pfalzsport 11/12·2016 B r e i t e n s p o r t 1

Ausgabe 2/2016 DFB-Pokal 1965: VfR Frankenthal unter den letzten 32 Frankenthaler Fußballgeschichte: VfR gegen den VfB Stuttgart in der ersten Hauptpokalrunde Von Ortwin Detlef Bernad und Paul Theobald

Das Jahr 1964 hatte Frankenthal einige Neuerungen beschert. An der Polizei- direktion verschwand die mit Zeigern ausgestattete Heuerampel, die Bahn- überführung an der Flomersheimer Stra- ße wurde fertiggestellt, die Carl-Bosch- Schule und die Lutherkirche eingeweiht. Im Zusammenhang mit der Städtepart- nerschaft wurde die »Colombes-Straße« benannt. Das Frankenthaler Brauhaus feierte sein 75jähriges Jubiläum, die 100jährige Carl-Platz-GmbH spendete der Stadt 30.000 Mark. Zur Freude der Gastwirte beschloss der Stadtrat, die Getränkesteuer abzuschaffen. Auch sportlich hatte die Stadt manches zu bieten. Die einheimische Eiskunstläuferin Uschi Keszler hatte an der Olympiade und den Weltmeisterschaften teilgenommen, der Automobil- und Motorradclub AMC Frankenthal feierte sein 40jähriges Beste- hen, die TG-Hockey-Damen feierten in der Halle die deutsche Vizemeisterschaft, den bis dahin größten Triumph der TG-Hockey- Die Mannschaft des VfR mit einigen der Spieler, die auch gegen den VfB Stuttgart im Einsatz waren, Abteilung, Karola Scherer wurde in die so obere Reihe von links: Horst Kunzmann, Friedel Trapp, Albert Dapprich und Rudolf Tauber. Hockey-Nationalmannschaft berufen, Au- Unten von links: Karl-Heinz Neu, Willi Wesselowscky, Manfred Rößler und Werner Armbruster. gust Höning errang im Kegeln die Deutsche Meisterschaft, die Ordnungshüter wurden Nach Gründung der Fußball- in mersheim, (6.) SG Bobenheim, (8.) VfR Landesmeister im Polizei-Faustball. Sport- der Saison 1963/64 kämpften die Mann- Frankenthal Amateure, (11.) Viktoria liche Großereignisse in Frankenthal waren schaften, die sich nicht fürs Oberhaus qua- Lambsheim, (12.) VfK Eppstein (heute TSV das Gauturnfest des Rhein-Limburg-Gau- lifiziert hatten, in der nun zweithöchsten Eppstein), (16.) ASV Mörsch. In der B- es im Pfälzer Turnerbund, das Nationale Spielklasse, der Regionalliga, die bundes- Klasse Kreis Frankenthal, 16 Mannschaf- Leichtathletik-Sportfest im Stadion am Ka- weit genauso aufgeteilt war wie vormals ten, kämpften u.a. (1.) Jahn Lambsheim, nal, dem heutigen »Ostparkstadion« mit 85 die Oberliga (fünf Regionalligen). Regio- (3.) SV Roxheim 14, (6.) RW Frankenthal, teilnehmenden Vereinen und die Landes- nalligaspieler waren grundsätzlich Vertrags- (8.) VT Frankenthal, (11.) Roxheim 27, kegelmeisterschaften auf den sechs vollau- spieler, wobei sich finanziell bald starke (13.) TuS Großniedesheim um Punkte. In tomatischen Bahnen der Parseval-Stuben.1 Unterschiede in den Gehältern im Vergleich den beiden C-Klassen Kreis Ludwigsha- zu Bundesligaspielern entwickelten. Die 2. fen und Kreis Frankenthal waren eben- Aushängeschild im Fußball ist in den 1950er (Ober-)Ligen wurden aufgelöst und die ver- falls Mannschaften aus Frankenthal und und 1960er Jahren der VfR Frankenthal, der bliebenen Mannschaften in die 1. Amateur- nächster Umgebung vertreten. C-Klasse bis zur Einführung der 1. Bundesliga in der liga eingegliedert. 1964 existierten bundes- Kreis Ludwigshafen (11 Mannschaften): höchsten Spielklasse, der Oberliga Süd- weit 18 erste Amateurligen. (2.)SV Studernheim, (4.) Spfr. Eppstein west, spielte. Damals gab es fünf Oberligen (heute DJK Spfr. 1924 Eppstein-Flo- (Süd, West, Nord, Südwest und die Ver- Im Südwesten bestand der Unterbau un- mersheim); C-Klasse Kreis Frankenthal tragsliga Berlin), die sich zunächst an den ter der 1. Amateurliga aus der 2. Amateur- (11 Mannschaften und 3 weitere Mann- Besatzungszonen regional orientiert hatten. liga, gefolgt von der A-, B- und C-Klasse, schaften »außer Konkurrenz«): (1.) MTSV In der Oberliga Südwest spielten Vereine also insgesamt 7 Spielklassen gegenüber Beindersheim, (6.)VFL Frankenthal, (11.) aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Der 11 heutzutage in unserer Region. Die RW Frankenthal 1b, außer Konkurrenz VT VfR war ein Mehr-Sparten-Verein und hatte Frankenthaler Fußballwelt sah ein we- Frankenthal 1b und TuS Flomersheim 1b. noch die Abteilungen Tischtennis, Leicht- nig anders aus als jetzt: Hier ein kleiner Bei den DJK Vereinen (Roxheim 27, VFL athletik und Handball, aus denen in den Rückblick auf die Situation eine Woche Frankenthal, Spfr. Eppstein) erscheint in 1970er und 1980er Jahren neue, selbständi- vor dem Pokalspiel (Rheinpfalz, 11. Januar der Presse noch nicht der Zusatz »DJK«, ge Vereine hervorgingen. 