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Redetext Herunterladen 24894 Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 197. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. Dezember 2020 Harald Ebner (A) Statt die Jahrhundertaufgabe Waldumbau voranzutreiben, Wir nennen das nicht „verpuffen“, lieber Harald Ebner. (C) blasen Sie hier wirklich Geld ohne Wirkung raus. Wir nennen das Hilfe für die Waldbauern, die diese drin- gend brauchen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Christian Haase [CDU/CSU]: Was machen (Beifall bei der CDU/CSU) denn die Waldbesitzer damit? Sie pflanzen Aber wir sind weiter gefordert. Wir brauchen ein Not- Bäume!) hilfeprogramm für die Sauenhalter: schnell, direkt, Sie halten nicht nur bei der GAP an Überkommenem fest, unmittelbar, als Zuschuss, nicht als Darlehen. Die Fer- Sie führen es beim Wald auch noch neu ein. kelerzeuger sind nämlich das schwächste Glied. Aber auch andere Landwirte wissen nicht mehr weiter: Milch- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) bauern, Putenmäster, Obstbauern; dabei ist es übrigens Flacher kann eine Lernkurve nun wirklich nicht sein. egal, ob öko oder konventionell. Viele verzweifeln; zur Ihr Haushalt ist ein Spiegelbild Ihrer Politik: Vier Jahre wirtschaftlichen Misere kommt nämlich die gesellschaft- lang zu viel Geld für zu wenig Zukunft. Schöne Worte liche Ächtung hinzu. Diese Landwirte stehen mit dem und viel Geld sind noch lange keine Agrarpolitik. Das Rücken an der Wand; denn Strukturen versagen. gehört zur Ehrlichkeit dazu. Erstens. Auch in der Politik gilt: Bevor wir andere zur Danke schön. Verantwortung ziehen, sollten wir uns selbst an die Nase fassen; denn wir tragen politische Verantwortung und (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) schaffen immer neue Vorgaben. (Carina Konrad [FDP]: Ja!) Vizepräsidentin Claudia Roth: Dabei wissen wir: Jede Auflage beschleunigt den Struk- Vielen Dank, Harald Ebner. – Die letzte Rednerin in turwandel. Eine Politik für bäuerliche Familienbetriebe dieser Debatte: Gitta Connemann für die CDU/CSU- muss maßhalten und sich darauf beschränken, einen fai- Fraktion. ren Rahmen, einen Korridor zu setzen, in dem Landwirte (Beifall bei der CDU/CSU) sich auch bewegen können. Das gibt Flexibilität, das schafft Planungssicherheit, die ersehnt wird, und das Gitta Connemann (CDU/CSU): zeigt am Ende auch Zukunftsperspektiven. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Haben Dazu gehört aber Vertrauen. Genau dieses Vertrauen Sie schon mal ein Ferkel aufgezogen? zeigt einer nicht: der Entwurf für ein Insektenschutz-Ge- setz von Ministerin Schulze. Über die mangelnde Fach- (B) (Hermann Färber [CDU/CSU]: Ja, klar! Und (D) was für schöne!) lichkeit dieses Entwurfs will ich hier gar nicht sprechen. Wer Insektenschutz ernst meint, darf Lichtverschmut- – Der Kollege Hermann Färber kann diese Frage mit Ja zung, Versiegelung und Co nicht aussparen, wie das beantworten. Damit weiß er auch: Von der Trächtigkeit BMU es tut. bis zum Verkauf dauert es 190 Tage. Das sind 190 Tage Fürsorge, Arbeit und Kosten. Wissen Sie, was aktuell für (Beifall bei der CDU/CSU) ein Ferkel bezahlt wird? 200 Euro? 100 Euro? Dieser Entwurf kennt nur einen Sündenbock, und das ist (Ulli Nissen [SPD]: 60 Euro!) die Landwirtschaft. Aber wer sind denn die Umwelt- und Klimapraktiker? Das sind doch unsere Bäuerinnen und – Nein. – Ich sage es Ihnen: Aktuell werden pro Ferkel Bauern, und ihnen wird gedroht: mit einer Enteignung 22 Euro bezahlt. Von diesen 22 Euro bleiben dem Fer- durch die Hintertür. kelerzeuger genau 0 Cent. Deshalb sind wir dir, liebe Julia Klöckner, dankbar, (Dr. Gero Clemens Hocker [FDP]: Er zahlt dass du gegenüber dem Bundesumweltministerium auch dazu!) ein faires Miteinander einforderst. Denn was wäre die Er bringt jeden Tag Geld mit, wenn er in den Stall geht. Konsequenz des Entwurfs? 1,6 Millionen Hektar dürften Von Mindestlohn kann er nur träumen. Seine Realität nicht mehr bewirtschaftet werden, und das alles ohne wird bestimmt durch ruinöse Preise, durch Kosten für Ausgleich. Eigentumsschutz, Klimaschutz, Artenschutz Stallumbauten, und das nach der Düngeverordnung. gehen anders, nämlich nur mit der Landwirtschaft. Das ist einfach zu viel. Ein junger Landwirt sagte mir (Beifall bei der CDU/CSU) jetzt: An keiner Stelle sieht man den Weg. – Die Folgen: Miteinander statt gegeneinander – genau das lebt das Die Ställe bleiben leer. Beim Sozialdienst läuft das Tele- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, fon heiß. Insolvenzen sind kein Fremdwort mehr. das übrigens über den GAK-Sonderrahmenplan 85 Mil- Dabei legen wir heute einen Rekordhaushalt vor. Noch lionen Euro für den Insektenschutz bereitstellt. Das ist nie gab es so viel Geld: von Tierwohl bis zur Sozialver- der richtige Weg. sicherung. Wir puffern zum Beispiel die Auswirkungen Zweitens. Die Strukturen versagen auch im Lebens- der Düngeverordnung mit immerhin 1 Milliarde Euro ab. mittelhandel. Dort fehlt von Fairness bisher jede Spur. Respekt, liebe Julia Klöckner, und danke, lieber Christian Damit meine ich übrigens nicht den Händler vor Ort; es Haase, übrigens auch für die Mittel für den Wald! geht um die großen Konzerne. Mit 85 Prozent Marktan- (Dr. Gero Clemens Hocker [FDP]: Das bringt teil sind Edeka, Rewe, Lidl und Aldi so mächtig, dass sie ja nichts!) Bedingungen und Preise diktieren können, und sie tun es Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 197. