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201 6 & 2 0 1 7 * Die Welt ist alles, was der Fall ist. Ludwig Wittgenstein Liebes Publikum 6 Premieren auf einen Blick8 Wiederaufnahmen10 Premieren14 Ensemble&Regie30 Um alles in der Welt – Lessingtage78 Theater der Welt86 Gastspiele88 A–Z90 jung&mehr 98 Service 101 Abos 104 Plätze&Preise 105 Kontakt108 Thalia Freunde109 Förderer&Partner110 8 Liebes Publikum, Das Festival „Um alles in der Welt – Lessingtage“ wird sich 2017 mit unseren eigenen Geburtsschmerzen befassen, die 1517 mit Martin Politik ist der Versuch, einen Konsens herzustellen, darüber, was eine Luther begannen. Gesellschaft als Kollektiv tun könnte. Dieser Konsens bricht immer Halbblind im Jetzt zu leben ist nichts Neues, nur die Schnittlinien des wieder auseinander und muss neu erkämpft werden. Je größer der Umbruchs sind jeweils verschieden. In Theodor Storms „Der Schimmel- Riss, desto größer sind die Auseinandersetzungen und Umbrüche. reiter“ kämpft der moderne faustische Mensch gegen den Aberglau- Theater lebt davon, von solchen Umbrüchen und Konflikten zu erzäh- ben und geht unter. Besonders nachdrücklich spiegelt sich gesell- len. Es ist die Charakteristik nahezu jeder Epoche, die eigene Gegen- schaftlicher Umbruch in Familiengeschichten. So erzählt Luk Percevals wart gewissermaßen blind zu erleben. Erst aus dem Abstand klärt große Émile Zola-Trilogie vom Aufstieg und Fall einer Familie in der zwei- sich, was da eigentlich war. Das Gefühl der Zeitgenossen trügt oder ten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und die in Hamburg lebende Georgierin stimmt, man weiß es nicht. Nino Haratischwili blickt in ihrem Jahrhundertepos „Das achte Leben Das Thalia beginnt die Spielzeit mit drei Gegenwartsautoren und einem (Für Brilka)“ auf das gesamte 20. Jahrhundert von der Oktoberrevolu- Europa-Schwerpunkt: „Wut/Rage“ von Jelinek/Stephens im Großen tion bis heute – über sechs Generationen hinweg – aus der Perspekti- Haus und „Erschlagt die Armen!“ von Shumona Sinha in der Gaußstra- ve einer georgischen Familie. ße. In Europa herrschen Umbruch und Dissens wie schon lange nicht Manchmal explodiert der Zeitenbruch in einem verdichteten Moment: mehr. Der große Europäer Umberto Eco sagte in einem seiner letzten In einer Revolution, einem Aufstand. Als Hauptmanns „Die Weber“ Interviews: „Ich bin gerade sehr in Sorge, weil der Sinn für Solidarität 1893 uraufgeführt wurden, war das Stück ein Skandal. Niemand hatte abnimmt. Und ohne Sinn für Solidarität funktioniert Europa nicht mehr.“ bis dahin die erbärmlichen Bedingungen von Arbeit zu Beginn der Indus- Und während wir in diesem Frühjahr unsere Pläne für die Spielzeit t riellen Revolution gezeigt. Und noch nie war ein Arbeiteraufstand 2016/17 machen, weiß niemand, wo Europa im Herbst stehen wird. auf der Bühne dargestellt worden. Der ungarische Regisseur Kornél Die Österreicherin Elfriede Jelinek reagierte im Januar 2015 mit ihrem Mundrucz ´o inszeniert „Die Weber“ im Zeitalter der Globalisierung. Stück „Wut“ auf den fundamental-islamistischen Anschlag auf die Satire- In der Spielzeit 2016/17 erwarten Sie sechzehn Premieren, darunter zeitschrift Charlie Hebdo und einen jüdischen Supermarkt im Osten viele