1965). Die ‚Rückrunde ging in den 2. Spiel- obwohl inzwischen DJK-Vereine wieder tag, in Klammern ist der Tabellenstand der zugelassen sind. Die Wiedergründungen aufgeführten Mannschaften angegeben: nach dem 2. Weltkrieg hatten zunächst 1 Die Rheinpfalz v. 31.12.1964 (»Rückblick auf das In der A-Klasse Nord, Bezirk Vorderpfalz, unter anderem Namen erfolgen müssen. Jahr 1964«). 16 Mannschaften, spielten: (3.) TuS Flo- Die Fußballregeln und Auslegungen un- terschieden sich ebenfalls von heute: dem Hartplatz bei der SpVgg Munden- beispielsweise waren Auswechselungen heim (heute: MSV Ludwigshafen) überste- nicht erlaubt, der Torhüter musste den hen. Mit Ach und Krach zog der VfR mit Ball aufspringen lassen, wenn er sich be- einem knappen 1:0 Sieg durch ein Tor von wegte, eine Notbremse zog nicht auto- Karl Mellinger in die nächste Runde, hatte matisch einen Platzverweis nach sich. In aber Losglück und bekam ein Heimspiel. der Punkterunde wurden noch Plus- und Minuspunkte vergeben: 2:0 Punkte bei Im September erwartete man den Na- Sieg, 1:1 bei Unentschieden, 0:2 bei einer mensvetter VfR Kaiserslautern im Stadi- Niederlage. on am Kanal. Diesen Gegner durfte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, Der Pokalwettbewerb war ebenfalls seit denn einen knappen Monat zuvor hatte Mitte der 1950er Jahre reformiert wor- man in der Punkterunde daheim nach den. Zunächst waren nur die Pokalsieger einer 3:0 Pausenführung nur ein 3:3 Un- West, Süd, Nord, Südwest und Berlin zur entschieden erreicht. Diesmal siegten Hauptrunde zugelassen. Erst ab 1961 wur- die Blau-Weiß-Schwarzen verdient mit de wieder ein bundesweiter Wettbewerb 3:1 gegen die Mannschaft vom Lauterer mit 16 Mannschaften in der Hauptrunde Erbsenberg. Das Losglück war wiederum durchgeführt. Nach der Einführung der 1. dem VfR hold und bescherte ihm Anfang Bundesliga waren ab dem Pokalwettbe- November ein weiteres Heimspiel gegen werb 1964 deren 16 Vereine automatisch Eintracht Trier. im Pokal für die Hauptrunde qualifiziert, während die weiteren 16 Mannschaften, Hier bewies der VfR wieder seine Pokal- drei davon aus dem Südwesten, den Weg Heimstärke und bezwang die Moselstäd- über den Regionalpokal gehen mussten, ter durch zwei Tore von Walter Emler um in die 1. Hauptrunde zu gelangen. und eines von Friedel Trapp sicher mit Alle 32 Mannschaften wurden in einen 3:0. Drei Wochen später unterlagen die Lostopf geworfen und die Paarungen ge- Blau-Weiß-Schwarzen im Punktspiel im Torhüter Manfred Rößler in Aktion zogen. Kam es dabei zu einer Begegnung Moselstadion der Trierer Eintracht mit von Mannschaften aus unterschiedlichen 1:4. Wiederum lächelte bei der Auslosung Mit dem VfB Stuttgart hatte man den Spielklassen, erhielt das klassenniedrige die Glücksgöttin dem VfR zu und zog Vorjahres-Bundesligafünften gezogen, Team Heimrecht, in den anderen Fällen ihn als Gastgeber gegen den SV Südwest der einige Nationalspieler in seinen Rei- kam die zuerst gezogene Mannschaft in Ludwigshafen. Gegen den Fusionsverein hen hatte: Torhüter Günter Sawitzki, die den Genuss eines Heimspiels. – er war just ab dieser Saison aus dem Abwehrspieler Hans Eisele, Günter Sei- Zusammenschluss von Tura und Phönix bold und Klaus-Dieter Sieloff, den Mit- Gespannt erwarteten die VfR-Anhänger Ludwighafen entstanden, um Kräfte zu telläufer, wie es damals hieß, Willi Enten- die Südwest-Pokalrunde zur Qualifikati- bündeln - hatten die Frankenthaler Ende mann und die Stürmer und on auf die Hauptrunde zum Pokalwett- November zuhause ein 1:1 Unentschie- . Geiger und Waldner hat- bewerb 1965. Der VfR riss in der Regio- den erreicht. Nun gelang bei Schnee am ten auch schon bei Vereinen im Ausland nalliga Südwest zunächst keine Bäume zweiten Weihnachtsfeiertag vor 2.500 Zu- gespielt, Geiger beim AC Mantua, Wald- aus. Dabei hatte man mit dem gelernten schauern durch ein Elfmetertor von Karl- ner beim FC Zürich und Spal Ferrara. Bierbrauer Albert Dapprich zu Saisonbe- Heinz Neu kurz vor der Halbzeit ein 1:0 ginn einen Torjäger verpflichtet. Er kam Erfolg und damit der Einzug in die erste »Dass der VfB Stuttgart das Pokalspiel von Phönix Bellheim. Der VfR gab zu viele Pokal-Hauptrunde, die Runde der letzten gegen den Zwölften der Regionalli- Punkte gegen Gegner ab, die man nach »32« aus der ganzen Bundesrepublik. Ein ga Südwest, den VfR Frankenthal ernst der Papierform hätte schlagen können. toller Erfolg, wenn man bedenkt, dass der nimmt, geht aus der Mannschaftsauf- VfR in dieser Saison gegen alle drei Regio- stellung hervor, spielt er doch in stärks- Die erste Pokalhürde Anfang August muss- nalliga-Konkurrenten in der Punkterunde ter Aufstellung, war in der Vorschau der te der VfR vor Beginn der Punkterunde auf zuhause nur