Theaterfestival 19. Januar – 4. Februar 2018 thalia-theater.de Um alles in der Welt Lessingtage 2018

Wir widmen die Lessing­ „Von Athen lernen“ war das schöne, an die Ursprünge der Thomas Ostermeier, Yael Ronen, Kornél Mundruczó, ‘Learn from ’ is the tage 2018 allen verfolgten Demokratie erinnernde Motto der letzten documenta.­ Anestis Azas und Prodromos Tsinikoris, Jette Steckel, beautiful motto for the Künstlerinnen und Künst­ Für die neunten Lessingtage hat das Thalia Theater ein Antú Romero Nunes, Ersan Mondtag, Christiane Jatahy, documenta 14, harking lern und Intellektuellen ambitioniertes internationales Programm zusammen- Marta Górnicka und Julien Gosselin. Letzteren möchten back to the origins of de­ und erinnern daran, dass gestellt – so politisch wie selten. Vielleicht blicken wir wir Ihnen ganz besonders empfehlen – denn Sie wer- mocracy. For the 9th annual viele von ihnen mit Arbeits­ in einigen Jahren ganz entspannt auf die aktuelle Lage, den ihn noch nicht kennen. Er ist am Pariser Théâtre Lessing Festival, Thalia has verbot belegt werden, in vielleicht ist sie aber auch Vorbote von Veränderungen, de l’Odéon der un­bestrit­ ­tene Star des zeit­genös­sischen put together an ambitious Haft sind oder im Exil leben die die Mehrheit zwar nicht will, aber dennoch kommen französischen Thea­ters. Mit ihm betritt eine andere, eine international programme, müssen und nur noch unter sieht und spürt – wir wissen es nicht. Ganz offenbar ist junge Generation kraft­voll und radikal die Bühne Europas. which is as political as it is persönlichem Risiko in der die hohe Kunst der Demokratie in Gefahr. Künstler in unusual. Perhaps in a few Öffentlichkeit­ auftreten ganz Europa reagieren hierauf und sind, ebenso wie Schließlich Lessing: die Stadt verleiht den years time we will look können. Journalisten, in vielen Ländern bedroht. Wir müssen uns Lessing-Preis – bei Drucklegung war der Preisträger back at the current politi­ dieser Realität stellen. Wenn in der Gesellschaft etwas noch nicht bekannt. Und Jan Philipp Reemtsma wird cal situation with no fear, schief geht, gibt es selten nur einen Grund – so auch hier. Lessings berühmten Streit mit dem Hamburger Pastor but perhaps we will also Goeze vorstellen – ein früher Streit um fundamentale look back at prohibitions Die Eröffungsrede hält der türkische, zurzeit im deut- Werte, der für Lessing mit einem Publikationsverbot and changes that the ma­ schen Exil lebende Journalist und Autor Can Dündar. und De-facto-Rauswurf aus Hamburg endete. Aus die- jority of people really don’t Das Thalia hat Aufführungen und Künstlerinnen und sem Konflikt entstand sein „Nathan“ – seinerseits Ideen­ want and yet see coming Künstler aus Griechen­land, Ungarn, Polen, Österreich geber unserer „Langen Nacht der Weltreligionen“, die – we don’t know. und Frankreich ein­ge­la­den. Ergänzt wird das Spektrum sich dieses Jahr mit dem Verhältnis von Glauben und What is obvious is that the um zwei Berliner Aufführungen: eine „Winterreise“ mit Demokratie beschäftigt. high art of demo­cra­cy is in dem Exil­ Ensemble des Gorki-Theater und „Rückkehr danger. Artists across Eu­ nach Reims“ von der Schaubühne Berlin. Didier Eribons Nicht zuletzt stellt Navid Kermani während der Lessing­ rope are reacting to this gleichnamiges Buch gilt als Schlüsselwerk zur Erklärung tage gemeinsam u.a. mit Sigmar Gabriel sein neues Buch and in many countries der derzeitigen gesellschaftspolitischen Phänomene. „Entlang den Gräben. Eine Reise durch das östliche Eu- they find themselves un­ Gleichzeitig sind die Lessingtage immer auch eine Ge- ropa bis nach Isfahan“ vor. Diese Reportagen aus Krisen­ der threat, alongside jour­ legenheit, einem internationalen Spektrum von Schau­ gebieten sind auch Ausgangspunkt für sein zehntes „Herz­ nalists. We must face this spielerinnen und Schauspielern zu begegnen: in diesem zentrum“, das während des Festivals uraufgeführt wird. reality. Jahr Putzfrauen aus der Republik Moldau, Südafrika, Bulgarien, Albanien und den Philippinen, die die Stadt Athen sauber halten, in Deutschland lebenden syrischen, Joachim Lux Julia Lochte afghanischen und palästinensischen Exilanten, ferner jungen Franzosen, die, wie selbstverständlich in einem Europa ohne Grenzen aufgewachsen, auf der Suche nach dem Europa sind, dessen Zukunft ihre Zukunft ist, aber auch bekannten Größen der deutschen Theater- Für dieses Heft haben wir wieder den Hamburger landschaft wie Nina Hoss und Joachim­ Meyerhoff. Außer- Zeichner Stefan Marx gebeten, sich einzumischen dem präsentieren wir Ihnen prägende Regiehand- mit Überzeichnungen zu Themen und Inhalten des schriften des zeitgenössischen europäischen Thea­ters: diesjährigen Festivals. 3 Eröffnungsrede „Kein Mensch

CORRECTIV muss müssen!“ Die Bedrohung der © Ivo Mayr/ Demokratie (in Europa) Eröff­ nungs­ ­rede von Can Dündar

Thalia Theater Derzeit werden in vielen Ländern Künstler und Journa­ So 21. Januar 11 Uhr listen verfolgt. Can Dündar ist einer der prominentesten Eintritt € 8/5 im Exil lebenden Journalisten und Autoren und weltweit als leiden­schaftlicher Kämpfer für die Freiheit bekannt. In türkischer Sprache Seit die Türkei immer autokratischer wird, be­steht er mit deutscher Simultan- umso unerschrockener auf Rechtsstaatlichkeit und übersetzung Meinungsfreiheit. Er ist das Gesicht des kritischen Jour­­ In Turkish with nalismus in der Türkei und nutzt das Wort, um deutlicher simultaneous translation denn je zu verteidigen, wofür er steht. Für die Idee der into German Freiheit hat er seine persönliche Frei­heit riskiert. Was wird aus diesem Land? Was kann man tun? Opening speech – Can Dündar is the face of criti­ Dündar war langjähriger Chefredakteur der regie­rungs­ cal journalism in Turkey kritischen türkischen Zeitung „Cumhuriyet“. Erdog˘an and uses his words, allo­ persönlich erstattete Strafanzeige gegen ihn wegen wing him to defend what Unterstützung einer terroristischen Organisation, he stands for even more for­­­der­te lebenslange Haft und möchte ihn via Interpol explicitly. For many years, verfolgen­ lassen. Dündar was Editor in Chief Momentan lebt Dündar in Deutschland im Exil, ist Chef­­ at dissident Turkish news­ redakteur der Internetplattform „ozguruz.org“ („Wir paper ‘Cumhuriyet’. Erdo­ sind frei“), Mitbegründer des journalistischen Netzwer- g˘an personally brought kes „Correctiv“ und schreibt für Die Zeit. Dündar war für charges against him, cal­ den diesjährigen Friedensnobelpreis nominiert, im ver­­­ led for life imprisonment gangenen Jahr erhielt er den Alternativen Nobelpreis. and wanted to track his movements­ via Interpol. Im Rahmen der Veranstaltung sammelt das Thalia Thea­ter Dündar currently resides für Can Dündars Netzwerk „Correctiv“ und unterstützt in in exile. He is so seinen Kampf für die Freiheit des Wortes. Denn: „Nur editor of the internet plat­ die Sache ist verloren, die man selbst aufgibt.“ (Lessing) form „ozguruz.org“ and co-founder of the journa­ listic network ‘Correctiv’.

Can Dündar 5 Produktion Thalia Theater Performing Embassy Uraufführung of Hope Regie Gernot Grünewald

Thalia Gaußstraße Asyldebatten im Bundestag und das öffentliche Spre- Fr 19. Januar 20 Uhr chen über Menschen, die in Deutschland Schutz suchen, Premiere gipfeln mittlerweile in so absurden Forderungen wie Eintritt € 28/15 der nach „Minuszuwanderung“. In welchem Land wollen Do 25. Januar 20 Uhr wir leben – und in welcher Demokratie? Was lösen die Eintritt € 22/10 Geflüchteten als Katalysatoren in unserer Gesellschaft aus? Und was bedeuten die zunehmend schärfer ge- Am 25. Januar im An- führten politischen Auseinandersetzungen für jene, schluss: Maike Schiller über deren Schicksal verhandelt wird? (Hamburger Abendblatt) In einer theatralen Versuchsanordnung verbindet im Gespräch mit Gernot „Per­­forming Embassy of Hope“ das politische Sprechen Grünewald und Ensemble unserer gewählten Vertreter im Bundestag mit den Lebensrealitäten derjenigen, die davon direkt betroffen sind: den Besuchern des internationalen Cafés „Embassy of Hope“, in dem seit November 2015 Geflüchtete mit Theater­leuten und Bürgerinnen und Bürgern aus Altona Deutsch lernen, Musik machen, neue Freundschaften knüpfen. Nach seinen Hamburger Projekten mit minderjährigen unbegleiteten Geflüchteten und der Reise durch Deutschland „Atlas der Angst“ setzt der Regisseur Gernot Grünewald seine Beschäftigung mit Themen der Gegenwart am Thalia Theater fort.

