Gifhorn Wolfsburg

Peine

Braunschweig Helmstedt

Salzgitter Wolfenbüttel

Geest Nord Geest Ost Geest West Ostbr. Hügelland Braunschweig Börde West Börde Ost Harzvorland Oberharz Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 zum Regionalen Raumordnungsprogramm für den Großraum Braunschweig

Teil 2 – Leitbilder und Potenziale zur Entwicklung und Darstellung der Landwirtschaft

S C HRIF T ENRE IHE Z U R REG I O N A LENT WIC K L U N G - H E FT 6 Auftraggeber: Auftragnehmer: Zweckverband Großraum Landwirtschaftskammer Niedersachsen Braunschweig (ZGB) Bezirksstelle Braunschweig, Frankfurter Straße 2 Fachgruppe Ländliche Entwicklung 38122 Braunschweig Helene-Künne-Allee 5 www.zgb.de 38122 Braunschweig www.lwk-niedersachsen.de

Ansprechpartner: Tel. +49 (0)531 - 28 99 7 - 0 André Menzel Fax +49 (0)531 – 28 99 7 - 11 Abteilung Regionalplanung [email protected] Tel: 0531 / 242 62 26 Mail: [email protected]

Braunschweig, August 2015 Diese Broschüre ist digital verfügbar unter www.zgb.de

Inhalt

1 Einleitung ...... 7 2 Landwirtschaft im Kontext politischer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen ...... 8 2.1 Ziele und Leitbilder ...... 8 2.1.1 Ziele der Landwirtschaft ...... 8 2.1.2 Regionale Leitbilder ...... 10 2.1.3 Leitlinie ordnungsgemäße Landwirtschaft ...... 20 2.1.4 Leitbild nachhaltige Landwirtschaft ...... 27 2.2 Wandel der politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ...... 30 2.2.1 Agrar- und Strukturpolitik ...... 30 2.2.2 Klimawandel ...... 35 2.2.3 Nachwachsende Rohstoffe ...... 39 2.2.4 Nachhaltige Wirtschaftsdüngerverwertung ...... 43 2.2.5 Demographischer Wandel ...... 45 2.2.6 Raumordnerische Relevanz von Tierhaltungsanlagen ...... 48 2.3 Konflikte und Lösungsansätze in Wechselwirkung mit anderen Fachplanungen ...... 49 2.3.1 Bauleitplanung ...... 49 2.3.1.1 Siedlungsentwicklung und Bedarf an Wohnbauland und Gewerbeflächen ...... 49 2.3.1.2 Entwicklungsräume für landwirtschaftliche Betriebe ...... 51 2.3.1.3 Denkmalschutz ...... 56 2.3.1.4 Bauleitplanung im Konsens mit der strukturellen Entwicklung landwirtschaftlicher Betriebe ...... 56 2.3.2 Verkehrsplanungen ...... 58 2.3.2.1 Verkehr und Landwirtschaft ...... 58 2.3.2.2 Berücksichtigung der Landwirtschaft bei Verkehrsplanungen und -maßnahmen ... 60 2.3.3 Rohstoffgewinnung ...... 61 2.3.3.1 Rohstoffgewinnung und Landwirtschaft ...... 61 2.3.3.2 Berücksichtigung der Landwirtschaft beim Bodenabbau ...... 62 2.3.4 Abfallwirtschaft ...... 63 2.3.4.1 Abfallwirtschaft und Landwirtschaft ...... 63 2.3.4.2 Berücksichtigung der Landwirtschaft bei der Abfallwirtschaft ...... 64 2.3.4.3 Verwertung von Sekundärrohstoffdüngern durch die Landwirtschaft ...... 65 2.3.5 Energiewirtschaft ...... 68 2.3.5.1 Energiewirtschaft und Landwirtschaft ...... 68 2.3.5.2 Berücksichtigung der Landwirtschaft bei der Energiewirtschaft ...... 69 2.3.6 Erholungsplanung ...... 69 2.3.6.1 Erholungsplanung und Landwirtschaft ...... 69 2.3.6.2 Berücksichtigung der Landwirtschaft bei der Erholungsplanung ...... 70 2.3.7 Naturschutz und Landschaftspflege ...... 71

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 1

2.3.7.1 Ziele von Naturschutz und Landschaftspflege im Großraum Braunschweig ...... 71 2.3.7.2 Instrumente von Naturschutz und Landschaftspflege ...... 72 2.3.7.3 Betriebliche Auswirkungen landschaftspflegerischer Maßnahmen ...... 77 2.3.7.4 Maßnahmen des Naturschutzes im Konsens mit der Landwirtschaft ...... 79 2.3.7.5 Landwirtschaftliche Belange bei der Anwendung der Eingriffsregelung ...... 82 2.3.8 Wasserwirtschaft ...... 86 2.3.8.1 Trinkwasserversorgung und Wasserschutz...... 86 2.3.8.2 Gesetzliche Grundlagen des Wasserschutzes ...... 86 2.3.8.3 Instrumente des Wasserschutzes ...... 88 2.3.8.4 Wasserschutzgebiete und ihre Wirkung auf landwirtschaftliche Betriebe ...... 90 2.3.8.5 Wasserwirtschaftliche Planungen und Maßnahmen im Konsens mit landwirtschaftlichen Anforderungen ...... 93 2.4 Planungen und Maßnahmen in den einzelnen landwirtschaftlichen Teilräumen (LTR) ...... 94 2.4.1 LTR 1 Geest Nord ...... 94 2.4.2 LTR 2 Geest West ...... 98 2.4.3 LTR 3 Geest Ost ...... 102 2.4.4 LTR 4 Braunschweig ...... 107 2.4.5 LTR 5 Ostbraunschweigisches Hügelland...... 110 2.4.6 LTR 6 Börde West ...... 113 2.4.7 LTR 7 Börde Ost ...... 117 2.4.8 LTR 8 Harzvorland ...... 121 2.4.9 LTR 9 Oberharz ...... 126 3 Darstellung der Landwirtschaft im Regionalen Raumordnungsprogramm ...... 129 3.1 Beschreibende Darstellung der Landwirtschaft ...... 131 3.2 Vorranggebiete für Landwirtschaft ...... 139 3.2.1 Methodische Ableitung der Vorschlagskulisse Vorranggebiete Landwirtschaft ...... 139 3.2.2 Textliche Festlegungen zur Darstellung von „Vorranggebieten Landwirtschaft“ ...... 141 3.2.3 Textliche Festlegungen zur Darstellung von „Vorranggebieten Landwirtschaft - Wasserrecycling/Kreislaufwirtschaft“ ...... 144 3.2.4 Vorschlagskulisse für die zeichnerische Festlegung von Vorranggebieten Landwirtschaft ...... 145 3.3 Vorbehaltsgebiete für Landwirtschaft ...... 150 4 Tabellenanhang ...... 153 5 Endnoten ...... 173

2 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Leitbild der nachhaltigen Landwirtschaft ...... 20 Abbildung 2: Indikatoren des DLG-Nachhaltigkeitsstandards...... 29 Abbildung 3: Betriebliche Auswertung nach DLG-Nachhaltigkeitsstandard ...... 30 Abbildung 4: Komponenten des Greening ...... 32 Abbildung 5: Struktur der Gemeinsamen Agrarpolitik ...... 33 Abbildung 6: Umsetzung der ELER-Verordnung in Niedersachsen ...... 34 Abbildung 7: Klimaprognosen für den Großraum Braunschweig ...... 36 Abbildung 8: Entwicklung des Energiepflanzenanbaus in Niedersachsen in den Jahren 2003 bis 2012 ...... 39 Abbildung 9: Standorte von Biogasanlagen im Großraum Braunschweig 2014 ...... 40 Abbildung 10: Anteile von Energiemais und Futtermais an der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Jahr 2011 ...... 41 Abbildung 11: Anteile von Energiemais und Futtermais an der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Jahr 2011 ...... 42 Abbildung 12: Überregionaler Nährstoffkreislauf ...... 44 Abbildung 13: Bevölkerungsprognose 2009 bis 2030 im Großraum Braunschweig ...... 45 Abbildung 14: Demographische Entwicklung und landwirtschaftliche Erzeugung ...... 46 Abbildung 15: Erwartungen infolge des demographischen Wandels aus Sicht befragter landwirtschaftlicher Multiplikatoren ...... 47 Abbildung 16: Prozentuale Veränderung der Haushaltsanzahl im Zeitraum 2009 bis 2030 ...... 50 Abbildung 17: Methodische Ableitung der Vorranggebiete Landwirtschaft ...... 140 Abbildung 18: Ableitung der Vorranggebiete Landwirtschaft im Teilraum Oberharz ...... 141 Abbildung 19: Systematik der Vorbehaltsgebiete für Landwirtschaft ...... 151

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 3

Tabellenverzeichnis

Tabelle 62: Neuausweisung von Wohnbauland 2010/2011 ...... 49 Tabelle 63: Befragungsergebnisse zur Lage der Hofstellen in den Jahren 1997 und 2012 ...... 53 Tabelle 64: Kompostierungsanlagen mit einer Behandlungskapazität von 10.000 t/Jahr oder mehr im Großraum Braunschweig ...... 65 Tabelle 65: Klärschlammanfall im Verbandsgebiet und dessen Anteil der landwirtschaftlichen Verwertung ...... 66 Tabelle 66: Landwirtschaftliche Klärschlammverwertung im Verbandsgebiet ...... 67 Tabelle 67: Landschaftsschutzgebiete im Großraum Braunschweig ...... 74 Tabelle 68: Naturschutzgebiete im Großraum Braunschweig ...... 75 Tabelle 69: Wasserschutzgebiete und Wassereinzugsgebiete mit landwirtschaftlichen Kooperationen in den Landkreisen und kreisfreien Städten des Großraumes Braunschweig ...... 89

4 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung AbfKlärV Klärschlammverordnung AF Ackerfläche AID Auswertungs- und Informationsdienst AK Arbeitskreis AZ Ackerzahl BGBl Bundesgesetzblatt BR Bodenregion BÜK Bodenübersichtskarte DV Direktvermarktung EU Europäische Union FlurbG Flurbereinigungsgesetz GN Gärtnerische Nutzfläche GV Großvieheinheit GZ Grünlandzahl ha Hektar HE Haupterwerbsbetrieb Ldw. Landwirtschaft Ldw. Fl. Landwirtschaftsfläche LF landwirtschaftlich genutzte Fläche LK Landkreis LROP Landesraumordnungsprogramm LSKN Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen LSN Landesamt für Statistik Niedersachsen LTR landwirtschaftlicher Teilraum LuF Land- und Forstwirtschaft ML Niedersächsisches Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten MU Niedersächsisches Ministerium für Umwelt Nds. GVBl. Niedersächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt Nds. MBl. Niedersächsisches Ministerialblatt NE Nebenerwerbsbetrieb NIBIS Niedersächsisches Bodeninformationssystem NWG Niedersächsisches Wassergesetz RdErl Runderlass RROP Regionales Raumordnungsprogramm s. Kap. siehe Kapitel SG Samtgemeinde stat. statistisch vgl. vergleiche VO Verordnung WSG Wasserschutzgebiet ZGB Zweckverband Großraum Braunschweig

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 5

6 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

1 Einleitung

Der landwirtschaftliche Fachbeitrag für den Großraum Braunschweig hat zum Ziel, die Ein wesentlicher Kernpunkt der Fortschreibung Strukturen und Entwicklungen in der regionalen ist die Darstellung einer Vorschlagskulisse für Landwirtschaft zu beschreiben sowie daraus Vorranggebiete Landwirtschaft. Es wird hiermit abzuleitende Hinweise und Empfehlungen an dem Umstand Rechnung getragen, dass die den Träger der Raumordnung und andere inte- fortschreitende Flächeninanspruchnahme, die ressierte Stellen zu geben. Notwendigkeit einer sparsamen und nachhalti- gen Ressourcenbewirtschaftung und die ge- Aufbauend auf Teil I des Fachbeitrages, in dem sellschaftlichen Funktionen der Landwirtschaft eine umfassende Beschreibung der agrarstruk- einen stärkeren Schutz besonders geeigneter turellen Verhältnisse und der landwirtschaftli- landwirtschaftlicher Flächen in der Raumord- chen Produktionsstrukturen erfolgte, geht der nung erforderlich machen. Teil II insbesondere auf Wechselbeziehungen In Teilen hat die Gesetzgebung diesem Erfor- und Anforderungen der Landwirtschaft in Zu- dernis durch verschiedene Anpassungen der sammenhang mit anderen gesellschaftlichen maßgeblichen Rechtsgrundlagen bereits Themenfeldern ein. Rechnung getragen. So ist in der Baugesetz- gebung der Vorrang der Innenentwicklung ver- Es werden regionale Leitbilder und Zielsetzun- ankert worden, um zunächst Potenziale der gen ausgeführt sowie für die weitere Entwick- Lückenbebauung, Nachverdichtung oder Revi- lung der Landwirtschaft relevante Konflikte talisierung von Bauflächen besser auszuschöp- beschrieben und Lösungsansätze aus Sicht der fen. Landwirtschaft benannt. Hierbei wird in der Auch im Naturschutzrecht sind Regelungen Regel nach neun landwirtschaftlichen Teilräu- getroffen worden, die im Zuge der Eingriffsre- men differenziert, die jeweils durch vergleich- gelung eine stärkere Berücksichtigung agrar- bare naturräumliche Voraussetzungen und struktureller Belange und eine Schonung wert- Strukturen gekennzeichnet sind. voller landwirtschaftlicher Flächen fordern.

Aufgegriffen wurden im Zuge der Fortschrei- Im Vollzug der Siedlungsentwicklung hat sich bung aktuelle Themenfelder, die seit der erst- dies jedoch noch nicht durchgreifend bemerk- maligen Erstellung des Fachbeitrages an ge- bar gemacht, so dass mit dem Fachbeitrag sellschaftlicher und landwirtschaftlicher Rele- Vorschlagskulissen für einen raumordnerischen vanz gewonnen haben, wie z.B. regenerative Schutz besonders wertvoller landwirtschaftli- Energien, Klimawandel, Stallbauten oder de- cher Flächen vorgelegt werden. mographischer Wandel.

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2 Landwirtschaft im Kontext politischer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen

2.1 Ziele und Leitbilder

2.1.1 Ziele der Landwirtschaft

Die Entwicklung der Landwirtschaft wird durch • die Angleichung der sozialen Lage der in eine Vielzahl an Planungs- und Entscheidungs- der Landwirtschaft tätigen Menschen an prozessen sowohl der unmittelbar in der Land- die vergleichbarer Berufsgruppen.2 wirtschaft Tätigen als auch der rahmensetzen- den Institutionen bestimmt. Eine zentrale Rolle Das Landwirtschaftsgesetz hat nach wie vor nimmt in diesen Prozessen die Phase der Ziel- Gültigkeit. Ansätze zu einer Modernisierung findung und Zielformulierung ein. Das Setzen sind in der Politik diskutiert worden, haben aber von Zielen und die Festlegung von Maßnah- bisher noch nicht zu Ergebnissen geführt. Un- men zur Erreichung dieser Ziele ist wesentli- geachtet dessen musste die Agrarpolitik ihre cher Bestandteil eines jeden Planungsvorgan- Zielsetzungen jedoch in der Folgezeit immer ges.1 wieder den wirtschaftlichen und gesellschaftli- chen Entwicklungen anpassen. So hatten z.B. Die landwirtschaftlichen Zielsetzungen variie- markt- und preispolitische Stützungsregelun- ren sowohl analog der sich wandelnden gesell- gen, die Förderung von standortverbessernden schaftlichen Wertvorstellungen im Zeitablauf Maßnahmen sowie der technische und züchte- als auch in Abhängigkeit von der betrachteten rische Fortschritt dazu geführt, dass in den Planungs- und Entscheidungsebene. Rahmen- Folgejahren auf zahlreichen Märkten Über- setzend für die Ausgestaltung der Landwirt- schüsse erzeugt wurden. Auch der wachsende schaft, auch auf Ebene des Großraumes gesellschaftliche Stellenwert des Umweltschut- Braunschweig, sind vor allem die agrarpoliti- zes und die Folgen der deutschen Wiederver- schen Zielvorgaben des Bundes und der Euro- einigung mussten in die agrarpolitischen Ziel- päischen Union. setzungen integriert werden.

Die im Landwirtschaftsgesetz vom 5. Septem- In einer „Charta für Landwirtschaft und Ver- ber 1955 und in Artikel 39 des EG-Vertrages braucher“ hat das Bundesministerium für Er- von 1957 enthaltenen Ziele waren durch die nährung, Landwirtschaft und Verbraucher- Erfahrungen der unmittelbaren Kriegs- und schutz nach der Diskussion mit verschiedenen Nachkriegszeit geprägt. Im Vordergrund stand gesellschaftlichen Interessengruppen im Jahr die Sicherstellung der Nahrungsmittelversor- 2011 die zentralen Handlungsfelder beschrie- gung der Bevölkerung durch eine deutliche ben, auf denen die Agrar- und Verbraucherpoli- Produktivitätssteigerung in der Landwirtschaft. tik mittelfristig tätig werden will: Zu den im Landwirtschaftsgesetz aufgestellten Zielen gehören • Attraktive ländliche Räume erhalten und • die Teilnahme der Landwirtschaft an der Wertschöpfung sichern. fortschreitenden Entwicklung der deut- • Zielkonflikte bei der Landnutzung lösen und schen Volkswirtschaft, knappe Ressourcen schonen. • die Sicherung einer bestmöglichen Versor- • In der Nutztierhaltung Tierschutz und Tier- gung der Bevölkerung mit Ernährungsgü- wohl weiterentwickeln. tern, • Lebensmittelsicherheit gewährleisten und • Ausgleich von naturbedingten und wirt- Transparenz für Verbraucher erhöhen. schaftlichen Nachteilen der Landwirtschaft • Weltweit Ernährung sichern und faire Han- gegenüber anderen Wirtschaftsbereichen, delsbedingungen gewährleisten. • die Steigerung der Produktivität der Land- wirtschaft und Das zukünftige politische Handeln soll auf einer Reihe von Grundsätzen aufbauen, zu denen

8 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

u.a. die Wertschätzung von Lebensmitteln in Markt- und Preispolitik, der Agrarstrukturpolitik, der Gesellschaft als hohes Gut gehört. Die der Agrarsozialpolitik, der Umweltpolitik und weltweit steigende Nachfrage soll durch eine der Steuerpolitik zur Verfügung. nachhaltige Produktionssteigerung gedeckt werden. Angestrebt wird eine sozialverträgliche Auf Ebene des Landes Niedersachsen werden und ressourcenschonende Strukturentwicklung, wichtige Zielsetzungen für den Sektor Land- die auch durch eine vielfältige Diversifizierung wirtschaft im Landesraumordnungsprogramm1 in der Landwirtschaft geprägt ist und zur Stär- aufgeführt, das den Rahmen für die Regionale kung der Wettbewerbsfähigkeit beiträgt. Als Raumordnungsplanung setzt. Bestandteile dieser Entwicklung werden ge- Danach soll die Landwirtschaft in allen Landes- nannt teilen als raumbedeutsamer und die Kultur- landschaft prägender Wirtschaftszweig erhalten • eine flächendeckende, nachhaltige Land- und in ihrer sozio-ökonomischen Funktion ge- bewirtschaftung, die auch in den Gebieten sichert werden. Angestrebt wird, die Wettbe- mit schwierigen natürlichen Bedingungen werbsfähigkeit der Landwirtschaft zu stärken Kulturlandschaft pflegt und Lebensqualität und hierbei ökonomische und ökologische Be- erhält, lange in Einklang zu bringen. Es sollen Bewirt- • eine Flächennutzung, die der Lebensmit- schaftungsformen erhalten und weiterentwi- telproduktion Vorrang gibt, aber auch neu- ckelt werden, durch die die Landwirtschaft eine en Ansprüchen wie der energetischen und besondere Funktion für den Naturhaushalt, die stofflichen Nutzung von Agrarrohstoffen Landschaftspflege, die Erholung und die Ge- Rechnung trägt, staltung und Erhaltung der ländlichen Räume • eine spürbare Reduktion der weiteren au- hat. Bei der Umstellung, Neuausrichtung und ßerlandwirtschaftlichen Inanspruchnahme Diversifizierung soll die Landwirtschaft unter- landwirtschaftlicher Nutzflächen in stützt werden, um so Arbeitsplätze zu sichern Deutschland, oder neu zu schaffen. Auch als Teil der Ent- • die Teilhabe der in der Landwirtschaft Täti- wicklung ländlicher Regionen werden die Ver- gen an der allgemeinen Wohlstandsent- besserung der Produktions- und Arbeitsbedin- wicklung im Vergleich zu der übrigen Wirt- gungen in der Land- und Forstwirtschaft sowie schaft. die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit aus- drücklich genannt. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurde Die besondere Bedeutung des Bodens als Abstand von dem bis dahin in Westdeutschland Produktionsgrundlage der Landwirtschaft findet propagierten Leitbild des bäuerlichen Familien- sich in den Grundsätzen des Landesraumord- betriebes genommen. Dieses war mit der Ent- nungsprogramms ebenfalls wieder. So sollen wicklung zu spezialisierten Großbetrieben in die nicht durch Siedlungs- oder Verkehrsflä- den neuen Bundesländern nicht vereinbar. Die chen in Anspruch genommenen Freiräume zur Bundesregierung vertritt daher nun den Stand- Erfüllung ihrer vielfältigen Funktionen, insbe- punkt, dass zu einer modernen Land- und Er- sondere auch für die Land- und Forstwirtschaft, nährungswirtschaft in Deutschland eine Vielfalt erhalten werden. Es gilt der Grundsatz eines an Betriebsformen und -größen sowie Rechts- sparsamen Umgangs mit Grund und Boden, formen gehört. Dabei sollen die Prinzipien bäu- wobei Möglichkeiten der Innenentwicklung und erlicher Wirtschaftsweise weiterhin Geltung der Wiedernutzung brachgefallener Industrie-, haben. Als Grundpfeiler dieser Wirtschaftswei- Gewerbe- und Militärstandorte genutzt werden se werden Unternehmen gesehen, die sich sollen. Belange der Landwirtschaft sind dar- sowohl dem Eigentum als auch nachfolgenden über hinaus bei flächenbeanspruchenden Maß- Generationen verpflichten, bodengebunden nahmen wie der Rohstoffgewinnung, des Küs- wirtschaften und dabei die Chancen der regio- ten- und Hochwasserschutzes oder der Nut- nalen Wirtschaftskreisläufe nutzen. zung solarer Strahlungsenergie zu berücksich- tigen. Für die Umsetzung dieser agrarpolitischen Ziele der Bundesregierung stehen verschiede- 1 ne Maßnahmen u.a. in den Bereichen der Landesraumordnungsprogramm Niedersach- sen 2012

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 9

Den bisher dargestellten Zielen der rahmenset- gehen, dass die Erzielung eines angemesse- zenden Entscheidungs- und Planungsträger nen Einkommens ein wesentlicher Bestandteil stehen die Ziele der landwirtschaftlichen Be- jedes betrieblichen Zielsystemes ist. Darüber triebsleiter gegenüber. Diese stellen sich als hinaus sind jedoch außerökonomische persön- persönliche Ziele auf der Basis eines individu- liche Zielsetzungen des Betriebsleiters und ellen Wertesystems dar, die nur bedingt er- seiner Familie festzustellen, die eine hohe Re- fassbar und kaum in allgemeingültiger Form levanz für das unternehmerische Handeln be- darstellbar sind. Als Voraussetzung für die sitzen, z.B. Aspekte der gesellschaftlichen An- Existenzsicherung und Entwicklung eines erkennung, der Einfügung in die Sozialordnung landwirtschaftlichen Betriebes ist davon auszu- oder auch der Ethik.

2.1.2 Regionale Leitbilder

Ein Leitbild kann die vollständigen Vorstellun- zu formulieren, wurde, wie schon bei der erst- gen des Landwirtes bzw. der auf die landwirt- maligen Erstellung des landwirtschaftlichen schaftlichen Rahmenbedingungen einwirken- Fachbeitrages in den Jahren 1997 bis 2000, den Entscheidungsträger vom Ziel ihres Han- das Verbandsgebiet in neun Arbeitskreisgebie- delns enthalten. Es kann damit zur Optimierung te mit vergleichbaren naturräumlichen Voraus- genau der Ziele führen, denen hierbei ein be- setzungen und landwirtschaftlichen Strukturen sonderes Gewicht beigemessen wird. Das untergliedert. Die in den Arbeitskreisen vertre- landwirtschaftliche Leitbild entsteht durch die tenen landwirtschaftlichen Betriebsleiter und Anwendung des Wertsystems des Handelnden Berater weisen Fachwissen über die Landwirt- auf das Gestaltungsobjekt, also den landwirt- schaft des gesamten Verbandsgebietes auf. schaftlichen Betrieb bzw. die Landwirtschaft insgesamt. Aus der vorgefundenen Situation Im Herbst 2011 und im Sommer 2012 wurden einerseits und einer richtungsweisenden Vision diese Arbeitskreise u.a. zur Diskussion von andererseits wird somit das Leitbild als Refe- teilraumspezifischen Leitbildern einberufen. Die renzrahmen für zukünftige, konkrete Entschei- Bearbeitung der Leitbilder in den Arbeitskreisen dungen gebildet.3 Der Weg von der Vision zum erfolgte unter Anwendung der Moderations- Leitbild und zur konkreten Entscheidung wird technik. In offener Diskussion und in Gruppen- nicht einmalig festgelegt, sondern stellt einen arbeit wurden gezielt aus landwirtschaftlicher kontinuierlichen Prozess dar. Sicht die folgenden Fragestellungen behandelt: 1. Wo stehen wir? (Ausgangssituation) Auf der Ebene des Zweckverbandes Großraum 2. Wo wollen wir hin? (Ziele) Braunschweig sind die für die Landwirtschaft 3. Wie erreichen wir die Ziele? (Maßnahmen) genannten Ziele des Landesraumordnungspro- gramms Niedersachsen im Regionalen Raum- Die zu diesen Fragestellungen erzielten Ergeb- ordnungsprogramm zu konkretisieren. Für die nisse wurden auf Stellwänden festgehalten und Fortschreibung des Regionalen Raumord- von den Teilnehmern zur Verdeutlichung mög- nungsprogrammes Großraum Braunschweig licher Präferenzen durch die Vergabe von werden in Kapitel 5 des landwirtschaftlichen Punkten einer Gewichtung unterzogen. Einen Fachbeitrages, Teil 2 Vorschläge zur Über- tabellarischen Überblick über die Ergebnisse nahme für die Beschreibende Darstellung ge- der einzelnen Arbeitskreise geben die im An- macht. hang enthaltenen Übersichten. Nachfolgend werden die Leitbilder der einzelnen Teilräume Um Leitbilder für die Landwirtschaft einzelner ausformuliert wiedergegeben. Teilbereiche des Großraumes Braunschweig

10 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Leitbild des Teilraumes 1 – Geest Nord

Feldberegnung Die Feldberegnung stellt aufgrund der natürli- immer schneller wechselnden Markt- und För- chen Standortvoraussetzungen eine existentiel- derbedingungen möglichst unbürokratisch und le Grundlage der Landwirtschaft im Teilraum zügig durchgeführt. Geest Nord dar. Mengen und Qualitäten der pflanzenbaulichen Erzeugung werden durch Naturschutz bedarfsgerecht bemessene Beregnungswas- Zwischen den Ansprüchen der Landwirtschaft serrechte abgesichert. Für die landwirtschaftli- und des Naturschutzes findet ein Ausgleich chen Betriebe besteht hierbei langfristige Pla- statt. Die weitere Inanspruchnahme landwirt- nungssicherheit. Der Klimawandel mit einer schaftlicher Flächen für Ausgleichs- und Er- veränderten Niederschlagsverteilung lässt die satzmaßnahmen des Naturschutzes wird unter Bedeutung der Feldberegnung weiter anstei- anderem durch die ökologische Aufwertung gen. Neben dem Ackerbau tragen auch die von Waldmonokulturen reduziert. Der ver- Bestandssicherung und die Möglichkeit einer gleichsweise hohe Waldanteil des Teilraumes Ausweitung der Tierhaltung zur Einkommens- bietet hierfür gute Voraussetzungen. Produkti- sicherung der Betriebe bei. onsintegrierte Kompensationsmaßnahmen sind auf die landwirtschaftlichen Bewirtschaftungs- Bezugs- und Absatzmärkte anforderungen abgestimmt und ermöglichen Planungs- und Verwaltungsabläufe im Teilraum eine naturschutzfachliche Aufwertung der Flä- berücksichtigen auch die Belange von Unter- chen, ohne diese der Landwirtschaft dauerhaft nehmen der landwirtschaftlichen Bezugs- und zu entziehen. Der Vertragsnaturschutz besitzt Absatzmärkte. Die enge Verbindung der Land- aufgrund praktikabler und angemessen vergü- wirtschaft mit den vor- und nachgelagerten teter Agrarumweltmaßnahmen eine gestiegene Bereichen ist charakteristisch für den Teilraum Attraktivität für die landwirtschaftlichen Betrie- und stützt die Wirtschaftskraft im ländlichen be. Raum. Dies gilt insbesondere für die kartoffel- verarbeitende Industrie in Wittingen und Han- Akzeptanz kensbüttel, die als wichtiger Handelspartner der Die Landwirtschaft stößt in ihrer unterschiedli- landwirtschaftlichen Betriebe gesicherte Stand- chen betrieblichen Ausprägung auf eine hohe ortbedingungen vorfindet. gesellschaftliche Akzeptanz. Moderne Wirt- schaftsformen und Betriebsstrukturen stoßen in Unternehmerische Freiheit der außerlandwirtschaftlichen Bevölkerung Um die notwendigen Freiräume für unterneh- nicht auf Widerstand, sondern werden als merische Entscheidungen zu erhalten, sind Grundlage der Produktion von qualitativ hoch- Bewirtschaftungsauflagen und Reglementie- wertigen Nahrungsmitteln zu angemessenen rungen der landwirtschaftlichen Betriebe in Preisen anerkannt. Das positive Image der Planungs- und Genehmigungsverfahren oder Landwirtschaft trägt dazu bei, dass junge Men- Schutzgebietsbestimmungen auf das notwen- schen in diesem Berufsfeld eine Zukunft sehen dige Mindestmaß begrenzt. Anforderungen z.B. und zur Übernahme der Hofnachfolge bereit im Bereich des Baurechts, des Tierschutzes sind. Die wirtschaftlichen Grundlagen hierfür oder des Immissionsschutzes werden mit Au- sind in Form auskömmlicher Erzeugerpreise genmaß und unter Berücksichtigung der Wett- und einer angemessenen Teilhabe der Betrie- bewerbsfähigkeit der Betriebe umgesetzt. Ge- be an der Wertschöpfung im ländlichen Raum nehmigungsverfahren werden angesichts der gegeben.

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Leitbild des Teilraumes 2 – Geest West

Feldberegnung Tierhaltung Die Landwirtschaft des Teilraumes ist durch Die in der Vergangenheit rückläufige Tierhal- eine hohe Wertschöpfung trotz teilweise gerin- tung stellt weiterhin eine Möglichkeit zur Diver- ger Bodengüte gekennzeichnet. Zurückzufüh- sifizierung und Einkommenssicherung der Be- ren ist dies auf eine vielseitige und flexible Pro- triebe dar. Für ein betriebliches Wachstum duktionsstruktur, die zu wesentlichen Teilen auf durch die Aufnahme bzw. Aufstockung der der Feldberegnung basiert. Diese wird in einem Viehhaltung sind die planungsrechtlichen Frei- Umfang fortgeführt, der die Sicherung der Er- räume und die gesellschaftliche Akzeptanz im träge und Qualitäten auch unter den Bedingun- Teilraum Geest West gegeben. Dem Einsatz gen des Klimawandels gewährleistet. Gestützt von Wirtschaftsdüngern und damit der Nutzung wird die Feldberegnung u.a. durch die Klar- geschlossener Nährstoffkreisläufe kommt unter wasserverregnung des Abwasserverbandes dem Aspekt der Nachhaltigkeit und Wirtschaft- Braunschweig, eine verbesserte Rückhaltung lichkeit eine gestiegene Bedeutung zu. von Oberflächenwasser aus den nieder- schlagsreicheren Wintermonaten sowie mo- Schutz landwirtschaftlicher Flächen derne Beregnungstechniken, durch die das Bei der Umsetzung flächenbeanspruchender Wasserdargebot effizienter genutzt werden Planungen und Maßnahmen genießt der kann. Schutz der landwirtschaftlichen Nutzflächen einen anerkannt hohen Stellenwert. Dies be- Flexibilität und Akzeptanz deutet neben der flächensparenden Ausfüh- Mit der Sicherung der erforderlichen Wasser- rung von außerlandwirtschaftlichen Vorhaben mengen verfügen die Betriebe über eine an- auch eine möglichst weitgehende Lenkung auf gemessene Planungssicherheit und Flexibilität bereits von der Siedlungsentwicklung bean- im Anbauspektrum. Die Rahmenbedingungen spruchte Flächen. Insbesondere bei der Pla- für unternehmerische Entscheidungen zeich- nung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen nen sich durch Verlässlichkeit, Nachhaltigkeit des Naturschutzes werden durch die Aufwer- und ein Minimum an Bürokratie aus. Der ge- tung bestehender Biotope (z.B. Waldumbau) sellschaftliche Konsens hierüber basiert auf und produktionsintegrierte Kompensations- einer gesicherten Akzeptanz der modernen maßnahmen die landwirtschaftlichen Flächen Landwirtschaft in der Bevölkerung. Landwirt- in der Nutzung gehalten. schaftlicher Produkte und Arbeitsabläufe treffen auf eine hohe Wertschätzung.

Agrarstruktur Die agrarstrukturellen Voraussetzungen der landwirtschaftlichen Produktion sind an den technischen Fortschritt, d.h. an moderne und schlagkräftige Landtechnik, angepasst. Die Flächenstruktur erlaubt mit angemessenen Schlaggrößen ein effizientes Wirtschaften. Die Erschließung der Flächen erfolgt durch ein gut nutzbares Wegenetz, das hinsichtlich des Aus- bau- und Unterhaltungszustandes über ausrei- chende Wegebreiten und Tragfähigkeiten ver- fügt .

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Leitbild des Teilraumes 3 – Geest Ost Gesellschaftliche Akzeptanz In der Öffentlichkeit und in der Politik treffen Feldberegnung landwirtschaftliche Fragestellungen auf ein Die Feldberegnung sichert auf den leichten gestiegenes Interesse und Verständnis. Land- Standorten des Teilraumes Geest Ost gerade wirte gestalten Kommunalpolitik mit und tragen unter den Bedingungen des Klimawandels zur Versachlichung von Entscheidungsprozes- auch weiterhin die Wirtschaftlichkeit der land- sen sowie zu einer ausgewogenen Darstellung wirtschaftlichen Flächennutzung. Bei der der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit bei. Vergabe der Wasserrechte werden langfristig ausreichend Möglichkeiten für notwendige be- Wege und Gräben triebliche Anpassungen im Anbauprogramm Das Wirtschaftswegenetz kann seine Erschlie- eingeräumt. Um zusätzlichen Beregnungsbe- ßungsfunktion für die Landwirtschaft uneinge- darf zu decken, kann unter anderem auch auf schränkt erfüllen. Erholungssuchende nehmen die Wasserentnahme aus dem Elbe- auf die Belange des landwirtschaftlichen Ver- Seitenkanal zurückgegriffen werden. Weiterer kehrs Rücksicht. Die Unterhaltungsaufgaben Spielraum wird mit der Förderung wasserspa- an Wegen und Gräben werden von den Kom- render Beregnungstechniken geschaffen. Das munen und Verbänden im erforderlichen Um- Verregnungsgebiet des Abwasserverbandes fang wahrgenommen. Der Ausbaustandard Wolfsburg ist in seinem Bestand gesichert und entspricht den Anforderungen moderner Land- trägt nachhaltig zu geschlossenen Nährstoff- technik. Die Durchgängigkeit von landwirt- kreisläufen bei. schaftlichen Verkehrsbeziehungen wird auch bei der Planung von Baugebieten angemessen Sparsamer Flächenverbrauch berücksichtigt. Durch eine bewusste Schonung landwirtschaft- licher Nutzflächen bei der Planung von z.B. Betriebliche Entwicklung Bauprojekten, Siedlungsentwicklung und Kom- Den Betrieben ist es möglich, auf aktuelle Ent- pensationsmaßnahmen wird der Flächenver- wicklungen am Markt mit den erforderlichen brauch minimiert. Insbesondere die negativen Anpassungsschritten zu reagieren. Hierzu zäh- Auswirkungen des Baus der A39 und die Flä- len u.a. die Nutzung regenerativer Energien chenkonkurrenz im Umfeld des Stadtgebietes oder der Einstieg bzw. der Ausbau der Viehhal- Wolfsburg werden unter diesem Aspekt abge- tung. Eine sachkundige Verwaltung reduziert in mildert. Genehmigungsverfahren und bei der Umset- zung von Auflagen den bürokratischen Auf- Naturschutz wand für die Betriebe auf das notwendige Maß. Zielsetzungen des Umwelt- und Naturschutzes Dies zeigt sich unter anderem in den Bereichen werden verstärkt im Rahmen des Vertragsna- des Baurechts, des Denkmalschutzes und des turschutzes umgesetzt. Bei dessen Ausgestal- Naturschutzes. tung wird flexibel auf betriebliche und teilräum- liche Besonderheiten eingegangen. Durch at- traktive Förderbedingungen, beispielsweise in den Agrarumweltprogrammen, wird das Inte- resse der Landwirte an kooperativen und pro- duktionsintegrierten Lösungsansätzen gestärkt. Im Dialog mit Vertretern des Naturschutzes wird gegenseitiges Verständnis und Vertrauen aufgebaut.

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Leitbild des Teilraumes 4 – Braunschweig Betriebliche Entwicklungen Die hohe Betriebsleiterqualifikation und die Nutzflächen erhalten vergleichsweise ertragreichen Böden des Teil- Im Stadtgebiet Braunschweig überlagern sich raumes bieten den Betrieben trotz der hohen aufgrund der verdichteten Strukturen in beson- Flächenkonkurrenz noch Anpassungs- und derem Maße die landwirtschaftlichen und Entwicklungsmöglichkeiten. Über den Acker- außerlandwirtschaftlichen Nutzungsansprüche. bau hinausgehend werden sich bietende Der Bedarf an neuen Wohn- und Gewerbeflä- Chancen im Bereich der Direktvermarktung chen ist vergleichsweise hoch. Um die Über- und der Tierhaltung genutzt. In Planungspro- planung landwirtschaftlicher Flächen zu mini- zesse wird die Landwirtschaft frühzeitig einge- mieren, werden zunächst alle Möglichkeiten zur bunden. Von einem Flächenentzug betroffene Umnutzung bestehender Siedlungsflächen Betriebe werden von den Planungsträgern bei (z.B. Revitalisierung von Industriebrachen) und der Beschaffung von Ersatzland unterstützt, um zur Verdichtung im Bestand (Lückenbebauung) ihre wirtschaftliche Existenzgrundlage weitest- genutzt. Baugebiete werden mit Augenmaß gehend erhalten zu können. Dies gilt auch für und unter Berücksichtigung der demographi- den Fall, dass es sich bei den Entzugsflächen schen Entwicklung lediglich im notwendigen um Pachtland handelt. In der Bauleitplanung Umfang geplant. Eine unvermeidbare Inan- werden der Bestand und die Entwicklung land- spruchnahme landwirtschaftlicher Nutzflächen wirtschaftlicher Hofstellen durch vorausschau- wird im Rahmen der vorhandenen Spielräume ende Festsetzungen gewährleistet. auf weniger ertragreiche Standorte gelenkt. Wegenetz Naturschutz Kennzeichnend für die städtische Landwirt- Bei der Planung von Ausgleichs- und Ersatz- schaft ist der hohe Erholungsdruck in die Flä- maßnahmen des Naturschutzes werden die che. Die Erschließung der Fläche durch das Belange der Landwirtschaft umfassend berück- Wirtschaftswegenetz ist eine anerkannte Leis- sichtigt. Dies bedeutet unter anderem, dass tung der Realverbände. Erholungssuchende Kompensationsflächen nach ihrer Herrichtung respektieren dies durch Rücksichtnahme auf langfristig gemäß der jeweils festgesetzten die Belange des landwirtschaftlichen Verkehrs, naturschutzfachlichen Maßnahmenbeschrei- der auf den Wirtschaftswegen Vorrang besitzt. bung unterhalten werden. Nachteilige Auswir- Soweit erforderlich, werden räumliche oder kungen auf benachbarte landwirtschaftliche zeitliche Konfliktbereiche durch eine Lenkung Flächen werden so minimiert. Angesichts der des Naherholungsverkehrs beruhigt. hohen Flächenansprüche im Stadtgebiet wer- den Eingriffe zunehmend in Geld bzw. durch die Aufwertung vorhandener Biotope (z.B. Waldumbau, Rückbau von Industriebrachen) ausgeglichen. Hierbei ist es Ziel, wertvolles Ackerland weiter in Bewirtschaftung zu halten.

Akzeptanz Die Landwirtschaft trifft als wichtiger Flächen- nutzer mit ihren Strukturen und Anforderungen im Stadtgebiet Braunschweig auf eine breite Akzeptanz. Die Sicherstellung der Nahrungs- mittelversorgung und die Leistungen hinsicht- lich der Pflege der Kulturlandschaft sind im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert und erfahren eine angemessene Wertschätzung. Dies schlägt sich auch in der Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange bei kommunalen Planungs- und Genehmigungsverfahren nieder.

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Leitbild des Teilraumes 5 – Ostbraun- den über Regulierungen und Auflagen hinaus schweigisches Hügelland den Betrieben auch Lösungen für die anste- henden Fragestellungen aufgezeigt. Mögliche Wertschätzung der Landwirtschaft Konfliktbereiche werden bereits frühzeitig mit Die Landwirte des Teilraums erfahren eine der Landwirtschaft erörtert, so dass deren Be- breite Wertschätzung für die Erzeugung ge- lange stärker in die Verfahren einfließen kön- sunder Nahrungsmittel. Das Verhältnis zwi- nen. schen Verbraucher und Erzeuger ist partner- schaftlich und von Vertrauen geprägt. Geför- Betriebliche Entwicklungsoptionen dert wird dies durch persönliche Kontakte und Im Hinblick auf Prognosen zum Klimawandel Information im unmittelbaren betrieblichen Um- sind die organisatorischen und rechtlichen Vo- feld. Zumutbare Immissionen aus der Tierhal- raussetzungen für einen Ausbau der Feld- tung und der Wirtschaftsdüngeranwendung beregnung geschaffen. Die erforderlichen Be- werden von der außerlandwirtschaftlichen Be- regnungswassermengen können bereitgestellt völkerung toleriert. Den wirtschaftlichen Not- werden und die landwirtschaftlichen Betriebe wendigkeiten in der Betriebsführung und Be- sind in Beregnungsverbänden zusammenge- triebsentwicklung wird das erforderliche Ver- schlossen. Die Erträge und Qualitäten im ständnis entgegengebracht. Pflanzenbau können somit auch bei einem Rückgang der Niederschläge während der Erhalt landwirtschaftlicher Flächen Vegetationsperiode gesichert werden. Der Verbrauch landwirtschaftlicher Nutzflächen für Planungen und Vorhaben ist wirkungsvoll Tierhaltung reduziert. Dies betrifft insbesondere auch die Auf wechselnde Marktbedingungen können die Inanspruchnahme für Ausgleichs- und Ersatz- Betriebe mit einer Diversifizierung ihrer Anbau- maßnahmen des Naturschutzes. Dem Erhalt und Produktionsstruktur reagieren. Eine Option landwirtschaftlicher Flächen wird der gleiche stellt hierbei auch die Aufnahme bzw. die Aus- Wert beigemessen wie den Schutzgütern des weitung der Tierhaltung dar. Die planungs- Naturschutzes. Durch die Bildung von Flä- rechtlichen Rahmenbedingungen lassen diesen chenpools können Kompensationsmaßnahmen Schritt weiterhin zu und stehen der Wirtschaft- gezielt in Bereiche gelenkt werden, die für die lichkeit von Stallbauten nicht entgegen. Eine landwirtschaftliche Nutzung einen geringeren ordnungsgemäß betriebene Tierhaltung trifft in Stellenwert besitzen. Vorrangig wird zudem ihrem Umfeld auf die erforderliche Akzeptanz. geprüft, inwiefern bei Eingriffen der öffentlichen Hand auch die Kompensationsmaßnahmen auf Regenerative Energie öffentlichen Flächen umgesetzt werden kön- Die Landwirtschaft erfüllt neben der Sicherstel- nen. lung der Nahrungsmittelversorgung auch wich- tige Funktionen im Bereich der regenerativen Unternehmerische Freiheiten Energien. Mit der Errichtung und dem Betrieb Die landwirtschaftlichen Betriebe müssen sich von Biogasanlagen leisten landwirtschaftliche in immer kürzeren Zeiträumen auf veränderte Betriebe zunehmend einen Beitrag zur dezent- Marktbedingungen anpassen. Hierzu notwen- ralen Energieversorgung in der Region. Per- dige unternehmerische Handlungsfreiräume spektiven bieten sich darüber hinaus in der werden erweitert, indem Auflagen und Ein- Bereitstellung von Flächen für die Nutzung der schränkungen auf das erforderliche Mindest- Photovoltaik und der Windenergie. Die damit maß reduziert werden. Die wirtschaftliche Be- verbundene regionale Wertschöpfung trägt zur deutung der Landwirtschaft wird anerkannt. In Stabilisierung der ländlichen Strukturen des Planungs- und Genehmigungsverfahren wer- Teilraumes bei.

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Leitbild des Teilraumes 6 – Börde West schätzung bestimmt, die landwirtschaftlichen Belangen entgegengebracht wird. Durch einen Agrarstruktur offenen Umgang mit der Öffentlichkeit und den Die zunehmende Schlagkraft der landwirt- Medien wird Vertrauen und Akzeptanz geschaf- schaftlichen Maschinen wird durch eine ent- fen. Von Landwirten wird hierzu der Dialog mit sprechende Anpassung der agrarstrukturellen der Politik und den Menschen im direkten be- Voraussetzungen begleitet. Kleinräumige trieblichen Umfeld geführt. Mit dem Verzicht auf Strukturen werden im Zuge von Flurbereini- die Endlagerung radioaktiver Abfälle im gungsverfahren oder freiwilligen Landtausch- Schacht Konrad wird einem Imageschaden der verfahren zu größeren Bewirtschaftungseinhei- Region und damit der hier erzeugten landwirt- ten zusammengelegt und sind damit effizienter schaftlichen Produkte begegnet. zu nutzen. Das Wirtschaftswegenetz entspricht nach den erforderlichen Unterhaltungs- und Betriebliche Entwicklungen Ausbauarbeiten den neuen technischen Anfor- Mit der Aufnahme und Ausbringung von Wirt- derungen. Bei dieser Aufgabe werden die schaftsdünger durch die überwiegend acker- Wegeeigentümer durch eine unbürokratische baulich ausgerichteten Betriebe des Teilrau- Genehmigungspraxis und eine angemessene mes werden Nährstoffkreisläufe geschlossen, finanzielle Förderung unterstützt. Erholungssu- Mineraldünger eingespart und die Boden- chende räumen dem landwirtschaftlichen Ver- fruchtbarkeit gefördert. Diese positiven Effekte kehr auf Wirtschaftswegen den gebotenen sind der Bevölkerung bekannt, so dass die Vorrang ein. Für Betriebe mit räumlich beeng- Toleranz gegenüber zumutbaren Immissionen ten Hofstellen besteht die Möglichkeit einer gegeben ist und der ordnungsgemäße Wirt- Aussiedlung in den Außenbereich. Von Politik schaftsdüngereinsatz akzeptiert wird. Grund- und Verwaltung wird die Umnutzung von Wirt- sätzlich gilt dies auch für die Tierhaltung, die schaftsgebäuden auch im Hinblick auf den sich in Abhängigkeit von den jeweiligen betrieb- Erhalt der Dorfkerne unterstützend begleitet. lichen Voraussetzungen als Option der weite- ren Entwicklung darstellen kann. Mit Hilfe der Flächenverbrauch etablierten Feldberegnung können auch auf Die landwirtschaftliche Nutzfläche wird als un- den Bördestandorten die Erntemengen und - vermehrbare Produktionsgrundlage der Betrie- qualitäten in Trockenperioden abgesichert und be nur im unbedingt notwendigen Umfang für die Risiken des Klimawandels abgemildert andere Nutzungen in Anspruch genommen. werden. Hierzu stehen neue Wasserentnah- Industriebrachen, wie z.B. in Ilsede und in Pei- memengen zur Verfügung, die auch aus Ober- ne, werden in diesem Sinne vorrangig einer flächengewässern (Mittelandkanal) bzw. eigens Nachnutzung zugeführt. Auch die Konzeption hierfür in Rückhaltebecken gespeichertem Nie- von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen trägt derschlagswasser gedeckt werden. einem sparsamen Umgang mit landwirtschaftli- cher Fläche Rechnung. Produktionsintegrierte Regenerative Energien Kompensationsmaßnahmen und die Kompen- Mit der Ausweisung neuer Windkraftstandorte sation in Form von Ausgleichszahlungen wer- wird die regionale Erzeugung regenerativer den umfassend genutzt und führen zu mehr Energien weiter gefördert und die Wertschöp- Flexibilität in der Anwendung der naturschutz- fung im ländlichen Raum gestärkt. Den Belan- fachlichen Eingriffsregelung. gen der Flächenbewirtschaftung wird bei der Planung und Verlegung der erforderlichen Akzeptanz Stromleitungstrassen (wie auch bei anderen Die Rahmenbedingungen, unter denen die Versorgungsleitungen) angemessen Rechnung Betriebe wirtschaften, werden von der Wert- getragen.

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Leitbild des Teilraumes 7 – Börde Ost ren Unterhaltung so abgestimmt, dass Konflikte vermieden werden und die Entwässerung der Ackerbau dominiert landwirtschaftlichen Nutzflächen nicht beein- Der Teilraum Börde Ost präsentiert sich weiter- trächtigt wird. Bei Flächenversiegelungen wer- hin als ertragsstarke und wettbewerbsfähige den in Abstimmung mit der Landwirtschaft aus- Ackerbauregion. Die Flächenstruktur ermög- reichend dimensionierte Regenrückhaltemaß- licht den rentablen Einsatz moderner Land- nahmen umgesetzt, um die von Hochwasser technik und wird in Teilbereichen durch Flurbe- betroffenen Flächen und die damit einherge- reinigungen weiter verbessert. Die hohe Pro- henden Schäden oder Bewirtschaftungsaufla- duktivität, die günstigen naturräumlichen gen zu reduzieren. Hierbei wird flächensparend Standortbedingungen und die guten Vermark- vorgegangen, d.h. Versickerungsmöglichkeiten tungsmöglichkeiten tragen zur Existenzsiche- und Synergieeffekte mit Kompensationsmaß- rung der Betriebe und der Stärkung des ländli- nahmen werden genutzt. chen Raumes bei. Auf neue Herausforderun- gen der Märkte und der Agrarpolitik können die Betriebliche Entwicklungen Betriebe flexibel reagieren. Unternehmerische Die Landwirtschaft des Teilraumes trägt über Freiräume werden durch den Verzicht auf wei- die Nahrungsmittelerzeugung hinaus mit der tere Bewirtschaftungsbeschränkungen erhal- Produktion von Biogas, dem Betrieb von Pho- ten. tovoltaikanlagen und neben anderen Grund- eigentümern mit der Flächenbereitstellung für Ertragreiche Flächen bewahren Windkraftanlagen einen zunehmenden Beitrag Die hohe Ertragsfähigkeit der Böden und die zur Erzeugung regenerativer Energien. Weitere starke Abhängigkeit der Betriebe vom Acker- betriebliche Diversifizierungsmöglichkeiten bau bedingen bei Planungen und Maßnahmen bestehen mit der Aufnahme oder Ausweitung einen besonders sparsamen Umgang mit der der Tierhaltung. Stallbauten im Rahmen der Fläche. Kompensationsmaßnahmen werden baurechtlichen Privilegierung landwirtschaftli- flexibel und mit Augenmaß umgesetzt, so dass cher Betriebe sind weiterhin möglich und wer- der Flächenentzug für die Landwirtschaft mini- den aufgrund der äußerst geringen Viehdichte miert und eine Zerschneidung zusammenhän- im Teilraum planungsrechtlich nicht einge- gender Ackerflächen vermieden werden. So- schränkt. Für die Aufnahme neuer Betriebs- weit die öffentliche Hand Eingriffe veranlasst, zweige oder die Umnutzung vorhandener Wirt- erfolgt die Umsetzung von Ausgleichs- und schaftsgebäude bestehen ausreichende unter- Ersatzmaßnahmen ebenfalls vorrangig auf nehmerische Freiräume. Im Bereich Tourismus deren Flächen. Durch produktionsintegrierte und Erholung werden die vorhandenen Poten- Kompensationsmaßnahmen werden Nutzflä- tiale von einzelnen Betrieben genutzt und zu- chen weiter in Bewirtschaftung gehalten. sätzliche Einnahmen erwirtschaftet. Planungen, deren Auswirkungen in die Landwirtschaft hin- Entwässerung einreichen, werden frühzeitig mit den betroffe- Der ordnungsgemäße Wasserabfluss in den nen Betrieben abgestimmt. Die Landwirtschaft Vorflutern wird durch eine angepasste Gewäs- des Teilraumes produziert ökonomisch erfolg- serunterhaltung sichergestellt. Die Belange des reich und erfährt für die von ihr erbrachten Naturschutzes werden hierbei berücksichtigt. Leistungen eine gesellschaftliche Anerken- Sie sind jedoch mit den Erfordernissen einer nung. bedarfsgerechten und wirtschaftlich vertretba-

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Leitbild des Teilraumes 8 – Harzvorland Freiräume gelassen, um flexibel und im Inte- resse der weiteren betrieblichen Existenzsiche- Be- und Entwässerung rung und Entwicklung agieren zu können. Auf- Der Klimawandel stellt auch die Landwirtschaft lagen sind zugunsten einer stärkeren Eigen- im Teilraum Harzvorland vor neue Herausfor- verantwortung auf das erforderliche Minimum derungen. Der zu erwartenden Wasserknapp- reduziert. Dies gilt neben der Flächenbewirt- heit im Sommerhalbjahr wird durch den Aufbau schaftung auch für die Entwicklung der Hofstel- von Beregnungsstrukturen und die Sicherung len, auf denen die Umnutzung von Wirtschafts- der erforderlichen Wasserentnahmerechte für gebäuden gefördert wird und die funktionale die Landwirtschaft frühzeitig begegnet. Durch Zweckbestimmung Vorrang vor Auflagen des die Rückhaltung von Niederschlagswasser aus Denkmalschutzes besitzt. Nutzungseinschrän- den Wintermonaten wird das Wasserdargebot kungen aufgrund von Bodenbelastungen aus für die Feldberegnung ergänzt. Die ordnungs- dem Bergbau werden nicht den betroffenen gemäße Gewässerunterhaltung hat im Zwei- Betrieben angelastet, sondern in gesamtgesell- felsfall Vorrang vor Naturschutzbelangen. Sie schaftlicher Verantwortung durch angemesse- stellt sicher, dass der Wasserabfluss in den ne Ausgleichszahlungen kompensiert. Vorflutern gewährleistet ist und Bewirtschaf- tungsbeeinträchtigungen auf den landwirt- Flächenverbrauch und Naturschutz schaftlichen Flächen minimiert werden. Dem Erhalt landwirtschaftlicher Nutzflächen wird bei Planungen ein hoher Stellenwert bei- Struktur gemessen. Der Landverbrauch wird durch Die agrarstrukturellen Rahmenbedingungen sparsame Flächennutzung, Nachnutzung von sind grundsätzlich durch günstige Schlaggrö- Industriebrachen und Rekultivierungen be- ßen sowie ausreichend breite und tragfähige grenzt. Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Wirtschaftswege gekennzeichnet. Für verblie- werden in enger Abstimmung mit der Landwirt- bene kleinstrukturierte Bereiche können Flurbe- schaft durchgeführt, um beispielsweise eine reinigungsverfahren durchgeführt werden. Der Lenkung auf landwirtschaftlich weniger bedeut- Unterhaltungsaufwand für das Wegenetz wird same Flächen (z.B. Belastungsflächen oder durch eine Konzentration auf die notwendigen Grenzertragsstandorte) bzw. Synergieeffekte Streckenabschnitte reduziert. Der landwirt- mit der Wasserrückhaltung zu erreichen. Die schaftliche Verkehr hat auf den Wirtschaftswe- verstärkte Nutzung eines monetären Aus- gen Vorrang, Konflikte mit der Erholungsnut- gleichs von Eingriffen schafft ebenso wie die zung werden durch gegenseitige Rücksicht- Bildung von Flächenpools zusätzliche Flexibili- nahme vermieden. Die Wegebauförderung tät bei der Planung von Kompensationsmaß- erfolgt praxisorientiert und ist mit ausreichen- nahmen. den finanziellen Mitteln ausgestattet. In Plan- verfahren für das klassifizierte Straßennetz Betriebliche Entwicklung werden die Belange des überörtlichen landwirt- Die Nahrungsmittelerzeugung im Ackerbau ist schaftlichen Verkehrs angemessen berücksich- weiterhin die wesentliche Grundlage der Land- tigt. wirtschaft im Harzvorland. Als fester Bestand- teil der Landwirtschaft steht den Betrieben die Akzeptanz und Freiräume Aufnahme oder Ausweitung der Viehhaltung Die regelmäßige Kommunikation zwischen offen, für deren Stallbauten im Außenbereich Landwirtschaft und Kommunen sowie eine die planungsrechtlichen Wege erhalten bleiben. intensive Information der Öffentlichkeit über Vor dem Hintergrund der Energiewende leistet landwirtschaftliche Hintergründe und Anforde- die Landwirtschaft mit der Biogaserzeugung rungen sichern die Akzeptanz der Landwirt- und der Bereitstellung von Windkraftstandorten schaft in der Bevölkerung. Das anerkannte Bild ihren Beitrag zur Erzeugung regenerativer der Landwirtschaft entspricht einem modernen Energien. Potentiale im Bereich der Direktver- und weitgehend unter den Bedingungen des marktung werden genutzt und erfahren die Weltmarktes produzierenden Wirtschaftsbe- Unterstützung der Kommunen. reich. Bei unternehmerischen Entscheidungen werden den Betriebsleitern die notwendigen

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Leitbild des Teilraumes 9 – Oberharz langfristig auskömmliche Vergütungen gezahlt. Die Förderrichtlinien im Vertragsnaturschutz Standortbedingungen sind praxistauglich ausgestaltet. Anforderungen Die Landwirtschaft im Oberharz kann sich trotz und Fördertatbestände des Wasserschutzes schwieriger naturräumlicher Bedingungen als sind sorgfältig mit den Belangen der landwirt- wesentlicher Faktor im ländlichen Raum be- schaftlichen Flächennutzung abgestimmt. haupten. Wichtige Existenzgrundlage der landwirtschaftlichen Betriebe ist nach wie vor Regenerative Energie die Erzeugung von Nahrungsmitteln. Da diese Im Bereich der regenerativen Energien leistet weitestgehend auf Grünlandbewirtschaftung die Landwirtschaft mit der Vergärung von Wirt- und Viehhaltung beschränkt ist, werden zur schaftsdünger und Biomasse aus Flächen des Existenzsicherung zusätzliche Wertschöp- Naturschutzes auch im Oberharz einen Beitrag fungsstufen und Einkommensalternativen ge- zur Energiewende. Die im Vergleich zum Flach- nutzt. land ungünstigen Standortbedingungen recht- Hierzu zählt die Direktvermarktung der land- fertigen hier aus strukturellen Gründen die Ge- wirtschaftlichen Erzeugnisse, für die in Ab- währung eines höheren Fördersatzes. Wert- stimmung mit den Kommunen günstige Rah- schöpfung für den ländlichen Raum im Ober- menbedingungen entstanden sind. Anforde- wird auch durch neue Standorte für die rungen und Auflagen sind auf das unvermeid- Windkraftnutzung generiert. Die Landwirtschaft bare Minimum reduziert und werden praktika- kann hieran über direkte Beteiligungen oder bel gehandhabt. Die Kaufkraft der Kunden und auch durch die Stärkung des betrieblichen Um- der Harztouristen erlaubt es, die regionalen feldes in den Kommunen und den außerland- Erzeugnisse zu einem angemessenen Preis wirtschaftlichen Bereichen teilhaben. abzusetzen.

Tierhaltung Die Viehhaltung stützt über auskömmliche Er- zeugerpreise nachhaltig die Existenz der Be- triebe. Um die Absatzchancen der Direktver- marktung nutzen zu können, stehen im Ober- harz auch die erforderlichen Schlachteinrich- tungen zur Verfügung. Mit dem Erhalt der alten Nutztierrassen, insbesondere des Roten Har- zer Höhenviehs, weist die Region eine Beson- derheit auf, die sich über den landwirtschaftli- chen Bereich hinaus auch positiv auf Naherho- lung und Tourismus auswirkt.

Kulturlandschaftspflege Neben der Nahrungsmittelproduktion haben sich die von der Landwirtschaft übernommenen Aufgaben im Bereich der Kulturlandschafts- pflege und des Naturschutzes als wichtige Ein- kommensquelle etabliert. Die landwirtschaftli- che Flächennutzung trägt wesentlich zum Er- halt der Harzer Bergwiesen und damit zum Landschaftsbild dieses Teilraumes bei. Den Betrieben werden diesbezüglich berechenbare Rahmenbedingungen geboten, aus denen sich eine hinreichende Planungs- und Investitions- sicherheit ergibt. Um Standortnachteile gegen- über anderen Teilräumen der Region auszu- gleichen, werden den Betrieben für die ge- samtgesellschaftlich relevanten Leistungen

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2.1.3 Leitlinie ordnungsgemäße Landwirtschaft

In vielen Fachgesetzen und Verordnungen nachhaltige Produktion für die landwirtschaftli- werden Begriffe wie „ordnungsgemäße Land- chen Betriebe zu erstellen. Bereits im Jahre bewirtschaftung“, „gute fachliche Praxis“ oder 1991 hatten die beiden Landwirtschaftskam- ähnliche Formulierungen verwendet, um Stan- mern Hannover und -Ems Leitlinien zur dards der Flächennutzung zu beschreiben, ordnungsgemäßen Landbewirtschaftung und näher zu konkretisieren oder diese als Schwel- Leitlinien zur ordnungsgemäßen Tierhaltung le für Ausgleichszahlungen zu setzen. Die ord- herausgegeben. Diese beiden Leitlinien wur- nungsgemäße Landbewirtschaftung enthält den im Jahr 2009 überarbeitet und zu einer somit einerseits gesetzlich formulierte Rege- Abhandlung zusammengefasst. lungen, aber auch darüber hinausgehende fachliche Vorgaben und Empfehlungen, die der Die Leitlinien zur ordnungsgemäßen Landbe- Dynamik des biologisch-technischen Fort- wirtschaftung treffen Aussagen zu Fragen des schritts sowie dem Wissensstand in den Berei- Bodenschutzes, geben Hinweise zu Anbau und chen der Landwirtschaft und des Umweltschut- Bodennutzung sowohl auf Acker als auch auf zes Rechnung tragen müssen. Sie ist in der Grünland und Orientierungshilfen in den Berei- Regel die Voraussetzung für eine Teilnahme chen Düngung, Beregnung und Pflanzen- an bestimmten Fördermaßnahmen oder Pro- schutz. Darüber enthalten die Leitlinien Ziele, grammen zur Qualitätssicherung. Grundsätze und Empfehlungen zur Gestaltung der Feldflur. In den Leitlinien für die Tierhaltung Die ordnungsgemäße Landbewirtschaftung finden sich die Anforderungen an eine ord- basiert auf den Prinzipien einer nachhaltigen nungsgemäße landwirtschaftliche Nutztierhal- Landwirtschaft, die eine ausgewogene Berück- tung aus den Themenbereichen Halter und sichtigung ökonomischer, ökologischer und Arbeitsplatz, Haltungsverfahren, Fütterung, sozialer Ziele beinhalten. Zucht, Tiergesundheit, Transport, Schlachtung Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat und Verwertung der Nebenprodukte sowie die gesetzliche Aufgabe, praxisorientierte Leit- Anforderungen an die Haltung einzelner Tierar- linien (Vollzugshilfen) über die Anforderungen ten. an eine ordnungsgemäße Landwirtschaft und

Abbildung 1: Leitbild der nachhaltigen Landwirtschaft

Quelle: LWK 2009

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Ergänzend zu den Leitlinien existieren für alle wirtschaft besondere Funktionen für die Allge- Fachsparten des Pflanzenbaus und der Tier- meinheit erfüllt, der Fall. Es gilt der Grundsatz, produktion Beratungsempfehlungen mit dezi- dass Leistungen, die über der Schwelle der dierten Angaben. Die fachlichen Inhalte werden ordnungsgemäßen Landwirtschaft liegen, im Wesentlichen über Öffentlichkeitsarbeit, durch Ausgleichszahlungen honoriert werden, Schulung und Beratung weitergetragen. Die während Tätigkeiten und Bewirtschaftungser- Landwirtschaftskammer Niedersachsen erar- schwernisse, die im Rahmen der Grundsätze beitet die fachlichen Inhalte, die Methoden und liegen, hinzunehmen bzw. ohne zusätzliches die Hilfsmittel der Beratung. Die landwirtschaft- Entgelt zu erbringen sind. Üblicherweise liegen liche Beratung führt den jeweils neuesten die Schwierigkeiten im Detail und die Übergän- Kenntnisstand an die landwirtschaftliche Praxis ge sind fließend. Es ist deshalb meist zweck- heran. Die Aufgabe der Landwirte ist es, sich dienlich, den regionalen Akteuren ausreichen- kontinuierlich zu informieren und die Produkti- de Handlungsspielräume einzuräumen, um so onstechnik an den rechtlichen Grundlagen und im Dialog mit den Praktikern vor Ort neue Initia- den jeweils aktuellen Grundsätzen der ord- tiven starten und Prozesse in Gang setzen zu nungsgemäßen Landwirtschaft auszurichten. können. Gute Beispiele für gelungene Abgren- zungen sind viele freiwillige Vereinbarungen in Die festgelegten Grundsätze beschreiben den den Bereichen des Wasser- und Naturschut- Rahmen der ordnungsgemäßen Landwirt- zes. Nachfolgend werden die Grundsätze der schaft, der soweit erforderlich regions-, stand- ordnungsgemäßen Landwirtschaft für die Flä- ort- und betriebsbezogen im Einzelfall spezifi- chenbewirtschaftung (ordnungsgemäße Land- ziert werden kann. Dies ist insbesondere in bewirtschaftung) auszugsweise skizziert: Schutzgebieten und in Gebieten, wo die Land-

Bodenschutz und Bodenbearbeitung

Grundsätze Reduzierung der Bearbeitungsintensität, zu Die Bodenbearbeitung hat grundsätzlich stand- erhalten. Standortverbesserungen dienen der ortangepasst, d. h. unter Berücksichtigung der Produktionsfunktion der Böden ebenso wie Witterung, der Bodenart, des Bodentyps, der deren Lebensraumfunktion. Standortverbesse- Bodenfeuchte und der Hangneigung zu erfol- rungen (Meliorationsmaßnahmen) sind z.B. gen. Regulierung des Boden- und Gebietswasser- Die Bodenstruktur ist zu erhalten oder zu ver- haushaltes, Tiefpflügen und -lockern, Kuhlung, bessern. Gesundungsdüngung. Bodenschadverdichtungen sind, insbesondere durch Berücksichtigung der Bodenart, der Bo- Maßnahmen denfeuchtigkeit und des von den zur landwirt- • Optimierung der Stoppel- und Grundbo- schaftlichen Bodennutzung eingesetzten Gerä- denbearbeitung zur mechanischen Un- ten verursachten Bodendruckes, so weit wie krautbekämpfung und Lockerung von Ver- möglich zu vermeiden. dichtungen Bodenabträge sind durch eine standortgemäße • belassen von Reststoffen an der Oberflä- Nutzung, insbesondere durch Berücksichtigung che der Hangneigung, der Wasser- und Windver- • grobkrümelige Saatbettbereitung, wo mög- hältnisse sowie der Bodenbedeckung, mög- lich Mulchsaat- oder Direktsaatverfahren, lichst zu vermeiden, und die Bodenfruchtbarkeit ggf. Verminderung der Bearbeitungsinten- ist hierdurch nachhaltig zu fördern und zu er- sität halten. • möglichst ganzjährige Bodenbedeckung, Die biologische Aktivität des Bodens ist durch z.B. durch den Anbau von Winterfrüchten entsprechende Fruchtfolgegestaltung zu erhal- oder Zwischenfrüchten sowie Untersaaten ten oder zu fördern. in erosionsgefährdeten Reihenkulturen Der standorttypische Humusgehalt des Bodens • standortangepasste Humus- und Calcium- ist, insbesondere durch eine ausreichende versorgung Zufuhr an organischer Substanz oder durch

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• Verkürzung der erosiven Schlaglänge • Gerätekopplung zur Einsparung von Ar- durch z.B. Anlage von Erosionsschutzstrei- beitsgängen, Beschränkung der Überroll- fen häufigkeiten • Erosionsmindernde Anbau- und Flurgestal- • Begrenzung der mechanischen Bodenbe- tung lastung, insbesondere bei den Ernteverfah- • Vermeidung von Bearbeitung und Befahren ren (Optimierung der Schlaglänge, Beach- zu feuchter Böden tung des Gesamtgewichts der Erntema- • Abstimmung der Bearbeitungstiefe auf schinen, ggf. sind die Kapazitäten (Bunker) Bodenfeuchte und Fruchtart unter feuchten Bedingungen nicht auszu- • Verminderung des Bodendruckes (Gerä- schöpfen) teauswahl, Gewicht, Bereifung etc.)

