UNIONCORN

Mitgliedermagazin der LSU in Niedersachsen November 2019

Durchstarterin: Wer ist Silvia Breher?

Die Niedersächsin soll Nachfolgerin von im Parteivorstand werden Seite 4

Wie viel Vielfalt verträgt die Volkspartei?

Mit Mareike Wulf sprachen wir über den Umgang der CDU mit Minderheiten Seite 5 – 7

CDU-Bundesparteitag Minderheiten schützen – aber Ist da noch Platz wie? Der Landtag diskutiert die für mehr? Ergänzung des Artikel 3 III und die CDU zeigt sich offen für Änderungen Seite 8 Foto: Tobias Koch Tobias Foto: Editorial

Moin!

ir feiern dieser Tage den anz ähnlich sehen das auch über eine Neuordnung der Par- 30. Jahrestag des Mau- Gzwei Unionspolitikerinnen teistrukturen nachzudenken. Werfalls und legen doch aus Niedersachsen, deren Po- Schnellschüsse sind überhaupt noch vielfach das Augenmerk auf sitionen wir auf den folgenden nicht vonnöten. Für uns als LSU das Trennende zwischen Ost und Seiten abbilden: die Bundestags- in Niedersachsen stand und steht West. Und auch darüber hinaus abgeordnete Silvia Breher aus die Einheit der Union an vorders- scheint vieles auseinanderzuge- dem Landesverband Oldenburg ter Stelle. Uns allen muss darüber hen, vom „Zusammenführen“ des (Portrait auf Seite 4) und die han- hinaus die Einheit unserer Gesell- letzten CDU-Bundesparteitags noversche Landtagsabgeordnete schaft und deren Funktionsfähig- scheinen wir weit entfernt: Min- Mareike Wulf (Interview ab Seite keit am Herzen liegen. Und die derheiten formulieren immer 5). „funktioniert“, wie Mareike Wulf deutlicher ihre eigenen Interes- sagt „nur, wenn sich meine eige- sen. Verschiedene Gruppen in ber den richtigen Schutz von nen Anliegen auch immer wieder der CDU streiten um die Richtung ÜMinderheiten diskutierte in einen größeren Kontext ein- der Partei und ihren jeweiligen kürzlich der Niedersächsische ordnen lassen. Einfluss. Nationalstaaten folgen Landtag. Muss der Diskriminie- immer mehr dem Ruf des nati- rungsschutz in der Verfassung Ich wünsche Ihnen und Euch eine onalen Alleingangs und kehren ausgeweitet werden? Der ver- anregende Lektüre. gemeinschaftlichen Insitutionen fassungspolitische Sprecher der den Rücken. Man kann sich des CDU-Fraktion, Christian Calde- Eindrucks nicht erwehren, dass rone, hat sich dazu sehr differen- allerorten Einzelinteressen in den ziert und nachdenklich geäußert Vordergrund rücken. (Seite 8). Auch wir als LSU in Nie- dersachsen ringen dabei um den och wie viel Diversität ver- besten Weg – unser Für und Wi- Dträgt eine Gemeinschaft? der lesen Sie auf Seite 9. „Eine Gesellschaft, soll sie funk- Zu guter Letzt beziehen wir dann tionieren, muss gewichten, muss noch für uns selbst Position (Sei- zwischen Mehrheits- und Min- te 13). Dazu gehört auch die Dis- derheitsansichten unterscheiden, kussion um den Status der LSU. muss Kompromisse schließen“, Es spricht alles dafür, dass der schreibt Hanno Rauterberg in der Antrag auf Anerkennung der Wochenzeitung „Die Zeit“. Und LSU auf dem kommenden Bun- Gesundheitsminister desparteitag in Leipzig nicht zur mahnte in einem Gastbeitrag für Debatte gestellt, sondern in eine die „Frankfurter Neue Presse“ Satzungskommission überwie- ein Wir-Gefühl an: „Wir reden in sen wird. Wir begrüßen diesen Deutschland zu viel darüber, was Vorschlag der Antragskommis- Sven Alexander van der Wardt uns trennt und zu wenig darüber, sion ausdrücklich. So wird die Landesvorsitzender was uns als Bürger alle eint.“ Gelegenheit gegeben, fundiert LSU in Niedersachsen

LSU in Niedersachsen 2 Mitgliedermagazin | Ausgabe 8/2019 Kurzmeldungen

Scholz erzielt Achtungserfolg LSU dankt für den engagierten Wahlkampf

Eckhard Scholz, parteiloser Oberbürgermeister- Kandidat der CDU Hannover, konnte sich in der Stichwahl nicht gegen den Mitbewerber von den Grünen, Belit Onay, durchsetzen. Mit 47,1 Prozent der Stimmen erzielte er jedoch einen Achtungser- folg in der früheren SPD-Hochburg. Wir danken Ecki Scholz und seiner Frau Cornelia für den herausra- genden Wahlkampf in den zurückliegenden Wochen

Foto: privat Foto: und wünschen den beiden alles Gute! Mehr Geld für SCHLAU Mareike Wulf MdL setzt sich für LSBTI ein

Mareike Wulf, für Bildung zuständige CDU-Frak- tions-Vize im Niedersächsischen Landtag, hat beim Kultusminister eine Erhöhung der Fördergelder für SCHLAU Niedersachsen erwirken können. So sollen die Zuwendungen im kommenden Jahr um 10.000, danach um 25.000 Euro erhöht werden. Das Aufklä- rungs- und Antidiskriminierungsprojekt benötigt mehr Geld für die Qualifizierung von ehrenamtli-

Foto: SCHLAU Niedersachsen SCHLAU Foto: chen Jugendlichen (wir berichteten). Wahl in den Bundesvorstand Matthias Eitenbenz ist nun Beisitzer

Matthias Eitenbenz, Niedersachsens stellvertreten- der LSU-Chef, ist nun auch Mitglied des LSU-Bun- desvorstands. Auf der Mitgliederversammlung in Frankfurt am Main Anfang November wurde Mat- thias zum Beisitzer gewählt. Neben Petra Többe aus Visselhövede und Sven Alexander van der Wardt, der als Landesvorsitender qua Amt dem Bundses- vorstand angehört, ist Matthias nun der dritte Nie-

Foto: M. Eitenbenz Foto: dersachse in dem Gremium.