In a theatrical experiment, ‘Performing Embassy of Hope’ brings together the political speeches delivered by our elected representatives in the Bundestag with the every day realities of those directly affected by their words: the visitors to the international ‘Embassy of Hope’ café, where, since November 2015, refugees, theatre folk and Altona residents learn German, make music and build new friendships.

7 Gastspiel Schaubühne am Rückkehr nach Reims Lehniner Platz Berlin nach Didier Eribon

Regie Thomas Foto Arno Declair Ostermeier

Thalia Theater „Ich bin mir sicher, dass man die Zustimmung zum Front Sa 20. Januar 19.30 Uhr National zumindest teilweise als eine Art politische Eintritt € 74–15 Notwehr der unteren Schichten interpretieren muss.“ 2 Stunden In einem Tonstudio spricht die Schauspielerin Kathrin, gespielt von Nina Hoss, diesen Satz ein – vom Pult aus Im Anschluss: Maike gibt ein Regisseur ihr Anweisungen. Sie arbeiten an der Schiller (Hamburger Aufnahme für einen Dokumentarfi lm, der im Hinter grund Abendblatt) im Gespräch zu sehen ist: „Rückkehr nach Reims“. Es ist die Adaption mit Thomas Ostermeier, der biographischen Analyse des französischen Soziolo- Nina Hoss und Carsten gen Didier Eribon – des Bestsellers, der europaweit als Brosda (Kultursenator) Schlüssel für den Niedergang der klassischen Sozial- demokratie gilt. Der Protagonist des Films ist der Autor Ab 22.30 Uhr: im Nachtasyl selbst, Sohn eines Arbeiterhaushaltes. Er kehrt zurück, Eröffnungsparty um die blinden Flecken der gesellschaftlichen Gegen- der Lessingtage mit wart zu verstehen: die brutalen Exklusionsmechanismen DJ Edgar Allan Oh eines Bürgertums, die Realität einer Arbeiterklasse, die, vergessen und ohne Repräsentation, den Rechtspopu- Koproduktion mit dem listen in die Arme rennt. Welche Rolle spielt die Ent- Manchester International täuschung der Linken, die ihren historischen Auftrag Festival MIF, HOME verloren hat? Wie selbstverständlich ist das politische Manchester und dem Engagement der eigenen Generation? Darüber vermischt Théâtre de la Ville Paris sich in der Inszenierung Dokumentarisches mit Autobio- graphischem. Nina Hoss erzählt von ihrem Vater, einem Gastspiel gefördert von engagierten Gewerkschaftler und Mitbegründer der Grünen. Die Frage nach der eigenen gesellschaftlichen Rolle zeigt: Es gibt keine einfachen Antworten.

Edouard Louis’ „Das An actress (Nina Hoss) sits in a studio, recording lines Ende von Eddy“, das for a documentary film: an adaptation of Didier Eribon’s Didier Eribon gewid- ‘Returning to Reims’ – a key work on the decline of met ist, wird am 20.1. social democracy and the rise of right­wing parties. (17–18.10 Uhr) gezeigt. It features a mixture of documentary and autobio­ –› S.40 Die Autoren wa- graphical material, as Hoss also tells the story of her ren Gäste bei „Theater father, an active union man, and asks about the der Welt 2017“ im Thalia. political responsibility of every generation.

8 9 Nina Hoss Gastspiel The Chorus of Women Hymne an die Liebe/ Foundation & Teatr Polski/Pozna ´n Hymn do miło ´sci/ Hymn to Love Foto Magda Hueckel Konzept, Libretto und Regie Marta Górnicka

Thalia Gaußstraße „Hymne an die Liebe“ ist der dritte Teil des europäischen So 21. Januar 17 & 20 Uhr Triptychons „(M)OTHER COURAGE“ von Marta Górnicka, Eintritt € 28/15 der polnischen Regisseurin und Meisterin eines neuen, 1 Stunde zeitgenössischen chorischen Theaters. Für sie ist die Polnisch mit Stimme das machtvollste Instrument des Theaters. Die deutschen Übertiteln Aufführungen ihres vielköpfigen, singenden, schreien­ In Polish with den, flüsternden Chorensembles dirigiert sie live vom German surtitles Zuschauerraum aus. In ihrem Libretto montiert sie die brutale Sprache der heutigen Politik: die im Internet und Im Anschluss an die in der öffentlichen Rede um sich greifende Sprache des 20-Uhr-Vorstellung: Hasses. Górnicka zitiert Erklärungen von Politikern sowie Catarina Felixmüller Aussagen von Fundamentalisten und Terroristen und (freie Journalistin) konfrontiert sie mit Popsongs und patriotischen Liedern, im Gespräch mit Hymnen und Märschen, Volksliedern und Gebetstexten. Marta Górnicka Um am Ende die Frage zu stellen, in welche Richtung sich europäische Demokratien mit einem derart zusam­ Koproduktion menfügten Lied bewegen. mit dem Maxim Gorki Theater Berlin und dem Polish director Marta Górnicka is the doyenne of a new, Ringlokschuppen Ruhr contemporary, choral style of theatre. She conducts her large singing, screaming, whispering choir ensemble live from the auditorium. ‘Hymn to Love’ gathers up the escalating online and public hate speech and combats it with pop songs, hymns and fairy tales, folk songs and prayers. It’s a play about a Europe that sings such songs.

11 Produktion Thalia Theater Michael Kohlhaas Premiere nach Regie Antú Romero Nunes

Thalia Theater Man kennt die Geschichte: der Rosshändler Michael So 21. Januar 19 Uhr Kohlhaas befindet sich mit seinen Pferden auf der Premiere Durch­reise, kommt an eine Grenze und soll – was bis- Eintritt € 74 – 15 lang nie der Fall war – einen Passierschein lösen. Ist Sa 27. Januar 19.30 Uhr das pure Schikane? Man einigt sich jedenfalls darauf, Eintritt € 52 – 10 dass er zwei Pferde als Pfand zurücklässt und den Passierschein in der Stadt, die das Ziel der Reise ist, Am 21. Januar nachlöst. Als er auf der Rückreise die Pferde abholen im Anschluss: will, findet er sie halb verhungert. Damit beginnt eine Premieren­feier höchst verwickelte Geschichte, in der aus einem Grenz­ im Mittelrangfoyer vorfall ein Rechtsstreit wird, der zu einer unglaublichen / Nachtasyl Eskalation von Gewalt führt. In was hat sich Kohlhaas da hineingeritten, und wie konnte er sich so vergaloppieren? Am 27. Januar im Ist er ein passionierter Querulant, der ein korruptes Anschluss: Iris Radisch System bekämpft, wo Willkür und Vetternwirtschaft (Die Zeit) im Gespräch statt Recht und Ordnung das Prinzip sind? Ist Kohlhaas mit Antú Romero Nunes ein Rebell? und Ensemble Antú Nunes sagt: „Die Welt ist kompliziert und Kohlhaas geht dagegen an. Er wehrt sich und bringt die Ordnung ins Wanken. Um Recht zu bekommen, begeht er Unrecht. Kohlhaas geht seinen Weg, verliert alles und findet sich selbst. Er scheitert und er gewinnt. Beides! Das ist der Witz an der Sache.“

Horse trader Michael Kohlhaas arrives at a border and is asked to provide transit papers. It is agreed that he will leave behind two horses as a deposit. When he tries to collect the horses on his way back he finds them half starved. This is the start of an extremely intricate story, in which a border dispute prompts a legal battle, which leads to an unbelievable escalation of violence. Narrating, acting, commenting, exploiting theatrical techniques; director in residence Antú Romero Nunes stages Kleist’s classic German street ballad as a story of “the most righteous and abominable people of their time.”

12 Gastspiel Onassis Cultural Clean City Centre – Athens von Anestis Azas und Prodromos Tsinikoris

Foto Christina Georgiadou Christina Foto Thalia Gaußstraße Athen, 2011: Nachdem drei Afghanen einen Griechen Di 23. Januar 20 Uhr überfallen und umgebracht hatten, zog wochenlang Mi 24. Januar 20 Uhr ein paramilitärischer Mob durch die Straßen und machte Eintritt € 28/15 Jagd auf alle, die anders aussahen. Nikolaos Michaloliakos, 1 Stunde 15 Minuten Chef der rechtsextremen Partei Chrysi Avgi (Goldene Griechisch mit Morgenröte), ließ verlauten, er wolle Griechenland von deutschen Übertiteln den Migranten säubern. Und fügt hinzu, wenn es not- In Greek with wendig sei „werden wir keine Demokraten sein“. Diese German surtitles Rhetorik drehen die griechischen Regisseure Anestis Azas und Prodromos Tsinikoris um und formulieren die Am 24. Januar Gegenfrage: Wer macht in diesem Land eigentlich Tag im Anschluss: für Tag sauber? So entstand die Idee zu „Clean City“. Auf Catarina Felixmüller der Bühne stehen fünf in Athen lebende Putzfrauen: (freie Journalistin) eine Bulgarin, eine Philippinin, eine Albanerin, eine im Gespräch mit Südafrikanerin und eine Moldawierin. „Wir sind die Anestis Azas, United Colours of Griechenland“ – stellen sie sich zu Prodromos Tsinikoris Beginn des Abends vor. Azas und Tsinikoris sammelten und Ensemble wochenlang die Lebensgeschichten der fünf Frauen und komprimierten das Material zu einem großartigen Koproduktion von Onassis und aufsehenerregenden Gegenwartsstück über Cultural Centre – Athens Globalisierung und Heimat, Sehnsucht und Familie, mit dem Goethe Institut die Demütigung der Migration, das Verschwinden der im Rahmen von „Europoly“ Mittelklasse und die Träume, die Europa noch immer – ein Projekt der europäi- für so viele birgt. Seit seiner Uraufführung 2016 tourt schen Goethe Institute In „Clean City“ mit großem Erfolg durch ganz Europa. Kooperation mit Onassis Cultural Centre – Athens, In 2011, Greek right­wing extremist party Chrysi Avgi Sirenos – Interna- (Golden Dawn) announced they wanted to clean the tional Theatre Festival, streets of immigrants. Directors Anestis Azas and Pro­ Teatro Maria Matos Lisbon, dromos Tsinikoris ask the opposite question: who is Münchner Kammerspiele actually keeping Greece clean on a daily basis? This is und Tiger Dublin Fringe the inspiration for ‘Clean City’. We see fi ve cleaning ladies standing on the stage, all of whom live in Athens. Their life stories make for a spectacular contemporary play about globalisation, homeland and the European dream.

