No. 18/2014

Mailand-Legende Karl-Heinz Schnellinger: „Ich war Deutschlands erster Libero.“ 2 CDN-NEWSLETTER 18/2014

EDITORIAL DAS WORT ZUM SPORT

Von Karl­Heinz Schnellingers Rück­ und Ausblick auf „Jetzt beginnt der die WM in Südamerika // Kampf um die letzten „Ich war Deutschlands freien Plätze“ 04 erster Libero“ 16

AKTUELL IM BLICKPUNKT

„Fest der Weltmeister“ am 31. Mai in Düsseldorf // Die Drei-Sterne-Gala 06 Bilderbogen vom CdN­Stammtisch // Schwäbische Schnappschüsse 22

VOR 50 JAHREN

Helmut Schöns Amtsantritt und das Ende der ersten ­Saison // Tilkowskis „Wortbruch“ AKTUELL IM BLICKPUNKT und der Aufbruch zum Umbruch 24 Nach vier Endrunden in Welt­ und Europameister Lateinamerika erwartet die beim CdN­Stammtisch DFB­Auswahl ein weiterer in Stuttgart – und ein „heißer“ WM­Sommer // besonderes Wiedersehen // Zwischen Herzschlag Förster und die und Hitzschlag – aller „Versöhnung“ guten Dinge sind fünf 09 nach 40 Jahren 20 3

VOR 40 JAHREN DIAGONALPÄSSE

Traumpass und Sein Leben als Film Traumtor bei der einzigen zum 70. Geburtstag WM­Teilnahme der DDR // des „Kaisers“ 38 Hamann, Sparwasser und die 77. Minute „Ball des Sports“ von 30 mit Jones, Netzer, „Metze“ und Stein 38

Hansi Müller engagiert sich in der Kommunalpolitik 39

DFB­Integrationspreis für Jérôme Boateng 40

VOR 60 JAHREN

Das historische WM­„Bruder­Duell“ des Saarlands gegen Deutschland // Als Fußball die Politik Wohltäter zur Seite grätschte 34 und Markenbotschafter 38

Mit DFB­Akademie in Frankfurt die Zukunft des Verbandes bauen 39

IN MEMORIAM 40

JUBILÄEN/ RUNDE GEBURTSTAGE 41

IMPRESSUM 43 4 CDN-NEWSLETTER 18/2014

„Jetzt beginnt der Kampf um die letzten freien Plätze“

Liebe Freunde,

nur wenige Monate trennen uns noch zur Mittagszeit angepfiffen wurden, Krönung dieses Jahres kommen vom absoluten Höhepunkt 2014. Der bei manchmal 55 Grad Hitze einiges wird, blicken wir aber auch bei uns in WM­Endrunde in Brasilien blicke ich abverlangt. Hinzu kam die unge­ Europa tollen Highlights entgegen. mit ganz besonderem Interesse ent­ wohnte Höhe, die allen Europäern Dabei denke ich natürlich zunächst gegen. Auch weil ich zwei meiner vier ziemlich zu schaffen machte. In einmal an den WM­Test am 13. Mai WM­Turniere in Süd­ und Mittelame­ Mexiko City zum Beispiel spielten wir gegen Polen, mit dem in meiner rika bestreiten durfte. 1962 in Chile auf 2.300 Meter. Heimatstadt Hamburg für unsere und acht Jahre später in Mexiko. Mannschaft die heiße Phase der Natürlich sind die äußeren Gegeben­ Was unsere heutige Mannschaft in Vorbereitungen auf die WM­Endrunde heiten, die unsere Mannschaft in Bra­ Brasilien in diesem Sommer in erster in Brasilien beginnt. Am 8. Mai muss silien antreffen wird, nicht in allen Linie antreffen wird, ist ein hoch Bundestrainer Jogi Löw der FIFA Details vergleichbar. Dennoch weiß emotionales Fußball­Land, in dem bekanntlich ein erweitertes WM­Auf­ ich sehr wohl, was es heißt, sich ins­ der Fußball mit einer Vollblütigkeit gebot melden. Das heißt, dass gegen besondere mit den klimatischen Be­ lebt und mit einer Intensität gelebt Polen der Kampf um die letzten freien dingungen nicht nur abfinden, son­ wird, wie wohl sonst nirgendwo auf Plätze im endgültigen dann 23 Spieler dern sie auch annehmen zu müssen. der Welt. Allein schon darauf können umfassenden WM­Kader beginnen In dieser Hinsicht wurde uns 1970 in wir uns alle freuen. Bevor es in wird. Ganz besonders aber ist Mexiko, als ebenfalls etliche Spiele Südamerika im Juni und Juli zur diese Be gegnung für Jogi Löws Team 5

ÜBRIGENS: TRIKOTVERSAND BEGINNT In diesen Tagen startet der Versand des aktuellen Trikots der Nationalmannschaft an die Mitglieder des Clubs der Nationalspieler. Es handelt sich dabei um das Heim­Trikot, das jedes CdN­Mitglied alle zwei Jahre erhält. Bis Ende Mai sollte der Versand beendet sein.

aus tak tischer und spieltechnischer 1974 und 1990 die WM­Titel erkämpft Ich wünsche uns allen eine span­ Sicht von besonderer Bedeutung, haben, zum „Fest der Weltmeister“ nende Zeit während der letzten zumal ihm hierfür danach nur noch einlädt. Eine tolle Aktion, die einmal Wochen dieser Saison und unserer zwei weitere Tests bis zum Abflug mehr dem Ideenreichtum von Wolf­ Nationalmannschaft gutes Gelingen nach Brasilien zur Verfügung stehen. gang Niersbach entspringt. Auch bei den letzten Vorbereitungen in Dem Test gegen Polen folgt das damit beweist der DFB­Präsident, Richtung Brasilien. DFB­Pokalfinale am 17. Mai in Berlin. der ja schon während seiner Zeit als Und eine Woche später kommt es DFB­Generalsekretär unseren Club Herzliche Grüße zum Champions­League­Endspiel in der Nationalspieler gegründet hat, Lissabon – hoffentlich wieder mit wie stark ihm die Aktiven der Ver­ Euer deutscher Beteiligung. Was aller­ gangenheit am Herzen liegen. Mit dings auch bedeutet, dass etliche dieser Gala, bei der auch die aktuelle unserer WM­Kandidaten zusätzlich Nationalmannschaft anwesend sein gefordert und belastet sein werden. wird, will der DFB all denen danken und mit ihnen feiern, die für die bisher Eine höchst wunderbare Begegnung größten Erfolge unseres Fußballs findet am 31. Mai in Düsseldorf statt, gesorgt haben. Eine tolle Geste des Uwe Seeler wohin der DFB die Spieler, die 1954, Verbandes, wie ich meine. CdN­Vorsitzender AKTUELL IM BLICKPUNKT 6 „FEST DER WELTMEISTER“

„Fest der Weltmeister“ am 31. Mai in Düsseldorf

Die Drei-Sterne-Gala

Drei Zahlen als Chiffre des großen Gelingens. Des Durchbruchs, des Fortschritts und des ­erfolgreichen Gedeihens. 1954. 1974. 1990. Der Code für die drei Titelgewinne bei den ­Weltmeisterschaften in der Schweiz, in Deutschland und in Italien. Am Weg der an Erfolgen reichen Geschichte des deutschen Fußballs sind sie die drei markantesten Meilensteine. Drei Leuchttürme als maßgebende Orientierungshilfen und Fixpunkte der Erinnerung.

Kurz vor dem Start der WM 2014 in mann in seiner legendären Repor­ drei WM-Siegerteams an einem Ort Brasilien bringt der DFB die Protago­ tage, zum 3:2 gegen Ungarn traf. zu versammeln, mit ihnen zu feiern nisten von damals zu einer großen 40 Jahre sind dann vergangen, seit und Danke zu sagen. Ohne ihre Leis­ Jubiläumsfeier zusammen. Die Hel­ Gerd Müller aus der Drehung das 2:1 tungen wäre die Erfolgsgeschichte den von Bern, München und Rom. gegen die Niederlande erzielte. Dies des deutschen Fußballs so nicht Beim „Fest der Weltmeister“ am gab den Anstoß zu Wolfgang Niers­ möglich gewesen. Es wird ein Fest 31. Mai in Düsseldorf. Erstmals und bachs Idee, die Weltmeister mit einer für unsere Weltmeister und eine wohl auch einmalig sollen alle noch großen Gala zu feiern. Und dabei darf wunderbare Einstimmung auf die lebenden Weltmeister diesem Fes­ natürlich die Mannschaft nicht feh­ WM in Brasilien“, begründet DFB- tival der Rückschau und des Wieder­ len, die vor 24 Jahren mit dem Ge­ Präsident Niersbach den Entschluss sehens ihren Stempel aufdrücken. winn des dritten Sterns das WM- für diese Gala. Triple komplett gemacht hat. 60 Jahre wird es dann her sein, dass Neben den eigentlichen Hauptdar­ „ aus dem Hinterhalt“, „Wir wollen die beiden Jubiläen zum stellern von Hans Schäfer und Horst so Radioreporter Herbert Zimmer­ Anlass nehmen, die Spieler unserer Eckel, den beiden letzten noch leben­ „FIXPUNKTE DER ERINNERUNG“: DIE DREI TITELGEWINNE 1954, 1974 UND 1990.

den „Helden von Bern“, über Franz ihrer sportlichen Leitung eine Woche Joachim Löw und seine Spieler Beckenbauer, Gerd Müller, Sepp Mai­ vor dem Abflug nach Brasilien bei ­haben unser vollstes Vertrauen“, er, , diesem Fest der Begegnung dabei sagt , der wie und ihren Mitstreitern von 1974 bis sein. Am nächsten Abend werden kein anderer alle drei WM-Gewinne hin zu Lothar Matthäus, Jürgen die Champions von einst sich hautnah miterlebt hat: 1954 als Klinsmann, Rudi Völler, Andreas dann ­revanchieren mit dem Be- achtjähriger Bub am Straßenrand Brehme und den anderen Recken such des Länderspiels gegen beim Triumphzug der „Helden von von Rom sowie den seinerzeitigen Kamerun in Mönchengladbach,­ Bern“ durch München, 1974 als Trainern und Betreuern stehen hoch­ ­wohin die ge­samte Gästeschar des ­Kapitän und 1990 als Teamchef karätige Namen aus Politik, Wirt­ „Fest der Weltmeister“ ebenfalls der glorreichen DFB-Teams. Die schaft und Gesellschaft auf der Ein­ eingeladen ist. drei Sterne, sie ­werden leuchten am ladungsliste. 31. Mai beim „Fest der Weltmeister“ „Wir werden unsere Mannschaft in in Düsseldorf. Selbstverständlich wird auch die Düsseldorf mit den besten Wün- ­aktuelle Nationalmannschaft samt schen nach Brasilien verabschieden. Wolfgang Tobien

AKTUELL IM BLICKPUNKT 9 COMEBACK IN LATEINAMERIKA

Nach vier Endrunden in Lateinamerika erwartet die DFB-Auswahl ein weiterer „heißer“ WM-Sommer

Zwischen Herzschlag und Hitzschlag – aller guten Dinge sind fünf

Deutschlands Fußballer haben 1962, 1970, 1978 und 1986 bei ihren WM-Turnieren in Süd- und Mittelamerika alles erlebt. Licht und Schatten und Hitze und Höhe. Dramatische Ereignisse und überbordendes südländisches Temperament. Strapazen, Stimmungsabstürze und unvergessliche Sternstunden. Aber wenn man die Dinge richtig betrachtet, kann man für ­Brasilien 2014 durchaus ­zuversichtlich sein. Ein Rück- und Ausblick von Oskar Beck, gespickt mit ganz persönlichen ­Erfahrungen und relevanten Anmerkungen des vielfach preisgekrönten Sportfeuilletonisten.

Fußball ist eine Wissenschaft. Der Deshalb gibt es Statistiker. Die Zwei Jahrhundertspiele große Guru Dettmar Cramer hat sogar ­stützen sich bei der Suche nach der in größter Gluthitze einmal ausrechnen lassen, wie hoch ein Wahrheit nicht auf die reine Kaffee­ Ball in den Strafraum fliegen muss, satz-Leserei, sondern auf ein kunter­ Was natürlich Humbug ist. Vor ­lauter damit Schnee auf ihm liegen bleibt. buntes Gemisch aus unübersicht­ Bäumen sehen die Statistiker den Wissen ist Macht. Und der Mensch lichen Zahlen, undurchschaubaren Wald nicht mehr und missachten will immer mehr wissen, und das Tabellen und unumstößlichen archi­ die wahren Fakten: Bei den vier ­immer schneller – beispielsweise will varischen Funden. Der Ballbesitz WM-Teilnahmen in Süd- und Mittel­ er dieses Jahr nicht erst im Finale in wird mit der Eckballquote aus frü­ amerika – 1962, 1970, 1978, 1986 – Rio erfahren, wer Weltmeister wird, heren Turnieren verglichen, die wurden wir Deutschen einmal Vize­ sondern schon jetzt. ­Meereshöhe mit dem Luftdruck des weltmeister und einmal Dritter, Balles und dem prozentualen Risiko und in der größten Gluthitze und des Lagerkollers addiert; dann wird dünnsten Luft haben wir zwei Jahr­ noch ein Mittelwert aus dem Alter hundertspiele binnen drei Tagen des Torwarts und der durchschnitt­ ­hingelegt. Es gibt also nicht den lichen Juni-Temperatur im brasiliani­ ­geringsten Grund, mit ­fragwürdigen schen Regenwald ermittelt und mit Statistiken sogar Frohnaturen wie den Vornamen der Spielerfrauen Reiner Calmund verrückt zu ma­ multipliziert – und wenn die Statis­ chen, der sich unlängst panisch-­ tiker das alles am Ende mit dem depressiv so zitieren ließ: „Die HELFENDE HÄNDE BEI BRÜTENDER ­früheren deutschen Abschneiden in ­Chance ist 20 bis 25 Prozent. Wer HITZE: HELMUT SCHÖN UND Lateinamerika dividieren, kommen an mehr glaubt, dem kann man HANNES LÖHR 1970 IN MEXIKO. TROPISCHES KLIMA AUCH sie zu dem Ergebnis: Wir werden eine Dämlichkeitsplakette mit fünf BEI DER WM 2014 IN BRASILIEN! 2014 nicht Weltmeister. Brillanten verleihen.“ AKTUELL IM BLICKPUNKT 10 COMEBACK IN LATEINAMERIKA