Impressum Inhaltliche Verantwortung (i.S.d.P. und gemäß § 5 TMG): Dr. Sven Alexander van der Wardt, Vorsitzender LSU in Niedersachsen

Lesben und Schwule in der Union (LSU) in Niedersachsen c/o Wilfried-Hasselmann-Haus Hindenburgstraße 30 30175 Hannover Abmeldung vom Newsletter: [email protected] Foto: LSU Foto:

LSU in Niedersachsen 3 Mitgliedermagazin | Ausgabe 8/2019 Portrait Silvia Breher: die Durchstarterin Wer ist die Niedersächsin, die auf Ursula von der Leyen folgen kann?

ieles verbindet sie mit uns min Laschet, Julia Klöckner, Vol- die Anerkennung der LSU als of- bekannten Politikerinnen ker Bouffier und . fizielle Bundesvereinigung sig- Vwie Mareike Wulf, Rita Doch für welche Politik steht Bre- nalisiert Breher Offenheit. „Die Süssmuth (in früheren Zeiten) her? Und wird sie für uns als LSU CDU ist eine Volkspartei und oder auch Ursula von der Leyen, genauso laut ihre Stimme an der setzt sich aus Mitgliedern mit der sie nun nachfolgen soll. Silvia Parteispitze erheben, wie Ursula ganz verschiedenen Hinter- Breher ist eine junge, taffe, gut von der Leyen das getan hat? gründen zusammen. Es haben ausgebildete Frau. Eine überzeug- sich schon immer einzelne Grup- te Christdemokratin zwar, aber Für die „Ehe für alle“ und pen zusammengeschlossen, um kein klassisches Parteigewächs. gegen „Homo-Heilung“ nicht nur ihre Kräfte zu bündeln, Die Ochsentour, die viele ihrer sondern vor allen auch ihre An- vor allem männlichen Partei- Als der Bundesstag im Sommer liegen gemeinschaftlich und mit freunde hinter sich haben, muss- 2017 die Zivilehe für homose- starker Stimme zu vertreten“, te sie nicht absolvieren. 2017 erst xuelle Paare geöffnet hat, war sagt Breher auf Nachfrage der kam Breher als Quereinsteigerin Breher noch nicht im Parlament. LSU und fügt an: „Und das immer in den Deutschen . Sie Doch trotzdem erklärte sie im aus der Union heraus.“ Vor dem gewann ihren Wahlkreis Clop- Wahlkampf, auch sie hätte dafür Hintergrund von zunehmender penburg-Vechta mit dem besten gestimmt – wie insgesamt ein alltäglicher Diskriminierung und Erststimmenergebnis überhaupt, Viertel der Unionsfraktion. Und Gewalt gegenüber religiösen, 57,7 Prozent stimmten in der wie steht es mit aktuelleren The- ethnischen, sexuellen Minderhei- CDU-Hochburg damals für sie. men? Den Bundesgesundheits- ten und einzelnen Menschen fin- Im Bundestag ist die Juristin und minister Jens Spahn (CDU) un- de sie es daher wichtig, dass die früherer Geschäftsführerin des terstützt sie in seinem Vorhaben, Berliner CDU den Antrag gestellt Kreislandvolkverbands Vechta die sogenannten Konversions- hat, und die CDU nun über den nun ordentliches Mitglied therapien zu verbieten. „Ich Status der LSU in der Union dis- im Agrarausschuss so- halte das für einen logischen kutiere. „Die Union befindet sich wie Schriftführerin im und notwendigen Schritt“, immer in Bewegung, diskutiert Bundestagspräsidium. sagt Breher auf Nachfragen und entwickelt sich weiter. Das Und jetzt könnte die im der LSU. Der Gesetzgeber ist für mich das Herz einer leben- März frisch gewählte müsse hier endlich klare digen Volkspartei.“ Landesvorsitzende der Kante zeigen. „Homosexua- In Zukunft möchte Breher das Ge- CDU Oldenburg auch an lität ist keine Krankheit. meinsame in der Union stärken die Spitze der Bun- Wer das meint und — auch zusammen mit der LSU. despartei sprin- Homosexuelle „Die LSU ist Bestandteil der CDU, gen. Denn die ‚umdrehen‘ will, einer vielschichtigen Volkspar- CDU in Nieder- hat zukünftig tei“, erklärt Breher. „Wir müssen sachsen hat sie mit einer Frei- stärker unsere gemeinsamen po- als Nachfolge- heitsstrafe zu litischen Grundüberzeugungen rin für Ursula rechnen. Da herausstellen, deutlich machen, von der Leyen stehe ich wofür wir stehen und eintreten.“ als Vize-Par- ganz an Was das für sie konkret bedeu- teichefin vor- der Seite tet? „Die Eigenverantwortung der geschlagen. von Jens Bürger stärken, die soziale Markt- Dann stünde Spahn.“ wirtschaft modernisieren und sie auf einer Auch bei der einen handlungsfähigen Rechts-