Rositsa Pandalieva, Drita Shehi, Valentina Ursache, Mabel Mosana, Fredalyn Resureccion 15 Gastspiel Théâtre ­National 1993 de Strasbourg Deutschlandpremiere von Aurélien Bellanger Regie Julien Gosselin

Thalia Theater Die heutige Jugend Europas, Mittzwanziger des Ge- Foto Jean Louis Fernandez Mi 24. Januar 19.30 Uhr burtsjahrs 1993, sucht nach Orientierung. Was bedeutet Do 25. Januar 19.30 Uhr es, in einem Europa ohne Grenzen geboren zu sein? Eintritt € 52–10 Nach dem Fall der Berliner Mauer – einem Versprechen 1 Stunde 45 Minuten von Freiheit und Einheit, das heute mehr als in Frage Französisch mit steht? Zwei Errungenschaften modernen Ingenieur- deutschen Übertiteln wesens stehen im Zentrum: Der Teilchenbeschleuniger In French with des Kernforschungszentrums CERN und der Eurotunnel German surtitles zwischen Folkestone und Coquelles. Von Symbolen des Aufbaus eines friedlichen und freien Europas sind sie Am 25. Januar zu Symbolen scheinbar unlösbarer Pro­bleme geworden. im Anschluss: Hanna Der Eurotunnel wird für die illegale Einreise nach Groß­ Klimpe (Autorin und britannien benutzt, neben Coquelles lag der „Dschungel Journalistin) im Gespräch von Calais“, mit seinen Tausenden Geflüchteten. „1993“ mit Julien Gosselin und erzählt von der Wut, der Vision und dem Abgleiten einer Ensemble Generation, ästhetisch ebenso konsequent wie radikal. Bilder mit enormer suggestiver Kraft treffen auf Texte Koproduktion mit dem zwischen Essay, Manifest und reiner Poesie. Festival de Marseille Julien Gosselin ist das vielleicht wichtigste Talent des zeit­genössischen Theaters in Frankreich. Seine Arbeiten sind u.a. in Avignon, Paris und Brüssel zu sehen. Am Théâtre National de Strasbourg (TNS) ist er artiste associé. Dort entstand „1993“ als Stückentwicklung zusammen mit dem Autor Aurélien Bellanger und zwölf jungen Schauspieler­innen und Schauspielern der Groupe 43, ausgebildet an der Schauspielschule des TNS. „1993“ wird während der Lessingtage erst- mals in Deutschland gezeigt.

Today’s young Europeans, those in their mid-twenties born in 1993, are finding their way. What does it mean to be born in a Europe without borders? After the fall of the Berlin Wall, and following a promise of freedom and unity that seems to be crumbling today? “1993” en­ capsulates the rage, vision and sliding of a generation that is aesthetically as resolute as it is radical.

16 17 Marianne Deshayes, Roberto Jean Buchpremiere Navid Kermani Entlang den Gräben. Eine Reise durch das östliche Europa

Foto Nazik Armenakyan Nazik Foto bis nach Isfahan von Navid Kermani

Thalia Theater Ein immer noch fremd anmutendes, von Kriegen und Fr 26. Januar 20 Uhr Katastrophen zerklüftetes Gebiet beginnt östlich von Eintritt € 18–9/erm. € 10 Deutschland und erstreckt sich über Russland bis zum Orient. Navid Kermani ist entlang den Gräben gereist, Lesung, Gespräch und die sich gegenwärtig in Europa neu auftun: von seiner Musik mit Navid Kermani, Heimatstadt Köln nach Osten bis ins Baltikum und von Politiker Sigmar Gabriel, dort südlich über den Kaukasus bis nach Isfahan, der dem Schauspieler Seba- Heimat seiner Eltern. Mit untrüglichem Gespür für spre- stian Rudolph und der chende Details erzählt er in seinem Reisetagebuch von ukrainischen Komponistin vergessenen Regionen, in denen auch heute Geschichte und Sängerin Mariana gemacht wird, und von Menschen, deren Geschichten Sadovska. Moderation wahr sind und sich doch widersprechen. Lothar Gorris (Der Spiegel) „Das Beispiel von Navid Kermani zeigt, wie vorausset­ zungsreich eine Autorschaft gemacht sein muss, wie vielfach gebrochen, marginalisiert, davon betrübt und gefördert von zugleich euphorisiert, wie sehr, bei aller Kritik, welt­ begeistert sie sein muss, dass sie sich die Rolle des politischen Schriftstellers, die auch besonders schön leuchtet, zutrauen darf.“ Rainald Goetz

Navid Kermani erhielt für seine Romane, Essays und Reportagen zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Kleist-Preis, den Joseph-Breitbach-Preis sowie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

A strange­seeming area, weathered by wars and cata stro ­ phes, begins East of Germany and stretches out across Russia over to the Orient. Navid Kermani has travelled along the ditches currently being rediscovered in Europe: from his hometown of Cologne to Esfahan, his parents’ homeland.

Navid Kermani 19 Leseperformance Produktion Herzzentrum X Thalia Theater Uraufführung Ausnahmezustand. Über die Kriegs- und

Krisen gebiete unserer Foto Christina Bellingen Welt von und mit Navid Kermani

Erstaufnahme Für seine Romane und Erzählungen vielfach ausgezeich- Hellmesbergerweg 23 net, genießt Navid Kermani zugleich als Berichterstatter Sa 27. Januar 19 Uhr aus den Kriegs- und Krisengebieten hohes Ansehen. Eintritt € 25/10 In seinem neuen Buch „Entlang den Gräben. Eine Reise inkl. Busfahrt durch das östliche Europa bis nach Isfahan“ (–› S. 19) richtet er den Blick auf Osteuropa, den Kaukasus und Vom U-Bahnhof Meien- den Orient. Grund genug für das Thalia Theater, die dorfer Weg (U1) ist ab literarischen Reportagen Kermanis – das neue Buch, aber 18.15 Uhr ein regelmä- auch ältere Texte – als inzwischen zehntes „Herzzent- ßiger Busshuttle zum rum“ aufzuführen, um eine Welt im Ausnahmezustand Ver anstaltungsort einge- zu bedenken, zu beleuchten und ans eigene Gemüt richtet. Alternativ fährt heranzulassen. Bus 24 bis Skaldenweg (6 Min.), unmittelbar vor Ursprünglich als einmalige Performance aus Anlass von den Veranstaltungsort. Navid Kermanis monumentalen Roman „Dein Name“ ge- Parkmöglichkeiten dacht, hat sich das Format zu einer Herzensangelegen heit sind vorhanden. unseres Ensembles wie auch des Publikums ent wickelt. Das „Herzzentrum“ ermöglicht eine einzigartige, jedes- In Kooperation mit dem mal neue Begegnung zwischen Zuschauern und einem Deutschen Schauspiel- literarischen Text, zwischen einem Autor und dem, was haus Hamburg jedem einzelnen Schauspieler jetzt wichtig ist. Nach- dem wir bereits auf einem Riesenrad, in einer Moschee 30 Schauspielerinnen und in einem Eroscenter gastierten, wird das Herzzen- und Schauspieler und trum X in der Erstaufnahme Hellmesberger weg statt- Expertinnen und Ex- fi nden, die im Krisenfall bis zu sechshundert Gefl üch- perten lesen, debat- tete aufnehmen kann. tieren und performen In his new book, ‘Along the Ditches’ Kermani focuses on Eastern Europe, the Caucasus and the Orient. The gefördert von ‘Heart Centre’ enables unique, ever­new encounters between the audience and literary texts. The event takes place at a refugee accommodation. 20 Gastspiel Maxim Gorki Theater Winterreise ﺭﺣﻠﺔ ﺍﻟﺸﺘﺎﺀ Berlin von Yael Ronen

