Protokoll-Nr. 19/81

19. Wahlperiode Ausschuss für Ernährung und Landwirt- schaft

Wortprotokoll der 81. Sitzung

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Berlin, den 3. Mai 2021, 14:00 Uhr Berlin, Konrad-Adenauer-Str. 1, Paul-Löbe-Haus Sitzungssaal: 4.700

Vorsitz: , MdB

Tagesordnung - Öffentliche Anhörung

zu: a) Antrag der Abgeordneten Dr. , Federführend: Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft , , weiterer Abgeordneter Mitberatend: und der Fraktion der FDP Ausschuss für die Angelegenheiten der Echter Tierschutz statt nationaler Alleingang − Europäischen Union Kükentöten europaweit beenden Berichterstatter/in: Abg. [CDU/CSU] Abg. [SPD] BT-Drucksache 19/27816 Abg. [AfD] Abg. Dr. Gero Clemens Hocker [FDP] Abg. [DIE LINKE.] Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]

19. Wahlperiode Seite 1 von 34

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

b) Antrag der Abgeordneten Amira Mohamed Ali, Federführend: Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Dr. , Dr. Gesine Lötzsch, Mitberatend: weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Kükentöten wirklich beenden – Aufzucht Berichterstatter/in: männlicher Küken fördern Abg. Silvia Breher [CDU/CSU] Abg. Susanne Mittag [SPD] Abg. Stephan Protschka [AfD] BT-Drucksache 19/28773 Abg. Dr. Gero Clemens Hocker [FDP] Abg. Amira Mohamed Ali [DIE LINKE.] Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]

c) Gesetzentwurf der Bundesregierung Federführend: Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Mitberatend: Tierschutzgesetzes – Verbot des Kükentötens Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Gutachtlich: BT-Drucksache 19/27630 Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung Berichterstatter/in: Abg. Silvia Breher [CDU/CSU] Abg. Susanne Mittag [SPD] Abg. Stephan Protschka [AfD] Abg. Dr. Gero Clemens Hocker [FDP] Abg. Amira Mohamed Ali [DIE LINKE.] Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 2 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

Hinweise:

Aufgrund der Einschränkungen durch die Covid-19-Pandemie wird die Sitzung weitgehend im Wege einer Webex-Videokonferenz stattfinden. Insbesondere die Sachverständigen werden an der öffentlichen Anhörung per Webex-Videokonferenz teilnehmen. Teilnehmerinnen und Teilnehmern per Webex-Videokonferenz, denen das Wort erteilt wird, wird empfohlen, bei ihrem Beitrag ein Headset zu verwenden.

Wegen der Beachtung der Abstandsregeln aufgrund der Covid-19-Pandemie sind die Fraktionen gebeten, möglichst (nur) durch die Berichterstatter/innen im Sitzungssaal zu erscheinen.

Pro Fraktion soll nur bis zu ein/e Referent/in Zutritt zum Sitzungssaal erhalten.

Die Anwesenheit persönlicher Mitarbeiter/innen ist im Sitzungssaal nicht möglich.

Die Vertreter/innen der Bundesländer sind gebeten, im Wege der Webex-Videokonferenz an der Anhörung teilzunehmen.

Die Teilnahme von externen Besucherinnen und Besuchern sowie Pressevertreterinnen und -vertretern ist in begrenzter Zahl im Wege der Webex-Videokonferenz möglich. Eine schriftliche Anmeldung hierfür ist bis spätestens 28. April 2021 per E-Mail an el-ausschuss@.de erforderlich. Nach diesem Datum werden die Zugangsdaten zur Webex-Videokonferenz auf elektronischem Wege übermittelt.

Die Anhörung wird aufgezeichnet und am 4. Mai 2021 um 15:00 Uhr im Kanal 2 des Parlamentsfernsehens übertragen. Anschließend wird sie in der Mediathek des Deutschen Bundestages abrufbar sein.

Am 10. Februar 2021 ist die Allgemeinverfügung des Präsidenten des Deutschen Bundes- tages vom 8. Februar 2021 in Kraft getreten. Danach besteht die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Gesichtsmaske (OP-Maske, FFP2- oder FFP3-Maske) in den Gebäuden des Deutschen Bundestages. Dies gilt für alle Räume, einschließlich der Sitzungssäle. In den Sitzungssälen kann die medizinische Gesichtsmaske am Platz abgelegt werden, wenn ein Mindestabstand zu anderen Personen von mindestens 1,5 Metern gewährleistet ist. Nach einer Verständigung der Obleute soll die medizinische Gesichtsmaske allenfalls bei der Abgabe eines Wortbeitrages abgelegt werden.

Alois Gerig, MdB Vorsitzender

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 3 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

Liste der Sachverständigen Öffentliche Anhörung am Montag, dem 3. Mai 2021, 14:00 bis 16:00 Uhr

Stand: 23. April 2021

Einzelsachverständige: Dr. Ludger Breloh

Prof. Dr. Marcus Mergenthaler

Prof. Dr. Rudolf Preisinger

„Verbandssachverständige“:

Deutscher Tierschutzbund e. V.

Friedrich-Loeffler-Institut (FLI)

Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG)

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 4 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

1. Änderungs-/Ergänzungsmitteilung Berlin, den 28. April 2021

Die Tagesordnung der 81. Sitzung des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft (öffentliche Anhörung)

wird bei der Liste der Sachverständigen wie folgt ergänzt / geändert:

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 5 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

Liste der Sachverständigen Öffentliche Anhörung am Montag, dem 3. Mai 2021, 14:00 bis 16:00 Uhr

Stand: 28. April 2021

Einzelsachverständige: Dr. Ludger Breloh

Dr. Dominik Fischer

Dr. Christiane Keppler

Prof. Dr. Edmund Koch

Prof. Dr. Rudolf Preisinger

„Verbandssachverständige“:

Deutscher Tierschutzbund e. V.

Friedrich-Loeffler-Institut (FLI)

Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG)

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 6 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

Mitglieder des Ausschusses (sofern im Sitzungssaal anwesend)

Ordentliche Mitglieder Stellvertretende Mitglieder

CDU/CSU Gerig, Alois Rief, Josef

SPD Mittag, Susanne

AfD Protschka, Stephan

FDP

DIE LINKE.

BÜNDNIS 90/ Künast, Renate DIE GRÜNEN

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 7 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

Der Vorsitzende: Liebe Kolleginnen und Kollegen, kennzeichnungen für Eier vorsieht sowie tierge- meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf rechte Mindestanforderungen für Aufzucht, Hal- Sie alle sehr herzlich zu unserer öffentlichen Anhö- tung und Transport von sogenannten (sog.) Bruder- rung des Ausschusses für Ernährung und Landwirt- hähnen und Zweinutzungshühnern festlegt. Deren schaft zu folgenden Anträgen und dem Gesetzent- Antrag beinhaltet außerdem die Forderung nach wurf begrüßen: a) Antrag der Fraktion der FDP einem dauerhaften Förderprogramm, welches die „Echter Tierschutz statt nationaler Alleingang – Landwirte bei der Umstellung von bestehender Le- Kükentöten europaweit beenden“ gelinien- oder Mastgeflügel-Haltung auf die Hal- (BT-Drs. 19/27816), b) Antrag der Fraktion DIE LIN- tung von Zweinutzungshühnern aus Bundesmitteln KE. „Kükentöten wirklich beenden – Aufzucht unterstützt. Der Gesetzentwurf der Bundesregie- männlicher Küken fördern“ (BT-Drs. 19/28773) rung strebt durch die Aufnahme des Verbots der und Teil c) der Anhörung Gesetzentwurf der Bun- Tötung von Hühnerküken in das TierSchG die desregierung („Entwurf eines Gesetzes) zur Ände- Wahrung der Belange des Tierschutzes an. Eingriffe rung des Tierschutzgesetzes – Verbot des Kükentö- an einem Hühnerei und der Abbruch des Brutvor- tens“ (BT-Drs. 19/27630). Ich begrüße Sie alle sehr gans ab dem siebten Bebrütungstag, die bei oder herzlich. Unser Ausschuss für Ernährung und nach der Anwendung von Verfahren zur Ge- Landwirtschaft im Deutschen Bundestag bearbeitet schlechtsbestimmung im Ei durchgeführt werden ein breit gefächertes Aufgabengebiet. So widmen und den Tod des Hühnerembryos verursachen, sol- wir uns auch regelmäßig Fragen der Tiergesund- len verboten werden. Hintergrund der Verbote sind heit, der artgerechten Haltung von Tieren, des Tier- mittlerweile vorhandene Verfahren zur Ge- wohls und des Tierschutzes - hoch sensible The- schlechtsbestimmung im Brutei, die nach Darle- men. Bereits seit mehreren Wahlperioden ist die in gung der Bundesregierung in Deutschland bis En- Deutschland im Rahmen der Legehennenzucht de 2021 breitflächig einsetzbar sein sollen. Wir praktizierte Selektion und Tötung männlicher Kü- möchten heute mit acht von den Fraktionen be- ken sowie möglicher Alternativen dazu ein wichti- nannten Sachverständigen auf der Grundlage der ges, von diesem Aufgabenspektrum umfasstes The- Anträge (der Fraktionen der) von FDP und ma. Ganz besonders auch bei uns im Ausschuss. In DIE LINKE. sowie des Gesetzentwurfes der Bundes- der 80. Sitzung am 21. April 2021 hat unser Aus- regierung sprechen und so ein vertiefendes Bild für schuss deshalb einstimmig entschieden, zu den uns verschaffen. Ich darf deshalb zunächst die eingangs genannten Anträgen sowie dem Gesetz- Sachverständigen begrüßen, die für die heutige öf- entwurf der Bundesregierung eine öffentliche An- fentliche Anhörung eingeladen worden sind und hörung durchzuführen. Die Fraktion der FDP for- alle virtuell im Wege einer Videokonferenz hoffent- dert in ihrem Antrag die Schaffung eines Rechts- lich zur Verfügung stehen. Als Einzelsachverstän- rahmens für den europäischen Wirtschaftsraum auf dige begrüße ich herzlich Herrn Dr. Ludger Breloh, Ebene der Europäischen Union (EU), der ein Verbot Geschäftsführer der respeggt GmbH, ich begrüße des Kükentötens sowie des Tötens von Embryonen ferner Herrn Dr. Dominik Fischer, Fachtierarzt für im Ei möglichst zeitnah am Brutbeginn verbindlich Zoo- & Gehegetiere, von DER GRÜNE ZOO WUP- festschreibt, voranzutreiben. Darüber hinaus fordert PERTAL, ich begrüße Frau Dr. Christiane Keppler die Fraktion der FDP, sich dabei an Techniken der von der Gallicon Geflügelberatung, Herrn Geschlechtsfrüherkennung im Ei zu orientieren, für Prof. Dr. Rudolf Preisinger von der die es eine echte Marktreife gibt, um die Weiterent- EW Group GmbH. Von Verbänden und Institutio- wicklung der entsprechenden Techniken dyna- nen begrüße ich herzlich für den Deutschen Tier- misch zu berücksichtigen, indem das Tötungsver- schutzbund e. V. (Deutscher Tierschutzbund) Frau bot von Embryonen im Ei entsprechend der verfüg- Inke Drossé, für das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) baren Techniken nach und nach in Richtung des Herrn Dr. Thomas Bartels, für die Technische Uni- Zeitpunktes des Brutbeginns geführt wird. Die versität (TU) Dresden Herrn Prof. Dr. Edmund Koch Fraktion DIE LINKE. fordert in ihrem Antrag einen und für den Zentralverband der Deutschen Geflü- Gesetzentwurf, der das Töten von Küken zu einem gelwirtschaft e. V. (ZDG) dessen Vizepräsidenten, Straftatbestand nach § 17 Ziffer 1 Tierschutzgesetz Herrn Henner Schönecke. Den eingeladenen Sach- (TierSchG) macht und verpflichtende Packungs- verständigen wurde die Abgabe einer Stellungnah-

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 8 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

me zu den Anträgen und dem Gesetzentwurf er- Dr. Ludger Breloh (per Video): Sehr geehrter Herr möglicht. Sieben Sachverständige haben von dieser Vorsitzender, sehr geehrte Damen und Herren, ich Möglichkeit Gebrauch gemacht und einer Veröf- möchte heute meine nachfolgenden Ausführungen fentlichung jeweils zugestimmt. Diese Stellungnah- ausschließlich auf den Gesetzentwurf der Bundes- men sind auf der Internetpräsenz unseres Aus- regierung spezifizieren. In diesem Zusammenhang schusses als Ausschussdrucksachen veröffentlicht möchte ich mich auf den Artikel 1 § 4 c ganz expli- worden. Ich weise noch darauf hin, dass (sich) der zit einlassen mit der Frage: Ist es notwendig, im Sachverständige Dr. Dominik Fischer die Stellung- zweiten Teil des Gesetzentwurfes ab 2024 eine Ge- nahme von „DER GRÜNE ZOO WUPPERTAL“ zu schlechtsbestimmung ausschließlich nur bis zum Eigen gemacht hat. Darüber hinaus begrüße ich sechsen Bruttag zu erlauben? Ich werde Ihnen sehr herzlich als Vertreter der Bundesregierung drei Gründe nennen, weshalb ich es nicht als ziel- Herrn Parlamentarischen Staatssekretär (PSt) führend und auch nicht als effizient erachte, dass (BMEL), der uns heute ebenfalls virtuell diese Verschärfung ab 2024 kommen soll. Zuerst zugeschaltet sein müsste. Zum Verfahren, bevor einmal die grundlegende Frage, warum ist das wir starten. Wir haben vereinbart, dass nach meiner überhaupt ins Gesetz gekommen, dieser sech- Begrüßung die Sachverständigen jeweils Gelegen- ste Bruttag ab 2024? Wir können annehmen, dass heit für ein Eingangsstatement von bis zu drei Mi- das Bundeslandwirtschaftsministerium sich hier nuten erhalten, bevor wir in die Frage-/Antwort- auf die Frage … runden einsteigen. Ich möchte die Experten drin- gend bitten, diese drei Minuten einzuhalten, weil Der Vorsitzende: Herr Dr. Breloh, ich möchte Sie Sie nachher in der Frage- und Antwortrunde auch kurz trotzdem unterbrechen. Sie sind nicht beson- noch Ihre Inhalte kundtun dürfen. Ich bitte Sie wei- ders gut zu verstehen. Können Sie etwas näher ans terhin, jeweils nach dem Ende der Redezeit das Mi- Mikro(fon)? Oder wenn wir schlechte Verbindung kro(fon) stumm zu schalten - auch das kennen Sie haben, müsste ich Sie vielleicht bitten, die Kamera alle. Wir haben vereinbart, die Befragung der Sach- auszuschalten. Aber es ist relativ schwierig zu ver- verständigen in zwei Runden zu jeweils 45 Minu- stehen. Vielleicht können Sie einfach mal ein biss- ten abzuhalten. Dabei verteilen sich die Frage- und chen näher noch ans Mikro(fon). Danke. Antwortzeiten auf die Fraktionen wie folgt: für die CDU/CSU 13 Minuten, für die SPD acht Minuten, Dr. Ludger Breloh (per Video): Ich hoffe, es ist jetzt für die AfD, FDP, DIE LINKE. und BÜNDNIS 90/ besser. Ich habe die Kamera ausgeschaltet. Können DIE GRÜNEN jeweils sechs Minuten je Fragerunde. Sie mich jetzt besser verstehen? Ich bitte die Fragesteller, den oder die Namen der befragten Sachverständigen zu nennen und darauf Der Vorsitzende: Es klingt sofort viel besser. Vielen zu achten, dass die Zeiten eingehalten werden. Un- Dank. sere öffentliche Anhörung wird am 4. Mai 2021 im Kanal 2 des Parlamentsfernsehens übertragen. An- Dr. Ludger Breloh (per Video): Okay. Wunderbar. schließend wird sie in der Mediathek des Deut- Wie gesagt, ich möchte mich nur auf den Gesetz- schen Bundestages zu finden sein. Eine physische entwurf der Bundesregierung einlassen. Ich habe in Teilnahme (externer Besucher und Pressevertreter) meiner Stellungnahme (bereits) mich bereits um- ist aus Pandemiegründen leider nicht möglich. Des- fänglich zu allen möglichen relevanten Fragen ge- wegen können in begrenzter Zahl im Wege der Vi- äußert. Und hier geht es um die Frage, ist eine Ver- deokonferenz externe Besucher zugeschaltet wer- schärfung der Geschlechtsbestimmung ab 2024 ba- den, die sich vorher angemeldet haben. Wenn kein sierend ab dem maximalen sechsten Bruttag ziel- Widerspruch zu erkennen ist, dann starten wir jetzt führend und sinnvoll. Ich gehe davon aus, dass das endgültig in die Anhörung mit den dreiminütigen Bundeslandwirtschaftsministerium diesen Passus Eingangsstatements. Wir haben die Sachverständi- mit in den Gesetzentwurf hineingenommen hat … gen in alphabetischer Reihenfolge eingeteilt, des- (akustisch nicht verständlich) wegen starten wir mit Herrn Dr. Ludger Breloh. Sie dürfen, ich hoffe, dass Sie zugeschaltet sind, damit Der Vorsitzende: Leider ist jetzt der Ton ganz abge- direkt loslegen mit Ihrem drei Minuten-Statement. rissen, Herr Dr. Breloh.