Foto: Phil Dera Phil Foto: Ebene mit Ar- Diskussion um staat sicherstellen.“ <

LSU in Niedersachsen 4 Mitgliedermagazin | Ausgabe 8/2019 Interview

Wie viel Vielfalt verträgt die Union? Interview mit der Landtagsabgeordneten Mareike Wulf

areike Wulf vertritt Han- ton die Wahl nur deshalb gegen dieser Strategie nicht angespro- nover im Niedersächsi- Donald Trump verloren hat, chen gefühlt haben, weil sie ihre Mschen Landtag. Als Stell- weil sie sich zu sehr auf Minder- eigenen Interessen nicht wieder- vertretende Fraktionsvorsitzende heiten konzentriert hatte. Wie gefunden haben. Die Kunst ei- der CDU ist sie für die Bereiche siehst Du das: Gewinnt man mit nes Wahlkampfes ist es vielleicht Bildung und Wirtschaft zustän- Minderheiten keine Wahlen? eher zu schauen, wo wir die ver- dig. Wir sprachen mit ihr darüber, Ein Problem war sicher, dass eine bindenden Interessen finden. Wo wie unterschiedliche Interessen Wahlkampfstrategie, die bei den sind die Gemeinsamkeiten, wofür in der Politik ausgeglichen wer- zurückliegenden Wahlen extrem stehen wir politisch ein? den, wo die Grenzen der Vielfalt gut funktioniert hat, nicht mehr liegen und ob wir mehr Quoten in gegriffen hat. Die Idee war: Ich Wie gelingt das denn? Hast Du der Partei brauchen. nehme mir für einzelne Gruppen da ein Beispiel? je einen Programmpunkt heraus Nehmen wir zum Beispiel die Liebe Mareike, wir haben uns und bediene so dann alle – zum Gruppe der Frauen. Wenn ich mit 2017 im Landtagswahlkampf Beispiel Frauen oder Hispanics den frauenpolitischen Spreche- kennengelernt und dabei auch und andere nationale Minderhei- rinnen auf einem Podium sitze, über die Präsidentschaftswahl ten. Ich glaube, dass sich in die- sitzen wir da ja nicht nur als Frau- in den USA diskutiert. Da gab sem Wahlkampf viele, vor allem en. Ich wache ja nicht jeden Mor-

Foto: privat Foto: es die These, dass Hillary Clin- die Mittelschicht-Wähler, von gen auf und denke, huch, ich bin

LSU in Niedersachsen 5 Mitgliedermagazin | Ausgabe 8/2019 Interview

eine Frau, also muss ich jetzt mal lehrer, die Gymnasiallehrer, die die Interessen von Frauen ver- alle spezifische Anliegen haben. treten. Es geht ja um bestimmte Am Ende muss man dann gucken, gesellschaftspolitische Vorstel- dass wir eine Entscheidung tref- lungen, die wir vertreten. Und fen, mit der alle leben können. ich glaube, dass auch ein Großteil Das ist dann eine Abwägungssa- der homosexuellen Menschen che. Wenn wir zum Beispiel über sehr, sehr bürgerlich ist. Für die- die Kindergartenbeitragsfreiheit se hat die CDU grundsätzlich ein sprechen, das fand ich eine rich- attraktives Angebot. Wo die CDU tige Maßnahme, denn das trifft allerdings aufpassen muss, ist, Familien mit mittleren Einkom- dass sie in ihrer Sprache und ihrer men, die zwei Kinder haben, sich Art, wie sie auftritt, nicht immer vielleicht noch ein drittes wün- als eine Partei wahrgenommen schen, vielleicht noch eine grö- wird, die auf Minderheiten rum- ßere Wohnung haben wollen. Das trampelt. Das passiert leider im- war eine Entlastungsmaßnahme mer noch zu häufig. für Familien in der Mitte der Ge- Gleichzeitig gibt es dann auch sellschaft. Und ich glaube, poli- konkrete Themen, wo man sagen tisches Ziel muss es sein, mög- kann: Hier tun wir etwas. Wie lichst vielen Menschen Teilhabe zum Beispiel das queere Jugend- an dieser gesellschaftlichen Mit- zentrum in Hannover. Aber trotz- te zu ermöglichen. Darauf sollten dem würde ich das nicht zu einem sich unsere Bemühungen immer Mittelpunkt eines Wahlkampfes wieder richten. Das heißt aber machen und dann sagen: Wir sind auch, dass wir Minderheitenrech- „Wo die CDU die Partei, die sich ganz explizit te – welcher Couleur auch im- aufpassen muss, und ausschließlich für die Rechte mer – thematisieren und be- ist, dass sie in von Homosexuellen, Frauen, sprechen müssen. Aber es Flüchtlingen oder anderen kann kein Freifahrtschein ihrer Sprache Gruppen einsetzt. Sondern sein, einer bestimmten und ihrer Art, wir arbeiten für eine bürger- Minderheit anzugehören. wie sie auftritt, liche Mitte und da sind halt Nehmen wir die musli- viele verschiedene Identi- mischen Verbände, da nicht immer täten zu finden. muss man sagen: Es als eine Partei gibt eben bestimm- wahrgenommen Jetzt bist Du im Landtag te Regeln in diesem und im politischen Ge- Land und einen be- wird, die auf schäft angekommen. stimmten demokrati- Minderheiten Da gehört es dazu, schen Grundkonsens rumtrampelt. dass immer wieder und der funktioniert Gruppen ankom- eben nur dann, wenn die Das passiert lei- men, bei Dir an- Politiker auch klar ma- der immer noch klopfen und Dir chen, dass alles Gren- zu häufig.“ ihr Thema vor- zen hat – dass man zum stellen wollen. Beispiel nicht innerhalb Wie gehst Du da- einer Vertragsverhand- mit dann um? lung einfach mal den Vor- Natürlich, da kom- sitzenden des Verbandes men dann zum Beispiel auswechselt, weil der alte die Grundschullehrer, da einem zu liberal war. >