Foto Esra Rotthoff & Exil Ensemble Regie Yael Ronen

Thalia Gaußstraße Eine Expedition in das unbekannte Gelände der neuen Sa 27. Januar 20 Uhr Heimat, ein theatrales Roadmovie: Januar 2017. Das neu So 28. Januar 19 Uhr gegründete Exil Ensemble des Gorki – bestehend aus Eintritt € 28/15 professionellen Neuberliner Schauspielern und Schau- 2 Stunden spielerinnen aus Afghanistan, Syrien und Palästina – Englisch, Arabisch, unternimmt eine zweiwöchige Bustour durch das Deutsch mit englischen, winterliche Deutschland, mit einem Abstecher in die arabischen und deut- Schweiz. Eine Odyssee, die sie über verschiedene Grenzen schen Übertiteln geführt hat, haben sie alle hinter sich. Jetzt führt sie In English, Arabic and die Rundreise von Dresden, wo sie von ihrem Hotel- German with English, fenster aus die befremdlichen Schilder der Pegidisten Arabic and German analysieren, bis nach Hamburg. Welchen Blick werfen surtitles Ayham Majid Agha, Maryam Abu Khaled, Hussein Al Shat- heli, Karim Daoud, Tahera Hashemi, Mazen Aljubbeh, Ken- Am 28. Januar da Hmeidan und Yael Ronen auf dieses Exil-Land? Und im Anschluss: wie blickt Deutschland zurück? Catarina Felixmüller Yael Ronen, 1976 in Jerusalem geboren und heute in (freie Journalistin) Berlin lebend, ist Hausregisseurin des Gorki Theater und im Gespräch mit wurde für ihre Produktionen vielfach ausgezeichnet. dem Exil Ensemble Im Rahmen des Festivals „Theater der Welt 2017“ in Hamburg erhielt sie den Preis des Internationalen Koproduktion mit dem Theater Instituts (ITI). Nach „Common Ground“ und Schauspielhaus Zürich, „The Situation“, die bei den Lessingtagen zu Gast waren, gefördert aus Mitteln der setzt sie mit „Winterreise “ ihre Auseinander- Kulturstiftung des Bun- setzung mit politisch brisanten Themen fort und beweist des Deutschland, der erneut, dass Ernsthaftigkeit und Humor keine Wider- Lotto-Stiftung Berlin, der sprüche sind. Stiftung Mercator, sowie durch den Lotteriefonds An expedition across the unknown terrain of a new home ­ des Kanton Zürichs land, a theatrical road movie: January 2017. The newly founded Gorki Theatre Exil Ensemble – made up of pro­ Gastspiel gefördert von fessionals, new Berlin citizens, who have arrived from Afghanistan, Syria and Palestine – are undertaking a two­ week bus tour through wintery Germany. How do they view this land of exile? And how does Germany look back at them?

22 Foto Sofie Silbermann 23 Preisverleihung Lessing-Preis 2017

„Ein Vergnügen erwarten ist auch ein Vergnügen.“

Thalia Theater Der mit 10.000 Euro dotierte Lessing-Preis der Freien So 28. Januar 11 Uhr und Hansestadt Hamburg ist einer der ältesten und Eintritt frei renommiertesten deutschen Kulturpreise. 1929 wurde Zählkarten ab sofort er zum ersten Mal anlässlich des 200. Geburtstages von Gotthold Ephraim Lessing verliehen. Seitdem geht er Eine Veranstaltung der alle vier Jahre an bedeutende publizierende Persönlich­ Behörde für Kultur und keiten. Zu den bisherigen Preisträgern gehören u.a. Hans Medien Hamburg in Zu- Henny Jahnn, ­Walter Jens, Hannah Arendt, Max Horkhei­ sammenarbeit mit dem mer, Jan Philipp Reemtsma und zuletzt der Historiker Thalia Theater ­Wolfgang Schivelbusch. Zusätzlich vergibt der Senat das mit 5.000 Euro dotierte Stipendium des Lessing-Preises an herausragende Nachwuchsautorinnen und -autoren, zuletzt an Finn-Ole Heinrich. Die Jury, diesmal zusammen­ gesetzt aus Prof. Dr. Claudia Benthien (Universität Ham­ burg), Dr. Martin Doerry (Der Spiegel), Sandra Küpper (Thalia Theater), Prof. Dr. Rainer Moritz (Literaturhaus Hamburg) und Marie Schmidt (Die Zeit), entscheidet Ende November über die diesjährigen Preisträger. Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien, wird die Preise während der Lessingtage im Thalia Theater verleihen.

The City of Hamburg’s Lessing Prize is one of the most prestigious awards in German culture. It was first awarded in 1929 to mark Gotthold Ephraim Lessing’s 200th birth­day. Since then it has been handed out every four years to eminent figures in publishing. The winner will be decided by jury vote at the end of November.

24 Produktion Produktion Thalia Theater Das achte Leben Thalia Theater Wut/Rage (Für Brilka) Wiederaufnahme von / von Nino Haratischwili Simon Stephens Regie Regie Jette Steckel Sebastian Nübling

Thalia Theater „Führerkulte und patriotische Programme, Ausgren­ Thalia Gaußstraße In ihrem nach wie vor hochaktuellen Stück „Wut“ hört So 28. Januar 17 Uhr zungspolitik und Herzlosigkeit sind überall auf dem Mo 29. Januar 20 Uhr Elfriede Jelinek hinein in den kollektiven Bewusstseins­ Eintritt € 38 –7,50 Vormarsch, wo man einst stolz war auf eine liberale und Eintritt € 22/10 strom einer europäischen Gegenwart. Einer Gegenwart, 4 Stunden 50 Minuten tolerante Verfassung. Deswegen lohnt es sich sehr, 2 Stunden in der sich Hass in tödlichen Anschlägen Bahn bricht, einmal auf die Geschichte von Menschen zu schauen, populistische Strömungen ressentimentgeladen oder Im Anschluss: die das Dilemma in autoritären Staaten, keine freie Im Anschluss: Julia Lochte offen rassistisch auf die Straße drängen oder als eben­ Julia Lochte (Drama­ Entscheidung fällen zu können, ein Leben lang ertra­ (Dramaturgin) im Ge- so europaskeptische wie fremdenfeindliche Parteien turgin) im Gespräch mit gen mussten.“ Till Briegleb, Süddeutsche Zeitung spräch mit Sebastian auf Stimmenfang gehen und in Parlamente einziehen. Nino Haratischwili, Jette Nübling und Ensemble Es ist eine vielstimmige Wut-Partitur: Die selbstherrliche Steckel und Ensemble Georgien, 1900: Mit der Geburt Stasias, Tochter eines Wut islamistischer Terroristen ist zu hören, wie auch die angesehenen Schokoladenfabrikanten, beginnt eine stille Wut derer, denen die Anschläge gelten, die lauten über sechs Generationen bis in die Gegenwart erzählte Stimmen der deutschen Wut-Bürger und die der rechten Familiensaga. Deutschland/Georgien, 2005: Nach der Demagogen allerorten, denen Sprache zu Hetze wird und Auflösung der UdSSR herrscht in Georgien Bürgerkrieg. die Wut nähren, indem sie die Ängste schüren, die sie Niza, Stasias Urenkelin, ist nach Berlin ausgewandert. vermeintlich nur „ernst nehmen“. Der englische Drama­ Als sich ihre zwölfjährige Nichte Brilka nach einer Reise tiker Simon Stephens, einer der bedeutendsten zeit- in den Westen weigert, nach Tbilissi zurück­zukehren, genössischen Autoren, hat mit „Rage“ eine Art Echo auf spürt Niza sie auf. Sie erzählt Brilka die ganze Familien­ Jelinek geschrieben. Ausgehend von einer Bilderserie ge­schich­te. Haratischwili schildert den Aufstieg und des Fotografen Joel Goodman, die Szenen der Silvester­ Fall des Kommunismus von der vorrevolutionären Zeit nacht an einer zentralen Kreuzung in Manchester zeigt, bis ins Nachwende-Europa aus der Perspektive einer ge- erzählt „Rage“ in szenischen Snapshots vom enthemmten, orgischen Familie, die ebenso ver­strickt wie im Wider­ haltlosen Taumeln in das Neue Jahr. streit ist mit den Totalitarismen, Tragödien und Um- brüchen dieses gottverlassenen 20. Jahrhunderts. Die kraftvoll das aktuelle Unbehagen­ dokumentierende Inszenierung kommt im Rahmen der Lessingtage erst- „Leadership cults and policies of exclusion are gaining mals im Thalia Gaußstraße zur Aufführung. ground in all sorts of places that were once proud bas­ tions of liberal and tolerant values. That’s why it’s ex­ In her very topical piece, ‘Rage’, Elfriede Jelinek has her tremely worthwhile to look at the history of people who ear up against the collective stream of consciousness of have lived in authoritarian states and have had to deal today’s Europe. A society, in which hate has triggered with the predicament of being unable to make any free fatal attacks and populist, resentful and openly racist decisions for their entire lives.“ (SZ) Haratischwili depicts tendencies spill out onto the streets or translate to votes the rise and fall of communism up until post European for Eurosceptic and xenophobic parties and move them re­unification, from the perspective of a Georgian family, into Parliament. English dramatist Simon Stephens, has who are ensnared by – and in conflict with – the totalita­ written a kind of echo to Jelinek in his piece. rianism and impositions of the godforsaken 20th century. 26 27 Gastspiel Proton Theatre Imitation of Life (Látszatélet) Regie Kornél Mundruczó

