Fremde Richter
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Das Fürstentum Liechtenstein verfügte als Kleinstaat über beschränkte Anna-Carolina Perrez Ressourcen. Für die Justiz bedeutete dies, dass österreichisches und schweizerisches Recht rezipiert und neben eigenen auch Juristen aus beiden Nachbarländern ins liechtensteinische Richteramt gewählt wurden. Hatte sich diese Praxis in Friedenszeiten bewährt, so war sie in der Zeit des National sozialismus prekär und mit dem Problem des potenziellen nationalsozialistischen Einflusses auf die Richterwahl und die Rechts- Anna-Carolina Perrez praxis verbunden. Nach dem Anschluss Österreichs an das «Dritte Reich» wurden die in Liechtenstein tätigen österreichischen Richter zu «deut- schen» Richtern, die in ihrer Heimat nach NS-Gesetzen, im Fürstentum nach liechtensteinischen Gesetzen Recht sprachen. Fremde Richter Lässt sich ein politischer Einfluss dieser Richter in der liechtenstei- nischen Judikatur feststellen? Wehte nationalsozialistischer Geist in die liechtensteinische Rechtsprechung und die damals erlassene Gesetzgebung des Landes hinein? Wie situierten sich die schweizerischen Richter? Wer waren diese ausländischen Richter, die im Fürstentum amtierten? Das vorliegende Buch erörtert die Besonderheiten der liechtensteinischen Justiz zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, wobei die eng miteinander verflochtenen Aspekte des Rechts – Gesetzgebung, Rechtsprechung und Richter – untersucht werden. Die Rechtsprechung im Fürstentum Liechtenstein unter dem Einfluss schweizerischer und Fremde Richter Fremde deutsch-österreichischer Richter 1938–1945 ISBN 978-3-0340-1282-9 9 783034 012829 1282 Perrez UG Druck.indd 1 13.04.15 17:18 Fremde Richter Anna-Carolina Perrez Fremde Richter Die Rechtsprechung im Fürstentum Liechtenstein unter dem Einfluss schweizerischer und deutsch-österreichischer Richter 1938–1945 Publiziert mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung im Rahmen des Pilotprojekts OAPEN-CH. Informationen zum Verlagsprogramm: www.chronos-verlag.ch Umschlagbild: Landesarchiv Liechtenstein, B_26_012_002; Fotograf unbekannt. Foto aus der Zeitschrift «Sie und Er», 1. Februar 1946. © 2015 Chronos Verlag, Zürich ISBN 978-3-0340-1282-9 © 2015 Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein ISBN 978-3-906393-77-3 5 Inhaltsübersicht Vorwort 9 I Einleitung 11 1 Untersuchungsthema 11 2 Forschungsstand 12 3 Fragestellungen und Aufbau 15 II Das Fürstentum Liechtenstein in den 1930er und 1940er Jahren 19 1 Das politische System 19 2 Innenpolitische Lage 21 3 Kriegsende 25 III Rechtssystem und Richterwahl im Fürstentum Liechtenstein 27 1 Die Rechtspflege des Fürstentums Liechtenstein 28 2 Instanzen 34 3 Die Richterwahlen 1939–1945 45 4 Vermittler 52 5 Laienrichter 52 6 Staatsanwaltschaft 54 7 Richtereid 55 8 Kompetenzen des Fürsten in Gesetzgebung, Richterwahl und Rechtsprechung 59 6 IV Die Schweiz und Österreich in den 1930er und 1940er Jahren 61 1 Geschichtlicher Hintergrund der Schweiz 61 2 Österreich in den 1930er und 1940er Jahren 75 3 Recht und Justiz im Dritten Reich und in der «Ostmark» 85 V Die liechtensteinische Gesetzgebung: Grundlagen, Herkunft, Rezeption und NS-Einfluss 95 1 Gesetzgebung und Rechtsrezeption 97 2 Nationalsozialistische Elemente in der liechtensteinischen Gesetzgebung? 124 3 Fazit: Keine NS-Gesetzgebung im Fürstentum Liechtenstein 134 VI Biografien der ausländischen Richter in Liechtenstein 137 1 Methodische Aspekte 138 2 Biografien des Landrichters und seines Stellvertreters 141 3 Biografien der Kriminalrichter 146 4 Biografien der ausländischen Richter am Fürstlich liechtensteinischen Obergericht 162 5 Biografien der ausländischen Richter am Fürstlich liechtensteinischen Obersten Gerichtshof 184 6 Biografien der ausländischen Richter am Fürstlich liechtensteinischen Staatsgerichtshof 204 7 Biografien der ausländischen Richter an der Fürstlich liechtensteinischen Verwaltungsbeschwerdeinstanz 210 8 Biografien der vorgeschlagenen, aber nicht gewählten deutsch-österreichischen Richter 216 9 Biografie des ausserordentlichen Staatsanwalts Karl Eberle 225 VII Herkunft und Vernetzung 229 1 Theoretische Aspekte: Die sozialen Felder nach Pierre Bourdieu 229 2 Bildung 231 3 Recht 245 4 Politik 250 7 5 Militär und Wehrdienst 261 6 Religion 266 7 Aktivitäten im lokalen und regionalen Bereich 270 8 Fazit: Die entscheidende Rolle der Herkunft 271 VIII Rechtsprechung 275 1 Allgemeine Feststellungen 278 2 Hatte der biografische Hintergrund der Richter einen Einfluss auf die Rechtsprechung? 287 3 Einfluss fremder Richter auf die Rechtsprechung Liechtensteins? 290 4 Fazit: Vollzog sich die Rechtsprechung im gesetzlichen Rahmen? 345 IX Liechtensteinische Gerichte, eine politische Bühne der Nachbarstaaten? 349 1 Gesetze und Verordnungen: Waren liechtensteinische Gesetze in den Jahren 1938–1945 nationalsozialistisch beeinflusst? 