 existiert und somit keine lange gemeinsame Geschichte hat, sind einige Gemeinden noch in alten Strukturen behaftet und haben den starken Raumbezug eher zur eigenen Gemeinde als zum Landkreis.

KÜSTER definiert die Identität als Orientierungspunkt (siehe 1.1.4). Je näher der Orientierungspunkt zur eigenen Person liegt, desto intensiver ist die Verbindung. Raumbezogene Identität kann zudem situations- und kontextspezifisch sein. WEICHHART beschreibt dieses Phänomen mit dem Beispiel eines Fußballspiels: Beim Match des örtlichen Fußballvereins gegen die Nachbargemeinde wird man als loyaler Gemeindebürger den Verein der eigenen Gemeinde anfeuern. Spielt jedoch die Nationalmannschaft, dann wechselt die Bezugsebene und die natio- nale Identität tritt in den Vordergrund (WEICHHART 1999b, 3). Daher ist es nicht verwunderlich - und auch nicht schlimm, dass innerhalb des Landkreises das Zu- gehörigkeitsgefühl zur eigenen Stadt oder Gemeinde auf den ersten Blick stärker ausgeprägt zu sein scheint, als zum Landkreis selbst. Womöglich stellt sich die Stärke der Bezogenheit eher heraus, wenn es z.B. darum geht, eine neue Ar- beitsstelle, eine neue Wohnung oder ein Baugrundstück zu finden.

Der Landkreis Neu-Ulm verfügt nichtsdestotrotz über viele Potenziale in fast allen Bereichen der Cultural Makers, die für die Entwicklung einer gemeinsamen Iden- tität genutzt werden können:

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Grün-blauer LK Hügel, Täler, Flüsse, Seen

Land- schaften/ nutzung Weißenhorn (Fugger- Speisen (Käse-)Spätzle schloss) Historische und Stätten Roggenburg (Kloster) Getränke Bier Illertissen (Vöhlinschloss)

Cultural Makers

Metallbau Handwerk und Sprache, Schwäbisch Sakrale Kunst Kunsthand Folklore -werk

Literatur -

-

ABBILDUNG 38: CULTURAL MAKERS DES LANDKREISES NEU-ULM

EIGENE DARSTELLUNG, DATENGRUNDLAGE: (KNAPS 2015)

7 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

7.1 Aufbau/Stärkung einer regionalen Identität

Wenn es darum geht, Regionalentwicklung im Sinne einer ökonomischen Struk- turverbesserung, einer Erhöhung der regionalen Wertschöpfung und Wirtschafts- kraft zu betreiben, dann muss als handlungsleitende Perspektive ein Ansatz ge- sucht werden, mit dessen Hilfe raumbezogene Identität auf der Ebene wirtschaft-

licher Aktivitäten instrumentalisiert werden kann (WEICHHART 1990, 58). Auch IVANISIN äußert, dass nachhaltige Entwicklung nur dann stattfinden kann, wenn

die Wirtschaft eine tragende Rolle spielt (IVANISIN 2006, 25). ZEITLER weist da- rauf hin, dass raumbezogene Identität nicht ohne die sie hervorbringenden Ak- teure gedacht werden kann und es daher wichtig ist, Netzwerke zu schaffen und zu nutzen. Geht man davon aus, dass die Identität einer Region eine Art „Verein- barung“ über den eigenen Wert oder das gemeinsame Wissen über eine Region

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ist, dann wird zudem das kommunikative Handeln auf regionaler Ebene zu einer entscheidenden Größe (KÜSTER 2008, 9); (JOHN 2007, 6; WEIGL 2008, 15). Feste, Feiern und initiierte Brauchtümer umspielen die vier Entstehungsfaktoren von Identität nach ALZHEIMER und sind somit ebenfalls identitätsstiftend (siehe 1.2.3). Als Beispiel hierfür kann der Ulmer „Schwörmontag“ mit dem traditionellen „Nabada“ angeführt werden, einer feierlichen Festwoche, an dem jährlich tau- sende Ulmer und Neu-Ulmer teilnehmen. Grundsätzlich gilt es die regionale Iden- tität so zu gestalten, dass sie Menschen und Einrichtungen hilft, ihre Verbunden- heit mit der Region nachhaltig für eigenes Marketing zu nutzen (KÜSTER 2008, 2).

