Deutscher Drucksache 17/9774

17. Wahlperiode 23. 05. 2012

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit (14. Ausschuss)

zu dem Gesetzentwurf der Abgeordneten , Dr. Frank-Walter Stein- meier, , Rainer Brüderle, Dr. , Renate Künast, Jürgen Trittin, , Dr. Carola Reimann, Gabriele Molitor, Dr. , Dr. Harald Terpe, (Münster), Annette Widmann-Mauz, Dr. Marlies Volkmer, Heinz Lanfermann, Dr. Gesine Lötzsch, Elisabeth Scharfenberg, , , , , Ingrid Arndt-Brauer, , Christine Aschenberg-Dugnus, , Dorothee Bär, Sabine Bätzing- Lichtenthäler, Heinz-Joachim Barchmann, Thomas Bareiß, , Dr. Hans- Peter Bartels, , , Sören Bartol, Dr. , Bärbel Bas, Günter Baumann, , , , , Dr. , Florian Bernschneider, , , (Heidelberg), Matthias W. Birkwald, , Claudia Bögel, , , Nicole Bracht-Bendt, Norbert Brack- mann, Klaus Brähmig, Michael Brand, Dr. , Klaus Brandner, Hel- mut Brandt, , Dr. , Dr. , , Klaus Breil, , Agnes Brugger, , , , , , , Cajus Caesar, Sylvia Canel, , , Petra Crone, Dr. Pe- ter Danckert, Helga Daub, Reiner Deutschmann, Bijan Djir-Sarai, Thomas Dörflinger, Patrick Döring, Martin Dörmann, Katja Dörner, Marie-Luise Dött, Elvira Drobinski-Weiß, , Mechthild Dyckmans, , , Ingo Egloff, Siegmund Ehrmann, Dr. , Rainer Erdel, Dr. h. c. , Petra Ernstberger, Jörg van Essen, Karin Evers-Meyer, Dr. Tho- mas Feist, , Elke Ferner, Ingrid Fischbach, Hartwig Fischer (Göt- tingen), Ulrike Flach, Dr. , Klaus-Peter Flosbach, , Dr. , , , Otto Fri- cke, Erich G. Fritz, Hans-Joachim Fuchtel, Alexander Funk, , Ingo Gädechens,elektronische Dr. Thomas Gambke, Dr. Thomas Vorab-Fassung* Gebhart, Wolfgang Gehrcke, , , Dr. Edmund Peter Geisen, , Dr. , , , , Iris Gleicke, Günter Gloser, Josef Göppel, Katrin Göring-Eckardt, Hans-Michael Goldmann, Heinz Golombeck, Diana Golze, , Angelika Graf (Rosenheim), , , , Hermann Gröhe, Michael Groschek, Mi- chael Groß, Michael Grosse-Brömer, Markus Grübel, Monika Grütters, Manfred

* Wird nach Vorliegen der lektorierten Druckfassung durch diese ersetzt. Deutscher Bundestag - 17. Wahlperiode -2- Drucksache 17/9774