Anbau und Bodennutzung

Grundsätze Ackerbau • bedarfsgerechte Düngung Ordnungsgemäße pflanzenbauliche Maßnah- • möglichst ständige Bodenbedeckung men zielen grundsätzlich auf einen standortge- • Auswahl geeigneter Sorten und gesunden rechten Anbau und eine standortgerechte Bo- Saatgutes, auch unter Berücksichtigung dennutzung ab. Dabei ist die standortgerechte der Resistenzeigenschaften und Robust- Nutzungsintensität (Bodenbearbeitung, Dün- heit sowie nutzungsspezifischer Qualitäts- gung, Pflanzenschutz) festzustellen. Die Pro- und Abreifeeigenschaften duktionsverfahren sind aufeinander abzustim- • Zwischenfruchtanbau mit angepasstem men. Saatzeitpunkt und angemessener Nähr- Unter Berücksichtigung der einzelbetrieblichen stoffversorgung Standortvoraussetzungen und der Markterfor- • Beachtung der aus pflanzenbaulicher und dernisse sind möglichst mehrgliedrige Frucht- phytosanitärer Sicht anzustrebenden folgen anzustreben. Wo dieses nicht möglich Fruchtfolgeanteile einzelner Kulturarten ist, muss möglichen negativen Auswirkungen • Aufzeichnen relevanten Daten für die einseitiger Fruchtfolgen durch geeignete Ver- Betriebsführung fahren des Pflanzenbaues (Sortenwahl, Bo- denbearbeitung, Beregnung, Zwischenfrucht- Grundsätze Grünland anbau), der Düngung (Einarbeitung organi- Absolute Grünlandstandorte lassen aufgrund scher Substanz) und des chemischen Pflan- spezifischer Standortgegebenheiten keine ord- zenschutzes (Berücksichtigung von Schadens- nungsgemäße Ackernutzung zu. Die Nutzung schwellen) begegnet werden. des Grünlandes soll sowohl den Anforderungen der Nutzungsform (Futternutzung, sonstige Bestandteil einer ordnungsgemäßen ackerbau- Nutzungen) als auch denen des Standortes lichen Nutzung ist die Wahl einer standortge- gerecht werden. Die Nutzungsfrequenz hat sich rechten Nutzungsintensität (Bodenbearbeitung, in erster Linie an der Ertragsfähigkeit des Grün- Düngung, Pflanzenschutz), der Anbau geeigne- landstandortes zu orientieren. Eine Übernut- ter Fruchtarten, Sorten und Fruchtfolgen, die zung ertragsschwacher Narben ist ebenso zu Abstimmung verschiedener Produktionsverfah- vermeiden wie eine vernachlässigte Nutzung ren untereinander, die Durchführung von Maß- besonders wüchsiger Flächen. Der Nutzungs- nahmen der Bodenbearbeitung und Bestands- zeitpunkt wird im Wesentlichen durch die be- führung zum möglichst optimalen Zeitpunkt trieblichen Anforderungen an die Aufwuchsqua- sowie die konservierende Bodenbearbeitung in lität und an den Vegetationsverlauf des Jahres erosionsgefährdeten Lagen. bestimmt. Darüber hinaus sind Nutzungsfre- quenz, Nutzungstermine und Düngung unter Maßnahmen Beachtung des Pflanzenbestandes, der Auf- • standortgerechte Auswahl der Fruchtarten wuchsmenge und der Aufwuchsqualität aufei- • standortbezogene ausgeglichene bis leicht nander abzustimmen. positive Humusbilanz

22 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Grünlandpflegemaßnahmen zielen auf die Er- Maßnahmen haltung leistungsfähiger bzw. die Verbesserung • Wahl der standortangepassten Nutzungsin- minderwertiger Pflanzenbestände ab und erhö- tensität (Düngung, Nutzungsart und hen die Verwertbarkeit des Grünlandaufwuch- -häufigkeit) ses. Sowohl die äußeren Bedingungen (Bo- • Durchführung regelmäßiger und jahreszeit- denzustand, Vegetationsentwicklung) als auch angepasster Grünlandpflegemaßnahmen die angewandten Verfahren müssen für das (Wasserregulierung Striegeln, Schlep-pen, Erreichen des Pflegezieles grundsätzlich ge- Walzen, Nachmahd, Reparatursaat, Pflan- eignet sein. Maßnahmen der Grünlandpflege zenschutz) sollen mit einem angemessenen Aufwand und • narbenschonende Bewirtschaftung (Gerä- unter Berücksichtigung ihrer Nebenwirkungen tewahl und -einstellung, Zeitpunkt der betrieben werden. Maßnahme etc.) Vor jeder Neuansaat sollten zunächst die Ur- • Aufzeichnungen für die Betriebsführung sachen einer Bestandesverschlechterung er- gründet werden, um diese nach Möglichkeit in der nachfolgenden Grünlandbewirtschaftung zu vermeiden.

Düngung

Grundsätze gehaltes und auf ausreichende Kalkversorgung Für die Ermittlung des Düngebedarfs sind als des Bodens ist zu achten. wichtigste Faktoren der Nährstoffbedarf der Geräte zum Ausbringen von Düngemitteln angebauten Pflanzen und die pflanzenverfüg- müssen den allgemein anerkannten Regeln der baren Nährstoffgehalte des Bodens zu berück- Technik entsprechen. Sie müssen eine sachge- sichtigen. rechte Mengenbemessung sowie Verteilung ermöglichen und eine verlustarme Ausbringung Die Düngebedarfsermittlung muss so erfolgen, der Nährstoffe gewährleisten. dass ein Gleichgewicht zwischen dem voraus- sichtlichen Nährstoffbedarf und der Nähr- stoffversorgung gewährleistet ist. Neben dem Maßnahmen Nährstoffbedarf der Pflanzen und dem gemes- • schlagweise Ermittlung des Düngebedarfs senen Nährstoffgehalt des Bodens sind weitere (Mess- und/oder Prognoseverfahren, be- Faktoren wie Standort, Jahreswitterung, Be- triebliche Aufzeichnungen, Berücksichti- wirtschaftung und Pflanzeneigenschaften bei gung der Standortfaktoren und des Witte- der Ermittlung des Düngebedarfs der Pflanze rungsverlaufs, Nährstoffbedarf des Pflan- zu berücksichtigen. zenbestandes, Vorfrucht, Anbaubedingun- gen) Aufbringungszeitpunkt und -menge sind bei der • Berechnung der Bedarfsdeckung und Dün- Düngung so zu wählen, dass verfügbare oder geplanung (Anrechnung von Ernterück- verfügbar werdende Nährstoffe den Pflanzen ständen und Wirtschaftdüngern, Vertei- weitestmöglich zeitgerecht in einer dem Nähr- lungsplanung) stoffbedarf der Pflanzen entsprechenden Men- • Beachtung der Anwendungsgrundsätze für ge zur Verfügung stehen. Die Düngung ist so Gülle, Jauche, Geflügelkot und stickstoff- auszurichten, dass Pflanzen optimal versorgt haltigen, flüssigen Sekundärrohstoffdünger werden und ein Überschreiten der unvermeid- (Obergrenzen für Gesamtstickstoff, Sperr- baren Nährstoffverluste weitestgehend vermie- fristen, Einarbeitungsgebot etc.) den wird. • Vermeidung von Nährstoffeinträgen und Abschwemmungen in Oberflächengewäs- Düngemittel dürfen nur ausgebracht werden, ser wenn der Boden diese witterungsbedingt auf- • Prüfung der Funktionsfähigkeit der Aus- nehmen kann. Auf eine Sicherung des Humus- bringungstechnik (sachgerechte Mengen-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 23

bemessung und Gewährleistung einer ver- • Erstellung eines Vergleichs für Nährstoffzu- lustarmen Ausbringung) und -abfuhren für den landwirtschaftlichen • zeitliche Optimierung der Düngemittelan- Betrieb wendung

Beregnung

Grundsätze sich die Beregnungswürdigkeit von Frucht und Die ordnungsgemäße Feldberegnung ist darauf Standort streng am Kosten-Nutzen-Verhältnis. eingerichtet, Zusatzwassergaben so pflanzen- nutzbar zu verabreichen, dass Verdunstung, Maßnahmen: Abdrift und Versickerung minimiert werden. • Überprüfung der Beregnungswürdigkeit Zeitpunkt und Höhe einer Beregnungsgabe (Pflanzenbestand) und Beregnungsbedürf- ergeben sich aus der aktuellen Bodenfeuchte, tigkeit (Witterung, Standort) der Witterung und dem Entwicklungsstadium • Ermittlung der Feldkapazität des Bodens der Pflanzen. und Kontrolle der aktuellen Bodenfeuchte Ordnungsgemäß ist, frühestens bei einer Bo- • Optimierung der Beregnungssteuerung denfeuchte von 50 % der nutzbaren Feldkapa- (moderne Technik, Einstellungen) zität die Beregnung einzusetzen. Oberhalb 80 • Überprüfung und Wartung der eingesetzten % der nutzbaren Feldkapazität ist nicht mehr Technik hinsichtlich Funktionsfähigkeit (Mi- zu beregnen. nimierung der Wasserverluste) und Sicher- Die gesamte Zusatzwassergabe ist durch die heit (Umweltschutz, z.B. Dichtigkeit bei wasserrechtliche Erlaubnis begrenzt. Diese Dieselaggregaten) richtet sich nach dem Gebietswasserhaushalt. • Aufzeichnungen über die verbrauchte Neben dieser, auch ökologische Gesichtspunk- Wassermenge im Rahmen der wasser- te berücksichtigenden Begrenzung, orientiert rechtlichen Erlaubnis

Pflanzenschutz

Grundsätze Maßnahmen Alle Pflanzenschutzmaßnahmen sind standort-, • Durchführung acker- und pflanzenbaulicher kultur- und situationsbezogen durchzuführen Maßnahmen (Fruchtfolge, Bodenbearbei- und die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln tung, Saatgutauswahl und -hygiene, opti- auf das notwendige Maß zu beschränken: maler Saat- und Pflanztermin, Sortenwahl, • Bewährte kulturtechnische und andere bedarfsgerechte Nährstoffversorgung) nichtchemische Maßnahmen zur Scha- • Anwendung geeigneter mechanischer und dens-minderung vorrangig nutzen, sofern thermischer Verfahren (z.B. zur Krautregu- sie praktikabel sind. lierung) • Den Befall durch Schadorganismen durch • Einsatz bzw. Förderung von Gegenspielern geeignete Maßnahmen so reduzieren, dass (Saumbiotope) oder chemischer Reize kein wirtschaftlicher Schaden entsteht. (Fallen) zur Steuerung der Schädlingspo- • Die vielfältigen Angebote der amtlichen und pulationen sonstigen Beratung sowie weitere Ent- • Diagnose der Schadensursachen (gezielte schei-dungshilfen nutzen. Sichtkontrolle, Prognoseverfahren, Bera- • Durch Weiterbildung sichern, dass die tung), Vergleich mit Schadensschwellen durchgeführten Pflanzenschutzmaßnah- • bestimmungsgemäßer und sachgerechter men dem allgemeinen Stand des Wissens Einsatz chemischer Präparate (Präpa- entsprechen. ratauswahl, Anwendungsgebiete, Zulas- sung, zugelassene Hilfsstoffe, Verfahrens- kombinationen, optimale Aufwandmenge, Wechsel der Wirkstoffe)

24 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

• Überprüfung der Wirkung auf unbehandel- flüssigkeit nach Verbrauchmenge, Spül- ter Teilfläche wasserausbringung auf der Kulturfläche, • Einsatz einwandfreier Pflanzenschutztech- Recycling der Behälter, Restmengen je nik und sachgerechte Anwendung (Geräte- nach Einstufung der Müllverwertung zufüh- kontrolle, Fahrgeschwindigkeit, Anpassung ren) an Windverhältnisse und notwendige Ab- • zeitnahe und transparente Dokumentation stände insbesondere gegenüber Gewäs- der betrieblichen Anwendung von Pflan- sern) zenschutzmitteln • umweltgerechte Entsorgung von Restmen- gen und Behältern (Ansetzen der Spritz-

Gestaltung der Feldflur

Grundsätze • Pflege und Ergänzung von Strukturelemen- Die naturbetonten Strukturelemente der Feld- ten zum Schutz des Bodens (Vermeidung flur (Hecken, Feldgehölze, Feldraine, Ackerter- einer übermäßigen Bodenerosion durch rassen u.a.) sind auch wegen ihrer günstigen Wind oder Wasser auf erosionsgefährdeten abiotischen (Boden, Kleinklima, Wasserhaus- Standorten, besonders bei Ackernutzung) halt) und biotischen (Nützlinge) Wirkungen zu • Erhalt des Grünlandes auf absoluten Grün- erhalten. landstandorten (Moorstandorte, stark ero- sionsgefährdete Hänge, Überschwem- Der Erhalt von Hecken und Randstreifen als mungsgebiete sowie Standorten mit hohem Schutzstreifen zur Minderung der Wind- und Grundwasserstand) Wassererosion zählt im Rahmen des Boden- schutzgesetzes zur guten fachlichen Praxis. Darüber hinaus sind freiwillige Gestaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen zweckdienlich. Die vielfältigen Funktionen der Feldflur sind als Da hierfür zusätzliche Aufwendungen entste- Teil der Kulturlandschaft zu erhalten. hen, sollten sie durch Förderprogramme unter- stützt werden (Agrarumweltmaßnahmen). Bei- Maßnahmen spiele bereits bestehender bzw. anzustreben- • Wahrung der räumlichen und flächenhaften der Förderprogramme sind: Ausdehnung naturbetonter Strukturelemen- • die Erhaltung bzw. Extensivierung der te Grünlandnutzung aus Naturschutzgründen • Verzicht auf die Bewirtschaftung naturbe- (Vogelschutz, floristische Vielfalt) tonter Strukturelemente, die nicht aus- • die Extensivierung der Ackernutzung nahmsweise für die Erhaltung dieser Ele- (Ackerwildkrautschutz, Vogelschutz, spezi- mente erforderlich sind elle Artenhilfsprogramme) • keine Beeinträchtigung durch z.B. Dünge- • die Pflege von Wallhecken und von ande- mittel, Pflanzenschutzmittel, Sickersäfte, ren Gehölzen Stroh- und Abfalllagerung, Entwässerung • die Anlage von Feldrainen zwischen dau- oder Beregnung erhaften Schlägen • landschaftsgerechte Kompensation, sofern • die Anlage von Gewässer- oder Weger- die Beseitigung einzelner Strukturelemente andstreifen, Hecken, Feldgehölzen, Einzel- aus wichtigen betrieblichen Gründen not- bäumen und anderen vernetzenden Bioto- wendig und rechtlich möglich ist pen

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 25

Tierhaltung

Grundsätze portwege einzuhalten. Bei längerer Transport- Der § 2 des Tierschutzgesetzes ist zentrale dauer ist eine ausreichende Versorgung der Vorschrift für Haltung, Pflege und Unterbrin- Tiere mit Wasser und Futter sicherzustellen. gung von Tieren: „Wer ein Tier hält, betreut Bei der Vorbereitung zur Schlachtung dürfen oder zu betreuen hat, die Tiere keinen vermeidbaren Belastungen • muss dieses seiner Art und seinen Bedürf- ausgeliefert sein. Wirbeltiere dürfen nur unter nissen entsprechend angemessen ernäh- Betäubung oder, soweit nach den gegebenen ren, pflegen und verhaltensgerecht unter- Umständen zumutbar, nur unter Vermeidung bringen; von Schmerzen getötet werden. • darf die Möglichkeit des Tieres zu artge- mäßer Bewegung nicht so einschränken, Die bei der Tierhaltung anfallenden Nebenpro- dass ihm Schmerzen oder vermeidbare dukte sind – soweit möglich – zu verwerten Leiden oder Schäden zugefügt werden, oder in Stoffkreisläufe einzubringen, ohne dass • muss über die für eine angemessene Er- dabei Gefahren für Mensch, Tier und Umwelt nährung, Pflege und verhaltensgerechte entstehen. Unterbringung des Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.“ Maßnahmen • erforderliche Sachkenntnis und Befähigung Die Haltungsverfahren sind nach Art und Ras- der Tierhalter se der Tiere, ihrem Alter und ihrer Nutzung mit • regelmäßige Kontrolle und bedarfsgerechte dem Ziel zu gestalten, ihre Versorgung und Versorgung der Tierbestände Entwicklung bestmöglich zu gewährleisten • tägliche Kontrolle der Beleuchtungs-, Lüf- sowie ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit zu tungs- und Versorgungseinrichtungen fördern. Dabei sind praktische Erfahrungen und • unverzügliche Versorgung erkrankter und aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu verletzter Tiere berücksichtigen. • regelmäßige Reinigung und erforderlichen- Die Fütterung ist am ernährungsphysiologi- falls Desinfektion der Stalleinrichtungen schen Bedarf der Tiere auszurichten. Dieser ist • bei Stallhaltung sind die Bedürfnisse der abhängig von der Tierart, der Produktionsrich- Tiere und die Anforderungen für die Be- tung, dem Leistungsstadium und der Konstitu- treuer durch die baulichen Anlagen und tion. Erforderlich sind der Einsatz von qualitativ technischen Einrichtungen nach Möglich- einwandfreiem Futter in ausreichender Menge keit zu berücksichtigen sowie eine ausreichende Wasserversorgung. • sachgerechte Gewinnung, Haltbarma- chung, Lagerung und Dokumentation der Durch die Zucht sollen die Leistungsfähigkeit Futtermittel der Tiere im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit • keine Züchtungen und Zuchtprogramme, und die Qualität der Erzeugnisse erhalten und die entweder bei den Eltern oder bei den verbessert werden. Dabei sind die Gesundheit Nachkommen zu absehbaren Leiden oder und Vitalität der Tiere zu berücksichtigen. Schäden führen Der Gesundheit der Tiere ist durch entspre- • Einsatz von Tierarzneimitteln nur unter chende Hygiene, Fütterung, Haltungsverfahren, Beachtung der Anwendungsbestimmun- Gesundheitskontrolle sowie verantwortungs- gen, Dokumentationspflichten und Warte- bewusste Züchtung Rechnung zu tragen. Bei zeiten erkennbaren Anzeichen von Störungen des • Verwendung von für den Tiertransport zu- Gesundheitszustandes sind geeignete Maß- gelassenen Fahrzeugen mit ausreichender nahmen zu ergreifen. Lüftung und Größe sowie erforderlichen- Beim Transport sind übermäßige Beunruhigun- falls mit Tränke- und Fütterungsmöglichkeit gen sowie Schmerzen und Leiden hervorrufen- • beschränkte Transportdauer zum Bestim- de Einwirkungen soweit als möglich zu vermei- mungsort und rücksichtsvolle Fahrweise den. Es ist für ein angemessenes Platzangebot zu sorgen und es sind möglichst kurze Trans-

26 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

2.1.4 Leitbild nachhaltige Landwirtschaft

Die UN-Konferenz über Umwelt und Entwick- wirtschaftlicher Aspekte und unter Beachtung lung aus dem Jahr 1992, auf der in Rio de globaler Auswirkungen gefunden werden. Janeiro das Globale Aktionsprogramm Agenda 21 beschlossen wurde, und weitere Nachfolge- Aus agrarpolitischer Sicht wird die Grundaus- konferenzen in den Jahren 1997, 2002 und richtung zu nachhaltiger Wirtschaftsweise ten- 2012 haben das Prinzip der Nachhaltigkeit zum denziell mit den in der Gemeinsamen Agrarpo- Leitbild der politischen und wirtschaftlichen litik der Europäischen Union durchgeführten Entwicklung werden lassen. Das Konzept sieht Weichenstellungen gefestigt, zu denen die vor, dass die sozialen und ökonomischen Le- Rückführung der Markt- und Produktionsstüt- bensbedingungen aller Menschen mit dem zung, die Umstellung der Finanzhilfen (Direkt- Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen unter zahlungen) auf Flächenprämien und deren Berücksichtigung der Bedürfnisse zukünftiger Bindung an überprüfbare Umwelt- und Tier- Generationen in Einklang gebracht werden.4 schutzkriterien sowie eine Stärkung der Maß- Auf Ebene der EU und des Bundes sowie zahl- nahmen zur ländlichen Entwicklung gehören.7 reicher Kommunen sind in der Folgezeit eigene Nachhaltigkeitsstrategien entwickelt worden, in Auf nationaler Ebene gehören zu den zentralen denen sich die Entscheidungsträger Leitbilder agrarpolitischen Handlungsfeldern, die im Sin- und Strategien für eine nachhaltige Entwick- ne der Nachhaltigkeit aufeinander abgestimmt lung der jeweiligen Handlungsebene gegeben werden, gemäß Nachhaltigkeitskonzept des haben. Darüber hinaus ist der Gedanke der BMELV unter anderem die folgenden Themen: Nachhaltigkeit mittlerweile auch in den ver- • Klimawandel begegnen – Klimaschutz und schiedenen Wirtschaftsbereichen verankert Anpassung an sich änderndes Klima und kommt hier u.a. in zahlreichen Zertifizie- • Zukunft nach dem fossilen Zeitalter – Bio- rungsmethoden zum Ausdruck. energie und nachwachsende Rohstoffe • Fruchtbares Land, Vielfalt des Lebens – Die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundla- Erhaltung und Bewirtschaftung natürlicher gen und eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Ressourcen Landbewirtschaftung sind erklärte landwirt- • Eigene Stärken ausbauen – Wettbewerbs- 5 schaftliche Ziele. Für die Landwirte ist die fähigkeit der Land-, Forst- und Fischerei- dauerhafte Nutzung und die Bewahrung der wirtschaft Produktionsgrundlage für die nächste Genera- • Perspektiven für das Land – Ländliche tion im traditionellen Denken verwurzelt. Auch Entwicklung und demografischer Wandel dem Modell einer Kreislaufwirtschaft trägt die • Verbrauchervertrauen und Gesundheit – Landwirtschaft in hohem Maße Rechnung. Sichere Lebensmittel Dennoch wird am Beispiel der Landwirtschaft in • Verantwortung der Verbraucher – Nachhal- besonderem Maße deutlich, welche Anforde- tiger Konsum rungen und Zielkonflikte mit dem Anspruch • Verantwortung in der Welt – Ernährung der nachhaltigen Wirtschaftens verknüpft sein kön- Welt sichern nen. Eine langfristig zukunftsfähige Landwirt- schaft soll umweltgerecht und ressourcenscho- Auch in der Raumordnung durchzieht das Prin- nend qualitativ hochwertige Nahrungsmittel und zip der Nachhaltigkeit die Zielsetzungen und nachwachsende Rohstoffe erzeugen, die Kul- Grundsätze der verschiedenen raumbeanspru- turlandschaft und deren Artenvielfalt erhalten chenden Nutzungen. So zielt das Landesraum- und zugleich dem internationalen Wettbewerb ordnungsprogramm Niedersachsen bereits ein- gewachsen sein.6 Im Spannungsfeld zwischen leitend darauf ab, dass in Niedersachsen und wachsenden Umweltanforderungen der Gesell- seinen Teilräumen eine nachhaltige räumliche schaft und zunehmend ökonomischem Druck Entwicklung die Voraussetzungen für umwelt- befinden sich die landwirtschaftlichen Betriebe gerechten Wohlstand auch für kommende Ge- in einer schwierigen Lage. Lösungsmöglichkei- nerationen schaffen soll. Planungen und Maß- ten können deshalb nur unter gleichzeitiger nahmen zur Entwicklung der räumlichen Struk- Berücksichtigung ökologischer, sozialer und

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 27

tur des Landes sollen zu nachhaltigem Wachs- Nachhaltige Sicherung landwirtschaftlicher tum und Wettbewerbsfähigkeit beitragen. Flächen vor einer fortschreitenden Inan- spruchnahme durch konkurrierende Nut- Was bedeutet nachhaltige Landwirtschaft? zungen Die Akademie für Technikfolgenabschätzung in • Förderung der Wettbewerbsfähigkeit land- Baden-Württemberg hat die Thematik Nachhal- wirtschaftlicher Betriebe als nachhaltige tigkeit der Land- und Forstwirtschaft in interdis- Stütze der Strukturen in ländlichen Räu- ziplinären Studien, Gutachten und Workshops men bearbeitet8. Es werden darin folgende Zielvor- • Förderung der regionalen Erzeugung und gaben für eine nachhaltige Landwirtschaft ge- Vermarktung von Nahrungsmitteln sowie nannt: der Erzeugung regenerativer Energien im • Durchführung einer umwelt- und ressour- ländlichen Raum censchonenden Bewirtschaftungsweise (Boden, Wasser, Luft, Biomasse, Energie, Die Etablierung von Maßnahmen bietet sich Belastungsgrenzen) flächendeckend im gesamten Großraum • Erzeugung gesunder und hochwertiger Braunschweig an. Insbesondere eine verstärk- Nahrungs- und Futtermittel sowie nach- te Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, wachsender Rohstoffe Industrie und Handel in der Region könnte ein • Förderung der Nutz-, Schutz- und Erho- wichtiger Ansatzpunkt für regionale Projekte, lungsfunktionen der Kulturlandschaft z.B. bei der Produktneuentwicklung und der • Erhaltung der Arten- und Biotopvielfalt Weiterverarbeitung von nachwachsenden Roh- • Sicherung der regionalen Wasserversor- stoffen, sein. In anderen Projekten könnten gung verstärkt regionale Umwelt- und Verbraucherin- • Sicherung der Nahrungsmittelversorgung in teressen einbezogen werden. einem abgegrenzten Wirtschaftsraum Anreize und Impulse können durch überregio- Die Akademie geht insgesamt davon aus, dass nale oder regionale Förderprogramme gegeben die Aufrechterhaltung einer weitgehend flä- werden. Hilfreich und unterstützend sind aber chendeckenden Landbewirtschaftung und die auch begleitende Beratungen und Hilfestellun- Erhaltung oder Schaffung regionaler Märkte für gen bei notwendigen Anträgen und Genehmi- Lebensmittel und nachwachsende Rohstoffe gungen. In gemeinsamen Gesprächen zwi- grundsätzlich der Nachhaltigkeit dienen. Das schen Initiatoren, Investoren, Wirtschaftsförde- Konzept der verbrauchernahen Produktion und rungs- und Genehmigungsbehörden sollten im Verarbeitung unterstützt die Kreislaufwirtschaft Vorfeld Hemmnisse beseitigt und gemeinsame und sichert durch die Vernetzung der Landwirt- Handlungs- und Zeitpläne festgelegt werden. schaft mit den vor- und nachgelagerten Wirt- schaftsbereichen Infrastruktureinrichtungen DLG-Nachhaltigkeitsstandard und Arbeitsplätze. Konkret zur Anwendung kommt im Großraum Nachhaltige integrierte Produktionsmethoden Braunschweig vereinzelt bereits ein gemein- werden unter Schonung der natürlichen Res- sam von der Deutschen Landwirtschaftsgesell- sourcen den biologisch-technischen Fortschritt schaft und wissenschaftlichen Partnern erarbei- nutzen, daneben existieren ökologisch wirt- teter Nachhaltigkeitsstandard für die Landwirt- schaftende landwirtschaftliche Betriebe. schaft. Dieser zielt darauf ab, aktiv seitens der Landwirtschaft nachhaltige Wirtschaftsweisen • Die Forcierung der nachhaltigen Landwirt- zu dokumentieren und zu kommunizieren. Fünf schaft bedarf neben agrarpolitischen Ziel- landwirtschaftliche Betriebe aus den Landkrei- setzungen und einer landesweiten Förde- sen Wolfenbüttel, Goslar und Helmstedt haben rung auch einer Unterstützung in der Regi- sich nach diesem Standard in den Jahren 2009 9 on. Hierzu bieten sich u.a. folgende Maß- und 2010 zertifizieren lassen. nahmenkomplexe an:

28 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Abbildung 2: Indikatoren des DLG-Nachhaltigkeitsstandards

Quelle: DLG Merkblatt 369 – Nachhaltiger Ackerbau, Frankfurt a. M. 2013

Anhand von ausgewählten Indikatoren, die auf werden die für den Betrieb errechneten Indika- dem Einzelbetrieb erhoben werden, sollen torwerte mit den Zielwerten abgeglichen. Um Stärken und Schwächen bei Ökologie, Ökono- das Zertifikat zu erhalten, muss der Betrieb die mie und sozialen Aspekten sichtbar gemacht Grenzwerte bzw. Zielwertbereiche der Nachhal- werden. Die Ergebnisse dienen als Grundlage tigkeitsindikatoren erfüllen, die gesetzlichen für einen kontinuierlichen Verbesserungspro- Bestimmungen des landwirtschaftlichen Fach- zess. Mit ihm sollen die Arbeitsabläufe und rechts einhalten und Qualitätssicherungsmaß- Strukturen im Interesse des Betriebes sowie nahmen im Betrieb umsetzen, wie z.B. Hygie- der Belange von Umwelt und Gesellschaft op- nemaßnahmen beim Transport und Lagerung timiert und transparent gemacht werden. von Erntegut. Das Ergebnis kann unter ande- rem wie in der beispielhaften Abbildung 3 in Für die Indikatoren werden Zielwertbereiche Form eines Nachhaltigkeitsprofils dargestellt definiert, anhand derer der Nachhaltigkeitssta- werden. tus des Betriebes ermittelt werden soll. Hierzu

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 29

Abbildung 3: Betriebliche Auswertung nach DLG-Nachhaltigkeitsstandard

Quelle: DLG

2.2 Wandel der politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingun- gen

2.2.1 Agrar- und Strukturpolitik

Agrarpolitischer Reformbedarf genwärtig steht, geht es nach den vorange- Auch zukünftig wird die Landwirtschaft des gangenen Analysen 10 der Kommission insbe- Großraumes Braunschweig in erster Linie sondere darum: durch die agrarpolitischen Rahmenbedingun- gen auf Ebene des Bundes und der Europäi- • den zunehmenden Problemen in Bezug auf schen Union bestimmt. Seit dem Jahr 1992, mit die Ernährungssicherheit sowohl in der EU dem die Kehrtwende von einer auf Produkti- als auch weltweit zu begegnen, onsanreizen beruhenden Agrarpolitik hin zu • die nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher einer Reduzierung struktureller Überschüsse Ressourcen wie Wasser, Luft, Biodiversität eingeleitet wurde, sind in mehreren Schritten und Böden zu fördern, fortlaufend weitreichende agrarpolitische Re- • den zunehmenden Beeinträchtigungen der formen vollzogen worden (vgl. Teil I). Dieser Bedingungen für die landwirtschaftliche Er- Reformprozess wird sich in Anbetracht der zeugung durch die laufenden Klimaverän- Dynamik von politischen, gesellschaftlichen derungen zu begegnen und dafür zu sor- und strukturellen Veränderungen auch in der gen, dass die Landwirte ihren Beitrag zu Zukunft fortsetzen. Die EU-Agrarkommission den Treibhausgasemissionen verringern, hat im Herbst 2011 die Legislativvorschläge für eine aktive Rolle im Klimaschutz spielen die Ausgestaltung der Direktzahlungen und die und erneuerbare Energien bereitstellen, EU-Agrarpolitik (GAP) nach 2013 in Brüssel • vor dem Hintergrund einer zunehmenden offiziell vorgestellt. Bei den Herausforderungen, Globalisierung und steigender Preisvolatili- vor denen die gemeinsame Agrarpolitik ge- tät die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten

30 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

und zu steigern und zugleich die landwirt- der Markt- und Preispolitik erfolgt aus dem schaftliche Erzeugung in der gesamten Eu- Europäischen Garantiefonds für die Landwirt- ropäischen Union aufrechtzuerhalten, schaft (EGFL). • die Vielfalt der Betriebsstrukturen und Pro- duktionssysteme in der europäischen Ein wesentliches Element der Kommissions- Landwirtschaft, die mit der Erweiterung der vorschläge ist das sogenannte Greening, d.h. EU zugenommen hat, optimal zu nutzen eine stärkere Bindung von Direktzahlungen an und ihre soziale, räumliche und strukturie- die Erfüllung ökologischer Auflagen. Demnach rende Rolle aufrechtzuerhalten, werden nur noch knapp 60 % der Fördergelder • den räumlichen und sozialen Zusammen- aus der ersten Säule der europäischen Agrar- halt in den ländlichen Gebieten der Europä- politik als sogenannte Basisprämie gezahlt. ischen Union zu stärken, insbesondere Des Weiteren wird bereits im Jahr 2014 eine durch Förderung der Beschäftigung und sogenannte Umverteilungsprämie für die ersten der Diversifizierung, 46 Hektar beihilfefähiger Fläche gezahlt. Als • die Unterstützung im Rahmen der GAP weitere Prämienkomponenten sind die Zahlun- gerecht und ausgewogen zwischen den gen für dem Klima- und Umweltschutz förderli- Mitgliedstaaten und Landwirten zu vertei- che Landbewirtschaftungsmethoden (Gree- len, indem die Disparitäten zwischen den ning) und ggf. der Junglandwirtezuschlag zu Mitgliedstaaten verringert werden und die nennen. Unterstützung besser auf aktive Landwirte Für Junglandwirte (unter 40 Jahre) ist in den auszurichten, ersten 5 Jahren nach der Betriebsübernahme • die Durchführungsverfahren im Rahmen ein zusätzlicher Bonus in Höhe von ca. 44 €/ha der GAP weiter zu vereinfachen, die Kon- für die ersten 90 Hektar des Betriebes vorge- trollanforderungen zu verschärfen und den sehen. Verwaltungsaufwand für die Empfänger der Zahlungen zu verringern. Auf das ab dem Jahr 2015 geltende Greening entfallen als obligatorische Ökologisierungs- komponente ,etwa 30 % des Budgets der Di- Markt- und preispolitische Inhalte der rektzahlungen. Zu den Auflagen gehört ein Agrarreform 2013 Umbruchverbot für Dauergrünland, eine An- Die agrarpolitischen Herausforderungen mün- baudiversifizierung mit einer Mindestzahl ver- den aus Sicht der EU-Kommission in drei Ziel- schiedener Kulturen auf dem Ackerland und die setzungen: Schaffung von 5 % ökologischer Vorrangflä- • der Sicherstellung einer rentablen Nah- chen auf dem Ackerland, wie zum Beispiel rungsmittelerzeugung vor dem Hintergrund Landschaftselemente, Ackerrandstreifen oder eines wachsenden weltweiten Bedarfs und Blühstreifen. Ökologisch wirtschaftende Betrie- stärkerer Preisschwankungen, be sind vom Greening freigestellt. Die Möglich- • einer nachhaltigen Bewirtschaftung der keit eines freiwilligen Verzichts auf die Ökologi- natürlichen Ressourcen unter Einbezie- sierungskomponente ist nicht vorgesehen. hung von Klimaschutzmaßnahmen sowie Werden die genannten Auflagen nicht vollstän- • einer ausgewogenen räumlichen Entwick- dig eingehalten, so erfolgt zunächst eine Kür- lung in allen Teilen der EU. zung der Greeningprämie. Ab dem Jahr 2017, Die Reform der gemeinsamen Agrarpolitik soll ggf. auch früher, können weitere Sanktions- zeitgleich mit der Aufstellung des mehrjährigen maßnahmen greifen, die auch eine Kürzung Finanzrahmens erfolgen, der den Haushalt der der Basisprämie beinhalten. Europäischen Union für die Jahre 2014 – 2020 festlegt, und die Ziele der Europa 2020 Strate- gie aufgreifen. Diese ist als Nachfolgevereinba- rung zur Lissabon-Strategie der Jahre 2000 bis 2010 mit der Zielsetzung aufgestellt worden, Europa im Rahmen einer nachhaltigen Ent- wicklung weltweit zum wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsraum zu machen. Die Finanzierung

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 31

Abbildung 4: Komponenten des Greening

Grünland- erhalt Anbau- diversi- Ökol. Vor- fizierung rangflächen

Greening

Mit der Reform sollen die bisherigen Zahlungs- zu verzeichnen hätten. Verluste von durch- ansprüche, die in Verbindung mit der entspre- schnittlich drei bis fünf Prozent des Betriebs- chenden Fläche Voraussetzung für Direktzah- einkommens je Arbeitskraft würden aus der lungen waren, durch neue Zahlungsansprüche Umverteilung von Direktzahlungen in Maß- ersetzt werden. Referenz ist die im Jahr 2015 nahmen für den ländlichen Raum (2. Säule) bewirtschaftete beihilfefähige Fläche. Direkt- resultieren. Je nach Ausgestaltung zukünftiger zahlungen sollen nur aktive Landwirte erhalten, Programme wurden in Ackerbaubetrieben deut- d.h. alle Landwirte deren Unternehmensform lichere Einkommensrückgänge von 7-16 % nicht auf einer Negativliste auftaucht. Ausge- prognostiziert. Dies würde besonders den vom schlossen sind demnach z.B. Flughafenbetrei- Ackerbau geprägten Großraum Braunschweig ber, Betreiber von Sport- und Freizeitanlagen betreffen. etc., die zwar über landwirtschaftliche Flächen verfügen können, aber keine Zahlungen erhal- Die Vorgaben zur Anbaudiversifizierung lassen ten sollen. nach den Untersuchungen des vTI erwarten, dass Anpassungen auf einzelbetrieblicher Die Direktzahlungen sollen zwischen den Mit- Ebene vor allem beim Maisanbau erforderlich gliedstaaten langfristig EU-weit anglichen wer- werden. Dieser nimmt, wie bereits dargestellt, den, was in Deutschland zu einem Rückgang im Großraum Braunschweig eine insgesamt der Direktzahlungen führen wird. untergeordnete Rolle ein, so dass der Anpas- sungsbedarf hier als gering einzuschätzen ist.

Prognose der Auswirkungen der Agrarre- Legt man zu Grunde, dass zur Schaffung von form 5 % ökologischer Vorrangflächen an der Acker- Das in Braunschweig ansässige Thünen- fläche neben der vorhandenen Stilllegungsflä- Institut (vTI) hatte im Auftrag des BMELV be- che von etwa 2 % noch etwa 3 % der Ackerflä- reits die Kommissionsvorschläge zur Agrarre- che erforderlich wären, so würde dies im Groß- form hinsichtlich der Produktions-, Verteilungs- raum Braunschweig einen Flächenbedarf von und Einkommenswirkungen auf die deutsche ca. 7.500 ha ausmachen. Nicht berücksichtigt Landwirtschaft analysiert. 11 ist hierbei eine Freistellung kleinerer oder öko- logisch wirtschaftender Betriebe. Für Deutsch- Die aus der allgemeinen Kürzung der Direkt- land prognostizierte das vTI als Folge der Flä- zahlungen resultierenden Einkommensrück- chenverknappung einen Anstieg der Getreide- gänge wurden im Mittel der Betriebe mit einem preise um 4 - 5 %. Insgesamt verbleibt aber Prozent veranschlagt, wobei kleinere Betriebe unter Berücksichtigung der verringerten Anbau- nicht vom Wegfall der Modulation profitieren fläche auch aus dieser Maßnahme ein Rück- und insofern überdurchschnittliche Rückgänge gang des Betriebseinkommens. Das vTI weist

32 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

darauf hin, dass aus ökologischer Sicht der • die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit gezielte Einsatz von Anreiz- und Planungsin- der Landwirtschaft, strumenten sinnvoll sein kann, um Vorrangflä- • die Gewährleistung der nachhaltigen Be- chen in geeignete Bereiche (Gewässerrand- wirtschaftung der natürlichen Ressourcen streifen, Vernetzungselemente etc.) zu lenken. und der Klimaschutz, Da überbetriebliche oder gar regionale Lösun- • die Erreichung einer ausgewogenen räum- gen zur Bereitstellung der Vorrangflächen mit lichen Entwicklung der ländlichen Wirt- den aktuellen Regelungen nicht vereinbar sind, schaft und der ländlichen Gemeinschaften, ist der Spielraum für eine solche Lenkung je- einschließlich der Schaffung und des Er- doch eingeschränkt. halts von Arbeitsplätzen Weiterhin erfolgt als LEADER-Ansatz im Rah- Aus Sicht des vTI werden die Reforminhalte men des ELER die querschnittsorientierte För- den anstehenden Herausforderungen nur un- derung lokaler Entwicklungen zureichend gerecht, da sich die angestrebten Ziele mit einer stärkeren Mittelverlagerung in In der Regel basiert die Europäische Agrarpoli- die 2. Säule effizienter erreichen ließen. tik (GAP) auf einem siebenjährigen Planungs- zeitraum, d.h. auch die Programme für den ländlichen Raum sind 7-Jahres-Programme. Die gegenwärtige Programmperiode läuft von Abbildung 5: Struktur der Gemeinsamen 2014-2020 und sieht für Niedersachsen und Agrarpolitik Bremen EU-Mittel in Höhe von 938 Mio € vor. Die Umsetzung auf Ebene des Landes erfolgt durch das Programm zur Förderung der Ent- wicklung im ländlichen Raum (PFEIL). Es fasst die verschiedenen Maßnahmen zusammen und wird durch jeweilige Landesförderrichtlinien konkretisiert. So fasst beispielsweise die nie- dersächsische Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur integrierten ländlichen Entwicklung (ZILE) die Bestimmungen zu Maß- nahmen wie Flurbereinigung und Wegebau sowie Dienstleistungseinrichtungen, Dorfer- Quelle: EU-Kommission, Politik zur Entwicklung des neuerung, Diversifizierung, Tourismus, Kultur- ländlichen Raums 2007-2013, Fact Sheet (2007) erbe, Integrierte ländliche Entwicklungskonzep- te (ILEK) und Regionalmanagement (ReM) Strukturpolitik zusammen. Ebenfalls im Rahmen des PFEIL Neben der Markt- und Preispolitik, auch als werden die Agrarumweltprogramme oder die erste Säule der gemeinsamen Agrarpolitik be- einzelbetriebliche Agrarinvestitionsförderung zeichnet, werden mit der Regionalpolitik Maß- gefördert. Im Laufe der Förderperiode werden nahmen zur Entwicklung der ländlichen Räume die Programminhalte mehrfach an neue Ent- gefördert. Diese zweite Säule der Agrarpolitik wicklungen angepasst. Die Kofinanzierung von basiert auf dem Europäischen Landwirtschafts- PFEIL erfolgt aus Mitteln des Bundes, des fonds für die Entwicklung des ländlichen Rau- Landes und der Kommunen. mes (ELER). Die Schwerpunkte des ELER bilden Der PFEIL-Programmentwurf befindet sich derzeit im Abstimmungs- und Genehmigungs- verfahren mit der EU. In Abbildung 6 sind die Förderschwerpunkte und die Mittelverteilung des für den Zeitraum 2007 bis 2013 geltenden Programms zur Förderung im ländlichen Raum (PROFIL) dargestellt.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 33

Abbildung 6: Umsetzung der ELER-Verordnung in Niedersachsen

Quelle: LWK http://www.lwk-niedersachsen.de/index.cfm/portal/foerderung/nav/687/article/9397.html

Mit der Neuordnung für die Jahre 2014 bis • Wissenstransfer, Bildung und Beratung 2020 verfolgt die EU auch das Ziel, eine größe- • Wettbewerbsfähigkeit re Kohärenz sowohl zwischen dem ELER und • Lebensmittelketten und Risikomanagement anderen Strukturfonds als auch zwischen dem • Förderung von Ökosystemen ELER und dem Europäischen Garantiefonds • Förderung der Ressourceneffizienz für die Landwirtschaft (EGFL) herzustellen. • Arbeit und Entwicklung im ländlichen Raum Damit soll eine bessere Abstimmung z.B. mit • Leader, Europäische Innovationspartner- dem EFRE oder eine leichtere Umverteilung schaften, Zusammenarbeit von Mitteln zwischen mit dem EGFL und dem ELER ermöglicht werden. Die Zielsetzungen Seitens der berufsständischen Vertretung wird und das Maßnahmenspektrum des ELER blei- u.a. befürchtet, dass mit einer Öffnung und ben jedoch weitgehend konstant, wobei eine stärkeren Durchlässigkeit des ELER bzw. der leichte Öffnung hin zu außerlandwirtschaftli- regionalen Strukturfonds letztlich weniger Mittel chen Sektoren und Zuwendungsempfängern für die Landwirtschaft zur Verfügung stehen erfolgt. werden. Als Folge des Greening in der ersten Säule werden weniger Spielräume für freiwillige Erreicht werden sollen die Ziele anhand der Agrarumweltmaßnahmen im ELER gesehen. nachfolgenden Prioritäten

34 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

2.2.2 Klimawandel

Prognosen Sommerniederschläge wird im gesamten Ver- Die Landwirtschaft ist aufgrund ihrer unmittel- bandsgebiet sogar ein Rückgang um 20 - 27 % baren Abhängigkeit von den Witterungsbedin- erwartet. gungen auch stark von langfristig wirksamen Als weiterer Faktor des Klimawandels wird Klimaveränderungen betroffen. Zugleich kommt neben den veränderten Durchschnittswerten es im Rahmen der landwirtschaftlichen Flä- auch die Zunahme von Wetterextremen aufge- chenbewirtschaftung und der Tierhaltung zu führt. Hierzu zählen unter anderem Hitze- und Emissionen von Treibhausgasen, die ihrerseits Dürreperioden sowie Sturm- Starkregen- und klimarelevant sind. Hagelereignisse. Prognosen und Auswirkungen des Klimawan- In der Abbildung 7 ist für das Durch- dels in der Metropolregion Hannover - Braun- schnittsszenario der prognostizierte Rückgang schweig - Göttingen - Wolfsburg waren Gegen- der Niederschläge und der klimatischen Was- stand des Projektes „Klimafolgenmanage- serbilanz in den Sommermonaten dargestellt. ment“12. Regionale Simulationen des Instituts für Meteorologie und Klimatologie der Leibniz Auswirkungen Universität Hannover haben für den Untersu- Die klimatischen Veränderungen haben Aus- chungsraum einen Anstieg der Jahresdurch- wirkungen auf die gesamte Landwirtschaft und schnittstemperatur bei in etwa gleich bleiben- erfordern Anpassungsmaßnahmen. In der der jährlicher Niederschlagssumme ergeben. pflanzenbaulichen Produktion stellt die Bereg- Hinsichtlich deren Verteilung steht allerdings nung im Großraum Braunschweig ohnehin einem Zuwachs der Niederschläge in den Win- schon einen bedeutenden Faktor dar, der an- termonaten ein Niederschlagsrückgang in den gesichts der Klimaveränderungen in Zukunft Sommermonaten gegenüber. noch weiter an Bedeutung gewinnen wird. Durch die erhöhten Temperaturen im Frühjahr Bei teilräumlicher Auswertung der Prognosen und Sommer in Verbindung mit gleichzeitigem werden für den Großraum Braunschweig für Rückgang der Niederschlagsmenge wird sich die Jahre 2011 bis 2040 ein Anstieg der Jah- das Wasserdargebot verringern. Außerdem resdurchschnittstemperatur um rund ein Grad kommt es zu einer erhöhten Evapotranspiration Celsius sowie ein Rückgang der jährlichen und damit zu einem schnellen Verbrauch des Niederschlagsmenge vorhergesagt. Während pflanzenverfügbaren Bodenwassers. der Temperaturanstieg über das gesamte Ver- Für die landwirtschaftlichen Anbaukulturen auf bandsgebiet relativ gleichmäßig ausfällt, gibt es leichten Böden mit geringem Wasserspeicher- in den Veränderungen der Niederschläge rela- vermögen bedeutet das zukünftig einen deut- tiv starke teilräumliche Unterschiede. Im lich erhöhten Zusatzwasserbedarf, um Tro- Durchschnittsszenario nehmen die jährlichen ckenstress entgegenzuwirken und die Erträge Niederschlagsmengen im Westen um 1 % und zu sichern. Die bestehenden wasserrechtlichen im Osten um 5 % ab. Betrachtet man nur die Erlaubnisse ermöglichen häufig eine Entnahme Sommermonate, so wird im Durchschnittssze- von etwa 80 mm pro Jahr im Durchschnitt von nario für den westlichen Landkreis Peine noch 7 Jahren. In beregnungsintensiven Gebieten von einer konstanten Niederschlagsmenge reichen die 80 mm teilweise bereits heute ausgegangen, während für den Landkreis kaum, besonders wenn sich trockene Jahre Helmstedt ein Rückgang von bis zu 7 % vor- häufen. Auf sehr leichten Böden wurde durch hergesagt wird. das Landesamt für Bergbau, Energie und Geo- Im trockenen Szenario stellt sich die Prognose logie (LBEG) bis zum Ende des Jahrhunderts sehr viel ungünstiger dar. Hier ist mit einem ein Beregnungsbedarf von bis zu 150 mm si- Rückgang der jährlichen Niederschläge zwi- muliert. Ohne ausreichendes Zusatzwasser schen 9 % im Süden und 18% im Norden des könnte der Anbau einiger Kulturen dann un- Großraums Braunschweig zu rechnen. Für die möglich werden.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 35

Abbildung 7: Klimaprognosen für den Großraum Braunschweig

Klimaparameter: Klimaparameter: Veränderung des Niederschlags im Durch- Veränderung der klimatischen Wasserbilanz im schnittsszenario Durchschnittsszenario Periode: Periode: 2011 bis 2040 2011 bis 2040 Zeitraum: Zeitraum: Sommer (Juni / Juli / August) Sommer (Juni / Juli / August) Bezugszeitraum: Bezugszeitraum: Zeitraum 1961 bis 1990 Zeitraum 1961 bis 1990

Quelle: Regionales Management von Klimafolgen in der Metropolregion Hannover- Braunschweig- Göttingen – Wolfsburg Teilprojekt FE3: Potenziale zur Substitution von Grundwasser für die Feldberegnung: „Wasser wächst auf Feldern“, www.klimafolgenmanagement.de

Neben der Wasserversorgung wirken sich wei- wärmeliebender Arten der Schadpflanzen. Fer- tere Folgen des Klimawandels auf das Pflan- ner werden sich Pathogene, Krankheiten und zenwachstum, die Pflanzengesundheit und den Schaderreger mit hohen Ansprüchen an Tem- Nährstoffhaushalt aus. Kommt es zu Starkre- peratur und relative Luftfeuchte zukünftig aus- gen kann dieser zu direkten Schäden an den weiten. Durch erhöhte Niederschlagsmengen in Pflanzen, sowie durch Staunässe zur Begüns- den Wintermonaten wächst die Gefahr der tigung von Wurzelfäule führen. Längere Tro- Auswaschung von Nährstoffen aus dem Bo- ckenperioden in den Frühjahrs- und Sommer- den. Somit sinkt, besonders zum Frühjahr hin, monaten fördern das Auftreten bestimmter das Reservoir der pflanzenverfügbaren Nähr- Schaderreger, es kommt zu einer Zunahme stoffe stark ab.

36 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Im Bereich der Tierhaltung hat der Klimawan- auch in Zukunft in verschiedenen Zusammen- del besonders Auswirkungen auf die Tier- hängen berücksichtigt werden. Beispielsweise gesundheit, die Leistung der Tiere und die Fut- bei Flurneuordnungen oder Umgestaltungen tergrundlage. Auswirkungen auf die Tier- von Kulturlandschaften ist die Schaffung zu- gesundheit sind insbesondere durch Hitze- sammenhängender Ackerflächen für den Ein- stress in Verbindung mit hoher relativer Luft- satz von Kreis- und Linearberegnungsmaschi- feuchte zu erwarten. Diese Faktoren führen nen zu diskutieren. Dabei sind Lösungen zu schließlich auch zu einer verminderten Leis- finden, die die Belange vernetzter Lebensräu- tung der Tiere und zu erhöhten Anforderungen me und einer strukturierten Feldflur berücksich- an das Grundfutter. tigen. Der Zusammenschluss von Einzelregnern zu Anpassungsmaßnahmen Beregnungsverbänden ermöglicht gemeinsame Von entscheidender Bedeutung wird es für die Anschaffungen, Arbeitsteilung und gegenseiti- Landwirtschaft, die Wasserentnahmerechte für ge Unterstützung und erleichtert darüber hin- die Feldberegnung aus Grund- und Oberflä- aus die Verwaltung. Der Austausch mit ande- chenwasser zu erhalten und zu entwickeln, um ren Beregnern und das Zurückgreifen auf Er- die Nahrungsmittelerzeugung sowie den Anbau gebnisse aus Beregnungsversuchen, Seminare nachwachsender Rohstoffe abzusichern und und Beratungsgespräche sind ein weitere wich- gleichzeitig erforderliche Anpassungen an ver- tige Bausteine im Entscheidungsprozess. änderte Marktbedingungen zu ermöglichen. Um die Kulturen in der Region zukünftig aus- Des Weiteren wird die Erschließung alternativer reichend mit Wasser versorgen zu können, gilt Wasserquellen für die Beregnung diskutiert. es darüber hinaus die Ressourcenbewirtschaf- Dazu gehören zum Beispiel die bereits von den tung zu optimieren. Hierbei handelt es sich Abwasserverbänden praktizierte Klarwasser- sowohl um eine optimale Ausnutzung des verregnung, (vgl. Kapitel 3.2.2) sowie Hoch- Wassers, als auch um eine Anpassung der wasserspeicherung und Regenrückhaltebe- Beregnungstechnik und Beregnungssteuerung cken, um anfallende Wasserüberschüsse ins- im Hinblick auf pflanzenbedarfsorientierte Be- besondere aus den Wintermonaten sinnvoll zu wässerung und wassersparende Bewässe- nutzen. Bei Klarwasser handelt es sich um rungsmethoden. gereinigtes Abwasser, das den Qualitätsanfor- derungen der Badegewässerrichtlinie (2006) Die steigende Bedeutung der Feldberegnung entspricht. Die Verregnung von Klarwasser hat zeigt sich schon heute in der Zunahme an Be- in Niedersachsen durch die Abwasserverbände ratungsanfragen bei der Landwirtschaftskam- Wolfsburg und Braunschweig eine langjährige mer Niedersachsen und dem Fachverband Tradition. In drei Reinigungsstufen wird dort Feldberegnung. Der Beratungsbedarf liegt vor das Abwasser behandelt und anschließenden allem in den Bereichen verregnet und verrieselt. In den Sommermona- • Technik (Neuanlage und Erweiterung von ten gelangen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft Beregnungsanlagen), mit der Verregnung auch die Nährstoffe zurück • Ökonomie (beregnungskostenfreie Leis- auf die landwirtschaftlichen Nutzflächen. tung, Wirtschaftlichkeit der Beregnung ver- In den Abwasserverbänden liegen daher viel- schiedener Kulturen), fältige Versuchs- und Analyseergebnisse in • Steuerung (Beregnungsmenge, Bereg- Bezug auf die Ausnutzung des Wassers, Was- nungszeitpunkt) und serqualitäten, Frachten an Nährstoffen, Keimen • Beantragung/ Bewirtschaftung/ Erhöhung und sonstigen Inhaltsstoffen vor. Das Beispiel wasserrechtlicher Erlaubnisse. Braunschweig zeigt, dass von den 15 Mio. verregneten Kubikmetern etwa 3-4 Mio. m³ von Wie bereits in Kapitel 2.4 erwähnt, dominieren den Pflanzen aufgenommen werden und 11- in der Praxis die klassischen Großregner mit 12 Mio. m³ versickern, die damit einen Beitrag Trommelberegnungsmaschine. Die Beratung zur Grundwasseranreicherung leisten (vgl. sollte auf den Einsatz wasser- und energieeffi- EGGERS 2008). Über die Klarwasserverrieslung zienterer Systeme abzielen. Um den Weg hier- in den Wintermonaten angereicherte Grund- für zu ebnen, müssen die Beregnungsbelange wassermengen können im Sommer über Brun- nen entnommen werden.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 37

Wesentliche Anpassungsmaßnahmen im techniken in den Vordergrund gerückt. Eine pflanzenbaulichen Bereich beziehen sich über weitere Maßnahme stellt die Präzisionsland- die Feldberegnung hinaus auf die Fruchtarten- wirtschaft (Precision Farming) dar, die derzeit wahl und Fruchtfolgegestaltung, die Sortenstra- mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. Hierbei tegie, Bodenschutz und Bodenbearbeitung, werden Teilflächen innerhalb eines Schlages Pflanzenernährung und Düngung sowie Pflan- identifiziert und entsprechend ihrer Eigenschaf- zenschutz. Im Bereich der Tierhaltung ist als ten bearbeitet und bewirtschaftet. Anpassungsmaßnahme vor allem die Stabili- Als weiteres Treibhausgas ist Kohlenstoffdioxid sierung des Stallklimas erforderlich, um das zu nennen, dies entsteht hauptsächlich bei der Wohlbefinden der Tiere sicherzustellen. Diese Verbrennung fossiler Energien und ist somit bei Maßnahme betrifft in Abhängigkeit vom Hal- der Innen- und Außenwirtschaft unvermeidbar. tungsverfahren besonders bauliche und tech- Minderungsmaßnahmen werden hinsichtlich nische Aspekte. Vor dem Hintergrund, der sich der Produktion und Nutzung von Bioenergie aufgrund der Klimaveränderungen ändernden aus nachwachsenden Rohstoffen getroffen. Futtergrundlage und der Erhaltung der Leis- Quellen für CO2-Emissionen sind außerdem tung, müssen zudem Fütterungsrationen ange- landwirtschaftlich genutzte Moore. passt und mit ergänzenden Futtermitteln aus- geglichen werden. Erhöhte Anforderungen Nach Einschätzung des vTI13 sollte eine zentra- werden auch an die Verfügbarkeit und Qualität le Zielgröße von Klimaschutzmaßnahmen in des Tränkewassers gestellt. der Landwirtschaft die Minderung ertragsbezo- In der Forstwirtschaft erhöht der Umbau von gener Emissionen sein, da es anderenfalls bei Nadel- zu Laubwäldern langfristig die Grund- konstanter Nachfrage nach Agrarprodukten wasserneubildung unter den Waldflächen und lediglich zu einer Verlagerung der Produktion stärkt so die nutzbaren Grundwasserreserven. und der Emissionen kommt. So wurden z.B. bezogen auf den Ertrag keine Unterschiede in Klimaschutz den Emissionen konventioneller und ökologisch Die Landwirtschaft ist nicht nur vom Klimawan- wirtschaftender Betriebe festgestellt. Untersu- del betroffen, sondern ist auch Emittent von chungen zeigen allerdings, dass Klimaschutz- klimarelevanten Treibhausgasen. Dies betrifft maßnahmen, die in der Landwirtschaft umge- insbesondere die Methan- und Lachgasemissi- setzt werden können, im Vergleich zu vielen onen, sowie die Ammoniakemission als indirekt Maßnahmen in der Energie- und Gebäudewirt- wirkendes Treibhausgas. Ein Großteil der schaft höhere Vermeidungskosten je Tonne Emissionen, entstammt aus der Tierhaltung CO2-Äq. aufweisen. Konkrete Ansätze zum und den damit verbundenen Wirtschaftsdün- Klimaschutz werden für den landwirtschaftli- gern. Um die Emissionen zu verringern müssen chen Sektor u.a. gesehen in auf der einen Seite unvermeidbare Austritte im Bereich der Tierhaltung vermindert werden, auf • einer Steigerung der Stickstoffeffizienz und der anderen Seite müssen im Bereich der Reduktion von N-Überschüssen, Düngerausbringung vermeidbare Verluste ver- • der Optimierung des Wirtschaftsdünger- hindert werden. Im Tierhaltungsbereich werden managements, Maßnahmen hinsichtlich der Fütterung sowie • dem Erhalt der Vorräte an organischer der Lagerung und Ausbringung von Wirt- Bodensubstanz, schaftsdüngern getroffen. Außerdem werden • einer Steigerung der Energieeffizienz in der klimarelevante Emissionen beim Stallbau be- Landwirtschaft, rücksichtigt. Im Bereich der Düngung werden • der Produktion von Bioenergie und Maßnahmen in Bezug auf kulturartspezifische • einer gesunden und klimaschonenden Er- N-Düngung sowie der Düngemittelapplikatio- nährung. nen getroffen. Insbesondere für organische

Düngung sind emissionsarme Ausbringungs-

38 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

2.2.3 Nachwachsende Rohstoffe

In den letzten Jahren hat der Einsatz Nach- In Niedersachsen werden 2,6 Millionen Hektar wachsender Rohstoffe insbesondere im Ener- landwirtschaftlicher Fläche bewirtschaftet, wo- giebereich stark an Bedeutung gewonnen. Vor von in 2012 auf 340.000 Hektar Energiepflan- allem nationale und europäische klimapoliti- zen produziert wurden. Diese flossen, anders sche Ziele und Vorgaben, aber auch steigende als auf Bundesebene, nur zu etwa 20 % in die Öl- und Energiepreise und die staatliche Förde- Biokraftstoffproduktion (Ethanol, Biodiesel). rung der Bioenergienutzung (EEG), haben die- Aus knapp 200.000 t Rapssaat wird in Nieder- se Entwicklung befördert. sachsen Biodiesel produziert. Für die Bioetha- Für das Erreichen der Klimaschutzziele ist der nolproduktion werden etwa 500.000 t Zucker- Ausbau der energetischen Biomassenutzung rüben und 50.000 t Getreide eingesetzt. Diese von hoher Bedeutung. An der regenerativen werden vorrangig in der Ackerbauregion Energieerzeugung, die bundesweit derzeit Braunschweig/Südniedersachsen erzeugt. 12,2% des Energieverbrauchs darstellt, leistet Langsam gewinnt auch Biomethan in Nieder- grundlastfähige Biomasse den größten Beitrag. sachsen als Reinkraftstoff oder in Mischung mit In Niedersachsen ist die Bioenergie mit einem Erdgas an Bedeutung. Anteil von 60% ebenfalls ein zentraler Baustein der Erneuerbaren Energien.

Abbildung 8: Entwicklung des Energiepflanzenanbaus in Niedersachsen in den Jahren 2003 bis 2012

Quelle: Agrarstatistik und Abschätzung des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Ver- braucherschutz und Landesentwicklung/ 3N e.V.- Biogas in Niedersachsen 2012 Hinweise zur Abbildung : Biodiesel = Raps/ Bioethanol = Getreide, Zuckerrübe/ Biogas = Mais, Zuckerrübe, Ganzpflanzensilage (GPS), Hirse, Sonnenblume, Gras u. a

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 39

Biogas hat sich in Niedersachsen zum wich- Wirtschaftlichkeit der Getreideproduktion auf tigsten Bioenergieträger, neben der energeti- den guten Ackerstandorten - wie bereits in den schen Holznutzung, entwickelt. Vorjahren - der Einstieg in die Biogasproduk- Etwa 30 % des in Deutschland produzierten tion nur verhalten statt. Stroms aus Biogas wird von niedersächsischen In der Region Braunschweig (Braunschweig, Anlagen erzeugt, durch die sich rein rechne- Salzgitter, Wolfsburg, Gifhorn, Goslar, Helm- risch ca. 1,3 Mio. Vierpersonenhaushalte mit stedt, Wolfenbüttel, Peine) wurden im Jahr erneuerbarem Strom versorgen lassen. Ende 2011 insgesamt 74 NaWaRo Anlagen und. 2011 waren 1.405 Biogasanlagen mit einer zwei Kofermentanlagen betrieben. installierten elektrischen Leistung von insge-

samt 742.700 kWel. in Betrieb, davon wurden Bei einem mittleren Flächenbedarf von

1337 als NaWaRo Anlagen (685.00 kWel.) be- 0,36 ha/kWh liegt der Landesdurchschnitt bei trieben. 9,3 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Be- Die regionale Verteilung der Biogasanlagen zogen auf den Anlagenbestand 2011 werden zeigt deutliche regionale Unterschiede (vgl. im Großraum Braunschweig im Mittel 5,7 % der Abbildung 9). Das südliche Niedersachsen hat landwirtschaftlichen Fläche für die Substrater- mit 12 % den geringsten Anteil am niedersäch- zeugung benötigt. Der Landkreis Gifhorn hat sischen Anlagen-bestand und verfügt über 13 mit 9,6 % Energiepflanzenanteil an der LF den % der installierten elektrische Anlagenkapazi- größten Substratbedarf in der Region. tät. Erwartungsgemäß fand wegen der hohen

Abbildung 9: Standorte von Biogasanlagen im Großraum Braunschweig 2014

Quelle: Energieportal des ZGB (http://geoportal.zgb.de/energie/energieportal.html)

40 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Abbildung 10: Anteile von Energiemais und Futtermais an der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Jahr 2011

100%

90%

80%

70%

60%

50% Energiemais 40% Mais ohne Energiemais 30% LF ohne Mais

20%

10%

0%

Peine Gifhorn Goslar Helmstedt Wolfenbüttel Salzgitter,Stadt Wolfsburg,Stadt Braunschweig,Stadt Quelle: 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe e.V.

Mais und Getreide sind derzeit die leistungsfä- Festbrennstoffe higsten Kulturarten für die Biogasproduktion. Kurzumtriebsgehölze zur Hackschnitzelgewin- Neben Mais, der aufgrund seiner hohen TM- nung und Pflanzgutgewinnung/Stecklinge wer- Ertragsleistung, seiner guten Silier- und Gärei- den auf ca. 56 ha erzeugt, mit Anbauschwer- genschaften ökonomisch im Vorteil ist, hat sich punkten im Raum Wolfenbüttel und Schladen. die Nutzung von Getreide (Roggen, Triticale) Mittlerweile gibt es spezialisierte landwirtschaft- als Ganzpflanzensilage (GPS) und als Grün- liche Betriebe in der Region, die sich mit dem schnitt gut etabliert. Anbau und Vermarktung von schnellwachsen- den Gehölzen ein neues Betriebsfeld aufge- An der niedersächsischen Maisanbaufläche hat baut haben. Auf weiteren 13 ha wird die Dau- der Energiemais für die Biogaserzeugung ei- erkultur Miscanthus angebaut. nen Anteil von rund 34 %, wobei regional deut- Der Anbau von Kurzumtriebsgehölzen und liche Unterschiede bestehen. Auf Ebene des Miscanthus kann auf Flächen mit Nutzungsein- Großraumes sind etwa zwei Drittel des Mais- schränkungen zum Beispiel aufgrund hoher anbaus dem Energiemais zuzuordnen, je nach Schwermetallbelastungen eine Option sein. Viehbestandsdichte variiert der Anteil in den Auch werden in Niedersachsen Konzepte zur einzelnen Landkreisen jedoch auch hier. So Etablierung von alternativen Landnutzungskon- liegt der Energiemaisanteil in Gifhorn, dem zepten als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Landkreis mit der höchsten Maisanbaufläche, geprüft und erprobt. Hier gilt es, die Anforde- mit 55 % auf etwa gleichem Niveau wie der rungen von Naturschutz und extensiver Nut- Futtermaisanteil (vgl. Abbildung 10 und Abbil- zung zu verbinden. dung 11).

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 41

Abbildung 11: Anteile von Energiemais und Futtermais an der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Jahr 2011

Quelle: 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe e.V.