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 9 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

Dr. Ludger Breloh (per Video): Vielleicht nehmen ohne die Notwendigkeit einer Haltung oder eines Sie erstmal jemand anderes mit der Stellungnahme. Transportes. Hühnerküken werden deshalb in Ich kann es auch nicht ändern. Können Sie mich Zoos, Falknereien, in Tierparks, in Wildparks, in jetzt verstehen? Tierkliniken, in Wildvogelauffangstationen und beispielsweise auch von privaten Tierhaltern, die Der Vorsitzende: Jetzt im Moment geht es wieder Katzen, marderartige Reptilien oder Greifvögel hal- gut. (Pause) Jetzt hören wir Sie wieder gar nicht. ten, verfüttert und da auch dringend benötigt. Wäre Dann würden wir jetzt mal in der Liste fortfahren dies nicht mehr als Futtermittel verfügbar, würde und Ihnen am Ende der Reihenfolge noch einmal dies erhebliche Engpässe in der Versorgung dieser kurz das Wort geben, so es dann klappt. Dann rufe Tiere bedeuten. Es ist zu befürchten, dass der Fut- ich jetzt auf Herrn Dr. Dominik Fischer vom GRÜ- tertierimport aus dem Ausland deutlich zunehmen NEN ZOO WUPPERTAL. Herr Dr. Fischer bitte. würde, ohne die Möglichkeit der tierschutzrechtli- chen Einflussnahme und Kontrolle. Gleichzeitig Dr. Dominik Fischer (per Video): Ja, ich hoffe, Sie schätze ich einen bedarfsdeckenden Ersatz durch können mich verstehen? andere qualitativ und hygienisch geeignete Futter- tiere als unrealistisch ein. Solche Veränderungen Der Vorsitzende: Sehr gut im Moment. bieten keinerlei Vorteile für den Tierschutz, da eine etablierte tierschutzkonforme und behördlich über- Dr. Dominik Fischer (per Video): Sehr geehrte Da- wachte Methode der Tötung des Futtertieres durch men und Herren, ich danke Ihnen sehr für die Mög- vermeintlich schlechtere Alternativen ersetzt wür- lichkeit, vor diesem Ausschuss sprechen zu dürfen. de. Verstehen Sie mich nicht falsch. Die von der Mein Name ist Dominik Fischer. Ich baue meine Bundesregierung vorgeschlagene Gesetzesänderung Stellungnahme neben eigenen Recherchen und der des TierSchG ist wichtig und längst überfällig. Und Tätigkeit als Kurator auf meine 12jährige Tätigkeit ich als Tierarzt unterstütze voll und ganz, dass es an der Universitätsklinik für Vögel, Reptilien, Am- nicht sein darf, dass eine Tötung aus ökonomi- phibien und Fische an der Justus-Liebig-Universität schen Gründen durchgeführt wird oder dass ein (JLU) Gießen, in der neben exotischen Patienten Tier als wertlos gilt. Eintagsküken sind aber nicht auch Legehennenbetriebe und Brütereien tiermedi- wertlos. Sie werden als Futtertiere zur Ernährung zinisch betreut wurden. Gemäß § 2 TierSchG wis- der von uns Menschen gehaltenen Tiere benötigt. sen wir alle, dass jede Person, die Tiere hält, dazu Die Verwendung als Futtertier stellt einen vernünf- verpflichtet ist, diese Tiere auch artgerecht und be- tigen Grund zur Tötung dar und deshalb sollte eine darfsgerecht zu ernähren. Vögel, insbesondere Vo- Ausnahme vom Tötungsverbot zugelassen werden. gelküken, stellen für sehr viele verschiedene carni- Es muss aber auch sichergestellt werden und über- vore und omnivore Tierarten einen bedeutenden wacht werden, dass jedes geschlüpfte Küken, wel- Anteil ihrer natürlichen Beute dar. Genau für diese ches nicht zur Lebensmittelproduktion genutzt Tiere wären Hühnerküken ein artgerechtes und wird, stattdessen als Futtertier Verwendung findet qualitativ hochwertiges Äquivalent ihrer natürli- und dementsprechend tierschutzgerecht getötet chen Nahrung. Sie haben eine hohe Akzeptanz und und hygienisch behandelt wird. So wird meiner eine sehr gute Verdaulichkeit, ihre Nährstoff- und Meinung nach den gehaltenen Tieren geholfen und Vitaminzusammensetzung sind ernährungsphysio- den Missständen in der Legehennenerzeugung Ab- logisch hervorragend. Sie bieten als vollständige hilfe geschaffen, ohne dass Tiere sinnlos sterben. Tierkörper die Möglichkeit, sie an Beutegreifer zu Herzlichen Dank. verfüttern, was für einige Tierarten zwingend erfor- derlich ist. Die hygienischen Bedingungen der Kü- Der Vorsitzende: Danke Herr Dr. Fischer. Jetzt kom- kenerzeugung sind sehr gut. Der Zeitraum ist men wir zu Frau Dr. Keppler. Sie hätten das Wort. schlichtweg zu kurz, damit sich Erkrankungen oder Infektionen, wie sie bei einer mehrwöchigen Auf- Dr. Christiane Keppler (per Video): Sehr geehrter zucht entstehen könnten, entwickeln. Dabei ist das Herr Vorsitzender, sehr geehrte Bundestagsabgeord- Eintagsküken das einzige Futtertier, das diese nete, können Sie mich gut verstehen Eigenschaften und diese Qualität bereits unmittel- bar nach der Geburt bzw. dem Schlupf aufweist, Der Vorsitzende: Sehr gut. Vielen Dank.

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 10 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

Dr. Christiane Keppler (per Video): Sehr schön. tung von Legehennen durchzuführen, um Federpi- Also erst einmal bedanke ich mich für die Einla- cken und Kannibalismus zu vermeiden. Ich sehe da dung und die Möglichkeit, hier meine persönliche eine große Konkurrenz zu den notwendigen Mehr- Stellungnahme abgeben zu dürfen. Die schriftliche kosten, die Jung- und Legehennen durch die in- liegt Ihnen vor. Zu meiner Person. (Ich bin inzwi- ovo-Geschlechtsbestimmung oder die Bruderhahn- schen,) seit 26 Jahren beschäftige ich mich inzwi- aufzucht. Und das macht mir sehr große Sorgen, schen mit der Aufzucht und Haltung von Legehen- weil ich dann denke, dass das nicht mehr umge- nen mit intakten Schnäbeln und der auch hierbei setzt werden können wird in Zukunft. Das wird auftretenden tierschutzrelevanten Fragen. In dem schon jetzt vom Lebensmitteleinzelhandel (LEH) Zusammenhang habe ich zur Sache Folgendes an- nicht honoriert. Die langfristig beste Lösung wäre zumerken: Die Zucht auf hohe Legeleistung ist natürlich die Haltung von Zweinutzungshühnern, zwar sehr effizient, führte aber eben einerseits zur die mit weniger hochwertigem Futter auskommen Praxis des Kükentötens und aber auch (weiterhin) und bei denen weniger tierschutzrelevante Prob- zu weiteren tierrelevanten Problemen bei den Tie- leme auftreten. Die sind aber derzeit noch nicht ren sowie zu der Notwendigkeit, Soja aus Südame- ausreichend verfügbar. Daher ist unbedingt eine rika einzusetzen. Eine gute Lösung wäre natürlich ausreichende Förderung der Zucht und Haltung er- die in-ovo-Geschlechtsbestimmung, vor allem forderlich. dann, wenn sie vor der Bebrütung oder zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Brütung durchgeführt Der Vorsitzende: Denken Sie bitte an die Zeit. werden könnte. Wie aber auch schon vom Bundes- rat festgestellt, ist derzeit keine praxistaugliche Lö- Dr. Christiane Keppler (per Video): Das war mein sung in Sicht, die flächendeckend eingesetzt wer- Statement hierzu und ich bedanke mich für die den könnte. Aus diesem Grund wird ab 2022 und Aufmerksamkeit. Ich war schon fertig. wahrscheinlich auch über 2024 hinaus der über- wiegende Teil der männlichen Küken als Bruder- Der Vorsitzende: Danke Frau (Dr.) Keppler. Jetzt hähne aufgezogen werden. In Deutschland gibt es rufe ich den Herrn Professor Dr. Preisinger. keine ausreichenden Stallkapazitäten, auch keine ausreichenden Schlachtkapazitäten hierfür. Viele Prof. Dr. Rudolf Preisinger (per Video): Lieber Herr Tiere werden daher im Ausland aufgezogen wer- Vorsitzender, meine sehr geehrten Damen und Her- den. Und das Bruderhahnfleisch wird möglicher- ren, vielen Dank für die Einladung. Vielleicht kurz weise auch in afrikanische Länder verkauft, wie zu meiner Person. Ich habe mich vor 30 Jahren in auch schon bei geschlachteten Legehennen es der Tierzucht und Tierhaltung habilitiert und bin seit Fall ist, weil es in Deutschland hierfür keinen fast drei Jahrzehnten ausschließlich in der Geflü- Markt gibt. Aus meiner Sicht besteht daher drin- gelzucht tätig. Und das ist gleich der Einstieg zum gend weiterer Regelungsbedarf in Bezug auf die Zweinutzungshuhn. Ich verstehe die politische Haltung, die Fleischverarbeitung und aber auch die Vorgabe und das Wunschdenken der Konsumen- Nachverfolgbarkeit der Bruderhahnaufzucht. ten, dass die Lösung hinsichtlich Zweinutzungs- Außerdem gibt es für über 30 Prozent der in huhn der beste Vorschlag wäre. Sie müssen aber Deutschland konsumierten Eier, also vor allen Din- dann die biologischen Gesetze in Anbetracht zie- gen in der Verarbeitungsware, weiterhin natürlich hen und es besteht eine negative Ausprägung zwi- kein Konzept, weil die Küken dadurch weiterhin schen Fleischansatz und Eileistung. Also jeder getötet werden, weil die Eier aus dem Ausland im- Züchter, der sich auf der Zweinutzung berufen portiert werden, oder auch Küken und Junghennen. möchte, wird erhebliche Probleme haben, sowohl Keine Regelung also (wird) bisher, aber höchstens die Muskelfülle als auch die Eileistung zu verbes- im privatrechtlichen Bereich wird es teilweise zu- sern. Seit mehr als neun Jahren züchte ich inten- mindest angestrebt. Finanziell möchte ich einfach sivst an Zweinutzungshühnern und kann Ihnen sa- noch sagen, zwei Cent pro Ei für die Bruderhahn- gen, dass diese etwa 25 Prozent weniger legen und aufzucht und die in-ovo-Geschlechtsbestimmung, deshalb auch kleinere Eier. Und die Hähne brau- das entspricht in etwa dem Aufwand, den wir chen etwa drei Wochen länger für das gleiche Kör- bräuchten, um eine verbesserte Aufzucht und Hal- pergewicht. Leider haben sie eine deutlich redu- zierte Muskelfülle. Und die Konsumenten auch im

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 11 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

Biobereich bevorzugen immer mehr die Hähnchen- verbieten, ist deshalb längst überfällig. Der Geset- brust. Und das fehlt diesen Tieren. Es ist sicherlich zesentwurf, der hier vorliegt, ist aber aus Tier- ökologisch sinnvoll, dass wir uns alle gemeinsam schutzsicht aus folgenden Gründen unzureichend: auf die Geschlechtsbestimmung im Ei konzentrie- Zum einem, ein Töten der Embryonen im Ei nach ren. Vor 12 Jahren war ich mit Herrn (Dr. Thomas) dem siebten Bruttag ist auch übergangsweise nicht Bartels (FLI) und Herrn (Prof. Dr. Edmund) Koch akzeptabel, weil zu diesem Zeitpunkt ein Schmerz- (TU Dresden), den Mitinitiatoren, und Frau (Maria- empfinden der Embryonen nicht sicher ausge- Elisabeth) Krautwald-Junghanns zur Geschlechtsbe- schlossen werden kann und so auch kein Unter- stimmung im Ei. Und ich war bisher in allen For- schied zum Töten der Küken besteht. Zum ande- schungsprojekten beteiligt, die vom Bund und den ren, die Ausnahme, Küken für die Verfütterung an Ländern gefördert worden sind. Ich muss aber zu- andere Tiere töten zu können, sehen wir hoch sammenfassend sagen, dass wir heute noch kein problematisch. Damit kann das Verbot umgangen Verfahren haben, das wir vor dem siebten Bebrü- werden und im schlimmsten Fall sogar völlig aus- tungstag zum Einsatz bringen können. Und ich gehebelt werden. Ein vernünftiger Grund besteht sehe auch keine großtechnische Lösung verfügbar unseres Erachtens nicht, weil eine bedarfsgerechte bis Ende 2023. Somit ist eine Forderung zum Aus- Fütterung dieser Tiere auch anderweitig möglich stieg aus dem Kükentöten nach dem siebten Tag ist. Es ist also eine konsequentere Umsetzung des zurzeit nicht realistisch absehbar. Ferner kann ich Verbotes ohne Hintertür erforderlich. Das Gesetz nur das unterstützen, was Frau Keppler gesagt hat, selbst wird dazu führen, dass vermehrt Hähne auf- für die Aufzucht der Hähne von den heutigen Lege- gezogen werden. Es ist dringend erforderlich, dass hybriden fehlen uns die Stallkapazitäten. Wir wer- für diese agileren Tiere Anforderungen an die Hal- den keine Genehmigungen kriegen für Neubauten. tung und vor allem auch an die Schlachtung festge- Und ich möchte Ihnen nur eine Orientierungsgröße legt werden, sonst sind Tierschutzprobleme vorpro- geben. Jeder Hahn braucht etwa sechs Kilogramm grammiert. Aus Tierschutzsicht ist es letztlich aber (kg) Futter. Und davon sind etwa 20 bis 25 Prozent wichtig, dass die Zuchtausrichtung korrigiert wird. Soja. Und dieses Soja wird überwiegend aus Brasi- Dass sich die Bruderhähne schwerer mästen lassen, lien kommen. Ferner ist das Fleisch dieser Hähne ist ja eine direkte Folge der Zucht auf die hohe Le- nur bedingt vermarktungsfähig. Sie müssen sich geleistung. Auch die Tierschutzprobleme bei Lege- also dessen bewusst sein, dass sie sechs kg Getreide hennen, wie Neigung zur Osteoporose und Schä- in eine Fleischproduktion investieren, die zurzeit den am Fortbewegungsapparat bei den Masthüh- fast keinen Markt hat. Ferner möchte ich Ihnen nern, gehen auf das Konto der Hochleistungszucht. noch einen Ausblick geben aus Österreich und der Tierschutzprobleme werden eher zunehmen ohne Schweiz. Auch dort hat man es mit Zweinutzungs- eine Korrektur. Eine umfängliche Lösung erfordert hühnern versucht, aber in keinem dieser Länder also eine Neuausrichtung der Zucht und letztlich hat es das Nischendasein verlassen und wird es eine Umstellung auf das Zweinutzungshuhn mit auch in den nächsten Jahren nicht verlassen. Vie- moderater Eier- und Mastleistung, aber robusteren len Dank für Ihre Aufmerksamkeit. und gesünderen Tieren. Das ist nicht ohne struktu- relle Änderung und Förderung von Seiten der Poli- Der Vorsitzende: Danke Herr Professor Preisinger. tik möglich. D. h., Landwirte müssen auf diesem Damit kommen wir zu den Verbandssachverständi- Weg finanziell gefördert werden. Es müssen gen und ich rufe die Frau Inke Drossé (Deutscher Hemmnisse beim Stallbau, insbesondere was die Tierschutzbund). tiergerechten Haltungssysteme betrifft, beseitigt werden und Mehraufwendungen der Landwirte Inke Drossé (Deutscher Tierschutzbund, per müssen auch sich an der Ladentheke honorieren Video): Vielen Dank Herr Vorsitzender. Mein Name lassen, d. h. also, sie müssen auch ihr Auskommen ist Inke Drossé. Ich bin Biologin und beschäftige haben. Der Verbraucher, und das ist eigentlich ein mich da mit dem Geflügel. Vor fast zwei Jahren hat Kernpunkt, muss diese Sache ja mit beschleunigen. das BVerwG höchstinstanzlich geurteilt, dass das D. h. es braucht eine transparente Kennzeichnung Kükentöten aus wirtschaftlichen Gründen mit dem bei den Eiern nach der Herkunft der Hennen und TierSchG nicht vereinbar ist. Das Kükentöten zu Informationen über den Umgang mit den Hähnen,