Grund, Miriam Gruß, Joachim Günther (Plauen), , Hans-Joachim Ha- cker, , Klaus Hagemann, Dr. Christel Happach-Kasan, Dr. Ste- phan Harbarth, Jürgen Hardt, Michael Hartmann (Wackernheim), Britta Haßelmann, Heinz-Peter Haustein, Dr. , , , Hu- bertus Heil (Peine), Dr. , Ursula Heinen-Esser, Rolf Hempelmann, Dr. Barbara Hendricks, , , Jürgen Herrmann, , Gabriele Hiller-Ohm, , Manuel Höferlin, Dr. Eva Högl, Ingrid Hönlinger, , Frank Hofmann (Volkach), , Birgit Homburger, Thilo Hoppe, Anette Hübinger, Christel Humme, Dieter Jasper, Dr. , , , Johannes Kahrs, Bartholomäus Kalb, Hans-Werner Kammer, Steffen Kampeter, , Bernhard Kaster, Dr. h. c. Su- sanne Kastner, , Dr. Stefan Kaufmann, , , , Sven-Christian Kindler, , , , , Maria Klein-Schmeink, Jürgen Klimke, , Hans-Ulrich Klose, , Dr. Lutz Knopek, , Sebastian Kör- ber, Fritz Rudolf Körper, Dr. Bärbel Kofler, (), Gudrun Kopp, Dr. h. c. Jürgen Koppelin, Dr. , Hartmut Koschyk, Thomas Kossendey, Sylvia Kotting-Uhl, , Nicolette Kressl, Michael Kret- schmer, , Dr. Günter Krings, , Angelika Krüger- Leißner, Rüdiger Kruse, Stephan Kühn, Dr. Hermann Kues, , Ute Kumpf, Katrin Kunert, Patrick Kurth (Kyffhäuser), Undine Kurth (Quedlinburg), Günter Lach, , Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg), , Christian Lange (Backnang), , Dr. , , Harald Leibrecht, , Steffen-Claudio Lemme, Sabine Leutheusser- Schnarrenberger, Dr. , , , Dr. , Michael Link (Heilbronn), Dr. , , , Gabriele Lösekrug-Möller, Dr. Erwin Lotter, Dr. Jan-Marco Luczak, , Kirsten Lühmann, Dr. Michael Luther, , Dr. Thomas de Maizière, , , , Ulrich Maurer, (Altötting), Horst Meierhofer, Patrick Meinhardt, Dr. Michael Meis- ter, Dr. , Petra Merkel (), Ullrich Meßmer, , Dr. Ma- thias Middelberg, Dr. , Philipp Mißfelder, , , , Petra Müller (Aachen), Stefan Müller (Erlangen), Kerstin Müller (Köln), Franz Müntefering, Dr. Rolf Mützenich, Dr. , , Dr. (Lausitz), (Bremen), , , Manfred Nink, , , Dr. Georg Nüßlein, Franz Obermeier, Aydan Özoguz, , Holger Ortel, Eduard Os- wald, Dr. Hermann E. Ott, , Dr. Michael Paul, Heinz Paula, Rita Pawelski,elektronische Jens Petermann, Ulrich Petzold, Vorab-Fassung* Dr. , Sibylle Pfeiffer, Johannes Pflug, , , Gisela Piltz, Richard Pitterle, Ro- nald Pofalla, , Jörg von Polheim, , Joachim Poß, Bri- gitte Pothmer, Dr. Wilhelm Priesmeier, , Dr. , , , Stefan Rebmann, , (Potsdam), Gerold Reichenbach, Dr. Birgit Reinemund, , , , Dr. , Sönke Rix, Dr. Peter Röhlinger, Johan-

* Wird nach Vorliegen der lektorierten Druckfassung durch diese ersetzt. Deutscher Bundestag - 17. Wahlperiode -3- Drucksache 17/9774

nes Röring, Tabea Rößner, Dr. Norbert Röttgen, Dr. , Karin Roth (Esslingen), Michael Roth (Heringen), Dr. Christian Ruck, Erwin Rüddel, Dr. , Marlene Rupprecht (Tuchenbach), (Weiden), Björn Sänger, , , Anton Schaaf, Axel Schäfer (Bo- chum), Frank Schäffler, Dr. , Bernd Scheelen, Dr. Andreas Scheu- er, Dr. , (Schwandorf), Werner Schieder (Wei- den), Karl Schiewerling, Norbert Schindler, , Georg Schirm- beck, (Aachen), Silvia Schmidt (Eisleben), Christian Schmidt (Fürth), Ulrich Schneider, (Erfurt), , Christoph Schnurr, Dr. , Nadine Schön (St. Wendel), Dr. Ole Schröder, Dr. Kristina Schröder (Wiesbaden), Bernhard Schulte-Drüggelte, , (Spandau), , , , (Weil am Rhein), , Dr. Martin Schwanholz, , Rita Schwarzelühr-Sutter, Dr. Erik Schweickert, , Kathrin Senger-Schäfer, Dr. , , Werner Simmling, Dr. , , Dr. , Joachim Spatz, Carola Stauche, Dr. , , Peer Steinbrück, , Dr. Rainer Stinner, , , , (Heilbronn), Lena Strothmann, Michael Stübgen, , Dr. , Dr. , Dr. h. c. , Franz Thönnes, , , , , Dr. Hans-Peter Uhl, , Rüdiger Veit, (Kleinsaara), Johannes Vogel (Lüden- scheid), Stefanie Vogelsang, , Dr. Daniel Volk, Andrea Astrid Voßhoff, Da- niela Wagner, , , Peter Weiß (Emmendingen), Sabine Weiss (Wesel I), Andrea Wicklein, Heidemarie Wieczorek-Zeul, Dr. Dieter Wiefelspütz, Elisabeth Winkelmeier-Becker, Dr. Claudia Winterstein, Dr. , Dagmar G. Wöhrl, Hartfrid Wolff (Rems-Murr), Waltraud Wolff (Wolmirstedt), , Dr. , Sabine Zimmermann, Wolf- gang Zöller, Manfred Zöllmer, Willi Zylajew, – Drucksache 17/9030 –