42 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Stoffliche Nutzung Wolfenbüttel geprüft. Hierzu sind in verschie- Bei der stofflichen Nutzung hat die Stärkepro- denen Arbeitskreistreffen und öffentlichen In- duktion für Non-Food-Nutzungsbereiche in formationsveranstaltungen Diskussionen mit Niedersachen, wie auf Bundesebene, nach wie Vertretern der Kommunen, der Landwirtschaft vor die höchste Bedeutung. und Bürgern geführt worden. Der Landkreis Der Anbau von Öllein, dessen Zentrum noch Wolfenbüttel führt einen Wettbewerb durch, in vor einigen Jahren mit mehreren tausend Hek- dem sich Ortschaften mit Konzepten zur Um- tar Anbau im Raum Braunschweig/Gif- stellung ihrer Strom- und Wärmeversorgung horn/Uelzen lag, ist nahezu eingestellt worden. auf Biomasse um die Finanzierung einer Für die regionalen Naturfarbenhersteller wur- Machbarkeitsstudie bewerben können. Prakti- den im Raum Braunschweig 2012 noch 16 ha sche Erfahrungen zur Errichtung eines Nah- von insgesamt 98 ha Öllein im Vertragsanbau wärmenetzes und der Energiegewinnung aus über die Niedersächsische Erzeugergemein- Biomasse liegen in der Ortschaft Beuchte im schaft für nachwachsende Rohstoffe, Gifhorn Landkreis Wolfenbüttel vor. Hier werden angebaut. Auch die Erzeugung von Eruca- schnellwachsende Gehölze aus Kurzumtriebs- Raps für die chemische Industrie wurde mitt- plantagen (s.o.) in einem Hackschnitzelheiz- lerweile eingestellt. kraftwerk eingesetzt. Eine Biogasanlage befin- Faserhanf (3,4 ha) kann sich aufgrund der ge- det sich im Bau. ringen Wirtschaftlichkeit im Vergleich zur er- tragreichen Getreideproduktion und zur Mais- Insgesamt verfügt die Region im Hinblick auf substraterzeugung für die Biogasgewinnung den Ausbau der Bioenergieerzeugung und derzeit nicht etablieren. –nutzung über weiteres Potential. Die Wirt- schaftlichkeit der Nutzungspfade mit nach- Bioenergiedörfer wachsenden Rohstoffen steht jedoch in direk- Im Rahmen eines vom Interdisziplinären Zent- tem Zusammenhang mit der Entwicklung der rum für nachhaltige Entwicklung der Universität Getreidepreise und den auf den ertragreichen Göttingen durchgeführten Projektes werden Ackerstandorten zu erzielenden Deckungsbei- derzeit Möglichkeiten zur Etablierung von Bio- trägen der Hauptanbaukulturen. energiedörfern in den Landkreisen Goslar und

2.2.4 Nachhaltige Wirtschaftsdüngerverwertung

Vor dem Hintergrund einer gesicherten Grund- ihre Ausrichtung auf den Marktfruchtbau und wasserqualität, der Einhaltung entsprechender sinkende Viehzahlen, steigt in diesen Gebieten rechtlicher Zielvorgaben (WRRL) und der Not- der Bedarf an Wirtschaftsdüngern weiter an. wendigkeit möglichst geschlossener Stoffkreis- Daher müssen Nährstoffe zugekauft werden, läufe ist eine nachhaltige und ressourcenscho- sei es in Form von Mineraldüngern oder Wirt- nende Verwertung der in der Landwirtschaft schaftsdüngern. Letztere sind wesentlich preis- anfallenden Wirtschaftsdünger anzustreben. günstiger, sodass diese z.T. aus den Weser- Die Ausgangslage hierfür stellt sich in Abhän- Ems-Gebieten beschafft werden. Die Eigen- gigkeit von den landesweit unterschiedlichen versorgung der niedersächsischen Landwirt- Schwerpunkten der landwirtschaftlichen Erzeu- schaftsflächen mit Stickstoff und Phosphor gung differenziert dar. So treten vor allem in kann zu etwa zwei Dritteln aus Wirtschaftsdün- den nordwestlichen Landesteilen mit einem gern erfolgen, sodass weitere mineralische hohen Viehbesatz regionale Nährstoffüber- Düngemittel eingesetzt werden müssten. Ge- schüsse auf. deckt wird der Düngebedarf daher auch durch Dagegen reichen die in den Regionen Lüne- Wirtschaftsdünger aus dem Ausland, insbe- burg, Hannover und Braunschweig anfallenden sondere aus den niederländischen Verede- Wirtschaftsdüngermengen nicht zur Deckung lungsregionen. des pflanzenbaulichen Düngebedarfs. Durch

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 43

Abbildung 12: Überregionaler Nährstoffkreislauf

Quelle: LWK Niedersachsen

Nachdem im Großraum Braunschweig in den Viehhaltung und den hiermit verbundenen Im- vergangenen Jahrzehnten mit dem Rückgang missionen kommen viele Menschen kaum noch der Viehhaltung immer weniger Wirtschafts- in Berührung. Gerade die vom Hühnertrocken- dünger eingesetzt worden ist, haben aus vor- kot ausgehenden Gerüche, die vergleichsweise genannten Gründen in den letzten Jahren die streng sind, sorgen daher punktuell für Be- Wirtschaftsdüngertransporte ins Verbandsge- schwerden. biet stetig zugenommen. Aufgrund der höheren Die o.g. einzuhaltenden Rechtsvorgaben sind Transportwürdigkeit gegenüber Gülle oder Gär- nicht speziell auf die Vermeidung von Ge- resten handelt es sich hierbei in der Regel um ruchsbelastungen ausgerichtet, implizieren Hühnertrockenkot, Hähnchenmist und Puten- eine solche aber indirekt. So besteht bei der mist. Der Einsatz dieser Wirtschaftsdünger voll- Ausbringung bestimmter Düngemittel auf un- zieht sich u.a. auf den rechtlichen Grundlagen bestellten Ackerflächen eine Einarbeitungsver- des Düngerechts, insbesondere der Düngever- pflichtung zur Vermeidung von Ammoniakver- ordnung und der Düngemittelverordnung, das lusten. Zur Umsetzung der Rechtsvorgaben umfangreiche Anforderungen an die Anwen- und im Interesse einer frühzeitigen Konflikt- dung und die Dokumentation stellt (vgl. Abbil- vermeidung werden die Landwirte von der dung 12). Landwirtschaftskammer Niedersachsen auf vielfältige Weise beraten. Dies schließt neben Eine Rückführung von Wirtschaftsdünger auf dem direkten Kontakt auch eine Informations- die landwirtschaftlichen Nutzflächen geschieht weitergabe über Fachartikel in der Presse, im grundsätzlich im Interesse geschlossener Internet und durch Rundschreiben ein. Nährstoffkreisläufe, zu denen die Landwirt- schaft im Großraum Braunschweig einerseits Festzuhalten bleibt, dass selbst bei ordnungs- als Nährstoffabnehmer und andererseits als gemäßem Einsatz der Wirtschaftsdünger mehr Getreidelieferant beiträgt. Mineraldünger steht oder weniger starke Gerüche für einen vo- auf Dauer nicht in unbegrenztem Umfang zur rübergehenden Zeitraum wahrnehmbar blei- Verfügung bzw. kann nur unter hohem Ener- ben. Dies hängt letztlich auch immer von den gieeinsatz gewonnen werden. Es handelt sich Witterungsverhältnissen ab. Werden verschie- beim Wirtschaftsdüngereinsatz um eine seit dene Schläge hintereinander beaufschlagt, so Jahrhunderten übliche und nachhaltige Wirt- kann sich die Geruchsentwicklung trotz Einhal- schaftsweise. tung der guten fachlichen Praxis durchaus auch über einen längeren Zeitraum hinziehen. Eine gewisse Geruchsentwicklung ist hierbei Über Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit sind unumgänglich. Die Sensibilität gegenüber sol- das Verständnis und die Akzeptanz für diese chen Beeinträchtigungen ist strukturell bedingt Wirtschaftsweise zu fördern. in den vergangenen Jahren gestiegen. Mit

44 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

2.2.5 Demographischer Wandel

Das NIW prognostiziert zwischen den Jahren Braunschweig vorhergesagt (vgl. Abbildung 2009 und 2030 für das Gebiet des Großraumes 13). Braunschweig einen Rückgang der Bevölke- Die dargestellten natürlichen Bevölkerungsver- rung über alle Altersgruppen um 13,6 % 14. Da- änderungen und eine zu beobachtende Wan- mit ist der Rückgang deutlich größer als auf derungsbewegung in Richtung der Städte wir- Ebene des Landes Niedersachsen, für das der ken sich auf die Lebensbedingungen im ländli- Vergleichswert bei 8,9 % liegt. chen Raum aus. Die für die Aufrechterhaltung Am deutlichsten vollzieht sich der demographi- der vorhandenen technischen Infrastruktur, wie sche Wandel demnach in den Landkreisen Müll- und Abwasserentsorgung, Energie- und Goslar (-26,5 %), Helmstedt (-23,9 %), Salzgit- Trinkwasserversorgung anfallenden Kosten ter (-23,8 %) und Wolfenbüttel (-21,1 %). Eine müssen auf weniger Einwohner umgelegt wer- positive Entwicklung der Einwohnerzahl wird den und führen für den Einzelnen zu höheren mit 1,4 % Zuwachs lediglich für das Stadtgebiet Belastungen.

Abbildung 13: Bevölkerungsprognose 2009 bis 2030 im Großraum Braunschweig

Quelle: NBank-Bevölkerungsprognose 2009 bis 2030 des NIW (Darstellung ZGB)

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 45

Die geringere Auslastung von öffentlichen Ein- tes und sind insofern nur sehr bedingt von richtungen wie Kindergärten, Schulen oder regionalen Nachfrageveränderungen ab- sozialen Diensten sowie die abnehmende hängig. Standortattraktivität für Freiberufler und Han- • Mangel an qualifizierten Fremdarbeitskräf- delsunternehmen haben zur Folge, dass sich ten: Trotz steigender Arbeitsproduktivität zukünftig die Arbeits- und Wohnverhältnisse im wird angesichts des anhaltenden Struktur- ländlichen Raum verschlechtern werden. Ne- wandels in der Landwirtschaft weiterhin ein ben der rückläufigen Bevölkerungszahl kommt hoher Bedarf an qualifizierten Facharbeits- es darüber hinaus in Verbindung mit einer all- kräften bestehen. Die steigenden Anforde- gemein ansteigenden Lebenserwartung zu rungen im technischen und rechtlichen Ar- deutlichen Veränderungen in der Altersstruktur beitsumfeld erfordern eine fundierte Aus- der Bevölkerung. bildung und setzen insofern einen begrenz- ten Rahmen für das Arbeitskräftepotential. Betroffen von dieser Entwicklung sind auch die Wichtig ist daher, Berufsanfänger verstärkt landwirtschaftlichen Betriebsleiter und ihre für das landwirtschaftliche Berufsfeld zu Familien. Als Problemfelder lassen sich insbe- gewinnen und auch langfristig über Maß- sondere identifizieren nahmen der Fort- und Weiterbildung zu • rückläufige Nachfrage nach Gütern und qualifizieren. Dienstleistungen: Betroffen hiervon sind • ungewisse Hofnachfolge: Auf die Hofnach- insbesondere Betriebe, die zu einer regio- folgesituation wurde in Kapitel 4.1.4 bereits nalen Versorgung im Zuge der Direktver- eingegangen. Neben unmittelbaren demo- marktung oder örtlicher Dienstleistungen graphischen Aspekten, die ggf. zu einem beitragen. Hier kann ein Nachfragerück- Rückgang der potentiellen Hofnachfolger gang nur dadurch kompensiert werden, in führen, wirkt sich auch die Attraktivität des dem bei abnehmender Bevölkerungszahl ländlichen Raumes als Arbeits-, Wohn- und der Anteil regionaler Erzeugnisse am Ver- Lebensstätte des künftigen Betriebsleiters brauch gesteigert wird. Reine Marktfrucht- und seiner Familie auf die Entscheidung betriebe produzieren dagegen unter den zur Übernahme und Fortführung des land- Wettbewerbsbedingungen des Weltmark- wirtschaftlichen Betriebes aus.

Abbildung 14: Demographische Entwicklung und landwirtschaftliche Erzeugung15

Quelle: Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt

46 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Im Rahmen einer Befragung von landwirt- Problem des Gebäudeleerstandes demogra- schaftlichen Multiplikatoren im Jahr 2012 wurde phisch bedingt zunehmen wird. Noch immerhin diese Thematik aufgegriffen. Das Ergebnis der rund die Hälfte der Befragten sieht eine Ver- Befragung basiert auf mehr als 400 ausgefüll- schlechterung der Infrastruktur und der Le- ten Fragebögen aus dem gesamten Verbands- bensverhältnisse auf den eigenen Wohnort gebiet und gibt Aufschluss darüber, inwiefern zukommen. Hier sind jedoch erwartungsgemäß die skizzierte demographische Entwicklung und deutliche teilräumliche Unterschiede festzustel- deren mögliche Folgen aus Sicht der Landwirt- len. So wird diesbezüglich in den kreisfreien schaft als Problem bzw. Herausforderung Städten mit nur geringen Auswirkungen ge- wahrgenommen werden. rechnet, während im Landkreis Helmstedt die Erwartungen pessimistischer ausfallen. Rund 57 % der vorliegenden Antworten gehen davon aus, dass sich die demographische Beeinträchtigungen im Hinblick auf die Er- Entwicklung auf die Hofnachfolgesituation und werbskombination werden dagegen überwie- die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte gend kaum erwartet. Hierbei ist jedoch zu be- auswirken wird (vgl. Abbildung 15). Ähnlich rücksichtigen, dass die Erwerbskombination negativ werden die Perspektiven für eine Um- betreibenden Betriebe nicht gesondert befragt nutzung oder Vermietung von Gebäuden gese- wurden. hen. Rund 61 % gehen davon aus, dass das

Abbildung 15: Erwartungen infolge des demographischen Wandels aus Sicht befragter land- wirtschaftlicher Multiplikatoren

Quelle: Erhebung LWK Niedersachsen

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 47

2.2.6 Raumordnerische Relevanz von Tierhaltungsanlagen

In Kapitel 4.2.2 wurden die Strukturen der Tier- tureller Voraussetzungen auch zukünftig nicht haltung im Großraum Braunschweig und deren auf den Großraum Braunschweig übertragbar. Entwicklung in den zurückliegenden Jahren Bei der Genehmigung von Stallbauten ist im aufgezeigt. Laut Landwirtschaftszählung 2010 baurechtlichen Sinn zwischen landwirtschaftli- beträgt der Viehbesatz im Verbandsgebiet mit chen und gewerblichen Tierhaltungen zu unter- 0,18 GV/ha LF lediglich rund 15 % des Lan- scheiden. Letztere sind dann gegeben, wenn desdurchschnitts (1,12 GV/ha LF) und war in die überwiegend eigene Futtergrundlage im den vergangenen Jahrzehnten stetig rückläufig. Betrieb nicht nachgewiesen werden kann, d.h. Dennoch sind auch im Großraum Braun- die Tierhaltung rechnerisch nicht ein gewisses schweig Stallbauten in den vergangenen Jah- Maß der Flächenbindung aufweist. In Zusam- ren zu einem Thema mit hoher Präsenz in der menhang mit gewerblichen Tierhaltungen sind öffentlichen Diskussion geworden. Beigetragen mit der anstehenden Novellierung des Bauge- hat hierzu u.a. die Errichtung eines Geflügel- setzbuches Änderungen im Hinblick auf die schlachthofes in Wietze im Landkreis Celle, in Zulässigkeit im Außenbereich angekündigt. Die dessen Folge auch zahlreiche Stallbauten im Steuerungsmöglichkeiten der Gemeinden wür- Großraum Braunschweig erwartet wurden. Der den dahingehend ausgeweitet, dass gewerbli- Schlachthof hat im Jahr 2011 seinen Betrieb che Stallbauten ab bestimmten Bestandsgrö- aufgenommen. ßen eine Bauleitplanung erfordern und nicht Von Stallbaugegnern werden insbesondere länger als privilegiertes Außenbereichsvorha- Aspekte des Tierschutzes, des Umweltschut- ben genehmigt werden können. zes und der Ethik ins Feld geführt. Die Diskus- Die Privilegierung landwirtschaftlicher Stallbau- sion um neue Stallbauten ist in der Regel von ten ist hiervon nicht berührt. Bei deren Standor- starken Emotionen geprägt. Bauwillige Land- tentscheidung ist eine Reihe von Kriterien wirte und deren Familienangehörige sehen sich maßgeblich. Hierzu zählen u.a. einem erheblichen Druck ausgesetzt. Höhe- • Verfügbarkeit von Flächen (Eigentum oder punkt der Auseinandersetzungen sind Brand- Fremdeigentum) anschläge auf zwei im Bau befindliche Hähn- • Erschließung des Standortes chenställe im Landkreis Peine. • Arbeitswirtschaft Ein Stallbauboom ist im Großraum Braun- • Eignung für die Bebauung schweig auch nach Inbetriebnahme des o.g. • Schutzgebiete nach Wasser- oder Natur- Schlachthofes nicht zu verzeichnen. Auf den schutzrecht äußerst geringen Besatz an Großvieheinheiten • Ausreichende Abstände zu Wohngebäu- je ha LF haben sich die in den letzten drei Jah- den, empfindlichen Ökosystemen und Wald ren errichteten Hähnchenmastställe kaum Gemeindliche Festsetzungen in der Bauleitpla- messbar ausgewirkt. Die derzeit günstigen nung können weitere Einschränkungen in der Rahmenbedingungen im Marktfruchtbau haben Standortwahl begründen. Für einen bauwilligen den wirtschaftlichen Druck zur Diversifizierung landwirtschaftlichen Betrieb sind die Standort- und zum Einstieg bzw. zur Ausweitung der möglichkeiten damit schon jetzt häufig sehr Tierhaltung abnehmen lassen. Bestätigt wird stark begrenzt. dies durch eine auf Gemarkungsebene durch- Die Tierhaltung als Standbein einer vielseitig geführte Multiplikatorenbefragung zur Entwick- strukturierten Landwirtschaft muss auch im lung der Tierhaltung. Danach ist in den kom- Großraum Braunschweig weiterhin möglich menden Jahren insgesamt kaum mit einer Zu- sein. Derzeit scheint eine Ausweitung der nahme der Viehbestandsdichte zu rechnen. Im Viehbestände nur für einen geringen Anteil der Geflügelbereich wird die Bereitschaft der Betriebe in Frage zu kommen. Unter veränder- Landwirte zur Aufnahme oder Ausweitung der ten Marktbedingungen muss die Option neuer Tierhaltung lediglich für 2 Gemarkungen (0,5%) Stallbauten aber weiterhin offen gehalten wer- als sehr hoch und für 13 Gemarkungen (3 %) den. Dies entspricht auch dem Gedanken einer als hoch eingestuft. Die Entwicklung in den auf regionaler Ebene verbrauchernahen und nordwestdeutschen Veredelungsregionen ist flächengebundenen Erzeugung, der mit dem insofern aufgrund ganz unterschiedlicher struk-

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bisherigen Rückgang der Viehhaltung im Ver- ordnung aufzunehmen, ist vor dem Hintergrund bandsgebiet in den Hintergrund getreten ist. der dargestellten Strukturen, Steuerungsmög- Ein Handlungsbedarf, planerische Vorgaben für lichkeiten und Entwicklungstendenzen daher Tierhaltungsanlagen in die Regionale Raum- nicht gegeben.

2.3 Konflikte und Lösungsansätze in Wechselwirkung mit anderen Fachplanungen

2.3.1 Bauleitplanung

2.3.1.1 Siedlungsentwicklung und Bedarf an Wohnbauland und Gewerbeflächen

Wie aus der Wohnungsmarktbeobachtung 16 für Generell ist die Ausweisung von Wohnbauflä- das Land Niedersachsen zu entnehmen ist, chen gegenüber den 90er Jahren spürbar zu- differenzieren sich die Wohnungsmärkte rückgegangen. Für den Großraum Braun- grundsätzlich weiter aus. Während in Mittel- schweig wurden im Durchschnitt der Jahre und Oberzentren eine stabile Wohnungsnach- 1992 bis 1997 in der Summe der Bruttobau- frage zu verzeichnen ist, kommt es in periphe- landausweisung und der Inanspruchnahme von ren, ländlichen Räumen vermehrt zu leer ste- bereits überplanten Flächen bzw. Baulücken henden Einfamilienhäusern. Für neue Woh- jährlich über 300 ha neu bebaute Fläche ver- nungen und für geförderte Wohnungen zeich- zeichnet. Stellt man diesen Zahlen die Wohn- net sich in den Zentren ein aus Nachfragersicht baulandentwicklung17 der Jahre 2010 und 2011 enger Markt ab. In den Jahren 2010 und 2011 gegenüber, dann ergibt sich derzeit eine wurden in Niedersachsen knapp 1.850 ha Brut- durchschnittliche Inanspruchnahme aus der towohnbauland für den Wohnungsneubau in Neuausweisung von Bauflächen und dem Ab- Anspruch genommen; was einem Anstieg um bau der Baulandreserven von jährlich etwa 28 % gegenüber 2008/2009 bedeutet. 106 ha.

Tabelle 1: Neuausweisung von Wohnbauland 2010/2011 Geschossbauten freistehend insgesamt

Wohn- Wohn- Wohn- ha ha ha m2 je WE einh. einh. einh. Braunschweig 59 1,9 19 1,1 78 3 381 Salzgitter 18 1,6 18 1,6 861 Wolfsburg 64 2,2 124 5,7 188 8 423 Gifhorn 32 1,2 183 16,9 215 18 841 Goslar 20 1,2 20 1,2 600 Helmstedt 28 0,4 189 17,2 217 17,6 811 Peine 110 0,8 204 13,1 314 13,9 442 Wolfenbüttel 2 1,1 46 3,3 48 4,4 907 ZGB 295 7,6 803 60,1 1098 67,7 617 Niedersachsen 2886 77,2 11255 827,8 14141 911,3 622 Quelle: NBank, Wohnbaulandumfrage 2012

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Der bereits seit längerem zu beobachtende zentrum Braunschweig mit stabiler Einwohne- Trend zum Bau von Familienheimen setzt sich rentwicklung und einzelnen Landkreisen mit fort. So wurden in den Jahren 2010 und 2011 Bevölkerungsrückgängen um rund ein Viertel rund 90 % der neu ausgewiesenen Wohnbau- des aktuellen Bestandes zu erwarten. flächen für Ein- und Zweifamilienhäuser in An- spruch genommen. Der Geschosswohnungs- Trotz bereits rückläufiger Bevölkerungszahlen bau fand während dieses Zeitraumes im Groß- zeichnet sich ab, dass die Zahl der Haushalte raum Braunschweig in nennenswerter Größen- landesweit zunächst bis zum Jahr 2017 noch ordnung lediglich in den Städten Braunschweig weiter ansteigen wird. Ursache hierfür sind und Wolfsburg sowie den Landkreisen Gifhorn Verschiebungen in der Altersstruktur, die den und Wolfenbüttel statt. Trend zur Bildung kleinerer Haushalte begüns- tigen. In der Folgezeit werden die Haushalts- Mit der Hinwendung zu einem Baulandmarkt zahlen abnehmen und im Jahr 2030 deutlich für Familienwohnheime steigt der Flächenver- unter dem Ausgangsjahr 2009 liegen. Ein lan- brauch pro Wohneinheit (WE) an. Die mittlere desweiter Vergleich auf Ebene der Landkreise Grundstücksgröße nach den Zahlen der und kreisfreien Städte zeigt, dass für den Groß- Wohnbaulandumfrage 2012 liegt nun landes- raum Braunschweig bis zum Jahr 2030 ledig- weit bei ca. 640 m² je Wohneinheit (750 m² für lich in der Stadt Braunschweig mit konstanten Familienheime und 270 m² für Geschosswoh- bis leicht steigenden Haushaltszahlen gerech- nungen). Im Durchschnitt wurden im Großraum net wird. Insbesondere für die südlichen Land- Braunschweig ca. 620 m² zur Erstellung einer kreise werden dagegen teilweise Abnahmen in Wohneinheit benötigt. Dabei sind je nach Anteil einer Größenordnung von rund 15 bis 20 % des Geschosswohnungsbaus zwischen den erwartet. Gebietskörperschaften deutliche Unterschiede Langfristig ist trotz der Verkleinerung der erkennbar (vgl.Tabelle 1). Haushalte und steigender Wohnraumansprü- che mit einem Rückgang der Nachfrage auf Für die weitere Entwicklung der Wohnbauland- den Wohnungsmärkten zu rechnen. Diese nachfrage sind die Veränderung der Einwoh- Entwicklung wird sich regional allerdings im nerzahl sowie der Anzahl der Haushalte ent- Hinblick auf Umfang und Zeitpunkt unterschei- scheidende Faktoren. Wie bereits dargestellt den. In Gebieten mit bereits rückläufiger Bevöl- wurde, ist für das Gebiet des Großraumes kerungsentwicklung ist ein zusätzlicher Wohn- Braunschweig nach den Prognosen des NIW raumbedarf kaum noch zu erwarten, während zwischen den Jahren 2009 und 2030 mit einem bei mittelfristig noch wachsenden Bevölke- Rückgang der Bevölkerung über alle Alters- rungszahlen bis auf Weiteres noch zusätzlicher gruppen um 13,6 % zu rechnen. Hierbei sind Wohnraum benötigt wird 18. deutliche Unterschiede zwischen dem Ober-

Abbildung 16: Prozentuale Veränderung der Haushaltsanzahl im Zeitraum 2009 bis 2030

Quelle: NBank, Wohnungsmarktbeobachtung 2010/2011

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Um die Jahrtausendwende konnte noch eine örtliche Entwicklungsplanung lassen sich so deutliche Binnenwanderung innerhalb des Ver- wertvolle Hinweise auf bestehende oder zu bandsgebietes beobachtet werden, in der erwartende Leerstände, Innenentwicklungspo- Bauwillige aus Braunschweig und Wolfsburg in tentiale oder strukturelle Anpassungserforder- die umliegenden Gemeinden der Landkreise nisse ableiten. Gifhorn, Peine und Wolfenbüttel auswichen. Mittlerweile ist festzustellen, dass die meisten Neben der Darstellung von Siedlungsgebieten mittleren und größeren Zentren in Niedersach- werden auch umfangreiche Flächen für Ge- sen wachsen oder sich im regionalen Wettbe- werbestandorte im Großraum Braunschweig werb gut behaupten, während die ländlichen ausgewiesen. Hierzu zählen u.a. Gewerbege- und peripheren Gebiete zunehmend die Aus- bietsflächen nördlich der A 39, östlich des wirkungen des demografischen Wandels zu Stichkanals Salzgitter und westlich des Über- spüren bekommen. gabebahnhofs Beddingen. Im Interesse einer Baulandentwicklung als Angebotsplanung stellt flächensparenden Entwicklungsplanung sollten in Anbetracht der demografischen Entwicklung verstärkt Altindustriestandorte im Sinne eines in weiten Teilen des Großraumes Braun- Brachflächenrecyclings genutzt werden. Bei- schweig kein erfolgversprechendes Vorgehen spiele hierfür sind u.a. das ehemalige Hütten- mehr dar. Eine Konzentration auf die Sied- gelände in Lengede oder das aufgelassene lungskerne, die verstärkte Nutzung von Baulü- Kraftwerksgelände in Offleben. cken und die qualitative Aufwertung von Bau- Wo nur geringe Flächenreserven an potenziel- gebieten können dazu beitragen, die Neuaus- len Industrie- und Gewerbegebieten vorhanden weisung von Siedlungsgebieten zu Lasten zu- sind und Altindustrieanlagen, Gewerbebrachen vor landwirtschaftlich genutzter Flächen zu oder umzunutzende Militärgelände nur in be- begrenzen. Das Landesamt für Geoinformation grenztem Umfang erschlossen werden, werden und Landentwicklung Niedersachsen (LGLN) sich Flächenausweisungen weiterhin überwie- bietet Kommunen bereits ein Baulücken- und gend auf zuvor landwirtschaftlich genutzten Leerstandskataster an, in dem GIS-gestützt Flächen vollziehen. Jüngstes Beispiel hierfür Daten aus der Katasterverwaltung und der sind Überlegungen für die Errichtung eines Meldedatenbank verschnitten werden. Für die Logistikzentrums im Raum Harvesse.

2.3.1.2 Entwicklungsräume für landwirtschaftliche Betriebe

Zur Sicherung der Unternehmensentwicklung zu Grunde, so sind durch die Zunahme der im nationalen und internationalen Wettbewerb Siedlungs- und Verkehrsfläche in den Jahren sind günstig gelegene landwirtschaftliche Be- 2001 bis 2011 um 3.843 ha jährlich vier bis fünf triebsstandorte mit ausreichenden Entwick- komplette Betriebe verloren gegangen. lungsmöglichkeiten erforderlich. Die Gemein- den können als Träger der Bauleitplanung den Da durch Gebietsausweisungen meist eine landwirtschaftlichen Betrieben über planungs- Vielzahl von landwirtschaftlichen Betrieben rechtlich abgesicherte Standorte den nötigen betroffen ist, sind Betriebe teils mit Eigentums- Rückhalt für zukünftige Investitionen bieten. flächen, teils aber auch nur mit Pachtflächen beteiligt. Bei steigendem Pachtflächenanteil Flächenverluste oder Baulandgewinne? - derzeit im Großraum Braunschweig mehr als Die Umnutzung landwirtschaftlich genutzter die Hälfte der Bewirtschaftungsflächen - muss Flächen in Siedlungs- und Gewerbegebiete immer häufiger und oftmals auch kurzfristig auf kann für die Landwirtschaft erhebliche Auswir- die Bewirtschaftung von Pachtflächen verzich- kungen haben. Darüber hinaus sind zusätzliche tet werden. Flächeninanspruchnahmen für durch die Sied- Sofern Eigentumsflächen von der Planung lungsentwicklung notwendig gewordene Aus- berührt werden und somit Bauland veräußert baumaßnahmen von Verkehrswegen sowie für werden kann, ist eine hohe Besteuerung der Ausgleichs und Ersatzmaßnahmen nach Na- Gewinne nur zu vermeiden, wenn kurzfristig turschutzrecht zu verzeichnen. Legt man eine wieder in Boden investiert wird. Dies führt dann durchschnittliche Betriebsgröße von 92 ha LF regional teils zu einer Verknappung des Bo-

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denmarktes und zu steigenden Preisen. Nur freien Feldmark hin dienen nicht nur zur Ein- selten werden von den Gemeinden ausrei- grünung des Baugebietes sondern bieten auch chend Ersatzflächen angeboten. Angesichts Schutz vor Staub und Immissionen, die regel- der anhaltenden Finanzkrise und der damit mäßig bei der Bewirtschaftung landwirtschaftli- verbundenen Flucht in Sachwerte, gestaltet cher Flächen entstehen. Zur Vermeidung von sich die Möglichkeit zur Reinvestition in Boden Nachbarschaftsbeschwerden sollten ausrei- zusätzlich schwierig. chende Abstände oder eine dichte Bepflanzung vorhanden sein. Die Erfahrung aus der Praxis Neubaugebiete im landwirtschaftlichen Um- zeigt, dass die bloße Ausweisung von Anpflan- feld zungsflächen für Privatgrundstücke in Bebau- Neubaugebiete am Dorfrand können in der ungsplänen oftmals nicht ausreichend ist. Klei- Feldmark erhebliche Zerschneidungsschäden ne Grundstückgrößen, die Befürchtung einer verursachen. Dies geschieht beispielsweise zunehmenden Verschattung des Gartengrund- durch die Verkürzung von Schlaglängen, das stücks, fehlende Fachkenntnisse bei der Aus- Verbleiben von Kleinflächen in landwirtschaftli- wahl- und Pflege der Pflanzen sowie auch eine cher Nutzung (z.B. um Lärmabstände gegen- fehlende Bauabnahme für das Außengrund- über Straßen zu gewährleisten) sowie das Ent- stück führen größtenteils zu erheblichen Dis- stehen von unrentablen Schlagformen z.B. krepanzen zwischen Planung und der Realität. Dreiecken. Derartige Flächen sind nur mit er- Es empfiehlt sich daher, Immissionsschutzflä- höhtem Aufwand zu bewirtschaften. Mit Hilfe chen möglichst zusammenhängend in Ge- einer frühzeitige Einbeziehung und Absprache meineigentum zu überführen oder einen geeig- mit der Landwirtschaft können solche Pla- neten Träger zu finden, der sowohl eine fach- nungsfehler behoben werden. gerechte Erstellung als auch die Gewährleis- tung einer dauerhaften Pflege sicherstellen Auch Eingriffe in die Agrarstruktur durch eine kann. Änderung der Dränagen und Vorflutbedingun- gen sollten frühzeitig bedacht werden. Durch Planungsrechtliche Absicherung landwirt- die Einleitung des Regenwassers von Dach- schaftlicher Betriebe und Hofflächen in Gräben wird teils deren hyd- Werden Hofstellen von Wohnbebauung einge- raulische Leistungsfähigkeit überschritten, was schlossen, bedeutet dies oftmals einen Verlust zu Schäden bei den Unterliegern und zu einem von Entwicklungsmöglichkeiten für den Betrieb. erhöhten Unterhaltungsaufwand am Gewäs- So stehen beispielsweise mögliche Erweite- sernetz führt. Vorgaben zur Vermeidung einer rungsflächen nicht mehr zur Verfügung, hofna- übermäßigen Versiegelung und zur Wasser- hes Grünland kann nicht mehr gepachtet wer- versickerung auf dem eigenen Grundstück oder den. Gegenüber der herangerückten Bebauung innerhalb des Baugebietes (z.B. Muldenversi- sind bei Erweiterungsabsichten des landwirt- ckerung) sind Vorsorgemöglichkeiten, die zur schaftlichen Betriebes Nachbarabstände zu Vermeidung von Hochwasserschäden dringlich wahren oder verstärkte Immissionsschutzauf- erscheinen. Auch Maßnahmen übergebietlicher lagen einzuhalten. Insbesondere Be-triebe mit Regenwasserrückhaltung in Verbindung mit Viehhaltung werden hinsichtlich einer weiteren Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen können Bestandsaufstockung durch Abstandsvorgaben Abhilfe schaffen. gegenüber Wohnbebauung eingeschränkt.

Bedingt durch die Lage am Dorfrand, führen Die Lage der Hofstellen im Ort, am Ortsrand oftmals wichtige Wirtschaftswegeverbindungen oder als Einzelhof in der Feldmark sowie die zur Feldmark durch Neubaugebiete hindurch. planungsrechtliche Bewertung der Standorte ist Die enge Straßenführung und parkende Fahr- oftmals entscheidend für die weiteren Entwick- zeuge machen diese Wege teilweise für die lungsmöglichkeiten der landwirtschaftlichen großen landwirtschaftlichen Fahrzeuge unpas- Betriebe. In Erhebungen der Landwirtschafts- sierbar. Aufwendiges Rangieren bedeutet Zeit- kammer aus den Jahren 1997 und 2012 in den verlust und birgt Unfallgefahren. Bereits bei Gemarkungen des Großraumes Braunschweig den Planungen müssen deshalb durchlässige wurde die Lage der Hofstellen im Hinblick auf Verbindungen für landwirtschaftliche Fahrzeu- den Innen- bzw. Außenbereich sowie beengte ge gesichert werden. Dichte Anpflanzungen zur Verhältnisse erfragt.

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Tabelle 2: Befragungsergebnisse zur Lage der Hofstellen in den Jahren 1997 und 2012 Lage der Hofstellen Hofstellen mit beengter Lage

im Außenbe- im Innenbereich mit Viehhaltung ohne Viehhal- reich in % der Hofstel- in % der Betrie- tung in % len im Innenbe- be mit beengter in % der Betrie- in % reich Lage be mit beengter Lage

1997 2012 1997 2012 1997 2012 1997 2012 1997 2012 BS 7 5 93 95 18 67 53 46 47 54 SZ 6 8 94 92 22 59 26 10 74 90 WOB 5 11 95 89 19 61 77 41 23 59 GF 10 13 90 87 23 55 75 54 25 46 GS 21 19 79 81 37 68 81 44 19 56 HE 12 13 88 87 23 65 61 31 39 69 PE 2 6 98 94 48 65 58 34 42 66

WF 5 8 95 92 11 57 45 19 55 81 ZGB 9 11 91 89 27 60 64 38 36 62

Prozentuale Auswertung einer Befragung von ca. 550 Gemarkungen im Jahr 2012 mit ca. 80% Rücklauf. Quelle: LWK Niedersachsen

Der Begriff „beengte Hofstelle“ beinhaltet dabei an die wachsenden Betriebsgrößen angepasst sowohl die „räumliche Enge“, die aufgrund zu werden. Größere Abmessungen der Maschi- kleiner Hofflächen oder fehlender Abstellmög- nen, erforderliche Lagerkapazitäten für Be- lichkeiten für Maschinen entsteht, als auch die triebsmittel und Ernteerzeugnisse sowie größe- „funktionale Enge“, die auf mangelnde Mög- re Tierbestände stellen räumlich und funktional lichkeiten für Umnutzungen oder Erweiterun- Anforderungen, die von den alten Hofstellen in gen des Gebäudebestandes innerhalb der der Ortslage häufig nicht mehr erfüllt werden Ortslage wie auch auf zu geringe Nachbarab- können. stände zurückzuführen ist. In Tabelle 2 sind die Ergebnisse der oben ge- Regionen mit stärkerer Viehhaltung und traditi- nannten Befragung zusammengefasst. Wie zu onell engerer Bauweise haben verhältnismäßig erkennen ist, hat der prozentuale Anteil der im mehr Betriebe mit beengten Hofstellen zu ver- Innenbereich gelegenen Hofstellen über einen zeichnen. Mit dem Rückgang der viehhalten- Zeitraum von 15 Jahren leicht abgenommen. den Betriebe im Großraum Braunschweig ha- Dies ist weniger auf eine verstärkte Aussied- ben sich die Verhältnisse im Vergleich der lung zurück zu führen, sondern lässt auf Landkreise und kreisfreien Städte jedoch stär- Standortvorteile der im Außenbereich wirt- ker angeglichen und bewegen sich auf einem schaftenden Betriebe und damit einen gegen- ausgeglichen hohen Niveau. über dem Innenbereich geringeren Struktur- wandel schließen. Die kommunale Bauleitplanung kann erheblich zur Existenzsicherung der Betriebe in der Ge- Der Anteil der Betriebe im Innenbereich, für die meinde beitragen, indem vorhandene landwirt- eine beengte Lage angegeben wird, hat sich schaftliche Betriebe einschließlich ihrer Ent- auf Ebene des Großraumes Braunschweig im wicklungsmöglichkeiten schon frühzeitig bei der betrachteten Zeitraum mehr als verdoppelt. Die Bauleitplanung beachtet werden. Hofstellen können nur in begrenztem Umfang

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Dörfliche Innenbereiche weisen i.d.R. eine dadurch eingeschränkt werden, dass konkrete Gemengelage aus Landwirtschaft, Handwerks- Erweiterungs- oder Umnutzungsabsichten auf bzw. kleineren Gewerbebetrieben und sonsti- der Hofstelle keine Aussichten auf Genehmi- gem Wohnen auf. In derartig geprägten Dörfern gung mehr haben. Infolgedessen ist die not- 19 ist nach § 5 BauNVO auf die Belange der wendige bauliche Anpassung an veränderte landwirtschaftlichen Betriebe einschließlich Rahmenbedingungen der Produktion oder eine ihrer Entwicklungsmöglichkeiten vorrangig Produktionsumstellung an diesem Standort Rücksicht zu nehmen. Dies bedeutet für die nicht mehr möglich, was erhebliche Auswirkung sonstige Wohnnutzung, dass ortsübliche land- auf die dauerhafte Existenzfähigkeit des Be- wirtschaftliche Immissionen zu tolerieren sind, triebes haben kann. soweit sie nicht nach Art, Dauer und Ausmaß als schädliche Umwelteinwirkungen einzustu- Flächennutzungspläne die lediglich die allge- fen sind. Im Übrigen gilt das gegenseitige meine Art der baulichen Nutzung beispielswei- Rücksichtnahmegebot. se gemischte Baufläche (M) ausweisen, bein- halten die Schwierigkeit, dass Richtlinien zur Im Geltungsbereich eines Bebauungsplans mit Beurteilung der Abstandsregelung zwischen der entsprechenden Nutzungsfestsetzung Hofstellen und betriebsfremden Wohnhäusern Dorfgebiet (MD) sind landwirtschaftliche Betrie- (z.B. VDI-Richtlinie 3894 Emissionen und Im- be damit weitgehend planungsrechtlich abgesi- missionen aus Tierhaltungsanlagen) die Dar- chert. Sofern die Standorte landwirtschaftlicher stellung nach der besonderen Art der baulichen Betriebe allerdings als Wohnbaugebiete aus- Nutzung z.B. Dorfgebiet (MD) erfordern. gewiesen werden, besteht lediglich Bestands- schutz der vorhandenen baulichen Nutzung. Nach der Erhebung der LWK 2012 liegen rund Jegliche Erweiterungsmöglichkeiten und Ver- 11 % der erfassten Hofstellen im Außenbereich änderungen sind dann planungsrechtlich nicht (Einzelhoflage). Wie oben dargestellt, hat der mehr möglich. Aus landwirtschaftlicher Sicht ist Landkreis Goslar mit 19 % der Hofstellen im es innerhalb kleinteilig strukturierter Ortslagen Außenbereich anteilmäßig den höchsten Wert nicht erforderlich, Art und Maß der baulichen zu verzeichnen. Einzelhoflagen haben wohl Nutzung sowie die überbaubare Grundstücks- i.d.R. höhere Erschließungskosten zu tragen, flächen dezidiert festzusetzen. In der Praxis haben aber im Grundsatz hinsichtlich zukünfti- reichen einfache Bebauungspläne aus, in de- ger Erweiterungs- oder Umnutzungsmöglich- nen der Gebietstyp Dorfgebiet und ein ausrei- keiten einen günstigen Standort. Es ist deshalb chend groß bemessener Entwicklungs- und in der Bauleitplanung darauf zu achten, dass Schutzbereich um die Hofstellen festgelegt ausgesiedelte Betriebe nicht durch die Auswei- werden sollte. sung von neuen Baugebieten „vereinnahmt“ werden. Für viele Dorfkerne bestehen keine Bebau- ungs- sondern lediglich Flächennutzungspläne Betriebs- und Teilaussiedlungen für landwirt- (unbeplanter Innenbereich). Die Zulässigkeit schaftliche Betriebe werden erforderlich auf- von Bauvorhaben innerhalb eines im Zusam- grund menhang bebauten Ortsteiles ist dann nach § • beengter, nicht erweiterungsfähiger Hofstel- 20 34 BauGB zu beurteilen. Dies setzt voraus, len in den Ortslagen dass Bauvorhaben sich nach Art und Maß der • hoher Verkehrsdichte in den Ortslagen baulichen Nutzung, der Bauweise und der • von Verdrängung durch städtebauliche Ent- Grundstücksfläche in die Eigenart der näheren wicklungen Umgebung einfügen. Durch die Zunahme der • von Emissionsproblemen landwirtschaftli- Wohnnutzung, sei es durch eine Bebauung von cher Betriebe bei Erweiterung der Tierhal- Baulücken (innerörtliche Gärten, Weiden etc.) tung oder die Umnutzung ehemals landwirtschaftli- cher Bausubstanz, verändert sich allmählich Die rechtlichen Voraussetzungen für eine Aus- der Charakter vieler Dorfkerne vom Dorfgebiet siedlung sind im § 35 Abs. 1 Nr. 1 BauGB ge- hin zum allgemeinen Wohngebiet. Dies hat zur regelt. Danach ist ein Vorhaben im Außenbe- Folge, dass die verbleibenden landwirtschaftli- reich nur zulässig, wenn öffentliche Belange chen Betriebe in ihrer Entwicklungsmöglichkeit

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nicht entgegenstehen, die ausreichende Er- worden, in der durch die Berücksichtigung wei- schließung gesichert ist, und wenn es einem terer Standortfaktoren eine höhere Genauigkeit land- oder forstwirtschaftlichen Betrieb dient und Übereinstimmung mit weiterreichenden und nur einen untergeordneten Teil der Be- Ausbreitungsberechnungen erzielt werden soll. triebsfläche einnimmt. Diese Privilegierung, die Tierbestände ab einer bestimmten Größe (z.B. im Einzelfall zu bewerten ist, ermöglicht die 1.500 Mastschweineplätze, 560 Sauenplätze Aussiedlung von landwirtschaftlichen Betrie- oder 30.000 Mastgeflügelplätze) sind nach dem ben. Bundesimmissionsschutzgesetz in Verbindung mit der TA Luft zu beurteilen. Die Bewertung Immissionsschutz ermittelter Geruchsbeeinträchtigungen erfolgt Die Bauleitplanung ging bisher von den Vor- auf der Grundlage der Geruchsimmissionsricht- stellungen eines bäuerlichen Familienbetriebes linie 21, die einheitliche Maßstäbe und Beurtei- mit kleineren und mittleren Tierbeständen aus. lungsverfahren definiert. Die Entwicklungen in der Landwirtschaft gehen jedoch in Richtung größerer spezialisierter Die erforderlichen Mindestabstände zur nächs- Betriebe mit einem hohen Einsatz an Technik ten Wohnbebauung sind maßgeblich und Kapital. abhängig von der planungsrechtlichen Situati- on, der Standortgeometrie, der Wirtschaftswei- Andererseits führt die starke Siedlungsentwick- se, dem Viehbestand und der Lüftungstechnik. lung in den Dorflagen und die damit vollzogene Trennung von Arbeits- und Wohnort zuneh- Nicht ausreichende Schutzabstände zwischen mend zu aus landwirtschaftlicher Sicht überzo- landwirtschaftlichen Betrieben und Wohnhäu- genen Erwartungen nach einem Wohnort frei sern führen besonders bei tierhaltenden Be- von Immissionen. Die von einem landwirt- trieben zu erhöhten Immissionsschutzaufwen- schaftlichen Betrieb üblicherweise ausgehen- dungen oder hemmen die weitere Entwicklung den Emissionen in Form von Geruch, Staub des landwirtschaftlichen Betriebes generell. und Lärm führen deshalb immer häufiger zu Andererseits können Geruchsbeeinträchtigun- Nachbarschaftskonflikten. gen die Wohnqualität in der Umgebung von Stallanlagen beeinflussen. Es ist deshalb wich- In Dorfgebieten sind ortsübliche Immissionen tig, bereits im Stadium der Bauleitplanung eine zu tolerieren, sofern sie nach Art, Ausmaß und entsprechende Bewertung der Ortslage vorzu- Dauer keine Gefahren oder erhebliche Nachtei- nehmen und ggf. Einzelgutachten einzuholen. le und Belästigungen herbeiführen. Ob Immis- sionen erheblich sind, ist dabei von der konkre- Landwirtschaftliche Produktionsflächen, insbe- ten Situation abhängig. sondere Gemüse- und Obstbauflächen, die in der näheren Umgebung von Gewerbe- und Immissionsträchtig sind insbesondere Vered- Industriegebieten liegen, können durch Immis- lungsbetriebe mit Schweine- und/ oder Geflü- sionen belastet werden. Besonders zu befürch- gelhaltung. Als Orientierungshilfe zur Abschät- ten ist der Imageverlust, den die Produkte al- zung der auftretenden Immissionen sind in der leine durch die Lage der Anbauflächen erlei- Vergangenheit die Richtlinien VDI 3471 Emis- den. Imageschäden betreffen teils auch ge- sionsminderung Tierhaltung/Schweine und VDI samte Regionen (Industrieregion, Schacht Kon- 3472 Emissionsminderung Tierhaltung/Hühner rad etc.). Besonders betroffen sind direktver- zur Anwendung gekommen. Diese sind durch marktende Betriebe, bei denen die Kunden eine neue VDI-Richtlinie 3894 „Emissionen und besonderen Wert auf die Herkunft der Produkte Immissionen aus Tierhaltungsanlagen“ ersetzt legen.

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2.3.1.3 Denkmalschutz

Ist ein Gebäude oder Ensemble ein Kultur- und Bewirtschaftung nicht durch Erträge oder denkmal im Sinne des Niedersächsischen den Gebrauchswert des Kulturdenkmals auf- Denkmalschutzgesetzes (NDSchG), kann dies gewogen werden. für den Landwirt folgende Auswirkungen ha- ben: Um ortsbildprägende, eventuell auch denkmal- • nach § 6 NDSchG besteht ein umfassen- geschützte Gebäude zu erhalten. sehen die des Erhaltungsgebot Dorferneuerungs- sowie auch die Strukturhilfe- • zur Erhaltungsverpflichtung kommt ein richtlinien Zuschüsse für die Umnutzung ganz Nutzungsgebot nach § 9 und § 17 NDSchG oder teilweise leerstehender ortsbildprägender Gebäude vor. Dies gilt vor dem Hintergrund, Da die Umgebung eines Baudenkmals eben- dass eine Umnutzung von leerstehenden Ge- falls nach § 8 NDSchG geschützt ist, dürfen in bäuden für den Erhalt der Dorfstrukturen bes- dessen Nachbarschaft keine Anlagen errichtet, ser ist als eine Aussiedlung von Betriebszwei- verändert oder beseitigt werden. Im landwirt- gen. schaftlichen Bereich könnten vor allem Silos, Güllebehälter und moderne Wirtschaftsgebäu- Unter Berücksichtigung der Auflagen des de davon betroffen sein. Denkmalschutzes können durch eine geschick- te Bauplanung diese Gebäude in den meisten Die Erhaltungspflicht steht ebenso wie der Um- Fällen den heutigen betriebswirtschaftlichen gebungsschutz unter dem Vorbehalt der Zu- Ansprüchen angepasst werden. Eine sinnvolle mutbarkeit und fällt damit unter die Sozialpflich- betriebliche Weiterentwicklung ist dadurch in tigkeit des Eigentums. Sie kann nicht verlangt den meisten Fällen gewährleistet. Trotz des werden, wenn der Verpflichtete dadurch wirt- Zuschusses ist der Abriss und Neubau aller- schaftlich unzumutbar belastet würde. Dies ist dings vielfach günstiger. dann der Fall, wenn die Kosten der Erhaltung .

2.3.1.4 Bauleitplanung im Konsens mit der strukturellen Entwicklung landwirtschaftlicher Betriebe

Unter dem Aspekt, dass für die Zukunft eine • Prioritätensetzung in einzelnen Ortsteilen rückläufige Bevölkerungsentwicklung in den der Gemeinden mit dem Ziel des Schutzes meisten Teilräumen des Großraumes prognos- der Orte mit noch starker landwirtschaftli- tiziert wird, sollte aus Sicht der Landwirtschaft cher Funktion eine nachhaltige Siedlungsentwicklung unter • Durchführung einer dorfverträglichen Sied- Berücksichtigung gewachsener Dorfstrukturen lungsentwicklung (Flächenausweisung im angestrebt werden. Verhaltensweisen und Rahmen des Eigenbedarfs und eventuell Maßnahmen zur Unterstützung der aus land- eines begrenzten Wachstums) wirtschaftlicher Sicht gewünschten Entwicklun- • Orientierung der Siedlungsentwicklung auf gen können wie folgt zusammengefasst wer- Flächen geringeren Ertragspotenzials. den: • Orientierung der Gebietsausweisungen auf • Konzentration der Siedlungsentwicklung in Flächen geringwertiger landwirtschaftlicher den Zentren hohen Bedarfs (z.B. Stadt Infrastruktur (Schlaggröße, Dränage, Be- Braunschweig) und in Arbeitsplatznähe regnungsmöglichkeiten) • Konzentration der Siedlungsentwicklung in • Berücksichtigung der Hauptverbindungs- Orten mit guter Verkehrsanbindung, be- wege in die Feldmark (landwirtschaftlicher sonders ÖPNV (Unterstützung des sied- Verkehr) lungsstrukturellen Leitbildes der dezentra- • Punktuelle Integration der Neubaugebiete, len Konzentration der Regionalplanung) statt vollständige Umrandung der alten Dorfkerne

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• Sicherung der vorhandenen Hofstellen • reduzierter Flächenverbrauch insbesonde- samt ihrer Umgebung mit der Ausweisung re bei gewerblichen Bauflächen durch qua- von Dorfgebieten (MD) in Bebauungsplä- lifizierte Planung (Parkplätze, Dachflächen, nen, ggf. Beibehaltung der Darstellung MD Begrünungsmaßnahmen etc.) innerhalb der Flächennutzungspläne • Sicherung von Erweiterungsflächen für die • Behutsame Genehmigungspraxis nach vor- und nachgelagerten Bereiche der § 34 BauGB unter Berücksichtigung und Landwirtschaft in der Nähe der Erzeugung Beibehaltung des landwirtschaftlichen Ge- in den ländlich strukturierten Gebieten bietscharakters • Erhaltung von innerörtlichen Freiflächen im Mit der Vorschlagskulisse für Vorranggebiete Umfeld der landwirtschaftlichen Betriebe Landwirtschaft (vgl. Kapitel 6.2) gibt der land- für die weitere Betriebsentwicklung wirtschaftliche Fachbeitrag der Raumordnung und/oder als Schutzabstand Entscheidungsgrundlagen für eine raumbezo- • Erhaltung noch vorhandener Dorfstrukturen gene Differenzierung der landwirtschaftlichen durch sorgsame Abwägung in der Pla- Nutzflächen im Regionalen Raumordnungspro- nungspraxis gramm an die Hand. Flächen, die der Landwirt- • Freihaltung von Außenbereichsflächen mit schaft aus agrarstruktureller Sicht besonders günstigen Erschließungsmöglichkeiten günstige Voraussetzungen für die Erfüllung (Wege, Wasser, Abwasser, Strom) für ihrer gesellschaftlichen Aufgaben bieten, kön- landwirtschaftliche Aussiedlungsvorhaben nen so nach Abwägung mit den gemeindlichen • Anlage und Pflege von Immissionsschutz- Belangen der Siedlungsentwicklung vor einer flächen bei Neubaugebieten Inanspruchnahme planerisch geschützt wer- • Bildung eines Flächen- und Maßnahmen- den. pools (interkommunal) zur Durchführung der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Die Gemeinden als Träger der Planungshoheit nach Naturschutzgesetz sind aufgefordert, die notwendige Abstimmung der unterschiedlichen Interessen von Landwirt- schaft, Wohnbevölkerung und gewerblicher Die Entwicklung neuer Gewerbe- und Indust- Entwicklung in einer vorausschauenden und riegebiete muss unter dem Aspekt des Res- zukunftsorientierten Planung zu lösen. Um sourcen- und Umweltschutzes und insbesonde- städtebaulich nicht gewollten und fehlerhaften re des Bodenschutzes erfolgen. Aus landwirt- Entwicklungen entgegenzuwirken, ist es ferner schaftlicher Sicht sind dabei folgende Punkte möglich, dass die Gemeinde ihr Einvernehmen zu beachten: im Baugenehmigungsverfahren versagt. • Interkommunale Zusammenarbeit statt

Wettbewerb mit vermeintlich günstigen Für alle ländlichen Gemeinden ist zumindest Flächen zum Zeitpunkt der Neuaufstellung des Flä- • Revitalisierung von Altstandorten und be- chennutzungsplanes sowie bei besonders kon- lasteten Flächen statt Ausweisung auf der fliktträchtigen Sachverhalten ein landwirtschaft- grünen Wiese licher Fachbeitrag zur Gemeindeentwicklung zu • Objektive Suche nach den besten Standor- empfehlen, der eine sachgerechte und gezielte ten unter Berücksichtigung konkurrierender Sicherung der Entwicklungsmöglichkeiten der Belange und gegebenenfalls unter Ver- bestehenden landwirtschaftlichen Betriebe im wendung eines objektiven Bewertungsmo- Kontext zur weiteren Entwicklung der Gemein- dells de aufzeigt.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 57

2.3.2 Verkehrsplanungen

2.3.2.1 Verkehr und Landwirtschaft

Der Großraum Braunschweig hat aufgrund Auch für den Bereich des regionalen Verkehrs seiner geographischen Lage zu den östlichen existieren mittel- und langfristige Planüberle- Bundesländern seit der Wiedervereinigung gungen zum weiteren Ausbau der Verkehrs- Deutschlands einen starken Ausbau des über- netze, deren Realisierung bisher noch teils regionalen Verkehrswegenetzes erfahren. Dies aufgrund fehlender Mittel zurückgestellt wurde. betrifft sowohl Schienen und Wasserstraßen- So sind zahlreiche Ortsumgehungen zur Ent- projekte als auch den Ausbau des Autobahn- lastung der Ortsdurchfahrten an den Bundes- netzes. Zu den Großprojekten, die weitestge- und Landesstraßen im Gespräch. Die Planun- hend bereits realisiert worden sind, zählen gen für den Großraum Braunschweig belegen, beispielsweise dass mittelfristig mit einem motorisierten Indivi- dualverkehr gerechnet wird, der insbesondere • der Aus- und Neubau der Schienenstrecker in den Umlandregionen der Ober- und Mittel- Hannover – Stendal – Berlin zentren einen Bedarf zum Ausbau weiterer • die sechsstreifige Erweiterung der Auto- Straßenverbindungen nach sich zieht. bahn A 2, Hannover – Berlin • der Ausbau des Mittellandkanals zwischen Untersuchungen zur bundesweiten Entwicklung Hannover und Berlin und der Mobilität bis zum Jahr 2030 zeigen, dass • der Bau der A 39 von Rautheim bis zum das Verkehrsaufkommen entscheidend von der Autobahnkreuz Wolfsburg/ Königslutter weiteren Entwicklung des Wirtschaftswachs- 22 tums bestimmt wird . Im Szenarium anhaltend Aufgrund des weiterhin steigenden Verkehrs- positiver Wachstumsraten ist neben dem deut- aufkommens sind auch in der näheren Zukunft lich zunehmenden Güterverkehrsaufkommen überregionale Verkehrsplanungen im Groß- auch bei rückläufiger Bevölkerungsentwicklung raumgebiet zu erwarten. Derzeit laufen die weiterhin mit einer wenn auch langsameren Vorbereitungen zur Neuaufstellung des Bun- Zunahme der Personenverkehrsleistung zu desverkehrswegeplanes für die Jahre 2015 bis rechnen. Kommt es vor dem Hintergrund an- 2030. Von der Niedersächsischen Landesre- haltender Wirtschafts- und Finanzkrisen dage- gierung ist im Dezember 2012 eine Projektliste gen zu einer weitgehenden Stagnation der an das Bundesverkehrsministerium gemeldet volkswirtschaftlichen Gesamtleistung, ist in der worden, in der zahlreiche Maßnahmen auch Summe aus Güter- und Personenverkehr mit aus dem Großraum Braunschweig enthalten einem Rückgang des Verkehrsaufkommens zu sind. Hierzu zählen rechnen.

Maßnahmen zur Verkehrsplanung und Ver- • die Fortführung der A 39 von Wolfsburg kehrslenkung innerhalb von Stadtgestaltungs- nach Lüneburg (Planung eingeleitet) und Dorferneuerungsverfahren oder sonstigen • der Ausbau der A 2 zwischen Hannover Planungen finden kontinuierlich im gesamten und Sachsen-Anhalt von 6 auf 8 Fahrstrei- Großraum Braunschweig statt. Damit verbun- fen den sind teils auch Rückbaumaßnahmen, Be- • der Ausbau der A 7 von 4 auf 6 Fahrstrei- pflanzungen und vieles mehr, was durch eine fen (Planung eingeleitet) Verengung der Querschnittsbreiten und Höhen • Verlegung der B 65 zwischen Sehnde und oder auch der Sichtwinkel unmittelbare Auswir- Peine kungen auf den landwirtschaftlichen Verkehr • der zweigleisige Ausbau der Schienenver- hat. Denn im landwirtschaftlichen Bereich müs- bindung Weddel – Fallersleben (Weddeler sen umfangreiche Transportarbeiten durchge- Schleife) führt werden, und auch die immer größeren • Ausbau des Mittellandkanals und der landwirtschaftlichen Fahrzeuge sind auf das Stichkanäle öffentliche Straßenverkehrsnetz angewiesen. Wenn Schnellstraßen für den landwirtschaftli- chen Verkehr gesperrt werden, ohne dass ver-

58 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

gleichbar gute Ersatzverbindungswege beste- Die erforderlichen Bauflächen werden in der hen, müssen landwirtschaftliche Fahrzeuge Regel über Kaufverhandlungen mit den Eigen- teils große Umwege in Kauf nehmen. Zu Ver- tümern herbeigeführt. Zur Ausführung eines kehrsspitzenzeiten kommt es auf vielbefahre- festgestellten Planes kann darüber hinaus auch nen Bundes- und Landesstraßen zu gegensei- ein Enteignungsverfahren durchgeführt und der tigen Behinderungen im Verkehrsablauf. Für Träger der Baulast vorzeitig in den Besitz ein- viele landwirtschaftliche Betriebe stellt auch der gewiesen werden, sofern der sofortige Beginn innerörtliche Durchgangsverkehr eine Behinde- der Bauarbeiten geboten ist. rung ihrer Betriebsabläufe dar. Größere Planfeststellungsverfahren sollten Durch die Ausbauten der Verkehrswege wer- grundsätzlich von Flurneuordnungsverfahren den in starkem Maße landwirtschaftlich genutz- begleitet werden. Häufig können nur so die aus te Flächen in Anspruch genommen. Im Groß- dem Flächenbedarf resultierende Betroffenheit raum Braunschweig werden ca. 27.000 ha oder Einzelner gemindert und darüber hinaus die 5 % der Gesamtfläche als Verkehrsfläche ge- Eingriffe in die landwirtschaftliche Feldmark nutzt. Im Zeitraum von 2001 bis 2011 kamen durch Flächenzerschneidung oder Verschlech- ca. 160 ha jährlich an neuen Verkehrsflächen terung der inneren Verkehrslage verringert 23 dazu . Die Flächenverluste werden durch die werden. Beispiele im Großraum Braunschweig Ansprüche nach Ausgleichs- und Ersatzmaß- sind eine Vielzahl von Flurneuordnungsverfah- nahmen, die zur Erhöhung der ökologischen ren, die durch Unternehmensträger hervorgeru- Wertigkeit meist auch auf landwirtschaftlichen fen wurden. Flächen stattfinden, zusätzlich verstärkt. Bei Neubauvorhaben mit überörtlicher Bedeu- Besonders Neutrassierungen verursachen tung werden durch die zuständigen Landespla- erhebliche Eingriffe in das landwirtschaftliche nungsbehörden (Landkreise und kreisfreie Wege- und Gewässernetz. Darüber hinaus Städte, Zweckverband Großraum Braun- werden teils Beregnungsflächen mit einem schweig) Raumordnungsverfahren mit inte- Netz fester Beregnungsleitungen in Mitleiden- grierter Umweltverträglichkeitsprüfung eingelei- schaft gezogen. Solche Eingriffe berühren auch tet. Damit kann frühzeitig eine Beurteilung von vorhandene Genehmigungen und Rechte so- Vorhaben mit den Trägern öffentlicher Belange wie Mitgliedschaften in Verbänden, die bedacht durchgeführt sowie über die beteiligten Ge- werden müssen. Sofern alte Brücken und meinden eine Anhörung der Öffentlichkeit er- Wegeverbindungen nicht mehr zur Verfügung wirkt werden. Darüber hinaus können in stehen, entstehen dauerhafte Nachteile durch Raumordnungsverfahren zeitgleich mit den Umwege oder Wartezeiten vor Übergängen. durchzuführenden Umweltverträglichkeitsprü- Besondere Probleme für landwirtschaftliche fungen weitere Fachgutachten durchgeführt Betriebe ergeben sich z.B. auch, wenn Triftwe- werden, um zusätzliche Erkenntnisse prüfen ge durchschnitten werden. und bewerten zu können. Auf dieser Ebene bieten landwirtschaftliche Fachbeiträge die Für Neubau- und Ausbaumaßnahmen an Stra- Möglichkeit, frühzeitig und nach einem nach- ßen, Schienen- und Wasserwegen sind Plan- vollziehbaren Bewertungsrahmen, mögliche feststellungsverfahren erforderlich, um alle Alternativtrassen hinsichtlich ihrer Auswirkung nötigen Genehmigungen zu bündeln und Ein- auf die Landwirtschaft zu bewerten. Beispiele wendungen von Behörden und betroffenen im Großraum Braunschweig sind die landwirt- Bürgern angemessen behandeln zu können. schaftlichen Fachbeiträge zum Bau der Orts- Lediglich bei Änderungen oder Erweiterungen umgehungen Meine und Brome im Landkreis von nur unwesentlicher Bedeutung, wenn die Gifhorn. Mit der Landesplanerischen Feststel- Rechte anderer nicht beeinflusst werden, kann lung wird schließlich das Ergebnis der Abwä- die Planfeststellung unterbleiben. Im Innenbe- gung aller raumbedeutsamen Belange bekannt reich ersetzen teils die Bebauungspläne die gegeben und damit in der Regel auch der zu- Planfeststellung. künftige Planungskorridor für die weiterführen- den Verfahren festgelegt.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 59

2.3.2.2 Berücksichtigung der Landwirtschaft bei Verkehrsplanungen und -maßnahmen

Größere Neubauverfahren, z.B. an Autobah- wirtschaftlichen Belangen (Bildung ei- nen, Bundesstraßen, Landstraßen, Schienen- nes Flächenpools) wegen, Bundeswasserstraßen, werden in der - Einleitung begleitender Unternehmens- Regel in Verbindung mit Raumordnungsverfah- flurneuordnungsverfahren ren, Umweltverträglichkeitsprüfungen und an- - Beteiligung der Landwirtschaft bei der schließenden Planfeststellungsverfahren Flächenpflege von A- und E- durchgeführt. Innerhalb der genannten Verfah- Maßnahmen ren ist eine umfangreiche Prüfung der Belange der Landwirtschaft vorzunehmen. Die folgen- Auch bei kleineren Ausbau- und Neubauverfah- den Punkte beinhalten die allgemeinen Anfor- ren z.B. beim Bau von Radwegen parallel zu derungen zur Berücksichtigung der Landwirt- bestehenden Straßen oder bei Änderungen an schaft bei derartigen Planungsverfahren: Kreis- und Gemeindestraßen sind land- oder forstwirtschaftliche Belange berührt, wenn neue • ausreichende Bedarfsprüfung mit allen Flächen in Anspruch genommen werden, oder möglichen Alternativen, einschließlich der eine Einwirkung auf land- und forstwirtschaft- Nullvarianten unter Nutzung alternativer lich genutzte Flächen erfolgt (Entwässerung, Verkehrsanbindungen Wasserführung, Bepflanzung etc.). • frühzeitige Beurteilung der Auswirkungen Innerhalb der Plangenehmigungs- oder Plan- der Trassenvarianten auf die Landwirt- feststellungsverfahren sollten zur Berücksichti- schaft durch landwirtschaftliche Fachbei- gung der Belange der Landwirtschaft folgende träge (z.B. auf der Ebene Raumordnungs- Punkte beachtet werden: verfahren). Landwirtschaftliche Fachbeiträge sollten • frühzeitige Beteiligungs- und Abstimmungs- folgendes beinhalten: gespräche (Runde Tische) - Bewertung hinsichtlich Flächenbedarf • Minimierung des Flächenbedarfs (einschließ- und Flächenzerschneidung lich A- und E-Maßnahmen) und der Flächen- - Aussagen zur Restflächenverwertung zerschneidung - Beurteilung der Eingriffe in das land- • Optimierung der Verwertung von Restflächen wirtschaftliche Wege- und Gewässer- (Kompensationsmaßnahmen) netz • Minimierung der Eingriffe in das landwirt- - Beurteilung der Eingriffe in vorhandene schaftliche Wege- und Gewässernetz Genehmigungen und Rechte • Minimierung der Auswirkungen auf den - Bewertung der Auswirkungen auf landwirtschaftlichen Verkehr landwirtschaftliche Verkehrswege • Ausgleich des Eingriffs im direkten Objektbe- - Prüfung der Notwendigkeit von Unter- reich nehmensflurneuordnungsverfahren • Prüfung der Möglichkeit einer Kombination - Beurteilung der Auswirkungen auf von Rad- und Wirtschaftswegen und deren landwirtschaftliche Betriebe Voraussetzungen (Flächenersparnis, Einspa- - Feststellung des Flächenverlustes und rung öffentlicher Mittel für den Ausbau, Ein- des Ersatzlandbedarfs vernehmen über die zukünftigen Unterhal- - Beurteilung der Auswirkungen der A- tungsmaßnahmen und die Übernahme der und E-Maßnahmen auf die Landwirt- Verkehrssicherungspflicht) schaft - Optimierung der Trassenführung nach In besonderem Maße betreffen auch innerörtli- den o.g. Kriterien che Verkehrsplanungen, die häufig im Zusam- - aktive Planung der überörtlichen land- menhang mit öffentlichen Maßnahmen inner- wirtschaftlichen Verkehrsanbindung halb von Dorferneuerungsverfahren oder städ- - Bündelung bzw. Lenkung der A- und E- tebaulichen Sanierungsmaßnahmen durchge- Maßnahmen in Abstimmung mit land- führt werden, die äußere und innere Verkehrs- lage der landwirtschaftlichen Betriebe. Die Si-

60 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

tuation der Zuwegung der Hofstellen zur Feld- Bei der Bemessung der Verkehrswege und mark ist dabei von großer Bedeutung. In Ab- Hofausfahrten (bei Rückbau-, Umbau- und hängigkeit von den örtlichen Gegebenheiten Neubaumaßnahmen sowie Bepflanzungen) sind bei allen Planungen die Hauptverbin- sind die besonderen Anforderungen der land- dungswege vom Ort zur Feldmark zu berück- wirtschaftlichen Fahrzeuge zu beachten (Höhe, sichtigen und dabei auch die Ausmaße der Breite, Wendekreis, Geschwindigkeit, Einsicht- landwirtschaftlichen Fahrzeuge zu beachten. winkel). Gegebenenfalls sollten gemeinsam mit den im Durch Verkehrslenkungs- und Beschrän- Ort wirtschaftenden Landwirten innerörtliche kungsmaßnahmen (Parkplatzmarkierungen, Verkehrskonzepte entwickelt werden. Parkverbote etc.) entlang von innerörtlichen Grundsätzlich sollten folgende Punkte berück- Hauptverbindungswegen und im Umfeld der sichtigt werden: landwirtschaftlichen Hofstellen (häufig frequen- tierte Ausfahrten) sollte der landwirtschaftliche Verkehr unterstützt werden.