unentschieden spielte und »Stuttgarter Zeitung« zu lesen3. In den auswärts alle drei Partien verlor. Wäh- »Stuttgarter Nachrichten« hieß es. »Der rend der VfR Kaiserslautern zum Saison- VfB trifft…auf eine typische Heimmann- ende abstieg, belegten Eintracht Trier (3.) schaft, die keine herausragenden Spieler und Südwest Ludwigshafen (5.) in der in ihren Reihen hat, aber auf allen Posten Endabrechnung vordere Plätze. Unter ordentlich besetzt ist. Aufpassen soll man 18 Mannschaften beendete der VfR die insbesondere auf die Spieler Armbruster Punkterunde mit 27:41 Punkten auf dem und Wesselowscky«4 Trotzdem war man 12. Rang. Neben dem 1.FC Kaiserslautern, natürlich überzeugt, dass man das Spiel der als Bundesligist gesetzt war, war der gewinnen würde. VfR der einzige verbliebene pfälzische Verein in der 1. Hauptpokalrunde! 2 80 Jahre Verein für Rasenspiele 1900e.V., Fran- Nach 28 Jahren schrieb nun eine Fran- kenthal 1980, Seite 15 und Seite 29; kenthaler Fußballmannschaft wieder Po- 100 Jahre jung, VfR Frankenthal 1900 e.V., kalgeschichte. 1937 hatte sich der Dritt- Frankenthal 2000, S. 21; die Pokalbegegnung ligist Kickers Frankenthal, der sich kurz gegen den VfB Stuttgart ist in beiden Fest- darauf mit dem FV Frankenthal zum VfR schriften nicht erwähnt Frankenthal zusammenschloss, gegen 3 Stuttgarter Zeitung v. 16.1.1965 (VfB stellt Gauligavereine im Pokal durchgesetzt und stärkste Mannschaft) fand erst gegen den FC Schalke 04 mit 1:3 4 Stuttgarter Nachrichten v. 14.1.1965 (VfB Stutt- Karikatur aus der Stuttgarter Zeitung im Stadion am Kanal seinen Meister.2 gart vor lösbarer Pokalaufgabe) Das Spiel fand am 16. Januar 1965 im Frankenthaler Stadion am Kanal statt. Im Vorfeld des Ereignisses wurden organisa- torische Vorbereitungen getroffen. Auf- schüttungsarbeiten auf der Westseite des Stadions ließen den bisherigen »Graben« zugunsten einer breiten Fläche verschwin- den, die viele Zuschauer aufnehmen kann. Es war auch eine der letzten Begegnungen, bei der Sitzplatzkarten verkauft wurden.5 Am 16. Januar 1965, 14:00 Uhr, trafen die beiden Mannschaften vor 8.000 bis 10.000 Zuschauern (je nach Quellenanga- be) aufeinander.

Die Mannschaftsaufstellungen VfR Frankenthal: Manfred Rößler - Klaus Landmann, Willi Wesselowscky - Ru- dolf Tauber, Karl-Heinz Neu, Horst Kunz- mann - Friedel Trapp, Walter Emler, Albert Dapprich, Alois Spölgen, Werner Armbrus- ter, Trainer: Fred Schreiber. Von der Stan- dard-Elf fehlte nur Karl Mellinger. VfB Stuttgart: Günter Sawitzki - Hans Ei- sele, Günter Seibold – Rudi Entenmann, Klaus-Dieter Sieloff, Theodor Hoffmann - Werner Armbruster versucht sich gegen zwei VfB-Spieler durchzusetzen. Rechts: Rudi Entenmann Dieter Höller, Erwin Waldner, Hartmut Weiß, Rolf Geiger, Manfred Reiner. Trainer: zwei Nationalspieler als Gegner. Im Sturm Fred Schreiber und Ernst Eicher, der 1. Kurt Baluses zog sich Dapprich gegen Sieloff sehr gut Vorsitzende des VfR, bestätigten in ih- aus der Affäre. Der VFB-Spieler hatte sei- ren Kommentaren im Wesentlichen diese Geleitet wurde die Begegnung von dem ne liebe Not mit ihm. Spölgen tat sehr Auffassungen.8 renommierten Schiedsrichter Günter Linn viel für den Aufbau, musste aber mit fort- aus Altendiez. Nach torlosem Halbzeitstand schreitender Zeit dem Tempospiel Tribut In der Nachlese im Lokalteil der »Rhein- endete die Partei 0:5 für den VfB Stuttgart zollen. Trapp setzte sich energisch ein, pfalz« am 18. Januar 1965 freute man sich (Tore: 0:1 Dieter Höller 55. Minute, 0:2 doch erzielte er nicht die Wirkung wie darüber, dass die vielfältigen organisato- Hartmut Weiß 59. Minute, 0:3 Erwin Wald- bei sonstigen Spielen. Auch Armbruster rischen Aufgaben zur Zufriedenheit ge- ner 67. Minute, 0:4 Hans Eisele 81. Minute, konnte durch seinen Einsatz gefallen … löst worden waren. Die Polizei regelte 0:5 Hartmut Weiß 90. Minute). Schiedsrichter Linn war aufmerksam, je- die »Zu- und Abfahrt der rund 1.400-1.500 Dabei hielt der VfR in der ersten Halbzeit derzeit auf Ballhöhe und blieb energisch Kraftfahrzeuge reibungslos, ja vorbildlich noch gut mit und hatte sogar eine schöne bei seinen Entscheidungen. Fehlentschei- …, der VfR selbst sorgte für reibungs- Chance, um in Führung zu gehen: VfR- dungen sind ihm keine unterlaufen.