Entwurf eines Gesetzes zur Regelung der Entscheidungslösung im Transplantationsgesetz

A. Problem Die Unterzeichner des Gesetzentwurf vertreten die Auffassung, dass ein gesun- derelektronische Lebensstil, Gesundheitsförderung und gesundheitliche Vorab-Fassung* Prävention sowie eine gute medizinische Versorgung dazu beitragen können, Organausfälle zu verhin- dern. Trete Organversagen auf, könne vielen schwerkranken Menschen durch Organtransplantationen das Leben gerettet oder ein schweres Leiden gelindert werden. Derzeit stünden in Deutschland etwa 12.000 Menschen auf den Warte- listen für eine Organtransplantation. Viele von ihnen verstürben, weil kein ge- eignetes Spenderorgan zur Verfügung stehe.

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B. Lösung Der Gesetzentwurf sieht Regelungen vor, die jeden Menschen in die Lage ver- setzen sollen, sich mit der Frage seiner eigenen Spendebereitschaft ernsthaft zu befassen. Durch den neu eingefügten § 1 in das Transplantationsgesetz werde dieses Ziel im Gesetz verankert und klargestellt, dass es jeder Bürgerin und jedem Bürger ermöglicht werde, eine informierte und unabhängige Entschei- dung zu treffen. Ferner würden die allgemeinen Aufklärungspflichten in § 2 Absatz 1 Satz 1 des Transplantationsgesetzes (TPG) konkretisiert und dahinge- hend ergänzt, dass jede Bürgerin und jeder Bürger ausdrücklich aufgefordert werde, eine Entscheidung zur Organspende abzugeben. Unter Beachtung des Grundsatzes der Freiwilligkeit der Organspende werde somit die bislang gelten- de erweiterte Zustimmungslösung in eine Entscheidungslösung umgewandelt. Die Förderung der Organspendebereitschaft solle dazu führen, dass mehr schwerkranke Menschen die Chance auf ein lebensrettendes Organ erhielten. Der Gesetzentwurf sieht ferner eine ausdrückliche Verpflichtung der Kranken- kassen und privaten Krankenversicherungsunternehmen vor, ihren Versicherten geeignetes Informationsmaterial zur Organ- und Gewebespende sowie Organ- spendeausweise zur Verfügung zu stellen. Ziel sei es, die technischen und daten- schutzrechtlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass in einer zweiten Stufe die Versicherten freiwillig für die Dokumentation der Erklärung zur Or- gan- und Gewebespende auf der elektronischen Gesundheitskarte auch die Un- terstützung der Krankenkassen in Anspruch nehmen könnten. Herbeiführung einer Beschlussfassung zu dem Gesetzentwurf auf Drucksa- che 17/9030 im Plenum des Deutschen Bundestages.

C. Alternativen Keine.

D. Haushaltsausgaben ohne Erfüllungsaufwand Keine.

E. Erfüllungsaufwand Dem Bund entstehen durch das Gesetz Mehrkosten für den Druck und den Ver- sand von Informationsmaterial für Krankenversicherte, die das 16. Lebensjahr vollendet haben. Informationsmaterial, einschließlich eines Organspendeaus- weises, liegt derzeit u. a. in Form einer Klappkarte der BZgA mit heraustrenn- barem Organspendeausweis vor. Für den Druck von rund 70 Millionen Klapp- karten und die Versendung an Krankenkassen und private Krankenversiche- rungsunternehmen seitens der BZgA entstehen zusätzlich insgesamt Kosten i. H. v.elektronische rund 1,7 Millionen Euro, damit alle Versicherten Vorab-Fassung* einmal informiert werden können. Bei wiederholter Information der Versicherten entstehen diese Kosten erneut. Da für die Länder bereits nach geltender Rechtslage eine Pflicht zur Aufklärung über die postmortale Organ- und Gewebespende besteht, ist im Hin- blick auf die Pflicht, geeignete Aufklärungsunterlagen nunmehr auch zur Verfü- gung zu stellen, mit einer geringen Mehrbelastung der Länder zu rechnen. Durch die Einbeziehung der für die Ausstellung und Ausgabe von amtlichen Ausweis- dokumenten zuständigen Stellen des Bundes und der Länder entstehen für die BZgA weitere Kosten für Druck und Versand der Aufklärungsunterlagen. Für