Foto: privat Foto: kommen die Realschul-

LSU in Niedersachsen 6 Mitgliedermagazin | Ausgabe 8/2019 Interview

Glaubst Du, es droht uns eine Gegenteil: Der Frauenanteil sinkt nes kann man aber sicher sagen: Zersplitterung der Gesellschaft, wieder. Von daher stehe ich dazu Der CDU würden mehr Frauen wenn immer mehr einzelne zu sagen, wir brauchen zwar har- sicher sehr guttun – nicht zuletzt, Gruppen auftreten und ihre Po- te Maßnahmen – unter denen weil die Wählerschaft das auch sition durchsetzen wollen? zunächst aber das mildeste, und erwartet. < Wir sind offenbar zu einer Ge- das wäre eben das ak- sellschaft geworden, in der jeder tuell diskutierte Reiß- gerne Opfer sein möchte, und verschlussverfahren. jeder diesen Status des Opfers Zudem muss man eine dafür nutzt, Partikularinteressen Strategie hinterlegen, durchzusetzen. Nach dem Motto: die nachhaltig auch Ich werde diskriminiert, also habe Frauen fördert. ich das Anrecht auf besondere Rechte und kann mir besondere Es gibt das Argu- Dinge herausnehmen. Ich glau- ment, dass man keine be, das ist ein Punkt, wo es prob- Frauenquote einfüh- lematisch wird, weil wir dadurch ren sollte, weil man als Gesellschaft dann nicht mehr sonst Quoten für al- zusammenkommen. Gleichzei- les Mögliche bräuch- tig wollen wir natürlich keine te – für Junge, Alte, Diskriminierung und können sie Migranten oder auch auch nicht tolerieren. Das ist klar. Homosexuelle. Wenn ich mir aber anschaue, wie Ich halte es zunächst ein- Identitätspolitik mittlerweile von mal für legitim, dass eine Partei verschiedenen Gruppen betrie- sagt, sie möchte explizit Frau- ben wird, dann finde ich das zum en gleichberechtigt in der Par- Teil extrem aggressiv, irgendwo tei und im Parlament abbilden. abstoßend. Zudem bin ich davon Quoten sind in der Politik etwas „Natürlich muss überzeugt, dass eine Gesellschaft ganz Normales, und welche man es auch Anlie- so nicht funktionieren kann. Sie anwendet, ist immer eine Frage gen einer Partei funktioniert nur, wenn sich mei- des parteiinternen Konsenses. ne eigenen Anliegen auch immer Die Grünen haben etwa auch eine sein, möglichst wieder in einen größeren Kontext Quote für junge Menschen und die gesamte einordnen lassen. eine für diejenigen, die vorher Vielfalt einer noch nicht Mandatsträger waren. Frauen sind zwar keine Minder- Aber auch die CDU kennt seit Gesellschaft heit in der Gesellschaft, kom- jeher Quoten und Quoren. Sie abzubilden. Ob men in Parteien und Fraktionen hat beispielsweise immer darauf wir das in je- aber viel zu selten vor. Deshalb geachtet, dass die Konfessionen wird in der CDU gerade über gleichberechtigt in Vorständen dem Fall über eine strengere Frauen-Quote vertreten sind und auch der Re- Quoten regeln, diskutiert. Wie stehst Du dazu? gionalproporz spielt eine enorm bleibt jedoch Ideal wäre es ja, wenn es schon wichtige Rolle. Natürlich muss es funktioniert hätte und wir es auch Anliegen einer Partei sein, eine nicht leicht einfach durch die vorhandenen möglichst die gesamte Vielfalt ei- zu beantworten- Mechanismen schaffen würden, ner Gesellschaft abzubilden. Ob de Frage.“ zumindest so viele Frauen in die wir das in jedem Fall über Quoten Parlamente zu bekommen, dass regeln, bleibt jedoch eine nicht ihr Anteil dort dem der weibli- leicht zu beantwortende Frage. chen Parteimitglieder entspricht. Quoten können es halt irgend-

Foto: privat Foto: Aber das gelingt halt nicht, im wann auch sehr starr machen. Ei-

LSU in Niedersachsen 7 Mitgliedermagazin | Ausgabe 8/2019 Landtag Änderung der Verfassung nötig? Landtag diskutiert über Diskriminierungsschutz für Homosexuelle