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 12 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

d. h. hat eine Geschlechtsbestimmung im Ei stattge- davon ausgehen kann, dass nach dem siebten Be- funden oder sind die Hähne aufgezogen worden, brütungstag die Tiere noch schmerzlos bzw. em- und wenn ja, unter welchen Bedingungen? pfindungsunfähig sind. Dankeschön. Deutschland sollte in dieser Hinsicht Vorreiter für eine europäische Lösung sein. Dankeschön. Der Vorsitzende: Vielen Dank Herr Dr. Bartels und ich rufe Herrn den Professor Dr. Koch (TU Dres- Der Vorsitzende: Vielen Dank Frau Drossé. Jetzt den). rufe ich den Herrn Dr. Thomas Bartels (FLI). Prof. Dr. Edmund Koch (TU Dresden, per Video): Dr. Thomas Bartels (FLI, per Video): Ja, schönen So, schönen guten Tag und ich hoffe auch, dass Dank Herr Vorsitzender. Ich hoffe, man versteht man mich hören kann. mich einigermaßen. Sehr geehrte Damen und Her- ren, die Vermeidung des routinemäßigen Tötens Der Vorsitzende: Wunderbar. männlicher Eintagsküken ist seit Jahrzehnten ein Anliegen von ethischer, rechtlicher und gesell- Prof. Dr. Edmund Koch (TU Dresden, per Video): schaftlicher Tragweite. Vom Umgang mit diesem Sehr geehrte Mitglieder des Ausschusses für Ernäh- Problem, mit den unerwünschten Nachkommen rung und Landwirtschaft, sehr geehrter Herr Gerig. der Legehennenvermehrung, da ist nicht nur die Mein Name ist Edmund Koch. Ich bin Professor für konventionelle Eierproduktion betroffen, sondern klinisches Sensoring und Monitoring an der Medi- genau hier gleichermaßen die Ökolegehennenhal- zinischen Fakultät der TU Dresden. Zu meinem tung. Intensive Forschungsarbeiten in den letzten Forschungsbereich gehört die Unterscheidung von zehn Jahren haben zur Entwicklung verschiedener Tumor- und Normalgewebe mit optischen Metho- Verfahren geführt, die eine Geschlechtsbestimmung den, insbesondere auch der Raman-Spektroskopie. im Ei bereits vor dem Schlupf mit der erforderli- Insofern war es eine hochinteressante Fragestel- chen Präzision erlauben, wobei einige dieser Me- lung, als Frau Krautwald-Junghanns aus Leipzig thoden bislang sogar schon zur Praxisreife geführt vor vielen Jahren die Frage stellte, ob man das Ge- werden konnten, andere sind noch im Labormaß- schlecht von Hühnern möglichst schon im Ei be- stab, wo sie sich bewährt haben, müssen jetzt aber stimmen kann. Wenn es möglich ist, Tumorgewebe noch an die Erfordernisse der Brütereipraxis adap- von Normalgewebe zu unterscheiden, obwohl nur tiert werden. Und hinzukommen letztendlich auch wenige Mutationen vorliegen, sollte es doch auch aktuell nationale und internationale weitere For- möglich sein, männliche Zellen von weiblichen zu schungsansätze, die sich allerdings noch im Sta- trennen. Dies gelang auch sehr bald, doch hatten dium der Grundlagenforschung befinden. Als Al- die anfangs genutzten Verfahren das Problem, dass ternativen zur in-ovo-Geschlechtsbestimmung ha- die Schlupfrate dadurch erheblich einbrach. Durch ben in der letzten Zeit auch die Möglichkeiten der eine anhaltende Förderung durch die BLE (Bundes- Aufzucht der Legehennenbrüder, also die Bruder- anstalt für Landwirtschaft und Ernährung), für die hahnmast, und die Entwicklung von Zweinut- ich mich sehr bedanken möchte, ist es dann gelun- zungsrassen beim Huhn zumindest wieder Augen- gen, das Verfahren so zu gestalten, dass das Ei nur merk erlangt und sind teilweise in den Fokus ge- noch im Bereich der Luftblase geöffnet werden rückt. So kann man abschließend sagen, dass mitt- muss und durch die intakte Membran, Raman- und lerweile schon auch auf eine Auswahl verschiede- Fluoreszenzspektren zu erfassen, aus denen das Ge- ner Verfahren zur Vermeidung des Tötens uner- schlecht bestimmt werden kann. Diese Ergebnisse wünschter Eintagsküken zurückgegriffen werden wurden wissenschaftlich publiziert und bestimmte kann und davon auszugehen ist, dass dieses Spek- Schritte des Verfahrens patentrechtlich geschützt. trum auch zukünftig um weitere Methoden erwei- Eine kurze Darstellung des Verfahrens, wie eine tert werden kann. Und dabei geht es eigentlich, Publikation und den Abschlussbericht der Förde- möglichst frühzeitig im Brutprozess einsetzbare rung, finden Sie in meiner schriftlichen Stellung- Analysen anzustreben, da nach gegenwärtigem nahme. Die wissenschaftliche Fragestellung, ob das Kenntnisstand ab dem siebten Tag beim Embryo Geschlecht mit optischen Methoden bestimmt wer- die Fähigkeit zur Empfindungswahrnehmung sich den kann, wenn (und) die Küken weiterhin schlü in der Entwicklung befindet und man nicht sicher pfen, kann daher spätestens seit Ende 2018 positiv

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 13 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

beantwortet werden. Aus Tierschutzgründen haben Henner Schönecke (ZDG, per Video): Sehr geehrter wir immer versucht, das Verfahren so früh wie Herr Vorsitzender, sehr geehrte Damen und Herren, möglich anzuwenden. Wir mussten uns von der an- ich bin Landwirt aus Niedersachsen und Legehen- fänglichen Hoffnung auf den Tag Null verabschie- nenhalter … (akustisch nicht verständlich), muss den und können das Verfahren ab Tag 3,5 anwen- Herrn Ripke vertreten, der heute bei der Borchert- den. Dazu gibt es auch die meisten Studien. Fragen Kommission dabei ist. Und unsere Stellungnahme nach der absoluten Zuverlässigkeit: sind es 95 Pro- liegt Ihnen, glaube ich, auch schriftlich vor. Ich zent oder kann man sogar mehr erreichen, gibt es würde es sonst noch einmal gerne wiedergeben. bei der optimalen Gestaltung der Brutbedingungen Der ZDG plädiert mit Nachdruck … (akustisch überhaupt eine reduzierte Schlupfrate und wie nicht verständlich). Bis dahin können freiwillige groß ist die Einbuße, sind sicherlich im Rahmen Vereinbarungen, die wir auch momentan machen, der Entwicklung des Verfahrens noch zu beantwor- im LEH als zielführender Lösungsmittelansatz be- ten und erfordern sicherlich noch sehr viel Arbeit. schritten werden. Mit aller Härte werden durch ein Seit dem Erreichen dieses wissenschaftlichen Zie- nationales Verbot die vielen kleineren Brütereien les suchen wir einen Partner zur Automatisierung in Deutschland betroffen sein. Durch die höheren und großtechnischen Umsetzung dieses Verfahrens. Erzeugungskosten für Küken und Junghennen wer- Leider haben sich die Verhandlungen zu den den diese nicht mehr an die wirtschaftlich tragfä- Schutzrechten als äußerst kompliziert und zäh her- hige Geschäftstätigkeit ausüben können. Für große ausgestellt. Insofern kann ich aus den letzten international agierende Brütereien wird hingegen zwei Jahren über keine Fortschritte berichten. Da ein Anreiz geschaffen, ihr Brutgeschäft ins Ausland der Industriepartner eine Aussage zu Tag 5,5 haben zu verlagern. Eine fundierte Folgenabschätzung zu will, bei dem nach seinen Angaben die Schlupfrate den Auswirkungen der Gesetzesinitiative der Bun- höher ist, fördert das Land Niedersachsen seit An- desregierung auf die deutschen Brütereien liegt fang dieses Jahres ein Projekt, in dem diese Frage- auch leider bis heute nicht vor. Unsere Stellung- stellung untersucht wird. Zum aktuellen Stand: nahme zu Artikel 1 (des Gesetzentwurfes): Damit Nachdem wir zunächst die Apparatur nach das Verbot des Tötens von Hahnenküken ab Janu- zwei Jahren wieder in Betrieb genommen haben, ar 2022 umgesetzt werden kann, müssen über- zeigen die ersten Spektren, dass eine Unterschei- gangsweise alle verfügbaren Verfahren in der in- dung so gut möglich ist, dass in den meisten Fällen ovo-Geschlechtsbestimmung gleichberechtigt An- schon ein Blick auf das Spektrum genügt und keine wendung finden. Es bedarf jedoch hier einer Schaf- aufwendigen Algorithmen zur Unterscheidung not- fung von Ausnahmemöglichkeiten, die hier auch wendig sind. Wir werden diese Versuchsreihe wie gerade schon angesprochen wurden, insbesondere vorgesehen bis zum 30. Juni (20)21 abgeschlossen der Vermarktung der Tiere als Futterküken. Warum haben. Und ich bin recht sicher, dass das Ergebnis muss das so sein? Wir glauben, dass es gerade für sehr positiv sein wird. Somit kann die Methode im kleinere Brütereien unabdingbar ist, weil eine Ge- gesamten Fenster vom Tag 3,5 bis 5,5 erfolgreich schlechtsbestimmung im Ei sehr kostenintensiv ist, angewendet werden. Zusammenfassend: Es gibt also sehr hohe Investitionskosten hat. Zusätzlich eine Methode, die preiswert zu einem sehr frühen gibt es einen Artikel 2 bei Ihnen, bei dem Gesetzes- Zeitpunkt das Geschlecht in-ovo bestimmen kann, vorhaben. Da glauben wir, dass es nicht schaffbar die auf eine industrielle Umsetzung wartet. Ich ist, zum 1. Januar 2024 ein Geschlechtsbestim- danke für Ihre Aufmerksamkeit. mungsverfahren zu entwickeln und marktgerecht hinzubekommen vor dem siebten Bebrütungstag. Der Vorsitzende: Danke Herr Professor Koch. Jetzt Aus dem Grunde erlauben Sie uns, dass wir Ihnen kommen wir zum Herrn Henner Schönecke (ZDG). empfehlen, den Artikel 2 (des Gesetzentwurfes) zu verändern. Und zwar meinen wir, dass wir das wie Henner Schönecke (ZDG, per Video): Ja, herzlichen folgt anpassen sollten: „Artikel 2 tritt in Kraft, Dank. Kann man mich verstehen? wenn Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei zur Verfügung stehen, die eine Ermittlung des Ge- Der Vorsitzende: Geht sehr gut, Herr Schönecke. schlechts des Hühnerembryos vor dem siebten Be- brütungstag ermöglichen, frühestens jedoch am

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 14 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

1. Januar 2024. Das BMEL gibt den Tag des Inkraft- schärfung ab 2024, weil wir heute schon mittler- tretens im Bundesgesetzblatt bekannt.“ Es zeichnet weile vier praxistaugliche Verfahren nicht mehr in sich ab, dass neben dem Verfahren zur Ge- der Erprobung, sondern im Praxiseinsatz haben, schlechtsbestimmung die Bruderhahnaufzucht eine der Geschlechtsbestimmung, d. h. es gibt mittler- relevante Alternative zum Töten der Hahnenküken weile einen ausreichenden Wettbewerb der Tech- darstellt. Das ist auch momentan sehr marktrele- nologieunternehmen, die im Moment Angebote ma- vant. Das haben wir ja gerade auch schon von Frau chen, sodass hier die reinen Marktmechanismen Dr. Keppler gehört. Dem Neubau, aber auch dem des Wettbewerbs ausreichend greifen werden, um Umbau und der Umnutzung von bestehenden Stäl- das bestmögliche und vielleicht ja auch das len, stehen in vielen Fällen das Baurecht, aber auch schnellste Verfahren zukünftig in der Praxis sich das Immissionsschutzrecht entgegen. Und deswe- verbreiten zu sehen. Entscheidend bei der ganzen gen fehlt es in Deutschland an Tierhaltungen und Frage ist aber auch, was am Rande angesprochen auch an Schlachtkapazitäten. Zusätzlich haben wir wurde, dass ich es auch sehr begrüßen würde, dass auch gerade gehört, die schlechte Futterverwer- wir eine europäische Lösung für den Ausstieg aus tung, von Herrn Professor Preisinger, hat er gerade dem Kükentöten erreichen. Hier wurde im Januar gesagt, ist sehr negativ auch beim Thema Nachhal- letzten Jahres zwischen Frau BMn (Julia) Klöckner tigkeit und Klimaschutz. Wir glauben, dass das der (BMEL) und dem französischen Agrarminister Di- falsche Ansatz ist. Und Ziel ist es, die Tiere länger dier Guillaume, heute ist es Herr (Julien) Denor- zu halten und gleichzeitig unterstützen wir sehr mandie, wurde vereinbart, dass man auf national- stark das von Frau (Bundesministerin - BMn - Julia) staatlicher Ebene jeweils eigene Gesetzesentwürfe Klöckner (BMEL) angestrebte Ziel, die Eiprodukte auch in einer gleichgerichteten Art und Weise vor- deutlicher zu kennzeichnen. Vielen Dank. legen wollte, um damit eine Blaupause für einen europäischen Ausstieg darzustellen. Nun sehen wir Der Vorsitzende: So, vielen Dank Herr Schönecke. aber und wir haben - vor 14 Tagen hat der Agrar- Jetzt würde ich dem Herrn Dr. Breloh noch einen ausschuss in Paris getagt, wir waren dort eingela- zweiten Versuch gestatten. Sie hätten noch so an- den, um dort auch Stellung zu beziehen - und wir derthalb Minuten, Herr Dr. Breloh. Versuchen wir sehen in Frankreich für das Jahr 2023 einen Geset- es. (Pause) Im Moment geht es noch gar nicht. zesentwurf kommen, der sich aber ganz klar darauf (Pause) Leider. ausrichtet, dass der Fokus die Geschlechtsbestim- mung im Brutei sein wird und hier ist nicht davon Dr. Ludger Breloh (per Video): Können Sie mich auszugehen, dass eine Verschärfung, wie wir es in verstehen? Geht es jetzt besser? Ja, ich sehe nicken- Deutschland im Moment vorsehen, auf den sech- de Gesichter. Herr Gerig, können Sie mich auch sten Tag kommen wird. Es ist anzunehmen, dass verstehen? die französische Regelung den zehnten oder den 11. Tag als Grenze vorsieht. Deshalb meine Bitte, Der Vorsitzende: Jetzt kommt es. Jetzt kommt es, Ja. den zweiten Teil des Gesetzesentwurfes dahinge- hend zu verändern, dass man ihn entweder streicht Dr. Ludger Breloh (per Video): Okay, ja ich würde oder basierend auf der Empfehlung des ZDG 2023 mich zu der noch verbleibenden Zeit ganz kurz fas- evaluiert, welche technischen Möglichkeiten exi- sen. Wir haben den vorhergehenden Einlassungen stieren, um dann gegebenenfalls (ggf.) eine Ver- vernommen, dass es im Moment, so sehe ich es ge- schärfung vorzunehmen oder vielleicht ggf. heute nauso, auch bis 2024 nicht möglich sein wird, ein vielleicht das Wort des siebenten Tages durch den verlässliches, praxisreifes und massenmarkttaugli- zehnten Tag zu ersetzen unter Artikel 1 Absatz 2 ches Verfahren zu entwickeln, um die Geschlechts- (des Gesetzentwurfes). Weil, eines ist es auch klar, bestimmung bis zum sechsten Bruttag durchzufüh- alle wissenschaftlichen Studien zum Thema ren. Ich beziehe mich hier auf die Ausführungen Schmerzempfinden stellen heute fest, dass ein be- von Herrn Preisinger, aber auch die des Bundesra- wusstes Schmerzempfinden, nicht die Nozizeption, tes, der ZDG und auch Herr Koch hat das gerade sondern ein bewusstes Schmerzempfinden frühes- eindrücklich vorgetragen. Das Entscheidende ist, tens in der zweiten Hälfte der Brutzeit einsetzt. Wir wir brauchen auch keinen Druck durch eine Ver- kennen Studien, die von der Nozizeption, der Reiz- registrierung ab dem siebten Bruttag sprechen, aber

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 15 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

das bewusste Schmerzempfinden ist weltweit in al- die Nerven zeigt, also die Neurofilamente am sieb- len wissenschaftlichen Studien beschrieben, frü- ten Bruttag schon sehr stark ausgebildet ist. Was hestens in der zweiten Hälfte der Brutzeit und die man nicht weiß, ist, inwieweit diese entsprechen- kann man hier mit 10,5 annehmen. Ich bedanke den Reize auch schon tatsächlich a) im Gehirn tat- mich und stehe für weitere Fragen zur Verfügung. sächlich ankommen, hier als Schmerzreize wahrge- nommen werden und inwieweit da auch letztend- Der Vorsitzende: So, jetzt ging es mit dem Ton lich von einer Schmerzempfindungsfähigkeit schon deutlich besser. Vielen Dank Herr Dr. Breloh. Wir ausgegangen werden kann. Aber das betrifft alle an- starten ein in die Frage-/Antwort-Runde. Zunächst deren Tage auch, das betrifft den zehnten Tag ganz die ersten 13 Minuten für die Union (Fraktion der genauso. Alle Festlegungen sind diesbezüglich CDU/CSU). Ich möchte die Kollegin oder den Kol- willkürlich. Was man einfach bislang nur festlegen legen bitten, sich direkt zuzuschalten und nicht kann, ist, vor dem siebten Tag ist keine Schmerz- vergessen zu sagen … Ja, Kollegin Breher, habe ich empfindung möglich, ab dem 15. Bebrütungstag ist ... das Gehirn soweit ausdifferenziert, dass man auf je- den Fall davon ausgehen kann. Was sich in der Abg. Silvia Breher (CDU/CSU, per Video): Ich bin Zwischenzeit abspielt, da fehlen bislang fundierte da. (Pause) Ich darf, ja? wissenschaftliche Untersuchungen.