Foto Proton Theatre / Marcell Rév Thalia Theater In seiner europaweit gefeierten Arbeit „Imitation of Di 30. Januar 19.30 Uhr Life“ entwirft Kornél Mundruczó mit lakonischer Direkt- Eintritt € 52 –10 heit eine politische Studie über Identitäten und Reali- 1 Stunde 30 Minuten täten in einem zunehmend extremistischen Euro pa. Ungarisch, mit deutschen Das Stück basiert auf einem realen Fall in Ungarn: Ein und englischen Übertiteln junger Mann attackiert einen Jugendlichen mit einem In Hungarian with English Schwert, beide sind Roma, wie sich allerdings erst später and German surtitles herausstellt. Mundruczó macht sich in seinem Stück auf die Suche nach einer möglichen Lebensgeschichte Im Anschluss: des Täters. An den Beginn stellt er eine Filmszene: An- Tilo Werner im Gespräch gesichts der Zwangsräumung ihrer Wohnung erzählt mit dem Ensemble eine Romni ihre Geschichte von Gewalt, Herkunft, Aus- grenzung, Hass. Und von ihrem Sohn, der die Familie Koproduktion der Wiener verleugnete und verließ, um sich neu zu erfi nden. Dann Festwochen, des Theater wird die Leinwand hochgezogen und wir blicken in die Oberhausen, La Rose des verwahrloste Wohnung. Unerbittlich setzt sich der un- Vents Maillon, Théâtre vermeidbare Lauf der Dinge wortwörtlich in Bewegung: de Strasbourg – Scène Der Bühnenraum dreht sich einmal um 360°: Zurück européenne, Trafó House bleibt nach dieser minutenlangen, gespenstischen of Contemporary Arts Szene ein Trümmerhaufen. Ein verstörend starkes Bild Budapest, HAU Hebbel für eine Welt, der jegliche Orientierungspunkte ab- am Ufer Berlin, Hellerau – handengekommen sind. Europäisches Zentrum Der ungarische Regisseur Kornél Mundruczó hat am der Künste Dresden, Thalia zuletzt „Die Weber“ inszeniert. Sein jüngster Biennale Film „Jupiter’s Moon“ lief 2017 in Cannes. Derzeit dreht er seinen ersten Film in Hollywood.

In this piece, which has enjoyed success all over Europe, Nominiert für Kornél Mundruczó develops a political study in an increa­ den Theaterpreis singly extremist Europe – all done in his own laconic, „Der Faust 2017“ direct style. The play is based on a real case from Hun­ gary: a young man attacked another young person with a sword, both of them from the Roma community. Imita­ tion of Life searches for the story behind the story. It leaves us with unsettlingly powerful images of a world in which all points of reference have gone astray.

Dáriusz Kozma, Zsombor Jéger 29 Lesung Produktion Jens Harzer und „Lieber Herr Pastor, Thalia Theater In der Einsamkeit Jan Philipp Reemtsma poltern Sie doch der Baumwollfelder nicht so in den Tag von Bernard-Marie hin: ich bitte Sie!“ Koltès Regie Christiane Lessings Kontroverse mit dem Hamburger Jatahy Hauptpastor­ Goeze

Thalia Gaußstraße Es ist ein Spiel. Ein Verkäufer macht einem Kunden ein Thalia Mittelrangfoyer Gotthold Ephraim Lessing, einer der wichtigsten Köpfe Mi 31. Januar 20 Uhr Angebot, um hiermit vor allem eines herauszufordern: Mi 31. Januar 19 Uhr der deutschen Aufklärung, hat vor 250 Jahren in Hamburg Eintritt € 22/10 eine kapitalistische Grundsatzdebatte, die mehr über die Eintritt € 15/10 das erste deutsche Nationaltheater begründet und hier 1 Stunde Gesetze des Marktes als über die Ware selbst aussagt. In 1 Stunde seine „Hamburgische Dramaturgie“ geschrieben. Sein Christiane Jatahys Spielanordnung treffen Menschen aus Ziel war, den neuen sozialen Stand des Bürgertums auf Im Anschluss: Sandra verschiedenen Kulturen aufeinander, die unterschiedli­ die Bühne zu bringen. Von großer Bedeutung bis heute Küpper (Dramaturgin) che Wertesysteme reprä­sentieren. Im Versuch des gegen­ ist der von ihm vertretene Toleranzgedanke, der sich im Gespräch mit dem seitigen Kennenlernens dieser Wertesysteme entsteht gegen jede Orthodoxie wendet. Dieser Toleranzgedanke, Ensemble ein vielseitiges Abtasten der Welten und ein Kampf um das großmütige Gelten- und Gewährenlassen anderer Verständigung. und fremder Überzeugungen und Gebräuche, ist es, der Die brasilianische Regisseurin Christiane Jatahy besetzt ihn zum Namensgeber des internationalen Festivals das vom Autor für zwei Personen geschriebene Stück „Lessingtage“ in Hamburg macht. mit mehreren Schauspielern. In jeder Vorstellung tref- Der Germanist Jan Philipp Reemtsma, dessen Arbeits- fen sie auf einen neuen Unbekannten mit anderen kul- schwerpunkt u.a. die Literatur des 18. und 20. Jahrhun­ turellen Wurzeln. derts ist, beleuchtet in dieser Lesung den legendären Gemeinsam mit dem Thalia ­Ensemble knüpft sie mit Streit zwischen Lessing und Hamburgs Hauptpastor diesem Theaterabend an ihre Performance­/Film-­ Johann Melchior Goeze. In dieser wichtigen und im Installation „Moving People“ an, die im Rahmen des Übrigen auch unterhaltsamen Kontroverse zwischen Festivals „Theater der Welt 2017“ stattfand. Christiane Aufklärung und orthodoxer lutherischer Theologie Jatahy war mit ihrer freien Adaption von Strindbergs lassen sich unschwer Denkfiguren erkennen, die noch „Fräulein Julie“ („JULIA“) während der Lessingtage 2014 heute existieren. Am Ende der Kontroverse stand zwar am Thalia Theater zu Gast, zurzeit ist sie artiste associée ein teilweises Publikationsverbot für Lessing, aber auch am Odéon ­Théâtre de l’Europe in Paris, am Le Centquatre Lessings letztes Wort in dieser Angelegenheit: „Nathan ­Paris und am Théâtre National Wallonie­ Bruxelles. der Weise“. Nach dieser Auseinandersetzung hatte die Theologie in Deutschland nie mehr die Chance, das In Jatahy’s organised game, people from different cul­ letzte Wort in akademischen Debatten zu haben. tures come together, representing different value sys­ tems. In an attempt for both sides to learn more about In this reading, Germanist Jan Philipp Reemtsma sheds these value systems, participants experience each other’s light on the legendary quarrel between Lessing and worlds and fight for common understanding. Jatahy has Hamburg’s senior pastor Johann Melchior Goeze. This taken the play written for two people and cast it with a important and entertaining controversy between the group of actors, who prepare in rehearsals for encounters Enlightenment and orthodox Lutheran theology makes with different strangers at every performance. it easy to identify intellectual figures that still exist today. 30 31 Gastspiel Burgtheater Wien Ein Volksfeind Deutschlandpremiere von Henrik Ibsen Regie Jette Steckel

Thalia Theater Henrik Ibsen verfasste 1882 seine so zeitlose wie bittere Do 1. Februar 20 Uhr Gesellschaftskritik. Nahezu prophetisch werden die Fr 2. Februar 19 Uhr Mechanismen einer durchökonomisierten Mediendemo- Eintritt € 74 –15 kratie offengelegt, in deren Zentrum die Frage steht, wann und warum Solidarität in Opportunismus um- Am 2. Februar im schlägt. Im Kampf um das Wasser tummeln sich Popu- Anschluss: Iris Radisch listen, Revoluzzer und Lobbyisten, verschwimmen Lüge (Die Zeit) im Gespräch und Wahrheit und ein Einzelner wird vom Aufklärer zum mit Jette Steckel, Fanatiker. Joachim Meyerhoff Ein verschuldeter Kurort verdankt seinen Aufschwung und Ensemble einer Heilwasserquelle. Doch dann stellt der Badearzt Tomas Stockmann eine gesundheitsschädliche Verun- reinigung des Wassers fest. Mit diesem Befund will er an die Öffentlichkeit gehen und fi ndet Unterstützung bei der lokalen Presse. Auch die Mehrheit der Bürger glaubt er hinter sich. Als sich herausstellt, dass die Sanierung Unsummen an Steuergeldern verschlingen würde und das Heilbad als einzige Einnahmequelle der Stadt über Jahre geschlossen bleiben müsste, eskaliert der Interes- senkonfl ikt. Tomas Stockmann steht als Volksfeind da. Auf einer Bürgerversammlung rechnet er mit der Mehr- heitsgesellschaft ab und stellt die These auf: „Das ganze geistige Leben ist vergiftet, die ganze bürgerliche Gesell- schaft steht auf dem pestschwangeren Grund der Lüge.“

Henrik Ibsen penned his timeless and bitter social cri­ tique in 1882. The mechanisms of a commercialised media democracy are laid bare quite prophetically, and at the heart of it is the question of when and why solidarity turned into opportunism. As they fi ght for a „Ein Volksfeind“ mit contaminated source of healing waters, populists and Joachim Meyerhoff in lobbyists stomp around, lies and truth begin to blur der Titelrolle, sowie and one enlightened individual becomes a fanatic. mit Mirco Kreibich, Ole Lagerpusch und Ignaz Kirchner als seine Gegenspieler