2.3.3 Rohstoffgewinnung

2.3.3.1 Rohstoffgewinnung und Landwirtschaft

Im Großraum Braunschweig sind umfangreiche den (nördlich des Dorms, bei Grasleben sowie Rohstoffvorkommen mit regionaler und überre- südlich Bodenstein) und Tonen (bei Peine, gionaler Bedeutung vorhanden. Von landwirt- Querenhorst, Schöningen, Süpplingen- schaftlicher Relevanz dabei sind insbesondere burg/Barmke) die aufgrund ihrer Seltenheit und oberflächennahe Rohstoffe, die aufgrund ihrer Qualität überregionale Bedeutung haben. großflächigen Verbreitung und ihrer Abbauwür- Im Helmstedter Revier wird Braunkohle vo- digkeit mittelfristig mit der landwirtschaftlichen raussichtlich noch bis zum Jahr 2017 im Tage- Nutzung konkurrieren. bau Schöningen abgebaut. Der Tagebau Helmstedt ist im Jahr 2002 stillgelegt worden. Allein die Kies-, Kiessand- und Sandvorräte, Es entsteht hier derzeit durch Flutung mit die nach der Rohstoffsicherungskarte des Grundwasser der Lappwaldsee als Freizeitge- LBEG als Rohstoffsicherungsgebiete der 1. wässer. Weitere Braunkohlevorräte, die als und 2. Ordnung eingestuft wurden, umfassen Vorrangflächen im Regionalplan dargestellt eine Fläche von mehreren tausend Hektar. sind, befinden sich nördlich des Tagebaus Es- Darüber hinaus existieren umfangreiche weite- beck-Schöningen, bei Süpplingen und bei Em- re Vorkommen, die als Gebiet mit potentiell merstedt. wertvollen Rohstoffvorkommen eingestuft wur- Vorkommen von Torfen (nur begrenzte Ab- den. Bodenabbauten finden in der Praxis zur torfrechte vorhanden), Ölschiefer (zur Zeit kei- Zeit in Gebieten aller Einstufungen statt. Ge- ne Rentabilität), Natursteinen (Steinbrüche) nehmigungen zum Bodenabbau finden auch sowie die Nutzung tiefliegender Rohstoffe (Sal- außerhalb von raumordnerisch festgestellten ze, Eisenerze, Öl, Gas) sind raumordnerisch Gebieten statt. erfasst, haben aber in der Regel aus landwirt- Die Kies-, und Sandvorkommen konzentrieren schaftlicher Sicht aktuell eine geringe Flächen- sich einerseits in den nördlichen Gebieten der relevanz. In der Diskussion ist die Ausbeutung Landkreise Peine (Peine-Edemissen), Gifhorn von Schiefergasvorkommen durch das soge- (SG Wesendorf, SG Boldecker-Land, SG Bro- nannte Fracking-Verfahren. Hierbei werden me) und Helmstedt (Velpke-Bahrdorf, nördlich große Mengen eines Gemisches aus Wasser, von Königslutter) als auch im südlichen Gebiet Sand und Chemikalien mit hohem Druck in des Großraumes Braunschweig schwerpunkt- tiefe Erdschichten gepresst. Die in den Ge- mäßig in den Talauen der Innersten, und steinsschichten entstehenden Risse ermögli- Radau (mit teils besonderer volkswirtschaftli- chen eine Gewinnung der Gasvorkommen. cher Bedeutung) und bei Bornhausen. Weiter- Kritiker befürchten eine erhebliche Gefährdung hin gibt es örtliche Vorkommen von Quarzsan- der Grundwasservorkommen. Die Verbands-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 61

versammlung des Zweckverbandes Großraum der Abwägung. Dabei sollten auch landwirt- Braunschweig hat daher im Juli 2012 in einer schaftliche Belange Berücksichtigung finden. Resolution an Landes- und Bundesregierung unter anderem gefordert, bis auf weiteres keine Bodenabbau kann für die Landwirtschaft vielfäl- Genehmigungen für die Bohrungen im Fra- tige Beeinträchtigungen beinhalten. Zu nennen cking-Verfahren auszusprechen und durch sind insbesondere: geeignete Rechtsvorgaben mögliche Gefahren für die Bevölkerung und die Umwelt auszu- • Flächenverbrauch durch Bodenabbauflä- schließen. Auch aus Sicht einer nachhaltigen chen, Erschließungsflächen, eventuelle Sicherung der landwirtschaftlichen Produkti- Ausgleichs- und Ersatzflächen (Menge, onsgrundlagen ist der Schutz des Bodens und Güte) der Grundwasservorkommen unverzichtbar. • Zerschneidungsschäden durch Erschlie- ßungsanlagen während des Abbaus oder Das RROP 2008 für den Großraum Braun- durch entstehende kleinere Restparzellen schweig trifft auf der Grundlage von Rohstoffsi- nach dem Bodenabbau cherungskarten des LBEG Festsetzungen, die • Verkehrsbelastung (Staub, Immissionen) eine Versorgungssicherheit für die nächsten 30 • Veränderung der Grundwasserverhältnisse Jahre gewährleisten. So sind die landesweit (Grundwasser, Hangzugwasser, Bereg- und regional bedeutsamen Rohstoffvorkommen nungsbrunnen) in der zeichnerischen Darstellung als Vorrang- • kleinklimatische Veränderungen gebiete Rohstoffgewinnung festgelegt worden. • Veränderung von Bodenstruktur und Bo- Während Vorranggebiete für die Rohstoffge- denrelief (Rekultivierungsflächen) winnung als verbindliche Vorgabe für die Bau- • Belastung der landwirtschaftlichen Feld- leitplanung gelten, gibt es bei der Darstellung mark durch Folgenutzungen (Freizeit, Sport als Vorbehaltsgebiete auf der Ebene der Bau- etc.) leitplanung gewisse Handlungsspielräume bei

2.3.3.2 Berücksichtigung der Landwirtschaft beim Bodenabbau

Eine sparsame Rohstoffnutzung vorausgesetzt, Die landwirtschaftlichen Anforderungen an die steht eine landwirtschaftlich optimierte Steue- oberflächennahe Rohstoffgewinnung lassen rung des Bodenabbaus im Vordergrund der sich wie folgt zusammenfassen: landwirtschaftlichen Anforderungen. Es sollten prioritär Regionen in Anspruch genommen • Bedarfsminderung durch Recycling und werden, die eine geringere Beanspruchung der nachwachsende Rohstoffe (Förderung, Pi- landwirtschaftlichen Strukturen bedingen. Da- lotvorhaben) bei spielt die Güte der abzuräumenden Deck- • vollständige Ausbeutung angebrochener schichten eine bedeutende Rolle. Auch ist zu Rohstoffvorkommen (Zeitpläne, abge- berücksichtigen, welche Einschnitte in die Ag- stimmte Genehmigungspraxis zwischen al- rarstruktur durch Bodenabbau bereits vorlie- len Ämtern und Landkreisen) gen. In Extremfällen handelt es sich beispiels- • abgestimmte Steuerungsverfahren zwi- weise um Gemarkungen, die bereits stark schen Raumordnung, Bauleitplanung und durch Bodenabbau geprägt sind und in denen Plangenehmigung die Agrarstruktur darauf ausgerichtet wurde. • gemeindliche Steuerung der Bodenab- Oder aber es handelt sich um die Planung klei- bauflächen in der Bauleitplanung unter nerer Aufschlüsse, die erstmalig eine landwirt- Abwägung der landwirtschaftlichen Belan- schaftlich geprägte Landschaft durchschneiden ge (ggf. landwirtschaftliche Gutachten ein- sollen. In der Regel bringt eine räumliche und holen); kommunale Handlungsspielräume zeitliche Konzentration der Abbauten eine ge- wurden in einer Arbeitshilfe im Auftrag des ringere Beeinträchtigung der Landwirtschaft mit ZGB zusammengestellt (siehe BTE, 1994) sich. • abschnittsweise Inanspruchnahme und Wiederherrichtung

62 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

• Anlegung von Pegelbrunnen zur Beweissi- dend vorgegeben sind, lassen für die Abwä- cherung gung mit landwirtschaftlichen Belangen bisher • Aufrechterhaltung der ordnungsgemäßen nur wenige Spielräume. Die zwischenzeitlich in Be- und Entwässerung Kraft getretenen bundes- und landesrechtlichen • Sicherung landwirtschaftlicher Wegever- Regelungen zum Bodenschutz zeigen jedoch, bindungen dass dem Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und - • Beachtung eines arbeitswirtschaftlich güns- ertragsfähigkeit zukünftig eine größere Bedeu- tigen Zuschnittes bei den verbleibenden tung beigemessen werden muss. Dies gilt ins- landwirtschaftlichen Flächen besondere dort, wo landwirtschaftliche Flächen • Sicherung der Böden in einer Güte, die mit sehr hohem natürlichem Ertragspotenzial eine eventuelle spätere landwirtschaftliche Rohstofflagerstätten überdecken. Nutzung im Grundsatz ermöglicht (Erhal- Die Regionalplanung sollte ihre Lenkungsmög- tung natürlich ertragsfähiger Substrate an lichkeiten deshalb voll ausschöpfen. Dies be- der Oberfläche) deutet aus landwirtschaftlicher Sicht: • landwirtschaftliche Folgenutzung in ange- messenem Verhältnis zum Verlust der zu- Darstellung von Flächen, für die keine Bindung vor landwirtschaftlich genutzten Fläche und durch das LROP erfolgt ist, lediglich als Vorbe- besonders dort, wo noch geeignete Sub- haltsflächen für Rohstoffgewinnung, um auf strate zur Verfügung stehen (Bodenschutz: örtlicher Ebene eine Steuerung der Abbauflä- Erhalt und Nutzung ertragsfähiger Substra- chen ermöglichen zu können te) Steuerung durch Mitwirkung und Überzeugung • verträgliche Ausgestaltung anderweitiger (Gespräche, Gutachten, Bodenabbaukonzepte, Folgenutzungen -verträge, Bodenschutz in den Rekultivierungs- vorgaben etc.)

Im RROP festgelegte Vorranggebiete für den Bodenabbau, die meist bereits im LROP bin-

2.3.4 Abfallwirtschaft

2.3.4.1 Abfallwirtschaft und Landwirtschaft

Die Zahl der Deponiestandorte hat in den ver- Rückgang der Bevölkerung wird zumindest auf gangenen Jahren im Großraum Braunschweig Ebene des Landes Niedersachsen bis zum abgenommen, was unter anderem auf abgelau- Jahr 2020 lediglich zu einer geringfügigen Ab- fene Übergangsfristen in den rechtlichen Vor- nahme der Siedlungsabfallmengen um zwei bis gaben zurück zu führen ist. Im Großraum drei Prozent führen. Braunschweig existieren derzeit 4 Deponien für Siedlungsabfälle sowie 5 betriebseigene Depo- Für den Großraum Braunschweig wird ein über nien für nicht gefährliche Abfallstoffe. Weiterhin dem Landesdurchschnitt liegender demogra- gibt es eine betriebseigene Sondermülldepo- phischer Wandel erwartet, so dass auch be- nie. Massenabfälle können in Alversdorf und züglich des Abfallaufkommens mit einer leicht Hüttenreststoffe beim Reststoffzentrum in Ba- überdurchschnittlichen Abnahmerate zu rech- rum deponiert werden. Die BKB betreibt am nen ist. Im Bereich der Gewerbeabfälle ist das Standort Buschhaus eine Anlage zur thermi- Aufkommen stark von der weiteren konjunktu- schen Restmüllverwertung mit einer Kapazität rellen Entwicklung sowie der Entwicklung auf von 525.000 Mg/a. Darüber hinaus wird an 6 den Rohstoff-, Brennstoff- und Energiemärkten Standorten Bioabfall zu Kompost verarbeitet. abhängig, so dass Prognosen hier unsicher sind. Zur Zeit bestehen im Großraum Braun- Aufgrund durchgeführter Wertstofftrennungen schweig noch ausreichende Kapazitäten an sind die Siedlungsabfallmengen bis zum Jahr Deponieraum24, allerdings ist auch dieser end- 2005 kontinuierlich gesunken und verlaufen lich und die Suche nach neuen Standorten in seither nahezu konstant. Der prognostizierte der ferneren Zukunft wieder absehbar.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 63

Für die Anlage des Deponiekörpers und die nehmbar. Inwiefern auch stofflich nachweisba- dazugehörige Infrastruktur, für Verkehrsflächen re Immissionen auf landwirtschaftlichen Pro- und für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen dukten entstehen, ist über Beweissicherungs- werden landwirtschaftliche Flächen in An- verfahren zu ermitteln. Entsprechende beglei- spruch genommen und es entstehen Zer- tende Untersuchungen sind bei der Müllver- schneidungsschäden. In der Umgebung von brennungsanlage Buschhaus durchgeführt Mülldeponien oder Müllumschlagplätzen wer- worden. Sekundärrohstoffe wie beispielsweise den landwirtschaftlich genutzte Flächen durch Klärschlamm, Kompost und organische Frakti- Immissionen (Staub, Plastik und Papier etc.) onen aus der gewerblichen Produktion, die und Schäden durch Vogelfraß in Mitleiden- unbelastet sind und somit landbaulich wieder- schaft gezogen. Darüber hinaus kann es zu verwertet werden können, entlasten die Abfall- Imageverlusten bei der Vermarktung von Pro- mengenbilanzen der kreisfreien Städte und dukten kommen, die im näheren Umfeld derar- Landkreise erheblich. Die Landwirtschaft bietet tiger Standorte erzeugt wurden. durch die Aufrechterhaltung von ressourcen- Geruchsimmissionen sind bei Deponien und schonenden Nährstoffkreisläufen eine Leistung Müllverbrennungsanlagen teils direkt wahr- von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung.

2.3.4.2 Berücksichtigung der Landwirtschaft bei der Abfallwirtschaft

Bei allen Planungen und Maßnahmen im Be- • abschnittsweise Beschickung von Depo- reich der Abfallwirtschaft sind auch landwirt- nien, Errichtung von Fangzäunen; frühzei- schaftliche Belange betroffen, die durch fol- tige Eingrünung von Deponien gende Punkte besser berücksichtigt werden können: Das Regionale Raumordnungsprogramm 2008 sieht Vorranggebiete für die bisher bestehen- • Verbesserung der Ausschöpfung der Ab- den Deponien im Großraum Braunschweig vor. fallvermeidungs-, Verminderungs- und Aufgrund der flächendeckenden Entsorgungs- Verwertungspotenziale lage wird auf die Ausweisung zukünftiger De- • Einbeziehung von Produkten aus nach- poniestandorte oder Suchräume verzichtet. wachsenden Rohstoffen zur Herstellung Durch die konsequente Ausschöpfung der von kompostierbaren Gebrauchsgegen- Müllvermeidungsstrategien ist darauf hinzuwir- ständen und Verpackungen; Förderung von ken, dass auch zukünftig keine zusätzlichen Pilotvorhaben, Stärkung der Nachfrage, landwirtschaftlichen Flächen für Deponiestand- Marketing orte in Anspruch genommen werden. Sollten im • Qualitätssicherungs- und Kontrollsysteme Bedarfsfalle dennoch Suchräume ermittelt und für landbaulich verwertete Sekundärroh- in der Fortschreibung des RROP dargestellt stoffe insbesondere im Bereich Kompost werden, so sind landwirtschaftliche Belange im und Gärreste mit fachbehördlicher Kontrol- Vorfeld (z.B. in einem landwirtschaftlichen le und Dokumentation Fachbeitrag zum Raumordnungsverfahren) • Stärkung der Beweissicherung und des angemessen und transparent in die Abwägung Umweltmonitoring im Umfeld von immissi- der Standorte einzubeziehen. onsträchtigen Anlagen zur Restabfallbe- handlung

64 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

2.3.4.3 Verwertung von Sekundärrohstoffdüngern durch die Landwirtschaft

Mit der Verwertung von Sekundärrohstoffdün- Kompostwerke innerhalb des Großraumes gern leistet die Landwirtschaft einen volkswirt- Braunschweig befinden sich an den Standorten schaftlich wichtigen Beitrag zur ressourcen- Braunschweig, Wolfsburg, Mehrum, Alversdorf, schonenden Kreislaufwirtschaft. Der Einsatz Upen und Bornum 26. Wesentliche Mengen der von organischen und mineralischen Reststoffen hier erzeugten Komposte werden landwirt- als Düngemittel setzt voraus, dass die entspre- schaftlich verwertet. Angaben zu den anfallen- chenden rechtlichen Vorgaben erfüllt werden. den Kompostmengen stehen nur teilweise zur So regelt u.a. die Düngemittelverordnung, dass Verfügung. So werden in der Stadt Braun- Düngemittel bei sachgerechter Anwendung der schweig rund 23.500 t Bioabfall und Grünabfall, Bodenfruchtbarkeit und der Gesundheit von im Landkreis Wolfenbüttel ca. 20.000 t ge- Mensch, Tier oder Nutzpflanzen nicht schaden sammelt. Das Kompostwerk in Mehrum ist mit und den Naturhaushalt nicht gefährden dür- einer Kapazität von 39.000 t/a weitgehend fen.25 ausgelastet; das Kompostwerk in Wolfsburg Die überwiegend in der Landwirtschaft einge- hat eine genehmigte Kapazität von 17.500 t/a. setzten Sekundärrohstoffdünger sind Kompost Im Landkreis Goslar werden Bioabfälle nur in aus Schnittgut oder aus der getrennten Samm- den Bereichen gesammelt, in denen keine lung kompostierbarer Abfälle und Klärschlamm. überhöhten Schwermetallgehalte festzustellen sind.

Tabelle 3: Kompostierungsanlagen mit einer Behandlungskapazität von 10.000 t/Jahr oder mehr im Großraum Braunschweig Kapazität Landkreis/Stadt Standort Verfahren t/a Braunschweig Watenbüttel 40.000 Vergärung und Kompostierung

Goslar Upen 16.500 Mietenkompostierung

Helmstedt Alversdorf 24.000 Boxenkompostierung

Peine Mehrum 34.000 Vergärung und Kompostierung

Wolfenbüttel Bornum 16.500 Mietenkompostierung

Wolfsburg Barnbruch 17.500 Mietenkompostierung Quelle: MU 2011

Die landwirtschaftliche Verwertung von Bioab- Praxis. In den insgesamt 106 Kläranlagen des fällen vollzieht sich u.a. auf der Grundlage der Verbandsgebietes fallen im Jahr 20.720 Ton- Bioabfallverordnung, in der die zulässigen Ma- nen (t) Trockenmasse (TM) Klärschlamm an, ximalmengen, einzuhaltende Schadstoffgrenz- deren Verwertung sichergestellt werden muss. werte sowie Vorgaben zur Erfassung und Do- Die landwirtschaftliche Klärschlammverwertung kumentation der aufgebrachten Mengen enthal- bietet dabei gegenüber der Deponierung oder ten sind. In der Regel sind Kompostwerke der der Verbrennung die Möglichkeit der Rückfüh- Bundesgütegemeinschaft Kompost ange- rung von Pflanzennährstoffen in den biologi- schlossen. Diese wirkt über ein Qualitätssiche- schen Kreislauf. Zusätzlich kann der hohe An- rungssystem mit regelmäßigen Kontrollen auf teil an organischer Substanz als Nahrung für eine gleichmäßig gute Qualität des Kompostes die Bodenorganismen und somit zum Hu- hin und bestätigt die Einhaltung der Standards musaufbau genutzt werden. Damit geht eine mit der Vergabe eines Gütesiegels. langfristige Verbesserung der Bodenstruktur einher. Bereits wesentlich länger als die landwirtschaft- liche Kompostverwertung ist der Einsatz von Klärschlamm als Düngemittel eine gängige

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 65

Tabelle 4: Klärschlammanfall im Verbandsgebiet und dessen Anteil der landwirtschaftlichen Verwertung Landkreis, kreisfreie Stadt Klärschlammanfall davon landw. verwertet insges. t TM t TM % TM Braunschweig 3.996 1.526 38,19

Salzgitter 2.113 1.809 85,6

Wolfsburg 1.657 18 17,16

Gifhorn 2.167 1.352 62,37

Goslar 4.264 1.248 29,27

Helmstedt 1.475 903 61,22

Peine 2.504 510 20,37

Wolfenbüttel 2.544 503 19,77

Großraum Braunschweig 20.720 7.869 37,98 Quelle: LWK Niedersachsen 2010

Die landbauliche Verwertung von Klärschlamm und geeignete Maßnahmen zur Reduzierung liegt im Verbandsgebiet zur Zeit bei knapp 40 des Eintrages angemahnt. %. Im Jahr 2010 konnte Klärschlamm aus 124 Eine weitere Maßnahme mehrerer Kläranlagen Kläranlagen im Großraum Braunschweig land- im Großraum ist die Qualitätssicherung des wirtschaftlich verwertet werden. Endproduktes Klärschlamm. Bei der Qualitäts- sicherung wird die gesamte Kette des Klär- Voraussetzung für eine landbauliche Verwer- schlammes vom Einleiten der Abwässer in die tung ist eine hohe Klärschlammqualität, die Kläranlage bis hin zur landbaulichen Verwer- durch die Formulierung von Qualitätskriterien in tung überprüft. Für dieses Verfahren stehen Gesetzen, Verordnungen und freiwilligen Ver- bundesweit Qualitätssiegel zur Verfügung. Im einbarungen in Verbindung mit einer ständigen Bereich des Großraumverbandes findet das und unabhängigen Kontrolle gewährleistet Siegel der Gesellschaft für Qualitätssicherung werden kann. So gibt die Klärschlammverord- Landbauliche Abfallverwertung mbH (VDLUFA- nung (AbfallKlärV) 27 für die wichtigsten QLA GmbH) Anwendung. In deutlich kürzeren Schwermetalle28 und organischen Verbindun- Intervallen als gesetzlich gefordert werden hier gen29 Grenzwerte für den Klärschlamm und den Proben im gesamten Abwasserstrom sowie im Boden vor und regelt die Untersuchungsinter- Endprodukt gezogen und dokumentiert. valle. Ziel der Qualitätssicherung ist eine weitere Darüber hinaus werden von einem Großteil der Minimierung von Schadstofffrachten im End- Klärwerksbetreiber auf freiwilliger Basis weitere produkt. Analysen durchgeführt. Diese Zusatzuntersu- Zur Absicherung möglicher Risiken, die den- chungen auf 15 weitere Metallverbindungen noch bei der Klärschlammanwendung bei der und organische Verbindungen30 und deren Landwirtschaft verbleiben können und die nicht Beurteilung gewährleisten eine zusätzliche über die gesetzliche Haftung abgedeckt wer- Sicherheit und führen zu einer höheren Akzep- den, ist ein gesetzlich verankerter Klär- tanz bei den klärschlammabnehmenden Land- schlammfonds gegründet worden. Diesem wirten und Verbrauchern. Eine Beurteilung müssen alle Klärschlammerzeuger beitreten, erfolgt nach dem Medianwert aller untersuch- deren Klärschlamm landbaulich verwertet wird. ten Proben. Im Sinne des Minimierungsgebotes werden bei Überschreitung des Medianwertes Über die speziellen klärschlammrechtlichen um das Fünffache die Aufklärung der Herkunft Regelungen hinaus, sind bei der Aufbringung

66 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

von Klärschlamm auf landwirtschaftlich genutz- die tatsächlich aufgebrachten Mengen auf den ten Flächen auch düngemittelrechtliche Vor- jeweiligen Flächen. schriften zu beachten. Klärschlamm unterliegt als Sekundärrohstoffdünger den Anwendungs- Im Gebiet des Großraumverbandes Braun- regeln nach der Düngeverordnung 31. Insbeson- schweig wurden 2011 rund 350 Klärschlamm- dere zu beachten ist die witterungsabhängige proben und 2.400 Bodenproben auf Nährstoffe Einschränkung des Ausbringungszeitpunktes sowie Schadstoffe untersucht. Die offene De- bei flüssigem Klärschlamm sowie die Abstim- klaration der Gehalte trägt zur Minimierung der mung der Nährstoffmengen auf den Pflanzen- Schadstofffrachten bei und ermöglicht durch bedarf. die Einbeziehung der Nährstoffe im Klär- Die Organisation und Aufgabenverteilung der schlamm eine exakte Düngeplanung. Aufgrund landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung dieser kontrollierten Qualität ist die Akzeptanz vollzieht sich in enger Abstimmung zwischen für eine Verwendung des Klärschlamms in den den Landkreisen als Aufsichtsbehörde und der landwirtschaftlichen Betrieben weiterhin gege- Landwirtschaftskammer Niedersachsen als ben. Langfristig sind die anfallenden Klär- landwirtschaftliche Fachbehörde, die sowohl schlammmengen ebenso rückläufig wie auch Kontrollaufgaben als auch Beratungsfunktionen der Anteil der landwirtschaftlichen Verwertung. wahrnimmt. So werden Kalk- und Nährstoff- Hier spielen auch wirtschaftliche Überlegungen gehalte, pH-Werte sowie Schwermetallgehalte der Klärwerksbetreiber hinsichtlich der ver- der zu beschlammenden Ackerflächen unter- schiedenen Entsorgungs- bzw. Verwertungs- sucht. Ebenso werden die Inhaltsstoffe der wege eine Rolle. Klärschlämme hinsichtlich Schad- und Nähr- Die Gegenüberstellung des Klärschlammanfalls stofffrachten bestimmt. Aus den Untersu- (Tabelle 4) und der Klärschlammverwertung chungsergebnissen wird unter Berücksichti- (Tabelle 4) zeigt, dass von dem im Verbands- gung der zulässigen Grenzwerte und des gebiet anfallenden Klärschlamm nur knapp Nährstoffbedarfs in einem Beschlammungsplan 8.000 t TS landwirtschaftlich verwertet, auf die mögliche Klärschlammdüngung festgelegt. Flächen im Großraum aber rund 11.000 t TS Durch Information des Anlagenbetreibers sowie ausgebracht werden. Dies ist damit begründet, der abnehmenden Landwirte in fachlichen und dass Klärschlamm aus anderen Bereichen rechtlichen Fragen wird die Beprobung, Unter- Niedersachsens sowie aus anderen Bundes- suchung und Bewertung der Sekundärrohstoff- ländern importiert und zur Düngung eingesetzt dünger ergänzt. Abschließend erfolgt die Prü- wird. fung der Lieferscheine. Diese dokumentieren

Tabelle 5: Landwirtschaftliche Klärschlammverwertung im Verbandsgebiet Landkreis, kreisfreie Stadt t TM ha Betriebe gesamt Braunschweig 411 203 12

Salzgitter 37 7 1

Wolfsburg 451 158 4

Gifhorn 2.648 2.294 79

Goslar 1.408 462 24

Helmstedt 2.784 1.194 59

Peine 2.071 833 37

Wolfenbüttel 1.310 1.032 24

Großraum Braunschweig 11.120 6.183 240

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 67

2.3.5 Energiewirtschaft

2.3.5.1 Energiewirtschaft und Landwirtschaft

Für Energieversorgung des Großraumes oder Braunkohle betriebenen Kraftwerken Braunschweig stehen Großkraftwerke an den entstehen, auf land- und forstwirtschaftlichen Standorten Mehrum und Buschhaus sowie Flächen niederschlagen. Die Umwelt- und Kraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung in den Gesundheitsrelevanz der Immissionen wird Städten Braunschweig (Heizkraftwerk Nord über den Rahmen der gesetzlichen Grenz- und Mitte), Salzgitter (Kraftwerk SZ-Hallendorf und Richtwerte (BImSchG, TA-Luft) festgelegt der Salzgitter Flachstahl GmbH) und Wolfs- und ist über spezielle Beweissicherungsver- burg (Kraftwerke West und Nord/Süd) zur fahren zu kontrollieren. Dennoch können auch Verfügung. bei kontrollierter Qualität Schäden durch Weiterhin existieren Wasserkraftwerke an den Imageverluste eintreten, wenn beispielsweise Talsperren oder an Fernwasserleitungen im im sichtbaren Umfeld von Schornsteinen Le- Harz und Harzvorland. Kleinere Wassermüh- bens- und Futtermittel erzeugt werden oder len sind im gesamten Großraum Braun- bereits die gesamte Region einen vermark- schweig vorzufinden, jedoch nur teilweise in tungshemmenden Ruf genießt. Derartige Betrieb. Dagegen sind in den letzten Jahren Schäden werden kaum entsprechend dem viele Windenergieanlagen neu entstanden. Mit Verursacherprinzip ausgeglichen. der Festlegung von 34 Vorrangstandorten für die Windenergienutzung auf einer Fläche von Bei der Beurteilung der Betroffenheit der rund 3.111 ha wurden windhöffige Standorte Landwirtschaft tritt der unmittelbare Flächen- geprüft, diese mit anderen Belangen abgewo- verbrauch durch die Standorte der Energieer- gen und 2008 im RROP dargestellt. Diese zeugungsanlagen eher in den Hintergrund. Flächen stehen für raumbedeutsame Wind- Meist haben die geforderten Ausgleichs- und energieanlagen zur Verfügung, die damit au- Ersatzmaßnahmen eine stärkere Flächenrele- ßerhalb der Vorranggebiete ausgeschlossen vanz. Dies gilt insbesondere für die Standorte sind. Die Frage der Raumbedeutsamkeit kann von Windkraftanlagen, deren benötigte Grund- hierbei nicht an einer bestimmten Größe oder fläche gering ist und weiterhin eine landwirt- Anzahl von Anlagen festgemacht werden, schaftliche Nutzung in den Vorranggebieten sondern muss stets im konkreten Einzelfall für Windenergienutzung weitgehend uneinge- beantwortet werden. Hierbei sind neben der schränkt zulässt. Zerschneidungsschäden Dimension der Anlage(n) auch die Besonder- treten insbesondere bei Leitungstrassen (z.B. heiten des Raumes, Auswirkungen auf beson- Erdgas, Strom) auf oder aber auch durch zu- dere Raumfunktionen sowie gegebenenfalls sätzliche Wegebaumaßnahmen bei der Er- vorhandene Vorbelastungen zu berücksichti- schließung von Anlagen. gen. Viele landwirtschaftliche Betriebe verfügen Die Ausweitung der Ferngasversorgung im über Ressourcen zur Nutzung von Wind- und ländlichen Raum bedingt die Festlegung von Wasserkraft, sei es durch teilweise vorhande- Trassen, deren Verträglichkeit mit anderen ne Rechte (z.B. Staurechte an Gewässern) Belangen über Raumordnungsverfahren evtl. oder über Verfügbarkeit von Flächen zur mit integrierter Umweltverträglichkeitsstudie Windenergienutzung. Darüber hinaus existie- abgeprüft und mit einer Landesplanerischen ren auf den landwirtschaftlichen Hofstellen Feststellung abgeschlossen wird. Im An- große Dachflächen, die sich zur Nutzung von schluss werden in der Regel entlang der lan- Sonnenenergie anbieten und es bestehen desplanerisch festgestellten Trassen Gestat- Möglichkeiten zur energetischen Verwertung tungsrechte und Nutzungsentgelte auf privat- von Primär- und Sekundärrohstoffen aus der rechtlichem Wege angestrebt. land- und forstwirtschaftlichen Erzeugung (u.a. Die Land und Forstwirtschaft ist durch Luftver- Verbrennung von Stroh, Holzhackschnitzeln, unreinigungen betroffen, da sich Luftemissio- Vergärung und Methangasgewinnung von nen, die unter anderem in den meist mit Stein- Gülle und sonstigen organischen Reststoffen).

68 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

2.3.5.2 Berücksichtigung der Landwirtschaft bei der Energiewirtschaft

Zum einen sind alle technischen Maßnahmen • Durchführung von Bauarbeiten auf land- aber auch ökonomischen Anreize zum Ener- wirtschaftlichen Flächen bei möglichst tro- giesparen insgesamt förderlich, auch den ckener Witterung (Sommerhalbjahr) landwirtschaftlichen Sektor entsprechend zu • ordnungsgemäße Rekultivierung beinhal- entlasten. Zum anderen sind auch die land- tet den getrennten Einbau von Ober- und wirtschaftlichen Betriebe aufgefordert, ent- Unterboden, die Einsaat von tiefwurzeln- sprechende Energiesparmaßnahmen auf den den Pflanzen nach der Wiederverfüllung; Hofstellen und bei der Flächenbewirtschaftung den Wiederanschluss durchschnittener einzuführen. Die Energieerzeugung aus Dränagen; gegebenenfalls sind Tiefenlo- nachwachsenden Rohstoffen kann beginnend ckerungsmaßnahmen oder Neudränagen auf dem eigenen Betrieb ins nähere Umfeld erforderlich ausgeweitet werden und zu einer erheblichen • Berücksichtigung agrarstruktureller Belan- Ressourceneinsparung beitragen. Sicherlich ge bei der Planung und Umsetzung von ist der Gesetzgeber gefordert, hier entspre- naturschutzfachlichen Ausgleichs- und Er- chende Rahmenbedingungen zu setzen, damit satzmaßnahmen, insbesondere durch die sich Kleinanlagen besser rentieren und ein Schonung landwirtschaftlicher Nutzflächen Engagement von landwirtschaftlichen Betrie- und eine frühzeitige Einbindung der Be- ben in diesem Sektor angemessen gefördert wirtschafter wird. Für emissionsträchtige Großanlagen sind im Die Festlegung von Vorrangstandorten für Umfeld der Standorte Beweissicherungsmaß- Windkraftanlagen wird aus Sicht der Landwirt- nahmen zu betreiben, um sicherzustellen, schaft befürwortet, da somit im Vorfeld bereits dass keine qualitätsbeeinträchtigende Belas- eine Prüfung der Windhöffigkeit und eine Ab- tung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen wägung entgegenstehender Belange vorge- eintritt. nommen werden kann. Die Vorrangstandorte für Windenenergie sind mit Vorbehaltsgebie- Standorte und Trassen von Energieanlagen ten Landwirtschaft im Allgemeinen verträglich. einschließlich der Versorgungsleitungen und - Die genauen Standorte der Anlagen sollten infrastruktur sind in Anlehnung an die agrar- über die verbindliche Bauleitplanung unter strukturellen Erfordernisse zu planen. Dies Beachtung der landwirtschaftlichen Belange beinhaltet folgende landwirtschaftliche Anfor- festgelegt werden. Windkraftanlagen erschlie- derungen: ßen für landwirtschaftliche Betriebe sowohl • Standortauswahl z.B. von Windkraftanla- über die Bereitstellung der Fläche als auch gen in Anbindung an das vorhandene über Investitionsmöglichkeiten ein zusätzliches landwirtschaftliche Wegenetz Einkommenspotenzial. In der Fortschreibung • Parallelführung von Leitungstrassen zu des RROP sollten gegebenenfalls weitere vorhandenen Straßen und Wegen, um Vorranggebiete für Windenergieanlagen fest- Zerschneidungsschäden zu minimieren gelegt werden.

2.3.6 Erholungsplanung

2.3.6.1 Erholungsplanung und Landwirtschaft

Vor dem Hintergrund zunehmender Freizeitak- Erholungssuchenden aufgesucht. Daraus er- tivitäten der Bevölkerung und wachsender geben sich seitens der Bevölkerung auch zu- Bedürfnisse nach Naherholungsmöglichkeiten sätzliche Wünsche zur Gestaltung der Agrar- im Umfeld der Wohnorte wird neben Parkan- landschaft (Anpflanzungen, Wegeführung, lagen und Wäldern auch die landwirtschaftli- Vielfalt der Nutzung etc.) und der Ausstattung che Feldmark zunehmend von Sportlern und mit Infrastruktureinrichtungen (Parkplätze,

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 69

Wegeführung und Beschilderung, Bänke, • offene Fragen zur Haftung und Verkehrs- Schutzhütten, Picknickplätze etc.). Neben dem sicherungspflicht bergen Risiken für die Flächenverbrauch für die touristische Infra- landwirtschaftlichen Eigentümer (in der struktur können sich für die Landwirtschaft Regel Feldmarkinteressentenschaften) erhöhte Pflegekosten (z.B. Wege- und He- • hinterlassene Abfälle verursachen einen ckenpflege) ergeben und auch bei stärkerer hohen Zeit- und Kostenaufwand bei der Frequentierung der Feldmark durch Erho- Beseitigung lungssuchende Belastungen und Risiken ein- stellen. Zu nennen sind beispielsweise folgen- In landschaftlich reizvollen Gegenden kann de Nachteile: den genannten Nachteilen durch die Nutzung der Feldmark von erholungssuchenden Touris- • Behinderung des landwirtschaftlichen ten ein Einkommenspotenzial durch den Verkehrs durch parkende Fahrzeuge Fremdenverkehr entgegenstehen, an dem • Schäden auf den Wirtschaftswegen durch auch die Landwirtschaft teilhaben kann. Bei z.B. schnell fahrende Fahrzeuge auf was- den meisten Gebieten dagegen, die von Nah- sergebundener Decke (Schotterwege), erholungssuchenden aufgesucht werden, er- Reiter geben sich kaum zusätzliche Einkommenspo- • Steigende Unfallrisiken bei landwirtschaft- tenziale. Es stellt sich demnach die Frage, wie lichen Arbeiten, aufgrund einer starken die Erstellungs- und Unterhaltungskosten für Nutzung der Wirtschaftswege durch z.B. besondere Gestaltungselemente in der Land- Fahrradfahrer, Skater, Jogger, Spazier- schaft und für die Anpassung der Infrastruktur gänger etc. an die Erholungsnutzung aufgebracht werden können.

2.3.6.2 Berücksichtigung der Landwirtschaft bei der Erholungsplanung

Soweit sich die Erholungsnutzung in der um- • Freihalten der Wirtschaftswege vom moto- gebenden freien Landschaft weiterhin verstär- risierten Individualverkehr ken wird, sind Probleme und Missverständnis- • Einrichtung von Erholungsanlagen auf se zwischen Landwirtschaft und Erholungssu- Standorten, die in Abstimmung mit der ört- chenden kaum zu vermeiden. Nur durch ge- lichen Landwirtschaft festgelegt wurden genseitiges Verständnis und Rücksichtnahme • Unterhaltungs- und Haftungsvereinbarun- können die Konflikte entschärft werden. Hier- gen mit Kommunen für ist eine ständige Arbeit und Aussprache vor • Unterstützung der Landwirtschaft bei Un- Ort erforderlich. Allein die verstärkte Abspra- terhaltungs- und Pflegemaßnahmen an che und Zusammenarbeit zwischen Landwir- Landschaftselementen und der Infrastruk- ten und beispielsweise Vertretern der Ge- tur, die der intensiven Erholungsnutzung meinde, der Vereine, des Fremdenverkehrs dienen und Trägern von Erholungseinrichtungen kann zu gemeinsam getragenen Maßnahmen füh- In der Regionalplanung wird davon ausgegan- ren. Viele landwirtschaftliche Problemfelder gen, dass die gegenwärtigen Erholungsaktivi- lassen sich in einer gezielten Erholungspla- täten im Rahmen der allgemeinen ruhigen nung und der Abstimmung von Maßnahmen Erholung (Spazieren gehen, Naturgenuss) mit und deren Trägern bereits im Vorfeld berück- den Nutzungsansprüchen der Landwirtschaft sichtigen: im Allgemeinen verträglich sind32. Bei beson- ders intensiv genutzten Gebieten und dort, wo • Lenkung der Erholungssuchenden durch ein besonderer Ausbau der Erholungsnutzung gezielte Ausweisung von Wegen (Rad-, stattfindet, ist jedoch darauf zu achten, dass Wander-, Reitwege) die land- und forstwirtschaftliche Nutzung nicht • Einbindung der Landwirtschaft in Erho- beeinträchtigt wird. In der kartenmäßigen Dar- lungs- und Fremdenverkehrskonzepte stellung des Regionalen Raumordnungspro- grammes äußert sich dies in einer Überlage-

70 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

rung von Vorbehaltsgebieten und Vorrangge- liche Bauvorhaben im Außenbereich können bieten für Erholung in Natur und Landschaft in nach einzelbetrieblicher Prüfung sowohl in Überlagerung mit den Vorbehaltsgebieten für Vorbehalts- als auch in Vorranggebieten für die Landwirtschaft. Erholung erforderlich werden. Es ist deshalb besonders darauf hinzuwirken, dass alle Pla- In Vorbehaltsgebieten für die Landwirtschaft nungen und Maßnahmen über ein klares Kon- und die Erholung ist bezüglich der Erholungs- zept verfügen, die Landschaft berücksichtigen und Landwirtschaftsplanung sowie evtl. anste- und auch mit einem angemessenen finanziel- hender Maßnahmen eine gegenseitige Ab- len Rahmen ausgestattet sind. Derartige Pro- stimmung und ein verträgliches Miteinander jekte, die in der örtlichen landwirtschaftlichen der überlagernden Nutzungen anzustreben. und nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung Als Forum bieten sich bereits vorhandene eine entsprechende Akzeptanz genießen, Organisationsstrukturen wie beispielsweise die können dann innerhalb von Vorbehaltsgebie- Naturparke Harz und Elm-Lappwald an. Dar- ten für Landwirtschaft und Erholung durchge- über hinaus sollten Gespräche auf der Ebene führt werden. Vorranggebiete für Erholung der Kommunen stattfinden. sollten sich auf Bereiche beschränken, in de- nen eine direkte unterstützende Funktion für Die Darstellung von Vorranggebieten für die die Landwirtschaft erfolgt. Diese sind unseres Erholung kann auf landwirtschaftlichen Flä- erachtens insbesondere in den Bereichen chen weitgehend unterbleiben. Planungen und gegeben, in denen die landwirtschaftliche Nut- Maßnahmen der Erholungsnutzung sollten im zung besondere Aufgaben der Kulturland- Einklang mit den Belangen der Landwirtschaft schaftspflege übernimmt. vollzogen werden. Privilegierte landwirtschaft-

2.3.7 Naturschutz und Landschaftspflege

2.3.7.1 Ziele von Naturschutz und Landschaftspflege im Großraum Braunschweig

Nach § 1 Abs. 1 des Nds. Naturschutzgeset- zes sowie des seit dem Jahr 2010 an seine • Naturschutz und Landschaftspflege auf Stelle getretenen Niedersächsischen Ausfüh- Grundlage einer durch menschliche Nut- rungsgesetzes zum Bundesnaturschutzgesetz zungen in Jahrhunderten entwickelten Kul- (NAGBNatSchG) sind Natur und Landschaft turlandschaft im besiedelten und unbesiedelten Bereich so • eine an ökologischen Maßstäben ausge- zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln, richtete Nutzung der Kulturlandschaft und dass die Leistungsfähigkeit des Naturhaus- eine Erhaltung der verbliebenen naturbe- halts, die Nutzbarkeit der Naturgüter, die tonten Landschaftsteile Pflanzen- und Tierwelt sowie die Vielfalt, Ei- • Schutz großräumig unzerschnittener genart und Schönheit von Natur und Land- Räume vor Zerschneidung durch raumbe- schaft als Lebensgrundlage des Menschen deutsame Verkehrswege und Freileitun- und als Voraussetzung für seine Erholung in gen sowie durch Siedlungstätigkeit Natur und Landschaft nachhaltig gesichert • großräumige ökologische Vernetzung sind. Auf dieser Grundlage und der im Landes- unter besonderer Berücksichtigung der raumordnungsprogramm vorgegebenen landwirtschaftlichen Nutzung Grundsätze hat der Zweckverband Großraum • frühzeitige Abstimmung unter Einbezie- Braunschweig im Regionalen Raumordnungs- hung von Landwirtschaft und Naturschutz- programm 2008 Ziele und Prioritäten für die behörden bei der Umsetzung von Vernet- Entwicklung und den Schutz von Natur und zungsmaßnahmen Landschaft im Großraum Braunschweig for- • Aufwertung von Naturhaushalt und Land- muliert. Für die Landwirtschaft sind davon schaftsbild in intensiv landwirtschaftlich folgende Grund-sätze und Ziele von besonde- genutzten Räumen rer Relevanz:

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 71

• Erhaltung und Sicherung landwirtschaftli- • angepasste Bewirtschaftungsformen im cher Nutzflächen insbesondere wegen ih- Verantwortungsbereich der zuständigen res besonderen Beitrages zur Erhaltung, Behörden und insbesondere der Landwirt- Pflege und Entwicklung der Kulturland- schaft schaft innerhalb der "Vorbehaltsgebiete Natur und Landschaft"

2.3.7.2 Instrumente von Naturschutz und Landschaftspflege

Es stehen folgende Instrumente zur Verfü- bietskulisse zur Umsetzung der wesentlichen gung: Maßnahmen werden „Vorrang- und Vorbe- haltsflächen für Natur und Landschaft“ sowie • Planungen auf regionaler und kommunaler „Vorranggebiete für die Grünlandbewirtschaf- Ebene tung, -pflege und -entwicklung“ dargestellt. • Eingriffsregelung nach Naturschutzgesetz Darüber hinaus sind Vorranggebiete für Natu- und Baugesetzbuch ra 2000 und Vorranggebiete für Freiraumfunk- • Ausweisung von Schutzgebieten (Natio- tionen ausgewiesen. nalpark, Naturschutzgebiete, Landschafts- schutzgebiete, geschützte Landschaftsbe- Die Darstellung als Vorrang- oder Vorbehalts- standteile u. w.) gebiet trifft keinerlei Vorentscheidung über • Kauf oder Pacht von Flächen durch die eine gegebenenfalls erforderliche Ausweisung öffentliche Hand als Schutzgebiet und gibt keinerlei Maßgaben • vertragliche Vereinbarungen mit den Ei- über die einzuhaltende Nutzungsintensität. gentümern und Nutzungsberechtigten Eine Sicherung und Entwicklung der darge- • Informations- und Akzeptanzmanagement stellten Flächen ist auch über Information und freiwillige Mitwirkung sowie über die Lenkung von Förderprogrammen und den Abschluss freiwilliger Vereinbarungen oder den Erwerb Naturschutz in Fachplanungen und in der der Flächen zu erreichen. Gesamtplanung Die Landwirtschaft steht einer Vielzahl von Landschaftsrahmenpläne Planzeichen gegenüber, durch die landwirt- In den Landkreisen und kreisfreien Städten schaftliche Flächen überlagert werden. Bei des Großraumes Braunschweig sind Land- den Flächenbewirtschaftern besteht häufig die schaftsrahmenpläne (LRP) erstellt bzw. bereits Befürchtung, dass Vorrangflächen die Auswei- wieder in der Fortschreibung. sung von Naturschutzgebieten oder Natur- Landschaftsrahmenpläne haben gutachtlichen denkmälern flächenhafter Ausprägung bedin- Charakter, das heißt sie stellen die natur- gen und Vorbehaltsgebiete die Ausweisung schutzfachlichen Maßnahmenvorschläge un- von Landschaftsschutzgebieten oder ge- abgestimmt mit anderen Belangen dar. Nach schützten Landschaftsbestandteilen nach sich Abwägung werden davon Ziele und Maßnah- ziehen. Auflagen mit nachteiligen Folgen für men in das Regionale Raumordnungspro- den Betriebsablauf und eine Beeinträchtigung gramm (RROP) übernommen und Planungen der Wettbewerbsfähigkeit können dann die anderer Behörden und der Gemeinden danach Folge sein. Bei einer Umsetzung über Flä- ausgerichtet. chenkäufe befürchten die Bewirtschafter eine Die in den zur Zeit vorhandenen Landschafts- Verknappung der Pachtflächen und infolge rahmenplänen genannten allgemeinen Ziele davon die sukzessive Verdrängung der rentab- sowie die genannten Anforderungen an die len landwirtschaftlichen Nutzung in bestimm- Landwirtschaft lassen sich weitgehend in die ten Landschaftsräumen. oben genannten textlich formulierten Ziele des RROP 2008 zur Sicherung und Entwicklung von Natur und Landschaft einordnen. Als Ge-

72 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Landschaftspläne brauch betroffen. Den vielfältigen Funktionen Landschaftspläne stellen auf gemeindlicher der landwirtschaftlichen Flächen und dem Ebene die Ziele und Maßnahmen des Natur- daraus resultierenden Schutzanspruch ist aus schutzes und der Landschaftspflege dar. Sie Sicht der Landwirtschaft in der Vergangenheit werden soweit erforderlich zur Vorbereitung z.B. im Zuge der Bauleitplanung nur einge- oder Ergänzung der Bauleitplanung für das schränkt entsprochen worden. gesamte Gemeindegebiet aufgestellt. Land- schaftspläne haben zwar keine unmittelbare Ausweisung von Schutzgebieten Verbindlichkeit, stellen aber oftmals ein bedeu- Natura 2000 tendes Instrument im Planungs- und Abwä- Mit der Ausweisung eines kohärenten Schutz- gungsprozess der Gemeinde dar. Mit der gebietssystems Natura 2000 strebt die Euro- Übernahme in den Flächennutzungsplan wer- päische Union den Erhalt und die Wiederher- den rechtsverbindliche Aussagen getroffen. stellung der biologischen Vielfalt sowie eine Stärkung des Artenschutzes an. Zusammen- Im Großraum Braunschweig nutzt eine Viel- hängende Flächen mit natürlichen Lebens- zahl von Gemeinden und Samtgemeinden räumen und gefährdeten Tieren und Pflanzen Landschaftspläne, um ergänzende Fachaus- sollen erhalten werden. Rechtliche Grundlage sagen für ihre Bauleitplanung zu erhalten. für dieses Schutzgebietssystem sind auf euro- Oftmals sind weitere Fachpläne und Ergän- päischer Ebene die Vogelschutzrichtlinie und zungen zum Landschaftsplan erforderlich, weil die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH). die Gemeinden die Belange des Naturschut- Beide Richtlinien verpflichten die Mitglieds- zes und der Landschaftspflege mit den sonsti- staaten, besonders geeignete Gebiete zu be- gen Anforderungen der Allgemeinheit an Natur nennen und durch geeignete Maßnahmen zu und Landschaft abwägen müssen. Sie sind erhalten. Angestrebt wird, dass die Lebens- verpflichtet, Konflikte, die sich durch unter- räume in möglichst zusammenhängenden schiedliche Nutzungsansprüche ergeben kön- flächigen und linearen Komplexen geschützt nen, sachgerecht zu lösen. werden. Dies betrifft insbesondere Wälder, Bäche sowie Flüsse und ihre Niederungen. Eine differenzierte Darlegung der Belange der Landwirtschaft im Landschaftsplan erfolgt Natura 2000 wird durch die Verankerung der nicht bzw. ist nach § 11 BNatSchG auch nicht entsprechenden Richtlinien im Bundesnatur- vorgesehen. Hierzu sind landwirtschaftliche schutzgesetz in nationales Recht umgesetzt. Fachbeiträge auf Gemeindeebene prädesti- Die Auswahl der Gebiete treffen die einzelnen niert. Diese treffen auch Aussagen darüber, Bundesländer. In Niedersachsen durch ein welche landschaftspflegerischen Maßnahmen landesweites Auswahlverfahren. Auch wenn in der Agrarlandschaft verträglich umgesetzt naturschutzfachliche Verbesserungen wün- werden können. schenswert sind, verpflichtet die FFH- Richtlinie die Mitgliedstaaten in erster Linie Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen dazu, Verschlechterungen der Gebiete zu Nach den Bestimmungen des Bundesnatur- verhindern. Bestandsschutz genießen dabei schutzgesetzes sind erhebliche Beeinträchti- rechtsverbindliche Planungen und rechtmäßi- gungen von Natur und Landschaft vom Verur- ge Nutzungen. sacher vorrangig zu vermeiden. Soweit erheb- In Niedersachsen unterliegen bereits 90% der liche Beeinträchtigungen nicht vermieden wer- zu schützenden FFH-Lebensraumtypen dem den können, sind sie durch Ausgleichs- oder gesetzlichen Biotopschutz (z.B. Moore, Hei- Ersatzmaßnahmen zu kompensieren. den, Magerrasen) bzw. liegen fast vollständig Wie schon bei der Planung von Maßnahmen, in bestehenden Nationalparken (z.B. natürli- die als wesentlicher Eingriff in den Naturhaus- che Fichtenwälder). In diesen Fällen löst eine halt zu bewerten sind, so auch bei der Umset- Meldung als FFH-Gebiet keine Verpflichtung zung der nachfolgenden naturschutzfachlichen zur Verschärfung der Schutzgebietsbestim- Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen wird in der mungen aus. Zusätzliche Maßnahmen müs- Regel auf landwirtschaftlich genutzte Flächen sen dann ergriffen werden, wenn die Lebens- zugegriffen. Die Landwirtschaft ist hierdurch raumtypen unzureichend geschützt sind. Dies im weiteren Sinne doppelt vom Flächenver- betrifft in Niedersachsen im Wesentlichen

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 73

zwar nur einige Typen, die einer Nutzung un- vermarktungseinrichtungen erhöhte bürokrati- terliegen (z.B. Magere-Flachland-Mähwiesen sche Anforderungen gestellt werden, Obst- oder Buchen- und Eichenwälder), dennoch baumschnitt zur Bekämpfung von Pflanzen- handelt es sich um umfangreiche Flächen. krankheiten nicht mehr verbrannt werden darf Die rechtliche Absicherung der FFH-Gebiete oder die Erweiterung von Stallanlagen einge- zieht eine Reihe von Ergänzungen und Nach- schränkt wird. besserungen der Schutzgebiete nach sich. Die ursprünglich vorgesehene Absicherung über Landschaftsschutzgebiete den Vertragsnaturschutz ist politisch in den Landschaftsschutzgebiete33 (LSG) haben die Hintergrund getreten. Die Landkreise sind Erhaltung des Landschaftsbildes und eines deshalb in der Pflicht, die Verordnungen zu naturraumtypischen Gebietscharakters zum überarbeiten bzw. neu aufzustellen. Die Ver- Ziel. In den meist großflächigen Gebieten, in ordnungsinhalte richten sich nach dem jeweili- denen teils ganze landwirtschaftliche Betriebe gen naturschutzfachlichen Wert des Gebietes, mit allen Nutzflächen enthalten sind, wird je d.h. den Ansprüchen der schützenswerten nach formuliertem Schutzzweck auch die Flä- Lebensraumtypen, Pflanzen und Tiere. chennutzung zunehmend durch Auflagen be- Betroffen von dieser Entwicklung ist u.a. der einflusst. Zwar ist in der Regel die bestehende Elm, der als Landschaftsschutzgebiet ausge- rechtmäßig ausgeübte landwirtschaftliche wiesen ist. Zwar sind nur Teilbereiche des Nutzung weiterhin erlaubt, jedoch kann auch Elms als FFH-Gebiete zu schützen es werden die Maßgabe, eine bestehende Nutzung un- jedoch für die gesamten Flächen des Gebirgs- verändert beizubehalten, die Flexibilität und zuges die LSG-Verordnungen der Landkreise Entwicklungsmöglichkeit landwirtschaftlicher Wolfenbüttel und Helmstedt überarbeitet. Aus Betriebe erheblich einschränken. Sicht der Forstwirtschaft ergeben sich hierbei Im Gebiet des Großraumes Braunschweig mögliche Konsequenzen u.a. in Form einer bestehen, wie in der folgenden Tabelle 67 zeitlichen Einschränkung für Holzernte- und beschrieben, derzeit 192 Landschaftsschutz- Rückearbeiten, der Reglementierung des Na- gebiete mit einer Gesamtfläche von rund delholzanteils (10 %), Einschränkungen beim 133.000 ha. Aus einer Überlagerung mit den forstlichen Wegebau, weiterer Auflagen hin- landwirtschaftlichen Feldblöcken ist ersichtlich, sichtlich des Pflanzenschutzmitteleinsatzes dass rund 35.000 ha LF bzw. ca. 13 % der oder der Baumartenauswahl. Auch die Land- gesamten LF als LSG ausgewiesen sind. wirtschaft ist betroffen, wenn z.B. an Direkt-

Tabelle 6: Landschaftsschutzgebiete im Großraum Braunschweig Kreisfreie Stadt LF LSG an LF Anzahl Fläche (ha) LF gesamt (ha) Landkreis (LK) gesamt (%)* Braunschweig 43 3.531 1.343 19,1 Salzgitter 35 3.645 886 7,8 Wolfsburg 27 2.492 485 5,8 LK Gifhorn 86 30.009 12.499 15,6 LK Goslar 85 47.359 4.460 16,5 LK Helmstedt 38 18.587 5.966 14,9 LK Peine 91 9.197 4.374 11,8 LK Wolfenbüttel 70 18.065 4.551 9,3 Großraum Braun- 192 132.887 34.565 13,3 schweig *LF auf Basis der Feldblöcke Quelle: NLWKN, eigene Berechnungen 2013

74 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Tabelle 6 macht deutlich, dass Landschafts- schutzgebiete im Großraum Braunschweig überdurchschnittlich in den waldreichen Land- kreisen Goslar und Helmstedt anzutreffen sind, während die kreisfreien Städte aufgrund Naturschutzgebiete des hohen Anteils an Siedlungs- und Ver- Mit der Ausweisung von Naturschutzgebieten kehrsflächen unterdurchschnittliche Anteile (NSG) sollen meist Lebensstätten schutzbe- vorzuweisen haben. Ein Blick auf die topogra- dürftiger oder seltener Arten oder Lebensge- fischen Karten mit eingezeichneten LSG be- meinschaften wildwachsender Pflanzen oder stätigt, dass sich Landschaftsschutzgebiete im wildlebender Tiere erhalten oder entwickelt Großraum Braunschweig zu einem großen werden. In Naturschutzgebieten werden des- Anteil in Wäldern befinden. Betroffene land- halb in der Regel die Land- und Forstwirt- wirtschaftliche Flächen liegen oftmals in Wald- schaft, die Fischerei und die Jagd aber auch randlage, entlang von Fließgewässern und in die Freizeit- und Erholungsnutzung durch Auf- ausgesprochenen Grünlandregionen. lagen eingeschränkt. Im Großraum Braunschweig gibt es z.Z. 82 In vielen Landschaftsschutzgebieten im Groß- Naturschutzgebiete mit insgesamt rund 16.700 raum Braunschweig wurde zum Zeitpunkt des ha. Darin befinden sich ca. 5.600 ha LF, was Inkrafttretens der Verordnung der Status quo etwa 2,2 % der gesamten LF entspricht (vgl. der Flächenbewirtschaftung festgesetzt. Be- Tabelle 68). Der Flächenanteil der Natur- troffen ist deshalb insbesondere die fakultative schutzgebiete an der Gesamtfläche des Groß- Grünlandbewirtschaftung, das heißt Standorte raumes beträgt etwa 3,3 %, der Vergleichs- auf denen auch eine Ackernutzung möglich ist. wert auf Landesebene liegt bei 3,75 %. Es Weiterhin ist für landwirtschaftliche Betriebe sind im Großraum Braunschweig demnach insbesondere dann eine LSG-Verordnung überwiegend bewaldete Flächen, die von Na- problematisch, wenn Hofstellen innerhalb ei- turschutzgebietsauflagen betroffen sind. nes LSG liegen und Erweiterungsgebäude Landwirtschaftlich genutzte Flächen werden in errichtet werden sollen oder eine Aussiedlung kleinerem Ausmaße z.B. als Heideflächen, als dort hinein geplant wird. Eine Beschränkung extensiv genutztes Grünland aber auch als der baulichen Erweiterungsmöglichkeiten kann sogenannte Pufferflächen im Randbereich für betroffene Betriebe langfristig dazu führen, schützenswerter Biotope in Naturschutzgebie- dass sie sich nicht marktgerecht entwickeln te einbezogen. können.

Tabelle 7: Naturschutzgebiete im Großraum Braunschweig

Kreisfreie Stadt LF NSG an LF Anzahl Fläche (ha) LF gesamt (ha) Landkreis (LK) gesamt (%)* Braunschweig 9 856 415 5,9 Salzgitter 4 350 44 0,4 Wolfsburg 7 1.658 553 6,6 LK Gifhorn 39 9.413 3.329 4,1 LK Goslar 45 1.963 465 1,7 LK Helmstedt 14 1.058 113 0,3 LK Peine 10 1.142 610 1,7 LK Wolfenbüttel 13 250 70 0,1 Großraum Braun- 82 16.691 5.599 2,2 schweig *LF auf Basis der Feldblöcke Quelle: Berechnungen auf Datengrundlage des NLWKN

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Im Zuge der Ausweisung eines NSG findet mern und Nutzungsberechtigten schriftlich und einerseits eine Festschreibung der zum Zeit- unter Hinweis auf die zu beachtenden Verbote punkt der Sicherstellung vorhandenen Nut- bekannt zu geben. zung statt. Veränderungen des Standortes, wie zusätzliche Entwässerung, Veränderun- Als weitere Schutzgebietskategorie existiert gen des Bodenreliefs, Verlegung von Gräben der Nationalpark Harz mit einer Fläche von und der Umbruch von Grünland zu Acker, sind rund 11.300 ha im Verbandsgebiet. Da es sich in der Regel verboten bzw. genehmigungs- hierbei fast ausschließlich um Wald handelt, pflichtig. Darüber hinaus können auch ent- ist die Betroffenheit der landwirtschaftlichen sprechende Nutzungsintensitäten festgelegt Flächenbewirtschaftung vergleichsweise ge- werden. Teils ist der Einsatz von Dünge- und ring. Pflanzenschutzmitteln beschränkt und die Bewirtschaftung der Flächen an bestimmte Vertragsnaturschutz und Erschwernisaus- Zeiten gebunden. Entsprechend dem Schutz- gleich zweck werden z.B. beim Wiesenbrüterschutz Das Land Niedersachsen gewährt für Nut- Pflegemaßnahmen des Grünlandes im Zeit- zungsbeschränkungen von Grundstücken raum von März bis Juni verboten, verbunden innerhalb des Nationalparks oder innerhalb mit Vorschriften über Auftriebstermin und - eines Naturschutzgebietes sowie für Flächen, dichte bei Weidevieh bzw. über den frühesten die ein besonders geschütztes Biotop oder Mahdtermin. besonders geschütztes Feuchtgrünland dar- stellen und bereits in das Verzeichnis einge- Nutzungsprobleme ergeben sich insbesondere tragen sind, einen Erschwernisausgleich in durch Naturschutzauflagen bei der Grünland- Geld34. Die Höhe des Erschwernisausgleichs bewirtschaftung, die eine qualitativ hochwerti- bemisst sich nach der jeweiligen Bewirtschaf- ge Futtererzeugung nicht mehr zulassen. In tungsbeschränkung und wird anhand einer dieser Hinsicht kann es bei Schutzgebiets- Punktwerttabelle bewertet. Förderfähig sind ausweisungen zu hohen einzelbetrieblichen ausschließlich Bewirtschafter von privaten Betroffenheiten - bis hin zur Existenzgefähr- Flächen bzw. Flächen in Privatbesitz. Der dung - kommen. Erschwernisausgleich nach dem NAGB- NatSchG wird im Rahmen der verfügbaren Besonders geschützte Biotope und beson- Haushaltsmittel gewährt. ders geschütztes Feuchtgrünland Das Niedersächsischen Ausführungsgesetz Für weitergehende Bewirtschaftungsbe- zum Bundesnaturschutzgesetz (NAGB- schränkungen sowie besondere Pflegemaß- NatSchG) stellt besondere Biotope, wie bei- nahmen innerhalb von Schutzgebieten können spielsweise Hochmoore, Bergwiesen, Mager- nach NAGBNatSchG mit den Bewirtschaftern rasen, Auwälder und Salzwiesen sowie be- öffentlich-rechtliche Vereinbarungen abge- stimmte Pflanzengesellschaften auf Feucht- schlossen werden, die Pflegemaßnahmen für grünland nach § 30 BNatSchG unter einen ein angemessenes Entgelt festsetzen. Ver- besonderen Schutz. Handlungen, die zu einer tragsnaturschutz setzt allerdings kein Schutz- Zerstörung oder erheblichen Beeinträchtigung gebiet voraus. Über gemeinsam mit den Be- führen können, sind verboten, auch wenn die wirtschaftern festgelegte Pflege- und Entwick- Fläche noch nicht in das Verzeichnis der be- lungspläne kann oftmals ein optimaler Schutz- sonders geschützten Biotope eingetragen zweck auch oder gerade auf freiwilliger Basis wurde. erreicht werden. In vielen Fällen ist die Vielfalt Im Großraum Braunschweig sind die Biotope nebeneinander bestehender Nutzungsintensi- mit der Erstellung bzw. Fortschreibung der täten besonders erwünscht und kann zu neu- Landschaftsrahmenpläne weitgehend erfasst. en Perspektiven sowohl im Naturschutz als Die Schwerpunkte auf landwirtschaftlich ge- auch in der Landwirtschaft führen. nutzten Flächen dürften das Feuchtgrünland in Die Landwirtschaft unterstützt ausdrücklich den Geestgebieten sowie die Bergwiesen im das Instrument des Vertragsnaturschutzes als Oberharz sein. Nach Landesrecht ist die Auf- Alternative zur Ausweisung neuer Schutzge- nahme von Flächen in das Verzeichnis der biete und damit zu einer weiteren Reglemen- besonders geschützten Biotope den Eigentü- tierung in der Kulturlandschaft. Die Kulturland-

76 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

schaftspflege durch die Landwirtschaft wäre in Rücksprache mit den Vertragsnehmern hierzu auf breiter Basis zu fördern. Bei der flexibel gehandhabt werden kann, um eine Formulierung von Schutz- und Förderpro- angepasste und kalkulierbare Leistung zu grammen sollte eine möglichst große Gebiets- ermöglichen. Es bietet sich aus diesem Grun- kulisse gewählt werden, um vielen Flächen- de eine weitgehende regionale Kompetenz bewirtschaftern die Möglichkeit der Teilnahme des Vertragsmanagements an, die auf regio- zu bieten. Für erforderliche Pflegemaßnahmen nale Besonderheiten eingehen kann. ist ein Rahmen zu setzen, der gegebenenfalls

2.3.7.3 Betriebliche Auswirkungen landschaftspflegerischer Maßnahmen

Eine Einschränkung der ordnungsgemäßen bei einer auflagenbedingten späten Nutzung Landbewirtschaftung durch Auflagen hat Aus- des Futteraufwuchses ab dem 01. Juni zur wirkungen auf die Wirtschaftlichkeit der land- Silagegewinnung höhere Risiken bezüglich wirtschaftlichen Betriebe. Diese ist in der Re- der Silagequalität (Störung des Gärprozesses, gel auszugleichen oder als ökologische Leis- Verschmutzung) verbunden. Durch den hohen tung zu honorieren. Trockensubstanzgehalt, den erhöhten Rohfa- seranteil und einen geringeren Roheiweißgeh- Auswirkungen auf die Produktionsgrund- alt nehmen die Verdaulichkeit der organischen lage Substanz und die Nährstoffkonzentration er- Die Ziele der ordnungsgemäßen Grünlandbe- heblich ab. wirtschaftung lassen sich allgemein wie folgt Mit geringeren Futterqualitäten ist eine ausrei- definieren: chende Nährstoffversorgung von Hochleis- • Erzeugung von Futter mit ausreichendem tungskühen in der Regel nicht mehr möglich, Nährstoffgehalt, hoher Verdaulichkeit und da weder der Energie- noch der Eiweißbedarf Schmackhaftigkeit entsprechend den An- gedeckt sind. Milchkühe sind auf hohe forderungen der verschiedenen Tierarten Milchleistung gezüchtet. Daher sind Frucht- und Nutzungsrichtungen barkeitsprobleme und physiologische Störun- • Sicherung der nachhaltigen Ertragsfähig- gen die Folge einer ständigen Unterversor- keit des Pflanzenbestandes und des Bo- gung. Dem Einsatz von Kraftfutter zum Aus- dens und optimale Nährstoffausnutzung gleich der fehlenden Nährstoffe sind ernäh- durch standortgerechte Nutzungsintensität rungsphysiologische Grenzen gesetzt. Daher • Förderung und Ausnutzung aller Faktoren werden Landwirte bestrebt sein, dieselbe zur Erhaltung hochwertiger und leistungs- Menge Milch mit mehr Kühen auf niedrigerem fähiger Grünlandnarben Leistungsniveau zu erzeugen. Dies bedeutet • eine ökologisch verträgliche Wirtschafts- eine Erhöhung der Produktionskosten u.a. weise durch: • erhöhte Aufwendungen für mehr Stallplät- Quantitativer und qualitativer Einfluss ze (Investitionskosten) Schutzauflagen für das Grünland haben i.d.R. • mehr Arbeit für Fütterung, Entmisten, Mel- Auswirkungen auf den naturalen Ertrag. Unter ken Anwendung von Versuchsergebnissen zur • höherer Futterbedarf, da jede Kuh zur Landschaftspflege und Grünlandextensivie- Energie für die Milcherzeugung zusätzlich rung der LWK Niedersachsen kann die pro- Energie für den Erhaltungsbedarf abde- zentuale Ertragsminderung auflagen- und cken muss gebietsspezifisch abgeschätzt werden. • höhere Tierarztkosten Bei einer monetären Bewertung der Bewirt- • geringerer Zuchtwert der Tiere und damit schaftungsverluste auf Grünland muss zusätz- schlechtere Verkaufserlöse (der Zuchtwert lich auch die Qualitätsminderung des Futters wird durch überdurchschnittliche Leistun- berücksichtigt werden, da sie einen entschei- gen bestimmt) denden Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit der • höherer Gülleanfall mit Auswirkungen auf Rindviehhaltung hat. So sind beispielsweise Lagerkapazität und Ausbringungsflächen

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merische Handeln und die Perspektive verrin- Bei der Futterkonservierung bliebe als Alterna- gern. Dadurch sinkt auch die Motivation des tive zur Silagebereitung nur die Heugewin- potentiellen Hofnachfolgers, den Betrieb zu nung. Auch hier nimmt aber mit steigenden übernehmen. Die unternehmerischen Entwick- Rohfasergehalten die Verwertbarkeit ab. Ne- lungsmöglichkeiten sind Motor für wandelbare, ben der hohen, risikobeladenen Witterungsab- flexible Betriebe. Während jeder Planungs- hängigkeit durch lange Trocknungszeiten ist phase von Maßnahmen für den Natur- und damit ein erhöhter Arbeitsaufwand verbunden. Landschaftsschutz sind deshalb alle Betroffe- Außerdem haben viele Betriebe aus arbeits- nen mit in den Planungsprozess einzubezie- wirtschaftlichen Gründen die für die Heuge- hen. winnung nötige Erntekette in den letzten Jah- ren aufgegeben. Eine Umstellung wäre damit Auswirkungen auf die baulichen Entwick- ohne zusätzliche Kosten nicht zu bewerkstelli- lungsmöglichkeiten gen. Laut § 35 Abs. 1 Nr. 1 des Baugesetzbuches (BauGB) sind Baumaßnahmen im Außenbe- Auswirkungen auf die Betriebsorganisation reich unter anderem dann zulässig, wenn sie Bei hoher Flächenbetroffenheit sind die Fut- einem landwirtschaftlichen Betrieb dienen und terverluste so gravierend, dass sich wenn öffentliche Belange nicht entgegenste- durch den Anpassungszwang an die veränder- hen. Öffentliche Belange, die dem Vorhaben te Futtergrundlage eine Veränderung entgegenstehen können, sind zum Beispiel der Betriebsorganisation ergeben muss. Naturschutzgebiete, Nationalparke, Wasser- Der Betrieb hat dabei folgende Anpassungs- schutzgebiete bzw. entsprechende Planungen. möglichkeiten: • Intensitätssteigerung auf Flächen außer- Auswirkungen auf das Vermögen halb von Schutzgebieten Die Einschränkung der freien Verfügungsge- • vermehrter Anbau von Ackerfutter walt über die landwirtschaftliche Fläche durch • zusätzliche Einsaat von Grünland Bewirtschaftungsauflagen kann auch den Wert • Futterzukauf des Bodens vermindern. Bei einem verminder- • Anpachtung von Ersatzflächen ten Verkehrswert sinkt auch der Beleihungs- • Futtereinsparung durch Viehverkauf oder wert des Betriebes. Der Spielraum für notwen- Abgabe als Pensionsrinder dige Investitionen wird dadurch geringer. Durch Kündigung der bisher von den Landwir- Geringe Futterverluste durch Schutzauflagen ten bewirtschafteten Pachtflächen verlieren die auf einem begrenzten Teil der Betriebsfläche Landwirte einen Teil der Milchquote, die an die sind relativ leicht ausgleichbar und schränken Fläche gebunden ist. Dies kann, auch nach den Betrieb in seinen Entwicklungsmöglichkei- Berücksichtigung des Pächterschutzes, einen ten meist nur wenig ein. erheblichen Vermögensverlust für den Betrieb bedeuten. Schutzauflagen auf einem großen Teil der Betriebsfläche beeinträchtigen den Betrieb erheblich und zwingen ihn zu Reaktionen in seiner Betriebsorganisation. Wenn nicht genü- gend Futter erzeugt bzw. zugekauft werden kann, müsste unter Umständen sogar der Viehbestand reduziert werden. Dies hätte eine drastische Minderung des Betriebseinkom- mens zur Folge. Ähnliche Konsequenzen kön- nen sich aus dem Verbot der Gülleaufbringung im NSG bei hoher Flächenbetroffenheit ein- stellen. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass der Verlust von Entscheidungsfreiheit durch stringente Naturschutzvorgaben und man- gelnde Erzeugungsalternativen das unterneh-

78 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

2.3.7.4 Maßnahmen des Naturschutzes im Konsens mit der Landwirtschaft

Regionale Partnerschaft für den Natur- Aufbau einer nachhaltigen Sicherung über schutz in der Agrar- und Kulturlandschaft eine Biotopvernetzung wäre folgendes erfor- Als Ergebnis des im Landkreis Wolfenbüttel derlich: durchgeführten Blühstreifenprojekts (siehe Kapitel 3.3.2) wurde die Bedeutung einer regi- • Abstimmung der naturschutzfachlichen onalen Partnerschaft für einen kooperativen und landwirtschaftlich fachlichen Erforder- Naturschutz in der Kulturlandschaft verdeut- nisse in Anpassung an den Landschafts- licht35. raum Ziel ist die regionale Anpassung der Natur- • Nutzung ertragsschwächerer Standorte schutzstrategien und -instrumente und die (Grenzertragsböden) als Biotopverbund- gegenseitige Akzeptanzsteigerung von Natur- flächen sowie als Flächen zur Erhaltung schutz und Landwirtschaft vor Ort. Gelingen extensiver Nutzungsarten (Schutzpro- kann dies über eine verbesserte Kommunika- gramme) tion und Partizipation zwischen den Akteuren. • Abstimmung der Planungen mit den Flä- Um Vorbehalte aus dem Weg zu räumen bie- chenbewirtschaftern und -eigentümern tet sich die Zusammenarbeit in einer neuen (Realverbände, Wasser- und Bodenver- Form, z.B. als Projekt oder Landschaftspflege- bände) verband mit paritätischer Besetzung der Ak- • ständige Begleitung über einen Ausschuss teure an. (Kooperationsmodell) • Aufstellung von Programmen zur Durch- Eine Regionale Partnerschaft soll zwischen führung, Pflege und Finanzierung allen Akteuren vermitteln, den Dialog moderie- • Abschluss von freiwilligen Vereinbarun- ren, gemeinsame Aktivitäten in Gang setzen, gen, z.B. zur Schaffung von Pufferzonen die Projektentwicklung und Mittelakquise mit geringeren Nutzungsintensitäten übernehmen, die Akteure zu Engagement • soweit erforderlich Durchführung von motivieren und die nötige Öffentlichkeitsarbeit Freiwilligen Landtausch- oder Flurbereini- sowie die Einbindung der Bevölkerung organi- gungsverfahren zur gezielten Lenkung der sieren. Diese Aufgaben erfordern jedoch die Flächennutzung Bereitstellung von zusätzlichen Finanzmitteln • Integration nicht mehr landwirtschaftlich und Personal. genutzter Flächen in das Biotopverbund-

system (Verhinderung anderer Folgenut- Sicherung von Natur- und Landschaft mit zungen, z.B. intensive Sportnutzung) der Landwirtschaft im Rahmen freiwilliger • gezielt begleitende Öffentlichkeitsarbeit Vereinbarungen

Die vorhandenen naturbetonten Strukturele- Sicherung der landwirtschaftlichen Hofstel- mente der Feldflur werden im Rahmen der len und der Erschließung der ordnungsgemäßen Landbewirtschaftung erhal- Flächen im Außenbereich ten. Damit verbunden ist die Sicherung von Landwirtschaftliche Betriebe sind aufgrund der Hecken, Feldgehölzen, Feldrainen, Ackerter- erforderlichen Nähe zu den bewirtschafteten rassen u. w. in ihrer räumlichen und flächen- Flächen und aufgrund der Viehhaltung privile- haften Ausdehnung. Auch werden in der Regel giert, den Außenbereich in Anspruch zu neh- Pflegemaßnahmen wie Mahd, Rückschnitt men. Auch müssen landwirtschaftlich und oder Auf-den-Stock-setzen von der Landwirt- forstwirtschaftlich genutzte Flächen über ein schaft getragen. ausreichendes Wegesystem erschlossen sein.