Um eine Identität im Landkreis aufzubauen bzw. zu stärken wird empfohlen, die genannten Bereiche anzugehen. Folgende regionale Akteure und Instrumente können zum Beispiel hierfür akquiriert und genutzt werden:

Informationen Entstehungs- Netzwerke auf- Wirtschaft über den LK ver- bereiche der Iden- bauen / nutzen einbinden mitteln tität umspielen

 Innovations-  Peri  Lauschtouren  Feste initiieren region  Wiland  Infotafeln  Traditionen  Regional-  EvoBus  Magazine schaffen entwicklung  Mittelständische  Berichte  Bildungsregion Unternehmen  Klimaschutz  Tourismus  Lokale Unter- nehmen

ABBILDUNG 39: EMPFEHLUNGEN FÜR DEN IDENTITÄTSAUFBAU

EIGENE DARSTELLUNG

7.2 Aufbau eines Marketingkonzepts

Für den Aufbau eines Marketingkonzepts wird das Abarbeiten der fünf Schritte zur Erstellung eines Marketingkonzepts empfohlen (siehe Tabelle 1: Arbeits- schritte zur Erstellung eines Marketingkonzepts). Im Folgenden werden die ein- zelnen Schritte aufgegriffen und Empfehlungen für die Vorgehensweise spezi- fisch für den Landkreis Neu-Ulm angegeben. 78

SCHRITT 1: BESTANDSAUFNAHME (IST-SITUATION)

Der erste Schritt wurde im Rahmen der vorliegenden Arbeit bereits bearbeitet. Es können daher die Ergebnisse aus der Strukturanalyse (siehe 4.2 obenStruk- turanalyse) und der SWOT-Analyse (siehe 4.6 SWOT-Analyse) genutzt werden.

SCHRITT 2: LEITBILDENTWICKLUNG (FORMULIERUNG EINER ZIELVISION)

Bei der Erstellung einer Zukunftsvision, wird geraten, die Differenzierungsmerk- male des Landkreises zu berücksichtigen und die Charakteristika der Region her- auszustellen: diese sind die prägende Autobahn A7, die Flüsse Donau und ins- besondere die Iller und die „blau-grüne“ Landschaft, welche durch Hügel, Täler, Flüsse und Seen geprägt ist und weiteren zahlreichen weichen Standortfaktoren. Das Leitbild sollte nicht zu allgemein formuliert werden, sondern bestenfalls nur auf den Landkreis Neu-Ulm passen. Die Ziele sollen von allen relevanten Grup- pen getragen werden und von ihnen auch realisiert werden können.

SCHRITT 3: AUSARBEITUNG DER REGIONSMARKETINGSTRATEGIE

Bei der Gestaltung von Marketingmaßnahmen in Bezug auf die Identität, ist es empfehlenswert die Bevölkerung als auch die regionalen Akteure in den Prozess miteinzubeziehen und zu beteiligen z.B. im Rahmen von Workshops. Denn sie müssen sich mit den Slogans identifizieren und die Kampagne letzten Endes „tra- gen“. Nur wenn alle sich damit identifizieren können, sind ein ganzheitlicher Auf- tritt und eine authentische Vermarktung nach außen möglich. Daher sollten Ziele und Zielgruppen ebenfalls in Abstimmung mit den Akteuren formuliert werden. Damit ein glaubwürdiges Innen- und Außenimage vermittelt werden kann, ist es notwendig, die Identität der Bevölkerung im Blick zu behalten und Strategien drauf auszubauen. Es wird zwar verständlicherweise geraten nicht zu sehr an den Schwächen ansetzen, sondern auf Stärken aufzubauen, dennoch zeigt uns das Beispiel der Imagekampagne Baden-Württembergs, dass auch diese Schiene erfolgreich sein kann, sofern es die Mentalität der Bevölkerung wieder- spiegelt und andere Stärken dieses kleine „Manko“ kompensieren.