42 und sagt ab. Den lebenslustigen Die Deutschen wohnen in der Helmut („Boss“) Rahn, seinen an­ ­Militärschule Bernardo O’Higgins, 1962 deren Berner Exhelden, kriegt der und während­ des Trainings sehen CHILE Bundestrainer zwar noch mal weg sie behelmte Soldaten beim Exer­ von der Theke, aber dann verletzt zieren. Aber die Nachkriegszeit ist Calli hat, was Südamerika betrifft, sich der Boss. Dafür ist jedoch der vorbei, und Fußballer stehen nicht seinen frühen Schock offenbar nie reaktivierte Hans Schäfer (34) als mehr stramm. Sie tragen jetzt überwunden. Ein Bub mit 13 war er, Kapitän von Anfang bis Ende dabei. Jeans, und abends wird gekartelt. als er dieses prägende Schlüssel­ Vor allem „die Italiener“ lassen erlebnis hatte: Chile, 1962. Gräss­ Als Herberger mit seinen Männern in die Scheine flattern, notiert später liche Dinge hat er sich damals an­ Chile eintrifft, ist er froh über jeden, Jürgen Leinemann in seinem schauen müssen, mindestens aber der den Ball stoppen kann, ohne sich ­Herberger-Buch („Ein Leben, eine anhören können – über Kurzwelle. zu verletzen. Wie , Legende“) – andererseits schießt oder Albert Brülls. Brülls aber auch ein Tor beim 2:1 Live im Fernsehen geht nämlich Der eine ist schon Profi in Italien, gegen die Schweiz. Zur Entspannung nichts, es existiert noch kein TV-­ die zwei anderen haben ihre Verträge dürfen sich die Sieger auf einen Satellit. Die Filmrollen kommen mit in der Tasche – und 54er-Altheld Sprung ins Nachtleben von Santiago der Lufthansa aus Santiago, und , der die WM als Jour­ stürzen – und als morgens um die Spiele gibt es mit zweitägiger nalist begleitet, schimpft: „Es ist Zwei die letzten Spätheimkehrer zur ­Verspätung als Konserve. Was aber ein Armutszeugnis, wenn wir auf Dusche eilen, steht dort der Bun­ nicht schlimm ist. Denn es ist eine Spieler zurückgreifen, die im Ausland destrainer und fragt: „Na, Männer, düstere WM. Die Stadien sind halb ihr Geld verdienen.“ Die Stimmung Generalreinigung?“ leer, die Chilenen leiden noch unter könnte toller sein. ihrem grauenhaften Erdbeben von Nach dem 2:0 gegen Chile, das 1960. Und der Fußball passt dazu. Fahrian rettet das 0:0 ­Szymaniak und Seeler im örtlichen Früh verletzt sich König Pelé, und die am 21. Geburtstag Hexenkessel („Chi-Chi-Chi-le-le-le!“) WM wird zu einem Defensiv­gewürge bewerkstelligen, sieht es kurz gut mit Tritten und Nasen­beinbrüchen. Ob vor Wut tatsäch­ aus, doch das Erwachen ist bös: lich Teile des Hotelmobiliars zerlegt ­Viertelfinale gegen Jugoslawien, 0:1 Auch geht auf hat, soll hier nicht näher untersucht Radakovic – Heimflug. Bei der ­Nummer sicher. Der Bundestrainer werden – jedenfalls aber steht statt ­Landung in Frankfurt schlägt Sepp ist inzwischen 65, und im Rentenalter dem langjährigen Stammtorwart Herberger viel Feindseligkeit ent­ läuft man keinem mehr ins Messer – über Nacht plötzlich der junge Wolf­ gegen. Der alte Held ist zermürbt. Nur vor allem, wenn einem, wie er später gang Fahrian im Kasten. Und der einen letzten Wunsch hat er noch: zurückblickt, „die Spielerpersön­ Heizungsmonteur von der zweit­ „Wenn wir mithalten wollen, brauchen lichkeit fehlt“. Herberger hätte als klassigen TSG Ulm rettet an seinem wir eine Bundesliga.“ Am 28. Juli 1962 Strategen gerne noch mal Fritz 21. Geburtstag im ersten Spiel das sagt der DFB-­Bundestag „Ja“. So hat ­Walter dabei gehabt, aber der ist 0:0 gegen Italien. Chile doch noch sein Gutes.

0:0 IM AUFTAKTSPIEL GEGEN ITALIEN: WIMPELTAUSCH VOR DEM VIERTELFINALE UND KLÄREN GEGEN OMAR SIVORI. GEGEN JUGOSLAWIEN: MILAN GALIC UND HANS SCHÄFER. 11

DRIBBLING IN PRALLER MITTAGS- SONNE: IM ­GRUPPENSPIEL GEGEN BULGARIEN.

VIERTELFINALE GEGEN ENGLAND: UWE SEELER KÖPFT DEUTSCHLAND IN DIE VERLÄNGERUNG.

Es war höchste Zeit, dass das rigen Hamburger für seinen Rivalen ­Fernsehen in Farbe übertrug, denn hielt – bis Bundestrainer Helmut 1970 in Schwarz-Weiß wäre man dieser Schön die zwei auf ein Zimmer legt. MEXICO WM nicht mehr beigekommen. „Es Im Hotel „Balneario de Comanjilla“ war meine schönste“, schwört Gerd geben sie dann ihre Torjägerhochzeit Für die Dramatik der WM 1970 gibt es Müller noch heute. bekannt, der Alte rackert fortan im zwei Belege. Der eine ist der offene Rücken des Jungen, und es rappelt – Brief von Sir an Uwe So aber sieht es zunächst nicht aus. gegen Marokko (2:1), Bulgarien (5:2) Seeler zu dessen 70. Geburtstag: Diese Hitze! Gegen Marokko steht und Peru (3:1) schießen die beiden „Lieber Uwe, es war immer ein es 0:1, und die müden Schritte, die neun der zehn Tore. ­Vergnügen gegen Dich – wenn Du nur ­Helmut Haller bei Halbzeit in Richtung nicht diese berühmten Tore geköpft Kabine macht, sind in der National­ Dann folgt Leon, als Kapitel 1 des hättest.“ Und der zweite ist die Ge­ mannschaft seine letzten. Am Ende Wahnsinns. Bei 38 Grad im Schatten denktafel, die in Mexico City in den steht es 2:1. Seeler und Müller. führt England 2:0, und Charlton lässt ewigen Stein des Aztekenstadions sich auswechseln, um Kräfte zu spa­ gemeißelt ist: „17 junio 1970. Italia – Also doch. Es passt. „Uwe oder ich“, ren fürs Halbfinale. Kurz vor Schluss Alemania. Juego del siglo.“ Das Spiel hat der 24-jährige Bayern-Bomber schießt Beckenbauer das 2:1, und des Jahrhunderts. zunächst gesagt, weil er den 33-jäh­ Uwe verpasst den Engländern als AKTUELL IM BLICKPUNKT 12 COMEBACK IN LATEINAMERIKA

Rache für Wembley 1966 die von Sir Karlheinz Schnellinger später. Beim Auch wegen des Schiedsrichters. Bobby eingangs erwähnte Kopfnuss AC Mailand kannten sie ihren ­Arturo Yamasaki, der Peruaner, ist mit dem Hinterscheitel. Verlän­ „Carlo“ nur als Zerstörer, aber nun: der Sargnagel der deutschen Träume. gerung. 3:2 Müller. Alle Welt weiß: Gra­bowski flankt, langes Bein von Er gibt einfach keinen Elfmeter. Viele Eine größere Dramatik wird es ewig Schnellinger – 1:1. Das Tor zur Verlän­ Jahre später muss man wieder an ihn nicht geben. gerung. Das Tor zum Verrücktwerden. denken, dank eines TV-Spots von Olli („Dittsche“) Dittrich. Dittsche verkör­ Die Ewigkeit dauert drei Tage. Und Schiedsrichter aus Peru pert darin­ einen italienischen Toni, Kapitel 2 des Wahnsinns kann aus Sargnagel deutscher Träume wie ihn sich jeder normal veranlagte Platzgründen nur in Stichworten Fußballdeutsche vorstellt, Goldkett­ ­erzählt werden. Halbfinale. 0:1 2:1 Müller. 2:2 Burgnich. 2:3 Riva. chen, Sonnenbrille, einen Eimer Gel im ­Boninsegna. Deutscher Sturmlauf. Das ist jetzt kein Fußball mehr, son­ Haar und immer einen Spruch auf den Foul an Beckenbauer, Schultereck­ dern Herzschlag, Hitzschlag, Hitch­ Lippen. Und Toni macht sich lustig gelenkssprengung. Ein Klebeband cock. 3:3 Müller. beißt über uns Deutsche, weil wir für den ­fixiert seinen rechten Arm am Körper, ins Tornetz. Anstoß. Gegenzug. 3:4 Fußball Flachbildschirme kaufen. wie ein Kriegsversehrter schleppt Rivera. In dem Moment schwört „Was kaufen die Italiener?“, grinst er der Kaiser Ball für Ball an die Front. sich Gerd Müller, dass er den Film und sagt im Wegdrehen: „Sie kaufen Dann die 90. Minute. „Es war Zeit, dieses Spiels nie anschauen wird – die Schiedsrichter.“ Wenigstens da ist nach vorne zu gehen“, sagt Ausputzer „ich würde heulen.“ uns das Lachen nicht mehr vergangen.­

„JAHRHUNDERTSPIEL“ GEGEN ITALIEN: GERD MÜLLER BRINGT DIE DEUTSCHE MANNSCHAFT MIT 2:1 IN FÜHRUNG.

VERLETZUNGSPAUSE: FRANZ BECKENBAUERS RECHTER ARM WIRD FIXIERT. FÜHRUNG NACH PLAN: KARL-HEINZ RUMMENIGGE ENTTÄUSCHTER ABGANG: RÜDIGER ABRAMCZIK, ÜBERWINDET TORHÜTER FRIEDL KONCILIA ZUM 1:0. UND ROLF RÜSSMANN (VON LINKS).

Ascochinga, einem Erholungsheim dem 2:2 gegen Holland könnte es der argentinischen Luftwaffe, auf ­sogar zum Finale wieder reichen. 1978 harte Proben gestellt. Ascochinga Fünf Törchen gegen Österreich – und ARGENTINIEN ist eine von der Zivilisation weitge­ alles ist drin. hend isolierte Siedlung in der Prärie Im Juni kann man sich in Argentinien und heißt, aus dem Indianischen Hansi Krankl singt sich erkälten. Im Juni ist dort Winter. übersetzt, ungefähr toter Hund. in die Hitparade Aber vor allem in diesem Juni 1978 Schöns amtierende Weltmeister ist es kalt, denn „El Mundial“ ist die und zwei Dutzend deutsche Jour­ Cordoba, 21. Juni 1978. Die Wiener WM der Generäle, die Junta hat die nalisten bekämpfen unter einem haben gegen uns Deutsche 47 Jahre Macht. Und immer donnerstags Dach ­gemeinsam den Lagerkoller. lang nichts gewonnen, und Robert ­versammeln sich auf der Plaza de Zur musikalischen Untermalung des Sara, ihr Verteidiger, behauptet Mayo in Buenos Aires verzweifelte Mittagessens spielt Franz Lambert ­hinterher, der Schalker Flügelgott Mütter zum stummen Protest – ihre an seiner Orgel auf, abends läuft Rüdiger Abramczik habe ihn auf Söhne sind spurlos verschwunden in „Der Clou“ mit Robert Redford und dem Platz gefragt: „Kriegst du für den Folterkammern. Paul Newman, und aus den Spieler­ Fußball eigentlich auch Geld?“ zimmern erklingt Udo Jürgens mit Zunächst läuft im Stadion Cha- In einer solchen Atmosphäre kann es „Es wird Nacht, Senorita.“ Doch jeder teau Carrera alles­ normal. 1:0 schwer sein, die richtigen Worte zu Ausbruchversuch ins ferne Cordoba ­Rummenigge. Doch dann ver­ finden. Als Berti Vogts, der deutsche ist gewagt – einmal blicke ich auf wechselt Berti die Beine, Eigentor.­ Kapitän, befragt wird, gibt er die dem nächtlichen Rückweg in den Ge­ Krankl macht das 1:2, Hölzenbein­ ­kürzeste aller denkbaren Antworten: wehrlauf patrouillierender Soldaten. gleicht aus – und was dann ge­ „Wir sind hier, um Fußball zu spielen.“ schieht, bestätigt Max ­Merkel, denn Wir Insassen stützen uns gegen­ der hat schon immer behauptet: Auch der ist nicht so gut. Von den seitig. „Kannst du Tischtennis?“, fragt „Das Beste am öster­reichischen 74er-Weltmeistern spielen nur noch Ersatztorwart , und Fußball ist der Rundfunk.“ Vogts, Maier, Bonhof und Hölzenbein. die Platte im Keller gehört fortan Vor allem Franz Beckenbauer fehlt. uns. Dann bringt mir Titelverteidiger In dem Fall Edi Finger. In der Weil der jetzt bei Cosmos New York Schwarzenbeck, der ohne den Franz ­vorletzten Minute brüllt er in sein spielt, in der „Operettenliga“ (DFB- nur noch Ersatz ist, das Schafkopfen Mikrofon, ehe er es verschluckt: Präsident Hermann Neuberger), hat bei. „Katsche“ ist lustig, sogar den „Tooor! Tooor! Tooor! Tooor! Tooor! Bundestrainer Helmut Schön auf Briefträger in der Komödie „Wehe, Tooor! I werd narrisch, wir fall’n ihn verzichtet – „dabei“, ahnt Sepp wenn Schwarzenbeck kommt“ hat uns um den Hals, der Kollege ­ Maier, „würde der Franz mit einem er gespielt – aber in Ascochinga hat Rippel, der Diplom­ingenieur Posch, Bein noch besser kicken als jeder er nichts zu lachen. Irgendwann wir busseln uns ab!“ Und Hansi ­andere hier“. schmettern die Spieler durch die Krankl singt sich als ­„Johann K.“ ­Cafe-Bar sehnsüchtig das Lied „In später mit der Wiener Version des Maier hält lange dicht. 0:0 gegen der Heimat, in der Heimat, da gibt’s Paul-Anka-Songs „Lonely­ Boy“ in ­Polen. Danach wird das 6:0 gegen ein Wiedersehn“. die Hitparade. Für die Österreicher Mexiko vom 0:0 gegen Tunesien gibt es nichts Schöneres,­ als gleich wieder zunichtegemacht – Vorher bringen sie aber noch das 0:0 ­anderntags mit den Deutschen und die Stimmung im DFB-Quartier gegen Italien hinter sich. Und nach nach Hause zu fliegen. HOFFNUNG AUF DEN 3. WM-TITEL: RUDI VÖLLER „INS MESSER GELAUFEN“: JORGE BURRUCHAGA MARKIERT NACH 0:2-RÜCKSTAND DAS 2:2. ERZIELT DEN 3:2-SIEGTREFFER FÜR ARGENTINIEN.