Die Sicherung dieser Funktionen kann durch Die ökonomischen Rahmenbedingungen in landschaftspflegerische Maßnahmen unter- der Landwirtschaft erfordern zunehmend eine stützt werden: rentable Flächenbewirtschaftung, die beim Sicherung des Freiraums um die landwirt- Einsatz größerer Maschinen auch eine ausrei- schaftlichen Hofstellen im Außenbereich (Bau- chende Schlaggröße benötigt. Für die zukünf- leitplanung, Landschaftsplanung) tige Entwicklung der Kulturlandschaft und den

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gezielte Lenkung der Freizeit- und Erholungs- ner besonders maßnahmeorientierten suchenden auf land- und forstwirtschaftlichen Planung, ggf. Behandlung der Problematik Wegen in einem gemeinsamen Fachplan abgestimmte Regelungen zur Wegenutzung • die landschaftspflegerischen Maßnah- und Finanzierung (Gemeinden, Fremdenver- menvorschläge sind hinsichtlich ihrer Rea- kehrsträger, Realverbände) lisierbarkeit in der Agrarlandschaft und Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Akzeptanz in der Landwirtschaft abzuprü- Rahmenbedingungen in der Fach- und Ge- fen samtplanung • Maßnahmenumsetzung in örtlichen Ar- beitsgruppen mit Landwirten Landschaftsrahmenpläne • Beteiligung der Landwirtschaft (z.B. über Zur Umsetzung landschaftspflegerischer Ziele Landschaftspflegeverband) bei Pflege- in der Kulturlandschaft ist die Zusammenarbeit maßnahmen und Abstimmung mit landwirtschaftlichen Er- fordernissen unumgänglich. Nur gemeinsam Ausweisung von Schutzgebieten lassen sich nachhaltige Strukturen schaffen Landschaftsschutzgebiete und erhalten. In den Landschaftsrahmenplä- Damit Landwirtschaft und Landespflege ge- nen sollte dies mit entsprechenden Forderun- meinsam die Kulturlandschaft gestalten kön- gen und Vorschlägen unterstützt werden, z.B.: nen, sollten folgende Wege begangen werden: • Vorschläge zur Aufstellung von konkreten • weitgehender Verzicht auf Ausweisungs- regionalen Förderprogrammen bestimmter verfahren Bewirtschaftungs- und Pflegemaßnahmen • Steuerung der gewünschten Landschafts- • konkrete Gebietsvorschläge, wo bestimm- entwicklung durch Programme, Verträge te Programme naturschutzfachlich beson- und Maßnahmen (z.B. Ausgleich und Er- ders effektiv sind (z.B. Ackerwildkraut- satz) schutz), oder mit vorhandenen Program- • Einbindung der Erholungsplanung, Finan- men verflochten werden können zierung evtl. Maßnahmen über entspre- • Forderung nach der Stärkung des Instru- chende Träger (Fremdenverkehrsverein, ments „freiwillige Vereinbarung“ gegen- Kommune) über Schutzgebietsausweisungen Naturschutzgebiete Regionales Raumordnungsprogramm Aus landwirtschaftlicher Sicht sind folgende Es sollte ein maßvoller Umgang mit den Plan- Anforderungen an die Durchführung von Aus- zeichen Vorrang- und Vorbehaltsgebiet für weisungsverfahren und -praxis zu stellen: Natur- und Landschaft im Sinne einer flächen- • auf die unmittelbaren Schutzansprüche gerechten Abwägung der unterschiedlichen ausgerichtete Abgrenzung des Schutzge- Belange anvisiert werden. Deutlich hervorzu- bietes heben ist die Bedeutung eines mit der Land- • abgestufter Schutzgebietskatalog für Kern- wirtschaft abgestimmten Vorgehens für den und Pufferzone Erhalt der Kulturlandschaft und die Akzeptanz • Minimalanforderungen an die Bewirtschaf- naturschutzfachlicher Planungen. Hierzu ist tung innerhalb der Pufferzone, aufstockbar die Priorität von Förderprogrammen und frei- über freiwillige Vereinbarungen willigen Vereinbarungen zu betonen. • Angebot freiwilliger Vereinbarungen auch für weitere Randbereiche Landschaftspläne • nutzungsangepasste Bewirtschaftungs- Landwirtschaftliche Fachbeiträge auf Gemein- und Pflegemaßnahmen durch landwirt- deebene beschreiben die Anforderungen der schaftliche Betriebe landwirtschaftlichen Betriebe innerorts und in • frühestmögliche Zusammenarbeit zwi- der Gemarkung. Im Zusammenhang mit dem schen Landwirten und den Institutionen Landschaftsplan sollte folgendes beachtet des Naturschutzes auf kooperativer Basis werden: • betriebsbezogene Bewertung der natur- • parallele Erstellung beider Fachpläne und schutzbedingten Verluste bei hoher Flä- weitgehende Vorabstimmung im Sinne ei-

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chenbetroffenheit und sehr weitgehenden • Vertragliche Vereinbarungen mit den Ei- Bewirtschaftungsauflagen gentümern und Nutzungsberechtigten • Flexibilität bei der Schutzgebietsauswei- über die Bereitstellung der Flächen und sung zur besseren Berücksichtigung die Durchführung eines Pflegekonzeptes agrarstrukturell aufgewerteter Bereiche (Flurneuordnung) Das Bundesnaturschutzgesetz regelt in § 3 • Überprüfung von festgesetzten Schutzge- Absatz 2, dass bei Maßnahmen des Natur- bieten im Hinblick darauf, ob die für eine schutzes und der Landschaftspflege vorrangig Unterschutzstellung maßgeblichen Vo- geprüft werden soll, ob der Zweck mit ange- raussetzungen weiterhin gegeben sind, messenem Aufwand auch durch vertragliche oder aber gegebenenfalls auch eine Ent- Vereinbarungen erreicht werden kann. Solche lassung von Flächen aus der Gebietsku- Vereinbarungen, die auf dem Prinzip der Frei- lisse möglich ist willigkeit beruhen, lassen sich innerhalb wie • außerhalb von Schutzgebieten zur Flächenbe- Bei der Formulierung von Auflagen für die reitstellung einschließlich deren fachgerechter Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Pflege treffen. Auf diesem Wege können so- Grünlandflächen sollte folgendes beachtet wohl die Naturschutz- und Erholungsfunktio- werden: nen in der Kulturlandschaft gestärkt als auch • flexible Handhabung der zeitlichen Verzö- neue landwirtschaftliche Einkommen erschlos- gerung des ersten Mahdtermins, abge- sen und gesichert werden. Allerdings sind stimmt auf das tatsächliche Erfordernis für landwirtschaftliche Betriebe nur über langfristi- ganz bestimmte Naturschutzziele auf der ge Verträge oder Programme zu binden und in jeweiligen Fläche in dem betreffenden der Lage, einen weiteren Betriebszweig „Kul- Wirtschaftsjahr (z.B. durch laufende Be- turlandschaftspflege“ aufzunehmen sowie obachtung von Wiesenbrütern o.ä.) Investitionen zu tätigen, um eine professionel- • Zulassung geringer PK-Düngung auf lang- le Leistung erbringen zu können. Lange Pro- jährig extensivierten Flächen, damit der grammlaufzeiten (z.B. 25 Jahre) und Verpflich- Aufwuchs eine noch verwertbare Futter- tungsermächtigungen in den Haushalten sind qualität erreicht somit maßgeblich. Auch über Betriebszusam- • Zulassung gezielter Pflanzenschutzmaß- menschlüsse, Wasser- und Bodenverbände, nahmen und Nachmahd im Herbst nach Realverbände (Feldmarkinteressentenschaf- Bedarf (z.B. horstweise Ampferbekämp- ten) oder Landschaftspflegeverbände können fung, Ausmähen von Disteln oder Brenn- Landschaftspflegeleistungen getätigt werden. nesseln) Informationsmanagement unter Einbezie- Kauf, Pacht und Nutzungsvereinbarungen hung der Bewirtschafter über die Pflege von Flächen Die Belange und Interessen des Naturschut- Aus landwirtschaftlicher Sicht ist folgende zes in der Landschaft und speziell in der Ag- Vorgehensweise wünschenswert: rarlandschaft sind den hier wirtschaftenden • Auswahl der Flächen sowohl aus natur- und lebenden Menschen anschaulich zu ver- schutzfachlicher (Standorteignung, Ver- mitteln, um ein grundsätzliches Verständnis zu netzungsmöglichkeit etc.) als auch aus erhalten. Eine hohe Effizienz ist im Natur- landwirtschaftlicher Sicht (Standorteig- schutz nur zu erlangen, wenn er eine breite nung, Lage in der Feldmark, Bewirtschaft- Akzeptanz findet. Bei Planung und Umsetzung barkeit, Beeinträchtigung der Nachbarflä- von Naturschutzprojekten sollte daher auf chen, Pflegeaufwand etc.) kooperativer Basis ein Interessenausgleich • gegebenenfalls Erforderlichkeit eines zwischen den unterschiedlichen Interessen- Tauschverfahrens (freiwilliger Landtausch, gruppen von vornherein angestrebt werden. Flurneuordnung) Es bietet sich dabei die Bildung von Koopera- tionen ähnlich wie im Wasserschutz an. • Einbindung in ein Kulturlandschaftskon- Hauptziele sind dabei: zept • größtmögliche Beteiligung aller Betroffe- • Beurteilung des langfristigen Pflegeauf- nen (Landwirte, Behörden, Verbände, wandes Kommunen, u.a.)

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• flexible und unbürokratische Umsetzung Schutzgebieten (Aufstellen von Pflege- von Vorhaben und Entwicklungsplänen) • Finanzierung des Naturschutzes über • Prüfung und Genehmigung von Ausnah- einen Ökofond, aus öffentlichen Mitteln, meregelungen bei der Umsetzung der Na- Sponsoring, Stiftungen und Spenden etc. turschutzvorgaben • Koordinierung der Interessen von Land- • Öffentlichkeitsarbeit und laufende Informa- wirtschaft und Naturschutz vor Ort tion der Beteiligten • Abschluss von Verträgen im Rahmen des • Effizienzkontrolle Vertragsnaturschutzes • gezielte Durchführung von Maßnahmen zur Erhaltung, Pflege und Entwicklung von

2.3.7.5 Landwirtschaftliche Belange bei der Anwendung der Eingriffsregelung

Kompensationsflächenmanagement des BNatSchG verändert. Bei der Inanspruch- In der Vergangenheit hat das Naturschutzrecht nahme von landwirtschaftlichen Flächen zur einen Vorrang von Ausgleichsmaßnahmen Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen gegenüber Ersatzmaßnahmen vorgegeben. müssen jetzt die agrarstrukturellen Belange Dies hatte zur Folge, dass Kompensations- berücksichtigt werden. maßnahmen in der Regel am Ort des Eingriffs umgesetzt wurden. Inzwischen können diese Mit dem Ziel, möglichst wenig Flächen aus der auch in einem größeren Abstand vom Eingriff Nutzung zu nehmen, hat der Gesetzgeber im stattfinden, solange sie schutzgutbezogen und Rahmen der Novellierung des BNatSchG im § im gleichen Naturraum umgesetzt werden. 15 Abs. 3 folgendes Vorgehen bei der Inan- Aus Sicht der Landwirtschaft ist das positiv zu spruchnahme von land- oder forstwirtschaftli- bewerten, da eine räumliche und betriebliche chen Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaß- Doppelbelastung durch Flächenverluste über nahmen vorgeschrieben: die Baumaßnahmen einerseits und Kompen- • auf agrarstrukturelle Belange ist Rücksicht sationsmaßnahmen andererseits besser ver- zu nehmen, insbesondere sind für die mieden werden kann. landwirtschaftliche Nutzung besonders Im Gegenzug kommt jedoch dem Artenschutz geeignete Flächen nur im notwendigen eine immer größere Rolle zu. Aufgrund der EU Umfang in Anspruch zu nehmen Richtlinien Fauna Flora Habitat (FFH) und der • vorrangig zu prüfen, ob der Ausgleich oder VogelschutzRL (gemäß §§ 31 – 36 Ersatz auch durch Maßnahmen zur Ent- BNatSchG) ist eine Beeinträchtigung der prio- siegelung, durch Maßnahmen zur Wieder- ritären Arten in diesen NATURA 2000 Schutz- vernetzung von Lebensräumen oder durch gebieten vor Ort auszugleichen (siehe auch §§ Bewirtschaftungs- oder Pflegemaßnahmen 44 und 45 BNatSchG). Im Großraum Braun- erbracht werden kann schweig sind dies z.B. entlang der A 39 vor allem die Vogelschutzgebiete zum Schutz der Insbesondere die Ausweisung von Suchräu- Ackerbrüter, die hier eine hohe Bedeutung men für Kompensationsmaßnahmen im Zu- haben sowie die FFH Gebiete entlang der sammenhang mit flächenintensiven Großpro- Heidebäche. jekten gibt Anlass für die Unterscheidung von besonders und weniger geeigneten Flächen Rechtliche Regelungen zur Berücksichtigung für die landwirtschaftliche Nutzung. Als Groß- der Agrarstruktur bzw. Schonung von wertvol- projekte werden überregionale Vorhaben be- len landwirtschaftlichen Flächen gab es bis zeichnet, wie z. B. der Bau der A 39 von dato nicht. Die allgemeinen Vorgaben im Pla- Wolfsburg nach Lüneburg oder die Errichtung nungsrecht sowie in den Baugesetzen der von Höchstspannungsleitungen. Der Gesetz- Länder, die guten landwirtschaftlichen Flächen geber hat mit der o.g. Änderung des Bun- möglichst nicht in Anspruch zu nehmen, wur- desnaturschutzgesetzes zum Schutz wertvol- den in der Praxis kaum beachtet. Seit 2009 ler landwirtschaftlicher Flächen auf die umfas- hat sich diese Situation durch die Neuregelung sende Inanspruchnahme von guten landwirt-

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schaftlichen Ackerflächen im Zuge der Ein- • natürliche Ertragsfähigkeit griffsregelung reagiert. Erstmalig müssen jetzt (Indikator = Ackerzahl) agrarstrukturelle Belange sowie auch die Be- • Agrarstruktur deutung der landwirtschaftlichen Flächen für (Indikator = Größe der Feldblöcke) die Landwirtschaft, bei Kompensationsmaß- • Standortverbesserung nahmen berücksichtigt werden. Das führt bei (Beregnungsflächen) großräumigen Kompensationen zu den Folge- • Nutzungsintensität rungen: (Indikator = Hackfruchtanteil) • Maßnahmensuchräume sind auch außer- halb des engeren Trassenraumes möglich Kriterien zur Bewertung der Grünlandflächen: • Implementierung eines gesamträumlichen • natürliche Ertragsfähigkeit Kompensationskonzeptes für die Region (Indikator = Grünlandzahl) für vorhabenübergreifende Kompensation • Agrarstruktur • Räumliche (im Naturraum) und zeitliche (Indikator = Größe der Feldblöcke) Entkoppelung der Kompensation • Standortverbesserungen • Berücksichtigung der RROP (Möglichkei- (dränierte Flächen) derzeit noch nicht um- ten eines eigenen Planzeichen „Vorrang- gesetzt oder nicht zu bewerten gebiet zur Verbesserung von Natur und • Nutzungsintensität Landschaft“) (Indikator = Raufutterfressende Großvie- • Erfassung aller geeigneten Suchräume in heinheiten/ha Grünland) einem geographischen Informationssys- tem (GIS) Aus der Abbildung dieser Kriterien im GIS • Aufbau eines regionalen Kompensations- kann eine sogenannte Ampelkarte erstellt netzes werden, in der eine Einteilung der landwirt- • Freiraumbezogene Entwicklungsvorstel- schaftlichen Flächen nach drei Klassen erfolgt: lungen (zur Kompensation) der Gebiets- • Rote Flächen haben für die Landwirtschaft körperschaften sollen in die Planungen für eine hohe Bedeutung (Primärräume mit die Flurneuordnungsverfahren z.B. zur A hoher Priorität: diese Flächen sind Tabu- 39 einfließen und in die Entwicklung von gebiete für Kompensation). Suchräumen • Gelbe Flächen kennzeichnen eine mittlere Bedeutung (Primärräume mit mittlerer Pri- Als agrarstrukturelle Belange sind die land- orität: Diese sollen möglichst freigehalten wirtschaftlichen Betriebsstrukturen, die Bo- werden von großflächiger Kompensation). dennutzung, die Tierhaltung sowie betriebliche • Grüne Flächen sind von geringer Bedeu- Entwicklungsplanungen und -perspektiven in tung für die Landwirtschaft (Sekundärräu- einem Beurteilungsgebiet zu berücksichtigen. me mit Flächen, die als Suchraum für Dabei ist die Bedeutung der Flächen für die Kompensationsmaßnahmen vorrangig ge- Betriebe und ihrer Entwicklung von einer Rei- eignet sind). he von Faktoren abhängig. Die Gewichtung der einzelnen Kriterien und Derzeit gibt es keine allgemein anerkannten somit deren Bedeutung für die Bewertung Kriterien für eine differenzierte Bewertung der landwirtschaftlicher Flächen kann sich in Ab- landwirtschaftlichen Flächen hinsichtlich ihrer hängigkeit von der regionalen Struktur und besonderen Bedeutung. Die LWK Niedersach- zeitlichen Entwicklung stets ändern. Neben sen hat daher den Versuch unternommen im einer Bewertung der landwirtschaftlichen Flä- Rahmen der A 39 Methoden zu entwickeln, chen in Primär- und Sekundärflächen, sollte um eine differenzierte Bewertung von land- weiterhin folgendes berücksichtigt werden: wirtschaftlichen Nutzflächen zu ermöglichen. Die hierbei anzuhaltenden Kriterien können 1. sollte es keine großflächigen Flächenauf- nach Acker- und Grünlandflächen unterschie- käufe in den Primärräumen geben den werden. 2. auf Sekundärflächen sollten diese nur in Kriterien zur Bewertung der Ackerflächen: Abstimmung mit Bewirtschaftern und

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Grundeigentümern und unter Berücksich- schaftlicher Bedeutung stattfinden. Dies be- tigung der Agrarstruktur erfolgen. deutet jedoch nicht, dass alle landwirtschaftli- 3. sollen möglichst Naturraum bezogen Flä- chen Flächen in den Sekundärräumen für eine chen gesucht und eine Nähe zum Eingriff Kompensation zur Verfügung stehen. Hier (Baumaßnahme) dabei vermieden wer- spielen die einzelbetrieblichen Belange auch den, um eine Doppelbelastung der dort weiterhin eine entscheidende Rolle. Ein Flä- wirtschaftenden Betriebe zu verhindern. chenverlust für Kompensationsmaßnahmen in 4. sollte die Möglichkeit bestehen versiegelte den Sekundärräumen ist aus landwirtschaftli- Flächen auch Naturraum übergreifend zu cher Sicht jedoch dann hinzunehmen, wenn entsiegeln, wenn im Planungsraum selbst die Primärräume als Tabuflächen von groß- keine Entsiegelungsmöglichkeiten beste- räumigen Kompensationsmaßnahmen ausge- hen. nommen werden. 5. ist die Produktionsintegrierte Kompensati- on (PIK) eine hervorzuhebende Maßnah- In den regionalen Raumordnungsprogrammen me vor Flächenaufkauf und deren Nut- kann diese beschriebene Methode ebenfalls zungsaufgabe. Eine PIK ist auch innerhalb geeignet sein, die landwirtschaftlichen Flächen der Primärflächen umsetzbar, da sie auf differenzierter darzustellen. Eine Bewertung der Freiwilligkeit der Bewirtschafter beruht allein nach der Ertragsfähigkeit der Böden wird und auch aus Artenschutzgründen häufig der besonderen Bedeutung der Flächen für die auf landwirtschaftlichen Flächen erforder- Landwirtschaft nach heutigen Gesichtspunkten lich werden (z. B. bei Ackerbrütern). nicht gerecht. Durch eine Übernahme der Pri- 6. sollte ein Ausgleich von betroffenen Wald- märflächen als „Vorrangflächen Landwirt- flächen nach Waldgesetz maximal im Ver- schaft“ in der Raumplanung hätte die Land- hältnis von 1:1 erfolgen und eine Auffors- wirtschaft hier ein deutlich stärkeres Gewicht tung landwirtschaftlicher Primärflächen un- gegenüber anderen Planungen und damit terbleiben. Dabei erscheint es sinnvoll wei- Entwicklungsspielräume (zurück)gewonnen, tergehende Kompensationen auch auf be- die derzeit immer stärker eingeschränkt wer- stehenden Waldflächen vorzunehmen, um den. In Kapitel 6.2 wird dieser Ansatz in Form landwirtschaftliche Flächen möglichst zu einer Vorschlagskulisse für Vorranggebiete schonen. Landwirtschaft weitergehend vertieft und auf 7. sind linienhafte Ausführungen (Gewässer- das Gebiet des Großraumes Braunschweig randstreifen, Saumraine etc.) unter Beach- angewendet. tung der agrarstrukturellen Belange auch auf Primärflächen möglich, da diese i.d.R. Produktionsintegrierte Kompensationsmaß- nur geringe Flächenanteile beanspruchen. nahmen (PIK) Zukünftige agrarstrukturverbessernde Maßnahmen und Entwicklungen sollten Eine im Rahmen der Eingriffsregelung gemäß dabei bereits Berücksichtigung finden. § 15 (3) BNatSchG zu bevorzugende Maß- 8. sind aus landwirtschaftlicher Sicht auch nahme für die Umsetzung der Kompensation der Verlust der Produktionsfunktion von bzw. des Habitat- oder Artenschutzes ist die Böden (Erzeugungsfläche von Nahrungs- Produktionsintegrierte Kompensation (PIK). Es mitteln, Futtermitteln, Energiepflanzen und ist eine in die landwirtschaftliche Nutzung inte- nachwachsende Rohstoffe) zu bewerten. grierte Bewirtschaftungs- und Pflegemaßnah- Der Verlust wäre auszugleichen. me, die der dauerhaften Aufwertung des Na- turhaushalts oder des Landschaftsbildes dient. Für die Planung von überregionalen Vorhaben Die Bewirtschaftung erfolgt durch eine „mit sollte eine differenzierte Darstellung der Räu- dem Entwicklungsziel verträgliche landwirt- me nach ihrer landwirtschaftlichen Bedeutung schaftliche Nutzung“. Die Funktion der land- Hinweis für die Umsetzung von Kompensati- wirtschaftlichen Fläche wird insofern nicht onsmaßnahmen geben. Die großflächigen umgewandelt, sondern hinsichtlich ihrer natur- Kompensationsmaßnahmen sollten nicht in schutzfachlichen Funktionen stärker betont. den landwirtschaftlichen Primärräumen son- Aus landwirtschaftlicher Sicht besteht der Vor- dern in Suchräumen mit sekundärer landwirt- teil darin, dass die Fläche in der Nutzung ge- halten und die Bewirtschaftung fortgesetzt

84 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

werden kann. Erfolge für den Eingriffsverursa- schutzgründen häufig auf landwirtschaftlichen cher ergeben sich aufgrund der höheren Ak- Flächen erforderlich wird. Am Beispiel des zeptanz an Kompensationsmaßnahmen und Ackerbrüters „Ortolan“ gibt es im Rahmen damit auch einer Beschleunigung der Verfah- eines Projektes beim Bau der A 39 folgende ren im Allgemeinen. Ziele zum Schutz des Ortolans: Unter “PIK“ sind Extensivierungsmaßnahmen • Verbesserung der Habitatstrukturen auf (auch wechselnden) landwirtschaftlichen (Schaffung von Ausweich- bzw. Ansied- Flächen zu verstehen, die von den Landwirten lungsbereichen) durch privatrechtliche Vereinbarungen ge- • Entwicklung von Bewirtschaftungsmaß- schlossen werden. nahmen zur gezielten Aufwertung der Le- bensräume Die Kompensationsmaßnahmen können einen • Monitoring der Wirksamkeit der zu entwi- unterschiedlichen Extensivierungsgrad haben ckelnden Kompensationsflächen, u. U. im und liegen über dem Niveau der guten fachli- Vergleich zu Referenzflächen chen Praxis gemäß § 5 Abs. 2 BNatSchG. Bei • Monitoring der tatsächlich geeigneten Ackerflächen werden Maßnahmen wie Redu- Flächen zierung der Düngung, Verzicht auf Herbizide • Vorhalten von Risikomanagementmaß- und minimale Bodenbearbeitung (Stehenlas- nahmen (z.B. Unterstützung von laufen- sen von Stoppeln) und beim Grünland Ände- den Ortolan-Programmen) rung des Mahdzeitpunktes und der -häufigkeit, • Erhalt von Brut, Nahrungs- oder Rück- Verminderung der Düngungshöhe sowie Be- zugsflächen für Vogel- und Tierarten der weidungsdichte getroffen. Agrarlandschaft Die Art der PIK hat sich neben dem Aus- gleichserfordernis an dem jeweiligen Land- Bewirtschaftungsbedingungen sind dann unter schaftstyp und seiner naturräumlichen Aus- anderem keine Beregnung (größten Einfluss: prägung auch an der Ausrichtung der landwirt- kalt, kinetische Energie, Menge…), keine La- schaftlichen Betriebe zu orientieren. Je einfa- gerung von Mieten, Mist usw., ganzjähriger cher und flexibler sich die Maßnahmen in die Verzicht auf Pflanzenschutz, keine Düngung, landwirtschaftlichen Abläufe eines Betriebes Ansaat von Luzerne oder mehrjährigen Futter- integrieren lassen, desto höher ist die Akzep- kulturen, keine mechanische Bodenbearbei- tanz und somit der Erfolg für den Naturschutz tung, Vorgaben von Mähzeitpunkt und Saat- und die Landwirtschaft. Die frühzeitige Grün- gutmischungen, -reihenabständen, Aussaat- dung einer Kooperation aus Unternehmens- terminen. trägern, die in die Natur eingreifen (Natur- schutz und Landwirtschaft), führen durch eine Die Bewirtschaftungsbedingungen sind Inhalt vertrauensvolle Zusammenarbeit zur Optimie- der mit den Landwirten privatrechtlich ge- rung der Ergebnisse. Eine extensive Landwirt- schlossenen Vereinbarungen. Sie werden auf schaft führt zum Erhalt und zur Entwicklung Vertragserfüllung kontrolliert, was Vorausset- einer arten- und strukturreichen Kulturland- zung für die Auszahlung an die Bewirtschafter schaft. So werden Ackerwildkräuter und Tier- ist. arten gefördert, die für eine artenreiche und funktionierende Ackerlebensgemeinschaft Eine weitere Möglichkeit der produktionstech- essentiell sind. PIK als Artenschutzmaßnahme nischen Kompensation ist die Aufwertung der ist wiederum eng an eine landwirtschaftliche Agrarlandschaft durch Ökologischen Landbau. Nutzung gebunden. Für die Landwirtschaft Untersuchungsergebnisse und -erfahrungen führt eine produktionsintegrierte naturverträgli- der Stadt Dortmund im Rahmen eines Modell- che Bodennutzung insgesamt zum Erhalt der projekts zeigen, dass die Leistungs- und Funk- landwirtschaftlichen Nutzflächen und Siche- tionsfähigkeit der Lebensräume in Äckern und rung der Einkommen der landwirtschaftlichen Feldflur, der angrenzenden Landschaftsstruk- Betriebe. turen, des Bodens, des Wasserhaushaltes und des Grünlandes aufgewertet werden. Die na- Eine PIK ist auch innerhalb der Primärflächen turschutzfachlichen Voraussetzungen für die umsetzbar, da sie auf der Freiwilligkeit der Anerkennung als PIK sind erfüllt, wo die Land- Bewirtschafter beruht und auch aus Arten-

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schaftsplanung in der Agrarlandschaft die Restaurierung von Obstwiesen oder die Reduzierung von Nährstofffrachten und Pflan- Pflege von Offenlandbiotopen (Feuchtwiesen, zenschutzmitteln und die Erhöhung der Re- Trockenrasen, Sandmagerrasen, Heiden) tention vorsieht, wo spezifische Pflanzen- und sein. Im weiteren Sinne gehören hierzu auch Tierarten der Feldflur mit übergreifenden Waldumbaumaßnahmen, durch die Nadel- Raumansprüchen gefördert werden müssen, waldbestände zu artenreicherem und für die und wo Naturschutzvorrangflächen durch öko- Grundwasserneubildung wertvollerem Misch- logisch hochwertige Nutzflächen arrondiert wald umgewandelt werden. werden sollen. Die Umstellung ist mit anderen Für eine Finanzierung derartiger Pflegemaß- produktionsintegrierten und herkömmlichen nahmen und zur weiteren räumlichen Flexibili- Kompensationsmaßnahmen kombinierbar. sierung der Kompensation ist verstärkt von der Möglichkeit der Ersatzzahlungen Gebrauch zu Aufwertung bestehender Biotope und Aus- machen. Die Voraussetzung, dass tatsächlich gleichszahlungen oder rechtlich Kompensationsmaßnahmen nicht oder nur unter unzumutbaren Belastun- Positive Wirkungen im Hinblick auf die Scho- gen umgesetzt werden können ist dann gege- nung landwirtschaftlicher Flächen lassen sich ben, wenn sich eine Betroffenheit der Land- auch durch die naturschutzfachliche Aufwer- wirtschaft im Sinne von § 15 (3) Bundesnatur- tung bestehender Biotope erreichen. Mögliche schutzgesetz ergibt und die Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen in diesem Sinne Kompensationsmaßnahmen erhebliche Aus- können u.a. die wirkungen auf die Landwirtschaft hätte. In Revitalisierung von Kleingewässern diesen Fällen ist grundsätzlich eine Ersatz- Pflege von Hecken und Feldgehölzen (Erhö- geldzahlung festzusetzen. hung des Strauchanteils) sowie Kopfweiden

2.3.8 Wasserwirtschaft

2.3.8.1 Trinkwasserversorgung und Wasserschutz

Die Wasserversorgung des Großraumes Die Grundwasservorkommen befinden sich im Braunschweig wird aus den Talsperren des Wesentlichen im Norden des Großraumes Oberharzes sowie durch Grundwasser aus der Braunschweig unter den eiszeitlich geprägten Region gedeckt. Es besteht der Trend, aus Geestlagen. Darüber hinaus haben der Po- Gründen der Wirtschaftlichkeit kleinere Brun- rengrundwasserleiter des Okerurstromtales nenanlagen zu schließen. Ziel der Raumord- sowie der Karstgrundwasserleiter im Harzvor- nung ist es jedoch, den Wasserbedarf soweit land Bedeutung für die regionale Wasserver- wie möglich aus regionalen Wasservorkom- sorgung. Alle Grundwassereinzugsgebiete men abzudecken36. sind gleichzeitig Produktionsstandort für die Land- und Forstwirtschaft.

2.3.8.2 Gesetzliche Grundlagen des Wasserschutzes

Die Wasserqualität soll im Wesentlichen durch • Landesgesetze, Verordnungen und Erlas- Vorsorge sichergestellt werden. Die hierfür se für die Bereiche Wasser-, Abfall und notwendigen gesetzlichen Grundlagen erge- Bodenschutz ben sich im Wesentlichen aus: • EU–Richtlinien zum Verbraucherschutz Die EU schuf mit der im Jahr 2002 in Kraft (EU-Nitratrichtlinie), Wasserrahmenrichtli- getretenen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) nie (WRRL) einen neuen wasserrechtlichen Ordnungsrah- • Wasser-, Bodenschutz-, Dünge-, Pflan- men. Ziel der WRRL ist es, einen guten Ge- zenschutz- und Abfallgesetzgebung des wässerzustand zu sichern bzw. zu erreichen Bundes und eine weitere Verschlechterung zu vermei- den. Die WRRL hat neben dem chemischen

86 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

zusätzlich den ökologischen und mengenmä- Stickstoffbelastung im Grundwasser sind da- ßigen Zustand der Gewässer (Oberflächen- her auch auf Grundlage der WRRL verschie- und Grundwasser) im Fokus. Schutzgut sind dene Agrarumweltmaßnahmen, (z.B. Zwi- auch die direkt von den Gewässern abhän- schenfruchtanbau) über die bisherige Gebiets- genden Landökosysteme und Feuchtgebiete. kulisse hinaus ausgeweitet worden. Hierzu zählen auch die Wasserschutzberatung und Die WRRL orientiert sich bei der Planung und das Erfolgsmonitoring, die bislang nur in Umsetzung von Maßnahmen nicht an Verwal- Trinkwassergewinnungsgebieten durchgeführt tungsgrenzen, sondern an Flussgebietseinhei- worden sind. Im Raum Braunschweig sind die ten. Für die Flussgebietseinheiten Elbe, Ems, Beratungsgebiete für die im Rahmen der Rhein und Weser wurden im Jahr 2009 Be- WRRL seit 2010 ergänzend durchgeführte wirtschaftungspläne und Maßnahmenpro- Wasserschutzberatung zur Nitratreduktion die gramme erstell. Die 2005 in Niedersachsen Gebiete „Obere Aller rechts“ und „Aller links“. gegründeten 30 Gebietskooperationen, die Niedersachsenweit wird diese Maßnahme auf aus Vertretern der Landkreise, Gemeinde, 27 % der gesamten Landesfläche umgesetzt. Umweltverbände, Industrie, NLWKN, Land- und Forstwirtschaft usw. bestehen, sind maß- Neben der WRRL geben weitere EU- geblich an der Umsetzung der WRRL in den Richtlinien Qualitätsmindeststandards vor, die jeweiligen Flussgebietseinheit beteiligt. Im in nationales Recht überführt worden sind. Großraum Braunschweig sind für die betroffe- Hieraus resultieren beispielsweise die in der ne Flussgebietseinheit „Weser“ vier Gebiets- Trinkwasserverordnung festgesetzten Grenz- kooperationen gebildet, die aktiv bei der Maß- werte für Nitrat (50 mg NO3/l), und für Pflan- nahmenaufstellung mitwirken. zenschutzmittel (Einzelwirkstoff 0,1 μg/l, Summen aller Wirkstoffe 0,5 μg/l). Das Programm für den Großraum Braun- In der landwirtschaftlichen Praxis sind umfang- schweig (www.fgg-weser.de) enthält die Maß- reiche rechtliche Vorgaben zu beachten, die nahmen, die innerhalb der durch die WRRL einen flächendeckenden und gezielten gesetzten Frist bis zum Jahr 2015 für den Grundwasserschutz beinhalten. Die landwirt- Erhalt und die Entwicklung des guten Zustan- schaftlichen Fachgesetze (Düngemittelgesetz des der Flussgebietseinheit „Weser“ umzuset- und Düngeverordnung, Pflanzenschutzgesetz zen sind. etc.) fordern in ihren Grundsätzen einen ord- Die WRRL basiert auf der Annahme, dass nungsgemäßen Einsatz von Produktionsmit- allein durch die grundlegenden Maßnahmen, teln im Rahmen der guten fachlichen Praxis. wie die Umsetzung der Dünge- oder Trink- So schreibt die Düngeverordnung einen pflan- wasserverordnung, die Ziele der Richtlinie in zenbedarfs- und standortgerechten Einsatz vielen Fällen nicht erfüllt werden können. Sie von Düngemitteln zur verlustarmen Ausbrin- sieht daher ergänzend Maßnahmen zur natur- gung von Nährstoffen vor. Dies beinhaltet u.a. nahen Fließgewässerentwicklung und zur die Ermittlung des Düngebedarfs der Pflan- Beratung im Hinblick auf eine Verbesserung zenbestände, die Berücksichtigung von Nähr- der Grundwasserqualität vor. stoffvorräten im Boden, die Einhaltung von mengenmäßigen Obergrenzen und Sperrfris- Eine im Zuge der WRRL durchgeführte Be- ten sowie umfassende Dokumentationspflich- standsaufnahme ergab, dass beim Grundwas- ten. Ergänzend zu den rechtlichen Bestim- ser der mengenmäßige Zustand derzeit in mungen gibt die Leitlinie Ordnungsgemäße allen niedersächsischen Grundwasserkörpern Landbewirtschaftung den landwirtschaftlichen gewährleistet ist. Veränderungen aufgrund der Betrieben weitere Handlungsempfehlungen Auswirkungen des Klimawandels müssen zum umweltgerechten Wirtschaften an die allerdings frühzeitig erkannt werden. Der gute Hand. chemische Zustand ist dagegen aufgrund von Für den gezielten Wasserschutz legt das Nie- 37 Stoffeinträgen nicht überall erreicht. Neben dersächsische Wassergesetz (NWG, 2010) den für einzelne Grundwasserkörper festge- Ziele und Instrumente des Wasserschutzes stellten Pflanzenschutzmitteleinträgen sind als nach dem Rahmen des Wasserhaushaltsge- 38 Hauptbelastungsquelle die diffusen Belastun- setzes (WHG, 2009) fest. gen mit Nitrat zu nennen. Zur Reduzierung der

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 87

Für die Landwirtschaft sind u.a. folgende Best- und Forstwirtschaft in Wasserschutzgebie- immungen des NWG von Bedeutung: ten anhand von Modellen und Pilotvorha- • § 28 Verwendung der Benutzungsgebühr ben für Maßnahmen zum Schutz der Gewäs- • Förderung der Renaturierung der Fluss- ser und des Wasserhaushaltes auen und des Feuchtgrünlandes zum • § 91 Ausweisung von Wasserschutzgebie- Zwecke der Wasserrückhaltung und ten Grundwasserneubildung • § 93 Ausgleich von wirtschaftlichen Nach- teilen Aus dem Bereich der Landwirtschaft werden vielfältige Nutzungsansprüche an die Gewäs- Bereits seit 1992 sind Wasserentnahmen für ser gestellt, die die Bereiche Stoffeinträge, einzelne Verwendungszwecke z.B. die Trink- Veränderung von Wasserständen, Flächenan- wassergewinnung gebührenpflichtig (§ 21 sprüche, Gewässerunterhaltung sowie NWG). Auch für die Landwirtschaft wird bei- Grundwasserentnahmen betreffen. So dienen spielsweise ein Entgelt für die Feldberegnung Oberflächengewässer als Vorflut für die land- (ausgenommen ist die Frostschutzberegnung) wirtschaftliche Flächenentwässerung (Gräben, erhoben. Die Wassernutzungsgebühr ermög- Dränungen, Schöpfwerke). Im Großraum licht den gezielten Einsatz der Mittel u.a. für Braunschweig sind fast 40 % der gesamten den Grundwasser- und Oberflächenwasser- landwirtschaftlichen Fläche (ca. 100.000 ha) schutz. Die Verwendung der Wasserentnah- LF dräniert. Im Bereich der Gewässerunterhal- megebühr kommt nach § 28 NWG besonders tung hat eine ordnungsgemäße Vorgehens- für folgende Maßnahmen in Betracht: weise so zu erfolgen, dass Oberflächenwasser • Ausgleichsleistungen im Sinne von § 93 aus dem Siedlungsbereich schadlos abgeführt (in festgesetzten Wasserschutzgebieten) werden muss. • Ausgleichs- und Entschädigungsleistun- Das Grundwasser dient der Bewässerung gen im Sinne von § 59 (Gewässerrand- landwirtschaftlicher Flächen als wichtige Vo- streifen) raussetzung für die Sicherung von Erträgen • Wasserschutzberatung der Land- und und Qualitäten. So werden auf den leichten Forstwirtschaft sowie des Erwerbsgarten- Standorten im Großraum Braunschweig große baus Anteile der landwirtschaftlichen Nutzfläche • Entschädigungsleistungen für Einschrän- beregnet. Insofern hat die Höhe der Grund- kungen der land- und forstwirtschaftlichen wasserstände und deren Regelung ebenfalls Nutzung eines Grundstückes auf Grund unmittelbaren Einfluss auf die landwirtschaftli- freiwilliger Vereinbarungen che Nutzung. • Erforschung einer besonders auf den Grundwasserschutz ausgerichteten Land-

2.3.8.3 Instrumente des Wasserschutzes

Ausweisung von Wasserschutzgebieten Mit dem Ziel, Gewässer im Interesse der öf- In Wasserschutzgebieten gelten u.a. für die im fentlichen Wasserversorgung vor nachteiligen Wesentlichen nach hydrogeologischen Krite- Einwirkungen zu schützen, können Wasser- rien abgegrenzten Schutzzonen II, IIIa und IIIb schutzgebiete (WSG) ausgewiesen werden. unterschiedliche Bewirtschaftungsauflagen.

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Tabelle 8: Wasserschutzgebiete und Wassereinzugsgebiete mit landwirtschaftlichen Koopera- tionen in den Landkreisen und kreisfreien Städten des Großraumes Braunschweig

Kreisfreie Städte/ Schutzstatus Anteil * Bezeichnung LLandkreisekreis WSG WEG gesamt % Braunschweig Kooperationen 1 Anzahl Gebiete 2 2 Gesamtfläche (ha) 5.423 5.423 28 LF (ha) 1.795 1.795 27 Anzahl Betriebe 42 42 55 Salzgitter Kooperationen keine Anzahl Gebiete keine Wolfsburg Kooperationen keine Anzahl Gebiete keine Gifhorn Kooperationen 5 Anzahl Gebiete 8 3 11 Gesamtfläche (ha) 36.846 11.631 48.477 31 LF (ha) 17.410 6.841 24.251 32 Anzahl Betriebe 387 148 535 60 Goslar Kooperationen 3 Anzahl Gebiete 3 4 7 Gesamtfläche (ha) 4.160 19.590 23.750 25 LF (ha) 797 5.190 5.993 22 Anzahl Betriebe 55 111 166 53 Helmstedt Kooperationen 2 2 Anzahl Gebiete 4 3 7 Gesamtfläche (ha) 5.779 1.604 7.383 11 LF (ha) 3.280 739 4.019 10 Anzahl Betriebe 112 31 143 37 Peine Kooperationen 1 Anzahl Gebiete 1 1 Gesamtfläche (ha) 2.601 2.601 7 LF (ha) 1.863 1.863 6 Anzahl Betriebe 74 74 17 Wolfenbüttel Kooperationen 2 Anzahl Gebiete 3 2 5 Gesamtfläche (ha) 9.000 544 9.544 13 LF (ha) 6.149 527 6.676 13 Anzahl Betriebe 146 33 179 39 Großraum Kooperationen 15 Braunschweig Anzahl Gebiete 21 12 33 Gesamtfläche (ha) 55.785 33.369 97.178 37 LF (ha) 27.636 13.303 44.597 18 Anzahl Betriebe 816 323 1.139 41 Quelle: NLWKN Betriebsstelle Süd 2013; WSG = Wasserschutzgebiet; WEG = Wassereinzugsgebiet * Bezugsgrößen: Katasterfläche (2011), bodengeschätzte LF (2011) sowie Gesamtzahl Betriebe (> 5 ha LF) 2010

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Diese werden durch Verordnung der NLWKN - Brackstedt und Weyhausen, fördern zu großen Betriebsstelle Süd - als obere Wasserbehörde Anteilen auch Wasser für nahegelegene In- erlassen. Die Auflagen sind gebietsspezifisch dustrieanlagen. Sämtliche Gebiete, die als und werden erst nach Anhörung der Beteilig- Wasserschutzgebiet oder Heilquellenschutz- ten in der Region festgesetzt. Für neue Ver- gebiet ausgewiesen sind, werden im Regiona- ordnungen gibt ein niedersächsischer Muster- len Raumordnungsprogramm als Vorrangflä- katalog einen Orientierungsrahmen für den chen für die Trinkwassergewinnung darge- Verordnungstext vor. Darüber hinaus gilt für stellt. Des Weiteren sind für den Schutz der die festgesetzten Wasserschutzgebiete (§ 48 bestehenden und künftigen öffentlichen Was- NWG) und die als Wasserschutzgebiete vor- serversorgung Vorbehaltsgebiete Trinkwas- gesehenen Gebiete, für die vorläufige Anord- sergewinnung im RROP dargestellt. Es han- nungen festgesetzt worden sind (§ 50 NWG), delt sich um Wasservorkommen, die bedeu- auch die SchuVO (Verordnung über Schutz- tend, aber nicht als Ziel der Raumordnung bestimmungen in Wasserschutzgebieten). Sie konkretisiert worden sind. gewährleistet zusätzlich zur gebietsspezifi- schen WSG-Verordnung einen landesweit Von insgesamt 44.600 ha LF in Trinkwasser- einheitlichen behördlichen Grundschutz. gewinnungsgebieten (TGG) sind 27.600 ha als Im Jahre 2011 gab es im Großraum Braun- Wasserschutzgebiete (WSG) ausgewiesen. schweig insgesamt 33 Trinkwassergewin- Die verbleibenden 13.300 ha LF haben den nungsgebiete (TGG), wovon 21 als Wasser- Schutzstatus Wassereinzugsgebiet (WEG). schutzgebiete (WSG) ausgewiesen waren Diese landwirtschaftlichen Flächen entspre- (siehe Tabelle 8). Die hydrologischen Ein- chen 11 % (WSG) bzw. 5 % (WEG) der ge- zugsgebiete der genannten Brunnenanlagen samten LF des Großraumes Braunschweig. In erfassen mit rund 97.200 ha ein Fünftel der den festgesetzten Schutzgebieten wirtschaften Fläche des Großraumes Braunschweig. Dar- rund 800 und in den Wassereinzugsgebieten, über hinaus werden in einigen Gemeinden die teilweise von Ausweisungsverfahren be- Brunnen mit eher örtlicher Bedeutung betrie- troffen sind, über 300 landwirtschaftliche Be- ben. Ein Antrag auf Festsetzung eines Was- triebe. Das entspricht 30 % bzw. 12 % der serschutzgebietes liegt hier meist nicht vor. gesamten Betriebe im Großraum Braun- Andere Brunnenanlagen, wie beispielsweise schweig.

2.3.8.4 Wasserschutzgebiete und ihre Wirkung auf landwirtschaftliche Betriebe

In Wasserschutzgebieten gilt grundsätzlich folgende wesentliche Nutzungsbeschränkun- das Verbot des Einsatzes von Pflanzen- gen: schutzmitteln, solange eine Wasserschutzge- • Verbot bzw. Genehmigungspflicht beim bietsauflage (W-Auflage) für das Präparat Umbruch fakultativen Grünlandes und vorliegt. Seit Novellierung der landesweiten Umbruchverbot von absolutem Grünland Schutzverordnung im Jahr 2009 gelten in allen • gezielte Begrünung von Brachen festgesetzten Wasserschutzgebieten mindes- • Umbruchverbot von Dauerbrachen vom tens die in der SchuVO genannten Anforde- 01.07. bis 31.01. rungen. Im Grundsatz kann im Großraum • Verbot von mehr als 170 kg /ha Stickstoff Braunschweig deshalb in fast allen Wasser- aus organischen Düngern tierischer oder schutzgebieten mit folgendem Auflagenkatalog pflanzlicher Herkunft pro Jahr (schlagbe- gerechnet werden. zogen) • Verbot vom Aufbringen von Klärschlamm Es besteht nach § 3 SchuVO eine Aufzeich- • zusätzliche über die Düngeverordnung nungspflicht für N- und P2O5-Zufuhren, Nähr- hinausgehende zeitliche Beschränkung stoffgehalten im Boden (N und P) und Er- der Ausbringung organischer Düngung tragserwartungen pro Schlag bzw. Bewirt- (Ausnahme Stallmist) schaftungseinheit. Weiterhin bestehen u.a.

90 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Zahlreiche Verordnungen für Wasserschutz- triebe durch, weil kurzfristig eine Anpassung gebiete im Großraum Braunschweig nennen der bestehenden Festkosten (Abschreibung, über die SchuVO hinausgehende Auflagen. Zinsen) nicht möglich ist. Danach bestehen beispielsweise folgende Die Wettbewerbsfähigkeit betroffener Betriebe zusätzliche Einschränkungen: gegenüber nicht betroffenen Betrieben ist • zeitliche Beschränkung bei der Ausbrin- deutlich eingeschränkt. Der Gesetzgeber hat gung von organischen Düngern, insbe- deshalb einen Ausgleich vorgesehen. Das sondere von Stallmist Wasserhaushaltsgesetz des Bundes (WHG) • Lagerung von Wirtschaftsdüngern beinhaltet in § 52 Abs. 5 eine gesetzliche Ver- • Anbaubeschränkungen auf dem Ackerland pflichtung. Entsprechende Landesregelungen insbesondere für Kartoffeln, Mais, Raps, sind mit dem § 93 NWG getroffen worden. Die Leguminosen und Gemüse Zuständigkeit für die Ausgleichsleistungen • Anlegen von Gärfuttermieten liegt bei den Landesbehörden. • Reglementierung der Mineraldüngeran- Die hierfür erforderlichen Berechnungsgrund- wendung im Herbst lagen (Blaubuch) haben die Landwirtschafts- kammern erstellt und werden jährlich aktuali- Da jede Verordnung unterschiedliche Aufla- siert. Sie berücksichtigen die regional unter- gen, aber auch für vergleichbare Maßnahmen schiedlichen Bewirtschaftungsverhältnisse und unterschiedliche Zeit- und Mengenvorgaben heben dabei auf eine sinnvoll differenzierte z.B. bei der Anwendung von Wirtschaftsdün- Pauschalierung ab. Der Verwaltungsaufwand gern macht, erfordert die exakte Kenntnis der soll damit möglichst gering gehalten werden. genauen flächenbezogenen Auflagen die be- sondere Aufmerksamkeit des Bewirtschafters. Bildung von Kooperationen in Wasser- schutzgebieten Soweit sich die Bewirtschaftungsvorgaben an den Vorgaben der ordnungsgemäßen Land- Im Gebiet des Großraumes Braunschweig hat bewirtschaftung ausrichten, entstehen für die die Zusammenarbeit zwischen Wasserversor- Land- und Forstwirtschaft keine nachteiligen gungsunternehmen, Behörden und Landwirten Auswirkungen. Schränken die Bewirtschaf- eine lange Tradition. Schon frühzeitig existier- tungsvorgaben die ordnungsgemäße Landbe- ten Arbeitskreise auf der Ebene einzelner Ver- wirtschaftung jedoch ein, entstehen den Be- sorgungsbetriebe wie beispielsweise in den trieben wirtschaftliche Nachteile. Städten Seesen und Wolfenbüttel.

Im Bereich der Produktion bestehen die Nach- Das Niedersächsische Kooperationsmodell teile im Einzelnen aus Ertragsminderungen, zum Trinkwasserschutz wurde im Jahr 1992 Aufwandserhöhungen (erhöhte verfahrensab- mit der Einführung der Wasserentnahmege- hängige Spezialkosten sowie zusätzliche In- bühr und der Novellierung des Niedersächsi- vestitionskosten) und Qualitätsbeeinträchti- schen Wassergesetzes (NWG) eingeführt. Ziel gungen. Aufwandsminderungen werden ge- des Kooperationsmodells ist die Sicherung der gengerechnet. Eine Anpassung der Nutzun- Grundwasserqualität, damit die Versorgung gen im Gesamtbetrieb ist unter Beachtung der der Bevölkerung mit qualitativ hochwertigem gesetzlichen Verpflichtung zur Schadensmin- Trinkwasser dauerhaft erhalten bleibt. Dabei derung vorzunehmen. liegt der Schwerpunkt der Aktivitäten in der Verminderung der Nitrateinträge in das Bei gesamtbetrieblicher Betrachtung sind die Grundwasser. Interessenkonflikte zwischen Leistungen und Kosten aus Betriebsumstel- dem Schutz des Trinkwassers und der Land- lung und Marktanpassung zu berücksichtigen. bewirtschaftung in den Trinkwassergewin- Dies gilt auch für Minderungen des Grund- nungsgebieten sollen durch eine vertrauens- stückswertes sowie das daraus folgende Ab- volle Zusammenarbeit von Wasserversor- sinken des Beleihungswertes. Für diesen letz- gungsunternehmen und Landbewirtschaftern ten Bereich ist ein Ausgleich bisher nicht ge- thematisiert und gelöst werden. Koordiniert klärt. Ertragsminderungen schlagen voll auf werden die Aktivitäten des Kooperationsmo- Einkommen und Eigenkapitalbildung der Be- dells vom Niedersächsischen Landesbetrieb

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 91

für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz Die zusätzliche Beratung der Landwirtschaft (NLWKN). im Interesse des Gewässerschutzes erfolgt in den Gebieten durch Ingenieurbüros, die In 2007 wurde das Niedersächsische Koope- Landwirtschaftskammer Niedersachsen sowie rationsmodell zum Trinkwasserschutz mit der die Landberatung. Änderung des damaligen § 47 h NWG (jetziger § 28 NWG) neu geregelt. Die Eigenverantwor- Die Beratungsgrundlage der Wasserschutzbe- tung der Akteure vor Ort wurde gestärkt und ratung bilden Betriebserhebungen, die eine die Planungssicherheit durch die Einführung genaue Darstellung der Bewirtschaftungs- einer fünfjährigen Finanzhilfe deutlich verbes- struktur ermöglichen, und Bodenkartierungen, sert. Die Finanzhilfe wird zur Finanzierung von die unter Berücksichtigung der Nutzung und freiwilligen Vereinbarungen gewährt. Sie ist in der Standortfaktoren das Nitratauswa- der Kooperationsverordnung (Verordnung schungspotenzial wiedergeben. Aus diesem über die Finanzhilfe zum kooperativen Schutz Datenmaterial lassen sich flächenspezifische von Trinkwassergewinnungsgebieten) vom 3. Maßnahmen ableiten, die dann im Rahmen September 2007 geregelt. Die Gewährung der der Wasserschutzberatung umgesetzt werden Finanzhilfe setzt voraus, dass Wasserversor- können. gungsunternehmen und Landbewirtschafter Die Instrumente sind zum einen eine gewäs- gleichberechtigt in einer Kooperation zusam- serschutzorientierte intensive Dünge- und menarbeiten und sich auf ein so genanntes Pflanzenschutzberatung auf Betriebs- und Schutzkonzept mit Zielen und Erfolgsindikato- Schlagebene. So werden beispielsweise auf ren geeinigt haben. Auf der Grundlage dieses Repräsentativflächen Nmin- und Grundnähr- Schutzkonzeptes kann die Finanzhilfe beim stoffuntersuchungen durchgeführt und daraus NLWKN beantragt und ein so genannter Düngeempfehlungen abgeleitet oder Nähr- „Rahmenvertrag über die Gewährung einer stoffbilanzen erstellt. Zur Umsetzung der Finanzhilfe zum Trinkwasserschutz“ zwischen Maßnahmen werden die Landwirte durch dem NLWKN und dem jeweiligen Wasserver- Rundschreiben, einzelbetriebliche Beratung, sorgungsunternehmen abgeschlossen wer- Feldbegehungen, Informationsveranstaltungen den. Da eine Finanzhilfe nur gewährt wird, und Vorträge über aktuelle Ergebnisse aus wenn die Kosten für die Umsetzung des Begleituntersuchungen, aus der Anlage von Schutzkonzeptes über 50.000 Euro im Jahr Demonstrationsversuchen und über die Auf- betragen, haben sich in einigen Regionen stellung von Schlagkarteien und Düngeplänen kleinere Kooperationen zu einer überregiona- informiert. len Kooperation zusammengeschlossen. Viel- fach erfolgte der Zusammenschluss von Ko- Zum anderen betreut die Wasserschutzbera- operationen aber auch unabhängig vom Errei- tung den Abschluss freiwilliger Vereinbarun- chen der Bagatellgrenze. gen, mit denen sich Landwirte vertraglich ver- Die Kooperationen erörtern die gebietsspezifi- pflichten, bestimmte Bewirtschaftungsmaß- schen Bewirtschaftungsregeln, schlagen die nahmen auf der Fläche durchzuführen. Zusatzberatung vor und erörtern deren Berich- te, empfehlen Maßnahmen und werden zu den Eine vertrauensvolle Kooperationsarbeit för- Bemessungsgrundlagen für die Ausgleichs- dert den ständigen Informationsaustausch zahlungen gehört. Die Darstellung des Gebie- zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und tes als Vorranggebiet für die Trinkwasserge- Wasserförderer und kann in Verbindung mit winnung im Landesraumordnungsprogramm der Wasserschutzberatung und über den Ab- ist Voraussetzung für die Förderung. schluss freiwilliger Verträge einen zielgerichte- ten Grundwasserschutz auf freiwilliger Basis Im Jahr 2011 umfasste das Niedersächsische leisten. Die Ausweisung von Wasserschutzge- Kooperationsmodell im Großraum Braun- bieten ist deshalb aus landwirtschaftlicher schweig 33 Trinkwassergewinnungsgebiete, Sicht nicht unbedingt erforderlich, um eine die sich in 15 Kooperationen zusammenge- effektive Verbesserung der Wasserqualität zu schlossen haben. Das rund 30.000 ha LF gro- erreichen. Vielmehr sollten die Instrumente ße Einzugsgebiet wird von 700 landwirtschaft- Eigenverantwortung, Freiwilligkeit und ökono- lichen Betrieben bewirtschaftet. mische Anreize genutzt werden.