SCHRITT 4: AUSWÄHLEN VON UMSETZUNGSMAßNAHMEN, ERSTELLEN EINES PROJEKTKATA-

LOGES

Als klassische Werbemaßnahmen (Internetauftritt, Prospekte, etc.) ist die Über- arbeitung der landkreiseigenen Webseiten zu empfehlen. Eine Modernisierung der Webseiten ist der erste Schritt, um das Image als auch die Wahrnehmung 79

des Landkreises in der Bevölkerung zu verändern. Der Internetauftritt ist zumeist das erste Medium, das Interessenten für eine Erstinformation heranziehen. Um eine Zusammengehörigkeit der Gemeinden im Landkreis zu demonstrieren, kann ein gemeinsames Layout, ein gemeinsamer Farbstil o.Ä. bei den Webseiten der einzelnen Gemeinden angewandt werden. Aus den Internetauftritten einiger Ge- meinden wird zum Teil auf den ersten Blick ersichtlich, dass diese nicht so „stark“ sind wie andere Gemeinden und daher keine moderne Internetpräsenz vorwei- sen können. Diese gilt es stärker zu unterstützen, sodass die Gemeinschaft und der Zusammenhalt innerhalb des Landkreises auch visuell zur Geltung kommen können. Bezüglich der Internetpräsenz des Landkreises im Bereich Tourismus, ist die Ausweitung der Zielgruppen zu empfehlen.

Die Analyse der Cultural Makers zeigt, dass der Landkreis in den Bereichen Landschaften/Landnutzung und Historische Stätte einige Besonderheiten vorzu- weisen hat. Hier ergeben sich einige Potenziale, die durch Angebotserweiterun- gen neben der Identitätssteigerung, auch der Wirtschaftsförderung und regiona- len Wertschöpfung dienen können.

Vor allem in den Gewässern (Flüssen und Seen) sind Wassersportarten wie Stand-Up-Paddling, Tretboot fahren, Kanufahren Rafting oder auch Canyoning denkbar. Hat sich eine Sportart besonders etabliert, kann man hierzu auch Wett- bewerbe veranstalten.

In den Uferbereichen der Gewässer sind Sandstrände mit Volleyballfeldern, Res- taurants und Cafés/Bars denkbar. Diese sprechen vor allem junge Leute an und wären Anlass dazu, auch am Wochenende im Landkreis zu bleiben. Ist solch eine Basis geschaffen, kann man die Attraktivität dieser Plätze mit Festen und Kon- zerten untermauern. Exklusive Kulissen sind auch für besondere Anlässe sehr gefragt und können für den Landkreis gewinnbringend sein.

Den Bereich Historische Stätten kann man dazu nutzen, den Bürgern und Besu- chern Wissen über den Landkreis zu vermitteln. Historische Orte sind zudem eine Attraktion für Touristen. Gelingt es diese aufzuwerten, wird sich die Attraktivität durch Mundpropaganda schnell herumsprechen und neue Gäste in den Land- kreis „locken“. Aufwertungen können innerhalb des Bauwerks oder außerhalb, z.B. im nahen Umfeld, im Hof etc. stattfinden:

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Zum Beispiel können innerhalb der historischen Bauwerke, Konzerte und Vorfüh- rungen angeboten und Informationstafeln angebracht werden. Außerhalb der Bauwerke, beispielsweise im Hof oder im Garten, können ebenfalls Feste und Feiern, Freiluftkino, Freiluftkonzerte, Tanzveranstaltungen, (interaktive) Informa- tionstafeln, geschichtsbezogene Skulpturen etc. etabliert werden.