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die Aushändigung von im Mittel rund 10,4 Millionen Pässen und Personalaus- weisen pro Jahr ist mit zusätzlichen Kosten von rund 250.000 Euro für Druck und Versand durch die BZgA auszugehen.

F. Weitere Kosten Für die Anpassung der elektronischen Gesundheitskarte zur Aufnahme von Er- klärungen und Hinweisen der Versicherten entstehen, zusätzlich zu den ohnehin für den Aufbau der Telematikinfrastruktur im Gesundheitswesen anfallenden Kosten, keine nennenswerten zusätzlichen Kosten. Die technischen Anpassun- gen können weitestgehend in die laufenden Arbeiten integriert werden. Die Kos- ten der für die Nutzung der Erklärungen und Hinweise der Versicherten benötig- ten weiteren Infrastruktur hängen insbesondere davon ab, welche Komponenten und Dienste der sich im Aufbau befindlichen Telematikinfrastruktur genutzt werden können und welche Verfahren zur Sicherstellung der Authentizität der Erklärungen des Versicherten erforderlich sind. Dies kann erst beziffert werden, wenn die Entscheidungen der Selbstverwaltung in der gesetzlichen Krankenver- sicherung, die hierbei das Gebot der Wirtschaftlichkeit zu berücksichtigen ha- ben, getroffen wurden. Für die übrige Wirtschaft, einschließlich mittelständi- scher Unternehmen, entstehen keine sonstigen zusätzlichen Kosten. Auswirkun- gen auf Einzelpreise und das Preisniveau, insbesondere auf das Verbraucher- preisniveau, sind nicht zu erwarten.

elektronische Vorab-Fassung*

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Beschlussempfehlung

Der Bundestag wolle beschließen, über den Gesetzentwurf auf Drucksache 17/9030 einen Beschluss herbeizufüh- ren.

Berlin, den 23. Mai 2012

Der Ausschuss für Gesundheit

Dr. Carola Reimann Jens Spahn Dr. Carola Reimann Vorsitzende Berichterstatter Berichterstatterin

Gabriele Molitor Dr. Martina Bunge Dr. Harald Terpe Berichterstatterin Berichterstatterin Berichterstatter

elektronische Vorab-Fassung*

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Bericht der Abgeordneten Jens Spahn, Dr. Carola Reimann, Gabriele Molitor, Dr. Martina Bunge und Dr. Harald Terpe