sondern Schmidts. Sogar die auf der klimpert bei der Siegesfeier virtuos auf Bank. Rolff. Jakobs. Eder. Oder Uli dem Klavier. Warum wir dann nicht 1986 Stein. Der ist Weltklasse, aber Team­ auch vollends Weltmeister werden? MEXICO chef Franz Beckenbauer setzt im Tor auf , und weil Stein Zugegeben, hat es Am 25. Juni 1986 sitze ich vor dem so garstige Worte wie „Suppenkasper“ am Ende verdient. Er ist, schwärmt WM-Halbfinale in einem Café am und „Gurkentruppe“ entfahren, hilft einer, „der Picasso unter Anstrei­ ­Jalisco-Stadion in Guadalajara neben nur noch seine Zwangseinweisung chern“. Und doch braucht der einem traurigen brasilianischen ins nächste Flugzeug nach Hause. ­Künstler im Finale viel Glück. Die ­Kollegen. Socrates, Falcao und ­Argentinier führen 2:0, woran der sind vier Tage vorher ausgeschieden – Steins Zwangseinweisung ­zuvor so famose Schumacher („Ich nach einem atemberaubenden Duell ins Flugzeug nach Hause habe gehalten wie ein A...“) nicht ganz gegen Frankreich, mit dem finalen Thrill unbeteiligt ist, doch in der letzten des Elfmeterschießens. 4:5. „Ihr seid Die „Gurkentruppe“ zittert sich der­ Viertelstunde geht das Azteken­ trotzdem die Besten“, tröste ich ihn. weil gegen Uruguay (1:1), Schottland stadion mit seinen 115.000 Gefühlen (2:1), Dänemark (0:2), Marokko (1:0) plötzlich Gassi. 1:2 Rummenigge. „Nein, Ihr seid die Besten“, wider­ und Mexiko (4:1 nach Elfmeter­ 2:2 Völler. Die Deutschen wollen spricht er, „alle Brasilianer be­ schießen) ins Halbfinale – und da jetzt ­alles – und laufen ins Messer. wundern Euch Deutsche, denn Ihr ­sitze ich nun im Café in Guadalajara, ­Maradona zu Burruchaga. 2:3. gewinnt, auch wenn Ihr nicht so gut und Frankreich wartet. spielt. Glaub mir, die brasilianischen „Wir hätten einfach in die Verlän­ Fans wären gerne Deutsche.“ Ich Platini. Giresse. Tigana. Auf „la ola“, gerung gehen und dort unsere kör­ weiß nicht, ob ich lachen oder weinen der mexikanischen Welle der Begeis­ perlichen Vorteile ausspielen sollen“, soll, und nehme den armen Kerl terung, ist dieses magische Dreieck sagt Karlheinz Förster. in den Arm. Fußball ist verrückt. durch die WM geschwommen, aber Wir Deutschen verzweifeln hier an Hans-Peter Briegel grinst nur. „Die Hören wir da richtig: Körperliche unserem Rumpelkicken – und der zittern jetzt schon“, sagt die „Walz aus ­Vorteile, in dieser Hitze und Höhe? Rest der Welt zittert vor uns. der Pfalz“ – und denkt an Sevilla ’82. Warum reden uns diese statistischen Es ist alles wieder wie damals. Die Erbsenzähler nur dauernd ein, dass Wenn Karlheinz Förster zurückblickt Franzosen zaubern und die Deut­ wir in Lateinamerika keinen Blumen­ auf jene 80er-Jahre, in denen er schen holpern durch die WM, in der topf gewinnen? In Wahrheit steht ­zweimal Vize-Weltmeister wurde, DFB-Herberge „Mansion Galindo“ in nach diesen vier Turnieren absolut sagt er: „Die Struktur stimmte. Wir Queretaro wackeln sogar mitunter wasserdicht fest: Aller guten (und hatten starke Führungsspieler, alle die Wände. Beckenbauer macht sein hitzigen) Dinge sind fünf. hatten eine tragende Rolle in ihren erstes Turnier als Trainer. „Er stand Oskar Beck Klubs. Jeder wusste, was zu tun war.“ sehr unter Druck“, sagt Schumacher, Augenthaler, Förster, später, „was zum Reizklima führte“. Aber für die Franzosen reicht es Briegel, Matthäus, Rummenigge, TORJUBEL: DARAUF HOFFEN ­Magath, Brehme, Littbarski, Allofs, trotzdem wieder. 1:0 Brehme, 2:0 THOMAS MÜLLER UND SEINE MIT- Völler. Sie waren keine Schmidtchen, Völler. DFB-Präsident Egidius Braun SPIELER AUCH IN BRASILIEN.

DAS WORT ZUM SPORT 16 INTERVIEW MIT KARL-HEINZ SCHNELLINGER

Das Wort zum Sport: Karl­Heinz Schnellingers Rück­ und Ausblick auf die WM in Südamerika

„Ich war Deutschlands erster Libero“

„Ausgerechnet Schnellinger“ rief der Fernsehreporter Ernst Huberty ins Mikrofon und ergänzte, „werden die Italiener sagen“. Es war Karl-Heinz Schnellinger, der deutsche Profi beim AC Mailand, der 1970 bei der WM in Mexiko Sekunden vor dem Abpfiff das 1:1 erzielte und damit dieses Halbfinale zwischen Deutschland und Italien in der Verlängerung zum „Spiel des Jahrhunderts“ werden ließ.

Dieser Treffer wurde zum Marken­ aktuellem Anlass auf seine beiden SCHNELLINGER: Bei Auftritten im zeichen eines der weltbesten Ab­ WM­Teilnahmen in Lateinamerika Fernsehen oder anderen Veranstal­ wehrspieler, der auch ohne WM­ oder zurück, erläutert seine Erwartungen tungen ist das eine Standardfrage an EM­Titel – ähnlich wie – an die bevorstehende WM­Endrunde mich. Aber auch der einfache Mann zu den erfolgreichsten deutschen in Brasilien und die dortigen deut­ auf der Straße erkennt mich noch und Fußballern zählt. Deutscher Meister schen Chancen sowie seine große sagt, wie zuletzt bei einem Einkaufs­ 1962 mit dem 1. FC Köln und im glei­ Hoffnung auf ein Duell mit Italien. bummel in Mailand, „Sie waren doch chen Jahr zu Deutschlands „Fuß­ Am 31. März wird der gebürtige der, der dieses ominöse Tor als Profi baller des Jahres“ gewählt, wech­ Dürener, der in den 60er­Jahren, wie von AC Milan gegen uns erzielt hat.“ selte er 1963 als einer der ersten er betont, „viel zur Entspannung In Italien weiß man noch, wer ich bin deutschen Profis nach Italien, wo der zwischen Deutschland und Italien und wer ich war. viermalige WM­Teilnehmer zwischen beigetragen“ hat, 75 Jahre alt. 1965 und 1974 mit dem AC Mailand CDN-MAGAZIN: Welche Bedeu­ alle wichtigen nationalen und inter­ CDN-MAGAZIN: Herr Schnellinger, tung hatte dieses späte und einzige nationalen Titel gewann. Sie leben, von einer kurzen Unter­ Tor Ihrer Länderspiel­Karriere für brechung abgesehen, seit fünf Jahr­ Ihr Leben als Fußballer? Abgesehen von der Bundesliga­ zehnten in Italien, werden dort, aber Saison 1973/1974 bei Tennis Bo­ auch bei Ihren seltenen Deutsch­ SCHNELLINGER: Gott sei Dank ist russia Berlin zum Abschluss der land­Besuchen, immer wieder mit mir in meinem drittletzten Länder­ Karriere lebt der verheiratete Vater „Ihrem“ legendären WM­Tor kon­ spiel dieses Tor noch gelungen. Sonst von drei Töchtern seit fünf Jahr­ frontiert. Wann haben Sie zuletzt die würde man sich in Deutschland gar zehnten in der Nähe von Mailand. Geschichte dieses Treffers erzählen nicht mehr an mich erinnern. So aber Im CdN­Exklusivinterview erklärt müssen, der zu der mittlerweile werde ich immer wieder als Verur­ der noch immer blonde „Carlo“ die schon mythischen Verlängerung des sacher jener dramatischen Verlän­ Bedeutung seines einzigen Länder­ WM­Halbfinales 1970 zwischen gerung ins Gespräch gebracht, die ja spieltores für ihn selbst, blickt aus Deutschland und Italien führte? von vielen Experten und ehemaligen „AUSGERECHNET SCHNELLINGER“: DER GEBÜRTIGE DÜRENER ERZIELTE IM HALBFINALE DER WM 1970 GEGEN ITALIEN „SEIN“ TOR.

Fußballgrößen in der Tat als eines stehende WM­Endrunde in Brasilien. ausgeschieden wären, hätten wir der denkwürdigsten Ereignisse der Sie haben zwei ihrer vier WM­Turnie­ das schon damals verwirklicht. Im WM­Geschichte bezeichnet wird. re in Lateinamerika absolviert. Wie Training wurde es bereits auspro­ ordnen Sie diese beiden Ereignisse biert. In die Tat umgesetzt haben wir CDN-MAGAZIN: Dennoch wäre es 1962 in Chile und 1970 in Mexiko ein? es dann danach. So wurde und war höchst unfair, Ihre großartige Kar­ ich Deutschlands erster Libero in der riere als einer der besten deutschen SCHNELLINGER: Für mich war der Nationalmannschaft. Fußballspieler auf dieses eine und Stellenwert aller meiner vier WM­ einzige Tor zu reduzieren. Teilnahmen gleich hoch. Natürlich CDN-MAGAZIN: Worauf muss sich waren die äußeren Umstände in Chile die deutsche Mannschaft in Brasilien SCHNELLINGER: Meine größten und Mexiko ganz anders als in Schwe­ ganz besonders einstellen? Erfolge mit dem AC Mailand oder der den 1958 und England 1966. Doch Gewinn der Vize­Weltmeisterschaft mit diesen Problemen im südame­ „Wer über die Hitze jammert, 1966 in England kamen ja, wie zuvor rikanischen Sommer mussten sich soll zu Hause bleiben.“ auch der deutsche Meistertitel mit damals auch alle anderen Mann­ dem 1. FC Köln, in den Jahren vor schaften abfinden. Das hieß und heißt SCHNELLINGER: Sie wird sich diesem Tor zustande. In Deutsch­ auch jetzt, wenig oder gar nicht über bestimmt genau so intensiv vorbe­ land weiß dies mittlerweile fast die Hitze und die anderen Widrigkei­ reiten wie wir damals. Und sie wird niemand mehr. Wenn man heute die ten reden, sondern sich möglichst versuchen, gegen Portugal einen deutschen Zeitungen liest, hat man schnell daran gewöhnen. guten und erfolgreichen Einstieg ins den Eindruck, der deutsche Fußball Turnier zu schaffen. Das wäre, wie hätte erst in den 70er­Jahren seinen CDN-MAGAZIN: Sportlich fanden 1990 in Mailand mit dem 4:1 gegen Anfang genommen. Daher war und die beiden WM­Teilnahmen in Latein­ Jugoslawien, schon mal ganz wich­ ist dieses Tor für mich besonders amerika für Sie in taktisch unter­ tig. Dazu gehört, die äußeren Be­ wichtig, zumal die damalige Taktik schiedlicher Rolle statt. 1962 als gleiterscheinungen zu ignorieren. so ausgerichtet war, dass man als linker Verteidiger, 1970 im defensiven Wer jammert, ihm sei die Hitze zu Defensivspieler die Mittellinie nur Mittelfeld. Wie kam es zu diesem groß oder die Distanzen bei den in Ausnahmefällen überschreiten Wechsel? Reisen im Lande zu weit, der soll zu durfte. Der liebe Gott hat mich mit Hause bleiben. diesem Tor meine Karriere abrunden SCHNELLINGER: Diesen Rollen­ und mich nicht ganz in Vergessenheit wechsel hatte sich Sepp Herberger CDN-MAGAZIN: Ist es Ihrer Mei­ geraten lassen. ausgedacht. Mit mir als freiem Mann nung nach ein Vorteil, dass unsere vor der Abwehr im Mittelfeld. Wenn Mannschaft in der Vorrunde einem CDN-MAGAZIN: Der aktuelle An­ wir 1962 in Chile nicht sehr unglück­ südamerikanischen Gegner erst mal lass dieses Gesprächs ist die bevor­ lich schon früh gegen Jugoslawien aus dem Weg geht? DAS WORT ZUM SPORT 18 INTERVIEW MIT KARL-HEINZ SCHNELLINGER

SCHNELLINGER: Der Mannschaft werden ja seit einiger Zeit große Stärken beim Spiel nach vorne zu geschrieben. Hinzu kommt die Erfahrung, die wichtige Stamm­ spieler wie , Sami Khedira, Mesut Özil oder Per Mertesacker aus dem Ausland mitbringen. Und der FC Bayern München wird mit seiner Ausnahme­ stellung sicherlich ein stabiles Gerippe im WM­Aufgebot bilden. Weil ja Blockbildung schon immer ein Erfolgsfaktor bei unseren Turnierteilnahmen war. Doch das Spiel nach vorne hängt auch von den Stärken, der Vorarbeit und der Absicherung in den hinteren Mannschaftsteilen ab. Damit die Offensivspieler sich frei spielen und ihr Spiel entwickeln können. Auch unser Team für Bra silien kommt an der Binsenweisheit nicht vorbei, dass Fußball ein Teamwork ist.