Der Vorsitzende: Ja bitte. Der Vorsitzende: Danke. Ja bitte, Kollegin Sil- via Breher weiter. Abg. Silvia Breher (CDU/CSU, per Video): Ja, Sil- via Breher für die CDU/CSU-Fraktion. Vielen Dank Abg. Silvia Breher (CDU/CSU, per Video): Dann an die Sachverständigen, dass Sie da sind, für Ihre noch an Herrn Bartels (FLI) ergänzend. Haben Sie einführenden Worte und zum Teil eben auch eine Übersicht über die verschiedenen Verfahren, schriftlichen Einlassungen. Ich möchte zunächst die quasi in der Entwicklung sind zur in-ovo-Ge- noch einmal auf die Basis eingehen also des Gan- schlechtsbestimmung vor dem siebten Tag und zen, warum wir das überhaupt machen und dar- rechnen Sie damit, ob es ein Verfahren bis En- über am Ende überhaupt sprechen. Herr Bartels de (20)23 gibt? Und dann würde ich fortsetzen mit (FLI), die Frage an Sie. Vielleicht können Sie noch- Herrn Schönecke (ZDG), wenn Sie das abgeschlos- mal, es klang gerade bei Herrn Breloh an, zur Frage sen haben, weil bis zu 13 Minuten habe ich dann ja Nozizeption und Schmerzempfinden ein bisschen - glaube ich - noch ein bisschen Zeit. Und an Herrn ausführen, welche Studien es gibt und wieso man Schönecke vielleicht nochmal zur Einordnung. Wie am Ende auf den siebenten Tag gekommen ist oder viele Brütereien haben wir in Deutschland? Wie ist ob es sinnvoll ist, einen späteren Tag anzunehmen. der Selbstversorgungsgrad, also nicht beim Ei, son- Und damit würde ich jetzt mal kurz starten. (Pause) dern beim Huhn, bei der Legehenne tatsächlich in Herr Bartels? Deutschland und wie viele Eintagsküken werden in Deutschland im Jahr, also die männlichen Brüder Der Vorsitzende: Herr (Dr.) Bartels (FLI). sozusagen, getötet, also wie viele theoretische Fut- terküken würden anfallen? Dr. Thomas Bartels (FLI, per Video): Schönen Dank. Also der siebte Tag ist ins Gespräch gekom- Der Vorsitzende: So, zunächst Herr (Dr.) Bartels men, weil histologische Untersuchungen gezeigt (FLI) bitte, Ihre Frage. haben, dass eine Verbindung zwischen den Synap- sen oder den reizleitenden Systemen bis hin zum Dr. Thomas Bartels (FLI, per Video): Ja, also ab Rückenmark eigentlich vor dem siebten Tag beim wann im Prinzip die verschiedenen Verfahren Hühnerembryo nicht vorhanden ist, d. h. eine Wei- funktionieren, hängt ein bisschen ab von der Funk- terleitung von peripheren Reizen an das Gehirn ist tionsweise. Es gibt da zwei grundsätzliche Einsätze, vor dem siebten Tag nicht möglich. Ab dem sieb- zum einen eben den optischen Einsatz, wie ihn ten Tag beginnt sich das aber zu entwickeln. Es gibt Herr Koch geschildert hat, dass das mit Licht gear- Aufnahmen und bestimmte Techniken, die ganz beitet wird. Hier kann tatsächlich eben ab dem schön zeigen, dass also auch das Gerüst, was später dreieinhalbten Bebrütungstag schon zuverlässig das

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 16 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

Geschlecht bestimmt werden. Andere Verfahren, frage, gerade in Süddeutschland. Die kleineren Brü- die auf Flüssigkeitsentnahme aus der Allantois, tereien sind sehr ambitioniert, haben schon immer also dem embryonalen Hahnensack, angewiesen die Futterküken als Einzelküken verkauft. sind, die können allein aus anatomischen Gründen erst später funktionieren, weil diese Allantois sich Der Vorsitzende: So, vielen Dank an Sie beide. Die erst entwickeln muss und eine gewisse Größe ent- Kollegin Breher macht weiter, oder? (Pause) Ja. falten muss und entsprechende Substanzen, die dann auch geschlechtsspezifisch sind, sei es Hor- Abg. Silvia Breher (CDU/CSU, per Video): Ich habe mone, sei es andere Inhaltsstoffe, sich gebildet ha- leider keine Uhr. Deswegen bin ich immer ein biss- ben müssen. Und hier ist es wohl so, dass Verfah- chen ratlos. Aber vielen Dank, dann frag ich noch- ren, die auf der Basis von Geschlechtschromoso- mal weiter - auch Herrn Schönecke (ZDG). Also men basieren, also das sog. PLANTegg-Verfahren, wenn 30 Mio. Legehennen in Deutschland schlü- prinzipiell wohl ab dem sechsten Tag funktionie- pfen, dann gehe ich mal davon aus, dass die ren, wenn das denn eben gelingt, die Allantois so 30 Mio. Brüder haben. Aber vielleicht so zur Ein- zu finden und zu punktieren, dass eine entspre- ordnung der Anzahl der Eintagsküken in Deutsch- chende Entnahme von Analysesubstanzen möglich land. Wenn dem nicht so ist, könnten Sie dem ja ist. Geht es auf der Basis von Hormonen, ist das nochmal widersprechen. Wie könnte man das Ihrer erst später der Fall. Das lässt sich dann auch nicht Meinung nach denn ausgestalten mit einer europä- beliebig nach vorne verlagern. ischen Lösung? Und wie bekommen wir es hin, dass wir, wenn wir diesen Schritt gehen, zunächst Der Vorsitzende: Danke Herr (Dr.) Bartels. Herr Step 1 und dann Step 2, dass wir die Brütereien in Schönecke (ZDG), Sie waren noch angesprochen. Deutschland am Ende halten? Welche Lösungsvor- schläge haben Sie? Henner Schönecke (ZDG, per Video): Ja, danke- schön Frau Breher. Und zwar die Fragen, die beant- Henner Schönecke (ZDG, per Video): Also für uns worte ich so: Die Anzahl der Brütereien wären ein ist relevant, dass die Eier, die in Deutschland ver- bisschen mehr als 20 relevante Brütereien in marktet werden, halt auch unter den gleichen Be- Deutschland. Wir gehen davon aus, dass vielleicht dingungen produziert worden sind. Und deswegen eine Hand voll der Brütereien nach der Gesetzesge- ist es sehr, sehr schwer, glaube ich, gerade wie Sie schichte noch übrigbleiben wird und der Rest ent- den Import gestalten wollen. Deswegen wird als weder aufgeben wird oder ins Ausland abwandern freiwillige Lösung, wird das über einen Verein für wird. Wir brauchen für Deutschland, werden für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen e. V. Deutschland ungefähr 70 Mio. Legehennen gehal- (KAT-Verein) organisiert, dass der LEH die Scha- ten, die also für den deutschen Markt Eier produ- leneier wenigstens als „ohne Hahn-Kükentöten“ zieren, was sowohl das Schalenei angeht als auch verkauft. Das wollen wir natürlich auch, dass das das Weiterverarbeitungsei. Das ist ja die relevante bei den weiterverarbeiteten Eiern passiert. Da müs- Größe. Wir selber halten, wir selber schlüpfen in sen wir mit den relevanten Organisationen und Un- Deutschland nicht ganz die Hälfte dieser Küken. ternehmen auch sprechen, insbesondere das Thema Also da wird das Gesetz dann quasi auch nur zur Gastronomie oder auch - sagen wir mal - Kuchen- Hälfte dann greifen können. Wir gehen davon aus, hersteller und so sind für uns da sehr wichtige An- dass auch eine relevante Menge dann in Zukunft sprechpartner. Das wird sehr schwer werden, de- weiterhin aus dem Ausland kommt. Also wir haben nen zu verstehen zu geben, dass das Produkt auf heute schon sehr, sehr viele Küken, die aus dem einmal 20 bis 30 Prozent teurer wird. Das ist eine Ausland kommen, insbesondere aus Holland, also sehr auch eine relevante Größe für die. Wir glau- aus den Niederlanden. Und dann war die dritte ben, dass es sinnvoll ist, dass Sie das Thema Ge- Frage von Ihnen, wie viele Futterküken wird es in schlechtsbestimmung im Ei weiterhin uns ermögli- Deutschland geben. Die Zahl ist mir nicht 100pro- chen aus den genannten Gründen, dass Sie die zentig bekannt, das müssten mehrere Mio. wohl Übergangsfristen hinsichtlich des siebten Bebrü- sein. Ich weiß aber, es gibt ja heute schon einen re- tungstages also weiter nach hinten verlegen kön- levanten Markt dafür und auch eine große Nach- nen, damit auch gerade - und das ist auch eine rele- vante Geschichte für die kleineren Brütereien. Und

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 17 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

das halte ich für unabdingbar, dass Sie da was än- Prof. Dr. Rudolf Preisinger (per Video): Ich würde dern an dem Gesetz. Ansonsten sind wir gerade, gerne ergänzen. Die Größenordnung der Brütereien wie es auch glaube schon benannt worden ist, wir beginnt bei ca. 100 000 bis 200 000 Küken pro Jahr sind dafür, dass wir die Hahnküken nicht mehr tö- und endet bei zehn Mio. Hennenküken pro Jahr. ten und wir möchten das gerne, dass wir da immer Und ergänzend zu den Ausführungen von Herrn besser werden. Das hat unsere Branche auch, glau- Schönecke (ZDG). Wir müssen davon ausgehen, be ich, in den letzten 15 Jahren schon sehr stark be- dass es Eierproduzenten geben wird, die wollen die wiesen, dass wir da im Thema Tierschutz und Tier- drei oder vier Euro-Zusatzkosten sparen und wer- wohl führend sind in Europa. den dann zukünftig für eine gewisse Zeit die Küken oder die Junghennen aus dem benachbarten Aus- Der Vorsitzende: Vielen Dank. Noch vier Minuten land importieren und dort sind dann die Brüder hätte die Union. weiterhin getötet worden. Also somit kriegen Sie automatisch einen schrumpfenden Markt. Wir re- Abg. Silvia Breher (CDU/CSU, per Video): Okay, den um etwa drei oder vier Euro bis fünf Euro- vielen Dank. Sie haben gesagt, 20 relevante Brüte- Mehrkosten für den Eiererzeuger. Und wenn er in reien ungefähr in Deutschland. Von welchen Grö- der sog. Direktvermarktung ist und sein Image ver- ßenordnungen sprechen wir dann da? Und wieso kauft, dann kann er sich die Junghenne von überall gehen Sie davon aus, dass Brütereien abwandern beziehen. Und ich als Süddeutscher kann Ihnen und wie ist Ihre Rückmeldung zu den verschiede- das bestätigen, die Leute werden die Junghennen in nen Ansätzen in der Industrie im Hinblick auf den Österreich kaufen und die Hühner legen dann in Ausstieg zu (20)24? Wie weit sind die Entwicklun- Deutschland die Eier. gen aus Ihrer Sicht zur Geschlechtsbestimmung im Ei vor dem siebten Tag? Der Vorsitzende: Vielen Dank. (gerichtet an die Fraktion der CDU/CSU) Die halbe Minute, würdet Der Vorsitzende: Herr Schönecke (ZDG). Ihr verzichten? (Kopfnicken) Dann kommen wir jetzt zur (Fraktion der) SPD. Die Kollegin Mittag, Henner Schönecke (ZDG, per Video): Gerne, also nehme ich an, die ist hier im Saal? Ja. für die Brütereien würde ich ganz gerne Herrn Prei- singer sonst die Frage weitergeben. Er ist der Vor- Abg. Susanne Mittag (SPD): Ja, herzlichen Dank für sitzende des Ausschusses „Zucht und Vermeh- das Wort. Ich habe zwei Fragen an Professor Dr. Ed- rung“ bei uns im ZDG. Der weiß es genauer, welche mund Koch (TU Dresden). Also Grundlage, warum Brütereien dort sind und welche Größenordnungen wir auch dieses Gesetz haben, ist ja ein gerichtli- das sind. Die industrielle Verarbeitung, das ist ein ches Urteil und somit regelt ja nicht der Markt, wie großes Thema in Deutschland. Wir importieren gelegentlich erwähnt worden ist, die Problematik, noch einen sehr großen Anteil an Käfigeiern heute sondern es sind Vorgaben zu erfüllen. Zeitfaktor noch nach Deutschland, sowohl als Flüssigei als und Unterstützung beschleunigt ja nicht nur bei auch als Ei, was weiterverarbeitet wird und aufge- diesem Thema manchmal die Entwicklung. Und da schlagen wird. Da ist es unabdingbar, dass, glaube hoffen wir natürlich auch darauf. Und ich habe ich, dass wir transparenter machen, wo kommen jetzt dazu zwei Fragen. Wie realistisch ist die im die Eier her, aus welchen Haltungsformen kommen Gesetzentwurf vorgesehene Frist vom 1. Janu- die Eier und auch idealerweise aus welcher Her- ar (20)24 für die praktische Anwendung von Ver- kunft kommen die Eier. Und deswegen ist das, was fahren zur Geschlechtsbestimmung vor dem sieb- Frau (BMn Julia) Klöckner (BMEL) dort sich über- ten Bruttag? Das ist ja vorab auch erwähnt worden, legt hat mit der Kennzeichnungspflicht, was ja öf- es gibt schon mehrere Varianten, nicht nur die ters schon mal angegangen worden ist, bei Eierpro- eine. Und in welchen Rahmenbedingungen können dukten so unabdingbar, dass wir das überhaupt, schnellere Forschungsfortschritte bzw. die Umset- sonst würden wir das nie hinbekommen. Deswegen zung in der Praxis unterstützt werden, um eben ist das der transparente Weg, auf alle Fälle richtig. fristgerecht zu sein? In welchem Rahmen von Per- sonal- und Sachkosten, Forschung ausweiten bzw. Der Vorsitzende: Herr Professor Preisinger, Sie dür- in die Entwicklung zu gehen, Herr Dr. Koch? fen gerne ergänzen.

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 18 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

Der Vorsitzende: Herr Professor Koch (TU Dres- schon (mehr) Patente dazu gibt. Sodass ein Wettbe- den). werb in diesem Bereich wahrscheinlich sehr, sehr schwierig ist. Und es (somit) kann im Moment lei- Prof. Dr. Edmund Koch (TU Dresden, per Video): der nicht wirklich weiterentwickelt werden. Ja, danke für die Möglichkeit, hier auszuführen. Ich sagte es ja schon, leider haben wir in den letzten Abg. Susanne Mittag (SPD): In welchem Rahmen Jahren viel, viel Zeit vertan, dadurch, dass wir sind dann Möglichkeiten der Unterstützung seitens nicht in die Entwicklung gegangen sind. (Ab)Ge- des Landwirtschaftsministeriums, seitens der For- schlossen bundesweit umzustellen bis zum letzten schung, aber auch derer, ja sagen wir des Marktes, Ei innerhalb der bestehenden Frist, ist sicherlich die ja eigentlich alle ein Interesse haben sollten, ein Problem. Wir sehen das beim Impfen, wir sehen dass es umsetzbare Möglichkeiten gibt, eben inner- das bei allen Umstiegen der (in neue) Technolo- halb dieser sieben Tage das zu erkennen? In wel- gien, dass das nicht innerhalb kurzer Zeit möglich chem Rahmen ist es denn möglich, in Zusammen- ist. Was aber zu kritisieren ist, dass es nicht einmal arbeit die Entwicklung voranzutreiben? Denn das den Versuch gegeben hat, ein Verfahren (zur Ge- ist ja wohl der Status, mit dem man jetzt so seit ein, schlechtsbestimmung) in den ersten Tagen in die zwei Jahren schon kämpft, dass man nicht voran- Entwicklung reinzubringen, sondern dass wir hier kommt, dass jeder sozusagen marktsichernd oder im Forschungsbereich zwar wunderbare Ergebnisse patentsichernd unterwegs ist und dann nach außen haben, aber die leider bis heute nicht in die Ent- deklariert wird, die Entwicklung, das werden wir wicklung transferieren konnten. nie und nimmer bis zum 1. Januar (20)24 schaffen. Aber offensichtlich scheint es da strukturelle Prob- Der Vorsitzende: Vielen Dank, ja. leme zu geben hinsichtlich der Umsetzung. Was gibt es aus Ihrer Sicht denn da für Möglichkeiten, Abg. Susanne Mittag (SPD): Ja, herzlichen Dank. um das zu unterstützen und endlich zu forcieren? Und woran lag das denn, dass das nicht sozusagen weiter befeuert werden konnte? Da stellt sich natür- Prof. Dr. Edmund Koch (TU Dresden, per Video): lich die Frage, in welchem Umfang auch marktsi- Ich denke, es müsste unbedingt passieren, dass die chernde Aspekte, also Patente z. B. Auswirkungen Verfahren, die Patente, die die TU Dresden heute auf die derzeitigen Forschungen haben und auch hält, lizensiert werden, sodass sie dann industriell auf die derzeitige Umsetzung. Es ist offensichtlich gemeinsam mit uns umgesetzt werden können. Die ja so eine leichte Entwicklungslücke. Umsetzung dieses Verfahrens ist alles andere als einfach, weil vielleicht, um nur ein Detail zu nen- Prof. Dr. Edmund Koch (TU Dresden, per Video): nen, es gibt die wenigen Gefäße, die umgeben sind Ja, es gibt zur optischen Geschlechtsbestimmung von dem Eigelb an (und) dem Eiweiß. Von dem Ei- ein grundlegendes Patent aus dem Jahr 2007, das gelb an (und) dem Eiweiß wissen wir, dass es von insgesamt sagt, mit spektroskopischen Methoden der Henne (stammt), d. h. das Geschlecht da zu be- kann man das Geschlecht im Hühnerei bestimmen. stimmen, (besteht gar keine,) hilft nicht, sondern Dieses Patent, das zwischen den Universitäten Jena man muss es von den wenigen Zellen von dem und Leipzig entwickelt wurde, gehört heute zu neuen Lebewesen machen. Und die(se) Anwen- 80 Prozent der EW Group. D. h. ein Verfahren zu dung dieser Technologie ist sicherlich alles andere entwickeln, das auf dieser Basis arbeitet, könnte als einfach. Also ich glaube, hier müssten wir sehr einen Patentstreit zur Folge haben, wenn man nicht viel mehr eingebunden werden, als es in den bishe- zur EW Group gehört. In dem Originalpatent ist rigen Fehlversuchen passiert ist. zwar nicht geschildert, wie es denn wirklich funk- tioniert, oder man muss sagen, alle Dinge, die da- Abg. Susanne Mittag (SPD): Was würden Sie denn mals geschildert wurden, haben sich als unrealis- schätzen, in welchem Umfang an Sach- und Perso- tisch herausgestellt, aber das generelle Verfahren nalkosten da forciert werden müsste, um, ob im ist damit patentrechtlich geschützt. Es gibt weitere Forschungsbereich ist es ja, sagen wir mal, eigent- Patente, die inzwischen (vielleicht) es einer ande- lich auch schon ausgetestet, aber um eben in die ren Firma schwer machen würde, eine entspre- Entwicklung, in tatsächlich, praktische Entwick- chende Methode zu entwickeln, weil es immer lung zu gehen, was ja jetzt möglich wäre, nicht nur