32 Podium Artists at Risk

Thalia Gaußstraße Für die Journalistin und Schriftstellerin Aslı Erdogˇan Fr 2. Februar 20 Uhr ist „menschlich sein“ gleichbedeutend mit „Erzähler Eintritt € 12 / 8 sein“: Wir können nicht überleben ohne das Narrativ, wir müssen unsere Geschichten frei erzählen können, Mit: Marina Davydova sagte sie in ihrer Dankesrede, als sie im vergangenen (Künstlerische Leiterin September den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis Moskauer NET-Festival entgegen nahm. Aslı Erdogˇan saß mehrere Monate im und Herausgeberin der türkischen Gefängnis, auch weil sie sich für Demokratie Theaterzeitschrift Teatr), und Meinungsfreiheit einsetzte. Oliver Frlji ´c (Kroatischer Theaterregisseur), Necati Das Recht, sich künstlerisch oder journalistisch frei Öziri (Autor und Leiter auszudrücken, gibt es im Zuge sich verhärtender Internationales Forum, rechtspopulistischer und autokratischer Tendenzen Berliner TT) und Ye‚sim vielerorts schlicht nicht mehr. Es werden nicht nur Özsoy (GalataPerform staatliche Fördermittel gestrichen: Immer mehr Istanbul) Künstler können nicht mehr frei arbeiten. Künstler, die Keynote und Moderation: für die Werte der Demokratie einstehen, riskieren ihre Alexander Kerlin (Drama- Existenzgrundlage oder gar ihre Existenz. Sie sind auf turg und Autor u.a. von der Flucht, werden inhaftiert oder dürfen ihr Land „Reservate der Unabhän- nicht verlassen. Dabei handelt es sich nicht nur um gigkeit“ – eine Recherche- Länder wie die Türkei und China oder Russland. Dort reise zur bedrohten steht zur Zeit der Theaterregisseur Kirill Serebrennikov Freiheit der Kunst) unter Hausarrest. In Polen und Ungarn werden oppo- sitionelle Künstler faktisch mit Arbeitsverbot belegt; Artist at Risk ist auch Theatern und Festivals, die in Polen die Inszenierung der Name einer Initiative „Der Fluch“ von Oliver Frlji´c zeigen, werden die Zu- des Deutschen Bühnen- schüsse gestrichen. Der ungarische Ausschuss für vereins, des Goethe-In- Nationale Sicherheit erklärte den Regisseur Árpád stituts und des ifa. Die Schilling zum potenziellen Vorbereiter staatsfeind- Initiative richtet sich licher Aktivitäten. an türkische Theater- Das Podium Artists at Risk widmet sich der Situation schaffende, die auf- verfolgter Künstler und stellt die Frage „Was tun?“ grund ihres Engage- ments für Demokratie In many places around the world, the right to free und Zivilgesellschaft in artistic and journalistic expression is disappearing in den Fokus staatlicher the face of hardening right­wing populist and auto­ Beobachtung/Repres- cratic tendencies. More and more artists are living in sion geraten. Ihnen soll conditions in their respective home countries that bis zu einem Jahr die mean they are no longer free to work. As a theatre it Mitarbeit an einem is our urgent concern to take those who defend our Theater in Deutschland democratic and European values at great personal ermöglicht werden. risk, and make their voices heard.

35 Diskurs / Szenische Lesung / Konzert Lange Nacht der Weltreligionen: Glauben und Demokratie

Thalia Theater „Wie hältst du es mit der Religion?“ Die Gretchenfrage Sa 3. Februar 19 Uhr legt die Gretchengegenfrage nahe: „Wie hältst du es Eintritt € 25/10 mit der Demokratie?“ Zum demokratischen Selbstverständnis gehört es in Mit: Seyran Ate‚s (Rechts- Deutschland, eine eigene Beziehung zum Glauben – und anwältin und Menschen- Unglauben – entwickeln zu können. Es gibt ein durch rechtsaktivistin. Gründe- das Grundgesetz versichertes Recht auf Religionsfrei- rin der Ibn-Rushd-Goethe heit. Und Religionsfreiheit ist nicht nur die Frei­­heit, Moschee, Berlin), Prof. Dr. un­be­helligt zu glauben, sondern auch unbehelligt den Katajun Amirpur (Akade- Glauben zu kritisieren. Religion und Demokratie sind mie der Weltreligionen, unvereinbar, sagen die einen. Religionen sind der Kitt Hamburg), Joachim Lux der Gesellschaft, sagen die anderen. Verschiedene u.a. Akteurinnen und Akteure mischen sich ein, werden unbequem, streiten um Deutungshoheiten. Wie offen Im Anschluss: Konzert und liberal dürfen Synagogen, Kirchen, Moscheen sein? auf der Bühne mit Wie offen und plural die Gesellschaft? Wie gehen wir Musikerinnen um mit Demokratieskepsis oder gar Demokratiefeind- und Musikern der lichkeit von Religionen? Wann ist Religionsskepsis an­ Embassy of Hope ge­bracht, und wann verbergen sich dahinter Ressen- timents, Religions­feind­lichkeit und Angst? Ab 18.30 Uhr: Präsenta­ Die neunte „Lange Nacht der Weltreligionen“ stellt tion der Schul-Projekte sich mit Diskussionen, szenischen Lesungen und Ge- zur „Langen Nacht der sprächen bei gemeinsamem diesen Fragen. Ein Weltreligionen“ –› S.43 zentraler Text ist Björn Bickers hochaktuelle Erkun- dung der religiösen Vielfalt in unseren Städten: „Was Kooperation mit der glaubt ihr denn? Urban Prayers.“ Akademie der Welt­ religionen der Uni­- Part of Germany’s democratic identity includes being versität Hamburg able to develop a unique relationship to faith – and atheism. Religious freedom isn’t just the freedom to Gefördert von believe what you want to believe, but also the right to criticise others’ beliefs. Some say religion and demo­cracy are incompatible. Others say religion is the glue that holds society together. The ninth ‘Long Night of World Religions’: discussions, staged readings, conversations over communal meals and a concert. 36 Produktion Produktion Thalia Theater Schnee Thalia Theater Die Orestie von Orhan Pamuk von Aischylos Regie Ersan Mondtag Regie Ersan Mondtag

Thalia Gaußstraße Für eine Reportage über Selbstmorde kopftuchtragen­ Thalia Theater Der Trojanische Krieg ist nach zehn Jahren zu Ende, Sa 3. Februar 20 Uhr der junger Frauen reist der Dichter Ka nach zwölf Jahren So 4. Februar 19 Uhr aber das Schlachten geht weiter. Der heimgekehrte Eintritt € 22/10 im deutschen Exil zu­rück ins ostanatolische Kars. Drei Eintritt € 52–10 Agamemnon, der einst seine Tochter Iphigenie für 1 Stunde 45 Minuten Tage lang schneit es ununterbro­chen in der Stadt, die günstige Winde opferte, wird von seiner treulosen von der Außenwelt abgeschnitten ist. Es stehen Kommu­ Im Anschluss: Matthias Gattin Klytaimnestra ermordet. Daraufhin wird die Im Anschluss: Matthias nalwahlen an, bei denen sich ein Sieg des islamistischen Günther (Dramaturg) triumphie­rende Klytaimnestra von ihrem Sohn Orest Günther (Dramaturg) Kan­didaten abzeichnet. Auf einer Theaterbühne ent- im Gespräch mit Ersan aus Rache getötet. Kräftig angefeuert zur Tat wird Orest im Gespräch mit Ersan zündet sich während der Aufführung eines volkspäda- Mondtag und Ensemble von seiner Schwester Elektra und aus dem griechi- Mondtag und Ensemble gogischen Melodrams aus der Ata­türk-­Ära, in dem das schen Götterhimmel von Apollon. Am Ende befindet Ablegen der Schleier propagiert wird, ein Streit. Darf sich Orest, von Wahnbildern heimgesucht, auf der eine Frau gezwungen werden, das Kopftuch abzule- Flucht. Furchterregende Furien, die streitsüchtigen gen? Was wiegt schwerer: die Staatsräson eines säku- Erinnyen, hetzen ihn. Es kommt zum Showdown, als laren Staates oder die persönliche Freiheit eines reli- sich die Göttin Pallas Athene einmischt. Aber anders giösen Glaubens? als erwartet, geht es um eine ganz grundsätzliche Ent- Für Regisseur Ersan Mondtag ist Orhan Pamuks „Schnee“ scheidung im Fall Orest: Wie soll nach Gattenmord, hoch brisant und aktuell. Mit seinem Roman, geschrieben Muttermord und einem von Leichen gepflasterten Weg vor dem 11. September 2001, wollte Pamuk die kleine die Zukunft aussehen? Geht das Töten immer weiter? Wie Stadt Kars als Mikrokosmos der Türkei verstanden wis- soll der Fall entschieden werden? Athene ist ratlos: sen. Nach den Attentaten auf das World Trade Center „Die Sache ist zu schwierig, als dass ein Sterblicher begann Pamuk zu verstehen, dass die Probleme der allein es wagen könnte, hier zu richten. Nicht einmal Türkei die Pro­bleme der Welt wurden. Heute lautet mir ist es erlaubt, einen Mordfall zu entscheiden, der Pamuks Appell an den Westen: „Bitte macht einen Un- solche Befleckung bedeutet.“ Athene setzt ein Gericht terschied zwischen der islamischen Gesell­schaft und aus menschlichen Richtern ein und gibt damit das dem politischen Islam! Bitte macht einen Unterschied erste Mal eine staatlich bindende „Satzung, die für zwischen dem politischen Islam und radikalen Funda- alle Zeiten gelten soll“. mentalisten! Nach Anschlägen wie denen gegen Char- lie Hebdo verwischen in den Emotionen die Unter- The Trojan War ended a decade ago, but the battles con­ schiede. Furchtbar!“ tinue. What does the future look like when you’ve mur­ dered your spouse, killed your mother and the path in For his report on suicide rates among young women front of you is littered with corpses? How should the trial who wear headscarves, the poet Ka returns to the city of Orestes be judged? Athena is at a loss: ‘The case is so of Kars in eastern Anatolia, after twelve years living in difficult that only a mortal would dare to jud­ ge it’. exile in Germany. It snows relentlessly for three days, In this quandary, she appoints a court cutting the city off from the outside world. An Isla­ of human judges that for the mist candidate wins a local election. first time delivers ‘a sentence Should a woman be forced to discard her headscarf? that must stand for all time.’ Which weighs heavier: responsibility to the state or personal religious freedom? 38 39 Karten nur im VVK an Lessingtage der Thalia Tageskasse Stadtführungen in der Garage zu Lessing