CDN-MAGAZIN: Was trauen Sie also der deutschen Nationalmann­ schaft in Brasilien konkret zu?

SCHNELLINGER: Dass sie, was wir alle hoffen, so weit wie möglich kommt. Doch wenn eine so er­ folgreiche Fußballnation wie Bra­ silien die WM­Endrunde aus­ richtet, zählt natürlich das Team des Veranstalters zu den absoluten Topfavoriten. Dazu könnte der süd­ EINER DER ERFOLGREICHSTEN SEINER ZEIT: DER „BLONDE CARLO“ SPIELTE NEUN JAHRE FÜR DEN AC MAILAND. amerikanische Nachbar Argentinien eine Rolle spielen. Es kann alles passieren. SCHNELLINGER: Wichtig ist, dass USA müsste man besonders auf­ man das erste Spiel gewinnt. Egal, ob passen. Auch auf die Portugiesen. CDN-MAGAZIN: Sollte es zum es jetzt gegen Portugal geht oder ob Klar, Jürgen Klinsmann kennt un­ Duell Deutschland gegen Italien Chile, Uruguay oder Kolumbien der sere Mannschaft sehr gut. Doch er kommen, wie wird es Ihrer Meinung Gegner wäre. Ein Sieg muss her zum ist nicht das Problem. Das Problem nach ausgehen? Start, dann ist die Nervosität erst auf dem Platz sind immer die mal weg, dann ist die Moral für die Spieler. Mit ihrer Qualität aber SCHNELLINGER: Erstens wäre weiteren Spiele intakt und die Stim­ müsste unsere Mannschaft in der mein großer WM­Wunsch dieses mung im gesamten Camp gut. Der Vorrunde keine Schwierig keiten Duell gegen Italien. Es wäre gut für enorme Druck wird etwas schwächer haben. Das Schlimmste wäre aller­ Deutschland und für Italien. Zwei­ und man wird nicht von den Medien dings, einen unserer drei Gegner zu tens ist es für mich wichtig, dass es gedrängt. unterschätzen. dann ein faires Spiel wird, so wie ich es mir früher immer gewünscht habe, CDN-MAGAZIN: Wen sehen Sie „Jürgen Klinsmann ist wenn ich mit Mailand gegen deut­ als schwierigsten Gegner in der nicht das Problem ...“ sche Teams gespielt habe. Logisch, deutschen Gruppe? dass ich mich freuen würde, wenn CDN-MAGAZIN: Welche Qualität Deutschland gewinnt. Auch wenn ich SCHNELLINGER: Auf den ersten zeichnet denn Löws Team Ihrer Mei­ aus Deutschland nicht mehr viel zu Blick könnte man sagen, auf die nung nach aus? hören bekomme. 19

CDN-JAHRESTREFFEN 2010: KARL-HEINZ SCHNELLINGER MIT UND TORWART- LEGENDE BERND TRAUTMANN.

SCHNELLINGER IM TRIKOT DES 1. FC KÖLN: DER ABWEHRSPIELER WURDE 1962 ZU DEUTSCHLANDS „FUSSBALLER DES JAHRES“ GEWÄHLT.

CDN-MAGAZIN: Das hört sich SCHNELLINGER: Va bene. Lassen bestritten, wäre da nicht die vierjährige etwas verbittert an. wir’s gut sein. Ich wäre froh, wenn Pause zwischen 1966 und 1970 gewe­ ich Frau Merkel mal sehen könnte. sen mit nur einer Berufung zum WM­ „Waren Deutschlands beste Eine Begebenheit will ich aber noch Qualifikationsspiel in Schottland 1969. Missionare in Italien.“ erzählen. Wie kam es zu dieser Unterbrechung?

SCHNELLINGER: Ich bin nicht CDN-MAGAZIN: Nur zu. SCHNELLINGER: Die Deutschen verbittert. Fakt ist, dass ich in Italien haben mich nach meinem Wechsel als Ausländer gelte und in Deutsch­ SCHNELLINGER: In Bonn gab es nach Italien immer nur geholt, wenn land scheine ich auch Ausländer zu mal einen Empfang für Italiens es brannte. Ich bin heute der Über­ sein. Das ist wahrscheinlich mein Staatspräsidenten Sandro Pertini. zeugung, wenn Sepp Herberger Bun­ Schicksal. Dabei waren wir Spieler in Meine Frau und ich wurden hierzu destrainer geblieben wäre, hätte ich den 60er­Jahren in Italien die besten auch eingeladen und freuten uns, auch noch eine fünfte WM­Teilnahme, Missionare für Deutschland und dass wir in Deutschland doch noch 1974 in Deutschland, gehabt. haben viel zur Entspannung und gefragt sind. Ich legte mir also einen Verbesserung des Verhältnisses Smoking mit allem Drum und Dran CDN-MAGAZIN: Zum Schluss zwischen beiden Ländern beigetra­ zu. Am Ende aber erfuhren wir, dass eine persönliche Frage: Wo und wie gen. Weiß zum Beispiel Frau Merkel, wir nicht von den deutschen Gast­ werden Sie am 31. März Ihren dass ich Fußballer in Italien war? gebern, sondern von den Italienern 75. Geburtstag feiern? Ich glaube es nicht. zu diesem Empfang eingeladen waren. SCHNELLINGER: Auf jeden Fall CDN-MAGAZIN: Möglich wäre es CDN-MAGAZIN: Zurück zu Ihrer im Kreis meiner Familie. Und ich schon. Die Bundeskanzlerin ist be­ langjährigen Länderspiel­Laufbahn. wünsche mir, von keinem gestört zu geisterte Fußball­Anhängerin und Als viermaliger WM­Teilnehmer hätten werden. sehr interessiert. sie weitaus mehr als 47 Länderspiele Interview: Wolfgang Tobien AKTUELL IM BLICKPUNKT 20 REGIONALER CDN-STAMMTISCH BEIM CHILE-LÄNDERSPIEL

Welt­ und Europameister beim CdN­Stammtisch in Stuttgart – und ein besonderes Wiedersehen

Förster und die „Versöhnung“ nach 40 Jahren

Das musste ja endlich mal gesagt werden! Es war schon weit nach Mitternacht und der harmo- nische Abend beim Regionalen Stammtisch des Clubs der Nationalspieler (CdN) am Rande des Länderspiels gegen Chile in Stuttgart war noch nicht zu Ende. Da kam es zur Zusammenkunft zwischen Helmut Sandrock und Karlheinz Förster. Wie damals vor genau 40 Jahren in Duisburg.

Diesmal war’s an der Bar des DFB­ damalige DFB­Trainer Herbert Wid­ Es sind Szenen wie diese zwischen Hotels. Damals geschah es auf dem mayer allerdings nicht. Ich musste dem einstigen Internationalen und Spielfeld der Sportschule Wedau. die ganze Woche dableiben, meinen dem heutigen DFB­Generalsekretär, Jetzt fand das Aufeinandertreffen dick geschwollenen Fuß behandeln der ja als höchster Hauptamtlicher in höchst freundschaftlicher Atmo­ lassen und den Zeugwart für die im DFB zusammen mit Präsident sphäre statt. Seinerzeit war es eine Mannschaft spielen“, blickte Sandrock Wolfgang Niersbach, dem CdN­ schmerzhafte Angelegenheit. Für auf jenen Vorfall vor 40 Jahren bei Gründer, und Uwe Seeler, dem Helmut Sandrock. „Ich weiß nicht, der U 18­Nationalmannschaft zurück. CdN­Vorsitzenden, Gastgeber der ob Du Dich noch erinnerst. Damals Karlheinz Förster konnte sich daran CdN­Treffen ist, es sind solche hast Du mich mit einer äußerst rus­ freilich nicht mehr erinnern. Doch Szenen, die dem Club der National­ tikalen Attacke vom Platz getreten“, jetzt entschuldigte er sich ganz offi­ spieler seinen tieferen Sinn verleihen. sagte Sandrock. Damals, das war ziell. „Es tut mir wirklich leid, Helmut, Egal, ob beim alljährlichen großen 1974 beim abschließenden Lehrgang dass ich damals so hart gegen Dich Stelldichein aller CdN­Mitglieder der deutschen Jugend­National­ eingestiegen bin. Ich hoffe, ich habe oder eben bei diesen regionalen mannschaft vor einem großen UEFA­ damit Deine weitere Fußballkarriere Zusammenkünften. Jugendturnier. Und gleich am ersten nicht negativ beeinflusst“, erklärte Lehrgangstag passierte es. der Vizeweltmeister von 1982 und Deutlich wurde dies vor und nach 1986. Dann plauderten sie lange dem Länderspiel gegen Chile auch „Der Lehrgang begann mit einem miteinander und erzählten von den in der schwäbischen Metropole. Der Spiel 10 gegen 10. Keiner wollte alten Zeiten. Der 81­malige National­ VfB Stuttgart hat ja eine lange gegen den Karlheinz spielen. Weder spieler und Europameister von 1980 und ruhmreiche Vergangenheit. Dem­ Ronnie Borchers noch . und der einstige Junioren­National­ entsprechend groß ist der Kreis Mich hat es gleich erwischt, ich ging spieler des MSV Duisburg, für den seiner ehemaligen Nationalspieler. in den Zweikampf mit Karlheinz und zwei Jahre später mit nur 19 Jahren 36 Namen umfasst er derzeit. Klar, die Veranstaltung war damit für mich die Karriere als Spieler wegen einer nicht alle konnten kommen, die ein­ beendet. Heimfahren ließ mich der schweren Knieverletzung zu Ende war. geladen waren, weil zum Beispiel 21

Akteure wie Jürgen Klinsmann, Thomas Hitzlsperger, Vizeeuropa­ feld, zu dem ich als Junge aufge­ ­, Michael Front­ meister 2008, Marco Haber und schaut habe. Und er ist nach wie vor zeck, Dieter Hoeneß, Serdar Tasci dem aktuellen VfB-Kapitän Christian ein großartiger außergewöhnlicher oder Christian Träsch wegen beruf­ Gentner waren auch jüngere Semes­ Mensch. Es ist immer wieder schön, licher Verpflichtungen andernorts ter dabei, die als Stuttgarter Profis zu mit ihm zusammen zu sein.“ verhindert waren. Doch die, die ge­ Einsätzen im Nationalteam gekom­ kommen sind, gehören zu den her­ men waren. Sein jüngerer Bruder Karlheinz vorragendsten Protagonisten und sprach aus, was wohl alle Teilnehmer ­erfolgreichsten Repräsentanten des Meisterhaft: ein Rookie an diesem Regionalen CdN-Stamm­ schwäbischen Traditionsvereins. und zwei Routiniers tisch dachten: „Es ist schön, dass es eine solche Gelegenheit gibt, bei An der Spitze und „Hier seht ihr das VfB-Bollwerk aus der die alten Kameraden zusammen­ , die Weltmeister dem Meisterjahr 1984. Ich war da­ kommen. Ich freue mich jetzt von 1990 und Vizeeuropameister von mals der Rookie im Team an der­ schon auf das große Jahrestreffen 1992. Oder , der aktuelle Seite dieser beiden Routiniers“, sagte im Herbst.“ Die mitternächtliche VfB-Sportvorstand, und Thomas Guido Buchwald, für den mit dem „Versöhnung“ mit Helmut Sandrock Strunz, die 1996 Europameister Gewinn des Stuttgarter Meistertitels am Tresen der Hotelbar empfand ­wurden. Auch Hansi Müller und seinerzeit seine Karriere als Natio­ er als zusätzliche Bereicherung. Bernd Förster, die Europameister von nalspieler begann, und stellte sich Schmunzelnd erklärte der einst so 1980 und Vizeweltmeister von 1982, zum Erinnerungsfoto an die Seite kom­promisslose Vorstopper: „Nach ließen sich dieses Treffen nicht ent­ von Karlheinz und Bernd Förster. 40 Jahren ist zwischen uns alles gehen. Prominent vertreten war auch Bernd Förster selbst war „happy“, ­bereinigt. Helmut ist mir nicht die ältere VfB-Generation mit Günter nach längerer Zeit mal wieder Uwe mehr böse“. Das musste ja jetzt mal Sawitzki, dem Torwart der VfB-­ Seeler getroffen zu haben. „Er war gesagt werden. Pokalsiegerelf von 1958. Und mit einer der ganz Großen auf dem Spiel­ Wolfgang Tobien

ALT TRIFFT JUNG BEIM CDN-STAMMTISCH: CHRISTIAN GENTNER, KARLHEINZ FÖRSTER, BERND FÖRSTER, HANSI MÜLLER, THOMAS HITZLSPERGER (VON LINKS). AKTUELL IM BLICKPUNKT 22 REGIONALER CDN-STAMMTISCH BEIM CHILE-LÄNDERSPIEL M INISTER PRÄ SID EN T W IN F R I E D

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L D VOR 50 JAHREN 24 HELMUT SCHÖNS AMTSANTRITT UND DAS ENDE DER ERSTEN BUNDESLIGA-SAISON

Vor 50 Jahren: Helmut Schöns Amtsantritt und das Ende der ersten Bundesliga­Saison

Tilkowskis „Wortbruch“ und der Aufbruch zum Umbruch

1962 stand er am Tiefpunkt seiner Karriere, als er bei der WM in Chile vom Stammtorwart zum Reservisten degradiert wurde. Vier Jahre später stieg er als Direktbeteiligter beim legendären Wembley-Tor im WM-Finale von London zu einem Hauptdarsteller der Fußballhistorie auf. Zwischen diesen beiden Turnieren erlebte Hans Tilkowski (79) vor 50 Jahren den Aufbruch zum großen Umbruch im deutschen Fußball, als mit der ersten Bundesliga-Saison ebenso eine neue Zeitrechnung begann wie mit Helmut Schöns Antritt als Bundestrainer. Porträtiert von Hans-Josef Justen, dem langjährigen früheren Sportchef der WAZ, blickt Tilkowski, ein Vorbild als Mensch und als Torwart, zurück auf diese spannende Zeit.