ie FDP im Landtag möchte das Diskriminierungsver- Dbot aufgrund der sexuellen Identität in die niedersächsische Landesverfassung sowie in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland aufnehmen lassen. Im Oktober-Plenum brachte die Fraktion zwei Anträge in die po- litische Beratung ein, die jeweils eine Ergänzung der Artikel 3 um das entsprechende Merkmal vor- sehen. Silvia Bruns, gleichstellungspoli- tische Sprecherin der Freidemo- kraten, verwies in ihrer Rede im Landtag auf die langjährige juris- tische Verfolgung von Homose- xuellen, die erst 1994 tatsächlich Christian Calderone, Verfassungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. aus dem Strafgesetzbuch gestri- chen wurde. Außerdem merkte Bruns räumt auch einer kritischen lungen zwischen erwachsenen sie an, dass erst 2017 die Zivilehe Betrachtung Raum ein. So tauche Männern abschaffte. „Und es war für homosexuelle Paare geöffnet der Begriff schon in einigen Ge- die CDU-geführte Bundesregie- wurde – dankenswerter Weise setzen und Landesverfassungen rung unter Helmut Kohl, die 1994 auch mit der Zustimmung von auf – er sei aber unklar. Sie hof- die unterschiedlichen Schutzal- einem Viertel der Abgeordneten fe deshalb auf eine konstruktive ter-Stufen für homosexuelle und von CDU und CSU. Auseinandersetzung. sexuelle Handlungen in 175 StGB Diese sagte ihr Christian Caldero- einheitlich auf 14 Jahre festleg- FDP will Schutz für LSBTI ne, verfassungspolitischer Spre- te.“ Mit diesem Beispiel wolle robuster machen cher der CDU-Fraktion, im Land- er verdeutlichen, dass sich die tag ausdrücklich zu. In einer sehr CDU-Landtagsfraktion (womög- „Die Änderung würde aus unserer ruhig und besonnen vorgetrage- lich entgegen der allgemeinen Sicht den Schutz der sexuellen nen Rede sagte der Abgeordnete Einschätzung) sehr ernsthaft mit Identität robuster gegen erstar- aus dem Wahlkreis Bersenbrück: den Anträgen der FDP-Fraktion kende konservative gesellschaft- „Richtig ist, dass die Verfassung befassen werde. liche Strömungen machen“, be- das Wertegerüst unseres Staa- gründete Bruns die Initiative. tes ist, und zu diesen Werten CDU: Artikel 3 umfassend „Ansonsten können alle Errun- gehört sicherlich auch die Nicht überarbeiten genschaften der letzten Jahre per Benachteiligung aufgrund sexu- Mehrheitsbeschluss rückgängig eller Identität.“ Er verwies auch „Wenn wir dies tun, sollten wir gemacht werden.“ Eine solche darauf, dass es 1969 die CDU- uns aber gleichzeitig fragen, ob Entwicklung sei in Österreich, Po- geführte Große Koalition unter der Begriff der ‚Rasse‘ in den Ar- len und den USA zu beobachten. Kurt Georg Kiesinger war, die tikeln 3 Absatz 3 noch passend „Eine progressive Haltung der im Zuge der großen Strafrechts- ist“, mahnte Calderone an und Justiz ist auch in Deutschland kei- reform die Strafbarkeit von ein- bekam viel Applaus. Zudem wol-

Foto: Screenshot Plenar-TV Screenshot Foto: ne Selbstverständlichkeit.“ Doch vernehmlichen sexuellen Hand- le er diskutieren, ob der Katalog,

LSU in Niedersachsen 8 Mitgliedermagazin | Ausgabe 8/2019 Landtag wenn er schon ergänzt wird, nicht Politik müsse sehr vorsichtig sein viele Fragen und unterschiedliche noch weitergehend ergänzt wer- bei Änderungen der Verfassung Möglichkeiten, einem gemeinsa- den sollte: „Was ist mit der Frage – „bei aller Neigung zur politi- men Anliegen tatsächlich Nach- der Altersdiskriminierung? Was schen Botschaft“. Die Tagespoli- druck zu verleihen.“ ist mit der Frage der Bildungsdis- tik unterliege oft dem Zeitgeist, Ulf Prange, SPD-Abgeordneter kriminierung?“ Auch fragte er, ob die Verfassung hätten aber den aus Oldenburg, erinnerte in sei- der Begriff der „sexuellen Iden- Anspruch, darüber hinaus zu wir- ner Rede daran, dass in den letz- tität“ derjenige sei, der auch auf ken und Bedeutsamkeit zu entfal- ten beiden Legislaturperioden Dauer trägt. „Müsste es nicht ‚se- ten, so der verfassungspolitische ähnlich lautende Anträge immer xuelle und geschlechtliche Iden- Sprecher. am nötigen Quorum für eine Ver- tität‘ oder ‚sexuelle Orientierung‘ fassungsänderung gescheitert oder ganz anders heißen?“ CDU-Auftritt beim CSD in seien. Doch da seit einigen Jahren Man müsste sich zudem die Fra- Oldenburg ist Thema beim CSD in Oldenburg auch die ge stellen, ob in der heterogener CDU mit einem eigenen Wagen werdenden Gesellschaft über- Abschließend kündigte Caldero- dabei sei, hoffte er auf die Unter- haupt noch einzelne Merkmal ne noch einmal eine konstruktive stützung aus der Union. Er habe über den Grundsatz der Gleich- Auseinandersetzung mit den An- den Traum, dass bis zum nächsten heit aller Menschen hinaus her- trägen im zuständigen Rechtsaus- CSD in Oldenburg die Verfassung vorgehoben werden können. Die schuss des Landtages an: „Es gibt entsprechend ergänzt wurde. <

Muss Artikel 3 erweitert werden? In der Community wird gefordert, den Artikel 3 Absatz 3 Grundgesetz um die Merkmale „sexuelle Orien- tierung“ und „geschlechtliche Identität“ zu ergänzen. Muss das sein?

JA: Eine Ergänzung des Artikel 3 Absatz 3 des NEIN: Eine Ergänzung des Artikel 3 Absatz 3 des Grundgesetzes ist nötig, weil unser Werteka- Grundgesetzes ist unnötig, weil der Schutz oh- non angezweifelt wird. nehin gegeben ist.

