Theater Der Welt 2023 Programmdirektion Leitfaden Für Bewerber:Innen
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Theater der Welt 2023 Programmdirektion Leitfaden für Bewerber:innen 29. Juni bis 16. Juli 2023 Theater der Welt 2023 Programmdirektion Leitfaden für Bewerber:innen 29. Juni bis 16. Juli 2023 Herzlichen Dank für Ihr Interesse am Festival Theater der Welt 2023 in Frank- furt-Offenbach, Deutschland. Dieser Leitfaden enthält Informationen über das Festival und seine Veranstalter, die Rolle der Programmdirektion und wie Sie sich für diese Stelle bewerben können. Er gibt Ihnen Hintergrundinformationen über die Besonderheiten des Festivals im Allgemeinen und seiner Standorte im Besonderen. Die Veranstalter von Theater der Welt 2023 Inhaltsverzeichnis 1. WAS IST THEATER DER WELT? 3 2. THEATER DER WELT 2023 – KONTEXT UND VORAUSSETZUNGEN 4 2.1. Städtischer Kontext – Frankfurt-Offenbach 4 2.2. Profile der Veranstalter und Mitveranstalter von Theater der Welt 2023 6 2.3. Internationalität und Vielfalt 10 2.4. Mögliche Zielgruppen 10 2.5. Nachhaltigkeit 12 2.6. Finanzieller Kontext von Theater der Welt 2023 13 3. PROGRAMMDIREKTION THEATER DER WELT 2023 14 3.1. Wer kann sich bewerben? 14 3.2. Rolle und Verantwortlichkeiten der Programmdirektion 15 4. AUSWAHLVERFAHREN 17 5. WEITERE INFORMATIONEN 19 5.1. Links 19 5.2. Kontakt und Rückfragen 19 Zuletzt geändert am 1. Dezember 2020 2 Theater der Welt 2023 29. Juni bis 16. Juli 2023 1. WAS IST THEATER DER WELT? Theater der Welt ist eines der weltweit wichtigsten Festivals für zeitgenössi- sches Theater und Performance. Es wurde 1981 vom deutschen Zentrum des Internationalen Theaterinstituts (ITI) im Anschluss an das ITI-Festival Theater der Nationen (1979) gegründet. Es findet alle zwei bis drei Jahre in einer anderen deutschen Stadt statt und präsentiert über einen Zeitraum von etwa zweieinhalb Wochen bahnbrechende Aufführungen und Entwicklungen des Theaters aus aller Welt einem regionalen, nationalen und internationalen Publikum. Für jede Ausgabe vergibt das ITI die Leitung und das Management des Festivals an ein oder mehrere Theater in der ausgewählten Stadt oder Region. Die zwei- te Ausgabe von Theater der Welt fand 1985 in Frankfurt am Main statt. Andere ausrichtende Städte waren bisher: Köln (1981), Stuttgart (1987 & 2005), Ham- burg (1989 & 2017), Essen (1991), München (1993), Dresden (1996), Berlin (1999), Halle/Saale (2008) und Mannheim (2014). Im Jahr 2002 fand das Festival gleichzeitig in Köln, Bonn, Düsseldorf und Duisburg statt, 2010 in Essen und Mül- heim an der Ruhr. Aufgrund der Covid-19-Pandemie wurde die Ausgabe 2020 in Düsseldorf auf 2021 verschoben. Seit 1996 hat sich die Programmdirektion von Theater der Welt mit jeder Ausgabe des Festivals geändert. Für die Ausgabe 2023 wurde die Ausrichtung von Theater der Welt durch das deutsche Zentrum des ITI erstmals öffentlich ausgeschrieben. Mit ihrer gemeinsa- men Bewerbung wurden die beiden Städte Frankfurt am Main und Offenbach am Main aus vier Bewerbern als nächste Gastgeberinnen ausgewählt. Ebenfalls zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals werden drei gleichbe- rechtigte Partner aus unterschiedlichen Bereichen der Kulturarbeit als Festival- veranstalter zusammenarbeiten: ein Repertoire- und Ensembletheater, ein inter- nationales Produktionshaus für freie darstellende Künste und ein Museum, das für ein innovatives Verständnis von Kunst, Design, Mode und Performance steht. Das Schauspiel Frankfurt, das Künstlerhaus Mousonturm und das Museum An- gewandte Kunst werden das Festival Theater der Welt 2023 gemeinsam verant- worten. 