Wenn ihn irgendwo auf der Welt seit nicht aufgeklärt. Hans Tilkowski, darüber bis heute nicht so leiden­ fast fünf Jahrzehnten jemand an­ Deutschlands Torwart, der natürlich schaftlich diskutiert wie über diesen spricht, dass er „da mal eine Frage so nah dran war wie kein anderer, Treffer. Der bleibt auf immer und hätte“, dann nimmt er die Antwort schwört alle erdenklichen Eide, dass ewig“, sagt der ehemalige Rekord­ vorweg, ohne sich überhaupt die der Ball nicht jenseits des weißen Nationaltorwart, der damit sogar Frage anzuhören: „Der war nicht Kreidestrichs landete. Doch der seiner Biographie den Titel widmete: drin“; bekräftigt Hans Tilkowski, der Linienrichter Bachramow aus der „Und ewig fällt das Wembley­Tor“. natürlich ahnt, was gemeint ist. UdSSR reklamierte exklusiv für sich Denn es war jener Ball, mit dem die das Gegenteil. Und Schiedsrichter Für den gebürtigen Dortmunder war englische Nationalmannschaft am Gottfried Dienst, ein Schweizer, jener Sonntag von Wembley trotz 30. Juli 1966 im Weltmeisterschafts­ glaubte dem Mann mit der Fahne und Gewinn des DFB­Pokals und des Finale von Wembley gegen Deutsch­ entschied: 3:2 für England. Europacups einer der Höhepunkte land einen der umstrittensten, seiner windungsreichen Karriere, die einen der meistdiskutierten Treffer „Und ewig fällt das vier Jahre vorher einen schmerz­ der Fußballgeschichte erzielte. Wembley-Tor“ haften Knick hatte.

In der 11. Minute der Verlängerung, Dass am Ende sogar ein 4:2, regulär beim Stand von 2:2, donnerte Geoff erzielt, daraus geworden ist, weiß Hurst den Ball an die Unterkante der mittlerweile kaum noch jemand. Latte. Wohin die Kugel dann gefallen Denn Dauerthema Nummer eins ist ist, bleibt ein Geheimnis bis heute, und bleibt „das dritte“ – auch für VOR DEM WACHWECHSEL: selbst von Super­Zeitlupen und wis­ Hans Tilkowski: „Selbst wenn wir TILKOWSKI MIT HERBERGER UND senschaftlichen Untersuchungen Weltmeister geworden wären, würde DESSEN NACHFOLGER SCHÖN.

VOR 50 JAHREN 26 HELMUT SCHÖNS AMTSANTRITT UND DAS ENDE DER ERSTEN BUNDESLIGA-SAISON

Hans Tilkowski fühlte sich mit Recht den Tisch kam und zu Tilkowski irritierte, dass der Bundestrainer als Deutschlands Torwart Nummer sagte: „Hans, der Chef will mit Ihnen seine eigenen Prinzipien konterka­ eins, als die Nationalmannschaft sprechen.“ Und was der ihm mitzu­ rierte. „Ich galt vier Jahre vorher für 1962 zur Weltmeisterschaft nach teilen hatte, haute Hans Tilkowski Schweden als zu jung, zu unerfahren, Chile düste. Doch 20 Stunden vor glatt vom Stuhl: Erste Wahl für die obwohl ich schon drei Länderspiele dem ersten Spiel (4:3 gegen Nord­ WM­Endrunde war nicht er, sondern hinter mir hatte, und jetzt wurde mir irland) ist er Knall auf Fall abgesetzt der 21­jährige Nationalmannschafts­ plötzlich ein Debütant vorgezogen“, worden. Sie saßen in fröhlicher und Neuling Wolfgang Fahrian. staunte Tilkowski, der dem rang­ entspannender Skatrunde, als Hel­ höchsten deutschen Fußballlehrer in mut Schön, Assistent des legendären „Ich begriff die Welt nicht mehr“, seiner Empörung und Erregung vor­ Bundestrainers Sepp Herberger, an sagt der Westfale, den es vor allem warf: „Sie lehren etwas anderes als das, was Sie praktizieren.“

KAPITÄN MIT „SALATSCHÜSSEL“: HANS SCHÄFER UND DER 1. FC KÖLN Von Sepp Herberger zur WERDEN ALS ERSTER BUNDESLIGA-MEISTER GEKÜRT. Rückkehr gebeten

Sprach es – und bat um sein Ticket für den Heimflug: „Ich wollte ab­ reisen, die Nationalmannschaft war für mich kein Thema mehr.“

Tilkowski blieb zwar, doch gespielt hat er nicht mehr. Nicht nach seinem Wechsel von Westfalia Herne, da­ mals immerhin einer der führenden deutschen Oberligisten, zur Dort­ munder Borussia, nicht nach Einfüh­ rung der Bundesliga, die 1963, ein Jahr nach Chile, aus der Taufe ge­ hoben wurde. Denn Tilkowski, ein knorriger, aufrechter, ehrlicher West­ fale, stand zeitlebens zu seinen Prin­ zipien: Hat er aus voller Überzeugung mal Nein gesagt, steht er dazu, genau wie zu einem Ja. „Vor 55 Jahren habe ich zu meiner Frau Ja gesagt, und das gilt bis heute“, erzählt der Ex­Natio­ naltorwart, der im speziellen Fall Herberger dann doch „wortbrüchig“ geworden ist. Und zwar unter ganz besonderen Voraussetzungen.

Sepp Herberger kam im Dezember 1963 nach , wo der BVB im Europacup der Pokalsieger mit einem sensationellen 5:0 über Ben­ fica Lissabon triumphierte. Beim anschließenden Bankett ging Her­ berger auf Tilkowski zu und bat ihn zur Teilnahme an einer Länderspiel­ reise nach Marokko und Algerien. „Ich habe zugesagt, obwohl ich wusste, dass ich nicht sofort wieder die Nummer eins sein würde“, berich­ tet Tilkowski, dem der Kölner Fritz Ewert gegen Marokko vorgezogen wurde, ehe er dann aber in der zwei­ ten Halbzeit gegen Algerien in die Nationalmannschaft zurückkehrte. 27

KONTRASTPROGRAMM ZU HERBERGER: HELMUT SCHÖN, EIN SENSIBLER BUNDESTRAINER FÜR MÜNDIGE SPIELER.

„Ich habe plötzlich einen anderen Zweiter 1976. Der sensible Sachse ales Engagement, sein Einsatz für Sepp Herberger kennen gelernt. Dass verkörperte mit seiner behutsamen leidende, für notleidende Mitmen­ er seine Meinung meistens durch­ Mannschaftsführung, die auf den schen. „Ich habe mittlerweile rund gesetzt hat, wusste ich. Aber mir war „mündigen“ Spieler vertraute, eher zwei Millionen Euro zusammen ge­ neu, dass er die Größe hatte, seine ein Kontrastprogramm zu Herberger, bettelt“, sagt Tilkowski, der jetzt dabei Meinung auch zu revidieren. Denn das und setzte in der folgenden Zeit des ist, einen Bolzplatz an einer ganz be­ hat er gerade in meinem Fall ver­ auch gesellschaftlichen Aufbruchs sonderen Schule einzurichten – an deutlicht“, erinnert sich Tilkowski zum Umbruch Kräfte frei, die sich jener nämlich, die nach ihm benannt und bekräftigt mit eherner Festigkeit: unter einem autoritären Trainer so wurde, an der Herner Hans­Til kowski­ „Wäre Sepp Herberger nicht auf mich wohl nicht hätten entwickeln können. Schule, an der Kinder aus 31 (!) zugekommen, hätte ich kein einziges Nationalitäten unterrichtet werden. Länderspiel mehr gemacht.“ Vorbildlich: Tilkowskis soziales Engagement So gibt er, inzwischen für seine Dann aber doch wieder. Mit 39 Län­ Aktivitäten hoch dekoriert mit dem derspielen ist er zum damaligen Zeit­ Dennoch möchte Hans Tilkowski bei Bundesverdienstkreuz am Bande, mit punkt Rekord­Nationaltorwart ge­ aller Hochachtung und trotz aller der Stauffer­Medaille von Baden­ wesen, als er am 8. April 1967 in Erfolge Helmut Schön nicht mit dem Württemberg, mit dem Verdienst­ Dortmund beim 6:0 gegen Albanien berühmten Vorgänger auf die oberste orden des Landes Nordrhein­West­ von der internationalen Bühne abtrat. Stufe hieven. „Sepp Herberger war falen, mit dem Bundesverdienstkreuz Als unumstrittene Nummer eins. unvergleichlich, einmalig. Kein ande­ erster Klasse, ein Stück von jenem rer Bundestrainer, der nach ihm Glück zurück, das er seinem Lieb­ Erste Wahl war er auch geblieben, kam, ist an ihn und seine heraus­ lingssport zu verdanken hat: „Der als im Herbst 1964 Helmut Schön die ragende Persönlichkeit herange­ Fußball war alles für mich. Ich hatte Nachfolge Herbergers antrat und kommen“, sagt er. nichts, als ich anfing. Ich habe damit die „goldene Ära“ der National­ Rasierklingen verkauft und Fahrräder mannschaft begann: Vizeweltmeister Hans Tilkowski lebt vor, was er for­ bewacht, um mir die paar Mark für 1966, WM­Dritter 1970, Europameis­ dert – insbesondere die Menschlich­ den Mitgliedsbeitrag in einem Verein ter 1972, Weltmeister 1974, EM­ keit. Geradezu legendär ist sein sozi­ leisten zu können.“ VOR 50 JAHREN 28 HELMUT SCHÖNS AMTSANTRITT UND DAS ENDE DER ERSTEN BUNDESLIGA-SAISON

Es war der Anfang einer einzigartigen fußballs gespielt: Gegen von dieser Reform eine größere, eine Karriere, einer märchenhaften Lauf­ und Eusebio, gegen Augusto, Simoes, intensivere Leistungsdichte erhoffte. bahn, deren Schwerpunkte kaum zu gegen , Bobby Charlton, Doch Tilkowski war skeptisch. Unter markieren sind. Wo soll er anfangen, Woronin, Masopust, Coluna, Jimmy anderem deshalb, weil er, der gelern­ wo aufhören? Greeves und den famosen Pelé. Und te Bauschlosser mit anschließender mit Franz Beckenbauer, mit Uwe kaufmännischer Ausbildung, den Von Husen nach Kaiserau. Von Kai­ Seeler, mit Wolfgang Overath, mit Beruf aufgeben musste. serau 1955 für 3.000 Mark Ablöse Helmut Haller. Mit Günter Netzer: zur Herner Westfalia, die damals, zu „Bei dessen erstem Länderspiel, Als vor genau 50 Jahren im Mai 1964 seligen Oberligazeiten, kaum zu 1965 gegen Österreich, bin ich Kapi­ mit dem Abpfiff der ersten Bundes­ glauben, an Schloß Strünkede um tän gewesen.“ liga­Saison der Aufbruch zum großen die Deutsche Meisterschaft spielte. Umbruch des Profifußballs in Deutsch­ Von Herne zur Dortmunder Borussia „Länderspiel-Teilnahme land vollzogen war, zog er eine erste (Ablöse maximal 50.000 Mark), die galt als Ehrensache“ Bilanz. „Hatten wir vorher viermal, 1965 den DFB­Pokal gewann, im fünfmal in der Woche trainiert, wur­ selben Jahr Bundesliga­Vizemeister Hans Tilkowski, der „Straßen­Fuß­ den plötzlich zwei Trainingseinheiten wurde und wenige Monate später als baller“ aus Husen und sein sagen­ pro Tag angesetzt“, sagt Tilkowski, der Europacup­Gewinner der Pokal sieger hafter Werdegang, der ihn auch an finanziell keinen adäquaten Ausgleich triumphierte: „Sagenhafte Erfolge“ einer historischen Entwicklung teil­ entdecken konnte. „Die Grundge­ sagt Hans­Tilkowski, der 1965 auch haben ließ: 1963 wurden die inter­ hälter lagen zwischen 800 und 1.000 zu Deutschlands „Fußballer des national nicht konkurrenzfähigen Mark, ich habe als Nationalspieler Jahres“ gewählt wurde. Oberligen abgeschafft und die Bun­ 1.200 Mark erhalten. Im Europa­ desliga als höchste deutsche Spiel­ pokal gab es eine Höchstprämie von Er hat mit den und er hat gegen klasse eingeführt. Unter anderem auf 250 Mark, und die Teilnahme an einem die großen Kapazitäten des Welt­ Betreiben Sepp Herbergers, der sich Länderspiel galt als Ehrensache“.

ERINNERUNGSALBUM: HANS TILKOWSKI MIT GÜNTER SAWITZI (LINKS) UND WOLFGANG FAHRIAN (MITTE), DEM KONKURRENTEN AUF DER TORWART-POSITION. 29

WEMBLEY, 30. JULI 1966: ERZIELT GEGEN TILKOWSKI DAS VIELLEICHT BERÜHMTESTE „TOR“ DER FUSSBALL-GESCHICHTE.

WIEDERSEHEN NACH 45 JAHREN: HURST UND TILKOWSKI BEI EINEM ZUSAMMENTREFFEN IM JAHR 2011.