Die Forderung nach einer Erweiterung des Artikel Der vorhandene Schutz ist völlig ausreichend und 3 Absatz 3 ist besonders drängend, da viele Men- an dessen Durchsetzung durch Exekutive und Le- schen derzeit stark verunsichert sind. Aufgrund gislative besteht kein Zweifel. „Inzwischen ist das eines erheblichen Zuzugs von Menschen aus an- Grundgesetz mindestens doppelt so lang, wie deren Kulturkreisen und einem gleichzeitigem es ursprünglich war, doppelt so gut ist es sicher Erstarken rechtspopulistischer Gruppen und Par- nicht“, sagte der ehemalige Bundestagspräsi- teien befürchten sie eine Veränderung bisher ge- dent Professor Norbert Lammert und mahnte, bei lebter Werte. Die CDU Deutschlands trägt dieser Grundgesetzänderungen behutsam zu sein. Verunsicherung bereits Rechnung und tritt in der Dank der Rechtsprechung des Bundesverfas- am 14. Dezember 2015 durch den Bundespartei- sungsgerichts ist der Schutzbereich des Artikels tag beschlossen Karlsruher Erklärung der Diskri- 3 Absatz 3 in seiner verfassungsrechtlichen Aus- minierung von Homosexuellen entschieden ent- gestaltung inzwischen deckungsgleich mit dem gegen. Absatz 1. „Alle Menschen sind vor dem Gesetz Diese Forderung sollte auch im Grundgesetz ver- gleich“ – nur darum geht es: gleiche Rechte für ankert werden, da dies derzeit in der Bundesrepu- alle Menschen und keine Sonderrechte. blik Deutschland gelebte Grundüberzeugungen Außerdem verbieten einfaches Recht, die Europä- und Werte manifestiert. Das Grundgesetz spart ische Menschenrechtskonvention und die Charta in der Auflistung des Artikel 3 Absatz 3 derzeit der Grundrechte der Europäischen Union eben- lediglich eine einzige Gruppe von Verfolgten des falls bereits eine Diskriminierung aufgrund sexu- Nationalsozialismus aus. eller Orientierung und geschlechtlicher Identität.

LSU in Niedersachsen 9 Mitgliedermagazin | Ausgabe 8/2019 Europa Nur Werbung oder auch Werte? Die Bundesregierung muss sich in Ost-Europa stärker engagieren

it einer groß angeleg- Doch mit Blick auf die europäi- von Homosexuellen werden als ten Kampagne wirbt das sche Ebene offenbart sich dieser negativer internationalistischer MBundesjustizministeri- Tage ein großer Fehler, den CDU Einfluss diskreditiert und abge- um derzeit für den Rechtsstaat. und CSU leider mitzuverantwor- tan. Auch die Rechte von Lesben und Schwulen tauchen dabei – naja, LSBTI-Diskriminierung in fast selbstverständlich – auf gro- Ost-Europa stoppen ßen Plakatflächen in U-Bahn- Stationen und an Bushaltestel- Was haben nun CDU und CSU da- len auf. „Weil wir lieben, wen mit zu tun? Ein Instrument, mit wir wollen“, steht da auf einem dem diese Entwicklung nun hätte Plakat mit zwei herumtollenden kritisiert werden können, wäre jungen Frauen. „Wir sind Liebe, die EU-Antidiskriminierungs- die bleibt. Und ein Land, das da- richtlinie. Diese wurde allerdings zulernt“, steht auf einem anderen bereits 2008 und seitdem fort- Plakat, auf dem sich zwei Männer laufend von der Union blockiert. im Anzug unter Applaus der Um- Offiziell hieß es, man habe ja be- stehenden und im Blütenregen reits gute Antidiskriminierungs- innig küssen. Mit beiden Plakat- gesetze. Tatsächlich soll es aber motiven nimmt die Bundesregie- auch darum gegangen sein, die rung Bezug auf die historische Öffnung der Zivilehe über diese Entscheidung aus 2017 – seitdem Brüsseler Hintertür zu verhin- ist die Zivilehe auch für gleich- dern. Das Thema ist abgeräumt – geschlechtliche Paare möglich. doch jetzt ist das Kind bereits in Und sogar das Bundesverteidi- den Brunnen gefallen. Denn jetzt gungsministerium hat die Lesben würden auch Polen und Ungarn und Schwulen als Zielgruppe für dieser EU-Richtlinie nicht mehr sich entdeckt: Passend zur CSD- zustimmen. Das müssten sie aber, Saison warb die Bundeswehr mit damit diese Gültigkeit erhalten dem Spruch „Uniform macht kei- könnte. ne Unterschiede.“ Doch für uns als LSU in Nieder- Ist das nur Werbung – oder sind sachsen ist das nun kein Grund das wirklich Werte? Zweifellos: zu verzagen. Die Antidiskrimi- Es hat sich in den zurückliegen- nierungsrichtlinie wäre nur ein den Jahren einiges getan in der Instrument gewesen. Wir setzen rechtlichen Gleichstellung von nun auf unsere neue EU-Kommis- Homosexuellen mit dem Rest der sionspräsidentin. Ursula von der Gesellschaft. Und dass das Jus- Leyen ist bislang noch in jedem tizministerium da eine eher libe- Amt als Fürsprecherin der Lesben rale Position einnimmt, ist nicht ten haben. Mit Schrecken müssen und Schwulen aufgetreten. Wir neu oder überraschend. Auch wir zurzeit zur Kenntnis nehmen, sind überzeugt, dass sich daran ist längst bekannt, dass sich die wie LSBTI in osteuropäischen auch in Zukunft nichts ändern Bundeswehr unter CDU-Vertei- Ländern wie Polen oder Ungarn wird. In einem Brief haben wir die digungsministerin Ursula von der von den immer national-konser- gewählte Kommissionspräsiden- Leyen zu einem modernen, libe- vativer agierenden Regierungen tin daher um Unterstützung ge-

Foto: BMJV; BMV/Bundeswehr BMJV; Foto: ralen Arbeitgeber gewandelt hat. drangsaliert werden. Die Rechte beten. <