SCHRITT 5: REALISIERUNG VON MAßNAHMEN

Bei der Entwicklung eines Slogans, welches die Identität der Bevölkerung des Landkreises wiederspiegelt, wird empfohlen: Das Rad nicht neu erfinden! Bishe- rigen Slogan (aus dem Bereich Tourismus) „Wo Bayern schwäbisch schwätzt“ nutzen. Der Solang unterstreicht eine Einmaligkeit, nämlich die schwäbische Sprache in einem bayerischen Landkreis. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass zum einem „schwäbisch“ im ganzen Regierungsbezirk Schwaben gespro- chen wird und zum anderen, dass die Sprache nur einer der sechs identitätsprä- genden Bereiche ist. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, Maßnahmen aus den weiteren Bereichen der Cultural Makers, beispielsweise Landschaft auszu- wählen und umzusetzen.

Für die Entwicklung von Slogans oder Logos sollten die identifizierten Gemein- samkeiten des Landkreises genutzt werden. Diese sind, die:

• A7 (als prägendes Element), • abwechslungsreiche Landschaft (Hügel, Täler, Flüsse, Seen „grün-blau“) • schwäbische Kultur in Bayern

Bei dem Entwurf eines Logos kann man beispielsweise die Landschaft unter der Verwendung der Farben blau und grün in Szene setzen. Hier kann ebenso die A7 als Parallellinie zur Iller zur Geltung gebracht werden.

Für die Umsetzung der unter Schritt 4 vorgeschlagenen Maßnahmen, können Arbeitsgruppen gebildet werden. Bei der Bildung der Arbeitsgruppen sollten da- rauf geachtet werden, dass wichtige Akteure aus den entsprechenden Bereichen wie z.B. Tourismus, Landschaftspflege, Naturschutz etc. vertreten sind. Interes- sierten Bürgern soll die Möglichkeit geboten werden, sich in diesen Gruppen ein- zubringen und mitzuwirken. Eine Evaluierung ist sicher zur Ergebnisbewertung und -kontrolle sinnvoll. Jedoch sollte man beachten, dass es sich bei der Identi- tätsbildung um einen langwierigen Prozess handelt und man sich nicht auf schnelle Erfolge einstellen darf. 81

8 ZUSAMMENFASSUNG

Bei Standortentscheidungen von Unternehmen gewinnen neben den harten Standortfaktoren die weichen, wie z. B. das Image und die Lebensqualität einer Region immer mehr an Bedeutung. Um diese im Rahmen von Marketingkampag- nen kommunizieren zu können, bedarf es einer Identität, welche die Vorteile der Region ganzheitlich und authentisch repräsentiert. Über eine einschlägige Iden- tität soll es möglich sein sich von anderen Regionen abzuheben, welche die glei- chen Standortbedingungen aufweisen. Der Landkreis Neu-Ulm möchte durch die Findung seiner Identität eine Imagekampagne oder ein regionales Marketingkon- zept aufbauen um Investoren zu gewinnen, ein sympathisches Selbstbild in der breiten Bevölkerung zu kommunizieren als auch die Verbundenheit der Einwoh- ner zum Landkreis zu stärken. All diese Unterziele verfolgen das Hauptziel einer nachhaltigen Regionalentwicklung.

Um herauszufinden, welche Identität den Landkreis Neu-Ulm prägt, wurde die Geschichte Neu-Ulms betrachtet, eine Strukturanalyse durchgeführt, die Inter- netauftritte der Gemeinden analysiert, Bürgerbefragungen durch Onlineumfragen durchgeführt und Experten befragt. Heraus kam, dass die schwäbische Kultur im Landkreis dominiert, Landschaftselemente wie Flüsse, Hügel, Täler und Seen sowie die Autobahn A7 als prägend eingeschätzt werden und größtenteils ein Zugehörigkeitsgefühl zum Landkreis in der Bevölkerung vorhanden ist.