Uraufführungen – wie „Schere Faust Papier“ von Michel Decar, das von Paris. Jetzt, mehr als ein Jahr (und viele Ereignisse) später, rea- in der Regie von Ersan Mondtag die gesamte Menschheitsgeschichte an giert eine andere europäische Stimme: der britische Dramatiker Si- einem Abend erzählt, und „Atlas der Angst“ (Regie Gernot Grüne wald), mon Stephens („Rage“). Wir führen beide auf der Bühne zusammen. eine Art Landvermessung, für die Fotograf Armin Smailovic und Jour- Eine dritte Stimme gehört der in Paris lebenden Inderin Shumona nalist Dirk Gieselmann kreuz und quer durch Deutsch land reisen. Antú Sinha. Bis zum Erscheinen ihres Buches im Jahr 2011 arbeitete sie als Romero Nunes wird mit „Richard III.“ seinen ersten Shakespeare insze- Dolmetscherin in der Pariser Asylbehörde. „Erschlagt die Armen!“ ist ein nieren und Luk Perceval zum dritten Mal einen Roman von Hans Fallada in jeder Hinsicht außergewöhnliches Stück Literatur – ein verstö- auf die Bühne bringen: „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst“. Und rendes, zorniges Plädoyer für einen anderen, menschenwürdigeren das vitale Thalia-Ensemble, das mit 38 Schauspielern 700 Vorstel- Umgang mit den Themen Einwanderung und Asyl. lungen übers Jahr spielt, wird einmal mehr zeigen, dass in der kollek- In Zeiten großer Umbrüche versucht der Mensch irgendwie zu über- tiven Kunstform Theater der Star die Mannschaft ist! leben, ethische Konsistenz ist da oft eher Luxus. Brechts „Mutter Coura- Last but not least: Im Mai/Juni 2017 setzen wir auf Ihre Neugier auf das ge“ lebt in einer Zeit, in der Europa dreißig Jahre lang von Glaubens- Festival „Theater der Welt“, das Theatertruppen aller Kontinente zu- fragen verwüstet wird und sich eine ungeheure Blutspur durch den sammenführen wird. Es findet erstmals seit langem wieder in Ham- Kontinent zieht. Sie weiß nicht, dass sie Teil eines gewaltigen histo- burg statt und sorgt hoffentlich mit dafür, dass Hamburg nach der rischen Umbruchs ist, der mit der Reformation begann und bis zur Eröffnung der Elbphilharmonie nicht nur eine kraftvolle Musik-, son- Französischen Revolution dauerte. Der entscheidende Transmissi- dern auch eine wichtige Theatermetropole bleibt. onsriemen für den gesellschaftlichen Wandel war die Religion und mit der Reformation begann die säkulare Demokratisierung Europas. Herzlich, Ihr Joachim Lux 10 11 Premieren Premieren Thalia Theater Thalia Gauß Uraufführung Wer einmal aus dem Blechnapf frisst Uraufführung Nathan die Weise Wut/Rage von Hans Fallada Erschlagt die Armen! nach Gotthold von Elfriede Jelinek/Simon Regie Luk Perceval nach dem Roman von Ephraim Lessing Stephens Im Februar Shumona Sinha Regie Leonie Böhm Regie Sebastian Nübling Regie Anne Lenk Im September (Garage) 16. September Uraufführung 15. September Das achte Leben (Für Brilka) In Planung Uraufführung von Nino Haratischwili Der Spieler Geld Regie Jette Steckel von Fjodor M. Dostojewskij 3x Junge Regie nach Émile Zola Im April Regie Jan Bosse Franziska Autzen, Trilogie meiner Familie II 27. November Giacomo Veronesi, Johanna Witt Regie Luk Perceval Die Weber (Garage) 1. Oktober von Gerhart Hauptmann Uraufführung Koproduktion mit der Regie Kornél Mundrucz ´o Schere Faust Papier Ästhetik des Widerstands Ruhrtriennale Im Mai von Michel Decar 100 Jahre Peter Weiss – Eine Produktion im Rahmen von Regie Ersan Mondtag Debatte Performance Konzert Richard III. Theater der Welt 2017 17. Dezember 4.