3 Theater der Welt 2023 29. Juni bis 16. Juli 2023 2. THEATER DER WELT 2023: KONTEXT UND VORAUSSETZUNGEN 2.1. Städtischer Kontext: Frankfurt-Offenbach Theater der Welt 2023 wird in zwei benachbarten Städten stattfinden: Frankfurt am Main und Offenbach am Main. Die beiden Städte bilden einen gemeinsamen Stadtraum. Obwohl aus historischen Gründen administrativ und politisch ge- trennt, sind sie auf sozialer und wirtschaftlicher Ebene miteinander verwoben. Die jeweiligen Stadtzentren (Hauptwache Frankfurt und Marktplatz Offenbach) sind mit der S-Bahn (5 Haltestellen) nur 10 Minuten voneinander entfernt, wäh- rend der Radweg entlang des Mains werktags eine der meistbefahrenen Strecken für Pendler zwischen Offenbach und Frankfurt ist. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die beiden Städte im Alltag vieler Bürger:innen der Region als eine Stadt erlebt werden. Der Ballungsraum Frankfurt-Offenbach spricht Bände über die wirtschaftlichen Bedingungen in Deutschland und ihre globalen Verknüpfungen im 21. Jahrhun- dert. Er ist daher ein idealer Resonanzraum für ein Festival wie Theater der Welt. Als ehemalige Industriestadt mit 128.000 Einwohnern kämpft Offenbach am Main noch immer mit dem Ruf, ein Vorstadtghetto von Frankfurt zu sein. Den bru- talistischen Betonbauten in der Innenstadt und dem größtenteils menschenleeren Hauptbahnhof Offenbachs stehen die glänzenden Hochhäuser in der Frankfurter Innenstadt gegenüber, die zweifelsohne den Inbegriff des finanziellen Reich- tums der Stadt und ihrer Größe (747.000 Einwohner:innen plus 300.000 tägliche Pendler:innen) darstellen. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass in beiden Städten prosperie- rende Entwicklungsfelder neben Problemzonen liegen. Mit der Hochschule für Gestaltung (HfG Offenbach), die zu den avanciertesten Einrichtungen ihrer Art in Europa zählt, und 3.000 entsprechenden Unternehmen ist Offenbach am Main eines der wichtigsten Design-Cluster in Deutschland und eine wachsende Drehscheibe für die Kreativwirtschaft. Auch der Dienstleistungssektor ist groß. Frankfurt am Main hingegen ist nicht nur als globale Bankenmetropole bekannt, sondern beherbergt auch eine Drogenszene, die rund um den Hauptbahnhof angesiedelt ist und in letzter Zeit wieder wächst. Stadtteile im Osten wie Fechen- heim ringen um neue, postindustrielle Bestimmungen. Trotz der historischen und 4 Theater der Welt 2023 29. Juni bis 16. Juli 2023 aktuellen Unterschiede, die auch auf ihre jeweilige Größe und finanzielle Situation zurückzuführen sind, werden beide Städte durch weit mehr Themen miteinander verbunden denn getrennt. Frankfurt-Offenbach ist eine Drehscheibe in der Mitte Westeuropas und gleich- zeitig einer der größten Transiträume des Kontinents. Mit der Börse, der Euro- päischen Zentralbank und der Deutschen Bundesbank ist er nicht nur eines der wichtigsten Finanz- und