Zur Stärkung des Raumbezugs ergeben sich vor allem in den Bereichen Land- schaften und Historische Stätten Potenziale. Viele weitere Gegebenheiten, die im Landkreis vorhanden sind, können zudem ausgebaut und in Wert gesetzt wer- den. Doch die alleinige Entwicklung von neuen Angeboten zur Identitätsstärkung reicht nicht aus. Es muss sichergestellt werden, dass Angebote auch langfristig und nachhaltig betrieben werden können. Hierbei spielen die lokalen Akteure und vor allem die wirtschaftlichen Unternehmen eine wichtige Rolle. Daher ist es wichtig, diese von Anfang an die Entwicklung von Marketingstrategien und in

Kampagnen zur Stärkung der Identität zu involvieren (WEICHHART 1990, 58); (IVA-

NISIN 2006, 25).

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10 ANHANG

10.1 Anhang 1: Onlineumfrage

Umfrage zur Identität des Landkreises Neu-Ulm Für eine nachhaltige Entwicklung des Landkreises Neu-Ulm, ist es wichtig herauszufinden, wie die Bürger/innen ihren Landkreis wahrnehmen. Daher bitte ich Sie, den folgenden Fragebogen vollständig auszufüllen.

Mit jeder Antwort leisten Sie einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung Ihrer Region. Ihre Antworten werden selbstverständlich anonym erfasst und ausgewertet.

Die Erhebung erfolgt in Kooperation mit der Regionalentwicklung Landkreis Neu-Ulm e.V.

Ich danke Ihnen vielmals für die Teilnahme an der Umfrage und die damit einhergehenden Unterstützung meiner Masterarbeit.

Gizem Özen [Masterstudiengang Regionalmanagement an der Hochschule Weihenstephan Triesdorf]

* Erforderlich

Was assoziieren Sie mit dem Landkreis?

1. Wenn Sie an den Landkreis Neu-Ulm denken, was fällt Ihnen spontan dazu ein? (Schlagwörter)

2. Welche Eigenschaften beschreiben den Landkreis Neu-Ulm am besten? Bitte geben Sie für jede Zeile an, ob es zutrifft oder nicht. Gegenteilige Antworten sind ebenfalls möglich wie z.B. städtisch und ländlich. Markieren Sie nur ein Oval pro Zeile.

trifft zu trifft nicht zu ruhig grün anziehend friedlich sicher vertraut aufgeschlossen heiter reich modern aufgeweckt sauber vielfältig städtisch ländlich

Verbundenheit zum Landkreis

3. Stellen Sie sich vor, Sie haben einen auswärtigen Gast bei sich: Was würden Sie mit ihm unternehmen bzw. ihm zeigen wollen?

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1. Wie verbunden fühlen Sie sich zum Landkreis Neu-Ulm? Würden Sie beispielsweise für einen gut bezahlten Job aus dem Landkreis wegziehen? (Nein = sehr stark / Ja = weniger - überhaupt nicht) Markieren Sie nur ein Oval.

sehr stark ziemlich bisschen weniger überhaupt nicht

2. Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie Freunden und/oder Familie das Leben im Landkreis Neu- Ulm weiterempfehlen? * Markieren Sie nur ein Oval.

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

äußerst unwahrscheinlich wahrscheinlich

Was prägt den Landkreis? Dies ist kein Quiz! Bitte beantworten Sie die Fragen ihrem Gefühl / ihrer Meinung nach.

3. Wie stark prägen die folgenden Elemente Ihrer Meinung nach den Landkreis Neu-Ulm? * Markieren Sie nur ein Oval pro Zeile.

sehr stark stark neutral weniger stark gar nicht Die Autobahn A7 Die Autobahn A8 Die Donau (Fluss) Die Iller (Fluss) Die Rot (Nebenfluss) Die Biber (Nebenfluss) Die bayerische Kultur Die schwäbische Kultur Die Bildungsregion Neu-Ulm

4. Welche Unternehmen prägen Ihrer Meinung nach den Landkreis?

5. Welche Landschaft prägt den Landkreis?

6. Welche Speisen und Getränke sind typisch für den Landkreis?

7. Gibt es Literatur, die prägend für den Landkreis ist? Wenn ja, welche?

8. Welche "Sprache" oder Folklore ist typisch für den Landkreis?

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1. Wird der Landkreis von einem bestimmten Handwerk oder von Kunst geprägt? Wenn ja, von welchem/welcher?