An diese Kindertage der Bundesliga hat nie auf den Putz gekloppt. Das ist tragen, die der Verein oder der erinnert er sich, als wäre es gestern typisch für die ganz Großen. Die sind Verband vorschrieben, wir hatten gewesen. Der 1. FC Köln, damals mit immer bescheiden geblieben.“ keine Spezialtrainer fürs Tor, für die dem ehrgeizigen Präsidenten Franz Kondition, wir hatten keine große Kremer so etwas wie die deutsche Eine Eigenschaft, die Hans Tilkowski medizinische Abteilung. Selbst Antwort auf Real Madrid, ist erster zuweilen bei den Jung­Stars der bei der Nationalmannschaft gab es Meister geworden, und Uwe Seeler, Jetzt­Zeit vermisst. Wobei er jedoch nur einen Masseur, nämlich Erich das HSV­Idol, wurde der erste Tor­ fast entschuldigend einräumt: „Wo Deuser“, listet Tilkowski auf. schützenkönig. „Auch gegen mich hat soll die Bescheidenheit herkommen, der Uwe das eine oder andere Ding wenn die in ihrem Alter schon so viel Und heute? „Die Spieler können sich versenkt“, sagt Tilkowski, der den Geld verdienen.“ vermarkten, können die Schuhe ihrer Hamburger voller Respekt als einen Wahl tragen, treten in den herrlichs­ Ausnahmekönner würdigt: Hans Tilkowski, immer noch fit, ten Stadien der Welt an. Es ist drahtig, hellwach, hofft darauf, im unglaublich, was ihnen sportlich und Uwe Seeler wurde erster kommenden Jahr achtzig zu wer­ finanziell geboten wird. Ihnen wird Bundesliga-Schützenkönig den. Doch wenn er einen Herzens­ alles abgenommen, zum Verein oder wunsch frei hätte, dann diesen: zur Nationalmannschaft brauchen „Er war dynamisch, kopfballstark „Ich wäre liebend gern noch einmal sie nur noch ihren Kamm und die und scheute keinen Zweikampf. Er 20“, sagt er und unterfüttert sein Zahnbürste mitzubringen, alles an­ konnte ein Spiel allein entscheiden Begehren mit Vergleichen. „Wir dere erledigt sich wie von selbst“, und jede Mannschaft mitreißen“, haben im Gegensatz zu heute doch staunt Tilkowski, für den der Fußball lobt Tilkowski, der den ehemaligen nur gegen Verbote gespielt. Wer­ in diesem Segment „ein Traumberuf“ Konkurrenten zudem wegen einer bung war untersagt, Ablösesummen geworden ist. Gerne wäre er noch bemerkenswerten charakterlichen gab es nicht, Gehälter waren mittendrin. Stärke rühmt: „Er ist nie ausgeflippt, begrenzt, wir mussten die Schuhe Hans­Josef Justen VOR 40 JAHREN 30 DIE DDR BEI DER WM 1974

Vor 40 Jahren: Traumpass und Traumtor bei der einzigen WM­Teilnahme der DDR

Hamann, Sparwasser und die 77. Minute von Hamburg

Mit lauter Musik und vielstimmigem Gesang rollte der Bus mit der DDR-Nationalmannschaft zum Hamburger Stadion. Kein Wunder, denn vor dem innerdeutschen Duell mit der BRD stand der Einzug in die zweite Finalrunde der Weltmeisterschaft 1974 bereits fest, war das angestrebte und von der DDR-Sportführung geforderte Ziel erreicht. Jürgen Nöldner, früherer DDR-Auswahlspieler und später Leiter der Berliner Redaktion des kicker, über zwei Haupt- darsteller beim größten Sieg der DDR-Auswahl.

Das „Wunder von Hamburg“ mit dem Soeben ist er von einem mehr als hätte auswechseln lassen“, so 1:0­Sieg gegen den späteren Welt­ einjährigen Aufenthalt in Vietnam Hamann. Gegen das DFB­Team meister war eine unerwartete Zu­ zurückgekehrt, wo er in Hanoi schlugen dann jedoch seine Minuten gabe. „Das hat die Mannschaft von ein Fußball­Leistungszentrum für im Mittelfeld. Helmut Schön wohl auch wachge­ Jugendliche aufgebaut hat. rüttelt und ließ ihr auch das Glück „Der Pass zum Siegtor stand zuteil werden, den Holländern in der Bis zu jener 77. Minute stand Hamann nicht in meiner Auftragsliste“ zweiten Runde aus dem Weg zu ge­ in der DDR­Elf nur in der „zweiten hen. Wer weiß, wie diese WM sonst Reihe“. Zwar hatte der gebürtige „Der Trainer wollte wohl allmählich ausgegangen wäre“, sagt noch heute Pasewalker fünf Jahre zuvor gegen das Unentschieden nach Hause brin­ der damalige DDR­Kapitän Bernd Chile sein Auswahl­Debüt unter dem gen, deshalb sollte ich anstelle des Bransch. damaligen Trainer Harald Seeger zu offensiven die gegeben, doch erst ein Jahr vor der rechte Seite absichern. Der Pass zum Besonders in Erinnerung geblieben WM 1974 rückte er auch in Busch­ Siegtor stand also eigentlich gar ist darüber hinaus bis heute die be­ ners Blickpunkt. „Ich hatte als Libero nicht in meiner Auftragsliste.“ Die rühmte 77. Minute von Hamburg. Auf beim FV Vorwärts Frankfurt in der Belohnung folgte für Hamann mit der eine Kurzformel gebracht, lautet sie: Saison die Punktewertung der Fuß­ Nominierung für das nächste Spiel Abwurf Croy – Pass Hamann – Tor ball­Woche nach den 26 Meister­ gegen Brasilien. Doch sein Auftritt Sparwasser. „Das war alles andere schaftsspielen gewonnen, also hatte als eine Zufalls­Produktion. Im Trai­ ich einen guten Lauf.“ Buschner über­ ning hatten wir dies unter Georg trug ihm die Rolle des Doubles für Buschner immer wieder bis zum Abwehrchef Bernd Bransch. „Auf Überdruss geübt. Und keiner hatte dieser Position habe ich mir aber PASSGEBER UND SCHÜTZE: ahnen können, dass es sich einmal keine große Chance ausgerechnet, UND JÜRGEN SPAR- so auszahlen würde“, erzählt der da Bransch Kapitän war und sich WASSER, DIE PROTAGONISTEN DES heute 69­jährige Erich Hamann. höchstens mit abgehacktem Kopf HAMBURGER ERFOLGS.

VOR 40 JAHREN 32 DIE DDR BEI DER WM 1974

dauerte nur 45 Minuten – und war waren wir damals wohl blutige An­ aufgehoben. Eine Bild­Zeitung vom zugleich der letzte in seiner kurzen fänger“, erinnert sich Erich Hamann. Spieltag mit dem Titel: „Warum wir Länderspiel­Karriere. Wegen einer heute gewinnen“. Das allerdings ver­ Oberschenkel­Verletzung musste der „Traue unserem Team zu, hinderte nach Hamanns glanzvoller Frankfurter ausgewechselt werden, um den Titel mitzuspielen“ Vorarbeit in letzter Instanz und mit und diese machte ihm dann nach perfekter Krönung ein DDR­Stürmer: missglückter Behandlung über ein „Natürlich schaue ich jetzt schon auf Jürgen Sparwasser. Jahr lang schwer zu schaffen. die nächste WM in Brasilien. Die Bra­ silianer werden zaubern, doch die Der Magdeburger nahm Hamanns „Wir hätten bei der WM durchaus Europäer werden sich nicht naiv an­ Mustervorlage an, umkurvte Abwehr­ noch erfolgreicher sein können, wenn stellen, sondern Gegenmittel parat Terrier Berti Vogts und Torhüter Sepp wir in der zweiten Runde gegen Brasi­ haben. Unserer Mannschaft traue ich, Maier. „Dieses Tor ist für mich nie zur lien und Argentinien von unseren wenn sie ihr Potenzial ausschöpft Belastung geworden, zumal es schön Trainern nicht zu defensiv eingestellt und vor allem in der Defensive siche­ gemacht war. Es war wie aus dem worden wären. Chancenlos waren rer wird, durchaus zu, um den Titel Lehrbuch“, rekapituliert er diese wir eigentlich nur gegen die über­ mitzuspielen.“ Szene, die Geschichte schrieb. Und er ragenden Holländer.“ Auch sei die vergaß bei aller Begeisterung um 0:1­Niederlage gegen Brasilien über­ Das Abschneiden bei der WM 1974 seine Person den Passgeber nicht: flüssig gewesen. „Ein direkt verwan­ war für Hamann und sein Team ein „50 Prozent des Tores gehören Erich delter Freistoß mit einer Variante, die großer Erfolg. „Wir haben gezeigt, Hamann.“ neu für uns war. Ein Brasilianer stellte dass wir in der DDR guten Fußball sich in die Mauer, duckte sich und spielen können und nicht die Kraft­ Dass dieses 1:0 in die Fußball­Anna­ Rivelino traf genau durch dieses maschinen und Antifußballer sind, len eingehen sollte, hätte „Spari“ da­ Loch, was er sonst wohl auch nicht als die wir dargestellt wurden.“ Des­ mals selbst nicht für möglich gehal­ alle Tage schaffte. Wenn ich heute an halb hat er bis heute ein besonderes ten. Eine repräsentative Umfrage das Gedränge bei Freistößen denke, Mitbringsel als Erinnerungsstück unter Studenten belehrte ihn Jahre

ERICH HAMANN IM KOPFBALLDUELL: ZWISCHEN- RUNDENSPIEL BEI DER WM 1974 GEGEN BRASILIEN.

HAMBURG, 22. JUNI 1974: JÜRGEN SPARWASSER NIMMT MASS UND ERZIELT DEN ENTSCHEIDENDEN TRAFFER. 33

AUCH NACH DER KARRIERE NOCH SPORTLICH AKTIV: HAMANN UND SPARWASSER 2008 BEI EINEM SPIEL DES DDR-OLDSTAR-TEAMS.

später jedoch eines Besseren: Auf die Ein paar Wochen zuvor gewann spätere Dresdner Goalgetter Hans­ Frage nach den wichtigsten Toren der gebürtige Halberstädter mit Jürgen Kreische und das Zwickauer der deutschen Fußballgeschichte dem 1. FC Magdeburg den Europa­ Torwart­Idol Jürgen Croy gehörten rangierten Helmut Rahns Siegtor im pokal der Pokalsieger mit einem zu dieser Erfolgself. Finale der WM 1954 in der Schweiz 2:0 beim Finale in Rotterdam ge­ gegen Ungarn, das umstrittene gen den AC Mailand – es war der Auch Sparwassers Debüt Wembley­Tor im WM­Endspiel 1966 einzige internationale Pokalgewinn gemeinsam mit Hamann durch die Engländer und der Treffer eines DDR­Fußballklubs. Jahrelang von Jürgen Sparwasser auf den hatte es Sparwasser und seine Jürgen Sparwasser debütierte 1969 ersten drei Plätzen. Magdeburger WM­Mitstreiter Wolf­ in der DDR­Nationalmannschaft gang Seguin, Martin Hoffmann und gegen Chile, interessanterweise Am Abend nach dem denkwürdigen Jürgen Pommerenke gewurmt, gemeinsam mit Erich Hamann. Im Sieg von Hamburg ging es im DDR­ dass sie diesen einmaligen Erfolg Gegensatz zu seinem kongenialen Quartier ein bisschen feucht­fröh­ nicht auskosten konnten. Während Passgeber beim Hamburger WM­ licher zu als ansonsten von Trainer der Rest der Mannschaft sich näm­ Spiel, dessen Nationalteam­Karriere Buschner gestattet, ein paar Biere lich nach der Rückkehr in Magde­ nach drei Einsätzen zu Ende war, mehr wurden kredenzt. Der eigenwil­ burg feiern ließ, mussten die vier brachte Sparwasser es auf 53 Län­ lige und selbstbewusste DDR­Coach Nationalspieler sofort von Rotter­ derspiele, bestritt seine letzte hatte allerdings dafür gesorgt, dass dam ins triste Trainingslager nach Begegnung im Auswahl­Trikot 1977 bei dieser Feier DDR­Funktionäre Schweden reisen. im WM­Qualifikationsspiel gegen die nicht zugelassen wurden, die sich Türkei. 19 Tore markierte er bei jenen Sieg politisch auf die Fahnen Aufgegangen war Sparwassers seinen Einsätzen. Der Hamburger schreiben wollten. „Für uns war dies Stern als Torjäger eigentlich schon Treffer war wohl von allen der im ein Spiel wie alle anderen bei der 1965, als die DDR­Juniorenauswahl wahrsten Sinne des Wortes funda­ Weltmeisterschaft, auch wenn mir das UEFA­Turnier, Vorläufer der mentalste. Er selbst hat es so formu­ das niemand glaubte. Aufgeblasen heutigen Europameisterschaft, mit liert: „Wenn auf meinem Grabstein wurde es doch nur durch die Funk­ einem dramatischen 3:2­Erfolg im eines Tages steht ‚Hamburg 1974’, tionäre“, erinnert sich Sparwasser. Endspiel gegen England gewann, weiß jeder, wer darunter liegt.“ Für den Mittelstürmer ist ein an­ wobei der Magdeburger für die derer Erfolg viel höher angesiedelt. 1:0­Führung gesorgt hatte. Auch der Jürgen Nöldner VOR 60 JAHREN 34 WM-QUALIFIKATIONSSPIEL SAARLAND GEGEN DEUTSCHLAND

Vor 60 Jahren: Das historische WM­„Bruder­Duell“ des Saarlands gegen Deutschland

Als Fußball die Politik zur Seite grätschte

In der 50er-Jahren war das Saarland ein autonomer Staat, war sein Fußballbund, früher noch als der DFB, Mitglied in der FIFA und dank des 1. FC Saarbrücken eine erste Adresse im europäischen Fußball gewesen. Höhepunkt der saarländischen Fußball-Geschichte mit ihren 19 Länderspielen waren die beiden Begegnungen mit Deutschland in der Qualifikation zur WM 1954 und dabei ganz besonders das Rückspiel in Saarbrücken. Michael Kipp, Redakteur bei der Saarbrücker Zeitung, blickt zurück auf ein denkwürdiges Spiel in einer merkwürdigen Zeit.