«7 losen Zutritt zum Stadion mit vielen Mittelstürmer Albert Dapprich konnte an Der Stuttgarter Trainer Kurt Baluses sagte fliegenden Kassen und die Ordnung im Jungnationalspieler Klaus-Dieter Sieloff nach dem Spiel: »Ich bin trotz des Sieges Stadion wurde von auffallend vielen Ord- vorbeiziehen und steuerte auf das VFB-Tor mit den Leistungen meiner Mannschaft nern gewährleistet, die aber nicht tätig zu zu. Kurz vor dem Strafraum zog Sieloff die nicht zufrieden. Frankenthal war in der werden brauchten: es wickelte sich alles Notbremse. Es gab einen Freistoß, der in 1. Halbzeit ein unbequemer Gegner, der ungetrübt ab … Die Ränge waren vollbe- der Mauer hängen blieb. geschickt zu kontern verstand. Doch fiel setzt und auf beiden Stadionseiten war die Mannschaft des VfR in der 2. Halb- eine imposante Zuschauerkulisse zu be- »Kämpferisch stand der VfR in der zeit zusehends ab und unsere Mannschaft obachten, wie sie schon lange nicht mehr 1. Halbzeit dem Bundesligisten in nichts konnte ihr Spiel einigermaßen gestalten. zu sehen war. Mit über 8.000 Zuschauern nach« berichtete der Korrespondent in Man sieht wieder, dass der Pokal seine ei- war das Stadion dreiviertel voll … Das der »Rheinpfalz« vom 18. Januar. »Die genen Gesetze hat und Überraschungen Publikum ging mit der VfR-Mannschaft, VfR-Mannschaft verdient ein volles Lob. nicht ausgeschlossen sind.« Fahnen wurden geschwenkt und Sprech- Leicht hatte es der VfB Stuttgart in Fran- Dr. Fritz Walter, der Präsident des VfB chöre ermunterten zum Einsatz.« kenthal nicht … Besonders hervorzuhe- Stuttgart: räumte ein: »Wir sind mit ge- In der »Stuttgarter Zeitung« war zu le- ben wären vor allem Wesselowscky,6 der mischten Gefühlen nach Frankenthal sen: »Der Besuch des Bundesligisten aus im Stil eines Bundesligaspielers oftmals gefahren, weil uns bekannt wurde, dass Stuttgart brachte die vorderpfälzische brenzlige Situationen bereinigte, Auch auch hier ein guter Fußball gespielt wird. Kreisstadt in Hochstimmung. Bereits um die beiden Außenläufer Kunzmann und Dies hat sich in der ersten Halbzeit ge- 13 Uhr hatten die Geschäfte geschlossen Tauber sind zu erwähnen. Beide waren zeigt, wo die Frankenthaler Mannschaft und 10.000 Zuschauer waren ins Fran- in der 1. Halbzeit in Verteidigung und unserer Mannschaft ebenbürtig war. kenthaler Stadion gekommen…Mit gro- Aufbau gleich stark. Sie hatten immerhin Doch hat sich in der zweiten Halbzeit ßem Kampfgeist hielten die Gastgeber erwartungsgemäß die spielerische Erfah- gegen die technisch überlegenen Stutt- rung des Bundesligisten durchgesetzt«. garter noch ein verdientes 0:0. Doch 5 Die Rheinpfalz v. 12.1.1965 (Westseite des Stadi- VfB-Torhüter Günter Sawitzki, VfR-Trainer dann kam der Zusammenbruch. Der zähe ons ist jetzt aufgefüllt). Widerstand der ersten 45 Minuten hat- 6 Willi Wesselowscky war ein langgewachsener 7 Die Rheinpfalz v. 18.1.1965 (Emlers te zu viel Kraft gekostet …und die Gäste Mittelfeldspieler mit knallhartem Schuss und Verletzungspech). kamen noch zu einem leichten 5:0 Sieg.« unbändigem Kampfgeist; seine Name wurde in 8 Ebd. (Frankenthal unbequemer Gegner, Stim- Besonders hervorgehoben wurde, »dass der Presse sehr oft falsch geschrieben men zum Spiel). Nationalspieler Klaus-Dieter Sieloff eine längere Anlaufzeit benötigte, bis er sich Dr. Jürgen Hahn, bis Frühjahr 1964 Fran- miearbeiter, Plattenleger, Arbeiter -z.Zt. auf den Frankenthaler Stürmer Albert kenthaler Oberbürgermeister. Soldat, Pförtner.12 Dapprich eingestellt hatte.«9 Die Stuttgarter überstanden noch die Der Fußball rollt weiter und verändert Frankenthaler Spieler erinnern sich nächste Runde und schieden im Vier- sich. Zeitlos bleiben aber die Erinnerun- Rudolf Tauber erinnert sich: »Der VfB telfinale gegen den FC Schalke 04 aus. gen an die überraschenden Erfolge, bei Stuttgart nahm das Spiel gegen den Pokalsieger 1965 wurde Borussia Dort- denen Mannschaften über sich hinaus- VfR sehr ernst. In der Woche vor dem mund. In der Bundesliga wurde der VfB gewachsen sind, erreicht haben, was für Spiel war eine Delegation aus Stuttgart Stuttgart Zwölfter, nur zwei Punkte vom undenkbar gehalten wurde. Selbst wenn in Frankenthal und hat sich alles ange- Abstieg entfernt. In der Aufstiegsrunde diese Erfolge irgendwann in einer gran- schaut. Wir haben, so wie immer, diens- zur Bundesliga, an der die Regionalliga- diosen Niederlage gegen einen Stärkeren tags und donnerstags trainiert. Stuttgart meister und alle Zweitplatzierten außer geendet haben, erinnern wir uns gerne hatte schon dadurch die bessere Kon- dem Berlin-Zweiten teilnahmen, setzten daran. Wie im richtigen Leben. dition, weil es mehrfach in der Woche sich übrigens Borussia Mönchenglad- Fußball ist mehr als Sieg, Unentschieden trainierte. Beim VfR hat man sich zu sehr bach und der FC Bayern München durch. oder Niederlage. Das Schlusswort möch- auf das Pokalspiel konzentriert. Man Der VfR trat später noch einmal im Po- ten wir Werner Armbruster überlassen, hätte in das Pokalspiel gehen sollen, kal in Erscheinung. Als 1. Amateurligist damals direkter Gegenspieler von Rudi wie man es bei den Punktespielen getan erreichten die Frankenthaler in der Sai- Entenmann. An das Pokalspiel selbst hat hat. Aber am Tage des Pokalspiels ist die son 1976/77 die erste Hauptrunde und er nicht mehr viele Erinnerungen, aber Mannschaft in den Pfälzer Wald gefah- unterlagen dort erst nach zwei Spie- er geht in seinen Betrachtungen darüber ren, man ging im Wald spazieren, nahm len über die volle Verlängerungsdistanz hinaus und fasst zusammen: »Für mich dann das Mittagessen ein und ging dann dem Zweit-Bundesligisten Union Solin- war es eine schöne Zeit beim VfR.