92 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

2.3.8.5 Wasserwirtschaftliche Planungen und Maßnahmen im Konsens mit landwirtschaftli- chen Anforderungen

Durch abgestimmte ökonomische und techni- operation stellt die gleichgewichtige Einbin- sche Maßnahmen und Fördermodelle kann dung der Betroffenen bei Entscheidungen über der Trinkwasserverbrauch weiterhin spürbar die künftige Zweckbestimmung eines Gebietes gesenkt werden. Auf weitere Fördergebiete im sicher und liefert Entscheidungshilfen für Großraum Braunschweig kann dann verzichtet Landwirte und Behörden. werden. Bereits bei der Genehmigung neuer Grund- Innerhalb der Kooperation sind vorrangig fol- wasserentnahmen sind die Auswirkungen auf gende Aufgaben zu leisten: landwirtschaftliche Betriebe zu berücksichti- • Abstimmung der Ziele und des Controlling gen. Die Ermittlung der Betroffenheit durch • Entwicklung von landschafts- und schutz- den Anteil der Fläche und die Anzahl der gutbezogenen Nutzungsalternativen unter landwirtschaftlichen Betriebe ist als das zu regionalspezifischer Anwendung von För- erwartende Konfliktpotenzial in die Abwägung derprogrammen und freiwilligen Vereinba- mit einzubringen. rungen Die geologische und bodenkundliche Beurtei- • Vorschläge für den Flächentausch und – lung des Standortes sowie die vorhandenen kauf sowie Erstellung abgestimmter Be- Nutzungen führen zu einer Beurteilung des wirtschaftungskonzepte, eventuell auch für Belastungspotenzials. Die Konzentration der gesamte Landschaftseinheiten Trinkwasserförderung sollte dort stattfinden, • Abstimmung über die Verfahrenswege bei wo die geringsten natürlichen und anthropo- Genehmigungen und Erlaubnissen genen Belastungen zu erwarten sind. Standor- • Hilfestellung bei einer möglichen Vermark- te höheren Belastungspotenzials dienen vor- tung grundwasserschonend erzeugter wiegend der Brauchwassergewinnung vor Ort Produkte oder als Notaggregate. Die Gebiete sollten als • Sicherstellung der zusätzlichen, gewäs- Vorbehaltsflächen im RROP festgelegt wer- serschutzorientierten Beratung der Land- den. wirte • standortbezogene Definition der ord- Durch die Wasserschutzberatung in Wasser- nungsgemäßen Landbewirtschaftung so- vorranggebieten kann eine hohe Effizienz im wie die standort- und nutzungsbezogene Trinkwasserschutz und die beste Kontrolle der Differenzierung der Ausgleichszahlungen Flächenbewirtschaftung erreicht werden. Sie • Vorschläge für freiwillige Vereinbarungen wäre weiterhin zu stärken. Aus Gründen der

Vermeidung nicht ausgleichbarer Auswirkun- gen auf die Landwirtschaft (z.B. Vermögens- verluste) könnte auch vielerorts auf die Aus- weisung von Trinkwasserschutzgebieten zu- gunsten einer Stärkung des Freiwilligkeitsprin- zips verzichtet werden. Bei der Umsetzung der Planungen zum Wasserschutz bedarf es der wirkungsvollen Beteiligung der Landwirte und darüber hinaus der dauerhaften Zusammenar- beit zwischen den Partnern. Hierfür bietet sich die institutionalisierte Zusammenarbeit in Form der Kooperation an. Die Mitarbeit in der Ko- operation ermöglicht den Beteiligten eine um- fassende Information. Sie fördert das Ver- ständnis füreinander und ist somit Grundlage zur Durchführung eines nachhaltigen Res- sourcenschutzes. Die Mitwirkung in der Ko-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 93 94

2.4 Planungen und Maßnahmen in den einzelnen landwirtschaftlichen Teilräumen (LTR) - Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange -

2.4.1 LTR 1 Geest Nord

Status Quo (LTR 1 Geest Nord) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Siedlungs- und Verkehrsflächenentwicklung (SuV) Gemeindliche Bauleitplanung und Landwirtschaft (Katasterflächen) • verhaltene Siedlungsentwicklung unter Stärkung des Mittelzentrums Wittingen und der

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 SuV Veränderung Grundzentren Hankensbüttel und Wesendorf 2011 2001 - 2011 • zurückhaltende Siedlungsentwicklung in den landwirtschaftlich strukturierten Dörfern, Hankensbüttel 1.937 ha 60 ha die stark durch viehhaltende landwirtschaftliche Betriebe geprägt sind Wesendorf 1.678 ha 75 ha • Erhaltung der innerörtlichen Freiräume in der Umgebung landwirtschaftlicher Betriebe Wittingen 1.973 ha 285 ha (Ortskerne, Immissionsabstände, Entwicklungszonen) • Sicherung und Erhaltung der landwirtschaftliche Produkte verarbeitenden Industrie (kartoffelverarbeitende Industrie) z.B. durch bauleitplanerische Sicherung der Standorte Lage der erfassten Hofstellen zur Ortslage einschließlich möglicher Erweiterungsflächen; Sicherung der Verkehrswege dorthin für (Befragung LWK 2012, Prozentanteil aller erfassten Hofstellen den landwirtschaftlichen Verkehr, Sicherung der Abwasserentsorgung % außerorts % innerorts • Nutzung der Dorferneuerungsprogramme zur unmittelbaren Verbesserung der einzelbe- Hankensbüttel 12,1 87,9 trieblichen Produktionsbedingungen und Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Wesendorf 11,1 88,9 Betriebe in den Ortslagen: Wittingen 17,4 82,6 Erstellung eines landwirtschaftlichen Fachbeitrages für neu in das Dorferneuerungspro- gramm aufgenommene Ortschaften Weitere Anträge zur Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm wären aus landwirt- schaftlicher Sicht in folgenden Ortschaften wünschenswert:

– beengte Hofstellen im Ort

Band Band (Befragung LWK 2012, Prozentanteil aller erfassten Hofstellen) Behren, Boitzenhagen, Bottendorf, Dedelstorf, Emmen, Erpensen, Eutzen, Hankensbüt- % insge- % ohne % mit tel, Kakerbeck, Kl. Oesingen, Knesebeck, Lingwedel, Mahrenholz, Oerrel, Rade, Ra- samt Vieh Vieh denbeck, Repke, Schönewörde, Steimke, Teschendorf, Ummern, Weddersehl, 2

Hankensbüttel 49,5 18,7 30,8 Wierstorf, Zasenbeck Wesendorf 52,2 16,7 35,6 • Berücksichtigung der innerörtlichen Immissionssituation bei der Ortsentwicklung (ggf. Wittingen 66,1 25,7 40,4 Erstellung landwirtschaftlicher Fachbeiträge zur Ortsentwicklung), die Viehhaltung ist im Teilraum wesentlicher Bestandteil des landwirtschaftlichen Erwerbseinkommens • Beachtung und Unterstützung „beengter Betriebe“ in den Ortslagen; schwerpunktmäßig sind folgende Ortschaften zu nennen: Bottendorf, Emmen, Eutzen, Kakerbeck, Lüben, Mahnburg, Masel, Plastau, Rade, Radenbeck, Schönewörde, Steimke, Suderwittingen, Teichgut, Ummern, Vorhop, Westerholz, Wierstorf, Zahrenholz • Freihaltung von Außenbereichsflächen mit günstigen Erschließungsmöglichkeiten (We- ge, Wasser, Abwasser, Strom) für landwirtschaftliche Aussiedlungsvorhaben Verkehrsplanung Verträgliche Straßenbauplanung

Status Quo (LTR 1 Geest Nord) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange (Projektliste zum BVWP 2015 und RROP 2008) • kritische Bedarfsanalyse • gutachterliche Beurteilung der Auswirkungen auf die Landwirtschaft im Vorfeld der • Neubau der Autobahn 39 von Wolfsburg nach Lüneburg Planungen • B 244 Südumgehung Wittingen mit Fortsetzung bis Hankensbüttel • ggf. Einleitung begleitender Unternehmensflurneuordnungsverfahren • B 190n West von Breitenhees (B 4) bis Bad Bodenteich (A 39)

Rohstoffgewinnung Steuerung der Rohstoffgewinnung

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 (Rohstoffsicherungskarte des LBEG) • gemeindliche Steuerung der Bodenabbauflächen in der Bauleitplanung unter Abwägung der landwirtschaftlichen Belange sind besonders bei Lagerstätten, die nicht als Vorrang- • Lagerstätte 1. Ordnung oder Vorbehaltsgebiete festgelegt sind, erforderlich Schönewörde und Wahrenholz (Weiß- und Schwarztorf) • besondere Beachtung der landwirtschaftlichen Feldberegnung; Anlegung von Pegel- brunnen zur Beweissicherung • Lagerstätte 2. Ordnung, Gr. Oesingen, Ummern, Hankensbüttel, Wittingen (Sand)

• Gebiet mit potentiell wertvollen Rohstoffvorkommen Sprakensehl, Wesendorf, Hankensbüttel (Sand) Energiegewinnung Beteiligung der Landwirtschaft bei der Energiegewinnung (Energieportal ZGB, RROP) • Standortlenkung von Windkraftanlagen in Anbindung an das vorhandene landwirtschaft- liche Wegenetz (ggf. über die Bauleitplanung) Vorrangstandorte Windenergienutzung • weitere Gebiete für die Windkraftnutzung bieten sich aufgrund der weiträumigen Agrar- landschaft an (Fortschreibung des RROP) GF 1a Hankensbüttel/Bottendorf • Regionale Projekte zur verstärkten Nutzung der Wasserkraft, insbesondere bei vorhan- –

(Eignungsgebiet) 188 ha Band Band denen Anlagen und Staurechten GF 2 Wittingen 54 ha • regionale Förderung der Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen, die aus GF 3 Wittingen 114 ha der land- und forstwirtschaftlichen Erzeugung stammen (Projekte in Dörfern und Klein- 2

GF 4 Wesendorf 29 ha städten, Zusammenschlüsse von Erzeugern und Verbrauchern, Beteiligung landwirt- GF 12 Hankensbüttel/Langwedel schaftlicher Betriebe, Erzeugergemeinschaft für nachwachsende Rohstoffe) (Eignungsgebiet) 196 ha • örtliche Konzepte zur sinnvollen Verwertung der bei der Biogaserzeugung anfallenden insgesamt 581 ha Wärmeenergie • Parallelführung von Leitungstrassen zu vorhandenen Straßen, Gräben, oder Wegen, Biogasanlagen um Zerschneidungsschäden weitgehend zu vermeiden

• 15 Biogasanlagen mit rd. 7,2 MWel im Teilraum erfasst • besondere Beachtung der Dränagen und Regnerleitungen (Beteiligung der örtlichen Verbände erforderlich) Kraftwerkstandorte • flexible und flächensparende Kompensation der Eingriffe • keine Standorte für Großkraftwerke vorhanden

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Status Quo (LTR 1 Geest Nord) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Leitungstrassen • Netz von Gas und Erdölpipelines (erhebliche Trassenlängen Ost-West und Nord-Süd) • 110 KV-Leitung (Gifhorn-Wesendorf-Hankensbüttel-Wittingen)

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Natur- und Landschaftsschutz Einbeziehung der Landwirtschaft beim Landschafts- und Naturschutz (Kartenwerk des NLWKN) NSG 14 NSG mit ca. 3.650 ha Gesamtfläche (1.100 ha LF) • keine Einschränkung der Grünlandnutzung zu Lasten der landwirtschaftlichen Betriebe Anteil der LF an den NSG ca. 30 % • an Bewirtschaftungserfordernisse angepasste Auflagen bei der Grünlandnutzung Anteil der LF in NSG an der Gesamt LF ca. 3 % • Erhaltung der ordnungsgemäßen Grünlandnutzung • begleitende Förderprogramme zur Grünlandnutzung BR 021 Gagelstrauchbestand bei Vorhop 20 ha • Vertragsnaturschutz BR 022 Heiliger Hain 42 ha BR 023 Bullenkuhle 2 ha LSG BR 025 Bokeler Heide 21 ha • Erhaltung der intakten Kultur- und Naturlandschaft durch Programme (z.B. Randstrei- BR 027 Schnuckenheide 21 ha fen)

BR 051 Großes Moor 894 ha BR 053 Schweimker Moor und Lüderbruch 325 ha BR 067 Rössenbergheide - Külsenmoor 241 ha BR 073 Bornbruchsmoor 109 ha –

Band Band BR 074 Bösebruch 190 ha BR 098 Obere Lachte, Kainbach, Jafelbach 1.093 ha

2 BR 132 Niederungsbereich Oerrelbach 140 ha BR 134 Mittlere Ohreaue 58 ha LÜ 277 Lutter 505 ha

6 LSG mit ca. 9.350 ha Gesamtfläche (ca. 3.500 ha LF) Anteil der LF an den LSG ca. 38 % Anteil der LF in LSG an der Gesamt LF ca. 10 % Wasserwirtschaft Wasserwirtschaftliche Planungen im Konsens mit der Landwirtschaft (Kartenwerk des NLWKN) • langfristige Absicherung der Wasserrechte für die landwirtschaftliche Feldberegnung in ausreichender Höhe 5 WSG mit ca. 13.000 ha Gesamtfläche • praxisnahe Umsetzung der zu beachtenden Bewirtschaftungsauflagen in den Wasser-

Status Quo (LTR 1 Geest Nord) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange • Hankensbüttel schutzgebieten • Lüsche • Fortsetzung der erfolgreichen Zusammenarbeit von Wasserversorgern und Landwirten • Rühen in den Schutzgebietskooperationen • Schönewörde • Fortsetzung und Sicherung der Zusatzberatung sowie der freiwilligen Vereinbarungen • Westerbeck • gezielte Gestaltung der freiwilligen Vereinbarungen in Abhängigkeit von den gebiets- spezifischen Bewirtschaftungsstrukturen Anteil der LF an den WSG ca. 48 %

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Anteil der LF in WSG an der Gesamt LF ca. 18 %

Erholungsplanung Einbindung der Landwirtschaft in die Erholungsplanung • Erstellung eines Erholungs- und Tourismuskonzeptes mit Einbindung landwirtschaftli- • geringe Siedlungsdichte cher Betriebe (Urlaub auf dem Bauernhof: „Erlebnisurlaub Bauernhof“, „Reiterurlaub“, • Wochenendausflügler aus Braunschweig, Gifhorn und Wolfsburg Direktvermarkter etc.) • Urlauber • Ausbau- und Unterhaltungskonzept für ländliche Wege unter dem Aspekt der Nut- • Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für die ruhige Erholung insbe- zungsoptimierung „Wirtschaftswege, Reit-, Rad-, und Wanderwege) sondere in den Waldgebieten Auerwald und Malloh sowie im • Freihalten der Wirtschaftswege vom motorisierten Individualverkehr Großen Moor • Einrichtung von Erholungsanlagen auf Standorten, die in Abstimmung mit der örtlichen Landwirtschaft festgelegt werden

Band Band 2

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2.4.2 LTR 2 Geest West

Status Quo (LTR 2 Geest West) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Siedlungs- und Verkehrsflächenentwicklung Berücksichtigung der Landwirtschaft in der gemeindlichen Bauleitplanung

SuV 2011 Veränderung • Erstellung von langfristigen Planungen zur weiteren Entwicklung der Gemeinde unter 2001 - 2011 Einbeziehung landwirtschaftlicher Fachbeiträge Edemissen 1.302 ha 80 ha • zurückhaltende Siedlungsentwicklung in den noch landwirtschaftlich strukturierten Isenbüttel 1.177 ha 134 ha Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Dörfern Meinersen 1.869 ha 74 ha • Erhaltung der innerörtlichen Freiräume in der Umgebung landwirtschaftlicher Betriebe, Papenteich 1.650 ha 158 ha besonders bei den Betrieben mit Viehhaltung Peine 2.981 ha 173 ha • Sicherung der Hofstellen einschließlich ihrer Entwicklungsräume und ihrer Umgebung Wendeburg 849 ha 89 ha durch Ausweisung von Dorfgebieten in der verbindlichen Bauleitplanung • Erhalt von Entwicklungsmöglichkeiten landwirtschaftlicher Betriebe in der Viehhaltung durch die Sicherung geeigneter Stallbaustandorte Lage der erfassten Hofstellen zur Ortslage • Nutzung der Dorferneuerungsprogramme zur unmittelbaren Verbesserung der einzel- betrieblichen Produktionsbedingungen und Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftli- chen Betriebe in den Ortslagen: % außerorts % innerorts Edemissen 7,8 92,2 Erstellung eines landwirtschaftlichen Fachbeitrages zum Dorferneuerungsplan für neu in das Dorferneuerungsprogramm aufgenommene Ortschaften Isenbüttel 27,9 72,1 • weitere Anträge zur Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm wären aus landwirt- Meinersen 13,2 86,8 schaftlicher Sicht in folgenden Ortschaften wünschenswert: Papenteich 9,0 91,0 Abbesbüttel, Adenbüttel, Allenbüttel, Allerbüttel, Alvesse, Böckelse, Calberlah, Dieck- Peine 5,3 94,7 horst, Edemissen, Edesbüttel, Gerstenbüttel, Gravenhorst, Hahnenhorn, Handorf, Hil- –

Wendeburg 0,0 100,0

Band Band lerse, Isenbüttel, Jelpke, Kl. Schwülper, Leiferde, Müden, Ohnhorst, Päse, Plockhorst, Ribbesbüttel, Rietze, Rosenthal, Rötgesbüttel, Seershausen, Vöhrum, Vordorf, Warm- se, Wehnsen, Wendesse, Wipshausen 2

beengte Hofstellen im Ort • Beachtung und Unterstützung „beengter Betriebe“ in den Ortslagen; schwerpunktmä- (Befragung LWK 2012, Prozentanteil aller erfassten Hofstellen) ßig sind folgende Ortschaften zu nennen: Bortfeld, Dungelbeck, Eickenrode, Eixe, Flettmar, Grassel, Harvesse, Hillerse, Isenbüt- % insgesamt % ohne Vieh % mit Vieh tel, Leiferde, Oedesse, Ribbesbüttel, Rietze, Rolfsbüttel, Rosenthal, Rötgesbüttel, Edemissen 57,5 30,5 27,1 Schmedenstedt, Seershausen, Vöhrum, Voigtholz-Ahlemissen, Vordorf, Wehnsen, Isenbüttel 82,4 47,1 35,3 Wipshausen, Woltorf, Zweidorf Meinersen 48,8 16,3 32,6 Papenteich 57,1 36,3 20,9 • Freihaltung von Außenbereichsflächen mit günstigen Erschließungsmöglichkeiten (Wege, Wasser, Abwasser, Strom) für landwirtschaftliche Aussiedlungsvorhaben Peine 55,2 34,3 20,9 Wendeburg 71,9 50,9 21,1

Status Quo (LTR 2 Geest West) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Verkehrsplanung Verträgliche Straßenbauplanung • kritische Bedarfsanalyse • Verlegung der B4 zwischen Gifhorn und Meinholz • Beachtung des im Rahmen des Raumordnungsverfahrens zur Neutrassierung der B4 • Erweiterung der A2 von 6 auf 8 Streifen mit beidseitigen Standstreifen erstellten landwirtschaftlichen Fachbeitrags • OU Dungelbeck im Zuge der B 65 • Flächen für die Trasse, die notwendigen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sowie • Neubau/Verlegung der B 65 zwischen Sehnde und Peine Ersatzflächen für die wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betriebe sind seitens der Planungsträger zur Verfügung zu stellen

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 • gutachterliche Beurteilung der Auswirkungen auf die Landwirtschaft im Vorfeld der Planung unter Einbeziehung der örtlichen Landwirtschaft • hohe agrarstrukturelle Sensibilität (Aepot, Anbauintensität, Beregnung) im Zuge der B 65 zwischen Sehnde und Peine

Rohstoffgewinnung Steuerung der Rohstoffgewinnung • Steuerung der Bodenabbauflächen in der gemeindlichen Bauleitplanung unter Abwä- • Lagerstätte 1. Ordnung gung der landwirtschaftlichen Belange Edemissen, Wendeburg (Kiessand) • besondere Beachtung der landwirtschaftlichen Feldberegnung insbesondere für den intensiven Feldgemüseanbau • Lagerstätte 2. Ordnung • Beweissicherungsverfahren zum Nachweis evtl. Ertragsminderungen durch die Beein- Hillerse, Didderse, Edemissen, Leiferde, Meine, Schwülper, Wendeburg, trächtigung des Grundwasserhaushalts (Sand), Peine (Sand, Kiessand) • abschnittsweise Inanspruchnahme und Wiederherrichtung • Aufrechterhaltung der ordnungsgemäßen Be- u. Entwässerung • Gebiet mit potentiell wertvollen Rohstoffvorkommen • Sicherung landwirtschaftlicher Wegeverbindungen Edemissen, Wendeburg, Meine, Calberlah (Sand) • Beachtung eines arbeitswirtschaftlich günstigen Zuschnittes bei den verbleibenden –

Band Band landwirtschaftlichen Flächen

Energiegewinnung Beteiligung der Landwirtschaft bei der Energiegewinnung 2

Vorrangstandorte Windenergienutzung • Standortlenkung von Windkraftanlagen in Anbindung an das vorhandene landwirt- schaftliche Wegenetz (ggf. über die Bauleitplanung) GF 9 Wolfsburg/Isenbüttel (anteilig) ~10 ha • effektive Ausnutzung der Windkraftstandorte GF 10 Papenteich 19 ha • Regionale Projekte zur verstärkten Nutzung der Wasserkraft insbesondere bei vorhan- PE 1 Edemissen 95 ha denen Anlagen und Staurechten PE 2 Wendeburg 7 ha PE 3 Hohenhameln/Peine (anteilig) ~130 ha • regionale Förderung der Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen, die aus insgesamt 261 ha der land- und forstwirtschaftlicher Erzeugung stammen (Projekte in Dörfern und Klein- städten, Zusammenschlüsse von Erzeugern und Verbrauchern, Beteiligung landwirt- schaftlicher Betriebe, Erzeugergemeinschaft für nachwachsende Rohstoffe - Gifhorn)

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Status Quo (LTR 2 Geest West) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Biogasanlagen • örtliche Konzepte zur sinnvollen Verwertung der bei der Biogaserzeugung anfallenden • 14 Biogasanlagen mit rd. 8,5 MWel im Teilraum erfasst Wärmeenergie • Erstellung dezentraler Anlagen zur Nutzung der Energiegewinnung aus der Verbren- Kraftwerkstandorte nung von Holz, Stroh, Energiepflanzen in Industrie und Haushalten • keine Großkraftwerke vorhanden • Parallelführung von Leitungstrassen zu vorhandenen Straßen, Gräben, oder Wegen, um Zerschneidungsschäden weitgehend zu vermeiden Leitungstrassen • besondere Beachtung der Dränagen und Regnerleitungen (Beteiligung der örtlichen • dichtes Netz von Gas und Erdölpipelines Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Verbände erforderlich) • 110 und 380 KV-Leitungen (z.B. Wendeburg – Meine – Wolfsburg) • flexible und flächensparende Kompensation der Eingriffe • Abwasserleitungsnetz des Abwasserverbandes Braunschweig

Natur- und Landschaftsschutz Einbeziehung der Landwirtschaft beim Landschafts- und Naturschutz NSG 15 NSG mit ca. 3.250 ha Gesamtfläche (ca. 1.600 ha LF) • an Bewirtschaftungserfordernisse angepasste Auflagen bei der Grünlandnutzung Anteil der LF an den NSG ca. 50 % • Unterstützung der grünlandbewirtschaftenden Betriebe durch begleitende Förderpro- Anteil der LF in NSG an der Gesamt LF ca. 4 % gramme • Erhaltung der Bewirtschaftungsverhältnisse auf benachbarten Ackerflächen BR 018 Viehmoor 308 ha • Vertragsnaturschutz BR 037 Wendesser Moor 64 ha BR 049 Kranichsmoorsee 16 ha LSG BR 052 Maaßeler Lindenwald 70 ha • Programme zur Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft

BR 065 Fuhsetal 406 ha

BR 069 Eddesser Seewiesen 69 ha Band Band BR 075 Barnbruch 606 ha BR 089 Ilkerbruch 0 2

BR 096 Schwarzwasserniederung 340 ha BR 099 Nördliche Okeraue 248 ha BR 113 Fahle Heide 174 ha BR 118 Braunschweiger Okeraue 2 ha BR 135 Okeraue bei Volkse 496 ha BR 136 Okeraue bei Didderse 188 ha BR 143 Okeraue zw. Meinersen und Müden (Aller) 267 ha

Status Quo (LTR 2 Geest West) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange

44 LSG mit ca. 16.350 ha Gesamtfläche (ca. 7.400 ha LF) Anteil der LF an den LSG ca. 45 % Anteil der LF in LSG an der Gesamt LF ca. 18 % Wasserwirtschaft Wasserwirtschaftliche Planungen im Konsens mit der Landwirtschaft • langfristige Absicherung der Wasserrechte für die landwirtschaftliche Feldberegnung in 3 WSG mit ca. 3.900 ha Gesamtfläche ausreichender Höhe

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 • Groß Schwülper • Ausrichtung der Wasserrechte an zukünftige Marktentwicklungen, die ggf. mit einer • Wedelheine Erweiterung der Anbaufläche mit beregnungsbedürftigen Kulturen einhergeht • Wehnsen • Sicherung der Verregnungsflächen • zeitliche und mengenmäßige Optimierung der Wasserverteilung Anteil der LF an den WSG ca. 72 % • praxisnahe Anwendung der Bewirtschaftungsauflagen in den Wasserschutzgebieten Anteil der LF in WSG an der Gesamt LF ca. 7 % • Sicherung der Zusatzberatung und Abschluss freiwilliger Verträge • besondere Berücksichtigung des intensiven Hackfruchtbaus sowie des Gemüsebaus und der Sonderkulturen durch gezielte Gestaltung der freiwilligen Vereinbarungen

Erholungsplanung Einbindung der Landwirtschaft in die Erholungsplanung • Naherholungssuchende aus den Siedlungsbereichen von Peine, Gifhorn, • Erstellung eines Erholungs- und Tourismuskonzeptes mit Einbindung landwirtschaftli- Braunschweig auch Edemissen, Meinersen, Müden; zunehmende Frequentie- cher Betriebe insbesondere der Direktvermarkter (Informationen über Angebote, Ver- rung kaufsstandorte, Einbindung in Wander- und Fahrradrouten, Regionale Spezialitäten, • Wochenendausflügler aus Braunschweig, Gifhorn und Wolfsburg Zusammenarbeit Gastronomie – Landwirtschaft etc.) • Urlauber • Ausbau- und Unterhaltungskonzept für Wirtschaftswege auch unter dem Aspekt der Erholungsnutzung –

Band Band • Freihalten der Wirtschaftswege vom motorisierten Individualverkehr

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2.4.3 LTR 3 Geest Ost Status Quo (LTR 3 Geest Ost) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Siedlungs- und Verkehrsflächenentwicklung Berücksichtigung der Landwirtschaft in der gemeindlichen Bauleitplanung SuV Veränderung 2011 2001 - 2011 • Stärkung der Siedlungsentwicklung im Kernbereich der Stadt Wolfsburg sowie im Mittelzentrum Boldecker Land 898 ha 142 ha Gifhorn zur Schonung der Strukturen im dörflich geprägten Umland Brome 1666 ha 166 ha • Erstellung von langfristigen Planungen zur weiteren Entwicklung der Umlandgemeinden unter Gifhorn 2419 ha 78 ha Einbeziehung landwirtschaftlicher Fachbeiträge

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Sassenburg 1078 ha 76 ha • zurückhaltende Siedlungsentwicklung in den noch landwirtschaftlich strukturierten Dörfern Velpke 1159 ha 19 ha • Erhaltung der innerörtlichen Freiräume in der Umgebung landwirtschaftlicher Betriebe, besonders Wesendorf 88 ha 3 ha bei den Betrieben mit Viehhaltung Wolfsburg 6306 ha 732 ha • Sicherung der Hofstellen einschließlich ihrer Entwicklungsräume und ihrer Umgebung durch Aus- weisung von Dorfgebieten in der verbindlichen Bauleitplanung Lage der erfassten Hofstellen zur Ortslage • konstruktive Umsetzung von Genehmigungsverfahren für landwirtschaftliche Betriebe • Einrichtung „Runder Tische“ auf Kommunalebene zur frühzeitigen Besprechung aller relevanten % außerorts % innerorts Planungen (Landwirtschaft – Dorfentwicklung, Umwelt, Gewerbeförderung etc.) • Nutzung der Dorferneuerungsprogramme zur unmittelbaren Verbesserung der einzelbetrieblichen Boldecker Land 3,8 96,2 Produktionsbedingungen und Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe in den Orts- Brome 13,2 86,8 lagen Gifhorn 6,9 93,1 • weitere Anträge zur Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm wären aus landwirtschaftlicher Sassenburg 12,9 87,1 Sicht besonders in folgenden Ortschaften wünschenswert: Velpke 2,2 97,8 Ahnebeck, Almke, Bahrdorf, Brechtorf, Gr. Twülpstedt, Grußendorf, Harvesse, Kaiserwinkel, Kl. Wesendorf 66,7 33,3 Twülpstedt, Meinkot, Neudorf-Plat., Nordsteimke, Ruehen, Saalsdorf, Stuede, Volkmarsdorf, Wolfsburg 10,9 89,1 Wahrstedt, Westerbeck, Wilsche, Zweidorf –

Band Band • Beachtung und Unterstützung „beengter Betriebe“ in den Ortslagen; schwerpunktmäßig sind fol- beengte Hofstellen im Ort gende Ortschaften zu nennen: Bergfeld, Ehmen, Ehra, Hattorf, Hehlingen, Heiligendorf, Hoitlin- (Befragung LWK 2012, Prozentanteil aller erfassten Hofstellen) gen, Jembke, Kaestorf, Kaiserwinkel, Kl. Twülpstedt, Meinkot, Neudorf-Plat., Nordsteimke, Os- 2

% insgesamt % ohne Vieh % mit Vieh loss, Ruehen, Tiddische, Volkmarsdorf, Wendschott, Westerbeck Boldecker Land 54,1 19,8 34,3 • Freihaltung von Außenbereichsflächen mit günstigen Erschließungsmöglichkeiten (Wege, Was- Brome 73,1 53,8 19,2 ser, Abwasser, Strom) für landwirtschaftliche Aussiedlungsvorhaben Gifhorn 55,9 26,5 29,4 Sassenburg 34,5 17,2 17,2 Velpke 54,8 16,1 38,7 Wesendorf 60,0 33,3 26,7 Wolfsburg 100,0 33,3 66,7

Status Quo (LTR 3 Geest Ost) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Verkehrsplanung Verträgliche Straßenbauplanung

• Neubau der A 39 von Wolfsburg nach Lüneburg • kritische Bedarfsanalyse • A 39 zwischen AK WOB und WOB Sandkamp Erweiterung von 4- • besondere Berücksichtigung der Belange von Feldberegnung und Frischwasserverregnung auf 6-streifig mit beidseitigem Standstreifen (AWV) • B 188 Neubau der OU Vorsfelde • Konzeption der PWC- und TR-Anlagen nach Maßgabe eines sparsamen Umgangs mit landwirt- • B 188 Neubau der OU Weyhausen schaftlichen Flächen

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 • B 188 vierstreifiger Ausbau zwischen A 39 und L 322 • flexible Handhabung der Eingriffsregelung in Abstimmung mit der Landwirtschaft • B 188 Verlegung westlich Dannenbüttel bis östlich Osloß (mit OU • Trassenführung unter Beachtung der Bestandssicherung und Entwicklung von Hofstellen im Au- Osloß und Dannenbüttel) ßenbereich • B 248 Neubau der OU Brome • B 248 OU Jembke • B 248/L 289 Neubau der OU Ehra • L 294 OU Heiligendorf sowie Neindorf

Rohstoffgewinnung Steuerung der Rohstoffgewinnung

• Lagerstätte 1. Ordnung • gemeindliche Steuerung der Bodenabbauflächen in der Bauleitplanung unter Abwägung der Osloß, Danndorf, Velpke, Bahrdorf (Kiessand), Sassenburg (Weiß- landwirtschaftlichen Belange und unter Beachtung der vorhandenen Vorbehaltsgebiete für die und Schwarztorf) Rohstoffgewinnung • besondere Beachtung der landwirtschaftlichen Feldberegnung; Anlegung von Pegelbrunnen zur • Lagerstätte 2. Ordnung Beweissicherung –

Band Band Bahrdorf, Velpke, Gifhorn, Sassenburg, Barwedel, Jembke, Ehra- • besondere Beachtung der agrarstrukturellen Erfordernisse; Erhaltung arbeitswirtschaftlich günsti- Lessien, Bokensdorf, Tiddische, Bergfeld, Brome, Tülau, Wolfsburg, ger Zuschnitte bei den verbleibenden landwirtschaftlichen Flächen Rühen (Sand), Wolfsburg (Ton und Tonstein) 2

• Gebiet mit potentiell wertvollen Rohstoffvorkommen, Ehra-Lessien, Rühen, (Kiessand), Osloß, Tappenbeck, Wolfsburg, Rühen, Graf- horst, Velpke, Bahrdorf (Sand) Sassenburg (Sand, Kiessand)

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Status Quo (LTR 3 Geest Ost) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Energiegewinnung Beteiligung der Landwirtschaft bei der Energiegewinnung Vorrangstandorte Windenergienutzung Standortauswahl von Windkraftanlagen in Anbindung an das vorhandene landwirtschaftliche Wege- netz (Steuerung über örtliche Bauleitplanung) GF 5 Brome 13 ha • regionale Förderung der Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen, die aus der land- GF 7 Boldecker Land 51 ha und forstwirtschaftlichen Erzeugung stammen (Projekte in Dörfern und Kleinstädten, Zusammen- HE 1 Velpke 107 ha schlüsse von Erzeugern und Verbrauchern, Beteiligung landwirtschaftlicher Betriebe, Erzeuger- HE 5 Velpke 70 ha gemeinschaft für nachwachsende Rohstoffe)

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 WOB 1 Wolfsburg 67 ha • Erstellung dezentraler Anlagen zur Nutzung der Energiegewinnung aus der Verbrennung von Wolfsburg/Isenbüttel Holz, Stroh, Energiepflanzen in Industrie und Haushalten WOB 3 / GF 9 ~10 ha (anteilig) • örtliche Konzepte zur sinnvollen Verwertung der bei der Biogaserzeugung anfallenden Wärme- insgesamt 318 ha energie • Parallelführung von Leitungstrassen zu vorhandenen Straßen, Gräben, oder Wegen, um Zer- Biogasanlagen schneidungsschäden weitgehend zu vermeiden • Beachtung von Dränagen und Regnerleitungen (Beteiligung der örtlichen Verbände erforderlich) • 14 Biogasanlagen mit rd. 8,9 MWel im Teilraum erfasst • Verbandsflächen des Abwasserverbandes Wolfsburg (Beteiligung)

Kraftwerkstandorte • Wolfsburg Kraftwerk Nord/Süd

Leitungstrassen • Abwasser – und Wasserfernleitungen (nördlich von Wolfsburg) • 110 und 380 KV-Leitungen Knotenpunkt Umspannwerk Hattorf (Ver- bindungen der Kraftwerke Wolfsburg, Mehrum, Buschhaus) –

Band Band • Abwasserleitungsnetz des Abwasserverbandes Wolfsburg

Natur- und Landschaftsschutz Einbeziehung der Landwirtschaft beim Landschafts- und Naturschutz 2

NSG 18 NSG mit ca. 5.200 ha Gesamtfläche (ca. 1.800 ha LF) • frühzeitige Beteiligung der Landwirtschaft an allen Planungen, insbesondere bei der Aufstellung Anteil der LF an den NSG ca. 34 % von Pflege- und Entwicklungsplänen Anteil der LF in NSG an der Gesamt LF ca. 4,5 % • Sicherung einer rentablen landwirtschaftlichen Flächennutzung im Gebiet des Drömlings • keine Einschränkung der Grünlandnutzung zu Lasten der landwirtschaftlichen Betriebe, insbeson- BR 016 Giebelmoor 668 ha dere bei hofnahen Flächen (z.B. Großes Moor, Neudorf-Platendorf) BR 017 Allerauenwald im Drömling 102 ha • an Bewirtschaftungserfordernisse angepasste Auflagen bei der Grünlandnutzung, ggf. abgestufte BR 024 Gifhorner Heide 33 ha Auflagen BR 026 Vogelmoor 133 ha • begleitende Förderprogramme zur Erhaltung der ordnungsgemäßen Grünlandnutzung insbeson- BR 028 Düpenwiesen 120 ha dere auf Moorflächen • Vertragsnaturschutz

Status Quo (LTR 3 Geest Ost) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange BR 032 Derenmoor 82 ha BR 048 Dannenbütteler Torfteile 9 ha BR 051 Großes Moor 1.770 ha LSG BR 062 Ohreaue bei Altendorf 8 ha

BR 071 Südliche Düpenwiesen 73 ha • frühzeitige Beteiligung der Landwirtschaft an allen Planungen auch im LSG, insbesondere zur BR 075 Barnbruch 703 ha Abstimmung aller Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen BR 077 Talniederung im Barnstorfer Wald 34 ha

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 • Sicherung der Entwässerung der Grundstücke im Gebiet des Drömling BR 085 Kaiserwinkel 400 ha • Unterstützung der wirtschaftenden Betriebe durch Förderprogramme BR 088 Wendschotter und Vorsfelder Drömling 619 ha • Vergabe von Pflegeverträgen an landwirtschaftliche Betriebe BR 089 Ilkerbruch 124 ha • keine Veränderung des Wasserregimes BR 113 Fahle Heide 149 ha BR 133 Erweiterungsflächen Vogelmoor 157 ha BR 134 Mittlere Ohreaue 20 ha

23 LSG mit ca. 15.000 ha Gesamtfläche (ca. 6.300 ha LF) Anteil der LF an den LSG ca. 42 % Anteil der LF in LSG an der Gesamt LF ca. 16 %

Wasserwirtschaft Wasserwirtschaftliche Planungen im Konsens mit der Landwirtschaft 4 WSG mit ca. 25.000 ha Gesamtfläche • Eischott • stärkere Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Belange bei Grabenräumung und Stauwehren –

• Rühen • Erhalt der Dränagemöglichkeiten Band Band • Rümmer • Runde Tische zur Absprache der Steuerung der Wasserhaltung zwischen Unterer Wasserbehör- • Westerbeck de, Unterer Naturschutzbehörde, Wasser-Boden-Verbänden und Landwirten (Beispiel: Drömling,

2 jährliche gemeinsame Festlegung der Stauhöhen) Anteil der LF an den WSG ca. 50 % Anteil der LF in WSG an der Gesamt LF ca. 31 % • langfristig Absicherung der Wasserrechte für die landwirtschaftliche Feldberegnung in ausrei- chender Höhe • Ausrichtung der Wasserrechte an zukünftige Marktentwicklungen, die ggf. mit einer Erweiterung der Anbaufläche mit beregnungsbedürftigen Kulturen einhergeht

• Sicherung der Verregnungsflächen • zeitliche und mengenmäßige Optimierung der Wasserverteilung • Sicherung und Kontrolle der Produktqualitäten

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Status Quo (LTR 3 Geest Ost) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange • Aktualisierung und Harmonisierung der bestehenden WSG-Verordnungen zur Vereinfachung des Handlings bei einer gebietsübergreifenden Bewirtschaftung und Beratung • Sicherung der Zusatzberatung und Abschluss freiwilliger Vereinbarungen • besondere Berücksichtigung des intensiven Hackfruchtbaus durch eine gezielte Gestaltung der freiwilligen Vereinbarungen • Schaffung von Möglichkeiten zur Investitionsförderung von grundwasserschonender Feldbereg- nungstechnik innerhalb Wasservorranggebieten (Sicherung der Erträge, Optimierung der Stick-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 stoffausnutzung und Düngeplanung, Minimierung des Nitratauswaschungspotenzials)

Erholungsplanung Einbindung der Landwirtschaft in die Erholungsplanung

• Verdichtungsraum im Umland der Stadt Wolfsburg • abgestimmte Konzepte der Erholungsplanung mit der Landwirtschaft • Naherholungssuchende aus Wolfsburg und Gifhorn • Einbindung der Landwirtschaft in die überregionalen Erholungs- und Tourismuskonzepte insbe- • Wochenendausflügler in das Gebiet des Drömlings sondere im Drömling • Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für Erholung insbesondere östlich • Unterstützung der Landwirtschaft bei Unterhaltungs- und Pflegemaßnahmen der teils intensiv von Gifhorn (Gifhorner Moor, Allerniederung), in den Waldgebieten genutzten Erholungslandschaft ( z.B. Kommunale Finanzierungsmodelle für das Nutzungsziel Er- rund um Wolfsburg und im Südteil des Drömlings holungslandschaft )

Band Band 2

2.4.4 LTR 4 Braunschweig Status Quo (LTR 4 Braunschweig) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Siedlungs- und Verkehrsflächenentwicklung Berücksichtigung der Landwirtschaft in der gemeindlichen Bauleitplanung • weitere kontinuierliche Siedlungsentwicklung in der Stadt, dort wo flächen- und verkehrssparen- Veränderung SuV 2011 des Wohnen mit Stadtbahnanschluss ermöglicht werden kann 2001 - 2011 • Entwicklung und Förderung flächensparender Wohnformen mit hohem qualitativem Anreiz (städti- Braunschweig 8.932 ha 423 ha sche Infrastruktur, Stadtbahnanschluss, Erholungsflächen etc.) • verstärkte Einbeziehung von Brachflächen aus Industrie und Militär für Wohn- und Gewerbeflä-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 chen Lage der erfassten Hofstellen zur Ortslage • Kartierung der noch wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betriebe im Stadtgebiet und Aufnahme und Bewertung ihrer besonderen Anforderungen für die Entwicklungsplanung in den Stadtteilen % außerorts % innerorts • Erhaltung günstiger Schlagstrukturen für die verbleibenden landwirtschaftlichen Flächen Braunschweig 5,2 94,8 • Einrichtung eines „Runden Tisches“ Landwirtschaft – Stadtplanung, Gewerbeförderung zur früh- zeitigen Beteiligung der Landwirtschaft bei allen die Landwirtschaft betreffenden Planungen • Förderung Direktvermarktung, Vermarktung auf den Hofstellen • Förderung von kleineren Schlachtstätten (Direktvermarkter) oder Unterstützung der Wiederan- siedlung eines größeren Schlachtbetriebes für regionale Tierprodukte mit z.B. Standort Braun- beengte Hofstellen im Ort schweig für die Region (Projekt) (Befragung LWK 2012, Prozentanteil aller erfassten Hofstellen) • Förderung von Betrieben mit dem Schwerpunkt Pensionspferdehaltung (d.h. z.B. Abstimmung der Bauleitplanung und Beachtung in Baugenehmigungsverfahren und in der Erholungsplanung % insgesamt % ohne Vieh % mit Vieh „Reitwege“) Braunschweig 58,9 43,7 15,2 • Nutzung der Dorferneuerungsprogramme zur unmittelbaren Verbesserung der einzelbetrieblichen Produktionsbedingungen und Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe in den Orts- lagen. Weitere Anträge zur Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm wären aus landwirt- –

Band Band schaftlicher Sicht besonders in folgenden Stadtteilen wünschenswert: Harxbüttel, Leiferde BS, Rüningen, Stiddien, Stöckheim. • besondere Beachtung und Unterstützung bei allen Planungsverfahren sollten „beengte Betriebe“ 2

genießen; dies gilt in Braunschweig besonders in den Stadtteilen: Bevenrode, Broitzem, Hondela- ge, Mascherode, Rautheim, Völkenrode und Waggum. • mit landwirtschaftlichen Anforderungen abgestimmte Planungen und Finanzierung zur Mehrfach- nutzung der landwirtschaftlichen Wege (landwirtschaftlicher Verkehr, Erholungsplanung, Rad- und Fußwege etc.) • flexible Anwendung der Eingriffsregelung und Schonung landwirtschaftlicher Flächen Verkehrsplanung Verträgliche Straßenbauplanung • Erweiterung der A2 von 6 auf 8 Streifen mit beidseitigen Standstrei- • weiterer Ausbau des schienengebundenen ÖPNV und eine darauf angepasste Siedlungsentwick- fen lung, da hierdurch ein verhältnismäßig geringer Verbrauch an landwirtschaftlicher Fläche für neue • B 214 OU Watenbüttel Siedlungs- und Verkehrsflächen erfolgt • B 4 Ausbau zwischen Wenden und Meine • Neutrassierungen sind aus landwirtschaftlicher Sicht vorwiegend auf vorhandener Trasse bzw.

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Status Quo (LTR 4 Braunschweig) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Straße oder in Parallelführung zu vorhandenen Verkehrswegen auszuführen • an den Planungen ist die Landwirtschaft zur Abstimmung der Einzelheiten vor Ort frühzeitig zu beteiligen Rohstoffgewinnung Steuerung der Rohstoffgewinnung • gemeindliche Steuerung der Bodenabbauflächen in der Bauleitplanung unter Abwägung der • Lagerstätte 1. Ordnung landwirtschaftlichen Belange und städtebaulichen Belange Hondelage (Ölschiefer), Geitelde (Kiessand) • Folgenutzung: Gewerbe- und Siedlungsentwicklung unter Einsparung landwirtschaftlicher Flächen

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 andernorts • Lagerstätte 2. Ordnung • abschnittsweise Inanspruchnahme und Realisierung der Folgenutzung Völkenrode, Timmerlah (Kiessand), Mascherode (Sand) • langfristige Planung unter Einbeziehung aller öffentlicher Belange

• Gebiet mit potentiell wertvollen Rohstoffvorkommen Ölper, Geitelde, Timmerlah (Kiessand), Hondelage, Stöckheim (Sand)

Energiegewinnung Beteiligung der Landwirtschaft bei der Energiegewinnung Vorrangstandort Windenergienutzung • effektive Ausnutzung vorhandener Windkraftstandorte • BS 1 26 ha • verstärkte Bündelung aller Leitungstrassen auch im Außenbereich (Wasser- Abwasser-, Telefon-, Gas-, Fernwärme-, Stromleitungen etc.) Biogasanlagen • keine Biogasanlage im Teilraum erfasst

Kraftwerkstandorte Band Band • Heizkraftwerk Nord

2 Leitungstrassen • dichtes Netz von Leitungstrassen im gesamten Stadtgebiet

Natur- und Landschaftsschutz Einbeziehung der Landwirtschaft beim Landschafts- und Naturschutz NSG 4 NSG mit ca. 850 ha Gesamtfläche (ca. 415 ha LF) • Übertragung des Kooperationsmodells (WSG) auch in den Naturschutz Anteil der LF an den NSG ca. 48 % • Beteiligung der landwirtschaftlichen Betriebe in der Stadt an Pflegemaßnahmen

Anteil der LF in NSG an der Gesamt LF ca. 5,9 %

LSG BR 001 Riddagshausen 521 ha • Finanzieller Ausgleich für Auflagen BR 072 Lammer Holz 25 ha • Abschluss freiwilliger Vereinbarungen

Status Quo (LTR 4 Braunschweig) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange BR 099 Nördliche Okeraue 1 ha BR 118 Braunschweiger Okeraue 309 ha

29 LSG mit ca. 3.500 ha Gesamtfläche (ca. 1.350 ha LF) Anteil der LF an den LSG ca. 38 % Anteil der LF in LSG an der Gesamt LF ca. 19 %

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015

Wasserwirtschaft Wasserwirtschaftliche Planungen im Konsens mit der Landwirtschaft • langfristige Absicherung der Wasserrechte für die landwirtschaftliche Feldberegnung aus dem Mittellandkanal und dem Grundwasser in ausreichender Höhe 1 WSG mit ca. 3.500 ha Gesamtfläche • Fortsetzung der Kooperation und Fortführung der Zusatzberatung freiwilliger Vereinbarungen • besondere Berücksichtigung der stadtnahen Erzeugung bei der Beratung und dem Abschluss • Bienroder Weg freiwilliger Vereinbarungen (Produkte aus dem WSG zur Direktvermarktung)

Anteil der LF an den WSG ca. 23 % Anteil der LF in WSG an der Gesamt LF ca. 12 %

Erholungsplanung Einbindung der Landwirtschaft in die Erholungsplanung –

Band Band • intensive Naherholungsnutzung in den Freiräumen des Stadtgebietes • 9 gemeinsame Planungen (runder Tisch) zwischen Feldmarkinteressentenschaft und Stadt zur Braunschweig und Umgebung Nutzung und Gestaltung der Freiräume für die Erholungsnutzung • Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für Erholung rund um die Kernstadt • Abschluss von Unterhaltungs- und Haftungsvereinbarungen 2

• Überlagerungsbereiche von Vorbehaltsflächen für Erholung mit • Unterstützung der Landwirtschaft bei Unterhaltungs- und Pflegemaßnahmen landwirtschaftlichen Vorbehaltsflächen insbesondere in den Räumen nördlich Timmerlah, Rüningen, Geitelde, Leiferde, Volkmarode, Hon- delage, Bevenrode

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2.4.5 LTR 5 Ostbraunschweigisches Hügelland Status Quo (LTR 5 Ostbraunschweigisches Hügelland) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Siedlungs- und Verkehrsflächenentwicklung Berücksichtigung der Landwirtschaft in der gemeindlichen Bauleitplanung • verhaltene Ausweisung neuer Wohn- und Gewerbegebiete in Anpassung an die vorhandenen Veränderung SuV 2011 Dorfstrukturen 2001 - 2011 • gemeindeübergreifende Abstimmung flächenbeanspruchender Planungen und der damit ver- Cremlingen 1.032 ha 273 ha knüpften Verkehrsinfrastruktur Grasleben 526 ha 21 ha • Erstellung von langfristigen Planungen zur weiteren Entwicklung der Umlandgemeinden unter

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Königslutter 1.511 ha 67 ha Einbeziehung landwirtschaftlicher Fachbeiträge Lehre 877 ha -7 ha • zurückhaltende Siedlungsentwicklung in den noch landwirtschaftlich strukturierten Dörfern und Gemeindeteilen und Stärkung der Grundzentren Lehre, Cremlingen, Königslutter, Grasleben • Erhaltung der innerörtlichen Freiräume in der Umgebung landwirtschaftlicher Betriebe besonders Lage der erfassten Hofstellen zur Ortslage bei den Betrieben mit Viehhaltung • Sicherung der Hofstellen einschließlich ihrer Entwicklungsräume und ihrer Umgebung durch % außerorts % innerorts Ausweisung von Dorfgebieten in der verbindlichen Bauleitplanung Cremlingen 22,2 77,8 • verbesserte Integration und frühzeitige Beteiligung der Landwirte vor Ort an allen Planungsvor- Grasleben 0,0 100,0 haben • angemessene Abgabenbelastung der Hofstellen (Berechnungsmaßstäbe für Ausbaubeiträge und Königslutter 11,4 88,6 Abgaben dürfen die historisch gewachsenen großen Hofstellen nicht benachteiligen) Lehre 15,4 84,6 • Unterstützung landwirtschaftlicher Betriebe bei Aussiedlungsvorhaben, Hilfe bei der Suche, der

Erschließung und der langfristigen Standortsicherung für Stallanlagen im Außenbereich

• Nutzung der Dorferneuerungsprogramme zur unmittelbaren Verbesserung der einzelbetrieblichen

Produktionsbedingungen und Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe in den Orts-

lagen:

– beengte Hofstellen im Ort

Band Band • Erstellung eines landwirtschaftlichen Fachbeitrages für neu in das Dorferneuerungsprogram (Befragung LWK 2012, Prozentanteil aller erfassten Hofstellen) aufgenommene Ortschaften

• weitere Anträge zur Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm wären aus landwirtschaftlicher

2 % ingesamt % ohne Vieh % mit Vieh

Sicht besonders in folgenden Ortschaften wünschenswert: Abbenrode, Beienrode (Königslutter), Cremlingen 83,3 0,0 83,3 Beienrode (Lehre), Boimstorf, Bornum am Elm, Destedt, Flechtorf, Hemkenrode, Lelm, Ochsen- Grasleben 38,9 16,7 22,2 dorf, Querenhorst, Rotenkamp, Uhry, Weddel Königslutter 52,6 21,1 31,6 • besondere Beachtung und Unterstützung „beengter Betriebe“ in allen Dörfern; schwerpunktmäßig Lehre 74,3 42,9 31,4 sind folgende Ortschaften zu nennen: Beienrode (Lehre), Glentorf, Gr. Steinum, Lauingen, Lelm,

Rottorf/Klei

• Freihaltung von Außenbereichsflächen mit günstigen Erschließungsmöglichkeiten (Wege, Was-

ser, Abwasser, Strom) für landwirtschaftliche Aussiedlungsvorhaben

Status Quo (LTR 5 Ostbraunschweigisches Hügelland) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Verkehrsplanung verträgliche Straßenplanung • Erweiterung der A 2 von 6 auf 8 Streifen mit beidseitigen Standstrei- • flexible Handhabung der Eingriffsregelung zur Reduzierung landwirtschaftlicher Betroffenheiten fen • frühzeitige Flächenbevorratung der Planungsträger zur Bereitstellung der erforderlichen Tausch- • A 39 zwischen AK WOB und WOB Sandkamp Erweiterung von 4- flächen für Straßenbau und Kompensation auf 6-streifig mit beidseitigem Standstreifen

Rohstoffgewinnung Steuerung der Rohstoffgewinnung

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 • gemeindliche Steuerung der Bodenabbauflächen in der Bauleitplanung unter Abwägung der • Lagerstätte 1. Ordnung landwirtschaftlichen Belange Lehre, Cremlingen (Ölschiefer), Grasleben (Quarzsand), Königslutter • besondere Beachtung der hydrogeologischen Verhältnisse im Genehmigungsverfahren, ggf. (Quarzsand, Naturwerkstein) Durchführung landwirtschaftliche Beweissicherung • abschnittsweise Inanspruchnahme und Wiederherrichtung • Lagerstätte 2. Ordnung • Aufrechterhaltung der ordnungsgemäßen Be- u. Entwässerung Königslutter (Ton und Tongestein, Naturwerkstein, Quarzsand, • Sicherung landwirtschaftlicher Wegeverbindungen Kiessand), Cremlingen (Sand) • Beachtung eines arbeitswirtschaftlich günstigen Zuschnittes bei den verbleibenden landwirtschaft- lichen Flächen • Gebiet mit potentiell wertvollen Rohstoffvorkommen • Verträglichkeit der Folgenutzung mit dem landwirtschaftlichen Umfeld (Integration der Flächen in Lehre (Sand), Cremlingen, (Naturstein), Königslutter (Naturstein, die FI bezüglich Wegenutzung, Jagdgenossenschaft etc.) Sand, Quarzsand)

Energiegewinnung Beteiligung der Landwirtschaft bei der Energiegewinnung Vorrangstandorte Windenergienutzung • Darstellung von Vorranggebieten für Windenergienutzung bei der Fortschreibung des RROP –

Band Band • keine Standorte festgelegt • regionale Förderung der Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen, die aus land- und forstwirtschaftlicher Erzeugung stammen (z.B. Modellprojekt im Gebiet Elm-Lappwald: Wohnpark Biogasanlagen mit zentraler Energieversorgungsanlage über nachwachsende Rohstoffe) 2

• 1 Biogasanlage mit rd. 1 MWel im Teilraum erfasst

Kraftwerkstandorte • keine Standorte für Großkraftwerke vorhanden

Leitungstrassen • 110 und 380 KV-Leitung (Helmstedt – Wolfsburg)

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Status Quo (LTR 5 Ostbraunschweigisches Hügelland) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Natur- und Landschaftsschutz Einbeziehung der Landwirtschaft beim Landschafts- und Naturschutz NSG 7 NSG mit ca. 450 ha Gesamtfläche (ca. 90 ha LF) • Mitwirkung des Eigentümers/Bewirtschafters bei der Flächenpflege Anteil der LF an den NSG ca. 20 % • Verstärkte Anreize schaffen, um Flächenpflege zu gewährleisten Anteil der LF in NSG an der Gesamt LF ca. 0,5 % • exakte Berechnung des finanziellen Ausgleichs bei Auflagen • gemeinsame (Landwirtschaft, Naturschutz) Regelung der Pflege und Unterhaltung

BR 001 Riddagshausen 1 ha LSG BR 005 Rieseberger Moor 152 ha • Der Teilraum liegt mit knapp 30 % der land- und forstwirtschaftlich genutzten Fläche in Land- Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 BR 041 Weddeler Teich 20 ha schaftsschutzgebieten. Dies erfordert eine besondere Berücksichtigung der landwirtschaftlichen BR 050 Kalksteinbruch und Halbtrockenrasen am Belange innerhalb der Landschaftsschutzgebiete. Eich-Berg bei Hemkenrode 2 ha • unbürokratische Regelungen für landwirtschaftliche Gebäude im Außenbereich auch innerhalb der LSG BR 057 Rieseberg 177 ha • zwischen Landwirtschaft und Naturschutz abgestimmte Maßnahmen (Wirtschaftswege, Wasser- BR 101 Lutterlandbruch 86 ha führung, Schlaggestaltung) BR 106 Lappwald 6 ha • Programme, freiwillige Vereinbarungen zur Erhaltung der Kulturlandschaft

22 LSG mit ca. 13.800 ha Gesamtfläche (ca. 5.400 ha LF) • Einbeziehung der Landwirtschaft bei den Pflegemaßnahmen Anteil der LF an den LSG ca. 39 % Anteil der LF in LSG an der Gesamt LF ca. 29 % Wasserwirtschaft Wasserwirtschaftliche Planungen im Konsens mit der Landwirtschaft • praxisnahe Anwendung von Bewirtschaftungsauflagen in Wasserschutzgebieten 5 WSG mit ca. 3.500 ha Gesamtfläche • Fortsetzung der Kooperation, der Zusatzberatung und der freiwilligen Vereinbarungen in allen • Bienroder Weg WEG • Groß Brunsrode • Abschluss gebietsspezifisch angepasster freiwilliger Vereinbarungen • Lutterspring –

• Puritzmühle Band Band • Rümmer

Anteil der LF an den WSG ca. 42 % 2

Anteil der LF in WSG an der Gesamt LF ca. 8 % Erholungsplanung Einbindung der Landwirtschaft in die Erholungsplanung • starke Frequentierung der Forsten und der Agrarlandschaft durch • stärkere Lenkung der Erholungssuchenden auf speziellen Wegen (Rad-, Wander- und Reitwege), Naherholungssuchende ggf. Funktionstrennung der Wege zur Konfliktvermeidung Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für Erholung in intensiv genutzten Agrar- • Unterhaltungs- und Haftungsvereinbarungen mit Kommunen treffen landschaften besonders in den Räumen Weddel-Cremlingen-Abbenrode, • Einbindung der Landwirtschaft in Erholungs- und Tourismuskonzepte (Direktvermarktung, Urlaub Glentorf (Langer Berg), Beienrode, Rennau-Trendel, Rottorf (Kleiberg) auf dem Bauernhof) • Maßnahmen zum Freihalten der Wirtschaftswege vom motorisierten Individualverkehr • Unterstützung der Landwirtschaft bei Unterhaltungs- und Pflegemaßnahmen

2.4.6 LTR 6 Börde West Status Quo (LTR 6 Börde West) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Siedlungs- und Verkehrsflächenentwicklung Berücksichtigung der Landwirtschaft in der gemeindlichen Bauleitplanung • Reduzierung des durch Siedlungsentwicklung bedingten Flächenverbrauchs Veränderung SuV 2011 • bedarfsgerechte Planungen 2001 - 2011 • vorrangige Nutzung von Industriebrachen für Wohnen und Gewerbe Baddeckenstedt 236 ha 14 ha • Erstellung von langfristigen Strukturentwicklungsplänen unter Einbeziehung landwirtschaftlicher Hohenhameln 980 ha 42 ha Fachbeiträge

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Ilsede 687 ha 10 ha • zurückhaltende Siedlungsentwicklung in den noch landwirtschaftlich strukturierten Dörfern Lahstedt 704 ha 52 ha • Sicherung der Agrarstruktur zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der Region, Beachtung der Lengede 862 ha 26 ha verbleibenden Flächenzuschnitte bei der Bauleitplanung Salzgitter 6388 ha 37 ha • Dialog zwischen Planungsträger sowie Eigentümer und Bewirtschafter zur frühzeitigen Informati- Vechelde 1108 ha 79 ha on bei allen Planungen und eine stärkere Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange • Sicherung der Hofstellen einschließlich ihrer Entwicklungsräume und ihrer Umgebung durch Aus- weisung von Dorfgebieten (MD) in der verbindlichen Bauleitplanung Lage der erfassten Hofstellen zur Ortslage • Erhaltung der innerörtlichen Freiräume in der Umgebung landwirtschaftlicher Betriebe, besonders den Betrieben mit Viehhaltung % außerorts % innerorts • Nutzung der Dorferneuerungsprogramme zur unmittelbaren Verbesserung der einzelbetrieblichen Produktionsbedingungen und Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe in den Orts- Baddeckenstedt 23,5 76,5 lagen Hohenhameln 8,9 91,1 • Erstellung eines landwirtschaftlichen Fachbeitrages für neu in das Dorfererneuerungsprogramm Ilsede 4,5 95,5 aufgenommene Ortschaften Lahstedt 7,9 92,1 • weitere Anträge zur Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm wären aus landwirtschaftlicher Lengede 0,0 100,0 Sicht besonders in folgenden Gemeinden (Gemeindeteilen) zu wünschen: Adenstedt, Barum, –

Band Band Oberharz 0,0 100,0 Beinum, Bleckenstedt, Broistedt, Equord, Gadenstedt, Gitter, Gr. Bülten, Gr. Lafferde, Hohenas- Salzgitter 8,5 91,5 sel, Hohenrode, Immendorf, Kl. Gleidingen, Kl. Ilsede, Kl. Solschen, Köchingen, Münstedt, Nord- Vechelde 9,5 90,5 assel, Rötzum, Salder, Sonnenberg, Soßmar, Stedum, Vallstedt, Wedtlenstedt 2

• besondere Beachtung und Unterstützung „beengter Betriebe“ in allen Dörfern; schwerpunktmäßig sind folgende Gemeinden (Gemeindeteile) zu nennen: Adenstedt, Berel, Bierbergen, Clauen, beengte Hofstellen im Ort Flachstöckheim, Gadenstedt, Gr. Lafferde, Kl. Lafferde, Kl. Solschen, Köchingen, Oberg, Oster- (Befragung LWK 2012, Prozentanteil aller erfassten Hofstellen) linde, Reppner, Soßmar, Thiede, Vallstedt, Wahle, Woltwiesche % insgesamt % ohne Vieh % mit Vieh • Freihaltung von Außenbereichsflächen mit günstigen Erschließungsmöglichkeiten (Wege, Was- Baddeckenstedt 57,7 49,7 8,0 ser, Abwasser, Strom) für landwirtschaftliche Aussiedlungsvorhaben • Umsetzung von A+E-Maßnahmen vorwiegend innerörtlich Hohenhameln 47,1 23,5 23,5 • Anrechnung von Vorleistungen der Landwirtschaft auf zukünftige A+E-Maßnahmen (Poolbildung) Ilsede 42,9 32,1 10,7 • Bündelung von A+E-Maßnahmen, z.B. in den Bereichen Fuhse- und Floteaue Lahstedt 40,9 31,8 9,1

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Status Quo (LTR 6 Börde West) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange

% insgesamt % ohne Vieh % mit Vieh

Lengede 92,1 47,4 44,7 Oberharz 68,2 63,6 4,5 Salzgitter 100,0 50,0 50,0 Vechelde 59,2 53,5 5,6

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015

Verkehrsplanung verträgliche Straßenplanung • B 65 Verlegung östlich Sehnde bis westlich Peine • kritische Bedarfsanalyse • B 248 Ortsumgehungen Salzgitter-Lobmachtersen und Salzgitter- • Berücksichtigung der besonderen agrarstrukturellen Bedingungen des Teilraumes im Sinne einer Beinum Minimierung der landwirtschaftlichen Betroffenheit (z.B. Zerschneidung, Flächenverbrauch) • B 244 Ortsumgehung Groß Ilsede • flexible Handhabung der Eingriffsregelung zur Lenkung von Kompensationsmaßnahmen auf • L 427 Ortsumgehung Salzgitter-Salder landwirtschaftlich weniger wertvollen Flächen • L 512 Ortsumgehung Salzgitter-Ohlendorf

Band Band Rohstoffgewinnung Steuerung der Rohstoffgewinnung • gemeindliche Steuerung der Bodenabbauflächen in der Bauleitplanung unter Abwägung der • Lagerstätte 1. Ordnung landwirtschaftlichen Belange 2

Hohenhameln (Ton und Tonstein), Vechelde (Kiessand), Lengede, • besondere Beachtung der Bodengüte des Deckmaterials Burgdorf (Kalkstein), Salzgitter (Kies) • landwirtschaftliche Rekultivierung • verstärkte Absicherung der Rekultivierungsverpflichtung (Kaution, Bürgschaften an Landkreise) • Lagerstätte 2. Ordnung • stärkere Einbindung der Gemeinden; verstärkte Kontrolle bzw. Auflagen im Genehmigungsverfah- Salzgitter, Vechelde (Kiessand), Ilsede, Lahstedt (Sand) ren • abschnittsweise Inanspruchnahme und Wiederherrichtung • Gebiet mit potentiell wertvollen Rohstoffvorkommen • Sicherung landwirtschaftlicher Wegeverbindungen Hohenhameln, Vechelde, Lengede (Sand), Salzgitter (Sand, • Beachtung eines arbeitswirtschaftlich günstigen Zuschnittes bei den verbleibenden landwirtschaft- Kiessand) lichen Flächen

Status Quo (LTR 6 Börde West) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Energiegewinnung Beteiligung der Landwirtschaft bei der Energiegewinnung Vorrangstandorte Windenergienutzung • Standortlenkung von Windkraftanlagen über die örtliche Bauleitplanung unter Beachtung der PE 4 Hohenhameln 24 ha Anbindung an das vorhandene landwirtschaftliche Wegenetz PE 5 Hohenhameln 67 ha • Ausgleich über regionalen Flächenpool auf ertragsärmeren Standorten PE 6 Peine/Ilsede 79 ha • effektive Nutzung vorhandener Windkraftstandorte PE 7 Ilsede 14 ha • regionale Projekte zur verstärkten Nutzung der Wasserkraft insbesondere bei vorhandenen Anla- PE 8 Lahstedt 63 ha gen und Staurechten

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 PE 11 Hohenhameln 3 ha • regionale Förderung der Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen, die aus der land- SZ 1/PE 9 Salzgitter/Vechelde 193 ha und forstwirtschaftlichen Erzeugung stammen SZ 2/PE 10 Salzgitter/Lengede 212 ha • örtliche Konzepte zur sinnvollen Verwertung der bei der Biogaserzeugung anfallenden Wärme- insgesamt 655 ha energie • möglichst vollständige Bündelung von Leitungstrassen Biogasanlagen

• 3 Biogasanlagen mit rd. 1,6 MWel im Teilraum erfasst

Kraftwerkstandorte • Salzgitter Hallendorf, Mehrum

Leitungstrassen • dichtes Versorgungsnetz für Gas, Wasser und Strom • Überlandleitungen 110-, 220-. 380- KV (Mehrum – Vechelde - SZ- Lebenstedt; Knotenpunkte: Vechelde, Umspannwerk Gr. Gleidingen, SZ-Lebenstedt) –

Band Band Natur- und Landschaftsschutz Einbeziehung der Landwirtschaft beim Landschafts- und Naturschutz NSG 2

6 NSG mit ca. 550 ha Gesamtfläche (ca. 45 ha LF) • Betroffenheitsanalysen zur Ermittlung der Kosten bei weiteren Verfahren • mehr freiwilliger Vertragsnaturschutz Anteil der LF an den NSG ca. 8 % • Erhaltung der Vorflut für die Dränage benachbarter Flächen Anteil der LF in NSG an der Gesamt LF ca. 0,1 % • gemeinsame Erarbeitung von Entwicklungsmaßnahmen • Flächenerwerb durch die öffentliche Hand BR 014 Köppelmannsberg 7 ha BR 044 Lengeder Teiche 146 ha BR 059 Auflandeteich Groß Bülten-Adenstedt 56 ha LSG BR 061 Klärteich III bei Salzgitter-Heerte 272 ha • gemeinsame Erarbeitung von Entwicklungsmaßnahmen • gezielte Erholungslenkung BR 112 Speckenberg 8 ha • mit FI abgestimmte Wirtschaftswegekonzepte BR 131 Mittleres Innerstetal mit Kahnstein 64

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Status Quo (LTR 6 Börde West) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange

40 LSG mit ca. 7.100 ha Gesamtfläche (ca. 1.850 ha LF) Anteil der LF an den LSG ca. 4 % Anteil der LF in LSG an der Gesamt LF ca. 77 %

Wasserwirtschaft Wasserwirtschaftliche Planungen im Konsens mit der Landwirtschaft

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 kein ausgewiesenes Wasserschutzgebiet • Sicherung einer ausreichenden Vorflut für benachbarte Ackerflächen bei Renaturierungsmaß- Wasserregulierung: nahmen im Einzugsgebiet der Fuhse • Dränagefläche rd. 15.000 ha (48 % der LF) • detaillierte Planungen in Absprache mit der örtlichen Landwirtschaft • Renaturierungsplanungen in den Auenbereichen der Fuhse und Flote

Erholungsplanung Einbindung der Landwirtschaft in die Erholungsplanung • Naherholungsnutzung bevorzugt in der Umgebung von SZ- • Einbindung der Landwirtschaft bei der Erarbeitung von Erholungsplanungen (Stadt Peine und Lebenstedt, SZ-Bad und Peine Salzgitter) • Vorbehaltsgebiete für Erholung in der Fuhse- und Floteniederung • Unterhaltungs- und Haftungsvereinbarungen mit den Kommunen bei intensiver Mehrfachnutzung und entlang des Dammbruchgrabens sowie in den Waldrandlagen landwirtschaftlicher Wege der Lichtenberge und am Oderwald • Unterstützung der Landwirtschaft bei Unterhaltungs- und Pflegemaßnahmen von Landschafts- elementen und der Infrastruktur

Band Band 2

2.4.7 LTR 7 Börde Ost Status Quo (LTR 7 Börde Ost) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Siedlungs- und Verkehrsflächenentwicklung

Veränderung Berücksichtigung der Landwirtschaft in der gemeindlichen Bauleitplanung SuV 2011 2001 - 2011 • Siedlungsentwicklung nach dem Leitbild der dezentralen Konzentration betreiben Asse 857 ha 6 ha • stetige aber gemäßigte Dorfentwicklung sicherstellen Büddenstedt 368 ha -253 ha • Erhaltung der innerörtlichen Freiräume in der Umgebung landwirtschaftlicher Betriebe besonders

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Heeseberg 594 ha 12 ha den Betrieben mit Viehhaltung Helmstedt 1329 ha 36 ha • Sicherung der Hofstellen einschließlich ihrer Entwicklungsräume und ihrer Umgebung durch Nord Elm 656 ha 25 ha Ausweisung von Dorfgebieten in der verbindlichen Bauleitplanung Oderwald 807 ha 33 ha • Ausweisung auch neuer Dorfgebiete für dörfliches Wohnen (z.B. mit der Möglichkeit der Pferde- Schladen 240 ha 26 ha haltung) • Nutzung der Dorferneuerungsprogramme zur unmittelbaren Verbesserung der einzelbetrieblichen Schöningen 727 ha 13 ha Produktionsbedingungen und Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe in den Orts- Schöppenstedt 1030 ha -15 ha lagen Sickte 784 ha 62 ha • Weitere Anträge zur Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm wären aus landwirtschaftlicher Wolfenbüttel 1987 ha 117 ha Sicht besonders in folgenden Gemeinden (Gemeindeteilen) zu wünschen: Achim, Adersheim, Apelnstedt, Barnstorf, Beierstedt, Dobbeln, Dorstadt, Emmerstedt, Esbeck, Evessen, Gr. Bie- wende, Gr. Denkte, Gr. Flöthe, Hedeper, Hoiersdorf, Hornburg, Kl. Biewende, Kl. Flöthe, Kneit- Lage der erfassten Hofstellen zur Ortslage lingen, Mönchevahlberg, Neindorf, Ohrum, Reinsdorf, Reinsdorf-Hohnsleben, Schliestedt, Sein- stedt, Söllingen, Sottmar, Timmern, Veltheim/Ohe, Watenstedt, Wendessen, Wetzleben, Wittmar, % außerorts % innerorts Wolsdorf Asse 1,8 98,2 • besondere Beachtung und Unterstützung „beengter Betriebe“ in allen Dörfern; schwerpunktmäßig –

Band Band Büddenstedt 0,0 100,0 sind folgende Ortschaften zu nennen: Barmke, Barnstorf, Berklingen, Bornum, Dettum, Eilum, Heeseberg 12,1 87,9 Emmerstedt, Esbeck, Gr. Denkte, Hedeper, Hornburg, Kl. Denkte, Kl. Flöthe, Neindorf, Salzdah- Helmstedt 26,7 73,3 lum, Schliestedt, Schöppenstedt, Seinstedt, Söllingen, Timmern, Uehrde, Watenstedt 2

Nord Elm 35,7 64,3 • Freihaltung von Außenbereichsflächen mit günstigen Erschließungsmöglichkeiten (Wege, Was- Oderwald 5,6 94,4 ser, Abwasser, Strom) für landwirtschaftliche Aussiedlungsvorhaben Schladen 100,0 0,0 • Bündelung von A+E-Maßnahmen und Durchführung in Abstimmung mit der Landwirtschaft Schöningen 23,1 76,9 Schöppenstedt 1,2 98,8 Sickte 8,1 91,9 Wolfenbüttel 6,9 93,1