Wo liegt das nochmal? Wie groß ist mal wieder französisch war. Zumin­ die 1951 Real Madrid im Chamartín­ es? Sprechen die nicht alle franzö­ dest stand es vom 8. November 1947 Stadion (das heutige Bernabeu) mit sisch? „Das Saarland ist wahrschein­ bis Ende 1956 unter dem Protektorat 4:0 geschlagen hatte und 1952 das lich das unbekannteste deutsche Frankreichs. Die Franzosen waren für Endspiel um die Deutsche Meister­ Bundesland“, resümierten Meinungs­ seine Verteidigung und die auswär­ schaft gegen Stuttgart unglücklich forscher in einer Imageanalyse, tige Vertretung zuständig. Ansonsten 2:3 verloren hatte. Nur noch über­ welche die saarländische Landes­ war das Saarland jedoch ein auto­ troffen von der saarländischen regierung in Auftrag gegeben hatte. nomer Staat, hatte eine eigene Ver­ Nationalmannschaft. Sie war ein Seit Februar 2014 liegt sie vor und fassung, einen Ministerpräsidenten, saarländisches Heiligtum. erklärt den Saarländern, dass sie einen Landtag, eine Regierung, eine niemand kennt. Polizei, Autokennzeichen. Und: sehr, Helmut Schön war seit 1952 ihr sehr gute Fußballer. „Der beste Trainer und sollte sie zur WM führen. Dabei war das Saarland einst dank Außenminister des Saarlandes war Genau der Dresdner, der 22 Jahre Kohle und Stahl ein starker deut­ damals der 1. FC Saarbrücken“, sagt später Beckenbauer, Maier und scher Wirtschaftsmotor, und dank der FCS­Stürmer Herbert Binkert. Müller zum WM­Titel lotste und des Fußballs früher eine große 1956 Sepp Herbergers Assistent Nummer mitten in Europa. Der „Saarbrücken interessanteste werden sollte. Oder der Saarländer 1. FC Saarbrücken, Borussia Neun­ Mannschaft des Kontinents“ Hermann Neuberger: Am 14. Mai kirchen – in den 50er­ und Anfang 1950 begann er als Präsident des der 60er­Jahre war der saarlän­ Das sah der damalige FIFA­Präsi­ damaligen Saarländischen Fußball­ dische Fußball en vogue. Nicht nur dent Jules Rimet übrigens ähnlich: bundes seine beispiellose Funk­ in Deutschland. In ganz Europa. 1954 „Die interessanteste Mannschaft des tionärskarriere, die der Völklinger auch in aller Welt. Denn das kleine Kontinents kommt aus Saarbrücken“, als DFB­Präsident (1975 bis 1992) Saarland wollte an der Weltmeister­ erklärte er in einem Interview. Dabei vollendete. Dank Neubergers ge­ schaft in der Schweiz teilnehmen. bezog sich der Namensgeber des schickter Vermittlung gelang es In einer Zeit, als das Saarland gerade WM­Pokals auf die FCS­Mannschaft, dem Fußballbund des Saarlands am

VOR 60 JAHREN 36 WM-QUALIFIKATIONSSPIEL SAARLAND GEGEN DEUTSCHLAND

TOR FÜR DEUTSCHLAND: ENTTÄUSCHUNG BEI DEN TOR AUS DEM NICHTS: NÜRNBERGS SAARLÄNDERN WALDEMAR PHILIPPI UND KURT CLEMENS. MAX MORLOCK ERZIELT DAS 1:0.

12. Juni 1950 sogar, vor dem DFB aus unserer Sicht waren sie Deut­ 300.000 Mark hatten sie geboten. eigenständiges Mitglied des Welt­ sche. Die Neunkircher und Saar­ Clemens war Saarlands . fußballverbandes FIFA zu werden. brücker – das waren doch keine Aus­ Auch wenn er den Vergleich nicht Den DFB nahm die FIFA erst im länder.“ Doch auch hier grätschte mag. „Ich habe noch nie so viel Spiel­ Herbst auf. So durfte das Saarland wieder die Politik dazwischen. Denn witz wie bei Fritz gesehen. Als 1954 von der WM in der Schweiz von einem „Bruder­Duell“ durfte in 18­Jährigen habe ich ihn spielen se­ träumen. Damals kannte Deutsch­ der Öffentlichkeit auf Geheiß von hen, da war er überragend. Bei der land das Saarland. Saarlands Ministerpräsident Johan­ WM war er ja schon 33 Jahre alt. nes Hoffmann mit Rücksicht auf die Er war mein Vorbild. Aber ich war Beide Mannschaften waren in der Franzosen nicht gesprochen werden. beileibe nicht so gut“, gibt er sich be­ WM­Qualifikation in einer Gruppe mit Und so schrieb auch das Stadionheft scheiden. Sie verloren einander nie Norwegen. So spielten sie gleich zwei nur von einem Spiel „unter Freunden aus den Augen. Fritz Walter erzählte Mal gegeneinander: Am 28. Oktober und Kameraden“. noch 40 Jahre später über Clemens: 1953 in Deutschland und, vor genau „Er war ein überragender Techniker. 60 Jahren, am 28. März 1954 in Saar­ Clemens und Binkert: Er konnte lange Pässe schlagen und brücken. Das Hinspiel gewann die Regisseur und Torjäger fütterte das Spiel mit guten Ideen. BRD in Stuttgart mit 3:0. Das Saar­ Kurt war allerdings ab und zu – land gewann in Norwegen nach „Formell durfte das Saarland keine ebenso wie ich – nicht hart genug.“ einem 0:2­Rückstand 3:2, was Nationalspieler haben. Es war nur Deutschland nicht gelang (1:1). von der FIFA anerkannt, nicht aber Beim Rückspiel zwängten sich in Norwegen ging aber in Deutschland von der Politik“, erzählt Saarlands den Ludwigspark 53.000 Zuschauer. mit 1:5 baden und erkämpfte sich ein Topstürmer Herbert Binkert. Der Die Kartennachfrage an diesem 0:0 in Saarbrücken. Die Ausgangs­ heute 90­Jährige erzielte in 174 28. März 1954, übrigens Sepp Her­ lage war damit klar: Gewinnt ­Spielen 110 Tore für den bergers Geburtstag, war so groß, Deutschland das „Bruder­Duell“, ist FCS. Für die saarländische National­ dass „Tausende keine Gelegenheit es in der Schweiz dabei. Gewinnt das mannschaft traf er sechs Mal in zwölf zum Besuch des Kampfes“ haben, Saarland im Ludwigsparkstadion, Spielen – mehr als jeder andere in schrieb die Saarbrücker Zeitung. kommt es zu einem Entscheidungs­ den insgesamt 19 Länderspielen der Deutschland werde „nichts ge­ spiel im Pariser Prinzenpark. Saar­Elf. Gefüttert hatte ihn Kurt schenkt“ bekommen. Clemens. Saarlands Spielmacher. „Bruder­Duell“ – so nannten sie das Die saarländische Landesregierung damals. Die Saarländer wollten eh Der ehemalige Kapitän des 1. FC ließ aufgrund der politischen Brisanz wieder Deutsche werden. Das ent­ Saarbrücken hatte ähnlich wie des Spiels keine Nationalflaggen im schieden sie im Oktober 1955 in einer Binkert stets mit gravierenden Ver­ Stadion zu. Die Bergmannskapelle Volksabstimmung, standen aber bis letzungen zu kämpfen. Knie, Kopf, durfte auch keine Hymnen spielen. Ende 1956 unter Frankreichs Pro­ Augen, Füße. „Alles war kaputt“, fasst Stattdessen waren 200 Zivil­Poli­ tektorat. „Das war auch für uns ein er treffend zusammen. 1951 galt er zisten im Einsatz, die patriotische komisches Gefühl, gegen die Saar­ als der teuerste Spieler Europas. Der Ausschreitungen verhindern sollten. länder zu spielen“, erinnert sich Horst gebürtige Homburger hatte gar ein Sie mussten aber nicht eingreifen. Eckel, Weltmeister von 1954. „Auch Angebot von Real Madrid vorliegen. Es war ja letztlich doch ein „Bruder­ 37

GUTES AUGE AUCH ALS TRAINER: HERBERT BINKERT 1970 SAARLÄNDISCHE ALT-INTERNATIONALE: WERNER OTTO AUF DER BANK DES FC HOMBURG. (LINKS) UND GÜNTER HERRMANN BEIM CDN-TREFFEN 2012.

Duell“. Den saarländischen Spielern, und ich weiß nicht, was geworden Mitglieder, stehen bei Treffen aber so erzählt Binkert, war das ganze wäre, wenn die Saar einen Vorsprung meist unerkannt im Abseits. Saar­ Drumherum eh egal: „Wir wollten erreicht hätte.“ Kurt Clemens, der länder eben. Dabei sagte Herberger guten Fußball spielen, wir wollten damals in Nancy unter Vertrag stand, nach dem Hinspiel in Stuttgart zum gewinnen – was die Politik gemacht trieb die Saarländer immer wieder Beispiel über Clemens: „Den müsst hat, hat uns nicht interessiert.“ an. Fritz Walter wiederum hatte in ihr uns pumpen.“ Der DFB lud die Minute 31 keine Lust mehr, mit den Saar­Mannschaft aus Respekt denn „Das Saarland hatte eine verdammt Saarländern zu tanzen. Er ließ sich auch zum Finale nach Bern ein. Nach gute Mannschaft“, erinnert sich Horst von Sepp Herberger auswechseln. dem Sieg feierten sie gemeinsam mit Eckel: „Binkert, Kurt Clemens, Neun­ „Verletzungsbedingt“, erinnert sich dem Weltmeister den sensationellen kirchens Erich Leibenguth, Herbert Binkert. Viele glaubten aber, dass er Titelgewinn. Martin. Das waren fantastische Fuß­ die Verletzung nur vorgetäuscht baller“, sagt der heute 82­Jährige, habe. Der vermeintlich echte Grund „Ich weiß noch heute, dass ich nach der nur im Hinspiel in Stuttgart zum hieß Waldemar Philippi, „Fips“ ge­ der Qualifikation nicht richtig Einsatz kam. Beim Rückspiel war der nannt. „Fips war immer schon der unglücklich war“, erinnert sich spätere „Lauterer“ Weltmeister nicht Angstgegner von Fritz Walter“, weiß Clemens. „Ich fühlte mich eben doch dabei, dafür vier seiner Vereins­ Binkert. Und der stand in Halbzeit als Deutscher und wollte Herberger kollegen: Werner Kohlmeyer, Werner eins oft auf Walters Füßen. und der Elf, in der ich als kleiner Bub Liebrich, Ottmar und, allen voran, mir immer zu spielen gewünscht Fritz Walter Respekt! Saar-Team zum hatte, nicht den Weg in die Schweiz Finale in Bern eingeladen verbauen. Wir Saarländer hätten bei Saarlands Superstars waren Binkert, der WM auch keine Chance gehabt“, Clemens und Martin. Binkert lebt Das 0:1 durch Deutschlands Stürmer sagt er bescheiden. 1953 kehrte heute in einem saarländischen Senio­ Max Morlock kam da eher aus dem er von Nancy zu Saar 05 zurück renheim und hat noch den Spielfilm Nichts. Auch das 0:2 von Morlock ins Saarland. Dorthin, wo glückliche des Jahrhundertspiels vor Augen: (54.) bedeutete noch nicht das Ende Menschen leben. Herbert Martin traf kurz nach Beginn saarländischer WM­Träume. Zumal sogar zum saarländischen Führungs­ Martin in der 67. Minute per Hand­ Denn auch das hat die Image­Um­ tor, das aber der niederländische elfmeter auf 1:2 verkürzte. „Flach frage der Landesregierung ergeben: Schiedsrichters Bronkhorst wegen und hart habe ich den ins linke Eck Von 600 befragten Saarländern sag­ Abseits nicht gab. „Das war nie und geschossen“, sagt er. Der Park bebte, ten nahezu alle, dass sie das Land, nimmer Abseits“, erinnert sich der doch Hans Schäfer (83.) sorgte mit seine Menschen und seine Lebensbe­ heute 89­jährige Martin, zu jener Zeit dem 1:3 für die Entscheidung. dingungen als positiv empfinden. einer der erfolgreichsten deutschen Vom kommenden Jahr an moderni­ Torschützen überhaupt, an den Pfiff Ob Binkert, Leibenguth, Otto oder siert die Landesregierung den 60 des Unparteiischen. Clemens den Deutschen in der Jahre alten Ludwigspark. Vielleicht Schweiz gut zu Gesicht gestanden findet dann mal wieder ein Bundes­ Deutschlands Torwart Toni Turek hätten? Im Club der Nationalspieler ligaspiel in Saarbrücken statt. Wäre analysierte damals: „Es hat eine sind sie, wie alle anderen saarlän­ gut fürs Image. Halbzeit böse für uns ausgesehen, dischen Altinternationalen, seit 2008 Michael Kipp 38 CDN-NEWSLETTER 18/2014