« ‹ ins Spiel.« gen. Die erste Partie in Solingen endete Ähnlich äußerte sich Spielführer Torhüter 1:1 nach Verlängerung; im Rückspiel im Dieser Artikel erschien in leicht Manfred Rößler: »Beim VfR wurde we- heimischen Stadion unterlag der VfR 0:1 gekürzter Fassung auch in der Zeitschrift gen des Spiels gegen den VfB Stuttgart nach Verlängerung. »Frankenthal einst und jetzt« (2015). zu viel Aufsehen gemacht. Dies machte Das denkwürdige Spiel gegen den VfB manchen Spieler nervös«. Manfred Röß- Stuttgart zeigte aber schon deutlich, Autoren ler war ein anerkannter und beliebter welchen Weg der deutsche Fußball ein- Ortwin Detlef Bernad, geb. 1952, Mitar- Spielführer bei seinen Mitspielern und geschlagen hatte. Die Schere zwischen beiter der Personalbetreuung in der Spar- war ein harter Verhandlungspartner ge- Bundesligisten und den »Kleineren« ging kasse Vorderpfalz, in der Jugend aktiv in genüber dem Vereinsvorstand. Mit 9 immer mehr auseinander. Die Fußballre- der Fußballjugend des VfR Frankenthal Jahren war er zum VfR gekommen und form zur Eliteklasse mit schlanker Spitze und in der Fechtabteilung der TG Fran- war zunächst Feldspieler, bevor er sich führte international zum Erfolg, hatte kenthal; später in verschiedenen Positio- in seiner Straßenfußballmannschaft, von aber auch seinen Preis.11 Viele Traditions- nen tätig gewesen beim VfR Frankenthal denen es damals viele gab, verletzte und vereine versanken in den unteren Klas- und beim Behindertensportverein BSV ins Tor ging. Das hat ihm so viel Spaß sen. Die Pyramide der Spielklassen wur- Frankenthal gemacht, dass er dabei blieb. In der Re- de nach obenhin schmaler, immer mehr gionalliga konnte man als VfR-Spieler in Spielklassen entstanden. Schon der »Ki- Paul Theobald, geb. 1950; Ausbildung diesen Zeiten etwa zwischen 80 und 160 cker-Almanach« machte die entstehende zum Notargehilfen, dann zum Zollinspek- DM Grundgehalt bekommen; zusätzlich Kluft in der Vorstellung der Vereine deut- tor; Studium auf dem zweiten Bildungs- gab es für die eingesetzten Spieler eine lich. Während bei Bundesligisten die Ein- weg, Rentner. Prämie von 50 DM für einen Sieg, 30 sätze in den Nationalmannschaften und DM für ein Unentschieden und 10 DM ggf. vormalige Tätigkeit bei ausländischen gab es für ein verlorenes Spiel. Walter Vereinen aufgeführt waren, wurden die 11 100 Jahre jung (wie Anmerkung 2), S. 22 Emler bedauerte, dass er aufgrund einer Regionalligaspieler mit ihren Berufen »Karl Bernad, ehemaliger Jugendleiter, prophe- Verletzung im Spiel eingeschränkt war genannt. Beim VfR waren im 17-Mann- zeite bereits 1963: Die Amateurvereine werden und nicht sein ganzes Potential abrufen Kader vertreten: sieben Schlosser und je es schwer haben, wenn die TV-Übersättigung konnte.10 ein Spengler, Studienassessor, Bierbrauer, durch den Profifußball eintreten wird.« Landwirt, Karosseriebauer, Tüncher, Che- 12 Kicker-Almanach 1966, München, S. 250 Zur »dritten Halbzeit« trafen sich die Mannschaften im VfR-Klubhaus zu ei- nem geselligen Beisammensein bei einem oder mehreren Gläsern »Frankenthaler hell«. Aber auch die Politprominenz hatte sich eingefunden, u.a. der Frankenthaler Oberbürgermeister Berno Zeißler und der Erste Bürgermeister der Stadt Stuttgart,

9 Stuttgarter Zeitung vom 18.1.1965 (Frankenthaler Widerstand…) Albrecht Dapprich war ein Stürmer mit Torin- stinkt, der nach seinem kurzen Gastspiel beim VfR Frankenthal wieder in seine westdeutsche Heimat zurückkehrte, wo er u.a. noch beim VfL Bochum und Lüner SV spielte 10 Paul Theobald führte im Januar 2015 jeweils Einzelgespräche mit den VfR-Spielern Rudolf Tauber, Manfred Rößler, Walter Emler und Werner Armbruster. »Mit über 8.000 Zuschauern war das Stadion dreiviertel voll...« Willy Schächter mit Christian-Löffler-Urkunde ausgezeichnet Ehrenpreis für die Verdienste um die Sportgeschichte der Region