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 19 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

in Ihrem (TU Dresden) Verfahren? Es gibt ja auch Der Vorsitzende: (gerichtet an Prof. Dr. Ed- noch ein zweites Verfahren. Und das Verfahren, mund Koch, TU Dresden) Jetzt haben Sie nur noch was Sie forcieren, welcher Sachposten und Perso- 30 Sekunden für die Antwort. nalbereich müsste da forciert werden, um tatsäch- lich jetzt endlich und zeitnah in die Entwicklung Abg. Susanne Mittag (SPD): Das schafft Herr Koch. zu gehen und in die Umsetzung? Prof. Dr. Edmund Koch (TU Dresden, per Video): Prof. Dr. Edmund Koch (TU Dresden, per Video): Ja, also es ist sehr schwierig, wie gesagt, als ein öf- Zu den Kosten kann vielleicht Herr Breloh etwas fentlich, (gefördertes Projekt) die Entwicklung, die sagen, weil, ich sage einmal, die Umsetzung von Maschine zu entwickeln, das halte ich für keine den Arbeiten von Frau (Prof. Dr. Almuth) Einspa- gute Sache, sondern ich glaube, das muss indu- nier (Universität Leipzig) bis zu dem Stand, den er striell passieren. Wir stehen bereit. Ich denke, in (es - das Verfahren) heute hat, dass würde für die- dem Forschungsbereich wäre nicht mehr wirklich ses optische Verfahren wahrscheinlich in ähnlicher so viel Kapazität notwendig. Es sind wirklich die Größenordnung sein (liegen). Ich bin selbst aus Verfahrenstechniker, es sind die Leute, die wirk- dem Forschungsbereich, nicht aus dem Entwick- lich Maschinen erarbeiten, die auch für hohen lungsbereich. Ich weiß, dass dort sicherlich ein gro- Durchsatz geeignet sind. Da ist ganz, ganz viel not- ßer finanzieller Aufwand noch besteht, (bis daraus wendig. Aber das (alles) beruht darauf, dass man ein wirkliches Produkt, ein serienreifes Produkt vorher diese Patentsituation (kreiert,) löst und entsteht,) das eben auch entsprechende Stückzah- nicht erst nachträglich, wenn eine Maschine da ist, len durchsetzen kann. Aber eine konkrete Zahl da weil das wird dann zu unendlichen Patentstreitig- anzugeben, kann ich Ihnen nicht. Aber vielleicht keiten führen. hat Herr Breloh Erfahrungen, was er investiert hat in den letzten Jahren, um dieses Verfahren zu ent- Abg. Susanne Mittag (SPD): Wunderbar, danke. wickeln. Der Vorsitzende: So, vielen Dank dafür. Für die Abg. Susanne Mittag (SPD): Dann würde es mich (Fraktion der) AfD ist im Saal der Herr Protschka. aber mehr interessieren die Jahre vorher. Da haben wir ja sehr lange gebraucht und das ging ja auch Abg. Stephan Protschka (AfD): Danke für das Wort nicht gerade in größerer Schnelligkeit voran. Der Herr Vorsitzender. Meine Frage würde sich an Frau Druck ist ja jetzt aufgebaut, weil wir die Gesetzes- Drossé vom (Deutschen) Tierschutzbund richten. vorlage haben und das höchstrichterliche Urteil. Es gibt ja wissenschaftliche Untersuchungen, dass Und dann kann auch Entwicklung beschleunigt wir in Zoos, Falknereien, stationären Zoofachhand- werden. Und den Zeitrahmen und den Aufwand, lungen usw. jährlich mehr Eintagsküken verfüttern, den wir in den letzten Jahren hatten, ist das eine, als wir in Deutschland produzieren. Und somit aber jetzt haben wir einen Zeitrahmen, der mög- werden ja auch noch getötete Küken importiert, um lichst effizient genutzt werden muss. Und in die- den Futterbedarf zu decken. Stand Anfang April sem Rahmen, in welchem, vielleicht kann Herr (2021) in den Medien, dass die Bundeslandwirt- Breloh da auch noch was zu sagen, aber in wel- schaftsministerin derzeit an einer entsprechenden chem Rahmen muss das forciert werden, eventuell Ausnahmeregelung arbeitet. Und jetzt habe ich Sie auch seitens der Bundesregierung in Forschung, vermutlich nicht richtig verstanden in Ihrem Ein- aber hinsichtlich der Umsetzung dieses tatsächli- gangsstatement: ist der Futterbedarf von Zoos und chen, ja fast abgeschlossenen Forschungsstandes, Falknereien aus Ihrer Sicht ein vernünftiger Grund um in die Entwicklung zu kommen? Denn es hilft oder kein vernünftiger Grund zur Rechtfertigung nicht wirklich, noch jahrelang weiter zu forschen, für Tötung von männlichen Eintagsküken? Und wie es muss die Entwicklung angegangen werden. Und sinnvoll wäre es aus tierschutzrechtlicher Sicht, welches Volumina wäre das so ungefähr und, wie wenn wir für diesen enormen Futterbedarf andere gesagt, kann die Bundesregierung da unterstützen? Tiere zum Zwecke der Verfütterung aufziehen und Weil das offensichtlich im privatrechtlichen Be- dann töten würden, obwohl männliche Küken aus reich, habe ich den Eindruck, eher schleppend Legelinien ja zur Verfügung stünden? Dankeschön. läuft.

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 20 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

Der Vorsitzende: Frau Drossé (Deutscher Tier- recht, es werden Mäuse und Ratten dafür auch her- schutzbund), das ging an Sie. genommen, das mag sogar physiologisch sogar zum Teil (z. T.) auch noch irgendwie günstigere Vari- Inke Drossé (Deutscher Tierschutzbund, per ante sein. Und für diese Tiere müssen natürlich Video): Also gemeint war, es besteht kein vernünf- auch entsprechende Haltungsvorgaben etabliert tiger Grund für das Töten der Küken. Aus unserer sein, damit also auch nicht da weitere Tierschutz- Sicht ist damit eine Umgehung des Verbotes tat- probleme entstehen. Es ist so, dass derzeit so ein sächlich mit umfasst. Was den tatsächlichen Bedarf Futtermittelmix vorhanden ist unseren Informatio- betrifft, kann man nur spekulieren. Es gibt ganz un- nen zufolge. Und im Moment werden einfach also terschiedliche Hinweise dazu. Es gibt Belege, dass auch Tiere wie Mäuse und Ratten mit verfüttert. also einige Zoos gar keinen Bedarf anmelden, an- Das ist einfach so. dere deutlich mehr. Das sind unterschiedliche Un- tersuchungen, die da vorliegen. Herr Dr. Fischer Abg. Stephan Protschka (AfD): (gerichtet an den hat in seiner Stellungnahme einen Bedarf von Vorsitzenden) Kann ich die Minute schieben? 31 Mio. Küken für Deutschland angegeben, also be- zogen auf die zoologischen Einrichtungen und Der Vorsitzende: Können wir machen. Greifvögelhaltungen. Das würde aber bedeuten, dass tatsächlich, also wenn man jetzt von Abg. Stephan Protschka (AfD): Danke. 45 Mio. Küken ausgeht, würde das bedeuten, dass tatsächlich für diese 70 Prozent der Küken Ausnah- Der Vorsitzende: Eine Minute für die zweite Run- megenehmigungen erlassen würden und das kann de. Dann kommen wir jetzt zur (Fraktion der) FDP. nicht Sinn eines TierSchG sein. Damit würde das Wenn ich es richtig sehe, ist der Herr Dr. Hocker in Verbot komplett ausgehebelt. der Leitung oder wer meldet sich?

Abg. Stephan Protschka (AfD): Aber, nochmal mei- Abg. Dr. Gero Clemens Hocker (FDP, per Video): ne Nachfrage zu dem Zweiten. Wie sinnvoll wäre Exakt. es dann aus tierschutzrechtlicher Sicht, wenn die Greifvögel oder die Tiere in Zoos, die von jetzt Ein- Der Vorsitzende: Jawohl! tagsküken gefüttert werden, müssten ja weiterhin gefüttert werden, wenn man aus tierschutzrechtli- Abg. Dr. Gero Clemens Hocker (FDP, per Video): cher Sicht dann andere Tiere züchten würde, wie Jawohl, genau, vielen Dank Herr Vorsitzender für z. B. Mäuse, Ratten oder wie auch immer, und die- das Wort. Ich möchte ganz kurz Bezug nehmen auf se dann zu töten und zu verfüttern? Widerspricht einen Satz, den der Herr Bartels (FLI) eben gesagt sich das nicht irgendwie aus tierschutzrechtlicher hat mit Blick auf die Vorhaben der Bundesregie- Sicht? rung, der Landwirtschaftsministerin und des Mi- nisteriums insgesamt, dass eben schon ab dem Inke Drossé (Deutscher Tierschutzbund, per sechsten Tag eine Geschlechtserkennung möglich Video): Also aus unserer Sicht hat sich ja, hat sich sein soll. Ich habe verstanden, dass es, sage mal, dieser Bedarf auch erst letztendlich nachträglich zum zehnten Tag durchaus Technologien gibt und bilden können. Diese Küken sind eine sehr, sehr trotzdem die Bundesregierung den sechsten Tag günstige Futterquelle, sie sind deutlich günstiger des Bebrütens anvisiert. Wenn es hierfür aber noch als die Produktion oder die Zucht von Mäusen oder gar keine technische Lösung gibt, so habe ich die Ratten. Und das ist sicher auch der Grund, warum Anzuhörenden eben verstanden, erscheint eigent- man da jetzt besonders drauf spekuliert hat und lich, ich sag mal etwas ketzerisch formuliert, ein seine Fütterungsstrategien darauf ausgerichtet hat. solcher Begriff, sechster Tag, als ein Instrument, Das muss ernährungsphysiologisch für diese Tiere um eine tatsächliche Lösung zu verhindern, wenn auch nicht zwingend die beste Lösung sein. Da gibt es dafür kein technisches Verfahren gibt, dass das es auch in Fachkreisen durchaus auch kritische sicherstellen würde. Da würde ich von Herrn Bar- Haltungen dazu, was eben die Ernährungsphysiolo- tels gerne wissen, ob er diese Einschätzung teilt. gie betrifft. Und ja, also es ist, Sie haben natürlich Und meine zweite Frage richtet sich an Herrn Bre-

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 21 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

loh. Herr Breloh, Sie haben das ja sehr eindrucks- eingestallt werden, die Vermarktung derer Eier ist voll beschrieben eben, wozu das führt, wenn sozu- ja nach wie vor gesetzeskonform. Insofern ist es sagen die deutschen Brütereien nicht mehr sozusa- äußerst wichtig, dass der zukünftige Gesetzestext gen produzieren können. Vielleicht deswegen die auch flankiert wird von weiteren Ereignissen. Und ganz einfache Frage an Sie. Ist das nicht einfach ein wichtiges Ereignis ist, dass der deutsche LEH nur das Verschieben eines moralischen Dilemmas sich dazu bekannt hat, flächendeckend nur noch ins Ausland, wenn wir künftig also sozusagen die Eier aus sog. kükentötenfreien Lieferketten in Ver- Brütereien in Deutschland vertreiben oder die eben kehr bringen zu wollen. Eine weitere flankierende Insolvenz anmelden müssen, wir aber die ähnli- Maßnahme, die sehr richtig ist, ist, dass der KAT in chen Produkte schließlich nachher aus dem Aus- seiner letzten Vorstandssitzung auch entschieden land importieren müssen? Vielen Dank. hat, dass in Zukunft nur noch das KAT-Siegel an solche Eier vergeben werden kann, die eben nach Der Vorsitzende: Herr Dr. Bartels (FLI), Sie waren dem deutschen gesetzlichen Standard erzeugt wur- zuerst angesprochen. den. D. h., diese flankierenden Maßnahmen sind unendlich wichtig, damit eben das Kükentöten Dr. Thomas Bartels (FLI, per Video): Jawohl, dan- nicht nur ins Ausland exportiert wird, sondern keschön. Ja, wie ich schon eingangs erwähnte, be- dass sich auch ausländische Lieferantenstrukturen, ruht der siebte Tag als Festlegung darauf, dass man sprich Brütereien, an die Vorgaben des deutschen sichergehen kann, dass vor diesem siebten Bebrü- Gesetzestextes orientieren müssen. Ich möchte tungstag eben noch keine Empfindungsfähigkeit noch ganz kurz auf die gestellte Frage von Frau vorhanden ist, nach dem siebten Tag aber die Ent- Mittag Antwort geben. Die Grundlagenforschung ist wicklung einsetzt und natürlich dann bis zum eine wesentliche Voraussetzung, um technologi- schlupfreifen Küken komplett abgeschlossen ist. sche Verfahren zu entwickeln. Wir haben 2016 da- Von daher teile ich diese Bedenken eigentlich mit begonnen, auf der Basis dessen, was Frau Pro- nicht. Wie Herr Koch (TU Dresden) erwähnte, gibt fessor Einspanier und ihr Team in Leipzig erforscht es Verfahren, die prinzipiell geeignet sind, bereits haben, ein Technologieverfahren zu entwickeln. nach dreieinhalbtägiger Bebrütung und noch siche- Wir haben bisher einen knapp zweistelligen Millio- rer nach fünfeinhalbtägiger Bebrütung zu arbeiten. nenbetrag in die technologische Umsetzung inve- Es sind international auch weitere Verfahren gegen- stiert und wir sind mittlerweile an einem Punkt an- wärtig in der Testung, die das möglicherweise er- gekommen, dass wir heute ein noninvasives Ver- bringen können; ob in der erforderlichen Präzision fahren haben, was am achten bis neunten Bruttag und auch in den erforderlichen Durchsatzraten, das sicher arbeiten kann und was eben auch flächende- bleibt abzuwarten. Aber insgesamt ist es eben so, es ckend eingesetzt werden kann. Es ist schon mittler- erscheint machbar, diesen Stichtag, siebten Tag, zu weile die vierte Generation an Technologie. D. h., unterbieten. Ob das allerdings in der gesetzlich vor- eine Grundlagenforschung alleine ist eine notwen- gegebenen Frist machbar sein wird, da kann ich dige, aber keine hinreichende Voraussetzung, um keine Auskunft zu geben, da fehlen mir die seheri- praxistaugliche Verfahren zu entwickeln. Danke. schen Fähigkeiten. Der Vorsitzende: So, Dr. Hocker, ich gebe eine Der Vorsitzende: Dann war Dr. Breloh noch ange- halbe Minute (da)zu, weil da noch eine Teilbeant- sprochen. wortung der Frage von Frau Mittag dabei war.

Dr. Ludger Breloh (per Video): Ja, ich bin auch an- Abg. Dr. Gero Clemens Hocker (FDP, per Video): gesprochen worden und möchte Ihnen Recht ge- Ach so, das ist sehr freundlich von Ihnen, lieber ben. Wenn wir diesen Gesetzestext, so wie er dort Herr Vorsitzender. Dann würde ich vielleicht gern ist, unilateral betrachten, dann kommt das eigent- nochmal eine weitere Frage richten an Herrn Bre- lich von dem Ergebnis eines Exportes des Kükentö- loh. Und zwar würde ich von ihm gerne wissen, tens gleich. Weil es macht natürlich Sinn, in Zu- welche Erfahrungen Sie mit Blick in Frankreich ak- kunft die Küken ausschließlich nur noch im Aus- tuell machen? Haben Sie denn die Hoffnung, nach land schlüpfen zu lassen, weil ja die Vermarktung dem, was Sie eben beschrieben haben, dass wir dann, wenn solche Legehennen in Deutschland

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 22 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

eine europäische Lösung sehen, damit all die Ent- Abg. Amira Mohamed Ali (DIE LINKE., per Video): wicklungen, die Sie eben beschrieben haben, die Nein, nein, ich mache das, Herr Vorsitzender. bei nationalen Alleingängen sozusagen erfolgen würden, dass man die verhindern kann? Und ich Der Vorsitzende: Ah ja, die Kollegin Amira Mo- würde ja vielleicht Sie auch noch bitten, wenn ich hamed Ali. Jetzt, gerne. das darf, vielleicht auch noch mal eine konkrete politische Empfehlung auszusprechen, wie eine Abg. Amira Mohamed Ali (DIE LINKE., per Video): nach Ihrer Einschätzung ethisch korrekte und auch Dankeschön. Ich habe ein paar Fragen an den massenmarkttaugliche Lösung zum Beenden des (Deutschen) Tierschutzbund. Und zwar Frau Dros- Kükentötens stattfinden kann? Schönen Dank. sé, Sie hatten ja in Ihren Ausführungen schon er- klärt, warum Sie der Auffassung sind, dass der Ge- Der Vorsitzende: Sie haben maximal eine Minute, setzesvorschlag der Koalition aus Tierschutzsicht Dr. Breloh. unzureichend ist auch in Bezug auf das Staatsziel Tierschutz. Könnten Sie das noch ein bisschen nä- Dr. Ludger Breloh (per Video): Es gibt, eine euro- her ausführen und hier insbesondere in Bezug auf päische Lösung wäre der best practice-Ansatz. Ich die Frage, warum Sie der Ansicht sind, dass auch sehe aber eine europäische Lösung nur dann als eine Geschlechtsbestimmung im Ei vor dem sieb- zeitnah umsetzbar, wenn sich die zwei wichtigsten ten Tag aus Tierschutzaspekten unzureichend ist, Länder, Frankreich und Deutschland, einig sind in hier im Hinblick auf das Thema immer noch Hoch- einer nationalstaatlichen Umsetzung. Ich sehe, dass leistungszucht, immer noch Massenproduktion, wir im Moment in Deutschland einen Weg bereit was das eigentlich aus Tierschutzsicht bedeutet? sind zu gehen oder gehen wollen, der in Frankreich Und meine zweite Frage ist erst mal, welchen ganz so nicht nachvollzogen wird. Und wenn wir allein konkreten Handlungsbedarf sehen Sie denn bei den schon dort unterschiedliche Gesetzgebungsverfah- Bruderhähnen, damit das tierschutzkonformer ab- ren haben, auf der sog. deutsch-französischen Ach- laufen kann in Bezug auf Haltung und Schlach- se, wird es sehr schwer sein, daraus eine Blaupause tung? Danke. abzuleiten, die im europäischen Kontext dann rechtliches Allgemeingut werden wird. Ja, wie soll Der Vorsitzende: Frau Drossé (Deutscher Tier- das vernünftigerweise laufen? Natürlich, das Gesetz schutzbund), Sie dürfen direkt antworten. vom Grundsatz her ist in Ordnung, es macht über- haupt gar keinen Sinn, die Geschlechtsbestim- Inke Drossé (Deutscher Tierschutzbund, per mungsverfahren ab 2024 zu reglementieren. Die Video): Dankeschön. Also, vielen Dank. Genau, der Konsequenz dessen würde ja heißen, bei Nichtvor- Gesetzesentwurf ist aus unserer Sicht zu inkonse- handensein technischer Lösungen ab sechsten Tag, quent, insbesondere was eben diese Regelung der dass wir dann nur noch die Bruderhahnmast (das Geschlechtsbestimmung im Ei betrifft. Die Bundes- Zweinutzungshuhn in Nischenmärkten) als Option regierung hat da selber konstatiert, man könne mit haben und wir haben heute ausreichend gehört, fortschreitender Entwicklung des Embryos kaum dass auch die Bruderhahnmast keine skandalfreie oder keinen Unterschied machen. Deswegen wäre Lösungsmöglichkeit ist. Uns fehlen schlicht und er- ein zeitgleiches Verbot sinnvoll gewesen. Der Hin- greifend die Plätze, um die Bruderhennen mästen tergrund ist klar. Wir haben auch schon heute viel zu können. Darüber hinaus fehlt ein Rechtsrahmen, über die Frage der Schmerzwahrnehmung gehört so dass die Bruderhahnmast gemacht werden kann. und ich bin da ganz bei Herrn Dr. Bartels (FLI). Wir Wir finden heute eine Varianz von Bruderhahn- haben Informationen darüber, also bis wann ein mast-Initiativen, die teilweise wirklich das Poten- Schmerzempfinden ausgeschlossen werden kann. tial haben, skandalisiert zu werden. Danke. Das ist der siebte Bruttag. Alles andere danach ist sich ein entwickelndes Schmerzempfinden. Also Der Vorsitzende: So, jetzt haben wir die Zeit durch wir wissen, dass zwischen dem sechsten und sieb- und wechseln zur Fraktion DIE LINKE.. Ich ver- ten Bruttag bereits der Embryo auf Reize reagiert. mute die Frau Dr. Tackmann, die hatten wir ... Und das ist ein ernster Hinweis darüber, dass da also auch eine Wahrnehmung oder dass die Vor- aussetzungen für die Schmerzempfindung sich am