Sein Leben als Film zum Claudia Schiffer, Mick Jagger, Ger- begeisterten sich in Wiesbaden 70. Geburtstag des „Kaisers“ hard Schröder und sogar Wladimir die Welt- und dreimalige Europa- Putin sowie natürlich Pelé. Becken- meisterin Steffi Jones, Welt- und Noch dauert es länger als ein Jahr, bauer: „Auch so ganz besondere Europameister Günter Netzer so- ehe Franz Beckenbauer am 11. Menschen wie Papst Benedikt und wie die Vizeweltmeister Christoph September 2015 seinen 70. Ge- Muhammad Ali würde ich gerne Metzelder und an dem burtstag feiern wird. Die erste ganz noch mal treffen. Zuerst dachte ich: spektakulären Programm mit große Weiche zu diesem Ereignis Wen interessiert das überhaupt, ­Spitzensport und Akrobatik und wird freilich jetzt schon gestellt. wenn ich 70 werde? Dann aber an der von der Erfolgsband „Pur“ Unter dem Arbeitstitel „Des Kai- ­wurde mir bewusst, dass sowieso gestalteten Mitternachtsshow. sers schönes Leben“ wird von was gemacht wird. Also habe ich ­Zudem war die Führung des ­Erfolgsproduzent Nico Hofmann mich auf das Angebot von Nico ­Deutschen Fußball-Bundes mit („Die Flucht“, „Der Medicus“) be- ­eingelassen.“ Präsident Wolfgang Niersbach und reits an einem 90-minütigem Doku- Generalsekretär Helmut Sand- mentarfilm gearbeitet, mit dem rock bei diesem hochkarätigen Deutschlands größtem Fußballer „Ball des Sports“ mit Jones, ­gesellschaftlichen Treffpunkt der „ein Denkmal in Farbe“ errichtet Netzer, „Metze“ und Stein Deutschen Sporthilfe für Eliten aus werden soll. Für diesen Zweck Sport, Wirtschaft und Politik ver- lässt Grimme-Preisträger Thomas Auch im fünften Jahrzehnt seines treten. Mit einem Reingewinn im Schadt den „Kaiser“ länger als ein Bestehens ist die große Beliebtheit hohen sechsstelligen Bereich Jahr von einem Kamerateam be- des „Ball des Sports“ unverändert ­bestätigte der „Ball des Sports“ gleiten – auch bei der WM in Bra­ hoch. So war auch die 44. Benefiz- auch diesmal seinen Ruf als Euro- silien. In einem Interview mit der Gala zu Gunsten der deutschen pas erfolgreichste Fundraising- „Bunte“ kündigt Hofmann an: „Es Spitzensportler in Wiesbaden mit Veranstaltung. wird ein intensives Gespräch mit 1.800 Gästen ausverkauft. Unter Franz geben, das wir über Monate den mehr als 100 Medaillengewin- aufbauen. Und wir werden weltweit nern bei Olympischen Spielen, Manuel Neuer Wohltäter viele seine Wegbegleiter treffen.“ Welt- und Europameisterschaften und Markenbotschafter Gedacht ist unter anderem an Per- war der Fußball abermals pro­ sönlichkeiten wie Placido Domingo, minent vertreten. Unter anderem Noch verstärkt hat Manuel Neuer sein Engagement für benach- ­teiligte Kinder. Bereits 2010 hat der Nationaltorhüter seine Stiftung „Manuel Neuer Kids Foundation“ gegründet. Sie soll benachteiligten Kinder im Ruhrgebiet in eine bes­ sere Zukunft verhelfen. Jetzt ließ der Schlussmann des FC Bayern München ein Kinderhaus reno­ vieren, in dem 50 bis 70 Kinder tagsüber betreut und von Sozial­ pädagogen gefördert werden. ­Zudem wird Manuel Neuer zur WM 2014 in Brasilien als Marken- botschafter von Coca Cola Zero fungieren und über das Turnier ­hinaus die Markenkampagne des Konzerns in der Bundesligasaison 2014/15 vertreten. Coca Cola ist als Premium-Partner des DFB Motor der eindrucksvollen ­Erfolgsgeschichte des 2003 ge- gründeten Fan Club Nationalmann- GÄSTE BEIM „BALL DES SPORTS“: ULI STEIN MIT EHEFRAU UND TOCHTER. schaft powered by Coca Cola. DIAGONALPÄSSE 39

Mit DFB-Akademie in Frankfurt die Zukunft des Verbandes bauen

Für Franz Beckenbauer war es und betont: „Hier wollen und bildung sowie Dienstleistungs- schon Mitte der 80er-Jahre ein ­werden wir den DFB der Zukunft stätte für die DFB-Landesver- wichtiges Anliegen als Teamchef. bauen.“ So wird die DFB-Akademie bände sein. Und: „Idealerweise Nationalmannschaftsmanager allen männlichen und weiblichen soll, so unsere Option, die DFB- brachte das ­ Nationalmannschaften als Heim- Zentrale aus der Otto-Fleck- Thema dann 2009 auf die Agenda. stätte dienen. Insbesondere soll Schneise dorthin verlagert Nunmehr nimmt es konkret Ge- sie daneben Mittelpunkt der Leis- ­werden“, kündigt­ Niersbach an. stalt an: Das Leistungszentrum tungsdiagnostik und Videoanalyse, Kalkulierte Gesamtkosten für das des DFB, von nun an offiziell des Scoutingsystems, der Trainer- Projekt „Alles unter einem Dach“: „DFB-Akademie“ genannt. Den und Schiedsrichteraus- und -fort- 50 bis 60 Millionen Euro. entscheidenden Anstoß gab Mitte März 2014 das Angebot der Stadt Frankfurt, dem DFB die seit ­Jahren defizitäre Galopprenn- bahn im Stadtteil Niederrad als Standort in Erbpacht zu über­ lassen, wofür das DFB-Präsidium am 21. März 2014 grünes Licht gab. „Wir würden einen großen Fehler und ein unentschuldbares Versäumnis auch gegenüber fol- genden Generationen machen, hätten wir dieses einzigartige ­Angebot nicht angenommen und würden darauf jetzt nicht mit aller Konsequenz eingehen“, äußert sich DFB-Präsident Wolfgang Niersbach über das von etablier- ter Infrastruktur umgebene Areal ZUKÜNFTIGER DFB-STANDORT: DAS HEUTIGE GELÄNDE DER GALOPPRENNBAHN.

Hansi Müller engagiert sich per wohl und will hierbleiben, sich bereits im vergangenen Jahr in der Kommunalpolitik nachdem ich bisher rund ein an einer Kampagne gegen den ­Dutzend Mal umgezogen bin.“ Der Bau von Windrädern oberhalb der Hansi Müller will „der Gemeinde, 42-malige Nationalspieler hatte Gemeinde beteiligt. in der ich lebe, etwas von dem ­zurückgeben, was ich hier be­ komme“. Aus diesem Grund kan­ didiert der Europameister von 1980 und derzeitige Aufsichtsrat des VfB Stuttgart am 25. Mai bei den Kommunalwahlen in Baden- Württemberg für ein Mandat im Gemeinderat seines Wohnorts Korb im Remstal. Mit seiner Bereit- schaft, bei der Wahl auf der Liste der Wählervereinigung CDU/Freie Wähler anzutreten, strebt der 56-jährige Ex-Profi mitnichten eine politische Karriere an. Er sei auch kein Mitglied in der CDU, erklärt er und betont: „Ich fühle mich in Korb unter den Weinbergen einfach su- IN DER KOMMUNALPOLITIK AKTIV: HANSI MÜLLER, EUROPAMEISTER 1980. 40 DIAGONALPÄSSE / IN MEMORIAM

DFB-Integrationspreis für Jérôme Boateng

Einen Bambi für sein soziales ­Engagement hat er bereits be­ kommen. Zusammen mit dem ­Hertha-Profi Änis Ben-Hatira ­erhielt der Nationalspieler und ­gebürtige Berliner diese Aus­ zeichnung kürzlich für seinen ­Einsatz als Schirmherr des Ver- eins Mitternachtssport ­Berlin, der zudem den DFB- und Mercedes- Benz-Integrationspreis erhielt. Inzwischen ist der Profi des FC Bayern München, der früher selbst auf Bolzplätzen in Berliner Straßen kickte, zum Botschafter für die UNESCO ernannt worden. Im Rahmen des Projekts „Living TRÄGER DES INTEGRATIONSPREISES: JÉRÔME BOATENG (RECHTS). a dream“ unterstützt Jérôme ­Boateng im Vorfeld der WM in und pädagogische Ausbildung zu verwirklichen. Den Kindern will ­Brasilien als „Patron of Hope“ ermög­lichen, spendete er 20.000 ich zeigen, dass sie es schaffen ­arme Kinder in Rio de Janeiro. Euro und erklärte: „Ich weiß, wie können. Für viele von ihnen ist Um diesen Kindern eine sportliche schwer es ist, sich einen Traum zu der Fußball die einzige Hoffnung.“

Wir trauern um Josef „Jupp“ Röhrig (88), der am 12. Februar 2014 in Köln-Porz gestorben ist.

„Ein Spieler der internationalen bahn bei Germania Zündorf be­ ­Extraklasse.“ So fasste Hans Schä- gonnen hatte, zwischen 1950 und fer, einer der „Helden von Bern“, 1960 für die Kölner. Als Sepp Her- Jupp Röhrigs große fußballerische berger den Halblinken 1950 beim Qualitäten zusammen. Schäfer und ersten Nachkriegsländerspiel ge- Röhrig, dieses Duo war beim 1. FC gen die Schweiz in der 88. Minute Köln in den 50er-Jahren ein kon­ einwechselte, war er in seinem JOSEF „JUPP“ RÖHRIG geniales Gespann auf der linken ­ersten von zwölf Länderspielen Angriffsseite. „Ohne Jupp wäre ich der erste Nationalspieler des 1. FC Wie der Weltmeistertitel so blieben nie das geworden, was ich später Köln. Weitaus mehr Länderspiele ihm auch die nationalen Titel im war. Seinen genialen Pässen hatte verhinderte die Tatsache, dass er DFB-Pokalfinale 1954 (0:1 gegen ich 80 Prozent meiner Tore zu ver- auf seiner Position Fritz Walter vor VfB Stuttgart) und im Endspiel um danken“, betonte Schäfer, der Welt- sich hatte sowie seine sensiblen die Deutsche Meisterschaft 1960 meister und langjährige Kapitän Muskeln und Sehnen. „Ich war (2:3 gegen den Hamburger SV) ver- des 1. FC Köln, als er am 12. Fe­ schon für den WM-Kader 1954 wehrt. Großen Erfolg hatte Jupp bruar von Jupp Röhrigs Tod nach ­nominiert, als ich mir beim Ab- Röhrig dagegen als langjähriger dessen langer Krankheit erfuhr. schlusstrainingslager in Grünwald Trainer der FC-A-Jugend, die er „Ich verliere einen guten Freund und eine Achillessehnenverletzung zu- 1971, unter anderem mit den spä­ der 1. FC Köln einen großartigen zog“, nannte der technisch bril­ teren Nationalspielern Herbert Menschen und tollen Fußballer.“ lante Spielmacher als Grund für Neumann und , 241 Oberligaspiele (35 Tore) be- den wohl größten sportlichen zum deutschen Meistertitel führte. stritt Röhrig, der seine Fußballlauf- Schicksalsschlag seiner Karriere. wt CDN-NEWSLETTER 18/2014 41

RUNDE GEBURTSTAGE JUBILÄEN Berlin) am 23. Februar gegen (In Klammern Länderspielanzahl) (Spieler mit mehr Ghana­ (3:0), WOLFGANG als 5 Länderspielen) FAHRIAN­ (10, 22 Jahre, TSG Ulm

90 Jahre: Debütantenball KARL-HEINZ WOHLFAHRT (2) vor 60 Jahren (1954): am 16. Juni, MATTHIAS ­MAU- RITZ (1) am 13. November. GÜNTHER WIRTH (insgesamt 28 Länderspiele, Alter und Verein beim 1. Länderspiel: 21 Jahre, Motor­ Berlin-Oberschöneweide) am 8. März gegen Rumänien (0:1), (21, 26 Jahre, Rot-Weiss Essen) am 26. September gegen Belgien (0:2), UWE SEELER (72, 17 Jahre, Hamburger SV) am 16. Oktober gegen Frankreich (1:3), (13, 21 Jahre, VfB Stuttgart) am 19. Dezember gegen Portugal (3:0). MATTHIAS MAURITZ­ WOLFGANG ­FAHRIAN

80 Jahre: 46) am 29. April gegen Tschecho- slowakei (3:4), STEFAN REISCH GÜNTER IMHOF (2) am 27. Ja­ (9, 22 Jahre, 1. FC Nürnberg) am nuar, KLAUS THIELE (4) am 12. Mai gegen Schottland (2:2), 25. Februar, REINHARD FRANZ ­ENGELBERT „BERTI“ KRAUS (5) am 25. Mai, ENGELBERT ­ (9, 29 Jahre, ) „BERTI“ KRAUS (9) am 3. Juli, am 7. Juni gegen Finnland (4:1), HANS SPETH (2) am 6. Juli, (8, 29 Jahre, ­HELMUT KAPITULSKI (1) VfB Stuttgart) am 7. Juni gegen am 29. September, R O L F Finnland (4:1), ALFRED „AKI“ GEIGER (8) am 16. Oktober, SCHMIDT (25, 29 Jahre, Borussia THEO ­KLÖCKNER (2) am FRITZ HERKENRATH Dortmund) am 7. Juni gegen 19. Oktober, HANS-GEORG Finnland­ (4:1), GERT „CHARLY“ KIUPEL (1) am 12. November, Debütantenball DÖRFEL (11, 25 Jahre, Ham- HEINZ LEMANCZYK­ (2) am vor 50 Jahren (1964): burger SV) am 4. November gegen 13. November. Schweden (1:1). (53, 19 Jah- re, 1. FC Köln) am 29. April gegen Tschechoslowakei (3:4).

Abschiedsspiel vor 50 Jahren (1964):

MANFRED KAISER (insgesamt 31 Länderspiele, Alter und Verein beim letzten Länderspiel: 35 Jah- re, Wismut Aue) am 23. Februar gegen Ghana (3:0), WERNER ENGELBERT „BERTI“ KRAUS ­HEINE (29, 29 Jahre, SC Dynamo ALFRED „AKI“ SCHMIDT Maracana – Das Ziel aller Träume! HERAUSGEBER: VERANTWORTLICH GASTAUTOREN: Deutscher Fußball-Bund FÜR DEN INHALT: Oskar Beck, Hans-Josef Justen, Otto-Fleck-Schneise 6 Ralf Köttker Michael Kipp, Jürgen Nöldner 60528 Frankfurt/Main (DFB-Direktor Kommunikation Telefon: (0 69) 67 88-0 und Öffentlichkeitsarbeit) BILDQUELLEN: Telefax: (0 69) 67 88-2 04 dpa, Getty Images, E-Mail: [email protected] CHEFREDAKTION/ Imago Sportfoto www.dfb.de KONZEPTION: Wolfgang Tobien (c/o DFB) GESAMTHERSTELLUNG: PROJEKTLEITER CLUB DER Braun & Sohn NATIONALSPIELER: REDAKTIONELLE MITARBEIT: Druckerei GmbH & Co. KG Michael Kirchner (c/o DFB) Klaus Koltzenburg, Thomas Dohren Am Kreuzstein 85, 63477 Maintal