kenversicherungsunternehmen vor, ihren Versicherten A. Allgemeiner Teil geeignetes Informationsmaterial zur Organ- und Ge- webespende sowie Organspendeausweise zur Verfü- I. Überweisung gung zu stellen. Ziel sei es, die technischen und daten- schutzrechtlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, Der Deutsche Bundestag hat den Gesetzentwurf auf dass in einer zweiten Stufe die Versicherten freiwillig Drucksache 17/9030 in seiner 168. Sitzung am 22. für die Dokumentation der Erklärung zur Organ- und März 2012 in erster Lesung beraten und zur federfüh- Gewebespende auf der elektronischen Gesundheits- renden Beratung an den Ausschuss für Gesundheit karte auch die Unterstützung der Krankenkassen in überwiesen. Außerdem hat er ihn zur Mitberatung an Anspruch nehmen könnten. Die Gesellschaft für Tele- den Rechtsausschuss, den Ausschuss für Ernährung, matikanwendungen der Gesundheitskarte werde des- Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie den halb beauftragt, entsprechende Verfahren zu entwi- Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ckeln. überwiesen. Die durch die Krankenkassen ausgegebenen elektroni- schen Gesundheitskarten der ersten Generation seien II. Wesentlicher Inhalt der Vorlage zwar technisch darauf vorbereitet, Hinweise auf das Vorhandensein und den Aufbewahrungsort von Erklä- Die Unterzeichner des Gesetzentwurf vertreten die rungen aufzunehmen, für das sichere Schreiben, Le- Auffassung, dass ein gesunder Lebensstil, Gesund- sen, Ändern, Sperren und Löschen der Hinweise sei heitsförderung und gesundheitliche Prävention sowie aber noch weitere Technik erforderlich, die frühestens eine gute medizinische Versorgung dazu beitragen 2013 zur Verfügung stehen werde. In einer weiteren können, Organausfälle zu verhindern. Trete Organver- Stufe sollten auch die Erklärungen selbst mittels der sagen auf, könne vielen schwerkranken Menschen elektronischen Gesundheitskarte zur Verfügung ge- durch Organtransplantationen das Leben gerettet oder stellt werden können. Für die Testung der Speiche- ein schweres Leiden gelindert werden. Derzeit stün- rung der Organ- und Gewebespendeerklärung selbst den in Deutschland etwa 12.000 Menschen auf den sei die derzeit ausgegebene Gesundheitskarte nicht Wartelisten für eine Organtransplantation. Viele von vorbereitet. Die Testmaßnahmen dazu könnten nach ihnen verstürben, weil kein geeignetes Spenderorgan dem derzeitigen Stand frühestens 2014 beginnen. zur Verfügung stehe. Der Gesetzentwurf sieht Regelungen vor, die jeden III. Stellungnahmen der mitberatenden Aus- Menschen in die Lage versetzen sollen, sich mit der schüsse Frage seiner eigenen Spendebereitschaft ernsthaft zu befassen. Durch den neu eingefügten § 1 in das Trans- Der Rechtsausschuss hat in seiner 85. Sitzung am 23. plantationsgesetz (TPG) werde dieses Ziel im Gesetz Mai 2012 einstimmig beschlossen, dem Plenum des verankert und klargestellt, dass es jeder Bürgerin und Deutschen Bundestages zu empfehlen, einen Be- jedem Bürger ermöglicht werde, eine informierte und schluss über den Gesetzentwurf auf Drucksache unabhängige Entscheidung zu treffen. Ferner würden 17/9030 sowie über den Änderungsantrag auf Aus- die allgemeinen Aufklärungspflichten in § 2 Absatz 1 schussdrucksache 17(14)275 herbeizuführen. Satz 1 TPG konkretisiert und dahingehend ergänzt, Der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und dass jede Bürgerin und jeder Bürger ausdrücklich Verbraucherschutz hat in seiner 72. Sitzung am 23. aufgefordert werde, eine Entscheidung zur Organ- Mai 2012 mit den Stimmen der Fraktionen der spendeelektronische abzugeben. Unter Beachtung des Grundsatzes Vorab-Fassung* CDU/CSU, SPD und FDP sowie einer Stimme aus der der Freiwilligkeit der Organspende werde somit die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gegen eine bislang geltende erweiterte Zustimmungslösung in Stimme aus der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- eine Entscheidungslösung umgewandelt. Die Förde- NEN bei Stimmenthaltung der Fraktion DIE LINKE. rung der Organspendebereitschaft solle dazu führen, sowie zwei Stimmen aus der Fraktion BÜNDNIS dass mehr schwerkranke Menschen die Chance auf 90/DIE GRÜNEN beschlossen, dem Plenum des ein lebensrettendes Organ erhielten. Deutschen Bundestages die Annahme des Gesetzent- Der Gesetzentwurf sieht ferner eine ausdrückliche wurfs auf Drucksache 17/9030 zu empfehlen. Der Verpflichtung der Krankenkassen und privaten Kran- Änderungsantrag auf Ausschussdrucksache 17(14)275