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 23 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

Entwickeln ist. Und wenn man den Tierschutz an z. T. eben auch kleinere Tiere oder unterschiedlich der Stelle ernst nimmt, muss man im Zweifel für gewachsen, sind gerade, was also diese Wasserbad- das Tier entscheiden und das bedeutet, dass also betäubung betrifft, noch besonders gefährdet; sie ein Töten der Embryonen ab dem siebten Bruttag sind, es gibt Untersuchungen bzw. Informationen, verboten werden muss. Das Zweite war, das zweite die uns vorliegen, nachdem die Tiere also aus die- Problem, was wir haben, ist eben diese Ausnahme- sen Halterungen, die werden ja zum Schlachten an regelung, die auch schon heute angeklungen ist, den Füßen in so Bügel aufgehängt, die fallen da mit der Verfütterung der Küken in Zoologischen z. T. raus, oder sie fallen, schaffen es, also durch Gärten. Das ist, würde also zu einer unter Umstän- Flügelschlag, andere Tiere aus der Halterung raus- den (u. U.) erheblichen, ja Aufhebung des Verbotes zukegeln. Und es sind hohe Fehlbetäubungsraten führen und das kann nicht Sinn des Gesetzes sein. damit verbunden und deswegen ist es aus unserer Zur Erinnerung, das BVerwG hat ganz deutlich ge- Sicht ganz dringend, auch hier gesetzliche Regelun- sagt, das Kükentöten widerspricht in fundamenta- gen mit auf den Weg zu bringen. ler Weise dem ethisch ausgerichteten Tierschutz. Und ein vernünftiger Grund besteht dafür nicht. Der Vorsitzende: Vielen Dank. Eine Minute hätten Letztendlich ist es so, dass wir, dass die System- wir noch (für die Fraktion DIE LINKE.), Kollegin, frage in dem Gesetzestext völlig unberührt bleibt. ja. Die Zucht auf die hohe Leistung hat eben diese schweren mästbaren Bruderhähne verursacht und Abg. Amira Mohamed Ali (DIE LINKE., per Video): bei den Legehennen und Masthühnern erhebliche Ja, ich habe noch eine kurze Nachfrage. Könnten Tierschutzprobleme. Und deswegen ist da eine Sie nochmal was dazu sagen, was das für die Lege- Kurskorrektur und Etablierung des Zweinutzungs- hennen bedeutet, diese Hochleistungszucht und huhns die konsequenteste Lösung. die Massenproduktion, warum das aus Tierschutz- sicht abzulehnen ist. Der Vorsitzende: Danke Frau Drossé. Inke Drossé (Deutscher Tierschutzbund, per Inke Drossé (Deutscher Tierschutzbund, per Video): Also diese Zucht auf hoher Legeleistung Video): Und zu Ihrer Frage nach dem Handlungsbe- führt eben dazu, dass die ganze Energie in die hohe darf bei den Bruderhähnen. Die Bruderhahnmast Leistung gebracht wird. Die Tiere neigen zu Eilei- wird auf jeden Fall jetzt zunehmen, davon ist aus- terentzündungen; das liegt einfach an diesem ho- zugehen. Und es gibt zwar auch Initiativen im Bio- hen Durchsatz der Eier. Sie leiden auch an ja Kno- bereich, die die Hähne aufziehen, aber ansonsten chen- oder Osteoporose, sie neigen dazu, weil eben fehlen grundsätzliche oder gesetzliche Anforderun- das Kalzium da sehr aus den Knochen mobilisiert gen an die Haltung und die Schlachtung. Und die wird für die Eiproduktion. Und wenn man sich am Gefahr ist sehr, sehr groß, dass die Hähne irgend- Ende der Legeperiode diese Hennen anschaut, die wie, irgendwo und möglichst günstig aufgezogen sehen wirklich, die sind wirklich „durch“. Also das werden und damit einfach Tierschutzprobleme mit ist ein ganz großes Tierschutzproblem. Es gibt auch verursacht werden. Es braucht dringend eine Hal- das Federpicken, da gibt es auch eine genetische tungsanforderung, die eben den Bedürfnissen die- Komponente, die da auch mit reinspielt. Und auf ser sehr agilen Tiere Rechnung trägt. Also die Tiere der Seite der Masthühner haben wir also diese ho- brauchen, das sind ja Tiere, die sich eher wie eine he ja, haben wir im Prinzip auch ganz große Tier- Legehenne verhalten, die brauchen viele Beschäfti- schutzprobleme. Die Tiere leiden an zuchtbeding- gungsmöglichkeiten, viel Platz und das muss ein- ter, dadurch dass sie eben so viel Gewicht zuneh- fach in einer Haltungsvorgabe mit berücksichtigt men, an zuchtbedingten Lahmheiten. Also die kön- sein. Und auch zur Schlachtung gibt es auch keine nen kaum, z. T. kaum mehr laufen, sie lahmen, sie Vorgaben. Die Schlachtung würde wahrscheinlich, leiden an Herz-Kreislauf-Schwierigkeiten. Und wie bei den Legehennen auch, derzeit über eine letztendlich hat das auch dazu geführt, dass die El- Wasserbadbetäubung, also im Rahmen einer Was- terntiere dieser Masthühner restriktiv gefüttert wer- serbadbetäubung, stattfinden. Und wir wissen, dass den müssen. Das ist ein sehr, sehr großes Tier da also erhebliche Tierschutzprobleme mit verur- sacht sind. Und die Bruderhähne als sehr agile und

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 24 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

schutzproblem und eine Rückführung dieser Zucht die Zuchtarbeit ist wahnsinnig teuer und aufwen- in Richtung einer Zweinutzungslinie würde das dig. Und man sollte sich, Herr Preisinger hat da ja eben ursächlich beseitigen. Danke. auch seine Erfahrungen, aber für mich steht eigent- lich (Und man sollte) tatsächlich die ökonomische Der Vorsitzende: Da haben wir die Zeit gut über- und auch umweltgerechte Bewertung inklusive der schritten. Wir kommen zu (Fraktion) BÜNDNIS 90/ tierschutzrelevanten Faktoren bei den Tieren und DIE GRÜNEN. Da haben wir die Kollegin im Saal, auch der Umweltfaktoren, Klimaschutz z. B. durch Frau Künast. die Verwendung von Soja, was eben in Südamerika produziert wird und ohne das die Hochleistungsle- Abg. Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIR GRÜNEN): gehennen nicht auskommen und wir gehört haben Danke Herr Vorsitzender. Das passt vielleicht ganz ja auch die Bruderhähne (anschauen). Das müsste gut hinter diesem Redebeitrag von Frau Drossé. Ich man wirklich eigentlich mal gegenüberstellen und möchte nämlich Frau Keppler fragen. Wir haben ja vernünftig bewerten, um hier letztlich Aussagen jetzt immer über Bruderhähnemast und quasi die treffen zu können. Vertreibung aus Deutschland geredet, weil dann woanders produziert wird. Ich mache mir Gedan- Der Vorsitzende: Frau Künast. ken über die Frage von Alternativen. Also alles Bis- herige, auch der Gesetzesvorschlag, bleibt für mei- Dr. Christiane Keppler (per Video): Habe ich damit ne Begriffe immanent im alten System und zieht Ihre Frage beantwortet? sich dann diese Ausnahmedebatte ein. Was halten Sie, Frau Keppler eigentlich von den Aktivitäten, Abg. Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): die besser gemacht wurden zur Etablierung von Ja. Ich möchte die Frage weitergeben an Frau Dros- Zweinutzungshühnern? Ich würde gerne von Ihnen sé vom (Deutschen) Tierschutzbund. Wie Sie den wissen, was ist besser Bruderhahn-Initiativen/ Vergleich sieht - Bruderhahn-Initiative/Zweinut- Zweinutzungshühner? Wie ist der Stand heute? zungshuhn? Und wie denn aus Tierschutzsicht Und was wäre notwendig, um in dem Bereich tat- eine Gesamtstrategie aussehen müsste, um da wei- sächlich einen Schub zu bekommen, größere ter zu kommen? Marktanteile? Der Vorsitzende: Frau Drossé (Deutscher Tier- Der Vorsitzende: Frau Dr. Keppler. schutzbund), Sie waren angesprochen.

Dr. Christiane Keppler (per Video): Ja, danke für Inke Drossé (Deutscher Tierschutzbund, per die Frage. Es ist nicht einfach zu beantworten, weil Video): Also, die Bruderhahnmast wird kommen. eigentlich würde ich nur sagen, fehlen uns eigent- Ich glaube, dass man das jetzt gar nicht so extrem lich Untersuchungen, um das hinlänglich beurtei- fördern müsste, wichtig ist einfach, die gesetzli- len zu können. Wir müssen eigentlich auch mal chen Grundlagen an die Haltung und die Schlach- das, was jetzt derzeit wahrscheinlich stattfinden tung sicherzustellen, damit man da nicht in weitere wird, nämlich Hochleistungslegehennen mit Bru- Tierschutzprobleme reinrutscht. Das Zweinut- derhahnaufzucht, mal nicht nur ökonomisch, son- zungshuhn wird sicher Kosten erhöhen, weil ein- dern auch von Seiten der Umwelt und von der ethi- fach naturgemäß die Legeleistung geringer wäre schen Seite her nochmal bewerten im Vergleich und die Mastleistung auch. Also die Produkte wür- zum Zweinutzungshuhn. Das sind ja auch erhebli- den sich verteuern. Und deswegen geht das natür- che Kosten, die durch die in-ovo-Geschlechtsbe- lich nicht ohne eine Förderung und ohne einen ja stimmung oder Bruderhahnaufzucht entstehen, (die Strukturwandel im Prinzip. Also es ist ganz wich- andererseits,) auf der anderen Seite durch die tig, dass da eben der Gesetzgeber und die Politik Zucht von Zweinutzungshühnern oder die Nutzung die richtigen Weichen stellen. Ganz wichtig ist ein- von Zweinutzungshühnern entsprechend vielleicht fach die finanzielle Förderung, die Umstellung der sich aufheben könnten. Der derzeitige Stand ist, es Landwirte in der Hinsicht. Eigentlich müssen alle gibt einige, sag ich mal, Pflänzchen, die jetzt ganz an der Kette beteiligt werden - vom Landwirt über gut gedeihen in der Zweinutzungshuhn-Zucht. Das den Handel bis hin zum Verbraucher, der letztend- muss aber massiv weiter unterstützt werden, denn lich das Produkt ja auch nachfragt. Deswegen ist da

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 25 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

also ganz, ganz wesentliche Stellschraube aus unse- schaut und auch untersucht. Aber das sind im Prin- rer Sicht die Frage der Kennzeichnung. Also die zip diese Informationen, die uns vorliegen, sind Verbraucher müssen einfach beim Eierkauf erken- also Beobachtungen und Bewertungen des bsi, das nen können, woher kommt jetzt diese Henne? Ist da für das Schlachten eigentlich die Ansprechpart- eine Geschlechtsbestimmung im Ei da verknüpft? ner sind. Und die sagen einfach, dass da ganz große Oder sind es noch besser die Hähne aufgezogen Dinge im Argen sind, weil einfach die Wasserbad- worden? Und am besten auch noch Informationen betäubung auch für diese Tiere noch gar nicht an- darüber, wie diese Hähne aufgezogen wurden. Das gepasst sind. ist ein ganz wichtiger Punkt aus unserer Sicht. Und da ist einfach der Verbraucher so die Stellschraube, Abg. Silvia Breher (CDU/CSU, per Video): Okay, dem man entsprechend mit einer Kennzeichnung vielen Dank. Dann aber tatsächlich nochmal zurück und Aufklärung auch in dieser Hinsicht unter- zur Sache. Herr Bartels (FLI), vielleicht können Sie stützt, sodass er eben einfach auch diese bessere nochmal ausführen ein bisschen was zur Thematik Tierhaltung auch mit unterstützen kann. Das kann Futterküken aus Ihrer Sicht. Wie viele brauchen auch einen gewissen Schutz von Importen von wir in Deutschland? Gibt es die Möglichkeit aus Ih- außen auch entgegenwirken. rer Sicht, es auf Deutschland zu beschränken? Also nicht, dass wir die Futterküken von hier aus dann Der Vorsitzende: 40 Sekunden, lassen wir gut sein, nach Europa exportieren im Zweifel. Und wie viele oder? Prima. Dann starten wir flugs in die zweite brauchen wir tatsächlich, also nicht die absolute Runde. Freue mich, wenn nicht alle die volle Rede- Zahl, wie Herr Fischer sie ausgeführt hat auch in /Antwortzeit brauchen, damit wir einigermaßen seiner Studie, wie sie verfüttert werden, sondern pünktlich enden können. Für die Union (Fraktion wie viele Tiere sind wirklich physiologisch darauf der CDU/CSU) vermute ich wieder die Kollegin angewiesen eben diesen Ganzkörper des Kükens als Breher oder gibt es eine andere Wortmeldung? Futtertier zu gebrauchen?

Abg. Silvia Breher (CDU/CSU, per Video): Wenn Der Vorsitzende: Dr. Bartels (FLI) bitte. sich sonst keiner meldet, dann mache ich es. Sehr vielen Dank, auch für Ihre bisherigen Einlassungen. Dr. Thomas Bartels (FLI, per Video): Also gleich Ich habe jetzt doch nochmal ganz kurz eine Nach- zur letzten Frage. Mir ist keine Tierart bekannt, die frage. Frau Drossé (Deutscher Tierschutzbund), Sie zwingend auf die Fütterung mit Eintagsküken ange- haben gesagt, es gibt tierschutzimmanente Proble- wiesen wäre. Und so sind eigentlich alle Zahlen, me im Bereich der Betäubung und hohe Fehlerquo- die bislang kursieren in Form von Hochrechnungen ten bei der Schlachtung der Bruderhähne. Auf wel- und Stellungnahmen, die beziehen sich auf den che Studie beziehen Sie sich? Wie hoch ist die Feh- Verbrauch von Futterküken, aber nicht auf den tat- lerquote und in welchen Schlachthöfen wurde sie sächlichen Bedarf. Vieles, was gegenwärtig über ermittelt? Drei kurze Antworten. Futterküken abgedeckt wird, ließe sich auch über andere Geflügelteile, z. B. auch die die nicht unbe- Der Vorsitzende: Frau Drossé (Deutscher Tier- dingt für den menschlichen Verzehr geeignet sind, schutzbund). abdecken. Die ließen sich durch Insekten abdecken. Und es wäre sicherlich z. T. auch notwendig, dann, Inke Drossé (Deutscher Tierschutzbund, per das, was ohnehin schon passiert, das ist vorhin Video): Also das sind keine Studien. Die Schlach- auch schon kurz angesprochen worden, dass eben tung der Bruderhähne fängt ja jetzt erst gerade an. Futtertiere gezüchtet werden, Ratten, Mäuse, Meer- Das sind Berichte aus dem bsi (Beratungs- und schweinchen, Kaninchen, Hühner, Tauben, Zebra- Schulungsinstitut für Tierschutz bei Transport und finken usw., möglicherweise auch im verstärkten Schlachtung) Schwarzenbek, die uns da zur Verfü- Masse verfüttert oder gezüchtet und zur Verfütte- gung gestellt wurden. Das sind also mehr Einschät- rung werden müssten. Das gilt es allerdings mal in zungen als tatsächlich Studien. Studien wären da einer sorgfältigen Analyse abzudecken, was tat- ganz sinnvoll. Da sprechen Sie etwas sehr Wichti- sächlich an Bedarf da ist und was eigentlich nur ges an, dass man das also mal ganz konkret an- aufgrund der Tatsache, weil eben Frostküken unge-