– 6. November von William Shakespeare Regie Antú Romero Nunes Uraufführung 29. Oktober Atlas der Angst Dokumentation Der Schimmelreiter von Armin Smailovic von Theodor Storm und Dirk Gieselmann Regie Johan Simons Regie Gernot Grünewald 25. November Im April Mutter Courage und ihre Kinder von Bertolt Brecht Musik von Paul Dessau Regie Philipp Becker 28. Januar 12 13 Wiederaufnahmen Faust I & Faust II Moby Dick von Johann Wolfgang von nach Herman Melville Thalia Theater Goethe Regie Antú Romero Nunes Regie Nicolas Stemann Das Käthchen Die Stunde da wir nichts Salzburger Festspiele 2011 Pygmalion von Heilbronn voneinander wußten Berliner Theatertreffen 2012 nach George Bernard Shaw von Heinrich von Kleist von Peter Handke Festival d’Avignon 2013 Regie Ene-Liis Semper & Tiit Ojasoo Regie Bastian Kraft Regie Ene-Liis Semper & Tiit Ojasoo Koproduktion Haus der Kulturen Früchte des Zorns Thalia Vista Social Club Das Schloss der Welt im Rahmen des Projektes von John Steinbeck Regie und Musikalische nach Franz Kafka „100 Jahre Gegenwart“ Regie Luk Perceval Leitung Erik Gedeon Regie Antú Romero Nunes Ruhrfestspiele 2015 Koproduktion mit dem Wiener Festwochen 2015 NTGent Uraufführung Deutschstunde Hollandfestival 2016 Tonight: Fraktus von Siegfried Lenz Uraufführung von und mit Studio Braun Regie Johan Simons Die Tragödie von Romeo und Julia Immer noch Sturm von William Shakespeare von Peter Handke Warten auf Godot Die Blechtrommel Regie Jette Steckel Regie Dimiter Gotscheff von Samuel Beckett von Günter Grass Salzburger Festspiele 2011 Regie Stefan Pucher Regie Luk Perceval Don Giovanni. Letzte Party Mülheimer Theatertage 2012 Eine Bastardkomödie Ibsen Festival Oslo 2014 Familienstücke Die Dreigroschenoper frei nach Mozart & da Ponte von Bertolt Brecht Regie Antú Romero Nunes Jeder stirbt für sich allein Die unendliche Geschichte Musik von Kurt Weill Festival d’Avignon 2014 nach Hans Fallada von Michael Ende Regie Antú Romero Nunes Regie Luk Perceval Regie Rüdiger Pape Ein Sommernachtstraum Berliner Theatertreffen 2013 ab 10 Jahren Uraufführung von William Shakespeare Die Schutzbefohlenen Regie Stefan Pucher Kasimir und Karoline – Uraufführung von Elfriede Jelinek Glauben Lieben Hoffen Geisterritter Regie Nicolas Stemann Endstation Sehnsucht von Ödön von Horváth von Cornelia Funke Theater der Welt 2014 von Tennessee Williams Regie Jette Steckel Regie Christina Rast Hollandfestival 2014 Regie Lars-Ole Walburg Ab 10 Jahren Berliner Theatertreffen 2015 Uraufführung Mülheimer Theatertage 2015 Engel in Amerika Liebe von Tony Kushner nach Émile Zola Regie Bastian Kraft Trilogie meiner Familie I Regie Luk Perceval Koproduktion mit der Ruhrtriennale 14 15 Wiederaufnahmen Wiederaufnahmen Thalia Gauß Weitere Spielstätten Amerika Räuberhände Theaterbar Nachtasyl Klassenzimmerstücke nach Franz Kafka von Finn-Ole Heinrich Regie Bastian Kraft Regie Anne Lenk Blind Date Chica Chica von Theo van Gogh von Maarten Bakker Besuch bei Mr. Green Schnee Regie Alia Luque Regie Susanne Schwarz von Jeff Baron