LSU in Niedersachsen 10 Mitgliedermagazin | Ausgabe 8/2019 LSU intern Wird Mario Röllig neuer LSU-Chef? Über die Impulse, die von der BMV in Frankfurt/Main ausgingen

ie inhaltlichen Impulse, die dass der Posten freigeworden Berlin-Hohenschönhausen wird von der diesjährigen Bun- war. Daniel Priebe, ebenfalls aus ihm viel Aufmerksamkeit zuteil. Ddesmitgliederversamm- Berlin, war zu Ende Oktober zu- Röllig steht für einen dezidierten lung (BMV) der LSU ausgingen, rückgetreten. In der E-Mail an die Antisozialismus und verbindet bleiben eher lauwarm. Man be- Mitglieder wurde dann sogleich nun beides, sein Engagement in schloss einen Antrag aus dem auch Röllig als Nachfolger vorge- der Erinnerungsarbeit mit seinem Saarland zur Toleranz und Ak- schlagen. Engagement in der LSU. zeptanz innerhalb der LSBTI- Nun scheint es nicht ganz Community und einen An- abwegig, dass Röllig und trag aus Niedersachsen zur die LSU Berlin bei den Vor- Situation der LSBTI-Commu- standswahlen im kommen- nity in Osteuropa. Außerdem den Jahr nach mehr greifen. besprach man im Schnell- Alexander Vogt wird dann durchlauf zehn Themenpa- zehn Jahre im Amt gewesen piere, aus denen die LSU im sein. Nach vielen Wechseln nächsten Jahr vielleicht ein an der Spitze konnte Vogt für neues Grundsatzprogramm Kontinuität und Ruhe sorgen. bauen möchte. Doch es macht sich seit ge- Doch viel spannender sind Mario Röllig (links) könnte Alexander Vogt raumer Zeit Unmut über die die personellen Verände- (rechts) in einem Jahr ablösen wollen. Verbandsführung breit: Zu rungen, die in Frankfurt be- wenig wird getan, zu unklar schlossen wurden. Insgesamt sind die Positionen. Schon drei Posten im Bundesvorstand Was bedeutet das für die LSU? bei der vergangenen Vorstands- mussten vor der Zeit nachbesetzt Dass der Berliner Landeschef mit wahl in München 2018 wurde werden, da drei Vorstandsmit- einem Satz an die Spitze des Bun- deshalb mit einem Gegenkandi- glieder das Handtuch geworfen desverbands springt, ist nur folge- daten aus Berlin gerechnet – da- hatten. Da ist nun zum einen Tho- richtig. Denn kein Landesverband mals blieb er noch aus. Kommt er mas W. Schmitt, der engagierte war in den vergangenen Jahren nun 2020? Wird es Mario Röllig? Landesvorsitzende aus dem Saar- so aktiv wie Berlin. Vor allem in land, der nun als Beisitzer in den Pankow wuchs die Mitgliederzahl Weiterer Kandidat bringt Vorstand gewählt wurde. Und da rapide an. Bei den Vorstands- sich in Stellung ist natürlich Matthias Eitenbenz, wahlen in Berlin im vergangenen unser geschätzter stellvertreten- Jahr übernahm dann Pankow den Ein weiterer Kandidat scheint der LSU-Landeschef aus Nieder- Landesverband. Die Mehrzahl der sich in Stellung zu bringen. Phil- sachsen, der nun ebenfalls als Vorstandsmitglieder ordnen sich ipp Pohlmann, LSU-Chef in NRW Beisitzer in den Bundesvorstand dem Kreisverband Pankow zu. und einer der drei Stellvertreter aufrückt. Und keines war vorher bereits im Vogts, werden auch Ambitionen Eine Personalie aber hat es wirk- Landesvorstand tätig. nachgesagt. Zweifellos ist Pohl- lich in sich. Mario Röllig, LSU- mann einer der Engagierteren im Chef in Berlin, wurde (in Abwe- LSU Berlin ist eindeutig Bundesvorstand und durch seine senheit) zum Stellvertretenden auf dem Vormarsch Arbeit im Landesvorstand der Bundesvorsitzenden der LSU ge- NRW-CDU pflegt er einen guten wählt. Obwohl schon länger be- Röllig tritt sehr offensiv in Er- Kontakt zu . Viel- kannt, hatte der Bundesvorstand scheinung. Aufgrund seiner tra- leicht ist das noch von Vorteil, die Mitglieder erst eine Woche gischen Vergangenheit als In- sollte Laschet tatsächlich Kanz-

Foto: Burghard Mannhöfer für die LSU Mannhöfer Burghard Foto: vor der BMV darüber informiert, sasse des Stasi-Gefängnisses lerkandidat der Union werden? <

LSU in Niedersachsen 11 Mitgliedermagazin | Ausgabe 8/2019 Hamburg Wahlprogramm mit LSU-Akzenten Hamburg-Wahl 2020: Wir wachsen zusammen.