Luftverkehrszentren der Welt, sondern besitzt auch den größten Frachtflughafen Europas, das größte europäische Autobahnkreuz und den größten Internetknotenpunkt der Welt. Darüber hinaus liegt die Rhein-Main- Metropole am europäischen Bahnkorridor Italien –BeNeLux und an der einzigen schiffbaren Verbindung zwischen dem Norden und Süden Europas. Mobilität, Zu- und Abwanderung gehören zur DNA der Region und sind ebenso feste Bestand- teile des täglichen Lebens ihrer Bürger:innen. Frankfurt und Offenbach wachsen stetig; dies gilt insbesondere für die Bevölke- rungsteile mit Migrationshintergrund. Mit migrantischen Bevölkerungsanteilen von 63% (Offenbach am Main) bzw. 54% (Frankfurt am Main) ist Frankfurt-Of- fenbach einer der kosmopolitischsten Ballungsräume in Deutschland mit Men- schen aus 177 verschiedenen Nationen. Offenbach gilt als „Arrival City“ (so auch der Titel der spektakulären Ausstellung über Offenbach am Main im Deutschen Pavillon auf der Architekturbiennale in Venedig 2016), als erster Ankunftsort und -hafen, den viele der hier anlandenden Arbeitsmigrant:innen sobald wie finanziell möglich wieder verlassen, in der Hoffnung auf bessere Perspektiven anderswo. Doch auch Frankfurt am Main zeichnet sich durch eine starke Bevölkerungs- fluktuation aus. Alle 15 Jahre tauscht sich die Hälfte der Frankfurter Bevölkerung vollständig aus. Offenbach verfügt über eine ähnliche Rate. Die überwiegende Mehrheit der übrigen, sesshafteren fünfzig Prozent, die sich dauerhaft in Frank- furt-Offenbach aufhalten, besitzt keinen deutschen Pass. Diese Realität hat die Erzählung von einer homogenen und dominierenden bür- gerlichen Gemeinschaft, die lange Zeit das vorherrschende Bild von Frankfurt prägte, zur Fiktion gemacht. In beiden Städten gibt es längst keine so genannte Mehrheitsgesellschaft mehr, denn alle Bürger:innen sind Teil einer Minderheit oder verschiedener Minderheiten, die sich abgrenzen, ineinander übergehen, ihr Zusammenleben aushandeln und immer wieder neu definieren. Dabei spielen die wirtschaftlichen Lebensrealitäten eine entscheidende Rolle. Das Lohngefälle ist in beiden Städten groß, und der Wohnungsmarkt ist eng und teuer. Vor diesem Hintergrund sind Begriffe wie Internationalität und Interkulturalität ständig in Frage gestellt. „Expats“ aus meist anderen westlichen Ländern wer- 5 Theater der Welt 2023 29. Juni bis 16. Juli 2023 den von ihren Unternehmen und Finanzinstitutionen in die Region entsandt oder bewerben sich aus dem Ausland bei einer der internationalen Institutionen, wie z.B. der Europäischen Zentralbank (EZB). Oft pendeln sie wöchentlich zwischen Frankfurt am Main und anderen internationalen Städten. Gleichzeitig sind Wan- derarbeiter:innen und Flüchtlinge, die im Niedriglohnsektor in Frankfurt-Offen- bach arbeiten, aufgrund ihres Passes, ihres Aufenthaltsstatus‘ und ihrer finan- ziellen Situation viel weniger in der Lage, sich einfach zwischen verschiedenen Ländern und Kontexten zu bewegen als andere oder dürfen überhaupt nicht mobil sein. Der Stadtraum von Offenbach-Frankfurt ist ein gutes Beispiel dafür, wie lokale und globale Realitäten auf vielfältige Weise ineinandergreifen. Lokale Urbanität wird globalisiert und das Globale wird lokal. Jeder muss ständig darüber verhan-