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Status Quo (LTR 7 Börde Ost) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange beengte Hofstellen im Ort (Befragung LWK 2012, Prozentanteil aller erfassten Hofstellen) % insgesamt % ohne Vieh % mit Vieh Asse 62,5 48,2 14,3 Büddenstedt 100,0 100,0 0,0 Heeseberg 57,6 54,5 3,0 Helmstedt 73,3 53,3 20,0 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Nord Elm 14,3 10,7 3,6 Oderwald 61,1 50,0 11,1 Schladen 100,0 88,9 11,1 Schöningen 76,9 76,9 0,0 Schöppenstedt 57,6 56,5 1,2 Sickte 43,2 35,1 8,1 Wolfenbüttel 69,0 51,7 17,2

Verkehrsplanung verträgliche Straßenplanung • Erweiterung der A 2 von 6 auf 8 Streifen mit beidseitigen Standstrei- • kritische Bedarfsanalyse fen • besondere Betroffenheiten aufgrund von Neutrassierungen minimieren • B 79 Ortsumgehung Wolfenbüttel • Anbauflächen von Sonderkulturen (Gemüsebau im Raum Wolfenbüttel) beachten • B 82 Ortsumgehung Schöningen

Rohstoffgewinnung Steuerung der Rohstoffgewinnung

– • Lagerstätte 1. Ordnung • gemeindliche Steuerung der Bodenabbauflächen

Band Band Schöningen (Braunkohle, Ton, Tonstein), Wolsdorf, Büddenstedt, • besondere Beachtung der Bodengüte des Deckmaterials Helmstedt, Süpplingen (Braunkohle), Dorstadt, Heiningen, Börßum, • abschnittsweise Inanspruchnahme und Wiederherrichtung

2 Hornburg, Schladen (Kies), Wolfenbüttel (Kies, Kalk und Kalkmergel- • Aufrechterhaltung der ordnungsgemäßen Be- u. Entwässerung stein) • Sicherung landwirtschaftlicher Wegeverbindungen • Beachtung eines arbeitswirtschaftlich günstigen Zuschnittes bei den verbleibenden landwirtschaft- • Lagerstätte 2. Ordnung lichen Flächen Kneitlingen (Naturwerkstein), Süpplingen (Sand), Winnigstedt • landwirtschaftliche Rekultivierung auf Teilflächen, besonders auf den Abraumflächen des Braun- (Kiessand) kohlebergbaus

• Gebiet mit potentiell wertvollen Rohstoffvorkommen Süpplingen, Wolsdorf, Helmstedt, Dahlum, Sickte (Sand), Kneitlingen (Kiessand, Naturstein), Remlingen (Kiessand), Ohrum, Dorstadt (Kies, Kiessand), Hornburg, (Kies), Erkerode (Naturstein)

Status Quo (LTR 7 Börde Ost) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Energiegewinnung Beteiligung der Landwirtschaft bei der Energiegewinnung Vorrangstandorte Windenergienutzung • Standortlenkung von Windkraftanlagen in Anbindung an das vorhandene landwirtschaftliche We- genetz WF 4 Oderwald / Asse 133 ha • flexible und flächensparende Kompensationsmaßnahmen WF 5/HE 4 Heeseberg/ Schöppenstedt 184 ha • regionale Projekte zur verstärkten Nutzung der Wasserkraft insbesondere bei vorhandenen Anla- WF 8 Oderwald / Cramme 31 ha gen und Staurechten WF 10 Asse / Remlingen 90 ha • örtliche Konzepte zur sinnvollen Verwertung der bei der Biogaserzeugung anfallenden Wärme-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 HE 2 Büddenstedt / Helmstedt 207 ha energie HE 9 Jerxheim/Söllingen 316 ha (Eignungsgebiet) Stützung regionaler Initiativen zur Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen, die aus der insgesamt 961 ha land- und forstwirtschaftlicher Erzeugung stammen z.B.: • Nutzung der Energieressourcen der Forsten Oderwald, Asse, Elm, Lappwald etc. Biogasanlagen • kommunale Projekte zur Etablierung vom Bioenergiedörfern (IZNE)

• 9 Biogasanlagen mit rd. 5,75 MWel im Teilraum erfasst • energetische Verwertung der Reststoffe aus der Landschaftspflege (Landschaftspflegeverband Wolfenbüttel) Kraftwerkstandorte • Zulieferung von nachwachsenden Rohstoffen zur energetischen Verwertung in Kraftwerken (z.B. • BKB-Kraftwerk Buschhaus KUP, Stroh) • weitgehende Bündelung der Leitungstrassen Leitungstrassen • Überlandleitungen 110 und 380 KV (Konzentration in den Räumen Büddenstedt und Helmstedt)

Natur- und Landschaftsschutz Einbeziehung der Landwirtschaft beim Landschafts- und Naturschutz –

NSG Band Band 10 NSG mit ca. 550 ha Gesamtfläche (25 ha LF) • Beteiligung der Landwirtschaft z.B. über Landschaftspflegeverband an der Flächenpflege • gezielte Besucherlenkung Anteil der LF an den NSG ca. 4 %

2 Anteil der LF in NSG an der Gesamt LF ca. 0,1 % LSG • Förderung der Kulturlandschaft über Regionale Programme z.B. unter Einbeziehung des Natur- BR 008 Heeseberg 23 ha parkkonzeptes BR 010 Salzwiese Barnstorf 3 ha • Bildung einer Kooperation „Landschaftsgestaltung und Landnutzung“ BR 011 Salzwiese Seckertrift • gemeinsame Erarbeitung von Entwicklungsmaßnahmen 5 ha • gezielte Erholungslenkung und Förderung unter Einbeziehung des Tourismus (Naturpark Elm- BR 012 Klotzberg 5 ha Lappwald, Region zwischen Elm und Asse) BR 020 Hahntal 2 ha • mit FI abgestimmte Wirtschaftswegekonzepte BR 040 Sandberg bei Hoiersdorf 3 ha BR 050 Kalksteinbruch und Halbtrockenrasen am Eich-Berg bei Hemkenrode 7 ha BR 076 Kalksteinbruch am Lohlberg 4 ha

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Status Quo (LTR 7 Börde Ost) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange BR 094 Reitlingstal 12 ha BR 106 Lappwald 493 ha

35 LSG mit ca. 17.200 ha Gesamtfläche (3.800 ha LF) Anteil der LF an den LSG ca. 22 % Anteil der LF in LSG an der Gesamt LF ca. 7 %

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Wasserwirtschaft Wasserwirtschaftliche Planungen im Konsens mit der Landwirtschaft Wasserregulierung • Erhaltung und Sicherung der Vorflut Dränagefläche rd. 26.000 ha (49 % der LF) • praxisnahe Umsetzung der Auflagen für die Landwirtschaft in Wasserschutzgebieten • Fortsetzung der Kooperationsarbeit und Sicherung der Zusatzberatung 4 WSG mit ca. 8.100 ha Gesamtfläche • besondere Berücksichtigung gebietsspezifischer Belange bei der Formulierung freiwilliger Verein- barungen

• Börßum • Bornum-Dorstadt • Halchter-Ohrum • Lutterspring

Anteil der LF an den WSG ca. 67 % Anteil der LF in WSG an der Gesamt LF ca. 10 %

Erholungsplanung Einbindung der Landwirtschaft in die Erholungsplanung

Band Band • Naherholungsnutzung im Umland von Wolfenbüttel (Oderwald, • abgestimmte Ausbau- und Nutzungskonzepte für Wege für die Landwirtschaft und die Erholungs- Lechlumer Holz), Helmstedt (Lappwald) nutzung (Synergieeffekte über Finanzierung und rechtliche Absicherung nutzen) • Wochenendausflügler aus Braunschweig und Wolfenbüttel in die • Einbindung der Land- und Forstwirtschaft in Erholungs- und Tourismuskonzepte (z.B. im Gebiet 2

Räume Oderwald, Asse, Elm und Lappwald des Naturparks Elm-Asse) • Vorranggebiete für Erholung in den Wäldern • Einrichtung von Erholungsanlagen auf Standorten, die in Abstimmung mit der örtlichen Landwirt- • Vorbehaltsgebiete für Erholung auch in den Agrarlandschaften an schaft festgelegt wurden (z.B. Naturpark Elm-Asse) den Randbereichen von Oderwald, Asse, Elm und Lappwald • Unterstützung der Landwirtschaft bei Unterhaltungs- und Pflegemaßnahmen von Landschafts- elementen und der Infrastruktur (z.B. über Landschaftspflegeverband Wolfenbüttel)

2.4.8 LTR 8 Harzvorland Status Quo (LTR 8 Harzvorland) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Siedlungs- und Verkehrsflächenentwicklung Berücksichtigung der Landwirtschaft in der gemeindlichen Bauleitplanung • bei der Ausweisung von Siedlungsgebieten Orientierung an den Flächen geringeren Ertragspo- Veränderung SuV 2011 tenzials, stärkerer Hängigkeit und geringerer Schlaggröße 2001 - 2011 • bei der Ausweisung von Gewerbegebieten besondere Berücksichtigung der Belastungswerte Bad Harzburg 1.319 ha 57 ha (Schwermetallgehalte) Baddeckenstedt 853 ha 5 ha • großflächige Versiegelungen müssen gezielt auf belastete Flächen und/oder Flächen geringeren

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Goslar 2.088 ha -81 ha Ertragsniveaus gelenkt werden. Langelsheim 937 ha 4 ha • Erhaltung von innerörtlichen Freiflächen im Umfeld der landwirtschaftlich Betriebe für die weitere Liebenburg 783 ha -70 ha Betriebsentwicklung und /oder als Schutzabstandsflächen Lutter a. B. 503 ha -13 ha • Berücksichtigung des landwirtschaftlichen Gebietscharakters bei Genehmigungen nach § 34 Schladen 801 ha 28 ha BauGB • zurückhaltende Siedlungsentwicklung in den noch landwirtschaftlich strukturierten Dörfern Seesen 1.628 ha -133 ha • Sicherung der Hofstellen einschließlich ihrer Entwicklungsräume und ihrer Umgebung durch Aus- Vienenburg 950 ha -5 ha weisung von Dorfgebieten in der verbindlichen Bauleitplanung

• Erstellung landwirtschaftlicher Fachbeiträge zur Abstimmung einer langfristigen nachhaltigen

Siedlungsentwicklung in Flächennutzungsplanverfahren Lage der erfassten Hofstellen zur Ortslage • Nutzung kommunaler Handlungsspielräume bei der Förderung und Zulassung wachsender land-

wirtschaftlicher Betriebe sowie von Verarbeitungsbetrieben % außerorts % innerorts • Erleichterung von Umbaumaßnahmen an landwirtschaftlichen Gebäuden Bad Harzburg 0,0 100,0 • Nutzung der Dorferneuerungsprogramme zur unmittelbaren Verbesserung der einzelbetrieblichen Baddeckenstedt 0,0 100,0 Produktionsbedingungen und Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe in den Orts- Goslar 14,3 85,7 lagen –

Band Band Langelsheim 30,8 69,2 • Erstellung eines Landwirtschaftlichen Fachbeitrages für neu in das Dorferneuerungsprogramm Liebenburg 3,8 96,2 aufgenommene Ortschaften Lutter a. B. 10,5 89,5 • weitere Anträge zur Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm wären aus landwirtschaftlicher 2 Schladen 10,0 90,0 Sicht besonders in folgenden Gemeinden (Gemeindeteilen) zu wünschen: Astfeld, Beuchte, Bornhausen, Bündheim, Engelade, Gr. Heere, Gustedt, Hahndorf, Harlingerode, Haverlah, Heiß- Seesen 22,5 77,5 um, Kl. Döhren, Kl. Elbe, Kl. Heere, Kl. Mahner, Langelsheim, Lautenthal, Münchehof, Nauen, Vienenburg 15,6 84,4 Neuenkirchen, Ostharingen, Schlewecke, Stauffenburg, Wartjenstedt, Westerode, Wolfshagen

• besondere Beachtung und Unterstützung „beengter Betriebe“ in allen Dörfern; schwerpunktmäßig

sind folgende Gemeinden (Gemeindeteile) zu nennen: Bornhausen, Engelade, Gr. Elbe, Gr. Rhü-

den, Gustedt, Herrhausen, Jerstedt, Kl. Döhren, Kl. Rhüden, Mechtshausen, Münchehof, Nauen,

Sehlde, Vienenburg, Weddingen, Westerode

• Freihaltung von Außenbereichsflächen mit günstigen Erschließungsmöglichkeiten (Wege, Was-

ser, Abwasser, Strom) für landwirtschaftliche Aussiedlungsvorhaben

• Erleichterung und Förderung von Aussiedlungsbetrieben

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Status Quo (LTR 8 Harzvorland) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange beengte Hofstellen im Ort • Einrichtung mit der Landwirtschaft abgestimmter Flächenpools für Ausgleichs- und Ersatzmaß- (Befragung LWK 2012, Prozentanteil aller erfassten Hofstellen) nahmen (z.B. auf ertragsarmen Standorten), gezielte Lenkung

% insgesamt % ohne Vieh % mit Vieh Bad Harzburg 61,6 36,6 25,0 Baddeckenstedt 58,8 29,4 29,4

Goslar 57,7 46,2 11,5

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Langelsheim 78,6 78,6 0,0 Liebenburg 46,2 7,7 38,5 Lutter a. B. 88,5 84,6 3,8 Schladen 63,2 31,6 31,6 Seesen 40,0 10,0 30,0 Vienenburg 74,6 36,6 38,0

Verkehrsplanung verträgliche Straßenplanung • A 7 Erweiterung von 4- auf 6-streifig, mit beidseitigem Neubau von • kritische Bedarfsanalyse Standstreifen • Durchschneidungsschäden bei Neutrassierung minimieren • B 3 Neubau zwischen Brunsen und Gr. Rhüden • flexible Handhabung der Eingriffsregelung zur Minimierung der landwirtschaftlichen Betroffenheit • B 6 Neubau zwischen Rhene und Baddeckenstedt • frühzeitige Flächenbevorratung durch den Planungsträger zur Bereitstellung geeigneter Tausch- • B 6 Ausbau zwischen Goslar und Salzgitter-Hohenrode Erweiterung flächen von 2- auf 4-streifig Rohstoffgewinnung Steuerung der Rohstoffgewinnung Berücksichtigung der Bodengüte und der Agrarstruktur bei der Abbaugenehmigung –

Band Band • Lagerstätte 1. Ordnung • vollständige Ausbeutung der laufenden Abbauten vor Neubeginn weiterer Tagebaue Wallmoden (Quarzsand) Vienenburg, Heere (Kies), Seesen • landwirtschaftliche Rekultivierung, wo Deckschichten ausreichender Bodengüte zur Verfügung (Kiessand) Langelsheim (Kalkstein) stehen 2

• Berücksichtigung hydrologischer Auswirkungen auf benachbarte landwirtschaftliche Flächen • Lagerstätte 2. Ordnung • gemeindliche Steuerung der Bodenabbauflächen in der Bauleitplanung unter Abwägung der Elbe, Haverlah, Lutter, Langelsheim, Bad Harzburg, (Kies), Schla- landwirtschaftlichen Belange den (Kiessand), Vienenburg (Kies, Kiessand) • abschnittsweise Inanspruchnahme und Wiederherrichtung • Aufrechterhaltung der ordnungsgemäßen Be- u. Entwässerung • Gebiet mit potentiell wertvollen Rohstoffvorkommen • Sicherung landwirtschaftlicher Wegeverbindungen Vienenburg, Bad Harzburg, Langelsheim, Hahausen (Kies), Sehlde • Beachtung eines arbeitswirtschaftlich günstigen Zuschnittes bei den verbleibenden landwirtschaft- (Ölschiefer) lichen Flächen

Status Quo (LTR 8 Harzvorland) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Energiegewinnung Beteiligung der Landwirtschaft bei der Energiegewinnung Vorrangstandorte Windenergienutzung • Standortlenkung von Windkraftanlagen in Anbindung an das vorhandene landwirtschaftliche We- genetz WF 7/SZ 3 Baddeckenstedt / Salzgitter 77 ha • flexible und flächensparende Anwendung der Eingriffsregelung in Verbindung mit der Errichtung GS 2 Bad Harzburg 6 ha von Windkraftanlagen GS 3 Vienenburg 53 ha • Förderung einer verstärkten Nutzung der Wasserkraft an Oker, Innerste, Radau etc. GS 4 Bad Harzburg 44 ha • örtliche Konzepte zur sinnvollen Nutzung der bei der Biogaserzeugung anfallenden Wärmeener-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 insgesamt 180 ha gie • Projekte zur energetischen Nutzung der Holzressourcen im Harz Biogasanlagen • Verwendung nachwachsender Rohstoffe aus der landwirtschaftlichen Erzeugung auf schwerme-

• 9 Biogasanlagen mit rd. 4,7 MWel im Teilraum erfasst tallbelasteten Flächen • weitgehende Bündelung der Leitungstrassen Kraftwerkstandorte • Wasserkraftnutzung am Hochbehälter Lewerberg (Fernwasserleitung „Ecker“ und „Grane-Ost“ bei Groß Döhren)

Leitungstrassen • Überlandleitungen 110 und 380 KV (besonders in den Räumen Büd- denstedt und Helmstedt)

Natur- und Landschaftsschutz Einbeziehung der Landwirtschaft beim Landschafts- und Naturschutz NSG 15 NSG mit ca. 1.150 ha Gesamtfläche (ca. 280 ha LF) • Angebot freiwilliger Vereinbarungen auch auf Nachbarflächen von NSG –

Band Band Anteil der LF an den NSG ca. 24 % Anteil der LF in NSG an der Gesamt LF ca. 1 % LSG

2 • Grenzziehung des LSG Harz in weitgehender Anlehnung an die Waldrandgrenze BR 004 Butterberggelände 6 ha • Gründung von Kooperationen zur Begleitung, Entscheidung und Kontrolle durchzuführender BR 009 Schlackenhalde Bredelem 2 ha Maßnahmen zur Kulturlandschaftsgestaltung BR 013 Silberhohl 3 ha • Angebot freiwilliger Vereinbarungen in einem gemeinsam festgelegten Suchraum entlang des BR 019 Vienenburger Kiesteiche 26 ha Waldrandes BR 043 Okertal 232 ha BR 045 Tönneckenkopf - Röseckenbach 20 ha BR 056 Pöbbeckenmühle 6 ha BR 058 Blockschutthalden am Rammelsberg 17 ha BR 066 Barley 19 ha BR 083 östlicher Langenberg 29 ha

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Status Quo (LTR 8 Harzvorland) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange BR 091 Osterfelder Tongruben 3 ha BR 127 Okertal südlich Vienenburg 206 ha BR 131 Mittleres Innerstetal mit Kahnstein 328 ha BR 141 Appelhorn 245 ha BR 142 Steinbruch Baddeckenstedt 6 ha

47 LSG mit 18.800 ha Gesamtfläche (ca. 3.500 ha LF)

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Anteil der LF an den LSG ca. 19 % Anteil der LF in LSG an der Gesamt LF ca. 11 %

Nationalpark Harz ca. 2.000 ha Gesamtfläche, Anteil der LF im Nationalpark an der gesam- ten LF < 1 %

Wasserwirtschaft Wasserwirtschaftliche Planungen im Konsens mit der Landwirtschaft 16 WSG mit ca. 10.700 ha Gesamtfläche • langfristige Sicherung der Wasserrechte für die Feldberegnung • Auerhahn- und Neuer Grumbacher Teich • Börßum Wasservorrang- und Wasserschutzgebiete • Bad Harzburg • Verzicht auf die Ausweisung weiterer WSG • Eckertalsperre • Sicherung der vorhandenen Kooperationen • Gelmke- und Dörpketal • Vereinfachung der Verwaltungsvorgänge in den WSG • Gosetal • Fortsetzung der Zusatzberatung und Abschluss freiwilliger Verträge

– • Granetalsperre • gezielte örtliche Ausrichtung der freiwilligen Vereinbarungen

Band Band • Großes Ammental • Innerstetalsperre

2 • Kellerhalsteich • Okertal • Ostlutter • Schladen • Seboldshausen • Seesen • Seesen-Rhüden

Anteil der LF an den WSG ca. 30 % Anteil der LF in WSG an der Gesamt LF ca. 8 %

Status Quo (LTR 8 Harzvorland) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Erholungsplanung Einbindung der Landwirtschaft in die Erholungsplanung

• Naherholungsgebiete um Bad Harzburg, Goslar, Langelsheim, • gezielte Lenkung der Erholungssuchenden; Überwachung bestehender Vorschriften (z.B. motori- Seesen sierter Verkehr auf Wirtschaftswegen, Müllentledigung) • Städtetourismus Bad Harzburg, Goslar • Einbindung der Landwirtschaft in Erholungs- und Tourismuskonzepte (Vereinbarungen zur Nut- • Urlauber im Harzvorland zung der Wirtschaftswege, Urlaub auf dem Bauernhof, Direktvermarkter etc.) • Vorrang und Vorbehaltsgebiete für Erholung in den Waldgebieten • Unterstützung der Landwirtschaft bei Unterhaltungs- und Pflegemaßnahmen von Landschafts-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 z.B. Hainberg, Wallmoden-Lutter-Berge, Harly, Schimmerwald elementen und der Infrastruktur, die der intensiven Erholungsnutzung dienen • Vorbehaltsgebiete für Erholung auch in Agrarlandschaften z.B. ent- lang des Harzrandes, bei Lutter, bei Bettingerode-Westerode

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2.4.9 LTR 9 Oberharz Status Quo (LTR 9 Oberharz) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Siedlungs- und Verkehrsflächenentwicklung Berücksichtigung der Landwirtschaft in der gemeindlichen Bauleitplanung • Sicherung hofnaher Grünlandflächen Veränderung • Beachtung von Triftwegen SuV 2011 2001 - 2011 • Einbeziehung von Haldenflächen für zukünftige Bauprojekte Braunlage 576 ha 7 ha • Sicherung der vorhandenen Hofstellen durch MD-Gebiete Oberharz 1.083 ha 102 ha • Erhaltung von innerörtlichen Freiflächen im Umfeld der landwirtschaftlichen Betriebe für die weite-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 re Betriebsentwicklung und /oder als Schutzabstand • Sicherung der Hofstellen einschließlich ihrer Entwicklungsräume und ihrer Umgebung durch Aus- Lage der erfassten Hofstellen zur Ortslage weisung von Dorfgebieten in der verbindlichen Bauleitplanung • insbesondere in der Ortslage von Clausthal-Zellerfeld sind „beengte“ viehhaltende Betriebe vorzu- % außerorts % innerorts finden, die hinsichtlich notwendiger Erweiterungs- oder Umbauvorhaben in den Genehmigungs- Braunlage 50,0 50,0 verfahren und der bauleitplanerischen Absicherung ihrer Investitionen die Unterstützung der Oberharz 80,0 20,0 Bergstadt bedürfen • Unterstützung der Betriebe bei Bauvorhaben, die dazu dienen, weitere Betriebszweige als Er- werbskombinationen aufzunehmen, z.B. Gebäude für die Milch- und Käseverarbeitung, oder Hausschlachtungen, für Heutrocknung und -lagerung, für Feriengäste etc. beengte Hofstellen im Ort • Weitere Anträge zur Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm wären aus landwirtschaftlicher (Befragung LWK 2012, Prozentanteil aller erfassten Hofstellen) Sicht besonders in folgenden Gemeinden (Gemeindeteilen) zu wünschen: Braunlage, Bunten- bock, Clausthal-Zellerfeld, Hohegeiß

% insgesamt % ohne Vieh % mit Vieh

– Braunlage 63,8 40,2 23,6

Band Band Oberharz 50,0 0,0 50,0

Verkehrsplanung

2 • B 4 Ortsumgehung Hohegeiß

• B 242 Ortsumgehung Clausthal-Zellerfeld

Rohstoffgewinnung Steuerung der Rohstoffgewinnung • Lagerstätte 1. Ordnung • betroffen sind forstwirtschaftliche Flächen; Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen sind aus landwirt- südlich von Bad Harzburg (Naturstein) schaftlicher Sicht innerhalb der Waldflächen durch eine ökologische Aufwertung zu schaffen

Status Quo (LTR 9 Oberharz) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange Energiegewinnung Beteiligung der Landwirtschaft bei der Energiegewinnung • keine Festlegung von Vorrangstandorten für Windenergienutzung im • aus landwirtschaftlicher Sicht bestehen keine Bedenken gegen eine Ausweitung der Windener- RROP 2008 vorhanden gienutzung im Oberharz • Standorte für Windenergieanlagen vorhanden • verstärkte Nutzung der Wasserkraft • Pumpspeicherkraftwerke als Speicher für Windenergiestrom Biogasanlagen • regionale Projekte zur umweltschonenden Verwendung von Holz zur Energiegewinnung • keine Biogasanlagen im Teilraum erfasst

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Kraftwerkstandorte • Wasserkraftwerke an den Talsperren (Ecker, Innerste, Grane, Oker)

Natur- und Landschaftsschutz Einbeziehung der Landwirtschaft beim Landschafts- und Naturschutz NSG 8 NSG mit ca. 1.014 ha Gesamtfläche (ca. 250 ha LF) Neben den vorhandenen NSG existieren umfangreiche Bergwiesen, die nach § 28a NNatG besonders geschützte Biotope darstellen. Die Erhaltung der Bergwiesen kann nur über eine entsprechende Pfle- Anteil der LF an den NSG ca. 24 % ge sichergestellt werden. Für eine nachhaltige Sicherung sind vor Ort existenzfähige Betriebe zu er- Anteil der LF in NSG an der Gesamt LF ca. 14 % halten. Hierfür bestehen z.B. folgende Möglichkeiten: • Grundförderung der viehhaltenden landwirtschaftlichen Betriebe zum Ausgleich der besonderen BR 006 Oberharz 164 ha naturräumlichen Bedingungen BR 055 Bergwiesengesellschaften bei Hohegeiß 16 ha • Abschluss von öffentlich – rechtlichen Verträgen zur Einhaltung der Auflagen und für die besonde- re Pflege der Eigentums- und Pachtflächen (Aufstockung des Erschwernisausgleichs) BR 064 Bärenbachstal 4 ha • Vergabe von Pflegeverträgen für die im öffentlichen Eigentum befindlichen Flächen an die örtliche BR 081 Bachtäler im Oberharz um Braunlage 384 ha Landwirtschaft BR 095 Bergwiesen bei St. Andreasberg 215 ha • Finanzierungssicherung über einen Fond (Beiträge: Land, Kreis, Kommune, Fremdenverkehrsab- gabe, Sponsoren, Fördervereine etc.)

– BR 105 Siebertal 37 ha

Band Band • langfristige Verträge, die zur Absicherung der landwirtschaftlichen Existenzgrundlage bzw. zur BR 111 Johanneser Bergwiesen 11 ha Absicherung von Investitionen geeignet sind BR 140 Wurmberg 182 ha • Projekte zur Förderung der Erzeugung und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte (Heu,Käse,

2 Fleisch)

1 LSG mit 31.500 ha Gesamtfläche (1.375 ha LF) • Förderung der Produktwerbung (Markenzeichen, Tourismus, Gastronomie) Anteil der LF am LSG ca. 4 % Anteil der LF im LSG an der Gesamt LF ca. 77 % LSG Bei der Anwendung der Schutzbestimmungen ist zur Existenzsicherung der landwirtschaftlichen Be- Nationalpark Harz triebe folgendes zu beachten: ca. 9.300 ha Gesamtfläche, Anteil der LF im Nationalpark an der gesam- • die ordnungsgemäße Grünlandnutzung und Viehhaltung darf zur Sicherung der langfristigen Bergwiesenpflege nicht eingeschränkt werden ten LF ca. 4 % • die Erstellung und Unterhaltung der nach öffentlichem Baurecht zu errichtenden baulichen Anla- gen (Weideunterstände, Melkstände etc.) ist von Einschränkungen freizustellen • bei gestalterischen Vorgaben ist darauf zu achten, dass ein angemessener Kostenrahmen bei privilegierten landwirtschaftlichen Bauvorhaben eingehalten werden muss • Genehmigungsverfahren sind unbürokratisch und schnell durchzuführen

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Status Quo (LTR 9 Oberharz) Vorschläge zur Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange • ordnungsrechtliche Auflagen sind durch Förderprogramme zu begleiten Wasserwirtschaft Wasserwirtschaftliche Planungen im Konsens mit der Landwirtschaft 15 WSG mit ca. 39.000 ha Gesamtfläche • praxisnahe Anwendung der Bewirtschaftungsauflagen in Wasserschutzgebieten • Alte Riefensbeek • gezielte örtliche Ausrichtung freiwilliger Vereinbarungen • Auerhahn- und Neuer Grumbacher Teich • Kombination mit örtlichen Programmen zur Unterstützung der Produktion und Vermarktung regio- • Bad Harzburg naler Produkte • Braunlage

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 • Eckertalsperre • Festenburg • Gelmke- und Dörpketal • Gosetal • Granetalsperre • Innerstetalsperre • Kellerhalsteich • Oberharz • Odertal • Okertal • Sösetalsperre • Seesen • Sonnenberg

Anteil der LF an den WSG ca. 4 % Anteil der LF in WSG an der Gesamt LF ca. 56 % –

Band Band Erholungsplanung Einbindung der Landwirtschaft in Erholungs- und Tourismuskonzepte (Urlaub, Direktvermark- • Tourismus und Urlaubsregion tung etc.) 2

• Nationalpark Harz • abgestimmte Förderkonzepte zur Erhaltung der Oberharzer Landwirtschaft (ressortübergreifend • Wochenendausflügler besonders aus dem Großraum Braunschweig, zwischen Naturschutz, Wirtschaftsförderung, Tourismus, Landwirtschaft etc. sowie regionsüber- den angrenzenden Landkreisen und dem Großraum Hannover greifend zwischen EU, Bund, Land, Bezirksregierung, Bergstädte etc.) • Urlauber (Wintersportler, Wanderer, Naturliebhaber etc.) • Honorierung der Landschaftspflegeleistung (Produkt: Bergwiese) • Oberharz überwiegend Vorranggebiete für Erholung (Wälder) • Aufbau einer regionalen Produktidentität z.B. für Fleisch und Heu (Projekt: Mit Harz und Verstand) • Agrarflächen (Grünland) überwiegend Vorbehaltsgebiete für Erho- oder auch Milch und Käse etc. und Durchführung eines professionellen Marketings für die Produk- lung te

3 Darstellung der Landwirtschaft im Regionalen Raumordnungs- programm

Die Landwirtschaft erfüllt im gesamten Groß- Mit der erstmaligen Erstellung des Landwirt- raum Braunschweig wichtige wirtschaftliche, schaftlichen Fachbeitrages im Jahr 2000 wur- soziale und ökologische Funktionen. Diese den bereits konkrete Vorschläge für die be- sind in den einzelnen landwirtschaftlichen schreibende wie auch zeichnerische Darstel- Teilräumen je nach Nutzungsschwerpunkt und lung der Landwirtschaft im Regionalen Raum- Betriebssystem unterschiedlich ausgeprägt. ordnungsprogramm für den Großraum Braun- Allerdings muss überall die wirtschaftliche schweig gegeben. Die Formulierungs- und Existenzfähigkeit zur Erfüllung aller Funktio- Abgrenzungsvorschläge wurden aus landwirt- nen im ländlichen Raum auch gegeben sein. schaftlich fachplanerischer Sicht erarbeitet. Die Regionalplanung kann helfen, Betriebs- Sie beinhalteten aber auch bereits wesentliche standorte und Flächen für die landwirtschaftli- Abwägungsmerkmale mit Belangen der Quer- che Produktion dort zu sichern, wo die regio- schnittsplanung und anderen Fachplanungen, nale Landwirtschaft in der Lage ist, wettbe- da sich die Landwirtschaft ihrer besonderen werbsfähig und umweltgerecht zu produzieren. Verantwortung für Landschaft und Umwelt Die Regionalplanung kann aber weiterhin auch bewusst ist. auf Regionen hinweisen und lenkend wie för- Besonderer Wert wurde seinerzeit auf die dernd tätig werden, wo die Landwirtschaft für Beteiligung der Arbeitsgruppen praktizierender die Region besondere Funktionen beispiels- Landwirte gelegt. Sowohl die textlichen For- weise durch Landschaftspflege, Förderung mulierungen als auch die Kartenentwürfe zur des Fremdenverkehrs und weiteres erfüllt. Abgrenzung der Vorbehaltsgebiete für die Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung der Landwirtschaft wurden in jedem Teilraum er- gesamten Region ist die Landwirtschaft flä- läutert, diskutiert und teilweise ergänzt und chendeckend im gesamten Großraum Braun- nachgebessert, sodass eine weitgehende schweig entsprechend ihrer spezifischen Aus- Akzeptanz mit den Arbeitsgruppen aller land- prägung und den vorhandenen Entwicklungs- wirtschaftlichen Teilräume erzielt werden möglichkeiten zu sichern und fortzuentwickeln. konnte. Mit der Fortschreibung des Landwirtschaftli- Landwirtschaftliche Betriebsstandorte, von wo chen Fachbeitrages werden diese Aussagen aus die umliegenden landwirtschaftlichen Flä- bestätigt bzw. an aktuelle Entwicklungen an- chen bewirtschaftet werden, befinden sich in gepasst und ergänzt. Auch hierbei ist die Ein- noch fast allen Ortschaften des Großraumes. bindung von Landwirten, Beratern und Land- Eine weitgehende Streuung der Hofstellen volk über zahlreiche Arbeitskreissitzungen wird auch zukünftig für die Aufrechterhaltung erfolgt. einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Bo- dennutzung erforderlich sein. Viele Ortschaf- Die in der beschreibenden Darstellung formu- ten im Großraum Braunschweig sind auch lierten Ziele beziehen sich direkt auf die im zumindest im Ortskern noch deutlich landwirt- Landesraumordnungsprogramm Niedersach- schaftlich geprägt und sollten als solche bau- sen enthaltenen Passagen, die in der folgen- leitplanerisch gesichert werden. den tabellarischen Zusammenstellung in Kapi- tel 5.1 jeweils in der linken Spalte zusammen- Die Ziele, die in der beschreibenden und gefasst werden. Die Formulierungen des gel- zeichnerischen Darstellung des Regionalen tenden RROP, in das bereits wesentliche Aus- Raumordnungsprogrammes aufgenommen sagen des Landwirtschaftlichen Fachbeitrages werden, sollten sowohl einen ausreichenden aus dem Jahr 2000 eingeflossen sind, finden Freiraum für unternehmerische Entscheidun- sich in der rechten Spalte wieder und bezie- gen und Entwicklungen landwirtschaftlicher hen sich jeweils auf das gesamte Gebiet des Betriebe belassen als auch eine Lenkungs- Großraumes Braunschweig. Teilraumspezifi- funktion zur Sicherung volkswirtschaftlicher sche Ausprägungen sollten in die Erläuterun- Ressourcen entfalten. gen aufgenommen werden. Hierfür wurde mit dem überarbeiteten landwirtschaftlichen Fach-

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 129

beitrag zum RROP Großraum Braunschweig NIBIS-Karten, die eine 7-stufige Klassifi- eine detaillierte Datengrundlage geschaffen. zierung beinhalten, hinzugezogen werden. • Für Planungsentscheidungen auf kommu- In den zeichnerischen Darstellungen des naler Ebene ist die Kartengrundlage auf- RROP Großraum Braunschweig werden Vor- grund des Maßstabes 1:50.000 nicht ge- behaltsgebiete für Landwirtschaft auf Grundla- eignet. Für Planungen auf Samtgemeinde ge der im Landesraumordnungsprogramm oder Gemeindeebene, z.B. bei der Aufstel- dargestellten Planzeichen dargestellt. Die lung eines neuen Flächennutzungsplanes, Vorbehaltsgebiete für Landwirtschaft aufgrund ist zur Beurteilung der Bodengüte eine einer relativ hohen natürlichen Ertragsqualität Kartengrundlage in geeignetem Maßstab des Bodens werden aus thematischen Karten (z.B. 1:10.000) erforderlich. des niedersächsischen Bodeninformationssys- tems (NIBIS) entnommen. Die zugrundelie- Die Vorbehaltsgebiete für Landwirtschaft auf- gende Methode wird in Teil I des Fachbeitra- grund der hohen wirtschaftlichen Leistungs- ges (Kapitel Verbreitung und Bewertung der und Wettbewerbsfähigkeit sowie der Pflege Böden) ausführlich beschrieben. Bei der Nut- der Kulturlandschaft werden nach teilraum- zung der Kartengrundlage zur Abgrenzung spezifischen Kriterien ermittelt. Es handelt sich von Vorbehaltsgebieten sollten folgende Vo- um die aus Sicht der Fachplanung wichtigsten raussetzungen beachtet werden: Kriterien, die jeweils besondere Funktionen der Landwirtschaft in den einzelnen Teilräu- • Die Standortkartierung basiert auf Boden- men widerspiegeln. Sie werden in einem Krite- schätzungsgrundlagen, die insbesondere rienkatalog vorgestellt. In der anliegenden durch verbesserte Datenerfassung, me- Karte wird das jeweilige Kriterium durch eine thodische Überarbeitungen und sich än- unterschiedliche farbige Schraffur kenntlich dernde Bodenwasser- und Nutzungsver- gemacht. hältnisse auch Veränderungen in der Be- wertung unterliegen. So ist beim LBEG be- Vorranggebiete für die Landwirtschaft sind reits die BK50 in Bearbeitung, die auf- bisher nicht im RROP verankert worden. Als grund der Erstellung und Datenhaltung ei- Teilaspekt der Ausweisung von Vorranggebie- nige qualitative Unterschiede, insbesonde- ten für Freiraumfunktionen nahm die landwirt- re eine deutlich höhere räumliche und in- schaftliche Nutzung im Rahmen eines multi- haltliche Auflösung, im Vergleich zu den funktionalen Sicherungsansatzes sowohl hin- vorangegangenen Kartenwerken bzw. - sichtlich der Gewichtung als auch der metho- serien aufweist. In gewissen zeitlichen Ab- dischen Herleitung eine untergeordnete Rolle ständen, insbesondere wenn neue Kartie- ein. Die explizite Sicherung regional oder rungen durch das LBEG für das Ver- überregional bedeutsamer und besonders bandsgebiet vorliegen, ist deshalb eine hochwertiger (z.B. nach Bodengüte, Agrar- Anpassung und Fortschreibung erforder- struktur etc.) Flächen vor konkurrierenden lich. Nutzungsansprüchen ist damit nur bedingt • Moorflächen wie auch Teilflächen in Flur- möglich. Nachfolgend wird daher auf Grundla- neuordnungsverfahren sind nicht bewertet. ge der im Landesraumordnungsprogramm Bei Planungsentscheidungen über „weiße eingeräumten regionalen Gestaltungsmöglich- Flächen“ sind deshalb die Originalkarten keiten über die Vorbehaltsgebiete Landwirt- einzusehen und gegebenenfalls eine Be- schaft hinaus auch eine Vorschlagskulisse für wertung der Bodengüte nachzuholen. Vorranggebiete für die Landwirtschaft darge- • Die vorgeschlagene Abgrenzung der Vor- stellt. behaltsgebiete Landwirtschaft nach den Bodenkarten des LBEG ergibt einen gro- ben Überblick über die regionale natürli- che Ertragskraft der Standorte bei acker- baulicher Nutzung ohne Beregnung im Großraum Braunschweig. Für Planungs- entscheidungen auf regionaler Ebene soll- ten zusätzlich die zugrundeliegenden

130 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 1

3.1 Beschreibende Darstellung der Landwirtschaft

Landesraumordnungsprogramm Regionales Raumordnungsprogramm Hinweise LROP 2012 (Auszug) RROP 2008 (Auszug) Landwirtschaftlicher Fachbeitrag

3.2.1 Landwirtschaft, Forstwirtschaft, 2.1 Landwirtschaft zu LROP 3.2.1_1 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Fischerei (1) Die landwirtschaftlichen Flächen im Die landwirtschaftlichen Nutzflächen stellen eine existenzielle (1) Die Landwirtschaft soll in allen Lan- Großraum Braunschweig sollen wegen Grundlage für die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung dar desteilen als raumbedeutsamer und die ihrer Bedeutung und sind als solche nachhaltig zu sichern und zu entwickeln. Diese Kulturlandschaft prägender Wirtschafts- vorrangige Funktion ist im planerischen Handeln bei allen raumbe- zweig erhalten und in ihrer sozio- • für die Nahrungsmittelproduktion, deutsamen Vorhaben zu berücksichtigen und im Bewusstsein der ökonomischen Funktion gesichert wer- • als natürliche Grundlage für den regio beteiligten Akteure zu verankern. Die regionale Versorgung der den. nalen Wirtschaftsfaktor Landwirtschaft, Bevölkerung mit gesunden und qualitativ hochwertigen Nahrungs- • für die nachhaltige Energiegewinnung, mitteln ist sicherzustellen. (2) Die Wettbewerbsfähigkeit der Land- • für Natur- und Klimaschutz, wirtschaft soll gestärkt werden, wobei • für Erholung und Tourismus sowie Für eine Landwirtschaft, die darüber hinaus mit der Flächenbewirt- ökonomische und ökologische Belange • als wesentliche Elemente der Kultur- schaftung vielfältige sozio-ökonomische Funktionen für die Gesell- in Einklang gebracht werden sollen. landschaft schaft wahrnimmt und ein stabilisierendes Element in einem durch gesichert und entwickelt werden. Der den demographischen Wandel betroffenen Raum darstellt, müssen –

Band Band (3) Bewirtschaftungsformen, durch die Landwirtschaftliche Fachbeitrag soll als die im Hinblick auf eine wettbewerbsfähige und nachhaltige land- die Landwirtschaft eine besondere Funk- fachliche Grundlage für die Sicherung wirtschaftliche Produktion erforderlichen Rahmenbedingungen er-

2 tion für den Naturhaushalt, die Land- und Entwicklung der Belange der Land- halten werden.

schaftspflege, die Erholung und die Ge- wirtschaft fortgeschrieben werden. staltung und Erhaltung der ländlichen Die sozio-ökonomischen Funktionen der Landwirtschaft sind räum- Räume hat, sollen erhalten und weiter- (2) Die Flächen für die landwirtschaftli- lich je nach Standortbedingungen unterschiedlich ausgeprägt, in entwickelt werden. che Nutzung und die Standorte landwirt- ihrer Gesamtheit aber flächendeckend raumbedeutsam. Es ist da- schaftlicher Betriebe sollen insbesondere her erforderlich, landwirtschaftliche Strukturen sowohl im ländlichen (4) Die Landwirtschaft soll bei der Um- in den im Freiraumsicherungs- und Ent- Raum als auch in den Randbereichen von städtisch geprägten Ge- stellung, Neuausrichtung und Diversifi- wicklungskonzept für den Großraum bieten, d.h. in allen Teilräumen des Verbandsgebietes, zu erhalten zierung unterstützt werden, damit so Braunschweig benannten Bereichen mit und zu fördern. Arbeitsplätze gesichert oder neu ge- großräumig verstärkter Siedlungstätigkeit 131

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Landesraumordnungsprogramm Regionales Raumordnungsprogramm Hinweise LROP 2012 (Auszug) RROP 2008 (Auszug) Landwirtschaftlicher Fachbeitrag

schaffen werden. gesichert und entwickelt werden. Gleichwertige Arbeits- und Lebensbedingungen sind für die land- wirtschaftlichen Familien durch den Erhalt und die Förderung der (5) Die Belange der Küsten- und Binnen- (3) Die Funktion landwirtschaftlicher Ge- Infrastrukturen im ländlichen Raum zu sichern. Dies umfasst als fischerei sind bei allen raumbedeutsa- biete für die energetische Nutzung für die Bereiche der täglichen Daseinsvorsorge u.a. leistungsfähige Ver- Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 men Planungen und Maßnahmen zu Windenergie, Biogasanlagen, Holz- und Entsorgungsstrukturen, Bildungs- und Sozialeinrichtungen so- berücksichtigen. schnitzel etc. und der Anbau und die wie Informations- und Kommunikationsstrukturen. Die aufgestock- Verwendung nachwachsender Rohstoffe ten Finanzmittel aus der 2. Säule der EU-Strukturpolitik sollen ver- sollen gesichert und entwickelt werden. stärkt zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen auf Begründung den noch bewirtschafteten landwirtschaftlichen Hofstellen einge- (4) Die großräumige ökologische Vernet- setzt werden. Zu Ziffer 01, Satz 1: zung im Großraum Braunschweig soll In Niedersachsen werden rund 50 % der unter Berücksichtigung der landwirt- Landesfläche landwirtschaftlich genutzt. schaftlichen Nutzung gesichert und ent- zu LROP 3.2.1_2 In den einzelnen Teilräumen wirtschaften wickelt werden. Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit landwirtschaftlicher Betrie- die Betriebe unter sehr unterschiedlichen be angesichts stark veränderlicher politischer, marktwirtschaftlicher natürlichen und agrarstrukturellen Be- (5) Konzepte zur agrarstrukturellen Si- und natürlicher Rahmenbedingungen sowie der damit zunehmen- triebs- und Produktionsbedingungen. cherung und zur Entwicklung des ländli- den Dynamik dieses Wirtschaftszweiges sind regulierende planeri- chen Raums sollen in die Regionalent-

– Dementsprechend ist die Struktur der sche Festsetzungen auf ein zum Ausgleich von Nutzungskonkur-

Band Band niedersächsischen Landwirtschaft vielfäl- wicklung eingebunden werden. renzen erforderliches Mindestmaß zu reduzieren und unternehme- tig: Auf den sehr fruchtbaren Böden ha- rische Handlungsfreiräume zu erhalten.

2 ben sich die Betriebe weitgehend auf (6) Zum Schutz einer nachhaltigen

Ackerbau spezialisiert. In den Grünland- Landbewirtschaftung sind Gebiete mit Mit einer an den Grundsätzen der ordnungsgemäßen Landbewirt- regionen der norddeutschen Tiefebene einem mittleren bis hohen Ertragspoten- schaftung und an der guten fachlichen Praxis orientierten Wirt- wird vor allem Grünlandwirtschaft betrie- zial als "Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft schaftsweise ist sowohl ökonomischen als auch ökologischen Be- ben, mit entsprechendem Besatz an (aufgrund hohen, natürlichen, standort- langen Rechnung zu tragen. Der Betriebsmitteleinsatz in der Land- Rindern und Milchkühen. In Südolden- gebundenen landwirtschaftlichen Er- wirtschaft ist zu optimieren und umweltgerechte Produktionsverfah- burg haben sich die Betriebe meist auf tragspotenzials)" in der zeichnerischen ren sowie Verfahren zur artgerechten Nutztierhaltung sind fortzu- Veredelungswirtschaft spezialisiert. Darstellung festgelegt. Alle raumbedeut- entwickeln. Kooperationen von landwirtschaftlichen Betrieben, Ver- samen Planungen und Maßnahmen sol- bände und Zusammenschlüsse, Versuchs- und Pilotvorhaben, die len so abgestimmt werden, dass diese diesen Zielen dienen, sind zu unterstützen.

Landesraumordnungsprogramm Regionales Raumordnungsprogramm Hinweise LROP 2012 (Auszug) RROP 2008 (Auszug) Landwirtschaftlicher Fachbeitrag

Zu Ziffer 01, Sätze 2 bis 4: Gebiete in ihrer Eignung und besonderen Konventionelle und ökologische Bewirt- Bedeutung möglichst nicht beeinträchtigt Die zur Feldberegnung erforderlichen Wasserrechtsmengen sind schaftungsformen sind zu erhalten und werden. langfristig und mit der gebotenen Flexibilität bedarfsgerecht zu si- zu entwickeln, das schließt auch den chern. Im Hinblick auf den Klimawandel soll die Entwicklung was- Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Anbau nachwachsender Rohstoffe ein. (7) Zur Darstellung und zur Sicherung sersparender Beregnungstechniken, die Verbesserung des Was- Erwerbsalternativen wie ländlicher Tou- ihrer Funktionen für serdargebotes und der Aufbau von Beregnungsstrukturen auch in rismus oder Direktvermarktung sind zu • die Kulturlandschaftspflege, den bisher nicht beregneten Teilräumen des Verbandsgebietes fördern. Aufgaben im Rahmen der Pflege • den Bodenschutz auf Immissionsflä- unterstützt werden. Die Abwasserlandbehandlung auf landwirt- der Kulturlandschaften als Beitrag zum chen, schaftlich genutzten Flächen ist langfristig zu sichern. Sie soll auch Natur- und Umweltschutz, zur Erholung • die Produktion auf Beregnungsflächen zukünftig im Sinne der Kreislaufwirtschaft eine landbauliche Ver- und zu anderen Funktionen (z.B. Klima, für die regionale Verarbeitung und wertung der im Abwasser enthaltenen pflanzenverfügbaren Nähr- Grundwasserneubildung) gehören eben- • die Direktvermarktung stoffe und eine Förderung der Grundwasserneubildung gewährleis- falls dazu. sind landwirtschaftliche Gebiete als ten. Erweiterungsmöglichkeiten der Abwasserverbandsgebiete sind "Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft (auf- planerisch abzusichern. Die künftige Entwicklung der landwirt- grund besonderer Funktionen der Land- schaftlichen Bodennutzung und Tierhal- wirtschaft)" in der Zeichnerischen Dar- Die Landwirtschaft soll mit der Produktion nachwachsender Roh- tung wird in starkem Maße durch die stellung festgelegt. Alle raumbedeutsa- stoffe, der Nutzung regenerativer Energiequellen und der landbauli- Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik men Planungen und Maßnahmen sollen chen Verwertung von Sekundärrohstoffen zu einer Schonung der –

Band Band der Europäischen Union beeinflusst. Seit so abgestimmt werden, dass diese Ge- natürlichen Ressourcen und zu einer nachhaltigen Kreislaufwirt- 2005 greift die Entkopplung der Direkt- biete in ihrer Eignung und besonderen schaft beitragen. Hierbei soll insbesondere durch den Einsatz von

2 zahlungen von der Produktion. Art und Bedeutung möglichst nicht beeinträchtigt Wirtschaftsdünger aus viehstarken Regionen Niedersachsens ein

Umfang der Produktion werden danach werden. Die Funktionen der Landwirt- Beitrag zur Entzerrung von Nährstoffströmen und zur nachhaltigen im Wesentlichen nur noch vom Markt schaft für die regionale Abwasserentsor- Nährstoffverwertung geleistet werden. bestimmt, wodurch es zu Standortverla- gung werden in der Zeichnerischen Dar- gerungen der Produktion kommen kann. stellung als "Vorbehaltsgebiet Abwasser- Ein weiterer Rückgang der Viehhaltung im Verbandsgebiet ist im Mit Maßnahmen zur Entwicklung des verwertungsfläche" festgelegt. Interesse einer regionalen Erzeugung und der Sicherung der land- ländlichen Raumes sind die Vorausset- wirtschaftlichen Einkommensgrundlagen zu vermeiden. Die Mög- zungen für eine wettbewerbsfähige, lichkeiten des Einstiegs in die Viehhaltung bzw. der Viehbestands- nachhaltige sowie natur- und land- Begründung aufstockung ist den landwirtschaftlichen Betrieben als Anpas- schaftsverträgliche, sich an den Ansprü- sungsoption an veränderte Marktbedingungen durch weitestgehen- 133

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Landesraumordnungsprogramm Regionales Raumordnungsprogramm Hinweise LROP 2012 (Auszug) RROP 2008 (Auszug) Landwirtschaftlicher Fachbeitrag

chen der Gesellschaft orientierende Als größter Flächennutzer im Großraum de planerische Freiräume zu erhalten. Landwirtschaft zu schaffen. Braunschweig entfaltet die Landwirt- schaft ein Bündel raumwirksamer Funk- Die Ausrichtung auf eine marktorientierte, leistungsfähige Agrarpro- Gebiete, in denen die landwirtschaftliche tionen. Aufgrund der differierenden bo- duktion bedarf auch einer ständigen Fortentwicklung der landeskul- Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Bodennutzung aufgrund einzelner oder denklimatischen Standortbedingungen turellen Standortfaktoren (z.B. Schlaggröße, Wirtschaftswege). mehrerer ihrer vielfältigen Funktionen und der Realnutzung hat die Landwirt- Diese Entwicklungsfähigkeit ist zu sichern. Das landwirtschaftliche erhalten bleiben soll, können in den Re- schaft in den naturräumlichen Regionen Wege- und Gewässernetz ist aufgrund seiner Bedeutung für die gionalen Raumordnungsprogrammen als des Verbandsgebietes unterschiedliche Flächenbewirtschaftung und die Erschließung der Kulturlandschaft Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft festge- Bedeutungen für die Raumentwicklung. in einem Zustand zu erhalten, der den steigenden Nutzungsansprü- legt werden. In diesen Gebieten wird die So weist der in den Börden höhere pro- chen Rechnung trägt. Konfliktpotentiale mit Freizeit- und Erho- besondere Bedeutung der Landwirtschaft zentuelle Anteil der Ackerfläche an den lungsnutzungen sollen durch abgestimmte Konzepte minimiert wer- gegenüber konkurrierenden Nutzungs- Kreisgebieten auf eine größere wirt- den. Zur Begleitung des landwirtschaftlichen Strukturwandels sind ansprüchen durch ein Berücksichti- schaftliche Bedeutung hin als in den Anpassungen der Bewirtschaftungsstrukturen durch Flurneuord- gungsgebot abgesichert. Die Festlegung Bereichen mit starker Bewaldung (Harz, nungsverfahren zu begleiten. Die ordnungsgemäße Gewässerun- von Vorbehaltsgebieten Landwirtschaft Heide) oder in den kreisfreien Städten terhaltung trägt unter Beachtung der Naturschutzbelange dafür soll auf der Grundlage einer Erhebung Braunschweig und Wolfsburg. In diesen Sorge, dass Bewirtschaftungserschwernisse auf den landwirtschaft- und Bewertung der regionsspezifischen Teilräumen treten neben den wirtschaftli- lichen Nutzflächen vermieden werden. Merkmale, Flächenansprüche und Funk- chen Funktionen der Landwirtschaft auch –

Band Band tionen der Landwirtschaft erfolgen. Hier- andere Funktionen wie Kulturland- Hofstellen der landwirtschaftlichen Betriebe sollen in ihrer Funktio- für stellt ein landwirtschaftlicher Fachbei- schaftspflege und regionale Nahversor- nalität und ihrem Bestand gesichert werden, wobei zukünftige Ent-

2 trag eine geeignete Planungsgrundlage gung etc. in den Vordergrund. wicklungsmöglichkeiten vorausschauend zu berücksichtigen und

dar. heranrückende Nutzungskonkurrenzen insbesondere unter dem Als ein Teil der Landbewirtschaftung ist Gesichtspunkt des Immissionsschutzes zu vermeiden sind. Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft kön- der ökologische Landbau anzusehen, nen aufgrund eines oder mehrerer der der im Großraum Braunschweig kontinu- nachfolgend genannten Kriterien geplant ierlich wächst: Ende des Jahres 2003 zu LOP 3.2.1_3 werden: wirtschafteten 60 landwirtschaftliche Die Kulturlandschaft ist sowohl in ihrer Funktion für eine marktorien- Betriebe auf 7.233 ha Fläche ökologisch tierte, leistungsfähige Agrarproduktion (Schlaggröße, Wirtschafts- 1. Hohe natürliche Ertragskraft nach den Bestimmungen der Öko- wege) als auch in ihrer ökologischen Funktion (Strukturelemente) Für die Acker- und Grünlandnutzung Verordnung. Damit vergrößerte sich ge- zu sichern und zu entwickeln. Letzteres bedarf einer abgestimmten,

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stellt die natürliche Ertragskraft des Bo- genüber dem Jahr 1999 die Zahl der produktionsintegrierten Kulturlandschaftspflege mit marktfähigen dens eine Rahmenbedingung dar, die landwirtschaftlichen Betriebe um unge- Landschaftspflegeleistungen, bei denen die Landwirtschaft ange- über Art, Qualität und Menge der Pro- fähr 100 % und die ökologisch bewirt- messen zu beteiligen ist. duktion mitentscheidet. Selbst wenn die schaftete Fläche um 4.662 ha (+ 181 %). Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 Abhängigkeit von den natürlichen Bo- Grund und Boden ist in seinen vielfältigen Funktionen, insbesonde- deneigenschaften inzwischen deutlich Die Landwirtschaft im Großraum Braun- re als Produktionsgrundlage der Landwirtschaft, zu erhalten. Flä- abgenommen hat, stellen Gebiete mit schweig wird durch die Reform der Ge- chenbeanspruchende Nutzungen sind zu minimieren und auf hoher natürlicher Ertragskraft dennoch meinsamen Europäischen Agrarpolitik im Standorte zu lenken, die für die Landwirtschaft aufgrund ihrer Er- Gunsträume für die Landwirtschaft dar. Juni 2003 entscheidend verändert. Kern- tragsfähigkeit und ihrer agrarstrukturellen Merkmale keine hervor- Für eine nachhaltige, Ressourcen scho- punkte der Reform sind die Entkopplung gehobene Bedeutung besitzen. nende Landbewirtschaftung werden die- von Beihilfen von der Produktion des se Böden deshalb langfristig besonders jeweiligen landwirtschaftlichen Betriebes Gebiete, die für die Landwirtschaft und deren raumbedeutsame günstige Voraussetzungen bieten. und die Bindung der Direktzahlungen an Funktionen einen besonders hohen Stellenwert besitzen, sind in der die Einhaltung von Umwelt-, Lebensmit- zeichnerischen Darstellung als „Vorranggebiet Landwirtschaft“ so- 2. Hohe wirtschaftliche Leistungs- und telsicherheits- und Tierschutznormen wie „Vorranggebiet Abwasserlandbehandlung“ festgelegt. Die Flä- Wettbewerbsfähigkeit (Cross-Compliance). Gleichzeitig werden chen und Bewirtschaftungsstrukturen in diesen Vorranggebieten Dort, wo die Landwirtschaft die räumli- europaweit anteilig Mittel der Direktzah- sind hinsichtlich ihrer Eignung für die landwirtschaftliche Bodennut- chen Bedingungen für eine hohe wirt- lungen einbehalten, um Maßnahmen zur zung zu sichern und zu entwickeln. Raumbedeutsame Planungen –

Band Band schaftliche Leistungs- und Wettbewerbs- Entwicklung des ländlichen Raums zu und Maßnahmen in diesen Gebieten müssen mit der vorrangigen fähigkeit vorfindet, kann die Landwirt- fördern (Modulation). Hierunter fallen u.a. Zweckbestimmung Landwirtschaft vereinbar sein. Die Vorrangge-

2 schaft ihre Einkommens- und Beschäfti- Agrarumweltmaßnahmen, Maßnahmen biete sind insbesondere vor Bebauung und Versiegelung zu schüt-

gungswirkung im ländlichen Raum im zur Verbesserung des Tierschutzes oder zen. besonderen Maß erzielen. Entsprechen- die Förderung bestimmter landwirtschaft- de räumliche Bedingungen können z. B. licher Investitionen. Durch eine zukünftig Als Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft sind Gebiete dargestellt, die die Nähe zu Absatzmärkten bzw. Verar- an Marktpreisen orientierte Produktion durch eine hohe natürliche Ertragskraft, eine hohe wirtschaftliche beitern, eine verkehrsgünstige Lage, das werden sich die landwirtschaftlichen Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit oder einen außergewöhnli- Vorliegen der Voraussetzungen für Son- Strukturen z.B. Kulturenwahl, Viehbe- chen Beitrag zur Pflege der Kulturlandschaft gekennzeichnet sind. derkulturen (z.B. klimatische Vorausset- stand ändern. In diesem Kontext sind zungen) oder für Beregnungen sein. auch die für die Region Braunschweig • Die natürliche Ertragsfähigkeit der landwirtschaftlichen Flächen Gebiete, in denen aus regionalwirtschaft- bedeutsamen Veränderungen durch die ist zu erhalten und zu entwickeln. Grundlage hierfür sind die 135

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Landesraumordnungsprogramm Regionales Raumordnungsprogramm Hinweise LROP 2012 (Auszug) RROP 2008 (Auszug) Landwirtschaftlicher Fachbeitrag

licher Sicht ein besonderes Interesse an Reform der Zuckermarktordnung und die Prinzipien der ordnungsgemäßen Landbewirtschaftung, die Erhalt und Weiterentwicklung der Land- Förderung der Biogasproduktion sowie standort- und betriebsangepasst anzuwenden sind. wirtschaft besteht, kommen als Vorbe- Biokraftstoffen auf nationaler Ebene zu • Die Kopplung von landwirtschaftlicher Produktion und Verarbei- haltsgebiete in Frage. sehen. tung im Ländlichen Raum ist aufgrund ihrer besonderen struktu- Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 rellen Bedeutung zu erhalten und auszubauen. Es sind geeig- 3. Pflege der Kulturlandschaft In der Beschreibenden Darstellung sind nete Rahmenbedingungen zu schaffen, die den hierbei gege- Die Landwirtschaft prägt das Erschei- sieben Grundsätze für die Entwicklung, benen spezifischen Bewirtschaftungs- und Standortanforderun- nungsbild der Kulturlandschaft. Zugleich Ordnung und Sicherung der Freiraum- gen gerecht werden. hat die Art und Intensität der Landbewirt- funktion Landwirtschaft formuliert, die • Die Kombination von landwirtschaftlicher Erzeugung und regio- schaftung entscheidend Einfluss auf den über die bestehenden landwirtschaftli- naler Vermarktung ist zur nachhaltigen Sicherung der landwirt- Zustand der Umweltmedien Wasser und chen Nutzung hinaus sowohl die Neuori- schaftlichen Einkommen und zu Förderung einer verbraucher- Boden sowie auf die Arten- und Lebens- entierung der landwirtschaftlichen Be- nahen Lebensmittelproduktion weiterzuentwickeln. Geeignete raumvielfalt in der Kulturlandschaft. In triebe im Energiepflanzenanbau als auch Maßnahmen zur Unterstützung der entsprechenden Funktionen Gebieten, in denen die Landwirtschaft zukünftig erweiterte Funktionen der sind zu entwerfen, gezielt in die dargestellten Gebiete zu lenken einen besonderen Beitrag zur Pflege der Landwirtschaft für Natur und Landschaft und Finanzierungsmöglichkeiten zu initiieren und zu bündeln. Kulturlandschaft und ihrer Schutzgüter unterstützen. Das RROP nimmt damit • Die landwirtschaftliche Flächennutzung soll in den Teilberei- leistet, liegt es im öffentlichen Interesse, die sich abzeichnenden Veränderungen chen des Verbandsgebietes besonders geschützt werden, in dass der Landbewirtschaftung in Abwä- auf. Die regionalplanerischen Grundsät- – denen die Bewirtschaftung eine wesentliche Grundlage für den

Band Band gung mit anderen Nutzungsbelangen ein ze berücksichtigen ferner auch die Aus- Erhalt der Kulturlandschaft und der Naherholung sowie für die besonderes Gewicht beigemessen wird. wirkungen auf den ländlichen Raum so- Funktionssicherung des Naturhaushaltes darstellt.

2 wie auf Natur und Landschaft, die sich • Im Interesse des Boden- und des Grundwasserschutzes ist die

Neben den Vorbehaltsgebieten Land- aus den Umstrukturierungen in der gezielte landwirtschaftliche Nutzung von Immissionsflächen mit wirtschaft können in den Regionalen Landwirtschaft aufgrund der veränderten Schwermetallanreicherungen im Verbandsgebiet aufrecht zu Raumordnungsprogrammen weiterhin Agrarpolitik voraussichtlich ergeben wer- erhalten. Die Produktion und Verarbeitung von nachwachsen- Vorrang- bzw. Vorbehaltsgebiete Grün- den. den Rohstoffen sowie die Umsetzung von Maßnahmen der landbewirtschaftung, -pflege und produktionsintegrierten Kompensation soll in diesen Gebieten -entwicklung ausgewiesen werden. Mit Die fachliche Grundlage für die Neuauf- besonders gefördert werden. diesen Instrumenten können die Festle- stellung des RROP bildet der Landwirt- gungen zu landwirtschaftlich genutzten schaftliche Fachbeitrag zum RROP für Flächen weiter spezifiziert werden. Für den Großraum Braunschweig, der in Teil

Landesraumordnungsprogramm Regionales Raumordnungsprogramm Hinweise LROP 2012 (Auszug) RROP 2008 (Auszug) Landwirtschaftlicher Fachbeitrag

die Festlegung von Vorrang- bzw. Vor- I die Situation der Landwirtschaft und in zu LOP 3.2.1_4 behaltsgebieten kommen insbesondere Teil II die Leitbilder und Potenziale für Die Sicherung und Ansiedlung verarbeitender Unternehmen soll solche Gebiete in Frage, in denen die die Landwirtschaft differenziert für neun auch im Hinblick auf eine stabile landwirtschaftliche Einkommens- Sicherung der landwirtschaftlichen Dau- landwirtschaftliche Teilräume (LTR) 1 bis grundlage gefördert werden. Für aufgegebene Verarbeitungsstan- Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 ergrünlandnutzung im Interesse des 9 aufzeigt. In der regionalplanerischen dorte soll eine Folgenutzung angestrebt werden, die der regionalen Arten- und Biotopschutzes und des Er- Abstimmung der Freiraumfunktionen sind Landwirtschaft weiterhin Absatzmöglichkeiten erhält. Erweiterungs- halts des Landschaftsbildes liegen. Dies die Aussagen aus dem Landwirtschaftli- flächen für verarbeitende Unternehmen sollen planerisch abgesi- gilt z.B. für Feuchtgrünland und für Grün- chen Fachbeitrag mit ihren teilräumlichen chert werden. land, das in Natura 2000-Gebieten als Schwerpunktsetzungen in das FREK Nist-, Rast- und Äsungsfläche dient und 2005 eingeflossen. Es sollen günstige Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, so Voraussetzung für das Erreichen ge- dass die bei der Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte entste- setzter Erhaltungsziele der Schutzgebie- (1) Im RROP sind nach § 2 Abs. 2 Nr. 10 henden Reststoffe im Interesse geschlossener Stoffkreisläufe wie- te ist. Die Ausweisung von Vorrang- und ROG "… die räumlichen Voraussetzun- derverwertet werden. Vorbehaltsgebieten Grünlandbewirt- gen (…) zu schaffen oder zu sichern, schaftung, -pflege und -entwicklung kann dass die Landwirtschaft als bäuerlich Die Erschließung neuer Absatzmärkte für regional erzeugte land- so dazu dienen, die Schutz- und Nut- strukturierter, leistungsfähiger Wirt- wirtschaftliche Produkte soll unterstützt werden. Dabei sollen, ins- zungsbestimmung der gemäß Abschnitt schaftszweig sich dem Wettbewerb ent- besondere in enger Abstimmung zwischen Landwirtschaft und In- 3.1.3 festgelegten Vorranggebiete Natu- sprechend entwickeln kann und gemein- dustrie, die Möglichkeiten der Erzeugung, Verarbeitung und Ver- –

Band Band ra 2000 auf der Regionalplanungsebene sam mit einer leistungsfähigen, nachhal- marktung von nachwachsenden Rohstoffen genutzt werden. weiter zu konkretisieren. tigen Forstwirtschaft dazu beiträgt, die

2 natürlichen Lebensgrundlagen zu schüt- Die Direktvermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse im Ver-

Zu Ziffer 05: zen sowie Natur und Landschaft zu pfle- bandsgebiet soll gestärkt werden. Dabei ist auch eine stärkere Ein- Die Belange der Binnen- und Küstenfi- gen und zu gestalten. Flächengebunde- bindung der Vermarktung regional erzeugter Spezialitäten in die scherei werden nur in begrenztem Um- ne Landwirtschaft ist zu schützen; land- Werbekonzepte und Veranstaltungen des Fremdenverkehrs anzu- fang durch fachgesetzliche Normen be- wirtschaftlich und als Wald genutzte Flä- streben. rücksichtigt. Aus diesem Grund ist eine chen sind in ausreichendem Umfang zu Festlegung im Landesraumordnungs- erhalten. In den Teilräumen ist ein aus- Die Vermarktung von regionalen Erzeugnissen, die nach bestimm- programm erforderlich, um die Belange gewogenes Verhältnis landwirtschaftlich ten Richtlinien produziert werden bzw. besondere Qualitätskriterien in raumbedeutsame Planungsabwägun- und als Wald genutzter Flächen anzu- erfüllen, ist zu fördern. Hilfestellung beim Aufbau von Marketing- gen einbringen zu können. Die Wettbe- streben." und Qualitätssicherungssystemen sowie Unterstützung der Öffent- 137

138

Landesraumordnungsprogramm Regionales Raumordnungsprogramm Hinweise LROP 2012 (Auszug) RROP 2008 (Auszug) Landwirtschaftlicher Fachbeitrag

werbsfähigkeit der Fischerei soll dadurch lichkeitsarbeit ist zu leisten. gestärkt und deren nachhaltige Entwick- lung gefördert werden. Durch diese Fest- legung werden die Belange der Fischerei Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 zu LOP 3.2.1_5 abwägungsrelevant bei der Entschei- Erwerbsmäßige Teichwirtschaften sowie deren nachhaltige Bewirt- dung über raumbedeutsame Planungen schaftung sind in ihrer Existenz zu sichern. und Maßnahmen. Die Belange der Fi- Naturschutz- und umweltschutzbedingte Auflagen sind hinsichtlich scherei sind nicht nur in den Küstenge- ihrer Wirkung auf die Existenzfähigkeit der Teichwirtschaft zu prü- wässern und den vorhandenen Binnen- fen und mit vorhandenen positiven Auswirkungen (z.B. Erhaltung gewässern, sondern auch an neu ent- schützenswerter wassergebundener Arten und Lebensräume, stehenden Bodenabbaugewässern zu Wasser- und Nährstoffrückhaltung) abzugleichen. berücksichtigen. An solchen Gewässern ist die Sportfischerei grundsätzlich zuläs- sig.