349 2 Richter: Wer waren sie? Aus welchen sozialpolitischen Kontexten stammten sie? 351 3 Rechtsprechung: Lässt die Spruchpraxis die Felder der Richter erkennen? 354 4 Besonderheiten und Grenzen der Untersuchung 356 Schlusswort 359 Biografisches Analyseraster 361 Ausgewählte Begriffe des NS-Vokabulars 363 Tabellen und Grafiken 367 Abkürzungen 369 Quellen und Literatur 371 Ausführliches Inhaltsverzeichnis 399 9 Vorwort Die Aufarbeitung der Geschichte Liechtensteins in der Zeit vom Anschluss Ös- terreichs bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs steht in enger Verbindung mit dem Liechtenstein-Institut. Peter Geigers Werke «Krisenzeit» und «Kriegszeit»1 wie auch die Publikationen der Unabhängigen Historikerkommission Liechten- stein2 haben grundlegende Erkenntnisse ans Licht gebracht. Dabei ergaben sich auch neue Fragen, so die nach der Handhabung der liechtensteinischen Recht- sprechung in den 1930er und 1940er Jahren. Das Liechtenstein-Institut schrieb 2008 das Forschungsprojekt «Rechtsprechung in Liechtenstein unter dem Ein- fluss von deutschen und schweizerischen Richtern in den Jahren 1938–1945» aus. Das Projekt wurde vom Land Liechtenstein finanziell unterstützt. Prof. Dr. Al- termatt von der Universität Freiburg im Üchtland war bereit, die im Projektrah- men angesiedelte Dissertation wissenschaftlich zu betreuen. Mein erster Dank geht darum an Prof. Dr. Urs Altermatt für seine kontinuierliche fachliche Unter- stützung, an das Liechtenstein-Institut und das Land Liechtenstein. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Liechtenstein-Instituts gilt mein weiterer Dank. Namentlich möchte ich mich bei Priv. Doz. Dr. Peter Geiger be- danken, der mit seiner Begeisterung und seinem Wissen über Liechtenstein zur Kriegszeit meine eigene Forschungstätigkeit immer wieder anregte. Dem Land Liechtenstein und dem ehemaligen Vorsitzenden des liechtensteinischen Land- gerichts, Dr. Benedikt Marxer, danke ich für die Bewilligung zur Akteneinsicht. Diese Untersuchung war mit dem Besuch zahlreicher Archive verbunden. Mein herzlicher Dank für die Kooperation und Hilfeleistung geht an lic. phil. Paul Vogt und Mag. Rupert Tiefenthaler wie auch an die Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter des Liechtensteinischen Landesarchivs. Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Staatsarchive St. Gallen und Chur, des Vorarlberger Lan- desarchivs und des Feldkircher Stadtarchivs für ihre grosszügigen Hilfestellun- gen beim Suchen und Auffinden der Akten. Zudem bin ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Archive Schwyz und Nidwalden, des Bundesarchivs Bern, des Salzburger Landesarchivs, des Staatsarchivs Wien und des Bundesarchivs 1 Geiger, Krisenzeit; ders., Kriegszeit. 2 Geiger et al., Fragen. 10 Berlin zu Dank verpflichtet. Ein weiterer Dank geht an die zahlreichen Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftler, denen ich im Rahmen von Tagungen und Summerschools begegnet bin. An den Workshops zur Rechtsgeschichte und zur Erforschung der NS-Justiz am Max-Planck-Institut für Rechts geschichte in Frankfurt am Main, am Graduiertenzentrum Geistes- und Sozialwissenschaf- ten – Research Academy in Leipzig und am Dokumentations- und Informa- tionszentrum in Torgau sowie am Hannah-Arendt-Institut für Totalitaris- musforschung an der Technischen Universität Dresden erhielt ich zahlreiche fachliche Anregungen. Die Rückmeldungen und die konstruktive Kritik möchte ich nicht missen. Für die biografischen Recherchen wurden Schulen, Gemeinden und Ämter an- gefragt, die sich grosszügig und freundlich Zeit nahmen, mir Auskünfte und Unterstützung zu geben. Stellvertretend für die vielen bereitwilligen Helfer danke ich den Herren Dr. Karl Heinz Lauda von der Mehrerau in Bregenz, Prof. Erwin Niese vom Akademischen Gymnasium Salzburg und Bruder Simon vom Benediktinerkloster Schwaz. Ein eigener Dank geht an Frau Mag. Dr. iur. Elisabeth Berger, Herrn Dr. iur. Hugo Vogt, LLM Anastasia Zacharatos und an Frau Dr. iur. Gunhilde Homma, die mich in juristischen Fragen beraten haben. Frau Prof. Dr. Rosmarie Zeller danke ich für die sprachwissenschaftlichen Auf- klärungen. Herrn Günther Fässler möchte ich für sein hervorragendes Lektorat danken. Dem Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaft- lichen Forschung und dem Liechtenstein-Institut danke ich für die finanzielle Unterstützung der Drucklegung. Zum Schluss möchte ich meiner Familie und meinen Freunden danken, die mich all die Jahre mitfühlend und humorvoll unterstützt haben. Besonders dankbar bin ich meinen Eltern, die sich immer Zeit genommen haben, mir zuzuhören, und mein sicheres «Basislager» bildeten, wo ich mich erfrischen und in vielerlei Hinsicht auftanken konnte. Allen Genannten danke ich von Herzen. Anna-Carolina Perrez 11 I Einleitung