m Wahlprogramm der CDU Hamburg für die Bürger- Ischaftswahl am 23. Februar ist auch das Wirken der Lesben und Schwulen in der Union (LSU) deutlich erkennbar. Unsere drei Kernforderungen wurden am 29. Oktober als Teil des Programms „Unser Hamburg: Wir wachsen zusammen“ beschlossen worden. „Hamburg ist eine tolerante und weltoffene Stadt“, lautet der ers- te Satz des Abschnitts „Diversity als Vorteil – Vielfalt einfordern und stärken“, der auf Seite 61 des Wahlprogramms beginnt. Wei- ter heißt es: „Diskriminierungen aufgrund der Hautfarbe, Religi- on oder Herkunft lehnen wir ge- CDU-Spitzenkandidat unterstützt die LSU seit langem. nauso ab, wie Diskriminierungen So auch diesmal, indem er für die Annahme der LSU-Forderungen warb. aufgrund der sexuellen Orientie- rung. Die Menschen sind frei und Ansprechpersonen bei der Polizei die sexuelle Orientierung ist Pri- Hamburg weiterhin zu unterstüt- vatsache.“ Ein deutliches, hanse- zen und wirbt dafür, dieses Ange- atisches Statement. bot weiter auszubauen. Im weiteren Absatz wird be- Die CDU Hamburg unter- tont, dass die CDU Hamburg stützt Schulprojekte, in denen immer Vorreiter für die Anerken- für Toleranz gegenüber den ver- nung gleichgeschlechtlicher Le- schiedenen Beziehungsmodellen Neuer LSU-Vorstand in benspartnerschaften und für den geworben wird. Hamburg Kampf gegen Diskriminierung Vielfalt ist ein Standortvor- und Ausgrenzung gewesen sei. teil. Hamburg ist eine moderne Thomas Thomsen ist neuer Vor- „Noch bestehende Diskriminie- und aufgeschlossene Stadt. Die sitzender der LSU Hamburg. rungsmerkmale werden wir wei- CDU wird darauf hinwirken und Außerdem hat die Mitglieder- ter abbauen.“ dafür werben, dass sich mehr Un- versammlung im November ternehmen der Charta der Viel- Annette Etezadzadeh zur stell- Unsere Freiheit braucht falt verpflichten. vertretenden Landesvorsitzen- Sicherheit den und Jörg Meyer erneut zum Marcus Weinberg: Unser Schatzmeister gewählt. Die Freiheit, die wir genießen, be- Unterstützer darf der Sicherheit. Deshalb setz- sogenannten „Wilden 13“ enga- te sich die LSU dafür ein, dass im Dank gilt an dieser Stelle auch giert er sich seit Jahren für die CDU-Walprogramm auch folgen- Marcus Weinberg, unserem Spit- Rechte von LSBTI. So tat er es de Punkte stehen: zenkandidaten und langjährigen auch beim Programmparteitag Die CDU Hamburg setzt sich Unterstützer der LSU. Als Mit- der CDU Hamburg, indem er sich

Fotos: CDU Hamburg; LSU Hamburg LSU Hamburg; CDU Fotos: dafür ein, die bestehenden LSBTI- glied der Parlamentsgruppe der für unsere Punkte starkmachte. <

LSU in Niedersachsen 12 Mitgliedermagazin | Ausgabe 8/2019 Debatte Zur Position der LSU Was wir sind – und was wir weder sind, noch sein wollen

eit der Öffnung der Zivilehe für Paare Die LSU ist nicht queer Sgleichen Geschlechts im Sommer 2017 sucht die LSBTI-Community nach einem neuen Die LSU ist nicht queer. Als Lesben und politischen Kompass. Auch die LSU muss ihren Schwule in der Union sind wir offen für alle Platz neu bestimmen. Mit diesen fünf Thesen Menschen, die unsere Positionen teilen wollen wir einen Beitrag zu dieser Debatte und für unsere Inhalte streiten wollen. Des leisten. Mode- oder Kampfbegriff „queer“ dürfen wir uns dabei aber nicht bedienen, nur weil uns LSBTI zu komplex wird. Die Liste der Die LSU ist nicht der verlängerte Begriffe zur Selbstbeschreibung mag wach- sen. „Queer“ beinhaltet aber auch eine Arm der LSBTI-Community politische Komponente, die für eine Kapi- talismuskritik und eine Staatsfeindlichkeit Die LSU ist nicht der verlängerte Arm der steht, die wir auf gar keinen Fall mittragen. LSBTI-Community. Sie ist die christdemo- kratische Stimme in der Community. Die LSU ist christdemokratisch, liberal-bürger- Die LSU muss ein Think Tank sein lich und zu allererst eben Teil der Unions- familie. Natürlich ist es die Aufgabe einer Die LSU muss ein Think Tank sein. Ob Vereinigung oder Sonderorganisation, in Vereinigung, Sonderorganisation oder beide Richtungen zu wirken. Doch für jedes einfach nur CDU-nahe Lobbygruppe – die Mitglied der LSU sollte auch das Bekennt- LSU muss sämtliche Themen, die in unser nis zu den Grundwerten von CDU und CSU Spektrum fallen, im Blick haben. Und sie selbstverständlich sein. Die LSU ist nicht muss jederzeit sprechfähig sein. Wenn die das Einfallstor für Gruppen oder Personen, uns nahestehenden Fraktionen – gleich auf die die Union auf links drehen wollen. welcher politischen Ebene – Gesprächsbe- darf zu einem Thema haben, müssen wir der natürliche erste Ansprechpartner sein. Die LSU steht für Vielfalt, nicht für Gleichmacherei Die LSU macht christ- Die LSU steht für Vielfalt in der Union – demokratische LSBTI-Politik nicht für Gleichmacherei. Die Vielfalt des LSBTI-Regenbogens kann manchmal an- Die LSU macht christdemokratische LSBTI- strengend und unübersichtlich werden. Es Politik. Nicht nur muss die LSU in sämt- wäre aber falsch, alles über einen Kamm lichen Themen fit sein und intern einen zu scheren. Die Anliegen von Lesben sind Ansprechpartner parat halten. Die LSU meistenteils andere als die von Schwulen. muss auch christdemokratische Antworten Mit den Problemlagen von Trans- und In- auf die politischen Fragen der Community tersexuellen haben sie wenig gemein. Jede bereithalten. Die LSU darf nicht unreflek- Gruppe hat berechtigte Interessen – jeder tiert jede Position einer Community-Grup- ist gleichwertig, aber ganz sicher eben pe übernehmen. Wir müssen die aufkom- nicht gleich. Die Bearbeitung dieser The- menden Forderungen vor unserem eigenen men darf deshalb auch nicht in einen Topf Wertekanon, Politikverständnis und Men- geworfen werden. schenbild betrachten und werten.

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