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 26 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

fähr ein Fünftel des Preises im Einzelhandel dar- muss vorsichtig sein mit solchen Äußerungen, dass stellen wie gleich schwere Mäuse, was tatsächlich die Tiere unzureichend betäubt werden, weil dann notwendig ist. Vielleicht nur mal so ein kurzes Bei- unterstellt wird, dass staatlichen Veterinäre es spiel: für den Privathalter zählen Frostküken, erhal- nicht richtig am Schlachtband kontrollieren und ten Sie im Internet für 2,28 Euro, zehn Frostmäuse das ist eine Behauptung. Zur Aufsucht, also die für 12,88 Euro. Das ist schon ein erheblicher Unter- Hähne, das Fleisch der Hähne ist gleichwertig mit schied. Was die Eignung von Futterküken angeht, dem Fleisch einer Suppenhenne und wird in die so ist das durchaus kritisch zu sehen. Es gibt also gleiche Richtung vermarktet. Beim Zweinutzungs- auch durchaus ernstzunehmende Berichte, dass sie huhn, das ist nicht nur meine Meinung, sondern z. B. bei Greifvögeln und Eulenvögeln zu massiven auch die Ökotierzucht, kleinere Züchtungsinitiati- Herz-Kreislauf-Schädigungen in Form von Arterio- ven sehen alle, dass wir deutlich mehr Ressourcen sklerose führen. Es gibt Berichte, dass die Kotkon- brauchen und ich wiederhole es, die Fleischfülle sistenz verändert wird und Vieles wird man wahr- fehlt einfach. Ihre letzte Frage, Frau Breher, war na- scheinlich auch noch gar nicht so entsprechend türlich die Kristallkugel. Ich sehe Herrn Koch analysiert haben, sodass man hier eigentlich keine (TU Dresden) auf dem Bildschirm, wir sind ge- abschließende Auskunft geben kann. Also, Fazit ist meinsam daran am Arbeiten, die Raman-Spektro- im Grunde genommen: die Tiere sind in großer skopie zum Erfolg zu führen. Aber wie es Herr Menge verfügbar, also die Futterküken sind preis- Koch bereits schon gesagt hat, erstens kann das im- wert, aber ob eine Verfütterung in dem Umfang, mer schneller gehen und zweitens können wir wie sie gegenwärtig passiert, wirklich bedarfsange- beide jetzt nicht verbindlich sagen, wann wir Ma- bracht ist, das ist eine andere Frage. schinen haben, die den Hochdurchsatz schaffen. Ich möchte den Zuhörerinnen und Zuhörern nur Der Vorsitzende: Vielen Dank Herr Dr. Bartels eine Größenordnung geben. Wenn Sie 50 Mio. Le- (FLI). Kollegin Breher. gehennen haben, dann müssen Sie jede Woche eine Million neue Legehennen remontieren. Und Abg. Silvia Breher (CDU/CSU, per Video): Dann das bedeutet, dass pro Woche 2,5 Mio. Embryonen, vielleicht noch abschließend und damit würde ich sei es mit SELEGGT, sei es mit Raman-Spektrosko- dann auch enden, nochmal an Herrn Preisinger pie untersucht werden. Bitte nehmen Sie die Zahl zwei Fragen. Vielleicht führen Sie, Sie haben es in mit nach Hause, 2,5 Mio. Bruteier jede Woche, um Ihrem Eingangsstatement auch schon gemacht, nur die Eier für die deutschen Hühner. Wenn wir nochmal ein bisschen aus zur Thematik und auch aber den deutschen Eierkonsum nehmen, Herr Einordnung der Bruderhahnaufzucht oder des Schönecke (ZDG) hat es gesagt, kommen wir an 60 Zweinutzungshuhns im Vergleich zum jetzigen oder 70 Mio., dann müssen wir pro Woche drei bis Verfahren und/oder der Kosten und Kosten-/Nut- vier Mio. Bruteier auf Geschlecht sortieren. Bitte zen-Analyse sozusagen. Das wäre meine eine Frage. behalten Sie das im Hinterkopf. Und deshalb kann Und die andere wäre nochmals zu den praxistaugli- ich als Wissenschaftler nicht realistisch sagen, chen Verfahren, inwiefern Sie es einschätzen. Sie wann das flächendeckend umsetzbar ist. Und somit haben es zwar schon in einem Satz gesagt, aber an bleibt als große Lösung überwiegend nur die Auf- welchem Verfahren wird gearbeitet nach Ihrer zucht der Hähne mit all ihren Nachteilen. Kenntnis und die Frist zu 2024 oder zu 2025 oder zu nie? Wie schätzen Sie das ein? Der Vorsitzende: Vielen Dank Herr Professor. Da- mit wechseln wir zur (Fraktion der) SPD. Ich neh- Prof. Dr. Rudolf Preisinger (per Video): Jetzt fange me an, Kollegin Mittag macht weiter. ich mal mit dem an, dass Sie verstehen, was ich seit Jahrzehnten mache, das ist die Tierzucht. Die Abg. Susanne Mittag (SPD): Herzlichen Dank. Ich Hahnenaufzucht braucht ca. fünf bis sechs kg Fut- habe mehrere Fragen an Herrn Dr. Fischer. In Ihrem ter. Und ich muss Frau Drossé korrigieren, diese Bericht steht ja drin, Sie haben da so mal über- Hähne werden in spezialisierten Schlachthöfen ge- schlagen, wie viel man denn bräuchte, 31 Mio. Fut- schlachtet, dort, wo auch Suppenhennen ge- terküken. Das ist ja eine Menge, da wird einem ja schlachtet werden, und die Schlachtung wird über- so ein bisschen schwindlig. Aber vielleicht davon all von staatlichen Veterinären überprüft. Also man ausgehend, dass es sozusagen erst die Futterküken

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 27 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

gab und sich natürlich der Markt enorm erweitert müsste. Und was ich nochmal eingangs betonen hat, weil die Futterküken natürlich günstig da wa- muss, Sie müssen immer bedenken, diese Zusam- ren. Obwohl, derzeit steigen die Preise in Ange- mensetzung des geeigneten Futtertieres haben wir sicht eines kommenden Gesetzes offensichtlich direkt am ersten Schlupftag, d. h. das Tier kann so- schon ganz massiv. Die Futterküken werden teurer. fort verfüttert werden. Und bei allen anderen Tie- Die Menge ergibt sich also, weil Küken da waren ren haben Sie eine länger ausführende (dauernde) und - ja kein Tier lebt in der Wildbahn nur von Kü- Aufzuchtmethode. Und die vom Herrn Bartels (FLI) ken. Aber Sie haben in Ihrem Bericht geschrieben, zitierte Studie mit der Arteriosklerose, da möchte für einige ist es zwingend erforderlich. Da hätte ich ich noch einmal sagen, das ist eine einzige Studie, gerne die Frage, warum eigentlich? Das hat was mit die aufgekommen ist, und andere Tiere, die bei- der Zusammensetzung des Kükens wahrscheinlich spielsweise sehr häufig Arteriosklerose haben, sind zu tun, aber warum? Und dann, welche wären das Nymphensittiche und Graupapageien, die meines eigentlich? Also im Gesetz steht drin, glaubhaft soll Wissens überhaupt gar keine Hühnerküken fressen. dargelegt werden, wenn das notwendig ist. Wie Und dementsprechend dürfte (wird) auch eingangs kann das glaubhaft dargelegt werden? Welche Tiere von diesen Autoren gesagt, dass es sehr, sehr viele bräuchten das nach Ihrer Auffassung? Sie haben ja verschiedene Gründe gibt, dass die Fütterung mit viel Erfahrung. Und wie kann sowas dann über- Eintagsküken ist hier (nur) als eine Methode disku- haupt festgelegt werden? tiert worden. D. h. zusammenfassend, aus verschie- denen Tiergruppen gibt es Tiere, die auch bei uns Der Vorsitzende: Herr Dr. Fischer. im Zoo, wo wir halt eben nicht drauf schauen müs- sen, dass wir jetzt hier (ein) möglichst günstiges Dr. Dominik Fischer (per Video): Ja vielen Dank. Futtertier einkaufen, sondern wir wollen das best- Also man muss einerseits festhalten, dass die mei- geeignete Futtertier dort (halt eben) einkaufen für sten, das habe ich in meiner schriftlichen Stellung- unsere Tiere, und dass (auch) dort die Küken ein nahme auch nochmal eingehend erläutert, dass die elementarer Bestandteil sind für die Ernährung von meisten von uns gehaltenen exotischen Heimtiere Zootieren. Insbesondere für die Tiere, die (eben) auf eine Ganzkörperfütterung angewiesen sind. (teils) avior (sind), die (oder) rein avior sind, aber Dementsprechend gebe ich dem Herrn Bartels (FLI) eben auch zur Komplettierung der (Fütterung von) Recht, dass es in manchen Fällen sicherlich nicht omnivoren Tiere, die eben in der Natur auch teil- das Hühnerküken an sich sein müsste, aber bei vie- weise Vogelküken fressen, die wir nicht aus ande- len aviären Prädatoren muss es ein Vogelküken ren Quellen beziehen können. Und zu Ihrer Frage sein, das wir aus anderen Quellen aktuell eben mit der finanziellen Sache (Aspekten). Ich stimme nicht beziehen können. Also es gibt einige, die Ihnen vollkommen zu. Das Problem ist doch, was habe ich auch in meiner Stellungnahme nochmal wir haben, dass wir billigend in Kauf nehmen, dass aufgeführt. Beispiele aus unserer heimischen Fauna Tiere ohne vernünftigen Grund getötet werden. Das wäre der Sperber oder auch der Wanderfalke, die muss auf jeden Fall verboten werden. Aber das Fut- sich in der Natur ausschließlich von Vögeln ernäh- terküken als Nahrungsmittel zu nehmen, ist ein ren. Und eine Zusammensetzung des Proteins ist vernünftiger Grund. Und natürlich kann man da beim Vogel eben anders, als es beim Säugetier ist. auch die Preise anheben. Das ist doch absolut in Das ist die eine Sache. D. h., also wenn wir über Ordnung und ist absolut legitim und sollte in mei- einen Ersatz nachdenken würden, müssten wir ein- nen Augen zur Wertsteigerung des Kükens auch er- fach Tierkörper anderer Tiere dafür heranziehen. folgen. Wir haben hier jetzt viele Spekulationen gehört. Es gibt eine Rechnung, die ist in der von mir zitierten Abg. Susanne Mittag (SPD): Ja, ergänzend dazu, al- Arbeit von Bokma und Leenstra aufgestellt in Hol- so in welchem Volumen wäre das denn dann? Sie land, was erforderlich wäre zum Ersatz von den haben ja einige Tiere aufgeführt, also Sie gehen dort produzierten Hühnerküken und die geben an, jetzt von einer Auflistung von 31 Mio. aus laut Ih- dass für 40 Mio. Küken, wenn man die ersetzen rem Bericht. So. Für einige ist es zwingend erfor- wollte durch Säugetiere, also Ratten und Mäuse, derlich. Sie hatten die Bereiche, also unterschiedli- die werden genauer aufgeführt, dass man also ins- che Bereiche auch noch aufgeführt. Für welche Be- gesamt über 80 Mio. Individuen dafür heranziehen reiche wäre es denn nach Ihrer Ansicht zwingend

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 28 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

erforderlich? Es kann ja nicht angehen, dass wir in welchem Rahmen - und da ist jetzt Ihre Phanta- immer noch 31 Mio. brauchen. Dann brauchen wir sie angesprochen - kann auch der Bereich der Zoo- ja gar nichts ändern, dann ist das in dem Volumen tiere … Es ist eine einfache Fütterung, aber wir ha- wie eh und jäh. Und welche Bereiche wären zwin- ben ein Urteil, was wir umsetzen wollen. Und dann gend erforderlich? muss sozusagen auch im Bereich des Zoos, der größte Abnehmer von 20 Mio. Zugeständnisse ma- Dr. Dominik Fischer (per Video): Also ich würde chen. In welchem Bereich kann da auch noch redu- sagen, im Bereich der meisten Zoologischen Gär- ziert werden, in welchem Bereich können Inne- ten, die also eine breite, gemischte Tierpopulation reien, Geflügelteile mit Federn, ohne Flaum, keine dort haben, da würde ich davon ausgehen, dass das Ahnung was, aber auf alle Fälle, kann da auch re- jetzt durch biologisch-strukturierte Futterpläne be- duziert werden, um die Menge zu reduzieren? An- reits ein Maß angenommen hat, was man ohne wei- sonsten kann es ja genauso weiterlaufen wie vorher teres nicht nach unten korrigieren kann. Wenn wir - und das wollen wir ja nicht. über Bereiche der Falknereien nachdenken, gibt es sicherlich ein paar Vögel oder auch in der Reptili- Der Vorsitzende: Jetzt hat die Kollegin mit ihrer enhaltung gibt es sicherlich einige Tiere, wo man Frage die Zeit eigentlich aufgebraucht. Ganz kurz auch das eine oder andere Nagetier als Futtertier Herr (Dr.) Fischer. beziehen könnte ersatzweise. Aber nochmal, da müssen wir uns wieder Gedanken darüber machen, Dr. Dominik Fischer (per Video): Ja, ich denke, es dass diese Tiere mindestens vier bis sechs Wochen kommt auf die Körpergröße der Tiere an. Bei den irgendwo gehalten werden. Und da verweise ich kleineren Tieren, wo wir eben eine Ganzkörperfüt- nochmal auf die Tierärztevereinigung für Tier- terung brauchen, wird das wahrscheinlich nicht so schutz (TVT), die hat 2011 bereits ein Papier her- leicht möglich sein, bei den größeren Tieren könnte ausgegeben zur Verfütterung von Kleinsäugern, die man sicherlich über eben dann tageweise Ersatz bis ja als Alternative herangezogen werden könnten, hin zu mehrere Tage die Woche nachdenken, wenn und die geben eingangs bereits als Grund für diese das gewünscht ist. Also dementsprechend könnte Stellungnahme an, dass es erhebliche Tierschutz- da eventuell auch auf andere Produkte eingewiesen probleme bei der Tötung von Kleinsäugern aktuell (ausgewichen) werden, wenn das nicht an die er- schon gibt. Und ich möchte mir nicht ausmalen, nährungsphysiologischen Grenzen stößt. wie das aussieht, wenn wir durch diese Situation, dass eben das Futterküken nicht mehr zur Verfü- Der Vorsitzende: Vielen herzlichen Dank. Damit gung steht, einen Markt kreieren, der eventuell kommen wir zur (Fraktion der) AfD, der Herr auch außerhalb unserer Kontrollmöglichkeiten und Protschka. unseres TierSchGes dazu führt, dass da eben ver- mehrt dann Tiere auch unter widrigen Bedingun- Abg. Stephan Protschka (AfD): Danke Herr Vorsit- gen gezüchtet werden. zender. Meine Frage richtet sich zuerst an Herrn Breloh und wenn ich dann noch Zeit habe, würde Abg. Susanne Mittag (SPD): (in Richtung Vorsitzen- ich gerne Herrn Schönecke (ZDG) noch was fragen. der) Kriege ich noch eine? Die Bundeslandwirtschaftsministerin hat ja kürz- lich in Brüssel eine verpflichtende Haltungskenn- Der Vorsitzende: Noch eine Minute jetzt - maximal. zeichnung für verarbeitete Eier gefordert. Das ist aus unserer Sicht ein sehr wichtiger und guter er- Abg. Susanne Mittag (SPD): Eine ganz kurze Frage. ster Schritt, weil bei einem reinen nationalen Ver- Ja gut, Sie kommen aus dem Zoo und das Volumen bot des Kükentötens ja weiterhin Eier, Küken, Jung- sind 20 Mio. und wenn da wenig reduziert werden hennen, Eierprodukte aus anderen Ländern impor- kann, dann sind wir schon bald, also dann ist es ja tiert werden würden, in denen das Kükentöten nicht effizient. Es ist vorhin auch mal gesagt wor- dann weiterhin erlaubt ist. Das wären aus unserer den, z. B. Geflügelteile kann man auch nehmen. Sicht starke Wettbewerbsnachteile für die heimi- Wir haben auch Innereien, wir haben noch andere sche Landwirtschaft. Wahrscheinlich würden viel- Varianten. Es kann auch zugefüttert werden. Also leicht sogar der eine oder andere aus der Branche aufhören oder ins Ausland abwandern. Jetzt Herr

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 29 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

Dr. Breloh. Die REWE-Gruppe bietet ja schon seit Abg. Stephan Protschka (AfD): Eine kurze Nach- 2019 unter dem Label respeggt Eier an, bei denen frage noch schnell. Kurz, Herr Dr. Breloh, haben das Kükentöten durch die Geschlechtsbestimmung Sie ein Verhältnis bei der REWE-Gruppe von der nach dem SELEGGT-Verfahren vermieden wurde. Anzahl der verkauften respeggt-Produkte bzw. der Haben Sie Kenntnis über die Verbraucherakzeptanz nicht-respeggt-Produkte, wie das Verhältnis in etwa der kükentötungsfreien Eier und wenn ja, welche? ist? Danke schön. Dr. Ludger Breloh (per Video): Ja, wie es sich jetzt Der Vorsitzende: Herr Dr. Breloh. im Moment aktuell darstellt, kann ich nicht ganz genau 100prozentig sagen. Ich kann mich nur auf Dr. Ludger Breloh (per Video): Ja, zunächst zu der das beziehen, was die REWE-Group geäußert hat. ersten Frage. Haltungskennzeichen für Eier, für ver- Die REWE-Group wird bis zum Ende diesen Jahres arbeitete Lebensmittel natürlich absolut notwendig ihre gesamten Eigenmarken-Eier umgestellt haben und begrüßenswert, genauso wie es auch schon von auf kükentötenfreie Lieferketten. Hier spielt feder- den vorhergehenden Einlassungen zu hören war, führend die Geschlechtsbestimmung im Brutei eine auch eine Kennzeichnung, ob und wie ein Ei vom wesentliche Rolle. Es wird auf (werden auch) Bru- Kükentöten befreit wurde, halte ich für absolut re- derhahnmastverfahren umgesetzt. Man wird sich levant und notwendig. Die Verbraucherverbände auch zukünftig mit der Frage der Zweinutzungs- haben sich ja hierzu Ende des letzten Jahres/An- hühner möglicherweise nur in Nischenmärkten fang diesen Jahres ausreichend geäußert. Also das auch dort beschäftigen. Also wie gesagt, Ende die- ist ein absolut richtiger und wesentlicher Weg. sen Jahres, so sind die aktuellen Verlautbarungen Wenn wir jetzt auf die REWE-Group zu sprechen der REWE-Group. Also zum Jahreswechsel werden kommen. Ja, sagen wir mal so, ich kann nicht stell- alle Eigenmarkeneier umgestellt sein auf kükentö- vertretend für die REWE-Group hier etwas sagen, tenfreie Lieferketten. aber ich kann Ihnen meine Einschätzung über das Marktgeschehen mitteilen. Ja, es ist richtig, dass die Abg. Stephan Protschka (AfD): Dankeschön. Um REWE-Group schon seit 2019 flächendeckend sog. Zeit zu sparen, werde ich meine Frage an Herrn respeggt-Eier anbietet. Mittlerweile werden in über Schönecke (ZDG) schriftlich per E-Mail schicken. 6 000 deutschen Supermärkten, Discountern Eier Danke. von respeggt-Hennen angeboten. Wir haben mittler- weile etwa vier Mio. Legehennen in der Produk- Der Vorsitzende: Prima, dann freuen wir uns. Und tion, die mittels des SELEGGT-Verfahrens vom Kü- kommen jetzt zur (Fraktion der) FDP. Ich nehme kentöten befreit wurden. Dessen, was ich aus der an, Kollege Dr. Hocker? REWE-Group höre, sind, werden diese Eier auch vollständig vom Konsumenten angenommen. Eier Abg. Dr. Gero Clemens Hocker (FDP, per Video): werden natürlich, weil Geschlechtsbestimmung, Ganz genau, so ist es. Vielen Dank Herr Vorsitzen- wie auch Bruderhahnmast Kosten verursachen, der. Ich hätte zwei Fragen noch zum Abschluss an werden natürlich am Point of Sale teurer vermark- Frau Drossé vom Deutschen Tierschutzbund. Sie tet. Mir ist nicht bekannt, dass Konsumenten diese haben ja eben in Ihrer Antwort auch die Bruder- höheren Preise, ich spreche hier etwa von zwei, hahnmast angesprochen. Und ich würde gerne wis- manchmal drei Cent pro Ei im Laden, dass es dort sen, ob aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes keine Akzeptanz gibt, ganz im Gegenteil, ich be- die Bruderhahnmast die alleinige Lösung zum Be- komme immer nur die Rückmeldung, ja, die Eier enden des Kükentötens für Sie nur in Frage kommt laufen sehr gut und deshalb ist es auch der Grund, oder ob Sie andere Möglichkeiten da auch noch, sa- weshalb die Sortimente im deutschen LEH im Mo- gen wir mal, in Erwägung ziehen? Und das Zweite ment auch sehr stark ausgedehnt werden, weil es ist, wenn das so ist, wenn also die Frühgeschlech- einfach sich am Markt durchsetzt, dass Konsumen- terbestimmung mit den Problemen behaftet ist, wie ten diese Eier auch zu höheren Verkaufspreisen wir es heute hier herausgearbeitet haben, und das stark präferieren. die einzige Lösung für Sie ist die Bruderhahnmast, würde mich interessieren, ob Sie bereits ergänzend

