Werde Narr Und Zahle Nie
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DIE ERSTE ÖSTERREICHISCHE BOULEVARDZEITUNG 2,50€ davon 1,25 € für den_die Verkäufer_in Registrierte Verkäufer_innen tragen sichtbar einen Augustin-Ausweis www.augustin.or.at NUMMER 319 18. 4. – 1. 5. 2012 Freie Fahrt mit Öffis: Wien muss Tallinn werden Werde Narr und zahle nie RADIO AUGUSTIN TV Beigelegt: 2 editorial | 319 | eingSCHENKt 3 Teufelskreise So triumphiert die Idee Auto ie gegenwärtige politische und wirtschaftliche Krise bewirkt kei- ie Staaten in Europa haben unterschiedliche Niederlande und Österreich. Ähnlich nen Galgenhumor unter den Eliten. Es fehlt ihnen nämlich das INHALT INHALT wohlfahrtsstaatliche Regelungen, die sich zu sind die Ergebnisse, wenn wir unter- DBewusstsein, dass ihre Welt zum Tode verurteilt ist. Blöderweise Typen zusammenfassen lassen. Österreich und suchen, in wie hohe Klassenstufen es liegen sie damit nicht ganz falsch. Die Todesflecken, die wir Kritiker_ D innen am Körper des vermeintlichen Kadavers Kapitalismus zu sehen Deutschland gehören dem «kontinentalen» Sozial- Migrantenkids schaffen. Das konti- glaubten, sind vielleicht doch nur Sommersprossen. staatsmodell an mit der Betonung von Sozial- und nentale Modell erzielt auch hier die Ich greife einen Sektor der kapitalistischen Warenproduktion her- Statusversicherung. Das «universelle» Modell baut schlechtesten Ergebnisse. Die Analy- aus, in der die Repräsentant_innen der TINA-Politik («There is no Al- stärker auf soziale Bürger_innenrechte, die für alle se zeigt, dass das kontinentaleuropäische ternative») in einem besonders kecken Ausmaß unbelehrbar sind. Das 6 und individuell gelten. Diesem werden die skandi- Wohlfahrtsmodell in den Schulleistungen und ist die Welt der Autohersteller. Der Jargon der Finanzwelt. Was Wissenschaftler der Uni Freiburg haben gemeinsam mit einem Au- navischen Länder zugerechnet. Der Sozialstaat «libe- beim Aufstieg in höhere Klassenstufen mit einem Aus dem Aus droht, wenn RaIffeisen von «Re- tomobilhersteller einen Kunststoff aus Orangenschalen entwickelt. Aus formen» redet? ralen» Typus wie Großbritannien wiederum fokus- Gesamtwert von 42,5 bzw. 30,9 deutlich schlechter dem Stoff können Formteile für Autos hergestellt werden – für duften- 7 siert auf bedarfsgeprüfte Sozialfürsorge auf einem abschneidet als die liberalen wie universellen Län- de Autos, die das «linke» Klischee der stinkenden und Abgase hinter- niedrigen Niveau. Weiters wird noch das südeuropä- der mit 76,2 bzw. 98,2 Punkten. lassenden PKWs korrigieren sollen. FreIe Fahrt in Öffis! Wien muss Herr Degenhart, Chef des Autozulieferkonzerns Continental, ist ein Tallinn werden – und zwar nicht ische Modell mit Portugal, Griechenland oder Spani- Wie stark die sozialpolitischen Rahmenbedingun- leidenschaftlicher Fan einer autogerechten Zukunft. In einer tiefen Kri- nur am Freitag, dem Dreizehnten en unterschieden und das postkommunistische, das gen und die spezifische Ausgestaltung des Arbeits- se sagte er einem Journalisten: «Wenn wir keine tiefen Krisen bekom- Reformstaaten wie Bulgarien oder Polen umfasst. markts wirken, wurde bisher in der Debatte vernach- men bis 2020, dann werden weltweit 100 Millionen Autos pro