2. Welche historische Stätte fällt Ihnen im Bezug auf den Landkreis Neu-Ulm ein?

3. Hat der Landkreis Neu-Ulm ein Alleinstellungsmerkmal? Wenn ja, welches?

Demographische Daten

4. Ihr Geschlecht Markieren Sie nur ein Oval.

männlich weiblich

5. Ihr Alter * Markieren Sie nur ein Oval.

jünger als 20 21 - 40 41 - 60 älter als 61

6. Ihr Wohnort * Markieren Sie nur ein Oval.

Altenstadt Bellenberg Buch Elchingen Holzheim Illertissen Kellmünz Nersingen Neu-Ulm Oberroth Osterberg Pfaffenhofen Roggenburg Senden Unterroth Vöhringen Weißenhorn

Vielen Dank für Ihre Teilnahme!

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10.2 Anhang 2: Karte Bayerns 1809

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Erklärung

Verfasser/in (Name, Vorname): Özen, Gizem

Betreuer/in (Name, Vorname): Dr. Breunig, Peter

Thema der Arbeit: Identität des Landkreises Neu-Ulm

Ich erkläre hiermit, dass ich die Arbeit gemäß § 31 Abs. 5 der Rahmenprüfungs- ordung für die Fachhochschulen in Bayern (RaPO) selbstständig verfasst, noch nicht anderweitig zu Prüfungszwecken vorgelegt, keine anderen als die angege- benen Quellen oder Hilfsmittel benutzt sowie wörtliche und sinngemäße Zitate als solche gekennzeichnet habe.

______Ort Datum Unterschrift Verfasser

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Erklärung bzgl. der Zugänglichkeit von Diplom-/Bachelor-/Masterarbeiten

Verfasser/in (Name, Vorname): Özen, Gizem

Betreuer/in (Name, Vorname): Dr. Breunig, Peter

Thema der Arbeit: Identität des Landkreises Neu-Ulm

Ich bin damit einverstanden, dass die von mir angefertigte Arbeit mit o.g. Titel innerhalb des Bibliothekssystems der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf aufgestellt und damit einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Die Arbeit darf im Bibliothekska- talog der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (und zugeordneten Verbundkatalogen) nachgewiesen werden und steht allen Nutzern der Bibliothek entsprechend den jeweils gültigen Nutzungsmodalitäten der Hochschulbibliothek der HSWT zur Verfügung. Ich bin mir auch darüber im klaren, dass die Arbeit damit von Dritten ohne mein Wissen kopiert werden kann. Die Veröffentlichung der Arbeit habe ich mit meinem Betreuer und falls zutreffend, mit der Firma/Institution abgesprochen, die eine Mitbetreuung übernommen hatte.

Ja Ja, nach Ablauf einer Sperrfrist von ____ Jahren Nein

Ort Datum Unterschrift Verfasser

Fachgebiet: Umweltsicherung Landwirtschaft  Abfall  Pflanzliche Erzeugung  Boden  Tierische Erzeugung  Wasser  Agrarökonomie  Analytik, Mikrobiologie  Landtechnik  Ökologie & Naturschutz  Erneuerbare Energien  Umwelttechnik, EDV  Agrarökologie  Verwaltung, Recht, Wirtschaft  Vieh und Fleisch  Umweltmanagement  Erneuerbare Energien

 Ernährung und Versorgungsmanagement  Lebensmittelmanagement

Master:  Energiemanagement und Energietechnik  MBA Agrarmanagement  MBA Regionalmanagement

Als Betreuer bin ich mit der Aufnahme in das Bibliothekssystem der Hochschule Wei- henstephan-Triesdorf einverstanden.

Ort Datum Unterschrift Betreuer

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