Am 11. März wurde dem Leiter des Deutschen Schuhmuseums Hauenstein, Willy Schächter, im Rahmen der Feier- stunde zum fünfjährigen Bestehen des Pfälzischen Sportmuseums im Deut- schen Schuhmuseum in Hauenstein die Christian-Löffler-Urkunde verliehen. Dieser Ehrenpreis wurde vom Verein Pfälzische Sportgeschichte ins Leben gerufen, um Personen zu würdigen, die sich besonders für die regionale Sport- geschichte eingesetzt haben. Willy Schächter hat diese Ehrung ver- dient, weil er die Entscheidung und schnelle Umsetzung, unter dem Dach des Deutschen Schuhmuseum ein Pfälzisches Sportmuseum einzurichten, immer po- Willy Schächter mit der Christian-Löffler-Urkunde sitiv und mit viel Engagement begleitet hat. »Erste Gespräche mit Willy Schäch- ter, die den Aufbau eines pfälzischen Sportmuseums zum Inhalt hatten, gab es im Jahr 2009«, erklärte Martin Schwarz- weller, der erste Vorsitzende des Vereins Pfälzische Sportgeschichte, in seiner Lau- datio anlässlich der Jubiläumsfeier zum 5-jährigen Bestehen des Museums vor nahezu 100 Besuchern. »Wir merkten so- fort, dass wir es bei Willy Schächter mit einem Mann der Tat zu tun haben, auf dessen Wort wir uns verlassen konnten und heute noch können. Große schrift- liche Vereinbarungen waren nicht erfor- derlich, um das Sportmuseumskonzept im Deutschen Schuhmuseum umzuset- zen.« Schwarzweller zog auch ausdrück- lich das gesamte Mitarbeiter-Team des Martin Schwarzweller, Erster Vorsitzender des Vereins Pfälzische Sportgeschichte, überreicht Deutschen Schuhmuseums in das Lob Willy Schächter die Christian-Löffler-Urkunde. mit ein: »Die Zusammenarbeit mit Willy Schächter und seinem Team hat sich her- Christian Löffler Termine 2016/2017 vorragend entwickelt.« Namensgeber für den Ehrenpreis ist Nach den ersten Gesprächen im Jahr Christian Löffler (1886-1976), der erste 17.11.2016 Präsentation des Tagungs- 2009 und einer Unterzeichnung eines Ko- Vorsitzende des Sportbundes Pfalz. Löff- bandes »Michel Bréal: Landau – Mara- operationsvertrages im Dezember 2010, ler wurde 1949, im Gründungsjahr des thon – Paris« sowie der neu geschaffe- konnte dann bereits am 24. Juni 2011 mit Sportbundes zum Vorsitzenden gewählt nen Bréal-Bronze-Büste im Sportmuseum einer großen Feierstunde und mit viel und war bis 1965 im Amt. 1945, direkt Hauenstein Prominenz das Pfälzische Sportmuseum nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er eröffnet werden. Der Sportbund Pfalz ist von der Besatzungsmacht mit der Neu- 22.-25.06.2017 Auf den Spuren der Olym- deutschlandweit der einzige Sportbund, organisation des Sports in der Pfalz be- pischen Spiele 1972 in München – Ausflug der ein Sportmuseum betreibt. Auf etwa auftragt. Der damals in Kaiserslautern nach München mit 3 Übernachtungen 250 Quadratmetern präsentiert der Sport- lebende, gebürtige Franke, rief die Fuß- bund die Geschichte des Turnens und ball-Oberliga der französischen Zone ins Infos zur Mitgliedschaft Sports in der Pfalz über einen Zeitraum Leben, übernahm das Amt des Vorsitzen- Jahresmitgliedsbeitrag: Einzelmitglied- von 200 Jahren. Mittlerweile kann man den im Zonensportrat, war gleichzeitig schaft 50,00 €; Vereine / Verbände / Ins- über 600 Exponate aus den verschiedens- Kreis- und Bezirksvorsitzender und stand titutionen / Firmen 100,00 €; enthalten ist ten Sportarten besichtigen. »Dass es so dem Bezirk West- der Bezug des »pfalzsport«. weit gekommen ist, war nur durch eine pfalz des Süd- Kooperation möglich, die personifiziert westdeutschen Impressum in Willy Schächter, nun den fünften Ge- Fußballverban- Verantwortlich burtstag feiern kann. Darüber sind wir des nach dessen Martin Schwarzweller, Vorsitzender sehr glücklich und aus diesem Grund Wiedergründung Redaktion ist die Verleihung der Christian-Löffler- vor. 1965 schließ- Asmus Kaufmann, stv. Vorsitzender Urkunde ein symbolisches Zeichen der lich wurde Löff- Verein Pfälzische Sportgeschichte e. V. c/o Dankbarkeit und Anerkennung«, so ler zum Ehren- Sportbund Pfalz, Paul-Ehrlich-Straße 28 a, Schwarzweller. ‹ präsidenten des 67663 Kaiserslautern Asmus Kaufmann Sportbundes Pfalz Dr. Ulrich Becker, stv. Vorsitzender ernannt. Christian Löffler Thomas Schramm, Kassenwart Windglider-WM 1978 auf Martinique: »Unser Sponsor war die Oma« Erinnerungen von Jürgen Scheidel aus Ellerstadt

Der Windglider ist ein Windsurfbrett. Entwickelt und produziert wurde das Sportgerät bis Anfang der 1980er Jahre im saarländischen Altforweiler von Fred Ostermann. Ostermann erkannte sehr früh die Möglichkeit, sein Sportgerät durch Promotion zur olympischen Diszi- plin zu machen. Sein Windglider setzte sich beim IOC mit mehr als doppelt so vielen Stimmen gegen den ebenso be- kannten Windsurfer des Amerikaners Hoyle Schweitzer durch. Somit wurde die Sportart Windsurfen auf dem »Os- termann Windglider« 1984 in Los Ange- les erstmals olympische Disziplin.