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 30 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

zu den Richtlinien zur Vergabe des Tierschutzla- dabei, die Junghennen zu regeln. Das ist ja auch ein bels in der Eiererzeugung Leitlinien entwickelt ha- ganz wesentlicher Punkt, auch gerade in Bezug auf ben, wie Bruderhähne gehalten werden sollen? Vie- Federpicken und Kannibalismus-Prävention zu len Dank. schauen, wie werden diese Junghennen aufgezo- gen, was sich da für Tierschutzprobleme manifes- Der Vorsitzende: Frau Drossé (Deutscher Tier- tieren können. Und im Tierschutzlabel ist das Kü- schutzbund). kentöten verboten, wird das Kükentöten verboten und es ist auch verboten, auf eine Geschlechtsbe- Inke Drossé (Deutscher Tierschutzbund, per stimmung im Ei nach dem siebten Bruttag zu ge- Video): Also die Bruderhahnmast würden wir jetzt hen. D. h. in der Folge natürlich, dass auch wir uns nicht so favorisieren wie eben das Zweinutzungs- um die Bruderhähne kümmern müssen und das ist huhn; das sagte ich ja vorhin. Also die Bruderhahn- der nächste Schritt, den wir jetzt gerade aktuell ma- mast ergibt sich ja quasi jetzt aus dem Gesetz. Da chen. sind einfach die gesetzlichen Regelungen ganz wichtig, um da nicht in Tierschutzprobleme rein- Der Vorsitzende: Vielen Dank Frau Drossé. Kollege zukommen. Aber aus Sicht des Tierschutzes ist (Dr.) Hocker schenkt uns die restliche Zeit? Habe eben der richtige Ansatz, in das Zweinutzungshuhn ich es richtig verstanden? zu setzen. Um eben diese ursachenbezogene Lö- sung geht es uns dabei, also dass man durch eben Abg. Dr. Gero Clemens Hocker (FDP, per Video): diese Regulierung der Zucht und Haltung eines Ich bin heute spendabel. Zweinutzungshuhn mit moderater Eierlegeleistung und Fleischleistung, dass man dann eben diese Der Vorsitzende: Klasse, vielen Dank. Damit kom- Probleme dieser Bruderhähne im Prinzip ursäch- men wir zur Fraktion DIE LINKE., die Kollegin Mo- lich dann ja gar nicht hat. Denn das ist ja eine Frage hamed Ali nochmal, oder? der Zucht, die dazu geführt hat. Also aus unserer Sicht ist die Aufzucht der Hähne, muss man jetzt Abg. Amira Mohamed Ali (DIE LINKE., per Video): regeln, aber nicht unser Ziel, sondern eben die Um- Ja genau, ich nochmal. Vielen Dank. Ich habe noch- stellung auf das Zweinutzungshuhn. Und Ihre mal Fragen an den (Deutschen) Tierschutzbund, an zweite Frage. Also wir gehen einfach davon aus, Frau Drossé. Was hier heute, ich glaube wenig oder dass damit ursachenbezogen diese ganzen Tier- vielleicht auch gar nicht vorkam, ist der Vorwurf schutzprobleme, die damit verbunden sind, d. h. gegenüber dem Zweinutzungshuhn, das es angeb- auf diese Problematik mit der unerwünschten Bru- lich nicht nachhaltig sei, das es klimaschädlich sei. derhahnaufzucht und eben die Tierschutzproble- Was sagen Sie zu diesem Vorwurf? Dann meine me, die eben bei Legehennenmast und Masthüh- zweite Frage ist, nach Ihrer Vorstellung, wie könnte nern auftreten, dann gelöst sind. Und was Ihre Fra- eine Zweinutzungshuhn-Förderung aussehen? Und ge betrifft, das bezog sich jetzt auf unser, auf das meine dritte Frage geht nochmal in eine andere Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes? Richtung. Das ist hier auch mehrmals angespro- Haben wir natürlich auch auf dem Schirm. Wir ha- chen worden, dass man ja eigentlich im ersten ben seit 2013 das Tierschutzlabel. Wir haben damit Schritt den europäischen Markt regulieren sollte, angefangen, mit erstmal mit den Masthühnern und weil eine rein deutsche Regelung nichts bringen mit den Schweinen. Seit einigen Jahren sind Rege- würde. Sehen Sie das auch so oder meinen Sie, lungen zu Legehennen dazugekommen. Da war uns man sollte in Deutschland mit der Regelung begin- erstmal ganz wichtig, tatsächlich im bestehenden nen? Danke. System die Tierschutzprobleme auch anzugehen und die sind ja nicht unerheblich, gerade wenn Inke Drossé (Deutscher Tierschutzbund, per man an Federpicken der Legehennen auf dieses Video): Ja, also genau das wurde ja auch in den Problem schaut. Und deswegen war uns in erster diversen Stellungnahmen auch nochmal themati- Linie erstmal wichtig, diese Sachen vernünftig zu siert, das Zweinutzungshuhn sei nicht nachhaltig. regeln mit mehr Fläche, mit mehr Platz, mit Be- Also diese Frage oder die Diskussion impliziert ja schäftigungsmaterial, mit Erhebung von tierbezoge- eigentlich, dass die bisherige Praxis nachhaltig und nen Indikatoren. Wir sind jetzt im nächsten Schritt

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 31 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

klimaschonend sei. Das ist aber einfach nicht rich- Tierschutzverbesserungen. Und wir sind hier durch tig. Also weder die Hochleistungszucht mit den ge- den Tierschutz in der Verfassung auch in der nannten Tierschutzproblemen ist nachhaltig, noch Pflicht, die Regierung will eine Nutztierstrategie die Intensivtierhaltung ist nachhaltig, auch nicht auf den Weg bringen, die mit Leben gefüllt werden die Futtermittel - wir haben ja auch von den Soja- muss, und wir haben die Urteile des BVerwGes. importen aus Übersee gehört -, die Tiertransporte. Deswegen ist eine nationale Lösung erstmal erfor- Es ist alles nicht nachhaltig und die tierische Er- derlich. Im zweiten Schritt ist sicher, muss man auf zeugung ist es ja selbst auch nicht. Also es ist we- europäische Lösungen gehen. Das ist ganz wichtig, sentlich nachhaltiger, sich vegetarisch zu ernähren wenn man hier ein gutes Konzept hat, gute Strate- als auch auf tierische Lebensmittel zu setzen. Und gien, gute Gesetzgebung kann man auch Dinge auf das erkennt auch die EU in ihrer Nachhaltigkeits- europäischer Ebene antriggern und befördern. strategie an, die also ganz klar sagt, es ist eine Not- wendigkeit, den Fleischkonsum zu reduzieren und Der Vorsitzende: Danke. Kollegin noch eine Nach- pflanzliche Proteinquellen zu fördern. Und aus un- frage? serer Sicht muss auch die Landwirtschaft da in die- ser Hinsicht, also wenn man von Nachhaltigkeit Abg. Amira Mohamed Ali (DIE LINKE., per Video): sprechen will, auch ihren Beitrag zur Reduktion Nein. Ich gebe den Rest auch frei. Danke. von Treibhausgasen leisten und das geht auch nur mit drastischer Reduktion der Tierzahlen. Und bei Der Vorsitzende: Vielen Dank dafür. Dann gebe ich dieser ganzen Frage ist es doch völlig verkürzt, nur noch an die Kollegin Künast von (der Fraktion) auf die Futterverwertung zu schauen. Denn also zur BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Nachhaltigkeit gehört ja auch zwingend der Tier- schutz, also das sagt auch die Ziele, das steht in Abg. Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): den Zielen der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie. Ich habe eine Frage, die ich sowohl an Frau Kepp- Da wird auch in dem Begründungsteil der Bundes- ler als auch an Frau Drossé (Deutscher Tierschutz- regierung ja auch darauf abgezielt, dass eine nach- bund) richten will mit der Bitte um kurze Antwor- haltige Landwirtschaft nur mit einer tiergerechten ten. Also nicht die rechtliche Begründung, die ken- Nutztierhaltung in Einklang zu bringen ist. Und aus nen wir ja alle, da sitzen wir ja deshalb hier. Näm- unserer Sicht ist eben die tiergerechte Haltung eine lich ich möchte gerne wissen, konkret nochmal, Haltung von Zweinutzungshühnern mit moderater was Sie für jetzt notwendig halten in Kontext Zwei- Eier- und Mastleistung, die insgesamt auch mit we- nutzungshuhn? Was ist jetzt konkret zu tun? Gibt niger energie- und proteinreichem Futter auskom- es irgendjemanden, der schon Geld ausgibt, einen men und entsprechend auch regional gefüttert wer- Lehrstuhl, der sich damit beschäftigt, den man un- den können. Das ist per se nachhaltiger aus unserer terstützen kann und muss? Und meinen Sie, dass Sicht. So, das war die eine Frage. Die Frage der För- das in der jetzigen Geschichte, sowohl in der Bor- derung, also im Prinzip hatte ich das, glaube ich, chert-Kommission als auch in der Zukunftskom- schon gesagt. Also klar werden die Kosten sich er- mission Landwirtschaft, ausreichend berücksichtigt höhen und das geht auch nur wenn eben alle an ist, dass Sie auf Zweinutzungshuhn kommen müs- einem Strang ziehen von Politik, Verbraucher oder sen? andersrum vom Landwirt über Handel und Ver- braucher und dass da also aus unserer Sicht ganz Der Vorsitzende: Frau Dr. Keppler. wesentlich eben eine Förderung von Landwirten und Förderung dieser Strukturen beinhaltet ist und Dr. Christiane Keppler (per Video): Also im Rah- eben auch ganz klar eben die Kennzeichnung, die men der Borchert-Kommission würde ich sagen, ist eben hier auch mehrfach angesprochen worden ist, es bisher innerhalb der Diskussion noch nicht aus- ein ganz wesentliche Stellschraube ist, um tatsäch- reichend berücksichtigt. Ich denke, das muss auch lich auch etwas auf den Weg zu bringen und die in den Arbeitsgruppen noch sehr, sehr viel mehr Dinge zu befördern. Und ich glaube, Ihre letzte Fra- diskutiert werden. Da sind wir noch bei den, sage ge war die europäische Lösung. Also da sehen wir ich mal, zunächst zu regelnden Dingen erstmal ste- tatsächlich Deutschland auch in der Pflicht. Das ist ckengeblieben. Wichtig ist, es gibt Lehrstühle, also eine nationale Aufgabe. Die Gesellschaft verlangt z. B. die Uni Bonn, die sich im Projekt mit dem

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 32 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

Zweinutzungshuhn beschäftigen, aber gleichzeitig Der Vorsitzende: Vielen Dank. gibt es natürlich auch z. B. die Ökotierzucht, die jetzt schon in der vierten Generation auch Zweinut- Abg. Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): zungstiere züchtet, wo ich z. B. auch bei der Zucht- Eine kurze Nachfrage. Weil ich habe nochmal im wertschätzung beteiligt bin. Und das wird eben Bundesratsbeschluss mir angeguckt und der hat ja deutlich, dass dort noch eine Menge Energie und bemängelt, dass es keinen ganzheitlichen Ansatz Geld und Zeit auch reingesteckt werden muss, um gibt; ja in der ganzen Geschichte nicht alle Alterna- das eben zum Erfolg zu führen. Ich möchte viel- tiven einbezogen werden, und hat zudem gesagt, leicht noch kurz ergänzen, Ihre Frage aus der letz- dass er es für erforderlich ansieht, bis zum Errei- ten Fragerunde wegen der Bruderhähne. Also (für) chen des Zuchtziels, nämlich Zweinutzungshuhn, die Zweinutzungshähne sind (ist), (für die ist es) sagen sie vorher, keine getrennten Zuchtlinien derzeit zumindest im Ökolandbau, (die aufziehen,) mehr, dass bis zum Erreichen des Zuchtziels es keine Querfinanzierung durch die Legehennen nö- konkret Vorgaben zur Aufzucht von Bruderhähnen tig, ja. Also er kann auch so derzeit vermarktet wer- zu erlassen, d. h. die Bruderhähne sind auch eine den, während bei den Bruderhahninitiativen natür- Übergangsperiode, und attraktive Förderangebote lich auf jeden Fall eine Querfinanzierung durch die zu machen. Wenn ich Sie richtig verstehe, sehen Legehennen nötig ist mit im Moment ungefähr im Sie sie aber jetzt nicht, dass auch der Borchert- Ökolandbau (von) vier Cent pro Ei. Das ist auch der Kommission schon zwingend ein konkreter Vor- wesentliche Unterschied. Und da muss man ein- schlag kommt für die Aufzucht Bruderhähne, den fach weiter dran arbeiten, dass das da in die rich- wir jetzt zeitlich auch in diesem und nächstem Jahr tige Richtung geht und auch nachhaltiger wird und umsetzen könnten, damit es Januar (20)24 damit wie ich schon sagte, eben Tierschutzfragen und übereintrifft. Fragen des regionalen Fütterns und auch in die Nachhaltigkeitsdiskussionen mit einbezogen wird, Der Vorsitzende: Frau Drossé (Deutscher Tier- nicht nur die Futterverwertung. schutzbund), das ging an Sie.

Der Vorsitzende: Die Frau Drossé (Deutscher Tier- Inke Drossé (Deutscher Tierschutzbund, per schutzbund) war noch angesprochen. Video): Ging das jetzt an mich oder ging das jetzt an die Frau Keppler? Inke Drossé (Deutscher Tierschutzbund, per Video): Ja, kann ich gar nicht viel ergänzen. In der Abg. Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Tat, also die Borchert-Empfehlungen haben da ja An Sie. eigentlich eine relativ klare Sprache gesprochen, dass man auch ökonomische Nachteile in Kauf Inke Drossé (Deutscher Tierschutzbund, per nehmen müsse und also in Bezug auf die Bruder- Video): Also es ist, wie gesagt, die Empfehlung der hahnmast und die Zuchtziele anpassen müsse in Borchert-Kommission in dieser Hinsicht da eindeu- Richtung Zweinutzungshuhn. In den bisherigen tig, aber es fehlt noch nach wie vor an der Umset- AGen, das hat Frau Keppler auch gerade angespro- zung. chen, ist diese Frage leider noch nicht adressiert. Da haben wir uns also erstmal mit den Grundlagen Abg. Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): der Masthühnerhaltung und der Legehennenhal- Ich bin fertig. Ich habe auch gar keine Zeit mehr. tung befasst, also zu diesem wichtigen Thema noch gar nicht wirklich gekommen. Ich hoffe sehr, dass Der Vorsitzende: Vielen herzlichen Dank. Ja, ich das passiert. Und in der Tat, es ist schon angespro- freue mich, wenn Sie nicht alle die letzte Minute chen worden, also es ist noch eine Nische, es sind nutzen, so kommen wir doch recht pünktlich zum einige, viele Initiativen schon dabei, aber es fehlt Ende einer sehr spannenden Anhörung. Sehr ge- einfach noch eine Gesamtstrategie darum und eine ehrte Sachverständige, liebe Kolleginnen und Kol- Förderung eben in dieser, auch der Ökotierzucht, legen, vielen herzlichen Dank für die konstruktive dass man da also in dieser Hinsicht einfach weiter- Mitarbeit. Ja, wie so oft in der Demokratie ist das kommt. Ringen um den besten Kompromiss auch beim Thema Küken und Kükentöten sicherlich eines der

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 33 von 34 vom 3. Mai 2021

Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft

maßgeblichen Dinge und eine Gratwanderung. Ich habe glücklicherweise von unseren Expertinnen und Experten ein deutliches Licht am Ende des Tunnels vernehmen können. Wir werden und müs- sen alle gemeinsam dran bleiben. Für mich ist eine Verlegung der Produktion ins Ausland - und das habe ich von Vielen so gehört - mit Sicherheit die schlechteste Lösung. Ich möchte unbedingt, dass viele unserer hochwertigen Lebensmittel weiterhin im eigenen Land produziert werden können. Ganz sicher werden wir aus dieser Anhörung vielen gu- ten Erkenntnisgewinn haben und er wird in unsere Arbeit einfließen. Vielen herzlichen Dank an Sie alle, bleiben Sie gesund, alles Gute. Unsere Anhö- rung ist damit geschlossen.

Schluss der Sitzung: 16:03 Uhr

19. Wahlperiode Protokoll der 81. Sitzung Seite 34 von 34 vom 3. Mai 2021