Jahr pro- Da findet sich ein Mix aus liberalen, kontinentalen lässigt. Das schlechte Abschneiden des kontinentalen duziert, um 30 Prozent mehr als heute.» Als eine Wirtschaftswissenschaftlerin im Sommer 2011 beim Forum und universellen Elementen, die mehr oder weniger Wohlfahrtsmodells hat mit der niedrigen beruflichen Alpbach ihr wachstumskritisches Impulsreferat hielt, bildete sich im rechtlich verankert und entwickelt sind. Insgesamt Position von Migrant_innen in diesen Ländern zu Saal und am Podium ein entrüsteter Mob, bestehend aus Industriellen erzielen bei Fragen des sozialen Ausgleichs, bei Ar- tun. Auch mit häufiger geringer Bildung. In Öster- und VP-Politiker_innen. «Gehen S’ nach Moldawien und schaun S’, wie mutsvermeidung und geringer Arbeitslosigkeit die reich zeigt sich die Besonderheit, dass sogar bei ho- sich die dort alle zehn Finger nach Wachstum abschlecken.» Den un- gebrochenen Triumph des Wachstum-Denkens erkennt man schon al- 10 universellen und kontinentalen Sozialstaaten die her Bildung der Eltern keine gute berufliche Positi- lein daran, dass in ganz Österreich nur doppelt so viele Menschen Car- besten Ergebnisse. Die liberalen Modelle sind gut onierung von jugendlichen Migrant_innen gelingt. sharing betreiben als allein in der Stadt Bremen. Supermarkt der Sündenbö- cke. Wiens Sozialmärkte bei wenig Arbeitslosen, aber schlecht bei Armuts- Außerdem hinderlich ist ein selektives Schulsys- Barack Obama besuchte im aktuellen Wahlkampf polarisieren vermeidung und sozialem Ausgleich. tem, das aussondert. Hier entsteht ein Teufelskreis. „ eine Autofabrik, wo er in seiner Rede nicht etwa das Korrekter Anwachsen des Autoverkehrs als Problem benannte, Wie schneiden nun aber Schüler_innen mit Mi- Die Schulleistungen der Kinder hängen stärker vom wäre, Gehen das nach politischen Lösungen schreit, sondern – das grationshintergrund in den verschiedenen Sozial- Beruf der Eltern ab. Gleichzeitig befinden sich im Anwachsen des Anteils der chinesischen Autos. «Ich staaten ab? Betrachten wir den Erwerb von Wissen kontinentalen Modell die Eltern in geringeren be- und Radeln als mag kein Zeug, das in China produziert und dann 20 und Fähigkeiten, also wie die Leistungen der Schü- ruflichen Positionen, und diese haben wiederum in Individualver- hier verkauft wird. Die Dinger sollen hier produziert Vier Lokalaugenscheine. Auf und dort verkauft werden», so der Hüter der US-Vor- den Spuren von österreichischen ler_innen sind, dann schneiden Lettland, Irland, aussondernden Schulsystemen einen stärkeren Ef- kehr zu herrschaft. Der schon genannte Degenhart will dage- Kicker-Legenden Großbritannien, Schweden und Dänemark gut ab. fekt auf die Schulleistung. betrachten. gen deutsche Autos auf der Siegerstraße sehen: «Bei Schlechte Werte erzielen Belgien, Deutschland, die Martin Schenk Nässe fahren Sie mit uns wie auf Schienen und mit einem chinesischen Billigreifen wie auf Glatteis», be- hauptete der Autonationalist. Anfang 2012 gab es in Deutschland 43 Millionen PKW, davon 0,01 Prozent mit alternativem Antrieb. Nachdem Kanz- 24 lerin Merkel und die deutschen Automanager vor vier Jahren verspra- Von Wien nach Nizza. Performance-Künstle- chen, bis“ 2020 eine Million Elektroautos auf