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. Dezember 2020 24895 Gitta Connemann (A) gnadenlos. Wer nicht mitzieht, geht unter. Sie spielen (Ulli Nissen [SPD]: Hört! Hört!) (C) schon heute heimisches Obst und Gemüse gegen Aus- landsware aus. Können Sie mir vor dem Hintergrund dieser Tatsache erklären, warum gerade Sie davon sprechen, dass Land- Der Grundsatz müsste heißen: Unsere Lebensmittel wirte in Deutschland keinen Weg mehr sehen? Ist das ein von unseren Bauern. Die großen Vier beschwören aktuell Eingeständnis des eigenen Politikversagens? in ganzseitigen Anzeigen eine faire Partnerschaft mit den Erzeugern. Das ist übrigens nur eine Reaktion auf die (Ulli Nissen [SPD]: Das war eine gute Frage!) Streiks der Bäuerinnen und Bauern und auf das anstehen- de Verbot unlauterer Handelspraktiken. Julia Klöckner Gitta Connemann (CDU/CSU): hat den Gesetzentwurf auf den Weg gebracht. Gut so! Nein, ist es nicht, lieber Kollege Hocker. Sie haben Nun ist der Deutsche Bundestag dran – wir. übrigens vergessen, zu erwähnen, dass es auch eine Für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion empfehle ich Legislaturperiode gab, in der die FDP Mitverantwortung Ihnen, liebe Big Four: Nicht nur über Fairness reden, getragen hat, sondern Fairness leben! (Grigorios Aggelidis [FDP]: Beim Landwirt- (Beifall bei der CDU/CSU) schaftsministerium?) Unsere Bäuerinnen und Bauern haben einen fairen Preis auch ganz wesentlich Verantwortung getragen hat, näm- verdient. Sonst steuern wir nach, und zwar hart; denn lich im Wirtschaftsministerium. Lebensmittel sind mehr wert. Ich will nicht wissen, wie die Situation für Bäuerinnen Drittens. Verbraucherinnen und Verbraucher fordern und Bauern in diesem Land aussehen würde, wenn die immer höhere Standards. Eingekauft wird aber leider CDU/CSU in diesem Bereich nicht Verantwortung getra- häufig immer noch nach dem Motto „Geiz ist geil“. gen hätte; denn eines erleben wir immer und immer wie- Über Tierwohl, Klimaschutz etc. wird aber auch an der der, übrigens leider auch seitens der FDP: dass Sie in Ladenkasse oder im Restaurant entschieden. Regionalität Reden, auch in Beiträgen im Internet die großen Partner und Qualität haben ihren Preis und sind es wert. der Bäuerinnen und Bauern sind. Aber wenn es darum Eine nationale Marketingagentur, lieber Christian geht, zu ihnen zu stehen, übrigens zum Beispiel bei dem Haase, könnte heimische Produkte noch bekannter Thema Direktzahlung oder aber bei dem Thema landwirt- machen – dafür hast du jetzt einen Titel für die Machbar- schaftliche Unfallversicherung, das die Ministerin vorhin keitsstudie geschaffen; dafür vielen Dank –: angesprochen hat, dann gehört zur Wahrheit dazu, dass (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Sie im Haushaltsausschuss den Antrag gestellt hatten, (B) den bisherigen Zuschuss von 180 Millionen auf 100 Mil- (D) „Gutes aus deutschen Landen. Unsere Lebensmittel von lionen Euro herunterzusetzen. Das ist die Wahrheit, und unseren Bauern.“ – Um die Verbraucherinnen und Ver- das sollten Sie Ihren Bäuerinnen und Bauern auch sagen. braucher in die Lage zu versetzen, die richtige Wahl tref- fen zu können, wollen wir als CDU und CSU deshalb (Beifall bei der CDU/CSU) auch eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Gut, dass es die CDU/CSU gibt, die immer noch unein- Lebensmittel in ganz Europa; denn die Menschen haben geschränkt an der Seite der Bäuerinnen und Bauern in ein Recht darauf, zu wissen, wo ihr Essen herkommt. Deutschland steht – anders als andere, die eben keine Meine Damen und Herren, ich könnte jetzt auch die Verantwortung übernehmen. Verantwortung der Medien, der NGOs und von kirchli- chen Organisationen ansprechen. Ich hätte hier über NGOs, über Medien, über kirchliche Organisationen sprechen können. Ich könnte über Halb- wissen, Skandalisierung und leider auch über Doppelmo- Vizepräsidentin Claudia Roth: ral sprechen. Nur zu rufen „Wir haben es satt!“, macht Frau Kollegin Connemann, erlauben Sie eine Zwi- niemanden satt; das ist keine Lösung. Aber genau diese schenfrage oder -bemerkung von Dr. Hocker? brauchen unsere Bäuerinnen und Bauern; denn sie ver- sorgen Deutschland, und das wollen sie übrigens auch in Gitta Connemann (CDU/CSU): Zukunft tun. Es gibt eine starke junge Generation, die die Ja, gerne. Höfe übernehmen will; sie kann es, und sie will es. Übrigens hat mir
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