Produktion Das Ende von Eddy von Édouard Louis Leitung Michael Grill, Stadtführer Thalia Theater Regie Alek Niemiro Sa 20.1./Mi 24.1./ 1 Lessing und die bürgerliche Freiheit in Hamburg Thalia Gaußstraße Heimat ist da, wo die Anderen wissen, wer du bist. In So 28.1./Sa 3.2. Der Weg zu unserer heutigen Demokratie war ein (Garage) einem dem Front National zugewandten französischen jeweils 11 Uhr langwieriger und dorniger. Schon zu Lessings Zeiten Sa 20. Januar 17 Uhr Dorf wächst Eddy auf. Die Eltern sind mit sich beschäftigt, Eintritt € 12/10 waren Aufklärung und Wissenschaft in Hamburg weit Eintritt € 22/10 schlechte Arbeit, wenig Geld. Eddy wird als Schwuchtel Treffpunkt: verbreitet, mit einer relativen Freiheit seiner Bürger. 1 Stunde 10 Minuten beschimpft, bevor er überhaupt versteht, warum er wie Thalia Theater Doch die Segnungen der Aufklärung, wie z.B. eine recht ein Aussätziger behandelt wird. Was normal ist, zeigt die ca. 2 Stunden freie und umfängliche Presse, erreichten nur eine „Rückkehr nach Reims“ Gewalttätigkeit und Verlogenheit der Anderen. Prota- Minderheit der Bewohner der Stadt, in der seit 1712 von Didier Eribon, dem gonist Steffen Siegmund ist Boy- Gobert- Preisträger 2017. der Rat und die erbgesessene Bürgerschaft gemeinsam Edouard Louis „Das Ende Träger der Staatsgewalt waren. Auf Lessings Spuren von Eddy“ gewidmet Homeland is the place where other people know who wandern wir durch Hamburg und fragen, wie Frei- hat, wird am 20.1. um you are. Eddy Bellegueule grows up in a village in the geister in dieser durch Kaufmannsgeist, bürgerliche 19.30 Uhr gezeigt. –› S.8 north of France. He is teased and subjected to homo­ Freiheit und Konservatismus geprägten Stadt, Ideen phobic abuse. Eddy is a contemporary ‘Prodigal Son’, von Aufklärung, Kunstverständnis und Theater re for- who can no longer abide his home, and knows with all men ausagieren konnten und an welche Grenzen sie his heart that he cannot live the same way as his family. dabei stießen.

So 21.1. 11 Uhr 2 Hamburg und die europäische Einwanderung Dokumentartheater/ Srebrenica – „I counted my remaining life in Sa 27.1. 14 Uhr Auf einem Spaziergang durch die Neustadt, Lessing Fotografi e seconds“ von Branko Šimi ´c und Armin Smailovic Mi 31.01. 11 Uhr mitdenkend, beschäftigen uns die Männer und Frauen Produktion Eintritt € 12/10 aus Portugal, Spanien, Skandinavien, Italien, Russland Thalia Theater Bosnien und Herzegowina 1995: Innerhalb von 5 Tagen Treffpunkt: U-Bahn und den Niederlanden, die jahrhundertelang diese werden in Srebrenica 8000 bosnisch-muslimische Jungen Landungsbrücken Stadt mitgestalteten. Und wir blicken auf den Umgang Thalia Gaußstraße und Männer ermordet, obwohl die Stadt zu dieser Zeit (Hafentor/Eichholz) mit Minderheiten zu Lessings Zeiten, die trotz ihrer (Garage) UN- Schutzzone ist. Genau 20 Jahre später begeben sich ca. 2 Stunden Ausgrenzung dennoch zum ökonomischen und kul- Fr 26. Januar 20 Uhr Fotograf Armin Smailovic, Regisseur Branko Šimi ´c und turellen Fortschritt der Stadt beigetragen haben. Eintritt € 22/10 der Schauspieler Jens Harzer mit ihrem dokumentari- 1 Stunde 30 Minuten schen Theaterprojekt auf Spurensuche und entwerfen Sa 20.1. 14 Uhr 3 Lessings Wege durch die Speicherstadt eine minimalistische Theaterkompo sition im Spannungs- Sa. 27.1. 11 Uhr Vor dem Bau der Speicherstadt lebten auf Brook und Im Anschluss: Susanne feld Opfer – Täter – Zuschauer. Eintritt € 12/10 Wandrahm über 20.000 Menschen – einer von ihnen Meister (Dramaturgin) Treffpunkt: Vor der war Gotthold Ephraim Lessing. Ebenso auch Johann im Gespräch mit Branko This documentary theatre project sheds new light on the Katharinenkirche Melchior Goeze –›S.30, streitbarer Hauptpastor der Šimi ´c und Ensemble Srebrenica massacre and lends it three voices: those of (Turmportal) Katharinenkirche, der sich mit Lessing, aber auch mit a survivor, a perpetrator and a UN­soldier. Based on ca. 2 Stunden anderen Hamburger Literaten überwarf. Was führte photographic reports, personal interviews, transcripts eigentlich zu diesen Zerwürfnissen? from the Hague Tribunal and literary sources, photo­ grapher Armin Smailovic and director Branko Šimi ´c open up a new perspective on this part of history. 40 41 sen und die anderen durch ihre Flucht Video-Interview-Projekt – erst seit Kurzem hier sind, gemeinsam ins Orte der Demokratie Spielen und erobern den Bühnen raum Präsentation Di 30.1. 18 Uhr Thalia und machen ihn so zu ihrer eigenen Welt. Gaußstraße (Ballsaal) Eintritt frei In Recherchen befragen die Jugendli- Wo fi ndet Demokratie für junge Men- chen sich selbst und andere Jugendliche. schen persönlich statt? Wo wird Demo- Sie be geben sich auf eine Forschungs- kratie von ihnen im Alltag gelebt und reise zu Grenzen und Möglichkeiten von Was macht Demokratie für junge Men- Demokratie. Unterstützt von Theater- schen aus? Das wollten wir von Schülern P r o fi s suchen die Jugendlichen nach erfahren. Dafür waren wir in Hamburger Ausdrucks formen, entdecken dabei ih- Schulen mit der Video-Kamera unterwegs ren eigenen künstlerischen Ausdruck und haben Eindrücke gesammelt und in und haben diesen vielgestaltigen „De- einer Video-Installation eine Bestands auf- mokratie-Test“ in eine Performance nahme versucht. Der Ort der Demokratie mit Tanz, Musik und Texten umgesetzt. muss nicht zwingend das Parlament sein Leitung Helge Schmidt und Lea Wend­ oder ein geografi sch defi nierter Platz, schuh Projektberatung Herbert Enge sondern kann auch in Form einer Bege- Extravorstellung wg. großer Nachfrage men uns drei ausgewählten Inszenierun- benheit als Prozess, als kurzer Moment Die Rote Zora von Kurt Held gen besonders intensiv. In Kooperation OpenUp! Untitled sichtbar werden. Auf jeden Fall ist es ein Regie Thomas Birkmeir mit der Hamburger Volkshochschule. Do 25.1. 18 Uhr Thalia Gaußstraße Ort, an dem Menschen miteinander im Familienstück ab 10 Jahren Leitung Nehle Mallasch. Anmeldung: (Garage) Eintritt € 10/8 Gespräch, in Austausch verschiedener Fr 26. Januar 11 Uhr Thalia Theater thaliatreffpunkt@thalia­theater.de Jung, bunt und vielfältig. Mit großen Meinungen und Perspektiven sind. Eintritt € 29 –6,50/14 –6,25 Schul- Rücksäcken voller Erinnerungen und Von und mit Kursen der Thalia Partner­ gruppen € 10 Demokratie ist – Erfahrungen beschäftigt sich die inter- schulen. Ein Projekt von Kerstin Steeb, Die kleine kroatische Hafenstadt Senj Eine Schüler-Kunstaktion nationale Jugendperformancegruppe, Marat Burnashev und Mia Panther nach steht kopf, seit das Mädchen Zora mit Fr 19.1. – So 4.2. eine Kooperation des Thalia Treffpunkt einer Idee von Herbert Enge ihrer Bande in der Burgruine oberhalb Gerhart-Hauptmann-Platz und des Jugendmigrationsdienstes des der Stadt haust. Die Kinder rebellieren Eintritt frei CJD Nord, mit politischen Themen, mit Schul-Projekte der Weltreligionen gegen die Erwachsenen und erfi nden Eröffnung Fr 19.1. 12 Uhr der eigenen Identität und dem Leben als Sa 3.2. 18.30 Uhr Video-Installation eigene Regeln des Zusammenlebens. Über 1000 Hamburger Schülerinnen und Flüchtlinge und People of Color in ei- und Live-Präsentation zur „Langen Als Zora eigenmächtig den Waisenjun- Schüler haben Selfi es gemacht und in nem Deutschland, das mit seiner stetig Nacht der Weltreligionen“ gen Branko aus dem Gefängnis befreit, Bildunterschriften ergänzt, was für sie wachsenden Vielfalt in einen kritischen Thalia Theater (Eingangsfoyer) muss sich dieser erst innerhalb der Demokratie ist oder sein sollte. Diese Dialog tritt. Jugendliche aus zwölf ver- Eintritt frei Gruppe beweisen. vielen kleinen Foto-Portraits mit den schiedenen Nationen bringen ihre Ge- Hamburger Schulgruppen haben auch individuellen Demokratie-Aussagen wur- schichten und ihre Erinnerun gen an Krieg, in diesem Jahr ausgehend von ihren re- Gesprächskreis: Im Dialog – den auf Litfaßsäulen plakatiert und so Familie, Heimat, Flucht und Ankom men in ligiösen und ethnischen Hintergründen Die Lessingtage 2018 Do 11.1. – Do 18.1. zu einer großen Open-Air-Ausstellung Deutschland auf die Bühne und stellen szenisch, literarisch und künstlerisch- jeweils 17.30 – 19.30 Uhr sowie an den zusammengefasst. Konzept Herbert dabei Fragen nach Identität, Glaube, forschend Aspekte des diesjährigen Vorstellungstagen der Gastspiele je- Enge, Anne Katrin Klinge, Julia Lochte Freundschaft, Liebe und Solidarität. Schwerpunktthemas erkundet und prä- weils 1,5 Stunden vor der Vorstellung in Zusammenarbeit mit Ute Radler Leitung Altamasch Noor, David Mullikas, sentieren ihren Blick in Form von Live- Nachgespräch Do 1.2. 17.30 – 19.30 Uhr Lea Markard Projektberatung Herbert Enge Präsentationen und einer Video-Instal- Thalia Theater Kosten € 59/30 zzgl. Democracy! Wer, wenn nicht WIR Gefördert vom Bundesamt für Migration lation direkt vor der Langen Nacht der Theaterkarten Mo 22.1. 18 Uhr Thalia Gaußstraße und Flüchtlinge Weltreligionen. Leitung Mia Panther In Über eine Woche voller spannender Gast- (Garage) Eintritt € 10/8 Zusammenarbeit mit der Akademie der spiele. Wir erhalten gemeinsam Einblicke In dem Projekt kommen Jugendliche, von Weltreligionen hinter die Kulissen des Festivals und wid- denen die einen in Hamburg aufgewach- 42 43 Service Lessingtage Projektförderer Förderer der Lessingtage 2018