Welt- und Europameisterschaften wurden durch die Herstellerfirmen gesponsert. So auch die Windglider-Weltmeisterschaft 1978 auf der Antilleninsel Martinique. Es war die 2. Windglider-WM überhaupt, die erste fand 1977 auf Guadeloupe statt. Jürgen Scheidel beim Training in Martinique 1978. Alle Fotos: privat Teilnehmen konnte jedermann, die Reise- anmeldung für Flug und Unterkunft, die Miete von Windglider vor Ort und die ser gefallen, aber diese Sportart hat uns Eine Fernreise zu den Antillen war da- Teilnahme an der Weltmeisterschaft wurde gleich interessiert. Auf der Düsseldorfer mals eine kostspielige Angelegenheit. über die Ostermann GmbH gebucht. »Boot« kauften wir 1976 einen Windsurfer Wie haben Sie das »gestemmt«? Mit dabei war das Ehepaar Ursula und Jür- für 2.200,00 DM, der aus den USA kam. Scheidel: In der Tat. Wir standen in Eller- gen Scheidel. Vereinsvorsitzender Martin stadt kurz vor dem Hausbau. Die Kosten für Schwarzweller führte das folgende Inter- Worin unterscheiden sich Windglider die WM-Teilnahme betrugen 2 x 2.400,00 view mit dem Ellerstadter Jürgen Scheidel. und Windsurfer? DM plus weitere Kosten für Verpflegung, Scheidel: Beim Windsurfer waren z. B. die Windglidermiete vor Ort etc. Unser Spon- Wie kamen Sie zur damals neuen Sportart? Gabel und das Schwert aus Teakholz, der sor war die Oma. Ohne ihre Unterstützung Scheidel: Meine Frau und ich haben um Windglider der Fa. Ostermann war aus wäre das alles nicht möglich gewesen. 1974 mit dem Segelsport angefangen. Im Kunststoff. Urlaub waren wir am Mondsee oder Neu- Wie sah Ihre Vorbereitung auf die WM siedlersee, belegten Kurse und nahmen an Wo konnten Sie damals in der Pfalz den aus? Regatten teil. Den 1. »Stehsegler« habe ich Sport ausüben? Scheidel: Neben dem Training auf den auf dem Neusiedlersee 1975 gesehen. Er ist Scheidel: Unser Trainingsrevier war in ers- vorgenannten Gewässern in der Pfalz nah- zwar ins Schilf gefahren und öfter ins Was- ter Linie der Lambsheimer Weiher. Eine men wir an Surfregatten teil, z. B. auf dem Sandbank dort hat uns allerdings schwer Bodensee, dem Stockweiher in Lothringen zu schaffen gemacht. Diese hat mich öfters oder auf einem Weiher bei Weinheim an vom Brett »gehauen«. Auch der Otterstäd- der Bergstraße. Die Regatten wie auch die ter Altrhein war gut zu erreichen. Im Som- WM wurden nach klassischen Segelregeln mer waren wir mehrmals in der Woche am durchgeführt. Wir mussten den olympi- Trainieren. Etlichen Arbeitskollegen und schen Dreiechskurs absolvieren. Freunden habe ich damals das Surfen bei- gebracht. Das war 1975 bis 1978. Wie viele Teilnehmer waren bei der WM am Start? Wie kam es zu Ihrer Teilnahme an der Scheidel: Bei den Frauen gab es eine Ge- Weltmeisterschaft auf Martinique? wichtsklasse mit 35 Teilnehmerinnen. Bei Scheidel: Die Firma Ostermann war der den Männern waren in 4 Klassen insgesamt Organisator und der Veranstalter dieser 228 am Start. Weltmeisterschaft, erst später gründeten sich die entsprechenden Verbände. Die Wie haben Sie abgeschnitten? WM wurde offen für jedermann ausge- Scheidel: Für uns zählte nur das Motto schrieben. Meine Frau und ich haben uns »Dabeisein ist alles«. Es war ein einmaliges gedacht, so eine Gelegenheit kommt nie Erlebnis. Wir haben viele Bekanntschaften wieder. Bei dieser boomenden Sportart war geknüpft, Ausflüge auf die Nachbarinseln es abzusehen, dass wie in anderen Sport- gemacht. Unsere Platzierungen auf hinte- arten künftig hohe Hürden wie Qualifika- ren Plätzen war uns wirklich nicht wichtig. tionsregatten zu bewältigen wären. Was ja Trotzdem war ich beim Wettkampf ange- auch dann der Fall war. spannt und etwas nervös. Die Wetterbe- Reiseunterlagen zur 2. Windglider- dingungen waren schwierig. Urplötzlich Weltmeisterschaft mit detailliertem Programm gab es Windboen und Regen. Das Was- gab es vom Veranstalter. ser war aber warm. Einen Neoprenanzug Training 1976: Aller Anfang ist schwer. brauchten wir nicht, dafür aber ein T-Shirt Wie ging es weiter? gegen Sonnenbrand. Scheidel: Die WM blieb für uns ein einmali- ges Erlebnis. Das Surfen auf dem Lambshei- Training in Südfrankreich Wie war danach die Medienresonanz auf mer Weiher wurde zwar verboten, aber die WM? ich übte den Sport auf anderen Gewässern Scheidel: Diese gab es nur in speziellen noch bis 1986 aus. Im Urlaub in Frankreich, Surf-Publikationen. Surfen war noch nicht Jugoslawien oder auf dem Otterstädter Alt- olympisch, das allgemeine Interesse noch rhein. Dem Segelsport bin ich bis zum heu- sehr gering. tigen Tag treu geblieben.