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(17(10)887) wurde mit 15 Stimmen der Fraktionen In seiner 76. Sitzung am 23. Mai 2012 hat der Aus- der CDU/CSU und FDP gegen zwei Stimmen aus der schuss für Gesundheit die Beratungen fortgesetzt und Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bei Stimment- abgeschlossen. Als Ergebnis empfiehlt er dem Deut- haltung von 13 Mitgliedern aus den Fraktionen SPD, schen Bundestag einvernehmlich, einen Beschluss FDP, DIE LINKE. und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN über den Gesetzentwurf auf Drucksache 17/9030 her- abgelehnt. beizuführen. Der Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Zu dem Gesetzentwurf auf Drucksache 17/9030 lag Jugend hat in seiner 67. Sitzung am 23. Mai 2012 dem Ausschuss für Gesundheit auf Ausschussdruck- einstimmig beschlossen, dem Plenum des Deutschen sache 17(14)275 ein Änderungsantrag der Abgeordne- Bundestages zu empfehlen, einen Beschluss über den ten Elisabeth Scharfenberg, Dr. Harald Terpe, Birgitt Gesetzentwurf auf Drucksache 17/9030 sowie über Bender, Dr. , Kerstin Andreae, den Änderungsantrag auf Ausschussdrucksache Viola von Cramon-Taubadel, Katja Dörner, Harald 17(14)275 (17(13)174) herbeizuführen. Ebner, Hans-Josef Fell, Kai Gehring, Katrin Göring- Eckardt, Britta Haßelmann, Priska Hinz (Herborn), IV. Beratungsverlauf und Beratungsergeb- Ingrid Hönlinger, Dr. , Thilo Hoppe, nisse im federführenden Ausschuss , Katja Keul, Memet Kilic, Sven- Christian Kindler, Maria Klein-Schmeink, Oliver Der Ausschuss für Gesundheit hat in seiner 40. Sit- Krischer, , Undine Kurth (Quedlin- zung am 11. Mai 2011 seine Beratungen zu den ethi- burg), , Dr. Tobias Lindner, Nicole schen und rechtlichen Aspekten von Organspenden Maisch, Jerzy Montag, Beate Müller-Gemmeke, aufgenommen und beschlossen, dazu eine öffentliche , Dr. Hermann E. Ott, , Anhörung von Sachverständigen durchzuführen. Brigitte Pothmer, Tabea Rößner, (Augs- Die Anhörung fand in der 46. Sitzung am 29. Juni burg), Krista Sager, Dr. Gerhard Schick, Dr. Petra 2011 statt. Als Einzelsachverständige waren eingela- Sitte, Dorothea Steiner, Dr. Wolfgang Strengmann- den: Prof. Dr. Heinz Angstwurm, Prof. Dr. Ulrich Kuhn, , Beate Walter-Rosenheimer, Frei, Prof. Dr. Thomas Gutmann, Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Wieland und Josef Philip Winkler mit fol- Wolfgang Huber (Bischof a.D.), Prof. Dr. Günter Rolf gendem Wortlaut vor: Kirste, Prof. Dr. Hans Lilie, Weihbischof Dr. Dr. „In Artikel 2 Nummer 1 Buchstabe d Absatz 5b wird Anton Losinger, Prof. Dr. Weyma Lübbe, Prof. Dr. Satz 2 durch folgenden Satz ersetzt: Alexandra Manzei, Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Eckard Na- gel, Prof. Dr. Peter Neuhaus, Dr. Reinhard Pregla, ‚Die Absätze 4 und 5a bleiben unberührt.‘“ Prof. Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, PD Dr. Ingrid Die Begründung lautet wie folgt: „Mit dem vorgeleg- Schneider, Dr. Oliver Tolmein, Dr. Martina Wenker. ten Entwurf eines Gesetzes zur Regelung der Ent- Auf das Wortprotokoll und die als Ausschussdrucksa- scheidungslösung im Transplantationsgesetz soll die chen verteilten Stellungnahmen der Sachverständigen Organspendebereitschaft gefördert werden. Dieses wird Bezug genommen. Ziel ist aus gutem Grunde an mehrere Voraussetzun- Der Ausschuss für Gesundheit hat seine Beratungen gen gebunden: Es muss - wie im Gesetzentwurf gere- über den Gesetzentwurf auf Drucksache 17/9030 in gelt - sichergestellt sein, dass die Erklärung zur Or- der 72. Sitzung am 25. April 2012 aufgenommen. In ganspende freiwillig ist, die Beratung ergebnisoffen seiner 74. Sitzung am 9. Mai 2012 hat der Ausschuss erfolgt und diejenigen, die eine Organspendeerklärung die Beratungen über den Gesetzentwurf fortgesetzt abgeben, einfachen Zugang zu Informationen haben, und ein Expertengespräch über die mit der geplanten die die gesamte Tragweite der Entscheidung, also gesetzlichen Regelung zur Entscheidungslösung im auch kritische Aspekte umfassen. Zudem dürfen die Transplantationsgesetz verbundenen technischen Pro- Bürgerinnen und Bürger nicht das Gefühl bekommen, bleme (elektronische Gesundheitskarte) durchgeführt. zu einer bestimmten Entscheidung gedrängt zu wer- Zu diesem Gespräch waren folgende Sachverständige den. Auf dieser Grundlage kann ein hohes Maß an eingeladen:elektronische Peter Schaar (Bundesbeauftragter für den Vorab-Fassung* Akzeptanz für die Organspendeerklärung erreicht Datenschutz und die Informationsfreiheit), Dr. Gert werden. Technische Verfahren jedoch, die das Ver- Schomburg und Norbert Butz (Bundesärztekammer), trauen der Krankenversicherten in die Integrität ihrer Dr. Doris Pfeiffer und Rainer Höfer (GKV-Spitzen- individuellen Daten untergraben, sind dem Anliegen verband), Prof. Dr. Arno Elmer (gematik Gesellschaft des Gesetzentwurfes nicht dienlich. für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte Mit dem vorgelegten Gesetzentwurf sollen mbH), Susanne Mauersberg (Verbraucherzentrale niedrigschwellige Unterstützungsangebote der Kran- Bundesverband e. V.). kenkassen für Versicherte geschaffen werden, damit