Thalia Theater Programm Udo Keller Stiftung Forum Humanum Alstertor, 20095 Hamburg Joachim Lux, Julia Lochte, Ilse und Dr. Horst Rusch-Stiftung U/S Jungfernstieg, Emilia Heinrich Rudolf Augstein Stiftung U Mönckebergstraße Produktion Thalia Gaußstraße Karin Becker Gaußstraße 190, 22765 Hamburg Kooperationspartner S Altona, Bus 2 bis Haltestelle Thalia Jung & mehr Gaußstraße, 200m Fußweg Herbert Enge Der Ballsaal öffnet 1 Stunde Akademie der Weltreligionen vor Vorstellungsbeginn. der Universität Hamburg Behörde für Kultur und Medien der Erstaufnahme Hellmesbergerweg Impressum Freien und Hansestadt Hamburg Hellmesbergerweg 23 Bundesamt für Migration Vom U-Bahnhof Meiendorfer Weg (U1) und Flüchtlinge ist ab 18.15 Uhr ein regelmäßiger Redaktion Programmheft Hamburg Bus shuttle zum Ver an staltungsort Julia Lochte, Emilia Heinrich, Erstaufnahme Hellmesbergerweg eingerichtet. Alternativ fährt Bus 24 bis Ursula Steinbach Michael Grill, Stadtführer Skaldenweg (6 Min.), unmittelbar vor Hamburger Volkshochschule den Veranstaltungsort. Parkmöglich- Zeichnung Hamburger Schulen sowie keiten sind vorhanden. Stefan Marx Schulen der Metropolregion Hamburg Jugendmi grationsdienst CJD K.S. Fischer - Stiftung Karten Übersetzung T: +49 40.32 81 44 44 Emma Bullimore

E-Mail Gestaltung Medienpartner [email protected] Andreas Brüggmann William Takashi Ahrend Website Bureau Mirko Borsche www.thalia-theater.de Druck Tageskasse & Telefon Kabel Druck Mo bis Sa 10–19 Uhr, So- & Feiertage 16–18 Uhr Herausgeber Thalia Theater GmbH Abendkasse Joachim Lux / Intendant öffnet 1 Std. vor der Vorstellung Tom Till / Kaufmännischer Geschäftsführer Reservierungen werden 30 Minuten vor der Redaktionsschluss Vorstellung freigegeben 16. Oktober 2017

44 45 Um alles in der Welt – Lessingtage 2018 19. Januar – 4. Februar 2018 Thalia Theater Thalia Gaußstraße Alstertor & andere Orte

12.00 Gerhart-Hauptmann-Platz Fr 19 Demokratie ist Schüler-Kunstaktion –› S.42 20.00 Performing Embassy of Hope –› S.7

19.30 Schaubühne Berlin Rückkehr nach 17.0 0 Das Ende von Eddy –› S . 4 0 Sa 20 Reims * –› S.8 Anschl. Eröffnungsparty 11.0 0 Eröffnungsrede von Can Dündar –› S.5 17.00 & 20.00 Teatr Polski, Pozna ´n So Hymne an die Liebe –› S.11 21 19.00 Premiere Michael Kohlhaas –› S.12 * im Anschluss Premierenfeier

18.00 Democracy – Mo 22 Wer wenn nicht WIR –› S . 4 2

20.00 Onassis Cultural Centre – Athens Di 23 Clean City –› S.15

19.30 TN Strasbourg 1993 –› S.16 20.00 Onassis Cultural Centre – Athens Mi 24 Clean City * –› S.15 19.30 TN Strasbourg 1993 –› S .1 6 18.00 OpenUp! Untitled –› S.4 3 Do 25 * 20.00 Performing Embassy of Hope* –› S.7 11.00 Familienstück Die Rote Zora –› S . 4 2 20.00 Srebrenica – „I counted Fr my remainig life in seconds“ –› S. 4 0 26 20.00 Buchpremiere * Navid Kermani: Entlang den Gräben –› S.19

19.30 Michael Kohlhaas –› S.12 19.00 Erstaufnahme Hellmesbergerweg 23 Sa 27 * Herzzentrum X: Ausnahmezustand –› S.20 20.00 Maxim Gorki Theater Berlin Winterreise –› S.23 11.00 Preisverleihung Lessing-Preis –› S. 2 4 19.00 Maxim Gorki Theater Berlin So 28 Winterreise –› S.23 17.0 0 Das achte Leben (Für Brilka) * –› S . 2 6 * 20.00 Wut / Rage –› S . 2 7 Mo * 29 19.30 Proton Theatre Budapest 18.00 Orte der Demokratie –› S . 4 3 Di 30 Imitation of Life * –› S . 2 9 19.00 Mittelrangfoyer 20.00 In der Einsamkeit Mi 31 „Lieber Herr Pastor…“ Lesung –› S.30 der Baumwollfelder * –› S.31 20.00 Burgtheater Wien Do 01 Ein Volksfeind –› S . 3 2

19.00 Burgtheater Wien 20.00 Podium Artists at Risk –› S.35 Fr 02 Ein Volksfeind * –› S . 3 2 18.30 Präsentation Schulprojekte –› S.43 20.00 Schnee –› S.38 Sa 03 * 19.00 Lange Nacht der Weltreligionen: Stadtführungen –› S.41 Lessing und die Glauben und Demokratie –› S. 3 6 bürgerliche Freiheit in HamburgSa 20. / 19.00 Orestie –› S . 3 9 Mi 24. /So 28.1./ Sa 3.2. 11 Uhr Hamburg So 04 * und die europäische Einwanderung So 21.1.11 Uhr /Sa 27.1. 14 Uhr / Mi 31.1. 11 Uhr Lessings Wege durch die Spei- * Im Anschluss Künstlergespräch cherstadt Sa 20.1. 14 Uhr / Sa 27.1. 11 Uhr Vier Vorstellungen oder mehr aussuchen, 30% sparen und den exklusiven Lessingtage-Stoff- beutel in der Gestaltung von Stefan Marx gratis erhalten! Erhältlich an der Tageskasse. Telefon: +49 40. 32 81 44 44 [email protected]

Kombinieren Sie!

Zum Beispiel: Alles auf Anfang Für Oder: Frankreich Wenn Sie einen Festival-Enthusiasten bietet das Länder-Schwerpunkt setzen möchten, Eröffnungswochenende an 3 Tagen können Sie dies z.B. mit unseren 6 Vorstellungen, die zeit lich alle französischen Produktionen und miteinander kombinierbar sind: Gastspielen tun: Performing Embassy of Hope / Das Das Ende von Eddy / Rückkehr Ende von Eddy / Rückkehr nach Reims nach Reims / 1993 / In der Einsamkeit / Eröffnungsrede Can Dündar / Hymne der Baumwollfelder an die Liebe / Michael Kohlhaas Oder, oder, oder…