Jürgen Scheidel 2016 mit seinem Windglider Training in Lambsheim 1977 im heimischen Garten. Aus dem Vereinsgeschehen - Rückblick

12.01.2016 Weltmeister Timo Bernhard 11.03.2016 Verleihung der Christian- 02.07.2016 Bundesliga-Basketballer im Pfälzischen Sportmuseum Löffler-Urkunde an Willy Schächter 1969 des TV Kibo im Sportmuseum Lesen Sie dazu ausführlich in dieser Ausgabe.

19.05.2016 Interviewrunde mit Hallen- TV Kibo handball-Vizemeister 1967 TV Hochdorf Die erste Hallenhandball-Bundesliga- Saison 1966/67 startete mit einer dicken Überraschung. Die Pfälzer Handballer des TV Hochdorf wurden Deutscher Vizemeis- ter. Das Endspiel verloren sie gegen den VfL Gummersbach. Das Jubiläum war An- Am 2. Juli traf sich die Basketballmann- lass, die Spieler des TV in das Pfälzische schaft des TV Kirchheimbolanden, die Sportmuseum nach Hauenstein zu einer Ende der 1960er Jahre überraschend in die Interviewrunde mit Horst Konzok und erste Bundesliga aufstieg, im Pfälzischen Asmus Kaufmann einzuladen. Spielertrai- Sportmuseum und ließ dieses Ereignis in Rennfahrer Timo Bernhard (rechts) aus ner Klaus Hutter (Mitte) brachte Hand- einer Interviewrunde wiederaufleben. Ex- Bruchmühlbach-Miesau, amtierender ball, Wimpel und Turnschuhe für das tra aus den USA angereist war »Bony« Ma- Langstrecken-Weltmeister, besuchte das Sportmuseum. ‹ honey (Mitte), ehemaliger US-Basketballer Pfälzische Sportmuseum und überreichte im Dress des TVK. ‹ dem Sportbund Pfalz einen Rennanzug, den er beim legendären 24-Stunden-Ren- 09.09.2016 Deutscher Feldhandball- nen von Le Mans trug. Gleichzeitig stellte meister TSG Haßloch im Sportmuseum der Pfälzer Sportredakteur und Autor Peter Schäffner (sitzend) sein frisch erschienenes Buch über Bernhard vor, »The story of a Champion«. ‹

11.03.2016 Jubiläum »5 Jahre Pfälzisches Sportmuseum Hauenstein« Mit Höhepunkten gespickt war die Feier 23.06.2016 Mitgliederversammlung zum 5-jährigen Bestehen des Pfälzischen beim Radfahrerverein Rodenbach Sportmuseums in Hauenstein. Nach den Die Mitgliederversammlung unseres Ver- Grußworten von Sportbund Pfalz-Prä- eines fand ohne Neuwahlen und mit den sident Dieter Noppenberger und Willy Berichten der Vorstandsmitglieder im Ver- 1975 wurde die TSG Haßloch Deutscher Schächter vom Deutschen Schuhmuseum, einsheim des Radfahrervereins »Einigkeit« Feldhandballmeister. Die TSG Haßloch gab Museumsleiter Asmus Kaufmann ei- Rodenbach statt. Nach dem Bericht des setzte sich mit diesem Titel ein sporthis- nen Überblick über die Entwicklung des Kassenwartes Thomas Schramm und des torisches Denkmal, war es doch die letzte Sportmuseums in den vergangenen fünf Kassenprüfers Wolfgang Vatter wurde der Deutsche Feldhandballmeisterschaft, die Jahren. Reinhold Wolf aus Kaiserslautern, Vorstand einstimmig entlastet. vom Handballbund ausgetragen wurde. Im Privatsammler und Archivar des Pfälzischen Der Vorsitzende des RV »Einigkeit« Roden- Sportmuseum traf sich ein Teil der einsti- Sportschützenbundes präsentierte zum Ju- bach, Albert Diemer (Foto), führte zusam- gen Mannschaft, um an dieses Ereignis zu biläum seine in über 20 Jahren entstande- men mit seiner Ehefrau Gisela, in einer sehr erinnern. ‹ ne Sammlung mit über 150 Exponaten von kurzweiligen Präsentation die Geschichte Schützenpokalen, Festmünzen, Gedenk- des Radfahrervereins vor. Dabei schlüpften 28.09.2016 Hockey-Ikone Peter Trump und Prämienmedaillen von Verbandsschie- beide in zeitgemäße Kostüme und insze- stellt seine sportliche Biographie vor ßen und Bundesschießen und stiftete sie nierten Volksbräuche der Zeit. Eine tolle dem Pfälzischen Sportmuseum. Der Ar- Darbietung, die von den Diemers durch chivar des Ludwigshafener Rudervereins die Einladung der Mitglieder zum Abend- Reiner Flörsch führte ein zum Thema »Der essen gekrönt wurde. ‹ Ludwigshafener Ruderer Hans Gelbert und Olympia 1932 in Los Angeles«, zu dem eine Sonderausstellung (Foto) eröffnet wurde. ‹

Peter Trump (Foto), Hockey-Ikone aus Frankenthal hat seine sportlichen Erinne- rungen niedergeschrieben und stellte sein Werk in Kaiserslautern beim Sportbund Pfalz vor über 50 Gästen vor. Gleichzeitig überreichete er dem Pfälzischen Sportmu- seum Erinnerungsstücke aus seiner Lauf- bahn. ‹