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diese in größerer Zahl als bisher ihre Entscheidung gen zur Organspende auf der Elektronischen Gesund- zur Organspende dokumentieren können, so auch auf heitskarte einzutragen. Ein solcher Eintrag kann darü- der Elektronischen Gesundheitskarte. Die Gesellschaft ber hinaus auch mit Unterstützung der in § 291a Ab- für Telematik soll deshalb beauftragt werden, dabei satz 4 SGB V genannten Leistungserbringer erfolgen, auch Rückmeldeverfahren über die Krankenkassen beispielweise im Rahmen eines Arztbesuches. mit einzubeziehen, bei denen diese Daten zur Organ- Die vorgeschlagene Änderung stellt daher klar, dass spende auf der Elektronischen Gesundheitskarte spei- bei der Schaffung von Unterstützungsmöglichkeiten chern und löschen können. Dies allerdings verletzt die durch die Krankenkassen keine Zugriffsrechte im bislang bestehenden strengen Datenschutzstandards, Sinne des § 291a Absätze 4 und 5a SGB V geschaffen wie sie für die Elektronische Gesundheitskarten in § werden. Die Möglichkeit, dass Krankenkassen die 291a Sozialgesetzbuch V normiert wurden, die den Erklärungen zur Organspende auf der Elektronischen Krankenkassen Zugriffe auf die Daten der Elektroni- Gesundheitskarte eintragen oder löschen können, wird schen Gesundheitskarte verbieten und diese technisch damit ausgeschlossen, ebenso das Erheben und Spei- ausschließen. chern dieser Daten durch die Krankenkassen selbst. Die möglichen Lese- und Schreibrechte der Kranken- Es bleibt allerdings möglich, dass Krankenkassen den kassen für Inhalte der Organspendeerklärung können Versicherten anderweitige Unterstützung zukommen das ohnehin bei Teilen der Bevölkerung bestehende lassen, beispielsweise in Form einer technische Bera- Misstrauen gegenüber der Elektronischen Gesund- tung, um Versicherte in die Lage zu versetzen, ihre heitskarte stärken und damit das Anliegen des Gesetz- Organspendeerklärung etwa an aufzustellenden Ter- entwurfes insgesamt konterkarieren. In der Debatte minals selbst eintragen zu können.“ spielt dabei insbesondere die Angst eine Rolle, dass Der Ausschuss für Gesundheit hat beschlossen, zu Krankenversicherungen Einblick in krankheitsbezo- diesem Änderungsantrag kein Votum herbeizuführen. gene Informationen der Versicherten erhalten könn- ten. Es ist nicht auszuschließen, dass die vorgeschla- Zu dem Gesetzentwurf auf Drucksache 17/9030 lagen gene Neuregelung zukünftig auch als Argument für dem Ausschuss zehn Petitionen vor, zu denen der weitergehende Aufweichungen der datenschutzrecht- Petitionsausschuss eine Stellungnahme nach § 109 lichen Vorgabengenutzt wird. GO-BT angefordert hatte. Das geplante Recht der Krankenkassen, auch höchst- Die Petenten sprachen sich dafür aus: persönliche Organspende-Erklärungen auf der Elekt- – in den Notfalldatensatz auf der elektronischen Ge- ronischen Gesundheitskarten eintragen und löschen zu sundheitskarte Daten über die Bereitschaft zur Or- dürfen, steht im Widerspruch zu den bislang gelten- ganspende aufzunehmen, den datenschutzrechtlichen Vorgaben, die Kranken- – zu verhindern, dass die Bereitschaft zur