Band Band

2

3.2 Vorranggebiete für Landwirtschaft

Das Landesraumordnungsprogramm Nieder- mehr wird hierzu festgestellt, dass im Fall feh- sachsen benennt für die Sicherung landwirt- lender Planzeichen für Festlegungen der Regi- schaftlicher Flächen als Vorbehaltsgebiet onalen Raumordnungsprogramme diese im Landwirtschaft in den Regionalen Raumord- Hinblick auf eine landesweite Standardisierung nungsprogrammen konkrete Ausweisungskrite- mit der obersten Landesplanungsbehörde ab- rien (vgl. Kapitel 3.1) und hält in Anlage 3 für gestimmt werden sollen. die zeichnerische Darstellung das Planzeichen Vor diesem Hintergrund wurden für die zeich- „Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft“ bereit. Ein nerische und beschreibende Darstellung sowie Planzeichen „Vorranggebiet Landwirtschaft“ die Begründung zum Regionalen Raumord- wird dagegen nicht ausdrücklich im Landes- nungsprogramm für den Großraum Braun- raumordnungsprogrammes aufgeführt. Dies schweig im Hinblick auf die Ausweisung von schließt eine entsprechende raumordnerische Vorranggebieten Landwirtschaft entsprechende Sicherung auf Ebene der Regionalen Raum- Vorschläge entwickelt. ordnungsprogramme jedoch nicht aus. Viel-

3.2.1 Methodische Ableitung der Vorschlagskulisse Vorranggebiete Landwirtschaft

Kleinste Darstellungseinheit für die Abgrenzung stellt daher mit dem standortbezogenen natürli- potentieller Vorranggebiete Landwirtschaft im chen Ertragspotential einen Vergleichsmaßstab landwirtschaftlichen Fachbeitrag sind die Feld- bereit, anhand dessen das nachhaltige durch- blöcke. Sie umfassen jeweils eine zusammen- schnittliche Leistungsvermögen eines Bodens hängende landwirtschaftlich genutzte Fläche, bei optimaler Bewirtschaftung abgebildet wird. die von im Gelände nachvollziehbaren Gren- Eingang in diese Bewertung finden ertragsbil- zen, wie z.B. Gräben, Feldgehölzen oder We- dende Standortfaktoren wie die Wasser- und gen, umgeben ist. Ein Feldblock kann von ei- potentielle Nährstoffversorgung, die Durchwur- nem oder mehreren Betrieben bewirtschaftet zelbarkeit und das Klima. Die Klassifizierung werden und in einen oder mehrere Schläge erfolgt in sieben Stufen von äußerst gering bis unterteilt sein. Feldblöcke sind als Abgren- äußerst hoch und findet für den landwirtschaft- zungseinheit im Rahmen der GAP- lichen Fachbeitrag auf der Bezugsebene Bo- Flächenprämien zur Flächenidentifizierung denregion Anwendung. eingeführt worden. Jeder Feldblock ist durch In den Teilräumen der Geest wird die natürliche einen Flächenidentifikator, d.h. eine 16-stellige Ertragsfähigkeit durch den Standortfaktor Feld- Zahl, gekennzeichnet. beregnung ergänzt. Die Feldberegnung trägt über ihren strukturellen Einkommensbeitrag Die Bewertung von Flächen im Hinblick auf die hinaus zu einer qualitativen und quantitativen von der Landwirtschaft wahrzunehmenden Sicherung der Erträge sowie einer optimierten gesamtgesellschaftlichen Funktionen muss den Nährstoffverwertung bei und stützt damit auf Besonderheiten verschiedener teilräumlicher vielfältige Weise die von der Landwirtschaft zu Standortbedingungen im Verbandsgebiet erfüllenden Funktionen. Rechnung tragen. Die natürlichen und agrar- Rückschlüsse auf die flächengebundene Wert- strukturellen Kriterien für eine Herleitung land- schöpfung im ländlichen Raum können aus wirtschaftlicher Vorranggebiete in den Teilräu- dem Kulturartenverhältnis gezogen werden. men unterscheiden sich insofern in ihrer Rele- Hackfrüchte, Mais und Sonderkulturen zeich- vanz und fließen in unterschiedlichem Umfang nen sich in der Regel durch einen vergleichs- in die Bewertung ein. weise hohen Einkommensbeitrag aus bzw. sind durch eine Verzahnung mit regionalen Ver- Als wichtigste Produktionsgrundlage bestimmt marktungs- oder Verarbeitungsstufen gekenn- der Boden maßgeblich die Rahmenbedingun- zeichnet. gen unter denen Landwirtschaft stattfindet. Das Für eine wirtschaftliche und effiziente Flächen- Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie bewirtschaftung nimmt die Größenstruktur der

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 139

Bewirtschaftungseinheiten eine Schlüsselstel- Aus der nachstehenden Abbildung 17 ist zu lung ein. Während Schlaggrößen veränderlich entnehmen, welche Bewertungsmaßstäbe und und im Zuge des Strukturwandels stetig anstei- –methoden für die Einstufung der Feldblöcke gend sind, bilden Feldblockgrößen in dieser herangezogen worden sind. Diese aufgeführten Hinsicht das langfristig maßgebliche Kriterium. Schritte sind im gesamten Verbandsgebiet für In der Geest erhält die Feldblockgröße nicht ca. 30.000 Feldblöcke mit einer landwirtschaft- zuletzt mit Blick auf die langfristig anzustreben- lichen Nutzfläche von rund 250.000 ha vollzo- de Etablierung von Linear- und Kreisbereg- gen worden. nungsanlagen einen zusätzlichen Stellenwert.

Abbildung 17: Methodische Ableitung der Vorranggebiete Landwirtschaft

Gewichtung Gewichtung in in % % Klassen- Beispiel Kriterien Faktor mit Bereg- ohne Bereg- bildung nung nung (LTR 1 bis 3) (LTR 4 bis 8) ackerbauliches Division der Ertragspotenzial gewichteten (Aepot) Aepot-Klasse durch Anzahl 50 65 Stufe 5 5/7 x 0,5 = der Klassen (= 0,36 7)

Beregnung mit Beregnung 1 15 0 beregnet 1 x 0,15 = ohne Bereg- 0 0,15 nung

Anteil DB- starker Früchte in % (Hackfrüchte, Sonderkulturen, Mais) 0 bis 5 0,2 5 bis 20 0,4 15 15 25 % 0,6 x 0,15 = 20 bis 35 0,6 0,09 35 bis 50 0,8 über 50 1

Feldblockgröße in ha 0 bis 5 0,2 5 bis 20 0,4 20 20 25 ha 0,6 x 0,20 = 20 bis 35 0,6 0,12 35 bis 50 0,8 über 50 1 Wertzahl des Feld- Summe 100 Summe 100 blocks 0,72

140 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Abbildung 18: Ableitung der Vorranggebiete Landwirtschaft im Teilraum Oberharz Ge- Klassen- wich- Kriterium Faktor Beispiel bildung tung in % in m Hofnähe bis 1.000 1 50 350 m 1 x 0,5 =0,5 weiter als 1.000 0

Hangneigung in % 0 bis 6 1 6 bis 9 0,8 9 bis 12 0,6 30 7 % 0,8 x 0,3= 0,24 12 bis 15 0,4 über 15 0,2

Feldblock- größe in ha 0 bis 5 0,2 5 bis 10 0,4 10 bis 15 0,6 20 8 ha 0,4 x 0,2= 0,08 15 bis 20 0,8 über 20 1

Wertzahl des Feldblocks Summe 100 0,83

Die Landwirtschaft im Oberharz ist ausschließ- besseren Berücksichtigung der betrieblichen lich durch Grünlandbewirtschaftung und Tier- und naturräumlichen Voraussetzungen daher haltung geprägt, so dass mit den oben darge- die für den Viehtrieb wichtige Lage der Bewirt- stellten Bewertungskriterien keine raumordne- schaftungsflächen zur Hofstelle und die Flä- risch sinnvolle Flächendifferenzierung erfolgen chenneigung als Kriterien angehalten. kann. Neben der Feldblockgröße werden zur

3.2.2 Textliche Festlegungen zur Darstellung von „Vorranggebieten Landwirtschaft“

Beschreibende Darstellung: Gebiete, die für die Landwirtschaft und deren raumbedeutsame Funktionen eine besonders hohe Bedeutung besitzen, sind in der zeichnerischen Darstellung als „Vorranggebiet Landwirtschaft“ fest- gelegt. Die Flächen und Bewirtschaftungsstrukturen in diesen Vorranggebieten sind hinsichtlich ihrer Eignung für die landwirtschaftliche Bodennutzung zu sichern und zu entwickeln. Raumbedeutsame Planungen und Maßnahmen in diesen Gebieten müssen mit der vorrangigen Zweckbestimmung ver- einbar sein.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 141

Begründung schung und Landeskunde und die Enquete- Die Landwirtschaft nimmt u.a. mit der Sicher- Kommission »Schutz des Menschen und der stellung der Nahrungsmittelversorgung und der Umwelt« fordern darüber hinausgehend ein Pflege der Kulturlandschaft in allen Teilgebie- Nullwachstum beim Flächenverbrauch41. ten des Großraumes Braunschweig wichtige gesellschaftliche Aufgaben wahr. Als Wirt- Neben der Senkung des Flächenverbrauchs schaftsfaktor trägt sie darüber hinaus zur Stabi- muss eine nachhaltige Bodennutzungsstrategie lisierung des ländlichen Raumes bei. Ihre we- jedoch auch eine Lenkungswirkung im Hinblick sentliche Existenzgrundlage stellen die land- auf qualitative Aspekte, d.h. die besondere wirtschaftlichen Nutzflächen dar. Standorte, auf Eignung von Flächen für verschiedene Nut- denen infolge der natürlichen und agrarstruktu- zungsansprüche, beinhalten. Ein wesentliches rellen Voraussetzungen besonders günstige Problem ist nach Feststellung der Kommission Produktionsbedingungen vorzufinden sind, Bodenschutz des Umweltbundesamtes (KBU) genießen im Hinblick auf einen nachhaltigen der Verbrauch von Böden mit regional oder Betriebsmitteleinsatz und die erzielbare Wert- überregional hoher Bodenfruchtbarkeit, die sich schöpfung einen hohen Stellenwert. Im Hinblick meist unter landwirtschaftlicher Nutzung befin- auf die vorgenannten gesamtgesellschaftlichen den42. Hingegen werden Böden mit geringer Funktionen ist die raumordnerische Sicherung natürlicher Bodenfruchtbarkeit oder extremen solcher Gunststandorte daher von Bedeutung. Standorteigenschaften häufig schon aus Natur- Grundsätzlich sind im Regionalen Raumord- schutzgründen oder etwa zum Schutz der Bio- nungsprogramm zu diesem Zweck bereits Vor- diversität geschützt (z. B. Trockenrasen, behaltsgebiete Landwirtschaft festgelegt wor- Feuchtgebiete, Moore). Die KBU fordert daher, den. Bei der Entscheidung über konkrete dass regional besonders fruchtbare Böden raumbeanspruchende Planungen und Maß- unter Schutz gestellt werden müssen und eine nahmen hat sich jedoch gezeigt, dass den Inanspruchnahme für andere Zwecke auszu- landwirtschaftlichen Nutzflächen in der Abwä- schließen ist. gung vergleichsweise wenig Gewicht beige- Die Produktionsfunktion der Böden gewinnt mit messen wird. Im Zeitraum 2001 bis 2011 nahm Blick auf den Klimawandel sowie die konkurrie- die landwirtschaftliche Nutzfläche auf Ebene renden Nutzungsansprüche für Lebens- und des Verbandsgebietes um mehr als 6.000 ha Futtermittel sowie den Biomasseanbau für ab. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche ist da- energetische und stoffliche Nutzung einen stei- gegen im gleichen Zeitraum um mehr als 3.800 genden Stellenwert. ha angestiegen39. Dieser Anstieg zieht in der Regel einen erheblichen weiteren Flächenbe- Auch die von der Niedersächsischen Landes- darf für die naturschutzrechtlich gebotenen regierung eingesetzte Kommission „Energie Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen nach sich. und Ressourceneffizienz“ stellt fest, dass sich Sowohl Siedlungs- und Verkehrsflächen als der Nutzungsdruck auf die landwirtschaftlichen auch Kompensationsflächen werden vorwie- Produktionsflächen erheblich verstärkt hat. Da gend auf landwirtschaftlichen Nutzflächen um- es sich hierbei um eine endliche und sich stetig gesetzt. verknappende Ressource handelt, sind an eine effiziente Flächennutzung besonders hohe Vergleichbare Entwicklungen vollziehen sich Maßstäbe anzulegen 43. bundesweit und haben dazu geführt, dass im Sinne des Ressourcenschutzes eine deutliche Für die Raumordnung ergibt sich hieraus, dass Reduzierung dieser Flächeninanspruchnahme über die Bestrebungen zur Reduzierung der angestrebt wird. Zum Ausdruck kommt dies Flächeninanspruchnahme hinaus flächenbean- u.a. in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundes- spruchende oder bewirtschaftungsbeschrän- regierung, nach der bis zum Jahr 2020 die kende Maßnahmen und Planungen vorzugs- bundesweite Zunahme der Siedlungs- und weise auf Flächen gelenkt werden, die eine Verkehrsfläche von derzeit etwa 70 ha auf 30 vergleichsweise geringere Bedeutung für die ha pro Tag begrenzt werden soll 40. Der Rat für Landwirtschaft und die von ihr wahrgenomme- Nachhaltige Entwicklung, der Rat von Sachver- nen gesellschaftlichen Funktionen besitzen. ständigen für Umweltfragen, die Naturschutz- verbände und die Akademie für Raumfor-

142 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Im Regionalen Raumordnungsprogramm wird Anlagen und örtliche Erschließungseinrich- diesen Zusammenhängen mit der Festlegung tungen zur Erzeugung von Energie aus re- von Vorranggebieten für Landwirtschaft ent- generativen Quellen (z.B. Windkraft oder sprochen. In der zeichnerischen Darstellung Biomasse). In der Regel sind diese mit ei- leiten sich die Vorranggebiete aus den Ergeb- ner landwirtschaftlichen Nutzung vereinbar nissen des Landwirtschaftlichen Fachbeitrages oder liegen dieser wie im Fall der Biogas- ab, der eine Differenzierung der Nutzflächen erzeugung zugrunde. Die landwirtschaftli- nach ihrer landwirtschaftlichen Wertigkeit vor- che Bodennutzung ist von einem Klima- nimmt und damit die fachlichen Grundlagen für wandel über veränderte Temperatur- und eine raumordnerische Sicherung der beson- Niederschlagsverhältnisse direkt betroffen. ders begünstigten Standorte bereitstellt. Ein verstärkter Ausbau der regenerativen Energieerzeugung und eine damit einher- Den unterschiedlichen naturräumlichen Vo- gehende Reduzierung klimaschädlicher raussetzungen und den flächendeckend be- Emissionen tragen in diesem Sinne zur Si- deutsamen Funktionen der Landwirtschaft im cherung wertvoller landwirtschaftlicher Verbandsgebiet wird dabei insofern Rechnung Nutzflächen bei. getragen, als die dargestellte Flächendifferen- • Vorhaben des der regionalen Landwirt- zierung auf Ebene von neun landwirtschaftli- schaft unmittelbar vor- und nachgelagerten chen Teilräumen mit vergleichbaren standörtli- Bereiches, d.h. der Erbringung von Vorleis- chen und betrieblichen Strukturen erfolgt. tungen und der Weiterverarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Hieraus In der zeichnerisch dargestellten Gebietskulis- leitet sich in der Regel ein Standortvorteil se „Vorranggebiet Landwirtschaft“ werden mit für die Bewirtschaftung der umliegenden der textlichen Zielfestlegung flächenbeanspru- landwirtschaftlichen Nutzflächen ab. chende und bewirtschaftungsbeschränkende Planungen und Maßnahmen grundsätzlich Die zeichnerische Darstellung der Vorrangge- ausgeschlossen. Dies bedeutet, dass u.a. eine biete Landwirtschaft im RROP ist mit den Be- Flächeninanspruchnahme für Zwecke der Sied- langen der Siedlungsentwicklung abzuwägen. lungsentwicklung, die Errichtung von im Sinne Die Ausweisung von Siedlungsflächen wird mit des Baurechts gewerblichen Tierhaltungsanla- der Festlegung der Vorranggebiete nicht unter- gen, bewirtschaftungsbeschränkende Planun- bunden, sondern zur Schonung der raumord- gen des Naturschutzes oder Ausgleichs- und nerisch besonders wertvollen landwirtschaftli- Ersatzmaßnahmen im Rahmen der natur- chen Nutzflächen gelenkt. Soweit im Einzelfall schutzfachlichen Eingriffsregelung in Vorrang- aufgrund unvorhersehbarer Entwicklungen die gebieten Landwirtschaft in der Regel nicht zu- Notwendigkeit einer Inanspruchnahme von lässig sind. Vorranggebieten Landwirtschaft für Siedlungs- erweiterungen gesehen wird, sollen die Mög- Als vereinbar mit der Festlegung Vorranggebiet lichkeiten hierzu im Rahmen eines Zielabwei- Landwirtschaft gelten dagegen insbesondere chungsverfahrens geprüft werden. die nachfolgend aufgeführten Vorhaben, die vornehmlich in Verbindung mit der landwirt- schaftlichen Flächennutzung stehen und diese begünstigen: • Vorhaben die einem landwirtschaftlichen oder gartenbaulichen Betrieb im Sinne des § 35 BauGB Abs. 1 Nr. 1 und 2 dienen. Hier ist ein Flächenbezug bereits Grundla- ge der baurechtlichen Privilegierung. • Verkehrswege, Erschließungseinrichtun- gen, landeskulturelle Maßnahmen oder gemeinschaftliche Anlagen, die einen Be- zug zur Flächenbewirtschaftung aufweisen.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 143

3.2.3 Textliche Festlegungen zur Darstellung von „Vorranggebieten Landwirtschaft - Was- serrecycling/Kreislaufwirtschaft“

Beschreibende Darstellung: Gebiete, in denen die landwirtschaftlich genutzten Flächen über ihre Produktionsfunktion hinaus die Grundlage für eine Kreislaufwirtschaft in der Abwasserverwertung bilden und damit eine besonders hohe raumbedeutsame Funktion wahrnehmen, sind in der zeichnerischen Darstellung als „Vorrang- gebiet Landwirtschaft - Wasserrecycling/Kreislaufwirtschaft“ festgelegt. Die Flächen und Bewirtschaf- tungsstrukturen in diesen Vorranggebieten sind hinsichtlich ihrer Eignung für die landwirtschaftliche Bodennutzung in Verbindung mit der Abwasserverregnung zu sichern und zu entwickeln. Raumbe- deutsame Planungen und Maßnahmen in diesen Gebieten müssen mit der vorrangigen Zweckbe- stimmung vereinbar sein.

Aufgrund der besonderen gesellschaftlichen Kreislaufwirtschaft/Wasserrecycling“ verwen- Funktionen der landwirtschaftlichen Flächen in det, das im Vergleich zum „Vorranggebiet den Gebieten der Abwasserverbände Braun- Landwirtschaft“ auf einer anderen methodi- schweig und Wolfsburg werden diese als Vor- schen Ableitung und Veranlassung basiert. ranggebiet „Landwirtschaft- Kreislaufwirtschaft / Wasserrecycling“ mit einem gesonderten Plan- zeichen gekennzeichnet. Flächenbeanspruchende und bewirtschaf- tungsbeschränkende Planungen und Maßnah- Die hier betriebene Kreislaufwirtschaft, auf die men werden in der zeichnerisch dargestellten bereits in Teil I des Fachbeitrages näher ein- Gebietskulisse „Vorranggebiet Landwirtschaft – gegangen worden ist, spiegelt in besonderem Kreislaufwirtschaft/Wasserrecycling“ grundsätz- Maße die Wahrnehmung gesellschaftlicher lich ausgeschlossen. Funktionen durch die Landwirtschaft wider. Im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Maßnah- Grundlage dieser Kreislaufwirtschaft sind ge- men mit der festgelegten vorrangigen Zweck- eignete Flächen, die bestimmung gelten in den Vorranggebieten Landwirtschaft - Wasserrecycling / Kreislauf- • eine landwirtschaftliche Nutzung aufweisen wirtschaft besondere Beurteilungsmaßstäbe. • die erforderlichen bodenkundlichen Vo- Aufgrund der besonderen standörtlichen, recht- raussetzungen erfüllen und lichen und infrastrukturellen Voraussetzungen • in räumlichem Bezug zu den abwasser- können keine Freistellungen oder Ausnahmen technischen Anlagen der Siedlungszentren über den Rahmen hinaus erfolgen, den das stehen. Wasserverbandsrecht den Abwasserverbänden Braunschweig und Wolfsburg einräumt. Zur Die Flächen bedürfen daher aufgrund ihres Verdeutlichung dieses Umstandes sowie aus- Beitrages zur nachhaltigen Verwertung von grund der abweichenden Ableitung der Ge- Nährstoffen, zum sparsamen Umgang mit der bietskulisse wird ein gesondertes Planzeichen Ressource Wasser sowie der Sicherung von verwendet, dass sich in der Zeichnerischen Erträgen und Einkommen in der Landwirtschaft Darstellung von den Vorranggebieten Land- eines besonderen raumordnerischen Schutzes wirtschaft abgrenzt. vor konkurrierenden Nutzungsansprüchen.

In der zeichnerischen Darstellung der Vor- schlagskulisse wird hierfür ein gesondertes Planzeichen „Vorranggebiet Landwirtschaft –

144 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

3.2.4 Vorschlagskulisse für die zeichnerische Festlegung von Vorranggebieten Landwirt- schaft

ENTWURF VOR BETEILIGUNGSVERFAHREN 2015

ENTWURF VOR BETEILIGUNGSVERFAHREN 2015

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 145

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Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 149

3.3 Vorbehaltsgebiete für Landwirtschaft

Gemäß Landesraumordnungsprogramm Nie- Landbewirtschaftung in Abwägung mit anderen dersachsen können Vorbehaltsgebiete Land- Nutzungsbelangen ein besonderes Gewicht wirtschaft aufgrund eines oder mehrerer der beigemessen wird.“ nachfolgend genannten Kriterien geplant wer- den: Die Funktionen sind von allgemeinem gesell- schaftlichem Nutzen und genießen eine be- 1. Hohe natürliche Ertragskraft sondere regional bedeutsame Wertschätzung. Für die Acker- und Grünlandnutzung stellt die Die Landwirtschaft erbringt damit ökologische natürliche Ertragskraft des Bodens eine Rah- Leistungen oder stellt einen regional besonders menbedingung dar, die über Art, Qualität und bedeutsamen Wirtschaftsfaktor im ländlichen Menge der Produktion mitentscheidet. Selbst Raum dar. Die Erhaltung der genannten Funk- wenn die Abhängigkeit von den natürlichen tionen bedarf einer (regionalen) Förderung und Bodeneigenschaften inzwischen deutlich abge- Unterstützung. Die Darstellung der Gebiete nommen hat, stellen Gebiete mit hoher natürli- erfolgt diesbezüglich zukunftsorientiert und cher Ertragskraft dennoch Gunsträume für die maßnahmenbezogen. Es handelt sich somit Landwirtschaft dar. Für eine nachhaltige, Res- um die Darstellung räumlicher Schwerpunkte, sourcen schonende Landbewirtschaftung wer- in denen bestimmte Maßnahmen und Entwick- den diese Böden deshalb langfristig besonders lungen initiiert, unterstützt oder konkret durch- günstige Voraussetzungen bieten. geführt werden sollen. In Anlehnung an diese Struktur werden für das Regionale Raumord- 2. Hohe wirtschaftliche Leistungs- und nungsprogramm die nachfolgenden Vorbe- Wettbewerbsfähigkeit haltsgebiete Landwirtschaft abgegrenzt. Dort, wo die Landwirtschaft die räumlichen Bedingungen für eine hohe wirtschaftliche Leis- Gegenüber der bisherigen Darstellung im tungs- und Wettbewerbsfähigkeit vorfindet, Landwirtschaftlichen Fachbeitrag ist zu den kann die Landwirtschaft ihre Einkommens- und Vorbehaltsgebieten Landwirtschaft folgendes Beschäftigungswirkung im ländlichen Raum im anzumerken: besonderen Maß erzielen. Entsprechende • Vorbehaltsgebiete aufgrund einer hohen räumliche Bedingungen können z. B. die Nähe natürlichen Ertragskraft werden auf der zu Absatzmärkten bzw. Verarbeitern, eine ver- Grundlage der aktuellen Karten des LBEG kehrsgünstige Lage, das Vorliegen der Voraus- fortgeschrieben. setzungen für Sonderkulturen (z.B. klimatische • Die Gebietskulissen für Kulturlandschafts- Voraussetzungen) oder für Beregnungen sein. pflege, Bodenschutz, Kombination land- Gebiete, in denen aus regionalwirtschaftlicher wirtschaftlicher Erzeugung und Vermark- Sicht ein besonderes Interesse an Erhalt und tung sowie Kopplung landwirtschaftlicher Weiterentwicklung der Landwirtschaft besteht, Produktion und Verarbeitung in ländlich kommen als Vorbehaltsgebiete in Frage. strukturierten Gebieten werden beibehal- ten. 3. Pflege der Kulturlandschaft • Vorbehaltsgebiete aufgrund besonderer Die Landwirtschaft prägt das Erscheinungsbild Funktionen im städtischen Umfeld der der Kulturlandschaft. Zugleich hat die Art und Oberzentren lassen sich nur unzureichend Intensität der Landbewirtschaftung entschei- anhand von fachlichen Kriterien abgrenzen dend Einfluss auf den Zustand der Umwelt- und werden in der Fortschreibung des medien Wasser und Boden sowie auf die Ar- Fachbeitrages daher nicht weiter aufge- ten- und Lebensraumvielfalt in der Kulturland- führt. schaft. In Gebieten, in denen die Landwirt- • Vorbehaltsgebiete Abwasserverregnung schaft einen besonderen Beitrag zur Pflege der gehen in der Vorschlagskulisse der Vor- Kulturlandschaft und ihrer Schutzgüter leistet, ranggebiete Wasserrecycling/Kreislaufwirt- liegt es im öffentlichen Interesse, dass der schaft auf.

150 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Abbildung 19: Systematik der Vorbehaltsgebiete für Landwirtschaft

Funktion und Zweck der Räumliche Abgrenzung und Maß- Kriterium gemäß LROP raumordnerischen Siche- nahmen rung 1. Hohe natürliche Er- tragskraft a) hohes natürliches Produktionsfunktion: Ressour- Bodenkarten des LBEG standortgebundenes Er- censchonende Produktion von Differenzierung in 7 Stufen für die im tragspotential (ohne Be- Nahrungs- und Futtermitteln Verbandsgebiet vorhandenen Boden- regnung) sowie nachwachsenden Roh- regionen stoffen Vorbehaltsgebiete bilden die Ertrags- Bodenschutzfunktion: Erhal- klassen 4 – 7. Die Hinzunahme der tung der natürlichen Ertragsfä- mittleren Ertragsstufe (4) trägt der Be- higkeit, Erhaltung des Frei- deutung der landwirtschaftlichen Nut- raumes und Schutz vor weite- zung besonders in der Geestregion rer Inanspruchnahme insbe- Rechnung. sondere vor Bebauung und Die getrennte Klassifizierung in den Versiegelung einzelnen Bodenregionen relativiert die sehr großen Bodenunterschiede. Diese Unterteilung ist aufgrund der großen Flächenausdehnung und der geologi- schen Unterschiede innerhalb des Großraumes Braunschweig erforder- lich. 2. Hohe wirtschaftliche Leistungs- und Wettbe- werbsfähigkeit a) Kopplung von landwirt- Qualitätsproduktion und regio- Beregnungsflächen im Umkreis der schaftlicher Produktion nale Verarbeitung in beson- Kartoffelverarbeitung nördlich der Aller und Verarbeitung in be- ders ländlich strukturierten Maßnahmen zur Erhaltung und zum sonders ländlich struktu- Gebieten; Ausbau der landwirtschaftlichen Infra- rierten Gebieten Sicherung der Arbeitsplätze, struktur (Beregnungsnetz, Wirtschafts- Verkehrsentlastung durch die wege) zur langfristige Sicherung der Nähe von Produktion und Ver- Produktionsflächen einschließlich der arbeitung, Beregnungsrechte; Sicherung von Nährstoffkreis- Standortsicherung der verarbeitenden läufen Industrie b) Kombination von land- Gemüseanbau; Gemarkungen mit hohem Anteil gemü- wirtschaftlicher Erzeu- regionale Versorgung mit se- und sonderkulturanbauenden Be- gung und regionaler Ver- Frischprodukten; trieben marktung Direktvermarktung landwirtschaftliche Flächen mit Aus- nahme der Abwasserverbandsflächen in den Gemeinden: Didderse, Meiner- sen, Hillerse, Leiferde, Schwülper, A- denbüttel Aufbau und Förderung von Vermark- tungs- und Produktionsstrukturen zur Sicherung der Sonderkulturflächen und der Beregnungsmöglichkeiten

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 151

3. Pflege der Kulturland- schaft a) Kulturlandschaftspflege Erhaltung besonderer Flächen, Landschaften im Oberharz, Drömling, die auf eine landwirtschaftliche Reitlingstal, Großes Moor Nutzung angewiesen sind. Pflegeverträge, Förderung der Tierhal- tung, Förderung der Entwicklung und Ver- marktung besonderer landwirtschaftli- cher Produkte, Verknüpfung mit Fremdenverkehrskon- zepten

b) Bodenschutz: gezielte dauerhafte Erhaltung des pH- Karte über Immissionsflächen (LWK u. Pflege von Immissionsflä- Wertes durch regelmäßige LK Goslar) chen mit Schwermetallan- Kalkung, besonders betroffene Teilflächen in reicherungen Schutz vor Auswaschung und Langelsheim und Oker / Harlingerode Bodenabtrag, Förderung der Ansiedlung verarbeiten- Minimierung des Schwerme- der Betriebe für nachwachsende Roh- talltransfers in Kulturpflanzen stoffe im Harzvorland, gezielte Anbau- und Grundwasser, verträge; besondere Berücksichtigung nachhaltigen Bodenschutz durch ge- bei der Anbauplanung und zielte landwirtschaftliche Maßnahmen; Bewirtschaftung Öffentlichkeitsarbeit

152 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

4 Tabellenanhang

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 153

Anhangtabelle 1: Stellwandergebnisse der Arbeitskreise in den Landwirtschaftlichen Teilräu- men (LTR)

LTR 1 Geest Nord

Wo stehen wir? kein Landentzug durch Nachw. Rohstoffe noch bäuerliche Land- Ausgleichs-maßnahmen Feldberegung Biomais wirtschaft und Naturschutz immer geringere Ak- Energieversorgung zeptanz der technisier- Landentzug Beregnung Nachw. Rohstoffe ten Landwirtschaft Konkurrenz zwischen Nah- Starker Flächenver- Akzeptanzsteigerung Ertragsstabilität durch Be- rungsmittelproduktion brauch durch Verbraucher regnung u. regen. Energien (Biogas) die A 39 Erhaltung der Beregnungs- Nachwachende Rohstoffe hohe Flächenverluste möglichkeit Stärke: Stärke: Konflikt mit dem Bau der Beregnung Mitten in der Energiewende Nähe zur kartoffelver- A 39 Schwäche: arbeitenden Industrie Kleine Strukturen Wasserschutz und Bereg- Änderung der Flächennut- nung im Konflikt (einge- zung Kartoffelbau schränkte Wasserentnah- Kartoffeln → Mais me) Generationswechsel / Nahrungsmittel begehrter Kartoffelanbau Beregnungssicherheit Hofnachfolger

Schlechte Böden Familienbetrieb = mit

Kartoffelbau Fremd AK

Molkereistruktur drastisch Auflagen belasten die Ent-

verändert wicklung fortschreitender Struk- keine Einschränkung Tierhaltung auf wenige turwandel durch Landschafts- Auflagenflut CC! größere Einheiten reduziert → Betriebsgröße steigt schutzgebiet Strukturwandel erheblich größere

Einheiten Solo / Gemeinschaft Verkehrstechnisch gute Verbindungen zwischen Viele Möglichkeiten zur

Weiterverarbeitung von Flächennutzung Rüben und Kartoffeln

Vielfältigkeit

hohe landwirtschaftliche Stärke:

Qualifikation Vielseitigkeit

154 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Wo wollen wir hin (Ziele)? zukünftig keine Ausweisung von ldw. Nutzfläche zu Aus- Anreize für Hofnachfol- Begrenzung der Auflagen Existenzsicherung gleichsfläche sondern Umbau ger schaffen - Image von Waldmonokulturen mehr in und weniger an Tierschutz Größenord- positive Öffentlichkeits- der Landwirtschaft ver- Natur und Umweltschutz nung arbeit dienen Keine Ausweitung der Natur- Landwirtschaft im Ein- Immissionsschutz Grö- Zukunft für alle landwirt- schutzflächen in den Rand- klang mit der Bevölke- ßenordnung schaftlichen Bereiche gebieten (Schutzzonen) rung z.B. Winterraps >40 € konventionelle Landwirtschaft Öffentlichkeitsarbeit der Vereinfachung Bauge- Wintergetreide > 20 € und Naturschutz dürfen kein Landwirte und Verbän- nehmigung Milch > 40 Cent Widerspruch sein de EU-weite Gleichbehand- lung der Landwirte (keine Familienbetrieb mit attraktive Agrarumweltmaß- gesellschaftliche Akzep- dt. Vorreiterrolle in Sa- Fremd-AK nahmen (↑ €) tanz chen Tierschutz etc.) Flächenverbrauch durch Aus- Industrialisierte Land- weiterhin Klärschlamm gleichsmaßnahmen verrin- wirtschaft #4 gern weniger Hürden bei Ge- Produktionsintegrierte Kom- Sicherung der Produkti- nehmigungen #5 pensation (PIK) onsmittel

Bestandssicherung Feldberegnung sicher- weniger Bürokratie!!! Viehhaltung #2 stellen

Auflagen vereinfachen Tierhaltung „ermögli- Wasserrechte müssen Ländliche Strukturen erhalten (CC Zertifizierung) chen“ festgeschrieben werden Die Belange des Men- Agrarpolitik darf betriebli- schen müssen vor den Sicherung der Feld- ches Wachstum nicht Tierschutz gestellt wer- beregnung behindern den. #1 #6 gesicherte Beregnung

Sicherung der Wasser- Windkraft auch im Wald rechte

Sicherung des Bereg-

#7 nungswassers

Flächennutzung ändern

(Grünland  Wald) #3

#7 Die Ziffern geben die Rangfolge der von den Teilnehmern vorgenommenen Themengewichtung wieder.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 155

Wie erreichen wir die Ziele (Mittel)? ausgewiesene Landschafts- und Bauern in die Politik! Ausbildung fördern Naturschutzgebiete überprüfen

Politisch aktiv Naturschutz begründen

mehr Einfluss in der Politik Einschränkungen abbauen

Wasserrechte weiter sichern

Obergrenze für Wasserentnah- Miteinander sprechen! me anheben Wasser kommt immer wieder Öffentlichkeitsarbeit der LW durch die

Landwirte

Öffentlichkeitsarbeit

„Bauer sucht Frau“ verbieten / verhindern sondern konstruktive Medienpräsenz

156 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

LTR 2 Geest West

Wo stehen wir? Freizeit / Erholung Klarwasserbereg- wenig Verede- Ist ein Dorf noch Feldberegnung vs. nung lung ein Dorf? Landwirtschaft ein größerer Wettbewerb um Flä- Stellung der intensive Beregnung intensive Feldberegnung Milchviehbe- chen Landwirtschaft in trieb (Gewerbegebiete) der Gesellschaft Tierhaltung Abwasserverwertung Flächenverlust durch keine tierische = Regulierung von Was- Bodenabbau und Beregnung Produktion ser und Nährstoffkreis- Ausgleichsmaßnah- mehr, obwohl laufwirtschaft men leichte Böden geringe Vieh- Klimawandel Wasser als knappes Gut Grünland dichte

Erosionsschutz Waldnutzung

Biogasdichte hoher Zucker- hohe Investitionsbe- Wegebau – Stiefkind ! lokal stark Pflanzenschutz rübenanteil in reitschaft unterschiedlich der Fruchtfolge hohe Wertschöpfung Strukturen in Gemarkun- intensive trotz schlechter Bö- gen überarbeiten Biogasanlage Ackernutzung den - Wege - Feldgrößen hohe Intensität tlw. kleinräumige Struktur Vermaisung Direktvermarktung leichte Böden

Sicherung unserer extensiver Eigenversorgung Betriebe Ackerbau Entwicklungszyklus Verbrauchernähe kürzer als Planungs- Kaufkraft zyklus heterogene Einkom- menssituation Hoher finanzieller

Aufwand / ha Infrastruktur für vor- und nachgelagerten Bereich Viele Vollerwerbsbe- triebe

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 157

Wo wollen wir hin (Ziele)? technischer Fortschritt (<- landwirtschaftliche Vor- Akzeptanz der Bevölke- durch Viehhaltung Ge- > kleinteilige Agrarstruk- behaltsflächen ernst rung mischtbetriebe tur) nehmen Akzeptanz für moderne Strukturverbesserung verlässliche Agrarpolitik Ausbau Veredelung Landwirtschaft Akzeptanz/Wertschätzung gute Wirtschaftswege Planungssicherheit in der Bevölkerung #5 vermehrte Zweitnutzung Verbesserung der Flä- Landwirtschaft ist Natur- von Wasser, weniger Bürokratie chenstruktur schutz Ausdehnung der Abwas- serverwertung Nutzung alternativer mehr Einfluss auf regio- Wegebau Wassermengen (Brauch- #2 nale Projekte wasser) Sicherung von Futter- keine Beeinflussung im effizientere Wassernut- nutzbare Wirtschaftswege grundlagen Anbauspektrum zung - Vieh / Biogas Effizienzsteigerung durch ausreichende Bewässe- Existenzsicherung #4 Produktions-optimierung rungsmöglichkeit Größere Einheiten – Mehr Wasser für die Vermeidung von Flä- sicheres Familienein- Nachhaltigkeit Landwirtschaft (Klima- chenverlust kommen wandel) keine weiteren Ein- weniger Flächenver- Gewässernutzung alle Kulturen möglich schränkungen durch den brauch Staustufen Naturschutz Einschränkung in der Flächenverlust eindäm- Bewirtschaftung verhin- Sicherung Feldberegnung men #7 dern! Kreislaufwirtschaft Wasser sichern erhöhen! #7 Nährstoffe #1 Sinnvolle Umnutzung die landwirtschaftlichen alter Bausubstanz – Be- #6 Arbeitsplätze für unsere Ausbau der Beregnung lebung des Dorfkerns Kinder erhalten!

Erhalt der Nostalgie Fachkräftemangel? #3

#10 gesicherte Vorflut #10

#9 Die Ziffern geben die Rangfolge der von den Teilnehmern vorgenommenen Themengewichtung wieder.

158 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Wie erreichen wir die Ziele (Mittel)? Politische Überzeugungs- Klein-Mittelgruppen einla- Vertretung in politischen Aufklärung im eigenen arbeit den Gremien Umfeld Nahrungsmittelsicherheit intensive Öffentlichkeits- mehr Landwirte in die Zusammenhalt in den Öffentlichkeitsarbeit arbeit Politik eigenen Reihen mehr Bauern in die Kom- Interessengruppen sam- Kirchenvertreter einladen munalpolitik meln kein Problemtransfer

durch Politik Wirtschaften muss attrak- Flurbereinigung tiv bleiben Förderung Wasserspei-

cher Punkt 5 Umbau der Energiewirt- Planungsrecht sichern „Regionale Verarbeitung „ Sicherung Wasserrechte schaft (Ställe) in „Regionale Versor- gung“ umbenennen Sicherung der regionalen feste Planungskriterien Ressourcen festschreiben

Produktionsintegrierte

Kompensation (PIK)

LTR 3 Geest Ost

Wo stehen wir?

Kommunalpolitik Stadt WOB Vieh!? Beregnung Infrastruktur /Brücken

Erhalt Gräben-Wege Landwirte in Kommunal- Baurecht im Außenbe- Unterhaltung Feldberegnung/Grundwasser politik reich Gemeinde- Interessentschaft Interessenvertretung in Flächenbearbeitung Feldberegnung Politik (Kommunen etc.) - veränderung

Flächen knapp Agrarpolitik Abwasserberegnung Naturschutz

Konflikt Trinkwasser - Be- Windstandorte Akzeptanz mangelhaft Ausgleichsmaßnahme regnungswasser E.E.G. Gesetz

Naturschutz Windkraft

Stadt WOB

↑ Flächenverbrauch Landverbrauch durch die

Stadt WOB

A 39

Flächenbedarf Landwirt – Verpächter versch. Interessen

Pachtpreise ↑

Wo wollen wir hin (Ziele)?

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 159

keine Ausgleichsflächen für Landwirtschaft durch- Flächenverbrauch Wasserentnahme aus auf Ackerflächen gehende Verkehrswege !STOP! Elbe-Seitenkanal leichtere Genehmigung für landwirtschaftliche Wasserentnahmerechte Erhalt landwirtschaftlicher keine A u. E Maßnahmen Fahrzeuge vereinfachen (Wasser- Flächen z.B. Mähdrescher, Rü- schutz) benroder Kanalwasser Ausgleich überdenken Brücken 40 t #1 Beregnung nicht mehr Naturschutz Rechte der Bewirtschafter Sicherung der Zufahrt Sicherung des Bereg- ausweisen bzgl. Flächenunterhaltung durch Baugebiet nungswassers (langfristig) Ausgleich zu hoch erhöhen NAU – Maßnahmen A2, Baugenehmigung verein- Förderung ESK Bereg- A5 o. A7 Ausgleich höher #5 fachen! nung Vermeidung von unnöti- Sicherung der Wasser- Akzeptanz der Landwirt- gen Wasserschutzgebie- mengen #2 schaft ten (Trinkwasserhandel ↑ neue Erlaubnisse VW) Biogas muss auch in bessere Öffentlichkeitsar- Förderung wasserspa- WOB möglich sein beit #6 render Beregnung

EEG Mais? Stallbau auch im Raum Agrarpolitik stärken Fruchtfolgen WOB #3

4 Agrarpolitik sichern #7

weniger Politik

mehr Geld

landwirtschaftliche Ein-

kommen absichern!

#4 Die Ziffern geben die Rangfolge der von den Teilnehmern vorgenommenen Themengewichtung wieder.

160 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Wie erreichen wir die Ziele (Mittel)? sich selbst in Landwirtschaft gegenüber NSG Ausgleichsmaßnahmen Politik und Gre- stärken < 1:1 mien einbringen Isewasser muss abflie- Vernässung Drömling stoppen! ßen Wirtschaftswege Vertrauensbildung mit der UNB nur für Landwirt- schaft Denkmalschutz – kompetente Leute in Produktionsintegrierte Kompensation Vorgaben entge- den Verwaltungen PIK gen Weiternut- einstellen zung A + E Maßnahmen nicht auf Flächen Infrastruktur - sondern Erhalt der Bausubstanz im Neubaugebiete Dorf Entsiegelung, mehr Wasserrechte Ortskerne, Leer- stand örtl. Lage Demographischer CC-Auflagen abschaffen Wandel

Bürokratieabbau

Agrainvestitionsförderungsprogramm

LTR 4 Braunschweig

Wo stehen wir? Landwirtschaftlicher → Pro Landwirtschaftsbe- Ausgleichsflächen ver- Verkehr noch gut möglich Nahrungsmittellieferant völkerung motivieren, uns loddern (A2) keine Verschlechterung Rücken zu stärken eintreten lassen Bereitstellung „öffentli- → Öffentlichkeitsarbeit Rückzug der Landwirt- cher Güter“ wichtig! schaft Gemeinwohlleistungen - Kartoffelfest usw. (Naherholung) - hier Akzeptanz Landwirtschaft im Zwie- spalt mit der Kommune Zielkonflikt Landwirt- schaft → Gut ausgebildete Landwirtschaft – Natur- Betriebsleiter schutz → Gute Böden Ausgleichsflächen keine Rücksicht bei Pla- nung auf guten Acker- gute, ertragreiche Böden standorten Ackerbau, kaum Viehhal-

tung → kaum Wachstum möglich! - Landverlust Baugebiete : nein

Bevölkerungsabnahme

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 161

Wo wollen wir hin (Ziele)? Direktvermarktung aus- Akzeptanz in der Öffent- Ldw. Strukturen erhalten bauen lichkeit stärken und ausbauen Sicherung ertragreicher #5 Böden Feldwege als Eigentum Tierhaltung muss möglich Lückenbebauung statt der Realverbände dekla- bleiben! neue Baugebiete rieren - sichern Steuerung des Naherho- Ackerland erhalten lungsverkehrs #2 Betriebsfläche darf nicht Vorrang auf Realver- Fläche für A + E muss kleiner werden. bandsflächen für Land- genauso teuer sein, wie Stallbauten müssen privi- wirtschaft auslösende Fläche legiert bleiben! Naturschutz muss auf eine Stufe mit Ldw. ge- Ausgleich auch für Ver- #2 stellt werden – nicht dar- lust von Pachtland über! Geldausgleich statt Aus- Eigentumsrecht stärken gleichsflächen #1 Pflege von Flächen die Verringerung von „Ver- aus der Landwirtschaft waltungsakten“ #2 übernommen worden sind. Die Ziffern geben die Rangfolge der von den Teilnehmern vorgenommenen Themengewichtung wieder.

Wie erreichen wir die Ziele (Mittel)? Öffentlichkeitsarbeit. Aufwertung von Biotopen Erhalt der Kompensation Medien müssen aufge- statt Neues gemäß Datenblatt klärt werden. Kontrolle der Natur- schutzverbände, ob Akti- vitäten sinnvoll sind Wald und Gemarkung

während Ernte sperren! Wahrnehmung unserer

Rechte

162 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

LTR 5 Ostbr Hügelland

Wo stehen wir? Akzeptanz Infrastruktur so, dass die - Immissionen kaum / keine Möglichkei- Kundennähe Zusammenlegung weiter - Tierhaltung ten für Windenergie Verbrauchernähe gefördert wird. - Mist: Zwischen- lagerung Verständnis für Biogasan- „Verödung“ dörflichen relativ kleine Strukturen lagen sinkt Lebens hoher Bedarf an landwirt- Windkraftanlagen an gute Infrastruktur Gebäudesubstanz schaftlichen Flächen Landschaftsschutzgebiet Einschränkung durch Landschaftsschutz, Ver- kehrsplanung (A2/Weddeler Schleife) Standortübungsplatz Bewässerungssysteme Einschränkung durch regional ermöglichen Umgehungsstraße Gras- Landschafts- und Natur- (weitere Beregnungsver- leben schutz bände) Ausgleich + Ersatz Acker- Flugplatz BS-Waggum land behandeln wie Na- Einfluß von VW turschutz - Flächenfraß Ausgleichmaßnahmen schränken Landwirtschaft viel Verbrauch für Stra-

ein (Schunter) ßen und Autobahnen Flechtorf-Lehre

Wo wollen wir hin (Ziele)? Einschränkung von Maß- nahmen, die landwirt- gesunde Nahrungsmittel A+E Poolbildung schaftliche Erträge ver- erzeugen schlechtern Partnerschaft zwischen mehr unternehmerische Inanspruchnahme öffent- Verbraucher und Erzeu- Freiheiten licher Flächen ger weniger Auflagen des Flächenverbrauch min- Akzeptanz der Landwirt-

Naturschutzes dern schaft fördern keine Verbote sondern auch Kirche muss einbe- Aufzeigen von möglichen zogen werden #1 Wegen Stärkung der Rechte von Beregnungswasser be- Betrieben die Steuern #2 reitstellen zahlen Verursacher von Nachtei- weniger Auflagen für die len müssen diese bezah- wirtschaftenden Betriebe len Tierhaltung als Option

#3 offen halten mehr Windkraft und Bio-

energie + Photovoltaik #4 Die Ziffern geben die Rangfolge der von den Teilnehmern vorgenommenen Themengewichtung wieder.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 163

Wie erreichen wir die Ziele (Mittel)? Öffentlichkeitsarbeit im dezentrale Energiever- betrieblichen Umfeld politisches Engagement sorgung - persönliche Kontakte regionale Wertschöpfung

(Energie) Bewusstsein für Flächen- frühzeitige Beteiligung bei

verbrauch verbessern. Planungen

LTR 6 Börde West

Wo stehen wir? wachsende Betriebszwei- Tierhaltung Biogasanlagen ge: → Proteste von Verbrau- steigende Pachtpreise - Biogas chern - Geflügelhaltung

Windkraftanlagen Stallbau

Schwäche: Windenergie Bevölkerungsdichte → Akzeptanz Leitungen Gas, Strom Strukturwandel Geruchsbelästigung beengte Hofstellen etc. Stärke: gute ackerbauliche Be- Erhalt Hofstellen, Bele- Windkraftstandorte dingungen: Böden, Infra- bung Dorfkern struktur mittlere bis hohe Bonitä- kleinräumige Struktur ten Wirtschaftswege / Frei- Stärken: gut ausgebildete Flurbereinigung zeitnutzung Landwirte Stärken + Schwächen: Wegebau wenig Diversifizierung bei Beregnung zukünftig

zukünftige Anforderungen landwirtschaftlichen Be- nötig? trieben

Feldwegebau Entwässerung/Drainage

Wegeplanung Herausforderung WRRL

Flächenverlust - Siedlungen - Kompensation

Atommüll Endlager Wohnbebauung

Nachnutzung Industrie-

brachen

164 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Wo wollen wir hin (Ziele)? - neue Wasserrechte Genehmigungsverfahren kein Atommüll in Schacht - Nutzung alternativer vereinfachen Konrad Wassermengen (Kanal etc.) Harmonie Landwirt - Beregnungsmöglichkeiten Presse #3 schaffen / dulden Zusammenarbeit Ausweisung weiterer Wind- Akzeptanz kraftstandorte #6 Verbesserung der Struk- tur #3 #8 → Anpassung an neue Technik Wegebau Aussiedlung von Be- Wirtschaftsdüngerausbringung - unbürokratisch triebshöfen sichern - Förderung unbürokratische Umnut- zung Hofstellen #3 #1 Infrastrukturverbesserung Kompensationsmaßnahmen auch in Bezug auf Be- nicht auf gutes Ackerland triebsstätten #6 Naturschutz -angemessen-

Rekultivierung

Industriebrachen

Kompensation in Geld

#1 Die Ziffern geben die Rangfolge der von den Teilnehmern vorgenommenen Themengewichtung wieder.

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 165

Wie erreichen wir die Ziele (Mittel)? Konrad: Kompensationsgeld in Kontakte zu Nichtlandwir- an Kundgebungen teil- Verfahren verkürzen Gewässerunterhaltung ten nehmen z.B. Schlepper- Verfahren vereinfachen bzw. WRRL konvoi Produktionsintegrierte Landwirte müssen betei- Information Kompensation (PIK) ligt werden statt Ausgleichsflächen Öffentlichkeitsarbeit z. B. Sicherung Eigentums- Förderungen anpassen monetärer Ausgleich bei Stallbau rechte bei Leitungsbau Kompensation, Förderung von Baumaß- Rückhaltebecken (Natur- Presse mitnehmen nahmen außerhalb Ort- Flurbereinigungen schutz) schaften  Beregnung Akzeptanz schaffen Akzeptanz schaffen - blühende Felder - Dialog im Dorf - Lerchenfenster etc. - Beteiligung Politik Flächenverbrauch belastete Industriebra- Akzeptanz Tierhaltung: chen als Ausgleichsflä- Verbraucher sollen sich

chen (Hochofengelände z.T. wieder selbst versor- Ilsede / Raffineriegelände gen Peine) Nährstoffkreislauf positiv

darstellen Akzeptanz Wirtschafts- dünger: Information der Bürger Wassermengen sinnvoll über Vorteile auf Wassernutzer auftei- - Boden len - Kreislaufwirtschaft - Einsparung von Mine- raldüngemitteln

LTR 7 Börde Ost

Wo stehen wir? größer werdende Flächennutzung wird durch rel. Ertragssicherheit Betriebe übergeordnete Planung „Natur- der Feldfrüchte, intensive Flächennutzung → Schaffung neuer schutz/Hochwasserschutz etc“ Biogas (Mais), Wind- enge Fruchtfolge Arbeitsplätze in den zunehmend eingeschränkt energie Dörfern Landwirtschaft ver- zunehmende Bedeu- liert in den Dörfern sehr geringer Grünlandan- tung regenerativer Überplanung der guten Flächen an Bedeutung → teil Energie für Ausgleichsmaßnahmen Zuzug/ Bau → nicht ackerbaulich nutz- → Biogas, Windkraft, → außerldw. Interes- bar, extensive Nutzung Photovoltaik sen nehmen zu Stärke: gute Bodenbonität , Zuckerrübenanbau hohe Landwirtschaft reagiert flexibel, durch regenerative Bedeutung wenn Erfüllung der Auflagen Energien → Boden- ≈ 25-30 % der Ackerfläche wirtschaftlich Sinn macht verlust Schwerpunkt Ackerbau Problem Flächenansprüche Energieerzeugung  Kompensation z.B. Windener- kostet Fläche gie

166 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Zukünftig mehr zukünftige Flächenstilllegung (7 Energiegewinnung gute Vermarktungsmög- %)!!! erfüllt Naturschutzflächen- → Windkraftstandor- lichkeiten wünsche te, Biogas Landwirtschaftliche Schwäche: Flächen mit Doppel- Politik versteht nicht, dass ver- funktion: brauchte landwirtschaftliche Nahrungserzeugung Nutzfläche verloren ist. + Energie große Flächen überwiegend gute Böden mit hoher Produktivität Gute Böden, ertragreich, müs- neue Betriebszweig Ackerbau vorrangig, sen erhalten bleiben. stoßen auf Wider- Flurbereinigung tlw. erfor- Teilw. Starke Auflagen stand = Stallbauten derlich zwei globale Themen, diese Erhalt der Flächen schlagen durch auf unsere Einbindung „begin- Erhalt der Flächenstruktur! klimatisch begünstigte Ackerbau nender“ Tierhaltung Region: Daher neue Prioritäten: 1) Erzeugung von Gütern 2) Flächenbereitstellung für Siedlung + Schutzthemen Begründung hierfür auch in der Agrarpolitik: auf schwachen z.B. Greening oder CCC Standorten Wasser- → d.h. hohe ökologische Kom- mangel petenz bereits auf der Fläche Innerhalb der Produktion wird bereits intensiv auf ökologische Problem Hochwasser Belange geachtet Dies auch durch Einsatz von elektronischen Steuerungsver- fahren optimiert. Folge: neue Anforderungen an die Landwirtschaft und somit auch neue Techniken für die Land- wirtschaft

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 167

Wo wollen wir hin (Ziele)? Ausgleichsflächen: Kompensationsmaßnahmen nicht -Kompensation nicht mehr auf mehr in der Fläche, landwirtschaftlicher Nutzfläche Tourismus und Erholung Gewässerunterhaltung mit Haupt- sondern in Gestaltung der Bauge- ziel Abfluss biete integrieren Kompensationsflächenbedarf mi- nimieren Vorrang Hochwasser auf Minimum  Ausgleich in Geld zur Unterhal- beschränken tung bestehender Kompensations- flächen → weiterhin Erhalt der ldw. Privile- Ertragsstarke Ackerbauregion er- gierung halten! #3 z.B. Baumaßnahmen im Außenbe- reich Ziel: großflächige Struktur Ist-Zustand der landwirtschaftlichen Benennung klarer Möglichkeiten für Nutzung erhalten #2 die Tierhaltung Unternehmerische Freiräume erhal- ten Vorrang Ackerbau erhalten Stallneubauten weiter möglich → Einrichtung neuer Produktions- Schwerpunkte Nahrung + Energie machen verfahren → Umnutzung Gebäude etc. Erhalt der Ackerbauregion bei ge- Sollzustand: mäßigtem Einbau mit Augenmaß Landwirtschaft muss gleichzeitig für Naturschutz, Landschafts- #5 profitabel und akzeptabel sein. schutz. mindestens → Erhalt der vorhandenen Struktu- ren #4 „keine Zersplitterung durch Natur- schutz u.a. Maßnahmen“ Erhalt der Ertragskraft der Betriebe

#1 und des ländlichen Raumes

#5 Die Ziffern geben die Rangfolge der von den Teilnehmern vorgenommenen Themengewichtung wieder.

168 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Wie erreichen wir die Ziele (Mittel)? Gewässerunterhaltung mit Augen- A + E: mehr Flexibilität maß A + E auf Fläche der öffentlichen

Hand Produktionsintegrierte Kompensati- frühere Einbindung der Landwirt- on (PIK) in Betriebsabläufe besser schaft in Planungen integrieren

Planungsabläufe hinterfragen

LTR8 Harzvorland

Wo stehen wir? - Ackerbau Schwermetalle Beregnung wenig Vieh Stallbauten im Außenbe- Trockenheit reich fördern - was ist bäuerlich - Viehhaltung nicht er- Hangneigung wünscht Verkehrsbelastung A7 / B

82 Schwäche: fehlende Infrastruktur für Nähe zu Wald und ande- Wegebau - Hochwasser Direktvermarktung ren Schutzgebieten - Landschaftsgestaltung Konflikt Wirtschaftswege Naturschutz ↔Pflege - fördert ökologische Wege, Gräben Maßnahmen Dorferneuerung Ansprüche der Bevölke- Konflikt mit Naturschutz - Leerstände landwirt- rung an Nutzung der bei Graben und Wegeun- schaftlicher Gebäude offenen Landschaft - terhaltung beseitigen oder Umnut- Freigut zung fördern Erhaltung ‚stillgelegter’ Wegenetz und ‚Touris- - erneuerbare Energien

Hofstellen? mus’ - Bodenschutz Ackerbau Agrarstruktur Maisanbau in der Öffent-

- Unterhaltung von We- lichkeit gen und Gräben Gewässerunterhaltung - Biogas Strukturwandel begleiten Vorflut - kaum Windkraft - Windkraft politisch nicht Definition: Bäuerlicher gewollt Betrieb

Betriebsgröße

Anerkennung des Ist- Zustandes

Landwirtschaft war erst da

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 169

Wo wollen wir hin (Ziele)? Biotopvernetzung in Abstimmung Verbesserung der Information über Klimaschutz verbessern mit der Ldw. Landwirtschaft Unterstützung bei Pflegemaßnah- Belange der Landwirtschaft mehr in men von Gräben und Wegen → Wasserspeicherung für Beregnung den Mittelpunkt keine Verhinderung Landwirtschaft in Verbänden ernst Gewässerunterhaltung Kommunikation muss sich verbes- nehmen Regenwasserrückhaltung sern zwischen Landwirtschaft und Landverbrauch an Flußauen stop- Beregnungswasser ? Kommune pen #4 Bewässerung mehr Öffentlichkeitsarbeit

Tierhaltung gehört zur Landwirt- Direktvermarktung verbessern #1 schaft weniger Vorgaben durch den #9 Denkmalschutz #3 Förderung Idealbild: Tierhaltung ermöglichen Umnutzung von Altgebäuden bewegliche Landwirtschaft Hofstellen weiter entwickeln, Um- mehr Freiräume in der Nutzung #4 nutzung fördern landwirtschaftlicher Flächen

#4 Einkommenssteigerung Keine starren Festschreibungen: Wegenetz anpassen 1. Landwirtschaft 2. weitere Nutzungen größere Fläche #4

Erhaltung der landw. Flächenstruk- Bodenabbau, regenerative Ener-

tur gien müssen möglich sein Flurbereinigung muss weiter mög-

lich sein #8

#2 Die Ziffern geben die Rangfolge der von den Teilnehmern vorgenommenen Themengewichtung wieder.

170 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

Wie erreichen wir die Ziele (Mittel)? Vorranggebiete für Windenergie- Bewässerungsmöglichkeit prüfen Geschlossenheit nach außen zei- gewinnung ausweiten Bodengutachten erstellen gen, z.B. Verbände gründen - neue Standorte auch im Wald Beregnungsinteressentschaft grün- den Gezielter Wasserhaushalt Vorranggebiete für Bodenabbau Dränage / Beregnung Gebäudeumnutzung fördern überprüfen. Vorflut Förderung bei Abriss von Altge-

bäuden (Leerstände) Landwirtschaftliches Wegenetz Flächenpool für A + E erstellen Ausbau / Rückbau Entlastung öffentlicher Straßen sparsame Flächennutzung, Aufforstung von Waldrändern im Unterstützung bei Wegeunterhal- Rückbau von alten Industrieanla- Zuge von Ausgleichsmaßnahmen tung gen etc. Geldersatz für Ausgleich- und Er- satzmaßnahmen Wiederherstellung landwirtschaftli- → Bau von Wasserspeicher cher Flächen ↓ Frösche behalten nasse Füße

Weihnachtsbaumkultur

LTR 9 Oberharz

Wo stehen wir?

Windenergie ? Wasserschutzgebiete

Energiewende ↔ Tourismus ↔

LuF Wasserschutz Energie Auflagen behindern Direktvermark- Naturschutz Wind tung Überschneidung Förderung Förderung von regenerativen Ener- keine zugelassene Schlachtstätte gien – Solar/Biogas Luchs

Wolf

Vertragsnaturschutz

Extensivierung der landwirtschaftli- Landwirtschaftliche Produktion von chen Nutzfläche Nahrungsmitteln erhalten Landwirtschaft Grundvoraussetzung für Erhalt der Kulturlandschaft !?!

Nutzung und / oder Pflege

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 171

Wo wollen wir hin (Ziele)? / Wie erreichen wir die Ziele (Mittel)? bessere Abstimmung Existenzsicherung Landwirtschaft - Wasserschutz

verschiedene Standbeine für Ldw. praxisgerechte Förderrichtlinien

Ausweisung Windkraftstandorte Investitionssicherheit #2

Biogas auf Naturschutzflächen #1 Nutztierrassen erhalten

Beratung Zusammenarbeit mit Kommunen Schlachtstätte Vertragsnaturschutz fortsetzen

#3 #5 Viehhaltung

Kaufkraft stärken (Direktvermark-

tung) #4

#6 Die Ziffern geben die Rangfolge der von den Teilnehmern vorgenommenen Themengewichtung wieder.

172 Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2

5 Endnoten

1 Schäfer, Klaus, Ziele und Zielsystem in der Planung, KTBL-Arbeitsblatt 3068, Darmstadt 1982 2 Landwirtschaftsgesetz vom 05.09.1955, zuletzt geändert durch Art. 1 G v. 13.12.2007 I 2936 3 Titus Bahner, Ldw. Betriebsgestaltung nach persönlichen Zielen, Agrarwirtschaft 44 (1995) Heft 10, S. 343 ff 4 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Umwelt Nr. 9/1998 S. 414, Nachhaltige Entwicklung in den Kommunen - Lokale Agenda 21 5 vgl. Nachhaltigkeit konkret - Nachhaltigkeitskonzept des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Berlin 2008 6 Linckh et al., 1997: Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft – Voraussetzungen, Möglichkeiten, Maßnahmen, Berlin, Heidelberg Springer 1997 7 vgl. Nachhaltigkeit konkret - Nachhaltigkeitskonzept des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Berlin 2008 8 vgl. Linckh, G., H. Sprich, H. Flaig und H. Mohr (Hrsg.) 1996: Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft – Experti- sen. Springer, Berlin, Heidelberg 9 vgl. http://www.nachhaltige-landwirtschaft.info/betriebe.html, Stand 15.01.2013 10 vgl. Mitteilung der Kommission vom 18.10.2010: Die GAP bis 2020 - Nahrungsmittel, natürliche Ressourcen und ländliche Gebiete – die künftigen Herausforderungen 11 vgl. Analyse der Vorschläge der EU-Kommission vom 12. Oktober 2011 zur künftigen Gestaltung der Direkt- zahlungen im Rahmen der GAP nach 2013 - Arbeitsberichte aus der vTI-Agrarökonomie 04/2012 12 vgl. Regionales Management von Klimafolgen in der Metropolregion Hannover- Braunschweig- Göttingen – Wolfsburg Teilprojekt FE3: Potenziale zur Substitution von Grundwasser für die Feldberegnung: „:Wasser wächst auf Feldern“, www.klimafolgenmanagement.de 13 vgl. Johann Heinrich von Thünen Institut, Braunschweig 2012; Studie zur Vorbereitung einer effizienten und gut abgestimmten Klimaschutzpolitik für den Agrarsektor 14 vgl. NBank: Bevölkerungsprognose 2030 des NIW Stand: 2011 15 vgl. Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Thüringer Landwirtschaft, Jena 2006 16 vgl. NBank: Wohnungsmarktbeobachtung 2010/2011: Integrierte Entwicklung von Wohnstandorten und Regio- nen – Perspektive 2030 17 vgl. NBank: Wohnbaulandumfage 2012 18 vgl. Niedersächsischer Landtag, Hannover 2007: Bericht der Enquete-Kommission „Demografischer Wandel – Herausforderung an ein zukunftsfähiges Niedersachsen“ 19 vgl. Baunutzungsverordnung (BauNVO), Bekanntmachung der Neufassung vom 23. Januar 1990 (BGBl. I S. 132) 20 vgl. Baugesetzbuch in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. September 2004 (BGBl. I S. 2414) 21 Feststellung und Beurteilung von Geruchsimmissionen (Geruchsimmissions-Richtlinie - GIRL -) 22 vgl. Institut für Mobilitätsforschung, München 2010: Zukunft der Mobilität - Szenarien für das Jahr 2030 23 vgl. LSKN 2011, Katasterfläche nach der tatsächlichen Nutzung 24 vgl. Zweckverband Großraum Braunschweig: RROP 2008, Begründung S. 207 25 vgl. Düngemittelverordnung vom 5. Dezember 2012 (BGBl. I S. 2482) 26 vgl. Nds. MU Hannover 2011: Abfallwirtschaftsplan Niedersachsen - Teilplan Siedlungsabfälle und nicht ge- fährliche Abfälle 27 vgl. AbfKlärV vom 15. April 1992 in Verbindung mit dem gemeinsamen Runderlass des Niedersächsischen Umweltministeriums und des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 19.08.1986 und Ergänzungen 28 Blei, Cadmium, Kupfer, Nickel, Chrom, Quecksilber und Zink 29 AOX, PCB, PCDD, PCDF, PFT 30 PAK, CKW, MKW 31 vgl. Düngeverordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 27. Februar 2007 (BGBl. I S. 221) 32 vgl. Zweckverband Großraum Braunschweig: RROP 2008, Begründung Kapitel 2.4, S.134 33 vgl. § 26 Abs. 1 Bundesnaturschutzgesetz vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542) 34 vgl. § 42 NAGBNSchG 2010; vgl. § 1 EA-VO 2010 35 vgl. Jan Freese, Christina Rüffer: Kooperativer Naturschutz in der Kulturlandschaft in: Feindt, Newig (2005): Partizipation, Öffentlichkeitsbeteiligung, Nachhaltigkeit. Perspektiven der politischen Ökonomie. Metropolis. S.250-271 36 vgl. Beschreibende Darstellung zum RROP 2008, Ziffer 2.5.2 37 Niedersächsisches Wassergesetz, Neufassung vom 19. Februar 2010 (Nds.GVBl. Nr.5/2010 S.64) 38 Wasserhaushaltsgesetz vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S. 2585), 39 LSKN: Katasterfläche in Niedersachsen, Hannover 2001 - 2012 40 vgl. Bundesregierung: Perspektiven für Deutschland - Unsere Strategie für eine nachhaltige Entwicklung, Ber- lin 2002 41 vgl. Deutscher Bundestag, Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung: Reduzierung der Flächeninanspruchnahme - Ziele, Maßnahmen, Wirkungen, Berlin 2005 42 vgl. Kommission Bodenschutz, UBA: Flächenverbrauch einschränken – jetzt handeln, Dessau-Roßlau 2009 43 vgl. Niedersächsisches Ministerium für Umwelt und Klimaschutz, 6. Regierungskommission „Energie und Res- sourceneffizienz“, Abschlussbericht des Arbeitskreises „Flächenverbrauch und Bodenschutz“, Hannover 2011

Landwirtschaftlicher Fachbeitrag 2015 – Band 2 173