die Straße zu bringen, hat rin Barbara Kraus geht und geht und geht ... die deutsche Autoindustrie heute die Lust auf Stromantriebe verloren. VW-Chef Piech sagte kürzlich, das «Ein bis zwei Liter»-Auto mit Ver- brennungsmotor sei viel ökonomischer als der Stromantrieb. Der Autolobby hat scheinbar mühelos erreicht, dass im Verkehrs- diskurs nur ihre Sprache verwendet wird – die selbst Autohasser_in- nen scheinbar irreversibel verinnerlicht haben. Zwei Beispiele: Fuß- gängerzonen werden als «verkehrsfrei» bezeichnet, obwohl sich dort nach dem Aussperren der Autos meist ein Vielfaches an Menschen als vorher bewegt; die Autolobby eignete sich den Begriff «Verkehr» an – und niemanden scheint das zu stören. Noch ärgerlicher ist die Tatsa- che, dass wir erfolgreich darauf getrimmt wurden, den Autoverkehr 38 26 als «Individualverkehr» und den Bim- und Bahnverkehr als «Massen- Herr Groll auf Reisen. Ein KonzentratIonsla- Jenseits der Schmerzgrenze. verkehr» zu bezeichnen. Korrekter wäre, Gehen oder Radeln als Indi- ger, halb so groß wie Wien Italienische Comics über vidualverkehr zu betrachten. R. S. Russland WELT WEIT WARTEN VON MARIO LANG (FOTO ) UND UWE MAUCH (BI L DTEXT ) 4 fanpost | 319 Schau mal, ein Marmeladinger mir mal in die Augen» zu sagen) der Ge- Raikakonzern und dessen Firmen eine sellschaft immer von oben aufgezwungen. sehr geringe Steuerleistung erbringen. Die Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrte Da- Selbst wer die künstliche Teilung der deut- Erklärung: Es gibt ein uraltes, unzeitge- men und Herren! Seit Jahren kaufe ich re- schen Sprache (die innerhalb des deut- mäßes Finanzgesetz, das besagt: Betriebe, gelmäßig Ihre Zeitung. Was mir jedoch schen Sprachraums naturgemäß hunderte die einer staatlich anerkannten Religions- auffällt: Auch in Ihrem Medium beginnt Erscheinungsformen hat) in ein österrei- gemeinschaft oder einer staatlich aner- das bundesdeutsche «mal» in verschie- chisches und ein deutsches «Standard- kannten Partei angehören, dürfen von denen Zusammensetzungen zu grassie- deutsch» ung’schaut akzeptiert, muss doch der öffentlichen Finanz nicht geprüft wer- ren: «Moment mal!?» ... Solche Stilbrü- zugeben, dass nix fix is(t). Selbst die in den! Lediglich die Lohnkonten der Ange- che wirken gerade in Ihrer Zeitung sehr Wörterbüchern und Grammatiken gere- stellten werden geprüft. Der Raikakon- störend! gelten Sprachnormen widerspiegeln diese zern wird nur von einem betriebseigenen Manchmal habe ich sogar – auch bei lebendigen Prozesse und erfahren (meist Revisionsverband geprüft. Alles Weitere anderen Zeitungen und Zeitschriften – mit Verspätung) ein Update. Wieso sol- überlasse ich Ihrer Fantasie! Mit freund- den Eindruck, dass die Redakteure ge- len wir uns an Deutschland anschließen lichen Grüßen zielt auf «mal» ausbessern. Sie tragen als wollen, nur weil wir neben dem «einmal» H. Lehner, viel gelesenes Medium zur Verbreitung das «mal» zulassen? Wird sind doch auch E-Mail dieses «mal» noch bei! Es wird der Ein- nicht an Bayern angeschlossen, nur weil druck erweckt, als sei das bundesdeut- die Bayer_innen ebenfalls zum «einmal« Es gibt auch Möpse. Oder: Über sche Deutsch das eigentliche oder bessere neigen! Auch uns sind Standardisierungs-