Organ- kassen davon bewusst ausschließen. Um den Schutz spende für die Gewinninteressen von Kliniken in- dieser hochsensiblen Daten sowie die Akzeptanz der strumentalisiert wird, Elektronischen Gesundheitskarte in der Bevölkerung insgesamt nicht zu gefährden, wurde der Kreis der – für eine Ergänzung des § 8 Absatz 1 Transplanta- Zugriffsberechtigten auf das absolut erforderliche tionsgesetz mit dem Ziel, den Kreis der möglichen Maß beschränkt, nämlich auf die Versicherten selbst Spender durch Bildung eines Pools für Lebendnie- sowie auf die in § 291a Absatz 4 SGB V genannten renspenden zu erweitern, Leistungserbringer wie bspw. Ärztinnen und Ärzte. – eine Regelung zu schaffen, nach der jeder Bürger, Die Zustimmung der Versicherten, so wie sie das bei dem der Hirntod festgestellt wird, als Organ- geplante Gesetz als Schutzbarriere vorsieht, ist unzu- spender zur Verfügung steht, sofern er nicht in ei- reichend; eine solche Zustimmung ist bereits heute nem neu einzurichtenden amtlichen Register seine zwingende Voraussetzung für jeden Zugriff, und dies gegenteilige Entscheidung hat vermerken lassen. auch nur über bestimmte technische Sicherungsmaß- – eine Regelung zu schaffen, nach der die Nutznießer nahmen (persönliche Gesundheitskarte als zweiter einer Organspende die Beerdigungskosten für die Schlüssel,elektronische Eingabe einer PIN). Dennoch wurde diese Vorab-Fassung* sterblichen Überreste des Spenders tragen müssen. Zugriffsmöglichkeit bewusst auf die in § 291a Absatz – durch Ergänzung des TPG eine Registrierungsstelle 4 SGB V genannten Leistungserbringer beschränkt. für Einwilligungen oder Widersprüche in Fragen Die Schaffung eines zusätzlichen Schreib- und Lese- der Organspendebereitschaft einzurichten, rechts der Krankenkassen ist nicht erforderlich. Mit – eine zentrale Online-Hinterlegungsstelle für Patien- der Aussendung der Elektronischen Gesundheitskarte tenverfügungen und Organspendeerklärungen ein- der 2. Generation wird es den Versicherten möglich zurichten, sein, selbst an dafür aufgestellten Terminals Erklärun-

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– jedem Menschen die Möglichkeit zu geben, sich reitschaft zu einer Organspende im Todesfall zu zu Lebzeiten zu entscheiden, ob er im Todesfall befragen. als Organspender zur Verfügung stehen will und Den Anliegen der Petenten wurde teilweise entspro- hierzu Aufklärungsmaßnahmen auf der Grundla- chen. ge des neuesten Standes der wissenschaftlichen Erkenntnisse durchzuführen, Im Hinblick auf die besondere Art der Beschlussemp- fehlung hat der Ausschuss für Gesundheit beschlos- – über das wahre Wesen der Organtransplantation sen, auf eine Debatte zu dem Gesetzentwurf auf aufzuklären, Drucksache 17/9030 zu verzichten. – den Krankenkassen keine Befugnis einzuräumen, jeden Versicherten regelmäßig nach seiner Be-

Berlin, den 23. Mai 2012

Jens Spahn Dr. Carola Reimann Gabriele Molitor Berichterstatter Berichterstatterin Berichterstatterin

Dr. Martina Bunge Dr. Harald Terpe Berichterstatterin Berichterstatter

elektronische Vorab-Fassung*

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